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Les Misérables Film, Les Misèrables, Les Misérables | Die Elenden, Review, Tom Hooper, victor hugo

Autor:  paptschik

Ah, endlich gesehen. Und war sehr angetan, auch wenn der Film einige wirkliche Probleme hat. Bringen wir die als erstes hinter uns, damit wir uns dem Positiven widmen können.

Zunächst das Hauptproblem – die Länge, beziehungsweise dahingehend die Prioritäten des Filmes. Der Beginn des Filmes ist ungemein gehetzt, die Handlung wird abgespult in einem wahnsinnigen Tempo und das, wo hier einige der besten Stellen sind. Im Kontrast dazu, zieht sich das Ende ungemein und der Epilog des Filmes will und will nicht aufhören (auch wenn das Wiedersehen mit Hathaway willkommen war). Da hätte man einige Minuten im letzten Drittel des Filmes streichen können und hier und da vielleicht etwas zu Beginn ergänzen – hätte dem Film geholfen besser zu flutschen.

Dann ist da die Musik. Die ist an und für sich großartig, keine Frage. Aber der Film will zu verkrampft ein Musical sein, so sehr, dass JEDER Satz zu einem Lied verkommt, falls man es so bezeichnen kann, wenn zwei Sätze etwas rhythmischer gesagt werden. Ein wenig mehr normale Dialogpassagen hätten nicht geschadet, vor allem da einige der Lieder wirklich der Vermittlung der Handlung geschadet haben, da sie die Subtilität des Films vernichten. Wenn man etwas am Gesicht des Darstellers erkennen kann, dann bitte, muss er nicht unbedingt ein mehrminütiges Lied darüber singen, vor allem dann, wenn es keines jener Lieder ist, die den Film besser machen.

Die Inszenierung kränkelt nur an ein paar Stellen, aber der Tod einer relevanten Figur im letzten Drittel des Films wurde so unästhetisch und bar jeglicher Würde umgesetzt, dass es in diese Art Film speziell die Musicalfassung, einfach nicht hineinpassen will.

Schließlich kommen wir zum letzten Schwachpunkt, von dem wir aber auch gleich zur größten Stärke des Filmes übergehen. Der Cast. Die Darsteller sind überwiegend nicht unbedingt die besten Sänger. Manche legen da mehr Talent an den Tag als andere (Samantha Barks hat mich doch beeindruckt), aber grundsätzlich sind sie eben keine Oberligamusiker, was aber auch völlig in Ordnung ist, da es hier um weit mehr als nur Gesang ging. Sie haben gesungen und GESPIELT und das nicht nur mit ihren Körpern, sondern auch mit ihren Gesichtern. Sie mussten Filmschauspieler und Bühnenperformer in einem sein und schlechtere Darsteller hätten dem Film weit mehr geschadet, als der Umstand, dass die meisten der Sänger eben nur „gut“ und nicht mehr sind (wie gesagt, ein paar haben schon schwer was drauf – aber selbst die müssen natürlich eingeschränkt sein, da sie gleichzeitig auch wirklich starke Schauspielleistungen abliefern müssen). Dazu kommt, dass in meinem Fall, als Akustikbanause, ich über schwächen im Gesang weitaus leichter hinwegsehe als jene im Spiel, da ich als Filmfan darauf einfach mehr wert lege.

Wie nun aber gesagt, da die Darsteller ja beides gleichzeitig tun müssen, leidet A mitunter unter B – und bei keinem ist das so auffällig wie Russell Crowe. Sein Gesang ist nicht furchtbar, keineswegs, aber er hat hörbar die meisten Probleme damit, da es alles ungemein monoton wirkt (ein paar nette Ausnahmen gibt es, aber diese eher flüchtig und kaum wiederkehrend). Aber gut, vielleicht ist das einfach die Musik seiner Rolle? Gut möglich. Das Schlimmste aber ist, dass Crowe der Darsteller ist, der in seinen Gesangseinlagen scheinbar völlig verkrampft und sich fast gar nicht mehr auf sein Spiel konzentriert. Es fällt auf, wie viel besser Crowe doch in Momenten ist, wo er nicht singen muss – da aber praktisch ALLES in dem Film gesungen wird, sind diese nicht so zahlreich. Dieses Problem tritt in der Form beim Rest der Darsteller jedoch nicht auf – und so wird noch deutlicher, dass Crowe hier, alles Schauspieltalent, die Schwachstelle ist.

