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Invasion

Teil 1 : Die Reise
von

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Prolog

INVASION
 

Prolog
 

Im Jahre 2060 hatte der Mensch einen bis dato nie geglaubten, technischen Fortschritt erreicht. Das Wasserauto hatte Einzug in das Alltagsleben gefunden, die Städte wuchsen mit einer Geschwindigkeit, die es fast unmöglich machte, einen Stadtplan zu lesen, weil ständig neue Straßen und Häuser hinzukamen.

Auch auf dem Mond fing die Bebauung an. Im Jahr 2040 wurde mit dem Bau einer gewaltigen Forschungseinrichtung begonnen, die nur das Ziel hatte, den Mond bewohnbar zu machen. Dort befanden sich mittlerweile zahlreiche, namhafte Wissenschaftler, die fieberhaft an dieser Lösung arbeiteten.

Kurz gesagt, die Menschheit schwebte in einer Extase. Sie war der Meinung, das diese Zeit nun ewig andauern würde. Niemand ahnte, was der Erde nun bevorstand.
 

Es war ziemlich ruhig in der Mondstation. Nur zwei Wissenschaftler waren noch am Arbeiten. Überall blinkten die Monitore der Computer auf und ein stickiger Geruch hing in der Luft.

Einer der Wissenschaftler, ein Deutscher, rieb sich die Augen. „Mann. Ich sollte es den anderen gleich machen und mich ebenfalls hinlegen.“, sagte er und streckte sich.

Der andere Wissenschaftler, ein Amerikaner, lächelte. „Dann tun sie das! Ich werde noch ein wenig weitermachen.“, sagte der.

„Gut. Dann bis morgen!“, sagte der Deutsche und gähnte nochmal herzhaft. Er ging zur Tür, die sich jetzt automatisch öffnete. Plötzlich gab es eine seltsame Erschütterung. Sie machte sich als erstes in einem Wasserglas bemerkbar, das leichte Wellen schlug. Das bewegte sich kurz darauf und fiel zu Boden. Dabei zerbrach es und eine Pfütze legte sich auf den Boden.
 

„Was ist das?“, fragte der Amerikaner erstaunt. Die ganze Station schien jetzt zu beben.

„Ich habe noch nie ein Beben auf dem Mond erlebt!“, stellte der Deutsche fest.

„Was ist es dann?“, fragte der Amerikaner und trat auf einen der Monitore zu. Der war für die Kameras der Station zuständig und zeigte die zahlreichen Korridore. Doch die Station hatte auch außerhalb Kameras.

Der Amerikaner schluckte. Irgendetwas sagte ihm, das er gar nicht wissen wollte, was das ist, aber seine Neugier war größer. Er drückte einen der Knöpfe auf dem Monitor und das Bild schwenkte um. Eine der Außenkameras drehte sich nach oben und sah in die Luft. Der Atem des Amerikaners stockte. Für einen Augenblick gefror ihm das Blut in den Adern. In seinen Augen breitete sich das blanke Entsetzen aus.

„Was ist es? Was siehst du?“, fragte der Deutsche, der nicht nahe genug am Monitor war. Er ging nun näher ran und sah auf den Bildschirm.

Die Kamera zeigte auf ein großes Objekt. Eine Art Asteroid, doch es war keiner. Dafür sah die Oberfläche viel zu glatt und geschmeidig aus. Es glich mehr einem... Der Deutsche erschrak jetzt ebenfalls. Könnte das sein? Sahen sie wirklich gerade das, wonach es aussah. Oder war es vielleicht nur eine Halluzination? So etwas konnte doch unmöglich sein.

Plötzlich blitzte etwas an diesem Objekt auf. Ein grelles, rotes Licht, das sich von dem Objekt löste und auf die Station zugeflogen kam.

„Was soll denn das?“, fragte der Amerikaner. Im nächsten Moment schlug das Licht in der Station ein und es gab eine gewaltige Explosion, in deren Verlauf die Mondstation völlig zerstört wurde.

Das Objekt flog unbeirrt weiter und sein Ziel schien die Erde zu sein.
 

„Mama, Mama. Kommt Papa heute nach Hause?“, fragte der 12jährige Kazuma seine Mutter.

„Nein. Noch nicht. Du musst noch bis morgen warten!“, sagte die Mutter lächelnd.

Kazuma Tanakawa war ein Mittelstufenschüler, der zusammen mit seinen Eltern und seiner 4 Jahre jüngeren Schwester Serena in Tokio lebte. Er hatte kurzes, braunes Haar, das wohl von seiner Mutter geschnitten wurde. Seine Augen hatten eine fast hellgrüne Farbe und sie sagten seinem Gegenüber meistens, das er sich lieber nicht mit ihm anlegen sollte. Sein Vater war bei der Armee und seine Mutter Hausfrau. Dank dem Job seines Vaters hatten sie immer genug Geld, doch leider war er nur selten zu Hause.

„Das ist doch gemein. Dabei ist heute Samstag!“, sagte Kazuma trotzig und verschränkte die Arme.

Die Mutter sah ihn verständnisvoll an. „Aber morgen kommt er doch wieder. Dann kannst du immer noch etwas mit ihm unternehmen.“, sagte sie.

Kazuma aber ließ sich wohl nicht umstimmen. „Ich will aber heute etwas mit ihm machen!“, sagte er und rannte in den Flur hinaus.

„Dieser Junge.“, sagte die Mutter kopfschüttelnd. Sie hatte es wirklich schwer mit Kazuma. Ständig hatte er Wutausbrüche, wenn etwas nicht nach seinem Kopf ging. Doch sie mochte ihn wirklich.
 

Kazuma war nach draußen auf die Straße gerannt. Vor dem Reihenhaus, in dem sie wohnten, setzte er sich auf die Straße. „So was doofes. Ich kann mir nie etwas mit meinem Vater vornehmen.“, sagte er wütend. Er hatte irgendwie einen unheimlichen Hass auf die Armee. Warum musste es die überhaupt geben? In Japan gab es doch schon lange keinen Krieg mehr. Kazuma verstand es einfach nicht.

„Sieh mal an. Unsere Hohlbirne sitzt ja draußen!“, sagte ein etwa gleichaltriger Junge, der mit zwei anderen gerade an dem Haus vorbeiging und Kazuma bemerkt hatte.

Da Kazuma in der Schule in theoretischen Fächern meisten schlecht abschnitt, nannten ihn die meisten Schüler so. Sogar seine Klassenkameraden taten das. Doch es machte ihm nichts aus. Denn im Sport konnte ihm keiner von ihnen etwas vormachen. Darin war er spitze. Der Junge, der ihm jetzt gegenüberstand, war Keisuke Ogawa. Ein Mitschüler aus der Parallelklasse. Ein Raufbold. Seine Haare waren wild frisiert und er trug eine Art Rockeroutfit, was bei einem Jungen seines Alters allerdings ziemlich lächerlich aussah. Er allerdings fand sich richtig cool. Kazuma und er haben sich nie verstanden. Fast jedesmal, wenn sie sich trafen, lief es auf einen Kampf hinaus. Doch an diesem Tag hatte Kazuma aus irgendeinem Grund keine Lust.

„Lass mich in Ruhe!“, sagte er, stand auf und wandte sich zur Tür.

„Du kneifst also diesmal, Feigling?“, fragte Keisuke forsch. Er wusste, das man Kazuma nur genug reizen müsste, um einen Zweikampf zu provozieren. Das tat er fast jedesmal. „Oder hast du etwa eingesehen, das ich der Stärkere von uns beiden bin?“

Keisukes Worte klangen immer entschlossener und seinen Augen war es anzusehen, das er den Kampf wirklich wollte.

Kazuma ballte seine Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte er nicht hingehört, aber er ließ sich nur allzu leicht provozieren.

„Komm schon, Muttersöhnchen!“

Das hätte Keisuke nicht sagen sollen. Kazuma drehte sich jetzt mit wütendem Blick um. „Du Mistkerl!“ Er sprang von der Treppe ab und Keisuke ins Gesicht.

Der wich ein wenig zurück und hielt sich die Nase. Der Schlag von Kazuma hatte sie genau getroffen. „Na warte!“, schrie Keisuke und ging zum Gegenangriff über. Er schlug ebenfalls zu und traf Kazuma im Bauch.

Im Nu war eine Rauferei im Gange.

Die beiden Jungs, die Keisuke dabei hatte, feuerten ihn an. „ Los Keisuke!“ „Du schaffst den mit links!“, schrien sie energisch.

Plötzlich wurde Kazuma am Ohr gepackt und seine Mutter zog ihn zurück. Keisuke hörte auf und sah sie an.

„Du sollst dich doch nicht prügeln!“, sagte die Mutter mahnend zu Kazuma.

Der versuchte, sein Ohr zu fassen zu kriegen, um die strenge Hand seiner Mutter davon zu lösen, doch der Griff war zu fest.

„Noch einmal und du bekommst einen Monat lang Hausarrest!“

Keisuke lachte auf einmal. „Sieh mal an. Doch ein Muttersöhnchen.“, sagte er und auch die beiden anderen Jungen schüttelten sich vor Lachen.

„Ihr solltet auch etwas besseres zu tun haben.“, sagte die Mutter zu Keisuke. Der hörte aber gar nicht zu. Er lachte Tränen.

Da wurde es plötzlich dunkel, um nicht zu sagen stockfinster.„Was ist denn jetzt los?“, fragte die Mutter und sah in den Himmel.

Es war keine Wolke, die sich vor die Sonne legte und auch eine Sonnenfinsternis war nicht angekündigt worden. Stattdessen hing etwas gewaltiges im Himmel über Tokio. Ein Objekt, wie sie es noch nie gesehen hatte. Doch sie war nicht die einzige, die es sahen. Überall auf der Straße hielten die Autos an und die Menschen sahen alle in den Himmel auf dieses seltsame Etwas, das dort hing. Auch Keisuke war still geworden und starrte dieses Objekt an. Es schwebte etwa einen halben Kilometer über der Stadt. Doch in dieser Größe deckte sein Schatten die gesamte Stadt ein.
 

„Was ist das, Mama?“, fragte Kazuma ängstlich.

Die Mutter wusste es nicht. Doch etwas sagte ihr, das es nichts gutes bedeutet. „Komm. Wir gehen rein!“, sagte sie zu Kazuma und zog ihn an einem Arm ins Haus.

„Mama. Warum ist es so dunkel?“, fragte die kleine Serena, als die beiden wieder reinkamen.

„Mach dir keine Sorgen. Es wird bestimmt bald wieder hell!“

Die Mutter glaubte diese Worte allerdings selbst nicht. Plötzlich gab es einen Blitz draußen. Eine rote Kugel traf die Innenstadt und es gab eine riesige Explosion. Durch das Fenster konnten sie sehen, wie einige der Hochhäuser innerhalb von Sekunden in sich zusammenfielen.

Der Herzschlag der Mutter vervierfachte sich in dieser Sekunde. Kazuma sah erschrocken zu der Rauchsäule, die jetzt aus der Innenstadt aufstieg. „Was soll das? Wo kommt das her?“, fragte er mit zitternder Stimme.

„Zieht euch an. Wir fahren weg!“, sagte die Mutter rasch und schnappte sich die Jacken ihrer Kinder.

„Und was ist mit Papa?“, fragte Kazuma.

Die Mutter erschrak leicht. Ihr Mann war bei der Armee. Was würde passieren? Würde die Armee einen Gegenschlag starten? Wenn dieses Objekt tatsächlich ein außerirdisches Raumschiff war, wie sie glaubte, und wenn sie feindselig waren, was nun wohl außer Frage stand, dann würde die Regierung sich das sicherlich nicht gefallen lassen. Doch wieviel Chance hätten sie gegen diese Gefahr? Darüber durfte sie jetzt nicht nachdenken. Sie sah ihre beiden Kinder an. Nur das sollte sie jetzt interessieren. Die Sicherheit ihrer Kinder. Das würde auch ihr Mann wollen. „Wir gehen!“, sagte sie, packte Kazuma und Serena an der Hand und ging mit ihnen nach draußen.
 

Erneut ging eines der roten Lichter in der Stadt runter.

Diesmal etwas weiter weg von der Innenstadt. Die Explosion erschütterte die ganze Gegend. Bei einigen der Autos in der Nachbarschaft gingen die Alarmanlagen los und einige Fensterscheiben zersplitterten.

Als sie mit ihren Kindern draußen ankam, waren noch mehr Menschen in Panik rausgelaufen. Viele bestiegen bereits ihre Autos. Die Mutter drängte Kazuma und Serena ins Auto und setzte sich ans Steuer. Dann suchte sie verzweifelt nach dem Zündschlüssel. Dabei zitterte ihre Hand so, das sie ihn versehentlich fallen ließ, als sie ihn in der rechten Jackentasche fand. Die Angst stand auch ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre Atmung war kurz und schnell und etwas in ihr sagte, das es vermutlich nicht viel bringen würde, jetzt zu fliehen, doch um ihrer Kinder willen tat sie es. Endlich hatte sie den Schlüssel unter dem Sitz gefunden und steckte ihn in das Zündschloss. „Haltet euch fest.“ Mit diesen Worten drückte sie auf das Gaspedal und fuhr los.
 

Aus dem Objekt kamen weitere Kugeln geschossen, die in der Stadt einschlugen und Verwüstungen anrichteten. Doch vorläufig schien nur die Innenstadt und die Stadtteile um die Innenstadt herum betroffen zu sein. Die Mutter gab Vollgas durch die engen Gassen. Merkwürdigerweise war kaum jemand auf der Straße.

„Fahr bitte nicht so schnell!“ Die kleine Serena hatte Angst, so wie ihre Mutter fuhr. Das kannte sie gar nicht.

„Es dauert nicht mehr lange. Ich halte bald an!“, sagte die Mutter.

Plötzlich ging eine rote Kugel ungefähr 200 Meter entfernt von ihnen runter. Die Mutter konnte sie genau sehen, doch rechtzeitig ausweichen konnte sie nicht mehr. Eine Explosion hüllte das ganze Gebiet ein. Einige der Häuser gaben unter dem ungeheuren Druck nach und kippten um. Einer Häuserwand konnte die Mutter noch ausweichen, doch der Teil eines Daches ging direkt vor ihr auf der Straße nieder und sie bremste. Das Auto prallte auf das Dach auf, doch glücklicherweise war es nicht mehr sehr schnell.

„Das war knapp!“, dachte die Mutter. Da hörte sie ein seltsames Geräusch. Vorsichtig, als würde sie etwas ahnen, sah sie auf der Fahrerseite aus dem Fenster.

Eines der Häuser neben ihnen war bereits zum Teil eingestürzt. Nur eine Wand stand noch, die ein wenig wankte.

„Geht auf der rechten Seite aus dem Auto!“, sagte die Mutter schluckend.

„Was? Wieso?“

„Tu es einfach! Hör einmal auf mich, Kazuma!“, schrie die Mutter wütend.

Kazuma wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

„Geh mit deiner Schwester raus!“ Die Stimme der Mutter klang sehr bestimmend wie wenn sie Kazuma zurecht gewiesen hatte.

Er beugte sich zu seiner Schwester und öffnete ihren Anschnallgurt.

„Macht schon!“, schrie die Mutter.

Kazuma nickte und öffnete die Tür. „Komm mit!“, sagte er zu Serena und zog sie am Arm raus aus dem Auto. „ Und was jetzt?“, fragte er seine Mutter.

Die lächelte ihn jetzt an. Etwas seltsames lag in ihrem Lächeln. Etwas, das Kazuma sagte, das jetzt ein Abschied bevorstand.

„Mutter!“, sagte er besorgt. Jetzt erst bemerkte er, das sich das Auto durch den Aufprall auf die Trümmer verzogen hatte. Das Lenkrad hatte seine Mutter im Sitz eingeklemmt, so das sie nicht mehr rauskam. Es schien sie sogar etwas verletzt zu haben, denn aus ihrem Mundwinkel floss ein kleines, rotes Rinnsal.

Sie sah Kazuma mit ihrem schönsten Lächeln an. „Pass auf deine Schwester auf. Sie braucht dich jetzt.“ Ihre Stimme klang ziemlich schwach und ihre Augen wurden langsam glasig.

„Nein. Ich werde Hilfe holen. Ich werde jemanden finden, der dich befreien kann!“, sagte Kazuma mutig und sah sich suchend um.

„Nein. Das musst du nicht. Bitte. Lebe!“, bat die Mutter.

Da kippte die Mauer langsam um.

Kazuma bemerkte das. Er schubste seine Schwester zur Seite und legte sich auf sie.

Die Mauer fiel auf das Auto und begrub es unter sich. Eine Staubwolke legte sich über die Straße.

Kazuma spürte, wie seine Zunge trocken wurde durch staubigen Geschmack. Er versuchte, den Gedanken zu verdrängen, was gerade passiert war, auch wenn er es ganz genau wusste. Die Tränen, die seine Augen erfüllten, konnte er nicht zurückhalten. Sein Herz fühlte sich, als wenn es jeden Moment zerspringen würde. Gleichzeitig schrie er auf, doch niemand schien seinen Schrei zu hören.
 

Der Angriff, der sich auf Tokio ereignete, hatte sich so in der ganzen Welt zugetragen. Die meisten Großstädte wurden so in die Knie gezwungen. Die Armeen, welche versuchten, die Zivilbevölkerung zu schützen, wurden von den gigantischen Schiffen im Nu aufgerieben. An diesem schicksalshaften Tag ließen 2 Milliarden Menschen ihr Leben. Innerhalb von 24 Stunden erklärten die Regierungen der Welt ihre Niederlage und hofften, das die unbekannten Invasoren sie am Leben lassen würden.

Die Außerirdischen, die sich selbst Saroks nannten, übernahmen nun die Kontrolle über die Erde.

Die Saroks hatten menschenähnliche Züge, allerdings lag ihre durchschnittliche Körpergröße bei etwa 2 Meter 20. Ihre Hautfarbe ging mehr ins Gelbe, doch das machte ihrer stattlichen Gestalt nichts aus.

Einen Tag nach dieser gewaltsamen Invasion erklärte ein Vertreter der Saroks, das sie ab sofort das Sagen auf der Erde haben. Sie verhängten neue Gesetze. Zum Beispiel, das selbst das kleinste Vergehen mit dem Tode bestraft würde. Dies sollte ein dunkles Zeitalter der Menschheit einläuten.
 

Auch Kazuma und Serena sahen die Übertragung im Fernseher eines Elektrogeschäftes. Kazuma rannten immer noch die Tränen sein Gesicht herunter. Doch gleichzeitig waren seine Hände zu prallen Fäusten geballt. Er versprach sich an diesem Tag, seine Eltern zu rächen. Er wusste nicht, wie er das anstellen sollte, doch er würde die Saroks bekämpfen lernen. Und er würde nicht aufgeben.

Da zog ihn Serena am Arm. „Ich habe Hunger.“ Ihre Stimme ließ Kazuma aus seinen Gedanken aufwachen.

„Ist gut.“, sagte er ruhig und sah sie lächelnd an. „Suchen wir uns etwas.“, fügte er hinzu und ging mit seiner Schwester los. „Ich werde einen Weg finden.“, sagte er sich nochmal in Gedanken und auch dabei lächelte er.

Wiederstand

Kapitel 1: Wiederstand
 

In einem völlig abgedunkelten Raum stand Kazuma. Mittlerweile waren seit der Invasion 5 Jahre vergangen. Er war nun 17 Jahre alt. Sein braunes Haar war viel länger, so das es ihm bis auf die Schultern hing.

Seine grünen Augen stierten in die Dunkelheit, als würde er irgendwas erwarten. Als würde jeden Moment ein Angreifer aus dem Nichts auf ihn zustürzen.

„Bist du bereit?“, fragte eine männliche Stimme aus dem Dunkel.

Plötzlich gab es ein leises, aber bestimmtes Zischen.

Kazuma duckte sich und etwas sauste über seinen Kopf hinweg. Ohne abzuwarten sprintete er los. Von links und rechts kamen jetzt die Angriffe sowohl oben als auch unten, doch er wich jedem einzelnen Schlag geschickt aus wie ein Wiesel. Die Luft war erfüllt von einem seltsamen, hölzernen Geräusch.

Etwas Schweiß tropfte von Kazumas Stirn herunter auf den Boden. Würde er jetzt einen Fehler machen, einen falschen Schritt nur, wäre es vorbei. Doch seine Konzentration ließ nicht nach. Er machte einen letzten Purzelbaum, um einem weiteren Schlag auszuweichen und blieb stehen.

Das Schlaggewitter hörte jetzt auf und nur noch sein Keuchen war zu hören.

„Wie war das, Meister?“ Seine Stimme klang ein wenig erschöpft, aber glücklich.

Mit einem Mal ging das Licht an und er sah nach vorne.

Neben einer Tür stand ein Mann. Er war bestimmt Ende 20. Seine schwarzen, kurzen Haar standen ein wenig in die Luft und eine Narbe, die von seiner Stirn zwischen dem rechten Auge und der Nase nach unten lief und erst neben seinem rechten Mundwinkel aufhörte, verlieh ihm eine unheimliche Gestalt. Er trug eine Art Körperpanzer mit gigantischen Schulterpolstern. Auf seinem Rücken prangte ein Schwert. Eine Klinge, wie man sie nur selten sah. Sie ging vom Ansatz auf seinem Rücken bis runter zum Boden. Der Griff ragte sogar über den Kopf hinaus.

„Nun? Wie war ich?“ Kazumas Stimme hatte sich etwas beruhigt und er stand auf. Hinter ihm waren etliche Holzpuppen, die jetzt aufhörten sich zu drehen. Es war ein langer und harter Gang, den Kazuma gerade genommen hatte.

„Nicht schlecht, aber deine Zeit hätte besser sein können!“, sagte die Gestalt und sah auf eine Uhr.

„Aber Meister Hideyuki. Ich war so schnell ich konnte!“, warf Kazuma leicht wütend ein.

„Nicht schnell genug. Wenn das Saroks gewesen wären, wärst du vermutlich tot.“ Die Stimme von Meister Hideyuki klang mehr spöttisch. Doch sah er so aus, als sollte man ihm lieber nicht widersprechen.

Kazuma jedoch schien da anderer Meinung. „So ein Unsinn. Ich bin gut genug. Warum kann ich nicht an aktiven Missionen teilnehmen? Warum kann ich nicht auch mal dabei sein?“, fragte Kazuma mit einem sehr wütenden Unterton in der Stimme.

Hideyuki lächelte und steckte die Uhr weg. „Du glaubst also, das du gut genug bist, um deine erste Mission zu erfüllen?“ Seine Stimme klang immer noch spöttisch.

„Ja. Ich weiß es!“, schrie Kazuma.

Er hatte lange genug trainiert. Jahrelang hatte er Kampftechniken gelernt und sogar der Umgang mit dem Schwert fiel ihm nicht mehr schwer.

Der Meister sah auf die Wand neben sich, wo in einem Ständer eine Reihe Bambusschwerter steckte. Er ging darauf zu und nahm zwei in die Hand.

„Dann beweise es mir.“ Mit diesen Worten warf er Kazuma eines der Schwerter zu, der es mit der rechten Hand fing.

Anschließend legte der Meister sein eigenes Schwert weg, damit er sich besser bewegen konnte.

Kazuma schluckte. Er wusste, wie gut sein Meister war. Er war schon viel länger in der Schwertkunst bewandert. Sogar vor der Invasion bereits. Er hatte als Teenager mehrere Preise in Kampfturnieren gewonnen und jetzt sollte er gegen ihn antreten? Ihm war nicht ganz wohl bei diesem Gedanken, doch von seinem Meister hatte er eines gelernt. In einem Kampf sollte man alle Gedanken, die einen behindern, verdrängen. Einfach nur das Schwert schwingen. Vielleicht wäre er ja inzwischen gut genug. Obwohl er es bezweifelte.
 

Meister Hideyuki schwang das Bambusschwert ein wenig hin und her, bevor er sich in Kampfposition stellte. „Wenn es dir gelingt, 2 Minuten gegen mich durchzuhalten, ohne das ich dich treffe, nehme ich dich mit auf meine nächste Mission.“ Er ließ keine Zweifel zu, das er dieses Versprechen auch wahr werden lassen würde.

Auch Kazuma wusste, das er es ernst meinte. Sein Meister verstand in dieser Position keinen Spaß. Er war ein echter Ehrenmann.

„Gut!“, sagte Kazuma und begab sich ebenfalls in

Kampfposition.

Es wurde still im Raum. Nur das leise Atmen der beiden erfüllt die Luft mit Geräuschen.

Kazuma ging einiges durch den Kopf. Wenn er es tatsächlich schaffen würde, wäre er nicht mehr hier eingesperrt. Er könnte endlich raus. Endlich könnte er den Saroks gegenübertreten und ihnen zeigen, was er kann. Er könnte seine Eltern rächen. Das war der einzige Gedanke, der ihn die letzten 5 Jahre beschäftigt hatte. Seit die Saroks die Erde übernahmen hatte er ohne Unterlass trainiert nur für den Tag, an dem er zum ersten Mal einem von ihnen gegenüberstehen würde. Wenn er jetzt nicht versagte, würde dieser Tag endlich gekommen sein.

Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er umschloss sein Schwert mit einem festen Griff und stürmte los.

„Wenn ich den ersten Angriff starte, kann ich ihm zuvorkommen.“, dachte er sich und holte mit dem Schwert aus.

Doch sein Meister hob sein Schwert und fing den Schlag ab. Beide Bambusschwerter prallten aufeinander. Es war ein Wunder, das sie unter diesem ungeheuren Druck nicht zerbrachen.

Kazuma holte mit der anderen Hand aus und wollte Hideyuki in den Bauch schlagen. Doch der wich wieder zurück und die Faust ging ins Leere.

„Guter Versuch.“, dachte Hideyuki und ging nun selbst zum Angriff über.

Kazuma hielt das Schwert in Abwehrstellung und wehrte den ersten Schlag ab. Auch der zweite Schlag kam nicht durch, doch der dritte hatte soviel Dampf drauf, das er ins Schwanken geriet.

„Das war´s!“, sagte Hideyuki und stach zu.

Gleich wäre es aus. Kazumas Traum, mit auf die nächste Mission zu gehen. Er war seinem Meister einfach nicht gewachsen. Und das wusste er auch. Trotzdem wollte er nicht aufgeben. Er wich mit dem Oberkörper nach hinten aus und schlug einen Purzelbaum zurück.

Keuchend ging er in die Knie. Die Absolvierung des Hindernisparcours musste ihn zuviel Kraft gekostet haben. So würde er nicht einmal eine Minute durchhalten.

Dann sah er das Schwert an, das er in der Hand hielt. „Genau. So schaffe ich es vielleicht!“, sagte er sich in Gedanken und sah den Schwertständer an.

Hideyuki kam wieder auf ihn zu und sein Schwert teilte die Luft.

Kazuma wich dem Schlag aus, der den Boden erwischte und rannte an seinem Meister vorbei auf den Schwertständer zu. Dort angekommen schnappte er sich ein weiteres Schwert, das er in die linke Hand nahm.

Der Meister lächelte leicht. „Du willst es also wirklich mit zwei Schwertern versuchen?“, fragte er überlegen.

Kazuma nickte. Ohne das Wissen des Meisters hatte er seit Monaten mit zwei Schwertern trainiert. Er hatte nämlich gemerkt, das man damit viel effektiver kämpfen kann. Frei nach dem Sprichwort: Zwei sind besser als einer.

„Nun gut. Dann zeig es mir.“ Der Meister stürmte auf Kazuma los.

Der konzentrierte sich. Jetzt nur keinen Fehler machen. Das wäre das letzte, was er brauchte. Das Schwert des Meisters kam von links auf ihn zu. Er hielt seine Schwerter wie eine Schere dagegen und fing den Schlag ab.

Doch das vermeintliche Schwert erwies sich als Illusion. Kazuma spürte, wie ein Schlag seinen Brustkorb traf und er etwas zurücktaumelte.

Hideyuki hatte das Bambusschwert zurückgezogen und blitzschnell zugestochen. Damit hatte er diesen Kampf gewonnen.

Kazuma ließ die Schwerter fallen und ging in die Knie.

„Weißt du, was du falsch gemacht hast?“, fragte der Meister.

Kazuma schüttelte ahnungslos mit dem Kopf. Er hatte es nicht geschafft. Nicht einmal 2 Minuten konnte er gegen seinen Meister durchhalten. Dabei dachte er, das er schon so gut wäre.

Der Meister sah seinen Schüler lächelnd an. „Du solltest deinen Gegner niemals unterschätzen. Wenn du kämpfst, sei mit vollem Einsatz dabei. Überheblichkeit hat da nichts zu suchen.“

Die Worte des Meisters trafen Kazuma wie ein Schlag ins Gesicht. Wie lange würde er noch trainieren müssen, bis er endlich Rache üben könnte? Wie viele Jahre würde er brauchen, bis er es mit seinem Meister aufnehmen könnte?
 

„Ich denke, wir haben für heute genug trainiert!“, sagte Meister Hideyuki und legte die Schwerter weg.

Sie hatten sich auch wirklich eine Pause verdient und außerdem war Kazuma hungrig wie nach jeder Niederlage gegen seinen Meister und das waren in den letzten Jahren eine ganze Menge geworden.

Sie verließen den Raum durch die Tür und gingen durch einen langen Flur. Kazuma gähnte herzhaft und rieb sich die Augen.

„Du solltest dich etwas schlafen legen.“, vermerkte der Meister.

„Nein. Ich bin nur hungrig. Das ist immer so. Wenn ich etwas gegessen habe, vergeht das wieder!“, erklärte Kazuma.

Hideyuki seufzte.
 

Der Flur mündete in einen riesigen Raum. Jetzt konnte man auch erkennen, das sie unter der Erde waren. Die Decke in 20 Metern Höhe bestand völlig aus Erde, die nur von einigen Stahlstreben gehalten wurde. Wurzeln ragten daraus hervor. Der Raum selbst war ungefähr so groß wie ein Fußballfeld. Überall lagen oder saßen Menschen auf dem Decken. Manche hatten auch Betten. Die meisten von ihnen sahen unterernährt aus, manche waren auch krank. Die feuchte Luft hier unten machte es auch nicht gerade leichter, aber es sah so aus, als hätten sie nichts anderes mehr.

„Schrecklich.“, bemerkte Kazuma sorgenvoll.

„Ja. Seit die Saroks sogar die Essensvorräte rationiert haben, ist die Sterblichkeitsrate sprunghaft angestiegen. Die meisten Familien haben kaum noch Essen für Einen. Wir sind ihre letzte Hoffnung.“, erklärte Hideyuki.

„Diese Schweine. Sie werden dafür bezahlen.“ Kazuma ballte seine Hände zu Fäusten.

Hideyuki legte seine Hand auf Kazumas Schulter. „Sicher. Irgendwann.“, sagte er.

Plötzlich kam ein Junge auf die beiden zugerannt. Er schien sehr aufgeregt zu sein.

„Meister Hideyuki. Kazuma! Kommt schnell mit. Der Kommandant möchte euch sehen.“, sagte der Junge und blieb erschöpft stehen.

„Warum denn das? Ich wollte gerade etwas essen!“, warf Kazuma ein.

„Muss wichtig sein.“ Hideyuki hatte einen seltsamen Ausdruck in den Augen.

Kazuma wusste, das sein Meister diesen Ausdruck nur hatte, wenn er etwas ahnte. Etwas musste passiert sein. Etwas, das ihre Anwesenheit erforderte.

„Gehen wir.“, sagte Hideyuki und ging vor.

Kazuma folgte ihm nach hinten zur Halle, wo ein kleiner Glascontainer stand.
 

Hideyuki klopfte an und betrat mit Kazuma den Glascontainer.

„ Ah. Da seid ihr ja.“, sagte eine Gestalt, die hinter einem Schreibtisch saß.

Der Mann war eine recht seltsame Erscheinung. Er trug eine Uniform, an der einige Orden hefteten und seine Schultern waren mit Offiziersstreifen geradezu übersät. Kazuma wusste nicht genau, ob das wirklich seine waren, aber er sprach seine Zweifel auch nie aus. Obwohl es hier unten ziemlich dunkel war, trug der Kommandant eine Sonnenbrille. Vielleicht, damit niemand aus seinen Augen lesen konnte. Aber eigentlich war auch das Kazuma ziemlich egal.

„Sie haben uns rufen lassen, Kommandant Shugo?“, fragte Hideyuki.

„Ja, ja, ja!“, sagte der Kommandant und stand auf. Er sah kurz aus dem Glasfenster in die Halle. „Vor 10 Minuten ist einer unserer Boten zurückgekommen. Er sollte ein Päckchen von der östlichen Basis bei den Docks abholen. Dummerweise gab es wohl einen Zwischenfall!“, erklärte der Kommandant.

„Zwischenfall?“ Kazuma´s Stimme hörte sich irgendwie unsicher an. Etwas an seinem Ausdruck in den Augen hatte sich geändert. Plötzlich überkam ihn ein leichter Schauer auf dem Rücken. „Was für ein Zwischenfall?“ Auch Meister Hideyuki ahnte nichts gutes.

„Offenbar haben die Saroks die östliche Sektion gefunden und aufgerieben. Unsere Späher haben lediglich die Leichen einiger unserer Leute gefunden.“, sagte der Kommandant.

Kazuma zitterte nun noch mehr und er trat langsam an die Wand zurück, vor der er zu Boden ging. „G gibt es Überlebende?“, fragte er unsicher.

Der Kommandant sah die beiden an. „Nicht in der Basis. Aber laut unseren Informationen haben sie Gefangene gemacht. Damit haben sie unserem Wiederstand einen schweren Schlag versetzt.“, sagte er und setzte sich wieder.

„Aber wie haben sie die Basis gefunden? Sie war so gut versteckt!“, sagte Hideyuki fassungslos.

Kazuma stand jetzt wieder auf. „Wo sind sie? Wo haben sie die Gefangenen hingebracht?“, fragte er.

„Zum Hive natürlich. Sie sind ganz sicher dort. Die sind für ihre Foltermethoden bekannt. Die Saroks wollen natürlich die anderen Verstecke auch erfahren.“, erklärte der Kommandant trauernd.

Etliche Gedanken gingen Kazuma durch den Kopf, doch er konnte sie nicht ordnen. „Entschuldigen sie mich.“, sagte er und rannte raus.

„Warte!“, schrie Hideyuki und folgte ihm.
 

Kazuma ging zurück in den Trainingsraum und öffnete einen Schrank. Dort hingen richtige Schwerter drin, von denen er zwei Stück nahm. Dann ging er an einen weiteren Schrank, in dem ein Kampfanzug hing, wie ihn Hideyuki trug. Nur ohne die Schulterpolster. Rasch war er hineingeschlüpft und schnallte sich die Schwerter auf den Rücken.

Hideyuki kam nun hinein. „Was soll das? Was hast du vor?“, fragte er.

„Was glaubst du? Ich gehe zum Hive und hole sie da raus.“, sagte Kazuma mit einem entschlossenen Blick in den Augen, der keinen Widerspruch duldete.

Hideyuki verstand ihn nicht. „Wieso? Warum willst du das tun?“, fragte er.

„Weil Sie in der östlichen Sektion war. Sie ist gestern dorthin, als einige Verletzte eingeliefert worden waren.“, erklärte Kazuma.

Hideyuki erschrak. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht.

„Ich habe es unserer Mutter versprochen. Ich werde Serena da rausholen!“, schrie Kazuma.

Der Hive

Kapitel 2: Der Hive
 

Es war dunkelste Nacht, als Kazuma und Hideyuki am Rande von Tokio ankamen. Kazuma war nicht von dem Gedanken abzubringen gewesen, seine Schwester retten zu wollen, was Hideyuki auch voll verstand. Er hätte in seiner Situation garantiert das gleiche getan. Das einzige, was Er jetzt tun konnte, war Kazuma beizustehen. Alles zu tun, damit Kazuma und seine Schwester heil zurückkehren könnten. Nicht auszudenken, wenn die Saroks Serena bereits getötet hätten.

Das war auch ein Gedanke, der Kazuma durch den Kopf ging. Was würde er tun, wenn Serena bereits tot wäre? Würde er sich noch unter Kontrolle halten, oder würde er solange kämpfen, bis die Wärter ihn töten würden, damit er seiner Schwester folgte? Er versuchte, diese Gedanken zu verdrängen, doch sie hatten sich bereits in sein Gehirn eingebrannt und ließen ihn nicht mehr los, so sehr er sich auch bemühte.
 

Einen Kilometer entfernt von Tokio kam dann endlich ihr Ziel in Sicht.

Der Hive. Ein Gefängnis, das die Saroks errichtet hatten, um Menschen zu foltern, zu quälen, oder einfach nur zu töten. Von außen her glich es einem riesigen Ameisenhügel mit zahlreichen Eingängen an den Seiten. Aber es war nicht einfach nur Erde.

Man könnte sich nicht einfach nur hindurchgraben, um hinein zu gelangen. Genauso wenig, wie man sich rausgraben könnte. Es war quasi ein hochmodernes Sicherheitsgefängnis mit mittelalterlichen Mitteln.

Hideyuki und Kazuma gingen erstmal in Deckung, weil in einiger Entfernung eine Wache an ihnen vorbeiging.

Überall um das ganze Gebiet waren Wachen verteilt, die wohl ihre Route abliefen. Bewaffnet waren sie mit Laserpistolen und Schwertern.

Wenn sie entdeckt würden, würden sie sofort schiessen.

Deshalb bewegten sie sich leise und in gebückter Haltung auf den Hive zu. Zumindestens so lange sie konnten. Denn die Saroks hatten an alles gedacht. 100 Meter vor den Eingängen war selbst der Wald abgeholzt worden und nur nackte Erde lag zwischen ihnen und dem Eingang.

Kazuma spürte, wie sich Unsicherheit in der Magengegend breit machte. Er sah die Scheinwerfer, die nahezu jeden Millimeter des Gebietes absuchten. Einer davon streifte sie nur um Haaresbreite, doch der Busch, hinter dem sie sich versteckt hatten, schützte sie. Nochmal gutgegangen.

„Was jetzt?“, fragte Kazuma. Er hatte zwar ein wenig Angst, ließ sich das aber nicht anmerken.

Hideyuki lächelte. „Ich renne vor und du folgst mir!“, sagte er. Sein Schüler sah ihn fragend an. „Bereit?“, fragte Hideyuki und rannte auf einmal los.

Kazuma zögerte einen Moment, rannte dann aber hinterher.

Hideyuki wich dem ersten Scheinwerfer aus, dem Kazuma nur mit einem beherzten Sprung entkommen konnte. Sie machten ein paar Sekunden Pause, bevor Hideyuki erneut losrannte.

„Warte.“, sagte Kazuma leise und folgte ihm. Erneut entkamen sie dem Schein eines Scheinwerfers. Hideyuki hatte sich die Abfolge der Scheinwerfer genau gemerkt und konnte ihnen so ausweichen.
 

Es dauerte allerdings 2 Minuten, bis sie an einem der Eingänge ankamen.

Kazuma keuchte. Er hatte jeden Moment damit gerechnet, von dem Licht erfasst zu werden. Manchmal war es auch ziemlich knapp, doch jetzt waren sie da. Sie standen vor dem Eingang.

„Gut. Dann gehen wir jetzt mal rein.“, sagte er und zückte seine Schwerter.

„Nein. Das wäre nicht gut. Da drin gibt es viel zu viele Wachen, als das wir es zu zweit mit ihnen aufnehmen könnten. Außerdem habe ich gehört, das der Direktor verdammt stark sein soll.“, erklärte Hideyuki.

„Ach ja?“, fragte Kazuma ungläubig.

Hideyuki zog einen Rucksack heraus, den er auf dem Rücken hatte und warf Kazuma ein Bündel hin.

„Was ist denn das?“, fragte der und musterte den Stoffballen skeptisch.

„Eine Sarokuniform, die wir mal erbeutet haben. Mit ihr sollten wir uns ungehindert im Hive bewegen können!“

Kazuma packte die Uniform aus und sah sie genau an. „Und wie soll ich das reinpassen? Die ist doch viel zu groß!“, sagte er und hielt sie vor sich.

„Zieh sie einfach an.“, sagte Hideyuki und packte auch eine für sich aus.

Kazuma seufzte und schlüpfte rein, was ihm nicht sehr schwer fiel. Doch wie vorhergesehen hing sie überall herunter. „Ich bin vermutlich 20 Zentimeter zu klein.“

Das war wohl offensichtlich. Die Uniform hüllte sogar seine Schuhe ein.

„Dann pass mal auf.“, sagte Hideyuki und drückte einen Knopf am Kragen seiner eigenen Uniform. Die schrumpfte schlagartig und passte sich seinem Körper an, bis sie wie eine zweite Haut saß.

Kazuma staunte. Er sah an seinen Kragen, wo ebenfalls ein solcher Knopf war. Ohne groß nachzudenken, drückte er drauf.

Die Uniform passte sich jetzt auch ihm an. Doch da er teilweise auf ihr stand, rutschte er jetzt aus und fiel hin.

„Aua.“, sagte er und hielt sich den Kopf.

„Mach nicht so einen Krach. Setz den hier noch auf!“

Hideyuki warf Kazuma einen Helm hin. Er stank fürchterlich, als wenn etwas da drin gestorben wäre.

Kazuma war sich sicher, das es das ekligste war, das er je gerochen hatte, doch im Moment hatte er wohl keine andere Wahl. Mit dem Helm würden ihn die Saroks nicht erkennen. Mit einem Naserümpfen setzte er ihn sich auf den Kopf und stand wieder auf.

Hideyuki musste ein wenig schmunzeln. Die Uniform stand Kazuma eigentlich gar nicht und der Helm sah erst recht bescheuert aus. Doch es würde reichen, um die meisten Saroks zu täuschen, auch wenn er eher klein ausfiel.
 

Vorsichtig betraten die beiden den Hive. Innen drin roch es sehr unangenehm. Ein Gestank wie von fauligen Eiern.

Hideyuki erklärte Kazuma, das es von den Wänden kam. Die Saroks hatten offensichtlich irgendetwas benutzt, um sie zu verstärken. Aber er wusste auch nicht so recht, was.

Die Gänge waren wie ein Labyrinth angelegt. Einige führten nach oben, andere nach unten. Sie sahen aus wie von einem riesigen Regenwurm gegraben, so rund und glatt waren die Wände.

Kazuma sah die zahlreichen Gänge an. „Und was sollen wir jetzt tun?“, fragte er entmutigt und ließ den Kopf hängen.

„Hey. Ihr da! Was macht ihr hier?“, fragte eine Stimme.

Kazuma erschrak leicht. Nur 2 Meter neben ihm stand ein Sarok mit einer großen Lanze in der Hand.

Er trug die gleiche Uniform samt Helm, doch natürlich war er erheblich größer. Mindestens einen Kopf.

„Wo kommt ihr denn her?“, fragte er und hielt seine Lanze bedrohlich von sich weg.

Kazuma schluckte. Er wusste für einen Augenblick nicht, was er sagen sollte. Seine Kehle fühlte sich seltsam trocken an. Seit Jahren hatte er sich schon gefragt, was er tun würde, wenn er das erste Mal einem Sarok gegenüberstand. Ob er einfach sein Schwert zücken und zum Todeshieb ausholen würde. Doch jetzt, das er wirklich einem von ihnen gegenüberstand, konnte er sich nicht rühren. Die 2 Meter große Gestalt vor ihm rang ihm unglaublich viel Respekt ab.

„Rede schon!“, schrie der Sarok nochmal fordernd.

Gleich würde er zustechen, wenn Kazuma nicht antwortete. Dann wären alle seine Rachepläne umsonst gewesen.

Plötzlich stürmte Hideyuki an Kazuma vorbei, zückte sein Schwert und schlug dem Sarok die Lanze aus der Hand. Anschließend drückte er ihn an die Wand und hielt die Klinge an seinen Hals.

Kazuma konnte gar nicht so schnell schauen, wie Hideyuki das getan hat.

„Dummkopf!“, schrie der wütend.

Kazuma kam sich unglaublich feige vor. Er hätte ihn ja nicht gleich töten müssen. Nur eine einfache Antwort hätte gereicht. Ein einfacher Satz. „Tut mir leid.“, hörte er sich leise sagen.

„Das ist jetzt egal. Es ist passiert.“, sagte Hideyuki und sah den Sarok an. „Wo sind die Gefangenen, die vorhin hergekommen sind. Wo?“, schrie er mit einem wahnsinnigen Ausdruck in den Augen.

Der Sarok wollte sich befreien, doch Hideyukis Griff war zu fest.

„Sag schon!“, schrie der fordernd.

Der Sarok wusste, das er es ernst meinte. Langsam hob er den linken Arm und zeigte auf einen der Gänge, die nach oben führten. „Da hoch und dann den Gang entlang. Am Ende des Ganges ist die Zelle, wo sie sind.“, sagte der Sarok mit schwacher Stimme.

Hideyuki lächelte und sah Kazuma an. „Gehen wir.“, sagte er.

„Halt. Was soll das hier?“, fragte ein weiterer Sarok, der zufällig gerade ankam.

„ Mist!“, sagte Hideyuki und ließ von seinem Gefangenen ab. Der schlug jetzt Alarm.

Kazuma erschrak. Gleich würden hier Dutzende dieser Riesen auftauchen und er hatte sich nicht einmal getraut, einen zu schlagen. Irgendwie kam er sich überfordert vor. Hatte sein Lehrmeister doch recht gehabt? War er noch nicht für eine Mission bereit?

„Worauf wartest du noch?“, hörte er seinen Meister schreien. „Ich halte sie auf. Geh und hol die anderen.“, fügte er hinzu.

„Aber...!“, warf Kazuma ein, doch ein bestimmtes „Geh!“ sagte ihm, das er sich beeilen müsste.

Kazuma nickte und rannte den Gang hoch, den der Sarok ihnen gezeigt hatte.

Hideyuki sah sich jetzt Saroks gegenüber, die von überall zu kommen schienen. Doch er lächelte, als hätte er das schon hundertmal gemacht. „Dann kommt mal. Wer will der erste sein?“, fragte er.
 

Kazuma rannte einen der zahlreichen Gänge entlang. Immer geradeaus, bis am Ende des Ganges eine Zelle kam, hatte der Sarok gesagt. Und sie hatten ihm einfach geglaubt? Was war, wenn er gelogen hatte? Zwar hatte Hideyuki ihm mit dem Tode gedroht, doch Saroks könnte man einfach nicht trauen. Es war der einzige Anhaltspunkt, den sie hatten.

Nach einer Minute konnte er auch ein Ende sehen. Doch da war keine Tür. Der Gang war einfach so zu Ende.

„Verdammt. Eine Sackgasse.“, dachte Kazuma sich. Er stand vor einer ziemlich stabil aussehenden Wand.

„Er hat uns angelogen. So ein Mist!“, schrie er und trat gegen die Wand.

Plötzlich bebte die Erde ein wenig und die Wand öffnete sich nach beiden Seiten wie eine Schiebetür.

Überrascht von dieser Wendung schaute Kazuma durch den Durchgang, der sich jetzt gebildet hatte.

Er war in einem großen Raum gelandet, der allerdings so gar nicht wie eine Zelle aussah. Die Decke war erleuchtet von seltsam aussehenden Lampen. An den Wänden waren riesige Apparaturen, an denen überall Monitore aufblitzten.

Saroks konnte er glücklicherweise nicht sehen, so das er ohne Gefahr den Raum betreten konnte.

„Wo bin ich hier nur?“, fragte er und ging auf eine der Apparaturen zu.

„Seltsame Maschine!“, sagte er und hielt seine Hand dagegen, um das Material zu ergründen, aus dem sie bestand. Doch als er sie berührte, wurde das Material erst durchsichtig und dann verschwand es ganz.

Kazuma erschrak. Das war eine Art Kokon gewesen, in dem ein Mensch lag.

Der erlangte das Bewusstsein wieder und stolperte nach vorne. Es war ein älterer Mann. Kazuma kannte ihn. General Yoshito. Der Anführer der östlichen Sektion.

„Was ist passiert?“, fragte er quälend.

Kazuma ging ein Licht auf. Wenn er hier war, müsste auch seine Schwester in einem der Kokons sein. Sein Herz lebte wieder auf und er ging alle Kokons ab.

Im letzten schließlich fand er sie. Nur langsam kam sie wieder zu sich genau wie die anderen.

„Kazuma?“, fragte sie, als sie ihren Bruder mit müden Augen ansah.

„Na klar! Was hast du denn gedacht?“, erwiderte er lächelnd.

Serena trug ihre blonden Haare ziemlich kurz, was sie irgendwie an ihre Mutter erinnerte. Jedesmal, wenn Kazuma in ihre blauen Augen sah, musste er unbewusst an sie denken.

Langsam begriff Serena, was passiert war. „Wo sind wir hier?“, fragte sie und sah sich um.

„Der Hive, vermute ich.“, sagte General Yoshito.

„Genau. Und wir müssen so schnell es geht hier raus! Hideyuki deckt uns zwar den Rücken, doch ich fürchte, das er nicht lange durchhalten wird.“, erklärte Kazuma.

„Gut!“, sagte General Yoshito.

„Folgt mir. Ich bringe euch raus.“, sagte Kazuma und ging vor.

Seine Schwester folgte ihm unmittelbar und auch die anderen, die er aus den Kokons erlöst hatte.
 

Hideyuki kämpfte immer noch gegen die Saroks. Einige lagen schon am Boden gefallen durch sein Schwert das er, obwohl es ungeheuer schwer sein musste, mit einer Hand führte. Die restlichen Saroks, die noch standen sahen ängstlich aus. Im Hive selbst waren Laserwaffen verboten, damit die Gefangenen nicht drankämen. So hatten sie also nur ihre Schwerter und Lanzen und das schien Hideyuki nicht viel auszumachen.

„Wo bleiben sie nur?“ Hideyuki sah ständig zur Öffnung, in der Kazuma verschwunden war. Zwar hielt er noch durch, doch das Schwert forderte ihm viel Kraft ab.

Plötzlich bebte die Erde. Es war kein normales Beben. Eher so etwas wie ein Rhythmus. Ein Stampfen vielleicht.

Hideyuki schien ein wenig beunruhigt, denn es wurde heftiger, was hieße, dass das etwas, das dieses Stampfen auslöste, näher kam.

Die anderen Saroks lächelten jetzt und traten etwas zurück.

Hideyuki schluckte. Das war kein gutes Zeichen.

Aus einer der Öffnungen trat jetzt eine Gestalt. Es war definitiv ein Sarok. Aber er war selbst für seine Rasse außerordentlich groß. Seinem Bauch nach schien er gerade eine halbe Kuh gegessen zu haben, jedenfalls wenn man nach seiner Konfektionsgröße gehen würde. Trotz seines großen Gewichtes schien der Sarok aber in keiner Weise an seiner Beweglichkeit gehindert zu sein. Es kam Hideyuki eher so vor, als wenn dieser Koloss schon so auf die Welt gekommen wäre.

Hideyuki machte er sich für alles bereit.

Der Sarok sah sich um und erblickte die Toten, die vereinzelt herumlagen. In seinem Gesicht machte sich eine gewisse Wut breit, die er offensichtlich nicht unterdrücken konnte. Anschließend sah er Hideyuki an.

„Bist du das gewesen?“ Seine tiefe Stimme hallte an den Wänden wider und das Echo schien nahezu endlos zu sein. Es dauerte 10 Sekunden, bis man es nicht mehr hören konnte.

Hideyuki zeigte keine Furcht, auch wenn er noch nie so einem Sarok gegenüber gestanden hatte.

„Und wenn es so gewesen wäre?“, fragte er. Er umfasste den Griff seines Schwertes mit beiden Händen, weil er genau wusste, was gleich kommen würde.

Der große Sarok griff auf seinen Rücken und holte eine gewaltige Keule heraus. Sie war mindestens 2 Meter lang. Er schwang sie und ließ sie mit dem Ende auf den Boden fallen. Der bekam jetzt kleinere Risse um die Aufschlagstelle.

Hideyuki schluckte. Diese Waffe musste mindestens eine Tonne wiegen.

„Ich bin Direktor Ghatzi. Ich bin für dieses Gefängnis und seine Wärter zuständig. Deswegen kann ich nicht einfach zulassen, das jemand hier einbricht, auch wenn es dämlich ist, in ein Gefängnis einzubrechen.“ Wieder hallte die Stimme des Direktors an den Wanden wider.

„Tut mir leid, aber ich habe noch etwas zu tun.“, sagte Hideyuki und stürmte auf den Sarok zu.

Der hob die Keule und schwang sie zu Boden.
 

Kazuma und die anderen, die auf dem Weg zum Ausgang waren, hörten die dumpfen Schläge.

Kazuma fragte sich, was da los war. Es klang ganz und gar nicht nach dem Schwert seines Meisters. Eigentlich klang es nicht einmal nach seinem Meister.

Ein seltsames Gefühl machte sich in ihm breit. Irgendwie spürte er, das etwas schreckliches passiert war. Etwas, das er vielleicht zu verantworten hätte. Wenn seinem Meister hier etwas zustoßen würde, würde er sich das nie verzeihen. Aber andererseits war er freiwillig mitgekommen. Es war seine freie Entscheidung gewesen. Unwillkürlich beschleunigte Kazuma seine Schritte.

Die Schläge wurden immer lauter und schließlich kamen sie in der Halle an, wo sie reingekommen waren.

Vorsichtig und unsicher sah Kazuma nach unten.

Hideyuki hielt sein Schwert mit beiden Händen über Kopf, um den nächsten Schlag der Keule abzuwehren. Doch die Wucht des Aufpralles war so heftig, das er in die Knie gehen musste.

Sein Körper wies bereits einige Wunden auf. Eine Platzwunde auf der Stirn blutete stark und auch von seinem linken Arm tropfte Blut. Es war ein Wunder, das er überhaupt noch stehen konnte.

„Meister!“, schrie Kazuma wie in einem Reflex, den er nicht kontrollieren konnte.

Ghatzi sah zu der kleinen Gruppe.

„Idiot! Verschwinde!“, schrie Hideyuki und stellte sich dem Direktor erneut in den Weg.

Serena erschrak. Auch sie kannte Hideyuki gut. Noch nie hatte sie erlebt, wie er so fertig gemacht wurde.

Der Direktor schlug erneut mit der Keule zu und trieb Hideyuki in die Wand. Als er die Keule wieder zurückzog, fiel Hideyuki zu Boden.

Kazuma stand die blanke Wut in den Augen. Eine innere Stimme in ihm sagte ihm, das er es nicht tun sollte, doch er beschloss, nicht darauf zu hören.

Der Direktor hob erneut die Keule und wollte Hideyuki den letzten Schlag verpassen.

Aber Kazuma sprang runter, stieß sich von der Wand ab und kam gerade noch rechtzeitig vor Hideyuki an. Blitzschnell zog er seine Schwerter und fing die Keule im Scherengriff ab.

Zwar war sie wahnsinnig schwer, doch Kazuma stemmte sich mit aller Macht dagegen.

Der Direktor zog sie wieder weg und sah Kazuma fragend an. „Willst du auch sterben?“, fragte er.

„Du bist und bleibst ein Dummkopf.“, sagte Hideyuki mit schwacher Stimme.

„Ich lass dich doch hier nicht sterben.“, sagte Kazuma und sah Ghatzi drohend an. „Dafür wirst du bezahlen. Du bist der erste von eurer Rasse, den ich töten werde. Mit dir beginne ich meine Rache!“, sagte er überzeugend.

Opfer

Kapitel 3: Opfer
 

In diesem Moment fühlte sich Kazuma unsagbar stark. Er stand eine 2 ½ Meter großen Sarok gegenüber, der gerade seinen Meister schwer verletzt hatte. Das sollte ihm eigentlich Sorgen machen, denn er hatte seinen Meister bis jetzt nicht besiegen können.

Was dachte er sich eigentlich dabei, einfach so in den Kampf zu springen, ohne sich über die Folgen klar zu sein? Er hatte sich vorhin nicht einmal getraut, einen der kleineren Soldaten zu bekämpfen und jetzt gleich so ein Schwergewicht. Sein Magen verkrampfte sich richtig, als wenn er ahnen würde, was gleich bevorstand.

„Kazuma! Was tust du da?“, fragte Serena.

Kazuma erinnerte sich. Sie war ja mit den anderen auch noch da.

Ghatzi sah sie fragend an. „Ihr wolltet also meine neuen Gefangenen befreien?“, fragte er wütend.

„Vergiss es. An mir kommst du nicht vorbei!“, sagte Kazuma und stellte sich vor den Sarok. Dann sah er seine Schwester an. Nur ein Blick reichte, damit sie verstand, was er wollte.

Serena nickte und sah die anderen an. „Wir gehen!“, sagte sie.

General Yoshito nickte und gab den anderen das Zeichen.

„Ihr entkommt mir nicht!“, schrie Ghatzi und ging auf Kazuma los.

Die Keule sauste durch die Luft und Kazuma wollte sie wieder abfangen wie vorher. Doch die Geschwindigkeit, mit der die Keule nach unten kam zeigte ihm, das er das lieber nicht tun sollte.

Im letzten Moment wich er mit einem beherzten Sprung zur Seite aus, ehe die Keule unter lautem Krachen auf dem Boden aufschlug.

Hinter dem Schlag hatte eine solche Wucht gesteckt, das der Boden jetzt meterlange Risse bekam, die sich sogar in den Wänden fortsetzten.

Kazuma riss den Mund weit auf. Mit so einer Kraft hatte er nicht gerechnet.

Ghatzi drehte sich wieder um und sah Kazuma wie im Wahn an. Der Ausdruck in seinen Augen verhieß nichts gutes. Aber wenigstens waren die anderen jetzt draußen.
 

Serena verschnaufte, als sie vor dem Hive angekommen waren.

„Gut. Weiter!“, sagte der General.

Die Scheinwerfer waren ausgeschaltet, weil die Wachen vermutlich alle zur Verstärkung gekommen waren, also war es für sie ein leichtes, ungesehen ins Unterholz zu kommen.

„Wartet. Was ist mit Kazuma und Hideyuki?“, fragte Serena.

„Die kommen schon klar. Wir sollten erstmal sehen, das wir hier rauskommen!“, sagte der General.

Serena sah zurück zur Öffnung. Irgendwie glaubte sie nicht

daran. Dieser Riese hatte eine unglaubliche Kraft. Wenn er Hiroyuki oder gar Kazuma mit so einem Schlag erwischen würde, wären sie am Ende.

Doch auch wusste sie, das sie nichts tun könnte, um ihnen zu helfen. Sie hatte nicht wie Kazuma trainiert. Sie war nicht sehr sportlich gewesen. Sie hatte sich einzig und allein auf Medizin konzentriert, damit sie anderen helfen konnte. Das wollte sie schon als kleines Kind. Diesen Kampf mussten Kazuma und Hideyuki alleine austragen.
 

Kazuma keuchte. Ghatzi hatte erneut mit der Keule ausgeholt und damit einen Teil der Wand eingerissen.

Es schien ihm unmöglich, an seinen Gegner auch nur annähernd heranzukommen, ohne vorher von der riesigen Waffe zermalmt zu werden. Bis jetzt konnte er das aber verhindern.

Hideyuki hatte sich wieder aufgerichtet, doch schien er ohne fremde Hilfe nicht alleine stehen zu können. Im Moment lehnte er an der Wand und hielt sich den linken Arm, der wohl gebrochen war. Jedenfalls schmerzte er sehr. Ihm wurde auch schon ein wenig schwummrig vor den Augen.

Kazuma sah das und wusste, das er sich beeilen müsste, damit er nicht verblutete. Doch vorher müssten sie an diesem Fleischberg vorbei. Aber um das zu erreichen, musste er ihn besiegen. Eine große Wut stieg aus Kazuma empor. Er wusste nicht, woher sie kam, doch sie ließ ihn unheimlich mutig wirken.

„Also gut. Dann setze ich alles auf eine Karte.“, dachte er sich und umfasste seine Schwerter mit einem festen Griff. Er setzte an und rannte auf Ghatzi los.

„Was soll denn das? Ist der verrückt geworden?“, fragte der und schlug mit der Keule los.

Kazuma sprang nach oben, so das die Keule unter ihm durch fegte. Dann setzte er mit seinen Schwertern an und schlug zu. Doch bevor er seinen Gegner erreichte, kam die Keule von der anderen Seite und erfasste ihn. Kazuma ließ die Schwerter los und wurde von der Keule in die Wand reingetrieben, die jetzt unter der Wucht teilweise in sich zusammenstürzte.

Hideyuki erschrak. Gleichzeitig aber war ihm vorher schon klar gewesen, das Kazuma keine Chance hätte. Er sah sein Schwert, das am Boden lag und selbst unter der Staubwolke, die sich jetzt ausbreitete, noch glitzerte.

Sollte er es riskieren? Hatte er überhaupt eine Wahl.
 

Serena war mit den anderen fast am Waldrand angekommen, als einer der Scheinwerfer mit einem Mal anging und sie blendete. „Da sind sie!“, hörte sie einige Saroks schreien.

Nur Sekunden später ging ein Lasergewitter um sie herum nieder.

Serena lief, so schnell sie konnte in den Wald und versteckte sich hinter einem Baum. „Das war knapp.“, dachte sie sich.

Im nächsten Moment ging einer der anderen Gefangenen neben ihr zu Boden. In seiner rechten Schulter war ein großes Loch von einem der Laser.

Es blutete zu stark, als das sie noch etwas tun könnte. Trotzdem zwang sie sich, dem Mann Mut zu machen.

„Bleiben sie ruhig liegen. Ich hole Hilfe!“, sagte sie, doch der Mann hielt sie fest.

„Nimm das hier. Es ist wichtig.“, sagte der Mann und drückte Serena ein kleines Päckchen in die Hand.

„Das?“, fragte sie und sah das zierliche Paket an. Irgendwie konnte sie das nicht so recht glauben.

„Und was soll daran so wichtig sein?“, fragte sie stutzig.

Der Mann fasste ihre Hand fester. „Das könnte die Rettung für die Menschheit sein. Bitte. Bitte...“, sagte der Mann und starb.

Serena senkte den Kopf und schloss seine Augen. Das hatte sie als Krankenschwester so schon mehrmals erlebt, aber nicht in diesem Maße.

Außerdem kam ihr das Päckchen ziemlich merkwürdig vor. Es war so winzig. Was sollte da drin sein, das möglicherweise die Rettung für die Menschheit sein sollte?
 

Kazuma grub sich langsam wieder aus und räumte die Trümmer zur Seite. Als er sich zur Seite rollte, spürte er die Schmerzen in seiner Brust. Es war ein greller, stechender Schmerz, der ihm teilweise die Luft nahm.

Er hustete ein wenig Blut auf den Boden. Da merkte er, was es war. Der Schlag von eben musste ihm einige Rippen gebrochen haben. Deswegen tat es so weh.

Ghatzi trat jetzt vor ihn, packte ihn am Hals und hob ihn hoch. „Ihr Menschen seid lächerlich schwach. Niemand von euch kann es mit uns aufnehmen. Ihr seid nicht zäh genug!“, sagte er und rammte Kazuma gegen die Decke.

Etwas von der Erde bröckelte herunter und der Schmerz in Kazumas Bauch wurde stärker. Anschließend schleuderte Ghatzi Kazuma quer durch den Raum, so das er erneut an einer Wand zum stehen kam und zu Boden ging.

Das war es wohl. Das war das Ende. Kazuma war sicher, das er jetzt sterben würde. Er konnte kaum noch einen Muskel bewegen, so schwach war er im Moment.

Jetzt begriff er endgültig, was sein Meister gesagt hatte, als er meinte, das er noch nicht so weit wäre, eine echte Mission zu erfüllen. Es waren nicht die Soldaten, vor denen Hideyuki ihn warnen wollte. Es waren Saroks wie dieser Ghatzi, die er fürchtete. Saroks, die so ungeheuer stark sind, das kein Mensch sich ihnen entgegen stellen könnte.

Er spürte, wie die Schritte des Direktors näher kamen. Gleich würde er ihn erreicht haben und dann würde die Keule seinem Schicksal ein Ende bereiten. Seinem Versprechen, immer auf seine Schwester aufzupassen und seinem Versprechen, die Saroks für das zu bestrafen, was sie getan hatten. Selbst seine Hoffnungen und Träume würden hier enden.

Er wollte aufsehen, als die Schritte aufhörten, doch er konnte nicht. Er schloss einfach nur die Augen und hoffte, das es schnell vorbeigehen würde.

Er fragte sich innerlich, wie das Leben nach dem Tod aussähe. Ob er seine Eltern wiedersehen würde. Was sie ihm wohl zu sagen hätten? Seine Gedanken verflogen so rasch, wie er sie gedacht hatte. Nun konnte er nur noch warten.

Plötzlich vernahm er eine Stimme. Sie war so leise, das er kaum verstand, was sie ihm sagen wollte. Doch er hörte genauer hin. „Gib nicht auf.“, sagte sie.

Diese Stimme schien aus seinem Innersten zu kommen. Etwas in ihm drin versuchte wohl, ihm wieder Mut zu machen. Doch wie sollte er nicht aufgeben? Die Schmerzen, die sein Körper hatte könnte er unmöglich ignorieren.

„Gib nicht auf.“, sagte die Stimme diesmal lauter.

„Ja.“, sagte Kazuma leise und hustete dabei.

Er blickte leicht auf und sah Ghatzi, der zu seinem Schlag ansetzte.

„Kämpfe weiter.“, sagte die Stimme.

Die Keule sauste auf Kazuma herab.

Der mobilisierte seine Kräfte und sprang rechtzeitig weg. Doch er konnte sich nicht auf den Beinen halten, sondern ging wieder zu Boden. Dabei schürfte er sich das linke Knie ab, das jetzt anfing zu bluten.

„Was denn? Du kannst dich immer noch bewegen? Das ist in der Tat sehr außergewöhnlich.“, sagte Ghatzi.

Er schulterte seine Keule und lächelte Kazuma an. „Vielleicht töte ich dich doch noch nicht. Du könntest ganz brauchbar werden für das Turnier, das wir hier ständig abhalten!“, sagte er.

Kazuma schien gar nicht zugehört zu haben. Er hielt sich das schmerzende Knie.

Ghatzi ging langsam wieder auf Kazuma zu. Doch bevor er ihn erreichte, ging Hideyuki dazwischen. Er hielt sein Schwert drohend vor sich.

„Du schon wieder? Ich dachte, du wärst tot!“, sagte Ghatzi.

Hideyuki lächelte. „Du hast genug getan. Du hast bewiesen, das du mutig bist. Jetzt geh!“, sagte er.

Das hatte Kazuma gehört. „Aber was ist mit dir?“, fragte er und stand langsam auf.

„Ich komme schon klar. Du musst auf deine Schwester aufpassen, weißt du noch? Also geh jetzt. Ich übernehme den Rest! Und sag dem Kommandanten, das ich niemals unsere Standorte verraten werde, egal was die mit mir machen!“, sagte Hideyuki.

Kazuma schluckte schwer. Er wusste, das sein Meister diesen Kampf vermutlich nicht überleben würde, doch was gab es für eine Wahl? Er selbst war nicht mehr stark genug, um ihn im Kampf zu unterstützen. Zuerst musste er an sich selbst denken. Ghatzi rührte sich für einen Augenblick nicht. „Geh jetzt.“, bat Hideyuki nochmal mit Nachdruck.

Kazuma nickte. „Na gut. Aber versprich mir, das du nicht stirbst!“, sagte er.

Hideyuki sagte dazu gar nichts. „ Bist du immer noch da?“, fragte er wütend.

Von dieser Äußerung getroffen schleppte Kazuma sich nach draußen.

„Sehr mutig von dir, dich für ihn zu opfern!“, sagte Ghatzi.

„Ich habe nicht vor, dir diesen Kampf leicht zu machen. Ich werde alle Register meines Könnens ziehen!“, sagte Hiroyuki.

Ghatzi lächelte. Er holte wieder mit der Keule aus.
 

Kazuma lief, so schnell er konnte, über das Feld. Ohne vom Scheinwerfer gesehen zu werden kam er am Waldrand an und sank in die Knie.

Sein linkes Knie tat immer mehr weh und er konnte kaum noch laufen.

„Kazuma. Da bist du ja!“, rief Serena, die ihn gesehen hatte.

„Wo ist Hideyuki?“, fragte sie, doch dann sah sie sein Knie. „Um Himmels Willen. Du bist ja verletzt. Lass mich dich verbinden!“

Ihre Stimme klang richtig panisch. Doch Kazuma packte sie an den Schultern und sah sie herausfordernd an.

„Es geht mir gut. Wir müssen zuerst von hier weg.“, hörte er sich sagen, obwohl ein Teil von ihm gerne gewartet hätte, ob Hideyuki noch nachkommt.

„Aber was ist mit...?“, entgegnete Serena, doch Kazuma hielt ihr den Mund zu.

„Frag nicht. Er kommt schon klar!“, sagte Kazuma.

Sie kannte den Ausdruck in seinen Augen. Ein Ausdruck, der keine Widerrede duldete. Der ihr sagte, das sie die Dinge so geschehen lassen sollen, wie es war.

Sie nickte und half ihm auf die Beine.

Kurz sah Kazuma noch zurück zum Hive, der wieder ganz ruhig da lag. Lebte Hideyuki noch? Dieser Gedanke würde ihn noch lange beschäftigen.
 

Zurück in der Basis wurde Kazuma untersucht. Er hatte drei leicht gebrochene Rippen, etliche blaue Flecke und die Abschürfung am Knie. Sonst gab es aber zum Glück keine gravierenden Verletzungen.

Seine Schwester saß neben ihm am Krankenbett und unterhielt sich mit ihm.

„Bist du extra wegen mir gekommen?“, fragte sie.

„Na klar. Das war der einzige Grund. Immerhin habe ich unserer Mutter etwas versprochen, bevor sie starb. Und dieses Versprechen nehme ich ernst!“, sagte Kazuma.

Serena senkte den Blick. „Aber du hast zuviel riskiert. Beinahe wärst du dabei gestorben. Ich möchte dich nicht verlieren.“ Serenas Stimme klang so ungewohnt traurig.

„Ich dich doch auch nicht.“, stimmte er ihr zu.

Da kam eine der Schwestern rein. „Er sollte sich jetzt etwas ausruhen.“, sagte sie.

„Klar. Ich muss auch ein wenig schlafen.“, sagte Serena und stand auf. Dabei fiel ihr etwas aus der Jacke.

„Was ist das?“, wollte Kazuma wissen und sah auf das kleine Paket.

„Ach so! Das hätte ich beinahe vergessen. Hat mir einer der Geflohenen gegeben, bevor er gestorben ist. Hat gesagt, das es wichtig war.“

Kazuma seufzte. Seine Schwester war ziemlich zerstreut gewesen.

„Ich werde es Kommandant Shugo geben. Bis heute Abend.“, verabschiedete sie sich.

„Sie hat sich nicht geändert.“, bemerkte Kazuma lächelnd.
 

Die Stunden vergingen. Serena hatte beschlossen, in der Nacht bei ihrem Bruder zu schlafen, damit sie sofort eingreifen könnte, wenn etwas war.

Gegen Morgen wurden sie allerdings aus dem Schlaf gerissen. Jemand machte das Licht an und kam in das Zimmer. Es war Kommandant Shugo.

„Was ist denn?“, fragte Kazuma verschlafen.

„Ich habe so schön geträumt.“, entgegnete Serena und rieb sich die Augen.

„Wir haben das hier zugespielt bekommen.“, sagte der Kommandant und warf etwas Kazuma auf das Bett.

Es war ein Anhänger. Der Preis eines Waffenturniers. Er erkannte den Anhänger genau wieder. Es war Hideyukis gewesen. Voller Wehmut betrachtete er das Stück Metall.

„Was ist mit ihm?“, fragte er besorgt.

„Keine Ahnung. Wir haben nur das bekommen.“, erklärte der Kommandant traurig.

Auch Serena senkte den Kopf.

„Aber das ist kein Grund, jetzt Trübsal zu blasen. Es gibt nämlich auch eine erfreuliche Nachricht was das Päckchen angeht, das Serena mitgebracht hat!“, fügte der Kommandant hinzu.

„Das Päckchen? Was ist damit?“ Serena war total gespannt, weil der Mann, der es ihr gegeben hatte, gemeint hat, das es sehr wichtig für die Menschheit wäre.

Der Kommandant sah die Aufregung in den Augen der beiden und riet sie zur Ruhe an.

„In einer halben Stunde möchte ich euch beide in meinem Büro wissen. Dann werde ich euch und einigen unserer ranghöchsten erklären, was sich für neue Erkenntnisse ergeben haben.“, sagte Shugo lächelnd.

„In einer halben Stunde?“, fragte Serena enttäuscht.

„Glaubt mir. Das Warten lohnt sich.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Kommandant wieder.

Serena und Kazuma sahen sich fragend an.

„Was das wohl ist?“ Serena wüsste nicht, was so bedeutsam sein könnte. Vielleicht ein Virus. Eine Schwachstelle der Saroks. Oder der Bauplan einer ultimativen Waffe, um alle Saroks auf einmal zu vernichten. Es könnte alles mögliche sein.

Kazuma lächelte. „Dann war es doch nicht ganz umsonst, das wir dieses Risiko eingegangen sind.“, sagte er sich leise.
 

Genau eine halbe Stunde später kamen sie ins Büro von Shugo. Kazuma war zwar noch etwas angeschlagen, aber laufen konnte er noch. Lediglich seinen linken Arm durfte er wegen den angeknacksten Rippen nicht bewegen, weswegen er ihn in einer Schlinge trug.

Als sie reinkamen, standen noch zwei Männer vor dem Schreibtisch.

Kazuma kannte sie. Der eine war Teruaki Endo. 35 Jahre alt, hat früher in der Armee gedient, bevor er wegen ungebührlichem Verhaltens gefeuert wurde. Hatte wohl einen Vorgesetzten falsch angemacht. Aber aus diesem Grunde hatte er die Invasion überlebt und ist nicht, wie alle anderen Soldaten, im Kampf gestorben.

Der andere war Masaki Noto, 34 Jahre. Vor der Invasion ein einfacher Verkäufer. Doch er rettete bereits vielen Menschen das Leben und hat sich als guter Anführer seiner Einheit erwiesen.

Beide waren Anführer ihre Einheiten. Sie waren diejenigen, die regelmäßig Essen beschafften. Sie überfielen Lagerhäuser und machten den Saroks gut zu schaffen.

Die Tatsache, das sie ebenfalls hier waren zeigte, das der Kommandant keine Witze machte. Denn sie kamen nur selten alle zusammen.

Normalerweise wäre Hideyuki auch dabei gewesen. Kazuma schmerzte der Kopf bei diesem Gedanken. Er durfte jetzt nicht an das vergangene denken. Nur an die Zukunft. Doch welche Zukunft hatten sie? Gab es wirklich eine Möglichkeit, die Saroks zu besiegen. Sie in ihre Schranken zu weisen?

Gleich würde er es vielleicht erfahren.

Hoffnung

Kapitel 4: Hoffnung
 

Die Spannung im Büro von Kommandant Shugo war förmlich zu spüren. Als wenn die Luft elektrisch geladen wäre.

Der General stand an seiner Glaswand und sah in die Halle. Sein Blick verriet, das er angestrengt nachdachte.

„Sir. Wir sind jetzt alle hier!“, bemerkte Teruaki.

Der Kommandant sah ihn an und nickte. Dann sah er wieder kurz in die Halle. „Glaubt ihr, das diese Menschen da draußen auf eine bessere Zukunft hoffen?“, fragte er.

„Wie bitte?“, fragte Masaki.

„Ihr habt die Frage schon verstanden. Glaubt ihr, das diese Menschen da noch Hoffnung besitzen. Die Hoffnung, jemals wieder frei leben zu können?“, wiederholte Shugo seine Frage.

„Einige bestimmt.“, sagte Kazuma wie aus der Pistole geschossen.

Der Kommandant lächelte. „Das sieht dir ähnlich. Du siehst überall einen Funken Hoffnung. Das war damals schon so, als ich deine Schwester und dich auf der Straße aufließ und euch so vor dem Schicksal der Gefangenschaft oder sogar des Todes bewahrte!“ Er klang fast väterlich in seiner Ausdrucksweise.

„Worauf wollen sie hinaus?“, fragte Serena ungeduldig.

Shugo ging zum Schreibtisch, auf dem ein Päckchen lag.

Serena erkannte es gleich wieder. Es war das Päckchen, das sie ihm gegeben hatte. Nur war es jetzt geöffnet. Auf einem kleinen Kissen lag ein quadratischer Gegenstand eingebettet.

Der Kommandant hob ihn hoch und zeigte ihn. „Wisst ihr, was das ist?“

Die vier sahen ihn fragend an.

„Ein Computerchip, würde ich sagen!“, sagte Masaki.

„Genau. Ein Computerchip!“, wiederholte der Kommandant.

Kazuma fragte sich, wie ihnen ein Computerchip helfen sollte, die Saroks zu besiegen. Vielleicht mussten sie diesen in eines ihrer Mutterschiff integrieren, damit ein Virus dann alle anderen Schiffe befällt, so das sie einen Gegenschlag starten könnten. So hatte er es jedenfalls mal in einem alten Film gesehen.

„Dürfte ich fragen, was auf diesem Chip drauf ist?“, fragte Masaki, der offensichtlich etwas mehr Ahnung davon hatte als Kazuma.

Der Kommandant nickte und legte den Chip in eine Projektorvorrichtung. „Ich möchte, das sie alle genau aufpassen. Denn ich werde eine Entscheidung treffen müssen!“, erklärte er und dämmte das Licht.

Die Glaswand wurde von Rollläden verdeckt und der Projektor sprang an. Als erstes projizierte er das Bild eines Logos an die Wand. Es bestand aus einem E und einem R.

„Das bedeutet, das es von der Earth Representation stammt. Einer sagen wir mal Vertretung der Menschheit, die schon seit Jahren mit den Saroks verhandeln.“, erklärte der Kommandant.

Er sah jetzt in erstaunte Gesichter. „Was soll das heißen? Arbeiten die mit den Saroks zusammen?“ Kazuma war ein wenig verwirrt über diese Enthüllung. Er hatte noch nie von so etwas gehört.

„Nicht wirklich. Sie haben aber bereits einige Male erfolgreich Hinrichtungen und Massaker verhindert. Doch die Saroks hören nicht wirklich auf sie.“ Der Kommandant drückte es so aus, als ob er schon seit geraumer Zeit davon wusste und die Anwesenden merkten, das dies der Fall war.

Der Kommandant drückte einen Knopf am Projektor und ein anderes Bild erschien. Es war ein Brief, der allerdings etwas undeutlich zu lesen war.

„Dies hier ist ein Ausdruck. Lesen sie ihn gut durch.“, sagte der Kommandant und gab jedem ein Blatt Papier.

Es dauerte ein paar Minuten, bis jeder den Brief gelesen hatte. In dieser Zeit veränderten sich ihre Blicke von überraschten, zu erstaunten Gesichtern.

Kazumas Hände zitterten leicht, nachdem er den Brief gelesen hatte. „Stimmt das?“, fragte er keuchend.

Der Kommandant nickte.

„Ich verstehe das nicht ganz!“, sagte Serena kopfschüttelnd.

Kommandant Shugo lächelte und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. „Um es kurz auszudrücken. Der galaktische Rat, eine Vereinigung von Diplomaten, die wohl in dieser Galaxie große Macht besitzt, hat sich in unseren Konflikt eingeschaltet. Sie haben sich mit den Saroks und der E.R. beraten. Wir hatten die Möglichkeit, die Saroks ein für allemal von der Erde zu jagen, wenn der galaktische Rat das für nötig befunden hätte.“

Die Worte des Kommandanten klangen ein wenig wehmütig.

„Aber wieso hat der galaktische Rat dann so entschieden?“, fragte Serena. In ihrer Stimme war Enttäuschung zu hören.

„Genau. Die Saroks sind unrechtmäßig hier.“ Kazuma ergriff Partei für seine Schwester, auch wenn er wusste, was der Kommandant jetzt antworten würde.

Shugo schloss kurz die Augen. „Weil auch die Saroks gute Argumente hervorbrachten. Sie erwähnten, wie wir die Erde ausgebeutet haben. Die Rodung der Wälder, die Vernichtung der natürlichen Ölvorkommen, die Verpestung der Luft, die Vergiftung des Wassers... ich könnte nahezu endlos damit fortfahren.“, sagte er.

Kazuma nickte. „Damit haben sie nicht unrecht. Aber es ist doch immer noch unser Planet. Wie können sie dann Anspruch auf ihn erheben?“ Kazumas Stimme erhob sich zu einem wütenden Geschrei.

„Sie haben ihren Planet verloren. Warum sie ausgerechnet die Erde als neuen Heimatplanet gewählt haben, wissen wir nicht. Doch es scheint, das sie den galaktischen Rat von ihrem Problem überzeugt haben.“

Die Worte des Kommandanten trafen tief. Natürlich hatten die Saroks recht. In den letzten 200 Jahren hatten die Menschen die Erde mehr und mehr geschröpft. Sie hatten sogar den Treibhauseffekt beschleunigt. Zumindestens solange, bis sie vor 30 Jahren ein Mittel gefunden hatten, das Ozonloch zu schließen. Aber das änderte wohl nichts an der Tatsache, das der Mensch gierig war. So gierig, das er den eigenen Planeten zerstörte.

Der Kommandant stand wieder auf und schaltete den Projektor ein Bild weiter. Diesmal waren zwei Worte gut lesbar an der Wand. Galactic Tournament.

„Was soll das jetzt?“, fragte Teruaki.

„Das ist der Kompromiss, den der galaktische Rat uns eingeräumt hat. Ein galaktisches Kampfturnier. Ein Turnier, bei dem es um das Schicksal der Erde geht. Das quasi bestimmt, wem die Erde zufällt.“, erklärte Shugo mit ein wenig Missmut in der Stimme.

„Das ist doch Wahnsinn! Die Erde ist unser Planet! Die können doch nicht einfach so über das Schicksal unseres Planeten entscheiden!“, schrie Kazuma jetzt mit viel mehr Wut in der Stimme.

Der Kommandant sah ihn warnend an. „Wir sollten lieber dankbar sein, das sie uns eine Chance geben.“, sagte er.

„Eine Chance? Hah. Das ich nicht lache.“, sagte Kazuma verstimmt.

„Hör doch erst mal zu!“, sagte Serena.

„Vergiss es. Ich bin weg.“, sagte Kazuma und verließ den Raum.
 

Wenig später saß er in seinem Krankenbett.

„Eine Chance. Ein Kampfturnier gegen die Saroks? So ein Unsinn.“, sagte er sich und schlug auf die Matratze.

Wieder musste er an diesen Direktor denken. Er hatte im Kampf gegen ihn alles gegeben. Hat versucht, alles einzusetzen, was er konnte und trotzdem konnte er nichts tun. Der Kerl hat mit ihm gespielt. Und dabei war das nur ein kleiner Gefängnisdirektor.

Wenn dieses Turnier wirklich stattfinden würde, würden die Saroks ihre absolute Elite hinschicken. Kazuma wüsste keinen Menschen, der einen solchen Kampf gewinnen könnte. Bis jetzt hatte er gedacht, das Hideyuki wirklich stark war. Er hatte in ihm ein Vorbild. Aber jetzt... Jetzt war das alles hinfällig.

Er sah seine eigene Hilflosigkeit. Die Rache, die er sich jahrelang erträumt hatte, war in eine Ferne gewichen, in die er scheinbar nie hinkommen könnte.

Nach langem Nachdenken legte er sich hin und starrte die triste Decke an. Vielleicht würde er einfach nur noch so daliegen und auf das unvermeidliche warten. Auf das Ende.
 

Es muss ziemlich spät gewesen sein, als Serena ins Zimmer kam.

Kazuma lag immer noch wach. Er zählte wohl die Fliegen, die um die Deckenlampe herumschwirrten. Doch so sehr er sich auch bemühte, sie waren so schnell, das jedesmal eine andere Zahl dabei herauskam.

„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, einfach so zu verschwinden?“ Serena schien richtig wütend zu sein, als sie sich neben ihn ans Bett setzte.

„Alles überflüssiges Gerede. Von wegen, letzte Chance der Menschheit. Dieses Turnier ist doch nur eine Farce. Unmöglich zu gewinnen.“, sagte Kazuma.

„Du hast ja gar nicht alles gehört. Es gibt noch mehr, was du wissen solltest!“, sagte Serena.

Kazuma sah sie fragend an. „Na gut. Dann erzähl es mir halt.“, sagte er leicht gelangweilt.

Serena lächelte. „Die Saroks und die Menschen sind nicht die einzigen, die an diesem Turnier teilnehmen werden. 30 weitere Völker werden kommen und den Saroks den Platz um die Vorherrschaft auf der Erde streitig machen.“

Kazumas Gesichtsausdruck verbesserte sich nicht aufgrund dieser Nachricht.

„Ist das nicht großartig?“, fragte Serena.

„Ja. Toll. Das heißt, das wir außer den Saroks noch 30 andere Gegner haben. Einfach super.“, sagte Kazuma ironisch.

Serena war der Meinung, das er sie gar nicht ernst nahm. „Vor sollen 5 Kämpfer aufstellen, die an einem bestimmten Tag an einer bestimmten Stelle abgeholt werden. Das Turnier findet nämlich nicht auf der Erde statt. Das Raumschiff eines neutralen Volkes wird uns dorthin bringen.“, fügte Serena noch hinzu.

„Jetzt hör mir doch mal zu. Kein Mensch wird so verrückt sein, ein Turnier gegen die Saroks, nein, gegen den Rest der Galaxie zu führen.“, sagte er und dabei ließ er keinen Zweifel an seiner Überzeugung. Dann legte er sich wieder ins Bett und versuchte erneut, die Fliegen zu zählen.

„Bitteschön. Dann lass dich doch von mir aus eingraben. Aber falls es dich interessiert. Ich werde gehen.“, sagte Serena.

Kazuma sah sie fragend an. „Gehen? Wohin?“

Serena grinste hämisch. „Würdest du wissen, wenn du nicht vorher gegangen wärst!“, sagte sie.

Kazuma sprang auf einmal aus dem Bett auf. „Tu nichts unüberlegtes.“ Seine Worte klangen voll Sorge.

Serena aber sah ihn entschlossen an. Er kannte sie zu lange, als das er nicht wüsste, was das bedeutete.

„Was genau hast du vor?“, fragte er.

Serena lächelte weiter. „Die E.R. hat bereits die Auswahl der 5 Kämpfer getroffen. Die Liste war mit auf dem Chip. Es sind 5 Leute, die sich in der Vergangenheit durch ihre außergewöhnlichen Kampfkünste bemerkbar gemacht haben. Dummerweise sind sie über die ganze Welt verstreut. Deswegen muss jemand los und sie zusammentragen. Laut dem Briefing haben wir dafür 4 Monate Zeit. Dann wird ein Raumschiff kommen, das uns ungefähr 20 Kilometer nördlich von Tokio abholen wird!“, erklärte Serena.

Kazuma packte sich an den Kopf. „Aber warum du?“, fragte er.

„Weil Teruaki und Masaki hier gebraucht werden. Und du hältst offensichtlich nichts davon.“ Serenas Worte waren eindeutig.

Kazuma wusste, das sie damit wohl recht hatte. Seine Meinung änderte sich auch jetzt nicht. Er ging langsam zum Bett zurück und setzte sich hin.

Er dachte an etwas, das Hideyuki mal gesagt hatte. „Wenn du nicht weiterweißt, dann tue das unerwartete. Wenn eine Situation ausweglos erscheint, dann habe den Mut, das Unmögliche zu wagen. Denn nur, wer über seine Grenzen hinaus geht, wird am Ende siegen.“

Kazuma sah seinen Verband um den linken Arm an und dann das Krankenbett. Was sollte er jetzt tun? Er wusste, das er nicht dafür geschaffen war, tatenlos rumzusitzen. Außerdem könnte er seine Schwester auch nicht alleine gehen lassen. Damit würde er das Versprechen brechen, das er seiner Mutter gegeben hatte.

Schließlich sah er Serena wieder an, die immer noch im Türrahmen stand und abzuwarten schien, das er sich endlich aufraffte. Kazuma schloss kurz die Augen und dachte an die Welt, wie sie früher war.

Wie er als kleiner Junge in der Schule saß und von seiner Zukunft geträumt hatte. Von einer großen Zukunft, in der er wirklich etwas bewegen würde. Vielleicht war dies ja seine Chance. Vielleicht sah er wirklich alles viel zu schwarz. Vielleicht sollte dieses Turnier doch die Wendung sein, welche die Menschheit so lange herbeisehnte.

Er stieß einen tiefen Seufzer aus. Jetzt war Schluss mit dem Nachdenken. Es war wohl Zeit zum Handeln.

Serena sah ihn immer noch fragend an. „Kommst du jetzt?“, fragte sie mit Nachdruck.

Kazuma lächelte jetzt wieder. „Na klar! Ich kann dich doch nicht alleine gehen lassen!“

Serena lächelte, nachdem sie diese Worte gehört hatte. „Gut. Ich gebe dem Kommandanten Bescheid!“, sagte sie und ging.
 

Laut der Uhr ging draußen gerade die Sonne auf, als Kazuma im Trainingsraum war und den Schrank mit den Schwertern öffnete. Den Verband um seinen linken Arm hatte er selbst abgemacht, weil der ihn nur behindern würde. Auch hatte er eine der Körperrüstungen angelegt, die Hideyuki trug. Allerdings hatte er die Schulterpolster entfernt, die ihn nur stören würden.

Im Schrank waren nur noch zwei Schwerter. Die anderen beiden hatte er im Hive verloren. Diese beiden hatten sie nie benutzt. Eigentlich waren es auch sehr billigere Schwerter. Ihre Klinge war zwar scharf, aber nicht sehr dick. Doch für den Anfang würden sie reichen müssen.

Neben ihm stand bereits ein Rucksack, den er gepackt hatte.

Noch konnte er nicht fassen, das Serena ihn soweit gekriegt hatte. Er ging mit ihr auf eine Reise, an deren Ziel er nicht einmal glaubte. Warum er das tat, wusste er nicht genau. Vermutlich, weil es einfacher ist, als nur herum zu sitzen. Oder es wäre seine Art, mit dem Tod seines Lehrmeisters umzugehen. Vielleicht würde er die Antwort auf diese Frage während der Reise finden.

Nachdem er die Schwerter umgeschnallt hatte, machte er ein letztes Mal das Licht aus. „Ruhe in Frieden, mein Freund!“, sagte er.
 

An der Treppe , die nach oben in die teilweise zerstörte Stadt von Tokio führte, warteten Shugo und Serena bereits. Auch Teruaki und Masaki waren dort. Serena hatte sich ebenfalls einen dicken Rucksack geschnürt.

Als Shugo Kazuma sah, lächelte er zufrieden. „Freut mich, das du ja gesagt hast. Ich hätte keinen anderen losschicken wollen.“

Diese Worte machten Kazuma ein wenig Mut.

Shugo sah auch in Kazumas Gesicht dessen Unglaube. Doch er beschloss, ihn nicht darauf anzusprechen. Stattdessen holte er einen kleinen Computer heraus.

„Die Daten sind hier drin. Du hast Zugriff auf alle Informationen. Die Auserwählten, ihr letzter, bekannter Wohnort sowie ihre Namen.“, erklärte Shugo.

Teruaki räusperte sich. „ Wir haben auch ein Programm installiert, das näherkommende Raumschiffe der Sarok anzeigt. Von ihren Mutterschiffen aus können sie offensichtlich nicht überwachen und Lebenszeichendetektoren scheinen sie auch nicht zu haben soweit wir wissen. Deshalb solltet ihr nur außerhalb ihrer Sichtweite bleiben.“

„Außerdem ist der Timer hier drin, der anzeigt, wann der Abflugtermin ist.“, erklärte Shugo und drückte einen Knopf.

Eine Zeit wurde sichtbar. 4 Monate, 2 Tage, 7 Stunden und 28 Minuten wurden angezeigt.

Kazuma sah auf die Uhr. „Heute ist der 3. April. Das heißt, das unser Team am 5. August abgeholt wird!“, sagte Kazuma.

Shugo nickte. „Solange habt ihr Zeit, mit den Auserwählten nach Japan zurück zu kommen. Gelingt euch das nicht, ist das Turnier für uns gelaufen und wir müssen uns dem Schicksal beugen.“, sagte Shugo enttäuscht.

Kazuma sah nochmal kurz auf den Monitor. „Das sollte eigentlich kein Problem sein!“ Seine Stimme war wieder vollen Mutes, als er den Computer in seinen Rucksack steckte.

Shugo wandte sich Serena zu. „Kümmer dich gut um ihn. Und pass auf dich auf!“, sagte er.

„Klar!“, sagte Serena selbstverständlich. Dann gingen sie gemeinsam die Treppe hinauf.

„Unsere Hoffnungen begleiten euch. Mögen sie euren Weg pflastern.“, sagte Shugo und salutierte.
 

Als sie an der Oberfläche ankamen, blickten sie in die Sonne, die über dem Meer aufgegangen war.

„Das war´s dann also. Wir nehmen Abschied.“, sagte Serena ein wenig missmutig.

„Wieso denn? In 4 Monaten und 2 Tagen sind wir wieder hier.“, sagte Kazuma lächelnd.

„Du nimmst das wirklich so gelassen. Glaubst du, es wird so einfach?“

Kazuma sah Serena fragend an. „Moment mal. Du wolltest doch alleine gehen. Du wolltest diesen beschwerlichen Weg beschreiten.“, bemerkte Kazuma.

Serena senkte den Kopf. Sie hatte ja von Anfang an geplant, Kazuma davon zu überzeugen, das er mit ihr geht. Vermutlich wäre sie alleine nicht mal gegangen.

Kazuma lachte jetzt ein wenig. „Du bist wirklich verrückt. Völlig verrückt!“ Kazuma schien sie durchschaut zu haben.

„Bist du jetzt böse mit mir?“, fragte Serena und schlug die Zeigefinger aufeinander.

„ Nein. Eigentlich bin ich dir sogar ganz dankbar. Du hast mir wieder Mut gegeben.“, erwiderte er.

Das hatte sie wirklich. Ohne ihren Ansporn hätte er sich wohl wirklich lebendig begraben. Doch nun hatte er eine Aufgabe. Er würde gemeinsam mit seiner Schwester um die Welt reisen, um 5 Auserwählte an einem bestimmten Tag nach Japan zu bringen, damit sie für die Erde kämpfen. 5 Auserwählte, von denen sie nicht einmal wussten, wie sie aussehen, oder ob ihnen ihr erwähltes Schicksal passen würde. Hinzu kamen die Gefahren, die ihnen auf dieser Reise begegnen würden.

Nicht nur die Saroks würden ihnen zu schaffen machen. Seit sie auf der Erde die Herrschaft übernommen hatten, haben sie Kreaturen freigesetzt, die sie von anderen Planeten mitgenommen hatten.

Kazuma war sich sicher, das diese Reise sehr schwierig werden würde. Er wusste nicht, ob sie diese Mission sicher abschließen würden. Doch er handelte jetzt mit dem Geist von Hideyuki. Nur wer über seine Grenzen hinaus geht, wird mit dem Sieg rechnen können.

Junko

Kapitel 5: Junko
 

Sie hatten Tokio bereits seit zwei Stunden hinter sich gelassen. Glücklicherweise hatte Kazuma zwischen den Trümmern einen alten Motorroller gefunden, der noch funktionierte. Es war zwar ein alter Benzinroller, aber der Tank war gut gefüllt und mit etwas Glück würde er sie bis an die Westküste Japans bringen.

Ihr erstes Ziel war ein Fischerdorf, wo sie hoffentlich ein Boot finden würden, mit dem sie nach China übersetzen könnten. Von dort aus war ihre erste Station Patna. Eine Stadt im Inneren von China, wo sie den ersten Kandidaten ihrer Liste finden sollten.

Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg und der Roller fuhr kaum schnell als 50 km/h.

Serena saß hinter Kazuma und klammerte sich ganz fest an ihn, weil die Straße auch ziemlich holprig war.

„Warum mache ich das hier überhaupt?“ Diese Frage hatte sich Kazuma seit ihrer Abreise gestellt. Und die leichten Schmerzen, die er noch in der Brustgegend trotz dem Druckverband, spürte, ließen ihn an diesem Gedanken festhalten.

Seit 5 Jahren hatte er einzig und allein daran gedacht, wie er die Saroks besiegen könnte. Wie er alleine einem ganzen Heer entgegentrat und jeden einzelnen mit seinen Schwertern tötete. Doch jetzt, nach seinem Kampf mit Ghatzi, bei dem Hideyuki vermutlich sein Leben ließ, war er unsicher geworden. Wenn es wirklich noch mehr Saroks gab, die um so vieles besser waren, als dieser, dann hätte er nicht einmal annähernd eine Chance gehabt. Selbst seinen Meister konnte er nie besiegen.

Serena spürte, das mit Kazuma irgendetwas nicht stimmte. „Hältst du mal an?“, fragte sie.

„Was? Jetzt?“, fragte Kazuma zurück. Doch er konnte seiner Schwester ohnehin keinen Wunsch abschlagen, also blieb er stehen.

„Musst du schon wieder?“ Kazuma schien ein wenig gelangweilt zu sein, als Serena abstieg.

„Nein. Ich will, das du mir erzählst, was dich bedrückt. Und sag jetzt nicht, das es nichts ist, denn das glaube ich dir nicht!“ Serenas Stimme klang sehr nachdrücklich.

Kazuma seufzte. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Sollte er Serena von seinen Zweifeln erzählen? Von seiner Angst, dem nächsten Sarok gegenüber zu treten? Das er Zweifel an ihrer Mission hatte, wusste sie ja, aber das... Vielleicht machte sie sich dann nur noch mehr Sorgen.

Plötzlich hörte er ein seltsames Geräusch. Ein leises Zischen wie von einem Dampfkessel.

Serena stand immer noch da und wartete auf eine Erklärung. Da entdeckte Kazuma hinter ihr am Himmel ein Objekt. Er schluckte und sah die Straße runter.

Ein kleines Dorf lag in etwa einem halben Kilometer Entfernung.

„Steig wieder auf. Wir reden nachher!“, sagte er und warf den Motor wieder an.

„Nein. Du willst doch nur ablenken!“ Serenas Stimme war wütend geworden.

„Steig auf!“, schrie Kazuma und warf sie auf den Roller. Dann fuhr er los.

„Was soll denn das?“, fragte Serena.

„Saroks. Die sollten uns besser nicht entdecken!“

Das Objekt am Himmel kam immer näher. Es war ein kleines Späherraumschiff, das wohl die Gegend absuchte.

„Warum hast du das nicht gleich gesagt?“, fragte Serena.

Das Schiff sandte eine Art Strahl auf den Boden. Vermutlich suchten sie so nach Leben oder so etwas. Immerhin gab es so etwas wie eine Ausgangssperre, die es den Menschen untersagte, ihre Städte oder Dörfer zu verlassen.

Würden sie hier entdeckt werden, wäre es aus. Deswegen gab Kazuma Vollgas.

Die Tachonadel überschlug sich fast. Doch schließlich erreichte er mit dem Roller das Dorf und bog blitzschnell in einen Unterstand neben einem Haus ein.

Das Schiff flog über sie drüber, ohne sie wahr zu nehmen.

Kazuma verschnaufte erstmal und Serena sprang ab.

„Jetzt bin ich ganz schmutzig geworden.“ Serena versuchte, den Staub von der Kleidung zu wischen, doch es ging nicht. „Bist du zufrieden?“, fragte sie verärgert.

Doch Kazuma hörte gar nicht zu. Er sah sich um.

Sie waren in einem ziemlich kleinen Dorf. Es hatte etwa 50 Häuser, die allerdings teilweise niedergebrannt waren. Einige sahen so aus, als wären sie schon seit Jahren nicht mehr bewohnt. Zerbrochene Fensterscheiben, teilweise abgedeckte Dächer wie von einem Sturm.

„Muss wohl eine dieser Geisterstädte sein.“, stellte er fest.

„Wunderbar. Vielleicht finden wir hier irgendwo eine Dusche oder ein Bad. Und etwas zum anziehen.“, sagte Serena.

Kazuma seufzte. „Hast du keine anderen Sorgen?“, fragte er.

Serena sah ihn beleidigt an.

Er schüttelte den Kopf und sah sich kurz um. „Das Haus da sieht noch ziemlich gut erhalten aus. Vielleicht finden wir da etwas.“, erwähnte er und zeigte auf ein zweistöckiges Haus mit großzügigem Garten.

Serena war einverstanden damit und sie traten auf das Haus zu.
 

Tatsächlich war das Haus noch sehr gut in Schuss. Nicht wie die anderen, wo schon die Fassade abbröckelte.

Hier war sogar der Garten noch tiptop in Schuss. Fast so, als würde sich noch jemand darum kümmern.

Doch Kazuma hatte schon mal von solchen Geisterstädten gehört. Die Saroks hatten alle Menschen aus ihnen vertrieben und sie in die Städte gebracht, um sie besser überwachen zu können. Demzufolge sollte hier niemand mehr sein.

Doch als Kazuma die Blumenbeete sah, wurde er skeptisch.

Serena beachtete das gar nicht. Sie dachte nur an eine Dusche. An fließend warmes Wasser, mit dem sie sich wieder sauber machen konnte.

Die Tür war nicht abgeschlossen, also ging sie rein.

Prompt stand sie in einer großzügigen Eingangshalle mit Türen rechts und links und einer Wendeltreppe, die nach oben in den 1. Stock führte.

Kazuma folgte ihr rein. Seine Skepsis wurde noch größer, als er die Halle sah.

Zugegeben, ein wenig Staub war auf dem Tisch neben der Haustür, aber es sah keinesfalls so aus, als ob hier seit Jahren niemand war.

„Sei vorsichtig!“, ermahnte er seine Schwester, die aber schon in einem der Zimmer verschwunden war und fieberhaft nach dem Bad suchte.

Kazuma seufzte und ging durch die linke Tür. Jetzt stand er in einem riesigen Wohnzimmer. In dessen Mitte stand eine ziemlich teuer aussehende Couch vor einem Großbildfernseher. An der Abschlusswand war ein Bücherregal, das fast bis unter die Decke ging. Auch hier gab es nur eine leichte Andeutung von Staub.

Langsam ging er auf eine weitere Tür am Ende des Wohnzimmers zu. Zahlreiche Gedanken gingen ihm durch den Kopf. War das eine Falle der Saroks gewesen? Ganz sicher nicht. Nicht so weit draußen in einem Nest, das von jeder Menschenseele verlassen war. Aber wenn es keine Saroks waren, wohnte dann hier noch jemand?

Er sollte die Antwort bekommen, als er durch den nächsten Türeingang in die Küche spähte.

Die Klinge eines ziemlich großen Küchenmessers schoss auf ihn zu und er machte einen beherzten Sprung zurück.

Doch eine Gestalt sprang auf ihn und riss ihn zu Boden. Dann spürte er nur noch, wie ihm jemand die Klinge an den Hals drückte.

Kazuma keuchte und sah auf. Er glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.

Es war ein Mädchen. Sie war älter als Serena, doch hatte ihr Gesicht noch recht junge Züge. Sie hatte langes, schwarzes Haar, das vorne als Pony ihre Stirn bedeckte und hinten als Pferdeschwanz herunterhing. Ihre blauen Augen starrten Kazuma voller Zorn an.

Doch er konnte auch etwas Angst in ihren Augen sehen. Eigentlich ungewöhnlich bei jemandem, der gerade einem Menschen eine 20 cm lange Klinge an den Hals hielt.

„Wer bist du?“, fragte das Mädchen wütend und verlieh mit ein wenig mehr Kraft in die Klinge ihrer Frage Nachdruck.

„Hast du das Bad gefunden?“, fragte Serena, die wohl noch nicht fündig geworden war und gerade das Wohnzimmer betrat. Als sie die beiden sah, erschrak sie.

Das Mädchen sah sie ebenso wütend an wie Kazuma.

Der nutzte diese Gelegenheit, ergriff die Hand die das Messer hielt, und warf das Mädchen zur Seite. Dann schmiss er sich auf sie drauf und hielt ihre Hände fest.

Sie versuchte, sich zu befreien, doch Kazumas Griff war zu fest.

„Wer ist denn das?“, fragte Serena verwirrt.

„Vermutlich lebt sie hier noch. Vielleicht sind noch mehr im Haus.“, sagte Kazuma.

Das Mädchen wehrte sich immer noch mit Händen und Füßen. Er musste sie unbedingt beruhigen, bevor sie sich weh tat.

„Jetzt hör mir mal zu! Wir haben nicht vor, dir etwas zu tun, klar? Wir haben nur einen Ort gesucht, wo wir uns eine Weile verstecken können.“, erklärte er.

Das Mädchen beruhigte sich etwas. „Ihr seid nicht in seinem Auftrag hier, um mich zu töten?“ Ihre Stimme war ruhiger geworden.

Kazuma wusste nicht, wie er diesen Satz deuten sollte. „Nein.“, sagte er schließlich und stand auf. Er streckte seine Hand aus und wollte ihr ebenfalls helfen, doch sie lehnte ab und stand selbst auf.

Kazuma keuchte. „Kein schlechter Angriff. Ich hatte nicht einmal Zeit, mich zu verteidigen.“, sagte er beeindruckt.

„Ja. Deine Verteidigung war aber auch nicht ohne!“ Das Mädchen hob ihr Messer wieder auf und ging damit in die Küche.

Kazuma sah Serena fragend an. Die sah in die Küche rein. „Tut mir leid, das wir einfach so reingeplatzt sind, aber wir dachten, das dieses Haus leer steht.“, erklärte sie.

Das Mädchen seufzte. „Man sieht doch, das dieses Haus gepflegt ist.“

Kazuma sah nach draußen. Das Schiff flog immer noch in der Nähe rum.

„Dürfen wir eine Weile hier bleiben? Zumindestens, bis die Saroks weg sind.“, fragte er.

„Von mir aus. Hauptsache, ihr stört nicht großartig.“, sagte das Mädchen, ging durch das Wohnzimmer und anschließend die Treppe nach oben.

„Hast du hier noch ein funktionierendes Bad?", fragte Serena.

„Klar. Ist im Keller. Verbrauch aber nicht zuviel. Im Regenwassersilo ist nicht mehr sehr viel drin.“, sagte das Mädchen, bevor man eine Tür zuschlagen hörte.

Etwas an ihrer Stimme machte Kazuma zu schaffen. Sie war nur etwas jünger als er und trotzdem klang sie schon so erwachsen. Doch in ihrer Stimme klang auch so etwas wie Bitterkeit. Eine tiefe Bitterkeit.

Er erinnerte sich an damals, kurz nachdem seine Mutter von ihnen gegangen war. Für eine Weile ging es ihm wohl auch so. Doch der Gedanke, das er irgendwann ihren Tod rächen würde, hat ihm über diese Bitterkeit hinweg geholfen.

Was war diesem Mädchen zugestoßen? Warum lebte sie offensichtlich alleine in so einem großen Haus? Noch dazu in einer Stadt, in der niemand mehr war.

Auf dem Kamin standen ein paar Bilder. Sie zeigten ein kleines Mädchen mit ihren Eltern. Sie schienen sehr glücklich gewesen zu sein.

Natürlich war klar, das sie das kleine Mädchen gewesen sein musste. Doch auf jedem der Bilder lächelte sie. Wie ein kleines Mädchen das eben tun sollte. Doch nichts wies auf das Mädchen hin, das er gerade kennengelernt hatte.

Sie war wild und kämpferisch. Die Invasion hatte wohl sehr viele Menschen verändert.
 

Nach einer Stunde kam Serena aus dem Keller wieder hoch. Sie

hatte ausgiebig gebadet und sich aus ihrem Rucksack frische Sachen angezogen.

„War das herrlich? So was schönes habe ich schon ewig nicht mehr gemacht!“, sagte sie und sah Kazuma an, der auf dem Sofa lag und wohl angestrengt nachdachte.

„Was ist denn mit dir?“, fragte sie und beugte sich über ihn.

Kazuma dachte immer noch über das Mädchen nach. Hatte auch sie ihre Eltern bei der Invasion verloren? War sie seit 5 Jahren allein?

Bei ihnen war das ja genauso und doch anders. Er hatte immer Serena gehabt. Damit hatte er eine Aufgabe. Seine Schwester zu beschützen. Doch die Fotos auf dem Kamin zeigten, das dieses Mädchen keine Geschwister besaß. Sie musste also seit Jahren ganz alleine leben. Ein Wunder, das sie das überlebt hat.

Serena sah Kazuma beleidigt an. „Gut. Wenn du es mir nicht erzählen willst, werde ich dich eben zwingen!“, schrie sie und sprang auf Kazuma drauf.

Der sprang auf und rang nach Luft. „Bist du verrückt?“, fragte er keuchend.

„Erzähl mir, was du denkst!“, schrie Serena.

„Vergiss es.“, sagte Kazuma und Serena ging erneut auf ihn los.

Erst nach einer Minute bemerkten sie das Mädchen, das sie vom Flur aus beobachtete. Kazuma sah sie als erstes.

„Tut mir leid! Waren wir zu laut?“, fragte Serena. Dann sah sie die Tränen in ihren Augen.

Im nächsten Moment kippte sie um.
 

Erst nach ein paar Minuten und einem Eisbeutel schlug sie auf der Couch die Augen wieder auf.

„Geht es dir gut?“, wollte Kazuma wissen, der ihr mit einem Fächer ein wenig Wind zuwehte.

„Geht schon.“, sagte sie und richtete sich auf. „Tut mir leid. Aber als ich euch so glücklich sah, musste ich an meine Eltern denken.“, sagte sie bedrückt.

Kazuma und Serena wussten nicht, was sie dazu erwidern sollten.

Schließlich ergriff Kazuma wieder das Wort. „Wenn wir schon mal so zusammen sitzen, sollten wir uns auch vorstellen. Ich bin Kazuma Tanakawa und das da ist meine Schwester Serena.“

Das Mädchen war erstaunt. So erstaunt, das sie sogar ein wenig kichern musste.

„Hab ich was komisches gesagt?“, fragte Kazuma.

„Nein. Keine Sorge. Ich hab nur selbst nicht daran gedacht, mich vorzustellen.“, sagte das Mädchen und stand auf.

„Ich bin Junko Kawamori. Freut mich, euch kennen zu lernen.“, sagte sie und setzte sich wieder.

„Das klingt doch schon viel freundlicher!“, bemerkte Serena fröhlich.

„Tut mir leid, das ich euch vorhin angegriffen habe. Aber ich dachte, ihr seid...!“, sagte sie doch mitten im Satz brach sie ab.

Kazuma verschränkte die Arme. „Du dachtest, wir wären im Auftrag von jemandem hier, nicht wahr? Das hast du jedenfalls vorhin gesagt.“, erinnerte Kazuma sie.

„Was soll das heißen? In wessen Auftrag?“, fragte Serena besorgt.

„Nicht. Das geht euch nichts an. Ist allein meine Sache!“, sagte Junko und stand wieder auf. „Ich mache euch einen Tee!“, sagte sie und verschwand in der Küche.

„Sie hat etwas, das sie uns nicht sagen will!“, sagte Serena.

Kazuma nickte. „Natürlich. Wir sind ja auch immer noch Fremde für sie. Wenn sie uns nicht da mit hineinziehen will, kann ich das verstehen. Wir sollten jedenfalls schnellstens von hier verschwinden. Irgendwie bekomme ich ein ungutes Gefühl bei dieser Stadt.“, sagte Kazuma und sah nach draußen.

„Jetzt hör aber mal. Jemand will dieses Mädchen möglicherweise umbringen und du willst ihr nicht mal helfen?“ Serenas Stimme klang sehr besorgt. „Ich rede mit ihr!“, fügte sie hinzu und ging ebenfalls in die Küche.

Kazuma aber war überzeugt, das es sinnlos war. Obwohl diese Junko im ersten Moment sehr kämpferisch wirkte, so scheint sie doch sehr verschlossen und schüchtern zu sein.

Doch irgendetwas ließ seine Gedanken nicht mehr los. Als er vorhin auf dem Boden lag und einen Augenblick lang in ihre Augen sah, hatte er ein seltsames Gefühl. Es waren nicht die zornigen Augen, die ihn fasziniert hatten. Es war mehr die Tiefe ihrer Augen. Einen Moment lang hatte er geglaubt, er würde in diesem endlosen Blau ertrinken.

Bis Serena hereingekommen und Junko abgelenkt war. Doch das Gefühl, das er hatte. Was war das gewesen?

Plötzlich klingelte es an der Tür und Kazuma hörte, wie etwas in der Küche zerbrach. Er stand auf und rannte hin. „Alles in Ordnung?“, fragte er.

Junko zitterte. „Versteckt euch. Schnell.“, sagte sie und ihre Atmung wurde kurz und schnell.

„Wieso? Wer ist das?“, fragte Kazuma.

„Bleibt einfach hier. Ich bitte euch.“, sagte Junko und ging an Kazuma vorbei zur Haustür.

„Meinst du, hier lebt noch jemand?“ Serenas Frage klang irgendwie überflüssig. Die Klingel hatte sich schließlich nicht von selbst betätigt.

Kazuma spürte, das Junko große Angst hatte. Vermutlich hatte sie deshalb die Teetasse fallen gelassen.

Das ungute Gefühl, das Kazuma hatte, wurde wieder stärker. Oder waren es nur die immer noch angeknacksten Rippen? Gleich würde er es erfahren, denn Junko betätigte die Klinke der Haustür.

Mut

Kapitel 6: Mut
 

Die Haustür ging auf und Junko blickte auf einen Mann von etwa 35 Jahren.

Er hatte kurze, braune Haare und seinem Gesicht nach hatte er etwas hochnäsiges. Dazu passte der lange Ledermantel überhaupt nicht, doch schien ihn das wenig zu stören.

„Was willst du schon wieder hier, Soichiro?“, fragte Junko. Sie kannte ihn wohl.

Kazuma wollte ihn sehen, doch von der Küche aus ging das nicht.

Serena wollte spähen, doch Kazuma hielt sie zurück.

„Was glaubst du, was ich hier will?“, fragte Soichiro und trat einfach so ein.

Als Kazuma sah, das er ins Wohnzimmer kam, drängte er Serena und sich weiter in die Küche zurück. Anschließend versuchte er, einen Blick auf diesen Kerl zu erhaschen. Er erschrak, als er ihn sah. Auf seinem Rücken, unter seinem Ledermantel hatte er ein Schwert. Der Griff schaute hinten aus dem Kragen heraus und am Abschluss des Mantels unten konnte man die Spitze sehen.

Von der Form her war es ein Breitschwert, wie Hideyuki es benutzt hatte. Außerdem verströmte der Kerl eine unheimliche Aura.

„Wie kannst du es wagen, einfach so mein Haus zu betreten?“ Junko war ärgerlich, aber froh, das er ihre Besucher noch nicht bemerkt hatte.

Mürrisch sah er aus dem Fenster. „Ich bin etwas enttäuscht von dir!“, sagte er mit kratziger Stimme.

Kazuma war der Meinung, das er eher wie ein alter Mann klang.

„Du hast dich immer noch nicht entschieden, mich zu heiraten. Dabei läuft die Frist heute Nacht ab. Also solltest du dich rasch entscheiden.“, fügte der Kerl hinzu.

„Du kennst meine Entscheidung. Ich habe sie dir schon vor einer Ewigkeit gesagt. Ich heirate dich nicht!“, schrie Junko energisch.

Kazuma erkannte wieder den Mut, den sie vorhin gezeigt hatte. Dieses Mädchen schien sehr wandelbar zu sein. Doch wer war dieser Kerl?

Soichiro lächelte. „Du weißt doch, was passiert, wenn du mich heute nacht nicht ehelichst. Dieses Haus wird mitsamt dir dem Erdboden gleichgemacht. Ich bin der einzige, der das noch verhindern kann.“, erklärte er.

Langsam bewegte er sich auf Junko zu und streichelte ihre Schulter. „Wenn du bei mir bist, hast du Immunität!“, flüsterte er leise.

Junko fasste seinen Arm an und hielt ihn zurück. „Vergiss es.“, sagte sie mit einem bestimmendem Unterton in der Stimme.

Plötzlich gab Soichiro ihr mit der anderen Hand eine Ohrfeige, so das Junko zu Boden ging.

„Dummes Ding. Willst du sterben?“, fragte er und legte eine Hand an den Griff seines Schwertes.

Kazuma wäre am liebsten vorgesprungen, doch er spürte, das Soichiro zögerte.

Er schien nur ein wenig wütend zu sein. Langsam ließ er das Schwert wieder los und ging an Junko vorbei zur Haustür. „Heute Abend um 10 Uhr bin ich wieder hier. Dann werde ich dir diese Frage ein letztes Mal stellen. Überlege dir deine Antwort also gut.“, sagte er und schlug die Haustür hinter sich zu.

Jetzt kam Serena als erstes raus und half Junko aufs Sofa. Ihre rechte Wange schmerzte ein wenig, doch glücklicherweise war Soichiros Schlag nicht sehr stark gewesen.

„Ich hol dir noch etwas Eis!“, sagte Serena und ging in die Küche.

Kazuma kam auch ins Wohnzimmer und setzte sich.

„Wer war das?“, fragte er.

Junko versuchte, den Blickkontakt mit ihm zu vermeiden. „Geht euch nichts an. Ihr solltet weiterziehen, wenn ihr überleben wollt.“, sagte sie.

Kazuma nahm einen tiefen Atemzug. Dann lachte er ein wenig.

„Was ist daran so lustig?“, fragte Junko wütend.

„Weil du mich an jemanden erinnerst!“, sagte Kazuma.

Er dachte an die Vergangenheit, als Hideyuki und Kommandant Shugo ihn und seine Schwester aufgelesen hatten. Damals wollte er keine Hilfe. Er hatte kein Essen von Fremden angenommen. Lieber wollte er selber welches suchen. Selbst, als der Kommandant ihn und seine Schwester aufgenommen hatte, wollte er sich selbst darum kümmern. Es dauerte wohl eine Weile, bis er sich daran gewöhnt hatte, das er Freunde gefunden hatte. Diesem Mädchen musste es nicht anders gehen. Sie hat lange Zeit alleine für sich gesorgt. Ohne Freunde, ohne Verwandte, ohne jemanden zum reden zu haben.

Junko sah Kazuma fragend an. Ihre Scheu schien ein wenig zu schwinden.

„Wie wäre es, wenn du uns erstmal erzählst, was du mit diesem Kerl zu schaffen hast und wir dann selbst entscheiden, was wir tun?“, fragte Serena, die Junko einen Eisbeutel gab.

Ihre Stimme klang dabei so sanft, das es Kazuma so vorkam, das Junko keine andere Wahl hätte, als ihnen zu vertrauen. Junko nickte zustimmend.
 

Serena hatte den Tee geholt, den sie aufgebrüht hatten und goss jedem eine Tasse ein.

Junko nahm ihre Tasse und nippte einmal kurz daran.

Kazuma hingegen schien keine Lust auf den Tee zu haben. Er sah Junko fragend an.

Die wusste, was sie jetzt erwarteten und sie hatte ja zugestimmt, es ihnen zu erzählen. Auch, wenn die beiden völlig fremd für sie waren, so spürte sie doch etwas wie Geborgenheit. Ein Gefühl, das sie schon lange nicht mehr hatte. Das Gefühl, jemandem alles erzählen zu können.

Junko stellte die Tasse wieder hin und senkte den Kopf. „Während der Invasion habe ich meinen Vater verloren!“, fing sie jetzt an.

„Bei der Verteidigung des Dorfes gegen die Saroks ließ er, wie viele andere, sein Leben. Es war ein schrecklicher Verlust für meine Mutter. Sie wäre am liebsten mit ihm gestorben, doch sie wusste, das ich sie brauchte. Als die Saroks dann unser Dorf räumen ließen, weigerte sie sich. Sie war eine hervorragende Schwertkämpferin, doch trotzdem würde sie gegen eine solche Anzahl Gegner keine Chance hatte. In dem Moment tauchte Er zum ersten Mal auf.“, erzählte Junko.

„Dieser Soichiro? Der Kerl von eben?“, fragte Kazuma.

Junko nickte und ihre Augen wurden ein wenig feucht. „Er war einen Handel mit den Saroks eingegangen. Er half ihnen ab und zu, Verstecke ausfindig zu machen und dafür ließen sie ihn am Leben. Er ist ein elender Feigling, den nur sein eigenes Leben kümmert.“, sagte Junko und ballte die Hände zu Fäusten.

„Moment mal. Nur damit ich mitkomme. Er hilft den Saroks, Menschen zu töten und dafür ist er unantastbar für sie? Das ist wirklich feige. Ein ziemlich hinterhältiger Kerl!“, sagte Kazuma.

„Sei doch mal ruhig.“, sagte Serena, die Junkos Niedergeschlagenheit sah. „Was ist dann passiert?“, fragte sie.

Junko schluchzte. „Er bot meiner Mutter an, mich zu heiraten. Damit wären auch wir verschont geblieben. Die Saroks hätten uns in Ruhe gelassen. Doch meine Mutter sah, das ich das nicht wollte. Außerdem wollte sie nicht zu einem Spielzeug der Saroks werden. Deshalb lehnte sie entschieden ab. Soichiro sah aber nicht ein, das er mich nicht haben konnte. Er lieferte sich einen Kampf mit meiner Mutter. Er war lang und hart. Doch langsam erkannte ich, das sie ihn nicht besiegen konnte. Ich wollte ihr helfen. Hab mir eines der Küchenmesser genommen und ging dazwischen. Soichiro übersah mich und holte zum Schlag aus. Meine Mutter... Sie hatte mich gesehen und beschützte mich. Sie stieß mich zu Boden und fing den Schlag mit ihrem Körper ab.“

Aus Junkos Augen kamen Tränenbäche und sie schluchzte so laut, das sie gar nichts mehr sagen konnte.

Sie weinte bittere Tränen. Es schmerzte sie sehr, darüber zu reden.

Aber gleichzeitig schien sie auch ein wenig glücklich. Bisher konnte sie mit keinem Menschen darüber reden. Seit diesem Tag konnte sie nicht mehr weinen. Durfte sie nicht mehr weinen. Und jetzt. Jetzt weinte sie aus vollem Herzen. Es war wie eine Erleichterung. Ein Stein, der ihr vom Herzen fiel.

Serena gab Junko ein Taschentuch, mit dem sie versuchte, ihre Tränen zu trocknen.

„Tut mir leid!“, sagte sie immer noch schluchzend.

„Nicht doch. Das muss dir nicht leid tun.“ Serena konnte ihre Gedanken verstehen. Auch sie musste unwillkürlich an ihre letzten Augenblicke mit ihrer Mutter denken. Damals war sie noch sehr jung und erst jetzt bemerkte sie, das sie noch nie so richtig darüber geweint hatte.

Kazuma hatte die Augen geschlossen, als würde er darauf warten, das die Geschichte weitergeht.

„Hast du nichts dazu zu sagen?“ Serenas Stimme klang verärgert.

„Was ist dann passiert?“, fragte Kazuma.

Junko schluchzte nochmal. Dann legte sie das völlig durchnässte Taschentuch beiseite.

„Ich habe meine Mutter beerdigt. Hinten im Garten, wo sie meinen Vater begraben hatte. Soichiro war dann eine Weile nicht mehr hier. Erst 3 Monate später tauchte er wieder hier auf. Er hielt erneut um meine Hand an und versprach, das wir glücklich leben würden. Kein Sarok würde uns mehr stören. Klar, das ich abgelehnt habe. Ich würde lieber sterben, als mit dem Mörder meiner Mutter zusammen zu leben.“, sagte Junko mit entschlossenem Blick.

Kazuma nickte. „Und seitdem sucht er dich immer wieder auf, was?“

Junko nickte.

„Hat er dieses Ultimatum ernst gemeint?“, wollte Serena wissen.

„Ganz sicher. Mir war klar, das er eine gewisse Geduld hat, aber irgendwann wartet auch er nicht mehr. Das Ultimatum hat er mir schon vor Monaten verkündet. Ich glaube, das die Saroks dieses Dorf endgültig platt machen wollen, um Flüchtlingen keinen Unterschlupf zu gewähren.“

Bei diesem Gedanken war Junko gar nicht wohl. Sie war mit ihren Eltern in diesem Haus aufgewachsen und jetzt sollte es wie das ganze Dorf einfach von der Landkarte verschwinden? Doch was sollte sie dagegen tun können?

Kazuma schien genug gehört zu haben. Er stand auf und ging zu seinem Rucksack. Den zog er sich auf den Rücken.

„Was hast du vor?“ Seine Schwester sah ihn fragend an.

„Was wohl? Wir gehen. Schließlich hat unsere kleine Miss vorhin gesagt, das wir gehen sollen. Sie würde schon alleine damit klar kommen.“, erklärte er provozierend.

Selbst Junko sah ihn jetzt entgeistert an.

Serena stand auf. „Ist das dein Ernst? Du willst sie einfach im Stich lassen? Ein Mädchen wie sie?“, fragte sie wütend.

„Sie will unsere Hilfe doch nicht. Sie will ja nicht einmal kämpfen!“, schrie Kazuma.

Diese Worte schienen Junko schwer getroffen zu haben. Ihr entgeisterter Blick zeigte das. Natürlich war ihr klar, das sie Soichiro nicht heiraten würde, egal was passierte. Doch bisher hatte sie ihn immer nur abgewiesen. Ihre Argumente hatten ihm immer wieder den Weg zur Tür gezeigt. Sie hatte ihm nicht einmal richtig die Stirn geboten. Nicht einmal daran gedacht.

„Hör auf, so etwas zu sagen!“, schrie Serena.

Junkos Hand wanderte zu ihrem Mund und wieder schossen ihre Tränen aus den Augen.

„Siehst du, was du angerichtet hast? Jetzt weint sie wieder!“, sagte Serena und setzte sich wieder zu Junko.

„Das ist alles, was sie kann. Weinen, verstecken und sich entschuldigen. Ist es nicht so? Seit 5 Jahren hast du dich in diesem Betonklotz eingegraben. Du warst dir sicher, das dieser Mistkerl dich nicht töten würde, weil er dich mag. Gott allein weiß, warum. Stattdessen hättest du deine Sieben Sachen packen und dich auf den Weg in die nächste Stadt machen können. Aber vermutlich verbinden sich so viele Erinnerungen mit diesem Haus, so das du es nicht einfach so verlassen kannst. Ist auch viel bequemer, als die harte Welt da draußen!“

Kazuma war mit seiner Standpauke fertig.

Junkos Herz raste. Das Blut in ihren Adern schien sich förmlich zu überschlagen. In ihrem Kopf waren plötzlich so viele Gedanken. Sie dachte an ihre Eltern und an die letzten 5 Jahre. Obwohl sie es sich noch nicht eingestehen wollte.

Kazuma hatte recht gehabt. Mit jedem Satz lag er richtig. Sie hatte viel zuviel Angst gehabt. Die Angst, das sie da draußen keine Freunde finden würde. An einem fremden Ort alleine zu sein wäre das letzte, was sie wollte. Deshalb blieb sie hier. Serena stand jetzt wütend auf und schlug Kazuma mit der Faust ins Gesicht.

Der ging mit einer schmerzenden Nase zu Boden.

„Du verdammter Vollidiot! Musste das sein?“, fragte Serena und wollte nachlegen.

Aber Junko hielt sie fest. „Nein. Lass ihn!“, sagte sie lächelnd.

Die letzten Tränen flossen ihr Gesicht runter und sie sah Kazuma an. „Danke. Ich glaube, das habe ich gebraucht.“, sagte sie.

Kazuma lächelte jetzt auch und richtete sich auf. „Also. Machen wir diesen Kerl jetzt platt, oder nicht?“, fragte er.

Serena verstand gar nichts mehr. Woher kam dieser plötzliche Sinneswandel von Kazuma und wieso dankte Junko ihm, obwohl er sie gerade eben aufs übelste beschimpft hatte? Das war ihr alles zu hoch.
 

Die drei gingen in den Keller. Junko hatte einen Schlüssel dabei und trat auf eine ziemlich dicke Metalltür zu. Wohl eine Art Schutzbunker.

„Hier bewahre ich die Erinnerungsstücke an meine Mutter auf.“, sagte Junko wehmütig.

Kazuma legte seine Hand auf ihre Schulter, um sie zu beruhigen.

Tatsächlich funktionierte es. Es war ein seltsames Gefühl für Junko. Noch nie hatte sie ein fremder Mensch so berührt. Langsam drehte sie den Schlüssel im Schloss um und öffnete die Tür.

Es war nur ein kleiner Raum. Jeweils rechts und links ein hohes Regal, in denen Essensvorräte standen. Genug für einen Menschen, um mindestens ein Jahr zu überleben.

Junko aber ging auf das Ende des Raumes zu, wo ein kleiner Altar aufgebart war. Er bestand aus zwei kleinen Tischen. Auf dem größeren unteren standen zwei Fotos.

Kazuma erkannte, das es Junko´s Eltern waren, die er auf den Fotos auf dem Kamin schon gesehen hatte. Sie lächelten.

„Das waren ihre schönsten Fotos. So will ich sie in Erinnerung behalten!“, sagte Junko und wieder rannte eine Träne ihr Gesicht runter. Diesmal war es aber eine Freudenträne.

Auf dem großen Tisch stand noch ein kleinerer, der mit einer roten Decke abgedeckt war. Und auf diesem Tisch lag eine längliche Glasvitrine.

Kazuma staunte, als er sah, was sich in dieser Vitrine befand. Es war ein Schwert in seiner Scheide. Aber solch ein Schwert hatte er noch nicht gesehen.

Die Scheide, die mit schwarzem Samt umwickelt war, war mit zahlreichen Goldornamenten verziert, die Schlachtszenen zeigte. Der Griff selbst war ebenfalls mit Samt umwickelt und der Teil, wo die Klinge rausragte, sah aus wie ein Drachenkopf, der sein Maul aufriss.

Kazuma konnte seine Augen nicht mehr von diesem wunderbaren Schwert lassen. Es zog ihn geradezu in seinen Bann.

„Das ist die Drachenklinge. Meine Mutter sagte immer, das es ein uraltes Schwert ist, mit dem die großen Feudalherren vor 500 Jahren bereits gekämpft hatten. Angeblich hat es dem größten von ihnen, Nobunaga Oda gehört. Dem Schwert werden sogar magische Kräfte nachgesagt. Aber im Kampf gegen Soichiro hat es meiner Mutter nicht geholfen. Sie starb trotzdem!“, sagte Junko und zerbrach mit einem Schlag die schöne Vitrine. Dann nahm sie das Schwert heraus und sah es an.

„Jetzt wird es mir helfen. Ich werde diesem Mistkerl ein Ende bereiten, wie er es verdient!“, sagte sie und zog die glänzende Klinge aus der Scheide.

Selbst im fahlen Licht der einzelnen Glühbirne, die hier brannte, schien sein Schein einen zu blenden.

„Kannst du damit überhaupt umgehen?“, fragte Kazuma.

Junko steckte das Schwert wieder weg. „Natürlich. Meine Mutter hat mich darin unterrichtet.“, sagte sie lächelnd und ging wieder raus.

„ Gut. Dann steht es fest!“, sagte Kazuma.
 

Die Sonne war schon lange untergegangen.

Kazuma und Serena waren im ersten Stock und sahen aus dem Fenster. Dabei beachteten sie immer wieder die Uhr. Es war 5 vor 10. In 5 Minuten würde er vor der Tür stehen und dann würde es einen heftigen Kampf geben.

„Bist du froh?“, fragte Serena.

Kazuma verstand nicht, was sie meinte. „Das es kein Sarok ist, meine ich.“, fügte sie hinzu.

Natürlich war Kazuma froh. Sein Gegner war nur ein Mensch. Das bedeutete, das er ihn mit etwas Glück besiegen könnte. Doch woher wusste Serena, das er darüber froh wäre?

„Glaubst du nicht, ich hätte es nicht gemerkt? Seitdem du mich aus dem Gefängnis rausgeholt hast, bist du so anders. Ängstlicher als sonst. Der Kampf gegen diesen Riesen hat dich verändert. Ich als deine Schwester kann das spüren. Und ich kann dir helfen.“, sagte Serena verständnisvoll.

Kazuma seufzte.

„Empfindest du etwas für sie?“, fragte Serena auf einmal.

Kazuma wurde ein wenig rot und riss sich von seiner Schwester los.

„Was soll denn diese Frage?“, fragte er.

„War doch nur ein Witz. Aber mal im Ernst. Sie ist doch ziemlich süß.“, sagte Serena.

„Komm mir bloß nicht mit so was. Du weißt, das ich kein Interesse daran habe.“, erklärte Kazuma und er ließ an diesen Worten keinen Zweifel aufkommen. Doch etwas in seinem Kopf fragte sich trotzdem, was er für Junko empfand. Immer noch spukten ihm diese himmelblauen Augen im Kopf herum. Er konnte sich nicht gegen dieses Gefühl wehren und er konnte es nicht beschreiben.

Plötzlich zog seine Schwester ihn am Ärmel. „Sieh mal!“, sagte sie und zeigte auf eine Gestalt, die sich im Schatten dem Haus näherte.

Kazuma erkannte die Umrisse. Es war Soichiro. Gleich würde es losgehen.

Junkos Kampfgeist

Kapitel 7: Junkos Kampfgeist
 

Langsam ging Soichiro auf das Haus zu. Dabei lächelte er. Heute hätte Junko keinen Grund mehr, seinen Antrag abzulehnen. Sollte sie es dennoch machen, würde sie sterben und er war sich sicher, das sie das nicht wollte. So lange hatte er schon um ihre Hand angehalten. Entweder heute oder nie.

Er trat vor die Haustür und wollte klingeln. In dem Moment ging die Tür aber schon auf und Junko stand vor ihm in der Eingangshalle.

Soichiro sah ein wenig verwirrt aus.

Junko hatte einen Kampfanzug an. Einen ähnlichen, den ihre Mutter damals trug, als er sie bekämpft hatte. Im Gürtelhalfter hing die Drachenklinge.

Obwohl ihre Augen blau waren, meinte Soichiro in ihnen ein Feuer lodern zu sehen.

Er lächelte leicht, wusste aber eigentlich, was gleich kommen würde. „Soll ich das als Absage betrachten?“, fragte er.

Junko sagte für einen Augenblick gar nichts. Sie sah ihn nur böse an.

Soichiro war ganz komisch zumute. Das war nicht das Mädchen, das er all die Jahre besucht hatte. Nicht die Junko, die er heiraten wollte. Etwas in ihr schien sich verändert zu haben. Er wusste allerdings nicht, was und wie.

„Nun gut. Du willst also genauso sterben wie deine Mutter!“, sagte er und zog seinen Mantel aus, ohne auf eine Antwort zu warten. Dann ging er etwas zurück und hing den Mantel über den Zaun.

Junko trat nach draußen ohne etwas zu sagen.

Kazuma kam zwar die Treppe runter, doch er blieb noch drinnen. Junko hatte ihn darum gebeten, das er sich nicht einmischen möge, bis sie ihn darum bat und er respektierte diese Bitte, auch wenn es ihm nicht gefiel.

Vielleicht könnte er nicht rechtzeitig genug eingreifen. Er wusste nicht, was dieser Kerl drauf hatte. Wenn er stark wäre, würde er Junko vielleicht töten, ohne das sie ihr Schwert auch nur ziehen könnte.

„Was willst du eigentlich von mir?“, fragte Junko mit ruhiger Stimme.

„Häh?“ Soichiro war ziemlich erstaunt über diese Frage. Er schien gar nicht damit gerechnet zu haben.

„Du hast mich schon verstanden. Warum ich?“ Junko verlieh ihrer Frage damit Nachdruck.

Soichiro lächelte ein wenig. „Weil du perfekt bist.“, sagte er.

Das verstand sogar Serena nicht.

„Perfekt? Komm schon. Es gibt Dutzende Mädchen und Frauen, die besser aussehen als ich.“, sagte Junko.

„Nicht in dieser Hinsicht.“ Soichiro hob den rechten Zeigefinger. „Ich möchte einen Nachkommen haben. Einen Sohn, der eines Tages die Früchte meiner Arbeit genießen wird. Und du bist jung und unschuldig. Außerdem hast du keine Erbkrankheiten. Das habe ich untersuchen lassen!“, sagte Soichiro.

Kazuma legte eine Hand an eines seiner Schwerter. Diese Erklärung konnte er nicht fassen. Er brauchte Junko nur, um sein Kind auszutragen? Das war wirklich herzlos. Dieser Kerl sollte ein Mensch sein? Kein Mensch würde so etwas tun. Und doch hatte Soichiro das gesagt.

Junko war erstarrt vor Schreck. Sie dachte, das Soichiro sie mag und deshalb ständig um ihre Hand anhielt. Sie hatte nur immer abgelehnt, weil er ihre Mutter getötet hatte und weil sie nichts für ihn empfand, aber das war zuviel.
 

Junko´s Gesicht verzog sich vor Zorn. Sie stürmte auf Soichiro los. Im Laufen noch zog sie mit der linken Hand das Schwert aus der Scheide.

Soichiro nahm mit der rechten sein Schwert in die Hand, das sich jetzt mit einem Klicken von der Befestigung auf dem Rücken löste und schleuderte es durch die Luft.

Junko holte aus und schlug zu.

Die Drachenklinge zerteilte die Luft und traf auf das Breitschwert. Ein metallisches Geräusch erfüllte die Luft, als die Schwerter sich berührten. Es war, als wenn jemand eine riesige Stimmgabel in Schwingungen versetzt hätte. Aber es war kein unangenehmes Geräusch. Mehr wie eine melodische Einleitung zu einem Lied.

Auf Junkos Auge lag eine kleine Träne. „Du wolltest mich also die ganze Zeit nur benutzen. Wolltest, das ich deinen Nachfahren austrage. Und ich dachte, du liebst mich!“, schrie sie und drückte wütend gegen das Schwert.

Doch obwohl Soichiro sein Schwert mit einer Hand hielt, gab es

keinen Millimeter nach.

„Bist du jetzt enttäuscht von mir? Dachtest du, ich würde dich wegen deinem Aussehen lieben? Oder wegen deinem Wesen? Ich habe dich jahrelang gequält um dich weich zu bekommen, damit du endlich zustimmst. Damit du meinen Sohn zur Welt bringst. Das hättest du nicht erwartet, was?“, fragte Soichiro und stieß Junko zurück.

Die taumelte ein wenig rückwärts.

„Wenn du dein Schwert jetzt fallen lässt und zustimmst, mich zu heiraten, werde ich dir diesen Wutausbruch verzeihen.“, sagte Soichiro.

Junko hatte den Kopf gesenkt und zahlreiche Tränen berührten das Gras. „Niemals. Das werde ich dir niemals verzeihen!“, schrie sie.

Kazuma schluckte. Junko war voller Wut. So könnte sie diesen Kampf doch niemals gewinnen. Als er sah, wie leicht Soichiro das riesige Schwert, das locker 100 Kilo wiegen musste, mit einer Hand schwang und sogar Junkos Schlag abwehrte, war ihm klar, das er kein leichter Gegner sein würde.

Soichiro konnte seine Überraschung über den plötzlichen Kampfgeist von Junko immer noch nicht verbergen. Er seufzte tief.

„Na gut. Dann lässt du mir keine andere Wahl. Ich habe den Auftrag, dich zu töten, wenn du nicht meine Frau werden willst.“, sagte er und sein Blick wurde finster.

Er griff sein Schwert jetzt mit beiden Händen. Dann hob er es leicht an und rannte los.

Jetzt hielt er das Schwert in einem 90 Grad Winkel von sich weg und drehte es leicht, damit seine breite Seite gut sichtbar war.

Kazuma erschrak. Unwillkürlich musste er an seinen Lehrmeister denken. Diese Bewegung kannte er. Meister Hideyuki hatte sie mehrfach angewandt. Ein Schlag, dem man unmöglich ausweichen kann, wenn man ihn nicht kennt.
 

Junko machte sich mit der Drachenklinge bereit, den Schlag abzufangen.

Soichiro sprang jetzt in die Luft und drehte sich einmal, was angesichts dieses Schwertes eine ungeheure Leistung gewesen sein musste.

Dann kam die Klinge plötzlich von oben auf Junko zu. Doch diese Bewegung war so schnell, das sie nicht einmal Zeit hatte, ihr Schwert zu heben, selbst wenn sie genug Kraft gehabt hätte, den Schlag abzuwehren. Es hätte sie sicher in der Mitte geteilt, wenn sie nicht plötzlich zur Seite gestoßen worden wäre und die Klinge zwischen zwei Schwertern aufprallte.

Wieder gab es ein metallisches Klirren, doch diesmal war es ungleich lauter als das erste Mal.

Kazuma stemmte sich mit aller Macht gegen diesen Schlag, bis Soichiro mit den Füßen auf dem Boden aufkam und sich der Druck seiner Klinge senkte. Sie war zwischen Kazumas Schwertern zum liegen gekommen.

Junko sah auf. Die beiden standen sich wie Statuen gegenüber. Soichiro, der sich wohl gerade fragte, wo sein gegenüber herkam und Kazuma, der in die Hocke gegangen war, um den Schlag abzufangen.
 

Für einen Augenblick herrschte eine gespenstische Ruhe in der Luft. Nur das Keuchen von Kazuma war wahr zu nehmen.

Soichiro nahm sein Schwert wieder weg, rammte es in den Boden und sah Kazuma fragend an. „Und wer bist du?“, fragte er misstrauisch.

Kazuma steckte seine Schwerter wieder weg und stand auf. „Jemand, der nicht zulässt, was sie hier tun.“ Seine Stimme war plötzlich so ausdrucksstark. So selbstsicher als würde er nie anders sprechen. Der positive Ausdruck, den er sonst immer in seinen Augen hatte, war Zorn gewichen. Er wusste nicht, woher dieser Zorn kam, doch er war da und irgendwie war er froh darüber.

Soichiro sah sein gegenüber immer noch skeptisch an. Wie hatte er seinen Schlag abwehren können? Bis jetzt hatte das noch niemand geschafft. Und dann kam da dieser Kerl mit seinen Schwertern und tut es einfach so, als wäre es das leichteste von der Welt. Er durfte ihn auf keinen Fall unterschätzen. „Woher wusstest du, wie du den Schlag abwehren kannst?“, fragte Soichiro mit Nachdruck.

Kazuma stellte sich gerade eine ähnliche Frage. Woher kannte dieser Kerl die Technik, die sein Meister angewandt hatte? Es gab wohl nur einen Weg, das rauszufinden.

„Weil ich diesen Schlag kenne. Mein Meister hat ihn mir oft gezeigt. Er war seine Spezialität!“, sagte Kazuma.

Soichiro schien wie vom Blitz getroffen. „Dein Meister? Wer ist dein Meister?“

Eine Antwort schien so einfach und doch so schwer. Kazuma wollte eigentlich nicht mehr an seinen Meister denken, doch diesmal musste es wohl sein.

„Hideyuki!“, kam es wie aus der Pistole geschossen.

Soichiro senkte den Kopf. Es war wohl nicht das erste Mal, das er diesen Namen hörte.

Kazuma wusste allerdings nicht so recht, wie er diese Reaktion deuten sollte.

„Hideyuki. Natürlich. Wie konnte es auch anders sein. Selbst jetzt verfolgt er mich noch.“ Soichiro schien mit sich selbst zu reden.

Er sah Kazuma wieder an. „Wo ist er? Ist er hier?“

Kazuma wusste genau, wen Soichiro meinte. „Nein. Er ist nicht hier!“, sagte Kazuma.

Soichiro lächelte. „Sehr gut. Dann besteht auch keine Gefahr.“, sagte er und zog das Schwert wieder aus dem Boden raus. Sein Blick war wieder ernst geworden.

„Ich weiß zwar nicht, was ihr hier wollt, aber ihr werdet mich nicht an der Ausübung meiner Pflicht hindern.“, fügte er hinzu.

Kazuma aber schien das nicht genug zu sein. „Woher kennst du Hideyuki?“

Soichiro dachte kurz nach. „ Ganz einfach. Wir hatten denselben Lehrmeister. Allerdings war Hideyuki der Meinung, das man die Schwächeren beschützen sollte, auch wenn man selbst dabei draufgeht. Ich habe aber die Überzeugung, das man nur einem dienen sollte. Sich selbst!“, erklärte Soichiro.

Klang irgendwie dämlich, wenn man bedachte, das Soichiro Aufträge der Saroks durchführte, doch Kazuma verstand, was er meinte. Er unterwarf sich ihnen und dafür blieb er am Leben. Das meinte er mit er diene nur ihm.

„Schluss mit der Schwätzerei. Ich habe noch andere Dinge vor!“, sagte Soichiro und sah Junko an, die mittlerweile wieder aufgestanden war.
 

Serena war immer noch im Haus. Durch das Fenster beobachtete sie die drei, doch bisher hatte sich noch keiner wieder gerührt. „Sei vorsichtig.“, ermahnte sie ihren Bruder in Gedanken.

Soichiro erhob sein Schwert wieder und richtete es auf Kazuma. „Wenn du von Hideyuki unterrichtet worden bist, dann werde ich mir als erstes dich vornehmen. Das macht mehr Spaß als ein schwaches Mädchen.“, sagte er.

Kazuma zog seine Schwerter wieder raus und schwang sie einmal im Kreis herum.

„Schwaches Mädchen?“, fragte Junko wütend und wollte ihr Schwert ziehen.

„Lass es! Es ist besser so. Mit dem wirst du nicht fertig. Aber ich kenne seine Technik, denn es ist die Technik, die mein Meister mir gezeigt hat.“, erklärte Kazuma. Er war sich seiner Sache offenbar sehr sicher.

Serena erschrak, als sie das sah. Genau denselben Ausdruck hatte er, als er Ghatzi stellte und das Ergebnis ist ja bekannt.
 

Soichiro zögerte einen Augenblick, dann aber rannte er los. Sein Schwert schliff hinter ihm über den Rasen, bevor er zum Schlag ausholte.

Es kam von links und Kazuma hielt eines der Schwerter dagegen. Die Klingen berührten sich, doch mit dem Schlag wurde ein Klumpen Erde mit hochgeschleudert, der Kazuma im Gesicht traf. Er taumelte etwas zurück und rieb sich die Augen, die etwas von der Erde abbekommen hatten. „Ein mieser Trick!“, sagte er. Langsam öffnete er die Augen wieder, doch er sah alles verschwommen.

Soichiro holte erneut zu einem Schlag aus, diesmal von oben. Kazuma hörte die Klinge durch die Luft sausen und hob sein Schwert.

Doch er war zu langsam. Bevor er sein Schwert heben konnte, ging Junko dazwischen und fing den Schlag mit ihrem Schwert auf.

„Mit dem wirst du fertig, was?“, fragte sie mit gequälter Stimme. Die Abwehr des Schlages schien sie sehr anzustrengen.

Soichiro ließ von ihr ab und zog sein Schwert zurück.

Doch er griff erneut an. Diesmal drehte er sich mitsamt seinem Schwert und kam von der Seite.

„Von Rechts!“, schrie Junko.

Kazuma sah verschwommen das Schwert und hielt eines seiner Schwerter dagegen.

Doch die Wucht des Schlages fegte ihn von den Füßen gegen die Hauswand.

Junko war nach oben gesprungen, um dem Schlag auszuweichen. Sie kam mit den Füßen auf dem Schwert von Soichiro auf und trat zu.

Mit dem Tritt erwischte sie Soichiros Gesicht. Der trat einen Schritt zurück und Junko sprang wieder auf den Boden.

Soichiro fasste sich mit der freien Hand an die Backe, wo ein kleiner Kratzer hing, der leicht blutete. Als er das Blut an seinen Fingern sah, leckte er es fast schon genüsslich ab. „Das wirst du bezahlen.“, sagte er.
 

Kazuma schüttelte den Kopf. Langsam konnte er wieder klar sehen. „Dieser Mistkerl. Damit hatte ich nicht gerechnet.“, sagte er sich und sah rüber zu Junko.

Die ging wieder auf Soichiro los, doch ihre Klinge prallte nur an dem Breitschwert ihres Gegners ab.

„So wird das nichts. Er ist nahezu so stark wie Meister Hideyuki. Nicht einmal ich könnte ihn so besiegen.“ Kazuma war ratlos. An Kraft schien er ihm unterlegen zu sein. Seine Klinge war außerdem zu schwer. Er konnte Soichiro wohl nur mit Strategie besiegen.

„Denke nach.“, zwang er sich.

Plötzlich fiel ihm etwas ein. Es gab vielleicht eine Technik, mit der er ihn besiegen könnte. Eine Technik, die Meister Hideyuki ihm beigebracht hatte. Doch in seiner jetzigen Verfassung war er sicher, das er sie nur einmal hinbekommen könnte.

Vorsichtig stand er auf. Zwar war er etwas wackelig auf den Beinen, doch er konnte stehen. Die Schwerter lagen neben ihm auf dem Boden, doch er wusste, das sie viel zu schwach sein würden. Wenn er sie gegen dieses Schwert einsetzte, würden sie unter dessen Gewicht zerbersten. Allein Junko´s Schwert könnte dem standhalten, was er vorhatte.

Junko wich wieder etwas zurück und fing den nächsten Schlag ab. Obwohl sie nicht sehr stark war, hielt sie sich tapfer. Doch auch ihre Kräfte waren begrenzt und so ging sie jetzt in die Knie.

Ihre Atmung war schnell und schwer. Sie spürte jeden einzelnen Knochen in ihrem Körper und wusste, das sie vermutlich gleich sterben würde.

Da trat Kazuma neben sie. Er ging ein wenig gebückt, doch er stand.

„Gibst du mir für einen Augenblick dein Schwert?“, fragte er und streckte die rechte Hand aus.

Junko sah die Drachenklinge an. Ihr war nicht wohl bei der Sache.

„Es ist unsere einzige Chance.“, verkündete Kazuma.

Junko schluckte und gab ihm das Schwert in die Hand.

Soichiro hatte ruhig zugesehen. Er war sich nach wie vor sicher, das er die besseren Karten hätte.

Kazuma trat vor Junko und hielt das Schwert mit beiden Händen.

„Du hast es nicht geschafft, mir mit zwei Schwertern etwas entgegen zu setzen. Was glaubst du, kannst du mit einem Schwert ausrichten?“ Soichiro´s Stimme klang schon ein wenig spöttisch.

Kazuma kam auch nicht umhin, zu schmunzeln. Es mußte reichlich merkwürdig aussehen, wie er in fast gebückter Haltung da stand und einen Kerl bedrohte, dessen Schwert genauso groß war wie er.

Doch in Gedanken sah Kazuma seinen Meister. „Diesen Schlag habe ich selbst entwickelt. Wenn du den beherrschst, macht dir auch die größte Waffe keine Angst mehr. Damit durchdringst du jede Verteidigung. Allerdings brauchst du ein starkes Schwert.“

Diese Worte hatte Hideyuki ihm gesagt. Dummerweise fiel ihm gerade auf, das er, jedesmal, wenn er den Schlag anwenden wollte, versagt hatte. Er hatte es nicht einmal geschafft, den Schlag erfolgreich durchzuführen. Würde er es hier und jetzt schaffen, wäre das eine Premiere.
 

Kazuma holte mit dem Schwert weit aus. Er streckte seinen Arm ganz aus und erwartete den Angriff.

Soichiro vermochte diese Bewegung nicht recht zu deuten, doch Kazuma war nun ganz ohne Deckung. Das musste er einfach ausnutzen. „Du Narr!“, schrie er und ging zum Angriff über.

Er stieß sich mit aller Kraft ab und schlug mit dem Schwert im 45 Grad Winkel zu.

Doch Kazuma schlug gleichzeitig zu.

Sein Schwert berührte die Spitze von Soichiros Schwert, ging an der Klinge entlang und Kazuma zog den Schlag durch.

Etwas Blut spritzte auf den Rasen und Soichiros Schwert krachte zu Boden.

An der Drachenklinge klebte etwas Blut von dem jetzt ein Tropfen den Boden berührte.

Soichiro ging mit einem Schmerzensschrei in die Knie. Der Ärmel seines rechten Arms war aufgerissen und dort klaffte eine lange Wunde, die Kazuma hinterlassen hatte.

„Das gibt´s doch nicht. Wie hast du das gemacht?“, fragte Soichiro. Die Wunde tat verdammt weh.

Kazuma ließ das Schwert auf den Boden fallen. „Geh. Geh und komm nie wieder.“, sagte er und ging ebenfalls in die Knie.

Junko traute ihren Augen kaum. Kazuma hatte Soichiro besiegt. Mit dieser Wunde würde er vorerst kein Schwert mehr führen können.

„Dieser Schlag war ja eine Wucht!“, schrie sie fröhlich aufgeregt.

Soichiro stand jetzt wieder auf und ging zu seinem Mantel. Von dem riss er einen Ärmel ab und verband sich unter Stöhnen den Arm, damit er nicht mehr so stark blutete.

„Gut. Ich werde gehen. Aber ihr habt mich nicht zum letzten Mal gesehen. Merkt euch das!“ Mit diesen Worten verschwand er die Straße runter.

Serena rannte jetzt zu Kazuma. „Geht es dir gut? Du siehst erschöpft aus!“, sagte sie.

Doch Kazuma lächelte. „Siehst du? Ich habe es geschafft! Hast du es gesehen? Meister Hideyuki wäre stolz auf mich!“, sagte Kazuma. Dann fiel er ins Gras und lachte. Er lachte aus vollem Herzen so laut er konnte.

Damit steckte er sogar Junko an, die auch nicht anders konnte, als zu lachen. So voller Kraft hatte sie schon lange nicht mehr gelacht. Jetzt hatte sie auch wieder allen Grund dazu.

Nächster Stop, Joetsu

Kapitel 8: Nächster Stop, Joetsu
 

Am Horizont ging die Sonne auf und schien langsam in das Haus von Junko.

Kazuma, der auf dem Sofa eingeschlafen war, wurde durch ihre Sonnenstrahlen wach. Er streckte sich und stand auf.

Im Bad angekommen, zog er sich erstmal das T-Shirt runter und nahm den Druckverband ab, den er immer noch um den Bauch hatte. Er war der Meinung, das er den ohnehin nicht mehr brauchte und sich so besser bewegen könnte.

Tatsächlich hatte er dort keine Schmerzen mehr. Nur die Arme schmerzten noch ein wenig von dem Kampf gestern, aber sonst ging es ihm gut. Er gähnte herzhaft.

Da wurde die Tür aufgerissen und Junko platzte hinein. Die erschrak, als sie Kazuma mit nacktem Oberkörper sah, doch sie sagte nichts dazu.

„Tschuldigung.“, sagte sie und ging wieder.

„Frauen.“, dachte Kazuma und wusch sich erstmal.
 

Als Junko in die Küche kam, war Serena bereits dabei, das Frühstück herzurichten.

„Du hast ja echt eine große Auswahl an Gemüse und Obst. Hast du das selbst angepflanzt?“, fragte Serena.

Junko aber sagte erstmal gar nichts. Sie schien für den Augenblick sprachlos.

Serena aber kümmerte sich nicht darum, sondern deckte den Tisch.

Zehn Minuten später kam Kazuma auch hinzu und setzte sich. Junko ebenfalls. Eigentlich war es ihr etwas unwohl wenn sie in ihrem eigenen Haus bedient würde, doch Serena hatte darauf bestanden.

„Ein herrlicher Morgen!“, sagte Kazuma und nahm sich ein Stück Brot.

Junko musterte Kazuma genau. Irgendwie war ihr so, als würde sie ihn immer noch ohne Oberteil sehen, doch sie bemühte sich, diesen Gedanken zu verdrängen.

„Und! Was habt ihr jetzt vor?“, fragte sie lächelnd.

„Wir fahren weiter nach Joetsu. Von dort aus nehmen wir eine Fähre nach Ch´ongjin. So gelangen wir nach Westen, wo wir hin müssen.“, erklärte Kazuma.

Junko sah ihn fragend an.

Erst jetzt fiel Kazuma auf, das sie Junko ja gar nicht erzählt hatten, weswegen sie auf der Reise waren. Während dem Essen holten sie das nach.
 

Sie erzählten Junko von dem Turnier und was sie erlebt hatten, um die Daten zu bekommen.

Junkos Augen wurden dabei immer größer. „Das ist ja fantastisch! Ein richtiges Abenteuer!“ Junko sprang auf, nachdem Kazuma und Serena ihre Erzählung beendet hatten.

„Kann ich mitkommen?“, kam es jetzt spontan von Junko und sie sah Kazuma dabei ganz tief in die Augen.

„Nein.“, sagte der noch an der Brotrinde kauend.

Das käme ja gar nicht in Frage. Er hatte mit Serena schon genug um die Ohren. Da könnte er nicht noch ein Mädchen gebrauchen, das ständig um ihn herum ist. Mädchen störten seiner Meinung nach nur. Eigentlich wollte er ja nicht einmal diese Mission machen.

„Warum denn nicht?“, wollte Serena wissen.

„Siehst du? Sie ist auf meiner Seite!“, sagte Junko.

„Weil wir zu zweit schon genug Aufsehen erregen. Du darfst nicht vergessen, das die Saroks überall sind. Wenn sie mitkriegen, was wir vorhaben, werden sie uns jagen, das ist sicher!“, sagte Kazuma und nahm einen weiteren Bissen.

Junko seufzte.

„Aber sie ist hier ganz alleine. Seit vielen Jahren. Außerdem kann sie gut kämpfen.“ Serena wollte mit allen Mitteln versuchen, ihren Bruder umzustimmen.

„Ich sagte nein und dabei bleibt es auch.“ Kazuma stand auf und ging nach draußen.

Serena stand ebenfalls auf. „Pack ruhig deine Sachen. Ich kriege diesen Dickschädel schon rum.“, sagte sie und ging ebenfalls in den Garten.

Kazuma saß im Gras und genoss ein wenig die Sonne. Doch die Anwesenheit von Serena blieb ihm nicht verborgen, obwohl er die Augen geschlossen hielt.

„Du kannst mich nicht umstimmen. Vergiss es!“, sagte er ohne sich großartig zu bewegen.

„Hast du vergessen, wessen Idee diese Mission war. Meine!“, sagte Serena mit starker Stimme.

Kazuma lächelte. „Hast du dich eigentlich mal gefragt, ob wir diese Reise überhaupt lebend überstehen?“, fragte er.

Serena sah ihn fragend an. Bis jetzt hatte sie keine Zweifel daran gehabt, das sie ihre Mission zuende führen würden. Aber eigentlich hatte er Recht. Unterwegs würden so viele Gefahren auf sie lauern. Doch sie wollte ihrem Bruder keinesfalls recht geben.

„Natürlich werden wir diese Mission überstehen.“, sagte sie.

Kazuma holte den Computer raus und rief die Standorte der 5 Auserwählten auf. „Dann schau dir mal unsere Route an. Der erste Kandidat ist nicht weiter schlimm. Er wohnt in Patna, einer eher unbedeutenden Stadt für die Saroks. Aber mit Kandidat zwei wird das schon kniffliger. Der wohnt in Moskau.“, erklärte er.

„Und was heißt das?“, fragte Serena.

„Kennst du eigentlich die Kommandostruktur der Saroks?“, gab Kazuma als Gegenfrage.

Serena schüttelte den Kopf.

„Dann erklär ich es dir. Hideyuki hatte es mir mal erzählt. Bei den Saroks geht es um Stärke. Das heißt, der Stärkste von ihnen ist der Boss. Genauer gesagt der Imperator. Dem unterstehen 4 weitere Saroks. Die Obergeneräle wie sie genannt werden. Die haben die Länder der Erde unter sich aufgeteilt. Amerika, Afrika, Asien mit Europa und Australien. Jedes dieser 4 Gebiete wird von einem von ihnen kontrolliert. Allerdings zeigen diese sich nie im Gegensatz zu den 7 Hauptgenerälen.“, erklärte Kazuma.

„Hauptgeneräle?“, fragte Serena.

„Ja. Ebenfalls sehr starke Saroks. Sie unterstehen allerdings den Obergenerälen und nicht dem Imperator. Jeder der Obergeneräle bekam die Kontrolle über eine Stadt. Ein Gebiet, wo er herrschen kann. Wo er die Menschen unter Kontrolle bringt und nichts ohne seine Einverständnis geschieht. Jedenfalls hat mir Hideyuki das so erzählt.“

Kazumas Erklärung klang ganz simpel. Die Saroks hatten eben das Recht des Stärkeren.

Jetzt sah Serena wieder auf den Computer. „Und Moskau wird von einem von denen kontrolliert?“, fragte sie.

Kazuma nickte. „Ja. Das ist wohl so.“, entgegnete Kazuma.

„Ist doch kein Problem. Wir gehen nur rein, holen den Erwählten raus und verschwinden wieder!“, sagte sie lächelnd.

Kazuma seufzte. Aus dem Mund seiner Schwester klang das alles so einfach.

„Du darfst aber die Untergeneräle nicht vergessen. Davon gibt es Hunderte. Ihre Kampfkraft ist zwar nicht so groß wie die der Hauptgeneräle, aber wenn sie auch nur annähernd so stark sind wie dieser Ghatzi, haben wir ein Problem.“, erwähnte Kazuma noch.

„Umso wichtiger ist es, das wir noch mehr Mitstreiter haben. Mit Junko sind wir kampfstärker.“, sagte Serena.

Kazuma fasste sich an den Kopf. Irgendwie sträubte er sich gegen diese Entscheidung und er wusste, das er sie vermutlich noch bereuen würde.

„Na gut. Einverstanden. Sie darf mit.“, sagte er schließlich und stand auf.

„Prima. Ich sag´s ihr!“ Serena verschwand wieder im Haus.

„Ich bin viel zu weichherzig.“, sagte Kazuma kopfschüttelnd.
 

Vor der Haustür wartete er eine Weile, bis Serena und Junko rauskamen.

Junko hatte sich ebenfalls einen großen Rucksack gepackt. Vermutlich hatte sie da abgesehen von dem kompletten Inhalt des Kühlschranks auch einige Erinnerungsstücke dabei. Schließlich verließ sie das erste Mal ihr Elternhaus für längere Zeit.

Jetzt war sich Kazuma nicht mehr sicher, ob er nicht doch zu schnell ja gesagt hatte.

Junko schloss die Haustür und seufzte. Wehmütig sah sie auf das Haus. „Ich werde dich vermissen.“, sagte sie.

„Wir haben noch ein kleines Problem. Der Motorroller dürfte mit drei Leuten ein wenig überfordert sein.“, gab Kazuma jetzt als Einwand, falls Junko es sich doch noch anders überlegen sollte.

Serena lächelte verschmitzt. „Auch dafür ist gesorgt!“, sagte sie und fuchtelte vor Kazuma mit einem Schlüssel herum.

Der war ein wenig skeptisch, als Serena zur Garage ging und sie öffnete.

„Wir nehmen den hier!“, verkündete sie und zeigte auf einen gutaussehenden Geländewagen, der wohl Junkos Eltern gehört hatte.

Serena lächelte immer noch. „Jetzt hast du keine Ausrede mehr, oder?“, fragte sie.

Ehe Kazuma sich versah, hatten sie ihre Rücksäcke im großzügigen Kofferraum verstaut und saßen drin. Irgendwie war ihm allerdings nicht ganz wohl, wenn man bedachte, das Junko am Steuer saß. Sie hatte ihn zwar beruhigt und erklärt, das sie schon oft mit dem Auto gefahren war, doch trotzdem schnallte Kazuma sich gut an.

Dann ließ Junko den Motor an, der dank Wasserantrieb mit einer erstaunlichen Ruhe lief.

„Also gut. Nächster Stop, Joetsu!“, sagte Junko und gab Vollgas.
 

Die Straßen waren ziemlich holprig, was wohl darauf zurückzuführen war, das sich seit 5 Jahren keiner mehr darum gekümmert hatte. Es mussten Hunderte von Schlaglöchern sein, doch der Geländewagen, in dem sie saßen, hatte ein gutes Fahrwerk, so das sie kaum etwas spürten.

Junko bewies, das sie schon viele Fahrstunden mit dem Auto gehabt hatte.

Kazuma lehnte sich etwas zurück und schloss die Augen. „Weckt mich, wenn wir da sind!“, sagte er. Im Nu schien er eingeschlafen zu sein.

„Ihr habt eure Eltern auch verloren, oder?“, fragte Junko.

Serena senkte den Kopf. „Ja. Bei der Invasion. Unsere Mutter konnte uns retten, starb aber dabei selber. Unser Vater war in der Armee gewesen.“, erklärte sie bedrückt. „ Seitdem sind mein Bruder und ich beim Widerstand. Ich hatte mich entschlossen, den Menschen zu helfen, indem ich Krankenschwester werde und er...“

Serena schien nicht wirklich darüber reden zu wollen. Sie fand, das es ziemlich hart klingen würde, wenn sie Junko jetzt erzählte, das Kazuma seitdem nur noch die Rache an den Saroks im Kopf hatte.

„Er hat angefangen zu trainieren, nicht wahr?“, fragte Junko.

Serena sah sie fragend an.

Junko lächelte. „War bei mir damals genauso. Nachdem mein Vater starb, hat meine Mutter mich trainiert und nachdem sie tot war, habe ich alleine weitergemacht. Ich wollte um jeden Preis überleben!“, erklärte sie.

Serena schien beeindruckt. Sie hätte nicht gedacht, das Junko stolz wirken könnte. Nicht, nachdem sie Kazuma beim ersten Mal so angefallen hatte. „Tut mir leid!“, sagte sie unbewusst.

„Was denn?“ Junko schien diese Entschuldigung nicht deuten zu können.

„Als ich dich das erste Mal sah, dachte ich, das du einfach nur ein einsames Mädchen wärst. Eine Wilde, die jeden anfällt, der ihr zu nahe kommt.“ Serena´s Erklärung klang ziemlich eindeutig.

„Schon gut!“, sagte Junko lächelnd und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
 

Nach zwei weiteren Stunden Autofahrt kam endlich das Meer in Sicht. Die Westküste von Japan und Junko blieb stehen.

„Das ist also das Meer?“, fragte sie.

Serena nickte. „Warst du noch nie dort?“, fragte sie.

Junko schüttelte mit dem Kopf. „Als kleines Kind wollte ich mal, aber meine Eltern hatten nie Zeit gehabt und dann kam die Invasion dazwischen.“

Serena drehte sich um und rüttelte ihren Bruder wach. „Hey, Schlafmütze. Wir sind da!“, sagte sie.

Kazuma streckte sich und sah nach vorne.

An der Küste lag eine Stadt, aus der teilweise schwarzer Rauch aufstieg.

„Das da ist Joetsu?“, fragte er.

Junko nickte. „ Mein Vater hat mir erzählt, das es eine große Stadt gewesen ist. Aber jetzt sieht es nicht mehr danach aus.“, sagte sie traurig.

„Die Invasion hat vieles verändert. Das ist nicht die einzige Stadt, die darunter gelitten hat!“ Natürlich hatte Kazuma damit recht.

Im Gegensatz zu Tokio standen hier wenigstens noch vereinzelte Häuser und der Bereich um den Hafen schien sogar noch völlig intakt zu sein. Glücklicherweise, denn sie bräuchten ja ein Boot.

Vorsichtig schätzte er die Entfernung. „Es sind noch 2 Kilometer. Wir sollten den restlichen Weg laufen.“, sagte er und öffnete den Kofferraum.

Die beiden Mädchen sahen ihn fragend an. „Wieso denn das?“, fragte Serena.

„Denkt doch mal nach. Da leben noch Menschen. Wenn die ein funktionierendes Auto sehen, flippen die doch völlig aus. Außerdem sollten wir unnötiges Aufsehen vermeiden!“

Das sahen die beiden ein und holten ebenfalls ihre Rucksäcke.

Kazuma sah nochmal auf die Stadt. Die schwarzen Rauchsäulen wiesen auf zahlreiche Feuer hin. Offenbar brannten immer noch einige Häuser. Wieder machte sich dieses Gefühl in seiner Bauchgegend bemerkbar. Ihm wurde klar, das es nicht so einfach werden würde, noch ein Boot zu ergattern. Doch sollte er seine Bedenken nicht so offen aussprechen. Schließlich wollte er den beiden keine unnötigen Sorgen bereiten.
 

Es dauerte nochmal eine Stunde, bis sie die Stadtgrenze erreichten.

Das Schild mit dem Namen Joetsu drauf war umgefallen und lag im vertrockneten Gras.

Junko erschrak, als sie die Szenerie sah. Überall waren teilweise nur noch die Grundmauern der Häuser, die hier einst standen. Manche Häuser waren zwar noch da, aber entweder halb eingerissen oder verkohlt. Auf jeden Fall nicht mehr bewohnbar.

Serena schluckte ebenfalls. Zwar war sie einiges von Tokio her gewöhnt, aber diese Zerstörung hier war grausam. Es sah aus wie nach einem verheerenden Feuer. Die Saroks mussten hier erbarmungslos zugeschlagen haben.

Doch etwas machte Kazuma stutzig. Er ging auf eine der Grundmauern zu und nahm etwas von der Erde in die Hand. Die ließ er langsam durch seine Handfläche rieseln. Wieder spürte er dieses Gefühl, doch es wurde stärker.

„Was ist?“, wollte Junko wissen.

„Das ist noch nicht lange her. Vielleicht eine Woche oder zwei.“, verkündete er.

„Bist du sicher?“, fragte Serena. Sie wusste, das Kazuma bei Hideyuki in die Lehre gegangen war und das er ihm einiges beigebracht hatte. Eigentlich stand es außer Frage, das Kazuma sich irrte, doch sie musste einfach fragen, weil es so unglaubwürdig klang.

„Ganz sicher. Diese Zerstörung ist noch nicht lange her.“, sagte Kazuma. Dann sah er in die Innenstadt. „Wir sollten zum Hafen kommen und ein Boot besorgen. Dann verschwinden wir von hier!“, sagte er entschlossen.

Die beiden Mädchen schienen ihm zuzustimmen, denn sie sagten nichts.
 

Je weiter die drei in Richtung Hafen gingen, desto unbeschadeter sahen die Häuser aus. Allerdings wohnten kaum noch Menschen hier.

Erst, als sie im Hafengebiet waren, konnten sie manchmal Gesichter hinter den teilweise zerstörten Fenstern sehen. Doch die verschwanden in dem Augenblick, als sie von einem der drei gesehen wurden.

„Seltsam. Sieht so aus, als ob die vor uns Angst hätten!“, bemerkte Junko skeptisch.

„Nicht vor uns. Vor Fremden allgemein. Ich schätze, das die hier schon lange keine anderen Menschen mehr gesehen haben!“, vermutete Kazuma.

„Sehr wahrscheinlich dank der Ausgangssperre!“, gab Serena ihrem Bruder recht.

„Dann dürfte es aber schwierig werden, ein Boot aufzutreiben, oder?“, fragte Junko.

Kazuma nickte. „Das stimmt allerdings. Hoffentlich sind nicht alle Menschen hier so scheu.“
 

Sie gingen ein Stück weiter, bis Junko plötzlich stehen blieb. Sie sah zu einem der Häuser hinüber.

„Was ist denn?“, fragte Kazuma.

„Pssst! Hörst du das nicht?“, fragte Junko.

Kazuma spitzte die Ohren, konnte aber nichts wahrnehmen.

„Da sind Stimmen!“ Junko ging auf das Haus zu und sah um die Ecke.

In einer engen Gasse konnte sie einige Gestalten sehen. Allerdings waren sie zu weit weg, um sie genau zu sehen. Doch man konnte sicher sein, das zwei davon Saroks waren, denn sie ragten über die anderen weit hinaus.

Kazuma und Serena versteckten sich ebenfalls an einer Wand.

„Was reden die denn da?“, fragte Serena leise.

Die drei beobachteten die kleine Gruppe.

„Ich sag dir was. Bezahl einfach und dir und deiner Familie passiert nichts!“, sagte einer der Saroks.

Eine menschliche Gestalt, ein älterer Mann schien unter seiner Stimme zu zittern. „Aber... Wenn ich das mache, haben meine Frau und mein Sohn nicht mehr genug Geld zum Leben. Was soll ich denn machen?“

Kazuma erkannte Todesangst in seiner Stimme und sicher war diese berechtigt.

„Wenn wir das Geld nicht kriegen, seid ihr so gut wie tot. Unser Boss sieht das nämlich gar nicht gerne.“, sagte der andere Sarok verschmitzt lächelnd.

„Wir würden ja gerne eine Ausnahme machen, aber dann wollen alle eine Ausnahme und das geht nun mal nicht!“ Der erste Sarok legte seine Hand auf die Schulter des Mannes.

„Was wollen die denn mit dem Geld?“, fragte Junko.

„Nichts. Die können kein Geld gebrauchen. Es reicht ihnen, wenn sie so die Menschen quälen können.“, sagte Kazuma.

Junko erschrak. Die Saroks brauchten kein Geld? Dann war das nur eine Masche, um noch mehr Menschen umzubringen? Ein Feuer begann in Junko zu lodern.

„Zum letzten Mal. Rück das Geld raus!“, sagte der Sarok.

„Sollten wir nicht etwas machen?“, fragte Serena.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Wir sollten sie nicht unnötig provozieren!“, meinte er. Dann sah er zu Junko rüber, die aber nicht mehr da war. Kazuma erschrak. Er ahnte schreckliches.
 

Der Sarok hatte den Mann am Kragen gepackt und hochgehoben. „Wenn du nicht willst, dann eben so!“, sagte er und holte mit dem anderen Arm zum Schlag aus.

Doch plötzlich schoss eine Klinge durch die Luft und verpasste ihm einen gewaltigen Kratzer den gesamten Unterarm entlang. Junko hatte das Schwert voll durchgezogen und ein Blutfleck spritzte an die Wand.

Der Sarok ließ den Mann fallen und hielt sich den Arm.

Kazuma riss vor Schreck den Mund auf. Junko hatte die Saroks angegriffen, ohne nachzudenken. Das konnte doch nicht gut gehen.

Ein fataler Fehler

Kapitel 9: Ein fataler Fehler
 

Junko sah die beiden Saroks wütend an.

Noch immer tropfte Blut vom Arm des einen herunter. „Das wirst du bezahlen!“, sagte der.

Plötzlich veränderte sich Junkos Blick und sie sah die beiden Saroks fragend an. „Was denn jetzt? Hab ich es etwa schon wieder getan?“, fragte sie vorsichtig.

Kazuma machte einen entgeisterten Blick genau wie die beiden Saroks.

Junko nahm verlegen den Arm hinter den Kopf. „Hab mich wohl schon wieder von meinen Gefühlen leiten lassen. Tut mir leid!“, sagte sie.

Offensichtlich war dieser Ausbruch nichts neues für sie. Doch Kazuma und Serena hätte sie das wenigstens mal erzählen können.

„Glaubst du etwa, das du so einfach davonkommst?“, fragte der Sarok mit dem blutenden Arm. Sein Blick hatte etwas verrücktes an sich.

„Nicht doch. Das muss doch nicht sein.“, sagte Junko und wich etwas zurück.

„Dieses dumme Mädchen.“, sagte Kazuma und stürmte nach vorne.

„Greif sie an!“, schrie der Sarok mit dem blutenden Arm und der andere stürmte auf Junko zu. In einem Reflex zog er ein Speer und schlug zu.

Doch Kazuma zückte rechtzeitig eines seiner Schwerter und fing den Schlag ab. Funken sprühten weg, als die beiden Waffen aufeinander prallten.

Der Sarok sah Kazuma wütend an. Junko wich noch etwas zurück.

„Musste das sein?“, fragte Kazuma in lautem Tonfall.

Junko wusste, das es falsch gewesen war, einfach so aus dem Versteck zu stürmen und die Saroks anzugreifen. Doch etwas in ihr hatte ihr gesagt, das sie diese Ungerechtigkeit nicht zulassen konnte.

Kazuma sah jetzt den Sarok an, dessen Speer immer noch auf seinem Schwert ruhte.

Etwas Schweiß stand ihm bei dem Anblick auf der Stirn. Sein Gegner war mindestens 2 Köpfe größer als er. Seine Augen zitterten ein wenig. Ihm war, als würde sein Gegner plötzlich verschwimmen.

Vor seinem geistigen Auge sah er jetzt Ghatzi, den Gefängnisdirektor. Er lachte lauthals. „Du hast es einfach nicht drauf, Kleiner.“, sagte er.

Unbewusst wich Kazuma etwas zurück und drückte sich mit dem Rücken gegen eine Wand.

„Was´n jetzt?“, fragte Junko erstaunt.

Serena verstand, was da vor sich ging. Diesen Moment hatte sie befürchtet. Kazumas Kampf gegen Ghatzi hatte bleibende Narben hinterlassen. Nicht am Körper sondern in seiner Seele. Er fürchtete sich vor diesem Kampf. Das war natürlich ein Problem.

„Kazuma! Tu doch etwas!“, schrie Junko und schüttelte Kazuma durch. Doch der schien sie gar nicht zu hören. Er sah wie hypnotisiert seinen Gegner an.

„Ich werde dich genauso besiegen, wie deinen Meister.“, sagte Ghatzi zu ihm.

„Nein. Bitte nicht.“, sagte Kazuma leise.

Der Sarok wusste nicht, was er davon halten sollte. So eine Reaktion hatte er nicht erwartet.

„Mach beide fertig, damit wir gehen können.“, sagte der andere Sarok, der sich jetzt den Arm verbunden hatte.

„Gut.“ Der Große ging auf Junko zu und drückte sie mit einem Griff an ihren Hals an die Wand. Dann drehte er sein Speer und hielt es mit der Spitze auf Junkos rechtes Auge zu. „Keine Sorge. Es wird mir nicht weh tun!“, sagte der Sarok lächelnd.

„Kazuma! Du musst dich zusammenreißen! Es ist nicht Ghatzi!“, schrie Serena, ohne großartig aus ihrem Versteck zu kommen.

„Nicht Ghatzi?“, fragte er und wieder verschwamm das Bild. Er hielt sich den Kopf und schüttelte ihn einmal. Als er dann wieder die Augen öffnete, sah er klar. Vor allem den Sarok, der Junko bedrohte.

Der zögerte. Ihm fiel auf, das sich der Ausdruck in Kazumas Augen wieder verändert hatte. Die Angst, die er bis eben noch zeigte, war gewichen. Stattdessen schienen sie jetzt zu glühen. Sie waren fast ein wenig rot.

Wie in einem Reflex hob Kazuma eines seiner Schwerter auf, entwaffnete den Sarok und hielt ihm das Schwert an den Hals. Selbst Junko hatte es nicht mitbekommen, so schnell war es gewesen.

Der Sarok zitterte jetzt. Der andere riss den Mund vor Staunen auf.

Kazuma schloss die Augen. „Wenn ihr überleben wollt, dann verschwindet. Lasst euch hier nie mehr blicken.“ Seine Worte waren unmissverständlich und direkt.

„Gut. Dann gehen wir eben.“, sagte der verletzte Sarok. Der andere stand auf, ohne das Kazuma ihn aus den Augen ließ.

„Aber wir sehen uns trotzdem wieder!“, sagte der andere Sarok und sie gingen weg.

Kazuma seufzte und ging in die Knie. „Mann, war das knapp.“, sagte er.
 

„Geht es dir gut?“, fragte Serena, die Kazuma ein wenig Wind zufächelte.

Der schien kurz davor zu stehen, ohnmächtig zu werden.

Der Mann, den sie gerettet hatten, kam jetzt dazu und sah sich Kazuma an. Er sah seinen Kopf und fasste die Stirn an.

„Mein Gott. Er hat hohes Fieber!“, sagte er.

„Was? Wie denn das?“, fragte Serena besorgt.

„Nicht jetzt! Das kann doch nicht sein.“ Kazuma´s Stimme klang so seltsam schwach.

„Aber so kalt ist es doch gar nicht. Wo kommt das her?“ Serena war den Tränen nahe.

„Fieber kann viele Ursachen haben. Auch seelische. Eine Art Abwehrreaktion des Körpers gegen hohen Stress.“, erklärte der Mann.

„Mein Haus liegt nicht weit von hier. Wir bringen ihn hin.“, fügte er hinzu und nahm Kazuma unter den Arm.

Junko nahm den anderen Arm und sie gingen los.

Serena sammelte noch die Schwerter ein und folgte ihnen.
 

Es war ein kleines Einfamilienhaus, in welchem der Mann wohnte. Die Fenster waren auch hier teilweise zerstört, doch mit Brettern zugenagelt. Das Dach wies einige Löcher auf, die bei Regen sicherlich Probleme bereiten würden.

Sie gingen rein, an der überraschten Ehefrau und dem Sohn vorbei und legten Kazuma auf das große Ehebett im Schlafzimmer.

„Ich brauche Eisbeutel für den Kopf. Und um seinen Körper einzuwickeln warme Decken!“, sagte der Mann zu seiner Frau. Die nickte, obwohl sie nicht wusste, was los war.

Kazuma stöhnte. Das Fieber schien ihm zu schaffen zu machen.

„Das kenne ich so gar nicht. Er war eigentlich noch nie krank gewesen, soweit ich mich erinnere!“

Eigentlich wunderte es Serena, das ihr nicht einfiel, das Kazuma jemals etwas gehabt hat. Nicht einmal Kinderkrankheiten oder ähnliches. Vermutlich lag es daran, das Kazuma ein außergewöhnlich starkes Immunsystem hatte. Doch das schien jetzt geschwächt zu sein. Vermutlich durch seinen Beinahe zusammenbruch vorhin. Sie war sicher, das er Ghatzi vor sich gesehen haben muss. Das, was er gesagt hatte, war eindeutig. Sie hatte ihn ja schon mal darauf angesprochen, das er sich vor seinem nächsten Kampf mit einem Sarok fürchtete. Doch das es soweit kommen würde, hätte sie nie für möglich gehalten.

Der Eisbeutel und die Decken stabilisierten Kazuma ein wenig, so das er nicht mehr so stark zuckte. Er schien sich sogar zu beruhigen. Jetzt schlief er erstmal.

„Wir müssen abwarten, wie es sich entwickelt. Aber ich denke, dass das Fieber bald runtergehen wird!“, sagte der Mann.

„Sie sind Arzt, nicht wahr?“ Serena hatte es gleich erkannt. Der Mann wusste, wie man mit so jemandem umgehen musste.

„Ja. Das auch.“, sagte der und stand auf. „Gehen wir in die Küche. Ich muss mit euch reden.“

Die beiden Mädchen erkannten eine gewisse Besorgnis in seiner Stimme.

Serena sah Kazuma nochmal an, der jetzt friedlich schlief, bevor sie dem Mann und Junko in die Küche folgte.

„Mach uns bitte einen Kaffee. Einen starken!“, sagte der Mann.

Junko und Serena setzten sich an den Tisch.

„Mein Name ist Akihiko Matsueda, das ist meine Frau Yukana und mein Sohn heißt Shin. Ich bin Arzt und so was wie der Dorfvorsteher hier!“, sagte der Mann schmunzelnd.

„Dorf? Früher war das mal eine Stadt.“, bemerkte er.

„Ich bin Serena Tanakawa und das ist Junko Kawamori. Der Junge ist mein Bruder Kazuma.“, sagte Serena.

„Warum? Warum habt ihr das gemacht?“, fragte Akihiko.

„Weil es nötig war. Diese Kerle müssen mal in ihre Schranken verwiesen werden, damit sie merken, das sie nicht einfach machen können, was sie wollen.“, sagte Junko wütend.

Akihiko lächelte. „Du bist ein tapferes Mädchen. Ich habe dir mein Leben zu verdanken, aber du hast keine Ahnung, was du damit heraufbeschworen hast. Er wird das nicht einfach auf sich sitzen lassen. Er wird herkommen und Genugtuung verlangen!“ Akihikos Stimme zitterte ein wenig.

„Na und? Die zwei Kerle waren nicht sonderlich stark. Wenn ich mich anstrenge, schaffe ich die mit links!“ Junkos Stimme war voller Hoffnung. Sie war überzeugt, das sie die beiden besiegen könnte.

Wieder schmunzelte Akihiko. „Ich rede nicht von diesen beiden. Ich rede von ihrem Anführer. Einem Sarok namens Bato. Er kontrolliert alles in einem Radius von etwa 30 Meilen. Dazu gehört auch Joetsu. Wenn er erfährt, was hier passiert ist, ist Joetsu geliefert. Er wird alles dem Erdboden gleich machen.“

Serena und Junko schluckten schwer. Das wäre schrecklich.

Junko schossen einige Tränen in die Augen. Ein ganzes Dorf würde vernichtet werden, nur weil sie... weil sie ausgeflippt ist. Weil sie nicht zulassen konnte, das ein Unschuldiger stirbt. Weil sie sich nicht unter Kontrolle hatte.

Serena sah den Ausdruck in ihren Augen und legte die Hand auf ihre Schulter. „Es ist nicht deine Schuld. Mach dir keine Vorwürfe!“, sagte sie.

Doch Junko wusste, das es nicht stimmte. Vielleicht hatte Kazuma ja recht gehabt. Er wollte sie von Anfang an nicht dabei haben. Erst dachte sie, das er sie nicht mochte, doch jetzt fiel es ihr auf. Sie hatte ihr Leben lang das Haus nicht verlassen. Nur selten hatte sie Saroks gesehen. Sie wusste nicht, wie das Leben außerhalb ihres verlassenen Dorfes gewesen war. Sie wusste eigentlich gar nichts. Jetzt waren sie hier in Joetsu und sie hatte bereits einen fatalen Fehler begangen. Einen Fehler, der vermutlich allen Menschen hier das Leben kosten würde.

Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und stand auf. „Ich bin also doch fehl am Platz. Ich hätte niemals mitgehen sollen!“, schrie sie und ging.

Junko ging ins Schlafzimmer und schloss die Tür. Sie sah Kazuma an und setzte sich neben ihn ans Bett.

„Du hattest recht. Du hattest von Anfang an recht. Ich bin nur ein Klotz am Bein. Wenn ich nicht gewesen wäre, wärst du nicht in dieser Lage. Und die Menschen hier wären nicht in Gefahr. Hätte ich nur nicht so einen Dickkopf gehabt!“, sagte Junko und weinte in ihre Hände.

Plötzlich griff Kazuma eine davon und lächelte sie an. „Nein. Sag doch so was nicht. Du hast richtig gehandelt. Ein paar Sekunden später und ich hätte es vermutlich selbst getan. Du hast dir keine Vorwürfe zu machen.“, sagte er mit schwacher Stimme.

Junko sah in seine fast neongrünen Augen. „Aber ich habe alles falsch gemacht. Ich habe diese Menschen hier zum Untergang verdammt.“, sagte sie.

Kazuma lächelte wieder. „Nicht doch. Noch sind sie nicht tot.“, sagte er und richtete sich langsam auf. Seine Stirn brannte jetzt nicht mehr so schlimm.

„Hol den Mann her. Ich muss alles wissen!“, sagte er.

Junko lächelte auch wieder ein bisschen und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
 

Akihiko und Serena waren jetzt auch da.

„Wie ist die Situation?“, fragte Kazuma.

Akihiko war sich nicht sicher, was er tun sollte. Kazuma war noch ziemlich schwach. Aufregung könnte das Fieber wieder steigen lassen. Doch etwas in Kazumas Gesichtsausdruck sagte ihm, das er ihm vertrauen sollte.

Mit etwas Schweiß auf der Stirn fing er an. „Die beiden, die ihr verdroschen habt, sind direkte Gefolgsleute von einem General namens Bato. Er kontrolliert das ganze Gebiet um Joetsu herum. Wenn er erfährt, was passiert ist, wird er herkommen.“, sagte Akihiko.

„Ist er einer der Untergeneräle?“

Akihiko sah Kazuma verwirrt an. Anscheinend verstand er die Frage nicht.

„Untersteht er dem Imperium?“, verbesserte Kazuma seine Frage.

„Nein. Er ist nur eine Art Bandit, der auf Kosten der Menschen Spaß hat. Es macht ihm Spaß, Menschen zu quälen und zu töten. Allerdings scheint das Imperium nichts dagegen zu haben.“, erklärte Akihiko.

Kazuma lächelte. Wenn er kein Untergeneral oder sonst ein Soldat war, könnte er vielleicht besiegt werden. Irgendwann musste er ja mal anfangen.

Serena sah Kazuma wütend an. „Ich weiß, was du denkst. Vergiss es. Was ist, wenn du nochmal so einen Anfall hast?“, fragte sie.

Junko nickte.

„Mit wie vielen Leuten wird er hier aufkreuzen?“ Kazumas Frage schien sehr direkt zu sein.

Akihiko schluckte. „Er kommt immer alleine, wenn er Dörfer zerstört. Habe ich jedenfalls gehört. Allerdings soll er unglaublich stark sein. Niemand, der ihn bis jetzt bekämpft hat, hat überlebt!“, erklärte er.

Kazuma stand auf und ging zu seinen Schwertern. „Dann werde ich der erste sein.“, sagte er und sah sein Spiegelbild in der Klinge.
 

Die Sonne ging langsam über dem Meer unter und machte dem Mond Platz, der schon hoch am Himmel stand. Ein kühler Wind strich durch die Straßen von Joetsu, die in dieser Nacht außergewöhnlich ruhig schienen. Nur das Rauschen des westlichen Meeres war zu hören. Jenes Meeres, das Kazuma, Serena und Junko überqueren wollten. Doch zuvor mussten sie den begangenen Fehler wieder gut machen.

Es war Kazumas Chance. Diesmal würde er sich zusammenreißen müssen, denn sein Gegner war laut Akihikos Aussagen stärker als der letzte, den er schließlich mit Leichtigkeit überlisten konnte.

Er machte sich bereit für den Kampf. Aus seinem Rucksack holte er den Trainingsanzug heraus, den er im Kampf mit Hideyori benutzt hatte. Den hatte er nicht mal beim Kampf gegen Soichiro angezogen. Das würde das erste Mal sein, seit seiner letzten Trainingsstunde mit seinem Meister, das er ihn trägt.

Er hätte auch ohne ihn in den Kampf gehen können, doch sein Bauchgefühl sagte ihm, das er ihn brauchte und er vertraute diesem Gefühl mehr als allem anderen.

„Wir können dir doch helfen.“, hatten Junko und Serena angeboten, doch Kazuma hatte abgelehnt. Er wollte keine der beiden unnötig in Gefahr bringen.

Serena hatte er Anweisungen gegeben, die Flucht anzutreten, falls ihm etwas zustoßen würde. Dazu hatte er ihr sogar den Computer mit den Daten übergeben. Serena wollte ihn zwar nicht annehmen, doch er hatte ihn ihr in den Rucksack gesteckt, als sie nicht aufgepasst hatte.

Die Schwerter kamen ihm heute so seltsam schwer vor. Vielleicht lag es an der Anspannung, die in ihm tobte. Ein Gefühl, das er zuletzt vor seinem Kampf mit Ghatzi hatte. Irgendwie machte ihm dieses Gefühl Angst. Seine Erinnerungen an diesen Kampf würden ihn wohl noch eine Weile verfolgen. Dessen war er sich bewusst. Nicht zuletzt, weil er seinen Meister da das letzte Mal gesehen hatte. Noch immer wusste er nicht, ob er noch lebte. Ob er den Kampf gegen diesen Riesen überstanden hatte. Doch er musste diesen Gedanken einfach verdrängen. Im hier und jetzt leben. An seinen bevorstehenden Kampf denken.

Während diesem Kampf musste er all diese Gedanken verdrängen. Sie einfach abschließen. Doch ginge das? Wenn er wieder Ghatzi in seinem Gegner sehen würde. Was wäre dann?

Plötzlich ging die Tür auf. „Akihiko sagt, das er gerade die Stadtgrenze passiert hat.“, sagte Serena.

„Gut. Ich bin gleich da!“, sagte Kazuma und schnallte sich die Schwerter um. Dann holte er noch einmal tief Luft, bevor er rausging.
 

Draußen waren alle versammelt.

„Bato wird diese Straße entlang kommen.“, sagte Akihiko.

Kazuma nickte und sah Serena an. „Mach dir keine Sorgen. Ich schaffe das schon.“, sagte er entschlossen lächelnd.

Serena nickte. „Ich weiß!“, sagte sie, doch eine kleine Träne konnte sie sich nicht verkneifen. Schließlich fiel sie ihm in die Arme. „Pass bitte auf dich auf.“, sagte sie und drückte ihn ganz fest.

„Klar.“, erwiderte er.

Serena trat wieder etwas zurück und Junko ging auf ihn zu. „Hier. Nimm das für diesen Kampf!“, sagte sie und drückte ihm die Drachenklinge in die Hand. „Du hast gesagt, das dieses Schwert viel stabiler ist als deine beiden. Aber geh gut damit um. Nach dem Kampf möchte ich es wieder zurück.“, sagte Junko warnend.

Kazuma nickte und schnallte sich das Schwert an den Gürtelhalfter. „Ihr solltet jetzt reingehen. Er ist so nah, das ich ihn sogar schon spüren kann.“, sagte er.

Er wusste selbst nicht, wieso er das sagte, doch es stimmte. Er konnte spüren, das etwas näher kam. Etwas mit einer großen Aura.

Die anderen wunderten sich über diesen Ausspruch, doch sie nickten und betraten das Haus.

Junko sah sich nochmal zu Kazuma um, der sich mitten auf die Straße gestellt hatte. „Sei vorsichtig.“, sagte sie so leise, das Kazuma es nicht hören konnte und ging ebenfalls rein.
 

Ein seltsames Geräusch erfüllte die Luft. Es war wie von einem Motor, der stark vibrierte.

Zwei Lichter tauchten am Ende der Straße auf und kamen rasch näher.

„Ein Auto?“, fragte Kazuma sich. Doch es konnte kein normales Auto gewesen sein. Dafür war es viel zu laut. Es klang eher wie ein Raumschiff, das auf der Erde schliff.

Die Lichter waren nun schon ganz nah. Kazuma wich aber keinen Schritt zur Seite.

Ungefähr 10 Meter vor ihm hielten die Lichter an. Ihr Leuchten war so hell, das es schon fast in den Augen wehtat. Jetzt gingen sie allerdings aus und Kazuma konnte ein seltsames Gefährt erkennen.

Es hatte Räder wie ein Auto und sah doch futuristisch aus wie ein Raumschiff.

Eine Tür ging auf und eine Gestalt stieg aus. Tatsächlich schien niemand sonst in dem seltsamen Gefährt zu sein, denn die Tür ging jetzt zu.

Kazuma schluckte, als die Gestalt vor das Fahrzeug trat und ihn mit gelb glühenden Augen ansah. Das musste Bato gewesen sein.

Noch nie hatte Kazuma so einen Sarok gesehen. Er war nicht nur groß, sondern seine Muskeln waren außergewöhnlich stark ausgeprägt. Seine Arme pulsierten regelrecht vor Kraft. Doch am erschreckendsten war sein Gesicht. Sein Kiefer war aus Stahl genauso wie seine Zähne, mit denen er ihn jetzt anlächelte.

Kazuma stieg der Angstschweiß auf die Stirn. Doch jetzt durfte er nicht mehr kneifen. Er würde diesen Kampf ausfechten, bis einer von ihnen am Boden sein würde.

Bato

Kapitel 10: Bato
 

Eine bedrückende Stille hatte sich in Joetsu breit gemacht. Bato stand noch in einigem Abstand und musterte Kazuma. Dabei grinste er grimmig mit seinem Stahlgebiss.

Serena und Junko sahen durch einen Spalt zwischen den Brettern von Akihikos Fenster.

„Worauf wartet dieser Kerl?“, fragte Junko leise, doch Serena rief Junko zur Ruhe auf.

Plötzlich trat der Sarok ein paar Schritte näher. Vermutlich, um Kazuma besser zu sehen.

Dem wurde ein wenig unwohl. Ihm war, als würde sein letztes Essen jeden Augenblick hochkommen. Jedenfalls hatte er seinen Geschmack auf der Zunge.

Bato stand jetzt nur noch zwei Meter von ihm entfernt und sah ihn nochmal von oben bis unten an. Sein Blick schien vor allem auf den drei Schwertern zu hängen, die Kazuma am Körper trug. Seine beiden auf dem Rücken und Junkos am Gürtelhalfter.

Mit fast ausdruckslosen Gesichtszügen stellte der Sarok seine erste Frage. „Bist du derjenige, der meinen Leuten zugesetzt hat?“

Kazuma schluckte. Was würde passieren, wenn er jetzt ja sagte? Würde der Sarok vor ihm dann ausflippen? Hätte er jetzt in dieser Situation überhaupt eine Chance, sich zu verteidigen? Doch wenn er gar nicht antworten würde, wäre das auch falsch.

„Ja!“, kam es jetzt wie aus der Pistole geschossen und Kazuma erwartete den ersten Angriff.

Doch der Sarok rührte sich nicht. Sein Blick war zwar grimmiger geworden, doch noch stand er nur da.

„Warum greift er nicht an? Was macht er da?“, fragte Serena nervös.

Der Sarok senkte jetzt den Kopf und schloss die Augen. „Für dieses Vergehen musst du bezahlen.“, sagte er und schlug mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zu.

Kazuma sprang rasch zurück, ehe die Faust vor ihm die Luft zerteilte und in den Boden krachte. Etwas Dreck spritzte hoch und als Kazuma wieder aufsah, erkannte er die Folgen des Schlages.

Bato hatte wohl mit voller Kraft den Boden erwischt und seine Faust hatte sich mindestens 10 Zentimeter in den Teerboden eingegraben.

Bato sah Kazuma jetzt knurrend an und holte seine Faust wieder raus. Sie hatte keinen einzigen Kratzer abbekommen.

Kazuma riss den Mund auf. Mit so einer Kraft hatte er nicht gerechnet. Sein Gegner schien beinahe noch stärker zu sein als Ghatzi, wenn er auch nicht so eine Keule hatte. Er wusste, wenn ihn ein solcher Schlag träfe, wäre das vermutlich sein letzter.

„Niemand behandelt meine Leute so. Das untergräbt meine Autorität. Du musst verstehen, das ich das tun muss!“, sagte Bato lächelnd.
 

Kazuma schluckte. Der kalte Schweiß rannte sein Gesicht runter und ihm war, als würde er alles in Zeitlupe sehen. Vielleicht hätte er sich lieber nicht diesem Kampf gestellt. Dieser Bato schien ungeheuer stark zu sein. Doch jetzt gab es kein zurück mehr. Entweder kämpfen oder sterben und ihm war klar, das es nur eine Möglichkeit gab. Kämpfen.

Er griff auf den Rücken und zog seine beiden Schwerter heraus. „Na gut. Dann eben kämpfen.“, sagte er und ging in Angriffsposition.

Bato lächelte immer noch. „Mit diesen Spieldingern kannst du nicht viel ausrichten.“ Seine Stimme wurde höhnisch.

Serena schluckte schwer, als sie Kazuma mit den Schwertern da stehen sah. Diese Dinger wären für Bato vermutlich nicht mehr als Zahnstocher gewesen, doch Kazuma trat mit ihnen gegen ihn an. Konnte das gut gehen?

„Bist du ein Untergeneral des Imperiums?“, fragte Kazuma ohne sich zu regen.

„Ein Untergeneral? Hah. Nein! Das war ich zwar mal, aber diese Zeiten sind vorbei. Jetzt habe ich meine eigene, kleine Armee und kontrolliere die Gegend hier. Ist gar nicht mal so schlecht.“, erklärte Bato stolz.

„Ich wurde übrigens entlassen, weil ich nie auf Befehle hörte und meine Gefangenen stets zu Tode gefoltert habe. Aber sie wollten auch nie reden. Selbst schuld.“, fügte er hinzu.

Kazuma atmete tief durch. Gleich würde er seinen ersten Angriff machen. Wenn der saß, könnte er seinen Gegner damit besiegen. Nein. Er würde ihn damit besiegen.
 

Er umfasste seine Schwerter mit einem immer fester werdenden Griff. Dann ging es los.

Kazuma stürmte vor und schlug mit beiden Schwertern gleichzeitig zu. Eines von rechts und eines von links.

Bato hob seine Arme und fing die Klingen damit ab. Als sie auf den Unterarmen aufschlugen, gab es ein metallisches Klirren.

Kazuma erschrak, als eine der Fäuste auf ihn zukam und schmerzlich sein Gesicht traf.

Ein Schwall Blut drang aus seiner Nase und verteilte sich in der Luft während er zu Boden fiel. Hart schlug er auf dem Boden auf und ließ die Schwerter fallen. Er spürte seine Nase deutlich. Der Schlag war annähernd so stark gewesen wie der letzte. Bestimmt war die Nase gebrochen, doch darum konnte er sich jetzt nicht kümmern, denn aus seinem Augenwinkel nahm er wahr, das Bato erneut zu einem Schlag ansetzte.

Kazuma rollte sich mit einem Ruck zur Seite und Bato brach den Angriff ab.

Kazuma versuchte, sich jetzt aufzurichten. Dabei spuckte er etwas Blut.

Junko und Serena machten sich große Sorgen.

„Schon am Ende?“, fragte Bato.

Mit so etwas hatte Kazuma ganz und gar nicht gerechnet. Zwar wusste er durch seinen Kampf mit Ghatzi bereits, das Saroks ziemlich stark waren, aber das sein jetziger Gegner eine derartige Kraft hätte, hatte er nie vermutet. Seine Rachegedanken auf die Saroks schienen ihn 5 Jahre lang blind gemacht zu haben. Immer hatte er geglaubt, sie besiegen zu können, wenn er nur stark genug wäre. Jetzt sah er ein, das es umsonst war. Nicht einmal sein Meister hätte eine Chance gegen dieses Monster gehabt. Mit einem Schlag hatte er ihn beinahe umgehauen. Nur mit Mühe und Not hielt er sich noch bei Bewusstsein.

Doch endlich stand er wieder auf den Beinen und drehte sich zu Bato um. Es verschwamm alles und er musste sich den Kopf halten. Wieder spürte er diese Kopfschmerzen, die er vorhin gehabt hat, als er glaubte, Ghatzi zu sehen. Seine Stirn fing wieder an zu brennen.

„Er wird verlieren! Er wird verlieren.“, sagte Junko und kaute auf den Fingernägeln.

„Reiß dich zusammen.“, sagte Serena leise.

Kazuma stand jetzt still und nahm einen tiefen Atemzug. Damit beruhigte er sich wieder etwas. Dann sah er Junkos Schwert an, das er immer noch im Gürtelhalfter hatte. Es war das einzige, was er noch hatte. Die anderen beiden lagen am Boden. Vermutlich könnte er mit denen ohnehin nicht viel anstellen. Also zog er nun die Drachenklinge aus der Scheide.

Plötzlich machte sich eine unglaubliche Ruhe in seinem Körper breit. Ein Gefühl, wie er es schon einmal erlebt hat, als er die Drachenklinge das letzte Mal einsetzte. Allerdings wusste er nicht, ob es an magischen Kräften in dem Schwert, oder einfach nur daran lag, das er das Schwert einsetzte.

Jedenfalls konnte er diese Ruhe jetzt dringend brauchen, denn sein Gegner war nicht ohne. Wenn er überhaupt eine Chance haben wollte, zu gewinnen, müsste er sie rasch nutzen, bevor seine Kraft versiegen würde.
 

Kazuma drehte die Klinge ein wenig und versuchte, irgendwo in seinem Körper noch ein wenig Mut zu finden. Den Mut, den er für seinen nächsten Angriff bräuchte.

„Ich mache dir einen Vorschlag!“, sagte Bato plötzlich.

„Wenn du gleich aufgibst, verschone ich das Leben der anderen Menschen in der Stadt!“, fügte er hinzu.

Kazuma erschrak. Er wusste nicht, ob er diesen Kampf gewinnen würde. Wenn er weiterkämpfte und verlieren würde, wäre die Stadt erledigt. Wenn er aber gleich aufgäbe, könnte er die Menschen hier retten.

„Gib nicht auf.“, sagte Serena leise und bittend.

Kazuma spürte, das er weiterkämpfen wollte. Nicht für die Menschen in der Stadt und auch nicht um seiner Rache willen. Nur für sich. Er wollte sich beweisen, das er es kann. Das er diesen Gegner besiegen kann. Dieses Gefühl in ihm wurde stärker und stärker.

Dann hob er den Kopf und sah Bato an. Der wurde ein wenig stutzig. „Ich werde dich besiegen!“, schrie Kazuma und sprang in die Luft.

Dann holte er mit dem Schwert aus und schlug im Fallen zu. Das Schwert schien Bato getroffen zu haben, denn er ging in die Knie.

Kazuma landete vor ihm und keuchte. Dieser Angriff war offensichtlich so schnell gewesen, das sein Gegner nicht damit gerechnet hatte.

Doch Bato lachte jetzt. Er lachte richtig laut los und warf seinen Umhang weg. Unter dem kam ein Kampfanzug hervor, den Bato anhatte. Sein ganzer Körper war mit einem Metallpanzer umgeben.

„Hahaha! Hast du etwa geglaubt, du könntest mich mit so einem Schlag besiegen?“, fragte Bato immer noch lachend.

Kazuma war so verdutzt davon, das er dem nächsten Angriff von Bato nicht einmal auswich. Dessen rechte Hand packte seinen Kopf und schleuderte ihn zu Boden.

Die Straße bekam durch diesen Aufprall Risse und Kazuma spürte den Schmerz. Es war, als hätte ihn jemand in eine Presse gesteckt, die sich langsam zusammenzog. Die Schmerzen waren fast unerträglich.

Schließlich hob Bato ihn wieder hoch und holte mit der anderen Hand aus. „Du hättest aufgeben sollen!“, sagte er und schlug mit voller Kraft in Kazuma´s Bauch. Die andere Hand ließ ihn gleichzeitig los und er krachte gegen eine Wand.

Einen kurzen Augenblick schien er in der Wand zu hängen, bevor er bewusstlos zu Boden ging.

„Nein!“, schrie Junko.

Serena standen die Tränen in den Augen. Sie dachte an das schlimmste.
 

Als der Staub sich gelegt hatte, trat Bato auf den am Boden liegenden Kazuma heran. „Dummkopf. Ein Mensch kann mich nicht besiegen. Merk dir das mal!“ Er holte mit beiden Händen zum Schlag aus.

Plötzlich sprang eine Gestalt zwischen die beiden und breitete die Hände aus. „Lass ihn in Ruhe! Bitte!“, flehte Junko mit Tränen in den Augen.

Bato zögerte und trat etwas zurück. „Und wer bist du?“, fragte er.

Junko hatte große Angst. Ihr Herz schlug bestimmt doppelt so schnell wie normal, doch sie spürte, das sie das jetzt tun musste.

„Ich bin schuld. Ich habe deine Leute angefallen. Ich habe den einen am Arm verletzt. Er hat mir nur geholfen. Also wenn du jemanden töten willst, dann töte mich!“, schrie Junko verzweifelt. Einige ihrer Tränen berührten den Boden.

Bato wusste einen Augenblick lang wohl nicht, was er tun sollte. Dann lächelte er leicht.

„Du magst diesen Kerl, nicht?“, fragte er.

Junko sah erschrocken aus. Dann senkte sie den Kopf. „Er hat mir das Leben gerettet. Und nicht nur einmal.“, sagte sie und sah Kazuma an, der immer noch am Boden lag. „Es tut mir leid. Ich wollte unbedingt mit. Es war mein Fehler.“, sagte sie leise.

Bato nickte. „Na gut. Dann nehme ich eben dein Leben!“, sagte er und eine Klinge fuhr aus dem linken Arm heraus.
 

Junko machte sich bereit. Sie wollte weder die Bewohner von Joetsu, noch Kazuma oder gar Serena in Gefahr bringen. Deswegen war das die einzige Möglichkeit, die Situation zu regeln.

Bato trat auf Junko zu und hielt ihr die Klinge an den Hals. „Ich werde es schnell und schmerzlos machen!“, sagte er und holte aus.

Der Arm bewegte sich und mit ihm die Klinge.

Junko schloss die Augen und wartete auf den Schmerz. Doch der blieb aus.

Die Klinge hatte etwas getroffen, aber es war nicht Junko.

Langsam öffnete sie die Augen und sah Kazuma vor sich. Er hielt das Drachenschwert gegen die Klinge von Bato.

„Kazuma?“ Junko konnte es nicht fassen. Er hatte sie schon wieder gerettet.

„Ich werde nicht zulassen, das du das tust.“, sagte Kazuma und drückte mit aller Kraft gegen die Klinge.

Bato konnte es nicht fassen. Kazuma war wirklich wieder aufgestanden und das nach diesem Angriff. Zwar klaffte auf seiner Stirn eine große Platzwunde, aus der etwas Blut über das Gesicht lief, doch das schien Kazuma nicht das geringste auszumachen.

„Bist du etwa unsterblich?“, fragte Bato und wich wieder zurück.

Kazuma ging jetzt in die Knie.

„Nein. Das musst du nicht tun. Du bist viel zu erschöpft!“, sagte Junko.

„Ich werde dich nicht sterben lassen, kapier das doch!“, sagte Kazuma wütend.

Es war wie ein Blitz, der Junko jetzt traf. Er machte sich wirklich Sorgen um sie. Um jemanden, den er vor ein paar Tagen erst kennengelernt hatte. Ein seltsam warmes Gefühl umgab ihr Herz plötzlich.

„Jetzt bring dich in Sicherheit. Ich muss noch etwas erledigen!“ In Kazumas Stimme war die Entschlossenheit zu spüren, die er schon gegen Soichiro gezeigt hatte.

Junko wischte sich eine Freudenträne aus dem Gesicht, nickte und ging.
 

„Warum bist du aufgestanden? Sie war bereit, sich für dich zu opfern. Dann wäre ich wieder verschwunden und nichts weiter wäre passiert.“ Batos Erklärung klang für einen Sarok zu banal.

Kazuma war sich sicher, das er nicht so ohne weiteres gegangen wäre. Dafür kannte er die Saroks mittlerweile zu gut.

„Weil sie unsere Freundin ist. Und eine Freundin beschützt man nun mal!“, erklärte Kazuma.

Bato sah sein gegenüber merkwürdig an.

Kazuma vermochte seinen Blick nicht zu deuten. War er jetzt beeindruckt oder verwirrt? Er wusste es nicht.

„Lassen wir doch dieses Geplänkel und kommen zum Ende!“, sagte Bato und aus dem rechten Arm kam noch eine Klinge.

Kazumas Augen zuckten. Etwas in ihnen veränderte sich. Das Grün in den Pupillen wurde dunkler und verfärbte sich zu einem dunkelrot. Ob es das Blut war? Kazuma umfasste das Schwert fester und sein Blick wurde richtig zornig.

Bato sah ihn fragend an. Kazumas Aura wurde mit einem Mal größer. Sie schien richtig fühlbar zu sein. Etwas machte ihm Angst. Eine Heidenangst.

Junko, die es aus ihrem Versteck sah, zitterte ebenfalls. Die Luft um den Kampfschauplatz schien sich schlagartig zu erhitzen, ja fast zu kochen.

Kazuma schrie jetzt und rannte los. Als er sich abstieß, hinterließ sein Fuß einen Abdruck im Teer.

Bato ließ sich nicht unterkriegen. Er ging mit seinen beiden Klingen auf Kazuma los und schlug zu. Gleichzeitig schlug Kazuma mit der Drachenklinge zu und zog sie voll durch. Danach kamen beide zum stehen.

Bato machte einen schmerzvollen Gesichtsausdruck. Aus seinem linken Mundwinkel floss etwas Blut und ein Teil seiner Körperrüstung fiel zu Boden. „Unglaublich. Du willst ein Mensch sein?“, fragte er und kippte um.

Kazuma drehte das Schwert und steckte es wieder in die Scheide.

Die Zuschauer trauten ihren Augen kaum. Hatte Kazuma es geschafft? Hatte er Bato wirklich besiegt? Die Blutlache, die sich unter Bato ausbreitete zeigte, das es wahr war.

Kazuma fasste sich an den Kopf und ging in die Knie.

„Ja. Du hast es geschafft!“, schrie Serena und sprang ihm an den Hals.

„Was? Was habe ich geschafft? Habe ich ihn besiegt?“, fragte Kazuma ahnungslos. Dann sah er Bato. „Das habe ich getan? Aber wie?“, fragte er.

„Ist doch egal. Hauptsache, du lebst noch.“, sagte Serena.
 

Einige Stunden später hatte Akihiko Kazuma verarztet. Seine Nase war glücklicherweise nicht gebrochen, doch sollte er sich ein paar Tage schonen.

Da kam es ihnen doch recht gelegen, das die Überfahrt ohnehin 2 Tage dauern würde.

Von einem Späher haben sie erfahren, das Batos Anhänger sich in alle Winde verstreut hatten, nachdem sie von seinem Tod erfuhren. Waren eben nur Mitläufer.

Gegen Mittag saßen alle am Tisch. Akihikos Frau Yukana hatte ihnen ein großzügiges Mahl zum Dank gemacht.

Junko sah Kazuma aber die ganze Zeit nur an. Den nervte es ein wenig. „Was?“, fragte er aufdringlich.

„Wie hast du seinen Körperpanzer eigentlich überwunden? Dafür musste man meiner Meinung nach mit einem Gewicht zuschlagen, das normalerweise mit einem Schwert fast unmöglich zu erreichen ist. Jedenfalls für einen normalen Menschen."

Serena hatte die gleichen Gedanken gehabt, sie aber nicht ausgesprochen.

„Was weiß ich. Vielleicht ein Adrenalinschub oder so was!“, gab Kazuma als Erklärung, um weiteressen zu können.

Serena merkte, das er ihnen etwas verheimlichte, doch sie sagte nichts. Sie vertraute ihrem Bruder.
 

Die Dorfbewohner, die sich zuerst scheu gezeigt hatten, später aber voller Dankbarkeit waren, schenkten den dreien ein Boot, mit dem sie gefahrlos übersetzen könnten.

Nach einer langen Abschiedszeremonie fuhren sie endlich los. Serena wollte die erste Schicht im Führerhaus der kleinen Yacht nehmen.

Junko legte sich Schlafen, um Serena später abzulösen.

Kazuma legte sich an Deck in eine der Liegen und sah in den Himmel. Er dachte nach. Das letzte, woran er sich noch erinnern konnte war, das er Junko gebeten hatte, sich in Sicherheit zu bringen. Ab da hatte er einen totalen Filmriss bis zu der Stelle, als Serena ihn stürmisch umarmt hatte.

„Was war da nur los gewesen?“, fragte er sich.

Eine stürmische Überfahrt

Kapitel 11: Eine stürmische Überfahrt
 

Spät in der Nacht war auch Kazuma eingeschlafen.

Als Junko aufstand weil sie Serena am Steuer ablösen wollte, musste sie schmunzeln, als sie Kazuma schnarchend im Liegestuhl liegen sah.

Serena kam jetzt raus. „Du übernimmst die nächsten 8 Stunden, ja?“, fragte sie.

„Sei leise, sonst weckst du ihn noch auf.“, sagte Junko.

Serena nickte. Dann sah sie ihren Bruder sorgenvoll an. Sie dachte an den letzten Kampf. Zwar war sie nicht direkt dabei, doch hatte sie den Ausdruck in seinen Augen gesehen, bevor er Bato besiegte. So einen Ausdruck hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Nicht, seitdem Kazuma den Saroks damals die Rache geschworen hatte.

Während dem Kampf war etwas mit ihm passiert. Etwas, was er vermutlich nicht kontrollieren konnte. Doch Serena wusste nicht, was das sein sollte. Sie sollte sich jetzt auch keine Sorgen machen. Im Moment ging ihr vermutlich einfach nur zuviel durch den Kopf.

„Leg dich lieber schlafen. Du siehst schon ganz müde aus!“, bemerkte Junko.

„Danke!“, sagte Serena und ging nach unten.
 

Im Traum trat Kazuma nochmal gegen Ghatzi an. Diesmal mit gewaltigem Mut und einer unglaublichen Kampfkraft.

Er konnte sogar die Keule zerstören und stand kurz vor dem Siegesschlag. Plötzlich schwankte der Boden und er fiel hin.

Als er die Augen öffnete, war er an Deck des Bootes, das ziemlich durchgeschüttelt wurde. „Was zum Teufel? Was ist hier los?“, fragte er und kam wieder auf die Beine.

Der Wellengang war ziemlich heftig und er schaffte es kaum nach oben zum Steuer.

„Was machst du denn? Kannst du das Boot nicht mal ruhig halten?“, fragte er Junko, die das Steuer fest in der Hand hielt.

„Ich versuch´s ja, aber das ist nicht ganz so einfach.“, sagte sie.

Kazuma riss die Augen auf.

Ungefähr 2 Kilometer vor ihnen war eine gewaltige Wolkenwand aufgetaucht. Die Wellen schienen da hinten unendlich hoch zu sein. Immer wieder zuckten Blitze durch den Himmel.

„Meine Güte!“, sagte er beeindruckt.

„Wir müssen umkehren. Sofort!“, schrie Junko.

Kazuma beobachtete kurz die Wolkenwand und schluckte. „Zu spät. Zum umkehren reicht die Zeit nicht. Der Sturm wird uns einholen!“

Junko erschrak, als ihr das klar wurde. „Aber was dann? Das Boot übersteht so einen Sturm sicher nicht!“ Junko zitterte richtig und das lag nicht an der aufkommenden Kälte in der Luft.

Kazuma ging zu ihr und nahm das Ruder in die Hand. „Geh nach unten und wecke Serena. Bleibt dort.“, sagte Kazuma.

Das Steuer versuchte, sich zu bewegen, aber er hielt es fest. Junko nickte und ging runter.
 

Kazuma sah den Sturm an. „Also gut. Scheinbar hat sich alles gegen uns verschworen. Selbst das Wetter ist gegen uns. Aber das wird uns nicht aufhalten. Wir fahren da durch, koste es, was es wolle!“

Es klang fast wie eine Herausforderung an den Sturm und wenn man dem Wind so zuhörte, schien der Sturm seine Herausforderung zu erwidern.

„Gut. Lassen wir den Kampf beginnen!“ Kazuma nahm den Gashebel und drückte ihn ganz nach vorne.

Der Motor der Jacht heulte auf und er steuerte sie genau in den Sturm.

Junko hatte Serena geweckt und sie hatten alle losen Sachen gut verstaut. Alle Schränke waren fest geschlossen.

„Was jetzt?“, fragte Serena.

„Wir können nur noch hoffen!“, sagte Junko ängstlich.
 

Die kleine Jacht wurde ziemlich durchgeschüttelt.

Kazuma hatte sich ebenfalls festgebunden, um nicht von den meterhohen Wellen weggeschwemmt zu werden.

„Vergiss es!“, sagte er nach jedem Schwall Wasser.

Ihm ging noch der Kampf mit Bato im Kopf herum. Als er fast bewusstlos am Boden gelegen hatte. Er hatte sich für seine Hilflosigkeit geschämt. Das er diesem Sarok nicht die Stirn bieten konnte. Er fragte sich, woher er dann noch die Kraft genommen hatte, aufzustehen um Junko zu retten. Danach mußte es passiert sein. Er hatte einen Aussetzer gehabt. Einen Blackout. Doch etwas war währenddessen geschehen. Nur was?

Ein erneuter Schwall Wasser erwischte ihn, doch er ließ das Steuer nicht los. „Mehr hast du nicht zu bieten?“, fragte er.

Ihm gingen so viele Bilder durch den Kopf. Der Tod seiner Mutter, sein erstes Treffen mit Hideyuki, seine Begegnung mit Ghatzi und letztendlich Bato. Jetzt wusste er, das er den Saroks die Stirn bieten konnte. Und das gab ihm unglaublich viel Mut.

„Ich werde mein Versprechen halten!“, schrie er in die Dunkelheit.
 

Eine halbe Stunde später wurde es still um das Boot.

Junko und Serena trauten sich wieder raus. Über sich sahen sie den blauen Himmel. Die Sonne schien mittlerweile aufgegangen zu sein. Aber der Himmel war nur in einem Umkreis von etwa 10 Kilometern sichtbar. Außerhalb dieses Umkreises war der Sturm zu sehen.

