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In Unseren Augen

[Naruto & Sasuke | light-slash]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi! Durch Laptop-Ausfall und -wechsel hat sich dieser erste Teil einer kleinen Trilogie [?] ergeben. Inspiriert durch den Songtext und warme Sommerabende. ^.-

Ich hoffe, es gefällt.

Gruß,
Jaelaki

A/N: Vielen Dank an Mewloney für das Betalesen dieses Kapitels! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen. :3

Diese Geschichte entwickelt sich zu einem ungeahnten Abenteuer. xD
Jedenfalls das Kapitel 2. Wie in meinem Weblog angekündigt, wird das Kapitel 2 - aufgrund ungeahnt epischer Ausmaße - in drei Teile untergliedert. Dieser ist jetzt der erste. Der nächste ist bereits fertig, wartet nur auf den Feinschliff. ^.-

Die Lyrics stammen von Trading Yesterday. Der Song heißt Shattered.
[Teil 2] --> Teil 1/3

Jaelaki Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen. :3

Pünktlich serviere ich den nächsten Teil. Ich wünsche viel Vergnügen. ^.-

Die Lyrics stammen von Trading Yesterday. Der Song heißt Shattered.
[Teil 2] --> Teil 2/3

Jaelaki Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Mit großer Verspätung hier ein Kapitel, das [eigentlich] nur leicht bearbeitet werden musste und schon länger auf meinem Laptop einen Winterschlaf hielt.

Ich hoffe, es gefällt.

Gruß,
Jaelaki Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute wird es doch - hoffe ich - spannend. Dieses Kapitel wird voraussichtlich das vorletzte sein. Der Songtext stammt von dem Lied Lost In You von der Band Three Days Grace.

Viel Spaß beim Lesen.

Gruß,
Jaelaki Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das letzte Kapitel.
Der Songtext stammt von dem Lied Chasing Cars von Snow Patrol.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! ^^

Jaelaki Komplett anzeigen

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In Meinen Augen


 

I still look for your face in the crowd

Oh if you could see me now

Would you stand in disgrace or take a bow

Oh if you could see me now.
 


 

Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume in der warmen Abendsonne. Ihre gigantischen Kronen rauschten im sanften Wind. In der Luft hing der leichte Geschmack des Sommers. Vögel zwitscherten. Irgendwo bellte ein Hund. Kinder lachten, rannten vorbei. Er selbst saß schweigend auf der Veranda aus Holz, hinter ihm ein prächtiges Haus in traditioneller Bauweise.
 

„Sasuke?“
 

Eine junge Frau trat aus der dunklen Tür, musterte ihn mit hochgezogenen, feinen Augenbrauen. Er spürte ihren aufmerksamen Blick auf sich ruhen, doch er sah weiterhin irgendwo in den meisterhaft bemalten Himmel. Wolken zogen vorbei, wurden durch die Abendsonne in orangerote Farbe getaucht.

Sie setzte sich neben ihn.
 

„Ist alles okay soweit?“, fragte sie vorsichtig und strich sich unwillkürlich eine weiche, glänzende Strähne ihres rosafarbenen Haares zurück. Er nickte bloß abweisend.
 

Das Leben fand direkt vor seinen Augen statt und er selbst fühlte sich lediglich als stiller Beobachter, ein Außenstehender. Er kannte dieses Gefühl jetzt schon so lange und es tat nicht mehr weh. Meistens. Wenn er nicht daran dachte, wie es hätte sein können. Hier. Mit ihm. Es hätte sein Zuhause sein können, doch er fühlte sich fremd. Ein weiteres Glas Sake brannte seinen Gaumen entlang, seinen Hals hinunter. Er sollte damit aufhören, doch er tat es nicht.

Wenn er durch dieses Dorf streifte, sah er ihn überall. Seine Augen verfolgten ihn, sein Lächeln. Der Blick und diese kranke, perverse Zufriedenheit in seiner Mimik, als er starb. Wie konnte er mit alldem einfach sterben? Lächelnd? Ihn einfach zurücklassen. Er erinnerte sich ganz klar daran, wie er ihn angesehen hat. Nicht kampfbereit mit den rotfunklenden Sharingan, sondern mit seinen dunklen, schwarzen Augen, wie früher. Fast.
 

Sasukes Finger ballten sich zur Faust. Eine beißende Wut stieg in ihm auf, überwältigend, raubte ihm den Atem, nahm ihm die Sicht. Wie sollte er mit alldem einfach leben? Mit seinem Gesicht in der Menschenmenge, diesem Blick, die Augen seinen eigenen so verdammt ähnlich, den es nicht mehr gab. Nie wieder.
 


 

If you could see me now would you recognise me

Would you pat me on the back or would you criticise me

Would you follow every line on my tear stained face

Put your hand on a heart that's was cold

As the day you were taken away.
 


 

„Sasuke, ist – ist wirklich alles okay soweit?“, fragte sie, die Sorge stand in ihren hellgrünen Augen, die ihn früher bedingungslos angehimmelt hatten. Was war übrig geblieben?

„Ja“, erwiderte er irgendwie tonlos, ehe er ihr einen unergründlichen Blick seiner dunklen Augen zuwarf. Sie musterte die Flasche Sake in seiner Hand wortlos.
 

Würde sein Bruder ihn ansehen, wie sie es tat?

Er war stark geworden, stärker als er, hatte sich von allen Ketten losgerissen, war seinen eigenen Weg gegangen, alles zurücklassend, jedes Band aufgebend, hatte seine Rache bekommen. Er hatte, ihn getötet. Gesiegt.
 

Sie saß schweigend neben ihm. Es war bereits dunkel, Grillen zirpten irgendwo im Garten. Eine warme Brise strich seine Arme entlang, verfing sich in seinen pechschwarzen Strähnen. Etwas Abweisendes lag in seinen Gesichtszügen, so wie immer.

„Sakura“, seine Stimme war leise, doch deutlich. Ihr Kopf lehnte an seiner Schulter, „warum?“

Sie horchte auf, folgte seinem Blick in die Ferne, doch sie sah nur die dunklen Blätter der Bäume, die im sachten Wind rauschten, die Umrisse der weiter entfernt liegenden Häuser. Sie wusste, er sah etwas ganz anderes, doch sie konnte ihm nicht dorthin folgen. Mal wieder.

„Warum was?“, fragte sie leise zurück und spürte dieses ziehende, stechende Gefühl im Bauch, im Kopf der Gedanke, dass sie es vielleicht nicht genau wissen wollte. Manchmal fühlte sie sich so müde, zweifelte, ob sie genug Kraft hatte für das alles, für sie beide. Vielleicht konnte sie ihm nicht einmal Trost spenden, doch immer wieder saß sie abends neben ihm.

„Warum bist du hier?“, erwiderte er. Seine dunkle Stimme hallte in ihrem Innersten wider. Sie schwieg, spürte seinen regelmäßigen Herzschlag, fühlte seinen Atem. Er war ihr so nah. Früher hätte ihr Innerstes jubiliert, getanzt, wäre voller Verzückung geschmolzen, hätte verrückt gespielt, ihn in den Himmel gehoben, gesungen, gelacht. Heutzutage war da nur eine betäubende Stille in ihr. Sie fühlte sich schuldig, doch sie konnte ihm nicht helfen. Hatte es womöglich nie gekonnt. Er war ihr so fern.
 

Vielleicht klammerte sie sich nur an eine Erinnerung, die nicht mehr als das war. Vergangenheit.
 

Er sah sie plötzlich an, seine dunklen Augen schienen durch ihre bloße Anwesenheit hindurch zu blicken, mehr zu sehen, als eigentlich vor ihm saß. Sie erschauderte, als er ihr mit einem Mal direkt in die Augen sah. An den Armen und ihm Nacken richteten sich ihre hellen Härchen unwillkürlich auf. In seinen Augen widerspiegelte sie sich selbst, wie sie da neben ihm saß, die Beine von der Veranda herunterbaumelnd, den Blick starr auf ihn gerichtet. Was war aus ihnen geworden? Was wäre aus – sie verbot sich weiterzudenken. Der Moment war gebrochen.
 

Es klopfte an der Tür. Eine immer wiederkehrende Routine. Sakura erhob sich langsam, als zögerte sie, doch er machte keine Anstalten sich zu bewegen, verweilte beinahe verloren dort auf der hölzernen Veranda. Vor der Tür strahlte ihr wie gewohnt Lee entgegen. Sein dunkler Blick funkelte, einige seiner ordentlich geschnittenen, schwarzen Strähnen fielen ihm ins Gesicht.

„Sakura-chan?“, fragte er, „bist du schon – “

„Ja, ich komme gleich“, erwiderte sie nur lächelnd, ehe sie einen zaghaften Blick zurück zu dem unnahbaren Mann warf, der sie einst hatte albern träumen lassen, fantasieren von einer Zukunft, die es nie gegeben hatte, nie geben würde, weil er ein Gefangener seiner Vergangenheit war.

„Warte. Nur ein kleiner Moment.“
 

Ihre Schritte zurück waren leicht, doch sie fühlte eine schwere Last auf ihren Schultern, musterte seinen Hinterkopf, seine lässig-unordentlichen, schwarzen Haare, wie er da saß, die Beine von der Veranda herabhängend, die Schuhe leicht auf dem Boden aufliegend, irgendwo in die Ferne schauend mit seinem ernsten, dunklen Blick.
 

„Sasuke. Ich gehe für heute. Wenn etwas ist, ruf an, okay?“

Wie oft hatte sie es ihm schon gesagt?

Er hingegen sah sie nicht an, ließ aber ein leises Schnauben hören. „Was sollte denn schon sein?“, fragte er herablassend, doch Sakura antwortete nichts darauf. „Bis dann.“ Sie versuchte wie immer locker zu klingen, doch sie glaubte nicht mehr daran, dass es ihr wirklich gelang. Ein plötzlicher beinahe feindseliger Blick von ihm ließ sie augenblicklich innehalten.
 

„Komm nicht wieder hierher“, sagte er auf einmal ernst und kalt, „ich brauche dein Mitleid nicht.“

Wie oft hatte er ihr das schon gesagt?

„Sasuke“, erwiderte sie beinahe sanft, „der einzige, der dich bemitleidet, bist du selbst.“

Er schnaubte und blickte sie kurz abfällig an, ehe er sich wieder der Ferne zuwendete und sie ignorierte. Zunächst hörte er ihre sich entfernenden Schritte, dann die Stimme des seltsamen Typen, der sich immer in diesen grünen Sack zwängte. Wahrscheinlich küsste sie ihn, um dann den ganzen weiteren Abend von ihm – Es interessierte ihn nicht. Müde strich er sich kurz über die Augen, da war ein Gefühl in seinem Inneren, das sich zwischen das überwältigend-einnehmende der Schuld und das der Einsamkeit zwängte. Er fand keinen Namen dafür.
 

Mit starr erhobenen Kopf ging sie den von Straßenlaternen beleuchteten Weg entlang, blickte steif vor sich her. Der Kies knirschte unter ihren Sandalen. Ihre Finger umklammerten Lees, der sie hin und wieder besorgt musterte, doch er sagte nichts und sie war ihm dankbar dafür.

Wahrscheinlich war es nicht fair, was sie tat, wahrscheinlich sollte sie endlich aufhören, Abend für Abend zu ihm zu gehen, doch sie konnte nicht. Sie tat sich selbst damit weh und vor allem verletzte sie Lee. Doch er ertrug es irgendwie.

„ – mit der Kraft der Jugend!“ Nachdenklich schaute er sie an. „Hörst du mir zu, Sakura-chan?“

Verlegen bemerkte sie seinen aufmerksamen Blick. „Entschuldige!“, wiegelte sie peinlich berührt ab, „ich war kurz in Gedanken.“ Er lächelte sie an mit diesem herzlichen, ermutigenden Strahlen. In seinen dunklen Augen widerspiegelte sie sich selbst, konnte seinen Blick jedoch nicht erwidern, konnte seine ehrliche Herzlichkeit nicht ertragen, aber vor allem nicht sich selbst. „Ich habe nur gemeint, dass – “

Wehmütig erkannte sie einmal mehr, dass er viel stärker war als sie selbst. Wie konnte er sie so bedingungslos anstrahlen, nachdem sie schon wieder bei Sasuke gewesen war?
 


 

I know it's been awhile but I could see you clear as day.

Right now, I wish I could hear you say

I drink too much and I smoke too much dutch

But if you can't see me now that shit's a must.
 


 

Das Gefühl war unerträglich. Hart, ja, schon grob krallten sich seine Finger in sein pechschwarzes Haar. Es schmerzte. Ächzend presste er die Augen zusammen. Er durfte nicht schwach sein, dröhnte es ihm im Kopf. Trotzdem brannte die Flüssigkeit wieder seinen Hals hinab. Nur für wenige Stunden betäubende Ruhe. Auf dem dunklen Tisch vor sich standen eine gewisse Anzahl Flaschen und ein Glas. Noch benutzte er es. Irgendwann lachte er höhnisch auf, legte die Flaschenöffnung an seine Lippen und kippte es einfach so hinunter.
 

Die Flasche war schon wieder leer. Kurz wankend stand er auf, fand seinen Weg Richtung Schlafzimmer, Kleiderschrank, wo er noch eine letzte Flasche stehen hatte. Er weigerte sich das bloßstellende Wörtchen „versteckt“ zu denken. Er hatte sie nicht versteckt. Doch irgendwann war ihm aufgefallen, dass nach Sakuras unregelmäßig andauernden, abendlichen Besuchen die Flaschen regelmäßig im Küchenschrank fehlten.
 

Er öffnete den Kleiderschrank, griff nach der Flasche und sein Blick blieb unwillkürlich am Wappen des Uchiha-Clans hängen. Wut überrollte ihn, stechende, explodierende Wut, die ihm Tränen in die Augen presste. Ohne einen weiteren Gedanken schnappte er sich eine Schere und begann jedes Wappen einzeln zu zerschneiden. Zornig biss sich die Schere durch den Stoff, das Blut rauschte ihm in den Ohren.
 


 

You used to say I won't know until it cost me

Like I won't know real love till I've loved then I've lost it

And if you've lost a sister, someone's lost a mom

And if you've lost a dad, then someone's lost a son

And they're all missing now, and they're all missing now

So if you get a second to look down at me now

Mum, Dad, I'm just missing you now.
 


 

„ – ke! Sasuke! TEME!“ Irgendetwas rüttelte ungeduldig an ihm, verärgert runzelte er die Stirn, ehe ein unbeschreiblicher stechender Schmerz durch seinen Kopf zuckte und ihn knurren ließ.

„Man, ich dachte, du bist tot! Echt jetzt!“ Unglaublich nervige, blaue Augen starrten ihn nur wenige Zentimeter entfernt von seinem eigenen Gesicht an.

„Naruto, was machst du schon wieder hier?“ Es klang weniger nach einer Frage, als nach einer Aufforderung zu gehen. „Das wollte ich dich gerade fragen. Du stinkst.“

Noch ehe er etwas unglaublich Schlagfertiges hatte erwidern können, stolperte Sasuke Richtung Bad.
 

Der Mond schien ihnen bleich auf die Gesichter, die Mitternachtsluft trug eine gute Portion sommerlicher Wärme mit sich, spielte mit seinen goldenen Strähnen, die ihm wie gewohnt unordentlich-chaotisch vom Kopf abstanden. Sie sahen blass aus im Mondlicht.

Schweigend saßen sie seit unbestimmter Zeit nebeneinander auf der Veranda. Die Zeit schien still zu stehen.

„Was ist eigentlich mit den ganzen zerschnittenen Klamotten passiert, die im Haus verteilt sind?“, fragte Naruto verhältnismäßig zurückhaltend.

„Ich habe sie zerschnitten“, erwiderte Sasuke abfällig nach einer kleinen Ewigkeit des sturen Schweigens. Sein Kopf dröhnte.

„Und – “, fuhr der Blondschopf zögernd fort, doch Sasuke unterbrach ihn barsch. „Ich bin alt genug, Naruto. Ich brauche keine Babysitter“, knurrte er drohend. Naruto verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf, lehnte sich leicht zurück und blickte ruhig in den Nachthimmel.

„Ich weiß“, erwiderte er nur.

Wut sammelte sich im Bauch des letzten Uchihas, er ballte die Hände zu Fäusten.

„Warum bist du dann noch hier, verdammt?“, spuckte er ihm vor die Füße.

Ungewöhnlich ernst wandte sich der blonde, junge Mann mit seinem Gesicht entgegen, blickte ihm ruhig in die Augen.

„Weil du einen Freund brauchst.“
 


 

I still look for your face in the crowd

Oh if you could see me now

Would you stand in disgrace or take a bow?
 


 

Sasukes Schultern sanken einen verletzlichen Augenblick lang in sich zusammen. „Ich hätte meine Familie gebraucht, meinen Bruder“, flüsterte er leise, ehe er sich straffte und ihm mit einem kalten Funkeln in den Augen entgegenschleuderte: „Ich brauche dich nicht.“
 

Naruto blickte ihn nur stumm an, seine Gesichtszüge waren ihm so entsetzlich vertraut, das Funkeln der blauen Augen, die ihn gerade ernst und ruhig gefangen hielten, doch auf seinen Lippen lag nicht wie sonst ein sorgenfreies Lachen. Sasuke starrte zurück.
 

Der blonde Shinobi erkannte etwas Verachtendes in den Augen seines ehemaligen Teamkameraden, etwas, das ihm entsetzlich vertraut war. Er erkannte diese Einsamkeit, aus der man nicht allein herausfinden konnte, das Gefühl unwichtig zu sein, austauschbar, nichts wert, das eigene Leben bedeutungslos. Er erkannte sich selbst in den dunklen Augen, was gewesen war und wie es hätte sein können.
 

Doch sie hatten so viel gemeinsam hinter sich gebracht, hatten zusammen gelacht, sich beschimpft, sich gegenseitig zu Höchstleistungen angespornt, sich in dem anderen wiedererkannt, sich verletzt, sich letztlich beinahe verloren und doch wiedergefunden. Sasuke hatte ihn vor diesem trüben Glanz in den Augen bewahrt, vor dem Gefühl der Bedeutungslosigkeit, der akuten Gefahr, sich selbst zu verlieren.
 

„Ich kann das nicht so gut“, gab Naruto plötzlich zu, „mit Worten und so.“ Sasuke schnaubte herablassend. „Lass es einfach und verschwinde“, meinte er abfällig. Naruto schüttelte leicht den Kopf, blickte wieder hoch in den unendlich wirkenden dunklen Himmel, ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Die Sterne funkelten wie tausende leuchtende Glühwürmchen in einer unübersichtlichen Weite.

„Du siehst ihn überall, stimmt's?“

Sasuke stutzte, in seinem Gesicht jedoch nur offensichtliche Abneigung.

„Wen?“, fragte er dunkel, doch Naruto beantwortete ihm diese Frage nicht, denn sie wussten es beide. „Es gibt nicht nur Hass hier und Rache und so“, erwiderte Naruto leise, „das wusste er auch. Deswegen hat er das alles überhaupt erst durchgehalten, Teme.“ Plötzlich sprang er auf die Füße, grinste sein naiv-überlegenes Grinsen, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Du siehst bekackt aus. Vielleicht solltest du mal duschen gehen, echt jetzt.“ Als ihn der Möchtegern-Hokage auf die Füße zog und hinter sich her an der Hand mit zerrte, knurrte Sasuke mahnend. Das seltsame Gefühl im Magen ignorierend, entzog er ihm abrupt die Hand und schritt so würdevoll wie möglich nach der Aktion Richtung Bad.

„Ich bin so was von durchgeschwitzt. Es ist verdammt noch mal viel zu heiß. Und dabei ist es sogar dunkel! Das hält doch keiner aus. Echt jetzt“, plapperte Naruto gestenreich vor sich her. Sasuke ließ die Tür vor dessen Nase zufallen. „Hey“, beschwerte sich der Blondschopf missmutig.
 


 

Oh if you could see me now

Oh ... Oh ... Would you call me a saint or a sinner?

Would you love me a loser or winner?
 


 

Das bleiche Mondlicht drang durch das Fenster und legte sich auf ihr Gesicht. Unentwegt in die Ferne starrend, stand sie im dunklen, nur vom Mond erhellten Zimmer und kämpfte einmal mehr gegen das beklemmende Gefühl in ihrer Brust an.

„Denkst du mal wieder an ihn, Sakura-chan?“ Erschrocken fuhr sie herum, blickte überrascht in Lees dunkle Augen. Er lag im Bett, sein durchtrainierter Körper nur halbwegs durch eine dünne Sommerdecke bedeckt.

„Ich mache mir nur Sorgen“, erwiderte sie verlegen. In Lees Blick lag etwas Unergründliches, doch seine Lippen umspielte ein sanftes Lächeln. „Du hast doch Naruto-kun Bescheid gesagt. Er wird sich um ihn kümmern! Die beiden schaffen das mit ihrer überwältigenden Kraft der Jugend! Naruto hat sogar genug für beide.“ Sakura lachte leise auf. „Ja, bestimmt.“ Sie klang nüchterner, als gewollt. Lee bedeutete ihr zurück ins Bett zu kommen und sie legte sich mit dem Entschluss neben ihn, endlich ruhig zu schlafen. Sie spürte die Wärme seiner Haut, fühlte den regelmäßigen Atem. Ein undeutliches Seufzen entrann ihr, denn sie musste ihre Gefühle in der Vergangenheit endlich auch dort ruhen lassen, den Mut haben, in der Gegenwart zu leben. Doch sie sah immer wieder diese dunklen, unergründlichen Augen vor sich, in denen sie sich selbst hatte erkennen können, dieses naive Mädchen mit den verträumten, grünen Augen, das Sasuke genervt und eindeutig zurückgewiesen hatte. Es waren die falschen dunklen Augen. Unruhig ertappte sie sich bei dem gefährlichen Gedanken, ob sie letztlich verloren oder gewonnen hatte. Denn sie war nicht mehr das naive Mädchen mit den verträumten, grünen Augen von damals.
 


 

Oh ... Oh ... When I see my face in the mirror

We look so alike that it makes me shiver.
 


 

Es war Mitten in der Nacht, durch das Fenster drang nur das Mondlicht und durch die Tür Narutos nervige Stimme: „Sauf mir nicht ab, Teme!“ Sasuke verdrehte kopfschüttelnd seine Auge. Das leise Prasseln des Wassers hatte etwas ungemein Beruhigendes. Es rann beständig seinen Körper hinab, tropfte von seinen dunklen Strähnen und nahm all den Dreck mit sich. Fast allen. Er fühlte sich trotzdem noch irgendwie schmutzig, schwach.

„Ich bade nicht. Ich dusche. Wie sollte man da absaufen? Ich bin immerhin nicht du, Dobe.“ Seine Stimme ging im Rauschen des Wassers unter. „Häää? Hast du was gesagt? Ich versteh' nix, echt jetzt.“

„Nicht dass das etwas mit den momentanen Bedingungen zu tun hätte“, murmelte Sasuke trocken, lehnte seinen Kopf, der noch immer, wieder einmal schmerzhaft pochte, gegen die Glasscheibe der Dusche, wenigstens hatte er kaum mehr das Gefühl sich übergeben zu müssen.

„ – kein Wort, echt jetzt!“ Damit wurde plötzlich die Tür aufgerissen und mitten im Badezimmer stand Naruto vor seinem nackten, ungläubig starrenden besten Freund.

„Spinnst du?“, warf der ihm wütend an den Kopf. „Wirst du gerade rot, Teme?“ Naruto grinste verschmitzt, während der Dunkelhaarige das wohltuende Wasser abstellte, sich ein Handtuch schnappte, es sich umband und nur abfällig schnaubte, dann packte er den Blonden am Kragen und bugsierte ihn wieder vor die Tür. Naruto lachte mit neckenden, strahlend blauen Augen.
 

Kopfschüttelnd stand Sasuke still vor dem Badezimmerspiegel, blickte sich unbewegt in die dunklen Augen. Sie waren sich unheimlich ähnlich und seltsam verschieden. Seine dunklen Strähnen hingen ihm feucht ins Gesicht. Itachi hatte dieselbe Haarfarbe gehabt, dieselbe Augenfarbe, unglaublich ähnliche Gesichtszüge. Immer wenn er in den Spiegel sah, sah er auch den anderen. Er hatte so lange wie sein großer Bruder sein wollen, war stolz gewesen, wenn andere ihm sagten, wie ähnlich sie sich doch waren, hatte es gleichermaßen verabscheut. Sein Leben lang hatte ihn sein Bruder begleitet, war seine Mauer gewesen. Eine Mauer, die er überwinden musste, die sie beide voneinander entfernte, die ihn beschützte. Jetzt war er tot. Es gab keine Mauer mehr, es gab nichts mehr außer Erinnerungen. Seine dunklen Augen im Spiegel.
 

Was war das für ein Gefühl?

Seine Finger krallten sich um das Waschbecken.
 


 

I still look for your face in the crowd

Oh ... if you could see me now.
 


 

Es war ein lauer Morgen. Mit den ersten Sonnenstrahlen war sie losgegangen, Richtung Trainingsplatz. Eigentlich sollte sie in Büchern studieren, aber hin und wieder zog es sie aus dem engen Büro, wo sie stundenlang über Formeln und Zutaten brütete. Der Kies knirschte unter ihren Sandalen, eine leichte Brise strich ihr durch das glatte, praktisch gekürzte Haar. Lee rannte, sprang, trat und schlug irgendwo herum, absolvierte sein straffes Trainingsprogramm. Sie seufzte.

Sie liebte ihn. Wirklich. Aber, wenn sie unterwegs war, suchte sie immer noch nach Sasukes Gesicht in der Menge. Missmutig verzog sie ihren Mund.
 


 

Would you stand in disgrace or take a bow?
 


 

„Weißt du, du musst lockerer werden, Teme. Du musst das Leben genießen.“

Über ihnen spannte sich das blaue Himmelszelt, die leuchtende Sonne strahlte. Naruto hatte seinen Kopf auf seine Arme gebettet, die im Nacken verschränkt lagen, sein Blick schweifte über den azurblauen Himmel, auf den einige weiche Wolken gezeichnet waren.

„Das Leben genießen“, wiederholte Sasuke verächtlich, seinen Kopf im Nacken, im Gras vor dem Haus sitzend. Neben ihnen eine dunkelgrüne, alte Trauerweide. Nachdenklich warf Naruto ihm einen Blick zu. „Ja“, meinte er plötzlich ganz ernst, „andernfalls. Mh. Was ist sonst der Sinn des Lebens?“

Sasuke antwortete nicht. Vielleicht einfach nur nicht vor Schmerz umkommen?, dachte er verbissen.

