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🎁Twenty four days before christmas 🎄

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Adventskalender beginnt mit der Frage aller Fragen: Was schenke ich meinen Liebsten zu Weihnachten?🎁 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein kleiner Ortswechsel, aber ungefähr die gleiche Frage. Wie sieht ein Geschenk aus, dass einem anderen klar macht was man für ihn empfindet? Besonders, wenn man denjenigen damit erobern möchte? Manchmal wird in der High School, nicht nur über den neusten Tratsch gesprochen.😋 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Was wäre Weihnachten ohne den Schmuck und die fielen Lichter? Genau, nichts! Also raus mit den Lichterketten und ran ans Schmücken!🎇✨ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hoch die Hände , Wochenende! Ab auf die nächste Party, wer weiß wenn man da so kennen lernt. 😉 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Die Jungs gehen auf große Shoppingtour und stellen sich dabei einige Fragen? Was sollen sie ihren Mädels nun schenken und darf man schwangeren Frauen Dessous kaufen? Mal schauen ob sie ihre Antworten finden.😉🎁 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Natürlich gibt es zum Nikolaus auch eine Nikolausgeschichte. Doch nicht jede Überraschung aus dem Stiefel ist schön für einen.🎅🥾 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Flynn grübelt weiterhin darüber, was er seiner kleinen Hexe zu Weihnachten schenken kann. Ob er heute eine zündende Idee hat?🎁 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Mit seinem Vater und Chef eine Party zu planen, ist nicht immer einfach. Besonders, wenn man sich über die Deko nicht einig ist. 😅 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Auch Luke grübelt weiter darüber, was er seiner Freundin schenken soll. Ich bin mir sicher er findet etwas.😉 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wer öffnet nicht gerne dir Tür, um von lieblichen Stimmen empfangen zu werden, die einem ein Ständchen singen? Oft kommt es darauf an, wer vor der Tür steht. 😂 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Party. Heute tanzen die Schneeflocken und Flynn mit ihnen.❄❄❄❄ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Die Weihnachtsfeier im Verlag steigt. Ob die Mistelzweige zum Einsatz kommen?🎄 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Flynn und Luke haben ihre Geschenkideen, was sich Evan wohl hat einfallen lassen? 😉🎁 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Cole sucht immer noch nach einer Idee für Kaja, während Tristan ein Antworten auf seine Fragen sucht. Ob sie beide fundig werden? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Manchmal sind es die kleinen Dinge, mit denen man anderen eine Freude machen kann.🎁🍨 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Cole darf auf seine beiden jüngeren Geschwister aufpassen. Beim zu Bett bringen, sollte man sich allerdings gut überlegen welche Geschichten man erzählt. 😅 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Natürlich braucht man auch einen Tannenbaum an Weihnachten. Die Jungs gehen auf die Suche um den perfekten Baum für die Feiertage zu finden. 🎄 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Bälle, ein muss auf jeder High School. Immer wieder schön das Tanzbein zu schwingen und Alkohol in die Bowle zu schmuggeln. 😂 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Manchmal muss man auch Weihnachten vorziehen, um mit seinen Liebsten feiern zu können. 🎄😘 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kekse Backmarathon bei der Familie Shaw. Alle haben Spaß, nur einer nicht. Cole hat etwas ganz anderes im Kopf.🍪 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Manchmal muss man auf harte Weise lernen, das der Weihnachtsmann nicht alles bringt.🎁🎄 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tristan hat sich immer noch nicht bei Cole gemeldet. Aber wieso? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein Tag vor Weihnachten, genau der richtige Tag um mit seinen Freunden um die Häuser zu ziehen.🍹🥂 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch allen Frohe Weihnachten 🎄 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Überraschungen sind immer das Beste an Weihnachten.😁 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nicht immer bekommt man das was man denkt. Komplett anzeigen

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Von Geschenken und Braten

Mit rauchendem Kopf sackte ich immer mehr über dem aufgeschlagenen Buch vor mir zusammen. Ich nahm die Buchstaben kaum noch wahr, und die Informationen die mir der Text vermitteln wollte schon gar nicht. Seufzend klappte ich den Wälzer zu und streckte mich, wodurch der Stuhl unter mir knarzte. Heute Morgen war ich in die Bibliothek der Universität geflüchtet, um in Ruhe an meiner Masterarbeit zu schreiben. Zu Hause war durch meine Verlobte das Winter Wonderland eingezogen. Direkt nach Thanksgiving hatte meine kleine Weihnachtselfe angefangen, unsere Wohnung für Weihnachten herzurichten. Ich ließ Lizzy gewähren, da ich wusste, dass es ihr Lieblingsfeiertag war. Doch heute, am 1. Dezember, hatte ich das Gefühl sie mutierte: von einer ganz normalen Weihnachtselfe zu einer Weihnachtselfe, die auf Zuckerstange war. Es war süß, aber auch anstrengend. Als dann noch meine Mutter und Großmutter hereinschneiten und mir eröffnet wurde, das Sofia und Serah ebenfalls kommen würden, da die Frauen sich zum Marathon-Kekse-backen verabredet hatten, räumte ich meinen Schreibtisch und fuhr zur Uni. Sie sollten ihren Spaß haben, aber ich brauchte Ruhe. Die hatte ich in der Bibliothek gefunden, doch nach vier Stunden recherchieren, sortieren und schreiben, streikte mein Hirn. Kaffee, das war nun genau dass, was ich brauchte. Ich fischte mein Smartphone aus der Hosentasche. Der Startbildschirm zeigte einige Nachrichten meiner kleinen Weihnachtselfe an. Fotos die belegten, dass unsere Küche nun eine Backstube war. Was für ein Chaos. Aber die Frauen sahen sehr vergnügt aus, was mich schmunzeln ließ. Ich öffnete den nächsten Chat und fragte meine beiden besten Kumpels, in unserem „Männerrunde“-Chat, ob sie Zeit für einen Kaffee hätten. Sie waren beide in der Uni, soweit ich wusste. Luke war der Erste der antwortete:

„ Du sprichst mir aus der Seele. Mensa in 15 Minuten?“

Ein Daumen nach oben Smiley war meine Antwort. Geschwind verschwand mein Schreibkram im Rucksack. Das Aufstehen weckte meine müden Glieder, die vom langen Sitzen ganz steif geworden waren. Auf dem Weg zur Mensa würden sie sich wieder lockern können. Da der Campus der University of New Orleans nicht gerade klein war, hatten sie genug Zeit dazu.

Luke und ich betraten gemeinsam die Mensa im University Center. Evan hatte geschrieben, dass er bereits da sei, Kaffee besorgte und unseren Stammtisch verteidigen würde. Wir waren genau zur Mittagszeit eingetroffen und die Mensa platze aus allen Nähten. Ein Stimmengwirr erfüllte den Raum und alle wuselten mit ihren Tabletts durch den riesigen Raum. Zielsicher kämpften mein bester Freund und ich uns durch die Menge.

„Das nächste Mal nehmen wir den Kaffee mit und setzen uns raus“, sagte Luke und ließ sich seufzend auf einem Stuhl neben Evan sinken. Ich setzte mich gegenüber von den beiden auf einen weiteren. „Bei den winterlichen Temperaturen, bist du verrückt?“, fragte Evan überspitzt und wir drei brachen in Gelächter aus. In meiner Heimatstadt wurde es nie kalt. Unser Kalt waren gute 68°F im Dezember. Wenn es richtig kalt wurde, fiel das Thermometer auch mal auf 64,4°F. Draußen sitzen war also auch im Dezember kein Thema.

„Eure Küche sieht übrigens aus, als wäre eine Zuckergussbombe explodiert. Sofia hat mir ein Bild geschickt“, sagte Evan und holte sein Smartphone hervor. „Serah mir auch! Ja, es sah dem ganz ähnlich“, bemerkte der Blonde und schaute sich Evans Bild an. Danach präsentierte es mir der Braunhaarige. Im Hintergrund waren mittlerweile mehrere Bleche mit Keksen zu sehen, die bunt verziert wurden.

„Wer soll die Massen bloß essen?“, fragte ich mich laut und nippte an meinem Kaffee, der meine müden Geister zu kitzeln begann. Ja, die Pause war genau das richtige gewesen.

„Ach, zur Not wird Lizzy sie vernichten. Jetzt wo sie einen Braten in der Röhre hat, ist sie bestimmt ganz wild auf Zucker.“ Evans Grinsen verschwand, als er meinen bösen Blick sah. Ich fand diese Bezeichnung einer Schwangerschaft schon immer abwertend, und jetzt, wo es um meine Verlobte ging, noch mehr. Und mein Krümelchen. „Könntest du bitte aufhören, mein Kind mit einer Feiertagsspeise zu vergleichen und seine Mutter mit einem Küchengerät?“

„Uhhh… ich würde sagen der Vaterbeschützerinstinkt funktioniert bei dir.“ Frech grinsend nippte mein guter Kumpel an seinem Kaffee, während ich ihn weiter mit Blicken durchbohrte.

„Hast du denn schon was für deine Liebste zu Weihnachten?“, fragte er mich nun, um die Situation zu entschärfen. Damit hatte er ins Schwarze getroffen. Für meine kleine Weihnachtelfe war mir noch kein Weihnachtsgeschenk eingefallen. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch nicht viel drüber nachgedacht. Doch nun war Dezember und Weihnachten kam jeden Tag näher.

„Nein, leider nicht“, gab ich seufzend zu.

„Flynn, ich bin schockiert. Ich hätte gedacht du wärst besser vorbereitet und Luke und ich könnten uns ein paar Tipps abholen.“ Okay, Evan hatte also auch noch nichts für Sofia. „Aber musst du ihr überhaupt noch was schenken? Du hast ihr einen Heiratsantrag gemacht und einen Bra… sie geschwängert. Was willst du ihr da noch schenken?“

„Ein Eigenheim?“, warf Luke als Idee ein. Evan prustete in seinen Kaffee. Nun wurde Luke von meinem Blick durchbohrt.

„Ihr zwei braucht gar nicht witzeln, ihr scheint ja selber keine Ideen für eure Ladies zu haben.“

„Treffer, versenkt“, gab Evan zu und nippte wieder an seinem Becher. „Können die Mädels nicht einfach einen Wunschzettel schreiben, so wie Emily? Bei der weiß ich ganz genau, was ich besorgen muss.“ Emily war Sofias vierjährige Schwester, die bei den beiden lebte. Die Idee war gar nicht so schlecht. Es würde das Schenken eindeutig leichter machen. Aber ob die Mädels sich darauf einlassen würden? Es war schöner wenn man seinen Partner mit etwas überraschen konnte, was nicht auf einer Liste stand. Doch dafür brauchte man eine Idee und wie es aussah, waren wir drei alle gleich ratlos, was dies betraf.

„Sof ist doch so eine Shopping Queen. Es gibt doch bestimmt eine teure Handtasche, auf die sie ein Auge geworfen hat“, schlug ich Evan vor.

„Eine? Das ist untertrieben. Aber ich möchte ihr nicht die Hundertste schenken, die sie nur einmal benutzt. Ich möchte… was Besonderes.“ Mit vielsagenden Blicken, die mit schiefem Grinsen untermalt wurden, sahen Luke und ich den Braunhaarigen an. Es war erstaunlich, wie sehr er sich durch diese Beziehung verändert hatte. Er war ein richtiger Familienmensch geworden, oder besser gesagt: er zeigte ihn. Dass in Evan schon immer ein Familienmensch geschlummert hatte, da war ich mir sicher. Er hatte ihn nur gut versteckt. „Hört auf, so dumm zu grinsen. Ihr zwei seid doch nicht besser. Ihr wollt euren beiden Mädels auch keine „null-acht-fünfzehn Geschenke“ machen, oder?“ Da hatte er Recht. Grübelnd schauten wir drei in unserer halbvollen Kaffeebecher.

„Vielleicht bringt eine gemeinsame Shopping Tour uns auf gute Ideen!“ Gleichzeitig schauten Evan und ich zu Luke auf. „Das klingt gar nicht mal so doof“, erwiderte Evan und schielte zu mir, als müsste ich das ganze absegnen.

„Ich bin dabei. Auch wenn es bestimmt die Hölle wird.“ Einkaufen gehen in der Weihnachtszeit war die reinste Katastrophe.

„Ach, ich dachte für Lizzy und den Braten würdest du durch alles gehen. Hey…“ Es reichte! Mit vernichtend funkelnden Augen warf ich Evan das Zuckerpäckchen entgegen, das ich nicht gebraucht hatte.

 

Pizza oder Pasta?

Der Gong ertönte. Eine Sekunde später öffneten sich die Türen der Klassenräume fast gleichzeitig, und unter lautem Stimmengewirr strömten die Schüler in Schwärmen auf die Flure. Einer von ihnen war Cole. Ausgelaugt schleppte er seinen Körper den Flur entlang. Sein Ziel war das aller Schüler: Die Cafeteria, denn es war Mittagspause. Gerade hatte er eine sich nie endend anfühlende Matheprüfung hinter sich gebracht. Warum mussten die Lehrer ihren Schülern immer kurz vor den Ferien Prüfungen, Projekte oder Referate aufhalsen? Als würde ihnen allen gleichzeitig einfallen: „Ui, wir brauchen noch was zum benoten!“ Und natürlich war jeder Lehrer davon überzeugt, dass sein Fach das wichtigste war. Cole wurde sachte von der Seite angerempelt, was den Blondschopf zur Seite blicken ließ.

„Ich hab das Gefühl, mein Hirn wurde wie eine Zitrone ausgedrückt!“, jammerte Tristan und lehnte sich an seinen besten Freund, der einen halben Kopf größer als er war. Langsam schlurften die beiden Jungs nebeneinander her.

„Wie lief Chemie?“, fragte Cole den Jüngeren. Tristan und er waren Freunde aus Kindertagen und lagen knapp 1 ½ Jahre auseinander.

„Gut, hätte ich nicht diesen Depp von Runningback als Laborpartner. Beinahe hätte er den ganzen Versuch vermasselt, nur weil er einmal etwas beisteuern sollte. Ist es Voraussetzung, kein Hirn zu haben, wenn man Football spielt?“

„Wahrscheinlich. Dadurch verringert sich das Risiko auf eine Gehirnerschütterung, wenn man mit voller Wucht umgerannt wird.“ Breit schmunzelnd schielte Cole seinen besten Freund an und die beiden begannen herzlich zu lachen. Footballspieler waren nicht ihre Lieblingssorte von Mitschülern. Was vielleicht auch daran lag, dass die beiden Jungs dem Schwimmteam angehörten, das nur wenig Beachtung bekam, egal wie erfolgreich sie bei ihren Wettkämpfen waren. Football war einfach das Nonplusultra an ihrer High School. Oder besser gesagt, im ganzem Land.

Das Stimmengewirr war in der Cafeteria noch lauter, als auf dem Flur. Es erfüllte die Ohren, sodass man sie sich am liebsten abgerissen hätte. In einer Disco neben dem Bass zu stehen war angenehmer, so empfand es Cole jedenfalls. Es war Mittwoch, also Pizza- und Pasta-Tag. Sie hatten die Wahl zwischen Cheesie-, Salami- oder Hawaiipizza. Wen die fettige Teigware nicht ansprach, konnte entweder Mac & Cheese oder Bolognese wählen. Cole und Tristan entschieden sich für die Makkaroni mit Käse. Da wusste man, dass es so schmeckte, wie es aussah: Künstlich.

„Oh man, ihr zwei seht ganz schön mitgenommen aus!“ Geräuschvoll stellten die beiden Freunde ihre Tabletts auf dem Tisch ab, an dem bereits das übrige Schwimmteam saß.

„Wie du aussiehst, darüber reden wir gar nicht erst, John. Ist der Spiegel heute Morgen wieder vor Schreck von der Wand gefallen?“ Die anderen lachten über Coles Kommentar, John zog eine beleidigte Schnute. Sie waren insgesamt acht Jungs, aus allen Jahrgängen der Oberstufe.

„Du bist so liebevoll wie immer. Was los, Mathe schlecht gelaufen oder einfach nur so Asshole-Day?“

„Es liegt nur an dir, John. Wenn ich dich sehe, bin ich einfach von Liebe erfüllt.“ Breit grinsend schob sich der Blondschopf die erste Gabel seiner Käse-Nudel-Pampe in den Mund und verzog daraufhin direkt das Gesicht. Okay, es schmeckte noch künstlicher, als es aussah. Auch Tristan schien dies festgestellt zu haben, da er sich angewidert schüttelte.

„Glaubt mir, die Pizza ist auch kein Renner.“, sagte Steve und schaute auf sein angeknabbertes Stück Pizza Hawaii.

„Dafür, dass unserer Eltern für diese Schule so viel Kohle zahlen, grenzt das Essen echt an Körperverletzung“, stellte Tristan fest und nahm mit langen Zähnen die nächste Gabel. Der Hunger trieb es rein.

Während die Jungs ausgelassen über Prüfungen, das Training und wer mit wem eventuell zum Weihnachtstanz gehen würde quatschten, schielte Cole fast sehnsüchtig in die Richtung eines gewissen Tisches. Es war der Tisch der Cheerleader. Von ihren Freundinnen umgeben, saß dort ein junges Mädchen. Ihre langen, roten, welligen Haare umrahmten ihr Gesicht, das freudig strahlte. Es strahlte eigentlich immer. Grüne Augen funkelten einem freundlich entgegen. Ihr Lachen war ansteckend. Kaja war atemberaubend… und Tristans Zwillingsschwester. Dies war aber nicht das Hauptproblem. Das Problem trug die Sportjacke der Schule, hatte seine braunen Haare lässig nach hinten gestylt und setzte sich schleimerisch grinsend neben Kaja. Seine Freundin. Anatol war der Quarterback und Star der Schule. Er und Kaja waren das perfekte High School Pärchen. Bei allen beliebt, erstrahlten sie in der Menge ihrer Anhänger. Cole hätte am liebsten in seine Käsemakkaroni gekotzt. Er kannte Kaja, genauso wie Tristan, schon aus Kindertagen. Oft hatte sie sich an die beiden geheftet, was die Jungs damals mega nervte.

So vergingen die Jahre. Sie wurden älter und eines Tages hatte Cole bemerkt, dass aus dem kleinen nervigen Mädchen eine junge Frau geworden war. Ein echter Hingucker. Leider war Cole nie in die Pötte gekommen, was Kaja anging. Erst hatte er sich selber seine Gefühle nicht eingestehen wollen. Er und Kaja waren fast wie Geschwister aufgewachsen. Als ihm endlich klar war, dass er wirklich Gefühle für die Zwillingsschwester seines besten Freundes empfand, war selbiger Coles nächstes Hindernis gewesen. Er hatte ewig gebraucht, um es ihm zu stecken. Tristans Begeisterung darüber hielt sich zwar in Grenzen, aber er akzeptierte es.

Leider war es da schon zu spät gewesen. Kaja war mit diesem Schleimbeutel zusammen gekommen. Das ganze lief nun bereits ein halbes Jahr. Jede verdammte Pause musste er sich diesen Anblick geben. Gut, er könnte weggucken, leider waren die zwei wie ein Autounfall. Er konnte nicht weg schauen.

„Alter, auch wenn du es dir wünscht, deine stechenden Blicke werden seinen Kopf nicht explodieren lassen!“ Vollkommen aus seinen Gedanken gerissen schaute Cole zu Steve, der ihn schief angrinste. Der ganze Tisch war verstummt. Alle schauten den Blondschopf an. Amüsiert, nur Tristan sah verkniffen aus.

„Daran habe ich gar nicht gedacht“, brummte Cole und schaute wieder auf seine Makkaroni. „Nein, du hast ihn nur mit deinen Blicken durchbohrt. Sieh es endlich ein, du hast zu lange gewartet. Hey…“ Steve hatte John in die Seite geknufft, damit er endlich die Klappe hielt. „Die werden nicht ewig zusammen bleiben. Ich bin mir sicher, irgendwann wird es er vermasseln.“ Davon war Cole überzeugt. „Oder Kaja wird endlich klar, was für ein Idiot er ist, und dass sie etwas besseres verdient hat.“

„Und das bist du. Der tätowierte Schulrebell?“, witzelte Steve. Cole grinste frech. „Ja, das bin ich. Wenigstens bin ich nicht so oberflächlich und selbstverliebt.“

„Okay, das mit dem oberflächlich unterschreib ich, aber das selbstverliebt…“. Tristan schielte seinen besten Freund frech von der Seite an.

„Aber genau das ist so liebenswert an mir. Aber jetzt mal ehrlich, du magst ihn doch auch nicht!“

„Das ist Kajas Sache. Sie muss ihn ertragen“, sagte der Braunhaarige schulterzuckend.

„Wäre dies eine schnulzige Weihnachtskomödie, würdest du nach unendlichen Strapazen Kajas Herz mit dem perfekten Weihnachtsgeschenk erobern. Es würde ihr die Augen öffnen und ihr klar machen, dass sie nur dich will.“ Johns Stimme war theatralisch, wie seine Gesten.

„John…“, sagte Cole ruhig und sah den anderen an.

„Ich weiß, ich soll die Klappe halten!“

„Nein! Ich glaube dies war das Beste was du je gesagt hast. Die Idee ist super.“ Jetzt schauten alle sehr verwirrt.

„Du glaubst wirklich, dass es klappt?“ Steve klang wenig überzeugt.

„Es ist einen Versuch wert. Ein Geschenk, das ihr zeigt, was sie mir bedeutet.“ Coles Augen begannen zu leuchten.

„Und was sollte das sein?“

„Das ist die Frage. Tristan?“ Hoffnungsvoll schaute der Blondschopf zu seinem besten Freund. „Zieh mich nicht mit rein, ich weiß ja nicht mal, was ich ihr zu Weihnachten schenken soll.“

„Shit…“, seufzend stütze Cole sein Kinn auf eine Hand.

„Keine Sorge, Casanova, dir wird noch was einfallen. Sind ja nur noch 22 Tage bis Weihnachten.“

„Das ist gar kein Druck, Steven. Gar keiner!“

Die Nadel im Finger

„Dad, willst du das Haus aus „Christmas Vacation“ nachahmen?“ , fragte ich und stellte den zehnten Karton mit Lichterketten vor die Garage. Mein Vater kämpfte gerade mit dem riesigen Schneemann, der wie jedes Jahr seinen Platz im Vorgarten fand.

Mum hatte ihn dazu verdonnert, endlich das Haus zu schmücken. Es war schließlich schon der dritte Dezember und lediglich die Eingangstür und die Innenseiten der Fenster waren geschmückt.

Das war das Werk meiner Mutter, nun musste Dad seinen Teil erledigen. Ich half ihm dabei. Alleine auf das Dach zu steigen, war keine gute Idee. Mein Großvater, der mit meiner Großmutter nebenan wohnte, sollte keinen Fuß mehr rauf setzten. Somit musste ich herhalten.

Beide Häuser standen heute auf dem Plan. Ob es deswegen so viele Lichterkette waren, da wir sie auf beide Dächer aufteilten? Die beiden Männer würden mir schon Anweisungen geben. Ja, mein Großvater war natürlich auch dabei, selbst wenn er nicht auf das Dach steigen würde. Man konnte schließlich immer noch von unten Kommandos hoch brüllen.

Mit einem Kaffee in der Hand stand er neben mir und schaute dabei zu, wie ich die Kartons aus der Garage schleppte. Mum, Granny und meine kleine Hexe, wie ich Lizzy eigentlich nannte, waren im Haus und quatschten bei Tee und Weihnachtskeksen, während ich hier draußen ackern durfte.

„Endlich!“ Dad hatte den Kampf mit dem Schneemann gewonnen und trabte freudestrahlend zu uns.

„Ist es nicht etwas weird, einen Schneemann aufzustellen, wenn draußen muckelige Temperaturen herrschen?“, fragte ich und betrachtete das riesige Ding. Es war so groß wie ich, also gute zwei Meter. Den Arm gehoben, als würde es jeden begrüßen der am Haus vorbei ging.

„Dann müssen wir auch ab sofort Palmen schmücken, statt Tannenbäume“, warf Grand ein.

„Wäre Mal was Anderes.“

„Ich glaub, da hätten die Frauen was gegen“, meinte Dad, während er sich dem ersten Karton widmete.

„Auch wieder wahr!“ Ich wusste, meine kleine Weihnachtshexe würde mir bestimmt die Hölle heiß machen, würde ich eine Palme statt einen Tannenbaum zu Hause anschleppen.

„Verdammter Dreck hier…“

„Arthur, ich hab gesagt, du sollst sie ordentlich einpacken.“ Dad schaute Grand genervt an. Das konnte Mann beim Entwirren der Lichterketten gebrauchen: Seinen Schwiegervater, der der ihn belehrte.

„Los Flynn, nimm dir eine Kiste und schau, dass du die Ketten flott bekommst. Ich möchte fertig werden, bevor es dunkel wird.“ Wie befohlen, schnappte ich mir den nächsten Karton. Ich versuchte, den Anfang zu finden. Das konnte Stunden dauern.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir die Lichterketten entknotet.

Zum Glück hatte mein Großvater einen Teil der Kartons gepackt. Die mussten wir nicht entwirren, zum Leidwesen meines Dads, da er sich deswegen noch mehr anhören durfte. Mit den ausgebreiteten Lichterketten standen wir nun im Garten. Sie sollten am Dach und an allen Dachrinnen befestigt werden. Ob wir beide Häuser heute schafften? Ich bezweifelte es.