„Wir müssen im Auge sein.“, sagte Serena.

Junko ging bereits nach oben und sah nach Kazuma. Der hielt immer noch das Steuer fest. Allerdings war er ziemlich fertig. „Alles in Ordnung?“ Diese Frage hätte Junko sich auch verkneifen können. „Komm. Ich mach dich erstmal los.“, sagte sie und befreite Kazuma von seiner Halterung.

„Wir müssen weiter.“, sagte er schwach.

„Ich weiß. Lass mich das erledigen!“, sagte Junko kämpferisch.

„Was? Du?“, fragte Kazuma skeptisch.

Junko lächelte. „Ich habe viele Bücher über so etwas gelesen. Ich schaffe das schon!“, sagte sie und machte sich an der Halterung fest.

„Serena. Geh mit Kazuma nach unten. Das Auge wandert, also werden wir gleich wieder mittendrin hängen.“, fügte sie hinzu.

Serena nickte, schnappte sich Kazuma und ging rein.

„Das wird sie niemals schaffen!“, sagte Kazuma schwach.

„Die Frauen sind nicht mehr das schwache Geschlecht. Das musst du langsam einsehen!“, sagte Serena und schloss die Tür. „Du schaffst es.“ Dabei dachte sie an Junko.
 

Es dauerte nur wenige Minuten, bis das Boot wieder durchgeschüttelt wurde.

Junko versuchte, das Steuer so gut es ging zu halten. Dabei bemerkte sie allerdings nicht, das sie das Seil, an dem sie hing, nicht richtig festgemacht hatte. Der Knoten war nur leicht zusammengezogen und etwas locker.

Die Wellen brachen wieder über dem Schiff zusammen.

Kazuma öffnete leicht die Augen. Irgendetwas schien ihn zu beunruhigen. Wie eine Alarmanlage, die bei ihm anging. Langsam stand er auf und ging zur Tür.

„Was machst du denn da?“, fragte Serena.

„Ich weiß nicht. Etwas stimmt nicht!“, sagte Kazuma.

Plötzlich erschrak er. Mit einem Ruck riss er die Tür auf und rannte zum Kommandopult hoch.

Das Steuer war leer. Junko war nicht mehr da.

„Junko!“, schrie er und sah sich um. Er schluckte schwer. Was war da nur passiert?

„Hier!“, schrie Junko, die sich an eine der Metallstreben klammerte.

Kazuma sah nur ihre Finger, die langsam abrutschten. Mit einem Satz sprang er hin und bekam gerade noch ihre Hand zu fassen, bevor sie weggeflogen wäre.

Mit der einen Hand hielt er Junko jetzt fest und mit dem anderen Arm klammerte er sich an der Strebe fest. „Halt dich fest!“, schrie er.

„Ich versuch´s!“, antwortete Junko.

Eine Welle brach über ihnen herein, aber Kazuma ließ Junko nicht los. Allerdings war er auch zu geschwächt, um sie reinzuziehen.

„Kannst du dich irgendwo festhalten?“, fragte er.

Doch der Wind war viel zu stark. Junko hatte nur Kazumas Hand, die sie geradezu umklammerte.

Plötzlich kam noch eine Hand hinzu. Es war Serena, die ebenfalls nach oben gekommen war.

„Was machst du denn hier?“, fragte Kazuma.

„Was wohl?“, gab Serena als Antwort.

Junko nahm ihre Hand ebenfalls und gemeinsam zogen sie ihre Kameradin wieder ins Boot.

„Verdammt. Ich habe dir gesagt, das du das nicht tun sollst!“, sagte Kazuma wütend.

„Aber du warst zu schwach. Ich musste es tun!“, schrie Junko.

Serena wollte etwas sagen, aber irgendwie schien ihr das ein ungünstiger Zeitpunkt zu sein, denn eine gewaltige Monsterwelle tat sich vor dem Schiff auf.
 

Die Welle war mindestens 15 Meter hoch. Viel zu hoch für die kleine Yacht. Kazuma und Junko sahen sie jetzt auch.

„Das war´s.“, sagte Junko, die bereits mit dem Leben abschloss.

Kazuma aber griff in einem Reflex das Steuer und riss es rum. „Haltet euch gut fest!“, schrie er und setzte das Boot quer gegen die Welle.

Dann legte er den Gashebel bis zum Anschlag.

„Was hast du vor?“ Serena klang panisch.

Kazuma aber lächelte. „Wir surfen!“, sagte er und das Boot setzte sich mit Vollgas in Bewegung.

Tatsächlich fing er an, mit einer Yacht auf der Welle zu surfen. Das Boot legte sich allerdings etwas schief, was es schwer machte, sich fest zu halten

„Bist du schon mal gesurft?“, fragte Junko.

„Nein. Aber ich habe früher beim Urlaub am Meer vielen Surfern zugesehen!“, sagte Kazuma, der Mühe hatte, das Steuer zu halten.

Das Wasser schoss um sie herum und das Boot schien immer höher zu treiben.

„So ein Mist. Die Strömung ist zu stark!“ Das Steuer zu halten kostete Kazuma immer mehr Kraft.

Serena schloss die Augen.

„Halte durch!“, schrie Junko.

Sie waren schon fast in der senkrechten.

„Gleich ist es vorbei. So ein Mist.“, sagte Kazuma und schloss ebenfalls die Augen.

„Nein!“, schrie Junko.

Plötzlich gab es einen grellen Lichtblitz und es wurde ruhig um sie.
 

„Sind wir jetzt tot?“, fragte Kazuma nach einer Minute Stille und öffnete die Augen. Als er sich umsah, staunte er.

Sie waren immer noch auf dem Meer. Aber von einem Sturm war nichts mehr zu sehen.

Der Himmel war blau und nicht eine einzige Wolke verdeckte das Firmament. Das Meer hätte ruhiger nicht sein können. Nichts wies mehr darauf hin, das hier vor wenigen Sekunden noch ein verheerender Sturm tobte.

„Können wir die Augen wieder aufmachen?“, fragte Serena.

Kazuma schluckte. Was war da gerade passiert? Wie konnte ein so gewaltiger Sturm einfach verschwinden.

Serena stand jetzt auf und war genauso verdutzt wie Kazuma. „Was ist los?“, fragte sie.

Kazuma kratzte sich am Kopf. „Junko! Was hältst du davon?“, fragte er und sah sie an.

Doch Junko lag bewusstlos am Boden.

„Meine Güte!“, sagte er und ging zu ihr. Er hob ihren Kopf leicht an und fühlte ihren Puls. „Ein Glück. Sie lebt noch!“ Davon war er sichtlich erleichtert. Dann hob er sie hoch. „Wir sollten wieder Kurs aufnehmen. Ich bringe Junko nach unten!“ Serena nickte und übernahm das Steuer.
 

Kazuma legte Junko ins Bett und deckte sie zu. In ihrem Gesicht stand die Anstrengung geschrieben.

„War wohl etwas zuviel für dich, oder? Allerdings frage ich mich, was da passiert ist.“, sagte er. Dann sah er Junko an, wie sie da friedlich schlief.

Eigentlich sah sie ganz süß aus. Das war ihm vorher noch gar nicht aufgefallen. Doch er bemühte sich, diesen Gedanken nicht weiter zu verfolgen.

„Was denke ich denn da?“, fragte er sich und ging zur Tür.

„Schlaf dich etwas aus!“, sagte er, bevor er die Tür hinter sich schloss.
 

In Japan landete gerade ein kleines Raumschiff auf einem Feld. Dort standen einige Sarok-Soldaten herum, die etwas auf dem Boden musterten. Es war Bato.

Die Tür zum Raumschiff ging auf und ein stattlicher Sarok kam heraus. Er war 2.20 Meter groß, also Durchschnitt für einen Sarok, und trug eine edle Rüstung mit Umhang. Wie die meisten Saroks hatte er kaum Haare auf dem Kopf. Seine Muskeln sprachen dafür, das er eine Menge Kraft haben musste. Allerdings wiesen sowohl Arme als auch Beine eine Menge Narben auf.

Langsam trat er auf die Leiche von Bato zu und sah ihn von oben kurz an.

„Wer hat das getan?“, fragte er mit einer finsteren Stimme.

„Wissen wir nicht. Wir haben ihn vor 2 Stunden so gefunden. Seine Anhänger sind nicht mehr aufzufinden!“, sagte einer der Soldaten und salutierte.

Der Sarok ging in die Knie und sah die Wunde genau an.

Die Rüstung war zerfetzt. Er nahm etwas von dem Blut in seine Finger und sah es an.

„Wer immer das auch war. Es war kein Glück. Derjenige hat gewusst, was er tat. Und er war stark. Seine Rüstung war aus reinstem Metarium.“, sagte der Sarok mit dem Umhang und stand wieder auf.

„Sollen wir eine Suchaktion nach seinen Anhängern einleiten?“, fragte der Soldat.

„Macht das! Ich will wissen, was hier los war. Jetzt habe ich einen wichtigen Termin bei Zakor. Wenn ich zurückkomme, möchte ich Ergebnisse!“, sagte der Sarok und ging zurück ins Raumschiff, das jetzt abhob.

„Das letzte, was wir jetzt gebrauchen können, sind Menschen, die uns die Stirn bieten können. Das wird dem Imperator gar nicht gefallen.“, dachte er.
 

Die Schäden an dem Boot durch den Sturm waren glücklicherweise nicht sehr hoch, so das sie die Fahrt weiterführen konnten. Lediglich der Motor hatte durch den Wassereinbruch etwas gelitten, doch solange sie nur mit halber Kraft fuhren, würde nichts passieren.

Kazuma war am Steuer, während Serena sich um die immer noch bewusstlose Junko kümmerte.

Sie tunkte einen Lappen in kaltes Wasser und legte ihn ihr auf die Stirn. „Muss wohl der Stress gewesen sein. Oder die Anstrengung!“, sagte Serena voller Sorge.

Junko wälzte sich ein wenig im Bett herum.

„Du wirst schon wieder!“, sagte Serena fürsorglich.

Gegen Abend kam Serena zum Steuer, damit Kazuma auch noch etwas schlafen könnte.

„Wir sollten in etwa 5 Stunden dort sein. Weck mich, wenn du Land siehst!“, sagte er gähnend und ging runter.

Als er Junko immer noch im Bett liegen sah, lächelte er. Er deckte sie richtig zu und setzte sich hin. Da sie kein zweites Bett hatten, musste er wieder im Liegestuhl schlafen. Doch im Moment gingen ihm andere Gedanken durch den Kopf. Es war seltsam gewesen, wie der Sturm plötzlich verschwunden war. Er konnte sich nur noch an ein seltsames Licht erinnern. Für einen kurzen Augenblick hatte er die Augen geöffnet, doch das Licht ließ sie ihn gleich wieder schließen, damit er nicht blind wurde. Für diesen kurzen Augenblick meinte er, Junko gesehen zu haben. Aber nicht die Junko, wie sie gerade da lag. Sie hatte anders ausgesehen. Es schien ein Gewand aus Licht gewesen zu sein und auf ihrem Rücken hatte sie große Flügel gehabt. Vielleicht war das nur eine Halluzination gewesen. Vielleicht hatte er sich das nur eingebildet. In letzter Zeit war schließlich eine Menge passiert. Eine Menge Sachen, über die er sich Sorgen machen müsste. Erst war sein Meister verschwunden, dann ging er mit seiner Schwester auf diese Reise, nahm Junko mit und besiegte schließlich seinen ersten Sarok. Doch was ihn wirklich wurmte war, das er keine Erinnerung an den letzten Schlag dieses Kampfes besaß. Endlich hatte er seinen ersten richtigen Kampf gegen einen Sarok gewonnen und dann erinnerte er sich nicht mal mehr an das Finale.

Kazuma versuchte, eine ganze Zeit lang einzuschlafen, aber es gelang ihm nicht. Dabei wusste er nicht, ob es an ihm oder an dem Wellengang lag.

Junko wälzte sich immer wieder im Bett herum. „Mutter. Lass mich nicht allein.“, sagte sie leise im Schlaf.

Kazuma sah sie fragend an. Dann ließ er den Kopf hängen. „Ich bin so dumm. Mach mir nur um mich Sorgen. Dabei habe ich ganz vergessen, das sie ihre Eltern ebenfalls verloren hat.“

Er hatte recht. Wie Junkos Gefühle aussahen, konnte er nur ahnen. Von ihr hatte er noch nichts über Rachegefühle gehört. Sie war ganz anders als er. Sie hatte keinen Hass auf die Saroks. Jedenfalls zeigte sie ihn nicht. Junko wollte nur mit auf die Reise, um nicht mehr alleine zu sein. Das wurde Kazuma jetzt klar. Dieses Mädchen hatte jahrelang alleine in einer verlassenen Stadt gelebt. Er kannte keinen Menschen, der so etwas überleben würde. Ohne wirkliche Gesellschaft. Allein. Dieses Mädchen schien stärker zu sein, als er glaubte.

Eine seltsame Stadt

Kapitel 12: Eine seltsame Stadt
 

„Land! Land in Sicht!“, rief Serena von oben.

Kazuma war es nach ein paar Stunden gelungen, doch noch einzuschlafen. Jetzt wurde er von Serenas Aufschrei wach und rieb sich die Augen.

Im Bett lag Junko immer noch schlafend.

Er fragte sich, wie es ihr ging und trat ans Bett. Dann fühlte er mit einer Hand ihre Stirn. Sie war nicht mehr sehr heiß, was wohl bedeuten sollte, das es ihr schon wieder besser ging.

Er atmete erleichtert auf. „Zum Glück.“, sagte er leise und ging nach draußen.

Dort sah alles nach einem schönen Sonnenaufgang aus. Der Himmel war zwar noch dunkel, doch am Horizont über dem Meer war schon der erste Lichtschleier zu erkennen, der bald die Nacht vertreiben und einen neuen Tag einläuten würde.

„Da bist du ja endlich. Sieh mal nach vorne.“, sagte Serena.

Kazuma ging nach oben zu Serena und sah Richtung Westen, wo sich eine Landmasse auftat.

Es war ein herrliches Gefühl, endlich wieder Land zu sehen, nachdem sie nur knapp den schrecklichen Sturm überstanden hatten.

„Sehen wir doch mal nach!“ Kazuma holte ein Fernglas heraus und sah hinüber.

Da war ein Dorf, das er von hier aus sehen konnte. Die Bootsstege sah man deutlich und aus einigen Häusern stieg Rauch auf, was darauf hindeutete, das noch jemand dort wohnte.

Serena aber war ein wenig verwirrt, weil sie die Seekarte immer im Auge hatte.

„Wenn ich mich recht erinnere, müssen wir doch von dort aus weiter nach Süden, oder?“, fragte sie.

„Ja. Nach Südwesten, um genau zu sein.“, erklärte Kazuma.

„Dann frage ich mich, warum wir mehr nach Norden gefahren sind. Das ist doch ein Umweg!“

Damit hatte Serena recht. Die Hafenstadt Chongjin lag im alten Korea, das aber mittlerweile dank der Saroks zu China gehörte. Von dort aus müssten sie weiter nach Indien in die Stadt Patna. Dort sollte der erste Kandidat wohnen. Und Indien lag nun mal mehr im Südwesten.

„Also! Warum Chongjin?“, bestätigte Serena ihre Frage.

„Wegen der Sicherheit. Kommandant Shugo hat mir erzählt, das dieses Dorf von den Saroks in Ruhe gelassen wird. Ist wohl zu uninteressant!“, erklärte Kazuma.

Serena sah Kazuma fragend an. So etwas konnte sie sich gar nicht vorstellen. Die Saroks kontrollierten doch die ganze Erde. Warum sollten sie da ein kleines Dorf in Ruhe lassen? Das war doch unlogisch.
 

Langsam tuckerte das Boot in den ziemlich kleinen Hafen von Chongjin.

Als Kazuma es mit Seilen am Steg vertäute, sah er sich vorsichtig um. Nirgendwo war eine Menschenseele zu sehen. Die Hallen im Hafen waren allesamt etwas heruntergekommen, aber offensichtlich noch in Schuss. Zumindestens schien es so.

Serena kam jetzt auch und sprang auf den Steg.

„Moment mal! Was machst du denn da?“, fragte Kazuma.

„Was wohl? Ich komme mit, wenn du dich umsiehst.“ Serena lächelte.

„Und wer passt bitte auf das Boot, beziehungsweise Junko auf?“, fragte Kazuma.

Serena seufzte. „Komm schon. Wird schon nichts passieren!“, sagte sie.

Er konnte es nicht fassen. Seine Schwester ging ziemlich leichtfertig mit der Situation um. Der Kommandant hatte zwar gesagt, das dieses Dorf sicher sei, doch noch wussten sie nicht, ob das auch stimmte.

Gut, die Tatsache, das keiner auf der Straße oder am Hafen war, könnte die Uhrzeit sein. Die Sonne schickte gerade erst ihre ersten Strahlen in das Dorf.

Doch Kazuma war jemand, der von Natur aus skeptisch war. Deshalb rückte er rasch noch seine Schwerter auf dem Rücken zurecht.

„Also gut. Aber nicht so weit. Ich möchte Junko nicht im Stich lassen.“, sagte er.

Sie gingen los und folgten der einzigen Straße, die vom Hafen wegführte.
 

Als sie an den Lagerhallen vorbei waren, kamen sie in eine Wohngegend.

Beide staunten. Die Häuser sahen alle gleich aus wie aus einem Bausatz. Allesamt einstöckige Häuser mit einer Garage und einem schönen, grünen Garten. Es sah aus, als ob an dieser Gegend die Invasion tatsächlich spurlos vorüber gegangen wäre.

„Wahnsinn. Als wäre die Zeit stehen geblieben und die Welt wieder normal.“, sagte Serena mit aufgerissenem Mund.

Kazuma musterte die Häuserreihen mit skeptischem Blick. „Ein wenig zu normal, wenn du mich fragst!“, erwähnte er.

Plötzlich ging eine der Türen auf.

Kazuma schnappte sich die davon überraschte Serena und versteckte sich mit ihr.

„Was soll denn das?“, fragte sie.

Kazuma sah leicht um die Ecke. Da stand ein älterer Mann und streckte sich. Es war verwirrend. Es war kein Sarok, sondern ein Mensch. Ein ganz normaler Mensch, wenn man mal davon absah, das er im Schlafanzug auf seinem Rasen stand.

Plötzlich fuhr ein Radfahrer die Straße entlang und warf vor jedes Haus eine Zeitung, die der Mann dankend aufhob.

„Das gibt´s doch nicht. Haben wir eine Zeitreise gemacht, oder so was?“

Der Mann sah jetzt in ihre Richtung. „Kommt ruhig raus. Ich habe euch gesehen.“, sagte er lächelnd.

Serena ging an Kazuma vorbei. „Du bist und bleibst ein alter Skeptiker!“, sagte sie und ging zu dem Mann hin.

Kazuma seufzte. Er war sich nicht sicher, was hier vorging, doch sich einfach so verstecken würde ihnen vermutlich nicht weiterhelfen. Auf diese Art könnten sie erfahren, was dort los war, also folgte er Serena ins Haus.
 

Auf dem Boot wälzte sich Junko immer noch im Bett herum. Sie schien einen Albtraum zu haben.

„Nein. Bitte nicht. Lass meine Eltern in Ruhe!“, schrie sie und schrak hoch. Dabei fiel der Eisbeutel auf ihrem Kopf, in dem nur noch Wasser drin war, auf den Boden und zerplatzte.

Junko keuchte. „Was für ein Traum.“, sagte sie und stand auf.

Sie fasste sich an den Kopf, um ihre Stirn zu überprüfen. Sie war wieder abgekühlt.

Junko lächelte und sah sich um. Jetzt erst bemerkte sie, das sie kaum etwas an hatte.

„Hoffentlich hat Kazuma mich nicht so gesehen.“, dachte sie und sah sich um. Doch niemand schien in der Nähe zu sein. Auf einem Stuhl in der Nähe lagen ihre Sachen, in die sie jetzt schlüpfte.

Als sie fertig war, ging sie nach draußen an Deck.

Etwas verschlafen sah sie auf die Stadt, die vor ihr lag. „Was zum... Sind wir schon da?“, fragte sie und sah nach oben zum Steuer. Doch niemand war dort.

Junko fragte sich, wo die zwei waren und durchsuchte das gesamte Schiff. Aber sie wurde nicht fündig. Selbst im Lagerraum nicht.

Nachdem sie mit der Durchsuchung fertig war, setzte sie sich erstmal hin.

„Da muss irgendwas passiert sein. Die gehen doch nicht einfach ohne mich weiter. Oder doch?“, fragte sie sich.

Ihr kamen Zweifel an der Loyalität der beiden. Vielleicht hatte Kazuma sie ja doch als Klotz am Bein gesehen und sie sind gegangen, bevor sie aufgewacht war.

Sie wusste ja weder, was genau passiert war, noch wie lange sie geschlafen hatte. Kazuma traute sie ja eigentlich zu, das er einfach so ohne sie gehen würde, aber Serena doch nicht. Sie würde das niemals tun.

Doch rumsitzen würde ihr nichts bringen. Sie kramte ihr Schwert heraus und ging von Bord.

„Hoffentlich finde ich die beiden noch.“, dachte sie.
 

Kazuma und Serena saßen an einem großen Esstisch zusammen mit dem Mann, seiner Frau und einem kleinen Mädchen, was vermutlich die Tochter war.

„Bedient euch. Wir haben genug!“, sagte die Frau lächelnd.

Kazuma sah den Teller an, der Serena und ihm hingestellt wurde. Was da drauf war, sah wie eine Kreuzung aus Grießbrei und Suppe aus.

Kazuma ließ diese zähflüssige Masse einmal über den Löffel laufen, um zu merken, das er das nicht essen wollte.

„Eigentlich haben wir so früh am Morgen noch gar keinen Hunger!“, erklärte er. Natürlich war das gelogen. Während dem Sturm waren fast alle Vorräte entweder weggeschwemmt oder vernichtet worden, so das sie seit 24 Stunden kaum etwas gegessen hatten.

„Ihr könnt ruhig essen!“, sagte der Mann freundlich.

„Lass sie doch. Wenn sie keinen Hunger haben.“, sagte die Frau.

Kazuma schob den Teller etwas zur Seite und sah ihre Gastgeber an. „Mich würde interessieren, was so besonders an dieser Stadt ist!“

Der Mann und die Frau erschraken und Kazuma fragte sich innerlich, ob er etwas falsches gesagt hatte.

„Was meinen sie?“, fragte die Frau.

Kazuma dachte kurz nach. Er wusste gar nicht, wo er anfangen sollte. Das die Häuser alle gleich aussehen, das sie von einem Zeitungsjungen eine Zeitung kriegen oder das die Saroks hier noch nicht eingefallen waren. Er entschied sich für letzteres.

„Wie kommt es, das die Saroks euch in Ruhe lassen? Was ist euer Geheimnis?“

Diese Frage schien die erste noch getoppt zu haben. Die Gesichter der Eltern waren schon fast blass.

„Na gut. Dann eben nicht. Wäre es möglich, ein Auto oder ein anderes Fortbewegungsmittel zu bekommen?“ Kazumas dritte Frage war wohl etwas harmloser, denn die Gesichter beruhigten sich wieder.

„Ich weiß nicht. Vielleicht!“, sagte der Mann und ging aus der Küche raus.
 

Junko ging zwischen den Lagerhallen vorbei, in der Hoffnung, Kazuma und Serena irgendwo zu finden. Durch ein Schild hatte sie bereits herausgefunden, das sie in Ch´ongjin, ihrem Zielhafen angekommen waren. Also machte sie erstmal einen Streifzug durch die Gegend.

„Seltsam!“, sagte sie und sah auf die Uhr. Laut der war es hier bereits 9 Uhr und am Hafen war niemand zu sehen.

Seltsamerweise war auch außer ihrem Boot kein anderes im Hafen. Nicht einmal ein kleines Ruderboot.

Dafür strich ihr jetzt ein kalter Wind um die Ohren und Junko brachte sich hinter einer weiteren Lagerhalle in Sicherheit.

„Oh Mann. Wo sind die zwei nur?“, fragte sie und schlug gegen die Wand.

Da hörte sie Stimmen in der Nähe. Sie waren allerdings etwas undeutlich.

„Prima. Das müssen die beiden sein. Na die können was erleben.“, sagte sie sich und ging wütend ein der Hallen zu.

Gerade noch rechtzeitig erkannte sie, das es nicht Kazuma und Serena waren, sondern zwei Männer.

Sie waren wie Hafenarbeiter gekleidet mit Rollkragenpulli, dicker Jeans und Mützen.

Junko hatte sich versteckt, weil sie mit einer weiteren Person sprachen. Und diese war unverkennbar in der Größe und Hautfarbe, ein Sarok.

Junko schluckte. Warum hatte Kazuma gerade diesen Hafen gewählt? Er hatte doch gesagt, das die Stadt sicher wäre. Plötzlich fiel ihr etwas auf. Was, wenn Kazuma und Serena gefangen genommen wurden? Wenn sie jetzt ihre einzige Hoffnung wäre.

Junko spähte nochmal. Es war nur ein einzelner Sarok und das Raumschiff im Hintergrund war ein kleiner Transporter. Höchstens ein 2Sitzer. Langsam fasste sie den Griff ihres Schwertes.

„Komm schon. Das schaffst du.“, sagte sie sich.
 

Kazuma und Serena wollten sich nicht aufdrängen. Sie hatten zwar nicht erfahren, wo sie ein Auto herbekommen könnten, doch sie beschlossen, es mal woanders zu versuchen.

Kazuma fand außerdem, das es besser wäre, mal nach Junko zu sehen. Vielleicht wäre sie ja schon wach geworden.

Serena fand das auch besser, also gingen sie raus.

„Wiedersehen!“, sagten sie und verschwanden in Richtung Hafen.

Die Frau sah ihnen mit finsterem Blick nach. „Was meinst du? Haben sie etwas gemerkt?“, fragte sie.

„Wir gehen auf Nummer sicher. Die anderen sind schon benachrichtigt!“, sagte der Mann finster lächelnd.

In Windeseile waren Kazuma und Serena wieder am Boot und Kazuma ging gleich unten rein.

„Hallo, Junko!“, rief er. Doch als er bemerkte, dass das Bett leer war, wurde er stutzig. Allerdings waren Junkos Sachen auch nicht mehr da, was darauf hindeutete, das sie wach geworden und aufgestanden war.

Mit leicht hängendem Kopf kam er wieder an Deck. „Hier unten ist sie nicht."

Serena sah ihn erschrocken an. „Aber wo dann?“

Kazuma sah auf die Stadt. „Ich mache mir Sorgen.“
 

Junko atmete nochmal tief durch. Gleich würde sie einem Sarok, vielleicht sogar zweien gegenübertreten. Das sollte gut überlegt sein. Sie wusste nicht, wie stark sie waren. Doch sie musste sich zusammennehmen. Unschuldige dürfte sie nicht verletzen.

Einen Augenblick schloss sie die Augen, um sich zu konzentrieren. Dann war sie bereit und öffnete die Augen.

Da erschrak sie und schrie. Sie sah in ein ziemlich ekliges Gesicht. Es sah aus wie von einem Chamäleon. Als sie weiter runtersah, erkannte sie einen menschlichen Körper unter dem Kopf. Das sah richtig gruselig aus.

Junko schrie nochmal und stürzte nach vorne.

Der Sarok und die Menschen bei ihm sahen Junko fragend an, die jetzt stolperte und hinfiel.

„Was soll das? Wer ist das?“, fragte der Sarok.

„Keine Ahnung!“, sagte einer der anderen Männer.

Das Chamäleongesicht kam jetzt auch an. „Hab ich beim sspionieren entdeckt. Die musss in dem Boot gewessen ssein, dass vorhin gekommen isst.“, sagte das mit einer schlangenähnlichen Stimme.

Der Sarok sah die Männer an. „Boot? Was für ein Boot?“, fragte er.

Der zweite Mann, der einen schicken Anzug trug, wusste anscheinend auch nichts davon. „Warum wurde ich nicht informiert?“, fragte er.

Der andere Mann zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, Herr Bürgermeister. Höre ich auch zum ersten Mal!“

„Waren da noch mehr an Bord?“, fragte der Bürgermeister die seltsame Gestalt.

„Zzwei, wenn ich mich nicht irre!“, sagte die.

„Probleme?“, fragte der Sarok, doch der Bürgermeister winkte ab.

„Keine Sorge. Das kriegen wir schon in den Griff!“

Das Chamäleongesicht hob Junko auf und hielt sie fest.

„Bring sie in die Halle. Ich werde mich ihrer annehmen!“, sagte der andere Mann lächelnd.

Junko schluckte schwer. Was erwartete sie jetzt? Was war hier eigentlich los?
 

„Junko!“, schrie Kazuma so laut, das es durch den halben Hafen schallte, aber niemand antwortete ihm. „So ein Mist. Warum musste sie auch weggehen? Wäre sie beim Boot geblieben, hätten wir jetzt nicht das Problem.“, sagte er wütend.

„Reg dich ab. Ich hätte an ihrer Stelle das gleiche gemacht.“, versuchte Serena ihren Bruder zu beruhigen.

Der sah sie fragend an, als wenn er sagen wollte, was das heißen soll.

Serena verstand diesen Blick sofort. Schließlich kannte sie ihren Bruder. Und es war ihr ein Vergnügen, diese Frage zu beantworten. „Sie hat gedacht, das wir sie im Stich gelassen hätten und wollte uns suchen. Garantiert. Kein Wunder, so wie du sie behandelt hast.“

Kazuma wollte widersprechen, aber ihm fiel kein Argument ein, was gegen diese Aussage sprach. Serena hatte ja Recht. Er hatte an Junko gezweifelt und ihr das immer wieder gesagt. Sie musste sich wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt haben.

Er seufzte laut. „Na gut. Wenn wir sie wiederfinden, entschuldige ich mich bei ihr.“

Serena lächelte wieder. „Dann suchen wir doch weiter!“ Kazuma nickte.
 

Inzwischen setzte, weit weg von Chongjin in Deutschland, genauer gesagt im ehemaligen Schloss Neuschwanstein, ein Raumschiff zur Landung im Innenhof an. Die Tür ging auf und der Sarok mit den vielen Narben am ganzen Körper stieg aus.

„General Ratko. Schön, das sie endlich da sind. Zakor erwartet sie bereits!“, sagte ein Soldat, der vor ihm salutierte.

„Schon gut.“, sagte Ratko und betrat das Schloss durch eine große, zweiflügelige Tür.

Dann folgte er einem langen Gang, der ihn schließlich in ein großes Zimmer führte. Es hatte viele, große Fenster und war deswegen gut beleuchtet. Die Wände waren mit reichlichen Ornamenten und Bildern verziert. An der Decke hingen 4 große Kronleuchter, die dem Raum zusätzliches Licht verliehen.

„Schön, das du endlich da bist!“, sagte eine Gestalt, die hinter einem Schreibtisch saß.

Es war ebenfalls ein Sarok, allerdings trug er einige Orden an der Brust, was ihn wichtig aussehen ließ. Seine Haare waren lang und weiß und wehten ein wenig im Luftstrom einer Heizung. Er sah Ratko mit seinen dunklen, fast schwarzen Augen an.

„Du hast Neuigkeiten, wie ich gehört habe?“, fragte er.

„Jawohl, Meister Zakor!“, sagte Ratko nickend.

„Sehr gut. Ich ebenfalls, aber fang du ruhig an!“, sagte Zakor und stand auf.

Ratko dachte kurz nach. Wie brachte er Zakor am besten bei, das ein Sarok getötet wurde. Das kam schon seit einiger Zeit nicht mehr vor.

„Sag schon!“ Zakors Stimme wurde unruhig.

„Na gut. Wir haben Bato gefunden. Anscheinend wurde er getötet. Wir wissen allerdings noch nicht, ob er von einem Menschen, oder von seinen eigenen Anhängern umgebracht wurde!“, sagte Ratko.

Zakor verzog trotz dieser Nachricht keine einzige Miene. Er schien sogar zu lächeln. „Ich habe ihn nie gemocht. Kein großer Verlust.“, erwiderte er.

Ratko erschrak ein wenig. „Aber macht ihr euch keine Sorgen? Was, wenn es ein Mensch war? Wenn etwas davon durchsickert, dann werden die Menschen wieder auf die Barrikaden gehen, wie vor 3 Jahren in Südamerika.“, sagte er sorgenvoll.

„Ich mache mir eher wegen dem hier Sorgen!“, sagte Zakor und warf Ratko ein Blatt Papier hin.

„Da geht es um das geplante Turnier, das stattfinden soll. Der Imperator ist besorgt, das es den Menschen gelingen könnte, eine Truppe aufzustellen, die da mitmacht. Angeblich ist bereits jemand auf dem Weg, diese Truppe zusammen zu stellen. Deswegen will er, das dieser Jemand unverzüglich eliminiert wird!“, erklärte Zakor.

Ratko musste ein wenig schmunzeln. „Die Menschen haben doch ohnehin keine Chance gegen uns. Warum lassen wir sie nicht einfach?“

„Weil der Imperator meint, das es besser ist, sie aufzuhalten. Leite alles in die Wege. Das hat Priorität!“, sagte Zakor und setzte sich mit wütendem Blick wieder hin.

Ratko nickte, verneigte sich und ging.

Im Raumschiff sah er sich die Papiere an. „Na gut. Dann wollen wir doch mal sehen, ob wir das Kind nicht schaukeln können. Schickt die Spione in alle Teile der Erde. Sie müssen diese Gruppe ausfindig machen!“, sagte er zu einem vermummten Sarok, der ihm gegenüber saß. Der nickte und verschwand auf einmal im Nichts.

„Die haben keine Chance!“, sagte Ratko lächelnd.

Mutanten

Kapitel 13: Mutanten
 

Das Hafengelände war ziemlich groß.

Kazuma hatte das Gefühl, das sie schon seit einer Ewigkeit nach Junko suchten.

„Junko! Verflucht. Wo steckt die nur?“, fragte er sich.

Als er um die nächste Hausecke bog, stand ihm plötzlich jemand im Weg. Es war eine schöne, junge Frau mit einem glasigen Blick.

Im ersten Moment erschrak Kazuma, weil er mit so etwas nicht gerechnet hatte. Dann aber fing er sich wieder und lächelte.

„Hallo. Sagen sie, haben sie zufällig ein Mädchen gesehen. Langes, schwarzes Haar, Pferdeschwanz, blaue Augen und ungefähr so groß?“ Kazuma versuchte mit der Hand Junkos Körpergröße anzuzeigen.

Die Frau aber reagierte gar nicht. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich kein bisschen.

Kazuma stutzte und fuchtelte mit den Händen vor ihrem Gesicht herum. Ihre Augen bewegten sich auch jetzt noch nicht.

„Sind sie blind?“, fragte er und sah die Frau skeptisch an. So was hatte er noch nicht erlebt.

„Na gut. Wenn sie mir nicht helfen wollen, dann such ich eben weiter.“ Kazuma zuckte mit den Schultern und drehte sich um.

Da öffnete die Frau den Mund und Ranken kamen heraus. 4 dicke Ranken, die sich um Kazumas Hals wickelten.

„Was zum...!“, würgte er raus und versuchte, sich mit Händen und Füßen zu wehren. Er bekam keine Luft mehr deshalb müsste er sich schnell befreien. Doch eine der Ranken hatte seine Hände umwickelt und so konnte er auch seine Schwerter nicht erreichen. Er versuchte, nach ihr zu treten, doch die Ranken waren so lang, das er sie nicht erreichte. Die Luft wurde langsam eng.

Plötzlich sauste ein kleines Messer durch die Luft, durchtrennte die Ranken und blieb in der Wand stecken.

Der Griff um Kazumas Hals ließ los und er ging keuchend zu Boden.

Die Frau schrie in einem grellen Ton und rannte weg.

„Alles in Ordnung?“, fragte Serena ihren Bruder.

Kazuma sah auf. „Du? Seit wann kannst du so gut mit Messern umgehen?“, fragte er und sah das Messer an, das in der Betonwand steckte.

„Schon seit einer ganzen Weile. Du hast es nur nicht gemerkt.“, antwortete Serena lächelnd und half ihm auf die Beine. „Aber sag mal. Was war das denn?“

Kazuma sah der Frau nach, die schon längst außer Sichtweite war. „Keine Ahnung. Im ersten Moment schien sie menschlich zu sein, aber das hier deutet auf etwas anderes hin.“ Mit diesen

Worten hielt er die Rest der Ranken in die Höhe.

Jetzt waren Kazumas Zweifel bestätigt. Mit dieser Stadt stimmte etwas nicht.
 

Junko war in eine große Lagerhalle gebracht worden, wo sie an eine der Metallsäulen gefesselt wurde.

„Lasst mich gehen. Ich werde euch alle zur Schnecke machen, wenn ich hier rauskomme. Ich mach euch fertig!“, schrie sie, doch die Fesseln waren zu fest.

Der Mann, der vorhin noch beim Bürgermeister war, kam jetzt rein. Er zog seine Handschuhe aus und ging zu Junko hin. Die sah ihn fragend und gleichzeitig wütend an.

„Ich bin Wang Lao. Du wirst mir jetzt sagen, wo ihr herkommt und was ihr hier wollt.“, sagte er.

Junko knurrte. „Niemals. Das werde ich euch nie sagen. Nie im Leben!“, schrie sie und versuchte sich unter schreien zu befreien.

Wang seufzte. „Ich werde es erfahren. So oder so!“, sagte er. Dann nahm er einen Knebel und stellte Junkos Geschrei so ab.

„Prima. Jetzt kann ich mich besser konzentrieren!“, sagte er und legte eine seiner Hände auf Junkos Stirn.

Die stutzte. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihrem Kopf breit. Als wenn sie jeden Moment die Kontrolle über ihr Gehirn verlieren würde. Als wenn jemand Fremdes in ihrem Kopf wäre. Sie versuchte, sich zu wehren, doch die andere Person war zu stark.

Es dauerte ungefähr 10 Sekunden, dann verlor Junko das Bewusstsein.

Wang nahm die Hand wieder weg. „Sehr interessant. Deswegen seid ihr also hier. Das dürfte die Saroks interessieren!“, sagte er lächelnd.

Dann sah er die zwei Wächter hier an. „Passt auf sie auf. Es gibt noch zwei. Vielleicht wollen sie die Kleine hier retten!“

Die Wächter nickten, während Wang die Handschuhe wieder anzog und ging.
 

Kazuma und Serena waren in eine kleine Nebengasse geflüchtet und hatten sich hinter einem Müllcontainer versteckt.

„Oh Mann. Was ist hier nur los?“, fragte Serena den Tränen nahe.

„Ich mache mir Sorgen um Junko.“ Kazumas Worte klangen wirklich besorgt. Noch wussten sie nicht, wie viele von diesen Kreaturen noch hier rumlaufen und ob Junko ihnen begegnet war. Nicht auszudenken, was ihr zugestoßen sein könnte.

Plötzlich stutzte Kazuma und fasste sich an den Kopf. „Das ich nicht vorher dran gedacht habe!“, sagte er und holte den Computer raus.

Serena sah ihn fragend an. Was hatte er denn jetzt?

Kazuma rief eine Karte der Stadt auf und drückte noch einen Knopf. Auf dem Hafengelände fing jetzt ein Punkt an zu blinken. „Prima. Das muss in einer der Lagerhallen sein.“, sagte er lächelnd.

„Was denn? Was ist da?“, fragte Serena.

Kazuma steckte den Computer wieder weg und stand auf. „Ich habe Junko einen Sender verpasst, damit wir sie nicht verlieren.“, sagte Kazuma.

Serena wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Einerseits war sie froh, das sie jetzt wussten, wo Junko war, aber andererseits war sie enttäuscht, das Kazuma ihnen so wenig zutraute.

„Komm schon!“, sagte der und rannte los.

Serena folgte ihm.
 

Inzwischen ging im Raumschiff von Ratko ein Funkspruch ein.

Einer der Piloten ging nach hinten zu ihm. „Wir haben offensichtlich eine Spur zu den Leuten, die wir suchen sollen. Angeblich sollen sie in Chongjin sein!“, sagte der.

Ratko hatte nur leicht die Augen geschlossen, aber alles gehört. „Etwa diese Stadt, in die wir die gescheiterten Experimente geschickt haben? Sehr gut. Dann sind sie doch zu etwas nütze. Fliegen sie hin!“, befahl er.

„Jawohl. Wir sind in etwa 2 Stunden dort.“, sagte der Pilot und ging wieder nach vorne.

„Dieser Auftrag wird wohl schneller zuende sein, als ich dachte!“, fügte Ratko hinzu.
 

Kazuma und Serena waren an der Lagerhalle angekommen, in der laut Computer Junko drin sein sollte. Allerdings waren die Fenster so weit oben, das sie nicht reinsehen konnten.

„Ist sie allein da drin?“, fragte Serena.

„Keine Ahnung. Der Computer kann nur Junko sehen. Allerdings wüsste ich nicht, was sie alleine da drin sollte. Außerdem hat sie sich seit 10 Minuten nicht mehr bewegt. Das spricht dafür, das sie nicht allein ist.“, sagte Kazuma.

Serena bekam Angst. „Was, wenn sie schon...!“ Sie sprach es nicht aus.

„Ich glaube nicht. Ich hoffe, nicht!“, sagte Kazuma und schluckte.

Sie fanden rasch eine Tür, über die sie ins Innere kamen. Direkt hinter der Tür standen jede Menge Kisten, was wohl Glück war.

Kazuma sah kurz an den Kisten vorbei. Sofort erblickte er Junko, die immer noch an die Säule gebunden und bewusstlos war. Gleichzeitig sah er auch die beiden Wächter, die an einem Tisch saßen. Kazuma nahm leicht wahr, das Junko noch atmete.

„Sie lebt noch!“, sagte er, nachdem er sich wieder hinter den Kisten versteckt hatte.

„Gut. Sonst noch was?“, fragte Serena.

Kazuma nickte. „Ja. Da sind noch zwei Kerle, die nicht sehr nett aussehen!“

Serena lächelte. „Wie wäre es, wenn ich die ablenke?“, fragte sie.

„Das ist keine gute Idee. Wir haben immer noch keine Ahnung, was hier los ist. Ich würde das gerne herausfinden, bevor wir etwas unternehmen!“, erklärte Kazuma.

Doch Serena war schon nicht mehr neben ihm. Sie war bereits losgerannt.

„Oh mann. Warum bin ich nochmal mit zwei Frauen unterwegs?“, fragte er und fasste sich an den Kopf.

„Hey, ihr Muskelprotze!“, schrie Serena und fuchtelte mit den Armen.

Die beiden Wächter sahen sie und rannten wütend auf sie zu.

Serena erschrak und rannte los.

Jetzt kam Kazuma aus seinem Versteck und ging zu Junko. „Alles in Ordnung?“, fragte er, während er sie losband.

Langsam erlangte Junko ihr Bewusstsein wieder. „Geht so.“, sagte sie schwach.

Als Kazuma die Fesseln gelöst hatte, ging Junko in die Knie und stützte sich mit den Armen ab.

„Was fällt euch eigentlich ein, mich alleine zu lassen?“, fragte sie mit langsam kräftiger werdender Stimme.

Kazuma seufzte. „Tut mir ja leid. Ich habe Serena ja gesagt, das sie beim Boot bleiben sollte, aber sie wollte unbedingt mitkommen.“

Kazumas Erklärung schien Junko kaum zu beruhigen. „Was ist hier eigentlich los? Wir sind doch in Ch´ongjin, oder?“, fragte sie.

Kazuma nickte. Da fiel ihm Serena ein, die auf die Kisten geklettert war. Einer der Kerle folgte ihr, während der zweite ihn erspäht hatte und rüber gerannt kam. „Na wartet!“, schrie der und seine linke Hand verwandelte sich in einen Hammer.

„Was geht denn hier ab?“, fragte Junko erschrocken.

Kazuma griff rasch seine Schwerter und rannte auf den Kerl zu. Der hob seinen Hammer und schlug auf Kazuma ein.

Doch der war so schnell, das er dem Schlag auswich und nach einem Schwertstreich hinter dem Kerl zum stehen kam.

Der Kerl keuchte und ging zu Boden.

Dann sah Kazuma nach oben. Serena hatte sich auf eine der Metallstreben direkt unter der Decke gerettet und balancierte jetzt auf ihr.

„Bin gleich wieder da, Junko!“, sagte Kazuma und sprang über die Kisten ebenfalls nach oben.

„Bleib hier!“, schrie der Kerl, der Serena offensichtlich nicht folgen konnte.

„Könnte dir so passen!“, sagte Serena närrisch.

Plötzlich verwandelte sich die Hand dieses Kerls in eine gigantische Schere. „Wenn das so ist, werde ich dich eben runterholen.“, sagte er und setzte mit der Schere die Metallstrebe an.

Serena erschrak und sah nach unten. Es waren bestimmt 20 Meter bis zum Boden. So einen Sturz würde sie nicht überleben.

„Das tust du nicht!“, schrie Kazuma und seine Schwerter blitzten durch die Luft.

Im nächsten Moment zerbrach eine der Kisten und der Kerl fiel runter auf den Boden. Als er aufschlug, war er erledigt. Genau wie der andere.

Kazuma keuchte und steckte die Schwerter wieder weg. „Komm runter. Ich glaube, wir sollten schnellstens von hier verschwinden.“, sagte er. nicht!“, sagte Wang Lao, der sich Junko geschnappt hatte und ihr seinen Finger an den Hals hielt. Der Finger veränderte sich leicht und sah jetzt aus wie eine Klinge.

Junko schluckte schwer.
 

„Was ist in dieser Stadt eigentlich los?“ Kazuma sprang von den Kistenstapeln runter und sah den Fremden an, der Junkos Leben bedrohte.

„Lass deine Schwerter fallen!“, verlangte Wang Lao.

Kazuma seufzte. Er zog sie raus und warf sie auf den Boden.

Dann sah Wang Serena an, die gerade wieder auf den Kisten landete. „Komm runter!“ Wangs Stimme klang schon fast panisch und Kazuma bemerkte das. Kein Wunder. Er kannte sie nicht und konnte ihre Kampfkraft daher nicht einschätzen. Vielleicht wäre das ein Vorteil.

„Tut doch was!“, schrie Junko.

Kazuma schluckte tief. Langsam und ohne das Wang etwas bemerkte sah er sich um. Direkt über ihm hing ein Seil, an dem ein Gewicht befestigt war. Das brachte ihn auf eine Idee.

Serena stand jetzt direkt neben Kazuma. „Lass sie jetzt los!“, schrie sie wütend.

Wang lachte aber nur. „Bald kommen meine Leute. Solange werden wir noch warten!“, erwiderte er.

„Das Seil.“, flüsterte Kazuma leise.

Serena aber konzentrierte sich gerade auf Wang und Junko. Sie fragte sich, was sie nur tun könnte.

„Das Seil“, wiederholte Kazuma nochmal. Jetzt erst wurde er von Serena bemerkt. „Da oben.“, sagte er und machte eine Kopfbewegung.

Serena sah leicht nach oben auf das Seil.

„Messer.“, sagte Kazuma.

Serena schluckte, weil sie wusste, was Kazuma jetzt von ihr erwartete. Doch das Seil war nicht sehr dick und mindestens 10 Meter weit weg.

Kazuma bemerkte die Unsicherheit von Serena. „Du schaffst das.“, sagte er aufmunternd.

Serena nickte leicht. Jetzt mussten sie Wang nur noch von Serena ablenken.
 

Die Stimmung war ziemlich bedrückend. Kazuma senkte den Kopf. „Vielleicht kommen deine Leute ja gar nicht mehr!“, erwiderte er.

„Du kannst Gift darauf nehmen, das sie kommen!“ Wang schien sehr sicher zu sein.

Kazuma lächelte. „Du kommst doch klar, Junko, oder?“, fragte er und bückte sich zu einem seiner Schwerter runter.

Wang stutzte. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Jetzt stand Kazuma wieder auf mit einem Schwert in seiner Hand.

„Lass es fallen, oder ich mach sie kalt!“, schrie Wang wütend.

„Nur zu!“, sagte Kazuma und stürmte nach vorne.

Junko stockte der Atem.

Plötzlich flog ein Messer durch die Luft und durchtrennte das Seil. Das Gewicht kam jetzt runter und traf Wangs Kopf. Der fiel zurück und ließ Junko los. Dann ging er zu Boden.

Kazuma blieb stehen und steckte das Schwert wieder weg.

Junko keuchte. Ihr Atem ging doppelt so schnell wie normal. Dann sah sie Kazuma wütend an. „Was sollte das? Das hätte mein Ende sein können!“, schrie sie.

„Quatsch. Der Kerl hatte viel zuviel Angst vor uns als das er seine Geisel riskiert hätte!“, sagte Kazuma und hob sein zweites Schwert auf.

„War ein guter Wurf!“, lobte er seine Schwester, die fröhlich lächelte, weil sie es geschafft hatte.

Junko senkte wieder den Kopf. Langsam beruhigte sie sich. „Hört zu. Dieser Kerl hat meine Gedanken gelesen. Ich fürchte, das er herausgefunden hat, warum wir unterwegs sind. Außerdem machen die Bewohner hier gemeinsame Sache mit den Saroks.“, erklärte Junko.

„Was? Warum hast du das nicht eher gesagt?“, fragte Kazuma erschrocken. Vermutlich wussten die Saroks bereits, wo sie waren und würden herkommen. Und sie würden nicht zimperlich sein. „Wir müssen so schnell wie möglich hier weg!“, schrie er.

Plötzlich spürte er etwas. Es war wie ein Windhauch, der sich langsam auf ihn zu bewegte. In einem Reflex zog er eines der Schwerter und wehrte den Schlag ab.
 

Wang war wieder aufgestanden und sein ganzer rechter Arm hatte sich in eine Klinge verwandelt, mit der er Kazuma angegriffen hatte. Doch der konnte glücklicherweise abwehren.

Serena und Junko erschraken.

„Ich lasse euch nicht gehen. Die Saroks werden uns reichlich belohnen, wenn wir euch abliefern!“, sagte Wang lächelnd.

Kazuma hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich scheinbar. „Geht schon mal raus. Sucht ein Auto oder irgendwas ähnliches. Wartet am westlichen Stadtrand. Ich werde nachkommen.“, sagte er.

Serena und Junko sahen ihn fragend an, aber Serena erkannte Kazumas Gesichtsausdruck. Er meinte es ernst. Sie nickte und packte Junko an der Hand.

„Aber...!“, erwiderte die. Doch Serena drängte sie zum gehen und schubste sie raus.

„Passt auf euch auf!“, sagte Kazuma. Serena nickte, ehe sie die Tür schloss.

Kazuma sprang jetzt zurück, um etwas Abstand zu gewinnen. Wang lachte. „Was glaubst du, haben sie damit gewonnen? Die ganze Stadt wird sie jagen. Wie weit werden sie da wohl kommen?“

Kazuma zog sein zweites Schwert jetzt auch. Natürlich hatte Wang recht. Junko und Serena würden es nicht leicht haben. Doch mittlerweile lernte er, den beiden zu vertrauen. Sie würden es schon irgendwie schaffen und wenn nicht, wäre er noch da. Allerdings spürte er, das sein Gegner nicht ohne war. Er konnte seine Arme und möglicherweise auch seine Beine in gigantische Klingen verwandeln. Noch immer wusste Kazuma aber nicht, warum er diese Fähigkeit besaß.
 

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Junko genervt.

Serena dachte kurz nach. Kazuma hatte gesagt, das sie ein Fortbewegungsmittel suchen sollten. Am besten also ein Auto, mit dem sie hier schnellstens verschwinden könnten.

„Sag schon.“, sagte Junko.

„Wir sollten zu der Wohngegend gehen. Dort finden wir mit Sicherheit ein Auto.“, sagte Serena.

„Gut. Wenn du meinst!“, sagte Junko und folgte Serena, die den Weg schon kannte. Sie bemerkten nicht, das einige Gestalten sie beobachteten und verfolgten.
 

„Was bist du?“, fragte Kazuma jetzt, da er seinem Gegenüber in die Augen sah. Die Pupillen waren nicht mehr wirklich menschlich. Sie füllten seine ganzen Augen aus. Alles innerhalb der Augen war schwarz.

Wang verwandelte seine Arme wieder zurück. „Die Saroks sind daran schuld.“, sagte er etwas melancholisch klingend.

Kazuma wunderte sich jetzt. „Moment mal. Ihr macht doch gemeinsame Sache mit den Saroks, oder?“, fragte er.

„Natürlich. Das hat auch einen Grund.“ Wang klang jetzt wütend, was auf einen Hass auf die Saroks hindeutete.

Kazuma verstand gar nichts mehr. Diese Stadt war schon reichlich merkwürdig. Plötzlich wurden seine Augen groß. „Die Saroks haben euch erschaffen, habe ich recht?“

Wang senkte den Kopf und sah seine Arme an. „Fast. Sie haben die Stadt eingenommen und alle Bewohner in ein Schiff verfrachtet. Dort haben sie Experimente mit uns durchgeführt. Experimente mit DNS von anderen Spezies aus der ganzen Galaxie. Die meisten haben das nicht überlebt und diejenigen, die es überlebt haben, sind seitdem entweder entstellt, oder besitzen solche Fähigkeiten wie ich!“, erklärte er.

Kazuma wurde jetzt einiges klar. Ihm war klar, warum die Menschen hier so anders waren und auch, warum die Saroks diese Stadt in Ruhe ließen. Allerdings verstand er immer noch nicht, warum die Leute hier gemeinsame Sache mit den Saroks machten. Das machte noch keinen Sinn.

Die Flucht

Kapitel 14: Die Flucht
 

„Also gut. Die Saroks haben an euch rummanipuliert. Aber warum helft ihr ihnen dann?“, fragte Kazuma wütend.

Wang seufzte. „Weil wir keine andere Wahl haben. Durch die Experimente wurde unsere DNS instabil. Wenn wir uns nicht alle 48 Stunden eine Spritze mit einer speziellen Flüssigkeit setzen, werden wir sterben. Dummerweise sind wir nicht imstande, diese Flüssigkeit herzustellen, doch die Saroks sind es. Als Gegenleistung übernehmen wir manchmal Jobs, die ihnen zu schwer sind. Dafür geben sie uns das Mittel!“, erklärte Wang.

„Wir sind von ihnen abhängig. Deshalb kann ich euch nicht gehen lassen!“, schrie er und beide Arme wurden jetzt zu Klingen.

Kazuma sah ein, das er vermutlich nicht mit sich reden lassen würde. Wenn er also sein Versprechen einhalten wolle, müsste er gegen ihn kämpfen.

Wang lächelte. „Einer der Generäle ist auf dem Weg hierher. Wenn er eintrifft, ist es ohnehin aus für euch.“, sagte er.

Kazuma erschrak. „Etwa einer der Hauptgeneräle?“, fragte er

„Ja. Einer der Stärksten sogar.“, fügte Wang hinzu.

Jetzt war sich Kazuma sicher, das er sich beeilen musste. Er durfte keine Zeit verlieren, aber er wollte auch nicht einfach abhauen. Würde er das tun, würde Wang ihn verfolgen. Darum musste er ihn hier und jetzt besiegen.

„Na gut. Beginnen wir das Spielchen!“, sagte er und machte sich bereit.
 

Serena und Junko waren in der Siedlung angekommen, in der jedes Haus gleich aussah.

„Mann, sind die einfallslos.“, sagte Junko gelangweilt.

„Ist doch egal. Jedenfalls müsste doch hier irgendwo ein Auto sein.“, sagte Serena und sah sich um.

„Tja. Wenn du meinst.“ Junko schien sich Gedanken um Kazuma zu machen. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn sie ihm zur Seite gestanden hätten.

„Da ist eines.“ Serena hatte in der Einfahrt eines der Häuser ein Auto entdeckt.

„Prima. Dann nehmen wir das und holen Kazuma ab, ja?“, fragte Junko fröhlich.

„Nein. Wir haben klare Anweisungen. Ich werde erstmal sehen, ob ich es kurzschließen kann!“

Serena schlich auf das Auto zu und probierte, die Tür zu öffnen. Doch es war abgeschlossen. „Gut. Dann eben so!“, sagte sie und holte einen kleinen Draht heraus, mit dem sie in Windeseile das Türschloss knackte.

Junko sah sich um. Ihr Gefühl sagte ihr, das sie sich in Acht nehmen müsste. Etwas schien rasch näher zu kommen.

„Beeil dich. Ich habe das Gefühl, das wir bald Besuch kriegen!“, sagte Junko.

„Es dauert nur 2 Minuten!“, versuchte Serena sie zu beruhigen.
 

„Du musst das nicht tun. Immerhin bist du ein Mensch!“ Kazumas Worte klangen fast wie Hohn angesichts der Kräfte, die Wang besaß.

„Willst du mich verkohlen? Wenn ich das tue, sind wir alle verloren. Der General wird alles hier platt machen!“ Wangs Erklärung war sehr simpel.

Kazuma war klar, das er nicht mit sich reden lassen würde. Er schluckte einmal kräftig und senkte den Kopf. „Dann los!“, sagte er und wie nach einem Startschuss zu einem Wettlauf rannte er auf Wang zu.

Seine Schwerter blitzten bedrohlich um Licht der Hallenbeleuchtung auf und er schlug zu. Metall trat auf Metall.

Wang´s Arme waren zu messerscharfen Klingen geworden, welche die Schläge von beiden Schwertern abgefangen hatten.

Kazuma drückte mit aller Kraft dagegen, doch Wang ließ nicht nach.

Rasch befreite sich Kazuma aus dieser Lage und wich etwas zurück.

Wang lächelte spöttisch. „Lass es einfach sein. Es bringt doch nichts!“, sagte er.

Doch Kazuma´s Entschlossenheit war nicht aus seinem Gesicht gewichen. So einfach würde er nicht aufgeben.
 

Junko war sicher, das sie nicht mehr alleine waren. Hier und da hatte sie schon Schatten entlang huschen sehen. Doch wirklich gesehen hatte sie noch niemanden.

„Wie lange dauert es den noch?“, fragte sie Serena, die immer noch versuchte, das Auto kurz zu schließen.

„Hab´s gleich. Ist etwas komplizierter, als ich dachte!“, antwortete Serena.

„Oh Mann!“, kam es auf einmal durch Junko´s Mund.

Serena sah neugierig zu ihr hin. Als sie aber an ihr vorbeisah, erschrak auch sie.

Aus einer Nebenstraße kamen etliche Leute heraus. Manche von ihnen sahen noch menschlich aus, aber andere hatten seltsame Gliedmaßen. Auf jeden Fall hieß das nichts gutes, weil sie direkt auf die zwei zukamen.

„Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, los zu fahren!“, sagte Junko.

Serena nickte und versuchte, sich zu beeilen.

Junko zog drohend ihr Schwert in der Hoffnung, die Meute würde etwas langsamer werden, doch sie wusste, das sie gegen diese Übermacht nichts würde ausrichten können.

„Beeil dich, Kazuma.“, bat Junko leise.
 

Kazuma war erneut auf Wang losgegangen, doch der wehrte ständig mit seinen Armen oder Beinen ab, die er beliebig in Schwerter verwandeln konnte.

Kazuma keuchte bereits. Die Angriffe kosteten ihn viel Kraft und bisher konnte er noch nichts ausrichten.

„Der muss doch eine Schwachstelle haben.“, dachte er.

Wang verwandelte seine Arme wieder zurück und verschränkte sie. „Bald bist du am Ende. Dann war´s das!“, sagte er.

Kazuma wankte ein wenig und ging in die Knie. Etwas Schweiß tropfte auf den Boden. Er war kurz davor, seine Schwerter fallen zu lassen.

Da kam ihm eine Idee. Er sah Wang nochmal prüfend an. Dann lächelte er auf einmal.

Langsam und auf ein Bein stützend kam er wieder hoch. Es kostete ihn etwas Überwindung, jetzt ruhig stehen zu bleiben, doch er schaffte es.

„Jetzt weiß ich, was ich tun kann.“, verkündete er und hielt seine Schwerter in Kampfposition. Eines vorne von sich weg und das andere drohend nach vorne gestreckt.

Wang stutzte ein wenig, doch er machte sich bereit, in die Abwehr zu gehen.

Wie ein Pfeil preschte Kazuma jetzt nach vorne. Das eine Schwert drehte er und griff damit an.

Wang verwandelte einen Arm wieder in eine Klinge und wehrte es ab.

Mit dem anderen Schwert stach Kazuma zu. Doch Wang´s anderer Arm wehrte es ab und schleuderte es dabei in die Luft. Dann stach er mit diesem Arm zu.

Kazuma aber sprang jetzt in die Luft und stieg hoch. Noch in der Luft griff er das umherwirbelnde Schwert am Griff und schlug zu.

Er landete genau hinter Wang und verpasste ihm einen tiefen Schnitt am Rücken. Von oben links nach unten rechts.

Wang´s Arme verwandelten sich zurück und er ging geschwächt zu Boden.

Kazuma lächelte. „Deinen Körper kannst du nicht verwandeln.“, sagte er.
 

Die Meute kam immer näher. Junko bekam immer mehr Angst. Wenn Serena es nicht hinbekäme, müsste sie sich gleich einer Überzahl von Gegnern stellen. Der kalte Angstschweiß stand ihr auf der Stirn und das Schwert in ihren Händen fing an zu zittern.

Plötzlich vernahm sie ein Geräusch, das ihre Zweifel zerstreute und ihr neuen Mut gab. Einen Automotor. Serena hatte es geschafft, ihn zu starten. Damit fiel Junko ein dicker Stein vom Herzen.

„Spring rein!“, schrie Serena.

Junko ging durch die Beifahrertür ins Auto und Serena gab Gas. Die Meute verfolgte sie zwar, doch Serena war rasch außer Sichtweite.

Junko seufzte. „Ein Glück!“ Die Erleichterung war ihr anzusehen. Plötzlich erschrak sie. „Kazuma! Was ist mit ihm?“, fragte sie.

„Er hat gesagt, das wir am Stadtrand warten sollen und das tun wir auch.“, sagte Serena.

„Aber wenn er nicht kommt?“, fragte Junko voller Sorge.

Serena schluckte. Diesen Gedanken hatte sie auch schon gehabt. Und die Tatsache, das Kazuma ihr den Computer mit den Daten in die Tasche gesteckt hatte, verstärkte ihre Befürchtungen. Doch noch vertraute sie ihrem Bruder. Er würde schon kommen.
 

Kazuma sah den am Boden liegenden Wang an. Die Wunde auf seinem Rücken blutete stark, doch sie war nicht lebensgefährlich.

„Wenn du liegen bleibst, wirst du gerettet.“, sagte Kazuma und steckte seine Schwerter weg.

Wang zuckte nervös. „Warum bringst du es nicht zuende? Warum?“, fragte er unter Schmerzen.

„Weil ich keinen Grund habe, dich zu töten. Du willst schließlich nur das Beste für deine Leute. Daraus drehe ich dir keinen Strick. Aber du musst verstehen, das ich jetzt weiter muss.“, sagte Kazuma und ging auf die Tür zu. „ Warte!“

Kazuma blieb kurz stehen.

„Wir sehen uns wieder, ja?“, fragte Wang.

Kazuma schloss grinsend die Augen. „Vielleicht!“, sagte er und ging nach draußen.

Als er nur einen Schritt von der Halle weg gemacht hatte, sah Kazuma sich umzingelt. Er lächelte und fasste seine Schwerter an.

„Warte!“, rief der Bürgermeister hastig.

Kazuma zögerte einen Moment.

„Wo ist Wang?“, fragte der Bürgermeister besorgt.

Kazuma deutete auf die Halle. „Ihr könnt ihn noch retten. Ich gehe jetzt!“ Kazuma hatte irgendeine Art Widerstand erwartet, aber im Gegenteil. Die Leute traten zur Seite und machte ihm den Weg frei.

Der Bürgermeister ging an Kazuma vorbei zur Hallentür. „Dann geht. Und kommt nie mehr wieder!“ Die Worte des Bürgermeisters klangen wie eine Drohung und waren vermutlich auch so zu verstehen.

Kazuma nickte und rannte los in Richtung westlicher Stadtausgang, wo er sich mit Junko und Serena verabredet hatte.
 

Die beiden Mädchen waren mittlerweile an der Stadtgrenze angekommen und warteten neben dem Wagen.

„Glaubst du, das er noch kommt?“, fragte Junko. Dabei schlug sie mit der Schuhspitze mehrmals auf den Boden.

„Natürlich. Sonst wäre ich ja nicht mehr hier.“, sagte Serena wütend.

Plötzlich hörten die beiden ein seltsames Geräusch. Es klang zuerst nur wie ein Zischen in der Luft.

Serena erschrak. Sie kannte dieses Geräusch nur zu gut. In Windeseile packte sie Junko am Arm und zog sie zu einem Unterstand mit.

„Was ist denn los?“, fragte die.

„Pssst Bleib ruhig.“, ermahnte Serena sie.

Das Zischen wurde immer lauter und plötzlich wurde es zu einem bedrohlichen Zittern. Alles schien anzufangen, zu beben. Im nächsten Moment schoss ein Raumschiff wie ein Blitz über ihre Köpfe und verschwand in Richtung Stadt.

Junko schluckte erschrocken.

„Das war der verdammt knapp!“, sagte Serena und wischte sich mit der Hand über die Stirn.
 

Auch Kazuma, der den kürzeren Weg über die Dächer nahm, wurde fast gesehen. Gerade noch rechtzeitig konnte er in Deckung gehen.

„Das muss dieser General sein!“, bemerkte er. Dann lief er weiter.
 

Das Schiff landete am Hafen, wo der Bürgermeister mit einigen anderen Wang versorgte. Die Tür des Schiffes ging auf und Ratko stieg aus. Vor der Halle war gerade erst der Krankenwagen angekommen, in den sie Wang jetzt vorsichtig verluden. Ratko ging auf die Gruppe zu und sah Wang mit seinen Verletzungen an.

„Sie sind euch entkommen?“, fragte er ohne Vorwarnung.

„Leider!“, sagte der Bürgermeister, der den Sarok wohl als einziger bemerkt hatte.

Ratko´s Augen sahen ein wenig zornig aus.

„Wang war unser bester Kämpfer. Ich kann mir das nicht erklären!“, entschuldigte sich der Bürgermeister.

Vor Wut schlug Ratko mit der Faust gegen die Wand und verpasste ihr so ein großes Loch.

Der Bürgermeister erstarrte vor Schreck.

„Sie kamen mit einem Boot hier an. Ist das richtig?“, fragte Ratko.

Der Bürgermeister nickte leicht eingeschüchtert.

„Besorg mir Fotos von ihnen und zwar schnell!“ Ratko erhob seinen Stimme so laut, das alle sich die Ohren zuhielten. Der Bürgermeister nickte und verschwand sofort.

„Das waren mit Sicherheit dieselben, die Bato besiegt haben. So was dürfen wir nicht durchgehen lassen!“, schrie Ratko wütend.
 

Nach ca. 10 Minuten kam Kazuma endlich am Treffpunkt an. Serena und Junko warteten schon ungeduldig auf ihn.

Als er auftauchte, ging Serena auf ihn zu und verpasste ihm eine Ohrfeige.

Kazuma erschrak und hielt sich die schmerzende Seite. „Wofür war das denn?“, fragte er verwirrt.

Serena wandte sich jetzt von ihm ab. „Weil du uns hast warten lassen.“, sagte sie und ging zum Auto.

Junko ging ebenfalls.

„Frauen!“, sagte Kazuma spöttisch und wollte ans Steuer. Doch da saß bereits Serena. „Was soll das denn?“, fragte er.

„Das ist mein Auto. Ich hab´s besorgt.“, erklärte Serena lächelnd.

Junko auf dem Beifahrersitz lächelte ebenfalls.

Kazuma seufzte. Für ihn blieb dann nur die Rückbank übrig, aber die schien wenigstens geräumig zu sein. Also stieg er ein und machte sich breit.

„Und wo soll es hingehen?“, fragte Serena.

„Richtung Südwesten. Unser Ziel liegt ungefähr noch 3 Tage entfernt, vorausgesetzt diese Kiste macht ein ordentliches Tempo.“, sagte Kazuma lächelnd.

„Klar doch!“, sagte Serena und drückte aufs Gas.

Dabei haute es Kazuma fast um. „Haben wir auch genug Treibstoff?“, fragte er.

„Keine Sorge. Das Auto fährt mit Wasser und das gibt es überall!“, sagte Junko lächelnd.

Dazu konnte Kazuma offensichtlich nichts mehr sagen. Doch jetzt schien sie nichts mehr aufhalten zu können.
 

Der erste Auserwählte für das Turnier war in greifbare Nähe gerückt. Schon bald würden sie ihn treffen.

Kazuma war tierisch gespannt, wie er reagieren würde. Ob er das gleiche sagen würde wie er? Das diese Turnier völliger Schwachsinn ist und nichts bringen würde? Eigentlich aber stellte er sich wieder mal die Frage, warum er das eigentlich alles macht. Anfangs nur wegen seiner Schwester. Aber langsam fing diese Reise an, ihm Spaß zu machen. Er hatte bereits 3 gute Gegner besiegt. Unter ihnen einen Sarok. Und er spürte, wie er stärker geworden war. Vielleicht würde er bei ihrer Rückkehr nach Japan ja stark genug sein, um seinen Meister rächen zu können. Die Auserwählten könnten dann auf das Turnier gehen und er würde in der Zwischenzeit die Saroks auf der Erde platt machen. Irgendwie gefiel ihm dieser Gedanke. Doch noch wäre er lange nicht soweit. Eine harte und beschwerliche Reise lag vor ihm und den beiden Mädchen. Wie viele Prüfungen müssten sie noch überstehen?

Zweifelhafte Bekanntschaft

Kapitel 15: Zweifelhafte Bekanntschaft
 

Durch ein Fernglas betrachtete Kazuma eine Stadt in etwa 5 Kilometern Entfernung. Hinter ihm stand das Auto mit Junko und Serena.

„Und? Wie sieht es aus?“, fragte Junko ungeduldig.

Immerhin waren sie seit Chongjin jetzt drei Tage unterwegs gewesen. Tag und Nacht waren sie mit dem Auto gefahren und endlich waren sie ihrem ersten Ziel, Patna ganz nahe. Dort sollte sich laut Computer die erste Zielperson befinden.

„Ich kann aus dieser Entfernung kaum etwas sehen. Aber es ist wohl besser, wenn wir den Wagen hier lassen genau wie vor Joetsu. Könnte zuviel Aufsehen erregen!“, sagte Kazuma und holte seinen Rucksack aus dem Kofferraum.

„Was? Wir laufen weiter? Aber mit dem Auto geht es doch viel schneller!“, meckerte Junko.

„Nein. Er hat recht!“, stimmte Serena ihrem Bruder zu.

„Ach Menno!“, sagte Junko und verschränkte beleidigt ihre Arme.

Aber da gab es keine Widerrede. Also holten die beiden ihre Rucksäcke ebenfalls raus und liefen weiter in Richtung Patna.
 

Es herrschte reges Treiben auf der Haupteinkaufsstraße der Stadt, Überall waren Verkäufer mit ihren Ständen. Obst, Käse, Fleisch, Süßigkeiten... kurz, alles, was man essen konnte. Es sah aus wie auf einem Wochenmarkt.

Kazuma, Serena und Junko standen mittendrin und staunten nur noch. Kazuma war vor der Invasion mit seiner Mutter häufig mal auf dem Wochenmarkt von Tokio gewesen. Hier fühlte er sich wie in diese Zeit zurückversetzt. Alles schien so friedlich zu sein.

Junko strahlte. Hier würde sie alles kriegen, was sie zu essen wollte.

Serena war ein wenig skeptisch. Irgendwie war das alles zu schön, um wahr zu sein.

„Wir sollten den ersten Kandidaten suchen gehen!“, erwähnte Kazuma.

„Von wegen. Ich muss erstmal etwas einkaufen!“, sagte Serena, die bereits einen Obststand im Visier hatte.

Junko nickte und ging zu ihr

Kazuma seufzte nur. Aber eigentlich konnte er denjenigen auch alleine suchen gehen.

Serena und Junko wären bestimmt noch hier, wenn er zurückkommt. Also verabschiedete er sich und ging die Straße runter.
 

Kazuma folgte der Wegbeschreibung des Computers, in dem die Adresse der ersten Zielperson eingespeichert war zu einem fünfstöckigen Wohnhaus. Allerdings war das schon ziemlich alt und sah nicht so aus, als wenn noch jemand darin wohnen würde. Trotzdem ging Kazuma rein.

Die Tür war kaputt und lag am Boden. Der Flur war feucht und roch etwas modrig. Eine Ratte huschte vor Kazuma´s Füßen herum und verschwand in einem kleinen Loch. Wohl ein Zeichen dafür, das schon lange keiner mehr hier gewesen ist.

„Hallo?“, rief er in der Hoffnung, von irgendwo eine Antwort zu erhalten. Doch nichts rührte sich.

„Hallo?“, rief er nochmals nur lauter. Plötzlich hörte er etwas. Es klang wie Schritte. Sie waren kurz und hastig, als wenn jemand vor etwas davonlaufen würde.

Kazuma konnte die Schritte in der unteren, rechten Wohnung ausmachen. Rasch stieß er die Tür auf und sah eine Gestalt, die auf ihn zukam.

Im nächsten Moment sauste etwas auf ihn nieder und er verlor das Bewusstsein.
 

Junko und Serena stöberten immer noch über den Markt.

Junko hatte eine schöne Halskette gefunden, die sie gerade bezahlte.

„Glaubst du, die wird Kazuma gefallen!“, fragte sie und zog sie an.

„ Wieso?“, fragte Serena.

Junko erschrak. „Oh nein. Hab ich das laut gesagt?“, fragte Junko sich in Gedanken und wurde ganz rot. Sie lächelte verlegen und Serena beschloss, die letzte Bemerkung zu ignorieren. Vielmehr schien sie sich auf die Leute hier zu konzentrieren. Ihrem Blick nach beunruhigte sie irgendwas.

„Glaubst du, ich kann mir hier irgendwo auch neue Kleidung kaufen!“ Junko zupfte an ihren teilweise zerrissenen Sachen herum, die sie noch von zu Hause hatte.

Serena nickte. „Bestimmt!“, sagte sie.

Junko bemerkte jetzt Serena´s Unsicherheit. „Was ist los? Ist doch toll hier, oder?“ Junko klang jetzt auch ein wenig unsicher.

„Siehst du es nicht? Die Leute hier scheinen zwar auf den ersten Blick fröhlich, doch in ihren Augen ist Angst zu sehen. Große Angst!“, sagte Serena besorgt.

Junko sah den Leuten eine Minute zu, konnte aber Serena nicht wirklich zustimmen. Wovor sollten die Leute hier auch Angst haben? Alles war so wunderschön hier. Und nirgendwo waren Saroks zu sehen. Irgendwie schon merkwürdig.
 

Nach einer Weile schlug Kazuma die Augen wieder auf. Er lag auf einem alten, quietschenden Metallbett inmitten eines kleinen Raumes. Eine schwache Glühbirne an der Decke sorgte für ein wenig Licht, denn das einzige Fenster in diesem Raum war fest mit Holzbrettern zugenagelt.

Langsam und unter Kopfschmerzen stand Kazuma auf. Sofort merkte er, das seine Schwerter weg waren.

„So ein Mist. Ich habe nicht aufgepasst.“, schimpfte er mit sich selbst. Dann musterte er die Tür. Als er die Klinke drückte, sprang sie auf.

„Was denn? Nicht abgeschlossen?“, fragte er verwundert.

Leise trat er auf den Hausflur und sah sich um. Aber niemand war zu sehen.

„Komm ruhig her!“, rief eine Stimme vom anderen Ende des Flures.

Kazuma trat langsam heran, bis er in einem der Räume jemanden sah. Die Gestalt sah aus dem Fenster auf die Stadt.

„Tut mir leid wegen dem Schlag eben!“, sagte der junge Mann und drehte sich zu Kazuma um.

Der war total überrascht. Sein Gegenüber lächelte ihn freundlich an.

Der Mann hatte ein sehr fröhliches Gesicht, aber ein paar Narben an den seinen Beinen, die nur mit einer kurzen Hose bedeckt waren, zeugten davon, das er schon einiges erlebt haben musste. Sein Kopf war nahezu kahl rasiert, was seine hellblauen Augen hervorhob.

Kazuma lächelte verlegen. „War ein guter Schlag, aber warum?“, fragte er.

„Ich dachte, du wärst ein Sarok. Die kann ich nämlich nicht ausstehen.“ Die Stimme des Mannes war genauso ruhig wie sein Gesicht.

Kazuma schmunzelte. „Da bist du nicht alleine. Allerdings habe ich hier noch keine Saroks gesehen!“, sagte er verwundert.

„Die kommen erst gegen Abend wieder um Unruhe zu verbreiten. Weiß der Himmel, warum!“, sagte der Mann etwas leiser.

„Wie heißt du eigentlich?“ Sie hatten sich noch gar nicht vorgestellt, fiel Kazuma gerade auf.

„Nenn mich Yuan und laut deiner Halskette heißt du Kazuma, richtig?“, fragte der Mann wieder lächelnd und deutete auf Kazuma´s Kette. Er hatte sie mal von seiner Mutter bekommen und legte sie seitdem nie ab.

„Tja. Stimmt wohl!“ Kazuma war ein wenig verlegen. Plötzlich fiel ihm der Grund ein, warum er hier war. Er sah kurz auf den Minicomputer und staunte.

„Sag mal. Du bist nicht zufällig Ma Yuan Yi, oder?“

Yuan erschrak ein wenig und sah Kazuma wütend an. „Woher kennst du meinen Namen?“ Seine Stimme war jetzt zornig geworden, so das Kazuma ein wenig zurücktrat.

Wie sollte er ihm das erklären. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht.
 

Junko huschte immer noch von einem Stand zum nächsten.

Serena konnte das Gefühl nicht abschütteln, das etwas hier nicht stimmte. Zwar waren nirgendwo Saroks zu sehen, aber die seltsame Aura, die über dieser Stadt lag, schien deutlich zu spüren zu sein. Auch in den Gesichtern der Menschen hier. „Wir sollten irgendwo anders hingehen.“

Junko schien Serena nicht gehört zu haben. Sie machte sich auch scheinbar gar keine Sorgen.

Allerdings war es mittlerweile ziemlich spät geworden und Serena fiel auf, das viele Standbesitzer teilweise hastig ihre Buden abbauten. Das bereitete ihr noch mehr Bauchschmerzen, denn es schien kein gutes Zeichen zu sein.

Auch Junko fiel es jetzt auf, als sie an einem weiteren Stand schauen wollte, der Verkäufer sie aber mit dem Grund, das er sofort zumachen musste, wieder wegschickte.

Mittlerweile packten alle zusammen.

„Ist hier schon Sperrstunde?“ Serena wunderte sich wirklich über das plötzliche Verhalten der Leute. Sie schluckte schwer, weil das Bauchgefühl immer stärker wurde.

„Irgendwas passiert hier bald, fürchte ich.“, sagte sie leise.
 

„Halt dich zurück. Ich kann das erklären, auch wenn es eine Weile dauert!“, sagte Kazuma.

Sein Gegenüber beruhigte sich nicht. Die Tatsache, das Kazuma seinen Namen kannte, machte ihn wohl wütend.

Plötzlich durchbrach ein schrilles Geräusch die Stille. Es war ein lautes, metallisches Scheppern, das auf eine Glocke hindeutete.

Der Blick von Ma Yuan Yi wurde auf einmal glasig. Er sah aus dem Fenster, wo die Sonne bereits am Horizont versank. „Verdammt. Schon so spät?“, fragte er und sah auf die Uhr. Dann sah er Kazuma an. „Ich muss weg. Wenn du vernünftig bist, bist du weg, bis ich zurück bin.“, sagte er und sprang einfach so aus dem Fenster.

Kazuma sah hinterher, doch er konnte nur noch seine Umrisse sehen, die jetzt die Straße runter verschwanden.

„Ich habe ein komisches Gefühl. Als wenn gleich etwas passiert.“, sagte Kazuma.

Plötzlich fuhr es wie ein Blitz durch seinen Körper. Er konnte etwas spüren. Eine Kraft, die irgendwo in der Nähe sein musste. Es war fast wie bei seiner ersten Begegnung mit Bato. Kazuma schluckte. Diesmal schien es zwar weiter weg, aber viel intensiver.

„Ich muss ihm helfen.“, sagte Kazuma sich und sah sich um. „Meine Schwerter. Wo sind sie?“, fragte er schreiend.
 

Die Einkaufsstraße war vollkommen leer. Nur ein paar Skelette der Stände standen noch an den Seiten von Verkäufern, die sie wohl nicht mehr rechtzeitig abbauen konnten oder wollten. Da durchdrang noch ein Geräusch die Stille. Doch diesmal war ein nicht das Läuten einer Glocke. Es war ein permanentes, fast röhrendes Geräusch. Wie Motoren, die im gleichen Takt liefen. Eine Menge Motoren, dem Geräusch nach.

Serena schluckte. „Komm mit!“, schrie sie und zog Junko mit in eine Seitengasse.

„Was ist denn das?“, fragte die und sah auf die Straße.

Am anderen Ende kam eine Staubwolke auf die beiden zu.

„Klingt wie Motorräder. Viele Motorräder.“, sagte Serena. Die Angst stand in ihren Augen. Schließlich waren die Verkäufer ja nicht umsonst abgehauen.

Die Staubwolke kam immer näher. Sie konnten bereits einige Motorräder erkennen. Jetzt konnten sie auch sehen, das es Saroks waren. Die Motorräder waren zwar von Menschen, aber sie schienen extra für Saroks modizifiert zu sein.

„Eine Motorradgang?“, fragte Junko.

„Pssst!“, warnte sie Serena.

Mit heulenden Motorrädern fuhren sie an den beiden vorbei, ohne sie zu sehen.

„Was wollen die hier?“ Junko packte den Griff ihres Schwertes. Es sah aus, als wollte sie sich mit den Kerlen anlegen.

„Nicht. Das bringt doch nichts.“, sagte Serena.

Plötzlich flog ein kleiner Bumerang durch die Luft und traf einen der Saroks am Kopf.

Der verlor die Kontrolle über das Motorrad und fiel hin. Zwei andere krachten in ihn rein und gingen mit ihren Maschinen zu Boden. Die anderen hielten an.

„Schon wieder der!“, sagte der Kerl mit der größten Maschine.

Es war ein finster dreinblickender Sarok mit einer alten Soldatenuniform, an der zwei Orden hingen. Allerdings sah er ganz und gar nicht alt aus. Selbst für einen Sarok war er noch recht jung.

Die Saroks sahen nach oben auf eines der Dächer. Dort stand Ma Yuan Yi, der seinen Bumerang wieder auffing.

„Ihr werdet hier nicht wieder tun, was ihr wollt!“, schrie er wütend.

Der Anführer lächelte verschmitzt. „Du versuchst es immer wieder und immer wieder scheiterst du. Warum tust du das?“, fragte er.

Ma Yuan sprang runter auf den Boden und sah die Gang wütend an. „Weil ihr hier nicht einfach tun könnt, was ihr wollt. Irgendwann ist Schluss!“, schrie Ma Yuan und hielt seinen Bumerang fest im Griff.

Der Anführer sah sich um. „Also gut. 6 Mann gehen los und besorgen die heutige Essensration. Zwei bleiben hier um sich um unseren Gast zu kümmern. Der Rest kann sich amüsieren.“, sagte der Anführer.

„Jawohl!“, war es von den Saroks zu hören und im nächsten Augenblick trennten sie sich als wüssten sie schon, wer was übernimmt.

Der Anführer war mit zwei Saroks noch da. „Okay. Haben wir ein wenig Spaß!“, sagte der lächelnd. Die anderen beiden nickten.

„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Junko leicht ängstlich. Sie sahen von ihrem Versteck genau auf die drei dagebliebenen Saroks und den seltsamen Fremden.

„Erstmal hierbleiben und keinen Mucks machen. Wir warten ab!“, sagte Serena. Sie hatte ein seltsames Gefühl bei dem Fremden. Er schien stärker zu sein, als es den Anschein hatte.
 

„Verdammt. Meine Schwerter! Wo sind sie nur?“, fragte sich Kazuma, der immer noch das Haus nach seinen Waffen absuchte.

Jetzt hatte er schon fast das ganze Gebäude abgesucht und landete wieder am Eingang. Plötzlich kam ihm eine Idee. Vielleicht hatte er seine Schwerter ja dort verloren, wo er zu Boden ging.

Rasch stürmte er in die Wohnung, in der Yuan ihn niedergestreckt hatte und tatsächlich. Beim hinfallen mussten sich die Schnallen gelöst haben und Yuan hatte die Schwerter wohl nicht beachtet.

„Endlich. Jetzt muss ich aber los.“, sagte er und sprang nach draußen. Kurz sah er sich um. „Die Energie liegt in östlicher Richtung. Dann los.“, fügte er hinzu und rannte los.
 

„Warum tust du das? Warum quälst du die Einwohner dieser Stadt?“, fragte Ma Yuan.

Sein Gegenüber fing an zu lachen. „Weil ich ein Sarok bin, natürlich. Wir sind besser als ihr Menschen. Eigentlich hätte ich diese Stadt schon lange übernehmen können, aber das wäre mir zuviel Arbeit. Mir reicht es, alle paar Tage mal herzukommen, etwas Proviant mitzunehmen, die Leute zu quälen und dann wieder zu verschwinden.“, erklärte der Sarok.

Junko knurrte wütend. Diese Einstellung gefiel ihr nicht. Hätte Serena sie nicht festgehalten, wäre sie ganz sicher aus ihrer Deckung herausgesprungen, um dem Sarok eine runterzuhauen.

„Glaubst du wirklich, du könntest mir, Kaltor, die Stirn bieten? Gut. Du willst also ein weiteres Mal Prügel beziehen?“, fragte der Anführer.

Dann sah er die beiden anderen Saroks an, die rechts und links neben ihm standen. Die nickten und traten vor.

Ma Yuan hielt seinen Bumerang drohend von sich weg, was allerdings ehrlich gesagt ziemlich lächerlich aussah.

„Wir müssen ihm helfen. Der hat doch keine Chance.“, sagte Junko zähneklappernd.

Einer der Saroks zog jetzt einen Metallprügel und ging auf Ma Yuan los. Er holte aus und schlug zu.

Doch Ma Yuan hielt den Bumerang dagegen und leitete den Schlag zur Seite um. Dann schlug er mit der rechten Faust zu und traf seinen Gegner im Bauch.

Eine regelrechte Schockwelle flog durch die Luft. Die Augen des Saroks wurden leer und er ging bewusstlos zu Boden.

Junko erschrak und Serena staunte. Mit so etwas hatten sie nicht gerechnet. Der Kerl hatte einen Sarok mit nur einem Schlag ausgeknockt. Das muss eine unglaubliche Wucht gewesen sein.

Kaltor stutzte ein wenig.

Dann ging der zweite Sarok zum Angriff über. Er zog eine Eisenkette, die er um den Oberkörper gewickelt hatte und schleuderte sie auf Ma Yuan zu.

Die Kette war zu schnell, als das er hätte ausweichen können. Sie wickelte sich um seinen linken Arm und hielt ihn fest. Dann zog der Sarok dran und schleuderte Ma Yuan durch die Luft.

Der Sarok trieb Ma Yuan zusammen mit seiner Kette in eine Hauswand rein. Riesige Stücke des Mauerwerks stürzten zu Boden und mitten darunter Ma Yuan.

Doch bevor er auftreffen konnte, zog der Sarok wieder an der Kette und holte ihn so zu sich heran. Dort erwartete er ihn mit einem Schlag ins Gesicht. Der erwischte ihn voll und schleuderte ihn gegen eine Wand, vor der Yuan schließlich zu Boden ging.

Kaltor lachte. „Wie es aussieht, wirst du ein weiteres Mal verlieren!“, schrie er.

Plötzlich blitzte etwas auf und im nächsten Moment zersprang die Kette regelrecht. Sie krachte zu Boden und der kämpfende Sarok stutzte.

Junko hatte sich zwischen sie geworfen und die Kette mit ihrem Schwert zerschlagen.

Serena hatte sie nicht mehr festhalten können.

„Wer bist du denn?“, fragte Kaltor überrascht.

Yuan fragte sich gerade das gleiche, doch er lächelte. „Danke für die Hilfe, aber das schaffe ich schon alleine. Geh lieber in Deckung.“, sagte er und stand auf.

Doch Junko sah, das er schon recht angeschlagen war und sah ihn fragend an.

„Du hättest nicht rauskommen brauchen. Ich komme mit dem schon klar.“, sagte Yuan und ging an Junko vorbei.

Die wusste immer noch nicht, was sie davon halten sollte.

„Was ist? Willst du weiterspielen?“, fragte Yuan den Sarok. Der holte erneut mit seiner Kette aus und trieb sie auf Yuan zu.

„Pass auf!“, schrie Junko.

Doch Yuan fing sie Kette mit seiner rechten Hand lässig auf, als wäre es das leichteste von der Welt.

„Das war´s!“, sagte Yuan und stürmte an der Kette entlang auf den Sarok zu.

Der wollte ausweichen, aber der Schlag traf ihn im Gesicht und schleuderte ihm mit voller Wucht gegen eine Wand, die unter ihm zusammenkrachte.

Eine dünne Staubwolke legte sich über die Straße.

„Geh jetzt, solange noch Zeit ist.“, sagte Yuan zu Junko.

Plötzlich verschwand der Nebel wie von einer Explosion hinfort geweht.

Kaltor erschien wieder und er sah ziemlich wütend aus. „Es reicht jetzt endgültig. Immer wieder tauchst du auf und machst uns Schwierigkeiten. Dem werde ich jetzt ein Ende bereiten.“, sagte Kaltor entschlossen. Er begab sich in Kampfpose.

Junko schluckte. Die Energie dieses Saroks war gewaltig.

Dämonenpower

Kapitel 16: Dämonenpower
 

Serena schluckte. Sie wagte sich nicht aus ihrem Versteck raus. Schließlich konnte sie auch nicht so kämpfen wie Junko. Die stand zusammen mit Yuan jetzt Kaltor gegenüber. Einem scheinbar ziemlich starken Sarok und Anführer der Gang, die Patna gerade überfielen.

Yuan schien den Kerl bereits zu kennen, aber Junko machte er Angst.

„Verschwinde jetzt. Der ist zu stark für dich.“, sagte Yuan herausfordernd.

„Für dich doch ebenfalls!“, schrie Junko zurück.

„Ich schaffe das schon. Aber du und deine Freundin solltet verschwinden.“, sagte Yuan.

Junko staunte. Wie konnte er wissen, das sie nicht alleine war? Hatte er sie schon vorher bemerkt?

„Schnapp sie dir und verschwinde!“, schrie Yuan nochmal.

Kaltor lächelte, als wenn er abwarten wollte. Offensichtlich sah er Junko nicht als Bedrohung an.

Die nickte jetzt zustimmend und rannte zu Serena. Die packte sie am Arm und lief los.

Yuan stellte sich Kaltor in den Weg, damit dieser die beiden nicht verfolgen konnte. Doch Kaltor hatte gar keine Interesse daran.

„Die beiden interessieren mich nicht die Bohne. Ich will nur, das du endlich aus meinem Leben verschwindest!“, sagte er.

Yuan nickte. „Dann komm her!“, sagte er herausfordernd.
 

Kazuma rannte durch die Straßen. Er spürte immer noch diese ungeheure Energie und rannte direkt auf sie zu.

„Ich frage mich wirklich, wer das ist?“, fragte er sich keuchend.

Plötzlich hörte er Geräusche und blieb stehen. Die Geräusche kamen aus einem Haus in der Nähe. Es war mehr ein Rumpeln. Eine der Fensterscheiben zerbrach jetzt und ein Mann flog auf die Straße.

Kazuma erschrak und rannte zu ihm. „Alles in Ordnung?“, fragte er.

Der Mann schien sich nichts getan zu haben, doch er zeigte auf das Haus. „Meine Frau und meine Tochter. Ich muss sie retten.“, sagte er.

Kazuma sah in das Haus und nickte. „Bleiben sie hier. Ich geh rein.“, sagte er.

Die Haustür stand weit offen, so das er ohne Probleme in das Haus kam. Alles war durchwühlt. Einige Schränke waren kaputt und Stühle flogen überall herum.

„Sieht ja aus wie nach einem Orkan.“, stellte Kazuma fest. Plötzlich hörte er einen Schrei. Der Schrei, der von einer Frau stammte, kam von oben. Sofort nahm Kazuma seine Beine in die Hand und rannte hoch.

Oben angekommen erblickte er am Ende eines langen Flurs zwei Gestalten, die gegen eine geschlossene Tür hämmerten.

„Kommt schon raus. Der Mann kann euch nicht mehr helfen. Ihr seid hilflos.“, sagte eine der Gestalten.

Kazuma schluckte. Es waren zwei Saroks. Sein Herz fing wieder an, schneller zu schlagen. Wie in einem Reflex zog er seine Schwerter. Aber etwas in ihm machte ihm Angst. Zwar hatte er Bato besiegt, trotzdem ging ihm der Kampf gegen Ghatzi nicht mehr aus dem Kopf. Was, wenn es diesmal genauso laufen würde. Zwar waren die zwei Saroks erheblich kleiner als Ghatzi, doch Kazuma´s Schwerter zitterten ein wenig.

Einer der Saroks hörte etwas und drehte sich um. Dabei erblickte er Kazuma. „Wer bist du denn?“, fragte er.

Der andere Sarok bemerkte das jetzt auch und sah ebenfalls Kazuma an.

Der erste ging bereits vor auf Kazuma zu. „ Was willst du denn mit den Schwertern, Kleiner. Damit könntest du dich verletzen.“, sagte er lächelnd und zog eine Machete aus dem Gürtelhalfter.

Kazuma biss die Zähne aufeinander.

„Haha. Pass bloß auf. Der sieht gefährlich aus!“, sagte der andere Sarok amüsiert.

Plötzlich ging Kazuma auf den Sarok los und schlug mit einem der Schwerter zu, ohne das sein Gegner überhaupt reagieren konnte.

Das Schwert glitt leicht durch seinen Körper und kam auf der anderen Seite wieder raus. Jetzt erst bemerkte der Sarok das. Er spuckte ein wenig Blut und ging zu Boden.

Der andere erschrak, als er das blutverschmierte Schwert sah.

Kazuma hob den Kopf leicht an und sah ihn wütend an.

„Na warte!“, schrie der zweite Sarok und ging mit einem Metallrohr auf Kazuma los.

Doch der schrie und schlug erneut zu. Diesmal mit dem anderen Schwert. Auch durch diesen Sarok glitt es wie Butter und ging in die Knie.

„Wer bist du?“, fragte der schwach, bevor er ebenfalls zu Boden fiel.

Kazuma keuchte. Von beiden Klingen tropfte jetzt Blut auf den Boden und hinter ihm lagen die beiden Saroks. Etwas in Kazuma schrie auf einmal auf. Er hatte es geschafft. Er hatte zwei Saroks im Alleingang erledigt. Und es war eigentlich ganz leicht. Die beiden hatten gar keine Chance gehabt.

Langsam richtete er sich auf und sah zur Tür. „Ihr könnt jetzt rauskommen. Es ist sicher.“, sagte er und ging einfach.

Am Eingang traf er wieder auf den Mann. „Bringt euch in Sicherheit.“, sagte Kazuma und ging an dem fassungslosen Mann vorbei. Dann sah er wieder in die Richtung, aus welcher die Energie kam. „Jetzt aber schnell.“, sagte er und rannte weiter.
 

Junko war mit Serena an der Hand immer weiter gerannt, bis sie nicht mehr konnte und sich in einer Seitengasse ausruhte. Junko keuchte schwer.

„Ein Glück, das dieser Kerl da war, sonst hätte uns der Sarok vermutlich alle gemacht.“, sagte Serena und setzte sich hin.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Junko, die sich ebenfalls erschöpft hinsetzte.

Serena dachte kurz nach. „Wir sollten von hier verschwinden, solange wir noch können. Wenn wir nochmal auf diesen Sarok treffen, war´s das.“, erwähnte sie.

Junko nickte, doch stutzend. „Wir müssen aber noch denjenigen finden, wegen dem wir hier sind. Sonst war alles umsonst.“

Serena stutzte jetzt auch. Sie schluckte leicht. „Was, wenn das der Kerl von eben war? Was, wenn der die Zielperson ist?“, fragte sie und malte sich aus, was gerade mit ihm passierte.

„Dann Pech. Suchen wir uns einen anderen.“, sagte Junko und atmete noch einmal tief durch.

„Sieh mal an. Hätte nicht gedacht, hier noch zwei Weibchen auf der Straße zu finden und noch dazu so hübsche!“, sagte eine Stimme.

Junko sah aus der Gasse raus, wo drei Saroks standen und die beiden anlächelten.

Sofort sprangen sie auf und Serena versteckte sich hinter einer Mülltonne.

Junko wollte ihr Schwert packen, aber sie zögerte.

„Verschwinden wir lieber.“, sagte Serena.

Junko dachte an ihren Kampf gegen Soichiro. Er war nur ein Mensch gewesen und hatte es ihnen so schwer gemacht. Schließlich nickte sie und ergriff mit Serena die Flucht.

Die Saroks lachten und rannten hinterher. „Wir müssen sie abhängen!“, schrie Serena.

Junko dachte immer noch an den Kampf gegen Soichiro und dann daran, was sie in Joetsu erlebt hatten. Dann erinnerte sie sich an ihre Mutter, wie sie von Soichiro besiegt wurde. Er hatte ihr angeboten, sie in Ruhe zu lassen, wenn er ihre Tochter heiraten dürfe. Junko wollte damals annehmen, aber ihre Mutter hatte ihr gesagt, das es besser ist, für das zu kämpfen, woran man glaubt.

Plötzlich blieb Junko stehen.

Serena bemerkte das und blieb ebenfalls stehen. „Was soll denn das? Was machst du da?“, fragte sie panisch und sah zu den Saroks, die jetzt näher kamen.

„Versteck dich.“, sagte Junko und zog ihr Schwert.

Serena sah Junko fragend an. „Was soll denn das? Wir können sie abhängen!“ Serena hatte recht. Die Saroks waren nicht sehr schnell.

Junko aber drehte sich jetzt zu ihnen um und blieb stehen. „Mach schon. Versteck dich endlich!“, schrie sie fordernd.

Serena seufzte und ging hinter einer Wand in Deckung. „Jetzt ist sie völlig durchgedreht.“, sagte sie.

Die Saroks kamen ein paar Meter entfernt von Junko zum stehen und sahen sie fragend an. „Willst du jetzt aufgeben?“, fragte der in der Mitte.

Doch dann sah er Junko´s Schwert. „Das kann doch nicht dein Ernst sein. Jemand wie du will es mit drei Saroks aufnehmen? Lächerlich!“, fügte er hinzu.
 

Yuan sah Kaltor wütend an. „Jetzt werde ich endlich die Rechnung begleichen.“, sagte Yuan wütend

„Meinst du das mit deiner Freundin? Das ist doch schon 2 Jahre her. Warum hast du denn solange gewartet?“, fragte Kaltor verhöhnend.

„Halt die Schnauze!“, schrie Yuan und ging auf Kaltor los. Er ballte seine Hand zu einer Faust und schlug zu.

Doch Kaltor hob nur eine Hand und fing den Schlag mit ihr auf. Etwas Staub wirbelte durch die Wucht auf, doch Kaltor bewegte sich nicht einen Millimeter.

„Du musst schon etwas mehr bieten, wenn du mich besiegen willst!“, sagte Kaltor und schlug mit der anderen Hand zurück.

Yuan trat etwas zur Seite und der Schlag ging ins Leere. Dann packte er Kaltor´s Arm und trat mit dem rechten Bein zu. Er hob das Bein blitzartig an und erwischte das Kinn seines Gegners.

Der stolperte ein paar Schritte zurück und schüttelte sich den Kopf.

Yuan wollte mit einem weiteren Schlag nachlegen, doch dem wich Kaltor jetzt aus und schlug erneut zu.

Diesmal hatte Yuan nicht damit gerechnet. Der Schlag traf ihn mitten im Gesicht und fegte ihn zu Boden.

Kaltor holte erneut aus und schlug auf den am Boden liegenden Yuan. Der aber machte einen Purzelbaum zurück und die Faust bohrte sich nur in den Boden.

Yuan lächelte, als er das sah. „Na? Hat das weh getan?“, fragte er jubelnd.

Doch Kaltor zog die Faust wieder raus, als wäre das nichts. Sie hatte keinen Kratzer abbekommen, obwohl sie ein Loch im Boden hinterließ. „Du solltest mich lieber nicht unterschätzen.“, sagte Kaltor lächelnd.

Yuan ging wieder in Kampfposition. Er schluckte kurz und sah seinen rechten Arm an. „Scheinbar muss ich auf die nächste Stufe schalten.“, dachte er und hob seinen rechten Arm drohend in die Höhe.

Kaltor stutzte, weil er nicht wusste, was Yuan vor hatte.

Der zog jetzt seinen Ärmel bis auf den Oberarm runter und legte so den Unterarm frei.

Auf dem Unterarm waren drei Tätowierungen eingebrannt. Jede ging einmal um den Arm herum und sie alle waren in einer seltsamen Sprache geschrieben.

„Was soll das? Willst du mich damit etwa beeindrucken?“, fragte Kaltor.

Yuan aber sah siegessicher aus. „Nein. Ich will dir nur mal meine wahre Kraft zeigen. Damit habe ich die Kraft, dich zu besiegen!“, sagte er. Er drückte seinen linken Zeigefinger auf die oberste Tätowierung, die direkt unter dem Handgelenk lag und murmelte etwas unverständliches.

Plötzlich fing die Tätowierung an zu leuchten und sie hob sich vom Arm ab. Etwa 3 Zentimeter entfernt vom Arm blieb sie in der Luft stehen und fing an, zu kreisen.

Yuan bewegte seinen Arm nicht mehr. Er sah nur die Zeichen an und murmelte weiter. Im Nu wurde er von einem Lichtkegel eingehüllt. Seine Arme pulsierten jetzt und die Muskeln wuchsen leicht an. Die Beine ebenfalls. Auf seiner Stirn erschienen jetzt zwei kleine Hörner und auf seinem Rücken kamen aus seiner Kleidung zwei kleine Flügelansätze raus, die aber nicht wirklich zum fliegen reichten. Die Tätowierung hielt jetzt an und verschmolz wieder mit dem Arm. Der Lichtkegel verschwand jetzt und Yuan sah Kaltor an.

„Ring frei zur nächsten Runde!“, sagte Yuan mit tiefer Stimme.
 

Kazuma bog in die nächste Gasse ein. Nicht mehr lange und er wäre da. Doch er spürte, das sich etwas verändert hatte. Zwar war die Kraft, die er eben spürte, immer noch da, aber da war noch eine zweite hinzugekommen. Allerdings konnte er nicht sagen, ob sie stärker war.

„Ich frage mich, warum ausgerechnet dieser Yuan auf der Liste steht. Bin gespannt, was er drauf hat.“, sagte Kazuma lächelnd und beschleunigte.
 

Junko zitterte leicht. Sie spürte, wie ihr Schwert unter dem Zittern vibrierte. Diesmal war sie sicher, das sie sich etwas übernommen hatte. Wie sollte sie es alleine mit drei Saroks aufnehmen? Das war doch Wahnsinn. Aber etwas in ihr sagte sich, das sie nicht mehr weglaufen wollte. Das sie für das kämpfen wollte, was sie verteidigen will.

Serena sah das ganze aus sicherer Entfernung. „Toll. Erst spuckt sie große Töne und jetzt steht sie nur da.“, sagte sie sich leise und schluckte.

Der mittlere Sarok lachte jetzt. „Was ist? Wo bleibt denn dein Angriff. Du hast einen frei.“, sagte er und breitete die Arme aus.

Doch Junko bewegte sich immer noch nicht. „Ich kann nicht. Ich kann mich einfach nicht bewegen.“, dachte Junko, als sie versuchte, ihre Beine zu bewegen.

„Tu es. Du kannst sie besiegen.“, hörte sie auf einmal eine innere Stimme. Sie wusste nicht, woher diese Stimme kam, aber sie war so warmherzig und nett, das sie ihr einfach vertrauen musste.

„Gut.“, sagte sie und sah die Saroks wütend an. Dann stürmte sie los und hob das Schwert an.

„Vorsicht. Das könnte gefährlich werden!“, sagte der mittlere Sarok ironisch.

Plötzlich fing das Schwert von Junko an zu leuchten, so das die Saroks einen Moment zu erstaunt waren, um sich zu rühren.

Das Schwert sauste durch die Luft und durchstach den mittleren Sarok. Dessen Gesicht wurde schmerzerfüllt und er ging in die Knie.

Etwas Blut rannte an der noch herausstehenden Klinge nach unten und ehe die anderen beiden Saroks begriffen, was passiert war, zog Junko das Schwert wieder raus und trat zwei Schritte zurück.

Der mittlere Sarok ging jetzt tot zu Boden.

Junko´s Herz pochte ganz schnell. Es war ein seltsames Gefühl. Sie hatte gerade einen Sarok getötet. Und eigentlich war es ganz einfach. Schließlich sind sie ja genauso verletzlich wie die Menschen, nur viel stärker.

„Wer von euch will der nächste sein?“, fragte sie mutig und sah die beiden restlichen wütend an.

In deren Gesichtern stand die Unsicherheit. Sie wussten nicht, was sie jetzt machen sollten. Dann sahen sie den anderen Sarok an, was ihre Entscheidung offensichtlich vereinfachte, denn plötzlich ergriffen sie die Flucht.

Nach 20 Sekunden waren sie schon nicht mehr zu sehen.

Junko ging in die Knie. Ihr wurde erst jetzt bewusst, was sie gerade getan hatte. Wie nah sie gerade dem Tod gewesen war. Hätten die zwei Saroks gleichzeitig angegriffen, hätte sie nichts tun können. Sie wäre vollkommen hilflos gegen ihre Angriffe gewesen.

Serena kam jetzt an und fiel Junko um den Hals. „Das war absolut cool. Einfach spitze!“, rief sie freudig.

Doch Junko war noch wie unter Schock.
 

„Was bist du?" Kaltor´s Frage klang nur logisch, wenn man bedachte, wie Yuan jetzt aussah.

„Dein Untergang!“, schrie Yuan und schlug mit der rechten Faust zu. Der Schlag kam verdammt schnell, doch Kaltor wich nach hinten aus.

Yuan´s Schlag traf eine Hauswand und rammte ein gewaltiges Loch hinein.

Kaltor staunte. „Woher hast du diese Kraft? Du bist doch kein Mensch, oder?“, fragte er.

Yuan lächelte. „Ich bin schon ein Mensch. Keine Sorge. Die Kraft, die ich besitze stammt von einem Dämonen, den einer meiner Vorfahren mal besiegt hat. Einst hat er unsere Familie mit einem Fluch belegt, den mein Vorfahr allerdings mit der Vernichtung des Dämons besiegt hat. Dummerweise ging dabei aber ein Teil der Kraft des Dämons auf ihn über und seitdem haben alle seine Nachfahren die Fähigkeit, sich in diesen Dämon zu verwandeln.“, erklärte Yuan.

„Ein Dämon? Interessant. Ich dachte, das wären nur Geschichten gewesen!“, sagte Kaltor.

„Lassen wir das Geschwätz. Ich hab nicht viel Zeit!“, sagte Yuan und sah auf seine Tätowierung, die ein wenig blinkte.

Kaltor lächelte. „So ist das also. Diese Verwandlung kann er nur eine bestimmte Weile halten. Dann ist ja alles klar.“, sagte er sich in Gedanken.

Yuan holte zu einem weiteren Schlag aus.

Kaltor aber trat etwas zurück. „Du glaubst also, du bist der einzige, der so was kann?“, fragte er und spannte die Muskeln seiner Arme an.

Plötzlich wuchsen die Arme überdimensional an. Als nächstes die Beine und schließlich der ganze Körper bis Kaltor doppelt so groß und muskulös war wie vorher.

Yuan erschrak.

„Meine Familie beherrscht auch so was. Eigentlich setze ich diese Verwandlung ja nie ein, aber bei dir mache ich mal eine Ausnahme!“, sagte Kaltor und fing an zu lachen.

Yuan ließ sich nicht anmerken, wie beeindruckt er war. Offenbar waren manche Saroks doch zu mehr imstande, als sie dachten.

„Diese Verwandlung hat einen weiteren Vorteil. Sie hält wesentlich länger an!“, sagte Kaltor und schlug mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zu.

Der Schlag traf Yuan in der Magengrube und trieb ihn in eine Hauswand rein. Er spuckte etwas Blut und ging in die Knie. Kaltor holte erneut aus und schlug zu.

Doch Yuan hob beide Arme und fing die Wucht des Schlages damit auf. Allerdings kostete ihn das viel Kraft. Die Tätowierung seines Armes pulsierte immer schneller.

Yuan wusste, das er nicht mehr viel Zeit hätte. Doch was sollte er gegen einen solchen Gegner tun? Bis eben hatte er noch geglaubt, im Vorteil zu sein. Hätte er gewusst, wozu sein Gegner imstande ist, hätte er sich etwas beeilt, aber jetzt war es zu spät.

Er hing in den Seilen und konnte sich kaum bewegen. Der erste Schlag von Kaltor schien ein paar Rippen erwischt zu haben, denn er konnte nicht mehr aufstehen.

Kaltor hob beide Arme zum finalen Schlag. „Das war´s, Dummkopf!“, schrie er und schlug zu.

Doch kurz bevor der Schlag Yuan erreichen konnte, blieben die Arme auf einmal in der Luft stehen.

„Was jetzt?“, fragte Kaltor und sah nach vorne.

Kazuma stand da und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Kaltor.

„Du?“, fragte Yuan skeptisch.

„Hast dich ganz schön verändert! Kein Wunder, das du auf der Liste stehst.“, sagte Kazuma, der sichtlich Mühe hatte.

„Was machst du hier? Ich hatte doch gesagt, das du dich nicht einmischen sollst!“, schrie Yuan.

„Tut mir leid, aber du bist zu wichtig, als das du sterben darfst.“, sagte Kazuma. Er spürte, wie Kaltor´s Druck stärker wurde. Lange würde er das nicht mehr aushalten.

„Was ist nun? Hilfst du mir endlich?“, fragte Kazuma.

Yuan war fassungslos. Noch nie hatte sich jemand für ihn so eingesetzt. Und was war das, wovon der Fremde da sprach? Wieso sollte er so wichtig sein? In seinem Kopf herrschte ein reges Durcheinander.

Plötzlich sprang er aber auf und stemmte sich ebenfalls gegen Kaltor´s Schlag. Dann drückten beide dagegen und drängten ihn zurück.

Jetzt spürte Yuan wieder die Rippen und ging in die Knie. Dabei hörte auch die Tätowierung auf zu blinken und er verwandelte sich zurück.

Kazuma half ihm hoch und lehnte ihn sitzend an eine Mauer.

„Er muss besiegt werden. Viel zu lange tyrannisiert er die Bewohner hier schon. Jemand muss ihm doch Einhalt bieten. Wer, wenn nicht ich?“, fragte Yuan.

Kazuma lächelte. „Ich werd´s mal versuchen. Aber nur, wenn du dich hier ausruhst.“, sagte er und stand auf.

Kaltor sah Kazuma wütend an. Er wusste wohl nicht, was er von dem seltsamen Fremdling halten sollte.

Kazuma sprang jetzt nach oben über Kaltor drüber und landete auf der großen Straße.

Kaltor sah kurz Yuan an, der allerdings total fertig war.

„Ich nehme seinen Platz ein. Oder hast du etwa Schiss?“, fragte Kazuma lächelnd. Er schwang seine Schwerter einmal im Kreis herum und wartete auf eine Antwort.

Kaltor ballte seine Hände zu Fäusten und lächelte. „Na gut. Aber mach mir keine Vorwürfe, wenn ich dich gleich in den Boden gestampft habe.“, sagte er lachend.

Raserei

Kapitel 17: Raserei
 

Kazuma machte sich bereit zum Kampf. Obwohl er keine Ahnung hatte, wie stark sein Gegner war, so hatte ihn der letzte Sieg über die zwei Saroks doch beflügelt. Im Moment fühlte er sich, als könne er jeden besiegen.

Kaltor lächelte noch immer. „Du Zwerg willst mich also besiegen? Das ist lächerlich!“ Mit diesem Spruch stürmte er auf Kazuma los und hob die linke Faust. Mit der schlug er jetzt zu.

Kazuma erschrak, denn der Schlag kam schneller, als er erwartet hätte. Er erwischte ihn mitten im Bauch und schleuderte ihn zurück, wo er ein paar Meter weiter auf dem Boden zum liegen kam.

Der Schlag hatte richtig weh getan. Kazuma spürte, wie sein letztes Essen hochkam, doch er schluckte es wieder runter.

Kaltor fing jetzt an, laut zu lachen. „War das schon alles? Da hatte der Kerl eben ja mehr zu bieten!“, sagte er.

Kazuma wälzte sich herum und versuchte, wieder aufzustehen. Das war unter diesen Schmerzen allerdings nicht so einfach. Er fragte, ob er sich da nicht etwas zuviel vorgenommen hatte. Dieser Kerl war ein anderes Kaliber als Bato. Der hier war viel stärker und schneller. Und wenn man bedachte, das Kazuma sich nicht mehr erinnern konnte, wie er Bato besiegt hatte, schien dies hier noch viel schwerer zu sein.

Endlich stand er wieder und der Schmerz hatte etwas nachgelassen.

Kaltor sah ihn respektierend an. „Gut. Du konntest also wieder aufstehen. Nicht übel. Ist nicht jedem gelungen!“, sagte Kaltor.

Kazuma hob seine Schwerter wieder auf und nahm sie fest in die Hände. Dieser Gegner würde ihm alles abverlangen, was er bis jetzt gelernt hatte.

„Kann´s jetzt weitergehen?“, fragte Kaltor kühl. Ohne auf die Antwort zu warten, stürmte er auf Kazuma los und ging mit der rechten Faust auf sein Gesicht los.

Kazuma reagierte blitzschnell. Er zog seinen Kopf zurück, so dass die Faust über ihn drüber ging und die Wand erwischte. Sofort zog Kaltor sie wieder zurück und holte zu einem weiteren Schlag aus.

Kazuma aber rutschte aus und fiel auf den Boden, so das auch dieser Schlag ins Leere ging.

Etwas ängstlich, aber schnell krabbelte Kazuma über den Boden, um etwas Abstand zu gewinnen.

Die Mauer, die Kaltor mit zwei Schlägen getroffen hatte, fiel jetzt in sich zusammen. „Was denn? Du wolltest doch kämpfen, oder irre ich mich da?“, fragte Kaltor.

Kazuma wusste nicht, was es war, das ihm mehr Angst machte. Sein Gegner, oder die Tatsache, das er nicht wusste, wie er das überstehen sollte. Bato war im Vergleich zu seinem jetzigen Gegner nur ein kleiner Fisch gewesen. Kazuma wurde klar, das er sich diesmal ganz gewaltig übernommen hatte.
 

„Komm schon. Wir müssen hier weg, ehe die Kerle zurückkommen!“, sagte Serena zu Junko.

Die kniete noch vor dem von ihr getöteten Sarok. Von ihrem Schwert, das sie in der Hand hielt, tropfte noch ein wenig Blut in eine kleine Pfütze. „Ich habe ihn getötet. Ich habe ihn getötet!“, sagte Junko jetzt leise.

„Ich weiß. Das war auch großartig, aber jetzt lass uns gehen!“, sagte Serena energisch.

„Aber ich habe ihn getötet. Auch wenn es ein Sarok war. Ich habe ein Leben beendet!“, schrie Junko und eine Träne kullerte ihr Gesicht runter.

Serena verstand jetzt. Junko hatte zum ersten Mal getötet. Zum ersten Mal. Sie kniete sich zu Junko runter. „Das wird nicht leicht, das ist mir klar. Aber du musst darüber hinwegkommen. Wir müssen weiter!“, sagte sie verständnisvoll.

Junko schluckte und nickte.

Serena lächelte und half ihr hoch.

„Wir müssen zurück und ihm helfen!“, sagte Junko jetzt mit entschlossener Stimme.

Serena erschrak. Sie hatte Junko doch nur geraten, sich wieder aufzuraffen und nicht, sich gleich umzubringen.

„Er braucht unsere Hilfe. Das weiß ich einfach!“

„Aber was ist mit Kazuma? Wir sollten ihn suchen gehen!“, sagte Serena.

Plötzlich rannte Junko los. „Komm schon, du Schlafmütze!“, schrie sie.

„Warte!“, rief Serena hinterher und folgte Junko in Richtung Kampfschauplatz.
 

Kazuma stand wieder auf den Beinen. Allerdings etwas wackelig.

Kaltor lächelte ihn an. „Es wäre keine Schande, wenn du jetzt aufgibst. Ich würde mich dann sogar dazu hinreißen lassen, dein Leben zu verschonen, wenn du dich entschuldigst.“, erklärte er.

Kazuma´s Hände zitterten vor Angst. Was sollte er jetzt tun? Eigentlich war das ja gar keine Frage. Bei einem Sarok entschuldigen? Das würde er im Leben nicht tun.

Kaltor schien das auch klar zu sein, als er in Kazuma´s Augen blickte. „Ich sehe schon. Du bist von der dummen Sorte, die ihr Leben für andere geben würden. Von denen habe ich schon Hunderte getötet. Einer mehr oder weniger macht da jetzt auch keinen Unterschied.“, sagte Kaltor.

„Du dämliches Arschloch!“, schrie Kazuma auf einmal so laut, das es noch in einiger Entfernung zu hören war.

Kaltor sah Kazuma verdutzt an. „Du wagst es, so mit mir zu sprechen?“, fragte er.

Kazuma hatte den Kopf gesenkt und atmete tief ein und wieder aus. „Ihr dämlichen Missgeburten glaubt wohl, ihr könntet euch hier auf der Erde alles erlauben, was? Aber das ist jetzt vorbei. Ich lasse das nicht mehr zu!“, sagte Kazuma und sah Kaltor wieder wütend an. Dabei schien Kazuma´s rechtes Auge kurz rot aufzuleuchten.

Kaltor wusste wohl zuerst nicht, was er zu dieser Ansage erwidern sollte. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Da war ein mickriger Mensch, der es offensichtlich mit dem gesamten Sarok-Imperium gleichzeitig aufnehmen wollte.

Schließlich aber fing er sich wieder und lächelte. „Sehr nette Rede. Allerdings glaube ich, das du dir damit etwas zuviel vorgenommen hast. Du wirst nicht einmal mich besiegen können.“, sagte Kaltor überlegen.

„Wir werden sehen.“, sagte Kazuma. Er hob beide Schwerter an und ging in Angriffsposition. „Wenn ich diesen Kerl nicht besiegen kann, war´s das wohl.“, sagte er sich in Gedanken.
 

Yuan war ein wenig benommen, als er die Augen wieder aufschlug.„Was ist passiert?“, fragte er. Doch niemand war da, der ihm antworten konnte. Es war eher seltsam ruhig.

Langsam raffte er sich auf und sah sich um. „Wo ist Kaltor?“, fragte er und sah die Gasse runter. Dort an der Mündung in die Hauptstraße stand Kazuma.

„Der schon wieder?“, fragte Yuan und hielt sich den Kopf. Leicht wankend trat er näher, bis er ganz auf die Straße sehen konnte und Kaltor erblickte.

Yuan´s Augen wurden groß. „Was machst du da?“, schrie er Kazuma fragend an.

Der bemerkte Yuan jetzt erst und sah ihn fragend an.

Diesen Moment nutzte Kaltor zum Angriff. Er stürmte auf Kazuma los und holte mit einem Bein aus.

Kazuma bemerkte das zu spät. Der Tritt erwischte ihn mitten im Gesicht und schleuderte ihn zurück.

Hart kam er wieder auf dem Boden auf und überschlug sich mehrfach, bevor er zum liegen kam.

„Pass auf!“, schrie Yuan.

Kazuma sah auf und erblickte Kaltor, der in die Luft gesprungen war und jetzt mit einem Fuß voran auf Kazuma zukam. Der wollte ausweichen, doch die Zeit reichte nicht mehr.

Der Tritt erwischte ihn voll in der Magengrube, in welche sich der Fuß nun grub.

Kazuma schrie kurz auf, bevor Kaltor von ihm runterstieg. Dann wälzte er sich vor Schmerz auf dem Boden herum.

„Und du wolltest wirklich uns Saroks besiegen? Lächerlich!“, sagte Kaltor lächelnd.

Yuan schmunzelte ein wenig. „Also doch ich!“, sagte er und wollte aufstehen.

„Warte!“, sagte Kazuma auf einmal. Er kniete am Boden und griff seine Schwerter. „Noch hat er mich nicht besiegt.“, fügte er keuchend hinzu. Dann stand er auf.

Kaltor beobachtete das und als Kazuma auf den Beinen stand, applaudierte er. „Gratuliere. Nach so einem Angriff haben es nur die wenigsten geschafft, wieder aufzustehen. Damit gehörst du zu den besten Gegnern, die ich bislang hatte.“, sagte er Dann verschränkte er die Arme.

„Mein Angebot, dich zu verschonen, wenn du aufgibst, steht noch, wenn du also....“, sagte Kaltor, bevor er von Kazuma unterbrochen wurde.

„Vergiss es! Niemals!“, schrie Kazuma und stürmte auf Kaltor los.

Er schlug mit einem der Schwerter zu, das Kaltor allerdings auffing.

„Dämliches Spielzeugmesser!“, sagte er und schlug zu.

Mit einem Schlag brach er das Schwert in der Mitte durch.

Kazuma stolperte vorwärts, fing sich aber wieder. Er drehte sich und schlug mit dem anderen Schwert zu.

Kaltor aber schlug ebenfalls zu. Er traf das Schwert an der flachen Seite. Der Schlag war so heftig, das auch dieses Schwert jetzt zerbrach.

Beide Klingen schlugen jetzt auf dem Boden auf.

Kazuma hatte nur noch die Griffe mit kurzen Schneiden, die kaum länger als Brotmesser waren, in den Händen.

„Minderwertige Qualität!“, sagte Kaltor. Anschließend packte er den erstaunten Kazuma am Hals und hob ihn hoch.

„Soll ich deiner armseligen Existenz jetzt ein Ende setzen?“, fragte er.

Kazuma ließ die Griffe fallen. Für einen Augenblick sah es wirklich so aus, als würde er aufgeben. Doch dann packte er Kaltor´s Arme und versuchte, sich zu befreien.

Kaltor jedoch hatte für diesen Versuch nur ein müdes Lächeln übrig. „Dann eben so!“, sagte er und rammte Kazuma auf den Boden.

Die Wucht des Aufpralls war so stark, das sich Risse im Asphalt bildeten.

Kazuma´s Augen wurden leer und sein Kopf fiel zur Seite. Er war bewusstlos.

„Soviel dazu. Einer weniger!“, sagte Kaltor.
 

Yuan, der die ganze Zeit zugesehen hatte, stand jetzt auf. „Das kommt davon, wenn man so was einem Anfänger überlässt. Aber eigentlich war der Junge nicht schlecht!“, warf er ein.

Kaltor sah Yuan wieder an. „Jetzt mach ich dich endgültig fertig!“, sagte er.

Yuan lächelte kurz. Dann aber erschrak er.

Hinter Kaltor, der das nicht bemerkte, war Kazuma wieder aufgestanden. Er wankte leicht und öffnete seine Augen. Die Pupillen leuchteten bedrohlich rot.

„Was ist denn das?“, fragte Yuan leicht zitternd.

Kaltor bemerkte es jetzt auch und sah Kazuma an. „Kannst du nicht einfach liegen bleiben?“, fragte Kaltor leicht wütend.

Doch Kazuma antwortete nicht. Er schien wie in Trance zu sein.

„Dann werde ich es eben so beenden!“, schrie Kaltor und schlug mit der rechten Faust zu.

Von der Wucht her schien er mit diesem Schlag ein Haus einreißen zu können und er kam direkt auf Kazuma zu.

Der hob jetzt die linke Hand und fing den Schlag ab. Eine Schockwelle fegte über den Boden und wirbelte etwas Staub und Dreck auf.

Die Wand hinter Kazuma zerfiel jetzt. Naja. Die explodierte eher mit großer Wucht.

Die Faust von Kaltor ruhte nun in Kazuma´s Hand.

Yuan riss den Mund vor Staunen auf.

Kazuma stand nach diesem Schlag noch? Das schien unglaublich.

Kaltor ließ sich aber nicht beeindrucken und legte mit der anderen Faust nach.

Doch auch die fing Kazuma auf, als wäre es nichts. Jetzt hielt er beide Hände fest.

„Hören wir auf. Wenn du so weitermachst, verlierst du!“, sagte Kazuma selbstsicher. Seine Augen leuchteten immer noch rot.

„Was für eine Aura.“, dachte Yuan ehrfürchtig.

Auch Junko, die mit Serena nicht mehr weit entfernt war, spürte irgendetwas. Sie beschleunigte ihre Schritte.
 

Kaltor sah Kazuma leicht ängstlich an. Bislang hatte er noch keinen Menschen erlebt, der ihm so die Stirn bieten konnte. Noch dazu hatte Kazuma ihm eröffnet, das er wirklich vorhatte, zu gewinnen.

Für Kaltor war das eine Unverfrorenheit. Nur wegen einem verpatzten Angriff würde er doch nicht aufgeben. „Du kommst dir wohl sehr stark vor, oder?“, fragte er und zog sich etwas zurück.

„Zeigst ein wenig deine Muskeln und meinst, schon gewonnen zu haben. Aber so einfach ist das nicht!“, erklärte Kaltor.

Kazuma aber sah ihn nur teilnahmslos an. „Was ist? Gibst du nun auf, oder nicht?“, fragte er.

Kaltor schmunzelte. „Vergiss es!“, schrie er und ging erneut zum Angriff über.

Kazuma tauchte aber unter ihm durch und bohrte seinem Gegner seine Faust in den Bauch.

Kaltor schien für einen Moment in die Knie zu gehen, doch er fing sich noch rechtzeitig. Er torkelte nur etwas rückwärts und hielt sich die Magengrube.

Yuan schluckte. Dieser Schlag schien gesessen zu haben. Das konnte man an Kaltor´s Gesichtsausdruck sehen.

„Wahnsinn. Der macht ihn fertig.“, dachte Yuan.

Kaltor riss sich zusammen. „Ich kann mich doch nicht von einem mickrigen Menschen besiegen lassen. Nicht ich.“, sagte er leise.

Seine Augen visierten jetzt Kazuma an, der hämisch grinste. „Na warte. Ich werde das nicht zulassen.“, schrie Kaltor wütend. Dabei hatte seine Stimme etwas wahnsinniges und gleichzeitig verzweifeltes.

„Kazuma? Du hier?“, fragte Junko, die gerade mit Serena am Ort des Geschehens ankam.

Kazuma sah sie an. In dem Augenblick verloren seine Augen ihre rötliche Farbe und er sah sich verdutzt um.

„Was ist los?“, fragte er.

Kaltor stutzte. Die gewaltige Aura, die eben noch von Kazuma ausgegangen war, war verschwunden. Er stürmte nach vorne auf den immer noch verwunderten Kazuma zu und holte mit dem rechten Arm zum Schlag aus.

Kazuma konnte nicht mehr ausweichen.

Es gab eine Schockwelle beim auftreffen, doch Kazuma stand noch.

Yuan hatte sich vor ihn gestellt und den Schlag mit dem rechten Arm abgefangen. Eines der Siegel leuchtete und er hatte sich wieder verwandelt.

„Nicht übel für einen normalen Menschen. Aber den Rest übernehme ich!“, erklärte Yuan.

Kazuma verlor jetzt die Kontrolle über seine Beine und ging zu Boden. Er war ohnehin viel zu erschöpft zum weiterkämpfen.

Yuan drängte Kaltor zurück und Junko rannte mit Serena zu Kazuma. „Alles in Ordnung!“, fragte sie.

Kazuma sah beide lächelnd an. „War ich gut?“, fragte er schwach.

„Einfach spitze. Aber der Kerl ist einfach zu stark.“, sagte Serena aufmunternd.

Dann sahen sie zu Yuan, der mit einem Schlaggewitter auf Kaltor losging. Der war in der Defensive und wich zurück.

Einer der Schläge kam jetzt durch die Verteidigung durch und erwischte Kaltor im Gesicht. Durch die Wucht wurde er zurückgeschleudert und krachte in einen der Verkaufsstände, der über ihm zusammenbrach.

„Klasse!“, sagte Junko.

Yuan aber keuchte bereits. Der wiederholte Kampf schien ihm zuzusetzen und Kaltor raffte sich wieder auf.

„Ich werde ihm helfen!“, sagte Junko.

„Nicht!“, sagte Serena.

„Keine Angst. Er ist durch den Kampf mit Kazuma geschwächt. Das wird garantiert ein Kinderspiel!“, sagte Junko lächelnd und ging zu Yuan. „Coole Verwandlung!“, sagte sie.

Yuan sah sie fragend an. „Aber sie hält maximal noch zwei Minuten!“, erwähnte er.

Junko nickte. „Die müssen ausreichen!“, sagte sie und zog ihr Schwert, das sofort anfing zu leuchten.

Yuan war erstaunt darüber.

„Die Dämonenklinge? Nicht schlecht!“, sagte er und machte sich für einen Angriff bereit.

Kaltor wischte sich etwas Blut von einem Kratzer aus dem Gesicht. „Jetzt reicht´s mir!“, schrie er und stürmte in Richtung Junko los.

Yuan aber reagierte und schlug von der Seite zu. Der Schlag traf Kaltor wieder im Gesicht und er wankte zur Seite.

Jetzt schlug Junko mit dem Schwert zu.

Kaltor erschrak und wich in einem Reflex zurück. Die Spitze der Klinge ritzte sein Hemd auf und verpasste ihm einen langen Kratzer am Bauch.

Jetzt ging er ein paar Schritte zurück. Seine Verwandlung verschwand auch. Vermutlich war er zu schwach dafür geworden.

Doch auch Yuan schwächelte. Er würde nicht mehr lange durchhalten.
 

„Wenn wir das nicht schleunigst beenden, bin ich zu schwach!“, sagte Yuan leise, so dass Kaltor es nicht hören konnte.

Junko nickte kaum merklich. Sie umfasste ihr Schwert etwas fester.

Plötzlich stürmte sie auf Kaltor zu.

Serena erschrak. Das hätte auch ins Auge gehen können.

Junko schwang ihr Schwert mit voller Kraft auf Kaltor zu.

Der war zwar schon stark angeschlagen, doch er hob die Hand und fing die Klinge auf. „Vergiss es!“, sagte er.

Plötzlich ging Yuan an Junko vorbei und griff Kaltors anderen Arm. Dann hielt er ihn mit aller Kraft auf den Rücken.

Kaltor versuchte jetzt, mit dem anderen Arm den Angreifer loszuwerden. Dafür musste er allerdings Junkos Schwert loslassen.

Die zog die Klinge jetzt zurück und stach zu.

Die Klinge bohrte sich in den Körper von Kaltor und trat hinten wieder aus.

Ein Schmerzensschrei von Kaltor ertönte und nachdem Junko das Schwert wieder rausgezogen hatte, ging er in die Knie. Die Wunde blutete stark. Das Sarokblut verteilte sich auf seiner Kleidung. Auch aus seinem Mundwinkel kam jetzt etwas Blut.

„Coole Aktion. Aber jetzt seid ihr erledigt.“, sagte Kaltor.

Yuan sah ihn fragend an. „Was soll das heißen? Mit dieser Wunde kannst nicht einmal zu weiterkämpfen!“, sagte er.

Kaltor nickte. „Das ist wahr. Aber wenn ich jetzt sterbe, wird mein Vater diese Stadt dem Erdboden gleichmachen und euch töten.“, sagte er schwach. Dann stöhnte er und fiel bewusstlos zu Boden.

Junko ließ ihr blutverschmiertes Schwert fallen und ging in die Knie. Dieser letzte Schlag hatte sie sehr viel Kraft gekostet, doch sie hatten es geschafft. Kaltor war besiegt.

Verabschiedung

Kapitel 18: Verabschiedung
 

Yuan blieb vor Kaltor stehen, der immer noch am Boden lag. Ihm kam ein Bild in den Sinn. Ein Ereignis, das sich vor 2 Jahren zugetragen hatte.
 

Kaltor war mit seinen Leuten das erste Mal in die Stadt gekommen und forderte Essen als Tribut.

Doch eine tapfere junge Frau stellte sich ihm in den Weg. „ Was fällt euch eigentlich ein? Wir haben so schon nicht genug zu essen und ihr wollt uns noch was davon wegnehmen?“, fragte sie.

Kaltor sah sie mit finsterem Blick an.

Yuan bahnte sich einen Weg durch die Menschenmassen und sah schließlich Kaltor, wie er die junge Frau am Hals gepackt und hochgehoben hatte. Ihre Arme hingen bereits schlaff herunter.

„Seht her. So ergeht es jedem, der sich uns in den Weg stellt!“, sagte Kaltor und warf die Frau in den Staub.

„Nein! Li!“, schrie Yuan und beugte sich zu ihr runter. Doch ihre Augen waren leer geworden. Sie war bereits tot. Alle Versuche, sie wieder zu beleben, schlugen fehl.

„Du Mistkerl! Stell dich mir!“, schrie Yuan wütend.

Kaltor aber lächelte nur leicht.

Nur Minuten später war Yuan besiegt und Kaltor fuhr mit seinen Leuten und einer ordentlichen Portion Essen weg.

„Ich mach dich fertig. Irgendwann!“, schrie Yuan.
 

Yuan sah Junkos Schwert und hob es hoch. „Damit werde ich meine Rache vollenden!“, sagte er und hob es nach oben. „Jetzt wirst du für alle Menschen büßen, die du getötet hast!“, sagte er und ließ die Klinge nach unten sausen.

Plötzlich griff jemand Yuans Arm und hielt ihn so auf. Es war Kazuma, der wieder auf den Beinen stand.

Yuan sah ihn fragend an.

„Denk doch mal nach. Willst du Patna wegen dem zum Untergang verdammen?“, fragte Kazuma belehrend.

Yuan sah Kaltor an, der immer noch am Boden lag. „Er hat vor 2 Jahren meine Freundin getötet und jetzt soll ich ihn nicht töten dürfen?“, fragte Yuan.

Kazuma nickte schwach. „Ich mag es auch nicht, aber wenn der Arsch eben recht hatte, dürfen wir ihn nicht töten!“, sagte Kazuma, der das wohl selbst bedauerte.

Yuans Hand, in der er das Schwert hielt, fing zu zittern an.

„ Lass es!“, wiederholte Kazuma sich.

Yuan riss sich jetzt los und warf das Schwert wütend auf den Boden. Dann drehte er sich um und ging.

Kazuma ging vor Erschöpfung in die Knie.

„War er das? Unsere Zielperson, meine ich?“, fragte Junko, die sich wieder gefangen hatte.

Kazuma nickte zustimmend.

Junko griff ihr Schwert und stand auf. „Ich werde ihm folgen!“, sagte sie. Dann ging sie ihm nach.
 

Serena rannte zu Kazuma und half ihm auf die Beine.

„Sie ist wirklich gut!“, erwähnte Kazuma.

Serena nickte und sah Kaltor an. „Was passiert mit ihm?“, fragte sie.

Kazuma seufzte. „Hier kann er nicht bleiben!“, sagte er. Plötzlich spürte er etwas. „Ich glaube, unser Problem löst sich gerade von alleine.“, fügte er hinzu und zeigte auf eine Seitengasse, wo ein paar Saroks von Kaltors Gang rauskamen.

Rasch stand Kazuma aufrecht und ging in Kampfposition. Er versuchte, trotz seiner Erschöpfung fit auszusehen.

„Was ist hier los?“, fragte einer der Saroks, als er Kaltor am Boden erblickte.

„Wir haben ihn besiegt. Wenn ihr euch nicht dazu gesellen wollt, nehmt ihn und verschwindet. Und kommt nie wieder.“, sagte Kazuma.

Die Saroks sahen den scheinbar kampfbereiten Kazuma skeptisch an.

Der fragte sich, ob sein Bluff gelingen würde.

Einer der Saroks trat jetzt zu Kaltor und hob ihn hoch. „Gehen wir!“, sagte er. Er trat zu den anderen Saroks, gab ihnen ein Zeichen und sie verschwanden.

Kazuma atmete auf. In einem direkten Kampf hätte er keine 2 Sekunden mehr durchgehalten.
 

Junko hatte Yuan eingeholt und blieb einige Meter von ihm entfernt stehen.

„Er hat dir einen wichtigen Menschen genommen, oder?“, fragte sie.

Yuan nickte kaum merklich.

Junko senkte den Kopf. „Das kenne ich. Bei meiner Mutter war es genauso. Ich hätte den Kerl, der das getan hat, am liebsten umgebracht. Aber dann wäre ich nicht besser als er gewesen!“, erklärte sie.

„Er hat die Liebe meines Lebens umgebracht! Ich hätte ihn töten sollen!“, schrie Yuan und ging in die Knie.

Junko seufzte. „Es ist schwer. Aber viel schwerer wäre es, wenn du es getan hättest.“, erklärte sie.

„Wer seid ihr eigentlich? Was gibt euch das recht, euch in mein Leben einzumischen? Woher kommt ihr eigentlich? Ganz sicher nicht aus Patna, das wüsste ich!“, sagte Yuan leicht verärgert.

Junko lächelte leicht. Sie kam wohl nicht umhin, ihm von ihrer Mission zu erzählen.
 

Einige Zeit später kam Junko zu Serena und Kazuma zurück.

„Wo ist er? Was ist mit Yuan?“, fragte Kazuma.

Junko seufzte und setzte sich hin. „Ich habe ihm erzählt, weswegen wir hier sind.“, erklärte sie.

Serena sah sie fragend an. „Und? Was hat er gesagt?“, fragte sie.

Junko zuckte mit den Schultern. „Er sagte, das wir noch ein wenig warten sollen.“, sagte sie.

„Na toll. Wir haben ja auch soviel Zeit.“, sagte Kazuma ironisch und wollte aufstehen.

Doch Serena hielt ihn davon ab. „Bleib noch etwas liegen. Deine Verletzungen sind zwar nicht gravierend, aber etwas Ruhe tut dir gut.“, sagte sie mahnend.

„Wir können nur warten.“, sagte Junko.
 

Yuan war am Rande von Patna auf dessen Friedhof. Er trat auf ein Grab zu, das einen wunderschönen Grabstein hatte und kniete davor nieder.

Auf dem Grabstein war der Spruch -Li. Ich werde niemals dein Lächeln vergessen- eingraviert.

Yuan seufzte leise. „Hallo, Li. Ich weiß, das ich lange nicht mehr hier war. Das tut mir auch leid, aber in letzter Zeit war einfach zuviel los hier.“, sagte er und eine Träne kullerte sein Gesicht runter.

Er wischte sie sich mit einem Taschentuch ab und lächelte wieder. „Vielleicht habe ich wieder eine Aufgabe gefunden. Ich habe erfahren, das die Menschheit noch nicht verloren ist. Ein Turnier soll stattfinden und ich wurde ausgewählt, daran teilzunehmen. Ob es wirklich eine Chance für uns ist, weiß ich nicht, aber es ist immer noch besser, als hier rumzusitzen. Jetzt, da Kaltor besiegt ist, dürfte Patna erstmal sicher sein. Allerdings werde ich dich eine Weile nicht besuchen können, aber ich denke, das verstehst du, nicht wahr?“

Yuan legte eine Blume auf das Grab und lächelte. „Ich hoffe, es geht dir gut, wo immer du auch bist.“, sagte er und stand auf. Dann ging er zurück in die Stadt.
 

Kazuma gähnte schon. Am Horizont ging bereits die Sonne auf.„Wie lange braucht er denn noch?“, fragte er.

Da kam Yuan um die Ecke, ging auf die drei zu und blieb vor ihnen stehen.

„Und? Wie hast du dich entschieden?“, fragte Kazuma.

Auch Serena und Junko sahen Yuan fragend an.

„Dieses Turnier. Gibt es das wirklich? Ist das wirklich wahr?“, fragte Yuan.

Kazuma nickte. „Es ist wahr. Ob du dich allerdings anschließt, bleibt dir überlassen.“, sagte er.

Yuan schluckte. „Wir können also wirklich etwas gegen diese Schreckensherrschaft tun? Das ist zu schön. Ich wünschte, Li könnte das noch erleben.“, sagte er und brach in Tränen aus.

Kazuma stand jetzt auf. „Kommst du nun mit oder nicht?“, fragte er forsch.

Yuan nickte, während er seine Tränen trocknete. „Ich bin dabei.“, sagte er.

„Sei dir aber im klaren darüber, das uns noch eine lange Reise erwartet. Uns werden eine Menge Saroks über den Weg laufen. Zahlreiche Gefahren warten auf uns und selbst, wenn wir es schaffen sollten, unser Ziel rechtzeitig zu erreichen, ist nicht gesagt, das wir dieses Turnier gewinnen werden.“, erklärte Kazuma.

Serena wusste zwar, das ihr Bruder nicht an das Turnier glaubte, doch diese Rede war selbst für ihn zu schwach.

Yuan nickte erneut. „Hier in Patna hält mich nichts mehr.“, verkündete er.

„Gut. Kennst du vielleicht einen guten Schmied hier?“, fragte Kazuma und hielt die Griffe seiner abgebrochenen Schwerter hoch.

Alle drei sahen ihn verwundert an, aber Kazuma lächelte nur.

Yuan sah ein wenig verlegen aus. „Einen Schmied gibt es in Patna nicht, aber wenn dir diese Schwerter nicht so wichtig sind, kenne ich jemanden, der zwei absolut spitzenmäßige Schwerter besitzt.“, erklärte er.

Kazuma sah die Griffe an. „Nein. Die waren ohnehin viel zu dünn.“, sagte er und warf sie weg.

„Und wo wohnt der?“, wollte Serena jetzt wissen.

„Das ist das Problem. Er wohnt versteckt im westlichen Wald. Aber ich weiß, wo.“, erklärte Yuan.

„Na prima. Dann ist das unser nächstes Ziel!“, sagte Kazuma erfreut.

„Vorher muss ich aber nochmal nach Hause und ein paar Sachen packen.“, sagte Yuan.
 

Plötzlich kamen aus den Seitengassen überall Menschen heraus. Sie sahen die vier verwundert an.

Kazuma erkannte einen von ihnen. Es war der Mann, dessen Familie er gerettet hatte.

Ein älterer Mann trat jetzt vor. „Ist es wahr? Habt ihr Kaltor besiegt?“, fragte er.

Yuan nickte. „Der wird euch so bald nicht wieder belästigen.“, erklärte er.

Plötzlich flog ihm eine Tomate vor die Füße.

„Du Schwachkopf. Man legt sich nicht mit den Saroks an!“, schrie eine Frau.

Der alte Mann senkte den Kopf. „Damit habt ihr den Zorn der Saroks auf euch gezogen.“, sagte er.

„Verschwinde und komm bloß nicht wieder.“, schrie ein kleiner Junge und warf eine Tomate, die Yuans Oberkörper erwischte.

Yuan rührte sich nicht. Er war zu sehr von den Bewohnern enttäuscht.

Kazuma ließ sich von Serena auf die Beine helfen. „Gehen wir!“, sagte er.

Yuan sagte immer noch nichts. Bis eine dritte Tomate ihm im Gesicht traf. „Geht schon mal vor. Ich hole meine Sachen!“, sagte er und sprang davon.

„Wir sollten auch verschwinden!“, sagte Junko, der die wütenden Gesichter der Leute nicht gefiel. Serena stimmte dem zu und sie gingen.

„Viel Glück, Yuan.“, sagte der alte Mann heimlich lächelnd.
 

Eine halbe Stunde später trafen sie sich mit Yuan an der Westgrenze der Stadt. Er hatte einen ordentlichen Rucksack auf dem Rücken.

„Mann. Was hast du denn da alles drin?“, fragte Junko verwundert.

„Nur das nötigste!“, antwortete Yuan.

Kazuma fand es überflüssig, Yuan nach weiteren Einzelheiten seines Gepäcks zu fragen. Stattdessen brannte ihm eine andere Frage auf den Lippen. „Was war das eigentlich für eine Verwandlung, die du gegen Kaltor gezeigt hast?“

Serena und Junko wollten diese Frage auch schon längst stellen, hatten sich aber nicht getraut, es auszusprechen.

Yuan lächelte. „Hat mit einem Dämon zu tun, den einer meiner Vorfahren mal besiegt hat. Ich kann es euch ja auf dem Weg erzählen.“, sagte er.

„Prima. Dann wird es nicht so langweilig!“, sagte Junko.

Kazuma sah sie fragend an. „Heißt das, das reisen mit mir war langweilig?“, fragte er.

Serena lächelte.
 

Ratko war in seinem Raumschiff und sprach über Videokonferenz mit Zakor.

„Wir haben Bilder der Zielpersonen!“, sagte Ratko und schickte Zakor ein paar Fotos von Überwachungskameras.

„Sehr gut. Ich werde die Bilder weiterleiten!“, sagte Zakor zufrieden. „Wissen wir bereits, wo sie hin sind?“, fragte er.

Ratko schüttelte mit dem Kopf.

Plötzlich leuchtete noch ein Monitor auf und ein Sarok erschien. „Meister Ratko. Euer Sohn Kaltor ist schwer verletzt worden.“, stammelte er panisch.

„Was?“, fragte Ratko entsetzt.

„Was ist los?“, wollte Zakor wissen.

„Einen Moment!“, unterbrach ihn Ratko. „Was ist passiert?“,

fragte er den Sarok.

„Wir waren in Patna wie alle paar Wochen. Aber da waren diesmal ein paar Leute. Sie haben 5 von uns fertig gemacht und anschließend gegen Kaltor gekämpft. Er wurde schwer verletzt, lebt aber noch!“, erklärte der Sarok.

Ratko sah leicht wütend aus. „Ich habe ihm doch gesagt, das er Patna in Ruhe lassen soll!“, schrie er. Dann stutzte er auf einmal und hielt eines der Bilder hoch. „Waren die es?“,

fragte er.

Der Sarok sah sich kurz das Bild an und nickte. „Ja. Ich erkenne sie wieder. Die drei und dann noch der Kerl, der uns schon die ganze Zeit Schwierigkeiten gemacht hat!“, erklärte er.

„Sehr gut. Wisst ihr, wo sie hinwollten?“, fragte er.

Der Sarok dachte kurz nach. „Ja. Einer von uns hat sie belauscht. Sie wollten zum Wald westlich von Patna.“, sagte er.

„Danke!“, sagte Ratko und beendet das Gespräch. Anschließend sah er Zakor an. „Ich werde die Menschen fangen und melde mich dann wieder.“, sagte er und beendete dieses Gespräch ebenfalls.

„Nach Patna.“, rief er zum Piloten und lehnte sich zurück.

„Die werden mich kennenlernen.“, sagte er leise.
 

„Da wären wir.“, sagte Yuan, als sie am Waldrand angekommen

waren.

„Toll. Und wo ist der Weg?“, fragte Serena.

„Den gibt es nicht. Ich sagte doch schon, das er versteckt wohnt!“, erklärte Yuan lächelnd.

„Und wie findest du dann den Weg?“, wollte Kazuma wissen.

Yuan grinste jetzt. „Keine Sorge. Es gibt einige Zeichen, nach denen wir uns richten müssen. Wer allerdings nicht weiß, wie diese Zeichen aussehen, wird den Weg niemals finden!“, erklärte er.

„Na prima.“, sagte Junko begeistert.

Yuan sah auf die Uhr. „Wenn wir nicht zu langsam sind, werden wir gegen Sonnenuntergang eine kleine Lichtung erreichen, wo wir übernachten können.

„Dann los.“, sagte Junko voller Tatendrang.

Serena sah in den Wald und schluckte schwer.

Kazuma sah sie fragend an. Erst wollte er fragen, was sie hat, aber dann erinnerte er sich daran, das sie schon immer Angst vor der Dunkelheit hatte.

Der Wald war ziemlich dicht gewachsen und damit natürlich auch unheimlich dunkel.

„Komm schon. Ich bin doch dabei!“, sagte Kazuma und machte Serena damit Mut.

Die nickte. Trotzdem hatte sie ein ungutes Gefühl bei diesem Wald.

„Kommt ihr jetzt?“, rief Junko ungeduldig.
 

Eine Zeitlang folgten sie Yuan, der ihnen ab und zu Bäume mit seltsamen Formen zeigte und ihnen erklärte, das sie nur diesen Bäumen folgen müssen.

Kazuma konnte allerdings in diesen Bäumen nichts erkennen. Yuans Erklärungen langweilten ihn nur.

Serena ging ganz nahe bei ihrem Bruder und sah sich um.

Jedesmal, wenn sich irgendwo etwas bewegte und sei es nur ein Blatt gewesen, das auf den Boden fiel, griff sie seine Hand ganz fest.

„Hoffentlich kommen wir schnell zu dieser Lichtung!“, dachte

sie.

Zusammenprall

Kapitel 19: Zusammenprall
 

Am Waldrand landete jetzt Ratko´s Schiff und er stieg aus. „Es dürfte schwierig werden, da drin jemanden zu finden!“, sagte der Pilot.

Ratko aber lächelte. Er trat an die Außenwand des Schiffes und drückte einen versteckten Knopf. Daraufhin öffnete sich eine kleine Klappe und etwas fuhr automatisch heraus.

Auf den ersten Blick schien es ein Haufen Schrott zu sein. Aber als Ratko noch einen Knopf drückte, bewegte der Haufen sich und nahm die Gestalt eines Roboterhundes an.

Der Pilot sah Ratko skeptisch an. „Der RD 5000? Der wurde noch nie getestet, auch wenn er theoretisch jeden finden könnte!“, sagte er.

„Ist doch ne gute Gelegenheit.“, erwähnte Ratko. Dann holte er eine Kette heraus, die er am Hals des Hundes befestigte.

„Sie warten hier, bis ich zurück bin.“, sagte Ratko dem Piloten und ging los. Dann verschwand er zwischen den Bäumen.
 

Langsam neigte sich die Sonne dem Horizont entgegen, was man im Wald nur an der rötlichen Färbung des Himmels, der hier und da durch die Bäume zu sehen war, erkennen konnte.

Serena klammerte sich immer fester an ihren Bruder. „Wann sind wir denn endlich aus dem Wald draußen?“, fragte sie.

„Nur noch eine halbe Stunde, dann müssen wir an der Lichtung sein.“, erklärte Yuan.

„Was? Noch so lange? Bis dahin ist es schon dunkel.“, beschwerte sich Serena.

Da gab Junko ihr eine Taschenlampe in die Hand. „Dafür haben wir die hier.“, sagte sie und nahm selbst eine.

„Kommt schon. Je schneller wir sind, umso eher können wir ein wenig schlafen.“, riet Yuan.

Die nächste halbe Stunde blieb Serena total aufmerksam. Bei jedem Geräusch leuchtete sie mit ihrer Taschenlampe in die Richtung, aus der es kam. Aber meistens waren es nur kleine Tiere.

Schließlich kamen die vier an der Wiese an. Sie war nicht groß, aber hier könnten sie relativ gefahrlos übernachten.Kazuma baute das Zelt auf, das Junko und Serena gleich in Beschlag nahmen.

„Moment mal. Das ist mein Zelt!“, sagte Kazuma.

„Es ist das einzigste Zelt, das wir haben. Wehe, ihr schaut!“, sagte Serena.

Kazuma seufzte.

„Hier draußen ist es doch auch schön. Wir haben ja noch die Schlafsäcke!“, erwähnte Yuan.

Kazuma nickte. Er nahm seinen Schlafsack und grub sich in ihn ein.

Im Nu war er eingeschlafen, was ja auch kein Wunder war. Schließlich hatte er letzte Nacht kein Auge zugemacht. Jetzt war er total fertig. Das er überhaupt Kraft hatte, diesen Marsch noch durchzustehen, war faszinierend.

„Ein außergewöhnlicher Junge.“, sagte Yuan leise und legte sich ebenfalls schlafen.
 

In seiner Behausung in Neuschwanstein saß Zakor an einigen Unterlagen, als einer der Bildschirme aufflackerte und die Umrisse eines ziemlich dicken Saroks darauf auftauchten. Zakor sah die Gestalt abwertend an.

„Haben sie bereits die Menschen gefunden, welche die Kämpfer zusammentragen sollen?“, fragte die mit einem hochnäsigen Ton in der Stimme.

„Noch nicht. Ich habe allerdings Ratko drauf angesetzt.“, sagte Zakor.

„Sie müssen gefasst werden. Das hat Vorrang vor allem anderen, klar?“, fragte die Gestalt

Zakor schmunzelte leicht. „Glaubt der Imperator wirklich, das ein paar Menschen uns gefährlich werden könnten? Er sollte sich lieber Gedanken wegen der restlichen Gegner des Turniers machen.“, sagte er.

„Das geht dich nichts an. Der Befehl kam vom Imperator persönlich!“, schrie die Gestalt wütend.

„Gut, gut. Ich werde meine Anstrengungen verdoppeln!“, sagte Zakor und schaltete ab. „Lächerlicher Typ. Plustert sich so auf, nur weil es der Generalsekretär des Imperators ist.“, sagte Zakor genervt.
 

Es war sehr früh am Morgen, als Yuan die Augen öffnete. Die Sonne schien gerade erst aufzugehen, was er aufgrund der Bäume ringsum aber nicht sehen konnte.

Kazuma schien schon länger wach gewesen zu sein. Jedenfalls saß er auf einem Stein und starrte auf den Wald.

„Guten Morgen!“, sagte Yuan und streckte sich.

„Pssst.“, sagte Kazuma.

Yuan fragte sich, war er hat. Plötzlich erschrak er. Da war tatsächlich etwas im Wald. Er konnte nicht genau sagen wo, aber eine unheimliche Aura hatte sich ausgebreitet.

„Was ist das?“, fragte er leise.

Kazuma antwortete nicht. Er wusste es ja selbst nicht.

Plötzlich ging der Reißverschluss des Zeltes hoch und Serena kam heraus. Sie streckte sich und sah die beiden an. „Guten Morgen!“, schrie sie lauthals, so dass Kazuma und Yuan zusammenzuckten.

Plötzlich sprang etwas aus dem Wald auf Serena zu und warf sie auf den Boden. Im nächsten Moment griff das Etwas ihre Hände und Füße und hielt sie fest. Es war der Roboterhund von Ratko.

„Serena!“, schrie Kazuma und stürmte los. Doch ein Schlag traf ihn in der Magengrube, so das er erstmal in die Knie gehen musste.

Yuan war starr vor Schreck.

Serena konnte sich nicht rühren und Junko schlief wohl noch im Zelt.

„Was denn? Ihr kümmerlichen Gestalten wollt meinen Sohn besiegt haben?“, fragte Ratko. In seiner Stimme lag etwas Enttäuschung.

Kazuma sah mit schmerzendem Blick auf den Sarok, der ihn gerade geschlagen hatte.

Der sah ihn hämisch grinsend an. „Ihr seid die Mühe gar nicht wert, die ich hatte!“, sagte Ratko. Plötzlich spürte er eine Klinge an seinem Hals.

Junko stand hinter ihm und drückte leicht zu. „Verschwinde von hier oder stirb.“, sagte sie mit ernstem Unterton.

Ratko aber hob die rechte Hand und griff die Klinge mit zwei Fingern.

„Na warte!“, schrie Junko und drückte fest. Doch das Schwert bewegte sich keinen Millimeter.

„Glaubst du etwa, ich hätte dich nicht bemerkt?“, fragte Ratko. Er drehte sich rasch und rammte Junko seinen linken Ellenbogen ins Gesicht.

Etwas Blut spritzte aus ihrer Nase. Sie ließ das Schwert los und ging zu Boden.

„Eine Waffe ist immer nur so gut wie der Benutzer!“, sagte Ratko und warf das Schwert weg.

„Du Mistkerl!“, schrie Yuan. Das erste Tattoo leuchtete und er verwandelte sich. Dann ging er auf Ratko los.

Sein Schlag hatte ordentlich Dampf drauf, als er auf Ratko zuflog, doch der hob einfach nur eine Hand und fing den Schlag ab. Dann setzte er zum Gegenangriff an.

Seine andere Hand formte sich zu einer Faust und mit einem Mal schien sich ein ungeheurer Sog zu entwickeln.

Die Faust traf Yuan, der sie abwehren wollte. Doch die Wucht des Schlages ließ ihn vom Boden abheben und schleuderte ihn gegen einen Baum, der nun abbrach und umstürzte.

Yuan fiel zu Boden, während seine Verwandlung in sich zusammenbrach und verschwand.

Kazuma stöhnte. Bis jetzt hatten sie es noch nicht mit so einem Gegner zu tun gehabt. Selbst Kaltor sah gegen den hier wie ein Waisenkind aus. Die Kraft dieses Gegners schien unendlich zu sein.
 

Kazuma saß an einen Stein gelehnt und sah den Sarok an. „Und du bist Kaltor´s Vater?“, fragte er.

Ratko sah ihn fragend an. „Ja. Ich bin Ratko. Außerdem habe ich den Auftrag, euch zu fangen.“, erklärte er.

Kazuma lächelte. „Deine Aura. Du warst in dem Schiff in Chongjin. Da bin ich sicher!“, sagte er.

Ratko wusste nicht, was er davon halten sollte. „Nicht schlecht. Du kannst das spüren?“, fragte er.

„Glaube schon. Warum, weiß ich allerdings nicht.“, sagte Kazuma.

Ratko sah jetzt die anderen an. Alle lagen am Boden. „Schade. Ich dachte, das würde Spaß machen. Aber eigentlich war es nur langweilig.“, erwähnte er.

Dann sah er den Roboterhund an. „RD 5000! Verpack sie gut!“, sagte er.

Plötzlich sprang Kazuma auf, griff sich Junko´s Schwert und hielt es drohend in Ratko´s Richtung. „Verschwinde, wenn du überleben willst. Ich kann etwas mehr als sie.“, sagte er.

Ratko sah Kazuma teilnahmslos an. Er schien sich keine großen Sorgen zu machen. „Nimm den Zahnstocher da weg, bevor du dir ein Auge ausstichst.“, sagte er.

„Hilf mir!“, schrie Serena. Der Robohund hatte ihr eine Art Handschellen an Hand- und Fußgelenke angelegt.

„Wie in einem Reflex sprintete Kazuma los und schlug mit dem Schwert zu.

Die Schellen zersprangen mit einem Mal.

Der zweite Schlag erwischte den Hund, der Funken sprühend und in zwei Teilen zu Boden fiel.

Kazuma keuchte jetzt.

Ratko schien ein wenig beeindruckt zu sein. Er hatte nicht damit gerechnet, das Kazuma so schnell sein könnte.

„Verschwinde jetzt, bevor es dir genauso geht!“, schrie Kazuma wütend.

Selbst Serena erschrak. So wütend und ernst hatte sie ihren Bruder noch nie erlebt.

Kazuma ging jetzt zu Junko, die sich ein Tuch vor die Nase hielt, um die Blutung zu stoppen.

„Wie geht es dir?“, fragte er.

„Geht schon.“, sagte Junko schmerzvoll.

Jetzt sah Kazuma noch wütender aus.

Ratko sah auf den Schrotthaufen, der bis eben noch ein Hund gewesen sein sollte. „Das war ein ziemlich teurer Prototyp. Ich hoffe, du kannst das bezahlen.“, sagte er.

Kazuma lächelte. „Nicht wirklich. Und was willst du jetzt machen?“

Ratko schmunzelte. „Wenn du glaubst, es mit mir aufnehmen zu können, dann vergiss es!“, erwiderte er.

Das Schwert von Junko, das Kazuma in der Hand hielt, blitzte bedrohlich durch die Sonne, die ein wenig durch die Bäume schien. „Das werden wir noch sehen!“, sagte Kazuma.

„Warte. Überlass das mir.“, sagte Yuan, der wieder aufrecht stand. Er klopfte sich den Dreck von den Klamotten und trat etwas näher ran.

„Ich dachte, du wärst fertig.“, sagte Kazuma erstaunt.

Yuan lächelte nur. „Ich wäre bestimmt nicht auf eurer Liste, wenn mich so was schon umhauen würde, oder?“, fragte er.

Selbst Ratko stutzte jetzt. Sollte Yuan es wirklich mit ihm aufnehmen können?
 

„Halt dich da raus, klar?“, sagte Yuan lächelnd. Obwohl er schon einen ziemlich heftigen Schlag von Ratko abbekommen hatte, stand er wieder.

Ratko sah interessiert aus. „Und was willst du noch machen?“, fragte er.

Yuan zog seinen rechten Ärmel ganz hoch. „Pass mal auf!“, sagte er. Seine erste Tätowierung leuchtete auf und er verwandelte sich wieder.

Ratko lächelte. „Ganz netter Trick muss ich sagen, aber das hat doch eben schon nichts gebracht. Was soll nun anders sein?“, fragte er.

Nun fing auch die zweite Tätowierung an zu leuchten. Yuan verwandelte sich erneut.

Die Flügelansätze auf seinem Rücken wurden größer und waren bereits als Flügel zu erkennen. Die Hörner auf seinem Kopf wuchsen ebenfalls und seine Arme wurden dicker. Außerdem änderte sich seine Hautfarbe in ein Hellrot. Anschließend stieß er einen grellen Schrei aus, der nun im Ton tiefer wurde.

Schließlich beruhigte er sich und sah Ratko schnaubend an. „Sehen wir mal, ob du jetzt immer noch mithalten kannst.“, sagte Yuan.

Kazuma, Serena und Junko staunten. So etwas hatten sie wohl auch nicht erwartet.

Ratko verschränkte seine Arme und sah Yuan genau an. „Recht beeindruckend, aber was soll das gebracht haben?“, fragte er.

Yuan fletschte die Zähne, was in seiner momentanen Gestalt sehr bedrohlich aussah. „Pass mal auf!“, schrie er und rannte auf Ratko zu. Sein rechter Arm wirbelte herum und kam auf seinen Gegner zu.

Ratko hob seinen rechten Arm ebenfalls und fing den Schlag ab. Doch er verzog ein wenig schmerzhaft das Gesicht.

Der linke Haken von Yuan kam jetzt zu schnell. Er erwischte Ratko unterm Kinn mit voller Wucht.

Er hob vom Boden ab und stieß in 5 Metern Höhe mit einem Baum zusammen. Dann fiel er zurück zu Boden, landete aber auf den Füßen.

Yuan hatte scheinbar damit gerechnet, denn er startete bereits den nächsten Angriff.

Ratko war wohl etwas benommen, denn er verteidigte sich diesmal nicht.

Yuan´s Schlag traf ihn mit aller Härte. Doch erstaunlicherweise bewegte sich Ratko nicht. Stattdessen waren seine Bauchmuskeln überdimensional angeschwollen wie auch der Rest seines Körpers.

Kazuma erinnerte sich. Kaltor konnte das auch.

„Du Narr. Ein Mensch kann mich nicht besiegen!“, sagte Ratko.

Sein ebenfalls gewaltig gewordener Arm wedelte herum und ein Schlag traf Yuan im Bauch. Er knickte ein wenig zusammen und trat ein paar Schritte rückwärts. Dann ging er in die Knie und die Arme hingen schlaff herunter.

Dieser Schlag war offenbar zuviel für Yuan gewesen. Er war bewusstlos.

„Ein lächerlicher Versuch!“, sagte Ratko amüsiert.

Plötzlich war die Luft von einer seltsamen Aura erfüllt. Mit einem Mal schien die Temperatur um gut 10 Grad gefallen zu sein.

Selbst Serena fror ein wenig.

Ratko sah Yuan an, den er für die Quelle dieser unheimlichen Aura hielt.

Der hob jetzt den Kopf und sah Ratko mit hell glühenden Augen an. „Endlich. Ich habe lange genug geschlafen.“, sagte Yuan mit einer merkwürdigen Stimme. Sie klang wie die von zweien. Auf der einen Seite Yuan und auf der anderen eine dumpfe, unheimliche Stimme.

Yuan betrachtete seinen rechten Arm. „Mist. Nur zwei Siegel. Dieser Volltrottel baut auch nur Mist!“, sagte er wütend.

Ratko sah Yuan verdutzt an.

Auch Kazuma, Serena und Junko waren baff.

Yuan sah Ratko an. „Du bist bestimmt derjenige, der ihn soweit gebracht hat, oder?“, fragte er.

Ratko wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

Serena ging jetzt ein Licht auf. „Du bist der Dämon in Yuan, oder?“, fragte sie.

Yuan drehte sich zu ihr um. „Sehr richtig, junges Fräulein!“, sagte er und verneigte sich.

Auch Kazuma und Junko verstanden jetzt. Irgendwie musste der Dämon die Oberhand gewonnen haben.

„Ich bin Yajukurai.“, sagte der Dämon.

Junko stutzte. „Ein japanischer Dämon?“, fragte sie.

„Liegt an der Herkunft dieses Mannes!“, sagte Yajukurai.

Ratko schien gleich der Kragen zu platzen. „Schluss mit dem Theater!“, schrie er.

Yajukurai stand auf. Er wankte zwar ein wenig, aber schien der kampfbereit zu sein. „Du hältst mal die Klappe, wenn sich Erwachsene unterhalten!“, sagte er forsch zu Ratko.

Kazuma erschrak. Das der Dämon in Yuan´s Gestalt so mit seinem Gegner redete, war seiner Meinung nach selbstmörderisch. Ratko war immer noch der Stärkere.

„Du Hosenscheißer!“, schrie Ratko und schlug zu.

Doch der Dämon wich einfach zur Seite aus und tänzelte etwas rückwärts. Plötzlich sah er Ratko fragend an. „Was bist du eigentlich? Jedenfalls kein Mensch, soviel ist sicher!“, sagte er.

Ratko fletschte die Zähne. „Verarsch mich nicht!“, schrie er und griff etwas, das er am Rücken unter seinem Mantel trug.

Kazuma erkannte es erst jetzt. Es war eine gewaltige Streitaxt, die er allerdings ohne Probleme mit einer Hand hielt. „Na warte!“, schrie Ratko und schwang die Axt auf den

Dämon zu.

Doch der lächelte nur und fing sie mit einer Hand spielend leicht auf. „Keine Ahnung, was du bist, aber gegen mich bist du nichts.“, sagte der Dämon überlegen scheinend.

Ein geheimnisvolles Licht

Kapitel 20: Ein geheimnisvolles Licht
 

Kazuma stand vor Staunen der Mund offen. Da war ein gewaltiger Sarok, der vom Gefühl her noch stärker war als Ghatzi. Doch der Dämon in Yuans Körper ließ ihn wie einen Schwächling da stehen. Und dabei war gerade mal das zweite Siegel gelöst. Wie würde das erst aussehen, wenn das dritte Siegel ebenfalls gelöst würde?

Ratko stand der Angstschweiß auf der Stirn. Seine Axt bewegte sich keinen Millimeter mehr, obwohl er daran zog. Der Dämon hielt sie richtig fest.

Er holte zum Schlag aus und traf Ratko im Bauch. Der ließ die Axt los und taumelte etwas rückwärts. Dabei hielt er sich den Bauch, wo er eben getroffen wurde.

Der Dämon setzte zum nächsten Angriff an.

Kazuma war sicher, das dieser Schlag entscheiden würde.Doch bevor er Dämon bei Ratko ankam, stoppte er urplötzlich.

Er hielt sich den Kopf fest und sah gequält aus. „Nein! Nicht jetzt, du Idiot!“, schrie er.

Die Aura, die Yuan umgab, verschwand jetzt und er ging in die Knie. Dann keuchte er.

„Was ist passiert?“, fragte er jetzt wieder mit Yuans Stimme.

Der Dämon war wohl wieder verschwunden.

Ratko bemerkte das jetzt auch. Er rannte an Yuan vorbei und griff seine Axt. „Das war´s!“, schrie er und schlug zu.

Yuan konnte in dieser Position nicht ausweichen. Die Axt würde ihn gleich zerteilen.

Da ging Kazuma dazwischen. Er fing die Axt mit der Dämonenklinge auf und hielt dagegen. „Darf ich jetzt wieder übernehmen?“, fragte er ironisch.

Yuan sah Kazuma entgeistert an. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment platzen. „Was habe ich getan?“, fragte er.

„Reden wir später darüber.“, sagte Kazuma. Er hatte ohnehin schon genug Probleme damit, Ratko abzuwehren. „Geh zu Serena und Junko und bring sie weg!“

Yuan erschrak. „Aber das schaffst du nicht alleine. Der ist viel stärker als Kaltor!“, sagte Yuan.

Kazuma hatte Ratko endlich in die Defensive gebracht. „Geht endlich!“, schrie er.

Yuan konnte es nicht fassen. Kazuma wirkte plötzlich so stark. So viel stärker als bei ihrem Kampf gegen Kaltor.

Yuan nickte. Er ging zu Serena und half ihr auf die Beine.

„Du kommst nach, oder?“, fragte Junko.

Kazuma lächelte sie an. „Versprochen.“, sagte er.

„Los!“, schrie Yuan und rannte mit Serena im Schlepptau los.

Junko schnappte ihren Rucksack und sah noch zu Kazuma rüber.

„Denk dran. Du hast es versprochen!“, sagte sie, bevor sie Yuan und Serena folgte.

„Wir hinterlassen Kazuma ein paar Spuren!“, sagte Yuan.
 

Ratko riss sich jetzt los. „Du kannst deinen Freunden doch nicht einfach etwas versprechen, was du nicht halten kannst!“, sagte er.

„Ich habe nicht vor, dieses Versprechen zu brechen!“, sagte Kazuma.

Ratko schwang seine Axt einmal im Kreis und schulterte sie dann. „So einem lebensmüden Menschen bin ich ja noch nie begegnet.“, sagte er amüsiert. „Doch ich schätze deinen Mut, dich für die anderen zu opfern. Irgendwie mag ich doch sogar. Aber das ändert nichts daran, das du ein Mensch bist.“, sagte Ratko.

„Danke für die Blumen, glaube ich.“, sagte Kazuma skeptisch.

„Aufgrund meines Respekts für dich werde ich mit meiner ganzen Stärke kämpfen!“, fügte Ratko hinzu.

Kazuma schluckte. Ihm war klar, dass das hier sein Ende sein könnte. Nein. Eigentlich war er sicher, das sein Ende nun bevorstand. Vor ihm stand einer der sieben Hauptgeneräle und damit einer der stärksten Saroks.

Ratko sah die Todesangst in Kazumas Gesicht. „Hör mal zu. Ich mag dich eigentlich nicht töten. Wie wäre es, wenn du dich einfach ergibst?“, fragte er.

Kazuma war erstaunt. Er hatte noch keinen Sarok erlebt, der die Möglichkeit, einen Menschen zu töten, ausgeschlagen hätte. Doch dann dachte er an die anderen. „Niemals. Du wirst meine Freunde nicht bekommen!“, schrie er. Dabei sah er Ratko herausfordernd an.

„Das bringt doch nichts. Genauso wenig wie dieses alberne Turnier!“, sagte Ratko.

Kazuma erschrak, während Ratko anfing zu lächeln.

„Es stimmt also doch. Ihr seid diejenigen, die das Team zusammentragen, oder?“, fragte er.

Kazuma beantwortete diese Frage nicht. „Willst du jetzt reden oder kämpfen?“, stellte er stattdessen die Gegenfrage.

Ratko griff seine Axt fester. „Na gut. Ich dachte nur, das eine kleine Konversation die Stimmung etwas hebt.“, sagte er.

„Ich sage dir, was meine Stimmung heben würde. Deine Visage nicht mehr sehen zu müssen!“, erwiderte Kazuma und ging zum Angriff über.

„Nicht sehr nett.“, entgegnete Ratko und schwang seine Axt in Richtung Kazuma. Doch er schlug viel zu früh zu. Kazuma war noch 10 Meter entfernt, als die Klinge durch die Luft glitt.

„Daneben!“, schrie Kazuma, doch Ratko lächelte noch.

Plötzlich kam ein gewaltiger Windstoß auf, der Kazuma erfasste. Er stemmte sich dagegen, doch der Druck war so groß, das er zurück gegen einen Baum geschleudert wurde. Dabei verlor er auch das Schwert, das einige Meter von ihm entfernt auf dem Boden landete.
 

Ratko schulterte die Axt jetzt wieder und grinste. „Siehst du? Genau deswegen habt ihr Menschen nicht die geringste Chance gegen uns. Ihr seid einfach zu schwach. Weshalb also setzt ihr eure Hoffnung in dieses Turnier. Wir werden gewinnen.“, sagte Ratko.

Kazuma kam mit Mühe wieder auf die Beine. „Du hast Recht. Das Turnier wird für uns wahrscheinlich nichts ändern.“, erklärte Kazuma.

Ratko sah ihn fragend an. „Das erstaunt mich aber jetzt. Du

glaubst nicht an das Turnier, aber trotzdem versuchst du es? Warum?“

Kazuma lächelte. „Weil wir nicht einfach so untergehen werden. Vor fünf Jahren habe ich geschworen, euch für den Tod unserer Eltern büßen zu lassen und selbst jetzt, wo ich weiß, das ich nicht jeden von euch töten kann, werde ich nicht aufgeben. Ich werde bis zum letzten Atemzug kämpfen.“

Seine Rede überraschte Kazuma selbst. Doch irgendwie war er plötzlich in Kampfeslaune. Der scheinbar übermächtige Gegner, der vor ihm stand machte ihm mit einem Mal gar keine Angst mehr. Selbst sein Herzschlag, der sich bis eben geradezu überschlagen hatte, beruhigte sich. Er atmete einmal tief durch und hob das Schwert auf. Dann sah er Ratko herausfordernd an.

„Bist du bereit, zu verlieren?“, fragte Kazuma mutig.
 

„Du hast immer noch nicht genug gesehen?“, fragte Ratko. Der plötzliche Mut von Kazuma brachte ihn keineswegs aus der Ruhe. Allerdings schien er doch ein wenig erstaunt zu sein.

„Nun denn. Zeig, was du kannst!“, fügte er hinzu.

Kazuma drehte das Schwert. „Kannst du haben!“, entgegnete er. Dann stürmte er auf Ratko zu. Das Schwert führte er mit der rechten Hand. Dabei bemerkte er, das es gar nicht mehr so schwer schien, wie das erste Mal.

Kurz vor Ratko zog er den Schlag durch.

Das Schwert ging durch Ratko´s Körper und trat auf der anderen Seite wieder aus. Kazuma wunderte sich. Er hatte sich überhaupt nicht verteidigt. Warum nicht?“

Plötzlich verschwammen die Umrisse seines Gegners und er verschwand. Kazuma erschrak.

„Guter Angriff, aber etwas langsam.“, sagte Ratko, der jetzt hinter Kazuma stand und von oben mit der Axt zuschlug.

Wie in einem Reflex drehte sich Kazuma um und hielt sein Schwert hoch. Er griff das Ende der Klinge mit der anderen Hand und fing die Axt auf.

Etwas Blut lief seinen linken Arm runter, das aus der Hand kam. Er stemmte sich mit aller Macht dagegen, doch Ratko schien stärker zu sein. So stark, das Kazuma in die Knie ging.

„Gib doch endlich auf. Das hat keinen Sinn!“, sagte Ratko.

„Niemals!“, schrie Kazuma und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Für einen Augenblick gelang es ihm sogar, doch Ratko verstärkte den Druck etwas, so dass Kazuma wieder auf den Knien landete.

„Gleich hast du keine Kraft mehr und dann habe ich gewonnen.“, verkündete Ratko.

Tatsächlich spürte Kazuma, wie ihn langsam die Kraft verließ. Mit dem Blut aus seiner linken Hand schien auch sein Mut auf den Boden zu tropfen. Obwohl er von Anfang an wusste, das er gegen diesen Gegner keine Chance hatte, so hätte er doch gehofft, etwas länger durchzuhalten. Nun sollte sein Rachefeldzug gegen die Saroks hier enden.

„Nein. Nicht so und nicht hier!“, schrie Kazuma. Er zog sein Schwert weg und machte eine Rolle rückwärts.

Die schwere Axt sauste runter und grub sich mit der Klinge in den Boden.

Nach seinem Purzelbaum stieß Kazuma sich in Ratko´s Richtung ab. Die Dämonenklinge schoss auf Ratko zu und drohte, ihm den Kopf abzuschlagen. Doch der ließ die Axt los und griff Kazumas Hand, in der er das Schwert hielt. Dann drückte er so fest zu, wie er konnte.

Kazuma schrie vor Schmerz und ließ das Schwert los.

Ratko holte mit dem anderen Arm aus und visierte mit dessen Faust den Arm an.

Doch Kazuma fing den Schlag mit der immer noch blutenden Hand ab. In seinem Gesicht stand die unglaubliche Anstrengung geschrieben. Aber auch die Wut und Verzweiflung. Er wollte unter allen Umständen den anderen zur sicheren Flucht verhelfen.

Ratko ließ jetzt Kazuma´s rechten Arm los und rammte ihm die Faust ins Gesicht.

Mit aufgeplatzter Lippe ging Kazuma erneut zu Boden. Mittlerweile tat ihm alles weh. Er wusste selbst nicht, wieso er sich überhaupt noch bewegen konnte. Woher er die Kraft nahm, wieder aufzustehen. Doch er tat es und kam wieder auf die Beine.

Er keuchte schwer, doch er riss sich zusammen. Viel Kraft würde er nicht mehr haben. Vielleicht noch für einen letzten Angriff. Doch der müsste sitzen.
 

Junko blieb stehen. Irgendwie spürte sie Gefahr.

„Komm schon!“, rief Serena.

Doch Junko schluckte. Unbewusst murmelte sie etwas leise. „Hilf ihm.“ Sie wusste nicht, an wen sie diese Worte gerichtet hatte. Sie kamen ihr einfach so in den Sinn, ohne das sie eine Bedeutung zu haben schienen.

„Komm endlich. Wir müssen weiter!“, rief Serena nochmal.

Junko nickte und folgte ihr.
 

Ratko wurde langsam ungeduldig. Kazuma war zäher als er angenommen hatte. Obwohl er schon ziemlich einstecken musste, war es ihm gelungen, wieder aufzustehen.

„Na gut!“, sagte Ratko und umgriff seine Axt jetzt noch fester. „ Ich werde es beenden, bevor das hier noch länger dauert!“, fügte er hinzu.

Plötzlich sah er Kazuma fragend an. Unter dem fing der Boden an zu leuchten.

Ein kreisförmiges Leuchten trat aus dem Boden und ein Lichtstrahl schoss heraus.

Kazuma spürte etwas seltsames. Das Licht strahle soviel Wärme ab, das er dachte, er würde verbrennen. Aber es machte ihm keine Angst. Irgendwie kam es ihm so vor, als wäre das Licht lebendig. Es schien ihm etwas sagen zu wollen, doch er verstand nichts.

Plötzlich wurde der Lichtstrahl kleiner, bis er schließlich ganz verschwunden war.

Kazuma sah seine Hände an, die immer noch von diesem Leuchten erhellt waren. Doch nicht nur die Hände. Sein ganzer Körper strahlte richtig. Und nicht nur das. Neue Kraft durchströmte seinen Körper. Er spürte diese gewaltige Kraft in jeder Vene seines Körpers

Ratko wunderte sich über diese Wendung. Bis eben war Kazuma noch ganz zittrig gewesen, weil er kaum noch Kraft hatte und nun stand er selbstsicher wie nie. Doch trotzdem ging er jetzt zum Angriff über. Er setzte an und rannte auf Kazuma zu. Der nahm sein Schwert und lief ebenfalls los.

„Ich weiß nicht, was hier los ist, aber ich beende es jetzt!“, schrie Ratko und schlug genau wie Kazuma zu.

Beide Klingen trafen sich in der Mitte und eine Schockwelle fegte durch die Lichtung.

Plötzlich brach die Klinge der Axt ab und fiel zu Boden. Kazuma holte mit dem Schwert aus und stach zu.

Doch Ratko wich zur Seite aus und rammte ihm seinen Ellenbogen gegen den Kopf.

Kazuma taumelte kurz, fing sich aber dann wieder. Er drehte sich und schlug nochmal zu.

Ratko konnte den Stiel seiner Axt dagegen halten, doch durch die Wucht des Schlages wurde er von den Füßen gerissen und fiel zu Boden.

„Das war´s!“, schrie Kazuma und schlug erneut zu.

Doch sein Gegner fing die Klinge mit Leichtigkeit auf. „Genug gespielt!“, sagte Ratko und rammte Kazuma seinen Fuß in den Bauch.

Der ließ das Schwert los, das Ratko jetzt wegwarf.

„Ich hab noch anderes zu tun!“, schrie er und schlug erneut in Kazuma´s Gesicht. Anschließend ein weiterer Schlag auf den Oberkörper und noch einer.

Eine ganze Serie von Schlägen ging auf Kazuma nieder. Der ging jetzt in die Knie und Ratko setzte zum letzten Schlag an. Der traf mit unglaublicher Geschwindigkeit Kazuma´s Kopf an der Seite.

Er wurde weggeschleudert und krachte gegen einen Baum. Dann ging er wieder zu Boden. Jetzt war er wirklich am Ende. Alles tat ihm weh und bewegen konnte er sich kaum noch. Nicht einmal, als Ratko vor ihn trat.

„Also so geht es zuende.“, dachte Kazuma. Er hatte bereits mit seinem Leben abgeschlossen. Seine einzige Hoffnung war, das es die anderen geschafft hatten, zu entkommen. Genug Zeit hatten sie ja gehabt.

Doch anstatt ihm den Rest zu geben, setzte sich Ratko neben ihn. „War nicht schlecht der Kampf. Sollten wir bald wiederholen!“, sagte er und tupfte ein wenig von Kazuma´s Blut mit einem Lappen ab.

Dann packte er ihn in einen Plastikbeutel und stand wieder auf.

„Bis zum nächsten Mal!“, fügte er hinzu und ging.

Kazuma fragte sich, was das sollte. Doch er konnte ohnehin die Augen nicht mehr aufhalten. Eine Minute später wurde er bewusstlos.
 

Während der Mittagssonne traf Ratko wieder bei seinem Schiff ein. Leicht angeschlagen betrat er es und setzte sich hin.

„Waren sie erfolgreich?“, fragte der Pilot.

Ratko lächelte. „Beinahe!“, sagte er und sah den Plastikbeutel mit dem blutverschmierten Tuch an.

„Bevor wir zu Zakor fliegen, machen wir einen Abstecher zum Labor. Ich muss etwas untersuchen lassen!“, fügte er hinzu.Der Pilot nickte und ging ins Cockpit.

„Ich bin gespannt, was bei dem Test herauskommt!“, sagte

Ratko lächelnd.

Falke und Bär

Kapitel 21: Falke und Bär
 

Kazuma schlug langsam wieder die Augen auf. Er sah auf eine hölzerne Decke über sich.

Selbst lag er auf einem weichen Bett und durch ein Fenster drang etwas Licht in den Raum.

Vorsichtig hob er den Kopf an und sah sich um.

Auch die Wände waren aus Holz. Offensichtlich war es eine Blockhütte.

Am Bettende saß Serena auf einem Stuhl. Allerdings schlief sie tief und fest.

„Wo bin ich denn?“, fragte Kazuma. Er stand auf und sah aus dem Fenster.

Den Wald hatten sie anscheinend nicht verlassen, denn überall waren nur Bäume zu sehen.

Plötzlich ging die Tür auf. „Und? Ist er wach?“, fragte Junko.

Kazuma sah sie fragend an.

Junko lief jetzt rot an, weil er nur in Unterwäsche war, was dieser auch erst jetzt bemerkte.

Blitzschnell schnappte Kazuma sich die Bettdecke und bedeckte sich damit.

Junko drehte sich um. „Schön, das es dir wieder besser geht. Wenn du Hunger hast, bringe ich dir etwas!“, sagte sie. Ohne auf ein Kommentar von Kazuma zu warten ging sie und schloss die Tür wieder.

Davon wurde Serena jetzt wach. „Kazuma! Du bist wach. Ein Glück!“, schrie sie freudig und schloss ihren Bruder in die Arme.

Junko stand noch vor der Tür. Ihr Herz pochte ganz schnell. Sie konnte allerdings nicht sagen, ob vor Aufregung oder Scham.

„Wo sind wir und wie bin ich hierher gekommen?“, fragte Kazuma.

Serena lächelte. „Es war Yuan´s Idee, nochmal zurückzugehen. Glücklicherweise war der Sarok weg!“, erklärte sie.

Kazuma war entsetzt. „Das war total gefährlich. Wenn er noch da gewesen wäre!“, sagte er.

„War er aber nicht!“, schrie Serena.

Kazuma packte sich an den Kopf. „Na schön. Du hast ja recht. Aber wo sind wir?“, fragte er erneut.

„Ach so ja. Wir sind in Lu´s Haus!“, antwortete Serena spontan.

Kazuma sah sie fragend an als wenn sie mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet hätte. „Und wer bitteschön ist Lu?“

„Na der, wo wir eigentlich hinwollten wegen den Schwertern!“, antwortete Serena selbstverständlich.

Plötzlich ging die Tür wieder auf und Yuan kam mit einer dampfenden Schüssel rein. „Hab gehört, das du wieder wach bistund dachte, das du ein Schälchen Suppe zur Stärkung gebrauchen könntest!“, sagte er und stellte Kazuma die Schüssel hin.

„Ja, danke!“ Kazuma nahm einen Löffel und probierte. Ist gut. Von dir?“, wollte er wissen.

„Nein. Die hat Junko gemacht.“, erklärte Yuan.

Kazuma lächelte verlegen.

„Sag mal. Was ist eigentlich passiert, nachdem wir gegangen sind?“, fragte Serena.

„Das wüsste ich auch gerne!“, sagte Junko, die wohl an der Tür gelauscht hatte und jetzt reinkam.
 

Kazuma erzählte jetzt von seinem Kampf gegen Ratko und von dem seltsamen Licht. Alle staunten.

„Aber er hat dich besiegt. Warum also hat er dich nicht getötet?“, warf Yuan einfach so in den Raum.

„Keine Ahnung. Vielleicht war er einfach zu fertig dafür.“, meinte Kazuma.

„Nein. So, wie du das erzählt hast, hätte er noch mehr als genug Kraft gehabt, uns allen den Rest zu geben. Da steckt noch etwas dahinter.“, sagte Serena grübelnd.

„Ja, möglicherweise. Aber darüber sollten wir uns jetzt keine Sorgen machen. Schließlich drängt die Zeit!“, sagte Yuan.

„Ganz meine Meinung!“, sagte Kazuma.

„Seid ihr jetzt fertig?“, fragte eine Stimme aus dem anderen Zimmer.

„Ja.“, rief Yuan.

Die Tür ging ein weiteres Mal auf und ein etwa 40jähriger Mann betrat das Zimmer. Er hatte nur noch wenig Haare auf dem Kopf und insgesamt war er ziemlich dünn.

Er sah Kazuma skeptisch an. „Du bist also derjenige, der hier ist, um mich im meine Schwerter zu bitten?“, fragte er.

Kazuma war sicher, diesen Mann schon einmal gesehen zu haben. Er nickte aber nur leicht.

Der Mann schmunzelte. „Dir Grünschnabel soll ich meine Schwerter geben? Vergiss es!“, sagte er und ging lächelnd wieder raus.

Kazuma sah ein wenig enttäuscht aus. „Warten sie! Ich bitte Sie!“, schrie er und folgte ihm

Im nächsten Raum, der einem großen Wohnzimmer glich, staunte er.

Über einem Kamin hingen zwei Schwerter über Kreuz. Ein langes dünnes, das mit einer Falkengravur am Griff versehen war und ein breites, dessen Griff wie ein Bärenkopf geformt war, aus dessen Maul die Klinge zu kommen schien.

Kazumas Augen wurden groß. Diese Schwerter hatte er doch schon mal gesehen.

Er sah seinen Gastgeber nochmal an. Dabei kam ihm ein Bild in den Sinn, das er mal irgendwo gesehen hatte.

„S... sie sind Lu Ching!“, sagte er auf einmal wie aus der Pistole geschossen. Dabei fiel ihm auch auf, das Serena vorhin den Namen Lu erwähnt hatte.

Der Mann sah Kazuma teilnahmslos an. „Na und?“, fragte er.

Kazuma stockte der Atem, als wenn er einem berühmten Schauspieler gegenüber stehen würde. Seine Augen zuckten richtig.

„Ja aber... Sie sind Lu Ching. Sie haben während der Invasion ein ganzes Batallion Saroks im Alleingang fertig gemacht und bis vor 2 Jahren haben sie aktiv im Widerstand mitgewirkt. Keiner weiß genau, wie viele Saroks sie besiegt haben, aber es müssen Unzählige gewesen sein.“, sagte Kazuma beeindruckt.„627, um genau zu sein. Nicht mit eingerechnet die 2 Unteroffiziere. Allerdings war keiner wirklich stark!“, berichtigte Lu ihn.

Kazuma staunte immer mehr. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Das er einem echten Volkshelden gegenüberstehen würde.

„Und das sind Falke und Bär. Zwei völlig unterschiedliche, aber sich doch ergänzende Schwerter. Es heißt, das sie bereits über 2000 Jahre alt seien und seinerzeit von den größten Kriegern ihrer Zeit geschwungen wurden.“, erwähnte Kazuma, als könne er das auswendig.

„Sehr richtig. Genau aus diesem Grund kann ich sie dir nicht geben. Sie dürfen nur von großen Kämpfern geführt werden.“, sagte Lu.

Kazuma senkte den Kopf. „Verstehe. Ich bin dessen vielleicht nicht würdig genug.“, sah er ein.

Lu sah ihn grübelnd an. „Aber wenn du willst, gebe ich dir eine Chance, mir zu beweisen, wie gut du bist!“, sagte er und nahm beide Schwerter von der Wand.

„Such dir eines aus. Mit dem wirst du dann gegen mich kämpfen. Wenn du gewinnst, bekommst du die Schwerter. Aber wähle gut. Jedes der Schwerter hat Stärken aber auch Schwächen.“, erklärte Lu.

Kazuma schluckte. Lu Ching war bereits eine Legende im Schwertkampf und er wollte sich ausgerechnet mit Ihm duellieren? Mit einem unbedeutenden Niemand? Noch dazu durfte er mit einem der Schwerter kämpfen. Es schien wie ein Traum zu sein.

Ein stechender Schmerz in seinem Bauch ließ ihn jedoch rasch aufwachen. Er ging in die Knie.

Lu legte die Schwerter wieder weg. „Aber vorher solltest du erstmal genesen!“, sagte er.

„Nein. Dazu haben wir keine Zeit. Ich bin bereit.“, sagte Kazuma keuchend.

Lu war sich da aber nicht so sicher. Seiner Meinung nach war Kazuma zu stark angeschlagen.

„Bitte. Ich kann nicht warten.“, sagte Kazuma.

Serena wunderte sich. Ihr Bruder glaubte doch laut eigener Meinung ohnehin nicht an die Mission. Wieso hatte er es jetzt so eilig?

Lu sah Kazuma fragend an. „Na gut. Du sollst deinen Willen haben. Dann such dir eines aus.“, sagte er und zeigte wieder auf die Schwerter.

„Falke!“, sagte Kazuma mit Bestimmtheit.

Lu lächelte. Er nahm die dünne Klinge und gab sie Kazuma in die Hand.

„Was soll das denn werden?“, fragte Serena jetzt.

„Was wohl? Ich besorge mir zwei Schwerter!“, sagte Kazuma kühl.

Serena sah ihn wütend an. „Du hast gerade mal so einen Kampf gegen einen äußerst gefährlichen Gegner überstanden und willst schon wieder kämpfen?“, fragte sie in lautem Ton.

„Ja!“, schrie Kazuma als wäre das eine absolute Selbstverständlichkeit.
 

Wenige Minuten später waren sie draußen vor dem Haus. Kazuma und Lu standen sich gegenüber und sahen sich an.

„Noch kannst du deine Herausforderung widerrufen!“, sagte Lu siegessicher.

Kazuma aber dachte nicht daran. Zwar glaubte er nicht an diese Mission oder das Turnier, aber seine Schwester und die wollte er beschützen. Doch ohne Waffen würde das nicht gehen. Deswegen hatte er beschlossen, jetzt alles zu geben, was er noch aufbringen konnte.

Serena, Junko und Yuan standen als Zuschauer am Rand.

Serena sah ziemlich genervt aus. „Dieser Sturkopf. Er wird sich noch ernsthaft verletzen“, sagte sie.

„Keine Angst. Lu wird schon aufpassen.“, versuchte Yuan sie zu beruhigen.

Kazuma hielt das Schwert fest in beiden Händen. Es war leichter, als er angenommen hatte. Vermutlich, weil es ziemlich dünn war, aber dennoch wirkte es stabil.

„Fangen wir an!“, schrie Kazuma und stürmte nach vorne. Zuviel hatte er schon von Lu´s Schwertkünsten gehört, um ihn jetzt zu unterschätzen.

Lu hingegen tat gar nichts. Die Klinge mit dem Bärenkopf hing herunter und er machte keine Anstalten, sich zu verteidigen. Erst als Kazuma zwei Meter vor ihm zum Schlag ausholte, schoss die gewaltige Klinge nach oben und beide Schwerter prallten aufeinander.

Das Geräusch des Aufpralls erfüllte die ganze Luft.

Die anderen staunten.

Lu hatte die breite Klinge mit unglaublicher Geschwindigkeit angehoben und das, obwohl sie ungeheuer Schwer sein musste. Selbst Kazuma schien davon beeindruckt, denn er zögerte einen Moment lang.

Lu nutzte das. Er zog das Schwert zurück und holte ebenfalls zum Schlag aus.

Wieder flog die schwere Klinge durch die Luft und es sah spielend leicht aus.

Kazuma war klar, das er sie nicht so einfach abwehren konnte. Er wich zur Seite aus, so dass der Schlag ins Leere ging. Plötzlich spürte er wieder Schmerzen im Oberkörper. Er hielt sich die Brust und war einen Moment abgelenkt.

Die Bärenklinge schoss auf ihn zu. In einem Reflex wollte er mit der Falkenklinge abwehren.

Doch der Schlag war so stark, dass er das Schwert verlor und zu Boden ging.

Lu hielt ihm die Klinge an den Hals. „Du hast verloren!“, sagte er. Dann hob der die Falkenklinge wieder auf.

„Komm in 20 Jahren nochmal vorbei. Vielleicht kannst du mich dann besiegen!“, fügte Lu hinzu. Dann ging er rein.

Kazuma schlug vor Wut mit der Faust auf den Boden. „So ein Mist!“, schrie er.

„Tja. Das war´s dann wohl. Machen wir uns für die Abreise bereit.“, sagte Serena und ging rein.

Kazuma sprang jetzt auf und ging ebenfalls rein.

„Muss ne ziemliche Enttäuschung für ihn gewesen sein!“, sagte Yuan.

Junko aber schien dem nicht zuzustimmen. „Nein! Er wusste von Anfang an, wie dieser Kampf ausgehen würde.“, sagte sie. „Lu war zu stark. Er muss es gewusst haben.“, fügte sie hinzu als könnte sie Kazuma verstehen.
 

Lu Ching war wieder am Kamin, um die Schwerter zu platzieren.

„Warum?“, fragte Kazuma plötzlich und Lu stutzte.

„Warum haben sie den Kampf aufgegeben, wenn sie immer noch so gut sind?“, führte Kazuma seine Frage zuende.

„Das verstehst du nicht!“, sagte Lu mit gesenktem Kopf. „Aber du wirst!“, fügte er hinzu.

Kazuma schüttelte mit dem Kopf. „Sagen sie mir nicht, das es sinnlos ist. Das ist mir nämlich auch klar. Aber das ist genau der Grund, warum ich nicht aufgeben werde.“, sagte Kazuma.

Lu sagte nichts, was Kazuma bestätigte, das er richtig lag.

„Sie haben also einfach nur den Mut verloren? Das ist doch nicht schlimm, aber versuchen sie nicht, unseren Mut auch noch zu zerstören!“, schrie Kazuma.

„Die Saroks können wir nicht besiegen. Sie sind uns in jeder Hinsicht überlegen. Technologisch, zahlenmäßig und körperlich.“, sagte Lu.

Kazuma aber konnte es nicht fassen. Diesen Mann hatte er mal bewundert. Er setzte sich. „Was ist passiert?“, fragte er.

Lu sah auf den Kaminsims, wo das Bild einer Frau und eines kleinen Mädchens stand. „Ich habe meine Familie getötet!“, sagte er.

Kazuma sah ihn fragend an. „Was soll das heißen!“, fragte er.

Lu nahm das Bild in die Hand. „Die Saroks hatten herausgefunden, das ich verheiratet war. Sie haben sie aufgespürt und grausam hingerichtet. Da begriff ich, das es nichts bringt, gegen sie zu kämpfen. Die Bösartigkeit der Saroks kennt keine Grenzen.“, erklärte er.

Kazuma senkte den Kopf. „Das mit deiner Frau und deiner Tochter tut mir leid. Aber das ist kein Grund zum aufgeben.“, sagte er belehrend.

Lu sagte nichts dazu. Er blieb stumm.

„Im Gegenteil. Das ist erst recht ein Grund, diese Mistkerle so richtig in den Arsch zu treten!“, schrie Kazuma.

Lu schüttelte mit dem Kopf. „Das war auch nicht der einzige

Grund. Ein verlorenes Duell hat auch etwas damit zu tun.“, erklärte er. „Ich versprach ihm damals, nie wieder zu kämpfen, wenn ich verlieren würde.“, fügte er hinzu.

„Einem Sarok?“, fragte Kazuma.

Lu schüttelte wieder mit dem Kopf. „Meinem Bruder!“, sagte er leise.

Kazuma stand der Mund offen. Lu hatte also seinem Bruder versprechen müssen, nie wieder zu kämpfen. War klar, das er dieses Versprechen halten wollte, aber es erklärte nicht, wieso er ihm die Schwerter nicht geben wollte.

Aber offensichtlich sah Kazuma ein, das es nichts brachte. Er könnte noch so lange auf Lu einreden, es würde nichts bringen.„Na gut. Dann verkriechen sie sich weiter hinter ihrem

Schutzwall aus Einsamkeit und Trauer. Ich werde trotzdem weiterkämpfen. Auch ohne Schwerter wenn es sein muss.“, sagte Kazuma.

„Aber es ist zwecklos. Am Ende werden nur die Leiden, die dich mögen.“, erklärte Lu.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Ich gehe lieber im Kampf unter, als in irgendeinem Loch auf das Ende zu warten.“

Lu riss die Augen auf. Dieser Satz schien ihn tief getroffen zu haben.

Kazuma drehte sich um und ging raus.

Lu nahm das Bild wieder in die Hand und sah es mit traurigem Blick an.

„Was soll ich nur tun?“, fragte er.
 

„Seid ihr bereit?“, fragte Kazuma, als er rauskam. Serena war auch schon draußen und hatte die Sachen gepackt.

„Heißt das, wir gehen schon?“, fragte Yuan.

Kazuma nickte nur.

„Na gut. Dann los!“, sagte Serena und schnallte sich den Rucksack um.

„Warte!“, unterbrach Lu´s Stimme sie.

Kazuma blieb stehen und sah zu ihm hin.

Lu stand am Hauseingang und warf Kazuma ein längliches Bündel vor die Füße. „Die wirst du brauchen!“, sagte er.

Kazuma packte das Bündel auf. Es waren tatsächlich die beiden Schwerter. Er sah Lu fragend an.

„Du solltest die Bärenklinge auf dem Rücken tragen und den Falken so an deinem Gürtel anbringen, das du ihn mit links ziehen kannst. Schließlich bist du Rechtshänder und mit Rechts solltest du den Bären schwingen. Doch bedenke die Stärken und Schwächen der Schwerter.“, erklärte Lu abschließend.

Kazuma wunderte sich zwar, dennoch beschloss er, Lu nicht drauf anzusprechen. „Vielen Dank!“, sagte er.

Lu lächelte. „Aber geh sorgsam mit ihnen um, sonst kannst du was erleben!“, verkündete er.

„Versprochen!“, rief Kazuma im Gehen und winkte nochmal zu Abschied.

„Wie hast du das denn hingekriegt?“, fragte Junko neugierig.

„Überredungskraft.“, antwortete Kazuma nur.

„Quatsch. Er hat einfach nur Glück gehabt.“, stellte Serena richtig.

„Du weißt ja gar nicht, wovon du redest.“, sagte Kazuma.

„Ach ja?“, fauchte Serena zurück. Dabei sahen ihre Augen

tatsächlich ein wenig wie Katzenaugen aus.

Familienangelegenheiten

Kapitel 22: Familienangelegenheiten
 

„Also. Wo müssen wir jetzt hin?“, fragte Yuan, nachdem das Haus von Lu Ching außer Sichtweite war.

Kazuma lächelte. Er hatte noch gar nicht daran gedacht, den Computer zu kontrollieren. Er holte ihn heraus und tippte etwas ein, bis eine Weltkarte erschien.

Es dauerte einen Moment, bis Moskau herangezoomt wurde zusammen mit einigen Personendaten.

„Ein gewisser Stephano Rachow. Wohnt in Moskau!“, las Kazuma vor.

Plötzlich wurde Yuan ganz blass im Gesicht. „Moskau? Bist du

sicher?“, fragte er.

Kazuma nickte und zeigte ihm den Bildschirm.

Yuan seufzte daraufhin. „Schöner Mist. Das können wir doch vergessen.“, sagte mutlos.

Die anderen sahen ihn mit fragenden Gesichtern an.

„Wieso denn das?“, fragte Junko stellvertreten für die beiden anderen.

Yuan schmunzelte. „Das ist das Herrschaftsgebiet von Hakon. Er ist ebenfalls einer der sieben Generäle und soll wahnsinnig stark sein. Er regiert in Moskau!“, erklärte er.

Kazuma seufzte. „Na toll. Dann wird das wohl alles andere als ein Spaziergang.“, sagte er.

Yuan sah ihn wie einen Geist an. „Du willst da wirklich hin? Moskau ist nur noch eine einzige Festung!“, sagte er.

Kazuma drückte noch ein paar Mal auf die Tasten des Computers. „Keine Angst. Wir müssen diesem Hakon ja nicht über den Weg laufen. Wir gehen nur rein, holen die Zielperson und verschwinden wieder, ehe ein Sarok was merkt.“, sagte Kazuma ermutigend.

Dann erschien eine Route nach Moskau auf dem Bildschirm.

„Prima. Wir umgehen das Gebirge und folgen dieser Route.“, sagte Kazuma.

Yuan sah ebenfalls drauf. „Blödsinn. Der direkte Weg ist der schnellste und auf die Zeit kommt es doch an, oder?“, fragte er.

Kazuma sah ihn mürrisch an. „Das ist das höchste Gebirge der Welt. Da muss man sich auskennen!“, erwiderte er.

Yuan lächelte nur. „Kein Problem. Ich kenne mich da aus. Hab dort in einem Kloster trainiert, wo wir sogar einen Zwischenstop einlegen können.“, erklärte er.

Kazuma sah nochmal auf die Strecke. „Das wird doch viel zu mühsam. Außerdem sind das einige hunderte Kilometer. Da können wir kein Auto oder so was nehmen!“, sagte er.

„Überlass das mir. Ich bringe euch innerhalb von 3 Wochen nach Kashi!“, versprach Yuan und zeigte auf eine Stadt am nördlichen Ende des Himalaja.

„Denk doch mal an Junko und Serena. Das halten die doch gar nicht durch.“, sagte Kazuma wütend.

„Also ich habe damit kein Problem.!“, rief Junko dazwischen.

„Ich werde das auch schon schaffen!“, fügte Serena hinzu.

Yuans Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Grinsen. „Also? Wenn du auch kein Problem damit hast, können wir doch losgehen!“, sagte er.

Kazuma klappte den Computer zu und packte ihn wieder weg. „Na

gut. Aber vorher sollten wir uns richtig ausrüsten!“, sagte er.

„Klar. Wenn wir uns beeilen, sind wir morgen Abend in Katmandu. Das liegt schon ziemlich hoch. Dort müssten wir alles kriegen!“, sagte Yuan zuversichtlich.

Kazuma rief sich nochmal die Karte in Erinnerung. „Was? Morgen Abend. Katmandu liegt ziemlich hoch. Willst du etwa fliegen?“, fragte er erschrocken.

Yuan sah ihn verwundert an. „Ja, aber woher weißt du das denn?“, fragte er.

Kazuma machte ein fragendes Gesicht.

„Ein paar Kilometer von hier liegt ein Flugfeld, das einem Bekannten von mir gehört. Er fliegt noch, nehme ich an!“, erklärte Yuan.

„Aber das ist unmöglich. Die Saroks kontrollieren doch den gesamten Luftraum. Die werde ihn sofort finden, wenn er aufsteigt!“, sagte Serena.

Yuan lächelte. „Ich nicht. Er hat eine spezielle Technik, die es ihnen unmöglich macht, ihn zu finden.“, sagte er.

Kazuma war ein wenig skeptisch. Von so einer Technik hatte er noch nie gehört. Aber da sie ohnehin keine andere Wahl hatten, beschloss er, auf Yuans Vorschlag einzugehen und es mit diesem Flugzeug zu versuchen. Er nickte zustimmend.

„Gut. Dann sollten wir langsam gehen!“, sagte Junko voller Tatendrang.

Serena gab ihr mit einem Kopfnicken recht.

„Dann los!“, sagte Yuan.
 

Inzwischen landete das Schiff von Ratko im Innenhof von Neuschwanstein.

Einige Soldaten schienen ihn bereits zu erwarten, als er ausstieg.

„Wir haben den Auftrag, sie unverzüglich zu Meister Zakor zu bringen. Er möchte mit ihnen reden.“, sagte einer der Soldaten und salutierte.

Ratko sah ihn grimmig an, doch er konnte sich denken, was er von ihm wollte. So folgte er den Soldaten bereitwillig zu Zakor´s Zimmer, wo dieser schon begierig wartete.

Er sah Ratko gar nicht an. Zu sehr war er in einige Unterlagen auf dem Schreibtisch vertieft. „Du bist ihnen gefolgt, oder?“, fragte er.

Ratko sagte erstmal nichts. Er wartete wohl darauf, das Zakor ihn ansah.

„Was ist? Sprichst du nicht mehr mit mir?“, fragte Zakor und sah Ratko endlich an, wenn auch mit wütendem Blick.

„Natürlich bin ich ihnen gefolgt!“, sagte er. Zu gerne hätte er nein gesagt, aber das er den RD5000 verloren hatte, musste er ja irgendwie erklären.

Zakor sah mit merkwürdigem Blick an Ratko vorbei. „Und? Wo sind sie?“, fragte er.

Ratko sah Zakor kühl an. „Sie sind mir leider entkommen!“, sagte er und senkte ernst den Kopf.

Zakor wunderte sich. „Entkommen? Dir? Und ich dachte, du würdest niemals klein beigeben. Aber sag mal. Wie ist das passiert?“, fragte Zakor und faltete die Hände wissbegierig vor seinem Gesicht.

„Es war eine Falle. Ich konnte sie kaum sehen. Erst haben sie den RD5000 ausgeschaltet und dann sind sie verschwunden. Natürlich konnte ich sie dann nicht mehr verfolgen.“, erklärte Ratko beschämt.

Es klang sogar richtig ernst aus seinem Mund. Als wenn es tatsächlich so gewesen wäre.

Zakor schien skeptisch zu sein, was ihm ins Gesicht geschrieben stand.

Ratko aber wich nicht von seiner ernsten Miene ab.

„Na gut. Genug davon. Nimm dir ein paar Soldaten mit und sieh mal in New York nach dem rechten. Der dortige Widerstand ist ziemlich gewachsen. Deine Hilfe wurde angefordert.“, erklärte Zakor.

Ratko war entsetzt. „Was? Aber ich habe diesen Auftrag noch gar nicht beendet!“, sagte er.

Zakor lächelte. „Ich habe bereits jemand anderen beauftragt, das zu tun und sie hat auch die nötige Hilfe dabei.“, sagte er.

Ratko sah jetzt noch wütendender aus. „ Dann bereite ich mich auf die Reise vor“, sagte er und ging.

Nachdem er die Tür hinter sich zugeworfen hatte, ging er den Flur entlang. Bis er einen weiblichen Sarok sah.

Sie trug ein langes, blaues Kleid und sah Ratko herablassend an.

Ratko beschloss, sie nicht zu beachten und ging an ihr vorbei.

„Stress mit Zakor?“, fragte sie.

Ratko blieb stehen . „Was geht dich das denn an?“, fragte er

forsch.

„Na, na. Warum so abweißend. Ich darf immerhin den Job machen, für den du nicht gut genug warst.“, sagte sie.

Ratko schmunzelte leicht. „Ausgerechnet du? Dabei bist du nur Unteroffizier. Außerdem kannst du nicht kämpfen, Norda!“, sagte Ratko.

Norda grinste verschmitzt. „Aber mit diesem Auftrag werde ich der 8. Hauptgeneral. Warte es nur ab.“, sagte sie und ging.

„Blödsinn. Du kannst keinem von ihnen das Wasser reichen.“, rief Ratko leise hinterher.
 

Es war schon recht spät, als das Team um Kazuma den Wald verließ und auf einem stillgelegten Flugfeld ankam.

Es sah so aus, als wenn hier seit ewigen Zeiten keiner mehr gewesen sei. Die große Halle stand weit offen und die Fenster, die nicht eingeworfen waren, waren verdreckt vor Staub. Die kleine Holzhütte daneben war schon seit Jahren nicht mehr gestrichen worden, was einen massiven Grünspan zur Folge hatte.

In der Halle war kein Flugzeug, dafür stand auf der Startbahn eine Maschine mit einem Propeller. Sie sah so aus wie die Flugzeuge, die vermutlich im 2. Weltkrieg eingesetzt worden waren.

Sollten sie etwa mit diesem Schrotthaufen, falls er überhaupt vom Boden kommen sollte, fliegen?

„Kommt. Er müsste drinnen sein.“, sagte Yuan und ging zum Haus.

Die drei folgten ihm und sie betraten das Innere.

Innen sah es kaum besser aus als von außen. Die Einrichtung war alt und vermodert. Außerdem lag ein leicht verrottender Geruch in der Luft, der wohl von dem alten Essen ausging, das dem Aussehen nach bereits seit Wochen auf dem Küchentisch vergammelte.

„Ist ja eklig.“, sagte Serena und rümpfte die Nase.

„Und hier soll noch jemand leben?“, fragte Kazuma und sah in den leeren Kühlschrank.

„Vermutlich ist er oben und schläft. Ich sehe mal nach!“, sagte Yuan und verschwand die Treppe hoch.

„Was das wohl für einer ist, der hier wohnen kann.“, sagte Junko.

Serena konnte den Gestand nicht mehr ertragen. „Ich gehe raus, wenn ihr mich sucht.“, sagte sie und verließ das Haus wieder.

„Ziemlich wehleidig. Ein wenig Gestank und schon wird ihr übel.“, sagte Junko.

Kazuma konnte es allerdings verstehen. Die Luft hier war kaum zum aushalten und er war einiges gewöhnt.
 

Serena stellte draußen ihren Rucksack hin und ging ein wenig

umher.

„Wenigstens ist es hier draußen nicht so unordentlich und es riecht viel besser!“, sagte sie sich.

Dann sah sie in die Halle. Bis auf einen Werkzeugkasten und einige Flugzeugteile war wirklich nichts da.

„Sieht schon lange verlassen aus.“, sagte sie.

„Ach wirklich?“, fragte eine Stimme hinter ihr und jemand hielt ihr eine Klinge an den Hals.
 

„Komisch. Wo kann er nur sein?“, fragte Yuan, als er wieder runterkam.

„Wenn du mich fragst, ist er abgehauen. Das einzig vernünftige, was man in dieser Zeit machen kann.“, sagte Kazuma

„Quatsch. Er würde nie ohne sein Flugzeug gehen.“, stellte Yuan richtig.

„Aber er ist doch nicht da!“, erwähnte Junko.

Plötzlich ging die Tür auf und Serena kam rein, gefolgt von einer weiteren Gestalt.

„Gehört die zu euch?“, fragte die mit tiefer männlicher Stimme. Dann schubste sie Serena nach vorne zu den anderen und bedrohte sie mit einem Langmesser.

„Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“, fragte der Mann.

Dann sah er die vier genau an. „Yuan?“, fragte er auf einmal.

„Zhang Yu.“, sagte Yuan teilnahmslos.

Das Messer sank nach unten.

„Darf ich vorstellen. Das ist Zhang Yu, der Pilot.“, sagte Yuan.

Die anderen drei erschraken.

Vor ihnen stand ein Mann Mitte 40. Er trug ölverschmierte Holzfällerkleidung und dem Gesucht nach hatte er sich seit mindestens 3 Wochen nicht mehr rasiert. Außerdem war er ziemlich füllig im Bauchbereich, was erstaunlich war, wenn man bedachte, wie abgeschieden er hier lebte.

„Lange nicht gesehen!“, sagte er zu Yuan. Allerdings in einem ablehnenden Ton. Dann drehte er sich um und legte das Messer auf den Tisch.

„Ist wirklich schon etwas länger her.“, sagte Yuan verlegen grinsend.

„Jemand einen Kaffee?“, fragte Zhang Yu und hielt eine alte, verrostete Thermosflasche hoch, in der noch etwas schwappte.

„Nein, danke!“, sagte Kazuma. Der Rest schüttelte ebenfalls mit den Köpfen.

„Dann nicht!“, sagte Zhang Yu und goss sich etwas in eine Tasse ein. Die Brühe sah allerdings mehr aus wie Schlamm als Kaffee. Doch ihm schien das nichts auszumachen. Er nahm einen kräftigen Schluck.

Serena wurde bei dem Anblick schon übel.

Nachdem die Tasse halb leer war, stellte Zhang Yu sie wieder hin und sah die Truppe fragend an. „Und ihr seid hier, damit ich euch fliege?“, fragte er.

Kazuma war nicht sicher, ob er wirklich mit diesem Kerl fliegen wollte.

„Wir müssen nach Katmandu und zwar schnellstens!“, kam es von Yuan wie auf der Pistole geschossen.

Zhang Yu sah Yuan mit einem irgendwie bösen Blich an.

„Ziemlich unverschämt, findest du nicht? Erst lässt du dich 10 Jahre nicht blicken und dann verlangst du so etwas von deinem Vater?“, fragte Zhang Yu.

Den anderen stand jetzt der Mund weit offen. Das war Yuan´s Vater?
 

Ein Schiff der Saroks landete inzwischen vor dem Hive.

Generaldirektor Ghatzi stand vor dem Eingang zu dem Gefängnis und schien bereits zu warten.

Aus dem Schiff stieg jetzt Norda aus und ging auf den Direktor zu.

Schließlich stand sie vor ihm und lächelte. „Mir wurde berichtet, das du ein vielversprechendes Objekt besitzt.“, sagte sie.

Ghatzi verzog keine einzige Miene. „In der Tat. Er hat bei unserem Turnier alle Erwartungen übertroffen. Seine Kampfkraft ist erstaunlich hoch.“, sagte er.

Norda sah freudig erregt aus. „Spitze. So was kann ich gebrauchen. Ich nehme ihn gleich mit.“, sagte sie.

Ghatzi nickte. „Dann komm mit.“, bat er und sie gingen rein.
 

Kazuma und die anderen saßen am Tisch. Jeder sah Yuan an.

„Dein Vater? Warum hast du das nicht gesagt?“, fragte Kazuma.

Yuan sah ein wenig beschämt aus. „Eigentlich wollte ich ihn ja nicht wiedersehen. Er hat meine Mutter und mich vor 10 Jahren verlassen. Leider war er schon immer ein Säufer und deswegen haben sie sich immer gestritten. Mein Vater ist dann irgendwann gegangen, wegen mir. Damit ich diese Streitereien nicht mitkriege.“, erklärte Yuan.

„Genau. Ich wollte deine Kindheit nicht versauen.“, sagte der Vater, der an der Wand gelehnt stand.

„Du musstest doch nur mit dem Alkohol aufhören! Ich hätte einen Vater gebraucht nachdem Mutter gestorben ist! Du wusstest es und warst nicht einmal auf ihrer Beerdigung!“, schrie Yuan wütend.

Zhang Yu senkte den Kopf. „Ich konnte es nicht. Nicht nach alldem, was ich ihr zugemutet hatte.“, sagte er.

„Alles Ausreden!“, schrie Yuan.

Plötzlich stand Kazuma energisch auf. „Dürfte ich daran erinnern, weswegen wir hier sind?“, fragte er lauthals.

Zhang Yu nickte. „Richtig. Wenn ich das korrekt verstanden habe, braucht ihr einen Piloten, oder?“, fragte er.

„Ja. Aber nur bis Katmandu!“, erklärte Kazuma.

Zhang Yu schmunzelte leicht. „Katmandu? Das sind über 300 Kilometer. Dafür brauche ich mindestens 5 Stunden mit meiner Maschine.“, erklärte er.

„Machst du es oder nicht?“, fragte Yuan forsch.

Der Vater sah ihn mit seinem ablehnenden Blick an. „Unter einer Bedingung. Ihr erzählt mir, warum!“, sagte er.

Kazuma nickte zustimmend.

Ein paar Minuten später saß auch der Vater am Tisch und war eingeweiht. Erst war er ein wenig geschockt, doch dann sah er seinen Sohn an. „Bist du sicher, das du dieser Verantwortung gewachsen bist?“, fragte er.

Yuan stutzte leicht. Für einen Augenblick dachte er darüber nach. Dann nickte er überzeugend.

Der Vater lächelte leicht. „Deine Mutter wäre garantiert stolz auf dich.“, sagte er.

„Kann dir doch egal sein.“, sagte Yuan eingeschnappt.

„Ich kann es dir nicht verdenken. Ich habe mich damals ohne mich zu verabschieden aus dem Staub gemacht. Aber verstehe doch. Ich wollte deiner Mutter das nicht antun.“, sagte der Vater.

Serena schlug nun mit der Faust auf den Tisch. „Fliegen wir jetzt oder nicht?“, fragte sie lauthals.

Zhang Yu nickte. „Aber erst morgen. Ihr könnt euch ausruhen. Im hinteren Raum sind ein paar Betten.“, erklärte er.

„Prima. Die nehmen Serena und ich.“, sagte Junko und stürmte gleich mit ihrem Gepäck los.

„Von mir aus.“, sagte Kazuma und streckte sich. Dann sah er Yuan und dessen Vater an. „Ihr habt sicherlich einiges zu bereden. Ich bin draußen.“, fügte er hinzu und ging.

Serena verneigte sich und schloss die Schlafzimmertür.

Ankunft in Katmandu

Kapitel 23: Ankunft in Katmandu
 

Yuan und sein Vater saßen immer noch zusammen.

„Warum hast du mich nicht besucht, nachdem Mutter gestorben ist? Ich hätte dich gebraucht!“, schrie Yuan wütend.

Der Vater seufzte. „Aber du hattest doch Li. Ich wäre nur fehl am Platz gewesen. Außerdem wusste ich nicht, wie du reagiert hättest. Eine Zurückweisung von dir hätte ich damals nicht verkraftet.“, erklärte er.

„Blödsinn! Du hattest nur nicht den Mut, mir unter die Augen zu treten!“, schrie Yuan und ging.

„Mein Sohn!“, sagte der Vater reumütig.
 

Ein leichter Nebelschleier lag über dem Flughafen und es war noch recht früh, als Junko nach draußen trat.

Kazuma saß auf der Eingangstreppe ans Geländer gelehnt und schlief. Neben ihm lag eines der Schwerter. Offensichtlich wollte er Wache halten, hat es aber nicht geschafft.

