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In Unseren Augen

[Naruto & Sasuke | light-slash]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das letzte Kapitel.
Der Songtext stammt von dem Lied Chasing Cars von Snow Patrol.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! ^^

Jaelaki Komplett anzeigen

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In Unseren Augen


 

We'll do it all 

Everything 

On our own.

 
 


 

„Was?“, vergewisserte sich Naruto mit ungläubigen Blick. Sasuke schaute zufrieden in Richtung des schwarz brennenden Gebäudes, dann wandte er ihm seinen Blick entgegen.
 

„Verstehst du es nicht?“, raunte Sasuke. Auf seiner blassen Haut lag die Röte der Hitze. „Du hattest Recht. Ausnahmsweise“, fügte er süffisant hinzu. Naruto blickte ihn verständnislos an, ihn noch immer an der Schulter haltend, seine Finger gruben sich allmählich in seine Haut, doch Sasuke klagte mit keinem Ton. Er war ergriffen von der Aussicht. Das knarzende Holz, die züngelnden Flammen. Die verunsicherten Stimmen um ihn herum blendete er aus. Sie hatten keine Ahnung.
 

„Sasuke – was –“

„Es war nicht mein Zuhause. Schon lange nicht mehr“, verkündete er leise und Naruto ließ seinen Blick zu dem Gebäude schweifen, dann zurück zu Sasuke. „Aber desweg'n musst du's doch nicht gleich abfackeln!“, beharrte Naruto und ließ ihn schließlich doch los, um wild mit den Händen zu gestikulieren.
 

„Seid ihr – verletzt?“

Naruto und Sasuke fuhren herum und erspähten Sakura, die sie beide streng musterte, doch dann irgendwie erleichtert ihren Blick gen Gebäude richtete. Hinter ihr stand Lee. Und Kiba und Hinata und –

„Was macht ihr alle hier?“, fragte Sasuke, sein Ton genervt und sein Blick undurchdringlich.

„Entschuldige mal!“, schimpfte Sakura. „Plötzlich stand am Rande des Dorfes – hier bei dir – etwas in schwarzem Rauch und – wir haben uns Sorgen gemacht!“

„Und eigentlich mach'n wir uns das noch immer, Teme. Du bist doch jetzt nicht doch irgendwie so'n – Psycho geworden, oder?“, hakte Naruto nach und begutachtete ihn mit großen Augen. Ein lautes Lachen überwältigte Sasuke.
 


 

We don't need 

Anything 

Or anyone.

 
 


 

„Ihr lasst euch erst einmal durchchecken“, bestimmte Sakura mit argwöhnischem Blick, griff mit einer Hand nach Naruto, mit der anderen nach Sasuke. Überrumpelt wanderte sein Blick von ihr zu Naruto, der quengelte.
 

„Warum ich? Ich hab nix gemacht!“, jammerte er los, doch Sakura ließ sich nicht erweichen. „Du warst nach der Mission nicht bei der Untersuchung – was gegen die Vorschrift ist!“
 

Naruto maulte. Und über Sasukes Lippen jagt ein Lächeln.
 

„Da wir ohnehin nichts dagegen machen können“ – Sakura warf einen Blick zu dem flammenden Gebäude – „werdet ihr jetzt erst einmal –“

„Du bist eine gemeine und –“

„Naruto“, warnte sie mit blitzenden Augen, „sicherlich finde ich noch die ein oder andere Impfung, die wir deinem Schutze wegen durchführen sol-“

„Ich hab's ja kapiert“, brummte er grimmig.

Und während er sich trotzdem weiter mit Sakura zankte und sie ihm eine Kopfnuss verpasste, fragte sich Sasuke ob dieses Gefühl in seinem Magen wirklich sein Gefühl war. Denn es fühlte sich so fremd an, so leicht und – er fragte sich, wie lange es sich wohl so anfühlen würde. Und wann die Mauern um ihn herum zusammenbrechen würden. Wieder.
 

Sein Blick schweifte über die angesammelte Menschenmasse. Starrend. Tuschelnd. Dann betrachtete er das Haus. Das Haus, das ihm so fremd geworden war. Schwarze Flammen. Beißender Rauch. Die Wände fielen ineinander. Schief hingen die Dielen von einer Etage in die andere.
 

Aber in diesem Moment. Diesem kurzen und doch so wertvollen Augenblick. Jetzt fühlte er sich so lebendig. So frei. Als ob – etwas von ihm abgefallen wäre, er etwas losgelassen hätte.
 

Mit der Andeutung eines Lächelns folgte er Naruto, der immer noch nörgelte und Sakura, die ihm eben gerade einen Klaps auf den Hinterkopf gab.
 

Das Krankenzimmerwand war weiß. Die Decke war weiß. Selbst der Boden war weiß. Sasukes Blick wanderte aus dem Fenster. Er lehnte gegen die Liege im Behandlungsraum, Sakura saß auf einem Drehhocker und notierte irgendetwas in eine Akte, als sie sich plötzlich zu ihm drehte und ihn leise anlächelte. Sie nickte. „Passt. Nur ein bisschen Ruß und ein paar Schrammen.“
 

Er erhob sich wortlos.
 

„Sasuke – ich –“

Ihre Stimme hörte sich so vertraut an und doch – so fremd. Sie verstummte. In ihren Augen lag etwas, das er erkannte. „Es gibt Dinge, die muss man nicht sagen“, erwiderte er nur nüchtern und war im Begriff zu gehen, als sie ihn trotzdem am Ärmel festhielt und stur auf ihre Hand starrte. „Ich weiß, aber – ich wollte es schon so oft sagen.“ Dann blickte sie zu ihm auf. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir Freunde geworden wären. Aber –“
 

Sasuke blickte sie an und verbarg die Überraschung in seinem Blick nur unzureichend. Sind wir das nicht?, lag darin und ein verlegenes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Ein Lächeln, das bis in ihre Augen strahlte und diese ganz grün erscheinen ließ.
 