„Ich hol die Leiter“, sagte mein Vater und ging zurück zur Garage. Ich für meinen Teil begab mich schon mal auf das Dach. Gekonnt stellte ich mich auf den Verandazaun. Durch meine Größe schaute ich direkt aufs Vordach. Die Hände an den Rand gelegt, nutze ich meine Muskelkraft, um mich hochzuziehen. Training zahlte sich aus.

„Flynn!“, hörte ich meinen Großvater entsetzt rufen.

„Ich wette, das machst du nicht zum ersten Mal“, bemerkte mein Vater, der sich mit der Leiter neben Grand stellte.

Ich saß auf dem Vordach. Die Beine runterbaumelnd, grinste ich verlegen. Wie recht mein Dad hatte. Als Teenie war ich regelmäßig über das Dach ein- und ausgestiegen. Ein Hoch auf die amerikanische Baukunst, die dies ermöglichte.

„Kommst du nun hoch damit wir anfangen können? Ich wäre an Weihnachten gerne fertig!“ Damit stand ich auf und ging ein paar Schritte aufrecht auf dem Dach.

„Junge, sei vorsichtig. Geh lieber gebückter, dann kommst du nicht so leicht aus dem Gleichgewicht.“

„Ja, Grand“, sagte ich genervt und wandte meinen Blick nach unten. In dem Moment verlor ich das Gleichgewicht und kam ins Straucheln. Die beiden Männer zogen scharf die Luft ein, während ich mich fing und gebückt zum Stehen kam. Das war knapp.

„Mensch Flynn, sei vorsichtig. Ich möchte Liz nicht erklären müssen, dass du vom Dach gefallen bist.“

„Ja, Dad.“ Sie hatten ja beide Recht, aber es nervte, wenn man mit 25 noch so belehrt wurde. Mit dem Anfang der Lichterketten kam Dad aufs Dach gestiegen.

Wie die meisten tackerten wir die Kabel fest. Meter für Meter. Grand kümmerte sich unten um die Dachrinne der Veranda. Dafür musste er nur auf der Leiter stehen. Mum, Granny und Lizzy waren zum Einkaufen gefahren. Wer wusste, wie lange dies dauern würde, aber so hatten wir wenigstens genug Zeit, um in Ruhe zu schmücken.

„Ah, verdammt.“ Ich blickte über meine Schulter. Dad hatte seinen Finger im Mund. Uhhh… hatte er sich etwa in den Finger getackert? Schmerzhaft verzog sich mein Gesicht.

„Alles okay, Dad?“ Er nickte, doch als er den Finger aus dem Mund nahm, sah ich die Tackernadel, die immer noch im Finger steckte.

Ich wusste, dass mein Vater zimperlich war. Meine Mutter musste ihm immer die Splitter ziehen, wenn er sich welche einfing. Er konnte es nicht.

„Warte, ich helfe dir.“ Langsam bewegte ich mich über das Dach auf ihn zu.

„Ist okay.“ Man sah an seiner Haltung, dass es nicht okay war.

„Alles in Ordnung bei euch da oben?“ Man hörte, wie Grand weiter die Leiter erklomm, um über die Dachkante schauen zu können.

„Alles Gut, Elliot. Bleib unten.“ Zu spät. Da lugte schon der Kopf meines Großvaters hervor. Ich saß mittlerweile neben meinem Dad. Die Nadel saß echt tief. Er hatte ganze Arbeit geleistet. Ich versuchte, die Hand meines Dads zu nehmen, um einen besseren Blick auf seinen Finger zu bekommen, doch er zog sie immer hektisch weg.

„Dad, lass mich mal sehen. Stell dich nicht so an.“ Misstrauisch sah mein Dad mich an. Sein Zögern gab meinen Großvater genug Zeit, aufs Dach zu kommen.

„Lass mich mal sehen.“

„Nein Elliot, alles gut“, zischte mein Vater und wollte Grand vom Dach schicken, was dieser nicht zuließ.

Grand gestikulierte wild. Er ermahnte Dad, ihm den Finger zu zeigen.

Einer seiner Arme traf die Leiter. Von der Wucht angetrieben, kippte sie langsam nach hinten. Wie gebannt schauten wir drei Männer auf das Metallgestell. Einen kurzen Augenblick stand sie ganz gerade. Hielt inne, wie unser Atem.

Dann fiel die Leiter um. Grand versuchte, sie zu erwischen. Auch Dad und ich setzten uns in Bewegung. Vergebens. Mit einem metallischen Scheppern landete sie auf der Erde. Bedröppelt schauten wir vom Dach.

„Shit“, durchbrach ich das Schweigen.

„Das kannst du laut sagen“, antwortete mein Dad und sah meinen Großvater nun vorwurfsvoll an.

„Was? Stellt euch nicht so an. Die Frauen kommen bestimmt gleich vom Einkaufen zurück.“

„Solange sollen wir hier warten, oder was?“ Mein Vater war hörbar genervt, was immer noch an der Nadel liegen konnte, die in seinem Finger steckte. Grand schielte zu mir.

„Flynn, runter mit dir und stell die Leiter wieder auf.“

„Das geht nicht.“ Nun schauten mich beide Männer an.

„Warum, kannst du nur hoch aber nicht runter klettern? Das bezweifle ich sehr.“ Ui, Dad war wirklich fuchsig.

„Nein, das habe ich nicht gesagt.“

„Und warum geht es dann nicht?“

„Ihr habt mir gesagt ich soll nicht auf dem Dach herumturnen. Und ich soll doch auf euch beide hören!“ Mit einem breiten Grinsen landete ich auf dem Rasen, neben der Leiter. Ich hatte mich schnell vom Dach begeben, bevor Dad mir auch noch eine Tackernadel in die Haut jagte. Ich wollte gerade die Leiter aufheben, als mich jemand rief.

Es waren nicht Grand und Dad. Es war meine kleine Hexe. Die Frauen waren vom Einkaufen zurück und brauchten Hilfe beim Tragen. Impulsiv gesteuert, folgte ich Lizzys Ruf und überhörte dabei die Rufe der beiden Männer, die ich auf dem Dach zurückließ.

Flüssige Zuckerstange

Freitagabend. Die höllische Schulwoche war endlich vorbei. Cole saß bei Tristan auf dem Bett und zockte mit ihm eine Runde Mario Kart. In einer Stunde würden sie los ziehen. Irgendwer hatte sturmfrei und irgendjemand hatte es jedem erzählt, und somit kamen nun alle zur Party. Egal ob man denjenigen kannte, dessen Eltern gerade nicht in der Stadt waren. Das Gesetz der High School Partys. Wurde dir davon erzählt, durftest du kommen. Somit kam auch das Schwimmteam.

Cole und Tristan würden sich mit den anderen vor Ort treffen. Das Haus, in dem die Party stieg, war nur zehn Gehminuten entfernt. Perfekt, so mussten sie nicht darüber reden, wer fuhr und trocken bleiben musste. Ja, sie waren alle noch nicht alt genug dafür, aber ein weiteres High School Party Gesetz besagte: Auf jeder Party gab es Schnaps und ein unerlaubtes Fass Bier. Cole hatte die langen oberen Haare seines Undercuts auf eine Seite gestylt, sodass ihm die blonden Strähnen in sein Gesicht fielen. Dazu trug er ein T-Shirt der Band „Helloween“ und eine dunkelblau karierte Anzugweste. Schwarze enge Jeans und Stiefel komplettierten das Outfit.

Tristan war nicht so rockig gekleidet. Er trug eine normale dunkelblaue Jeans und einen Hoodie mit dem Aufdruck eines Games.

„Hast du nochmal überlegt?“, fragte Cole und schoss auf seinen besten Freund einen grünen Panzer ab, der ihn leider verfehlte. Im Zocken kam er einfach nicht an Tristan ran.

„Über was?“, fragte dieser und ging mit dem Körper leicht mit in die Kurve, durch die er gerade driftete.

„Über das Geschenk für Kaja! Hast du eine Idee für mich?“

„Nein. Wie gesagt, ich weiß nicht mal, was ich ihr schenken soll. Sie ist Cheerleader, kauf ihr ein paar neue Pompons“, riet Tristan seinem besten Freund.

„Bloß nicht. Was ist das denn für ein Geschenk? Verdammt.“ Genervt ließ sich Cole nach hinten fallen. Tristan grinste siegreich.

„Ich will ihr was Außergewöhnliches schenken. Nicht so was Oberflächliches. Etwas, was ihr sonst keiner schenkt und sie wissen lässt, was ich für sie empfinde.“

„Einen Ring?“ Langsam legte sich Tristan neben seinen besten Freund. Gemeinsam starrten sie die Decke an.

„Das schenkt man doch nur, wenn man zusammen ist, oder?“

„Woher soll ich das wissen?“ Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern.

„Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig ist, ein Geschenk für ein Mädchen zu finden, das man gern hat. Gefühle machen alles kompliziert“, stelle Cole fest.

„Wenn du keine Gefühle für sie hättest, würdest du dann ein Geschenk für sie besorgen?“ Das war ein guter Einwand seines besten Freundes.

„Nein!“

Nach einer weiteren Niederlage des Blonden in Mario Kart hatten sich die Jungs ihre Schuhe angezogen. Zeit, sich auf den Weg zu machen. Natürlich nicht ohne letzte elterliche Anweisungen. Kein Alkohol, keine Drogen und Tristan sollte um 12 wieder zu Hause sein, was dieser mit einem genervten Blick quittierte.

An der Ecke trafen sie auf Steven und Zaine. Beide grinsten breit vor sich hin, mit einer leichten Rötung auf den Wangen. Sie hielten rote Plastikbecher in den Händen.

„Ihr habt einen sitzen, oder?“, fragte Tristan.

„Blitzmerker!“, sagte Zaine und hielt Tristan seinen Becher hin, der direkt ablehnte. Dann wurde Cole das Ding vor die Nase gehalten. Der roch neugierig dran. War das Pfefferminz?

„Was ist das für ein Zeug?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, nahm der Blondschopf den Becher und nippte. „Mhmhmh… ist das Zuckerstange?“

„Aufgelöst in Pfefferminzschnaps. Der Spezialdrink meiner Mum. Unser Schrank ist voll damit. Die vier Flaschen, die ich aus der Vorratskammer mitgehen lassen habe, wird sie nicht vermissen“, lallte Steve leicht, prostete Cole zu und setzte seinen Becher selber an.

Cole leerte Zains Becher, der sich lauthals beschwerte. Zur Versöhnung bekam er einen neuen Becher von Steve, der allen nachschenkte. Tristan betrachtete dies skeptisch.

„Ich trage dich nicht nach Hause“, sagte er zu Cole und setzte sich wieder in Bewegung. Die drei Schnapsdrosseln folgten.

„Doch, das wird er“, verkündete Cole grinsend und nahm den nächsten Schluck der flüssigen Zuckerstange.

Der Bass dröhnte aus dem Einfamilienhaus. Vor dem Haus warteten die restlichen Mitglieder des Schwimmteams: John, Ellan, Dylan und Isaac.

„Was habt ihr da?“ Neugierig scharrten sich die vier um Steve, Zaine und Cole. Jeder durfte mal von der flüssigen Zuckerstange kosten. Sie hätten eindeutig mehr mitnehmen müssen, stellte Steve fest, als er den anderen auch Becher gab und den Inhalt der ersten Flasche auf alle sieben Becher aufteilte. Tristan stand daneben. Sein Blick sagte, dass dieser Abend kürzer werden würde als erwartet, wenn die anderen so weiter machten.

Mit flüssiger Zuckerstange gewappnet, zog sie in die Schlacht. Drinnen wummerte der Bass so sehr, dass die Bilder an den Wänden wackelten. Cole schaute sie sich genauer an, um herauszufinden, auf wessen Party sie eigentlich waren.

„Krass, das ist das Haus von Emmet Sanders, dem Mathegenie. Wetten, dass er sich den Abend anders vorgestellt hat?“ Emmet war nicht gerade eine Partymaus. Ruhig, schüchtern und total intelligent. Cole kannte ihn aus dem Matheunterricht. Er saß am Nachbartisch.

„Ja, bestimmt hat er nur die Mathe-AG eingeladen, um einen ruhigen Abend mit Zahlenrätseln zu verbringen“, stimmte Zaine Cole zu und schaute ebenfalls die Bilder an.

„Alter, ist das seine Freundin?“

„Nein, das ist seine ältere Schwester. Sie war auch bei uns auf der High School. Ich glaube sie geht seit zwei Jahren aufs College?!“, überlegte der Blondschopf.

Gemeinsam schlängelte sich die Truppe durch das Haus. Die Flure waren eng und voll, weshalb man sich an etlichen Körpern dicht vorbei schieben musste. Dabei meist an Leuten, denen man nicht zu nahe kommen wollte.

Nach der Odyssee durch die Mitschüler kamen sie in der Küche an. Dort nahmen sie einen Großteil der Theke in Beschlag. Sie stellten ihre Drinks ab und sahen sich um. Gefühlt war die ganze Schule da.

Coles Blick fiel ins Wohnzimmer, welches durch die Küche gut einsehbar war. Auf den Polstermöbeln hatten sich die Cheerleader und Sportskanonen breitgemacht. Kaja saß mit ihren engsten Freundinnen auf dem einen Sofa. Ihr ach so toller Freund stand dahinter und ließ sich von seinen hirnlosen Gorillas anhimmeln.

„Cole, heute Abend kein Genöle. Heute Abend vollen wir das Partyanimal in dir haben und nicht den verliebten Tropf“, lallte Zaine und legte einen Arm um seinen Schwimmkameraden. Die Augen verdrehend nickte der Blondschopf. Sie hatten ja Recht, er konnte ja seine Zeit nicht immer damit verbringen, sehnsüchtig zur Rothaarigen zu starren.

„Auf den Abend!“, brüllte Zaine und riss seinen Becher hoch. Alle anderen taten es ihm gleich, selbst Tristan, der sich eine Cola besorgt hatte.

Das Gelächter des Schwimmteams erfüllte immer wieder die Küche, was ihnen komische Blicke einbrachte. Die Jungs interessierte es nicht.

„Hey, ihr habt ja gute Laune.“

„EMMET!“, grölte Zaine, dem Steve seinen Becher mit flüssiger Zuckerstange mopste. Er hatte genug. Zain merkte es nicht mal, denn er nahm Emmet, der sich zu ihnen gestellt hatte, brüderlich in den Arm.

„Supär Partyyy.“

„Wow, Zain, du riechst wie eine Süßigkeitenfabrik aus dem Hals. Was trinkt ihr da?“

„Flüssige Zuckerstange.“ Cole hielt Emmet seinen Becher hin, der daran roch. Er verzog das Gesicht.

„Wow, wie viel habt ihr davon schon getrunken?“ Steve zeigte auf die zwei Flaschen vor sich, die leer waren, die dritte war angebrochen.

„Du nicht?“, fragte Emmet Tristan.

„Einer muss doch auf die Kindsköpfe aufpassen.“

„Stimmt auch wieder!“

„Wissen deine Eltern von der Party?“ Neugierig schaute Cole Emmet an, der nervös wurde.

„Nein. Eigentlich wäre meine Schwester auch hier, die bestimmt etwas dagegen gesagt hätte, aber sie hat sich zu ihrem Freund abgesetzt, also konnte die Party steigen.“

„Du hast das echt geplant?“ Erstaunt schaute Tristan den Partygeber an.

„Ja… die anderen haben mich ein wenig dazu gedrängt. Sie dachten, es steigert ihr Ansehen, wenn wir als Mathe-Club eine Party schmeißen. Kaum einer weiß, wer ich bin und, dass ich hier wohne. Steigert total das Ansehen.“ Wenigstens nahm Emmett es mit Humor, denn er lachte.

Genau dieses Lachen blieb ihm im Halse stecken, als eine schrille Frauenstimme seinen Namen rief. Alle waren schon in Alarmbereitschaft, schauten sich panisch um, bereit die Biege zu machen.

Aber es war kein Mummy Alarm. Es war große Schwestern Alarm. Wutschnaubend und mit geröteten Augen kam eine hübsche Brünette in die Küche gestürmt.

„Emmet, haben Mum und Dad nicht klar gesagt keine Party?“

„Ella, ich…“

„Kohm runder Süße… alles cuhl!“ Cole legte die Hand über die Augen, während Zaine seine Hand an Ella legte. Das konnte man nicht mit ansehen. Bevor der betrunkene Idiot noch eine geklebt bekam, nahm Cole ihn am Kragen und zog ihn zurück.

„Sorry, eigentlich ist er ganz harmlos, wenn er nicht gerade auf flüssiger Zuckerstange ist.“

Der Blondschopf lächelte die Brünette an, die ebenfalls leicht zurücklächelte. Zaine beschwerte sich, Cole solle ihn loslassen.

„Nur, wenn du dich benimmst“, warnte ihn Cole, zog jedoch seine Hand zurück. Er schaute Ella wieder an. Ihre Augen sahen aus, als hätte sie geweint.

„Was meinst du mit flüssiger Zuckerstange?“ Ohne zu zögern, hielt Cole der jungen Frau den Becher hin.

„Hilft gegen Unterzuckerung und doofe Freunde.“ Kurz zeigte er auf seine Augen und die junge Frau rieb sich über ihre, als könnte sie die Tränenspuren loswerden. Dann nahm sie den Becher und probierte.

„Wow, das schmeckt wirklich nach Zuckerstange. Ich hoffe, ihr habt noch mehr davon.“ Steve wedelte mit der Flasche und Ella stellte sich zu den Jungs. Die Party konnte weiter gehen.

Flasche drei war weg und Flasche vier zur Hälfte geleert. Ella lachte ausgelassen mit den Jungs und amüsierte sich prächtig, vor allem mit Cole. Es hatte sich herausgestellt, dass sie beide gerne zeichneten und Ella sogar Kunst studierte.

Sie hatte mitbekommen, dass er tätowiert war und einfach seine T-Shirtärmel hochgeschoben, um seine Körperbilder zu bestaunen.

„Wow, und die hast du designt?“, fragte sie und streichelte fasziniert über das Zombie-Pin Up.

„Cole ist sehr geschickt mit Bleistift und Markern“, warf Tristan ein, der seinem besten Freund zuzwinkerte. Selbst der Braunhaarige hatte mittlerweile einen Becher flüssige Zuckerstange getrunken.

„Nur mit Stiften?“ Was hatte Ella da gesagt? Fragend schaute Cole zu Tristan. Der Gesichtsausdruck dessen sagte ihm, dass er es richtig verstanden hatte. Sie hatte es bestimmt nicht so zweideutig gemeint.

Seine grünen Augen wanderten wieder zu der jungen Frau, die zuckersüß grinste. Schnell schaute er in seinen Becher. Machte ihn gerade eine Collegestudentin an? Hatte sie nicht einen Freund? Vielleicht ja auch nicht mehr, schließlich hatte sie geweint.

„Noch was von der Zuckerstange?“, fragte Cole schnell und nahm die Flasche, um sich selber was nachzuschenken. Ella rückte näher an Cole heran und beugte sich vor.

„Wenn es deine Zuckerstange ist?“ Dem Blondschopf rutschte fast die Flasche aus der Hand.

Das lag am Schnaps und daran das Ella wohl nichts vertrug. Cole wollte etwas sagen, doch die junge Frau nahm ihm die Flasche aus der Hand und stellte sie auf den Tisch. Ihre Hand ergriff Coles und bestimmt zog sie ihn aus der Küche, gefolgt von den fragenden Blicken des restlichen Schwimmteams.

„Woh wöllt ihr hin?“, lallte Zaine. Steve wackelte vielsagend mit den Augenbrauen und Tristan schaute stur in seinen Becher. Dass Cole mit Ella die Küche verlassen hatten, war nicht nur dem Schwimmteam aufgefallen. Kaja stand mit einer Freundin auf der anderen Seite der Küche und schaute den beiden nach.

Haben die alle kein Zuhause?

„Jesus, haben die alle kein zu Hause?“

„Die möchten das gleiche wie wir, Weihnachts-Shopping“, erinnerte ich Evan, als wir durch das überfüllte Lakeside Shopping Center liefen. Alles glitzerte. Die Weihnachtsdeko dieses Jahr ließ einen in die Illusion des Nordpols eintauchen, so wie ihn die meisten Weihnachtsfilme darstellen.

Die Angestellten der Mall trugen Elfenmützen. Sogar die Security.

Durch das ohrenbetäubende Rauschen der kaufwütigen Menge dudelten Weihnachtssongs. Gerade spielte „Winter Wonderland“, wenn ich es richtig hörte.

„So, in welches Geschäft quetschen wir uns als erstes?“, fragte Luke und blickte in die ahnungslosen Gesichter von Evan und mir. Wir waren alle drei nach wie vor planlos. Also versuchten wir, uns von den Läden und Schaufenstern inspirieren zu lassen. Es war ja nicht so, als hätten wir gar keine Ideen für unsere Mädels, aber wir wollten keine 0815-Geschenke. Nicht sowas wie Bücher, Parfüms, Schmuck und den ganzen üblichen Dingen. Mitten beim Schlendern blieb Evan stehen und schaute einen Laden an. Über dem Eingang prangte der Schriftzug „Victoria’s Secret“. Skeptisch blickte ich mit Luke zum Braunhaarigen. Evan ließ seine Augenbrauen wackeln.

„Nein!“, sagte Luke und schüttelte energisch den Kopf.

„Wieso nicht? Das sind schicke Sachen und es wären Geschenke, von denen wir auch noch was hätten. Was meinst du, Flynn?“

„Ich meine, dass es sehr taktlos wäre, Lizzy Dessous zu kaufen, in die sie in paar Monaten nicht mehr rein passt.“

„Vielleicht haben die ja Umstandsmode?“

„Und das wäre noch viel taktloser!“, war meine Meinung. Dazu hätte ich keinen Plan von den Größen und wusste ja nicht Mal, wie groß die Kugel meiner kleinen Hexe werden würde.

„Serah wird das bestimmt nicht anziehen. Eher wird sie verlegen, wenn ich ihr Unterwäsche schenke und fragt sich, ob sie mir normal nicht gefällt“, warf Luke nun in Hinsicht auf seine Freundin ein. Und damit hatte er nicht Unrecht.

Serah war zurückhaltend, bei uns mehr als bei Luke. Bei ihm blühte sie auf und kam mehr und mehr aus ihrem Schneckenhaus. Dennoch bezweifelte ich, dass ihr so ein Geschenk gefallen würde.

„Aber wenn du für Sofia rein möchtest…“

„Nein, ich glaub wir finden was besseres“, beschloss Evan und setzte sich wieder in Bewegung.

Es war aber auch schwer, etwas „ Besonderes“ zu finden. Wir gingen durch Buchläden, Dekoläden, Boutiquen. Alles ansprechende Geschäfte, von denen wir wussten, dass sie Sachen führten, die unsere Mädels mochten. Aber etwas wirklich Herausragendes fand keiner von uns.

„Ich kann nicht mehr. Der ganze Glitzer erdrückt einen langsam.“ Seufzend ließ Evan sich auf einem Stuhl nieder. Wir legten eine Pause vom Geschenke suchen ein. Mit unserem Kaffee ließen wir uns an einem Tisch bei Starbucks nieder.

„Ich hab noch nie so viel Kitsch auf einem Haufen gesehen. Ist es dieses Jahr schlimmer, als die letzten Jahre?“, fragte ich.

„Das wird es von Jahr zu Jahr.“, antworte Luke und nippte an seinem Kaffee. Wir waren kein Stück weiter, obwohl wir seit drei Stunden herumrannten.

Schweigend tranken wir unsere Getränke. Mein Blick fiel auf einen der kleinen Verkaufsstände, die in den Gängen der Mall verteilt waren. Eine jüngere Frau saß dort und strickte. Der ganze Stand war voll mit selbstgemachter Strickware. Socken, Mützen und sogar Pullover. Immer wieder kamen Leute hin, um etwas zu kaufen. Kein Wunder, selbstgemachte Handarbeit war trendy. Viele standen drauf. Und während ich die sich bewegende Stricknadel beobachtete, wurden meine Gehirnwindungen erleuchtet.

„Etwas Selbstgemachtes“, murmelte ich und schaute meine beiden besten Kumpels an.

„Was?“, fragte Evan. Sie hatten mein Gemurmel nicht verstanden.

„Etwas Selbstgemachtes“, wiederholte ich. Der Groschen war immer noch nicht gefallen, das sah man am Blick der beiden.

„Wir schenken den Mädels selbst gemachte Geschenke. Noch Besonderer geht es nicht.“ Ich fand meine Idee genial, meine beiden Kumpels sahen nicht gerade begeistert aus.

„Was Selbstgemachtes? Was soll ich Sofia denn selber machen? Bei allem, was nicht mit Sport zu tun hat, habe ich zwei linke Hände!“

„Och Evan, irgendwas wird dir einfallen. Es kann auch ein selbstgemachtes Fotoalbum sein, oder…“, okay jetzt gingen mir die Ideen aus. Shit, was sollte ich Lizzy machen? Vielleicht war meine Idee doch nicht so genial.