„Es ist doch so, dass es immer mal schwere Zeiten gibt im Leben, aber – “

Sasuke lachte plötzlich hohl auf. „Mein ganzes Leben bisher ist eine schwere Zeit. Wahrscheinlich gibt es keinen Sinn des Lebens. Man lebt, man stirbt, man weiß nicht wofür.“

„Du erzählst manchmal total den Müll, Teme. Echt jetzt.“ Naruto setzte sich auf, den Blick von ihm abgewandt. „Aber wenn du wirklich so denkst – “ Mühsam stand er auf, murmelte ergeben ein „Ich muss dann jetzt echt los. Mission“ und ging mit schweren Schritten, die Hände in den Hosentaschen vergraben.

„Und trink nicht schon wieder“, meinte Naruto noch tonlos ohne sich umzudrehen, „ich hab keine Lust, dir die Kotze abzuwischen, wenn ich wiederkomme.“

Sasuke schaute ihm schweigend nach, eher er verbissen in den sommerlichen Himmel stierte.
 


 

Oh if you could see me now

I still look for your face in the crowd.
 


 

Sakura schritt mäßig vor sich hin. Die Hitze lag auf ihrer hellen Haut und machte sie träge. Es war bereits Nachmittag, doch die trockene Luft flirrte unerbitterlich. Seufzend lehnte sie sich an den rauen Baumstamm, selbst im Schatten war es heiß. Müde schloss sie die schweren Augen, während sie wartete, fühlte einen schwachen, warmen Luftzug, das verdorrende Gras an ihren schlanken Beinen. Etwas kitzelte sie, erschrocken fuhr sie zusammen, riss ihre Augen auf und starrte direkt in einen dunklen, amüsierten Blick. Lee lachte leise. „Du bist bezaubernd, wenn du so guckst, Sakura-chan.“ Mühsam unterdrückte sie den Impuls ihre Faust direkt in seine grinsende Miene zu pfeffern. „Erschreck mich nie wieder so“, murrte sie verstimmt. Lees Augen funkelten vergnügt, als er ihr recht unglaubhaft versprach: „Natürlich. Nie wieder, Sakura-chan!“ „Ich bin kurz eingenickt“, stellte sie fest und schüttelte resignierend den Kopf, „das Wetter macht – “

Ein Bellen ließ beide aufsehen. „Kiba! Hinata! Akamaru!“, rief Lee voller Elan, während sich ersterer mit einer unwirschen Handbewegung den Schweiß von der Stirn wischte. „Wie kannst du nur so verdammt energiegeladen sein“, murmelte er verdrossen. Neben den beiden, schritt eine junge Frau mit dunklen, langen Haaren. Zwischen ihren langen, dunklen Wimpern lugten ungewöhnlich helle Augen hervor. Unauffällig versuchte sie, ihre Hand aus Kibas zu lösen, als sie die anderen erblickte, doch der schüttelte nur grinsend den Kopf. Ein helles Rot schlich sich auf ihre blassen Wangen, während der braunhaarige junge Mann ungerührt ihre Hand hielt. Ein leises Lächeln legte sich auf Sakuras Lippen. „Hey!“, rief eine hübsche, doch irgendwie abgeschaffte Blondine von der anderen Straßenseite, winkte ihnen und gesellte sich mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck dazu. „Dieses Wetter killt jede anständige Frisur!“, meckerte sie anstatt einer Begrüßung. „Du siehst aus wie immer, Inoschwein“, erwiderte Sakura mit einem provokanten Grinsen. „Wie war das, Breitstirn?“, stieg die blonde junge Frau gleich empört und mit funkelnden Augen ein, lehnte sich aufspielend bedrohlich zu ihr. „Lasst uns endlich zu den Quellen gehen“, forderte Kiba ungeduldig. „Was ist mit Naruto?“, fragte Hinata leise. „Auf Mission, wie auch Sai und … Shikamaru und die anderen“, erwiderte Sakura, ihre blitzenden Augen unverwandt auf Ino gerichtet und pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Na, dann sind wir anscheinend komplett für heute“, rief Lee, streckte ihnen seinen Daumen entgegen und grinste. Seine Augen blitzen vor Freude, als er zärtlich nach Sakuras Hand griff und sie sich alle gemeinsam auf den Weg machten.
 

An einen rauen, uralten Baumstamm gelehnt saß Sasuke gut fünf Meter über dem Boden auf einem dicken Ast, seine Beine hatte er angewinkelt, um seinen Finger drehte er wie nebenbei und mit einlullender Beständigkeit ein Kunai. Es war viel zu warm und er hatte nichts zu tun; wie immer seit seiner Rückkehr. Die Augen halb geschlossen, saß er einfach nur da, als er plötzlich lachende Stimmen vernahm, die ihn misstrauisch aufsehen ließen. Unwillkürlich hielt er den Atem an.

„Und weißt du was er dann sagte?“, fragte die Blondine aufgeregt. Sakura schüttelte ihren Kopf. „Er meinte wirklich, dass – “ Musternd schweifte sein Blick über die bunte Truppe, die in auffällig lockerer Stimmung den Weg entlang schlenderte. Ihr Blick, der unwillkürlich immer wieder zu diesem Freak wanderte. Abfällig verzogen sich seine Augen, während er sich desinteressiert abwandte, doch ihr Strahlen hatte sich bereits in seine Erinnerung eingebrannt. Dieses Strahlen, das früher nur ihm gegolten hatte. Dieses vertraute Lachen, die lockeren Sprüche, die aufziehenden Blicke unter Freunden, die sich in und auswendig kannten. Alles an dieser Gruppe signalisierte ihm eindeutig, dass er nicht dazu gehörte. Nicht, dass er das auch nur andeutungsweise anstrebte. Lautlos zog er sich zurück.
 


 

Oh if you could see me now

Would you stand in disgrace or take a bow?
 


 

Schweigend saß er auf der dunklen Veranda aus Holz, im Rücken das prächtige Haus. Die warme Abendsonne malte rotorange Schleier in den Himmel. Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume, deren gigantischen Kronen im sanften Wind rauschten. In der Luft hing der leichte Geschmack des Sommers. Vögel zwitscherten. Irgendwo bellte ein Hund. Kinder lachten, rannten vorbei.
 

„Sasuke?“

Ihre sanfte Stimme ließ ihn aufhorchen, aber er ließ sich nichts anmerken. Ein lauerndes Gefühl, das ihn immer eindringlicher beschlich, wenn sie in der Nähe war, klammerte sich um seinen Brustkorb. Obwohl er oberflächlich gelassen in den Himmel blickte, versteifte sich sein Körper, als er spürte, wie sie sich neben ihn niederließ, ihren Kopf an seine Schulter lehnte.

„Wie geht’s dir?“

„Gut.“
 

Nichts war gut. Denn er hatte nichts verstanden gehabt, er war blind von einer Manipulation in die nächste gerannt, hatte sich in dummen Gefühlen verloren. Und manchmal – in den ganz schwachen Momenten – fragte er sich, was sein Bruder in ihm sehen würde, wenn er ihn denn heute noch sehen könnte. Ein herablassendes Lächeln umspielte seine Lippen. Er war so naiv gewesen, so egoistisch, so dumm. Ihm wurde fast schmerzhaft bewusst, dass er unglaublich viel verloren hatte. Nicht nur seine Familie, seinen Bruder, sondern auch alles, was jetzt hätte sein können, wie es hätte sein können. Er hatte eine Zukunft verspielt, die jetzt seine Gegenwart hätte sein können, stattdessen blieben Schuld und Einsamkeit.
 

Wie jedes Mal, wenn sie abends bei ihm verweilte, kam dieser seltsame Typ im grünen Gummianzug vorbei, um sie abzuholen. Sie sah zu ihm hoch, beinahe entschuldigend, mit ihren nervigen, grünen Augen, die ihn selbst sonst durchbohrten.
 

„Bis demnächst“, meinte sie und lächelte ihn an. Er nickte nur.
 

Sie schritt Schulter an Schulter neben Lee her, ihr Blick sprach von warmer Zuneigung, bedingungslosem Vertrauen, Hand in Hand. Sasuke wandte sich ab, seine dunklen Augen gen Himmel erhoben, die Strähnen fielen ihm in seinen Nacken. In ihm herrschte eine taube Leere.
 

Seine ehemaligen Freunde – er fragte sich, wer sich dazu zählen würde – hatten sich ein komplett neues Leben aufgebaut, sich weiterentwickelt, in die Zukunft schauend, in der Gegenwart lebend, während er selbst in die Vergangenheit geblickt und seine Gegenwart dafür aufgegeben hatte. Er hatte sein Leben aufgegeben. Für ihn hatte es kein „danach“ gegeben, sondern nur die Erfüllung seiner Rache, Itachis Tod. Obwohl er gegen dieses Gefühl ankämpfte, das immer wieder über ihn hereinzubrechen drohte, verschlang es ihn in den dunklen, einsamen Momenten. Nicht einmal der Sake konnte es abtöten. Er hatte so viele falsche Entscheidungen getroffen und jetzt saß er hier und wusste nicht warum. Er gehörte nicht mehr hierher.
 

Plötzlich wusste er, was das für ein Gefühl war, gegen das er verzweifelt ankämpfte. Er hatte es in den Augen seines Bruder gesehen.
 


 

Oh if you could see me now

Oh ... You could see, you could see me now.
 


 

Völlig geschafft stapfte ein gewisser Blondschopf durch sein selbst kreiertes und gepflegtes Chaos. Sein Apartment zeugte von seinen Prioritäten. Oder zumindest davon, dass Aufräumen nicht sehr oben auf der Liste stand. Wie nebenbei schob er ein paar Klamotten vom Bett, und zog das Fenster auf. Es war verdammt warm. Naruto war gerade erst von seiner Mission endlich wieder in Konoha angekommen und wollte einfach nur schlafen, als er plötzlich einen Schatten vor seinem Fenster bemerkte. Augenblicklich spannte sich sein Körper an, instinktiv griff er nach einem Kunai.
 

„Du könntest bereits tot sein, Dobe. Du bist wirklich lächerlich langsam“, urteilte die schemenhafte Gestalt vor dem Fenster herablassend.
 

Naruto schaute überrascht auf. Die dunkle Stimme seines besten Freundes drang nur leise an seine Ohren, doch deutlich. Er verharrte unwillkürlich in der Bewegung, das Kunai augenblicklich locker in der Hand, als er ihn so vor sich stehen sah, der Blick gewohnt desinteressiert, die Hand ruhig in der schwarzen Hosentasche, aber die dunklen Augen unscheinbar aufmerksam auf ihn gerichtet.
 

„Was ist passiert?“, fragte Naruto und ein besorgter Ton schlich sich unwillkürlich in seine Stimme. Sasuke schüttelte langsam seinen Kopf, die Augen unverwandt auf seinen verdammt nervigen, besten Freund gerichtet, ehe sein Blick in den schwarzen Himmel glitt.
 

„Hast du eigentlich das Leben genießen können, Dobe? Oder bereust du es?“
 

Reue.

In Deinen Augen [1/3]

„Hast du eigentlich das Leben genießen können, Dobe? Oder bereust du es?“

 

Reue.
 


 

Yesterday I died; tomorrow's bleeding 

Fall into your sunlight.

The future's open wide beyond believing.
 


 

„Mann, Teme“, erwiderte Naruto bloß und fuhr sich unsicher durch das blonde, chaotische Haar. Erleichterung schwang in seiner rauen Stimme mit, aber auch ein Hauch Verwirrung. Seine azurblauen Augen musterten den athletischen, jungen Mann, der da so einfach mitten in der Nacht in dem dunklen Fensterrahmen seines Schlafzimmers stand und mit seltsam undefinierbaren Blick in den schwarzen Nachthimmel hinaussah. Irgendwie wirkte er verloren hinter seinem grimmigen Blick.
 

„Ich komm' grade von einer anstrengenden Mission. Bin total erledigt, echt jetzt! Oder … hast du wieder getrunken?“, unterbrach sich Naruto fahrig und nüchterne Sorge glomm in seinen nervig-aufmerksamen Augen auf. Sasuke schnaubte verächtlich, während er sich ihm langsam entgegen wandte, seine Hände nach wie vor in den Taschen seiner schwarzen Stoffhose vergraben, ehe er urplötzlich direkt vor ihm auftauchte. Unwillkürlich zuckte Naruto zusammen als er unerwartet und viel zu nah den warmen Atem seines besten Freundes im Gesicht verspürte.
 

„Sag es mir“, erwiderte Sasuke dunkel und eindringlich.
 

Der Blondschopf starrte irritiert in die schwarzen Augen, die ihm entgegen stierten, nur zwei Handbreiten von seiner eigenen Nase entfernt. Er konnte die Körperwärme des anderen durch die dünne Kleidung erahnen, hörte dessen beschleunigten Atem und erkannte mit einem unerklärbaren Schaudern sogar die langen, schwarzen Wimpern, die den dunklen Blick umrahmten, der ihn gefangen hielt. So nah. Seine feinen, hellblonden Härchen im Nacken richteten sich auf, er spürte die Gänsehaut auf beiden Armen und harkte nach – nicht zuletzt durch seine eigene physische Reaktion verunsichert: „Hä? Was meinst du, Teme?“
 

Sein dunkler Blick musterte die feinen Gesichtszüge des Chaos-Ninjas, seine azurblauen Augen blickten ihm ein wenig verstört entgegen. Mit einem intensiven Blick fuhr er dessen Adamsapfel nach, sah, wie er schwer schluckte.

„Wenn du jetzt sterben würdest“, hob Sasuke nur kaum seine Stimme, „würdest du etwas in deinem Leben bereuen?“
 

Die hellblonden Haare leuchteten im fahlen Mondlicht, die Augen funkelten, als bräuchten sie nicht das brennende Licht der Sonne um es zu reflektieren, sondern könnten es selbstständig produzieren; ein Sonnenlicht, ein funkelndes Strahlen, das aus dessen Innerstem kam – er schnaubte spöttisch bei diesem dummen, unerträglich kitschigen Gedanken und schien doch gleichzeitig zu versinken in diesen nervigen, aufmerksamen Augen, die ihn in einen unangenehmen Bann zogen. Es stand ein unausgesprochenes Versprechen in ihnen.
 

Naruto seufzte gedehnt, wandte seinen Blick abrupt ab. „Bestimmt“, meinte er bloß nichts- und allessagend und wirkte mit einem Male tatsächlich erschreckend müde, „wahrscheinlich bereut doch jeder irgendwas in seinem Leben, nicht?“ Kraftlos zuckte er mit seinen Schultern und blickte ihm mit einem Male stumm in die matten Augen. Wortlos distanzierte sich Sasuke, mit langsamen Schritten und starr gen Himmel erhobenen Blick ging er wieder Richtung Fenster. Ein beklemmendes Gefühl betäubte sein Inneres. Was war das?
 

Ein frischer Windhauch fuhr durch die Gardinen, spielte mit seinen schwarzen Haarsträhnen, während er kurz die Augen schloss. „Aber eine Sache, werde ich nie bereuen“, hörte er Naruto leise, aber bestimmt sagen. Dieser grotesk-nervige und naive wir-können-alles-schaffen-Ton lag in seiner lästigen Stimme, aber unwillkürlich hielt Sasuke trotzdem inne, ohne sich umzudrehen, blickte nach draußen in die Ferne, hörte das unterschwellige Zirpen der Grillen, spürte die leichte, warme Brise des Windes und doch konzentrierte sich seine angespannte Wahrnehmung auf jede einzelne Regung des Blonden, seinen angehaltenen Atem, die angespannte Haltung und seinen nervigen, aufmerksamen Blick, den Sasuke in seinem Nacken spürte.
 

„Dass ich dich hierher zurückgebracht habe“, flüsterte er dann endlich und der eindringliche Ton ließ keinen Zweifel an der aufrichtigen Ehrlichkeit seiner Worte aufkommen. Sasuke schnaubte hingegen bloß, schüttelte seinen Kopf über so viel naive Sturheit. Naruto mochte es Loyalität nennen. Er selbst dachte dabei eher an ein penetrantes Wunschdenken.

„Wirklich?“, fragte er trocken, „glaubst du das wirklich?“
 

„Du nicht?“, entgegnete der Blonde provokant statt einer Antwort und ballte seine Finger zu Fäusten, „du bist hier! Warum lässt du nicht los, Teme? Warum guckst du immer nur nach der Vergangenheit, verdammt! Du hast hier doch endlich die Chance deine Zukunft in deine verdammte Hand zu nehmen. Aber nein. Du machst dich – kaputt, immer mehr, echt jetzt!“ Seine Stimme war stetig lauter, immer eindringlicher geworden, doch Sasuke warf ihm lediglich einen verächtlichen Blick zu.
 

„Es gibt keine Zukunft, die ich in meine Hände nehmen könnte. An meinen Händen klebt nur Blut.“ Wie theatralisch, dachte er noch trocken. Und war mit dem nächsten Wimpernschlag bereits lautlos verschwunden.

Wie erschlagen ließ sich Naruto auf sein Bett fallen. „Verdammt!“, murmelte er gedämpft in sein Kissen, Wut sammelte sich wie eine heiße Glut in seinem Bauch und ließ nichts als betäubende Leere zurück.
 


 

To know why hope dies 

And losing what was found, a world so hollow.
 


 

Betäubende Leere verfolgte ihn. Die eindringlichen Worte seines [unglaublicherweise] besten Freundes echoten seit einigen Tagen immer wieder in seinem lästig schmerzenden Kopf. Naruto glaubte, dass alles so einfach wäre. Er glaubte tatsächlich, wenn er sich nur genug Mühe gäbe, würde er endlich erkennen, dass er die wunderbare, erfüllende Chance auf ein neues, wunderschönes Leben in den Händen hielt, dass er lediglich aus einem dummen Loch herausklettern müsste und alle gemeinsam im Kreis tanzend und singend ein glückliches Leben verbringen könnten – bei dem Gedanken schlich sich ein finsteres Grinsen auf seine Lippen – aber er konnte genauso wenig aus diesem dreckigen, schwarzen, miefenden Loch herauskommen, wie er vor dem Rest seiner erbärmlichen Vergangenheit fliehen konnte.
 

Er hatte etwas verloren, bevor er sich im Klaren gewesen war, dass er es besessen hatte, es weggeworfen, bevor es ihm gegeben worden war, ihn getötet, bevor er mit ihm hatte leben können. Die Wahrheit brannte in seinem Geist und er konnte nicht vor seiner Vergangenheit fliehen, vor seiner Dummheit, vor seiner Schuld.
 

Die Nacht war ungewöhnlich hell. Der Mond schien durch das geschlossene Fenster, erleuchtete das Zimmer mit seinem bleichen Licht. Es wirkte beinahe unbewohnt, so ordentlich und unpersönlich war es eingerichtet, eine unleugbare Eleganz und ein unaufdringlicher Reichtum sprach durch die Möblierung. Er selbst stand wie ein Schatten im Raum, eine Flasche in der Hand, das Glas vor sich auf dem dunklen Holztisch.
 

Mit unerwartet ruhiger Hand führte er es an seinen Mund und trank den Sake in einem Zug, lehnte sich kurz zurück, legte seine Arme überkreuzt hinter seinen Kopf und atmete tief ein. Das vertraute, verhasste Gefühl, das der Sake in ihm auslöste, breitete langsam ein warmes Gefühl in ihm aus, doch es würde wieder viel zu hastig verebben, nichts als Leere zurücklassend. Etwas legte sich um seinen Brustkorb und schnürte ihm die Luft ab. Er kämpfte die Panik mit ausdrucksloser Mimik zurück und stand abrupt mit grimmigen Blick auf, taumelte einen schwachen Moment lang, griff nach der Tischplatte, ehe er sich stur zusammenriss und ein paar schwere Schritte Richtung Haupttür machte. Er brauchte Luft und japste, obwohl sein Blick angenehm nebelhaft und das schmeichlerische Gefühl in seinem tauben Körper ihm zuflüstere, dass es okay war. Sein Verstand schwieg endlich. Instinktiv griff er nach der Türklinke.
 

Auf das schwarze Himmelszelt waren helle Sterne gespickt und ein unglaublich leuchtender Vollmond. Die frische Nachtluft strömte ihm entgegen, er atmete den Duft frischer Nadeln tief ein, lauschte einen kurzen Augenblick lang, die unermüdlichen Grillen zirpten, ansonsten war es unerwartet still. Er atmete tief ein und aus, fühlte sich eigenartig berauscht und verloren zugleich. Wankend lief er los, stieß sich vom feuchten Boden ab, landete ungeschickt auf einem alten, knorrigen Ast des verwilderten Gartens, rutschte fast ab, fing sich instinktiv, sprang dabei erstaunlich unelegant zurück auf den dreckigen Boden, stolperte und ließ sich einfach auf den Boden fallen. Verächtlich begann er zu lachen.

Er war so erbärmlich. Sein Leben war erbärmlich. Sogar das einstige imposante Anwesen der eitlen Uchiha war erbärmlich. Alles war verkommen, um ihn herum und in ihm und es gab nicht einmal Hoffnung auf Besserung – bei dem Gedanken verzogen sich seine Augen augenblicklich zu verächtlichen Schlitzen.
 

Sein Vater hatte immer gesagt, dass ein Ninja keine Hoffnung kannte, denn einem Ninja stand es nicht zu Erwartungen an die Zukunft zu stellen, die über den Erfolg der nächsten Mission hinausging und der hing allein von den Fähigkeiten eines Ninja ab. Entsprechend war Hoffnung unerheblich. Allein die Fähigkeiten entschieden die eigene Zukunft.

Itachis Fähigkeiten waren herausragend gewesen. Er war immer unerreichbar für ihn geblieben – bis zum Ende. Er war ein beneidenswerter Ninja gewesen. Aber hatte er etwa Erwartungen an die Zukunft gestellt?
 

Sasuke spürte den lehmigen Boden unter sich, einige Grashalme kitzelten seine Haut die Arme entlang, in seinem Bauch zog sich etwas schmerzhaft zusammen. Die Frage warum schob er gequält zur Seite.

Er selbst stellte keine Erwartungen an die Zukunft und hegte keine Hoffnung. Allerdings gab es auch keinen Erfolg bei der nächsten Mission und seine Fähigkeiten waren unerheblich. Hatte sein Vater gelogen? Grimmiges Lachen brach schon wieder aus ihm heraus. Betäubende Leere verfolgte ihn.
 

„Hey, Teme! Was ist – warum lachst du?“

Und ein nerviger, lauter Möchtegern-Hokage.
 


 

Suspended in a compromise.

But the silence of this sound is soon to follow 

Somehow sundown.
 


 

„Was machst du hier?“, fragte Sasuke finster und warf ihm einen mehr als –

unerfreuten Blick zu. „Dasselbe könnte ich dich auch fragen, Teme“, erwiderte Naruto sofort und bedachte ihn mit einer skeptischen Mimik, „oder warum liegst du hier im Garten rum und lachst? Echt jetzt, das ist –“

„Das geht dich einen Scheißdreck an“, unterbrach Sasuke ihn zischend, rappelte sich jedoch auf und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Matsch hing an seinem Arm und den Beinen. Narutos azurblaue Augen bedachten ihn mit einem wissenden Blick, der Sasuke zum Rasen brachte. Heiße Wut sammelte sich in seinem Magen, ließ ihn ätzende Magensäure schmecken.
 

„Du hast getrunken“, meinte Naruto mit abschätzender Stimme und näherte sich ihm gemächlich. „Was dich genauso einen feuchten Scheiß angeht“, erwiderte er grob und wandte sich entschlossen Richtung Haus, wankte jedoch verräterisch.

„Man, Teme. Es ist spät. Lass uns schlafen gehen“ – Naruto seufzte ergeben – „ich bin irgendwie müde, echt jetzt – “

„Warum bist du dann überhaupt hier?“, zischte Sasuke. Ein langer Blick traf ihn, der ihn seinen Mund zu einem zornigen Strich zusammenpressen ließ.

„Weil ich mir Sorgen um dich mache. Du hast dich in den letzten Tagen überhaupt nicht blicken las – “
 

Zorn erfasste ihn wie eine zerstörerische Welle, die ihn unbarmherzig mitriss. Ohne einen rationalen Gedanken an seine nächste Handlung zu verschwenden, rauschte der Schwarzhaarige zurück, tauchte direkt vor Narutos Gesicht auf, holte aus und schlug mit konzentrierter Kraft zu. Die blauen Augen weiteten sich einen zähen Wimpernschlag lang, während er überrascht taumelte, sich unangenehm weit zurücklehnte, sofort mit seinen Händen abfing und instinktiv einen unerwartet eleganten Überschlag machte.
 

„Spinnst du?“, rief Naruto zornig und hielt sich ungläubig seine blutende Nase, als er wieder auf seinen Füßen stand, einen verunsicherten Schritt zurück machte. Doch Sasuke zog ihm sofort nach und ließ seine Fäuste mit einem wütenden Funkeln in den dunklen Augen auf ihn prasseln. Ununterbrochen wich Naruto den festen Fausthieben seines rasenden Freundes aus, blockte sie und ließ sich immer weiter nach hinten drängen. „Was ist mit dir los, du Arsch?“, rief Naruto zusehends wütend. „Was ist mit dir los?“, schrie Sasuke außer sich vor rasendem Zorn, sein Blick verschwamm regelmäßig und er blinzelte stur, um ihn zu klären. „Warum schaust du mich so an? Mit deinen verdammten Augen? Ich brauche kein Mitleid!“, spuckte er ihm regelrecht vor die Füße.
 

Er verabscheute dieses unverfälschte Funkeln in den azurblauen Augen, die ihn ohne Groll, ohne Verurteilung verfolgten. Diese Offenheit, die ihm entgegenblickte, wenn er es wagte in diese aufmerksamen, verträumten, entschlossen Augen zu sehen. Dieses Verständnis, das durch sie sprach, das wortlose Verstehen ohne eine rechtfertigende Erklärung seinerseits. Dieses Gefühl, das aus ihnen sprach, das er nicht zu benennen wagte. Er verabscheute es, in dessen Augen zu sehen. Er verabscheute es, wenn er sein eigenes Spiegelbild darin erkannte. Er fürchtete es. Nicht, dass er das jemals zugeben würde.
 

„Du bist so ein dummer Idiot“, kreischte Naruto zurück, seine Finger verkrampften sich zu einer wütenden Faust, „als ob ich mit so einem Arsch wie dir Mitleid hätte!“

„Warum verfolgst du mich? Lass mich endlich in Ruhe“, schrie Sasuke wutentbrannt, sein Atem ging schwerer, der Alkohol raubte ihm die Präzision, doch mit ungebremster Kraft drosch er auf seinen besten Freund ein, der ihm unerwartet mühelos, jedoch nicht weniger angepisst auswich. Unermüdlich wüteten sie durch den verwilderten Garten. Seine Fäuste schlugen unbarmherzig ein, Wellen purer Kraft stoben durch seinen Körper, wie Adrenalin ließen sie ihn die Umgebung nur verschwommen wahrnehmen. Oder war das der Alkohol?