Junko setzte sich, ohne ihn zu wecken, neben ihn und lächelte.„Du bist wie der große Bruder, den ich niemals hatte. Passt immer auf uns auf.“, sagte sie.

Dann sah sie ihn nochmal genau an und auf einmal wurde sie ein wenig rot.

„Er sieht richtig süß aus, wenn er schläft.“, dachte sie. Dann schüttelte sie den Kopf. „Was denke ich denn da?“, fragte sie.

Davon wurde Kazuma wach. „Was ist los? Ist irgendwas?“, fragte er verschlafen und sah Junko an, die sich alle Mühe gab, ihren hochroten Kopf zu verstecken.

„Ähm. Nein. Nichts.“, sagte sie und fuchtelte mit den Armen herum. Dann stand sie auf. „Ich werde mal meine Sachen packen, damit wir bald losfliegen können.“, sagte sie lächelnd und ging wieder rein.

Kazuma sah ihr fragend hinterher. „Was hat sie denn?“, fragte er sich.
 

Nach einem eher hungrig machenden Frühstück trafen sich alle beim Flugzeug.

„Damit sollen wir fliegen?“, fragte Kazuma, um sich zu versichern, das er das richtig verstanden hatte.

„Natürlich. Sherry ist in bester Verfassung.“, sagte Zhang Yu und tätschelte liebevoll das Flugzeug.

„Das sieht aber ganz normal aus. Mit welcher Technik sollen wir denn den Saroks entgehen?“, fragte Junko.

Zhang Yu lächelte. Mit meinen spitzenmäßigen Flugkünsten natürlich. Solange wir nicht mehr als 50 Meter über dem Boden fliegen, werden sie uns nicht sehen.“, erklärte er.

Kazuma machte ein skeptisches Gesicht. „Kunststück. Höher kommt diese Schrottmühle ohnehin nicht mehr.“, lästerte er.

„Du kannst auch den ganzen Weg laufen. Aber das könnte schon ein paar Tage dauern.“, sagte Yuan.

„Schon gut. Hab ja nichts gesagt.“, sagte Kazuma lächelnd.

„Na dann, steigt erstmal ein. Ladys First.“, sagte Zhang Yu und hielt die Tür auf.

Junko und Serena betraten als erstes die Maschine.

Von innen sah sie ganz anders aus als von außen. Hier war alles sauber und sah aus wie neu. Die Sitze waren superweich und bequem.

„Typisch. Von außen Schrott und von innen neu. Du hast dich nicht verändert, Vater!“, sagte Yuan.

„Setz dich. Ich starte gleich.“, sagte Zhang Yu mürrisch und setzte sich auf den Pilotensitz.

„Faszinierend. Wenn die Motoren genauso gepflegt sind wie das Interieur hier, habe ich mir umsonst Sorgen gemacht.“, sagte Kazuma und setzte sich ebenfalls hin.

„Keine falschen Hoffnungen.“, sagte Yuan.

Zhang Yu drückte jetzt auf den Startknopf, doch nichts rührte sich.

„Er klemmt manchmal etwas!“, sagte Zhang Yu und drückte nochmal drauf nur fester.

Diesmal sprang der Motor unter Ächzen und Keuchen an. Allerdings klang er etwas klapprig, so das er sogar Junko Angst zu machen schien. Jedenfalls war sie auf einmal ganz bleich geworden.

Kazuma sah das und ging zu ihr. „Ich glaube nicht, das du dir Sorgen machen musst.“, sagte er.

Junko senkte den Kopf. „Das ist es nicht.“, sagte sie.

Kazuma sah sie fragend an. Da verstand er es. „Jetzt sag mir nicht, das du Flugangst hast.“, sagte er.

Junko nickte leicht.

„Na toll, das wir das auch mal erfahren. Hättest du uns das nicht früher sagen können?“, fragte Kazuma lauthals.

Junko sah ihn wütend an. „Ich wollte nur nicht, das ihr euch Sorgen macht.“, sagte Junko.

„Ach ja? Toll. Du denkst ständig nur an andere. Aber ab und zu solltest du auch mal an dich denken. Du hättest ruhig was sagen können.“, sagte Kazuma verständnisvoll.

„Was geht dich das an?“, fragte Junko.

Inzwischen hob das Flugzeug ab.

„Ich hab mir halt Sorgen gemacht! Ist das falsch?“, fragte Kazuma.

„Du bist so doof.“, sagte Junko eingeschnappt.

Auf einmal sah sie aus dem Fenster und bemerkte, das sie schon gestartet waren. „Was denn? Wir sind schon in der Luft?“, fragte sie verwundert. Dann sah sie Kazuma an, der sich in seinem Sitz zurückgelehnt hatte. Und die Augen schloss.

Einen Augenblick dachte Junko, das er wohl absichtlich diesen Streit vom Zaun gebrochen hatte, damit sie den Start nicht bemerkte, aber vermutlich war das nur Zufall gewesen.
 

Zhang Yu hatte nicht übertrieben. Er flog ziemlich dicht über den Bäumen.

Yuan aber schien sich keine Sorgen zu machen.

Nach einer Weile beschloss Kazuma, ins Cockpit zu gehen.Die anderen waren eingeschlafen, weil die letzte Nacht doch recht kurz gewesen ist.

„Darf ich?“, fragte Kazuma, als er im Cockpit angekommen war.

„Bitte.“, sagte Zhang Yu und verwies auf den zweiten Sitz, wo sich Kazuma jetzt hinsetzte.

„Schöne Gegend!“, sagte Kazuma, als er durch die Fenster auf die Waldlandschaft sah.

„Ja. Unberührte Natur. Selbst vor der Invasion war das etwas seltenes.“, erklärte Yu.

Kazuma schmunzelte. „Sie haben wohl ein ziemlich gespaltenes Verhältnis zu ihrem Sohn.“, bemerkte er.

Man sah Yu an, das er eigentlich nicht so gerne darüber reden wollte. Doch er spürte, das er Kazuma nicht so einfach abwimmeln könnte.

„Ja. Das liegt wohl nicht nur an den Streitereien, die seine Mutter und ich damals hatten sondern auch an dem Erbe, das er antreten musste. Ich nehme an, du weißt von dem Dämon.“, sagte Yu.

Kazuma nickte. „Sie hatten ihn vorher, stimmt´s? Und nun trägt er ihn in sich.“, sagte Kazuma bedrückt.

Yu seufzte. „Der Dämon versucht ab und zu sich in das Bewusstsein seines Trägers einzuschleichen und macht ihn so aggressiv. Ich habe das am eigenen Leib erlebt und es tut mir leid, das Yuan das nun auch durchmachen muss.“, sagte er leicht traurig.

Kazuma aber lächelte. „Keine Sorge. Damit kann er garantiert umgehen. Und wenn nicht, sind wir ja noch da.“, versprach Kazuma.

Yu lächelte jetzt auch. „Ja. Ich hoffe, das er jetzt endlich glücklich wird.“, sagte er.

Kazuma lehnte sich jetzt auch etwas zurück und schloss die Augen.
 

Es gab einen starken Ruck, der Kazuma beinahe aus seinem Sitz geworfen hätte.

„W was ist denn los?“, fragte er.

Das Flugzeug wackelte wie verrückt hin und her.

„Turbulenzen.“, sagte Yu.

Kazuma sah ihn fragend an. „Turbulenzen? In so geringer Höhe gibt es keine Turbulenzen.“, sagte er.

Da sah er aus dem Fenster auf eine gewaltige Berglandschaft.

„Darf ich vorstellen? Das ist der Himalaja.“, sagte Yu, der alle Mühe hatte, das Steuer festzuhalten. „Allerdings gibt es hier auch tückische Winde, die es mir sehr schwer machen, zu landen. Ich muss ohnehin etwas abseits runtergehen, weil die Saroks auch hier vertreten sind.“, fügte er hinzu und visierte einen schmalen, aber langen Feldweg an.

„Geh nach hinten und schnallt euch an!“, schrie Yu, der jetzt zum Landeanflug ansetzte.

Das ließ sich Kazuma nicht zweimal sagen. Rasch war er wieder auf seinem Sitzplatz und legte den Gurt an.

„Was ist los?“, fragte Junko ängstlich.

„Wir gehen runter!“, sagte Kazuma.

Alle schnallten sich blitzschnell an und etwas wackelig setzten eine Minute später die Reifen auf dem Boden auf. Doch der Boden war nicht sehr eben, so das es eine ziemlich holprige Landung wurde. Doch irgendwie schaffte es Yu, das Flugzeug zum stehen zu bringen. Als es schließlich stand, schaltete er den Motor aus.

„Meine Güte. So eine Landung habe ich noch nie hingelegt.“, sagte Yu verschnaufend.

Junko war die erste, die jetzt ihren Sicherheitsgurt ablegte und raus auf die sichere Erde sprang aus Dankbarkeit, noch am Leben zu sein.

„Gut. Dann packen wir jetzt unsere Sachen und auf geht´s in die Stadt.“, sagte Kazuma und sah Yu an. „Was ist mit dir?“, fragte er.

Yu lächelte. „Ich drehe das Flugzeug und fliege zurück. Das hier ist nicht meine Welt.“, sagte er.

„Natürlich nicht.“, sagte Yuan spöttisch und ging als nächstes raus.

„Nimm es ihm nicht übel. Er ist nun mal so und ich kann es ihm nicht mal verdenken.“, sagte Yu.

Serena war jetzt auch draußen und Kazuma schnallte sich seinen Rucksack noch um.

„Na dann. Guten Rückflug und machen sie sich keine Sorgen um ihren Sohn. Der kann auf sich aufpassen.“, sagte Kazuma.

Yu nickte lächelnd, als Kazuma auch ausstieg und zusammen mit den anderen etwas zurückging, damit das Flugzeug umdrehen konnte.

Eine Minute später war es wieder in der Luft und verschwand hinter den Bäumen.

„Also dann. Auf geht´s!“, sagte Kazuma und ging vor in Richtung Katmandu.
 

Nur eine halbe Stunde später betraten sie die Stadt. Allerdings war nicht mehr viel übrig. Nur einige Ruinen zeugten noch von der einstigen Großstadt.

„Bist du sicher, das hier noch jemand lebt?“, fragte Kazuma enttäuscht.

„Keine Sorge. In der Nordstadt leben noch viele Menschen. Katmandu hat die Invasion halt auch nicht so gut überstanden.“, erklärte Yuan.

„Saroks?“, warf Serena fragend ein.

„Begrenzt. Einige Soldaten sind angeblich noch stationiert. Wir müssen eben aufpassen.“, sagte Yuan.

Keiner ihnen ahnte, das sie bereits beobachtet wurden. In einer der Ruinen konnte ein Sarok sie sehr gut mit einem Fernglas sehen.

„Sie sind es! Die Gesuchten sind hier.“, sagte er und sah auf den Steckbrief von Ratko mit den Bildern.
 

Es dauerte nochmal 20 Minuten, bis sie in den Nordteil der Stadt kamen. Dort waren auch endlich Menschen.

Einige saßen vor ihren kleinen Häusern und genossen die Sonne, die langsam unterging. Einige Kinder spielten auf der Straße, da hier ohnehin keine Autos fuhren.

Kazuma war nicht so ganz wohl. Seit er wusste, das hier Saroks sind, passte er auf jeden Schritt auf.

„ Wir sollten uns die Sachen besorgen und verschwinden. Jede Minute, die wir mehr hier verbringen, steigt das Risiko, das wir entdeckt werden.“, sagte Kazuma.

Yuan gab ihm recht und er ging nochmal die Einkaufsliste durch.

„Wir brauchen warme Kleidung und festes Schuhwerk. Außerdem Essen und Trinken für mindestens 2 Wochen. Dazu kommen noch andere Teile wie Seile, Eispickel und was man sonst noch alles braucht.“, erklärte er.

„Ist ne ganze Menge Zeug. Kriegen wir das denn hier?“, fragte Serena.

„Klar. Keine Sorge.“, sagte Yuan.

Kazuma sah sich ständig um. Irgendwie hatte er ein seltsames Gefühl. Er konnte ja nicht ahnen, das sie schon längst entdeckt wurden.
 

Norda überflog gerade den Wald von Patna, wohin Ratko die Truppe verfolgt hatte.

„Es ist nahezu unmöglich, da unten jemanden zu entdecken. Die Lebenszeichenscanner überschlagen sich geradezu wegen der dortigen Tierwelt.“, erklärte der Pilot.

Norda sah aus dem Fenster. „Ich suche nicht nach Wald sondern nach etwas anderem.“, sagte sie.

Da kam ein Funkspruch herein, den der Pilot annahm. Nur Sekunden später lächelte er Norda an. „ Wir haben sie gefunden. Nördlich von hier in einer Stadt namens Katmandu sollen sie aufgetaucht sein.“, sagte er.

„Worauf warten sie noch? Fliegen sie hin!“, sagte Norda ungeduldig und setzte sich wieder hin.

Ihr gegenüber sah eine von Kopf bis Fuß vermummte Gestalt, die in abwartender Haltung war.

„Keine Sorge. Bald wirst du beweisen können, wie gut du bist.“, sagte Norda hämisch grinsend.
 

Yuan stand vor einem Kleidungsgeschäft. Er hatte bereits alles dabei. Dicke Kleidung, die sie im Gebirge brauchen werden und höhere Stiefel. Da ging die Tür auf.

„Das macht mich total dick.“, sagte Serena, die an der Jacke rumzupfte.

„Blödsinn. Außerdem ist das notwendig.“, sagte Kazuma gelangweilt.

„Was habt ihr denn so lange gebraucht?“, fragte Yuan.

„Schon mal mit Frauen eingekauft?“, fragte Kazuma zurück.

Auch Junko kam jetzt raus. „Das war doch viel zu teuer.“, beschwerte sie sich.

„Ist aber der einzige Laden hier. Aber davon abgesehen haben wir dank der ER genug Geld.“, sagte Kazuma und zeigte auf seinen Computer.

„Prima. Dann können wir uns ja noch mit Essen eindecken.“, sagte Serena, die immer noch an ihrer Jacke zog.

„Ja. Und das ziemlich schnell.“, sagte Kazuma. Er sah sich um. Etwas hatte sich geändert.

Yuan fiel es jetzt auch auf.

Die Menschen, die vor ihren Häusern saßen, die Kinder, die auf der Straße spielten, selbst die Hunde und Katzen, die bis eben noch durch die Straße streiften, waren verschwunden. Es lag eine seltsame Stille in der Luft.

„Das gefällt mir gar nicht.“, sagte Kazuma und griff in einem Reflex an die Falkenklinge, die er noch am Gürtel trug.

Plötzlich kamen Gestalten aus einigen Seitenstraßen. Auf einigen Dächern erschienen auch welche.

Obwohl man im Zwielicht nur ihre Schatten sehen konnte, wusste Kazuma sehr gut, das es Saroks waren.

„Ihr zwei geht in Deckung.“, sagte er zu Serena und Junko.

Junko sah ihn fragend an. „Kommt gar nicht in Frage. Ich kämpfe mit euch.“, sagte sie.

Kazuma seufzte. Er hatte aber schon mit einer solchen Reaktion gerechnet.

„Von wegen. Du beschützt meine Schwester, klar? Sie kann nicht kämpfen, deswegen musst du auf sie aufpassen.“, sagte Kazuma und dabei sah er Junko lächelnd an.

Die schluckte. „Na gut. Verlass dich auf mich.“, sagte sie und ging mit Serena zu einem Unterstand.

Kazuma zog jetzt beide Schwerter. „Die haben keine Schusswaffen, sehe ich das richtig?“, fragte er.

„Ja. So sind die Saroks eben. Wollen immer ihre Stärke unter Beweis stellen.“, sagte Yuan lächelnd und ließ seine Fäuste knacken. „Stürzen wir uns mal ins Getümmel.“, fügte er hinzu und rannte los.

Kazuma stieß einen Schrei aus und rannte in die andere Richtung nach vorne.

Die Bärenklinge glitt durch die Luft und einer der Saroks ging zu Boden.

Yuan hatte das erste Siegel gelöst und rammten einen Sarok mit voller Kraft gegen eine Mauer. Dann ging er auf einen Zweiten los.

Junko hatte auch zwei Saroks gegen sich, die von den Dächern gekommen waren. Doch im Serena nicht zu gefährden, wehrte sie erstmal ab. Sie sträubte sich wohl dagegen, zuzuschlagen, nachdem, was in Patna passiert war.

Serena erinnerte sich ebenfalls und ihr war klar, das Junko deshalb nicht richtig kämpfte. Sie hatte Angst, wieder jemanden zu töten, auch wenn es nur ein Sarok war.

„Du musst es tun!“, schrie Serena.

Junko umfasste das Schwert fester. In Patna war es so leicht gewesen. Sie hatte den Sarok mit einem Schlag getötet. Warum konnte sie es jetzt nicht?

„Tu es!“, schrie Kazuma, der gerade einen weiteren Sarok fertig gemacht hatte. Diese hier waren wohl ziemlich schwach.

Junko nickte und ging endlich zum Angriff über.

Der Sarok, auf den sie losgegangen war, lächelte angesichts eines solch lächerlichen Gegners. Doch Junko drehte ihre Klinge und stach zu.

Die glitt ganz leicht durch seinen Körper und trat hinten wieder aus.

Blitzschnell zog Junko das Schwert wieder raus und ging auf den Zweiten los.

Plötzlich kam ein heftiger Wind auf, der eine Menge Staub aufwirbelte.

Die Saroks zogen sich jetzt zurück, während Kazuma und Yuan zu Junko gingen.

„Was ist das?“, fragte Yuan.

„Da!“, schrie Serena.

Ein Raumschiff der Saroks setzte genau auf der Straße zum Landen an.

Unerhofftes Wiedersehen

Kapitel 24: Unerhofftes Wiedersehen
 

Der Staub war ziemlich dicht, während das Schiff der Saroks landete.

„Wir sollten uns verziehen, bevor sie auf der Erde sind.“, sagte Serena, während sie sich das Gesicht zuhielt, um den Staub nicht in die Augen zu kriegen.

„Das geht nicht. Wir können nicht ohne ausreichend Proviant losgehen. Das würden wir nicht überleben.“, erklärte Yuan energisch.

Kazuma sah das Schiff an, das gleich auf den Boden aufsetzen würde. „Na gut. Serena und Junko besorgen das Essen. Nehmt soviel wie nötig aber bedenkt, das wir es auch tragen müssen.“, sagte Kazuma und bevor Junko etwas dazu sagen konnte, hielt Kazuma ihr den Mund zu.

„Du wirst es tun. Wenn das wieder dieser Ratko sein sollte, muss ich kämpfen. Ihr schnappt euch den Proviant und geht.“, sagte Kazuma.

Serena sah ihn fragend an. „Aber diesmal wirst du vielleicht nicht überleben. Wenn es wirklich wieder dieser Kerl ist, wird er sich diesmal sicher töten.“, sagte sie mit leichten Tränen in den Augen.

Kazuma senkte den Kopf. „Warten wir es ab.“, sagte er und sah zum Schiff, das jetzt gelandet war und die Motoren abstellte.

„Geht jetzt.“, befahl er. Serena und Junko nickten und verschwanden.

„Soll ich dir helfen?“, fragte Yuan.

Kazuma atmete einmal tief durch. „Warte noch.“, sagte er.
 

Als der Staub sich langsam gelegt hatte, ging die Tür des Raumschiffes auf und eine Treppe fuhr aus, die scheinbar aus dem Nichts erschien.

Eine Gestalt kam aus dem Schiff. Es war Norda, die jetzt auf die Straße trat.

„So eine dreckige Gegend. Ich hasse Staub.“, sagte sie hustend und zog ein Tuch ins Gesicht.

Kazuma stutzte ein wenig. Er hatte Ratko erwartet, doch stattdessen war da ein weiblicher Sarok, der seiner Meinung nach noch nicht einmal sehr stark zu sein schien. Im Gegenteil. Ihrer Haltung nach war sie nicht einmal eine Kämpferin.

„Die Saroks haben wohl Mangel an Generälen, wenn sie schon so jemanden hinter uns herschicken.“, sagte Kazuma forsch.

Yuan erschrak. Er war der Meinung, einen Sarok niemals zu unterschätzen.

„Du bist ziemlich überheblich. Und du schätzt die Situation offensichtlich falsch ein.“, sagte Norda.

Yuan kam jetzt auch raus und trat neben Kazuma. „Wer bist du?“, fragte er.

Norda sah sich Yuan genauer an. „Nicht übel. Manche Männchen von eurer Rasse sind wirklich schnuckelig.“, sagte sie lächelnd. „Ich bin Norda. Unteroffizierin der Saroks und damit beauftragt, euch gefangen zu nehmen.“, fügte Norda hinzu.

Yuan schmunzelte. „Willst du das alleine machen oder soll ich dir dabei helfen?“, fragte er.

„Spinnst du? An der ist doch gar nicht genug für uns dran.“, sagte Kazuma ebenfalls schmunzelnd.

Norda allerdings schien ebenfalls amüsiert zu sein. „Glaubt ihr beiden Spinner etwa, Ich würde gegen euch kämpfen. Dann seid ihr wirklich dumm. Nein. Ich habe jemanden dabei, der euch fertig machen wird.“, sagte sie und bewegte ihre rechte Hand ein wenig.

Eine weitere Gestalt erschien im Eingang des Schiffes und kam die Treppe runter. Es war die vermummte Gestalt, die auch jetzt noch nicht ihr Gesicht zeigte.

Etwas an ihr war seltsam. Sie war nicht so groß wie ein Sarok. Höchstens wie ein kleiner Sarok. Yuan wusste nicht, was er davon halten sollte.

Kazuma allerdings zitterte ein wenig. Seine Schwerter, die er noch in den Händen hielt, vibrierten regelrecht.

Yuan fiel das auf und er fragte sich, was Kazuma hat. Möglicherweise etwas, das mit diesem Unbekannten zu tun hat, aber er konnte sich nicht erklären, was.

Kazuma sah die Gestalt an, auf deren Rücken ein gewaltiges Schwert prangte. Das Schwert... Er kannte es. Es erinnerte ihn an jemanden.

„Was ist los?“, fragte Yuan.

Kazuma rannte ein Schweißtropfen das Gesicht runter. „Das kann nicht sein. Wer bist du?“, schrie er die Gestalt fragend an.

Plötzlich kam ein Windstoß auf, der an Kazuma vorbeizog und dem Fremden die Kapuze runterwehte, die jetzt im Wind flatterte.

„Darf ich vorstellen? Das ist mein williger Sklave.“, sagte Norda.

Kazuma´s Schwerter fielen jetzt zu Boden. Er sah in das Gesicht seines Meisters Hideyuki.

Er sah noch genauso aus wie Kazuma ihn das letzte Mal gesehen hatte. Allerdings hatten eine Augen eine Art Leere inne. Sie waren ganz starr geworden.

Kazuma ballte seine Hände zu Fäusten. Einige Tränen rannten jetzt sein Gesicht runter. „Meister! Ihr lebt?“, fragte er.

Yuan erschrak jetzt.

Norda allerdings sah ebenfalls überrascht aus. „Wovon redest du?“, fragte sie.

„Was hast du mit ihm gemacht?“, fragte Kazuma wütend.

Norda lächelte. „Er untersteht meinem Zauber. Ich habe die Fähigkeit, jeden meinem Willen zu unterwerfen, den ich will.“, erklärte sie.

„Na dann los!“, sagte Yuan, doch Kazuma hielt ihn zurück.

„Geh zu Junko und Serena. Hilf ihnen.“, sagte er leise und hob dann die Schwerter auf.

„Spinnst du? Warum denn das?“, fragte Yuan verwirrt.

„Tu es!“, schrie Kazuma.

Yuan wusste nicht, was er davon halten sollte, doch Kazuma´s Blick verriet nichts gutes. Er konnte nur nicken und ging dann. „Kommst du nach?“, fragte er nochmal.

„Keine Ahnung.“, antwortete Kazuma.

Norda ging zu einem Gebäude und setzte sich auf einen Tisch, der dort stand. Wohl, um einen besseren Überblick zu behalten.„Deine Freunde werden nicht entkommen. Unsere Leute sind hier überall.“, sagte sie.

„Das macht nichts. Hier sind nur minderwertige Soldaten.“, sagte Kazuma.

Norda schmunzelte. „ Bist du sicher?“, fragte sie.
 

Junko und Serena waren in einer Art Supermarkt und packten in Eile einige Rucksäcke voll.

„Nur das nötigste.“, sagte Serena.

„Schon klar.“, sagte Junko.

Plötzlich erschien eine Gestalt vor einem Fenster.

Die beiden gingen sofort hinter einem Regal in Deckung.

„Ist das ein Sarok?“, fragte Serena leise.

„Ich denke schon.“, sagte Junko. Sie zog leise ihr Schwert und sah zur Eingangstür. „Wenn er reinkommt, läufst du nach hinten und suchst einen Hinterausgang.“, fügte sie hinzu und drückte Serena ihren Rucksack in die Hand.

Da gab es einen lauten Krach und die Eingangstür fiel mitsamt dem Rahmen und einem Teil der Mauers ins Haus.

„Los!“, schrie Junko.

Serena rannte nach hinten und verschwand dann.

„Klopf, Klopf. Jemand zu Hause?“, fragte eine tiefe Stimme und ein Sarok trat ein.

Junko konnte nur die Umrisse sehen, doch das erschrak sie. Am rechten Arm des Saroks war etwas großes massives befestigt, was aussah wie ein Morgenstern während der gesamte linke Unterarm einer Klinge glich.

Langsam wurde auch sein Kopf sichtbar. Der war ziemlich deformiert. Seine Unterlippe hing auf der Oberlippe und einige Zähne standen über. Außerdem schien er auf einem Auge blind zu sein.

„Kommt raus, ihr Hübschen.“, sagte der Sarok lachend.

Junko nahm all ihren Mut zusammen und stand auf. Ihr Schwert hielt sie stolz von sich weg.

Der Sarok lächelte vergnügt. „Wenn du deine Waffe weglegst und dich ergibst, verschone ich dein Leben.“, sagte er.

Junko aber machte keine Anstalten, das zu tun. Sie umfasste das Schwert noch fester. „Niemals. Kazuma vertraut mir und ich ihm.“, sagte sie wütend.

Serena sah von einem Versteck aus mit an, wie Junko nach vorne auf den Sarok zustürmte und mit ihrem Schwert zuschlug.

Doch die Drachenklinge traf auf die Klinge des Saroks, der bereits mit dem anderen Arm ausgeholt hatte.

Eine gewaltige Eisenkugel schoss nach vorne und traf Junko im Bauch. Einen Moment lang spürte sie einen drückenden Schmerz und ein knackendes Geräusch war zu hören.

Serena erschrak. Es war ein schreckliches Geräusch. Ganz sicher war gerade etwas gebrochen.

Junko ließ ihr Schwert fallen und ging in die Knie. Dann fiel sie auf die Seite und ging zu Boden.

Der Sarok lächelte. „Ihr Menschen seid einfach zu verletzlich.“, sagte er überlegen.
 

Hideyuki hatte sich noch keinen Millimeter bewegt. Er sah Kazuma immer noch lächelnd an.

„Hideyuki. Das kannst du doch nicht machen. Du hast mich trainiert. Du hast mir alles beigebracht, was ich über den Schwertkampf weiß!“, schrie Kazuma.

„Vergiss es. Er steht voll und ganz unter meiner Kontrolle.“, sagte Norda und sah Hideyuki an. „Mach ihn jetzt fertig, aber töte ihn nicht.“, sagte sie.

Hideyuki nickte. Sein rechter Arm griff jetzt den Griff des Schwertes und zog es heraus. Dann löste er den einzigen Knopf des Umhangs und der flog zu Boden.

Kazuma wusste, das er keine andere Wahl hätte. Obwohl er noch nie gegen seinen Meister gewonnen hatte, musste er kämpfen. Er musste alles geben.

Hideyukis Klinge berührte den Boden und er rannte auf Kazuma zu. Dabei zog er mit dem Schwert eine Schleifspur hinter sich her.

Kazuma hielt beide Schwerter schützend vor sich.

Hideyuki holte kurz vorher mit dem Schwert aus und schlug von der Seite zu. Kazuma drehte sich und wehrte mit der Bärenklinge ab. Doch die Wucht des Schlages riss ihn von den Beinen und er fiel nach hinten. Die Klinge von Hideyuki verfehlte nur knapp seinen Kopf, bevor er auf dem Boden aufkam.

Hideyuki verlor keine Zeit. Er wendete die Klinge und schlug von oben zu.

Mit einer Seitwärtsrolle wich Kazuma dem Schlag aus. Das Schwert grub sich in den Asphalt und hinterließ einen langen Riss.

Kurzfristig wurde es still auf der Straße. Hideyuki sah Kazuma wütend an.

Kazuma keuchte. Er hatte von seinem Meister einiges erwartet, aber das, was er hier an den Tag legte, war um einiges heftiger, als er es jemals erlebt hatte. Offenbar hatte Hideyuki ihn bei ihren Duellen immer geschont.

Mit einem Ruck löste Hideyuki das Schwert wieder vom Boden und schulterte es. Dann rannte er wieder auf Kazuma los.

„Nicht! Das kannst du doch nicht tun!“, schrie Kazuma. Doch das Schwert sauste ein weiteres Mal auf ihn herab.

Diesmal hielt er allerdings beide Schwerter wie eine Schere über sich und fing den Schlag mit einigen Mühen auf. Allerdings versanken seine Füße durch die Wucht etwas im Asphalt.

Die Kraft, die in diesem Moment auf Kazuma einwirkte, schien unendlich groß zu sein. Seine Arme waren zum zerreißen angespannt. Er wusste nicht, ob er das überleben würde. Nur hoffte er, das die anderen in Sicherheit sind.
 

Junko lag noch am Boden und krümmte sich vor Schmerzen.

„Einer weniger. Fehlen noch drei.“, sagte der Sarok und sah sich um.

Serena versteckte sich. Dummerweise hatte sie keine Hintertür gefunden und die Fenster waren alle zu eng. Es gab also kein Entkommen mehr.

Der Sarok holte nochmal mit der Eisenkugel aus und warf dabei eines der Regal um. Eigentlich zermalmte er es damit. „Komm raus, wo du auch bist!“, schrie er.

Serena zitterte am ganzen Körper. Sie sah nur einen Ausweg. Nachdem sie die Rucksäcke beiseite gelegt hatte, stand sie auf und ging zur Türöffnung. „Hier bin ich!“, schrie sie.

Der Sarok drehte sich um und sah sie an.

Serena zeigte ihr Hände um zu beweisen, das sie nicht bewaffnet war. „Ich ergebe mich.“, sagte sie schweren Herzens.

Der Sarok lächelte. „Gutes Kind. Du weißt, was am besten für dich ist.“, sagte er.

Serena sah jetzt Junko an. „Aber erlaube mir, mich um sie zu kümmern. Sie ist verletzt.“, bat sie.

Der Sarok sah Junko an, die sich ohnehin nicht mehr wehren konnte. Der dachte wohl kurz über die Risiken nach. „Na gut. Dann verbind sie. Aber danach bringe ich euch zur Chefin.“, sagte der Sarok fordernd und sah auf die Uhr. „15 Minuten. Mehr hast du nicht.“, fügte er hinzu.

Serena nickte und ging zu Junko. Die kämpfte mit einer aufkommenden Ohnmacht.

„Beweg dich nicht zuviel. Ich sehe mal, ob ich einen Verbandskasten finde.“, sagte Serena und sah sich um.

Tatsächlich fand sie einiges an Medizin und ein paar Verbände.

„D du darfst dich ihnen nicht ausliefern.“, sagte Junko unter Schmerzen.

„Nicht reden. Ich mache dir einen Druckverband.“, sagte Serena und fing an.

Der Sarok sah aus dem Fenster. „Eure Freunde werden auch bald aufgeben. Dann hat euer Widerstand ein Ende.“, sagte er lächelnd.

Serena sah ihn wütend an. Am liebsten hätte sie ihm den Kopf abgeschlagen, doch dafür war sie zu schwach.

„Noch zehn Minuten!“, fügte der Sarok hinzu.

Plötzlich sprang jemand durch die Schaufensterscheibe und ein Fußtritt erwischte den Sarok in der linken Gesichtshälfte und trieb ihn direkt durch die Wand nach draußen auf die Straße.

Serena schrie erschrocken und versuchte, Junko vor den Trümmern zu beschützen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Yuan´s Stimme.

Serena stand wieder auf und sah ihn an. „Nein. Junko ist schwer verletzt. Ich muss ihr einen Verband machen.“, sagte sie mit Tränen in den Augen.

Yuan sah den Sarok an. „War er das?“, fragte er.

Serena nickte.

„Gut. Dann verbinde sie. Ich kümmere mich schon darum.“, sagte Yuan und trat durch das neue Loch in der Wand nach draußen.

„Alles wird gut.“, sagte Serena zu Junko.
 

Kazuma hatte sich von dem letzten Angriff noch nicht erholt da setzte Hideyuki schon zum nächsten an. Diesmal stach er mit dem Schwert zu.

Kazuma nahm die Bärenklinge und lenkte das Schwert ab, während er gleichzeitig zur Seite auswich.

Allerdings bemerkte er, das ihn langsam die Kräfte verließen. Die Bärenklinge war sehr schwer, was er im rechten Arm spürte. Außerdem konnte er mit diesen beiden Schwertern nicht so gut kämpfen wie mit den anderen Schwertern. Er war es einfach nicht gewöhnt.

Auch wenn Lu Ching gesagt hat, das beide Schwerter sich perfekt ergänzen würden, so war Kazuma doch völlig unerfahren in dieser Hinsicht. Und langsam sah er das auch ein.

„Willst du es nicht endlich beenden? Wir haben noch mehr vor.“, sagte Norda.

Hideyuki drehte sich und schwang sein Schwert herum. Es erwischte Kazumas Falkenklinge in einem unvorbereiteten Moment und schleuderte sie weg. Dann traf es die Bärenklinge und Kazuma ging wieder zu Boden.

Er schliff ein paar Meter über den Boden, bevor er stoppte und erstmal liegen blieb. „Verdammt. Das kann doch nicht das Ende sein.“, sagte er sich.

Kazuma erinnerte sich an seine letzten Kämpfe. Selbst beim Kampf gegen Ratko hatte er mehr Einsatz gezeigt. Er konnte doch so nicht verlieren.

Da blitzte etwas auf. Er sah die Klinge von Hideyuki, die auf ihn zusauste und seinen rechten Arm anvisierte, in dem er noch die Bärenklinge hielt. Offensichtlich wollte Hideyuki ihn ganz entwaffnen.

Doch Kazuma zog den Arm zurück und gewann etwas Abstand zu Hideyuki. Die Bärenklinge schien immer schwerer zu werden, jedenfalls kam ihm das so vor.

„Noch bin ich nicht besiegt. Noch nicht.“, sagte er mutig und ging in Kampfposition. Vielleicht hätte er mit nur einem Schwert mehr Glück.

Knapp entkommen

Kapitel 25: Knapp entkommen
 

Yuan stand vor dem Sarok, den er eben durch die Wand getreten hatte.

Der Sarok lag noch am Boden versuchte, sich zu orientieren. Dann sah er Yuan. „Wer bist du denn? Noch einer von denen?“, fragte er wütend und stand langsam auf.

Yuan verschränkte die Arme und wartete ab, bis sein Gegner wieder auf den Beinen war.

„Das war nicht nett. Ich mag es nicht, wenn jemand so was mit mir macht.“, sagte der Sarok und trat etwas nach vorne.

Yuan trat etwas zurück auf die Straße, wo er mehr Platz zum kämpfen hätte.

Der Sarok folgte ihm mit wütendem Knurren. Seine Eisenkugel schwenkte ein wenig hin und her.

„Bist ja n ziemlicher Freak. Wo haben die dich denn zusammengebaut?“, fragte Yuan.

„Ist ne Kriegsverletzung.“, sagte der Sarok lächelnd.

Yuan sah zu Serena und Junko. Er musste ihnen die Möglichkeit geben, zu fliehen. Sein Gegner sah unheimlich stark aus. Er war nicht sicher, ob er ihn besiegen könnte. Deshalb musste er den Kampf einfach auf ein anderen Schauplatz verlegen.

Der Sarok stürmte jetzt auf Yuan los und schlug mit der Eisenkugel zu.

Yuan wurde im Körper getroffen und zurückgeschleudert. Er flog mindestens 20 Meter und überschlug sich noch ein paar Mal, bevor er liegen blieb.

Der Sarok lächelte, als er Yuan sah. Mit nur einem Schlag schien er ihn besiegt zu haben.

Serena sah es aus dem Augenwinkel und erschrak. So schnell hatte sie es gar nicht erwartet.

Der Sarok sah die beiden an. „ Jetzt ihr wieder.“, sagte er.

„Warte. Du bist noch nicht fertig.“, sagte Yuan, der nahezu unbeschadet wieder aufstand. Er klopfte sich den Staub von den Sachen und streckte sich. „Netter Schlag, aber davon habe ich auch ein paar in Petto.“, sagte er.

Der Sarok sah Yuan fragend an. Irgendwie hatte er wohl gehofft, das sein Schlag etwas mehr angerichtet hatte.

Yuan lächelte und machte eine Handbewegung, das er den nächsten Angriff erwartet.

Der Sarok schrie wie ein wilder Stier und rannte auf ihn zu.

Serena half Junko jetzt hoch und stützte sie. „Geht es?“, fragte sie.

Junko nickte leicht. Sie war nicht ganz bei sich, doch sie schwor, das sie es schaffen würde.

Nachdem sie aus dem Supermarkt raus waren, sah Serena nochmal zu Yuan. Allerdings durfte sie nicht zu lange warten, sonst würden sie noch entdeckt werden.

Der Sarok schlug nochmal mit der Eisenkugel zu.

Yuan wich dem Schlag zur Seite aus und rammte ihm seine rechte Faust ins Gesicht.

Der Sarok überschlug sich einmal und prallte auf der Straße auf.

„Mehr hast du nicht zu bieten? Nur Kraft, aber keine Technik.“, sagte Yuan verhöhnend.
 

Die beiden Schwerter prallten erneut aufeinander.

Kazuma hielt mit der Bärenklinge gegen den Schlag seines Meisters. Doch lange würde er ihm nicht mehr standhalten können. Hideyuki war einfach zu stark.

„Warum verteidigst du dich nur? Greif doch mal an.“, rief Norda zu Kazuma.

Sie hatte recht. Bislang war Kazuma nur in der Verteidigung gewesen. Er wollte gegen seinen Meister wohl nicht kämpfen.

Norda wurde langsam langweilig. „Beende es einfach. Das ist ja nicht mit anzusehen. Hätte ich gewusst, das der Kerl so eine Flasche ist, hätte ich ihn persönlich fertig gemacht.“, sagte sie mit spöttischem Unterton.

Kazuma wich keuchend zurück. Er musste sich jetzt entscheiden. Entweder würde er kämpfen und dabei riskieren, seinen Meister zu verletzen, oder die Flucht ergreifen.

Er sah aus dem Augenwinkel die Falkenklinge auf dem Boden.

Hideyuki ging jetzt auf Kazuma zu. Das Schwert hielt er mit beiden Händen, was seine Entschlossenheit symbolisierte, den Auftrag von Norda auszuführen.

Jetzt musste Kazuma sich entscheiden.
 

Yuan stand lächelnd auf der Straße und sah den am Boden liegenden Sarok an, der irgendwie nachdenklich aussah.

„Scheinbar hast du wirklich nicht mehr drauf!“, sagte Yuan überlegen klingend.

Der Sarok stützte sich jetzt auf die Kugel und kam wieder auf die Beine. Dann streckte er sich. „Du bist ganz schön schnell. Es wird mir ein Vergnügen sein, dich in den Boden zu stampfen.“, sagte er.

Yuan stutzte. Eigentlich hatte er gedacht, das er derjenige sei, der hier im Vorteil wäre.

Die Kugel hing jetzt mit dem Arm runter. Plötzlich tat sich etwas. Mit einem Mal kamen etliche Klingen aus der Kugel, die jetzt wie ein Morgenstern aussah. Die Klingen schienen sehr scharf zu sein. Jedenfalls glitzerten sie so.

Yuan schluckte. Wenn ihn so ein Schlag treffen würde, wäre er erledigt. Dann würde es nicht nur mit ein paar gebrochenen Rippen abgetan werden.

Der Sarok schrie jetzt und schlug zu.

Yuan konnte nur gerade noch so nach hinten ausweichen. Eine Klinge der Kugel ritzte ihm dabei das Shirt auf, verletzte ihn aber nicht.

„Hey. Das war nagelneu!“, beschwert er sich.

Der Sarok lächelte und holte erneut zum Schlag aus.

Yuan sprang zurück und sah die Siegel seines rechten Arms an. Er hatte wohl keine andere Wahl. Er musste wenigstens eines aktivieren.
 

Kazuma war dem Schlag seines Meisters ausgewichen. Doch noch hatte er keine Antwort auf die Frage, was er machen sollte. Eigentlich würde er ja fliehen, um diesem Kampf zu entgehen, aber Hideyuki und diese Norda würden das sicherlich verhindern.

Dann sah er auf den Boden. Die Straße war zwar geteert, aber der Belag war ziemlich staubig.

„Das ist meine Chance.“, dachte Kazuma und hob die Bärenklinge hoch.

„Dieser Schlag ist sehr schwierig, aber wenn er gelingt, kann er den Gegner überrascht treffen.“, hatte sein Meister ihm mal gesagt.

Die Klinge senkte sich und Kazuma trieb sie mit unglaublicher Wucht in den Boden, in dem sie 20 Zentimeter tief versank.

Eine Schockwelle ging durch den Boden, doch nichts passierte.

„Lächerlich!“, sagte Norda.

Plötzlich bekam der Asphalt Risse, die vom Schwert ausgingen. Der gesamte Boden brach jetzt auf und schoss wie bei einer Explosion nach oben.

Die Asphaltteile flogen durch die Luft und gleichzeitig hüllte eine gewaltige Staubwolke den Kampfschauplatz ein.

Selbst Serena, die Junko zum nördlichen Stadtrand gebracht hatte, sah es.

„Was soll denn das? Verstecken spielen?“, fragte Norda wütend. Sie hob eine Hand und konzentrierte sich.

Der Staub, der in der Luft hing, zog sich jetzt zusammen und bildete einen festen Klumpen, der zu Boden fiel. Allerdings war Kazuma nicht mehr da.

Hideyuki stand da und schien auf den nächsten Befehl zu waren.

Norda sah sich um, als wenn sie hoffte, Kazuma noch zu entdecken.

„Such ihn!“, schrie sie zu Hideyuki.

Der nickte und rannte los.

Kazuma war in einer Seitengasse und verschnaufte erstmal. In seinen Händen hatte er beide Schwerter.

„So kann ich das nicht beenden. Ich kann mit diesen Schwertern einfach nicht umgehen. Aber selbst, wenn ich es könnte... Er ist mein Meister und immer noch um einiges besser.“, sagte er sich.

„Wir können nur flüchten. Wo die anderen wohl sind?“, fragte

er sich.
 

Yuan war in Abwehrhaltung und sah seinen Gegner an. Noch hatte er keines der Siegel aktiviert.

Doch der Sarok ließ ihm keine Zeit. Er schlug immer wieder zu und Yuan musste seinen Schlägen ausweichen, um nicht aufgeschlitzt zu werden.

Jedesmal, wenn er wieder das Siegel lösen wollte, wurde er angegriffen.

Aber scheinbar wollte er gar nicht kämpfen. Vielmehr beobachtete er seinen Gegner, um einen Schwachpunkt zu entdecken. Eine Lücke in der Verteidigung vielleicht.

Als der Sarok erneut zuschlug und Yuan ein weiteres Mal zurückwich, hatte er es. Während dem Schlag war die linke Seite des Kopfes ungeschützt. Er musste nur nach rechts ausweichen und zuschlagen.

Der Sarok holte nochmal zum Schlag aus und ließ die Kugel nach vorne schnellen.

Yuan wich aus und trat zu.

Der Fuß erwischte den Sarok wie geplant und riss ihn von den Füßen. Er hob ab und krachte gegen die Wand eines nahen Gebäudes. Die Wand gab über ihm nach und begrub ihn unter sich.

Yuan keuchte ein wenig. „Kein wirklicher Gegner.“, sagte er.

Dann sah er zum zerstörten Supermarkt, aber Serena und Junko waren nicht mehr da.

„Gut. Dann fehlt nur noch Kazuma.“, sagte er.

Als hätte er es gehört, kam Kazuma jetzt aus einer Gasse herausgestürmt.

„Yuan. Wo sind die beiden?“, fragte er.

Yuan sah Kazuma verdutzt an. „Vermutlich am nördlichen Ende der Stadt.“, sagte der.

Kazuma nickte. „Dann los. Wir müssen weg und zwar schnell!“, sagte Kazuma eilig.

„Was? Wieso?“, fragte Yuan.

„Nicht fragen!“, erwiderte Kazuma und rannte los.

Yuan folgte ihm.
 

Serena war mit Junko hinter einem Haus und machte ihr einen festen Verband um den Körper.

„Ist es schlimm?“, fragte Junko, die sich trotz der Schmerzen, die sie haben musste, wieder etwas beruhigt hatte.

„Kann ich nicht sagen. Ich fürchte, das mindestens eine Rippe angeknackst ist. Vielleicht sogar mehrere. Aber es scheint nichts gebrochen zu sein.“, erklärte Serena.

Junko nickte und wollte aufstehen, aber Serena hielt sie zurück.

„Nicht zuviel bewegen. Das kann alles nur noch schlimmer machen.“, sagte Serena und sah auf die Straße. Aber weder Kazuma noch Yuan waren zu sehen.

„Wir warten hier, bis die beiden kommen.“, sagte Serena.

Junko nickte. Sie sah ihr Schwert an. „Es kam so unvorbereitet. Vielleicht hatte Kazuma ja recht. Ich hab mich etwas übernommen.“, sagte sie wütend auf sich selbst.

„Quatsch. Du bist gut im kämpfen. Du hast Kaltor den Rest gegeben. Ich könnte das nicht!“, sagte Serena.

Junko lächelte leicht. „Nett, das du mir Mut machen willst.“, sagte sie.

Serena nickte. „Du bist schließlich meine Freundin. Ich kann doch nicht tatenlos zusehen, wie du dich fertig machst!“, sagte sie und Junko musste ein wenig lachen, was allerdings weh tat.

„Wir sollten einen richtigen Arzt aufsuchen. Das könnte sonst böse enden.“, sagte Serena besorgt.

Plötzlich kamen Kazuma und Yuan um die Ecke. Sie hätten die beiden fast übersehen.

„Wir müssen weiter. Sofort!“, sagte Kazuma drängend.

Yuan verschnaufte erstmal. Er hatte die beiden Rucksäcke von Junko und Serena auf dem Buckel.

„Kommt schon!“, sagte Kazuma und wollte Junko hoch helfen.

Aber Serena wehrte ihn ab. „Vergiss es. Sie ist verletzt.“, sagte sie mit lauter Stimme.

„Was? Wo?“, wollte Kazuma wissen.

„Nur ein paar Rippen angeknackst. Wir müssen doch wegen mir keine Pause machen.“, sagte Junko und stand auf.

Doch ihrem Gesichtsausdruck nach hatte sie große Schmerzen.

Kazuma schluckte. Er sah, das es offensichtlich ernst war, doch sie durften nicht hier verweilen.

„In dem Kloster kann man ihr sicher helfen. Allerdings weiß ich nicht, ob sie es bis dahin schafft.“, sagte Yuan.

Kazuma sah Junko an. „Wenn ich sie trage, dann ganz sicher.“, sagte er.

Serena sah ihren Bruder fragend an. „Du willst sie die ganze Zeit tragen? Hältst du das überhaupt durch?“, fragte sie.

Kazuma holte ein Tuch aus einem der Rucksäcke und gab es Serena. Dann nahm er Junko Huckepack auf den Rücken und sah Serena an.

„Binde es fest.“, sagte er.

Serena nickte und wickelte das Tuch um Junko´s und Kazuma´s Körper.

Junko wurde ein wenig rot. Es war ein seltsames Gefühl.

Serena hatte das Tuch festgebunden und nahm einen Rucksack.

„Nichts wie los.“, sagte Kazuma und ging vor. Yuan und Serena folgten ihm.
 

Hideyuki kam wieder zu Norda zurück und verneigte sich. „Keine Spur von ihm zu sehen.“, sagte er.

Norda sah enttäuscht aus.

Da kam auch der andere Sarok, den Yuan bekämpft hatte. Er schien unversehrt zu sein. „Sie sind mir leider entkommen.“, entschuldigte er sich.

Norda schlug vor Wut auf die Außenwand ihres Schiffes. „Zakor wird nicht sehr begeistert sein davon!“, schrie sie.

Dann erblickte sie in einer Nische einen der Bewohner. „Du. Komm her.“, sagte Norda.

Ein älterer Mann trat heraus und ging in die Knie.

„Wo wollten diese Leute hin? Sag schon!“, forderte Norda energisch.

Der Mann schluckte. „Soweit ich weiß wollten sie in die Berge. Jedenfalls haben sie Bergsteigerausrüstung gekauft.“, sagte er.

Norda sah zu den Bergen. „Mist. Da helfen unsere Schiffe nicht. In dieser Luft können sie nicht fliegen. Außerdem gibt es dort tückische Winde.“, sagte sie.

Dann dachte sie kurz nach und sah ihre beiden Helfer an.„Trommelt alle noch verbleibenden Saroks zusammen. Wir werden ihnen folgen. Notfalls zu Fuß.“, sagte sie und betrat das Schiff.

Der Sarok und Hideyuki verneigten sich und gingen.

„Die kriege ich.“, sagte Norda.
 

Die vier hatten die Stadt weit hinter sich gelassen und kamen langsam in den schneebedeckten Bereich des Himalaja.

„Geht es denn?“, fragte Junko Kazuma.

„Klar doch. Ich bin gut trainiert.“, antwortete Kazuma.

Serena sah Kazuma an. „Warum mussten wir eigentlich so schnell gehen? Waren die Saroks zu stark?“, fragte sie.

Kazuma senkte den Kopf. Am liebsten hätte er es verschwiegen, aber sie sollte es erfahren.

„Ich habe Hideyuki gesehen.“, sagte er.

Serena erschrak. „Unseren Hideyuki? Bist du sicher?“, fragte sie.

Kazuma nickte. „Da war ein weiblicher Sarok. Sie hat wohl irgend so etwas wie Gedankenkontrolle bei ihm angewandt. Ich habe gegen ihn gekämpft, aber...“, sagte Kazuma betrübt.

Serena konnte es nicht fassen. Hideyuki lebte noch, aber er sollte jetzt ihr Gegner sein? Das konnte nicht stimmen.

„Bedeutet euch dieser Hideyuki so viel?“, fragte Junko.

Kazuma lächelte. „Er hat uns immer viel geholfen, als wir neu im Widerstand waren. Nicht nur hat er mich trainiert. Er hat uns beide wie seine eigenen Kinder behandelt. Für Serena war er immer wie ein Vater.“, erklärte er.

„Verstehe.“, sagte Junko betrübt. „Dann fällt es dir sicherlich sehr schwer, ihn als Gegner zu akzeptieren, oder?“, fragte sie.

Kazuma nickte. „Aber wenn ich besser geworden bin, werde ich ihn aus der Kontrolle dieser Tussi befreien.“, sagte er mutig. Dabei strahlten seine Augen vor Entschlossenheit.

Gegen die Naturgewalten

Kapitel 26: Gegen die Naturgewalten
 

Zakor saß gerade in seinem Büro vor einem Schachbrett und dachte nach.

Ihm gegenüber war ein Bildschirm, auf dem Generalsekretär Bato zu sehen war.

„Machen sie endlich ihren Zug!“, sagte er ungeduldig.

Zakor aber ließ sich nicht ablenken. „Geduld. Ein gutes Manöver braucht seine Zeit.“, erklärte er.

Plötzlich sprang ein großer Bildschirm an der Wand an und ein Sarok erschien.

„Melde gehorsamst. Norda hat die Gesuchten gefunden und verfolgte sie in die Berge.“, sagte er salutierend.

Zakor schloss die Augen. „Und warum hat sie die Gesuchten nicht gleich eingefangen?“, fragte er ruhig.

Der Sarok schluckte. „Haben wir versucht, aber sie sind entkommen.“, erklärte er beschämt.

„Probleme?“, fragte Bato.

Zakor sah auf den großen Bildschirm. „Norda soll mir Bericht erstatten, wenn sie den Auftrag erledigt hat.“, sagte er.

Der Sarok nickte und beendete die Übertragung.

„Sie haben großes Vertrauen in Norda. Ist das auch gerechtfertigt?“, wollte Bato wissen.

Zakor schmunzelte. „Sie wollte schon immer eine Chance, in der Rangliste aufzusteigen. Deswegen ist sie sehr ehrgeizig. Sie wird alles tun, was sie kann.“, erklärte Zakor und machte seinen Zug. „Schachmatt.“, sagte er lächelnd.
 

Es war mittlerweile dunkel geworden. Nachdem sie sicher waren, das sie für den Augenblick nicht verfolgt würden, machte die Truppe um Kazuma eine Pause.

Während Yuan nach möglichen Verfolgern Ausschau hielt, tastete Serena Junko nochmal ab.

„Ist es wirklich so schlimm?“, fragte Kazuma.

„Zwei Rippen sind angeknackst. Sie muss sich weiter schonen.“, erklärte Serena seufzend.

„Dafür werden wir keine Zeit haben. Die Saroks werden uns sicher verfolgen. Nicht mehr heute, aber morgen früh bestimmt.“, sagte Kazuma.

„Denke ich auch!“, sagte Yuan, der jetzt wieder dazukam.

„Und? Noch keiner zu sehen, was?“, fragte Kazuma.

Yuan schüttelte mit dem Kopf.

„Ich werde Hideyuki befreien.“, sagte Kazuma, der zu Serena ging.

Eine Träne rannte Serena´s Gesicht runter. „Ich bin so froh, das er noch lebt.“, sagte sie.

Kazuma lächelte jetzt wieder etwas. „Ja. Du hast recht.“, sagte er.

„Was diese Sarok-Tussi angeht, da lassen wir uns schon etwas einfallen.“, sagte Serena mutig. Dann ging sie, um sich schlafen zu legen.

Junko schlief auch schon.

Yuan ging zu Kazuma. „Dieser Hideyuki scheint euch beiden viel zu bedeuten, oder?“, fragte er.

Kazuma nickte. „Nachdem der Kommandant des Widerstandes uns aufgenommen hatte, war Hideyuki derjenige, der sich um uns kümmerte. Er war immer wie ein Vater für uns. Und er hat mir den Schwertkampf beigebracht.“, erklärte er.

Yuan verstand. „Dann ist es wohl umso schwerer, gegen ihn zu kämpfen.“, sagte er.

Kazuma stand jetzt auf. „Übernimm du die erste Wache. Ich brauche etwas Ruhe.“, sagte er und legte sich in seinen Schlafsack.
 

Am nächsten Morgen waren sie schon recht früh wach.Kazuma hatte Junko wieder auf dem Rücken und war bereit.

„Das wird ein harter Weg. Bist du sicher, das du das durchstehst?“, fragte Yuan.

„Na klar. Ich bin zäh.“, sagte Kazuma.

„Tut mir leid!“, entschuldigte sich Junko.

„Quatsch. Ich habe euch im Stich gelassen.“, sagte Kazuma.

Dann sah er Yuan wieder an. „Gehen wir.“, fügte er hinzu und Yuan nickte.
 

Norda hatte inzwischen alle verbliebenen Soldaten zusammengerufen.

„Wir werden die vier verfolgen und einfangen. Das ist ein Befehl von Zakor. Zwei bleiben hier, der Rest kommt mit!“, erklärte sie.

Die Soldaten salutierten. Dann ging Norda zu dem Sarok mit der Eisenkugel als Hand. „Demolish. Wo könnten sie hinwollen?“, fragte sie.

Der Sarok schüttelte mit dem Kopf. „Dieses Gebirge ist von uns noch unerforscht. Möglicherweise gibt es dort noch Menschen, aber ich weiß nicht, wo!“, erklärte er.

Norda nickte. „Dann werden wir einfach ihren Spuren folgen. Irgendwann holen wir sie schon ein.“, sagte sie.

Demolish nickte und ging.

„Wo wollt ihr hin?“, fragte Norda und sah auf die Karte.
 

Zwei Tage später erreichte die Truppe das Hochgebirge.

Obwohl Kazuma Junko schon die ganze Zeit trug, schien er nicht langsamer zu werden. Im Gegenteil sogar.

Yuan und Serena waren von seiner Ausdauer fasziniert.

Als es dunkel wurde, schlugen sie auf einer Ebene ihr Nachtlager auf.

Während Serena Junko im Zelt wieder mal den Verband wechselte, sah Yuan auf den Höhenmesser, der bereits über 4000 Meter anzeigte.

„Wir sollten nicht zu hoch geraten. Je höher wir kommen, umso dünner wird die Luft und das Atmen fällt schwerer.“, erklärte er.

„Da mach ich mir keine Sorgen.“, sagte Kazuma und packte seine Schwerter aus.

„Willst du jetzt etwa trainieren?“, fragte Yuan stutzig.

„Natürlich. Wir werden garantiert wieder auf diese Tussi treffen und sie wird meinen Meister dabei haben. Bis dahin muss ich diese Schwerter in den Griff kriegen.“, erklärte Kazuma und zog seine Jacke aus.

Yuan erschrak. „Nicht. Du wirst dir eine Erkältung holen.“, mahnte er.

Kazuma aber lächelte und ging zu einer etwas entfernten Felswand.

Jetzt kam Serena nach draußen.

„Geht es ihr gut?“, fragte Yuan.

„Unverändert. Aber es kann jederzeit schlimmer werden.“, erklärte Serena und sah sich um.

„Wo ist Kazuma?“, fragte sie.

Yuan zeigte auf die Felswand, wo er hingegangen ist. „Trainieren.“, entgegnete er.

Serena seufzte. „Dann hat er mal wieder seine Phase. Na wunderbar.“, sagte sie und setzte sich zu Yuan.

„Seine Phase?“, fragte Yuan fragend ein.

Serena nickte. „Immer, wenn er einen Kampf gegen Hideyuki verloren hatte, fing er an, wie ein Besessener zu trainieren. Aber gebracht hat es nie etwas.“, erklärte sie.

Yuan schmunzelte. „Er hat wohl viele Kämpfe verloren!“, stellte er fest.

Serena nickte. „Deswegen ist er wahrscheinlich so gut geworden. Er hat eine Menge Ehrgeiz!“, sagte sie.

„Schon gemerkt. Hoffen wir, das es etwas bringt.“, sagte Yuan.

Serena sah ihn auf einmal bittend an. „Wenn es zum Kampf gegen Hideyuki kommen sollte, misch dich bitte nicht ein. Das muss mein Bruder alleine machen.“, bat sie.

Yuan schloss kurz die Augen. Er verstand Kazuma´s Gefühle gut. „Okay.“, sagte er.

„Danke!“, sagte Serena fröhlich.
 

Es war schon recht spät geworden. Kazuma setzte zum xten Mal zu einem Schlag an, um einen 3 Meter hohen Felsbrocken zu zerteilen, den er sich als Ziel ausgesucht hatte.

Er rannte auf ihn zu und zog beide Schwerter fast gleichzeitig. Aber ein wenig geriet er ins Wanken und erwischte den Felsen nicht richtig.

Die Schwerter prallten an ihm ab und Kazuma ging zu Boden.„Verdammt. Wenn dieser Schlag nicht absolut synchron ist, funktioniert er nicht. Aber die Bärenklinge ist viel zu schwer. Wie soll das denn gehen?“, fragte er sich.

„Du musst die Verzögerung berücksichtigen.“, sagte Serena, die jetzt hinter ihm stand.

Kazuma drehte sich nicht um. „Was machst du denn hier?“, fragte er. „Solltest du nicht schlafen. Morgen wird wieder ein harter Tag.“, fügte er hinzu.

Serena lächelte. „Und du? Du musst ebenfalls ausgeruht sein, wenn du Junko weiterhin tragen willst.“, sagte sie.

Kazuma grollte kurz.

„Komm schon. Du bist auch nur ein Mensch und brauchst Schlaf.“, sagte Serena.

„Das hier ist wichtiger. Wenn ich das nächste Mal nicht vorbereitet bin, brauchen wir nicht weiter zu gehen.“, erklärte Kazuma und sah Serena´s Spiegelbild im Schwert an. Sie sah sehr besorgt aus.

Kazuma drehte sich um und nahm sie in die Arme. Serena erschrak im ersten Moment.

„Das tue ich doch nur, um dich zu beschützen. Schließlich habe ich Mutter das versprochen.“, sagte Kazuma.

Eine Träne kullerte Serena´s linke Backe runter. „Das weiß ich doch. Aber übertreib es nicht.“, sagte sie. Dann lächelte sie wieder. „Versprich mir, das du dich auch bald schlafen legst.“, forderte sie.

„Versprochen.“, sagte Kazuma.

Dann ging Serena wieder zum Lager zurück.

Kazuma sah seine Schwerter an. „Verzögerung, was?“, fragte er und sah den Felsen wieder an.

Vom Lager hörte Serena, das Kazuma weiter trainierte.
 

Am nächsten Tag gegen Mittag erreichte Norda mit ca. 25 Saroks die Ebene.

Sie sah die Feuerstelle und fühlte mit der Hand drüber. „Offensichtlich sind sie recht früh aufgebrochen. Aber in welche Richtung?“, fragte sie.

Demolish sah durch ein Fernglas und zeigte nach Norden zu einem schneebedeckten Berg.
 

Die nächsten Tage wurden richtig hart. Kazuma, Serena, Yuan und Junko hatten die Schneegrenze passiert und warteten durch meterhohen Schnee. Yuan aber hatte an die Schneeschuhe gedacht, so das sie nicht einsanken.

Trotzdem zehrte der Marsch nun auch an Kazuma´s Kräften, der immer noch Junko trug.

„Soll ich sie dir mal abnehmen?“, fragte Yuan, der das bemerkt hatte.

„Nein. Das geht schon.“, sagte Kazuma mit einem bemühten Lächeln auf den Lippen.

Yuan seufzte. Kazuma würde wahrscheinlich nie zugeben, das es ihm zuviel wäre.

„Schaut mal.“, sagte Serena plötzlich und zeigte in den Himmel.

Von Norden kam eine dunkle Wolkenwand, die genau auf sie zukam.

Yuan erschrak. „Verdammt. Das hat uns noch gefehlt.“, sagte er.

Kazuma sah ihn fragend an. „Wieso? Was macht es denn, wenn es ein wenig schneit?“, fragte er.

„Ein wenig?“, fragte Yuan zurück. „Hast du schon mal einen richtigen Schneesturm erlebt? Wenn man kaum noch atmen kann und nicht mal mehr die Hand vor Augen sieht?“

Kazuma sah nochmal auf die Wolken. Tatsächlich hatten sie etwas bedrohliches an sich, das ihm Unbehagen verlieh.

„Na gut. Und was machen wir jetzt?“, fragte er.

Yuan zeigte auf eine kleine Felsformation. „Dort müsste eine kleine Höhle sein. Sie ist nicht tief, bietet uns aber genügend Schutz.“, erklärte er.

„Dann verlieren wir aber eine Menge Zeit!“, entgegnete Kazuma.

„Glaub mir. Wenn der Sturm anfängt, willst du nicht mehr im Freien sein.“, warf Yuan ein.

„Kommt schon.“, sagte Serena, die Yuan zustimmen wollte.

Kazuma nickte und sie machten sich auf den Weg zu Höhle.
 

Nach einer halben Stunde standen sie vor dem Eingang der Höhle. Die Wolken waren bereits über ihnen und die ersten Schneeflocken berührten den Boden.

„Bald geht es los. Gehen wir rein.“, sagte Yuan und sie betraten die Höhle.

Nach einem kleinen Knick war sie schon zuende. Doch überall wuchs weiches Moos, wo sie sich hinlegen konnten.

Kazuma legte Junko hin und setzte sich erschöpft neben sie.

Serena sah sie sich gleich an, während Yuan vom Höhleneingang aus das Wetter beobachtete.

Der Schneefall wurde immer stärker.

„Wie lange wird das andauern?“, fragte Kazuma.

„Kann durchaus sein, das der Sturm eine Woche anhält.“, sagte Yuan.

Kazuma schluckte. „So lange können wir nicht warten. Gibt es denn nichts, was wir tun können?“

Yuan schüttelte mit dem Kopf. „Nichts zu machen.“, erklärte er. „Gegen die Natur sind wir machtlos.“, fügte er hinzu.

Kazuma sah Serena an. „Wie geht es ihr?“, fragte er.

„Unverändert. Glücklicherweise hat sich der Zustand trotz des Wetters nicht verschlechtert.“, sagte Serena, die selbst etwas erleichtert aussah.

„Wir sollten erstmal schlafen. Vielleicht sieht es morgen schon ganz anders aus.“, sagte Yuan.

Kazuma hätte am liebsten etwas dagegen gesagt, aber eigentlich hatte Yuan ja recht. Das war das einzige, was sie in dieser Situation tun konnten.

„Na gut. Morgen sehen wir weiter. Außerdem kommen die Saroks bei diesem Wetter ja auch nicht voran.“, sagte er und legte sich hin.
 

Norda hatte mit ihrem Verfolgertrupp ebenfalls Schutz gesucht.

„Verdammtes Mistwetter. Warum ausgerechnet ein Schneesturm?“, fragte sie wütend.

„Bei dem Wetter kommen wir unmöglich weiter.“, sagte Demolish.

„Das weiß ich auch!“, fauchte Norda. Dann sah sie Hideyuki an. „Jetzt, wo ich weiß, das du sein Meister bist, kann ich meine Strategie ein wenig ändern. Wäre doch gelacht.“, dachte sie.
 

Kazuma konnte auf dem Boden nicht wirklich schlafen. Er wälzte sich ständig hin und her. Der Schneesturm, dessen Wind recht laut pfiff, tat sein übriges. Er konnte einfach nicht einschlafen.

„...helfen.“, ertönte auf einmal eine schwache Stimme.

Kazuma schlug die Augen auf, als jemand an ihm vorbeilief.

„Muss ihnen helfen.“ Es war Junko, die wie in Trance in Richtung Höhleneingang lief.

Kazuma kapierte erst gar nichts. Erst, als Junko vor dem Eingang stehen blieb, sprang er auf. „Was machst du denn da?“, fragte er.

Junko streckte eine Hand nach draußen und murmelte etwas. Plötzlich erschien draußen ein grelles Leuchten, das aber gleich wieder verschwand. Dann kippte Junko um.

Kazuma sprang sofort hin und fing sie auf. „Was war denn das?“, fragte er und sah nach draußen. Irgendwie hatte er das Gefühl, das der Schneesturm plötzlich schwächer geworden war.

Er legte Junko wieder hin und setzte sich daneben. „Seltsam. Ich frage mich wirklich, was das zu bedeuten hatte.“

„Er nahm sich vor, wach zu bleiben, falls Junko nochmal aufstehen würde. Doch die Müdigkeit übermannte ihn schließlich.
 

„Seht mal. Der Schneesturm ist verschwunden!“, schrie Serena am nächsten Morgen aufgeregt.

„Was?, fragte Kazuma schläfrig.

„Unmöglich.“, entgegnete Yuan und ging nach draußen. Tatsächlich war der Himmel völlig klar. Nicht eine einzige Wolke war mehr am Himmel zu sehen.

„Das gibt´s doch nicht. So schnell ging das hier noch nie.“, fügte Yuan überrascht hinzu.

Kazuma sah Junko an, die immer noch friedlich schlief. Er fragte sich, ob sie das bewirkt hatte. Aber wie sollte ein Mensch so etwas können?“

„Wir müssen weiter, ehe die Saroks uns noch einholen.“, sagte Yuan.

Ankunft am Kloster

Kapitel 27: Ankunft am Kloster
 

Der Schneesturm war verflogen und die nächsten Tage gingen relativ ereignislos ins Land.

Mittlerweile waren sie schon seit 10 Tagen in den Bergen unterwegs. Doch als sie gegen Abend erneut ihr Lager aufschlugen, wartete Yuan mit einer guten Nachricht auf.

„Wenn wir uns morgen beeilen, sind wir gegen Abend am Kloster.“, erklärte er.

„Wirklich?“, fragte Serena aufgeregt. Die Hoffnung auf ein warmes, weiches Bett löste bei ihr Glücksgefühle aus.

„Untersuchst du nochmal Junko? Sie war den ganzen Tag so still gewesen.“, sagte Kazuma.

Serena nickte und ging zu ihr.

„Kann man ihr dort wirklich helfen?“, wollte Kazuma von Yuan

wissen.

Yuan lächelte. „Wenn Meister Rufa ihr nicht helfen kann, kann

es keiner.“, erklärte er.

„Rufa? Ein seltsamer Name.“, stellte Kazuma fest.

„Er hat mir auch alles über den Kampf und meine Fähigkeiten beigebracht. Ohne ihn wäre ich noch längst nicht so gut, wie ich es heute bin.“, sagte Yuan.

Kazuma schien beeindruckt zu sein. „Muss ein großartiger Kerl sein. Und er kann auch heilen?“, fragte er.

Yuan nickte. „Ab und zu kamen Menschen aus der ganzen Welt her, um von ihm geheilt zu werden.“, erklärte er stolz.

„Na gut. Dann bin ich überzeugt.“, entgegnete Kazuma.

Plötzlich kam Serena zu den beiden. Sie war völlig aufgelöst. „Kommt schnell. Junko geht es gar nicht gut. Sie hat hohes Fieber.“, sagte sie fast panisch.

Yuan und Kazuma erschraken und stürmten zu Junko. Sie schlief, aber sehr unruhig.

„Ich habe bereits nach dem Schneesturm erhöhte Temperatur gemessen, aber nur leicht. Mittlerweile liegt sie bei über 40 Grad.“, erklärte Serena.

Kazuma fasste Junko´s Stirn an, die glühend heiß war. „Nicht gut. Sie braucht sofort Hilfe.“, sagte er.

Yuan holte kaltes Wasser und ein paar Tücher. Damit versuchten sie, die Temperatur ein wenig zu senken.

„Schafft sie es noch bis ins Kloster?“, fragte Kazuma.

Serena nickte. „Wenn wir wirklich morgen Abend dort ankommen und man ihr dort helfen kann, dann ja.“, erklärte sie.

Kazuma schüttelte mit dem Kopf und sah Yuan an. „Zeig mir die Richtung. Ich werde sofort losgehen.“, befahl er.

Yuan und Serena erschraken. „Du bist viel zu fertig dafür. Ruh dich erst noch ein wenig aus.“, riet Serena.

„Das kann ich auch noch, wenn Junko in Sicherheit ist. Ihr beide müsst ja nicht mitkommen. Ich finde schon hin.“, sagte Kazuma und nahm Junko wieder auf den Rücken.

„Also. In welche Richtung.“, fragte er energisch. In seiner Stimme lag dieser Ton, das er es sich keinesfalls anders überlegen würde.

„Nordosten. Immer nach Nordosten.“, sagte Yuan verdutzt.

„Du kannst doch nicht alleine gehen. Was, wenn du verletzt wirst. Denk doch mal an Junko.“, mahnte Serena.

„Ich schaffe das schon.“, sagte Kazuma und ging los.

„Wollen wir ihn einfach so gehen lassen?“, fragte Serena.

„Wir folgen ihm morgen.“, sagte Yuan und setzte sich hin.

Serena sah Kazuma wütend nach. „Elender Dickkopf!“, schrie sie hinterher.
 

Kazuma hielt sich immer nordöstlich. Dank seines Kompasses war das nicht schwierig. Doch der Weg war härter, als gedacht. Nach einer Weile musste er sich einen Moment hinsetzen.

„Vielleicht habe ich mir doch etwas zuviel zugemutet.“, sagte er.

Dann fühlte er nochmal Junko´s Stirn. Sie war nach wie vor glühend heiß.

„Nein. Ich schaffe das.“, machte er sich selbst wieder Mut und ging weiter.
 

Als die Sonne langsam aufging und die schneebedeckten Berge in ein traumhaftes Licht hüllten, war Kazuma am Ende seiner Kräfte. 11 Tage trug er Junko nun schon. Doch diesmal half auch kein mutmachen mehr. Er fiel zu Boden.

„Tut mir leid, Junko.“, sagte er.

Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, hörte er Hufgetrappel.
 

Als Kazuma die Augen wieder öffnete, schrak er hoch.

„Junko!“, rief er lauthals.

Er atmete schnell und kurz. Dann begriff er, das er nicht mehr auf dem Boden, sondern in einem weichen Bett lag. Das stand in einem großen Raum, dessen Wände alte Steinmauern waren. Das einzige, aber dafür sehr große Fenster war mit wunderschönen Motiven verziert und in einem Kamin brannte ein Feuer, das ausreichte, den ganzen Raum zu beheizen.

Langsam stand Kazuma auf. Er sah auf die Uhr und stellte fest, das es bereits nachmittag war.

„Wo bin ich hier und wo ist Junko?“, fragte er sich.

Plötzlich ging die einzige Tür zu dem Raum auf und eine ältere Frau trat herein. Sie trug ein älteres Kleid, das etwas schmuddelig aussah und ihrem Aussehen nach war sie schon über 60 Jahre alt.

„Ah. Schön, das es dir schon wieder etwas besser geht. Hier sind trockene Sachen.“, sagte sie, legte einen Stapel Wäsche hin und ging wieder.

Kazuma sah die Sachen an. Es waren ganz normale Klamotten, sogar in seiner Größe.

Er zog sie an und ging zur Tür. Noch ehe er die Türklinge in die Hand nahm, ging die Tür auf und die Frau stand davor.

„Kommen sie bitte. Meister Rufa erwartet sie.“, sagte sie und ging vor.

Kazuma folgte ihr langsam durch einen großen Flur.

„Sagten sie Rufa?“, fragte Kazuma.

„Allerdings.“, antwortete die Frau lächelnd.

„Großartig. Dann ist das hier das Kloster, von dem Yuan sprach.“, sagte er leise.

„Wie bin ich eigentlich hierher gekommen und wo ist das Mädchen, das bei mir war?“, fragte er jetzt.

Die Frau blieb kurz stehen. „Einer unserer Sherpas hat euch gefunden und her gebracht. Das Mädchen war verletzt und stark

unterkühlt. Doch der Meister tut alles, um ihr zu helfen.“, sagte sie.

Kazuma seufzte erleichtert.

„Ich bringe dich zu ihnen.“, sagte die Frau verständnisvoll und ging weiter.

Eine Minute später kamen sie in einer riesigen Halle an, die mit Steinsäulen geschmückt war, welche das große Dach hielten.

„Dies ist die Eingangshalle. Der Meister befindet sich oben.“, sagte die Frau und zeigte auf eine Tür, die ein Stockwerk höher lag. Eine steinerne Treppe führte dorthin.

„Mir ist es leider untersagt, das Stockwerk zu betreten, doch du darfst es!“, sagte die Frau.

Kazuma sah wieder nach oben. Er hatte wieder ein seltsames Gefühl, aber diesmal kein Unbehagliches.

Langsam erklomm er die Stufen nach oben und stand schließlich vor der Tür. Eine starke Aura schien sich dahinter aufzuhalten. Irgendwie konnte Kazuma das spüren. Als er anklopfen wollte, ertönte eine Stimme von drinnen.

„Komm ruhig rein.“, sagte sie sanft.

Kazuma nickte, obwohl er wusste, das ihn niemand sah und ging rein.

Der Raum war recht klein und nur ein Bett stand da. Im Bett lag Junko friedlich schlafend.

An der linken Seite des Bettes saß eine kleine Gestalt, deren rechte Hand auf Junko´s Stirn lag und seltsam pulsierte. Aber das war nicht das seltsamste. Die Gestalt hatte hellblaue Haut, keine Haare und sah Kazuma mit grellgelben Pupillen an, die fast die gesamten Augen ausfüllten. Als sie blinzelten sah Kazuma, das die Gestalt zwei Augenlider an den Seiten hatte.

Für einen Moment stockte ihm der Atem. Was er da sah, konnte auf keinen Fall ein Mensch sein.

„Komm ruhig näher.“, sagte die Gestalt und winkte Kazuma mit den 4 Fingern ihrer linken Hand zu sich.

Kazuma trat langsam näher heran, hielt aber noch etwas Abstand.

„Du brauchst keine Angst zu haben. Deiner Freundin geht es schon wieder besser.“, sagte die Gestalt.

„Freundin? Naja.“, sagte Kazuma ein wenig rot werdend.

Die Gestalt sah Junko an. „Nicht? Seltsam. Aber ich war mir sicher... , aber egal. Ich bin jedenfalls Rufa, der Oberste dieses Klosters.“, sagte sie und hielt die Hand hin.

Etwas zögerlich streckte Kazuma seine Hand und schüttelte die von Rufa. Plötzlich hatte er ein seltsames Gefühl. Als wenn jemand in seinem Kopf wäre.

Blitzschnell zog er die Hand zurück und machte einen Schritt rückwärts.

„Sehr interessant. Ich habe zwar eure Geschichte schon aus der Perspektive des Mädchens gesehen, aber deine ist viel interessanter.“, erklärte Rufa.

„Was? Waren sie gerade in meinem Kopf?“, fragte Kazuma forsch.

Rufa nickte. „Tut mir leid. Normalerweise frage ich vorher nach.“, entschuldigte er sich. Dann sah er Kazuma lächelnd an. „Um gleich deine erste Frage zu beantworten, ich bin kein Mensch.“, sagte er.

Kazuma sah entgeistert aus. Noch immer verstand er nicht, was hier los war.

Rufa nahm jetzt die Hand wieder von Junko runter. „Ich habe die Unterkühlung behandelt und die Knochen. Jetzt ruht sie sich etwas aus. In der Zwischenzeit kann ich deine Fragen beantworten.“, sagte er und stand auf. „Komm mit in mein Zimmer!“, fügte er hinzu.
 

Kazuma folgte Meister Rufa in ein anderes Zimmer, wo Rufa ihm einen Stuhl anbot. Kazuma aber lehnte ab.

„Nun. Bevor die anderen beiden eintreffen, hast du eine Menge Fragen, die du mir stellen willst. Womit soll ich anfangen?“, fragte Rufa.

Kazuma schwirrte der Kopf. Er wusste selbst nicht, was er jetzt sagen sollte. Er hatte einiges erwartet, aber nicht so etwas. Plötzlich setzte er sich doch.

„Wenn sie kein Mensch sind, was denn dann?“, fragte er.

Rufa stutzte. „Eine gute Frage. Wirklich.“, sagte er. Für einen Augenblick schien er dieser Frage auszuweichen. „ Ich bin schon sehr lange auf der Erde. Viel länger als die Saroks.“, versicherte er.

Kazuma war nicht sicher, ob ihm diese Antwort reichte.

„Ich bin vor langer Zeit mit meinem Schiff hier notgelandet. Dabei wurde es leider irreparabel beschädigt. Deshalb habe ich hier Zuflucht gesucht. Die Leute hier haben mich sofort akzeptiert und irgendwann wurde ich ihr Meister.“, erklärte Rufa zu Ende.

„Dann gehören sie zu den Guten.“, stellte Kazuma fest.

Rufa nickte. „Könnte man so sagen.“, beantwortete er.

Kazuma seufzte. Das klang noch unglaublicher als alles, was er bis jetzt gehört hatte.

„Warum hat Yuan mir davon nichts gesagt?“, fragte er leise

Rufa sah Kazuma genauer an. „Du weißt immer noch nicht genau, was du tun sollst, oder?“, fragte er.

Kazuma sah ihn fragend an. „Wie bitte?“, fragte er.

Rufa lächelte verständnisvoll. „Was deine Schwester angeht, meine ich. Du willst sie beschützen, aber du weißt, das du es nicht mit jedem Sarok aufnehmen kannst.“, erklärte Rufa.

Kazuma hielt sich den Kopf. „Lassen sie das.“, rief er wütend.

Rufa goss sich eine Tasse heißen Tee ein. „Aber ich kann dir helfen. In dir steckt außergewöhnliches Potenzial. Vielleicht sogar mehr, als du bereit bist, dir einzugestehen.“, erklärte er.

„Quatsch. So ein Unsinn.“, sagte Kazuma.

„Ich meine das ernst.“, erklärte Rufa.

„Ich vergeude hier nur meine Zeit.“, sagte Kazuma und stand wieder auf.

Rufa lächelte nur noch ein wenig. „Na gut. Wenn du wirklich der Meinung bist, das du meine Hilfe nicht brauchst, dann geh ruhig.“, sagte er teilnahmslos.

Kazuma öffnete die Tür und ging zu Junko rüber. Dort setzte er sich zu ihr ans Bett.

„Stimmt es denn? Brauche ich wirklich Hilfe?“, fragte er betrübt.

Doch Junko schlief und sonst war niemand da, der ihm diese Frage beantworten konnte.

So saß er eine Weile da und schien zu warten. Doch auf was wartete er? Er wusste es selbst nicht.
 

Draußen neigte sich die Sonne langsam ihrem Untergang entgegen, als Rufa ins Zimmer kam. „Hast du eine Antwort gefunden?“, fragte er.

Kazuma sah ihn an. „Können sie mich wirklich stärker machen?“, fragte er.

„Nein.“, sagte Rufa. „Ich kann dir nur den Weg zeigen.“,

fügte er hinzu.

Kazuma schmunzelte. „War ja klar, das es nicht so einfach werden würde.“, sagte er.

„Aber es lohnt sich.“, sagte Rufa.

Kazuma dachte kurz nach. Was Rufa sagte, klang sehr verlockend, doch er musste auch an die Saroks denken, die sie verfolgten. „Tut mir leid, aber wenn Yuan und Serena hier sind, müssen wir weiter.“, sagte er.

„Oh. Aber das geht nicht. Das Fräulein hier braucht zwei Tage absolute Bettruhe!“, erklärte Rufa auf einmal.

Kazuma erschrak. „Das geht nicht. Dann holen die Saroks uns ein.“, sagte er.

Rufa schüttelte mit dem Kopf. „Dann wird sie sicher einen Rückfall erleben. Zwei Tage mindestens.“, sagte er.

Kazuma sah Junko an. Einen Augenblick dachte er daran, sie zurückzulassen.

Plötzlich ging die Tür auf. „Zwei weitere sind eingetroffen.“, sagte ein völlig vermummter Mönch.

Rufa nickte. „Sehr gut. Deine Freunde sind da. Kommst du?“, fragte er Kazuma.

Der nickte und stand auf. Jetzt musste er eine Entscheidung treffen.
 

Am Tor waren Yuan und Serena angekommen und als sie Kazuma sahen, wurde er gleich von seiner Schwester umarmt.

„Ein Glück. Du hast es geschafft.“, sagte sie mit Freudentränen in den Augen.

„Klasse Leistung.“, sagte Yuan.

Serena ließ wieder von Kazuma ab. „Wo ist Junko. Geht es ihr gut?“, fragte sie jetzt.

„Sie ist oben. Aber im Moment schläft sie noch.“, erklärte Kazuma.

Yuan wandte sich Rufa zu. „Euch geht es auch gut, wie ich sehe.“, sagte er und verneigte sich.

Serena sah die kleine, blasse wirkende Gestalt erst jetzt. „Das ist dein Meister?“, fragte sie erstaunt.

Yuan nickte. „Ist wohl ne lange Geschichte.“, sagte Yuan verlegen.

„Soviel Zeit haben wir nicht. Wie weit waren die Saroks hinter euch?“, fragte Kazuma.

Yuan dachte kurz nach. „Etwa 4 Stunden. Ich glaube nicht, das sie heute noch ankommen werden.“, sagte er.

Kazuma schluckte. „Also entweder kämpfen oder Junko zurücklassen.“, sagte er.

Serena und Yuan sahen ihn fragend an. „Was meinst du damit?“, wollte Serena wissen.

Ein paar Minuten später standen sie vor Junko´s Bett.

„So ist das also.“, sagte Yuan.

„Aber wir können sie doch nicht zurücklassen.“, sagte Serena fordernd.

„Das stimmt.“, sagte Yuan.

„Vielleicht haben wir keine andere Wahl.“, entgegnete Kazuma.

Yuan schüttelte mit dem Kopf. „Wir müssen kämpfen. Immerhin haben wir die Saroks hergeführt. Sie werden nicht einfach an diesem Kloster vorbeigehen.“, sagte er.

Kazuma erschrak. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Yuan hatte ja recht. Die Saroks waren skrupellos genug, um jeden in diesem Kloster abzuschlachten. Junko war hier also nicht sicher.

„Wie lange dauert dieses Training?“, fragte Kazuma.

Rufa senkte den Kopf. „Zu lange, fürchte ich!“, sagte er.

„Dann lass ihn den Schnelltest machen.“, erwähnte Yuan.

Rufa erschrak. „Unmöglich. Viel zu gefährlich.“, sagte er.

Kazuma sah beide fragend an. „Schnelltest?“, warf er ein.

Eine lange Nacht

Kapitel 28: Eine lange Nacht
 

„Ich weiß doch gar nicht, ob er dafür reif ist.“, sagte Rufa

und verschränkte die Arme.

Yuan lächelte. „Das ist er und ihr wisst, das er es ist. Ich schätze mal, ihr habt es bereits gesehen.“, sagte er.

Rufa seufzte. Dann sah er Kazuma an. „Na gut. Es gibt einen Weg, wie du schnell und effektiv trainieren kannst. Allerdings ist dies eher eine radikale Lösung.“, erklärte er.

„Ist doch gut. Je schneller, desto besser.“, sagte Kazuma.

Serena sah die beiden fragend an. „Und wie sieht dieser Schnelltest aus?“, fragte sie.

Rufa sagte aber nichts. Er sah nur Kazuma an. „Es wird sehr gefährlich werden und ich kann nicht sagen, ob es etwas bringt.“, sagte er.

Kazuma dachte kurz nach.

„Tu es nicht!“, beschwor Serena ihn.

Kazuma aber hatte bereits dieses Leuchten in den Augen, das er immer hatte, wenn er eine Möglichkeit sah, stärker zu werden.

„Das ist die einzige Möglichkeit, die wir noch haben.“, warf Yuan dazwischen.

Serena sah ihn wütend an. „So ein Quatsch. Wir können auch so kämpfen!“, schrie sie.

Kazuma trat jetzt vor sie. „Erstens: DU kämpfst schon mal nicht und zweitens hat Yuan recht. Ich kann mit diesen Schwertern immer noch nicht optimal umgehen. Wenn ich also eine Chance haben will, Meister Hideyuki aus den Fängen dieser Tussi zu befreien, muss ich trainieren.“, erklärte er.

Serena wollte etwas sagen, aber ihr fiel kein Gegenargument ein, das passend gewesen wäre.

Kazuma legte eine Hand auf ihre Schulter und sah sie lächelnd an. „Keine Sorge. Du weißt doch, das ich hart im Nehmen bin. Mir passiert schon nichts.“, sagte er.

Serena senkte den Kopf.

„Kümmer du dich um Junko.“, fügte Kazuma hinzu.

Serena lächelte wieder leicht und nickte zustimmend.

Kazuma sah Rufa an. „Ich bin bereit.“, sagte er.

Rufa nickte. „Gut. Dann folge mir.“, sagte er und ging voraus.

Kazuma sah Yuan nochmal an. „Wenn die Saroks hier sein sollten, bevor ich da bin, pass auf die beiden auf.“, bat er.

Yuan hob den Daumen nach oben. „Klar doch.“, versprach er.

Dann verschwand Kazuma mit Rufa.

„Pass auf dich auf.“, sagte Serena leise.
 

Ratko´s Schiff landete im Hof von Schloss Neuschwanstein. Minuten später stand er vor Zakor in dessen Büro.

„Wie ist die Mission gelaufen?“, fragte der neugierig.

Ratko verneigte sich. „Sehr zufriedenstellend. Ich konnte einige Verstecke des Widerstandes ausfindig machen und eine Menge gefangen nehmen.“, erklärte er.

Zakor lächelte. „Wunderbar. Das wird ihnen eine Lehre sein, sich nicht mit uns anzulegen.“, sagte er.

Ratko stellte sich wieder aufrecht hin. „Und wie lief die Mission von Norda?“, fragte er verhalten.

„Sie hat die Zielpersonen in die Berge verfolgt. Bisher hat sie sich noch nicht gemeldet.“, antwortete Zakor.

Ratko lächelte innerlich. „Ich wusste, sie würde versagen.“, erwähnte er.

Zakor aber lächelte wieder. „Verurteile sie nicht vorschnell. Vielleicht schafft sie es ja.“, sagte er.

„Ich werde mich jetzt zurückziehen.“, sagte Ratko und ging wieder.

Als er in seinem Schiff ankam, wartete der Pilot bereits auf ihn. „Eine Nachricht aus dem Labor.“, sagte er.

Ratko nickte und legte sie auf seinen Bildschirm.

Während er die Nachricht durchlas, wurden seine Augen immer größer. „Völlig unmöglich. Das gibt´s doch nicht.“, sagte er überrascht.

„Ist etwas nicht in Ordnung?“, wollte der Pilot wissen.

Doch Ratko war erstmal sprachlos. Die Daten, die er vor Augen hatte, waren unglaublich.
 

Rufa führte Kazuma hinab in den Untergrund des Klosters. Am Fuß einer endlos erscheinenden Treppe blieben sie erstmal stehen.

„Den restlichen Weg musst du alleine bestreiten.“, sagte Rufa und drückte Kazuma eine Fackel in die Hand.

Kazuma sah ihn fragend an. „Alleine? Wie soll ich denn den Weg finden oder wissen, was für eine Prüfung auf mich wartet?“, fragte er.

Rufa lächelte. „Du schaffst das schon. Geh einfach immer geradeaus bis zum Ende des Weges.“, verkündete er und trat den Rückweg an.

Kazuma senkte den Kopf und sah den Gang entlang. Dann raffte er sich auf. „Na gut. Ich wollte es ja so.“, sagte er und ging weiter.
 

Serena und Yuan saßen mittlerweile an einem reichlich gedeckten Tisch und ließen sich das Essen schmecken.Nachdem sie sich gewaschen hatten, war das aber auch notwendig. Schließlich hatten sie fast 2 Wochen lang ausschließlich von Dosenfutter gelebt.

Serena freute sich und schlug zu wie ein Scheunendrescher, während Yuan eher zurückhaltend war.

„Was ist denn los? Kein Hunger?“, fragte Serena.

Yuan seufzte. „Ich weiß nicht. Kazuma wird es sehr schwer haben.“, sagte er.

Serena schlang noch etwas, das wie ein Kloß aussah herunter und sah Yuan fragend an. „Was genau muss er bei dieser Prüfung denn tun?“, wollte sie wissen.

„Er muss über sich selbst hinauswachsen und seine Ängste überwinden. Nur so kann er stärker werden.“, erklärte Meister Rufa, der plötzlich neben ihnen stand.

Serena erschrak. „Wo ist Kazuma denn?“, fragte sie.

Rufa lächelte in seiner gewohnten Art. „Den Rest des Weges muss er alleine gehen. Ich habe ihm nur die Richtung gewiesen.“, sagte er.

Dann setzte er sich zu ihnen. „Jetzt habe ich Zeit, deine Fragen zu beantworten.“, sagte er zu Serena.
 

Kazuma kam inzwischen in einem scheinbar größeren Raum an. Aber die Fackel erleuchtete ihn nicht wirklich. Doch er roch etwas an der Wand. Es roch wie Brennspiritus.

Er ging dem Geruch nach und fand eine schmale Rinne an die Wand, die voll damit war.

„Prima.“, sagte er such und zündete die Flüssigkeit an.

Innerhalb von Sekunden fraß sich ein Feuerstreifen durch den ganzen Raum, der an der anderen Seite des Eingangs endete.Nun war der Raum hell erleuchtet. Doch im nächsten Moment wünschte sich Kazuma, er hätte es dunkel gelassen.

Zwar war am anderen Ende ein weiterer Durchgang, aber der Weg dorthin war das Problem. Es sah nach einem bodenlosen Raum aus, der nur über einen schmalen Pfad zu erreichen war. Der allerdings war kaum breiter als 10 Zentimeter.

Kazuma schluckte und sah nach unten. Aber kein Boden war zu sehen.

Zur Kontrolle hob er einen herausgebrochenen Mauerstein hoch und warf ihn runter. Doch auch Sekunden später war kein Aufschlag zu hören.

„Na toll. Und das mir. Ich hasse tiefe Abgründe.“, sagte er leise. „Flugzeuge okay. Wenn ich Wände um mich herum habe, geht es, aber das hier ist was anderes. Ein falscher Schritt und das war´s.“, fügte er hinzu.

Dann sah er wieder auf den schmalen Pfad, der wohl den einzigen Weg durch den Raum darstellte.

Für einen kurzen Augenblick dachte er daran, einfach umzukehren. Aber dann, da war er sicher, würde er seinen nächsten Kampf verlieren. Also nahm er seinen ganzen Mut zusammen und setzte einen ersten Schritt auf den Pfad. Dann ein weiterer Schritt.

Jetzt gab es kein zurück mehr. Er stand mit beiden Füßen drauf. Jetzt musste er weitergehen, denn ein einziger falscher Schritt könnte ihn abstürzen lassen.

Vorsichtig machte er einen weiteren Schritt. Dabei geriet er ein wenig ins Wanken, konnte sich aber wieder fangen.

Ein Schweißtropfen fiel vor ihm auf den Boden und er spürte, wie ihm etwas schwindelig wurde.

Der Pfad verschwamm ein wenig, doch er rieb sich die Augen und atmete einmal tief durch.

„Du schaffst das.“, sagte er sich.

Dann machte er noch einen Schritt. Diesmal etwas sicherer. Doch der gegenüberliegende Gang schien noch kein bißchen nähergekommen zu sein. Im Gegenteil. Es kam Kazuma so vor, das er sich sogar entfernte.

Ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt. Dann nahm er zwei Schritte auf einmal. Etwas Staub rieselte vom Pfad herunter.

Plötzlich sah Kazuma mit entschlossenem Blick nach vorne und fing an zu laufen. Aber nicht vorsichtig und langsam, sondern eher schnell.

Einige Schritte später stand er wieder auf festem Boden und verschnaufte. „Was ist gerade passiert?“, fragte er und sah zurück.

Die letzten 15 Meter hatte er im Sprinttempo zurückgelegt. Sein Herz klopfte ganz schnell. Dann sah er in den Durchgang.

„Ich sollte besser weitergehen.“, sagte er und ging mit der Fackel voraus.
 

Inzwischen war auch Serena in Rufa´s Geschichte eingeweiht. Yuan entschuldigte sich bei ihr, das er ihnen das verschwiegen hatte.

Serena aber verstand das. Sie sah Rufa prüfend an. „Dann sind also nicht alle Außerirdischen böse.“, stellte sie fest.

Rufa schüttelte mit dem Kopf. „Die Saroks sind eine Ausnahme. Ich kann gar nicht sagen, wie viele Planeten sie schon vernichtet haben.“, erklärte er.

„Aber sie erheben doch offensichtlich Anspruch auf die Erde. Warum?“, wollte Yuan wissen.

„Keine Ahnung. Ich kann nur sagen, das der Imperator recht seltsam ist. Keiner weiß, was er eigentlich vorhat. Vermutlich nicht einmal seine engsten Mitarbeiter.“, erklärte Rufa.

Serena sah ihn fragend an. „Woher wissen sie denn das, wenn sie schon so lange hier sind?“

Rufa lächelte. „Manchmal kann ich Gedanken bestimmter Personen hören. Ganz so abgeschieden ist es hier eben doch nicht.“, sagte er.

„Was ist los? Wo sind wir?“, ertönte auf einmal Junko´s Stimme.

Serena und Yuan erschraken, als sie Junko in der Türzarge sahen. Sie lehnte an deren rechter Seite und sah etwas benommen aus.

Serena sprang sofort auf, als Junko ins Wanken geriet und hinfiel. Aber Serena fing sie auf. „Du solltest noch nicht aufstehen.“, sagte sie.

Junko sah sich geschwächt um. „Wo ist Kazuma?“, fragte sie gleich.

„Ihm geht es gut.“, sagte Yuan.

„Sie sollte sich wieder hinlegen, sonst erleidet sie einen Rückfall.“, rief Rufa.

Serena nickte und Yuan half ihr, Junko ins Bett zurück zu bringen. Rufa half ihr dann, wieder ruhig zu schlafen.

„Einer sollte hier bleiben und aufpassen.“, sagte Yuan.

„Ja. Geh du ruhig schlafen. Ich bleibe hier.“, sagte Serena.

„Bist du sicher?“, fragte Yuan.

„Natürlich.“, sagte Serena. „Du musst morgen fit sein.“, fügte sie hinzu.

Yuan nickte. „Gut. Dann bis morgen.“, sagte er und ging.

„Hoffentlich kommt Kazuma rechtzeitig.“, sagte Serena.
 

Kazuma war dem Gang weiter gefolgt und kam nun wieder in einem Raum an. Dieser war aber bereits hell erleuchtet. Doch es schien eine Sackgasse zu sein, denn kein Weg führte weiter.Stattdessen war am anderen Ende des Raumes eine Steintafel, auf die Kazuma jetzt zutrat. Auf ihr stand etwas geschrieben, das er sich nun durchlas.

„Willkommen in der Prüfung. Der schwierigste Sieg ist der über sich selbst. Wachse über dich hinaus und erkenne deine wahre Stärke.“, las er.

Dann sah er sich um, doch nichts war zu sehen.

„Ist das ein Witz?“, fragte er lauthals.

Plötzlich kam ein Lichtstrahl aus der Decke, der ihn einhüllte. Einige Sekunden hielt der an, bevor das Licht wieder verschwand.

„Und was jetzt?“, fragte Kazuma.

Da ging ein weiterer Lichtstrahl herunter. Diesmal in der Mitte des Raumes und eine Gestalt erschien. Zuerst ohne feste Konturen, aber dann erkannte man, das es Kazuma´s Ebenbild war.

Als die Gestalt vollständig zu sehen war, verschwand der Strahl wieder. Doch die Gestalt selbst blieb stehen.

Kazuma sah ein wenig verdutzt aus. „Was soll das denn jetzt?“, fragte er.

Die Gestalt zog jetzt ihre Schwerter, die ebenfalls wie die von Kazuma aussahen.

„Na toll. Soll ich jetzt gegen mich kämpfen?“ Noch bevor er eine Antwort auf diese Frage bekommen konnte, ging sein Ebenbild zum Angriff über. Dessen Falkenschwert flog durch die Luft auf Kazuma zu.

Kazuma zog gerade noch rechtzeitig die Bärenklinge, um den Schlag abzuwehren. Dabei merkte er, das er es keineswegs mit einem Hologramm zu tun hatte, wie er bis jetzt glaubte.

Diesen Schlag wehrte er noch ab, aber die Gestalt drehte sich wieder und schlug mit der Bärenklinge zu. Doch Kazuma hielt mit seinem Falken dagegen.

„Verdammt. Der hat genau dieselben Schläge und Moves drauf wie ich. Wie soll ich den denn besiegen?“, fragte er sich.

Dann gewann er wieder etwas Abstand. „Wachse über dich hinaus.“, hatte auf der Steintafel gestanden.

„Ich muss also stärker werden. Und das kann ich nur, wenn ich lerne, diese beiden Schwerter zu benutzen.“, sagte Kazuma sich. Er keuchte bereits etwas.

„Dann los!“, schrie er und ging zum Angriff über.
 

Serena war an Junko´s Bett eingeschlafen. Doch der erste Sonnenstrahl am nächsten Morgen, der direkt in ihr Gesicht fiel, weckte sie auf.

Vorsichtig rieb sie sich die Augen. „Oh nein. Jetzt bin ich doch eingeschlafen.“, sagte sie. Rasch sah sie zu Junko, die aber noch ruhig im Bett schlief.

„Ein Glück.“, sagte Serena.

Plötzlich ging die Tür einen Spalt auf und Rufa sah hinein. „Ah. Du bist wieder wach.“, sagte er fröhlich.

Serena nickte verschlafen.

„Komm erstmal etwas essen.“, entgegnete Rufa und ging voraus.

Serena folgte ihm in den Essraum, der bereits reichlich gedeckt war.

Sofort stürzte sich Serena drauf. Dabei übersah sie sogar Yuan, der bereits am Essen war. „Ist Kazuma noch nicht zurück?“, fragte sie mit vollem Mund.

„Nein. Leider nicht.“, bedauerte Rufa.

„Dann werde ich mich eben alleine um die Saroks kümmern.“, entgegnete Yuan, der erst jetzt von Serena wahrgenommen wurde.

„Vergiss es. Gegen Hideyuki würdest du verlieren.“, sagte Serena.

Yuan seufzte. „Du traust mir wohl gar nichts zu, was? Ich stehe doch nicht umsonst auf der Liste der 5 stärksten Menschen der Erde!“, sagte er.

„Beherrsche dich.“, mahnte Rufa ihn an.

„Meister! Meister. Eine Gruppe nähert sich von Süden. In etwa einer halben Stunde sind sie hier.“, rief einer der Mönche aufgeregt.

Yuan lächelte. „Das können nur Sie sein.“, sagte er glücklich klingend.

„Dann haben wir ja noch Zeit.“, sagte Serena und machte sich erneut ihren Teller voll.

„Hoffentlich kommt Kazuma noch rechtzeitig.“, dachte Yuan im geheimen.

Yuan´s Kampf

Kapitel 29: Yuan´s Kampf
 

Kazuma war mittlerweile völlig fertig. Der Kampf gegen sein Ebenbild ging nun schon über mehrere Stunden, ohne das er einen Vorteil gewinnen würde. Im Gegenteil. Er war völlig ausgepowert.

„Das gibt´s doch nicht. Er gibt sich keine Blöße.“, sagte Kazuma sich.

Sein Gegenüber grinste ihn nur hämisch an.

„Was glotzt du so blöd?“, fragte Kazuma forsch.

Plötzlich veränderte sich der Blick des Ebenbildes. „Wenn du dich nicht beeilst, kommst du zu spät!“, sagte er.

Kazuma erschrak. Es konnte sprechen und sogar mit der gleichen Stimme wie er.

Kazuma sah auf die Uhr und erschrak. „Verdammt. Er hat recht.“, dachte Kazuma und sah seinen Gegner wieder an. Der stand noch in Kampfpose da. Plötzlich fiel ihm etwas ein.

„Wenn er wirklich die gleichen Manöver wie ich macht, dann könnte das klappen.“, sagte er sich in Gedanken.

Er sah seine Schwerter an. „Allerdings darf ich keinen Fehler machen. Ich muss diesen Schwertern vertrauen.“, sagte er sich und schluckte.

Sein Ebenbild lächelte.

„Wenn er wie ich kämpft, dann kann er die Bärenklinge nicht so schnell schwingen. Das muss ich einfach ausnutzen.“, dachte Kazuma. Dann hob er die Falkenklinge an und hielt die Bärenklinge im Anschlag.

„Das wird mein letzter Angriff. Auf die eine oder auf die andere Weise.“, sagte er.

Sein Gegenüber machte sich wohl zur Abwehr bereit, denn er hielt die Schwerter im Kreuz von sich weg.

Es wurde mit einem Mal so ruhig, das man den Flügelschlag einer Motte hätte hören können.

Kazuma schien auf den richtigen Moment zu warten. Da bröckelte ein Teil der Wand ab und ein Felsbrocken fiel zu Boden. Kazuma nahm das als Startschuss, denn er rannte jetzt los.

Die Falkenklinge senkte sich und stattdessen ging die Bärenklinge in die Höhe, mit der er jetzt zuschlug.

Doch sein Gegner fing sie einfach mit beiden Schwertern auf. Jetzt ließ Kazuma die Klinge einfach los und machte einen Schritt zur Seite. Er griff die Falkenklinge mit beiden Händen und schlug zu.

Die Falkenklinge glitt ganz einfach durch den Körper und verließ ihn wieder.

Im nächsten Moment verschwand der Gegner und Kazuma war wieder alleine. Jetzt ging er keuchend in die Knie. „War es das?“, fragte er.

Plötzlich erschien ein Hologramm von Rufa. „Gratuliere. Du hast es geschafft. Du bist besser geworden als du selbst. Doch deine wahre Kraft ist noch ungenutzt. Wenn du sie beherrschen kannst, wirst du noch stärker werden.“, sagte das Hologramm und verschwand wieder.

Kazuma lächelte. „Was denn? Das war´s schon?“, fragte er erschöpft. Dann sah er die beiden Schwerter an. Irgendwie hatte er das Gefühl, das sie leichter geworden waren. Vor allem die Bärenklinge. „

Seltsam!“, dachte er, während er die gewaltige Klinge durch die Luft wirbelte.

Dann fiel ihm die Uhr wieder ein. „Ich muss mich beeilen, ehe ich zu spät komme.“, sagte er und trat im Laufschritt den Rückzug an.
 

Norda kam mit ihrem Trupp vor dem Kloster an.

Demolish staunte. „Wie kann es sein, das hier Menschen leben?“, fragte er.

Norda lächelte. „Sehr gut. Wenn ich noch mehr Gefangene mitbringe, muss der Imperator mich einfach in den Rang eines Hauptgenerals erheben.“, sagte sie. Dann sah sie die anderen an. „Sie sind mit Sicherheit da drinnen. Also gehen wir jetzt da rein und holen sie uns. Der Rest der Menschen da drinnen wird gefangen genommen.“, rief sie.

„Das kannst du vergessen.“, rief Yuan.

Das Haupttor ging auf und er kam raus.

Serena sah aus einem kleinen Fenster zu. Neben ihr stand Rufa. „Das wird er doch schaffen, oder?“, fragte sie.

Rufa lächelte. „Warten wir´s ab.“, sagte er.

„Du alleine?“, fragte Norda überrascht.

Yuan sah sie ernst an, doch er antwortete nicht.

„Was ist aus dem anderen geworden? Hat er etwas Schiss bekommen?“, fragte Norda weiter.

Rufa stutzte. „Lass dich nicht provozieren.“, sagte er leise.

Norda wartete kurz, doch Yuan blieb einfach stehen. Er wusste selbst nicht, warum er sich nicht bewegte. Ob es Angst war oder die Hoffnung, genug Zeit zu schinden, bis Kazuma zu Hilfe kommt.

Vorhin war er noch sicher, das er es alleine schaffen könnte. Doch jetzt war dieser Mut irgendwie verflogen. „Beweg dich.“, versuchte er sich in Gedanken Mut zu machen.

„Es reicht! Greift ihn an!“, schrie Norda.

Alle bis auf Demolish und Hideyuki gingen jetzt auf Yuan los. Dessen erstes Tattoo leuchtete jetzt auf.

Die Saroks griffen an. Yuan hob rasch seinen linken Arm und rammte ihn dem ersten Gegner ins Gesicht. Der ging jetzt zu Boden.

Die anderen aber ließen nicht ab. Sie schlugen zu.

Doch Yuan bewegte sich jetzt blitzschnell. Er wich jedem ihrer Schläge aus und plazierte selbst den einen oder anderen.

Es dauerte nur zwei Minuten, bis jeder der Angreifer am Boden lag und sich nicht mehr rührte.

Norda sah keinesfalls überrascht aus. Sie hatte wohl damit gerechnet.

„Spitze.“, sagte Serena jubelnd.

Rufa allerdings teilte ihre Begeisterung nicht. Das eben war ein Kinderspiel verglichen mit dem, was jetzt auf Yuan zukam.

Der sah Norda wütend an.

„Als nächstes kommst du.“, sagte er.

Norda allerdings musste daraufhin schmunzeln. „Lächerlich.“, entgegnete sie.

„Lasst mich das erledigen!“, sagte Hideyuki.

„Von wegen. Den übernehme ich.“, sagte Demolish.

Norda sagte nichts dazu. Für einen Moment herrschte Ruhe vor dem Kloster, bis eine Stimme ertönte.

„Du gehörst mir!“, schrie Junko, die jetzt durch ein Fenster nach draußen sprang und mit ihrem Schwert auf Demolish zeigte.

Yuan erschrak und Serena stand der Schock ins Gesicht geschrieben.

„Was machst du hier?“, fragte Yuan fast verzweifelt.

Junko aber schien ihn gar nicht zu beachten. Sie sah Demolish wütend an. „Jetzt wirst du dafür bezahlen, was du mir angetan hast.“, sagte sie.

Demolish lächelte. Er leckte sich genüsslich mit seiner langen Zunge über die deformierten Lippen. „Sehr gut. Ich habe mich schon darauf gefreut, doch wieder zu treffen. Es hat Spaß gemacht, dir Schmerzen zuzufügen. Und offensichtlich willst du noch mehr!“, sagte er.

„Wir werden gleich sehen, wer hier den kürzeren ziehen wird.“, schrie Junko und ging auf Demolish los.

„Nicht! Nicht in deinem Zustand!“, schrie Yuan.

Junko aber holte mit dem Schwert aus und schlug zu.

Demolish hob den linken Arm mit der Klinge und fing den Schlag einfach ab. Dann holte er mit der Eisenkugel aus und schlug zu.

Junko sprang jetzt in die Luft, um der Kugel auszuweichen. Dabei schlug sie nochmal zu, erwischte aber wieder nur die Klinge.

Norda sah teilnahmslos zu. „Na gut. Dann übernimm du den anderen.“, sagte sie und gab Hideyuki das Zeichen zum Angriff auf Yuan.

Hideyuki nickte nur und zog sein Schwert heraus.

Yuan schluckte. Er wusste nicht, ob er überhaupt eine Chance hätte. Dabei hatte er gestern Abend noch so groß geprahlt. Doch jetzt wurde es ernst.

Er nahm seinen rechten Arm an, wo eines der Tattoos leuchtete. „Ich muss eine Stufe höher gehen, wenn ich hier eine Chance haben will.“, dachte er. „ Aber das könnte gefährlich werden, wenn ich die Kontrolle verliere.“, fügte er hinzu.

Wieder sah er zu Hideyuki. „ Eigentlich ist auch diese Sarok-Tussi da mein Gegner. Ich muss nur den Angriff umgehen und sie erwischen. Wenn sie die Hilfe eines Menschen braucht, ist sie vielleicht gar nicht so stark.“, dachte er und lächelte.

„Das ist es. So mache ich das.“, sagte Yuan sich und machte sich bereit, den Angriff von Hideyuki abzufangen.

„Na gut. Fang an!“, schrie Yuan.

Hideyuki lächelte und rannte los.

Yuan staunte, das er mit so einem schweren Schwert so schnell sein konnte, doch jetzt musste er sich darauf konzentrieren, den nächsten Angriff zu parieren.

Das gewaltige Schwert kam auf Yuan zu. Doch der sprang über den Schlag drüber und landete hinter ihm. Er verlor keine Zeit. Sofort nach der Landung sprintete er in Norda´s Richtung los. „Jetzt bist du dran!“, schrie er. Seine rechte Faust wuchs ein wenig und Stacheln kamen aus ihr heraus.

„Vergiftete Faust!“, schrie Yuan und schlug zu.Norda hob ihre Hand und lächelte.

Als die Faust Norda beinahe erwischte, blieb sie in der Luft hängen als würde sie gegen eine Wand gedrückt werden.

„Was ist das?“, fragte Yuan. So sehr er auch drückte, seine Faust kam nicht weiter.

„Kein schlechter Versuch. Aber umsonst.“, sagte Norda. Ihre Augen leuchteten jetzt auf und Yuan wurde weggeschleudert.

„Yuan!“, schrie Junko.

Er kam sehr hart auf dem Boden auf und blieb vor einem Felsen liegen. Doch er setzte sich wieder hin und sah seine Faust an. „Verdammt. Was war das?“, fragte er.

„Pass auf!“, rief Junko jetzt.

Yuan sah auf und erkannte Hideyuki, der jetzt zuschlug.

Blitzschnell legte sich Yuan mit seinem ganzen Körper auf den Boden und das Schwert sauste über ihn hinweg.

Junko atmete auf. „Das war knapp.“, sagte sie.

„Konzentrier dich gefälligst!“, schrie Demolish und traf die überraschte Junko mit der Eisenkugel im Bauch.

Sie flog ein paar Meter und krachte gegen eine Felswand. Ein paar Steine bröckelten ab und Junko ging zu Boden.

Yuan wich jetzt zurück und sah, wie der Felsen neben ihm säuberlich getrennt zu Boden fiel. „Was für eine Kraft.“, sagte er beeindruckt. Dann sah er Hideyuki wieder an.

„Und dann wählen sie einen wie mich für das Turnier aus? Das klingt doch wie ein Witz. Dieser Kerl ist ein vielfaches stärker als ich.“, sagte er sich.

„Blödsinn. Wenn du deine wahre Kraft einsetzt, bist du stärker als jeder hier.“, sagte Rufa, der am Eingang zum Kloster stand.

Yuan sah ihn fragend an und auch Norda schien überrascht zu sein. „Was denn? Ich dachte, hier gibt es nur Menschen.“, sagte sie und sah Rufa prüfend an. „Was für eine Rasse bist du überhaupt? Ich habe noch nie jemanden wie dich gesehen.“, sagte sie.

Rufa aber beachtete sie gar nicht. Er sah Yuan an. „Du hast immer noch Angst, IHM die Kontrolle zu überlassen, richtig?“, fragte er.

Yuan senkte den Kopf.

„Du hast die Befürchtung, er könnte dich kontrollieren. Aber das ist falsch. Es ist dein Körper. Du bestimmst über ihn. Nur, wenn du daran glaubst, das er dich kontrollieren könnte, tut er das auch. Sei stark.“, sagte Rufa.

Yuan schluckte. „Aber er ist so stark. Der Dämon in mir.“, sagte er.

Rufa lächelte. „Nutze seine Kraft und mache sie dir zu eigen.“, sagte er.
 

Junko richtete sich langsam wieder auf. Doch ihr tat alles weh. Das sie sich überhaupt noch bewegen konnte, schien ein Wunder zu sein.

Demolish lächelte. „Du bist ja vom letzten Mal noch angeschlagen. Das macht gar keinen Spaß.“, sagte er.

Junko spürte, wie ihr Schwert in der Hand zitterte. Demolish hatte recht. Sie spürte ihre angeschlagenen Rippen wieder. Der letzte Schlag ihres Gegners hatte die Schmerzen, die sie noch hatte, wieder verstärkt. Außerdem nahm sie Demolish nur noch etwas verschwommen wahr.

Der bemerkte das jetzt. „Beenden wir dieses Trauerspiel.“, sagte er und rannte mit der Klinge im Anschlag auf Junko los.

Die ging jetzt vor Schmerzen in die Knie.

„Mach´s gut!“, schrie Demolish und schlug zu.

Es gab einen dumpfen Schlag und es wurde still.

Junko öffnete langsam die Augen und blickte auf die Klinge, die 10 Zentimeter von ihr entfernt angehalten hatte.

Yuan hatte sich vor sie geworfen und sein rechter Arm ruhte in Demolish´s Magen.

Dessen Augen waren leer und er ging zu Boden. Jetzt erst sah man, das auch das zweite Siegel von Yuan leuchtete.

„Ich habe Kazuma versprochen, auf dich aufzupassen und das tue ich auch.“, sagte Yuan kampfesmutig.
 

Kazuma hatte inzwischen den Pfad mit dem Abgrund hinter sich gelassen und rannte in Richtung Ausgang. „Haltet durch.“, dachte er.
 

Norda sah Demolish an, der bewusstlos am Boden lag. „Nutzloser Diener. Lässt sich von einem Menschen besiegen.“, sagte sie herablassend und sah anschließend Yuan an.

„Lass mich raten. Ich soll die nächste sein?“, fragte sie mit sarkastischem Unterton.

Yuan lächelte. „Erfasst!“, sagte er.

Norda schmunzelte. „Dazu musst du aber an ihm hier vorbei.“, sagte sie und Hideyuki stand mit einem Mal vor ihr.

Yuan ballte seine Hände zu Fäusten.

„Nicht! Du kannst es nicht mit ihm aufnehmen!“, schrie Serena von drinnen.

Doch Yuan tat so, als wenn er es nicht gehört hätte.

Junko stand langsam wieder auf und hob ihr Schwert. „Ich helfe dir.“, sagte sie zu Yuan.

„Mach dich nicht lächerlich. In deinem Zustand könntest du es nicht einmal mit Serena aufnehmen geschweige denn mit dem da.“, sagte Yuan.

Junko senkte den Kopf. „Das weiß ich ja. Aber ich hasse es, so hilflos zu sein.“, sagte sie.

Yuan lächelte. „Überlass das hier mir. Wer weiß? Vielleicht kommt Kazuma ja noch rechtzeitig.“, sagte er aufmunternd.Junko nickte und ging rein.

Rufa blieb am Eingang stehen. „Erinnere dich an dein Training!“, sagte er.

Yuan nickte und hob seine Fäuste.

„Mach ihn schnell fertig, damit wir weitermachen können.“, sagte Norda.

Hideyuki nickte und ging auf Yuan los.

Das Schwert kam von oben auf ihn zu, doch Yuan hob den rechten Arm, der jetzt von einer Steinschicht umgeben war und wehrte den Schlag damit ab. Dann holte er mit dem linken Arm aus, der jetzt wieder mit Stacheln versehen war. „Vergiftete Faust!“, rief er und schlug zu, während er das Schwert festhielt.

Hideyuki konnte so nicht zurückweichen. Doch er löste jetzt die rechte Hand vom Schwertgriff und hielt den Schlag von Yuan auf. Dabei bohrten sich einige Stacheln direkt durch die Hand. Allerdings verzog Hideyuki nicht eine einzige Miene.

Serena erschrak, als sie das Blut sah, das aus Hideyukis Hand tropfte.

Yuan ließ das Schwert los und gewann etwas Abstand. „Das war´s. Die Hand kannte du nicht mehr gebrauchen.“, sagte er.

Hideyuki aber sah die Hand an und ballte sie zu einer Faust.

Yuan war entsetzt. Er war sicher gewesen, das die Hand unbrauchbar sein müsste.

Norda lachte laut. „Ist es nicht erstaunlich, wozu Hypnose imstande ist?“, fragte sie.

Yuan aber sah keineswegs entmutigt aus. Im Gegenteil. Es spornte ihn noch an. „Dann muss ich einfach weitermachen.“, sagte er.

Serena schluckte. Möglicherweise könnte Yuan es doch schaffen. Doch er müsste Hideyuki töten. Das gefiel ihr nicht.

Yuan setzte jetzt zum Angriff an. Beide Unterarme verwandelten sich zu Stein und er schlug zu.

Doch Hideyuki wich beiden Schlägen locker aus und verpasste Yuan einen Tritt in die Magengrube.

Dann kam das Schwert auf Yuan zu. Es schien seinen Kopf anzuvisieren. Yuan hob den linken Arm und fing es ab. Allerdings war die Wucht des Schlags so groß gewesen, das die schützende Steinschicht abbrach.

Yuan trat etwas zurück. „Verdammt. Das gibt´s doch nicht.“, sagte er erstaunt. Alles in und an ihm zitterte. Er hatte noch nie jemanden mit so einer Kraft getroffen. Er war praktisch hilflos.

Norda sah Yuan interessiert an. „Mach ihn fertig aber töte ihn nicht. Diese Kraft werde ich mir zu eigen machen.“, sagte sie.

Yuan erschrak. Er senkte den Kopf. „Vergiss es.“, sagte er und ballte die Hände zu Fäusten, damit sie nicht mehr zitterten. „Ich lasse mir keine Ketten anlegen. Niemand wird mich kontrollieren!“, schrie er. Sein Körper würde jetzt von einer rot glühenden Aura eingehüllt.

„Lass dich nicht von deiner Angst beherrschen!“, rief Rufa.

Yuan aber sah jetzt richtig wütend aus. Etwas an dem, was Norda eben gesagt hatte, muss etwas bewirkt haben.

Des Meisters Entscheidung

Kapitel 30: Des Meisters Entscheidung
 

„Lass dich nicht von deiner Angst beherrschen!“, rief Rufa.

Yuan stutzte. Er erinnerte sich an sein noch intaktes Zuhause. Sein Vater wollte ihn immer nur kontrollieren und auch der Dämon in ihm hat es ein paar Mal versucht. Jedesmal, wenn er

es versuchte, kam jemand zu Schaden.

Er hob jetzt den Kopf ruckartig an. „Niemand wird mich je wieder kontrollieren!“, schrie er und schoss auf Norda zu.

Doch Yuan bekam nur die Faust von Hideyuki im Gesicht ab und ging zu Boden.

Hideyuki hielt ihm jetzt sein Schwert an den Hals.

Norda klatschte in die Hände, während sie auf die beiden zuging. „Großartige Show. Du hast wirklich einiges drauf.“, sagte sie. Dann bückte sie sich zu Yuan runter. „Wenn du erstmal unter meiner Kontrolle stehst, wirst du noch stärker sein.“, verkündete sie.

Yuan konnte sich nicht rühren. Das Schwert würde ihn köpfen, wenn er das versuchte.

Plötzlich hob sich die Klinge. „Was soll denn das?“, fragte Norda wütend.

Hideyuki sah auf das Dach des Klosters, wo eine Gestalt stand.

Yuan sah ebenfalls hoch. „Hast dir ganz schön Zeit gelassen.“, sagte er zu Kazuma.

Der sprang jetzt runter und landete vor dem Eingangstor. „Sorry. Komm ich zu spät?“, fragte er.

Serena freute sich, ihren Bruder zu sehen. „Ein Glück.“, sagte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

Norda sah Kazuma leicht lächelnd an. „Du schon wieder. Dann wird das hier ja noch leichter, als ich angenommen hatte.“, sagte sie.

Kazuma sah aber nur Hideyuki an. „Diesmal wird ernst gemacht.“, sagte er. Dann griff er die Bärenklinge von seinem Rücken. „Diesmal auch nur mit einem Schwert.“, fügte er hinzu.

„Gut.“, sagte Hideyuki lächelnd.

Yuan stand jetzt auf und ging zu Kazuma. „Du musst Sie bekämpfen. Nicht ihn.“, erklärte er.

„Halt dich da raus. Ich kämpfe jetzt.“, sagte Kazuma forsch.

Yuan sah ihn fragend an. „Na gut. Da es dein Meister ist, überlass ich dir den Rest. Bin ohnehin total fertig.“, sagte Yuan und ging in Richtung Klostereingang.

Norda nahm wieder etwas Abstand. „Also gut. Dann mach den da eben fertig.“, sagte sie.

Hideyuki drehte sein Schwert wie auf Kommando und ging auf Kazuma los.

Der hob die Bärenklinge an und hielt gegen den Schlag.

Eine Schockwelle fegte über den Kampfschauplatz als die Schwerter aufeinander prallten und jede Menge Staub wurde aufgewirbelt.

Doch Kazuma hatte den Schlag tatsächlich pariert.

Hideyuki drückte dagegen, aber er kam nicht weiter. Er sah Kazuma wütend an. „Du hast noch nie einen Kampf gegen mich gewonnen. Was sollte diesmal anders sein?“, fragte er.

Kazuma lächelte. „Ich weiß endlich, warum ich kämpfe.“, sagte er und gewann etwas Abstand.

Dann kehrte einen Moment lang Ruhe ein.

„Ich kämpfe nicht mehr aus Hass, sondern um die zu beschützen, die mir etwas bedeuten.“, erklärte Kazuma stolz.

Norda hatte die Arme verschränkt. „Hör dir dieses Geschwätz nicht an. Zerlege ihn.“, sagte sie.

Doch Hideyuki zögerte. Es sah fast so aus, als wenn er erstarrt wäre.

„Worauf wartest du noch? Beende das Leben dieses Wurms!“, schrie Norda im Befehlston.

Hideyuki hob den Kopf und sah Kazuma grimmig an.

„Sofort.“, sagte er und ging zur nächsten Attacke über.

Kazuma schluckte. Er kannte die Fähigkeiten seines Meisters sehr genau. Deswegen war ihm auch klar, das es ein harter und langer Kampf werden könnte, den er eigentlich lieber nicht führen würde.

Der Schlag von Hideyuki verfehlte Kazuma, der ein wenig zur Seite gewichen war. Er setzte allerdings nicht zum Gegenangriff an, sondern nahm wieder etwas Abstand.

„Meister. Wacht auf!“, schrie Kazuma.

Hideyuki aber stürmte erneut auf ihn los und schlug zu.

Diesmal konnte Kazuma nicht zurückweichen, weil hinter ihm eine Felswand war. Er hob das Schwert und fing den Schlag ab. Dabei spürte er, wie seine Füße ein paar Millimeter im steinernen Boden versanken.

Die Felswand hinter ihm bekam Risse und bröckelte leicht ab.

Kazuma wehrte Hideyuki´s Schwert ab und sprang weg, bevor die Wand unter lautem Krach geradezu explodierte.

Selbst Serena staunte jetzt. „So stark war er doch vorher nicht.“, sagte sie.

„Die Hypnose.“, sagte Yuan.

Langsam bekam Serena Angst um ihren Bruder.

Hideyuki blieb einfach stehen, obwohl im ihn herum Dutzende Felsbrocken aufschlugen. Doch ihn erwischte kein einziger.Norda sah langsam etwas gelangweilt aus. „Wenn du es nicht kannst, mache ich es.“, drohte sie.

Hideyuki keuchte tief. Dann nahm er das Schwert fest mit beiden Händen. Es vibrierte regelrecht vor Kraft.

„Wach endlich auf!“, schrie Kazuma.

Hideyuki´s Blick hatte nun fast etwas panisches an sich.

Kazuma tat es weh, ihn so zu sehen. „Erinnere dich doch. Erinnerte dich an die gemeinsame Zeit mit Serena und mir.“, appellierte Kazuma.
 

Hideyuki sah Kazuma fragend an. In seinem Gedächtnis erschien das Bild des 5 Jahre jüngeren Kazuma mit seiner kleinen Schwester, wie sie im Widerstand ankamen.

„Kümmere dich ein wenig um die beiden.“, hatte der Kommandant gesagt.

Sofort war Hideyuki Kazuma aufgefallen. Seine Augen hatten etwas kämpferisches. Etwas, das ihm sagte, das er jeden Sarok auf der Erde vernichten will.

Hideyuki wusste damals nicht, was er davon halten sollte.

„Bring mir bitte das kämpfen bei.“, war das erste, was Kazuma zu ihm gesagt hatte.

„Und warum?“, fragte Hideyuki zurück.

„Weil ich es lernen möchte. Für meine toten Eltern und um meine Schwester zu beschützen.“, antwortete Kazuma.

Hideyuki lächelte. „Na gut.“, hatte er geantwortet und Kazuma lächelte vor Glück.
 

Kazuma´s Worte hatten damals so etwas starkes, das er einfach nicht nein sagen konnte.

Eine Träne berührte den kalten Felsboden und das Schwert fiel zu Boden.

Norda erschrak.

Hideyuki lächelte genauso wie damals. „Ihr wart genauso wie meine Kinder gewesen.“, sagte er.

Kazuma war überrascht. Hideyuki hatte noch nie von seiner Familie erzählt geschweige denn, das er eine gehabt hat.

„Ihr beide wart genau wie sie. Unzertrennlich. Bis dieser Unfall passierte. Mein Sohn wurde von einem Auto angefahren. Er hat lange um sein Leben gekämpft, doch er verlor. Meine Frau kam über diesen Verlust wohl nicht hinweg. Die Ärzte wussten nicht, was sie hatte. Es gab keine Anzeichen für eine Krankheit. Sie wurde einfach immer schwächer, bis auch sie stark. Ich bin sicher, sie wollte nicht, das unser Sohn alleine sein musste. Deswegen folgte sie ihm.“, erklärte Hideyuki.

Kazuma senkte den Kopf. „Warum hast du uns das nie erzählt?“, fragte er niedergeschlagen.

Hideyuki schmunzelte. „Ich habe es noch niemandem erzählt. Du bist der erste.“, erklärte er. Dann sah er Norda an und hob sein Schwert wieder auf.

„Warum stehst du nicht mehr unter meiner Kontrolle?“, fragte Norda.

„Pass gut auf Serena auf, wie du es versprochen hast.“, sagte Hideyuki.

Kazuma´s Augen wurden jetzt ganz groß. Er wusste, was sein Meister vorhatte. Doch er fand nicht die Kraft, ihn aufzuhalten.

Hideyuki rannte auf Norda zu und schlug mit dem Schwert zu. Doch das unsichtbare Kraftfeld blockte den Schlag einfach ab.

„Dummer Mensch. Du hättest unter meiner Kontrolle alles erreichen können.“, sagte Norda und hob die rechte Hand.

Kazuma erschrak.

Unter Hideyuki tat sich die Erde auf und lange Stacheln aus Felsgestein schossen in die Höhe.

Etwas Blut spritzte weg und das Schwert fiel zu Boden. Dan kehrte wieder Stille ein.

Serena zitterte heftig. Ein paar Tränen schossen aus ihren Augen, dann fiel sie ohnmächtig zu Boden.
 

Norda ließ die Stacheln wieder im Boden versinken und Hideyukis Körper ging zu Boden.

„Meister?“, fragte Kazuma, obwohl ihm eigentlich klar war, das er ihm nicht mehr antworten konnte.

Er lag in einer Pfütze aus Blut, das aus zahllosen Wunden floss. Außerdem waren seine Augen bereits glasig geworden.

„Zu dumm. Dann muss ich es wohl selbst erledigen.“, sagte Norda und sah Kazuma an.

Der hatte sich noch nicht von dem Schock erholt und sah seinen Meister an. „Sagt doch was!“, schrie er.

Doch es kam nach wie vor keine Reaktion. Hideyuki war tot. Umgebracht von Norda.

Plötzlich stieg ein gewaltiger Zorn in Kazuma hoch. Ein Zorn, den er nicht unterdrücken konnte. Nein. Einen Zorn, den er nicht unterdrücken wollte. Er gab sich ihm hin in der Hoffnung, das er ihn stark machen würde. Unempfindlich für Schmerzen. Um Norda zu besiegen und wenn es das letzte wäre, das er tut.

Langsam griff er zu der Falkenklinge und zog sie aus der Scheide. Dann sprintete er auf Norda zu.

„Bereite dich auf dein Ende vor!“, schrie er und sprang in die Luft.

Norda sah ihn teilnahmslos an.

Das Schwert senkte sich mit rasender Geschwindigkeit.

Norda hob die linke Hand an und der unsichtbare Schutz wehrte die Klinge ab. Sie lächelte jetzt. „Stirb genauso wie dein Meister.“, sagte sie. Dann hob sie wieder die rechte Hand.

Kazuma landete auf dem Boden, als etliche Felsstacheln aus diesem kamen. Er sprang rasch nach oben, um ihnen auszuweichen, was ihm auch gelang. Doch es war ziemlich knapp gewesen. So knapp, das einer der Stacheln seine Jacke aufgerissen hatte.

Plötzlich hörte Kazuma eine Stimme. „Ihre Hände!“, schrie Junko.

Kazuma stutzte. Er sah Norda an. Tatsächlich fiel ihm jetzt auf, das sie bei jedem Schlag die Hand dagegen gehalten hatte. Außerdem wurde er regelrecht zurückgeschleudert. Dann noch die Sache mit den Felsstacheln.

„Vermutlich liegen ihre Kräfte in der Psychokinese. Der Kontrolle von Objekten.“, dachte Kazuma.

Das erklärte aber nicht das scheinbare Kraftfeld. Plötzlich war es Kazuma klar.

„Die Luft. Sie komprimiert die Luft auf ihrer Handfläche. So kann der Schlag nicht durchdringen.“, dachte er und lächelte.

„Na gut. Versuchen wir´s!“, schrie er und rannte los.

„Nichts gelernt, der Junge.“, sagte Norda. Sie ging in Kampfstellung und erwartete den Angriff.

Kazuma holte mit der Bärenklinge aus und schlug von oben zu.

Norda hob die linke Hand und fing den Schlag einfach ab. Dann kam die Falkenklinge von der anderen Seite. Doch auch diesen Schlag parierte sie.

„So wird das nichts.“, sagte Yuan. Plötzlich erschrak er.Im selben Moment, wo Kazuma mit der Falkenklinge zuschlug, ließ er die Bärenklinge los und schlug mit der bloßen Faust Norda ins Gesicht.

Die taumelte, völlig überrascht von diesem Angriff rückwärts, so das Kazuma ihr seine Faust nochmal in den Bauch rammte.

Jetzt sprang Norda zurück, um etwas Abstand zu bekommen.

Yuan staunte, während Rufa lächelte. „Das hat er erstaunlich begriffen.“, sagte er zufrieden.

Norda hielt sich den Bauch. „Das kann doch nicht sein. Du bist doch nur ein Mensch.“, sagte sie.

Kazuma hob die Bärenklinge wieder auf. „Und du bist nur ein Sarok.“, entgegnete er.

Norda lächelte. „Unterschätz mich nicht. Wenn ich dich nicht kontrollieren kann, werde ich dich eben töten.“, sagte sie.

Ihre Hände fingen jetzt an, blau zu leuchten. Aus ihnen kamen Blitze heraus, die im Boden verschwanden. „Es ist vorbei!“, rief sie und schleuderte die Blitze auf Kazuma.

Der konnte nicht ausweichen und wurde davon getroffen. Der Schlag war so heftig, das es ihn von den Füßen holte und zu Boden warf.

Norda schoss noch einen Blitz und noch einen.

„Oh nein. Sie wird ihn umbringen.“, sagte Junko besorgt.

„Keine Sorge.“, sagte Rufa.

Yuan sah seinen Meister an. Wusste er etwa etwas, das sie nicht wussten? Immerhin sah es gerade nicht sehr gut aus für Kazuma.
 

Die Blitze ließen Kazuma immer wieder aufschreien. Es mussten starke Schmerzen sein.

„Nein. Aufhören!“, schrie Junko.

Plötzlich wurde es still. Norda hatte mit ihrem Beschuss aufgehört und Kazuma lag regungslos am Boden.

Bedeutete das etwa, das es vorbei war? War er tot? Jedenfalls schien es so zu sein.

„Dieses Miststück!“, sagte Yuan wütend.

Junko griff ihr Schwert. „Das wird sie büßen.“, sagte sie.

Da öffnete Kazuma die Augen wieder und stand auf.

Norda stutzte. Es kam ihr unmöglich vor, das ihr Gegner nach diesen Attacken wieder aufstand.

„Was soll das? Du bist doch kein Mensch. Du kannst kein Mensch sein. Ein einfacher Mensch wäre schon längst tot.“, sagte Norda mit leicht zitternder Stimme.

Kazuma reagierte aber gar nicht. Er stand einfach nur da mit gesenktem Kopf.

Rufa erschrak. Er hatte ein seltsames Gefühl.

Auch Junko bekam plötzlich eine Gänsehaut als wenn die Temperatur innerhalb der letzten Minute um 10 Grad gesunken wäre.

Tatsächlich kam ein eiskalter Wind auf, der Norda und Kazuma um die Nasen wehte. Die Stimmung war gespenstisch.

Plötzlich hob Kazuma den Kopf und sprintete im gleichen Moment auf Norda zu.

Die reagierte und schleuderte Blitze auf Kazuma.

Doch der konnte rechtzeitig ausweichen. Auch dem zweiten Blitz wich er spielend leicht aus. In seiner linken Hand hielt er die Falkenklinge, die nun im Licht der Sonne hell schimmerte.

Norda schoss weiter ihre Blitze auf Kazuma, doch es brachte nichts.

Kazuma hob das Schwert nun mit beiden Händen und stach zu.

Norda senkte eine Hand, um den Schlag abzuwehren, doch zu spät.

Die Spitze der Klinge trat in ihren Körper ein und kam auf der anderen Seite wieder heraus.

Wieder herrschte einen Moment Ruhe, in welchem beide Kontrahenten einen Moment verharrten.

Dann zog Kazuma das Schwert wieder heraus und Norda torkelte rückwärts. Dabei sah sie die Eintrittswunde des Schwertes an. Sie blutete stark.

Auch aus ihrem Mundwinkel floss Blut und die Umgebung verschwamm. Sie konnte lediglich Kazuma´s Augen wahrnehmen, die rot aufleuchteten.

Dabei lächelte sie. „So ist das also.“, sagte sie und machte noch einen Schritt. Nun stand sie am Rande eines Abgrunds. „Kein Mensch.“, fügte sie hinzu.

Der Boden unter ihr gab nun nach und sie stürzte in die Tiefe.

Kazuma atmete tief.

„Du hast es geschafft!“, rief Junko, die nach draußen gestürmt kam.

Kazuma drehte sich um und schlug in einem Reflex mit dem Schwert nach ihr.

Junko wich glücklicherweise etwas zurück, so dass nur ein paar Haare dran glauben mussten. Dabei fiel sie auf den Po.

Jetzt bemerkte sie die glühenden Augen und den Ausdruck des Zorns in Kazuma´s Gesicht. „Was ist denn mit dir los?“, fragte sie forsch.

Kazuma aber hielt sein Schwert immer noch fest.

Junko sah zum leblosen Körper von Hideyuki. „Ist es, weil er tot ist?“, fragte sie betrübt. Dann sah sie Kazuma wieder an. „Er ist aber nicht umsonst gestorben!“, schrie sie und ging auf Kazuma zu.

Der hob das Schwert wieder an und wollte zuschlagen. Aber Junko griff die Klinge und hielt sie fest. Zwar floss nun etwas Blut aus ihrer Hand, aber das schien sie nicht zu bemerken. Mit dem anderen Arm umschlang sie Kazuma.

„Ich verstehe das.“, sagte sie.

Kazuma´s Augen wurden plötzlich wieder normal.

„Was? Wo bin ich?“, fragte er. Da bemerkte er Junko, die jetzt vor Erschöpfung das Bewusstsein verloren hatte. „ Was zum... Hey! Helft mir!“, rief er zu den anderen.

Schneegeier

Kapitel 31: Schneegeier
 

Einige Zeit später waren alle im Zimmer, wo Junko wieder im Bett lag.

Serena war auch wieder wach geworden. Doch weder ihr noch ihrem Bruder war zum Jubeln zumute. Angesichts des Verlustes von Hideyuki.

„Wir werden ihm ein anständiges Begräbnis geben. Morgen Mittag.“, versicherte Rufa.

Kazuma nickte zustimmend.

Yuan sah Junko an. „Jetzt sitzen wir wohl ein paar Tage hier fest.“, sagte er.

„Das macht nichts.“, sagte Kazuma und stand auf. Dann ging er raus.
 

Vor den Toren des Klosters sah er auf das ehemalige Schlachtfeld. In seinem Kopf erschienen Bilder von seinem Kampf gegen Norda. Auch an seine letzte Aktion konnte er sich erinnern. Doch es kam ihm so vor, als wäre das nicht mehr er selbst gewesen. Als wenn jemand anders ihn gesteuert hätte und ihm sagte, was er tun solle.

„Ob es bei Bato und Kaltor genauso war?“, fragte er sich. Doch er hatte keine Antwort auf diese Frage.

Da bemerkte er jemanden hinter sich und drehte sich um. Es war Serena. Sie wischte sich gerade die letzten Tränen aus dem Gesicht.

„Vielleicht hattest du ja recht.“, sagte sie schluchzend.

Kazuma sah sie fragend an.

„Mit dem Turnier, meine ich.“, erklärte Serena. „ Dass das alles Blödsinn ist und dieses Turnier nichts ändern wird.“, fügte sei hinzu und brach wieder in Tränen aus.

Kazuma lächelte und nahm sie in den Arm. „Was redest du denn da? Hast du etwa vergessen, warum wir hier sind? Weil du gehen wolltest. Ohne dich wäre jetzt vermutlich keiner von uns hier.“, erklärte er.

„Aber Hideyuki... Er war so stark und konnte dennoch nichts ausrichten.“, sagte Serena.

Kazuma senkte den Kopf. „Von wegen. Sein Tod hat mir gezeigt, das ich weitermachen muss. Ich werde jedenfalls nicht zulassen, das er umsonst gestorben ist.“, sagte Kazuma.

Serena konnte es nicht glauben. „Heißt das, dass du doch an das Turnier glaubst?“, fragte sie.

Kazuma lächelte. „Nein. Aber jetzt weiß ich, das ich weitermachen muss.“, sagte er.

Da ging die Tür auf und Yuan kam raus. „Kommt mit, ihr beiden. Ich zeige euch unser nächstes Beförderungsmittel.“, sagte er und ging voraus.
 

Er führte die beiden zu einer gewaltigen Höhle etwas abseits des Klosters.

„Erschrickt aber nicht.“, rief Yuan und ging weiter.

Bis auf ein paar Fackeln war es stockdunkel. Doch es roch eigenartig. Außerdem waren seltsame Geräusche von hinten zu hören.

Schließlich kamen sie in der Haupthöhle an und die beiden rissen die Münder auf.

Die Höhle war voll mit riesigen Vögeln. Sie erinnerten an südamerikanische Kondore, nur hatten diese hier schneeweißes Fell.

„Schneegeier.“, erwähnte Yuan.

Kazuma und Serena sahen ihn ungläubig an. „Davon haben wir noch nie gehört.“, sagte Serena.

Yuan schmunzelte. „Natürlich nicht. Sie sind sehr scheu und Meister Rufa tut alles, um sie geheim zu halten.“, erklärte er.

Serena schluckte. „Soll das unser nächstes Transportmittel sein?“, fragte sie.

Yuan nickte.

Serena seufzte und sah Kazuma lächelnd an. Der war plötzlich ganz blass geworden.

„Was ist denn mit ihm?“, fragte Yuan.

Serena senkte den Kopf. „Er hat Höhenangst.“, erzählte sie.

Yuan sah beide fragend an. „Moment mal. Wir sind doch schon mal geflogen.“, sagte er.

Serena nickte. „Natürlich. In einem Flugzeug. Das hat immerhin Wände und man kann nicht einfach so rausfallen. Das macht ihm auch keine Schwierigkeiten. Aber das hier ist etwas anderes.“, sagte Serena und zeigte auf die Geier.

Yuan kratzte sich am Kopf. „Davon habe ich ja noch nie gehört. Ich dachte immer, Höhenangst ist Höhenangst.“, sagte er.

„Na toll. Dann können wir das wohl abschreiben.“, fügte er hinzu.

„Quatsch.“, sagte Kazuma, der den ersten Schreck überwunden hatte. „An mir soll es nicht liegen.“, fügte er hinzu. Doch er spürte, wie er innerlich zitterte.

Serena sah ihm ins Gesicht. „Bist du sicher?“, fragte sie.

Kazuma schluckte. Er wollte aber nicht im Weg stehen.„Natürlich.“, sagte er selbstsicher. Dann grinste er.

„Allerdings dürfte das Junko nicht gefallen. Sie hat nämlich Flugangst.“, erwähnte er nebenbei.

Yuan fühlte sich, als wenn er ein Magengeschwür bekommen würde.

„Ich rede mit ihr. Sie wird schon mitmachen.“, sagte Serena und sah Yuan an. „Abgemacht?“, fragte sie.

Yuan lächelte gezwungen.

„Dann sollten wir uns auf den Rückweg machen.“, sagte Kazuma und ging vor.

„Das wird ein sehr interessanter Flug.“, sagte Yuan seufzend.
 

Als am nächsten Tag die Sonne aufging, waren alle, auch die Mönche hinter dem Tempel versammelt. Sie hatten Hideyuki ein Grab geschaufelt und ließen ihn jetzt runter.

„Du hast tapfer gekämpft und uns neuen Mut gegeben. Dein Erbe wird ewig in uns weiterleben.“, beendete Rufa gerade seine Grabrede.

Kazuma und Serena gingen als erstes hin. Hideyuki sah richtig friedlich aus, wie er da lag.

„Du warst immer wie ein Vater für uns. Hast dich um uns gekümmert. Ich hoffe, das wir jetzt bereit sind, für uns selbst zu sorgen.“, sagte Kazuma.

Serena wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Ich hoffe, es geht dir dort, wo du jetzt bist besser als hier.“, sagte sie. Mehr bekam sie aber nicht raus, weil sie wieder in Tränen ausbrach.

Kazuma nahm etwas Erde und warf sie ins Grab. „Danke.“, sagte er, bevor sie wieder zurückgingen.
 

Eine Weile später standen die beiden noch da und beobachteten, wie einige Mönche das Grab zuschaufelten und anschließend Steine darauf verteilten.

Yuan und Junko waren etwas Abseits. „Das war sicher schwer für die beiden.“, sagte Junko.

Yuan nickte. „Und es wird mit der Zeit nicht leichter. Ich weiß, wovon ich spreche.“, sagte er.

Junko nickte. „Ich weiß, was du meinst. Als mein Vater starb, war ich total niedergeschlagen. Am liebsten wäre ich für den Rest meines Lebens in meinem Zimmer geblieben. Aber meine Mutter hat mir neuen Mut gegeben. Selbst, als sie ihr Leben gab, um meines zu beschützen.“, erklärte sie betrübt.

„Gehen wir.“, sagte Yuan und ging zum Kloster zurück.
 

Gegen Mittag waren alle bis auf Kazuma und Serena im Essensraum. Junko sah Yuan erschrocken an.

„Was? Was meinst du damit, das wir fliegen müssen?“, fragte Junko erschrocken.

Yuan seufzte. „Eigentlich wollte Serena es dir ja erzählen, aber nun musste ich es halt machen. Bitte raste nicht aus.“, sagte er.

„Nicht ausrasten. Ich mag nichts, was fliegt. Das mit dem Flugzeug habe ich nur notgedrungen mitgemacht.“, sagte Junko leicht beleidigt.

„Komm schon. Immerhin macht sogar Kazuma mit, obwohl er meiner Meinung nach ziemlich demotiviert ausgesehen hat.“, sagte Yuan.

Junko seufzte lauthals. „Unter einer Bedingung. Ich fliege mit dir und bin gesichert.“, sagte sie.

Yuan lächelte. „Klar doch. Die Sättel, die wir haben sind absolut sicher.“, sagte er und ließ den Kopf hängen.

„Wunderbar. War gar nicht so schwer.“, dachte er.
 

Es war schon ziemlich spät. Zakor saß gerade vor einem Bericht, als Ratko die Tür zu seinem Büro aufriss.

„Was habe ich gehört? Sie haben Norda gefunden?“, fragte er.

„Anklopfen das nächste Mal nicht vergessen.“, wies Zakor drauf hin.

„Lenk nicht ab. Wo wurde sie gefunden?“, fragte Ratko.

Zakor schlug den Bericht zu. „Erstmal legst du nicht so einen Ton bei deinem Vorgesetzten an. Und zweitens... Norda wurde etwas nördlich von Katmandu gefunden. Sie trieb in einem Gletscherfluss.“, erklärte er.

„Lebt sie denn noch?“, fügte Ratko seiner Frage hinzu.

Zakor stand auf. „Gerade so. Obwohl sie stark unterkühlt war.“, erklärte er.

Ratko wandte sich wieder der Tür zu.

„Tu nichts ohne meine Erlaubnis, klar?“, gab Zakor zu verstehen.

Ratko nickte leicht und ging. „Und ich habe ihm noch gesagt, das es ein Fehler war, Norda darauf anzusetzen.“, sagte er ein wenig verärgert.
 

Junko ging es wieder einigermaßen besser. Sie hatte Yuan davon überzeugt, ihr die Schneegeier zu zeigen, obwohl der nicht begeistert davon war. Vielleicht würde sie sogar noch einen Rückzieher machen. Doch sie bestand darauf.

Als er mit ihr in die Höhle kam, staunte sie. Junko konnte nicht fassen, das es so große Vögel gab.

„Wahnsinn. Die einzigen Vögel, die ich bis jetzt gesehen habe, waren die am Vogelhäuschen hinter unserem Haus.“, sagte sie.

Yuan war froh, das Junko sich ein wenig freute, nachdem die letzten 2 Wochen so schwer für sie waren.

„Und mit denen werden wir fliegen?“, fragte Junko.

Yuan nickte und zeigte auf die Sättel, die über einer Vorrichtung hingen. Es waren Zweisitzer.

„Serena lernt gerade, wie man die Vögel lenken kann. Ich beherrsche das schon.“, sagte Yuan.

Junko sah ihn fragend an. „Serena lernt und nicht Kazuma?“, fragte sie.

Yuan lächelte. „Ja. Kazuma hat wohl ein wenig Flugangst davor.“, sagte er.

Junko lächelte. „Das ist wohl typisch für ihn.“, sagte sie.„Ich wünschte, das ich auch einen Bruder oder eine Schwester gehabt hätte. Die beiden mögen sich wirklich sehr gern.“, sagte Junko.

Yuan sah, das sie wieder niedergeschlagen war. „Dann lass mich von jetzt an dein Bruder sein.“, sagte er.

Junko sah Yuan fragend an.

„Einverstanden?“, fragte Yuan und streckte die Hand aus.

Junko war sprachlos angesichts dieses Angebots. Sie bemühte sich, nicht zu weinen, doch es ging nicht. Spontan umarmte sie Yuan. „ Vielen Dank.“, sagte sie.
 

In Katmandu trat Ratko in Norda´s Schiff. „Wo ist sie?“, fragte er einen Sarok.

„Im hinteren Teil.“, antwortete der.

Ratko trat nach hinten und fand Norda in einem Bett. Sie war an verschiedenen Maschinen angeschlossen und durch etliche Schläuche tropfte Flüssigkeiten in sie rein. Doch sie war bei Bewusstsein.

„Dich hat es ja übel erwischt.“, sagte Ratko leicht amüsiert.

Norda sah ihn wütend an. „Blödmann. Du bist doch nur froh, das ich genauso versagt habe wie du.“, sagte sie.

Ratko schmunzelte leicht. „Ich würde lügen, wenn ich das abstreiten würde. Trotzdem hatte ich erwartet, das du etwas erreichen würdest. Aber als ich den Bericht las, war mir klar, das du ihn nicht besiegen würdest.“, sagte er.

Norda stutzte. „Welchen Bericht?“, fragte sie.

Ratko holte ein Blatt Papier heraus und gab es ihr. „Ist von einer Blutprobe des Kerls, der sich Kazuma nennt.“, erwähnte er.

Norda las sich den Zettel durch und bekam große Augen. „Aber das ist doch unmöglich. Das kann niemals stimmen.“, sagte sie erstaunt.

Ratko nickte. „Hab ich auch gesagt. Doch sie haben es mehrfach getestet. Die Ergebnisse sind eindeutig.“, gab er zu verstehen.

Norda legte das Blatt wieder hin. „Weiß Zakor davon?“, fragte sie.

Ratko schüttelte mit dem Kopf. „Noch nicht.“, sagte er.

Norda schmunzelte jetzt ebenfalls. „Und wann gedenkst du, ihm davon zu erzählen?“, fragte sie.

Ratko sah aus dem Fenster. „Vorher muss ich nochmal mit Ihm darüber reden. Weißt du, wo sie hinwollten?“, fragte er.

Norda sagte erstmal nichts.

„Komm schon. Ich kenne deine Fähigkeiten. Du konntest von klein an schon die Gedanken anderer lesen. Außerdem kommst du so bald nicht hier weg, wenn ich mir das so ansehe.“, sagte er und verwies auf die Maschinen.

Norda lächelte. „Eine Stadt namens Kashi.“, sagte sie leise.

Ratko nickte.

„Warte! Was wirst du Zakor erzählen, wenn es soweit ist?“, fragte Norda.

Ratko blieb nochmal stehen. „Weiß ich noch nicht.“, sagte er und ging.

Norda sah das Blatt mit dem Bericht an. „Wie ist das nur möglich?“, fragte sie sich.
 

Als am nächsten Tag die Sonne über dem Himalaja aufging, waren alle startbereit. Zwei Schneegeier waren gesattelt worden und bereit.

Meister Rufa war auch dabei.

Die Mönche hatten ihnen genug Essen mitgegeben, um bis nach Kashi zu kommen. Auch für die Geier.

„Sie sind ziemlich schnell. Trotzdem müsst ihr eine Nacht campieren. Mit etwas Rückenwind seid ihr morgen Mittag dort. Die Vögel lasst einfach wieder frei. Sie finden den Heimweh alleine.“, versicherte Rufa ihnen.

Kazuma stieg jetzt auf. Allerdings war ihm etwas mulmig. Er saß hinter Serena, welche die Zügel in der Hand hielt.

Serena war allerdings auch nicht ganz wohl. Sie hatte zwar den Erklärungen des Fluglehrers zugehört, aber sie wusste nicht, wie sie das im Flug anwenden würde.

„Vielen Dank für die Gastfreundlichkeit.“, sagte Kazuma.

Dann schüttelte Serena die Zügel und sie flogen los.

Kazuma schluckte, als der Geier eine gewisse Höhe erreicht hatte. Er hielt sich ganz fest.

Yuan lächelte. „Wir sehen uns hoffentlich wieder.“, sagte er und flog ebenfalls los.

„Viel Glück!“, rief Rufa hinterher und sah ihnen nach, bis sie verschwunden waren.
 

Serena hatte leichte Schwierigkeiten, den Geier in den Griff zu kriegen und die Tatsache, das sich Kazuma ziemlich fest an sie klammerte, gab ihr den Rest.

Junko ging es ähnlich. Allerdings krallte sie sich nicht so fest an Yuan. Sie war angeschnallt.

„Sieh doch mal, Serena!“, rief Yuan. Dann bemerkte er, wie Serena Probleme hatte.

„Lass die Zügel etwas lockerer.“, rief Yuan.

Serena nickte.

„Hast du bei der Einweisung nicht zugehört?“, fragte Yuan.

„Doch schon. Aber in der Praxis ist das wohl etwas anderes.“, sagte Serena.

„Etwas mehr links. Wir müssen nach Nordosten!“, rief er und beide korrigierten die Flugbahn.

„Geht es denn?“, fragte Serena Kazuma, der schon ganz grün im Gesicht war.

„Wenn ich nicht zuviel nach unten sehe, dann ja.“, erklärte Kazuma.

„Schade. Dabei ist die Aussicht so schön.“, sagte Serena.

„Glaub ich dir gern.“, sagte Kazuma lächelnd.

Plötzlich kam ein starker Wind auf, der sie ziemlich durchschüttelte. Die Schneegeier aber blieben auf Kurs.

„Meister Rufa hatte recht. Die Geier sind prima in dieser Gegend. Gerade wegen den tückischen Winden hier.“, sagte Yuan.

Kazuma allerdings wurde jetzt noch grüner im Gesicht. „Ich glaube, ich bin seekrank.“, sagte er.

„Wohl eher Luftkrank.“, sagte Serena grinsend.

Kashi

Kapitel 32: Kashi
 

Als die Sonne langsam am untergehen war, landeten sie auf einem einigermaßen schneefreien Plateau und banden die Geier an einen Stein. Dann gaben sie ihnen von dem Futter, das Rufa ihnen mitgegeben hatte und schlugen ihre Zelte auf.

Eine Weile saßen sie noch am Lagerfeuer.

Yuan war ziemlich müde und legte sich schlafen.

Junko war schon vor dem Feuer eingeschlafen und Kazuma deckte sie zu. Dann setzte er sich zu Serena, die sich auch in eine Decke gewickelt hatte.

Etwas schien sie zu beschäftigen. „Was ist eigentlich im Kloster passiert?“, fragte sie Kazuma.

„Was meinst du?“, fragte Kazuma zurück.

„Tu nicht so. Ich habe es von Yuan erfahren. Du bist wieder total ausgeflippt wie beim Kampf gegen Kaltor. Warum ist das so?“, fragte Serena. In ihrer Stimme lag große Sorge.

Kazuma lächelte. „Keine Ahnung. Es passiert einfach.“, sagte er.

Serena senkte den Kopf. „Wenn es passiert, kommst du mir wie ein ganz anderer Mensch vor. Dein Blick verändert sich dann und du wirst so brutal. So bist du aber nicht.“, sagte sie.

Kazuma nahm sie in den Arm. „Wenn das so ist, werde ich versuchen, so zu bleiben, wie ich jetzt bin.“, versprach er.

Serena lächelte wieder.

Doch Kazuma dachte darüber nach. Serena hatte recht. In ihm war etwas, das nun bereits ein paar Mal die Kontrolle über ihn übernommen hatte und obwohl er es erst das letzte Mal bewusst wahrgenommen hatte, so war er doch sicher, das es die ersten Male genauso gewesen sein musste. Seine Kraft war unglaublich gestiegen. Es war, als würde er jeden Moment explodieren. Als könnte er es mit jedem Gegner aufnehmen.

„Was ist?“, unterbrach Serena seine Gedanken.

Kazuma sah sie fragend an. „Nichts.“, sagte er jetzt lächelnd. „Wir sollten uns jetzt schlafen legen.“, sagte er und kroch zu seinem Schlafsack.

„Na gut.“, sagte Serena und ging zu ihrem.
 

Am nächsten Tag, so gegen Mittag kam tatsächlich Kashi in Sicht.

Yuan sah nochmal auf die Karte. „Wir haben das Gebirge hinter uns. Weiter bringen uns die Geier ohnehin nicht.“, sagte er.

Serena zeigte zu einem Plateau in der Nähe und zeigte hin. „Dort sollten wir vielleicht landen.“, erwähnte sie.

Yuan gab ihr recht und sie gingen runter.

Vorsichtig aber schnell, um nicht gesehen zu werden landeten sie und befreiten die Vögel von Zaumzeug und Sattel. Die freuten sich und flogen gleich zurück.

Junko zog sich den Rucksack an. Dabei spürte sie noch etwas Schmerzen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Kazuma, der das bemerkte.

„Klar doch.“, sagte Junko.

„Ich kann deinen Rucksack auch tragen.“, erwähnte Kazuma.

„Mir geht es gut! Hör auf, mich zu bemuttern!“, schrie Junko in wütendem Ton und ging los.

„War doch nur eine Frage.“, sagte Kazuma.
 

Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie in Kashi angekommen waren.

Es war eine verhältnismäßig kleine Stadt. Doch die Häuser, an denen sie vorbeigingen, waren alle intakt. Zwar sah es überall heruntergekommen aus, doch nichts wies auf einen Angriff hin.

Kazuma entdeckte einen alten Mann, der vor einem Haus saß.„Entschuldigen sie.“, sprach Kazuma ihn an.

Der alte Mann lächelte.

„Wissen sie, wo wir ein Hotel oder so etwas finden können?“, fragte Kazuma.

Der Mann hob die Hand und zeigte die Straße runter.

„Vielen Dank.“, bedankte sich Kazuma.

„Warum sieht hier alles noch so normal aus?“, fragte Junko.

Kazuma erschrak. Seit Chongjin hatte er gelernt, nicht zu viele Fragen zu stellen.

„Die Saroks haben kein Interesse an Kashi. Nicht genug Einwohner und zu weit weg vom Schuss.“, erklärte der alte Mann höflich.

„Umso besser! Vielleicht können wir endlich mal eine Nacht durchschlafen.“, sagte Kazuma.

„Und in einem weichen Bett.“, fügte Serena hinzu. Zu lange hatte sie schon in keinem mehr gelegen.

„Dann nichts wie los.“, sagte Junko freudig.
 

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sie vor einem kleinen Hotel standen. Kazuma nahm 2 Zimmer für sie und sie gingen ins zweite Stockwerk.

Serena gähnte herzhaft. „Ich lege mich gleich hin.“, sagte sie.

„Ja. Die letzte Nacht war doch recht kurz.“, sagte Yuan, der Serena´s Meinung war.

Junko sah die beiden fragend an. „Also ich bin nicht müde und du?“, fragte sie Kazuma.

Kazuma schüttelte nur mit dem Kopf.

„Prima. Dann weiß ich schon, was wir machen.“, sagte Junko und brachte rasch ihre Sachen ins Zimmer.

„Viel Spaß.“, sagte Yuan und ging.

Kazuma seufzte.

„Komm schon.“, sagte Junko und zog ihn mit.

„Warte! Wo geht es denn hin?“, fragte der.

„Ins Bad natürlich. Der Wirt hat mir erzählt, das es noch offen ist und ich habe mich seit Wochen nicht mehr richtig gewaschen.“

Kazuma wurde ein wenig rot bei dem Gedanken, mit Junko in ein öffentliches Bad zu gehen.

„Dann los!“, schrie Junko und zog ihn mit.
 

Ein paar Minuten später stand Kazuma in Badehose vor einem Schwimmbad.

„Natürlich. Ist ja auch nicht Japan.“, sagte er ein wenig enttäuscht.

„Was ist los?“, fragte Junko von hinten und schubste ihn ins Wasser.

Kazuma hustete, als er wieder an die Oberfläche kam. „Was soll denn das?“, fragte er wütend. Dann sah er Junko an, die in ihrem dunkelblauen Schulbadeanzug am Beckenrand stand. Sie sah so richtig süß aus.

Junko wurde bei dem Blick von Kazuma ganz rot. „Was denn? Zu kindisch? Ich habe leider nur den einen.“, sagte sie schüchtern.

„Nein, nein.“, wies Kazuma gleich ab. „Der steht dir ausgezeichnet.“, sagte er.

„Na prima.“, sagte Junko jubelnd und sprang direkt neben Kazuma ins Wasser.

„Hey.“, rief der. Dann sah er nach unten. Plötzlich griff ihn jemand an den Füßen und zog ihn runter. Als er wieder hochkam, sah er in Junko´s lachendes Gesicht.

„Du siehst aus, wie ein begossener Pudel.“, sagte sie amüsiert.

Kazuma grinste. „Ach. Das findest du lustig?“, fragte er und spritzte Junko ebenfalls nass.

„Na warte!“, rief sie zurück und schon war eine Wasserschlacht im Gange.
 

Nach einer Weile lag Junko am Beckenrand während Kazuma ein wenig herumschwamm.

„So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr.“, sagte Junko.

„Geht mir genauso!“, erwähnte Kazuma.

Junko setzte sich jetzt hin. „Bringst du mir das kämpfen bei?“, fragte sie.

Kazuma sah sie fragend an.

Junko lächelte, was wohl heißen sollte, das sie es ernst gemeint hat.

„Du kannst doch kämpfen.“, sagte Kazuma.

Junko senkte den Kopf und legte die Hände auf ihre Schenkel. „Aber in Katmandu... da hat ich nichts erreicht.“, sagte sie betrübt.

Kazuma stieg aus dem Wasser und setzte sich auf den Rand. Am liebsten hätte er abgelehnt. Gesagt, das er doch da ist und sie beschützt. Doch das in Katmandu gab ihm doch zu denken.

„Verstehst du nicht? Ich will auch nützlich sein.“, bat Junko.

„Na gut.“, sagte Kazuma.

„Prima.“, sagte Junko und holte ihr Schwert heraus.

„Hier?“, fragte Kazuma erstaunt.

„Warum nicht?“, fragte Junko zurück.

Kazuma lächelte. Dagegen konnte er ebenfalls nichts sagen

„Also. Was soll ich tun?“, fragte Junko.

Kazuma stand auf. „Als erstes Mal solltest du das Schwert anders packen. Du nimmst es viel zu locker. Wenn du es mit beiden Händen greifen tust, ist das ja okay, aber wenn du es in einer Hand schwingst, wie du es meistens tust, musst du sicher sein, es nicht zu verlieren.“, erklärte Kazuma.

„So etwa?“, fragte Junko und drehte das Schwert einmal im Kreis.

„Fast. Warte mal.“, sagte Kazuma. Er stellte sich hinter sie und griff ihre Hände. „Du darfst dich nicht so verkrampfen. Führe das Schwert mit festem, aber sicheren Griff.“, erklärte er.

Junko wurde ein wenig rot. „Vielleicht sollten wir das doch ein andermal machen.“, sagte sie und drehte sich um.

Doch auf dem nassen Boden kam sie ins Rutschen. Sie versuchte, sich an Kazuma festzuhalten, doch auch der verlor den Halt und fiel unter Junko zu Boden.

„Aua!“, sagte Junko. Dann sah sie Kazuma in sein rotes Gesicht. „Was ist denn? Hast du dir wehgetan?“, fragte sie.

Kazuma aber deutete auf Junko´s Oberkörper. Sie lag mit ihren Brüsten genau auf ihm.

Junko erschrak und sprang auf. Auch ihr Gesicht wurde rot.

„T tut mir leid.“, sagte sie und ging in die Umkleide.

Kazuma raffte sich wieder auf. „Mann. Junko ist ganz schön gut entwickelt. Ist mir noch nie aufgefallen.“, sagte er mit hochrotem Kopf.
 

Junko stand in die Umkleide. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals. „Oh mann, war das peinlich.“, sagte sie seufzend. Dann ging sie an den Spint um ihre Sachen zu holen.

Kazuma spürte plötzlich etwas. Es war wie ein Blitz, der in seinen Körper fuhr.

Da hörte er einen Schrei von Junko aus der Umkleide.

„Was ist los?“, fragte Kazuma und rannte hin.

Im Umkleideraum lag Junko, noch im Badeanzug, bewusstlos auf dem Boden.

Kazuma sah sich um. Das Gefühl von eben war noch stärker geworden. Eine starke Aura war hier und jetzt wusste Kazuma auch, wem sie gehörte. „Komm raus!“, rief er.

Hinter einem Schrank trat jetzt Ratko hervor.

„Was hast du mit ihr gemacht?“, fragte Kazuma wütend.

Ratko winkte gleich ab. „Keine Sorge. Sie ist nicht verletzt. Nur bewusstlos.“, sagte er.

Kazuma schluckte. Er hatte kein Schwert bei sich. Nichts, womit er sich hätte verteidigen können. Rasch sah er sich nach einem Waffenersatz um.

„Ich bin nicht zum kämpfen hier.“, sagte Ratko.

Das konnte Kazuma kaum glauben. „Blödsinn. Weswegen denn dann?“, fragte er.

Ratko lächelte und warf ein Papier auf die Sitzbank.

Vorsichtig nahm Kazuma das Papier auf und sah es sich an. „Was ist das?“, fragte er.

Ratko lächelte. „Ein Laborbericht. Nach unserem letzten Kampf habe ich dein Blut untersuchen lassen. Ich konnte einfach nicht glauben, das du ein normaler Mensch sein solltest. Das hier ist das Ergebnis davon.“, erklärte er.

Kazuma stutzte. „Nur, weil ich so stark war?“, fragte er und sah das Papier nochmal an. „Und was soll ich hier sehen?“, fragte er misstrauisch.

„Kennst du deine Eltern?“, fragte Ratko zurück.

Kazuma verstand diese Frage nicht. „Natürlich kenne ich meine Eltern. Allerdings sind sie schon tot.“, sagte er.

„Und du bist dir sicher, das sie deine leiblichen Eltern sind?“, fragte Ratko.

Kazuma zitterte ein wenig. Etwas an Ratko´s Tonfall gefiel ihm nicht. „Was soll das heißen?“, fragte er. Dann sah er wieder auf das Papier.

In der Mitte des Berichtes standen drei Daten.

„Die Blutprobe wies zu 30 Prozent rote, 35 Prozent weiße und zu 35 Prozent blaue Blutkörperchen auf.“, las er vor. „Und was soll das heißen?“, fragte er ergänzend.

Ratko schmunzelte angesichts von Kazuma´s Unwissenheit. „Ganz einfach. Das Blut eines normalen Menschen hat lediglich rote und weiße Blutkörperchen.“, erklärte er.

Kazuma wusste immer noch nicht, worauf sein Gegenüber anspielte.

„Wir Saroks besitzen blaue Blutkörperchen. Kommst du jetzt drauf?“, fragte Ratko.

In Kazuma´s Kopf schwirrte alles. Im Moment schien er keinen klaren Gedanken fassen zu können. „Sag mir doch einfach, was du willst.“, rief er.

Ratko lächelte. „In dir fließt das Blut eines Saroks und gleichzeitig das eines Menschen.“, erklärte er.

Kazuma erschrak. Er sah wieder auf den Bericht. Das konnte nicht sein. Er kannte doch seine Eltern. „Der ist doch falsch. Das kann niemals sein.“, sagte er.

„Dann denk doch mal nach. Hast du schon mal das Gedächtnis verloren und hinterher erfahren, das du wie ein Wilder gekämpft hast?“, wollte Ratko wissen.

Kazuma schluckte. Er erinnerte sich an den Kampf gegen Bato und den gegen Kaltor. Beide Male hatte er Gedächtnislücken gehabt.

Ratko sah in Kazuma´s Gesicht, das dieser genau wusste, wovon er sprach. „Junge Saroks haben das manchmal, wenn ihre Kraft anfängt, hervor zu kommen.“, erklärte er.

Kazuma zitterte ein wenig. Doch es schien unmöglich. Er zerknüllte den Zettel und warf ihn in eine Ecke.

„Schwachsinn. Ich glaube dir kein einziges Wort. Warum sollte ich auch?“, schrie er.

Ratko schmunzelte. „Musst du auch nicht. Allerdings wirst du dieser Wahrheit nicht aus dem Weg gehen können. Irgendwann musst du dich ihr stellen.“, sagte Ratko.

Plötzlich ging das Licht kurz aus. Als es wieder anging, war Ratko weg.

Kazuma ballte seine Hände zu Fäusten. „Wenn du glaubst, mich mit so einer Geschichte überzeugen zu können, hast du dich geschnitten!“, rief er.

Dann fiel ihm Junko ein, die jetzt langsam wieder wach wurde. „Was ist passiert?“, fragte sie etwas benommen.

Kazuma fand es nicht gut, sie zu beunruhigen. „Keine Ahnung. Ich habe deinen Schrei gehört und als ich herkam, lagst du schon auf dem Boden.“, erklärte Kazuma in der Hoffnung, das sie ihm das glauben würde.

Junko fasste sich an den Kopf. „War da nicht jemand?“, fragte sie.

„Nicht, das ich wüsste.“, sagte Kazuma unwissend klingend. Dann half er ihr hoch.

„Vielleicht warst du zu lange im Wasser gewesen. Ist mir auch schon mal passiert.“, sagte er.

Junko nickte. „Vermutlich. Tut mir leid, das ich dir Sorgen gemacht habe.“, entschuldigte sie sich.

„Ist schon in Ordnung.“, sagte Kazuma und ging wieder.

Junko setzte sich hin. „Merkwürdig. Ich könnte schwören, das da jemand war.“, sagte sie sich. Plötzlich wunderte sie sich. Sie hatte etwas auf dem Boden entdeckt.
 

Der Mond stand hoch am Himmel, als die beiden wieder an die frische Luft kamen.

Junko war immer noch etwas benommen. „Stützt du mich?“, fragte sie und ohne auf eine Antwort zu warten nahm sie Kazuma´s linken Arm. Dann gingen sie langsam in Richtung Hotel zurück.

„Du, sag mal. Hast du etwas?“, fragte Junko mit einem besorgten Ausdruck in der Stimme.

Kazuma sah sie fragend an. „Nein. Wieso?“, fragte er.

Junko lächelte. „Ach nichts. Ich dachte nur gerade, das wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist, kannst du mit mir jederzeit darüber reden.“, sagte sie.

Kazuma fragte sich, was sie auf einmal hat. Irgendwie kam sie ihm plötzlich total verändert vor. „Klar. Werde ich dran denken.“, sagte er lächelnd.
 

Von weitem beobachtete Ratko die beiden. „Ich muss herausfinden, was es mit diesem Jungen auf sich hat.“, sagte er und ging in sein Schiff.

„Bist du da?“, fragte er.

Eine Gestalt, die wie ein weiblicher Ninja aussah, erschien neben ihm. „In der Tat.“, sagte sie.

Ratko sah sie an. „Soweit ich weiß hat der Imperator vor 18 Jahren eine Spähermission auf der Erde befohlen. Bring mir die Liste der Späher und wo sie eingesetzt waren.“, befahl er.

„Wie ihr wünscht.“, sagte die Ninja und verschwand wieder.

„Ich bin gespannt, was dabei rauskommt.“, sagte Ratko und setzte sich hin. „Das wird noch überaus interessant werden.“, fügte er lächelnd hinzu.

Zwischenstop in Orsk

Kapitel 33: Zwischenstop in Orsk
 

Am nächsten Tag waren die vier bei einem kleinen Autohändler, damit sie schnell in Moskau ankommen würden. Serena hatte es geschafft, ihm einen alten Pickup abzuschwatzen. Der einzige Nachteil war, das es ein Benzinauto war.

„Gab es keine Wasserautos?“, fragte Kazuma enttäuscht.

Serena schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Aber ich konnte ihn überzeugen, uns zusätzlich zur Tankfüllung noch einen 100 Liter Tank mitzugeben. Wenn wir unterwegs noch irgendwo Benzin finden, dürfte das aber kein Problem sein.“, erklärte sie.

„Ist doch besser als zu Fuß!“, sagte Junko.

„Genau!“, gab Yuan ihr recht und sah sich das Gefährt an.

„Ich schätze mal, der fährt so ungefähr 100 km/h. Wenn wir uns mit dem fahren abwechseln, könnten wir in 4 Tagen in Moskau sein.“, stellte Yuan fest.

„Dann lasst uns los.“, sagte Junko und ging ans Steuer.

Kazuma warf die Rucksäcke auf die Ladefläche und setzte sich auf den Beifahrersitz.

Yuan und Serena nahm auf der Rückbank Platz.

„Fahr aber vorsichtig.“, sagte Kazuma.

Junko nickte und warf den Motor an, der sofort losheulte. Dann fuhren sie los.
 

Der Benzinverbrauch war nicht so schlimm wie befürchtet und einige, teilweise verlassene Tankstellen befanden sich auf ihrem Weg. Außerdem wechselten sie sich ab. Zwei schliefen immer, während die anderen zwei wach waren. Einer fuhr und der andere passte auf, das der Fahrer nicht einschlief.

Eines Nachts, es war die zweite Nacht, in der sie unterwegs waren, machte der Motor plötzlich seltsame Geräusche.

Serena war gerade am Steuer und fuhr rechts ran.

Yuan, der neben ihr saß, sah sich den Motor kurz an. „Na

toll.“, sagte er seufzend und kam wieder in den Wagen.

„Ist es schlimm?“, fragte Kazuma, der wach geworden war.

„Der Keilriemen ist fast hinüber. Der macht´s nicht mehr lange.“, erklärte Yuan und sah auf die Karte.

„Bis dahin sollten wir es noch schaffen.“, fügte er hinzu und zeigte auf eine Stadt namens Orsk.

„Mit etwas Glück bekommen wir dort ein Ersatzteil oder ein neues Auto.“, erklärte er.

„Dann nichts wie los.“, sagte Serena und fuhr vorsichtig weiter.
 

„Ratko!“, rief Zakor über einen Monitor.

„Ja doch.“, antwortete ein genervter Ratko.

„Na endlich. Ich versuche schon seit Stunden, dich zu

erreichen. Wo warst du?“, fraget Zakor.

„Schlafen. Was denn sonst?“, warf Ratko gähnend zurück. Dann trat er näher an den Monitor heran. „Was gibt es denn so dringendes?“, fragte er.

„Ein Befehl vom Imperator. Du sollst einen Verräter ausfindig machen und ihn festnehmen.“, erklärte Zakor.

„Warum ich? Gibt es keinen freien Untergeneral, der so was kann?“, fragte Ratko.

Zakor lächelte. „Es geht hier nicht um einen x-beliebigen Sarok. Es geht um Ihn.“, sagte Zakor.

Ratko´s Augen wurden auf einmal ganz groß.

„Wir wissen sogar, wo er sich versteckt. Nimmst du den Auftrag an, oder nicht?“, fragte Zakor.

Ratko lächelte. „Außer mir gibt es doch ohnehin niemanden, der es mit Ihm aufnehmen kann.“, sagte er.

Zakor nickte. „Das stimmt wohl. Also nimmst du den Auftrag an?“, fragte er.

„Klar. Gib mir die Koordinaten durch.“, sagte Ratko.

„Ich schickte sie dir. Viel Glück.“, sagte Zakor und schaltete ab.

Eine Minute später kam ein Zettel aus einer Maschine und Ratko sah ihn an. „Wunderbar. Endlich kann ich mit Ihm abrechnen.“, sagte er.
 

Der dritte Tag war angebrochen, seit das Team von Kazuma von Kashi aufgebrochen war. Die Sonne ging langsam auf und die Skyline von Orsk kam in Sicht.

Eigentlich gab es kaum Hochhäuser, doch die Stadt schien ziemlich groß zu sein.

Yuan entdeckte eine Tankstelle am Rande der Stadt und sie fuhren hin.

Vor dem Laden stellten sie das Auto ab und stiegen aus. Glücklicherweise hatte die Tankstelle auch eine Werkstatt, in der Yuan sich erstmal nach einem Ersatzteil umsah. Junko hingegen sah zur Stadt.

„Seltsam. Alles dunkel.“, sagte sie.

Serena fror ein wenig, was wohl mehr an der gespenstischen Atmosphäre und der Stille lag als an der Kälte.

„Ist das eine der Geisterstädte? So wie mein Heimatdorf?“, fragte Junko betrübt.

Kazuma schüttelte mit dem Kopf. „Kann ich mir nicht vorstellen. Außerdem sehe ich hier keine Zerstörungen. Die Häuser scheinen alle noch intakt.“, sagte er.

„Aber wo sind dann die Menschen?“, fragte Serena berechtigt.

„Ich habe einen passenden Keilriemen und Werkzeug.“, rief Yuan froh, als er zurückkam.

„Prima.“, sagte Serena.

„Wie lange wirst du brauchen?“, fragte Kazuma.

Yuan dachte kurz nach. „Ein paar Stunden, schätze ich.“, sagte er.

Kazuma sah nochmal in Richtung Stadt. „Dann sehe ich mich mal ein wenig um. Helfen kann ich ohnehin nicht.“, erklärte er.

„Gut.“, sagte Junko und holte ihr Schwert vom Auto. „Aber ich komme mit. Alleine ist das zu gefährlich.“, fügte sie hinzu.

Bevor Kazuma etwas sagen konnte, ergriff Serena das Wort. „Wunderbar. Dann viel Spaß. Ich helfe Yuan.“, sagte sie.

Kazuma sah seine Schwester fragend an. Dann gab Junko ihm seine Schwerter und sie gingen.

Serena lächelte. „Ich glaube, bei den beiden bahnt sich etwas an.“, sagte sie schwärmend.

„Findest du?“, fragte Yuan.

„Na klar. Meine weibliche Intuition hat mich da noch nie getrogen.“, sagte Serena sicher.
 

Tatsächlich war die Stadt wie ausgestorben. Kein Lebenszeichen war zu sehen.

„Ist vielleicht doch eine Geisterstadt.“, sagte Junko fröstelnd.

Kazuma erinnerte sich an Junko´s Heimatdorf. Doch erstens war das hier eine große Stadt und zweitens sahen die Häuser nicht einmal annähernd so heruntergekommen aus wie die verlassenen Häuser dort.

„Wir sollten wieder zurückgehen.“, sagte Junko.

Kazuma aber spürte etwas. Eine Aura, die zwar fremd war, ihm aber irgendwie bekannt vorkam. „Dann geh und hilf den beiden. Ich gehe weiter.“, sagte er.

Junko sah ihn enttäuscht an. „Hör mal! Glaubst du, ich lasse dich hier allein?“, fragte sie ein wenig wütend.

Kazuma war aber in Gedanken versunken. „Kann das sein? Er kann doch unmöglich hier sein.“, sagte er verwirrt.

„Hallo! Erde an Kazuma!“, rief Junko und fuchtelte mit einem Arm vor Kazuma´s Gesicht hin und her. Doch wieder reagierte er nicht.

„Tut mir leid, aber ich muss weiter.“, sagte Kazuma und ging weiter.

Einen Augenblick lang stand Junko verdutzt da. „Warte doch!“, rief sie und lief ihm nach.
 

Eine halbe Stunde später standen sie vor einer Absperrung, die aus Autos, Bussen und LKWs bestand.

„Sieht aus wie eine Barrikade!“, sagte Junko.

Kazuma sprang hoch auf das Dach eines Busses und sah auf die andere Seite. Doch auch dort schien alles ruhig.

„Niemand zu sehen.“, sagte er.

Plötzlich ging ein Laserschuss nur ganz knapp an ihm vorbei. Im Reflex sprang er wieder runter. „Ist wohl doch jemand da.“, sagte Kazuma verschnaufend.

„Ach, ne.“, erwähnte Junko mit ironischem Unterton.

„Verschwindet, wenn euch euer Leben lieb ist!“, rief eine Stimme und ein weiterer Schuss traf die Barrikade.

„Wir sind nur Touristen!“, rief Kazuma.

„Sehr witzig. Ihr seid doch Spione der Saroks!“, rief die Stimme.

Kazuma musste schmunzeln. „Wir? Spione? Der Witz ist echt gut.“, sagte er.

Wieder traf ein Schuss die Barrikade. „Verpisst euch einfach.“, rief die Stimme erneut.

„Wir sollten vielleicht tun, was der Schütze sagt.“, riet Junko, die ein wenig Angst hatte.

Kazuma sah durch ein Fenster auf den Platz dahinter. Wieder ging ein Schuss los, der das Fenster durchschlug und Kazuma nur knapp verfehlte.

„Jetzt reicht´s.“, sagte er und zog seine Schwerter.

„Nicht. Das ist viel zu gefährlich.“, sagte Junko.

Doch mit einem Satz sprang Kazuma nach oben. Prompt kam ein Schuss auf ihn zu.

Kazuma sprang nochmal nach oben und wich dem Feuer so aus. Anschließend drehte er sich und kam mit den Füßen wieder auf den Boden. Nun sprintete er im Zickzack los um den Schüssen auszuweichen.

Junko sah es durch einen Spalt mit an. Sie bangte um Kazumas Leben.

Der rannte auf das Haus zu, aus dem das Feuer kam. Aus einem Fenster im dritten Stock. Irgendwie kam er vor der Tür an und sprang hinein.

Junko konnte erkennen, das der Schütze vom Fenster wegging und lief ebenfalls los.

Kazuma rannte die erste Treppe hoch, als ein Schuss die Decke durchschlug und vor ihm niederging. Doch er ließ sich nicht ablenken und rannte weiter.

„Bleib weg!“, rief die Stimme jetzt panisch.

Mit einem Sprung war Kazuma auf der nächsten Treppe und blieb erstmal stehen in der Hoffnung, der Schütze würde sich zeigen.

Für einen Moment wurde es still. Nicht einmal der Atem von Kazuma war zu hören.

Auf einmal wurde eine Gestalt am oberen Ende der Treppe sichtbar. Ein weiterer Schuss fiel, traf aber nur die Wand.

Kazuma packte den Hals des Angreifers und drückte ihn gegen die Wand. Das Tuch, das ihn bis eben vermummt hatte, ging dabei auf und schwebte sanft zu Boden.

Kazuma sah verdutzt in das Gesicht des Angreifers. Es war eine junge Frau, die sich jetzt mit Händen und Füßen wehrte.

„Warum hast du auf uns geschossen?“, fragte Kazuma energisch.

„Lass mich los, du Scheißkerl.“, erwiderte die Frau.

Kazuma warf sie zu Boden, wo sie nach Luft schnappte. „Besser so? Jetzt will ich aber mal wissen, was hier eigentlich los ist.“, sagte er.

Plötzlich zog sie ein Messer und ging auf Kazuma los.

Der schien aber schon damit gerechnet zu haben und fing den Arm auf. „Ziemlich hitzig.“, sagte er.

Die Frau sah nun richtig wild aus. „Ich muss euch töten, bevor ihr unseren Anführer töten könnt.“, schrie sie.

Kazuma sah sie verdutzt an. „Und wer soll euer Anführer sein?“, fragte er.

„Tut nicht so. Ihr seid hier, um ihn zu töten. Warum sonst?“, fragte sie.

Kazuma seufzte. „So können wir uns nicht unterhalten.“, sagte er.
 

Zwei Minuten später kam Junko oben an.

„Was soll das? Bind mich wieder los!“, schrie die Frau, die jetzt auf einen Stuhl gefesselt dasaß.

„Wer ist das?“, fragte Junko.

„Keine Ahnung. Aber sie hat auf uns geschossen und zwar damit.“, erklärte Kazuma und zeigte auf die Laserwaffe, die am Tisch lag.

„Aber das ist doch Saroktechnologie. Wo hat sie die her?“, fragte Junko nach näherer Betrachtung.

„Was weiß ich? Wir hatten noch keine Zeit für Smalltalk, weil Miss Rambo hier mich unbedingt umbringen wollte.“, erwähnte Kazuma, der die Fesselung beendet hatte.

Die Frau sah beide wütend an. „Die anderen werden euch umbringen!“, sagte sie und versuchte, sich zu befreien. Aber die Knoten waren sehr fest, so dass es ihr nicht gelang.

Kazuma setzte sich jetzt vor sie. „Okay. Reden wir mal Klartext. Ich bin Kazuma und die Kleine da heißt Junko.“, erklärte er.

Junko sah Kazuma wegen der Bemerkung wütend an.

Die Frau senkte den Kopf.

„Und dein Name?“, fragte Kazuma.

„Den erfahrt ihr nie, ihr elenden Spione. Lieber sterbe ich.“, schrie die Frau.

„Jetzt hör mir mal zu. Wir sind nur auf der Durchreise und zufällig hier vorbeigekommen, weil unser Auto liegen geblieben ist.“, erklärte Kazuma.

Die Frau jedoch gab sich unbeeindruckt. „Das könnt ihr euer Großmutter erzählen.“, sagte sie.

Kazuma packte sich an den Kopf.

„Vielleicht sollten wir einfach gehen.“, sagte Junko.

Kazuma nickte. „Tun wir das.“, sagte er.

Plötzlich kullerte ihnen etwas metallisches vor die Füße. Im nächsten Moment strömte Gas heraus und in sekundenschnelle war der ganze Raum in Nebel gehüllt.

„Kazuma! Wo bist du? Aaah!“, schrie Junko und ein dumpfer Schlag war zu hören.

„Was ist los? Wo kommt das her?“, schrie Kazuma und versuchte, sich zu orientieren. Plötzlich sah er die Umrisse einer Gestalt, die etwas in der Hand hatte, das wie ein Baseballschläger aussah. „Wer...?“, konnte Kazuma gerade noch so rauswürgen, bevor es schwarz wurde und er zu Boden ging.

Halb bewusstlos nahm er zwei Stimmen waren. „Was machen wir mit ihnen?“, fragte die eine.

„Erstmal in die Zelle. Der Meister will sie bestimmt sehen.“, sagte die andere.

Dann verlor Kazuma endgültig das Bewusstsein.
 

„Wach auf.“, rief eine leise, sanfte Stimme in der Ferne.

Kazuma sah in der Dunkelheit eine leuchtende Gestalt.

„Wach auf.“, rief sie wieder. Doch diesmal war die Stimme schriller und klang irgendwie verzweifelt. Außerdem kannte er diese Stimme. Langsam öffnete er die Augen und sah in Junko´s verweintes Gesicht, das sich jetzt zu einem freudigen Strahlen verformte.

„Ein Glück. Dir geht es gut.“, sagte Junko schluchzend. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, aber ihre Hände waren auf dem Rücken gefesselt genau wie die von Kazuma.

„Mir brummt der Schädel. Wo sind wir?“, fragte Kazuma leicht benommen.

„In irgendeiner Zelle. Allerdings weiß ich auch nicht, wo. Bin selbst erst aufgewacht und als ich dich mit der Wunde auf dem Kopf gesehen habe, nahm ich das schlimmste an.“, erklärte Junko schniefend.

„Ach deshalb dröhnte mir so der Kopf.“, sagte Kazuma. Langsam sah er sich um. Nur eine Eisentür führte in den Raum und durch ein kleines, vergittertes Fenster kam etwas Licht in den kammerähnlichen Raum.

„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Junko und brach wieder in Tränen aus.

„Beruhige dich. Wenn sie uns töten wollen, wären wir nicht gefesselt und in einer Zelle eingesperrt.“, versuchte Kazuma, ihr Mut zu machen.

„Hey, ihr zwei. Unser Meister will euch sehen.“, ertönte eine Stimme von draußen.

Langsam öffnete sich die Tür und jemand kam rein. Doch wegen der Dunkelheit konnten die beiden sie nicht genau sehen. Erst nach ein paar Sekunden konnten sie das Gesicht sehen. Doch sie erschraken. Die Gestalt, die sie jetzt von oben absah, war ein Sarok.
 

Serena sah auf die Uhr. „Die beiden sind jetzt schon seit 5 Stunden weg. Ziemlich lange.“, stellte sie fest.

Yuan war noch mit der Reparatur beschäftigt. „Du hast doch gesagt, das sie etwas Zeit für sich brauchen.“, erwähnte er.

„Na, hör mal. Machst du dir etwa keine Sorgen?“, fragte Serena ein wenig enttäuscht.

Yuan seufzte. „Doch, schon. Aber ich will erst das hier beenden. Dann können wir sie suchen gehen.“, sagte er.

Serena nickte zustimmend. „Hoffentlich geht es den beiden gut.“, sagte sie leise.

Der Widerstand der Sarok

Kapitel 34: Der Widerstand der Sarok
 

Kazuma versuchte, seine Fesseln zu lösen, doch es klappte nicht.

„So. Ihr seid also die angeblichen Spione.“, sagte der Sarok.

„Wir sind keine Spione. Wir sind nur auf der Durchreise. Wir sind...“, sagte Junko, bevor sie von Kazuma einen sanften Tritt gegen das Schienbein bekam.

„Erzähl ihm nicht zuviel.“, ermahnte er sie. Dann sah Kazuma dem Sarok in die Augen. Doch sie waren anders als die der Saroks, die er bisher gesehen hatte. Diese Augen zeugten von Trauer und Bitterkeit. Außerdem war dieser Saroks schon etwas älter.

„Bindet sie los.“, sagte der Sarok.

Kazuma sah ihn fragend an, als ein Mann kam und die Seile durchschnitt.

„Sind sie sicher? Sie könnten Spione des Imperiums sein.“, sagte ein anderer Mann zu dem Sarok.

„Keine Sorge. Ich habe eine gute Menschenkenntnis. Diese zwei da sind in Ordnung.“, sagte der Sarok lächelnd.

Kazuma rieb sich die Handgelenke. „Was ist hier los? Wer seid ihr und wieso steckt ihr mit einem Sarok unter einer Decke?“, fragte er lauthals.

Der Sarok sah Kazuma mit teilnahmslosem Blick an. „Kommt mit, dann zeige ich es euch.“, sagte er.

Kazuma schluckte. Zwar war dieser Kerl irgendwie anders als die anderen Saroks, doch das ungute Gefühl hatte er nach wie vor. „Na gut.“, sagte er und stand auf. Dann half er Junko auf die Beine.

„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte sie.

Kazuma schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Aber wir haben keine andere Wahl.“, erwähnte er. Dann gingen sie raus und folgten dem Sarok.

Die restlichen Männer blieben stehen.

„Mein Name ist übrigens Bartok.“, sagte der Sarok und machte eine Geste, als wenn er darauf wartete, ihre Namen zu hören. Aber weder Kazuma noch Junko sagten etwas.

„Gut. Dann nicht.“, sagte Bartok doch ein wenig enttäuscht.
 

Bartok führte die beiden durch einen gefängnisähnlichen Komplex zu einem Innenhof. Allerdings war der voller Menschen, die wohl hier schliefen und wohnten.

„Was ist das hier?“, fragte Junko.

„Das sind alles Menschen, die von den Saroks gejagt oder gesucht werden. Hier haben sie eine sichere Unterkunft. Zumindestens für eine Weile.“, erklärte Bartok.

„Flüchtlinge?“, warf Kazuma fragend ein.

Bartok nickte. „Ganz genau. Ich bin selbst ein solcher Flüchtling. Ich habe mich gegen das Imperium gestellt und mich damit des Hochverrats schuldig gemacht. Damit werde ich ebenfalls gejagt.“, sagte er.

Kazuma sah ihn ungläubig an. „Und diese Geschichte sollen wir glauben?“, fragte er.

Bartok lächelte ein wenig. „Euch zwingt natürlich keiner, aber es ist die Wahrheit.“, erklärte er. Dann sah er wieder auf den Hof. „Diese Leute hier vertrauen mir, weil ich sie gerettet habe. Ich biete ihnen ein einigermaßen sicheres Leben.“, fügte er hinzu.

„Weil sie sonst niemanden mehr haben, dem sie vertrauen können.“, berichtigte Kazuma.

„Sei nicht so ablehnend. Ich glaube, Bartok meint das ernst.“, sagte Junko.

„Aber er ist ein Sarok. Hast du vergessen, was die Saroks getan haben?“, fragte Kazuma.

„Waren alle Menschen gut?“, fragte Junko zurück. „Es gibt gute und böse Menschen. Dasselbe muss aber auch für andere Völker gelten.“, fügte sie hinzu.

Kazuma sah Bartok an. „Warum habt ihr uns dann eingesperrt?“, fragte er.

„Meine Leute befürchteten, das der Imperator Spione geschickt hat, die unser Versteck ausfindig machen sollen.“, erklärte Bartok.

Kazuma seufzte. „Na gut. Dann will ich mal annehmen, das deine Geschichte stimmt.“, sagte er fast überzeugt.

„Ihr könnt wieder zu euren Freunden. Sicher vermissen sie euch schon.“, sagte Bartok.

Beide sahen ihn verdutzt an.

„Wir beobachten euch schon, seit ihr angekommen seid. Aber sagt mal, warum reist ihr eigentlich herum? Ist es nicht gefährlich, sich abseits der Städte aufzuhalten?“, wollte Bartok wissen.

„Tja. Das ist so.“, sagte Junko das Wort ergreifend. Doch Kazuma drängte sie wieder etwas zurück.

„Je weniger davon wissen, umso besser.“, sagte er.

Junko senkte den Kopf. „Na gut. Aber ich dachte, wir könnten ihm trauen.“, sagte sie.

Kazuma wandte sich Bartok wieder zu. „Tut mir leid, aber wir müssen weiter.“, sagte er.

Plötzlich kam ein aufgeregter Mann angerannt. „Ein Signal! Ein Signal, das sich rasch nähert!“, rief er.

Bartok sah ihn fragend an. „Welche Kennung?“, fragte er.

Der Mann verschnaufte kurz. „3046!“, sagte er außer Atem.

Bartok erschrak. „Verdammt. Dann haben sie uns gefunden. Aber dass sie ausgerechnet Ihn schicken. Damit habe ich nicht gerechnet.“, sagte er.

„Entschuldigung. Was ist denn los?“, fragte Junko.

Bartok sah die beiden an. „Ihr seid ja immer noch hier. Macht, das ihr aus der Stadt rauskommt. Hier wird es bald sehr gefährlich.“, riet er.

„Können wir helfen?“, fragte Kazuma.

Bartok schüttelte mit dem Kopf. „Wir evakuieren. Die Soldaten haben uns gefunden. Aber was noch schlimmer, mein Sohn ist auf dem Weg hierher.“, erklärte er.

„Ihr Sohn? Ist das nicht gut?“, fragte Junko.

„Er ist einer der 7 Hauptgeneräle. Er wird kommen, um mich zu töten.“, sagte Bartok bestürzt.

Junko und Kazuma erschraken. „Ihr eigener Sohn?“, fragte Junko.

Bartok nickte. „Er ist immer noch auf der Seite des Imperiums. Er glaubt wohl, das es irgendwann besser wird. Aber das ist Unsinn. Der Imperator wird weitermachen, bis er hat, was er will. Was immer das auch sein mag.“, sagte er.

Kazuma fragte sich, was Bartok damit meinte.

„Werden sie jetzt einfach davonlaufen?“, fragte Junko.

„Nein. Diesmal werde ich mich meinem Sohn stellen und es ein für allemal klären. Ihr geht lieber.“, sagte Bartok und sah die beiden entschlossen an.

Kazuma nickte. Dann packte er Junko´s Hand und ging mit ihr nach draußen, wo sie ihre Waffen zurückbekamen.

Als sie um die nächste Ecke gebogen waren, hielt Kazuma an. „Du gehst du den anderen und sagst ihnen, das sie sich verstecken sollen. Dann wartet ihr.“, sagte er.

Junko sah Kazuma verdutzt an. „Und du?“, fragte sie.

„Frag nicht. Wartet zwei Stunden. Wenn ich bis dahin nicht zurück bin, fahrt alleine weiter.“, erklärte Kazuma und wollte umdrehen. Doch Junko hielt ihn fest.

„Warum?“, fragte sie.

Kazuma lächelte. „Er gehört zum Widerstand genau wie ich.“, sagte er.

Junko sah traurig aus. „Na gut. Aber pass auf dich auf und versprich mir, zurückzukommen, wenn es zu gefährlich wird.“, bat sie.

Kazuma nickte. „Versprochen.“, sagte er und rannte zurück, während Junko in Richtung Stadtgrenze ging, um Yuan und Serena Bescheid zu sagen.
 

Bartok stand vor einem großen Bildschirm, wo sich ein blinkender Punkt auf die Stadt zu bewegte.

„Dann soll es also heute enden?“, fragte er melancholisch.

Ein Mann salutierte am Eingang. „Melde. Alle Zivilisten sind durch den Tunnel in Sicherheit gebracht worden.“, sagte er.

Bartok nickte. „Sehr gut. Die Soldaten gehen ebenfalls. Sprengen sie den Tunnel hinter sich.“, sagte er.

Der Mann sah ihn skeptisch an. „Sprengen?“, fragte er.

Bartok´s Blick bestätigte seinen Befehl. „Damit sie den Leuten nicht folgen können.“, erklärte er.

„Aber was wird aus ihnen? Sie sind die Stütze dieser Gemeinschaft.“, sagte der Mann aufgeregt.

„Diese Gemeinschaft wird auch ohne mich klarkommen. Ich muss mich meiner Verantwortung stellen.“, erklärte Bartok.

Der Mann senkte den Kopf. „Wir werden sie vermissen.“, sagte er, salutierte ein letztes Mal und ging dann.

Bartok sah erneut auf die Karte. „Dann möge die Schlacht beginnen.“, sagte er.
 

Junko war schon fast bei der Tankstelle, als ein Schiff über sie hinwegflog und die Stadtmitte ansteuerte.

„Ich muss rasch zu den anderen.“, sagte sie und kam an der Tankstelle an.

Yuan war gerade mit der Reparatur fertig, als Junko ankam.

„Na endlich. Wo ist denn Kazuma?“, fragte Serena verwundert darüber, das Junko alleine zurückkam.

„Naja.“, sagte Junko nachdenklich.

Ein paar Minuten später waren die beiden eingeweiht.

„Sieht ihm wieder mal ähnlich. Anstatt sich um sich selbst Sorgen zu machen, kümmert er sich lieber um andere.“, sagte Serena wütend.

„Aber das ist doch eine positive Eigenschaft.“, erwähnte Yuan.

Serena senkte den Kopf. „Das weiß ich doch. Aber mit der Zeit nervt das.“, sagte sie.

„Jedenfalls sollten wir etwas unternehmen.“, sagte Yuan.

„Nein. Er wollte es nicht und das sollten wir respektieren.“, sagte Junko.

Serena nickte. „Ich vertraue ihm. Wenn er versprochen hat, das er zurückkommt, dann kommt er auch.“, sagte sie.

Yuan seufzte. „Gegen zwei Frauen bin ich wohl machtlos.“, sagte er entmutigt.
 

Bartok stand am Rande des Innenhofes. In seiner rechten Hand ruhte der Griff eines gewaltigen Schwertes. Er war bereit für das Duell seines Lebens.

Plötzlich öffnete er die Augen und sah zum Einfang. „Wer ist da?“, fragte er.

Kazuma kam peinlich lächelnd heraus. „Ich bin´s nur.“, sagte er.

Bartok sah erschrocken wenn auch nicht überrascht aus. „Was machst du denn noch hier?“, fragte er.

„Tja. Also...“, sagte Kazuma nach einer Erklärung suchend.

Da wurde es mit einem Mal unheimlich laut. Das Rauschiff der Saroks senkte sich in den Hof herab.

Kazuma hatte so ein seltsames Gefühl. Diese Aura, die in dem Schiff war. Er kannte sie. Aber das musste unmöglich sein. Woher sollte Er wissen, wo sie sind? Oder war er hinter Bartok her?

Ganz sanft setzte das Schiff auf dem Boden auf.

„Verschwinde jetzt. Es wird gefährlich.“, rief Bartok.

Kazuma dachte gar nicht daran. Er hatte eine Ahnung, wer in diesem Schiff war und wollte wenigstens bleiben, um seinen Verdacht bestätigt zu sehen.

Die Schleusentür zum Schiff ging auf und eine Gestalt trat heraus.

Kazuma erschrak. Es war tatsächlich Ratko, wie er angenommen hatte.

Ratko traf auf den Boden und sah Bartok lächelnd an. „Hallo, Vater. Hast du mich schon erwartet?“, fragte er.

Bartok erwiderte das Lächeln. „Allerdings.“, sagte er.

Dann bemerkte Ratko Kazuma, der immer noch wie angewurzelt da stand.

„Du schon wieder?“, fragte er.

Bartok sah Kazuma fragend an. „Ihr kennt euch?“, fragte er.

Kazuma nickte leicht. „Ich bin ihm bereits zweimal

begegnet.“, sagte er.

Bartok schien erstaunt zu sein. „Und trotzdem lebst du noch? Dann ist mein Sohn entweder schwächer geworden oder er hat eine gute Seite an sich entdeckt.“, sagte Bartok.

„Red nicht so einen Quatsch! Der Junge ist kein gewöhnlicher Mensch. Er ist das Bindeglied zwischen Saroks und Menschen. Er hat sowohl menschliches Blut als auch das Blut eines Saroks in seinen Adern.“, erklärte Ratko.

„Der Junge?“, fragte Bartok und sah Kazuma nochmal an.

„Unmöglich.“, erwiderte er.

Ratko zog jetzt seine Axt. „Was bringt es, mit einem Todgeweihtem darüber zu streiten?“, fragte er und ging zum Angriff über.

Bartok hob sein Schwert und fing den ersten Schlag ab.

„Warum widersetzt du dich dem Imperator immer noch?“, wollte Ratko wissen.

„Und warum spielst du immer noch seine Marionette?“, stellte Bartok die Gegenfrage.

Ratko verstärkte jetzt den Druck etwas. „Es nützt doch gar nichts. Der Imperator ist einfach zu stark. Sich ihm zu widersetzen käme einem Selbstmord gleich.“, sagte er.

„Trotzdem darfst du so nicht weitermachen. Mag sein, das du ihm vertraust, doch ich bin sicher, das er etwas vorhat. Etwas großes.“, erklärte Bartok.

„Ach ja? Und was?“, fragte Ratko. Er ließ von Bartok ab und ging etwas zurück.

„Keine Ahnung. Aber einer wie er gibt sich nicht hiermit zufrieden. Wir waren auf so vielen Planeten, haben unzählige Leben beendet. Warum, glaubst du, tut der Imperator das? Ich bin überzeugt davon, das er etwas sucht.“, sagte Bartok.

Ratko fletschte die Zähne. „Selbst, wenn es so wäre. Er ist der Herrscher aller Saroks. Das hat er in zahlreichen Herausforderungskämpfen bewiesen. Niemand kann es mit ihm aufnehmen, also wird auch niemand sein Handeln in Frage stellen.“, sagte Ratko.

„Genau das ist das Problem. Er hat zuviel Macht. Jemand muss ihn stürzen.“, sagte Bartok.

„Das ist unmöglich. Niemand kommt nahe genug an ihn ran, um ihn zu töten. Die einzige andere Chance wäre, ihn in einem Duell zu besiegen. Aber auch das hat bislang niemand überlebt.“, sagte Ratko.

Bartok lächelte. „Irgendwann wird es jemand schaffen. Und ich hoffe auf diesen Tag.“, sagte er.

„Den wirst du nicht mehr erleben, alter Mann!“, schrie Ratko und schlug mit voller Kraft zu.

Bartok konnte sein Schwert nicht schnell genug heben. Doch Kazuma ging dazwischen und fing den Schlag mit der Bärenklinge ab.

Ratko sah ihn überrascht an. „Was soll das? Warum setzt du dich für ihn ein? Er ist doch ein Sarok.“, sagte er.

„Ja. Aber er setzt sich für die Menschen ein. Er gehorcht nicht blindlings einem Anführer sondern hat seine eigene Meinung. Das ist wirklicher Mut.“, erklärte Kazuma.

Ratko lächelte. „So ein Schwachsinn.“, sagte er.

Plötzlich fegte Bartok an Kazuma vorbei und schlug mit dem Schwert zu.

Alles geschah nun sehr schnell. Ratko wich dem Schwert aus, drehte sich und schlug mit der Axt zu. Bartok allerdings duckte sich und der Schlag ging über ihn drüber. Dann stieß er erneut mit dem Schwert zu.

Ratko ließ die Axt los und fing den Arm auf. Dann schlug er Bartok mit der anderen Hand gegen den Brustkorb. Bartok trat etwas zurück und Ratko´s Faust traf ihn erneut. Diesmal spuckte Bartok etwas Blut und ging in die Knie.

„Dummer, alter Mann.“, sagte Ratko und hob seine Axt wieder auf.

Kazuma stellte sich schützend vor Bartok.

Ratko aber steckte die Axt wieder weg. „Dieses eine Mal lasse ich dich noch laufen, Vater. Ich werde Zakor erzählen, das bei meiner Ankunft keiner mehr hier war.“, sagte Ratko.

Bartok keuchte. „Du bringst es nicht zuende?“, fragte er.

Ratko schüttelte mit dem Kopf. „Heute nicht.“, erwähnte er und sah Kazuma an. „Und ihr? Eurer Route nach zu schließen wollt ihr nach Moskau, nehme ich mal an.“, sagte er.

Da Kazuma sich nicht dazu äußerte, sah er seine Ahnung bestätigt. „Nehmt euch vor Hakon in Acht. Er hat zwar nicht meine Qualität, aber trotzdem dürfte er für euch eine Nummer zu groß sein.“, riet Ratko und ging ins Schiff zurück.

Kazuma sah ihm verwundert nach. „Was sollte denn das? Ein Rat von ihm?“, fragte er.

Bartok stand wieder auf. „So kenne ich ihn gar nicht.“, sagte er.

Kazuma steckte seine Schwerter wieder weg. „Dann geh ich besser mal, bevor die anderen sich Sorgen um mich machen.“, sagte er.

Bartok sah Kazuma fragend an. „Das Bindeglied zwischen Saroks und Menschen.“, hatte Ratko gesagt. Kam daher diese seltsame Aura um Kazuma, die auch Bartok jetzt sehen konnte?

„Du kommst doch klar, oder?“, fragte Kazuma.

Bartok erschrak, als wenn er gerade aus einer Hypnose aufgewacht wäre. „Ja, klar.“, erwiderte er.

„Na prima. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.“, sagte Kazuma und ging.

„Ich hoffe darauf.“, sagte Bartok leise.
 

Junko, Yuan und Serena warteten immer noch auf Kazuma, als das Schiff erneut über sie hinwegflog und verschwand.

„War´s das? Wo ist Kazuma? Ob sie ihn gefangen haben?“, fragte Serena. „Was, wenn er tot ist?“, fügte sie panisch hinzu.

„Mal den Teufel nicht an die Wand.“, sagte Junko ängstlich.

„Aber könnte doch sein. Er ist immer so unvernünftig.“, sagte Serena.

„Oh nein. Das darf nicht sein.“, sagte Junko.

„Redet ihr über mich?“, fragte Kazuma, der plötzlich neben ihnen stand.

„Ein Glück. Es geht dir gut.“, sagte Serena und umarmte ihren Bruder.

Junko wischte sich ihre Freudentränen aus dem Gesicht. „Was zum Geier hast du noch getrieben?“, fragte sie barsch.

„Ach... nichts.“, antwortete Kazuma und sah zum Auto.

„Fahren wir weiter. Die Zeit läuft.“, sagte er ablenkend.

Die drei sahen ihn fragend an, während Kazuma zum Auto ging.

„So ist er eben.“, sagte Yuan.

Serena seufzte nur. „Der bringt mich noch zur Weißglut.“, sagte sie.

Junko aber sah Kazuma sorgenvoll an. Etwas schien sie zu beschäftigen.

Ankunft in Moskau

Kapitel 35: Ankunft in Moskau
 

Einen Tag später, es war gegen Sonnenaufgang, hielt Kazuma am Straßenrand an, damit sie sich etwas strecken konnten.

Yuan und Serena schliefen auf der Rückbank, während Junko sich die Beine vertreten wollte.

„Eine herrliche Gegend, nicht?“, fragte sie.

Kazuma nickte. Sie blickten auf einen kleinen See, in dem sich die gerade aufgehende Sonne spiegelte.

„Wunderschön.“, schwärmte Junko.

Kazuma aber konnte sich wohl nicht so richtig darüber freuen. Noch immer ging ihm das erlebte in Orsk im Kopf herum und die Worte, die Ratko benutzt hatte. Bisher hat er diesen Test von seinem Blut als Trick abgestempelt. Aber was wäre, wenn da wirklich was dran ist? Wenn er wirklich zum Teil des Blut eines Saroks in sich trug? Wenn es so wäre, würde das mehr Fragen aufwerfen als beantworten. Das würde dann bedeuten, das einer seiner Eltern ein Sarok gewesen ist. Aber vor 18 Jahren waren sie noch gar nicht auf der Erde. Also konnte das gar nicht möglich sein.

„Ich mache mir zu viele Sorgen.“, sagte er sich in Gedanken.

„Machst du dir Sorgen?“, fragte Junko.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Nein! Warum fragst du?“, fragte er zurück.

„Wegen dem hier.“, sagte Junko und zog den zerknitterten Test von Ratko heraus.

Kazuma erschrak.
 

Tatsächlich hielt Junko den Bluttest von Kazuma in der Hand.

Der riss den Mund weit auf. „Wo hast du den her?“, fragte er.

„Der Abend in Kashi. Er lag auf dem Boden. Was bedeutet das eigentlich?“, fragte Junko.

Kazuma setzte sich auf einen Stein.

„Wer war an dem Abend da? Es war doch jemand da, oder?“, wollte Junko wissen. Sie ließ nicht locker.

„Ratko. Er hat diesen Test angeblich machen lassen mit meinem Blut.“, erklärte Kazuma.

Junko sah erstaunt aus. „Ratko? Der Ratko?“, fragte sie.

Kazuma nickte. „Ja. Er hat mir an dem Abend ein paar Sachen erzählt, die mich immer noch beschäftigen.“, erklärte er.

„Über diesen Test?“, warf Junko ein.

Kazuma nickte.

Plötzlich zerriss Junko das Papier in tausend Fetzen. „Ist doch nur Papier.“, sagte sie lächelnd.

Kazuma lächelte jetzt auch wieder. „Du hast ja recht. Fahren wir weiter und hoffen auf das Beste.“, sagte er.

Junko nickte zustimmend.

Trotzdem hat Kazuma ein seltsames Gefühl, was diesen Test anging.
 

Ratko hatte inzwischen den Bericht über seine letzte Mission Zakor überbracht und kehrte missgelaunt zu seinem Schiff zurück.

„Hätte ich mir denken können, das der Alte damit nicht zufrieden ist. Aber ich werde einen Teufel tun und ihm die Wahrheit erzählen.“, sagte er.

Da tauchte eine Gestalt wie aus dem Nichts vor ihm auf. Es war die Gestalt, die wie ein weiblicher Ninja gekleidet war, der er einen Auftrag gegeben hatte.

„Ich habe die Informationen, um die sie mich gebeten haben.“, sagte sie. Dann holte sie einen kleinen Speicherchip heraus, legte ihn auf den Tisch und verschwand wieder genauso geheimnisvoll, wie sie gekommen war.

Ratko sah den Chip skeptisch an. Dann nahm er ihn in die Hand. „Bin gespannt, was du mir erzählst.“, sagte er und legte ihn in seinen Computer. Dann tippte er ein wenig herum bis eine Liste auf dem Bildschirm erschien. Diese Liste ging er jetzt Name für Name durch.

Plötzlich stutzte er. Seine Augen wurden groß und zeigten vor Erstaunen. „Das kann nicht sein. Er?!“, fragte Ratko und schluckte.
 

Moskau war endlich in Sicht. Ein paar Kilometer vor den vieren ragte die Skyline der Megastadt in die Höhe.

„Damit wären wir am Ziel.“, sagte Junko.

„Nicht ganz.“, erwähnte Yuan, der durch das Fernglas auf Moskau sah.

„Was meinst du?“, fragte Kazuma.

Yuan gab ihm das Fernglas und er sah hindurch. Die ganze Stadt war von einer metallnen Mauer umschlossen und nur wenige Tore waren zu sehen, die aber streng bewacht wurden.

„Dürfte schwer sein, da rein zu kommen.“, sagte Yuan.

Kazuma sah mit seinem Fernglas ein wenig höher. „War die Burg da schon immer da?“, fragte er und zeigte auf eine Art mittelalterliche Festung, die in der Mitte der Stadt über alle anderen Gebäude hinausragte.

„Vielleicht hat das was mit diesem Hakon zu tun.“, erwähnte Serena.

„Das klärt aber nicht die Frage, wie wir da reinkommen.“, sagte Yuan.

„Ah. Dort.“, sagte Junko und zeigte auf ein kleines, aber stabiles Gebäude, das in den Boden eingelassen war.

„Was ist das?“, fragte Yuan.

„Unsere Fahrkarte in die Stadt. Das ist der äußere Ausgang der Kanalisation. Wenn wir dem unterirdischen System folgen, kommen wir direkt in der Stadt an.“, erklärte Junko.

Kazuma sah sie verdutzt an. „Woher weißt du denn so was?“, fragte er.

Junko lächelte. „Hab früher eine Menge Dokumentationen gesehen und in einer ging es halt um die Kanalisation von Moskau.“, sagte sie beschämt.

„Du hast als Kind Dokumentationen gesehen? Keine Zeichentrickfilme oder so?“, fragte Kazuma verwundert.

„Lass sie doch. Immerhin scheint uns das jetzt zugute zu kommen. Also freu dich doch mal.“, sagte Serena.
 

Als es dunkel wurde, konnten sie sich ungesehen zu dem Eingang schleichen, der doch noch recht nahe an der Stadt lag.

Mit einem Schwerthieb von Kazuma war das alte Eisenschloss im Nu geknackt und sie traten ein.

„Puh.“, sagte Serena, die sich die Nase zuhalten musste.

Auch den anderen gefiel der Geruch nicht.

Kazuma zog ein Handtuch aus seinem Rucksack und teilte es in vier Teile. „Hier. Bindet euch das über Mund und Nase. Ist zwar nicht optimal, aber wird schon reichen.“, sagte er und verteilte die Tücher.

„Viel bringt das aber nicht.“, sagte Junko, die trotz dem Tuch immer noch etwas riechen konnte.

„Du kannst ja auch beim Auto bleiben.“, sagte Kazuma.

„Das kannst du vergessen. Ohne mich seid ihr doch aufgeschmissen.“, sagte Junko verärgert.

„Beruhige dich. Das ist doch nur eine einfache Mission. Wir holen die Zielperson und verschwinden wieder. Mit etwas Glück sind wir wieder weg, ehe die Saroks etwas bemerken.“, sagte Serena.

Kazuma erschrak. Was, wenn Ratko Hakon Bescheid gegeben hatte? Dann würde er sie vielleicht erwarten. Sie könnten schon am Ausgang auf sie lauern. Aber andererseits hat Ratko ihn ja vor Hakon gewarnt. Doch Ratko´s Gedankengänge waren Kazuma noch nicht klar. Er hatte bereits drei Gelegenheiten verstreichen lassen, ihn gefangen zu nehmen. Doch warum? Bartok hatte gemeint, das Ratko vielleicht eine gute Seite an sich entdeckt hatte. Aber was hatte das zu bedeuten?

„Hallo! Träumst du?“, fragte Serena und fuchtelte mit einem Arm vor Kazuma´s Gesicht herum.

Kazuma nickte leicht. Dann öffneten sie eine Klappe, die zu einer Leiter nach unten führte. Dort roch es noch schlimmer.

Langsam stiegen sie runter. Yuan ging vor, um den beiden Frauen zu helfen.

Unten war es ziemlich nass und noch stickiger als oben. Die Tücher waren mehr Trost als nützlich, denn den Gestank hielten sie nicht wirklich ab.

„Aaah!“, schrie Serena, als eine Ratte nur knapp an ihr vorbei rannte. „Hier gibt es ja Ratten! Wie eklig!“, erwiderte sie und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.

„Das hier ist die Kanalisation. Natürlich gibt es hier Ratten.“, sagte Kazuma.

„Ich weiß ja, aber ich finde die Viecher trotzdem eklig.“, sagte Serena.

Yuan sah auf einen Kompass. „Nehmen wir den nördlichen Weg. Wir sollten etwas weiter gehen, damit wir nicht direkt hinter der Mauer an die Oberfläche kommen. Wir haben ohnehin keine Ahnung, wie es dort oben aussieht.“, sagte er.

„ Gut!“, stimmte Kazuma zu.
 

Fast eine halbe Stunde folgten sie dem Tunnelsystem, bis sie an einer Leiter ankamen, die Yuan erstmal hochkletterte, um zu sehen, ob der Weg sicher ist. Er hob den Kanaldeckel leicht an und sah hindurch.

„Okay. Der Durchgang führt wohl in eine Hintergasse, die schlecht beleuchtet ist.“, erklärte er, nachdem er wieder unten war.

„Trotzdem sollten wir schnell machen.“, riet Kazuma.

Sie hoben Deckel und schoben ihn zur Seite. Dann kamen sie an die Oberfläche und schlossen das Loch wieder.

Serena atmete erstmal auf. „Endlich raus aus dieser stinkenden Umgebung.“, sagte sie erleichtert.

„Das kannst du laut sagen.“, gab Junko ihr recht.

„Und was jetzt?“, fragte Yuan und sah dabei Kazuma an.

Der holte den Computer raus und gab etwas ein. „Ich hab die Adresse. Allerdings liegt die wohl am anderen Ende der Stadt.“, erklärte er.

Serena setzte sich hin. „Also. Ich laufe keinen Schritt mehr. Es reicht doch auch, wenn zwei gehen, oder?“, fragte sie.

„Dann gehen wir.“, sagte Yuan und zeigte auf Kazuma.

„Ihr zwei könnt euch ja irgendwo ausruhen.“, fügte er hinzu.

Kazuma seufzte und sah auf die Uhr. Er hatte kein gutes Gefühl dabei, die beiden alleine zu lassen. Aber solange die Saroks nicht wussten, das sie in der Stadt sind, war es wohl sicher.

„Na gut. Wir treffen uns um 12 Uhr mittags wieder hier. Und erregt ja kein Aufsehen.“, rief er noch. Dann setzte er sich mit Yuan in Bewegung.

„Dann sehen wir mal, ob wir ein Hotel oder eine Herberge finden. Ich brauche wieder mal ein ordentliches Bad.“, meinte Serena.
 

Yuan und Kazuma brauchten eine Weile. Nun waren sie dem Ziel aber schon ziemlich nahe gekommen.

„Die Häuser sehen noch ganz gut aus, was?“, fragte Yuan.

Kazuma nickte. „Vielleicht mag dieser Hakon nur einfach keine Ruinen.“, stellte er fest. Dann sah er nochmal auf die Karte. „Gleich sind wir da.“, sagte er.

Sie bogen um die nächste Straßenecke und erschraken. Der nächste Straßenzug, wo auch die Zieladresse lag, war vollkommen vernichtet. Kein einziges Haus stand noch. Lediglich die Grundmauern zeugten noch davon, das hier einst jemand wohnte.

„Was zum Teufel ist hier denn passiert?“, fragte Kazuma.

Yuan sah sich einige Trümmerteile an. „Ein Feuer.“, sagte er.

„Das war Hakon.“, sagte eine Stimme.

Ein älterer Mann kam die Straße runter. „War vor 2 Jahren. Angeblich soll hier der Anführer des Widerstandes gelebt haben. Deshalb hat Hakon kurzerhand die ganze Straße platt machen lassen.“, erklärte er.

