butterkekschen als: Adelige - Epoche des Rokoko (Schulprojekt)

Es fing vor vielen Jahren damit an, dass ich einen Film gesehen habe, in dem die Hauptfigur als Rokokoliebhaberin eigene Kleider diese Epoche nähte. Den Namen des Films habe ich vergessen, aber bis heute erinnere ich mich an die Eindrücke, die mir über den Rokoko zuteil wurden: bunt, aufgeweckt, wunderschön. Die Schlösser und Gärten dieser Zeit und vor allem die Kleidung am Hofe der „Königin des Rokoko“, Marie Antoinette, faszinierten mich.
Als ich dann vor etwa 2 Jahren den Manga „Die Rosen von Versailles – Die Abenteuer der Lady Oscar“ las, der das Leben Marie Antoinettes und die Französische Revolution thematisiert, zog mich diese Epoche vollends in ihren Bann.
Da ich sehr gerne Kostüme nähe, war mir klar, dass ich irgendwann, wie die Hauptfigur des bereits genannten Films, mein eigenes Rokokokleid nähen würde. Ich entwarf sogar schon eine Skizze dieses Kleides.
Mit der Facharbeit im Fach Kunst bot sich mir dann endlich die Gelegenheit!
Thema der Facharbeit war der Ausdruck des Welt- und Menschenbildes in der Damenkleidung des späten 18. Jh. am Beispiel Marie Antoinettes und das Nachempfinden und eigene Gestalten eines Rokokokleides. <3
[Ich habe ne 1+ für die praktische Arbeit (=das Kleid gestalten und Nähen) und ne 1- für den Schriftlichen Teil (=Darstellung der Epoche, des Bildes der Frau, Dokumentation der Praktischen Arbeit,...) bekommen *w*]

Das Kostüm an sich war gar nicht so teuer, wie man vielleicht denkt! Das lag aber auch daran, dass ich Vieles schon hatte. Hier eine Übersicht:

Sachen die ich kaufen musste:
-Schnittmuster (das erste und einzige Schnittmuster, was ich bis jetzt je benutzt habe): ca. 15€
-goldener und cremefarbener, gemusterter Stoff: ca.50€
-rote Bänder: ca. 5€
-Plastikstäbe: ca. 15€

Sachen die ich schon besaß:
-weißer gemusterter Rüschenstoff, weißer Seidenstoff und Plastikblumen: meine Mutter hat mir ihr Hochzeitskleid überlassen um die Stoffe zu benutzten, weil sie das Kleid nicht mehr wollte (meine Eltern leben getrennt und außerdem ist das Kleid auf dem Speicher vergammelt, SO hat es noch einen Zweck erfüllt <3 Und dadurch ist mein Kleid was besonderes!)
-Schuhe: hatte ich vor Ewigkeiten gekauft, weil sie mich so an Aerith aus Final Fantasy erinnern und heruntergesetzt waren und total bequem sind♥
-Schmuck (Kette und Armreif): echte Perlen, die mir meine Mutter für die Fotos geliehen hat! **
-Haarspange: habe ich irgendwo in einer alten Schmuckkiste gefunden, gehörte warscheinlich meiner Oma

Dies ist der genaue Arbeitsprozess, wie ich ihn auch für meine Facharbeit zusammengetragen habe. Vielleicht interessiert es ja jemanden, wie ich das Kleid angefertigt habe, ansonsten könnt ihr diesen Bereich einfach überspringen^^