„Du bist so ein – “ – mit Zornesfalten griff der Blondschopf schließlich nach Sasuke, verfehlte jedoch knapp – „egoistischer, dummer Bastard! Ich bemitleide dich nicht! Ich versuche dir zu helfen, echt jetzt!“ Überrascht wich er einem hohen Tritt aus, stieß sich selbst vom Boden ab und raste auf Sasuke zu, dessen Augen sich unwillkürlich weiteten. „Ich bin immerhin dein Freund, verdammt! Dein bester!“
 

Sein Vater hatte immer gesagt, dass ein Ninja keine Freundschaft kannte. Ein guter Ninja kannte nur Ehre, Talent, Gehorsam, seine Mission und den Clan. Ein guter Ninja brauchte keine Freunde, denn die waren lediglich eine Ablenkung, ein Anhängsel, eine Last. Itachi hatte keine Freunde gehabt – und die die er gehabt hatte, hatte er getötet. Sehr konsequent.
 

Mit einem unterdrückten Schrei warf sich Naruto auf ihn, rang ihn nieder und drückte seine Hände in das feuchte Gras. Mit seinem ganzen Gewicht saß der lästige Blonde plötzlich auf seinen Oberschenkeln und lehnte sich über sein verschwitztes Gesicht. Das angestrengte Keuchen durchbrach die nächtliche Stille regelmäßig, während Sasuke ohne geringste Gegenwehr Narutos feine Gesichtskonturen mit Blicken entlang fuhr, den rötlichen Hauch auf den Wangen, die feinen Schweißperlen auf der Oberlippe und das dunkle Blut an der Unterlippe erahnte. Dann stierte er mit einem Male stur in die azurblauen Augen, die ihm atemlos entgegenblickten. Instinktiv, ohne einen rationalen Gedanken an seine nächste Handlung zu verschwenden, beugte er sich ein Stück weiter zu ihm, fühlte eine unscheinbare Gegenbewegung, spürte den warmen Atem in seinem Gesicht und dann plötzlich dessen rauen Lippen auf den seinigen.
 

[...]

In Deinen Augen [2/3]

Sein Vater hatte immer gesagt, dass ein Ninja keine Freundschaft kannte. Ein guter Ninja kannte nur Ehre, Talent, Gehorsam, seine Mission und den Clan. Ein guter Ninja brauchte keine Freunde, denn die waren lediglich eine Ablenkung, ein Anhängsel, eine Last. Itachi hatte keine Freunde gehabt – und die die er gehabt hatte, hatte er getötet. Sehr konsequent.
 

Mit einem unterdrückten Schrei warf sich Naruto auf ihn, rang ihn nieder und drückte seine Hände in das feuchte Gras. Mit seinem ganzen Gewicht saß der lästige Blonde plötzlich auf seinen angespannten Oberschenkeln und lehnte sich über sein verschwitztes Gesicht. Das angestrengte Keuchen durchbrach die nächtliche Stille regelmäßig, während Sasuke ohne geringste Gegenwehr Narutos feine Gesichtskonturen mit Blicken entlangfuhr, den rötlichen Hauch auf den Wangen, die feinen Schweißperlen auf der Oberlippe und das dunkle Blut an der Unterlippe erahnte. Dann stierte er mit einem Male stur in die azurblauen Augen, die ihm atemlos entgegenblickten. Instinktiv, ohne einen rationalen Gedanken an seine nächste Handlung zu verschwenden, beugte er sich ein Stück weiter zu ihm, fühlte eine unscheinbare Gegenbewegung, spürte den warmen Atem in seinem Gesicht und dann plötzlich dessen rauen Lippen auf den seinigen.
 

 
 

And finding answers 

Is forgetting all of the questions we call home

Passing the graves of the unknown.
 


 

Ihre giftgrünen Augen musterten scheinbar wie nebenbei die große, alte Steinmauer. Der Mond schien unerwartet hell und erleuchtete mit seinem blassen Licht die Grenzen zu dem einstig prachtvollen Viertel, das nun wie ausgestorben dalag. Gedankenverloren strich sie über einen der berühmten Fächer, der an der Mauer prangte und zuckte sogleich peinlich berührt zusammen. Es war tatsächlich ausgestorben, korrigierte sie sich schwach, senkte ihren Blick und seufzte unwillkürlich, bis auf eine Person.
 

Diese eine Person, die sie immer wieder hierher führte.
 

Was tat sie hier bloß schon wieder?, dachte sie genervt. Es war spät und ihre müden Glieder schmerzten noch (oder schon wieder) von ihrer Nerven aufzehrenden Nachtschicht im Hospital. Eigentlich hatte sie keine Kraft und keine Zeit melancholisch durch Konoha zu streifen, aber sie fand keine Ruhe. Etwas verfolgte sie. Hartnäckig, immer wieder, unablässig. Und sie wusste, dass sie es vielleicht endlich begraben sollte, aber die Vergangenheit ließ sich nicht einfach begraben; nicht, wie die kalten Körper der Toten.

Das war es, was ihr Sorgen bereitete. Ihre Finger ballten sich zu Fäusten, ein harter Zug hatte sich auf ihr Gesicht geschlichen.
 

Nein, sie war nicht mehr das kleine, naive Mädchen mit den viel zu großen, grünen Augen und der unvorteilhaft hohen Stirn. Und er war nicht mehr der unerreichbare Schwarm mit den geheimnisvoll dunklen Augen und dem abweisend-coolen Blick.
 

Sie stieß sich hart vom feuchten Boden ab, der Kies knirschte unter ihren Schuhen, während sie wie gewohnt mühelos über die Mauer sprang und eilig die breite Straße des Uchiha-Viertels entlanglief. Unwillkürlich hielt sie den Atem an, als sie vor der prächtigen Villa stand, die den einzigen Überlebenden in sich barg inmitten einer stetigen, vagen Erinnerung, warum das restliche Viertel so unnatürlich still dalag.
 

Wie kann er immer noch hier leben, fragte sie sich, die Stirn gerunzelt, jeden Tag die Erinnerung vor Augen, ehe die leichte Vibration von Chakra ihre Aufmerksamkeit zurück auf ihre Sinne konzentrieren ließ.
 

„Du bist so ein egoistischer, dummer Bastard! Ich bemitleide dich nicht! Ich versuche dir zu helfen, echt jetzt!“ Dann hörte sie den unterdrückten Wutschrei. Überrascht hielt Sakura inne, ihr Herz hämmerte plötzlich und sie hörte ihr Blut unnatürlich laut in den Ohren rauschen, als sie augenblicklich die Stimme erkannte. „Ich bin immerhin dein Freund, verdammt! Dein bester!“

Ihre Augen weiteten sich ungläubig, als sie die Szene vor sich erblickte. Wie zwei Halbschatten am Boden lagen die beiden Gestalten im feuchten Gras übereinander, der helle Mondschein ließ ihre Haut unnatürlich bleich aussehen.
 

Matsch, Blätter und Gestrüpp hatte sich in deren Haar und Kleidung verfangen und verliehen zusätzlich einen wilden, vernachlässigten Eindruck. Knisternde, angespannte Chakrawellen schienen sie auszusenden und ließen eine unangenehm prickelnde Gänsehaut auf ihren Armen zurück. Nur Zentimeter trennten die Gesichter der beiden jungen Männer, der Blondschopf unerbittlich über den Dunkelhaarigen gebeugt, mit dem eigenen Körpergewicht den anderen niederdrückend.
 

Sie war gerade im Begriff zornig ihre Namen zu rufen, zu fragen, was denn los war, als sie eine unscheinbare Bewegung vernahm, ein Bild bedingungslosen Vertrauens mit dem bitteren Geschmack der gemeinsamen Einsamkeit. Eine eiskalte Klaue schien ihre Gedärme zu packen, sie verkrampfte sich und ein Zittern überkam sie. Urplötzlich wusste sie, warum Sasuke niemals solches Interesse an ihr gehabt hatte oder haben würde.
 


 

As reason clouds my eyes with splendor fading 

Illusions of the sunlight 

A reflection of a lie will keep me waiting.
 


 

Naruto starrte ihn an. In seinen azurblauen Augen spiegelte sich das bleiche Licht des Mondes. Verdreckt und mit Schrammen übersät lag er halb auf ihm und ließ ihn keinen Augenblick aus den aufmerksamen Augen, in denen überwältigende Überraschung und unübersehbar Überforderung stand.
 

„Teme, ich – du – was – das – “, meinte er irgendwie hilflos und brach ab, scheinbar unwissend, was er eigentlich hatte sagen wollen.

„Lass mich endlich los“, zischte Sasuke eiskalt. Als wäre er sich erst mit diesen Worten klar geworden, dass er ihn überhaupt festhielt, ließ Naruto ihn abrupt los, sprang auf und hielt ihm unsicher eine Hand entgegen. Ohne ihn auch nur anzusehen rappelte sich Sasuke auf, wankte einen vagen Moment und schritt wortlos an ihm vorbei zurück zur Haupttür.
 

„Sasuke, ich – “

„Verschwinde“, durchschnitt die unbarmherzige Stimme die Stille der Nacht, „und lass mich endlich in Ruhe. Das – vergiss das einfach. Alles. So eine perverse Scheiße“, zischte er noch gedankenlos.
 

Mit einem lauten Knall schloss sich die Tür und Narutos Schultern sanken unwillkürlich herab, einen schwachen Augenblick lang schloss er die Augen. In seinem Innern herrschte eine schmerzhafte Aufruhr, die jeglichen klaren Gedanken überschüttete. Wie gelähmt starrte er hoch zum prachtvollen Haus, das in der nächtlichen Dunkelheit noch verlassener erschien.
 

Was war nur in ihn gefahren?

Was war das für ein verdammt bitteres Gefühl, das sich in seine Brust bohrte und ihm den Atem raubte?
 

Dann wandte er sich plötzlich instinktiv um, als er eine vertraute Bewegung irgendwo weiter hinter sich vernahm.
 


 

With love gone for so long 

And this day's ending.
 


 

Der die Stille zerreißende Knall hallte noch in seinen betäubten Ohren nach. Unbeweglich stand er hinter der schweren Holztür und lehnte sich mit einer langsamen Bewegung an sie. Sein Blick streifte den Eingangsbereich, der in das Wohnzimmer mündete, die Wände entlang, die Decke, den Boden. Es war doch masochistisch, dass er sich immer noch hier aufhielt. Alles war getränkt in Erinnerung, in Vergangenheit, in Blut. Das ganze verdammte Uchiha-Viertel. Kraftlos sank er an der Tür hinab, zog seine Beine an, bettete den Kopf auf die Knie und starrte in die Leere.
 

Und dann diese verdammten blauen Augen.

Was war das für eine kranke, perverse Scheiße, die sich da in seinem Körper abzog? Angewidert schüttelte er kraftlos seinen Kopf. Wann hatte sich alles so verändert? Wann hatte sich alles so falsch entwickelt? War es je richtig gelaufen?
 

Mühsam hob er seine dunklen Augen, der bleiche Mondschein fiel durch das Fenster, erhellte die Umgebung in einem bizarren, beinahe surrealen Licht.

Hier hatte er gewartet. Immer wenn sein Bruder auf Mission gewesen war und er selbst missmutig auf ihn gewartet hatte, hatte er sich bei gutem Wetter in den Garten gestohlen und dort ein wachsames Auge auf die Straße gehabt, bei Regen und Schnee hingegen hatte er sehnsüchtig im Eingangsbereich ausgeharrt.

Nii-san, hatte er einmal finster dreinblickend gefragt, wann hast du endlich mal keine Mission mehr?
 

Doch nicht sein Bruder, sondern sein Vater hatte ihm kalt geantwortet, dass man erst dann keine Mission mehr hätte, wenn man tot wäre.
 

Wie lächerlich beschränkt die Sicht seines Vater gewesen war.

Itachis Tod war seine Mission gewesen. Lebenslang. Itachi hatte seine Rolle definiert. Lebenslang. Ohne Itachi gab es auch seine Rolle nicht mehr; ohne ihn gab es keine Mission mehr. Lebenslang. Ironischerweise lebte er trotzdem noch, doch es war egal, wo er sich befand, wer ihn umgab oder warum, denn alles, was übrig geblieben war, war eine leere, nutzlose Hülle. Innen war alles tot. Eigentlich war er bereits über sein eigenes Ende hinaus. Mit Itachi hatte es begonnen und mit ihm hatte es geendet. Seine ganze, lächerliche, unbedeutende Existenz.
 

Nur einer wollte das nicht einsehen – und das war nicht einmal er selbst.
 

Langsam schloss er seine Augen, die unangenehm brannten.

Ich warte immer noch, dachte er plötzlich in einem verqueren, unlogischen Gedankengang. Aber er würde nie wieder kommen.
 

Humorlos gluckste er. Nicht einmal Kälte umgriff sein Innerstes. Es war – nichts.
 


 

Is the proof of time killing all the faith I know 

Knowing that faith is all I hold.
 


 

Langsam kämpften sich die ersten rötlichen Sonnenstrahlen über den dämmrigen Himmel. Wolken schoben sich vor das orange-rote, reine Licht der Sonne und wurden gleichermaßen in die warme Farbpalette getaucht. Durch die Kronen der Bäume fuhr der sanfte, frische Wind des Morgens. Zwischen ihnen hing eine Stille, die wie eine Bürde auf ihren Schultern lag.
 

„Sasuke hat – “, Sakuras Stimme verlor sich, sie schüttelte schwach den Kopf, ehe sie leise flüsterte, ihr Körper verkrampfte sich, „er hat – ihr habt – also. Oder nicht? Es war keine Einbildung von mir, oder?“
 

Sie starrte vor sich auf den Boden, ihre Schritte gleichmäßig, doch ihr Atem verräterisch stockend. Naruto nickte schwach, warf ihr einen musternden Blick zu, ehe er leise seufzte, sich mit der Hand durch das blonde Chaos fuhr, das er sein Eigen nannte.
 

„Nein, es – ja, hat er – wir“, flüsterte Naruto nachdenklich, angespannt, gequält, „ich weiß nicht warum. Es ist alles so – komisch. Aber – ich und – er muss es doch irgendwann begreifen – und er war so wütend und plötzlich – als wäre nichts übrig. Nichts. Echt jetzt.“ Sein Blick verlor sich in der Ferne, dann sah ihm Sakura plötzlich in die Augen.
 

„Vielleicht ist es genau das“, hauchte sie, „nichts übrig.“
 


 

And I've lost who I am (I'm waiting) 

and I can't understand (and fading).

 
 


 

Seine Stimme war wie aus einer Ferne, in die er nicht schauen wollte, die er versuchte zu verdrängen. Vielleicht weil er fürchtete, wohin sie ihn führte. Doch der andere schwieg trotzdem nicht. Er sah ihn aber auch nicht an. Er sah trotzdem diese warmen, blauen Augen vor sich. Sie erinnerten ihn an einen warmen Tag im Sommer. An den Himmel. Von der warmen Sommersonne in ein helles, klares Blau getaucht. An das Meer, das leicht bewegt, sich vor ihm ausbreitete. Auf den ersten Blick sah es so übersichtlich und oberflächlich aus, doch je tiefer man versank, desto bewusster wurde einem die endlose Tiefe, die kräftige, ungestüme Macht, die dahinter lag.
 

„Er ist tot. Nichts bringt ihn mehr zurück. Du müsstest das eigentlich am besten wissen. Du hast ihn getötet. Es war so von ihm geplant. Teme. Versuche es, Teme, versuche es zu akzeptieren.“
 

Seine eigenen tiefschwarzen Augen – was reflektierten die? Spiegelten sie den Tod wider, der ihn ständig verfolgte oder das Blut, das schon seinen gesamten Körper beschmutzt hatte? Nein. Er schüttelte fast unmerklich den Kopf. Grimmig zogen sich seine dunklen Augen zusammen. Leere konnte nichts reflektieren.
 

Der andere seufzte.

„Ich lasse dich nicht allein, Teme. Egal wie böse du auch guckst.“
 

Was sah der andere in seinen verdammten, dunklen Augen? Warum spürte er immer noch den Blick auf sich? Und seine verdammten, warmen Lippen?
 

Es war so ekelerregend. So ekelerregend, wie sehr er sich danach verzehrte. So krank.
 


 

Why my heart is so broken (and holding)?
 


 

Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume in der warmen Abendsonne. Ihre gigantischen Kronen rauschten im sanften Wind. In der Luft hing der leichte Geschmack des Spätsommers. Ein Vogel flatterte auf, sein Pfeifen klang alarmiert. Irgendwo bellte ein Hund. Kinder riefen etwas, rannten vorbei. Er selbst saß schweigend auf der Veranda aus Holz, hinter ihm das prächtige Haus in traditioneller Bauweise. Das Laub war noch grün.
 

Sie saß neben ihm. Schweigend. Er fühlte ab und zu ihren prüfenden Blick, vor seinem geistigen Auge erkannte er ihre grünen, nervigen, großen Augen, die ihn früher angehimmelt hatten. Er prüfte nicht, wie viel noch davon übrig war. Es interessierte ihn nicht. Schweigend stand sie auf. Hatte sie etwas gesagt? Sie ging.
 

Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume in der lauen Abendsonne. Ihre gigantischen Kronen rauschten im sanften Wind. In der Luft hing der nahende Duft des Herbstes. Ein Vogel pfiff aufgeregt. Ein anderer schien mutig zu antworten. Dort drüben bellte ein Hund. Kinder lachten, rannten vorbei. Er selbst saß schweigend auf der Veranda aus Holz, hinter ihm das prächtige Haus in traditioneller Bauweise. Das Laub färbte sich langsam bunt.
 

Er saß neben ihm, spürte beinahe die aufdringliche Wärme seines durchtrainierten Körpers, aber eben nur beinahe. Sie berührten sich nicht. Er erzählte ihm irgendwelche Sachen, zwischendurch grinste er ihn an, obwohl er ihn keines Blickes würdigte. Doch er verstummte nicht. Immer wieder kam er zu ihm. Setzte sich unaufgefordert hin und erzählte und erzählte. Immer wieder. Doch er nannte seinen Namen nicht. Niemand nannte diesen Namen. Und er antwortete ihm nicht.
 

Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume in der frischen Abendsonne. Ihre gigantischen Kronen rauschten im kühlen Wind. In der Luft hing der deftige Geschmack des Herbstes. Eine Katze miaute. Im hohen Gras raschelte etwas. Irgendwo bellte ein Hund. Kinder lachten, rannten vorbei. Er selbst saß schweigend auf der Veranda aus Holz, hinter ihm das prächtige Haus in traditioneller Bauweise. Das Laub war bunt.
 

„Sasuke?“
 

Früher hätte er bei ihrer Stimme einen finsteren Blick gemacht oder zumindest die Augen verdreht. Vielleicht geschnaubt, gemosert, was denn los wäre. Oder ihr einfach entgegen geschleudert, dass sie nervte. Sie wäre entzückt gewesen, überhaupt seine Aufmerksamkeit zu bekommen, wäre rot angelaufen, hätte verlegen gestottert. Heute saß er einfach nur da, schien nicht anwesend.

Und sie sah kraftlos in die Ferne, ehe sie sich straffte und dann doch betont entschlossen zu ihm ging.
 

„Wie geht es dir? Naruto hat mir erzählt, dass er – “ Er schwieg ignorant, sie schluckte unsicher, „ – er hat gemeint, du redest nicht und. Du weißt, dass du – jedenfalls“, plapperte sie stockend und ihr Hals fühlte sich unangenehm trocken an. Er schwieg. Vielleicht, dachte sie, vielleicht hörte er sie wirklich nicht?

Doch sie schüttelte langsam den Kopf. Rein physisch war alles okay mit ihm. Das hatten sie unterdessen schon so oft gecheckt, obwohl er sich anfangs konsequent geweigert hatte. Inzwischen tat er nicht einmal das.
 

Langsam setzte sie sich neben ihn auf die Veranda, warf ihm einen musternden Blick zu. Sein Profil war nach wie vor – schön. Seine gleichmäßigen Gesichtszüge, der blasse Teint und der Kontrast zu seinem dunklen Haar, dunkler als Ebenholz. Die langen, schwarzen Wimpern, die die faszinierend dunklen Augen, wie Obsidiane wirkten sie, umrahmten. Doch die Leere, die ihn umfing und einnahm, raubte ihr fast den Atem. Die Leere, die aus seinen faszinierenden Augen sprach, als er langsam seinen dunklen Blick hob und ausdruckslos auf sie senkte.
 

„Sasuke“, flüsterte sie.
 

„Geh“, erwiderte er nur, „geh einfach, Sakura.“
 

Vielleicht war sie ein Feigling, ein schwacher, nutzloser Feigling, dachte sie verletzlich müde, als sie wortlos aufstand und ging, aber sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hatte einfach keine Kraft mehr.
 


 

Rejecting your love, (love) without, (onto these tears) 

love gone wrong; lifeless words carry on (I am crying).
 


 

„Weißt du, du treibst uns in die Verzweiflung, Teme. Ich meine, das hast du schon immer gemacht. Du warst eben schon immer ein eingebildeter, egozentr – irgendwas mit egozentr – mh, Sakura hat irgend so etwas mal gesagt. Naja. Warst du jedenfalls schon immer. So ein eingebildeter, angeberischer – “ Er überlegte einen Moment mit zusammengekniffenen Augen. „ – Angeber.“
 

Über ihnen spannte sich das blaue Himmelszelt, die leuchtende Sonne strahlte, aber ein frischer Wind fuhr ihnen ab und an über die Gesichter. Naruto hatte den Kopf auf seine Arme gebettet, die im Nacken verschränkt lagen, sein Blick schweifte über den hellblauen Himmel, auf den einige schwere Wolken gezeichnet waren.
 

Sasuke schwieg, seinen Kopf im Nacken, im Gras vor dem Haus sitzend. Neben ihnen die alte Trauerweide, deren lange, dürre Äste bis zum Boden reichten. Ihr Laub hatte sich orangerot gefärbt. Naruto seufzte. „Es ist schon Herbst“, murmelte er plötzlich irgendwie abwesend, fuhr sich durch sein Haar und musterte das bunte Laub an den Bäumen.
 

Abrupt setzte er sich auf, starrte Sasuke entschlossen an, dann senkte er seinen Blick seufzend und biss sich mit gequälter Mimik auf seine Unterlippe. Er atmete tief ein.

„Es tut mir leid, Sasuke. Ich weiß, das ist irgendwie überfällig. Die ganze Sache mit – mit – dass das Ganze immer noch – ich wollte dich nicht so –. Jedenfalls. Und das mit – Itachi.“
 

Der frischer Wind fuhr pfeifend durch sein Haar, nahm eine dunkle Haarsträhne seines Ponys und wehte sie spielerisch in sein Gesicht. Mürrisch strich er sie zurück.
 

„Wieso? Du hattest doch recht“, erwiderte Sasuke leise und unerwartet klar, „er ist tot. Und ich habe ihn getötet.“
 

Stille legte sich über sie. Narutos Augen hatten sich aufgrund seiner überraschender Worte unauffällig geweitet, er schluckte unbehaglich.

„Meinst du nicht auch, dass er es so – gewollt hat?“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

„So gewollt?“, grollte Sasuke wütend, ein scharfer Blick hielt den Blondschopf gefangen, „von dem ganzen verdammten Dorf zum verdammten Verräter gemacht zu werden? Zur Schlachtbank geprügelt? Er hat seine verdammte Familie abgeschlachtet! Ob er das gewollt hat?!“
 

„Nein, ich meine – verdammt! Du weißt, was ich meine, Sasuke!“

„Ich fürchte, ich weiß es nicht.“
 

Sie sahen sich durchdringend an. Naruto starrte stur in seine dunklen Augen, die ihm unerwartet direkt entgegenblickten.

„Ich denke“, versuchte Naruto es erneut, Sasuke schnaubte herablassend und machte keinen Hehl daraus, dass er genau das bezweifelte. „Ich denke“, hob der Blondschopf mit zusammen gezogenen Augen stur seine Stimme, „dass du genau weißt, dass Itachi dich nicht verschont hat, damit du dich besäufst oder dich im Uchiha-Viertel einschließt. Wenn du wolltest, könntest du wieder auf Missionen geh – “

„Meine Mission ist beendet“, erwiderte Sasuke kalt, „Itachi ist tot.“

„Du bist ein Idiot“, schloss Naruto nüchtern, ließ seinen Oberkörper zurück ins Gras fallen, wandte seinen Blick von ihm und richtete ihn stur gen Himmel.
 

Er beobachtete träge die tiefen, grauen Wolken, die die herbstliche Luft unwirsch über den dunkelblauen Himmel trieb. Es würde bestimmt bald beginnen zu regnen.
 

„Er hat dich geliebt, Teme“, sprach Naruto irgendwann das aus, was unsichtbar zwischen ihnen hing, „und das weißt du.“
 

Der laute, abschließende Knall der Tür der Villa war das nächste, was Naruto hörte. Träge setzte er sich auf und blickte sich gedanklich abwesend im Garten des letzten Uchiha-Sprösslings um. Sein Blick blieb an der dunklen Tür haften.
 

Natürlich wusste er, warum Sasuke so plötzlich, so resolut, so übereilig gegangen war – er war immerhin nicht blind oder dumm. Aber er wusste nicht, was das für ein komisches Gefühl in seinem eigenen Magen war. Es fühlte sich an wie ein unglaublicher Hunger nach einer wochenlangen Mission, bei der man sich nur von Kapseln und undefinierbarem Zeugs ernährt hatte. Und dann wenn man plötzlich wieder zu Hause war und den besten Ramen bei Ichirakus essen konnte. Und sogar eingeladen worden war. Aber dann einen Magen-Darm-Virus bekam und –
 

Planlos blickte er wieder zum Himmel. Vielleicht war er doch ein bisschen blind und ein bisschen dumm. Zumindest hatte Sakura das vor ein paar Tagen urplötzlich – einmal wieder – gemeint.

Und vielleicht fühlte sich das alles doch irgendwie ganz anders an.
 

Er würde es herausfinden, was das war, dachte er hartnäckig. Und er würde Sasuke nicht schon wieder verlieren. Ihm würde schon etwas einfallen. Nachdenklich kniff er seine Augen zusammen.
 


 

But I know, all I know's that the end's beginning (I'm dying tonight).

 
 


 

Sein Vater hatte immer gesagt, dass ein Ninja nichts liebte – nichts außer seine Mission, sein Talent und seinen Clan. Itachi war ein erbärmlicher Ninja in der Hinsicht gewesen. Und er selbst? Ein egoistischer Arsch. Am Ende hatten sie also beide versagt.
 