Kazuma schluckte. „Und die Bewohner?“, fragte er.

„Was weiß ich. Viele sollen entkommen sein. Wenn, dann sind sie jetzt im Widerstand.“, sagte der Mann und ging weiter.

„Na toll. Und was jetzt?“, fragte Yuan.

Kazuma grübelte kurz nach. „Ist doch klar. Wir suchen den Widerstand auf.“, sagte Kazuma.

Yuan lächelte. „Und wie? Gehst du ins örtliche Büro des Widerstands oder setzt du ne Anzeige auf?“, fragte er sarkastisch.

Kazuma seufzte. „Jetzt hör damit auf. Ich muss überlegen.“, sagte er.

„Dann sollten wir zuerst etwas essen gehen.“, erwähnte Yuan, dessen Magen schon laut knurrte.
 

„Ah. Tut das gut.“, sagte Serena, die gerade ein ausgiebiges Bad nahm.

Junko und sie hatten ein kleines Hotel gefunden mit separaten Badezimmern.

„Mach nicht so lange. Ich brauche auch noch ein Bad.“, rief Junko von draußen.

„Klar.“, sagte Serena. Dann lehnte sie sich entspannt zurück.

„Junko. Magst du meinen Bruder eigentlich?“, fragte sie jetzt.

Junko erschrak. Mit einer so direkten Frage hatte sie wohl in dem Augenblick nicht gerechnet. „Was redest du denn da?“, fragte sie zurück.

„Nur so.“, erwiderte Serena.
 

Im Schloss in der Mitte der Stadt stand ein Sarok mit einer Menge Abzeichen in einem Gewächshaus vor einer baumähnlichen Pflanze, die er bewunderte, als ein ziemlich kleiner Sarok den Raum betrat.

Er war höchstens einen Meter groß, doch trotzdem verneigte er sich.

„Großer Hakon. Es gibt offenbar Eindringlinge in der Stadt!“, sagte er.

Der große Sarok drehte sich um. „Da müssen diejenigen sein, von denen Ratko mir berichtet hat. Werden sie überwacht?“, fragte Hakon mit vornehmem Ausdruck in der Stimme.

Der kleine Sarok nickte. „Wir überwachen bereits jeden ihrer Schritte.“, bestätigte er.

„Sehr gut.“, sagte Hakon und lächelte zufrieden. „Wenn ich sie fange, wird der Imperator mich reichlich belohnen. Aber vorher will ich noch meinen Spaß haben. Wenn es stimmt, das unter ihnen jemand ist, der es sogar mit Ratko aufnehmen konnte, will ich gegen ihn kämpfen. Habe schon lange keinen echten Gegner mehr gehabt.“, sagte er freudig erregt.

„Ich werde alles in die Wege leiten.“, sagte der kleine Sarok und ging wieder.

Hakon grinste finster.
 

Serena war mit dem Bad fertig geworden und Junko stieg ein. Serena sah auf die Uhr und legte sich aufs Bett. „Jetzt noch ein paar Stunden schlafen, bevor es weitergeht.“, sagte sie sich und legte sich hin.

Junko seifte sich richtig ab. Nach einer Weile stand sie im Handtuch vor dem Spiegel und frisierte sich, als sie hörte, wie im Nebenzimmer etwas zerbrach. Sie horchte kurz hin.

„Serena? Alles in Ordnung?“, fragte sie. Doch es kam keine Antwort.

„Schläfst du?“, fragte Junko und öffnete die Tür. Sie erschrak, als sie Serena auf dem Bett sah. Sie war gefesselt und geknebelt. „Was zum...?“, fragte Junko.

Da spürte sie einen Schlag auf den Hinterkopf und fiel um.

„Na, dann lassen wir ihnen mal eine Einladung hier.“, sagte eine Stimme. Dann verlor Junko das Bewusstsein.
 

Es war bereits halb eins durch, als Kazuma und Yuan noch immer an der vereinbarten Stelle warteten.

Nervös sah Kazuma auf die Uhr. „Sie müssten doch längst da sein.“, sagte er.

„Lass die beiden doch mal. So sind Frauen eben.“, entgegnete

Yuan.

Plötzlich trat ein schwarz gekleideter Mann auf die beiden zu und gab Kazuma einen Umschlag. Dann rannte er wie der Blitz davon.

„Was sollte das denn?“, fragte Yuan.

Kazuma öffnete den Umschlag, aus dem ihm der Zimmerschlüssel eines Hotels in die Hand fiel.

Einen Moment lang fragte er sich, was das soll, doch dann entdeckte er Blut auf dem Schlüssel. Er wusste nicht, woher, doch er ahnte, das dieses Blut Serena oder Junko gehören musste.

Auf einem Etikett standen Name des Hotels und die Zimmernummer.

Wie vom Blitz getroffen rannte Kazuma los.

Da sie vorhin an dem Hotel vorbeigekommen waren, wusste er bereits, wo es war.

Kazuma stürmte an der Rezeption vorbei und rannte die Treppe hoch. Rasch stand er vor der Zimmertür, in die der Schlüssel passen musste. Ein wenig Angst hatte er schon davor, was ihn hinter dieser Tür erwartete.

Langsam schloss er die Tür auf und öffnete sie. „Oh nein!“, rief er und rannte rein.

Yuan kam jetzt auch an. Er trat vor den Eingang und sah Kazuma auf dem Bett sitzen. Er sah seine Schwester an, die auf dem Bett lag.

„Serena! Hörst du mich?“, fragte Kazuma mit tränenden Augen.

Serena war übel zugerichtet worden. Überall hatte sie Schlieren wie von einer Peitsche. Außerdem hatte sie einige Wunden, die geblutet hatten. Das Bettzeug war ebenfalls nicht mehr zu gebrauchen.

„Hörst du mich?“, fragte Kazuma nochmal.

Etwas schwach öffnete Serena die Augen. „Kazuma? Bist du das?“, fragte sie.

Er umarmte sie froh darüber, das sie noch lebte.

„Junko. Junko... Sie ist...“, sagte Serena, doch wegen ihrer Schmerzen kam sie nicht weiter.

„Sie muss zu einem Arzt.“, sagte Yuan.

Kazuma nickte.

„Da werdet ihr kein Glück haben. Die gehören alle zu Hakon.“, verkündete eine Stimme. In der Türzarge zum Zimmer stand eine von Kopf bis Fuß vermummte gestalt.

„Wer bist du?“, fragte Yuan.

„Jemand, der euch helfen kann.“, sagte die Gestalt.

Kazuma sah seine Schwester an. Sie war sehr schwach, was seine Entscheidung beschleunigte. „Gut. Dann führe uns.“, sagte er.

„Folgt mir.“, sagte die Gestalt und ging vor.

„Ist das eine gute Idee?“, fragte Yuan, während sie dem Unbekannten folgten.

„Ich glaube schon. Serena ist mir zu wichtig.“, erwähnte Kazuma.
 

Sie folgten der Gestalt bis zu einer Gasse, wo sie eine Falltür fanden.

„Hier runter.“, sagte die Gestalt.

Yuan seufzte. „Schon wieder die Kanalisation.“, sagte er betrübt.

Doch ihnen blieb keine Wahl. Sie folgten der Gestalt nach unten. Dabei achtete Kazuma ständig auf Serena, die er auf dem Rücken trug. Sie war vor Erschöpfung eingeschlafen.

„Was wohl mit Junko passiert ist?“, fragte er sich.

Hakos´s Leibwächter

Kapitel 36: Hakon´s Leibwächter
 

Eine Weile folgten sie einem der Tunnel. Der Gestank schien hier noch schlimmer zu sein, als in der übrigen Kanalisation.

„Wo bringst du uns hin?“, fragte Kazuma.

„Zum Hauptquartier des Moskauer Widerstandes.“, sagte die Gestalt.

„Was? Du gehörst dem Widerstand an?“, fragte Yuan.

„Allerdings. Und wir haben euch beobachtet, seit ihr hier angekommen seid. Leider waren wir nicht die einzigen. Offensichtlich ist es Hakon auch nicht entgangen und als wir das herausfanden, war es leider schon zu spät.“

Kazuma sah Serena wieder an. „Heißt das, Hakon hat das getan? Hat er etwa auch Junko?“, fragte er.

„Ich fürchte, ja. Doch im Moment können wir nichts tun, außer eurer Freundin hier zu helfen.“, erklärte die Gestalt und verwies auf Serena.

Da kamen sie an einer stabilen Metalltür an.

Die vermummte Gestalt klopfte in einem bestimmten Rhythmus an, worauf sich die Tür öffnete.

„Kommt rein.“, sagte die Gestalt und ging vor.

Die beiden folgten ihr und fanden sich in einer großen Halle wieder.

Kazuma fühlte sich sofort an Tokio erinnert. Irgendwie erinnerte es ja an den Widerstand in Tokio. Überall waren Flüchtlinge, die wohl von der Oberfläche vertrieben wurden. Allerdings roch es hier nach Kanalisation. Die Menschen hatten sich wohl daran gewöhnt.

„Kommt mir. Ich bringe euch zu Vater.“, sagte die Gestalt und nahm die Kapuze ab.

Kazuma und Yuan staunten. Es war eine junge Frau. Sie trug kurzes, schwarzes Haar und ihre grünen Augen schienen eine geradezu hypnotische Wirkung zu haben.

Nachdem die beiden ihre Überraschung überwunden hatten, folgten sie ihr.

Sie führte sie in die rechte, hintere Ecke der Halle, wo ein älterer Mann etwas Mitte 50 hinter einem Tisch saß.

„Vater! Ich bin wieder da.“, begrüßte sie ihn.

Der Mann hob den Kopf und sah Kazuma und Yuan an. Dann bemerkte er Serena. Er schnippte einmal mit dem Finger und zwei Männer mit einer Trage kamen an. „Kümmert euch um die Kleine.“, sagte er.

Kazuma legte Serena auf die Trage und die Männer verschwanden.

„Tut mir leid. Wir waren wohl zu langsam.“, entschuldigte der Mann sich.

„Nicht doch.“, wehrte Kazuma gleich ab. „ Ist vermutlich meine Schuld. Ich hätte die beiden nicht alleine lassen sollen.“, fügte er betrübt hinzu.

„Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter. Wo ist Junko?“, fragte Yuan.

„Das ist im Moment noch unbekannt. Allerdings würde ich gerne wissen wollen, warum ihr euch in Moskau eingeschlichen habt. Schließlich muss euch doch klar gewesen sein, wie gefährlich es hier sein musste.“, sagte der Mann.

„Wir suchen jemanden. Einen gewissen Stephano Rachow.“, erklärte Kazuma.

Der Mann machte große Augen. „Und wieso, wenn ich fragen darf?“, fragte er.

Kazuma stutzte einen Augenblick. Er dachte wohl nach, ob er es ihm erzählen durfte. „Ein Turnier. Er soll an einem Turnier teilnehmen.“, erwiderte er.

Der Mann lächelte. „Also stimmen die Gerüchte der Saroks?“, fragte er.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Wir haben den Auftrag, 5 Auserwählte zu einem bestimmten Treffpunkt an einer bestimmten Zeit zu bringen.“, sagte Kazuma.

„Dann darf ich mich vorstellen? Ich bin Stephano Rachow und das ist meine Tochter Atruschka.“, sagte er und verwies auf die Frau, die sie hergebracht hatte.

Kazuma staunte. Rasch holte er den Computer heraus und sah nochmal auf den Namen der Zielperson. „Dann sind sie derjenige, weswegen wir hier sind.“, erklärte er.

Stephano nickte kaum merklich.

Kazuma freute sich, endlich mal eine gute Nachricht zu hören. „Würden sie bei dem Turnier mitmachen?“, fragte er.Atruschka erschrak.

„Offensichtlich ist jemand nicht ganz aktuell.“, sagte Stephano.

Kazuma sah ihn fragend an. „Wieso?“, wollte er wissen.

Stephano kam jetzt hinter dem Tisch hervor. Aber er ging nicht, er rollte auf einem Rollstuhl hervor. Stephano machte dabei einen Blick, der alles erklärte.

„War vor zwei Jahren, als Hakon einen ganzen Straßenzug vernichtete, um mich zu kriegen. Ein schwerer Holzbalken fiel auf meine Beine und zertrümmerte die Kniescheiben. Seitdem bin ich im Rollstuhl. Damit wäre ich in einem Turnier wohl keine große Hilfe.“, erklärte Stephano.

Kazuma seufzte. „Das stimmt. Tut mir leid.“, entschuldigte Kazuma sich.

Da kam eine Krankenschwester an. „Verzeihung. Das Mädchen namens Serena wünscht ihren Bruder zu sehen.“, sagte sie.

Kazuma nickte und sie gingen zum Bett, in dem Serena lag. Ihre Verletzungen waren behandelt worden und sie war bei Bewusstsein.

„Hy!“, begrüßte Kazuma sie.

„Hy!“, grüßte Serena lächelnd zurück.

„Mann. Ich habe mir echt Sorgen um dich gemacht.“, sagte Kazuma.

„Tut mir leid. Aber ich muss dir etwas sagen.“, erwiderte Serena.

„Red nicht so viel. Du bist noch schwach.“, riet Kazuma.

„Sie haben Junko. Dieser Hakon hat sie entführt und wartet auf dich.“, sagte Serena.

Kazuma erschrak. „Auf mich? Wieso denn das?“, fragte er.

„Weil... weil du gegen Ratko gekämpft hast und noch lebst. Hakon will gegen dich kämpfen. Aber das darfst du nicht. Junko hat gesagt, das wir weitergehen sollen.“, sagte Serena.

Sie erinnerte sich an das Hotel. Sie selbst war auf dem Bett gefesselt und wurde immer wieder mit einer Peitsche geschlagen. Junko sah gefesselt auf einem Stuhl, als einer der Saroks auf Serena zutrat.

„Wir haben eine Nachricht an deine Freunde.“, sagte er.

„Tu es nicht. Ich komme schon klar.“, schrie Junko, nachdem Serena die Nachricht erhalten hatte.

Kazuma ballte die Hände zu Fäusten. „Diese Bastarde. Das werden sie bereuen!“, schrie er wütend.

„Das wäre falsch. Hakon ist viel zu stark, als das man sich mit ihm anlegen sollte. Außerdem besitzt er drei nahezu unbesiegbare Kämpfer.“, sagte Stephano.

„Na und? Ich bin doch daran schuld. Ich hätte einfach nein sagen sollen, als Junko mitkommen wollte. Aber wir waren ja der Meinung, das es ganz einfach werden würde. Wir holen die Zielperson und verschwinden wieder. Ganz einfach. Und jetzt das!“, sagte Kazuma.

„Lass das. Wir müssen Junko retten.“, sagte Yuan.

Kazuma nickte. „Gut.“, sagte er und nahm seine Schwerter.

„Passt auf meine Schwester auf. Ich bin bald zurück.“, sagte Kazuma und ging mit Yuan.

Stephano schüttelte nur mit dem Kopf.

Atruschka aber schien beeindruckt zu sein.
 

Die beiden kamen wieder an die Oberfläche und sahen zu der Festung in der Mitte der Stadt.

„Und wie wollen wir da reinkommen?“, fragte Yuan.

„Durch die Eingangstür natürlich.“, erwiderte Kazuma.

Yuan lächelte. „Also direkt. Das gefällt mir.“, sagte er.

„Naja. Wenn er uns sowieso erwartet, dann können wir auch den Vordereingang nehmen.“, erklärte Kazuma.

„Dir ist aber schon klar, das wir hier draufgehen könnten?“, fragte Yuan.

„Risiko.“, sagte Kazuma nur.
 

Es wurde schon dunkel, als sie vor der Festung ankamen.

Auf einem Bildschirm konnte Hakon die beiden sehen, die von einer Kamera aufgezeichnet wurden.

„Sehr gut. Sie sind hier, siehst du?“, fragte Hakon Junko, die neben ihm an einem Kreuz gebunden stand.

„Dieser Idiot. Warum tut er das?“, fragte Junko, während sie versuchte, sich zu befreien.

„Und was jetzt?“, fragte Yuan.

Plötzlich zog Kazuma die Falkenklinge und zeigte auf einen nahen Busch. „Wer ist da?“, fragte er.

Jemand kam heraus und die beiden wunderten sich.

„Atruschka?“, brachte Kazuma heraus.

Tatsächlich war es Stephano´s Tochter.

„Schickt mich nicht wieder weg. Ich will euch helfen.“, sagte sie schüchtern.

Kazuma seufzte. „Das hier wird kein Kaffeekränzchen. Hakon erwartet uns und wird es sicherlich nicht einfach machen. Ich weiß nicht einmal, ob wir das überleben.“, sagte er.

Atruschka sah ihn beleidigt an. „Ich kann sehr gut kämpfen. Das wirst du schon sehen. Mein Vater hat mir alles beigebracht.“, erklärte sie.

„Stephano wäre aber ziemlich sauer, wenn dir etwas zustoßen würde.“, bemerkte Yuan.

„Das ist wohl wahr. Aber ich habe nicht vor, noch länger untätig herum zu sitzen. Lieber lasse ich mein Leben für die Freiheit, als noch länger in einem Maulwurfsloch zu versauern.“, erklärte Atruschka.

„Das ist doch verrückt.“, schrie Kazuma zurück.

Da wurden sie von einem lauten Geräusch unterbrochen. Die gewaltigen Tore der Festung öffneten sich auf einmal und standen nun weit offen.

Yuan lächelte. „Offensichtlich will uns jemand zu sich einladen.“, sagte er.

„Ich bin dabei, ob ihr wollt oder nicht.“, sagte Atruschka trotzig.

Kazuma packte sich an den Kopf. „Na gut. Von mir aus.“, erwiderte er. Dann gingen sie rein.

Drinnen angekommen schlossen sich die Türen. Doch sie waren viel zu erstaunt als das sie das jetzt kümmern würde.

Was von außen aussah wie eine mittelalterliche Festung entpuppte sich jetzt als geräumiges Schloss.

Sie standen in einem gigantischen Flur. Er war locker 10 Meter breit und 50 Meter lang. Der Boden und die Decke waren mit Marmor verkleidet und mit etlichen Motiven versehen, die wohl Kämpfe und Gottheiten zeigten. Die Wände waren aus Granitstein und hochwertige Statuen säumten den Weg zur Treppe am anderen Ende des Flurs.

„Wow. Dieser Hakon weiß wirklich, wie man lebt.“, gab Yuan unter Staunen zu.

„Hakon! Wo ist Junko?“, schrie Kazuma und seine Stimme hallte an den Wänden wider.

„Ganz richtig. Nur nicht ungeduldig werden.“, sagte eine Stimme.

Hinter einer der Statuen kam nun eine große, dünne Gestalt heraus.

„Du wirst sie noch früh genug sehen.“, sagte eine andere Stimme und eine weitere Gestalt erschien. Allerdings war sie übernatürlich dick.

„Vorher müsst ihr an uns vorbei.“, rief eine dritte Stimme und noch eine Gestalt kam hervor. Doch für einen Sarok war die eigentlich mit ungefähr einem Meter Körpergröße zu klein.

„Ihr müsst die Leibwächter von Hakon sein.“, sagte Kazuma gleich.

Der Kleinste trat hervor. „Allerdings. Ich bin Alastor.“, sagte er.

„Mein Name ist Pako.“, sagte der Dünne.

„Ich bin Cura.“, fügte der Dicke hinzu.

Kazuma musste bei dem Anblick ein wenig schmunzeln. „Ihr sehr eher aus wie die hiesigen Hofnarren. Außerdem seht ihr nicht aus wie typische Saroks.“, sagte Kazuma.

„Oh. Wir sind alles andere als gewöhnlich.“, bestätigte Alastor.

Yuan schluckte. Etwas an diesen Gestalten war unheimlich und machte ihm Angst.

„Also? Jeder einen?“, fragte Cura.

Alastor nickte. „Da wir es doch mit dreien zu tun haben, bietet sich das wohl an.“, sagte er.

Pako lächelte. „Dann nehme ich die Frau.“, sagte er gleich.

Plötzlich preschte er in einem Affentempo nach vorne, packte Atruschka´s Schultern und katapultierte sich mit demselben Tempo zusammen mit ihr nach draußen.

Kazuma und Yuan konnten gar nicht so schnell reagieren, wie es geschah. „Was zum Teufel war das?“, fragte Yuan.

Cura sah Yuan jetzt an. „Dann gehörst du mir.“, rief er und holte tief Luft.

„Was´n das?“, fragte Kazuma.

Da spie Cura Luft aus und ein Tornado kam auf Yuan zu. Der wurde von den Füßen gehoben und krachte durch die Decke in den 2. Stock. Cura holte nochmal Luft und katapultierte sich hinterher.

„Jetzt sind nur noch wir hier.“, sagte Alastor zu Kazuma. Der war sprachlos. Was da eben passiert war, ging doch über die Fähigkeiten der Saroks hinaus oder etwa nicht?

„Wer seid ihr? WAS seid ihr?“, fragte er jetzt.

„Überrascht?“, fragte Alastor.

„Ein wenig schon. Ihr besitzt wohl Fähigkeiten, die über die normaler Saroks hinausgehen.“, sagte Kazuma.

Der nur ein Meter große Sarok lachte. „Allerdings haben wir die. Wir sind ja auch keine normalen Saroks. Wir sind außerhalb der Norm.“, erklärte Alastor.

Kazuma verstand gar nichts. „Was soll das heißen?“, fragte er unwissend.

Alastor verschränkte die Arme. „Wir sind Versuchsobjekte der Saroks. Genetische Kreuzungen, wenn man so will.“, sagte er.

Kazuma machte einen skeptischen Gesichtsausdruck.

„Wir gehören zu einer Versuchsreihe der Saroks.“, erklärte Alastor weiter. „Der Imperator war schon immer beeindruckt von den Fähigkeiten anderer Rassen. Deswegen hat er versucht, Sarokgene mit denen anderer Rassen zu kreuzen. Das Ergebnis sind wohl wir.“, fügte er hinzu.

Kazuma schmunzelte leicht. „Na gut. Das erklärt die Fähigkeiten der anderen beiden. Aber was kannst du?“, fragte er.

Alastor lächelte. „Nun. Pako verfügt über die Gene eines Fastorianers und kann dadurch unglaublich schnell laufen. Cura beherrscht die Kräfte eines Orkaniers, die auf dem Planeten des ewigen Sturm leben. Ich allerdings bin etwas besonderes. Ich habe die Gene einer mittlerweile ausgestorbenen Rasse bekommen. Einer sehr mächtigen Rasse.“, sagte Alastor.

Kazuma zog jetzt seine Schwerter. „Ich bin nicht zum kämpfen hier. Ich will nur unsere Freundin zurückhaben und dann gehe ich wieder.“, erklärte er.

Alastor sah wütend aus, weil er unterbrochen wurde. „Sorry, aber ich habe den Befehl, niemanden durchzulassen.“, sagte er.

Plötzlich wuchs sein Körper, bis er über 2 ½ Meter groß war.

„Ich besitze die Gene eines Metamorphianers. Bis zu einer gewissen Größe kann ich meine Gestalt beliebig verändern.“, erklärte er.

Kazuma sah jetzt doch beeindruckt aus. „Könnte schwieriger werden als ich gedacht habe.“, befürchtete er.
 

Atruschka räppelte sich langsam wieder auf. Der Angriff von Pako war für sie so überraschend gekommen, das sie gar nicht hatte reagieren können.

Als sie wieder auf den Beinen stand, sah sie zu Pako, der ein paar Meter von ihr entfernt stand.

„Du gehörst gar nicht zu denen, stimmt´s? Du bist aus der Stadt, nehme ich mal an. Warum also? Warum hilfst du ihnen?“, fragte er.

Atruschka griff auf ihren Rücken und holte zwei 1 Meter lange Stöcke hervor, die sie zusammenfügte, so das sie nun einen langen hatte. „Weil sie entschlossen sind, sich für etwas einzusetzen. Außerdem sterbe ich lieber in einem Kampf als irgendwo auf das Ende dieses Krieges zu warten.“, sagte sie wild entschlossen.

Pako schüttelte mit dem Kopf. „Ihr Menschen seid schon seltsame Geschöpfe.“, bemerkte er.

„Kann dir doch egal sein.“, sagte Atruschka. Dann stürmte sie nach vorne und schlug mit dem Stock zu. Doch Pako war bereits verschwunden und stand nun 2 Meter hinter ihr.

„Du bist zu langsam. So wirst du nie zu Hakon durchkommen.“, spottete er.

Atruschka schrie wütend. Sie drehte sich rasch und schlug mit dem Stock zu.

Doch wieder war Pako ausgewichen. „Das könnte ich stundenlang fortführen. Mal sehen, wie lange du das durchhältst.“, sagte Pako. Dabei klang er, als hätte er schon gewonnen.
 

Yuan fing sich jetzt auch wieder. Er lag neben dem Loch, durch das er eben von unten gekommen war. Rasch schrak er hoch und sah sich um. Er war in einem großen Raum, in dem eine Menge Gerümpel herumstand. Doch außer einem zweiten Loch erblickte er niemanden.

„Verdammt. Was sind das für Typen?“, fragte er. Plötzlich spürte er einen leisen Windhauch.

Er erhob sich blitzartig, bevor ein Windstoß über den Boden fegte. Yuan nahm gerade so wahr, das der Windstoß eine Holzkiste in Scheiben schnitt und dann zerfetzte.

„Gut ausgewichen. Du scheinst geschickt zu sein.“, sagte Cura.

Yuan drehte sich und erblickte ihn, wie er gerade erneut Luft holte. Anschließend spie er die Luft mit einem Ruck aus.Yuan musste mitten in der Luft einen Purzelbaum drehen, um auch dieser Attacke auszuweichen. Die Luft zerschnitt einen riesigen Holzbalken, der jetzt unter lautem Getöse zu Boden ging.

Yuan kam wieder auf die Füße und sah Cura an. „Du bist offensichtlich nicht gewöhnlich. Aber das bin ich ja auch nicht.“, sagte er lächelnd.
 

Alastor baute sich jetzt vor Kazuma in seiner ganzen Größe auf. „Jetzt werde ich dich wie einen Wurm zerquetschen.“, sagte er.

Kazuma lächelte. „Dann pass mal auf. Dieser Wurm hier wird sich wehren.“, sagte er und drehte seine Schwerter einmal im Kreis.

Alastor ballte seine rechte Hand zur Faust und schlug zu.Kazuma wich zurück, war aber über die Geschwindigkeit des Gegners beeindruckt.

Der sprang auf Kazuma zu und rammte ihm im Sprung einen Fuß in den Magen.

Man konnte Kazuma die Schmerzen ansehen, die er gerade haben musste.

Alastor aber drehte sich nochmal und schlug Kazuma mit voller Wucht ins Gesicht. Etwas Blut spritzte aus seiner Nase und er ging zu Boden.

Alastor sprang jetzt nach oben und rammte sich im Sturzflug mit seinem ganzen Gewicht zu Boden.

Kazuma aber rollte sich rechtzeitig zur Seite ab und wich so aus.

Ein Teil des Marmorbodens brach unter der Wucht heraus, als Alastor landete. Wäre Kazuma nicht ausgewichen, hätte er das sein können.

„Zögere das Unvermeidliche doch nicht heraus.“, riet Alastor.

Kazuma hingegen war noch immer entschlossen, Junko zu befreien.

Geplänkel

Kapitel 37: Geplänkel
 

„Habt ihr sie gefunden?“, fragte Stephano einen erschöpften Mann.

„Leider nicht. Ich habe keine Ahnung, wo ihre Tochter sein könnte.“, sagte der.

„Verdammt! Wo kann sie nur sein?“, fragte Stephano.

„Sie ist mit den Fremden mitgegangen.“, sagte ein anderer Mann, der jetzt ankam. „Jemand hat gesehen, wie sie ihnen gefolgt ist.“, erklärte er.

„Oh nein. Bitte nicht!“, sagte Stephano besorgt.

„Könnte sie mit zu Hakon gegangen sein.“, fragte jemand. Es war eine ältere Frau etwas Abseits.

„Bestimmt nicht. Sie weiß doch um die Gefahr. Mach dir keine Sorgen.“, sagte Stephano.

„Aber sie ist doch wie meine Tochter. Ich habe sie großgezogen. Ich kenne sie. Sie würde es tun.“, sagte die Frau überzeugt.

„Na und? Selbst wenn es so wäre. Was sollen wir dann tun?“, fragte Stephano.

„Angreifen. Bringen wir alles gegen Hakon auf, was wir haben.“, riet die Frau.

Stephano schmunzelte. „Ist das dein Ernst? Wenn wir das tun und scheitern, ist unser Widerstand ein für allemal erledigt. Das kann ich nicht tun.“, erklärte Stephano.

Plötzlich trat die Frau vor ihn und verpasste ihm eine Backpfeife. „Sie ist deine Tochter. Willst du nichts unternehmen, um sie zu retten?“, fragte die Frau mit Tränen in den Augen.

Stephano seufzte und schien kurz nachzudenken. Dann sah er die Männer an, die um ihn herumstanden. „Bereitet alles vor um einen Angriff auf Hakon´s Festung zu starten. Wir werden sofort losschlagen.“, sagte er.

Die Männer salutierten und traten weg.

„Sehr gute Entscheidung. Die drei drinnen sollen spüren, das sie nicht alleine sein.“, sagte die Frau.
 

Atruschka schlug immer wieder mit ihrem Stab zu. Doch ihr Gegner Pako war zu schnell. Deswegen war sie schon ziemlich fertig.

„So ein Mist. Ich muss ihn doch irgendwie kriegen.“, dachte sie sich. Dann sah sie Pako an, der in sicherer Entfernung Aufwärmungsübungen machte.

„Ich muss wohl die Kraft einsetzen.“, dachte sie. Dann fiel ihr das Gesicht ihres Vaters ein. „Du besitzt dieselbe Kraft wie ich. Aber setze sie nur im Notfall an.“, hatte er ihr mal gesagt.

„Ich schaffe den Kerl auch so.“, sagte sie sich. Dann schwang sie den Stab einmal im Kreis und hielt ihn von sich weg. „Konzentrier dich.“, sagte sie leise und schloss die Augen.

Pako wunderte sich. „Na? Schon aufgegeben?“, fragte er spöttisch.

Atruschka rührte sich nicht. Sie zuckte nicht einmal mehr.

„Also gut! Dann bereite ich dem ein Ende, ehe das hier noch länger dauert.“, sagte Pako. Er stieß sich ab und rannte um Atruschka herum.

Die konzentrierte sich jetzt ganz auf die Geräusche um sich.

Schließlich drehte Pako sich und trat mit einem Bein zu.

Atruschka zog nun aber ihren Stock und wehrte mit ihm den Tritt ab, obwohl sie noch die Augen geschlossen hatte.

Pako stand nun still. In seinen Augen stand das Staunen geschrieben, das es ihr tatsächlich gelungen war, seinen Angriff zu erkennen und sogar abzuwehren. Rasch zog er sich wieder etwas zurück. „Wie hast du das gemacht?“, fragte er.

Atruschka hielt den Stab nun über ihrem Kopf. „Geräusche. Ich kann deinen Angriff hören.“, erklärte sie.

Pako schluckte. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Das macht auch nichts. Ich werde trotzdem gewinnen.“, kündigte er an.
 

Yuan sah Cura lächelnd an. „Du bist wirklich gut. Hätte ich nicht erwartet.“, sagte er.

Cura sah teilnahmslos zurück.

„Na gut. Dann bin ich jetzt wohl mal dran, zu zeigen, was ich draufhabe.“, sagte Yuan. Dann zog er seine Jacke aus und warf sie weg. Er krempelte den rechten Ärmel hoch und legte die Siegel frei. Dann löste er das erste Siegel und sein Körper verwandelte sich.

Cura sah ihn verwundert an, als Yuan sich verwandelte. „Du bist ein Mensch?“, fragte er.

Yuan grinste. „So, du Windbeutel. Jetzt kommt mein Gegenschlag!“, schrie Yuan und stürmte los.

Noch ehe Cura reagieren konnte, hatte Yuan ihm seine Faust in den Bauch gerammt. Dann gab er ihm noch einen Kinnhaken, der Cura von den Füßen holte und gegen die Decke krachen ließ. Von dort fiel er wieder zu Boden.

Als er auftraf, bebte alles.

Yuan holte nochmal aus und schlug mit der Faust zu.

Um Cura herum bildeten sich Risse im Boden, die von Yuan´s Schlafkraft zeugten. Der ließ jetzt von seinem Gegner ab und trat zurück.

„Viel zu einfach.“, erwähnte Yuan.

Plötzlich stand Cura wieder auf und klopfte sich die Kleidung sauber. Außer einem blauen Fleck am Kinn schien er unverletzt zu sein.

Cura lächelte. „Es hat viele Vorteile, so dick zu sein.“, sagte er.

Yuan verstand. Seine Schläge sind durch die Fettschicht gar nicht durchgekommen. Lediglich der Kinnhaken hatte etwas bewirkt, weil der Kopf ungeschützt ist. Das war wohl der schwache Punkt seines Gegners, auf den er sich konzentrieren musste.
 

Kazuma wischte sich das Blut von seiner Nase und sah Alastor an. „Dieser Kerl hat jetzt eine enorme Kraft. Wie soll ich den denn klein kriegen?“, fragte er sich.

Andererseits dachte er an Junko. Er war hergekommen, um sie zu befreien und nicht, um sich mit dem Kerl da rumzuschlagen. Er sah zur Treppe, die hinter Alastor nach oben führte. Irgendwie spürte er, das Junko am oberen Ende auf ihn wartete. Doch dafür musste er an Alastor vorbeikommen, der nicht nur groß, sondern auch schnell war. Eine gefährliche Mischung.

Kazuma beschloss, es zu riskieren. Langsam stand er auf. „Können wir es nicht gut sein lassen? Ich verschwinde wieder und bin weg.“, sagte er.

Alastor schmunzelte. „Was denn? Jetzt schon den Mut verloren?“, fragte er.

Kazuma seufzte. „Du bist wohl zu stark. Deswegen gebe ich lieber auf.“, sagte er. Dabei hoffte er, das sein Bluff funktionierte.

Alastor lachte jetzt laut los. „Tut mir leid, aber sowohl ich als auch meine beiden Kumpel haben klare Anweisungen. Wenn dieser Kampf endet, dann nur mit der Kampfunfähigkeit von einem.“, sagte er.

Kazuma schluckte. Er brauchte eine Möglichkeit, um zur Treppe zu gelangen. „Dann muss ich wohl alles auf eine Karte setzen.“, dachte er und steckte die Schwerter weg.

„Ich sagte doch, das Aufgeben nicht drin ist.“, schrie Alastor und schlug mit der rechten Hand zu.

Kazuma sprang aber nach oben und trat mit dem linken Bein gegen Alastor´s nun ungeschützte Gesichtshälfte.

Der verlor das Gleichgewicht und ging zu Boden.

„Spitze.“, sagte Kazuma und rannte in Richtung Treppe. „Ging leichter als ich dachte.“, bemerkte er.

Plötzlich griff ihn etwas am rechten Fuß und er verlor den Halt. Der Länge nach fiel er zu Boden. „Was denn jetzt?“, fragte er und sah zu dem Fuß.

Es war Alastor´s Hand, die ihn da festhielt. Alastor selbst lag aber noch da, wo Kazuma ihn zu Boden gefegt hatte. Allerdings war sein Arm plötzlich ganz lang geworden.

„Diese Treppe kommst du nicht hoch.“, sagte er entschlossen und stand auf. Dann rieb er sich die schmerzende Backe. „Allerdings war der Versuch nicht übel. Doch du hättest fester zutreten müssen.“, sagte er.

Kazuma sah die Hand an, die noch seinen Fuß festhielt. Rasch zog er die Falkenklinge, holte aus und schlug zu.

Doch die andere Hand schnellte jetzt nach vorne und erwischte Kazuma im Bauch. Das Schwert fiel zu Boden und Kazuma ging wieder in die Knie.

„Unterschütze mich lieber nicht mehr. Die Kräfte der Metamorphianer sind viel weitreichender, als du dir vorstellen kannst.“, sagte Alastor triumphierend.
 

Atruschka hielt immer noch die Augen geschlossen.

Pako lächelte wieder. „Dieser Trick ist nicht übel. Aber alleine damit wirst du nicht gewinnen können.“, sagte er. Dann rannte er wieder los.

Atruschka konzentrierte sich und versuchte, den nächsten Angriff zu erkennen. Doch ihr Gegner hatte noch einen Zahn zugelegt. Sie hörte zwar seine Schritte, doch nun schienen sie von überall her zu kommen. Offenbar rannte er um sie herum. Das machte es schwer, den nächsten Angriff im Voraus zu berechnen.

Da traf ein Schlag sie im Rücken und ein weiterer im Bauch. Sie konnte gar nicht so schnell reagieren.

„Du kannst nur bis zu einer bestimmten Geschwindigkeit reagieren.“, sagte Pako amüsiert.

„Er hat recht.“, dachte Atruschka und öffnete ihre Augen wieder. In dem Moment landete ein Schlag in ihrem Gesicht und sie ging zu Boden. Der Geschmack von Blut machte sich auf ihrer Zunge bemerkbar. Ihre Lippe war ein wenig aufgeplatzt und sie fühlte sich etwas benommen.

Pako lachte. „Ihr Menschen habt so einen begrenzten Horizont. Deswegen seid ihr so leicht zu besiegen.“, sagte er.

Atruschka stand wieder, wenn auch etwas wackelig. „Ach ja? Begrenzter Horizont? Ich zeige dir mal, wer hier den begrenzten Horizont hat.“, sagte sie wütend. Dann faltete sie die Hände. „Es tut mir leid Vater, aber ich muss es tun.“, dachte sie.

„Versuchst du, zu deinem Gott zu beten? Das bringt dir nur nichts mehr?“, sagte Pako schmunzelnd.

Plötzlich wurde Atruschka´s Körper von einem rötlichen Licht eingehüllt.

„Jetzt zeige ich dir die verfluchte Kraft der Familie Rachow!“, kündigte Atruschka an.
 

Ein Windstoß ging durch die zweite Etage der Festung und fegte Yuan gegen die Wand. Erschöpft fiel er zu Boden. Seinem Aussehen nach hatte er schon einiges einstecken müssen. Sein Gegner Cura hatte hingegen kaum etwas abbekommen. Und das, obwohl Yuan alles gab, war Cura´s Verteidigung zu gut.

„ Wenn du jetzt aufgibst, töte ich dich schnell!“, bot Cura an.

Yuan lächelte. „Nettes Angebot. Allerdings habe ich vor, noch etwas weiterzuleben.“, entgegnete er.

Cura zuckte mit den Schultern. „War auch nur gut gemeint.“, sagte er. Dann holte er erneut Luft.

„Irgendwas muss ich doch tun können. Ich brauche etwas Zeit zum Nachdenken.“, sagte Yuan sich leise. Dann durchbrach er eine Tür und kam in einer Art Konferenzraum an. Ein Teil der Wand brach zusammen und der Windstoß verfehlte Yuan nur knapp.

„Du kannst dich nicht verstecken!“, rief Cura.

Yuan hörte, wie er ihm folgte. „Verdammt. Nur ein wenig mehr Zeit.“, sagte er und sah auf den Boden. Er bestand aus Holzplanken. „Das ist es.“, sagte er sich und sah denn seine rechte Faust an. Mit der holte er aus und schlug auf den Fußboden.

Eine Schockwelle fegte durch den Boden und die Planken bekamen Risse. Ein weiterer Schlag und die Risse wuchsen.

„Hab ich dich!“, sagte Cura, der jetzt den Raum betrat.

In dem Augenblick schlug Yuan nochmal zu und der Boden gab nach.

Die Holzplanken brachen durch und stürzten nach unten. Mit ihnen Yuan und Cura.

Es gab einen lauten Krach und eine Staubwolke breitete sich aus.

Yuan hustete. „War vielleicht doch keine so gute Idee.“, stellte er fest.

Langsam sah er sich um. Sie waren in einem Lagerraum gelandet. Jedenfalls standen überall zwischen den Trümmern Kisten herum. Cura konnte er nicht sehen, also nutzte er die Gelegenheit, hinter einigen Stapeln in Deckung zu gehen.

„Was jetzt?“, fragte er sich.
 

Kazuma hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck den Bauch. „Verdammt. Damit hatte ich nicht gerechnet.“, sagte er. Dann sah er Alastor an, dessen Arme wieder Normalgröße hatten. „Der kann seine Gestalt wirklich unglaublich verändern. Gegen den eine Chance zu bekommen wird nicht einfach werden.“, sagte Kazuma sich.

Alastor lächelte wieder. „Ich sollte das wohl beenden, bevor Hakon ungeduldig wird.“, sagte er. Seine Beine wurden auf einmal ganz lang und er sprintete auf Kazuma zu.

Der konnte gar nicht so schnell reagieren wie eine riesige Hand von Hakon ihn packte und in die Luft hob.

„Gute Nacht!“, sagte Alastor und schlug mit der anderen Hand Kazuma ins Gesicht.

Etwas Blut spritzte weg und Kazuma fiel zu Boden. Er hatte eine Platzwunde auf der rechten Backe und schien bewusstlos zu sein.

„Lachhaft!“, sagte Alastor siegreich. „Ihr Menschen werdet gegen uns immer verlieren.“, fügte er hinzu und wandte sich zum gehen. Plötzlich stutzte er.

Kazuma richtete sich wieder auf und sah ihn mit rot glühenden Augen an.

„Hast du noch nicht genug?“, fragte Alastor und schlug Kazuma erneut in den Bauch.

Doch diesmal bewegte er sich nicht. Er zuckte nicht einmal, obwohl Alastor mit voller Kraft zugeschlagen hatte. Stattdessen sah er ihn immer noch an. Jetzt lächelte er sogar.

„Hör auf, mich zu kitzeln!“, schrie Kazuma und holte ebenfalls zum Schlag aus.

Der Schlag traf Alastor im Gesicht und schleuderte ihn zurück. Etwas von seinem Blut spritzte vom Mund auf den Boden und er ging in die Knie. Dann sah er Kazuma an.

Alastor´s Blick hatte sich von siegessicher auf entgeistert verändert. „Was soll das? Wieso hat mein Schlag von eben keine Wirkung gezeigt?“, fragte er.

Kazuma ließ seine Fäuste knacken und sah Alastor überlegen lächelnd an. „Jetzt bin ich wieder dran.“, sagte er.
 

Vor der Festung frischte inzwischen der Wind auf. Atruschka´s Körper schien regelrecht zu glühen.

Pako aber gab sich unbeeindruckt. „Netter Trick. Soll ich dich jetzt fürchten?“, fragte er.

Plötzlich schwebte ein großer Felsbrocken vom Boden neben Atruschka. Die machte eine Handbewegung und der Felsen kam auf Pako zu.

Der war so erstaunt davon, das er nur knapp ausweichen konnte.

Dann sah er Atruschka wieder an. Um sie herum schwebten Dutzende kleiner Steine in der Luft.

Pako erschrak, als einige der Steine mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ich zukamen. Den ersten beiden konnte er noch ausweichen, doch die nächste Salve traf ihn und warf ihn zurück. Auch den restlichen Steinen konnte er nicht ausweichen. Einige davon durchschlugen ihn sogar.

Atruschka schien wie in Trance zu sein. Ihre Augen leuchteten so hell, das ihre Pupillen nicht mehr zu sehen waren. Und sie schoss immer mehr Steine, bis Pako an einer Wand zu Boden sank.

Er zitterte leicht und blutete aus etlichen Wunden. Auch an seinen Beinen. Dann sah er Atruschka an. „Was war das?“, fragte er.

Atruschka sah jetzt wieder normal aus. „Telekinese. Eine Kraft, die in unserer Familie von einer Generation an die Nächste weitergegeben wird.“, erklärte sie.

Pako versuchte aufzustehen, aber die Verletzungen erlaubten es ihm nicht. Er sank wieder zusammen. „Ich habe verloren.“, sagte er.

Atruschka grinste. „Schön, das du das einsiehst.“, sagte sie.

Pako senkte den Kopf. „Dann beende es.“, bat er.

Atruschka hob ihren Stab wieder auf und trat auf Pako zu. Einen Meter vor ihm blieb sie stehen. „Vergiss es.“, sagte sie.

Pako öffnete die Augen wieder und sah sie fragend an.

„Warum?“, fragte er.

„Weil ich keine Lust habe. Außerdem dürfte es eine größere Strafe sein, dich mit der Gewissheit, von jemandem wie mir besiegt worden zu sein, am Leben zu lassen.“, erklärte Atruschka. Dann drehte sie sich um und ging zur Festung zurück.

Pako lächelte. „Das wirst du eines Tages bereuen.“, sagte er leise.
 

„Komm raus. Ich finde dich sowieso?“, schrie Cura und hauchte einige Windklingen durch den Raum. Ein paar Stapel fielen in ihre Einzelteile. Einer davon direkt neben Yuan. Doch der Stapel hinter dem er sich versteckte, blieb zum Glück heil.

„Na toll. Ich sitze in der Falle. Und ohne in den Nahkampf zu wechseln, bringe ich das hier nicht zuende.“, dachte Yuan.

Da rollte ihm ein Tennisball vor die Füße. Er muss in einer der Kisten gewesen sein. Yuan hob ihn auf und sah ihn an.

„Das ist es.“, sagte er sich und lächelte wieder.

„Wo bist du?“, fragte Cura.

„Hier!“, schrie Yuan und kam aus seinem Versteck raus. Den Tennisball hielt er auf dem Rücken. „Aber beende es schnell.“, sagte er.

Cura grinste. „Gut.“, sagte er und fing an, tief Luft zu holen. In dem Moment warf Yuan den Ball auf Cura zu.

Der atmete gerade ein, als der Ball vom Sog erfasst wurde und in seinem Mund landete. Die Wucht des Balles reichte aus, um in Cura´s Mund zu landen und ihn zu verstopfen.

„Volltreffer!“, triumphierte Yuan.

Cura bekam Panik. Er versuchte, den Ball irgendwie zu entfernen. Doch durch den Sog und die Kraft, mit der Yuan geworfen hatte, saß der Ball fest.

Yuan grinste. „Das hast du jetzt davon.“, sagte er. Plötzlich bemerkte er, wie Cura´s Körper immer mehr anschwoll. Er wurde immer dicker. „Oh, oh.“, sagte Yuan und sah zu einem nahen Fenster.

Ohne eine Sekunde zu verlieren sprintete er los und machte einen Sprung durch das geschlossene Fenster. Genau in diesem Moment gab es eine Art Explosion, die alle anderen Fenster zerstörte und nur einen üblen Geruch hinterließ.

Yuan fiel draußen in einen Busch und verschnaufte. „Doch nur heiße Luft gewesen.“, sagte er spöttisch.

„Was machst du denn hier?“, fragte Atruschka, die neben ihm stand.

Yuan staunte. „Du lebst?“, fragte er.

„Tja. Bin nicht so leicht klein zu kriegen. Wo ist der andere?“, fragte Atruschka zurück.

Yuan erschrak. „Kazuma? Er ist immer noch in der Festung.“, sagte er und sah zum Eingang. „Hoffentlich geht es ihm gut.“, fügte er hinzu.

Hakon´s Auftritt

Kapitel 38: Hakon´s Auftritt
 

Alastor musste jetzt ganz schön einstecken. Kazuma ging von einem Angriff zum nächsten über. Alastor war kaum schnell genug, um jedem Angriff auszuweichen. Immer wieder wurde er getroffen und ging zu Boden.

„Das gibt´s doch nicht!“, sagte er, als er erneut zu Boden ging. „So stark kannst du doch gar nicht sein. Oder hat Ratko mir vielleicht etwas verschwiegen? Bist du am Ende gar kein Mensch?“, fügte er fragend hinzu.

Kazuma sprang jetzt hoch und schlug im Fallen zu. Die Faust traf den Bauch von Alastor und man hörte einige Knochen knacken.

Alastor schrie und schrumpfte wieder auf seine kleine Gestalt zurück.

Kazuma lächelte wie im Wahn und hob die Falkenklinge an, mit der er drohte, Alastor zu töten. Er hielt sie über sich und ließ sie herabschnellen.

„Nicht!“, schrie eine Stimme plötzlich.

Kazuma´s Augen verloren auf einmal ihren rötlichen Glanz und das Schwert ging nur knapp neben Alastor´s Kopf in den Boden.

Alastor keuchte. Er war am Ende, doch noch am Leben.

Kazuma sah jetzt die Treppe hoch, wo Hakon stand. Rechts neben ihm stand Junko, die er an den Haaren festhielt.

„Gut reagiert. Hättest du ihn getötet, hätte ich ihr das Genick gebrochen!“, sagte Hakon.

„Lass sie gehen und ich kämpfe mit dir!“, schrie Kazuma.

„Gerne!“, erwiderte Hakon und schubste Junko die Treppe runter.

Kazuma erschrak und rannte los.

Junko überschlug sich ein paar Mal, aber am Fuß der Treppe konnte Kazuma sie auffangen.

„Alles in Ordnung?“, fragte er.

Junko sah ihn fragend an. „Du bist wegen mir gekommen, du Dummkopf?“, fragte sie.

„War doch klar, oder?“, fragte Kazuma zurück.

Junko lächelte. „So ein Schwachsinn. Warum setzt du für jemanden wie mich dein Leben aufs Spiel?“, fragte sie.

Kazuma lächelte ebenfalls. „Weil du es wert bist.“, sagte er.

Junko staunte. Eine Freudenträne rannte ihr Gesicht herunter. „Du bist lieb.“, sagte sie, bevor sie das Bewusstsein verlor.

Kazuma fühlte ihren Puls, aber sie lebte zum Glück noch. „Gehen wir.“, sagte er und hob sie hoch.

„Warte. Du hast gesagt, du kämpfst mit mir!“, schrie Hakon.

Kazuma sah ihn wütend an. „Sobald sie in Sicherheit ist.“, sagte er.

In dem Moment kamen Yuan und Atruschka rein. „Kazuma! Alles in Ordnung?“, fragte Yuan.

Kazuma freute sich. „Na klar. Und bei euch auch, wie ich sehe.“, erwiderte er.

„Wie man es nimmt.“, sagte Atruschka erschöpft.

„Wenn dein Vater nicht mitkommt, kannst du doch an seiner Stelle am Turnier teilnehmen.“, schlug Kazuma vor.

„So ein Unsinn.“, gab Atruschka beleidigt von sich. „Ich muss mich um meinen Vater kümmern.“, erklärte sie.

„Hallo! Habt ihr mich vergessen?“, schrie Hakon genervt.

„Ach so. Du bist ja auch noch da.“, fiel Kazuma auf.

Dann gab er Junko zu Yuan. „Bring sie bitte in Sicherheit. Ichhab noch was zu tun.“, sagte er.

Yuan sah Kazuma fragend an. „Und was?“, fragte er.

Kazuma lächelte. „Ich muss Hakon eine Lektion erteilen.“, sagte er.

Yuan sah hoch zu Hakon. Selbst er konnte spüren, welch enorme Kraft von ihm ausging. „Das ist verrückt. Lass uns gehen.“, riet Yuan.

Kazuma lächelte. „Keine Sorge. Wartet draußen auf mich.“, sagte er und ging zurück in Richtung Treppe.

„Mann. Woher nimmt er nur diese Selbstsicherheit?“, fragte Yuan sich kopfschüttelnd. „Gehen wir!“, fügte er hinzu.

„Aber Kazuma... Willst du deinem Freund nicht helfen?“, fragte Atruschka.

Yuan lächelte. „Tue ich doch. Ich sorge dafür, das ihr aus der Schusslinie kommt und er ohne Einschränkung kämpfen kann. Komm schon.“, erklärte er.

Atruschka sah nochmal zu Kazuma. „Ein verrückter Haufen.“, sagte sie und folgte Yuan nach draußen.
 

Kazuma stand nun am Fuß der Treppe. „Mit welcher Waffe kämpfst du?“, fragte er.

Hakon grinste. „Waffe? Ich brauche keine Waffe. Nur meine Fäuste.“, erklärte er.

Kazuma nickte und legte seine Schwerter an die Seite. „In dem Fall werde ich auch keine Waffen einsetzen, um die Fairness zu wahren.“, sagte er.

Hakon sah Kazuma merkwürdig an. Dann lachte er auf einmal laut los. „Fairness? So ein Schwachsinn. Du bist nur ein Mensch und willst gegen einen Sarok kämpfen. Dann sprichst du noch von Fairness? Ratko muss einen schlechten Tag gehabt haben, als er dich entkommen ließ.“, sagte er.

„Fangen wir endlich an oder willst du dich lieber tot lachen?“, fragte Kazuma und ließ seine Fäuste knacken.

Hakon verstummte. „Glaubst du vielleicht, nur weil ihr meine besten Kämpfer besiegt habt, hast du leichtes Spiel mit mir? Das kannst du vergessen.“, sagte er.

Kazuma machte sich bereit, den ersten Angriff zu empfangen.
 

Yuan legte Junko in einiger Entfernung auf eine Bank und gab ihr seine Jacke als Kopfkissen.

„Pass auf sie auf. Ich werde Kazuma helfen.“, sagte er.

„Hey. Moment mal. Ich dachte, er wollte alleine kämpfen.“, sagte Atruschka.

„Kann schon sein.“, sagte Yuan und sah zur Festung. „Aber diesen Kampf wird er alleine nicht schaffen.“, fügte er hinzu und ging.

„Atruschka! Du lebst!“, rief Stephano. Er kam mit einer Horde Menschen die Straße in Richtung Festung runter.

„Vater? Was machst du denn hier?“, fragte Atruschka verwundert.

„Das sollte ich eher dich fragen, junge Dame.“, sagte Stephano.

„Ich helfe dabei, Moskau zu befreien. Ich bin es leid, ständig nur untätig zuzusehen. Ich will etwas bewirken.“, sagte Atruschka und stand auf.

Jetzt bemerkte Stephano ihre Wunden. „Mein Gott. Geht es dir gut?“, fragte er besorgt.

„Natürlich. Ich bin kein kleines Kind mehr!“, schrie Atruschka leicht beleidigt.

Stephano seufzte. „Das weiß ich doch. Aber ich habe mir Sorgen gemacht.“, sagte er, bevor er auf einmal verstummte. Er sah Atruschka´s Aura. „Du hast sie aktiviert. Du hast die Kraft aktiviert. Warum?“, fragte er.

Atruschka senkte den Kopf. „Ich hatte keine andere Wahl.“, erklärte sie.

„Das darf doch nicht wahr sein. Weißt du, was du damit getan hast?“, fragte Stephano.

„Das kann dir doch egal sein. Es war meine Entscheidung, ihnen zu helfen und ich bin bereit, die Konsequenzen zu tragen.“, sagte Atruschka mutig.

„Darüber werden wir uns noch unterhalten.“, sagte Stephano und sah die anderen wieder an. „Weiter geht´s!“, schrie er und die Horde setzte sich wieder in Bewegung.

„Warte! Wo willst du hin?“, fragte Atruschka, aber ihre Frage ging im Kampfgeschrei unter.

Zu gerne wäre sie ihnen gefolgt, aber dann sah sie Junko an, auf die sie aufpassen sollte.
 

Inzwischen hatte Hakon mit seiner Attacke begonnen. Er sprang auf Kazuma zu und holte zu einem Tritt aus.

Kazuma verschränkte die Arme vor dem Körper und fing den Tritt ab. Allerdings wurde er durch die Wucht des Zusammenpralls nach hinten geschleudert, so dass er zu Boden ging.

Hakon war wieder auf den Füßen gelandet und setzte zum nächsten Angriff an

Kazuma sprang auf und wehrte den Schlag von Hakon mit einer Hand ab. Dann holte er mit der anderen Hand aus und ließ sie auf Hakon´s Kopf zuschnellen.

Doch der neigte den ein wenig zur Seite und fing den Arm auf.

Kazuma erschrak. Er hatte nicht damit gerechnet, das Hakon so schnell wäre.

Hakon löste seine andere Faust aus Kazuma´s Griff und rammte sie mit voller Kraft in dessen Bauch. Dann holte er nochmal aus und traf Kazuma´s Brust.

Der konnte nicht zurückweichen, weil Hakon immer noch seinen Arm festhielt.

Hakon holte erneut aus und traf Kazuma´s Kopf. Jetzt ließ er ihn endlich los und Kazuma ging zu Boden.

„Mir scheint, das Ratko dich total überschätzt hat. Vielleicht hast du aber auch einfach nur Scheu, mir deine wahre Kraft zu zeigen. Sag mir. Was ist es?“, fragte Hakon.

Kazuma keuchte. „Das wirst du gleich sehen.“, sagte er und stand wieder auf.

„Warum bist du eben nicht verschwunden? Vielleicht hättest du es sogar geschafft?“, erwähnte Hakon.

Kazuma nahm jetzt etwas Abstand. „Weil du es dann vermutlich an den Menschen in Moskau ausgelassen hättest.“, sagte Kazuma.

Dabei hörte man an dem Ton seiner Stimme die Schmerzen, die er haben musste.

„Gut vermutet. Nachdem ich von Ratko den Tipp bekam, das ihr hierher unterwegs seid, habe ich alle Zugänge, auch die vermeintlich Geheimen überwachen lassen. Und schon hatte ich euch. Dann musste ich euch nur noch zu mir locken. Aber auch das war aufgrund der schwächlichen Mädchen kein Problem. Aber das Beste kommt erst noch.“, erklärte Hakon.

Kazuma sah ihn fragend an.

„Der Widerstand! Angestachelt von eurem Mut sind sie jetzt hierher unterwegs. Sie werden geradewegs in die bereitgestellte Falle laufen. Einfach ein brillanter Plan.“, triumphierte Hakon.

Kazuma schluckte. Wenn das stimmte und der Plan gelänge, wäre er daran schuld, das viele Menschen ihr Leben verlieren.

Hakon sah die Hilflosigkeit in Kazuma´s Augen und lachte laut los. „Siehst du, wie töricht eure Versuche sind, etwas gegen die Saroks auszurichten?“, fragte Hakon überlegen.

Kazuma zitterte am ganzen Körper. In ihm stieg etwas hoch. Eine Wut, wie er sie noch nie hatte. „Wieso?“, fragte er leise und senkte den Kopf.

„Was?“, fragte Hakon verwundert zurück.

„Warum tut ihr den Menschen so etwas an. Sie haben euch doch nichts getan!“, schrie Kazuma. Dabei ballte er seine Hände zu Fäusten.

„Fragst du mich das wirklich?“, wollte Hakon amüsiert wissen.

Plötzlich bekam die Wand neben Kazuma Risse. Dann hob er den Kopf wieder und sah Hakon mit wütendem Blick und rot glühenden Augen an. „Lasst endlich die Menschen in Ruhe!“, schrie er. Dabei wackelte die ganze Festung.

Hakon machte einen Schritt zurück. Mit so einem Wutausbruch hatte er nicht gerechnet.

Außerdem sah Kazuma jetzt ganz anders aus. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert und seine Aura war gewachsen.

„W... wie ist das möglich?“, fragte Hakon. Plötzlich bohrte sich Kazuma´s Faust in sein Gesicht.

Der Aufprall schleuderte ihn zurück und fegte ihn auf die Treppe. Durch die Wucht ging ein Teil des Marmors kaputt.

Hakon lächelte und wischte sich etwas Blut aus dem Mundwinkel. „Offensichtlich hat der gute Ratko doch nicht übertrieben. In dir steckt viel mehr, als man auf den ersten Blick erkennen kann. Du bist wohl doch der ebenbürtige Gegner, den ich mir erhofft hatte.“, erklärte Hakon und stand wieder auf.

„Jetzt wird es erst interessiert.“, fügte er hinzu.
 

Yuan kam wieder am Eingang an. Doch auf dem Platz vor der Festung war es mucksmäuschenstill.

Yuan blieb kurz stehen. Etwas kam ihm merkwürdig vor.Langsam trat er näher heran. Doch dieses Gefühl ließ ihn nicht los. Plötzlich vernahm er einen Windhauch und machte einen Satz nach vorne.

Eine gewaltige, eiserne Faust bohrte sich in den Boden. Die Schockwelle des Schlages riss den Straßenbelag mit einem Durchmesser von 5 Metern um den Aufschlagpunkt auf.

Yuan drehte sich und sah in das Gesicht eines 6 Meter großen Kerls.

Er hatte lange Beine und auch ansonsten eine schlanke Gestalt. Wäre er nicht so groß gewesen und wenn man davon abgesehen hätte, das sein Körper offensichtlich aus Stahl bestand, hätte man ihn sogar für einen Menschen halten können.

Doch das hier war ganz und gar nicht menschlich. Es glotzte Yuan nur dumm an.

„Nur einer? Wo sein Rest?“, fragte die Gestalt mit dümmlichem Akzent und sah sich um.

„Welcher Rest? Und wer bist du?“, fragte Yuan.

Die Gestalt sah ihn wieder an. „Mich sein Goliath. Stärkster Kämpfer von Hakon.“, stellte sie sich vor.

Yuan wusste immer noch nicht, ob er Angst haben sollte, oder gleich loslachen müsste.

„Weißt du, wo Widerstand ist? Mich haben Befehl, zu zertreten.“, sagte Goliath.

Yuan erschrak. Er erinnerte sich, das er eine Menschenmenge gesehen hatte, als er sich von Atruschka entfernt hatte. Wenn das wirklich der Widerstand gewesen war, hätte er nicht viel Zeit. Doch mit etwas Glück könnte er diesen großen Dummkopf dazu bringen, es nicht zu tun.

Yuan lächelte Goliath an. „Es ist aber nicht nett, einfach so jemanden zu zertreten.“, sagte er.

Goliath senkte den Kopf. „Aber Hakon hat befohlen. Wenn ich nicht gehorche, wird er böse und bestraft Goliath. Das kann Goliath nicht leiden.“, sagte er betrübt.

Yuan dachte nach. „Es muss etwas geben, womit ich diesen Riesen mit dem Gemüt eines Kleinkindes davon abbringen kann.“, dachte er.

Plötzlich hatte er eine Eingebung. „Es gibt aber viel mehr Dinge, die noch mehr Spaß machen, als Leute zu zertreten.“, sagte er.

Goliath staunte im ersten Moment. „Das geht aber nicht. Vielleicht nachher.“, sagte er.

Yuan seufzte. „Tut mir leid, aber nachher geht das nicht mehr. Entweder jetzt oder nie.“, sagte Yuan.

Jetzt senkte Goliath den Kopf.

„Komm schon. Ist auch nur ganz kurz.“, versprach Yuan.

„Wirklich?“, fragte Goliath. „ Muss nämlich zurück sein, wenn Widerstand kommen.“, fügte er hinzu.

„Na klar!“, erwiderte Yuan.

Goliath sah noch zum Tor, um sich zu vergewissern, das niemand kommt. „Na gut. Aber nur ein paar Minuten.“, sagte er und folgte Yuan jetzt.

Der dachte nach. „Was mache ich denn jetzt mit dem Riesenbaby? Auf jeden Fall darf ich nicht zulassen, das er mit den Leuten vom Widerstand zusammentrifft. Verdammt. Und dabei wollte ich Kazuma helfen.“, dachte er.
 

Hakon sah keineswegs eingeschüchtert aus angesichts Kazuma´s letztem Angriff.

„Deine Kraft ist wirklich nicht ohne. Ich bin überrascht. Aber auch ich habe noch nicht alles gegeben.“, erklärte er.

Dann stieß er sich von den Trümmern der Treppe ab und kam auf

Kazuma zu.Mit seiner linken Faust holte er aus und traf Kazuma wieder im Bauch. Die Schockwelle wirbelte den Staub auf, der hinter Kazuma wegflog.

Doch Kazuma selbst stand nach wie vor wie ein Fels. Er zuckte nicht einmal. Wie in einem Reflex umgriff er jetzt mit der linken Hand Hakon´s Hals und drückte zu.

„Du bist nur ein armseliger Sarok wie die anderen.“, sagte Kazuma.

Hakon meinte, in seiner Stimme so etwas wie Mitleid gehört zu haben. Er griff den Arm von Kazuma und schlug mit dem anderen Arm zu.

Kazuma musste ihn loslassen, weil er ihm sonst den Arm gebrochen hätte.

Hakon trat wieder etwas zurück und hielt sich den Hals. „Ich habe einen Vorteil dir gegenüber.“, sagte er.

Kazuma schmunzelte. „Und der wäre?“, fragte er.

Hakon ballte beide Hände zu Fäusten. „Deine Knochen können brechen. Meine nicht.“, erklärte er.

Plötzlich veränderten sich seine Arme. Sie sahen nun aus wie aus Eisen, das einfach so aus ihm rausgekommen war.

Kazuma staunte überrascht, als Hakon erneut zum Angriff überging.

Seine Faust durchbrach abermals Kazuma´s Verteidigung und bohrte sich in dessen Bauch. Diesmal gab es ein knackendes Geräusch und Kazuma fiel stöhnend zu Boden. Er hustete etwas Blut und krümmte sich vor Schmerzen.

„Das waren mindestens 2 Rippen.“, erklärte Hakon.

Kazuma sah ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an. „Dann hast du also das gleich erfahren wie deine Leibwächter?“, fragte er.

Hakon nickte. „Erraten. Ich habe ebenfalls eine solche Gentherapie hinter mir. Und nur, um dir deine Hoffnung zu nehmen. Jeder Hauptgeneral verfügt über derartige Kräfte. Euer hilfloser Versuch, eine Mannschaft für das Turnier zusammen zu tragen wird also im Nichts untergehen.“, versichte Hakon.

Dann hob er Kazuma am Kopf hoch. „ Gib auf oder stirb.“, sagte er. Daraufhin schlug er nochmal zu.
 

Atruschka sah immer noch zur Festung, aber sie konnte Junko nicht alleine lassen.

Die wachte jetzt auf und sah sich um. „Wo bin ich? Wo ist Kazuma?“, fragte sie. Dann sah sie Atruschka. „Und wer bist du?“, fügte sie hinzu.

Atruschka lächelte. „Ich habe deinen Freunden geholfen, dich zu retten. Ich bin Atruschka.“, erklärte sie.

Junko sah sich wieder um. „Und wo sind sie dann?“, fragte sie.

„Noch da.“, sagte Atruschka und zeigte zur Festung.

Jetzt sprang Junko auf. „Was mache ich denn hier? Ich muss ihnen helfen.“, sagte sie.

Atruschka war verwundert, das Junko so schnell wieder auf die Beine kam und das bei ihrer Verletzung.

„Mist! Wo ist mein Schwert?“, schrie Junko fast hysterisch.

„Keine Ahnung!“, sagte Atruschka.

„Oh nein. Das war von meiner Mutter.“, erklärte sie und sah zur Festung. „Es muss noch dort sein.“, sagte sie. Dann sah sie Atruschka an. „Wenn du kämpfen kannst, dann hilf mir bitte. Wir müssen mein Schwert finden und dann mit Kazuma verschwinden, wenn der Dickschädel überhaupt noch lebt.“, sagte sie voller Sorge.

Atruschka war noch mehr von Junko´s Tatendrang erstaunt.

„Komm schon.“, sagte Junko und rannte los.

„Warte!“, schrie Atruschka und folgte ihr.

Gaia

Kapitel 39: Gaia
 

„Wo sein Spaß?“, fragte Goliath, als er mit Yuan hinter der Festung ankam.

„Ich muss es tun.“, dachte Yuan. Dann sah er Goliath an.

„Hier kommt er.“, sagte er und legte die Tätowierungen frei.

„Hoffentlich reicht meine Kraft noch.“, dachte er und ließ das erste Siegel leuchten.

Goliath wunderte sich, das Yuan sich auf einmal verwandelte. „Du bist gar kein Mensch.“, sagte er.

Yuan lächelte. „Doch, das bin ich. Allerdings kein normaler.“, sagte er.

Goliath sah sich um. „Und wo ist jetzt der Spaß?“, fragte er verwirrt.

Plötzlich bekam er einen Kinnhaken von Yuan verpasst und fiel auf den Rücken.

„Tut mir leid, aber ich muss verhindern, das du den Menschen etwas antust.“, entschuldigte sich Yuan.

Goliath schien für einen Moment geschockt zu sein. Jedenfalls bewegte er sich nicht. „Dann gehörst du auch zum Widerstand?“, fragte er ohne Yuan anzusehen.

„Irgendwie schon.“, sagte der.

Plötzlich sprang Goliath ohne Vorwarnung auf und traf Yuan mit einem Tritt im Körper. Der flog durch die Luft und krachte gegen einen Baum. Dann fiel er zu Boden.

„Widerstand zertreten!“, schrie Goliath. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Nun sah er aus wie ein wildes Tier.

Yuan seufzte. „Jetzt gab ich den Salat. Was musste ich auch meine Klappe aufreißen?“, fraget er sich.

„Hakon mein Meister. Goliath muss ihm gehorchen, sonst er wird böse.“, sagte Goliath.

Yuan stand wieder auf. „Aber dein Hakon ist gerade da drin und wird fertig gemacht. Ich wette, das mein Kumpel gleich fertig mit ihm ist.“, sagte Yuan.
 

Kazuma wurde gegen eine Wand geschleudert und ging zu Boden. Mittlerweile tat ihm alles weh.

Hakon sah siegessicher aus. „Bald hast du keinen heilen Knochen mehr im Leib. Ich gebe dir noch eine Chance. Gib auf und überlebe, oder mach weiter und stirb.“, riet Hakon.

Kazuma sah nach oben in Hakon´s Gesicht. „Du kannst mich mal.“, sagte er schwach.

Hakon´s Fuß bohrte sich jetzt in Kazuma´s Bauch.

Genau in dem Augenblick blieb Junko auf einmal stehen. Es war, als wenn sie spürte, das etwas nicht stimmen konnte.

„Was ist los?“, fragte Atruschka, die Junko nun endlich einholen konnte.

„Kazuma. Er ist in Gefahr.“, sagte Junko wie in Trance.

Plötzlich umgab sie ein helles Leuchten.

Atruschka wurde geblendet und musste sich die Augen zuhalten. Als das Leuchten wieder abnahm, sah sie nochmal hin. Aber Junko war verschwunden. „Was... war das denn jetzt?“, fragte sie verwirrt.

Doch Junko war nirgends zu sehen.
 

Hakon trat nochmal auf Kazuma ein und nochmal. Es schien ihm so viel Spaß zu machen, das er gar kein Ende finden konnte. Bis er von etwas zurückgeschleudert wurde und gegen eine Statue krachte.

Eine Gestalt aus Licht erschien vor Kazuma und sah ihn lächelnd an.

Kazuma war mehr weggetreten als bei Bewusstsein, so das er kaum die Umrisse der Gestalt wahrnahm. Nur eine Stimme ertönte in seinem Kopf. „Ich helfe dir.“, sagte sie sanft.

Plötzlich spürte Kazuma, wie ihn neue Kraft durchfloss. In einem kurzen Augenblick waren alle seine Wunden verheilt und er konnte wieder aufstehen. Doch das war nicht alles. Er fühlte sich nun stärker als je zuvor.

Zwar wusste er nicht, was gerade passierte, aber es fühlte sich unheimlich gut an.

Das Leuchten verschwand und Kazuma öffnete die Augen. Vor ihm lag eine bewusstlose Junko am Boden.

„Was machst du denn hier?“, fragte er im ersten Moment verwundert. Doch sie antwortete nicht.

„Was hast du mit ihr gemacht?“, fragte Kazuma wütend. Dabei ging eine Schockwelle durch den Flur, die sogar einen Teil der Wand mit sich riss.

Hakon war noch verwirrter. Er konnte sich nicht erklären, wo dieses Mädchen so plötzlich wieder herkam. Und dann dieses Licht. Woher kam es? Und warum konnte sich Kazuma wieder bewegen, nachdem er ihm alle Knochen gebrochen hatte?

Hakon verstand gar nichts mehr.

„Jetzt wirst du bezahlen!“, schrie Kazuma. Dabei schien seine Aura geradezu zu explodieren.

Hakon ballte seine metallischen Hände zu Fäusten. „Na gut. Wenn es so sein sollte, dann werde ich mein Schicksal annehmen. Aber nicht, ohne mich zur Wehr zu setzen.“, erwähnte er.

Kazuma lächelte. „Gut. Das macht es spaßiger.“, sagte er.

Dann gingen beide aufeinander los.
 

Atruschka kam mittlerweile wieder auf dem Vorhof der Festung an. Ihr Vater und die anderen vom Widerstand waren da, standen aber vor verriegeltem Tor.

Einige Männer versuchten, es zu öffnen, doch es ging wohl nicht. Offensichtlich hatte Hakon die Festung hermetisch abgeriegelt, um nicht gestört zu werden.

„Vater. Bitte kehrt wieder um.“, bat Atruschka.

Stephano sah sie böse an. „Niemals. Das ist unser Kampf. Wir lassen uns doch nicht von ein paar Außenstehenden ausbooten. Hakon ist unser Problem, das wir lösen müssen.“, sagte er.

Atruschka senkte den Kopf. „Was ist denn so falsch daran, Hilfe anzunehmen? Wir sind doch auch nur Menschen.“, sagte sie.

Stephano sah wieder zur Tür. „Das verstehst du nicht. Wir haben eben unseren Stolz.“, sagte er.

„Vergiss doch mal deinen blöden Stolz!“, schrie Atruschka. Dabei flogen ein paar Tränen weg.

Stephano sah seine Tochter fragend an. Aus ihren Augen rannten dicke Tränenbäche herunter.

„Ich will doch nur, das wir wieder in Frieden leben können. Ist das falsch?“, fragte sie schluchzend.

Stephano wusste nicht, was er sagen sollte.

Plötzlich flog Yuan um die Ecke und schlidderte über den Boden.

Goliath kam auch an und sah die Menschen. „Widerstand zertreten!“, schrie er.

„Vorsicht!“, schrie Yuan.

Goliath zog eine Keule und schlug zu.

Zwei Männer schleuderte er mit dem Schlag durch die Luft gegen die Festungsmauer. Der Rest wich zurück.

„Was ist denn das?“, fragte Stephano. Da kam die Keule auf ihn zu.

„Vater!“, schrie Atruschka und warf sich vor ihn.

Die gewaltige Keule traf sie genau im Bauchbereich. Durch dieWucht flog sie über Stephano drüber und ging hinter ihm bewusstlos zu Boden.

Stephano zuckte erschrocken zusammen und sah zu seiner Tochter, die sich nicht mehr rührte.

Inzwischen holte Goliath zu einem weiteren Schlag auf Stephano aus, den Yuan allerdings mit einem Tritt ablenkte, so dass die Keule knapp neben ihm runterging.

Plötzlich kam ein leichter Wind auf. Es war ein Sog wie bei einem Tornado, dessen Zentrum Stephano bildete. Dessen Körper fing nun an, rot zu glühen und er stieg aus dem Rollstuhl in die Luft auf. Dabei drehte er sich und sah jetzt Goliath wütend an.

„Du!“, schrie Stephano wütend. Dabei war seine Stimme so tief und laut, das man sie bestimmt in der ganzen Stadt hören konnte.

„Du hast meine Tochter verletzt. Dafür wirst du jetzt bezahlen!“, schrie er.

Der Tornado um ihn herum war jetzt so groß, das er von überall in der Stadt gesehen werden konnte.

„Wahnsinn. Wie macht er das?“, fragte Yuan.

Der Rest des Widerstandes trat jetzt zurück, denn der Sog wurde stärker.

Sogar Goliath konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

„Bereite dich auf den Tod vor!“, schrie Stephano und zeigte mit der offenen Handfläche auf Goliath.

Der wurde nun auch von einem rötlichen Licht erfasst und hob vom Boden ab. „Was ist das?“, fragte er.

Atruschka wachte wieder auf und sah zu ihrem Vater. Ihre Augen wurden ganz groß und sie erschrak. „Vater! Was machst du denn da? Mir geht es doch gut! Hör auf damit! Das kostet dich zuviel Kraft!“, schrie sie.

Doch der Lärm des Tornados war so groß, das ihr Rufen darin unterging.

Goliath schwebte jetzt vor Stephano.

„Triff deinen Schöpfer!“, sagte Stephano lächelnd.

Plötzlich holte Goliath mit der Keule aus und schlug zu. Er traf Stephano in der Seite und mit einer Schockwelle brach der Tornado in sich zusammen.

Stephano fiel wie ein Sack runter und schlug auf dem Boden auf.

Goliath kam daneben auf und hob nochmal die Keule. „Dummer, alter Mann!“, sagte er und ließ sie niedersausen.

Doch kurz vor Stephano hielt sie in der Luft an. Atruschka konzentrierte sich und ihr Körper leuchtete genauso rot wie der ihres Vaters.

Die Keule hob sich langsam wieder.

Yuan wusste nicht, wie sie es machte, doch er bemerkte, das es sehr anstrengend für sie war. Also nahm er Anlauf und sprang zu Goliath hin. Er verpasste ihm einen Tritt ins Gesicht, so dass er nach hinten umfiel.

Atruschka seufzte erleichtert auf und ging erschöpft in die Knie. Die Anstrengung gerade hatte sie viel Kraft gekostet. Doch trotzdem stand sie wieder auf und torkelte zu ihrem Vater.

Der war noch bei Bewusstsein, konnte sich aber kaum rühren.„Vater! Wie geht es dir?“, fragte Atruschka.

Stephano sah sie fragend an. „Du blutest ja.“, sagte er und deutete auf eine Schnittwunde auf Atruschka´s rechter Backe. Dann hustete er etwas Blut.

„Du Dummkopf. So was sollst du doch nicht tun.“, sagte Atruschka besorgt und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.

„Aber ich konnte doch nicht zulassen, das dir jemand wehtut.“, sagte Stephano und strich seiner Tochter über die Stirn. „Du bist zu einer wunderschönen, jungen Frau geworden. Warum habe ich das bis jetzt noch nicht gemerkt?“, fragte er sich. Dann fiel seine Hand zu Boden und die Augen wurden glasig.

„Vater? Vater!“, schrie Atruschka verzweifelt und schüttelte ihn durch, um ihn vielleicht noch zu wecken. Doch es war umsonst. Er war tot.

Yuan stand neben ihr. „Er hat sich für dich geopfert. Du hast wirklich Glück gehabt, einen solchen Vater zu haben.“, sagte er.

„Glück? Er ist tot!“, schrie Atruschka.

„Ja. Aber wir haben jetzt ein anderes Problem.“, sagte Yuan und wies damit auf Goliath hin, der langsam wieder aufstand.

Atruschka sah ihn wütend an. „Du hast recht. Vernichten wir ihn.“, sagte sie.

In ihren Augen war der Zorn zu sehen, den sie gerade empfand.
 

Hakon und Kazuma gingen aufeinander los und schlugen zeitgleich zu. Ihre Fäuste trafen sich mit einem lauten Knall in der Mitte.

„Nicht übel. Du scheinst mir jetzt sogar ebenbürtig zu sein.“, sagte Hakon.

Kazuma schmunzelte aber nur. „Ebenbürtig! Das ich nicht lache. Ich bin dir überlegen.“, sagte er und verschwand plötzlich.

Hakon erschrak und drehte sich um. Aber sein Gegner war nirgendwo zu sehen. „Was ist das für ein Trick?“, fragte er.

Da stand Kazuma hinter ihm. „Kein Trick. Nur Schnelligkeit.“, erklärte er.

Hakon drehte sich mit einem Schlag um, der Kazuma allerdings verfehlte.

„Zu langsam.“, sagte Kazuma.

Hakon sah sich erneut um, doch wieder war niemand zu sehen. „Gut. Dann muss ich eben zum Äußersten gehen.“, sagte er.

Kazuma tauchte jetzt hinter ihm auf und traf Hakon mitten ins Genick. Doch es gab nur ein metallisches Geräusch.

Als Hakon sich umdrehte, war sein ganzer Körper mit Metall überzogen. „Die ultimative Verteidigung. Das härteste Metall der ganzen Galaxie. Du bräuchtest zehnmal soviel Kraft, um mir jetzt noch etwas anhaben zu können.“, verkündete Hakon.

Kazuma war so überrascht, das er den nächsten Tritt in die Magengrube nicht kommen sah und zu Boden geschleudert wurde. Dann schlug Hakon nochmal zu.

Dem Schlag konnte Kazuma aber mit einer Seitwärtsrolle ausweichen. Anschließend sprang er auf.

„Zehnmal soviel Kraft also? Lässt sich einrichten.“, sagte er. Zwar wusste er nicht, woher dieser plötzlich Mut kam, aber eine innere Stimme sagte ihm, das er es schaffen konnte.

Dann ging er in die Knie und legte die Hände auf den Boden. Er schloss die Augen und konzentrierte sich.

Plötzlich spürte er, wie er rasch stärker wurde. Seine Kraft stieg an. Es fühlte sich an, als wenn er aus dem Boden Energie ziehen würde.

Hakon fragte sich, was Kazuma da eigentlich machte.
 

„Halte dich lieber etwas zurück. Dieses Riesenbaby ist nicht zu unterschätzen.“, sagte Yuan.

Atruschka aber schien ihn nicht zu hören. Ihr Körper glühte wieder regelrecht und ihre Haare bewegten sich, obwohl gar kein Wind ging.

„Du hast meinen Vater getötet! Dafür wirst du büßen.“, sagte sie.

Jetzt kam ein seltsamer Wind auf, der nun rasch an Stärke gewann.

Goliath konnte sich kaum rühren, doch auch Yuan und den Leuten vom Widerstand ging es nicht anders.

Die Erde um Atruschka brach jetzt auf und große Felsbrocken schwebten um sie herum.

Goliath versuchte, gegen den Wind anzukommen, doch er kann nicht vorwärts.

Einer der Felsbrocken kam jetzt auf ihn zu und traf sein Gesicht. Allerdings rührte er sich nicht.

Ein weiterer Brocken visierte den Körper ab, aber Goliath konnte ihn abwehren.

„Was für eine Kraft.“, dachte Yuan.

Zwei weitere Brocken kamen auf Goliath zu. Doch auch sie zerbrachen ohne Wirkung an ihm.

„Hör auf damit!“, schrie Yuan.

Doch Atruschka hörte ihn immer noch nicht. Sie bombardierte Goliath mit allem, was sie finden konnte.

Dem schien das aber nichts auszumachen.

„Das bringt nichts! Lass es!“, rief Yuan.

In dem Moment bot Goliath alle restliche Kraft auf und warf seine Keule auf Atruschka zu.

Yuan sprang auf Atruschka zu und riss sie mit sich zu Boden.

Die Keule flog über die beiden drüber.

„Bist du verrückt? Willst du dich umbringen?“, fragte Yuan die am Boden liegende Atruschka.

Die sah ihn fragend an. „Was ist denn passiert?“, wollte sie wissen.

Yuan sah sie verwundert an.

Atruschka packte sich an den Kopf. „Oh nein. Dann habe ich wohl die Kontrolle verloren. Vater hat mich ja davor gewarnt, die Kraft einzusetzen. Aber ich hatte keine Wahl.“, sagte sie. Dann sah sie zu ihrem Vater. „Es tut mir leid.“, sagte sie.

Yuan sah zu Goliath. „Ich übernehme das jetzt.“, sagte er zu Atruschka und ging auf den Riesen zu.

„Ich zertreten dich!“, schrie der lauthals.

Yuan lächelte. „Versuch es doch!“, sagte er selbstsicher.

Dann sah er das leuchtende Siegel seiner rechten Hand an. „So habe ich wohl keine Chance. Aber mit etwas mehr.“, dachte er.

Dann erinnerte er sich an das Zusammentreffen mit Ratko im Wald, als er das zweite Siegel löste und die Kontrolle verlor. Ein wenig Angst hatte er schon, aber ihm blieb keine Wahl. Er legte die Hand auf das zweite Siegel und murmelte wieder etwas.

Das Siegel leuchtete und er verwandelte sich in die zweite Gestalt.

Atruschka erschrak, als sie das sah. Yuan hatte sich schließlich total verändert. „Was ist das?“, fragte sie.

Yuan atmete nun viel tiefer als normal.

Auch Goliath wurde stutzig. „Du kein Mensch.“, sagte er.

Yuan lächelte. „Zum letzten Mal. Das bin ich.“, sagte er und ging zum Angriff über.

Goliath erschrak.
 

Hakon wollte nicht mehr länger warten. Er startete seinen Angriff auf Kazuma, der immer noch am Boden kniete und Energie aus demselben zog.

Hakon trat ihn gegen das Gesicht, doch Kazuma rührte sich nicht. Der Tritt schien ihm nichts ausgemacht zu haben.

Er stand jetzt blitzschnell auf, griff Hakon´s Hals und öffnete die Augen.

Hakon erschrak. Kazuma´s Pupillen waren schneeweiß geworden und leuchteten seltsam.

„Ihr habt auf meinem Planeten nichts zu suchen! Verschwindet, bevor ich kurzen Prozess mit euch mache!“

Kazuma´s Stimme klang seltsam verzerrt. So als wäre es gar nicht er gewesen, der da sprach.

Hakon sah ihn verwundert an. Er wusste wohl nicht, was er von dieser Äußerung halten sollte.

„Deinem Planeten? Was soll das heißen? Wer bist du?“, fragte er.

Kazuma holte mit der anderen Hand aus. „ Nenn mich GAIA!“, schrie er und schlug zu.

Nehmt mich mit!

Kapitel 40: Nehmt mich mit!
 

Hakon´s Körper grub sich durch Kazuma´s Schlag regelrecht in den Boden rein.

Der Fußboden erbebte, so gewaltvoll musste der Schlag gewesen sein.

Ein kleiner Krater entstand, in dem Hakon nun bewusstlos lag.

Kazuma keuchte. Seine Augen sahen wieder normal aus und auch die Atmung hatte sich stabilisiert.

Er ging in die Knie und sah Hakon entgeistert an. „Was war das? Habe ich das gerade getan?“, fragte er sich und sah seine Hände an.

Er erinnerte sich daran, das Junko aufgetaucht war. Aber was danach war, konnte er nur verschwommen erkennen.

„Ist es schon wieder passiert? War das wieder der Sarok in mir?“, fragte er sich.

Zum ersten Mal schien er dem Test von Ratko Glauben zu schenken.

„Aber es fühlte sich anders an. Als wenn jemand anderes die Kontrolle über mich gehabt hat.“, fügte er hinzu.

Dann sah er Junko an. „ Egal. Erstmal raus hier.“, sagte er.
 

Goliath war mittlerweile von Yuan in die Defensive gedrängt worden. Yuan war so schnell und stark, das er keine Chance hatte, zurückzuschlagen.

Schließlich ging er in die Knie, so dass Yuan kurz aufhörte.

„Gibst du auf?“, fragte er.

Goliath sah ihn wütend an. „Hakon würde mich bestrafen, wenn ich jetzt aufgeben würde.“, sagte er und kam wieder auf die Beine.

Yuan seufzte. „Dann habe ich wohl keine Wahl.“, sagte er.

In dem Augenblick brach die Verriegelung des Haupttores weg und das Stahltor fiel zu Boden. Kazuma kam mit Junko in den Armen raus.

Alle sahen ihn entgeistert an. „Was ist?“, fragte er.

„Wo sein Hakon?“, fragte Goliath.

Ohne sich über den seltsamen Riesen zu wundern zeigte Kazuma in die Festung. „Liegt da drin.“, sagte er.

Alle rissen die Münder auf.

„Heißt das, du hast ihn besiegt?“, fragte Yuan.

Kazuma lächelte. „Glaub schon.“, sagte er. „Nimmst du sie

mir mal ab?“, fragte er.

In dem Moment ging er in die Knie und fiel dann bewusstlos zu Boden.

„Hakon!“, schrie Goliath und rannte in die Festung.

Yuan hob Junko hoch. „Was hat sie denn da drinnen gemacht?“, fragte er sich.

„Wir müssen weg, ehe noch mehr Saroks kommen.“, sagte Atruschka.

Yuan nickte.
 

Kazuma schlug nun die Augen wieder auf.Er war im Versteck des Widerstandes, was er gleich am Gestank erkannte.

Vorsichtig richtete er sich auf und streckte sich. „Hab ich gut geschlafen.“, sagte er.

Dann sah er ins Nachbarbett. Dort lag Junko, die noch friedlich schlief.

„Was war eigentlich los? Wie bin ich hergekommen?“, fragte er und stand auf.

„Schön, das du endlich wach geworden bist.“, sagte Yuan, der jetzt ankam.

Kazuma kratzte sich am Kopf. „Wir leben noch, oder?“, fragte er.

Yuan nickte. „Allerdings. Und du hast Hakon besiegt. Eine beeindruckende Leistung.“, bemerkte Yuan.

Kazuma sah Junko an. „Und was ist mit ihr?“, fragte er.

„Sie ist nur erschöpft von den Strapazen. Was hat sie eigentlich in der Festung gemacht?“, wollte Yuan wissen.

Kazuma dachte nach. „Gute Frage. Was weiß ich?“, sagte er.

Er hätte von der Lichtgestalt erzählen können, aber vielleicht hätte Yuan ihn dann für verrückt erklärt.

„Was ist mit den anderen vom Widerstand? Geht es allen gut?“, fragte er.

„Na klar. Soweit geht es schon.“, bestätigte Yuan. „Nur Atruschka´s Vater...“, sagte er betrübt.

Kazuma sah ihn fragend an.
 

Ein paar Minuten später traten sie an einen Altar, wo Stephano in einem Sarg drauflag.

Atruschka kniete davor und betete.

Kazuma ging näher ran. „Es tut mir leid.“, sagte er.

Atruschka unterbrach ihr Gebet und sah Kazuma an.

„Wofür entschuldigst du dich denn? Ich war schuld daran. Wäre ich nicht mit euch gekommen, wäre mein Vater mir nicht gefolgt und würde noch leben.“, sagte Atruschka. Dabei kamen ihr dicke Tränen.

„Vermutlich.“, sagte Kazuma.

Yuan erschrak. Atruschka könnte jetzt eher aufmunternde Worte gebrauchen und er knallte ihr so was an den Kopf.

Atruschka sah Kazuma fragend an. Vermutlich hatte sie erwartet, das er ihr widersprach.

„Es zu leugnen, bringt doch nichts. Passiert ist nun mal passiert. Du hast dich entschieden. Jetzt musst du mit dieser Entscheidung leben und zwar mit allen Konsequenzen.“, sagte Kazuma barsch.

Atruschka erschrak.

„Kazuma! Es reicht jetzt!“, sagte Yuan. Er packte ihn auf die Schulter und zog ihn zurück bis Atruschka wieder alleine war.

Sie sah ihren Vater an. „Ich bereue diese Entscheidung nicht. Die Freiheit ist mir wichtig. Und dafür werde ich kämpfen.“, sagte sie.
 

„Bist du völlig übergeschnappt?! Hakon muss dir eine ordentliche Gehirnerschütterung verpasst haben, sonst würdest du wohl nicht so einen Mist erzählen!“, schrie Yuan wütend.

Kazuma machte ein Gesicht, als wenn er gar nichts getan hätte.

„Wie konntest du ihr so einen Spruch an die Birne knallen? Du hast sie ja nicht mehr alle! Weißt du eigentlich, was sie gerade durchmach?“, fügte Yuan hinzu.

„Ja!“, schrie Kazuma plötzlich. „Unsere Mutter hat sich für uns geopfert. Weißt du eigentlich, wie lange ich mit dem Gedanken zugebracht habe, das ich sie vielleicht noch hätte retten können. Aber das bringt nichts. Sich zu quälen, ob man die richtige Entscheidung getroffen hat, ist nutzlos. Passiert ist nun mal passiert. Das muss auch Atruschka einsehen!“, schrie Kazuma.

Yuan lächelte. „Du machst es dir einfach. Dabei hast du doch keine Ahnung, was Atruschka fühlt. Was, wenn sie es falsch verstanden hat?“, fragte er.

Da legte jemand seine Hand auf Yuan´s Schulter. „Lass gut sein!“, sagte Atruschka.

Dann sah sie Kazuma an. Einen Moment lang stand sie still. Dann zog sie auf einmal ihren Stab und rammte ihn zu Boden.„Dieses Turnier! Gibt es das wirklich?“, fragte sie.

Kazuma nickte nur.

Plötzlich ging Atruschka in die Knie. „Dann nimm bitte mich anstelle meines Vaters mit.“, sagte sie und senkte den Kopf.

Yuan war erstaunt über diese Entscheidung.

Kazuma schien noch kurz zu überlegen. „Das wird aber nicht einfach. Nicht nur das Turnier, sondern auch die Reise, die uns noch erwartet. Das wird kein Zuckerschlecken.“, sagte er.

„Ich weiß. Aber ich habe mich entschieden.“, sagte Atruschka.

Kazuma seufzte. „Vergiss es.“, sagte er.

Atruschka sah ihn entsetzt an.

„Ich weiß, warum du es tust. Weil du dir am Tod deines Vaters die Schuld gibst und denkst, jetzt seinen Platz einnehmen zu müssen. Solange du nicht aus eigenem Willen mitkommen willst, lehne ich ab.“, sagte Kazuma und ging.

Atruschka brach in Tränen aus.

„Mann. Er kann ja so ein Arschloch sein.“, sagte Yuan wütend.

Atruschka aber schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Er hat ja recht. Aber ich muss ihm beweisen, das ich es wert bin, mit euch mitzukommen.“, sagte sie.

Yuan grinste. „Überlass das mal mir!“, sagte er. Dann folgte er Kazuma.
 

Im Tunnel hatte er ihn endlich eingeholt.

„Warum willst du nicht, das sie mitkommt?“, fragte Yuan.

Kazuma blieb stehen. „Das habe ich doch erklärt. Ich brauche niemanden, der nur aus Reue mitkommen will. Wenn sie glaubt, büßen zu müssen, meinetwegen. Aber das soll sie alleine machen. Nicht bei uns.“, sagte Kazuma.

Yuan senkte den Kopf. „Und du? Bist du nicht aufgebrochen, um dich für den Tod deiner Mutter zu bestrafen?“, fragte er.

Kazuma ballte die Hände zu Fäusten. „Quatsch. Ich bin gegangen, weil meine Schwester gehen wollte. Und ich habe geschworen, sie zu beschützen.“, erklärte er.

Yuan lächelte. „Aber du wolltest gegen die Saroks kämpfen, um den Tod deiner Eltern zu rächen. War das auch so egoistisch?“, fragte er.

„Das ist etwas völlig anderes!“, sagte Kazuma mit erhobener Stimme und genervtem Gesichtsausdruck.

„Eben nicht! Außerdem meint sie es ernst. Sie will uns helfen. Erkennst du das nicht?“, fragte Yuan.

„Ich kann nicht noch einen Klotz am Bein gebrauchen. Außerdem ist dieses Turnier ohnehin voll für den Arsch! Es wird sich nichts dadurch ändern. Nichts wird besser. Der Meinung war ich von Anfang an und bin es noch.“, erklärte Kazuma entschlossen.

„Dann bist du ein Heuchler.“, sagte Yuan.

Kazuma sah ihn fragend an.

„Du bist auf einer Reise, um die Erde zu retten und verbreitest Hoffnung. Aber selbst glaubst du nicht an das Ziel deiner Reise. Das ist Heuchlerei.“, sagte Yuan.

„Mir doch egal.“, entgegnete Kazuma.

„Ich bin also nur ein Klotz am Bein?“, fragte Atruschka, welche die ganze Zeit gelauscht hatte.

„Beweise mir das Gegenteil.“, sagte Kazuma, der darüber gar nicht überrascht war.

Atruschka trat an Yuan vorbei und stand nun vor Kazuma. „Wie?“, fragte sie.

Kazuma lächelte und legte seine Schwerter weg.

Yuan konnte es nicht fassen. Hatte Kazuma wirklich das vor, was er befürchtete?

„Kämpf gegen mich. Zeige mir deine Entschlossenheit.“, forderte Kazuma.

Yuan wurde blass. Kazuma hatte Atruschka wirklich gerade zu einem Zweikampf aufgefordert.

Atruschka senkte lächelnd den Kopf. „Gut!“, sagte sie.

Das machte Yuan sprachlos. Atruschka hatte angenommen und das, nachdem Kazuma Hakon besiegt hatte.
 

Einige Schiffe der Saroks waren auf dem Platz vor der Festung gelandet. Eines davon war das von Ratko.

Einige Saroks brachten Tragen in eines der Schiffe.

Ratko selbst war in der Festung und sah zu, wie die Saroks Hakon auf eine Trage hievten.

„Du Narr. Vermutlich hast du sie unterschätzt. Und das, nachdem du drauf vorbereitet warst.“, sagte er leise.

Da kam ein Sarok an. „Wer immer das getan hat, könnte noch in der Stadt sein. Sollen wir Suchtrupps rausschicken?“, fragte er.

Ratko schmunzelte. „Nein. Das wäre Zeitverschwendung. Überwacht lieber den Transport von Hakon und seinen Leibwächtern zur -Medicus-, unserem Hospitalsschiff im Orbit.“, sagte er leise lächelnd und ging zum Schiff zurück.

Dort angekommen sprang einer der Bildschirme an und Generalsekretär Bora erschien darauf. „Wie schlimm ist es?“, fragte er.

„Er wird durchkommen, nehme ich mal an. Alastor hat es übel erwischt, von Pako fehlt jede Spur und Cura wird immer noch von den Wänden abgekratzt. Einzig Goliath hat einigermaßen

überlebt, aber er will bei Hakon bleiben.“, erwähnte Ratko.

„Das ist mir egal! Mich interessiert die Situation in Moskau. Was ist mit den Menschen? Mit dem Widerstand!“, fragte Bora ungeduldig.

Ratko schmunzelte. „Verstehe. So ist das also.“, sagte er.

Bora sah genervt aus.

„Nun. Vom Widerstand ist nichts zu sehen oder zu hören. Sie haben wohl beschlossen, die momentane Situation nicht auszunutzen.“, erklärte Ratko.

„Gut. Sehr gut.“, sagte Bora zufrieden. „Sorgen sie dafür, das nichts über Hakon´s Niederlage nach außen dringt.“, fügte er hinzu und schaltete ab.

„So ein Arschloch.“, dachte Ratko.
 

Kazuma und Atruschka waren etwas abseits des Widerstandes in einem unterirdischen Überlaufbecken. Dort hatten sie viel Platz.

Yuan war als Zuschauer dabei, obwohl er nicht verstand, warum man das nicht auf eine andere Art und Weise lösen könnte.

„Ich werde meine Schwerter nicht einsetzen.“, versicherte Kazuma.

„Dann werde ich auch keine Waffen verwenden.“, sagte Atruschka und legte ihren Stab weg.

„Ich hätte nichts dagegen gehabt.“, sagte Kazuma.

„Ich aber.“, erwähnte Atruschka. „Du solltest mich nicht unterschätzen, nur weil ich eine Frau bin.“, fügte sie hinzu.

„Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“, sagte Kazuma.

Dann gingen beide in Kampfposition. Yuan konnte nur noch mit dem Kopf schütteln. Schließlich ging es los.
 

Serena wachte auf und gähnte. Zwar hatte sie noch einige Verbände, doch es tat nicht mehr weh.

„Ich hab vielleicht Kopfschmerzen. Jetzt brauche ich was zu trinken.“, sagte sie sich.

Plötzlich stand Junko vor ihr. Sie sah aus, als wenn sie in Trance wäre und außerdem ging von ihr ein seltsames Leuchten aus. „Dein Bruder.“, sagte sie.

Serena sah Junko fragend an. „Was ist mit meinem Bruder?“, fragte sie.

Junko hob den rechten Arm und zeigte auf einen Durchgang.

„Ist er dort?“, fragte Serena.

Doch mit einem Mal war Junko verschwunden.

„Was zum...?“, fragte Serena und sah sich um. Aber Junko war spurlos verschwunden.

„Na gut.“, sagte sie und rannte los.
 

Atruschka keuchte bereits. Kazuma hielt Wort und schonte sie nicht.

„Willst du nicht lieber aufgeben?“, fragte Kazuma.

Atruschka sah ihn wütend an. „Niemals. Ich werde mir meinen Platz in diesem Turnier erkämpfen!“, schrie sie und ging wieder zum Angriff über.

Ihre rechte Faust schnellte nach vorne, traf aber nur Kazumas Handfläche.

Doch Atruschka drehte sich jetzt und trat mit dem linken Bein zu.

Den Tritt bekam Kazuma voll ab und ging zu Boden.

Yuan staunte. Er fragte sich aber gleichzeitig, ob das nicht nur gestellt war.

Atruschka lächelte. „Bin ich so gut?“, fragte sie.

Kazuma räppelte sich wieder hoch. „Nicht schlecht, der Tritt.“, sagte er und rieb sich die rechte Backe, wo er getroffen wurde.

„Siehst du jetzt meine Entschlossenheit?“, fragte Atruschka.

Kazuma dachte wohl kurz nach. Er erinnerte sich an Atruschkas Aura, die er trotz des Kampfes gegen Hakon gespürt hatte. Ohne Zweifel. Atruschka war außergewöhnlich stark. Sie hätte die Qualitäten, beim Turnier mitzumachen.

„Sag doch einfach ja.“, bat Yuan.

„Kazuma!“, rief auf einmal eine Stimme.

Alle drei sahen zum Eingang, wo Serena stand.

„Was machst du denn hier?“, fragte Kazuma entsetzt.

„Wieso ich? Was machst du denn hier?“, fragte Serena zurück. Dann kam sie näher.

„Misch dich bitte nicht ein. Das ist meine Sache!“, sagte Atruschka.

Serena sah die drei fragend an.

„Atruschka möchte anstelle ihres Vaters am Turnier teilnehmen, aber Kazuma ist dagegen.“, erklärte Yuan.

„Ach ja. Das kann er aber gar nicht, weil ich schließlich auf diese Reise gehen wollte und deswegen bestimme ich das auch.“, sagte Serena forsch.

„Das ist nicht nötig. Ich habe doch schon längst beschlossen, das sie mitkommen kann.“, erwähnte Kazuma.

Jetzt war selbst Yuan erstaunt. „Heißt das, du hast diesen Kampf nur zum Spaß inszeniert?“, fragte er.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Nein. Ich wollte nur noch ihren Kampfeswillen sehen, bevor ich mich entscheide. Ihren Willen, alles zu geben. Und den hat sie mir gezeigt. Deswegen darf sie mit.“, sagte Kazuma.

Atruschka lächelte. „Vielen Dank!“, sagte sie.

„Wir werden hoffentlich gute Freunde.“, sagte Kazuma. Dann ging er zurück.

Serena sah ihm nach. Irgendwie kam es ihr komisch vor, ihren Bruder plötzlich so erwachsen zu sehen. Aber es gefiel ihr.
 

Es war schon recht dunkel, als sie an die Oberfläche kamen. Junko war auch wieder auf den Beinen, doch sie konnte sich an nichts mehr erinnern, was nach ihrem Sturz passiert war. Kazuma beschloss, sie nicht danach zu fragen, auch wenn ihm immer noch nicht klar war, wer diese Lichtergestalt war. Noch dazu kam dieses vertraue Gefühl, das er diese Gestalt schon mal gesehen hatte.

Serena hatte ein ähnliches Erlebnis, als Junko ihr den Weg gewiesen hatte und sie darauf angesprochen. Aber auch davon wusste Junko nichts.

Aber das war im Grunde nicht wichtig. Sie waren aus Moskau raus und die Ereignisse dort lagen hinter ihnen. Nun mussten sie nach vorne sehen. Vor allem Atruschka, die einen schweren Verlust erlitten hatte.

Das Auto stand noch und sie quetschten sich rein.

„Und wohin jetzt?“, fragte Yuan, der gleich am Steuer saß.

Kazuma sah auf den Computer. „Deutschland.“, sagte er.

„Also nach Westen.“, sagte Yuan und gab Gas.

„Eines müssen wir noch klären.“, sagte Kazuma und sah Serena an. „Ich bin der Anführer, weil ich älter bin.“, sagte er.

„Quatsch. Ohne mich würdest du in Tokio versauern.“, sagte Serena.

„Keine Widerrede.“, sagte Kazuma.

„Von wegen!“, schrie Serena und schon war ein handfester Streit am Laufen.

Doch während Junko versuchte, zu schlichten, musste Atruschka loslachen. Jetzt hatte sie richtige Freunde gefunden.

Getrennt

Kapitel 41: Getrennt
 

„Wir sollten bald einen Zwischenstopp einlegen.“, sagte Yuan nach einem weiteren Tag. Dabei deutete er auf die Tankanzeige, die wieder langsam ihrem Ende zuging.

„Warschau ist nicht weit von hier.“, sagte Atruschka.

„Spinnst du. Da sind bestimmt ein Haufen Saroks.“, sagte Yuan.

„Von wegen.“, sagte Atruschka. „Seitdem die Saroks auf der Erde sind, ist die Stadt so heruntergekommen, das sie für die Saroks uninteressant geworden ist. Habe ich jedenfalls gehört.“, fügte sie hinzu.

„Ich weiß nicht. Wäre sicherer, in einem kleinen Ort Benzin zu suchen.“, erklärte Yuan.

„Warschau klingt doch gut.“, erwähnte Kazuma.

„Ich bin dagegen.“, gab Serena zu bedenken.

„Okay. Wie wäre es, wenn wir abstimmen?“, fragte Yuan. „Wer dafür ist, das wir Warschau anfahren, hebt die Hand.“, fügte er hinzu.

Kazuma, Atruschka und Junko hoben eine Hand.

Serena sah Junko enttäuscht an. „Musst du mir in den Rücken fallen?“, fragte sie.

„Tut mir leid, aber ich bin Kazuma´s Meinung. Außerdem kann man sich in einer Großstadt eher verstecken, wenn etwas passiert.“, sagte Junko überzeugend.

Serena seufzte angesichts solcher Argumente.

„Also dann nach Warschau.“, sagte Yuan und gab Gas.
 

Ratko stand erneut vor Zakor´s Schreibtisch.

„Hakon´s Niederlage ist ein großer Verlust. Hoffentlich ist er bald wieder auf den Beinen.“, erwähnte Zakor. Dann sah er Ratko an. „Spüre sie auf. Finde den Schuldigen.“, befahl er.

Ratko nickte. Dann wandte er sich zum Gehen.

„Hast du mir sonst etwas zu sagen?“, fragte Zakor.

Ratko blieb kurz stehen. „Nein. Wieso?“, fragte er.

„Nichts. Ich dachte nur.“, sagte Zakor.

Daraufhin ging Ratko ohne ein weiteres Wort zu sagen, raus.

Nachdem er die Tür geschlossen hatte, sah er kurz aus dem Fenster. „Ob er etwas von meinen Nachforschungen weiß?“, fragte er sich.

Doch dann lächelte er. „Wahrscheinlich nicht.“, fügte er hinzu und ging.

Zakor seufzte. „Ich sollte ihn im Auge behalten.“, sagte er.
 

Warschau war schon von weitem aufgrund der Rauchsäulen zu sehen.

„Mann. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich dahin will.“, sagte Kazuma.

„Könnte ein Sarokangriff gewesen sein!“, sagte Yuan.

„Nein. Keine Sorge. Laut unserer Informationen haben das die Leute in Warschau selbst getan, um die Stadt für die Saroks

uninteressant zu machen.“, erklärte Atruschka.

„Da finden wir doch niemals Benzin.“, sagte Serena. Sie fand den Anblick der Stadt unheimlich.

„Jetzt haben wir keine Wahl mehr. Der Tank ist so gut wie leer.“, bemerkte Yuan.

Kazuma lehnte sich zurück. „Na gut. Fahren wir hin.“, sagte er.
 

„Sir Ratko! Wir haben neue Informationen.“, sagte ein Sarok, der in Ratko´s Zimmer reingestürmt kam.

Ratko war gerade mit seiner Axt am trainieren. „Ich höre.“, sagte er, während er weitermachte.

„Wir haben ein Fahrzeug ausgemacht. Einer der Satelliten hat es entdeckt, wie es in Richtung Warschau fuhr.“, erklärte der Sarok.

Ratko machte einen Kampfschrei und schlug einen 30cm dicken Holzblock mit der Axt in zwei Teile.

„Warschau, was? Dann wird es langsam Zeit. Ich muss noch ein Gespräch mit ihm führen, bevor ich Zakor etwas sage. Macht mein Schiff startklar. Ich will innerhalb von 10 Minuten losfliegen.“, sagte er.

Der Sarok salutierte und ging.

Ratko sah in einen Spiegel. „Also dann, Kazuma. Ich hoffe, du hast seit unserem letzten Kampf etwas dazugelernt. Sonst wird das dein letzter.“, sagte er.
 

Die Straßen von Warschau waren alles andere als sauber. Überall lagen Müllberge herum, zahlreiche Schlaglöcher säumten die Asphaltdecke und Barrikaden versperrten einige Straßen. Manche Häuser waren bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Außerdem loderten hier und dort Feuer. Meistens waren es Gasleitungen.

In den Trümmern konnte man überall vermummte Gestalten sehen.

„Wahnsinn. Und das sollen die Menschen selbst getan haben?“, fragte Junko.

Atruschka war selbst erschrocken. „Ich hab schon einiges von dieser Stadt gehört. Aber das es so schlimm ist, hätte ich im Traum nicht gedacht.“, sagte sie.

„Wir sollten uns Benzin organisieren und hier wieder verschwinden.“, sagte Serena.

„Der Meinung bin ich auch.“, erwähnte Kazuma.

Serena wunderte sich. Sonst stimmte er doch nicht so schnell mit ihr überein.

„Sollen wir jemanden fragen, wo es Benzin gibt?“, fragte Yuan.

„Nein, warte. Unser Informant ist in dieser Stadt. Ich glaube, ich weiß auch, wo.“, sagte Atruschka.

Kazuma stutzte leicht. „Na gut.“, sagte er.
 

Yuan folgte Atruschka´s Anweisungen, bis sie in einer Sackgasse landeten.

„Toll. Und jetzt?“, fragte Yuan.

Atruschka stieg aus und trat vor die Ziegelmauer. Einzelne Steine standen etwas heraus, die sie jetzt in einer bestimmten Reihenfolge drückte.

Plötzlich bewegte sich die ganze Wand nach rechts und gab einen schmalen Durchgang frei.

„Wow. Das ist ja Hightech.“, sagte Yuan.

Leider war der Durchgang für das Auto zu schmal. Also nahmen sie ihre Sachen und folgten Atruschka.

„Der Widerstand scheint überall Verstecke zu haben. Nur riecht es hier besser als in Moskau. Ein Pluspunkt.“, sagte Serena.

„Aber offensichtlich auch unter der Erde.“, bemerkte Yuan.

„Na klar. An der Oberfläche wären die Verstecke auch viel zu leicht zu finden.“, fügte Serena hinzu. Dann sah sie Kazuma an. „Was ist denn mit dir los. Du bist so seltsam seit vorhin. So ruhig. Das bin ich gar nicht gewöhnt.“, sagte sie sorgenvoll.

Kazuma war in Gedanken versunken. Etwas schien ihn zu beschäftigen. Als sie vorhin an den vermummten Gestalten vorbeigefahren waren, hatte er einige Gesichter gesehen. Eines davon ließ ihn nicht mehr los. Es erinnerte ihn an jemanden, doch er konnte nicht sagen, an wen. Es war bereits über 5 Jahre her und das konnte auch nicht sein.

„Hey!“, rief Serena und stupste ihn an.

Kazuma sah sie fragend an.

„Mann. Du solltest auch mal reagieren, wenn ich mit dir rede.“, sagte Serena wütend.

„Tut mir leid.“, sagte er.

„Wir sind da!“, wurden sie von Atruschka unterbrochen. Sie standen vor einem alten Falltor, das so aussah, als wäre es schon ziemlich alt.

„Bist du sicher?“, fragte Kazuma skeptisch.

„Natürlich. Das ist das Versteck.“, sagte Atruschka.

Dann berührte sie einen verstecken Knopf an der Wand. Mit etwas Knirschen schob sich das Tor nach oben.

Kazuma nahm bereits einen üblen Geruch wahr. Er ahnte, was sie erwartete.
 

Atruschka schrie, als sie in den Raum hinter dem Tor sah.

Überall lagen Leichen herum. Auf dem Boden, auf Tischen und auf Schränken. Außerdem war alles voller Blut und roch sehr intensiv.

Yuan hielt Atruschka gleich fest.

„Bring sie raus.“, sagte Kazuma.

„Nein! Ich will das sehen!“, schrie Atruschka. Dann riss sie sich los und ging rein.

Serena blieb davor stehen und hielt sich die Nase zu.

„Saroks?“, warf Yuan gleich fragend ein.

Kazuma sah sich eine der Leichen an, die vier tiefe Kratzer im Bauchbereich aufwies. „Ich fürchte nicht. Sieht mehr aus wie von einem Tier.“, sagte er.

„Ich kenne kein Tier, das so etwas machen könnte.“, erwähnte Junko.

„Vielleicht ein Bär!“, sagte Kazuma.

„Denk doch mal nach.“, ermahnte Yuan ihn. „Ein Bär wäre mit Sicherheit aufgefallen. Und da ist noch etwas, das nicht passt.“, fügte er hinzu.

Kazuma sah sich eine der Leichen nochmal an. „Die sind noch nicht allzu lange tot und das Tor war geschlossen. Ist das der einzige Zugang?“, fragte er.

Atruschka keuchte. „Nein. Es gibt noch einen normalen Eingang da hinten.“, sagte sie und zeigte auf einen Schrank.

Yuan schob ihn zur Seite und legte einen weiteren Geheimgang frei.

„Du kennst dich ja gut aus.“, bemerkte er.

Atruschka senkte den Kopf. „Wir haben uns über Funk öfters unterhalten. War die einzige Beschäftigung, die ich hatte.“, sagte sie betrübt.

„Wo führt der Gang hin?“, fragte Kazuma.

„In einen kleinen Park, glaube ich.“, antwortete Atruschka.

„Wir sollten hier verschwinden.“, sagte Serena ängstlich.

Kazuma sah in den Gang. „Oh mann. Ich hasse solch enge Gänge.“, sagte er.

Yuan lächelte. „Ich werde das untersuchen. Bleib du bei den anderen. Mit etwas Glück ist irgendwo Benzin hier.“, sagte er.

„Ich komme mit. Ich muss hier raus.“, sagte Atruschka.

„Gut. Aber seid vorsichtig.“, sagte Kazuma.

Yuan nickte und ging mit Taschenlampe voraus.

Atruschka folgte ihm gleich.

Kazuma sah Junko an. „Dann suchen wir mal etwas Benzin.“, sagte er.
 

Der Gang führte Yuan und Atruschka tatsächlich in einen kleinen Park.

„Und jetzt?“, fragte Atruschka.

Yuan bückte sich. „Das war definitiv kein Bär.“, sagte er. Dabei deutete er auf einige Fußabdrücke im Boden. Es waren riesige Fußabdrücke.

„Was immer das auch war, es war mindestens 4 Meter groß.“, sagte er.

„Ach ja? Woher weißt du das?“, fragte Atruschka.

„Die Größe und Tiefe der Abdrücke. Außerdem sind sie weit auseinander.“, sagte er und deutete auf weitere Abdrücke.

„Aber so ein Biest würde hier doch mehr als auffallen. Glaubst du nicht, das irgendjemand das bemerkt hat?“, fragte Atruschka.

„Was weiß ich denn? Ob du´s glaubst oder nicht, aber ich habe nicht auf jede Frage eine Antwort!“, schrie Yuan genervt.

„Deswegen brauchst du nicht gleich so zu schreien!“, rief Atruschka zurück.

„Doch. Damit du es kapierst.“, sagte Yuan.

„Du kannst mich mal!“, schrie Atruschka und ging.

„Na fein. Dann bis nachher!“, rief Yuan hinterher und ging wieder rein.
 

„Nichts. Die sind alle leer.“, sagte Junko, nachdem sie alle Kanister untersucht hatte.

„Na großartig. Damit wären wir wieder am Anfang.“, sagte Kazuma enttäuscht.

„Dumme Zicke.“, sagte Yuan, als er wieder reinkam.

„Schon wieder da? Wo ist Atruschka?“, wollte Kazuma wissen.

„Was weiß ich? Weggelaufen!“, erwiderte Yuan.

Alle erschraken.

„Weggelaufen? In der Stadt? Warum hast du sie nicht aufgehalten?“, fragte Kazuma.

„Die hört ohnehin nicht auf mich. Vielleicht hätten wir sie doch nicht mitnehmen sollen.“, sagte Yuan.

„Du Idiot. Wir müssen sie suchen.“, sagte Junko.

Kazuma nickte zustimmend. Dann rannten sie raus.

„Vielleicht war das doch etwas zu hart.“, dachte Yuan sich.
 

Atruschka war ein wenig gelaufen, als sie sich auf einige Trümmer setzte.

„Vielleicht hätte ich doch bei den anderen bleiben sollen.“, sagte sie sich.

„Ja. Man sollte hier nicht alleine sein.“, sagte eine männliche Stimme.

Atruschka sah in das Gesicht eines älteren Herrn, der ein großes Gewehr auf dem Rücken trug.

„Wer sind sie?“, fragte Atruschka.

Der Mann lächelte. „ Ich bin Ladov. Falls du dich über das Gewehr wunderst, ich bin Jäger.“, erklärte Ladov.

„Ich bin Atruschka. Und was jagen sie?“, fragte Atruschka interessiert.

„Eine Bestie, die seit einigen Wochen hier ihr Unwesen treibt. Ich schätze, das schon mindestens 100 Tote auf ihr Konto gehen. Ist natürlich schwierig zu sagen, weil es hier in der Stadt sehr chaotisch ist.“, erklärte Ladov.

Atruschka machte große Augen. „Haben sie diese Bestie schon mal gesehen?“, fragte sie.

Ladov nickte. „Schon öfters, aber sie entkommt mir immer wieder.“, erklärte er.

„Aber was ist diese Bestie? Ein Bär?“, fragte Atruschka.

„Nein. Das war kein Bär. Das war etwas völlig anderes.“, sagte Ladov.

In seinen Augen konnte Atruschka erkennen, das er es ernst meinte. Sie senkte den Kopf. „Ich kann ihnen helfen.“, sagte sie.

Ladov sah sie fragend an. „Wie das denn?“, fragte er.

„Zeigen sie mir die Stelle, an der sie die Bestie das letzte Mal gesehen haben und ich finde sie.“, sagte Atruschka.

Ladov schien noch darüber nachzudenken.

„Bitte. Dieses Ding hat einige Menschen umgebracht, die ich kannte. Bitte lassen sie mich helfen.“, bat Atruschka.

Ladov seufzte. „Na gut. Bin gespannt, wie du das Ding finden willst.“, sagte er. Dann ging er vor.

Atruschka sah nochmal zurück. „Die kommen schon eine Weile ohne mich klar.“, sagte sie sich und folgte Ladov.
 

„Keine Spur von ihr. Nichts.“, sagte Junko, nachdem sie die Umgebung abgesucht hatten.

„Verdammt. Hoffentlich ist ihr nichts passiert.“, sagte Kazuma.

„Die kann gut auf sich selbst aufpassen.“, sagte Yuan.

„Ich hoffe, du hast recht.“, sagte Kazuma. Plötzlich stutzte er. Er sah in den Himmel, als würde er etwas suchen.

„Oh nein. Nicht jetzt. Nicht hier.“, sagte er.

„Was ist los?“, fragte Serena.

Kazuma schluckte. „Ratko. Er kommt her. Ich kann ihn spüren.“, sagte er.

Die drei erschraken. Das hatte ihnen noch gefehlt. Nicht nur diese Bestie, sondern auch noch Ratko.

„Das kann doch nicht wahr sein! Was jetzt?“, fragte Serena.

Kazuma lächelte. „Ihr sucht weiter. Ich bin sicher das er wegen mir kommt. Das heißt, das ich mich ihm stellen werde. Ich werde ihm sein Duell geben.“, sagte er.

„So ein Blödsinn. Wir suchen Atruschka und verschwinden gemein.“, verkündete Junko.

„Nein. Ich muss das mit Ratko ein für allemal klären. Außerdem habe ich Hakon besiegt. Was kann mir jetzt noch passieren?“, fragte Kazuma.

„Ich will dich aber nicht verlieren.“, sagte Serena und umarmte ihren Bruder.

„Keine Sorge. Das wird nicht passieren. Ich halte das Versprechen, das ich Mutter gab. Ganz sicher.“, sagte er.

Serena wischte sich einige Tränen aus den Augen.

„Passt auf meine kleine Schwester auf, solange ich weg bin.“, sagte Kazuma, bevor er ging.

„Und was jetzt?“, fragte Junko.

„Wir suchen weiter.“, sagte Yuan.
 

Langsam brach die Nacht über der Stadt herein.

Atruschka und Ladov waren in den Ruinen eines Hauses.

„Hier stand es, als ich es das letzte Mal sah.“, versicherte Ladov.

Atruschka ging in die Hocke und sah sich einen Steine an, den sie in die Hand nahm. Dann konzentrierte sie sich ganz fest. In Gedanken flog sie über die ganze Stadt, bis sie einen leuchtenden Punkt entdeckte und einen schrecklichen Schrei wahrnahm.

Vor Schreck ließ sie den Stein fallen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Ladov.

„Es hat wieder gemordet. Etwa einen halben Kilometer westlich.“, sagte sie.

„Was? Woher...?“, fragte Ladov.

Aber Atruschka sah ziemlich fertig aus.

„Na gut. Dann komm.“, sagte Ladov, half Atruschka hoch und sie gingen.
 

„Das ist doch verrückt. Wir finden Atruschka in dieser Stadt doch nie.“, sagte Serena.

Junko stutzte.

Yuan bemerkte das. „Ist irgendwas?“, fragte er.

Junko schloss kurz die Augen. „Ja. Da ist etwas. Hier in der Nähe.“, sagte sie.

„Und was?“, fragte Serena interessiert.

Junko öffnete wieder die Augen. „Etwas, das nicht hierher gehört.“, antwortete sie.

„In diese Stadt?“, fragte Yuan.

„Nein. Auf diesen Planeten.“, antwortete Junko. Dann ging sie los.

„Hey, warte!“, rief Yuan hinterher und folgte ihr.

Serena seufzte. „Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“, sagte sie und folgte den beiden.
 

Kazuma kam am Rande von Warschau auf einer kleinen Wiese an. Dort stand Ratko´s Schiff.

Der Eingang war offen und er selbst stand daneben.

„Habe dich schon erwartet. Warum hast du so lange gebraucht?“, fragte er.

Kazuma zog seine Schwerter. „Hör auf, so einen Schwachsinn zu labern. Lass uns das lieber gleich hinter uns bringen.“, sagte er lächelnd.

Shado

Kapitel 42: Shado
 

Ratko trat etwas vom Schiff zurück. „Ungeduldig wie bei unserem ersten Treffen. Und ich dachte, du hättest dazugelernt, nachdem du sogar Hakon besiegt hast. Das warst doch du, oder?“, fragte er.

Kazuma nickte. „Allerdings war ich das. Und jetzt werde ich dasselbe mit dir machen!“, posaunte er heraus.

Ratko schmunzelte. „Ach wirklich? Ich denke, du überschätzt dich da etwas.“, sagte er und zog seine Axt vom Rücken.

„Das denke ich nicht. Ich habe Hakon in die Knie gezwungen und jetzt tue ich das mit dir. Vielleicht lag ich die ganze Zeit falsch. Vielleicht können wir Menschen euch ja doch besiegen.“, sagte er.

„Dann lass mich dich vom Gegenteil überzeugen“, sagte Ratko.
 

„Warte. Hier muss es gewesen sein.“, sagte Atruschka.

Sie war mit Ladov in einer dunklen Seitengassen. Doch etwas war seltsam.

Ladov zückte eine Taschenlampe und leuchtete die dunklen Ecken aus. Plötzlich erschrak er.

Sie erblickten einen regungslos daliegenden Körper und eine gigantische Blutlache darunter.

Ladov untersuchte das Blut. „Nicht geronnen. Kann noch nicht lange her sein!“, sagte er.

Atruschka sah das Blut ebenfalls an.

„Kannst du es nochmal finden?“, fragte Ladov.

Atruschka schluckte. Die letzte Vision war unheimlich gewesen. Zwar hatte sie nicht viel von der Bestie gesehen, doch sie muss ungeheuer groß und stark sein.

Atruschka hatte Angst vor dem, was sie diesmal sehen könnte.

„Komm schon. Kannst du es?“, fragte Ladov etwas lauter.

Atruschka meinte auf einmal, das Gesicht ihres Vaters zu sehen.

„Du hast als kleines Kind schon Angst vor Monstern gehabt. Überwinde sie jetzt.“, sagte er.

Atruschka nickte. Dann ging sie zur Blutlache und tauchte einen ihrer Finger kurz rein.

Plötzlich erschrak sie. „Vorsicht!“, schrie sie lauthals.

Ladov spürte jetzt einen eiskalten Hauch hinter sich. Als er sich umdrehen wollte, kam eine riesige Pranke auf ihn zu und schleuderte ihn durch die Gegend gegen eine Wand.

Jetzt konnte Atruschka die Bestie sehen und die Bestie sah sie.

Sie sah ein bißchen aus wie ein kleinerer Stier mit langen Hörnern. Die Schnauze war lang und mit sehr scharfen Zähnen durchzogen.

Atruschka rührte sich einen Augenblick lang nicht. Ihre Beine würden gar nicht wollen. Sie zitterten viel zu sehr.

Die Bestie stieß einen grellen Schrei aus, der Atruschka an einen Tyrannosaurus Rex erinnerten, den sie früher mal im Fernsehen gesehen hatte.

Dann setzten sich die vier Füße der Bestie in Bewegung. Mit großen Schritten kam sie auf Atruschka zu, die sich immer noch nicht bewegen konnte.

Es erhob seine Kralle, um zuzuschlagen. Dann fiel ein Schuss.

Die Bestie wich zur Seite zurück und sah Ladov an. Der hatte zwar eine Platzwunde am Kopf und auch von seinem linken Arm tropfte Blut herunter, doch fand er genug Kraft, um einen zweiten Schuss abzufeuern.

Er hatte auf den Kopf gezielt. Doch das schien die Bestie geahnt zu haben. Sie duckte sich, so dass der Schuss nur die Wand traf. Anschließend rannte sie davon.

Ladov´s Gewehr fiel zu Bodden und er ging in die Knie.

Endlich konnte Atruschka aufstehen. „Alles in Ordnung?“, fragte sie.

Ladov nickte. „Sind nur Fleischwunden.“, sagte er.

Atruschka sah zu der Stelle, an der das Vieh verschwunden war. „Was war das?“, fragte sie sich.
 

„Das waren doch Schüsse. Da hat jemand geschossen.“, sagte Serena.

„Ja. Ganz eindeutig.“, sagte Yuan.

„Da oben.“, sagte Junko und zeigte auf einen großen Schatten, der über einige Dächer lief.

„Ist das vielleicht das, was die Leute getötet hat?“, fragte Serena ängstlich.

„Hinterher!“, rief Yuan und rannte los.

Junko und Serena ebenfalls.
 

Kazuma und Ratko standen sich immer noch nahezu regungslos gegenüber.

„So. Du hast also Mut gefunden. Du glaubst wirklich, das eure Rasse der unseren gewachsen ist?“, fragte Ratko.

„Schon vergessen? Ich bin doch gar kein Mensch. Das hast du mir doch gesagt!“, schrie Kazuma.

„Stimmt. Wissenschaftlich gesehen nicht. Aber du stehst doch auf ihrer Seite, obwohl du weißt, das du etwas besseres bist.“, erklärte Ratko.

„Etwas besseres? So ein Quatsch! Die Tatsache, das ich Sarokgene in mir trage, macht mich nicht besser. Im Gegenteil Ich hasse diese Tatsache sogar.“, gab Kazuma zu verstehen.

Ratko schmunzelte. „Und trotzdem zögerst du nicht, diese Kräfte in jedem deiner Kämpfe einzusetzen. Das ist doch lachhaft.“, sagte er.

„Halt die Klappe!“, schrie Kazuma und ging mit beiden Schwertern zum Angriff über.

Die Bärenklinge sauste durch die Luft und wurde vom Stahl der großen Axt aufgefangen.

Die Falkenklinge kam von der anderen Seite, doch Ratko fing sie mit einer Hand auf. Von der tropfte jetzt etwas Blut auf die Erde.

„Du wirst niemals stark genug sein, um das zu erreichen, was du willst. Hakon´s Niederlage war vermutlich nur Glück von dir. Mich besiegst du nicht!“, sagte Ratko.

„Das werden wir sehen.“, sagte Kazuma, zog die Schwerter wieder zurück und machte einen Satz nach hinten. „Du nimmst mir den Mut nicht.“, fügte er hinzu.

Ratko lachte wieder leicht. „Wenn du wüsstest, was ich weiß, wärst du nicht mehr so zuversichtlich.“, entgegnete er.

Kazuma sah ihn fragend an. „Was soll das heißen? Was weißt du?“, fragte er.

Ratko sah ihn lächelnd an. „Ich weiß, wer dein Vater ist.“, sagte er.

Kazuma erschrak.
 

Atruschka hatte Ladov den Arm verbunden und auch um seinen Kopf war ein Verband.

„Elendes Mistvieh. Ich kriege dich noch.“, sagte Ladov schwach.

Atruschka setzte sich neben ihn. „Warum sind sie eigentlich hinter dem Biest her?“, fragte sie.

Ladov senkte den Kopf. „Es hat meine Frau und meine Kinder getötet. Vor einigen Jahren.“, erklärte er.

Atruschka machte ein trauriges Gesicht. „Tut mir leid.“, sagte sie.

„Nicht doch. Du erinnerst mich irgendwie an meine Tochter. Sie war genauso wie du. Stark und unbeugsam.“, erklärte Ladov.

Atruschka wurde ein wenig rot.

„Allerdings würde ich gerne wissen, wie du es eigentlich gefunden hast.“, wollte Ladov wissen.

Atruschka schlug die Zeigefinger aufeinander. „Meine Familie hat schon immer besondere Fähigkeiten gehabt. So etwas wie einen sechsten Sinn. Dazu gehört Telekinese und so etwas wie ein Gespür für ungewöhnliche Sachen. Vorhin brauchte ich nur einen Stein anzufassen, um die Position der Bestie auszumachen.“, erklärte sie.

Ladov lächelte. „So ist das also. Dann habe ich ja nochmal richtig Glück gehabt.“, sagte er.

„Aber sie ist entkommen.“, erkannte Atruschka.

„Das macht nichts. Ich erwische sie.“, sagte Ladov und stand auf. „Du solltest zu deinen Freunden zurückgehen.“, fügte er hinzu.

Atruschka sah ihn fragend an. „Aber woher...?“, fragte sie.

„Du siehst nicht aus wie die anderen Leute hier. In deinem Gesicht kann ich erkennen, das du glücklich bist. Und das liegt vermutlich daran, das du gute Freunde hast. Sie suchen dich bestimmt schon. Lass sie nicht warten.“, rief Ladov.

„Nein!“, sagte Atruschka und stand ebenfalls auf. „Ich habe versprochen, ihnen zu helfen und das werde ich auch tun.“, erklärte sie.

Ladov sah sie an. „Ich erkennen eine tiefe Traurigkeit in dir. Tust du es, weil du jemanden verloren hast?“, fragte er.

Atruschka erschrak und hielt sich die Hand vor den Mund.Ladov hatte sie anscheinend durchschaut.

Atruschka senkte wieder den Kopf. „Mein Vater. Er kam vor ein paar Tagen ums Leben, um mich zu retten.“, erklärte sie.

Ladov nickte. „Verstehe. Und du machst dir Vorwürfe deswegen?“, fragte er.

Atruschka nickte. „Wäre ich nicht davongerannt, würde er noch leben.“, sagte sie.

Ladov aber lächelte. „Weißt du, was für einen Vater das Größte ist? Sein Leben für seine Kinder zu opfern. Ich bin sicher, er hat es nicht bereut. Immerhin war sein Opfer nicht umsonst. Du lebst ja noch.“, stellte Ladov fest.

Atruschka nickte wieder. „Das stimmt!“, sagte sie wieder etwas glücklicher. Dann sah sie die Blutlache nochmal an. „Machen wir weiter.“, sagte sie.
 

Kazuma war entsetzt. Ratko hatte ihm eröffnet, seinen Vater zu kennen. Aber stimmte das auch, oder war es nur ein Bluff?

Ratko lächelte. „Ich meine deinen richtigen Vater.“, erklärte er.

Kazuma´s Schwerter zitterten ein wenig. Irgendwie wollte er es schon wissen. Wissen, was damals wirklich passiert war. Warum er zur Hälfte ein Sarok sein soll.

„Soll ich es dir verraten?“, fragte Ratko.

„Nein!“, schrie Kazuma plötzlich heraus. „Ich weiß, wer meine Eltern waren. Sie sind bei der Invasion umgekommen. Meine Schwester und ich sind Waisen!“, fügte er hinzu.

Ratko hob seine Axt wieder hoch. „Ich werde dich gefangen nehmen und zu deinem Vater bringen. Ob du willst oder nicht.“, erklärte er.

„Das könnte dir so passen!“, schrie Kazuma und ging wieder zum Angriff über. Seine Augen leuchteten rot auf und seine Schwerter sausten durch die Luft.

Dich wieder trafen beide auf die große Axt und wurden von Ratko abgewehrt.

Ratko schwang die Axt nun einmal im Kreis, so dass sie mit voller Geschwindigkeit auf Kazuma zukam.

Der konnte gerade noch die Bärenklinge dagegenhalten, wurde aber von der Wucht des Schlages von den Füßen gehoben und fiel zu Boden.

Ratko drehte die Axt jetzt und schlug von oben auf Kazuma drauf.

Der hielt die Falkenklinge dagegen.

Die Axt traf die Klinge. Der Druck war so gewaltig, das Kazuma mit dem Körper leicht in den Boden gedrückt wurde.

„Bin gespannt, wer zuerst nachgibt. Du oder das Schwert.“, sagte Ratko und verstärkte den Druck.

Kazuma hatte keine Ausweichmöglichkeit mehr. Er konnte nur dagegen drücken.
 

„Hier muss es irgendwo sein.“, sagte Junko, die mit Yuan und Serena einem Schatten gefolgt und in einer Seitengasse gelandet waren.

„Stellt sich nur die Frage, was ES ist.“, bemerkte Yuan.

Serena fing auf einmal an zu zittern. „Bemerkt ihr auch, das es auf einmal kälter geworden ist?“, fragte sie.

Yuan fiel es jetzt auch auf. Er konnte sogar seinen Atem sehen.

„Aber wir haben doch schon Mai. So kalt kann es gar nicht mehr werden.“, sagte Junko schlotternd.

Yuan sah auf ein Fenster, dessen Glasscheibe jetzt gefror. „Das ist kein normaler Temperatursturz.“, sagte er.

Da hörten sie Schritte, die langsam näher kamen.

„Da ist jemand.“, sagte Serena und zeigte auf eine Gestalt, die aus einem Hauseingang auftauchte.

Es war eine Frau, die sie jetzt ansah. Ihre gesamte Haut war hellblau, genau wie ihre Augen, die beinahe wie Eiskristalle wirkten. Bekleidet war sie mit einem dunkelblauen, trägerlosen Kleid, das überall glitzerte und funkelte und einen tiefen Einblick in das Dekolletee ermöglichte. Außerdem lange Handschuhe aus dem gleichen Stoff wie das Kleid.

„Seid ihr ihm gefolgt?“, fragte sie.

Yuan bemerkte jetzt das Knurren an seiner Seite. Die Bestie stand genau neben ihm und er hatte sie nicht bemerkt.

Serena erschrak und wollte weglaufen. Da merkte sie, das ihre Füße mit Eis umschlossen waren und am Boden festfroren wie auch die von Junko und Yuan.

„Komm bei Fuß, Shado!“, sagte die Frau.

Die Bestie schlich auf sie zu und setzte sich neben ihr hin.„Sie können dieses Ding kontrollieren?“, fragte Yuan.

Die Frau lachte ein wenig. „Kontrollieren ist etwas übertrieben. Er gehorcht mir einfach..“, erklärte sie. Dann erschrak sie. „Tut mir leid. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Irina.“, sagte sie und verneigte sich.

Keiner der drei wusste etwas damit anzufangen. Diese Frau kam so gar nicht böse rüber.

„Arbeiten sie für die Saroks?“, fragte Junko.

Irina stutzte. „Für die Saroks? Nicht doch. Wüssten die Saroks, das ich hier bin, würden sie Shado und mich töten. Deswegen verstecken wir uns hier.“, erklärte sie.

Yuan sah Shado an. „Wissen sie, das dieses Ding Menschen tötet?“, fragte er.

Irina tat ein wenig erschrocken. „Natürlich. Er muss ja auch irgendwas fressen.“, sagte sie.

„Aber doch keine Menschen!“, schrie Serena entsetzt.

„Hier gibt es aber nichts anderes mehr. Irgendwie muss er ja auch überleben. Und schließlich haben die Saroks unseren Heimatplaneten zerstört.“, erklärte Irina.

Yuan holte jetzt aus und zertrümmerte mit einem Schlag das Eis von seinen Füßen. „Das ist kein Grund, all diese Leben zu beenden. Es muss einen weiteren Weg geben!“, schrie er.

Die Bestie stand knurrend auf.

Yuan war bereit, gegen sie zu kämpfen.

Da fiel ein Schuss, der direkt vor der Bestie im Boden einschlug.

Ladov und Atruschka waren auf einem Dach.

Irina erschrak, als sie Ladov sah. „Du?“, fragte sie.

Ladov zielte bereits ein weiteres Mal.

„Atruschka!“, rief Junko.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte Atruschka.

„Hat sich so ergeben.“, sagte Serena.

Yuan sagte gar nichts.

Atruschka senkte den Kopf.

„Tut mir leid. Hab wohl etwas überreagiert.“, entschuldigte sich Yuan.

Atruschka sah ihn fragend an. Sie wusste nicht, was sie jetzt sagen sollte.

„Kommst du jetzt runter und hilfst?“, fragte Yuan lauthals.

„Ja!“, rief Atruschka lächelnd und sprang runter.

Ladov folgte ihr. „Hallo, Irina.“, sagte er.

Irina´s Blick symbolisierte Verachtung.

„Ihr kennt euch?“, fragte Atruschka.

Ladov nickte. „Darf ich vorstellen. Meine Frau Irina!“, sagte er.

Atruschka erschrak. „Aber deine Familie wurde doch angeblich von der Bestie umgebracht.“, sagte sie.

Ladov sah die Bestie an. „Du hast mir alles genommen. Jetzt folgt die Revanche.“, sagte er. Dann legte er das Gewehr an. Aber bevor er schießen konnte, gefror der Gewehrlauf.

„Du wirst mir nichts antun.“, sagte Irina.

Die anderen sahen die beiden verdutzt an.

„Kann mir mal jemand erklären, was hier eigentlich los ist?“, schrie Junko fragend.

Ladov senkte das Gewehr und warf es weg.

„Vor 25 Jahren eurer Zeitrechnung kamen die Saroks auf unseren Planeten.“, fing Ladov an.

Alle staunten.

„Du bist nicht von der Erde?“, fragte Atruschka verwundert.

Ladov schüttelte mit dem Kopf.

„Ja, aber... du siehst doch wie ein Mensch aus.“, fügte Atruschka hinzu.

Ladov nickte. „Das stimmt allerdings. Das machte es mir etwas leichter, mich unter den Menschen zu verstecken.“, erklärte er.

„Nun. Als die Saroks auf unserem Planeten landeten, waren sie nur hinter den natürlichen Ressourcen her. Einige ihrer Schiffe waren wohl bei einem Meteoritenschauer schwer beschädigt worden und sie wollten sie nur reparieren. Um die Bevölkerung kontrollieren zu können, setzten sie Tiere ein, die sie von anderen Welten mitgenommen hatten. So auch Shado. Doch dieses Biest war nicht wie die anderen. Dieses hier hatte Intelligenz und einen Plan, den Saroks zu entkommen. Außerdem die Fähigkeit, seine Gedanken mit anderen zu verschmelzen. Die Saroks wussten davon nichts.“, erklärte Ladov.

„Du willst mir sagen, das die Saroks dieses Ding gefangen haben, ohne zu wissen, was es kann?“, fragte Yuan.

„Was passierte dann?“, fragte Junko.

Ladov senkte den Kopf. „Es erkannte wohl die Fähigkeiten meiner Frau und übernahm die Kontrolle über sie, nachdem es unsere Kinder getötet hatte. Ich überlebte nur knapp. Danach fing ich an, es zu jagen. Als die Saroks den Planeten wieder verließen, schmuggelte es sich mit Irina an Bord. Ich ebenfalls mit dem Ziel, es zu erledigen und meine Frau zu retten. So gelangten wir hierher.“, erklärte Ladov.

Yuan sah Shado wütend an. „Das wird jetzt aufhören!“, schrie er.

„Von wegen. Mich kriegt ihr nicht, ihr kümmerlichen Kreaturen.“, sagte Irina wie in Trance.

„Es spricht durch sie.“, bemerkte Junko.

Irina´s Hand erhob sich und ein eiskalter Wind kam auf.

„Ich kann mich kaum rühren. Was ist das?“, fragte Yuan.

„Ist die Kraft meiner Frau. Sie kann die Kälte kontrollieren.“, sagte Ladov.

Junko merkte, wie ihre Beine ganz langsam von Eis umschlossen wurden.

Es würde nicht lange dauern, bis sie alle zu Eisstatuen erstarrt wären. Doch keiner konnte sich rühren.

„Kazuma!“, schrie Junko verzweifelt.

Ladov´s Rache

Kapitel 43: Ladov´s Rache
 

Ratko und Kazuma waren immer noch in einer Pattsituation. Allerdings verließen Kazuma nach und nach die Kräfte.

„Gib doch einfach auf. Ist das Beste.“, sagte Ratko.

„Niemals!“, sagte Kazuma keuchend.

Da nahm er eine Stimme wahr. Es klang wie die Stimme von Junko, die ihn um Hilfe rief.

Kazuma zuckte zusammen. Er gab ein wenig nach.

„Na. Gibst du doch auf?“, fragte Ratko.

„Nein!“, schrie Kazuma und stieß Ratko weg. Dann sprang er auf und sah sich um. Irgendwie spürte er, in welcher Richtung die anderen sein mussten.

„Was denn? Willst du etwa abhauen?“, fragte Ratko wütend.

„Kannst du vergessen. Ich habe nur etwas anderes zu tun.“, erklärte Kazuma und wollte losrennen.

Doch Ratko´s Axt grub sich direkt vor ihm in den Boden ein.„Vergiss es!“, schrie Ratko. Er erschien vor Kazuma und rammte ihm seine Faust in den Bauch.

„Du hast nichts anderes zu tun. Dieser Kampf wird jetzt beendet!“, schrie Ratko wütend.

Kazuma ging in die Knie. „Junko. Freunde. Wie es aussieht, komme ich hier so bald nicht weg. Tut mir leid.“, sagte Kazuma leise.
 

„Ich komme einfach nicht vorwärts.“, sagte Yuan.

„Bald kann ich mich nicht mehr bewegen.“, sagte Junko, die schon bis zur Hüfte zu Eis erstarrt war.

Serena ebenfalls.

„Irina! Hör auf damit!“, schrie Ladov.

„Vergiss es. Deine Frau ist bereits Geschichte!“, sagte Irina lächelnd.

Ladov schluckte. „Dann brauche ich auch keine Skrupel mehr zu haben.“, sagte er. Dann zog er eine Pistole und zielte auf Irina.

Die sah ihn erschrocken an. „Du würdest mich ohne Skrupel töten? Deine eigene Frau?“, fragte sie.

Ladov zögerte. „Bist du das, Irina?“, fragte er.

Irina grinste finster. Im nächsten Moment fror der Lauf der Pistole mitsamt der Hand ein.

„Leichtgläubiger Narr.“, sagte Irina.

„Wir müssen schnellstens etwas unternehmen.“, sagte Serena.

Auch ihre Arme hatten schon eine dünne Eisschicht bekommen.

Yuan bewegte langsam seinen linken Arm zu seinem rechten Handgelenk. Er zog den Ärmel etwas hoch und legte die Siegel frei.

„Ein Siegel dürfte diesmal nicht ausreichen.“, sagte er.

Junko erschrak. „Was hast du vor?“, fragte sie.

„Vertrau mir.“, sagte Yuan. Dann löste er zwei Siegel gleichzeitig.

Sein Körper glühte in der Verwandlung regelrecht und das Eis um seinen Körper wurde weggesprengt.

Ladov staunte, als er Yuan in seiner zweiten Verwandlung sah. „Ihr seid wohl keine normalen Menschen, oder?“, fragte er Atruschka.

„Nein. Eigentlich nicht.“, erwiderte Atruschka.

„Das ist viel zu gefährlich. Was, wenn du wieder die Kontrolle verlierst?“, fragte Serena Yuan.

„Dann muss ich eben dafür sorgen, dass das nicht passiert.“, entgegnete Yuan.

Irina hatte mit ihrem Eissturm aufgehört. Vermutlich war Shado von Yuan´s Verwandlung so fasziniert, das er es vergaß.

„Okay, du kleiner Streuner. Jetzt bist du dran.“, sagte Yuan lächelnd.

Shado knurrte und sprang auf Yuan zu.

„Vorsicht!“, schrie Atruschka.

Die Pranken kamen auf Yuan zu, doch der fing sie mit seinen Händen auf, überschlug sich und schleuderte Shado weg.

Danach richtete Yuan sich wieder auf und ging zu Atruschka. Mit einem Schlag zerbrach er das Eis, das sie festhielt.

„Nicht schlecht, diese Kraft.“, sagte Atruschka beeindruckt.

„Schon, aber ich denke, ich kann deine Hilfe brauchen.“, sagte Yuan.

„Hey. Ich kann auch helfen.“, sagte Junko.

Yuan grinste. „Lass mal. Das schaffen wir schon. Wartet ihr hier.“, sagte er und ging auf Shado los, der wieder aufgestanden war und wütend aussah.

„So ein blöder Egoist!“, schrie Junko wütend und versuchte, sich zu befreien. Doch es ging nicht.

Ladov sah Irina an, die verwirrt aussah.

„Meister. Wo seid ihr?“, fragte sie benommen.

„Irina! Sieh mich an!“, rief Ladov.

Irina sah ihn fragend an.

„Kennst du mich noch?“, fragte Ladov.

Irina hielt sich den Kopf. In ihrem Gedächtnis erschienen einige Bilder von ihr, Ladov und ihren Kindern, doch sie waren zusammenhanglos.

„Ich muss meinem Meister gehorchen und euch töten.“, sagte sie mit wahnsinnigem Blick.
 

Der Kampf zwischen Kazuma und Ratko war wieder voll entbrannt. Allerdings sah es für Kazuma nicht besser aus. Er musste immer mehr zurückstecken.

„Ist das etwa die Kraft, mit der du Hakon besiegt hast? Wenn ja, dann hast du wohl mehr als Glück gehabt.“, sagte Ratko ein wenig enttäuscht.

Kazuma hatte Mühe, noch zu stehen. „Warum passiert es nicht wieder? Warum bin ich jetzt so schwach?“, fragte er und sank auf die Knie.

Ratko sah seinen Gegner mit fast mitleidigem Blick an. Dann lächelte er. „Na gut. Ich warte, bis du wieder auf die Beine kommst.“, sagte er und setzte sich hin.

Kazuma keuchte tief. Zwar versuchte er, wieder aufzustehen, doch seine Beine wollten nicht.

„Mein Vater. Wo ist er?“, fragte Kazuma.

Ratko stutzte. „Warum willst du das jetzt wissen?“, fragte er.

„Ich will wissen, was eigentlich passiert ist.“, sagte Kazuma.

Ratko schmunzelte. „Na gut. Ich mache dir ein Versprechen. Ich bringe dich zu ihm und verschone deine Freunde, wenn du dich ergibst.“, erklärte Ratko.

Kazuma sah ihn erschrocken an. Normalerweise käme für ihn aufgeben nicht in Frage. Aber in diesem Fall...
 

Yuan und Atruschka hatte Shado auf einer großen Straße eingeholt. Direkt hinter der Bestie ging gerade die Sonne auf.

„Und was jetzt?“, fragte Atruschka.

Yuan sah seine rechte Faust an. „Kannst du ihn bewegungsunfähig machen?“, fragte er.

Atruschka sah Shado an. „Möglicherweise. Aber nicht lange.“, sagte sie.

Yuan lächelte. „Ist auch nicht nötig. Ich muss nur einen Schlag landen.“, sagte er.

Atruschka nickte. „Ich werde es versuchen. Sag nur Bescheid, wann.“, sagte sie.

Yuan lächelte und sah Shado an. „Dann setzen wir dem mal ein Ende.“, sagte er.

Atruschka machte sich bereit.

Shado stieß einen Schrei aus und rannte auf Yuan zu. Dessen rechte Faust leuchtete jetzt lila.

„Los!“, schrie Yuan und ging ebenfalls zum Angriff über.

Atruschka konzentrierte sich auf die Bestie. Ihr Körper schien

wieder zu glühen.

Da blieb Shado mitten in der Bewegung stehen. Er war wie eingefroren.

Man konnte Atruschka ansehen, wie sehr sie sich anstrengte.

Yuan kam jetzt mit Tempo bei Shado an. „Vergiftete Faust!“, schrie er und schlug zu.

Er traf Shado in der Seite.

Atruschka konnte ihn nicht mehr halten und ließ ihn los.

Durch die Wucht wurde Shado weggeschleudert. Er krachte gegen eine marode Wand, die nun über ihm zusammenstürzte.

„Hat ihn das erledigt?“, fragte Atruschka.

„Ich hoffe.“, sagte Yuan. „Lass uns die anderen holen und hier verschwinden.“, sagte er.

Atruschka nickte.
 

„Irina. Hör mir doch zu.“, sagte Ladov.

Doch in der Hand erschuf Irina einen dicken Eiszapfen. „Ich töte euch jetzt, damit mein Meister stolz auf mich ist.“, sagte Irina.

„Aber ihr Meister ist eine Bestie.“, sagte Junko.

„Sie hat ihr Gehirn vernebelt.“, fügte Serena hinzu.

„Schweigt!“, schrie Irina.

„Irina! Befrei dich von seiner Kontrolle. Ich wünsche mir doch nichts sehnlicher, als wieder mit dir zusammen zu leben!“, schrie Ladov. Mit einem Ruck hatte er sich von dem Eis befreit. Sofort zog er seine Pistole und richtete sie auf Irina. „Keine Bewegung. Ich werde nicht zulassen, das du noch jemandem wehtust.“, sagte er.

„Du Narr. Drück doch ab.“, sagte Irina.

Ladov aber zögerte abermals. Er konnte doch seine eigene Frau nicht erschießen. Deshalb senkte er die Waffe wieder.

„Ich wusste, du kannst es nicht.“, sagte Irina und hob ihre Hände, um Ladov erneut einzufrieren.

Doch aus irgendeinem Grund funktionierte es nicht. Sie wollte ihre Hand wieder bewegen, doch es ging nicht.

„Was ist das?“, fragte sie.

„Gut gemacht.“, sagte Yuan zu Atruschka.

„Das ist leichter, als diese Bestie in Schach zu halten.“, versicherte Atruschka.

Yuan ging zu Junko und Serena und befreite sie vom Eis.

„Was ist mit Shado?“, fragte Ladov.

„Liegt dahinten unter einigen Trümmern. Selbst, wenn er überlebt hat, geht er bald zugrunde durch das Gift, das ich ihm eingeflößt habe.“, sagte Yuan.

„Entschuldigt mich, aber das erledige ich alleine.“, sagte Ladov, hob seine Pistole und ging.

„Und was jetzt?“, fragte Atruschka.

„Warten wir.“, sagte Yuan.
 

„Nun? Wie lautet deine Antwort?“, fragte Ratko.

Kazuma sah zur Stadt Irgendwo dort mussten seine Freunde sein und vielleicht brauchten sie seine Hilfe.

„Vergiss es. Ich ergebe mich nicht!“, schrie er.

Ratko lächelte. „Ich hatte gehofft, das du so etwas sagst.“, sagte er.

„Dann werde ich dich jetzt besiegen und dich dann deinem Vater vorführen.“, fügte er hinzu.

„Aber nur, wenn du das schaffst.“, sagte Kazuma mutig.

„Kein Problem.“, erklärte Ratko und ging mit seiner Axt zum Angriff über.

Kazuma´s Augen glühten wieder rot auf. Er schwang die Bärenklinge herum und rannte ebenfalls auf Ratko zu.

Beide schlugen gleichzeitig zu und ihre Waffen trafen aufeinander. Ein lautes Klirren war zu hören.

Beide drückten gegen den jeweils anderen. Doch sie bewegten sich nicht.

„Sehr gut. Endlich zeigst du deine Kraft.“, sagte Ratko amüsiert.

Kazuma lächelte. „Das ist noch längst nicht alles.“, sagte er. Dann befreite er sich aus der Pattsituation und traf rückwärts.

Ratko nahm seine Axt und steckte sie weg.

„Was jetzt? Willst du endlich gehen?“, fragte Kazuma.

Ratko hob seinen rechten Arm an. „Nein. Ich mache dich jetzt fertig.“, sagte er. Sein rechter Arm fing jetzt an, Blitze zu erzeugen.

Kazuma staunte. „Was soll das?“, fragte er.

Ratko streckte seinen Arm in Richtung Kazuma aus. In seiner Hand bildete sich eine Energiekugel. „Schon mal was von Chi gehört?“, fragte er.

Aus der Kugel schoss jetzt ein Strahl auf Kazuma zu. Der erschrak und wollte ausweichen. Doch er konnte nur einen wenig zur Seite ausweichen.

Der Strahl schoss durch Kazuma´s linke Schulter und er ging zu Boden. Dann schrie er vor Schmerzen.

Ratko trat heran. „Das war´s!“, sagte er und hob Kazuma am linken Arm hoch.

„Sag deinen Freunden auf Wiedersehen.“, sagte er und schlug zu.

Mit einem Mal wurde es schwarz für Kazuma.
 

Ladov stand vor den Trümmern der Mauer, unter der Shado lag. Ein Teil der Trümmer bewegte sich und der verletzte Shado kam rausgekrochen. Dort, wo Yuan ihn getroffen hatte, war ein schwarzer Fleck, der sich rasch ausbreitete.

Ladov lud die Pistole durch. Dann richtete er sie auf Shado.„Du hast meine Kinder getötet und meine Frau benutzt. Dafür werde ich jetzt sorgen, das du dein letztes Opfer gefunden hast.“, sagte er.

Shado nahm seine letzte Kraft zusammen und sprang auf Ladov zu. Doch der wich zurück und drückte ab.

Shado fiel regungslos zu Boden, während sich eine Blutlache unter ihm ausbreitete.

Ladov steckte die Pistole wieder weg. „Viel Spaß in der Hölle.“, sagte er und ging zurück.

Dort warteten die anderen noch.

Irina, die dank Atruschka´s Kräfte immer noch regungslos war, sah Ladov verwundert an.

„Wo bin ich denn hier?“, fragte sie.

Ladov sah Atruschka an und nickte. Die ließ Irina nun los.„Kannst du dich noch an etwas erinnern?“, fragte Ladov.

Irina schluckte. „Wo sind wir? Wo sind unsere Kinder?“, fragte sie.

Ladov senkte den Kopf. „Tut mir leid. Ich konnte sie nicht retten.“, sagte er traurig.

Irina erschrak. „Nein. Alles nur das nicht.“, sagte sie und ging in die Knie.

„Aber dich konnte ich retten. Außerdem wird die Bestie niemandem mehr schaden können. Sie hat ihre Bestrafung bekommen.“, sagte Ladov.

Doch Irina schien das nicht zu trösten. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte sie.

„Bleibt doch einfach auf der Erde. Fangt nochmal von vorne an.“, sagte Junko.

Ladov seufzte. „Aber die Saroks werden uns irgendwann finden.“, sagte er.

„Von wegen. Wenn wir das Turnier gewonnen haben, vertreiben wir die Saroks für immer von hier.“, sagte Junko lächelnd.

Ladov sah sie skeptisch an. „Ihr glaubt wirklich, dieses Turnier gewinnen zu können?“, fragte er.

„Natürlich. Immerhin nehmen Atruschka und Yuan daran teil.“, sagte Junko.

Ladov sah die beiden an. „Nichts gegen euch, aber das wird wohl nicht reichen.“, sagte er.

Yuan nickte. „Wir müssen noch drei weitere Kämpfer aufsammeln. Aber dann treten wir den Saroks in den Allerwertesten.“, sagte er voller Tatendrang.

Irina stand wieder auf. „Ich danke euch. Ich danke euch dafür, das ihr mir geholfen habt.“, sagte sie.

Ladov nickte wieder. „Ich ebenfalls. Vielen Dank.“, fügte er hinzu.

„Nichts zu danken. Jetzt müssen wir aber weiter.“, sagte Yuan.

„Wir haben doch noch gar kein Benzin.“, sagte Serena.

„Stimmt ja. Hätte ich beinahe vergessen.“, sagte Yuan.

„Das macht nichts. Ich weiß, wo welches ist.“, sagte Ladov.
 

Ein paar Minuten später waren sie in einem kleinen Lagerhaus, aus dem Ladov einige Kanister mit Benzin rausholte.

„Die brauche ich ohnehin nicht.“, sagte er.

„Spitze!“, jubelte Junko.

„Ja. Damit können wir das Auto voll tanken und weiterfahren.“, sagte Yuan froh.

Serena senkte den Kopf. „Aber vorher müssen wir Kazuma noch aufsammeln.“, sagte sie.

Yuan nickte. „Ist doch klar.“, sagte er.

„Wenn ich mich recht erinnere, ist er in der Richtung verschwunden.“, sagte Junko. Dann stutzte sie. In ihren Augen stand ein Schock. „Wir müssen uns beeilen. Er ist sehr schwach.“, sagte sie.

Alle sahen sie verwundert an.

„Woher weißt du das?“, fragte Yuan.

Junko schüttelte mit dem Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich spüre es einfach.“, sagte sie.

Serena war den Tränen nahe. „Wir müssen sofort dahin und ihn retten.“, sagte sie.

„Gut!“, sagte Yuan.

Sie gingen zuerst zum Auto zurück und fuhren dann zu der Stelle, wo Junko Kazuma spüren konnte.

Als sie ankamen, hob Ratko´s Schiff gerade ab und verschwand in Richtung Westen.

„Kazuma!“, rief Serena und sprang aus dem Auto.

Junko sah dem Schiff nach. Sie spürte, das Kazuma da drin gewesen sein musste.

Yuan sah es in Junko´s Blick.

Serena suchte noch. Da blitzte etwas am Boden auf. Serena lief hin und hob es auf. Es war der Computer mit den Daten. Kazuma musste ihn fallen gelassen haben.

Junko trat neben Serena.

„Wo ist er? Ist er noch hier?“, fragte Serena.

Junko schüttelte betrübt den Kopf.

„Das war garantiert Ratko. Er hat Kazuma mitgenommen.“, sagte Yuan.

„Ja. Garantiert.“, bestätigte Junko.

Serena sah Junko fragend an. „Dann lebt er noch?“, fragte sie.

Junko nickte.

„Wer weiß, was Ratko mit Kazuma vorhat?“, fragte Yuan.

Junko senkte den Kopf. Sie war sicher, das es etwas mit dem Bluttest zu tun hatte. Aber was genau Ratko jetzt vorhatte, wusste sie nicht.

„Wir müssen hinterher und ihn befreien.“, sagte Serena schluchzend.

„Immer mit der Ruhe. Wir wissen nicht einmal, wo sie ihn hinbringen.“, sagte Yuan.

„Wir können ihn doch nicht alleine lassen. Er würde dasselbe für uns tun.“, sagte Serena.

Junko nickte. „Ich werde ihn finden und dann befreien wir ihn.“, sagte sie zuversichtlich.

„Keine Sorge. Das machen wir. Aber vorher holen wir uns Verstärkung.“, sagte Yuan und zeigte auf den Computer.

Die nächste Zielperson wohnte nur ca. 10 Stunden entfernt.

„Einverstanden.“, fügte Junko hinzu.

Dann verabschiedeten sie sich von Ladov und Irina und fuhren Richtung Westen.

„Halte durch.“, sagte Serena hoffend.

Kazuma´s Vater?

Kapitel 44: Kazumas Vater?
 

Langsam öffnete Kazuma die Augen. Er war in einem dunklen Raum. Eine Art Verlies mit dicken Steinwänden und einem kleinen, vergitterten Fenster.

Er hing mit zwei dicken Ketten an den Handgelenken an der Wand.

„Was ist passiert?“, fragte er sich.

Dann spürte er den Schmerz in seiner linken Schulter und wurde an den Kampf erinnert.

„Stimmt ja. Ratko hat mich irgendwie erwischt. Ich frage mich nur, wie er das gemacht hat.“, sagte er leise.

„Was die wohl mit mir vorhaben?“, fügte er fragend hinzu.
 

„So. Du hast also einen gefangen genommen. Das passt gar nicht zu dir.“, sagte Zakor zu Ratko.

Sie waren beide im Büro.

„Ich dachte, das er uns sagen könnte, wo die anderen sind und vielleicht sogar einige Verstecke des Widerstandes.“, sagte Ratko und verneigte sich.

Zakor lehnte sich zurück. „Keine schlechte Idee. Wir können ihn ja nachher gemeinsam befragen.“, sagte Zakor.

Ratko lächelte. „Eine hervorragende Idee.“, sagte er. Dann ging er.

Zakor sah ihm skeptisch nach. „Was hast du nur vor?“, fragte er leise, nachdem Ratko die Tür hinter sich geschlossen hatte.
 

Yuan war am Steuer und fuhr eine Landstraße entlang, während Atruschka versuchte, aus der Karte des Computers schlau zu werden.

„Bist du sicher, das du dich nicht verfahren hast?“, fragte Atruschka.

„Wieso ich? Du hast doch die Karte.“, sagte Yuan.

Atruschka lächelte verlegen. „Im Kartenlesen war ich immer

eine totale Niete.“, gab sie zu.

„ Gib mal her.“, sagte Serena und nahm den Computer. „Ganz einfach. Fahr erstmal die nächste rechts.“, sagte sie.
 

Eine halbe Stunde später kam Yuan in einer kleinen Siedlung in der Nähe einer Stadt namens Frankfurt an.

„Soll das hier ein Ort sein?“, fragte Yuan.

„Davon soll es hier in Deutschland eine Menge geben. Die Menschen hier lieben wohl die Einsamkeit.“, erklärte Atruschka.

Vor einem großen Hof hielt Yuan an. „Hier muss es wohl

sein.“, sagte er.

Serena nickte.

Junko stieg aus und nahm einen tiefen Atemzug. „Herrliche Landluft. Ich kann verstehen, wenn jemand lieber hier wohnt als in einer stinkenden Stadt.“, sagte sie.

„Hier stinkt es nach Mist.“, sagte Serena.

„Komm schon. Du mit deiner empfindlichen Nase.“, sagte Yuan.

„Also dann. Sehen wir mal nach, ob hier jemand wohnt.“, sagte Atruschka.

Plötzlich kam etwas auf die Truppe zu. Eine brennende Kugel ging direkt vor Atruschka zu Boden. In einem Reflex sprang sie zurück. Auch die anderen gingen jetzt in Deckung.

„Das war nur eine Warnung. Der Nächste trifft.“, schrie eine männliche Stimme.

Yuan sah zu dem Hof und erkannte in einem der Fenster eine Gestalt. „Wir sind keine Saroks!“, rief er.

„Das weiß ich selber. Ich weiß genau, wer ihr seid und wer euch schickt.“, rief die Gestalt.

Dann ging eine weitere brennende Kugel zu Boden.

„Bestellt Kramer, das er mich lieber in Ruhe lassen sollte!“, fügte sie hinzu.

„Kramer?“, fragte Junko leise.

Yuan schüttelte mit dem Kopf. „Wir kennen keinen Kramer. Hier liegt eine Verwechslung vor!“, rief er.

„Verarschen könnt ihr euch selbst.“, rief die Gestalt und eine weitere Kugel fiel zu Boden.

„Jetzt reicht´s.“, sagte Atruschka und machte eine Handbewegung.

Einer der Fensterläden des Fensters klappte mit Schwung um und haute den Kerl wohl zu Boden.

„Das war ziemlich rabiat.“, sagte Yuan.

„Ach was. Der Zweck heiligt die Mittel.“, sagte Atruschka.

Yuan ging jetzt langsam auf den Hauseingang zu, als dieser sich öffnete und eine junge Frau mit einer Schrotflinte auf ihn zielte.

„Was wollt ihr hier, wenn ihr nicht von Kramer seid?“, fragte sie.

Yuan schluckte.

„Können wir das nicht drinnen besprechen?“, fragte Junko, die sich jetzt ebenfalls aus ihrer Deckung raustraute. „Wir lassen auch unsere Waffen im Auto. Versprochen.“, fügte sie noch hinzu.

Die Frau senkte die Flinte. „Na gut.“, sagte sie.

Yuan seufzte.

2 Minuten später saßen sie an einem Tisch. Die junge Frau machte einen Eisbeutel zurecht, als der Kerl, der vom Fenster aus mit den Kugeln geworfen hatte, reinkam.

Er hatte kurzes, blondes Haar und war etwas kleiner als die Frau. Er trug normale Bauernkleidung, die allerdings schon recht verschlissen war.

Im Moment prangte eine riesige Beute auf seiner Stirn, doch

die Frau presste den Eisbeutel darauf.

„Warum hast du sie reingelassen, Rebecca?“, fragte er und sah die Gruppe abwertend an.

„Weil ich nicht glaube, das sie von Kramer kommen, Robin.“, sagte die Frau.

Yuan sah den Mann fragend an. „Du bist Robin Lukas?“, fragte er.

Der sah ihn wütend an. „Und wenn es so wäre?“, fragte er. In seiner Hand erschien auf einmal eine brennende Kugel wie aus dem Nichts.

„Lass das doch mal. Fang nicht schon wieder an.“, sagte Rebecca.

„Tut mir leid. Ich bin Rebecca Lukas und der Ungestüme hier ist mein Bruder Robin.“, sagte Rebecca höflich.

Alle sahen wie erstarrt die brennende Kugel in Robin´s Hand an.

Serena erhob sich. „Angenehm. Ich heiße Serena und das hier sind Yuan, Junko und Atruschka.“, stellte sie die Runde vor.

Die Kugel in Robin´s Hand verschwand wieder und lehnte sich in eine Ecke. „Na gut. Wenn ihr nicht von Kramer geschickt wurdet, warum seid ihr dann hier?“, fragte er.

„Ich mache rasch Kaffee.“, sagte Rebecca und ging.

Serena räusperte sich und sagte. „Nun. Es geht um folgendes...“
 

Die Tür zu Kazuma´s Zelle ging auf und Ratko kam hinein.

„War ne ziemlich lahme Vorstellung, die du beim letzten Kampf gezeigt hast.“, sagte er.

Kazuma sah ihn geschwächt an. „Du kannst mich mal.“, sagte er.

Ratko lächelte. „Wenigstens hast du noch deinen Kampfgeist.“, erwähnte er.

„Was ist mit meinen Freunden?“, fragte Kazuma.

Ratko stutzte. „Du machst dir noch Sorgen um andere? In deiner Situation?“, fragte er.

„Na klar. Immerhin sind wir ja Freunde.“, sagte Kazuma lächelnd.

„Freunde?“, sagte Ratko nachdenklich.

„Hast du keine?“, wollte Kazuma wissen.

Ratko schüttelte den Kopf. „Wozu denn? Freunde behindern einen nur.“, sagte er.

Kazuma lachte leise. „Du tust mir leid. Freunde geben einem Kraft. Sie sorgen dafür, das man alles übersteht. Wenn du keine hast, wirst du das nicht verstehen können.“, sagte er.

„Blödsinn. Wo sind denn deine Freunde? Sie sind nicht hier! Du bist alleine!“, sagte Ratko fast schreiend.

„Sie werden kommen. Du wirst schon sehen.“, sagte Kazuma.

„Das bringt nichts. Genieß diese Nacht nochmal. Morgen wird ein anstrengender Tag für dich.“, sagte Ratko und ging.

„Armer Sarok.“, sagte Kazuma.
 

Der Kaffee auf dem Tisch war schon fast kalt und die Sonne ging langsam unter, als Serena mit ihrer Erzählung fertig war.

Rebecca staunte während Robin weniger begeistert an seinem Kaffee nippte.

„Das ist ja Wahnsinn, was ihr bis jetzt erlebt habt!“, sagte Rebecca.

„Aber das klärt nicht, weswegen ihr hier seid.“, sagte Robin.

Junko zeigte ihm den Computer mit seinem Namen auf dem Bildschirm. „Deswegen.“, sagte sie.

Robin schielte kurz auf den Bildschirm.

„Du kannst das Feuer kontrollieren, oder?“, fragte Yuan und verwies auf die Feuerkugel von vorhin.

„So ein Schwachsinn. Ein Turnier!“, sagte Robin und ging raus.

„Oh mann. So ist er immer.“, sagte Rebecca.

„Macht er nun mit oder nicht?“, fragte Atruschka.

Rebecca senkte den Kopf. „So ist er seit... seit das mit unserer Mutter passiert ist.“, sagte sie betrübt.

„Erzähl ihnen ja nichts!“, mahnte Robin.

„Ich vertraue ihnen und erzähle, was ich will.“, sagte Rebecca.

Robin sah ein wenig grimmig aus. „Mach doch, was du willst!“, sagte er.

„Da sind wir wohl dran schuld.“, sagte Serena.

„Nein. Das liegt nicht an euch. Macht euch keine Gedanken.“, versicherte Rebecca.

Serena erkannte ein wenig Trauer in ihrem Blick. „Du musst es uns nicht erzählen.“, sagte sie.

Rebecca wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Keine Sorge. Es geht schon.“, sagte sie. Dann nippte sie kurz an ihrem Kaffee.

„Robin ist 23 und ich erst 17. Unser Vater ist gestorben, als ich 3 Jahre alt war. Deswegen hatte Mutter es nicht leicht. Noch dazu kam diese furchtbare Fähigkeit, die sie auch uns weitergegeben hatte. Naja. Teilweise.“, sagte Rebecca.

Yuan bemerkte, das ihr Kaffee wieder dampfte wie frisch gebrüht.

„Ich kann Sachen erwärmen, aber nur begrenzt.“, erklärte sie

„Die Ärzte nannten es Pyromantismus. Die Fähigkeit, mit seinem Körper spontan Feuer zu erzeugen.“, erklärte Robin, der wieder reingekommen war.

„Faszinierend.“, sagte Serena.

Robin schmunzelte. „ Das trifft es nicht ganz. Um diese Fähigkeit zu kontrollieren, habe ich lange trainiert. Als Kind war das nicht sehr einfach.“, sagte er.

Rebecca räusperte sich, um wieder Gehör zu finden. Dann erzählte sie weiter.

„Nun ja. Nach dem Tod von Vater hatten wir arge Geldprobleme. Um nicht obdachlos zu werden, musste Mutter Geld leihen. Von einem Kerl namens Kramer, der in der Stadt ein Kasino betreibt. Fürs erste waren wir gerettet. Aber dann wollten sie das Geld mit unverschämten Zinsen zurückhaben. Sie drohten uns sogar. Doch das Geld hatten wir nicht mehr. Nachdem Kramers Leute versuchte hatten, Robin und mich zu entführen, flippte Mutter aus. Sie ging zu Kramer, um ihm die Meinung zu sagen.“, sagte Rebecca und senkte den Kopf.

„Sie kam nicht wieder.“, führte Robin die Geschichte weiter.

„Später hörten wir, von einem Feuer im Kasino. Die Brandstifterin wurde erschossen und Kramer überlebte.“, sagte Robin.

Die anderen senkten ebenfalls die Köpfe.

„Kramer hat schon Respekt vor mir, doch er will das Geld immer noch zurück. Selbst jetzt, wo die Saroks hier sind.“, sagte Robin.

„Dann komm doch mit uns.“, sagte Junko.

Robin schüttelte den Kopf. „Nein. Dann würde er Rebecca etwas antun. Das weiß ich.“, sagte er.

Yuan dachte nach. „Hat er das Kasino noch?“, fragte er.

Robin sah ihn fragend an.

Rebecca nickte. „Die Saroks haben ihm erlaubt, es weiter zu betreiben.“, sagte sie.

„Würdest du mitkommen, wenn wir das mit Kramer klären?“, fragte Yuan.

Junko erschrak. „Dafür haben wir keine Zeit. Denk an Kazuma.“, sagte sie.

„Der kommt schon irgendwie klar. Außerdem haben wir noch keine Ahnung, wo Ratko ihn hingebracht hat.“, sagte Yuan.

„Hast du Ratko gesagt?“, fragte Robin.

„Ja. Wieso? Kennst du ihn?“, fragte Serena.

Robin nickte. „Ja. Soweit ich weiß wohnt und dient er bei Zakor in einem Schloss südlich von hier.“, sagte er.

„Ist ja prima. Kannst du uns führen?“, fragte Serena.

„Klar. Aber im Moment...!“, sagte er.

Yuan lächelte. „Ich löse das Problem mit diesem Kramer und meine Mädels werden mir helfen.“, sagte er und verwies auf Junko und Atruschka.

„Wie denn das?“, wollte Junko wissen.

„Wir werden morgen Abend im Kasino etwas spielen.“, sagte er lächelnd.
 

„Guten Morgen!“, sagte Ratko, als er in Kazuma´s Zelle reinkam.

„Blödsinn.“, sagte der.

Ratko ging zu ihm und löste die Fesseln.

Kazuma war so geschwächt, das er in die Knie ging. „Was jetzt?“, fragte er.

„Du kommst mit!“, sagte Ratko und zog Kazuma nach oben auf die Füße.

Ein paar Minuten später kam Ratko mit Kazuma in Zakor´s Büro. Seine Hände waren auf den Rücken gebunden.

„Hier ist er.“, sagte Ratko.

Zakor sah Kazuma finster an. „Und das soll der Kerl sein, der Hakon besiegt hat?“, fragte er.

Ratko nickte.

Zakor stand aus seinem Stuhl auf und trat vor Kazuma, der auf den Knien hockte.

Kazuma schluckte. Die Aura dieses Kerls war noch viel intensiver als die von Ratko.

Zakor sah Kazuma herablassend an. „Du kleiner Wurm lehnst dich also gegen uns auf?“, fragte er. Dabei sah er in Kazumas Augen.

Zakor stutzte. „Du hast Kampfgeist und scheinbar bist du sehr stark.“, sagte er. Dann ging er wieder zum Schreibtisch zurück.

„Was versprichst du dir von diesem Individuum, Ratko?“, fragte Zakor.

Ratko sah ihn fragend an. „Antworten natürlich.“, erwiderte er.

Zakor nickte lächelnd. „Aber auf welche Fragen?“, fragte er und setzte sich wieder.

In dem Moment knallte Ratko einen Umschlag auf den Schreibtisch.

Zakor nahm und öffnete ihn. „Und was ist das?“, fragte er und zog einen Zettel heraus.

„Ein Bluttest vom Blut dieses Jungen. Ich habe ihn nach meinem Zusammentreffen mit ihm machen lassen.“, erklärte Ratko.

Zakor sah sich das Ergebnis sorgfältig an. „Und was kann ich hier sehen?“, fragte er.

„Frag nicht so dumm. Der Junge hat das Blut eines Menschen und eines Saroks. Deswegen ist er so stark.“, sagte Ratko.

Zakor schmunzelte. „Blödsinn. Der Imperator versucht seit 5 Jahren, diese beiden Blutsorten zu vermischen wie bei allen anderen Rassen. Aber bislang ohne Erfolg.“, erklärte er.

Ratko schmunzelte ebenfalls. „Vielleicht hat er es noch nicht auf natürlichem Weg versucht.“, sagte er.

Jetzt machte Zakor ein fragendes Gesicht.

Ratko zog einen weiteren Umschlag hervor, den er neben den anderen legte.

Zakor nahm ihn, doch er öffnete ihn nicht. „Und was ist das?“, fragte er.

Ratko lächelte. „Der Bericht einer Mission, die vor über 18 Jahren stattfand. Damals hatte der Imperator zahlreiche Soldaten ausgeschickt, um die Verteidigungsmöglichkeiten der Menschen rauszufinden. Die Namensliste war sehr aufschlussreich.“, sagte er.

Zakor sah den Umschlag an. „Wie bist du an solche Unterlagen gekommen?“, fragte er.

„Ich habe Möglichkeiten.“, sagte Ratko nur.

Zakor schluckte. Es schien, als wüsste er, worauf Ratko anspielte.

„Es gab drei Namen auf der Liste, die in Japan eingesetzt wurden. Einer in Kyoto, einer in Hokkaido und einer in Tokio.“, erklärte Ratko.

Kazuma´s Augen wurden groß. Spielte Ratko etwa gerade auf seinen Vater an? Wenn der Bluttest stimmte, würde also auf dieser Liste der Name seines Vaters stehen. Aber warum hier und jetzt?

„Die Mutter dieses Jungen wohnte in Tokio. Also gibt es nur einen, der in Frage kommt.“, sagte Ratko.

Zakor lächelte. „Stopp. Willst du etwa sagen, das ich etwas damit zu tun habe?“, fragte er.

Kazuma erschrak. War der Name auf der Liste etwa der von Zakor?

„Es muss so sein.“, sagte Ratko.

Zakor schmunzelte erneut.

„Was ist damals passiert?“, fragte Ratko.

Jetzt wurde auch Kazuma neugierig.

Zakor´s Geschichte

Kapitel 45: Zakors Geschichte
 

„Das soll ich anziehen?“, fragte Junko, die in einem langen, glitzernden Kleid vor den anderen stand.

„Na klar.“, sagte Yuan.

„Kazuma würde tot umfallen, wenn er dich so sehen würde.“, sagte Serena amüsiert.

Junko wurde ein wenig rot.

Atruschka kam jetzt ebenfalls in einem schicken Kleid ohne Träger rein. „Warum müssen wir so etwas anziehen?“, fragte sie.

„Weil wir heute Abend ins Casino gehen und dafür müssen wir entsprechend angezogen sein.“, erklärte Yuan.

„Na toll.“, sagte Atruschka genervt.

„Also, mir gefällt es. Ich wollte schon immer mal so etwas tragen. Nur schade, das Kazuma mich nicht so sehen kann.“, sagte Junko ein wenig rot im Gesicht.

„Warum darf ich nicht auch so ein Kleid tragen?“, fragte Serena.

„Weil es gefährlich werden könnte.“, sagte Yuan besorgt.

„Gut, das wir die Sachen unserer Mutter aufgehoben haben. Aber war genau habt ihr eigentlich vor?“, fragte Rebecca.

„Geld gewinnen, damit wir eure Schulden bezahlen können.“, sagte Yuan.

„Quatsch. Das ist doch nur Glücksspiel.“, sagte Robin.

Yuan lächelte. „Nicht unbedingt. Wenn man die richtigen Fähigkeiten hat, kann man dem Glück etwas nachhelfen.“, sagte er und deutete auf Atruschka.

„Was soll das heißen?“, fragte die.

Junko sah auf Atruschka und ihre doch sehr ausgeprägte Brust, die durch das Kleid jetzt richtig zur Geltung kam. „Meinst du das?“, fragte sie.

Atruschka wurde rot und Yuan ebenfalls.

„Quatsch. Ist zwar auch eine Möglichkeit, aber ich hatte eher an etwas anderes gedacht.“, sagte Yuan. Prompt hatte er eine Ohrfeige von Atruschka bekommen.

„Ich dachte an deine telekinetischen Fähigkeiten. Beim Roulette kann man die bestimmt gut gebrauchen.“, erklärte Yuan mit schmerzender Backe.

„Das ist aber Betrug.“, stellte Serena fest.

„Nein. Nur Mittel zum Zweck.“, rechtfertigte sich Yuan.

„Blöde Ausrede.“, gab Robin zu Bedenken.

„Ich weiß auch nicht.“, sagte Atruschka.

„Kramer hat es verdient.“, sagte Rebecca.

Yuan lächelte. „Gut. Dann ist es beschlossen.“, sagte er.
 

Zakor setzte sich hin und sah den zweiten Umschlag von Ratko an.

„Was ist damals passiert?“, wiederholte Ratko seine Frage.

Kazuma konnte es nicht fassen. War Zakor wirklich sein leiblicher Vater?

Zakor sah Kazuma an. „Offensichtlich war ich wirklich zu langsam.“, sagte er.

„Was? Zu langsam?“, fragte Ratko.

Zakor sah beide kalt lächelnd an. „Wollt ihr es wirklich wissen? Wollt ihr wirklich wissen, was vor 18 Jahren passiert ist?“, fragte er.

Ratko nickte.

Kazuma wusste nicht, was er sagen sollte. Er schwieg.

Zakor machte einen tiefen Seufzer. „Na gut. Das wichtigste zuerst. Ich bin nicht dein Vater.“, sagte Zakor und sah Kazuma an.

Ratko stutzte. „Und wer dann?“, fragte er.

Zakor sah Ratko entschlossen an. „Was weißt du über die Spähermission von damals?“, fragte er.

Ratko stutzte. „Nur, was in den offiziellen Berichten steht.“, sagte er.

Zakor schmunzelte. „Also weißt du praktisch gar nichts. Das erklärt einiges. Dann sollte ich von vorne anfangen.“, sagte er.

Zakor stand auf und ging ans Fenster.

„Nach außen hin war es eine ganz normale Mission wie wir sie vorher schon zu Dutzenden durchgeführt hatten. Spione werden auf einen potenziellen Zielplaneten geschickt, um die Verteidigung und die Rohstoffe der dortigen Bevölkerung herauszufinden. Soweit war alles ganz normal. Allerdings war ich nicht offiziell auf dieser Mission. Jedenfalls nicht von Anfang an. Für Tokio war ein anderer Sarok zuständig. Ein Kerl namens Potal. Allerdings hatte der Geheimdienst des Imperators schon seit längerem den Verdacht, das dieser Sarok uns verraten wollte. Er würde diese Gelegenheit möglicherweise dazu nutzen, die Bevölkerung vor uns zu warnen. Jedenfalls hatten wir die Informationen.“, erklärte Zakor.

„Und du solltest ihn ausschalten?“, fragte Ratko.

„Nein. Vorläufig nur überwachen. Ich sollte ihn erst töten, wenn es eindeutige Beweise dafür gäbe, das er uns verraten will.“, beantwortete Zakor die Frage.

Ratko sah die Unterlagen durch. „Über diesen Potal gibt es hier keine Unterlagen.“, stellte er fest.

„Das hat auch seinen Grund.“, sagte Zakor und fuhr fort.

„Einen Tag nachdem wir abgesetzt wurden, ist er verschwunden. Er muss geahnt haben, das jemand hinter ihm her war. Dank des holographischen Projektors, den jeder von uns besaß, sah er genau wie ich, aus wie ein Mensch. Doch die Informationen des Geheimdienstes wiesen auf ein Ziel hin, das er ansteuern würde. Eine abgelegene Militärbasis außerhalb von Tokio. Er hatte offensichtlich vor, den Menschen Baupläne von effektiven Waffen zu überlassen, mit denen sie sich hätten zur Wehr setzen können. Ich fing ihn allerdings ab und stellte ihn zur Rede.“, sagte Zakor und ging zum Schreibtisch zurück, wo er sich setzte.

„Es kam zu einem Kampf zwischen ihm und mir. Ein langer, erbitterter Kampf, in dem ich schließlich die Oberhand gewann. Doch die Menschen entdeckten uns und wir zogen uns zurück. Wir entkamen beide und tauchten erneut unter. Es dauerte eine Weile, bestimmt eine Woche, bevor ich seine Spur erneut fand. Er war bei einer jungen Frau untergekommen. Vermutlich hatte er bis dahin noch nicht wieder die Gelegenheit gehabt, die Baupläne den Menschen zu überlassen. Ich hinterließ ihm eine Nachricht, das ich ihn gefunden hätte und ihn zu einem weiteren Kampf erwartete. Die Zeit war ohnehin bald abgelaufen. Das Raumschiff würde uns bald wieder abholen. Er wusste das auch und beschloss, die Herausforderung anzunehmen. Im Park der Stadt fochten wir unseren letzten Kampf aus. Er war sehr wild. Hatte wohl viel trainiert, um nicht nochmal zu verlieren. Doch es brachte ihm nichts. Letztendlich verlor er und ich nahm ihm die Baupläne ab. Dann erschien auf einmal die Frau, die ihn bei sich aufgenommen hatte. Sie schien nicht überrascht von seiner Gestalt zu sein, weil sein holographischer Projektor ausgefallen war. Das überraschte mich. Eigentlich wollte ich sie in dem Moment töten, weil ich befürchten müsste, das sie eine Kopie der Pläne hatte, doch ich konnte es nicht. Sie sah mich mit ihren verweinten und doch wütenden Augen an und ich konnte es nicht. Ich stieß sie stattdessen zur Seite und verpasste Potal den Gnadenstoß, bevor ich ihn mitnahm und verschwand.“, beendete Zakor seine Geschichte.

„Das klärt aber meine Frage nicht!“, schrie Ratko.

Zakor lächelte. „ Denk doch mal nach. Er war mit dieser Frau über eine Woche alleine. Was er in dieser Woche getrieben hat, weiß ich nicht. Wäre aber gut möglich, das er sie geschwängert hat. Hätte ich damals gewusst, das so etwas dabei herauskommen würde, hätte ich sie gleich getötet.“, sagte Zakor.

Kazuma schluckte. „Dann... dann war das meine Mutter?“, fragte er.

Zakor verschränkte die Arme. „Ganz offensichtlich. Anders kann ich mir das nicht erklären.“, sagte er.

„Und was war mit den Unterlagen?“, fragte Ratko.

„Das war ein leichtes. Um nicht die Aufmerksamkeit der anderen Soldaten zu erregen, oder sie zu verunsichern, wurden die Unterlagen gefälscht. Potal wurde einfach weggestrichen und ich wurde offiziell für seinen Auftrag eingetragen.“, sagte Zakor.

„Dann... dann hast du meinen Vater getötet?“, fragte er.

„Komm schon. Du kanntest ihn nicht einmal. Du bist mit der Meinung aufgewachsen, deinen Vater zu kennen. Du hattest keinerlei emotionale Verbindung zu deinem richtigen Vater. Du hast ihn nicht einmal gekannt.“, sagte Zakor.

„Das ist nicht der Punkt!“, schrie Kazuma.

Zakor schmunzelte wieder. „Bring ihn zurück in die Zelle. Danach will ich mit dir reden, Ratko.“, sagte Zakor.

Ratko nickte und nahm Kazuma mit raus.

Sie waren auf dem Weg ins Verlies zurück, als Kazuma sich wieder fing.

„Warum brauchtest du mich?“, fragte er.

„Ich brauchte dich nicht. Wollte nur, das du die Wahrheit erfährst.“, sagte Ratko.

„Ach ja? Und warum?“, fragte Kazuma energisch.

„Weil du sehr wichtig bist für den Widerstand. Du kannst möglicherweise die Menschheit und die Saroks retten.“, sagte Ratko.

Kazuma sah ihn verdutzt an. Was sollte das bedeuten?

Ratko schloss die Zelle auf und warf Kazuma rein. „Morgen werden wir sehen, wie gut du bist.“, sagte er.

Kazuma sah ihm nach. „Was soll das denn heißen?“, fragte er.

Doch Ratko war schon außer Hörweite.

„So ein Mist!“, schrie Kazuma und schlug vor Wut gegen die Stahltür, die allerdings keinen Millimeter nachgab.

Er ging zur Liege und setzte sich hin. „Ich muss hier raus. Die anderen verlassen sich auf mich. Meine Schwester verlässt sich auf mich.“, sagte er sich.

Dann dachte er an den letzten Kampf gegen Ratko. Die leuchtende Kugel, aus der plötzlich ein Strahl gekommen war. Ratko hatte es Chi genannt.

Kazuma sah seine Hände an. „Vielleicht kann ich so was ja auch. Wenn ich mich stark genug konzentriere, müsste das doch möglich sein.“, sagte er.
 

Die Sonne ging langsam unter, als Yuan, Atruschka und Junko vor das Casino traten.

„Oh mann. Irgendwie fühle ich mich unwohl in diesem Outfit.“, sagte Atruschka seufzend.

„Beschwer dich nicht. Es ist für einen guten Zweck.“, sagte Yuan.

„Genau. Wann haben wir schon mal Zeit, so ein traumhaftes Kleid zu tragen?“, fragte Junko schwärmend.

„Haltet euch mal ein wenig zurück. Wir wollen schließlich nicht übermäßig auffallen da drin.“, sagte Yuan.

„Kannst du mir nochmal erklären, wie du dir das vorstellst?“, fragte Atruschka.

Yuan nickte. „Also. Ich werde Roulette spielen. Du weißt doch, wie Roulette geht, oder?“, fragte Yuan Atruschka.

Die sah ihn mit einem Blick an, der fragte, ob er das ernst gemeint hatte.

„Also. Ich setze auf eine Zahl und du sorgst dafür, das diese Zahl kommt.“, sagte Yuan lächelnd.

„Aber vergiss nicht, das wir nur genug Geld brauchen, um die Schulden für Robin und Rebecca zu bezahlen. Auf keinen Fall mehr.“, sagte Junko.

Yuan lächelte. „Klar doch. Das klappt schon.“, sagte er.
 

Im Casino war eine Menge los. Überall waren Menschen an Spieltischen und Automaten.

„Wahnsinn. Man könnte meinen, das die Invasion hier gar nicht stattgefunden hat.“, sagte Junko.

„Ich schätze mal, das die Leute hier eine Abwechslung von der Realität suchen.“, sagte Atruschka.

„Ist wohl so.“, sagte Yuan.

„Erstaunlich, das die Saroks so was noch erlauben.“, erwähnte Junko.

„Suchen wir uns einen Tisch und fangen an.“, sagte Yuan.

Ein Roulettetisch in der Nähe war rasch gefunden und Yuan nahm Platz. Junko und Atruschka standen neben ihm.

Als erstes setzte Yuan etwas Geld auf schwarz. Atruschka griff noch nicht ein. Erst, als Yuan auf eine Zahl setzte, um den Gewinn zu erhöhen, setzte sie ihre Kraft ein. Mit der konnte sie die Kugel genau in diese Zahl fallen lassen.

Mit einem Schlag gewannen sie eine Menge Geld. Um nicht zu sehr aufzufallen, verlor er auch mal wieder. Doch der Gewinn wuchs zusehends.
 

„Mr. Kramer. Da ist ein junger Mann, der eine Menge Geld macht.“, sagte ein Mann im Smoking, der in einem Büro stand.

Ein etwas dickerer Mann mit schickem Anzug und Zigarre um Mund sah hinter einem Schreibtisch.

Er drückte eine Fernbedienung und ein Bildschirm ging an. Der zeigte jetzt Yuan. „So, so. Offenbar ein Glückspilz. Das wird interessant.“, sagte Kramer lächelnd.
 

Yuan hatte mittlerweile genug Geld gemacht.

„Hören wir auf. Das sollte reichen.“, sagte er und kramte seine Chips zusammen.

„Wollen sie schon gehen?“, fragte eine Stimme hinter ihm.

Die drei drehten sich um und sahen in das Gesicht von Kramer, der noch zwei recht stemmige Kerle bei sich hatte.

„Eigentlich schon.“, sagte Yuan.

„Immer mit der Ruhe. Der Abend ist doch noch jung. Ich bin übrigens Kramer, der Besitzer dieses Etablissements. Ich habe euch noch nie hier gesehen. Seid ihr aus der Gegend?“, fragte

Kramer.

„Nur auf der Durchreise.“, sagte Junko.

Kramer grinste. „Mit einem solchen Gewinn kommt man nicht einfach hier raus.“, sagte Kramer.

Die drei schluckten. Würde es jetzt zu einem Kampf kommen, wären die Leute hier in Gefahr.

„Nicht, ohne das sie ein Spiel gegen mich gewonnen haben.“, sagte Kramer.

Yuan sah ihn fragend an.

„Ich habe einen kleinen Pokertisch für zwei Leute und suche immer nach einer Herausforderung.“, sagte Kramer.

Yuan lächelte. „Tut mir leid, aber Poker ist nicht meine Stärke.“, sagte er lächelnd.

Kramer sah die drei herausfordernd an.

„Ich mache es.“, sagte Junko.

Yuan und Atruschka sahen sie fragend an. „Du kannst pokern?“, fragte Yuan.

„Na klar. Hab ich mir selbst beigebracht.“, sagte Junko.

„Na toll.“, sagte Yuan.

Atruschka nahm ihn zur Seite. „Wir haben aber keine Wahl. Ich glaube nicht, das der uns so einfach gehen lässt.“, flüsterte sie.

„Klar.“, sagte Yuan.

„Na gut.“, sagte er zu Kramer. Dann sah er Junko an. „Vermassele es nicht.“, fügte er leise hinzu und gab ihr die Spielchips.
 

Kazuma versuchte immer noch sein Glück. Er konzentrierte sich auf seine Handflächen, um die Attacke von Ratko zu kopieren. Doch bislang hatte er kein Glück. Erschöpft lehnte er sich an eine Wand und setzte sich hin.

„Ist wohl nicht so einfach, wie es aussieht.“, sagte er sich.

Dann riss er sich zusammen, stand wieder auf und versuchte es erneut.

In einem Bildschirm wurde er von Ratko beobachtet. „Bin gespannt, ob du es schaffst.“, sagte er lächelnd.
 

Yuan, Atruschka und Junko waren Kramer in ein Hinterzimmer gefolgt, wo ein kleiner Tisch stand.

„Hier sind wir ungestört.“, sagte Kramer und nahm Platz. Junko ebenfalls.

„Ich bin gespannt. Habe noch nie gegen eine Frau gepokert. Noch dazu gegen eine so junge und hübsche.“, sagte Kramer.

Junko lächelte. „Hören sie mit dem Gerede auf und fangen sie an.“, sagte Junko.

Kramer nickte und bat den Kartengeber, die Karten zu verteilen.
 

Die Stunden vergingen. Atruschka war auf ihrem Stuhl eingeschlafen, während Yuan gerade so die Augen offen halten konnte.

Junko und Kramer pokerten schon die ganze Zeit. Aber von der Anzahl der Chips hatte sich nichts groß geändert.

„Nicht übel. Ich hatte noch keinen Gegner, der sich so lange durchgesetzt hat. Wo hast du pokern gelernt?“, fragte Kramer.

„Internet. Meine Eltern hatten kaum Zeit, also habe ich mich so beschäftigt.“, erklärte Junko.

„Muss ne einsame Kindheit gewesen sein.“, bemerkte Kramer.

„Wollen sie mich bemitleiden oder lieber spielen?“, fragte Junko genervt.

Kramer schmunzelte wieder und der Kartengeber verteilte erneut die Karten.

„Wie lange dauert denn das noch?“, fragte Yuan.

Kramer sah sich die Karten an und machte einen Einsatz.

Junko aber hatte die Karten verdeckt vor sich angeordnet, ohne sie anzusehen. Dann nahm sie scheinbar wahllos drei Karten weg und ließ sich drei neue geben, die sie sich ebenfalls nicht ansah.

„Ich setze alles, was ich habe.“, sagte sie und schob ihre ganzen Chips in die Mitte.

Yuan erschrak.

Kramer machte ein erstauntes Gesicht. Er sah sich seine Karten nochmal an. Einen Moment lang dachte er wohl ans aussteigen. Dann lächelte er. „Bin dabei.“, sagte er und schob seine Chips dazu.

Yuan konnte es nicht fassen. Sämtliche Spielchips waren jetzt in der Mitte. Das war also das letzte Spiel und Junko hatte sich ihre Karten nicht einmal angesehen.

Kramer schien von dieser Kühnheit beeindruckt zu sein. „Na gut. Dann fang ich an.“, sagte er.

Er legte zuerst zwei Damen auf den Tisch. Dann fügte er die restlichen drei Karten hinzu. Drei Könige.

„Full House. Kannst du das übertreffen?“, fragte er.

Junko sah ihre Karten an. Dann dachte sie an ein Spiel, das sie mal gegen ihren Onkel geführt hatte.

„Zum Poker braucht man viel Glück.“, hatte er ihr gesagt.

„Glück. Das brauche ich jetzt.“, dachte Junko.

Kazuma vs. Zakor

Kapitel 46: Kazuma vs. Zakor
 

Junko sah ihre Karten an. Nun hing alles von den fünf Karten ab, die umgedreht vor ihr lagen.

Sie nahm die erste Karte und drehte sie um. Eine Herzdame. Die zweite Karte war eine Herz zehn. Dann noch ein Herzbube undein

Herz-As.

Alle waren erstaunt. Nur noch eine Karte lag umgedreht auf dem

Tisch.

Junko fehlte nur noch eine bestimmte Karte zum Sieg.

„Das kann doch nicht sein. Soviel Glück hat doch niemand.“, dachte Kramer.

Junko fasste jetzt den Rand der Karte an. „Bitte.“, dachte sie und drehte sie rasch um.

Plötzlich wurde es still. Junko blickte auf den Herz-König, der sich nun perfekt in die restlichen Karten einreihte.

Kramer stockte der Atem und Yuan schluckte.

„Royal Flush.“, sagte Junko, die das wohl selbst noch kaum glauben konnte.

Kramer lächelte. „Nicht schlecht. So was habe ich noch nicht erlebt. Du hast gewonnen.“, sagte er seufzend.

Yuan sprang auf. „Du hast es geschafft.“, sagte er.

Junko lehnte sich erschöpft zurück.

Kramer stand auf, ging um den Tisch herum und reichte Junko seine Hand. „Du hast dir das Geld verdient. Hat Spaß gemacht.“, sagte er.

Junko schüttelte ihm die Hand. „Mir auch.“, sagte sie.

„Dann können wir jetzt wohl über das Geschäftliche reden.“, sagte Yuan.

„Das Geschäftliche?“, fragte Kramer.

Yuan nickte. „Wir sind nicht zufällig hier. Wir sind hier, um die Schulden der Familie Lukas zu begleichen.“, sagte er.

Plötzlich wich Kramer zurück. „Die Familie Lukas? Was habt ihr denn mit denen zu schaffen?“, fragte er entsetzt.

„Das ist unsere Sache. Reichen die Chips, um die Schulden zu begleichen?“, fragte Yuan.

Kramer sah den Berg Spielchips auf dem Tisch an, den Junko eben erspielt hatte. „Schon, aber...“, warf er ein.

„Na prima. Dann behalten sie die Chips einfach und sehen die Schulden der Kramers als beglichen an.“, sagte Yuan.

Kramer schienen die Worte zu fehlen.

„Hab ich ihr Wort darauf?“, fragte Yuan.

Kramer seufzte. „Also gut. Dann geht aber jetzt.“, sagte er etwas lauter.

„Vielen Dank für das schöne Spiel.“, sagte Junko, bevor sie mit den anderen ging.

Als die Tür zugegangen war, knurrte Kramer wütend. „Meier!“, schrie er.

Eine weitere Tür ging auf und ein Mann in Anzug und Sonnenbrille kam rein.

Kramer sah sehr wütend aus. „Haben sie das gehört?“, fragte er.

Der Mann nickte ohne ein Wort zu sagen.

„Das darf nicht passieren. Das Grundstück ist zu wichtig. Es ist meine Fahrkarte zum weiteren überleben.“, sagte Kramer, als wenn er Selbstgespräche führen würde. Dann sah er den Mann wieder an.

„Trommeln sie alle Mann zusammen. Sie sollen sich sofort melden. Ich tue jetzt das, was ich schon längst hätte tun sollen.“, sagte Kramer.
 

Mit dem Auto waren Yuan, Atruschka und Junko in einer halben Stunde wieder am Haus von Robin und Rebecca.

Serena erwartete die drei bereits. „Und? Wie lief es?“, fragte sie neugierig.

„Prima. Alles erledigt!“, sagte Atruschka.

„Wirklich?“, fragte Rebecca, die hinter Serena stand.

„Klar. Das haben sie mir zu verdanken.“, sagte Junko.

Serena sah die drei fragend an.

„Kommt rein. Dann könnt ihr es uns erzählen.“, bat Rebecca.
 

10 Minuten später hatten sie erzählt, was im Casino passiert war.

„Hast du gehört. Das war´s. Kramer wird uns nicht mehr belästigen.“, sagte Rebecca zu Robin.

„Glaubst du wirklich?“, fragte der skeptisch.

„Er hat uns sein Wort gegeben.“, sagte Junko.

Robin schmunzelte. „Als wenn das Wort dieses Mistkerls irgendwie zählen würde.“, sagte er.

Serena sah nach draußen auf die langsam aufgehende Sonne. Dabei musste sie an ihren Bruder denken.

„Hoffentlich geht es dir gut.“, sagte sie leise.
 

Kazuma lag am Boden seiner Zelle. Die ganze Nacht hatte er versucht, die Attacke zu kopieren, mit der Ratko ihn ausgeknockt hatte. Aber er hatte kein Glück.

Jemand schloss jetzt die Zellentür auf und Ratko kam rein.„Ziemlich schwache Vorstellung.“, sagte der muskulöse Sarok.

Kazuma sah ihn erschöpft an. „Du hast mich beobachtet?“, fragte er.

Ratko packte ihn am linken Arm und zog ihn hoch. „Ich dachte, das du es vielleicht schaffen könntest. Aber scheinbar habe ich mich getäuscht.“, sagte er.

„Was?“, fragte Kazuma. Dann erinnerte er sich an Ratkos Bemerkung von gestern Abend. „Du hast gestern schon mal so was seltsames gesagt. Was meinst du damit?“, fragte er.

„Ist egal. Komm mit.“, sagte Ratko und zog Kazuma mich auf den Flur.

„Was hast du mit mir vor?“, fragte Kazuma energisch.

„Du hast keine wichtigen Informationen. Also bist du nutzlos für Zakor. Du wirst beseitigt.“, sagte Ratko.

Kazuma riss sich los. „Niemals. Dazu habe ich keine Lust.“, sagte er.

Ratko lachte. „Was du nicht sagst. Glaubst du, ich? Du warst seit langem mal wieder ein richtiger Gegner. Ich würde dich wieder freilassen und abwarten, was aus dir wird. Aber Zakor hat hier nun mal das Sagen.“, sagte Ratko.

Kazuma sah Ratko fragend an. Bisher hatte er ihn für einen skrupellosen Sarok gehalten.

„Dann lass uns fliehen.“, sagte er.

Ratko erschrak. Er sah Kazuma skeptisch an. „Fliehen? So ein Blödsinn.“, entgegnete er.

„Warum nicht? Du bist doch auch nicht glücklich hier. Das sehe ich dir an.“, sagte Kazuma.

„Halt den Mund.“, sagte Ratko und wandte sich ab.

„Komm schon. Belüg dich doch nicht selbst.“, sagte Kazuma.

Ratko senkte den Kopf. „Es ist umsonst. Selbst, wenn du fliehen würdest, würden sie dich finden.“, sagte Ratko.

„Werden sie nicht. Egal, wer meine Freunde und mich verfolgt oder jagt, ich werde denjenigen in den Hintern treten.“, sagte Kazuma.

Ratko schmunzelte erneut. „Gegen Zakor würdest du den Kürzeren ziehen, wenn du nicht einmal mich besiegen konntest.“, erklärte Ratko.

„Dann werde ich eben trainieren, bis ich es kann.“, sagte Kazuma selbstsicher.

„Da müsstest du sehr lange trainieren.“, fügte Ratko hinzu.

Dann kamen sie an frischer Luft an. Sie waren im Innenhof des Schlosses angekommen. Doch von dem Glanz, der hier einst geherrscht haben musste, war nicht mehr viel übrig geblieben. Die Grasflächen waren schwarz und überall standen Statuen von Zakor herum.

Zakor selbst stand in der Mitte eines Steinkreises und schien zu warten.

„Was jetzt?“, fragte Kazuma.

Ratko holte seine zwei Schwerter unter dem Umhang hervor und gab sie Kazuma zurück. „Du bekommst deinen Kampf. Doch es wird wohl dein letzter sein.“, sagte Ratko und trat zurück.

Kazuma sah zu Zakor. Von den Schlossmauern schrien Saroks herab. Sie jubelten regelrecht.

„Dann zeig mal, was du kannst.“, sagte Zakor lächelnd.

Kazuma schnallte sich die Schwerter wieder um und trat ebenfalls in den Steinkreis.

„Hab schon lange nicht mehr gekämpft. Hoffentlich weißt du, welches Glück zu hast, gegen mich kämpfen zu dürfen.“, sagte Zakor.

Ratko lehnte sich an einen Pfeiler und verschränkte die Arme. „Er wird verlieren.“, dachte er.

„Dann fang an!“, schrie Zakor.
 

„Kommst du nun mit uns oder nicht?“, fragte Serena, die mit Robin vor dem Haus stand.

„Tut mir leid, aber ich lasse meine Schwester nicht alleine.“, sagte er.

Serena sah ihn wütend an. „Jetzt hör mir mal zu. Meine Freunde da drinnen haben alles gegeben, um euch von diesen Schulden zu erlösen. Du solltest etwas dankbarer sein!“, schrie sie.

„Bin ich ja auch. Obwohl ich nicht glaube, das sich etwas geändert hat.“, entgegnete Robin.

„Du bist ein richtiger Pessimist, weißt du das?“, fragte Serena. Dabei erinnerte sie sich an ihren Bruder.

Robin hatte den letzten Satz aber nicht gehört. Er hatte in dem Augenblick mehrere Scheinwerferpaare in der Ferne erspäht, die sich rasch näherten.

„Gehen wir rein.“, sagte er.

„Was? Wieso den?“, fragte Serena verwundert.

„Keine Fragen! Rein!“, sagte Robin und drängte Serena ins Haus. Hinter sich schloss er die Tür.

Die anderen sahen ihn fragend an.

„Kramer. Er kommt mit vier Autos hierher.“, sagte Robin.

„Was! Was sollte er denn hier noch wollen? Das Geld hat er doch schon.“, sagte Atruschka.

„Und wenn er gar nicht das Geld wollte?“, fragte Rebecca.

„Was denn sonst?“, fragte Junko.

Robin senkte den Kopf. „Egal, was er hier will. Er wird es nicht bekommen.“, sagte er.

„Gut. Machen wir dem Kerl die Hölle heiß.“, sagte Atruschka lächelnd.

„Nein!“, sagte Yuan und stand auf. „Erst hören wir uns an, was er will.“, fügte er hinzu.

„Hey. Du bist auf unserem Grundstück. Hier habe ich das sagen.“, sagte Robin.

„Nein. Er hat recht. Es sterben schon genug Menschen durch die Saroks. Hören wir Kramer erstmal an.“, sagte Rebecca.

Robin sah sie an. Sie meinte es wohl ernst. „Na gut. Dir konnte ich noch nie einen Gefallen abschlagen.“, sagte er.

Rebecca lächelte zufrieden.

Ein paar Minuten später fuhren vier Autos auf den Hof.

Kramer stieg aus dem ersten aus. Die anderen blieben erstmal sitzen. „Ich weiß, das ihr da seid. Zeigt euch.“, schrie er.

Die Tür ging auf und Robin kam raus. „Was willst du?“, fragte er forsch.

„Euer Grundstück.“, sagte Kramer.

Robin sah über die Felder hinweg. „Du hast dein Geld. Was willst du noch mit diesen kargen Feldern?“, fragte er.

„Meine Sache. Übergib mir die Besitzurkunde, oder ich hole sie mir mit Gewalt.“, sagte Kramer.

Robin ließ in der rechten Hand eine Feuerkugel entstehen. „Komm doch!“, sagte er.

Kramer lächelte. „Das schreckt mich nicht mehr ab.“, sagte er.

Robin warf die Kugel auf Kramer. Der wich nicht mal aus. Kurz vor ihm zerplatzte die Kugel plötzlich und löste sich auf.

Robin erschrak. „Wie hast du das gemacht?“, fragte er.

Kramer grinste jetzt richtig. „Zehn Minuten. Ihr habt zehn Minuten, um euch zu entscheiden. Danach habe ich entweder die Urkunde, oder wir stürmen.“, sagte Kramer.

Robin ging wieder rein. „Was jetzt?“, fragte er die anderen.

„Er muss so eine Art Schutzschild haben. Dagegen können wir wahrscheinlich nichts machen.“, sagte Atruschka.

„Gehen wir raus und polieren dem Kerl die Fresse.“, sagte Yuan.

„Nein. Keine Kämpfe mehr. Nicht noch mehr Verletzte.“, sagte Rebecca.

„Und wenn wir ihm das Grundstück einfach überlassen? Ihr könntet doch beide mit uns kommen.“, schlug Serena vor.

„Niemals! Ich habe doch nicht das Haus unserer Eltern so lange verteidigt, um es jetzt aufzugeben. Ich werde diesen Mistkerl in die Umlaufbahn katapultieren, wenn es sein muss.“, sagte Robin.

„Du hast nur noch Kämpfen im Kopf. Was, wenn du verletzt wirst oder sogar getötet wie Mama? Was ist dann mit mir?“, fragte Rebecca weinend.

Robin sah sie verdutzt an.

„Bedeutet dir das Haus so viel?“, fragte Rebecca.

Robin fing an zu lächeln. „Na gut. Das Haus ist mir schon wichtig, aber du bist mir wichtiger.“, sagte Robin.

Yuan sah nach draußen. „Ich frage mich, warum ihm das Land hier so wichtig ist.“, sagte er.
 

Kazuma schluckte schwer.

Im Innenhof des Schlosses lag eine seltsame Stille. Selbst der Wind schien einzuhalten, um zu sehen, was jetzt passieren würde.

Zakor hatte sich noch nicht bewegt. Er wartete auf Kazumas ersten Angriff.

Der nahm jetzt die Griffe der Schwerter in die Hand. „Dann los.“, dachte er und rannte los.

Er lief er nur langsam und dann immer schneller.

2 Meter vor Zakor zog er beide Schwerter und schlug zu. Mit der großen Bärenklinge von oben und der leichten Falkenklinge von der Seite.

Zakor hob den linken Arm hoch und wehrte die Bärenklinge mit dem Unterarm ab, während er die Falkenklinge mit dem rechten Arm abwehrte.

Ein Teil des Mantels von Zakor zerriss und Klingen an seinen Unterarmen wurden sichtbar. Der lange Klingen an jedem Arm, die vom Handgelenk bis zum Ellenbogen reichten. Sie schienen mit einer komplizierten Vorrichtung festgemacht zu sein.

Kazuma wich etwas zurück, während Zakor die Reste des Mantels wegwarf. „Nicht schlecht, was?“, fragte er.

Ratko grinste. „Er hat sich also für das tödliche Dreieck entschieden. Wenn das nicht mal ein Fehler war.“, sagte er leise.

„Diese Klingen sind gleichzeitig Verteidigung und Angriff.“, erklärte Zakor. Dann ging er selbst zum Angriff über.

Kazuma hob seine Schwerter, um die Attacke abzuwehren.

Zakor schlug zu und prallte mit der Bärenklinge zusammen. Plötzlich löste sich eine der Klingen an Zakors Arm und kam auf Kazuma zu.

Die Klinge bohrte sich einen Zentimeter in Kazuma´s rechten Arm, bevor sie anhielt.

Etwas Blut tropfte von Kazuma´s Arm auf die Erde. Doch er gab nicht nach.

„Ihr werdet gegen uns verlieren. Die ganze Menschheit wird ausgelöscht werden.“, sagte Zakor. Dann ließ er von Kazuma ab und gewann etwas Abstand.

Kazuma senkte die Schwerter etwas. Die Wunde schien er kaum zu spüren. „Wisst ihr, was euren Untergang besiegeln wird? Eure überhebliche Arroganz. Ihr glaubt offensichtlich, die Spitze der Evolution zu sein. Das es niemanden gibt, der es mit euch aufnehmen kann. Aber das ist falsch. Völlig falsch.“, sagte Kazuma.

Zakor schmunzelte. „Heißt das, du willst uns aufhalten? Du willst es mit uns aufnehmen?“, fragte er.

Kazuma hob die Schwerter wieder an. „Vielleicht kann ich nicht alle besiegen. Aber ich gehe soweit, wie ich komme. Außerdem habe ich jemandem das Versprechen gegeben, das ich zurückkommen werde. Und das werde ich auch halten!“, schrie Kazuma und stürmte wieder nach vorne.

„Sentimentales Geschwätz!“, schrie Zakor.

Kazuma holte erneut aus und schlug zu.

Die beiden lieferten sich einen Schlagabtausch.

„Oder vielleicht doch...?“, fragte Ratko sich in Gedanken.

Zakor wehrte Kazuma erneut ab und sprang nach hinten. „Ist das etwa alles? Mit dieser Kraft wärst du für Hakon nicht einmal ein Sparringspartner gewesen.“, sagte Zakor.

Kazuma verstärkte seinen Griff um die Schwerter. „Er setzt vermutlich nicht einmal die Hälfte seiner Kraft ein. Diesen Kampf kann ich wohl nicht gewinnen.“, dachte Kazuma.

„Hab Mut. Wenn du es weiter versuchst, kannst du es schaffen.“, hörte er Hideyuki sagen. Das hatte er ihm vor einiger Zeit mal erklärt.

Kazuma sah Zakor wieder an. „Er ist übermächtig, aber ich gebe nicht auf.“, dachte er.

Ratko sah in Kazuma´s Blick dessen Entschlossenheit. „Ich glaube, das wird noch interessant.“, sagte er leise.
 

Robin öffnete jetzt die Haustür und trat nach draußen. In seiner rechten Hand hielt er ein zusammengerolltes Stück Papier. „Hier ist die Urkunde!“, rief er.

Kramer lächelte zufrieden. „Sehr gut. Bring sie her.“, rief er zurück.

„Eine Bedingung habe ich aber noch.“, sagte Robin.

Kramer stutzte. „Bedingung? Wenn ich mich so umsehe, bin ich derjenige, der hier Bedingungen stellt.“, bemerkte er.

„Ich will wissen, warum du unser Land haben willst.“, schrie Robin.

Kramer senkte den Kopf. „Eine eigenwillige Bedingung. Aber ich werde sie dir erfüllen.“, sagte er.

„Da bin ich aber mal gespannt.“, sagte Serena.

Kramer stützte sich auf seinen Stock. „Weißt du eigentlich, das sich auf eurem Land eine Goldmine befindet?“, fragte er.

Robin sah ihn verdutzt an. „Eine Goldmine? Wie denn das?“, fragte er.

Kramer schmunzelte. „Also nicht. Dachte ich es mir doch. Ich habe alte Aufzeichnungen gefunden. Vor 200 Jahren gab es hier eine Goldmine. Doch sie förderte so wenig, das es sich nicht mehr lohnte. Deswegen wurde sie geschlossen.“, erklärte Kramer.

Robin ballte seine linke Hand zu einer Faust. „Heißt das, das sie nur an Reichtum interessiert sind?“, fragte er.

Kramer lachte jetzt laut los. „Reichtum? In diesen Zeiten zählt Reichtum nicht viel. Aber das Gold wird mir helfen, weiterzuleben. Die Raumschiffe der Saroks müssen ab und zu repariert werden. Ratet mal, aus welchem Metall ihre Platinen sind.“, sagte er.

Alle erschraken.

„Das Casino hat mir geholfen, an den Schmuck der Leute zu kommen, um mir ein Weiterleben zu erkaufen. Doch diese Mine wird sehr lange reichen.“, erklärte Kramer.

Die Haustür ging erneut und Atruschka kam raus. „Sie elender Verräter! Das können sie vergessen.“, schrie sie.

Robin sah sie erstaunt an.

„Ich gebe es nicht gerne zu, aber sie hat recht. Den Saroks zu helfen, noch mehr Menschenleben zu vernichten, ist abstoßend und unter jedem Niveau.“, sagte Yuan, der jetzt auch rauskam.

„Bleibt hier drinnen.“, sagte Junko zu Serena und Rebecca. Dann nahm sie ihr Schwert und ging ebenfalls.

„Also doch verprügeln?“, fragte Robin.

„Allerdings. Was dieser Sack vorhat, geht eindeutig zu weit.“, sagte Yuan.

Kramer seufzte. „Na gut! Dann eben auf die harte Tour.“, sagte er.

Wie auf Zeichen gingen die Autotüren auf und ca. ein Dutzend Männer mit allerhand Schlagwerkzeugen stiegen aus.

„Kümmert euch um die Bastarde!“, schrie Kramer.

Ratko´s Entscheidung

Kapitel 47: Ratko´s Entscheidung
 

Die Männer von Kramer lachten und stürmten los

„Die gehören mir!“, schrie Robin und warf eine Feuerkugel in deren Richtung.

Die Männer wichen ihr aber spielend aus und griffen an. Einer visierte Junko an, die den Kerl aber rasch mit einem Schlag zu Boden beförderte.

Yuan erwischte gleich zwei auf einmal, während Atruschka einen weiteren ins Reich der Träume schickte.

Nur eine Minute später lagen alle am Boden.

Yuan sah Kramer an. „Jetzt knacken wir deine Schale.“, sagte er.

Kramer schmunzelte wieder. „Was wollt ihr machen?“, fragte er und klopfte mit dem Stock an seine Autotür.

Der Fahrer stieg jetzt aus. Ein ca. 2 Meter großer Russe mit Muskeln, welche die Ausmaße von Presslufthämmern hatten.

„Das ist Vlad. Wenn ihr mich wollt, müsst ihr wohl an ihm vorbei.“, sagte Kramer und lachte.
 

Kazuma startete einen weiteren Angriff auf Zakor. Doch der Angriff ging wieder ins Leere. Zakor wich nur noch aus.

„Hast du Angst bekommen?“, fragte Kazuma wütend.

Zakor lächelte. „Nein. Ich will es nur ein wenig genießen, bevor ich doch besiege.“, sagte er.

Kazuma keuchte bereits. In die letzten Angriffe hatte er viel Kraft gesteckt. Jetzt war er total ausgepowert.

„Schon am Ende? Soll ich es jetzt beenden?“, fragte Zakor.

Kazuma riss sich zusammen. „Vergiss es!“, schrie er und griff erneut an.

„So schaffte er es nie.“, dachte Ratko.

Wieder ging der Schlag daneben.

„Lachhaft.“, sagte Zakor und holte mit einem Bein aus. „So geht das!“, schrie er und rammte Kazuma das Bein ins Genick.

Der Tritt rammte Kazuma zu Boden, wo er mit dem Gesicht zuerst aufprallte.

Glücklicherweise war es Gras, das den Aufprall etwas abmilderte.

Zakor packte Kazuma am Kopf und hob ihn wieder hoch. Aus seiner Nase kam etwas Blut geflossen.

„Ich hätte mehr erwartet nach dem, was Ratko erzählt hat.“, sagte Zakor ein wenig enttäuscht klingend. Dann rammte er Kazuma seine Faust in den Magen.

Durch die Wucht wurde Kazuma gegen eine der Wände geschleudert, die ein wenig abbröckelte. Dann ging er in die Knie und spuckte etwas Blut.

„Schade. Wirklich nicht der Kampf, den ich mir erhofft habe.“, sagte Zakor. Dann drehte er sich um und wandte sich zum gehen.

„Warte.“, sagte Kazuma. Er stand wieder und wischte sich das Blut aus dem Mundwinkel. „Noch hast du nicht gewonnen.“, erklärte er.

Zakor grinste. „Sei doch vernünftig. Wenn du jetzt weitermachst, wirst du sterben. Deine Chance, mich zu besiegen ist gleich null.“, sagte er.

Kazuma nahm einen tiefen Atemzug. „Das ist doch meine Sache!“, sagte er.

Zakor nickte. „Du hast Kampfgeist. Das respektiere ich. Na gut. Aber jetzt werde ich mich nicht mehr zurückhalten.“, erklärte er.

Kazuma lächelte. „Passt mir gut. Ich auch nicht.“, sagte er. Er hob den Kopf und sah Zakor mit rot glühenden Augen an.