„Ruh dich aus“, befahl sie plötzlich in bester Ärztemanier und wandte sich mit einem Ruck wieder dem Schreibtisch entgegen. Mit einem seltsam erhabenen Gefühl zog er hinter sich die Tür zu und sein Blick erfasste sofort den Blondschopf, der da gegen die Wand im Gang gelehnt da stand und offensichtlich auf ihn wartete.
 

„Sie hat mir tatsächlich eine Spritze gegeb'n! Ist das zu fass'n? Echt jetzt!“, quasselte er entrüstet los. „Das war pure Rache! Wirklich! Die Spritze war bestimmt nicht nötig. Und Sakura hatte diesen – Blick. Das war Rache! Echt jetzt! Ich sag's dir! Ich hoff' echt, dass sie jetzt wenigstens zufrieden ist, die blöde – hörst du mir überhaupt zu?“

Narutos Blick bohrte sich in den seinigen.

„Was ist?“, fragte er, als Sasuke ihn einfach nur anschaute und der sich fühlte, als hätte er plötzlich eine Erkenntnis.
 

„Ich weiß nicht“, entgegnete Sasuke nüchtern, „wohin ich jetzt gehen soll.“

Offen fixierten ihn diese hellblauen Augen, schienen etwas abzuwägen. Er fühlte sich plötzlich unsicher. Wie nackt. Er hatte seinen letzten Bezugspunkt im Dorf aufgegeben. Jetzt war es nicht nur gedanklich eine Ruine. Jeder konnte es sehen. Das Uchiha-Viertel war ausgestorben. Nur er war noch –
 

„Hä? Wieso?“, fragte Naruto und ein unpassend strahlendes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. „Ich dachte, wir geh'n jetzt Ramen essen. Und danach leg'n wir uns aufs Dach – so wie früher. Bevor Sakura-chan doch nochmal kommt und mir noch eine Spritze verpasst. Echt jetzt“, fügte er dunkel hinzu, sein Blick grimmig, ehe er Sasuke am Arm packte und einfach mitzog.
 

Vielleicht hatte er doch nicht den letzten Bezugspunkt verloren.

Sakuras Blick schwebte plötzlich in seinen Gedanken und Narutos Geplapper – was ihm abwechselnd ein Augenrollen und ein kaum sichtbares Grinsen entlockte.
 


 

If I lay here 

If I just lay here 

Would you lie with me and just forget the world?

 
 


 

Über ihnen spannte sich das blaue Himmelszelt, die leuchtende Sonne strahlte, ein warmer Wind fuhr ihnen ab und an über die Gesichter, die Arme entlang. Sasuke hatte den Kopf auf seine Hände gebettet, die im Nacken verschränkt lagen, sein Blick schweifte über den hellblauen Himmel, auf den federleichte Wolken gezeichnet waren. Der schwarze Rauch am anderen Ende des Dorfes blendete er aus.
 

„Wie lange brennt'n das jetzt eigentlich noch, Teme?“

Naruto hatte schon immer das Talent, Leute auf die unbequemen Sachen ihres Lebens zu stoßen – in den unpassendsten Momenten. Sasuke schwieg, seinen Kopf im Nacken, unter ihm spürte er die harten Dachziegel. „Bis das letzte Stück Holz des Haupthauses abgebrannt ist“, teilte er dann doch nüchtern mit und Zufriedenheit ummantelte seinen Magen.
 

Stille breitete sich aus. Eine Stille, in der alles gesagt werden konnte und doch alles gesagt worden war. Zumindest fühlte Sasuke dieses – Gefühl.
 

„Und – Teme. Weißt du, wenn du willst – also – kannst ruhig dann bei mir schlaf'n, echt jetzt“, vernahm er Narutos Stimme durch diese Stille, durch dieses Gefühl hindurch.
 

Er warf ihm einen abwägenden Blick zu, dem Naruto grinsend begegnete. Er fragte sich, was das war. Dieses Gefühl.
 


 

I don't quite know ...

  
 


 

Es dämmerte, als sie bei ihm ankamen. Die Straße lag ruhig da. Die letzten Sonnenstrahlen strichen bedächtig über die Dächer, als sie vor dem mehrstöckigen Haus ankamen und wortlos die Treppe hinaufstiegen. Naruto kramte in seinen Hosentaschen nach dem Schlüssel und brachte die Tür mit einem leisen Knacken zum Öffnen.
 

„Herzlich willkommen! Mach's dir bequem!“, rief Naruto überschwänglich und breitete seine Arme aus. Vielsagend schweifte Sasukes Blick von ihm zu dem Zimmer, in dem es schien, ein Orkan hätte darin gewütet. Seufzend watete er durch Narutos kultiviertes Chaos. Das Apartment zeugte von Narutos Prioritäten. Oder zumindest davon, dass Aufräumen nicht sehr oben auf der Liste stand. Wie nebenbei schob der Blondschopf ein paar Klamotten vom Bett und riss dann die Fenster auf. Es war verdammt warm.
 

„Du weißt ja, wo was ist“, bemerkte er mit strahlenden Augen und ließ sich auf sein Bett fallen.
 


 

How to say ...
 


 

„Wo kann ich schlafen?“, fragte Sasuke tonlos und sah schon vor sich, wie sein Fuß oder seine Hand in der möglichen Schlafstätte irgendwie in einer der leeren Fertigessen-Packungen enden würde. Naruto zuckte die Schultern und rutschte an die Wand. Sasuke zögerte und musterte zunächst den Chaoten, dann das Bett. Was war schon dabei? Doch dieses Gefühl in seinem Magen nuschelte etwas, das er ignorierte.
 