 

Who I am from the start, (I'm waiting) 

take me home to my heart (and fading).
 


 

Es regnete. Das leise und beständige Prasseln gegen die Fensterscheibe ließ ihn nachdenklich hinaus schauen. Langsam führte er das Glas an seine trockenen Lippen, schloss die Augen und schluckte die weißlich-trübe Flüssigkeit gedankenlos hinunter. Der Herbst zeigte sich von seiner klischeehaft unbeständigen Seite inklusive grauer Wolkendecke, heftigen Windböen und einem anhaltenden Regen. Nicht, dass ihn das tatsächlich interessiert hätte.
 

Er saß schweigend am dunklen Holztisch im Esszimmer. Das Glas stand leer vor ihm. Die geöffnete Flasche daneben. Halbvoll. Er fühlte nichts. Das unerwartete Klopfen ließ ihn aufhorchen, doch er bewegte sich nicht, gedachte nicht einmal daran. Das Klopfen an der Tür wurde lauter und nachdrücklicher.
 

„Sasuke, ich weiß, dass du da bist.“
 

Besagter stöhnte verhalten auf und rieb sich über seine Augen. Diese entnervende, eindeutige Stimme ließ ihn einen abwägenden Blick zum Fenster werfen. Er könnte noch –

„Entweder du ignorierst mich oder du liegst tot auf dem Boden. In jedem Falle – wenn du also nicht die Tür aufmachst, werde ich aufmachen müssen.“
 

Er rollte die Augen, schenkte sich jedoch ungerührt seinen Sake ein. Der laute Knall der nach nur gefühlten wenigen Augenblicken folgte, ließ etwas in seinem Kopf explodieren. Missmutig rieb er sich die schmerzhaften Schläfen. Mit einem grimmigen Blick polterte Naruto in das Zimmer, seinen Finger drohend auf Sasuke gerichtet, in der anderen Hand ein seltsam anmutendes Objekt fest im Griff.

Nass hing ihm der Pony ins Gesicht, das Haar lag in feuchten Strähnen im Nacken, einige Tropfen liefen ihm den Hals hinab und versickerten im orangefarbenen Trainingsanzug.
 

„Du bist nicht tot“, stellte Naruto finster fest und Sasuke hob wortlos seine Augenbraue. „Im Gegensatz zu allen anderen Mitgliedern meiner Familie – das hast du gut erkannt“, erwiderte der trocken und Naruto schien kurz über seine Worte nachzudenken, ehe er resolute Schritte zu ihm machte.
 

„Los. Wir gehen“, stellte er in einem Ton klar, der deutlich machte, dass er keine Widerrede dulden würde. „Was?“, entgegnete Sasuke ihm skeptisch und ein spöttischer Zug hatte sich auf seine Lippen gelegt.

„Wir gehen“, wiederholte Naruto betont langsam, „wir gehen Drachen steigen lassen.“
 

Ihn traf ein ungläubiger Blick, der sich zu einem höhnischen wandelte, als Sasuke die Ernsthaftigkeit hinter diesen Worten in den ungewohnt dunkelblauen Augen seines Gegenübers erkannte.
 

„Warum sollte ich mit dir – so etwas Bescheuertes – warum sollte ich das tun?“ Ein dunkles, humorloses Lachen kämpfte sich über seine Lippen. „Weil – du bist nicht tot?“, erwiderte Naruto trocken, aber es klang fast wie eine Frage. „Das ist alles so absurd“, beschloss Sasuke dunkel und Naruto runzelte die Stirn. „Und dass du dich hier mitten am Tag betrinkst, ist es nicht?“, raunte er und in seinen Augen blitze Ärger auf.
 

„Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe? So wie die anderen.“ Es klang beinahe kraftlos, wie Sasuke die Worte aussprach und der Blick seiner dunklen Augen hing irgendwo zwischen ihm und dem Regen vor dem Fenster. Er musterte ihn einen stillen Augenblick lang, in dem nur das Prasseln der Regentropfen zu hören war.
 

„Ich habe versprochen, dich nach Hause zurückzubringen, Teme. Und das ist ein Versprechen auf Lebenszeit gewesen.“ Er beobachtete wortlos, wie sich Sasuke zurücklehnte. „Ich bin doch wieder hier. Lass es endlich gut sein.“
 

„Nein, es ist nicht gut, verdammt“, Narutos Stimme wurde eindringlicher, lauter. Das schmerzhafte Pochen in seinem Kopf nahm zu – missmutig schloss Sasuke einen kurzen Augenblick lang seine Augen. Narutos Worte drangen natürlich trotzdem unbarmherzig in seine Ohren, „du bist nicht zu Hause. Du lebst nur in der Vergangenheit. Es ist manchmal, als wärst du gar nicht hier, echt jetzt! Und du säufst schon wieder!“ Wut brodelte hörbar in seiner Stimme.
 

„Du kannst mich nicht nach Hause bringen. Ich habe hier einfach kein Zuhause mehr. Alle Menschen, die mir jemals ein Zuhause gegeben haben, sind tot. Hatten wir das nicht schon gerade festgestellt?“, erwiderte er ironisch.
 


 

Let me go and I will run, (and holding) 

I will not be silent, (silent) all this time (onto these tears) 

spent in vain; wasted years wasted gain (I am crying).
 


 

Mit einem Male stand Naruto ganz dicht bei ihm, die nassen Strähnen seines Ponys standen kreuz und quer, einzelne Tropfen fielen ihm ins Gesicht. Ein unzähmbares Funkeln glitzerte in seinen sommerhimmelblauen Augen. Mit einem unwillkürlichen Schaudern spürte er den warmen Atem in seinem Gesicht, fuhr gedankenlos die feinen, doch unweigerlich männlichen Gesichtskonturen mit einem dunklen Blick nach. Gleichzeitig drängte das Gefühl nach oben, seinen Gegenüber grob zu packen und ihm kräftig in den Arsch zu treten. Ihm verächtlich das komische Gebilde aus der Hand zu reißen, diesen lächerlichen Flugdrachen aus dünnem Stoff.
 

„Falsch“, erwiderte Naruto betont ruhig, seine Stimme rief Widerwillen und gleichzeitig das abstruse Gefühl der Anziehung in ihm hervor, das er widerstrebend niederkämpfte und ihm dafür mit umso bedrohlicherem Blick begegnete.
 

„Es sind nicht alle tot“, fuhr Naruto leise fort, „verdammt, Teme.“ Er sah ihn durchdringend an. „Guck mal, ich bin da. Wie nah muss ich dir noch kommen, damit du endlich kapierst, dass ich bei dir bin!“ Er wirkte beinahe trotzig, blähte leicht seine Wangen und verschränkte seine Arme andeutungsweise und in Sasuke erwachte das verschüttete Gefühl ihn herablassend anzugrinsen. Doch ehe dieses Gefühl greifbarere Gestalt annehmen konnte, lehnte sich Naruto unscheinbar noch ein Stück weiter vor, lehnte sich leicht gegen ihn, so dass er dessen Körperwärme spüren konnte, den leichten Druck der Berührung. Einige Tropfen lösten sich aus dem blonden Haar und benetzten sein Gesicht, langsam hinab laufend, den Hals, den Nacken.
 

„Du bist mir schon wieder viel zu nahe, Dobe“, beabsichtigte er bedrohlich zu grollen, doch es klang beschämenderweise eher wie ein Krächzen, „du nervst!“
 

In diesen klaren, blauen Auge tanzte ein provokanter Funke, ein breites, gedankenloses Grinsen legte sich über diese rauen Lippen, an denen sein Blick einen verräterischen Augenblick zu lange hängen blieb, ehe er sie ganz nahe an sein Ohr brachte, provozierend nah.

„Warum stumpst du mich dann nicht einfach weg, Teme?“

In Deinen Augen [3/3]

In diesen klaren, blauen Auge tanzte ein provokanter Funke, ein breites, gedankenloses Grinsen legte sich über diese rauen Lippen, an denen sein Blick einen verräterischen Augenblick zu lange hängen blieb, ehe er sie ganz nahe an sein Ohr brachte, provozierend nah.

„Warum stumpst du mich dann nicht einfach weg, Teme?“
 

Und er erstarrte, aber dann fuhr ein Ruck durch seinen Körper und Naruto lag auf seinem Rücken, er selbst stand über ihm und schaute auf ihn herab.
 

„Weil du so hartnäckig bist, dass du trotzdem immer wieder zu mir kommst“, höhnte er und doch klang es beinahe wie ein Kompliment in Narutos Ohren. Er grinste schwach.
 


 

All is lost but hope remains and this war's not over (I'm dying tonight).

 
 


 

„Weißt du, Teme“, durchbrach Narutos betont ruhige Stimme plötzlich die starre Stille. Er hatte sie irgendwie viel heller in Erinnerung, sie wirkte mit einem Male so unvertraut erwachsen, „das kommt daher, weil ich mindestens so stur bin wie du.“

Er spielte ungeduldig mit seinen blonden Haaren, durchfuhr sie fahrig, ehe er sich vorlehnte und diese wirren Strähnen fast in sein eigenes, grimmiges Gesicht fielen; als würden sie es streicheln. Sasukes Blick verdunkelte sich. „Und du bist mein Freund. Mein bester.“ Die blauen Augen waren ungewöhnlich dunkel, doch Narutos Stimme barg keinen Hass, lediglich eine Erinnerung an eine vergangene Begegnung, die ihn nicht losließ und ärgerliche Wut, die ihm emotional auf der Zunge brannte.
 

„Und ich weiß auch, wie es ist ihn zu verlieren. Aber ich werde nicht dabei zusehen, wie er sich in den Tod säuft.“

„Lass es doch einfach. Geh einfach – geh“, zischte Sasuke kraftlos, „geh. Jetzt – “

Unwirsch wurde er an den Schultern gepackt.

„Wir gehen jetzt Drachensteigen, Teme.“

Blaue Augen funkelten ihn unerbittlich an. Mit diesem nervigen Glitzern, das ihm eindeutig bescheinigte, dass der Chaos-Ninja ihn nicht in Ruhe lassen würde, ehe er seinen Willen durchgesetzt hatte. Sasuke seufzte entnervt.

„Es regnet“, wandte er dennoch schwach ein.
 


 

There's a light, there's a sun (I'm waiting ...).
 


 

Vielleicht trank er wirklich zu viel, dachte er trocken, oder seit wann befolgte er die Befehle des Möchtegern-Hokages?

Während er Seite an Seite mit Naruto durch den anhaltenden Regen stapfte, wehte der Wind in kräftigen Böen und hinterließ trotz der Jacke ein Frösteln auf seiner Haut.

„Vielleicht verstehe ich, warum du immer wieder so wütend wirst“, unterbrach Naruto nuschelnd einfach den Gedankengang, während sein Blick von ihm zum Himmel wanderte, „Es tut verdammt weh, jemanden zu verlieren. Es tut scheiß weh. Aber –“ Sasuke sah, wie der andere schwer schluckte, die kräftige Hand zur Faust ballte, „es ist einfacher wütend zu sein und laut und gemein als hilflos und alleine. Ich weiß das.“ „Redest du von mir oder wieder von dir?“, ätzte Sasuke dunkel und warf ihm einen herablassenden Blick zu. Naruto gluckste leise, es klang wie ein verschlucktes Lachen. „Wir reden von uns beiden, du Idiot.“

Sasuke schwieg lange, fühlte die schweren Regentropfen sein Gesicht entlanglaufen und den seltsam erwartungsvollen Blick von der Seite. Unter seinen Schuhen raschelte das von den Bäumen abgeworfene Laub. Vielleicht war das der Unterschied zwischen ihnen beiden, dachte er nüchtern, für ihn schloss sich dieses Mir und Dir nicht gegenseitig aus – im Gegenteil. Für ihn selbst hingegen –

„Seit wann bist du überhaupt Hobby-Psychologe?“, ließ er sich schließlich zu einer trockenen Antwort herab. „Hä? Was?“ Ein leicht trotteliger Ausdruck hatte sich in Folge der Verwirrung in die Mimik des anderen geschlichen; normalerweise hätte Sasuke bei dem belämmerten Ausdruck schief gegrinst, herablassend, ihm einen provokanten Kommentar entgegengeschleudert, doch er runzelte lediglich entnervt die Stirn und schüttelte abweisend den Kopf. Dann hielt er unvermittelt an.

„Lass endlich dieses verdammte Ding fliegen. Dann kann ich wieder nach Hause“, raunte er missmutig. „Pff, du Spaßbremse“, erwiderte Naruto unbeeindruckt und schob dann seinen Mund vor, fuhr sich durch das klatschnasse Haar, „und überhaupt. Du meinst wohl, dass wir dann nach Hause gehen. Und es regnet echt immer noch. So nervig! Echt jetzt!“

Ja, vielleicht. Vielleicht war es tatsächlich der Unterschied zwischen ihnen. Der andere hatte immer für ein Wir gekämpft. Er selbst hingegen –
 

„Nicht halb so nervig wie du“, murmelte Sasuke und schnaubte, doch er fühlte sich tatsächlich nicht halb so missmutig, wie er klingen wollte.
 


 

taking all these shattered ones ...

 
 


 

Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume in der frischen Abendsonne. Ihre gigantischen Kronen rauschten im kühlen Wind. In der Luft hing der nüchterne Hauch des nahenden Winters. Der Wind wehte leise um die Häuser und brachte erste schmelzende Flocken. Der Boden war noch nicht kalt genug, um zu gefrieren, aber kalt genug, um seine Nase laufen zu lassen. Verächtlich strich sich Sasuke eine viel zu lange Strähne seines Ponys zurück, stieß sich erneut von einem starken, knorrigen Ast ab und rauschte weiter durch die wie leergefegte Straße.
 

Seine Gedanken waren unerwartet klar, aber irritierend verwirrend.
 

Sein Vater hatte immer gesagt, dass ein Ninja keine Wahl hatte.

Ein Ninja hatte lediglich eine Pflicht, die es zu erfüllen galt. Entsprechend war eine mögliche Wahl ohnehin unbedeutend. Sasuke hatte es früher nie gewagt zu fragen, was passierte, wenn die letzte Pflicht einen Ninjas erfüllt war. Oder starb der sowieso mit ihr?
 

Wenn Itachi seine Pflicht gewesen war, warum lebte er dann noch immer?

Und wenn ein Ninja lediglich eine Pflicht zu erfüllen, jedoch keine Wahl hatte, welche Pflicht hatte er jetzt? Hatte er überhaupt noch eine? Und konnte er diese auch ablehnen?
 

Hätte er bereits sterben sollen?
 

Und warum hatte Itachi ihn nicht getötet, dafür aber alle anderen?

Wieso hatte er sich für das Dorf und gegen seinen Clan, nicht aber gegen ihn – seinen kleinen Bruder entschieden?
 

Wenn es nichts gab außer Pflicht und Ehre und Clan und Dorf und Talent. Warum lebte er noch?
 

Elegant, kraftvoll, beherrscht stoben seine Bewegungen durch die vereinsamte Straße, sein Atem ging unterdrückt und die dunklen Augen stierten mit einer unheimlichen Starrheit den Weg vor ihnen entlang.
 

Mühsam schüttelte er seinen Kopf, starrte weiter stur gerade aus. Es gab so viele unbeantwortete Fragen. Doch es gab niemanden mehr, der ihm darauf antworten konnte. Oder?
 


 

To the place we belong (I am waiting...).

 
 


 

Draußen beherrschte der Schneeregen die dumpfe, graue Szenerie auf den leeren Straßen. Die roten, flachen Ziegeldächer der Häuser wirkten fahl im schmutzigen, blassen Licht der stumpfen Herbstsonne. Es sah ungemütlich aus mit dem herbstlichen frischen Wind und dem trüben, eisgrauen Himmel vor den sich dichte schwarzgraue Regenwolken drängten.
 

Drinnen herrschte eine entspannte Atmosphäre. Es war angenehm warm, das stetige Prasseln gegen die Fensterscheiben hatte einen einlullenden Effekt und fungierte irgendwie als eine sachte Hintergrundmusik, der Sakura einen Augenblick lang wie gebannt lauschte.
 

„Es wird langsam ganz schön kalt da draußen“, bemerkte sie irgendwann in das laufende Gespräch hinein. Naruto seufzte nickend. „Ja, das stimmt. Aber das macht die Missionen nur besser“, behauptete er kühn, woraufhin ihm ein kritischer Blick aus mindgrünen Augen zugeworfen wurde.

„Einem jungen, kräftigen Körper kann so leicht nichts anhaben“, stimmte Lee begeistert zu und über Narutos jungenhaftes Gesicht breitete sich ein keckes Grinsen aus. Sakura verdrehte vielsagend ihre Augen, schwieg jedoch ansonsten; sie wusste einfach, wann selbst kluge Argumente nichts mehr brachten – und das war bei Naruto schon seit jeher fürchterlich früh und oft.

„Und ich darf euch wieder fit bekommen“, nuschelte sie lediglich nachtragend und schnaubte leise.

„Dafür gibt es eben so tolle Medi-Nins wie dich“, flötete Naruto sofort und kassierte einen harten Schlag auf den Kopf. „Hey! Wofür war der denn?“, jammerte er mitleiderregend, rieb sich wehleidig über seinen Dickschädel und warf ihr einen herrlich entrüsteten Blick zu. Lee lachte unbekümmert. Sie war gerade dabei, etwas wenig Sensibles zu erwidern, als ihr Blick eine vage Silhouette durch das mit Regentropfen verhangene Fenster wahrnahm, ihre Bewegung erstarrte, ihre Mimik gefror und ihre Worte blieben ihr wie ein kraftloses Husten im Halse stecken, ihre Stimme ein gebrochenes Fiepen.
 

„Sasuke?“
 

Naruto riss seinen Kopf herum, vergaß augenblicklich seinen [ohnehin nicht erwähnenswerten] Schmerz und stürmte sofort zum Fenster, öffnete es fahrig und starrte seinen unerwarteten Gegenüber atemlos an.
 

„Was machst du denn hier?“, entfuhr ihm ratlos als er plötzlich direkt in die unergründlich dunklen Augen blickte, welche ihm gefährlich funkelnd entgegenstierten. Bis zur Haut mit Regen durchtränkt stand Sasuke mit leicht geröteten Wangen und ungewöhnlich chaotischem Haar, das ihm in feinen Haarsträhnen vom Kopf abstand, dort auf dem Balkon. In seinen langen Wimpern hingen einzelne Regentropfen, andere liefen die dunklen Strähnen entlang, den Nacken hinunter und versickerten in seinem dunkelblauen Stoffpullover.
 

„Genau das ist die Frage“, erwiderte er trocken und Narutos Stirn zog sich augenblicklich in verwirrte Falten zusammen. Aufmerksam wanderte Sakuras Blick von dem einen zum anderen, Lee hingegen starrte Sasuke unbewegt an.
 

„Öhm – willst du vielleicht erst einmal hereinkommen?“

Naruto schien sich als erster wieder gefasst zu haben, stieß das Fenster weiter auf und deutete vage hinter sich. Zögernd wanderte der dunkle, durchdringende Blick Sasukes über die Anwesenden hinweg. Als er bereits ein knappes und resolutes Kopfschütteln andeuten wollte, drückte Naruto ihm plötzlich eine Tasse in die Hand, die er nur reglos anstarren konnte.
 

„Heiße Schokolade“, säuselte Naruto und grinste wissend, „aber vielleicht solltest du erst was Trockenes anziehen – sonst wirst du absolut bestimmt auch von Sakura geschlagen.“ Hierbei warf er ihr einen wehleidigen Blick zu, den sie giftig konterte. „Nur wenn er krank werden würde“, korrigierte sie in einem barscheren Ton als es ihr Blick erreichte, der wirkte irgendwie unerwartet sanft. Lee strich ihr währenddessen leicht und wie nebenbei über den Rücken und sie schaute plötzlich mit so einem warmen Funkeln in ihren grünen Augen zu ihm auf. Sasuke wandte sich wortlos von den beiden ab.
 

„Hey! Ich bin aber auch nicht krank!“, empörte sich Naruto, als verstünde er erst eben Sakuras Erläuterung – was er vielleicht tatsächlich tat. Die zuckte jedoch nur gleichgültig mit ihren Schultern und streckte ihm die Zunge heraus.
 

Warum Sasuke wenig später tatsächlich in trockener Kleidung, die eigentlich Naruto gehörte [„Orange würde dir voll stehen. Echt jetzt!“ – „Wage nicht einmal, daran zu denken, Naruto!“] und einer heißen Schokolade in der Hand, am Tisch Platz nahm und in eine scheinbar vertraute Runde eindrang, war ihm schleierhaft und erschien ihm mehr und mehr wie ein surrealer Alptraum.
 

Erst hatte sich eine lauernde Stille über sie gelegt, in der jeder Versuch eines lockeren Gesprächs im Keim erstickt worden war. Inzwischen plapperte Naruto verstörend schnell vor sich her, Lee antwortete regelmäßig mit einer seiner flachen Floskeln und Sakura saß unglaublich steif zwischen ihnen, rang sich ab und an ein Lächeln ab, das kaum ihre Augen erreichte. Warum ihm das überhaupt auffiel, war ihm ein unverhofftes Rätsel.
 

Er gehörte nicht hierher.
 

Jedes erzwungene Wort, jeder steife Blick, jede unsichere Geste offenbarte es zwischen ihnen. Sie waren sich irgendwie fremd geworden. Das war nicht das, was die ganze Situation wirklich so unangenehm machte, dachte er nüchtern, das wirklich Unangenehme war, dass sie so taten, als hätte sich nichts verändert.
 

Aber er war nicht mehr der Zwölfjährige, der heimlich Konoha den Rücken gekehrt hatte, um sein Ziel mit unerbittlichen Methoden und Kosten, die er nicht kalkulieren konnte, zu erreichen. Er war der zweiundzwanzigjährige Mann, der kein Ziel mehr hatte.
 

Mühsam erhob er sich von dem Stuhl, auf den Naruto ihn vorhin mit sachter Gewalt bugsiert hatte. Es war ein Fehler gewesen, hierher zu kommen. Naruto war verstummt und Lee vergaß augenblicklich seine gerade angesetzte Antwort. „Ich gehe“, verbalisierte Sasuke sein offensichtliches Vorhaben, doch die drei Augenpaare, die plötzlich jeder seiner Bewegungen folgten, schienen nicht erleuchteter dreinzuschauen.
 

„Warum?“, fragte Naruto schließlich und es war der vertraute, infantile Kindskopf, der wirklich glaubte, wenn man nur hart genug dafür arbeitete, alles erreichen zu können. Nicht der unvertraut erwachsene Naruto, der ihn manchmal mit diesem quälend wissenden, trüben Funkeln in den Augen anschaute.
 

„Warum nicht?“, erwiderte Sasuke trocken. „Ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen“, fuhr er achselzuckend fort und sah demonstrativ an den azurblauen Augen vorbei, die ihn zu durchbohren schienen. „Zum Beispiel?“, fragte Naruto lauernd und Skepsis glimmte in seinem zusammengezogenem Blick, verdunkelt von misstrauischen Unglauben.

Sasuke verdrehte entnervt seine Augen. „Seit wann muss ich mich vor dir rechtfertigen?“, fragte er kühl und betontes Desinteresse durchsickerte seinen gefährlich dunkel funkelnden Blick. Lee blickte starr seine Tasse in den Händen an, während Sakuras aufmerksamer Blick unruhig von Naruto zu Sasuke wanderte.
 

„Seitdem du dauernd vor uns davonläufst“, antwortete Naruto hart und stand ärgerlich auf. Sasuke schnaubte. Das Azurblau von Narutos Augen glitzerten gefährlich.

„Dann hör auf, mir nachzulaufen“, erwiderte Sasuke kühl und wandte sich um.
 

Er gehörte nicht hierher. Nie wieder.
 

Dann war er verschwunden.

In Seinen Augen


 

I always knew that you'd come back to get me

and you always knew that it wouldn't be easy.

 
 


 

Bedrückende Stille füllte den Raum, den Sasuke um eine Person leerer zurückgelassen hatte. Sakura durchschnitt die plötzliche Starre als erste. Wortlos griff sie nach der Flasche und schenkte sich nach, führte das Glas an ihre Lippen und schluckte. Lee strich ihr über den Rücken, als versuchte er sie zu beruhigen. Doch das war nicht nötig. Sie war so ruhig – so verdammt ruhig.
 

„Es war ein Fehler“, erhob sie ihre Stimme und es hörte sich bizarr an mitten in dieser Wortlosigkeit. Naruto starrte noch immer dort hin, wo Sasuke verschwunden war – durch das Fenster. Als könnte er noch nicht begreifen, als könnten seine Gedanken nicht akzeptieren, dass – doch dann, als wäre etwas in ihm erwacht, spannte sich sein Körper an. „Sakura-chan!“, sagte er ernst. „Mach dir keine Sorgen. Ich kümmer mich um ihn!“ Und er sprang - ehe sie auch nur ein Laut gebildet hatte - mit einer kraftvollen Bewegung in die dunkle Nacht hinaus.
 

Sie seufzte, vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie war so müde. Lees Hand legte sich auf die ihrige. „Es wäre nicht Naruto, wenn er nicht –“ Sakura wischte diesen Einwand stoisch mit einer knappen Handbewegung beiseite. „Es war ein Fehler“, wiederholte sie leise, „zu glauben, es würde alles wieder wie früher werden.“
 

Sie sah durch ihre Finger, wie Lees Blick zum Fenster, zur Dunkelheit der Nacht schweifte. „Es wäre nicht Naruto, wenn er nicht daran glauben würde, das Positive aus ihrer Jugend wiederzuerwecken“, bedachte er ernst. Wütend stand sie auf, der Stuhl knarzte, und mit ärgerlichem Gesicht zischte sie: „Es gibt einen Unterschied zwischen Tapferkeit, Loyalität und Naivität sowie dummer Ignoranz. Naruto – ja, auch er – muss akzeptieren, dass Sasuke nie wieder – nie wieder –“ Ihr Blick flog durch den Raum, als wären dort die Worte versteckt, die sie suchte, um die ganze komplexe Situation zu verbalisieren. „Glaubst du wirklich, es geht Naruto darum, so zu tun, als wäre alles wie früher?“, fragte Lee und folgte mit seinem Blick ihren hektischen Schritten durch den Raum. „Oder geht es dir darum?“, fügte er leise hinzu. Sie erstarrte und schaute ihn an.
 


 

To go back to the start to see where it all began

Or end up at the bottom to watch how it all ends.
 