Ratko lächelte. „Jetzt ist die Handbremse gelöst.“, bemerkte er.
 

Junko schluckte. Neben Kramer stand Vlad. Ein muskelbepackter Riese.

Yuan lächelte. „Soll das alles sein?“, fragte er und ging zum Angriff über.

Er holte aus und schlug zu. Doch kurz vor ihrem Ziel prallte die Faust ab.

„Verdammt. Der hat auch ein Schutzschild.“, sagte Atruschka.

Vlad griff Yuan´s Arm und rammte ihm seine Faust ins Gesicht. Dann ließ er ihn los und trat nochmal zu.

Yuan wurde zurückkatapultiert und ging in die Knie.

„Alles in Ordnung?“, fragte Atruschka besorgt.

„Geht schon. War nur etwas überrascht.“, sagte Yuan,.

„Das ist nicht gut.“, sagte Junko.

„Quatsch. Der Kerl muss einen Schwachpunkt haben. Den müssen wir nur noch finden.“, sagte Robin. Dann entfachte er einen weiteren Feuerball und warf ihn auf Vlad.

Der Feuerball verpuffte genau wie bei Kramer.

„Setz deine Energie gezielt an!“, riet Yuan.

„Du hast mir nichts zu sagen!“, schrie Robin. Dann rannte er los.

Die rechte Hand von Robin fing Feuer und er schlug zu.

Junko stutzte, als die Faust das Kraftfeld berührte.

Vlad holte aus und schlug Robin ebenfalls ins Gesicht.

Etwas Blut spritzte durch die Gegend und Robin ging mit blutender Nase zu Boden.

„Sehr gut. Jetzt nimm ihm die Urkunde ab.“, sagte Kramer.

„Vergiss es.!“, sagte Junko, die sich vor Robin stellte. Ihre Drachenklinge richtete sie bedrohlich auf Vlad.

„Nicht! Auch Klingen sind nutzlos.“, rief Yuan.

„Ich muss doch etwas tun.“, sagte Junko.

Da griff Vlad ihren Hals und hob sie an ihm hoch. „Geh mir aus dem Weg.“, sagte er und warf sie weg.

Junko fiel in den Dreck und schürfte sich dabei linke Bein auf.

„Du Mistkerl!“, schrie Atruschka und zog ihren Stab.

„Nicht. Nimm die Urkunde.“, rief Robin und warf sie Atruschka zu.

Vlad rannte jetzt auf sie zu, um die Urkunde zu holen. Doch Yuan stellte sich vor ihn und wehrte den Schlag ab.

„Verschwinde!“, rief Yuan zu Atruschka. Da kam ein weiterer Schlag von Vlad, der Yuan auf der rechten Schläfe traf.Etwas benommen gewann er wieder Abstand zu Vlad.

Junko stand wieder und hielt sich das blutende Knie.

„Das kann doch nicht sein. Ist dieser Schutzschild etwa undurchdringlich?“, fragte Robin.

„Nein. Wir können es schaffen. Der Schild hat einen Schwachpunkt.“, sagte Junko.

Alle sahen sie fragend an.

„Soll das heißen, du hast ihn so schnell herausgefunden?“, fragte Yuan.

Junko nickte. „Der Schild hat nur begrenzte Energie. Er kann einen, vielleicht zwei Attacken gleichzeitig abwehren. Aber garantiert nicht mehr.“, erklärte sie.

Yuan staunte. „Und das hat sie so schnell kapiert?“, fragte er sich in Gedanken.

Robin lächelte. „Wenn das so ist, ist es ja ganz einfach.“, sagte er und ließ zwei Feuerkugeln entstehen.

„Warte!“, rief Junko. „Wir müssen unsere Angriffe genau abstimmen, weil wir vermutlich nur Sekundenbruchteile haben.“, erklärte sie.

„Quatsch. Wir greifen solange an, bis dem Schild der Saft ausgeht!“, schrie Robin und ließ beide Feuerkugeln los.

Sie trafen Vlad an unterschiedlichen Stellen, wurden aber abgewehrt.

Durch den Rauch der Kugeln kam nun Robin´s Faust, die den Kopf von Vlad anvisierte.

Vlad´s linke Hand aber griff Robin´s Arm.

Robin erschrak. Er hatte damit gerechnet, ihn gleich umzuhauen.

Vlad griff Robin´s Hals mit der anderen Hand und drückte zu

Kramer kicherte. „Gebt mir die Urkunde oder er stirbt. Vlad kann einem Menschen mit einer Bewegung das Genick brechen.“, sagte er.

Rebecca erschrak.

„Was jetzt?“, fragte Atruschka, die immer noch die Urkunde hatte. Doch sie blickte nur in ratlose Gesichter.
 

Die Stimmung im Schlosshof von Neuschwanstein war schlagartig gesunken genauso wie die Temperatur scheinbar gefallen war.

„Ich mache dir ein Angebot. Werde Teil meiner Leibwache und du überlebst.“, sagte Zakor.

Kazuma hob seine Schwerter auf. Er schien gar nicht auf seinen Gegner zu achten.

Nachdem er sie aufgehoben hatte, steckte er die Schwerter in die Scheiden zurück. „Vergiss es.“, sagte er.

Zakor stutzte. „Das ist doch Schwachsinn. Wenn du dich hier opferst, hilfst du niemandem. Sei doch vernünftig.“, sagte er.

Kazuma grinste. „Wer hat denn davon geredet, das ich vorhabe, mich hier zu opfern? Ich mache dich fertig und spaziere dann hier raus.“, sagte er selbstsicher.

Ratko schluckte. Er dachte an vorhin, als er Kazuma hergebracht hat.

„Lass und gemeinsam fliehen. Ich werde jeden in den Hintern treten, der mir oder meinen Freunden etwas antun will.“, hatte Kazuma zu ihm gesagt.

Da klang er auch so selbstsicher wie jetzt.

„Ob er das ernst gemeint hatte?“, fragte Ratko sich.

„Du bist ein Narr. Aber wenn du es nicht anders willst...“, sagte Zakor und ging zum Angriff über.

Kazuma legte seine rechte Hand an den Griff der Bärenklinge und zog sie.

Zakor holte aus und traf die Seite der Klinge.

In dem Moment erschrak Ratko. Diese Szene erinnerte ihn an etwas aus seiner Vergangenheit. An einen Kampf, den er selbst mal mit Zakor geführt hatte.
 

Es war kurz nach der Invasion, als Ratko Zakor zur Rede stellte.

„Du hast diesen Posten nicht verdient. Deine Kraft ist nur vererbt während ich meine antrainiert habe. Ich sollte Großgeneral werden.“, sagte Ratko zu Zakor.

„Und trotzdem hat der Imperator mir diesen Posten anvertraut.“, sagte Zakor.

„Ja. Das verstehe ich nicht. Ich wäre viel geeigneter gewesen.“, sagte Ratko verärgert.

Zakor schmunzelte. „Bist du sicher? Dann las uns darum kämpfen. Wenn du gewinnst, trete ich zu deinen Gunsten zurück. Gewinne aber ich, wirst du dich mir unterwerfen und Aufträge für mich erledigen.“, sagte Zakor.

Ratko lächelte. „Okay. Bin einverstanden.“, sagte er.

Kurz darauf standen sie im Schlosshof gegenüber.

„Dann mal los!“, schrie Ratko und der Kampf begann.
 

Ratko hielt sich den Kopf. „Ich habe den Kampf damals verloren und mich zu Zakors Marionette machen lassen.“, sagte er sich.

Dann sah er Kazuma, der immer noch mit Zakor im Clinch lag. „Hat die Menschheit noch eine Chance?“, fragte er lauthals.

Kazuma sah Ratko fragend an und Zakor wunderte sich.

„Können die Menschen noch gerettet werden? Glaubst du daran?“, fragte Ratko.

Kazuma trat etwas zurück. „Keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Aber ich werde alles tun, um dieses Ziel zu erreichen!“, rief Kazuma.

Ratko lächelte. „So eine Antwort hatte ich erwartet.“, sagte er und kam näher.

„Was hast du vor, Ratko?“, fragte Zakor.

Ratko griff auf den Rücken und zog seine riesige Axt. „Ich bin es leid, einem Imperator zu dienen, der uns von Planet zu Planet schickt und nicht sagt, warum. Auf unserer Reise haben wir Dutzende Planeten gesehen und deren Bevölkerung systematisch dezimiert. Jeder dieser Planeten wäre für uns geeigneter gewesen als dieser. Aber der Imperator wollte weiter. Hast du dich nie gefragt, warum?“, fragte Ratko.

Zakor sah ihn fast traurig an. „Er ist unser Anführer. Seine Befehle werden ohne zu fragen ausgeführt. Niemand hat ihn zu hinterfragen.“, sagte er.

Ratko lachte leise. „Und ich dachte, ich wäre eine Marionette gewesen. Dabei bist du es, der hier gesteuert wird.“, erklärte Ratko.

Zakor sah jetzt wütend aus. „Was erlaubst du dir, in diesem Ton mit mir zu sprechen. Wenn ich diesen Kampf beendet habe, werde ich dich bestrafen.“, sagte Zakor.

Ratko schulterte seine Axt. „Tut mir leid. Ich lasse mir von dir nichts mehr sagen.“, erklärte er.

Zakor riss seine Augen auf. „Soll das heißen, du wirfst deine Ehre weg?“, fragte er.

Ratko schüttelte den Kopf. „Meine Ehre habe ich schon lange weggeworfen. In dem Augenblick, als ich den ersten Unschuldigen im Namen es Imperators getötet habe. Deswegen brauche ich mich auch nicht mehr an dies Abmachung zu halten.“, sagte er.

Zakor kochte vor Wut.

Ratko sah jetzt Kazuma an. „Du hattest recht. Lass uns fliehen.“, sagte er.

Kazuma war völlig verdutzt. Er wusste für einen Augenblick nicht, was er tun sollte.

„Es reicht! Ich lasse euch nicht gehen.“, sagte Zakor.

Ratko hob seine Axt wieder. „Versuch doch, uns daran zu hindern.“, sagte er herausfordernd.

Zakor sah zu einem Soldat vor einem Turm. „Hol Andromeda.“, rief er zu ihm.

Der Soldat salutierte und verschwand.

Ratko erschrak. „Wir müssen hier schnell weg.“, sagte er.

Der Soldat kam zurück und warf Zakor ein längliches Bündel hin.

Zakor hob es auf und wickelte es langsam ab.

„Du hast mich richtig wütend gemacht, Ratko. Ich hasse Verräter. Deswegen werde ich dich töten müssen.“, sagte er.

Ratko schluckte.

„Was ist das, was er da hat?“, fragte Kazuma.

Ratko schüttelte mit dem Kopf. „Andromeda. Eine todbringende Waffe. Zakor hat damit schon viele getötet.“, erklärte er.

„Muss sehr effektiv sein.“, bemerkte Kazuma.

Die Verpackung des Bündels fiel zu Boden und ein langes Schwert wurde sichtbar. Es war sehr dünn und mindestens eineinhalb Meter lang.

„Ein Schwert?“, fragte Kazuma.

Zakor strich zaghaft über das glänzende Metall. „Nein. Nicht einfach nur ein Schwert. Ein Kunstwerk. Ein Kunstwerk des Todes.“, sagte er ehrfürchtig.

„Kommen wir rechtzeitig raus?“, fragte Kazuma.

Ratko schüttelte den Kopf. „Nein. So leicht wird das nicht werden. Geh du. Ich halte ihn solange auf.“, sagte er.

Kazuma erschrak. „Quatsch. Das schaffst du doch nie.“, sagte Kazuma.

„Lass das mal meine Sorge sein. Sieh zu, das du hier weg kommst.“, sagte Ratko.

Kazuma sah Zakor an, der wohl abwartete.

Ratko griff seine Axt fester. „Jetzt!“, schrie er.

Das war das Zeichen für Kazuma. Ratko stürmte mit der Axt im Anschlag nach vorne und zog seinen ersten Schlag voll durch.

Zakor hob sein Schwert und fing den Schlag ab.

„Warum tust du das? Warum wirfst du dein Leben für so einen weg?“, fragte Zakor.

„Weil er etwas hat, das wir offensichtlich schon verloren haben. Man nennt es Kämpferehre. Und er hat Freunde, die er beschützen will.“, sagte Ratko.

„Freunde? So ein Schwachsinn.“, sagte Zakor.

„Wir haben Gefühle wie Freundschaft immer verleugnet. Doch unter den Menschen sind diese Gefühle sehr stark. So stark, das sie uns gefährlich werden können.“, erklärte Ratko.

„Der Imperator hat diese Gefühle nicht ohne Grund verboten.“, sagte Zakor und drückte fester zu.

„Der Imperator kann mich mal. Ich gehöre nicht mehr zum Imperium.“, sagte Ratko.

„Für diese Äußerung wird er dich töten lassen. Also erspare ich ihm die Mühe und erledige das gleich hier.“, sagte Zakor und drängte Ratko zurück.

„Jetzt lernst du die Grausamkeit von Andromeda kennen.“, sagte Zakor und drückte einen Knopf am Griff des Schwertes.

Das stand nun unter Strom und Blitze flossen in Ratko´s Körper.

Er wich zurück und ging in die Knie.

Zakor hob sein Schwert hoch zu einem mächtigen Schlag. „Du hättest auf mich hören sollen.“, sagte er.

Ratko war wie paralysiert. Er konnte nicht einmal mehr die Axt zur Verteidigung heben.

Zakor schrie und schlug zu.

„Das war´s.“, dachte Ratko.

Die Klinge traf etwas und Blitze flogen durch den ganzen Innenhof.

Ratko sah nach vorne, wo Kazuma mit der Bärenklinge den Schlag abgefangen hatte. Die Blitze hüllten seinen Körper ein.

„Was soll das? Warum bist du noch hier?“, fragte Ratko.

Kazuma sah Ratko lächelnd an. „Weil du eigentlich doch total in Ordnung bist.“, sagte er.

Ratko wunderte sich. Dann wurden die Blitze stärker und Kazuma ging in die Knie.

Ratko erinnerte sich erneut an Kazuma´s Satz von vorhin. „Ich werde jeden in den Hintern treten, der meinen Freunden etwas antun will.“

„Dummkopf. Du hättest verschwinden sollen!“, sagte Zakor.

Kazuma spürte, das er nicht mehr lange durchhalten würde.

Da schoss Ratko´s Axt durch die Luft und wehrte Zakor´s Schwert ab.

„Das ist es also. Das bedeutet Freundschaft bei den Menschen.“, sagte Ratko.

Zakor sah richtig verärgert aus. „Ihr zwei geht mir langsam aber sicher auf die Nerven.“, sagte er.

Endlich wieder vereint

Kapitel 48: Endlich wieder vereint
 

Robin versuchte, sich aus der Umklammerung von Vlad zu befreien, doch die Hand saß fest wie ein Schraubstock.

„Gebt ihm die Urkunde. Bitte!“, schrie Rebecca von der Haustür aus.

Yuan ballte seine Hände zu Fäusten. Er versuchte, eine Lösung zu finden. Aber momentan schien das aussichtslos zu sein.

Atruschka sah die Besitzurkunde in ihrer Hand an. „Was soll ich tun?“, fragte sie.

Junko steckte ihr Schwert in den Boden und ließ sich von Atruschka die Urkunde geben.

„Ich gebe sie dir, Kramer. Aber lass Robin gehen. Versprichst du das?“, fragte sie.

Kramer nickte verhalten.

Junko sah Yuan an, der zustimmend nickte. Dann ging sie los. An Vlad vorbei und auf Kramer zu.

„Sehr gut. Gib sie mir.“, sagte Kramer.

„Robin! Jetzt!“, schrie Yuan.

Robin lächelte und legte eine Hand direkt auf Vlad´s Körper. „Feuerexplosion!“, schrie er.

Das schützende Kraftfeld war aus dieser Entfernung nutzlos. Ein greller Lichtblitz und eine Explosion hüllte die beiden ein.

Es haute Vlad von den Füßen. Er ließ Robin los und flog ein paar Meter rückwärts, bevor er zu Boden ging. In seinem Hemd war ein großes Brandloch und er war KO.

Kramer erschrak. „Was soll das?“, fragte er und sah wieder zu Junko. Doch die war aus seinem Sichtfeld verschwunden.

Kramer wollte sich umsehen, als Yuan mit einem Schlag angestürmt kam. Das Kraftfeld federte den aber ab.

Junko griff jetzt von hinten an und trat zu. Doch auch der Tritt kam nicht durch.

Kramer lächelte. Zumindestens solange, bis er Atruschka sah, die zeitgleich zum Schlag mit ihrem Stock ansetzte. „Nein! Nicht!“, schrie er.

Der Stock traf ihn mitten im Gesicht. Etwas Blut spritzte aus der Nase und Kramer ging in die Knie.

Yuan packte ihn am Kragen, wobei ein kleines Gerät aus der Jacke auf den Boden fiel.

„Nicht! Mein Kraftfeldgenerator!“, rief er verzweifelt.

Yuan lächelte. „Das war´s!“, sagte er und schlug Kramer nochmal ins Gesicht.

Diesmal ging Kramer richtig zu Boden.

Robin kam jetzt auch an. „Jetzt hör mir mal zu, du Stinkstiefel. Unser Land bekommst du nicht. Schmink dir das ab.“, sagte er.

Kramer sah Robin geschwächt an. „Die Saroks werden von dem Gold erfahren. Dann könnt ihr euch nicht mehr so einfach aus der Affäre ziehen.“, sagte lächelnd.

Robin holte nochmal zu einem Schlag aus und rammte Kramer seine Faust in Richtung Gesicht. Doch er schlug nur neben ihn in den Boden.

Kramer zitterte vor Angst.

„Das hat gut getan.“, sagte Robin.

„Er hat aber recht.“, sagte Rebecca, die jetzt bei den anderen war. „ Die Saroks werden vor nichts zurückschrecken.“, erklärte sie.

Junko nickte. „Das stimmt leider. Sie sind skrupellos.“, fügte sie hinzu.

Robin sah zum Hof. „Dann werden wir diesen Ort verlassen.“, sagte er.

„Heißt das, ihr kommt mit uns?“, fragte Yuan.

„Ich komme mit. Rebecca bringen wir zu ihren Eltern. Da ist sie erstmal in Sicherheit.“, sagte Robin.

Rebecca sah ihn mürrisch an.

„Ich schätze, diese Reise wird sehr gefährlich.“, sagte Robin und legte eine Hand auf ihre Schulter.

Rebecca senkte den Kopf und nickte. „Aber pass auf dich auf.“, erwähnte sie.

„Klar doch.“, sagte Robin mit erhobenem Daumen.

Junko lächelte und sah dann sorgenvoll in den Himmel. „Hoffentlich geht es Kazuma gut.“, dachte sie.
 

Ratko lieferte sich mit Zakor einen heftigen Schlagabtausch. Ratko hatte es geschafft, Zakor vom geschwächten Kazuma abzulenken.

„Die Menschheit wird untergehen. Warum kämpfst du für sie?“, fragte Zakor, der Ratko´s Entscheidung immer noch nicht verstehen konnte.

Ratko äußerte sich nicht dazu. Er hatte viel zuviel damit zu tun, die Attacken abzuwehren.

Kazuma stand wieder auf und sah die beiden an. „Wir müssen das beenden.“, sagte er leise. Dann sah er die Bärenklinge an, die neben ihm lag. „Lassen wir das!“, sagte er sich.

Er ballte die rechte Hand zu einer Faust und rannte los.

Ratko sah das aus dem Augenwinkel und schlug auf Zakor ein, um ihn abzulenken.

Kazuma konzentrierte seine Kraft in seiner Faust, die nun scheinbar zu leuchten anfing. Dann beschleunigte er seine Schritte.

„Ihr seid doch hilflos!“, schrie Zakor.

„Von wegen!“, rief Kazuma und schlug zu.

Zakor konnte sich gerade noch umdrehen, um die Faust auf sich zukommen zu sehen. Die bohrte sich in seinen Bauch. Die Wucht dieses Aufpralls war so groß, das Zakor von den Füßen gehoben wurde und gegen die Wand prallte.

Ratko staunte. „Nicht schlecht.“, sagte er.

Zakor klopfte sich den Staub von den Klamotten und sah Kazuma fragend an. „Was für ein Schlag. Unglaublich.“, sagte er

leicht beeindruckt. Dann lächelte er. „Reicht aber noch lange nicht.“, fügte er hinzu.

Kazuma grinste. „Dann eben noch etwas mehr.“, sagte er.

Ratko sah Kazuma fragend an. „Meint er das ernst? Er ist doch bestimmt schon total fertig. Wo will er denn noch mehr Kraft herholen?“, fragte er sich.

Zakor griff sein Schwert und stürmte los.

„Gemeinsam!“, sagte Kazuma und holte mit dem rechten Arm zum Schlag aus.

Ratko begriff. Er nickte und holte mit dem linken aus.

„Ihr armseligen Würmer! Ich werde euch zertreten!“, schrie Zakor und hob das Schwert.

„Jetzt!“, schrie Kazuma.

Seine Faust und die von Ratko schossen zeitgleich nach vorne.

Bevor das Schwert niederging, hatte Zakor beide Fäuste im Magen.

Der Schlag war so gewaltig, das eine Schockwelle den Staub an die Wände des Innenhofes fegte.

Zakor ließ das Schwert los und verzog das Gesicht. Im nächsten Moment wirkte die Wucht bei ihm. Er wurde mit unglaublicher Geschwindigkeit zurückgeschleudert.

Er flog durch eine stabile Holztür und dann den ganzen Flur entlang, bis er noch die Tür seines Büro´s niedermähte und an seinem Schreibtisch zum liegen kam.

„Geschafft!“, jubelte Kazuma.

„Noch nicht.“, sagte Ratko, dessen Hände hell aufleuchteten.

Kazuma wusste, was das zu bedeuten hatte und trat etwas zurück.

Zakor räppelte sich wieder auf und sah den Flur entlang auf Ratko im Innenhof. „Du wirst nicht weit kommen!“, rief Zakor.

„Warten wir´s ab!“, schrie Ratko und führte beide Hände zusammen.

Ein unglaublicher Sog entstand um ihn herum. „Energieblitz!“, schrie er.

Ein gewaltiger Strahl kam aus seinen Händen. Er war bestimmt doppelt so dick wie der Strahl, mit dem er Kazuma ausgeknockt hatte.

Der Strahl flog den Flur entlang auf Zakor zu, der weder Anstalten machte, die Attacke zu parieren, noch ihr auszuweichen.

Als der Strahl ihn traf, gab es eine gewaltige Explosion, die das ganze Schloss erschütterte. Die Wände bekamen überall Risse. Dann gab es unter lautem Getöse nach. Einige Soldaten retteten sich mit Hetzsprüngen. Im nächsten Moment hüllte eine undurchdringliche Staubwolke alles ein.

Kazuma hielt sich eine Hand vor Mund und Nase, um nicht zu ersticken.

Eine Minute später legte sich der Staub langsam.

Kazuma sah aus wie frisch gepudert. „War das nötig?“, fragte er und klopfte sich die Sachen sauber.

Dann konnte er das Gebäude sehen, in dem Zakor war. Vielmehr das, war davon noch übrig war. Ein gigantischer Trümmerhaufen lag vor ihm.

Ratko keuchte. Diese Attacke musste ihn viel Kraft gekostet haben.

Kazuma stand der Mund offen. Es sah aus wie nach einem Raketenangriff. Das Hauptgebäude war völlig zerstört.

„Verschwinden wir.“, sagte Ratko kühl.

Kazuma fand die Stimme wieder. „I ist er tot?“, fragte er stotternd.

Ratko lächelte. „Quatsch. So was bringt ihn nicht um. Aber es dürfte einige Tage dauern, ihn da auszugraben.“, erklärte er.

Kazuma nickte. Er hob seine Schwerter auf und steckte sie weg. Dann stützte er Ratko und sie gingen, ohne das Zakor´s Soldaten sie aufhielten.
 

Eine halbe Stunde später war das Schloss fast außer Sichtweite, so dass sie sich hinsetzen konnten.

Kazuma schnaufte und sah Ratko an. „Warum hast du eigentlich deine Meinung geändert?“, fragte er.

Ratko schmunzelte. „Keine Ahnung. Hab nicht großartig drüber nachgedacht.“, erwähnte er.

Kazuma fing auf einmal an zu lachen.

Ratko sah ihn verwundert an. „Was war daran denn so lustig?“, fragte er.

Kazuma verkniff sich kurz das Lachen. „Ich wusste gar nicht, das ihr Saroks auch spontan sein könnt.“, sagte er.

„Du weißt eben noch zu wenig von uns.“, sagte Ratko.

„Na, hoffentlich ändert sich das jetzt. Du kommst doch mit uns, oder?“, fragte Kazuma.

Ratko sah nachdenklich aus. „Ich weiß nicht. Was werden deine Freunde sagen, wenn sie das erfahren? Die trauen mir doch nie.“, sagte Ratko.

Kazuma nickte. Da hatte Ratko nicht ganz unrecht.

„Ich werde ihnen erklären, das du mir geholfen hast. Überlass das nur mir.“, sagte Kazuma. Dann konzentrierte er sich.

„Sie sind glaube ich, auf dem Weg. Warten wir hier.“, sagte Kazuma.

Ratko lächelte. „Kazuma ist ein seltsamer Mensch.“, dachte er.
 

„Wir müssten bald da sein.“, sagte Robin.

„Wir sollten dringend über ein größeres Fahrzeug nachdenken.“, erwähnte Atruschka.

Sie hatten zwar Rebecca schon abgeliefert, aber mit fünf Leuten war es trotzdem schon recht eng.

„Seht mal.“, sagte Serena und zeigte auf eine Rauchsäule in der Ferne.

„Aber da müsste doch das Schloss sein.“, sagte Robin.

„Da muss etwas passiert sein.“, sagte Yuan.

Sie fuhren noch ein wenig, bis Serena plötzlich Stopp!“, rief.

Yuan, der am Steuer saß, trat auf die Bremse.

„Dort!“, rief Serena und stürzte aus dem Auto.

Am Straßenrand saßen zwei Gestalten. Die Vorderste war ganz klar Kazuma.

Serena rannte freudig auf ihn zu. „Kaaazumaaa!“, rief sie.

Der sah sie erst jetzt und winkte. „Hallo!“, rief er. Er stand langsam auf.

Da sah Serena Ratko und blieb geschockt stehen.

Yuan erschrak. Er sprang genauso wie Junko aus dem Auto. „Was will der hier?“, fragte er wütend und zog den rechten Ärmel hoch.

„Ganz ruhig. Keine Panik!“, sagte Kazuma.

„Keine Panik? Er hat dich doch entführt!“, sagte Junko und zog ihr Schwert.

„Ja. Stimmt schon. Aber die Situation hat sich geändert. Er ist jetzt auf unserer Seite.“, erklärte Kazuma.

Plötzlich ging er in die Knie.

Serena rannte zu ihm und stützte ihn.

„Hab wohl im letzten Kampf zuviel Kraft verloren.“, sagte er und wurde bewusstlos.
 

Es war dunkel, als Kazuma die Augen wieder öffnete Er war bei den anderen in einem kleinen Wäldchen in der Nähe des Schlosses.

Junko legte ihm gerade noch einen kalten Umschlag auf die Stirn. „Geht es dir besser?“, fragte sie besorgt.

Kazuma lächelte. „Jetzt, wo ich dich wiedersehe, auf jeden Fall.“, erwähnte er.

Junko wurde ganz rot im Gesicht. „Erzähl doch nicht so einen Unsinn.“, sagte sie.

„Bruder!“, rief Serena und sprang auf ihn drauf.

Junko erschrak. „Sei doch vorsichtig.“, ermahnte sie.

„Ach was. Der hält das aus.“, sagte Serena. Dann sah sie Kazuma mit einer Träne im Gesicht an. „Ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht.“, sagte sie leicht schluchzend.

Kazuma richtete sich langsam auf. „Aber ich habe dir doch versprochen, das ich zurückkommen werde.“, sagte er.

Serena umarmte ihn und weinte jetzt dicke Tränen. „Mach so was ja nie wieder, hörst du?“, sagte sie.

Junko lächelte.

Da fiel Kazuma etwas ein. „Wo ist Ratko?“, fragte er.

„Da hinten.“, sagte Serena und zeigte auf einen Baum etwas abseits des Lagers, vor dem Ratko saß. „Er hat noch nicht unternommen!“, fügte sie misstrauisch hinzu.

„Was war eigentlich passiert?“, wollte Junko wissen.

Kazuma stand auf und ging mit den beiden zu den anderen. Die waren froh, Kazuma bei bester Gesundheit zu sehen. Sie begrüßten ihn und stellten ihm Robin vor.

„Hab schon viel von dir gehört. Sollst gut sein.“, sagte Robin.

„Naja.“, sagte Kazuma schüchtern.

„Erzählst du uns jetzt, was seit Warschau passiert ist?“, fragte Yuan.

Kazuma seufzte und setzte sich. „Allerdings. Außerdem ist da noch etwas, das Ratko und einen gewissen Bluttest angeht, das ich euch erzählen muss.“, sagte er.

Junko sah ihn fragend an. Sie wusste von dem Bluttest, aber mehr auch nicht.
 

Es dauerte über eine Stunde. Yuan und Atruschka erzählten über ihr letztes Abenteuer und Kazuma berichtete von seinem.Er ließ kein Detail aus. Auch nicht den Bluttest oder die Geschichte seines leiblichen Vaters.

„...und dann habt ihr uns gefunden.“, beendete er seine Erzählung.

In der Runde waren nur noch erstaunte Gesichter zu sehen.

„Das gibt´s doch nicht.“, sagte Yuan.

„Und du bist sicher, das diese Geschichte von deinem Vater stimmt?“, fragte Atruschka.

„Heißt das, ich bin auch ein Halbsarok?“, fragte Serena.

„Immer mit der Ruhe. Einer nach dem anderen.“, sagte Kazuma.

Dann sah er Serena an. „Nein. Du bist kein Halbsarok oder was auch immer. Und was Zakors Geschichte angeht, wüsste ich nicht, warum er gelogen haben sollte.“, sagte er.

Yuan sah Ratko an. „Und was, wenn er uns ausspionieren will. Vielleicht wartet er nur, bis wir alle schlafen, um uns im Schlaf auszuschalten.“, sagte er.

Kazuma musste ein wenig schmunzeln. „Unsinn. Er ist aufrichtig. Da bin ich sicher.“, sagte er.

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“, fragte Serena.

„Er hat mit ihm Seite an Seite gekämpft. Dabei lernt man einiges über einen anderen kennen.“, sagte Junko.

„Ich traue keinem Sarok.“, sagte Yuan.

„Dann musst du es lernen. Er wird mit uns kommen.“, erklärte Kazuma.

Alle erschraken.

„Bist du völlig übergeschnappt? Kommt nicht in Frage.“, sagte Serena.

Aber er wird jetzt genauso gejagt wie wir. Außerdem können wir ihn brauchen. Er ist stark.“, sagte Kazuma.

„Vergiss es.“, sagte Ratko, der hinter ihnen stand. „Sie werden mir nie vertrauen.“, fügte er hinzu.

„Wie auch? Ihr Saroks seid gemein und hinterhältig. Ihr habt schon zu viele Menschen getötet. Auch meine Freundin!“, schrie Yuan wütend. Dann stand er auf und schlug Ratko ins Gesicht. „Ihr habt kein Vertrauen verdient!“, fügte er hinzu.

Ratko rührte sich nicht. „Ihr habt recht. Also bitte, macht was ihr wollt mit mir. Ich bin ohnehin tot, wenn Zakor mich findet.“, sagte er und breitete seine Arme aus.

Alle sahen ihn verdutzt an.

Atruschka schwang ihren Stock herum und fegte ihn auf Ratko zu. Doch kurz vorher stoppte er.

Kazuma hatte Atruschka´s Handgelenk gepackt und hielt es fest. „Er ist nicht daran schuld. Das System ist schuld.“, sagte er.

„Lass mich los. Ich will Rache für alle Menschen, die mir nahe standen und die von den Saroks getötet wurden!“, schrie Atruschka und versuchte, ihr Handgelenk zu befreien.

„Was hättest du dann gewonnen? Was würde sich dadurch ändern?“, fragte Kazuma.

Atruschka brach in Tränen aus. „Mein Vater. Ich will ihn doch nur rächen!“, schrie sie. Dann ging sie in die Knie.

Kazuma seufzte. „Ratko ist nicht schuld. Er war nur eine Marionette wie tausende andere Saroks. Eine Schlange kann nur getötet werden, wenn man ihr den Kopf abschlägt. Schneidet man aber nur den Schwanz ab, wächst er nach.“, erklärte Kazuma.

Serena war überrascht vom Vortrag ihres Bruder. So kannte sie ihn gar nicht.

„Er hat recht.“, sagte Yuan und stand auf. „Ich verabscheue und hasse die Saroks für das, was sie getan haben. Aber ich habe beschlossen, Ratko eine Chance zu geben.“, fügte er hinzu.

Junko stand auf. „Ich ebenfalls.“, sagte sie.

Atruschka schmunzelte und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Na gut.“, sagte sie.

Robin schien keine Meinung zu dem Thema zu haben. Er war ja auch neu.

„Niemals!“, schrie Serena und stand auf. Dann ging sie.

Kazuma seufzte. „Sie hat schon eine Menge miterlebt.“, sagte er.

Junko sah ihn fragend an.

„Vor drei Jahren haben die Saroks einen Außenposten des Wiederstandes angegriffen. Serena konnte sich verstecken, doch sie sah, wie die anderen zu Tode gefoltert wurden. Und dann natürlich die Gefangennahme ein paar Tage, bevor wir aufbrachen.“, erklärte Kazuma.

Dann sah er Serena nach. „Ich werde sie zurückholen.“, sagte er und folgte ihr.

Yuan setzte sich wieder. „Ziemlich unglaubliche Geschichte. Die mit Kazuma´s Vater, meine ich.“, sagte er.

Junko nickte. „Aber es würde einiges erklären.“, sagte sie.

„Ich frage mich, wie es jetzt weitergeht.“, sagte Atruschka.

Wie die Reise weitergeht

Kapitel 49: Wie die Reise weitergeht
 

Kazuma hatte Serena eingeholt, die an einem kleinen Bach stehengeblieben war.

„Ich bin dagegen. Wir können einem Sarok einfach nicht vertrauen.“, sagte sie, als sie Kazuma bemerkte.

Der legte seine Hände von hinten auf ihre Schultern. „Gib ihm doch eine Chance. Ich werde auch aufpassen. Ich verspreche es.“, sagte er.

„Aber er ist doch ein Sarok. Das geht nicht.“, sagte Serena. Sie dachte wieder an ihre Eltern.

„Wir Menschen sind auch nicht perfekt. In der Vergangenheit haben wir viele Fehler gemacht. Wir sollten ihn nicht für das verurteilen, was er getan hat, sondern hoffen, das andere Saroks es ihm gleichtun.“, erklärte Kazuma.

Serena drehte sich mit tränenden Augen um. „Du hast dich verändert, seit wir losgezogen sind. Ist dir das aufgefallen?“, fragte sie.

Kazuma sah sie fragend an. „Hoffentlich nur zum Guten.“, sagte er und fing an zu lächeln.

Serena umarmte ihn jetzt und schluchzte. „Verschwinde nie wieder einfach so.“, sagte sie.

„Versprochen.“, sagte Kazuma und umarmte sie ebenfalls.
 

Ein paar Minuten später kamen sie zurück.

„Also gut. Ratko kann mitkommen.“, sagte Serena.

Ratko schien fast zu lächeln, auch wenn das etwas seltsam aussah.

„Damit wäre das wohl geklärt. Jetzt müssen wir nur noch unser nächstes Ziel herausfinden.“, sagte Yuan.

Junko holte den Computer heraus und sah auf die Anzeige. „Oh mann.“, sagte sie.

„Was ist?“, fragte Kazuma und sah ebenfalls auf den Bildschirm.

Die Karte zeigte Südamerika. Doch der blinkende Punkt war irgendwo im tiefen Dschungel am Rand des Amazonas.

„Wie sollen wir da hinkommen?“, fragte Junko ratlos.

„Ein Schiff fährt alle paar Wochen nach Südamerika. In ein paar Tagen sollte es wieder von Cadiz in Portugal aus ablegen.“, sagte Ratko.

„Ein Schiff?“, fragte Junko.

„Ich dachte, es fahren keine Schiffe mehr.“, bemerkte Kazuma.

„Doch. Dieses fährt. Ursprünglich war es für Soldaten gedacht. Doch mittlerweile ist es ein Kreuzfahrtschiff geworden, auf dem sich Saroks, die etwas wohlhabender sind, erholen können. Es fährt nach Fortaleza im östlichen Teil von Südamerika und wieder zurück.“, erklärte Ratko.

„Da kommen wir doch nie an Bord.“, sagte Atruschka.

„Darüber denken wir nach, wenn es soweit ist. Der Grundgedanke ist schon mal ganz gut.“, sagte Kazuma.

„Du willst auf ein Schiff voller Saroks!“, fragte Robin erstaunt.

„Warum nicht? Ist vermutlich die schnellste Möglichkeit, nach Südamerika zu kommen. Wer ist einverstanden?“, fragte Kazuma in die Runde.

„Das ist selbst für dich verrückt.“, sagte Junko.

„Bin dabei. Klingt spaßig.“, sagte Yuan.

Alle anderen sahen ihn fragend an.

„Bist du lebensmüde?“, fragte Atruschka.

„Klingt interessant.“, sagte Robin und stimmte damit auch für Kazuma.

Atruschka seufzte. „Ich weiß nicht so recht. Aber wenn es sein muss.“, sagte sie.

Serena sah sorgenvoll aus. „Du setzt doch ohnehin deinen Kopf durch.“, sagte sie zu Kazuma.

Ratko stand auf. „Fehlt nur noch eine.“, sagte er.

Alle sahen Junko an. Die sah fragend zurück.

„Ja, okay. An mir soll´s nicht liegen.“, sagte sie leicht verärgert.

„Dann wäre es beschlossen.“, verkündete Yuan.

„Eins noch.“, sagte Kazuma und stand auf. „Habt ihr ein Problem damit, das ich ein Halbsarok bin?“, fragte er.

Alle sahen ihn jetzt an.

„Was glaubst du denn? Du hast uns schon mehrmals geholfen und damit bewiesen, das man dir vertrauen kann. Deine Abstammung ist dabei völlig egal.“, sagte Yuan.

Die anderen nickten zustimmend.

Kazuma freute sich. „Danke.“, sagte er.

„Wir sollten uns etwas schlafen legen. Mit etwas Glück sind wir morgen Abend in Cadiz.“, sagte Ratko.

„Meine ich auch. Schlafen wir noch etwas.“, sagte Kazuma
 

Im weißen Haus in Washington sah ein dicklicher Sarok hinter seinem Schreibtisch und bearbeitete einige Papiere. Es war Bora, der Generalsekretär des Imperators.

„Gut. Sehr gut.“, murmelte er.

Da ging die Tür auf und ein älterer, weiblicher Saroks kam herein.

„Eine Nachricht aus Europa.“, sagte sie und legte Bora einen Zettel hin.

Der nahm ihn und las ihn durch. Dabei wurde sein Blick zunehmend finsterer.

Plötzlich zerknüllte er das Papier und warf es gegen eine der Wände, in der sich ein Abdruck durch die Wucht bildete.

„Das gibt´s doch nicht. Nicht nur Hakon, sondern auch noch Zakor. Außerdem ist Ratko offensichtlich übergelaufen. Was denken die eigentlich?“, fragte er wütend.

„Probleme?“, fragte eine weibliche Stimme.

In der Türzarge stand ein äußerst sexy aussehender, weiblicher Sarok. Sie trug einen Ganzkörperoverall, der alle ihre Vorzüge perfekt betonte und davon hatte sie nicht wenige.

„Hat der persönliche Sekretär des Imperators etwa Sorgen?“, fragte sie.

Bora sah sie fragend an. „Geht dich nichts an, Leola.“, sagte er.

Leola lächelte verlegen. „Komm schon. Ich bin doch auch ein Obergeneral wie Zakor. Wenn etwas mit ihm passiert ist, geht mich das doch auch was an.“, sagte sie.

Bora wurde ein wenig rot, weil Leola ihren Reißverschluss in der Mitte des Overalls ein wenig öffnete und ihm damit einen tiefen Einblick ermöglichte.

Bora hüstelte etwas. „Zakor wird wohl eine Weile aussetzen und Ratko hat sich wohl mit den Menschen zusammengetan, die sich um die Turniermannschaft kümmern wollen.“, erklärte er.

Leola zupfte an ihrem Haar herum. „Ich wusste schon immer, das man Ratko nicht mehr trauen kann. Aber das ist sogar unter seiner Würde.“, sagte sie lächelnd. „Weiß man, wo sie hinwollen?“, fügte sie fragend hinzu.

Bora schüttelte mit dem Kopf. „Nicht genau. Aber wenn man ihre Route verfolgt, kommen sie auch garantiert auf den amerikanischen Kontinent.“, erklärte er.

Leola sprang auf. „Prima. Klingt nach Spaß!“, sagte sie.

„Unterschätze niemals deine Gegner. Sie haben immerhin Zakor besiegt.“, sagte Bora.

„Zakor ist doch ein Schwächling verglichen mit mir.“, sagte Leola und ging.

Bora seufzte. „Sie ist wie immer sehr überheblich, aber wunderschön. Doch in einem hat sie recht. Sie ist stärker als Zakor.“, sagte er.

Leola rieb sich die Hände. „Riecht nach Action. Sehr gut. Es wurde nämlich langsam langweilig.“, sagte sie lächelnd.
 

Es war schon ziemlich spät am nächsten Tag, als die Gruppe den Hafen von Cadiz erreichte, wo laut Ratko bald ein Schiff nach Südamerika losfahren würde.

„Ich werde mich mal umhören. Ihr wartet lieber hier.“, sagte Ratko. Dann ging er.

Junko sah Kazuma herausfordern an. „Dann lass mal hören. Wie kommen wir nun auf das Schiff?“, fragte sie.

Kazuma lächelte. „Sag ich euch noch nicht. Aber Ratko hat vorhin etwas gesagt, das mich auf eine Idee gebracht hat.“, sagte er.

Alle sahen ihn verdutzt an.
 

Eine Viertelstunde später kam Ratko zurück.

„In zwei Tagen kommt das Schiff zurück, liegt einige Stunden vor Anker und läuft dann wieder aus.“, sagte er.

„Erst in zwei Tagen?“, fragte Junko enttäuscht.

„Dann haben wir noch etwas Zeit.“, sagte Serena.

„Damit sind wir aber noch nicht an Bord.“, stellte Yuan fest.

Kazuma lächelte. „Überlasst das mal mir. Ihr sucht eine sichere Bleibe und dann treffe ich euch hier wieder in 2 Stunden.“, sagte er und ging.

„Was er wohl vorhat.“, sagte Serena.
 

In einer ziemlich heruntergekommenen Hafenkneipe kam Kazuma an.

Hier fanden sich Menschen und Saroks, allerdings an getrennten Tischen. Trotzdem war es relativ friedlich.

Kazuma trat an den Tresen und setzte sich.

Der Barkeeper war ein ziemlich übelgelaunt aussehender Mann von etwa 40 Jahren. Auf dem Namensschild an seinen von Bierflecken vollgeschmierten Hemd stand Marty.

„Könnte ich sie etwas fragen?“, fragte Kazuma.

Der Mann sah ihn mürrisch an. „Erst bestellen.“, sagte der.

Kazuma seufzte. „Na gut. Dann eine Cola.“, sagte er.

Der Barkeeper sah ihn an, als hätte er gerade etwas schlimmes gesagt. „Eine Cola?“, fragte er.

„Ja. Eine Cola.“, bestätigte Kazuma seine Bestellung.

Der Mann murmelte leise etwas und schenkte Kazuma ein Glas ein.

„Kann ich jetzt meine Frage stellen?“, warf Kazuma ein.

„Wenn es sein muss.“, sagte der Barkeeper.

Kazuma lächelte. „Wie kann ich auf dem Schiff anheuern, das in zwei Tagen hier anlegt?“, fragte er.

Der Barkeeper sah ihn fragend an. „Anheuern? Du willst da freiwillig drauf?“, fragte er.

Kazuma nickte.

Der Mann lachte kurz. „Wohl lebensmüde, was? Wenn du das aber trotzdem durchziehen willst, dann wende dich an den da.“, sagte er und zeigte auf einen jungen Mann, der einen Tisch für sich alleine hatte und den Inhalt eines großen Tellers verdrückte.

„Danke.“, sagte Kazuma, trank sein Glas aus, legte ein paar Münzen auf den Tresen und ging zu dem Tisch rüber.

Der Mann futterte wie ein Scheunendrescher.

„Entschuldigung!“, sagte Kazuma.

Der Mann machte eine Handbewegung, was heißen solle, das er sich setzen soll. Dann schluckte er den letzten Bissen runter.

„Was gibt´s?“, fragte er und nahm einen kräftigen Schluck eine rötlichen Flüssigkeit, was wohl Rotwein war.

„Ich habe gehört, das man bei ihnen für das Schiff anheuern kann.“, sagte Kazuma.

Der Mann sah ihn an. Dann lachte er auf einmal laut los. „Anheuern ist gut. Sehr witzig!“, sagte er und lachte weiter.

„Was soll daran so witzig sein?“, fragte Kazuma.

Der Mann beruhigte sich langsam wieder. „Normalerweise gibt es keine Freiwilligen unter der Besatzung.“, erklärte er.

„Meine Freunde und ich müssen aber nach Südamerika.“, sagte Kazuma.

Der Mann dachte nach. „Wie viele?“, fragte er.

„Sieben. Sechs Menschen und ein Sarok.“, sagte Kazuma.

Der Mann schmunzelte. „Ein Sarok als Besatzungsmitglied? Interessante Idee.“, sagte er.

„Sind sie einverstanden?“, fragte Kazuma.

Der Mann hielt lächelnd seine Hand hin. „Einverstanden. Kommt in zwei Tagen zum Pier 3. Dort werde ich auf euch warten. Ich heiße übrigens Enrico.“, sagte er.

Kazuma schüttelte ihm die Hand. „ Ich bin Kazuma. Also bis dann.“, sagte er und ging.

Enrico lächelte. „Hat der General doch recht gehabt. Das wird eine sehr interessante Reise.“, sagte er.
 

Exakt zwei Stunden später war Kazuma am Treffpunkt. Junko erwartete ihn schon.

„Die anderen ruhen sich etwas aus. Ratko hat gesagt, das die Saroks hier recht friedlich sind.“, sagte Junko.

„Hab ich schon gemerkt. Lass uns zu den anderen gehen.“, sagte Kazuma.

„Warte mal.“, hielt Junko ihn auf. „Kannst du mich nachher weiter im Schwertkampf unterrichten? Wir haben ja Zeit.“, fügte sie hinzu.

Kazuma dachte an das Versprechen, das er ihr in Kashi gegeben hatte. Dann lächelte er. „Klar.“, erwiderte er.

„Klasse!“, jubelte Junko.
 

Sie hatten sich in einer kleinen Herberge einige Zimmer genommen. Die waren zwar spartanisch eingerichtet, aber sie waren schlimmeres gewohnt.

In einem der Zimmer hatten sie sich versammelt und Kazuma erklärte, das er sie alle auf dem Schiff als Besatzung angeheuert hatte.

„Soll das ein schlechter Witz sein? Wir sollen Saroks bedienen?“, fragte Atruschka empört.

„Gab es keine andere Lösung?“, wollte Serena wissen.

„Doch. Schwimmen.“, sagte Kazuma.

„Ich meine, als Gäste.“, sagte Serena.

„Er hat recht. Es gab keine andere Möglichkeit.“, sagte Ratko.

„Das dürfte für dich auch schwer werden.“, sagte Kazuma.

Ratko nickte. „Wird schon gehen.“, sagte er zuversichtlich.

Kazuma sah nochmal in die Gesichter der anderen. „Dann ist ja gut. In zwei Tagen geht es los.“, sagte er.

„Bis dahin sollten wir uns vorsichtshalber unauffällig verhalten.“, fügte Ratko hinzu.

„Na gut. Bin mal gespannt, was es hier für Läden gibt.“, sagte Serena gespannt.

„Genau.“, sagte Junko.
 

Nach ein paar Minuten trennten sie sich.

Serena hatte Robin eingespannt, mit ihr einkaufen zu gehen.

Junko verschwand mit Kazuma.

Die anderen blieben in der Herberge.

„Du willst nicht mit einkaufen gehen?“, fragte Serena Junko.

Die schüttelte mit dem Kopf. „Im Moment nicht.“, sagte sie und ging mit Kazuma.

Serena sah den beiden nach. „Mich würde interessieren, was die beiden vorhaben.“, sagte sie.

„Gehen wir?“, fragte Robin.
 

Junko war mit Kazuma in den Park gegangen, wo sie einigermaßen ungestört waren.

„Erinnerst du dich an das letzte Mal? Nimm das Schwert nicht so fest in die Hände.“, sagte Kazuma.

Junko hielt ihr Schwert von sich weg.

„Gut. Das scheint schon mal zu stimmen.“, bestätigte Kazuma. Dann stellte er sich vor ihr auf und zog die Falkenklinge.

„Dann zeig mit mal ein paar deiner Schläge. Und halt dich ja nicht zurück.“, sagte er.

Junko nickte. „Alles klar.“, sagte sie und ging zum Angriff über.

Kazuma fing ihren Angriff von der Seite mit dem Schwert ab.

Junko drehte sich und griff von oben an. Doch auch diesen Angriff parierte Kazuma.

Junko sprang zurück und startete einen weiteren Angriff.Doch sie stolperte über einen Stein und fiel mit Kazuma zu Boden.

„Tut mir leid.“, entschuldigte sie sich.

„Schon gut. Daran arbeiten wir noch.“, versicherte Kazuma.

Aus dem Gebüsch heraus wurden sie beobachtet. Serena war ihnen gefolgt.

„Was machen die beiden denn da?“, fragte sie sich.

„Wir sollten sie vielleicht in Ruhe lassen.“, sagte Robin, der ebenfalls da war.

„Quatsch. Er ist mein Bruder. Außerdem bin ich mir sicher, das sie sich mögen. Ich werde noch dafür sorgen, das die beiden zusammenkommen.“, sagte Serena.

Robin seufzte. „Worauf habe ich mich nur eingelassen?“, fragte er sich.
 

Das Training mit Junko dauerte, bis es dunkel geworden war. Serena war mit Robin schon länger weg.

„Nicht übel. Du wirst besser.“, sagte Kazuma.

„Hab einen guten Lehrer.“, sagte Junko mit rotem Kopf.

„Tja. Da mag ich nicht widersprechen.“, sagte Kazuma. Dann streckte er sich. „Gehen wir zu den anderen zurück.“, sagte

er.

„Noch nicht. Ich habe Hunger bekommen. Du auch?“, fragte Junko.

Kazuma sah seinen Bauch an. Er hatte schon eine Weile nichts mehr gegessen.

„Vorhin habe ich ein Restaurant gesehen. Ich lad dich als Dankeschön für das Training ein.“, sagte Junko.

„Das muss nicht sein.“, erwähnte Kazuma.

„Aber ich bestehe darauf.“, sagte Junko.

Kazuma lächelte. „Na gut. Wenn es so ist, kann ich ja wohl nicht ablehnen.“, sagte er.

„Na prima. Dann los.“, sagte Junko.
 

An einem Lagerhaus des Hafens traf Enrico ein. Er klopfte viermal an dessen Tür und sie wurde geöffnet. Eine völlig mit einem schwarzen Umhang verhüllte Gestalt bat ihn rein.

Das ganze Lagerhaus war dunkel bis auf eine Stelle in der Mitte. Ein Scheinwerfer von der Decke beleuchtete einen Stuhl, auf dem jemand lag.

Zwei Saroks waren rechts und links, die an zwei mechanischen Armen rumbastelten.

Der Körper der Gestalt war mit einem Tuch bedeckt, doch der Größe nach war es ein Sarok.

Einer der Arme bewegte sich und gab Enrico das Zeichen, näher zu kommen.

Das Tuch, das den Kopf bedeckte, fiel runter und der Kopf des Saroks war zu sehen. Seine rechte Hälfte schien komplett metallisch zu sein. Das rechte Auge schimmerte golden. „Was gibt es so dringendes?`“, fragte er mit metallischer Stimme.

Enrico kniete vor ihm nieder. „Sie haben angebissen, genau wie sie gesagt haben, General Nadao.“, sagte er.

Der Sarok grinste. „Sehr gut. Das wird der Fang meines Lebens. Damit wird der Imperator endlich milde gestimmt.“, sagte er.

„Sie haben auch einen Sarok dabei. Den Informationen nach kann es sich nur um Ratko handeln.“, sagte Enrico.

Die Augen des Generals wurden noch größer. Dann sah er Enrico an. „Bist du sicher?“, fragte er aufgeregt.

Enrico nickte teilnahmslos.

Der General sprang aus seinem Stuhl auf und das Tuch fiel zu Boden. Man konnte sehen, das große Teile seines Körpers durch mechanische ersetzt worden waren.

„Ratko!“, schrie er zähnefletschend. „Endlich. Endlich kann ich mich für das rächen, was er mir damals angetan hat.“, sagte Nadao. Er drehte sich und zermalmte den Stuhl mit einem Schlag.

„So lange habe ich drauf gewartet!“, schrie er

lachend.

Kurs nach Südamerika

Kapitel 50: Kurs nach Südamerika
 

Junko und Kazuma kamen vor einem kleinen Lokal an. Den Ausmaßen nach war es allerdings eher ein Imbiss.

Junko stieg ein Geruch in die Nase. „Ich wollte schon immer mal portugiesisch essen.“, sagte sie schwärmend.

Kazuma lächelte. „Na schön. Überredet.“, sagte er und sie gingen rein.

Ein älterer Herr stand hinter einem Tresen. Nur wenige, ziemlich kleine Tische standen herum, doch von Kundschaft keine Spur.

„Ziemlich trostlos.“, sagte Kazuma, ohne zu bemerken, das er diese Worte gerade laut ausgesprochen hatte.

„Da hast du recht.“, sagte der Mann.

Kazuma erschrak. „Entschuldigung. Ist mir so rausgerutscht.“, sagte er.

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es stimmt ja. Alles ist trostlos.“, entgegnete der Mann.

„Woran liegt das?“, fragte Junko.

„An den Saroks. Seit sie dieses Kreuzfahrtschiff betreiben, das hier alle 6 Wochen anlegt, sind die meisten Menschen aus Cadiz geflohen. Hier leben nur noch gescheiterte Existenzen oder Leute, die nicht wissen, wohin sie sonst sollen.“, sagte der Mann. Dann stutzte er. „Mein Name ist übrigens Franco.“, stellte er sich vor.

Junko nickte. „Ich bin Junko und das ist Kazuma.“, sagte sie.

„Japanische Namen? Ihr kommt nicht aus dieser Gegend, oder?“, fragte Franco.

„Nein. Eigentlich nicht.“, sagte Junko.

„Na gut! Was kann ich für euch machen?“, fragte Franco.

Junko schwärmte. „Ich wollte schon immer mal Paella essen!“, sagte sie.

Kazuma stutzte. „Hattest du nicht was von portugiesischem Essen geredet?“, fragte er.

„Natürlich. Ist Paella nicht aus Portugal.?“, fragte Junko verwirrt.

„Nein. Paella ist spanisch.“, korrigierte Kazuma.

Franco lachte. „Das macht doch nichts. Wenn die junge Dame Paella essen will, kann sie das auch bekommen.“, sagte er.

Kazuma seufzte. „Na gut. Mir auch eine Portion.“, sagte er.

Franco nickte und verschwand in der Küche.

10 Minuten später kam er mit zwei reichlich gefüllten Tellern wieder und stellte noch zwei Cola dazu.

„Lasst es euch schmecken.“, sagte er.

Junko nahm die Gabel und steckte sich eine Portion in den Mund. „Köstlich.“, sagte sie, nachdem sie den ersten Bissen runtergeschluckt hatte und sich nachnahm.

Kazuma war eher skeptisch. Er hatte noch nie westliches Essen probiert. Seine Mutter hatte immer traditionell gekocht und auf ihrer bisherigen Reise hat er meistens von Snacks und Sandwiches gelebt.

„Probier doch mal!“, sagte Junko.

Ohne Vorwarnung stopfte sie Kazuma ihre volle Gabel in den Mund.

Kazuma verschluckte sich fast daran, konnte es aber runterschlucken.

„Und?“, fragte Junko.

Kazuma sah seinen Teller an. „Nicht übel.“, sagte er.

„Sag ich doch.“, sagte Junko und aß weiter.

„Was wollt ihr eigentlich hier?“, fragte Franco.

„Wir haben auf dem Schiff angeheuert, weil wir nach Südamerika müssen.“, sagte Kazuma.

Franco sah ihn entgeistert an. „Angeheuert?“, fragte er und lachte los.

„Warum müssen immer alle lachen, wenn ich das erzähle?“, fragte Kazuma.

„Dann war das dein Ernst?“, fragte Franco.

„Klar.“, sagte Kazuma kühl.

Franco seufzte. „Die Besatzung dort wird aber nicht gut behandelt, weswegen es noch nie Freiwillige gegeben hat. Ich rate euch davon ab.“, sagte er.

„Geht nicht. Es ist sehr wichtig, das wir unsere Reise fortsetzen.“, sagte Junko.

„Ihr versteht nicht. Auf dem Schiff befinden sich nicht selten auch Generäle der Saroks. Die mögen Menschen nicht besonders. Es sind schon einige gestorben, weil sie von ihnen nur so zum Spaß totgeprügelt wurden.“, erklärte Franco.

„Wir sind zäh. So was haut uns nicht um.“, sagte Kazuma.

Franco schmunzelte. „Ihr müsst ja wissen, was ihr tut.“, sagte er.

„Kriege ich noch eine Portion?“ Junko hatte ihren Teller bereits leer.

„Natürlich, junges Fräulein.“, sagte Franco und holte noch etwas.

Kazuma machte einen sorgenvollen Blick. Er hätte sich ja denken können, das auch Generäle auf dem Schiff sein könnten.

Da sie Ratko dabei hatten, könnte das zu einem Problem werden.
 

Sie waren noch eine halbe Stunde dort, bevor sie den Weg zurück zur Herberge antraten.

„Was ist los? Du siehst so nachdenklich aus.“, sagte Junko, die bemerkte, wie niedergeschlagen Kazuma aussah.

„Vielleicht war es voreilig, mit dem Schiff fahren zu wollen.“, sagte Kazuma und seufzte.

„Das könnte gefährlicher werden, als ich dachte.“, fügte er hinzu.

„Ach, Quatsch. Jetzt haben wir schon so viel überstanden. Da ist so eine Kreuzfahrt doch ein Kinderspiel.“, sagte Junko Mut machend.

Kazuma lächelte wieder. „Du hast wie immer recht.“, sagte er.

Dann sah er in Junko´s strahlendes Gesicht.

„Prima. Gehen wir.“, sagte sie, nahm Kazuma an die Hand und lief los.

„Sie kann richtig süß sein“, dachte Kazuma mit rotem Kopf.
 

Ratko stand auf einem Balkon und sah in den Sternenhimmel, als Kazuma dazukam. „Kannst du nicht schlafen?“, fragte er.

Ratko schüttelte mit dem Kopf. „Irgendwie hab ich ein ganz komisches Gefühl.“, sagte er.
 

Die zwei Tage vergingen fast wie im Flug. Kazuma wollte Ratko eigentlich bitten, ihm diese Technik beizubringen, mit der er ihn damals besiegt hatte, doch Junko bestand auf ein persönliches Schwerttraining mit Kazuma, so dass er sich erstmal um sie kümmerte.

So kam der Morgen der Abreise. Sie packten ihre Sachen und trafen am Pier 3 ein.

Das Schiff war bereits da und Enrico erwartete sie auch schon.

Ratko hatte sich vermummt, damit er nicht erkannt werden würde.

Enrico lächelte. „Wunderbar. Sieben Leute. Dann verteilen wir mal die Jobs.“, sagte er und holte einen Zettel heraus.„Also. Wir brauchen noch 2 für die Küche, drei, um die Zimmer gelegentlich säubern, eine Bedienung für die Bar, vorzugsweise weiblich und einen, der im Maschinenraum die Maschinen wartet.“, erklärte er.

„Das letzte klingt nach einem Job für dich.“, sagte Kazuma und sah Ratko an.

Der nickte verhalten.

„Ich gehe in die Küche.“, warf Yuan ein.

„Du?“, fragte Kazuma.

„Na klar. Auch wenn ihr das nicht glaubt, aber ich kann gut kochen.“, sagte Yuan.

„Mein Bruder und ich machen die Zimmer.“, sagte Serena.

„Moment mal. Werde ich hier auch mal gefragt?“, fragte Kazuma.

„Nein.“, sagte Serena kühl.

„Ich ebenfalls.“, sagte Robin.

Enrico sah jetzt Atruschka und Junko an. „Dann machst du die Bedienung.“, sagte er und zeigte auf Junko.

Die lächelte.

„Warum nicht ich?“, fragte Atruschka.

„Die Ausstrahlung zählt.“, sagte Enrico und deutete auf Junko´s Oberweite.

Atruschka machte ein beleidigtes Gesicht.

„Reg dich nicht künstlich auf.“, riet Kazuma.

Enrico nickte. „Dann bringe ich euch mal zu den Mannschaftsquartieren.“, sagte er und ging voraus.
 

Durch einen Extraeingang gelangten sie an Bord. Enrico führte sie einige enge Gänge entlang, bis sie vor einer Tür ankamen, die er öffnete.

„In diesem Gang sind die Quartiere der männlichen Besatzungsmitglieder.“, erklärte er und verwies auf die gerade geöffnete Kabine.

Sie war ziemlich klein, hatte aber vier Betten.

„Das ist für die Herren. Die Frauen sind einen Gang weiter. Leben sie sich ein. Ihr Job beginnt morgen.“, sagte Enrico und ging mit Serena, Atruschka und Junko weiter.

„Na toll. Zwei Etagenbetten.“, sagte Yuan.

Kazuma sah Ratko an. „Du schläft unten.“, sagte er.

„ Klar.“, sagte Ratko.

Dabei bemerkte Kazuma sein besorgtes Gesicht. „Was ist los? Du bist seit ein paar Tagen schon so seltsam.“, sagte er.

Ratko seufzte. „Hast du es noch nicht bemerkt? Dieses Schiff strahlt eine merkwürdige Aura aus.“, sagte er.

„Meinst du, es ist eine Falle?“, fragte Yuan.

„Keine Ahnung. Vielleicht.“, sagte Ratko.

„Dann sollten wir auf alles gefasst sein.“, sagte Kazuma.

Robin setzte sich hin. „Scheint euer Alltag zu sein.“, bemerkte er.

„Wir sind das schon gewöhnt, wenn du das meinst.“, sagte Kazuma.

„Ja. Wir haben schon einiges erlebt. Eigentlich kann ich kaum glauben, das wir noch leben.“, sagte Yuan.

„Ja. Geht mir genauso.“, sagte Kazuma und legte sich hin.

„Ruhen wir uns ein wenig aus. Morgen wird bestimmt ein harter Tag.“, sagte Yuan.

Sie bekamen gar nicht mehr mit, wie das Schiff ablegte und zu seiner Reise aufbrach.
 

Spät in der Nacht wurde Kazuma wach. Ratko schnarchte, als wenn er gerade den kompletten Regenwald abholzen würde.

Robin und Yuan machte das wohl nichts aus. Sie schliefen tief und fest.

Kazuma zog sich an und ging an Deck. Dort war zu dieser Zeit niemand mehr.

Der frische Seewind pfiff ihm um die Ohren und der Geruch des Salzwassers lag in der Luft. Noch dazu war der Himmel

sternenklar.

„Eine herrliche Nacht.“, sagte er. Dann lächelte er. „Früher war ich immer mit Mutter am Hafen, um die Schiffe zu sehen. Ich wollte unbedingt mit einem fahren. Mutter hat immer gesagt, das sie mit mir eine Kreuzfahrt macht, wenn ich groß genug bin.“, sagte er und eine Träne kullerte das Gesicht runter.

Er wischte sie sich weg. „Aber jetzt ist alles anders.“, sagte er.

Da umarmte ihn jemand von hinten.

„Mach dich nicht so fertig.“, sagte Serena, die ebenfalls Tränen in den Augen hatte.

Kazuma schmunzelte leicht. „Woher wusstest du, das ich hier bin?“, fragte er.

„Keine Ahnung. War wohl so was wie eine Eingebung.“, sagte Serena.

Kazuma drehte sich um und umarmte seine Schwester ebenfalls.

„Ich vermisse unsere Eltern so schrecklich.“, sagte Serena völlig verheult.

„Ich weiß. Ich auch.“, sagte Kazuma und wischte Serena das Gesicht mit einem Taschentuch trocken.

„Gerade in Momenten wie diesen fällt es mir schwer, loszulassen. Aber über unsere Trauer dürfen wir nicht die Aufgabe vergessen, die vor uns liegt. Ich verspreche dir, das ich alles geben werde, um die Saroks dafür zu bestrafen, was sie getan haben.“, sagte Kazuma.

Serena nickte. Sie zitterte leicht.

„Gehen wir wieder rein. Es wird kalt.“, sagte Kazuma.
 

Gegen sechs Uhr wurden sie von Enrico geweckt. Sie zogen sich rasch und gingen zu ihm.

„Yuan und Atruschka gehen in die Küche. Dort wird man euch Aufgaben zuteilen. Der Sarok in den Maschinenraum.“, erklärte Enrico.

Ratko hatte nach wie vor die Kapuze, damit ihn niemand erkannte.

„Sei vorsichtig.“, flüsterte Kazuma ihm zu.

„Du hast noch Zeit. Um vier Uhr nachmittags kommst du in die Bar.“, sagte Enrico zu Junko.

Die nickte.

„Der Rest meldet sich beim Putzpersonal.“, verkündete Enrico.

„Dann legen wir mal los.“, sagte Serena voller Tatendrang.
 

Der Tag wurde verdammt hart.

Yuan hatte nicht gelogen. Er konnte richtig gut kochen im Gegensatz zu Atruschka, der er immer wieder helfen musste. Allerdings war es nicht sehr einfach, da ausgefallene Gerichte auf der Speisekarte standen wie gallortische Sandwürmer oder Nashornhummer.

Selbst Yuan fiel das zubereiten dieser Gerichte schwer.

Kazuma, Serena und Robin hatten es etwas besser, wenn auch nicht merklich.

Sie machten die Kabinen der Gäste sauber und die waren teilweise richtige Sauställe.

Ratko hatte wohl den leichtesten Teil. Hier und da im Maschinenraum auf die Maschinen achten und ab und da mal eine Schraube festziehen.

Gegen Abend hatte dann auch Junko ihren Job. Sie hatte sogar ein sexy Kellnerinnendress bekommen.

„Wie findest du das?“, fragte sie, als sie am Zimmer der Männer ankam und der völlig fertige Kazuma ihr die Tür öffnete.

„Nicht übel.“, sagte der wenig überzeugend.

„Was heißt denn nicht übel?“, fragte Junko forsch.

„Tut mir leid, aber ich bin völlig fertig. Wir reden ein andermal.“, sagte Kazuma gähnend und schloss die Tür.

„Oh, du Ignorant!“, schrie Junko wütend und ging.
 

In einem dunklen Raum innerhalb des Schiffes saß Nadao vor einigen Monitoren, die Kazuma und die anderen zeigten.

Enrico stand neben einer Tür. „Wie befohlen habe ich ihnen die Jobs gegeben, die sie mir aufgetragen haben.“, sagte er und verneigte sich.

„Bist du sicher, das die beim Turnier mitmachen wollen. Die sehen so schwach aus.“, sagte Nadao.

„Ich habe es überprüft. Die Beschreibung stimmt überein.“, sagte Enrico.

Nadao lächelte. „Na gut. Dann lassen wir sie noch ein paar Tage schuften, bevor sie zuschlagen. Bis dahin dürfte es ein Kinderspiel sein, sie einzufangen.“, sagte er.

„Und was ist mit Ratko? Er hat eine leichte Tätigkeit bekommen.“, sagte Enrico.

„Natürlich!“, schrie Nadao und schlug mit der linken Faust den Tisch neben ihm kaputt.

„Um ihn kümmere ich mich. Es war keine Herausforderung und Genugtuung, wenn er nicht in Bestform wäre.“, schrie er. „Wir warten noch.“, fügte er hinzu.
 

Weitere 2 Tage vergingen relativ ereignislos. Allerdings war die Arbeit recht hart.

Junko musste immer von 4 Uhr nachmittags bis 2 Uhr Nachts bedienen. Außerdem beschwerte sie sich bei Serena, das die Saroks sie ständig begrapschten. Doch ihr Boss hatte ihr gesagt, das sie dahingehend nichts unternehmen sollte, sonst würde ihr weit schlimmeres blühen.

Besonders eine Gruppe jüngerer Saroks machte ihr das Leben schwer.
 

Yuan wurde wieder mal wach. „Verdammte Sonne.“, fluchte er.

„Was?“, fragte Kazuma.

„Na, sieh doch. Ich liege im falschen Bett. Jeden Morgen scheint mir die Sonne genau ins Gesicht.“, sagte er.

Dann leg dich doch andersrum hin.“, sagte Robin.

Kazuma´s Augen wurden groß. „Scheint die Sonne jeden Morgen hier rein?“, fragte er.

Yuan sah ihn fragend an. „Klar! Wieso?“, fragte er.

Kazuma trat an das Bullauge und sah hinaus. Tatsächlich ging da gerade die Sonne auf.

„Das kann doch nicht sein.“, sagte er mit Schweiß auf der Stirn.

„Wovon redest du? Natürlich geht jeden Morgen die Sonne auf.“, sagte Robin.

„Aber unser Bullauge zeigt rechts aus dem Schiff. Die Sonne müsste also nach der anderen Seite aufgehen, wenn wir nach Südamerika fahren würden.“, erklärte Kazuma.

Alle sahen ihn entgeistert an. Jetzt fiel es ihnen auch auf.

„Was soll das heißen?“, fragte Yuan.

„Keine Ahnung. Aber das ist sicher nicht gut.“, sagte Kazuma.

„Ich gehe den Frauen bescheid sagen. Wir müssen uns treffen.“, sagte Yuan und ging.

„Ein böses Omen.“, sagte Robin.
 

„Was ist denn los?“, fragte Junko verschlafen, als sie sich an Bord trafen.

„Das Schiff fährt nach Norden.“, platzte Yuan gleich heraus.

„Was? Blödsinn. Wir wollen doch nach Südamerika. Wozu sollten wir dann nach Norden fahren?“, fragte Serena.

„Keine Ahnung. Aber die Sonne geht schon immer im Osten auf.“, sagte Kazuma und zeigte auf die Sonne.

„Das kann doch nicht sein.“, sagte Atruschka überrascht.

„Wir müssen es dem Käptn sagen.“, sagte Serena.

„Vergiss es. Der ist doch nicht blöd. Das ist Absicht. Wahrscheinlich wegen uns.“, sagte Kazuma.

„Und was jetzt?“, fragte Junko.

„Wir warten, bis es dunkel wird. Dann sehen wir uns mal um.“,

sagte Kazuma.

„Dann muss ich arbeiten.“, sagte Junko.

Dann wirst du auch arbeiten. Wir lassen uns nichts anmerken.“, sagte Kazuma.

„Aber wenn wir zu lange warten, gerät unser Zeitplan doch total durcheinander.“, sagte Yuan.

„Deswegen werden wir ja heute Abend etwas unternehmen. Also. Um 22 Uhr wieder hier.“, sagte Kazuma.

Dann trennten sie sich wieder.

Da Ratko nicht dabei war, wurde er von Junko informiert, die es mies fand, das sie wegen ihrer Arbeitszeit ausgeschlossen wurde.

Ratko schluckte schwer. Seit sie auf das Schiff angekommen waren, hatte er schon dieses seltsame Gefühl. Das wurde nun stärker.

Jede Menge Technik

Kapitel 51: Jede Menge Technik
 

Die Aufräumarbeiten bei Schloss Neuschwanstein gingen langsam ihrem Ende entgegen.

„Hier ist er!“, rief ein Soldat.

Einige halfen ihm, Zakor aus den Trümmern zu bergen.Ein paar Minuten später lag er auf einem Krankenbett und war wach.

„Wie geht es ihnen?“, fragte ein Sarok mit weißem Kittel.

Zakor stand auf und hielt sich den Kopf. „Wie lange war ich weg?“, fragte er.

„Fünf Tage.“, sagte der Arzt.

Zakor ballte die Hände zu Fäusten. „Ratko. Du elender Verräter. Das wirst du mir büßen.“, sagte er.

„Nicht so voreilig.“, sagte eine Zakor bekannte Stimme.

Er sah auf die kleine, dickbäuchige Gestalt von Bora.

Zakor sah ihn wütend an. „Was für eine Ehre.“, sagte er mit sarkastischem Unterton.

„Aber, aber. Wir sind nur hier, um zu sehen, wie es dir geht.“, sagte eine weibliche Stimme.

Leola tauchte neben Bora auf.

„Was machst du hier? Das ist immer noch mein Zuständigkeitsbereich.“, sagte Zakor.

„Aber nicht mehr lange, wenn du so weitermachst.“, sagte Bora.

Leola ging um Zakor herum. „Wir haben Informationen, nach denen die Menschen auf dem Schiff nach Südamerika unterwegs sind.“, verkündete sie.

„Was? Dann muss ich etwas unternehmen.“, sagte Zakor.

„Vergiss es. Nadao hat das übernommen.“, sagte Bora lächelnd.

Zakor schmunzelte. „Nadao? Ausgerechnet der? Er hat ja nicht einmal den Rang eines Untergenerals.“, sagte er.

„Ja. Und wir beide wissen, wieso.“, sagte Bora.

Zakor lächelte. „Nadao ist unfähig. Er unterschätzt seine Gegner. Ich weiß, warum er das tut. Seine offene Rechnung mit Ratko. Doch er wird verlieren..

Leola lächelte ebenfalls. „Das hoffe ich. Dann kommen sie nämlich zu mir. Ich habe schon lange keinen Spaß mehr gehabt.“, sagte sie genüsslich.

„Sie gehören mir! Ich werde es tun!“, schrie Zakor.

Bora senkte den Kopf. „Gut. Sollten sie Nadao tatsächlich überstehen, bekommst du deine Chance.“, sagte er.

Leola sah den Generalsekretär verwundert an. „Aber Amerika ist meine Zuständigkeit.“, sagte sie.

„Vielen Dank.“, sagte Zakor und ging.

„Was soll denn das?“, fragte Leola.

Bora lächelte. „In seinen Augen lag eine Menge Zorn. Das macht ihn gefährlicher als ein wildes Tier.“, sagte Bora.

„Trotzdem ist es gemein.“, fügte Leola beleidigt hinzu.
 

Es war Nacht geworden auf dem Schiff.

Junko war in der Bar und musste sich wie üblich einiges gefallen lassen.

Der Rest traf sich um 22 Uhr an Deck.

„Wie ist der Plan?“, fragte Robin.

„Wir teilen uns in zwei Gruppen auf. Ratko geht mit Yuan und Atruschka in den Maschinenraum. Serena und Robin werden mit mir die Brücke stürmen. Unsere vorrangigste Aufgabe sollte sein, das Schiff wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Ich rechne mit Gegenwehr, also sollten wir vorsichtig sein.“, erklärte Kazuma.

Alle nickten. Dann trennten sie sich.
 

Nadao schmunzelte, als er auf die Monitore sah. Er drückte

einen Knopf.

„ Enrico. Scheinbar müssen wir früher losschlagen. Hast du

gehört?“, fragte Nadao.

„ Na klar. Ich habe noch ein paar Leute angeworben, die sich

um unsere Bedienung kümmern wollen. Sie sahen sehr motiviert

aus.“, sagte Enrico über Funk.

„ Prima. Dann beginnt „Operation Sandmann“ jetzt.“, sagte

Nadao und drückte einen weiteren Knopf.

Unbemerkt vom Rest der Gäste wurde ein Schlafmittel durch die

Klimaanlage in die Zimmer gepumpt.

„ Wir wollen doch die Gäste nicht behelligen.“, sagte Nadao

grinsend.
 

Von der Aktion mit dem Schlafmittel bekamen Kazuma und die anderen nichts mit.

Auch Ratko, der mit Yuan und Atruschka im Maschinenraum angekommen war, wusste nichts davon.

Junko fragte sich mittlerweile, warum sie immer noch in der Bar saß. War ohnehin niemand mehr da.

„Kann ich Schluss machen?“, fragte sie ihren Boss.

Doch der lag mit dem Kopf auf dem Tresen und schlief.

„Oh nein.“, sagte Junko gähnend. Sie stand auf, um sich etwas zu strecken. Doch dann fiel sie zu Boden und schlief ein.
 

Nach ein paar Minuten kam das Team um Kazuma vor dem Eingang zur Brücke an.

„Kommt es euch nicht seltsam vor, das wir niemanden gesehen haben? Nicht mal jemanden vom Bordpersonal.“, bemerkte Serena.

„Stimmt eigentlich. Wo sind die alle?“, fragte Robin.

„Ist doch egal. Reden wir erstmal mit dem Käptn.“, sagte Kazuma.

Mit einem Tritt sprang die Tür auf und sie stürmten rein. Doch zur Überraschung der drei war niemand da. Die Computer liefen zwar, aber niemand schien sie zu bedienen.

„Wo ist denn nun der Käptn?“, fragte Serena ratlos.

Robin ging zu einem der Computer und tippte ein wenig herum.„Das Schiff ist voll automatisiert.“, sagte er.

„Kennst du dich damit aus?“, fragte Kazuma.

„Klar. Computer waren schon immer meine Leidenschaft.“, sagte Robin.

„Kannst du den Kurs ändern?“, wollte Kazuma wissen.

Robin tippte noch etwas ein. „Leider nicht. Die Kontrolle wird woanders hin umgeleitet. Jemand anderes scheint den Kahn zu kontrollieren.“, erklärte er.

„Dann finden wir ihn und schalten ihn aus.“, sagte Serena.

„Das wäre aber gar nicht nett.“, sagte jemand hinter ihnen. Völlig unbemerkt war Enrico reingekommen.

Die Tür ging jetzt hinter ihm zu. „Ihr könnt doch nicht einfach so hier herumspazieren, wie es euch passt. Das gehört sich nicht.“, fügte er hinzu.

Kazuma legte seine Hand auf den Griff der Falkenklinge. „Wo fährt dieses Schiff hin? Warum nach Norden?“, fragte er.

Enrico sah ihn skeptisch an. „Ach, deswegen der ganze Aufruhr. Ich habe dem General ja gesagt, das er einen anderen Treffpunkt vorschlagen sollte. Aber es musste ja unbedingt im Norden sein. So ein Schwachsinn.“, sagte er.

„Was für ein General? Ein Sarok?“, fragte Kazuma.

Enrico lächelte. „Exakt. Mein General Nadao hatte diesen genialen Plan. Eigentlich wollten wir warten, bis ihr vom arbeiten zu fertig seid, um euch zu verteidigen zu können, aber jetzt müssen wir das etwas vorverlegen. Ergebt euch und ich werde euch nicht wehtun.“, sagte Enrico. Dann zog er zwei gewaltige Krummschwerter vom Rücken.
 

Die Schwerter von Enrico blitzten gefährlich auf. „Wenn ihr beschließt, euch zu wehren, werde ich die einsetzen.“, sagte er.

Kazuma sah Robin an. „Weißt du, von wo aus das Schiff kontrolliert wird?“, fragte er.

Robin nickte.

„Gut. Dann geht dahin und lenkt den Kurs um. Ich kümmere mich um unseren Gastgeber.“, sagte Kazuma.

Serena sah ihn fragend an. „Was ist mit dir?“, fragte sie.

„Ich komme klar. Mach dir keine Sorgen. Und setzt euch mit Ratko in Verbindung. Er soll die Maschinen erstmal abstellen.“, befahl Kazuma.

„Gut.“, sagte Robin.

„Vergiss nicht, was du mir versprochen hast.“, sagte Serena.

„Niemals.“, versicherte Kazuma lächelnd.

Dann verschwanden die beiden durch einen anderen Durchgang.

„Lächerlich. Glaubst du wirklich, das ihr uns entkommen könnt. Wir sind auf einem Schiff mitten im Meer. Die restlichen Passagiere sind zwar betäubt, aber wir sind stärker als ihr. Außerdem ist da noch unser General, der ohnehin noch eine Rechnung mit eurem Ratko offen hat.“, erklärte Enrico.

Kazuma grinste. „Das macht nichts. Ratko ist stark genug. Es ist nur komisch, das du von lächerlich sprichst. Ein Mensch, der mit einem Sarok gemeinsame Sache macht, hält uns für lächerlich?“, sagte er.

Enrico sah Kazuma wütend an. „General Nadao hat mehr für mich gemacht, als die Menschen. Ich habe ihm mein Leben zu verdanken!“, schrie Enrico.

Er warf seinen Mantel, den er trug, ab und enthüllte einen merkwürdig aussehenden Overall.

„Dieser Anzug erhöht meine Kräfte um das zehnfache. Damit bin ich zumindestens für Menschen unbesiegbar.“, sagte Enrico.

Kazuma schmunzelte. „Ziemlich erbärmlich.“, sagte er.

„Was soll das heißen?“, fragte Enrico stutzend.

„Ganz einfach. Damit gibst du zu, das du ohne diesen Anzug zu schwach bist.“, stellte Kazuma fest.

Enrico lächelte. „Glaubst du, du kannst mich provozieren? Da muss ich dich enttäuschen!“, sagte er.

„Nicht?“, fragte Kazuma. „Dann eben auf die altmodische Art. Ich nehme dich einfach auseinander.“, sagte Kazuma und zog beide Schwerter.
 

Ratko kam mit Yuan und Atruschka im Maschinenraum an.

„Was sollen wir denn hier?“, fragte Atruschka.

„Wir müssen die Techniker ausschalten. Wenn unsere Vermutung stimmt und das hier eine Falle für uns ist, könnten sie die Maschine sabotieren.“, sagte Ratko.

„Wir sollten vorsichtig vorgehen.“, sagte Yuan.

Ratko nickte. „Ihr wartet erstmal hier. Ich gehe vor.“, sagte er.

An einer Schalttafel stand ein Techniker, der gerade etwas zu überprüfen schien.

„Hey, Reggie!“, sagte Ratko.

Der Techniker sah ihn fragend an. „Was machst du denn hier? Hast du schon wieder Schicht?“, fragte er und sah auf die Uhr.

„Nein. Diesmal bin ich aus einem anderen Grund hier.“, sagte Ratko.

Reggies Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Und der wäre?“, fragte er.

Ratko seufzte. „Tut mir ja leid, aber deine Schicht wird ausfallen müssen. Wir können kein Risiko eingehen.“, sagte Ratko.

Reggies Kopf senkte sich und er fing an zu kichern. „Habt ihr es doch herausgefunden? Aber zu spät.“, sagte er.

Ratko stutzte.

Reggies Kopf hob sich wieder. „Ihr seid schon zu tief in unserer Falle. Jetzt gibt es kein entkommen mehr.“, sagte er.

Er sprang in die Luft auf Ratko zu. Dabei fuhr er Klingen aus, die an seinen Unterarmen befestigt zu sein schienen. Mit denen stieß er zu.

Doch Ratko fing seine Arme auf und beendete so den Angriff. Dann warf er ihn gegen eine Wand, in der nun ein Abdruck zu sehen war.

„Wusste ich doch, das du zu ihnen gehörst.“, sagte Ratko.

Reggie stand wieder auf. „Ihr könnt versuchen, was ihr wollt. Doch unserem General seid ihr nicht gewachsen.“, sagte er.

Ratko wunderte sich, das er wieder aufstehen konnte nach so einem Schlag.

„Bist du wirklich ein Mensch?“, fragte er.

Reggie lächelte. „Find es raus.“, sagte er und startete einen weiteren Angriff.

Erneut schossen seine Klingen nach vorne.

Ratko zog diesmal seine Axt und fing die Klingen damit ab.

Durch den Druck zerrissen die Ärmel des Anzugs von Reggie und metallische Arme kamen zum Vorschein.

Ratko staunte. „Was denn? Du bist ein Roboter?“, fragte er.

Reggie zog die Klingen wieder zurück. „Überrascht?“, fragte er lächelnd.

„Soweit ist die Entwicklung unserer Roboter doch noch gar nicht. Wie geht das?“, fragte Ratko.

Reggie zeigte seine Arme. „Unser General ist halt etwas ganz besonderes. Er hat die Entwicklung etwas vorangetrieben. Dabei hat ihm jemand geholfen. Derjenige kontrolliert übrigens auch das Schiff.“, sagte Reggie.

Ratko schluckte. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet.
 

Nadao beobachtete die Aktivitäten von Robin und Serena, welche die Quelle des Steuersignals suchten, auf einem Bildschirm.

„Sie kommen dir gefährlich nahe.“, sagte er und sah auf einen anderen Bildschirm, auf dem eine Person in einem Overall und mit Cyberhelm zu sehen war. Die Person hing an etlichen Schläuchen.

Der Helm hob sich jetzt und enthüllte eine junge Frau. Sie hatte rote Haut, stechende, gelbe Augen und langes, grünes Haar.

„Glaubst du etwa, ich hätte das nicht gemerkt?“, fragte sie.

Nadao schluckte. „Tut mir leid. Wollte dich nur darauf aufmerksam machen.“, sagte er.

„Vergiss nicht, das ich das Schiff kontrolliere. Mir entgeht nichts. Und jetzt lass mich mal machen.“, sagte die Frau.

Der Helm senkte sich wieder und der Bildschirm schaltete ab.

„Lavita vom Volk der Tekkaner. Absolut genial, wenn es um alle Arten von Technik geht, aber diese Tekkaner sind zu leicht eingeschnappt. Aber immerhin habe ich ihr meine neuen Körperteile zu verdanken.“, sagte Nadao und sah seine Arme an. Dann sah er wieder auf den Schirm von Robin und Serena.

„Bin gespannt, was du mit ihnen vorhast.“, sagte er.
 

„Bist du sicher, das wir noch richtig sind?“, fragte Serena.

Robin hielt einen kleinen Empfänger in der Hand.

„Das hier fängt die Signale auf, die von dem ausgehen, der das Schiff kontrolliert und führt uns direkt dorthin.“, erklärte er.

Serena sah zurück. „Mir ist aber nicht wohl dabei, das Kazuma alleine dageblieben ist.“, sagte sie.

Robin lächelte. „Du hast mir doch erzählt, das er stark genug ist. Wenn er das wirklich ist, dann kommt er auch zurecht.“, sagte er.

Serena senkte den Kopf. „Du hast wohl recht.“, sagte sie.

Plötzlich ging vor ihnen eine stabile Eisentür runter und bohrte sich in den Boden.

„Was ist das?“, fragte Serena.

Hinter ihnen kam noch ein Tor runter.

Robin nahm Serenas Hand und nahm eine seitliche Tür. Er rannte mit ihr so schnell er konnte, bis sie an einer weiteren Tür angekommen waren, durch die sie im Laderaum rauskamen.

„Was war das?“, fragte Serena außer Atem.

Plötzlich ertönte eine Lache über Lautsprecher. Es war die von Lavita.

„Hahaha. Seid ihr mir in die Falle gegangen!“, sagte sie.

Mit einem Klick war die Tür hinter ihnen verschlossen.

„Mist. Eine Falle.“, sagte Robin und versuchte, die Tür zu öffnen. Doch sie saß fest.

„Was jetzt?“, fragte Serena ängstlich.

Wieder ertönte Lavitas Stimme über Lautsprecher. „Jetzt wird es Zeit für mein kleines Spielzeug.“, sagte sie.

Es gab einen Krach, als wenn irgendwas zersplittert wäre. Dann hörten sie ein metallisches Klopfen. Eigentlich klang es eher rhythmisch wie Schritte, die langsam näher kamen.

„Was ist das?“, fragte Serena.

Plötzlich flog eine der Kisten zur Seite und eine Art überdimensionale, mechanische Spinne sah sie an. Mit spitzen Fühlern und Kreissägen um das Maul.

„Nimm sie auseinander, Technospinne.“, sagte Lavita lachend.
 

Kazuma schluckte, angesichts der beiden Schwerter von Enrico. Sie waren ziemlich groß und blitzten bedrohlich.

„Du bist nicht der erste Mensch, der mit begegnet und gemeinsame Sache mit den Saroks macht.“, sagte Kazuma.

Enrico grinste. „Dann gibt es wohl noch mehr intelligente Menschen auf der Welt.“, sagte er.

Kazuma schmunzelte. „Intelligenz würde ich das nicht nennen. Angst ja, aber nicht intelligent.“, sagte er.

„Angst? Wovor denn?“, fragte Enrico.

„Vor der Konfrontation. Anstatt die Saroks zu bekämpfen, verbündest du dich mit ihnen. Ein Zeichen von Schwäche. Du hast Angst vor ihnen.“, sagte Kazuma.

Enrico sah ihn jetzt wütend an. „So ein Unsinn. Ich stehe nur gerne auf der Seite der Gewinner. Was ist so falsch daran, überleben zu wollen?“, warf er ein.

„Genau das meine ich. Du bist feige.“, sagte Kazuma.

Enrico nahm die Schwerter in einen festen Griff. „Glaubt ihr Träumer etwa, mit diesem Turnier die Wende zu bringen. Selbst, wenn ihr es schaffen solltet, rechtzeitig anzukommen. Nicht nur die Saroks, sondern 30 weitere Rassen stehen gegen euch. Das ist unmöglich zu schaffen. Wir fliegen in der ersten Runde raus.“, sagte Enrico.

Kazuma nickte. „Vermutlich hast du recht. Das Turnier ist völlig nutzlos.“, sagte er.

Enrico sah ihn erstaunt an. „Warum dann?“, fragte er.

Jetzt hatte Kazuma einen entschlossenen Blick in den Augen.„Damit wir uns nicht vorwerfen können, es nicht versucht zu haben.“, sagte er.

Über diese Worte war er selbst überrascht.

„Alles Blödsinn.“, schrie Enrico und preschte jetzt auf Kazuma zu.

Beide Schwerter glitten durch die Luft und trafen die von Kazuma.

Der spürte jetzt die unglaubliche Schlagkraft seines Gegners. Beinahe wäre er auf die Knie gesunken, doch er stieß sich zurück und gewann wieder etwas Abstand.

Kazuma spürte, wie seine Arme zitterten. Mit so einer Kraft hatte er nicht gerechnet.

Enrico schwang seine Schwerter etwas im Kreis. „Du kannst immer noch aufgeben. Wäre ohnehin besser für dich.“, sagte er.

Kazuma keuchte, doch er lächelte auf einmal.

„Vergiss es. Das ist nicht mein Stil.“, sagte er. Dann sah er Enrico wieder an. „Dazu macht mir das kämpfen inzwischen viel zuviel Spaß.“, sagte er.

Enrico stutze. „Spaß“, fragte er.

Kazuma nickte. „Oh, ja. Spaß“, verkündete er.

Dann drehte er seine Schwerter ein wenig. „Es wird Zeit.“, sagte er und startete selbst einen Angriff.

Mechanisches Ungeziefer

Kapitel 52: Mechanisches Ungeziefer
 

Reggie und Ratko lieferten sich einen heftigen Schlagabtausch. Doch da Reggie ein Roboter war, war er wesentlich schneller unterwegs als Ratko.

„Sag mir, wer dein General ist. Kenne ich ihn?“, fragte Ratko mitten im Gefecht.

„Das will ich meinen.“, sagte Reggie.

Ratko knurrte wütend. „Wer ist es?“, fragte er.

Reggie sprang auf einen Stahlträger. „Das wirst du noch erfahren. Kurz bevor ich dir den Gnadenstoß verpasse.“, sagte er.

Ratko schmunzelte. „Du? Mir den Gnadenstoß geben? Soweit kommt es nicht. Dazu bist du gar nicht fähig.“, sagte er provozierend.

Reggie sah ihn fragend an. „Soll das ein Witz sein? Ich nehme dich jetzt auseinander!“, schrie er.

Dann sprang er in die Luft und fuhr eine seiner Klingen aus. Anschließend fing er an, sich zu drehen und kam im Sturzflug auf Ratko zu.

Der hob seine Axt über den Kopf und drehte sie im Kreis.

Reggie erwischte die Axt und griff weiter an. Doch er kam nicht durch die Verteidigung durch. Die Axt stieß ihn immer wieder ab.

Schließlich trat Ratko zur Seite und holte mit einer Hand aus.

Reggie trudelte auf den Boden zu, doch bevor er diesen berühren konnte, traf ihn Ratko´s Faust um Rücken.

Die Wucht des Schlages war so gewaltig, das es ihn gegen die Bordwand schleuderte.

Ratko rannte mit der Axt im Anschlag los.

Reggie stand langsam auf und sah Ratko auf sich zukommen. Doch zu spät. Die Axt flog auf ihn zu und erwischte seinen Körper.

Es gab eine Art elektrischen Knall und Reggie fiel in zwei Teilen auf den Boden.

Sein innerstes Bestand aus Kabeln und kleinen Geräten.Er sah Ratko lächelnd an. „Gegen den General wirst du trotzdem verlieren.“, sagte er. Dann erloschen seine Augen.

„Faszinierende Technologie.“, sagte Yuan, der mit Atruschka jetzt näher kam.

„Habt ihr zugesehen?“, fragte Ratko.

„Sorry. Aber du sahst nicht aus, als könntest du Hilfe brauchen.“, sagte Atruschka.

„Stimmt.“, bestätigte Ratko und steckte die Axt weg.

Yuan sah sich um. „War das der einzige?“, fragte er.Ratko nickte.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Atruschka.

„Warten, bis wir etwas von Kazuma hören.“, erwiderte Yuan.
 

Junko öffnete langsam die Augen. Sie war immer noch in der Bar.

Allerdings saß sie auf einem Stuhl, an den sie gefesselt waren. Ihre Hände an den Lehnen und die Füße an den Stuhlbeinen.

„Was soll denn das?“, fragte sie und versuchte, sich los zu reißen.

„Endlich wach?“, fragte jemand hinter ihr und zwei weitere Stimmen lachten.

Junko kannte diese Stimmen. Es waren die drei jungen Saroks, die sie immer wieder verhöhnt hatten.

Einer von ihnen streichelte mit seiner Hand über ihre Wange. „Hast du Angst?“, fragte er.

„Vergiss es!“, schrie Junko.

Der Sarok roch an ihren Haaren. „Ihr Menschenfrauen duftet ganz anders als unsere. Ich finde das äußerst verführerisch.“, sagte er.

Seine Hand wanderte tiefer und blieb auf Junko´s rechter Brust liegen, die er jetzt fest drückte.

Junko wurde ein wenig rot.

„Hast du es schon mal mit einem Sarok gemacht? Glaub mir. Das ist ein echter Erlebnis.“, sagte der Sarok.

Die anderen beiden kicherten.

„Wenn ihr mich jetzt gehen lasst, überlebt ihr.“, sagte Junko forsch.

Der Sarok ließ ihre Brust los und ging um sie rum. „Und was willst du tun?“, fragte er.

Junko rüttelte an den Armlehnen herum, doch sie rührten sich nicht.

„Nochmal. Was willst du tun?“, fragte der Sarok.

Junko schluckte. „Kazuma wird euch töten, wenn ihr mir etwas antut!“, schrie sie.

Der Sarok lächelte. „Der ist aber nicht hier. Also ist mir das egal. Wollen wir nicht ein wenig Spaß haben?“, fragte er die beiden anderen, die sofort losjubelten.
 

Die riesige, mechanische Spinne, der sich Robin und Serena gegenübersahen, sprang an die Decke, an der sie sich dank scharfer Klingen in ihren Beinen, bewegen konnte.

Robin sah Serena an. „Bring dich in Sicherheit. Ich erledige das.“, sagte er.

„Aber schaffst du das auch?“, fragte Serena.

Robin lächelte. „Da muss schon mehr als eine Metallspinne kommen, um mich zu besiegen.“, sagte er.

Serena nickte und ging, um sich zu verstecken.

„Na gut. Dann ist wohl jetzt Zeit zum Spielen.“, sagte Robin.

In seiner Hand erschien eine Feuerkugel, die er auf die Spinne schleuderte.

Die ließ die Decke jetzt los und ging zwei Meter vor Robin zu Boden. Dann fingen die Kreissägen um ihr Maul an zu rotieren und sie sprang nach vorne auf Robin zu.

Der sprang in die Luft und landete auf dem Rücken der Spinne. Dann legte er seine Hände auf ihren Rücken, die nun begannen, zu glühen.

„Nicht schlecht. Du spielst wohl gerne mit dem Feuer.“, ertönte die Stimme von Lavita. Dann lachte sie. „Wird dir auch nichts bringen. Das ist kein normales Eisen. Sein Schmelzpunkt ist extrem hoch.“, fügte sie hinzu.

Die Spinne setzte an und sprang mit dem Rücken zuerst an die Decke. Dann fiel sie wieder runter.

Robin fiel zu Boden und hatte Mühe, wieder aufzustehen.

„Gute Nacht.“, sagte Lavita.

Eines der Beine traf Robin und schleuderte ihn in eine Holzkiste rein, die nun zusammenfiel.

„Um den kümmere ich mich nachher. Suchen wir erstmal das Mädchen.“, sagte Lavita und die Spinne sprang wieder an die Decke.

Serena hockte in einer fast leeren Kiste, wo noch ein wenig Brot für die Küche lagerte.

„Gut, das der Laderaum ziemlich groß ist.“, sagte sie sich in Gedanken.

„Wo bist du, Kleine? Willst du nicht kämpfen.“, fragte Lavita.

Serena erschrak. „Was ist mit Robin?“, fragte sie sich.

„Wenn du dich ergibst, verschone ich dich.“, sagte Lavita.

Serena schluckte. Sie konnte doch gar nicht kämpfen. Und wenn Robin wirklich schon verloren hatte, hätte sie keine Chance.

„Was ist? Ich gebe dir noch eine Chance. Ergib dich oder du erleidest das gleiche Schicksal wie dein Freund.“, wiederholte Lavita ihre Drohung.

Serena stand jetzt auf und stellte sich auf eine der Kisten. „Also gut. Ich ergebe mich.“, sagte sie mit erhobenen Armen.

Die Spinne sah in ihre Richtung. „Sehr schön. Das mag ich so an schwächlichen Menschen. Sie wissen, wann sie verloren haben.“, sagte Lavita.

Die Spinne trat auf sie zu.

Serene senkte die Arme und etwas kam aus dem Maul heraus. Eine klebrige Flüssigkeit, die an Serena sofort hart wurde.Sie spritzte solange, bis Serena sich nicht mehr bewegen konnte.

„Sehr gut. Jetzt noch der andere.“, sagte Lavita.

Die Spinne trat auf eine zerstörte Kiste zu, in der Robin lag.

„Was?“, fragte Lavita.

Robin war nicht mehr da.

Die Spinne drehte sich uns sah ihn. Doch ein Feuerschwall nahm ihr die Sicht.

„Hast du gedacht, mich so schnell besiegen zu können?“, fragte Robin amüsiert. Dann stellte er sich in Kampfpose. „Auf zu Runde 2.“, sagte er.
 

Kazuma bombardierte Enrico mittlerweile regelrecht mit Angriffen. Er musste nur aufpassen, nicht selbst von einem Schlag seines Gegners getroffen zu werden, denn dessen Schlagkraft hatte noch nicht abgenommen.

Die Schwerter flogen durch die Luft. Ihre Geräusche müssten auf dem ganzen Schiff zu hören gewesen sein.

Schließlich trat Enrico etwas zurück. „Unglaublich, das du noch mithalten kannst. Diese Anzug verleiht mir mehr Kraft und Geschwindigkeit als jeder Mensch hat. Wie machst du das?“, fragte er.

„Kein Schimmer. Ich mache es einfach.“, sagte Kazuma.

Enrico schmunzelte. „Also stimmt es. Du musst derjenige gewesen sein, der Hakon besiegt hat. Wenn das so ist, wird mein Sieg noch großartiger.“, sagte er.

Kazuma lächelte. „Du wirst aber nicht siegen.“, sagte er.

„Das sehen wir noch!“, schrie Enrico und startete einen erneuten Angriff.

Kazuma hob die Bärenklinge, um den Schlag zu parieren.

Doch Enrico warf die Schwerter weg und traf Kazuma mit seiner Faust in der linken Seite.

Kazuma drehte sich, um Enrico zu erwischen, doch der war schon wieder weg.

„Versuch mal, mit dieser Geschwindigkeit mitzuhalten.“, sagte Enrico.

Kazuma versuchte, seinen Gegner zu sehen, doch der war so schnell, das man ihn kaum noch sehen konnte.

„Wie willst du einen Angriff abwehren, von dem du nicht einmal weißt, von wo er kommt.“, fragte Enrico.

Kazuma nahm seine Schwerter fest in die Hände. „Na gut. Dann leg los!“, schrie er.

„Du hast keine Chance!“, schrie Enrico und bombardierte Kazuma mit Schlägen, die aus allen Richtungen zu kommen schienen.

Kazuma steckte die Schläge ein, ohne sich großartig zu bewegen.

„Gib schon auf!“, schrie Enrico.

Kazuma rührte sich aber nicht. Seine Schwerter hingen leicht runter.

Enrico stutzte und blieb stehen. „Bist du etwa schon bewusstlos?“, fragte er.

In dem Moment drehte sich Kazuma mit einem Schlag seiner Schwerter um.

Enrico wich gerade noch so nach hinten aus, um dem Schlag der Bärenklinge zu entgehen. Doch der Schlag der Falkenklinge erwischte Enrico´s rechten Arm, in dem sie eine tiefe Wunde hinterließ.

Kazuma legte gleich mit einer weiteren Kombo nach. Doch der konnte Enrico ausweichen.

Etwas Blut tropfte von seinem Arm auf die Erde. „Nicht schlecht. Stellst dich bewusstlos, damit ich unvorsichtig werde.“, sagte er.

„Bin selbst überrascht, das es geklappt hat.“, sagte Kazuma lächelnd.

Enrico sah ihn richtig wütend an. „Willst du mich verarschen?“, fragte er. Dann verschwand er erneut.

Kazuma lächelte. „Das bringt dir nichts mehr. Jetzt weiß ich, was ich machen werde.“, sagte er.
 

Junko hing mit den Händen an einem Seil von der Decke baumelnd. Die drei Saroks standen wir ihr.

„Glaubst du immer noch, das gleich jemand kommt und dich rettet?“, fragte deren Anführer.

Junko war noch etwas benommen von dem Schlafgas. Sie sagte nichts.

„Sehen wir uns das doch mal an.“, sagte der Anführer und zog ein Messer raus.

Junko erschrak. Sie rüttelte an den Fesseln, doch die gaben keinen Millimeter nach. Zusätzlich tat es noch weh, weil sie in der Luft hing.

Das Messer erreichte sie und mit zwei Handgriffen fiel die Kellnerinnenuniform zu Boden.

Junko hatte jetzt nur noch die Unterwäsche an.

Sie holte aus und trat mit dem rechten Bein nach dem Sarok, der das allerdings auffing.

„Lass mich los, du Mistkerl!“, schrie Junko.

„Schöne Beine hast du.“, sagte der Sarok und streichelte mit der anderen Hand ihr Bein entlang.

„Lass das!“, schrie Junko und trat ihm mit dem anderen Fuß ins Gesicht.

Der Sarok ließ das Bein los und trat etwas rückwärts. Dabei hielt er sich die Wange, wo er getroffen wurde.

„Nicht übel. So richtig zickig mag ich Menschenfrauen am liebsten. Am Anfang sind sie immer so. Aber wenn ich mit ihnen fertig bin, wehren sie sich nicht mehr.“, sagte der Sarok lächelnd.

Junko zitterte. Sie kam nicht weg. „Kazuma. Wo bist du?“, fragte sie in Gedanken.
 

Die Technospinne trat jetzt auf den wieder stehenden Robin zu.

„Ich dachte, du wärst schon erledigt. Hättest besser liegen bleiben sollen.“, ertönte Lavitas Stimme.

„Das kannst du vergessen. Als wenn ich vor Krabbeltieren Angst hätte.“, sagte Robin mutig.

„Dann pass mal auf. Dieses Krabbeltier wird dich Angst lehren.“, sagte Lavita.

Robin sah zu Serena und sprang zu ihr hin. „Rühr dich nicht.“, sagte er und befreite sie mit einem kurzen Feuerschwall von der festen Masse.

Serena zitterte und befreite sich vom Rest.

„Komm!“, sagte Robin und warf einen Feuerball auf die Tür, die nun zerschmolz.

„Lauf so weit weg, wie du kannst. Gleich wird’s heiß hier.“, sagte er lächelnd.

Serena sah ihn fragend an.

„Mach schon!“, schrie Robin in einem befehlenden Ton.

Serena nickte verhalten und rannte los.

Robin lächelte. Sein Körper fing an zu glühen.

„Willst du schon wieder mit deinem Feuer ankommen? Das bringt nichts.“, sagte Lavita.

Robin konzentrierte sich. „Es stimmt schon. Normales Feuer bringt hier nichts. Aber ich habe auch nicht vor, einfaches Feuer einzusetzen. Ich zeige dir jetzt etwas, das über normales Feuer hinausgeht.“, sagte er.

Robin´s Körper rauchte schon überall. Unter seinen Füßen fing der Boden an zu brodeln. Sogar die Wände des Lagerraums fingen an zu schmelzen.

Die Holzkisten brannten bereits durch die Hitze.

Serena rannte, so schnell sie konnte. Doch die ungewöhnliche Hitze spürte sie auch.

Für einen kurzen Augenblick blieb sie stehen. „Was geht da vor?“, fragte sie sich.

„Willst du das ganze Schiff vernichten?“, fragte Lavita.

Robin lächelte. „Nein. Nur dein Spielzeug.“, sagte er. Dann streckte er die Hände zu der Spinne aus.

„Zeit für eine kleine Sonneneruption!“, schrie er.

Aus seinen Händen schoss ein weiß glühender Feuerschwall auf die Spinne zu.

Innerhalb von Sekundenbruchteilen stieg die Temperatur unglaublich an und es kam zu einer Explosion, die ein gewaltiges Loch in die Seitenwand des Schiffes riss. Glücklicherweise über dem Meeresspiegel.

Das Feuer verschwand auch genauso schnell, wie es entstanden war. Die Holzkisten waren zu Asche verbrannt und noch immer tropfte das Metall der Wände und Decken auf den Boden.

Mittendrin in diesem Szenario stand immer noch Robin mit ausgestreckten Armen.

Die Technospinne lag zwei Meter vor ihm. Auch ihre Hülle war fast ganz geschmolzen. Nur noch das Innenleben zuckte vor sich hin.

„Soviel zu unzerstörbar.“, sagte Robin keuchend.

Lavita sah in ihrem Versteck weniger glücklich aus. Der Bildschirm, auf dem bis eben noch Robin zu sehen war, war schwarz geworden.

„Was ist da los? Wo ist das Bild?“, fragte sie hysterisch. Dabei drückte sie auf allerhand Knöpfen herum. Doch der Bildschirm blieb schwarz.

„Verdammt. Das heißt wohl, das er meine Spinne zerstört hat. So ein Mist!“, fluchte sie.

Serena keuchte. „Was war denn das für eine Explosion?“, fragte sie.
 

Die Explosion war im ganzen Schiff zu spüren gewesen. Auch Yuan, Atruschka und Ratko im Maschinenraum wurden durchgeschüttelt.

„Ich frage mich, was da los ist?“, sagte Atruschka.

„Wir sollten vielleicht mal nachsehen.“, bemerkte Yuan.

Ratko stutzte. „Wartet.“, sagte er.

Yuan sah sich um. „Du hast recht. Da ist jemand.“, sagte er.

Atruschka schluckte. „Aber ich kann niemanden sehen.“, sagte sie.

Plötzlich wurde Ratko durch die Luft geschleudert und prallte gegen ein Geländer.

„Was zum...“, fragte Yuan, bevor auch er abhob und gegen die 10 Meter hohe Decke prallte, von der er abfederte und wieder zu Boden ging.

Atruschka trat etwas rückwärts.

„Hast du Angst?“, fragte eine Stimme.

Atruschka erschrak. Ihr fiel der Kampf gegen Pako, einen der Leibwächter Hakons ein.

Prompt erschien er vor ihr. „Überraschung.“, sagte er lächelnd.

„Du?“, bekam Atruschka heraus.

„Allerdings. Ich habe doch gesagt, das du deine Weichherzigkeit irgendwann bereuen würdest.“, sagte Pako.

Atruschka sah wütend aus. „Aber ich habe dich doch verschont.“, sagte sie.

„Oh. Die Tour kannst du dir sparen. Ich bin ein Sarok, schon vergessen? Mitleid kenne ich nicht und auch keine Reue.“, erklärte Pako.

Ratko kam wieder auf die Beine. „Du hättest Hakon beschützen sollen. Stattdessen hast du dich aus dem Staub gemacht, feige wie du bist.“, sagte er.

Pako lächelte. „Du musst gerade reden. Verrätst dein eigenes Volk, meckerte aber an mir rum.“, sagte er verhöhnend.

Ratko hob seine Axt auf und legte sie sich auf die Schulter.„Ich habe mein Volk nicht verraten, sondern der Imperator.“, sagte er.

„Alles Ausflüchte. Ein wahrer Sarok würde sich seinen Fehler eingestehen und zurückkommen!“, schrie Pako.

Dann rannte er auf Ratko zu und rammte sich mit seinem ganzen Gewicht in ihn rein.

Ratko flog erneut zurück und krachte gegen die Wand. Dann ging er in die Knie.

„Als erstes werde ich das Mädchen erledigen und dann dich.“, sagte Pako und sah Atruschka an. „Diesmal gibt es keine

Gnade.“, sagte er.

Da flog eine Faust auf ihn zu und rammte ihn zu Boden.

Auf Yuan hatte er nicht mehr geachtet, so das dieser einen Überraschungsangriff starten konnte.

„Du redest zuviel!“, schrie er.

Eine alte Rechnung

Kapitel 53: Eine alte Rechnung
 

Kazuma bekam langsam Probleme. Enrico griff immer noch an. Am ganzen Körper von Kazuma waren bereits Schnittwunden.

„Wenn du nicht bald etwas unternimmst, dann wird du verbluten.“, sagte Enrico.

Kazuma lächelte. „Nur Geduld. Gleich wirst du staunen.“, sagte Kazuma.

Er steckte die Falkenklinge weg, nahm die Bärenklinge in beide Hände und hielt sie waagerecht über seinen Kopf.

Enrico lachte. „Du wirst meinen nächsten Angriff nicht abwehren können, wenn du ihn nicht siehst.“, sagte er.

Kazuma senkte den Kopf. „Ich muss ihn auch nicht sehen.“, sagte er.

„Lächerlich. Aber bitteschön. Beenden wir es.“, sagte Enrico und ging zum Angriff über.

Kazuma spürte den Angriff kommen. „Okay!“, schrie er und senkte das Schwert. Er holte aus und rammte die Klinge in den Boden.

Es entstand eine Welle um Kazuma herum, die Enrico erfasste und verlangsamte.

„Verdammt!“, fluchte Enrico.

Blitzschnell zog Kazuma die Falkenklinge und schlug zu.

Enrico sah eines seiner Schwerter, hob es rasch auf und versuchte, den Schlag zu parieren. Doch Falkenklinge ging aber einfach durch.

Für einige Sekunden kehrte Ruhe ein. Dann knickte die Klinge des Schwertes von Enrico weg und fiel zu Boden.

Enrico wich zurück. Er ließ den Griff fallen und sah ratlos aus. „Wie hast du das gemacht?“, fragte er.

Kazuma sah ernst aus. „Du hast mich unterschätzt. Das war ein Fehler.“, sagte er.

Enrico senkte den Kopf. „Nun gut. Ich nehme meine Niederlage hin. Der General wird zwar nicht erfreut sein. Aber das ist mir jetzt egal.“, sagte er und ging an einer Wand zu Boden. Aus seinem Blutwinkel floss etwas Blut.

Kazuma steckte zufrieden seine Schwerter wieder weg. „Ich hoffe, das die das eine Lehre sein wird. Lass dich nicht mit den Saroks ein. Sie töten schon genug Menschen, ohne das ihnen dabei jemand hilft.“, sagte er.

Plötzlich stutzte Kazuma. Irgendwie nahm er Junko´s Stimme wahr. „Hilf mir.“, bat sie.

Kazuma sah zum Fenster. „Ich komme.“, schrie er und sprang hindurch.
 

Junko wehrte sich gegen die 3 Saroks, so gut sie konnte. Doch einer griff jetzt ihre Beine, um sie am treten zu hindern.

„Jetzt ist Schluss.“, sagte Anführer und holte zu einem Schlag aus.

In dem Moment zersplitterte ein Teil des Glasdaches und Kazuma riss im Fallen den Anführer mit zu Boden.

Der war aufgrund des überraschenden Angriffs sofort KO.

Die anderen beiden erschraken, als Kazuma wieder aufstand.

„Hab wohl etwas unüberlegt gehandelt. Wenigstens war die Landung weich.“, sagte er.

„Hey. Was hast du mit unserem Boss gemacht?“, fragten die zwei Saroks im Chor.

Kazuma streckte sich und sah die beiden böse an. „Wollt ihr irgendwas?“, fragte er.

Die beiden erschraken nochmal und schluckten. „Nein, nein. Wir wollten nur unseren Boss nehmen und dann gehen.“, sagte der Sarok rechts.

Sie nahmen beide ihren Anführer und gingen.

„War ja einfach.“, sagte Kazuma. Dann sah er Junko da hängen. Sie hatte nur noch ihre Unterwäsche an.

Kazuma zog rasch die Falkenklinge, schnitt sie los und warf ihr seine Jacke über.

„D danke.“, sagte sie und zog die Jacke an.

„Gern geschehen.“, sagte Kazuma, der total rot vom Anblick Junko´s in Unterwäsche geworden war.

„Tut mir leid. Ich glaube, sie haben Schlafgas oder so etwas benutzt.“, sagte sie.

„Macht doch nichts. Kann jedem passieren. Aber jetzt müssen wir uns sputen. Sie wussten, was wir vorhaben, weil sie das ganze Schiff überwachen. Du ziehst dir was an und suchst im Vorderteil des Schiffes Robin und Serena. Ich gehe in den Maschinenraum, um den anderen zu helfen.“, sagte Kazuma.

Ohne auf eine Bemerkung von Junko zu warten rannte er los.

„Gut.“, sagte Junko entschlossen und ging in Richtung ihrer Zimmer.
 

„Das auch noch!“, fluchte Nadao, der gesehen hatte, wie Kazuma Junko befreit hatte. Er sah wütend aus.

„Dieser Nichtsnutz Enrico kriegt nichts auf die Reihe und von Lavita hab ich seit dieser seltsamen Explosion auch nichts mehr gehört.“

Er sah einen großen Hammer an, der in einer Ecke stand.

„Dann ist jetzt wohl die Zeit, selbst Hand anzulegen.“, sagte er lächelnd.
 

Pako kam wieder auf die Beine.

Yuan hatte seine erste Verwandlungsform angekommen und stand ihm noch gegenüber.

„Elender Mensch. Auch du kannst mich nicht daran hindern, das ich meine Rache bekomme!“, schrie Pako und rannte auf Yuan zu.

„Pass auf!“, rief Atruschka.

Pako holte so schnell zum Schlag aus, das Yuan gar nicht mehr reagieren konnte. Musste er aber auch nicht, denn Ratko kam an und hielt Pako´s Arm fest.

„Du Wurm! Glaubst du, mit deiner armseligen Kraft kommst du gegen mich an?“, fragte Ratko. Dann kam seine Faust auf Pako zu und traf ihn im Gesicht.

Durch die ungeheure Wucht hinter diesem Schlag wurde er durch die Luft geschleudert, machte eine Drehung und krachte zu Boden. Da blieb er auch liegen.

Ratko lächelte. „So ein Idiot.“, sagte er.

Atruschka staunte.

„Er war wirklich ein Idiot.“, sagte eine Stimme jetzt.

Ratko erschrak. Er kannte diese Stimme.

Nadao stand am Eingang zum Maschinenraum. „Lange nicht gesehen, Ratko.“, sagte er.

„Kennst du den?“, fragte Atruschka.

Ratko nickte leicht verhalten.

„N Freund von dir?“, fragte Yuan.

„Leider nein.“, gab Ratko zu bemerken.

Nadao stutzte. „Nicht? Seltsam. Dabei haben wir doch soviel erlebt in der Vergangenheit.“, sagte er lächelnd.

Ratko ballte beide Hände zu Fäusten „Was zum Teufel machst du hier?“, schrie er wütend.

Nadao seufzte. „Ach, weißt du? Seit dem Zwischenfall damals diene ich dem Imperator. Ist zwar ein hartes Schicksal, aber immer noch besser als die Todesstrafe.“, erklärte er.

„Wovon redet der Kerl?“, fragte Atruschka.

Ratko ging langsam zu seiner Axt auf dem Boden und hob sie auf.

„Vor 10 Jahren hat dieser Armleichter da drüben versucht, den Imperator zu ermorden. Damals war ich noch einer der Leibwächter. Dummerweise schlug das Attentat fehl. Ich verfolgte und stellte ihn.“, erklärte Ratko.

„Und du hast ihn erwischt?“, wollte Yuan wissen.

Ratko lächelte. „Ja. Nach einem erbitterten Zweikampf konnte ich ihn besiegen.“, sagte Ratko.

„Du hattest lediglich Glück. Ich war an dem Tag nicht in Form, sonst hätte ich dich auseinander genommen. Stattdessen hast du mir das angetan!“, schrie Nadao und verwies auf seine kybernetischen Teile.

„Ich musste ein wenig grob werden.“, sagte Ratko. „Bist du im Auftrag des Imperators hier?“, fragte er.

„Allerdings. Doch den Job hätte ich auch ohne Befehl übernommen. Das würde ich mir doch nicht entgegen lassen, nochmal gegen dich zu kämpfen.“, sagte Nadao genüsslich.

Ratko schwang seine Axt in Kampfposition. „Dann mal los.“, sagte er.

„Sollen wir dir helfen?“, fragte Yuan.

„Nicht nötig. Den schaffe ich schon.“, sagte Ratko.
 

Robin fing sich langsam wieder. Die letzte Attacke hatte ihn viel Kraft gekostet und so kam er erst jetzt wieder auf die Beine.

„Ich muss Serena suchen gehen.“, sagte er und ging etwas benommen los.

Serena wusste inzwischen nicht mehr, wo sie war. Nachdem sie Robin verlassen hatte, war sie einige Gänge entlang gerannt, doch die sahen alle gleich aus. Sie wusste nicht mehr, wie sie zu Robin zurückkommen sollte.

Plötzlich sah sie eine Gestalt im nächsten Gang. Doch sie konnte sie nicht richtig erkennen.

„Bist du das, Robin?“, fragte sie.

Die Gestalt lächelte und rannte auf Serena zu.

Als die sah, das es nicht Robin, sondern ein weibliches Alien war, war es schon zu spät.

Lavita drängte sie zu Boden und hielt sie fest. „Du kommst mir gerade recht.“, sagte sie glücklich.
 

Ratko und Nadao stürmten aufeinander zu. Beide Waffen flogen durch die Luft und trafen sich mit gewaltiger Wucht.

Yuan und Atruschka begriffen jetzt, das sie in diesem Kampf wohl überflüssig waren.

„Du hast keine Chance. Du hattest damals schon keine und daran hat sich nichts geändert.“, sagte Ratko.

Nadao aber konnte nur müde lächeln. „Das kannst du vergessen. Ich habe neue Körperteile bekommen und bin stärker als jemals zuvor. Das werde ich dir jetzt beweisen.“, sagte Nadao und drängte Ratko zurück.

Er rutschte ein paar Meter zurück, konnte aber dann stoppte er. „Deine Kraft kommt nur von den Maschinen in deinem Körper. Das ist nichts gegen meine natürliche Kraft.“, sagte Ratko.

Dann löste er sich von der Verteidigung und sprang rückwärts.

Nadao ließ seinen Hammer zu Boden fallen. „Du scheinst mich zu unterschätzen. Glaub mir. Ich kenne dich besser als jeder andere. Die letzten 10 Jahre habe ich damit verbracht, dich zu studieren und herauszufinden, wie ich dich besiegen kann. Und heute präsentiere ich dir das Ergebnis.“, sagte er.

Yuan schluckte. „Das klingt irgendwie gar nicht gut.“, sagte er.

Atruschka nickte. „Ratko sollte aufpassen. Der Typ ist mir echt unheimlich.“, sagte sie.

Ratko schmunzelte. „Dann zeig mir doch mal, was du so drauf hast, du Angeber.“, sagte er.

Nadao schrie und ging erneut zum Angriff über.

„Das ist alles?“, fragte Ratko und wehrte den Hieb des Hammers mit seiner Axt ab. „Da habe ich aber mehr erwartet.“, sagte er.

Plötzlich schwoll der rechte Arm von Nadao überdimensional an und Ratko wurde von der Kraft zurückgeschleudert.

Nadao sprintete jetzt unglaublich schnell los, holte mit dem Hammer aus und traf Ratko im Bauch.

Der ganze Boden bebte, als Ratko unter der Wucht des Hammers den Boden berührte. Ein Teil des Bodens um Ratko herum brach sogar auf, obwohl alles aus Metall war.

Yuan erschrak. „Was für eine Kraft.“, sagte er.

Ratko lag am Boden in einer kleinen Vertiefung.

Nadao trat zurück. „Was sagst du jetzt?“, fragte er lachend.

Ratko stand langsam wieder auf. „Nicht übel. Deine mechanischen Teile scheinen wirklich einiges drauf zu haben. Aber wie gesagt. Ich bin mit meiner natürlichen Stärke noch um einiges besser.“, sagte er.

Atruschka fragte sich, wie Ratko das meinte. Der Schlag eben war um einiges stärker, als jeder Schlag, den Ratko ausführen könnte.

Ratko lächelte. „Das letzte Mal habe ich diese Technik nicht gebraucht. Aber diesmal werde ich sie wohl anwenden müssen.“, sagte er. Dann hob er den Kopf. „Die geheime Technik meiner Familie!“, schrie er.
 

Kazuma rannte durch die engen Gänge in Richtung Maschinenraum.„Hoffentlich komme ich nicht zu spät.“, sagte er sich.

Plötzlich gab es einen grellen Ton über die Lautsprecher, der überall zu hören war. Sowohl in den Gängen, in denen Robin, Junko und Kazuma unterwegs waren, als auch im Maschinenraum.

„Hallo, ihr armseligen Menschen!“, ertönte Lavitas Stimme.

Nadao lächelte. „Dachte schon, das sie besiegt worden wäre.“, dachte er.

Lavita räusperte sich. „Ich habe eine von euch in meiner Gewalt.“, sagte sie.

Ein Schrei war zu hören, der eindeutig von Serena kam.

Kazuma erschrak. Er fletschte die Zähne.

„Wenn ihr sie zurückhaben wollt, kommt in das Vorderteil des Schiffes. Ich erwarte euch dort.“, sagte Lavita lachend und die Lautsprecher gingen aus.

„Verdammt. Was jetzt?“, fragte sich Kazuma.

Er dachte daran, wie er Robin und Serena allein gehen lassen hat. „Pass gut auf sie auf.“, hatte er gesagt.

„Klar doch.“, hatte Robin ihm versichert.

Kazuma sah in Richtung Maschinenraum, wo er eine große Kraft spürte. Er musste sich entscheiden, was er tut.

Dann fiel ihm ein, das Junko auch auf dem Weg nach vorne war. „Ich muss ihnen einfach vertrauen. Die anderen brauchen vielleicht meine Hilfe.“, sagte er und rannte weiter nach hinten. „Bitte. Rettet Serena.“, bat er.
 

Robin rannte nach vorne. Auch er hatte die Durchsage gehört.„Hier muss es irgendwo sein.“, sagte er und sprang eine Leiter runter. Die mündete in einen weiteren Gang, der an einer großen Tür endete.

„Ich komme, Serena!“, schrie er und lief los. Mit einem Ruck schob er das Tor auf und trat ein.

„Was ist das?“, fragte er, als er im Lagerraum angekommen

war.

Anstatt Kisten oder anderem Zeug lag hier ein großer Haufen Schrott herum.

„Wo bist du, du Miststück?“, schrie Robin.

Plötzlich bewegte sich etwas in dem Haufen Schrott.

„Serena?“, fragte Robin.

Eine riesige Hand kam aus dem Schrott heraus und versuchte, Robin zu packen. Doch er wich zur Seite aus und die Hand griff ins Leere.

Der Schrott fiel jetzt zur Seite und ein etwa 8 Meter großer Roboter kam hervor.

Aus seinem Rücken kam ein kurzer Dampfstoß heraus.In der linken Hand hielt der Roboter Serena fest. Im Körperinneren konnte Robin durch ein kleines Fenster Lavita sehen.

„Bist du diejenige, von der die Spinne kam?“, fragte er.

„Allerdings. Du hast mein bestes Spielzeug kaputt gemacht. Aber jetzt bekommst du die Quittung. Dieser Roboter ist aus demselben Material. Doch solange ich dieses Mädchen hier habe, kannst du nichts tun.“, sagte Lavita lächelnd.

Die rechte Hand des Roboters schoss nach vorne und schlug zu.

Robin konnte nur gerade so noch ausweichen. Er konzentrierte sich und erschuf eine Feuerkugel in der Hand.Doch Lavita hielt die linke Hand mit Serena vor sich, so das Robin den Angriff abbrach.

Für einen kurzen Moment war er unkonzentriert. Die rechte Hand erwischte ihn und klatschte ihn an die Stahlwand.

Als die Hand wieder verschwand, fiel Robin auf den Boden.

Lavita lachte in einer schrillen Art. „Ihr seid eben doch nur Menschen. Ein Sarok hätte eben nicht gezögert.“, sagte sie und lachte weiter.

Robin hatte es schwer, wieder auf die Beine zu kommen. „Verdammt. Was mache ich nur? Solange sie Serena hat, kann ich keinen Angriff riskieren. Es sieht nicht gut aus.“, sagte er.

Der Roboter trat etwas rückwärts. „Ich habe dich.“, sagte sie und ein Schwall Flüssigkeit kam aus der rechten Hand des Roboters raus.

Robin erkannte, das es dieselbe Flüssigkeit war, mit der die Spinne Serena bewegungsunfähig gemacht hatte. Er lächelte und rannte los, ehe die Flüssigkeit ihn traf.

„Was soll das? Bleib gefälligst stehen!“, schrie Lavita und versuchte, ihm mit den Augen zu folgen.

Robin rannte um den Roboter herum und entdeckte auf dessen Rücken so etwas wie einen großen Tank.

„Das muss es sein. Das habe ich gesucht.“, sagte er und sprang nach oben.

Lavita sah ebenfalls nach oben, wo Robin bereits einen Angriff vorbereitete.

Sein rechter Arm hatte Feuer gefangen und sah aus wie ein brennendes Schwert. „Jetzt zeige ich dir mal, was Menschen alles können!“, schrie er.

Im Fallen rammte er den brennenden Arm in den Tank rein und schlitzte ihn von oben nach unten auf.

Dann sprang er ab, um nicht selbst getroffen zu werden.

Die Flüssigkeit ergoss sich über den Rücken des Roboters und lief über die Füße auf den Boden.

Sofort wurde sie hart und da der Roboter nun bis zu den Knöcheln drinstand, saß er fest.

„Was hast du gemacht? Das kannst du doch nicht!“, sagte Lavita und versuchte, den Roboter frei zu bekommen.

Robin rannte rum und sprang nach oben, um Serena zu befreien.Doch damit hatte Lavita gerechnet. Sie bekam das rechte Bein frei und trat nach Robin.

Der flog durch die halbe Halle und krachte gegen einen Stahlträger, bevor er zu Boden fiel.

Serena wurde jetzt wach und sah ihn. „Robin!“, schrie sie panisch.

Robin schien nicht mehr die Kraft zu haben, um aufzustehen. Der letzte Schlag war ziemlich kräftig gewesen und beim Kampf gegen die Spinne hatte er sich sehr verausgabt.

„Komm schon. Steh auf!“, schrie Serena.

„Vergiss es. Der steht nicht mehr auf.“, sagte Lavita und trat auf ihn zu.

Robin sah einen der Füße auf sich zukommen, der drohte, ihn zu zerquetschen. Doch er konnte sich nicht bewegen.

Plötzlich blitzte etwas auf und eine Leitung des Beines des Roboters platzte auf. Dampf trat aus und der Roboter trat wieder einen Schritt rückwärts.

„Was war das?“, fragte Lavita verärgert.

Junko stand jetzt neben dem erschöpften Robin.

„Du?“, fragte er keuchend.

„Keine Sorge. Den Rest übernehme ich, glaube ich.“, sagte Junko schluckend. Sie war nicht sicher, ob sie das wirklich schaffen würde. Aber für Serena würde sie es versuchen.

Junko´s Mut und Ratko´s Kraft

Kapitel 54: Junko´s Mut und Ratko´s Kraft
 

Kurz bevor Robin zertreten worden wäre, war Junko aufgetaucht und hatte ihn gerettet.

Lavita sah Junko wütend an. „Warum mischst du dich da ein?“, fragte sie.

Junko schien diese Frage gar nicht beachtet zu haben. Sie sah Serena an, die bereits vergeblich versuchte, sich von der linken Hand des Roboters zu lösen.

„Du musst sie befreien.“, sagte Robin etwas schwach.

Junko nickte. Sie hob ihr Schwert waagerecht vor sich. „Dann mal los.“, sagte sie mutig.
 

Yuan und Atruschka hatten sich hinter einem der gigantischen Motoren des Schiffes versteckt und sahen den Kampf zwischen Ratko und Nadao mit an.

„Was meint Ratko wohl mit dieser geheimen Technik?“, fragte Atruschka.

Yuan schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung.“, erwiderte er.

Nadao trat etwas zurück.

Ratko hatte seine Axt in den Boden gerammt und sah seinen Gegner herausfordernd an. „Dann wollen wir diesen Kampf mal auf die nächste Stufe heben.“, sagte er.

Er löste den Verschluss des eisernen Oberteils, das er anhatte und zog es aus.

Nadao verschränkte die Arme. Man konnte nicht genau sehen, ob er wusste, was er davon halten sollte.

Ratko konzentrierte sich jetzt ganz stark.

Yuan erschrak. Er spürte, wie sich schlagartig eine unheimliche Aura um Ratko ausbreitete.

„Ich habe Angst.“, sagte Atruschka ein wenig eingeschüchtert.

Yuan schluckte. „Warten wir erstmal ab.“, sagte er.

Plötzlich schwoll Ratko´s rechter Arm auf das Doppelte seiner Dicke an. Danach der linke Arm.

„Sehen wir mal, wie deine Technik dagegen ankommt.“, sagte Ratko lächelnd.

„Wahnsinn. Das nenne ich einen Trumpf. Seine Arme strotzen nur so vor Kraft.“, sagte Yuan.

„Kann er es damit schaffen?“, fragte Atruschka.

„Vielleicht.“, antwortete Yuan.

Nadao nahm seinen Hammer fest in die rechte Hand. Er lächelte noch. „Komm schon. Ich habe dir doch gesagt, das ich alles über dich weiß und über deine Familie. Natürlich bin ich auch über diese Fähigkeit bestens informiert. Damit habe ich schließlich gerechnet.“, sagte er.

Ratko ballte beide Hände zu Fäusten. „Dann bin ich ja mal gespannt, was du dagegen unternehmen kannst.“, sagte er und lief los.

Nadao hob seinen Hammer über den Kopf und rammte ihn mit ganzer Kraft in den Boden.

Die Metallplatten, aus denen der Boden bestand, brachen auf und die Schockwelle, die dadurch entstand, tat ihr übriges.

In einem Umkreis von 20 Metern um Nadao verzog sich der Boden und brach auf. Nadao schwang seinen Hammer herum und schleuderte mit einem Schlag eine der Metallplatten auf Ratko, der dieser nun ausweichen musste.

Das nutzte Nadao, um einen Angriff zu starten. Sein rechter Arm schwoll an und er schlug zu.

Ratko aber hielt seine linke Hand dagegen, die der Hammer mit ganzer Kraft traf.

Doch er hielt stand. Der Hammer bewegte sich keinen Zentimeter mehr.

Ratko lächelte Nadao an. „Du hättest besser recherchieren sollen.“, sagte er und rammte Nadao seine rechte Faust ins Gesicht.

Nadao flog zurück und krachte gegen einen der Motoren.

Ratko hatte den Hammer noch in der Hand, den er jetzt hinter sich warf. „Deine technischen Spielereien sind zwar ganz wirkungsvoll, aber du darfst nicht vergessen, das ich einer der Hauptgeneräle war, von denen es nur sieben gab. Mittlerweile sind es zwar nur noch sechs, aber wir haben einiges mehr drauf, als du.“, erklärte Ratko.

Nadao schien Schwierigkeiten zu haben, sich wieder zu fangen.

„Spitze. Er schafft es.“, sagte Atruschka triumphierend.

Yuan aber war skeptisch. Er glaubte nicht, das es so einfach sein würde. Selbst für Ratko.
 

Lavita sah Junko an, die sich noch nicht bewegt hatte. „Willst du nicht langsam mal angreifen?“, fragte sie.

Junko dachte noch nach. Sie musste Serena befreien. Aber wie? Bei ihrem ersten Schlag, mit dem sie Robin gerettet hatte, hatte sie die Außenhaut des Roboters kaum angekratzt. Es war Glück gewesen, das sie eine Leitung getroffen hatte.

Da sah sie auch am linken Arm eine solche Leitung. „Wenn ich die treffe, passiert vielleicht das gleiche. Dann müsste sie Serena loslassen.“, dachte Junko.

Robin stand langsam auf. Allerdings etwas wackelig. „Wenn du Serena befreist, bring ich sie in Sicherheit.“, sagte er keuchend.

„Bist du sicher?“, fragte Junko.

„Vertrau mir.“, sagte Robin lächelnd.

Junko nickte. Dann rannte sie mit einem Schrei los.

„Na endlich. Wurde schon langweilig!“, schrie Lavita und schlug mit dem rechtem Arm von oben auf Junko.

Die wich nach links aus und sprang auf den Arm drauf.Sie rannte rasch über den Arm nach oben und stieß sich ab. Dabei visierte sie immer die Leitung des linken Arms an.

„Serena. Gleich bist du frei!“, schrie sie und ließ ihr Schwert sinken. Doch sie kam nicht durch.

Obwohl die Leitung frei zu liegen schien, kam sie nicht durch.

„Ein Kraftfeld!“, sagte Robin erschrocken.

Junko fiel langsam zu Boden zurück. Sie sah die rechte Faust des Roboters auf sich zukommen, doch im Fallen konnte sie nicht mehr ausweichen.

„Pass auf!“, schrie Robin.

Junko wurde zur Seite geschleudert und sah gerade noch so Robin, der sie gerettet hatte.

Die Faust erwischte ihn und schleuderte ihn zu Boden.

Junko überschlug sich im Fallen und landete auf den Füßen. Dann sah sie zu Robin, der in einer kleinen Vertiefung der Wand hing und bewusstlos war.

Lavita lachte. „Ihr seid wirklich zu dämlich. Selbstaufopferung ist eine eurer größten Schwächen, ihr dämlichen Menschen.“, sagte sie und wandte sich Junko wieder

zu.

Die sah immer noch Robin an. „Nein. Er hat mich gerettet und ist dadurch verletzt worden. Was mach ich denn jetzt?“, fragte sie und sah Lavita an.

Serena hatte wohl auch keine Ahnung.

Junko´s Schwert zitterte. Eben noch hatte sie großes Selbstbewusstsein. Sie hatte Robin gesagt, das sie das nun übernimmt. Sie hatte gedacht, etwas stärker zu sein, weil Kazuma ihr Schwertkampfstunden gegeben hatte. Doch nun stellte sie fest, das es nicht reichte. Ihre Gegnerin war zu mächtig. Sie ließ den Griff los und das Drachenschwert fiel scheppernd zu Boden.

Lavita lächelte. „Du gibst auf. Sehr schön.“, sagte sie.

„Nein. Gib nicht auf!“, schrie Serena.

Junko sah sie mit einer Träne in den Augen an. „Aber ich kann nichts tun! Ich bin total hilflos. Weiß gar nicht, was ich mir dabei gedacht habe, mitzukommen. Ich bin viel zu schwach.“, sagte sie.

Lavita streckte die rechte Hand des Roboters nach Junko aus, um sie zu greifen. „Gutes Kind.“, sagte sie.

„Nein.“, sagte eine innere Stimme zu Junko.

Plötzlich leuchtete ihr Körper hell auf.

„Was ist das?“, fragte Lavita.

„Nein! Neeein!“, schrie Junko.
 

Sogar von draußen sah man das Leuchten im Schiffsbug. Dann gab es eine Schockwelle, die das ganze Schiff durchrüttelte.

Selbst Kazuma, der auf dem Weg nach hinten war, riss es von den Füßen.

„Das kam von vorne. Was mag da passiert sein?“, fragte er sich.
 

Als Serena langsam die Augen aufschlug, lag sie auf dem kalten Schiffsboden. Ihr Schädel brummte total und sie hatte einige Schnittwunden durch den Griff des Roboters. Doch sie lebte.

Langsam stand sie auf und sah sich um. Sie sah Robin, der immer noch bewusstlos vor der Wand lag und sie sah Junko, die jetzt ebenfalls bewusstlos dort lag, wo sie eben noch gestanden hatte.

Serena erschrak und drehte sich um.

Lavita grub sich aus dem Schrotthaufen aus, der bis eben noch ihr Roboter gewesen war. „Was war das? Was ist da passiert?“, fragte sie etwas benommen.

Dann sah sie auf und sah Serena ins Gesicht.

„So. Mich als Geisel nehmen, was?“, fragte sie.

Lavita lächelte, kurz bevor sie Serena´s Faust ins Gesicht bekam und bewusstlos zu Boden ging.

Serena grinste. „Das war nötig.“, sagte sie erleichtert. Dann ging sie zu Robin, der schon wieder halb bei Bewusstsein war.

„Ist es vorbei?“, fragte er.

Serena nickte. „Ich weiß zwar nicht, wie sie es gemacht hat, aber Junko hat es geschafft.“, sagte sie.

Die beiden gingen zu Junko.

„Hey. Spitze gemacht. Aber wie hast du das hingekriegt?“, fragte Serena, als sie Junko aufsetzten.

Doch Junko war noch bewusstlos.

„War wohl eine große Anstrengung.“, sagte Robin und setzte sich daneben.

Serena sah Junko fragend an. Sie hörte ihr Herz ab und kontrollierte ihre Atmung und en Puls. Dann erschrak sie.

„Das kann doch nicht sein.“, sagte sie.

„Was ist?“, fragte Yuan.
 

„Was war das?“, fragte Ratko, der genau wie die anderen die Schockwelle gespürt hatte.

„Ist doch egal. Konzentrier dich lieber auf den Kampf.“, sagte Nadao.

Ratko schmunzelte. „Kampf? Du meinst wohl eher deine Niederlage.“, sagte er.

Nadao fing jetzt an zu lachen. „Glaubst du wirklich, das ich schon am Ende bin?“, fragte er.

Seine Arme wurden wieder größer und spannte sie an. Man konnte richtig den Strom sehen, der durch sie floss.

Yuan ahnte schlimmes. Er sah Atruschka an. „Schnell. Kannst du uns schweben lassen?“, fragte er panisch.

„Wieso?“, fragte Atruschka.

„Tu es einfach!“, schrie Yuan.

Nadao hob beide Hände hoch. „Dann stell dich mal dem!“, schrie er und rammte beide Hände zu Boden.

Mit einem Mal gab es im ganzen Raum Blitze.

Nadao hatte den Strom seines Körpers in den Schiffsrumpf geleitet, der nun durch den ganzen Raum schoss.

Auch Ratko wurde von der Energie getroffen, die ihm sehr zusetzte.

Das ganze dauerte nur 10 Sekunden, doch danach ging Ratko erstmal in die Knie.

Yuan verschnaufte.

Atruschka hatte sich konzentriert und beide schweben lassen, damit sie nicht von dem Strom getroffen wurden.

„Das war im letzten Augenblick.“, sagte Yuan und sah Ratko an, dessen Arme wieder normale Größe hatten.

„Oh nein. Das ist nicht gut.“, sagte Yuan.

Nadao´s Arme hatten auch wieder normale Größe. „Wie schon gesagt. Ich bin auf alles vorbereitet. Was glaubst du, warum ich ausgerechnet dieses Schiff als Schlachtfeld gewählt habe? Weil es vollständig aus Metall besteht, das hervorragend den Strom leitet. Zusätzlich besitze ich eine unendliche Batterie, die mir soviel Strom gibt, wie ich gerade brauche. Mit anderen Worten. Keiner von euch hat auch nur den Hauch einer Chance.“, sagte er.

Er ließ seine rechte Hand nach vorne schnellen, aus der jetzt ein Blitz schoss, der Ratko traf.

Jetzt ging Ratko endgültig zu Boden. Er keuchte so schwer, das er am Ende zu sein schien. Sein Körper rauchte sogar ein wenig durch die Attacke.

„Was machen wir denn jetzt? Jetzt wird er hinter uns her sein.“, sagte Atruschka.

„Beruhige dich. Alles wird gut.“, sagte Yuan, der an der panischen Atruschka rüttelte.

„Man soll andere doch nicht anlügen.“, sagte Nadao, der jetzt hinter ihnen stand. Seine Hand berührte Yuans Rücken und ein Stromstoß kam aus ihr heraus, nach dem beide zu Boden gingen.

Atruschka war sofort KO. Yuan hielt sich noch gerade so bei Bewusstsein.

„Egal, was ihr versucht. Ihr werdet scheitern.“, sagte Nadao.

Yuan sah die Siegel an. Seine einzige Chance wäre eine weitere Freisetzung. Doch er befürchtete, das selbst das zweite Siegel hier nichts ausrichten könnte. Allerdings hatte er noch nie das dritte Siegel gelöst. Er wurde immer wieder von seiner Familie davor gewarnt. Es hieß, wenn das dritte Siegel gelöst wird, ist der Dämon frei, übernimmt den Wirtskörper und man selbst stirbt. Doch hatte er eine Wahl.

Bevor er allerdings mit der linken Hand das rechte Handgelenk berühren konnte, ertönte eine Stimme.

„Hey!“, schrie jemand.

Nadao stutzte und sah zum Eingang, wo Kazuma jetzt reinkam.

Yuan lächelte. „Hast dir mächtig Zeit gelassen.“, sagte er schwach, bevor auch er bewusstlos wurde.

Kazuma ging zu Ratko. „Alles in Ordnung?“, fragte er ihn.

„Klar. Geht schon. Allerdings brauche ich etwas, um mich wieder zu sammeln.“, sagte Ratko leicht erschöpft.

„Klar. Ich übernehme solange.“, sagte Kazuma und trat vor Ratko.

„Du? Du bist doch der, der Enrico besiegt hat.“, stellte Nadao fest.

Kazuma verschränkte die Arme. „Oh ja. Genau der. Außerdem habe ich auch Hakon besiegt.“, sagte er.

Nadao sah Kazuma skeptisch an. „Davon habe ich schon gehört. Allerdings glaube ich nicht, das du das alleine getan hast. Das wäre viel zu banal. Wenn du also glaubst, das ich jetzt Angst vor dir habe, hast du dich geschnitten!“, sagte er.

Kazuma lächelte. „Umso besser. Das macht die ganze Sache spannender. Wäre ja auch viel zu langweilig, wenn du einfach so aufgibst.“, sagte er.

Ratko sah Kazuma fragend an. Er fragte sich, ob das wirklich Mut war oder Dummheit. Kazuma war stark, ohne Frage. Aber Nadao war auch sehr gut.

Nadao presste seine Hände aufeinander. „Dann zeig doch mal, was du so drauf hast.“, sagte er und nahm eine Verteidigungsstellung ein.

Kazuma zog beide Schwerter und ging zum Angriff über. Er stieß mit der Falkenklinge zu, die an Nadao´s rechtem Arm abglitt, während die Bärenklinge, die von links auf Nadao zukam, an seinem linken Arm scheiterte.

„Meine zusätzlichen Körperteile sind aus unzerstörbarem Material. Da kommst du nicht durch.“, sagte Nadao siegessicher.

Kazuma senkte die Schwerter und sprang zurück. „Deine Metallteile schon. Aber was ist mit dem Rest?“, fragte er.

Nadao schmunzelte. „Probier es doch aus.“, sagte er.

Kazuma hatte gemerkt, das Nadao unglaublich schnell war. Mit der Falkenklinge hatte er eigentlich eines der noch vorhandenen Körperteile angreifen wollen, doch er hatte den Schlag mit seinem rechten Arm abgewehrt.

Trotzdem startete er noch einen Angriff mit der Falkenklinge mit der er von links nach rechts zuschlug. Doch wieder traf er nur Nadao´s rechten Arm.

„Was denn? Ich dachte, du wärst besser.“, sagte er und rammte Kazuma seinen linken Arm in den Magen. Der linke Arm schwoll zusätzlich noch an und schleuderte Kazuma von sich weg.

Während dem Flug ließ er die Bärenklinge los und prallte gegen die Bordwand.

„Das ist ja lächerlich. Das ihr Würmer wirklich glaubt, uns besiegen zu können. Wir sind die Stärkeren, ist doch klar.“, sagte Nadao.

Kazuma stand langsam wieder auf und schwang sein Schwert um sich herum. „Dann pass mal auf. Nicht alle von uns sind so leicht zu besiegen, wie du glaubst.“, sagte er.

Nadao grinste. „Dann zeig mir doch mal, was in dir steckt.“, sagte er.

Kazuma schluckte. Die Bärenklinge lag auf halbe Strecke zwischen Nadao und ihm. Doch sie würde ohnehin nichts bringen. Durch die Verteidigung würde er nicht durchkommen. Das Metall von Nadao´s Armen schien wirklich unzerstörbar.

Doch er stutzte ein wenig. „Vielleicht geht das.“, sagte er sich und sah die Bärenklinge wieder an.

Er steckte die Falkenklinge weg und rannte los.

„Was denn? Ist er jetzt verrückt geworden?“, fragte Nadao.

Im Laufen griff Kazuma die Bärenklinge und nahm sie in beide Hände. Dann dachte er an die Vergangenheit. An sein Training mit Meister Hideyuki.
 

„Ich will aber mit zwei Schwertern kämpfen können.“, meckerte Kazuma herum.

Hideyuki schüttelte mit dem Kopf. „Lern erstmal, mit einem Schwert zu kämpfen. Selbst, wenn du mit zwei Schwertern kämpfen kannst, kann es manchmal von Vorteil sein, nur mit einem zu kämpfen.“, erklärte er.

„Wieso denn das? Zwei Schwerter sind doch viel besser.“, bemerkte Kazuma.

„Wenn du aber nur mit einem kämpfst, kannst du viel mehr Kraft in deinen Schlag legen. Wenn du einen Gegner hast, der auf Verteidigung trainiert ist, kannst du ihn so mürbe machen. Attackiere ihn immer wieder, dann wird er irgendwann nachgeben.“, erklärte Hideyuki.

Kazuma sah das Holzschwert an. „Trotzdem will ich mit zwei Schwertern kämpfen können.“, sagte er trotzig.
 

Kazuma schmunzelte. Damals war er noch jünger und hatte nicht verstanden, was sein Meister damit geeint hatte. Doch mittlerweile verstand er es. Wenn es das einsetzt, was er damals gelernt hat, müsste es klappen.

Er setzte seinen Angriff auf Nadao fort, der nur müde lächeln konnte.

Nadao´s letzter Ausweg

Kapitel 55: Nadao´s letzer Ausweg
 

Nadao grinste, als der Kazuma mit nur einem Schwert auf sich zukommen sah.

„Der Junge muss verrückt geworden sein. Er hatte mit zwei Schwertern keine Chance, was will er jetzt mit einem ausrichten können?“, fragte Nadao sich.

Kazuma sprang nach oben und holte mit der Bärenklinge aus.

Nadao hob den rechten Arm, mit dem er das Schwert abfing.

Kazuma stieß sich ab und stieg erneut in die Luft. Mit einem weiteren Schlag kam er nach unten.

Wieder wehrte Nadao den Schlag mit dem rechten Arm ab. Dann stieß er Kazuma zurück, der einige Meter vor ihm landete und sofort wieder angriff.

„Was macht er da? Das bringt doch nichts.“, dachte Ratko, als er Kazuma sah, der immer wieder angriff.

Kazuma´s Schwert flog durch die Luft und traf immer wieder auf Nadao, der den rechten Arm schützend vor sich hielt.

Nach einer Minute nahm Kazuma etwas Abstand. Die Bärenklinge war schwer. Selbst mit zwei Händen fiel es ihm zunehmend schwerer, es zu schwingen. Doch er durfte jetzt nicht nachlassen.

Nadao senkte beide Arme. „Was verpsrichst du dir davon, mich jetzt zu besiegen? Was glaubst du, kannst du dadurch erreichen?“, fragte er.

Kazuma ließ die Spitze der Bärenklinge zu Boden gehen. „Etwas mehr Zeit. Etwas mehr Zeit, die wir dringend brauchen.“, sagte er.

Nadao stutzte. „Zeit? Wozu denn? Um dieses dämliche Turnier abzuwarten? Um es vielleicht zu gewinnen?“, fragte er und fing wieder an zu lachen.

Kazuma senkte den Kopf. „Möglicherweise.“, sagte er.

Nadao wurde still und sah Kazuma kritisch an. „Du glaubst wirklich an dieses Turnier? Sehr optimistisch.“, sagte Nadao.

Kazuma nickte. „Anfangs habe ich nicht daran geglaubt. Ich bin nur auf diese Reise gegangen, um meiner Schwester zu helfen. Doch dann habe ich Junko, Yuan, Atruschka, Robin und Ratko kennengelernt. Und viele andere Menschen, die darauf hoffen, das alles besser werden wird. Nicht alle glauben an das Turnier, doch sie hoffen. Und Hoffnung ist alles, was wir noch haben.“, sagte Kazuma.

Er hob die Bärenklinge wieder hoch. „Die Hoffnung gibt mir Kraft. Die Kraft, die ich brauche!“, schrie er und stürmte erneut los.
 

Robin hatte Junko auf dem Rücken und folgte Serena. Gemeinsam versuchten sie, sich einen Weg ins Heck des Schiffes zu bahnen.

Serena sah immer wieder zurück auf Junko. „Hoffentlich ist es nichts ernstes.“, sagte sie.

„Konzentrier dich lieber darauf, das wir nach hinten ins Schiff kommen.“, mahnte Robin.

„Schon gut. Ich mach mir nur Sorgen.“, sagte Serena. Sie erinnerte sich an das seltsame Licht, das von Junko gekommen war. „Ich frage mich, ob Sie das gemacht hat.“, sagte sie sich.
 

Kazuma hatte erneut mit seinen Attacken begonnen.

Ratko stand wieder auf den Beinen, doch er musste sich an ein Geländer stützen. Er sah seine rechte Hand an.

„Wenn ich nur genug Kraft für noch eine Attacke hätte.“, sagte er sich. Doch er musste wieder in die Knie gehen.

Kazuma musste wieder zurückweichen. Er war bereits total geschafft. Seit mehr als 5 Minuten griff er nun schon an. Die Bärenklinge konnte er kaum noch halten. Noch dazu hatte er den Armen von Nadao nicht eine Schramme zugefügt.

„Das kann doch nicht sein. Es muss doch gehen.“, sagte er und hob das Schwert erneut hoch. Doch die Schneide fiel wieder auf den Boden.

„Na? Schon fertig?“, fragte Nadao lächelnd.

Er ballte seine rechte Hand zu einer Faust. „Dann werde ich dir mal den finalen Schlag verpassen.“, sagte er und holte aus.

Kazuma hob rasch die Bärenklinge und hielt die Schneide dagegen.

Der Schlag traf das Schwert, doch der Schlag war so stark, das Kazuma nach hinten zu Boden ging.

„Du hast keine Kraft mehr. Gib es auf!“, sagte Nadao, packte Kazuma am Kragen und hob ihn hoch.

Der hatte die Bärenklinge losgelassen und hing jetzt in der Luft.

„Auf Wiedersehen!“, schrie Nadao und verpasste ihm einen gewaltigen Schlag in den Magen.

Kazuma schrie kurz vor Schmerz. Dann warf Nadao ihn weg.

Kazuma ging zu Boden und rührte sich nicht mehr.

„Die sind ja der Mühe nicht wert.“, sagte Nadao überheblich. Er sah Ratko an, der versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Langsam trat er auf ihn zu, bis er zwei Meter vor ihm stand.

„Jetzt kann ich es endlich beenden. Auf der Erde heißt es, Rache wäre süss, aber das stimmt nicht annähernd. Rache ist spitze.“, sagte Nadao lächelnd.

„Ich bin immer noch dein Gegner!“, schrie Kazuma.

Nadao zuckte zusammen und sah zu Kazuma, der schon wieder auf den Beinen stand.

Er griff nach der Bärenklinge und hob sie langsam hoch.

„Kannst du nicht einfach liegen bleiben? Wieso willst du so dringend sterben?“, fragte Nadao wütend.

Kazuma griff das Schwert wieder mit beiden Händen und hob es hoch. „Weil ich dich besiegen werde. Mit aller Kraft, die ich habe.“, sagte Kazuma.

Ratko staunte. Obwohl Kazuma schon so viel hatte einstecken müssen und sich so verausgabt hatte, stand er wieder. Er fing an zu lachen.

Nadao sah Ratko wieder an. „Was gibt es da zu lachen?“, fragte der.

Ratko hob seinen Kopf. „Du wirst verlieren. Jetzt weiß ich es.“, sagte er.

Nadao sah Ratko stutzig an. „So ein Blödsinn. Glaubst du, das mir dieser Junge auch nur annähernd das Wasser reichen kann?“, fragte Nadao.

Kazuma setzte wieder zum Angriff an. Mit lautem Schrei hielt er das Schwert hinter sich und ließ die Klinge durch die Luft fliegen.

„Das bringt nichts!“, schrie Nadao und hielt seinen rechten Arm dagegen.

Die Klinge traf ihn. Das metallische Scheppern durchflutete den ganzen Raum.

„Du nervst mich, Kleiner.“, sagte Nadao.

Plötzlich gab es ein seltsames Geräusch. Es klang wie ein Knacken.

Nadao sah seinen rechten Arm an, der jetzt eine Bruchstelle aufwies. Ein dünner Riss hatte sich rundherum gebildet.

Kazuma lächelte. „Du bist nicht unbesiegbar!“, schrie er und trieb das Schwert durch Nadao´s Arm durch.

Der komplette, mechanische Unterarm wurde abgetrennt und flog durch die Luft.

Nadao konnte es nicht fassen. Seine unzerstörbare Technik, zerstört von einem Menschen.

Der Arm fiel auf den Boden und Nadao sah seinen rechten Arm an, der jetzt nur noch ein zuckender Stumpf war. Etwas Öl floss auf den Boden und kleine Stromstöße durchzuckten ihn.

Kazuma trat etwas zurück. „Willst du noch mehr?“, fragte er.

Nadao´s Gesichtsausdruck veränderte sich von verwundert auf zornig.

„Du Wurm! Wie kannst du es wagen, mir so etwas anzutun?“, fragte er und sein linker Arm schwoll an.

Er holte aus und schlug zu.

Kazuma sprang zurück, während der Arm die ohnehin schon angeschlagenen Stahlplatten unter sich zermalmte.

„Jetzt mach ich dich fertig!“, schrie Nadao.

Plötzlich kam ein großer Arm von hinten und umschlang seinen Hals.

Ratko hatte wieder Kraft gefunden, um eine Aktion zu starten.

Kazuma reagierte auch sofort. Er sprang in die Luft und visierte mit der Bärenklinge den noch funktionierenden Arm an.

Er ging zu Boden und rammte die Klinge mitten hindurch.

Die Klinge bohrte sich in den Boden und fixierte den Arm dadurch.

Nadao versuchte, ihn zurückzuziehen, aber es ging nicht.

Ratko lächelte. „Das hast du nun davon. Spuckst hier große Töne, hast aber nichts dahinter.“, sagte Ratko.

Nadao keuchte. „Lass mich am Leben. Bitte.“, sagte er.

„Ja. Darin bist du ganz groß. Um dein Leben betteln. Genau wie damals, als ich dich gestellt hatte. Nachdem unser Kampf zuende war, hattest du zwei Optionen. Entweder der Tod oder du müsstest dem Imperator ewige Treue schwören. Wärst du wirklich ein Revolutionär gewesen, hättest du den Tod gewählt. Aber da du so sehr am Leben hingst, hast du dich für ein Leben in Schande entschieden. Das ist eines Saroks nicht würdig.“, sagte Ratko.

„Das kannst du mir nicht vorwerfen. Ich hänge nun mal am Leben.“, sagte Nadao.

„Lass ihn.“, sagte Kazuma, der kaum noch stehen konnte.

„Was?“, fragte Ratko.

„Er ist wehrlos. Unbewaffnete töten wir nicht.“, sagte Kazuma.

„Aber er wird zurückkommen. Wenn wir ihn nicht hier töten, wird er es wieder versuchen.“, sagte Ratko.

„Das ist nicht unsere Art.“, sagte Kazuma und fiel halb bewusstlos zu Boden.

„Hör auf ihn. Bitte.“, sagte Nadao.

Ratko ließ ihn los und er fiel auf die Erde. „Du hast es eigentlich nicht verdient. Aber er hat recht.“, sagte er.

Nadao lächelte. „Ihr Dummköpfe. Glaubt ihr wirklich, ich vernachlässige meinen Auftrag?“, fragte er.

Ratko sah ihn fragend an.

„Ich habe an meinem Körper mehr Modifikationen, als ihr euch denken könnt.“, sagte er.

Ein Teil seiner Brust sprang auf und eine kleine Anzeige kam heraus, die von einer Minute runterzählte.

Ratko erschrak. „Eine Bombe?“, fragte er.

Nadao lachte. „Ja. Meine Batterie wird sich entladen und die Wucht dieser Explosion wird das ganze Schiff mit sich reißen.“, sagte er und lachte weiter.

„Verdammt!“, sagte Ratko.

Kazuma konnte sich kaum rühren. „So ein Mist. Das kann doch nicht sein.“, sagte er.

„Ihr seid erledigt. Ihr alle.“, sagte Nadao.

Ratko sah Yuan und Atruschka an, die noch bewusstlos waren. Er selbst konnte nichts mehr tun. Die Uhr war bereits bei 30 Sekunden.
 

Robin und Serena ahnten nichts davon.

„Wir müssten gleich da sein.“, sagte Serena.

„Gut.“, sagte Robin.

Die Uhr war bei 20 Sekunden. „Das du soweit gehen würdest.“, sagte Ratko verzweifelt und ging in die Knie.

„Für meine Rache gehe ich sogar in den Tod.“, sagte Nadao.

„Was ist denn hier passiert?“, fragte Serena, als sie in den Maschinenraum kamen.

Robin folgte ihr und erblickte sofort Nadao und die tickende Uhr.

„Wir sind alle tot.“, sagte Ratko.

Wie in einem Reflex ließ Robin Junko fallen und rannte an Serena vorbei auf Nadao zu.

Ratko fragte sich, was er vorhat.

„Alle in Deckung!“, schrie Robin. Er zog an Ratko vorbei und warf sich auf Nadao.

Dann folgte die Explosion. Alles passierte wie in Zeitlupe.

Durch die Wucht drückten sich die Schiffswände nach außen, zerrissen aber nicht. Die Schockwelle war sogar auf dem Wasser noch sichtbar. Alles wurde durchgeschüttelt.

Doch sonst passierte nichts. Keine Feuerwand, die sich ausbreitete und scheinbar auch kein zerberstendes Schiff.
 

Ratko hatte es über das Geländer gehauen. Serena war durch die Schockwelle gegen die Wand geschleudert worden und war nun bewusstlos neben Junko.

Langsam richtete sich Ratko auf und sah dorthin, wo Nadao eben noch gelegen hatte.

Nadao war nicht mehr da. Nur einige Apparaturen zeugten noch von ihm.

Stattdessen lag da nun Robin. Seine Kleidung war total zerfetzt und er war voller Ruß.

„Alles in Ordnung?“, fragte Ratko und ging zu ihm.

Robin war bewusstlos, aber er atmete noch.

Ratko seufzte. „Mann. Das war knapp.“, sagte er und setzte sich hin.

„Gut, das wir ihn haben.“, sagte Kazuma schwach.

„Das kannst du laut sagen.“, sagte Ratko.
 

Einige Stunden später schlug Kazuma in der Krankenstation des Schiffes die Augen wieder auf und sah Serena im Nebenbett.

Langsam richtete er sich auf und kratzte sich am Kopf. Er stand auf und streckte sich. Dabei merkte er, das ihm alles wehtat.

„Ich sollte in Zukunft etwas vorsichtiger sein.“, sagte er und sah aus dem Bullauge.

Die Sonne ging wohl gerade auf und nach der Strömung des Schiffes zu urteilen waren sie endlich auf dem richtigen Kurs.

„Na super. Dann hat es ja was gebracht.“, sagte er.

„Kazuma.“, sagte Serena, die jetzt auch die Augen öffnete.

„Hey, Schwesterchen. Wie geht es dir?“, fragte er.

Serena rieb sich die Augen. „Weiß nicht. Was ist denn passiert?“, fragte sie.

„Ich schätze, wir sind den Tod gerade nochmal so von der Schippe gesprungen. Das haben wir, schätze ich mal, Robin zu verdanken.“, sagte er.

Dann erschrak er. „Robin. Wo ist er?“, fragte er und ging auf den Flur, von dem aus er ins Nebenzimmer ging. Dort lag Robin, neben dem Ratko saß.

Der sah Kazuma wundernd an. „Dir geht es schon wieder gut?“, fragte er.

„Naja. Gut würde ich nicht sagen. Aber es reicht schon.“, sagte Kazuma und sah Robin an. „Und wie geht es ihm?“, fragte er.

„Er hat die Hauptwucht der Explosion abgefangen, schätze ich. Die Schockwelle haben wir zwar trotzdem noch gespürt, was einige von uns aus den Socken gehauen hat, aber wäre er nicht gewesen, würden wir jetzt bei den Fischen schlafen.“, erklärte Ratko.

„Schon klar.“, sagte Kazuma und sah in die zwei Nebenbetten, in denen Yuan und Atruschka lagen. „Und was ist mit ihnen?“, fragte er.

„Die kommen auf jeden Fall wieder auf die Beine. Der Stromstoß von Nadao war zwar ziemlich heftig, aber die beiden halten wohl eine Menge aus.“, sagte Ratko.

„Das Schiff haben wir unter Kontrolle. Der Kerl, den du fertig gemacht hast, Enrico, hat das arrangiert. Er sagte, das wir auch nicht mehr arbeiten müssen.“, fügte Ratko hinzu.

Dann machte er einen sorgenvollen Blick. „Da ist etwas anderes, das mir Sorgen macht.“, sagte er und stand auf. An Kazuma vorbei ging er ein Zimmer weiter, wo Serena bereits war.

Kazuma erschrak, als er Junko im Bett liegen sah. „Was ist mit ihr? Wie geht es ihr? Wird sie wieder?“, fragte Kazuma panisch vor Sorge.

„Immer mit der Ruhe. Sie hat dem Anschein nach keine ernsthaften, äußerlichen Verletzung.“, sagte er.

„Das ist doch gut, oder?“, fragte Kazuma stutzend.

„Wie man´s nimmt.“, sagte Ratko.

Kazuma sah beide fragend an. „Lasst euch doch nicht alles aus der Nase ziehen. Was ist passiert?“, fragte Kazuma.

Serena senkte den Kopf. „Sie hat Robin und mich beschützt. Sie hat gegen diese Tussi gekämpft, die das Schiff kontrolliert hat. Dann war da dieses merkwürdige Leuchten, das glaube ich von ihr ausging. Ich weiß nicht, was es war, aber kurz danach hatten wir gewonnen und Junko war in diesem Zustand.“, sagte Serena.

„Was für ein Zustand?“, fragte Kazuma.

Ratko legte seine Hand auf Kazuma´s Schulter. „Junko liegt im Koma.“, sagte er kühl.

Kazuma riss die Augen auf. Mit so einer Nachricht hatte er nicht gerechnet. „Ist das wahr?“, fragte er Serena.

Serena nickte traurig.

Kazuma sah Junko jetzt an. „Aber sie schläft doch nur, oder? Sie atmet und schläft. Das kann doch nicht sein. Das ist kein Koma. Sie wird gleich aufwachen und uns wieder anlächeln.“, sagte er und nahm Junko´s Hand.

„Komm schon. Mach die Augen auf. Zeig den beiden, das sie Unrecht haben.“, sagte er.

Doch nichts passierte.

„Es tut mir leid.“, sagte Ratko und ging.

Serena ging ebenfalls zur Tür. „Ich kümmere mich um die anderen.“, sagte sie.

Von Kazuma tropfte eine dicke Träne auf Junko´s Hand. „Warum war ich nicht da? Warum bin ich nicht mit dir gegangen? Dann wäre das vielleicht nicht passiert.“, sagte er wütend auf sich selbst.
 

Gegen Abend stand Kazuma an Deck und sah in die Sterne. Yuan kam zu ihm und stellte sich daneben.

„Wie geht es euch?“, fragte Kazuma teilnahmslos.

„Ganz gut. Atruschka hat nicht soviel abgekriegt und ich bin gut trainiert. So was stecke ich mit links weg.“, sagte Yuan lächelnd und schlug sich mit der Faust auf den Bauch.

Kazuma reagierte nicht darauf.

„Hab von deinen Sorgen gehört. Tut mir echt leid. Aber gib nicht auf. Junko hat eine starke Persönlichkeit. Sie wird wieder aufwachen. Da bin ich sicher.“, sagte Yuan.

Kazuma seufzte. „Danke.“, sagte er und ging wieder rein.
 

Kazuma ging zu Junko und setzte sich hin. „Wenn ich nur wüsste, was mit dir passiert ist. Wenn ich dir nur helfen könnte.“, sagte er. Dann schlief er ein.

Junko´s Gedanken

Kapitel 56: Junko´s Gedanken
 

Einige Tage vergingen ohne das Junko aufwachte. Kazuma war fast ständig bei ihr, falls sie aufwachen würde. Serena brachte ihm immer etwas zu essen. Er ging nur dann mal kurz weg, wenn er aufs Klo musste.
 

Es war Nachts, als Ratko ins Zimmer kam und die Tür hinter sich schloss.

Kazuma hielt wieder Junkos Hand und schien zu versuchen, sie mental zu erreichen.

„Noch nichts?“, fragte Ratko.

Kazuma schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Nichts.“, sagte er traurig.

Ratko sah Junko an. „So etwas hat sie nicht verdient.“, sagte er. Er legte kurz seine Hand auf ihre Stirn und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Da schrak er zurück.

Kazuma sah Ratko fragend an. „Was ist los?“, wollte er wissen.

Ratko schluckte. „Ich habe sie gespürt. Ich habe Junko gespürt.“, sagte er.

„Was? Wovon sprichst du?“, fragte Kazuma verwundert.

Ratko setzte sich. Er lächelte leicht. „Ist auch so eine Fähigkeit meiner Familie. Allerdings von meiner Mutter.“, sagte er.

Kazuma verstand gar nichts.

„Ich kann die Gedanken anderer Menschen spüren, wenn sie stark genug sind. So auch bei ihr.“, sagte Ratko und zeigte auf Junko.

„Was soll das heißen? Ist sie nun wach?“, fragte er.

„Nein. Aber das ist kein normales Koma, glaube ich.“, sagte Ratko. Er sah seine Hand an. „Vielleicht...!“, sagte er, brach aber ab.

„Was, vielleicht?“, fragte Kazuma.

Ratko schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Das ist viel zu gefährlich.“, sagte er.

„Kannst du ihr helfen oder nicht?“, fragte Kazuma entschlossen.

Ratko war schon auf dem Weg zur Tür, als er stehenblieb. „Ich nicht. Aber du möglicherweise.“, sagte er und drehte sich zu Kazuma rum.

Ratko schluckte und sah Junko wieder an. „Es ist aber sehr gefährlich. Es könnte sein, das du ebenfalls ins Koma fällst.“, fügte er hinzu.

Kazuma ballte beide Hände zu Fäusten. „Wenn du weißt, wie ich ihr helfen kann, dann tu es. Hilf mir.“, sagte er.

Ratko nickte. „Dafür muss ich mich vorbereiten. In zwei Stunden bin ich wieder hier.“, sagte er und ging.

Kazuma setzte sich wieder und sah Junko an.

„Egal, wie das Risiko ist. Ich werde dir helfen.“, sagte Kazuma.
 

Zwei Stunden später kam Ratko zurück. Im Schlepptau hatte er die anderen, die wohl durch ihn davon erfahren hatten.

„Was hast du vor? Willst du das wirklich tun?“, fragte Yuan.

„Ja. Ich werde ihr helfen, egal wie.“, sagte Kazuma.

Ratko bat Kazuma, sich zu Junko ins Bett zu legen.

Alle sahen Ratko komisch an.

Kazuma wurde sogar rot.

„Bitte. Ihr braucht engen Körperkontakt, sonst funktioniert es nicht.“, sagte Ratko.

„Das kann doch nicht wahr sein.“, sagte Serena.

Kazuma seufzte. „Na gut. Für Junko.“, sagte Kazuma und legte sich neben sie.

Ratko setzte sich. „Noch eine kurze Erklärung. Ich werde jetzt eine Gedankenverschmelzung von euch beiden vornehmen. Damit dringst du in Junko´s Gedankenwelt ein und erfährst möglicherweise, warum sie nicht aufwacht. Finde heraus, was du tun musst, damit sie wieder zurückkommt.“, sagte Ratko.

„Und wie soll ich das machen?“, fragte Kazuma.

„Keine Ahnung. Ich habe so etwas zugegeben noch nie durchgeführt. Aber meine Mutter hat mir erklärt, wie es funktioniert.“, gab Ratko zu.

Die anderen erschraken.

„Was ist, wenn etwas schiefläuft?“, fragte Serena.

„Ich vertraue ihm.“, sagte Kazuma.

Ratko lächelte. „Prima. Dann mal los.“, sagte er.

Er presste den Daumen der linken Hand auf Kazuma´s Stirn und den der rechten Hand auf Junko´s.

Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich.

Kazuma hatte ein merkwürdiges Gefühl. Es fühlte sich an, als würde jemand seine Kraft aus ihm heraussaugen. Seine Augen wurden immer schwerer, bis sie zufielen.

„Klappt es?“, fragte Serena.

Ratko´s Hände leuchteten jetzt und es gab einen kleinen Lichtblitz. Dann war Kazuma eingeschlafen.

Ratko keuchte und lehnte sich auf dem Stuhl zurück.

„Und was jetzt?“, fragte Yuan.

Ratko lächelte. „Jetzt liegt es an Kazuma. Wenn er Junko erreichen kann, wachen sie beide wieder auf.“, sagte er.

„Und wenn nicht?“, fragte Atruschka.

Ratko sah ratlos in die Gruppe.

Die begriffen, was dieser Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte.
 

Kazuma konnte die Augen nicht öffnen. Doch er hatte das Gefühl, zu schweben. Zu fliegen.

„Was für ein wundervolles Gefühl. So schwerelos.“, sagte er sich.

Plötzlich fiel er runter. Er konnte seine Augen immer noch nicht öffnen, was ein schreckliches Gefühl war. Er konnte den Boden nicht sehen.

„Hilfe!“, schrie er.

Plötzlich erreichte er den Boden und landete auf einer Wiese. Doch er hatte sich nichts getan. Er war total unverletzt geblieben.

Jetzt konnte er auch die Augen wieder öffnen. Doch alles war in ein helles weiß getaucht, so das er sie gleich wieder schloss.

Nur langsam gewöhnte er sich an die Lichtverhältnisse, bis er sich endlich umsehen konnte.

Er lag tatsächlich auf einer grünen Wiese. Überall wuchsen Stiefmütterchen.

Er stand auf und sah sich um. Aber bis auf die kleine Wiese, in der er gelandet war, war alles weiß.

„Das sollen Junko´s Gedanken sein? Wieso sieht es denn hier so aus?“, fragte er sich.

Er machte einen Schritt nach vorne, bei dem er eine der Blumen zertrampelte.

„Stop!“, ertönte eine zierliche Stimme.

Kazuma blieb stehen und sah hinter sich, wo er die Stimme gehört hatte.

Er konnte eine kleine Gestalt sehen, die aber durch das weiß sehr verschwommen war. Allerdings war sie nicht größer als einen Meter.

„Kannst du nicht aufpassen, wo du hintrittst?“, fragte die zierliche Stimme wieder, die einem Mädchen gehörte.

Jetzt konnte Kazuma sehen, das es ein Mädchen von etwa 6 Jahren war. Sie trug ein rosafarbenes Kleid und die schwarzen Haare waren zu zwei Zöpfen zusammengebunden. Außerdem erinnerte die Kleine Kazuma an jemanden.

Die Kleine ging zu ihm und schubste ihn zur Seite. „Die arme Blume.“, sagte sie und hob das Stiefmütterchen auf.

„Du blöder Grobian. Blumen haben auch Gefühle!“, schrie sie wütend.

„Tut mir leid.“, sagte Kazuma und machte einen Schritt zurück, woraufhin er fast schon wieder eine Blume zertrampelt hätte.

„Pass doch auf!“, schrie die Kleine.

Kazuma seufzte und sah sich um. „Dann sag mir doch mal, wo ich sonst hintreten soll. Die Blumen sind ja schließlich überall.“, sagte er.

„Wenn man vorsichtig ist, passiert so was auch nicht.“, sagte das Mädchen und richtete die Blume von eben wieder auf.

„Du magst Blumen, oder?“, fragte Kazuma.

„Natürlich. Vor allem Stiefmütterchen. Sie blühen jedes Jahr in unserem Garten in Mengen. Sie sind wunderschön.“, sagte das Mädchen. Dann stutzte sie. „Wer sind sie eigentlich und was machen sie in unserem Garten?“, fragte sie.

Kazuma stutzte. Dann sah er hinter sich, wo plötzlich ein riesiges Haus auftauchte. Auch der ganze Garten wurde jetzt sichtbar mit der Umzäunung. Darüber hinaus blieb aber alles weiß.

Kazuma sah das Haus genau an. Er kannte es. Vorsichtig ging er um das ganze Gebäude herum, bis er vor der Eingangstür stand.

Er bekam große Augen, als er es sah.

„Das habe ich doch schon mal gesehen.“, sagte er.

Er erinnerte sich daran, wie Serena und er vor den Saroks Schutz im Haus gesucht hatten, in dem sie dann Junko begegnet sind. Genau das war dieses Haus. Nur war das hier noch in bestem Zustand.

„Also. Was machen sie hier?“, fragte das Mädchen jetzt.

Kazuma sah sie an. Er sah ihre blauen Augen und ihre Haare.„Junko.“, sagte er in einem Reflex.

„Ja. So heiße ich. Und?“, fragte die Kleine mit verschränkten Armen.

„Natürlich. Du bist zuhause. Wo auch sonst?“, fragte sich Kazuma.

„Sagen sie mir jetzt, wer sie sind, oder ich hole meine Mama. Die kann sie verjagen.“, sagte die kleine Junko.

Kazuma seufzte. Er sah sie wieder an. Ratko hatte ihm zwar gesagt, er solle Junko zum aufwachen bringen, aber hier hatte er ein kleines Kind vor sich. Wie sollte er der Kleinen erklären, warum er hier ist?

„Erstmal sollte ich ihr Vertrauen gewinnen.“, dachte er sich und ging auf die Knie.

„Ich bin ein Freund und soll eine Weile auf dich aufpassen.“, sagte er.

Die kleine Junko sah ihn fragend an. „Mama!“, rief sie und ging ins Haus.

Kazuma folgte ihr langsam. Er hoffte, das es funktionieren würde. Zwar machte er das zum ersten Mal, aber er hatte mal was über Suggestionen gelesen.

„Mama. Papa?“, fragte Junko.

Als sie in die Küche kam, lag da ein Zettel, auf dem ihre Mutter etwas aufgeschrieben hatte.

„Wir mussten leider weg. Aber jemand kommt, der auf dich aufpassen wird.“, stand drauf.

Kazuma jubelte innerlich. Es hatte funktioniert. Er hatte Junko´s Gedanken ein verändert. Trotzdem hatte er immer noch das Problem, wie er einem kleinen Mädchen erklären sollte, das sie eigentlich schon viel älter ist und im Koma liegt.

„Also gut. Willst du Ball spielen?“, fragte die Kleine.

Kazuma sah sie fragend an. „Klar. Gern.“, sagte er lächelnd.
 

Hinter dem Haus war ein Stück Wiese, das bereits gemäht war, wo er keine Angst haben musste, aus Versehen eine Blume zu zertreten.

Junko hatte einen Ball, den sie ihm zuwarf. Und Kazuma warf ihn zurück.

„Ziemlich trostlose Gegend, oder?“, fragte Kazuma währenddessen.

„Ist doch schön hier. Ich habe meine Eltern und es ist friedlich.“, sagte die kleine Junko und warf den Ball zurück.

„Das schon. Aber machst du dir keine Gedanken darüber, wie es dem Rest geht?“, fragte Kazuma, der den Ball fing.

„Nein. Ich bin ein 6jähriges Kind. Ich habe keine Sorgen.“, sagte die Kleine wenig überzeugend.

Langsam begriff Kazuma, das er nicht mit einem Kind, sondern mit der richtigen Junko sprach.

„Ist ziemlich eigensinnig.“, sagte er.

„Mir reichts. Ich will kein Ball mehr spielen.“, sagte Junko eingeschnappt und ging ins Haus zurück.
 

Kazuma warf den Ball weg. „Was mach ich nur? Wie soll ich zu ihr durchdringen?“, fragte er sich kopfschüttelnd.

„Zeig ihr die Wahrheit.“, sagte eine helle Stimme.

Kazuma schluckte und sah sich um. Doch nichts deutete auf eine weitere Gestalt hin.

„Hallo?“, fragte er.

Ein Licht erschien direkt vor ihm, das Gestalt annahm, bis es aussah wie eine junge Frau.

Kazuma traute seinen Augen nicht. „Bist du auch ein Produkt von Junko´s Gedanken?“, fragte er.

Die Gestalt schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Ich bin nur jemand, der Schutz gesucht hat. Jemand, der diesem Mädchen geholfen hat, schon mehrere Male.“, sagte die Gestalt.

Kazuma erschrak. Er hatte diese Gestalt schon einmal gesehen. Damals, als er gegen Hakon gekämpft hatte und am verlieren war.

„Du hast mich damals geheilt.“, sagte er schluckend.

Die Gestalt nickte.

Langsam trat Kazuma rückwärts. Irgendwie war ihm das unheimlich.

„Ich bin Gaia, der Schutzgeist dieses Planeten. Ich beschütze die Erde schon seit Urzeiten vor Eindringlingen. Deshalb helfe ich euch.“, sagte die Gestalt.

Kazuma setzte sich und atmete durch, obwohl er nicht sicher war, das er wirklich atmete, weil es ja nur eine Gedankenwelt war.

„Du nimmst meine Existenz erstaunlich gelassen.“, sagte Gaia.

Kazuma lächelte. „Ich hab schon einiges erlebt, seit wir losgezogen sind. So was ist da nur noch Nebensache.“, erklärte er.

„Bist du schuld, das Junko im Koma liegt?“, fragte er.

Gaia schüttelte den Kopf. „Nein. Das war ganz allein Junko´s Entscheidung.“, sagte sie.

„Was? Wieso denn das? Wieso sollte Junko so etwas wollen?“, fragte Kazuma.

„Sie wollte euch nicht mehr im Weg stehen.“, sagte Gaia.

Kazuma schmunzelte. „So ein Quatsch. Sie stand doch nicht im Weg. Sie hat uns immer geholfen.“, sagte er.

Gaia setzte sich. „Aber Junko hat das nicht so gesehen. Gegen Kaltor hatte sie kaum etwas ausgerichtet, in Katmandu ist sie schwer verletzt worden und in Moskau wurde sie sogar als Geisel genommen. Sie kommt sich nutzlos vor. Sie glaubt, das sie euch nur aufhält, weil ihr sie beschützen müsst.“, erklärte Gaia.

„So ein Quatsch. Serena kann viel weniger als Junko. Außerdem hat sie gegen Soichiro prima gekämpft.“, sagte Kazuma.

„Ich weiß. Aber sie hat sich nun einmal so entschieden.“, sagte Gaia traurig.

Kazuma stand wieder auf. „Dann werde ich sie davon überzeugen, das wir sie brauchen. Ich werde sie wieder wecken.“, sagte er.

„Das wird schwierig. Sie lebt die meiste Zeit hier. Auch, als sie noch nicht im Koma lag, hat sie sich oft hierher zurückgezogen. In ihre heile Welt, in der alles in Ordnung ist. Keine Saroks und keine zerstörte Welt.“, sagte Gaia.

„Egal. Ich hole sie hier raus.“, sagte er und sah Gaia an.

„Sag mal. Warum eigentlich Junko? Warum bist du in Junko´s Körper?“, fragte er auf einmal.

Gaia lächelte. „Es hat sich einfach so ergeben.“, sagte Gaia.

„Verstehe.“, sagte Kazuma und sah zum Haus. „Hast du einen Tip für mich?“, fragte er und sah Gaia an, doch sie war wieder weg.

„Na toll. Wenn es ernst wird, verschwindet sie.“, sagte er. Dann schüttelte er den Kopf durch. „Ich werd noch verrückt in

dieser Gedankenwelt.“, sagte er.
 

Junko war in der Küche und schmierte sich ein Brot mit Marmelade, als Kazuma reinkam.

„Hier. Ich hab dir auch eines gemacht.“, sagte sie und goss auch noch zwei Gläser Milch ein.

„Danke.“, sagte Kazuma und setzte sich.

Er das Brot und biss rein. „Das ist gut.“, sagte er nach dem ersten Bissen.

„Die Marmelade hat meine Mutter gemacht.“, sagte Junko lächelnd und trank von ihrer Milch.

„Wie lange flüchtest du dich schon hierher? Seit der Invasion?“, fragte Kazuma.

Das Glas Milch von Junko fiel auf den Boden und zerbrach.

„Ich hol einen Wischlappen.“, sagte sie.

„Beantworte meine Frage.“, sagte Kazuma energisch.

Junko blieb stehen. Einen Moment lang kehrte Ruhe ein.

„Du bist dir doch bewusst darüber, was los ist, oder? Du weißt, wo du wirklich bist und wie es dort aussieht. Warum also bist du hier?“, fragte er.

Junko schluchzte. „Ich bin doch nur ein kleines Kind. Weiter nichts. Und kleine Kinder haben da nichts zu suchen. Sie bleiben brav zu Hause und warten, das die Eltern zurückkommen. Das haben kleine Kinder doch zu tun, oder?“, fragte Junko.

Kazuma schluckte. „Aber du bist kein kleines Kind mehr.“, sagte er.

Junko erschrak. Mit einem Mal erschien ihre richtige Gestalt.

„Du bist Junko. Du bist 15 Jahre alt und du bist mit deinen Freunden auf einer Reise. Auf einer bedeutenden Reise.“, sagte Kazuma.

„Das ist nicht wahr. Ich bin zuhause. Ich bin zuhause!“, schrie Junko und rannte die Treppe hoch.

Kazuma aß das Brot auf, nahm Junko´s Teller und ging mit ihm nach oben, wo Junko ihr Zimmer hatte.

Dort öffnete er die Tür und ging rein.

Junko lag in ihrem Bett auf dem Bauch und weinte in ihr Kissen.

„Du hast dein Brot unten vergessen!“, sagte Kazuma und hielt ihr den Teller hin.

„Will ich nicht!“, sagte Junko und schlug ihm den Teller aus der Hand, so dass das Brot auf dem Boden landete.

„Komm schon. Du hast das mit soviel Liebe gemacht.“, sagte er.

„Ihr braucht mich nicht. Ohne mich seid ihr besser dran.“, sagte Junko schluchzend.

„Also weißt du es doch. Dachte ich mir.“, sagte Kazuma und setzte sich. „Du hast dich also zurückgezogen, weil du glaubst, das du uns nur ein Klotz am Bein bist? Das verstehe ich allerdings nicht.“, sagte er.

Junko sah ihn mit verweinten Augen an. „Was habe ich denn schon groß getan?“, fragte sie ihn.

Kazuma lächelte. „Sehr viel. Du hast mit mir zusammen Soichiro besiegt, dich Norda gestellt, Hakon getrotzt und bist sogar ohne mich zurechtgekommen, als es um Robin ging.“, sagte Kazuma.

„Aber die anderen sind viel besser als ich.“, sagte Junko.

Kazuma lehnte sich zurück. „Glaubst du, ich bin nur eine Gestalt deiner Gedanken? Ich bin Kazuma. Ich bin hier, um dich zurückzuholen. Und ich werde nicht eher gehen, bevor du aufwachst.“, sagte er.

Junko sah ihn fragend an. „Das kannst du nicht tun. Die anderen brauchen dich.“, sagte sie.

„Ja. Genau wie ich dich brauche. Und auch die anderen brauchen dich. Glaub mir das doch.“, sagte Kazuma.

Junko setzte sich auf. „Glaubst du wirklich?“, fragte sie.

„Ganz sicher. Und ich versprech dir, das ich weiter mit dir trainieren werde. Wenn du so weitermachst, wirst du im Schwertkampf vielleicht sogar noch besser als ich.“, sagte Kazuma.

Junko wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Vielleicht sollte ich es wirklich versuchen.“, sagte sie.

„Na klar. Ich werde dir in jeder Hinsicht helfen.“, sagte Kazuma.

Beide standen auf. „Ich mag dich sehr.“, sagte Junko ein wenig rot werdend.

„Ich dich auch.“, sagte Kazuma.

Dann umarmten sie sich.
 

Langsam schlug Junko die Augen auf. Sie sah die Decke des Krankenquartiers im Schiff an.

Als sie sich umsah, erblickte sie Kazuma direkt neben sich. Dabei bemerkte sie, das dessen rechte Hand auf ihrer Brust ruhte.

„Was soll denn das?“, fragte sie und verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht, der Kazuma aus dem Bett fegte.

Ratko, der neben dem Bett geschlafen hatte, wurde jetzt wach und sah beide verdutzt an.

„Kannst du deine Hände nicht bei dir behalten?“, fragte Junko wütend.

„Was denn? Was ist denn los?“, fragte Kazuma mit schmerzender Backe.

„Scheinbar geht es euch bestens.“, sagte Ratko seufzend.

„Warum hast du eigentlich in meinem Bett geschlafen, hä? Na warte!“, schrie Junko und jagte Kazuma durch den Flur des Schiffes.

Dinner für 2

Kapitel 57: Dinner für 2
 

„Juchhu!“, schrie Serena und sprang in den Pool des Schiffes.

Atruschka machte sich einen Liegestuhl zurecht und legte sich hin.

„Hey. Willst du dich etwa sonnen? Um 2 Uhr nachts?“, fragte Yuan, der in der Badehose ebenfalls das Wasser anpeilte.

„Tagsüber geht das ja nicht, weil zuviele Saroks hier sind. Die machen mich nervös!“, erklärte Atruschka.

„Ach, das ist der Grund, warum wir nur nachts hierher kommen.“, sagte Robin, der mit Kazuma im Schlepptau kam.

„Was ist mit dir? Ist Junko immer noch sauer auf dich?“, fragte Serena.

Kazuma seufzte. „Fürchte ja. Obwohl ich es nur für sie getan habe.“, sagte er und setzte sich in einen der Stühle.

„Komm mit ins Wasser.“, sagte Yuan und sprang ins Schwimmbad.

Kazuma aber äußerte sich nicht dazu.

Robin lächelte. „Ich mag Wasser irgendwie nicht.“, erwiderte er.

„Was dagegen, wenn ich reinkomme?“, fragte Junko.

Kazuma sah neben sich, wo Junko in einem sexy Bikini stand. Sie beachtete ihn aber nicht. Sie drehte sogar den Kopf weg, als sie ihn bemerkte.

Dann sprang sie ins Wasser.

„Das ist hart.“, sagte Robin amüsiert.

Kazuma lehnte sich zurück. „Du ahnst ja gar nicht, wie sehr.“, sagte er.

Kazuma dachte daran zurück, wie er in Junkos Gedanken war. Er hatte Gaia kennengelernt, den Schutzgeist der Erde, der in Junko steckt. Gaia hatte ihnen schon mehrere Male gerettet. Aber Junko schien davon keine Ahnung zu haben.

„Was ist denn los? Seit deiner Aktion mit Junko wirkst du so nachdenklich. Hast du etwa Sachen gesehen, die du nicht hättest sehen sollen?“, fragte Robin lächelnd.

„Quatsch. Lass mich doch in Ruhe!“, schrie Kazuma. Dann stand er wütend auf und ging.

Alle sahen ihn fragend an.
 

Wenig später stand Kazuma am Heck des Schiffes und sah auf das Meer.

Serena beobachtete ihn aus sicherer Entfernung. „Ich frage mich wirklich, was er hat.“, sagte sie leise.

„Er hat möglicherweise Junko´s persönlichste Gefühle gesehen. Seiten an ihr, die sie uns nicht zeigen will. Und wer weiß, was er noch gesehen hat.“, sagte Ratko, der hinter Serena stand.

„Aber das kann ihn doch nicht so sehr verändern.“, sagte Serena traurig.

„Warten wir es einfach ab. Das wird schon wieder.“, versicherte Ratko.
 

Zakor war in einem provisorischem Unterstand am Fuße des Schlosses, das bereits wieder im Aufbau inbegriffen war. Er saß vor einem Monitor, auf dem Bato zu sehen war.

„Wie es aussieht, hat Nadao versagt. Er hätte sich schon längst bei uns melden müssen.“, sagte Bato.

„Es war töricht, jemanden wie ihm das anzuvertrauen. Ich werde die Sache in die Hand nehmen. Wenn das Schiff in Fortaleza einläuft, werde ich sie erwarten.“, sagte Zakor und schaltete ab.

Er ging nach draußen und sah auf sein Schiff, das in der Nähe lag. „Diesmal entkommt ihr mir nicht.“, sagte er lächelnd.
 

Kazuma trainierte im schiffseigenen Fitnessstudio ein wenig.

Er übte Gewichtheben, als Yuan reinkam. „Kann ich dich mal kurz sprechen?“, fragte er.

„Klar doch. Schieß los.“, sagte Kazuma, während er eine große 220 Pfund Hantel stemmte.

„Die anderen machen sich Sorgen. Du redest nicht mehr viel und bist plötzlich so verschlossen.“, sagte Yuan.

Kazuma ließ die Hantel auf die Vorrichtung sinken und wischte sich mit einem Handtuch das Gesicht ab. „Ich weiß und das tut mir leid. Ich verstehe im Moment selbst nicht, was los ist.“, sagte er.

„Hat es etwas mit der Gedankenverschmelzung mit Junko zu tun?“, fragte Yuan frei heraus.

Kazuma erschrak. Er senkte leicht den Kopf.

„Also doch! Was hast du gesehen? Was hat dich so verändert?“, fragte Yuan.

Kazuma setzte sich. „Das kann ich dir nicht sagen.“, sagte er.

Yuan schüttelte mit dem Kopf. „Dann rede doch wenigstens mit Junko darüber. Immerhin geht sie das auch etwas an.“, sagte er.

Kazuma atmete einmal tief durch. „Vielleicht hast du ja recht. Vielleicht sollte ich das wirklich tun.“, sagte er und stand wieder auf.

„Vielen Dank.“, fügte er hinzu und ließ den verdutzten Yuan stehen.

„Wie denn? Was denn nun?“, fragte der sich.
 

Spät am Abend kam Junko an Deck. In ihrer Hand hielt sie einen Zettel, auf dem stand, das jemand sie sprechen will. Aber niemand hatte unterschrieben.

Als sie in Richtung Pool ging, stand da ein einzelner Tisch mit zwei Tellern und einer Kerze in der Mitte.

„Was ist denn das?“, fragte sie sich.

„Es freut mich, das du gekommen bist.“, sagte Kazuma hinter ihr.

Junko erschrak im ersten Moment. Dann aber drehte sie sich um und sah ihn wütend an. „Dann hast du den Zettel geschrieben. Hätte ich mir ja denken können.“, sagte sie.

„Ich möchte nur mit dir reden.“, sagte Kazuma.

„Warum sollte ich noch mit dir reden?“, fragte Junko mit verschränkten Armen.

Kazuma seufzte. Dann ging er auf die Knie. „Bitte. Nur dieses Gespräch. Ich habe das Essen sogar selbst gekocht.“, sagte er.

Junko wunderte sich. So hatte sie Kazuma noch nie erlebt. „Na gut.“, sagte sie und setzte sich.

„Prima. Bin gleich wieder da.“, sagte Kazuma und ging.

Eine Minute später kam er wieder und stellte Junko einen Teller hin, auf dem ein wunderbares Steak, Kartoffeln und mehrere Sorten Gemüse lagen.

Junko konnte gar nicht glauben, das Kazuma das gemacht haben soll. Aber sie beschloss, es nicht anzusprechen.

Kazuma gab sich ebenfalls einen Teller und setzte sich. Dann machte er eine Flasche Rotwein auf und goss Junko etwas ein.

„Aber ich trinke doch gar kein Alkohol.“, sagte sie.

„Ist nicht viel. Nur etwas.“, sagte Kazuma.

Junko nahm sich Messer und Gabel und schnitt ihr Steak an, von dem sie sich etwas in den Mund steckte. Sie kaute ein wenig darauf herum.

„Das ist ja köstlich.“, sagte sie lächelnd.

„Das freut mich.“, sagte Kazuma glücklich.

Junko sah ihn an. „Also. Du wolltest mit mir reden.“, sagte sie, während sie sich etwas von dem Gemüse in den Mund steckte.

Kazuma schnitt ebenfalls sein Steak an. „Ja. Es geht um neulich. Ich schätze, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich bin ungefragt in deine Gedankenwelt eingedrungen. Das tut mir leid.“, sagte er.

„Warum überhaupt?“, fragte Junko etwas verärgert.

Kazuma lächelte. „Ich hatte Angst. Angst, das du nie wieder aufwachen würdest. Das wollte ich nicht.“, sagte er traurig klingend.

„Aber es war nicht nett.“, sagte Junko immer noch verärgert.

Eine Träne fiel von Kazuma auf den Boden. „Von wegen. Du warst nicht nett!“, schrie er auf einmal.

Junko sah ihn erschrocken an. Seine Augen waren voller Tränen.

„Wie lange? Wie lange flüchtest du dich schon in diese Fantasiewelt? Und warum? Weil dir die Gegenwart nicht gefällt? Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du nicht mehr aufgewacht wärst. Ich weiß es wirklich nicht.“, sagte Kazuma schluchzend.

Junko senkte den Kopf. „So habe ich das noch nie gesehen.“, sagte sie.

Sie hob den Kopf wieder und sah Kazuma mitleidig an. „Ich hatte nie richtige Freunde in meinem Leben. Nur Menschen, die mich enttäuscht und allein gelassen haben. Irgendwann habe ich dann wohl angefangen, mich in diese Traumwelt zu flüchten.“, erklärte sie.

„Das musst du aber nicht mehr. Du musst nicht mehr in diese Traumwelt flüchten. Denn bald, bald wird es wieder so aussehen wie einst. Wenn die Saroks endlich besiegt sind und wir Menschen wieder in Frieden leben können.“, sagte Kazuma.

Junko ließ den Kopf wieder hängen. „Ich wünschte, ich könnte das glauben.“, sagte sie.

„Ich werde alles tun, um dieses Ziel zu erreichen.“, sagte Kazuma, der sich jetzt die Tränen wegwischte.

Dann legte er das Besteck hin und stand auf. „Dieser Planet ist zu schön, um ihn den Saroks zu überlassen. Er gehört uns.“, sagte er.

Junko wurde jetzt ein wenig rot. Sie erinnerte sich daran, wie Kazuma in ihrer Gedankenwelt war.

„Wir alle brauchen dich. Ich brauche dich.“, hatte er gesagt.

„Hast du das ernst gemeint, was du mir damals gesagt hast. Ich meine, das du mich brauchst.“, sagte sie.

Kazuma sah sie fragend an. Dann lächelte er. „Natürlich. Ich glaube, ohne dich hätte ich schon längst aufgegeben.“, sagte er.

Junko stand auf. „Dann werde ich auch nicht aufgeben!“, sagte sie.

Kazuma lächelte, als er Junko auch lächeln sah. „Wie wäre es, wenn wir morgen gleich anfangen? Morgen Abend wieder hier?“, fragte er.

„Sehr gerne.“, sagte Junko. Dann sah sie das Essen an. „ Das sollten wir aber nicht verkommen lassen.“, sagte sie.

Beide setzten sich wieder hin und aßen weiter.

Serena, welche die zwei aus einem Versteck beobachtet hatte, atmete auf. „Ein Glück. Vielleicht kann jetzt wieder Normalität einkehren.“, sagte sie leise.
 

Je näher sie nach Süden fuhren, umso wärmer wurde es. Nicht zuletzt war ja schon fast Sommer. Selbst Nachts war es angenehm warm, was Junko´s Training mit Kazuma etwas einfacher

gestaltete.Ratko beobachtete diesen Abend die beiden von oben, als Yuan zu ihm stieß.

„Sie sind besser geworden.“, sagte Ratko.

„Ja. Vor allem Junko. Sie steigert sich mit jedem Trainingstag.“, erwiderte Yuan.

Ratko sah den beiden staunend zu. „Vielleicht haben wir euch Menschen wirklich unterschätzt. Wenn ich diesem Mädchen so zusehe, glaube ich fast, das dem Imperator schwere Zeiten bevorstehen.“, sagte er.

Yuan wunderte sich. „Glaubst du wirklich?“, fragte er.

„Sie lernt schneller als ich damals von meinem Meister. Außerdem scheint Kazuma auch besser zu werden.“, erklärte Ratko.

Yuan seufzte. „Trotzdem wird es verdammt hart. Auf uns lastet eine gewaltige Verantwortung. Wir, die wir am Turnier teilnehmen sollen, müssen die Erde retten. Kazuma hat diesen Druck nicht.“, sagte Yuan.

„Komm schon. Hast du etwa Angst?“, fragte Ratko.

Yuan winkte ab. „Nein. Nicht doch.“, sagte er und senkte den Kopf. „Naja. Vielleicht ein bißchen.“, fügte er hinzu.

Ratko streckte sich. „Dann solltest du auch trainieren. Ich leg mich etwas hin.“, sagte er und ging.

„Trainieren? Warum nicht?“, sagte Yuan und ging.
 

Junko startete immer wieder Angriffe auf Kazuma.

„Du musst schneller werden und schneller denken. Wenn du einen intelligenten Gegner hast, hast du nicht viel Zeit, um deine nächste Aktion zu planen.“, riet Kazuma.

„Also du meinst, wenn ich jemandem gegenüberstehe, der intelligenter ist als du?“, fragte Junko keuchend.

„Du verstehst schon, wie ich das meine.“, sagte Kazuma.

In dem Moment ging Junko zum Schlag über, dem Kazuma gerade noch so ausweichen konnte.

Doch Junko drehte sich und rammte ihm seinen Ellenbogen in den Bauch.

Kazuma verlor das Gleichgewicht und drohte, in den Pool zu stürzen. Doch er bekam Junko´s Arm zu fassen. Die konnte sich aber selbst nicht halten und so fielen beiden in den Pool.

Junko lachte, als Kazuma wieder an die Oberfläche kam.

„ Irgendwie habe ich Gefühle, wir hatten das schon einmal.“, sagte Kazuma seufzend.

Eine Minute später lagen beide am Beckenrand.

„Ich glaube, für heute haben wir genug trainiert.“, sagte er.

„Ja. Glaube ich auch.“, sagte Junko.

Kazuma sah in den klaren Sternenhimmel. „Manchmal wünschte ich mich auch in meine unbeschwerte Kindheit zurück. Als alles noch in Ordnung war. War eine schöne Zeit. Aber ich werde diese Zeit zurückholen, egal wie.“, sagte er und sah Junko an.

Die war eingeschlafen und lag mit dem Gesicht zu ihm gerichtet.

Kazuma lächelte und wollte aufstehen, als Junko sich rumwälzte und ihren rechten Arm auf ihn fallen ließ.

„Papa.“, murmelte sie im Schlaf.

Kazuma sah Junko an. So konnte er nicht aufstehen. Da bemerkte er, das in dieser Position und mit den nassen Sachen Junko´s rechte Brust gut sichtbar war.

Kazuma schluckte und er wurde ganz rot.

„Vorsichtig.“, sagte er und zog ihr das Hemd langsam hoch, bis sie wieder bedeckt war.

„Mann.“, sagte er.

Plötzlich winkelte Junko ihr rechtes Bein an und rammte ihm ihr Knie genau zwischen die Beine.

Kazuma biss die Zähne zusammen. „Nur Mut.“, sagte er sich.
 

Am nächsten Morgen wurde Junko von der Sonne geweckt, die langsam über dem Horizont aufging.

Sie bemerkte, das sie halb über Kazuma hing, der auch endlich einschlafen konnte.

Rasch wälzte sie sich mit rotem Kopf runter und sah Kazuma an. Davon wurde der wach.

„Was ist los? Schon morgen?“, fragte er und rieb sich die Augen. Dann sah er Junko an, die bereits hochrot angelaufen war. „Ist was?“, fragte er.

Junko schluckte. „Tut mir leid. Ich bin gestern Abend so schnell eingeschlafen. Außerdem bin ich immer ziemlich wild im Schlaf.“, sagte sie. Dabei kochte ihr Kopf beinahe.

Kazuma lachte. „Ist schon gut. Ich war auch ein wenig müde gewesen. Und ich wollte dich nicht wecken. Du sahst so friedlich aus.“, sagte er.

Junko sah ihn fragend an. „Danke.“, sagte sie lächelnd.

Dann stand sie auf und sah zum Restaurant. „Ob es schon Frühstück gibt.“, sagte sie und ging los.

Kazuma seufzte. „Dieses Mädchen macht mich noch verrückt.“, entgegnete er.
 

Beim Frühstück trafen sich alle, weil Ratko sie darum gebeten hatte. Er wollte etwas bereden.

„Also, was ist los?“, fragte Robin, der sich gerade ein Brötchen schmierte.

Ratko räusperte sich. „Wir haben noch 7 Tage, ehe wir in Fortaleza ankommen. Dort werden wir garantiert erwartet. Also müssen wir uns etwas einfallen lassen, um das zu umgehen.“, sagte er.

Kazuma nickte. „Da hat er allerdings recht. Das Schiff umleiten können wir vergessen. In schätze, das die Saroks einen Sender in diesem Schiff haben. Also müssen wir eine andere Möglichkeit finden.“, sagte er.

„Aber was für eine? Sollen wir vielleicht kämpfen?“, fragte Atruschka.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Nein. Sie wissen mittlerweile, wie gefährlich wir sind gerade mit Ratko. Ein Kampf kommt nicht in Frage.“, sagte er.

„Wie wäre es mit einem U-Boot?“, fragte Serena.

Kazuma schmunzelte. „Wäre eine gute Idee, aber wo sollen wir eins herbekommen?“, fragte er.

„Aus dem unteren Laderaum.“, sagte Serena als wäre das selbstverständlich.
 

10 Minuten später fanden sie sich im untersten Laderaum wieder, in dem tatsächlich ein U-Boot an einem Dock lag.

Ratko ging zu einem der Computer. „Tatsächlich. Das muss Nadao gehört haben. Möglicherweise als Fluchtmöglichkeit.“, sagte er.

Junko sah ins Wasser. „Warum sinkt das Schiff dann nicht?“, fragte sie.

„Weil die unteren Luken momentan geschlossen sind. Wenn sie geöffnet werden, wird der Raum hier hermetisch abgeschottet und anschließend das Wasser wieder abgepumpt. Nadao hat wirklich an alles gedacht.“, erklärte Ratko.

„Sag mal. Was für eine Reichweite hat dieses U-Boot denn?“, fragte Kazuma.

Ratko sah es kurz an. „Etwa 1000 – 1200 Kilometer schätze ich.“, sagte er.

Kazuma holte eine Karte von Südamerika heraus und sah drauf. Es schien, das er etwas ausmessen würde.

„Prima. Das könnte sogar klappen.“, sagte er.

„Was denn? Sag schon.“, bat Serena.

Kazuma legte die Karte auf einen Tisch.

„Wenn wir lange genug warten, um abzulegen, können wir mit dem Boot bis zur Mündung zum Amazonas kommen. Dann könnten wir über Wasser bis nach Almeirim, wo wir uns ein Boot besorgen können, weil das Wasser wohl irgendwann nicht mehr tief genug für das U-Boot werden wird.“, sagte er.

„Du willst mit einem U-Boot den Amazonas rauffahren?“, fragte Robin.

„Nur bis nach Almeirim. Das wäre zu schaffen.“, sagte Kazuma.

„Aber wir dürfen nicht auftauchen, solange wir auf offenem Meer sind. Dort sind wir zu leicht zu entdecken.“, sagte Ratko.

„Schon klar. Wir nehmen genug Luft mit. Das klappt schon irgendwie.“, sagte Kazuma optimistisch.

„Versuchen wir´s.“, sagte Yuan zustimmend.

„Finde ich auch. Besser, als sich gefangen nehmen zu lassen.“, sagte Serena.

„Wir seht ihr anderen das?“, fragte Kazuma.

Alle lächelten. „Na gut. Wir sind dabei.“, sagte Robin.

„Dann werde ich mich um den Proviant kümmern. Mit dem Ding brauchen wir sicher nochmal eine Woche, bis wir in Almeirim ankommen werden. Da brauchen wir viel zu essen.“, sagte Ratko und ging.

Kazuma sah das U-Boot an. „Da werden die Saroks ganz schön blöd aus der Wäsche gucken.“, sagte er sich.

Chaos in Fortaleza

Kapitel 58: Chaos in Fortaleza
 

„Noch etwa 2 Tage, bis wir in Fortaleza ankommen.“, sagte Ratko, der etwas schläfrig im Zimmer der Jungs ankam.

Kazuma lag halbwegs wach im Bett. „Wie steht es mit den Vorräten?“, fragte er.

„Gut. Essen ist alles an Bord. Morgen noch der Sauerstoff und das Wasser.“, sagte Ratko.

Kazuma schmunzelte. „Was meinst du, wer uns erwarten wird? Ich meine in Fortaleza. Ein General?“, fragte Kazuma.

Ratko setzte sich auf sein Bett. „Zakor.“, sagte er.

Kazuma setzte sich auf und sah Ratko fragend an. „Zakor? Bist du sicher?“, fragte er.

Ratko nickte. „Ich kann seine Energie spüren. Selbst von hier aus. Allerdings weiß ich nicht, was er in Amerika macht.“, sagte Ratko.

„Das kann ich mir denken. Er nimmt es uns vermutlich übel, was wir mit ihm gemacht haben. Verstehe ich auch.“, sagte Kazuma.

Ratko sah Kazuma entgeistert an. „Du nimmst das erstaunlich gelassen hin. Zakor ist ein mächtiger Feind. Wenn er uns nicht an Bord findet, wird er uns jagen.“, sagte Ratko.

„Das kann er ruhig machen. Allerdings muss er uns erstmal finden. Und das werden wir ihm so schwer wie nur möglich machen.“, sagte Kazuma lächelnd.

Ratko schlug mit der Faust gegen die Wand. „Wie kannst du darüber noch Witze machen? Ich rede hier von Zakor. Nicht einmal ich könnte etwas gegen ihn unternehmen!“, sagte Ratko.

Kazuma schmunzelte. „Ich kann nichts dagegen unternehmen, auch wenn ich es schlecht rede, oder? Es bringt wohl nichts, sich Sorgen zu machen. Wenn es irgendwann zu einer Konfrontation kommt, werden sie weitersehen.“, sagte er.

„Ich gehe trainieren.“, sagte Kazuma, stand auf ohne auf Ratko zu achten und ging.

„Der Kerl versteht einfach den Ernst der Lage nicht.“, sagte Ratko genervt.
 

Zakor war in Fortaleza gelandet. Er hatte etliche Soldaten dabei, die bereits das Dorf abriegelten.

Zakor selbst ging zum Hafen und sah auf das Meer. „Nur noch wenige Stunden, dann folgt meine Rache.“, sagte er lächelnd.

Da piepste eine Art Uhr an seinem Handgelenk.

Zakor drückte einen Knopf an der Uhr und ein holographisches Bild von Bora erschien vor ihm.

„Wie ist die Lage?“, fragte Bora.

„Sehr gut. Fortaleza ist abgeriegelt. Die Leute bleiben in ihren Häusern. Sobald das Schiff hier anlegt, stürmen meine Soldaten das Schiff. Ich werde ihnen folgen, um Ratko und diesen Kazuma auszuschalten. Der Rest wird ein Kinderspiel.“, sagte Zakor.

„Unterschätze sie aber nicht. Und fang Ratko lebend. Das ist ein Wunsch des Imperators. Er will wohl an ihm ein Exempel statuieren.“, sagte Bora.

„Kann ich nicht versprechen.“, erwiderte Zakor und drückte einen weiteren Knopf, mit dem die Übertragung beendet wurde, ehe Bora noch etwas sagen konnte.

Dann verschränkte er die Arme und sah aufs Meer.
 

„Ist alles soweit verstaut?“, fragte Kazuma, der am Bug des Schiffes stand, von dem aus man schon das Festland sehen konnte.

„Alles drin. Wir können eigentlich ablegen.“, sagte Serena.

Kazuma lächelte. „Sehr gut. Dann nimm die anderen und geht schon mal vor. Ich hab noch was zu erledigen.“, sagte er.

Serena nickte und verschwand.

Kazuma öffnete die Tür zur Brücke, an der Enrico stand und die Computer überwachte.

„Wir sind bald da.“, sagte Enrico schluckend.

„Ich weiß.“, sagte Kazuma und tippte etwas auf dem Hauptcomputer ein.

„Was machst du da? Was soll das?“, fragte Enrico.

Kazuma zog jetzt seine Falkenklinge und trieb sie durch den Computer durch, der jetzt mit eifrigem Funkenschlag das Zeitliche segnete.

„Sag den Passagieren, sie sollten sich besser festhalten, wenn das Schiff einläuft.“, sagte Kazuma und verschwand.

Zwei Minuten später kam er beim U-Boot an und stieg ein.

„Tauchen. Sofort!“, sagte Kazuma.

„Ist ja gut. Hetz mich nicht.“, sagte Ratko.

„Muss ich aber. Du hast noch 55 Sekunden, ehe das Schiff auf Höchstgeschwindigkeit geht.“, sagte Kazuma.

Ratko schluckte. „Ist das dein Ernst?“, fragte er.

Kazuma grinste.

Ratko verstand, das es sein ernst war. Er drückte einige Knöpfe.

Die untere Luke ging auf und das U-Boot ging zu Wasser. Dann warf Ratko die Motoren an und fuhr los.

Kurz nachdem sie das Fahrwasser des Schiffes verlassen hatten, hörten sie, wie die Schiffsschrauben lauter wurden.

„Hast du das wirklich getan?“, fragte Junko.

„Wenn das Schiff in Fortaleza eintrifft, werden die Soldaten erstmal wichtigeres zu tun haben, als das Schiff zu durchsuchen.“, erklärte Kazuma.

Dann gab Ratko endlich Vollgas Richtung Westen.
 

„Da kommt es!“, rief einer der Soldaten.

„Ich weiß. Schrei nicht so!“, sagte Zakor genervt.

Zwei Gestalten erschienen hinter ihm. Es waren zwei kräftig gebaute Saroks.

„Sollen wir als erstes gehen?“, fragte der rechte.

„Nein. Ihr haltet euch erstmal bedeckt. Euer Einsatz ist erst gefragt, wenn die Soldaten den anderen nicht Herr werden. Ratko und Kazuma gehören aber mir.“, antwortete Zakor.

„Wie sie wünschen.“, sagten die beiden Gestalten.

Einer der Soldaten, der durch ein Fernglas sah, schluckte. „Äh... Sir!“, rief er.

„Was denn noch?“, fragte Zakor.

„D das Schiff! Es wird nicht langsamer.“, sagte der Soldat.

Zakor sah entgeistert zum Schiff, das sehr schnell näherkam und keine Anstalten machte, langsamer zu werden.

Einige Soldaten nahmen bereits reißaus.

„Die halten voll drauf zu.“, sagte die linke der Gestalten hinter Zakor.

Zakor ballte die Hände zu Fäusten. „Diese Mistkerle. Alle Rückzug! Soweit zurück wie möglich!“, schrie er.

Dann lief er selbst weg.

Enrico versuchte auf der Brücke, irgendwas zu machen, aber es gelang ihm nicht. Das einzige, was er machen konnte war, auf die Hupe zu drücken.

Selbst aus den Häusern kamen jetzt die Leute gestürmt.

„Das meinen die doch nicht ernst.“, rief ein Soldat auf der Flucht.

Das Schiff setzte jetzt mit voller Fahrt auf dem Boden auf. Es war so schnell, das es sich aufs Land schob.

Der nur mit Holz befestigte Kai war unter der Last zusammengebrochen und die ersten Häuser mussten dran glauben.

„Weiter!“, rief Zakor, als zwei weitere Häuser unter dem Druck aufgaben.

Der Bug schob einen großen Haufen Erde vor sich her und walzte alles in seinem Weg nieder.

Schließlich hielt es an.

Das Heck ragte mit noch laufenden Schrauben aus dem Wasser, während der Bug den Marktplatz erreicht hatte.

Jetzt neigte sich das Schiff ein wenig nach rechts, doch ein noch recht stabiles Gebäude stützte es ab, damit es nicht ganz umfiel.

Die Soldaten von Zakor waren über ein großes Gebiet zerstreut worden. Zakor selbst lag direkt vor der Erdlawine, die der Bug vor sich her getrieben hat.

„Alle Mann sammeln! Aufs Schiff! Sofort!“, schrie Zakor wütend.

Die zwei hinter ihm standen auf und sprang mit einem Satz an Deck. Dann ließen sie zwei Strickleitern runter, an denen die Soldaten hochklettern konnten.

„Das gibt´s nicht. Diese Kerle treiben mich noch zum Wahnsinn!“, schrie Zakor und ging ebenfalls an Bord.
 

10 Minuten später kamen die zwei Saroks mit Enrico und Lavita zurück.

„Die beiden haben wir gefunden.“, sagten sie zu Zakor.

„Wo? Wo sind Ratko und die Menschen hin?“, fragte Zakor wütend.

Enrico schluckte. „Ich weiß es nicht. Sie sollten eigentlich noch auf dem Schiff sein.“, sagte er.

„Ich weiß gar nichts. Sie haben mich überwältigt und eingesperrt. Wenigstens haben sie mir immer was zu Essen gegeben.“, sagte Lavita.

Zakor ballte beide Hände zu Fäusten und sah äußerst zornig aus. „Durchsucht das ganze Schiff! Dreht jeden Stuhl um, durchsucht jeden Kleiderschrank, jede verdammte Schublade! Findet sie!“, schrie er.

Die beiden Saroks nickten und verschwanden.

„So ein Mist!“, fügte Zakor schreiend hinzu.
 

Kazuma saß auf einem Stuhl in der Kommandobrücke des U-Bootes.

„Ich würde zu gerne Zakors Gesicht in diesem Moment sehen.“, sagte er.

Ratko schmunzelte. „Ja. Ich eigentlich auch. Aber nur, wenn er nicht gleich auf uns losgehen würde.“, sagte er.

Das stimmt allerdings. Sag mal. Kann das Ding nicht schneller?“, fragte Kazuma und sah Yuan an, der an einem Terminal saß.

„Tut mir echt leid, aber das ist alles, was aus dem U-Boot

rauszuholen ist. Aber keine Sorge. Selbst bei dieser Geschwindigkeit können wir locker entkommen. Wir müssten es in 8 Tagen nach Almeirim schaffen.“, erklärte er.

„Na prima.“, sagte Kazuma stand auf. Dabei stieß er mit dem Kopf an die Decke.

„Verdammt. Hier drin ist es so eng, das man nicht mal trainieren kann. Ich leg mich schlafen.“, sagte er und ging nach hinten.

„So eine Schlafmütze.“, sagte Serena, die neben Yuan saß, um ihm zu helfen.
 

Es wurde Abend, als die Soldaten mit der Durchsuchung des Schiffes fertig waren.

„Melde. Wir haben die Suche abgeschlossen und nichts gefunden.“, sagte einer der Soldaten zu Zakor.

„Wir haben etwas.“, sagten die zwei kräftigeren Saroks, die jetzt aus dem Schiff kamen.

„Im unteren Laderaum gibt es so was wie eine Klappe nach unten. Möglicherweise für ein Unterseeboot oder so etwas ähnliches.“, erklärte der rechte.

„Verstehe.“, sagte Zakor nachdenklich.

Er sah Enrico an. „Hatte Nadao ein U-Boot dabei für eine mögliche Flucht?“, fragte er.

Enrico sah ihn fragend an. „Keine Ahnung. Uns hat er nichts gesagt. Aber möglich wäre es schon.“, sagte er.

Zakor stand auf und sah wieder aufs Meer. „Wenn es stimmt, dann sind sie noch da. Da draußen.“, sagte er.

Er drehte sich ruckartig um und sah die beiden Saroks an.

„Teilt die Soldaten in zwei Einheiten auf. Dann klappert die Küste ab. Sowohl aufwärts als auch abwärts. Wäre möglich, das sie hier irgendwo an Land gehen oder schon gegangen sind. Findet sie oder das U-Boot.“, befahl er.

Die zwei Saroks verneigten sich und gingen.

„Du entkommst mir nicht, Kazuma.“, sagte Zakor lächelnd.
 

So vergingen einige Tage, in denen die Crew des U-Bootes sich immer wieder mal auswechselte, weil sie ständig in Bewegung bleiben mussten.

Kazuma saß am Steuer, als Junko, die am Radar saß, hochschrak. „Wir sind da. Das sind die Koordinaten!“, sagte sie.

Kazuma sah sie an. „Wirklich? Bist du sicher?“, fragte er.

„Glaubst du mir oder nicht?“, fragte Junko zurück.

„Schon gut. War nur ein Witz.“, sagte Kazuma.

„Dann tauchen wir mal auf und sehen uns das an.“, fügte er hinzu und stieg auf.

Das U-Boot druchstieß die Wasseroberfläche und Kazuma krabbelte raus.

Sie lagen kurz vor der Küste. Genauer gesagt vor der Mündung eines großen Flusses.

Junko kam auch nach oben.

„Darf ich vorstellen? Der große Amazonas.“, sagte Kazuma lächelnd.

„So groß sieht der gar nicht aus.“, sagte Junko amüsiert.

Kazuma seufzte. „Das war auch nur so geredet.“, sagte Kazuma und ging wieder runter.

Als sie wieder auf der Brücke waren, setzte er sich wieder ans Steuer. „Von jetzt an müssen wir besonders vorsichtig sein. Eine Weile können wir noch unter Wasser fahren. Aber wenn es nicht mehr tief genug ist, müssen wir über Wasser bis nach Almeirim. Also behalte das Radar genau um Auge, klar?“, fragte Kazuma Junko.

„Aye, Aye, Käptn.“, sagte die lächelnd.

„Klar.“, sagte Kazuma, tauchte wieder unter und sie fuhren los.
 

Es dauerte nur ein paar Stunden, bis das Wasser nicht mehr tief genug war, so dass sie auftauchen mussten.