Und los gehts mit dem Entstehungsprozess:
Der erste Schritt war das Ausschneiden und Durchschlagen der Schnittmuster des Manteau auf den schlichten weißen Stoff. Hieraus sollte der Futterstoff entstehen, in den später Plastikstäbe eingesetzt wurden. Die Randmarkierungen wurden mit einem groben Faden mit der Hand nachgenäht, um das Zusammennähen zu erleichtern. Nun wurden zuerst die Schulterteile an das jeweilige Vorderteil genäht. Als nächstes wurden die beiden mittleren Rückenteile zusammengenäht und bei dem äußeren Rückenteil je eine Falte abgenäht. Dann wurden äußerer und mittlerer Rücken zusammengenäht, sowie die Ärmelseiten, die auch gerafft wurden . Das Umbügeln der Nähte zwischendurch erleichterte die Arbeit etwas. Nachdem nun kleinere Ausbesserungen vorgenommen worden waren, wurden die Ärmel an das Oberteil und Löcher für die Plastikstäbe genäht, in die sie später einfach hineingeschoben werden konnten. Das einzige Problem, was bis hierhin auftrat, war, dass ich die Schnittmusterteile am Rücken anfangs falsch herum angelegt habe, da dieser Schnitt mir unbekannt war. Zum Glück habe ich diesen Fehler rechtzeitig bemerkt.
Nun folgte der Unterrock, der aus cremefarbenem, geblümten Stoff hergestellt wurde. Der Stoff wurde in Falten der Länge 5, bzw. 2,5 cm gelegt, abgesteckt und dann mithilfe eines darübergelegten Bandes festgenäht. Das Band diente – nachdem es geknotet oder mehrfaches festgenäht worden war – dem Befestigen des Unterrocks. Er wird an der linken und rechten Seite leicht eingeschnitten, sodass man gut in ihn hineinschlüpfen kann und ihn dann von hinten nach vorne mit zwei Schnüren und dann darüber von vorne nach hinten mit zwei Schnüren befestigt.
Nun waren der Futterstoff des Manteau und der Unterrock in ihrer Rohform fertig.
Im nächsten Schritt wurde der Futterstoff, der nun nach meinen genauen Maßen ausgerichtet war, als Vorlage für das Oberteil genommen. Beim Manteau habe ich mich für die Farbe Gold entschieden, die mir als edle und besonders imposante – fast schon provozierende - Farbe geeignet erschien. Zudem ist der Stoff angenehm weich, lässt sich also gut tragen. Die Reihenfolge der Bearbeitungsschritte ist beim normalen Stoff die gleiche wie beim Futterstoff.
Danach wurden die Plastikstäbe in der Mitte durchgeschnitten, damit je zwei Stäbe in der für das Oberteil richtigen Größe entstanden. Dies wurden an den Kanten mit Schmirgelpapier glatt geschliffen, damit die Kanten nicht im Stoff hängen blieben und man sich nicht an ihnen verletzen konnte. Die Stäbe wurden in den Futterstoff eingesetzt.
Das goldene Oberteil und der Futterstoff wurden auf links zusammengenäht, wobei oben am Kragen etwa 10 cm noch nicht zusammengenäht wurden, damit man das Oberteil noch wenden konnte. Dieses musste möglichst genau auf den Futterstoff angepasst werden, damit man das Oberteil später überhaubt anziehen konnte. Nachdem alles zusammengenäht war und das Kleidungsstück gewendet worden war, wurde die Öffnung an Kragen per Hand zugenäht.
Der Mantel entstand, indem 1,30 m breite und hüfthohe Streifen des goldenen Stoffes an der Längsseite zusammengenäht wurden. Die beiden senkrechten Enden wurden umgenäht. Danach wurde der Mantel an der waagerechten Seite, die später an das Oberteil genäht wurde, gerafft.
Die Volants der Ärmel wurden auf den Stoff durchgeschlagen, umgenäht und wie vorgegeben zusammengenäht. Sie wurden an der Innenseite gerafft und in komplizierter Handarbeit an die Ärmel genäht. Man musste darauf achten, dass sich die Nähte, wie auch bei Oberteil und Futterstoff überlappen. Die Volants wurden von links auf das Oberteil genäht, der Futterstoff verdeckt an die Volants. Hier hatte ich erst das Problem, dass die Ärmel zu eng wurden, da der Futterstoff sehr eng geschnitten war. Ich musste ihn wieder ein Stück auftrennen, um das Problem zu beheben.
Um nun auch den Mantel am Oberteil zu befestigen, musste man einen waagerechten Streifen auf Selbigem markieren, an welchem der Mantel – ebenfalls mit der Hand – angenäht wurde. Danach wurden noch kleinere Verbesserungen durchgeführt, wie z. B. das Zusammennähen der vorderen Spitzen des Oberteils mit dem Mantel.
Abschließend wurden der Mantelsaum und der Saum des Unterrockes auf meine Größe abgestimmt.
Ich habe mich nun allerdings dafür entschieden die Bänder der Polonaise wegzulassen und stattdessen den Manteau länger zu lassen, sodass er als Schleppe über den Boden gleitet, da dies den Aspekt der Verspieltheit und Kindlichkeit hervorhebt, wie sie Marie Antoinette die meiste Zeit ihres Lebens an den Tag legte.
Es galt nun, das Leibstück, welches auf die Korsage im Unterrock gepinnt wurde, auszuschneiden und umzunähen.
Mit dem Leibstück war das Kleid an sich abgeschlossen.
Es folgten noch eine rote Schleife in der oberen Mitte des Leibstück, die den Blick auf das Dekolleté lenken, um so – wie es in der Mode dieser Zeit üblich war – die Fantasy anzuregen. Am Kragen des Manteau und am unteren Ende des Unterrocks wurden Rüschen bzw. Volants drappiert, um dem Kostüm den letzten Schliff zu geben.