 

„Sasuke! Warte – Sas – Sasuke! Teme!“
 

Stur sprang er weiter. Ein sanft funkelnder Hauch Weiß hatte sich auf die Dächer gelegt. Es war dunkel, nur der Mond schien und sein bleiches Licht glitzerte in den vereisten Dachziegeln. Sasuke sprang ab, landete. Der Wind peitschte in sein Gesicht. Die Rufe hinter ihm gingen darin unter.
 

„Teme! Bleib stehen, verdammt! Du –“
 

Warum? Warum ließ er ihn nicht einfach – in seiner Leere ertrinken? Warum bestand dieser naive Hohlkopf darauf, ihn nicht einfach zu vergessen? Sich selbst vergessen zu lassen?
 

„Bleib! Stehen!“

Mit einem Ruck griff er plötzlich nach seinem Arm, zog ihn heftig zurück, zwang ihn, stehen zu bleiben.
 

Warum ließ er ihn nicht einfach in dieser Leere? Es gab dort kein Glück – aber auch keinen Schmerz.
 

„Was willst du, Naruto?“, fragte er ohne sich umzudrehen. Er erahnte die Antwort, naiv und unbedacht. Doch er starrte hinaus in den Nachthimmel. Glitzernde, abertausende funkelnde Sterne. Nebelige Wolken verhangen die pechschwarze Dunkelheit an einigen Stellen, bedeckten die reinen Kristalle. Er spürte hinter sich, einige Zentimeter entfernt, die fahrigen Bewegungen seines – von Naruto. Eine glühende Hitze ging von ihm aus. Ein krasser Gegensatz zu der eisigen Kälte. Beinahe zu heiß, um sich daran zu erwärmen. Eher wie stechende kleine Kunai-Spitzen, die sich durch seine Kleidung fraßen.
 

„Komm zurück, Teme“, bestand Naruto betont ruhig. Ein ungewohnt zurückhaltendes Verhalten für den impulsanten Möchtegern-Hokagen. Sasuke atmete tief aus. Der blonde Hohlkopf hielt immer noch seinen Ärmel fest, als fühlte er den steigenden Fluchtinstinkt, der in Sasukes Magen wühlte. Die Berührung brannte sich durch den Stoff. „Ich dachte, das wäre ich vor einiger Zeit bereits“, erwiderte Sasuke trocken, spürte dieses Brennen, diesen Schmerz, der ihm den Atem stocken ließ und doch davon zeugte, dass er noch – war. Dass er aus mehr als Leere bestand.
 

Naruto seufzte genervt. „Man, du weißt doch, was ich mein. Sakura und Lee wart'n schon. Es ist eh voll kalt und –“

„Und du solltest einfach zurückgehen“, unterbrach ihn Sasuke dumpf.

„Ja, genau! Das is', was ich mein, Teme. Lass uns –“
 

Sasuke drehte sich zu ihm um, sah ihm in die Augen und schüttelte langsam den Kopf.

„Aber – du gehörst doch dazu, sturer Idiot“, empörte sich Naruto ärgerlich.

„Nein. Das tue ich nicht. Schon lange nicht mehr.“
 


 

You tried to lie and say "I was everything"

I remember when I said "I'm nothing without you" (I'm nothing without you).
 


 

„Ich – ich“, stotterte Sakura und verstummte dann. Sie starrte in Lees dunkle Augen, der ihr aufmerksam entgegensah. „Ich weiß nur nicht, ob ich – das kann“, meinte sie dann leise, „es tut so weh. Es ist so – vertraut und so – so fremd.“ Sie suchte etwas in seinen Augen. Verstehen. Vorwürfe. Verlustangst. Irgendetwas. Oberflächlich gesehen, waren seine Augen Sasukes so ähnlich, aber sie wusste es besser.
 

„Ja, es ist – schwer“, gestand Lee und strich ihr über den Rücken, lächelte sie an, „aber all der Weg, all die Zeit, die ihr für – um Sasuke gekämpft habt. Du hast nicht allein gekämpft. Ihr wart nie allein. Du musst das nicht alleine durchstehen, Sakura-chan. Naruto kämpft mit dir.“
 

Sie fand etwas anderes in seinen Augen. Ermutigung. Halt. Hoffnung. Etwas, an das sie sich nicht mehr in Sasukes Augen erinnern konnte. In seinen Augen hatte es gebrannt. Aber inzwischen -
 

„Und ich auch“, fügte Lee leise lächelnd hinzu. Sie nickte ihm langsam entgegen.
 


 

Somehow I found a way to get lost in you

Let me inside, let me get close to you.

 
 


 

„Bist du bescheuert oder was?“, fragte Naruto entgeistert. „Du bist ein Teil von Team Sieben. Du bist unser Freund! Du bist –“
 

„Der Nukenin, der alle verraten hat, ein Überbleibsel eines Clans, der Konoha lieber zerstören als beschützen wollte, ein dummer, kleiner Bruder, der seinen großen Bruder abgeschlachtet hat“, durchbrach er wütend Narutos sentimentales Geschwätz. Diese azurblaue Augen starrten in seine eigenen, schienen etwas zu suchen.
 

„Ja, auch der“, bestätigte Naruto langsam. Ihre Blicke waren ineinander verhakt. Ein heißes Brennen durchfuhr Sasuke, als er diesen klaren Blick sah, diese Augen voller – Verständnis und –
 

„Wie kannst du – wie kannst du“, fuhr Sasuke ihn plötzlich an, „einfach so da stehen und das – einfach so – bejahen? Wie kannst du das akzeptieren? Du dummer – dummer Idiot!“
 

Sasukes Finger ballten sich zur Faust. Eine beißende Wut stieg in ihm auf, überwältigend, raubte ihm den Atem, nahm ihm die Sicht. Wie sollte er mit alldem einfach leben? 
 

Mit diesen Augen. Die es nicht mehr gab. So dunkel wie die seinigen. Und diese blauen Augen voller Verständnis. So erwachsen. Und die Worte so naiv. Es stand so vieles zwischen ihnen. Er hatte so oft versucht, davor wegzurennen. Aber sein Blick – es verfolgte ihn.
 

Die Worte verhallten und hinterließen eine drückende Stille. Schnaufend stierte Sasuke in dieses unglaublich stoische Gesicht, doch in dessen Augen lagen stürmische Wellen – wie das aufbrausende Meer vor einer Flut. Der Mond schien ihnen bleich auf die Gesichter, die Mitternachtsluft trug feine Flocken mit sich, spielte mit seinen goldenen Strähnen, die ihm wie gewohnt unordentlich-chaotisch vom Kopf abstanden. Sie sahen blass aus im Mondlicht.
 

„Wie kannst du“, erwiderte Naruto gepresst, „wie kannst du einfach alles wegschmeißen und davonrennen? Immer und immer wieder!“
 


 

Change your mind, I'll get lost if you want me to

Somehow I've found a way to get lost in you.
 


 

„Ich –“

Er hatte ihm eigentlich sagen wollen, dass er nicht davonrannte. Aber es war gelogen. Und das wussten sie beide. Deswegen sah er ihm lediglich stur in die Augen und verstummte.

„Ich brauche euch einfach nicht. Ich hätte meine Familie gebraucht, meinen Bruder“, flüsterte er dann leise, ehe er sich straffte und ihm mit einem kalten Funkeln in den Augen entgegenschleuderte: „Ich brauche dich nicht.“

 

Naruto blickte ihn nur stumm an, seine Gesichtszüge waren ihm so entsetzlich vertraut, das Funkeln der blauen Augen, die ihn gerade ernst und ruhig gefangen hielten, doch auf seinen Lippen lag nicht wie sonst ein sorgenfreies Lachen. Sasuke starrte zurück.

 

Der blonde Shinobi erkannte etwas Verachtendes in den Augen seines ehemaligen Teamkameraden, etwas, das ihm entsetzlich vertraut war. Er erkannte diese Einsamkeit, aus der man nicht allein herausfinden konnte, das Gefühl unwichtig zu sein, austauschbar, nichts wert, das eigene Leben bedeutungslos. Er erkannte sich selbst in den dunklen Augen, was gewesen war und wie es hätte sein können.
 

„Ich hätt' auch gern eine Familie gehabt“, sagte er schließlich, „aber das geht nicht. Und – der Gedanke. Es tut weh. Es hätt' – wirklich, wirklich schön sein können. Aber es ist okay.“
 

„Es ist okay?“, fragte Sasuke höhnisch. „Es ist okay?“
 

Naruto nickte, nachdenklich verschränkte er seine Arme hinter dem Nacken. „Es muss. Alles and're macht einen kaputt. Und – anstatt zu denk'n, was ich alles nicht hab', denk' ich dran, was ich alles hab'.“
 


 

You always thought that I left myself open

But you didn't know I was already broken.

 
 


 

Ungläubig brach Sasuke in ein freudloses Lachen aus, hart, stechend. „Das ist wirklich lächerlich“, erwiderte er unnachgiebig und wandte sich um. „Es mag vielleicht für dich okay sein“, höhnte er und fügte dann kalt hinzu: „Für mich wird es das niemals wieder sein.“ Verächtlich strich er sich eine viel zu lange Strähne seines Ponys zurück, stieß sich von dem zugefrorenen Dach ab und wollte im wortlosen Zorn davonrauschen, doch Naruto schaute ihm wissend in die Augen, stand plötzlich vor ihm, ganz nah und hielt ihn mit einem eisernen Griff am Ärmel.
 

„Er kommt nie wieder. Itachi. Er kommt nicht wieder. Wenn es deswegen ist, dann ja.“
 

Sasuke erstarrte. Er begriff zuerst diese Worte nicht, wie einer Zeitlupe, als tropften die Buchstaben zäh in sein Gehirn, unverständlich, einzeln. Dann verdichteten sich die Worte und die Bedeutung hagelte in seinen Gedanken nieder.
 

„Halt deinen Mund“, raunte er.

„Du wirst Fehler, die du gemacht hast, nicht rückgängig mach'n könn'n. Das ist klar.“

„Halt. Deinen. Mund.“

„Viele Freunde und Bekannte sind auch im Krieg gestorb'n.“ Naruto strich sich über sein eigenes Gesicht, müde, doch er ließ ihn nicht los. „Und du hast deinen Bruder getötet. Das wirst du nie –“
 

Mit einem Ruck riss sich Sasuke los und schlug ihm ins Gesicht. Ein Schmerz explodierte in seinem Kopf. Naruto taumelte, griff sich instinktiv ins Gesicht, Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Er starrte einen Moment lang seine Hände an, dann zuckte sein Kopf hoch und sein Blick fand den Sasukes. Atemlos schaute der ihm entgegen, schwer atmend.

„Tu nicht so, als würdest du es verstehen! Du verstehst einen Scheiß!“, zischte Sasuke gepresst.

„Was willst du eigentlich?“, schrie ihm Naruto plötzlich entgegen. „Willst du in deinem Selbstmitleid ertrinken? Du bist so'n Feigling!“

„Ich bin wenigstens realistisch. Du bist ein naiver Idiot!“, brüllte Sasuke zurück.
 

Blut tropfte aus Narutos Nase, Kopfschmerzen durchschnitten seine Gedanken, doch ohne Rücksicht preschten sie plötzlich beide aufeinander zu. Der Vollmond erleuchtete das Szenario auf eine bizarre Art, wie ein Traum, ein wenig unscharf, ein wenig bleich, wie ausgewaschen.
 

„Du bist ein Idiot!“, rief Naruto abgehackt, während er die wilden Schläge Sasukes parierte. Es lag Wut in ihnen. Mit einem Sprung brachte er einige Meter zwischen sie, doch Sasuke tauchte lautlos wieder nur einige Zentimeter entfernt vor ihm auf. „Kämpf, Naruto, hör auf mit diesem Schwächlings-Getue. Verdammt! Wehr dich! Kämpf endlich!“
 

Pure Kraft schien zu explodieren, als Sasuke blau glühendes Chakra schmiedete. Wellen reiner Kraft durchstießen seine Haut, stach wie brennende Streichhölzer, zu nah. Er hörte das elektrisierte Knistern. Wie Vögel. Ganz nah an seinem Ohr. Doch er wehrte sich nicht. Er starrte seinem besten Freund in die rot glühenden Augen, ohne ein Blinzeln. Und für einen vagen Moment dachte Naruto daran, dass Sasuke ernst machte. Dass er ihn wirklich verletzten würde, dass er sein Leben dem Willen eines verzweifelten, einsamen Mannes überließ, der vielleicht nicht mehr wusste, was er tat.
 

„Du müsstest doch am besten wiss'n, dass die schwersten Kämpfe meistens die ohne Chakra sind“, flüsterte Naruto ihm ins Ohr. Und Sasuke erstarrte. Mit einem Male verstummte das zwitschernde Geräusch. Sasuke keuchte. Schweiß rann seine Schläfe entlang. Sie waren sich so nah. So nah, dass Naruto erkannte, dass Sasukes Iris nicht schwarz war, sondern nur schwarzbraun, dass der Ton der Pupille einen dunkleren Hauch hatte. So nah, dass er des angestrengte Heben und Senken seines Brustkorbs spürte. So nah, dass er spürte, wie sich etwas in seinem Bauch verknotete. So nah, dass er die spröden Lippen sah und – Und zwischen ihnen stand Verzweiflung und Einsamkeit. Naruto kannte dieses Gefühl. Dieses erdrückende Gefühl, voller Panik, voller Angst. Die drängenden Gedanken, allein zu sein, unverstanden, verhöhnt, überall angesehen, wie ein Fremder. Das Gefühl, sich selbst zu verlieren. Und er sah es in Sasukes Augen. Und er spürte diese Nähe.
 

Er wusste nicht, was Sasuke in seinen Augen sah, wie er ihn so anblickte, angestrengt atmend, nur das Geräusch ihres Atems ließ es real wirken, wie sie da so beieinander standen. Nur der Mond und ihre verschwitzten Gesichter. Und ihre Augen, die einander nicht losließen. Er wusste nur, dass er plötzlich seine spröden Lippen auf seinen eigenen spürte.
 


 

I told myself that it wouldn't be so bad

Pulling away took everything I had.
 


 

Mit einem fahrigen Stoß drückte Sasuke ihn plötzlich weg. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, als hätte er eben erst erkannt, was passierte. Wem er da gegenüber stand, wen er da – Seine Augen waren aufgerissen, starrten ihn an mit einer Intensität, mit einer Verwirrung, die ihn hätte beinahe zum Lachen gebracht hätte, aber da war dieses ungute Gefühl, diese Ahnung, die ihn schwiegen ließ.
 

„Du – du bist. Das. Du bist ein Idiot. So ein unglaublicher – so – es –“ Sasuke spürte, wie sich seine Worte verhedderten, seine Gedankengänge wie in einem Labyrinth zu Sackgassen führten. Als er bemerkte, dass er stotterte, verstummte er mit zusammengekniffenen Lippen.
 

„Warum?“, hörte er Naruto plötzlich fragen und es war die Aufrichtigkeit, das ehrliche Interesse, die unschuldige Ruhe, die etwas in ihm explodieren ließ.

Warum?“, echote er wütend, riss sich los und ging einige fahrige Schritte, ehe er sich resolut umwandte, ihm ins Gesicht sah und wutentbrannt geiferte: „Das wirst du nie verstehen. Du bist so naiv. Nicht daran zu denken, was – was sollte das überhaupt? Das ist so krank! Das ist so eine perverse Scheiße, die du hier abziehst!“

„Ich?“, warf Naruto stirnrunzelnd ein, doch Sasuke überhörte ihn provokant.

„Das ist so erbärmlich. Das ist ekelerregend.“
 

Sasuke sah ihn von oben herab an. Herablassung, Arroganz, Kälte funkelte in seinem dunklen Blick. Narutos Blick schweifte ab. Er sah einen Moment in den schwarzen Himmel, als erinnerte er sich an etwas, das in weiter Ferne lag oder in ferner Vergangenheit.
 

„Ich wollte nur wissen, warum du mich immer erst schlägst, um mich dann zu küssen, Sasuke“, fragte er ihn direkt und seine tiefblauen Augen wirkten wie das Meer bei Nacht, dann schloss er sie für einen kurzen Moment, denn er hielt es nicht aus. Zu sehen. Wie nah er ihm war. Und wie weit sie voneinander entfernt waren. Und er wusste noch bevor er sie wieder geöffnet hatte, dass Sasuke lautlos verschwunden war.
 


 

You tried to lie and say "I was everything"

I remember when I said "I'm nothing without you" (I'm nothing without you).
 


 

Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume in der frischen Abendsonne. Ihre gigantischen Kronen rauschten im kühlen Wind. In der Luft hing der nüchterne Hauch des vergehenden Winters. Der Wind wehte leise um die Häuser und brachte letzte schmelzende Flocken. Der Boden war nicht mehr kalt genug, um zu gefrieren, aber kalt genug, um seine Nase laufen zu lassen. Verächtlich strich sich Sasuke eine viel zu lange Strähne seines Ponys zurück.
 

Hinter ihm erhob sich das Gebäude, das einmal sein Zuhause gewesen war. Jetzt war es nur noch – voller schmerzender Erinnerungen. Nur ein alter Bau. Er saß auf der Veranda. Eigentlich war es zu kalt dafür, aber – es war nicht wichtig. Nichts war wichtig. Seine Gedankengänge waren wie ausgetretene Schleichwege; undurchsichtig und doch altbekannt. Sie wiederholten sich und führten doch nur in Sackgassen. Ein Labyrinth, bei dem er ständig verlor. Seine Gedanken waren verwirrend, störrisch. Er versuchte sie zu zähmen, doch sie galoppierten hektisch in seinem Kopf. Und dann wiederum war da nur zähe Leere. Was war das nur? Dieses Gefühl. Dieses – abartige, kranke Gefühl.
 

„Hey, du hast wohl nicht mein Klopfen gehört – ich – ich wollte nur sehen, wie es dir geht.“
 

Sakura trat aus der dunklen Tür, musterte ihn mit hochgezogenen, feinen Augenbrauen. Er spürte ihren Blick auf sich ruhen, doch er sah weiterhin irgendwo in den meisterhaft bemalten Himmel. Wolken zogen vorbei, wurden durch die Abendsonne in ein kaltes Orangerot getaucht.
 

„Was machst du überhaupt hier draußen. Es ist richtig kalt hier.“

Er zuckte knapp mit den Schultern, unmissverständlich, dass er kein Gespräch mit ihr suchte – im Gegenteil – gar nicht mit ihr reden mochte. Sie ließ ihren Blick schweifen. Über den vernachlässigten Garten und seine vernachlässigte Frisur. Sein schwarzes Haar hing ihm bis auf die Schultern. Einzelne wirre Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Und trotzdem war er schön. Er besaß so eine traurige Schönheit, die faszinierend war aus der Ferne betrachtet, aber zerstörerisch in der Nähe. Sie befiel der Drang, einfach zu gehen, ohne einen Abschied. Einfach so. Weil es ihr irgendwie sinnlos erschien und so schwer. Aber sie war nicht so. Sie gab nicht einfach auf. Sie war nicht alleine und sie wollte, das Sasuke wusste, dass er auch nicht alleine war.
 

„Wie geht’s dir, Sasuke?“, versuchte sie einen Vorstoß. Sie wusste, es musste hohl in seinen Ohren klingen. Aber was sollte sie sagen? Reiß dich zusammen! Mach was aus deinem Leben! Hör auf mit diesem Selbstmitleid! Was sollte sie fragen? Was ist aus dir geworden?
 

„Wunderbar“, antwortete er zwischen ihre Gedanken und klang mehr als sarkastisch. Er warf ihr einen kühlen Blick zu – vielleicht in der absurden Hoffnung, sie würde dadurch wieder schneller verschwinden. Er müsste es doch inzwischen besser wissen. Sie setzte sich neben ihn, obwohl sie fror.
 

Seufzend erkannte sie, dass oberflächliches Geplänkel sie nirgends hinführen würde. Sasuke würde sich nur weiter hinter seiner Mauer aus Groll und Selbstmitleid und Distanz und Wut verschanzen.
 

„Weißt du“, meinte sie also behutsam, „es ist inzwischen schon viel Zeit vergangen und – ich habe das Gefühl, dass du trotzdem nicht –“ Sie suchte offensichtlich ein Wort, das ihr angemessen erschien, doch sie verstrickte sich in ihren Gedanken und ihr Satz versickerte in verlegener Stille.
 

„Ich meine.“

Sie wusste, dass es nie wieder so sein würde, wie früher. Sie würde nie wieder das kleine, naive Mädchen sein, das hoffnungslos verschossen neben ihm saß. Er würde nie wieder der zwölfjährige Genin sein, der genervt von ihr stur weiter trainierte, der sie nicht akzeptierte, nicht anerkannte, ignorierte. Es würde nie wieder so sein. Doch sie bereute das nicht.
 

„Ich will dich nicht nerven. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich weiß – also. Es wird nie wieder so sein, wie es einmal gewesen ist. Und – aber wenn du.“
 

Sie trauerte um den kleinen, verlorenen Jungen. Sie trauerte um seine Kindheit und Jugend. Sie trauerte um den jungen Mann, der im Krieg sich selbst verloren hatte und seinen Weg. Und jetzt nicht mehr nach Hause fand, obwohl er hier saß.
 

Etwas brannte in ihren Augen. Sie stand auf, sein Gesicht war starr nach vorne gerichtet, ebenso starr wie sie sich fühlte. „Entschuldige“, murmelte sie. Und ging.
 

Sie trauerte dem jungen Mann nach, der er hätte sein können. Sie vermisste einen Freund, den es nie gegeben hatte, sie vermisste, wie ihre Freundschaft hätte sein können. Worte konnten das nicht beschreiben. Worte klangen hohl und falsch. Und sie wollte nicht, dass er dachte, sie hätte nichts verstanden. Denn das hatte sie.
 

Er spürte noch ihre Wärme neben sich, obwohl sie gefröstelt hatte. Ihre Worte wie im Echo. Und dann ihre Schritte. Er sah ihr lange nach, wie sie durch den verwilderten Garten schritt und dann über die Mauer sprang und verschwand. Er wusste nicht, was sie hatte sagen wollen. Er wusste nur, dass sie vieles nicht hatte sagen können.
 

Zum ersten Mal hatte er das vage Gefühl, sie zu verstehen.

Wortlos ging er ins Haus.
 


 

Somehow I found a way to get lost in you

Let me inside, let me get close to you.
 


 

Es war wie Frühling. Die Sonne brachte erste wärmende Strahlen und diesen Geruch, der einen nach draußen drängte. Vorfreude entfachte auf die kommenden Sonnentage. Zumindest erinnerte sich Sasuke vage daran, dass es früher einmal so gewesen war. Mit ausdruckslosem Gesicht und einigen Schürfwunden an den Unterarmen saß er auf der Veranda, hielt eine Falsche in der Hand und fühlte diesem warmen Gefühl nach, das sich langsam in seinem Körper ausbreitete. Er schloss kurz die Augen. Als würde er es genießen. Aber.
 

„Was machen Sie hier?“, fragte er, öffnete langsam die Augen und blickte wissend auf. An eine Säule gelehnt stand er da. Die Mimik unleserlich. Die Maske bedeckte seinen Mund, das Stirnband sein linkes Auge. Die grauen Haare standen wild in der Luft. Kakashi warf ihm einen undefinierbaren Blick zu und zuckte die Schultern.

„Langeweile. Ich hab' heute keine Mission –“
 

Einen Moment lang schaute Sasuke ihn prüfend an, skeptisch, als suchte er einen doppelten Boden in seinen Worten. „Und da kommen Sie ausgerechnet zu mir, Sensei?“ Die Ironie in seinen Worten übermalte die Gleichgültigkeit. Kakashi nickte ausdruckslos. „Ja, denn – du bist der einzige, bei dem klar ist, dass er auf keiner Mission ist.“ Er wusste, dass er wusste, dass diese Worte – egal wie leicht daher gesagt sie waren – wie Nadelspitzen in die Fingerkuppe stachen.
 

Wortlos zog sich Sasuke hoch und wandte sich einfach zum Gehen, doch dann blieb er einen Moment lang stehen. „Ich habe eigentlich eine Moralpredigt erwartet“, meinte er ohne einen Blick zurück. Die Herablassung stand in jeder Silbe, als er gleichzeitig die Flasche in seiner Rechten hob.
 

Kakashi seufzte. „Du hast damals nicht auf meine Worte gehört. Warum solltest du es diesmal?“, stellte er leise eine Frage, statt der erwarteten Erklärung nachzukommen. „Manche Leute wollen das allerdings nicht so akzeptieren“, erwiderte Sasuke gleichgültig und warf seinem ehemaligen Lehrer einen dunklen Blick zu. Kakashi erwiderte ihn ruhig, schweigend.
 

„Naruto war nie der Typ, um Wahrscheinlichkeiten zu akzeptieren“, entgegnete er dann vielsagend und Sasuke schnaubte, „oder seine Freunde aufzugeben.“ Noch bevor Sasuke durch die Tür hatte verschwinden können, war Kakashi nicht mehr zu sehen. Mit verengten Augen ließ er sie hinter sich ins Schloss krachen.
 

Seine Freunde aufgeben. Ja, er hatte sie aufgegeben. Genauso, wie er sich selbst aufgegeben hatte. Nur einer wollte das nicht akzeptieren.
 


 

Change your mind, I'll get lost if you want me to

Somehow I've found a way to get lost in you (in you).
 


 

Über ihnen spannte sich das blaue Himmelszelt, die Sonne strahlte, aber ein frischer Wind fuhr ihnen ab und an über die Gesichter. Naruto hatte den Kopf auf seine Arme gebettet, die im Nacken verschränkt lagen, sein Blick schweifte über den hellblauen Himmel, auf den einige sanfte Wolken gezeichnet waren. Sasuke schwieg, seinen Kopf im Nacken, im Gras vor dem Haus sitzend. Neben ihnen die alte Trauerweide, deren lange, dürre Äste bis zum Boden reichten. Grüne Knospen hingen daran.
 

„Was machst du hier?“, fragte Sasuke ihn und über Narutos Lippen spannte sich ein ironisches Lächeln. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“
 

Stille, nur das Rauschen des Windes in der alten Trauerweide.
 

„Warum bleibst du hier, Teme, wenn dich hier doch alles ankotzt?“ Es sollte eine Frage sein, aber es klang wie eine Feststellung. Sasuke schwieg. „Und warum rennst du trotzdem vor allem davon?“, wollte Naruto weiter wissen und erwartete schon gar keine Antwort mehr, als -
 

„Weil ich es nicht ertrage.“
 

Naruto starrte ihn an. Sasuke wusste nicht, warum. Ob es wegen seiner Worte war oder der verletzlichen Ehrlichkeit, die in ihnen lag. Aber er spürte diesen Blick. Diese hellblauen Augen, die ihn durchdrangen, sich ausbreiteten in seiner Erinnerung, seinen Gedanken. Er war schon immer dort gewesen. In seinem Kopf, seiner Vergangenheit. Er war immer ein Teil von ihm gewesen, selbst, als er ihn verleugnet hatte. Er schnaubte ob dieser sentimentalen Gedanken und setzte sich ruckartig auf.
 