Jetzt übernahm Ratko das Steuer, weil sie jetzt besonders acht geben mussten. Je weiter sie mit dem U-Boot fuhren, umso weniger Wasser hatten sie unter sich.

Kazuma stand draußen am Ausguck und sah in Richtung Ufer.

„Ist das schon der Regenwald?“, fragte Serena, die jetzt nach oben kam.

„Glaube schon. Hier ist doch alles Regenwald.“, sagte Kazuma.

Serena gähnte, weil es bereits Nacht geworden war. „Willst du dich nicht etwas hinlegen? Ich halte Wache.“, sagte sie.

Kazuma sah sie verwundert an. „Wenn ich das richtig sehe, bist du hier diejenige, die Schlaf nötig hat.“, sagte er.

„Ich weiß. Aber du musst doch auch irgendwann mal schlafen.“, erwiderte Serena.

„Nein. Lass nur. Ich genieße die Landschaft. Früher hat es auch in der Nähe von Tokio mal so ausgesehen. Kannst du dich noch an die Ausflüge mit unseren Eltern erinnern. Ab und zu sind wir mal am Wochenende in den Wald gefahren und haben gepicknickt. Einfach nur so. Ganz spontan.“, sagte Kazuma.

Serena senkte den Kopf. „Ja. Ich erinnere mich. War eine schöne Zeit.“, sagte sie.

„Mama hat ihren berühmten Schokoladenkuchen gemacht und der Kakao, den Papa immer angerührt hat, war spitze. Ich hab das immer genossen. Vor allem du warst immer wie wild auf den Kakao. Einmal hast du dich von Kopf bis Fuß bekleckert. Mama hat dich ausgezogen und dich in die Wolldecke eingewickelt, die wir dabei hatten. Das sah irrsinnig komisch aus.“, sagte Kazuma leicht lachend.

Dann sah er Serena an, die dicke Tränen in den Augen hatte.„Tut mir leid.“, entschuldigte er sich.

„Nein. Das muss dich nicht.“, sagte Serena schluchzend.

„Unsere Erinnerungen sind alles, was wir noch haben. Erst, wenn wir die verlieren, sind unsere Eltern wirklich tot.“, sagte sie.

Kazuma umarmte seine Schwester. „Ich werde sie niemals vergessen.“, sagte er.

Serena weinte jetzt richtig. „Ich auch nicht.“, sagte sie und umarmte Kazuma fest.

Junko stand unter der Luke und hatte alles mit angehört. „Die beiden hatten es nicht leicht. Aber sie hatten wenigstens einander.“, dachte sie leise.

„Willst du nicht auch hochkommen?“, fragte Kazuma.

Junko wunderte sich und sah nach oben. Sie wurde ein wenig rot, als sie merkte, das sie bemerkt worden war.

„Komm schon.“, sagte Kazuma.

Junko stieg nach oben. „Tut mir leid, das ich euch belauscht habe. Ich wollte das nicht.“, sagte sie.

„Lass nur. Ist in Ordnung. Immerhin hattest du es auch nicht leicht.“, sagte Kazuma.

„Das stimmt. Aber du hast uns. Ich bin deine Freundin.“, sagte Serena und umarmte Junko.

„Das stimmt. Wir werden zusammenhalten, egal was kommt.“, sagte Kazuma.

Junko nickte. „Ja. Das werden wir.“, bestätigte sie.

Das U-Boot setzte seine Fahrt fort.
 

Zakor bekam inzwischen Nachricht von den zwei Saroks.

„Östlich ist keine Spur zu entdecken. Wir haben bereits 200 Kilometer Küste abgesucht, aber nichts gefunden.“, sagte einer der beiden.

„Westlich haben wir auch noch kein Glück. Aber wir werden weitersuchen.“, sagte der andere.

Zakor saß auf einem Stuhl in Fortaleza. „Wo wollt ihr hin? Zu wem wollt ihr?“, fragte er leise.
 

„Kommandant Shugo!“, rief einer der Widerstandskämpfer in Tokio. Er hielt ein Blatt Papier in der Hand.

„Wie es scheint, haben Kazuma und Serena es bereits nach Südamerika geschafft. Wir haben Nachrichten, das sie in Portugal ein Schiff genommen haben.“, sagte der Kämpfer erfreut.

Shugo lächelte. „Sehr gut. Wie es scheint, habe ich die zwei unterschätzt. Sie könnten es tatsächlich schaffen.“, sagte er.

„Aber sie werden es nicht einfach haben.“, sagte Teruaki, der Anführer der ersten Einheit, der ebenfalls da war.

„Wie meinst du das?“, fragte Shugo.

Teruaki legte Shugo das Bild eines weiblichen Saroks auf den Tisch. „Das ist Leola. Obergeneral über Amerika. Laut unseren Informationen ist sie sehr stark. Möglicherweise der stärkste der Obergeneräle. Wenn die Gruppe auf sie trifft, wird es schwer.“, sagte Teruaki.

Shugo sah das Bild an. „Mit etwas Glück wird es nicht so weit kommen.“, sagte er. „Aber ist sie wirklich so gefährlich?“, fragte er.

„Allerdings. Sie war es, die vor 5 Jahren die Zentauris zerstörte.“, sagte Teruaki.

„Die Zentauris? Die von der amerikanischen Regierung gebauten Riesenroboteranzüge?“, fragte Shugo.

„Allerdings. Und das war nicht alles. Sie hat den Widerstand in der USA quasi zum erliegen gebracht. Es wäre also falsch, sie zu unterschätzen.“, erklärte Teruaki.

Shugo nickte. „Wir können nur hoffen und beten.“, sagte er und legte das Bild wieder weg. „Nur hoffen und beten.“, fügte er hinzu.

Jack

Kapitel 59: Jack
 

„Wir sind bald da. Noch etwa 2 Stunden.“, sagte Atruschka, die gerade am Radar saß.

„Gut. Sag mir in einer Stunde nochmal bescheid. Wir sollten vorher an Land gehen. Es erregt zuviel aufsehen, wenn wir in dem Ding in der Stadt vor Anker gehen würden.“, erklärte Kazuma am Steuer.

„Und wenn wir dort sind, suchen wir uns ein Boot?“, fragte Robin, der in einer Ecke der Brücke stand.

„Ganz genau. Am besten mit einem erfahrenen Käptn, der sich mit dem Fluss auskennt.“, sagte Kazuma.

Ratko kam jetzt rein. „Bedenke aber auch die Risiken. Zakor wird nicht aufgeben. Ich kenne ihn. Er wird uns verfolgen.“, sagte er.

„Aber wir haben einen Vorteil. Den Vorsprung.“, sagte Atruschka.

„Du sagst es. Solange Zakor im Trüben fischt, fahren wir den Fluss hoch zu unserem Ziel.“, sagte Kazuma.

„Unterschätze Zakor nicht.“, riet Ratko.

„Unser Ziel? Das klingt, als wenn wir wüssten, was uns dort erwartet. Dabei ist es nur ein roter Punkt mitten im Urwald. So ein Schwachsinn.“, meckerte Robin.

„Nun mach mal nicht den Miesepeter. Bisher sind wir gut zurechtgekommen, oder? Vertrauen wir den Daten einfach.“, sagte Atruschka.

Robin seufzte. „Wäre ich auch so optimistisch...“, sagte er.
 

Inzwischen hatte Zakor seine Suchteams mit dem Schiff wieder abgeholt und stand vor den zwei Anführern.

„Wir haben keine Spur von ihnen gefunden. Nicht einen Anhaltspunkt.“, sagte der linke.

„Vielleicht sind sie aufs offene Meer hinaus gefahren. Dann hätten wir auch nichts finden können.“, sagte der rechte.

Zakor schüttelte den Kopf. „Nein. Das glaube ich nicht. Sie wollten auf diesen Kontinent. Möglicherweise lebt hier jemand, den sie noch aufsammeln müssen.“, sagte er.

„Aber wer? Ein Einheimischer?“, fragte der linke.

Zakor dachte nach und sah auf eine Karte. „Der Fluss hier wäre groß genug, um sogar einem U-Boot die Weiterfahrt zu ermöglichen.“, sagte er und zeigte auf den Amazonas.

„Da werden wir weitersuchen.“, fügte er hinzu.
 

Kazuma hatte das U-Boot nahe Almeirim so nahe ans Ufer gebracht wie möglich. Dann gingen sie an Land.

Ratko kam als letztes. Er beeilte sich, noch an Land zu kommen.

„Wo warst du denn so lange?“, fragte Serena.

Plötzlich stiegen um das Boot Luftblasen auf und es versank so tief es konnte.

„Du hast es versenkt?“, fragte Serena verwundert.

„Natürlich. Sonst wäre es zu leicht zu entdecken. So braucht Zakor etwas länger.“, erklärte Ratko.

„Klingt vernünftig.“, sagte Yuan.

„Also. Wie weit ist es noch?“, fragte Robin genervt.

„Etwa eine halbe Stunde flussaufwärts.“, sagte Kazuma.

„Dann mal los.“, sagte Serena anspornend.
 

Tatsächlich kam eine halbe Stunde später Almeirim in Sicht.

„Nicht gerade eine Großstadt.“, sagte Robin enttäuscht.

„Umso besser. Hier gibt es bestimmt keine Saroks.“, sagte Junko.

„Stimmt.“, bestätigte Kazuma.

Atruschka sah die Sachen an, die sie trug. „Wir sollten uns vielleicht neu einkleiden, bevor wir eine Bootsfahrt in den Regenwald unternehmen.“, sagte sie.

„Gute Idee. Ich bin dabei.“, verkündete Serena.

Junko war auch gleich Feuer und Flamme.

„Dann kümmere ich mich um Boot und Käptn.“, sagte Kazuma.

„Gut. Ich komme mit.“, sagte Robin.

Ratko und Yuan wollten sich um alles weitere kümmern.

Während die Frauen ein Bekleidungsgeschäft suchten, gingen Kazuma und Robin in Richtung Hafen.
 

Eigentlich war der Hafen mehr eine Ansammlung von maroden Holzstegen, an denen hier und da kleinere und größere Boote lagen.

Die meisten sahen so aus, als würden sie sofort untergehen, wenn jemand hineinsteigte.

„Nicht gerade vielversprechend.“, sagte Robin.

Kazuma sah zu einem weiteren Steg, an dem nur ein Boot vertäut war. Es war größer als die anderen, auch wenn es ebenfalls nicht besser aussah.

„Was ist mit dem?“, fragte Kazuma und ging zu dem Boot.

Robin folgte ihm.

Auf dem Rumpf stand –MARIE- drauf.

„Hallo?“, rief Kazuma.

Die Tür zum Unterdeck ging auf und ein Mann kam heraus. Er hatte langes, ungepflegtes Haar, trug ältere, mit Flecken übersäte Kleidung und hielt eine Whiskyflasche in der linken Hand.

„Was gibt´s denn?“, fragte der Mann leicht angetrunken.

Kazuma wusste nicht, wie er reagieren sollte. Mit so einer Gestalt hatte er nicht gerechnet.

„Wir wollten fragen, ob man das Boot mieten kann.“, ergriff Robin das Wort.

Der Mann lächelte kurz, setzte dann die Whiskyflasche an und nahm einen ordentlichen Schluck. „Kommt darauf an, wofür.“, sagte er.

„Wir müssen den Fluss rauffahren.“, erklärte Kazuma.

Der Mann lachte ein wenig und sah dann beide wieder an. „Ist das euer Ernst? Den Fluss rauffahren. Ich hab ja schon viel gehört, aber das ist klasse. Wie weit denn?“, fragte er belustigt.

„Ungefähr 500 Kilometer landeinwärts!“, sagte Kazuma.

Sofort stieß der Mann noch einen Lacher aus. „500 Kilometer? Ihr seid wirklich verrückt.“, sagte er immer noch lachend.

„Und was ist daran bitte so lustig?“, fragte Robin mit ernstem Gesichtsausdruck.

Der Mann verstummte plötzlich und sah beide nochmal an. „Ihr kommt wohl nicht aus der Gegend, was?“, fragte er eingeschüchtert.

„Nein. Tun wir nicht.“, entgegnete Kazuma.

Der Mann nickte und sah seine inzwischen leere Whiskyflasche an. „Kommt mit in die Bar. Bei nem Drink erzähle ich euch, warum ihr niemanden finden werdet, der euch flussaufwärts bringen wird.“, sagte er und ging an den beiden vorbei.

„Ich weiß nicht.“, sagte Robin seufzend.

„Komm schon.“, sagte Kazuma.
 

10 Minuten später saßen die drei in einer Bar am Tisch.

„Drei mal nen doppelten Whisky. Wollt ihr auch was?“, fragte der Mann, als die Bedienung da war.

„Nein danke.“, sagte Kazuma zurückhaltend freundlich.

„Dann nicht.“, sagte der Mann und die Bedienung ging wieder.

„Zunächst einmal... Ich bin Jack.“, sagte der Mann halbwegs deutlich.

„Ich bin Kazuma und das ist Robin.“, stellte Kazuma vor. „Also. Erzählen sie uns, warum sie solche Angst haben, den Fluss raufzufahren?“, fragte Kazuma.

Jack lehnte sich zurück. „Wegen den Einheimischen dort. Es gab schon immer viele Kannibalen. Aber seit der Invasion ist es noch gefährlicher. Zusätzlich zu den ohnehin schon gefährlichen Wildtieren haben die Saroks auch noch andere Kreaturen im Wald ausgesetzt. Bislang ist kein Boot, das in Richtung Westen gefahren ist, je wiedergekommen.“, sagte Jack.

„Aber wir müssen dorthin. Egal, wie.“, sagte Kazuma.

Jack seufzte. „Warum eigentlich? Was hofft ihr, dort zu finden?“, fragte er.

Kazuma atmete einmal tief durch. „Wir suchen jemanden, der sich dort aufhalten soll.“, sagte er. Dann holte er eine Karte heraus und zeigte auf die Zielkoordinaten.

Jack machte große Augen, als er das Ziel sah. Dann grübelte er. „Muss wirklich wichtig sein, wenn ihr so was in Kauf nehmt, nur um jemanden zu finden.“, sagte er.

„Allerdings. Das Überleben der Menschheit hängt vielleicht davon ab.“, sagte Robin.

Kazuma erschrak. So direkt hätte er das nicht sagen wollen.

Jack schmunzelte. „Also doch.“, sagte er.

„Was... also doch?“, erwiderte Kazuma fragend.

„Das Gerücht über das Turnier und die Typen, welche die Kandidaten dafür suchen. Das seid doch ihr, oder?“, fragte Jack.

„Woher weißt du davon?“, posaunte Robin gleich los, ohne das Kazuma etwas dagegen unternehmen konnte.

„Wir leben hier zwar etwas abseits der Zivilisation, aber ab und an kriegen wir auch Nachrichten.“, sagte Jack und sah die beiden skeptisch an. „Seid ihr nicht mehr?“, fragte er.

„Die anderen besorgen noch ein paar Sachen.“, sagte Kazuma, dem der Schweiß auf der Stirn stand.

Jack sah auf die Karte. „Hier wollt ihr hin?“, fragte er und zeigte auf einen Punkt.

„Genau.“, sagte Kazuma.

Daraufhin sah Jack auf die Uhr. „Morgen Mittag 12 Uhr am Pier. Bis dahin hab ich meine Marie soweit fertig, das wir losfahren können. Ich erwarte euch dann.“, sagte Jack und ging.

„Ob das die richtige Entscheidung war?“, fragte Kazuma.

Wir können nur hoffen.“, sagte Robin.

Kazuma sah ihn jetzt wütend an. „Wie konntest du ihm das erzählen? Du solltest doch wissen, das es Menschen gibt, die mit den Saroks gemeinsame Sache machen.“, sagte er.

„Komm schon. Nicht jeder Mensch ist schlecht.“, sagte Robin schulternzuckend.

„Oh mann.“, sagte Kazuma seufzend.
 

Sie checkten in einem kleinen Gasthaus ein und während Robin zum Treffpunkt mit den anderen ging, sah sich Kazuma noch ein wenig in der Stadt um.

Allerdings gab es kaum interessante Sachen zu sehen.

Das änderte sich, als er so etwas wie einen Marktplatz betrat. Es war ein großer, kreisrunder Platz mit einer riesigen Statue in der Mitte.

Bei näherer Betrachtung konnte man allerdings sehen, das es keineswegs eine Statue war, sondern ein übergroßer Roboter, der an einer Stahlaufhängung stand.

„Mein Gott. Was ist den das?“, fragte Kazuma lauthals.

„Was denn? Sie haben noch nie einen der Zentauri gesehen?“, fragte ein alter Mann, der auf einer nahen Bank saß.

„Ähm. Nein. Was sind denn das für Dinger?“, fragte Kazuma.

Der Mann stand mühsam auf und ging zu der Robotergestalt. „Der hier gehörte zu Einheit 1. Die erste Welle, die gegen die Saroks geführt wurde. Almeirim hat der Invasion 6 Monate standgehalten, bevor auch wir uns den Saroks geschlagen geben mussten.“, erklärte er. Er sah Kazuma an. „Es ist eine mechanische Ganzkörperrüstung, bestückt mit allen denkbaren Waffen, entwickelt von Menschen.“, fügte er hinzu.

Kazuma staunte. „Das haben wir erfunden, nicht die Saroks?“, fragte er. Dann sah er die Gestalt an. „Und da war ein Mensch drin? Unglaublich.“, fügte er hinzu.

„Ja. Aber leider war Leola stärker als sie dachten. Sie vernichtete alle Zentauris. Allerdings wird behauptet, das sie ihr Lager noch nicht gefunden hat. Es könnten irgendwo noch welche existieren, die nur auf die richtige Gelegenheit zum zuschlagen warten. Jedenfalls hoffen wir das.“, sagte der Mann.

„Vielen Dank für die Geschichtsstunde.“, sagte Kazuma und trat den Rückweg zum Hotel an.
 

„Hast du noch immer keine Spur?“, fragte Bora wütend. Er war mit Zakor verbunden. Hinter Bora stand Leola.

„Ich habe eine Ahnung, in welche Richtung sie wollten.“, sagte Zakor.

„Eine Ahnung? Ich hoffe, diese Ahnung stimmt auch. Der Imperator duldet keine Verzögerung deinerseits mehr.“, schrie Bora.

„Andernfalls übernehme ich das.“, sagte Leola.

Zakor ballte beide Hände zu Fäusten. „Das hättest du gerne. Vergiss es. Ich werde das erledigen.“, sagte er und schaltete ab.

„Ich werde diesen arroganten Idioten schon zeigen, was ich kann.“, sagte er.

Hinter ihm standen die zwei Anführer seiner Einheiten.

„Lassen sie sich da nicht zu sehr von ihren Gefühlen leiten?“, fragte der Rechte.

„Niemals!“, schrie Zakor. Doch es klang nicht sehr überzeugend.
 

„Das sieht spitze aus!“, sagte Serena.

Sie hatte Kazuma eine Art Safarioutfit mitgebracht, der das gerade anprobierte.

„Und warum fühle ich mich dann nicht so?“, fragte er missmutig.

Yuan prustete los, als er Kazuma in kurzer Hose sah. „Das sieht total bescheuert aus.“, verkündete er.

Atruschka sah ihn lächelnd an. „Du kriegst auch so eines. Probier es doch mal an.“, sagte sie und gab Yuan eine Tasche.

Der schluckte. „Muss ich wirklich?“, fragte er.

„Ihr alle müsst!“, sagte Serena.

Ratko sah verwundert in die Runde. „Ich auch?“, fragte er.

Serena nahm die größte Tasche. „Das müsste eigentlich passen.“, sagte sie.

Kurz darauf waren alle umgezogen.

Diesmal amüsierte sich Kazuma. „Wenigstens bin ich nicht der einzige, der sich hier zum Affen machen lässt.“, sagte er kichernd.

„Tada.“, sagte Junko und kam mit ihrem neuen Outfit daher, das fast genauso aussah, wie die der anderen.

„Was soll denn dieses – Tada -?“, fragte Kazuma.

Junko sah ihn grimmig an. „Findest du nicht, das ich darin sexy aussehe?“, fragte sie.

Kazuma betrachtete Junko genauer und wurde ein wenig rot dabei.

„Schluss damit. Für solche Kindereien haben wir keine Zeit. Sagt lieber, ob ihr ein Boot habt oder nicht.“, sagte Serena.

„Ja, haben wir! Morgen mittag geht es los. Wir können also in aller Ruhe eine Runde schlafen.“, sagte Kazuma.

„Ich weiß nicht.“, sagte Ratko und sah aus dem Fenster.

„Hast du Angst?“, fragte Kazuma aufdringlich.

Ratko schluckte. „Nein. Nur ein ungutes Gefühl.“, sagte er.

„Legen wir uns schlafen.“, sagte Serena gähnend.

„Ich werde wach bleiben. Jemand sollte aufpassen.“, sagte Ratko.

„Gut. Du kannst mich in 4 Stunden wecken, dann übernehme ich die zweite Wache.“, sagte Kazuma.

Ratko nickte zustimmend.

So legten sie sich schlafen.

„Heute Nacht wird etwas passieren.“, dachte Ratko sorgenvoll.
 

Zakor war mit seinem Schiff am Ufer des Amazonas gelandet und begutachtete das gesunkene U-Boot.

„Sie können nicht weit sein. Das liegt noch nicht lange da.“, sagte einer der Generäle.

„In der Nähe ist eine Stadt. Vielleicht sind sie dort.“, sagte der andere.

Zakor sah auf die untergehende Sonne. „Dann legen wir los. Durchsuchen wir die Stadt.“, sagte Zakor.

„Jawohl!“, sagten beide Anführer im Chor und gingen.

Zakor sah in Richtung Almeirim. „Heute Nacht gehört ihr mir.“, sagte er.
 

Es war gegen Mitternacht, als Kazuma zu Ratko kam.

„Du hast noch ne Stunde.“, bemerkte Ratko.

„Ich kann sowieso nicht schlafen, egal was ich versuche.“, sagte Kazuma seufzend.

„Dann geht’s dir wie mir.“, sagte Ratko.

Kazuma schmunzelte. „Machst du dir etwa Sorgen?“, fragte er.

„Nein. Ist nur so ne Ahnung.“, sagte Ratko.

Kazuma setzte sich. „Hast du die Entscheidung, dich uns anzuschließen, eigentlich schon mal bereut?“, fragte er.

Ratko schmunzelte jetzt ebenfalls. „Nein. Für Zakor war ich nur sowas wie ein Laufbursche, der unbeliebte Aufträge erledigt hat. Aber hier habe ich das Gefühl, dazu zu gehören. Ein Teil der Gruppe zu sein.“, erklärte Ratko.

Kazuma nickte. „Ich weiß, was du meinst. Wir sind Freunde, die sich gegenseitig helfen. Die sich unterstützen.“, sagte Kazuma.

„Ja. So eine Gemeinschaft habe ich schon lange nicht mehr erlebt.“, sagte er.

„Ist wohl nicht leicht.“, erwähnte Kazuma.

„Nein.“, gab Ratko ihm recht. Plötzlich stutzte er.

„Was ist los?“, fragte Kazuma, der das bemerkte.

„Soldaten.“, sagte Ratko und zeigte aus dem Fenster.

In der Dunkelheit konnte man einige Gestalten sehen, die durch die Straßen liefen.

„Zakors Leute.“, sagte Kazuma mit Bestimmtheit.

„Du hast recht. Wecken wir die anderen.“, sagte Ratko.
 

10 Minuten später versammelten sie sich.

„Zakor weiß wahrscheinlich nicht, in welchem Haus wir sind. Er wird jedes durchsuchen lassen, bis er uns findet.“, erklärte Ratko.

„Aber die Leute hier können doch nichts dafür.“, sagte Serena besorgt.

„Ganz ruhig. Wir haben einen Plan.“, sagte Kazuma. „Wir gehen zum Hafen und legen ab.“, fügte er hinzu.

Ratko schüttelte den Kopf. „So leicht wird das nicht. Zakor ist hier und vermutlich auch Kami und Ito.“, sagte er.

„Wer?“, wollte Yuan wissen.

„Die Befehlshaber und Leibwächter von Zakor. Sie sind gefährlich und jeder befehligt jeweils eine Hälfte von Zakors Armee.“, erklärte Ratko.

„Das heißt, wir müssen strategisch vorgehen.“, sagte Junko.

Kazuma sah seine Schwester an. „Schlagt euch zum Hafen durch. Ich lenke Zakor ab.“, sagte er.

„Nein. Du hast es versprochen.“, schrie Serena.

Ratko legte seine Hand auf Kazumas Schulter. „Der Plan ist gut, aber überlass Zakor mir.“, sagte er.

Kazuma sah ihn an. „Aber du kannst ihn doch niemals alleine besiegen.“, sagte er.

Ratko lächelte. „Jetzt ist es wichtig, das ihr überlebt. Ihr müsst entkommen. Macht euch keine Sorgen um mich.“, sagte er mutig.

Revanche

Kapitel 60: Revanche
 

„Das ist verrückt.“, entgegnete Kazuma auf Ratkos Vorschlag.

„Er hat aber recht. Das ist die einzige Möglichkeit.“, sagte Yuan.

Kazuma sah Ratko nochmal an. „Zakor wird bestimmt keine Milde walten lassen.“, sagte er.

„Ich weiß. Aber er sollte mich nicht unterschätzen.“, sagte Ratko.

„Gibt es keinen anderen Weg?“, fragte Kazuma.

Ratko schüttelte den Kopf. „Zakor wird euch weiter verfolgen. Aber ich verschaffe euch etwas Vorsprung.“, sagte er.

„Also gut.“, sagte Serena.

Auch alle anderen nickten.

Ratko klopfte Kazuma auf die Schulter. „Kümmere dich gut um deine Freunde.“, sagte er.

Kazuma senkte den Kopf. „Pass gut auf dich auf.“, sagte er.

Ratko sah die anderen jetzt an. „Ich hoffe, das ihr es schafft.“, sagte er, nahm seine Axt, die in einer Ecke stand und ging.

„Wir warten besser noch ein paar Minuten. Dann gehen wir zum Hafen und verschwinden mit dem Boot.“, sagte Serena.

„Gut. So machen wir es.“, sagte Kazuma leicht traurig klingend.
 

Ratko war auf die Straße angekommen und sah sich um. „Zakor!“, schrie er lauthals, so dass es überall zu hören war. „Ich weiß, das du mich hören kannst! Komm zum nördlichen Ende des Dorfes. Ich erwarte dich dort!“, fügte er hinzu.

Dann atmete er tief durch. „Er wird kommen. Ganz sicher.“, sagte er sich.

Schließlich machte er sich auf den Weg.
 

„Darauf geht der doch nie ein. Der muss doch ahnen, das es ein Ablenkungsmanöver ist.“, sagte Serena.

„Doch er wird kommen. Ratko ist für Zakor eine wertvolle Beute.“, erklärte Kazuma.

„Beute? So redest du von Ratko, nachdem er uns geholfen hat?“, fragte Yuan.

„Tut mir leid, aber es ist nun mal so. In Ratko sieht Zakor eine Trophäe. Er hat sich gegen ihn gestellt und jetzt kann erihn gefangen nehmen. Das ist nun mal so.“, erklärte Kazuma.

„Ich mag ja Saroks nicht besonders, aber Ratko war schon so etwas wie ein Freund.“, sagte Atruschka seufzend.

„Wir sollten jetzt los. Ich kann niemanden mehr auf der Straße sehen.“, sagte Yuan.

„Na gut. Auf zum Hafen.“, sagte Serena.
 

Vorsichtig huschte die Truppe durch die nächtlichen Straßen. Immer auf der Hut vor Patroullien. Sie ahnten nicht, das sie bereits beobachtet wurden.

Kami und Ito standen auf einem nahen Dach im Schatten, damit sie nicht gesehen werden konnten.

„Der Meister hatte recht. Sie fliehen in Richtung Hafen.“, sagte Kami, der jetzt eine rote Rüstung trug.

„Sehr gut. Wie wäre es mit einem kleinen Kampf? Ich freue mich schon darauf.“, sagte Ito und leckte sich genüsslich die Lippen. Er trug eine blaue Rüstung.
 

Ratko war inzwischen am nördlichen Ende der Stadt angekommen. Da Zakor noch nicht da war, rammte er seine Axt senkrecht in den Boden und setzte sich auf einen großen Stein.

„Gleich ist es soweit. Gleich werde ich mich erneut mit Zakor messen. Es ist genauso wie damals.“, dachte er.
 

Ratko kämpfte mit Zakor im Hof von Neuschwanstein. Die beiden lagen im Clinch.

„Wenn du verlierst, wirst du mein Untertan und machst alles, was ich dir sage.“, erklärte Zakor.

„Nicht, wenn ich gewinne!“, schrie Ratko.

Sie lösten sich voneinander und nahmen etwas Abstand.

„Du wirst nie gewinnen. Ich bin dir immer voraus.“, sagte Zakor. Er schoss auf Ratko zu und schwang seine Faust in seine Richtung.

Ratko hielt die Axt dagegen, doch der Schlag zerbrach ihren Stab und bohrte sich in Ratko´s Magengrube. Völlig fertig ging er zu Boden.

„Ich habe gewonnen. Aber du kannst mich natürlich jederzeit zu einer Revanche herausfordern. Das heißt, falls du irgendwann stark genug sein solltest, mich nochmal zu bekämpfen.“, sagte Zakor lächelnd.
 

Ratko sah auf. Der Mond tauchte die Häuser von Almeirim in eine romantische Kulisse. Inmitten dieser Kulisse stand Zakor.

„Heute ist es also endlich soweit. Du hast den Mut, mich erneut herauszufordern. Allerdings wird das Ende das gleiche sein wie vor 5 Jahren.“, sagte Zakor.

„Warten wir´s ab. Ich habe viel dazugelernt. Nicht zuletzt dank dir.“, sagte Ratko.

Er stand auf, zog seine Axt aus dem Boden und schulterte sie. „Fangen wir an.“, sagte er lächelnd.
 

Die Truppe um Kazuma näherte sich rasch dem Hafen.

„Wir sind bald da.“, flüsterte Robin den anderen zu.

„Bist du sicher, das dieser Typ auf dem Boot ist?“, fragte Serena.

„Nicht ganz, aber ich hoffe es.“, sagte Kazuma.

„Na toll. Was machen wir, wenn er gar nicht da ist?“, fragte Junko.

„Das sehen wir dann.“, sagte Kazuma.

„Vorsicht!“, schrie Yuan.

Hinter Kazuma kam eine leuchtende Kugel angeschossen. Als er sich umdrehte und sie sah, zog er die Bärenklinge, um sie abzufangen.

Die Kugel traf die Klinge und drückte dagegen. Kazuma hatte Mühe, dagegen anzukommen, aber er konnte sie ablenken und in den Himmel schleudern, wo sie mit einem gleißenden Blitz explodierte.

„Das war knapp.“, sagte Atruschka.

„Wo kam das her?“, fragte Kazuma und sah auf das gegenüberliegende Dach.

Dort standen zwei Gestalten die ein wenig kicherten.

„Nicht schlecht. Gut reagiert!“, sagte Ito.

„Das stimmt. Zakor hat nicht übertrieben, als er von dir erzählt hat.“, sagte Kami.

„Wer seid ihr?“, fragte Kazuma, doch er konnte sich die Antwort schon denken.

Beide sprangen vom Dach runter. „Ich bin Kami!“, sagte Kami im roten Outfit.

„Und ich Ito.“, sagte Ito in seinem blauen Overall.

Kazuma seufzte. Selbst für Saroks sahen die beiden bescheuert aus.

„Und was wollt ihr?“, fragte Atruschka, die sich offensichtlich herausgefordert fühlte.

„Das Böse an der Wurzel bekämpfen, um es auszumerzen“, sagten beide im Chor.

Kazuma konnte nur den Kopf schütteln.

„Das werdet ihr niemals schaffen. Wir werden gewinnen!“, schrie Atruschka.

„Hast du sie noch alle?“, fragte Kazuma.

Yuan trat neben Atruschka. „Flieht. Wir werden das übernehmen.“, sagte er lächelnd.

Kazuma packte sich an den Kopf. Es schien, als wären die beiden total durchgedreht.

„Verschwindet schon. Die zwei Freaks schaffen wir.“, sagte Yuan leise.

„Komm schon.“, bat Junko.

Kazuma sah Yuan an. „Wir warten auf euch.“, sagte er.

Dann gingen sie.

„Halt!“, rief Ito und sprang ihnen hinterher, doch Atruschka sprang ebenfalls in die Höhe und blockte Itos Sprung ab, um ihn wieder zurückzuschleudern.

„Wir sind eure Gegner.“, sagte Yuan hämisch grinsend.

Ito stand wieder auf und ging zu Kami. „Die sind nicht ohne. Wirklich nicht!“, sagte er.

„Dann müssen wir eben erst die zwei besiegen, bevor wir uns dem eigentlichen Problem zuwenden können.“, sagte Kami.

„Okay. Die machen wir platt.“, sagte Ito.

„Wir müssen vorsichtig sein. Obwohl die beiden offensichtlich einen an der Waffel haben, sind sie stark. Wir dürfen sie nicht unterschäten.“, erklärte Yuan.

Atruschka nickte. „Gut. Übrigens danke, das du mir hilfst.“, sagte sie.

„Ist doch klar.“, erwähnte Yuan.
 

Ratko und Zakor standen sich kampfbereit gegenüber. Bis jetzt hatte nicht keiner angegriffen.

„Was ist los? Traust du dich etwa nicht?“, fragte Zakor etwas belustigt.

Ratko schluckte und nahm die Axt etwas fester in die Hände. „Fang du doch an.“, sagte er herausfordernd.

Zakor lächelte. „Wie du willst.“, sagte er.

Ohne Vorwarnung preschte er auf Ratko zu und zog von seinem Rücken das Schwert Andromeda.

Ratko hob seine Axt an, als die Klinge des Schwertes auf ihn zukam und hielt die Axt dagegen.

Beide Klingen prallten aufeinander.

Zakor wunderte sich. „Was jetzt? Warum wirst du nicht von der Kraft meines Schwertes geschockt?“, fragte er.

Ratko lächelte. „Ich habe mich 5 Jahre auf diesen Kampf vorbereitet. Glaubst du etwa, ich hätte in dieser Zeit keine Taktiken gegen dich erarbeitet?“, frate Ratko.

Zakor sah, das Ratko Gummihandschuhe trug.

„Verstehe. Du hast dir also Gedanken gemacht. Sehr clever.“, sagte Zakor.

„Zusätzlich trage ich noch Gummisohlen. Mich schockst du nicht mehr.“, sagte Ratko lächelnd.

Zakor zog die Klinge zurück. „Das ist noch längst nicht alles. Ich habe nicht einmal angefangen.“, sagte er.

„Ich weiß. Dann solltest du das langsam tun.“, sagte Ratko.Dann hob er die Axt über seinen Kopf und schlug zu.

Zakor wich mit einem Sprung zurück, doch Ratko griff erneut an.

Mit einem regelrechten Schlaggewitter seiner Axt ging Ratko auf Zakor los.

Der trat weiter zurück. Bis Ratko erneut ausholte und mit einem Sprung nach vorne Zakor scheinbar erwischte.

Die Axt traf auf ein Hindernis. Es war Zakors Hand, mit der er die Klinge aufgefangen hatte.

Ratko staunte. „Nicht schlecht. Offensichtlich hast du in den 5 Jahren, seit du den Schreibtischjob angenommen hast, nicht

nachgelassen.“, sagte er.

Zakor lächelte. „Wenn du glaubst, ich habe mich die ganze Zeit nur ausgeruht, dann hast du dich geschnitten.“, sagte Zakor.

Ratko zog seine Axt wieder zurück und nahm etwas Abstand. „Dann muss ich mich ein wenig mehr anstrengen.“, sagte er.
 

Inzwischen kamen Kazuma, Robin, Junko und Serena am Bootssteg an.

Kazuma sprang gleich auf das Boot und ging unter Deck. „Hey, Jack!“, schrie er.

Der schlief neben dem Eingang in seiner Hängematte, aus der er jetzt runterfiel.

„Verdammt. Was soll denn das?“, fragte er verschlafen.

„Machen sie das Boot ablegefertig. Schnell.“, schrie Kazuma.

Jack sah aus dem Bullauge. „Ich sagte Mittags um 12 und nicht Mitternacht.“, erwähnte er.

Kazuma packte ihn am Kragen. „Saroks sind im Dorf. Sie werden hier alles niederbrennen, wenn sie uns kriegen.“, sagte er.

Jack seufzte. „Das geht aber nicht. Ich muss erst noch ein Teil am Motor austauschen und das dauert locker 2 Stunden. Das wollte ich morgen früh machen.“, erklärte er.

Kazuma sah ihn entgeister an. „Geht es nicht so?“, fragte er.

„ Sorry. Ohne Motor läuft der Kahn nicht.“, sagte Jack.

Kazuma ging wieder nach draußen. „Wir haben ein Problem.“, sagte er.

„Was? Wir kommen nicht weg?“, fragte Serena entsetzt, nachdem Kazuma es ihnen gesagt hatte.

„Dann müssen wir kämpfen.“, sagte Robin.

Junko nickte. „Uns bleibt keine Wahl.“, sagte sie.

„Aber es geht doch um Zakor. Der Typ ist doch superstark.“, bemerkte Serena

„Kazuma und ich helfen Ratko. Serena bleibt hier und Robin hilft Yuan und Atruschka.“, sagte Junko.

„Moment mal. Seit wann bist du denn die Anführerin?“, fragte Serena.

„So machen wir´s.“, bestätigte Kazuma Junkos Plan

Serena seufzte. „Na gut. Aber wenn es heikel wird, dann kommt zurück. Ich werde sehen, das dieser Jack das Boot fertig kriegst.“, sagte sie.

Kazuma nickte. „Dann los.“, sagte er und sie trennten sich.

„Passt auf euch auf.“, sagte Serena leise.
 

„Ihr wollt uns aufhalten? Doch gewinnen werdet ihr nicht, denn das Böse gewinnt nie.“, schrien Kami und Ito im Chor.

„Oh mann. Soviel Blödheit muss doch wehtun.“, sagte Yuan kopfschüttelnd.

„Wieso? Machen wir einfach mit. Wird bestimmt lustig.“, sagte Atruschka.

Yuan sah sie fragend an. „Bist du auch schon ausgetickt?“, fragte er.

„Wir werden euch vernichten und euren Anführer besiegen!“, schrie Atruschka.

Yuan seufzte. Er fühlte sich irgendwie fehl am Platz.

„Niemals. Nur, wenn ihr uns besiegt und das gelingt euch nicht.“, sagte Ito.

„Hey. Das war doch mein Text.“, beschwerte sich Kami.

„Ach, komm schon. Das klang doch cool.“, sagte Ito.

„Jetzt reicht´s!“, sagte Yuan und legte die Siegel frei.

„Erstes Siegel lösen!“, schrie er. Sofort verwandelte er sich in seine erste Form.

„Ihr zwei seid wirklich total hirnverbrannt. Es wird Zeit, dieses Trauerspiel zu beenden.“, sagte er und rannte los.

Er formte seine rechte Hand zu einer Faust und visierte Kami an. „Vergiftete Faust!“, schrie er und schlug zu.

Doch der Schlag ging ins Leere.

Atruschka staunte. Kami stand 10 Meter hinter Yuan. Allerdings hatte sie nicht bemerkt, das er sich bewegt hatte. Nicht einmal ein Muskelzucken war ihr aufgefallen.

„Nicht schlecht. Jetzt ich.“, sagte Kami.

Er verschwand wieder und tauchte neben Yuan auf, dem er sein Bein in den Magen rammte.

Die Wucht schleuderte Yuan zurück, wo er neben Atruschka auf dem Boden aufschlug.

„Oh mein Gott. Alles in Ordnung?“, fragte Atruschka.

Yuan stand wieder auf. „Wie hat er das gemacht?“, fragte er.

„Keine Ahnung. Aber es war keine Bewegung zu sehen.“, bestätigte Atruschka.

„Ist mir auch aufgefallen. Das wird schwieriger, als ich gedachte habe.“, sagte Yuan.

„Sehr gut. Jetzt das Mädchen.“, sagte Ito.

Wie aus dem Nichts stand er vor Atruschka und hielt ihr eine leuchtende Kugel vors Gesicht.

„Pass auf!“, schrie Yuan.

Doch die Kugel explodierte schon.

Atruschka riss es von den Füßen und sie krachte durch eine Hauswand, die nun zusammenbrach. Außer einer Staubwolke war nichts mehr zu sehen.

„Das dürfte das gewesen sein.“, sagte Ito triumphierend.

„Atruschka!“, schrie Yuan aus Leibeskräften.

„Schade. War gar keine Herausforderung.“, beschwerte sich Ito.

Der Staub legte sich wieder, doch nur ein Haufen Trümmer war zu sehen.

„Kami. Darf ich den auch erledigen?“, fragte Ito.

„Von mir aus.“, sagte Kami schulternzuckend.

„Sehr gut. Dann mal los.“, sagte Ito und verschwannd.

Nur eine Sekunde später tauchte er vor Yuan auf und hielt ihm auch eine leuchtende Kugel vors Gesicht. „Das war´s!“, schrie er und die Kugel explodierte.

Doch diesmal war niemand zu sehen. Weder Ito, der sich in Sicherheit bringen wollte, noch Yuan, der zurückgeschleudert wurde.

Kami erschrak. „Ito! Was ist los?“, fragte er.

Der Staub legte sich langsam und zwei Gestalten wurden sichtbar.

Yuan, der in der Hocke saß und Ito, dessen Handgelenk er im Griff hatte.

Noch dazu hatte Yuan sich in seine zweite Gestalt verwandelt auch auf die Gefahr hin, das der Dämon wieder die Kontrolle übernehmen könnte.

„Lass los. Lass doch los.“, sagte Ito, der seine Hand nicht zurückziehen konnte.

Yuan hielt den Kopf gesenkt, was eine gespenstische Stimmung zur Folge hatte. War es überhaupt noch Yuan.
 

Zakor und Ratko lieferten sich einen heftigen Schlagabtausch. Beide Waffen schossen nur so durch die Luft, die von einem metallischen Klirren durchzogen war.

Scheinbar konnte keiner der beiden einen Vorteil gewinnen.

Schließlich traten sie wieder auseinander.

„Was ist los? Wolltest du mir nicht zeigen, was du kannst?“, fragte Zakor.

Ratko keuchte ein wenig. „Das kommt schon noch. Warte es nur ab.“, sagte er mutig.

Zakor lächelte. „Warum gibst du nicht gleich auf? Das würde dir eine Menge ersparen.“, sagte Zakor.

„Vergiss es. Ich habe mir geschworen, bei meinem nächsten Kampf gegen dich bis zum Äußersten zu gehen. Ich gebe nicht auf. Darauf kannst du lange warten.“, erklärte Ratko.

„Schade. Dann habe ich diesmal wohl keine andere Wahl als dich zu töten.“, sagte Zakor.

„Versuch es doch.“, sagte Ratko lächelnd.

Yuan´s Handel

Kapitel 61: Yuan´s Handel
 

Zakor ging zum Angriff über. Er verschwand und tauchte wie aus dem Nichts direkt neben Ratko auf und schwang sein Schwert auf Ratko´s Hals zu.

Der konnte gerade noch so die Axt heben, um mit deren Stab den tödlichen Schlag abzuwehren.

Ratko schluckte. Einen so schnellen Angriff hatte er nicht erwartet. „Was war das? Wie hast du das gemacht?“, fragte er.

Zakor verschwand wieder und tauchte dort auf, wo er vor dem Angriff gestanden hatte. „Nicht übel, was?“, fragte er amüsiert.

„Hast du etwa auch eine Gentherapie gemacht?“, fragte Ratko erstaunt.

Zakor senkte den Kopf. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht.“, sagte er.

Ratko stand der Schweiß auf der Stirn. Der Angriff von eben war so schnell, das er ihn nicht hatte kommen sehen. Eigentlich war es nur Glück, das er ihn abwehren konnte.

„Hör mal. Ich gebe dir noch eine Chance. Komm wieder auf die richtige Seite und ich sehe über alle Fehler hinweg. Andernfalls stirbst du ebenso wie deine neugewonnenen Freunde.“, erklärte Zakor.

Ratko schien ernsthaft nachzudenken. Er umklammerte seine Axt mit beiden Händen ganz fest. Dann senkte er den Kopf. „Vergiss es.“, sagte er.

Zakor sah ihn mürrisch an. „Ist das dein letztes Wort?“, fragte er.

Ratko hob den Kopf jetzt und sah Zakor mit entschlossenem Blick an. „Allerdings.“

Zakor schien wenig überrascht von dieser Entscheidung zu sein. „Dann wirst du heute sterben.“, sagte Zakor.

„Mag sein. Aber ich mache es dir nicht einfach.“, erwiderte Ratko.

Er hob seine Axt über den Kopf und fing an, sie im Kreis zu drehen. Erst langsam und dann immer schneller. „Ich habe einige Tricks drauf, die sogar dich überraschen sollten.“, sagte er.

Zakor schmunzelte leicht. „Die will ich sehen.“, entgegnete er.

Ratko schwang die Axt jetzt noch einmal herum und während sie sich noch drehte, rammte er sie vor sich in den Boden.

Zakor spürte etwas und sprang reflexartig zur Seite.

Direkt hinter ihm stand ein Baum, der plötzlich in zwei Hälften zu Boden fiel. Der Stamm war von oben bis unten sauber durchgetrennt wie von einer superscharfen Klinge.

Zakor sah Ratko fragend an.

„Das war die Windklinge. Wenn man eine Waffe lange und schnell genug im Kreis wirbelt, saugt sie die Luft an, die man mit einer raschen Gegenbewegung in jede beliebige Richtung schleudern kann.“, erklärte Ratko. „Ich bin erstaunt, das du ausweichen konntest.“, fügte er hinzu.

Zakor lächelte. „Nicht schlecht. Wirklich ein interessanter Trick.", sagte er leicht beeindruckt klingend.

Ratko zog die Axt wieder aus dem Boden raus und schulterte sie. „Dabei werde ich gerade erst warm.“, verkündete er.

Zakor sah sein Schwert an. „Ich ebenfalls.“, sagte er.
 

Atruschka schlug wieder die Augen auf und sah zu Yuan.

Der hockte immer noch am Boden und hielt das Handgelenk von Ito fest.

Atruschka sah sofort, was los war. Sie hatte Yuans erste Verwandlung schon gesehen, doch das war sie nicht.

Die anderen hatten ihr erzählt, was passieren kann, wenn Yuan mehr als ein Siegel öffnet.

„Lass mich endlich los, du Mistkerl.“, schrie Ito, der erneut versuchte, seine Hand zu befreien.

Yuan hob jetzt den Kopf und sah Ito mit rot glühenden Augen an. „Du hast Atruschka verletzt. Dafür büßt du jetzt.“, sagte er mit tiefer Stimme.

„Das glaubst auch nur du.“, sagte Ito. In seiner freien Hand erschien noch eine leuchtende Kugel, die er auf Yuans Körper rammte.

Es gab noch eine Explosion.

Atruschka stand langsam auf. Doch sie war noch etwas benommen. Durch eine Wunde auf ihrer Stirn lief Blut in ihr rechtes Auge, das sie deswegen nicht mehr öffnen konnte.

„Yuan!“, schrie sie.

Da schoss etwas aus der neu entstandenen Staubwolke heraus und auf Atruschka zu.

Es war Ito. „Beenden wir es!“, sagte er und holte mit Schlag aus.

Doch direkt neben ihm tauchte Yuan auf, der ihm einen ordentlichen Schlag ins Gesicht verpasste.

Ito ging zu Boden und prallte zwei Meter von Atruschka entfernt gegen die Hauswand.

Yuan landete relativ leichtfüßig vor Atruschka. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.

Atruschka nickte. „Ich glaube schon. Aber was ist mit dir?“, fragte sie zurück.

Yuan lächelte. „Mir geht es super. Ich glaube, ich habe das zweite Siegel unter Kontrolle. Warte hier. Muss mich um den anderen noch kümmern.“, sagte er. Dann sah er Kami an.

„Noch hast du mich nicht besiegt. Das Gute gewinnt immer.“, sagte Ito, der wieder auf die Beine kam. Nur eine Sekunde später stand er wieder neben Kami.

„Der Typ ist stark.“, sagte Ito.

Kami nickte. „Und er hat noch nicht alles gezeigt. In ihm steckt eine gewaltige Kraft.“, sagte er.

Ito staunte. „Dann können wir ihn nicht besiegen.“, sagte er.

Kami lächelte „Wird, schätze ich, auch nicht nötig sein. Er wird sich selbst besiegen.“, sagte er.

Ito sah immer noch ziemlich ratlos aus. „Wie meinst du das?“, fragte er.

Kami lächelte. „Sieh zu und lerne.“, sagte er.

Daraufhin verschwand Kami, um gleich hinter Yuan aufzutauchen.

Der bemerkte es nicht einmal, als Kami seine rechte Hand auf Yuans Rücken legte.

„Trete hervor, versiegelte Kraft.“, flüsterte Kami.

Eine Art Zaubekreis erschien auf Yuans Jacke. Jetzt bemerkte er Kami und sprang nach vorne.

„Wolltest du mich von hinten angreifen?“, fragte er wütend.

Kami grinste. „Nicht doch.“, sagte er und schnippte mit dem Finger.

Yuans rechte Hand fing plötzlich an, zu brennen. Er sah das Siegel an. Das dritte fing nun an zu leuchten.

„W... was hast du gemacht?“, fragte er.

„Nur ein wenig Magie. Ähnlich der, die benutzt wurde, um die Kreatur zu versiegeln, die sich in dir befindet.“, erklärte Kami.

„Woher weißt du das?“, fragte Yuan, der jetzt in die Knie ging.

„Ich habe es gesehen.“, sagte Kami und zeigte auf sein linkes Auge, das offensichtlich künstlich war.

„Du bist ja wahnsinnig.“, sagte Yuan.

Dann wurden die Flügel auf seinem Rücken größer und sein Kopf veränderte sich weiter.

Atruschka zitterte.

Eine schwarze Aura hüllte Yuan jetzt ein, die sich zu einer schwarzen Kugel formte, in der nichts mehr sichtbar war.

Kami grinste vergnügt. „Das so etwas auf diesem Planeten existiert. Etwas so starkes. Das sollte man gar nicht glauben.“, sagte er.
 

Kazuma blieb plötzlich stehen. Er sah in Richtung Stadtkern.

„Was ist los?“, fragte Junko.

Kazuma schluckte. „Spürst du das?“, fragte er.

Junko sah ebenfalls in die Richtung. Auch sie spürte die gewaltige Kraft, die von dort ausging. „Was ist das?“, fragte sie.

„Kennst du die Energie nicht? Dieses Gefühl?“, fragte Kazuma.

Junko´s Augen öffneten sich ganz weit. „Das kann nicht sein. Völlig unmöglich.“, sagte sie.

„Da ist etwas im Gange und es hat mit Yuan zu tun.“, sagte Kazuma. Er ballte die Hände zu Fäusten.

„Nein. Vertrau ihnen.“, bat Junko.

„Aber Yuan...“, warf Kazuma ein.

„Yuan kommt schon klar. Atruschka ist bei ihm und Robin wird ihnen helfen. Ratko ist aber ganz allein gegen seinen Gegner. Er braucht Hilfe.“, sagte Junko.

Kazuma senkte den Kopf. „Aber die ganze Mission ist in Gefahr, wenn ihnen etwas passiert.“, erklärte er.

Junko nickte. „Das weiß ich. Aber wenn Zakor Ratko besiegt, wird er uns jagen. Auch, wenn wir vielleicht keine Chance haben. Ich will nicht auf der Flucht sterben. Wenn, dann sterbe ich im Kampf.“, sagte Junko mutig.

„Nein. Niemals. Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst.“, sagte Kazuma.

„Dann gehen wir jetzt Ratko helfen.“, sagte Junko und ging weiter.

Kazuma lächelte. „Sie hat einen ziemlichen Sturkopf.“, dachte er.
 

„Yuan! Was ist los?“, fragte Atruschka sorgenvoll.

Die eigenartige, schwarze Kugel lag immer noch da, wo Yuan sich befand.

Ito ging zu Kami. „Was ist das, was in seinem Körper ist?“, fragte er.

„Keine Ahnung. Doch es muss stark sein, wenn es mit 3 Siegeln unter Kontrolle gehalten werden musste.“, sagte Kami.

„Aber kannst du es auch kontrollieren?“, wollte Ito wissen.

Kami schmunzelte. „Ich kann jeden kontrollieren. Mit dem richtigen Zauberspruch klappt das schon.“, sagte er lächelnd. Dann sahen beide auf die Kugel.

Die fing nun an, seltsam rot zu leuchten. Sie fing an zu schrumpfen und nahm Gestalt an.

Atruschka schluckte.

Ein 2 Meter großes Wesen mit hellroter Haut, großen fledermausartigen Flügeln und glühenden Augen erschien. Beide Hände sahen aus wie Krallen, die messerscharf aufblitzten.

Kami sah zufrieden aus. „Wer bist du?“, fragte er.

Die Gestalt sah ihn herablassend an, blieb aber stumm. Dann hob sie die Hände und sah sie an.

Am rechten Handgelenk leuchteten alle 3 Siegel.

„Endlich.“, sagte sie lächelnd. „Endlich. Nach so langer Zeit.“, fügte sie hinzu.

„Nochmal. Wer oder was bist du und warum warst du in diesem Körper versiegelt?“, fragte Kami lauter.

Die Gestalt sah ihn an. „Ich bin Yajukurai. Einer der Obersten der Dämonenarmee, die vor unzähligen Zeiten die Menschen angriff. ... Und du bist?“, fragte Yajukurai zurück.

Kami sah mehr als zufrieden aus. „Ich bin Kami, dein neuer Herr und Meister.“, sagte er.

Yajukurai schmunzelte. „Vergiss es. Ich gehorche niemandem. Zwar bin ich dir dankbar, das du mich aus diesem Gefängnis befreit hast, doch ich schulde dir nichts, da du dies nur aus Eigennutz getan hast.“, erklärte er.

Kami hob leicht den Kopf an. „Du wirst mir gehorchen, ob du willst oder nicht.“, sagte er.

Er hob die linke Hand und spreizte den Zeige- und Mittelfinger nach oben.

Ein Zeichen auf Yajukurais Rücken erschien. Es glühte und er mußte vor Schmerzen in die Knie gehen.

„Was hast du gemacht?“, fragte er.

„Ich war es, der diese 3 Siegel vorläufig außer Kraft gesetzt hat. Ich banne einen Zauber mit einem stärkeren. Entweder, du gehorchst, oder ich zerstöre deinen Körper. Ich schätze, ohne deinen Wirtskörper hörst du auch auf zu existieren.“, sagte Kami.

Yajukurai quälte sich.

„Du solltest dich schnell entscheiden. Nur ein Gedanke von mir reicht jetzt aus, um dich zu töten.“, sagte Kami.

„Yuan! Gib nicht auf!“, schrie Atruschka. Sie stand wieder halbwegs. „Kämpfe!“, sagte sie.

Yajukurai sah sie erstaunt an.
 

Yuan schwebte in einer dunklen Welt des Nichts.

„Kämpfe!“ Die Bitte von Atruschka hatte er gehört. Yuan öffnete die Augen und sah sich um. „Wa... wo bin ich?“, fragte er.

Yajukurai erschien. „In meiner Welt. In meinen Gedanken.“, sagte er.

Yuan sah ihn an. „Dann ist es geschehen? Bist du frei?“, fragte er.

Yajukurai schluckte. „Vermutlich nicht. Dieser Kerl hat mir ebenfalls einen Bann auferlegt. Zwar bin ich frei, doch vermutlich gezwungen, ihm zu gehorchen.“, erklärte er.

Yuan mußte schmunzeln. „Erkennst du die Ironie? Endlich bist du frei. Du verfügst über einen Körper. Aber frei bist du dennoch nicht.“, sagte Yuan amüsiert.

„Mach dich nicht über mich lustig!“, schrie Yajukurai wütend.

„Du stehst mit dem Rücken zur Wand und ich kann dir helfen.“, sagte Yuan.

Er verschränkte die Arme. „Wie wäre es mit einem Pakt? Ich helfe dir aus dieser Lage heraus und darf fortan über deine Kräfte verfügen. Es würde vieles einfacher machen.“, schlug Yuan vor.

„Was? Du erwartest, das ich dein Sklave werde? Niemals!“, schrie Yajukurai.

Yuan seufzte. „Wie wäre es mit meiner Seele?“, fragte er.

Yajukurai staunte über dieses Angebot. „Deine Seele? Meinst du das ernst?“, fragte er.

„Nach dem Turnier.“, sagte Yuan. „Solange kann ich frei und jederzeit über deine Kräfte verfügen.“, verlangte Yuan.

Yajukurai lächelte und fuhr mit einer Hand über das Kinn. „Eine interessante Überlegung. Das würde bedeuten, das dein Körper nach dem Turnier mir gehört.“, stellte er fest.

„Allerdings.“, bestätigte Yuan mit verschränkten Armen.

Yajukurai grinste jetzt richtig. „Also gut. Ich bin einverstanden.“, sagte er.
 

Das Siegel brannte immer noch.

„Stell mir deine Kraft zur Verfügung.“, sagte Kami.

Yajukurai hob den Kopf und sah ihn wütend an. „Kannst du vergessen.“, sagte er.

Die Stimme klang jetzt wie die von Yuan. Er hob den rechten Arm und hielt die Siegel in die Höhe. Sie leuchteten und der Bannkreis auf dem Rücken zerbrach.

Gleichzeitig verwandelte er sich in Yuan zurück und ging erstmal zu Boden.

„Yuan!“, schrie Atruschka und rannte zu ihm hin.

Kami stolperte ein paar Schritte rückwärts. In seinem Gesicht machte sich Fassungslosigkeit breit. „Das gibt´s doch nicht. Ist seine Macht etwa stärker als meine?“, fragte er.

„Komm schon. Steh wieder auf“, bat Atruschka.

Yuan schien ziemlich fertig zu sein.

„Dann werde ich das jetzt erledigen!“, schrie Ito und tauchte direkt neben Atruschka auf, die so schnell nicht mehr reagieren konnte.

Doch ein Feuerstrahl schoss durch die Luft, der beinahe Ito getroffen hätte, wäre der nicht zur Seite gesprungen. Doch hinter ihm stand jetzt Robin, der ihn mit einem ordentlichen Tritt wegfegte.

Ito ging neben Kami zu Boden.

„Doch gut, das ich gekommen bin.“, sagte Robin erleichtert.

Atruschka sah ihn verdutzt an. „Was ist mit dem Boot?“, fragte sie.

Robin lächelte verlegen. „Das dauert noch etwas.“, sagte er.

Atruschka seufzte.

„Jetzt reicht es. Glaubt ihr, wir lassen uns von euch verarschen? Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!“, schrie Kami zähnefletschend.

„Tu es.“, sagte Ito geschwächt. „Löse das Siegel, dann werde ich sie besiegen.“, fügte er hinzu.

Kami sah Ito an. „Bist du sicher?“, fragte er.

Ito nickte entschlossen. „Na gut. Ich hoffe, das es gutgeht.“, sagte Kami.

Er legte eine Hand auf Itos Kopf und fing an, etwas zu murmeln.

„Was wirdn das?“, fragte Robin.

„Sicher nichts gutes.“, erwiderte Atruschka.
 

Ratko war mittlerweile in der Defensive.

Zakor hatte eine wahre Flut von Angriffen eingeleitet, die von überall herzukommen schienen.

Zwar versuchte Ratko, seinen Gegner zu treffen, doch Zakor war scheinbar so schnell, das er immer wieder auswich.

„Bist du jetzt warm genug?“, fragte Zakor.

Ratko keuchte. Das abwehren der Attacken kostete ihn viel Kraft.

Zakor griff nochmal an. Er erwischte Ratko mit der Faust im Gesicht und der ging zu Boden.

„Schwache Leistung. Ich dachte, ich hätte dir mehr beigebracht.“, sagte Zakor etwas enttäuscht klingend.

Ratko sah ihn an und streckte die Hand aus. „Pass mal auf.“, sagte er.

Der Arm wuchs in die Länge und die Hand packte Zakors Hals.

Der war überrascht von der Gegenattacke. „Nicht übel. Ich hatte die natürliche Begabung deiner Familie, den Körper beliebig zu verändern, ganz vergessen.“, sagte er.

Ratko stand wieder auf. „Sonst bist du doch nicht so vergesslich.“, erwiderte er und hob die Axt erneut an.

„Stimmt.“, sagte Zakor lächelnd und verschwand wieder.

Ratko riss die Augen auf. Tatsächlich griff seine linke Hand ins Leere. „Das kann doch nicht sein. Wie geht das?“, fragte er und sah sich um.

10 Meter hinter ihm erblickte er Zakor, der da stand, als wäre nichts gewesen.

„Wie machst du das? Wie nur?“, fragte Ratko ratlos.

„Gib auf! Deine Chance ist gleich null. Besser, ich beende das jetzt schnell.“, sagte er grinsend.

Zakor´s Trick

Kapitel 62: Zakors Trick
 

„Wir müssten gleich da sein.“, sagte Kazuma, der bereits schreckliches ahnte.

Da hörten sie einen Schrei.

„War das Ratko?“, fragte Junko.

„Ich hoffe, nicht.“, entgegnete Kazuma.

Sie kamen jetzt endlich am nördlichen Ende der Stadt an und erblickten zwei Gestalten. Eine davon lag am Boden.

Kazuma hoffte, das es Zakor wäre, aber er spürte, das dem nicht so war.

Langsam trat er näher heran.

Junko ging hinter ihm.

„Sieh mal an.“, sagte Zakor, als er die beiden bemerkte. „Seid ihr hier, um Ratko zu helfen? Ein bisschen spät.“, fügte er hinzu.

Kazuma erkannte jetzt Ratko, der am Boden lag. Er hatte etliche, blutende Wunden und konnte sich wohl nicht mehr bewegen.

„Was macht ihr hier?“, fragte Ratko schwach.

„Was wohl? Dir helfen.“, verkündete Junko lautstark.

Kazuma hielt sie zurück. „Ich kümmere mich um Zakor und du versorgst Ratkos Wunden.“, sagte er.

„Aber...!“, warf Junko ein.

„Tu es! Bitte!“, sagte Kazuma in einem unmissverständlichen Ton.

Junko senkte den Kopf. „Aber ich will dir helfen.“, sagte sie.

„Das kannst du auch. Indem du dich um Ratko kümmerst.“, sagte Kazuma etwas lauter.

„Na gut.“, lenkte Junko schließlich ein.

Sofort zog Kazuma die Bärenklinge und ging auf Zakor los. Er schlug ein paarmal mit dem Schwert zu, um Zakor zurück zu drängen, was ihm auch gelang.

Junko ging zu Ratko und zog ihn rüber zu einer Hauswand.

„Verschwindet lieber.“, sagte Ratko.

„Nicht reden. Ich kümmere mich um deine Wunden.“, sagte Junko und holte etwas Verbandszeug aus ihrer Tasche.

„Es überrascht mich. Ich hatte erwartet, das Ratko mich nur ablenken sollte, damit ihr entkommen könnt.“, sagte Zakor ein wenig respektvoll klingend.

„Tja. Du kennst uns wohl nicht gut genug.“, sagte Kazuma. Er verschwieg, dass das ihr eigentlicher Plan war.

Zakor grinste. „Und was sollte das dann? Sollte Ratko mich müde machen, damit du mir dann den Rest geben kannst? Der Plan ist ja wohl in die Hose gegangen.“, erkannte er.

Kazuma schluckte. Er spürte, wie sein ganzer Körper zitterte. Nur wusste er nicht, ob es an seiner Angst oder an der kalten Nacht lag.

„Glaubst du, das du diesmal mehr Chancen hast? Beim letzten Mal hast du die Hilfe von Ratko gebraucht, und das hat euch nur etwas Zeit verschafft. Aber Ratko kann dir diesmal nicht helfen. Du bist alleine.“, sagte Zakor.

Kazuma steckte die Bärenklinge lächelnd wieder weg. „Aber diesmal bin ich besser vorbereitet.“, sagte er.

Zakor stutzte. „Das werden wir ja sehen!“, schrie er. Mit einem Mal verschwand er und rammte Kazuma seinen Ellenbogen in die linke Seite.

Junko stutzte.

Kazuma machte einen Kick zur Seite, erwischte aber nur Luft. Dafür bekam er einen mächtigen Kinnhaken ab, der ihn zu Boden fegte.

Schließlich stand Zakor wieder an der Ausgangsposition.

Kazuma richtete sich langsam wieder auf. „Wie macht er das?“, fragte er sich.

„Wieso wehrst du dich nicht?“, fragte Junko.

Kazuma sah sie fragend an. „Wie denn? Er ist unglaublich schnell.“, sagte er.

Junko sah verdutzt aus. „Quatsch. Ich hab es doch gesehen. Er schlägt dich, doch du rührst dich nicht einmal.“, sagte Junko.

Kazuma verstand gar nichts. Er wusste nicht, wovon sie da redete.

Lediglich Zakor schien sie stutzig anzusehen.

„Ist mir egal. Machen wir weiter.“, sagte Kazuma.

„Meinetwegen.“, erwiderte Zakor.

Kazuma setzte diesmal zum Angriff an. Er zog die Falkenklinge und schlug zu.

Doch Zakor war verschwunden und stand 10 Meter weiter hinten.„Verdammt noch mal. Bleib doch mal stehen!“, schrie Kazuma und rannte erneut los.

Doch wieder stach das Schwert ins Leere.

Zakor hingegen verpasste Kazuma jetzt einen Handkantenschlag ins Genick.

Kazuma ging in die Knie.

„Ich bin dir nach wie vor überlegen.“, sagte Zakor lachend.„Er hält die Zeit an!“, schrie Junko lauthals.

Zakor schrak zusammen.

Kazuma hob leicht den Kopf.

„Ich hab´s gesehen. Mitten im Schlag bist du plötzlich stehengeblieben wie eingefroren. Zakor aber bewegte sich normal.“, sagte Junko.

„Was? Wie hast du das sehen können? Du hättest auch betroffen sein sollen.“, sagte Zakor entsetzt.

„So ist das also.“, sagte Kazuma und stand wieder auf.

„Ich verstehe nicht, wie sie das sehen konnte.“, sagte Zakor.

„Das ist unwichtig. Jetzt weiß ich, was du machst und ich glaube auch, wie.“, sagte Kazuma.

Zakor grinste. „Selbst, wenn das, was du sagst, stimmen sollte, kannst du nichts dagegen tun. Da bist du machtlos.“, sagte er.
 

„Wir müssen etwas tun!“, schrie Atruschka.

Kami hatte immer noch eine Hand auf Itos Kopf und murmelte.

„Ich verstehe nicht, was die da machen.“, sagte Robin.

„Der Kerl löst ein Siegel.“, sagte Yuan, der wieder aufgestanden war.

„Woher weißt du das?“, fragte Robin.

„In diesem Ito steckt auch eine große Kraft. Das kann ich spüren. Etwas mächtiges ist in ihm versiegelt.“, erklärte Yuan.

Robin sah zu Kami und Ito. Tatsächlich war da etwas wie eine unheilvolle Aura, die beide umhüllte.

„Aber was sollen wir denn dann tun?“, fragte Atruschka.

Yuan lächelte. „Kümmert euch um Kami. Ito nehme ich mir vor.“, erklärte er.

Selbst Robin sah Yuan jetzt skeptisch an. „Bist du sicher, das du keine Hilfe brauchst?“, fragte er.

Yuans Augen verfärbten sich blutrot und er lächelte bei dem Gedanken, auf den bevorstehenden Kampf. „Vertraut mir.“, sagte er mit tiefem Ton in der Stimme.

Atruschka sah ihn mit sorgenvollem Blick an. Etwas geschah gerade mit Yuan. Etwas, das sie sich nicht erklären konnte. Doch es gefiel ihr nicht.

„Na gut.“, sagte Robin und klopfte Yuan auf die Schulter. „Aber lass dir ja nicht einfallen, schlapp zu machen. Ansonsten muss ich nämlich deinen Job zuende führen.“, fügte er hinzu.

„Keine Sorge.“, sagte Yuan.

Dann fegte ein gewaltiger Windstoß über den Platz. Er ging von Ito aus, dessen Augen nun weiß aufleuchteten. Eine kleine Windhose bildete sich um ihn herum, die ihn in die Luft hob.

„Erhebe dich, mächtiger Golgan. Du, der du einst einen ganzen Planeten das Fürchten lehrtest. Leihe uns in diesem Kampf deine Kraft, oh mächtiger Golgan.“, rief Kami.

Robin schluckte. „Klingt nicht gut.“, sagte er.

Die Windhose hüllte Kami jetzt ganz ein, so dass man ihn nicht einmal mehr sehen konnte. Außerdem wurde sie größer.

Auch Atruschka bekam jetzt Angst. Was immer da gleich rauskommen würde, war sehr stark und groß.

Plötzlich zerbrach die Windhose und löste sich auf. Eine Gestalt kam auf dem Boden auf, die diesen bei der Landung zum erbeben brachte.

Sie war locker 4 Meter groß und 2 Meter breit. Vom Gesicht her erinnerte sie an ein Warzenschwein, aber sie stand wie ein Mensch auf zwei Beinen. Die Hände erinnerten mehr an Bärenpranken, doch in der rechten Hand ruhte eine große Keule.

„Was ist das denn?“, fragte Robin. Er mußte sich beherrschen, bei dem Anblick nicht gleich los zu lachen.

„Das ist Golgan, der Vernichter einer ganzen Welt. Seine Macht ist nahezu grenzenlos.“, sagte Kami und trat etwas zurück.

Yuan grinste bis über beide Ohren. „Auf so eine Herausforderung habe ich schon seit Jahrhunderten gewartet.“, sagte er mit tiefer Stimme.

„Yuan?“, fragte Atruschka, die nicht wusste, was gerade mit ihm geschah.

Alle drei Siegel leuchteten wieder auf und Yuan verwandelte sich. Diesmal aber mit Kontrolle, wie es schien.

„Schaffst du das?“, fragte Robin kühl.

„Wer weiß?“, erwiderte Yuan diesmal mit normaler Stimme.

„Also dann. Mach die drei fertig.“, sagte Kami.

In dem Moment stieß sich Yuan ab und flog auf Golgan zu. Mit seinem gesamten Gewicht verpasste er dem Riesen einen Schlag, der ihn erstmal zu Boden gehen ließ.

„Ich bin dein Gegner!“, schrie Yuan und stieg in den Himmel.„Verlegen wir das Schlachtfeld lieber.“, sagte er und ging um Sturzflug auf den immer noch am Boden liegenden Golgan los.

„Vorsicht!“, rief Robin zu Atruschka.

Wie ein Geschoss schlug Yuan auf Golgan ein und eine Staubwolke, gepaart mit allerlei Geröll bedeckte den Platz.

„Was ist passiert?“, fragte Atruschka hustend.

Robin tastete sich vor, bis er am Rande eines großen Loches stand. Er erschrak. „Hier hat doch dieser Golgan eben noch gelegen.“, sagte er und sah in das Loch runter. Doch der Boden war nicht mehr zu sehen.
 

Inmitten einer riesigen, unterirdischen Höhle tat sich jetzt ein Loch in der Decke auf, aus dem Golgan und Yuan zu Boden stürzten.

Einige Steine fielen noch zu Boden, dann wurde es ruhig.

Yuan schlug langsam die Augen auf und versuchte, aufzustehen. Es ging allerdings nur schwerlich.

„Oh mann. Was hat dich denn dazu geritten?“, fragte er mit normaler Stimme.

„Ich habe diese Höhle gesehen und mir gedacht, das du hier garantiert ungezwungener kämpfen kannst.“, sagte die Stimme von Yajukurai.

„Toll. Danke für die Rückenschmerzen!“, bedankte sich Yuan.

Etwas regte sich jetzt hinter ihnen und Golgan kam aus den Trümmern hervor. Er holte sofort mit der Keule aus und schlug zu.

Yuan konnte gerade noch so ausweichen, doch durch die Erschütterung des Schlags brachen einige Stalaktiten von der Decke ab und fielen zu Boden.

Yuan mußte ihnen ausweichen, während Golgan das nichts auszumachen schien. Er wurde mehrmals getroffen, doch das Gestein zersplitterte, ohne eine Spur zu hinterlassen.

Sofort, nachdem nichts mehr von der Decke runterkam, sprang Golgan in die Luft.

Yuan staunte, das eine Gestalt dieser Größe so hoch springen konnte.

Wieder holte Golgan mit der Keule aus und kam mit einem Schlag unten an.

Doch Yuan konnte dieser Attacke ausweichen, da Golgan doch recht langsam war.

„Will der uns verarschen? Zwar ist er ziemlich kräftig aber den Attacken weicht doch jedes Baby aus.“, sagte Yajukurai.

„Das bringt uns aber nichts, wenn wir nicht angreifen.“, sagte Yuan.

„Stimmt. Dann los.“, sagte Yajukurai.

Yuans Körper bewegte sich jetzt dank der vollständigen Verwandlung leicht und schnell. Blitzschnell tauchte er vor Golgans Gesicht auf und schlug zu.

Die Wucht des Schlages konnte selbst Yuan kaum fassen. Es fühlte sich fast so an, als würden alle Sehnen in seinem Arm zerspringen.

Golgan allerdings verzog keine Miene. Es sah sogar so aus, als hätte er den Schlag gar nicht mitbekommen.

„Wie ist das möglich?“, fragte Yajukurai. Er war so erstaunt, das er den Schlag mit der Keule nicht kommen sah.

Die Keule traf ihn in der linken Seite und schleuderte ihn gegen die Wand. Ein Teil des Gesteins brach ab und begrub Yuan unter sich. Dann wurde es wieder still.
 

Kazuma ging erneut zu Boden.

„Warum gibst du nicht auf?“, fragte Zakor.

Kazuma kam aber wieder auf die Beine. „Weil ich das nicht kann. Ich werde dich besiegen und dann setzen wir unsere Reise fort.“, sagte er.

„Na gut. Du wirst sehen, was du davon hast.“, sagte Zakor.

Junko sah, wie Kazuma erneut erstarrte.

Zakor rannte auf ihn zu mit dem Schwert im Anschlag und schlug zu.

Die Klinge glitt durch Kazuma durch wie Nichts.

„Nein! Kazuma!“, schrie Junko mit Tränen in den Augen. Plötzlich verschwammen die Umrisse von Kazuma und man konnte sehen, das er in gebückter Haltung stand.

Zakor sah ihn verwundert an.

Junko lächelte dagegen.

Das Schwert hatte Kazuma verfehlt.

„Das kann doch nicht sein. Wie hast du das gemacht?“, fragte Zakor.

Kazuma stand auf und grinste. „Verrat ich nicht.“, sagte er.

Junko schluckte. Nicht einmal sie hatte mitbekommen, was gerade passiert war.

Zakor hielt das Schwert wieder hoch und setzte zum nächsten Angriff an.

Kazuma war wieder erstarrt.

Zakor schlug diesmal von oben zu, um ganz sicher zu gehen. Doch die Klinge prallte auf ein Hindernis. Wieder verschwanden die Umrisse von Kazuma und man konnte ihn sehen, wie er die Bärenklinge über den Kopf gehoben und den Angriff abgeblockt hatte.

Zakor knurrte wütend. Er zog das Schwert zurück und nahm etwas Abstand.

„Das ist doch unmöglich. So gut bist du nicht.“, schrie er und erneut erstarrte Kazuma.

Zakor sah total wütend aus. Er hielt das Schwert von sich weg und rannte wieder auf Kazuma zu.

Diesmal wollte er zustechen, um sicher zu gehen, das dieser Angriff gelingt.

Tatsächlich traf er etwas. Scheinbar genau ins Herz.

Doch da spürte er etwas. Auf seinem Bauch ruhte eine Schwertspitze, die wohl ein Gerät unter seinem Anzug getroffen hatte.

Kazuma wurde nun sichtbar. Die Klinge von Zakor steckte in seiner linken Schulter.

Das Gerät von Zakor sprühte jetzt Funken und er trat zurück.

„Das war das.“, sagte Kazuma mit schmerzvollem Gesicht.

Zakor griff sich auf den Bauch und riss einen Teil des Anzugs zusammen mit dem zerstörten Gerät heraus, das er dann weg warf.

Nur ein paar Sekunden später gab es eine gewaltige Explosion.

Kazuma schluckte.

„Wie hast du das herausgefunden? Ich meine, das es genau dort war?“, fragte Zakor.

Kazuma lächelte. „War ganz einfach. Immer, bevor du verschwunden bist, hat deine Hand diese Stelle berührt. Allerdings frage ich mich, was das war.“, sagte er.

Zakor schmunzelte. „Genau das, wofür du es hältst. Damit konnte ich die Zeit für einige Sekunden einfrieren Für alle außer mich.“, sagte er beeindruckt.

Kazuma wunderte sich. „Warum hast du das bei unserem ersten Kampf nicht benutzt?“, fragte er.

„Weil ich da der Ansicht war, ich würde es nicht brauchen.“, erklärte Zakor und hob sein Schwert. „Jetzt kann ich zwar die Zeit nicht mehr einfrieren, aber das macht nichts. Ich bin dir immer noch überlegen.“, sagte er.

„Ich frage mich, wie Kazuma das eben gemacht hat?“, fragte sich Junko.

„Das Training.“, kam es von Ratko.

Junko erschrak. „Du bist ja noch wach.“, sagte sie verwundert.

„Schon die ganze Zeit.“, sagte Ratko.

Junko dachte nach. „Was für ein Training meinst du? Am Schiff hat er doch nur mich trainiert.“, stellte sie fest.

Ratko lachte fast. „Aber er hat alles gegeben. Er hat dich nicht geschont. Dabei ist auch er stärker und schneller geworden.“, erklärte er.

Junko schluckte. Das hatte sie gar nicht gemerkt. Sie war der Ansicht gewesen, das Kazuma sich bei ihrem Training zurückgehalten hatte.

„Aber das würde ja bedeuten...“, sagte sie.

Ratko nickte. „Auch in dir steckt viel Potenzial. Vielleicht mehr, als Kazuma glaubt.“, sagte er schwach.

Junko sah zu Kazuma. Zakor und er umkreisten sich. „Dann kann ich ihm helfen?“, fragte sie.

„Noch nicht. Warte noch etwas.“, riet Ratko und beobachtete wieder den Kampf.

„Es ist unmöglich, das du mich besiegen kannst. Dein Sieg gegen Hakon war lediglich Glück. Und er besaß nur einen Bruchteil der Kraft, die ich habe.“, erklärte Zakor.

Kazuma lächelte. „Du machst mir keine Angst mehr. Ich habe jetzt ein Ziel. Endlich weiß ich, was ich tun will. Was ich tun kann.“, erklärte er.

„Und was wäre das? Willst du den ganzen Planeten retten? Die Menschheit zum Sieg führen?“, fragte Zakor schmunzelnd.

Kazuma senkte den Kopf. „Nein.“, sagte er leise und ruhig. „Ich will nur meine Freunde beschützen. Und zwar vor Typen wie dir“, rief er und ging mit der Falkenklinge zum Angriff über.

„Kümmer dich lieber um dich selbst!“, schrie Zakor und hob sein Schwert.

Sie trafen sich in der Mitte und ihre Schwerter prallten aufeinander.

Der mächtige Golgan

Kapitel 63: Der mächtige Golgan
 

Der Staub auf dem Platz, wo Robin und Atruschka waren, hatte sich gelegt.

Kami sah zu dem Loch, in dem Yuan und der verwandelte Ito verschwunden waren.

„Euer Freund hat ziemlich was auf dem Kasten.“, sagte Kami beeindruckt.

Robin sah zu ihm hin. „Jetzt nehme ich mir dich vor!“, sagte er.

Kami grinste. „Nicht so voreilig. Du weißt ja gar nicht, mit wem du es zu tun hast.“, erklärte er.

Mit einem Ruck zog er seinen Anzug aus, unter dem er etwas lässigere Kleidung trug und warf ihn weg.

Auch er hatte ein Gerät zur Zeitmanipulation besessen, doch er verzichtete jetzt darauf.

„Ich brauche keine technischen Spielereien, um mit niederen Kreaturen wie euch fertig zu werden.“, sagte er großspurig.

„Wirklich nicht? Da bin ich aber mal gespannt.“, sagte Robin ein wenig aufgeregt.

„Aber du wirst es nicht alleine mit ihm aufnehmen.“, erklärte Atruschka, die jetzt neben Robin trat.

„Gut. Wenn du keine Angst hast.“, sagte der und ließ in seiner rechten Hand eine Feuerkugel entstehen. „Testen wir mal, was der so drauf hat.“, sagte er und schleuderte die Kugel auf Kami zu.

Der hob seine linke Hand, auf deren Handrücken ein kreisförmiges Tattoo mit seltsamen Schriftzeichen prangte. Das Tattoo leuchtete und vor Kami erschien mitten in der Luft eine große Version des Kreises, der die Feuerkugel einfach schluckte.

„Abraxas, die Macht des Schutzes.“, sagte Kami und hob die rechte Hand. In deren Innenfläche ebenfalls ein Tattoo lag.„Kantakaras, die Macht des Gegenschlags.“, sagte er.

Aus seiner Handfläche schoss nun die Feuerkugel von eben heraus.

Robin und Atruschka konnten gerade noch so ausweichen.

„Hat der gerade deine Attacke zurückgeschleudert?“, fragte Atruschka.

Robin nickte leicht. „Der ist gefährlicher als ich dachte.“, sagte er und stand wieder auf.

Kami lächelte. „Willst du es nochmal versuchen?“, fragte er und hob wieder die linke Hand.

„Klar!“, sagte Robin und feuerte einen Feuerstrahl auf Kami ab.

„Nicht!“, rief Atruschka.

Doch die Attacke wurde wieder verschluckt.

„Das kann doch nicht sein.“, sagte Robin verwundert.

Kami hob wieder die rechte Hand und warf den Feuerstrahl zurück.

Robin rührte sich nicht, als der Strahl auf ihn zukam.

Atruschka sprang auf und stellte sich vor ihn. Ihre Augen leuchteten und der Strahl teilte sich vor ihr.

Er ging rechts und links an den beiden vorbei.

Kami sah sie überrascht an. „Du beherrschst auch Magie?“, fragte er.

Atruschka atmete durch. „Nein. Telepathie.“, antwortete sie.

Robin fing sich wieder. „Noch eine Attacke wirst du nicht abwehren können.“, sagte er überheblich klingend.

„Warte!“, sagte Atruschka.

„Warum?“, fragte Robin ungeduldig.

„Weil er jeden deiner Angriffe umleiten wird.“, sagte Atruschka. „Überlass das erstmal mir. Du kommst schon noch zum Zug.“, fügte sie hinzu.

Robin gefiel das nicht. Er wollte beweisen, wie gut er ist und jetzt drängte sich Atruschka in den Vordergrund.

„Na gut.“, sagte Robin und trat etwas zurück.

„Kluge Entscheidung. Der Kerl hätte dich wohl auch nur behindert.“, sagte Kami zu Atruschka.

„Vielleicht. Warten wir´s ab.“, sagte Atruschka und schwang ihren Stab herum. „Mein Vater hat Telepathie als Waffe eingesetzt. Mal sehen, ob ich das auch kann.“, dachte sie.

Bislang hatte sie im Kampf hauptsächlich die defensiven Eigenschaften ihrer Kraft eingesetzt. Doch gegen einen Gegner mit dieser Kraft würde das nicht reichen. Da war sie sich sicher.
 

Der Geröllhaufen, unter dem Yuan lag, bewegte sich und er kam heraus. Allerdings wieder in seiner normalen Gestalt.

„Aua. Das war ja wohl nichts.“, sagte er mit schmerzendem Kopf.

Er sah zu Golgan, der sich wohl noch nicht bewegte hatte. „Mist. Unser Schlag hat ihn nicht einmal gekitzelt.“, sagte Yajukurai.

„Ja. Ich dachte auch, das wir ein wenig mehr ausrichten könnten.“, sagte Yuan.

„Das macht nichts. Es wird nur ein wenig interessanter, ihn zu besiegen.“, sagte Yajukurai.

„Bist du sicher, das deine Kraft ausreicht?“, wollte Yuan wissen.

„Frag nicht! Tu es!“, schrie Yajukurai.

Yuan seufzte und die Siegel aktivierten sich wieder. Er verwandelte sich und stieg in die Luft auf.

„Jetzt zeige ich dir mal, warum die Menschen mich damals gefürchtet haben.“, sagte Yajukurai und flog auf Golgan zu.

Der bemerkte den Gegner jetzt und streckte seine Hand aus, in der sich eine Art Energiekugel bildete. Die schleuderte er auf Yuan zu.

Yajukurai schmunzelte. Sein rechter Arm leuchtete und er schlug auf die Kugel ein. Die verschwand in einem grellen Leuchten. Es schien, als wenn sie von dem Arm aufgesogen wurde.

Yajukurai setzte seinen Angriff fort, indem er in jeder Hand jeweils eine Energiekugel entstehen ließ und beide auf Golgan schleuderte.

Sie explodierten und beide verloren durch den entstehende Nebel die Sicht.

Yajukurai stieg auf über den Nebel und fing an, sich zu konzentrieren. Er hielt seine Hände vor den Bauch und erschuf eine leuchtende Kugel.

Yuan spürte, das diese Kugel vor Energie beinahe platzte. Offensichtlich legte Yajukurai seine gesamte Kraft hinein.

„Dann wollen wir doch mal sehen, wie viel der mächtige Golgan aushalten kann.“, sagte Yajukurai.

Er holte mit beiden Armen über dem Kopf aus und schleuderte die Kugel mit aller Kraft in Richtung Boden.

Sie tauchte in den Nebel ein und nur zwei Sekunden später gab es eine gewaltige Explosion, welche die ganze Höhle erschütterte.

Der Nebel wurde hochgeschleudert und breitete sich überall aus, bis man nicht mal mehr die Hand vor Augen sehen konnte.

„Haben wir ihn erwischt?“, fragte Yuan.

„Natürlich haben wir ihn erwischt. Fragt sich nur, ob es etwas gebracht hat.“. sagte Yajukurai.

Durch den Nebel kam jetzt etwas auf Yuan zu. Es war Golgans Keule.

Sie kam so schnell, das er nicht mehr ausweichen konnte. Die Keule erfasste ihn und rammte ihn mit sich in die Felswand. Dann fiel sie zu Boden.

„Verdammt. Woher wusste er, wo wir sind?“, fragte Yajukurai.

Yuan sah auf die Keule. „Er hat sie geworfen, also hat er nicht nur geraten.“, sagte er.

Sein Körper ging nun neben der Keule zu Boden. Etwas benommen versuchte er, sich wieder zu bewegen. Seine

Verwandlung war erneut zusammengebrochen, so das es ihm schwer fiel, wieder aufzustehen.

„Das gibt´s doch nicht. Dieser Kerl hat so eine Explosion überlebt.“, sagte Yuan schwach.

Endlich kam er wieder auf die Beine. „Und was jetzt?“, fragte er.

Der Staub legte sich langsam und gab die Sicht auf Golgan frei. Sein linker Arm hing schlaff herunter und schwarzes Blut tropfte von ihm herunter.

„Ja. Es hat also etwas gebracht.“, sagte Yuan lächelnd.

„Toll. Eine meiner stärksten Attacken hat gerade mal einen seiner Arme lahm gelegt.“, sagte Yajukurai ironisch klingend.

„Komm schon. Sei nicht so negativ. Ist doch ein Anfang.“, belehrte Yuan.

Yajukurai schmunzelte. „Hast recht. Machen wir also weiter.“, sagte er und erneut verwandelte sich Yuan.
 

Kazuma war in der Defensive.

Zakor schwang sein Schwert blitzschnell durch die Luft, so das Kazuma kaum noch abwehren konnte.

„Was ist denn? Du bist doch so schnell!“, sagte Zakor höhnisch, während er weiter angriff.

Kazuma wich weiter zurück.

„Was macht er denn? Wo ist seine Schnelligkeit hin?“, fragte Junko sorgenvoll.

„Er ist zu erschöpft. Ohne genug Kraft nützt ihm auch seine Schnelligkeit nichts mehr. Seine Attacken verpuffen einfach.“, erklärte Ratko.

„Das kann doch nicht sein. Er darf nicht verlieren.“, sagte Junko ängstlich.

„Dann hilf ihm.“, sagte Ratko.

„Was?“, fragte Junko.

Du hast mich schon verstanden. Geh und hilf ihm. Er wird alleine nicht mehr lange durchhalten.“, sagte Ratko.

„Und was ist mit dir?“, fragte Junko.

Ratko lächelte. „Ich komm klar. Geh schon.“, sagte er.

Junko nickte und hob ihr Schwert an. „Ich werde der Drachenklinge alle Ehre machen.“, sagte sie und stand auf.

Kazuma wich immer weiter zurück, bis er über einen kleinen Stein stolperte und rücklings zu Boden fiel.

Zakor lachte, als er das Schwert zum finalen Schlag hob. „Das war´s!“, sagte er und ließ das Schwert sinken.

Doch ein weiteres Schwert schob sich zwischen die beiden und wehrte den Schlag ab.

Junko stand neben Kazuma und hielt die Drachenklinge davor.

„Du?“, fragte Zakor.

Kazuma war ebenfalls überrascht. „Was machst du da?“, fragte er.

„Was wohl? Dir den Arsch retten, du Idiot.“, sagte Junko.

Zakor wich etwas zurück. „Brauchst du jetzt schon Hilfe von deiner Freundin?“, fragte er.

„Sie ist nicht meine Freundin!“, schrie Kazuma, als er aufstand.

Er hob sein Schwert wieder auf. „Danke für die Rettung, aber jetzt geh wieder zurück.“, sagte er.

Junko sah ihn wütend an. „Vergiss es. Ich helfe dir und damit basta.“, sagte sie und hob ihr Schwert.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Glaubst du, das du nach dem Training auf dem Schiff schon gut genug bist, um mit mir mitzuhalten?“, fragte er.

„Hör auf, mich zu beschützen. Ratko hat mir gesagt, das du dich nicht zurückgehalten hast. Warum hast du mir nicht gesagt, was für Fortschritte ich gemacht habe.“, sagte sie.

Kazuma schluckte. Er senkte leicht den Kopf. „Tut mir leid. Ich wollte nur nicht, das du in Gefahr gerätst. Du bist zwar viel besser geworden, als ich gedacht habe, aber ob es für Zakor reicht, weiß ich nicht.“, erklärte er.

„Dann finden wir es heraus. Indem wir ihn gemeinsam angreifen.“, sagte Junko.

Kazuma lächelte ein wenig. „Also gut. Wenn du nicht davon abzubringen bist, versuchen wir es.“, sagte er.

Zakor sah amüsiert aus. „Was denn? Weil du es alleine nicht schaffst, willst du dir von ihr helfen lassen?“, fragte er.

„Ja. Was dagegen? Hast du vielleicht Angst, das du uns beiden nicht gewachsen bist?“, fragte Kazuma.

Zakor lachte jetzt. „Soll das ein Witz sein? Du könntest noch 10 von deiner Sorte anbringen und ich würde nicht einmal ins Schwitzen kommen.“, sagte er.

„Na prima. Dann sehen wir mal, was wir zu zweit ausrichten können.“, sagte Kazuma.

Junko nickte.
 

Yuan war wieder in der Luft und griff Golgan im Flug von allen Seiten an. Immer wieder warf er Lichtkugeln auf den Gegner, der nun keine Waffe mehr hatte.

„Komm schon, du Mistvieh. Fall endlich um!“, schrie Yajukurai.

Golgan aber sah ihn nur mürrisch an.

Yajukurai sah bereits sehr erschöpft aus.

„Wenn wir das nicht schnell beenden, dann war´s das. Ich kann bald nicht mehr.“, sagte er.

„Und wo ist der hochnäsige Yajukurai? Der, der froh war, mal eine richtige Herausforderung zu bekommen.“, fragte Yuan.

„Halt den Mund. Ich muss nachdenken!“, sagte Yajukurai wütend.

Golgan öffnete jetzt sein Maul und ein Energiestrahl kam auf Yajukurai zu.

„Ausweichen!“, schrie Yuan.

Rasch wichen sie dem Strahl aus, der nun einen Teil der Decke wegsprengte.

Riesige Felsbrocken fielen zu Boden.

Yajukurai verschnaufte. Dann lächelte er auf einmal. „Das ist es.“, sagte er und sah zur Decke. „Der Kerl kann nicht fliegen, also werde ich ihn begraben.“, sagte er und erschuf erneut eine leuchtende Kugel zwischen seinen Händen.

„Aber vorher müssen wir hier raus.“, sagte Yuan.

„Keine Sorge. Allerdings dauert es in diesem Zustand etwas, die erforderliche Energie zu sammeln. Hoffentlich haben wir die Zeit.“, sagte Yajukurai.
 

Atruschka schluckte. Sie versuchte, sich auf ihre Kraft zu konzentrieren.

Robin hatte etwas Abstand genommen und sah zu.

Kami lächelte und schien auf die erste Attacke von Atruschka zu warten.

Atruschka schloss jetzt die Augen.

„Konzentriere dich auf deine Kraft. Deine natürliche Begabung. Lasse sie raus, wenn du glaubst, das du sie brauchst.“, hörte sie ihren Vater sagen.

Atruschka´s Körper fing an zu leuchten und erhob sich in die Luft. Ein leichter Wind kam auf, der mit der Zeit stärker wurde.

„Oho! Das wird wirklich interessant.“, sagte Kami lächelnd.

Atruschka öffnete jetzt die Augen wieder. Ihre Pupillen waren verschwunden und sie schwebte wieder zu Boden zurück. Der Wind hörte schlagartig wieder auf.

Robin grinste. „Nicht übel, Baby.“, sagte er.

Kami hob beide Hände. „Dann gib dein Bestes.“, sagte er.

„Wie du willst.“, sagte Atruschka.

Ein Teil der Erde neben ihr brach heraus und schwebte neben ihr in der Luft. Nun flog er mit großer Geschwindigkeit auf Kami zu.

Der erschuf ein Schutzschild und wehrte den Angriff ab.

„Nicht schlecht. Du scheinst sehr begabt zu sein.“, sagte Kami und sah, wie Atruschka bereits einen zweiten Erdklumpen auf ihn zuschleuderte. Auch den konnte er abwehren.

„War das schon alles?“, fragte er, als er stutzte.

Um Atruschka herum schwebten kleine Steinchen. Unzählige Steinchen.

Atruschka lächelte. „Los geht´s.“, sagte sie und schleuderte alle Steine auf einmal auf Kami los.

Der hielt die Arme links und rechts von sich weg und ein Zeichen auf seinem Bauch erschien. Es war das Schutzschild, das aber diesmal seinen ganzen Körper einhüllte.

Einige der Steine kollidierten mit dem Schutzschild, andere wurden umgelenkt und schwebten jetzt um Kami herum.

Atruschka lächelte. „Wie lange kannst du dein Kraftfeld aufrecht erhalten?“, fragte sie.

Kami lachte ein wenig. „Glaubst du, du könntest so einfach gewinnen?“, fragte er und zeigte die Handinnenfläche der linken Hand, in der ebenfalls ein Tattoo war.

„Santorax, die Schockwelle!“, schrie er.

Das Kraftfeld zerbrach und eine Schockwelle breitete sich aus, die zuerst die Steine erwischte und wegschleuderte und dann Atruschka erfasste.

Sie flog in die Luft, fing sich aber wieder und schwebte zu Boden runter.

„Deine Kraft ist groß. Aber gegen Magie bist du nicht gewappnet.“, sagte Kami. Er zeigte den Handrücken seiner rechten Hand.

„Gigaras, die Macht.“, rief er.

Kami´s Körper fing nun an zu leuchten. Er spürte, wie große Kraft ihn durchströmte.

„Was macht er da?“, fragte Robin.

„Ich glaube, er stärkt seinen Körper durch Magie. War für ein unglaublicher Zauberspruch.“, sagte Atruschka.

Kami ging jetzt in die Knie. Auf seinem ganzen Körper erschienen Zaubersprüche und jeder leuchtete.

Atruschka schluckte.

Kami hob seinen Kopf wieder und man konnte sehen, das seine Augen hellgelb leuchteten.

„Wo hat er das her?“, fragte Robin.

Kami stand auf. „ Als wir vor 35 Jahren einen Planeten besetzten, verirrte ich mich. Ein Medizinmann es Volkes fand mich und brachte mir die Kraft der Magie bei. Ich war ihm so dankbar, das ich ihn tötete und seine Magie übernahm. Das hat mich unglaublich stark gemacht.“, erklärte er.

„Das ist unverzeihlich! Er hat sie das gelehrt und sie haben ihn getötet?“, fragte Atruschka.

„Wer stark sein will, muss Opfer bringen.“, sagte Kami. Er hob seine Arme und rammte sie zu Boden.

Die Erde brach in Richtung Atruschka auf und schleuderte sie zurück.

Kami sprang ab auf Atruschka zu und rammte sich mit seinem Gewicht in sie rein.

Atruschka wurde zurückgeschleudert und krachte gegen eine Hauswand.

Kami landete wieder ganz sanft auf dem Boden.

Atruschka hingegen ging sehr unsanft zu Boden.

„Die Magie siegt über die Begabung.“, sagte Kami siegreich.

Doppelter Angriff

Kapitel 64: Doppelter Angriff
 

Ratko richtete sich auf und lehnte jetzt an der Wand. Er sah auf das Schlachtfeld, auf dem nun Junko und Kazuma Zakor gegenüberstanden.

„Bin gespannt, wie gut die beiden sind, wenn sie mal nicht gegeneinander, sondern miteinander kämpfen.“, dachte Ratko.

Zakor hob sein Schwert Andromeda hoch und schulterte es. Er sah seine Gegner lächelnd an. „Dann mal los. Jeder von euch hat einen Angriff frei.“, sagte er.

Kazuma steckte sein Schwert weg und ließ beide mitsamt der Scheiden zu Boden fallen.

„Was machst du denn da?“, fragte Junko verdutzt.

„Ganz einfach. Ich verlasse mich zu sehr auf meine Schwerter. Diesen Kampf hier sollte ich ohne sie weiterführen.“, sagte Kazuma.

Zakor fing jetzt an zu lachen. „Du willst ohne deine Waffen weiterkämpfen? Das ist wirklich zu komisch.“, sagte er.

„Bist du verrückt? So hast du doch keine Chance.“, sagte Junko.

„Woher willst du das wissen, wenn du es nicht versuchst?“, fragte Kazuma zurück.

Junko seufzte. „Gut. Wenn du unbedingt willst. Aber pass auf dich auf.“, sagte sie.

„Habt ihr zwei es bald?“, fragte Zakor ungeduldig.

„Klar.“, erwiderte Kazuma. Mit diesen Worten preschte er nach vorne auf Zakor zu.

Da er jetzt nicht mehr die Schwerter trug, schien er viel schneller zu sein, denn Zakor konnte nicht schnell genug reagieren, bevor Kazuma seine rechte Faust in Zakors Brustkorb bohrte.

Zakor wurde durch die Wucht zurückgeschleudert und landete im Dreck.

„Wow.“, sagte Ratko beeindruckt. „Der Junge ist wirklich gut. Vielleicht kann er Zakor doch besiegen.“, sagte er.

Zakor sprang wieder auf und schwang sein Schwert nach oben. „So leicht wird das nicht!“, schrie er. Er ging auf Kazuma los und schlug mit aller Kraft zu.

Doch Junko ging erneut dazwischen. Auf einem Knie hockend wehrte sie den Schlag ab.

„Vergiss mich nicht!“, schrie sie und drückte Zakor zurück.

„Mach weiter!“, schrie Kazuma und rannte an Junko vorbei.

Zakor bemerkte, das Kazuma hinter ihm war und sprang in die Luft.

Junko stolperte etwas vorwärts und konnte dem drohenden Schlag nicht mehr ausweichen.

Doch Kazuma sprang über Junko drüber und rammte Zakor einen Fuß auf den Magen.

Zakor ging erneut zu Boden.

Junko stand wieder auf und stand nun neben Kazuma.

„Nicht schlecht.“, sagte Kazuma lächelnd.

„Ja. Aber du bist auch sehr gut.“, sagte Junko.

Zakor stand wieder auf. Er sah die beiden mürrisch an. „Das kann nicht sein. Wieso sind die beiden so gut? Die Angriffe eben und die Verteidigung waren nahezu perfekt aufeinander abgestimmt. Als würden sie das schon immer tun.“, dachte er.

„Machst du weiter, oder ziehst du den Schwanz ein?“, fragte Kazuma überheblich.

„So ein Unsinn. Wenn ein Bär von ein paar Ameisen angegriffen wird, gibt er auch nicht klein bei.“, sagte Zakor und schwang sein Schwert herum.

„Nimm deine Schwerter wieder.“, riet Junko Kazuma.

„Vergiss es. So bin ich viel schneller.“, erklärte Kazuma und ballte beide Hände zu Fäusten. Er sah das Schwert von Zakor an. „Wenn ich sein Schwert kaputtmachen kann, kann ich ihn auch besiegen.“, sagte er.

Junko sah ihn fragend an. „Sein Schwert kaputtmachen? Und das ohne Waffe? Wie willst du das denn anstellen?“, fragte sie.

„Keine Ahnung. Ich weiß es noch nicht. Aber es wird mir gelingen, das weiß ich.“, sagte Kazuma.

„Hah. Du hast ja ein Gottvertrauen in deine Fähigkeiten.“, sagte Zakor.

Junko war nicht sicher, ob Kazuma gerade den Verstand verlor, oder ob er wirklich glaubte, diese wahnsinnige Aktion durchführen zu können.
 

Golgan sah Yajukurai immer noch an und feuerte gewaltige Strahlen auf ihn ab.

Während Yajukurai sich darauf konzentrierte, Energie zu sammeln für einen vernichtenden Schlag, versuchte Yuan, das sie möglichst nicht getroffen werden.

„Mehr nach links. Nein rechts!“, rief Yuan.

„Kannst du dich mal entscheiden?“, fragte Yajukurai, der wohl kaum etwas sehen konnte.

Plötzlich wurde es still. Eine nahezu gespenstische Stille tat sich in der Höhle auf.

„Was jetzt?“, fragte Yuan und sah zu Golgan runter, der sie zwar immer noch ansah, aber sich nicht mehr rührte.

„Vielleicht hat er keine Kraft mehr. In dem Fall könnten wir ihn einfach fertig machen.“, sagte Yajukurai.

„Quatsch. Mach weiter.“, riet Yuan.

Golgan machte jetzt einen Schritt vorwärts, während er sie immer noch ansah.

„Ich ahne nichts gutes.“, sagte Yuan.

„Was macht er?“, fragte Yajukurai.

„Nichts. Mach einfach weiter.“, sagte Yuan schluckend. Er sah, wie Golgan in die Knie ging.

„Oh mann. Ich glaube, der will springen.“, sagte Yuan.

„Was? Meint der das Ernst?“, fragte Yajukurai.

„Ich glaube schon. Wie weit bist du?“, fragte Yuan. Jetzt bemerkte er die Kugel, die über ihnen schwebte. Sie war mindestens 4mal so groß wie die von vorhin.

„Reicht das etwa nicht?“, fragte Yuan erstaunt.

Yajukurai sah nach unten zu Golgan. „Schwer zu sagen. Wenn ich ihn treffen kann, reicht es vielleicht.“, erklärte er.

„Dann mach hin. Ich glaube, gleich kommt er.“, schrie Yuan.

Tatsächlich sprang Golgan jetzt in die Luft und auf die beiden zu. Er ballte die rechte Hand zu einer Faust, die jetzt anfing zu leuchten.

„Verdammt!“, schrie Yuan.

Yajukurai sah Golgan an. „Friss das, du Ungetüm!“, schrie er und schleuderte die Kugel nach unten.

Golgan sah die Kugel und schlug zu, als sie ihn fast erreicht hatte.

Seine Faust tauchte in die Kugel ein und für einem Moment schien alles still zu stehen.

Golgans Arm tauchte weiter in die Kugel ein, die jetzt Risse bekam. Einige Lichtstrahlen kamen aus ihr heraus und sie zerbrach.

Es gab eine Explosion, wie nicht einmal Yuan sie erwartet hatte.

Eine gewaltige Schockwelle raste durch die Höhle ausgestandt von dort, wo Golgan eben noch in der Luft hing.

Yuan´s Körper wurde von der Schockwelle erfasst und an die Decke gepresst.

„Das war zu stark!“, rief Yuan.

An der Oberfläche wurde die ganze Stadt durchgerüttelt, was auch Atruschka und Robin spürten.

„Da muss ganz schön was los sein.“, sagte Robin, der sich kaum auf den Beinen halten konnte.

Es dauerte zwei Minuten, bis sich die Schockwelle wieder gelegt hatte und Yuan sich wieder bewegen konnte.

„Wenn es das nicht war, dann weiß ich es auch nicht.“, sagte er erschöpft.

Er sah nach unten und bemerkte Golgan, der am Boden zwischen einigen Trümmersteinen lag. Er rührte sich nicht.

„Na wunderbar. Das war´s endgültig.“, sagte er.

„Warte noch.“, sagte Yajukurai.

Er sah nach unten, wo Golgan sich wieder bewegte. Er stützte sich auf seine Arme und richtete sich wieder auf.

Yuan stand der Schweiß auf seiner Stirn. „ Das kann doch nicht sein. Nach so einer Attacke steht der wieder auf. Wie macht der das denn?“, fragte er zitternd.

Plötzlich schwebte er langsam zu Boden und ging dort in die Knie. Die Verwandlung brach zusammen und Yuan keuchte.

„Tut mir leid. Hab meine ganze Kraft verbraucht.“, erklärte Yajukurai.

Yuan sah vorsichtig zu Golgan auf, der mittlerweile schon fast wieder auf den Beinen stand. „Na toll. Hab ich mich diesmal übernommen?“, fragte er sich.
 

Atruschka lag noch am Boden. Kami stand triumphierend neben ihr.

„Deine telepathische Begabung ist wirklich nicht schlecht. Aber ich bin offensichtlich besser.“, sagte Kami lachend.

Bis ein Feuerstrahl auf ihn zukam und nur knapp verfehlte.„Jetzt reicht es mir. Ich werde da nicht länger zusehen, du Mistkerl. Jetzt mach ich dir fertig.“, sagte Robin.

Kami sah amüsiert aus. „Vergiss es. Du kannst mir mit deinem Feuer nichts anhaben. Jedesmal, wenn du mich attackierst, werde ich es zurückschleudern. Vielleicht sogar auf die Kleine hier.“, sagte er und zeigte auf Atruschka.

Plötzlich stutzte er. Seine Augen wurden groß und er versuchte, sich zu bewegen, aber es ging nicht. Er war wie steif.

„Was ist denn jetzt los?“, fragte Robin, der merkte, das etwas nicht stimmte.

„Greif ihn an.“, kam eine schwache Stimme. Atruschka hielt die rechte Hand gehoben und zu Kami gerichtet.

„Beeil dich, solange er sich nicht rühren kann.“, riet sie.

Robin lächelte. Seine beiden Fäuste fingen Feuer und er rannte los. „Wie es aussieht, hat sich das Blatt gewendet.“, sagte er.

Langsam fingen beide Arme an zu brennen. „Jetzt wird gegrillt!“, schrie Robin.

Als er nur noch zwei Meter vor Kami stand, zog er die Arme ruckartig nach vorne und und entfachte so einen großen Feuerstrahl, der Kami einhüllte.

Atruschka war nahe dran. Sie spürte die starke Hitze.

5 Sekunden später hörte Robin auf. Er hatte eine Menge Kraft für diesen Angriff verbraucht und ging in die Knie.

Kami keuchte und fiel zu Boden. Die Zaubersprüche auf seinem Körper verschwanden langsam und es sah so aus, als wenn er erledigt ist.

„Gut gemacht.“, sagte Atruschka, die langsam wieder aufstehen konnte.

„War meine leichteste Übung.“, sagte Robin geschwächt.
 

Golgan hatte sich wieder gefangen und sah Yuan wütend an, der immer noch am Boden lag.

„Wenn wir uns nicht bewegen, wird er uns vernichten.“, sagte Yuan.

„Tut mir leid, aber mir fehlt die Kraft.“, entschuldigte sich Yajukurai.

„Na toll. Dann geht es jetzt wohl doch zuende, oder?“, fragte Yuan.

Etwas fiel von seinem Hals ab und landete vor ihm im Dreck. Es war eine silberne Kette mit einem Amulett.

Yuan nahm die Kette in die Hand und sah sie an. Er lächelte ein wenig.

„Yajukurai. Wenn ich genug Kraft finde, um mich zu verwandeln, kannst du dann noch eine Attacke ausführen?“, fragte Yuan.

Yajukurai stutzte. „Woher willst du denn dafür noch Kraft aufbringen?“, fragte er.

„Kannst du es?“, fragte Yuan.

„Klar. Ich glaube, ich weiß auch schon, wo ich den Angriff ansetzen werde. Nämlich bei dem Bannkreis, den dieser Riese auf dem Kopf hat. Wenn ich an den rankomme, könnte ich meine restliche Kraft benutzen, um ihn erneut zu bannen. Allerdings falle ich dann eine Weile aus.“, erklärte Yajukurai.

„Okay. Dann mach dich bereit.“, sagte Yuan.

Er sah das Amulett an, das er vorsichtig öffnete. Darin war das Bild eines Mädchens.

Yuan erinnerte sich an die Vergangenheit.
 

Yuan und seine Freundin Li saßen in einem Garten zusammen.

„Ich möchte dir etwas schenken.“, sagte Li.

Yuan sah sie fragend an.

„Schließe deine Augen.“, bat sie.

Yuan tat es und schloss für einige Sekunden seine Augen.Li machte etwas an seinem Hals fest. „Du kannst sie wieder aufmachen.“, sagte sie.

Yuan sah an sich runter und bemerkte eine Kette, die um seinen Hals hing. Er das das Amulett und öffnete es.

„Damit du immer an mich denkst. Diese Kette wird dir immer Mut und Kraft geben, selbst wenn ich nicht da bin.“, erklärte Li.
 

Yuan nahm die Kette fest in die Hand. „Jetzt brauche ich diese Kraft. Hilf mir, Li.“, bat er.

Dann hielt er den rechten Arm hoch. „Alle Siegel lösen!“, schrie er.

Tatsächlich leuchteten sie und in einer Lichterexplosion verwandelte er sich.

Yajukurai reagierte sofort. Er flog los auf Golgan zu und stieg in die Luft. Golgan schlug nach ihm, erwischte ihn aber nicht.

Yajukurai landete auf dessen Kopf und legte beide Hände drauf.„Mit meiner Kraft banne ich dich. Kehre zurück in diesen Körper!", schrie Yajukurai.

Beide leuchteten jetzt und das Licht schrumpfe zusammen. „Komm schon!“, schrie Yajukurai.

Dann fuhr erneut eine Schockwelle durch die Höhle und Yuan ging zu Boden.

Er sah neben sich und erblickte Ito in seiner normalen

Gestalt. Er war allerdings bewusstlos.

Yuan lächelte. „Sehr gut. Das hätten wir geschafft.“, sagte er und sah zum Loch in der Decke. „Fragt sich nur, wie wir wieder zurückkommen.“, sagte er, doch er war ohnehin viel zu erschöpft, um sich bewegen zu können.
 

„Du willst wirklich mein Schwert kaputtmachen? Klingt lächerlich. Dieses Schwert ist aus dem härtesten Metall, das wir kennen.“, erklärte Zakor.

„Nimm lieber deine beiden Schwerter wieder. Wir können ihn vielleicht zusammen besiegen.“, sagte Junko.

Kazuma ballte beide Hände zu Fäusten. „Unternimm jetzt nichts.“, sagte er und rannte auf Zakor zu.

Junko erschrak. Kazuma war unbewaffnet und Zakor hatte sein Schwert Andromeda. Ihn in diesem Zustand anzugreifen wäre doch sinnlos.

„Dann erledige ich eben zuerst dich.“, sagte Zakor und holte mit dem Schwert von der Seite aus.

Kazuma holte mit der rechten Faust aus und schlug zu.

Das Schwert kam auf ihn zu, doch er hielt es mit der linken Hand fest, während er mit der rechten Hand Zakor´s Arm traf.

Dabei traf er einen Nerv, so das Zakor das Schwert loslassen mußte und etwas zurücktaumelte.

Kazuma trat etwas zurück und hielt das Schwert hoch. „Dieses Symbol deiner Macht wird nicht länger existieren.“, sagte er, hob das Knie und schlug das Schwert mit aller Macht mit der flachen Seite beidhändig drauf.

Ein Blitz schoss in den Himmel und das Schwert zerbrach in zwei Teile.

Kazuma ließ beide Teile zu Boden fallen und sah in Zakors fassungsloses Gesicht.

„Das kannst du nicht. Wie geht das? Wie kannst du ein Schwert aus reinstem Metarium einfach so zerbrechen?“, fragte Zakor entsetzt.

„Jetzt bist du dran.“, kündigte Kazuma an.

Plötzlich schoss ein Blitz aus Zakors Hand, in welcher er das Schwert gehalten hatte und traf Kazuma im Oberkörper.

Kazuma hob ab und ging ein paar Meter entfernt zu Boden. Einige Blitze durchzuckten ihn noch, doch er schien außer Gefecht zu sein.

„Dummkopf. Nur, weil du mein Schwert zerstört hast, bin ich noch lange nicht wehrlos.“, sagte Zakor.

Junko erschrak. Es sah so aus, als wenn Kazuma tatsächlich bewusstlos war. „Steh doch auf!“, schrie sie.

Zakor lachte. „Vergiss es. Das war ein Stromstoß, der sogar einen Elefanten umgehauen hätte. Es wäre ein Wunder, wenn er in den nächsten 2 Stunden die Kraft finden würde, überhaupt noch aufzustehen.“, erklärte er.

Ratko knurrte wütend. Er hätte zu gerne eingegriffen, aber dafür reichte seine Kraft nicht.

Zakor sah Junko jetzt lächelnd an. „Willst du aufgeben, oder willst du sterben wie dein Freund hier?“, fragte er.

„Kazuma ist nicht tot!“, schrie Junko.

„Aber gleich.“, sagte Zakor.

Junko hatte leichte Tränen in den Augen. Die Angst überkam sie. Gegen Zakor hätte sie keine Chance.

„Versprich mir, das du ihn verschonst und ich ergebe mich.“, sagte sie mutlos.

Zakor grinste. „Nein. Das kann ich leider nicht. Er hat zuviel angerichtet. Dafür muss er jetzt büßen. Immerhin erspare ich ihm die Strafe, die der Imperator ihm gegeben hätte. Glaube mir. Das wäre schlimmer als der Tod.“, erklärte Zakor.

Junko hob ihre Drachenklinge an. „Dann wirst du mich auch töten müssen.“, sagte sie, obwohl sie nicht sicher war, wo dieser Mut gerade herkam.

Zakor seufzte. „Schade. Ich hatte gehofft, das es auch anders gehen würde, aber wenn du darauf bestehst...“, sagte er.

„Tu es nicht!“, schrie Ratko.

Junko sah ihn lächelnd an. „Ich weiß nicht, was gleich passiert, aber ich danke dir, das du mir Mut gemacht hast.“, sagte sie.

Ratko schluckte. So hatte er das doch nicht gemeint.

Zakor ballte seine rechte Hand zur Faust. „Dann triffst du jetzt deinen Schöpfer!“, schrie er und ging auf Junko los.

Kazuma öffnete seine Augen und sah Junko an, doch er konnte sich nicht bewegen.

„Nicht. Tu das nicht.“, bat er in Gedanken. Nicht einmal den Mund konnte er bewegen.

Junko hob ihr Schwert um den Schlag zu parieren. Doch sie wusste, das sie alleine gegen Zakor nicht lange bestehen würde.

Zakor´s Niederlage

Kapitel 65: Zakor´s Niederlage
 

Zakor´s Faust schnellte auf Junko zu, die ihr Schwert dagegen hielt.

Die Faust traf das Schwert in der Breite. Durch die ungeheure Wucht wurde das Schwert weggeschleudert und Junko fiel auf den Hintern.

Das Schwert landete genau neben Kazuma, der sich aber immer noch nicht rühren konnte.

Zakor holte bereits ein weiteres Mal zum Schlag aus, als jemand vor Junko trat.

Es war Ratko, der seine letzten Kräfte aufbat, um Junko beizustehen. „Lass sie in Ruhe. Ihr Tod bringt dir nichts.“, sagte er.

„Sie hat sich geweigert. Sie ist ein Feind des Imperiums. Dafür muss sie bestraft werden. Und jetzt geh zur Seite.“, sagte Zakor und schubste Ratko weg.

„Triff deinen Schöpfer, Kleine!“, schrie er und schlug zu.

Junko reagierte nicht. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Was sie tun konnte. Nur abwarten.

Zakor´s Faust traf sie scheinbar, doch sie spürte nichts.

„Was ist das?“, fragte Zakor.

Kazuma staunte. Junko´s Körper leuchtete auf einmal so mrkwürdig. Sie war von einer seltsamen Aura umgeben. Eine Aura, die wohl Zakors Schlag nicht durchließ.

Kazuma´s Augen wurden groß. „Gaia.“, dachte er.

Zakor versuchte es mit einem weiteren Schlag, doch auch der ging nicht durch.

„Das gibt´s doch nicht. Wie machst du das?“, fragte er.

Junko sah Kazuma jetzt an und streckte eine Hand in seine

Richtung aus. „Nur du kannst ihn jetzt noch besiegen. Nimm meine Kraft und bring es zuende.“, bat die Stimme von Gaia ihn in Gedanken.

Ein Lichtstrahl kam aus Junko´s Hand und traf Kazuma, der nun von diesem Licht eingehüllt wurde.

Die Verletzung seiner Schulter, wo Zakor ihn getroffen hatte, verheilte in Sekundenschnelle und er spürte wieder, wie ihn die Kraft von Gaia durchflutete wie schon beim Kampf gegen Hakon.

Schließlich verschwand das Licht und Junko ging bewusstlos zu Boden.

Zakor sah sie fragend an. „Was hat sie gemacht?“, fragte er und sah anschließend Kazuma an, der sich wieder erhob.

„Das geht nicht. Wie kannst du nach meinem letzten Angriff so schnell wieder aufstehen?“, fragte er erschrocken.

Kazuma streckte seine Arme, um die Verletzung zu überprüfen, aber selbst die Schmerzen waren verschwunden. „Spitze.“, sagte er und hob das Drachenschwert von Junko auf. Dann drehte er sich zu Zakor um und hielt die Klinge drohend auf ihn gerichtet.

„Deine Chancen, diesen Kampf noch zu gewinnen, sind gerade ins Bodenlose gestürzt.“, sagte er.

Zakor sah Kazuma skeptisch an angesichts dieser Äußerung. „Hab ich was verpasst? Du bist doch viel zu schwach, als das du mich besiegen könntest.“, sagte er.

Kazuma lächelte. „Du hast lange genug gemacht, wozu du Lust hattest. Erhoffe dir bloß keine Gnade. Die gibt es nicht mehr.“, sagte Kazuma und stürmte los.

Zakor staunte. Kazuma war viel schneller als vorher und schlug mit dem Schwert zu. Nur mit Mühe und Not konnte er dem Schlag ausweichen und etwas Abstand gewinnen.

Kazuma schien abzuwarten, was Zakor jetzt tut.

Der sah wütend aus. „Glaub bloß nicht, das du schon gewonnen hast, nur weil du offensichtlich noch Reserven hast. Ich werde dich in den Boden stampfen!“, schrie er.

Kazuma hob das Schwert erneut. „Dann komm doch, wenn du dich traust.“, sagte er überheblich klingend.
 

Kami lag am Boden und Robin und Atruschka sahen total erschöpft aus.

„Wie es Yuan wohl geht?“, fragte Atruschka sorgenvoll.

„Bestimmt gut.“, sagte Robin gequält.

Kami öffnete wieder die Augen und hob leicht seinen Kopf.

Atruschka erschrak, als sie das sah. Nach dieser Attacke war er noch bei Bewusstsein?

„Pass auf!“, schrie sie.

Robin sah Kami fragend an. „Willst du noch so eine Attacke?“, fragte er, obwohl er von der letzten Attacke noch ziemlich ausgepowert war.

„Nein, danke.“, sagte Kami lächelnd. „Ihr seid gut. Wirklich gut. Es ist keine Schande, gegen euch verloren zu haben. Aber gegen Zakor wird euch das nicht helfen.“, sagte er.

„Vergiss es. Kazuma wird sich um Zakor kümmern. Der rammt ihn ungespitzt in den Boden.“, sagte Robin grinsend.

Kamis Kopf fiel wieder auf den Boden und er verlor das Bewusstsein.

Atruschka sah sich um. Sie spürte Yuans Kraft, doch sie ließ langsam nach.

Vorsichtig richtete sie sich auf und ging zum Loch.

„Was hast du vor?“, fragte Robin.

„Yuan ist schwach. Zu schwach um da alleine wieder rauszukommen. Ich hole ihn.“, sagte Atruschka und sprang runter.

Robin erschrak.

Yuan lag noch neben Ito am Boden. „Das war ein verdammt guter Kampf.“, sagte er.

Yajukurai antwortete aber nicht.

Yuan mußte schmunzeln. „Dann stimmt es also. Du hast dich so ausgepowert, das du nicht einmal mehr reden kannst.“, sagte er.

Da spürte er etwas. Er sah nach oben zu dem Loch, aus dem Atruschka jetzt geschwebt kam. Allerdings kostete sie das eine Menge Kraft, was man ihr ansah, als sie direkt neben Yuan landete und in die Knie ging.

„Hallo.“, sagte Yuan lächelnd.

„Du hast gewonnen?“, fragte Atruschka und verließ auf Ito.

„Scheint so. War aber nicht leicht.“, sagte Yuan schwach.

Dann sah er Ito an. „Können wir ihn mitnehmen?“, fragte er.

„Nein. Dazu reicht meine Kraft leider nicht mehr. Ich bin froh, wenn ich dich hier rausbringen kann.“, erklärte Atruschka.

Yuan richtete sich langsam auf. „Ich hoffe, das wir wieder mal das Vergnügen haben werden.“, sagte er zu Ito und ließ sich von Atruschka abstützen.

Allmählich erhoben sie sich in die Luft und verschwanden durch das Loch.
 

Kazuma startete jetzt einen Angriff nach dem anderen. Zakor war nur noch am ausweichen, was ihm aufgrund der Länge des Kampfes mittlerweile sichtlich schwerer fiel.

Ratko lächelte. „Der Junge ist unglaublich. Seine Kraft ist nahezu exponenziell angestiegen.“, sagte er.

Mit einem weiteren Angriff verpasste Kazuma Zakor einen Kratzer an der Backe, der jetzt anfing zu bluten.

„Du kommst dir wohl sehr stark vor, was? Aber das alles war bis jetzt nur Glück. Ich habe nämlich die Nase voll. Jetzt mach ich ernst.“, sagte Zakor.

Ratko schluckte. Zakor sah so zornig aus. So hatte selbst er ihn noch nie erlebt. Jetzt könnte alles passieren.

„Erinnerst du dich noch an die Blitze von vorhin? Das war lediglich ein Zehntel der Energie, die ich erzeugen kann.“, erklärte Zakor.

Ratko erschrak. „Ein Zehntel. Das bedeutet, das er viel mehr Energie erzeugen kann. Aber wie macht er das?“, fragte er sich.

„Dann hast du also doch eine Gentherapie durchgemacht!“, schrie Ratko jetzt.

Zakor grinste. „Natürlich. Allerdings habe ich diese Fähigkeit bislang nicht gebraucht. Doch meine momentane Situation zwingt mich offensichtlich zu dieser Maßnahme.“, sagte Zakor.

Sein Körper fing nun regelrecht an zu glühen und Blitze zuckten um ihn herum. Man konnte die statische Aufladung in der Luft förmlich greifen.

„Lauf weg. Bring dich in Sicherheit!“, schrie Ratko.

Kazuma aber rührte sich nicht. „Dann komm mal her. Zeig mir, wie deine ultimative Attacke aussieht.“, sagte er zu Zakor.

Ratko konnte es nicht fassen. Das war seiner Meinung nach lebensmüde.

„Gut. Dann zeig mir, ob du das überleben kannst!“, schrie Zakor.

Seine Hände leuchteten jetzt auf und er schob sie ruckartig nach vorne.

Ein gleißender Lichtblitz schoss auf Kazuma zu und traf ihn. Ein regelrechtes Gewitter ging nun da nieder, wo er eben stand.

Zakor hörte nicht auf. Er schoss noch einen Strahl und noch einen, bis er scheinbar nicht mehr konnte.

Das Gewitter löste sich auf und es wurde neblig.

Ratko schluckte. Das konnte er nicht überlebt haben. Ein solches Inferno war unmöglich zu überleben.

Der Nebel legte sich langsam und gab die Sicht auf einen Erdhaufen frei, der mitten auf dem Kampfplatz lag.

„Was ist das?“, fragte Zakor stutzig.

Der Erdhaufen fiel in sich zusammen und Kazuma stand auf.„Deine Attacke ist ins Leere gelaufen.“, sagte er.

In Zakors Gesicht war das Entsetzen zu sehen. Damit hatte er nicht gerechnet.

„Ich bin im Moment wirklich gut geerdet.“, erklärte Kazuma grinsend.

Ratko staunte. „Unglaublich. Dieser Kerl überrascht selbst mich immer wieder.“, sagte er beeindruckt.

Kazuma hob die Drachenklinge hoch. „Dieser Kampf hat jetzt ein Ende!“, schrie er und stürmte auf Zakor zu.

Zakor hob die Arme, um den Schlag abzufangen, doch es war zu spät.

Die Klinge bohrte sich in seinen Oberkörper und trat auf der anderen Seite wieder heraus.

Anschließend zog Kazuma das Schwert wieder raus und drehte sich um.

Zakor ging in die Knie und hielt sich die blutende Wunde. Aus seinem Mundwinkel floss ebenfalls etwas Blut.

„Gut. Du hast gewonnen.“, sagte Zakor.

Kazuma drehte sich um und sah Zakor wütend an. Seine Augen hatten sich neongrün verfärbt. „Glaubst du, das reicht? Glaubst du, das du damit die Verbrechen deines Volkes gegenüber diesem Planeten abträgst? Glaubst du, das du damit davonkommst?“, fragte er mit einer seltsamen Stimme.

Zakor sah Kazuma fragend an. „Was meinst du damit?“, fragte er schmerzvoll.

Aus dem Boden kamen plötzlich Ranken heraus, die Zakors Gliedmaßen umschlangen.

„Deine Bestrafung folgt jetzt erst. Deine Schmerzen kurz vor deinem Tod werden unvorstellbar sein.“, sagte Kazuma.

Mit einem Mal tat sich die Erde auf und die Ranken zogen Zakor in die Tiefe. Dann schloss sich die Erde wieder und es wurde still.

Ratko konnte es nicht fassen. Kazuma hatte Zakor besiegt, auch wenn er sich nicht erklären konnte, das da gerade passiert war.

Kazuma ging jetzt auf die Knie. Sein Körper leuchtete wieder kurz und ein Lichtstrahl traf Junko. Gaia war wieder zurück.„Oh mann.“, sagte Kazuma keuchend.

Ratko ging langsam auf ihn zu. „Das war Wahnsinn. So was habe ich noch nie gesehen!“, sagte er begeistert.

„Toll. Danke.“, sagte Kazuma und ging bewusstlos zu Boden.

Ratko grinste. Dann sah er Junko an. „Fantastisch. Beide bewusstlos. Dann muss ich wohl.“, sagte er seufzend.
 

„Wo sind sie nur?“, fragte Serena, die verzweifelnd auf die Uhr sah.

Jack kam jetzt aus dem Maschinenraum nach oben. „Ich hab´s geschafft. Und ich hab nur 40 Minuten dafür gebraucht. Ein neuer Rekord.“, sagte er erschöpft.

„Ja. Vielen Dank. Ich hoffe, das sie bald kommen.“, sagte Serena.

Plötzlich sah sie drei Gestalten in der Dunkelheit, die sich auf sie zu bewegten.

Rasch konnte Serena Yuan in der Mitte erkennen. Atruschka und Robin stützten ihn.

„Da kommen sie!“, schrie Serena.

Sie rannte auf die drei zu und half ihnen, Yuan an Bord zu bringen.

„Wie sieht es aus? Wie weit ist der Motor?“, fragte Robin sofort.

„Fertig. Allerdings sind Kazuma, Junko und Ratko noch nicht da.“, sagte Serena.

Robin sah zur Stadt. „Was, wenn sie verloren haben? Ich werde sie holen.“, sagte er.

Da tauchte eine weitere Gestalt auf. Sie war ziemlich groß und hatte gewaltige Schultern.

Erst im Licht des Mondes konnte man sehen, das es Ratko war, der Kazuma und Junko auf den Schultern trug. Er humpelte ein wenig auf das Boot und ging in die Knie.

„Nehmt mir die beiden mal ab.“, sagte er.

Robin und Atruschka halfen ihm sofort. Sie nahmen ihm die beiden ab und brachten sie unter Deck, wo auch schon Yuan lag.„Wir können ablegen. Schnell!“, sagte Serena.

Jack nickte und warf den Motor an.

Wenige Minuten war die Stadt außer Sichtweite so das alle jetzt aufatmen konnten.

„Habt ihr Schwierigkeiten gehabt?“, fragte Ratko Atruschka.

Die lächelte. „Kann man wohl sagen. Die beiden Generäle von Zakor waren unheimlich stark.“, sagte sie.

Ratko schmunzelte. „Dann habt ihr Kami und Ito besiegt? Beeindruckend.“, sagte er.

„Und Zakor?“, fragte Robin.

„Erledigt. Der stört uns nicht mehr.“, erklärte Ratko.

„Kazuma?“, fragte Atruschka.

Ratko nickte. „Ja. Es war unglaublich. Er hat sich in diesem Kampf wahnsinnig gesteigert.“, sagte er. „Jetzt würde ich mich gerne etwas ausruhen.“, fügte er hinzu.

„Klar. Wir alle sollten uns etwas Ruhe gönnen.“, bemerkte Atruschka.
 

In einem abgedunkelten Raum piepte ein kleines Gerät schon seit einigen Minuten. Bis plötzlich ein kleiner Bildschirm ansprang.

„Sekretär Bato! Sekretär Bato! Seid ihr wach?“, fragte eine Stimme.

Neben dem Bildschirm im Bett regte sich eine dickliche Gestalt. Bato wälzte sich herum und sah den Bildschirm an. „Wer stört meinen Schlaf?“, fragte er.

„Verzeihung, aber es ist sehr wichtig.“, sagte der Sarok, der auf dem Bildschirm zu sehen war.

Bato richtete sich auf. „Dann raus damit. Und wehe, es ist nicht wichtig genug.“, mahnte er.

„Sehr wohl. Wie es aussieht, wurde Zakor geschlagen. Beide Leibwächter wurden besiegt und Zakor selbst ist verschwunden.“, sagte der Sarok salutierend.

„Was? Wie kann das sein?“, fragte Bora.

„Wissen wir nicht. Wir hatten von Zakor die Anweisung, uns aus den Kämpfen rauszuhalten. Er und seine beiden Leibwächter wollten das erledigen. Kami ist völlig fertig und Ito haben wir in einer unterirdischen Höhle ausgemacht. Die beiden werden sich wieder erholen, aber von Zakor fehlt jede Spur.“, erklärte der Sarok nochmals.

„Schon gut. Kümmert euch um die beiden und sucht nebenbei Zakor. Ich melde mich wieder.“, sagte Bora und schaltete ab.

„Na, hervorragend. Das gibt wieder eine Menge Papierkram. Allerdings macht es mir ein wenig Sorgen, das die Kerle tatsächlich Zakor besiegt haben. Wer hätte gedacht, das sie so viel auf dem Kasten haben.“, sagte er und drückte noch einen Knopf.

„Leola!“, rief er.

Auf dem Bildschirm erschien jetzt Leola, die ebenfalls etwas verschlafen aussah. „Was gibt es?“, fragte sie.

„Zakor hat verloren. Du weißt vermutlich, was das heißt.“, sagte Bora.

Leola lächelte. „Natürlich weiß ich das. Ich werde diesen Auftrag gerne übernehmen. Diese Truppe ist schon so gut wie erledigt.“, erklärte sie.

„Sehr gut. Ich erwarte Ergebnisse!“, sagte Bora und schaltete ab.

„So ein alter Miesepeter.“, sagte Leola.
 

Kazuma öffnete langsam die Augen und sah in Junko´s Gesicht, die direkt neben ihm lag und noch immer bewusstlos war.

Außer ihnen lag auch noch Yuan unter Deck, der aber ebenfalls noch schlief. Sonst war niemand da.

Kazuma wollte sich aufrichten, doch er merkte rasch, das es nicht funktionierte. Also blieb er liegen.

Wieder sah er Junko an. „Du hast mir schon wieder das Leben gerettet. Du und Gaia.“, sagte er leise.

Er hob seine Hand und griff vorsichtig ihre. „Ich danke dir dafür.“, sagte er leise.

„Wie lange weißt du es schon?“, fragte Junko auf einmal.

Kazuma erschrak aufgrund der Tatsache, das Junko wohl wach war. „Was?“, fragte er.

Junko öffnete die Augen und sah Kazuma vorwurfsvoll an. „Das mit Gaia, meine ich.“, sagte sie.

Kazuma schluckte. „Du weißt es auch?“, fragte er.

„Natürlich. Sie hat sich immer wieder in meinen Träumen gezeigt. Allerdings dachte ich, das sie da bleiben würde.“, sagte Junko und hob ihren Kopf. „Also. Wie lange?“, fragte sie lächelnd.

„Naja. Weißt du, als ich auf dem Schiff in deinen Gedanken war, hab ich sie getroffen. Da kam eins zum anderen.“, sagte er mit rotem Kopf.

„Du Mistkerl!“, schrie Junko und schlug ihn so fest, das es

aus dem Bett fiel.

„Was ist denn hier los?“, fragte Serena, die wegen dem Krach

reingestürmt kam. Sie erblickte Kazuma am Boden und Junko, die

mürrisch im Bett saß. „Müsst ihr euch schon wieder

streiten?“, fragte sie.

„Er hat angefangen.“, sagte Junko.

Kazuma seufzte nur.

Dschungelfieber

Kapitel 66: Dschungelfieber
 

Kazuma lag in einer Hängematte unter Deck und starrte die Decke an. Alle anderen, bis auf Yuan, der noch immer schlief, waren draußen an Deck.

„Hey, du Miesepeter. Komm raus. Das Wetter ist super.“, sagte Serena, die kurz reinsah.

„Ist das alles, was du zu sagen hast? Das Wetter ist super? Wir haben weiß Gott wichtigeres, worüber wir uns Gedanken machen sollten.“, erwähnte Kazuma.

Serena sah ihn fragend an. „Was soll das denn heißen? Dürfen wir uns nicht mehr amüsieren?“, fragte sie störrisch.

Kazuma stand auf und sah ernst aus. „Wir haben gerade mal so überlebt. Das nächste Mal könnte es nicht so glimpflich ausgehen.“, erklärte er.

Serena verpasste Kazuma eine Backpfeife. „Glaubst du wirklich, das wir glimpflich davongekommen sind? Dann schau dir Yuan an. Er ist immer noch bewusstlos. Atruschka, Robin, Ratko und Junko haben Verletzungen davongetragen. Aber sie sehe ich nicht hier Trübsal blasen. Nur dich.“, sagte sie.

Kazuma seufzte. „Vermutlich hatte ich von Anfang an recht. Diese Mission ist zum scheitern verurteilt. Zwar sind wir schon weit gekommen, doch ich bin langsam mit meiner Kraft am Ende. Das ist mir im Kampf mit Zakor klar geworden. Meine Kraft reicht nicht aus, um alle zu beschützen.“, sagte er.

„Was redest du da? Du hast Zakor besiegt.“, sagte Serena.

Kazuma sah sie fragend an. „Heißt das, Junko hat euch nichts gesagt?“, fragte er.

Serena stutzte. „Was gesagt?“, fragte sie.

Kazuma stand auf und sah raus. „Wo ist sie?“, fragte er.

„Am Bug. Vorne.“, sagte Serena.

Ohne auf sie zu achten, ging Kazuma nach draußen.

Die anderen grüßten ihn, doch er beachtete sie nicht, sondern ging nach vorne.

„Was hat er denn?“, fragte Atruschka Serena, die auch jetzt rauskam.

„Keine Ahnung.“, sagte die schulternzuckend.
 

Junko lag am Bug im Bikini und genoss die Sonne, als Kazuma zu ihr kam.

Sie sah ihn kurz an, wandte sich aber schnell wieder der Sonne zu.

„Du hast ihnen nichts erzählt?“, fragte Kazuma.

Junko antwortete nicht. Sie schien zu versuchen, ihn nicht zu beachten.

Kazuma setzte sich neben sie und ließ die Füße ins Wasser hängen. „Es tut mir leid.“, sagte er.

Wieder reagierte Junko nicht.

„Ich hätte es dir auf dem Schiff schon sagen sollen. Aber ich wusste nicht, wie du reagieren würdest. Auch ich stand ein wenig unter Schock. Gaia hatte mir erzählt, das du dich in Gedanken immer wieder in diese heile Welt zurückziehst. Das hat mich ein wenig traurig gemacht.“, sagte er.

„Warum?“, fragte Junko, ohne sich großartig zu bewegen.

„Warum? Was für eine Frage. Naja. Eigentlich kann ich dich ja verstehen. Die Wirklichkeit ist ziemlich hart. Aber das ist noch lange kein Grund, sich dermaßen zurückzuziehen.“, sagte Kazuma.

„Was verstehst du denn davon? Du hattest immer jemanden. Und wenn es deine Schwester war. Ich aber war lange alleine. Nachdem meine Mutter tot war, hatte ich niemanden mehr. Das war sehr hart.“, sagte Junko.

Kazuma nickte verständnisvoll. „Aber das ist vorbei. Du hast jetzt uns. Gute Freunde, denen du vertrauen kannst. Du wirst nie mehr alleine sein.“, sagte er.

„Und was ist, wenn diese Reise beendet ist? Wenn wir zurück nach Japan kommen? Was dann?“, fragte Junko.

Kazuma sah sie staunend an. „Was glaubst du denn? Der Widerstand in Tokio ist wie eine große Familie für mich. Dort wird es sicherlich auch Platz für dich geben.“, sagte er.

Junko setzte sich auf. „Meinst du?“, fragte sie.

Kazuma lächelte. „Natürlich. Falls nicht, gehe ich mit dir, wohin du willst. Aber ich werde dich niemals alleine lassen.“, sagte er.

„Versprochen?“, fragte Junko.

„Hoch und heilig.“, sagte Kazuma.

Plötzlich fiel sie ihm um den Hals. „Vielen Dank. Das bedeutet mir viel.“, sagte sie und eine Träne floss ihr Gesicht herunter.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte Serena verwundert.

Kazuma und Junko nahmen wieder etwas Abstand.

„Ich habe sie nur ein wenig aufgemuntert.“, sagte Kazuma, stand wieder auf und ging nach hinten.

Serena lächelte.
 

Kazuma kam zu den anderen, die ihn wartend ansahen.

„Was ist?“, fragte er.

„Hast du sie etwas aufgebaut?“, fragte Atruschka.

„Klar hab ich das.“, sagte Kazuma.

„Ich weiß zwar nicht, was du getan hast, aber Junko´s Verhalten nach muss es ziemlich schlimm gewesen sein.“, sagte Atruschka.

„Hört auf damit, mich auszufragen. Es ist vorbei und gut. Sehen wir nach vorne.“, sagte Kazuma mürrisch.

„Was ist denn hier los?“, fragte eine verschlafene Stimme.

Yuan sah die Truppe verwundert durch die Tür zum Unterdeck an.

„Yuan!“, schrien alle.

Atruschka fiel ihm sofort um den Hals. „Ein Glück, das du wieder wach bist. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“, sagte sie fröhlich.

„Hey. Nicht so fest.“, bat Yuan nach Luft ringend und befreite sich von Atruschka.

Kazuma stand jetzt neben ihm. „Gut gemacht. Ich habe gehört, du hast es diesem Kerl richtig gegeben.“, sagte er.

Yuan lächelte. „Ja. Ich schätze, das habe ich. War aber eine harte Nuss.“, bestätigte er.

Serena kam jetzt vom Bug und auch sie war froh, das Yuan wieder bei Bewusstsein war.

Bei einem Essen an Bord erzählten sie endlich davon, was in Almeirim passiert war. Kazuma, Junko und Ratko erzählten von dem Kampf gegen Zakor, während Atruschka, Robin und Yuan von ihren Kämpfen gegen Kami und Ito berichteten.

„Nicht schlecht. Die beiden Leibwächter von Zakor waren nicht ohne. Hätte ich euch gar nicht zugetraut.“, sagte Ratko.

„Vielen Dank.“, sagte Atruschka sarkastisch klingend.

„Na klar. War doch ein Kinderspiel. Dieses Turnier gewinnen wir locker.“, sagte Robin.

Kazuma stutzte leicht. „Glaubst du wirklich, es wird so einfach werden?“, fragte er.

Alle sahen ihn verdutzt an.

„Der Kampf in Almeirim war ein Kinderspiel gegen das, was euch auf dem Turnier erwarten wird. Wenn ihr euch wirklich Chancen ausrechnet, seid ihr verrückt.“, sagte er, stand auf und ging nach oben zum Steuer, an dem Jack stand.

„Ist ne ziemlich harte Einstellung.“, sagte Jack, der alles mit angehört hatte.

„Sehen sie das vielleicht anders?“, fragte Kazuma.

Jack lachte. „Ich bin bereits über 50. In meinem Leben habe ich schon manches gesehen und gelernt. Aber das wichtigste, das ich in dieser Zeit gelernt habe ist, das Menschen in extremen Situationen über sich selbst hinauswachsen können. Das hast du doch selbst bewiesen indem du diesen Zakor fertig gemacht hast.“, sagte Jack.

Kazuma schmunzelte. „Wäre schön, wenn es so gewesen wäre. Dann könnte ich vermutlich genauso zuversichtlich sein wie sie. Aber leider ist nicht alles so, wie es scheint.“, sagte Kazuma seufzend.
 

2 weitere Tage vergingen, in denen das kleine Schiff immer weiter ins Landesinnere vordrang. Der Fluss wurde allmählich schmaler und die Bäume bedeckten größtenteils den Fluss, was es ihnen einfacher machte, unentdeckt zu bleiben.

„Wie lange noch?“, fragte Kazuma von unten den Käptn.

„Etwa 4 Tage, schätze ich.“, rief Jack.

„Mann. Wie langweilig.“, sagte Kazuma.

„Du könntest doch ein wenig angeln.“, sagte Yuan, der am Heck saß und eine Angelrute ins Wasser hielt.

„Nein danke. Soviel Geduld habe ich nicht. Mach das mal ruhig alleine.“, sagte Kazuma.

Serena kam jetzt von unten. „Das Essen ist fast fertig.“, sagte sie.

„Danke. Wir kommen gleich.“, sagte Kazuma. Doch er wunderte sich. Serena sah irgendwie komisch aus. Ihre Stirn war rot und sie schien zu schwitzen.

„Was ist los? Geht es dir gut?“, fragte er.

„Ich weiß nicht. Seit ein paar Stunden ist mir etwas schwindelig. Liegt wohl am Klima. Das bin ich nicht gewöhnt.“, sagte sie.

Kazuma fasste mit einer Hand ihre Stirn an. „Verdammt. Du bist total heiß! Du hast ja Fieber.“, sagte er.

Jack hörte das und kam sofort runter. „Lass mal sehen.“, bat er und fasste ihre Stirn an. „Sie glüht ja förmlich.“, sagte er. Dann nahm er ihre Arme und sah sie sich an. Am linken Oberarm entdeckte er einen kleinen Stich, der blau angelaufen war. „Schnell. Legt sie ins Bett.“, befahl er.

Kazuma und Yuan nahmen Serena sofort und legten sie hin.

Jack holte etwas Eis, wickelte es in einen Beutel ein und legte ihn Serena auf die Stirn.

„Was hat sie? Ist es was schlimmes?“, fragte Kazuma.

„Eine Art Dschungelfieber. Sie muss behandelt werden, sonst könnte sie sterben.“, sagte Jack.

Kazuma erschrak. Das konnte er doch nicht zulassen. Er hatte seiner Mutter versprochen, auf Serena aufzupassen.

„Beruhige dich. In etwa 2 Stunden werden wir einen Stamm erreichen, dessen Anführer ich gut kenne. Er wird ihr helfen können. Ganz bestimmt.“, versicherte Jack.

„Ganz sicher?“, fragte Kazuma.

Jack nickte und ging hoch zum Steuer und gab Vollgas.
 

Leola saß in ihrem Büro als die Tür aufging und Bora hineinstürmte.

„Was soll das? Warum faulenzt du hier? Du sollst die Menschen fangen und ausschalten!“, schrie Bora wütend.

„Ganz ruhig. Das erledigt einer meiner Generäle. Dalkor war ganz wild darauf, diesen Auftrag zu übernehmen.“, erklärte Leola.

„Was? Du überlässt das einem niederen General? Weißt du nicht mehr, was mit Zakor passiert ist? Und er war immerhin einer der Obergeneräle.“, sagte Bora, dessen Tonfall immer wütender wurde.

„Er hat sie schlichtweg unterschätzt. Das wird Dalkor bestimmt nicht passieren. Er ist schon unterwegs.“, erklärte Leola.

Bora schmunzelte ein wenig. „Dein Vertrauen möchte ich haben.“, sagte er und ging wieder.

„Du machst dir viel zuviele Sorgen. Sind doch letzten Endes nur ein paar Menschen.“, sagte Leola entspannt.
 

Wie Jack vorhergesagt hatte, waren sie 2 Stunden später an einem alten, morschen Holzsteg angekommen, der allerdings schon seit mindestens 20 Jahren nicht mehr benutzt wurde, so wie er aussah.

„Bist du sicher, das es hier ist?“, fragte Kazuma skeptisch.

„Glaub mir. Hier sind wir richtig.“, sagte Jack und legte an.

Dann sah er auf den Dschungel. „Hey hoh!“, schrie er lauthals.

Ein paar Sekunden herrschte totale Stille.

Dann ertönte ein weiterer Schrei. „Kalumba!“, rief jemand aus dem Dschungel und eine Gestalt kam aus dem Dschungel heraus auf das Boot zu.

Jack lächelte. „Mora. Schön, dich zu sehen.“, sagte er.

Der Einheimische sah die Fremden skeptisch an.

„Wir brauchen die Hilfe eures Medizinmannes. Jemand ist gestochen worden.“, erklärte Jack.

Der Einheimische sah nochmal die Fremden skeptisch an. „Kommt mit. Aber nicht alle.“, sagte er.

Kazuma wunderte sich, das der junge Mann so gut sprechen konnte.

„Hab ich ihm beigebracht.“, sagte Jack.

„Na gut. Ratko wird hier beim Boot bleiben zusammen mit Jack.“, sagte Kazuma.

„Ich werde auch hierbleiben für den Fall.“, sagte Yuan.

„Ich ebenfalls. Ich halte nicht viel von Strohbetten.“, sagte Atruschka.

Kazuma nickte. „Na gut. Dann werden Robin und Junko mitkommen.“, sagte er.

Junko nickte. „Super. Ein einheimisches Dorf besuchen. Das wollte ich schon immer mal.“, sagte Junko aufgeregt.

Kazuma ging unter Deck und nahm Serena Huckepack.

„Was ist los? Sind wir schon da?“, fragte sie schwach.

„Nicht ganz. Wir bringen dich zu einem Arzt. Der wird dir helfen.“, erklärte Kazuma.

„Aber... was ist mit der Reise? Die ist doch wichtig.“, sagte Serena.

„Du bist wichtiger.“, sagte Kazuma und ging mit ihr von Bord.

Serena sah die anderen an. „Tut mir leid.“, sagte sie.

„Nicht doch. Das wird schon wieder.“, sagte Junko.

„Gut. Dann folgt mir.“, sagte Mora und ging voraus.

Serena lächelte. „Ich werde wohl noch etwas schlafen.“, sagte sie und schloss die Augen.
 

Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie in Junko´s Gesicht, die neben ihrem Bett auf einem Stuhl saß und sie ansah.

„Na. Wie geht es dir?“, fragte sie lächelnd.

Serena wollte sich bewegen, doch irgendwie ging es nicht.

„Du solltest noch etwas liegenbleiben. Der Arzt meinte, das du momentan ziemlich schwach bist und dich nicht anstrengen sollst.“, erklärte Junko.

„Wie lange?“, fragte Serena.

Junko sah sie fragend an.

„Wie lange sind wir schon hier?“, fragte Serena.

Junko lächelte. „Nur etwa 2 Tage.“, sagte sie.

„Was? Aber der Zeitplan!“, sagte Serena und schrak hoch.

„Den werden wir einhalten. Ich habe es durchgerechnet und bin sicher, das wir uns nicht verspäten werden.“, sagte Junko Mut machend.

Serena seufzte. Da sah sie auf ein zweites Bett, in dem Kazuma lag. Er schlief wohl, war aber an einen Tropf angeschlossen.

„Was ist hier los? Was hat er denn?“, fragte Serena panisch wirkend.

„Er hat dir geholfen. Wir hatten Glück, das der Arzt hier Medizin studiert hat.“, sagte Junko.

Serena sah zu ihrem Bruder. „Aber warum liegt er da?“, fragte sie.

Junko seufzte. „Der Arzt meinte, das du durch einen Insektenstich mit einem Virus infiziert wurdest. Der Stich war wohl schon etwas älter gewesen, so das eine Bluttransfusion nötig war. Kazuma war sofort bereits dafür.“, erklärte sie.

Serena legte sich wieder hin. „Wird er wieder?“, fragte sie.

„Natürlich. Er wird zwar eine Weile ziemlich schwach sein, aber er erholt sich.“, sagte Junko.

„Sieh mal an. Unsere Patientin ist endlich wach.“, sagte ein älterer Mann mit weißem Kittel, der ins Zimmer kam.

„Das ist Doktor Akagu. Der Arzt.“, sagte Junko.

Der Doktor trat neben Serena und sah ihr mit einer kleinen Taschenlampe ins Auge. „Wie es aussieht, ist der Virus fast restlos verschwunden. Nur noch zwei Tage Bettruhe und die Tabletten, die ich ihnen geben werde, reichen aus, damit sie wieder vollständig genesen werden.“, erklärte er.

„2 Tage? So lange? Geht es nicht früher?“, fragte Serena.

Der Doktor schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber wenn sie sich übermäßig bewegen, könnte sich das Virus reaktivieren und sie erneut befallen. Sie müssen noch eine Weile bleiben.“, erklärte er.

„Ist schon okay.“, kam eine schwache Stimme aus dem anderen Bett herüber.

Serena sah zu ihrem Bruder, der sie jetzt anlächelte.

„Du bist sehr viel wichtiger als unsere Mission.“, sagte er.

Serena lächelte jetzt auch und eine Träne kullerte ihr Gesicht runter. „Danke.“, sagte sie glücklich.

„Klar. Immerhin bist du meine Schwester. Ich muss dich doch beschützen.“, sagte Kazuma und hob den Daumen nach oben.
 

Nach einer Weile kam Junko nach draußen, um sich die Beine zu vertreten.

„Die beiden halten wirklich zusammen.“, sagte Robin, der neben der Tür saß.

„Natürlich. Sie sind Geschwister. Ich hätte schon immer gerne einen Bruder gehabt, aber es sollte nicht sein.“, sagte Junko.

„Ich weiß nicht, ob ich so etwas für meine Schwester getan hätte.“, sagte Robin.

Junko sah ihn skeptisch an. „Quatsch. Natürlich hättest du das getan oder magst du deine Schwester etwa nicht?“, fragte sie.

„Natürlich mag ich sie. Doch es war auch ein Risiko. Der Arzt hat ihm immerhin 2,5 Liter Blut entnommen. Er hätte auch sterben können davon. Abgesehen davon wird er jetzt wohl für ein paar Tage sich kaum bewegen können, vom Kämpfen ganz zu schweigen.“, sagte Robin.

„Der wird schon wieder. Ich frage mich nur, ob es richtig war. Klar. Sie haben die gleiche Blutgruppe und so weil sie die gleiche Mutter haben, aber könnte das Blut nicht auch Auswirkungen auf Serena haben? Immerhin ist Kazuma doch auch zur Hälfte ein Sarok.“, sagte Junko besorgt.

Robin nickte. „Da hast du allerdings recht. Doch du hast doch den Arzt gehört. Serena´s Überlebenschancen ohne Bluttransfusion wären gleich null gewesen. Und nur Kazuma hatte die gleiche Blutgruppe.“, sagte er.

„Das ist alles so kompliziert.“, sagte Junko genervt.

„So sind Familien eben.“, sagte Yuan lächelnd.
 

Yuan saß auf dem Boot und hielt eine Angel ins Wasser, um das Essen zu fangen.

„Sie sind schon zwei Tage weg. Ich mache mir langsam Sorgen.“, sagte Atruschka.

„Keine Sorge. Du kennst doch Kazuma. Wenn der dabei ist, wird schon nichts passieren.“, sagte Yuan.

Plötzlich sprang der Motor des Bootes an und Jack fuhr näher an den Uferrand.

„Hey. Was soll denn das? Ich wollte was angeln.“, beschwerte sich Yuan.

„Ach wirklich. Dann sieh mal auf das Radar.“, sagte Jack und zeigte auf einen blinkenden Punkt auf dem Radargerät.

„Ist es das, wofür ich es halte?“, fragte Yuan.

„Allerdings. Ich bringe das Boot unter den Baum dort. Da müssten sie uns nicht entdecken können.“, erklärte Jack und zeigte auf einen großen Baum, dessen dicke Äste bis über den Fluss hingen.

Atruschka sah auf das Radar. „Die fliegen auf die Siedlung des Stammes zu.“, bemerkte sie.

„Oh nein. Wenn sie dort landen, finden sie die anderen.“, sagte Yuan.

„Wir müssen sie warnen.“, sagte Atruschka und ohne eine Sekunde Zeit zu verlieren sprang sie ins Wasser.

In dem Moment flog das Schiff über ihre Köpfe.

Jacks Manöver hatte wohl Erfolg, denn sie verschwanden rasch inn nördlicher Richtung.

„Atruschka. Sei vorsichtig!“, rief Yuan.

„Was soll denn der Krach?“, fragte Ratko etwas verschlafen.

„Pass auf das Boot auf.“, sagte Yuan und folgte Atruschka ins Wasser.

Ratko sah Jack fragend an, der allerdings nur mit den Schultern zuckte.

Dalkor

Kapitel 67: Dalkor
 

Junko ging in die Krankenstation mit zwei Tellern Suppe für Kazuma und Serena. Als sie die Tür öffnete, erschrak sie.

Kazuma stand an seinem Bett und zog sich gerade an.

Rasch stellte Junko die Teller weg und ging wütend auf Kazuma zu.

„Bist du verrückt? Du darfst dich doch nicht bewegen!“, sagte sie genervt.

„Ach, was. Das geht schon. Zwar nicht so schnell, aber ich fühle mich eigentlich ganz gut.“, erklärte Kazuma.

Junko stand jetzt vor ihm und drückte ihn auf das Bett zurück. „Du legst dich gefälligst hin wenn ich das sage, klar?“, fragte sie in bestimmendem Ton.

Kazuma schluckte kurz. So kannte er Junko gar nicht.

„Ich würde tun, was sie sagt.“, erwähnte Serena schmunzelnd.

Kazuma seufzte. „Na gut. Wenn du meinst.“, sagte er.

Plötzlich ging ein Funkgerät, das neben dem Bett stand, an.

„Hört ihr mich? Bitte antworten!“, rief die Stimme von Ratko über den Lautsprecher.

Kazuma nahm das Funkgerät. „Was gibt es denn?“, fragte er.

„ Saroks. Ein Raumschiff ist über uns hinweg. Zwar hat es uns nicht gesehen, aber es fliegt in Richtung der Siedlung. Wenn sie die Menschen entdecken, dann bekommt ihr vielleicht gleich Besuch.“, sagte Ratko.

„Oh nein.“, sagte Junko.

„Nur mit der Ruhe. Das macht nichts.“, wollte Kazuma sie beruhigen.

„Atruschka und Yuan sind unterwegs zu euch. Ihr müsst da verschwinden.“, sagte Ratko.

Kazuma sah Serena an. „ Ich weiß nicht, ob das geht.“, sagte er.

Serena erhob sich langsam. „Das klappt schon.“, sagte sie, da sie den ernst der Lage erkannte.

„Von wegen. Ihr bleibt schön liegen. Es ist ja noch gar nicht gesagt, das sie hier landen werden. Und wenn doch, dann überlasst das mir.“, sagte Junko.

„Komm schon. Glaubst du, das du das schaffst?“, fragte Kazuma.

Plötzlich verlor er das Gleichgewicht und ging in die Knie. „Wenn ich mir dich so ansehe, dann hast du nicht unbedingt die besseren Chancen.“, erkannte sie.

Kazuma seufzte. „Na gut. Wir warten auf Yuan und Atruschka. Die können uns vielleicht hier rausbringen.“, sagte er.

„Gute Einstellung. Ich sehe mal nach.“, sagte Junko und ging wieder.

„Das könnte schwierig werden.“, dachte Kazuma.
 

Junko kam nach draußen zu Robin, der das Raumschiff bereits erspäht hatte. Es war über das Dorf hinweggeflogen.

„Landet es?“, fragte sie.

Robin nickte. „Es wird langsamer, was wohl heißen soll, das sie in der Nähe runtergehen werden.“, sagte er.

„Sie suchen uns, nehme ich an.“, erwähnte Junko.

„Hab auch nicht gedacht, das sie hier in der Einöde einen Anstandsbesuch machen wollen.“, sagte Robin lächelnd.

„Bleib ernst. Atruschka und Yuan sind auf dem Weg. Sie können uns helfen, Kazuma und Serena zurück aufs Schiff zu bringen.“, erklärte Junko.

„Warum denn? Das Schiff war nicht besonders groß. Ich nehme an, das nicht mehr als 10 Leute da drin Platz haben. Die machen wir auch so fertig.“, sagte er.

„Witzbold. Und was ist, wenn einer von denen ein General oder sowas ist?“, wollte Junko wissen.

„Macht nichts. Den hauen wir gleich mit kaputt.“, sagte Robin übermütig.

Junko seufzte. Soviel Übermut hatte sie nur selten erlebt.
 

Das Schiff der Saroks war auf einer kleinen Lichtung gelandet, die gerade mal so dem Schiff selbst Platz bot. Am Heck des Schiffes ging eine kleine Luke auf, aus der 6 Soldaten herauskamen, die links und rechts salutierten.

Ein weiterer Sarok trat aus dem Schiff heraus. Er war mindestens einen Kopf größer als die anderen Soldaten. Ansonsten hatte er eine ziemlich normale Statur. Bis auf eine Art Dämonenmaske, die seinen ganzen Kopf umschloss und ihm ein unheimliches Aussehen verpasste.

Einer der Soldaten trat vor und verneigte sich. „Die Siedlung, die wir ausgemacht haben, liegt 400 Meter südlich von hier, Kommandant Dalkor.“

„Sehr gut.“, sagte der Kommandant mit einem blechern klingenden Tonfall. „Wir brechen sofort auf. Sollten sie dort sein, möchte ich ihnen keine Möglichkeit geben, zu fliehen.“, ergänzte er und sie gingen los.
 

„Wo bleiben die beiden denn?“, fragte Junko und sah nervös auf die Uhr.

„Immer mit der Ruhe. Wir haben 2 Stunden gebraucht, um hierher zu kommen. Die beiden sind gerade mal seit 10 Minuten unterwegs.“, berichtigte Robin sie.

„Wir haben nicht mehr viel Zeit.“, sagte Kazuma, der aus der Krankenstation rauskam.

„Was tust du denn da? Beweg dich nicht.“, mahnte Junko.

„Es ist schon fast zu spät. Ich kann ihn schon spüren.“, sagte Kazuma.

„Heißt das, es ist ein General? Ein starker?“, fragte Junko besorgt.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, das er so stark ist wie Zakor. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, wie stark er ist. Aber er kann uns Probleme machen.“, erklärte er.

„Wie machst du das eigentlich? Das du so etwas spüren kannst?“, fragte Robin.

„Keine Ahnung. Es funktioniert einfach.“, sagte Kazuma lächelnd.

„Wir haben noch 5 Minuten!“, sagte Serena, die hinter Kazuma auftauchte.

„Was denn? Du stehst auch noch auf? Seid ihr beide verrückt?“, fragte Junko.

„Wir haben keine Zeit. Sie kommen gleich.“, sagte Serena.

„Sag jetzt nicht, das du sie auch spüren kannst!“, erwähnte Robin ungläubig.

Serena seufzte leicht. „Doch. Ich glaube schon.“, sagte sie verunsichert.

„Könnte was mit der Bluttransfusion zu tun haben!“, sagte Junko nachdenklich.

„Ja. Schon gut. Wir müssen hier weg.“, sagte Serena.

Kazuma sah zum Dorf. „Und was wird aus den Menschen hier?“, fragte er.

Junko erschrak und sah zu den restlichen Hütten.

„Wenn sie nicht erfahren, das wir hier waren, lassen sie die Leute vielleicht in Ruhe!“, sagte Robin.

„Glaubst du das wirklich?“, fragte Kazuma mit ironischem Blick.

„Sie werden die Leute hier entweder versklaven oder töten.“, prophezeihte Serena.

Kazuma lächelte. „Dann werde ich diesem Kerl wohl mal zeigen müssen, das er sich nicht mit uns anlegen sollte.“, sagte er und machte einen Schritt. Doch plötzlich verlor er den Halt.

Junko konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er hingefallen wäre.

„Na klar. Du bist Superman und machst sie alle. Und wie, wenn du dich nicht einmal auf den Beinen halten kannst?“, fragte Junko seufzend.

Kazuma keuchte. „Schon klar. Scheinbar hat mich die Behandlung stärker geschwächt, als ich dachte.“, sagte er schwach.

„Überlasst mir das. Ihr könnt schon mal vorgehen. Wenn dieser Kerl nicht so stark ist, dann packe ich ihn schon.“, sagte Robin.

„Quatsch nicht so. Ich werde dir helfen.“, sagte Junko.

„Vergiss es. Du bringst die beiden hier weg. Ihr werdet auf Yuan und Atruschka treffen. Die könnten mir ja helfen, wenn sie noch rechtzeitig kommen, bevor ich mit den Kerlen fertig bin.“, sagte Robin.

„Sei aber vorsichtig.“, riet Kazuma.

Robin hob den rechten Daumen. „Klar doch. Mich kriegen die nicht klein!“, sagte er.

„Aber sei vorsichtig mit deinem Feuer. Die Hütten hier sind aus Holz und Stroh und mit Wald umgeben. Entfache bloß keinen Waldbrand.“, riet Serena.

Robin stutzte und sah sich um. „Schaff ich schon.“, sagte er.

Junko nickte. Sie stützte Kazuma und Serena half ihr dabei soweit sie konnte. Dann gingen sie.

Robin schluckte. „Oh mann. Das wird schwierig.“, dachte er.
 

„Nicht so schnell.“, rief Atruschka Yuan hinterher.

„Was? Du bist doch als erste ins Wasser gesprungen!“, erwähnte Yuan.

„Schon. Aber ich fürchte, ich bin seit dem letzten Kampf noch nicht wieder richtig fit.“, erklärte Atruschka.

„Was soll ich denn erst sagen? Aber es geht hier um unsere Freunde. Wir müssen ihnen helfen.“ Yuan ging es nicht viel besser, doch er riss sich zusammen.

Plötzlich bemerkten sie Bewegung in der Nähe. Die beiden gingen in Deckung, bis sie Junko, Kazuma und Serena sahen.

„Hey. Was macht ihr denn hier?“, fragte Yuan, der Junko Kazuma abnahm.

„Wir mussten weg. Kazuma ich noch ziemlich schwach, weil er Serena Blut gespendet hat.“, sagte Junko.

„Wo ist Robin?“, fragte Atruschka.

„Noch im Dorf. Wir konnten die Dorfbewohner nicht alleine lassen. Die Saroks würden sie abschlachten, wenn sie rausfinden, das wir dort waren.“, erklärte Serena.

„Alleine? Glaubt er etwa, er kann sie aufhalten?“, fragte Yuan.

Atruschka sah ihn an. „Hilf du Junko, die beiden zum Boot zu bringen. Ich helfe Robin.“, sagte sie und verschwand in Richtung Dorf ohne das Yuan etwas dazu sagen konnte.

„Na toll. Soviel dazu.“, erwähnte der nebenbei.

„Dann weiter.“, sagte Junko, der es zwar auch nicht recht war, das Atruschka zum Dorf gegangen war, es aber auch nicht ändern konnte.

„Na gut. Aber wenn wir am Boot sind, gehe ich wieder zurück.“, sagte Yuan.

„Von mir aus.“, sagte Junko teilnahmslos.
 

Robin hatte die restlichen Dorfbewohner inzwischen angewießen, in ihre Hütten zu gehen und keinesfalls nach draußen zu kommen. Er selbst stellte sich in die Mitte des Dorfes und schien zu warten.

Es dauerte nicht lange, bis einige Büsche zur Seite knickten und die Saroks das Dorf betraten.

Zuerst die Soldaten und dann auch ihr Kommandant.

Einer der Soldaten erblickte Robin und zielte mit einem Gewehr auf ihn. „Stehenbleiben!“, rief er.

Robin sah ihn verdutzt an. „Ich stehe doch.“, verkündete er.

Der Soldat schluckte. „Ich weiß. Ich meinte auch nur, das du da bleiben sollst.“, sagte er.

„Ich hatte auch nicht vor, wegzurennen.“, erwähnte Robin lächelnd.

Die Soldaten traten auf ihn zu. „Wer bist du? Und wo ist der Rest der Bewohner?“, fragte der Soldat von eben.

„Das geht euch gar nichts an. Und jetzt geht mir aus der Sonne.“, sagte Robin.

„Du weiß wohl nicht, mit dem du es zu tun hast!“, sagte der Soldat und hielt den Lauf seines Lasergewehrs direkt auf Yuans Kopf gerichtet.

Plötzlich bemerkte der Soldat, wie ihm der Schweiß von der Stirn lief und er wischte sich das Gesicht ab. „Ist es hier immer so heiß?“, fragte er.

„Nein. Nur wenn ich hier bin.“, sagte Robin, bückte sich und legte die rechte Hand auf den Boden.

In einem Durchmesser von einem Meter um ihn herum kam eine Feuersäule aus dem Boden, welche die Soldaten mit sich riss und durch die Luft wirbelte. Sie hielt nur etwa 10 Sekunden an, doch als die verschwand, fielen die Soldaten bewusstlos zu Boden.

„Ziele niemals mit einer Waffe auf mich.“, sagte Robin belehrend.

Da war das Klatschen von Händen zu hören und noch jemand trat aus dem Gebüsch heraus.

Begleitet von zwei weiteren Soldaten mit wesentlich größeren Gewehren trat der Kommandant hervor.

„Beeindruckend, wie du meine Männer fertig gemacht hast. Du musst eine der Zielpersonen sein. Laut meinen Informationen verfügt ihr alle über außergewöhnliche Stärke und Fähigkeiten.“, erwähnte er.

„Und mit wem habe ich die Ehre?“, fragte Robin.

„Mann nennt mich Dalkor. Ich bin einer der Kommandanten von Leola.“, sagte er.

Robin schmunzelte. „Was denn? Diese Leola will uns nicht persönlich fangen. Das nehm ich ihr übel. Sie unterschätzt uns gewaltig.“

„Keine Sorge. Ich schaffe das schon.“, sagte Dalkor und gab seinen beiden Soldaten das Zeichen zum Angriff.

Beide traten hervor und zielten mit ihren Waffen auf Robin.

Es gab ein leises Zischen, als sie den Abzug drückten.

Robin stutzte und sprang rasch zur Seite.

Hinter ihm wurden zwei Bäume getroffen. Die Einschusslöcher zersplitterten und die Bäume fielen zu Boden.

Robin fand den Halt wieder und sah die Soldaten an.

„Nicht schlecht. Das sind Hochgeschwindigkeitswaffen. Sie schießen winzig kleine Geschosse ab, kaum groß genug, um sie mit bloßem Auge zu sehen. Aber durch die enorme Geschwindigkeit besitzen sie das Zerstörungspotenzial einer kleinen Bombe.“, erklärte Dalkor.

Robin sprang zurück und sah sich einen der Bäume an, in dem noch das Projektil steckte.

Inzwischen setzten die Soldaten erneut an und drückten ab.

Robin reagierte und formte eine Feuerwand vor sich, wobei er aufpassen mußte, nicht das Holz in Brand zu stecken.

Zwei Projektile flogen auf die Feuerwand zu und durchschlugen sie. Doch als sie durch sie durch gekommen waren, verpufften sie einfach.

Dalkor stand einfach nur da ohne sich zu wundern.

Robin lächelte. „Pech gehabt. Sie verwenden scheinbar Aluminiumgeschosse. Dummerweise ist dieses Metall sehr leicht zu schmelzen. Deswegen können ihre Spielzeuge auch nichts ausrichten gegen mich.“, erklärte Robin.

Dalkor knurrte wütend. Doch er gab seinen Soldaten den Befehl, zurückzutreten.

„Na gut. Wenn du es nicht anders haben willst, werde ich dich eben fertig machen. Mal gespannt, wie lange du gegen mich durchhältst.“, sagte er.

Robin grinste aber nur dämlich. „Gegen einen Kerl, der wahrscheinlich so häßlich ist, das er sein Gesicht hinter einer Maske verstecken muss? Dich mache ich mit links fertig.“, erklärte er.

„Überschätz dich nicht. Ich warne dich.“, mahnte Dalkor.
 

„Hoffentlich kommen sie zurecht.“, sagte Jack, der vom Boot aus das Ufer im Auge behielt.

„Keine Sorge. Die sind ziemlich zäh.“, bestätigte Ratko.

Da erblickte er einige Gestalten, die aus dem Dickicht traten.

„Da sind sie.“, rief Ratko und zeigte auf Serena, Junko, Kazuma und Yuan.

Jack fuhr das Boot ans Ufer und ließ die vier zusteigen.

„Ich muss wieder los. Atruschka und Robin brauchen bestimmt Hilfe.“, sagte Yuan.

Ratko aber hielt ihn fest. „Was glaubst du, machst du da?“, fragte er.

„Was ich mache? Hab ich doch gesagt.“, erklärte Yuan.

Ratko lächelte. „Dann lass mich gehen. Ich glaube nicht, das du schon wieder fit genug für einen Kampf bist.“, sagte Ratko.

„Er hat recht. Ratko kann bestimmt nützlicher sein als du.“, sagte Serena.

Yuan sah sie leicht beleidigt an.

„Also abgemacht.“, sagte Ratko und sprintete los.

Yuan setzte sich hin. „Das ist ziemlich gemein.“, sagte er.

„Aber du weißt bestimmt, das es besser ist.“, sagte Serena.

Yuan sah sie fragend an. Sicher hatte sie recht. Er wusste nicht einmal, ob er sich im Moment noch verwandeln könnte, nachdem sich Yajukurai beim letzten Kampf total ausgepowert hatte. Aber er fragte sich, ob Serena das wissen konnte, wo er es doch niemandem erzählt hatte.
 

Atruschka kam am Dorfrand an. Doch von Kampfgeräusch keine Spur. Alles war still bis auf das Rauschen der Blätter.

„Ist der Kampf schon vorbei?“, fragte sie sich und trat etwas weiter.

Plötzlich fiel etwas vor ihr auf den Boden.

Atruschka erschrak und sah hin.

Es war Robin. Allerdings war er bewusstlos und ein Teil seiner Klamotten war verbrannt.

„Robin! Was ist los?“, fragte sie und bückte sich zu ihm runter.

„Pass auf. Der Kerl ist gefährlich.“, sagte Robin schwach.

Atruschka hob den Kopf und sah Dalkor an.

„Noch ein Opfer? Wie schön. Dann wird es wenigstens nicht langweilig.“, sagte Dalkor amüsiert.

„Was hast du getan, du Mistkerl. Dafür wirst du büßen!“, schrie Atruschka.

„Lass es.“, sagte Robin. Er fand wieder Kraft, um aufzustehen, wenn auch etwas wackelig.

„Was hat er gemacht? Kann er etwa auch das Feuer bändigen?“, fragte Atruschka.

Robin keuchte. „Nein. Ich glaube nicht, das es so einfach ist. Da ist etwas anderes. Er hat mich nicht einfach mit Feuer angegriffen. Er hat die gleiche Attacke benutzt wie ich. Und zwar haargenau die gleiche.“, erklärte Robin.

Atruschka sah Dalkor an. „Meinst du damit, das er unsere Fähigkeiten kopieren kann?“, fragte sie.

„Schon möglich. Deswegen sollten wir vorsichtig sein, wenn wir unsere Attacken einsetzen. Du ganz besonders.“, bestätigte Robin.

Atruschka schluckte. Ohne ihre Fähigkeiten einzusetzen würde das ein verdammt harter Kampf werden.

Opfer

Kapitel 68: Opfer
 

Dalkor sah Atruschka und Robin an, die ihm gegenüber standen.

„Nicht schlecht. Du hast mich so schnell durchschaut. Aber das wird euch nicht helfen.“, sagte er.

Robin sah ihn wütend an. „Leider hat er recht. Außer meine Tricks mit dem Feuer habe ich leider nicht viel zu bieten.“, sagte er leise.

Atruschka grinste. „Ich bin da etwas anders.“, sagte sie und holte beide Hälften ihres Stabs vom Rücken und fügte sie zusammen. „Ich kann auch damit kämpfen.“, sagte sie.

Dalkor sah sie teilnahmslos an. „Und du glaubst, damit kannst du etwas gegen mich ausrichten?“, fragte er, ohne eine Miene zu verziehen.

„Wir werden sehen!“, schrie Atruschka und rannte los.

Sie schwang den Stock ein paarmal um sich herum und schlug von der rechten Seite zu. Dalkor hob unbeeindruckt den Arm und der Stab traf ihn am Oberkörper.

Robin sah Dalkor an und merkte sofort, das dieser Schlag nicht die geringste Wirkung gehabt hat.

Atruschka spürte das auch und nahm wieder etwas Abstand.

„Witzig. Sollte das etwa ein Angriff gewesen sein?“, fragte Dalkor.

„So ein Mist. Ohne meine Fähigkeiten kann ich nichts ausrichten.“, sagte sie.

„Wir sollten den Rückzug antreten!“, sagte Robin.

„Und die Dorfbewohner? Wir können sie nicht im Stich lassen.“, sagte Atruschka.

Dalkor lachte. „Ihr seid wirklich zu komisch. Macht euch Sorgen um die paar Menschen hier. Dabei ist eure Mission doch so viel wichtiger.“, sagte er.

Dann streckte er sich. „Wenn das so ist, werde ich dieses Trauerspiel jetzt beenden.“, sagte er.

Plötzlich flog ein Steinchen durch die Luft und traf Dalkor am Kopf.

Einer der Dorfbewohner war aus seiner Hütte rausgekommen und stand jetzt da. Er hatte einen weiteren Stein in der Hand.

Noch ein Dorfbewohner kam heraus und noch einer. Jeder hatte einen Stein in der Hand.

Atruschka erschrak. „Was macht ihr denn da? Das ist zu gefährlich. Geht wieder rein!“, schrie sie.

„Vergiss es.“, sagte eine Stimme hinter ihr.

Es war Doktor Akagi, der hinter ihr stand. Er hielt ein Gewehr auf Dalkor gerichtet.

„Die Dorfbewohner wissen, wie wichtig eure Mission ist. Wir geben euch Deckung. Verschwindet, solange noch Zeit ist.“, sagte der Doktor und gab einen Schuss ab, der Dalkor allerdings verfehlte.

„Vergesst es. Ihr könnt mich nicht aufhalten!“, schrie Dalkor.

„Geht jetzt.“, sagte Doktor Akagi und trat an den beiden vorbei.

„Wir sollten das Angebot annehmen. Ich glaube ohnehin nicht, das sie uns eine Wahl lassen werden.“, sagte Robin.

Atruschka sah die Dorfbewohner wehmütig an. Doch sie wusste, was sie zu tun hatte.

„Danke.“, sagte sie, nahm Robin und rannte weg.

Der Doktor sah ihnen kurz nach. „Ich hoffe, eure Mission gelingt.“, sagte er leise und wandte sich wieder Dalkor zu.

„Ihr habt sie ja nicht mehr alle. Opfert euer Leben für das anderer. Menschen sind so dumm.“, sagte Dalkor.
 

Ein paar Minuten später war eine gewaltige Explosion zu spüren, die aus der Richtung des Dorfes gekommen war.

Atruschka blieb kurz stehen und sah zu der Rauchsäule, die in den Himmel aufstieg.

„Komm schon.“, sagte Robin und zog sie weiter.

Nur wenig später trafen sie Ratko. Da für Erklärungen keine Zeit war, beeilten sie sich, zum Boot zurück zu kommen.

Dort wurden sie auch schon von den anderen erwartet.

„Ablegen. Sofort. Wir müssen uns ein Versteck suchen.“, sagte Atruschka sofort.

Jack verlor keine Zeit und fuhr los. Nach nur 5 Minuten fuhr er in ein Dickicht aus Bäumen und Ästen, die sehr dicht waren und schaltete den Motor aus.

„Hier sollten sie uns auch von einem Schiff aus nicht sehen können.“, sagte er.

Nur wenige Minuten später hörten sie Dalkors Schiff, das über ihre Köpfe hinweg flog.

Alle verschnauften.

„Was ist eigentlich passiert? Was war das für eine Explosion?“, fragte Kazuma sofort.

„Lass sie doch erstmal zur Ruhe kommen.“, mahnte Junko wütend.

„Das Dorf.“, sagte Atruschka außer Atem.

„Was? Was ist mit dem Dorf?“, fragte Serena, obwohl sie sich denken konnte, was Atruschka sagen wollte. Immerhin war die Rauchsäule groß gewesen.

„Die Dorfbewohner haben sich für uns geopfert. Dieser Sarok hatte mehr drauf, als wir dachten. Ich glaube, ohne das Opfer der Leute dort wären wir verloren gewesen.“, sagte Robin noch etwas schwach.

„So stark? Aber ich habe doch gar nicht so etwas gespürt.“, sagte Kazuma verdutzt.

„Seine Fähigkeit macht ihn besonders. Er hat einfach meine Attacken und meine Fähigkeit, das Feuer zu kontrollieren kopiert. Das macht ihn zu einem sehr gefährlichen Gegner.“, erklärte Robin.

„Außerdem ist da noch etwas. Ich habe gespürt, das der Kerl mehr Kraft hat, als es den Anschein hatte.“, sagte Atruschka etwas unsicher.

„Was soll das denn heißen?“, fragte Robin verdutzt.

Atruschka schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber da war noch etwas.“

„Lassen wir das einfach. Sobald das Schiff verschwunden ist, fahren wir weiter flussaufwärts. Wir müssen uns nur gut versteckt halten und das Radar im Auge behalten.“, sagte Kazuma.

„Gute Idee. So machen wir es.“, bestätigte Ratko.

Serena sah nochmal zu der Rauchsäule. „Ich hoffe, euer Opfer war nicht umsonst.“, sagte sie.
 

Leola erhielt Bericht von Dalkor, der auf einem kleinen Bildschirm erschien.

„Ich habe einige von ihnen gestellt. Leider sind mir ein paar Dorfbewohner in die Quere gekommen und haben mich aufgehalten. Aber das macht nichts. Ich finde sie.“, erklärte er.

Leola sah ein wenig ungehalten aus. „ Ich hoffe, das du sie findest. Schließlich weißt du, was dir blüht, wenn sie sie nicht findest.“, erklärte sie.

Dalkor verneigte sich. „Ich weiß.“, sagte er und der Bildschirm schaltete sich ab.

„Es ist schon schwer, zuverlässige Leute zu finden.“, meinte Leola lächelnd.
 

Einen Tag später wurde der Amazonas langsam enger und die Bewachsung dichter, was es Jack erleichterte, das Boot zu verstecken, was immer wieder nötig wurde, denn das Schiff gab nicht auf.

Serena lag unter Deck im Bett, um sich noch richtig zu erholen, wie der Doktor es verordnet hatte.

Kazuma lag am Bug des Schiffes und erholte sich ebenfalls. Robin hatte sich relativ schnell erholt, nachdem er neue Klamotten angezogen hatte.
 

Yuan ging zu Kazuma nach vorne, setzte sich und ließ die Beine ins Wasser baumeln.

„Sei vorsichtig. Hier soll das Krokodile und sowas geben.“, sagte Kazuma.

Yuan schmunzelte. „Krokodile? Was besseres fällt dir nicht ein? Glaubst du, das uns Krokodile noch etwas anhaben können, nach dem was wir erlebt haben?“, fragte er.

Kazuma sah ihn fragend an. „Wir sollten immer auf alles vorbereitet sein.“, sagte er belehrend.

Yuan lachte ein wenig. „Ist seltsam, von dir so ernste Worte zu hören.“, bemerkte er.

„Meinst du echt?“, fragte Kazuma entspannt.

„Natürlich. Wenn ich daran denke, wie ich dich das erste Mal kennengelernt habe. Da hab ich nur gedacht, was für ein Scherzkeks du bist. Aber ich glaube, der Kampf gegen Zakor hat dich verändert. Ist es nicht so?“, fragte Yuan.

Kazuma sah nach oben in das Schauspiel aus blauem Himmel und den Ästen der Bäume, die ab und zu vorbeihuschten.

„Wäre möglich. Am Anfang unserer Reise habe ich nicht an dieses Turnier geglaubt. Allerdings hat sich diese Meinung nach und nach geändert. Ich lernte dich und Atruschka und Robin kennen. Ihr besitzt dieses einzigartigen Fähigkeiten von denen ich nie geträumt hätte. Möglicherweise habe ich mir dann doch gedacht, das wir es schaffen könnten.“, erklärte Kazuma.

„Und jetzt nicht mehr?“, fragte Yuan.

Kazuma sah Yuan an. „Zakor war wahnsinnig stark. So stark, das ich keine Chance hatte, egal wieviel ich gegen ihn eingesetzt habe. Und das Turnier wird noch härter. Mittlerweile bin ich mir sicher, das es nichts gibt, das wir noch tun können.“, fügte er hinzu.

„Das glaube ich ja nicht!“, rief Yuan und stand auf. „Wie kannst du so seelenruhig daliegen, wenn du der Meinung bist, das wir es nicht schaffen. Wieso tust du dann nicht etwas? Wieso trainierst du nicht?“, fragte er.

Kazuma richtete sich auf und streckte die Arme. „Weil es nichts bringen wird. Darum.“, sagte er.

Yuan schluckte. „So ist das also. Unser großer Anführer hat die Hosen voll.“, sagte er.

Kazuma stand jetzt auf den Beinen und sah Yuan in die Augen. „Ich habe mich nie zum Anführer dieser Gruppe ernannt. Das habt ihr. Ich habe damit nichts zu tun.“, schrie er.

„Was soll denn das Geschrei hier?“, fragte Junko genervt vom Steuer aus.

Yuan sah Kazuma ernst an. „Ich hoffe, das deine Einstellung nicht abfärbt. Alle anderen auf diesem Boot hier glauben nämlich noch an die Sache.“, erklärte er und ging.

Kazuma setzte sich hin und sah auf die Wasseroberfläche. „Alle glauben, ich hätte Zakor besiegt. Dabei war ich es gar nicht. Es war Gaia.“, dachte er leise und schloss die Augen.

Im Nu war er eingeschlafen.
 

Es war spät in der Nacht, als er die Augen aufschlug. Noch immer lag er am Bug, nur das neben ihm jetzt Junko saß, die ein wenig traurig aussah.

„Wie spät ist es?“, fragte Kazuma.

„Ist das wichtig?“, fragte Junko melancholisch klingend.

Kazuma verstand nicht, was sie damit meinte.

„Gaia hat vorhin zu mir gesprochen.“, sagte Junko. „Es ging um dich.“, fügte sie hinzu.

Kazuma sah sie ablehnend an. „Und was hat sie gesagt?“, fragte er.

Junko lächelte. „Sie sagte, das sie eigentlich gar nichts getan hat. Weißt du... Sie selbst besitzt eigentlich gar keine Kraft, wie sie nur ein Geist ist. Sie kann zwar über die Natur gebieten, aber nur durch ein Medium.“, erklärte Junko.

„Und was soll das genau heißen?“, fragte Kazuma.

Junko ließ ihre linke Hand durch das Wasser gleiten. „Du warst es. Du hast Zakor besiegt. Es war deine Kraft, die das möglich gemacht hat. Das musst du nur noch erkennen.“, sagte sie.

Kazuma schloss die Augen. „Aber diese Kraft. Das war nicht ich. Solche Kräfte besitze ich gar nicht.“, sagte er.

Junko lächelte. „Du verstehst es immer noch nicht, oder? Diese Kraft ist in dir. Sie ist ein Teil von dir. Du musst sie nur finden. Dann kannst du sowas auch ohne Gaia´s Hilfe.“, fügte Junko hinzu und stand auf. „Glaubst du nicht auch, das dieser Planet schützenswert ist? Wer weiß, was die Saroks mit der Erde anstellen würden, wenn sie das Turnier gewinnen. Das müssen wir auf jeden Fall verhindern.“, sagte Junko und sah Kazuma an.

„Hilf uns. Hilf uns dabei, dieses Ziel zu erreichen.“, sagte sie und streckte die Hand aus.

Kazuma schmunzelte und ließ sich von ihr auf die Beine helfen. Dann stutzte er kurz. „Was ist, wenn wir es nicht schaffen?“, fragte er.

Junko atmete tief durch. „Dann müssen wir wenigstens nichts bereuen. Wir können dann sagen, das wir es versucht haben. Alles ist besser als aufgeben.“, sagte sie aufbauend.

Kazuma grinste jetzt. „Na gut. Dann weiß ich ja, was ich ab morgen zu tun habe.“, sagte er.

Junko sah ihn mit fragendem Blick an. „Was denn?“, wollte sie wissen.

„Trainieren. Mit Ratko.“, sagte Kazuma.

Junko sah ihn wütend an. „Kommt gar nicht in Frage. Morgen wirst du dich noch ausruhen. Reden wir übermorgen weiter.“, sagte Junko befehlend.

„Was? Komm schon. Ich bin doch schon fit genug.“, sagte Kazuma.

„Vergiss es.“
 

Mittlerweile waren sie mit Jack schon fast eine Woche unterwegs und der Fluss wurde immer schmaler und dichter bewachsen. Um Verstecke mussten sie sich jetzt keine Sorgen mehr machen, da sie nun in nahezu unberührte Wildnis kamen.

Yuan checkte die GPS Daten. „Wir sollten eigentlich bald da sein. Etwa noch 2 Stunden.“, bestätigte er.

„Was glaubt ihr, was uns da erwartet?“, fragte Atruschka.

„Wer weiß. Vielleicht ein einsamer Einsiedler, der das Leben der Großstädte satt hatte und sich in die Einsamkeit zurückzog. Vielleicht eine einheimische Siedlung.“, stellte Robin Vermutungen an.

Plötzlich gab es eine Explosion, die das ganze Boot durchschüttelte.

Robin, der bis eben geschlafen hatte, öffnete die Augen. „Sind die beiden immer noch dran?“, fragte er.

Die anderen seufzten.

„Seit 3 Tagen versucht er die Attacke richtig hinzukriegen.“, sagte Junko genervt.

An Deck waren Ratko und Kazuma.

Kazuma hatte mit seinen Händen eine Energiekugel geformt.

„Du darfst nicht soviel Energie in die Attacke legen. Wenn sie zu stark wird, kannst du sie nicht mehr kontrollieren.“, sagte Ratko.

„Ich weiß ja. Aber es ist verdammt schwer, den Energiefluss zu regeln.“, sagte Kazuma.

Ratko schmunzelte. „Mit etwas Übung geht das schon.“, machte er Kazuma Mut.

Plötzlich kamen Blitze aus der Kugel raus und er warf sie rasch weit ins Wasser, wo es eine erneute Explosion gab.

Junko riss die Tür auf. „Kannst du jetzt langsam mal aufhören? Das geht auf die Nerven!“, schrie sie.

Kazuma lächelte verlegen. „Tschuldigung.“, sagte er.

„Wir sollten für heute Schluss machen.“, stellte Ratko fest, als er Junko´s Gesichtsausdruck sah.

„Na gut. Dann kann ich endlich was essen.“, sagte Kazuma und wollte unter Deck, als das Boot plötzlich durchgeschüttelt wurde.

„Hey. Mal sachte, ja?“, rief Kazuma zu Jack hoch.

„Das war ich nicht.“, sagte Jack.

Kazuma sah am Rumpf vorbei zum vorderen Bootsende und schluckte.

Vor ihnen stand eine 10 Meter hohe Gestalt, deren Schatten das ganze Boot einhüllte. In ihren Händen ruhte ein überdimensionales Gewehr, welches auf das kleine Boot gerichtet war.

Kazuma stutzte jetzt. Irgendwie kam ihm diese Gestalt bekannt vor. Als wenn er sowas schon einmal gesehen hätte.

Da fiel es ihm ein. Auf dem Marktplatz von Almeirim hatte er diesen riesigen Roboteranzug gesehen. Der hier sah genauso aus.

„Verschwindet von hier, wenn euch euer Leben lieb ist.“, ertönte eine tiefe Stimme.

„Wir sollten auf die Stimme hören.“, erwähnte Serena etwas verängstigt.

Kazuma aber ging näher an den Bug heran bis er am Ende des Bootes war und genau in den Lauf der Kanone sah.

„Du bist kein Sarok. Da bin ich mir sicher. Wenn ich mich recht erinnere, heißen die Dinger Zentauris. Hab in Almeirim einen gesehen. Wir sind Menschen und haben eine Aufgabe zu erledigen. Deswegen müssen wir weiter.“, sagte er.

Für einen kurzen Augenblick kehrte Ruhe ein. Wie gespenstisch stand die riesige, metallische Gestalt vor dem Boot.

„Was ist das für eine Aufgabe?“, fragte die Stimme jetzt.

Kazuma sah auf den Minicomputer und suchte den Namen der vierten Zielperson heraus.

„Wir suchen eine gewisse Tanja Summers. Sie soll sich hier irgendwo aufhalten.“, sagte er.

„Tanja? Ihr sucht Tanja?“, fragte die Stimme.

Serena nahm ihren Mut zusammen und trat neben Kazuma.

„Wir haben den Auftrag, für ein Turnier eine fünfköpfige Mannschaft zusammenzustellen und sind hier, weil diese Person eine der fünf sein soll.“, sagte sie laut.

Die Stimme ließ einen leisen Schmunzler los. „Was macht dann der Sarok auf dem Boot?“, fragte sie.

„Er ist ein Verbündeter. Er hilft uns bei der Suche.“, sagte Kazuma.

Wieder wurde es still. Nur einige Vögel und das Plätschern des Wassers unterbrachen die Stille.

„Also gut.“, sagte die Stimme und das Gewehr verschwand auf dem Rücken des Anzugs.

„Ich habe die Erlaubnis, euch zu unserem Stützpunkt zu führen. Aber keine Mätzchen.“, sagte die Stimme.

Der Zentauri drehte sich um und ging langsam voran.

Der Bewegung der Beine nach war er eher träge und langsam, doch das Boot war auch nicht viel schneller.

Kazuma und Serena gingen zu den anderen zurück.

„Ich weiß nicht. Irgendwie macht der mir Angst.“, sagte Atruschka.

Kazuma streckte sich. „Was besseres könnte uns doch gar nicht passieren. Wir suchen nach jemandem in dieser Einöde. Wenn diese Basis hier irgendwo ist, wird die Zielperson wahrscheinlich auch dort sein.“, sagte Kazuma zufrieden grinsend.

„Na toll. Dann wird das ja diesmal total einfach.“, sagte Serena.

Junko seufzte. „Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, das es so einfach werden wird.“, befürchtete sie.

In der Basis

Kapitel 69: In der Basis
 

Mit dem Boot folgte Jack dem riesigen Zentauri, der vor ihnen durch das Wasser stapfte.

„Wie lange dauert das denn noch?“, fragte Serena gelangweilt.

„Immer mit der Ruhe. So weit wird der bei dem Lauftempo schon nicht von der Basis weg sein.“, sagte Kazuma.

Da blieb der Zentauri stehen.

Auch Jack stoppte jetzt den Motor.

„Einen Moment bitte.“, sagte die Stimme des Zentauri und machte noch einen Schritt vorwärts.

„Hier ist Einheit 23. Habe 8 Gefangene dabei. Öffnet die Luke.“, ertönte die Stimme erneut.

Serena erschrak. „Hat der etwa gerade das Wort -Gefangene- benutzt?“, fragte sie.

„Hey! Was soll das denn heißen?“, fragte Robin wütend.

„Nur die Ruhe. Ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Ihr könntet auch Spione sein.“, sagte die Stimme.

„Beruhig dich. Wir haben ohnehin im Moment keine Wahl.“, belehrte Kazuma.

Robin seufzte.

Plötzlich bebte der Boden. Auch das Wasser geriet in Schwingungen und schüttelte das Boot ein wenig durch.

„W was ist denn das?“, fragte Junko.

„Seht mal da! Was ist da los?“, fragte Atruschka.

Direkt vor dem Zentauri, mitten im Fluss öffnete sich eine riesige Klappe, die nach unten zu führen schien. Sie war etwas erhöht, damit nicht zuviel Wasser mit nach unten lief.

Der Zentauri drehte sich um. „Ihr könnt aussteigen. Das Boot lasst hier.“, sagte die Stimme.

„Na toll. Auch noch laufen.“, beschwerte sich Serena.

„Okay. Was ist mit unseren Waffen?“, fragte Kazuma fordernd.

Der Zentauri blieb kurz ruhig.

„Könnt ihr mitbringen. Müsst ihr aber unten abgeben.“, sagte die Stimme und mit Riesenschritten ging der Koloss nach unten.

Jack fuhr das Boot an den Schacht heran und alle stiegen aus.
 

Über eine kleine Treppe, die nach unten führte, gelangten sie weiter runter. Direkt hinter ihnen schloss sich die Öffnung wieder, damit sie wohl von oben nicht gesehen werden konnte. Dafür gingen einige Lichter an, die ihnen den Weg zeigten.

Es dauert gut 5 Minuten, bis sie einen Boden erreichten. Allerdings gab es hier kaum Licht. Sie blickten in eine tiefe Dunkelheit.

„Hallo?“, warf Serena ein.

Da ging etwa 10 Meter vor ihnen ein Strahler an, der eine Frau hinter einer Theke beleuchtete.

„Legt dort eure Waffen hin. Und macht keine Mätzchen. Mehrere Gewehrläufe sind auf euch gerichtet.“, sagte die Stimme von vorhin wieder.

„Schon gut. Nicht gleich paranoid werden oder so.“, sagte Junko.

„Sie sind ja nur vorsichtig.“, sagte Kazuma und ging als erstes an die Theke, wo er seine Schwerter ablegte.

Auch die anderen gaben jetzt ihre Waffen ab.

„Vielen Dank. Gehen sie jetzt bitte zu dieser Tür.“, sagte die Frau und zeigte auf ein weiteres Licht, das eine Tür beleuchtete.

„Das ist doch dämlich. Was ist das hier? Ein Labyrinth?“, fragte Junko.

Sie gingen zu der Tür und öffneten sie.

Hinter ihnen schloss sich die Tür wieder und einige Scheinwerfer vor ihnen gingen an, die diesmal auf sie gerichtet waren und sie blendeten.

„Was soll denn das? Könnt ihr das mal lassen?“, fragte Robin ungeduldig.

„Es tut uns leid, aber diese Prozedur ist notwendig.“, sagte eine andere männliche Stimme und eine Art Laser tastete jeden einzelnen von Kopf bis Fuß ab.

„Ich hab die Nase voll davon.“, brachte Robin wieder zum Ausdruck.

„Ich sagte doch schon, das du dich beruhigen sollst. Warte ab.“, sagte Kazuma.

Da gingen die Scheinwerfer aus und weitere Lampen sprangen an. Der Raum wurde nun normal beleuchtet.

Sie waren in einem komplett mit Metall verkleideten Raum und hinter einer Fensterscheibe sahen sie zwei Männer, von denen einer die 8 beobachtete und einer vor einem Computer saß.

„Den Daten nach sind alle bis auf den Sarok in Ordnung.“, sagte der vor dem Computer.

Jack trat plötzlich nach vorne. „Lasst uns einfach mit Tanja sprechen.“, sagte er.

Kazuma war total verdutzt von der Offenheit Jacks.

Der Mann, der die Gruppe immer noch anstarrte, bekam plötzlich große Augen. „K k... Kommandant?“, fragte er schluckend.

Jack lächelte. „Also, wie ist es?“, fragte er.

Der Mann schien plötzlich zu schwitzen. „I ich werde sie holen.“, sagte er und verschwand.

Alle anderen sahen Jack fragend an.

Der drehte sich um und lächelte. „Sorry, das ich es euch nicht erzählt habe. Ich war vor einigen Jahren Kommandant hier und Tanja Summers, die ihr sucht, ist meine Tochter.“, sagte er.

Allen standen die Münder offen.

„Und das haben sie uns nicht erzählt?“, fragte Kazuma verdutzt.

„Naja. Ich erzähle es euch jetzt.“, sagte Jack lächelnd.

Da ging eine weitere Tür auf und eine junge Frau trat herein.

Sie trug einen schwarzen Overall mit einem Logo drauf, was wohl einen Zentauri darstellen sollte. Ihr blondes Haar trug sie offen und gut sortiert. Obwohl sie fast wie ein Techniker gekleidet war, wirkte sie von ihrer Art schon fast vornehm.

„Sieh mal an. Mein Vater gibt sich wieder mal die Ehre. Das ist ein Besuch, mit dem ich schon lange nicht mehr gerechnet habe. Immerhin warst du seit 4 Jahren nicht mehr hier!“, schrie die junge Frau.

„Es tut mir leid. Aber Tanja, versteh doch. Nach wir Almeirim verloren hatten, dachte ich, das es nicht gut wäre hierher zurück zu kommen. Ich hatte alle enttäuscht.“, erklärte Jack.

„Die Männer hätten dich nach der vernichtenden Niederlage gebraucht. Ich hätte dich gebraucht. Aber du ließt uns in dem Glauben, das du ums Leben gekommen bist, weil du nie wieder aufgetaucht bist.“, schrie Tanja.

„Entschuldigung. Darf ich mich mal einklinken?“, fragte Kazuma.

„Nein!“, schrie Tanja in bestimmtem Ton. Dann sah sie Jack wieder an.

„Dann tauchst du plötzlich hier auf und bringst auch noch diese Gesellschaft hier mit!“, schrie sie.

„Wir sind aus einem bestimmten Grund hier. Nämlich um...“, sagte Kazuma, als Tanja ihn wütend ansah.

„Ich weiß, warum ihr hier seid. Wir haben hier die neueste Technik und sind immer auf dem Laufenden, was so alles passiert. Wir wissen, wer ihr seid.“, erklärte Tanja.

„Na prima. Das macht es etwas leichter. Wenn sie Tanja Summers sind, sind sie unsere nächste Zielperson.“, sagte Serena.

„Vergesst es. Ich gehe hier nicht weg. Schließlich werde ich hier gebraucht.“, sagte Tanja und sah Jack wieder an.

„Wenn ihr wollt, könnt ihr über Nacht hierbleiben, aber morgen früh seid ihr wieder weg. Wenn nicht, dann erwarten euch Konsequenzen.“, sagte sie und ging wieder.

„Mann. Das war ja total einfach.“, sagte Junko mit ironischem Unterton.

Jack senkte den Kopf. „Tut mir leid. War wohl meine Schuld.“, sagte er.

Ein Mann kam herein. „Ich werde euch zu einem Schlafplatz bringen.“, sagte er.

Kazuma lächelte. „Ich würde mir lieber hier alles ansehen. Mich interessiert diese Technik.“, sagte er.

Der Mann sah ihn verdutzt an. „Schon gut. Ich werde das übernehmen.“, sagte Jack.

Der Mann schluckte. „Na gut. Wenn sie die Verantwortung übernehmen, dann werde ich mal ein Auge zudrücken.“, sagte der Mann.

„Ich komme auch mit.“, sagte Junko gleich und ging zu Kazuma.

„Ich werde mir etwas einfallen lassen.“, sagte Serena lächelnd.

„Gut. Ich verlass mich darauf.“, erwähnte Kazuma. Dann folgten Junko und er Jack.
 

„Das hier sind die großen Hallen, wo die Zentauris aufbewahrt werden, die einsatzfähig sind.“, sagte Jack, als sie in einer wirklich großen Halle ankamen, die allerdings für ihre Größe ziemlich leer aussah.

„Hier waren mal viel mehr drin, oder?“, fragte Junko.

Jack seufzte. „Ja. Vor 5 Jahren war diese Halle hier randvoll. Die Leute, die hier stationiert waren glaubten, das sie nichts erschüttern könnte. Sie hatten sich geirrt.“, erklärte er.

„Warum bist du damals nicht zurückgegangen? Du hattest immerhin eine Tochter hier. Wenn ich du gewesen wäre, hätte ich es getan.“, sagte Kazuma.

Jack senkte betrübt den Kopf. „Ich hatte wohl nicht genug Courage.“, erklärte er.

„Du warst feige.“, ertönte die Stimme von Tanja hinter ihnen.

Kazuma und Junko drehten sich verwundert um. Jack schien sie aber schon bemerkt zu haben, denn er stutzte nicht.

„Hast dich einfach so vom Kampf verdrückt anstatt zurückzukehren. ICH habe weitergemacht. ICH habe die Leute angeführt und ihnen Mut gemacht. Auch, wenn ich zugegen nicht sehr weit gekommen bin, aber wir haben nicht aufgegeben.“, schrie Tanja.

„Nun mach mal halblang, ja? Dein Vater hat eine schwere Niederlage hinnehmen müssen. Aber ich glaube nicht, das er nie an dich gedacht hat.“, sagte Junko leicht wütend.

„Das stimmt. Ich habe immer daran gedacht, wie du zurechtkommen würdest. Ich wusste ja, das die Männer dir vertrauen würden. Also war ich sicher, das du als Anführerin anerkannt werden würdest.“, sagte Jack.

„Du hast ja keine Ahnung, wie schwer es war. Nach der Niederlage hatten wir fast alle Zentauris verloren. Nur eine Handvoll funktionierte noch. Also habe ich alle angewiesen, die nicht mehr funktionierenden hierher zu bringen, damit wir sie wieder zum Laufen bringen können. Bis jetzt haben wir 50 funktioniernde Einheiten.“, sagte Tanja.

Jack schmunzelte. „Nicht viel, wenn man bedenkt, das wir vor der Invasion 500 hatten.“, sagte er.

„Worauf arbeitest du hin?“, fragte Kazuma.

Tanja sah ihn fragend an. „Was meinst du?“, wollte sie wissen.

„Dein Ziel. Du musst doch ein Ziel haben, sonst würdest du nicht alle reparieren lassen.“, sagte Kazuma und sah Tanja entschlossen an.

„Was für eine Frage. Natürlich, alle Saroks von der Erde zu vertreiben.“, sagte Tanja.

Kazuma lachte ein wenig.

„Was gibt´s denn da zu lachen?“, fragte Tanja aufgeregt.

Kazuma sah sie mit ernstem Blick an. „Ihr habt es vor 5 Jahren mit 500 Zentauris nicht geschafft, einen einzelnen Sarok zu besiegen. Wie wollt ihr jetzt mit 50 gegen das ganze Imperium anstinken?“, fragte er lauthals.

Tanja verschränkte die Arme. „Das geht euch nichts an. Ist unsere Sache.“, sagte sie leicht beleidigt.

„Kazuma hat recht. So groß und stark eure Zentauris auch sein mögen, gegen die Generäle der Saroks sind sie nichts.“, bestätigte Junko.

„Ach, was wisst ihr schon?“, sagte Tanja.

„Komm mit uns. Dann kannst du etwas bewegen. Das Turnier kann alles verändern.“, sagte Junko lächelnd.

Tanja wurde ein wenig rot. „Ach Unsinn. Alles nur Spielerei. Die wahre Schlacht findet nicht auf einem Turnierplatz statt sondern hier. Das ist schließlich kein Spiel!“, schrie sie.

„Ist das dein letztes Wort?“, fragte Kazuma.

„Allerdings. Und ich werde meine Meinung auch nicht mehr ändern!“, sagte Tanja und ging wieder.

„So ist meine Tochter. Schnell beleidigt und wenn sie sich mal etwas in den Kopf gesetzt hat, bleibt sie dabei.“, erklärte Jack.

„Da kann man nichts machen.“, sagte Kazuma.

„Was redest du denn da? Wir brauchen aber 5 Teilnehmer für das Turnier.“, sagte Junko.

Kazuma sah zu einem der Zentauris. „Schlafen wir erstmal eine Nacht drüber. Morgen früh sieht es vielleicht schon ganz anders aus.“, sagte er.

Junko seufzte. „Dem seine Zuversicht möchte ich haben.“, dachte sie.
 

Es wurde dunkel über dem Regenwald.

Dalkors Schiff flog immer noch über die Gegend.

„Nach wie vor kein Signal.“, sagte einer der Soldaten.

„Das gibt´s doch nicht. Jetzt suchen wir schon seit Tagen und immer noch keine Spur.“, schrie Dalkor wütend und zerdrückte dabei eine Tasse mit bräunlicher Flüssigkeit, die er in der Hand hatte.

„Schiff 2 hat auch noch keine konkrete Sichtung.“, verkündete ein weiterer Soldat.

„Moment mal. Ich hab hier was.“, sagte der erste Soldat.

Dalkor sah ihn fragend an.

„Ich habe einfach mal die Gegend nach geologischen Unregelmäßigkeiten abgesucht und bin auf eine Art unterirdischen Hohlraum gestoßen, der weiter flussaufwärts liegt.“, sagte der Soldat.

Dalkor lächelte. „Flieg dorthin und sagt auch dem anderen Schiff bescheid. Ich habe ein gutes Gefühl dabei.“, sagte er freudig.
 

Serena konnte nicht schlafen im Gegensatz zu ihrem Bruder, der bereits wie ein Stein schlief.

Sie ging ein wenig durch die Basis und sah den Technikern beim reparieren defekter Zentauris zu, als Jack zu ihr kam.

„Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte er.

Serena lächelte. „Nein.“, sagte sie freundlich. „Sagen sie mal. Sie wussten doch bei unserer Zielanfrage schon, wohin uns der Weg führen würde, oder? Sie wussten, das wir hierher wollten!“, sagte sie.

Jack nickte. „Allerdings. Die Zielkoordinaten passten genau. Eigentlich habt ihr also genau den Richtigen gefragt.“, sagte er leicht rot werdend.

„Dann wollten sie also hierher. Hierher, um sich wieder mit ihrer Tochter zu vertragen.“, stellte Serena fest.

„Ja. Irgendwie schon. Ich hatte sie seit 4 Jahren nicht mehr gesehen. Ich hoffte wohl, das es anders laufen würde.“, erklärte er.

Serena dachte nach. „Dürfte ich noch etwas fragen?“, fragte sie.

„Nur zu.“, sagte Jack verständnisvoll.

„Was hat Tanja für Fähigkeiten? Was kann sie?“, fragte Serena.

Jack sah sie fragend an. „Was sie kann?“, fragte er.

„Ja. Ich meine, das sie bestimmt nicht ohne Grund auf der Liste steht. Vermutlich kann sie gut kämpfen, aber die anderen drei, die wir bis jetzt aufgesammelt haben, besitzen spezielle Fähigkeiten. Yuan´s dämonisches Ich zum Beispiel und Atruschka´s Telekinese und nicht zuletzt Robins Fähigkeiten mit dem Feuer. Was ist mit Tanja?“, fragte Serena interessiert.

Jack schluckte kurz. „Naja. So genau weiß ich das nicht.“, sagte er.

„Ach komm schon. Vielleicht hat es ja was mit ihrer Mutter zu tun. Wo ist ihre Mutter eigentlich?“, fragte Serena jetzt leicht aufdringlich klingend.

„Das ist eine komplizierte Geschichte. Sehr kompliziert.“, sagte Jack zurückweisend.

„Ja. Das scheint immer so zu sein. Immer, wenn es um die Beziehung zwischen Mann und Frau geht, scheint alles kompliziert zu werden.“, stellte sie fest.

„Tja. So ist das eben.“, sagte Jack, dem der Schweiß im Gesicht stand.

Plötzlich ertönte eine schrille Sirene und überall gingen rote Lampen an.

„Was ist denn das?“, fragte Serena.

„Der Alarm. Irgendwas muss passiert sein!“, sagte Jack und rannte los. Serena folgte ihm rasch.
 

„Was ist passiert?“, fragte Jack, als er mit Serena im Schlepptau in einem Computerraum ankam.

„Zwei kleine Schiffe haben Kurs in unsere Richtung genommen. Eines aus Norden und eines aus Osten. Sie bewegen sich genau hierher und werden in etwa 20 Minuten eintreffen!“, sagte einer der Soldaten.

„Heißt das, sie haben uns entdeckt?“, fragte Jack.

„Wissen wir nicht, aber da beide Schiffe den gleichen Kurs haben, wäre das möglich.“, sagte ein weiterer Soldat.

„Dann ergreift sofort Verteidigungsmaßnahmen.“, schrie Jack.

Da räusperte sich jemand neben ihm. Es war Tanja, die ihn abwertend ansah.

„Entschuldige, aber ich kommandiere diese Basis jetzt und ich gebe die Befehle, klar?“, fragte sie.

Jack nickte kurz und seufzte.

Tanja wandte sich zufrieden den Soldaten zu. „Sofort in Verteidungsstellung gehen. Notfalls holen wir diese Schiffe vom Himmel!“, schrie sie.

„Das wäre keine so gute Idee.“, ertönte Kazuma´s Stimme, der mit Ratko und Junko im Schlepptau eintraf.

„Ach ja? Und warum nicht?“, fragte Tanja.

„Weil ein Kommandant namens Dalkor in einem der Schiffe ist. Vermutlich hat er uns weiter verfolgt und ist so hierher gekommen. Er ist stark.“, sagte Kazuma.

Tanja lächelte. „Gegen unsere Zentauris wird er nichts ausrichten können.“, sagte sie.

„Nein, warte! Hör auf sie! Sie kennen diesen Sarok und haben bereits mehrere Kämpfe gewonnen. Sie wissen, wovon sie reden.“, sagte Jack.

Tanja sah ihn immer noch abfällig an.

„Kommandant.“, sagte einer der Soldaten.

„Nicht abschießen.“, sagte Kazuma.

Tanja sah wieder auf den Bildschirm. Sie ballte beide Hände zu Fäusten. „Also gut. Wir warten erstmal ab. Vielleicht fliegen sie ja weiter. Aber haltet euch trotzdem bereit.“, sagte sie.

„Gut.“, sagte der Soldat.

„Hoffentlich fliegen sie weiter.“, dachte Serena.

Vertrauen

Kapitel 70: Vertrauen
 

Alle starrten gebannt auf den Bildschirm, auf dem sich zwei blinkende Punkte immer weiter auf die Basis zu bewegten.

Plötzlich erschrak Serena. „Was ist mit dem Boot? Werden sie das nicht entdecken?“, fragte sie.

Auch die anderen bemerkten es jetzt.

„Keine Sorge. Sie werden denken, dass das Boot schon länger da liegt.“, sagte Tanja.

„Blödsinn. Jeder kann sehen, das es gut gepflegt wurde.“, sagte Kazuma.

Tanja lächelte. „ Nicht wirklich. Unsere Leute haben heute Nacht das Boot schön verkleidet. Mit all dem Moos und Staub wird es keinen Verdacht erregen. Wir haben an alles gedacht.“, sagte sie.
 

Nur ein paar Minuten später trafen sich die beiden Schiffe und schwebten in der Luft.

An Bord von Dalkor´s Schiff ging ein Bildschirm an und eine weibliche Sarok erschien dort. Sie sah ziemlich wütend aus.

„Hast du mich wegen der tollen Aussicht herbestellt?“, fragte sie arrogant wirkend.

Dalkor sah sie ohne Regung an. „Nein. Ich glaube, das sich hier die Zielpersonen befinden, die Leola fangen soll. Außerdem habe ich noch einen weiteren Verdacht. Deswegen brauche ich dich, Regora.“, erklärte Dalkor.

„Einen Verdacht? Und wie sieht der aus?“, fragte Regora ungeduldig.

Dalkor kicherte. „Leola sucht doch seit 5 Jahren bereits nach der Basis der Zentauris. Bislang hat sie die noch nicht gefunden. Aber der Hohlraum hier ist groß genug. Das könnte sie sein.“, erklärte er.

Regora verschränkte die Arme. „Du willst also den Ruhm ernten, die Basis vernichtet zu haben, oder?“, fragte sie.

„Natürlich. Ich bin sicher, das dabei genug Ruhm für zwei anfällt. Du wirst also auch nicht leer ausgehen.“, erklärte Dalkor.

Regora lächelte. „Erzähl weiter.“, sagte sie.
 

„Was machen die da?“, fragte Junko, die wie die anderen auf die regungslos am Himmel schwebenden Schiffe sah.

„Sie wissen es.“, sagte Kazuma mit bestimmtem Ton.

„Quatsch. Woher denn?“, fragte Tanja.

„Die haben vermutlich den Boden abgescannt und dadurch den Hohlraum entdeckt.“, erklärte Ratko.

Tanja sah ihn fragend an. „Sowas können die?“, fragte sie.

„Natürlich. Es sind zwar nur kleine Späherschiffe, aber sie sind gut ausgerüstet.“, erklärte Ratko.

Kazuma lächelte. „Dann wird ein Kampf wohl unvermeidlich.“, sagte er und sah Ratko fragend an.

Der nickte zustimmend.

„Macht alle Zentauris startklar. Denen machen wir die Hölle heiß!“, schrie Tanja.

„Das dauert zu lange. Sie werden gleich landen und vermutlich schnell den Eingang finden.“, sagte Jack.

„Wo sind unsere Waffen?“, fragte Kazuma.

Tanja sah ihn an, als wenn das eine blöde Frage gewesen wäre.

„Mach schon. Wir brauchen sie.“, sagte Kazuma.

„Vertrau ihnen. Sie sind stark.“, sagte Jack.

Tanja senkte den Kopf. „Gebt ihnen ihre Waffen. Und macht trotzdem die Zentauris startklar. Ich werde diese Basis nicht kampflos aufgeben.“, befahl sie.

Kazuma nickte und sah dann Serena an. „Hol die anderen. Sie sollen zum Ausgang kommen.“, sagte er.

Serena nickte und ging los.

„Ich komme mit.“, sagte Tanja.

Kazuma stutzte und sah sie an. „Du? Aber du bist doch Kommandantin hier!“, sagte er.

„Das weiß ich. Aber wie schon gesagt werde ich diese Basis nicht kampflos aufgeben.“, sagte sie.

Kazuma lächelte leicht. „Na gut. Wir können vermutlich jede Hilfe gebrauchen.“, sagte er.

Tanja sah ihren Vater an. „Übernimm du kurz die Stellung. Aber nur solange, wie ich beschäftigt bin.“, sagte sie und ging mit Kazuma und den anderen.

In der Halle in der sie angekommen waren, trafen sich alle. Nur war diesmal alles hell beleuchtet und man konnte die Treppe gut sehen.

„Nehmt eure Waffen. Wir nehmen einen Nebenausgang nur für den Fall, das sie den Haupteingang noch nicht gefunden haben.“, erklärte Tanja.

„Sie kämpft mit uns?“, fragte Yuan.

„Ja. Erstmal.“, sagte Kazuma und schnallte sich seine Schwerter um.

„Was ist mit dem anderen?“, fragte Ratko.

Kazuma lächelte. „Du hast ihn auch gespürt.“, sagte er.

„Was? Wovon redet ihr?“, fragte Atruschka.

„Von dem anderen Sarok. Dieser Dalkor ist diesmal nicht alleine.“, bestätigte Serena.

Kazuma sah sie fragend an. „Was machst du hier? Du wirst nicht kämpfen.“, sagte er.

Serena lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein. Keine Sorge. Ich wollte euch nur viel Glück wünschen.“, sagte sie.

„Gut. Aber jetzt geh zur Kommandobrücke. Da bist du vermutlich am sichersten.“, erklärte Kazuma.

„Gut. Lasst euch nicht unterkriegen.“, sagte Serena und ging wieder zurück.

Tanja ging zu Kazuma und stellte sich vor ihn. „Du kannst sie spüren?“, fragte sie.

„Ja. Liegt wohl an meiner Abstammung. Ich bin zur Hälfte ein Sarok.“, sagte Kazuma.

Tanja erschrak angesichts dieser Information.

Kazuma rieb die Hand hinter seinem Kopf. „Ich weiß. Für mich war es auch nicht leicht, das zu akzeptieren. Wenn dieser Kampf hier vorbei ist, erzähle ich dir, was es damit auf sich hat.“, sagte er.

Tanja lächelte. „Ihr seid schon ein seltsamer Haufen.“, sagte sie.

Plötzlich gab es ein lautes Rumpeln und der Haupteingang fing an, sich zu öffnen.

„War wohl nichts mit Nebenausgang.“, sagte Robin.

„Dann eben hier.“, sagte Yuan.

„Ja. Das ist die beste Alternative. Die Wände sind aus Stahl und meterdick.“, sagte Tanja.

„Das reicht nicht. Wir können hier unmöglich gegen zwei Saroks auf einmal kämpfen.“, sagte Kazuma.

„Was schlägst du vor?“, fragte Ratko.

Kazuma lächelte. „Wir trennen uns. Junko und Yuan kommen mit mir. Wir locken Dalkor nach draußen und werden ihn fertig machen. Der Rest bleibt hier.“, sagte er.

„Warum diese Zusammenstellung?“, fragte Tanja.

„Weil dieser Dalkor besondere Fähigkeiten kopieren kann. Junko und ich haben keine übernatürlichen Kräfte und ich glaube auch nicht, das der Kerl sich wie Yuan in einen Dämon verwandeln kann.“, sagte Kazuma.

„Klingt einleuchtend.“, sagte Ratko.

Kazuma sah Ratko jetzt an. „Ich überlasse es dir.“, sagte er.

Ratko nickte.

„Moment mal. Ich bin hier die Kommandantin.“, sagte Tanja.

„Ach ja. Wie viele Kämpfe gegen Sarokgeneräle hast du denn schon hinter dir?“, fragte Kazuma mit ironischem Unterton.

Tanja sah ihn beleidigt an.

Da er keine Antwort bekam sah sich Kazuma in seinem Urteil bestätigt. „Also. Dann bleibt es dabei.“, sagte er und sah auf den Ausgang, der jetzt offen war.

Einige Gestalten standen da und sahen nach unten.

Kazuma zog seine Schwerter und sah sie an. „Los geht´s!“, schrie er und sprang mit einem Satz nach oben.

„Wir werden wohl erwartet.“, sagte Regora lächelnd.

„In Deckung!“, schrie Dalkor.

Mit einem Schwertstreich hatte Kazuma zwei Soldaten neben Dalkor ins Jenseits befördert.

Junko, die jetzt die Treppe hochkam, erledigte zwei weitere.

Yuan nahm Anlauf und sprang auf Dalkor zu.

Doch bevor er ihn treffen konnte, trat der zur Seite.

Yuan drehte sich aber mit einem Tritt und erwischte Regora am Rücken.