Narutos Bett war geräumig. Auf dem Rücken liegend starrte Sasuke hinauf, an die Decke, und sah sie doch nicht. Neben ihm murmelte Naruto etwas im Schlaf. Wenn er seinen Arm ausstrecken würde, könnte er sein Gesicht berühren. Nicht, dass er daran irgendein Interesse gehabt hätte.
 

Er konnte nicht schlafen und die Unruhe und diese quälenden Gedanken, die er nicht greifen konnte und die ihn doch wachhielten, ließen ihn sich von einer Seite auf die andere drehen. Irgendwann stieg er übermüdet und ruhelos aus dem Bett.
 

Er hatte das Gefühl, so viele Möglichkeiten verpasst zu haben. So viel Zeit vergeudet. So viele Fehler gemacht zu haben, die er nie wieder würde ungeschehen machen können. Oder sich entschuldigen. Nicht einmal das. Nicht, dass es geholfen hätte. Nichts. Nichts könnte helfen. Aber. All die ungesagten Worte. All diese Schatten. All diese Blicke, die er erst jetzt – im Nachhinein – verstand. Sein Bruder. Seine Familie. Seine Freunde. Die Dorfbewohner.
 

In seinem Kopf quollen die Gedanken über. Rissen ab. Verknoteten sich.

Die frische Nachtluft strömte in seine Lungen, als er tief einatmete und sich auf dem Hausdach zurücklehnte. Die Sterne waren klar und schienen so nah. Funkelnde Diamanten. Manche längst verglüht, gestorben, nicht mehr existent. Obwohl er sie doch erst jetzt sah. Immer noch.

Er schnaubte.
 

Mit einem Seufzen ließ sich Naruto plötzlich neben ihn auf die Ziegel fallen. Sasuke zuckte zusammen. Wie erbärmlich. War er so in Gedanken versunken gewesen? Wo waren seine Instinkte geblieben? Verbissen starrte er Naruto an. Er erwartete irgendeine Erklärung. Doch der lag einfach nur da auf seinem Rücken und starrte in den Himmel. Sagte nichts. Wie oft hatten sie das früher getan? Schmutzig, durchgeschwitzt, nach hartem Training oder einer anstrengenden Mission. Einfach da gewesen und gespürt, dass man nicht alleine war.
 

„Es ist seltsam“, stellte Naruto irgendwann fest.

„Warum bist du – was machst du hier?“, überging Sasuke einfach seine Bemerkung, doch Naruto lächelte nur. Nicht sein übertriebenes Grinsen, sondern dieses seltsam erwachsene Lächeln. Als hätte er etwas verstanden, was Sasuke selbst noch nicht begriffen hatte. Und das war mehr als beunruhigend.

„Es ist schon komisch“, setzte er erneut an und Sasuke schwieg diesmal, „wie sich alles verändert hat. Du. Ich. Sogar Sakura-chan. Und trotzdem.“ Narutos Blick glitt in eine Ferne. Er lächelte und sagte nichts weiter. Irgendetwas hing in der Luft, aber Sasuke konnte es nicht greifen.
 

„Was meinst du, Dobe?“, fragte er also – obwohl er das Gefühl verabscheute, etwas nicht zu begreifen, was der andere anscheinend als offensichtlich abstempelte.
 

„Öhm – so halt. Also – wir. Obwohl alles – ja, wir auch – sich so verändert hat. Trotzdem sind wir hier. Zusammen.“
 

Sasukes Blick schwenkte vom Himmelszelt, dieser Ferne, zu Narutos Profil. So nah.

Er wusste nicht, was er erwidern sollte. Ob er etwas erwidern sollte. Konnte. Narutos Aussage war so banal. So – und doch. Dieses Gefühl strahlte aus in seine Glieder, über seine Haut, ließ eine Gänsehaut zurück, auf seine Lippen, grub sich in seine Mundwinkel und ließ ihn lächeln.
 

Er wusste nicht, wie er antworten sollte. Aber vielleicht war es auch gar nicht nötig.
 


 

How I feel.

 
 


 

Dieses Gefühl konnte er ohnehin nicht in Worte fassen.

„Weißt du. Wir könnt'n wieder zusamm'n auf Mission geh'n, Teme. So wie früher – nur halt 'n bisschen anders. Schon klar. Du brauchst auch keinen Schiss zu haben. Ich halt dir den Rücken frei und im Notfall rette ich dich, echt jetzt.“

Narutos provozierendes Grinsen entlockte ihm ein Schnauben.

„Und ich dachte du hättest endlich mal genug von irgendwelchen Rettungsaktionen, die mich betreffen“, erwiderte Sasuke trocken und erwartete irgendwie so etwas wie einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter oder ein naives „Nö, echt jetzt“ oder – aber nicht, was wirklich folgte.
 

„Ich würde dich immer wieder zurückholen“, flüsterte Naruto und plötzlich legte sich eine Hand auf die seinige. Sasukes Augen weiteten sich überrascht. Eine Welle brodelnder Unsicherheit überschwemmte ihn, doch dann – da war etwas anderes. Ein Gefühl, das ihn ummantelte, bedeckte, wie warmer, weicher Stoff und doch nicht erdrückte.
 

Plötzlich wusste er, was das war. Dieses Gefühl.

Da war Geborgenheit.
 


 

Those three words 

Are said too much 

They're not enough.

 
 


 

„Lass das“, grollte Sasuke und zog seine Hand zurück.

„Was'n?“

Obwohl er es sagte, als wäre es nicht der Rede wert, nahm Sasuke wahr, wie sich Narutos Kopf dunkel färbte. Die Nacht war zu dicht, um die Röte zu erkennen, aber es war hell genug, um sein Unbehagen zu beobachten. Oder war es Zorn?

„Weil das eine kranke Scheiße ist“, erwiderte Sasuke kühl.