„Also ich finde die Idee gut. Irgendwas wird uns einfallen, was wir den Mädels machen können. Da gibt es bestimmt auch viele Tipps im Internet“, sagte Luke und stupste Evan aufmunternd an. Der Braunhaarige schien immer noch nicht überzeugt von der Idee, aber er willigte ein, drüber nachzudenken.

„Flynn hat aber einen unfairen Vorteil“, verkündete Evan und schielte mich an.

„Wieso?“

„Naja, du hast Liz doch schon was selber gemacht: Einen Braten.“

Was ist denn da im Stiefel?

Der 6. Dezember. In einigen Ländern dieser Welt wird an diesem Tag Nikolaus gefeiert, so auch im Hause der Familie Nightingale. Obwohl es kein amerikanischer Feiertag ist.

Helier Nightingale liebender Ehemann, treusorgender Vater, harter Haus- und Geschäftsmann lernte diese Tradition auf einer Geschäftsreise kennen und integrierte sie in die Vorweihnachtszeit seiner Familie.

Als alle im Bett waren, hatte er die extra angeschafften Nikolausstiefel seiner Familie gefüllt und vor ihre Zimmer gestellt. Nur der für seine älteste Tochter, Lioba, stand an der Garderobe im Flur. Sie wohnte nicht mehr zu Hause.

Da heute Sonntag war, versammelten sich die Familie zum Frühstück. Helier stand in der Küche, um seiner Familie ein besonderes Frühstück zuzubereiten. Pancakes, Muffins und Waffeln waren fertig und und wurden im Ofen warm gehalten. Gerade war er dabei, den Orangensaft frisch zu pressen, als man einen Schlüssel in der Haustür hörte. Kurz darauf kam seine älteste Tochter in die Küche.

„Lioba, Liebes. Na, hast du denn schon entdeckt, dass der Nikolaus da war?“ Als Antwort stellte sie ihm den Stiefel auf den Tisch.

„Wie, noch nicht reingesehen?“

„Dad, ich bin keine fünf mehr. Ich kann warten, bis wir gemeinsam in die Stiefel schauen.“

„Gemeinsam? Da kennst du deine Geschwister aber schlecht. Kaja wird einen Blick in den Stiefel werfen, sobald sie wach ist.“

„Und Tristan wird so tun, als würde es ihn nicht interessieren, obwohl er vor Spannung platzt.“ Die Schwarzhaarige begann zu lachen. Ihr Vater steig mit ein.

„Kann ich dir helfen?“

„Ja, du könntest schon mal den Tisch decken. Damit alles fertig ist, wenn die Murmeltiere ausgeschlafen haben.“

„Waren die Zwillinge heute Nacht unterwegs?“ Lioba begann, die Teller aus dem Schrank zu holen. Sie waren mit einem passenden weihnachtlichen Muster. Ihr Vater stand auf solchen Schnickschnack, was man dem großgewachsenen langhaarigen Mann nicht zutrauen würde. Durch seine Statur und die schwarzen langen Haare, hatte er eher etwas Angsteinflößendes an sich. Das jungenhafte Grinsen und die funkelnden Augen zeigten, dass Helier den Schalk im Nacken hatte, gaben ihm aber auch eine vertrauensvolle Aura.

„Kaja war mit ihrem Freund essen, aber pünktlich wieder zu Hause.“ Am Klang der Stimme hörte man, dass Vater Nightingale mit Anatol nicht einverstanden war. Lioba schmunzelte. Für seine kleine Prinzessin wäre niemand gut genug.

„Tristan war hier und hat mit Cole bis spät in die Nacht gezockt. Ich weiß nicht mal, wann Cole nach Hause gegangen ist. Hoffe, er ist nicht über den Stiefel geflogen.“ Bei der Vorstellung entwich Lioba ein amüsiertes Lachen.

„Oder er ist gar nicht nach Hause gegangen und die beiden sind wieder vorm Fernseher eingepennt. Vielleicht deckst du zur Sicherheit einen Platz mehr.“ Also wurde noch ein Teller aus dem Schrank geholt. Mit dem Stapel verschwand Lioba im Esszimmer, wo sie begann, den Tisch zu decken. Helier stellte den frisch gepressten Orangensaft in den Kühlschrank.
 

Der Tisch war gedeckt. Zum Geschirr gab es eine passende Tischdecke sowie Kerzen und Weihnachtsservietten, die ordentlich gefaltet auf den Tellern platziert waren.

„Jetzt könnten die Schlafmützen langsam wach werden“, fand Helier und ging mit seiner Tochter zurück in die Küche.

„Es wundert mich, dass Mum so lange schläft.“

„Die schläft bestimmt nicht mehr. Die wird im Bett liegen, die Ruhe genießen und lesen. Sei ihr gegönnt.“

„Großzügig. Ist das dein Nikolausgeschenk?“

„Nein. Ich hab deiner Mutter wie jedes Jahr etwas geholt, von dem ich auch was habe.“ Heliers Augenbrauen wackelten, während seine Tochter versuchte, sich Augen und Ohren gleichzeitig zu zuhalten. Das wollte sie einfach von ihren Eltern nicht wissen. Ihr Vater lachte amüsiert, während sich oben eine Tür öffnete.

„Endlich, sie sind erwacht und ich erlöst von deinen anzüglichen Erzählungen. Ob sie zuerst in ihren Stiefel schauen?“

„Bestimmt!“ Und da hörte man auch schon ein Kramen.

Fragend sahen sich Helier und Lioba an, als oben ein entsetztes „Was?“, ertönte. Das war Tristan, der nun die Treppe herunter gepoltert kam.

„Was hast du in den Stiefel gesteckt?“

„Ein Buch aus der Bücherreihe, die er liest. Ich war mir sicher, dass er es noch nicht hat.“ Man hörte an der Stimme, dass der Vater keine Ahnung hatte, was los war, bis sein Sohn in der Tür erschien. Er trug einen Flanellpyjama, hatte zerzauste Haare und ein rotes Gesicht.

„Soll das ein Scherz sein?“ Langsam hob Tristan etwas hoch. Es war dunkelrot, durchsichtig und mit Spitze besetzt. Ein Hauch von Nichts, für seine Frau bestimmt. Heliers Augen weiteten sich. Liobas ebenfalls, dann brach sie in schallendes Gelächter aus.

„Hast du die Stiefel vertauscht?“

„Nein ich bin mir sicher, dass ich…“ Heliers Blick wurde finster. Langsam sah er wieder zu Tristan, der die Unterwäsche auf der Küchenzeile abgelegt hatte. Er wusste genau, wer die Stiefel vertauscht hatte. Dieser kleine…

„COLE!“, brüllte Helier in die Küche. Der sollte ihm in die Finger kommen.

Kaffee per Express

„Möchtest du davon auch was mitnehmen?“

„Mum, übertreib nicht, wann sollen Lizzy und ich das alles essen?“

„Ihr könnt es einfrieren“, schlug meine Mutter vor und befüllte einfach die nächste Tupperdose mit Gumbo. Sie und Granny hatten gestern wieder für eine ganze Kompanie gekocht.

„Dann brauchen wir das nächste Jahr nicht mehr zu kochen.“

„Jetzt übertreib nicht.“ Geräuschvoll schloss meine Mutter die überfüllte Tupperdose und stellte sie zu den anderen, die sie vorher gefüllt hatte.

„Danke, dass du die Stoffe abgeholt hast.“ Mit einer Kaffeetasse setzte sich Mum zu mir, an den Tisch.

„Kein Problem, von uns aus ist der Laden einfach näher. Was möchtest du daraus nähen?“

„Weihnachtsgeschenke. Mehr verrate ich nicht.“ Bestimmt hatte sie vor, etwas für das Baby zu nähen. Das Handy meiner Mutter vibrierte.

„Dein Vater und Opa hätten gerne einen Kaffee.“ Seufzend stand sie auf und schaltete den Vollautomaten an.

„Und dafür schreiben sie dir eine Nachricht?“, fragte ich und lachte kurz. „Was ist mit Granny, sie ist doch drüben?“

„Deine Großmutter ist beim Frauenverein der Kirche und der Weg von der Garage in die Küche ist für die beiden einfach zu weit. Da kann man lieber mich mit zwei Kaffeetassen vom einen Haus ins andere bestellen.“

„Du bringst ihn auch noch rüber?“

„Lieferung ist bei der Bestellung inbegriffen, sonst beschweren sich die Kunden.“ Mum stellte eine Tasse unter den Vollautomaten und drückte auf den Knopf, mit dem Symbol für eine große Kaffee. Ohrenbetäubend mahlte die Maschine die Bohnen, dann floss das schwarze Lebenselixier in die Tasse.

„Ich übernehme das für dich. So kann ich den beiden „Hallo“ sagen und einen Blick auf das werfen, was die beiden da drüben in Grands „Werkstatt“ treiben.“

„Das ist nett von dir, dass du mir die Reise ersparst“, sagte meine Mutter und drückte erneut auf den Knopf.

Ein Tablett tragend, auf dem sich die Tassen, meiner inklusive, sowie ein paar Kekse befanden, ging ich hinüber zum Haus meiner Großeltern. Das Tor der Garage stand offen.

„Junge, ich wusste gar nicht, dass du da bist. Stell das Tablett auf den Tisch.“ Ich tat, wie mir geheißen wurde. Kaum war ich das Ding los, nahm mein Großvater mich zur Begrüßung in den Arm. Dad war nicht zu sehen. Vielleicht musste er mal eben austreten.

„Was machst du hier?“

„Ich hab Mum eben ein paar Stoffe vorbei gebracht. Und was macht ihr zwei hier schönes?“ Neugierig betrachtete ich die Holzstücke, die zwischen den Werkzeugen lagen.

Mein Großvater hatte sich hier eine halbe Schreinerei eingerichtet und baute vieles selber. Dad half ihm dabei.

„Deiner Oma ist ihr Gewürzregal von der Wand gefallen. Wir bauen gerade ein neues.“ Das erstaunte mich nicht, denn das alte Regal, gab es schon vor mir.

„Kleiner, schön dich zu sehen.“ Strahlend kam mein Vater in die Garage. Ich begrüßte ihn mit einem düsteren Blick. Er sollte mich nicht immer „Kleiner“ nennen, nur weil er zwei Zentimeter größer war. Trotzdem nahm ich ihn zur Begrüßung in den Arm.

„Hast du deiner Mum die Stoffe gebracht?“

„Ja, hab ich, und jetzt spiele ich für euch den Kaffeeboten.“

„Das ist nett.“

„Eigentlich war ich nur neugierig, was ihr zwei hier zaubert!“ Wir drei lachten.

„Ich hab ihm schon erzählt, dass wir ein neues Gewürzregal zaubern, also nichts Besonderes. Früher hast du zusammen mit uns hier gezaubert. Deine Kunstwerke stehen hier noch.“

Stimmt, ich hatte immer gerne mitgewerkelt und vieles von den beiden Männern gelernt. In einem Regal standen Schnitzereien von mir.

„Hat immer Spaß gemacht“, sagte ich nostalgisch Lächelnd. Für meine jüngste Schwester hatten wir sogar selber ein Bett gebaut. Als Jane noch im Krabbelalter war. Bett! Mir ging ein Licht auf, welches mein Gesicht erreichte, denn Dad und Grand sahen mich neugierig an.

„Was schießt dir durch das Köpfchen?“, hakte mein Vater direkt nach.

„Ich baue dem Krümel ein Bett und überrasche Lizzy damit an Weihnachten.“ Klar, es war ein Geschenk für unser Baby und ich müsste mir noch etwas für meine kleine Hexe einfallen lassen, aber es war einfach eine so schöne Idee.

„Und wie willst du das Bett bauen?“, fragte Grand, der schief grinste.

„Ich bin mir sicher, dass ihr zwei mit dabei helft. Oder?“

„Ich schau mal, ob ich noch Holz habe.“, sagte Grand.

„Ich glaube die Pläne von Janes Bettchen sind noch irgendwo hier.“, sagte Dad und ging auf die Suche. Ich wusste, auf die beiden konnte ich mich verlassen.

Mistelzweige

„Bloß keine Mistelzweige als Deko!“ Durchdringend sah Lioba ihren Vater an, der mit einer Unschuldsmiene zurück blickte.

„Wieso nicht? Das gehört doch zu Weihnachten, es ist eine Art Tradition.“

„Bei dir versucht ja auch niemand, dich darunter zu locken.“

„Man muss sich ja nicht auf den Mund küssen, die Wange zählt auch.“

„Nein, es ist eine Firmenfeier. Willst du nachher wilde Knutschereien haben, wenn genug Alkohol geflossen ist?“ Die Schwarzhaarige wollte dies auf keinen Fall, besonders, da ihr auf Anhieb ein paar Kandidaten aus dem Verlag einfielen, die es bei ihr probieren würden.

„Weihnachten ist doch das Fest der Liebe“, verkündete Helier. Der strafende Blick seiner Tochter und stellvertretenden Leiterin des Verlags, ließ ihn einlenken.

„Gut dann streichen wir die Mistelzweige von der Dekoliste. Hast du die Band erreicht?“

„Ja, sie freuen sich, dass wir sie auch dieses Jahr wieder buchen möchten. „

„Gut, dann können wir das also abhaken. Was fehlt noch?“ Lioba überprüfte das Schriftstück vor sich. Die Weihnachtsfeier des Verlags war immer das Highlight des Jahres. Die Mitarbeiter freuten sich darauf, wie Kinder am Weihnachtsmorgen auf ihre Geschenke.

„Die Absprache mit dem Caterer für das Buffet, die Liste der Drinks für die Barkeeper“, las die junge Frau vor.

„Das ist ja überschaubar. Das Programm steht?“

„Jede Abteilung muss etwas weihnachtliches Vortragen, wie du es angeordnet hast. Sie haben alle deine Idee verflucht.“

Ein amüsiertes Lachen entfuhr dem Schwarzhaarigen.

„Hey, unser Alltag besteht aus kreativer Arbeit, die können sie auch mal anders zum Ausdruck bringen. Dafür bekommen sie ja auch alle eine Belohnung.“ Wie jedes Jahr bestand die Belohnung aus einem Scheck und einem Präsentkorb, der mit Kaffee, Tee und Nervennahrung für den Alltag gefüllt war. „Wann werden die Präsentkörbe geliefert?“

„Soweit ich weiß, morgen!“

„Perfekt, dann steht die Party ja.“ Entspannt lehnte sich Helier in seinem Bürostuhl zurück.

Es war der 8. Dezember, am Samstag, den 12. würden sie dann alle zusammen im Verlag „Weihnachten“ feiern. Ausgelassen, weniger besinnlich. Das stand ihnen allen erst mit den Familien bevor.

„Sag mal, deine Mum und ich haben uns gefragt, ob du jemanden an Heiligabend mitbringst?“

Augenrollend blickte Lioba ihren Vater an. Jedes Jahr die gleiche Unterhaltung. Konnte er es nicht endlich aufgeben?!

„Wen soll ich denn mitbringen?“

„Ich weiß nicht, gibt es denn niemanden, mit dem du dich triffst? Vielleicht öfters?“ Er konnte sich seine Unschuldsmiene wirklich sparen.

„Doch, aber das ist keine Beziehung, wenn du darauf hinaus möchtest.“ Das war eher Freundschaft Plus und ging ihre Eltern nichts an. Schon gar nicht ihren Vater, da der Herr hier im Verlag arbeitete und bei ihrer Familie kein Unbekannter war. Für sie war er ein Freund von Lioba, und das würde auch so bleiben. Für ihre Familie und für sie.

„Stört es dich denn nicht, an Weihnachten alleine zu sein?“, hakte Helier weiter nach.

„Ich bin nicht alleine. Ich habe euch. Meine Familie, reicht das nicht?“

„Wie wäre es denn mit einer eigenen Familie?“ Da drückte also der Schuh.

„Dad, keine Sorge, irgendwann wirst du Opa. Dann kannst du das alte zerfressene Weihnachtmannkostüm raussuchen und wieder Kinderaugen zum Strahlen bringen.“

„Darum geht es doch gar nicht.“ Doch, darum ging es, das sah sie an seinem Gesichtsausdruck, der eindeutig sagte: erwischt!

„Ich weiß gar nicht, warum alle immer so ein Drama daraus machen, wenn man an Weihnachten keine Beziehung hat.“

„Weil es nun mal das Fest der Liebe ist und das sollte man nicht alleine verbringen.“

„Ich bin nicht alleine!“, fauchte die junge Frau. Abwehrend hob ihr Vater die Arme.

„Okay, deine Familie reicht dir an Weihnachten, was mich ja auch freut. Ich will einfach nur nicht, dass du…“

„Dass ich nicht was? Alleine mit zehn Katzen ende?“ Liobas Ton wurde immer bissiger. Das Thema brachte sie auf die Palme. Sie entschied, wann sie eine Beziehung einging. Im Moment wollte sie keine.

„Ja, so in der Art stelle ich mir das vor. Oder, dass du irgendwann so eine Sugar Mummy wirst, die sich einen jungen Typen anlacht, der sie ausnimmt. Das wäre wirklich…“

Mit einem lauten Puff, schlug Lioba ihren Terminplaner zu und erhob sich. „Sind wir fertig?“

„Also, ich…“

„Gut, ich muss weiter arbeiten.“ Damit war die Schwarzhaarige auf dem Weg zur Tür.

„Ich schreib doch mal die Mistelzweige auf. Ich glaub wir haben einige nette Singles im Verlag. Vielleicht fällt es dir ja bei einem Kuss auf.“ Die Türklinke in der Hand, drehte sie sich ein letztes Mal zu ihrem Vater um.

„Wage es dich, und das Weihnachtsmannkostüm wird an Heiligabend als Kaminanzünder genutzt.“ Damit verschwand die junge Frau. Helier griff nach seinem Handy, das auf dem Tisch lag.

„Ja, Misses Foster? Hier ist Helier Nightingale vom Bloody Mary Verlag. Ich würde zur Weihnachtsdeko gerne 10 Mistelzweige bestellen. Danke, das war‘s.“

Kerzenschein

Ich saß am Tresen der Küche und starrte in meine leere Teetasse, als würde an ihrem Boden die Antwort auf meine Frage stehen. Seit dem Shopping-Ausflug hatte ich immer noch keine Idee für Serah.

Von Flynn wusste ich, dass er bereits einen Teil des Geschenks hatte. Mir fiel einfach nichts ein. Etwas Selbstgemachtes, das war eine schöne Idee, aber was? Was könnte meiner Freundin gefallen?

Das war wirklich schwierig, vor allem wenn man noch nicht so lange zusammen war. Natürlich hatte mich das Internet mit Ideen geradezu überhäuft. Mein Problem: Mich konnte man handwerklich nicht gerade als begabt bezeichnen. Ein gemeinsames Fotoalbum wäre nett, aber mir musste noch was Besseres einfallen. Seufzend erhob ich mich. Mit meiner Tasse schlenderte ich zum Wasserkocher, um mir einen neuen Tee aufzubrühen. Vielleicht würde mich die dritte Tasse „Christmas Dreams“ auf eine Idee bringen.

Während der Wasserkocher neben mir begann, sich zu erhitzen, hing ich das Teesieb mit frischem Inhalt in die Tasse. An die Arbeitsplatte gelehnt, ließ ich den Blick durch die Küche schweifen. Auf dem Tresen stand eine von Serahs geliebten Duftkerzen. Sie roch nach Lavendel und erfüllte damit den ganzen Raum. Der Duft war nicht aufdringlich wie eine Mottenkugel, sondern angenehm und hatte eine entspannende Wirkung. Früher standen solche Kerzen nicht in der Wohnung. Evan hatte mich gelyncht, dazu wäre es mir nie in den Sinn gekommen. Seitdem Serah und ich alleine hier lebten, stand fast in jedem Raum eine Kerze. Sie brannten aber nicht alle zur gleichen Zeit. Dies wäre eine zu bunte Mischung an Düften.

Der Wasserkocher blubberte und mit einem Klicken schnellte der Hebel nach oben. Das Wasser war fertig. Ich reagierte aber nicht. Wie gebannt starte ich auf die Flamme der Kerze. Sie tanzte leicht, hypnotisierte mich regelrecht. Es gab ein zweites Klicken, dieses Mal in meinem Kopf. Das war es. Mein Gesicht erstrahlte bestimmt gerade von dem Licht, was mir aufgegangen war. Ich würde Serah Duftkerzen schenken, die ich selber gegossen hatte. Das war die Idee. So schwer konnte das nicht sein, im Internet würde ich bestimmt eine Anleitung und alles, was ich dafür brauchte, finden. Vielleicht konnte man sie noch mit Fotos von uns versehen. Hastig eilte ich an meinen PC, um mit der Recherche zu beginnen. So gepackt von der Idee, vergaß ich sogar den Tee.

Niemand zu Hause


 

Joy to the world,

the Lord is come …“
 

Hinter ihren Notenblättern versteckt, sahen Cole und Tristan sich beschämt an. Ihre beiden Väter standen vor ihnen und sangen aus voller Kehle.

Dass die Nightingales und Shaws, gemeinsam von Tür zur Tür zogen und Weihnachtslieder sangen, war Tradition. Als Kinder hatten sie es spaßig gefunden. Es war schön, mit beiden Familien von Haus zu Haus zu ziehen und den Menschen ein Ständchen zu halten. Normalerweise waren sie dabei 10 Leute, davon waren heute allerdings nur noch vier Leute übrig.

Cole, Tristan und ihre beiden Väter, Helier Nightingale und Ben Shaw. Der Rest hatte sich abgesetzt. Coles Mutter war zu Hause, da seine beiden jüngeren Geschwister krank waren. Tristans Mutter war wegen der Arbeit verhindert. Lioba, seine ältere Schwester, hatte noch etwas im Verlag zu erledigen und seine Zwillingsschwester Kaja, arbeitet angeblich mit einer Freundin an einem Referat. Sie war hundert pro bei ihrem Boyfriend.

Also waren sie als reine Männerrunde unterwegs und ihre Väter leider nicht mehr zu zügeln. Die zwei hatten so einen Spaß daran, sich mal richtig auszutoben, dass es von Tür zur Tür peinlicher wurde. Cole machte diese Nummer jedes Jahr eigentlich nur für seine beiden jüngeren Geschwister mit. Und dieses Jahr hatte er gehofft, ein wenig Zeit mit Kaja verbringen zu können. Fehlanzeige. Stattdessen durften Tristan und er sich nun die verhunzten Weihnachtslieder anhören, die von den beiden Männern vor ihnen neu interpretiert wurden. „Joy to the World“ hatten die beiden Herren nicht in dem typischen heroischen Klang vorgesungen, sondern in eine Swingnummer mit kleiner Steppeinlage verwandelt.

Angestrengt versuchten die jungen Männer, sich einen Plan einfallen zu lassen, um zu entkommen. Bis jetzt vergebens. Immer, wenn sie sich weiter und weiter nach hinten fallen ließen, um einfach plötzlich nach der nächsten Ecke verloren zu gehen, drehten sich ihre Väter um und riefen sie zu sich.

„Lass sie uns mit dem leuchtenden Schneemann aus dem Vorgarten erschlagen. Jeder Richter spricht uns frei, wenn wir erzählen, welchen Qualen wir ausgesetzt waren“, wisperte Tristan zu Cole, während sie ihren Vätern den Gehweg entlang bis zum nächsten Haus folgten.

„Ich glaube, unsere Mütter würden sogar noch ein gutes Wort für uns einlegen. Warte mal, waren wir hier nicht letztens?“ Cole sah sich im Vorgarten um, an dem sie entlanggingen. Ja, diesen Schneemann kannte er.

„Jupp, das ist Emmets Haus.“ Spöttisch sah Tristan seinen besten Freund an. Die Party hatte er vor sechs Tagen ohne Cole verlassen, denn dieser war mit Emmets Schwester verschwunden und ward danach nicht mehr gesehen. Bis heute hatte der Blondschopf niemanden darüber eine Auskunft gegeben, was in dieser Nacht passiert war. Nicht mal Tistan.

Er zuckte immer nur mit den Schultern und drehte sich weg. Jetzt sah Cole so verschreckt aus, als wollte er flüchten. Selbst sein Schritt wurde immer langsamer. Gleich würde er Rückwärts gehen.

„Cole?“ Ben sah seinen Sohn fragend an. Auch Helier schaute fragend zu den beiden jungen Männern, die abrupt stehen geblieben waren.

„Alles okay bei dir? Du wirkst so angespannt.“

„Nein… alles gut, nur ich denke nicht, dass jemand da ist. Alles ist dunkel, wollen wir nicht zum nächsten Haus gehen?“ Neugierig hob sich Tristans Augenbraue. Da wollte jemand auf keinen Fall den Sanders begegnen. Oder vielleicht auch nur Ella nicht.

„Ach, Quatsch“, schaltete sich Helier ein. „Die Sanders machen jedes Jahr das Licht aus, in der Hoffnung, dass sie den Weihnachtssängern entgehen. Ein Grund mehr, bei ihnen anzuklingeln und ihnen Weihnachtslieder vorzusingen. Damit ihre grinchige Laune verfliegt.“Die beiden Freunde schauten Tristans Vater skeptisch an.

„Dein Vater hat auch zu viel an der Zuckerstange genascht“, zischte Cole zwischen den Zähnen.