Damit kommen aber gleich zum positiven – die schauspielerischen Leistungen sind davon abgesehen umwerfend. Crowe selbst ist sehr gut wenn er mal stumm sein darf, Jackman singt ganz gut, aber er spielt noch viel besser, Samantha Barks hat es mir mit ihrer Rolle einfach schon angetan, macht aus der aber auch das Beste, Eddie Redmayne wäre selbst ohne Gesang ein weit besserer Marius als Hans Matheson es in den 90ern war, Daniel Huttlestone und Isabelle Allen sind das beste Casting für Kinderdarsteller seit Ewigkeiten und Anne Hathaway...sei still, mein Herz. Hathaway war einfach bombastisch. Sie kommt erschreckend wenig vor, aus irgendeinem Grund den ich nicht nachvollziehen kann, wurde ihre Passage der Handlungs aufs übelste zusammengepfercht wie Hühner in der Legebatterie, die Plot Points und Charaktere stolpern ständig übereinander und hätte man dieser Passage des Films nur mehr Raum zum Atmen gegeben, hätte Hathaway womöglich noch mehr ihres beachtlichen Talents an den Tag legen können und die im letzten Drittel arg schwächelnde Umsetzung der Handlung hätte die Straffung ohnehin ertragen und verdammt scheiße ich wiederhole mich, aber...sei all das wie es sei, Hathaway gehört trotzdem unbestreitbar der Höhepunkt des Films. Natürlich meine ich DIESE Szene. DIESES Lied. Klar, der Film hat einige gute Lieder (gemeint sind Lieder die auch wirklich Lieder sind und nicht nur Dialoge die in Gesang gezwungen wurden), einige Bekannte Lieder. „At the End of the Day“, „Lovely Ladies“ sind gut, „Master of the House“ macht ungemein viel Spaß (nicht zuletzt dank Sacha Baron Cohen und Helena Bonham Carter), das neue Lied des Films („Suddenly“) ist sogar Jackmans Bestes und selbstverständlich ist das Lied des Volkes mit allem nötigen Oomph aufgezogen und stellt eine richtig schön antreibende Einlage dar (die der Film zu diesem Zeitpunkt auch wirklich gebraucht hat). Aber, ich will ehrlich sein – nach „I Dreamed A Dream“ geht es nur noch bergab. Diesen Höhepunkt erreicht der Film zu keinem einzigen Zeitpunkt wieder. Hathaway steckt soviel Emotion, soviel Leid und Hoffnungslosigkeit in dieses Lied und vor allem ihre Spiel während dieses Lied, da stellt es einem die Nackenhaare auf.

Sieht man von den Darstellern (und der zumeist sehr gelungenen Musik) ab, ist der Film auch von der Inszenierung her sehr gelungen. Die Handlung hat ihre Längen, der erwähnte Tod hätte besser umgesetzt werden können und ein paar Mal schwingt die Kamera mehr hin und her als nötig – aber die Bildzusammenstellung ist überwiegend wirklich gelungen, wirklich schön. Die Sets, die Kostüme, all das ist sowieso über Zweifel erhaben, aber das wird man wohl auch am Budget merken.

Alles in allem ist der Film eigentlich ja wirklich gut, aber die Probleme die er hat, die können und werden bei wiederholtem Sehen noch mehr stören, einfach weil es überwiegend Punkte sind, die zu Längen oder gar Momenten mit Langeweile führen, das gilt natürlich umso mehr, wenn man weiß wie trocken einige Szenen sind – genau deshalb weiß ich auch nicht wann ich diesen Film wieder sehen wollen würde und wenn, ob ich ihn wirklich in voller Länge anschauen würde oder ob ich dann einige Szenen einfach überspringen würde...

Andererseits, WENN ich ihn nochmal anschaue, dann der sehr guten Darsteller wegen. Ich bin aber wohl auch zufrieden wenn ich mir „I Dreamed A Dream“ immer wieder online anschaue. Der Film ist, letztlich, aber wirklich gut und ich bin mit einem positiven Gefühl rausgegangen. Meine Einstellung zum Film ist „ich mochte ihn sehr“. Ich hätte ihn nur halt mehr mögen können. Ich hätte erwartet ihn mehr zu mögen. Das macht den Film nicht schlechter, aber erklärt vielleicht, wieso meine Einschätzung hier teilweise negativer rüberkommt, als sie es eigentlich ist. Aber wenn ein Film SO eine Hathaway hat, dann kann er so schlecht nicht sein.

 

7,5/10