„Was ist daran krank und was ist scheiße? Echt jetzt!“, fragte er empört. „Du bist mir wichtig. Sehr. Fertig. Kapiert? Echt jetzt“, brummte er und es hörte sich an, als könnte er nicht glauben, wie beschränkt Sasuke war. Der starrte ihn an. Wie er das so sagte. So freiheraus. So – als wäre es das Natürlichste auf der Welt.

„Du –“

„Ja, bin ich jetzt die kranke Scheiße oder was?“, grummelte Naruto verärgert. „Oder musst du mir erst weder eine reinschlag'n, um –“

„Du bist ein Idiot“, stellte er nüchtern fest, doch da war wieder dieses Gefühl.

„Du auch“, maulte Naruto, „und – bist mir trotzdem wichtig.“
 

Da war Aufrichtigkeit.
 

„Ich –“

Er wusste nicht, was oder wie er antworten sollte. Noch nie hatte ihm das jemand gesagt. Oder vielleicht doch? Aber noch nie hatte es jemand wirklich auch so meinen können. Denn wer kannte ihn schon? So wie er wirklich war. In all seinen Schattierungen. Wen hatte er jemals so verletzt und im Stich gelassen wie Naruto? Und trotzdem – Naruto hatte ihn nie aufgegeben.

Er verstummte. Die Worte formten sich in seinen Gedanken, aber sie klebten auf seiner Zunge.
 

„Schon okay, Teme.“

Narutos Blick verweilte einen Moment auf ihm, dann sprang er auf und streckte ihm die Hand entgegen. „Lass uns endlich schlaf'n.“
 


 

If I lay here 

If I just lay here 

Would you lie with me and just forget the world.

 
 


 

Die Tage vergingen. Nachts lagen sie stundenlang einfach auf dem Dach und schwiegen und Naruto plapperte. Manchmal erwiderte er sogar etwas. Es war nicht wie früher. Aber es war auch nicht fremd. Diese Vertrautheit – dieses Gefühl.
 

Das Sternenzelt über ihnen. Die Sommerluft strich über ihre Haut. Die Dachziegel waren noch erwärmt von der Sommersonne. Der Himmel war blauschwarz.
 

„Und dann hat ihm Sakura-chan einfach eine reingehau'n“, grinste Naruto und warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Sie ist manchmal so –“
 

Seine königsblauen Augen funkelten. Auf Sasukes Lippen verfing sich ein Lächeln.
 


 

Forget what we're told 

Before we get too old 

Show me a garden that's bursting into life.

 
 


 

Es war früher Nachmittag und er lag entspannt auf dem Bett, blätterte eine Seite weiter in dem Buch über moderne Kampfstrategien. Das bisher einzige Buch, das kein Comic war in diesem Apartment.
 

„Und du kommst echt nicht mit? Ist 'ne wirklich superwichtige, megainteressante Mission“, wollte Naruto wie nebenbei doch zum wiederholten Male wissen. Sasuke schenkte ihm einen vielsagenden Blick, wie der da so gelangweilt mit dem Kunai spielte, das er gerade am Einpacken war. „Na, gut. Vielleicht auch nicht sooo~ eine megatolle Mission, aber –“

„Geh endlich oder die Mission ist erledigt bevor du zu deinem Team stößt“, setzte Sasuke ihn nüchtern in Kenntnis und Naruto schob beleidigt die Unterlippe vor.

„Als ob.“
 

Er zog sich die grüne Jōninweste über und war im Begriff zu gehen, als er mit einem überheblichen Grinsen verkündete: „Du solltest auch endlich wieder auf Mission gehen – bevor du dafür zu alt bist.“ Die sarkastische Antwort lag Sasuke bereits auf den Lippen, doch Naruto war mit dem letzten Windzug schon verschwunden. Schnaubend wandte er sich wieder seiner Lektüre zu und musste die gesamte Seite doch nochmals lesen, um sie auch zu begreifen.
 

Dann sah er auf, aus dem Fenster. Draußen flimmerte die Hitze über die Dächer. Der Sommer rollte mit brennenden Sonnenstrahlen über die Straßen. Sasuke blickte auf die tickende Uhr. Blätterte weiter. Die Zeiger rückten vor. Tage vergingen. Nacht wurde Tag. Tag verging in der Dämmerung. Naruto hatte Recht. So lächerlich es klang. Irgendwann würde er alt sein. Alt und – auf sein Leben zurückblicken.
 

Viele Dinge geschahen ohne die Möglichkeit sie zu verhindern oder zu verändern. Sie waren eines Tages einfach so. Ohne die Option sie rückgängig zu machen. Was, wenn er eines Tages zurückblickte und sich fragte, warum er jetzt nicht aufgestanden war und dann bereute, es nicht getan zu haben? Müde schloss er die Augen. Ja, was, wenn –
 


 

Let's waste time 

Chasing cars 

Around our heads.

 
 


 

Naruto schlenderte nach einer eintägigen Mission – noch immer in der Jōninweste – neben ihm den Weg entlang. Die geballte Hitze des Tages schwebte über dem Boden. Wie nebenbei strich sich Naruto den Schweiß von der Stirn. Sie waren auf dem Weg etwas essen zu gehen. Narutos Magen knurrte laut und er kratzte sich verlegen an der Schläfe. In der Luft hing eine Stille, vor Ungesagtem geschwängert. Doch es war nicht drückend. Es stand einfach irgendwie irgendetwas an. Das spürte Sasuke.
 

„Weißt du“, begann Naruto vage, „ich hab' mich schon irgendwie – also – gefragt, was – also – was wär', wenn Itachi jetzt hier wär'? Ich mein', was glaubst du, würde er an deiner Stelle mach'n?“ Sasuke schritt ruhig neben ihm her, spürte seinen Blick auf sich ruhen und schwieg. Wie oft hatte er sich diese Frage gestellt? Und wieder verworfen?
 