Die war davon so überrascht, das sie sich nicht verteidigte und von dem Tritt nach unten befördert wurde.

„Prima!“, schrie Kazuma und ging mit den Schwertern auf Dalkor zu. Der sprang zurück ans Ufer und sah die drei an, die ihm jetzt den Weg in die Basis blockierten.

„Diesmal wird es anders laufen, du Mistkerl. Das letzte Mal mussten wir noch fliehen, aber jetzt hat dein letztes Stündchen geschlagen.“, sagte Kazuma hochnäsig.

„Genau. Du wirst dafür büßen, was du den Leuten im Dorf angetan hast!“, schrie Junko.

Dalkor sah sie teilnahmslos an. „Diese unterentwickelten Menschen? Ihr wollt sie rächen?“, fragte er.

„Natürlich. Ihr Tod wird nicht umsonst gewesen sein, denn wir machen dich jetzt platt!“, schrie Yuan und sie gingen auf Dalkor los.
 

Regora stand langsam wieder auf. „Ich hasse Menschen.“, sagte sie.

„Ach, wirklich? Dann hast du Pech, das du hier gelandet bist.“, sagte Atruschka.

Regora sah die kleine Gruppe an, die ihr gegenüber stand. Ihr fiel sofort Ratko auf.

„Sieh mal einer an. Also stimmt es. Du bist tatsächlich übergelaufen.“, erwähnte sie lächelnd.

„Ich bin nur auf die richtige Seite gewechselt, Regora.“, sagte Ratko.

„Kennst du die etwa?“, fragte Robin.

Ratko senkte den Kopf. „Allerdings. Von früher. Aus der Schule.“, sagte Ratko.

„Was? Ihr habt auch Schule?“, fragte Atruschka.

Ratko saß eine Schweißperle auf der Stirn. Natürlich haben wir auch Schule. Was dachtet ihr denn?“, fragte er.

„Schluss mit der Konversation. Ich will das hier hinter mich bringen. Diese Luftfeuchtigkeit hier ist nicht gur für meine Haut.“, sagte Regora.

„Immer noch die Alte. Hast dich kaum verändert seit damals.“, sagte Ratko.

„Äußerlich vielleicht nicht. Aber ich habe ein paar neue Tricks drauf. Immerhin habe ich bei der Besten gelernt.“, erklärte Regora.

„Bei Leola? Sie ist nicht die Beste. Nur die Zweitbeste. Aber wem erzähle ich das? Das solltest du ja noch wissen.“, sagte Ratko.

„Hör endlich auf mit dem dämlichen Gelaber und kämpfe!“, schrie Regora.

„Was kann sie?“, fragte Robin.

Zakor schüttelte den Kopf. „Etwas an ihr ist anders als damals. Damals war sie nicht sonderlich stark. Aber ich fürchte, das ist jetzt anders.“, sagte er.

„Eine Gentherapie?“, fragte Atruschka.

„Schon möglich.“, sagte Ratko.

Regora lächelte etwas. „Ihr seid wirklich zu bedauern. Das ich mich als Gegner habt und noch dazu an so einem Ort.“, sagte sie.

„Was soll das denn heißen?“, fragte Tanja.

Plötzlich bebte die Erde und Risse breiteten sich am Betonboden aus.

„Was ist das? Ein Erdbeben?“, fragte Atruschka.

„Unmöglich.“, sagte Tanja.

Da sprang ein kleiner Betonbrocken heraus und eine Wurzel oder eine Art Ranke kam aus dem Boden. Das passierte an mehreren Stelle um Regora herum.

„Das ist SIE!“, sagte Ratko.

„Schlau erkannt. Leola hat ein gutes Wort für mich eingelegt und es mir ermöglicht, das ich die Gene eines Atoraner bekam. Du weißt schon. Der Planet, der fast nur aus Land bestand und deren Bewohner eins mit der Natur waren. Ihre Fähigkeiten haben mich damals schon beeindruckt.“, sagte Regora.

Eine weitere Ranke schoss aus dem Boden. Sie war mindestens einen Meter dick.

„Oh mann. Heißt das, wir müssen gegen den ganzen Urwald kämpfen?“, fragte Atruschka.

„Nein. Nur gegen sie.“, sagte Ratko und zog seine Axt hervor.
 

Dalkor war am zurückweichen. Er floh vor den Angriffen in den Wald.

„Irre ich mich, oder läuft der vor uns weg?“, fragte Yuan.

„Vielleicht hat er nicht damit gerechnet, das wir sie trennen würden.“, sagte Junko.

„Seid trotzdem vorsichtig. Wir dürfen ihn nicht unterschätzen.“, mahnte Kazuma.

Plötzlich kam ein Feuerstoß durch den Wald auf die drei zu und sie wichen aus. Kazuma nach oben, Yuan nach rechts und Junko nach links.

Ein weiterer Feuerstoß kam auf Kazuma zu, der nicht mehr ausweichen konnte und voll erwischt wurde.

„Kazuma!“, schrie Junko in Sorge.

Wie ein Stein fiel Kazuma zu Boden und schlug auf.

„Verdammt. Damit haben wir nicht gerechnet.“, sagte Yuan.

Da kam ein weiterer Feuerstoß durch den Wald, der Junko anvisierte, die gerade zu Kazuma unterwegs war und nicht mehr ausweichen konnte.

Yuan sprintete los und sprang vor Junko, um den Feuerstoß aufzufangen.

Junko sah ihn fragend an, als der Feuerstoß Yuan traf und er ebenfalls zu Boden ging.

Junko schluckte. Sie war geschockt von dem überraschenden Angriff.

Da tauchte Dalkor zwischen den Bäumen auf. „Dummer Junge. Er hat sich für dich geopfert.“, sagte er.

Junko stand auf und sah ihn wütend an. „Du kannst also nicht nur Fähigkeiten kopieren, sondern sie dir sogar zu eigen machen?“, fragte sie.

Dalkor lächelte. „Natürlich kann ich das. Leider habe ich noch nicht viele Gegner gehabt, die solche Fähigkeiten besitzen. Aber diese Feuertechnik ist spitze. Hoffentlich kriege ich noch die Gelegenheit, mich bei dem Kerl zu bedanken, der sie mir gegeben hat.“, sagte er.

Junko sah Kazuma an, der zwar noch bei Bewusstsein war, sich aber im Moment nicht rühren konnte. Sie zog ihr Schwert und hielt es mit der Klinge in Dalkor´s Richtung.

„Ich bin dein Gegner.“, sagte sie.

Dalkor schmunzelte. „Ein Mädchen? Wie putzig. Du solltest lieber gleich aufgeben.“, sagte er.

Junko sah wütend aus. „Vergiss es. Unterschätz mich nicht.“, sagte Junko und sprintete zur Seite los.

Dalkor feuerte einen Feuerstrahl in ihre Richtung ab, doch der traf nur einen Baum.

„Du kannst dich nicht verstecken und du kannst auch nicht angreifen. Mit einem Schwert könntest du höchstens einen Nahkampfangriff starten. Doch dazu müsstest du näher herankommen.“, sagte Dalkor.

Junko verschnaufte hinter einem dicken Baum. „Dummerweise hat er recht. Wenn ich versuche, ihm näher zu kommen, sieht er mich und nimmt den Beschuss wieder auf. Ich werde gegrillt, bevor ich nahe genug bin.“, dachte sie.

Ein paar Feuerstrahlen schossen durch die Luft.

„Langsam wird es hier heiß.“, dachte sie.

„Probieren wir doch mal was anderes.“, sagte Dalkor.

Junko spähte vorsichtig zu ihm hin, um festzustellen, was er jetzt vorhaben könnte.

Dalkor´s Körper war völlig von Flammen umschlossen. „Schon mal eine Feuerwalze erlebt?“, fragte Dalkor.

Junko erschrak.

Dalkor streckte sich und eine Feuerwand breitete sich um ihn herum aus und kam auch auf Junko zu.

Sie konnte dem unmöglich ausweichen. Plötzlich sprang eine Gestalt vor sie und schlug mit zwei Schwertern zu.

Die Feuerwand teilte sich vor ihnen und ging an ihnen vorbei.

Junko ging in die Knie.

Kazuma keuchte. Seine Kleidung war ein wenig verbrannt, doch er stand wieder. Hinter Junko lag Yuan, den Kazuma noch in Sicherheit gebracht hatte.

„Verdammt. Warum hat das so lange gedauert?“, fragte Junko.

„Sorry. Der Angriff hatte mich etwas überrascht. Ich musst mich erstmal sammeln. Außerdem mußte ich an Yuan denken.“, erklärte Kazuma.

Dalkor stand jetzt inmitten eines verbrannten Kreis, der etwa 100 Meter Durchmesser hatte. Nur einige Bäume, die hinter Kazuma standen, hatten das Inferno überlebt.

Dalkor sah Kazuma jetzt abwertend an. „Du hast überlebt? Nicht schlecht.“, sagte er.

Kazuma lächelte. „Wenn mich so eine kleine Attacke umwerfen würde, wäre ich niemals so weit gekommen. Hab schon Hitzewellen erlebt, die wesentlich härter waren.“, sagte er.

Dalkor schmunzelte. „Riskierst ein ziemlich großes Mundwerk. Bin mal gespannt, was dahinter steckt.“, sagte er freudig.
 

Die Ranken hatten sich noch keinen Meter bewegt. Es schien, das sie Regora beschützen würden.

„Na gut. Wie gehen wir vor?“, fragte Atruschka.

„Angreifen!“, schrie Tanja und rannte in einem Affenzahn auf Regora zu.

„Warte!“, schrie Ratko.

„Ich nehme keine Befehle an!“, gab Tanja zu verstehen.

Sie sprang hoch durch die Ranken durch und holte zu einem Schlag aus. Doch eine der kleineren Ranken peitschte durch die Luft, erwischte sie mit voller Wucht um Bauch und schleuderte sie zurück.

„Verdammt!“, schrie Robin. Er sprang nach oben, um Tanja aufzufangen. Doch als er sie packte, wurde er mit ihr zurückgeschleudert und sie schlugen auf dem Boden auf.

Tanja stand sofort wieder auf, während Robin Schwierigkeiten hatte, wieder auf die Beine zu kommen.

„Was ist passiert?“, fragte Atruschka.

Robin keuchte. „Die hat wohl gut gefrühstückt.“, sagte er.

„Es reicht jetzt. Ein direkter Angriff bringt nichts.“, sagte Ratko zu Tanja.

„Genau. Überlasst das mal mir.“, sagte Robin und feuerte zwei Feuerstrahlen in Richtung der Ranken, die er damit in Brand setzte.

„Prima. So funktioniert das!“, jubelte Atruschka.

„Seht ihr? Hättet das gleich mal mir überlassen sollen.“, sagte Robin.

Ratko schluckte. Er war nicht sicher, ob das schon reichen würde.

Tanjas Kraft

Kapitel 71: Tanjas Kraft
 

Das Feuer wurde langsam kleiner und gab die verkohlten Überreste der Ranken frei. Nur ein kleiner Teil brannte noch.

„War´s das schon?“, fragte Robin.

„Das war viel zu leicht. Viel zu leicht.“, erwähnte Ratko.

Da brannte das Feuer ganz runter und gab die Sicht auf eine Betonplatte frei, die wohl direkt in der Mitte von einigen Ranken hochgehalten wurde.

Die Ranken zerfielen zu Staub und die Platte fiel zu Boden. Dahinter hatte Regora sich versteckt, die so von dem Feuer verschont geblieben war.

„Das war ein ziemlich guter Versuch, aber nutzlos. Mit so einem Angriff hatte ich gerechnet.“, sagte sie lächelnd.

Dann hob sie langsam ihre Hände und neue Ranken kamen aus dem Boden. Diesmal viel mehr und stärkere.

„Na gut. Wenn wir mit Feuer nichts ausrichten können, dann eben auf die klassische Art.“, sagte Ratko und hob seine Axt hoch.

„Ich glaube kaum, dass das funktioniert. Du kannst zwar die Ranken abschlagen, aber sie werden wieder nachwachsen.“, erklärte Atruschka.

„Dann also wieder Feuer.“, sagte Robin.

„Nur, wenn du sie auch treffen kannst.“, sagte Tanja.

Robin sah sie wütend an. „Natürlich kann ich das. Wenn die Ranken nicht im Weg wären, wäre das gar kein Problem.“, sagte er.

Atruschka schluckte. „Ich glaube, sie kontrolliert die Ranken mit ihren Körperbewegungen.“, sagte sie.

„Kannst du sie lähmen?“, fragte Ratko leise.

Atruschka atmete tief durch. „Ich glaube schon. Allerdings weiß ich nicht, wie lange ich das durchhalte. Kommt darauf an, wie stark sie ist.“, sagte sie.

„Wovon redet ihr?“, warf Tanja fragend ein.

Ratko sah Robin an. „Also gut. Wenn Atruschka loslegt, müssen wir angreifen und zwar sofort.“, sagte er.

Robin nickte.

Tanja fragte sich, was sie eigentlich vorhatten.
 

Kazuma war leicht angesengt, aber noch topfit. Zudem hatten sie jetzt freies Kampffeld. Dafür hatte Dalkor gesorgt.

„So ist das. Der Kerl eignet sich die Kräfte von Gegnern dauerhaft an. Schade, das wir das nicht vorher wussten. Dann hätte ich ein Outfit angezogen, das ich weniger mag.“, sagte Kazuma.

„Machst du immer noch Witze?“, fragte Dalkor lauthals.

Kazuma sah ihn ernst an. „Das war kein Witz. Ich hab das Shirt wirklich gemocht. Jetzt kann ich es nicht mal mehr als Grillanzünder gebrauchen!“, schrie er.

Dalkor bekam einen richtig roten Kopf. „Hör auf, dich über mich lustig zu machen!“, schrie er wütend.

„Ja. Du solltest ihn lieber nicht wütend machen!“, sagte Junko.

„Ich glaube, ich weiß, was er vorhat.“, sagte Yuan, der auch wieder aufstand.

„Geht´s dir gut?“, fragte Kazuma, ohne sich von Dalkor abzuwenden.

„Na klar. Sowas macht mir nichts aus.“, sagte Yuan und klopfte sich etwas Asche von den Sachen. Dann trat er neben Kazuma.

„Der hat die Kräfte von Robin absorbiert, liege ich da richtig?“, fragte er.

Kazuma nickte leicht.

Yuan lächelte. „Sehr gut. Damit haben wir einen Vorteil. Wir kennen seine Fähigkeit und können etwas dagegen unternehmen.“, sagte er.

„Nicht ganz. Die Attacke von eben habe ich bei Robin noch nicht gesehen. Entweder hat er sie nur noch nicht eingesetzt, oder er kann sie nicht. Das würde allerdings bedeuten, das der hier noch mehr draufhaben kann.“, erklärte Kazuma.

Yuan streckte sich. „Ich mach das schon. Wenn ich mich verwandele, kann mir Feuer nichts anhaben.“, sagte er und legte seine Siegel frei.

„Stufe 2 sollte reichen!“, sagte er und sagte seinen Spruch auf.

Doch nichts passierte. Seine Siegel lösten sich nicht und sein Arm blieb ganz normal.

„Oh Mist. Ich dachte, es würde wieder gehen.“, sagte er.

Kazuma sah ihn fragend an. „Was meinst du?“, fragte er.

Yuan schluckte. „Bei meinem letzten Kampf hat sich Yajukurai etwas übernommen. Er sagte, das er sich eine Weile ausruhen müsste. Aber das ist schon eine Woche her. Ich habe gehofft, das es wieder funktioniert.“, sagte er.

„Warum hast du nichts gesagt?“, fragte Junko.

Yuan senkte den Kopf. „Tut mir leid.“, sagte er.

Kazuma grinste. „Macht nichts. Ich werde mit dem Kerl schon fertig. Ruht euch etwas aus.“, sagte er.

„Blödsinn. Es ist erst ein paar Tage her, seit du deiner Schwester Blut gespendet hast. Auf Anweisung des Arztes hättest du dich eine Woche ausruhen sollen, was du aber nicht getan hast!“, belehrte Junko ihn.

„Keine Widerrede. Dieser Gegner ist stark. Ihr haltet euch im Hintergrund.“, sagte Kazuma.

„Habt ihr es bald?“, fragte Dalkor mit verschränkten Armen.

Kazuma hob seine Schwerter hoch. „Passt auf euch auf.“, sagte er und rannte los.

„So ein Sturkopf!“, sagte Junko beleidigt.

Dalkor hob seine Arme und bewegte sie. Die Hände fingen jetzt an zu brennen und er schleuderte zwei Feuerbälle auf Kazuma zu. Dem ersten wich er nach rechts aus und unter dem zweiten rutschte er durch.

Die Feuerbälle explodierten beim Aufprall und rissen zwei Krater in den Boden.

„Feuerbomben. Wie mies.“, sagte Junko.

Kazuma aber ließ sich dadurch nicht stoppen. Er rannte unbeirrbar weiter.

10 Meter vor Dalkor sprang er in die Luft und hob die Bärenklinge hoch.

„Sehen wir mal, wie das Feuer gegen mein Schwert anstinkt!“, schrie Kazuma und schlug zu.

Als das Schwert zu Boden sauste, verwandelte sich Dalkor´s Körper in Feuer, das innerhalb von Sekunden verschwand.

Kazuma stutzte. „Was war das?“, fragte er und sah sich um.

„Hast du ihn?“, fragte Junko.

Kazuma erschrak und sah zu ihr. Hinter ihr tauchte in Feuer gehüllt Dalkor auf. Auch Yuan bemerkte es nicht.

„Pass auf!“, schrie Kazuma.

Junko schluckte, weil sie es irgendwie spüren könnte. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und sie spürte, wie es heiß wurde. Im nächsten Moment gab es eine kleine Explosion, die

Yuan wegschleuderte.

Junko ging in die Knie. Ihre Augen wurden leer und sie wurde ohnmächtig.

Dalkor lächelte. „Hält nichts aus, die Kleine.“, sagte er.

„Oh nein. Junko!“, schrie Yuan, der nichts tun konnte.

„Ihr seid wirklich leicht zu besiegen. Ein wenig Hitze und schon kippt ihr um.“, sagte Dalkor.

Plötzlich sah er unvermittelt eine Faust auf sich zukommen, die sich in sein Gesicht bohrte.

Dalkor machte unliebsame Bekanntschaft mit dem Boden, in dem er einen Abdruck hinterließ.

Kazuma sah ihn wütend an immer noch mit geballter Faust. „Du Dreckskerl. Dafür mach ich dich fertig!“, schrie Kazuma.

Eine Feuersäule aber hinderte ihn daran und Dalkor gewann etwas an Abstand.

Er hielt sich die blutende Nase und keuchte. „Wie konnte der so schnell bei mir sein? Ich habe ihn nicht einmal gesehen.“, dachte er leicht benommen.

Kazuma bückte sich zu Junko und hob sie leicht an. „Hey. Hörst du mich?“, fragte er.

Junko sah ihn leicht lächelnd an. „Hat jemand die Heizung aufgedreht?“, fragte sie.

Kazuma lachte leicht. „Ich bin doch derjenige, der hier die schlechten Witze macht.“, sagte er.

Dalkor ballte beide Hände zu Fäusten. „Na warte. Dir zeig ich es. Ich werde dir die Hölle heiß machen!“, schrie er.

„Wie hat er das gemacht? Wie konnte er so schnell von da hinten hierher kommen?“, fragte Yuan erschrocken.

Kazuma stand wieder auf. „Das ist mir egal. Ich werde diesen Mistkerl jetzt erledigen.“, sagte er.
 

Atruschka versuchte, sich zu konzentrieren.

„Bist du soweit?“, fragte Ratko.

Atruschka nickte leicht und sah Regora an, die wohl abwartete, was ihre Gegner als nächstes vorhatten.

„Was ist jetzt? Wird das heut noch was, oder soll ich weitermachen?“, fragte sie und hob einen Arm.

Eine der Ranken erhob sich zu einem Schlag, doch plötzlich hielt sie inne.

„Was ist jetzt?“, fragte Regora und sah ihren Arm an. Er zitterte leicht, aber sie schien ihn nicht mehr bewegen zu können.

„Jetzt!“, schrie Atruschka.

Ratko stürmte mit der Axt nach vorne und Robin hinterher.

„ ch geb dir freies Schussfeld!“, schrie Ratko und schnitt einige der Ranken einfach durch.

Robin sprang nach oben und konzentrierte sich auf einen gewaltigen Feuerball, den er in seinen Händen entstehen ließ.

„Also dann. Sieh mal, wie du damit zurechtkommst!“, schrie er und schleuderte die Kugel in Regora´s Richtung.

Die konnte sich immer noch nicht bewegen, um die Kugel abzuwehren.

„Ja. Diesmal klappt es!“, schrie Ratko.

Die Kugel traf und explodierte mit lautem Getöse da, wo Regora gestanden hatte. Die ganze Halle wurde in Rauch von der Explosion eingehüllt.

„Haben wir sie?“, fragte Atruschka ungeduldig.

Ratko hustete und versuchte, etwas zu sehen. Doch die Sicht war gleich null. „Ich weiß nicht!“, schrie er.

Da öffnete sich unter ihm der Boden und eine Ranke, die hervorkam befördete ihn mit Karacho an die Decke. Robin wurde ebenfalls von einer Ranke im Rücken getroffen und flog gegen die gegenüberliegende Wand.

„Verdammt! Hat es etwa nicht funktioniert?“, fragte Atruschka.

Der Rauch legte sich und gab die Sicht auf einen Erdhügel frei, der sich genau dort gebildet hatte, wo Regora gewesen war.

Genau dieser Erdhügel öffnete sich jetzt und Regora stieg hervor.

Jetzt sah Atruschka, das die Erde des Hügels von Wurzeln durchzogen war. Vermutlich hatte sie diese dazu benutzt, um sich einen Schutzschild aufzubauen.

Robin fing sich langsam und auch Ratko war noch nicht erledigt, so dass sie den Rückzug zu Atruschka und Tanja antraten.

„Die ist uns über.“, sagte Robin keuchend.

„Sehe ich auch so. Die Ranken steuert sie vielleicht mit ihren Armen, aber das eben hat sie ohne ihre Arme gemacht, oder?“, fragte Ratko.

Atruschka nickte.

„Kannst du das nochmal machen?“, fragte Tanja Atruschka.

Die sah sie fragend an.

„Du hast doch dafür gesorgt, das sie sich nicht mehr bewegen konnte, oder? Kannst du das nochmal?“, wieder Tanja ihre Frage.

Atruschka nickte. „Schon. Aber ich brauche 2 Minuten dafür.“, sagte sie.

Tanja lächelte. „Kein Problem. Ich beschäftige sie.“, sagte sie.

Ratko erschrak angesichts dieser Worte. Hatte Tanja gerade gesagt, das sie Regora beschäftigen will. Und das bei ihrem zierlichen Körperbau. Sie sah wirklich nicht gerade wie eine Topathlethin aus.

Ohne auf eine Antwort zu warten stürmte Tanja nach vorne.

Regora war immer noch überrascht von dem letzten Angriff. Sie fragte sich, warum sie sich nicht mehr bewegen konnte. Das machte ihr zu schaffen.

Dann sah sie Tanja, die bereits auf sie zu rannte. „Vergiss es!“, schrie sie und wirbelte ihre Arme umher.

Einige der großen Ranken schlugen jetzt nach Tanja. Doch aus ihren Ärmeln schossen jetzt zwei Klingen, mit denen sie die Ranken einfach durchschnitt und weiterrannte.

Regora hörte nicht auf und versuchte, Tanja aufzuhalten. Die sprang hoch und drehte sich. Damit wehrte sie die Ranken einfach ab.

Doch egal, wie viele Ranken sie durchschnitt, es kamen immer mehr. Immer wieder mußte sie zurückweichen. Doch sie hielt sich gut.

„Wahnsinn.“, sagte Ratko.

„Die hat echt was drauf.“, sagte Robin beeindruckt.

„Bist du endlich soweit?“, fragte Tanja.

Gleich!“, schrie Atruschka.

Regora sah Atruschka an und plötzlich begriff sie, was hier los war. Es war Atruschka, wegen der sie sich nicht mehr bewegen konnte. Sie war schuld daran.

Einer der großen Ranken stieg hoch und formte sich zu einem spitzen Ende. Dann schoss sie auf Atruschka zu.

„Passt auf!“, schrie Tanja.

Ratko hob die Axt und stellte sich vor Atruschka.

Die Ranke traf sie und ging durch sie durch. Aber dank der Axt hatte sie sich in zwei Teile geteilt und war links und rechts an den beiden vorbeigegangen.

Jetzt öffnete Atruschka ihre Augen und sah Regora wütend an. „Jetzt!“, schrie sie.

Regora stutzte, denn wieder konnte sie sich nicht mehr bewegen.

Tanja nutzte die Gelegenheit sofort und rannte auf ihre Gegnerin zu.

„Du hast in dieser Basis nichts zu suchen!“, schrie sie und schlug zu.

Blitzschnell formte sich der Erdhügel aus Wurzeln und Erde wieder, dessen Oberfläche Tanja traf.

Eine Schockwelle durchfuhr das ganze Gebäude und mit einem Mal schien der Hügel geradezu zu zerbersten.

Es war wie eine Explosion, bei welcher der Erdhügel in alle Richtungen verstreut wurde.

Regora wurde gegen die Wand geschleudert und ging in die Knie.

Alle staunten. So eine Schlagkraft hatten sie noch nicht einmal von Kazuma gesehen.
 

Kazuma sah Dalkor voller Zorn an. Sein Körper schien beinahe zu leuchten.

„Du hast keine Chance. Ich werde dich zu Asche verbrennen!“, schrie Dalkor.

„Nur, wenn du mich treffen kannst. Doch bevor du die Gelegenheit hast, werde ich dich zu Boden schmettern. Ich gebe dir 5 Sekunden.“, sagte Kazuma.

Yuan schluckte.

Dalkor´s Augen zitterten ein wenig. Er schien sich nicht sicher zu sein, ob er einen Angriff starten soll oder nicht.

Plötzlich verschwand Kazuma und ein Schlag traf Dalkor im Rücken.

„Eins!“, sagte Kazuma.

Dalkor fing sich und drehte sich um. Doch Kazuma´s Faust bohrte sich in seinen Bauch, so das er etwas rückwärts stolperte.

„Zwei.“, sagte Kazuma und verpasst Dalkor einen Tritt mitten ins Gesicht.

Dalkor geriet erneut ins Wanken.

„Drei!“, schrie Kazuma, nahm Anlauf und sprang auf Dalkor zu, der gerade wieder den Kopf hob und beide Füße von Kazuma im Gesicht abbekam.

Er wurde von den Füßen gerissen und fiel zu Boden.

„Vier!“

Kazuma hatte sich von Dalkor abgestoßen und schwebte in der Luft. In seinen Hände bildete sich jetzt eine Energiekugel. Sie war nur sehr klein, aber sie müsste ausreichen.

„Fünf!“, schrie Kazuma und schleuderte die Kugel auf den noch am Boden liegenden Dalkor.

Die Kugel traf ihn und durch die Druckwelle der Explosion wurde Kazuma weggeschleudert.

Yuan warf sich vor Junko und schützte sie so.

Kazuma kam hart wieder auf dem Boden auf. Auch er schien durch diese Attacke ziemlich erschöpft zu sein.

Yuan erhob sich wieder. „Ist er endlich erledigt?“, fragte er.

Etwas bewegte sich wieder. Eine Gestalt erschien aus dem Rauch.

Dalkor stand wieder. Seine Uniform hatte im Bauchbereich etwas gelitten und von seinem linken Arm tropfte etwas Blut, doch er sah noch immer fit aus.

„Wenn das alles war, was du kannst, brauche ich mir keine Sorgen zu machen.“, sagte er etwas keuchend.

Kazuma hatte Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Er war ziemlich erschöpft.

Dalkor ging zu ihm hin, packte ihn am Kragen und hob ihn hoch.

„Kakerlaken wie dich verspeise ich zum Frühstück.“, sagte er und schlug Kazuma in den Bauch.

Dann holte er aus und schlug nochmal zu und nochmals.

Nach etwa einer Minute Schläge ließ er Kazuma los, der fast regungslos zu Boden fiel.

„So. Jetzt zu den anderen!“, sagte Dalkor und sah Yuan an, der vor Junko hockte.

„Das ist wohl nur noch Formsache. Das Mädchen ist erledigt und du bist auch schon total fertig.“, erwähnte Dalkor.

Yuan zitterte ein wenig. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt.

„Gibst du gleich auf oder muss ich dich ebenso in den Staub treten, wie die anderen beiden?“, fragte Dalkor.

Da kullerte ein Steinchen von hinten an ihm vorbei.

Dalkor stutzte. Er drehte sich um sah Kazuma an, der wieder auf beiden Beinen stand. Er hatte seine Schwerter wieder gezogen und seine Augen glühten feuerrot auf.

„Was denn? Du hast immer noch nicht genug? Wenn ich dich noch mehr verletzt, könntest du sterben.“, erwähnte Dalkor.

Doch er spürte, das sich die Aura seines Gegners verändert hatte.

Kazuma sah Dalkor jetzt in die Augen. Dabei fletschte er die Zähne wie ein wildes Tier.

Dann hielt er die Schwerter rechts und links von sich weg und rannte auf Dalkor zu.

Menschmaschine

Kapitel 72: Menschmaschine
 

Kazuma´s Schwerter zischten durch die Luft und kamen auf Dalkor zu.

Dalkor wich zurück, so das sie ins Leere griffen.

Doch Kazuma holte mit wahnsinnigem Blick erneut aus und schlug zu.

Dalkor hatte Mühe, diesem Angriff auszuweichen. Seine Hände fingen an zu glühen und er erschuf eine Feuerwand um sich herum.

Die Schwerter gingen durch die Wand durch, doch Dalkor war erneut verschwunden.

Kazuma keuchte wütend.

„Er ist schon wieder weg. Genau wie vorhin. Wie macht er das?“, fragte Yuan.

Kazuma sah sich um, um Dalkor irgendwie zu entdecken.

Yuan tat dies ebenfalls und entdeckte eine kleine Flammen, die direkt unter Kazuma loderte. Sofort begriff er, was los war.

„Pass auf!“, schrie er.

Eine Feuersäule schoss aus dem Boden hervor und hüllte Kazuma ein. Er wurde von der Säule nach oben getragen.

Auf dem Boden, in der Mitte der Säule erschien Dalkor lachend.

„Ich habe dir doch gesagt, das ich dich zu Asche verbrennen werde!“, schrie er.

Kazuma hatte keine Chance, sich von selbst aus diesem Wirbel zu befreien.

„Verdammt. Ich muss ihm helfen, aber wie?“, fragte Yuan sich.

„Lass mich.“, sagte eine schwache Stimme neben ihm.

Junko kniete neben ihm und hob ihr Schwert auf.

„Bist du wahnsinnig? Wie willst du das denn machen?“, fragte Yuan erschrocken.

Junko stand auf, wenn auch etwas schwankend. „Werde ich schon rausfinden.“, sagte sie.

„Ich muss nur Dalkor von Kazuma ablenken. Wenn ich das schaffe, musst du dich um Kazuma kümmern.“, erklärte Junko.

Yuan nickte. „Also gut. Aber pass auf dich auf.“, sagte Yuan, der jetzt auch wieder die Kraft fand, auf die Beine zu kommen.

„Ich weiß nicht, ob wir diesen Kerl besiegen können, aber ich werde alles geben, was ich habe.“, sagte Junko mutig.
 

Regora lag am Boden. Um sie herum verstreut waren einzelne Erdbrocken und Teile der Ranken.

Noch immer fielen einzelne Steine und Erde auf den Boden, die von dem Schlag von Tanja hochgeschleudert wurden.

Robin, Atruschka und Ratko staunten.

„Das war ja Wahnsinn.“, brachte Robin heraus.

Tanja war immer noch in der Position des Schlages verharrt.

„Geht´s dir gut?“, fragte Ratko.

Tanja stand wieder auf und streckte die Arme aus. „Hab nur etwas Energie verbraucht.“, sagte sie kühl.

Regora regte sich jetzt auch wieder.Zwei Ranken, die ihre Arme packten, stellten sie wieder auf. Mit finsterem Blick sah sie Tanja an.

„Du kleine Hexe hast meine Verteidigung durchbrochen. Mit einem einzigen Schlag. Wie hast du das gemacht?“, fragte sie.

Tanja atmete kurz auf und sah Regora an. „Ich kann auch noch mehr.“, sagte sie herausfordernd.

Da kamen um sie herum große Ranken heraus, die sich um sie schlossen und sie zu zerdrücken drohten.

Mit einem lauten Knall krachten die Ranken zusammen.

„Tanja!“, schrie Atruschka erschrocken.

„Dummes Ding. Sich mit mir anzulegen hat noch keinem Glück gebracht.“, sagte Regora und mit einer Handbewegung verschwanden die Ranken wieder.

Doch alle erschraken, als sie Tanja sahen. Sie war in gebückter Haltung und hatte ihren Kopf auf den Schenkeln ruhend. Scheinbar hatte sie nichts abbekommen.

Regora schluckte. „Das ist doch nicht möglich. Wie hast du das überlebt?“, fragte sie.

Tanja richtete sich langsam wieder auf.

Regora knurrte wütend. „Da warte. Ich mach dich fertig!“, schrie sie.

Mit einer Handbewegung kamen Dutzende von Ranken aus der Wand hinter ihr geschossen und kamen pfeilschnell auf Tanja zu.

Die schossen durch sie hindurch und schlugen in der anderen Wand ein.

Tanja hing zwischen den Ranken. Sie hatte ihren Körper so verbogen, das keine von ihnen sie erwischt hatte.

„Wie hat sie das schnell...?“, fragte Ratko, ohne den Satz weiterführen zu können, denn von der anderen Wand kamen ebenfalls Ranken heraus, die auf Tanja zurasten.

Tanja fuhr ihre Klingen aus und sprang nach oben, bevor die Ranken durch sie durchgehen konnten.

Regora hörte aber nicht auf. Tanja hing durch den Sprung in der Luft und könnte jetzt nicht ausweichen.

Von links und rechts kamen wieder Ranken heraus, die sich zu zwei gewaltigen Stämmen formierten und aufeinander zuflogen.

Tanja war genau in der Mitte, als die Stämme sich trafen und mit einer derartigen Gewalt quetschten, das die Enden abbrachen und die Ranken weiterquetschten.

Es dauerte etwa 10 Sekunden, bis die Ranken nur noch schlaff von den Wänden runterhingen.

„Das kann sie unmöglich überlebt haben.“, sagte Atruschka den Tränen nahe.

Da bewegten sich die abgebrochenen Ranken und fielen zu Seite. Tanja stand wieder auf. Und sie schien nach wie vor unverletzt.

„Das ist doch unmöglich. Wie geht das?“, fragte Robin.

Tanja sah Regora an, die jetzt völlig entgeistert aussah.

„W was bist du?“, fragte Regora.

Tanja hob ihren Kopf und sah Regora wütend an. Wieder fuhr sie ihre Klingen aus. „Dies ist meine Basis und niemand randaliert hier ungestraft.“, sagte sie.

Robin stutzte auf einmal. Ein Teil von Tanja´s Kleidung am Rücken war zerfetzt und etwas blitzte von dort auf.

„Siehst du das? Was ist das?“, fragte er.

Ratko sah es auch und er konnte es nicht glauben. „Hat sie eine Metallplatte auf dem Rücken?“, fragte er.

Atruschka schluckte. „Nein. Ich glaube, es ist mehr als das.“, sagte sie.

Regora sah jetzt Tanja´s Augen, die seltsam gelb aufblitzten. Sie stutzte kurz und lächelte. „Machen wir mal einen Versuch.“, dachte sie sich und bewegte ihre Hände.

Zwei Ranken kamen von der Decke und griffen Tanja´s linken Arm.

Tanja sah Regora fragend an.

Da kam eine weitere Ranke aus dem Boden, die messerscharf aussah und bohrte sich direkt durch Tanja´s Arm.

Mit einem Schnitt war der Arm weg und Tanja ging in die Knie.

Alle erschraken.

Regora grinste. „Genau, wie ich mir gedacht habe.“, sagte sie.

Tanja schien nicht zu bluten. Sie keuchte nur ein wenig.

„Was geschieht da gerade?“, fragte Robin.

„Sie ist ein Roboter.“, erwähnte Atruschka.

Ratko nickte zustimmend.

„Nicht ganz.“, erwähnte Tanja und stand wieder auf. „Ich bin ein Cyborg, also nur zum Teil ein Roboter.“

Regora ließ die Ranke den Arm wegwerfen, der mit einem metallischen Krach auf dem Boden aufschlug. „Wie ich es mir dachte. Nur eine Marionette.“, sagte sie.

„So ein Quatsch. Ich bin weit mehr als eine Marionette. Ich bin ein eigenständiger Mensch.“, sagte Tanja.

Regora fing an zu lachen. „Ein Mensch? Unsinn. Du bist nur ein Ding.“, sagte sie. „Du hast nichts menschliches an dir. Nur eine Maschine.“

„Von wegen!“, schrie Jack, der über Lautsprecher zu hören war. „Du bist meine Tochter. Du bist ein Mensch. Du warst immer ein Mensch.“

Tanja nickte. „Er hat recht. Ich habe menschliche Gefühle und Empfindungen. Ich bin genauso menschlich wie alle anderen Menschen.“, sagte Tanja.

Ratko kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er hatte so eine Technologie hier auf der Erde nicht erwartet.

Robin lächelte und sprang neben Tanja. „Wie sieht es aus? Machen wir diese Vorstadttussi jetzt fertig oder nicht?“, fragte er.

Tanja sah ihn verwundert an. „Ja.“, sagte sie.

Obwohl sie nur noch einen Arm hatte, wollte sie weiterkämpfen.
 

Junko´s Schwert blitzte in der Sonne auf.

„Bist du bereit?“, fragte sie Yuan.

Yuan nickte. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“

Auf diese Äußerung rannte Junko auf Dalkor zu, der immer noch inmitten der Feuerhose stand.

Yuan folgte ihr in sicherem Abstand.

Von hinten kam Junko auf Dalkor und schlug mit ihrem Schwert zu.

Dalkor bemerkte es rechtzeitig und wich mit einer Rolle aus.

Dabei brach der Feuertornado in sich zusammen und für einen kurzen Moment schwebte Kazuma in der Luft.

Junko ging wieder auf Dalkor zu und trieb ihn weiter zurück, während Yuan Kazuma auffing und mit ihm zu Boden ging.

„Oh mann.“, sagte Yuan leicht fertig.

Kazuma lag jetzt neben ihm. Er war bewusstlos.

„Du machst vielleicht Sachen. Aber es kann gut sein, das dieser Kerl sogar uns überlegen ist.“, erwähnte Kazuma.

„Dann tu etwas.“, ertönte plötzlich eine Stimme in Yuan´s Kopf.

Yuan erschrak. Er kannte diese Stimme gut. „Yajukurai.“, sagte er überrascht.

„Sorry, das es nicht früher ging, aber ich brauchte meinen Schlaf.“, sagte die Stimme.

Yuan lächelte und sah zu Junko, die bereits wieder den Angriffen von Dalkor ausweichen musste.

„Wir müssen ihr helfen. Das steht sie sonst nicht durch.“, sagte Yuan.

Er legte den rechten Arm frei und legte die linke Hand auf die Siegel. „Zwei sollten reichen, oder?“, fragte er.

Da er keine Antwort bekam, sah er das als Bestätigung und löste zwei der drei Siegel.

Wieder veränderte er seine Gestalt auf Stufe 2. Dann sah er Kazuma an. „Warte hier.“, sagte er mit seiner tiefer gewordenen Stimme.

Junko wich zahlreichen Feuerstrahlen aus, die Dalkor auf sie schleuderte. Doch durch die letzte Attacke von Dalkor war sie schon ziemlich geschwächt. Sie spürte, das sie diesen Dauerbeschuss nicht lange würde durchhalten können.

Da kam Yuan von der Seite und verpasste Dalkor einen Schlag gegen den Kopf.

Der Schlag war so stark, das er Dalkor 20 Meter durch die Luft beförderte, bevor er etwas unsanft mit einem großen Felsen zusammenstieß, den er unter sich zermalmte.

Junko sah Yuan fragend an.

„Kümmer dich um Kazuma. Ich übernehme das Riesenbaby hier.“, sagte Yuan mit bestimmendem Unterton in der Stimme.

Junko nickte und ging an Yuan vorbei zu Kazuma.

„Riesenbaby? Wen nennst du hier Riesenbaby?“, fragte Dalkor.

„Na dich, du Riesenbaby. Machst hier einen Riesenaufriss dabei kopierst du nur Fähigkeiten von anderen. Hast du keine eigenen Techniken?“, fragte Yuan.

Dalkor schmunzelte. „Die brauch ich nicht. Ich habe alles, was ich brauche. Ich kann jeden besiegen.“, sagte er und stand auf.

„Dann komm doch her. Gegen mich wirst du mit deinen lahmen Feuerattacken nichts ausrichten können.“, sagte Yuan und ging in Kampfstellung.

Dalkor hob seine Hände. „Egal, wie sehr du deine Gestalt veränderst, das ändert für mich nichts. Ich mach dich immer noch fertig!“, schrie er und ließ einen gewaltigen Feuerstrahl los.

Yuan bewegte sich keinen Millimeter, als der Strahl durch ihn durchging.

Junko erschrak. Konnte Yuan das wirklich überleben.

Nach einigen Sekunden hörte Dalkor auf und das Feuer verschwand. Doch Yuan stand immer noch unbeeindruckt da.

„Vergiss es. Dank meiner Transformation ist meine Haut nun unempfindlich gegen Feuer.“, sagte Yuan mit doppelter Stimme.

Dalkor stutzte. „Das kann doch nicht sein!“, sagte er und erschuf einen gewaltigen Feuerball über seinem Kopf. „Dann zeig mir mal deine Widerstandskraft!“, schrie er und ließ den Ball los.

Er flog und kam genau dort auf dem Boden auf, wo Yuan gestanden hatte.

Es gab eine Explosion, die sogar die nahen Bäume entwurzelte.

Dalkor keuchte. „Was sagst du dazu?“, fragte er.

Plötzlich kam Yuan aus der Rauchwolke heraus auf Dalkor zugestürmt und bohrte ihm seine Faust in den Bauch. Anschließend einen gewaltigen Kinnhaken, der Dalkor in die Luft schleuderte.

Mit einem Sprung war Yuan schnell wieder bei ihm und holte zu einem Schlaggewitter auf Dalkor aus, das diesen zum Abschluss zurück zu Boden schleuderte. Bei seinem Aufprall löste Dalkor eine Rauchwolke aus und blieb in einem kleinen Krater liegen.

Yuan kam am Rand des Kraters zum landen und sah Dalkor abwertend an. „Hab schon Gegner erlebt, die mehr drauf hatten.“, sagte er.

Plötzlich wurde Dalkor´s Körper kleiner. Es sah fast so aus, als wenn er sich verflüssigte.

„Was ist denn das?“, fragte Yuan sich.

Da brach eine Wasserfontäne unter Yuan hervor und schleuderte ihn durch die Luft.

Vor Junko kam er wieder zum stehen und sah die Gestalt aus Wasser, die jetzt dort auftauchte, wo er eben gestanden hatte.

Dalkor lächelte ihn an. „Hast du etwa geglaubt, das ich nur die Fähigkeit eures Freundes kann? Ich habe noch viel mehr Kräfte. Und das werde ich euch jetzt beweisen.“, sagte er und verschwand im Boden.

„Oh nein. Wo ist er jetzt?“, fragte Junko.

Yuan schluckte. „Ich weiß es nicht.“, sagte er.
 

„Bist du sicher, das du so weiterkämpfen kannst?“, fragte Robin, weil Tanja nur noch einen Arm hatte.

„Ich verspüre keinen Schmerz, wenn du das meinst. Und Arme habe ich noch in Reserve.“, sagte sie.

Robin seufzte leicht. „Du bist echt nicht normal.“, sagte er.

„Willst du nur dumm rumlabern oder diese dumme Schlampe besiegen?“, fragte Tanja.

„Hoho. Du bist ziemlich dominant. Gefällt mir.“, sagte Robin und rannte auf Regora zu.

Tanja tat das ebenfalls.

„Jetzt wird endgültig gegrillt.“, schrie Robin, sprang nach oben und feuerte einen Feuerstrahl in Regora´s Richtung ab.

„Lachhaft.“, sagte Regora und ließ wieder eine Betonplatte nach oben schnellen.

Doch Tanja rannte an dem Strahl vorbei und schlug mit dem rechten Arm gegen die Platte, die sofort in tausend Splitter zerfiel.

Der Feuerstrahl schoss durch die Verteidigung durch und traf Regora.

Eine wahre Feuerschockwelle breitete sich aus.

„Das sollte es aber gewesen sein.“, sagte Robin jubelnd.

Atruschka stutzte und auch Ratko spürte etwas gewaltiges.

Eine riesige Hand aus Ranken kam aus dem Rauch heraus und packte Robin.

Tanja war kurz abgelenkt und bemerkte nicht die zweite Hand, die sich jetzt mit ihr in den Boden bohrte.

Auch ein großer Kopf erschien jetzt, der fast die Decke berührte. Er bestand völlig aus Ranken.

„Ihr macht mich wirklich wütend!“, schrie Regora, deren Stimme viel tiefer wurde.

Ihre rechte Hand, unter der Tanja lag, erhob sich wieder und schlug erneut zu.

Robin konnte sich nicht bewegen und ihr helfen.

„Wir müssen etwas tun.“, sagte Ratko und hob seine Axt.

„Und was? Was sollen wir dagegen tun?“, fragte Atruschka.

Erneut schlug die rechte Hand zu. Diesmal aber stemmte sich Tanja dagegen. Ihre Augen glühten nun rot auf.

Da bebte etwas.

Ratko bemerkte, das hinter ihnen die Wand Risse bekam und nun teilweise einstürzte. Drei Zentauris kamen in die Halle, die wohl ferngesteuert waren.

Regora sah sie an. „Was soll das? Warum wehrst du dich noch?“, fragte sie.

Alle drei Zentauris zogen leuchtende Schwerter heraus. „Du wirst jetzt gehen!“, schrie Tanja.

Die Zentauris stürmten an Ratko und Atruschka vorbei und schlugen mit den Schwertern zu.

Robin kam als erstes frei, dann befreite sich Tanja und wich etwas zurück.

„Steuerst du diese Dinger?“, fragte Robin.

Tanja aber sagte nichts. Sie konzentrierte sich auf den Kampf.

Immer mehr Ranken fielen zu Boden von abgeschnitten wurden.

„Das bringt nicht viel. So richten wir nichts aus.“, sagte Robin.

„Sie ist da drin. Irgendwo da drin ist Regora.“, sagte Atruschka.

„Aber wo?“, fragte Robin.

Atruschka schloss die Augen und konzentrierte sich. Sie konzentrierte sich auf die Rankengestalt und mit einem Mal nahm sie eine Energie wahr.

„Die linke Brusthälfte. Da ist sie!“, schrie Atruschka.

Tanja hörte es. Sie zog ihren rechten Arm zurück und in der Handinnenfläche erschien ein kleines Loch. „Gib mir Deckung.“, sagte sie zu Robin.

Der nickte und rannte los. Er konzentrierte sich und feuerte etliche Feuerstrahlen durch die Luft.

Tanja schlüpfte durch die Strahlen hindurch und direkt neben ihr traf ein Strahl den vermeintlichen Brustkorb der Rankengestalt.

Ein Teil der Ranken verschwand und Regora war für einen Moment sichtbar.

Diesen Moment nutzte Tanja aus. Sie streckte ihre rechte Hand aus und legte sie auf Regora´s Oberkörper.

„Plasma-Kanone!“, schrie Tanja.

Ihr Arm leuchtete und ehe man sehen konnte was passiert, gab es eine Explosion.

Die gesamte Rankengestalt zerplatzte regelrecht und überall flogen deren Reste herum. Außerdem wurde es nebelig.

„Sie ist tot. Sie ist vernichtet. Tanja hat es geschafft.“, sagte Atruschka. Doch noch war nichts zu erkennen.

Überraschungen

Kapitel 73: Überraschungen
 

Es war mucksmäuschenstill auf dem Kampffeld. Lediglich das aufflammen einiger kleinerer Äste, die noch leicht brannten, war zu hören.

Yuan schluckte. Sein Gegner war wieder verschwunden. Er hatte sich quasi in Wasser verwandelt.

„Das Gerät.“, sagte Kazuma schwach.

Yuan sah zu Kazuma und Junko, die hinter ihm waren. „Was?“, fragte er.

„Das Gerät. Er trägt es oberhalb des Brustkorbs auf der Haut. Ich glaube, das es wichtig für ihn ist. Es sieht so ähnlich aus wie das von Zakor auch wenn es eine andere Funktion erfüllt.“, vermutete Kazuma.

Yuan nickte. „Wenn du meinst. Dann sollte ich mich also darauf konzentrieren.“, sagte er leise.

Kazuma nickte verhalten.

Da kam eine Wasserfontäne aus dem Boden, die Yuan hochschleuderte.

„Schon mal von einem konzentrierten Wasserstrahl durchbohrt worden?“, fragte Dalkor und ein sehr dünner Strahl kam aus dem Boden auf Yuan zugeschossen, der nicht mehr ausweichen konnte.

Der Strahl trat neben der linken Schulter ein und durchstieß ihn einfach.

Yuan schrie vor Schmerz und fiel zu Boden zurück.

Dalkor erschien jetzt und feuerte einen weiteren Wasserstrahl ab, den Yuan abwehren wollte. Doch er durchschlug seine rechte Hand einfach als wäre es nichts.

Yuan kam hart auf dem Boden auf und wand sich vor Schmerzen. Außerdem verwandelte er sich jetzt zurück.

„Nein! Gib nicht auf!“, schrie Junko.

„Vergiss es, Mädchen. Die sind beide erledigt. Damit bleibst nur noch du.“, sagte Dalkor.

Junko hob ihr Schwert auf und hielt es drohend von sich gerichtet.

„Willst du mir immer noch mit dem Brotmesser Angst einjagen?“, fragte Dalkor.

„Ich werde dich besiegen.“, sagte Junko, obwohl sie nicht wusste, was sie gegen so einen Gegner groß ausrichten könnte.

„Vertrau deiner Kraft.“, sagte Kazuma leise.

Junko sah ihn an. „Ich habe nicht soviel Kraft.“, sagte sie.

Kazuma sah sie lächelnd an. „Doch, die hast du. Das hast du auf dem Schiff bereits bewiesen und beim Kampf gegen Zakor. Wenn du an deine Kraft glaubst, wirst du siegen. Du kannst dich doch nicht von so einem besiegen lassen, nachdem du gegen Zakor gekämpft hast.“, erklärte Kazuma.

„Aber das war etwas anderes. Ich habe Zakor nicht besiegt.“, sagte Junko mit leicht tränenden Augen.

„Dann bitte sie um Hilfe. Bitte Gaia um Hilfe.“, sagte Kazuma.

Junko´s Schwert zitterte. „Das kann ich nicht. Das werde ich nicht.“, sagte sie und stand auf. „Ich werde es mit meiner eigenen Kraft schaffen. Mit dem, was ich gelernt habe.“, sagte sie mutig klingend.

„Das ist die richtige Einstellung. Und jetzt zeig dem Kerl mal, was ne Harke ist.“, fügte Kazuma hinzu.

„Das werde ich.“, sagte Junko.

Dalkor grinste. „So. Du willst das also wirklich durchziehen? Das ist lächerlich. Ein kleines Mädchen wie du will gegen mich kämpfen.“, sagte er überheblich.

Junko nahm ihr Schwert fest in beide Hände. „Ich werde dich dahin schicken, wo du hingehörst. Nämlich in die Hölle!“, schrie sie und ging zum Angriff über.
 

Die Rauchschwaden in der Eingangshalle der Basis wurden immer dicker. Man konnte nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen.

„Wo ist Tanja? Hast du sie gesehen?“, fragte Atruschka voller Sorge.

„Keine Ahnung, wo sie ist! Aber ich denke, das es ihr gutgeht!“, schrie Robin zurück, der momentan nicht einmal mehr wusste, wo er eigentlich war.

„Dieser Angriff müsste es eigentlich geschafft haben. Unsere Gegnerin sollte erledigt sein.“, sagte Atruschka, die Mühe hatte, zu atmen.

Da kam Tanja aus dem Rauch herausgeflogen und krachte gegen die Wand hinter ihnen.

„Was war das?“, fragte Ratko.

Atruschka stutzte. „ Das kann doch nicht sein! Das ist unmöglich!“, sagte sie und zeigte auf den Rauch, aus dem eine weitere Gestalt herauskam.

Es war Regora. Sie sah nicht mehr allzugut aus. Ihre Haut hatte sich grün verfärbt und ihre Arme waren zu Tentakeln geworden. Außerdem hatte sie ein großes Loch in ihrem Körper, das wohl von Tanja´s Attacke herrührte.

„Wie kann sie das überlebt haben?“, fragte Ratko.

„Sie... sie ist eine Pflanze!“, stellte Atruschka fest.

Ratko erschrak. Das würde einiges erklären. Vor allem, das sie immer noch stehen und kämpfen konnte. Aber wie war das möglich?

„Ihr macht mich wirklich wütend. So wütend, das ich sogar zu meiner wahren Gestalt wechseln muss.“, sagte Regora.

„Das ist ihre wahre Gestalt?“, fragte Robin.

„Eine Betanierin.“, sagte Ratko überrascht.

„Was?“, warf Atruschka ein.

Ratko schluckte. „Ich habe mal davon gehört, das der Imperator einige angeworben hat, als wir auf ihrem Planeten waren, aber ich dachte, das es nur Gerüchte waren.“, erklärte er.

„Keine Gerüchte. Ich bin ja schließlich hier.“, sagte Regora.

Tanja stand wieder auf und sah Regora an. „Aber sie sah doch aus wie ein Sarok.“, bemerkte sie.

„Nur Äußerlichkeiten. Betanier können ihr Äußeres verändern und sich an jede andere Rasse anpassen. Sie sind perfekt für die Spionage, deswegen hat sich der Imperator auch so sehr für sie interessiert.“, erklärte Ratko.

„Heißt das, sie können auch die Gestalt von Menschen annehmen?“, fragte Atruschka.

Ratko nickte zustimmend.

„Schluss jetzt mit dem Smalltalk. Diese elende Schlampe da hat eine gehörige Tracht Prügel verdient.“, sagte Tanja.

Ratko grinste. „Finde ich auch!“, sagte er und schulterte seine Axt.

„Teamwork?“, fragte Atruschka.

„Teamwork!“, bestätigte Robin, der bereits Feuer und Flamme war.
 

Junko startete einen Angriff nach dem anderen, doch Dalkor wich jedem Schlag aus.

„Du musst deine Schläge besser planen.“, mahnte Kazuma sie, doch Junko hörte sie nicht. Sie war zu sehr mit dem Kampf beschäftigt.

„Gegen dich brauche ich noch nicht einmal meine besonderen Kräfte.“, sagte Dalkor.

Junko schluckte. Zwar hatte sie laut Kazuma die Kraft, ihren Gegner zu besiegen, doch nützte das nichts, wenn sie ihn nicht treffen könnte.

Da erinnerte sie sich an die Worte, die Kazuma Yuan erzählt hatte über das Gerät an Dalkor´s Brust.

Sie spähte dahin und erblickte tatsächlich etwas metallisches, das unter Dalkors Hals zu sehen war. Wenn Kazuma recht hätte, wäre das die Quelle von Dalkors Kraft.

„Jetzt bin ich mal dran.“, sagte Dalkor und ging mit bloßen Händen zum Angriff über.

Junko hob ihr Schwert zur Verteidigung, doch der Schlag ließ sie ins Wanken geraten.

„Pass auf!“, schrie Kazuma.

Ein weiterer Schlag traf Junko´s Magengrube.

Sie spürte, wie ein Teil des letzten Essens wieder hochkam. Sie ging in die Knie und spuckte es aus.

Dalkor schien nicht so hart zugeschlagen zu haben. Es tat nicht besonders weh, aber es war unangenehm.

„Wenn du weitermachst, werde ich noch ernst machen. Dann bin ich nicht mehr so freundlich wie jetzt.“, sagte Dalkor.

Junko keuchte. Sie kämpfte mit einem weiteren Brechreiz.

Dalkor packte sie an ihren Haaren und hob ihren Kopf so leicht an. „Eine letzte Chance. Gib auf und überlebe, oder mach weiter und stirb.“, sagte er.

Junko griff ihr Schwert und schlug nach ihm. Dalkor wich daraufhin zurück.

„Dann eben nicht. Dann wird die kleine Prinzessin jetzt sterben.“, sagte er.

Junko stützte sich auf ihr Schwert und stand wieder auf. Sie wischte sich den Rest aus dem Gesicht und sah Dalkor wütend an. Wieder erblickte sie das Gerät.

„Ich muss es zerstören. Ich muss ihn in einem unaufmerksamen Augenblick erwischen.“, dachte sie sich.

Da sah sie Kazuma, der wieder aufgestanden war. Allerdings stand er etwas wackelig, was in seinem Zustand auch nicht ungewöhnlich war.

„Hey, du Mistkerl! Du hast mich vergessen.“, sagte er und hielt die Falkenklinge in die Höhe. Nur sie konnte er noch mit Mühe und Not halten.

Dalkor stutzte, als er ihn sah. „Ihr werdet immer lästiger. Muss ich euch wirklich erst alle auseinander nehmen, bevor ihr merkt wie hilflos ihr seid?“, fragte Dalkor.

„Hier spielt die Musik!“, schrie Junko.

Dalkor erschrak und drehte sich um. Im dem Moment traf das Schwert von Junko das Gerät auf seinem Oberkörper.

Es zersprang in zahlreiche Einzelteile und Dalkor ging durch die Wucht des Schlages zu Boden.

Kazuma ging wieder in die Knie. Kämpfen konnte er nicht mehr, doch ablenken hatte er Dalkor noch können.

Junko ließ ihr Schwert sinken und legte es auf Dalkor´s Hals. „Wer ist hier jetzt lästig? Wer im Vorteil?“, fragte sie wütend.

Dalkor grinste. „Dummes Ding!“, sagte er.

Junko wurde auf einmal von einem riesigen Tentakel gepackt und durch die Luft geschleudert.

Kazuma erschrak, als er sah, wie Dalkor sich jetzt verwandelte.

Er wurde ganz grün im Gesicht und sah aus wie eine Pflanze.

„Ich bin ein Betanier, genau wie Regora. Das ihr das Gerät vernichten konntet, mit dem ich andere Kräfte rauben konnte, macht gar nichts. Denn das ist meine natürliche Gestalt, mit der ich euch locker vernichten kann.“, erklärte Dalkor.

Junko wurde von dem Tentakel zu Boden geschleudert und wieder hochgehoben. Das ein paarmal.

Kazuma sah, das Junko bereits nach dem zweiten Mal bewusstlos geworden war, aber Dalkor machte einfach weiter. Vermutlich, weil es ihm Spaß machte.

„Hör auf!“, bat er, doch Dalkor lachte viel zu laut, als das er ihn hören konnte.

„Ich sagte, hör auf!“, schrie Kazuma nochmals, doch wieder gingen seine Worte unter.

Als Junko ein weiteres Mal zu Boden aufzuschlagen drohte, fiel die Spitze des Tentakels plötzlich ab und jemand fing Junko auf.

Es war Yuan, der sich jetzt ganz verwandelt hatte und zu Kazuma sprang. „Kümmer dich um sie. Ich spiele erstmal den Gärtner. Das Unkraut hier wird nämlich etwas zuviel!“, sagte Yuan cool und stellte sich Dalkor in den Weg.

„Es wird Zeit, den Rasen zu säubern!“, schrie er.

Dalkor knurrte wütend. „Dich hab ich doch auch schon erledigt!“, sagte er und sah Yuan´s linke Schulter an, die noch ein wenig blutete.

„Nicht ganz. Das nächste Mal solltest du besser nachsehen!“, riet Yuan.

Dalkor sah total genervt aus. „Ich kann mich doch nicht so lange mit euch Ungeziefer beschäftigen. Wie sieht das denn aus?“, fragte er und eine seiner Ranken kam auf Yuan zu.

Sie drohte, ihn zu umschlingen, aber mit seinem rechten Arm fing er die Ranke einfach auf.

„Jetzt fliegst du mal.“, sagte er und stieg in die Luft.

Dalkor hatte nicht damit gerechnet und wurde mit in die Luft gezogen.

„Wo hast du diese Kräfte her?“, fragte er und schlug mit einer anderen Ranke nach Yuan, der dieser Attacke aber ausweichen konnte.

„Das wüsstest du gerne, was?“, fragte er und fing an, sich zu drehen.

Er drehte sich mit Dalkor ein paarmal um die eigene Achse und ließ ihn dann mit ungeheurem Tempo in Richtung Boden fliegen.

Dalkor streckte die Ranken aus und baute sich eine Art Schutzteppich, damit der Aufschlag nicht so hart werden würde.

Yuan aber ging im Sturzflug auf ihn los, traf ihn im Bauch und beide schlugen inmitten der Ranken auf.

Es war eine regelrechte Explosion, als sie aufschlugen. Erde wurde hochgeschleudert und Pflanzenreste flogen durch die Luft.

Eine Minute später erkannte man Yuan, der in dem Krater stand, in dem sie aufgeschlagen waren.

Dalkor lag zu seinen Füßen halb im Boden vergraben alle viere von sich gestreckt.

„Wie konnte ich von einem Menschen besiegt werden?“, fragte er schwach.

Yuan lächelte. „Niemand greift meine Freunde an.“, sagte er. Dann verwandelte er sich zurück und ging ebenfalls erschöpft zu Boden.

Kazuma fing an zu lachen. Er konnte sich ebenfalls kaum bewegen, doch das war ihm jetzt egal.

„Das war großartig, Leute.“, sagte er leise.
 

Jack und Serena waren noch in der Kommandozentrale der Basis und sahen auf dem Monitor dem Kampf gegen Regora zu.

„Wie können wir sie besiegen?“, fragte Serena.

Jack dachte nach. Regora schien nahezu unverletzbar. Egal, mit welchen Angriffen sie es versuchen würden, es wäre umsonst.

„Was ist denn das da?“, fragte Serena.

Jack sah fragend auf einen Monitor, der Regora zeigte.

„Was denn?“, fragte er.

Serena nahm einen Joystick und zoomte den Bildausschnitt mit Regora´s Gesicht näher ran. „Das!“, sagte sie und zeigte auf das linke Auge, das eine andere Färbung hatte.

Jack stutzte. Das Auge war blutunterlaufen und zwar viel mehr als das andere.

„Das könnte eine Schwachstelle sein.“, sagte er.

„Eine Schwachstelle?“, fragte Serena.

Jack nickte. „Ihr Körper schein unverwüstlich zu sein, aber es muss etwas an ihr geben, das sie am Leben erhält. Ein Gehirn oder so etwas. Möglicherweise ist es das. Aber das wird schwer werden.“, erklärte er.

„Das linke Auge, oder?“, fragte Serena.

„Ja. Aber man müsste es vermutlich genau treffen.“, sagte er.

Serena sah sich um und erblickte einen Bogen, der in der Ecke stand.

Als Jack mit seiner Analyse fertig war, sah er wieder zu Serena, aber sie war verschwunden genau wie der Bogen.

„Ich muss etwas tun. Ich muss ihnen helfen.“, dachte Serena auf dem Weg.
 

Tanja und Robin waren schon ziemlich ausgepowert. Obwohl sie immer wieder neue Angriffe starteten, konnten sie gegen Regora bislang nichts ausrichten.

„Ratko. Hat sie eine Schwachstelle?“, fragte Atruschka.

„Keine Ahnung. Hab mich nie mit Betaniern befasst. Tut mir leid!“, sagte Ratko.

„Wenn wir es nicht rausfinden, macht sie uns fertig.“, sagte Robin, der gerade mit Mühe einer Rankenattacke ausweichen konnte.

„Hey, Leute!“, hörten sie eine Stimme.

Alle sahen nach oben, wo auf einem Metallsteg in der Mitte der Halle Serena erschien.

„Könnt ihr sie ruhig stellen?“, fragte sie lauthals.

„Was? Ruhig stellen? Warum?“, fragte Robin.

„Könnt ihr oder nicht?“, fragte Serena leicht aggressiv klingend.

Tanja sah zu Regora und lächelte. „Für eine Minute bestimmt!“, antwortete sie Serena.

„Sehr gut. Sie muss in meine Richtung sehen!“, gab Serena die Anweisung.

„Was hat sie vor?“, fragte Atruschka.

Ratko schüttelte den Kopf. „Ich frage mich eher, was Tanja vorhat.“

Da stand einer der Zentauris hinter Regora auf und griff mit beiden Händen ihren Kopf. Die beiden anderen griffen ihre vermeintlichen Gliedmaßen.

„Beeil dich!“, schrie Tanja.

Serena nahm einen Pfeil, der zusammen mit zwei weiteren am Bogen befestigt war und spannte den Bogen.

„Ich muss genau treffen.“, sagte sie sich.

„Was soll das?“, fragte Regora, die sich verzweifelt versuchte, zu befreien.

Serena sah das linke Auge an und ließ den Pfeil los.

Doch er trudelte ein wenig und traf nur die Wand hinter ihr.

„Mist!“, sagte Serena und zog den zweiten Pfeil.

„Was immer du tust, tu es schnell!“, schrie Tanja.

Die Zentauris würden wahrscheinlich nicht mehr lange durchhalten und auch Tanja würde wohl bald nachlassen.

Serena spannte den Bogen wieder und konzentrierte sich auf das linke Auge. Dann ließ sie den Pfeil los.

Doch der Zentauri, der Regora´s Kopf hatte, wankte ein wenig und der Pfeil verfehlte sie erneut.

„Oh nein. Das darf doch nicht wahr sein!“, fluchte Serena verzweifelt.

„Gib nicht auf. Konzentrier dich!“, schrie Robin.

Serena schluckte. Sie war die einzige Chance. Die einzige, die diesen Gegner im Moment noch besiegen könnte und sie hatte nur noch einen Pfeil.

„Du musst mit deinem Ziel verschmelzen. Werde eins damit. Dann triffst du auch!“, schrie Atruschka.

Serena zog den letzten Pfeil aus der Halterung und spannte ihn in den Bogen ein.

„Ich kann es schaffen.“, sagte sie sich und zielte erneut. Sie sah Regora´s Kopf und ihr linkes Auge.

Die Arme des Zentauris wackelten bereits ein wenig und sprühten Funken. Lange würde er sie nicht mehr halten können.

Serena atmete noch einmal tief durch, bevor sie das Auge anvisierte. „Der muss jetzt sitzen.“, sagte sie sich und ließ die Sehne los.

Der Pfeil sauste nach vorne auf Regora zu, die sich in dem Moment von dem Zentauri befreite, dessen Arme jetzt abrissen.

Doch als sie Serena ansah, durchschlug deren Pfeil Regora´s linkes Auge und blieb drinnen stecken.

Es wurde still in der Halle.

Jack´s Geschichte

Kapitel 74: Jack´s Geschichte
 

Serenas Pfeil durchschlug Regora´s Auge und blieb darin stecken. Alle hielten den Atem an.

„Haben wir sie?“, fragte Atruschka, die als erstes die Stille durchbrach.

Da fiel einer der Tentakeln von Regora regungslos zu Boden und fing an zu verwelken. Auch die anderen Tentakeln und Ranken zerbrachen.

Selbst Regora´s Körper bekam jetzt Risse. Bis auch er sich in Einzelteile auflöste und zu Staub zerfiel.

Wieder wurde es still.

„Jaha. Geschafft!“, jubelte Serena zufrieden.

Ratko sah zu ihr hoch. „Unglaublich.“, dachte er.

„Wir haben sie!“, schrie Robin ebenfalls überglücklich.

Tanja ging jetzt in die Knie. „Gerade noch rechtzeitig.“, sagte sie und ging ganz zu Boden.

„Was denn jetzt?“, fragte Ratko.

Nur Sekunden später kamen vier Männer rein, die fast wie Ärzte aussahen und hoben Tanja auf eine Trage.

„Wir müssen uns beeilen.“, sagte einer von ihnen und sie gingen.

„Was ist mit Kazuma und den anderen?“, fragte Ratko.

Jack kam jetzt in die Halle. „Sie wurden eben gefunden. Ziemlich fertig, aber am Leben.“, erklärte er.

Ratko setzte sich hin. „Ein Glück. Dann ist ja alles gutgegangen.“, sagte er.

„Was ist mit Tanja?“, fragte Atruschka.

Jack seufzte. „Sie hat bei dem Kampf viel Energie verbraucht. Sie hat eine Notstromeinheit, die ihr Gedächtnis stützt, aber um sich richtig bewegen zu können braucht sie den Hauptstrom.“, erklärte er.

„Sie haben uns eine Menge zu erzählen, glaube ich.“, sagte Serena.

Jack nickte. „Allerdings. Aber jetzt ruht euch erstmal aus. Das war gute Arbeit.“, sagte er.
 

Am nächsten Tag saßen sie alle an einem großen Tisch zusammen. Kazuma und Junko hatten einige Verbände wegen den Verbrennungen. Yuan hatte durch seine Verwandlung mehr Glück. Nur ein paar Prellungen hatte er abbekommen. Die anderen Wunden hatte Yajukurai bereits geheilt.

Den anderen ging es soweit ganz gut. Auch Tanja war am Tisch. Sie sah in einem offensichtlich für sie präparierten Stuhl, der mit einem dicken Kabel versehen war, das sie wohl mit Strom speiste.

Jack kam jetzt in den Raum und setzte sich. Er sah in die fragenden Gesicht des Teams und seufzte.

„Ich muss jetzt wohl einiges erklären.“, sagte er.

„Wäre nicht schlecht.“, sagte Kazuma und sah Tanja an.

„Ich dachte, sie wäre ihre Tochter.“, sagte Atruschka.

Jack senkte den Kopf. „Das ist auch so. Sie ist meine Tochter Tanja und auch wieder nicht.“, sagte er.

„Aber wie geht das?“, wollte Robin wissen.

Kazuma stand auf. „Lassen wir ihn erstmal erzählen. Dann können wir immer noch entscheiden, was wir tun.“, sagte er.

„Danke!“, sagte Jack.

„Es war vor 7 Jahren.“, fing er an.

„Damals war meine Tochter Tanja 15 Jahre alt. Meine Frau war bereits seit 5 Jahren tot. Sie kam bei einem Autounfall ums Leben. Ich wurde zum Kommandant dieser Geheimbasis befördert und durfte meine Tochter mitbringen. Es war zwar etwas ungewohnt, aber sie freundete sich mit den Soldaten und Technikern schnell an und lernte auch sehr schnell.“, erzählte er.

Jack senkte den Kopf tiefer. „Dann passierte der Unfall. Einige Techniker waren mit dem reparieren eines Armes beschäftigt und da Tanja schon öfters geholfen hatte, hatten die Techniker auch diesmal nichts dagegen. Doch der Arm lockerte sich, ohne das es jemand bemerkte und ehe sie eingreifen konnte, brach er ab und fiel zu Boden.“, erklärte Jack.

Es wurde still. Allen war klar, was jetzt kam.

„Tanja stand direkt darunter. Der Arm erwischte sie und begrub sie unter sich.“

Jack sah in die entsetzten Gesichter der Runde. Nur Kazuma sah Tanja fragend an.

„Ihr Körper war quasi zerquetscht worden. Selbst mit den besten Ärzten der Welt hätte man sie nicht mehr retten können. Bis ein hoher Offizier auf die Basis kam, der von dem Unfall gehört hatte. Er bot mir an, meine Tochter in ein neuartiges Programm zu nehmen. Ein Programm, das sie retten könnte. Immerhin war nur ihr Körper zerstört. Ihr Gehirn war noch völlig intakt.“, sagte Jack leicht verstört.

„Und dieses Programm hat aus ihr einen Cyborg gemacht?“, fragte Kazuma.

Serena hielt ihn zu Ruhe an.

Jack nickte. „Ich hatte die Wahl, das Leben meiner Tochter zu beenden, oder sie zu retten. Ich entschied mich, es zu versuchen.“, sagte er.

„Er hat dem Programm zugestimmt und damit mein Leben gerettet.“, sagte Tanja.

Alle sahen sie überrascht an.

„Leben?“, fragte Kazuma sarkastisch.

Tanja lächelte. „Ich kann mir denken, wie es aussieht. Aber ich bin im Inneren immer noch ein normaler Mensch. Dieser Körper erlaubt mir zudem Empfindungen wie ihr sie auch habt. Darüber hinaus ist er sehr praktisch, wie ihr schon gesehen habt.“, sagte sie.

„Ich bin dagegen.“, sagte Kazuma und stand auf.

„Wogegen?“, fragte Serena.

Kazuma deutete auf den Computer. „Dagegen, das sie mitkommt.“, sagte er.

„Das entscheidest nicht du.“, sagte Serena aufgeregt.

Kazuma sah sie fragend an. „Mach doch, was du willst.“, sagte er und ging einfach.

Serena seufzte. „Er übertreibt mal wieder.“, sagte sie.

„Macht nichts. Ich werde ohnehin nicht mitkommen.“, erklärte Tanja.

„Was? Wieso denn das?“, fragte Serena überrascht.

„Kannst du dir das nicht denken? Ich bin die Kommandantin dieser Basis. Wir bereiten uns auf einen großen Gegenschlag vor. Da kann ich nicht gehen.“, erklärte Tanja.

„Aber auf diesem Turnier kannst du doch viel mehr bewirken.“, versuchte Serena an sie zu appellieren.

„Nein. Das kommt gar nicht in Frage. Ohne mich läuft hier gar nichts.“, sagte Tanja und stand auf.

„Und wenn ich hier wieder das Ruder übernehmen würde? Ich kenn mich noch bestens aus.“, sagte Jack.

Tanja´s Gesicht verzog sich zu einer abwertenden Miene, als sie Jack ansah. „Du hast dich jahrelang verkrochen. Vergiss es.“, sagte sie und ging ebenfalls.

Serena seufzte. „Das hatte ich mir anders vorgestellt.“, sagte sie enttäuscht.
 

Wenig später waren Atruschka und Yuan in der Halle, in der die Zentauris repariert wurden.

„Eine faszinierende Technologie. Wenn man bedenkt, das wir die schon vor der Invasion hatten.“, bemerkte Atruschka.

„Ja. Aber geholfen hat sie uns nicht wirklich.“, stellte Yuan fest.

„Ja, das stimmt schon. Aber findest du das nicht auch interessant?“, fragte Atruschka zurück.

Yuan gähnte. „Ich kann dem nichts abgewinnen. Meiner Meinung nach geht nichts über pure Körperkraft hinaus. Immerhin haben wir Dalkor auf die Art besiegt.“, erklärte Yuan stolz.

„Oh mann. Du verstehst es nicht.“, seufzte Atruschka.

„Ihr müsst meine Tochter entschuldigen.“, kam die Stimme von Jack hinter den beiden.

Sie drehten sich um und sahen ihn an.

„Sie weiß nicht viel über die Welt da draußen. Sie war noch jung, als sie auf diese Basis kam. Sie ist alles, was sie hat.“, erklärte Jack bedauernd.

„Das ist wohl offensichtlich. Für uns ist das allerdings nicht gut. Wir haben diesen Weg auf uns genommen und jetzt müssen wir wohl mit leeren Händen weiter. Außerdem brauchen wir dann einen Ersatz für sie.“, erklärte Yuan.

Jack seufzte. „Tut mir wirklich leid. Aber Tanja ist nun einmal dickköpfig. Sie wird mit Sicherheit nicht mit sich reden lassen.“, gab er zu verstehen.
 

In der Nähe der Basis war Kazuma in einem kleinen Waldstück und schlug auf einige ziemlich dicke Bäume ein, die bereits deutliche Kampfspuren aufwiesen.

Er schlug ein weiteres Mal zu, als hinter ihm Serena erschien.

„Was willst du?“, fragte er ohne sich umzudrehen.

Serena sah ein wenig wütend aus. „Dir nur sagen, das du dir keine Sorgen zu machen brauchst. Tanja will ohnehin nicht mit uns kommen.“, erklärte sie.

Kazuma atmete einmal tief durch.

„Das stellt uns aber vor ein neues Problem. Wenn Tanja nicht mitkommt, fehlt uns ein Teilnehmer für das Turnier.“, stellte Serena fest.

Kazuma holte nochmal aus und schlug ein weiteres Mal auf einen Baum ein.

Ein Riss frass sich durch den dicken Baum, der mindestens einen halben Meter Durchmesser hatte und schließlich fiel er zu Boden.

„Es war meine Schuld. Ich war schon immer etwas skeptisch vor neuen Sachen. Aber das, was mit dieser Tanja gemacht wurde, ist doch krank.“, sagte er.

„Diese Technologie hat ihr Leben gerettet. Ohne sie wäre sie heute nicht mehr am Leben!“, sagte Serena und senkte den Kopf.

Kazuma stutzte. „Ich weiß nicht, ob man das wirklich Leben nennen kann.“

Serena verschränkte die Arme. „Sie fühlt sich als Mensch und ich glaube ihr.“

Kazuma streckte sich. „Vielleicht war ich wirklich etwas voreilig. Aber was bringt das, wenn sie ohnehin nicht mitkommen will?“, fragte er.

„Setz doch deinen Charme ein. Rede mit ihr. Tu irgendwas.“, sagte Serena in befehlendem Ton.

Kazuma seufzte. „Na gut. Ich werde es versuchen. Aber versprechen kann ich nichts.“, erklärte er.
 

Draußen war es bereits dunkel, als Kazuma Tanja endlich fand.

Sie war in einer kleinen Halle und kämpfte gegen eine 2 Meter große Version eines Zentauri.

Kazuma blieb vor einer Fensterscheibe stehen und sah eine Weile zu.

Tanja war ziemlich gut. Der Zentauri feuerte mit allem, was er hatte auf sie. Doch Tanja wich den Geschossen ohne Probleme aus.

Bis sie auf eine Wand zulief, an ihr hochrannte und mit einem Satz dem Zentauri den Kopf abschlug.

Das war wohl das Ende des Trainings, denn der Rest fiel zu Boden.

„Nicht übel.“, sagte Kazuma, der jetzt reingekommen war.

Tanja sah ihn abfällig an. „Wenn du hier bist, um mich doch noch zu überreden, vergiss es.“, sagte sie.

Kazuma lächelte. „Du hast recht. Eigentlich war ich ja auch dagegen. Aber du solltest mal darüber nachdenken, was du auf diesem Turnier bewirken kannst.“, erklärte er.

Tanja schmunzelte. „Ich bin lieber hier. Hier kann ich etwas bewirken.“, sagte sie.

Kazuma sah den Zentauri an. „Dieses Turnier... ich habe anfangs selber nicht dran geglaubt. Eigentlich glaub ich immer noch nicht dran. Aber meine Schwester und die anderen glauben daran. Und ich glaube an sie.“, erklärte er.

Tanja bewegte ihren Arm hin und her. „Muss ein wenig nachgestellt werden.“, bemerkte sie.

„Jetzt hör mir mal zu!“, schrie Kazuma.

Tanja sah ihn jetzt wütend an. „Schrei hier nicht so rum. Ich habe dich verstanden. Ich verstehe allerdings nicht, warum du hier bist, wenn du nicht daran glaubst.“, sagte sie.

„Das habe ich doch gesagt. Meine Schwester glaubt daran. Und das reicht mir.“, erklärte er.

Tanja fing an zu lachen. „Klingt erbärmlich. Du stellst die Meinung anderer über deine eigene.“, sagte sie.

Kazuma ballte die Hände zu Fäusten. „Wieso erbärmlich? Wie kannst du sowas sagen?“, fragte er wütend.

Tanja lächelte. „Willst du vielleicht gegen mich kämpfen. Überleg dir das gut. Ein Mensch hat keine Chance gegen mich.“, sagte sie.

„Sei nicht so überheblich. Nur weil dein Körper ein Upgrade hat bist du nicht besser als ein normaler Mensch.“, sagte Kazuma.

Tanja grinste. „Klären wir das doch in einem Kampf. Wenn du es tatsächlich schaffen solltest, mich zu besiegen, werde ich mich eurer Gruppe anschließen und bei diesem dämlichen Turnier mitmachen.“, erklärte sie.

Kazuma lächelte. „Na gut. Aber ich warne ich. Ich werde mich nicht zurückhalten.“, gab er zu verstehen.

„Sehr gut. Ich auch nicht.“, sagte Tanja.
 

Atruschka kam aufgeregt zu den anderen gestürmt.

„Kommt schnell. Kazuma und Tanja. Sie sind draußen. Sie werden kämpfen!“, schrie sie.

Nur zwei Minuten später kamen alle draußen an und fanden sich auf einer großen Lichtung wieder.

„Was zum Geier ist hier los? Was soll das?“, fragte Serena Kazuma.

„Tanja! Was soll das?“, fragte Jack.

„Haltet euch da raus. Das ist etwas zwischen ihr und mir.“, sagte Kazuma.

„Genau. Haltet lieber Abstand.“, sagte Tanja.

Yuan schüttelte mit dem Kopf. „Wir sollten unsere Zeit nicht mit so etwas vergeuden. Du kennst doch den Zeitplan.“, sagte er.

„Lass ihn.“, erwiderte Ratko.

Alle sahen ihn fragend an.

„Kazuma hat recht. Das müssen er und Tanja unter sich ausmachen. Wir halten uns da raus.“, sagte er.

Kazuma nickte zustimmend.

„Aber warum...?“, fragte Serena.

Ratko lächelte. „Er weiß, was er tut.“, sagte er.

„Glaubst du immer noch, das ich überheblich bin?“, fragte Tanja.

„Allerdings. Du glaubst, das du mit deinem neuen Körper allen Menschen überlegen bist. Aber das stimmt nicht. Ich werde es dir jetzt beweisen.“, sagte Kazuma.

Tanja lächelte. „Na gut. Dann fang mal an.“, sagte sie winkend.

Kazuma nahm die beiden Schwerter mitsamt der Scheiden ab und warf sie Serena hin. „Pass auf sie auf. Diesen Kampf werde ich ohne sie führen.“, sagte er.

„Bist du sicher?“, fragte Tanja.

„Bombensicher.“, sagte Kazuma und ging in Kampfstellung.

„Sie werden sich wehtun.“, sagte Junko zitternd.

„Keine Sorge. Ich glaube nicht, das sie ernst machen werden.“, sagte Robin.

„Doch, das werden sie.“, bestätigte Ratko.

Kazuma ging in die Hocke und katapultierte sich in Richtung Tanja. Er rannte in einem Wahnsinnstempo auf sie zu und ließ seine Faust auf sie zufliegen.

Tanja aber hob den linken Arm und fing den Schlag mit der Hand ab.

Durch den Luftdruck des Schlages bewegten sich die Bäume hinter Tanja, aber sie selbst zuckte nicht einmal.

„Sie hat ihn abgefangen.“, erschrak Serena.

„Und das, obwohl hinter dem Schlag eine enorme Power gesteckt hat.“, sagte Yuan.

„Mehr hast du nicht zu bieten?“, fragte Tanja in ihrem überheblichen Ton.

Kazuma sah sie wütend an und schlug mit der anderen Hand zu.

Er traf ihren Körper, doch es gab nur ein metallisches Geräusch. Der Schlag hatte keine Wirkung.

„Ich bin aus extrem widerstandsfähigem Material. Deine Schläge spüre ich kaum.“, sagte Tanja und schlug mit der rechten Hand Kazuma ins Gesicht.

Durch die Wucht des Schlages wurde Kazuma zurückgeschleudert und fällte einen Baum, bevor er ganz zum liegen kam.

„So eine Kraft mit so einem popligen Schlag?“, fragte Robin.

Selbst Ratko war davon erstaunt. „Sie ist viel stärker, als ich dachte. Gegen Regora sah sie nicht so stark aus.“, sagte er.

„Lag wohl daran, das Regora selbst so viel stärker war.“, sagte Atruschka.

Kazuma räppelte sich wieder hoch. „Erstaunlich. Und du willst tatsächlich nicht an dem Turnier mitmachen?“, fragte er.

„Ich habe schon gesagt, das ich hier viel mehr gebraucht werde. Ich werde diesen Kampf gewinnen und dann weitermachen.“, sagte sie.

Kazuma trat wieder auf die Lichtung. „Das wirst du nicht. Denn ich besiege dich jetzt und dann wirst du mitkommen.“, sagte er.

Tanja trat etwas auf ihn zu. „Dazu wird es nicht kommen.“, sagte sie.

Kazuma streckte sich etwas. „Wenn ich sie besiegen will, muss ich die Technik anwenden, die ich von Ratko gelernt habe. Allerdings kostet das etwas Zeit.“, dachte er.

„Sie haben also um Tanja´s Teilnahme bei dem Turnier gewettet.“, sagte Junko, die das Gespräch verfolgt hatte.

„Offensichtlich. Jetzt verstehe ich, warum es Kazuma so wichtig ist.“, sagte Ratko.

„Papperlapapp. Kazuma ist das doch egal. Er hat nur gemerkt, das Tanja stark ist und er gegen sie kämpfen will.“, sagte Serena leicht beleidigt.

„Das glaube ich nicht. Er will, das sie mitkommt. Da bin ich sicher.“, sagte Yuan.

Kazuma ging wieder in Kampfposition. „Ich muss eine Attacke anwenden, von der sie sich nicht so schnell wieder erholt.“, dachte er.

Er ballte beide Hände zu Fäusten und ging zum Angriff über.

Erneut rannte er auf Tanja zu und ließ seine Fäuste fliegen. Diesmal beide und schnell hintereinander.

Tanja aber wehrte jeden Schlag blitzschnell ab und wich zurück.

„Nur ein Schlag. Nur ein Schlag.“, dachte Kazuma.

Da bekam er einen Fußtritt von Tanja ab, der ihn am Kinn traf. Ein weiterer Schlag traf ihn im Bauch und schleuderte ihn wieder zurück in die Mitte der Lichtung, in der er unsanft aufschlug.

„Deine Angriffe sind lächerlich. So wird das nichts.“, sagte Tanja.

„Oh nein.“, dachte Serena ängstlich.

Tanja gibt nicht auf

Kapitel 75: Tanja gibt nicht auf
 

Kazuma stand langsam wieder auf. Die Verbrennungen, die er sich beim Kampf gegen Dalkor geholt hatte, taten wieder weh, doch er versuchte es zu ignorieren.

Er sah Tanja an, die noch an derselben Stelle stand. „So leicht nicht.“, dachte er keuchend.
 

„Er hat keine Chance.“, sagte Jack.

Junko sah ihn fragend an. „Was soll das denn heißen? Kazuma ha schon viel härtere Gegner bezwungen.“, sagte sie.

Jack seufzte. „Aber nicht solch einen Gegner. Tanja hat ein spezielles Programm integriert, das automatisch auf den Gegner reagiert. Sie verfolgt die Bewegungen ihres Gegners und errechnet präzise, welchen Angriff er als nächstes machen wird.“, erklärte Jack.

Serena erschrak. „Aber dann hat Kazuma doch wirklich gar keine Chance.“, sagte sie.

„Warten wir´s ab.“, sagte Ratko mit verschränkten Armen.

„Wieso warten wir´s ab? Tanja ist Kazuma haushoch überlegen. Sie weiß bereits, welchen Angriff er ausführen wird, noch bevor er es selbst weiß. Sie kann nicht verlieren.“, stellte Jack klar.

„Da bin ich mir nicht so sicher. Kazuma hat bereits in mehreren Kämpfen bewiesen, das er über sich selbst hinauswachsen kann. Gegen Dalkor mag er zwar nicht so gut ausgesehen haben, aber das zählt nicht, weil er noch erschöpft von der Bluttransfusion gewesen ist.“, erklärte Ratko.

„Aber das ist doch jetzt nicht anders. Noch dazu ist er verletzt.“, sagte Junko voller Sorge.

„Du musst Kazuma vertrauen. Er regelt das schon.“, sagte Ratko, der ziemlich sicher klang.
 

Kazuma schluckte. Mit so einer Kraft hatte er bei Tanja nicht gerechnet. Sie hatte nicht nur seine Angriffe abgewehrt, sondern sie sogar gekontert.

„Du solltest aufgeben. In deinem Zustand kannst du nicht gewinnen. Selbst, wenn du fit wärst, wärst du kein Gegner für mich.“, erklärte Tanja.

Kazuma lächelte. „Du bist ja ziemlich selbstsicher. Bin gespannt, wie lange noch.“, sagte er.

Tanja lächelte. „Ich sehe jeden deiner Angriffe voraus noch bevor du selbst ihn kennst. Also kannst du nicht gewinnen.“

Kazuma ballte beide Hände zu Fäusten. „Das werden wir ja sehen!“, schrie er und ging wieder auf Tanja los.

Seine Fäuste flogen durch die Luft. Er ließ ein wahres Schlaggewitter auf Tanja einregnen, doch kein einziger Schlag kam durch ihre Verteidigung durch.

Nach etwa 30 Sekunden nahm Kazuma wieder etwas Abstand. Er konnte es nicht fassen. Sie hatte jeden seiner Schläge vorausgesehen und sie perfekt abgewehrt. Doch selbst wenn einer der Schläge durchgekommen wäre, hätte es wahrscheinlich nichts gebracht weil sie ihre Panzerung nicht einmal angekratzt hätten.

„Tanja hat bislang kaum gekämpft. Sie wehrt nur ab.“, sagte Ratko.

„Was meinst du damit?“, fragte Junko.

Ratko lächelte. „Warten wir ab, ob Kazuma dahinter kommt.“, sagte er.

Kazuma keuchte. Die letzten Angriffe hatten ihn viel Kraft gekostet. Doch er war nicht bereit, aufzugeben. Das hatte er noch nie.

Er sah Tanja an, die wieder in Abwehr bereiter Stellung da stand.

„Moment mal. Das könnte es sein.“, dachte Kazuma.

„Sie hat bislang kaum angegriffen. Nur abgewehrt. Zwar hat sie mich einmal geschlagen, aber so wild war der Schlag eigentlich nicht. Das könnte bedeuten, das sie im Angriff gar nicht so stark ist wie sie tut.“, bemerkte er.

„Willst du langsam mal weitermachen oder ziehst du endlich den Schwanz ein, weil du einsehen musst, das du keine Chance hast?“, fragte Tanja mit genervtem Unterton in der Stimme.

Kazuma lächelte im geheimen. „So ist das also.“, sagte er.

Tanja stutzte. „Was? Was sagst du?“, fragte sie.

Kazuma hob den Kopf und grinste überlegen. „Ich kenne jetzt deinen Schwachpunkt. Ich weiß jetzt, wie ich doch besiegen kann.“, sagte er.

Alle wunderten sich über diese Aussage.

„Hat er recht? Kennst er wirklich ihren Schwachpunkt oder blufft er nur?“, fragte Junko.

Ratko verschränkte die Arme. „Wir werden sehen.“, sagte er.

Alle sahen gebannt auf Kazuma und Tanja und sich noch immer gegenüber standen.

„Willst du eigentlich nichts machen? Nur abwehren?“, fragte Kazuma hochmütig.

Tanja lächelte. „Ich brauche sonst nichts zu machen. Ich muss nur ausweichen und abwehren.“, erklärte sie.

„Das ist doch Blödsinn. Wie willst du einen Gegner besiegen, wenn du nicht angreifst?“, fragte Kazuma lauthals.

„Meine Sache.“, sagte Tanja.

Kazuma senkte jetzt den Kopf. „Jetzt bin ich sicher. Ich werde dich besiegen.“, sagte er.

Tanja stutzte. „Ich sagte doch, das du mich nicht besiegen wirst. Ich bin jedem Menschen haushoch überlegen.“, sagte sie genervt.

„Von wegen. Du bist nichts weiter als eine Maschine, die sogar an ihre Programmierung gebunden ist. Ist es nicht so? Ich schätze mal, was den Kampf angeht besitzt du zwei verschiedene Programme. Das eine ist die Verteidigung. Es errechnet automatisch die Bewegungen des Gegners und was er als nächstes tun wird. Dann errechnet es, was nötig wäre, um dem Angriff auszuweichen beziehungsweise ihn abzuwehren. Dann ist da noch das zweite Programm, das dir vermutlich den Angriff ermöglicht. Allerdings scheint es da ein Problem zu geben. Du kannst vermutlich nicht beide Programme gleichzeitig laufen lassen verwegen du immer nur eines nutzt.“, erklärte er.

Jack erschrak. „Wie hat er das so schnell durchschaut?“, fragte er verwundert.

Ratko grinste. „Das ist Kazuma wie er leibt und lebt. Er hat während seiner Angriffe die Taktik von Tanja analysiert und seine Schlussfolgerung daraus gezogen. Sehr gerissen.“, sagte er.

„Aber bringt ihm das auch was?“, fragte Junko.

Ratko seufzte. „Weiß ich auch nicht. Hoffen wir es aber.“, sagte er.

Tanja klatschte in die Hände. „Gratuliere. Ich bin wirklich erstaunt, das du das so schnell durchschaut hast. Aber was nützt es dir?“, fragte sie.

Kazuma lachte ein wenig. „Eine Menge. Denn jetzt weiß ich, was ich tun muss.“, sagte er.

Er hob die rechte Hand in der er eine Energiekugel hielt.

„Was? Wo hat er die denn her?“, fragte Yuan.

„Er muss sie gemacht haben als er mit Tanja gesprochen hat!“, bemerkte Ratko.

Tanja ging in Verteidigungsstellung. „Willst du mich etwa damit besiegen?“, fragte sie.

Noch ehe sich die überraschten Gesichter verzogen, warf Kazuma die Kugel auf Tanja zu.

„Vergiss es. Ist zwar eine beeindruckende Technik, aber nutzlos!“, schrie sie und hielt die rechte Hand hoch, mit der sie die Kugel auffing, die nun vor ihr explodierte.

„Denk dir mal was besseres aus!“, schrie sie.

Plötzlich tauchte Kazuma aus der Explosion direkt vor ihr auf.

„Sowas zum Beispiel?“, fragte er und rammte ihr seine Faust in den Bauch.

Tanja hob vom Boden ab und wurde mit einer gewaltigen Wucht zurückgeschleudert. Sie schlug ein paarmal auf dem Boden auf und krachte gegen einen Baum.

„Unglaublich.“, schrien alle auf.

„Er hat ihr Programm ausgenutzt.“, sagte Ratko.

„Wie denn das?“, wollte Serena wissen.

Ratko grinste. „Ihr Verteidigungsprogramm ist schnell im berechnen, aber es kann auch nur berechnen, was sie sieht. Die Explosion hat ihr die Sicht genommen und als Kazuma vor ihr auftauchte, reichte die Zeit nicht, um den Angriff zu parieren.“, erklärte er.

Tanja stand keuchend wieder auf. „Nicht übel. Wirklich nicht übel.“, sagte sie.

Kazuma lächelte. „Was ist? Möchtest du jetzt nicht aufgeben?“, fragte er.

Tanja lächelte ebenfalls. „Von wegen. Ich hab jetzt kapiert, das ich es mit einem richtigen Gegner zu tun habe. Du hast zwei Programme erwähnt, die ich habe. Wird Zeit, das Angriffsprogramm auszuprobieren.“, sagte sie.

Doch plötzlich wurde ihr Körper von Stromstößen eingehüllt und sie ging in die Knie. „W was ist das?“, fragte sie.

Jack seufzte. „Das war´s! Ihre Energie ist zu schwach, um sie noch auf den Beinen zu halten. Nach dem letzten Kampf konnte sie sich noch nicht vollständig erholen. Es war klar, das sie früher oder später keine Energie mehr haben würde.“, sagte er,.

Tanja aber stand wieder auf. „Nein. Ich gebe nicht auf.“, sagte sie.

„Nicht. Du bist du schwach. Denk daran, das du stirbst, wenn deine Energie unter 2 Prozent fällt.“, sagte Jack.

Kazuma stand jetzt vor ihr. „Er hat recht. Einigen wir uns einfach auf ein Unentschieden, OK?“, fragte er.

„Gut.“, sagte Tanja schwach. In dem Moment verlor sie das Bewusstsein und sank in Kazuma´s Arme.
 

Als sie die Augen wieder öffnete, lag sie in einem Bett. Einige Kabel gingen aus einer Maschine heraus in ihren linken Arm. Sie hing an einem Aufladegerät.

Tanja seufzte. „Also doch verloren.“, sagte sie enttäuscht.

„Quatsch. Ich sagte doch, das es ein Unentschieden war.“, sagte Kazuma, der an der Wand neben der Eingangstür gelehnt stand.

Tanja sah ihn überrascht an. „Wie lange bist du schon da?“, fragte sie.

„N paar Stunden.“, erklärte Kazuma kühl.

Tanja schmunzelte. „Hast du dir etwa Sorgen um mich gemacht?“, fragte sie amüsiert.

Kazuma ging auf sie zu und blieb neben dem Bett stehen. „Wenn ich so recht darüber nachdenke, hättest du wahrscheinlich gewonnen, wenn deine Energie ausgereicht hätte. Also wäre ich auch zufrieden, wenn wir beschließen, das du gewonnen hast. Von mir aus also tu, was du willst. Ich werde dich nicht zwingen, mit uns zu kommen.“, sagte er und sah auf die Uhr.

„Wir werden morgen früh kurz nach Sonnenaufgang aufbrechen. Mit dir oder ohne dich.“, sagte er und wandte sich wieder der Tür zu.

„Warte.“, sagte Tanja.

Kazuma blieb einen kurzen Augenblich noch stehen.

„Stimmt es, was du gesagt hast? Glaubst du wirklich nicht an dieses Turnier?“, fragte sie.

Kazuma sah sie lächelnd an. „Das weiß ich selbst nicht. Warten wir es einfach ab. Die Reise ist ja noch nicht zuende.“, sagte er und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Tanja schmunzelte. „Ein seltsamer Kerl.“, sagte sie.
 

Am nächsten Tag waren alle gegen Sonnenaufgang vor der Basis versammelt.

Ratko hatte Dalkor´s Schiff gefunden, mit dem sie ihre Reise fortsetzen könnten.

„Leider ist die Energie nicht sehr hoch. Aber soweit ich weiß, gibt es in den Anden eine Station zum Auftanken. Wir sollten erstmal in Richtung Westen fliegen.“, erklärte Ratko.

„Hoffentlich geht das gut.“, sagte Yuan.

„Wo ist Tanja?“, fragte Junko.

„Entweder sie kommt, oder sie kommt nicht.“, sagte Kazuma.

„Sie hat ihren eigenen Kopf.“, sagte Jack.

Dann ging die Sonne langsam auf.

„Wir sollten los.“, sagte Robin.

„Wollt ihr mich etwa hierlassen?“, fragte eine bekannte Stimme.

Tanja stand vor dem Schiff. Sie hatte einen Rucksack und eine große Tasche dabei.

Kazuma grinste, als er sie sah. „Hast du es dir doch anders überlegt?“, fragte er.

„Allerdings. Ich glaube, das ihr ohne mich ziemlich alt aussehen werdet.“, sagte Tanja überheblich klingend.

„Das ist doch ein Wort. Komm, ich helfe dir.“, sagte Robin und wollte die große Tasche nehmen. Doch sie war viel zu schwer.

„Was ist denn das?“, fragte er erschöpft.

„Mein Ladegerät. Ich muss ständig mit Energie versorgt werden. Was sonst passiert, wisst ihr ja schon.“, sagte Tanja lächelnd.

„Na dann... willkommen an Bord.“, sagte Kazuma höflich.

„Sag mal, wo ist eigentlich unser nächstes Ziel?“, fragte Serena, die hinter Kazuma stand.

„Los Angeles. Sobald wir aufgetankt haben, fliegen wir weiter in Richtung Norden. Mit dem Baby hier können wir sogar noch viel mehr Zeit wettmachen als wir dachten.“, erklärte Kazuma lächelnd.

„Na prima. Dann sollten wir schnell aufbrechen.“, jubelte Serena.

Jack ging nochmal zu Kazuma, nachdem alle anderen eingestiegen waren. „Pass gut auf meine Tochter auf. Und macht euch keine Sorgen. Diesmal werde ich die Soldaten hier nicht im Stich lassen.“, sagte er.

Kazuma schüttelte ihm die Hand. „Pass auf dich auf.“, sagte er.

Dann stieg auch Kazuma ein und Ratko startete den Motor. „Auf geht´s.“, sagte er und das Schiff hob ab.

Nach ein paar Minuten sah Kazuma ernüchtert raus. „Fliegt ja nicht sehr schnell!“, stellte er fest.

„Natürlich nicht. Mehr als 300 km/h sind nicht drin. Diese Dinger sind auch nicht für Raumflüge gedacht. Deswegen müssen sie auch nicht so schnell fliegen.“, erwähnte Ratko.

Kazuma lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Wir werden etwa 8 Stunden brauchen, bis wir an der Tankstation angekommen sind. Ihr könnt euch also etwas ausruhen.“, fügte Ratko hinzu.

Junko gähnte. „Gute Idee.“, sagte sie und schloss die Augen.

„Werde ich auch tun.“, sagte Tanja.

„Was? Du brauchst Schlaf?“, fragte Robin.

Tanja sah ihn beleidigt an. „Natürlich brauche ich Schlaf. Ich bin immer noch zum Teil ein Mensch. Außerdem kann ich so einen Teil meiner Energie wieder aufladen.“, erklärte sie.

Robin lächelte verschmitzt. „Tut mir leid. Hat mich einfach interessiert.“, erklärte er.

Kazuma lächelte. Fast alle hatten sich schlafen gelegt.

„Willst du nicht auch?“, fragte Ratko, der bemerkte, das Kazuma noch wach war.

„Nein. Ich hab letzte Nacht ein wenig geschlafen. Im Moment könnte ich gar nicht schlafen, selbst wenn ich es wollte.“, erwähnte er.

Ratko seufzte. „Was wirst du tun, wenn diese Reise zuende ist?“, fragte er.

Kazuma sah Ratko fragend an. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht.

Ratko lachte. „Sag bloß, das weißt du noch nicht?“, fragte er amüsiert.

„Naja. Also wenn ich ehrlich bin...“, versuchte Kazuma sich rauszureden.

„Ich werde meinen Vater suchen. Wenn ich mich wie er dem Widerstand anschließe, kann ich vielleicht auch etwas bewirken. Immerhin haben wir schon viele Menschen getroffen, die ebenfalls für ihre Freiheit kämpfen. Das möchte ich jetzt auch tun.“, erklärte er.

Kazuma dachte kurz nach. „Werde ich vielleicht auch tun.“, sagte er.

Ratko lachte wieder. „Du solltest vielleicht auch mit zu dem Turnier gehen. Immerhin bist du stärker als jeder andere hier.“, erwähnte er.

Kazuma seufzte. „Du weißt doch, wie ich über das Turnier denke. Ich schätze, das ich hier auf der Erde viel mehr bewirken kann. Ich muss es nur richtig anpacken.“, sagte er.

„Komm doch mit mir mit. Schließ dich der Revolution der Saroks an. Mit deiner Kraft könnten wir sogar den Imperator stürzen.“, sagte Ratko voller Elan.

Kazuma lehnte sich zurück. „Vielleicht sollte ich doch etwas schlafen.“, sagte er und schloss die Augen. Im Nu war er eingeschlafen.
 

Bora nahm gerade die Nachricht entgegen, das Dalkor versagt hatte.

„Wir erhalten keine Antwort mehr von Dalkor und Regora. Deshalb befürchten wir, das sie besiegt wurden!“, sagte ein Soldat, der vor Bora´s Schreibtisch stand und sich verbeugte.

Leola stand neben der Eingangstür. „Was erlaubst du dir eigentlich, hier mit so schlechten Nachrichten aufzutauchen?“, fragte sie und wollte auf den Soldaten losgehen.

„Lass ihn! Er kann nichts dafür. Deine eigene Unfähigkeit ist schuld an dieser Misere. Hättest du diesen Auftrag etwas ernster genommen und es selbst erledigt, wäre das nicht passiert.“, sagte Bora.

Leola knurrte wütend. „Na schön. Dann werde ich eben gehen und diese Brut eigenhändig töten.“, sagte sie.

„Nicht so voreilig.“, hielt Bora sie zurück.

Er sah auf das Schreiben vor sich. „Wie es scheint, haben sie Dalkor´s Schiff gekapert und sind mit ihm in Richtung Westen unterwegs.

Leola sah Bora fragend an. „Und was heißt das?“, wollte sie wissen.

Bora lächelte. „Ich glaube ich weiß, wo sie hinwollen. Ich habe da jemanden in der Nähe, der genau richtig ist, um sich um sie zu kümmern.“, sagte er.

Leola stutzte. „Ich dachte, das wäre mein Auftrag!“, schrie sie wütend.

Bora stand auf und schlug beide Hände auf den Tisch. „Du hast es vermasselt. Ich will, das es diesmal richtig gemacht wird. Du hältst dich da erstmal raus. Der Imperator wird ziemlich ungehalten, wenn wir weiterhin so einen Mist bauen.“, erklärte er.

Leola seufzte und ging. Sie schlug die Tür hinter sich zu und ging an eines der Fenster. „Wenn dieser schleimige Hund glaubt, er könnte mir den Ruhm streitig machen, hat er sich geschnitten.", sagte sie wütend.

Tankstop

Kapitel 76: Tankstop
 

„Hey. Wach auf.“, rüttelte Ratko an Kazuma.

Der öffnete verschlafen die Augen. „Was ist denn los?“, fragte er gähnend.

„Wir sind da.“, sagte Ratko und zeigte nach vorne.

Vor ihnen waren die Berge der Anden. Und über den Bergen schwebte eine riesige Untertasse in der Luft.

„Das ist jetzt ein Witz, oder?“, fragte Kazuma verwundert.

„Das ist eine unserer Tankstellen.“, erklärte Ratko lächelnd.

Kazuma seufzte. „Na gut. Und was jetzt?“, fragte er.

Ratko sah die anderen an. „Ihr solltet euch nicht blicken lassen. Bleibt im Schiff, bis ich fertig bin.“, sagte er.

„Das gibt´s doch nicht. Wie lange sollen wir noch hier eingesperrt sein?“, fragte Atruschka. „Ich kriege langsam Platzangst.“, fügte sie hinzu.

„Beruhig dich. Das Tanken dauert höchstens eine halbe Stunde.“, erklärte Ratko.

Dann steuerte er eine kleine Öffnung an, in die das Schiff gerade so hindurch passte. Sie kamen in eine kleine Halle, wo Ratko aufsetzte.

„Glaubst du wirklich, das die uns auftanken, wenn sie dich sehen? Immerhin wirst du doch gesucht.“, bemerkte Serena leise.

„Keine Sorge. Die Tankstation hier untersteht nicht dem Imperator. Sie wird von einem Freund von mir betrieben. Wir bekommen sicherlich etwas.“, sagte Ratko.
 

Ratko stieg aus und sah einen Sarok mit einem Overall an. „Würden sie bitte volltanken?“, fragte er.

Der Sarok schluckte. Es schien, das er genau wusste, wen er da vor sich hatte.

„Mach schon. Tanke das Schiff voll.“, sagte eine Stimme und ein Sarok mit einem schicken Anzug betrat die Halle.

„Ratko. Schön, dich mal wiederzusehen.“, sagte er fröhlich.

„Tekas. Wie ich sehe, hat du deinen ausgefallenen Kleidungsstil immer noch behalten.“, sagte Ratko.

Sie umarmten sich freundlich.

„Ich habe ein paar schlimme Dinge über dich gehört. Ist das wahr?“, fragte Tekas besorgt.

Ratko kratzte sich am Kopf. „Naja...!“, sagte er.

Tekas klopfte ihm auf den Rücken. „Du brauchst mir nichts zu erklären. Wir sind Freunde. Komm mit. Wir essen etwas zusammen.“, sagte er.

Ratko sah zum Schiff. „Na gut.“, sagte er einverstanden und die beiden gingen.

„Die beiden scheinen gute Freunde zu sein.“, sagte Junko, die das Gespräch aus ihrem Versteck sehen konnte.

„Mir gefällt das nicht.“, sagte Tanya.

Yuan winkte ab. „Ist schon okay. Ratko ist ein guter Freund und wenn er dem Kerl vertraut wird das schon gut gehen.“, sagte er.

„Aber mir gefällt es nicht hier. Wir sind in der Höhle des Löwen. Wenn hier etwas passiert, sind wir erledigt.“, sagte Serena ängstlich.
 

Ratko und Tekas saßen in einen Raum, der in etwa einer Cafeteria glich.

Tekas ließ zwei Teller kommen mit Essen, das wohl jeder Mensch dankend abgeschlagen hätte. Aber Ratko schien der Anblick zu gefallen.

„Asurianische Krabben? Wo hast du die denn her?“, fragte Ratko hungrig.

„Hatte ich mir extra aufgehoben, falls ich mal einen guten Freund zu Besuch habe.“, sagte Tekas.

Ratko nahm eine der grünlich aussehenden Fleischteile und steckte es sich in den Mund.

„Wahnsinn. Sowas gutes gibt es hier auf der Erde nicht. Das ist echt spitze.“, sagte er. Plötzlich stutzte er kurz.

„Was ist?“, fragte Tekas.

Ratko sah ihn fragend an. „Woher wusstest du eigentlich, das ich kommen würde?“, fragte er. „Die Krabben brauchen mindestens 2 Stunden, um sie so zuzubereiten.“, sagte er.

Tekas lächelte. Was glaubst du?“, fragte er und drückte einen Knopf unter seinem Tisch.

Aus dem Boden um Ratko herum kamen jetzt metallische Fangarme heraus, die Ratko an allen Gliedmaßen packten und am Stuhl festhielten.

„W was soll das?“, fragte Ratko, der versuchte, sich zu befreien.

„Vergiss es. Diese Fesseln kannst nicht einmal du zerstören.“, sagte Tekas und holte ein Funkgerät heraus. „In dem Schiff müssen noch Menschen sein. Nehmt sie gefangen.“, befahl er.

Ratko beruhigte sich. „Dann hast du dich also auch dem Imperator verschrieben?“, fragte er.

Tekas seufzte. „Was hast du denn gedacht? Erinnerst du dich nicht mehr an unsere Schulzeit? Du warst schon immer 2 Jahre älter und einer der coolsten Typen überhaupt. Ich war dein bester Freund und habe immer zu dir aufgesehen. Ich wollte immer alles das machen, was du gemacht hast. Ich habe das gleiche Essen gegessen, die gleichen Fehler in den Hausaufgaben gemacht... und als du dich dem Imperator verpflichtet hast, habe ich das auch gemacht.“, erklärte er.

Ratko grinste. „Ja. Du hast noch nie eine Entscheidung selbst getroffen.“, sagte er.

„Das hat sich jetzt aber geändert! Du hast dich entschlossen, dich gegen den Imperator zu stellen. Diesen Fehler werde ich nicht machen!“, schrie Tekas.

Er atmete tief ein. „Heute werde ich zum ersten Mal eine eigene Entscheidung treffen. Die Entscheidung, dich und deine Menschenfreunde dem Imperator auszuliefern.“, sagte er.

Ratko schmunzelte. „Dafür musst du uns aber erstmal alle haben.“, sagte er.

„Kein Problem. Deine Freunde werden gleich in den Händen meiner Soldaten landen.“, erklärte Tekas.

„Unterschätze sie nicht. Das wäre ein Fehler.“, sagte Ratko.
 

„Warum ist es auf einmal so ruhig geworden?“, stellte Junko fest.

Serena hob leicht den Kopf und sah aus einem der Fenster. Sie erschrak und ging sofort wieder in die Hocke. „Wir haben glaube ich ein Problem.“, sagte sie.

„Wovon redest du?“, fragte Yuan und sah ebenfalls aus dem Fenster.

„Wow!“, sagte er und fiel hin. „Da sind eine Menge Saroks mit Waffen da draußen!“, sagte er.

Kazuma griff seine Schwerter. „Mist. Dann ist Ratko garantiert auch in Gefahr.“, sagte er.

„Ratko? Du machst dir ernsthaft Sorgen um Ratko?“, fragte Serena.

„Und was machen wir jetzt?“, wollte Atruschka wissen.

Da öffnete Tanja die Tür und ging einfach raus.

„Halt. Stehenbleiben!“, schrien die Soldaten und zielten mit ihren Waffen auf sie.

Tanja sah sie an und scannte sie gleichzeitig. „Ihr solltet euch lieber zurückziehen, bevor ich euch wehtun muss.“, sagte sie.

Die Soldaten sahen sich verdutzt an. Einer von ihnen fing nun an zu lachen und die anderen machten mit.

Tanja hob ihre Arme und ihre Hände klappten nach unten.

Die Soldaten sahen sie jetzt noch verdutzter an.

„Ein letztes Mal. Verschwindet.“, sagte Tanja.

„Feuer!“, schrie einer der Soldaten und sie eröffneten ein wahres Laserfeuerwerk auf Tanja.

Aus ihren Armen kamen jetzt Dutzende von kleinen Raketen heraus, welche die Soldaten anvisierten und jeden einzelnen von ihnen zu Boden streckten.

Nachdem es wieder ruhig geworden war, klappten die Hände zurück und Tanja rief „Die Luft ist rein. Ihr könnt rauskommen.“

Völlig perplex kamen die anderen aus dem Schiff raus.

„Mann. Erinner mich daran, dich nie wütend zu machen.“, sagte Robin leicht amüsiert.
 

Ratko versuchte, sich von den Fesseln zu befreien, aber es gelang ihm nicht.

„Deine Freunde werden mit Sicherheit gleich kommen.“, sagte Tekas lächelnd.

„Allerdings. Aber nicht so, wie du es erwartest. Seit wann dienst du eigentlich Leola?“, fragte Ratko keuchend.

Tekas sah Ratko wütend an. „Leola? Wie kommst du darauf, das ich diesem Weibsstück diene? Ich unterstehe Bora!“, schrie er.

Ratko sah sah verwundert aus. „ Bora? Du unterstehst dem Generalsekretär?“, fragte er.

Tekas lächelte. „Da staunst du, was? Ich habe es zu was gebracht, seit du mich das letzte Mal gesehen hast.“, erklärte er.

Ratko schluckte. „Aber wenn du Bora dienst, stehst du doch auf der gleichen Stufe wie die drei Großgeneräle. Immerhin untersteht Bora nur noch dem Imperator.“, sagte er.

„Allerdings. Wie schon gesagt habe ich mich in letzter Zeit sehr geändert. Ich habe trainiert und bin stärker geworden. Das wirst du schon bald merken.“, sagte Tekas lachend.
 

„Die wollten uns gefangen nehmen.“, stellte Serena erschrocken fest.

Kazuma sah zu der Tür, durch die Ratko mit Tekas verschwunden ist. „Junko und Robin kommen mit mir. Die anderen bleiben beim Schiff. Seht zu, das es vollgetankt wird und passt darauf auf.“, sagte er.

Junko staunte. So ernst war Kazuma bis jetzt nur selten gewesen.

„Machst du schon wieder einen auf Anführer?“, fragte Serena.

„Habt ihr verstanden?“, fragte Kazuma in die Runde.

Junko lächelte und nahm ihr Schwert. „Jawohl, Sir!“, sagte sie.

„Von mir aus. Für´n bisschen Action bin ich immer zu haben.“, erwähnte Robin beiläufig.

Kazuma nickte. „Gut. Dann los.“, sagte er und sie gingen.

„Ich verstehe diesen Kerl nicht. Einerseits führt er sich immer wieder auf wie ein Kind aber andererseits, so wie jetzt, kommt er mir total erwachsen vor.“, stellte Yuan fest.

Serena lächelte verlegen. „Tja. So ist er nun mal. Wenn ein Freund in Gefahr ist, kann er total erwachsen sein. Aber ich fürchte, das hält nicht lange an.“, sagte sie.
 

„Der Imperator muss ziemlich ungeduldig sein, wenn sich sogar Bora schon unserer annimmt. Sind wir schon so gefährlich geworden?“, fragte Ratko.

Tekas versuchte, ihn zu ignorieren, während er die Tür im Auge behielt.

„Nicht ohne Grund. Immerhin sind wir wirklich gefährlich geworden. Zuerst Hakon, Zakor und jetzt auch noch Leolas Spielgefährte. Das gibt doch schon zu denken, oder?“, fragte Ratko.

„Halt die Schnauze! Der Imperator hat keine Angst vor euch. Er will durch eure Ergreifung nur seine Überlegenheit beweisen. Wenn er dafür sorgt, das die Menschen nicht einmal am Turnier teilnehmen, werden alle erkennen, wie mächtig er doch ist.“, sagte Tekas verärgert.

„So ein Blödsinn. Selbst ein Blinder kann erkennen, das die Menschen stärker sind als sie aussehen. Zugegeben habe ich anfangs nicht daran geglaubt, aber Kazuma und seine Freunde sind enorm stark. Dieses Turnier könnte für einige Überraschungen sorgen, wenn die Menschen daran teilnehmen.“, sagte Ratko lächelnd.

„Werden sie aber nicht. Ich werde euch Bora ausliefern und der wiederum wird euch dem Imperator präsentieren und dann werdet ihr garantiert hingerichtet.“, sagte Tekas.

„Da wäre ich mir nicht so sicher!“, rief Kazuma, der mit Junko und Robin im Schlepptau durch die Tür gestürmt kam.

Tekas sah sie wütend an.

„Hast wohl nicht damit gerechnet, das ich dich so schnell finden würde, oder? Liegt daran, das jeder von uns einen Peilsender hat und ich habe den von Ratko angepeilt. Dadurch war es ein Kinderspiel, hierher zu finden.“, erklärte Kazuma.

Tekas lächelte jetzt. „Als wenn ich das nicht gewusst hätte.“, sagte er.

Die drei erschraken.

Plötzlich öffnete sich unter ihnen der Boden und sie stürzten herab.

Ratko schluckte. „Was hast du getan?“, fragte er.

Tekas zog eine kleine Fernbedienung heraus, mit der er die Bodenklappe wieder schloss. „Von den dreien wirst du keine Hilfe mehr erwarten können. Sie sind in meinem speziellen Lagerraum, in dem ich eine ausserordentliche Köstlichkeit lagere. Etwas, das für das Siegesbankett zu Ehren des Imperators zubereitet wird.“, erklärte er.

„Was soll das heißen? Was ist in diesem Lagerraum?“, fragte Ratko und versuchte erneut, sich loszureißen.

„Ein nirojanischer Kamupel. Erwachsen und außerordentlich lebendig.“, sagte Tekas.

Ratko´s Augen waren vor Schreck ganz aufgerissen. „Was sagst du da? Bist du verrückt geworden. Diese Dinger sind verdammt gefährlich!“, sagte er.

„Oh ja. Aber der Lagerraum hat spezielle Sicherheitsvorkehrungen. Außerdem ist das Fleisch eines Kamupel superlecker. Genau das richtige für ein großes Bankett.“, erklärte Tekas schwärmend.

„Verflucht!“, schrie Ratko.
 

Nach etwa einer Minute Fall durch eine Röhre kamen Kazuma, Junko und Robin auf dem Boden auf.

„Aua!“, jammerte Junko und rieb sich den Po. „Alles in Ordnung?“, fragte sie.

Alles um sie herum war in ein tiefes, dunkles Schwarz gehüllt.

„Wo bist du?“, rief Kazuma, der auch nichts sehen konnte.

Da ging ein Licht an. Robin hatte in seiner linken Handfläche eine Flamme entzündet, die alles erleuchtete.

„Wo zum Henker sind wir hier?“, fragte er und sah sich um.

Sie waren in einem großen Raum. Die Decke über ihnen lag mindestens 10 Meter hoch und die Wände waren aus massivem Metall.

„Großartig. Wirklich großartig. Hätte nicht schlechter laufen können.“, fluchte Robin.

Kazuma stand auf. „Immer mit der Ruhe. Noch ist nichts verloren.“, sagte er.

„Nein. Wir sitzen nur hier fest.“, sagte Robin.

„Hättest du es etwa besser machen können? Hättest du die Falltür gesehen?“, fragte Kazuma.

„Haltet die Klappe. Streiten bringt hier gar nichts. Verdammte Machos!“, schrie Junko.

Da bebte der Boden leicht.

„Was war das?“, fragte Robin.

Der Boden bebte erneut aber nur für einen kurzen Moment.

Kazuma sah sich um und erneut bebte es, aber diesmal viel stärker.

Junko schluckte. „Da kommt etwas!“, bemerkte sie.

Mit einem Mal ging eine riesige Tür am anderen Ende des Raumes auf und etwas kam heraus.

Es war eine Art Nashorn, doppelt so groß und mit grünlicher Haut, die an manchen Stellen mit Schuppen bedeckt waren. Anstatt eines Hornes besaß es drei, die nach oben, rechts und links abstanden. Außerdem sahen die spitzen Zähne in seinem Maul nicht gerade aus als wäre es ein Pflanzenfresser.

„Das sieht nicht gut aus.“, sagte Robin.

Das Monster brüllte und sprintete los. Es rannte auf Robin los, wohl weil er das Licht hatte.

„Weich aus!“, schrie Kazuma.

Robin sprang zur Seite, doch das Monster drehte blitzschnell und visierte ihn wieder an.

„Das Licht! Ich glaube, es mag das Licht nicht!“, schrie Junko.

„Ja schon. Aber wenn er das Licht löscht, sehen wir nichts mehr.“, sagte Kazuma.

Das Vieh schnaubte wütend.

„Greift ihr es an während ich es ablenke!“, schrie Robin.

„Bist du verrückt? Wie lange willst du das denn durchhalten?“, fragte Junko.

Doch schon sprintete Kazuma mit beiden Schwertern bewaffnet an ihr vorbei.

Er setzte zum Sprung an und wollte sich mit den Schwertern in den Rücken des Ungetüms bohren.

Doch die Schwerter drangen gar nicht ein. Sie prallten einfach ab. Kazuma stieß sich ab und landete wieder neben Junko.

„Verflucht. Das Ding hat einen Panzer. Es hat mich nicht einmal bemerkt.“, sagte Kazuma.

„Das müssen die Schuppen sein, die es überall trägt. Die lassen keinen Angriff durch.“, erklärte Junko.

Jetzt setzte es zum nächsten Angriff auf Robin an, der nach oben sprang und das Vieh gegen die Wand laufen ließ.

„Scheint nicht sehr helle zu sein.“, sagte er hochmütig.

Doch es räppelte sich wieder auf und sah Robin erneut an.

„Das wird echt hart.“, sagte Kazuma.
 

Yuan sah aus dem Fenster des Schiffes in den Laderaum. „Bis jetzt hat sich noch nichts wieder gerührt. Seltsam.“, bemerkte er.

„Was ist, wenn den anderen etwas zugestoßen ist?“, fragte Serena ängstlich.

„Keine Sorge. Du kennst doch Kazuma. Er ist ziemlich robust. So leicht haut den nichts um.“, sagte Atruschka.

„Ich wäre dafür, mal nachzusehen.“, sagte Tanja.

„Dich hat aber keiner gefragt. Wir warten, bis die anderen wieder da sind. Das hat Kazuma gesagt und das werden wir auch tun.“, sagte Yuan.

„Aber der Stresspegel von Kazuma ist momentan ziemlich hoch. Scheint, das sie Schwierigkeiten haben.“, erklärte Tanja.

Die anderen sahen sie fragend an. „Woher weißt du das denn?“, fragte Serena.

Tanja lächelte. „Ich habe ihm bei unserem Kampf einen kleinen Sender eingeschmuggelt, der mir ständig seine Position und seine Werte anzeigt. Und im Moment steht er eben sehr unter Stress.“, erklärte sie.

„Das war aber nicht sehr nett. Du hättest ihn ja vorher fragen können.“, sagte Serena mit verschränkten Armen.

„Ist doch jetzt egal. Sind die anderen bei ihm?“, fragte Yuan.

„Kann ich nicht sagen. Bis jetzt hat nur Kazuma einen Sender.“, erklärte Tanja lächelnd.

„Wir müssen ihnen helfen.“, sagte Atruschka.

„Wir haben glaube ich erstmal andere Probleme.“, sagte Serena und zeigte nach draußen, wo sich schon wieder etliche Soldaten versammelten.

„Oje. Und meine Energie und nur noch auf der Hälfte. Das könnte schwierig werden.“, sagte Tanja.

Atruschka stand auf. „Ich übernehme das jetzt. Wenn die Soldaten ausgeschaltet sind, können Yuan und Tanja verschwinden und den anderen helfen. Ich bleibe bei Serena am Schiff.“, sagte sie.

Yuan nickte. „Na gut. Dann los.“, stimmte er zu.

Der Panzerbrecherschlag

Kapitel 77: Der Panzerbrecherschlag
 

„Du willst ganz alleine die ganzen Soldaten da fertig machen?“, fragte Tanja.

Atruschka nickte. „Na klar doch. Immerhin bin auch ich ein Mitglied der Mannschaft für das Turnier. Ich habe mindestens genauso viel drauf wie du.“, sagte sie ging nach draußen.

Sofort zielten 20 Lasergewehre auf sie. „Stehen bleiben!“, schrie einer der Soldaten, der wohl der Anführer war.

Atruschka lächelte sie an. „Schießt doch.“, sagte sie zog ihren Stab heraus.

„Feuer!“, schrie der Anführer und alle Soldaten schossen gleichzeitig.

Atruschka schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen und öffnete sie wieder. Sie leuchteten hellblau auf und die Laserstrahlen blieben einen Meter vor ihr in der Luft stehen.

Die Soldaten stutzten. Sowas hatten sie noch nie gesehen.

Im nächsten Moment sprang Atruschka nach oben und warf ihren Stab auf die Soldaten.

Sie hob die Hand und der Stab erledigte im Flug gleich drei Soldaten. Dann blieb er stehen und flog auf die anderen zu.

Wie von Zauberhand erledigte er einen Soldaten nach dem anderen bis alle am Boden lagen und Atruschka wieder zu Boden schwebte. Dann stieß sie eine Schockwelle aus, welche die Laserstrahlen wegfegte.

Dann schloss sie die Augen wieder und ging in die Knie.

„Wahnsinn.“, sagte Yuan.

Tanja staunte ebenfalls. „Du bist nicht schlecht!“, lobte sie Atruschka.

Atruschka lächelte. „Danke. Aber das hat mich eine Menge Kraft gekostet. Ich weiß nicht, ob ich sowas nochmal machen könnte.“, erklärte sie.

„Schon verstanden. Wir beeilen uns.“, sagte Yuan.

Tanja rannte vor und Yuan hinterher.
 

Ratko versuchte immer noch, sich zu befreien, doch Tekas Anwesenheit machte es ihm nicht gerade leicht.

„Bora weiß bereits Bescheid. Er wird bald jemanden schicken, der euch hier abholen wird.“, erklärte Tekas zufrieden.

Ratko lachte leicht. „Ich glaube kaum, das derjenige der kommen wird, uns noch antrifft. Bis dahin sind wir längst weg.“, sagte er.

„Du bist immer noch so hochnäsig? Siehst du nicht ein, das ihr längst verloren habt? Es gibt keine Rettung mehr für euch. Eure törichte Reise ist hier zuende.“, sagte Tekas.

„Von wegen!“, schrie Yuan.

Tekas wunderte sich darüber. „Was denn? Noch mehr? Wo sind meine Soldaten?“, fragte er.

„Sie sind erledigt. Genauso wie du gleich.“, sagte Yuan.

„Das wüsste ich.“, sagte Tekas und zog zwei Schwerter vom Rücken. Die fügte er an den Griffen zusammen so das er eine Doppelklinge hatte.

„Du wirst es nicht mit mir aufnehmen können.“, sagte Tekas.

„Aber ich vielleicht.“, sagte Ratko.

Tekas erschrak und drehte sich rum. Tanja war um Tekas rumgeschlichen und hatte Ratko befreit.

Ratko zog jetzt seine Axt vom Rücken und schlug in Richtung Tekas zu. Der sprang zur Seite, so das die Axt sich in den Boden bohrte.

Tekas knurrte wütend. „Selbst zu dritt werdet ihr mich nicht besiegen können. Ich bin viel stärker geworden!“, schrie er.

Ratko zog die Axt heraus und schulterte sie. „Geht. Kazuma und die anderen sind ein paar Stockwerke tiefer. Den hier übernehme ich. Ist was persönliches.“, sagte er.

Yuan schluckte. „Bist du sicher?“, fragte er und sah Ratko´s Gesicht. „Na gut. Gehen wir.“, sagte er zu Tanja.

Die wusste nicht, was sie davon halten sollte, aber Yuan griff ihren Arm und sie gingen.

Tekas schwang die Doppelklinge um sich herum und wirbelte die Tische und Stühle an die Wände, um mehr Platz zu haben. „Glaubst du denn, das du mich alleine besiegen kannst? Ich bin nicht mehr wie damals. Meine Kraft kannst du nicht mehr damit vergleichen.“, erklärte er.

Ratko lachte. „Du bist also der Meinung, das du der einzige bist, der sich weiterentwickelt hat. Dann lass mich dir das Gegenteil beweisen.“, sagte Ratko kampfeslustig.
 

„Das Ding ist unverwüstlich!“, sagte Robin, der sich mit Junko und Kazuma noch immer dem nashornähnlichen Monster gegenübersah.

„Seine Schuppen sind zu hart, um sie mit einer Klinge zu durchdringen. Versuch es doch mal mit Feuer!“, schrie Kazuma.

Robin nickte. „Klar. Ich röste das Ding einfach.“, sagte er und ließ in beiden Händen jetzt eine Flamme entstehen.

„Tretet etwas zurück. Das wird heiß!“, schrie er und ließ einen gewaltigen Feuerschwall auf das Vieh los.

Das Feuer hüllte den ganzen Körper ein.

Kazuma und Junko spürten die unglaubliche Hitze, die sich jetzt ausbreitete.

„Das reicht. Es ist genug.“, sagte Kazuma.

Robin hörte auf und es wurde kurz wieder dunkel, bis er wieder eine kleine Flamme erschuf.

„Haben wir es?“, fragte Junko.

Kazuma zitterte. Das Monster sah ihn wütend an. „Ich befürchte, das hat auch nichts gebracht.“, sagte er leicht entmutigt.

„Na toll. Und was jetzt?“, fragte Robin, der ebenfalls erstaunt war.

Noch ehe sie großartig überlegen konnten, was sie tun, stapfte das Vieh auf Kazuma zu und wurde rasch schneller.

Kazuma nahm die Beine in die Hand und rannte weg. „Wir müssen etwas tun können. Denkt nach!“, schrie er.

„Aber was? Das Ding ist unbesiegbar.“, sagte Robin.

Junko sah die Schuppen auf dem Rücken des Tieres und dachte an etwas aus ihrer Vergangenheit.
 

Die kleine Junko war mit ihrer Mutter im Garten und trainierte den Umgang mit einem Holzschwert.

„Nicht vergessen, das du stets die Kontrolle über das Schwert haben musst.“, erklärte die Mutter.

Junko schlug mit dem Schwert auf einen Holzdummy. „Aber was ist, wenn der Gegner eine Rüstung trägt? Da kann man doch mit dem Schwert nichts ausrichten.“, sagte Junko.

Die Mutter nickte. „Guter Einwand. Aber selbst die beste Rüstung kann jemanden nicht immer schützen. Es gibt einen Schlag, mit dem man jede Rüstung durchschlagen kann. Man nennt ihn den Panzerbrecherschlag. Egal, wie stark eine Verteidigung ist, man kann damit jede Rüstung durchdringen.“, erklärte die Mutter.

„Wirklich? Bringst du ihn mir bei?“, fragte Junko.

„Später. Wenn du älter bist.“, sagte die Mutter und legte eine Hand auf Junko´s Kopf.
 

Junko schluckte und sah das Vieh an, das immer noch hinter Kazuma her war.

„Kurz nach der Invasion hat sie ihn mir gezeigt. Vielleicht kann ich damit etwas bewirken.“, dachte sie sich.

„Was ist? Wollt ihr nicht mal was unternehmen?“, fragte Kazuma.

Junko sah Robin an. „Kannst du noch so einen Feuerstoß vorbereiten?“, fragte sie.

Robin sah sie fragend an. „Na klar. Aber was soll das bringen?“, fragte er.

Junko schluckte. „Ich werde ein Loch in die Panzerung reinschlagen. Wenn ich das geschafft habe, musst du einen konzentrierten Feuerstoß reinjagen. Damit grillen wir das Vieh von innen heraus.“, sagte sie.

Robin stutzte. „Ein Loch in die Panzerung? Wie willst du das anstellen?“, fragte er.

„Frag nicht. Tu es einfach!“, schrie Junko und rannte mit dem Schwert im Anschlag los.

„Als erstes musst du dich genau konzentrieren.“, hörte sie ihre Mutter sagen. „Du musst die Rüstung des Gegners ansehen. Du musst sie spüren. Finde ihre Schwachstelle und schlag genau dorthin. Verfehle sie nicht.“, hatte sie hinzu gefügt.

Junko sprang an die Wand und rannte zwei Schritte an ihr nach oben, bevor sie sie sich abstieß und genau über dem Monster in der Luft hing.

Für einen kurzen Augenblick musterte sie die Schuppenpanzerung und erblickte eine Schuppe, die ein wenig abstand. Möglicherweise eine frühere Verletzung.

„Das ist mein Angriffspunkt.“, dachte Junko und hielt im Fallen das Schwert senkrecht.

Sie fiel auf das Vieh drauf und trieb das Schwert mit unglaublicher Kraft durch die Panzerung in den Körper der Bestie.

Die blieb jetzt stehen und stieß einen Schrei aus.

Das war für Robin das Zeichen. Er sprang nach oben und als Junko das Schwert rausgezogen hatte, bohrte er seine Hand durch das Loch und lächelte.

„Grillparty!“, schrie er.

Mit einem Mal gab es einen Knall und stinkender Rauch breitete sich aus.

Kazuma und Junko mussten sich die Nasen zuhalten.

„Ist es fertig?“, fragte Robin.

Kazuma keuchte. „So, wie das stinkt, ja.“, sagte er.

Der Rauch verzog sich und gab die Sicht auf die Kreatur frei. Das Gesicht und Teile der Beine waren schwarz geworden und es lag leblos am Boden.

„Oh Mann. Der Gestank ist ja kaum zum Aushalten.“, sagte Junko.

Kazuma zog die Bärenklinge und visierte eine der Wände an. „Dann nichts wie raus hier.“, sagte er und schlug zu.

Mit vier rechtwinkligen Schnitten arbeitete er eine Öffnung, die in einen schmalen Gang führte.

„Komm schon.“, rief Junko zu Robin.
 

„ as war spitze.“, sagte Kazuma, nachdem sie aus der Reichweite des Gestanks waren und kurz verschnauften.

„Wo hast du diesen Schlag gelernt?“, fragte Robin keuchend.

„Hat mir meine Mutter beigebracht. War allerdings das erste Mal, das es funktioniert hat.“, erklärte Junko.

Kazuma grinste. „Kein Wunder. Du bist seitdem auch viel stärker geworden.“, sagte er.

Robin sah zu einer Treppe. „Wir müssen nach oben und schnell von hier weg ehe wir in noch so eine Falle tappen.“, sagte er.

Plötzlich fühlte er etwas seltsames. Er sah seine Hände an, die irgendwie durchsichtig aussahen. „Was ist jetzt?“, fragte er.

Sein ganzer Körper wurde nun durchsichtig und er verschwand, ehe Kazuma seine Hand fassen konnte.

„Verdammt. Was war das?“, fragte Kazuma.

„Kazuma?“, fragte Junko.

Kazuma sah Junko an, die in diesem Augenblick ebenfalls verschwand.

„Nein. Was soll das? Was ist hier los?“, fragte er.
 

Ratko und Tekas ließen ihre Waffen durch die Luft sausen und sie prallten aneinander. Immer wieder und wieder.

„Du hast recht. Bist wirklich besser geworden.“, erwähnte Ratko.

„Du allerdings auch. Doch es wird nicht reichen.“, sagte Tekas.

Ratko grinste. „Oh doch. Ich werde dich besiegt haben, ehe die anderen wiederkommen.“, sagte er.

Tekas lachte. „Verlass dich nicht darauf, das sie wiederkommen. Denn selbst, wenn sie den Kamupel besiegen sollten, werden sie in meine zweite Falle tappen. Und dann sind sie meine Gefangenen.“, erklärte er.

Ratko trat etwas zurück. „Noch eine Falle?“, fragte er.

„Natürlich.“, sagte Tekas überlegen klingend. „Wenn sie den Kampf überleben, wird ein Teleporter sie anvisieren und jeden in einen anderen Raum beamen. Vorher wird jeder Raum exakt auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst. Sie werden nicht entkommen.“

Ratko fasste seine Axt fester. „Dann habe ich ja noch ein wenig Zeit, um mich mit dir zu befassen.“, sagte er.

Tekas sah ihn fragend an. „Was soll das heißen? Glaubst du immer noch, das sie entkommen können?“, fragte er.

Ratko lächelte. „Das ist keine Frage. Ich kenne Kazuma. Er hat sich schon aus schwierigeren Situationen befreit. Nur wird es diesmal wohl etwas länger dauern.“, sagte er.

Tekas schluckte. Wenn Ratko solches Vertrauen in diesen Kazuma hatte, musste er gut sein.

„Das macht nichts. Du wirst schon sehen, was du von deinem Glauben hast. Wenn du am Boden liegst.“, schrie Tekas und setzte zum nächsten Angriff an.
 

„Verdammt! Wo seid ihr?“, fragte Kazuma schreiend, so das es im ganzen Gang widerhallte.

„Sie können dich nicht hören!“, ertönte eine Stimme über Lautsprecher.

Kazuma schrak hoch und sah den Lautsprecher an. „Wer sind sie? Wo sind meine Freunde?“, fragte er.

„Immer mit der Ruhe. Eins nach dem anderen. Deine Freunde sind nicht tot. Sie sind nur in entsprechenden Unterkünften untergebracht. Leider hat die Energie nur für zwei von euch gereicht, aber das macht nichts. Sobald Tekas Ratko erledigt hat und ich mit dir fertig bin, bin ich sicher, das sich der Rest von selbst ergeben wird.“, sagte die Stimme.

„Das können sie vergessen! Wer immer sie auch sind. Ich werde sie finden und dann machen sie sich auf etwas gefasst.“, sagte Kazuma und rannte den Gang weiter.

„So ein ungestümer Junge. Aber ein interessantes Testobjekt. Ich sollte ihn für mich behalten.“, sagte der Sarok in seinem Versteck.
 

„Verdammt. Ich kann sie nicht einmal spüren.“, sagte Kazuma, nachdem er zwei Minuten lang durch einige Gänge gelaufen war.

„So bringt das nichts. Wenn ich die beiden nicht bald finde, ist es vermutlich zu spät.“, sagte er sich.

Da öffnete sich ein paar Meter von ihm entfernt eine Tür.

Vorsichtig ging er auf sie zu und sah in einen großen Raum. Die Lichter gingen an und sofort erblickte er an der Decke in etwa 15 Metern Höhe Junko und Robin.

Junko hing an einem stählernen Kreuz gefesselt und Robin war in einer großen Glaskabine, die fast vollständig mit Wasser gefüllt war.

Sofort rannte Kazuma rein und zog sein Schwert. Da ging die Tür hinter ihm zu.

„Gratuliere. Du bist mir genau in die Falle gegangen.“, sagte die Stimme, die diesmal nicht über Lautsprecher kam.

Ein älterer Sarok kam händeklatschend aus dem Schatten getreten.

Kazuma verlor keine Sekunde. Er nahm beide Schwerter in den Anschlag und ging auf den Sarok los. Dann schlug er zu.

Doch der Schlag ging ins Leere. Die Schwerter gingen einfach durch den Gegner durch und Kazuma stolperte nach vorne.

„Komm schon. Hast du etwa geglaubt, das ich so dumm wäre, wirklich hier zu erscheinen? Ich bin zwar ein Sarok, aber das kämpfen überlasse ich lieber den anderen.“, erklärte er.

Kazuma stand wieder auf und sah ihn wütend an. „Wer bist du?“, fragte er.

Der Sarok schmunzelte. „Mein Name ist Maxius. Ich bin... war einer der besten Genetikwissenschaftler unter den Sarok. Solange, bis ich einige Experimente durchführte, die dem Imperator nicht gefielen.“, erklärte er.

Kazuma lächelte. „Sie wollten den Imperator auch stürzen?“, fragte er amüsiert.

Maxius seufzte. „Ja. Doch leider hat er es herausgefunden und mich meines Postens enthoben.“, sagte er melancholisch klingend.

Kazuma grinste. „Wenn sie nicht wirklich hier sind, können sie mich ja auch nicht davon abhalten, meine Freunde zu befreien.“, sagte er und trat unter Robins Gefängnis.

„Da irrst du dich.“, sagte Maxius grinsend.

Vier Greifarme kamen jetzt aus dem Boden und griffen Kazumas Gliedmaßen. Dann zogen sie ihn zu Boden.

Kazuma wehrte sich, doch die Arme waren unglaublich stark und stabil.

„Vergiss es. Diese Fesseln haben sogar den Kamupel, den ihr besiegt habt, festhalten können. Du kannst dich daraus nicht befreien.“, erklärte Maxius.

Kazuma versuchte, sich loszureißen, aber Maxius schien recht zu haben. Die Fesseln saßen verdammt fest. Er konnte kaum noch einen Muskel rühren.

„Warum wehrt ihr euch überhaupt? Wenn man bedenkt, wie wenig ihr von eurem Gehirn nutzt, seid ihr nur Gewürm. Lediglich 20 Prozent eures wahren Potenzials nutzt ihr. Wir Saroks hingegen haben es auf über 70 Prozent geschafft. Zugegeben, manche von euch...“, erklärte Maxius und zeigte auf Robin,“ können ungefähr doppelt so viel nutzen wie normale Menschen und damit unglaubliche Kräfte entwickeln. Aber auch das ist nichts, worüber wir uns Sorgen machen sollten.“, beendete er seine Rede.

„Genau das wird euch irgendwann zu Fall bringen. Eure Hochnäsigkeit. Ihr glaubt, das ihr die Spitze der Evolution seid. Ihr kommt euch so toll vor, weil ihr so viele seid. Aber das stimmt nicht. Ich werde dir zeigen, wieso.“, sagte Kazuma.

Er spannte die Muskeln seiner Arme an und zog erneut an den Greifarmen.

Maxius grinste. „Vergiss es. Diese Fesseln bekommst du nicht los. Gib einfach auf.“, sagte er.

„Niemals!“ Kazuma zog immer kräftiger. Er spürte, wie seine Hände langsam den Boden verließen.

„Unmöglich. Diese Technik ist euch weit überlegen.“ Maxius stutzte, weil er bemerkte, wie sich Kazuma langsam aufrichtete.

Kazuma zog noch mal mit seinem rechten Arm und riss damit den Greifarm aus seiner Halterung. Dann griff er die Falkenklinge und zerschlug die restlichen Greifarme, so das er wieder aufstehen konnte.

Maxius schluckte. „Das geht nicht. Ihr seid nur Menschen. So etwas könnt ihr doch gar nicht.“, sagte er entsetzt.

Kazuma hob die Falkenklinge in seine Richtung. „Und doch habe ich es getan. Jetzt werde ich meine Freunde befreien und von hier verschwinden.“, sagte er.

„Wirst du nicht.“, erwähnte Maxius lächelnd.

An den Wänden des Raumes gingen jetzt große Türen auf und enthüllten vier riesige Roboter, die sich jetzt bewegten.

Kazuma seufzte. „Was denn jetzt noch?“, fragte er enttäuscht.

Maxius lachte. „Die werden dich auseinander nehmen. Ist zwar schade, dich töten zu müssen, aber wir haben ja noch deine Freunde.“

Tatsächlich sah das nicht gut aus für Kazuma.

Es wird knapp

Kapitel 78: Es wird knapp
 

Die Roboter waren mindestens 6 Meter groß und sahen sehr robust aus.

„Glaubst du etwa, die können mir Angst machen. Erst befreie ich die anderen und dann machen wir aus den Blechbüchsen Altmetall.“, sagte Kazuma und sprang hoch in Richtung der Käfige von Junko und Robin.

Einer der Roboter hob seinen Arm und feuerte einen Laserstrahl auf Kazuma, der diesem ausweichen konnte und zurück zu Boden fiel.

Ein zweiter Roboter rannte auf ihn zu und holte mit der Faust aus.

Kazuma kam am Boden auf und rollte sich weg, bevor die Faust in den Metallboden eindrang und ihn aufriss.

Kazuma staunte, doch er hatte keine Zeit, denn zwei weitere Roboter kamen auf ihn zu und holten mit ihren Beinen aus.

„Mist!“, schrie Kazuma.

Er konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen.

Plötzlich gab es zwei Explosionen. Die Beine der Roboter wurden getroffen und sie gingen zu Boden.

„Man kann euch einfach nicht alleine lassen. Gut, das ich mitgekommen bin.“, sagte Tanja, die ihre Waffen wieder wegsteckte.

„Alles in Ordnung?“, fragte Yuan.

Kazuma lächelte und stand wieder auf. „Es geht schon. Schön, wenn man Freunde wie euch hat.“, sagte er.

Tanja sah zu den Käfigen. Sie hob den rechten Arm und feuerte zwei Wurfstern Geschosse nach oben, welche den Boden von Robins Käfig durchschnitt und gleichzeitig Junko befreite.

Kazuma fing Junko auf, während Robin unter einem Schwall Wasser hart auf dem Boden aufkam.

„Wurde auch Zeit.“, sagte er hustend.

„Ihr glaubt doch nicht etwa, entkommen zu können?“, fragte Maxius wütend.

Die Roboter standen wieder auf und bauten sich vor Kazuma, Robin und Junko auf.

„Das solltet ihr nicht machen.“, sagte Robin, der wieder auf die Beine kam. Innerhalb von Sekundenbruchteilen verdampfte das Wasser auf ihm und er sah wirklich wütend aus.

„Sehen wir mal, wie euch Das gefällt!“, schrie er und holte tief Luft.

Kazuma ahnte, was kommen würde. „Deckung!“, schrie er und warf sich mit Junko auf den Boden.

Maxius stutzte.

Robin öffnete seinen Mund und atmete aus. Dabei schoss eine gewaltige Stichflamme aus seinem Mund heraus und hüllte die Roboter ein.

Innerhalb von kurzer Zeit wurde der Raum richtig warm.

Obwohl die Flamme nur etwa 5 Sekunden andauerte, blieb von den Robotern nicht mehr viel übrig. Einige Teile waren einfach nur zerschmolzen. Nur ein paar Energiestöße zeugten noch davon, das es einmal eine funktionierende Maschine gewesen sein soll.

Maxius erschrak. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.

Kazuma erhob sich wieder. „War es das, oder hast du noch mehr drauf?“, fragte er Maxius.

Der war total sprachlos geworden.

„Verschwinden wir endlich von hier. Möglichst, bevor die Kavallerie auftaucht.“, sagte Robin.

„Der Meinung bin ich auch.“, sagte Yuan.

„Gut. Dann nichts wie zurück zum Schiff.“, antwortete Kazuma.
 

Ratko war mittlerweile in der Defensive. Tekas hatte ihn zurückgedrängt. Mit seiner Doppelklinge war er viel schneller und effektiver als Ratko.

„Vergiss es. Du bist alt geworden!“, schrie Tekas während er weiter erbarmungslos auf Ratko einschlug.

„Niemals. Ich lasse meine Freunde nicht im Stich!“, schrie Ratko.

Tekas grinste. „Freunde? Lächerlich! Du bist ein Sarok! Ein Sarok braucht keine Freunde. Nur die Loyalität zu dem Imperator!“, schrie er.

Ratko sah Tekas etwas enttäuscht an. „Aber damals. Da waren wir doch Freunde!“, sagte er.

Tekas nutzte den Moment und schlug Ratko die Axt aus der Hand, die ein paar Meter hinter Tekas zu Boden fiel. „Freunde? Wir waren nie Freunde!“, schrie er und schlug erneut mit seiner Doppelklinge zu.
 

Serena hatte Atruschka auf eine Liege im Schiff gelegt. Sie war noch ziemlich schwach, nachdem sie sich vorhin so verausgabt hatte.

„Keine Angst. Kazuma und die anderen kommen bestimmt bald zurück.“, sagte Serena.

Atruschka erschrak. „Da kommt jemand. Ein Sarok.“, sagte sie und sah zum Ausgang.

Serena schluckte. „Bestimmt Ratko. Wer sonst?“, fragte sie.

Atruschka schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Das ist nicht Ratko.“, sagte sie.

Serena erschrak. Und dabei war außer Atruschka niemand da. Und sie war nicht in der Verfassung, zu kämpfen.

„Schließ die Türen.“, sagte Atruschka schwach.

Serena sah den Bogen an der Wand, den sie von der Amazonasbasis mitgenommen hatte. „Nein. Er wird uns finden, wenn ich das tue.“, sagte sie und schnappte sich Bogen und Pfeile.

„Was hast du vor?“, fragte Atruschka und wollte aufstehen. Doch es gelang ihr nicht.

„Bleib hier liegen. Ich kümmere mich darum.“, sagte Serena und ging raus.

Bald darauf öffnete sich die Tür und Tekas betrat die Halle. „Sehr gut. Wollen wir doch mal sehen, ob sich da noch jemand drinnen befindet.“, sagte er lächelnd.

Da schlug ein Pfeil direkt neben der Tür ein und blieb in der Wand stecken.

Tekas erschrak und sah in die Richtung, aus welcher der Pfeil gekommen sein konnte, aber er sah niemanden. Nur eine Menge Kisten, die überall in der Halle herumstanden.

„Willst du dich mit mir anlegen? Wird dir nicht bekommen!“, schrie er wütend.

Erneut schlug ein Pfeil ein. Diesmal direkt vor seinen Füßen.

Tekas sah sich hektisch um, doch der Schütze war nicht zu sehen.

Er zog seine Klingen. „Lange wirst du dich nicht verstecken können!“, schrie er. Er rannte zu einigen Kisten und zerschnitt sie mit einer Bewegung.

Dann wandte er sich einem weiteren Stapel zu, der ebenfalls rasch in sich zusammenfiel.

Serena ging hinter einem Pfeiler in Deckung atmete kurz durch.

„Kazuma. Komm bitte schnell.“, bat sie leise.

Tekas zermalmte einen weiteren Stapel. Langsam wurde die Luft für Serena immer knapper. Sie spähte aus ihrer Deckung heraus. Mit ihrem mittelalterlichem Bogen würde sie diesem Gegner wahrscheinlich nichts anhaben können. Sie musste nur noch etwas Zeit gewinnen.

Da sah sie etwas an der Wand. Einen kleinen Kasten.

„Das ist es.“, sagte sie. Sie sprang aus der Deckung raus und spannte ihren Bogen. In dem Moment wurde sie von Tekas gesehen, der nur 20 Meter von ihr entfernt war.

„Da bist du!“, schrie er und sprang in die Luft.

Serena ließ den Pfeil los, der den Kasten traf, der jetzt mit einem Funkenflug explodierte. Im selben Moment wurde die ganze Halle dunkel.

Tekas traf auf dem Boden auf, aber Serena war bereits weg.

Serena rannte auf die andere Seite des Schiffs.

Tekas lachte ein wenig. „Nicht schlecht. Was dir an Kampfkraft fehlt, machst du an Intelligenz wieder wett. Aber lange retten wird dich das nicht!“, sagte er.

„Muss es auch nicht. Kazuma wird bald zurückkommen. Und dann bist du fällig!“, schrie Serena.

Tekas sprang nach oben auf das Schiff und oben drüber, bis er Serena dahinter sah. „Dumm gelaufen, Kleine!“, schrie er.

Da wurde er mitten in der Luft von einer Kiste getroffen und gegen die Wand geschleudert.

Atruschka stand, immer noch etwas schwach neben dem Schiff. „Du wirst besiegt werden.“, sagte sie, bevor sie in die Knie gehen musste.

Serena ging zu ihr. „Alles in Ordnung?“, fragte sie.

Tekas rammte die Reste der Kiste zur Seite und rannte wütend auf die beiden zu. „Glaubt ihr etwa, ihr könnt mich besiegen?“, fragte er und holte mit der Klinge aus.

Plötzlich gab es einen Lufthauch. Etwas flog direkt über die Köpfe von Serena und Atruschka hinweg.

Tekas sah zu spät, das es Ratkos Axt war, die sich jetzt in seinen Körper trieb.

Tekas wurde von der Wucht zurückgeworfen und prallte erneut gegen die Wand.

Die Doppelklinge fiel zu Boden und Tekas daneben.

Serena sah zum Ausgang, wo Ratko stand. Etwas angeschlagen, aber er stand noch.

„Du hast dich zu früh gefreut, Tekas.“, sagte er und musste in die Knie gehen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Atruschka.

Ratko lächelte. „Klar doch. Übrigens, coole Aktion, Serena.“
 

Als Kazuma und die anderen am Schiff ankamen, waren die drei bereits drinnen. Tekas hatten sie einfach liegen gelassen.

„Hey!“, rief Kazuma, als er das Schiff betrat.

Er sah Ratko, Atruschka und Serena fragend an. „Scheint eine Menge los gewesen zu sein.“, bemerkte er.

„Das kannst du laut sagen. Serena war echt mutig.“, sagte Atruschka, die immer noch sehr mitgenommen aussah.

„Setzt euch und schnallt euch an. Wir müssen weg.“, sagte Ratko, der auf dem Pilotensitz bereits alles vorbereitet hatte.

„Wieso? Sind wir schon vollgetankt?“, fragte Yuan.

„Leider nicht. Aber in ein paar Minuten werden einige Schiffe hier eintreffen, die uns abholen wollen. Und die Leute auf den Schiffen werden wahrscheinlich nicht so harmlos sein wie Tekas und seine Leute.“, sagte Ratko.

„Na toll. Heißt das, wir werden unterwegs abstürzen?“, fragte Junko sorgenvoll.

Ratko lächelte. „Wir kommen schon noch ein gutes Stück. Jetzt müssen wir erst mal weg von hier.“, erklärte er und startete den Motor.

Das Schiff hob ab und sie verschwanden durch die Luke nach draußen.

„Festhalten. Wir müssen uns vor ihnen verstecken.“, sagte er und flog in die Berge nach unten.

Ein paar Minuten später bemerkten sie eine Reihe Schiffe, die über sie hinwegflogen, während sie dank einer von Ratko ausgelösten Lawine auf einem Schneehang Deckung gesucht hatten.

„Die werden bestimmt nicht erfreut sein.“, sagte Kazuma.

Ratko seufzte. „Ich dachte immer, Tekas wäre mein Freund.“, sagte er.

„Da ist bestimmt der Imperator dran schuld.“, sagte Yuan.

„Bestimmt sogar.“, bestätigte Robin.

Atruschka sah auf die Tankanzeige. „Wie weit kommen wir damit noch?“, fragte sie.

Ratko checkte die Anzeige. „Ein paar tausend Kilometer vielleicht. Jedenfalls nicht bis ans Ziel.“, erklärte er.

„Ist doch schon mal was. Sollte fürs erste ausreichen. Wenn es soweit ist, denken wir uns was aus.“, sagte Kazuma.

Serena sah ihn verschmitzt lächelnd an. „Komisch, das ausgerechnet du sowas sagst. Immerhin warst du doch derjenige, der immer gesagt hat, das wir es doch eilig haben.“, sagte sie.

Kazuma lächelte. „Aber durch das Schiff hier können wir einiges an Zeit wieder gutmachen. Ich bin zuversichtlich.“, sagte er.

„Na dann. Fliegen wir weiter.“, sagte Ratko und gab erneut Gas.
 

Bora bekam einen Anruf in seinem Büro.

„Wie es aussieht, sind sie entkommen. Tekas ist erledigt genauso wie alle anderen hier. Die Beschädigungen sind nicht schlimm. Mit einer neuen Mannschaft sollte hier bald wieder alles laufen.“, sagte eine Stimme.

„Gut. Danke!“, sagte Bora und legte wieder auf. „Mist. Schon wieder.“, sagte er.

„Hat deine Aktion etwa nichts gebracht?“, fragte Leola, die in einer dunklen Ecke der Wand stand.

Bora erschrak einen Moment. „Ich sagte doch schon, das du dich hier nicht einschleichen sollst.“, sagte er.

Leola trat ins Licht. „Sie sind meine Beute, klar? Ich werde sie mir fangen. Niemand sonst.“, sagte sie.

Bora sah sie wütend an. „Warum tust du es dann nicht? Nächste Woche will Dakurun uns besuchen.“, erklärte er.

Leola erschrak und fuhr zurück. „Der Sohn des Imperators? Bei uns?“, fragte sie.

„Allerdings. Den Grund des Besuches hat er nicht genannt, doch ich vermute, das er sich über unsere Arbeit informieren will. Wenn wir bis dahin diese Menschen nicht gefunden haben, haben wir ein Problem. Und damit meine ich, das Du ein Problem damit hast, denn ich stehe unter dem Schutz des Imperators. Also streng dich an.“, sagte Bora.

Leola setzte ein dunkles Lächeln auf. „ Bis dahin habe ich das erledigt.“, erklärte sie.
 

Etwa 20 Stunden waren Kazuma und die anderen seit ihrem Tankstop unterwegs, als Ratko bedrückt die Anzeige ansah.

„In ein paar Minuten werden wir runtergehen. So oder so.“, verkündete er.

„Wo sind wir?“, fragte Kazuma und sah Atruschka an, die schon wieder fit war.

„Panama. Wir sollten in der Nähe von Panama-Stadt runtergehen. Aber so, das uns niemand sieht.“, erklärte sie.

Ratko nickte. „Ich werd´s versuchen!“, sagte er.
 

Südlich der Stadt war es ziemlich hügelig und scheinbar unbewohnt. Etwa 5 Kilometer von der Stadt entfernt landete Ratko das Schiff halbwegs unbeschadet.

„Das wär´s. Jetzt müssen wir zu Fuß weiter.“, erklärte er.

„Gut. Wir werden versuchen, in der Stadt ein Transportmittel aufzutreiben, damit wir weiterreisen können. Dazu teilen wir uns auf.“, sagte Kazuma.

„Vielleicht können wir auch einen Energiekern finden.“, sagte Ratko.

Kazuma sah ihn fragend an.

„Soweit ich weiß hat es hier vor 5 Jahren zur Invasion eine große Schlacht gegeben. Dabei haben auch wir einige Schiffe verloren. Wenn ich noch einen funktionierenden Energiekern finden kann, brauchen wir kein neues Transportmittel.“, erklärte er und zog ein kleines Gerät heraus. „Damit könnte ich die Suche beginnen.“, sagte er.

„Gut. Ich komme mit.“, sagte Yuan.

„Also, ich will in die Stadt.“, entgegnete Junko.

„Ich ebenfalls. Hab schon lange nicht mehr geduscht.“, sagte Serena ebenfalls.

„Ich war noch nie hier. Würde mir auch gerne mal die Gegend anschauen.“, sagte Robin.

Kazuma sah Atruschka und Tanja an. „Na gut. Ihr beide bleibt hier beim Schiff und passt drauf auf.“, sagte er und sah auf die Uhr. „Wir haben jetzt 10 Uhr Standortzeit. Wir versuchen bis spätestens morgen früh wieder hier zu sein.“, sagte er.

Atruschka nickte. Ihr war das recht, weil sie noch nicht vollständig wieder genesen war und auch Tanja war noch beim Aufladen.

„Na gut. Dann sehen wir uns morgen.“, sagte Ratko und ging mit Yuan die Gegend absuchen.

„Ja. Und wir gehen einkaufen.“, sagte Junko.

Kazuma, Serena und Robin folgten ihr.
 

2 Stunden brauchten die vier, bis sie am Rande von Panama-Stadt ankamen.

Die Stadt war bei der Invasion wohl schwer erwischt worden. Trotzdem blickten sie hier in keinerlei betrübte Gesichter. Selbst die Kinder, die in Ruinen leben mussten, hatten ihren Spaß.

„Die Menschen hier nehmen das sehr gelassen hin. Beeindruckend.“, sagte Junko staunend.

„Das liegt daran, das dieses Land schon immer arm gewesen ist. Die Menschen hier sind nichts anderes gewöhnt.“, erklärte Serena.

„Sehen wir zu, das wir etwas Proviant bekommen.“, sagte Kazuma ernst.

„Ach, komm schon. Ich brauch langsam mal was neues zum anziehen. Außerdem ein Bad.“, sagte Serena.

„Ja. Ich auch.“, sagte Junko begeistert.

Kazuma seufzte. „Von mir aus. Sehen wir mal, wo hier sowas wie ein Badehaus ist. Dann könnt ihr ein Bad nehmen, während wir Proviant besorgen gehen.“, sagte Kazuma besiegt.

„Nichts da. Du wirst gefälligst auch mal ein Bad nehmen. Du stickst schon zehn Meilen gegen den Wind!“, sagte Serena.

„Da stimme ich dir zu. Wollen wir ihn waschen?“, fragte Junko lächelnd.

Kazuma lief jetzt hochrot an, weil er sich vorstellte, wie Serena und Junko ihn von beiden Seiten wuschen.

„Vergesst es. Niemals!“, schrie er.

„War doch nur ein Witz. Hast du das etwas ernsthaft gedacht?“, fragte Junko lachend.
 

Nach einer Weile kamen sie tatsächlich vor einem etwas heruntergekommenen Badehaus an.

„Nicht schön, aber es wird schon reichen.“, meinte Junko.

„Na gut. Dann geht ihr euch erstmal waschen. Robin und ich sehen uns schon mal um.“, sagte Kazuma.

„Du willst dich doch nur drücken.“, sagte Serena lächelnd.

„Quatsch.“, winkte Kazuma ab. „Sobald ihr fertig seid, werde ich das auch mal ausprobieren. Versprochen.“, sagte er.

Junko seufzte. „Gehen wir einfach.“, sagte sie und ging mit Serena rein.

„Gut gerettet.“, sagte Robin.

„Tja. Gekonnt ist eben gekonnt.“, sagte Kazuma.

Plötzlich rannte ein kleine Junge in ihn rein. Kazuma fiel vor Schreck zu Boden.

Der Junge stand rasch wieder auf und suchte das Weite.

„Hey. Entschuldige dich wenigstens!“, schrie Kazuma hinterher und stand wieder auf.

Zu seiner Überraschung rannte Robin jetzt hinter dem Jungen her.

„Was ist los?“, fragte er.

„Unsere Geldkarte!“, schrie Robin nur und verschwand hinter der nächsten Hausecke.

Kazuma fasste in seine Tasche. Jetzt erst bemerkte er, das seine Geldbörse weg war.

„Verdammt. Dieser kleine Hosenscheißer!“, fluchte er.

Die Waisen von Panama Stadt

Kapitel 79: Die Waisen von Panama Stadt
 

„Bleib Stehen!“, rief Robin, der immer noch hinter dem Jungen her rannte.

Kazuma wollte ihnen auch folgen, aber sie waren so schnell gewesen, dass er sie aus den Augen verlor.

In einer kleinen Seitengasse war Robin endlich nahe genug. Er griff den Jungen am Kragen und warf ihn zu Boden.

„Hab ich dich, Kleiner!“, sagte Robin, der etwas außer Puste war.

„Lass mich los, du gemeiner Kerl!“, schrie der Junge und versuchte, sich loszureißen.

Im Nu hatte Robin um die Geldbörse wieder abgenommen.

„Das gehört nicht dir.“, sagte er und ließ den Jungen los.

„Bitte... oh bitte. Nur etwas Geld.“, fing der jetzt an zu betteln.

„Was sagt denn deine Familie zu deinen Eskapaden?“, fragte Robin, während er den Geldbeutel sicher einsteckte.

Der Junge senkte den Kopf. „Die ist tot.“, sagte er.

Robin seufzte. „Ich weiß, das die Situation hier vermutlich alles andere als rosig ist, aber stehlen ist keine Lösung.“, erklärte Robin.

Der Junge stand wieder auf. „Aber die anderen verlassen sich doch auf mich.“, sagte er leise.

„Welche anderen?“, wollte Robin wissen.
 

„Robin! Wo bist du?“, rief Kazuma mehrmals, doch es kam keine Antwort.

„Mann. Was mach ich denn jetzt?“, fragte er sich.

Plötzlich hörte er Lärm, der von der Hauptstraße herkam. Er ging hin und sah ein ziemlich luxuriöses Auto,. Das rücksichtslos die Straße entlang raste. Die Menschen sprangen teilweise zur Seite.

Ein kleines Mädchen wollte zu seiner Mutter auf der anderen Seite der Straße und rannte los.

Kazuma zögerte keine Sekunde. Er zog die Bärenklinge, machte einen Hechtsprung und rammte das Schwert mit der Spitze voran in den Motorblock des Autos, das daraufhin mit einer Laterne kollidierte.

Das Mädchen blieb unverletzt, doch die Leute rundherum machten erschrockene Gesichter.

Kazuma hatte die Klinge noch rechtzeitig wieder rausziehen können und steckte sie weg.

„Was für ein Rowdy.“, bemerkte er.

Die Fahrertür ging jetzt auf und ein ziemlich stemmiger Kerl stieg aus. „Was sollte denn das? Bist du noch zu retten?“, fragte er in forschem Tonfall.

Kazuma sah den Kerl, der eine dunkle Hautfarbe hatte, fragend an. „Ich? Sie hätten doch beinahe ein Kind überfahren.“, stellte er rasch richtig.

„Pass auf, was du sagst, Kleiner. Weißt du nicht, wessen Wagen das ist?“, fragte der Fahrer.

„Immer mit der Ruhe.“, sagte eine weitere Stimme.

Die Hintertür des Autos ging auf und zu Kazumas Erstaunen stieg ein Sarok aus.

„Der junge Mann hatte doch einen guten Grund. Ich sage dir schon immer, das du zu schnell fährst.“, sagte der Sarok.

Der Fahrer sah ihn einen Augenblick verdutzt an. Dann verneigte er sich plötzlich. „Tut mir leid, Herr Bürgermeister.“, entschuldigte er sich.

Der Sarok nickte. Dann sah er Kazuma an. „Ich hoffe, du kannst für den Schaden an meinem Auto bezahlen.“, sagte er.

Kazuma achtete erst jetzt wieder auf den Sarok. Er hatte sich kurz die verängstigten Gesichter der herumstehenden Leute angesehen.

„Nö!“, erwiderte er.

In nur einem Augenblick veränderte sich das Gesicht des Sarok von lächelnd zu wütend. „Was sagst du da?“

„Hab gerade kein Geld. Aber selbst, wenn ich es wieder hätte, würde ich es doch nicht für sowas hergeben.“, erklärte Kazuma.

Eine dicke Vene pulsierte auf der Stirn des Sarok. Hast du etwa keinen Respekt vor einer Amtsperson?“, fragte er.

„Amtsperson?“ Kazuma sah den Sarok fragend an.

„Ich bin der Bürgermeister hier!“

Kazuma kratzte sich am Kopf. „Guter Witz.“

Der Sarok knurrte wütend. „Garth!“, schrie er.

Im Nu tauchte der Fahrer direkt vor dem erstaunten Kazuma auf, holte mit dem rechten Bein aus und trat zu.

Der Tritt beförderte Kazuma in eine Hauswand rein, die teilweise zusammenbrach und ihn unter sich begrub.

Der Sarok seufzte. „Dann werde ich wohl zu Fuß gehen müssen. Mit diesen Worten ging er. Sein Fahrer folgte ihm.

Einige Leute gingen zu dem Trümmerhaufen.

„Armer Junge. Tapfer war er ja.“, sagte eine Frau.

„Ja. Aber gegen den Bürgermeister hatte er keine Chance.“, sagte der Mann neben ihr.

Da rollten einige Steine von dem Haufen runter und Kazuma grub sich wieder aus.

Er streckte sich und stöhnte. „Oh Mann. Der Angriff kam so schnell, das ich gar nicht reagieren konnte.“, sagte er.

Die Leute um ihn herum rissen die Münder vor Staunen auf.

„Du lebst noch?“, fragten einige gleichzeitig.

Kazuma lächelte. „Natürlich. So ein kleiner Move haut mich doch nicht um.“

Er stieg von den Trümmern runter und klopfte sich den restlichen Staub von der Kleidung.

Das kleine Mädchen, das er gerettet hatte, trat jetzt vor ihn. „Danke.“, sagte sie ein wenig schüchtern.

„Klar doch. Gern geschehen.“, erwiderte Kazuma.

Dann sah er zum Auto. „Was war das eigentlich für einer?“, fragte er.

Ein älterer Mann trat aus der Menge. „Der Bürgermeister dieser Stadt und sein Leibwächter.“, sagte er.

„Der Bürgermeister?“, warf Kazuma fragend ein.
 

Robin kam zusammen mit dem Jungen an einem alten, verfallenen Haus an, das sie betraten.

Robin erschrak. Drinnen waren mindestens 2 Dutzend Kinder. Manche unter 5 Jahre alt.

„Das sind alles Waisen?“, fragte er.

Der Junge nickte. „Mein Name ist übrigens Frederico. Ich bin mit 12 Jahren der Älteste hier. Unsere Eltern sind tot und der Rest der Erwachsenen hat mit eigenen Problemen zu tun. Deswegen blieb uns nichts anderes übrig.“, erklärte er.

Robin setzte sich. „Niemand wollte sich um euch kümmern. Das kann ich gar nicht glauben.“

Frederico seufzte. „Seit Tatisto Bürgermeister geworden ist, ist alles noch schlimmer als vorher geworden. Er beutet die Menschen nur aus.“, sagte er.

„Tatisto?“, fragte Robin.
 

Kazuma saß mit dem alten Mann zusammen.

„Genau so heißt er.“, erklärte der. „Er war wohl von einem der Schiffe, die hier in der Nähe gefallen waren. Zusammen mit vier weiteren Sarok kam er in die Stadt.“
 

„Aber warum habt ihr ihn dann zum Bürgermeister gemacht?“, fragte Robin Frederico.

Der Junge grinste. „Er hat uns einfach gedroht. Hat gesagt, das er jeden umbringen würde. Da sie zu fünft waren, hatten wir nichts, um es ihnen entgegen zu setzen.“
 

„Moment mal. Dann sind es fünf Saroks?“, fragte Kazuma.

„Allerdings.“, bestätigte der alte Mann. „Seitdem machen sie uns hier das Leben zur Hölle. Sie erheben lächerlich hohe Steuern und wer ihnen krumm kommt, wird vergrault oder ganz beseitigt.“
 

Robin nickte. „Verstehe. So ist das also. Na gut.“, sagte er.

Frederico sah ihn fragend an.

Robin stand auf und lächelte. „Dann werde ich diesen Sarok wohl mal in den Hintern treten müssen.“, sagte er.
 

Der alte Mann sah Kazuma fragend an, der wohl gerade denselben Entschluss gefasst hatte. „Das ist verrückt. Sich mit denen einzulassen ist glatter Selbstmord.“, sagte er.

Kazuma schnallte sich die Schwerter um. „Keine Sorge. Ich bin stark. So ein paar kleine Sarok kriegen mich nicht klein.“, sagte er mit einem Siegerlächeln im Gesicht.
 

„Warum willst du das denn tun?“, fragte Frederico.

„Ist doch klar. Weil es Unrecht ist.“, antwortete Robin grinsend.
 

„Wie sieht´s aus?“, fragte Yuan.

Er war mit Ratko an einem der abgestürzten Schiffe. Ratko war hineingegangen, um den Energiekern zu untersuchen.

„Die Werte stimmen. Aber es dauert wohl eine Weile. Überall liegen Trümmer herum.“, erklärte Ratko.

Yuan seufzte. „Ich frage mich, was die anderen wohl machen.“, sagte er sich.
 

Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont entgegen.

„Hast du sie gefunden?“, fragte Serena, die sich gerade wieder mit Junko traf.

„Nein. Ich kann sie nirgends entdecken.“, entgegnete sie.

Serena sah wütend aus. „Kazuma will sich bestimmt wir seinem Bad drücken.“, schnaufte sie.

„Wir hätten ihn doch waschen sollen.“, scherzte Junko.

„Wenn ich die zwei finde!“, schrie Serena.
 

„Eine Nachricht. Eine Nachricht für General Leola.“, rief ein Sarok.

Leola sah gerade draußen vor dem weißen Haus und sah in den Himmel, als sie die Stimme hörte.

„Eine Eilmeldung aus Japan.“, sagte der Sarok und gab Leola einen Zettel.

Die nahm ihn und las ihn sich kurz durch.

Je mehr sie davon las, desto breiter wurde ihr Grinsen.

Am Schluss zerknüllte sie den Zettel und warf ihn weg. „Endlich mal eine gute Nachricht. Lass mein Schiff startklar machen. Und erzähle diesem Schleimer Bora bloß nichts davon.“, befahl sie.

Der Sarok verneigte sich und ging.

„Bald schon werde ich diese Menschen fangen.“, sagte Leola amüsiert.
 

Kazuma stand vor einer ziemlich protzigen Villa mitten in der Stadt.

„Wird Zeit, diesem Kerl mal zu zeigen, dass er so nicht mit Menschen umspringen kann.“, erklärte er.

„Hey, Kazuma!“, rief eine bekannte Stimme und Robin kam die Straße hoch. „Was macust du denn hier?“, fragte er.

Kazuma grinste. „Vermutlich das gleiche wie du, oder?“, fragte er zurück.

Robin lächelte verlegen. „Dann hast du auch schon von dem Bürgermeister gehört.“

„Mehr noch. Hab ihn sogar schon getroffen. Ziemlich unfreundlich, wenn du mich fragst.“ Kazuma klang fast ein wenig erfreut darüber, das sie gleich wieder Saroks vermöbeln könnten.

„Was ist mit Junko und Serena? Die suchen uns bestimmt schon.“, bemerkte Robin.

„Wir tun hier eine gute Tat. Um so was mache ich mir später Gedanken. Wollen wir?“, fragte Kazuma.

Robin seufzte. „Merkwürdige Einstellung, aber gut. Schlagen wir los.“
 

Im Inneren der Villa saß Tatisto leicht beschämt vor seinem Schreibtisch. An der linken Wand von ihm saßen vier weitere Saroks auf Stühlen.

Alle waren sehr kräftig gebaut und da sie die gleichen Anzüge trugen, waren sie schwer auseinander zu halten.

„Der Kerl hat dein Auto zerstört?“, fragte der rechts außen.

„Ja! Hat er!“, sagte Tatisto leicht traurig wirkend.

„So eine Respektslosigkeit.“, sagte der zweite von links.

„Garth hat ihn ja erledigt, aber um wirklich zufrieden zu sein, reicht das einfach nicht aus.“, sagte Tatisto.

„Hey, Bürgermeister!“, ertönte jetzt Kazumas Stimme von draußen.

Die Saroks stutzten. Einer von ihnen ging zum Fenster und sah nach unten in den Innenhof der Villa, wo Kazuma und Robin standen.

„Was soll das verdammte Geschrei?“, schrie der Sarok zurück.

„Wir wollen nur ein Wörtchen mit euch wechseln.“, sagte Robin freundlich wirkend.

Ein weiteres Fenster ging auf und Tatisto sah heraus. Als er Kazuma sah, erschrak er.

„Das ist er! Der hat mein Auto demoliert!“

Die anderen Saroks grinsten.

„Dann hat Garth wohl nicht so zugelangt wie sonst immer.“, sagte der größte der Saroks. „Wird Zeit, wieder mal ein bisschen Spaß zu haben.“, fügte er hinzu.

Daraufhin sprangen alle bis auf Tatisto in den Hof runter und landeten vor Kazuma und Robin.

Wieder ergriff der Größte das Wort. „Wenn ihr am Leben bleiben wollt, dann dreht um und geht.“

Robin schmunzelte. „Komisch. Das Gleiche wollte ich euch auch gerade raten.“, erwiderte er.

Die Saroks lachten im Chor. „Habt ihr mal durchgezählt. Wir sind vier Saroks und ihr nur zwei niedere Menschen. Wer hier gewinnt, ist doch völlig klar.“, sagte der Größte.

„Stimmt. Vier sind einfach zu wenig. Da werden wir ja nicht mal warm.“, stellte Kazuma fest.

Robin traf jetzt vor. „Die vier übernehme ich. Ist das okay?“, fragte er.

Kazuma verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Meinetwegen. Ich bekomme dann aber diesen Tatisto.“, erklärte er.

„Wollen die uns verarschen?“, fragte der Sarok ganz rechts. Die vier sahen etwas ratlos aus angesichts der Tatsache, das Robin das alleine erledigen wollte.

„Ist doch egal. Kann uns nur recht sein, wenn sie uns unterschätzen.“, sagte der Größte.

Wie nach einem Startsignal sprintete der linke nach vorne und holte mit einer großen Axt aus. „Stirb!“, rief er und schlug zu.

Robin war es ein leichtes, der Waffe auszuweichen. Als sie sich in den Boden grub, strechte er den rechten Arm nach dem Kopf des Saroks aus. „Feuerschlag!“

Sein Arm wurde von Feuer umhüllt und eine Stichflamme bedeckte den Kopf des Saroks. Es brannte einige Sekunden, bis das Feuer wieder erlosch und der Sarok bewusstlos zu Boden ging.

Die anderen drei erschraken.

„Der ist gar kein Schwächling.“, sagte rechte.

Robin sah Kazuma an. „Ich krieg das hier schon hin. Kümmer du dich um Tatisto.“, sagte er.

Kazuma nickte. Mit etwas Anlauf sprang er über die Saroks drüber und rannte in die Villa hinein.

Der große Sarok sah Robin wütend an. „Das ändert gar nichts. Wir werden dich und den anderen in den Boden stampen. Der hat gegen Tatisto keine Chance. Nicht umsonst trägt er den Titel eines Untergenerals.“, erklärte er.

Robin ballte beide Hände zu Fäusten. „Das schafft er schon. Solange dürft ihr euch mit mir Vergnügen.“, sagte er selbstsicher.
 

Zielsicher steuerte Kazuma ein Zimmer mit großer Tür im 2. Stock an. Mit einem Tritt war die Tür auch schon aus der Verankerung gerissen und fiel auf den Boden.

Die Wände waren allesamt mit Holz verkleidet. Nur ein einziger Tisch stand an der Fensterwand.

In einem Stuhl dahinter saß ein finster dreinblickender Sarok.

„Was willst du hier?“ Willst du so dringend sterben? Freu dich lieber, das du einen Tritt von Garth überlebt hast. Viele andere hatten nicht das Glück.“, erklärte Tatisto.

„Lass die Stadt in Ruhe. Nimm deine Männer und verschwinde. Das ist eine einmalige Chance für dich, zu überleben.“, drohte Kazuma und zog die Falkenklinge.

Tatisto lächelte. „Was glaubst du, kannst du gegen mich ausrichten, du Made?“, fragte er und stand auf.

Da spürte Kazuma einen Lufthauch.

Er hob den linken Arm an und wehrte so einen Tritt von Garth ab, der hinter ihm stand.

Anschließend, fast in der gleichen Bewegung, holte er selbst zu einem Tritt aus und traf Garth an der linken Schläfe.

Die Wucht schleuderte diesen gegen die Wand, vor der er bewusstlos zu Boden ging.

„Glaub bloß nicht, das funktioniert zweimal bei mir.“, sagte Kazuma.

Tatisto hatte den Mund vor Staunen aufgerissen. Damit hatte er nicht gerechnet.

Alles vorbei?

Kapitel 80: Alles vorbei?
 

„So. Jetzt zu dir.“, verkündete Kazuma.

Tatisto stand immer noch das Erstaunen ins Gesicht geschrieben.

„ Wie hast du das gemacht? Normalerweise haut sein Kick jeden um.“

Kazuma lächelte. „Mich aber nicht. Mich haut niemand so einfach um.“, erklärte er.

Tatisto erschrak auf einmal. „Dann bist du... du... einer von denen, die Zakor besiegt haben?“, fragte er.

Kazuma kratzte sich am Kopf. „Na klar doch.“, antwortete er.

Tatisto riss den Mund auf. Sekunden später ging er in die Knie. „Bitte verschone mich.“, bat er.

Kazuma machte ein enttäuschtes Gesicht. „Heißt das, du willst mich nicht fertig machen?“, fragte er.

Tatisto schüttelte den Kopf. „Wie könnte ich? Ich bin nicht stark genug für so eine Aufgabe.“, gab er zu.

Kazuma verschränkte die Arme. „Also mit einem kleinen Kampf hätte ich wenigstens gerechnet.“, erklärte er.

Tatisto schluckte. „Ich bin nur ein einfacher Mechaniker der nach dem Absturz diese Uniform gefunden hat. Mehr nicht.“, erklärte er beschämt.

Kazuma verstand langsam, was hier los war. „Verstehe. Und als die anderen Überlebenden dich trafen, habt ihr beschlossen, diese Stadt zu übernehmen. Da du offensichtlich ein Untergeneral warst, wurdest du ihr Anführer, obwohl du keinerlei Kampferfahrung hast. Ist das in etwa richtig?“, fragte Kazuma.

Tatisto senkte den Kopf. „Vollkommen.

Daraufhin setzte Kazuma sich erstmal auf einen Stuhl. Für einen Augenblick dachte er nach.

„Gut. Wenn das so ist, habe ich ein Angebot für dich.“, platzte er heraus.
 

Eines der Fenster der Villa zersplitterte und Tatisto fiel in den Innenhof.

Von den anderen Saroks waren nur noch zwei auf den Beinen. Allerdings waren auch sie schon angeschlagen.

„Boss!“, rief der große Sarok sorgenvoll.

Tatisto kam wieder auf die Beine. „Wir sollten von hier verschwinden. Die sind uns über. Das sind diejenigen, die Zakor besiegt haben.“, sagte er.

Der große Sarok schluckte und sah Robin an, der sehr entschlossen zurück sah.

„Also gut.“, sagte der Sarok. „Wenn der Boss das sagt, dann soll es so sein.“

Sie sammelten ihre Kameraden ein und gingen.

Jetzt kam auch Kazuma raus.

„Mann. Dem musst du aber Angst eingejagt haben.“, sagte Robin.

„Nicht wirklich. Unter spaßig verstehe ich was anderes. Dieser Tatisto war einfach nur ein armer Wurm.“, erklärte er.

„Naja, wenn du meinst.“, sagte Robin.

„Hier seid ihr also!“, sagte eine nur allzu bekannte Stimme.

Beide Jungs zuckten zusammen und sahen zum Haupttor des Anwesens, wo Serena und Junko standen.

„Hi... Schwesterchen.“, sagte Kazuma lächelnd.

„Von wegen –Hi Schwesterchen-. Was habt ihr denn getrieben?“, schrie Serena wütend.
 

Wenig später saßen Kazuma und Robin in einer geräumigen Badewanne.

„Unglaublich, das die beiden ein Hotel mit Badehaus gefunden haben.“, bemerkte Robin.

„Stimmt. Es war aber auch schon viel zu spät, um zum Schiff zurück zu gehen.“, korrigierte Kazuma.

„So. Waschen ist angesagt.“, rief Junko.

Serena und sie waren in Badeanzügen da, um sicher zu stellen, das die Beiden auch richtig gewaschen würden.

Junko wusch Kazuma die Haare. „Wahnsinn. Sind die zerzaust. Wann hast du die denn das letzte Mal gewaschen?“, fragte sie.

„Keine Ahnung.“, antwortete Kazuma ehrlich.

„Habt ihr zwei wirklich geglaubt, ihr könnt euch davor drücken?“, fragte Serena, die zur gleichen Zeit Robin die Haare wusch.

„Wir haben uns nicht gedrückt. Wir haben nur den Saroks, die sich hier breit gemacht haben, eine Lektion erteilt.“, erwähnte Robin.

„Na hoffentlich hat es sich wenigstens gelohnt.“, beendete Serena die Unterhaltung.
 

Kazuma war in dieser Nacht lange im Bett, aber das eingeschlafen wollte ihm nicht gelingen.

Die Uhr zeigte halb vier, als er es aufgab. Um die anderen nicht zu stören ging er aufs Dach, wo er zu seiner Überraschung Junko traf.

Sie saß auf einer kleinen Holzbank und blickte über die dunkle Stadt.

„Hey.“, sagte Kazuma und setzte sich dazu.

„Hey.“, sagte Junko nur zurück, ohne ihren Blick vom Himmel abzuwenden.

„Kannst du auch nicht schlafen?“ Kazuma klang etwas ernst.

Junko schüttelte den Kopf. „Nein.“

Kazuma schmunzelte leicht.

„Schöne Nacht. Alles scheint so friedlich.“, sagte Junko.

„So scheint es zumindest für den Moment.“, sagte Kazuma.

„Würdest du mich auch retten, wenn ich in Gefahr wäre?“, fragte Junko plötzlich.

Kazuma sah sie verdutzt an.

„Ich meine ja nur. Für Serena würdest du es tun. Da bin ich mir sicher. Was ist mit mir?“, fragte sie.

Kazuma grinste. „Willst du, das ich es dir verspreche?“, fragte er.

Junko seufzte. „Ich will nur wissen, das es jemanden gibt, der um mich besorgt wäre.“, erklärte sie.

„Versprochen.“, sagte Kazuma lächelnd.

Junko sah ihn ungläubig an.

„Wenn du in Gefahr gerätst, werde ich dich retten. Und wenn ich dafür die Hölle selbst durchqueren müsste.“ Kazuma lächelte immer noch.

Junko musste eine Träne unterdrücken. „Vielen Dank. Das bedeutet mir viel.“, sagte sie.

Eine Weile saßen sie noch da und beobachteten den langsamen Sonnenaufgang.
 

Nach einem kleinen Frühstück traten sie den Rückweg zum Schiff an.

Dort war Ratko bereits dabei, den gefundenen Energiekern einzubauen.

„Da seid ihr ja. Wo habt ihr so lange gesteckt? Wir haben uns Sorgen gemacht.“, sagte Atruschka.

„Sorry. Wir haben uns mit ein paar Sarok angelegt. War aber halb so schlimm.“, sagte Robin.

„Und wie lief es hier?“, fragte Serena.

„Spitze. Wir haben einen Energiekern gefunden. Ratko baut ihn gerade ein.“, erwiderte Yuan.

„Kommen wir mit dem bis nach L.A.?“, wollte Kazuma gleich wissen.

In dem Moment kam Ratko raus. „Bis nach L.A. und von da aus sogar bis nach Tokio.“, erklärte er.

„Spitze.“, jubelte Serena.

„Dann sind wir noch früher da, als berechnet.“, stellte Kazuma fest.

„Dann lasst uns aufbrechen. Je eher, desto besser.“, erwiderte Yuan und stieg als erster ein.

„Endlich mal eine Glückssträhne.“, jubelte Serena immer noch.

Ratko setzte sich ans Steuer und startete den Motor.

„Los geht´s!“, riefen alle im Chor.

Das Schiff hob ab und flog los in Richtung Norden.
 

Durch den neuen Energiekern kamen sie zügig voran, so das sie am späten Nachmittag bereits die Westküste der USA entlang flogen in Richtung Los Angeles.

Kazuma hatte den Computer geöffnet. „Niklas Porter. Das ist der fünfte im Bunde.“, las er vor.

„Was kann er denn?“, fragte Serena aufgeregt.

„Keine Ahnung. Steht hier nicht.“, sagte Kazuma rätselnd.

„Das werden wir schon herausfinden.“, warf Yuan ein.

„Warum machen wir nicht ein Quiz daraus? Jeder rät, was seine Fähigkeit ist.“, sagte Serena.

„Tut mir leid, euch zu stören, aber wir sind gleich da.“, sagte Ratko.

„Gut. Sehen wir mal, wo wir hin müssen.“, sagte Kazuma und rief eine Karte der Stadt auf. Dort blinkte etwas im Norden der Stadt.

„Irgendwo dort muss es sein.“, sagte er und zeigte auf die Stadt.

Plötzlich gab es einen Knall. Das Schiff wurde durchgeschüttelt und sie sanken schnell.

„Irgendwas hat uns getroffen!“, schrie Ratko.

„Von wo?“, fragte Kazuma.

„Keine Ahnung. Wahrscheinlich vom Boden.“, erwiderte Ratko.

Das Schiff sank immer schneller.

„Okay. Weich den Hochhäusern aus und versuch zu landen.“, schrie Kazuma und ging nach hinten.

„Setz euch hin und haltet euch gut fest. Könnte ne Bruchlandung werden.“, erklärte er den anderen.

Alle gingen auf ihre Plätze und schnallten sich an. Auch Kazuma.
 

Ratko konnte das Schiff kaum halten. Nur mit Mühe und Not verfehlte er zwei Hochhäuser, bevor der Rumpf auf einer leeren Straße aufschlug.

Das schleifende Geräusch unter dem Boden sagte allen, das sie unten waren, aber noch nicht standen.

Das Schiff drehte sich währenddessen einmal im Kreis, bevor es kurz vor dem Ende der Straße vor einem Haus zum liegen kam.

„Alle in Ordnung?“, fragte Ratko von vorne.

„War eine spitzenmäßige Landung.“, lobte Serena.

Sie schnallten sich ab und holten ihre Sachen.

Kazuma folgte Ratko nach draußen zum Heck des Schiffes, wo ein riesiges Loch in die Außenhülle gebrannt war.

„Sie wissen, das wir hier sind. Das war eine Waffe der Sarok.“, bestätigte Ratko Kazumas Verdacht.

„Dann sollten wir schnellstens von hier verschwinden.“, sagte Kazuma.

Plötzlich kam etwas aus Ratkos Oberkörper heraus. Es war die Spitze einer Klinge.

Kazuma riss die Augen vor Schreck aus.

Direkt hinter Ratko stand ein weiblicher Sarok. Ihr linker Arm steckte in Ratkos Körper.

Sie lächelte, als sie ihn wieder herauszog.

Ratko ging in die Knie.

Kazuma sah, das die Klinge mit einem Mechanismus an ihrem Arm befestigt war. Doch es musste eine unglaubliche Menge an Kraft erfordert haben, sie durch einen Körper zu treiben.

Jetzt visierte sie Kazuma an.

Der fasste sich gerade noch rechtzeitig, denn sie verschwand und tauchte direkt vor ihm wieder auf um ihn genauso aufzuspießen.

Doch mit der Bärenklinge konnte Kazuma den Schlag abwehren.

Die Gegnerin schien aber unbeeindruckt davon zu sein, auch wenn sie einige Schritte zurück ging.

Ratko ging jetzt ganz zu Boden.

„Was soll denn der Lärm hier?“, fragte Serena, die gerade rauskam.

Die Sarokfrau sah sie.

Kazuma wusste, was jetzt passieren würde und reagierte sofort.

Wieder verschwand die Gegnerin, um kurz vor Serena wieder aufzutauchen. Dann holte sie mit der Klinge aus.

Serena war zu überrascht, um dem Schlag auszuweichen.

Da erschien Kazuma.

Er schubste Serena zur Seite in dem Moment, in dem die Klinge niederging.

Die Schärfe der Klinge war unglaublich. Sie schnitt sich durch den Körper wie durch Butter.

Blut spritzte umher und Kazuma ging zu Boden. Er hatte einen tiefen Schnitt quer über dem Rücken abbekommen. Es blutete stark.

Selbst Serena hatte einige Blutspritzer erwischt. Sie zitterte und schrie los. Dann fiel sie in Ohnmacht.

Kazuma sah die Gegnerin an. „Lass sie in Ruhe.“, sagte er schwach. Dann wurde ihm schwarz vor Augen und er verlor das Bewusstsein.
 

Kazuma öffnete langsam die Augen wieder. Er bemerkte, das er sich bewegte.

Vor seinen Füßen sah er einen Mann laufen.

Er selber lag auf einer Trage, doch bewegen konnte er sich nicht.

„Wo...? Wer...?“, fragte er.

„Ruhig. Nicht soviel reden. Sie sind schwer verwundert.“, sagte eine junge Frau, die das andere Ende der Trage hatte.

Kazuma versuchte, sich zu erinnern, was passiert war, aber es ging nicht.

„Serena... die anderen... .“ stammelte er nur. Doch er konnte keinen Gedanken halten.

Die Trage stoppte kurz und die Frau holte eine Spritze heraus, deren Inhalt sie Kazuma injizierte.

Kazuma wurde schwummrig vor Augen. Dann verlor er erneut das Bewusstsein.
 

Als er erneut wach wurde, lag er in einem weichen Bett. Das Zimmer, in dem er lag hatte Krankenhausatmosphäre.

Sein gesamter Oberkörper war mit Binden übersät und er konnte sich immer noch kaum bewegen.

„Hallo?“, fragte er.

Seine Stimme hallte in dem fast leeren Raum wider. „Hallo!“, rief er erneut.

Die Tür ging auf und die junge Frau kam herein.

„Unfassbar. Du bist schon wach?“, fragte sie überrascht.

Kazuma sah sie fragend an. „Wer sind sie?“

Die Frau lächelte höflich. „Ich bin Irene. Die Ärztin hier.“, sagte sie.

Kazuma versuchte, aufzustehen, aber ein Schmerz warf ihn wieder ins Bett zurück.

„Nicht doch. Du solltest dich in diesem Zustand besser nicht bewegen.“, sagte Irene.

„Hör lieber auf sie. Sie weiß, was sie sagt.“, erwähnte eine weitere Stimme.

Ein Mann Mitte Zwanzig stand in der Türzarge. Er hatte rotes, struppig kurzes Haar und trug Rockerklamotten.

„Hast Glück gehabt, das wir dich gefunden haben. Nur ein paar Minuten später und du wärst wahrscheinlich verblutet.“, erklärte er und trat ein.

Kazuma schluckte. Er schloss kurz die Augen und dann fiel ihm wieder ein, was passiert war.

„Die Anderen. Wo sind die Anderen?“, fragte er.

„Die Anderen? Waren da noch welche in dem Schiff gewesen?“, fragte der Mann.

Kazuma erschrak. „Wo sind sie? Wo ist diese Sarokfrau? Wo ist meine Schwester? Meine Freunde!“, schrie er fast panisch.

Der Mann presste ihn mit einer Hand aufs Bett. „Da war sonst niemand. Wir haben die Absturzstelle aber auch erst nach einer halben Stunde erreicht.“, erklärte er.

Kazuma keuchte. „Eine halbe Stunde? Aber was...?“, fragte er.

„Wir haben ein anderes Schiff der Sarok wegfliegen sehen. Einen kleinen Transporter.“, erwähnte Irene.

„War vermutlich Leolas Schiff. Immerhin seid ihr ziemlich berühmt.“, sagte der Mann.

„Was? Woher weisst du...?“, fragte Kazuma, bis der Mann ihm den kleinen Computer aufs Bett warf.

„Hab reingesehen. Schätze, das wars mit eurer Reise.“, erwähnte er.

Kazuma nahm den Computer an sich. „Wo wurden sie hingebracht?“, fragte er.

Der Mann schmunzelte. „Was würdest du tun, wenn du es wüsstest?“, stellte er die Gegenfrage.

„Blöde Frage. Sie befreien natürlich.“, sagte Kazuma frei heraus.

Der Mann sah Irene an. „Gibt es mir.“, bat er.

Irene gab ihm ein Blatt Papier, das dieser an Kazuma weitergab.

„An alle.“, las Kazuma vor. „ Am Samstag dieser Woche wird in Washington eine öffentliche Hinrichtung stattfinden. 6 Menschen und ein Sarok, die es wagten, sich dem glorreichen Imperium in den Weg zu stellen. Die Hinrichtung wird weltweit übertragen. Ansehen ist Pflicht.“

Kazuma zitterte. 6 Menschen und ein Sarok Es war eindeutig wer damit gemeint war. Seine Lippen vibrierten jetzt richtig. „W welcher Tag ist heute?“, fragte er.

„Montag. Die Flugblätter wurden heute erst verteilt.“, erklärte der Mann.

Kazuma zerknüllte das Papier. „Habt ihr ein Auto?“, fragte er und stand auf.

„Aber...“, erwiderte Irene. Sie wunderte sich, das er überhaupt aufrecht stehen konnte.

„Vergiss es. Du kannst ihnen nicht mehr helfen. Sie sind verloren.“, sagte der Mann.

„Ich habe dich nicht um einen Rat gebeten sondern nur um ein Auto.“, sagte Kazuma leise.

„Lass es bitte. Deine letzte Verletzung ist noch gar nicht verheilt. Das überlebst du nicht.“ Irene klang sehr besorgt.

Der Mann lächelte. „Zieh dich an und komm mit mir.“, sagte er.

Kazuma sah ihn kurz fragend an. Dann nickte er und zog sich seine Sachen an.

Dann gingen sie los.

„Ich bin übrigens Kazuma.“, sagte er.

Der Mann grinste. „Ich bin Niklas.“, erwiderte er.

Kazuma staunte. „Etwa der Niklas? Niklas Porter?“, fragte er.

„Allerdings. Genau der. Aber schmink dir die Frage ab. Das Turnier interessiert mich nicht.“, sagte Niklas.

„Warum nicht?“, wollte Kazuma wissen.

„Hab meine Gründe.“, winkte Niklas ab.
 

Sie verließen das bunkerartige Gebäude, in dem sie eben noch waren.

Kazuma bemerkte, das sie auf einem ehemaligen Flughafen der Stadt waren.

„Ziemlich ungewöhnliches Versteck.“, merkte er an.

„Aus einer gewissen Sicht bestimmt.“, sagte Niklas.

Sie kamen an einer alten Halle an.

„So. Jetzt sieh es dir an. Mein ganzer Stolz.“, sagte Niklas und öffnete die Tore der Halle.

Kazuma erschrak. Inmitten der kleinen Halle stand ein Flugzeug. Ein alter Army-Jet zwar, aber er sah aus wie neu.

„Darf ich sie dir vorstellen? Das ist die Donnervalküre.“, sagte Niklas stolz.

Keine Zeit für Spielereien

Kapitel 81: Keine Zeit für Spielereien
 

In einem unterirdischen Komplex ging eine Gestalt einen engen Gang entlang. Am Ende des Ganges war eine schwere Tür, die von zwei Saroksoldaten bewacht wurde.

Sie salutierten und öffneten die Tür.

Leola trat in einen weiteren Gang, der nur etwa 10 Meter lang war. An den Seiten jedoch waren insgesamt 8 Türen zu sein.

Sie ging zu einer Tür hin und öffnete ein kleines Guckloch. Direkt hinter der Tür war Robin in einem kleinen Zimmer eingesperrt.

Als er Leola bemerkte, sprang er auf. „Lasst mich hier raus!“, schrie er und erschuf einen Feuerball in seiner Hand. Im gleichen Moment sprangen Dutzende Sprinkleranlagen an, die im ganzen Raum auch an der Wand war.

Leola lächelte und wandte sich einer anderen Tür zu, die sie gleich öffnete.

Es war ebenfalls ein kleiner Raum. An der Wand am anderen Ende stand Junko. Sie hing mit den Händen in Ketten an der Wand.

Als Leola die Tür öffnete, hob sie leicht ihren Kopf.

„Was willst du schon wieder hier?“, fragte Junko schwach.

Leola trat auf sie zu und hob ihren Kopf mit einer Hand noch ein wenig mehr an. „Mich an eurem Leid ergötzen. Es genießen. Das lässt mein Herz höher schlagen.“, erklärte sie.

Junko schmmunzelte leicht. „Herz? Du hast doch gar kein Herz.“, sagte sie.

Leola holte aus und boxte Junko mit der linken Faust in den Magen.

Junko spuckte etwas aus und der Kopf sank wieder.

„Am Samstag wirst du, nein, werdet ihr alle eure letzten Worte gesprochen haben. Dann geht die letzte Hoffnung eurer Art dahin. Freut euch drauf.“, sagte Leola und ging lachend wieder.

Junko schluckte. „Kazuma. Hoffentlich geht es dir gut.“, bat sie leise.
 

Kazuma stand noch vor der Halle und bewunderte den Jet, den Niklas ihm gerade offenbart hat.

„Wahnsinn. Kann der auch fliegen?“, fragte er.

Niklas grinste. „Natürlich. Ich habe ihn 5 Jahre lang selbst restauriert. Ich habe sogar den Motor etwas frisiert. Zwar fehlt mir noch genügend Treibstoff, aber den gibt es in einer stillgelegten Armeebasis am südlichen Ende der Stadt.“, erklärte er.

„Das ist ja toll. Damit komm ich noch rechtzeitig, um meine Freunde zu befreien. Fliegst du mich hin?“, fragte Kazuma voller Begeisterung.

Niklas verschränkte die Arme. „Tut mir leid, aber das kann ich nicht machen. Das wäre viel zu gefährlich.“

Kazuma sah Niklas verwundert an. „Wieso? Warum zeigst du mir dann erst dieses Flugzeug? Was soll das?“, fragte er leicht wütend klingend.

Niklas trat etwas zurück. „Ich hab eine Menge von euch gehört. Ihr habt sogar unter den hochrangigen Sarok eine Menge Eindruck geschunden.“

„Komm zum Punkt!“, warf Kazuma dazwischen.

„Kämpf gegen mich!“, schrie Niklas.

Kazuma machte große Augen. „Das ist alles? Ich soll gegen dich kämpfen?“, fragte er.

Niklas lächelte. „Allerdings. Ich stelle dir eine Bedingung. Wenn du es schaffst, mich auch nur einmal zu treffen, werde ich deinem Wunsch zustimmen und dich nach Washington fliegen.“

„Was soll denn das?“, fragte Irene, die jetzt auch angekommen war. „Musst du dich schon wieder mit jemandem messen? Und warum gerade mit ihm? Er ist noch schwer angeschlagen und hätte eigentlich im Bett bleiben müssen. Das halte ich für keine gute Idee.“, erklärte sie.

„Einverstanden.“, platzte Kazuma gleich raus.

Irene erschrak. „Ist das dein Ernst? Aber deine Wunde! Was ist, wenn sie aufgeht?“, fragte sie.

„Welche Waffe benutzt du?“, fragte Kazuma, der Irene wohl völlig ignorierte.

„Wirst du schon sehen. Du kannst jedenfalls alles benutzen, was du willst.“, antwortete Niklas.

Kazuma grinste. „Na gut. Bin gleich wieder da.“, sagte er und ging zurück zum Bunker.

„Hör auf damit!“, schrie Irene Niklas an.

Niklas aber verschränkte die Arme. „Es ist seine Entscheidung. Ich bin sicher, das ihm seine Freunde sehr wichtig sind. Er will sie unter allen Umständen retten. Sonst hätte er dem nicht zugestimmt.“, erklärte er.

„Aber... aber...“, warf Irene ein, doch sie wusste nicht, was sie dagegen sagen sollte.

Eine Minute später kam Kazuma wieder raus. Er hatte sich komplett angezogen und beide Schwerter umgeschnallt.

„Ich darf jetzt nicht an die anderen denken. Ich tue das hier schließlich, um sie zu retten. Dabei darf ich mich nicht ablenken lassen.“, dachte er, als er vor Niklas trat.

Irene seufzte. Sie saß auf einem Stapel alter Autoreifen und beobachtete die beiden, wie sie sich anstarrten.

„Und du bist sicher, das du das hier willst?“, fragte Niklas nochmal, um sicher zu gehen.

„Ich tue alles, um meine Freunde zu retten.“, antwortete der ohne mit der Wimper zu zucken.

Die beiden traten jeder ein paar Schritte zurück bis sie etwa 10 Meter außeinander waren.

Kazuma legte seine Hände an die Schwertgriffe, um sie schnellstens ziehen zu können. Immerhin wusste er nicht, was sein Gegner drauf hatte oder was Niklas überhaupt konnte. Doch nach dem, was er erlebt hatte, war er auf alles gefasst.

Niklas streckte sich. „Na gut. Dann fang mal an, Kleiner.“, sagte er und machte eine kleine Handbewegung.

Kazuma grinste. Er wollte die Situation nutzen und diesen Kampf rasch beenden.

Er stieß sich ab und zog die Falkenklinge.

„Nur einen Treffer. Nur einen.“, dachte er und schwang das Schwert mit voller Kraft in Richtung Niklas.

Die Klinge traf etwas. Aber es war nicht Niklas. Er hatte seinen rechten Arm gehoben, an dem auf einmal ein kleines Eisenschild erschienen war. Die Klinge ruhte nun auf dem Schild.

Kazuma staunte.

In dem Moment holte Niklas mit der linken Faust aus, die auf einmal einen Stahlhandschuh hatte und traf Kazuma mitten ins Gesicht.

Der Schlag war ihn zurück und er schlug hart auf dem Boden auf.

Niklas lächelte. „War das alles?“, fragte er.

Kazuma stand auf und klopfte sich die Klamotten sauber. „Nicht schlecht. Wie machst du das?“, fragte er.

Niklas schmunzelte. „Wenn ich dir das jetzt sagen würde, wäre doch die Überraschung dahin. Wie wäre es, wenn du es selbst herausfindest?“

Kazuma sah Niklas an. Dessen linke Hand war wieder normal und auch das Schild am rechten Arm war verschwunden.

„Hat es etwas mit Eisen zu tun?“, fragte Kazuma.

Niklas verschränkte die Arme. „In gewisser Hinsicht schon.“, erklärte er. Dann stutzte er. „Jetzt bin ich aber mal dran, oder?“, fragte er.

Plötzlich war er verschwunden.

Kazuma erschrak. Er hatte seinen Blick nicht für eine Sekunde von Niklas abgewandt. Hatte er sich plötzlich in Luft aufgelöst?

Da spürte er einen bohrenden Schmerz in seinem Magen. Er sah nach unten, wo Niklas in gebückter Haltung vor ihm war. Seine beiden Hände ruhten in Kazumas Bauch.

Niklas verschwand wieder und Kazuma ging in die Knie.

„Hör auf damit! Denk an seine Wunde!“, schrie Irene wütend.

Niklas erschien wieder da, wo er vorher war. „Stimmt ja. Na gut. Dann nehm ich mir eben den Rest des Körpers vor.“, sagte er.

Er ballte die rechte Hand zu einer Faust. Die Hand und auch der Arm bis zu der Schulter waren jetzt von einer Stahlrüstung umgeben.

Niklas holte aus und sprintete los.

Kazuma kniete immer noch am Boden und hielt sich den Bauch. Da spürte er etwas und hob den Kopf.

Im nächsten Moment landete die Eisenfaust in seinem Gesicht und schleuderte ihn erneut weg.

Kazuma schlug ein paarmal hart auf dem Boden auf und blieb dann wieder liegen.

„Das soll der große Krieger sein, der sogar Zakor besiegen konnte? Unglaublich.“, sagte Niklas.

Sein Arm wurde wieder normal und er wandte sich zum gehen. „Deine Freunde sind verloren. Sieh es ein. Du hast keine Chance, etwas für sie zu tun.“

Irene senkte den Kopf. „Armer Kerl.“, sagte sie leise.

„Wo willst du denn hin?“, fragte Kazuma jetzt.

Er stützte sich auf sein Schwert und zog sich daran auf die Beine. „Ich habe nicht gesagt, das ich aufgeben werde, oder?“, fragte er.

Niklas drehte den Kopf zu Kazuma. „Sieh dich an. Du hast nicht den Hauch einer Chance, gegen mich zu gewinnen. Wenn du in Washington ankommst, wirst du gegen eine ganze Armee Saroks kämpfen müssen. Untergeneräle, Generäle und natürlich auch Leola. Und wer weiß, wer noch kommen wird.“, erklärte er.

Kazuma keuchte. „Das weiß ich. Aber ich habe deine Wahl. Meine Chancen, dort etwas zu bewirken sind verschwindend gering. Aber es sind meine Freunde. Sie vertrauen darauf, das ich komme und ihnen helfe. Selbst, wenn ich nichts bewirken kann, würde ich es bereuen, es nicht wenigstens versucht zu haben.“

Niklas schmunzelte. „Du würdest also dein Leben wegwerfen, um sie zu retten?“, fragte er.

„Ja. Ohne zu zögern.“, sagte Kazuma. Er stand wieder sicher und hob das Schwert hoch. „Einen Treffer, hast du gesagt, ja?“, fragte er nochmal, doch er erwartete keine Antwort.

Niklas sah Kazumas Augen an, die jetzt vor Feuer brannten.

„Na gut. Dann wollen wir mal sehen, was du drauf hast.“, sagte er.

Plötzlich erschien um seinen ganzen Körper herum eine Rüstung wie die eines Ritters. Aber diese hier sah viel stabiler aus.

Kazuma hielt die Falkenklinge im Anschlag. Er spürte bereits die Schmerzen von seiner Wunde, die wohl wieder aufgegangen war. Doch das ignorierte er jetzt.

„Dann wollen wir mal!“, schrie er und rannte los.

In der rechten Hand von Niklas erschien ein großes Breitschwert, mit dem er wohl den Schlag abfangen wollte.

„Keine Ahnung, was für eine Fähigkeit er hat, aber der Schlag muss einfach sitzen.“, dachte Kazuma.

Seine Augen blitzten hellrot auf und es schien, als wenn er fliegen könnte.

Niklas erschrak, als Kazuma plötzlich mit einem Affenzahn vor ihm auftauchte und seinen Schlag durchzog.

Kazuma kam direkt hinter Niklas zum stehen. Doch er ging nun in die Knie.

Niklas blieb kurz starr stehen. Dann fiel sein Schwert zu Boden und etwas Blut tropfte von seinem rechten Arm herunter, wo eine kleine Wunde zu sehen war. Die Rüstung war aufgebrochen und aus einem kleinen Kratzer blutete es.

Niklas schmunzelte. „Nicht übel. Wirklich nicht schlecht. Allerdings befürchte ich, das du damit bei den Sarok keinen Eindruck schinden kannst.“, sagte er.

„Bis Samstag bin ich wieder fit.“, sagte Kazuma schwach und fiel bewusstlos zu Boden.

Irene rannte sofort hin. „Idioten. Seid ihr jetzt zufrieden?“, fragte sie.

Niklas Rüstung verschwand. „Kümmer dich um ihn. Ich besorge den Treibstoff.“, sagte er und ging.

Irene sah ihm fragend nach. -Meint er das ernst? Er will diesen Verrückten wirklich nach Washington fliegen?-, fragte sie sich in Gedanken.
 

Niklas war mit einem Pickup auf dem Weg durch die Stadt. Sein Ziel war eine Armeebasis im Süden.

In seinem Kopf gingen im Moment eine Menge Gedanken herum. Sein Kampf gegen Kazuma schien ihn beeindruckt zu haben. Immer wieder ging er den letzten Schlag von Kazuma durch.

Kazuma war plötzlich superschnell gewesen. So schnell, das Niklas gar nicht mehr reagieren konnte.

Doch was ihn am meisten beeindruckt hatte war die Tatsache, das er mit dem Schlag sogar die Rüstung durchdringen konnte, die er trug.

Niklas sah den Kratzer am Arm an, der bereits aufgehört hatte zu bluten.

„Er meint es ernst. Er meint es wirklich ernst.“, dachte er sich seufzend.

„Wenn ich damals...“, sagte er leise. Dann aber lächelte er. „Nein. Nichts hätte sich geändert.“, fügte er hinzu.
 

Irene hatte Kazuma in den Bunker gebracht und auf das Bett gelegt. Er war schon wieder halb bei Bewusstsein.

„Er ist stark.“, verkündete Kazuma leise.

Irene nahm etwas Verbandszeug. „Ja. Das ist er.“

Er konnte sich kaum rühren und es tat etwas weh, als Irene ihn erneut verband.

„Warum hat er kein Interesse an dem Turnier?“, fragte er.

Irene wunderte sich ein wenig über die Frage. „Komisch. Ich hätte gedacht, das deine erste Frage wäre, was seine Fähigkeit ist.“

Kazuma lächelte. „Das ist mir im Moment egal. Ich habe wahrscheinlich andere Probleme.“, sagte er, bevor er das Gesicht vor Schmerz etwas verzerrte.

Irene seufzte. „Ich glaube nicht, das du bis Samstag fit genug wirst. Lass es doch einfach.“

Kazuma lächelte. „Das wäre schön. Mich einfach ein wenig auszuruhen. Aber das geht nicht. Es geht nicht nur um meine Freunde sondern auch um meine Schwester. Ich habe unserer Mutter versprochen, sie zu beschützen, bevor sie starb.“

Er erinnerte sich wieder an die letzten Momente seiner Mutter, bevor das Auto begraben wurde.

Dann sah er Irene an, die etwas geschockt aussah.

„Ist irgendwas?“, fragte er.

Irene fing sich wieder und schüttelte den Kopf. „Nein. Nichts. Ich dachte nur gerade, das es genauso ist wie bei Niklas und mir.“

Kazuma wunderte sich jetzt. „Ich dachte, ihr seid verheiratet.“, entgegnete er.

Irene schüttelte den Kopf. „Nein. Aber wir hatten es vor. Die Invasion kam leider dazwischen.“, erklärte sie.

„Verstehe. Ist wohl schwer, in diesen Zeiten einen Pfarrer zu finden.“, lächelte Kazuma etwas.

Irene machte den Verband fertig. „Das Versprechen, das du eurer Mutter gabst... ist dir das wichtig?“, fragte sie.

Kazuma sah sie fragend an. „Natürlich. Es ist das wichtigste für mich. Ich werde alles tun, um die anderen zu befreien.“

Irene lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Wie ich es mir dachte. Du bist genau wie Niklas.“, sagte sie.

„Auch er hat einst etwas versprochen und will dieses Versprechen um jeden Preis halten.“
 

Niklas war auf der Armeebasis angekommen und mit seinem Pickup in eine kleine Lagerhalle gefahren, in der er an einige Fässer ranfuhr.

Dann stieg er aus und nahm auf einem Gabelstapler Platz. „Drei Fässer müssten reichen.“, sagte er sich.

Plötzlich kam ihm ein Bild aus der Vergangenheit in den Sinn. Ein älterer Mann stand vor ihm.

„Egal, was passiert, pass bitte auf meine Tochter auf.“, hatte der Mann gesagt.

„Verlassen sie sich auf mich. Das werde ich auf jeden Fall.“, hatte Niklas geantwortet.

Er warf den Stapler an und fuhr an eines der Fässer heran. „Tut mir leid, Kazuma. Aber ich muss mein Versprechen halten.“, sagte er.
 

„Dein Vater?“, fragte Kazuma.

Irene nickte. „Ja. Eigentlich war er immer dagegen, das wir zusammen sind. Er hatte Niklas nie gemocht. Aber an diesem Tag vor 5 Jahren...“, sagte sie.
 

„Ich komme heute etwas später. Eines der Triebwerke macht noch Probleme.“, sagte Niklas über Telefon.

„Schon klar. Ich werde das Essen warm stellen.“, sagte Irene und legte auf.

Sie war zu Hause in einem kleinen Einfamilienhaus am Rande der Stadt während Niklas in einem kleinen Armeestützpunkt am anderen Ende der Stadt als Flugzeugmechaniker arbeitete.

Es war die Zeit vor der Invasion.

„Kommt der Nichtsnutz wieder zu spät?“, fragte eine rauhe Stimme.

Ein älterer Mann kam in die Küche.

„Vater. Er ist kein Nichtsnutz. Er verdient immerhin sehr gut bei dieser Arbeit.“, schimpfte Irene.

„Pah. Du hättest etwas besseres kriegen können.“

„Jetzt hör endlich auf damit. Niklas und ich werden heiraten, ob du mir deinen Segen gibst oder nicht.“, schrie Irene.

Plötzlich bebte die Erde etwas, so stark, das sogar die Gläser in den Schränken wackelten.

„Was ist denn das?“, fragte Irene.

„Was wohl? Ein leichtes Erdbeben. Kommt doch oft vor.“, sagte der Vater.

„Nein. Das!“, rief Irene und zeigte aus dem Fenster.

Der Vater erschrak genau wie sie. Ein riesiges Schiff erschien aus dem Himmel und blieb über der Stadt stehen.

„Mein Gott. Was ist denn das?“, fragte der Vater.

Plötzlich ging etwas von dem Schiff aus und traf die Stadt.

Im nächsten Moment war eine gigantische Explosion zu hören und eines der Hochhäuser fiel in sich zusammen.

Irene schrie vor Schreck.

Der Vater konnte sich nicht rühren. „Nein. Das kann doch nicht sein. Das gibt’s doch nicht?“

Das Versprechen

Kapitel 82: Das Versprechen
 

Explosionen erschütterten die Stadt Los Angeles. Zahlreiche Strahlen schossen aus dem riesigen Raumschiff über der Stadt herunter.

„Mein Gott. Das passiert da nur?“, fragte Irene, die immer noch geschockt war.

„Wir müssen schnellstens hier weg.“, sagte ihr Vater.

Irene sah ihn fragend an. „Aber Niklas. Was wird aus ihm?“

Der Vater sah ein wenig wütend aus. „Ich hab dir doch gesagt, das ich den Kerl nicht mag. Vergiss ihn einfach. Wir müssen jetzt an uns denken.“, sagte er.

Irene senkte den Kopf. „Nein. Niemals. Ich liebe ihn.“, sagte sie und rannte raus, ehe der Vater sie aufhalten konnte.

Irene stieg ins Auto und fuhr los in Richtung Stadt.

„Niklas. Ich komme.“, dachte sie nur.
 

„Du bist also trotz der Gefahr aufgebrochen, um zu ihm zu kommen?“, fragte Kazuma.

Irene nickte. „Ich weiß, es war dumm. Aber allein der Gedanke, das er sterben könnte, ohne das ich ihn noch einmal sehen könnte, war unerträglich. Ich musste alles tun, um zu ihm zu gelangen.“, erklärte sie.

Kazuma seufzte. „So muss Liebe sein.“, sagte er.

Irene senkte den Kopf. „Es war so dumm. So dumm.“
 

Die Stadt war bereits ein einziges Chaos, als sie mit dem Auto zu den Randgebieten kam. Trotzdem ließ sie nicht von ihrem Vorhaben ab.

Sie ahnte nicht, das Niklas genau dieselbe Idee gehabt hatte.

Kurz nachdem der Angriff begann, hatte er sich einen Hubschrauber genommen und war in Windeseile um die Stadt herumgeflogen um den Angriffen auszuweichen und landete direkt hinter seinem Haus auf einer Wiese.

Er sprang rasch aus dem Hubschrauber raus und rannte auf das Haus zu.

Plötzlich wurde es hell. Ein verirrter Strahl des Mutterschiffs traf das Haus, das jetzt regelrecht explodierte.

Durch die Wucht wurde Niklas zurückgeworfen und fiel auf den Boden.

Als er sich wieder fing, sah er die Trümmer des Hauses an, in dem er bis eben noch gewohnt hatte.

„Nein. Irene!“, schrie er und rannte zu den Trümmern.

Einen Stein nach dem anderen warf er weg und rief immer wieder ihren Namen.

Da bewegte sich etwas in der Nähe.

Sofort rannte Niklas hin und fand eine Hand unter den Trümmern. Rasch räumte er das Geröll weg und fand Irenes Vater. Er war schwer verletzt, doch er lebte noch.

„Wo ist Irene? Wo ist sie?“, fragte Niklas.

Der alte Mann sah Niklas lächelnd an. „Ich hab ihr ja gesagt, sie soll warten. Aber sie ist nun mal stur. Vielleicht gut, das sie nicht gewartet hat.“, sagte er mit schwacher Stimme.

„Was soll das heißen? War sie nicht mehr im Haus?“, fragte Niklas panisch werdend.

„Sie hat das Auto genommen, um zu dir zu kommen. Wahrscheinlich versucht sie es durch die Stadt.“, erklärte ihr Vater.

Niklas sah zur Stadt, die mehr und mehr einem Kriegsschauplatz glich. „Nein. Ich muss zu ihr.“, sagte er. Dann sah er ihren Vater an.

„ Lass mich nur hier. Geh und beschütze sie! Versprich mir, das du sie immer beschützen wirst. Lass nicht zu, das ihr etwas passiert. Sie ist alles, was ich noch habe.“ Seine Stimme wurde immer leiser.