„Nur an der Zuckerstange? Ich glaub manchmal, er schnupft Lebkuchengewürz“, wisperte der Brünette zurück, während die beiden Väter überlegten, welche Songs sie wie zum besten geben wollten.

„Meinst du, wir schaffen es noch, abzuhauen?“ Hektisch schielte Cole zu seinem besten Freund.

„Möchtest du jemanden bestimmtes nicht treffen?“ Neckisch schielte Tristan zurück.

„Nein, ich möchte mir diese Blamage ersparen.“ Mit einem Finger zeigte er auf die beiden Männer, die zur Probe einer Rockversion von „Somewhere in my memory“ anstimmten.

„Verständlich, ich glaub dir aber nicht, dass dies der einzige Grund ist.“

„Mir ist es egal, was du glaubst, lass uns endlich verschwinden, solange sie sich noch einstimmen.“

„Nur, wenn du mir sagst, was zwischen Ella und dir gelaufen ist.“

„Wieso interessiert dich das so?“ Eine Augenbraue hochgezogen betrachtete der Blondschopf seinen besten Freund. Dieser verstummte. In seinem Blick lag etwas, was Cole nicht deuten konnte.

„Also, gehen wir jetzt?“

„Jetzt kommt endlich ihr zwei. Ihr müsst auch mitproben, sonst hört es sich nicht an.“

Es war zu spät. Jeder der beiden jungen Männer bekam einen Arm seines jeweiligen Vaters um die Schulter gelegt. Zu viert ging es auf die Tür zu.

„Konzentriert euch. Zu viert klingt das besser als zu zweit. Cole, du machst den Bass und Tristan gibt auf den Knien trommelnd den Beat vor. Ihr habt aufgepasst, oder?“

Die zwei Männer warteten keine Antwort ab. Sie schoben ihre Söhne vor die Tür, rückten ihre Weihnachtsmützen zurecht und stellten sich mit geschwellter Brust neben sie.

„Okay, ich klingle“, verkündete Helier und betätigte sogleich den kleinen Knopf. Nichts regte sich im Haus, nicht mal eine Maus.

„Sie sind nicht da. Lasst uns gehen.“

„Nicht so schnell, Cole. Die brauchen immer einen Moment. Helier, klingel nochmal.“ Der Mann tat, wie geheißen. Und nochmal und nochmal. Sahen die beiden einfach nicht ein, dass niemand da war? Als Tristan und Cole abermals ansetzten, dass sie endlich gehen sollten, ging im Flur Licht an. Ruckartig wurde die Tür aufgerissen. Ella schaute mit rotem Kopf raus. Ihre Haare waren zerzaust und ihr Blick tödlich. Man sah ihr an, dass sie fragen wollte, was das hier sollte, doch Ben und Helier setzten sofort an mit dem Gesang. Die junge Frau hatte keine Chance. Tristan trommelte auf den Knien, Cole starte wie gebannt Ella ins Gesicht und bekam kaum einen Ton für den Bass raus. Die junge Frau starrte entgeistert zurück.

Warum musste er immer in solchen Situationen landen? Das Lied war kurz, doch es fühlte sie an wie eine geschmolzene Zuckerstange, die langgezogen wurde. Die Männer verstummten und Stille trat ein. Die von der quälenden Sorte.

„Ich…“, begann Ella.

„Hey, Baby…“, hinter der jungen Frau erklang eine Männerstimme. Ein großgewachsener Schrank tauchte hinter Ella auf und nahm sie in die Arme. Fragend schaute er die vier Männer mit den Weihnachtsmützen an. Zum Glück durchbrachen die Väter die folternde Stille.

„Ella, fröhliche Weihnachten. Bestellt deinen Eltern auch alles Liebe von uns. Wir dachten, sie wären auch zu Hause. Sorry für die Störung. Schönen Abend noch. Kommt, Jungs.“

Ja, gestört hatten sie, eindeutig. Cole starrte weiterhin Ella an, die verlegen zurück starrte. Erst als sein Vater ihn wieder in den Arm nahm und mitzog, bewegte er sich. Auf dem Weg zum nächsten Haus schlurften Cole und Tristan ihren Vätern hinterher.

„Na, da scheint jemand wieder mit seinem Freund zusammen zu sein“, stichelte Tristan.

„Sie waren nie getrennt“, raunzte Cole zurück. Mit einem durchdringenden Blick machte er Tristan klar, dass dieses Gespräch nun vorbei war.

„Kommt Jungs, hier ist das nächste Haus.“

„Oh, bitte nicht.“ Heute blieb ihnen auch gar nichts erspart. Hier lebte einer der Stars aus dem Footballteam der High School. Hoffentlich war er nicht zu Hause, sonst würden die beiden jungen Männer morgen in aller Munde sein.

Eis am Stiel

Das Oz, eine der bekanntesten Schwulen-Bars im French Quarter, dem feiernden Herzen New Orleans. In dieser schillernden Welt von halbnackten Körpern, die von einer Drag Queen reagiert wurde, arbeitete ich. Als stellvertretender Barchef und bestimmt einziger Mann mit heterosexueller Orientierung. Aber ich liebte die Arbeit. Die Jungs waren locker und immer für einen Spaß zu haben, genauso wie unsere Gäste. Da es auf Weihnachten zuging, war heute, am 11.12, der „Snowflake-Ball“, das Ereignis für alle Schwule in New Orleans. So schien es mir jedenfalls. Die ganze Woche waren die Jungs, inklusive Glenn, unser Barchef und ein alter Freund von mir, mit den Vorbereitungen beschäftigt gewesen. Ich hatte das Telefonische von zu Hause aus übernommen. Deko bestellen, Getränke ordern alles, was anstand.

Als ich dann heute auf die Arbeit gekommen war, betrat ich eine Winterkulisse, die so glitzerte, dass selbst Barbies Traumhaus keine Schnitte mehr dagegen hatte. Überall hingen blaue und weiße Lichterketten und glitzernde Schneeflocken.

Die Bars waren mit blinkenden Eiszapfen geschmückt, aber der wahre Hingucker waren die Barkeeper und Kellner. Jedenfalls wenn man darauf stand. Die Jungs trugen hellblaue Anzughosen, die ebenfalls mit Glitzerschneeflocken versehen waren. Dazu passende blaue Fliegen, weiße Manschetten und ihre netten schimmernden Oberkörper. Wie gut, dass ich nicht so rumlaufen musste. Mein Probetag, den ich oben ohne hinter mich bringen musste, hatte mir gereicht.

„Hey Süßer, ich wusste gar nicht, dass du heute Dienst hast!“ Gavin, einer unserer Barkeeper, begrüßte mich mit einem Zwinkern und seinem üblichen flirty Grinsen.

„Glenn braucht Unterstützung, um den wilden Haufen unter Kontrolle zu halten.“

„Meinst du damit die Gäste oder uns?“

„Drei Mal darfst du raten!“ Gavin begann zu lachen, ich verschwand in der Mitarbeiterumkleide. An meinem Spind hing mein Outfit für den Abend. Dem der Jungs ganz ähnlich, nur dass ich dazu ein Hemd und eine passende Weste tragen durfte. Vorgesetztenbonus.

Fertig umgezogen ging ich zurück zu Gavin, der gemeinsam mit mir für die vorderste Bar eingeteilt war. Das hatte ich so eingetragen, denn ich arbeitete gerne mit dem frechen Blondschopf. Außerdem konnte ich so unseren neuen Kellner im Auge behalten, der ebenfalls für unseren Bereich eingeteilt war und heute die Gäste begrüßen würde. Frosty. Der Spitzname passte zum heutigen Motto, jetzt musste es auch noch der Rest.

Als ich hinter die Bar trat, stand Gavin an den Tresen angelehnt, seine Augen verschlingend auf einen Punkt gerichtet. Wortlos stellte ich mich neben ihn und folgte seinem Blick.

„Nett…“, kommentierte ich die Aussicht. Es war ein ziemlich straffer Hintern, gehüllt in eine hellblaue Hose. Er war leicht nach hinten raus gestreckt, da der Rest des Hinterns gerade einen Tisch wischte. Es war der Hintern des neuen Kellners.

„Ob sein Popsicle auch so zum Anbeißen ist?“ Gavins Worte waren ein Schnurren.

„So heiß, wie du bist, schmilzt es, bevor du es kosten kannst!“

„Hrhrhrhr… nicht so frech.“ Ich wurde mit einem Geschirrtuch geschlagen, was mich zum Lachen brachte.

„Komm mal her, deine Fliege sitzt ganz schief.“ Ohne meine Antwort abzuwarten, stellte sich der Blondschopf vor mich und richtete meine Fliege. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass die Jungs hier gerne auf Tuchfühlung gingen, vor allem Gavin. Sie blieben dabei brav und wollten mich meist nur necken.

„Benutz deine Finger lieber, um die Sektflaschen zu öffnen. Die Tore öffnen sich bald und unsere Gäste möchten angemessen empfangen werden.“

„Ist ja gut. Ich gehe schon auf die Knie.“ Typisch Gavin. Frech grinsend kniete er sich hinter die Theke, um den Kühlschrank zu öffnen und mir die Flaschen anzureichen. Ich konnte mir vorstellen, wie es von der anderen Seite aussehen musste. Kopfschüttelnd, dennoch schmunzelnd, schielte ich zur Seite und blickte in zwei leuchtend blaue Augen. Frosty war fertig mit dem Abwischen der Tische. Mit dem Lappen in der Hand starrte er mich an. Das Gesicht… was war das für ein Ausdruck? Angepisst?

Eine Sektflasche tauchte vor mir auf und ließ mich wieder nach vorne blicken.

„Nimm endlich an.“

„Ähh... ja.“ Ich stellte die Sektflasche auf den Tresen und sah erneut zu dem neuen Kellner. Er war verschwunden. Ich fand ihn ein paar Tische weiter, die er nun ebenfalls abwischte. Was hatte dieser Blick zu bedeuten?

Punkt 18 Uhr öffneten Glenn und ich die Türen der Bar. Draußen stand schon der Mob und wartete wild durcheinanderredend darauf, endlich eintreten zu dürfen. Als unsere Gäste hereinströmten, wirkte es wie beim Black Friday.

Alle wollten nur eins: nicht die besten Angebote, sondern die besten Plätze. Unsere Drag- Queens führten heute eine ihrer Shows auf, komplett abgestimmt auf Winter und Weihnachten. Für dieses Event verkaufte, das Oz Eintrittskarten, deren Erlös für einen guten Zweck gespendet wurde.

Um den besten Blick auf die Show zu haben, wollten natürlich alle nach vorne. Zum Glück verhielten sich die Jungs gesittet. Es wurde nicht geschubst, gekratzt oder gehauen. Sie nahmen sich sogar im schnellen Vorbeihuschen ein Glas Sekt oder Champagner mit, die unsere Kellner, ordentlich an der Seite aufgestellt, auf Tabletts servierten.

Glenn und ich blieben am Eingang stehen und begrüßten alle herzlich. Unsere Stammgäste grüßten herzlich zurück. So häufig wurde ich nur selten gedrückt, jedenfalls an einem Tag und von so vielen verschiedenen Leuten. Rasch war die Bar gefüllt. Unsere Gäste hatten sich ebenfalls herausgeputzt, sodass der Laden noch mehr schimmerte.

An der Bar arbeiteten Gavin und ich auf Hochtouren. Einen Drink nach dem anderen stellten wir fertig und gaben ihn raus. Ab und an stießen wir mit einigen Gästen an, dann ging es weiter im Text. Frosty und Jamie schwebten mit ihren Tabletts durch den Empfangsbereich, in dem sich unsere Bar befand. Bei uns war es schon stressig, ich wollte nicht wissen, wie es im Showroom aussah. Glenn und die anderen rotierten bestimmt.

„Gavin, ich brauch den Rum.“

„Ich den Wodka.“ Gut abgestimmt ließen wir die Flaschen über die Arbeitsfläche rutschen. Wir waren einfach ein eingespieltes Team. Ich stellte Jamie gerade zwei Piña Colada und vier Kurze auf das Tablett, als ich wieder diesen eisigen Blick aus dem Augenwinkel wahrnahm. Frosty wartete auf seine Bestellung, die Gavin gerade fertigstellte. Statt auf ihn zu achten, starrte er aber wieder mich an. Hatte er irgendein Problem? Jamie nahm das Tablett mit, ich wand meinen Blick direkt Frosty zu, der seinen Blick schnell abwandte. Als wäre mir sein Blick nicht aufgefallen. Vollpfosten.

Eine Stunde nach Einlass begann die Show, wodurch es bei uns an der Bar ruhiger wurde. Die Gäste hatten sich in den Showroom zurückgezogen, den sie ziemlich anheizten. Man hörte es an der Geräuschkulisse aus Gelächter, Pfiffen und Musik.

Am Eingang des Raumes standen Gavin und ich. Der Blondschopf hatte seinen Kopf auf meine Schulter gelegt. Die Show war der Hammer. Ich war immer wieder darüber erstaunt, wie gut die Jungs in ihren Kleidern aussahen, von denen die meisten so sehr glitzerten, dass man erblinden könnte.

„Ich brauch mal was zu trinken, was ist mit dir? Nochmal schnell Aqua tanken, bevor die Pause beginnt und sie wieder unsere Bar stürmen.“ Gavin schielte mit seinen großen grünen Augen zu mir hoch.

„Klingt gut. Danke.“ Der Blondschopf ging zurück an die Bar, um Wasser zu holen. Ich schaute weiter die Show, bis sich jemand neben mich stellte, der eindeutig nicht Gavin mit dem Wasser war. Der eisige Blick lag wieder auf mir, und diesmal erwiderte ich ihn genauso eisig zurück. Ich ließ nicht oft den Vorgesetzten raushängen, außer man kam mir doof. Wie Frosty, der mir direkt in die Augen blickte.

„Hast du ein Pr…“

„Seit wann schlaft ihr miteinander?“ Mit geweiteten Augen schaute ich unseren neuen Kellner an. Der nahm eindeutig kein Blatt vor den Mund.

„Bitte was?“

„Verkauf mich nicht für doof. Gavin und du, seit wann pennt ihr miteinander?“

„Gar nicht. Wie kommst du darauf.“ Ich war total überfordert gerade. Dachte Frosty echt, Gavin und ich hätten was miteinander? Hatte man mich bei ihm noch nicht geoutet? Aber mal davon abgesehen, wieso reagierte er so heftig deswegen?

„Erzähl doch nicht. Ich hab euch beobachtet. Ihr zwei seid so innig zusammen…“

„Stopp. Ich weiß nicht, was du dir in deinem Köpfchen zusammenreimst aber Gavin und ich haben nichts miteinander.“ Jetzt wurde ich deutlich. Nicht weil es mich nervte, dass Frosty dachte, zwischen uns lief was. Seine Art nervte mich. Der Blick des anderen wurde noch eisiger. Langsam kam er einen Schritt auf mich zu. Okay, nun stellte ich mich ebenfalls auf. Pech, Schneeflöckchen, ich war einen halben Kopf größer und immer noch sein Vorgesetzter.

„Raus mit der…“

„Frosty? Was machst du da?“ Gavin war neben uns aufgetaucht und sein Blick wanderte zwischen uns hin und her. Die Spannung war spürbar. Sie erfüllte die Atmosphäre.

„Pennst du auch mit dem? Mit wem pennst du hier noch?“ Jetzt schoss der Blonde auf Gavin ein. Was war denn hier los? Lief da was zwischen den beiden?

„Psst… brüll nicht so.“, zischte der andere Blonde und schielte zu beiden Seiten. Die Gäste bekamen noch nichts mit. Das sollte auch so bleiben.

„Ich soll nicht so brüllen? Du vög…“

„Jetzt bleib ruhig!“ Gavins Augen funkelten Frosty warnend an, der sofort verstummte.

„Ich hab nichts mit Flynn. Flynn kommt vom anderen Ufer.“

„Das weiß ich auch… halt was? Meinst du jetzt unser Ufer, als anderes Ufer oder das andere Ufer?“ Ernsthaft, schlau schien, der neue Kellner nicht zu sein.

„Ich fische nach Meerjungfrauen, nicht nach Meermännern. Wobei, fischen tue ich auch nicht mehr, ich hab schon meinen perfekten Fang“, mischte ich mich ein.

Musternd schaute mich der neue Kellner von oben bis unten an.

„Warum arbeitet Mann als Hetero in einer Schwulenbar?“

„Weil das Stellenangebot gut war. Ich geh zurück zur Bar, dann könnt ihr das klären, was auch immer „das“ zwischen euch ist.“ Im Vorbeigehen nahm ich Gavin mein Wasser aus der Hand, das ich hektisch aufdrehte. Wasser half nicht, ich brauchte jetzt einen Schnaps.

Manchmal war es anstrengend, mit männlichen Zicken zu arbeiten. Wobei… die fand man auch außerhalb einer Schwulenbar. Pünktlich nach Ende der Pause kamen Frosty und Gavin zurück. Unserer Bar wurde gestürmt, also schickte ich die beiden direkt los, neue Getränke aus dem Lager zu holen. Das ein oder andere ging uns langsam aus. Glenn unterstütze mich währenddessen. Ich war gerade dabei, zwei Moscow Mule zu mixen, als Glenn sich nach den anderen beiden erkundete.

„So lange kann es doch nicht dauern, ein paar Getränke zu holen. Wir brauchen das Zeug. Schau mal bitte, wo die beiden bleiben.“ Nickend gab ich die beiden Drinks ab und schlüpfte hinter der Bar hervor. Eilig schob ich mich durch die Mengen Richtung Lager.

„Sagt mal, wo….“, ohne zu zögern, hatte ich die Tür geöffnet. Was sich mir bot, war einer dieser Augenblicke, die man sofort vergessen wollte, sich aber für immer auf die Netzhaut einbrannten.

Ich sage nur so viel: Jetzt wusste Gavin, welchen Geschmack Frostys Eis am Stiel hatte. Das hatte er bestimmt auch schon vorher gewusst. Ohne darauf zu warten, dass die beiden etwas sagten, ging ich rückwärts wieder raus. Die Tür ging zu, ich eilte zurück zur Bar.

„Wo sind die zwei?“, fragte mich Glenn, während ich mir den nächsten Schnaps einschüttete.

„Kommen gleich“, sagte ich nur knapp und kippte mir den Klaren herunter. Hoffentlich würde er die Bilder löschen können, aber vermutlich würde ich dafür mehr brauchen.

Weihnachtstraditionen

Wutschnaubend riss Lioba die Schublade ihres Schreibtisches auf. Mit einer eindeutigen Geste landete das Gestrüpp darin, dann wurde sie zugeknallt. Sie hatte ihrem Vater ausdrücklich gesagt, er sollte keine bestellen. Als sie dann heute Morgen als erstes im Verlag angekommen war, um a die Jahresendbesprechung vorzubereiten, hatte die junge Frau die Mistelzweige entdeckt. In der Deko, die schon überall für die Party hing, waren sie unauffällig platziert worden. Sie hatte es sich gespart, beim Floristen anzurufen. Sie wusste, dass dies kein Fehler war. Helier hatte sie bestellt, nur um sie zu ärgern, da war Lioba sich sicher. Gerne würde sie ihren Vater dafür einen Kopf kürzer machen, aber nicht heute, wenn alle Mitarbeiter da waren. Das Hühnchen würde sie die Tage unter vier Augen mit ihm rupfen.

Jetzt ging sie in den Konferenzraum, um die Besprechung vorzubereiten. Danach würde die Weihnachtsfeier im Untergeschoss des Verlags stattfinden, wo es einen Raum genau für sowas gab, den sie heute als erstes inspiziert hatte. Ihr Gefühl hatte sie nicht getäuscht. Sie hatte das vorgefunden, was sie erwartet hatte, im Gegensatz zu ihrem Vater.

Helier trudelte als zweites ein. Mit fragendem Gesicht betrat er den großen Konferenzraum.

„Guten Morgen.“, begrüßte Lioba ihn und lächelte, obwohl sie ihm lieber ins Gesicht gesprungen wäre. „Morgen, Liebes. Sag mal, warst du schon unten im Raum?“

„Nein. Wieso, stimmt was nicht? Ist die Deko nicht so, wie wir sie bestellt haben?“. Ihr Vater zögerte. „Nein, nein. Alles schon wie jedes Jahr. Wollte nur wissen, ob du es dir auch schon angeschaut hast?“. Von wegen. Ihm fehlten die Mistelzweige, das konnte er aber nicht sagen, sonst würde Helier sich verraten.

„Alles fertig für die Besprechung?“

„Ja. Laptop und Beamer laufen, Kaffee ist fertig, Donuts und Muffins stehen bereit. Fehlen nur noch die Mitarbeiter. Aber die haben auch noch eine halbe Stunde Zeit.“

„Dann genießen wir noch einen Moment die Ruhe? Kaffee, Liebes?“

„Gerne, Dad.“

Die Jahresendbesprechung lief ab wie jedes Jahr. Ihr Vater und sie bedankten sich bei allen für ihre tolle Arbeit, es wurden Kennzahlen besprochen und neue Buchprojekte vorgestellt. Aber eigentlich saßen die alle auf heißen Kohlen, da sie nur auf eins warteten: Den Beginn der Weihnachtsfeier. Der krönende Abschluss des Jahres.

Zum Glück war Helier niemand, der lange schwafelte. Nach gut zwei Stunden gingen sie alle gemeinsam runter in den „Festsaal“, wie er betitelt wurde. Man musste schon sagen, die Deko haute einen dieses Jahr wieder mal um. Es war nicht kitschig, es war einfach weihnachtlich. Es hingen Girlanden aus Tannengrün an den Wänden, die mit Lichterketten umwickelt waren. Auf den Tischen standen Gestecke aus Christsternen und Steckpalmen. In einer Ecke prangte ein Weihnachtsbaum, der in Rot geschmückt war. Darunter standen die Präsentkörbe, für jeden Mitarbeiter einen. Es wurde Sekt verteilt, damit sie alle gemeinsam anstoßen konnten.

„Auf Weihnachten und auf einen feuchtfröhlichen Abend“, prostete Helier allen zu. Gläser klirrten, es wurde gelacht und dann entstand Stille, da sie alle an ihren Gläsern nippten.

„Bevor wir zum festlichen Teil übergehen, werden wir uns erstmal stärken. Haut rein, das Buffet kann geplündert werden.“ Dies ließ sich niemand zweimal sagen. Der ganze Verlag schien sich gleichzeitig zum Bufett aufzumachen. Gesittet. Die Tische waren nicht mit einer Sitzordnung versehen, jeder konnte sich hinsetzen, wo er wollte. Zu Beginn sammelten sich die Abteilungen meist geschlossen an einem Tisch, später waren sie alle kunterbunt im Raum verstreut.

Lioba setzte sich neben Seth, den Leiter der Personalabteilung. Die beiden kannten sich seit der Uni und waren privat befreundet. Mit Vorzügen. Helier saß bei den Grafikern. Die Geräuschkulisse im Raum änderte sich von wildem Geschnatter zur gefräßigen Stille.

Nachdem sich alle rund gegessen hatten, kam der spaßige Teil. Die Abteilungen führten ihre „Weihnachtsdarbietungen“ vor, die sehr kreativ waren. Die IT hatte das Krippenspiel umgeschrieben. Nun lag ein Tablet statt eines Babys in der Krippe und die drei Könige kamen ganz bestimmt nicht mit Weihrauch, Gold und Myrre.

Die Grafiker hatten die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens als Bilderpräsentation neu aufgelegt. Im Stil des Verlags, daher war die Geschichte viel blutiger und ging nicht ganz so gut aus wie im Original.

„Das könnten wir doch nächstes Jahr auf den Markt bringen“, schlug Helier seiner Tochter vor, die derselben Meinung war.

Die Finanzabteilung legte einen Schuldenplan für den Weihnachtsmann dar und die Personalabteilung hatte sich mit dem Arbeitsrecht für Elfen befasst. Die Lektoren waren die letzten an der Reihe, sie gaben einen Sketch zum Besten, in dem sie Wunschzettel Korrektur lasen. Das ganze Programm dauerte bestimmt gut zwei Stunden, was sich nicht so anfühlte. Dafür amüsierten sie sich alle viel zu sehr und tranken dabei kräftig. Die Kellner waren auf Zack. Kaum war das Glas geleert, wurde es schon ausgetauscht oder aufgefüllt.

Nach dem Programm begann die Band zu spielen, doch das war nicht alles. Auch die Ehepartner und Lebensgefährten der Mitarbeiter trafen ein, ebenso die Autoren des Verlags. Die Party war für alle gedacht. Jedenfalls bei denen, die in einer Beziehung waren.

Lioba holte sich gerade ein neues Glas Rotwein, als ihre Mutter neben ihr auftauchte. Lilith begrüßte ihre Älteste liebevoll und verschwand dann zu ihrem Mann. Die Schwarzhaarige nahm einen großen Schluck von ihrem Rotwein. Ihre Wangen glühten. Die Menge des Alkohols hatte eine wärmende Wirkung und eine leicht benebelnde dazu. Die ganzen Paare, um sich zu sehen, war einfach frustrierend. Sie wollte keine Beziehung, doch an Festen wie Weihnachten zog das „Alleinsein“ sie trotzdem runter. Ab und an.