Die Sonne strahlte auf Narutos blonde Strähnen und verfing sich in ihnen wie glänzendes Gold. Vögel flatterten vorbei. Eine Katze hockte auf der Mauer und leckte sich die Pfote. Sasukes Blick schwenkte zurück zu Naruto. „Wahrscheinlich würde er dir helfen, Hokage zu werden“, entgegnete er und Naruto gluckste. Über Sasukes Lippen strich ein Lächeln.
 

„Aber es ist nicht wichtig“, fuhr er fort.

„Hä?“
 

Naruto blieb unwillkürlich stehen und schenkte Sasuke einen irritierten Blick. „Es ist unwichtig, was mein Bruder gemacht hätte“, erklärte der vage. Ihn fest fixierend starrte er ihn einen Augenblick lang an. „Aha.“ Obwohl Sasuke nicht in sein Gesicht schaute, wusste er, wie Naruto in diesem Moment dreinsah. Mit diesem Stirnrunzeln und den leicht schmollenden Lippen. Nachdenklich und überfordert. Überlegend, ob er etwas verpasst hatte.
 

„Es ist wichtig, was ich tue“, fügte er schlicht hinzu.

„Und – was?“
 

„Ich weiß es noch nicht.“
 

Schweigen. Er hörte ganz bewusst plötzlich das Knirschen des Kies unter seinen dünnen Sandahlen und spürte den vor Hitze schweren Wind. Naruto schloss mit wenigen Schritten wieder zu ihm auf, die Arme hinterm Kopf verschränkt.
 

„Erinnerst du dich an den Tag, als wir zum ersten Mal als Team Sieben – also – also wir mit Kakashi-sensei gesprochen haben? Über unsere Ziele“, richtete Naruto eine unvorhergesehene Frage an ihn, was ihn die Stirn leicht runzeln ließ, dann zuckte er die Schultern.

„Mein Ziel“ – er betonte es höhnisch – „ist erreicht.“
 

Naruto klopfte ihm auf die Schulter. „Na, du wolltest damals auch den Uchiha-Clan wieder aufbauen.“ Schweigen. Mit gehobenen Augenbrauen wandte er sein Gesicht nach rechts und schaute ihn wortlos an. Naruto bemerkte seinen forschenden Blick und sah stoisch in den Himmel. Dann lachte Sasuke ungläubig auf.
 

„Und würdest du mir dabei helfen?“, fragte er trocken.
 

„Klar!“, erwiderte Naruto vorbehaltlos und grinste ihn breit an. Sasuke hätte sich beinahe am eigenen Speichel verschluckt. Ungläubig starrte er ihn an. „Wenn du wieder auf Missionen gehst“, grinste Naruto, verschwand im Ichiraku und verlangte laut nach einer großen Portion Ramen.
 


 

I need your grace 

To remind me, 

To find my own.

 
 


 

Es war später Nachmittag und er lag entspannt auf dem Bett, blätterte eine Seite weiter in dem Buch über fortgeschrittene Jutsus. Das bisher zweite Buch, das kein Comic war in diesem Apartment.

„Was wär', wenn Itachi jetzt hier wär'?“

Er hörte Narutos Worte immer wieder wie ein Echo in seinen Gedanken.

Was wäre, wenn? Itachi. Was wäre, wenn er irgendwann alt wäre und bereute? Würde Itachi bereuen, was er für ihn getan hatte, wenn er ihn heute sehen könnte?
 

Sasuke blätterte eine Seite weiter, las und bemerkte, dass er kein einziges Wort begriffen hatte.
 

Würde er es bereuen, wenn er ihn heute so sehen würde?
 

Sein Vater hatte immer gesagt, dass ein Ninja keine Reue kannte, denn einem Ninja stand es nicht zu Reue zu verspüren, wenn die Mission erfolgreich abgeschlossen worden war. Das Bedauern über das eigene fehlerhafte Tun stand nicht zur Debatte. Erst, wenn das eigene Tun fehlerfrei war, die Mission erfolgreich, erst dann war die Mission abgeschlossen. Reue war für diejenigen, die das persönliche Glück über die Mission stellten. Für einen Ninja war persönliches Glück unerheblich. Allein der Mission galt die Gegenwart und die Zukunft.
 

Seine Mission galt der Vergangenheit. Doch da war dieses Gefühl. Sein Leben war doch mehr. Oder? Es war nicht zu Ende. Zum Leben gehörte mehr als eine Mission. Vielleicht bereute er es. Vielleicht hatte er es nicht tun können; so selbstlos, so uneigennützig zu sein. Allein für die Mission. Vielleicht hatte sein Vater Unrecht. Vielleicht war es okay, es nicht so tun zu können. Vielleicht wäre er auch dann einfach nicht mehr er selbst.
 

Itachi hatte einmal zu ihm gesagt, als er – Sasuke – noch klein gewesen war, vergebe dir selbst für das, was du nicht kannst, wenn du so sein willst, wie du wirklich bist, musst du dich konzentrieren und anschauen wer du bist – und es respektieren. Erst hatte er es nicht verstanden, dann hatte er gedacht, dass nur feige, schwache Menschen das wirklich tun würden. Menschen, die aufgaben, nach etwas Besserem zu streben. Aber er hatte es bis zuletzt nicht verstanden gehabt.
 

Sasuke stand auf, das Buch ließ er auf dem Bett zurück, öffnete die Tür und ging.
 


 

If I lay here 

If I just lay here 

Would you lie with me and just forget the world?

 
 


 

Das Dach des Hokage-Turms glänze unter der Hitze. Dahinter ragten die eingemeißelten, ehemaligen Hokage über dem Dorf herauf. Seine Schritte waren ruhig. Die Hände in seine schwarze Stoffhose vergraben.
 