 

The pain of it all

The rise and the fall

I see it all in you.

 
 


 

„Hör auf, wegzulaufen, Teme.“

Naruto hielt ihn plötzlich fest an seiner Schulter.

„Hör auf, mich anzufassen, Dobe. Das ist -“ Er stockte, suchte ein Wort, etwas, das dieses Gefühl in seinem Bauch beschreiben, nein, kaschieren konnte.

„– das ist sexuelle Belästigung.“
 

Naruto blinzelte ihn an. „Hä? Hast du'n Schuss?“

Sasuke beäugte ihn mit zusammengekniffenem, dunklen Blick.

„Du bist – das ist nicht normal. Kapiert?“, fügte er stur hinzu. Naruto schnaubte und zuckte die Achseln. „Wenn ich dich loslasse, rennst du dann wieder weg?“, fragte er skeptisch. Er warf ihm einen prüfenden Blick zu, den Sasuke mit einem warnenden quittierte. Seine Geduld stand auf einem sehr dünnen Pergament geschrieben, das Naruto gerne zusammenknüllte und auseinander zog –
 

„Mh – bin mir nicht sicher“, hörte er ihn raunen.

„Was?“, zischte Sasuke, stierte ihm verärgert in die Augen.

„Na, ob du wegrennst oder mich schlägst und dann wieder kü- “
 

– bis es riss.
 

Mit einem Aufschrei sprang Sasuke auf ihn, presste ihm die Luft aus den Lungen – er sah die Überraschung in Narutos geweiteten Augen – und verhinderte die letzte Silbe. Schwer atmend starrte er in sein Gesicht. Sein Blick wanderte zu Narutos Augen. Sie hatten sich nicht verändert. Darin sah er noch den kleinen, blonden Jungen mit der großen Klappe. Da stand der Genin, der ihn nicht hatte aufgeben wollen. Da zeichnete sich sein bester Freund ab. Der Anfang und das Ende. Und der Neubeginn, der nichts als ein Schatten war. Er sah etwas in ihnen. Er sah sich selbst.
 

Er wandte sich überraschend ruhig ab, stand auf. Ließ Naruto mit gerunzelter Stirn zurück.

„Tsunade-obaachan wartet darauf, dass du deine Mission endlich annimmst“, rief er ihm hinterher. „Du könntest bei der ANBU –“ Sasuke schnaubte.
 

„Kannst du mir auch nur einen Grund nennen, warum ich Missionen für ein Dorf erledigen sollte, das meinen Bruder verraten hat? Ihn im Dreck hat liegen lassen, zum Verräter gemacht und –“

„Weil dein Bruder es geliebt hat.“

Sasukes Augen verengten sich.
 

„Und weil Itachi-san dich geliebt hat“, fügte eine vertraute Stimme hinzu.

Naruto und Sasuke wandten sich schlagartig zu ihr um. Sakura strich sich verlegen eine Strähne aus dem Gesicht.
 

„Was machst du hier?“ Sasuke musterte sie argwöhnisch. „Ich bin hier wegen dir“, erwiderte sie und wandte sich Naruto zu, „wir haben eine Mission.“ Der sprang ohne ein Zögern auf seine Füße und ballte seine Hände zu Fäusten. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er ihr zunickte. „Endlich. Ich hoff', es ist 'ne megawichtige. Alles andere wäre pure Zeitverschwendung, echt jetzt.“ „Keine Mission ist eine Zeitverschwendung“, rügte Sakura sofort und verpasste ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, während sie beide davon schlenderten. „Oh, doch, Sakura-chan. Erinnerst du dich, als –“ Sasuke sah ihnen nach, sah, wie sie die Augen verdrehte und trotzdem leicht lächelte, während Naruto mal jammerte mal wichtigtuerisch mit der Hand in der Luft fuchtelte. Dann blieb sie plötzlich stehen und warf ihm einen Blick über die Schulter zu.
 

„Ich hoffe, du unterstützt uns bald mal wieder.“ Ihre grünen Augen erwiderten einen Moment seinen Blick. Was sie darin erkannte? Jedenfalls nickte sie ihm zu. Naruto grinste übertrieben breit, streckte ihm den Daumen entgegen und rief schelmisch: „Ich bin bald zurück, Teme. Vermiss mich nicht allzu doll, echt jetzt!“ Dann waren sie mit einem kräftigen Sprung über die Mauer verschwunden.
 

Sasuke starrte grimmig auf die Stelle, an denen sie eben noch gelegen hatten. Das Gras war ganz platt gelegen. Dann wanderte sein Blick zur Steinmauer, dunkles Moos wucherte dort, und er legte seinen Kopf in den Nacken, schaute in den Himmel. So blau. Blau wie – er schüttelte entnervt den Kopf und ging zurück ins Haus.
 


 

Now everyday

I find myself say

"I want to get lost in you".

 
 


 

Weil Itachi das Dorf geliebt hat. Weil Itachi ihn geliebt hat. Weil Itachi das Dorf geliebt hat. Weil Itachi ihn geliebt hat. Weil –
 

Sasuke seufzte und drehte sich zur anderen Seite. Sein Bett war ätzend unbequem. Doch es war noch mühseliger, aufzustehen. Jeder Tag war anstrengend, obwohl er nichts tat – nichts außer dort zu liegen und an die Decke zu starren – oder in den Himmel. Die Zeit kroch zäh dahin. Und doch verflog sie wie ein Schatten. Er musste. Seine Blase drückte schmerzhaft und mit einem entnervten Schnauben raffte er sich auf und schritt ins Bad.
 

Er spritzte sich kühles Wasser ins Gesicht, als er vor dem Spiegel stand, der voller Wasserflecken seine düstere Mimik widerspiegelte.
 

Weil Itachi das Dorf geliebt hat. Weil Itachi ihn geliebt hat. Weil Itachi das Dorf geliebt hat. Weil Itachi ihn geliebt hat.
 

Er betrachtete seine harten Gesichtszüge, grimmig sah er aus, aber auch müde. Dunkle Augenringe prangten unter seinem schwarzen Blick. Er sah mehr denn je aus, wie sein Bruder. Nur die herablassende Gleichgültigkeit, die professionell-kühle Distanz war ihm irgendwo abhanden gekommen. Dafür zeichnete sich Desinteresse in seinem Gesicht ab.
 

Wenn er hier wäre, dann -
 

Er schüttelte energisch den Kopf.
 

War er nicht. Weil er das Dorf geliebt hat. Weil er ihn geliebt hat. Er wünschte sich, er hätte es nicht getan. Er wünschte sich, Itachi wäre so selbstsüchtig gewesen und hätte das Dorf nicht beschützt, hätte ihn nicht beschützt. Ihn nicht dazu verdammt, weiterzuleben. Oder. Er wünschte sich, sein Bruder wäre so egoistisch gewesen, wie er selbst. Dann wären sie vielleicht heute –
 

Er wandte sich mit einem Ruck vom Spiegel ab. Da war er, dieses Echo seines Bruders. Immer wieder. Immer, wenn er in den verdammten Spiegel sah. Ballte seine Hände zu Fäusten. Wandte sich ab und ging aus dem Haus. Hinaus. Weg von den verfänglichen Spiegeln darin. Denn. Andernfalls. Er verlor sich in seinem Spiegelbild. Seinen Augen.
 


 

I'm nothing without you

Somehow I found a way to get lost in you.

 
 


 

Es war Nacht, als Sasuke aus dem Schlaf hochschreckte, seine Instinkte jedoch sofort wieder kontrollierte und bedächtig dem Gefühl nachspürte, dass etwas nicht stimmte. Ruhig war es. Draußen schien der Mond. Sterne. Und doch. Er fühlte etwas Fremdes in seinem Haus.
 

Er griff nach dem Kunai auf dem Nachttisch, schlich sich zur Schlafzimmertür und öffnete sie einen Spalt weit. Es war nichts Übermächtiges, nur dieses leise Gefühl, das ihn aus der Tür heraustreten, in den Flur huschen ließ. Dann hörte er, wie jemand eine Küchenschranktür öffnete. Das leise Knarren und Quietschen. Augenblicklich vernahm er das leise Pfeifen, eine schiefe Melodie.
 

„Was machst du hier, verdammt?“, grollte Sasuke, ließ das Kunai sinken und fuhr sich genervt über die Augen. Naruto schaute überrascht auf. Er verharrte unwillkürlich in der Bewegung, die Schokolade in der Hand, als er ihn so vor sich stehen sah, der Blick gewohnt desinteressiert, die Hand ruhig in der schwarzen Hosentasche, aber die dunklen Augen unscheinbar aufmerksam auf ihn gerichtet.
 

„Öm – wollt' gucken, wie's dir geht. Komm' grade von der Mission zurück. War nicht schwierig – war eher –“, brabbelte er vor sich hin. „Was machst du in meiner Küche?“, fuhr Sasuke dazwischen und ließ sich auf einen Hocker am Küchentresen sinken. „Hab ich doch gesagt! Ich wollt' gucken, ob alles klar ist hier. Aber dann – ich hab' so'n Hunger bekommen.“ Naruto grinste und fuhr sich verlegen durchs Haar und Sasuke verdrehte seine Augen.
 

„Und was hast du die Tage so gemacht?“, wollte Naruto leichthin wissen, während er sich die Schokolade in den Mund stopfte. Sasuke versuchte sein Ekelgefühl zu unterdrücken, zuckte mit den Schultern. „Das Übliche. Nichts Besonderes. Ich war hier.“
 

Naruto runzelte nachdenklich die Stirn. „Mh. Weißt du, was ich mich frag'?“ Er sah Sasuke an, der schnaubte. „Woher sollte ich wissen, ob und wenn, was in deinem chaotischen Hirn vor sich –“

„Ich frag' mich, wie du es hier aushältst. Ich mein. Hier –“ Naruto machte eine ausladende Geste. Sasuke blickte ihn an. Einfach nur an, ehe er mit den Achseln zuckte und sich ein Wasser aus dem Kühlschrank holte.
 

„Warum sollte ich es hier nicht aushalten?“

„Weil es hier doch voller – Erinnerungen ist. Oder? Und. Wenn man irgendwo allein wohnt, dann – ich denk“, erwiderte Naruto zaghaft, „wenn ich dran denk, wie einsam ich mich manchmal gefühlt hab', aber ich hatte wenigstens keine – guten Erinnerungen an meine Wohnung. Keine Erinnerungen an Leute mit mir gelebt hab'n – an eine Familie, die vorher dort – dann muss man sich doch noch viel einsamer fühl'n.“ Sasuke zuckte die Schultern, stellte die Flasche zurück und wandte sich um. „Ich geh schlafen. Wenn du gehst, mach die Tür zu.“
 

Zuhause. Familie. Verrat. Tod. Leben. Freunde. Schuldgefühle. Rache. Einsamkeit. Heimatlos.

Er hielt an Dingen fest, die er bereits vor Jahren verloren hatte.
 

Müde und doch konnte er nicht einschlafen. Mühsam drehte er sich im Bett um. Er starrte an die Decke, dann zum Fenster.
 

Dieses Haus. Naruto hatte Recht. Es war nicht sein Zuhause. Nicht mehr. Sein Zuhause war nur noch eine Erinnerung. Und dieses Haus. Getränkt in Einsamkeit.
 


 

Let me inside, let me get close to you

Change your mind, I'll get lost if you want me to.

 
 


 

Was war schon ein Haus wert? Ein Haus, an dem nur Erinnerung vermischt mit diesem brennenden Schmerz prangerte. Ein Haus, das ihn versinken ließ, in Fragen. In der schlimmsten. Was wäre gewesen, wenn. Es erdrückte ihn. Es - nahm ihm den Atem. Es ließ einen brennenden Schmerz in ihm flackern.
 

Er lag im Gras. Die Frühlingssonne strahlte warm auf sein Gesicht. Wind streichelte seine Haut. Er blickte auf das Hauptgebäude. Das, was einmal sein Zuhause gewesen war. Das Zuhause seiner Familie.
 

Auf der Veranda. Da hatte gewöhnlich sein Bruder gesessen. Einfach nur sitzend in den Himmel gesehen. Seine Mimik war immer stoisch gewesen. Auf den ersten Blick. Aber seine Augen. In seinem Blick da hatte etwas geglüht. Feuer gebrannt.
 

Was hätte Itachi getan? Hätte er weiterhin auf der Veranda gesessen? Hätte er es einfach – gelassen? Wäre er lebenslang gefangen geblieben?
 

Die Vergangenheit knechtete ihn. Die Gegenwart war sein Gefängnis. Die Zukunft seine Strafe. Sasuke setzte sich auf, riss gedankenverloren einige Grashalme heraus und ließ sie wieder im Gras zurück. Dann erhob er sich.
 

Seine Familie war gestorben. Weil sie sich von der Vergangenheit knechten gelassen hatte. Sein Bruder war gestorben. Weil die Gegenwart sein Gefängnis gewesen war. Aber die Zukunft. Die lag vor ihm. Den Weg mochte er nicht bestimmen – aber die Richtung, die konnte er wählen. Sein Bruder war gestorben, weil er ihn geliebt hatte. Mehr als er sich hatte von der Vergangenheit knechten lassen.
 

Dieses Haus. Was war schon ein Haus wert? Ein Haus, an dem nur Erinnerung vermischt mit diesem brennenden Schmerz prangerte. Ein Haus, das ihn versinken ließ, in Fragen. In der schlimmsten. Was wäre gewesen, wenn.
 

Ein Haus. Das kein Zuhause mehr war. Sondern Gefängnis. Voller knechtender Erinnerungen.
 


 

Somehow I've found a way to get lost in you (somehow I've found).

 
 


 

Amaterasu. Mit loderndem Blick betrachtete er ein letztes Mal das scheinheilig friedliche Gebäude, dann entzündete er es mit einem überwältigenden Gefühl. Berauscht. Befreit.
 

Sein Bruder wäre nicht in Selbstmitleid vergangen. Sein Bruder hätte sich nicht in die Schatten der Vergangenheit zurückgezogen. Sein Bruder hätte seine Mission ausgeführt. Die Mission, diejenigen zu schützen, die er liebte.
 

Das wusste Sasuke. Denn. Itachis Augen. Sie waren nie leer gewesen. In seinem Blick war bis zum Schluss nicht das Glühen erloschen. Das Feuer in seinem Blick. Dasselbe Feuer, das auch in seinem Blick wieder zu glühen vermochte.
 

Sasuke schüttelte lachend den Kopf, lehnte sich zurück und betrachtete die züngelnden Flammen. Hitze leckte über seine Haut. Das Knacken und Knistern des sterbenden Hauses.
 

Aber sein Bruder war tot.
 

Ein Moment, in dem er nur den knisternden Flammen lauschte, die brennende Hitze im Gesicht. Dann. Sasukes Lippen spannten sich zu einem verkniffenen Lächeln.
 

Wenn er hier wäre, wenn er ihn heute sähe, würde er bereuen, was er für ihn getan hatte?
 

„Teme?“, brüllte Naruto ihm entgegen. „Was – oh, mein Gott! – was machst du da?“

Sasuke spürte plötzlich das Chakra von Sakura und Lee und vielen anderen, die sich in sicherem Abstand des brennenden Infernos sammelten. Die schwarze Feuerwand musste Aufsehen im Dorf erregt haben. Hitze spann sich über das Anwesen, schwarze Flammen züngelten, leckten an der Fassade. Strebten dem dunkelblauen Himmel empor.
 

„Teme! Sasuke –“ Naruto drängte ihn zurück, rüttelte an seinen Schultern, bis sein Blick sich zwangsweise auf ihn fokussierte. „Was ist passiert? Was –“

Sasuke sah in seine blaue Augen. Seinen Blick, der ihn besorgt mustere und ein feines Lächeln zog mit einem Male an seinen Mundwinkeln.
 

„Ich komme nach Hause“, flüsterte er.
 


 

A way to get lost in you (A way to get lost in you).
 

In Unseren Augen


 

We'll do it all 

Everything 

On our own.

 
 


 

„Was?“, vergewisserte sich Naruto mit ungläubigen Blick. Sasuke schaute zufrieden in Richtung des schwarz brennenden Gebäudes, dann wandte er ihm seinen Blick entgegen.
 

„Verstehst du es nicht?“, raunte Sasuke. Auf seiner blassen Haut lag die Röte der Hitze. „Du hattest Recht. Ausnahmsweise“, fügte er süffisant hinzu. Naruto blickte ihn verständnislos an, ihn noch immer an der Schulter haltend, seine Finger gruben sich allmählich in seine Haut, doch Sasuke klagte mit keinem Ton. Er war ergriffen von der Aussicht. Das knarzende Holz, die züngelnden Flammen. Die verunsicherten Stimmen um ihn herum blendete er aus. Sie hatten keine Ahnung.
 

„Sasuke – was –“

„Es war nicht mein Zuhause. Schon lange nicht mehr“, verkündete er leise und Naruto ließ seinen Blick zu dem Gebäude schweifen, dann zurück zu Sasuke. „Aber desweg'n musst du's doch nicht gleich abfackeln!“, beharrte Naruto und ließ ihn schließlich doch los, um wild mit den Händen zu gestikulieren.
 

„Seid ihr – verletzt?“

Naruto und Sasuke fuhren herum und erspähten Sakura, die sie beide streng musterte, doch dann irgendwie erleichtert ihren Blick gen Gebäude richtete. Hinter ihr stand Lee. Und Kiba und Hinata und –

„Was macht ihr alle hier?“, fragte Sasuke, sein Ton genervt und sein Blick undurchdringlich.

„Entschuldige mal!“, schimpfte Sakura. „Plötzlich stand am Rande des Dorfes – hier bei dir – etwas in schwarzem Rauch und – wir haben uns Sorgen gemacht!“

„Und eigentlich mach'n wir uns das noch immer, Teme. Du bist doch jetzt nicht doch irgendwie so'n – Psycho geworden, oder?“, hakte Naruto nach und begutachtete ihn mit großen Augen. Ein lautes Lachen überwältigte Sasuke.
 


 

We don't need 

Anything 

Or anyone.

 
 


 

„Ihr lasst euch erst einmal durchchecken“, bestimmte Sakura mit argwöhnischem Blick, griff mit einer Hand nach Naruto, mit der anderen nach Sasuke. Überrumpelt wanderte sein Blick von ihr zu Naruto, der quengelte.
 

„Warum ich? Ich hab nix gemacht!“, jammerte er los, doch Sakura ließ sich nicht erweichen. „Du warst nach der Mission nicht bei der Untersuchung – was gegen die Vorschrift ist!“
 

Naruto maulte. Und über Sasukes Lippen jagt ein Lächeln.
 

„Da wir ohnehin nichts dagegen machen können“ – Sakura warf einen Blick zu dem flammenden Gebäude – „werdet ihr jetzt erst einmal –“

„Du bist eine gemeine und –“

„Naruto“, warnte sie mit blitzenden Augen, „sicherlich finde ich noch die ein oder andere Impfung, die wir deinem Schutze wegen durchführen sol-“

„Ich hab's ja kapiert“, brummte er grimmig.

Und während er sich trotzdem weiter mit Sakura zankte und sie ihm eine Kopfnuss verpasste, fragte sich Sasuke ob dieses Gefühl in seinem Magen wirklich sein Gefühl war. Denn es fühlte sich so fremd an, so leicht und – er fragte sich, wie lange es sich wohl so anfühlen würde. Und wann die Mauern um ihn herum zusammenbrechen würden. Wieder.
 

Sein Blick schweifte über die angesammelte Menschenmasse. Starrend. Tuschelnd. Dann betrachtete er das Haus. Das Haus, das ihm so fremd geworden war. Schwarze Flammen. Beißender Rauch. Die Wände fielen ineinander. Schief hingen die Dielen von einer Etage in die andere.
 

Aber in diesem Moment. Diesem kurzen und doch so wertvollen Augenblick. Jetzt fühlte er sich so lebendig. So frei. Als ob – etwas von ihm abgefallen wäre, er etwas losgelassen hätte.
 

Mit der Andeutung eines Lächelns folgte er Naruto, der immer noch nörgelte und Sakura, die ihm eben gerade einen Klaps auf den Hinterkopf gab.
 

Das Krankenzimmerwand war weiß. Die Decke war weiß. Selbst der Boden war weiß. Sasukes Blick wanderte aus dem Fenster. Er lehnte gegen die Liege im Behandlungsraum, Sakura saß auf einem Drehhocker und notierte irgendetwas in eine Akte, als sie sich plötzlich zu ihm drehte und ihn leise anlächelte. Sie nickte. „Passt. Nur ein bisschen Ruß und ein paar Schrammen.“
 

Er erhob sich wortlos.
 

„Sasuke – ich –“

Ihre Stimme hörte sich so vertraut an und doch – so fremd. Sie verstummte. In ihren Augen lag etwas, das er erkannte. „Es gibt Dinge, die muss man nicht sagen“, erwiderte er nur nüchtern und war im Begriff zu gehen, als sie ihn trotzdem am Ärmel festhielt und stur auf ihre Hand starrte. „Ich weiß, aber – ich wollte es schon so oft sagen.“ Dann blickte sie zu ihm auf. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir Freunde geworden wären. Aber –“
 

Sasuke blickte sie an und verbarg die Überraschung in seinem Blick nur unzureichend. Sind wir das nicht?, lag darin und ein verlegenes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Ein Lächeln, das bis in ihre Augen strahlte und diese ganz grün erscheinen ließ.
 

„Ruh dich aus“, befahl sie plötzlich in bester Ärztemanier und wandte sich mit einem Ruck wieder dem Schreibtisch entgegen. Mit einem seltsam erhabenen Gefühl zog er hinter sich die Tür zu und sein Blick erfasste sofort den Blondschopf, der da gegen die Wand im Gang gelehnt da stand und offensichtlich auf ihn wartete.
 

„Sie hat mir tatsächlich eine Spritze gegeb'n! Ist das zu fass'n? Echt jetzt!“, quasselte er entrüstet los. „Das war pure Rache! Wirklich! Die Spritze war bestimmt nicht nötig. Und Sakura hatte diesen – Blick. Das war Rache! Echt jetzt! Ich sag's dir! Ich hoff' echt, dass sie jetzt wenigstens zufrieden ist, die blöde – hörst du mir überhaupt zu?“

Narutos Blick bohrte sich in den seinigen.

„Was ist?“, fragte er, als Sasuke ihn einfach nur anschaute und der sich fühlte, als hätte er plötzlich eine Erkenntnis.
 

„Ich weiß nicht“, entgegnete Sasuke nüchtern, „wohin ich jetzt gehen soll.“

Offen fixierten ihn diese hellblauen Augen, schienen etwas abzuwägen. Er fühlte sich plötzlich unsicher. Wie nackt. Er hatte seinen letzten Bezugspunkt im Dorf aufgegeben. Jetzt war es nicht nur gedanklich eine Ruine. Jeder konnte es sehen. Das Uchiha-Viertel war ausgestorben. Nur er war noch –
 

„Hä? Wieso?“, fragte Naruto und ein unpassend strahlendes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. „Ich dachte, wir geh'n jetzt Ramen essen. Und danach leg'n wir uns aufs Dach – so wie früher. Bevor Sakura-chan doch nochmal kommt und mir noch eine Spritze verpasst. Echt jetzt“, fügte er dunkel hinzu, sein Blick grimmig, ehe er Sasuke am Arm packte und einfach mitzog.
 

Vielleicht hatte er doch nicht den letzten Bezugspunkt verloren.

Sakuras Blick schwebte plötzlich in seinen Gedanken und Narutos Geplapper – was ihm abwechselnd ein Augenrollen und ein kaum sichtbares Grinsen entlockte.
 


 

If I lay here 

If I just lay here 

Would you lie with me and just forget the world?

 
 


 

Über ihnen spannte sich das blaue Himmelszelt, die leuchtende Sonne strahlte, ein warmer Wind fuhr ihnen ab und an über die Gesichter, die Arme entlang. Sasuke hatte den Kopf auf seine Hände gebettet, die im Nacken verschränkt lagen, sein Blick schweifte über den hellblauen Himmel, auf den federleichte Wolken gezeichnet waren. Der schwarze Rauch am anderen Ende des Dorfes blendete er aus.
 

„Wie lange brennt'n das jetzt eigentlich noch, Teme?“

Naruto hatte schon immer das Talent, Leute auf die unbequemen Sachen ihres Lebens zu stoßen – in den unpassendsten Momenten. Sasuke schwieg, seinen Kopf im Nacken, unter ihm spürte er die harten Dachziegel. „Bis das letzte Stück Holz des Haupthauses abgebrannt ist“, teilte er dann doch nüchtern mit und Zufriedenheit ummantelte seinen Magen.
 

Stille breitete sich aus. Eine Stille, in der alles gesagt werden konnte und doch alles gesagt worden war. Zumindest fühlte Sasuke dieses – Gefühl.
 

„Und – Teme. Weißt du, wenn du willst – also – kannst ruhig dann bei mir schlaf'n, echt jetzt“, vernahm er Narutos Stimme durch diese Stille, durch dieses Gefühl hindurch.
 

Er warf ihm einen abwägenden Blick zu, dem Naruto grinsend begegnete. Er fragte sich, was das war. Dieses Gefühl.
 


 

I don't quite know ...

  
 


 

Es dämmerte, als sie bei ihm ankamen. Die Straße lag ruhig da. Die letzten Sonnenstrahlen strichen bedächtig über die Dächer, als sie vor dem mehrstöckigen Haus ankamen und wortlos die Treppe hinaufstiegen. Naruto kramte in seinen Hosentaschen nach dem Schlüssel und brachte die Tür mit einem leisen Knacken zum Öffnen.
 

„Herzlich willkommen! Mach's dir bequem!“, rief Naruto überschwänglich und breitete seine Arme aus. Vielsagend schweifte Sasukes Blick von ihm zu dem Zimmer, in dem es schien, ein Orkan hätte darin gewütet. Seufzend watete er durch Narutos kultiviertes Chaos. Das Apartment zeugte von Narutos Prioritäten. Oder zumindest davon, dass Aufräumen nicht sehr oben auf der Liste stand. Wie nebenbei schob der Blondschopf ein paar Klamotten vom Bett und riss dann die Fenster auf. Es war verdammt warm.
 

„Du weißt ja, wo was ist“, bemerkte er mit strahlenden Augen und ließ sich auf sein Bett fallen.
 


 

How to say ...
 