„Na, ganz alleine heute Abend?“ Zusammenzuckend sah die junge Frau zur Seite, um sich gleich darauf ein Augenrollen zu verkneifen. Dylan Miles. Perfekte sitzende blonde Haare, leuchtend braune Augen, charmantes Lächeln, sodass sie ihm am liebsten vor die Füße gekotzt hätte. Das konnte sie aber nicht, denn er war Autor im Verlag. Seine Bücher verkauften sich gut, weshalb sie ihn nicht vergrätzen durfte.

„Das gleiche könnte ich Sie fragen. Heute keinen weiblichen Fan dabei, der Sie anhimmelt?“ Zum Glück verstand er es nie, wenn sie ihn höflich angriff. Er fand es eher charmant. Idiot. Auch jetzt lachte er charmant und stellte sich noch näher an die junge Frau heran.

„Ich hatte gehofft, Sie hier zu treffen.“

„Damit ich Sie anhimmle?“ Und wieder affiges Gelächter. Mit einem genervten Blick zur Seite trank die Schwarzhaarige schnell ihr Glas aus. Sie musste hier weg, bevor der Heini noch näher kam. Dylan wollte etwas erwidern, doch schnell stellte Lioba ihr leeres Glas auf die Theke und entschuldigte sich. Sie müsste mal wohin. Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte sie aus dem „Festsaal“.

In der sicheren Frauentoilette atmete sie erstmal tief durch. Dylan Miles hatte von Anfang an Interesse an ihr gezeigt. Aber es war unprofessionell, mit „Kunden“ in die Kiste zu steigen. Außer sie waren heiß, charmant und man konnte einfach nicht anders. Das traf auf den eingebildeten Affen nicht zu. Wenn sie schon mal hier war, konnte sie auch direkt für kleine Mädchen gehen. Je länger sie weg war, desto höher war die Chance, dass Miles im Gespräch mit jemand anders verwickelt war. Hände waschen, danach noch einen Blick in den Spiegel und die Lippen nach ziehen. Nicht für den Affen, für sich. Lioba machte sich gerne schick. Erhobenen Hauptes verließ sie die Frauentoilette und erstarrte.

„Da sind Sie ja endlich. Ich dachte schon, Sie hätten sich davongeschlichen.“ Der Lackaffe stand auf dem Flur, direkt vor der Toilette. Er hatte wirklich auf sie gewartet. Das konnte doch nicht sein?!

„Was…“

„Lassen wir die Floskeln. Wir wissen beide, dass zwischen uns die Wunderkerzen knistern. Lassen wir es zu. Ich erzähle es auch niemandem. Ich weiß, dass Sie nichts mit Autoren im Verlag anfangen sollen, aber ich kann schweigen wie ein Grab.“ Langsam, mit ekelhaftem erregtem Blick kam Miles auf Lioba zu. Sie konnte nicht weg. Die Toilettentür im Rücken, nach vorne hin kein Ausweg.

„Ich habe etwas mitgebracht.“ Ruckartig hob der Lackaffe eine Hand. Darin einen Zweig. Lioba starrte auf das Gestrüpp über sich.

„Tradition darf man nicht brechen“, hauchte Miles und spitze schon die Lippen. Sie trafen weiche warme Haut, die aber keine Lippen waren. Lioba hatte ihm zwei Finger auf die kussbereiten Lippen gelegt.

„Das ist kein Mistelzweig. Das ist eine Stechpalme.“ Langsam wanderte ihr Blick von dem Zweig, zum verdutzten Gesicht des Mannes. „Das verwechseln ziemlich viele Menschen. Schade, aber aus der Tradition wird wohl nichts.“

Breit lächelnd mit zuckenden Schultern, schob die junge Frau den Lackaffen mit den Fingern an dessen Lippen zurück und eilte davon. Miles ließ sie auf dem Flur stehen. Mit eiligen Schritten erklomm Lioba die Treppen. Sie wollte gerade nicht zurück auf die Party. Sie brauchte einen Moment, in der Hoffnung, dass Miles endlich ging, oder sich ein anderes Opfer suchte. Erleichtert seufzend schloss sie die Bürotür hinter sich. Die Tischlampe erleuchtete den Raum spärlich. Erschöpft sank der Frauenkörper in den Bürostuhl.

Warum gab es so viele Idioten auf der Welt? Wie sollte man da eine anständige Beziehung finden, wenn man eine wollte? Die Augen geschlossen, genoss Lioba die Ruhe, bis ein Klopfen an der Tür ertönte. Fragend schaute zu dieser. Miles konnte es nicht sein, er hatte keinen Zutritt zu diesen Räumlichkeiten. Die Tür öffnete sich. Seth lehnte sich an den Türrahmen und schaute die junge Frau schmunzelnd an.

„Hast du das mitbekommen?“ Er nickte, sein Grinsen wurde noch breiter.

„Dieser Idiot“, fauchte Lioba und schüttelte sich angewidert.

„Komm wieder mit auf die Party, wir trinken uns noch einen.“ Lioba wollte sich erheben, stoppte aber in der Bewegung. Ihre Schublade. Langsam wanderten die Augen zu dem Mann, der darauf wartete, dass sie mit ihm kam. Die Schublade wurde geöffnet. Zarte Finger holten einen der Mistelzweige hervor, die zuvor dort versteckt wurden.

„Seth?“ Lioba hielt den Mistelzweig über sich. Aufreizend hatte sie sich in ihrem Stuhl zurückgelehnt. Man konnte nicht genau sagen, auf welchen Teil ihres Körpers der Mistelzweig gerichtet war.

„Hast du Lust auf eine Weihnachttradition?“ Der Schwarzhaarige lächelte, trat aus dem Türrahmen und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

Voll in der Hand

Ich hatte mir tagelang das Hirn zermartert, was ich Sofia zu Weihnachten schenken sollte. Warum hatte ich mich auf diese dumme Idee eingelassen? Selbstgemachte Geschenke. Ich war nicht der kreativste Mensch, vom Handwerklichen ganz zu schwiegen. Mein einziges Talent war Kochen, was ich jeden Tag übernahm. Also nichts Besonderes.

Meine Rettung war Emily. Vor einigen Tagen hatte sie mir den Rettungsring zugeworfen. Gemeinsam war ich mit der Kleinen durch die Stadt gebummelt. Mit rauchendem Kopf folgte ich Emily durch einen Bastelladen, da sie neue Stifte brauchte. Doch statt Stiften hatte sie mir Schmucksteine hingehalten.

Komische runde Glasplättchen, die man mit Fotos in eine Fassungen klebte. Caboirgendwas. Da war die Idee in mich eingeschlagen, wie ein Blitz. Schmuck. Selbstgemachte Schmuckstücke mit Bildern von uns. Von ihr und Emily, von uns dreien und nur uns beiden. Es gab so viele Möglichkeiten. Kettenanhänger, Ringe, Armbänder und Ohrringe zum selber herstellen. In verschiedenen Größen und Formen.

Emy und ich hatten gefühlt den halben Laden leergekauft. Den Tag danach suchten wir Fotos heraus, die ich auf das passende Format zuschnitt und in einem Fotoladen ausdrucken ließ. Ein Tipp aus dem Internet. Genauso, wie die Fotos vorher mit einem Lack zu behandeln, damit sie den Kleber besser vertrugen.

Die fertig entwickelten Bilder lagen nun vor uns auf dem Tisch. Ich schnitt sie mit voller Konzentration aus und Emy entschied, welches ich für einen Ring, eine Kette oder ein Armband verwenden sollte. Die Ohrringe waren klar, die hatten nur eine Größe. Holy shit, so eine Frickelarbeit war normalerweise mein absoluter Horror. Aber für Sof stand ich es durch.

„Die werden so schön“, sagte Emy. Ihre Augen strahlten beim Betrachten der Fotos.

„Wie wäre es, wenn wir dir auch ein Paar Ohrringe machen?“ Ich hielt die Fassungen an das kleine Ohr des Mädchens.

„Die würden dir auch ziemlich gut stehen.“

„Wirklich, darf ich auch welche haben Evan?“ Emys Augen strahlten noch mehr, wenn das überhaupt ging.

„Wieso nicht? Ohrlöcher hast du ja. Dazu eine passende Kette, Mylady?“ Diesmal hielt ich einen der Anhänger vor Emilys Hals.

„Oh ja. Aber ich kann den Schmuck gar nicht tragen, sonst weiß Sofia ja schon, was wir ihr schenken.“

„Stimmt. Dann musst du leider bis Weihnachten warten. Das schaffst du, oder? Wir suchen für dich andere Fotos raus. Eins mit Laura?“ Dies war Emys beste Freundin.

„Ja! Darf ich Laura auch welche zu Weihnachten schenken?“ Seufzend verdrehte ich die Augen. Das bedeutete für mich, nochmal in den Laden zurückzukehren und neue Schmuckbausteine zu kaufen und erneut Fotos auszudrucken. Fing man einmal damit an, hörte man nicht mehr auf.

„Bitte, Evan?“ Zwei große, leuchtende Augen kamen immer näher und sahen mich so hoffnungsvoll an, dass ich einfach nicht anders konnte. Emily hatte mich voll in der Hand, schlimmer als ihre große Schwester.

„Ja, wir machen auch welche für Laura.“

„Danke Evan, du bist der Beste.“ Liebevoll drückte die Kleine mich. Lächelnd legte sich mein Arm ebenfalls um Emily. Am Anfang des Jahres hätte ich niemanden geglaubt, der mir erzählt hätte, wie mein Jahr endete. Mit einer Familie. Das waren meine Freundin und ihre kleine Schwester für mich geworden. Meine Familie.

„So, weiter im Text, sonst werden wir nie fertig. Nachher platzt Sof noch in unserer Bastelaktion herein.“

„Ach, die ist shoppen. So schnell kommt die nicht wieder.“ Ich konnte nicht anders, ich musste lachen.

Gekritzel

„Immer noch keine Idee für Kaja?“ Tristans Augen waren auf den Bildschirm gerichtet. Ein Zombie griff an. Der Avatar schoss ihm gezielt zwischen die Augen. Cole saß neben Tristans Bett, seinen Zeichenblock auf den Knien, den Bleistift über das Papier führend.

„Nein, leider nicht.“ Seufzend ließ er den Bleistift sinken und sah zu seinem besten Freund, der am Schreibtisch saß.

„Ist auch nicht mehr wichtig, oder? Nach Ella?“

„Was soll das heißen?“ Coles Stimme war eindeutig gereizt. Der Brünette pausierte sein Spiel und drehte sich zu dem Blondschopf um.

„Was soll was? Ich bin nicht mit Ella in die Kiste gesprungen, obwohl ich angeblich jemand anderen Liebe. Dazu hat Ella auch noch einen Freund.“ Cole war nicht der Einzige, der gereizt war. Tristans Augen sprühten fast Funken, so sehr funkelten sie vor Zorn.

„Oh, auf einmal stört es dich, wenn ich mit jemanden anderen schlafe? Ich dachte, dich würde es freuen, wenn ich mir Kaja aus dem Kopf schlage? Du scheinst doch immer ein Problem damit zu haben?“ Manchmal verstand Cole seinen besten Freund kein Stück. Erst war er angefressen, weil er sich in seine Zwillingsschwester verliebte. Orientierte er sich um, war es auch nicht in Ordnung.

„Ich will nicht, dass du Kaja verletzt.“

„Dumme Ausrede. Kaja weiß nicht, was ich für sie empfinde und sie hat einen Freund. Ich glaube kaum, dass es sie interessiert mit wem ich ins Bett gehe.“

„Also warst du mit Ella im Bett?“

„Warum interessiert dich das so?“ Cole legte seinen Zeichenblock bei Seite und schaute Tristan gebannt in die Augen. Was war das? Lag darin Furcht? Nein, er musste sich irren. Die lauten Stimmen waren verstummt. Schweigend saßen die beiden jungen Männer da. Jeder starrte woanders hin, in seine eigenen Gedanken vertieft.

„Ich hab nicht mit Ella geschlafen.“ Cole war der Erste, der das Schweigen brach. Seufzend fuhr er sich durch die blonden Haare. Tristan schaut erstaunt seinen besten Freund an.

„Wie, ihr habt nicht...? Warum hast du es nicht einfach gesagt?“

„Oh bitte, als hätte sich einer von euch damit zufriedengeben. Ihr hättet es mir entweder nicht geglaubt, oder nachgebohrt, wieso nicht.“ Okay, damit hatte Cole recht, denn es lag Tristan auf der Zunge, ihn zu fragen. Dies sah der Blondschopf seinem besten Freund im Gesicht an.

„Wir waren zu betrunken. Außerdem hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen ihrem Freund. Die zwei hatten vorher Streit.“ Langsam stand Tristan auf. Er ließ sich neben dem Blondschopf nieder.

„War das der Grund, wieso sie dich mit hoch genommen hat?“

„Ich vermute. Dann hat sie sich es doch anders überlegt“, sagte Cole und lachte kurz auf.

„Warum warst du dann so lange oben? Ich hab bestimmt zwei Stunden gewartet?“

„Wir haben geredet, bei einer Flasche Wein, die Ella in ihrem Zimmer hatte.“

„Über was?“, fragte Tristan neugierig.

„Das bleibt geheim, zwischen Ella und mir“, stellte der Blonde klar. Gut, damit musste Tristan leben.

„Kannst du mir jetzt sagen, wieso du so zickig warst?“ Aufmerksam musterte Cole den Brünetten. „Und keine Ausreden.“

„Ich...“, begann Tristan zögernd. Den wahren Grund, konnte er Cole nicht erzählen. Nicht jetzt. Nicht in diesem Moment. Er musste sich schnell was einfallen lassen.

„Ich möchte einfach nicht, dass du dich in Abenteuer wirfst, die dir nichts bringen.“ Klang das glaubwürdig? Coles Blick zu urteilen, war er nicht überzeugt.

„Ich meine, du bist in Kaja verliebt, es bringt dir nichts, wenn du dich mit anderen ablenkst. Danach bist du nur gefrustet und bist immer noch nicht mit der Frau zusammen, die dir am Herzen liegt.“ Ganz überzeugt schien der Blondschopf nicht, aber er schluckte es fürs Erste.

„Vielleicht sollte ich es mir aus dem Kopf schlagen. Kaja wird mich nie so sehen, wie ich sie. Die Idee mit dem Geschenk war totaler Bullshit.“ Cole lehnte den Kopf an das Bett und starrte zur Decke. Er sah verzweifelt aus. Seufzend ließ Tristan den Blick durch das Zimmer wandern. Mit was konnte er seinen besten Freund aufmuntern. Sein Blick blieb an Coles Zeichenblock hängen. Es war eine Skizze von ihm: Wie er vor der Diskussion an seinem Schreibtisch saß und zockte.

„Die ist wirklich gut. Darf ich?“ Tristan hielt den Block hoch. Mit der Geste fragte er, um Erlaubnis, sich die restlichen Skizzen anzusehen.

„Klar“, sagte Cole, ohne den Brünetten anzusehen.

Vorsichtig blätterte er die Seiten des Zeichenblocks um. Es waren so viele Zeichnungen, und einige Momente erkannte Tristan wieder. Die nächste Zeichnung zeigte Kaja. Sie musste sich in diesem Moment in der Bücherei der Schule aufgehalten haben. Das Fenster, an dem sie stand, war ein Hinweis darauf. Es sah so echt aus, obwohl es nicht farbig war. Kajas Blick war verträumt. Ihr übliches Lächeln nicht zu sehen. Sie wirkte ruhig und sehnsüchtig, statt fröhlich und voller Energie, wie üblich. Kaum einer kannte seine Zwillingsschwester so. Die meisten würden sie nicht erkennen. Cole sah Kaja aber so. Er kannte diese Seite von ihr. Oft hatte sie sich dem Blondschopf anvertraut, wenn ihr etwas auf dem Herzen lag. Zaghaft strichen seine Finger über die Zeichnung.

„Das solltest du Kaja schenken?“

„Was? Das Gekritzel?“ Unverständlich schaute Cole Tristan an.

„Das ist kein Gekritzel. Das ist dein Blick auf Kaja. Du siehst sie. Nicht nur ihre fröhliche Seite, sondern auch ihre nachdenkliche. Du kennst Kaja. Das solltest du ihr schenken. Ausgedrückt durch deine Zeichnungen.“ Tristan drückte dem Blondschopf seinen Zeichenblock zurück in die Hand.

„Ich würde mich darüber freuen.“ Lächelnd klopfte er seinem besten Freund auf die Schulter und stand auf. Die Zombies warteten.

Am Eisregal

Mit auf den Kopf gezogener Kapuze stieg ich aus meinem Dakota. Es regnete, und für New O Verhältnisse war es kalt. Um nicht klatschnass zu werden, eilte ich über den Parkplatz zum Supermarkt. Der Grund, der mich nach draußen trieb, war meine kleine Hexe und ihr Heißhunger auf Eis. Wir hatten Eis zu Hause, doch leider nicht die Sorte, nach der es ihr gelüstete. „Cone Together“ von Ben und Jerry‘s. Eine neue Sorte, und sehr beliebt. Daher war dies schon der dritte Supermarkt, den ich anfuhr, um meiner schwangeren Freundin ihren Wunsch zu erfüllen.

Drinnen zog ich die Kapuze ab und schüttelte mich kurz, um die Nässe loszuwerden. Ich hoffte, dass ich hier fündig wurde. Meine Lust, noch einen Supermarkt anzufahren, war wirklich gering. Schnurstracks führte mein Weg zu den Kühltruhen. Sie waren voll mit Tiefkühlzeug.

Gemüse, Pizza, Pommes, Fleisch und Eis. Hoffnungsvoll suchte ich nach der gewünschten Eissorte, zwischen der riesigen Auswahl, die der Laden bot. Ben und Jerrys hatte ich schon mal gefunden, jetzt brauchte ich nur noch das „Cone Together“. Ich sah es nicht, was Verzweiflung in mir aufsteigen ließ. Ich wollte nach Hause, stattdessen sah ich mich den nächsten Supermarkt anfahren. Mein Blick huschte von oben bis unten über das Kühlregal. Ganz unten erblickte ich den Heiligen Gral.

„Yes!“ Was für ein Glück, die letzte Packung. Endlich konnte ich nach Hause fahren. Das Eis in meinen Händen, schloss ich die Tür des Kühlregals. Ab zur Kasse.

„Schmeckt das Eis gut?“ Eine zarte Stimme erklang neben mir. Fragend blickte ich in die Richtung und schaute ins Leere. Da spürte ich ein Zupfen an meinem Bein. Mein Blick wanderte nach unten.

„Du, sag doch mal, wie schmeckt das Eis?“ Ein kleines Mädchen mit blonden Haaren stand neben mir. Neugierig schaute sie mich an.

„Öhhhmmm... ich weiß nicht. Das ist nicht für mich.“

„Achso. Ich finde, das Eis sieht immer sehr lecker aus. Auch die Verpackungen sind so schön bunt.“ Der Blick der Kleinen, fiel auf die Eispackungen im Kühlregal.

„Ben und Jerry´s schmeckt gut, aber wie die Sorte ist weiß ich gerade nicht. Tut mir leid.“

„Welche magst du den am liebsten?“

„Die mit dem Keksteig.“ Ich zeigte auf die Verpackung.

„Ja, das sieht lecker aus.“

„Maya? Maya wo bist du? Verdammt, Maya!“ Ein weiblicher Teenager kam zu uns geeilt. Sie war vielleicht 14 und schien die große Schwester der Kleinen zu sein.

„Ich hab dir gesagt, du sollst bei mir bleiben. Ich hab dich im ganzen Laden gesucht.“

„Ich hab den Mann nur nach dem Eis gefragt.“ Die Kleine zeigte auf mich, ich lächelte.

„Ich hab dir schon so oft gesagt, du sollst nicht fremde Leute ansprechen“, rügte das Mädchen die Kleine.

„Tut mir leid, wenn Maya sie belästigt hat.“

„Alles gut, sie hat mich ganz höflich gefragt, ob das Eis schmeckt.“

Verlegen schaute das Mädchen mich an. Die Zwei sahen nicht verwahrlost aus, ich konnte mir trotzdem vorstellen, aus welchen Verhältnissen sie kamen.

Nichts Ungewöhnliches für meine Heimatstadt. Hier lebten viele Familien in Armut.

„Verabschiede dich, Maya. Mama wartete zu Hause auf uns.“

„Können wir ihr nicht ein Eis mitbringen. Das würde ihr schmecken.“ Deswegen die Frage.

„Nein Maya, du weißt, das geht nicht.“

„Aber...“

„Maya“, ermahnte das Mädchen die Kleine. Traurig schaute die Kleine zu Boden. Meine Brust verkrampfte sich bei diesem Anblick.

Traurig verabschiedete sich Maya von mir und schlurfte mit ihrer Schwester davon. Ich blickte den beiden Bedröppelten hinterher.

Mein Blick fiel wieder auf das Eisregal. Ohne weiter zu überlegen, nahm ich einen Pint „Cookie Dough“ heraus.
 

Hinter der Kasse wartete ich mit den beiden Eis-Pints in der Hand. Da sah ich beiden Schwestern, wie sie ihre Einkäufe bezahlten. Langsam trat ich auf Maya zu, bevor die beiden aus dem Supermarkt treten konnten.

„Hier, lasst es euch schmecken. Und nicht alles auf einmal.“ Auf den Knien gab ich dem kleinen Mädchen das Eis. Ihre Augen strahlten voller Glück. Ich sah, dass ihre Schwester was sagen wollte, doch ich schüttelte den Kopf.

„Fröhliche Weihnachten.“ Mit dem Pint für meine kleine Hexe eilte ich zum Auto. In meinen Gedanken sah ich die leuchtenden Augen von Maya.

Gute Nachtgeschichte

„Ash, ich habe gesagt, du sollst den Laptop ausschalten und Zähne putzten. Ich bringe Oli ins Bett, danach möchte ich dich in deinem vorfinden.“

Cole schloss die Zimmertür hinter sich. Pubertierende Mädchen waren so ätzend sein. Heute spielte er den Babysitter. Seine Eltern waren bei Freunden eingeladen.

Oli war kein Problem. Er war acht Jahre alt und tat alles, was Cole sagte. Der Junge schaute zu seinem großen Bruder auf. Cole selber war mit acht ganz anders gewesen.

„Fertig, Großer?“, fragte Cole, beim Betreten des Zimmers. Oliver lag brav in seinem Bett. Das Licht war ausgeschaltet, die einzige Lichtquelle war die kleine Sternenlampe auf dem Nachttisch.

„Ja. Ich habe Zähne geputzt, siehst du?“ Der Junge präsentierte seine sauberen Beißerchen.

„Die sind so sauber, die blenden einen.“ Spielerisch hielt Cole seine Hand vor die Augen, als würde er sie schützen. Oli lachte.

Cole deckte seinen kleinen Bruder ordentlich zu und setzte sich dann auf die Bettkante. Mit einem kurzen Blick checkte er, ob alles da war, was Oliver brauchte. Eine Flasche Wasser auf dem Nachttisch, das Fenster war gekippt und der Kuschelaffe in Olis Arm.

„Gute Nacht, Großer. Schlaf gut.“ Kurz streichelte der Blondschopf seinem kleinen Bruder über den Kopf und wollte sich dann aus dem Zimmer zurückziehen. Oliver hatte andere Pläne.

„Erzählst du mir noch eine Geschichte?“

„Eine Geschichte?“ Verwundete sah Cole Oli an.

„Bist du dafür nicht zu alt? Ich dachte, du liest vorm Einschlafen?“

„Ja, wenn Mum mich ins Bett bringt, aber du erzählst immer so tolle Geschichten. Bitte, Cole!“

Unsicher kratzte sich der Blondschopf am Kopf. Das letzte Mal hatte er Oliver vor zwei Jahren eine Gutenachtgeschichte erzählt. Jetzt hatte er keine Idee.

„Was möchtest du denn hören?“

„Eine Weihnachtsgeschichte. So eine, wie die Geschichten, die Dad schreibt.“ Ihr Vater war Horrorautor. Seine Eltern würden Cole lynchen, wenn er seinem kleinen Bruder so eine Geschichte erzählte.

„Großer, ich glaube das ist nicht das richtige zum Einschlafen.“

„Och, bitte Cole. Ich krieg keine Angst, versprochen. Ich bin Acht und glaube nicht mehr an Monster unterm Bett. Ich weiß, das sind nur Geschichten.“ Verdammt, wie sollte er seinem kleinen Bruder bei dem Blick was ausschlagen? Er fand schon etwas, was für Olivers Alter geeignet war, und was seinen kleinen Bruder nicht nachts zu ihren Eltern ins Bett kriechen ließ.

„Okay, mach mir mal Platz.“ Damit legte sich der Blondschopf neben seinen kleinen Bruder.

„Du weißt doch, dass Tristans Familie Nikolaus feiert?“

„Ja, am 6. Dezember.“

„Genau. Der heilige Nikolaus kommt, um den Kindern eine Belohnung in die Stiefel zu füllen. Aber nur den Kindern, die artig sind. In manchen Ländern kommt der Nikolaus allerdings nicht alleine.“

Coles Stimme wurde immer gedämpfter. Hinein mischte sich ein mystischer Klang.