Er bemerkte einige Blicke, neugierig, verwirrt, ignorant, doch er schritt zügig weiter, stieg dann auf die Dächer hinauf und sprang zielstrebig weiter. Durch seine Muskeln jagte das Gefühl der Freiheit, als er mit voller Kraft über die Dächer fegte, als wäre er viele Monate, jahrelang gefangen gewesen. Chakra strömte durch seine Adern, die Lungen vollgepumpt mit frischem Sauerstoff, die Hitze strich seine Schläfen entlang, Schweiß perlte von der Haut.
 

Mit einem Schlag stand er vor dem Fenster der Hokage. Und zögerte.
 

Itachi hatte gesagt, vergebe dir selbst für das, was du nicht kannst, wenn du so sein willst, wie du wirklich bist, musst du dich konzentrieren und anschauen wer du bist – und es respektieren.
 

Er konnte seine Fehler nicht begleichen. Niemals. Und wer war er schon? Wer war er wirklich? Er war Uchiha Sasuke. Er war ein Ninja. Doch. Er besaß mehr als eine Mission. Wenn er sich anschaute – egal wie sehr er sich konzentrierte – er sah immer diese blauen Augen, die ihn anfunkelten. Er sah immer dieses Gesicht vor sich. Und dann hörte er diese Worte: „Weil du mein Freund bist.“
 

Mit einem Schlag ergriff ihn die Gewissheit, was das für ein Gefühl war.
 

Tsunade wandte sich in ihrem Drehstuhl um zu ihm, wie er so da stand. Am Fenster. Nichts sagte. Sie einfach ansah. Und Tsunade nickte.
 

„Es wurde Zeit, Uchiha Sasuke“, teilte sie ihm mit.
 


 

Forget what we're told before we get too old 

Show me a garden that's bursting into life.
 


 

„Und dann bist du da einfach reingesprungen und sie hat dir eine Mission gegeben?“, versicherte sich Naruto frohlockend. Sasuke nickte. Schon wieder.
 

Sie lagen im Gras. Am Rande des Trainingsplatzes, im Schatten der Bäume. Auf den Dächern des Dorfes glühte es. Es war einfach zu heiß. Und so blickte Sasuke nun in die Kronen eines Ahornbaumes. Durch die dichten Äste hindurch blinzelte der azurblaue Himmel. Es war windstill und die Hitze brannte das Gras zu Stroh. Naruto rupfte selbstvergessen einige braune Stiele heraus.
 

„Und sie hat dich nicht mal angeschrien. Verrückt, echt jetzt. Sonst schreit sie immer 'rum.“

Er zuckte mit den Schultern, zog sich das Stirnband zurecht und grinste. „Dann geh'n wir bald gemeinsam auf Mission.“ Obwohl er es wie eine Feststellung formulierte, hing die Frage darin fest und er warf Sasuke einen Blick zu, als müsste er sich damit absichern. Als könnte er es nicht so recht glauben, bevor sie tatsächlich gemeinsam loszogen.
 

Sasuke nickte knapp. „Jaa~“, erwiderte er gedehnt und er fühlte sich fast, als hätte ihn jemand in eine Alternative zu seinem sonstigen gegenwärtigen Leben gesteckt. Als hätte irgendjemand plötzlich entschieden, dass sein Leben eine andere Wende erfahren sollte. Den Staub von den Schultern gestrichen und ihn in einen jungen Körper getunkt. Dabei war er nicht einmal alt gewesen.
 

„Megacool“, stellte Naruto fest, boxte ihm gegen die Schulter und grinste stolz, „hast du gut gemacht.“ Und feixte. Sasuke verdrehte stumm die Augen. Sie schwiegen, spürten nur die flimmernde Hitze, die sich im Schatten der Bäume ertragen ließ. Er hörte den Worten nach, die in seinem Inneren widerhallten und – dann wurde ihm klar, dass nicht irgendjemand entschieden hatte, dass sein Leben eine andere Wende erfahren sollte, sondern ganz vertraute Personen. Naruto natürlich, sogar Sakura. Und irgendwie schließlich auch er selbst.
 

„Jetzt bleiben uns noch unsere Träume“, verkündete Naruto zufrieden, „unser nächstes Abenteuer.“
 


 

All that I am, all that I ever was 

Is here in your perfect eyes, they're all I can see.

 
 

„Was meinst du?“, hakte Sasuke mit gehobenen Augenbrauen nach.

„Na, ich werde Hokage und du wolltest doch den Uchiha-Clan wieder –“

„So ein Schwachsinn“, fuhr Sasuke ihm unwirsch dazwischen. „Es ist zu viel geschehen. Es hat sich zu viel – verändert. Man baut keinen Clan einfach wieder auf. Abgesehen davon – ich würde keine Frau kennen, die ernsthaft –“
 

Naruto richtete sich ein wenig auf, um ihm in die Augen sehen zu können. Das kecke Funkeln in den blauen Augen ließ auf Unheilvolles schließen. Entsprechend argwöhnisch erwiderte Sasuke diesen Blick.
 

„Weißt du, was sich nie ändern wird?“, fragte Naruto ihn schelmisch.

Dass er für ihn da war? Dass er für ihn seinen eigenen Weg in seine Richtung lenken würde? Dass er ihm folgen würde, um ihn nach Hause zu holen? Dass er es nicht bereute? Dass er ein ramensüchtiger Baka war?
 

Sasuke blickte ihn prüfend an, die Augen leicht zusammengekniffen, abwartend.

„Was, Dobe?“, forderte er zunehmend ungeduldig, obwohl seine Mimik diese Ungeduld verschleierte.
 

Naruto grinste und winkte ab, doch Sasuke wiederholte streng: „Was?“ Doch Naruto lachte nur arglos. „Sakura ist eine Frau“, gab er dann glucksend zu bedenken. Sasuke wäre der Kiefer aufgeklappt, hätte er nicht über eine brillante Selbstbeherrschung verfügt.
 