 

„Wo kann ich schlafen?“, fragte Sasuke tonlos und sah schon vor sich, wie sein Fuß oder seine Hand in der möglichen Schlafstätte irgendwie in einer der leeren Fertigessen-Packungen enden würde. Naruto zuckte die Schultern und rutschte an die Wand. Sasuke zögerte und musterte zunächst den Chaoten, dann das Bett. Was war schon dabei? Doch dieses Gefühl in seinem Magen nuschelte etwas, das er ignorierte.
 

Narutos Bett war geräumig. Auf dem Rücken liegend starrte Sasuke hinauf, an die Decke, und sah sie doch nicht. Neben ihm murmelte Naruto etwas im Schlaf. Wenn er seinen Arm ausstrecken würde, könnte er sein Gesicht berühren. Nicht, dass er daran irgendein Interesse gehabt hätte.
 

Er konnte nicht schlafen und die Unruhe und diese quälenden Gedanken, die er nicht greifen konnte und die ihn doch wachhielten, ließen ihn sich von einer Seite auf die andere drehen. Irgendwann stieg er übermüdet und ruhelos aus dem Bett.
 

Er hatte das Gefühl, so viele Möglichkeiten verpasst zu haben. So viel Zeit vergeudet. So viele Fehler gemacht zu haben, die er nie wieder würde ungeschehen machen können. Oder sich entschuldigen. Nicht einmal das. Nicht, dass es geholfen hätte. Nichts. Nichts könnte helfen. Aber. All die ungesagten Worte. All diese Schatten. All diese Blicke, die er erst jetzt – im Nachhinein – verstand. Sein Bruder. Seine Familie. Seine Freunde. Die Dorfbewohner.
 

In seinem Kopf quollen die Gedanken über. Rissen ab. Verknoteten sich.

Die frische Nachtluft strömte in seine Lungen, als er tief einatmete und sich auf dem Hausdach zurücklehnte. Die Sterne waren klar und schienen so nah. Funkelnde Diamanten. Manche längst verglüht, gestorben, nicht mehr existent. Obwohl er sie doch erst jetzt sah. Immer noch.

Er schnaubte.
 

Mit einem Seufzen ließ sich Naruto plötzlich neben ihn auf die Ziegel fallen. Sasuke zuckte zusammen. Wie erbärmlich. War er so in Gedanken versunken gewesen? Wo waren seine Instinkte geblieben? Verbissen starrte er Naruto an. Er erwartete irgendeine Erklärung. Doch der lag einfach nur da auf seinem Rücken und starrte in den Himmel. Sagte nichts. Wie oft hatten sie das früher getan? Schmutzig, durchgeschwitzt, nach hartem Training oder einer anstrengenden Mission. Einfach da gewesen und gespürt, dass man nicht alleine war.
 

„Es ist seltsam“, stellte Naruto irgendwann fest.

„Warum bist du – was machst du hier?“, überging Sasuke einfach seine Bemerkung, doch Naruto lächelte nur. Nicht sein übertriebenes Grinsen, sondern dieses seltsam erwachsene Lächeln. Als hätte er etwas verstanden, was Sasuke selbst noch nicht begriffen hatte. Und das war mehr als beunruhigend.

„Es ist schon komisch“, setzte er erneut an und Sasuke schwieg diesmal, „wie sich alles verändert hat. Du. Ich. Sogar Sakura-chan. Und trotzdem.“ Narutos Blick glitt in eine Ferne. Er lächelte und sagte nichts weiter. Irgendetwas hing in der Luft, aber Sasuke konnte es nicht greifen.
 

„Was meinst du, Dobe?“, fragte er also – obwohl er das Gefühl verabscheute, etwas nicht zu begreifen, was der andere anscheinend als offensichtlich abstempelte.
 

„Öhm – so halt. Also – wir. Obwohl alles – ja, wir auch – sich so verändert hat. Trotzdem sind wir hier. Zusammen.“
 

Sasukes Blick schwenkte vom Himmelszelt, dieser Ferne, zu Narutos Profil. So nah.

Er wusste nicht, was er erwidern sollte. Ob er etwas erwidern sollte. Konnte. Narutos Aussage war so banal. So – und doch. Dieses Gefühl strahlte aus in seine Glieder, über seine Haut, ließ eine Gänsehaut zurück, auf seine Lippen, grub sich in seine Mundwinkel und ließ ihn lächeln.
 

Er wusste nicht, wie er antworten sollte. Aber vielleicht war es auch gar nicht nötig.
 


 

How I feel.

 
 


 

Dieses Gefühl konnte er ohnehin nicht in Worte fassen.

„Weißt du. Wir könnt'n wieder zusamm'n auf Mission geh'n, Teme. So wie früher – nur halt 'n bisschen anders. Schon klar. Du brauchst auch keinen Schiss zu haben. Ich halt dir den Rücken frei und im Notfall rette ich dich, echt jetzt.“

Narutos provozierendes Grinsen entlockte ihm ein Schnauben.

„Und ich dachte du hättest endlich mal genug von irgendwelchen Rettungsaktionen, die mich betreffen“, erwiderte Sasuke trocken und erwartete irgendwie so etwas wie einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter oder ein naives „Nö, echt jetzt“ oder – aber nicht, was wirklich folgte.
 

„Ich würde dich immer wieder zurückholen“, flüsterte Naruto und plötzlich legte sich eine Hand auf die seinige. Sasukes Augen weiteten sich überrascht. Eine Welle brodelnder Unsicherheit überschwemmte ihn, doch dann – da war etwas anderes. Ein Gefühl, das ihn ummantelte, bedeckte, wie warmer, weicher Stoff und doch nicht erdrückte.
 

Plötzlich wusste er, was das war. Dieses Gefühl.

Da war Geborgenheit.
 


 

Those three words 

Are said too much 

They're not enough.

 
 


 

„Lass das“, grollte Sasuke und zog seine Hand zurück.

„Was'n?“

Obwohl er es sagte, als wäre es nicht der Rede wert, nahm Sasuke wahr, wie sich Narutos Kopf dunkel färbte. Die Nacht war zu dicht, um die Röte zu erkennen, aber es war hell genug, um sein Unbehagen zu beobachten. Oder war es Zorn?

„Weil das eine kranke Scheiße ist“, erwiderte Sasuke kühl.

„Was ist daran krank und was ist scheiße? Echt jetzt!“, fragte er empört. „Du bist mir wichtig. Sehr. Fertig. Kapiert? Echt jetzt“, brummte er und es hörte sich an, als könnte er nicht glauben, wie beschränkt Sasuke war. Der starrte ihn an. Wie er das so sagte. So freiheraus. So – als wäre es das Natürlichste auf der Welt.

„Du –“

„Ja, bin ich jetzt die kranke Scheiße oder was?“, grummelte Naruto verärgert. „Oder musst du mir erst weder eine reinschlag'n, um –“

„Du bist ein Idiot“, stellte er nüchtern fest, doch da war wieder dieses Gefühl.

„Du auch“, maulte Naruto, „und – bist mir trotzdem wichtig.“
 

Da war Aufrichtigkeit.
 

„Ich –“

Er wusste nicht, was oder wie er antworten sollte. Noch nie hatte ihm das jemand gesagt. Oder vielleicht doch? Aber noch nie hatte es jemand wirklich auch so meinen können. Denn wer kannte ihn schon? So wie er wirklich war. In all seinen Schattierungen. Wen hatte er jemals so verletzt und im Stich gelassen wie Naruto? Und trotzdem – Naruto hatte ihn nie aufgegeben.

Er verstummte. Die Worte formten sich in seinen Gedanken, aber sie klebten auf seiner Zunge.
 

„Schon okay, Teme.“

Narutos Blick verweilte einen Moment auf ihm, dann sprang er auf und streckte ihm die Hand entgegen. „Lass uns endlich schlaf'n.“
 


 

If I lay here 

If I just lay here 

Would you lie with me and just forget the world.

 
 


 

Die Tage vergingen. Nachts lagen sie stundenlang einfach auf dem Dach und schwiegen und Naruto plapperte. Manchmal erwiderte er sogar etwas. Es war nicht wie früher. Aber es war auch nicht fremd. Diese Vertrautheit – dieses Gefühl.
 

Das Sternenzelt über ihnen. Die Sommerluft strich über ihre Haut. Die Dachziegel waren noch erwärmt von der Sommersonne. Der Himmel war blauschwarz.
 

„Und dann hat ihm Sakura-chan einfach eine reingehau'n“, grinste Naruto und warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Sie ist manchmal so –“
 

Seine königsblauen Augen funkelten. Auf Sasukes Lippen verfing sich ein Lächeln.
 


 

Forget what we're told 

Before we get too old 

Show me a garden that's bursting into life.

 
 


 

Es war früher Nachmittag und er lag entspannt auf dem Bett, blätterte eine Seite weiter in dem Buch über moderne Kampfstrategien. Das bisher einzige Buch, das kein Comic war in diesem Apartment.
 

„Und du kommst echt nicht mit? Ist 'ne wirklich superwichtige, megainteressante Mission“, wollte Naruto wie nebenbei doch zum wiederholten Male wissen. Sasuke schenkte ihm einen vielsagenden Blick, wie der da so gelangweilt mit dem Kunai spielte, das er gerade am Einpacken war. „Na, gut. Vielleicht auch nicht sooo~ eine megatolle Mission, aber –“

„Geh endlich oder die Mission ist erledigt bevor du zu deinem Team stößt“, setzte Sasuke ihn nüchtern in Kenntnis und Naruto schob beleidigt die Unterlippe vor.

„Als ob.“
 

Er zog sich die grüne Jōninweste über und war im Begriff zu gehen, als er mit einem überheblichen Grinsen verkündete: „Du solltest auch endlich wieder auf Mission gehen – bevor du dafür zu alt bist.“ Die sarkastische Antwort lag Sasuke bereits auf den Lippen, doch Naruto war mit dem letzten Windzug schon verschwunden. Schnaubend wandte er sich wieder seiner Lektüre zu und musste die gesamte Seite doch nochmals lesen, um sie auch zu begreifen.
 

Dann sah er auf, aus dem Fenster. Draußen flimmerte die Hitze über die Dächer. Der Sommer rollte mit brennenden Sonnenstrahlen über die Straßen. Sasuke blickte auf die tickende Uhr. Blätterte weiter. Die Zeiger rückten vor. Tage vergingen. Nacht wurde Tag. Tag verging in der Dämmerung. Naruto hatte Recht. So lächerlich es klang. Irgendwann würde er alt sein. Alt und – auf sein Leben zurückblicken.
 

Viele Dinge geschahen ohne die Möglichkeit sie zu verhindern oder zu verändern. Sie waren eines Tages einfach so. Ohne die Option sie rückgängig zu machen. Was, wenn er eines Tages zurückblickte und sich fragte, warum er jetzt nicht aufgestanden war und dann bereute, es nicht getan zu haben? Müde schloss er die Augen. Ja, was, wenn –
 


 

Let's waste time 

Chasing cars 

Around our heads.

 
 


 

Naruto schlenderte nach einer eintägigen Mission – noch immer in der Jōninweste – neben ihm den Weg entlang. Die geballte Hitze des Tages schwebte über dem Boden. Wie nebenbei strich sich Naruto den Schweiß von der Stirn. Sie waren auf dem Weg etwas essen zu gehen. Narutos Magen knurrte laut und er kratzte sich verlegen an der Schläfe. In der Luft hing eine Stille, vor Ungesagtem geschwängert. Doch es war nicht drückend. Es stand einfach irgendwie irgendetwas an. Das spürte Sasuke.
 

„Weißt du“, begann Naruto vage, „ich hab' mich schon irgendwie – also – gefragt, was – also – was wär', wenn Itachi jetzt hier wär'? Ich mein', was glaubst du, würde er an deiner Stelle mach'n?“ Sasuke schritt ruhig neben ihm her, spürte seinen Blick auf sich ruhen und schwieg. Wie oft hatte er sich diese Frage gestellt? Und wieder verworfen?
 

Die Sonne strahlte auf Narutos blonde Strähnen und verfing sich in ihnen wie glänzendes Gold. Vögel flatterten vorbei. Eine Katze hockte auf der Mauer und leckte sich die Pfote. Sasukes Blick schwenkte zurück zu Naruto. „Wahrscheinlich würde er dir helfen, Hokage zu werden“, entgegnete er und Naruto gluckste. Über Sasukes Lippen strich ein Lächeln.
 

„Aber es ist nicht wichtig“, fuhr er fort.

„Hä?“
 

Naruto blieb unwillkürlich stehen und schenkte Sasuke einen irritierten Blick. „Es ist unwichtig, was mein Bruder gemacht hätte“, erklärte der vage. Ihn fest fixierend starrte er ihn einen Augenblick lang an. „Aha.“ Obwohl Sasuke nicht in sein Gesicht schaute, wusste er, wie Naruto in diesem Moment dreinsah. Mit diesem Stirnrunzeln und den leicht schmollenden Lippen. Nachdenklich und überfordert. Überlegend, ob er etwas verpasst hatte.
 

„Es ist wichtig, was ich tue“, fügte er schlicht hinzu.

„Und – was?“
 

„Ich weiß es noch nicht.“
 

Schweigen. Er hörte ganz bewusst plötzlich das Knirschen des Kies unter seinen dünnen Sandahlen und spürte den vor Hitze schweren Wind. Naruto schloss mit wenigen Schritten wieder zu ihm auf, die Arme hinterm Kopf verschränkt.
 

„Erinnerst du dich an den Tag, als wir zum ersten Mal als Team Sieben – also – also wir mit Kakashi-sensei gesprochen haben? Über unsere Ziele“, richtete Naruto eine unvorhergesehene Frage an ihn, was ihn die Stirn leicht runzeln ließ, dann zuckte er die Schultern.

„Mein Ziel“ – er betonte es höhnisch – „ist erreicht.“
 

Naruto klopfte ihm auf die Schulter. „Na, du wolltest damals auch den Uchiha-Clan wieder aufbauen.“ Schweigen. Mit gehobenen Augenbrauen wandte er sein Gesicht nach rechts und schaute ihn wortlos an. Naruto bemerkte seinen forschenden Blick und sah stoisch in den Himmel. Dann lachte Sasuke ungläubig auf.
 

„Und würdest du mir dabei helfen?“, fragte er trocken.
 

„Klar!“, erwiderte Naruto vorbehaltlos und grinste ihn breit an. Sasuke hätte sich beinahe am eigenen Speichel verschluckt. Ungläubig starrte er ihn an. „Wenn du wieder auf Missionen gehst“, grinste Naruto, verschwand im Ichiraku und verlangte laut nach einer großen Portion Ramen.
 


 

I need your grace 

To remind me, 

To find my own.

 
 


 

Es war später Nachmittag und er lag entspannt auf dem Bett, blätterte eine Seite weiter in dem Buch über fortgeschrittene Jutsus. Das bisher zweite Buch, das kein Comic war in diesem Apartment.

„Was wär', wenn Itachi jetzt hier wär'?“

Er hörte Narutos Worte immer wieder wie ein Echo in seinen Gedanken.

Was wäre, wenn? Itachi. Was wäre, wenn er irgendwann alt wäre und bereute? Würde Itachi bereuen, was er für ihn getan hatte, wenn er ihn heute sehen könnte?
 

Sasuke blätterte eine Seite weiter, las und bemerkte, dass er kein einziges Wort begriffen hatte.
 

Würde er es bereuen, wenn er ihn heute so sehen würde?
 

Sein Vater hatte immer gesagt, dass ein Ninja keine Reue kannte, denn einem Ninja stand es nicht zu Reue zu verspüren, wenn die Mission erfolgreich abgeschlossen worden war. Das Bedauern über das eigene fehlerhafte Tun stand nicht zur Debatte. Erst, wenn das eigene Tun fehlerfrei war, die Mission erfolgreich, erst dann war die Mission abgeschlossen. Reue war für diejenigen, die das persönliche Glück über die Mission stellten. Für einen Ninja war persönliches Glück unerheblich. Allein der Mission galt die Gegenwart und die Zukunft.
 

Seine Mission galt der Vergangenheit. Doch da war dieses Gefühl. Sein Leben war doch mehr. Oder? Es war nicht zu Ende. Zum Leben gehörte mehr als eine Mission. Vielleicht bereute er es. Vielleicht hatte er es nicht tun können; so selbstlos, so uneigennützig zu sein. Allein für die Mission. Vielleicht hatte sein Vater Unrecht. Vielleicht war es okay, es nicht so tun zu können. Vielleicht wäre er auch dann einfach nicht mehr er selbst.
 

Itachi hatte einmal zu ihm gesagt, als er – Sasuke – noch klein gewesen war, vergebe dir selbst für das, was du nicht kannst, wenn du so sein willst, wie du wirklich bist, musst du dich konzentrieren und anschauen wer du bist – und es respektieren. Erst hatte er es nicht verstanden, dann hatte er gedacht, dass nur feige, schwache Menschen das wirklich tun würden. Menschen, die aufgaben, nach etwas Besserem zu streben. Aber er hatte es bis zuletzt nicht verstanden gehabt.
 

Sasuke stand auf, das Buch ließ er auf dem Bett zurück, öffnete die Tür und ging.
 


 

If I lay here 

If I just lay here 

Would you lie with me and just forget the world?

 
 


 

Das Dach des Hokage-Turms glänze unter der Hitze. Dahinter ragten die eingemeißelten, ehemaligen Hokage über dem Dorf herauf. Seine Schritte waren ruhig. Die Hände in seine schwarze Stoffhose vergraben.
 

Er bemerkte einige Blicke, neugierig, verwirrt, ignorant, doch er schritt zügig weiter, stieg dann auf die Dächer hinauf und sprang zielstrebig weiter. Durch seine Muskeln jagte das Gefühl der Freiheit, als er mit voller Kraft über die Dächer fegte, als wäre er viele Monate, jahrelang gefangen gewesen. Chakra strömte durch seine Adern, die Lungen vollgepumpt mit frischem Sauerstoff, die Hitze strich seine Schläfen entlang, Schweiß perlte von der Haut.
 

Mit einem Schlag stand er vor dem Fenster der Hokage. Und zögerte.
 

Itachi hatte gesagt, vergebe dir selbst für das, was du nicht kannst, wenn du so sein willst, wie du wirklich bist, musst du dich konzentrieren und anschauen wer du bist – und es respektieren.
 

Er konnte seine Fehler nicht begleichen. Niemals. Und wer war er schon? Wer war er wirklich? Er war Uchiha Sasuke. Er war ein Ninja. Doch. Er besaß mehr als eine Mission. Wenn er sich anschaute – egal wie sehr er sich konzentrierte – er sah immer diese blauen Augen, die ihn anfunkelten. Er sah immer dieses Gesicht vor sich. Und dann hörte er diese Worte: „Weil du mein Freund bist.“
 

Mit einem Schlag ergriff ihn die Gewissheit, was das für ein Gefühl war.
 

Tsunade wandte sich in ihrem Drehstuhl um zu ihm, wie er so da stand. Am Fenster. Nichts sagte. Sie einfach ansah. Und Tsunade nickte.
 

„Es wurde Zeit, Uchiha Sasuke“, teilte sie ihm mit.
 


 

Forget what we're told before we get too old 

Show me a garden that's bursting into life.
 


 

„Und dann bist du da einfach reingesprungen und sie hat dir eine Mission gegeben?“, versicherte sich Naruto frohlockend. Sasuke nickte. Schon wieder.
 

Sie lagen im Gras. Am Rande des Trainingsplatzes, im Schatten der Bäume. Auf den Dächern des Dorfes glühte es. Es war einfach zu heiß. Und so blickte Sasuke nun in die Kronen eines Ahornbaumes. Durch die dichten Äste hindurch blinzelte der azurblaue Himmel. Es war windstill und die Hitze brannte das Gras zu Stroh. Naruto rupfte selbstvergessen einige braune Stiele heraus.
 

„Und sie hat dich nicht mal angeschrien. Verrückt, echt jetzt. Sonst schreit sie immer 'rum.“

Er zuckte mit den Schultern, zog sich das Stirnband zurecht und grinste. „Dann geh'n wir bald gemeinsam auf Mission.“ Obwohl er es wie eine Feststellung formulierte, hing die Frage darin fest und er warf Sasuke einen Blick zu, als müsste er sich damit absichern. Als könnte er es nicht so recht glauben, bevor sie tatsächlich gemeinsam loszogen.
 

Sasuke nickte knapp. „Jaa~“, erwiderte er gedehnt und er fühlte sich fast, als hätte ihn jemand in eine Alternative zu seinem sonstigen gegenwärtigen Leben gesteckt. Als hätte irgendjemand plötzlich entschieden, dass sein Leben eine andere Wende erfahren sollte. Den Staub von den Schultern gestrichen und ihn in einen jungen Körper getunkt. Dabei war er nicht einmal alt gewesen.
 

„Megacool“, stellte Naruto fest, boxte ihm gegen die Schulter und grinste stolz, „hast du gut gemacht.“ Und feixte. Sasuke verdrehte stumm die Augen. Sie schwiegen, spürten nur die flimmernde Hitze, die sich im Schatten der Bäume ertragen ließ. Er hörte den Worten nach, die in seinem Inneren widerhallten und – dann wurde ihm klar, dass nicht irgendjemand entschieden hatte, dass sein Leben eine andere Wende erfahren sollte, sondern ganz vertraute Personen. Naruto natürlich, sogar Sakura. Und irgendwie schließlich auch er selbst.
 

„Jetzt bleiben uns noch unsere Träume“, verkündete Naruto zufrieden, „unser nächstes Abenteuer.“
 


 

All that I am, all that I ever was 

Is here in your perfect eyes, they're all I can see.

 
 

„Was meinst du?“, hakte Sasuke mit gehobenen Augenbrauen nach.

„Na, ich werde Hokage und du wolltest doch den Uchiha-Clan wieder –“

„So ein Schwachsinn“, fuhr Sasuke ihm unwirsch dazwischen. „Es ist zu viel geschehen. Es hat sich zu viel – verändert. Man baut keinen Clan einfach wieder auf. Abgesehen davon – ich würde keine Frau kennen, die ernsthaft –“
 

Naruto richtete sich ein wenig auf, um ihm in die Augen sehen zu können. Das kecke Funkeln in den blauen Augen ließ auf Unheilvolles schließen. Entsprechend argwöhnisch erwiderte Sasuke diesen Blick.
 

„Weißt du, was sich nie ändern wird?“, fragte Naruto ihn schelmisch.

Dass er für ihn da war? Dass er für ihn seinen eigenen Weg in seine Richtung lenken würde? Dass er ihm folgen würde, um ihn nach Hause zu holen? Dass er es nicht bereute? Dass er ein ramensüchtiger Baka war?
 

Sasuke blickte ihn prüfend an, die Augen leicht zusammengekniffen, abwartend.

„Was, Dobe?“, forderte er zunehmend ungeduldig, obwohl seine Mimik diese Ungeduld verschleierte.
 

Naruto grinste und winkte ab, doch Sasuke wiederholte streng: „Was?“ Doch Naruto lachte nur arglos. „Sakura ist eine Frau“, gab er dann glucksend zu bedenken. Sasuke wäre der Kiefer aufgeklappt, hätte er nicht über eine brillante Selbstbeherrschung verfügt.
 

„Das ist nicht dein Ernst. Dobe, du wirst nicht –“

„Versprochen ist versprochen! Du gehst wieder auf Missionen und ich hatt' dir meine Hilfe da zugesprochen!“

„Das war kein Versprechen!“, widersprach Sasuke. „Und ich habe mich sicherlich nicht deswegen wieder zu Missionen gemel –“
 

Narutos Lachen verursachte ein Prickeln auf seiner Haut, das er stur ignorierte. Doch er war leichtsinnig genug, um das warme Gefühl, das dabei in seinem Magen pulsierte stumm zu genießen.
 


 

I don't know where 

Confused about how as well ...

 
 


 

Es war ein warmer Sommerabend. Ein Dienstag. Seltsamerweise gab es an Dienstagen regelmäßig die wenigsten Missionen und so trafen sie sich heute Abend bevor wieder allgemeine Hektik in der Woche ausbrechen würde.
 

Ein Grinsen breitete sich auf Narutos Lippen aus. Er richtete sich auf, als er von weitem Sakura und Lee die Straße entlang kommen sah. „Sakura-chan!“, rief Naruto enthusiastisch. „Gut, dass du gerade kommst!“
 

Sakura winkte ihm entgegen und lächelte leichthin, als er sie durch die Tür eintreten ließ und ihr leicht mit der Faust gegen die Schulter stieß. „Lee! Ich hoff', ihr habt Hunger! Echt jetzt! Ich hab' Pizza gemacht!“

„Pizza?“, hakte Sakura verwundert nach. „Ja“, erwiderte Naruto gedehnt, „Sasuke meckert, wenn es immer nur Fertig-Ramen gibt.“ „Und zurecht“, grollte Sasuke, wie er da so leicht an die Wand gelehnt stand und den Ankömmlingen zunickte. Sakura lächelte, doch als sie der Mimik Narutos gewahr wurde, zuckte Skepsis über ihre Gesichtszüge. „Was ist los?“, fragte sie kritisch.

„Du hast doch mal gesagt, dass du Sasuke gerne helfen würdest“, erinnerte er sie, während er fahrig am Ofen herumhantierte. Seine blauen Augen sprühten Funken. Sakura erwiderte diesen Blick argwöhnisch. „Jaah~“, entgegnete sie gedehnt und ließ sich am Esstisch nieder. „Weißt du, Sasuke hätte da so einen Traum –“
 

Als sich Sasuke gewahr wurde, dass seine mahnenden Blicke ins Leere schossen, schnaubte er und drückte sich geräuschlos durch die Balkontür. Das Gespräch sollte Naruto alleine ausbaden. Er vernahm noch das unbeherrschte „NA-RU-TO!“ in Sakuras schriller Tonlage und sah förmlich vor sich, wie sie Naruto eine gepfefferte Kopfnuss geben mochte. Er hoffte, dass sich damit Narutos Hirngespinst verflüchtigte.
 


 

Just know that these things will never change for us at all.
 


 

Sie standen auf Narutos Balkon. Hinter ihnen erhob sich das mehrstöckige Haus in den Abendhimmel. Narutos Lachen drang durch die Balkontür, Lee fiel mit ein, während hier draußen Stille herrschte – langsam wandte sich Sakura Sasuke entgegen. Wie er so da stand. Die Unterarme auf das Balkongeländer gestützt. In der rechten Hand ein Glas.
 

„Ich hab gehört, dass du bald wieder auf Missionen gehst. Naruto erzählt von nichts anderem mehr.“ Sie lachte leise, doch es hörte sich gekünstelt an und sie zuckte die Schultern bei seinem abwägenden Blick. „Es freut mich, dass es dir – besser geht. Ich seh's in deinen Augen“, fuhr sie ernst fort.
 

