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Wenn Bauernregeln in die Irre führen... Meteorologie, Siebenschläfer, Sommer, Wetter

Autor:  Mei_Ilan

Heute ist Siebenschläfer. Was ist Siebenschläfer? Einige kennen vielleicht noch, die eine, oder andere Bauernweisheit um den Siebenschläfer. Z.B. “Regnet’s am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag.”, oder “Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt.” Diese Bauernregeln können einen aber leicht in die Irre führen. Gerade heute habe ich das wieder sehr deutlich gemekrt.

So tönte es heute morgen euphorisch aus dem Radio, dass wir uns auf einen warmen, sonnigen Sommer einstellen können, weil der heutige Tag genauso war. Falsch.

Auch auf Twitter schreibt jeder, wie glücklich er ist, dass es heute so schönes Wetter war und dass sie sich alle auf den schönen Sommer freuen können. Dummfug.

Na schön. Es ist nicht ganz falsch und nicht wirklich Dummfug. Aber richtig ist es auf jeden Fall nicht. Der Siebenschläfer wird in den alten Bauernweisheiten zwar als festes Datum angegeben, aber man darf nicht vergessen, dass sich solche mündlichen Überlieferungen über die Jahrhunderte hinweg sprachlich stark gewandelt haben. Wenn man sich mal die Mühe macht und in ganz alten Bauernkalendern, oder Almanachen nachliest, dann wird man häufiger eine ganz andere Formulierung finden: “Wie’s Wetter um Siebenschläfer kümmt, uns der Herr Gott sieben Wochen lang nicht nimmt.” Im Klartext heißt das dann also eher, dass das Wetter um den Siebenschläfer herum gemeint ist. Und dann kommt noch ein Problem hinzu. Der Siebenschläfertag wurde bereits vor der Kalenderreform von 1582 in Bauernregeln festgehalten. So war das Datum 27. Juni damals vielleicht korrekt, aber nach der Kallenderreform hat sich der Zeitraum, der vom Siebenschläfer eigentlich markiert werden soll um ca eine Woche verschoben. Plötzlich lag der 27 Juni nicht mehr in dem meteorologisch wichtigen Zeitraum, sondern eine ganze Woche davor. Da alte Gewohnheiten aber bekanntlich schwer aussterben. Hat man den 27. Juni als Siebenschläfer behalten. Korrekter wäre aber der Zeitraum, der danachfolgt. Meteorologisch gesehen, wäre der 7 Juli eher der Siebenschläfertag. Allgemein kann man aber geltend machen, dass mit der Bauernregel eh nicht das Wetter an einem Tag, sondern in dem Zeitraum zwischen Ende Juni und Anfang Juli gemeint ist. Sprich, wenn wir wissen wollen, wie unsere nächsten 7 Wochen aussehen werden müssen wir uns noch bis Sonntag gedulden um eine statistisch wahrscheinlichere Vorhersage treffen zu können. Und genau da liegt die Crux an der ganzen Sache. Während nämlich scheinbar alle Welt davon ausgeht, dass der Sommer warm, sonnig und allgemein schön wird, sind die Meteorologen bereits am rumunken. Die erste Juli Woche wird nämlich ein Wechselspiel aus warmen Sonnentagen und heftigen Sommergewittern. Wenden wir also unsere Siebenschläferregel korrekt an, heißt das für uns folgendes: Dieser Sommer wird zwar warm, aber durchwachsen. Damit kann man noch leben? Pustekuchen. Der Sommer wird ja temperaturmäßig nicht so bleiben wie jetzt die Woche mit vergleichsweise milden 29°C bis 31°C. Wenn die erste Juli Woche “warm” wird, dann wird der Sommer laut Siebenschläfer “heiß”. Die meteorologisch Interessierten unter euch dürften mittlerweile kapiert haben, worauf ich hinaus will. Allen anderen Erkläre ich es gerne noch. Ein Sommergewitter ist eine Wettererscheinung der besonderen Art. Ein Sommergewitter unterscheidet sich von normalen Gewittern durch zwei wesentliche Merkmale:
1. Der rapide Anstieg der Luftfeuchtigkeit VOR dem Gewitter. Das Herannahen eine Sommergewitters merkt man vor allem dadurch, dass einem zunehmend das Atmen schwer fällt und man ungewöhnlich viel zu schwitzen scheint. Tatsächlich ist die Hälfte der Feuchtigkeit auf unserem Körper, Luftfeuchtigkeit. Vor einem Sommergewitter kann die Luft so schwer werden, dass physisch Schwache gerne mal mit Kreislaufzusammenbrüchen zu kämpfen haben.
2. Die schiere Gewalt, die so ein Sommergewitter entfachen kann. Bauern werden bei Sommergewittern grundsätzlich nervös und je länger sich die Zeit hinzieht bevor das Gewitter runterkommt, desto besorgter werden sie. Sommergewitter beziehen ihre Energie hauptsächlich aus der Tatsache, dass es heiß ist. Irgendwann in der Grundschule, oder später in Erdkunde, hat man mal gelernt, dass Gewitter da entstehen, wo warme Luft auf kalte Luft trifft. Bei Sommergewittern, vor allem in unserem Breitengrad ist es oft so, dass es sich hierbei um die relativ kühle Luft aus dem Norden handelt, die bei einer Verlagerung des Jetstreams, ein Luftstrom, der quer über Europa zieht, nach unten drängt und auf die heiße, stehende Luft in unseren Landen trifft. Diese beiden unterschiedlichen Luftmassen erzeugen Reibung an ihren Grenzen und somit Energie. Die Reibung entsteht, da die Kalte Luft nach unten Fällt, während die warme nach oben drängt. Noch ein kurzer Exkurs in unsere Schulzeit: Aus Physik wissen wir, dass Wärme Energie ist. Je wärmer ein Stoff, desto schneller bewegen sich die Teilchen in ihm. Sprich, bei einem Sommergewitter gilt, je wärmer es vorher war, desto heftiger wird das Gewitter.
Kommen wir also wieder zurück zu unserer Siebenschläferregel. Wie ich bereits sagte, trifft sie nicht auf die Temperatur zu, sondern nur auf die Beständigkeit des Wetters.
Wenn wir also jetzt schon Temperaturen im Bereich 29°C bis 31°C haben und wir dank Siebenschläfer wissen, dass es die nächsten Wochen also noch heißer, weil sommerlich heiß wird und wenn wir dann auch noch wissen, dass mit Siebenschläfer nicht das Wetter explizit an einem Tag sondern in dem Zeitraum um den Tag herum gemeint ist und wenn wir zudem wissen, dass es in diesem Zeitraum nicht nur warm, sondern auch gewittrig wird und wenn wir dann jetzt auch noch wissen, dass die Intensität eines Sommergewitters allein von der Wärme abhängt, die davor geherrscht hat, was können wir dann daraus schließen?
Ich denke, das muss ich jetzt nicht nochmal erläutern. Nur eines noch. Ich bin extrem wetterfühlig und gehöre zu den schwächelnden Menschen, die die Zeit vor einem Gewitter nur schwer körperlich ertragen können. Je nachdem, wie stark das Gewitter wird, umso unerträglicher wird die Zeit davor für mich, denn nicht nur die Luftfeuchtigkeit steigt unangenehm, sondern auch der Luftdruck. Da ich nun also, dank Siebenschläfer weis, was mich mit einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit die nächsten sieben Wochen erwartet. Wollte ich euch nur sagen, es war schön euch gekannt zu haben. Ich verkrieche mich jetzt in meinem Bett und schlafe sieben Wochen lang.
Bis zum Herbst,
Euer Kai.