„Das ist nicht dein Ernst. Dobe, du wirst nicht –“

„Versprochen ist versprochen! Du gehst wieder auf Missionen und ich hatt' dir meine Hilfe da zugesprochen!“

„Das war kein Versprechen!“, widersprach Sasuke. „Und ich habe mich sicherlich nicht deswegen wieder zu Missionen gemel –“
 

Narutos Lachen verursachte ein Prickeln auf seiner Haut, das er stur ignorierte. Doch er war leichtsinnig genug, um das warme Gefühl, das dabei in seinem Magen pulsierte stumm zu genießen.
 


 

I don't know where 

Confused about how as well ...

 
 


 

Es war ein warmer Sommerabend. Ein Dienstag. Seltsamerweise gab es an Dienstagen regelmäßig die wenigsten Missionen und so trafen sie sich heute Abend bevor wieder allgemeine Hektik in der Woche ausbrechen würde.
 

Ein Grinsen breitete sich auf Narutos Lippen aus. Er richtete sich auf, als er von weitem Sakura und Lee die Straße entlang kommen sah. „Sakura-chan!“, rief Naruto enthusiastisch. „Gut, dass du gerade kommst!“
 

Sakura winkte ihm entgegen und lächelte leichthin, als er sie durch die Tür eintreten ließ und ihr leicht mit der Faust gegen die Schulter stieß. „Lee! Ich hoff', ihr habt Hunger! Echt jetzt! Ich hab' Pizza gemacht!“

„Pizza?“, hakte Sakura verwundert nach. „Ja“, erwiderte Naruto gedehnt, „Sasuke meckert, wenn es immer nur Fertig-Ramen gibt.“ „Und zurecht“, grollte Sasuke, wie er da so leicht an die Wand gelehnt stand und den Ankömmlingen zunickte. Sakura lächelte, doch als sie der Mimik Narutos gewahr wurde, zuckte Skepsis über ihre Gesichtszüge. „Was ist los?“, fragte sie kritisch.

„Du hast doch mal gesagt, dass du Sasuke gerne helfen würdest“, erinnerte er sie, während er fahrig am Ofen herumhantierte. Seine blauen Augen sprühten Funken. Sakura erwiderte diesen Blick argwöhnisch. „Jaah~“, entgegnete sie gedehnt und ließ sich am Esstisch nieder. „Weißt du, Sasuke hätte da so einen Traum –“
 

Als sich Sasuke gewahr wurde, dass seine mahnenden Blicke ins Leere schossen, schnaubte er und drückte sich geräuschlos durch die Balkontür. Das Gespräch sollte Naruto alleine ausbaden. Er vernahm noch das unbeherrschte „NA-RU-TO!“ in Sakuras schriller Tonlage und sah förmlich vor sich, wie sie Naruto eine gepfefferte Kopfnuss geben mochte. Er hoffte, dass sich damit Narutos Hirngespinst verflüchtigte.
 


 

Just know that these things will never change for us at all.
 


 

Sie standen auf Narutos Balkon. Hinter ihnen erhob sich das mehrstöckige Haus in den Abendhimmel. Narutos Lachen drang durch die Balkontür, Lee fiel mit ein, während hier draußen Stille herrschte – langsam wandte sich Sakura Sasuke entgegen. Wie er so da stand. Die Unterarme auf das Balkongeländer gestützt. In der rechten Hand ein Glas.
 

„Ich hab gehört, dass du bald wieder auf Missionen gehst. Naruto erzählt von nichts anderem mehr.“ Sie lachte leise, doch es hörte sich gekünstelt an und sie zuckte die Schultern bei seinem abwägenden Blick. „Es freut mich, dass es dir – besser geht. Ich seh's in deinen Augen“, fuhr sie ernst fort.
 

Er hob fragend eine Augenbraue und musterte sie skeptisch. Mit einem Schritt stand sie neben ihm am Geländer und lehnte ihre Unterarme dagegen. Sie spürte seine eindrückliche Präsenz, die vage Körperwärme, die von ihm ausging. Einen stillen Moment schaute sie einfach nur über die Dächer Konohas, ehe sie leise erklärte: „Früher war in deinen Augen so ein Brennen. So ein – ich hatte immer die Befürchtung, dass danach nichts übrig bleiben würde. Weißt du? Wenn du dein Ziel erreichen würdest. Da war so ein Brennen in deinem Blick, das nichts zurück lässt. Nichts, außer vielleicht Reue.“ Sie strich sich eine verirrte Strähne zurück. „Aber heute – in deinen Augen. Da steht so vieles drin. So viel – mehr. Mehr als Rache oder Reue.“ Sie drehte ihm sein Gesicht entgegen und musterte ihn einen Augenblick lang, blickte ihm in die dunklen Augen, die ihr entgegensahen. Wortlos. Dann stieß sie sich leicht vom Geländer ab und wandte sich zum Gehen. Sie hatte bereits ihre Finger auf die Balkontür gelegt, als sie seine Stimme vernahm. Nur ein Wort zunächst.
 

„Sakura.“

Sie hielt inne. Seine Stimme so vertraut, so dunkel, so voller Worte, die er nicht sagen würde. Er zögerte. „Danke“, sagte er nur und sie nickte. Ihre Augen zogen sich durch ihr breites Lächeln zusammen. Und für einen Augenblick glaubte er das zwölfjährige Mädchen in ihren wissenden Augen zu erkennen.
 


 

If I lay here 

If I just lay here 

Would you lie with me and just forget the world?
 


 

Er blickte wortlos in den Spiegel. Seine Uniform passte perfekt. Sie war leicht und robust. Und doch fühlte es sich seltsam an. „Du bist spät dran“, murmelte Naruto hinter ihm unsentimental und er sah durch den Spiegel hindurch, dass er geradezu beleidigt wirkte, wie er seine Arme in die Seiten stemmte. Und doch funkelte plötzlich ein euphorisches Glitzern in den azurblauen Augen.
 