Er hob fragend eine Augenbraue und musterte sie skeptisch. Mit einem Schritt stand sie neben ihm am Geländer und lehnte ihre Unterarme dagegen. Sie spürte seine eindrückliche Präsenz, die vage Körperwärme, die von ihm ausging. Einen stillen Moment schaute sie einfach nur über die Dächer Konohas, ehe sie leise erklärte: „Früher war in deinen Augen so ein Brennen. So ein – ich hatte immer die Befürchtung, dass danach nichts übrig bleiben würde. Weißt du? Wenn du dein Ziel erreichen würdest. Da war so ein Brennen in deinem Blick, das nichts zurück lässt. Nichts, außer vielleicht Reue.“ Sie strich sich eine verirrte Strähne zurück. „Aber heute – in deinen Augen. Da steht so vieles drin. So viel – mehr. Mehr als Rache oder Reue.“ Sie drehte ihm sein Gesicht entgegen und musterte ihn einen Augenblick lang, blickte ihm in die dunklen Augen, die ihr entgegensahen. Wortlos. Dann stieß sie sich leicht vom Geländer ab und wandte sich zum Gehen. Sie hatte bereits ihre Finger auf die Balkontür gelegt, als sie seine Stimme vernahm. Nur ein Wort zunächst.
 

„Sakura.“

Sie hielt inne. Seine Stimme so vertraut, so dunkel, so voller Worte, die er nicht sagen würde. Er zögerte. „Danke“, sagte er nur und sie nickte. Ihre Augen zogen sich durch ihr breites Lächeln zusammen. Und für einen Augenblick glaubte er das zwölfjährige Mädchen in ihren wissenden Augen zu erkennen.
 


 

If I lay here 

If I just lay here 

Would you lie with me and just forget the world?
 


 

Er blickte wortlos in den Spiegel. Seine Uniform passte perfekt. Sie war leicht und robust. Und doch fühlte es sich seltsam an. „Du bist spät dran“, murmelte Naruto hinter ihm unsentimental und er sah durch den Spiegel hindurch, dass er geradezu beleidigt wirkte, wie er seine Arme in die Seiten stemmte. Und doch funkelte plötzlich ein euphorisches Glitzern in den azurblauen Augen.
 

„Unserer erste gemeinsame Mission – unsere erste gemeinsame ANBU-Mission“, zelebrierte Naruto die Situation aufgedreht und konnte kaum still stehen. „Wer hätte das gedacht? Echt jetzt!“ Sasuke verdrehte die Augen und setzte sich wortlos seine ANBU-Maske auf. „Ja, wer hätte das gedacht“, erwiderte er trocken.
 

Hinter ihm straffte sich Naruto, als er einen Blick in den Spiegel ergatterte.

„Wir sehen so – professionell aus“, flötete er stolz und stand plötzlich so nah hinter ihm, dass er seine Körperwärme zu spüren glaubte. Seine Hände lagen mit einem Male auf seiner Schulter. Sasukes Augen verschmälerten sich.
 

„Uhuhuh“, stieß Naruto voller Tatendrang aus, lehnte sich noch weiter gen Spiegel und deutete ausgelassen auf ihr Spiegelbild, „guck mal! Weißt du, was in unseren Augen zu sehen ist?“ Sasukes Augenbrauen hoben sich reflexartig und obwohl er eigentlich kein Interesse an der Antwort hegte, drängte Narutos Blick ihm diese geradezu auf. „Was, Dobe?“, forderte er also genervt.
 

„Gewissheit“, säuselte Naruto. Sasuke verdrehte die Augen. „Gewissheit“, echote er. Es war keine offene Frage, doch sie schwang natürlich trotzdem mit. Narutos verwirrende Gedankengänge waren eben – nunja – verwirrend. „Die Gewissheit, dass wir beide wissen, dass hier der zukünftige Hokage steht“, triumphierte Naruto, streckte ihm den Daumen entgegen und grinste breit. Sasuke seufzte.
 

„Und nach der Mission“, meinte Naruto leise, doch klar „gehen wir essen. Ramen“ Er warf Sasuke einen Blick zu, der genervt seine Augen verdrehte, schon wieder, „oder so.“ Sasuke neigte leicht seinen Kopf, ein ironisches Grinsen umspielte seine Lippen, was jedoch unter seiner ANBU-Maske verborgen blieb. „Manche Dinge ändern sich wohl nie, Dobe“, murmelte er trocken und hörte Naruto leise lachen.
 

Dass er für ihn da war. Dass er für ihn seinen eigenen Weg in seine Richtung lenken würde. Dass er ihm folgen würde, um ihn nach Hause zu holen. Dass er es nicht bereute. Kein einziges Mal.
 

Dann waren sie gemeinsam verschwunden. Eines, das sich nicht in ihren Augen widerspiegelte.

Reue.
 


 


 

– Ende –
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, ihr seid gespannt auf den nächsten Teil. Meinungen, Kritik und eure Gedanken sind sehr gerne gesehen! ^^


Bis demnächst!
Jaelaki


P.s. Wer aktuell sein möchte, schaut auf meiner facebook-Seite J. E. Federflug - Kreatives Schreiben vorbei. Infos zu Uploads von FFs, Hintergrundinformationen und weiteren Projekten. ^.- Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat euch - trotz der unerwarteten Pause dank Grippe und eposartigen Auswüchsen - gefallen, gepackt und berührt. ^.-

[Formatierungs]Fehler etc. dürfen gerne gepetzt werden. Ich werde es dann schnellstens berichtigen. Ansonsten ist natürlich auch eure Meinung sehr gerne gesehen!

Es folgt Teil 2 des 2. Teils in einer Woche. --> am 05.11.
:3

Jaelaki

Edit: Tippfehler. Natürlich meinte ich nicht den 05.01, sondern den 05.11. xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So. Das war's für heute.

Edit: Das neue Kapitel ist in der Freischaltung.
Ich hoffe, ihr habt weiterhin Spaß beim Lesen meiner Kapitel! :3


Gruß,
die Jaelaki Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So. Ich hoffe, Sasukes Entscheidung war nachvollziehbar - natürlich auch im Kontext der vorherigen Kapitel. Mich würde eure Meinung hierzu besonders interessieren. ^^

Im Folgenden kommt dann bereits das letzte Kapitel und womöglich noch ein Epilog.

Vielen Dank fürs Lesen. ;-D

Gruß,
Jaelaki Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sorry, falls hier einige unter euch große Romantik erwartet haben - aber ich muss zugeben, dass Sasuke und Naruto, je weiter ich mit dieser Geschichte fortgeschritten bin, umso deutlicher in die Schiene beste Freunde für mich gerückt sind.

Es war dennoch eine tolle Erfahrung mit dieser »Grenze von Freundschaft und Liebe« zu spielen. Ich denke im Nachhinein, dass es authentisch bleibt. Sasuke und Naruto - beide haben emotional gesehen Probleme - sei es durch den Tod der Familie oder die Außenseiterrolle, die beide eine lange Zeit ihres Lebens inne hatten. Vielleicht lieben sie sich tatsächlich - auf eine seltsam-verkorkste Art und Weise. Vielleicht können nur sie einander wirklich verstehen. Wer weiß. Vielleicht ist es doch eher eine »brüderliche«, freundschaftliche Art der Liebe, weswegen sie - nach einigen bizarren Erfahrungen - in eben dieser verharren?

Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen. Mir hat es Spaß gemacht, mir so meine Gedanken über die beiden und auch Sakura zu machen. Sich sie alle vorzustellen, wie sie erwachsener geworden sind und trotzdem irgendwie so typische Eigenarten behalten. Auch Sasukes Umgang mit seiner Vergangenheit und dem Clan. Und natürlich Naruto, der ihn niemals aufgeben würde.

Es wurde vielleicht weniger eine »Naruto & Sasuke«-Story als eine »Team 7«-Geschichte. ;-D

Vielen Dank an alle Kommentatoren und Leser.
Besonders an L-San, der mich überhaupt im Sommer auf dieses skurrile Experiment »Naruto & Sasuke« gestoßen hat - wohl auch unwissentlich. ;-D

Hiermit ist dieses Experiment für mich abgeschlossen. ;-D

Jaelaki

PS. PS. Ihr sucht weitere interessante Naruto-FFs oder schreibt selbst welche? Ihr sucht neue Umsetzungen/Ideen/Inspiration? Oder außergewöhnlich gute Fanfictions? Dann schaut im [εnφα] Exklusive-Naruto-Fanfictions »Kommentar&Austausch«-Zirkel vorbei! ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von:  solty004
2014-04-22T06:44:24+00:00 22.04.2014 08:44
Hey,
Spät aber doch noch ein Kommentar von mir bin leide nicht früher dazu gekommen aus privaten Gründen. Darum fahlen sie heute kurz aus.

Waren super Kapiteln.
Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty


Von:  Goetheraserei
2014-04-17T10:39:36+00:00 17.04.2014 12:39
Hey-ho Blue!

Habe ein bisschen in der Fanfic-Auswahl rumgestöbert und habe mich dann dazu entschlossen diese OS-Sammlung von dir zu kommentieren. Diesmal werde ich nicht so viel schwafeln und lieber gleich zum Review kommen.

Titel:

Mit "In Unseren Augen" assoziere ich "aus unserer Sicht". In mir manifestiert sich ein Bild von Zusammenhalt einer kleineren Gruppe, die nur sich haben und sich gegen den Rest der Welt behaupten müssen. Team 7 wurde angegeben, doch soll es wohl hauptsächlich um Naruto und Sasuke gehen. Das leichte Slash-Rating lässt vermuten, es wird um die romantische Beziehung der beiden gehen, in der sie sich momentan befinden und vielleicht auch zukünftig befinden werden. Vielleicht werde ich hier auch mit Gefühlschaos konfrontiert werden.

Cover:

Aufgrund des Coverbildes vermute ich nun eher, dass es hier um Gefühlschaos gehen wird und die drei Shinobi sich erstmal selbst finden müssen, das heißt auch herauszufinden, wo sie stehen und wo sie hin wollen. Nicht nur ihreEmotionen, aber auch ihr Lebenstil an sich könnte eine Rolle spielen. Das Bild an sich finde ich cool, vor allem weil richtige Cosplayer abgebildet sind. Dies scheint zu deinem Markenzeichen geworden zu sein. Aber auch die Animegesichter vom jungen Team 7 beim Schriftzug "In Unseren Augen" finde ich genial, denn so stellt es eine Entwicklung vom jungen Team 7 zum älteren Team 7 dar. Früher hielten sie mehr zusammen und waren ein Band, doch nun steht jeder für sich da und muss sich selbst finden. Cool gemacht!

Oberspruch des OS:

Wenn du mich heute sehen würdest, würdest du bereuen, was du für mich getan hast?

Dieser Spruch klingt ganz nach Sasuke. Das Ich fragt sich, ob die andere Person seine Tat bereuen würde, würden sie sich heute wieder begegnen. Itachi Uchiha wollte Sasuke vor dem Tod bewahren, so bat er die Dorfältesten ihn verschonen zu dürfen. Jedoch ist Sasukes Leben mit dem Tod seines Clans aus den Fugen geraten. Ich kann mir vorstellen, dass er Qualen erlitten haben muss.

Lange Rede, kurzer Sinn: Der Oberspruch passt gut hin!

Kurzbeschreibung:

Anhand der Kurzbeschreibung kann man erkennen, dass ich in der folgenden Geschichte wohl mit einem zerstreuten, verzweifelten Sasuke klar kommen muss, der nicht mehr weiß wohin und wieso. Naruto wird ihn wiedersehen. Aber auch richtig aufbauen? Ich bin gespannt.

Charaktere:

Er nimmt seine Worte nie zurück. Nie.

Er gibt niemals auf, geht immer seinen Weg, selbst wenn viele Pflastersteine ihn daran hindern sollten seinen Ziel zu erreichen. Dies ist genau der Grund, weshalb Uzumaki Naruto mein absoluter Lieblingscharakter ist.

--

Sasuke bezeichnet Naruto als egozentrischen Angeber, jedoch sollte er sich selbst an die Nase fassen. Auch er konnte ziemlich Ich-bezogen sein, vor allem bei seinem Rachefeldzug oder bei seinem früheren Training, wo er auch desöfteren Naruto und Sakura ausgeschlossen hatte. Ein Angeber war er seit der Ninjaakademie schon, wo er mit seinen Uchiha-Tricks alle Leute beeindruckte. Durch seine Äußerungen trat er sogar arrogant in Erscheinung.

Dennoch ist er ein Charakter, den man nicht missen darf. Er gehört dazu, wie die Faust aufs Auge!

--

Sakura ist nun eine erwachsene junge Frau, die bodenständig ihren Weg geht. Jedenfalls habe ich solch einen Eindruck durch die Charakterbeschreibung bekommen. Mal sehen, ob während der Geschichte ich immer noch diesen Eindruck von ihr haben werde.

Inhalt:

Anfangs wird der Leser, in dem Falle ich, bereits in eine trübselige Stimmung hinein geworfen, indem erst einmal beschrieben wird, was Sasuke alles im Leben erreicht hat. Neben ihm sitzt Sakura, die Sasukes düstere Gedankengänge nicht verhindern kann, ihm auch so nicht aus seiner Situation heraus befreien kann. Sie ist einfach nur da und mehr nicht. Im Gegensatz zu Naruto, denn auch wenn er nicht gut mit Worten Leuten trösten kann, sind seine Taten Sasuke gegenüber mehr als tröstend für ihn. Manchmal braucht es wohl wirklich eher einen besten Freund, vor allem aber auch einen Typen, der das Gefühl der Einsamkeit genauso kennt wie man selber.

Habe gerade bemerkt, dass ich zu diesem Teil bereits ein Review verfasst habe und gehe gleich zum nächsten Teil über. =)

In deinen Augen Teil 1:

Hier wird klar, dass Sasuke sehr wohl einen Freund an seiner Seite braucht, auch wenn er dies abstreitet und versucht die aufkeimenden Gefühle Naruto gegenüber nieder zu trampeln, damit er sich nicht eingestehen muss, dass er Naruto an seiner Seite braucht. Die Szene wo Sasuke Naruto die Frage stellt, ob er etwas bereuen würde, wenn er nun sterben würde, beeindruckte mich irgendwie. Es ist keine banale Frage, doch ist es auch keine Frage, für die ich beispielweise um Mitternacht jemanden aufsuchen würde.

Die Beziehung zwischen Naruto und Sasuke hast du sehr gut dargestellt, denn ich habe mir ein gutes Bild davon machen können. Obwohl Sasuke nicht weiß, wohin er gehen soll, ist Naruto für ihn da und kümmert sich Tag und Nacht um ihn. Naruto weiß, was seinen Freund bedrückt und will einfach für ihn da sein.

Die letzte Szene hat mir am besten gefallen, weil Sasuke einfach seinem Bedürfnis gefolgt ist und Naruto küsste. So wie er zuvor seinem Bedürfnis folgte und Naruto von sich jagen wollte. Dies lässt in mir die Vorstellung eines Menschen aufkeimen, der seinen Trieben folgt und eher nach Instinkten handelt.

Find ich sehr gut! ;D

Schreibstil:

Dazu habe ich bereits genug im ersten Review gesagt.

Fazit:

Deine Geschichte weckt Interesse, ist gut lesbar und auch sehr gut gestaltet. Nicht nur das Grundgerüst, wozu der Titel, die Kurzbeschreibung und das Cover zählen, haben mich beeindruckt, sondern auch der Inhalt der Story bis hierhin. Die Beziehung der einzelnen Charaktere zueinander hast du gut dargestellt, insbesondere die von Naruto und Sasuke. Sie sind Jugendliche, die an Einsamkeit gelitten haben oder noch an Einsamkeit leiden. Sasuke ist wie eine ruhelose Feder, die durch die Luft gewirbelt wird ohne ein wirkliches Ziel zu erreichen, während Naruto der standhafte Fels in der Brandung ist, die bereit dazu ist die Feder aufzufangen und auf sich ruhen zu lassen.

Sakura hingegen versteht Sasuke in seinen einsamen Momenten eher weniger, weil sie nicht dasselbe durchgemacht hat oder mit so viel Einsamkeit konfrontiert wurde in ihrem Leben. Im Gegensatz zu Sasukes Leben verlief bei ihr das Meiste aalglatt. Immerhin hat sie Eltern, Freunde und ist Chunin. Deswegen kann sie ihm momentan weniger helfen.

Ich finde du beschreibst die einzelnen Situationen sehr gut, sodass der Leser mitfühlt. Ich freue mich schon darauf den nächsten Teil lesen zu dürfen. ^^

So, das wär's nun mit meinem Review gewesen.

Bis zum nächsten Mal, wenn es heißt:

Der Albtraum spielt auf dem Klavier der Dunkelheit.

Joker is always watching you.

Liebe Grüße,

Corni ☼√
Von:  jyorie
2014-04-17T10:06:01+00:00 17.04.2014 12:06
Hey ٩(^ᴗ^)۶

das hat mir gefallen, wie es Naruto geschafft hat
Sasuke wirklich wieder zurück ins Dorf zu bringen
und auch wie er die Zeit mit ihm verbracht hat. Und
das es ihm mit seiner leicht nervigen, aber beharrlichen
Art wirklich gelungen ist ^^°

Schön :)

CuCu, Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-17T04:40:34+00:00 17.04.2014 06:40
Hallo ≖‿≖

verbrannte Erinnerungen, öffnen den Weg. Irgendwie ein
schöner Schluss-satz von Sasuke „Ich komme nach hause.“

Mir hat die FF insgesamt gefallen. Allerdings ist es mit den ganzen
Überlegungen die deine Charas haben eher „philosophisch“ und
wenig Handlung in der Geschichte an sich, was es für mich „anstrengender“
macht, sie zu lesen. Es ist keine Geschichte, bei der man sich mal
Gemütlich abends auf dem Sofa zusammenknäulen kann und die
zur Entspannung lesen, weil man (so empfinde ich es halt) immer
sehr wach und aufmerksam sein muss.



Ich fand es schön, das er sich zum Ende doch nicht aufgegeben
hat und mit dem Verbrannten Heim, das keins mehr ist, den Anfang
macht zurück ins leben zu kommen. Schön das die Freunde ganz zum
Schluss doch noch einen Erfolg hatten und Sasuke zurück holen konnten.

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-17T04:40:24+00:00 17.04.2014 06:40
Hallo (✿◠‿◠)

wenn man sich geistig und emotional von einer Gruppe entfernt
hat, fühlt man sich auch bei ehemaligen Freunden nicht mehr wohl,
egal wie lieb sie einem aufnehmen. Und da sich Sasuke von ihnen
so „getrennt“ hat, ist es eigentlich klar, das er das weite sucht, oder
das eine Gewisse Schuld bei ihm aufflammt, die er nicht spüren möchte.

Bin gespannt, ob Naruto es schafft ihm wieder ein Ziel und ein Zuhause
zu geben?

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-16T14:55:27+00:00 16.04.2014 16:55
Hallo \( ・_・)/

Sakura ist irgendwie imme wieder ein Störfaktor, wenn es um
Sasuke geht, dabei ist es doch schön von Naruto, das er Sasuke
nicht aufgegeben hat und sich um ihn kümmert, ihn nicht nur Körperlich
zurück bringen will, sondern ihn auch mit den Gedanken zurück haben
will und ihn wieder ins Leben schubsen – warum nicht mit einem Drachen^^

Ich bin mal gespannt, ob Sasuke darauf eingeht.

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-16T09:53:56+00:00 16.04.2014 11:53
Hallo ლ(╹◡╹ლ)

Sake ist der letzte Freund und im Alkohol lösen sich alle
Probleme auf. .. Nicht wirklich. ... langsam versteh ich da,
wie sich Sasuke als Versager fühlt und er das Ziel in seinem
Leben verloren hat, das da nichts mehr ist, auf das er wartet,
oder etwas was noch kommen soll.

Und da sind der Alkohol und das Mitleid von Naruto eine schlechte
Mischung.

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  jyorie
2014-04-15T09:57:13+00:00 15.04.2014 11:57
Hallo (๑╹っ╹๑)

klingt ein bisschen so als wenn Sasuke phiosophisch wird ;-)
find ich gut, das es ihn zum denken anregt, wenn er seine
(ehemaligen) Freunde sieht, wie für sie das Leben weiter geht
sie glücklich sind und er nur den Sake hat. ... das könnte der
Start dafür sein, aus dem Tief herauszukommen. Und der
Besuch bei Naruto wäre ein Anfang – würde ich zumindest
in die Frage ob er sein Leben genossen hat hinein interpertieren.

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  shikakid
2014-03-31T16:42:44+00:00 31.03.2014 18:42
ich finde es war nachvollziehbar, dass sasuke das haus verbrannt hat. diese ff ist ubrigens echt mega gut.
Von:  L-San
2014-03-23T12:43:35+00:00 23.03.2014 13:43




Wild Nature




Hallo Jaelaki!


Vielen Dank für die Teilnahme am Wettbewerb Wild Nature.
Wie der Titel des Wettbewerbs vermuten lässt, geht es darum, eine Geschichte zu schreiben, in der eine Handlung hauptsächlich draußen in der Natur abspielt.
Ob du diese Aufgabe erfüllen konntest, werde ich dir im Folgenden verkünden.
Vorab will ich dir hier – um unnötigen Stress und Ärger zu vermeiden – nur noch sagen, dass mein folgender Review weder darauf abzielt, dich zu verletzen, noch dein Werk in den Dreck zu ziehen.
Falls du noch offene Fragen hast oder etwas erklären möchtest, dann wäre es schön, du wendest dich an mich.
Nachdem dies gesagt ist, komme ich nun zur Auswertung deiner FF.
Die für die Bewertung relevante Kritik erfolgt in verschiedenen Blöcken:
Kurzbeschreibung | Inhalt | Charaktere | Rechtschreibung/Grammatik | Schreibstil | Fazit


Kurzbeschreibung: |10 von 10 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, inwiefern der Autor Aufmerksamkeit erregt.

Die Bilder sehen sehr ansprechend aus.
Dass es sich dabei um Cosplay-Bilder handelt, ist kreativ und findet man sicherlich nicht sehr oft in FFs.
Die Inhaltsangabe sowie die Beschreibungsseite sehen schön formatiert aus, klar strukturiert und machen allein schon durch den Text Lust auf mehr.


Inhalt: |30 von 30 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, ob die Geschichte an sich logisch und stimmig aufgebaut ist, ob sie durch Kreativität oder Details oder dem besonderen Etwas hervorsticht, was Pluspunkte gäbe, oder ob sie den Leser emotional erreicht.
Bewertet wird jedes einzelne Kapitel, anschließend folgt ein Gesamtüberblick.

In meinen Augen
In recht wenigen Zeilen schaffst du es, eine gewisse Atmosphäre zu erschaffen, die den Leser schon fast erdrückt – im positiven Sinne.
Sasukes Gefühlswelt wird sehr gut und authentisch beschrieben.
Auch wird die Ausgangssituation gut erklärt, so dass man genau weiß, inwiefern sich die FF vom Manga unterscheidet.
Ebenfalls zu loben, ist, wie du kurz und bündig das Verhältnis zwischen den drei Teamkameraden darstellst.
Dass du noch Liedzeilen in den Text integrierst, verdeutlicht nur umso mehr die Gefühle.
Optische Beschreibungen sind wunderbar.

In deinen Augen: 1-3
Die Szenen sind sehr dynamisch und intensiv beschrieben, als Leser fühlt man sich praktisch in den Geschehnissen gefangen.
Cliffhäner machen Lust auf mehr.
Obwohl Shounen-Ai, wird das Thema sehr sensibel behandelt.
Chapeau.
Die Melancholie zieht sich über die ganzen Kapiteln und man bemitleidet Sasuke.
Besonders zu loben, ist, dass du das brüderliche Verhältnis nicht außer Acht gelassen hast und immer wieder kleine Flashbacks gibt, die Sasukes Trauer verstärken.

In seinen Augen
Auch hier gibt es wieder dynamische Szenen.
Die Spannung ist gut spürbar.
Die Reaktionen, die Wortgefechte authentisch und nachvollziehbar.
Sasukes langsame Entwicklung, seine Trauer einfach gut umgesetzt, aber das weißt du ja schon.


Charaktere: |20 von 20 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, ob die Charaktere IC sind oder doch ein wenig abweichen, und wenn ja, warum.
Des weiteren wird die Konstellation der Figuren betrachtet.

Um es kurz zu fassen: IC.
Sasuke kommt sehr lebendig, echt rüber.
Das Team-Verhältnis wird gut dargestellt.


Rechtschreibung/Grammatik: |09 von 10 Punkten|
Du verfügst über sehr gute Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse, dir sind nur ein paar Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, was aber nicht schlimm ist, da sie eh nicht den Lesefluss stören.


Schreibstil: |30 von 30 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, wie gut das Ausdrucksvermögen ist.
Ist er abwechslungsreich, einigermaßen flüssig und leicht verständlich?
Sticht er durch den besonderen Stil des Autors aus?
Es ist schwer, bei diesem Punkt objektiv zu bleiben, da der Schreibstil eigentlich immer ein subjektives Empfinden ist, doch will ich versuchen, mein Bestes zu geben.

Dein Schreibstil ist sehr gut und markant, besonders durch die wiederholten, aber leicht veränderten Naturbeschreibungen, was einen sehr starken Effekt auf den Leser ausübt.
Ein Schleier legt sich über ihn, hält ihn gefangen, lässt ihn nicht mehr los vom Lesen.
Man fühlt sich quasi benebelt von den ganzen Eindrücken, was ich positiv meine.
Die Wortwahl ist sehr abwechslungsreich.
Der Text lässt sich flüssig lesen.
Um es kurz zu fassen, perfekt.
Über das eine oder andere Wort lässt sich streiten – wie 'Dunkelhaarige', 'Blonde' oder 'Uchiha-Sprössling'.


Fazit: |99 von 100 Punkten|
Du hast die Aufgabenstellung erfüllt.
Der OS ist sehr gut umgesetzt.
Du hinterlässt bleibende Eindrücke.
Es gibt nicht wirklich was auszusetzen, geschweige denn Verbesserungsvorschläge zu geben.
Wenn ich mich nicht verrechnet habe, dann hast du insgesamt 99 von 100 Punkten erreicht, was nach meinem Bewertungsskala eine 1+ wäre.
Ich hoffe, ich habe dich mit meinem Review nicht allzu sehr an den Kopf gestoßen.
Bedenken, dass der Kommentar nur meinen Eindruck wiedergibt, denn es kann ja sein, dass andere Leser anderer Meinung sind.
Für offene Fragen stehe ich dir jederzeit zur Verfügung.


LG
L-San


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