„Er wird begleitet vom Krampus, der sich den Kindern annimmt, die unartig waren. Er soll von riesiger Gestalt sein. Statt auf Füßen schreitet er auf Hufen des Wegs entlang. Sein Unterkörper ist der einer Ziege. Schreckliche Klauen zieren seine Finger. Eine Teufelsfratze ist sein Gesicht, mit langen scharfen Fangzähnen. Seine roten Augen funkeln dämonisch. Er wird begleitet von fiesen Gesellen, die nur Unruhe stiften.“ Oliver hatte sich die Decke eine wenig höher gezogen.

„Was macht er mit den Kindern, die unartig sind?“

„Die Kinder, die nicht hören möchten und den Geist von Weihnachten nicht ehren, nimmt er in seinem Sack mit. Wo er sie hin bringt, das weiß niemand genau.“

Cole war Oli ganz nah gekommen. Eine kurze Pause und mit einem Wahhh, packte er seinen kleinen Bruder und kitzelte ihn.

„Aufhören... lass das!“ Oli und Cole lachten zusammen, bis der Ältere seine Hände wegzog. „Und jetzt schlaf schön.“ Liebevoll streichelte er nochmal den Kopf seines kleinen Bruders. Ein Kuss auf die Stirn, dann schaltete Cole das Licht aus und verließ das Zimmer. Zeit, die Zicke ins Bett zu schicken.
 

Es war mitten in der Nacht, als jemand Cole aus seinem Schlaf rüttelte. Müde schaute der Blondschopf auf. Zwei gestalten standen vor seinem Bett. Eine Große und eine Kleine. Er schaltete das Licht an. Seine Augen brauchten eine Weile, bis sie erkannten, wer ihn geweckt hatte.

„Mum? Was ist los. Warum stehst du mit Oli hier?“

„Das ist dein Problem“, schnaubte seine Mutter und verließ das Zimmer. Oli schaute seinen großen Bruder verlegen an. Seinen Stoffaffen im Arm.

„Was ist los, Großer?“

„Ich kann nicht schlafen, ich hab Angst, dass der Krampus mich holt.“ Shit, jetzt konnte er die Reaktion seiner Mutter verstehen.

„Oli, warum sollte er dich mitnehmen?“

„Ich hab letztens zwei Kekse aus der Dose geklaut, obwohl Mum es mir verboten hatte. Ich wollte bei Mum und Dad schlafen, aber als ich ihnen erzählt habe, wieso ich nicht schlafen kann, nahm Mum mich mit zu dir. Kann ich bei dir schlafen?“ Cole war zu müde seinem kleinen Bruder zu erklären, dass der Krampus ihn nicht wegen zwei Keksen mitnehmen würde. Oder, dass er gar nicht existierte. Der Blondschopf hob seine Bettdecke und machte Platz. Oli krabbelte zu Cole ins Bett.

„Ich beschütze dich, vor allem. Auch vorm Krampus.“ Aneinandergekuschelt schliefen die beiden Brüder ein. Kurz vorm Einschlafen schwor sich Cole, er würde nie wieder Gruselgeschichten erzählen.

Wie ist der?

„Der ist zu klein!“

„Bist du dir sicher? Der ist so groß wie Luke.“

„Er ist zu klein!“

„Wer? Luke, oder der Baum?“ Lachend schaute Evan zu dem Blonden, der ihm den Mittelfinger zeigte. Ich prustete. Eines musste man Evan lassen, die Frage war gut.

„Luke, wäre es der richtige Baum für Serah und dich? Der würde sich gut machen im Wohnzimmer.“

„Mhmhmh... ich find ihn nicht buschig genug. Er sieht kahl aus.“

Prüfend besah Evan den Baum. Er hielt ihn mit einer Hand fest und drehte ihn ein Mal.

„Hast recht. Weg mit ihm.“ Damit landete der Baum bei den anderen. Gemeinsam schlenderten wir weiter und begutachteten die Auswahl.

„Wie groß soll denn euer Baum werden?“, fragte Evan.

„Ich hab schon an zwei bis zweieinhalb Meter gedacht.“

„Seid ihr kürzlich in einen Palast gezogen?“

„Nein, aber in eine Wohnung mit ziemlichen hohen Decken. Und eurer?“ Bevor Evan antworten konnte, begann Luke zu lachen. Irritiert schauten wir ihn an.

„Sorry, aber das klang wie ein alte Männer-Gespräch. Zwei Familienväter, die seit Jahren gemeinsam Weihnachtsbäume kaufen.“

„Das sind wir ja auch ein wenig. Evan hat Emily, bei Lizzy und mir ist Nachwuchs unterwegs. Möchtest du auch in unseren Club eintreten?“

„Vorerst nicht, aber haltet mir einen Platz frei.“

„Dir doch immer. Der sieht gut aus.“ Ich trat auf eine große Tanne zu, die am Zaun lehnte. Sie war gut zwei Köpfe größer als ich. Schön buschig gewachsen. Ich nahm den Baum in die Hand und stellte ihn aufrecht neben mich. Jupp, er war eindeutig größer als ich.

„Was sagt ihr?“ Prüfend betrachteten meine beiden besten Kumpel den Baum.

„Also ich sage, der passt. Luke, was meinst du?“

„Ich würde den nehmen.“

„Super. Einen Baum haben wir, fehlen nur noch zwei.“

„Wie bekommst du das Monstrum nach Hause?“, informierte sich Evan.

„Mit dem Dakota. Der passt auf die Ladefläche.“ Wofür fuhr ich sonst einen Pick-up?

„Nächstes Jahr wird das nicht mehr gehen?“

„Wieso?“ Unverständlich blickte ich zu Evan.

„Flynn, ernsthaft. Ein Pick-up mit Single Cab ist kein Familienauto. Ist der Bra... das Krümelchen da, brauchst du eine Familienkutsche. Sowas wie Luke. Einen schönen großen SUV.“

„Lizzy hat einen Familienwagen. Ich denke, einer reicht“, versicherte ich Evan. Ich liebte den Dakota. Ich hatte in dem Ding fahren gelernt.

„Und wenn Liz unterwegs ist und du mit dem Krümel wegfahren möchtest?“

„Dann planen wir es so, dass ich Lizzys Wagen habe und sie meinen. Ich kauf mir kein neues Auto. Eher könntest du dir mal ein Auto kaufen, damit dich Luke und Sofia nicht immer überall hinfahren müssen. Einen Lappen hast du ja.“

„Wozu, ich habe Chauffeure.“

„Danke, du kannst deinen Baum nach Hause tragen.“ Luke drehte sich um und setzte die Suche nach seinem Baum fort.

„Ach komm Luke, das war nur ein Witz.“ Wie einen Schatz trug ich meinen Baum hinter den beiden her.
 

Nach einer halben Stunde waren auch Evan und Luke fündig geworden. Wir bezahlten unserer drei Bäume und kehrten zu den Autos zurück. Ohne Probleme legte ich mein Prachtexemplar auf die Ladefläche des Dakotas. Mit ein paar Gurten sicherte ich ihn. Er sollte bei der Fahrt nicht rumrutschen. Als ich meine Ladung fertig gesichert hatte, schaute ich zu den anderen beiden.

„Braucht ihr Hilfe? Sieht aus, als würdet ihr Tetris mit Bäumen spielen.“

„Geht schon.“ Evan versuchte gerade, den zweiten Baum in den Kofferraum zu schieben. Es würde nicht passen. Entweder die beiden Bäume oder Evan. Aber alle drei könnte Luke nicht mitnehmen.

„Wie gut, wenn man einen Pick Up mit einer großen Ladefläche hat“, neckte ich Evan, der langsam verzweifelte.

„Wir sprechen uns wieder, wenn der Braten da ist.“ Dieses Wort, wie ich es hasste.

„Ich wollte dich gerade fragen, ob wir deinen Baum bei mir einladen und ich dich nach Hause fahre, aber jetzt... nein!“ Damit drehte ich mich um und stieg in mein Auto.

„Flynn, komm schon. Ich hab es nicht so gemeint. Es war ein Witz. Bitte nimmt mich mit. Ich möchte den Baum nicht nach Hause schleppen.“ Meine Autotür fiel zu. Ich startete den Motor.

„Flynn?“ Ich parkte den Dakota aus und fuhr winkend an Luke und Evan vorbei. Die entgeisterten Gesichter waren Gold wert.

„Flynn, dass kannst du nicht bringen. ALTER!“

Teuflisch lachend fuhr ich vom Parkplatz, auf dem ich meine Freunde entsetzt schauend zurückließ. Ich fuhr nicht nach Hause. Ich würde nur eine Runde um den Block fahren. Aber den Denkzettel brauchte Evan eindeutig.

Lass uns tanzen!

Ein weiterer Freitagabend, eine weitere Party. Diesmal nur offizieller. An der High School fand der jährliche „Christmas Ball“ statt. Den ganzen Tag über waren die Mädchen gackernd und aufgeregt durch die Flure gehuscht.

Nun war es Abend und die Schüler strömten, wie aus dem Ei gepellt, in die Sporthalle. Dort fand der Ball statt, unter Aufsicht der Lehrer, was jedoch keinen Schüler davon abhielt, seine Bowle ein wenig zu tunen. Von wegen „striktes Alkoholverbot“.

Voller Stolz führten die Jungs ihre herausgeputzten Dates am Arm über den Parkplatz. Auch Cole hatte sein Date am Arm und schritt mit ihm auf den Eingang der Halle zu. “Tristan, hör auf, an deinem Gesteck zu zupfen, sonst lässt es noch die Blätter hängen.“

„Das konntest du dir nicht verkneifen oder?“

„Es gehört doch zum guten Ton, seinem Date ein Blumengesteck mitzubringen.“ Der Blondschopf zwinkerte Tristan zu. Beide waren in einen schicken schwarzen Anzug gekleidet. Tristan hatte ein weißes Hemd an, Cole ein dunkelrotes. Mit irgendetwas musste er aus der Reihe tanzen.

Die zwei Freunde waren letztes Jahr schon zusammen zum Ball gegangen, was einige Gerüchte aufbrodeln ließ, die wiederum von anderen Gerüchten abgelöst wurden. So war das an der High School.

Cole und Tristan gingen zusammen zum Ball, nicht, weil sie keine weibliche Begleitung gefunden hätten. Sie wollten beide keine. Tristan war durch und durch zurückhaltend, was Mädchen anging. Cole hatte einfach keine Lust, einem Mädchen den Hof zu machen, für das er nichts Tieferes empfand. Von oberflächlichen Dates, die in Knutschereien und ab und an in mehr endeten, aus denen jedoch nie etwas Festes wurde, weil die Mädels einfach nur ein Abenteuer erleben wollte, hatte er die Nase voll. Da tanzte er lieber mit seinem besten Freund. Das einzige Mädchen, mit dem er hier sein wollte, war mit ihrem Schleimerfreund da.

Die Turnhalle war winterlich geschmückt. Eiskristalle, Schneemänner, weiße Tannen, als wäre man zu Besuch bei der Schneekönigin. Die eigene Schulband spielte Weihnachtslieder. Aber nur die ersten zwei Stunden, dann wurden sie von einem DJ abgelöst. Wenigstens hatte sich das Jahr Üben gelohnt.

„Na, ihr zwei Hübschen? Auch endlich da?“ Steve tauchte mit zwei Bechern Bowle in der Hand neben Tristan auf.

„Du fängst ja früh an. Hast du einen Flachmann flüssige Zuckerstange dabei?“

„Psssttt... verrat doch nicht die Überraschung. Kommt, wir haben dahinten zwei Tische. Die anderen sind mit ihren Ladys auch schon da.“ Steve nickte in eine Richtung. Der Rest des Schwimmteams winkte ihnen zu.

Steve war mit Harper hier. Sie trafen sich seit einigen Wochen. Zaine hatte Zoey als Begleitung dabei. Seit ihrer Geburt lebten sie nebeneinander und waren Freunde. Zwinker, zwinker. Dylan, Isaac und Ellan waren mit ihren Langzeitfreundinnen hier. John war alleine. Und, ohne böse zu klingen, es passte zu ihm. Er sah nicht schlecht aus, aber mit seiner Art vergraulte er einfach alles, was weiblich war. Zum Glück war er eine Frohnatur und ließ sich davon nicht herunterziehen.

„Wir holen uns vorher was zu trinken.“

„Beeilt euch.“ Steve eilte zum Tisch, Cole und Tristan schlenderten zum Büffet.

Die Bowle wurde vom Coach des Footballteams bewacht. Keiner würde sich trauen, Alkohol hinein zu kippen. Brauchten sie auch nicht. Das konnten sie an den Tischen direkt in die Becher tun. Bis jetzt war die Lehrerschaft nicht auf die Idee gekommen, die Schüler zu durchsuchen. Wie gut, dass die meisten Väter einen Flachmann zu Hause hatten.

„Na sieh mal einer an, wenn das nicht das Traumpaar des Schwimmteams ist.“ Mit vielsagenden Blicken schauten sich Tristan und Cole an. Die beiden jungen Männer mussten sich nicht mal umdrehen. Sie wussten, wer sie dumm anquatschte.

„Hey Bradley“, grüßten die beiden Freunde einstimmig den Schrank hinter ihnen. Tristan hielt die beiden Becher, Cole füllte sie. Bradley, Runningback und Tristans Laborpartner, bekam keinerlei Aufmerksamkeit.

„Na, benetzt ihr euch die Kehle vorm Flötenkonzert?“

„Hast du den Spruch nicht letztes Jahr schon gebracht? Ist das genug?“ Immer noch machte sich keiner der beiden die Mühe, den Schrank hinter ihnen zu beachten. Cole hängte die Kelle am Rand der Bowlenschüssel auf und nahm Tristan seinen Becher ab.

„Bis dann, Bradley. „ Ohne den anderen auch nur einmal angesehen zu haben, gingen die beiden.

„Ihr… ihr zwei...“ Nun drehten sie sich doch zu dem Schrank um. Bradley war sichtlich verärgert und schien nach Worten zu ringen. Bestimmt wollte er ihnen einen weiteren dummen Spruch an den Kopf werfen, aber dem „Genie“ fiel keiner ein.

„Sieht aus, als wäre seine Festplatte abgestürzt“, bemerkte Tristan.

„Meinst du, er hat sowas?“, fragte Cole. Die Freunde schauten sich an und begannen zu lachen.

„Was wollte Bradley von euch?“, erkundigte sich Steve direkt, als sie sich bei ihm, Harper, Zain und Zoey am Tisch niederließen.

„Seine Angst vor Schwulen preisgeben.“ Cole stellte seinen Becher vor Steve, damit er ihm etwas von der flüssigen Zuckerstange hinein füllte.

„Denkt der echt, ihr wärt ein Pärchen?“, fragte Harper und kicherte.

„Jeder weiß doch, dass es nur eine Masche von euch ist.“

„Eine Masche?“ Skeptisch schaute Tristan die junge Frau an.

„Ja, um Mädels aufzureizen, oder?“

„Was bringst uns das als Anmache, wenn alle wissen, dass wir kein Pärchen sind?“

„Es gibt ja nicht nur die Mädchen von unserer Schule in dieser Stadt“, warf Harper ein.

„Das ist Schwachsinn. Wir wollen niemanden damit anbaggern. Jetzt sag auch mal was!“ Tristan knuffte dem Blondschopf auffordernd in die Seite, der gerade einen Schluck von seiner getunten Bowle nehmen wollte.

„Wieso? Mir ist es vollkommen egal, über was sich hier das Maul zerrissen wird.“

„Stimmt. Du bist ja auch derjenige, über den hier die meisten schlüpfrigen Gerüchte kursieren“, gab Steve seinen Senf dazu. „Und nie stimmst du diesen zu oder streitest sie ab.“

„Wozu? Die Leute glauben eh nur das, was sie glauben möchten. Und dies ist meist weit entfernt von der Wahrheit. Aber um meinen Lebensabschnittsgefährten in Schutz zu nehmen: Das ist keine Masche und wir machen auch nicht auf Pärchen. Wir sind zwei Freunde, die zusammen auf eine Feier gehen. Punkt. Zufrieden?“ Nein, Tristan war nicht zufrieden, das zeigte sein muffeliger Gesichtsausdruck.

„Dass Cole keine Masche braucht, hat er bei Emmets Party bewiesen. Ella war hin und weg von dir.“ Zain sah den Blondschopf an und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Nicht schon wieder das Thema.

„Ich glaube auch nicht, dass Cole so eine Masche braucht. Die meisten Mädchen hier an der Schule geben es nicht zu, aber insgeheim wünschen sie sich ein kleines Abenteuer mit dem Schulrebellen.“ Zoey zwinkerte Cole zu. Zains Augen verengten sich zu Schlitzen.

„So ein Pech für sie alle, dass Cole nur auf eine steht.“ Zains Bemerkung ließ beide Mädchen zu ihm sehen. Dieser Arsch, er würde doch nicht… Warnend funkelte Cole seinen Kumpel an. Auch Steve und Tristan ermahnte Zain mit ihren Blicken. Das waren Gespräche unter ihnen, und dort sollten sie auch bleiben.

„Wen? Los sagt schon. Ist es jemand von unserer Schule?“

„Los, Zain. Du kannst sowas nicht andeuten und dann nichts sagen.“ Die beiden Mädchen bedrängten den jungen Mann, dem durch die Blicke seiner Teamkollegen klar wurde, dass er zu weit gegangen war.

„Sorry, Ladys. Bro-Secret.“

„Oh nein, so redest du dich jetzt nicht aus. Cole, auf wen stehst du?“ Zoey wirkte wie ein Vampir im Blutrausch. Tratschgeil, eindeutig. Sie würde sich nicht zufriedengeben, ehe sie einen Namen hatte. Ob er einfach irgendeinen nennen sollte? Nein, sowas flog immer auf. Jemand anders rettete Cole davor, eine Antwort geben zu müssen. Direktor Phillips stand auf der Bühne und eröffnete den Ball feierlich mit einer seiner viel zu langen Reden. Die Hoffnung, dass die Mädels danach nicht mehr auf dem Thema herumritten, strich Cole direkt. Aus der Nummer kam er nicht raus, außer er flüchtete.

Phillips verließ die Bühne mit der Schulband. Nun war der DJ an der Reihe, Musik zu machen und die Party würde richtig losgehen. Augen rollend lehnte sich Zoey auf den Tisch. „Ich dachte schon, Phillips findet nie ein Ende. Also, Cole...“

„Lass uns tanzen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, stand Cole auf, ergriff Tristans Hand und zog ihn auf die Beine.

„Warte, was?“ Bevor der Brünette wusste, was los war, stand er schon auf der Tanzfläche, die sich füllte. Schockiert schaute er Cole an, der ihm zuzwinkerte.

„Komm schon, lass uns ein bisschen Spaß haben, auch wenn die Musik zu wünschen übrig lässt.“ Er mochte einfach Metal.

Gerade lief ein Song mit der Aussage, dass es einem besser ging, wenn man tanzte. Er hatte einen guten schnellen Rhythmus, zu dem man prima die Hüften bewegen konnte.

Was kaum einer von dem Blonden wusste: Er hatte mit seiner Mutter einen Tanzkurs besucht. Es war ein Geschenk gewesen. Sein Vater hatte sich rausgeredet, also hatte Cole seine Mutter begleitet. Mal schauen, was er noch konnte.

„Hör auf den Song. Denk nicht drüber nach, beweg einfach deinen Körper.“ Mit einem heißen Hüftschwung kam Cole näher an Tristan ran. Seine Hände legte er an dessen Seiten und tanzte ihn an. Tristan war gezwungen, sich mitzubewegen.

Am liebsten wäre der Brünette im Boden versunken oder hätte seinem besten Freund den Kopf abgerissen. Peinlich berührt bewegte er sich mit. Ging ja nicht anders. Sein Blick fiel nach links und rechts. Alle anderen um sie herum beachteten sie gar nicht. Sie waren selber mit Tanzen beschäftigt, stellte Tristan erleichtert fest. Zögernd platzierte sich seine Hände auf Coles Schultern. Konzentriert schaute der Brünette auf ihre Füße. Er konnte nicht tanzen, doch Cole führte ihn und so kam er allmählich in den Rhythmus. Es machte sogar Spaß. Tristan vergaß Stück für Stück alles um sich herum. Es gab nur noch Cole und ihn und ihren ausgelassenen Tanz.
 

Die Stimmung war ausgelassen, der DJ animierte die Schüler, durch seinen Party-Mix zu tanzen. Doch langsam wurde es Zeit für etwas Ruhiges. Was wäre ein Ball ohne Kuschelsong? Als die ersten langsamen Klänge den Raum erfüllten, wurde es ruhig auf der Tanzfläche. Schüchterne Blicke und zaghafte Lächeln wurden ausgetauscht. Die ersten Körper schmiegten sich eng aneinander. Tristan erkannte den Songs sogar. Er hatte ihn eine Zeitlang täglich gehört: Come Away with me.

„Sollen wir eine Pause machen?“ Tristan drehte sich ab, um die Tanzfläche zu verlassen, doch Cole hielt ihn an der Hand fest.

„Nicht kneifen! Jetzt wird es doch kuschelig.“ Der Blondschopf zog den Brünetten in seine Arme und nahm Tanzhaltung ein. Sachte führte er Tristan übers Parkett. Dieser wusste nicht so ganz, was er machen sollte. Cole in die Augen schauen oder gar seinen Kopf auf dessen Brust legen. Zaghaft und unsicher tat er Letzteres. Seine Augen schlossen sich. Wohlig versank er in der Nähe des anderen. Seines besten Freundes. Seiner...

Cole sagte nichts dagegen. Er lehnte seinen Kopf an den von Tristan, so war es bequemer. Seine Augen starrten über zwei Paare hinweg, zu Kaja. Sie sah so schön in ihrem dunkelgrünen Kleid aus, das mit schwarzer Spitze besetzt war. Auch sie tanzte. Leider mit dem Falschen. Wie es sich wohl anfühlte, mit ihr so eng zu tanzen? In Gedanken machte Cole einen Schritt zurück. Dabei stieß er gegen jemanden. Er wollte sich entschuldigen, doch als er sah, wer hinter ihnen stand, erstarb die Entschuldigung in seinem Hals.

„Na, ihr zwei Süßen? Guckt mal was ich für euch habe.“ Bradley hielt etwas über Cole und Tristan. Gleichzeitig schauten sie nach oben. Es war ein Mistelzweig. Den hatte er bestimmt vom Fotostand geklaut.

„Na, kein Bussi für den Liebsten? Ist euch wohl doch zu peinlich, was? Lieber treibt ihr es beide heimlich in der Dusche der Schwimmhalle.“ Bradley lachte über seine eigenen, nicht lustigen Sprüche. Alle anderen um sie herum schauten irritiert auf die Szene. Der Rest des Schwimmteams kam näher, bereit ihre beiden Jungs aus der Scheiße zu hauen. Tristan blickte beschämt zu Boden. Coles Augen funkelten Bradley an, der immer noch lachte. Wie er den Typen verabscheute.

„Du findest dich lustig? Pass auf, dass dir dein Lachen gleich nicht im Hals stecken bleibt.“ Er wollte sie provozieren, das konnte der Blondschopf auch. Ohne Scheu legten sich seine Lippen auf die seines besten Freundes. Ein Raunen erfüllte den Raum. Alle Augen starrten auf Tristan, der errötete unter dem Kuss, den Cole ihm gab. Bis auf die Musik hörte man nichts mehr. Cole hatte recht gehabt, sogar Bradley war sein Lachen im Hals stecken geblieben.

Ein Braten

Der Braten war im Ofen. Dies war keine Anspielung auf unseren Krümel, die Evan immer wieder so nett verwendete. Ich meinte einen echten Braten, für Lizzy und mich.

Heute war unser letzter gemeinsamer Abend. Morgen flog meine kleine Hexe nach L.A., um dort mit ihrer Familie Weihnachten zu feiern. Ich blieb bei meiner Familie in New Orleans.

Bei dem Gedanken, ohne meine Freundin Weihnachten zu feiern, wurde mir das Herz schwer. Aber es ging dieses Jahr nicht anders. Nächstes Jahr würden wir dann alle zusammen hier feiern. Mit unserem Krümel.

Der Tisch war gedeckt. Das Licht aus. Unser Weihnachtsbaum erhellte das Wohnzimmer und schaffte dadurch diese ganz besonders gemütliche Atmosphäre. Hier und da spendeten auch Kerzen Licht.

Das fertige Bettchen präsentierte sich im Schein des Baumes. Grand, Dad und ich hatten langen über den Anstrich nachgedacht. Es war ein klassisches Weiß geworden. Die Matratze stammte aus einem Babygeschäft. Die Strickdecke hatte Granny gezaubert.

Daneben lag ein zweites Geschenk. Dieses war nur für meine kleine Hexe bestimmt. Es war eine selbstgenähte Quiltdecke. Okay, ich hatte sie nicht ganz alleine genäht. Meine Mutter war Schneiderin, und da ich keinen Plan vom Nähen hatte, griff sie mir unter die Arme.

Auf die Decke hatte ich Bilder gebügelt. Von Lizzy und mir. Bilder von unseren Geburtstagen, Urlauben und Partys. Dazu die drei Ultraschallbilder des Krümels. Ich war so nervös. Hoffentlich gefielen meiner kleinen Hexe ihre Geschenke.