„Unserer erste gemeinsame Mission – unsere erste gemeinsame ANBU-Mission“, zelebrierte Naruto die Situation aufgedreht und konnte kaum still stehen. „Wer hätte das gedacht? Echt jetzt!“ Sasuke verdrehte die Augen und setzte sich wortlos seine ANBU-Maske auf. „Ja, wer hätte das gedacht“, erwiderte er trocken.
 

Hinter ihm straffte sich Naruto, als er einen Blick in den Spiegel ergatterte.

„Wir sehen so – professionell aus“, flötete er stolz und stand plötzlich so nah hinter ihm, dass er seine Körperwärme zu spüren glaubte. Seine Hände lagen mit einem Male auf seiner Schulter. Sasukes Augen verschmälerten sich.
 

„Uhuhuh“, stieß Naruto voller Tatendrang aus, lehnte sich noch weiter gen Spiegel und deutete ausgelassen auf ihr Spiegelbild, „guck mal! Weißt du, was in unseren Augen zu sehen ist?“ Sasukes Augenbrauen hoben sich reflexartig und obwohl er eigentlich kein Interesse an der Antwort hegte, drängte Narutos Blick ihm diese geradezu auf. „Was, Dobe?“, forderte er also genervt.
 

„Gewissheit“, säuselte Naruto. Sasuke verdrehte die Augen. „Gewissheit“, echote er. Es war keine offene Frage, doch sie schwang natürlich trotzdem mit. Narutos verwirrende Gedankengänge waren eben – nunja – verwirrend. „Die Gewissheit, dass wir beide wissen, dass hier der zukünftige Hokage steht“, triumphierte Naruto, streckte ihm den Daumen entgegen und grinste breit. Sasuke seufzte.
 

„Und nach der Mission“, meinte Naruto leise, doch klar „gehen wir essen. Ramen“ Er warf Sasuke einen Blick zu, der genervt seine Augen verdrehte, schon wieder, „oder so.“ Sasuke neigte leicht seinen Kopf, ein ironisches Grinsen umspielte seine Lippen, was jedoch unter seiner ANBU-Maske verborgen blieb. „Manche Dinge ändern sich wohl nie, Dobe“, murmelte er trocken und hörte Naruto leise lachen.
 

Dass er für ihn da war. Dass er für ihn seinen eigenen Weg in seine Richtung lenken würde. Dass er ihm folgen würde, um ihn nach Hause zu holen. Dass er es nicht bereute. Kein einziges Mal.
 

Dann waren sie gemeinsam verschwunden. Eines, das sich nicht in ihren Augen widerspiegelte.

Reue.
 


 


 

– Ende –
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Sorry, falls hier einige unter euch große Romantik erwartet haben - aber ich muss zugeben, dass Sasuke und Naruto, je weiter ich mit dieser Geschichte fortgeschritten bin, umso deutlicher in die Schiene beste Freunde für mich gerückt sind.

Es war dennoch eine tolle Erfahrung mit dieser »Grenze von Freundschaft und Liebe« zu spielen. Ich denke im Nachhinein, dass es authentisch bleibt. Sasuke und Naruto - beide haben emotional gesehen Probleme - sei es durch den Tod der Familie oder die Außenseiterrolle, die beide eine lange Zeit ihres Lebens inne hatten. Vielleicht lieben sie sich tatsächlich - auf eine seltsam-verkorkste Art und Weise. Vielleicht können nur sie einander wirklich verstehen. Wer weiß. Vielleicht ist es doch eher eine »brüderliche«, freundschaftliche Art der Liebe, weswegen sie - nach einigen bizarren Erfahrungen - in eben dieser verharren?

Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen. Mir hat es Spaß gemacht, mir so meine Gedanken über die beiden und auch Sakura zu machen. Sich sie alle vorzustellen, wie sie erwachsener geworden sind und trotzdem irgendwie so typische Eigenarten behalten. Auch Sasukes Umgang mit seiner Vergangenheit und dem Clan. Und natürlich Naruto, der ihn niemals aufgeben würde.

Es wurde vielleicht weniger eine »Naruto & Sasuke«-Story als eine »Team 7«-Geschichte. ;-D

Vielen Dank an alle Kommentatoren und Leser.
Besonders an L-San, der mich überhaupt im Sommer auf dieses skurrile Experiment »Naruto & Sasuke« gestoßen hat - wohl auch unwissentlich. ;-D

Hiermit ist dieses Experiment für mich abgeschlossen. ;-D

Jaelaki

PS. PS. Ihr sucht weitere interessante Naruto-FFs oder schreibt selbst welche? Ihr sucht neue Umsetzungen/Ideen/Inspiration? Oder außergewöhnlich gute Fanfictions? Dann schaut im [εnφα] Exklusive-Naruto-Fanfictions »Kommentar&Austausch«-Zirkel vorbei! ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  solty004
2014-04-22T06:44:24+00:00 22.04.2014 08:44
Hey,
Spät aber doch noch ein Kommentar von mir bin leide nicht früher dazu gekommen aus privaten Gründen. Darum fahlen sie heute kurz aus.

Waren super Kapiteln.
Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty


Von:  jyorie
2014-04-17T10:06:01+00:00 17.04.2014 12:06
Hey ٩(^ᴗ^)۶

das hat mir gefallen, wie es Naruto geschafft hat
Sasuke wirklich wieder zurück ins Dorf zu bringen
und auch wie er die Zeit mit ihm verbracht hat. Und
das es ihm mit seiner leicht nervigen, aber beharrlichen
Art wirklich gelungen ist ^^°

Schön :)

CuCu, Jyorie



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