Dass heute schon Bescherung für sie war, ahnte sie nicht. Eigentlich hatten wir vereinbart, Geschenke auszutauschen, wenn Lizzy aus L.A. zurückkam. Dies hier war eine Überraschung. Das Essen und die Geschenke. Mir spielte in die Hände, dass Lizzy sich mit Sofia und Serah traf. Nochmal eine Runde quatschen, bevor sie weg war. So hatte ich alles, in Ruhe vorbereiten können: Das Bett und die Decke bei meinen Eltern abholen und das Essen vorbereiten. Ich war nicht untalentiert in der Küche, aber ein Braten war eine Herausforderung. Da war der andere Braten leichter zu fertigen, wobei ich das so niemals äußern würde. Schon gar nicht vor Evan.

Zu dem Rinderbraten gab es traditionell Mashed Potatoes, Maisbrot, Ofengemüse und Soße. Granny hatte einen Pumpkin Pie gebacken. Den typischen Eggnog verkniff ich mir. Lizzy durfte nicht und ich wollte ihr keinen vortrinken. Als Ersatz gab es den Lieblingstee meiner kleinen Hexe.

Damit die Atmosphäre komplett war, durfte die passende Musik nicht fehlen. Diese dudelte schon beim Kochen aus dem Lautsprecher. So kam ich in die richtige Stimmung.

Zum Glück schrieb mir meine Freundin eine Nachricht, dass sie sich auf den Heimweg machte. Das verhinderte, dass sie in die letzten Vorbereitungen platzte. Diese nahm ich an mir vor.

Ein Hemd und eine rot-weiß gestreifte Fliege zierten meinen Oberkörper. Schwarze Hose und eine Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf.

Pinguinsocken an den Füßen. Da stand Lizzy besonders drauf. Wenn wir schon vorfeierten, dann auch in einer anderen Hinsicht.

Als die Tür aufging, stand ich schon parat. Mit einem Lächeln empfing ich meine kleine Hexe, die ziemlich verdutzt dreinblickte. „Hey Liebling, ich hoffe du hast Hunger.“

In der Weihnachtsbäckerei

Ein verführerischer Plätzchenduft lag in der Luft. Die Küche war voll mit Blechen, auf denen Zimtsterne, Cream Cheese Cookies und Lebkuchenmänner darauf warteten, verziert zu werden. Die ganze Familie Shaw war vergnügt dabei, die Weihnachtsnaschereien herzustellen. Alle Shaws? Nein. Cole saß betrübt am Küchentisch und bestrich die Zimtsterne lustlos mit Eischnee, bevor sie in den Ofen kamen.

Nach dem Kuss war Tristan aus der Turnhalle geflüchtet. Er hatte seinen besten Freund aufhalten wollen, aber ohne Erfolg. Seitdem reagierte Tristan auf nichts. Keinen Anruf, keine WhatsApp oder E-Mail. Er ignorierte Cole.

Das mit dem Kuss sollte ein Scherz sein. Er hatte nicht geahnt, dass Tristan so empfindlich reagierte.

„Bist du fertig mit dem Blech?“ Alice Shaw stand hinter ihrem ältesten Sohn und schielte ihm über die Schulter.

„Mhmhhm…“, brummte dieser und legte den Pinsel in der Schüssel ab.

„Was ist los, Cole? Seit du Freitagabend nach Hause gekommen bist, bläst du Trübsal. Was ist auf dem Ball passiert?“ Liebevoll platzierte sie ihre Hände auf den Schultern des Blondschopfs.

„Nichts“, sagte er knapp und bewegte die Schultern, damit seine Mutter die Hände wegnahm.

„Teenager!“ Genervt stöhnend schnappte diese sich das Blech. Klar, jetzt hieß es wieder Teenager, er hatte nicht darum gebeten, mit zu backen.

„Lass den Grinch, Ali, sonst klaut er den Zuckerguss, um uns Weihnachten zu vermiesen.“ Vernichtend blickte Cole seinen Vater an, der mit Ash am Küchentresen saß. Gemeinsam verzierte sie die Cream Cheese Cookies mit Zuckerperlen. Seine Schwester lachte ihm frech ins Gesicht.

„Lasst Cole in Ruhe.“ Wenigstens stand ihm einer zur Seite. Oliver setzte sich neben seinen großen Bruder an den Küchentisch. Vor dessen Nase schob er einen großen Teller unverzierter Lebkuchenmänner. Oli malte sie gerne mit Cole an. Er fand, dass sein großer Bruder es so toll konnte. Hoffnungsvoll schaute der Junge den Blondschopf an. Dieser nahm sich seufzend einen der schmackhaften Gebäckkerle und schnappte sich den nächsten Pinsel, der in einer Schüssel mit weißem Zuckerguss lag. Stumm begann er, auf dem Plätzchen zu malen. Oliver nahm sich ebenfalls einen Lebkuchenmann. Schweigend verzierten Cole und Oli ihre Männchen, während die anderen Familienmitglieder quatschten und Weihnachtslieder anstimmten.

„Was ist los mit dir?“, fragte Oli. Seine Stimme war ganz leise. Nur Cole hörte sie.

„Ach...Tristan redet gerade nicht mit mir. Mach dir keinen Ko...“

„Warum? Habt ihr euch gestritten?“

Wollte er wirklich mit seinem acht Jahre alten Bruder seine Probleme besprechen? Oli wirkte nicht so, als würde er lockerlassen. Seufzend legte der Blondschopf seinen Lebkuchenmann zurück auf den Teller.

„Ich weiß es nicht. Anscheinend habe ich ihn verärgert, was ich nicht wollte.“ Er redete wirklich mit seinem jüngeren Bruder darüber. Das durfte man niemanden erzählen.

„Dann entschuldige dich.“

„Würde ich gerne, geht aber nicht. Er reagierte auf keine meiner Nachrichten oder Anrufe.“

Nachdenklich schaute Oli auf den Teller mit den Lebkuchenmännern. Entschlossen nahm er einen und hielt ihm seinen großen Bruder hin.

„Dann schrieb ihm nicht mit dem Handy.“ Fragend schaute Cole von Oli zum Lebkuchenmann in dessen Hand. Was...? Oh, jetzt verstand er.
 

Es war Abend, als Cole am Haus der Nightingales klingelte. Ob Tristan da war? Ob er ihn sehen wollte? Bevor er genauer darüber nachdenken konnte, öffnete sich die Tür.

„N’Abend Cole.“ Helier Nightingale grinste den Blondschopf an. „Bevor du fragst, Tristan ist nicht da. Möchtest du auf ihn warten?“ Der Vater seines besten Freundes zeigte ins Haus.

„Nein, ich...ich wollte nur was für ihn dalassen. Geben sie ihm es, wenn er wieder da ist?“ Cole überreichte dem Schwarzhaarigen eine rote Papiertüte.

„Okay, soll ich ihm was ausrichten?“

„Nein, alles was er wissen muss, steht da drin! Schönen Abend noch.“ Damit drehte der Blondschopf sich um und machte sich auf den Heimweg.

In der Tüte war ein Lebkuchenmann. Er lachte nicht, wie der Rest seiner Brüder. Er schaute traurig. In seinem Arm steckte ein Zahnstocher, an dem ein Zettel befestigt war. Darauf standen drei kleine Worte. „Tut mir leid!“

Der Weihnachtsmann bringt nicht alles

„Mum, dass du wirklich mit dem Baumschmücken gewartet hast, bis wir alle drei da sind, grenzt an ein Wunder“, stellte meine Schwester Wendy fest. Der Baum stand seit zwei Wochen im Wohnzimmer. Seine Zweige zierte bisher nur eine Lichterkette. Die Kugeln hingen Wendy, Jane und ich nun an den Weihnachtsbaum.

„Ich wollte die Chance nochmal nutzen, mit euch zusammen den Baum zu schmücken. Nächstes Jahr wird Weihnachten anders verlaufen.“ Mit einem vielsagenden Blick bedachte meine Mutter mich. Nächstes Jahr um diese Zeit war das Krümelchen da. Dann würden wir uns bei Lizzy und mir treffen. Als eine große Familie.

„Dann schmücken wir zusammen bei uns den Baum“, versicherte ich meiner Mutter.

„Es wird trotzdem anders sein. Es werden neue Traditionen entstehen, was schön ist, aber so wie jetzt wird es dann nicht mehr sein.“

„Mum, das klingt total dramatisch“, meinte Jane. Meine Mutter lachte.

„Das ist es nicht, aber mit jedem neuen Familienmitglied ändert sich auch einiges. Fragt mal euren Bruder, wie es für ihn war, als ihr geboren wurdet.“

„Er war natürlich von Glück und Liebe für uns erfüllt.“ Wendy schmunzelte mich an.

„Nein“, gab ich trocken als Antwort. Meine Schwestern begannen zu schmollen. Meine Mutter lachte.

„Schaut nicht so. Ich war vier Jahre lang alleiniger Herrscher hier und dann kamt ihr. Erst du...“, damit zeigte ich auf Wendy, „… und als ich mich mit Wen abgefunden hatte, kamst du zwei Jahre später.“ Dies ging an Jane. „Weihnachten war immer mein Tag und plötzlich hatte ich zwei kleine süße Schwestern, die mit ihren Klimperaugen alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Da hat ein Junge keine Chance. Wobei, als Jane kam, musste Wendy s auch zurückstecken. Aber als Kerl mit zwei kleinen Schwestern hat man es sehr schwer.“ Gekünstelt schniefte ich und hing einen Stern auf.

„Oh, tu nicht so. Du warst immer der Liebling von Granny und besonders von Grand. Das erste Enkelkind und dazu noch ein Junge.“ Wendy stemmte die Hände in die Hüfte. Das Schlimmste, ich konnte ihr nicht mal wieder sprechen. Da meine Mum mich sehr jung bekommen hatte, und sie sowie auch Dad damals noch studierten, hatte meine Granny sich um mich gekümmert. Vormittags und ab mittags kam Grand dazu.

„Obwohl ich der Liebling war, musste ich mich an Weihnachten trotzdem alleine beschäftigen, als alle darauf gewartet haben das du dein erstes Weihnachtsgeschenk auspackst. Dabei konntest du gerade mal alleine sitzen“, schlug ich Wendys Angriff zurück.

„Und als Jane dann da war und ihr älter wurdet, konntet ihr zusammen spielen. Ich war alleine und musste auf harte Weise lernen, dass man sich nicht alles vom Weihnachtsmann wünschen kann.“

„Wie dürfen wir denn das jetzt verstehen?“, fragte meine Mutter. Sie schaute so fragend wie meine beiden Schwestern.

„Na, ich hab mir dreimal einen Bruder gewünscht und was habe ich bekommen?! Zwei Schwestern und einmal bin ich sogar leer ausgegangen.“

„Ich wusste gar nicht, dass du dir einen Bruder vom Weihnachtsmann gewünscht hast.“

„Natürlich nicht. Das hab ich auf einen extra Wunschzettel geschrieben.“

„Wieso?“

„Weil ich nicht wollte, dass ihr beim Weihnachtsmann etwas dagegen sagt. Ich war drei, als ich mir das erste Mal einen Bruder gewünscht habe. Ich hatte keine Ahnung davon, dass Dad und du eigentlich dafür verantwortlich seid. Erst als beim dritten Mal hat Grand meinen Brief gefunden und mir dann erklärt das der Weihnachtsmann nicht für Babys verantwortlich ist.“

„Wie alt warst du da?“, fragte meine Mutter. Ihr Blick war ein wenig pikiert.

„Sieben? Vielleicht auch acht?“ Wurde meine Mutter gerade rot?

„Und ab da hast du aufgehört, dir einen Bruder zu wünschen?“

„Klar, schließlich stand es 50 zu 50, dass ich noch ein Schwesternmonster bekomme. Ich hab Papa dann einen Hund aus den Rippen geleiert. Und ganz ehrlich, das war viel cooler als ein Bruder.“

Der Lebkuchenmann

Tristan saß an seinem Schreibtisch. Den Kopf auf die Hände gestützt, war sein Blick auf den traurig guckenden Lebkuchenmann gerichtet. Vor zwei Tagen hatte Cole ihn vorbeigebracht, als Entschuldigung.

Er hatte sich immer noch nicht bei seinem besten Freund gemeldet. Er war ihm, um ehrlich zu sein, nicht böse gewesen. Dass er sich vor dem Blondschopf versteckte, lag an seiner Angst.

Die Angst, dass Cole herausfand, was Tristan wirklich fühlte. Mit keinem hatte er je darüber gesprochen. Er traute sich nicht. Es war, schwer genug gewesen sich einzugestehen, dass er kein Interesse an Mädchen hatte und noch schwerer, zu akzeptieren, sich in seinen besten Freund verliebt zu haben. Der wiederum auf seine Zwillingsschwester stand.

Um ehrlich zu sein, hatte sich der Brünette nie Hoffnungen bei seinem besten Freund gemacht. Er wusste, dass Cole nicht auf Typen stand. Aber der Kuss am Wochenende und der Tanz davor, hatte in ihm einen Gefühlssturm ausgelöst. Es hatte sich gut angefühlt und aus Furcht, man würde ihm anmerken, wie er es genoss, hatte Tristan das Weite gesucht.

Egal, wie oft Cole sich bei ihm meldete, er konnte ihm nicht unter die Augen treten.

Er wollte nicht, dass der Blondschopf dachte, er wäre sauer auf ihn. Das war er nicht. Vielleicht am Anfang ein bisschen.

Seine Hand ergriff den Lebkuchenmann. Energisch biss Tristan ihm den Kopf ab. Das traurige Gesicht konnte er nicht mehr sehen. Dauernd hatte er Cole mit diesem traurigen Blick vor den Augen.

Er musste sich bei ihm melden. Er konnte dem Blondschopf nicht ewig aus dem Weg gehen. In zwei Tagen war Heiligabend. Traditionell trafen die beiden sich an diesem Morgen, um die Weihnachtsgeschenke auszutauschen.

Es war nicht nur auffällig, wenn er Cole weiter aus dem Weg ging, er wollte dem Blondschopf auch sein Weihnachtsgeschenk übergeben. Wie sein bester Freund hatte auch der Brünette dieses Jahr ein wenig gegrübelt. Er wollte Cole ebenfalls etwas Besonderes schenken. Nicht unbedingt etwas, was seine Gefühle repräsentierte, aber trotzdem Cole sagte, dass er Tristan wichtig war. Den Kopf des Lebkuchenmannes mit den Zähnen zermalmend nahm der Brünette sein Handy in die Hand. Schnell huschten seine Finger über das Display.

Kaum war die Nachricht an Cole raus, kam schon eine Antwort zurück. Tristan erhob sich und ging zur Tür. Zeit, sich mit seinem besten Freund zu treffen. Auf dem Weg konnte er sich schon mal überlegen, was er Cole sagte, wieso er sich jetzt erste meldete. Wobei, sein bester Freund glaubte er sei sauer gewesen. Am besten ließ er ihn in dem Glauben.

Cocktails und Jello-Shot

„Bei Santas Bart, ist das voll hier.“ Evan schob sich vor mir durch die Leute.

„Was erwartest du, es ist „X-Mas Karaoke Night“, das ist jedes Jahr beliebt“, antwortete ich und hielt mich an den Schultern meines Kumpels fest. Als kleine Karawane zogen wir durch die Bar. Unser Ziel: Luke, Wendy und Jane, die in einer Sitzecke schräg vor der Bühne saßen.

Evan und ich kamen vom Training. Die anderen drei waren schon mal vorgegangen. In weiser Voraussicht, sonst hätten wir uns an die Bar stellen müssen.

„Da seid ihr ja endlich“, stellte Wendy fest, als Evan und ich uns in die Sitzecke quetschten. „Wir haben ein bisschen länger trainiert und danach ausgiebig geduscht. Ich bezweifle, dass ihr unser Trainingsparfüm schnuppern wolltet.“ Alle drei setzten angewiderte Mienen auf.

„Wo ist Serah?“

„Sie hat heute lange gearbeitet und wollte sich lieber ausruhen“, erklärte Luke.

Das konnte ich nachvollziehen. Ihr Job im Krankenhaus war kräftezehrend.

„Sofia hütet Emily?“, fragte Luke Evan.

„Die zwei machen einen gemütlichen Schwesternabend und ich habe Ausgang. Das letzte Jahr, in dem wir unsere Tradition ausleben können, muss genutzt werden.“ Eine Tradition war es wirklich. Seit Luke, Evan und ich ein Trio waren, gingen wir am 23. Dezember ausgiebig feiern, bevor die besinnlichen Tage begannen.

„Sobald der Bra..., ich meine das Baby da ist wird Flynn kaum noch um die Häuser ziehen können.“

„Abwarten, ich werde bestimmt einen Abend raus dürfen. Vielleicht im ersten Jahr nicht, aber bestimmt in den Jahren darauf. Kinder werden älter.“

„Mhmhmh... und dann kommt noch eins und noch eins und noch eins...“

„Ich möchte keine Football-Mannschaft.“

„Ein Schwimmteam reicht, was?“ Meine Antwort darauf war der Mittelfinger. „Quatsch nicht, hol was zu trinken.“

„Ist ja schon gut. Cocktails und Jelly-Shots?“

„Klingt gut“, stimmten Wendy, Jane und ich zu. Luke erbarmte sich und half Evan beim Tragen.

„Wie geht es Liz? Du hast doch bestimmt schon mit ihr telefoniert.“ Vielsagend schaute mich Wendy an.

„Klar habe ich mit ihr telefoniert. Es geht ihr gut. Sie genießt die Zeit mit ihrer Familie, vermisst mich aber natürlich.“

„Mehr nicht?“

„Schöne Grüße an euch.“

„Ich habt nicht über mehr gesprochen?“ Fragend sahen meine beiden Schwestern mich an.

„Doch. Soll ich euch die vier Stunden Liebegesäusel vom Telefon Wort für Wort wiedergeben?“

„Grüße sie zurück beim nächsten Mal.“ Gemeinsam lachten wir.
 

Das Cat´s Meow stand kurz vorm Platzen. Karaoke zog die Menschen einfach magisch an. Wir feierten alle Mutigen, die Weihnachtssongs zum Besten gaben. Darunter auch meine beiden Schwestern, die den „Jingle Bell Rock“ sangen. Sie tanzten sogar auf der Bühne und heizten die Stimmung richtig an. Am Ende ihrer kleinen Show pfiffen wir und verlangten eine Zugabe.

„Vielleicht später“, sagte Jane und ließ sich breit grinsend neben mir nieder. Ihre Wangen waren gerötet. Der Alkohol stieg ihr leicht zu Kopf. Das hörte man auch an ihrer Aussprache. Meine jüngste Schwester schnappte sich den letzten Jello-Shot und „kippte“ ihn runter.

„Wenn du dann noch in der Lage bist, zu singen“, bemerkte ich und trank meinen Cocktail aus. „Die Becher haben Löcher, sie sind schon wieder alle leer.“ Evan schaute in seinen Becher, der ebenfalls leer war.

„Jetzt holst du Nachschub!“, befahl mir Evan und stellte mir seinen leeren Becher vor die Nase.

„Okay, nochmal das gleiche?“ Langsam erhob ich mich. Jane war nicht die Einzige, der der Alkohol zu Kopf stieg.

„Brauchst du Hilfe beim Tragen?“

„Nein Wen, bleib sitzen. Ich lass mir ein Tablett geben.“ Damit schob ich mich durch die Menge Richtung Bar. Ich lauschte beim Warten zwei Typen, die mit zwei sehr bassigen Stimmen „Driving Home for Christmas“ sangen, als sich zwei Hände vor meine Augen legten. Was zum Teufel?

„Na Hübscher, bist du hier, um mir ein Ständchen zu bringen?“ Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. Die Hände gaben meine Augen frei und verdutzt schauend drehte ich mich um.

„Holly?“ Meine Ex-Freundin stand breit lächelnd hinter mir. „Du hier?“

„Hier in New Orleans, oder hier in der Bar?“ Ich konnte ihre Frage nicht beantworten. Ich war einfach zu verdattert.

„Ich besuche meine Eltern an Weihnachten und hier bin ich, weil ich mich mit ein paar alten Freunden treffe.“ Sie zeigte hinter sich. An einem Tisch saßen ein paar Gestalten, die ich direkt erkannte. Sie gingen noch auf meine Uni. Dort hatte ich auch Holly kennen gelernt, nach unserer Trennung hatte sie die Uni gewechselt. Nicht wegen mir, sondern weil dort ihr Studiengang besser war. Dies war jedenfalls die offizielle Version. Meine Bestellung landete neben mir, ich konnte aber meine verdatterten Augen immer noch nicht von Holly nehmen. Sie war noch so schön wie früher. Mit Lizzy konnte sie trotzdem nicht mithalten. Ganz klar.

„Und du? Lass mich raten, du bist mit Evan und Luke hier zu eurem üblichen Weihnachtsbesäufnis?! Seid ihr drei alleine?“ Holly stellte sich auf die Zehenspitzen, also könnte sie so mehr sehen. Ihre Augen suchten die Menge ab.

„Meine Schwestern sind auch dabei.“ Endlich hatte ich meine Stimme wiedergefunden.

„Wendy und Jane. Die zwei muss ich gleich begrüßen. Sonst niemand?“

„Holly, auf was spielst du an?“ Meine Ex-Freundin setzte er ertapptes Grinsen auf.

„Die anderen haben erzählt, dass du wieder in festen Händen bist. In richtig festen Händen.“ Ich war immer wieder überrascht, was alles an der Uni die Runde machte. Mit keinem von Hollys Freunden hatte ich noch Kontakt, also mussten sie es von jemand anderen erfahren hatten. Oder sie hatten mich und meine kleine Hexe beim Feiern entdeckt. Es gab so viele Möglichkeiten. Das Einzige, was mich stutzig machte, waren Hollys letzte Worte. In richtig festen Händen. Automatisch hob ich meine linke Hand, die ein goldener Ring zierte. Mein Verlobungsring.

„Also stimmt es. Glückwunsch.“ Hollys Gesicht war schwer zu deuten. Es wirkte wie eine Mischung aus Freude und Wehmut. Wir hatten uns nicht im Streit getrennt. Unserer Beziehung war schön gewesen. Gemeinsam hatten wir viel Spaß gehabt, aber Hollys Gefühle waren intensiver gewesen als meine. Und so hatten sich unsere Wege getrennt.

„Danke“, sagte ich und lächelte verlegen. Die ganze Situation war schräg. Warum war das immer so, wenn man Ex-Partner traf?

„Wie gehts dir so?“ Eigentlich hatte ich fragen wollen, ob sie auch in einer Beziehung war, verkniff es mir aber. Holly wirkte auf mich nicht, als wäre sie glücklich vergeben.

„Gut. Mein Studium läuft hervorragend. Bald bin ich mit dem Master fertig und hab dann eine Doktorandenstelle.“

„Klingt, als würde alles so laufen, wie du es dir vorgestellt hast.“

„Fast alles, ja.“ Holly schaute mich mit einem so gewissen Blick an, bei dem ich sofort wusste, was sie meinte. Es war Zeit, diese peinliche Begegnung zu beenden. Ich griff nach dem Tablett.

„Es war schön, dich wiederzusehen, aber die anderen warten auf ihre Drinks.“

„Klar, vielleicht komme ich gleich mal vorbei um Wendy und Jane Hallo zu sagen.“

„Wir sitzen da vorne!“ Ich nickte Richtung Bühne und wollte verschwinden, da kam uns Jane entgegen.

„Holly!“ Freudig stürmte meine jüngste Schwester auf meine Ex zu und drückte sie. Jetzt würden sich diese Peinlichkeiten noch hinziehen.

Holly erwiderte Janes Umarmung und sofort begannen die beiden Frauen, sich freudig zu unterhalten. Als Holly und ich uns vor gut fünf Jahren getrennt hatten, war Jane dreizehn gewesen. Sie und Holly hatten sich immer gut verstanden. Kein Wunder, dass Jane sich so freute. Sie freute sich sogar so sehr, dass sie Holly mit an unseren Tisch schleppte. Wendy freute sich ebenfalls, Evan und Luke schauten mich irritiert an. Schulterzuckend stellte ich das Tablett auf den Tisch und setzte mich neben meinen besten Freund. Während Jane und Wendy mit Holly schnatterten, unterhielt ich mich mit Evan und Luke. Der Alkohol auf dem Tisch half, dabei die Stimmung zu lockern. Gerade zwischen Holly und mir nicht das Schlechteste. Eine komische Stimmung, wie an der Bar brauchte ich nicht und da meine Schwestern meine Ex-Freundin weiter belagerten, blieb sie noch eine Weile bei uns sitzen. Die vierte Runde stand vor uns. Die Wange der Mädels glühten rot vom Alkohol. Wir waren gerade dabei, über ein vergangenes Weihnachtsbesäufnis zu reden, als ein Freund von Holly sich zu uns gesellte.

„Holly, kommst du auch wieder zurück? Du bist gleich mit singen dran. Hey, ihr drei.“

„Hi Jamie.“ Wir kannten den Mann. Er ging auf unserer Uni. Früher hatte ich ihn öfter gesehen, als Holly und ich noch ein Paar waren.

„Du gehst auf die Bühne?“ Überrascht schaute ich Holly an.

„Ich muss. Meine herzallerliebsten Freunde haben mich angemeldet.“

„Wir singen alle, das war die Absprache. Wir können nichts dafür, dass du als Erstes ran musst. Bist du noch in der Lage zu singen. Ihr habt anscheinend ganz schön gebechert. Genießt das letzte Jahr in Freiheit, was, Flynn?“

„Du wusstest auch, dass er verlobt ist?“, fragte Holly ihren Freund.

„Das sieht man ja an dem Ring. Aber das wird nicht die einzige Freiheitseinschränkung. Wie weit ist deine Freundin jetzt? 3., 4. Monat?“

Fragend schaute ich Jamie an. Woher wusste er davon? Dass Holly mich durchdringend ansah, merkte ich nicht.

„Welches Vögelchen hat dir das gezwitschert?“

„Das haben so einige Vögel von den Bäumen gezwitschert. Ich vermute, die Brieftaube stammte aus den eigenen Reihen.“ Jamie schaute Luke und Evan. Die zwei grinsten verlegen.

„Es haben ein paar Leute gefragt, wusste ja nicht, dass es ein Staatsgeheimnis ist.“ Evan zuckte mit den Schultern. War es nicht, es wunderte mich nur abermals, wie schnell sich solche Neuigkeiten verbreiteten.

„Du wirst Vater?“ Die Stimme meiner Ex-Freundin klang schneiden wie eine Messerklinge.

„Ja ...“, antwortete ich zögernd. Alle um uns herum schauten unsicher zwischen uns hin und her. Die Stimmung war schlagartig umgeschlagen.

„Das ist echt ...“ Schnaubend schüttelte Holly den Kopf. Sie war eindeutig not amused.

„Jane, Wendy, war nett euch zu sehen.“ Ruckartig stand Holly auf und begann direkt, zu wanken. Jamie griff sie an der Schulter, auch Evan und Luke und ich waren aufgestanden.

„Ich schaff das alleine.“, zickte die junge Frau. Jamie wurde weggeschoben, ich durchdringend angesehen.

„Schönen Abend noch.“ Schwupp, weg war sie. Jamie lächelte uns nochmal an, mehr entschuldigend als freundlich und folgte meiner Ex-Freundin.

„Man, die Nachricht hat sie gar nicht gut aufgenommen“, stellte Evan fest, als wir uns wieder setzten.

„Hast du ihr gesagt, du willst keine Kinder?“, fragte mich Luke.

„Nein. Aber es war Thema beim Schlussmachen. Ich habe ihr damals gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, mit ihr eine Familie zu gründen.“ Es war nicht gemein gewesen, sondern die Wahrheit.

„Hat, wie es aussieht, Narben hinterlassen.“ Evan sah mich vielsagend an.

„Ich glaube, die ganze Trennung hat Narben hinterlassen“, murmelte ich. Und selbst nach fünf Jahren war Holly noch nicht drüber hinweg. So wirkte es auf mich jedenfalls.
 

Wir tranken weiter und beobachteten die anderen angetrunkenen Gäste dabei, wie sie die Bühne eroberten. Nach einer halben Stunde sahen wir Holly wieder. Sie torkelte auf die Bühne. Oha, da hatte jemand noch den ein oder anderen Jello-Shot zu sich genommen, nachdem sie unseren Tisch verlassen hatte.

Die ersten Töne des Liedes und jeder in dieser verdammten Bar wusste, welcher Song nun kam. Ein Song, der die Massen spalteten.

Mich beschlich ein komisches Gefühl, da Hollys Blick immer wieder zu mir wanderte. Gottverdammt, dieses melodische Intro war unendlich lang. Holly öffnete den Mund, gleich würde sie die ersten Zeilen singen. Bevor das erste Wort ihre Lippen verließ, hob sie anklagend den Finger und zeigte auf mich.
 

„Last Christmas I gave you my heart,

but the very next day you gave it away...“
 

„Wie es aussieht ist sie noch nicht über dich hinweg.“ Evan klopfte mir auf die Schulter, während sich immer mehr neugierige Blicke auf mich richteten. Ich nahm meinen Cocktail und kippte ihn in einem Zug herunter. „Nein, ist sie nicht.“

Es ist ein Buch oder?

Der Morgen des 24. Dezembers. Auf der Einkaufstraße wuselten die Menschen herum und besorgten eilig die letzten Dinge, die sie für den heutigen Abend benötigten. Cranberry für das Weihnachtsmenü, Eggnog, um sich voll laufen zu lassen, und natürlich die letzten Geschenke, damit es keinen Stress mit den Liebsten gab.

Cole und Tristan saßen in einem Diner und beobachteten das Treiben durch die Fensterscheibe, an der ihr Tisch stand.

Da zu Hause das typische weihnachtliche Chaos herrschte, hatten sie sich dazu entschieden, sich im Diner zu treffen. Frühstück, ein wenig Quatschen und Geschenke austauschen, bevor sie in den Schoß der Familie zurückkehrten.

„Bin ich froh, dass Dad so ein Organisationsjunkie ist, was Weihnachten angeht. Schlimm, das Gerenne da draußen.“

„Ich weiß, was du meinst. Mum hat gefühlt schon eine Woche vorher alles im Haus, was sie für heute braucht“, sagte Cole und schob sich eine Gabel Rührei in den Mund. Tristan selber stocherte in seinen Blueberry-Pancakes. Natürlich hatte er vor zwei Tagen seinem besten Freund nicht offenbart, was er für ihn empfand. Sie hatten kein Wort über den Kuss verloren. Wie es aussah, wollten die beiden jungen Männer es abhaken. Jeder aus seinen eignen Gründen.

„Treffen wir uns am 26. Abends, wenn der ganze Familienweihnachtstrubel vorbei ist?“, fragte Cole und schob dem Rührei ein Stück Speck hinterher.

„Klar, es sei denn, Kaja ist so hin und weg von deinem Weihnachtsgeschenk, dass ihr zwei euch trefft.“ Ganz normal verhalten, wie immer.

„Ich bezweifel, dass es Kaja dazu bringen wird, mit Anatol Schluss zu machen. Es wird nur der erste Schritt in die richtige Richtung sein.“ Der Blondschopf zwinkerte seinem besten Freund zu.

„Und wie sehen die nächsten Schritte dieses Eroberungsplan aus?“

„Das... weiß ich noch nicht. Ihr immer wieder zeigen, was ich für sie empfinde?! Mit einem Kuss um Mitternacht an Silvester vielleicht?“ Tristan schüttelte schmunzelnd den Kopf. Cole war unverbesserlich.

„Ich weiß nicht mal, ob sie Silvester mit uns feiern wird. Kann gut sein, dass sie Silvester bei einer ihrer Cheeleder-Freundinnen feiert.“

„Mit ihrem schleimigen Freund und dem Rest des Footballs Teams. Dann muss ich dich um Mitternacht küssen.“ Kurz nachdem es Cole ausgesprochen hatte, wurden seine Augen groß. Tristan hatte die Augen auf die Pancakes gerichtet, als wäre nichts.

„Sorry, ich...“

„Ist okay. Es war einer deiner Scherze, die du immer machst. Ich werde um Mitternacht mit gespitzten Lippen auf dich warten.“ Cole lachte und zwinkerte seinem besten Freund zu. Es sollte so sein wie immer, seine Gefühle für den Blondschopf durften ihre Freundschaft nicht belasten. Auch wenn dies bedeutete, dass Tristan niemals Cole preisgeben würde, was er für ihn empfand.
 

Nach dem Frühstück hatten sich die beiden Jungen auf den Weg zurückgemacht. Es wurde Zeit. Cole würde in einer Stunde mit seiner Familie zu den Großeltern fahren und Tristan wurde zu Hause erwartet, wo ebenfalls die Vorbereitungen für heute Abend liefen. Doch zuerst: „Hier, bevor ich es vergesse.“ Tristan kramte ein buntes Päckchen aus seiner Tasche. Cole nahm sein Geschenk entgegen. Vorsichtig schüttelte er es und lauschte. Es war nichts zu hören.

„Denk dran, nicht vor Weihnachten aufmachen“, ermahnte Tristan den Blondschopf. Er wusste, wie neugierig er war.

„Ich weiß, ich weiß. Erst wenn Santa Claus da war. Ich lege es zu Hause unter den Baum, damit ich nicht in Versuchung komme.“ Das bunte Päckchen verschwand im Rucksack, heraus kam ein anderes buntes Päckchen. „Tada, das ist für dich.“

Tristan nahm sein Geschenk entgegen. Behutsam tasteten seine Finger es ab.

„Es ist ein Buch, oder?“

„Na, na, na, du musst bis Weihnachten warten“, ermahnte nun Cole den Brünetten. Dieser ließ mit einem Augenrollen das Geschenk in seiner Tasche verschwinden. Da wurde ihm ein zweites Päckchen unter die Nase gehalten. Tristan ahnte, für wen es war. Der Name bestätige seinen Verdacht.

„Legst du es für Kaja unter euren Baum?“ Die grünen Augen seines besten Freundes blickten ihn bittend an.

„Klar“, sagte Tristan knapp und nahm das Geschenk entgegen. Man sah schon am Format, dass es ein Bild war. Die Brust des jungen Mannes zog sich zusammen. Was, wenn Coles Plan aufging und seine Schwester darauf ansprang? Würde er es verkraften, seine Zwillingsschwester und seinen besten Freund, auf den er stand, als Paar zu sehen? Er konnte es nicht sagen.

„Danke, du bist der Beste.“ Freundschaftlich legte Cole einen Arm um Tristans Schulter. Dieser nickte nur.

„So, ich muss los, sonst macht Mama nachher wieder einen Aufstand. Frohe Weihnachten, Brummel!“ Noch ein kurzer Drücker, dann ließ Cole Tristan los und machte sich auf die Socken. An der Straßenecke winkte er nochmal kurz und verschwand in der Straße.

Tristan blieb stehen, das Geschenk für seine Schwester in der Hand. Als sein Freund nicht mehr zu sehen war, betrachtete er es seufzend. Warum musste er den Boten spielen?

Langsam setzten sich die Beine des Brünetten in Bewegung. Das Geschenk für Kaja wanderte zu seinem in die Tasche. Ob es heraus kommen würde, wenn es nicht unter Baum landete? Man konnte ja mal was vergessen, oder nicht?

Überraschung

Das letzte Mal, dass ich am Weihnachtsmorgen so aufgeregt war, lag mindestens 15 Jahre zurück. Ich fühlte mich wieder wie ein Kind, das es kaum abwarten konnte, seine Geschenke auszupacken, dabei hatte ich es gestern bereits ausgepackt.
 

~Der Abend des 24. Dezember~

Wir hatten alle gemeinsam im Wohnzimmer meines Elternhauses gesessen. Mum und Dad, meine beiden Schwestern und meine Großeltern. Ach ja, und ich. Rund gegessen vom Weihnachtsessen saßen wir zusammengekuschelt auf den Polstermöbeln. Während wir ausgelassen schwatzten, überreichte mir meine Mum irgendwann einen roten Umschlag, auf dem ein paar Sterne, sowie mein Name zu sehen waren. Meine ganze Familie verstummte und sah mich erwartungsvoll an. Ich starrte auf den Umschlag.

„Es ist doch noch gar nicht Weihnachten.“

„Santa ist für dich ein bisschen früher gekommen. Morgen früh wäre es zu spät für das Geschenk gewesen“, sagte mein Vater. Okay, wie meinte er das jetzt?

„Los, jetzt mach den Umschlag auf. Wir sind alle so gespannt, was du sagst“, drängte meine Mutter.

Langsam öffneten meine Finger dem Umschlag und glitten hinein. Was ich herauszog, war kein Brief, und zum Glück auch kein Scheck, wie ich befürchtet hatte. Es sähe meiner Familie ähnlich, dass sie alle zusammenschmissen, um Lizzy und mir mit dem Krümel finanziell unter die Arme zu greifen, was kein Stück nötig war.

Mit offenem Mund und geweiteten Augen betrachtete ich das Stück „Papier“ in meiner Hand. Mir fehlten die Worte. Entgeistert sah ich meine Familie an. Jeder von ihnen strahlte, mehr als die Lichter des Weihnachtsbaums.

„Das …“, versuchte ich etwas zu sagen, schaffte es jedoch nicht. Ich war so überwältigt.

„Fröhliche Weihnachten, Junge“, sagte Grand.

„Wir hoffen, wir haben deinen Geschmack getroffen“, witzelte Jane kichernd.

In meinem Hals bildete sich ein Kloß. Ein angenehmer, der mir die Freudentränen in die Augen trieb.

„Wir wollten dich nicht zum Weinen bringen. Wir dachten eher, du rennst sofort los und packst deine Sachen“, sagte Wendy und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich lachte, während eine Freudenträne sich den Weg über meine Wange bahnte.

„Ist okay. Ich habe einfach die beste Familie der Welt.“

Der Beweis dafür war das Flugticket nach L.A. in meiner Hand.
 

~Wieder der 25. Dezember~

Um 7:10 AM war ich am New- Orleans- Airport losgeflogen. 9:35 AM landete ich in LA und saß nun einem Taxi, das mich zum Haus meines zukünftigen Schwagers bringen sollte.

Meine Familie war der Meinung , ich sollte Weihnachten bei meiner Freundin verbringen. Sie hatten alle zusammengelegt, um mich mit dem Flugticket zu überraschen. Das war ihnen gelungen.

Das Taxi hielt vor dem Haus von Dawson und Lou. Dawson war Lizzys Bruder, Lou seine Frau. Sie lebten beide in L.A. Die Eltern meiner kleinen Hexe lebten in England, waren aber über die Feiertage hier zu Besuch. Deshalb war Lizzy auch nach L.A. geflogen, um bei ihrer Familie sein zu können.

Hibbelig klingelte ich an der Tür. Wie Lizzy wohl reagierte, wenn sie mich sag? Bestimmt genauso fassungslos, wie ich gestern Abend. Nach einigen Augenblicken hörte man Schritte, dann wurde die Tür aufgerissen.

„Wer …“ Dawson verstummte augenblicklich, als er mich sah. Ich grinste nur breit. Er hatte sich bestimmt gefragt, wer am Weihnachtsmorgen störte.

„Dawson, Liebling, wer ist es?“ Das war Lou, die da rief.

Ich hielt einen Finger auf meine Lippen. Dawson sollte nichts verraten. Nickend ließ er mich eintreten.

„Post, Schatz!“

„An Weihnachten?“

Lou betrat die Diele. Als sie mich sah, weiteten sich ihre Augen. Die Hände vor den Mund geschlagen unterdrückte sie ein quieken. Mit einem Kopfnicken zeigte mir Lou, dass Lizzy nebenan im Wohnzimmer saß. Leise schlüpfte ich aus meiner Jacke und den Schuhen. Die Reisetasche ließ ich im Flur stehen, als ich mich ins Wohnzimmer aufmachte.

Lizzy saß vor dem Tannenbaum, mit dem Rücken zu mir. Als erstes sahen mich ihre Eltern, die breit grinsten, jedoch nichts sagten. Auf leisen Sohlen trat ich an meine Freundin heran, kniete mich hinter sie und schlang meine Arme um ihre zierlichen Schultern.

„Frohe Weihnachten, kleine Hexe!“

Ein kleines Stück Freundschaft

Der Weihnachtsmorgen im Hause Nightingale verlief wie jedes Jahr. Vor allen anderen stand Helier in der Küche und bereitete das Frühstück vor. Früher als sonst krochen die Zwillinge aus ihren Betten. Bevor sie die Geschenke unter dem Baum plündern konnten, wurden sie von ihrem Vater gestoppt.

„Ihr seid keine kleinen Kinder mehr. Erst frühstücken wir zusammen, dann wird ausgepackt.“ Diese Ansage bekamen sie jedes Jahr von ihrem Vater zu hören. Und die beiden Teenies antworteten jedes Jahr mit Augenrollen.

Nach dem Frühstück fand sich die Familie endlich im Wohnzimmer ein. Helier und Lilith saßen auf dem Sofa und schauten den „Kindern“ beim Auspacken zu. Genau genommen, Tristan und Kaja packten aus. Lioba hatte es sich im Sessel gemütlich gemacht und beobachtete amüsiert ihre jüngeren Geschwister dabei, wie sie das Papier um die Geschenke zerfetzten.

Tristan freute sich. Er bekam die Spiele und Bücher, die er sich gewünscht hatte. Er wusste, womit er sich demnächst die Zeit vertrieb. Einige der Spiele hatten Coop-Modi, so konnte er sie mit Cole zocken. Apropos Cole.

Natürlich hatte Tristan das Geschenk für Kaja unter den Baum gelegt. Die Sorge, dass die beiden dadurch zusammen fanden, war nicht verschwunden, aber er konnte das Geschenk nicht verschwinden lassen. Cole war sein bester Freund, das konnte er ihm nicht antun.

Die Augen des Brünetten legten sich auf seine Zwillingsschwester. Die Rothaarige hielt besagtes Päckchen in den Händen. Mit fragendem Blick drehte sie es einige Male in ihren Händen, ehe ihre Finger das Papier lösten.

Ein Bilderrahmen kam zum Vorschein. Sanft strichen Kajas Finger über das Glas. Ihre Augen betrachteten das Bild darunter. Sie wirkte verzaubert. Auf die Frage von Lioba, was Kaja da hatte, ließ die Rothaarige es wieder im Papier verschwinden. Sie wollte es nicht zeigen. Das Geschenk hatte eingeschlagen. Tristan merkte es am Verhalten seiner Zwillingsschwester. Dieses leichte Schmunzeln. Die Geheimnistuerei. Alles Anzeichen dafür, dass sie geschmeichelt war oder sogar noch mehr.

„Tristan?“ Die Stimme seiner älteren Schwester ließ den Brünetten den Blick abwenden.

„Ja?“

„Was hast du von Cole bekommen? Das obligatorische Buch?“

„Ich hab sein Geschenk noch nicht aufgemacht.“ Suchend blickte Tristan sich um. Da war es ja. Er nahm das Geschenk in die Hand und tastete nochmal. Es war ein Buch, hundertpro. Er riss das Papier auf. Es war nicht ein Buch, es waren zwei. Das oberste war ein Roman, der Tristan vom Cover her direkt ansprach. Cole wusste, was ihm gefiel. Das zweite war ein Notizbuch? Oder ein Skizzenbuch?

Irritiert öffnete Tristan das schwarze Buch. Auf der ersten Seite stand eine Widmung. Er erkannte auf den ersten Blick die geschwungene Handschrift von Cole. Für einen Jungen war sie wirklich ordentlich.
 

„Du hast gedacht, ich schenke dir wieder nur ein Buch, oder? Falsch gedacht! Viel Spaß beim in Erinnerungen schwelgen.“
 

In Erinnerungen schwelgen. Hastig blätterte der Brünette weiter. Von den Seiten lächelte ihm zwei kleine Jungen entgegen. Sie saßen auf einer Wiese und aßen Eis. Es war kein Foto, es war gezeichnet. Tristan blätterte weiter. Überall waren kleine Zeichnungen, aber auch Fotos und kurze Erzählungen zu den Situationen, die sie gemeinsam erlebt hatten. Es war sogar ein Bild von ihnen auf der Party, mit dem Zuckerstangenschnapsrezept von Steves Mutter.

Tristan war so gefesselt von dem Buch, das er nicht merkte, wie seine ganze Familie ihn anstarrte.

„Scheint spannend zu sein. Was ist da drin?“, fragte Helier seinen Sohn, der direkt das Buch zuschlug.

„Nichts Besonderes. Nur ein kleines Stück Freundschaft.“ Schmunzelnd strich Tristan über das Buch.

„Ein Weihnachtswunder, unser Sohn zeigt Gefühle. Schatz, streich das rot im Kalender an.“ Helier lachte, Lioba stieg mit ein. Tristan sah die beiden mit dem vernichtendsten Blick an, den er zu bieten hatte. Ihm doch egal, dass Weihnachten war.

Während die zwei von seiner Mutter zurechtgewiesen wurden, betrachtete Tristan abermals sein Geschenk. Er wollte sich keine Hoffnung machen, aber vielleicht steckt ja hinter diesem Geschenk auch mehr als „nur Freundschaft“.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe euch hat euch gefallen. 😉
Abwarten ob die Jungs es schaffen das perfekte Geschenk für ihre Frauen zu finden?!🎁

LG Heli Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob Cole das passende Geschenke finden wird, um seiner Angebeteten seine Gefühle zu offenbaren. Und das bis Weihnachten? Es sind schließlich nur noch 22 Tage.😱😂 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob Grandpa und Dad, Flynn das verzeihen?😅 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Na, na, na kommt da etwa jemand auf Abwege. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Seid gespannt was die Jungs ihren Mädels zaubern😁 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da sollte jemand das haus der Nightingales fürs erste meiden.😂 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie gut das die zwei nicht nachragend sind.😅 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob Lioba das gefallen wird? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Etwas kurz, aber ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen.😅😂 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Peinlich, peinlich. 😄 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Am besten setzt Flynn direkt die ganze Flasche an, um dass zu vergessen. 😂 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das hatte Helier sich bestimmt anders vorgestellt. 🤣 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja Evan hat auch eine "menschliche" Seite.🤣 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob Kaja sich genauso freuen wird, wie Tristan es würde? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Auch wenn es nur eine Eispackung ist. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie lange Cole den Gast wohl in seinem Bett haben wird? 😂 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Evan lernt es nicht. 😅 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ohohoh...das wird die Gerüchteküsse anheizen. 😅 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
In meinen Ohren hallen Lizzys Freudenschreie. 🤣 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffentlich nimmt Tristan die Entschuldigung an. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielleicht war es besser das Flynn keinen Bruder bekommen hat. Ein Teufel reicht 😂 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob Coles es irgendwann schnallen wird? 🤭 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Immer wieder schön Ex-Partner zu treffen. 🤣 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nicht vergessen. Da die Geschichten in Amerika spielen, gibt es auch morgen noch ein Törchen. 😉 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt ist der Kalender zu Ende. 😶
Es hat riesen Spaß gemacht ihn zu schreiben, ich hoffe ihr hatte auch euren Spaß. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (28)
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Von:  AkikoKudo
2020-12-26T11:36:09+00:00 26.12.2020 12:36
ARGH, wie fies. Das ist ja total Open-End. Da kann man ja echt alles rein interpretieren >3<
Nicht nur bei Kaya sondern auch bei den Boys.
Hat auf jeden Fall Spaß gemacht die ganzen Storys zu lesen, auch wenn ich die charaktere nur so halb kenne.
Auf jeden Fall mal etwas anderes von dir, weil kurz und knackig.
Von:  AkikoKudo
2020-12-26T11:31:43+00:00 26.12.2020 12:31
Hätte nur noch kitschiger werden können, wenn Beide auf die IDee gekommen wären und die sich dann am Flughafen treffen würden. ;p
Von:  AkikoKudo
2020-12-26T11:30:14+00:00 26.12.2020 12:30
Argh, 4-Ever Friendzone. Das ist echt hart. >.<
Von:  AkikoKudo
2020-12-26T11:21:05+00:00 26.12.2020 12:21
Okay, das ist ja noch harmlos. Ich hatte irgendwie Stalker-Vibes im Hinterkopf, wenn du mal vom RPG erzählt hast.
Aber kann ich voll nachvollziehen, Exen zu treffen ist voll schräg. °-°
Von:  AkikoKudo
2020-12-22T20:02:16+00:00 22.12.2020 21:02
Man will ihn in eine Decke packen, knuddeln und nur einfach lieb haben. Der dumme Cole, der nichts rafft.
Den ganzen Konflikt über die mehreren Kapitel hast du sehr gut geschrieben. Drama, mit Zucker, aber nicht zuviel.
I like!
Von:  AkikoKudo
2020-12-22T19:59:10+00:00 22.12.2020 20:59
Irgendwie muss ich bei den Namen an die "Darlings" denken. Ist das beabsichtigt du PeterPan Fan?
Der Teil war mal mega fies und witzig, sowie es nur die Ehrlichkeit von kleinen Kindern sein kann.
,,Woran denkst du bei Oma?",,Wie sie Opa haut."
Zum Schießen! Und gut, dass man jetzt die Coolheits-Herachie weiß. Hund - Ncihts bekommen - Schwestern.
Von:  AkikoKudo
2020-12-22T19:53:21+00:00 22.12.2020 20:53
OHM, wenn Tristan nicht bereits ihn in verknallt wäre, müsste er es spätestens jetzt sein.
Wie süß ist das den? Das ist ja schon echt fies: Wie sollte man danach noch weiter "sauer" sein? Ne?

Von:  AkikoKudo
2020-12-19T15:56:18+00:00 19.12.2020 16:56
Sehr süß,
aber irgendwie hast du zu oft kleine Hexe verwendet. Das irritiert ein wenig beim lesen.
Von:  AkikoKudo
2020-12-19T10:54:09+00:00 19.12.2020 11:54
JAHHHH!!!!!!
Tristan x Cole 4-ever!
Ich habs geahnt, dass Tristan was für Cole empfindet. Kaya hat einen "Unfall" und dann steht ihnen nichts mehr im Weg.
Von:  AkikoKudo
2020-12-17T19:47:22+00:00 17.12.2020 20:47
Auch wenn es wieder kurz war, hat mir die Geschichte von den kurzen irgendwie am besten zugesagt.
War mehr auf den Punkt als die Anderen.


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