Niklas nickte. „Das werde ich. Ich verspreche es.“

Der alte Mann lächelte. „Danke.“, sagte er, während seine Hände leblos auf den Boden fielen.

Niklas seufzte. Er zog eine staubige Decke aus den Trümmern und legte sie über ihn. „Ich werde immer auf sie aufpassen.“
 

Inzwischen war Irene mit dem Auto steckengeblieben. Die Straße war vollständig verstopft. Die meisten Menschen waren in entgegengesetzter Richtung zu Fuß auf dem Weg aus der Stadt.

Irene hingegen stieg aus dem Wagen aus und sah kurz in Richtung Innenstadt, wo die Hochhäuser bereits etliche Beschädigungen aufwiesen.

„Niklas. Ich hoffe, du lebst noch.“, dachte sie und rannte so schnell sie konnte, los.
 

„Das war ziemlich gefährlich, einfach so durch die Stadt zu laufen noch dazu während dem Angriff.“, bemerkte Kazuma stöhnend.

Irene lehnte sich zurück und senkte den Kopf. „Das weiß ich ja.“, sagte sie.
 

Niklas hatte sich ein Motorrad geschnappt und fuhr bereits in die Stadt rein, was ziemlich schwierig war angesichts der Menschenmassen.

„Irene! Irene! Wo bist du?“, rief er.

Kleinere Raumschiffe flogen um die Häuserfassaden und schossen Richtung Boden.

Irene brachte sich in einem Unterstand vor einer Explosion in Sicherheit.

Einige Autos explodierten in der Nähe und die Sicht wurde durch Rauch schlechter.

Irene zitterte am ganzen Körper. Sie konnte sich kaum noch bewegen so viel Angst hatte sie.

Sie ging jetzt in die Hocke. „Niklas. Wo bist du? Ich will dich doch nur noch einmal sehen.“, sagte sie sich leise. Einige ihrer Tränen fielen auf den Boden.

„IREEENEEE!“, rief eine Stimme.

Irene schrak hoch. Sie kannte diese Stimme. „NIKLAS!“, rief sie.

Ein Motorengeräusch kam näher. „Irene!“, schrie Niklas nochmal.

„Hier!“, rief Irene zurück.

Ein Motorrad tauchte aus dem Nebel auf und blieb direkt vor dem Unterstand auf, wo Irene war.

Niklas sprang ab und Irene sprang ihm in die Arme. „Niklas! Niklas!“, schrie Irene.Sie weinte dicke Tränen. „ Ich hatte so Angst, dich nie wiederzusehen.“, erklärte sie.

„Ich habe dich gesucht. Warum bist du einfach so in die Stadt gegangen? Du hättest doch wissen sollen, das ich dich finden würde.“, sagte Niklas.

„Ich weiß. Aber... ich wusste doch nicht, wo es bei euch aussieht. Ich dachte, du wärst vielleicht verletzt oder schlimmer... Es tut mir leid.“, sagte Irene.

Niklas sah nach oben. „Wir sollten nicht hier oben bleiben. Lass uns einen Unterschlupf suchen. Und keine Sorge. Ich passe auf dich auf.“, erklärte er.
 

Kazuma schmunzelte. „Ihr habt den Angriff offensichtlich überlebt. Und dann habt ihr wohl diesen Bunker hier gefunden, oder?“, fragte er.

Irene nickte. „Nachdem der Angriff vorbei war, wir hatten uns in einem Tunnel der U-Bahn versteckt, waren fast alle Menschen aus der Stadt verschwunden. Niklas hatte mir bereits von meinem Vater erzählt. Doch es gab in diesem Moment wichtigeres, um das wir uns sorgen mussten. Glücklicherweise kannte Niklas diesen versteckten Bunker am Flughafen. Kaum ein Mensch wusste von ihm und so bot er ein ziemlich sicheres Versteck an.“. erklärte sie.

„Und seitdem seid ihr hier? Ist ne ziemlich lange Zeit.“, bemerkte Kazuma.

„Das macht nichts. Wir waren ja immer zusammen so wurde es wenigstens nie einsam.“, rechtfertigte sich Irene.

Kazuma lehnte sich zurück und seufzte. „Wäre nur diese dumme Invasion nie passiert. Wir hätten alle so friedlich leben können. Dein Vater und meine Eltern wären nicht gestorben und alles wäre normal so wie immer.“, sagte er.

Irene nickte etwas verhalten. „Stimmt schon. Aber wir können nichts mehr daran ändern. Wir können nur versuchen, es zu ertragen und zu überleben.“, erklärte sie.

Kazuma sah sie mit ernstem Blick an. „Von wegen. Wir werden etwas dagegen tun. Wir werden den Sarok in den Hintern treten. Und anfangen werde ich, indem ich meine Freunde retten.“, erklärte er.

Irene erschrak ein wenig bei diesem Ausspruch. Er schien es wirklich ernst zu meinen.
 

Es war spät am Abend, als Niklas mit dem Treibstoff zurückkam und in den Flugzeughangar fuhr.

Nachdem er die Fässer abgeladen hatte, ging er erst mal in den Bunker, wo Irene schon wartete.

Kazuma schlief tief und fest, während Irene Niklas etwas zu essen machte.

„Willst du ihn wirklich fliegen?“, fragte sie, während sie etwas Suppe auf einen Teller schöpfte.

Niklas seufzte. „Ich habe es ihm doch immerhin versprochen. Ich halte mich an meine Versprechen.“, sagte er.

Irene senkte ein wenig den Kopf. „Und was ist mit dem Turnier? Willst du daran auch teilnehmen?“

Niklas sah überrascht aus. „Wo denkst du denn hin? Natürlich nicht. Ich werde dich doch nicht alleine lassen. Ich komme so schnell es geht hierher zurück.“, erklärte er.

Irene stellte ihm den Teller hin. „Vorhin hat er etwas gesagt, das sich im ersten Moment seltsam anhörte, aber man konnte spüren, das er es ernst meinte. Dieser Junge hat unglaublich viel Mut.“

Niklas sah zu Kazuma rüber. „Da könntest du recht haben. Das habe ich auch bei unserem Duell vorhin gespürt. Er hat alles, was er noch hatte in diesen letzten Schlag gesteckt.“

„Er ist bereit, alles zu geben, um seine Freunde zu retten. So solltest ihm vielleicht dabei helfen.“, entgegnete Irene.

Niklas sah sie fragend an. „Ihm dabei helfen? Bei so einem Himmelfahrtskommando?“

Irene lächelte. „Ich glaube, das er das schaffen kann, was er sich vorgenommen hat. Wenn er sich etwas erholt hat, wird er unglaublich stark sein.“

Niklas schmunzelte ein wenig. „Dann werde ich dafür sorgen, das die Donnervalküre bereit ist, wenn er es ist.“
 

Kazuma schlief einen ganzen Tag lang durch.

Irene untersuchte immer wieder seine Verletzungen und wunderte sich über die rapide Heilungsgeschwindigkeit. Kazuma hielt es erst mal für besser, seine Herkunft zu verschweigen. Seine Gedanken waren ohnehin mehr bei seinen Freunden und seiner Schwester.

Es war Donnerstag geworden. Kazuma war wieder auf den Beinen und trainierte etwas mit seinen Schwertern. Die Schmerzen auf seinem Rücken waren teilweise noch da und eine riesige Narbe erinnerte an die schwere Verletzung. Doch auch davon ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen.

Niklas kam raus und sah Kazuma etwas beim trainieren zu.

„Du hast wirklich viele Kämpfe durchgestanden, oder?“, fragte er schließlich.

Kazuma unterbrach. „Ja. Ziemlich viele. Aber ich hatte einen guten Lehrmeister, der mich in der Kunst des Schwertes unterrichtet hat. Er hat mir alles beigebracht, was ich weiß.“, sagte er.

Niklas verschränkte die Arme. „Ist das alles?“, fragte er.

Kazuma sah ihn fragend an.

„Ich frage, ob das alles ist? Ist das der Kampfstil deines Meisters?“, fragte Niklas erneut.

Kazuma sah seine Schwerter an. „Ja. Im Grunde genommen schon. Warum? Ist etwas falsch daran?“, fragte er stutzend.

„Nein. Eigentlich nicht. Allerdings sieht es nicht wirklich aus, als wäre es dein Stil.“, erklärte Niklas.

Kazuma kratzte sich am Kopf. „Was willst du denn damit sagen? Nicht mein Stil?“, fragte er.

Niklas seufzte. „Damit will ich nur sagen, das jeder Mensch seine eigene Art hat zu kämpfen. Ich bin sicher, das du mit dieser Art bisher einigen Erfolg hattest, aber wenn du deine eigene Art zu kämpfen findest, wirst du noch viel stärker werden können.“, erklärte Niklas und ging wieder rein.

Kazuma sah seine Schwerter nochmal an. „Meine eigene Art zu kämpfen, hä?“
 

In Washington saß Bora gerade vor einigen wichtigen Dokumenten, als jemand an die Tür klopfte und ohne auf ein -Herein- zu warten, eintrat.

Leola schloss die Tür wieder hinter sich und verneigte sich ein wenig. „Für die Hinrichtung übermorgen ist alles vorbereitet. Die Apparatur ist bereits getestet worden und funktioniert einwandfrei. Außerdem hat sich Dakurun ebenfalls bereits angekündigt. Er wird am Samstagmorgen mit seinem Schiff hier landen.“, berichtete sie.

Bora stutzte. „Dakurun also auch. Natürlich. Wie sollte es auch anders sein. Der Sohn des Imperators ist bei jeder wichtigen Hinrichtung dabei.“, seufzte er. Dann sah er Leola mit ernstem Blick an. „Ich wünsche, das nichts schiefgeht. Haben wir uns verstanden?“

Leola schluckte und verneigte sich nochmal nur diesmal etwas tiefer. „Natürlich. Ich werde alles veranlassen.“, sagte sie und ging wieder raus.

Nachdem sie die Tür geschlossen hatten, machte sie ein wütendes Gesicht. „Wenn dieser aufgeblasene Idiot nicht der Vertreter des Imperators wäre, hätte ich ihn schon längst in den Boden gestampft.“, sagte sie.

Dann ging sie ans Fenster, von dem aus man einen großen Hof sehen konnte. An den Seiten des Hofs wurden gerade mit Hochdruck riesige Tribünen aufgestellt während direkt in der Mitte des Hofes ein großer Glaskasten stand, an dem einige Schläuche angeschlossen waren.

„Niemand wird uns stören. Die Hoffnung der Menschheit wird übermorgen ein Ende finden.“, sagte Leola finster lächelnd.
 

Irene löste am Abend nochmal den Verband von Kazuma und musste feststellen, das die Wunde beinahe vollständig verschwunden war. Sogar die Narbe schien kleiner geworden zu sein, aber sie meinte, das sie sich das vermutlich nur einbildet.

„Morgen ist es soweit. Wir sollten am späten Nachmittag losfliegen, damit wir im Schutz der Dunkelheit ankommen.“, erklärte Niklas.

„Klar. Vielen Dank, das du mich fliegst.“, sagte Kazuma.

Niklas lächelte. „Dank mir erst, wenn wir wieder aus Washington raus gekommen sind. Das wird nämlich viel schwieriger als reinzukommen.“

Kazuma sah Niklas fragend an. „Willst du nicht wieder zurückfliegen, nachdem du mich abgesetzt hast?“

Niklas lachte jetzt laut los. „Und dich alleine lassen? Das überlebst du keine fünf Minuten. Außerdem ist der Treibstofftank der Donnervalküre nicht groß genug für den Hirn- und den Rückflug. Das heißt, das ich mir ohnehin neuen Treibstoff besorgen muss.“, erklärte er.

Kazuma nickte. „Gut. Dann ruhe ich mich jetzt noch etwas aus. Kann ich morgen Nacht bestimmt gebrauchen.“, sagte er und ging nach hinten.

Irene lehnte sich von hinten an Niklas an. „Glaubst du, das ihr unbeschadet landen könnt? Wenn ihr so spät fliegt, kannst du nicht am Rand von Washington landen. Du musst in die Stadt rein.“, sagte sie.

Niklas nahm ihre Hand. „Keine Sorge. Ich verspreche dir, das ich wieder zurückkommen werde. Nichts wird mich davon abhalten.“, sagte er.

Irene nickte. „Ja. Das hoffe ich.“, sagte sie mit einer Träne im Gesicht.
 

Obwohl er wusste, das er schlafen müsste, lag Kazuma noch lange wach. Er dachte über die Worte von Niklas nach, die er ihm heute morgen gesagt hatte.

„Mein eigener Stil. Wie finde ich meinen eigenen Stil?“, fragte er sich immer wieder. Doch er fand einfach keine Antwort darauf.

Schließlich schlief er doch ein.
 

Sein Meister Hideyuki erschien ihm im Traum. „So so. Du hast also ein Problem?“, fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen.

Kazuma erschien vor ihm. „Ja, Meister. Wie finde ich meinen eigenen Stil?“, fragte er.

Hideyuki kratzte sich am Kinn. „Deinen eigenen Stil also? Nun. Das ist nicht ganz so einfach. Das ist etwas, was dir niemand beibringen kann. Das ist etwas, was du selbst finden musst.“, erklärte er.

„Stimmt es, das ich viel stärker werden kann, wenn ich meinen eigenen Stil finde?“, fragte Kazuma.

Hideyuki nickte. „In der Tat. Denn dein eigener Stil ist etwas, was nur du besitzt. Deine ganz eigene Technik. Findest du sie, wirst du noch viel stärker werden als jetzt.“, sagte Hideyuki, bevor sein Körper im schwarzen Nichts verschwand.

„Nein. Meister! Geh nicht!“, schrie Kazuma.

Er wachte jetzt auf und schrak hoch.

„Ich darf nicht aufgeben.“, sagte er sich.
 

Als Niklas aufwachte und in das andere Bett sah, war Kazuma nicht drin. Dafür hörte er von draußen Geräusche.

Er zog sich an und ging hinaus, wo er Kazuma sah. Er rannte über den Asphalt und schlug mehrmals mit den Schwertern zu genau wie gestern morgen.

Aber etwas war heute anders. Er schien jetzt viel schneller zu sein und entschlossener.

Selbst die schwere Bärenklinge ließ er scheinbar mühelos durch die Luft fliegen.

Niklas staunte, als er das sah. Jetzt verstand er, was Irene meinte. Dieser Junge schien etwas ganz besonderes zu sein.

Bruchlandung

Kapitel 83: Bruchlandung
 

Irene machte noch etwas zu essen für Niklas und Kazuma zurecht bevor sie los fliegen würden.

Währenddessen überprüften die beiden nochmal das Flugzeug. Schließlich durfte nichts schief gehen. Aber Niklas war zuversichtlich. Schließlich hatte er lange genug an der Maschine geschraubt.

„Gibt es eigentlich irgendwo dort einen Platz um sicher zu landen?“, fragte Kazuma, der gerade im Cockpit saß und den Steuerknüppel bediente, während Niklas hinten die Ruder kontrollierte.

„Es gibt einige große Straßen in der Stadt. Dort leben soweit ich weiß, keine Menschen mehr. Die meisten Häuser verrotten nur noch. Aber die Straßen wurden von den Sarok freigeräumt. Dort sollte man gut landen können.“, erklärte Niklas. „Gut. Jetzt rechts!“, rief er.

Kazuma zog den Steuerknüppel nach rechts. „Weißt du auch, wo diese Hinrichtung stattfindet?“

Niklas zog eine kleine Schraube nach. „Allerdings. So was machen sie immer im Innenhof des Pentagons. Dort haben Bora und Leola ihren Hauptsitz. Außerdem ist das Gebäude rundherum abgeschirmt. Da kommt niemand rein, der nicht reinkommen sollen.“, erklärte er schnaufend.

Kazuma senkte den Kopf. „Mit anderen Worten wird es verdammt schwer, hineinzukommen.“

„Was denn? Willst du etwa jetzt schon aufgeben? Das hätte ich nicht erwartet.“, sagte Niklas lächelnd.

„Quatsch. Wer redet denn von aufgeben?“, fragte Kazuma etwas errötet. „Es ist nur nicht so einfach, wie es geklungen hat.“

Niklas trat jetzt neben die Maschine. „Es wird sogar noch schwieriger. Das ist eine große Hinrichtung. Die Sicherheitsmaßnahmen werden enorm sein. Vermutlich werden sogar einige Hauptgeneräle an der Veranstaltung teilnehmen. Aber das ist noch nicht das schlimmste. Soweit ich weiß ist sogar der Sohn des Imperators bei solchen Sachen anwesend.“, erklärte Niklas.

Kazuma sah ihn leicht wütend an. „Willst du mir damit etwa Mut machen?“, fragte er verärgert.

„Nein.“, sagte Niklas. Er kratzte sich am Hinterkopf. „Ich sage nur, wie es ist. Du solltest auf das schlimmste vorbereitet sein.“

Kazuma lehnte sich zurück. „Wir brauchen also einen Plan. Einen guten Plan, wenn wir das durchziehen wollen.“
 

Nach dem Essen gingen sie am Nachmittag wieder zum Flugzeug. Beide hatten echte Fliegeroveralls an, die Niklas noch hatte.

Irene war mitgekommen, um ihnen das vorbereitete Lunchpaket noch mitzugeben und sie zu verabschieden.

Kazuma stieg als erster ein in den hinteren Sitz.

Niklas umarmte Irene nochmal. „Bleib möglichst im Bunker. Hier kommen war so gut wie nie Sarok vorbei, aber man kann ja nie wissen. Ich bin so schnell zurück, wie ich kann.“, sagte er.

Irene nickte. „Ich weiß. Ich vertraue dir. Pass auf dich auf und auch auf ihn.“, sagte sie.

Niklas lächelte. „Klar doch. Wir werden das Kind schon schaukeln.“, sagte er, nahm das Lunchpaket und stieg ebenfalls ein.

Dann warf er den Motor an und rollte draußen auf die Startbahn.

Unter dem Winken von Irene hoben sie schließlich ab.
 

Niklas flog ziemlich tief um dem Suchradar der Sarok zu entgehen. Kazuma kannte das schon. Yuans Vater war damals auch sehr tief geflogen.

„Was passiert, wenn wir in Washington ankommen? Wenn wir so tief fliegen, werden die uns doch sehen.“, sagte Kazuma.

Niklas grinste. „Keine Sorge. Ich habe einige technische Spielereien in diesem Baby eingebaut, die das verhindern werden. Manchmal sind die Sarok auch zu etwas zu gebrauchen und wenn es auch nur ihre Technologie ist.“, erklärte er.
 

Kazuma ruhte sich etwas aus. Er schloss die Augen und schlief eine Weile. Bis ein plötzliches Knacksgeräusch ihn aus dem Schlaf riss.

Das Geräusch kam aus dem Funkgerät und bedeutete, das wohl jemand Kontakt mit ihnen aufnehmen wollte.

„Was ist denn das? Fliegt hier noch einer rum?“, fragte Niklas stutzend und setzte die Kopfhörer auf.

„Hallo. Jemand da?“, fragte er.

Kazuma erschrak. „Du kannst doch nicht einfach so antworten.“, sagte er.

„Keine Sorge. De Funk kommt nicht von den Sarok. Die benutzen diese Frequenzen nicht. Die geben sich mit so was nicht ab. Da spricht jemand. Aber ich kann ihn kaum verstehen. Wahrscheinlich sind sie zu weit weg.“, stellte Niklas fest.

Kazuma setzte sich seine Kopfhörer auf und versuchte, etwas zu hören.

Tatsächlich war die Stimme verzerrt und setzte immer wieder aus. Nur einzelne Wort könnte Kazuma verstehen.

„...hier...ack...aufgebrochen...hington...Tanja...etten...kannst...ören...zuma?..“

Kazuma erschrak. Er kannte diese Stimme. Ihm war auch klar, was diese Stimme sagen wollte.

„Sehr gut.“, sagte er grinsend.

Niklas sah Kazuma fragend an. „Was ist denn daran sehr gut. Konntest du das Geplapper etwa verstehen?“

Kazuma nahm die Kopfhörer wieder ab. „Das ist jemand der uns helfen wird. Wenn er das dabei hat, was ich denke, dann habe ich auch schon einen Plan, was wir machen können. Allerdings muss ich dafür vorher noch mit ihm reden.“, erklärte Kazuma.

„Das kannst du im Moment vergessen. Wir sind noch viel zu weit weg. Das schafft unser Sender nicht. Aber vielleicht später, wenn die Stimme ebenfalls auf dem Weg nach Washington ist.“, sagte Niklas.

„Ganz bestimmt.“, sagte Kazuma.
 

Im unterirdischen Gefängniskomplex war Leola in diesem Moment beschäftigt. Sie war in Atruschkas Zelle und schlug mit einer Peitsche auf die am Boden kniende Atruschka ein. Sie hatte wohl schon einige Schläge eingesteckt. Trotzdem sah sie Leola immer noch wütend an.

Leola lächelte. „Was ist denn? Willst du mich etwa mit deiner Kraft fertig machen? Vergiss es. Solange diese Dinger da oben an der Decke hängen, kannst du nichts machen. Denn sobald du dich auf deine Kraft konzentrierst, wirst du davon geschockt.“, sagte Leola und schlug nochmal zu.

Atruschka ging jetzt halb bewusstlos zu Boden.

„Was denn? Schon fertig? Schade.“, sagte Leola enttäuscht.

„Mylady. Wenn sie erlauben. Es war sehr schlecht, wenn sie einen der Gefangenen heute schon töten.“, sagte eine Stimme von draußen.

Leola riss die Tür auf und schloss sie hinter sich wieder.

„Ich weiß. Ich weiß. Aber es macht nun einmal so viel Spaß, Menschen zu quälen.“, entgegnete sie fröhlich klingend.

Der Sarok neben der Tür räusperte sich. „General Toxtirot hat sich bereits gemeldet. Er hat die Sicherheitsleute instruiert und alle Maßnahmen, die sie angeordnet haben, ausgeführt.“, sagte er.

Leola lächelte. „Sehr gut. Er ist einer meiner verlässlichsten Generäle. An ihm kommt niemand vorbei. Was ist mit Nuraku? Ich möchte sie morgen unbedingt an meiner Seite wissen.“

„Nun. Lady Nuraku nimmt im Moment ihr abendliches Bad.“, erklärte der Sarok etwas rot werdend.

Leola seufzte. „Kann die nicht einmal etwas ernst nehmen?“, fragte sie.
 

Leola öffnete die Tür zum Bad, wo ihr einige Dampfschwaden entgegen kamen.

„Nuraku? Bist du hier?“, fragte sie. Sie machte ein paar Schritte vorwärts, allerdings konnte sie kaum etwas sehen. Gerade noch so erkannte sie den Rand der großen Badewanne und blieb stehen.

„Nuraku! Melde dich gefälligst!“, schrie Leola.

„Mein Gott, wie laut.“, sagte eine sanfte Stimme.

Die Nebelschwaden wurden durchsichtiger und man sah eine Sarokfrau in der Mitte der Wanne stehen, die von 4 weiteren Frauen gewaschen wurde. Sie war recht dünn und in den Augen eines Sarok wohl sehr hübsch.

Leolas linke Auge zuckte vor Wut. „Was soll das denn hier? Wir haben morgen ein wichtiges Ereignis!“, schrie sie.

Nuraku sah sie gelangweilt an. „Na und? Doch erst morgen. Darüber mache ich mir doch jetzt noch keine Sorgen.“, sagte sie.

Leola schien immer wütender zu werden. „Aber wir müssen jederzeit mit einem feindlichen Angriff rechnen. Das heißt, das wir ständig bereit sein müssen, zu kämpfen, wenn es nötig wird!“

Nuraku winkte die Frauen ab, nahm sich ein Handtuch, das sie sich um den Körper wickelte und stieg aus dem Wasser.

„Gut. Ich ziehe mich jetzt an. Zufrieden?“, fragte sie leicht beleidigt.

Leola bekam ein hochroten Kopf. Allerdings. Du solltest langsam kapieren, das ich deine Herrin bin und du auf mich hören musst.“, sagte sie und ging wieder raus.

Nuraku seufzte. „Ich habe das alles so satt.“, sagte sie.
 

Die Sonne war schon seit einer Weile hinter dem Heck der Donnervalküre untergegangen und der Himmel war nahezu schwarz.

„Gut, das wir beinahe Neumond haben. So werden wir nicht so leicht gesehen. Das ist von Vorteil.“, erklärte Niklas.

Kazuma versuchte derweil, über das Funkgerät eine Verbindung zu dem Funkspruch von vorhin zu kriegen, aber er hatte noch immer kein Glück.

„Wie weit noch bis Washington?“, fragte er.

Niklas sah auf die Karte. „Noch etwa eine Viertelstunde bei der Geschwindigkeit.“, sagte er.

„Was ist, wenn ich bin dahin keinen Kontakt herstellen kann?“, fragte Kazuma nochmal.

Niklas dachte kurz nach. „Soweit ich weiß gibt es einen Armeestützpunkt in der Nähe des Pentagons. Dort sollte ein Funkgerät sein, das stark genug ist um den Sender des Funkspruches von vorhin zu erreichen.“

Kazuma lehnte sich zurück und versuchte es trotzdem weiter.

Plötzlich ertönte ein grelles Geräusch und eine rote Lampe blinkte bei Niklas auf.

„Was ist das? Ist das schlecht?“, fragte Kazuma.

Niklas schluckte. „Nein. Das heißt nur, das wir in Radarreichweite sind. Jetzt greif ich in die Trickkiste.“, sagte Niklas und drückte einige Knöpfe auf einer zusätzlichen Konsole.

„Jetzt halt dich mal fest.“, sagte er und zog das Flugzeug nach oben.

Kazuma wurde regelrecht in seinen Sitz gedrückt, so steil ging es nach oben.

„Moment mal. Du sagtest doch, das wir in Radarreichweite sind. Warum also gehst du nach oben?“ Kazuma war irgendwie unwohl, wobei er nicht wusste, ob das an dem Steilflug lag oder an der Tatsache, das sie vielleicht jeden Moment abgeschossen werden könnten.

„Ich habe ein Gerät, dass das Radar austricksen kann. Ich sagte doch, das die Saroktechnologie für einiges gut ist. Jetzt dürfen wir nur nicht zu früh vom Boden aus gesehen werden.“, erklärte Niklas und tauchte mit dem Flugzeug in eine Wolke ein.

Dann ging auf einmal der Motor aus.

Kazuma wurde jetzt noch übler. „Warum machst du einfach so den Motor aus?“

„Geräusche. Der Motor ist so laut, das sie ihn frühzeitig hören könnten. Aber keine Sorge. Die Richtung stimmt und die Höhe auch. Ich habe schon eine Landebahn ausgesucht und genau auf die steuern wir gerade zu.“, erklärte Niklas.
 

Etwa 10 Minuten segelten sie über der Wolkendecke, bis Niklas den Steuerknüppel etwas nach vorne schob und sie wieder durch die Wolken nach unten stießen.

Sie waren tatsächlich über Washington. Kazuma konnte schon einige Lichter in der Ferne sehen. Dort war wohl das Pentagon.

Einige Suchscheinwerfer waren dort in den Himmel gerichtet.

„Da müssen wir hin?“, fragte Kazuma.

„Schon. Aber wir landen mitten in der Stadt. Da hinten ist es zu gefährlich. Es reicht, wenn wir rechtzeitig ankommen.“, sagte Niklas und ging in den Sinkflug über.

Plötzlich wackelte das ganze Flugzeug hin und her.

„W was i ist d das?“, wollte Kazuma wissen.

„Turbulenzen. Damit hatte ich in der Höhe nicht gerechnet.“, erwähnte Niklas, während er Mühe zu haben schien, das Ruder gerade zu halten.

Kazuma sah kurz aus dem Fenster, aber unter ihnen war alles dunkel. Nicht einmal eine Straßenlaterne war zu sehen geschweige denn die Häuser.

„Wo zum Geier ist die Landebahn?“

„Na da!“, sagte Niklas und zeigte nach vorne.

Kazuma sah aus dem Cockpit, doch er konnte nach wie vor nur schwarzen Boden sehen.

„Keine Sorge. Meine Berechnungen stimmen schon. Aber schnall dich lieber mal an.“, sagte Niklas.

Kazuma ließ sich zurück in seinen Sitz fallen und kramte alle Sicherheitsgurte raus, die er finden konnte.

Langsam kam die unsichere Dunkelheit des Bodens immer näher. Kazuma war klar das, wenn Niklas nur ein paar Meter daneben läge, würden sie wahrscheinlich gleich in eine Haus reinkrachen.

Er schloss einfach nur noch die Augen.

Plötzlich gab es einen Ruck und die Räder fingen an, sich zu bewegen.

Niklas trat langsam auf die Bremse und tatsächlich wurden sie langsamer. Das war ein sicheres Zeichen dafür, das sie auf dem Boden angekommen waren.

Plötzlich gab es etwa hundert Meter vor ihnen eine Explosion.

Eine ganze Häuserwand wurde weggerissen und fiel auf die Straße. Niklas konnte nicht mehr rechtzeitig abbremsen.

Die Steine rissen das Fahrwerk weg und der Rumpf krachte auf den Boden. Er schlidderte noch etwas, drehte sich um 90 Grad und und krachte gegen ein weiteres Haus.

Dann wurde es ruhig.
 

Kazuma bekam als erster die Augen auf. „W was ist passiert?“, fragte er.

Niklas stöhnte. „Sieht so aus, als wenn wir nicht ganz so lautlos gewesen wären, wie wir dachten.“, sagte er und zeigte auf eine kleine Division Soldaten, die ihre Gewehre auf sie richteten.

„Rauskommen. Aber ein bisschen plötzlich. Und keine Waffen.“, sagte einer der Soldaten.

Vorsichtig stiegen die beiden aus. Glücklicherweise waren sie nicht großartig verletzt.

„Durchsucht sie.“, sagte der befehlshabende Sarok.

Zwei von den Soldaten tasteten sie jetzt auf Waffen ab, fanden aber nichts. Kazuma hatte seine Schwerter im Flugzeug gelassen.

„Sie sind unbewaffnet.“, sagte einer der beiden Soldatne salutiernde.

Der Befehlshabende trat vor die beiden.“Was habt ihr hier zu suchen? Warum seid ihr hier? Na ist ja auch egal. Wir werden das schon aus euch herauskitzeln.“, sagte er lächelnd.

Plötzlich hob Niklas seine Hand und rammte dem Sarok ein Messer in die Brust.

Dann ging alles sehr schnell. In Niklas Hand erschienen 4 Wurfsterne, die er blitzschnell auf die anderen Soldaten schleuderte. Jeder war tödlich.

Sie fielen war gleichzeitig um.

Kazuma schluckte. „Wow. Das war...“ Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Die Aktion war einfach nur schnell und genial gewesen.

„Hol deine Schwerter. Das Flugzeug können wir wohl vergessen.“, sagte Niklas.

Kazuma fing sich wieder, nickte und holte seine Schwerter aus dem Flugzeug heraus, die er sich gleich umschnallte.

„Tut mir leid, wegen deinem Flugzeug.“, entschuldigte er sich.

„Nicht doch. Ich hätte diese Technologie wahrscheinlich vorher überprüfen sollen. Irgendwie ist es auch meine Schuld. Aber mach dir nichts draus.“, sagte er und sah auf die Uhr. „Beinahe Mitternacht. Wir haben also noch 12 Stunden Zeit. Die sollten wir nutzen.“, sagte er.

Kazuma nickte. Sie nahm auch das Lunchpaket von Irene mit und machte sich auf den Weg in Richtung Pentagon.
 

Im Schutz der Dunkelheit kamen sie ohne großartige Probleme voran. Ab und zu mussten sie mal einer Patroullie entgehen. Offensichtlich hatten die auch Nachtsichtgeräte, aber Niklas schien sich recht gut auszukennen, so dass sie nach zwei Stunden bei der Armeebasis ankamen, von der Niklas geredet hatte.

Dem Aussehen nach war sie wohl schon eine Weile verlassen. Trotzdem schlichen sie vorsichtig umher um niemanden aufzuscheuchen.

Letztendlich kamen sie im Funkraum der Basis an, der den Spinnweben zufolge auch schon seit Jahren nicht mehr benutzt wurde.

„Hoffentlich geht das noch.“, sagte Kazuma.

Niklas setzte sich hin und schaltete die Anlage ein. Zum Glück gab es noch Strom, so das er gleich checken konnte, ob sie auch senden können.

„Das funktioniert. Jetzt nur noch die Frequenz von vorhin einstellen...und schon geht es. Hier.“, sagte Niklas und gab Kazuma das Mikrophon in die Hand.

Er drückte den Knopf und fing an. „Hier ist Kazuma. Ich wiederhole. Hier ist Kazuma. Jack. Kannst du mich hören?“, fragte er.

Wir einen Moment hörten die beiden nur ein Rauschen über den Lautsprecher. Da gab es plötzlich wieder einen grellen Ton.

„Kazuma! Bist du das?“, fragte die Stimme.

Kazuma freute sich richtig. „Ja. Ich bin´s Jack! Ich bin hier!“, sagte er.

„Na prima. Ich dachte schon, die hätten dich alle gemacht. Wäre wohl besser gewesen denn jetzt mach ich dich alle, wenn ich dich kriege. Ich hab dir gesagt, das du auf Tanja aufpassen sollst. Was also soll das jetzt?“, fragte Jack.

„Und wer ist das?“, fragte Niklas stutzig.

„Das ist Jack. Tanjas Vater. Sie ist eine von denen, die wir retten wollen.“, sagte Kazuma mit einer Schweißperle auf der Stirn.

Niklas seufzte. „Na toll. Und wie soll der uns helfen?“, fragte er enttäuscht.

„Jack. Hörst du mich? Hast du SIE dabei?“, fragte Kazuma.

„Wofür hältst du mich denn? Natürlich habe ich SIE dabei!“, schrie Jack.

Kazuma atmete auf. „Gut. Wann bist du in Washington? Ich bin auch hier!“, sagte Kazuma.

„In etwa 8 Stunden. Die Dinger hier sind leider nicht so schnell. Schon gar nicht mit so einer Ladung.“, bestätigte Jack.

Kazuma setzte sich hin. „Das heißt, wir haben nur zwei Stunden von dann an.“, sagte er etwas enttäuscht.

„Ist nicht viel Zeit. Aber wovon redet ihr da überhaupt?“, fragte Niklas unwissend.

„Gut.“, sagte Kazuma wieder ins Funkgerät. „Versucht etwa 500 Meter südlich vom Pentagon zu landen. Wenn ihr kommt, werden wahrscheinlich die meisten Soldaten abgezogen, um euch zu bekämpfen. Dann haben wir Zeit, hineinzukommen. Habt ihr verstanden?“

Für etwa eine Minute wurde es ruhig. Dann meldete sich Jack wieder. „Einverstanden. Aber vermassele es nicht. Sonst drehe ich dir persönlich den Hals um. Over and out!“, sagte Jack und verstummte.

Kazuma lehnte sich zurück. „Jetzt können wir nur noch warten.“, sagte er.

Niklas verstand gar nichts. Aber ihm war klar, das Kazuma einen Plan hatte.

Die Ruhe vor dem Sturm

Kapitel 84:Die Ruhe vor dem Sturm
 

Die Sonne ging langsam am fernen Horizont auf und läutete in Washington einen weiteren Tag ein.

Kazuma und Niklas waren noch auf der Armeebasis. Sie hatten sich einen kleinen Schuppen als Versteck ausgesucht, falls irgendwelche Patroullien sie suchen sollten.

Niklas sah gelangweilt auf die Uhr. „Halb sechs. Willst du wirklich noch 4 1/2 Stunden warten? Das könnte ziemlich knapp werden.“

Kazuma lehnte an der Wand und schien nachzudenken. „Ich weiß. Aber im Moment haben wir keine andere Wahl. Du weißt nicht, wo sie gefangen gehalten werden und einfach reinzustürmen bringt bei der Menge an Soldaten nichts. Wir müssen auf den Überraschungsmoment warten.“, erklärte er.

„Kann dieser Jack wirklich für so viel Trubel sorgen, das die Soldaten abgezogen werden?“ Niklas hielt das für ziemlich unwahrscheinlich.

Kazuma aber grinste. „Keine Sorge. Wenn er ankommt, wirst du es verstehen. Ich will dir doch nicht die Überraschung verderben.“

Da flog etwas über ihre Köpfe hinweg.

Kazuma erblickte aus einem kleinen Fenster ein Raumschiff der Sarok, das in Richtung Pentagon flog und offensichtlich dort runterging. „Wer ist da drin?“, fragte er.

Niklas sah ebenfalls hin. „Wahrscheinlich der Sohn des Imperators. Möglich, das auch einige Hauptgeneräle anwesend sein werden. Mann. Das ist wirklich ein Himmelfahrtskommando!“

Kazuma schluckte. Er hatte eben, als das Schiff über sie hinweggeflogen war, eine gewaltige Aura gespürt. Noch viel größer als bei Zakor. Dieser Kerl da drin war eine ganz andere Liga. Allein bei dem Gedanken, gegen so einen Kerl kämpfen zu müssen bekam er eine Gänsehaut.
 

Das Schiff landete direkt vor dem Haupteingang des Pentagons, wo Leola und Bora bereits warteten.

Als die Tür des Schiffes sich öffnete, verneigten sich beide ganz tief.

Ein Sarok erschien und ging den Landungssteg des Schiffes herunter.

Er trug eine glänzende Rüstung, an der ein Langschwert befestigt war. Wäre es kein Sarok gewesen, hätte man ihn für einen mittelalterlichen Ritter halten können.

„Wir grüßen Dakurun, den Sohn unseres geschätzten Imperators.“, sagten Bora und Leola im Chor.

Dakurun schien sie aber kaum zu beachten. „Ja, ja. Schon gut. Ich bin nur hier, weil mein Vater darauf bestanden hat wie immer. Ich mag die Flüge in diesem engen Gleiter nicht.“, entgegnete er.

„Dann erlauben sie mir, sie zu ihrem üblichen Zimmer zu begleiten.“, bot Leola an.

„Unsinn. Ich kenne den Weg bereits. Kümmert euch lieber um die Sicherheitsvorkehrungen. Soweit ich gehört habe könnte es diesmal echten Wiederstand geben. Erwartet aber nicht, das ich euch dabei helfe.“, sagte Dakurun und ging an den beiden vorbei, ohne sie auch nur noch eines Blickes zu würdigen.

„Das werden wir. Nichts wird uns stören.“, versicherte Bora.

Leola verschränkte die Arme. Eingebildet wie immer. Ich frage mich, wieso der uns Befehle geben darf. Aber egal. Ich werde dann mal die Gefangenen abholen. Schließlich ist es bald soweit.“, sagte Leola lächelnd und ging.

Bora wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Es darf nichts schiefgehen. Absolut gar nichts.“, dachte er.
 

Zwanzig Minuten später war Leola im unterirdischen Gefängnis angekommen. Einige Soldaten holten die Gefangenen aus ihren Zellen.

Sie waren ziemlich erschöpft aber in ihren Augen sah man immer noch den Kampfeswillen.

Junko sah besonders wütend aus. „Ihr werdet schon noch bekommen, was ihr verdient. Wartet es nur ab!“, schrie sie.

Leola ging auf sie zu und verpasste ihr eine Backpfeife. „Vergiss es. Es gibt niemanden auf dieser Welt, der es mit uns aufnehmen kann. In 6 Stunden werdet ihr alle hier euren letzten Atemzug tun. Die ganze Welt wird dabei zusehen. Die Menschen werden erkennen, wie hilflos sie doch sind. Der Rest ist dann nur noch ein Kinderspiel.“, sagte sie.

Junko spuckte Leola ins Gesicht. „Kazuma wird uns retten. Das wird er bestimmt. Ich glaube an ihn und ihr anderen solltet das auch!“, schrie Junko.

Alle hoben etwas schwach ihre Köpfe. Doch sie lächelten.

„Du hast recht.“, sagte Serena keuchend. „Ich bin sicher, er lebt noch und er wird uns nicht im Stich lassen.“, sagte sie.

„Dumme Göre!“, schrie Leola und boxte Serena in den Bauch. Davon wurde sie bewusstlos.

„Eure Zeit auf dieser Erde ist vorbei. Bringt sie endlich weg!“, schrie Leola.

Die Soldaten schleppten sie nach oben, während Leola sich die Backe abwischte. „Wie gerne würde ich dieses Mädchen eigenhändig töten.“, sagte sie wütend.
 

Inzwischen war es 7 Uhr durch.

Kazuma hatte einen Lappen genommen und machte gerade seine Schwerter etwas sauber. Niklas sah ihm dabei zu.

„Machst du dir keine Sorgen wegen dem, was uns bevorsteht?“, fragte er plötzlich.

Kazuma hielt die Falkenklinge in die Höhe, die wieder schön glänzte. „Nein. Das war aber schon immer so. Es ist nicht so, das ich mir wirklich keine Sorgen mache, aber ich sage mir einfach, was passiert, passiert eben. Ich werde mein bestes geben in der nächsten Schlacht. Und in der danach. Und in der danach. Wenn ich das tue, brauche ich keine Angst zu haben.“, erklärte er.

„Aber immerhin geht es um deine Freunde und deine Schwester. Du könntest dir schon ein paar Gedanken darum machen, was passiert, wenn du versagst.“

Kazuma steckte die Falkenklinge in die Scheide zurück und stellte es an die Seite.

„Wenn ich das aber tue, kann ich nicht mehr richtig kämpfen. Dann ist es so, als würde ich nur mit halber Kraft kämpfen könnnen.“, erklärte Kazuma und stand auf. „So. Genug ausgeruht. Es wird Zeit, endlich mal etwas zu unternehmen. Wir brauchen noch ein paar Informationen. Zum Beispiel über das Pentagon. Wie es da drinnen aussieht und wie wir am besten reinkommen.“, fügte er hinzu.

Niklas sah ihn fragend an. „Und wie kommen wir an solche Informationen?“
 

10 Minuten später waren sie in einem ehemaligen Wohngebiet der Stadt und spähten aus einem Versteck heraus auf eine Patroullie aus drei Soldaten.

Kazuma nickte. Beide stürmten hervor und bevor die Soldaten reagieren konnten lagen zwei von ihnen am Boden. Der dritte hing an der Wand mit Kazumas Schwert an seinem Hals.

Vor Schreck ließ er das Gewehr fallen und hob die Hände.

„Bitte. Bitte töte mich nicht.“, jammerte er.

Kazuma lächelte. „Kommt darauf an, was du uns zu sagen hast.“
 

Wieder in der Armeebasis mit ihrem Gefangenen hatten sie einen Plan vor sich liegen, der das Pentagon zeigte.

„Also. Der Innenhof ist etwa so eingeteilt.“, sagte Niklas und zeichnete die Tribünen auf.

„In der Mitte muss der Hinrichtungsplatz sein. Offensichtlich eine technische Vorrichtung. Wie genau es aussieht, konnte er nicht so genau sagen, da er es noch nicht gesehen hat.“, sagte Niklas und sah auf den bewusstlosen und gefesselten Soldaten am Boden.

„Der Haupteingang ist hier, oder?“, fragte Kazuma und zeigte auf eine große Tür.

„Scheint so. Auf jeden Fall wird es schwierig werden, an deine Freunde heranzukommen, wenn die Tribünen voll sind. Wahrscheinlich sind es hauptsächlich Schaulustige, aber wir müssen auch von einigen starken Kämpfern ausgehen.“, bemerkte Niklas.

Kazuma setzte sich hin. „Da habe ich vielleicht auch etwas. Das hier ist doch eine Armeebasis, oder? Die haben doch mit Sicherheit auch etwas, das schön knallt.“, sagte er lächelnd.
 

Sie durchsuchten die ganze Basis und fanden schließlich in einem kleinen Lagerraum noch etwas C4 Sprengstoff. Kazuma konnte damit zwar nichts anfangen, aber da Niklas bei der Armee gewesen war, konnte er mit den passenden Zündern einige kleine Bomben basteln, die sie wieder mit ihrem Versteck nahmen.

Kazuma sah nochmal auf die Uhr. „Halb 9. Das Pentagon ist von hier aus etwa eine Stunde entfernt. Wir sollten uns also langsam auf den Weg machen.“, sagte er.

Niklas nickte. Er packte die Bomben in einen Rucksack. Dann gingen sie nochmal am Funkhaus vorbei, um sich ein kleines Funkgerät mit geringerer Reichweite mitzunehmen. Schließlich setzten sie ihren Marsch auf das Pentagon fort.
 

Inzwischen landete ein kleines Raumschiff mitten im Innenhof des Pentagons. Als die Tür aufging, trat Junko als erstes heraus gefolgt von Leola, die einen kleinen Stab in der Hand hatte, mit dem sie Junko immer wieder Stromstöße verpasste.

Junko erschrak, als sie in der Mitte des Hofes einen Glaskasten sah. „Was ist das?“, fragte sie.

„Stell nicht so viele Fragen und geh!“, schrie Leola und gab ihr noch einen Stromstoß.

Sie blieb direkt vor dem Kasten stehen. Jetzt kamen auch die anderen langsam heraus.

Leola holte eine kleine Karte heraus, die sie in einen Schlitz an einer kleinen Apparatur neben dem Glaskasten steckte.

Eine der Scheiben fuhr runter und gab einen Eingang frei.

„Los! Rein!“, schrie Leola.

Junko stolperte hinein und langsam folgten ihr auch die anderen.

„Willst du uns nicht wenigstens die Fesseln abnehmen?“, fragte Junko wütend und deutete darauf, das ihre Hände immer noch mit seltsamen Handschellen auf dem Rücken hingen.

Leola lächelte. „Unsinn. So ist es doch viel schöner. Ich werde noch etwas hierbleiben und mitansehen, wie eure Hoffnung schwindet. Übrigens ist das Glas absolut bruchsicher und feuerfest. Ihr könnt die letzten Stunden eures Lebens ruhig nochmal genießen.“, sagte Leola, nahm die Karte heraus und der Eingang wurde verriegelt.

Junko schrie und rannte mit der Schulter gegen die Scheibe, die aber keinen Millimeter nachgab. Stattdessen fiel Junko auf den Boden.

„Kazuma wird uns retten! Verlass dich drauf!“, schrie sie.

Leola ging zu einer der Tribünen und setzte sich hin. „Niemand kommt hier rein.“, sagte lächelnd.
 

Kazuma und Niklas waren in einem alten Gebäude in der Nähe des Pentagons und beobachteten das Gebäude mit einem Fernglas. „Okay. Wie vermutet ist das ganze Gelände von Soldaten umgeben. Im Moment könnte nicht mal eine Fliege da reinkommen.“, erklärte Niklas.

Kazuma sah auf die Uhr. „Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit. Dann geht es los.“, sagte er.

„Und wie genau?“, wollte Niklas nochmal wissen.

Kazuma holte den Plan des Pentagons heraus. „Als erstes gehen wir durch den Haupteingang rein. Da werden zu der Zeit nicht mehr viele Soldaten sein. Dann teilen wir uns nach rechts und links auf um die Soldaten ebenfalls zu splitten. Wir kämpfen uns zu dem beziehungsweise dem Punkt hier durch.“, sagte Kazuma und zeigte auf zwei rote Kreise auf der Karte. „Dort sind keine Tribünen und wir können direkt in die Mitte, ohne das wir auf großen Wiederstand stoßen werden, nehme ich an. Dann holen wir sie da raus.“, erklärte er.

Niklas gähnte. „Dann ruh ich mich nochmal etwas aus. Schließlich geht es gleich ziemlich rund.“, sagte er und lehnte sich an die Wand.

Kazuma sah auf das Funkgerät. „Serena, Junko und ihr anderen. Ich werde euch definitiv retten.“, dachte er.
 

Es war, als würde jede Minute eine Ewigkeit dauern. Jedenfalls kam es Kazuma so vor. Er sah ständig auf die Uhr und fragte sich, wann es endlich soweit sein würde.

Da hörte er ein knackendes Geräusch über das Funkgerät. Jemand versuchte, ihn zu erreichen.

„Hallo. Jack? Bist du das?“, fragte er.

„Natürlich bin ich es. Wer sollte es denn sonst sein?“, schrie Jack über Funk so laut, das sogar Niklas davon wach wurde.

„Wo bist du? Bist du fast da?“, fragte Kazuma.

„Allerdings. In etwa 5 Minuten werden wir abgeworfen und zwar genau da, wo du gesagt hast. Ich hoffe, das es auch funktioniert.“, sagte Jack.

„Ganz bestimmt. Ich bin ja nicht alleine. Ich habe noch einen Freund hier und zu zweit werden wir das schon irgendwie schaffen.“, sagte Kazuma mutig klingend.

„Das wollte ich hören. Wehe, meiner Tochter stößt irgendwas zu. Ich verlasse mich auf dich.“, sagte Jack und es wurde wieder stumm.

Niklas stand auf und sah zum Fenster. „Dann geht es gleich los.“, sagte er.

Er hob beide Hände und ließ in ihnen zwei Schwerter erscheinen, während seiner Körper wieder in die Rüstung gehüllt wurde, mit der er zuvor gegen Kazuma gekämpft hatte. „Geben wir unser bestes. Ich habe Irene immerhin versprochen, das ich wieder zurückkommen werde.“, sagte er.

Kazuma nickte. „Das wirst du. Ganz bestimmt.“, versicherte Kazuma.
 

Leola saß immer noch auf der Tribüne und sah auf den Glaskasten, in dem die Freunde saßen. Sie versuchten, sich gegenseitig die Fesseln abzunehmen, was aber bisher nicht von Erfolg gekrönt wurde.

Ein Sarok kam rasch zu Leola gerannt und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Leola erschrak. „Was? Von wo? Wann?“, fragte sie schockiert.

Plötzlich wurde ein lautes Motorengeräusch hörbar und am Himmel stießen durch die dichte Wolkendecke über Washington 8 Flugzeuge.

Niklas und Kazuma waren auf dem Dach und sahen die Flugzeuge über sich.

„Die sind ja riesig!“, sagte Niklas staunend.

Die Ladeklappen der Flugzeuge gingen auf und aus jedem Flugzeuge sprangen zwei Gestalten ab.

Erst bei näherem Hinsehen konnte man erkennen, das keine Menschen waren. Das war viel größer.

Als Niklas erkannte, was das war, wurden seine Augen groß.

„Sind das etwa... etwa...?“, fragte er.

„Zentauris! Allerdings. Jack ist der Kommandant der versteckten Zentauribasis. Und der Vater von Tanja.“, erklärte Kazuma lächelnd.

Leola war auf das Dach des Pentagons und sah die Zentauris nach unten fliegen und mitten in der Stadt runtergehen.

Bei jedem Aufschlag wurde eine Staubwolke sichtbar.

„D das kann nicht sein. Ich habe doch damals alle...“, sagte Leola erschrocken aber wütend.

„Diese lächerlichen Menschen. Sie glauben doch tatsächlich, uns damit besiegen zu können.“, sagte sie zähneknirschend.

„NURAKU!“, schrie sie.

Direkt neben ihr erschien jetzt Nuraku und verneigte sich. „Sie wünschen, Mylady.“, sagte sie.

Leola zitterte vor kampfeslust. „Sorge dafür, das hier nichts schiefgeht. Ich nehme mir die Soldaten und werde diesen Menschen ihre letzte Lektion erteilen. Diesmal werde ich jede einzelne dieser Maschinen eigenhändig zerlegen!“, schrie sie und sprang runter.

Nuraku nickte. „Wie sie wünschen.“, sagte sie und sah zu den Zentauris. „Die Menschen sind stärker, als sie aussehen.“, bemerkte sie.
 

Niklas stand immer noch der Mund auf vor lauter Staunen. Er hatte mit einigem gerechnet, aber nicht mit Zentauris.

„Was meinst du? Sollte das reichen, um einige der Soldaten hier wegzukriegen?“, fragte Kazuma.

Niklas grinste. „Unglaublich. Ich hätte niemals gedacht, das ich einen von denen sehen würde. Und jetzt gleich 16 auf einmal. Das ist ja Wahnsinn!“, sagte er begeistert.

Kazuma wunderte sich ein wenig. So eine Reaktion hatte er nicht erwartet. Aber im Moment war ihm etwas anderes wichtig. Er sah mit dem Fernglas zum Pentagon und sah, das etliche der Soldaten abgezogen wurden und offenbar einem weiblichen Sarok folgten, der seiner Meinung nach nur Leola sein konnte.

„Gut. Wie es aussieht, wird es jetzt etwas einfacher. Mit etwas Glück sind die Tribünen auch noch nicht gefüllt. Legen wir los.“, sagte er.

Niklas aber beobachtete gerade einen der Zentauris mit leuchtenden Augen.

„Hey. Komm schon.“, sagte Kazuma und zog Niklas am Kragen.

„Wie? Was?“, fragte der als wäre er gerade erst zu sich gekommen.

„Schon vergessen, weswegen wir hier sind?“, fragte Kazuma mit ernstem Gesichtsausdruck.

Niklas lächelte verlegen. „Tut mir leid, aber wenn ich sowas sehe, bin ich immer hin und weg.“, sagte er.

„Dann reiß dich jetzt zusammen!“, schrie Kazuma.

Nachdem sie vom Dach runter waren sprangen sie über die Umzäunung des Pentagons und rannte in Richtung Vordereingang.

Es waren nur noch einzelne Soldaten da, die sie jetzt bemerkten, doch die beiden waren so schnell, das sie die erledigen konnten, ehe sie auch nur Gelegenheit bekamen, zu schießen.

Ohne sich um die anderen Soldaten etwas weiter weg zu kümmern brachen sie durch den Vordereingang in das Gebäude rein.

Mit einem Mal wurde es ruhig. Niemand war zu sehen. Nichts einmal ein Soldat.

„Gespenstisch.“, sagte Niklas.

„ Plazieren wir hier die Sprengladungen um eventuelle Vefolger auszuschließen.“, sagte Niklas und legte einige Bomben um den Eingang. „ Mit den Bewegungssensoren gehen sie los sobald sich einer hier Zutritt verschafft.“

Kazuma steckte seine Schwerter weg. „Also gut. Du links und ich rechts. Wir treffen uns im Innenhof.“, sagte er.

Niklas nickte. Dann rannte beide gleichzeitig in ihre jeweilige Richtung los.

Sie hatten jetzt nur noch 2 Stunden Zeit.

Nuraku

Kapitel 85: Nuraku
 

Leola trat langsam voran. Ihr folgten etliche Soldaten, die auf ihren Befehl hin angreifen würden.

Etwa 100 Meter vor ihnen standen die Zentauris. Sie sahen fast majestätisch aus, weil sie über die meisten Häuser hinwegragten.

In der Mitte stand der Zentauri, in dem Jack drinsaß. Er war der größte von allen.

„Seid vorsichtig. Die Soldaten dürften kein Problem sein, aber Leola ist auch dabei. Lasst euch nicht in einen direkten Zweikampf mit ihr verwickeln. Ihr wisst, was damals dabei herausgekommen ist.“, warnte Jack die anderen über Funk.

Leola blieb jetzt stehen. Ihr Mund verzog sich zu einem hämischen Grinsen. „Endlich. Es wird Zeit, das ich mal wieder einen richtigen Kampf führe. Ist schon viel zu lange her.“, sagte sie.

Mit diesen Worten winkte sie einen der Soldaten zu sich.

Dieser Soldat trug ein etwa zwei Meter langes, dünnen Bündel in der Hand, das er Leola jetzt überreichte.

Leola nahm es und sah es sich sehnsüchtig an. „3 Jahre hab ich dich nun nicht mehr benutzt. Aber für diesen Anlass ist es das wert.“, sagte sie und befreite das Bündel aus der Verpackung.

Ein langer Speer aus Metall kam zum Vorschein der an zwei Stellen etwas dicker war. Dort schienen mechanische Gegenstände dran zu sein.

„Zeigt mal, was die letzte Verteidigung der Menschheit zu bieten hat!“, schrie Leola.
 

Kazuma und Niklas hatten sich getrennt und waren in zwei verschiedenen Richtungen durch das Pentagon unterwegs.

Kazuma hatte sich den Plan genau eingeprägt. Es gab nur zwei sichere Durchgänge in den Innenhof und einen davon steuerte er gerade an.

Es müsste sehr schnell gehen. Sobald er den Innenhof erreichte, müsste er seine Freunde befreien und verschwinden. Wenn es zu lange dauern würde, könnte er auch geschnappt werden.

Der Flur, durch den er rannte, war nur etwa 2 Meter breit, doch immer noch war kein einziger Soldat zu sehen.

„Sind die etwa alle zu den Zentauris gegangen?“, fragte Kazuma sich. Es war schon merkwürdig.

Plötzlich spürte er etwas direkt vor sich. Es war eine unglaubliche Aura.

Wie in einem Reflex beugte er seinen Körper nach hinten, bevor er eine riesige, axtähnliche Klinge direkt aus der Wand brach und nach ihm schlug.

Da er aber nach unten ausgewichen war, verfehlte sie ihn nur knapp.

Er fiel auf den Boden und rutschte noch ein paar Meter weiter, bevor er zum halten kam.

Die Axt öffnete ein größeres Loch und eine Gestalt kam aus dem Zimmer auf den Flur.

Kazuma stutzte. Es war eine junge Sarokfrau. Doch das war nicht alles. Er kannte diese Aura, die sie ausstrahlte. Er kannte sie.

Mit einem Mal spürte er einen leichten Schmerz auf seinem Rücken. Es war die Narbe.

Langsam stand er auf. Er senkte leicht den Kopf und lächelte.

„Du bist das, oder?“, fragte er.

Die Frau stutzte.

„Du hast mir diese Verletzung zugefügt, nicht wahr. Und du hast Ratko schwer verletzt. Und wer weiß, was du den anderen zugefügt hast.“, sagte Kazuma wütend klingend.

Die Frau lächelte jetzt. „Verstehe. DU bist das also. Ich habe mich schon gefragt, wer so dumm sein könnte, hier einzudringen. Aber warum? Warum bist du hier? Willst du dein Leben wirklich so leichtsinnig wegwerfen?“, fragte sie.

„Wegwerfen? Ich werfe mein Leben nicht weg. Ich bin hier, um meine Freunde zu retten. Und ich habe nicht vor, hier zu sterben!“, schrie Kazuma voller Entschlusskraft.

Nuraku kicherte ein wenig. „Also glaubst du wirklich, du könntest das hier überleben? Das ist Unsinn. Legst dich mit einer ganzen Armee an und riskierst sogar, auf Leola zu treffen, nur wegen so etwas lächerlichem wie Freundschaft?“

„Hör auf, die Freundschaft ins lächerliche zu ziehen! Wenn ich meine Freunde nicht gehabt hätte, wäre ich niemals so weit gekommen! Sie bedeuten mir alles und ich lasse sie nicht im Stich!“, schrie Kazuma, zog die Falkenklinge und stürmte im gleichen Moment auf Nuraku zu.

„Ich zeige dir, wie bedeutungslos die Freundschaft ist.“, sagte Nuraku. Ihr rechter Arm verwandelte sich in eine Klinge und beide Klingen trafen aufeinander.

„Hier und jetzt wirst du sterben.“, kündigte Nuraku an.
 

Niklas war ebenfalls auf dem Weg durch das Gebäude und auch er stieß auf keinen einzigen Soldaten.

„Das wird ein Kinderspiel.“, dachte er sich.

Plötzlich blieb er stehen.

Etwa 20 Meter vor ihm stand ein Sarok auf dem Flur. Er lehnte lässig an der Wand und hatte die Augen geschlossen.

Niklas schluckte. Er sah nicht sehr stark aus als könnte er ein leichtes Spiel sein.

Er zog ein Schwert und rannte auf den Sarok zu mit der Absicht, ihn mit einem Schlag zu töten.

Das Schwert sauste auf den Sarok zu, doch der öffnete jetzt die Augen und fing die Klinge mit der linken Hand einfach auf.

Ein metallisches Klirren ertönte.

Niklas staunte. Das Schwert war doch scharf genug gewesen. Warum hatte es versagt.

Plötzlich sah er, was los war. Die linke Hand des Sarok glänzte wie Metall.

Die Hand umfasste die Schwertschneide und mit einem Ruck brach sie ab.

Niklas stolperte etwas rückwärts und sah das Schwert an. Es war zerbrochen.

Der Sarok hob jetzt seinen Kopf und sah Niklas mitleidig an. „Du armer Tropf. Du hast keine Ahnung, wie leid es mir tut, das ich dich jetzt töten muss.“, sagte er.

Niklas sah den Sarok verdutzt an. „Es tut dir leid? Warum das?“

Der Sarok streckte sich. „Weil ich eigentlich nichts gegen euch habe. Aber Befehl ist nun mal Befehl und laut Leola soll ich jeden Eindringling auf der Stelle töten. Also entschuldige bitte.“, sagte der Sarok.

Plötzlich verschwand er und tauchte nur eine halbe Sekunde später vor Niklas auf. Er hob seine linke Hand und schlug zu.

Der Schlag mit der Metallhand war so stark, das die Wand hinter Niklas einstürzte und er in ein großes Zimmer dahinter geschleudert wurde.

Der Sarok seufzte als er Niklas am Boden liegen sah. „Und wieder einer umsonst gestorben.“, sagte er und drehte sich um.

„Wer ist hier gestorben?“, fragte Niklas.

Der Sarok stutzte und sah Niklas an, der gerade wieder aufstand.

Seine Rüstung war im Brustbereich, wo der Schlag getroffen hatte, kuzrfristig angewachsen. Nun wurde sie wieder normal.

Niklas lächelte. „So ein kleiner Schlag macht mir nichts. Ich halte ganz schön was aus.“, sagte er. In seiner rechten Hand erschien jetzt eine große Eisenaxt.

Der Sarok lächelte. „Interessant. Du scheinst kein normaler Mensch zu sein. Trotzdem. Befehl ist Befehl.“, sagte der Sarok.

Niklas streckte die Axt aus. „Sag mir erstmal deinen Namen. Immerhin brauche ich ja auch etwas, um es auf deinen Grabstein zu schreiben.“

Der Sarok sah Niklas zuerst überrascht an. Dann aber begann er, laut loszulachen. „Hahaha! Zu köstlich! DU willst was auf meinen Grabstein schreiben? Hahaha! Ich sage dir was. Wenn ich dich gleich getötet habe, wirst du nicht mal einen Grabstein bekommen. Ich zerreiße dich in Stücke!“, schrie er und rannte auf Niklas zu.

Seine rechte Hand verwandelte sich auf einmal zu Stein.

Niklas wehrte den Schlag mit der flachen Seite der Axt ab, wurde aber von der Wucht des Schlages leicht zurückgedrängt.

„Nicht schlecht. Du scheinst sogar ein wenig Kraft zu haben. Aber wie weit wirst du damit wohl kommen?“, fragte der Sarok.

Niklas lächelte. „Nochmal. Wie heißt du?“, fragte er.

Der Sarok trat etwas zurück. „Nun gut. Wenn du es unbedingt wissen willst. Mein Name ist Toxtirot. Ich bin ein direkter Untergebener von Leola. Sozusagen ihre rechte Hand.“, erklärte er.

Niklas schulterte seine Axt. „Gut. Jetzt hab ich doch schon etwas, was deinen Grabstein zieren wird.“, sagte er.

„Spuckst du immer noch so große Töne? Ich werde dir zeigen, was du davon hast!“, schrie Toxtirot.

Er berührte mit der flachen Hand die Wand. Plötzlich fing sein Körper an, sich von der Hand aus in Stein zu verwandeln. Es dauert nur etwa 10 Sekunden bis sein ganzer Körper völlig aus Stein war.

Niklas staunte.

„Nicht schlecht, was? Ich habe eine Fähigkeit, mit der ich jedes beliebige Material mit meinem Körper adaptieren kann. Das heißt, ich kann meinen Körper vollständig mit diesem Material überdecken. Damit werden meine Schläge steinhart und keine Waffe kann mir mehr etwas anhaben.“, erklärte Toxtirot.

Niklas schluckte. Sowas hatte er noch nie gesehen. Zwar war ihm klar, das sie es hier mit ziemlich starken Sarok zu tun bekommen würden, aber das sie auch noch solche Fähigkeiten haben würden?

Er umgriff seine Axt noch fester. „Glaubst du etwa, das ich jetzt einfach aufgebe? Du bist letzten Endes doch nur ein Sarok. Ich muss dich nur besiegen. Das ist alles.“, sagte er.

Toxtirot lachte. „NUR besiegen? Du bist gut. Kein Mensch hat mich bisher besiegen können. Du wärst der erste.“

Niklas lächelte. „Na gut. Ich wollte schon immer mal in etwas der Erste sein.“
 

Dakurun war in einem Zimmer im Pentagon untergebracht und sah aus dem Fenster. Von dort aus konnte er die Zentauris sehen, die in Washington angekommen waren.

„Diese Menschen. Sie wehren sich immer noch obwohl sie doch schon längst wissen sollten, das sie verloren haben. Was haben sie denn davon?“, fragte er sich.

Jemand klopfte an die Tür und trat vorsichtig herein. Es war ein Sarok in einem Anzug. „Ich wurde gebeten, sie abzuholen. Ich werde sie zu ihrem Sitz begleiten.“, sagte er.

Dakurun seufzte. „Ich hoffe, das alles glatt geht. Ein Versagen ist nicht akzeptabel.“, sagte er. Mit diesen Worten ging er an dem verdutzten Sarok vorbei.

„Natürlich nicht!“, sagte der nachdem er sich gefangen hatte und ging vor.
 

Die Soldaten, die Leola gefolgt waren, hatten sich mittlerweile aufgeteilt in kleinere Gruppen. Jede Gruppe nahm sich einen Zentauri vor während Leola alleine drei Zentauris gegenüberstand. Dem von Jack und zwei weiteren.

„Du musst der Anführer dieser Einheit sein. Ihr habt ja ganz schön Nerven, einfach so hier aufzutauchen. Ich dachte, ich hätte jede dieser Teufelsmaschinen vernichtet, aber wie es aussieht, lag ich da wohl falsch.“, sagte Leola.

Jack meldete sich über Lautsprecher. „Ich werde diese Exekution verhindern. Und wenn ich dabei draufgehen sollte.“, erklärte er.

Leola sah ihn ausdruckslos an. „Dein Wunsch sei mir Befehl, niederer Mensch.“, sagte sie.

Sie wirbelte ihr Speer um sich herum und rammte es vor sich in den Boden. „Erwartet keine Gnade von mir.“
 

Im östlichen Teil des Pentagons war inzwischen ein gnadenloser Schwertkampf entbrannt. Nuraku ließ ihre in Klingen verwandelten Arme durch die Luft sausen und versuchte, Kazuma zu treffen.

Der wirbelte die Falkenklinge immer wieder um sich herum und fing jeden einzelnen Schlag ab.

Die Wucht der Schläge von Nuraku war so stark, das die Wände im Korridor schon Risse bekommen hatten. Kazuma hielt dagegen.

Doch aufgrund der Geschwindigkeit von Nuraku konnte er bisher noch keinen Konter ansetzen.

Schließlich hörte Nuraku auf und gewann etwa 10 Meter Abstand. Sie hatte unglaublich schnell zugeschlagen aber trotzdem schien sie noch kein bisschen aus der Puste zu sein.

Kazuma hingegen hatte noch keinen richtigen Schlag ansetzen können. Er war noch immer in der Defensive.

„Unfassbar. Sie kann nicht nur ihre Arme in Klingen verwandeln, sondern sie ist auch noch unglaublich schnell.“, dachte Kazuma.

Nuraku vewandelte ihre Arme zurück. „Das hier ist mir zu langweilig. Ich werde dich rasch besiegen und dich zu deinen Freunden stecken, damit ihr gemeinsam sterben könnt.“, sagte sie.

Kazuma schluckte. „Was hat sie nur vor?“, fragte er sich.

Plötzlich verschwand sie. Nur eine kleine Staubwolke blieb übrig.

Kazuma schrak hoch und drehte sich sich in alle Richtungen, um ihren nächsten Angriff zu erahnen.

Plötzlich spürte er etwas kaltes an seinem Hals. Er drehte die Falkenklinge und hielt sie hoch, als sie einen der Klingenarme von Nuraku traf.

Nuraku stutzte kurz, verschwand dann aber wieder. „Nicht schlecht. Wie konntest du das wissen?“, fragte sie. Dabei schien ihre Stimme von überall her zu kommen.

Kazuma sah selbst etwas ratlos aus. Was war da eben passiert?

Wieder hatte er so eine Gefühl. Es war, als wenn sein Herz von einer Klinge durchbohrt würde.

Er drehte sich und wehrte gerade noch so eine der Klingen von Nuraku ab, die nur ein Stück seiner Kleidung erwischte und zerriss.

Dann gewann er etwas Abstand zur verdutzten Nuraku.

Kazuma zitterte. Eben hatte er tatsächlich das Gefühl, getötet worden zu sein. Als hätte die Klinge ihn wirklich durchbohrt. Aber das hatte sie nicht. Stattdessen hatte er sie abgewehrt. Doch er konnte sich nicht erklären, was das für ein Gefühl war.

Nuraku sah Kazuma wütend an. „Du bist für einen Menschen ziemlich hartnäckig. Die letzten zwei Angriffe hätten dich eigentlich töten müssen. Ich frage mich, wie du das angestellt hast, ihnen auszuweichen.“

Nuraku kreuzte ihre Klingen vor ihrem Körper. „Aber dem nächsten Angriff wirst du nicht mehr ausweichen können.“, kündigte sie an.

Die Klingen verwandelten sich wieder in Arme zurück. Aber nur, um sich dann erneut zu verwandeln.

Diesmal waren es aber weder Klingen noch Äxte. Die Hände wurden ganz flach und rund. Nach 10 Sekunden war die Verwandlung komplett und man konnte erkennen, was es war.

Es waren zwei Kreissägen.

Kazuma konnte es nicht fassen. Nurakus Arme hatten sich in Kreissägen verwandelt, deren Sägeblätter jetzt anfingen, sich zu drehen.

„Versuch mal, das abzuwehren.“, sagte Nuraku und verschwand wieder.

Kazuma spürte etwas und duckte sich, bevor eine der Sägen direkt über ihn drüber flog und die Wand hinter ihm aufschlitzte.

Dann sah er die andere Säge direkt von oben auf ihn runtersausen, so dass er gerade so zur Seite auswich.

Als er hinsah, war Nuraku wieder verschwunden. Nur das Geräusch der Sägeblätter hallte noch durch den Gang und zeigte, das sie noch da war.

„Das sieht nicht gut aus. Was soll ich dagegen nur tun?“, fragte er sich.
 

Die riesige Axt verfehlte Toxtirot erneut. Der nächste Angriff von Niklas ging ins Leere.

Toxtirot lächelte. „Gib es auf. Du kommst nicht an mir vorbei und du kannst mich nicht besiegen.“, sagte er und holte mit seiner steinernen Faust zum Schlag aus.

Niklas hielt die Axt dagegen, doch durch die Wucht des Schlages wurde er zurückgedrängt und ging in die Knie.

Toxtirot trat wieder etwas zurück. „Wenn du jetzt wieder verschwindest, werde ich vergessen, das ich dich gesehen habe. Dann kannst du überleben.“, erklärte er.

Niklas stand wieder auf ließ die Axt verschwinden. „Machst du Witze? Ich kann hier nicht einfach wieder verschwinden. Ich habe etwas zu erledigen. Außerdem habe ich doch noch gar nichts gespürt.“, erklärte er.

Toxtirot seufzte. „Mein Gott. Ihr Menschen seid so erbärmlich. Selbst wenn ihr wisst, das ihr keine Chance habt, widersetzt ihr euch immer noch. Habt ihr nicht begriffen, das es nichts mehr bringt?“, fragte er.

Niklas ließ seine Rüstung wieder verschwinden. „Wird Zeit, das ich mal ernst werde. Sonst komme ich noch zu spät.“, sagte er.

Erneut fing er an, eine Rüstung anzulegen. Sein Körper leuchtete hell auf und nur Sekunden später war er wieder in einer Rüstung. Diesmal aber war es keine herkömmliche Rüstung. Sie glitzerte in einem hellen Rot und an Armen und Beinen waren Flammenmuster zu sehen.

„Wollen wir doch mal sehen, was ich gegen dich ausrichten kann.“, erklärte er.

Toxtirot stutzte ein wenig. „Interessante Fähigkeit hast du da. Wie funktioniert das denn?“

Niklas grinste. „Wirst du nie verstehen. Das geht über deinen Verstand hinaus. Aber das ist ohnehin egal, denn gleich liegst du am Boden.“, erklärte er.

Toxtirot ballte seine Hände zu Fäusten. „So ein Blödsinn. Nur, weil du jetzt ein neues Outfit hast, bist du doch nicht stärker.“, sagte er und ging zum Angriff über.

Toxtirots rechte Faust schnellte auf Niklas zu und traf die Rüstung.

Niklas wich etwas zurück durch die Wucht des Schlages.

Toxtirot lachte. „Du bist etwas zu jung, um mich fertig zu machen!“, schrie er.

Plötzlich loderte etwas auf. Toxtirots Faust hatte Feuer gefangen.

Er wich zurück und rammte die Faust mitten in die Wand rein. Etwas Rauch kam aus dem Loch und die Faust war gelöscht. Doch seinem Gesicht war anzusehen, das es immer noch weh tat.

Er zog die Hand wieder raus und pustete. „Was ist das für ein Trick?“, wollte er wissen.

Niklas grinste. „ Das ist die erste Ability der Flammenrüstung. Alles, was sie berührt, wird verbrannt.“, erklärte er.

Toxtirot sah wütend aus. „Das gibt´s doch nicht. So ein Material existiert doch gar nicht.“, sagte er.

Niklas grinste immer noch. „Das stimmt. Auf der Erde gibt es solch ein Material tatsächlich nicht. Ich habe aber auch nie gesagt, das es von der Erde ist, oder?“, fragte er.

Toxtirot erschrak. „Moment mal. Du bist doch ein Mensch, oder etwa nicht?“

Niklas verschränkte die Arme. „Das bin ich in der Tat. Allerdings bin ich etwas anders als die Menschen dieser Zeitlinie.“, erklärte er.

Toxtirot schluckte. „Menschen dieser Zeitlinie? Was soll das heißen?“, fragte er.

In Niklas rechter Hand erschien jetzt ein Schwert, dessen Klinge von Flammen umhüllt war. „Ich habe schon zuviel gesagt. Wird Zeit, dir die zweite Ability meiner Rüstung zu zeigen und dich zu Staub zu verbrennen.“, sagte er.

Toxtirots Augen wurden groß. „Nein. Warte!“, schrie er.

So nah dran

Kapitel 86: So nah dran
 

Die Wände des rechten Blocks des Pentagons waren mittlerweile mit Rissen durchzogen während immer noch das Geräusch der Kreissägen zu hören war.

Kazuma lehnte an einer Wand. Er wich den Schlägen von Nuraku bereits eine Weile aus doch noch hatte er keine Ahnung, was er gegen diese Angriffe tun sollte. Sie war nicht einmal zu sehen.

„Gib doch einfach auf. Ich bin jedem Menschen überlegen.“, sagte Nuraku.

Anhand ihrer Stimme war nicht genau auszumachen, wo sie war.

„Vergiss es! Ich werde meine Freunde retten bevor ihnen etwas passiert. Jemand wie du kann mich nicht aufhalten!“, schrie Kazuma.

Da spürte er etwas. Es fühlte sich an, als ob er in von hinten in zwei Teile zersägt werden würde.

Er sprang nach vorne kurz bevor eine der Kreissägen genau da durch die Wand brach, wo er eben verschwand. Sofort verschwand sie aber auch wieder.

„Wie zum Geier machst du das? Wie kannst du meine Angriffe vorhersehen? Ich bin viel zu schnell.“, schrie Nuraku.

Kazuma stand wieder auf und stützte sich auf die Bärenklinge. Er konnte sich selbst nicht erklären, was im Moment gerade mit ihm passierte. Den ganzen Kampf durch hatte er schon dieses seltsame Gefühl. Es erschien ihm, als könnte er erahnen, wann sein Gegner das nächste Mal angreift. Doch er konnte sich nicht erklären, warum.

Da spürte er wieder etwas und schwang die Bärenklinge herum. Eine der Kreissägen traf das Schwert und drückte dagegen.

Kazuma hatte schwer zu kämpfen. Sein Körper fühlte sich an, als würde er von zahlreichen Stromschlägen getroffen.

Nuraku stand jetzt vor ihm und holte mit dem anderen Arm aus. „Du

bist erledigt, Mensch!“, schrie sie und schlug zu.

Rasch hob Kazuma den anderen Arm und hielt mit der Falkenklinge dagegen.

Jetzt hing er in einer Pattsituation. Nuraku drückte gegen beide Schwerter. Kazuma konnte sich nicht mehr rühren.

„Haha. Wie lange hältst du das aus?“, fragte Nuraku und drückte fester.

Kazuma ging in die Knie. Seine Arme zitterten bereits und er wusste nicht, wie lange er das noch aushalten könnte. Doch würde er jetzt nachlassen, würde Nuraku ihn in Scheiben schneiden. Doch was sollte er jetzt machen?
 

Niklas hielt ein langes, in Flammen gehülltes Schwert in der Hand. Seinem Gesichtsausdruck nach war er jetzt ziemlich wütend.

„Geh mir lieber aus dem Weg. Ich habe etwas zu erledigen. Und diesmal werde ich es ganz sicher schaffen.“, sagte er.

Toxtirot sah erstaunt und irgendwie ein wenig eingeschüchtert aus. Er senkte leicht den Kopf. „Nicht schlecht. Für einen Menschen besitzt du außergewöhnliche Fähigkeiten. Auch wenn ich nicht weiß, wo du diese Fähigkeiten her hast. Ich kann dir nicht erlauben, hier zu passieren. Leola wäre sehr ungehalten.“, erklärte er.

Niklas drehte das Schwert etwas. „Dann werde ich dich jetzt erledigen.“

Er rannte auf Toxtirot zu und schlug mit dem Schwert zu.

Toxtirot hob beide Hände und fing das Schwert damit auf.

Die Flamme des Schwertes loderte heller auf.

Toxtirots Arme waren wieder aus Metall, das nun langsam anfing, zu glühen.

„Ich werde dich zu einem Klumpen Metall zerschmelzen.“, sagte Niklas.

Toxtirot lächelte. „Dazu ist deine Flamme zu kalt.“, sagte er und fing an zu lachen.

Niklas stutzte und sah die Arme an. Zwar glühten sie bereits hell auf aber das schien seinem Gegner nicht das geringste auszumachen.

„Wie ich vorhin schon sagte, kann ich mit meinem Körper jedes Metall adaptieren, das ich will. Und wie der Zufall es so wollte, hatte ich ein Stück Metarium in der Tasche. Kennst du den Schmelzpunkt von Metarium?“, fragte Toxtirot.

Niklas erschrak.

Eine der Hände ließ das Schwert los und Toxtirot schlug Niklas in den Bauch.

Die Rüstung blockte zwar einen Großteil des Schlages ab, aber leider nicht alles. Niklas schwankte ein wenig rückwärts und ließ dabei das Schwert fallen.

Toxtirot sah seine noch glühenden Arme an. „Wie wäre es, wenn ich damit dein Gesicht berühre. Das sollte doch ziemlich weh tun, oder?“, fragte er und streckte die rechte Hand aus.

Niklas wich etwas zurück und sah seine Rüstung an. In der Bauchgegend hatte sie einen Sprung bekommen.

Niklas sah Toxtirot wütend an. „Jetzt hast du es geschafft. Ich habe jetzt keine Wahl mehr. Ich darf mich nicht zurückhalten!“, schrie er.

Mit einem Mal zerbrach seine Rüstung in tausend Einzelteile, die im Nichts verschwanden.

Toxtirot stutzte erneut. Er konnte mit dieser Kraft nichts anfangen.

Niklas hob beide Hände vor seinem Körper und konzentrierte sich. In seinen Händen erschien nun eine lange Waffe. Ein Langspeer, das er mit beiden Händen halten musste.

Toxtirot lachte leicht. „Willst du etwa mit so einer Waffe hier in diesem engen Raum kämpfen? Das ist lächerlich.“, sagte er.

Niklas hielt das Speer gerade von sich weg. „Damit mache ich dich fertig. Und dann rette ich die anderen.“, sagte er.

Toxtirot machte nun wieder ein ernstes Gesicht. „Also soll das dein letzter Angriff sein? Fein. Dann nehme ich dich mal ernst.“, sagte er.

Er holte das Stück Metarium aus seiner Tasche, nahm es fest in die Hand und verwandelte dann seinen ganzen Körper in Metarium.,„Dieses Metall ist unzerstörbar. Du kannst mich nicht besiegen. Ich werde es jetzt beenden.“, kündigte er an.
 

Kazuma´s Arme wurden langsam schwer. Nuraku drückte immer fester gegen die Schwerter.

„Gib auf. Gib endlich auf!“, schrie Nuraku.

„Niemals.“, sagte Kazuma etwas gequält. „Wenn ich hier aufgebe, dann bin ich umsonst hergekommen. Dann kann ich meine Freunde nicht retten.“, sagte er.

In seinem Geist sah er die Gesichter der anderen. Serena, Junko, Yuan, Atruschka, Robin, Ratko und Tanja. Sie würden sterben, wenn er sich nicht zusammenreißen würde.

Plötzlich formte sich ein Bild in seinem Kopf. Er sah, wie Nuraku eine der Sägen zurückzog und rasch zuschlug. Die Klinge verfehlte das Schwert und bohrte sich in seinen Körper.

In diesem Moment passierte es. Nuraku zog die rechte Klinge zurück und schlug nochmal zu.

Alles passierte wie in Zeitlupe. Die Klinge kam genau in dem Winkel ein, den Kazuma gesehen hatte. Er wälzte sich zur Seite, so das die Klinge die Wand traf.

Im gleichen Moment zog er die Falkenklinge zurück und stach zu.

Die Klinge traf Nuraku in der linken Seite und kam auf der anderen wieder raus.

Etwas Sarokblut tropfte von der ausgetretenen Klinge auf den Boden.

Nuraku verharrte kurz in dieser Position aufgrund des Schocks. Die Kreissägen verwandelten sich wieder in Hände und sie ging in die Knie.

Kazuma lag noch dort auf dem Boden, wo er eben aufgekommen war. Er konnte sich immer noch nicht erklären, was eigentlich passiert war. Es war, als wenn er jeden ihrer Züge hatte vorhersehen können. Doch das war nicht mehr wichtig. Er hatte gewonnen.

Nuraku hob leicht den Kopf und sah Kazuma schwach an. „Bist du wirklich nur ein Mensch?“, fragte sie, bevor sie bewusstlos zu Boden ging.

Endlich konnte Kazuma seinen zitternden Körper unter Kontrolle bringen. Er nahm das Schwert wieder an sich und stand auf.

„Ich muss mich beeilen. Die anderen warten bestimmt schon auf mich.“, sagte er und ging leicht schwankend weiter.
 

Toxtirot, dessen Körper jetzt vollständig aus Metarium bestand, ging auf Niklas zu, der keine Rüstung mehr anhatte. Lediglich ein Langspeer hielt er in den Händen.

Mit so einer Waffe kannst du nicht das geringste ausrichten!“, schrie Toxtirot und holte mit der rechten Faust aus.

Niklas spürte bereits den Luftdruck des Schlages, als er auf ihn zukam.

Doch der Schlag ging ins Leere. Niklas stand plötzlich nicht mehr da und die Faust von Toxtirot bohrte sich in den Betonfußboden.

Als Toxtirot aufsah erblickte er Niklas ein paar Meter vor sich.

„Ich bin jetzt viel schneller als so ein Stahlkoloss wie du. Deine Chancen sind damit hinfällig.“, sagte Niklas.

Toxtirot zog die Hand zurück und lächelte. „Schon klar. Aber mit so einer Waffe kannst du mich nicht verletzen. Das ist unmöglich.“, sagte er.

Niklas lächelte. „Wenn du das glaubst, bitte schön. Aber ich weiß, was ich tue.“, sagte er.

Plötzlich und ohne Vorwarnung preschte Niklas nach vorne mit dem Speer voran.

Toxtirot lachte. „Vergiss es!“, schrie er und hielt die rechte Hand dagegen.

Das Speer traf die offene Handfläche und versank darin. Niklas trieb die Waffe mitten in den Arm. Metallsplitter brachen von Toxtirots Arm an, der jetzt vor Schmerzen schrie.

Schließlich drehte Niklas das Speer und der halbe Arm splitterte entzwei.

Toxtirot stolperte etwas rückwärts bis er an einer Wand stand. Seine Verwandlung brach zusammen und er ging zu Boden.

Niklas ließ das Speer verschwinden und lächelte. „Das war dein Schwachpunkt. Zu schade für dich.“, sagte er

Toxtirot sah Niklas fragend an. „Wie konntest du das so schnell herausfinden?“, fragte er.

Niklas lächelte verlegen. „ Ursprüunglich war ich ja hierher gekommen um ihn aufzuhalten. Ist schon seltsam, das mich sein Enthusiasmus angesteckt hat.“, erklärte Niklas.

Toxtirot sah ihn fragend an. „Wovon redest du da?“, fragte er schwach.

Niklas streckte sich. „Ist ja auch egal. Ich muss jedenfalls weiter. Vielleicht kann er ja doch etwas bewirken.“, sagte er und rannte weiter.
 

Dakurun war im Innenhof angekommen und setzte sich auf eine der Tribünen, die rund um den Glaskäfig herum aufgebaut waren. Er setzte sich direkt neben einen hochgewachsenen aber dünnen Sarok.

„Sieht wieder mal nach einer langweiligen Show aus.“, sagte der.

Dakuru verzog nicht eine Miene. „Würde ich nicht sagen. Ich habe den Eindruck, das wir heute eine gute Show zu sehen kriegen.“, erklärte er.

Der dünne Sarok wurde stutzig. „Soll das heißen, das wir eingreifen sollten?“, fragte er.

Dakurun schüttelte leicht mit dem Kopf. „Nein. Egal, was auch passiert, ich werde nicht eingreifen und von dir verlange ich dasselbe.“, sagte er.

Der dünne Sarok seufzte. „Na gut. Wenn du das sagst, werde ich mich daran halten.“, sagte er.

Dakurun sah zu den Saroks, die um den Glaskäfig herum und an einer technischen Apparatur neben dem Käfig standen. Leola konnte er nirgends entdecken geschweige denn ihre beiden engen Untergebenen.

„Ich hoffe, du wirst nicht nachsichtig.“, dachte er.
 

Kazuma kam seinem Ziel immer näher. Allerdings war er durch den Kampf gegen Nuraku etwas geschwächt. Ständig lehnte er sich an die Wand und rang nach Luft.

„Ich darf jetzt nicht aufgeben. Ich bin hier um sie zu retten. Und nur deswegen.“, sagte er sich immer wieder in Gedanken und ging weiter.

Schließlich kam er vor einer großen, stabilen Holztür an. „Das ist sie. Die Tür führt nach draußen.“, dachte er.

Es standen keine Wachen an der Tür. Vermutlich fühlten sie sich sicher. Wahrscheinlich aber war der Innenhof voller Saroks. Außerdem konnte Kazuma riesige Auren spüren.

Auren, die ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließen.

„Gegen die hätte ich wahrscheinlich nicht einmal eine Chance wenn ich fit wäre geschweige denn in meinem Zustand.“, sagte er sich und setzte sich an einer Wand kurz auf den Boden.

Er schloss die Augen und konzentrierte sich. „Nicht aufgeben. Nur nicht aufgeben.“, sagte er sich wieder.

Er zog beide Schwerter aus ihren Scheiden und sah sie an. „Ich muss schnell und mit einem bestimmten Ziel zuschlagen. Ich muss die anderen befreien und schnellstens verschwinden. Das ist meine einzige Chance.“, sagte er lächelnd.

Dann stand er auf und steckte die Bärenklinge weg. Anschließend wagte er einen leichten Blick aus einem der Fenster. Er sah den Glaskäfig in der Mitte mit den anderen. Die Saroks um den Käfig herum und die Tribünen, die halb voll mit Sarok waren.

„Ich muss das Glas zerbrechen und den anderen die Flucht ermöglichen.“, dachte er.

Er trat vor die Tür und legte die Bärenklinge ab, die er an die Wand stellte.

„Tut mir leid, aber hier geht es um Geschwindigkeit. Du bist einfach zu schwer.“, sagte er und zog die Falkenklinge.

„Meister. Steht mir bei.“, bat er und holte aus.

Er nahm den Griff der Klinge mit beiden Händen und schlug einmal zu.

Der Schnitt ging von rechts oben bis links unten.

Einige Sarok in der Nähe der Tür hatten etwas bemerkt und sahen die Tür an, die jetzt in zwei Teile auseinanderfiel.

Kazuma preschte mit wildem Schrei los mitten durch die verdutzten Sarok durch auf den Glaskäfig zu.

Die Falkenklinge sauste erneut durch die Luft und drängte drei weitere Sarok zur Seite, bis er nur noch 2 Meter vom Glas entfernt war.

Er holte erneut zum Schlag aus. Er nahm alle Kraft zusammen, die er noch hatte und schlug zu.

Die Klinge traf das Glas. Doch Kazuma verlor die Kontrolle über die Klinge, die sich jetzt aus seiner Hand löste und hinter ihm zu Boden fiel.

Kazuma selbst ging in die Knie und hielt sich die Hand.

Einige Saroks standen jetzt hinter ihm und visierten ihn mit ihren Waffen an.

„Halt!“, schrie jemand.

Ein Sarok mit weißem Kittel trat hervor. „Es reicht. Der da ist keine Gefahr für uns.“, sagte er und musterte Kazuma´s Körper, der deutliche Kampfspuren von Nuraku aufwies.

Kazuma keuchte. Er konnte es nicht glauben. Das Glas hatte nicht einmal einen Kratzer abbekommen und das, obwohl er alles in diesen einen Schlag gesteckt hatte.

Der Sarok in dem weißen Mantel schmunzelte ein wenig. „So sieht man sich wieder.“, sagte er.

Es war Maxius der Kazuma und seine Freunde schon einmal fangen wollte als sie in der Tankstation war.

Kazuma sah in den Glaskäfig. Junko war genau auf der anderen Seite. Sie hatte es mitangesehen. Sie schrie irgendetwas, doch ihre Worte waren hier draußen nicht zu hören.

Auch Serena kam jetzt an und sagte etwas. Beide hatten Tränen in den Augen.

„Tut mir leid.“, sagte Kazuma etwas schwach.

Zwei Soldaten kamen jetzt an, hoben Kazuma an den Armen hoch und brauchten ihn zu Maxius, der wieder an der Maschine stand, wo er vorher gewesen war.

„Ich bin derjenige, der die Hinrichtungen leitet. So auch diese.“, erklärte der Sarok.

Kazuma hob leicht den Kopf und sah ihn wütend an.

„Interessiert es dich, wie deine Freunde in genau... 20 Minuten umkommen werden?“, fragte Maxius, während er auf die Uhr sah.

Er zeigte jetzt auf die Maschine und auf zwei Apparate an der Seite, die Gasflaschen ähnelten.

„Darin ist ein schnell wirkendes Giftgas. Momentan werden sie noch mit Sauerstoff versorgt. Aber nur ein Knopfdruck von mir und das Gas hier drin strömt in den Glaskäfig. Innerhalb von einer Minute werden alle da drinnen bewusstlos und 2 Minuten später sind sie dann tot.“, erklärte Maxius.

Kazuma fletschte die Zähne. Er versuchte, sich zu befreien, aber es gelang ihm nicht. Die meiste Energie, die er noch hatte, hatte er in den schnellen Angriff von eben gesteckt. Nun war er hilflos. Er konnte nur noch auf Niklas hoffen.
 

Niklas war ebenfalls an seinem Ziel angekommen. Er hatte unterwegs noch ein paar Soldaten getroffen, die er aber locker überwältigt hatte.

Nun sah er Kazuma in der Klemme. Es sah nicht so aus, als wenn er noch irgendwas tun könnte.

Niklas lehnte sich an die Tür. „Die Situation ist hoffnungslos. Es sind viel zu viele Sarok. Würde ich jetzt einfach so hinausstürmen, wäre alles vorbei. Was also tun?“, fragte er sich.

Er sah nochmal raus und auf den Glaskäfig, der mit einer massiven Stahlkonstruktion festgemacht war.

„Wenn ich nur nahe genug herankommen könnte.“, sagte er sich.

„Halt. Hände hoch!“, schrie eine Stimme hinter ihm.

Ein Soldat war aufgetaucht und richtete sein Gewehr auf Niklas.

Der schluckte kurz, lächelte dann aber.

Er stand auf und hob die Hände. „Sieht so aus, als habt ihr mich.“, sagte er seufzend.
 

Maxius lächelte, als er auf die Uhr sah. „Noch 15 Minuten. Willst deinen Freunden nicht mal lebewohl sagen?“, fragte er.

Da ging die Tür zum Westflügel auf und der Soldat kam mit Niklas heraus dem er Handschellen angelegt hatte.

„Ich habe einen Eindringling gefangen.“, sagte der Soldat stolz.

Maxius lächelte. „Bravo. Das wären dann zwei. Ist noch jemand von euch hier? Ich schätze mal, Leola dürfte auch bald fertig sein. Aber selbst wenn nicht, kann ich das hier selbst über die Bühne bringen. Es wird mir ein Vergnügen sein.“, erklärte er.

Die Soldaten brachten Niklas neben Kazuma und setzten ihn auf den Boden.

„Toll gemacht.“, sagte Kazuma ironisch.

„Nur keine Sorge. Ich habe bereits einen Plan. Ich kann deine Freunde da rausholen. Der Rest ist allerdings etwas schwierig.“, erklärte Niklas.

„Kannst du ihnen die Fesseln dann abnehmen?“, fragte Kazuma.

Niklas stutzte. „Klar kann ich das. Aber was dann?“, fragte er.

Kazuma grinste. „Der Rest ergibt sich dann schon. Ich schätze, ich habe doch noch ein wenig Kraft in mir. Bin gespannt, ob es noch reicht.“, sagte er.

„10 Minuten!“, schrie Maxius voller Elan.

Keine Hoffnung

Kapitel 87: Keine Hoffnung
 

Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel über dem Pentagon, dem einstigen Verteidigungsministerium der USA. Etliche Fernsehkameras waren auf die Mitte des Innenhofes gerichtet, welche Bilder des Glaskäfigs in die ganze Welt sendeten. Etliche Zuschauer saßen vor dem Fernseher und warteten auf das scheinbar Unausweichliche.
 

Maxius sah gespannt auf den Countdown, der mittlerweile bei 3 Minuten angekommen war.

„Gleich. Gleich ist es soweit. Der Widerstand der Menschen geht unter. Und alle werden dabei zusehen!“, schrie er.

Niklas senkte leicht den Kopf. „Bist du bereit?“, fragte er.

„Jederzeit.“, sagte Kazuma, der sich etwas gesammelt hatte.

Niklas lächelte. Er konzentrierte sich auf die Handschellen, die er an hatte.

Der Verschluss löste sich. Gleichzeitig hob er beide Arme, griff die Gewehre von zwei Soldaten neben ihnen und schleuderte beide Soldaten zu Boden.

Im selben Moment stieß Kazuma sich vom Boden ab und trat die beiden Sarok, die ihn festhielten, KO.

Niklas stieß sich ebenfalls ab und sprang direkt über Maxius drüber auf den Glaskäfig.

„Was soll das? Das ist nutzlos!“, schrie Maxius.

Niklas legte seine Hand auf den Rand des Käfigs und konzentrierte sich. „Ich muss nur das Metall verbiegen, damit eine Scheibe sich lösen kann. Das sollte ausreichen.“, sagte er sich.

Einige der Nieten lösten sich und das Metall verbog sich leicht.

„Weiter. Weiter.“, sagte er sich in Gedanken, obwohl es ihm bereits schwer fiel.

Plötzlich wurde er von einem Schlag am Hinterkopf getroffen und fiel zu Boden.

Alle staunten. Es war Leola, die zurück gekommen war.

„Was soll dieser Radau hier? Kann man euch nicht einmal alleine lassen?“, fragte sie. Dann sah sie Maxius an. „Fang einfach an.“, sagte sie.

Maxius stutzte leicht. „J jawohl, verehrte Leola.“, sagte er und drückte einen Knopf.

Leola sprang zu Niklas runter und hielt ihm ihr Speer an den Hals. „Wird Zeit, auf Wiedersehen zu dieser Welt zu sagen.“, erwähnte sie.

„Noch nicht!“, schrie jemand anderes.

Kazuma hatte sein Schwert wieder in der Hand. Niemand hatte bis zu dem Moment auf ihn geachtet.

Leola sah ihn lächelnd an. „Und was willst du jetzt machen? Deine Freunde sind gleich tot und das war´s dann. Es ist vorbei. Du bist zu spät.“, sagte sie.

Kazuma holte jetzt mit dem Schwert aus und visierte eine der Glasscheiben an.

Mit aller Kraft warf er das Schwert durch die Luft.

Es drehte sich ein paar Mal bevor es mit der Spitze die Glasscheibe traf und dann zu Boden fiel.

Kazuma ging in die Knie. Er hatte diesmal wirklich den letzten Rest seiner Kraft verbraucht.

Leola ließ von Niklas ab und ging auf Kazuma zu. „Ich sagte doch, es ist umsonst. Gestehe eure Niederlage ein. Dann wird es ein schneller Tod für dich.“

Kazuma lächelte. „Vergiss es. Es ist noch nicht vorbei.“, sagte er.

Plötzlich gab es ein seltsames, knackendes Geräusch.

Leola erschrak. Sie drehte sich um und sah zum Glaskäfig. Die Scheibe, die das Schwert eben getroffen hatte fing an zu reißen und zwar vom Aufschlagpunkt aus.

Es dauerte nur 5 Sekunden, bis der Riss die ganze Scheibe zum bersten brachte.

Maxius reagierte sofort und stoppte die Zufuhr des Giftes.

„W wie geht das? Das Glas ist unzerstörbar. Niemand kann es zerbrechen.“, sagte Leola.

Niklas lachte jetzt. „Normalerweise schon. Aber Kazuma hatte eben einen genialen Einfall. Ursprünglich wollte ich die Scheibe selbst aus der Verankerung holen. Aber er spürte irgendwie, das es nicht funktionieren würde also hatte er einen anderen Plan.“, erklärte er und stand auf.

„Ich musste nur dafür sorgen, das sich genug Spannung in der Scheibe aufbaut. Danach wäre es für jeden ein Kinderspiel gewesen, die Scheibe zum Platzen zu bringen.“, sagte Niklas.

Leola ballte die Hände zu Fäusten. „Ihr geht mir auf die Nerven.“, sagte sie.

Kazuma stand jetzt wieder auf. „Also gut. Weiter wie besprochen.“, sagte er keuchend.

Niklas nickte. Er hob seine Hände und konzentrierte sich erneut.

„Erschießt sie. Erschießt sie alle. Lasst keinen dieser Menschen am Leben!“, schrie Leola.

Plötzlich schwebten alle Gewehre der Saroks wie von selbst in die Luft und blieben ein paar Meter über Niklas stehen.

Alle Anwesenden waren sprachlos.

„Wahnsinn. Du hast also nicht übertrieben, als du mir eben erzählt hast, das du Metall kontrollieren kannst.“, sagte Kazuma.

In dem Moment schwebten beide Schwerter von Kazuma neben ihm in der Luft und er nahm sie wieder.

„Wird Zeit, das hier zu beenden und zu gehen.“, sagte Kazuma.

Leola knurrte wütend. „Niemals. Ich lasse das nicht zu. Niemand wird hier verschwinden, hört ihr? Niemand!“, schrie sie.

Sie zog ihr Speer und ging auf Niklas zu. „Unterschätzt mich nicht!“

Plötzlich riss der Boden vor Niklas auf und eine Feuerwand erhob sich in die Luft.

Robin hing an der entstandenen Öffnung und hatte eingegriffen.

„Prima. Holen wir die anderen!“, schrie Kazuma.

„Nicht nötig.“, sagte Ratko. Er und Yuan hatten die anderen im Schlepptau. Junko, Serena und Atruschka waren bewusstlos während Tanja wohl extremen Energiemangel hatte.

Robin entfachte die Feuerwand um Leola herum, um sie festzuhalten.

Die entwaffneten Soldaten runter herum konnte nur hilflos mitansehen.

Der dünne Sarok neben Dakurun stutzte. „Sollen wir wirklich nicht eingreifen?“, fragte er.

Dakurun seufzte. „Leola, du Dummkopf. Du solltest sie doch nicht unterschätzen.“, sagte er.

Plötzlich ging ein Schock durch den ganzen Innenhof, der den Rest des Glaskäfigs zerstörte und die meisten Soldaten zu Boden fegte.

Auch die Feuerwand brach in sich zusammen und man konnte Leola wieder sehen, welche die Schockwelle ausgelöst hatte.

Sie schwebte leicht in der Luft und sah sich um. Ihre Pupillen leuchteten hellblau auf.

Die Soldaten rundherum hatten erschrockene Gesichter als wenn sie Angst hätten.

Leola schwebte wieder zu Boden. Jetzt sah man, das es nicht nur ihre Augen waren, die hellblau leuchteten. Ihr gesamter Körper war von einer blauen Aura eingehüllt.

„NIEMAND! NIEMAND ENTKOMMT MIR!“, schrie sie. Ihre Stimme war so laut, das einige Fensterscheiben zu Bruch gingen.

Kazuma musste sich ziemlich beherrschen, um nicht wieder in die Knie zu gehen. Leola´s Aura war erdrückend obwohl sie über 15 Meter weit von ihm entfernt war.

Ratko war ebenfalls wie gelähmt. Zwar hatte er noch die anderen auf dem Arm und war noch geschwächt,doch vermutlich könnte er sich auch dann nicht rühren, wenn er topfit wäre.

Leola wirbelte ihr Speer um sich herum. „DANN WERDE ICH ES EBEN SELBST ERLEDIGEN!“, schrie sie.

Sie drehte sich zu Niklas um, der ebenfalls wie gelähmt war und holte mit dem Speer aus.

Da gab es ein Geräusch. Es kam von oben.

Ein Objekt flog mitten in den Innenhof und explodierte beim Auftreffen auf den Boden.

Das ganze Gelände wurde von einem gleißenden Licht eingehüllt.

Kazuma konnte nichts mehr sehen. Zusätzlich verließen ihn jetzt noch die Kräfte. Er hatte wohl doch zuviel Kraft verbraucht. Schließlich ging er bewusstlos zu Boden.
 

Langsam öffnete er seine Augen wieder. Er hatte keine Ahnung, was passiert war oder wie viel Zeit vergangen war. Doch er konnte sich noch an das letzte erinnern, was er gesehen hatte.

Er schrak hoch und sah sich um. Jetzt erst konnte er erkennen, das er in einem kleinen Zelt lag. Wo er war wusste er immer noch nicht.

Vorsichtig öffnete er den Eingang des Zeltes und sah hinaus.

Es war Nacht geworden und einige Männer saßen in der Nähe um ein Feuer herum. Zusätzlich standen noch mehr Zelte an dem Platz.

Langsam trat er heraus und ging näher auf das Feuer zu.

„Sieh mal einer an, wer da wach geworden ist.“, sagte eine bekannte Stimme.

Kazuma blieb stehen und drehte sich zu seinem Zelt um. Neben dem saß Jack, Tanjas Vater. Er sah nicht sonderlich glücklich aus.

Kazuma sah wieder zu den anderen zum Feuer. Es war alles Menschen.

„Habt ihr uns da ausgeholt?“, fragte er.

Jack stand auf. „Allerdings. Wer auch sonst? Obwohl ich zugeben muss, das auch du ziemlich hartnäckig warst. Trotzdem wart ihr dabei, zu verlieren. Hätte Leola weitergemacht, wär´s das für euch gewesen.“, erklärte er. Dann trat er auf Kazuma zu und verpasste ihm einen Schlag mit der Faust auf die linke Backe, woraufhin Kazuma zu Boden ging.

„Hast du dein Versprechen vergessen? Du hast gesagt, das du auf Tanja aufpasst! Das ihr nichts geschehen wird! Was ist daraus geworden?“, fragte Jack wütend. „Meine Tochter liegt da drin!“ Er zeigte auf eines der Zelte. „Ihre Energie ist nahezu aufgebraucht und einige Teile ihres mechanischen Körpers irreparabel beschädigt. Es wird Monate dauern, die neu anzufertigen und sie wieder so hinzukriegen, wie sie mal war!“, schrie Jack und wollte erneut zuschlagen.

„Nicht!“, schrie jemand von hinten und hielt ihm den Arm fest. Es war Serena, die Jack jetzt davon abhielt, nochmal zuzuschlagen.

„Bitte nicht. Er hat doch getan, was er konnte. Niemand konnte ahnen, was uns bevorstand.“, sagte Serena mit Tränen in den Augen.

„So ist es.“, sagte Yuan, der jetzt hinter Kazuma stand.

„Wir mussten es einfach versuchen.“, sagte Atruschka, die jetzt auch dazukam.

Kazuma stand vorsichtig wieder auf und sah alle an. Sie hatten einige Verbände und Pflaster, aber sie sahen halbwegs wieder fit aus.

„Wir haben noch nicht verloren. Der Widerstand lebt noch.“, sagte Junko, die jetzt auch dazukam. Sie humpelte etwas und man konnte ihr, wie auch den anderen, die Strapazen der letzten Woche ansehen.

Kazuma senkte den Kopf. „Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Wegen mir musstet ihr so etwas durchmachen.“, sagte er.

„Mach dir nichts draus.“, sagte Robin, der jetzt ebenfalls dazukam. „Es war unsere Entscheidung, auf diese Reise zu gehen. Und wir sind noch nicht am Ende der Reise angekommen.“, erklärte er.

„Allerdings haben wir jetzt ein Problem.“, sagte Yuan.
 

Sie standen vor dem Zelt von Tanja. Kazuma war mit Serena drinnen und ließ sich von Jack erklären, wie ihr Zustand war. Zwar war er nicht lebensbedrohlich doch wie Jack bereits erklärte würde es mehrere Monate dauern, sie wieder hinzukriegen.

Tanja, die bei Bewusstsein war, entschuldigte sich dafür. Kazuma winkte aber nur ab und sagte, das es nicht ihre Schuld gewesen wäre und sagte, das sie alles tun muss, um wieder auf die Beine zu kommen.

Als sie wieder rauskamen, blickten sie in die ratlosen Gesichter der anderen.

„Sie wird wohl ausfallen.“, bestätigte Kazuma die Befürchtungen aller.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging er an den anderen vorbei und steuerte das Ufer eines kleinen Baches in der Nähe an, wo er sich hinsetzte.

„Das war´s. Wir sind erledigt. Das Turnier ist gelaufen. Was hab ich mir nur dabei gedacht.“, sagte er sich.

„Alle haben noch Hoffnung.“, sagte Serena, die sich jetzt neben Kazuma setzte.

Kazuma schmunzelte leicht. „Hoffnung? Auf das Turnier? Woher denn? Es ist genau, wie ich sagte. Es war von Anfang an sinnlos.“, erklärte er.

„Und was tun wir dann jetzt? Glaubst du wirklich, das die letzten Monate bedeutungslos gewesen sind?“, fragte Serena niedergeschlagen.

Kazuma lehnte sich zurück und lag jetzt im Gras. „Wir haben ein Mitglied verloren und Niklas hat noch nicht zugesagt. Damit sind es ganze Drei, die am Turnier teilnehmen können. Außerdem können wir nicht einmal sagen, das wir es überhaupt rechtzeitig zurück schaffen.“, sagte er und zog den Computer heraus.

Dort blinkte der letzte Punkt. Er lag in Japan.

Serena nickte. „Ich verstehe schon. Du gibst also wirklich auf, oder? Schade. Ich hätte gedacht, das du mehr Mut hast.“, sagte sie, stand auf und ging zurück zu den anderen.

Kazuma sah ihr verdutzt nach. „So hat sie ja noch nie mit mir geredet.“, sagte er sich.
 

Eine Weile später kam Junko zu ihm, um zu sehen, wie es ihm geht.

Kazuma hatte die Augen geschlossen und schlief wohl.

Junko lächelte. „Dummkopf. Du solltest im Zelt schlafen.“, sagte sie und deckte ihn mit einer mitgebrachten Decke zu, um sich dann selbst neben ihn zu setzen.

„Stimmt es? Hast du wirklich aufgegeben?“, fragte sie.

Sie sah Kazuma an. „Nur, weil ein Mitglied ausgefallen ist, muss man doch nicht aufgeben. Sicher. Tanja ist ein Verlust für das Team. Aber du könntest doch einspringen. Mit dir hätten wir in dem Turnier wirklich eine Chance.“, sagte sie.

„Vergiss es.“, sagte Kazuma, ohne die Augen zu öffnen.

Junko erschrak. „Bist du doch noch wach.“, sagte sie.

Kazuma lächelte. „Natürlich. Ich hab über 12 Stunden geschlafen. Wollte mich nur etwas ausruhen.“, erklärte er.

Junko verschränkte die Arme. „Kannst du mir dann mal erklären, warum du nicht an diesem Turnier teilnehmen willst?“, fragte sie.

Kazuma öffnete jetzt die Augen und sah zu dem Baum, unter dem er lag. „Weil es sinnlos ist. Wir können nicht gewinnen.“, antwortete er.

„Blödsinn! Was sollen wir denn machen, wenn wir verlieren? Die Sarok werden uns alle umbringen. Das wird das Ende der Menschheit sein!“

Kazuma stand auf und streckte sich. „Du hast doch Leola gesehen, oder? Ihre Kraft war so viel größer als die von Zakor, das es mir Angst gemacht hat. Ich wäre nicht in der Lage gewesen, sie aufzuhalten. Und sie war noch nicht einmal die stärkste Kraft, die da anwesend war. Ich konnte noch mindestens zwei weitere spüren, die um einiges stärker waren als sie. Glaubst du vielleicht, das die Sarok Schwächlinge zum Turnier schicken werden? Das Turnier war von Anfang an eine Farce.“, erklärte er.

Junko senkte den Kopf. „Warum...?“, fragte sie.

Kazuma stutzte. „Warum was?“

„Warum bist du dann überhaupt auf diese Reise gegangen? Warum hast du dir so viel Mühe gegeben, allen Mut zu machen wenn du selbst nichts für dich selbst aufgespart hast.“, fragte Junko.

Sie war aufgestanden und hatte leichte Tränen in den Augen.

„Tut mir leid. Anfangs dachte ich wirklich, das wir eine Chance hätten. Aber beim Kampf gegen Zakor habe ich schon gemerkt, das wir bestimmte Grenzen haben. Nachdem ich jetzt die Kraft von Leola gesehen habe, weiß ich, das wir nicht mit den Sarok konkurrieren können.“

Kazuma stand jetzt auch auf. „Ich werde mit Serena nach Japan zurückkehren. Wenn du willst, kannst du auch mitkommen. Was die anderen machen, ist mir egal. Von mir aus können sie mitkommen.“, sagte er und wollte zurück zum Camp.

Junko ging in die Knie. „Das ist doch nicht der Kazuma, den ich kennengelernt habe!“, schrie sie.

Kazuma blieb stehen. „Stimmt. Leider nicht.“, sagte er.

„Das ist er nicht. Das ist nicht der Kazuma, der mir damals geholfen hat. Du bist nicht der Kazuma, in den ich mich verliebt habe!“, schrie sie.

Kazuma erschrak auf einmal.

Auch Junko verstummte, als sie bemerkte, das sie das gerade laut gesagt hatte.

Kazuma senkte leicht den Kopf. „Meinst du das ernst?“, fragte er.

Junko lief hochrot an. „Unsinn. Das habe ich nur so dahingesagt. Das ist mir so raus gerutscht. Nimm das nicht so ernst.“, sagte sie und lachte etwas gezwungen.

„Verstehe. Ich glaube, ich werde mich doch noch etwas schlafen legen. Wir sollten bei Sonnenaufgang los.“, sagte Kazuma und ging.

Junko seufzte und fiel zu Boden. „Mann. Das war vielleicht peinlich.“, sagte sie und sah Kazuma nach. „Aber es war mir ernst.“, fügte sie leise hinzu.
 

Als die Sonne langsam aufging, saßen alle vor den Zelten zusammen. Kazuma hatte sie versammelt und ihnen seine Entscheidung verkündet. Alle zogen betrübte Gesichter.

„Das kannst du nicht für dich entscheiden!“, schrie Serena jetzt und stand auf. „Ich bin immer noch die Anführerin oder nicht? Das hast du schließlich gesagt. Also kann du das nicht einfach entscheiden!“

„Trotzdem sind wir mit 4 Leuten einer zu wenig.“, warf Robin ein.

„Das macht doch nichts. Wir können trotzdem antreten. Vielleicht finden wir ja noch jemanden, der mitmacht.“, sagte Yuan.

„Ich weiß auch nicht so recht. Leola schien wirklich sehr stark zu sein. Wer weiß, was uns auf dem Turnier erwartet?“, sagte Atruschka.

„Ich werde Tanja ersetzen.“, sagte Junko, welche die ganze Zeit nur zugehört hat. „Kazuma hat mir den Schwertkampf beigebracht. Wenn ich noch ein wenig trainiere, kann ich euch helfen.“, sagte sie.

„Was redest du denn da? Das ist verrückt. Geradezu Selbstmord.“, warf Kazuma ein.

„Du hast aber nicht zu entscheiden sondern Serena.“, sagte Junko und sah Serena an.

Niklas lächelte. „Wir sollten erstmal nach Los Angeles zurückkehren.“, sagte er.

„Genau. Jack hat uns ein Auto besorgt, das groß genug für uns ist. Damit könnten wir es in zwei Tagen bis an die Westküste schaffen.“, sagte Serena.

„Dann ist es beschlossen, oder? Als erstes nach L.A..“, sagte Junko.

Kazuma seufzte. „Von mir aus.“, sagte er ziemlich lustlos klingend.
 

Nach einer weiteren Stunde hatten alle ihre Sachen in einen Caravan gepackt und setzten sich rein.

Yuan ging wieder ans Steuer sehr zum Ärger von Atruschka, die auch mal fahren wollte.

Jack verabschiedete sich von ihnen.

„Schafft ihr es zurück nach Südamerika?“, fragte Robin.

Jack nickte. „Klar doch. Wir haben noch 3 Zentauris retten können und werden bald von einem Flugzeug abgeholt. Schließlich müssen wir Tanja schnellstens zur Basis bringen.“, erklärte er. Dann sah er Kazuma an, der auf dem Rücksitz saß und den Kopf hängen ließ.

„Kommt er klar?“, fragte er noch.

Robin sah zu Kazuma. „Das wird schon. Der rappelt sich wieder auf.“, sagte er lächelnd.

Jack nickte. „Denke ich auch. Also dann. Viel Glück.“, sagte er.

Yuan gab Gas und sie machten sich auf den Weg zurück nach Los Angeles.

Erinnerungen

Kapitel 88: Erinnerungen
 

Als es langsam dunkel wurde, steuerte Niklas, der momentane Fahrer eine kleine, verlassene Farm an. Das Auto stellten sie in die Scheune, damit vorbei fliegende Schiffe der Sarok sie nicht entdecken würden.

Zur Sicherheit richteten sie sich ihr Nachtlager im Schutzkeller des Gebäudes ein, der zum Glück sehr geräumig war.

Kazuma allerdings schien es vorzuziehen, in der Scheune zu nächtigen. Er meinte, das irgendjemand auf das Auto aufpassen sollte, falls eine Patrouille oder so was vorbeikommen sollte.
 

Es war spät. Alle bis auf Serena und Ratko waren eingeschlafen.

„Was glaubst du, wird jetzt passieren?“, fragte Serena nachdenklich.

Ratko seufzte. „Wer weiß? Leola wird uns ganz sicher jagen. Entweder findet sie uns oder wir schaffen es irgendwie nach Japan.“, erklärte er.

Serena senkte den Kopf. „Wenn sie uns findet, war´s das für uns, oder?“

Ratko schmunzelte. „Ich glaube nicht, das wir sie besiegen können. Also ja. Wenn sie uns findet, sind wir sehr wahrscheinlich geliefert.“

Serena klemmte ihren Kopf zwischen die Knie. „Aber wir sind doch schon so weit gekommen. Wie kann es sein, das wir so kurz vor dem Ziel sind, aber nicht ankommen?"

Ratko lehnte sich zurück. „Noch haben wir nicht verloren. Morgen Abend sollten wir in Los Angeles angekommen. Dort besorgen wir uns ein noch seetüchtiges Boot oder besser eine Yacht und fahren damit nach Japan. Mit etwas Glück gelingt uns das.“, erklärte er. Dann schloss er die Augen. „Schlaf lieber etwas.“, fügte er hinzu.

Serena schüttelte mit dem Kopf. Sie stand auf und ging nach draußen in Richtung Scheune.

Kazuma saß neben dem Auto und döste etwas. Schlafen konnte er kaum, weil es mittlerweile Sommer war und dementsprechend warm.

„Hey!“, sagte Serena, als sie reinkam und bemerkte, das er nicht schlief.

Kazuma öffnete die Augen, sagte aber nichts.

„Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte Serena, die sich jetzt neben ihn setzte. „Ich auch nicht. Die anderen schlafen alle.“

Sie sah Kazuma fragend an. „Was ist mit dir? Wie geht´s dir?“

Kazuma lachte leicht. „Wie es mir geht?“, fragte er und lachte weiter. „Was glaubst du, wie es mir geht? Wir sind seit... wie lange... 3 Monaten auf dieser Reise? Wir tun alles, damit diese Reise ein Erfolg wird. Zugegeben, ich habe anfangs nicht dran geglaubt. Aber irgendwie habe ich trotzdem weitergemacht und irgendwann habe ich dann doch einen Funken Hoffnung gehabt, das wir alle heil an unserem Ziel ankommen würden.“, erklärte Kazuma mit ironischem Unterton.

„Aber jetzt sieht es so aus, als wenn ich von Anfang an recht gehabt hätte. Dieses Turnier ist völlig umsonst. Es wird nichts bringen.“, erklärte Kazuma.

Serena sah ihn wütend an. „Hörst du endlich mal auf mit diesen negativen Gedanken? Davon hab ich schon genug. So was können wir jetzt nicht gebrauchen. Was wir brauchen sind positive Gedanken. Hörst du? POSITIVE!“, schrie sie.

Kazuma schmunzelte jetzt und lachte danach wieder etwas.

„Lachst du mich immer noch aus?“, fragte Serena.

Kazuma atmete einmal tief durch. „Nein. Das nicht. Deine Reaktion hat mich nur an etwas erinnert. An früher. Nur, das die Rollen damals umgekehrt waren.“, erklärte er.
 

Halb Tokio lag in Trümmern. Durch die Straßen liefen immer wieder Patrouillen von Saroks. Es war drei Tage nach der Invasion.

In einem kleinen Imbiss unter der Theke versteckten sich zwei Kinder vor den Patrouillen

„Wo ist Vater?“, fragte die 7jährige Serena.

Kazuma saß neben ihr. „Ich weiß es nicht. Du fragst das jetzt ständig, aber ich weiß es eben nicht.“, erklärte Kazuma.

Serena hatte einige Tränen im Gesicht. „Glaubst du, mit Vater ist dasselbe passiert, wie mit Mutter?“, fragte Serena.

Kazuma packte sich an den Kopf. „Halt doch mal den Mund. Ich muss nachdenken!“

Serena schniefte. „Außerdem hab ich Hunger. Ich hab seit gestern nichts mehr gegessen.“, jammerte Serena.

Kazuma lehnte sich zurück. „In dem Imbiss hier ist leider nichts mehr. Alles ausgeräumt. Aber ein paar Häuser weiter sollte ein Supermarkt sein. Dort müsste ich noch etwas kriegen. Gibst du dann Ruhe?“, fragte er.

Serena schluckte. „Aber das ist gefährlich.“

Kazuma stand auf. „Du wartest hier, klar? Und egal was passiert, bleib hier im Versteck. Hier bist du erstmal sicher.“

„Komm schnell wieder zurück.“, bat Serena.

Kazuma lächelte. „Klar. Ich lass mich schon nicht erwischen.“, versicherte Kazuma.

Er wartete noch kurz bis eine Patrouille vorbei gelaufen war, dann lief er los.

Es waren weniger Saroks auf den Straßen als er vermutete. Nur einmal musste er einer weiteren Patrouille ausweichen, bevor er einen kleinen Supermarkt erreichte, der genauso verlassen war wie der Rest der Geschäfte.

Die Regale waren ziemlich leer. Ganz weit in einer Ecke entdeckte Kazuma noch ein paar kleine Tüten mit Knabberkram. Erdnüsse, Pistazien und Studentenfutter. Außerdem einige Flaschen Wasser, die er rasch in eine herumliegende Tüte stopfte.

„Wenn wir nicht bald etwas finden, werden wir verhungern.“, sagte er sich. „Aber für Serena werde ich stark bleiben. Das habe ich Mutter versprochen.“

Plötzlich hörte er ein Geräusch und versteckte sich rasch hinter einem Regal.

Eine Sarokpatrouille hatte angehalten und einer der Soldaten war in den Markt gekommen.

„Hey. Hast du etwa schon wieder Hunger?“, fragte einer der Soldaten von draußen.

„Bin gleich wieder da!“, rief der Soldat, der in den Markt gegangen war.

Kazuma drückte sich an das Regal, während die Schritte langsam durch den Markt gingen.

„Verdammt. Kaum noch was brauchbares hier! Alles ausgeräumt. Verdammte Menschen.“, sagte der Soldat und ging weiter.

Kazumas Herz schlug ihm im Moment bis zum Hals. Würde der Soldat ihn entdecken, würde er ihn wahrscheinlich töten und Serena wäre ganz alleine. Das konnte er nicht zulassen.

Etwas raschelte. Der Soldat nahm eine alte, leere Chipstüte in die Hand. „Erst fressen sie es und dann lassen sie den Müll hier liegen.“

Er warf die Tüte weg und machte noch ein paar Schritte.

Kazuma spürte, das er nun ganz nah war. Gleich würde er ihn entdecken und er hatte keine Möglichkeit mehr, sich zu verstecken. Würde er jetzt nur eine Bewegung machen, würde er entdeckt.

„Hey, Ragor. Kommst du jetzt?", fragte eine Stimme von der Eingangstür.

Der Soldat drehte sich um und sah zu einem anderen Soldaten. „Na klar. Hier gibt es eh nichts mehr. Verschwinden wir.“, rief er zurück und die Schritte entfernten sich wieder.

Kazuma atmete auf und sank zu Boden. „Mann, war das knapp.“, sagte er sich.

Rasch packte er alles, was er gefunden hatte in eine Tasche und schlich sich raus. „Hoffentlich geht es Serena gut.“, dachte er und schlich sich von Haus zu Haus. Dabei versuchte er immer, im Schatten zu bleiben.

Schließlich kam der Imbiss in Sicht, wo sie sich versteckt hatten.

Doch Kazuma erschrak. Drei Saroks standen vor dem Imbiss, während ein vierter eine Gestalt auf die Straße zog. Es war Serena.

Kazuma schluckte. Er hatte ihr doch gesagt, das sie sich versteckt halten sollte. Aber nun das.

„Hey, Kleine! Bist du alleine hier?“, fragte einer der Soldaten, der sie am Arm zog.

Serena versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, aber es gelang ihr nicht. „Mistkerle! Lasst mich los. Mein Bruder wird euch fertig machen!“, schrie sie.

„Dein Bruder? So so. Und wo ist der?“, fragte einer der anderen Soldaten.

„Immer mit der Ruhe. Wir nehmen sie erstmal mit. Eigentlich ist sie ja ganz niedlich. Ich bin sicher, wir können uns mit ihr beschäftigen.“, sagte der Sarok, der sie raus gezerrt hatte.

Kazuma war nun etwas näher. Er erkannte, das der Sarok von eben dabei war. Das musste die Patrouille gewesen sein, die eben am Supermarkt vorbeigegangen war.

Er lehnte die Tasche an die Wand und ballte die Fäuste. „Ich muss es tun.“, sagte er sich.

Dann sprang er heraus. „Hey, ihr Schweine! Lasst sie los!“, schrie er aus Leibeskräften.

Die Soldaten drehten sich alle zu ihm um. „Du wagst es, uns mit Schweinen zu vergleichen? Holt ihn euch!“, schrie einer der vier.

Zwei stürmten sofort los und zogen ihre Lasergewehre.

Kazuma stutzte und rannte los.

„Verdammt. Das war unüberlegt. Was mach ich denn jetzt?“, fragte er sich, während er durch die engen Gassen lief.

Die Schüsse schlugen nur knapp neben ihm ein. Er konnte immer gerade noch so entkommen.

Doch dann stolperte er über etwas und fiel hin.

Die beiden Saroks bogen um die Ecke und zielten auf ihn.

Kazuma konnte nicht mehr reagieren.

Plötzlich schoss etwas über ihn drüber und blieb hinter den beiden verdutzten Saroks zum stehen.

Die drehten sich um und sahen einen Mann, der mit dem Rücken zu ihnen stand. In seiner rechten Hand hielt er ein großes Breitschwert.

In dem Moment fielen die Saroks zu Boden.

„Dumme Kerle. Sie unterschätzen uns gewaltig.“, sagte der Mann und steckte das Schwert weg.

Kazuma kam wieder auf die Beine und klopfte sich den Staub von der Hose. „Wer sind sie?“, fragte er.

Der Mann drehte sich um und lächelte. „Mein Name ist Hideyuki. Und wer bist du?“

„Ich bin Kazuma und ich...“ Plötzlich erschrak er. „Oh nein. Meine Schwester. Schnell! Kommen sie mit!“, rief er und rannte den Weg zurück, den er gekommen war.
 

Vor dem Imbiss standen immer noch die beiden anderen Soldaten, die wohl auf ihre Kumpels warteten.

„Das ist deine Schwester?“, fragte Hideyuki aus einem Versteck beobachtend.

Kazuma nickte. „Ich war nur kurz weg, um was zu essen zu besorgen und jetzt das.“, sagte er.

Hideyuki lächelte. „Keine Angst. Das mache ich schon.“, sagte er und zog sein Schwert.

„Aber wie denn?“, fragte Kazuma.

In dem Moment sprang Hideyuki bereits aus dem Versteck heraus und rannte auf die Soldaten zu.

Die bemerkten das und schossen aus ihn.

Doch Hideyuki bewegte sich um Zickzack um den Schüssen auszuweichen.

Er schoss an ihnen vorbei und erwischte einen der Soldaten mit dem Schwert, der tot zu Boden ging.

Der andere griff Serena, hob sie hoch und hielt sie schützend vor sich, während er mit dem Gewehr auf den Angreifer zielte.

„W wer bist du? Bleib weg!“, schrie der Sarok in Panik.

Kazuma bemerkte, das er nun mit dem Rücken zu ihm stand und rannte los.

Hideyuki drehte sich um und sah dem Sarok in die Augen. „Seid ihr so feige, das ihr kleine Kinder als Schutzschild benutzt?“, fragte er.

„Ich mein´s ernst. Mach eine Bewegung und ich brech ihr das Genick!“, schrie der Soldat.

Kazuma schrie jetzt und rammte sich mit voller Wucht in den Rücken des Sarok, der vor Schreck jetzt Serena loslassen musste.

„Du kleiner Zwerg schon wieder!“, schrie der Sarok und hob die Faust zum Schlag.

Hideyuki nutzte das jetzt, sprintete los und schlug mit seinem Schwert zu.

Blut spritzte was und der Sarok ging zu Boden.

Kazuma keuchte und ging in die Knie. Sein ganzer Körper zitterte und er schien nicht aufhören zu wollen.

Serena erholte sich jetzt aus ihrem Schock. Sie ging zu Kazuma und umarmte ihn mit dicken Tränen in den Augen.

„Ich hatte Angst. Ich hatte so furchtbare Angst!“, heulte sie.

Kazuma sah ihr ins Gesicht und umarmte sie dann ebenfalls. „Ist schon gut. Ich bin ja jetzt hier. Und ich werde dich nie mehr alleine lassen.“, sagte er ebenfalls mit Tränen in den Augen.

Serena schluchzte. „Wir werden es nicht schaffen, oder? Sie werden gewinnen. Wir haben keine Chance.“, jammerte sie.

„Von wegen.“, sagte Kazuma und hielt sie etwas von sich weg. „Ich werde sie besiegen. Ich werde stark werden und jeden einzelnen von ihnen von der Erde verjagen. Das verspreche ich dir.“

Hideyuki steckte sein Schwert wieder weg. „Meinst du das ernst?“, fragte er.

Kazuma stand auf, ohne die Umarmung seiner Schwester zu lösen.

„Allerdings. Das werde ich.“

Hideyuki lächelte. „Du hast eine Menge Ehrgeiz und Mut noch dazu. Wir wär´s, wenn ich dich unterrichte?“, fragte er. „Außerdem kenne ich ein sicheres Plätzchen für euch zwei.“, fügte er noch hinzu.

Kazuma nickte. „Ja. Das wäre toll.“, bestätigte er.
 

Serena schmunzelte. „Stimmt. Das hatte ich schon ganz vergessen. Damals schien alles so schwierig zu sein. Alles so fern. Als wenn es keine Hoffnung geben würde.“, sagte sie.

Kazuma sah seine Schwerter an, die neben ihm auf dem Boden lagen. „Hätten wir Hideyuki damals nicht getroffen, wer weiß, was uns dann passiert wäre.“, sagte er.

Serena legte ihren Kopf in Kazumas Schoß. „Ja. Wer hätte gedacht, das von uns mal das Schicksal der Menschheit abhängen würde?“, fragte sie.

Kazuma schluckte. „Was würdest du eigentlich tun, wenn ich nicht mehr da wäre?“, fragte er.

Serena sah ihn leicht erschrocken an. „Was ich tun würde? Keine Ahnung. Ohne dich wäre ich schon lange tot. Hättest du uns nicht aus Washington rausgeholt, nein. Hättest du mich nicht damals immer beschützt, wäre ich schon lange nicht mehr am Leben.“

„Das habe ich doch versprochen.“, sagte Kazuma und fuhr mit einer Hand durch ihr Haar.

Serena schloss die Augen. „Das hast du schon lange nicht mehr gemacht.“, sagte sie leise.

Kazuma schmunzelte. „Du bist ja auch eigentlich schon etwas zu alt dafür.“, entgegnete er.

Serenas leises schnaufen deutete darauf hin, das sie bereits eingeschlafen war.

„Scheinbar doch nicht.“, erwähnte Kazuma. Dann sah er wieder auf seine Schwerter. „Und was, wenn ich doch nicht mehr da wäre?“, fragte er leise.
 

Als die Sonne langsam aufging war Junko die erste, die aus dem Schutzkeller nach oben kam. Sie hatte eine Tasse Kaffee dabei, die sie Kazuma bringen wollte.

Als sie in die Scheune ging erblickte sie Kazuma und Serena. Serena lag immer noch mit dem Kopf in Kazumas Schoß, der ebenfalls eingeschlafen war.

Junko konnte sich ein schmunzeln nicht verkneifen. „So muss Geschwisterliebe sein.", sagte sie leise.

Serena öffnete jetzt die Augen weil sie den Kaffee gerochen hatte.

„Hey!“, winkte Junko.

Serena gähnte und stand vorsichtig auf. „Ich bin wohl doch eingeschlafen.“, sagte sie.

Junko setzte sich. „Wolltest du deinem Bruder Gesellschaft leisten?“, fragte sie.

Serena nickte. Sie nahm einen Schluck Kaffee und setzte sich neben Junko. Dabei schien sie Schmerzen zu haben.

Junko sah sie fragend an. „Lass mich mal sehen.“, bat sie.

Serena drehte sich um und hob ihr T-Shirt etwas an. Dabei entblößte sie Dutzende Striemen auf ihrem Rücken, die wohl von einer Peitsche stammten.

„Tut´s noch sehr weh?“, fragte Junko.

Serena nickte. „Ja. Dank der Salbe von gestern Abend ist es zwar etwas besser geworden, aber die Schmerzen sind noch da.“, sagte sie.

Junko seufzte. „Wir müssen nochmal was drauf tun.“ Dann sah sie Kazuma an. „Hast du´s ihm gesagt?“, fragte sie.

Serena schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Er würde sich deswegen nur Vorwürfe machen. Das weiß ich. Es ist besser, wenn er davon nichts weiß.“

Junko nickte. „Schon klar. Immerhin haben wir alle gemeinsam ausgemacht, das wir ihm nicht erzählen, was während der letzten Woche passiert ist. Ist bestimmt besser so.“

Serena zog das Shirt wieder runter. „Machen wir nochmal etwas Salbe drauf.“, sagte sie und stand auf.

Sie stellte die Tasse neben Kazuma und ging mit Junko wieder in den Schutzkeller runter.

Kurz nachdem sie weg waren, öffnete Kazuma die Augen. Er streckte sich und sah den Kaffee. „Serena ist wohl bei den anderen.“, sagte er gähnend und sah nach draußen. „Heute wird ein harter Tag.“, sagte er und trank die Tasse ganz aus.
 

Eine Weile später hatten alle gegessen. Währenddessen machten Kazuma und Ratko das Fahrzeug zur Weiterreise fertig.

„Glaubst du, das wir das Ziel der Reise erreichen?“, fragte Ratko stutzig.

Kazuma seufzte. „Stell keine Fragen, auf die du die Antwort bereits weißt.“

Ratko schmunzelte. „Was wirst du machen, wenn wir in Los Angeles sind?“, fragte er.

Kazuma hob seine Schwerter auf. „Das werd ich dir sagen.“, erwähnte er.
 

Eine halbe Stunde später saßen wieder alle im Auto. Robin saß am Steuer.

„Wenn alles gut läuft, sollten wir heute Abend in L.A. ankommen.“, erklärte Yuan.

„Prima. Irene hat sich sicher schon Sorgen gemacht.“, warf Niklas ein.

„Hast du dich eigentlich schon entschieden, was du machen wirst, wenn wir dort ankommen?“, fragte Serena.

Niklas schmunzelte. „Ich denke noch nach. Eigentlich ist diese Weltrettungsgeschichte nicht so mein Ding.“, erklärte er.

„Du hast ja noch ein wenig Zeit zum nachdenken. Erstmal dort ankommen.“, sagte Robin.

„Genau. Machen wir uns später darüber Gedanken.“, sagte Junko.

Kazuma und Ratko sahen sich in die Augen.

Was würde sie in Los Angeles erwarten?

Wieder in L.A.

Kapitel 89: Wieder in L.A.
 

Die Fahrt Richtung L.A. führte die Truppe durch die Wüste. Sie waren allerdings gut vorbereitet und hatten genug Wasser dabei.

Hin und wieder hielten sie an, um etwas zu trinken. Nichts desto trotz kamen sie gut voran.

Die Sonne ging langsam vor ihnen unter, als sie schon fast an der Westküste waren. Los Angeles war nicht mehr weit entfernt.

„In etwa 10 Minuten sollten wir die Skyline von Los Angeles sehen. Am Flughafen müssten wir in einer halben Stunde ankommen.“, erklärte Niklas, der gerade am Steuer war.

„Kommt vorher noch eine Raststätte?“, fragte Kazuma.

Niklas sah ihn fragend an. „Ja. Wieso?“

„Halt da nochmal an.“, bat Kazuma.

Ein paar Minuten später hielt Niklas an einer Tankstelle an, die schon lange nicht mehr in Betrieb war.

Kazuma stieg aus und ging kurz zum Gebäude.

Ratko stieg ebenfalls aus. Er überquerte die Straße und ging auf einen kleinen Hügel, von dem aus man endlich die ehemalige Skyline von Los Angeles sehen konnte.

Junko war ihm gefolgt und sah es ebenfalls. „Endlich geschafft, was?“, fragte sie.

Ratko verschränkte die Arme. „Wäre schön, wenn dem so wäre.“, sagte er.

Junko sah ihn fragend an.
 

Eine Minute später kam Kazuma zurück zu den anderen. „Was soll diese Pause jetzt schon wieder? Wir sind doch fast da, oder?“, fragte Atruschka.

Kazuma ging an den anderen vorbei, öffnete den Kofferraum und holte seine Schwerter raus, die er sich sofort umschnallte.

Ratko kam jetzt auch zurück. „Hast du eins?“, wollte er wissen.

Kazuma nickte. „Ja. Es sollte gehen.“, sagte er.

Serena stellte sich jetzt vor ihren Bruder. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte sie in einem energischen Ton.

Kazuma legte seine Hände auf ihre Schultern. „Hör mir zu. Das ist nicht leicht. Aber ich will, das du in Sicherheit bist. Das ist alles, was zählt.“, sagte er.

Serena schluckte. „W was soll das heißen?“, fragte sie.

Ratko, der neben ihnen stand, senkte den Kopf. „SIE ist in der Stadt. Sie wartet auf uns.“, erklärte er.

Serena sah Ratko fragend an. Auch die anderen erschraken, als sie das hörten.

„SIE? Meinst du etwa Leola?“, fragte Atruschka. Bei diesem Namen lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.

Ratko nickte.

Serena sah ihren Bruder jetzt mit ernstem Gesicht an. „Wusstest du das? Wusstest du es?“, fragte sie und zerrte an ihm.

Kazuma sah ihr in die Augen. „Ich habe es vermutet, aber ich wusste es nicht. Seit etwa einer halber Stunde kann ich sie bereits spüren. Sie ist dort.“, sagte er.

„Dem kann ich nur zustimmen. Ihre Aura ist deutlich zu spüren. Sie muss gewusst haben, das wir hierher zurückkommen würden.“, erklärte Ratko.

„Dann willst du sie besiegen?“, fragte Yuan.

Robin lachte kurz los. „Willst du mich verarschen? Sie besiegen? Wie denn? Ist dir klar, wie stark sie ist?“

Kazuma sah jetzt auch die anderen an. „Ich werde ein Motorrad nehmen und vorausfahren. Ich werde sie in einen Kampf verwickeln. Währenddessen werdet ihr Irene holen und euch ein Boot oder besser ein U-Boot suchen, mit dem ihr dann nach Japan zurückfahren werdet.“, erklärte er.

Serena hatte jetzt Tränen in den Augen. „Aber nicht ohne dich! Hörst du? Nicht ohne dich!“, schrie sie.

Kazuma umarmte sie etwas fester. „Ich weiß, das ich es versprochen habe. Und ich verspreche dir noch etwas. Ich werde alles geben, um zu überleben. Um Gegenzug musst du mir aber versprechen, das du auf mich hörst. Geh mit den anderen. Du musst in Sicherheit sein.“, sagte er.

Serena schluchzte. Sie hatte dicke Tränen, die ihr Gesicht runter liefen. „Verlass mich nicht! Bitte. Du bist alles, was ich habe.“, schrie sie.

Ratko nahm Serena am linken Arm und zog sie von Kazuma weg, der jetzt die anderen ansah.

„Tut mir leid, Leute. Ich werde alles tun, um sie lange genug zu beschäftigen.“, sagte er nur und ging an ihnen vorbei.

„Warte!“, rief Junko. „Versprich es uns auch. Das du alles tun wirst, um zu überleben!“

Kazuma senkte den Kopf. Dann drehte er sich lächelnd um. „Wartet etwa eine halbe Stunde. Dann macht euch auf den Weg. Macht´s gut.“, sagte er und ging zum Gebäude.

Kurz darauf war ein Motorengeräusch zu hören und Kazuma kam auf einem Motorrad zum Vorschein.

Er sah die Freunde nochmal an, warf ihnen ein letztes Lächeln zu und gab Gas in Richtung Stadt.

Serena wollte sich von Ratko losreißen, doch der ließ sie nicht.

„Kazuma! Kazumaaaa!“, schrie sie.
 

Einige Minuten später saßen alle vor dem Auto. Ihre Blicke sprachen Bände. Sie waren geknickt aber auch wütend, weil Kazuma ihnen nichts von seinem Plan erzählt hatte.

Serena lag im Auto auf der Rückbank. Sie war zusammengebrochen und Ratko hatte sie zur Ruhe gelegt.

„Das ist nicht fair. Warum hat er uns nichts gesagt?“, fragte Yuan.

„Er hatte wohl seine Gründe. Ich hoffe, Irene geht es gut.“, erwähnte Niklas.

„Gründe? So ein Blödsinn. Er hätte es uns vorher sagen können. Wir hätten vielleicht einen anderen Weg gefunden.“, warf Atruschka ein.

„Er ist unglaublich.“, sagte Robin jetzt.

Die anderen sahen ihn fragend an.

Robin schmunzelte. „Eigentlich sollten wir hier doch die Helden sein, oder? Diejenigen, die am Turnier teilnehmen. Aber derjenige, der sich im Moment in die größte Gefahr begibt ist der Kerl, der uns zusammengeführt hat.“, erklärte er.

Ratko nickte. „Das stimmt. Wäre er nicht gewesen, würde ich immer noch unter Zakor dienen und Menschen jagen.“

„Wir haben ihm wirklich viel zu verdanken.“, bestätigte Yuan.

„Ich bin dafür, das wir ihm vertrauen. Er schafft das schon wie sonst auch alles.“, sagte Atruschka.

„Das heißt also, das wir auf ihn warten werden?“, fragte Robin.

„Wo ist eigentlich Junko?“, fragte Niklas jetzt.

Plötzlich kam ein weiteres Motorengeräusch von dem Gebäude. Nur Sekunden später schoss ein weiteres Motorrad hinter dem Gebäude hervor. Auf ihm drauf saß Junko.

Sie achtete nicht auf die anderen sondern gab sofort Gas in Richtung Stadt.

„Nein! Junko!“, schrie Ratko hinterher. Doch sie war bereits außer Hörweite.

Alle standen jetzt auf der Straße und sahen dem Motorrad nach.

„Warum tut sie sowas? Wofür ist das gut?“, fragte Yuan enttäuscht klingend.

„Sie will ihm helfen.“, sagte Atruschka.

„Helfen? Aber Kazuma hat gesagt, das er das alleine machen wird.", sagte Yuan.

„Kazuma will sich für uns opfern. Das will sie nicht einsehen und nicht zulassen.“, erklärte Atruschka.

Robin lächelte. „Muss Liebe schön sein.“, sagte er.

Yuan sah die anderen fragend an. „Liebe? Wie meint ihr das? Ist Junko etwa in Kazuma...?“, fragte er, doch die anderen gingen schon wieder zum Auto zurück.

„Hey. Wartet! Wollt ihr mir wirklich erzählen, das sie solche Gefühle für Kazuma hat?“, fragte er.

Atruschka blieb kurz stehen. „Vielleicht weiß sie es selbst noch nicht, aber es ist offensichtlich.“, erklärte sie.

„Macht euch jetzt fertig. Wir fahren in 5 Minuten nach Plan los.“, sagte Niklas.
 

Kazuma war bereits in der Stadt. Er fuhr mit dem Motorrad eine breite Straße entlang. Direkt vor ihm in einiger Entfernung spürte er die Quelle einer unglaublichen Energie, die in der Luft hing. Die Energie war so gewaltig, das Kazuma es schwer hatte, sich auf das Fahren zu konzentrieren.

Immer wieder standen Autos im Weg, denen er ausweichen musste. Trotzdem ließ er sich nicht ablenken. Er musste den anderen jetzt Zeit verschaffen. Sie würden auf ihn zählen.

Zwei Minuten später erblickte er ein großes Wohnmobil, das quer auf der Straße stand und sie komplett blockierte. Doch da war noch etwas anderes. Auf dem Dach des Wohnmobils saß eine Gestalt.

200 Meter vor dem Wohnmobil blieb Kazuma stehen und stellte den Motor ab.

Die Gestalt saß mit dem Rücken zu ihm gerichtet und machte keine Anzeichen, sich zu bewegen.

Er stieg auf und stellte das Motorrad hin. „Wartest du auf mich?“, fragte er.

Die Gestalt hob den Kopf. Langsam stützte sie sich auf die rechte Hand und stand auf. Dann streckte sie sich und drehte sich um.

Kazuma hatte recht behalten. Es war Leola.

„Ihr habt ja ganz schön lange gebraucht. Weißt du eigentlich, wie lange ich hier schon warte?“, fragte sie und sah jetzt Kazuma. Das schien sie zu wundern.

„Merkwürdig. Ich hätte Ratko erwartet. Oder versteckt sich der Feigling noch irgendwo?“, fragte sie und sah sich um. Doch sie spürte ihn nirgendwo.

Schließlich sah sie wieder Kazuma an. „Du bist alleine? Soll das ein Witz sein?“

Kazuma senkte den Kopf und lächelte leicht. „Nein. Ich bin der Meinung, das ich vollkommen ausreiche.“, erklärte er.

Leola sah etwas skeptisch aus. Sie nahm Kazuma wohl nicht so ganz ernst. Sie seufzte und sprang von dem Wohnmobil runter. „Naja, was soll´s? Die anderen kann ich mir auch gleich noch holen, wenn ich dich auseinander genommen habe.“

Kazuma schluckte. Ihre Aura schien jetzt noch gewaltiger zu sein, wo sie jetzt so nah war. Doch er hatte sich entschieden und würde jetzt keinen Rückzieher machen.

Leola griff an ihren Gürtel und holte einen kleinen, länglichen Stab hervor, der sich auf Knopfdruck in ein Langspeer von über 2 Metern Länge verwandelte. „Ich lasse dir den ersten Angriff.“, verkündete sie.

Kazuma nahm die Griffe seiner Schwerter in die Hand und zog sie heraus.

Als er die Schwerter so von sich weg hielt, bemerkte er, wie sehr sein Körper eigentlich zitterte. Er wusste nicht genau, ob es an der Aura von Leola lag, die überall in der Luft hing oder an seiner Angst. Tatsache war, das Leola der stärkste Gegner war, der ihm bisher untergekommen war. Das hatte Ratko ihm auch versichert.

Auch war er der Meinung, das er diesen Kampf wahrscheinlich nicht gewinnen wird. Doch war das ohnehin nicht sein Ziel. Er war hier, um Zeit für die anderen zu gewinnen, damit sie entkommen können.

Er schluckte und verstärkte den Griff um die Schwerter.

Dann rannte er los.

Er hielt die Schwerter rechts und links von sich weg, um von beiden Seiten zuzuschlagen.

Leola blieb ruhig da stehen und schien den Angriff abzuwarten.

Kazuma rannte immer schneller.

10 Meter vor Leola sprang er auf einmal in der Luft. Er hob beide Schwerter und konzentrierte seine ganze Kraft auf seinen Schlag.

Leola hob ihren Speer mit einer Hand in die Luft, um den Angriff abzuwehren.

Mit lautem Schrei schlug Kazuma zu.

Beide Schwerter trafen das Speer.

Es gab einen gewaltigen Knall. Fensterscheiben in der Umgebung zersprangen augenblicklich in ihre Einzelteile. Die Druckwelle warf selbst das Wohnmobil hinter Leola auf die Seite. Dann wurde es wieder ruhig.

Kazuma hatte für einen kurzen Augenblick die Augen geschlossen gehabt und öffnete sie jetzt wieder. Und er erschrak.

Leola stand immer noch da. Sie hatte seinen Angriff mit einem Arm und ihrem Speer abgeblockt. Durch die Wucht des Schlages waren sogar ihre Füße ein wenig im Teer der Straße versunken, die um Leola herum auch einige Risse aufzeigte.

Leola aber lächelte Kazuma nur an. „War das dein Angriff, oder kommt da nicht was?“, fragte sie.

Kazuma stieß sich rasch mit einem Fuß von ihrem Speer ab und landete 20 Meter entfernt von ihr auf dem Boden. Seine Augen waren weit aufgerissen. Er schien richtig geschockt zu sein.

„Wie hat sie das gemacht? Ich habe mit allem zugeschlagen, was ich hatte? Und sie hat mit einer Hand...“, fragte er sich in Gedanken.

Leola nahm das Speer wieder runter. „Sehr amüsant. Ich muss sagen, das ich wirklich beeindruckt bin. Hätte nie gedacht, das ein Mensch so eine Kraft entwickeln könnte.“, sagte sie und wies auf die zersplitterten Fenster hin.

Kazuma ging wieder in Kampfstellung. Doch sein Zittern war jetzt etwas stärker geworden.

„Dann bin ich jetzt wohl dran.“, verkündete Leola lächelnd. Sie drehte ihren Speer zweimal um sich herum. Dann rammte sie ihn neben sich in den Boden.

Kazuma stutzte. Wollte sie etwas nicht ihren Speer zum Angriff benutzen?

Da spürte er einen drückenden Schmerz im Brustbereich. Er senkte in einem Reflex den Kopf und erblickte Leolas Faust. Sie stand plötzlich vor ihm und hatte ihn geschlagen ehe er es überhaupt gemerkt hatte.

Kazuma ließ die Schwerter fallen und ging in die Knie. Er hielt sich die Brust, die jetzt unglaublich schmerzte.

Leola stand wieder neben ihrem Speer und grinste. „Für jemanden wie dich brauche ich gar keine Waffe.“, sagte sie hochnäsig.

Kazuma hustete etwas. Wahrscheinlich waren eine oder mehrere Rippen gebrochen. Und das nur doch einen einzigen Schlag.

Er griff rasch die Schwerter und stand wieder auf. „Noch nicht. So leicht gewinnst du nicht.“, sagte er.
 

Niklas war wieder am Steuer und fuhr mit dem Rest bereits in Richtung Flughafen. Glücklicherweise kamen sie so nicht an der Innenstadt vorbei, wo Kazuma nun war.

Ratko sah immer wieder aus dem Autofenster.

„Kämpfen sie schon?“, fragte Yuan.

Ratko nickte. „Ja. Ich kann es spüren.“

Atruschka sah deprimiert aus. „Was, wenn er es nicht schafft? Wenn er nicht wieder zurückkommt?“, fragte sie.

„Das darfst du nicht mal denken.“, sagte Robin.

„Nein.“, warf Ratko ein. „Die Chance, das er Leola besiegt, ist sehr gering. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, das er es schaffen kann. Wir müssen das tun, was er gesagt hat. Wir holen Niklas Frau und verschwinden von hier.“

„Sag doch sowas nicht. Das bringt Unglück.“, rief Yuan.

„Er hat recht.“, sagte Niklas. „Ich kenne Kazuma noch nicht so lange wie ihr, aber er hat sich entschieden. Respektieren wir seine Entscheidung.“

„Aber Junko...“, warf Atruschka jetzt ein.

„Auch sie hat sich entschieden.“, sagte Ratko.

„Okay. Gleich sind wir da.“, sagte Niklas, als sie um eine weitere Ecke bogen.

Plötzlich trat er auf die Bremse und blieb stehen.

„Was soll das denn?“, fragte Yuan.

Die Straße, auf der sie waren, führte direkt zum Flughafen. Oder zu dem, was mal der Flughafen war.

Eine riesige Rauchwolke hing in der Luft. Die Flughafenhallen waren komplett eingerissen. Der geteerte Boden war überall aufgerissen.

Niklas schluckte und stieg aus. „Nein. Irene.“, sagte er leise.

„Ist das der Flughafen?“, fragte Yuan, der ebenfalls ausgestiegen war.

„Sah der schon immer so aus?“, wollte Atruschka wissen.

„Das war Leola.“, sagte Niklas, während er seine Hände zu Fäusten ballte.

„Soll das heißen, sie hat das gemacht, bevor sie uns aufgelauert hat?“, fragte Atruschka.

Ratko stutzte auf einmal. Er spürte etwas. Rasch griff er sich die noch bewusstlose Serena. „IN DECKUNG!“, schrie er.

Wie auf Befehl sprangen Niklas, Atruschka und Yuan zur Seite.

Robin, der noch im Auto saß, kam nicht rechtzeitig raus.

Ein riesiger Feuerball kam direkt vom Himmel runter geschossen und traf das Auto.

„Robin!“, schrie Atruschka.

Der Feuerball blieb kurz so liegen, bis er langsam kleiner wurde. Er verformte sich und bildete eine Gestalt.

Es war Robin, der jetzt in die Knie ging. „Ziemlich heißer Empfang.“, sagte er.

„Geht es dir gut?“, fragte Atruschka.

Robin grinste. „Natürlich. War nur n großes Feuerwerk.“, erwähnte er.

Ratko sah nach oben, wo in etwa 100 Metern Höhe eine Gestalt in der Luft hing, die langsam nach unten schwebte.

„Wer ist das?“, fragte Yuan.

Ratko schluckte. „Wie es scheint, nehmen sie uns jetzt ernst. Das ist Gural.“, sagte Ratko.

„Gural? Wer soll das sein?“, warf Niklas ein.

Ratko senkte den Kopf. „Wie ihr wisst, gibt es drei Großgeneräle. Zakor, den wir schon besiegt haben, Leola, die in der Innenstadt mit Kazuma kämpft, und Gural. Er war bei der Hinrichtung anwesend. Vermutlich hat er den Befehl bekommen, Leola zu unterstützen.“, erklärte er.

Gural landete jetzt vor ihnen. Niklas, Atruschka, Robin und Yuan wichen etwas zurück.

„E ein Großgeneral?“, fragte Atruschka erschrocken.

Gural hatte für einen Sarok eine ziemlich schrille Frisur, weil ihm die Haare nach allen Seiten abstanden. Er sah nicht ganz so imposant aus wie die anderen Saroks. Auch war er eher dünn gebaut.

Er musterte die Truppe, die er gerade aufgehalten hatte. „Ihr seid auf jeden Fall diejenigen, die uns entkommen sind.“, sagte er und senkte den Kopf. „Gut. Gut, gut. Das wird doch noch richtig spaßig.“, sagte er und hob den Kopf wieder. „Ich habe den Befehl, euch alle auseinander zu nehmen. Also, wer ist der Stärkste?“, fragte er etwas verrückt klingend.

Ratko sah Serena an, die noch bewusstlos war und die sie nicht in Gefahr bringen sollten.

„Ratko. Du bringst Serena in Sicherheit und kümmerst dich um sie.“, sagte Yuan, der direkt vor Ratko stand.

Ratko sah ihn fragend an. „Wie meinst du das? Ihr könnt ihn nicht besiegen.“

Yuan drehte sich kurz um. „Aber wir sind die Auserwählten. Wir wurden erwählt, an dem Turnier teilzunehmen. Also müssen wir doch auch für irgendwas gut sein, oder? Außerdem glaube ich nicht, das er eine Chance hat, wenn wir als Team zusammenarbeiten.“, erklärte er.

Robin lächelte. „Ich gebe ihm recht.“

Atruschka nickte ebenfalls.

Niklas ballte die Hände zu Fäusten. „Wir werden das schnell erledigen. Und dann suche ich Irene.“, sagte er mit wütendem Unterton in der Stimme.

„Diesmal sind wir dran. Kümmer dich um Serena.“, sagte Yuan und drehte sich wieder um. „Wie sieht´s aus? Machen wir den Kerl fertig?“, schrie er.

Atruschka, Robin und Niklas hoben ihre Arme. „JA!“, schrien sie alle im Chor.

Feuersturm

Kapitel 90: Feuersturm
 

Ratko nahm Serena wieder hoch und sah die anderen vier an, die zurückbleiben wollten, um sich Gural zu stellen, der plötzlich vor ihnen aufgetaucht war.

„Seid vorsichtig. Nehmt ihn nicht zu leicht.“, riet er.

„Schon klar. Jetzt verschwinde endlich.“, sagte Yuan.

Ratko nickte und lief los.

Gural musterte jeden der vier genaustens. „Ihr wollt euch mir stellen? Vier niedere Menschen. Das wird doch viel spaßiger, als ich dachte. Ich werde ein wenig mit euch spielen.“, sagte er.

Plötzlich stürmte Niklas nach vorne. Seine rechte Faust war mit Metall überzogen und er schlug zu.

Gural fing den Schlag mit seiner rechten Hand ab und sah Niklas skeptisch an.

„Was hast du gemacht? Wo ist meine Irene?“, fragte Niklas wütend und schlug mit der anderen Hand zu, die aber ins Leere ging. Stattdessen nahm Gural Niklas Arm und schleuderte ihn in hohem Bogen durch die Luft, wo er neben Yuan unsanft auf dem Boden aufkam.

„Irene? Irene.“, sagte Gural nachdenkend. Dann schnipste er. „Du meinst bestimmt diesen weiblichen Menschen, der sich da hinten versteckt hatte.“, sagte er und zeigte auf den zerstörten Flughafen. „Ja. Hab sie zufällig entdeckt. Gehört sie etwa dir?“, fragte er.

Niklas räppelte sich wieder auf. „Wo ist sie?“, schrie er.

Gural lächelte. „Also gehört sie zu dir. Ich dachte mir doch, das es etwas bringt.“, sagte er.

Niklas Blick verfinsterte sich zunehmend.

„Beruhige dich. So bringt das nichts.“, riet Yuan.

„Seht mal nach oben.“, sagte Gural.

Alle sahen nach oben. Dort, über der Ruine eines 10stöckigen Hauses schwebte ein kleines Schiff in der Luft.

„Das ist mein Schiff. Diese Frau, die du suchst, ist dort drin. Ich hab ihr natürlich nichts getan. Immerhin bin ich ein Gentleman. Dort, wo ich wohne, hab ich viele Sklavinnen, die alles tun, was ich ihnen befehle. Nachschub kann ich schließlich immer brauchen.“, erklärte Gural.

„Du Mistkerl!“, schrie Atruschka.

Gural sah sie jetzt an. „Ich sag dir was. Wenn du dich gleich ergibst, werd ich dich ebenfalls aufnehmen. Dann hast du noch eine Chance, zu überleben.“,

„Es reicht!“, schrie Yuan, der sich jetzt vor Atruschka stellte. „Genug mit diesem Smalltalk. Bist du hier, um uns totzureden?", fragte er.

Gural lächelte. „Stimmt. Du hast ja recht. So spaßig diese Unterhaltung auch ist, wir sollten sie auf später verschieben, wenn ich euch auseinander genommen habe.“

Er senkte seine Hände. „Wird Zeit, euch ein wenig einzuheizen.“, sagte er.

Seine Hände fingen jetzt Feuer, doch es schien ihm nichts auszumachen. „Ich gebe euch 2 Minuten.“

Robin grinste und trat vor Yuan. „Ist das deine Fähigkeit? Feuer zu entfachen?“, fragte er.

Gural stutzte. „Ja. Das und noch einiges mehr.“

„Dann werde ich das hier übernehmen. Ihr holt diese Irene da oben raus.“, sagte Robin.

„Bist du dir sicher?“, fragte Yuan.

Robin ging etwas in die Hocke. „Darauf kannst du dich verlassen.“, sagte er. „Ich hab schon lange auf eine richtige Herausforderung gewartet.“

Gural verstand nichts. „Heißt das, du willst alleine gegen mich antreten?“, fragte er.

„Mehr brauchts auch nicht, um dich aus den Socken zu hauen!“, schrie Robin. Seine Arme fingen jetzt Feuer. Sie schienen geradezu zu glühen.

Gural sah beeindruckt aus. „Verstehe. Deswegen glaubst du, kann ich dir nichts anhaben, oder? Es wird mir eine Freude sein, dir das Gegenteil zu beweisen.“

„Wir werden sehen!“, sagte Robin und ging zum Angriff über.
 

In der Innenstadt war der Kampf zwischen Kazuma und Leola entbrannt. Obwohl Kazuma durch den ersten Angriff von Leola überrascht worden war, gab er nicht klein bei.

Er schlug mit beiden Schwertern immer wieder zu während Leola nur da stand und jeden einzelnen Angriff abwehrte als wäre es nichts.

Immer wieder prallten die Schwerter auf den Speer.

Nach ein paar Minuten ließ Kazuma mit seinem Dauerfeuer auf und nahm wieder etwas Abstand. Allerdings keuchte er bereits.

Er spürte Schmerzen in seiner Brust. Vermutlich waren ein oder zwei Rippen von Leolas letztem Angriff gebrochen.

Er sah zu Leola, die wieder den Speer in den Straßenbelag gerammt hatte und nur müde lächelte.

„Bist du fertig? Wenn ja, dann würde ich das Trauerspiel hier jetzt gerne beenden.“, erklärte Leola.

Kazuma sah sie wütend an. Ihm gefiel ihre hochnäsige Art nicht.

„Von mir aus.“, erwähnte er.

Leola grinste. „Dann gute Nacht.“, sagte sie.

Plötzlich war sie im Bruchteil einer Sekunde verschwunden.

Kazuma spürte einen Lufthauch und im nächsten Moment packte Leola ihn von hinten am Hals. Sie hob ihn hoch und drückte zu.

Vor Schreck hatte Kazuma seine Schwerter losgelassen.

„Ihr Menschen seid uns nicht mal ansatzweise gewachsen. Stirb wie der Rest auch!“, schrie Leola.

Kazuma bekam keine Luft mehr. Er wollte den Griff lockern und umklammerte Leolas Finger, doch sie hatte zuviel Kraft.

„Wenn ich dich erledigt habe, sind seine Freunde dran. Das heißt, wenn Gural sie nicht schon alle erledigt hat.“, erklärte Leola lachend.

Kazuma erschrak. War etwa noch ein Sarok in der Stadt? Dann hätten sie das hier erwartet. Also waren seine Freunde auch in Gefahr. Er musste unbedingt etwas unternehmen.

Seine Augen leuchteten jetzt und sein Körper fing an, leicht zu beben.

Leola stutzte. Sie spürte, das irgendetwas sich verändert hatte.

Kazuma nahm ihre Finger jetzt nochmal in die Hände und befreite sich schließlich aus dem Griff.

Leola wich überrascht einen Schritt zurück.

Kazuma griff seine Schwerter wieder und stand nun ganz ruhig da.

Leola sprang wieder zu ihrem Speer und sah Kazuma jetzt von vorne.

Er hielt seinen Kopf gesenkt.

„Was ist los mit ihm? Warum bin ich zurückgewichen?“, fragte Leola sich in Gedanken.

Plötzlich fing Kazuma leicht an zu lachen. „So ist das also.“, sagte er. Dann hob er den Kopf wieder. „Du denkst bestimmt, das meine Freunde nicht in der Lage sind, sich selbst zu helfen, oder? Glaubst du das?“

Leola stutzte. Sie sah etwas ungläubig aus. „Hör mal. Gural ist nicht einfach irgendjemand. Du weißt bestimmt, das es drei Großgeneräle gibt, oder? Zakor war einer und ich bin einer. Gural ist der Dritte.“, erklärte sie.

Kazuma ging in Kampfstellung. „Das ist egal. Ich glaube an meine Freunde. Die schaffen das. Und wenn nicht, dann werden sie wenigstens so lange durchhalten, bis ich dich fertig gemacht habe.“ Seine Augen glühten bereits förmlich.

Leola schluckte und zog ihr Speer. Sie erwartete den nächsten Angriff.

Kazuma ging in die Hocke und preschte nach vorne. Nur diesmal mit doppelter Geschwindigkeit.

Leolas Augen wurden groß vor Erstaunen. Sie hob das Speer an und wehrte den Angriff der Bärenklinge ab.

Zu spät jedoch bemerkte sie, das die Klinge nur ein Köder war. Kazuma hatte das große Schwert geworfen und kam jetzt mit der Falkenklinge von der anderen Seite.

Leola drehte rasch das Speer, um die Klinge abzulenken.

Kazuma hatte mit voller Wucht zugeschlagen und zog voll durch.

Durch das Speer wurde der Schlag etwas abgelenkt. Doch er erwischte mit der Spitze des Schwertes gerade so ihr Gesicht, wo jetzt ein kleiner, blutender Schnitt auf der linken Backe zu sehen war.

Kazuma wich wieder zurück. Jetzt erst fiel die Bärenklinge neben Leola zu Boden.

All das war innerhalb von zwei Sekunden passiert.

Leola schluckte und fasste sich mit der linken Hand an die Backe. Als sie ihre Hand ansah und das Blut erblickte, wurde sie zornig.

„Was fällt dir ein? Wie kannst du es wagen, mein Gesicht zu verunstalten?“, fragte sie mit lauter Stimme.

Kazuma nahm die Falkenklinge jetzt mit beiden Händen. So hatte er ohnehin mehr Gewalt im Schlag und schneller würde er auch sein, da er nicht mehr so viel Gewicht hatte.

Leola nahm ihr Speer mit beiden Händen. „Jetzt pass mal auf. Bis jetzt habe ich mich absichtlich zurückgehalten weil ich Spaß haben wollte. Ich spiele gerne mit meinen Opfern. Aber das ist jetzt vorbei. Ich werde dich auseinander nehmen und deinen Freunden deine Reste präsentieren!“, schrie Leola.

Ihr Körper fing mit einem Mal an, tiefblau zu leuchten. Ein starker Wind kam auf, der von Leola auszugehen schien. Kazuma hatte Mühe, stehen zu bleiben.

Jetzt fing auch der Boden an zu beben. Die ganze Umgebung wurde durchgeschüttelt. Die Risse im Straßenbelag breiteten sich rasend schnell aus.

Kazuma spürte, wie Leolas Aura anwuchs. Bis eben war sie ihm schon nahezu überlegen, doch er konnte nicht fassen, das sie so viele Reserven hatte. Es war unglaublich.

Leola ging jetzt mit einem Bein in die Hocke und lächelte.

Kazuma riss den Mund auf. Ihre nächster Angriff würde auch ihr letzter sein.

Da spürte er etwas. Er sah nach unten auf seinen Bauch, wo Leolas Speerspitze raus sah. Sie war blutverschmiert, weil sie gerade durch Kazumas Körper gedrungen war.

Im nächsten Moment sah er Leola, die immer noch weit vor ihm stand. Er sah an sich herunter, doch keine Wunde war zu sehen. Da begriff er, was gerade passiert war. Er duckte sich und sprang in die Luft, bevor Leolas Speer direkt durch seine Beine schoss, genau dort, wo er eben gestanden hatte.

Es war passiert. Dasselbe wie beim Kampf gegen Nuraku. Er hatte Leolas Attacke vorhergesehen.

In der Luft drehte er sich zweimal und kam hinter Leola auf dem Boden auf.

Trotzdem war Leola schneller gewesen als alles, was er bisher erlebt hatte.

Die drehte sich jetzt um und visierte Kazuma mit wütendem Blick an. „Nochmal schaffst du das nicht!“
 

Robin war zum Angriff übergegangen. Mit hell lodernden Armen schlug er auf Gural ein. Der jedoch wehrte jeden einzelnen Schlag einfach mit bloßen Händen ab. Das Feuer machte ihm nichts aus.

Niklas sah nach oben zu dem schwebenden Schiff. „Wie sollen wir nur da raufkommen?“, fragte er.

Yuan stand hinter ihm. „Ist meine leichteste Übung.“, erwähnte er.

Mit diesem Satz zog er den rechten Ärmel nach oben und berührte die Siegel. „Pass mal auf.“

Die Siegel leuchteten alle 3 hell auf und die Verwandlung von Yuan begann.

Niklas wich etwas zurück. „Was ist denn das?“, fragte er.

„Keine Angst. Das ist normal.“, erklärte Atruschka.

Eine halbe Minute später hatte Yuan die vollständige Verwandlung zu Yajukurai durchgeführt.

Yajukurai streckte sich. „Na endlich. Wurde auch langsam mal wieder Zeit, das ich mich etwas bewege.“, sagte er.

Niklas wusste noch nicht, was er davon halten sollte.

„Weißt du Bescheid?“, fragte Atruschka.

Yajukurai drehte sich zu ihr und sah sie abfällig an. „Natürlich weiß ich das. Ich befördere diesen Kerl hier zu seiner Frau da oben auf dem Schiff. Danach werde ich diesen Kerl da rund und alle machen. Komm also bloß nicht auf die Idee, mir Befehle geben zu wollen.“

Atruschka schluckte. „Schon gut. Beeil dich aber bitte.“, bat sie.

Yajukurai ging zu Niklas, der noch einen Schritt zurückwich. „Ist das auch sicher?“, fragte er Atruschka.

„Er ist die einzige Chance, da hochzukommen.“, erwähnte Atruschka.

Yajukurai griff jetzt Niklas Arme und stieß sich mit einem Ruck vom Boden ab, um dann mit einen Flügelschlag in die Luft zu fliegen.

Niklas umgriff seine Arme etwas fester, um nicht noch runter zu fallen.

„Wenn ich dich da oben absetze, schaffst du den Rest?“, fragte Yajukurai.

„Was?“, fragte Niklas etwas irritiert. „Na klar. Bring mich nur rauf.“

Robin war immer noch mit seinem Angriff beschäftigt. Doch da kein einziger Schlag bisher durchdringen konnte, hörte er erstmal auf und nahm etwas Abstand.

„Unfassbar. Ich konnte ihn nicht einmal treffen.“, stellte er enttäuscht fest.

Gural verschränkte die Arme. „Ziemlich schwach. Das reicht ja nicht einmal zum aufwärmen.“, sagte der abfällig.

„Sehen wir mal, wie dir der Gegenangriff schmeckt.“

Gural rannte auf Robin zu, holte mit dem linken Arm aus und schlug zu.

Robin hielt beide Arme in Abwehrhaltung vor sich, die Gural genau in der Mitte traf.

Doch aus Gurals linkem Ellenbogen schoss kurz vor dem Schlag eine gewaltige Flamme heraus, die wohl als Beschleuniger wirkte und den Schlag verstärkte.

Robin riss es von den Füßen und flog rückwärts durch die Luft.

Als wenn das noch nicht reichte, öffnete Gural blitzschnell die Faust und feuerte noch einen Feuerstrahl auf Robin ab.

Der Feuerstrahl erfasste Robin. Er umhüllte ihn und trieb ihn in ein 3stöckiges Haus rein.

Atruschka erschrak. Die Attacke war gewaltig gewesen.

Doch Gural war noch nicht fertig. In seiner rechten Hand hielt er eine kleine Feuerkugel.

„Das war der Erste!“, schrie er und warf die Kugel auf das Haus zu, in dem Robin gerade verschwunden war.

Die Kugel flog in die Öffnung und verschwand darin.

Es dauerte etwas 5 Sekunden, bis ein grelles Licht sich im Untergeschoss ausbreitete und in einer gewaltigen Explosion endete, die nicht nur das Haus zum Einstürzen brachte, sondern auch an umliegenden Gebäuden Schäden anrichtete.

Atruschka wurde von der Druckwelle von den Füßen gerissen und lag jetzt vor einer Häuserwand.

Eine dichte Staubwolke bedeckte jetzt die Straßen. Yajukurai und Niklas hielten auch einen Moment inne, doch als sie nach unten sahen, war nichts zu sehen. Nicht einmal die Straße.

„Wir sollten uns beeilen.“, sagte Niklas.

Yajukurai nickte und sie stiegen höher in Richtung Schiff.

Atruschka stand auf und wollte sich umsehen. Doch der Staub schien undurchdringlich. Er nahm ihr komplett die Sicht.

Doch etwas störte sie. Es wurde auf einmal viel wärmer. Und das sehr schnell.

Rasch begriff sie, was los war. Etwas rot glühendes war durch den Staub zu sehen. Das konnte nur Gural sein.

„Jetzt ist der Rest dran!“, schrie Gural.

Plötzlich umhüllte ein Schild aus Feuer seinen Körper, das sich auf einen Schrei hin schlagartig ausbreitete.

Eine gewaltige Feuerwalze bahnte sich ihren Weg durch die Straße. Sie verbrannte sogar den Staub.

Atruschka hatte rechtzeitig reagiert. Sie hatte ihre Kraft benutzt, um etwas höher in der Luft zu schweben.

Die Feuerwalze breitete sich ungefähr 200 Meter weit aus, bevor sie zum stehen kam und das Feuer langsam ausbrannte.

Einige Explosionen waren zu hören, die von stehengelassenen Autos kamen, die jetzt ausbrannten.

Atruschka schluckte, als sie erneut nach unten sah. Die Straßen waren komplett verwüstet. Einige Gebäude fingen jetzt an, lichterloh zu brennen. Selbst der Straßenbelag war teilweise geschmolzen und begann jetzt, wieder fest zu werden.

Sie sah dorthin, wo Gural gestanden hatte, doch er war nicht mehr da.

Atruschka erschrak und sah sich um, doch sie konnte ihn nicht sehen. „Wo ist er?“, schrie sie.

Dann spürte sie etwas und hob den Kopf.

Gural schwebte direkt über ihr und hielt einen Feuerball in der Hand. Er lächelte. „Nummer zwei!“, sagte er und feuerte einen Feuerstrahl ab, der Atruschka einhüllte und zu Boden schleuderte.

Atruschka lag jetzt regungslos am Boden.

Gural schwebte wieder nach unten und streckte sich. „Viel zu leicht. Hoffentlich machen die anderen mehr Spaß.“, sagte er.

Da stutzte er. Er spürte etwas in den Trümmern des eingestürzten Hauses, unter dem Robin lag. „Ist der Kerl etwa noch am Leben?“, fragte er sich.

Ein kleiner Teil der Trümmer fing jetzt an zu glühen und zerschmolz. Ein Loch wurde sichtbar, aus dem Robin jetzt herauskroch und auf den Boden fiel.

Dort blieb er erstmal kurz liegen und verschnaufte.

„Respekt. Beeindruckend, das du noch lebst!“, sagte Gural lächelnd.

Robin wälzte sich herum und stand wieder auf. „Glaubst du etwa, das mich so ein lauwarmer Angriff aus den Latschen haut? Wenn ich zuhause die Heizung aufgedreht habe, war es wärmer als das.“, sagte er.

Gural lachte leicht. „Trotzdem wirst du dich nicht mehr lange halten können. Dann habe ich eben erst einen von euch. Umso mehr Spaß macht es.“, sagte er.

„Einen? Wen denn?“, fragte Atruschka hinter ihm, die wieder auf den Beinen stand.

Gural wich vor Schreck etwas zurück und sah sie mit fragendem Blick an. „Aber ich habe dich doch voll getroffen. Du solltest gar nicht mehr leben.“, sagte er.

Atruschka lächelte. „Tut mir leid, aber dank meiner Fähigkeiten habe ich dein Feuer von meinem Körper fernhalten können. War auch gar nicht schwer.“, sagte sie. Auch sie keuchte ein wenig.

Robin atmete tief durch. „Wir sind ein wenig härter, als du erwartet hast, oder? Wird Zeit, dir mal Manieren beizubringen.“

Gural machte noch einen Schritt zurück. „Ihr glaubt also wirklich, das ihr gewinnen könnt? Ist euch eigentlich klar, das ich einer der stärksten Sarok auf diesem Planeten bin? Kein Mensch kann es jemals mit mir aufnehmen. Wenn ich ernst mache, verwandle ich euch beide und diese ganze Stadt zu Asche.“, erklärte er.

Robin ging in Kampfstellung. „Das werden wir zu verhindern wissen. Vorher blasen wir dir das Licht aus.“

Yajukurai schwebte inzwischen direkt über dem Schiff. „Schaffst du das auch?“, fragte er Niklas.

„Klar. Keine Sorge. Hilf du den beiden da unten. Ich schätze, das können sie gebrauchen.“, erklärte Niklas, bevor er auf das Schiff draufsprang.

„Ich werde euch auch helfen, sobald ich Irene in Sicherheit gebracht habe.“, rief er noch.

„Wenn du das dann noch musst.“, sagte Yajukurai, bevor er seine Flügel anlegte und wieder nach unten in die Tiefe schoss.
 

Ratko hatte sich mit der bewusstlosen Serena weit abseits des Schlachtfeldes in ein kleines Gebäude gerettet, das noch stabil aussah.

Er legte Serena auf ein altes aber noch gut aussehendes Bett und setzte sich daneben. „Hoffentlich schaffen sie es. Sie alle.“, bat er.

Highspeedkampf

Kapitel 91: Highspeedkampf
 

Mitten in San Francisco war der Kampf zwischen Kazuma und Leola entbrannt. Leola war endlich bereit, ernst zu machen. Doch sie war viel stärker, als Kazuma gedacht hatte. Trotzdem konnte er ihre letzten Angriffe abwehren.

Kazuma jedoch keuchte bereits. Er hatte schon zu viel Kraft in seine bisherigen Angriffe gesteckt und das einzige, was ihm noch Schutz bot war die Tatsache, das er Leolas Angriffe vorhersehen konnte wie beim Kampf gegen Nuraku.

Wieder spürte er etwas. Ein stechender Schmerz im linken Arm, als wenn er ihm abgetrennt werden würde.

Er wich rasch nach rechts aus und sah das Speer an sich vorbei sausen.

Leola stand jetzt neben ihm und schwang das Speer in seine Richtung. Doch er konnte es gerade noch so mit dem Schwert abwehren. Danach war Leola wieder verschwunden.

Kazuma stolperte etwas zurück und lehnte sich mit dem Rücken an eine Wand. Das Schwert hielt er in Abwehrhaltung von sich weg.

„Sie ist zu schnell für mich. Wenn ich mir nicht schleunigst etwas einfallen lasse, werde ich verlieren.“, sagte er sich.

Plötzlich blieb Leola vor ihm stehen und hielt ihm ihren Speer mit der Spitze an den Hals.

Kazuma hatte es nicht kommen sehen. Jetzt saß er in der Klemme.

Leola schien diesen Moment zu genießen. „Ich sag dir was. Wenn du jetzt noch aufgibst, werde ich deine Freunde verschonen. Ich werde Gural aufhalten und dem Imperator versichern, das sie alle tot sind.“, sagte sie.

Kazuma senkte den Kopf. Sein Schwert zitterte etwas.

„Nun, was ist?“, fragte Leola.

Kazuma drückte mit dem Schwert das Speer etwas zur Seite.

„Vergiss es.“, erwiderte er.

Leola seufzte. „Ihr Menschen seid nicht nur schwach sondern auch uneinsichtig. Ihr wisst einfach nicht, wann ihr verloren habt.“

Kazuma schwang das Schwert und schlug zu, doch Leola war schon wieder verschwunden.

„Ich gebe nicht auf. Niemals!“, schrie er.

Da erschien Leola wieder vor ihm und schlug mit der rechten Faust in seinen Bauch.

Durch den Schlag brach die Wand hinter ihm und er fiel mit den Trümmern in das Haus.

Leola machte zwei Schritte auf ihn zu und schwang das Speer über ihren Kopf herum. „Dann beende ich es jetzt.“, sagte sie.

Kazuma lag am Boden und rührte sich für den Moment nicht. „Noch nicht. Noch nicht.“, bat er leise.

Leola hielt jetzt den Speer senkrecht, um Kazuma endgültig den Rest zu geben. „STIRB!“, schrie sie und stach zu.

Als der Speer still stand, sah Leola geschockt aus.

Kazumas hatte den Speer mit der rechten Hand abgefangen. Er hielt den Teil unter der Speerspitze so fest, das er sich nicht mehr bewegte.

Leola drückte dagegen, doch nach wie vor bewegte sich der Speer nicht. „Wie geht das?“, fragte sie sich in Gedanken.

Kazuma spürte eine unglaubliche Anspannung in seinem rechten Arm. Als wenn dieser von hunderten Stromstößen durchzogen würde.

Er stützte sich jetzt mit dem linken Arm ab und drängte Leola zurück, während er aufstand.

Als er das Speer losgelassen hatte, wich Leola wieder zurück. Sie konnte sich nicht erklären, was da gerade passiert war. Wie konnte er ihren Angriff einfach aufhalten?

Kazuma sah seinen rechten Arm an. Es fühlte sich immer noch so an. Die seltsamen Stromstöße hörten nicht auf.

„Was ist das? Was passiert da?“, fragte er sich.

In seinem Kopf sah er die Szene von eben. Er hatte den Arm nicht bewegt. Es war, als wenn er sich von selbst bewegt hätte. Und noch dazu so ungeheuer schnell.

Plötzlich wurden die Stromstöße im Arm stärker. Kazuma ging in die Hocke und hielt sich den Arm. Noch dazu breitete es sich aus. Sein ganzer Körper wurde jetzt durchgeschüttelt.

Leola stand nur da und sah es sich an. „Was hat er?", fragte sie sich.

Kazuma schrie jetzt. Blitze schossen aus ihm heraus und wurden von den Metallteilen im Haus angezogen.

Sein Körper leuchtete kurz hell auf, bevor das Leuchten wieder verschwand und Kazuma zu Boden ging.

Für einen Moment kehrte Ruhe ein. Leola stand außerhalb des Gebäudes, in dem Kazuma jetzt lag.

„Was zur Hölle war das? Was ist da passiert?". fragte sie sich erneut.

Kazuma fing sich wieder. Er spürte, das er sich wieder bewegen konnte. Mit den Armen stützte er sich ab und kam wieder auf die Füße.

Den Kopf hielt er noch gesenkt und sah seine Hände an. Er öffnete und schloss die Handflächen ein paar mal. „Bin ich wieder fit?“, fragte er sich in Gedanken.

Es fühlte sich so an, als wenn sein Körper nur so vor Kraft strotzte, auch wenn er sich nicht erklären konnte, was da eigentlich eben passiert war.

„Na warte!“, schrie Leola und stach mit einem Angriff mit ihrem Speer zu.

Doch das Speer erwischte nur Luft. Kazuma war plötzlich verschwunden.

Leola sah sich um, doch sie konnte ihn nicht sehen.

„Unglaublich.“, sagte Kazuma, der jetzt einige Meter hinter ihr auf der Straße stand.

Leola drehte sich um und stutzte. Sie hatte nicht gesehen, wie Kazuma ausgewichen und an ihr vorbei gerannt war. „Unmöglich. So eine Geschwindigkeit kann doch niemand haben.“, dachte sie.

Kazuma grinste. „Sieht so aus, als wäre es wieder ausgeglichen, oder?“, fragte er.

Leola sah jetzt richtig wütend aus. Sie hatte nicht erwartet, das dieser Kampf so lange dauern würde.

„Täusch dich nicht. Du bist jetzt vielleicht schneller, aber ich bin gespannt, wie lange du das durch hältst.“, sagte sie und verschwand wieder.

Kazuma spürte einen Lufthauch von rechts und wich aus. Er griff die Falkenklinge, die neben ihm auf dem Boden lag und verschwand ebenfalls.

Nun waren nur noch die Geräusche von aufeinander treffenden Waffen in der Straße zu hören. Weder Kazuma noch Leola waren zu sehen.
 

Gural stand mitten auf der Straße. Vor ihm stand Atruschka und hinter ihm Robin.

„Ihr zwei wollt mich also besiegen? Was für ein Witz. Da habt ihr gerade mal so Glück, meinen letzten Angriff überlebt zu haben und schon überschätzt ihr euch? Ihr seid doch nur ein paar Menschen. Versteht doch endlich, das ihr verloren habt.“, sagte Gural.

„Hast du was dagegen, wenn ich es jetzt mal versuche?“, fragte Atruschka Robin, als wäre Gural gar nicht da.

Robin verschränkte die Arme. „Wäre zwar besser, wenn wir es zusammen versuchen, aber von mir aus gerne.“, sagte Robin und hockte sich etwas abseits auf den Boden.

Gural sah etwas ungläubig aus. „Ihr wollt mich also nicht zusammen angreifen? Wie dumm kann man noch sein?“, fragte er.

Eine großes Trümmerteil neben Atruschka auf dem Boden fing jetzt an, neben ihr zu schweben. Es flog jetzt los und erwischte Gural am Kopf.

Doch es zerplatzte, ohne das Gural auch nur ins Schwanken kam.

Atruschkas Körper fing jetzt an, hell zu leuchten. „Ich werde dir zeigen, das du es hier nicht nur mit einem einfachen Menschen zu tun hast.“, sagte sie wütend.

Um sie herum schwebten jetzt etliche Trümmerteile von verschiedenen Größen.

Gural staunte ein wenig.

Einige der Trümmer flogen jetzt auf ihn zu. Allerdings offensichtlich ohne Ziel. Manche flogen an ihm vorbei, einige trafen. Trotzdem machte Gural keine Anzeichen, auszuweichen. Im Gegenteil er ließ sich sogar absichtlich treffen.

Atruschka streckte jetzt die rechte Hand aus und konzentrierte sich stärker.

Der Straßenbelag unter Gural riss kreisförmig auf und stieg in die Höhe.

Gural versuchte, sich auf den Beinen zu halten. Trotzdem wartete er immer noch ab. Doch als er auf etwa 20 Metern Höhe stand, erschrak er.

Unzählige Trümmerteile, meistens kleine, schwebten um ihn herum.

„Nicht übel.“, sagte Robin.

„Nimm das!“, schrie Atruschka.

Alle Geschosse flogen jetzt gleichzeitig auf Gural zu. Sie trafen ihn und hüllten ihn regelrecht ein, bis nur noch eine große, schwebende Kugel zurückblieb.

„Bravo. Dieser Angriff ist nicht übel.“, sagte Robin, der in die Hände klatschte.

Atruschka ging jetzt in die Knie. Sie ließ die Kugel langsam runter.

„Was ist los?“, fragte Robin in Sorge.

Atruschka keuchte. „Wenn ich so weiter mache, werd ich das nicht überleben.“, erklärte sie.

Plötzlich leuchtete die Trümmerkugel auf und die Trümmer verschmolzen. Gural kam wieder zum Vorschein.

Atruschka keuchte jetzt noch stärker. Sie konnte wohl nicht mehr aufstehen.

„Du Schlampe. Du hast mir fast Angst gemacht!“, schrie Gural. Er hob die Hand, in deren Handfläche sich jetzt eine Feuerkugel bildete. „Ich verwandle dich jetzt in ein Häufchen Asche!“

Er holte aus und warf die Kugel auf Atruschka zu.

„Weich aus!“, schrie Robin.

Doch Atruschka hatte keine Kraft mehr, um aufzustehen geschweige denn auszuweichen.

Robin rannte los, doch er war zu weit weg, um sie rechtzeitig zu erreichen.

Atruschka sah zu der Kugel, die sie gleich erreichen würde. „Tut mir leid. Hab´es wohl doch übertrieben.“

Die Kugel traf und verpuffte regelrecht.

„Atruschka!“, schrie Robin.

„Ganz ruhig!“, sagte eine andere Stimme.

Als der Rauch verschwunden war, konnte man Yuan in seiner Form von Yajukurai sehen. Er war rechtzeitig vor Atruschka gelandet und hatte den Angriff mit seinem Körper abgefangen.

Atruschka lag hinter ihm. Sie war ohnmächtig geworden, weil sie wohl zu viel Kraft eingesetzt hatte.

Gural schmunzelte leicht. „Wie es scheint, hat die Kleine nochmal Glück gehabt.“

Yajukurai nahm Atruschka hoch und ging zu Robin. „Kümmer dich um sie. Ich werde jetzt diesen aufgeblasenen Kerl übernehmen.“, sagte er und ging zurück zu Gural.

Robin sah ein wenig beleidigt aus. „Was glaubt der eigentlich, mit wem er redet?“, fragte er wütend.

Gural verschränkte die Arme und musterte seinen neuen Gegner. „Du hast meinen letzten Angriff pariert. Scheinst einen starken Körper zu haben.“, lobte er.

Yajukurai lächelte leicht. „Ich hab noch viel mehr zu bieten als das. Du wirst schon sehen.“
 

Junko fuhr mit dem Motorrad immer noch durch die Straßen. Sie hatte die Spur zu Kazuma verloren und sich etwas verfahren. Sie konnte ihn auch nicht spüren, deswegen suchte sie auf gut Glück nach ihm.

Wieder mal blieb sie an einer Kreuzung stehen und sah sich um.

„Und wo jetzt lang?“, fragte sie sich und senkte den Kopf.

„Oh Mann. Dabei wollte ich ihm doch helfen und jetzt finde ich ihn nicht einmal.“

Etwa einen Kilometer die Straße runter platzte ein Teil der Fassade eines Hochhauses runter.

Junko stutzte. „Das muss er sein. Ja. Das muss er sein.“, sagte sich und schlug diese Richtung ein.
 

Kazuma steckte einen schweren Schlag ein und rutschte rückwärts über den Straßenbelag gegen eine Wand. Doch sofort stand er wieder auf und preschte nach vorne.

Leola tauchte auf und erneut prallten ihre Waffen aufeinander.

„Gib auf. Ihr habt keine Chance.“, drängte Leola.

„Vergiss es!“, schrie Kazuma. Allerdings spürte er, wie ihn langsam seine Kräfte verließen. Nur zeigte er es nicht.

Sie gingen wieder auseinander und nahmen Abstand.

Kazuma musste leicht in die Knie gehen.

Leola bemerkte das und lächelte. „Du kannst ja kaum noch stehen. Ich gebe zu, das du für einen Menschen verdammt hartnäckig bist. Selbst die wenigsten Sarok könnten so lange mit mir mithalten. Aber du bist an deinem Limit angekommen.“, erklärte sie und ging erneut zum Angriff über.

Kazuma hob sein Schwert, um abzublocken, doch er bekam sein Bein nicht hoch.

Leolas Schwert traf sein Schwert und schlug es ihm damit aus der Hand.

Das Schwert fiel 20 Meter von ihnen entfernt zu Boden während Leola erneut das Speer an Kazumas Hals hielt. „Du hast verloren.“, sagte sie keuchend.

Kazuma lächelte. „Okay. Von mir aus.“, sagte er und schloss die Augen.

Leola stutzte. „Willst du nicht um dein Leben betteln?“

Kazuma ließ die Augen geschlossen. „Nein. Ich habe diesen Kampf verloren. Also tu mit mir, was du willst.“, sagte er stolz.

Leola schluckte. So etwas schien sie nicht erwartet zu haben.

Sie senkte den Speer etwas. „Du bist ein seltsamer Mensch.“, sagte sie.

„Warum? Weil es mir egal ist, was du mit mir machst?“, fragte Kazuma und öffnete die Augen wieder.

Leola lächelte wieder etwas. „Du hast etwas, von dem ich dachte, das nur wir Sarok es haben. Kämpferstolz.“, erklärte sie und hob das Speer wieder. „Damit werde ich dein stolzes Herz durchbohren und anschließend werde ich deine Freunde zur Hölle schicken, sollte Gural das noch nicht getan haben.“

Sie holte aus und rammte das Speer nach unten.

Plötzlich flog ein Motorrad über ihnen durch die Luft, kam 5 Meter von Leola entfernt auf dem Boden auf und explodierte.

Leola hatte aber nicht auf das Motorrad geachtet. Vielmehr sah sie die breite Klinge, die ihre Speerspitze soeben getroffen hatte. Die Klinge hatte sich genau zwischen sie und Kazuma gedrängt.

Gehalten wurde die Klinge von Junko, die mit aller Macht die Wucht des Speeres abgebremst hatte.

Kazuma war davon ebenso erstaunt wie Leola selbst. Das Junko ausgerechnet in dem Augenblick auftauchen würde. Nein. Eher, das sie überhaupt hier war und nicht bei den anderen, überraschte ihn.

Leola zog das Speer zurück und machte zwei Schritte nach hinten.

„Sieh mal einer an. Du bist also nicht alleine.“, sagte sie.

Junko senkte das Schwert wieder und stand auf. Dabei sah sie Leola wütend an.

Kazuma hatte sich jetzt aus dem Schock gefangen und sah Junko vorwurfsvoll an. „ Was machst du hier? Was ist mit den anderen? Warum bist du nicht bei ihnen?“, fragte er.

„HALT DEN MUND!“, schrie Junko. Sie sah ihn mit leicht tränenden Augen an. „Du blöder Egoist! Denkst immer nur an dich selbst! Du hast weder an deine Schwester noch an uns andere gedacht! Was glaubst du, wie ich mich fühlen würde, wenn du hier einfach so stirbst?!“, schrie sie voller Wut.

Kazuma stutzte. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. So hatte er Junko noch nie erlebt.

„Ich werde nicht zulassen, das du stirbst. Deine Schwester und alle anderen warten darauf, das du zurückkommst und ich werde dafür sorgen. Und wenn ich dich hinschleifen müsste.“ fügte Junko hinzu.

Kazuma senkte den Kopf. Er lächelte leicht. „So ist das. Ich war wohl etwas zu sehr in mich selbst versunken.“, sagte er und stand langsam wieder auf. „Schätze, meine Sarokgene haben die Kontrolle übernommen. Ich habe nur den starken Gegner gesehen, mit dem ich mich messen wollte. Das war wohl der Grund, warum ich verloren habe.“, erklärte er.

Leola sah beide wütend an. „Wie kann der so einfach wieder aufstehen? Und das nach so einem heftigen Kampf.“, fragte sie sich.

„Soll ich die übernehmen?“, fragte Junko.

Kazuma streckte seine Arme. „Nicht nötig. Leih mir nur mal dein Schwert.“, sagte er.

Junko sah ihn fragend an. „Okay.“, stutzte sie.

Kazuma nahm das Schwert und schwang es einmal um sich herum. „Ist schon eine Weile her, das ich es das letzte Mal benutzt habe. Das letzte Mal war, als wir dir begegnet sind, oder?“, fragte er.

Junko nickte. Sie erinnerte sich. Er hatte es benutzt, um Soichiro zu besiegen.

„Ein größeres Schwert? Glaubst du, damit wirst du etwas gegen mich ausrichten können?“, fragte Leola.

Kazuma lächelte. „Ich werde es jetzt mit einem Schlag beenden. Aber keine Sorge. Ich töte dich nicht. Mir reicht es, wenn du uns nicht mehr verfolgen kannst.“, erklärte er.

Er fasste das Schwert mit der rechten Hand und die stumpfe Seite der Klinge legte er in die Linke.

Leola schwang den Speer um sich herum und ging in Abwehrhaltung. „Versuch es doch.“, sagte sie.

Junko trat etwas zurück. So eine Kampfhaltung hatte sie von Kazuma noch nicht gesehen, deshalb wusste sie auch nicht, was er vorhatte.

Die Stimmung war zum zerreißen gespannt. Man hörte nur noch den Wind, der durch die Straßen heulte.

Kazuma senkte seinen Körper langsam tiefer wie bei einem Sprinter, der sich bereit machte.

Dann geschah alles ganz schnell. Kazuma sprintete vor und schlug zu.

Leola hielt ihr Speer dagegen, um den Schlag abzuwehren.

Kazuma tauchte direkt hinter Leola wieder auf. Das Schwert hielt er rechts von sich weg. Er hatte wohl zugeschlagen. Allerdings hatte Junko nicht sehen können, was gerade passiert war.

Leola lächelte. „ Nicht schlecht. Du bist sogar noch schneller, als vorhin.“, sagte sie.

Kazuma ging in die Knie und das Schwert fiel zu Boden.

Junko erschrak.

Plötzlich zerbrach das Speer von Leola in zwei Teile. Ihre Rüstung splitterte und eine lange Wunde von rechts unten nach links oben wurde sichtbar.

„Hoffentlich begegnen wird uns mal wieder.“, sagte Leola stark geschwächt.

Kazuma drehte seinen Kopf. „So bald wahrscheinlich nicht.“, antwortete er.

Leola fiel auf den Rücken und warf bewusstlos.

Kazuma versuchte, aufzustehen, aber es gelang ihm nicht. Bei diesem letzten Angriff hatte er alles aufgebracht, was er noch hatte.

Junko schluckte. Jetzt erst realisierte sie, was gerade passiert war.

„Du hast gewonnen, oder?“, fragte sie leise.

Kazuma fiel jetzt ebenfalls auf den Rücken. „Sieht so aus.“, sagte er lachend. „Und das habe ich glaube ich dir zu verdanken.“

Junko ging zu ihm hin und sah ihn wütend ins Gesicht. „Wehe, du machst so etwas noch mal. Ich schwör dir, das nächste Mal werde ich dir nicht vergeben. Dann solltest du mich mehr fürchten als die Saroks!“, sagte sie und einige ihrer Tränen fielen auf den Boden.

Kazuma lächelte. „Schon verstanden.“, sagte er.

Junko ging auf die Knie. „Schwöre es! Schwöre, das ich mir nie wieder solche Sorgen um dich machen muss!“, sagte sie, während noch mehr Tränen aus ihren Augen kamen.

Kazuma hob die linke Hand etwas und streckte den kleinen Finger aus.

Junko hakte ihren kleinen Finger bei ihm ein.

„Ich schwöre es.“, sagte er.

Junko lächelte wieder. „Dann sollten wir zu den anderen zurückgehen.“

Kazuma stutzte. „Hoffentlich geht es denen gut.“, sagte er in Sorge.

Bittere Wahrheit

Kapitel 92: Bittere Wahrheit
 

Am Rand von L.A. waren immer noch Kampfgeräusche zu hören. Robin hatte sich mit der noch bewusstlosen Atruschka zurückgezogen und sah aus einer Deckung dem verwandelten Yuan zu, der versuchte, Gural zu besiegen.

Die Hitze, die Gural ausstrahlte, schien ihm nichts auszumachen, jedoch waren seine Schläge voller Kraft.

Nach einem weiteren Schlag von Gural wurde Yuan zurückgeschleudert und krachte gegen eine Steinwand.

Einige Sekunden später fiel er auf den Boden, während die Verwandlung zusammenbrach.

Robin schluckte. Selbst Yajukurai konnte nichts gegen diesen Gegner ausrichten.

Er sah Atruschka an, die neben ihm lag. „Ich muss sie beschützen. Auch, wenn ich keine Chance gegen diesen Kerl haben sollte, muss ich etwas tun.“, sagte er sich und wollte aufstehen.

„HEY!!“, schrie auf einmal jemand.

Gural, der gerade vor Yuan stand und ihm einen letzten Schlag verpassen wollte, sah nach oben.

Auf einem 5stöckigen Haus stand Niklas. Er hatte die Arme verschränkt und sah Gural wütend an.

„Wird Zeit, das dir jemand den Hintern versohlt. Für das, was du meiner Irene angetan hast.“, sagte er.

Gural stutzte etwas. „Dann hat diese Menschenfrau dir gehört?“, fragte er.

Niklas sah jetzt noch wütender aus. „Behandle Menschen nicht so herablassend. Du hast Glück, das sie noch am Leben ist. Andernfalls würde ich keine Gnade mit dir kennen.“

Gural trat etwas zurück. „Große Worte. Wie wäre es, wenn du mir zeigst, was du drauf hast?“, fragte er lächelnd.

Niklas grinste. Er hob den rechten Arm in die Höhe. „Dann mach dich mal bereit.“, sagte er.

Plötzlich schoss über Niklas Kopf das Schiff von Gural hinweg und raste auf den zu.

Gural war so erschrocken, das er nicht mal auswich.

Das Schiff traf vor ihm auf dem Boden auf und explodierte.

Überall flogen Metallteile umher und auch Gural wurde weggeschleudert.

Robin war gerade noch rechtzeitig aus dem Versteck gesprungen, um Yuan mit einer Wand aus Feuer zu schützen, damit er nicht verletzt werden würde.

Nach einer Minute hatte sich die Luft etwas beruhigt. Durch die Explosion wurden zahlreiche Gebäude, die ohnehin schon beschädigt gewesen waren, noch mehr zerstört. Überall lagen jetzt Metallteile des Schiffes herum. In den herumstehenden Wänden waren sogar teilweise Splitter, die drinsteckten.

Niklas tauchte jetzt vor Robin auf. „Verschwindet hier. Alle drei.“, sagte er, ohne großartig eine Antwort zu erwarten.

Robin schluckte. „Spinnst du? Was wäre, wenn du Yuan verletzt hättest?“, fragte er.

„Du hast ihn doch beschützt, oder nicht?“, fragte Niklas zurück.

Robin stutzte.

„Nimm ihn und die andere und verschwinde. Ich erledige den Rest. Und ich bin nicht so nutzlos wie der Bewusstlose da neben dir.“, erklärte er und wies auf Yuan hin.

„Jetzt hör mal zu. So kannst du mit uns nicht reden!“, schrie Robin aufgeregt.

Eines der größeren Trümmerteile flog jetzt zur Seite und Gural kam wieder auf die Beine. „Das war mein Lieblingsschiff, weißt du das?“, fragte er.

Robin nahm Yuan jetzt auf die Schulter und verschwand langsam.

Niklas verzog nicht eine Miene. „Ihr Sarok seid wirklich das letzte. Der Meinung bin ich schon seit 5 Jahren. Ihr müsst eine scheinbar schwächere Spezies angreifen, um euch zu beweisen, das ihr stark seid. Echt armselig.“, erklärte er.

Gurals Blick zeigte jetzt ein wenig Wut. „Du meinst also, das wir eigentlich schwach sind?“

Niklas lächelte. „Allerdings. Und das werde ich dir jetzt beweisen.“

Einige der verstreuten Metallteile bewegten sich jetzt etwas und stiegen in die Luft auf. Sie schwebten um Gural herum.

„Nicht übel. Du kannst wohl Metall kontrollieren, oder?“, fragte der.

In dem Moment flogen alle Teile auf ihn zu und prallten auf Gural. Er wurde von etlichen Tonnen Metall getroffen und eingehüllt, bis nur noch eine Kugel aus Schrott sichtbar war.

„Unterschätze uns nicht.“, sagte Niklas.

Ein Teil der Kugel fing jetzt an zu glühen und Gurals Hand erschien. Nur Sekunden später floss das Metall, das jetzt flüssig geworden war, zu Boden. „Mit so einem Trick kriegst du mich nicht.“, erklärte Gural, als er wieder etwas sehen konnte.

Niklas aber lächelte immer noch. „Ich wärme mich auch gerade nur auf.“

Robin hatte Yuan zu Atruschka gebracht und legte ihn daneben. „Verdammt. Die kriege ich hier alleine nicht weg.“, sagte er sich und sah aus dem Fenster. „Dieser Egoist. Glaubt der wirklich, das er das alleine schafft?“, fragte er sich.

„Ist es vorbei?“, fragte eine schwache Stimme.

Atruschka war aufgewacht, jedoch konnte sie sich kaum bewegen.

„Alles klar mir dir?“, fragte Robin.

Atruschka lächelte. „Klar. Hab mich nur etwas verausgabt.“

Robin sah wieder nach draußen. „Niklas will es alleine mir dem Kerl aufnehmen.“, erklärte er.

Atruschka schluckte. „Das schafft er nicht. Niemals.“

Robin nickte. „Der Meinung bin ich auch. Aber selbst meine Flammen konnten nichts ausrichten. Er hat sie einfach absorbiert.“, erklärte Robin hilflos klingend.

„Behalte einen kühlen Kopf. Irgendwas wird uns schon einfallen.“, sagte Atruschka.

Robin sah sie mit großen Augen an. „Abkühlen? Das ist es vielleicht.“, sagte er.

Atruschka machte einen fragenden Gesichtsausdruck. „Du willst den Kerl abkühlen? Da brauchst du aber eine Menge Eis.“

Robin schüttelte den Kopf. „Nein. Es gibt eine andere Technik. Ich habe sie schon einmal in der Vergangenheit benutzt. Allerdings war das eher spontan. Ich habe keine Ahnung, ob ich das nochmal hinbekomme.“, sagte er.

„Kannst du damit etwas bewirken?“, fragte Atruschka hoffnungsvoll.

Robin nickte. „Ich denke schon, wenn Niklas mir hilft.“

„Dann geh schon. Wir kommen schon klar. Mach den Mistkerl einfach fertig.“

Niklas nickte. „In Ordnung. Wird auch nicht lange dauern.“
 

Junko hatte inzwischen ein Auto gefunden, das noch halbwegs brauchbar aussah. Während sie versuchte, die Zündung kurz zu schließen, hatte sie Kazuma in der Nähe abgesetzt. Der konnte sich kaum noch selbst bewegen geschweige denn laufen.

„Gleich hab ich´s!“, rief Junko.

Kazuma schmunzelte. „Hat keine Eile. Kämpfen kann ich eh nicht mehr. Ich hoffe, die anderen schlagen sich gut.“, sagte er.

Plötzlich sah er etwas an Junkos Hals. Es sah aus wie ein Wunde, aus der etwas Blut tropfte.

„Hat sie dich etwa erwischt?“, fragte er.

Junko sah ihn fragend an. „Wieso?“

„Dein Rücken. An deinem Hals blutet etwas.“

Junko legte die Hand auf ihren Hals und sah das Blut auf ihrer Hand. „Oh Mist. Nicht jetzt.“, sagte sie sich.

Sie ging auf einmal in die Knie und zog ein schmerzverzerrtes Gesicht.

Jetzt erst bemerkte Kazuma, das ein Teil ihres Shirts auf dem Rücken ebenfalls Blutspuren aufwies.

Junko ging zu Boden. „Bitte. In meiner Tasche ist eine Creme. Kannst du meinen Rücken damit einschmieren?“, fragte Junko schwach. Dann verlor sie das Bewusstsein.

Kazuma fand irgendwie die Kraft, aufzustehen und ging zu Junko. Sie atmete noch, aber offensichtlich hatte sie immer noch Schmerzen.

Mit einem Ruck riss er das Shirt am Rücken auf und erschrak. Junko hatte etliche Kratzer auf dem Rücken. Aus einigen floss Blut. Allerdings war ihr Shirt noch in Ordnung gewesen, was heißen musste, das diese Wunden nicht von dem Kampf von eben stammen konnten.

Rasch holte Kazuma aus Junkos Tasche eine Tube heraus, auf der irgendwas in Saroksprache draufstand, was er nicht lesen konnte.

Er benetzte seine Hände mit der Creme und fing an, Junko einzureiben.

Die war zwar noch bewusstlos, trotzdem schrie sie leicht vor Schmerzen auf.

„Was ist mit dir passiert?“, fragte Kazuma leise.
 

Gural hatte beschlossen, jetzt ernst zu machen und auch Niklas fand, das er sich nicht mehr zurückhalten sollte.

Auf ihrem Kampffeld flogen etliche Metallteile durch die Luft. Einige trafen Gural, aber den meisten wich er aus.

Niklas selbst stand auf einer großen Metallplatte, die in der Luft schwebte.

„Du bist wirklich einzigartig. Deine Fähigkeiten sind beeindruckend.“, erklärte Gural.

Niklas hob beide Hände. „Schmeicheleien bringen dich nicht weiter!“, schrie er.

Der Boden der Straße brach jetzt auf und zahlreiche Metallteile, die unter dem Teer lagen, stiegen empor und schwebten um Gural herum.

„Das bringt nichts, Kleiner. Ich bin ein viel zu heißer Typ.“, erklärte Gural.

Niklas schrie und bewegte die Hände blitzschnell zusammen. Sämtliche Metallteile flogen auf Gural zu und trafen ihn, bis er erneut in einer Metallkugel eingeschlossen war.

„Dummkopf!“, schrie Gural. Das Metall fing an zu glühen und wie nach einer Explosion flogen alle Teile weg.

Niklas sah wütend aus. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal mehr, was er tat.

Gural sah ihn etwas mitleidig an. „Eure Gefühle sind eure größte Schwäche. Du bist wütend, weil ich deine Kleine verletzt habe, oder? Warum kannst du im Moment nicht klar denken. Deine Angriffe haben nicht die geringste Wirkung.“

„Es reicht jetzt!“, schrie Robin, der jetzt das Schlachtfeld betrat.

Gural staunte genauso wie Niklas.

„Was machst du denn hier? Halt dich da raus!“, schrie Niklas.

„Dich hab ich doch eben schon das fürchten gelehrt! Lernt ihr Menschen denn nicht?“, fragte Gural.

Robin hob seine Hände und brachte sie zum brennen. „Tut mir leid, aber ich bin nicht sehr gelehrig.“, erklärte er.

Gural schmunzelte und schließlich fing er an zu lachen. „Hahaha. Zu köstlich. Ein lauwarmer Schwächling und ein Kerl, der nicht merkt, das seine Angriffe einfach an mir verpuffen!“, sagte er und hielt sich den Bauch.

„Verschwinde. Ich brauche dich nicht. Den Kerl schaffe ich auch ohne dich!“, schrie Niklas.

„Tust du nicht. Aber keine Sorge. Alleine schaffe ich das auch nicht.“, erklärte Robin.

Niklas war etwas verdutzt. „Du hast einen Plan, oder?“, fragte er.

Robin nickte. „Kannst du noch so einen Angriff wie eben starten, wenn ich dir das Zeichen gebe?“, fragte er.

Niklas schwebte zu Boden. „Klar. Allerdings wird es nichts nützen, fürchte ich. So wie meine letzten Angriffe.“, erklärte er.

Robin sah etwas erstaunt aus. „Du hast das gemerkt?“, fragte er.

Niklas schmunzelte. „Ich wollte euch eigentlich nur eine Möglichkeit zur Flucht geben. Aber wie es aussieht, seid ihr total dumm.“

„Das Kompliment gebe ich gerne zurück. Ich dachte eigentlich, das Kazuma der einzige lebensmüde bei uns wäre.“

„Spaß beiseite. Du hast doch einen Plan?“, fragte Niklas.

Robin nickte. „Ich werde es vorbereiten. Wie lange brauchst du, um noch so einen Angriff wie eben zu starten?“

„2 Minuten.“, antwortete Niklas selbstsicher.

Robin lächelte. „Gut. Warte aber auf mein Zeichen.“ Seine Arme fingen jetzt Feuer und er ging in Startposition wie ein Sprinter. „Jetzt wollen wir die Situation mal ein wenig anheizen.“
 

Junko kam inzwischen wieder zu sich. Kazuma saß neben ihr und wischte ihr den Schweiß von der Stirn.

Sie hob den Kopf und sah Kazuma erleichtert an.

„Geht´s wieder?“, fragte Kazuma.

Junko nickte. „Geht schon. Ich schätze, der Kampf eben hat einige Wunden wieder geöffnet.“

Kazuma sah ihren Rücken an, den er mit seiner Jacke wieder bedeckt hatte. „Die Wunden sind noch frisch. Woher hast du sie?“, fragte er leise.

Junko erschrak. Sie drehte den Kopf weg, weil sie ihn nicht ansehen wollte.

„Aus Washington, oder?“, warf Kazuma ein.

Junko sagte nichts, was wohl als Ja zu verstehen war.

„Stammen die von Leola?“ Kazumas Stimme war immer noch ganz leise.

„Hat sie das getan?!“, fragte er jetzt lautstark.

„Ja.“, sagte Junko leise. Dabei rannten einige Tränen aus ihren Augen.

Kazuma lehnte sich zurück an das Auto. „Warum hast du mir das nicht erzählt? Warum hast du mir das verschwiegen?“ Plötzlich wurden seine Augen ganz groß. „Die anderen. Haben die etwa auch...“ Kazuma schluckte. Er senke den Kopf. „...Etwa auch Serena?“

Junko sagte wieder nichts. Doch sie spürte etwas. Langsam drehte sie ihr Gesicht wieder und sah Kazuma an. Sein Gesichtsausdruck war unheimlich geworden. Beide Hände waren zu Fäusten geballt.

„Dieses Miststück! Und ich habe sie auch noch am Leben gelassen.“, sagte er.

„Nicht. Bitte nicht.“, bat Junko. Da sah sie Tränen aus Kazumas Augen kommen.

„Es ist meine Schuld gewesen. Wenn ich nur stärker gewesen wäre, dann wäre das gar nicht passiert. Ihr wärt nicht gefangen genommen worden und... und...“ Kazuma konnte kaum noch reden. Die Tränen wurden immer stärker. „Es tut mir leid!“, sagte er.

Junko richtete sich langsam auf und umarmte Kazuma plötzlich. „Gib dir nicht die Schuld dafür. Bitte tu das nicht.“

„Aber wenn ich nur... wenn ich nur...“, sagte Kazuma.

„Hör auf sowas zu sagen!“, schrie Junko und in einem Reflex küsste sie ihn.

Kazuma war so überrascht, das er vergaß, verhalf er eigentlich gerade traurig war.

Nach ein paar Sekunden ließ Junko wieder von ihm ab. „Reiß dich jetzt mal zusammen. Wir wissen, das auch du schwer verwundet warst. Wir wussten die ganze Woche nicht einmal, ob du noch lebst oder nicht. Aber wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben. Deswegen haben wir durchgehalten. Wir haben alles ertragen, was die Saroks mit uns gemacht haben, weil wir noch Hoffnung hatten. Und letztendlich ist das doch belohnt worden. Also hör auf, der Vergangenheit nachzutrauern!“, schrie Junko.

Kazuma schluckte. Dann senkte er den Kopf. „Du hast ja recht. Wir leben alle noch und das ist wichtig.“, sagte er.

Junko nickte. „Prima. Dann sollten wir von hier verschwinden.“, sagte sie und wollte aufstehen. Doch Kazuma nahm sie und legte sie mit dem Bauch nach unten neben sich. „Nichts da. Du kannst in deinem Zustand im Moment kein Auto fahren. Genau so wenig wie ich.“, erklärte er.

Junko wollte etwas dagegen sagen, aber sie wusste, das er recht hatte. „Gut.“, sagte sie. Sie sah ihn an. „Kann ich dann meinen Kopf in seinen Schoß legen? Das ist bestimmt bequemer als der Boden.“, sagte sie mit einem leichten Schmollmund.

Kazuma lächelte. „Klar doch. Wir ruhen uns aus und warten einfach auf die anderen. Die werden uns schon finden.“
 

Robins kompletter Körper fing jetzt im wahrsten Sinne des Wortes Feuer.

„Soweit ich weiß, hast du das schon mal versucht.“, sagte Niklas.

„Halt die Klappe. Ich weiß, was ich tue. Konzentrier du dich lieber.“, schnaubte Robin.

Gural lächelte immer noch siegessicher. „Es reicht mir jetzt. Genug der Kinderspiele. Ich stampfe euch jetzt in den Boden und kümmere mich um den Rest!“, schrie er.

„Jetzt!“, schrie Robin.

Niklas reagierte sofort. Er riss seine Augen auf und hob seine Hände. Wieder fingen sämtliche Metallteile um Gural herum an, zu schweben. Selbst das bereits geschmolzene Metall.

„UND NOCHMAL!“, schrie Niklas und schlug die Hände zusammen.

Wieder wurde Gural von Metallklumpen eingehüllt, bis er ganz eingeschlossen war.

Robin ging in Startposition. Seinem Gesichtsausdruck nach konzentrierte er sich sehr stark.

„Glaubst du, du kannst den Kerl einschweißen? Ich nicht!“, sagte Niklas.

Plötzlich veränderte sich das Klima auf dem Kampffeld. Anstatt Hitze wurde es auf einmal kalt.

Niklas sah zu Robin herunter. Dessen Flamme veränderte sich plötzlich. Aus dem Tiefrot wurde allmählich ein helles Blau. Außerdem schien der Boden um ihn herum zu gefrieren.

„Was ist das?“, fragte er sich.

Er erschrak, als er wieder zu Gural stand. Der war gerade dabei, sich ein zweites Mal aus seinem eisernen Gefängnis zu befreien.

„Wenn ich hier raus bin, werde ich euch töten!“, schrie er bereits.

Robin spannte die rechte Faust an. Der ganze Arm vibrierte richtig.

Gurals sprengte sich jetzt frei und schüttelte sich die restlichen Metallsplitter ab. „Macht euch bereit!“, schrie er. Da spürte er es ebenfalls. Die Temperatur in der Umgebung war auf unter 0 Grad gesunken. Der ganze Boden des Kampffeldes war gefroren und bis zu einer Höhe von zwei Metern waren auch umliegende Gebäude mit einer Eisschicht überzogen.

„Was ist das? Woher kommt das?“, fragte Gural, bis er Robin sah.

Er erschrak. „Das kann doch nicht sein. Wie macht der Kerl das?“, fragte er sich.

Robin hob jetzt seinen Kopf. „Ich nenne diese Technik -EISFLAMME-!“, schrie er.

Er schlug mit dem rechten Arm zu und feuerte einen blauen Feuerstrahl auf Gural zu.

„Sinnlos!“, schrie Gural und feuerte mit seinem eigenen Feuer zurück.

Als beide Flammen aufeinander trafen, passierte etwas unglaubliches. Das Feuer von Gural erstarrte augenblicklich zu Eis und zerbrach.

Gural war so erstaunt, das er dem blauen Strahl nicht mehr auswich. Von einer gewaltigen blauen Flamme eingehüllt, schrie er.

Nach einer Minute wurde es ruhig. Robin ging vor Erschöpfung in die Knie. Niklas stand jetzt neben ihm und lächelte. „Nicht schlecht. Vielleicht nicht unbedingt mein Verständnis von Kunst, aber einzigartig.“, sagte er und verwies auf eine 10 Meter hohe, gefrorene Flamme, in dessen Innerem Gural zu sehen war.

„Der kommt so bald nicht da raus.“, sagte Robin keuchend.

„Na dann. Sammeln wir die anderen mal ein.“, fügte Niklas hinzu.

Atruschka kam jetzt angelaufen so schnell sie noch konnte. Yuan war auch wieder wach. „Großartig.“, sagte sie.

Robin hob den rechten Daumen und lächelte.

„Suchen wir Ratko und Serena und dann hoffen wir, das Kazuma und Junko auch noch am Leben sind.“, sagte Yuan.

Niklas Geschichte

Kapitel 93: Niklas Geschichte
 

Die Sonne war schon vor einiger Zeit untergegangen.

Kazuma saß immer noch vor dem Auto während Junko in seinem Schoß eingeschlafen war.

„Der Kampflärm in der Ferne hat schon vor einiger Zeit aufgehört. Ob es allen gut geht?“, fragte Kazuma sich. Er schlief schon halb.

Da durchbrach ein Geräusch die Stille. Es war das Geräusch eines Motors, der langsam näher kam. Ein Automotor.

Kazuma lehnte sich zurück und lächelte.

Zwei Minuten später hielt ein Kleintransporter neben den beiden. Die Fahrertür ging auf und Atruschka kam heraus.

„Sieh mal einer an. Wie es aussieht, habt ihr beide tatsächlich überlebt.“, erwähnte sie, als sie die beiden sah.

Yuan stieg von der anderen Seite aus und trat jetzt neben Atruschka. „Ihr habt uns vielleicht Sorgen bereitet.“

Kazuma grinste die beiden an. „Ihr habt euch ja ganz schön Zeit gelassen. Was hat euch so lange aufgehalten?“, fragte er.

Atruschka zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid. Aber wir mussten noch ein Hindernis beseitigen, die anderen ausfindig machen und ein Auto finden, das noch funktionierte.“, erklärte sie.

„Wie es aussieht, habt ihr es euch bequem gemacht.“, sagte Yuan lächelnd und deutete auf Junkos Kopf in Kazumas Schoß.

Atruschka bemerkte als erstes das zerrissene T-Shirt, das man am Rand der Jacke, die noch auf Junkos Rücken lag, sehen konnte.

„Ist sie verletzt?“, fragte sie.

Kazuma sah die beiden mit ernstem Gesicht an. „Sagt ihr es mir.“

Beide waren etwas geschockt. Ihnen war klar, was passiert sein musste.

„Wie viel hat sie dir erzählt?“, fragte Atruschka.

Kazuma senkte den Kopf. „Eigentlich gar nichts. Ich habe lediglich vermutet, was passiert war und sie hat nur genickt.“, erklärte er.

„Verstehe.“, sagte Yuan leiser geworden.

Für einen Moment wurde es gespenstisch still, bis Atruschka die Stille durchbrach.

„Wir sollten euch jetzt erstmal ins Auto laden und zu den anderen bringen. Niklas weiß vermutlich, wo wir ein Boot finden, mit dem wir nach Japan übersetzen können.“, erklärte sie.

Yuan seufzte. „Wir können ja reden, wenn wir wieder zusammen sind.“, fügte er hinzu.

Kazuma nickte. „Ja. Das sollten wir.“

Atruschka und Yuan halfen dabei, die beiden ins Auto zu hieven. Junko schlief so tief, das wie dabei nicht einmal wach wurde.

„Wir fahren zum Hafen. Niklas hat uns einen Treffpunkt gegeben.“, erklärte Yuan, bevor sie den Motor anließen und umkehrten.
 

Niklas war mit den anderen mittlerweile am Hafen. Dort hatte er auch Irene in einem weiteren Versteck untergebracht. Sie musste sich etwas von den Strapazen erholen. Gural hatte ihr zum Glück nicht weh getan. Sie hatte sich schnell ergeben, nachdem sie nicht fliehen konnte, so das er sie nur gefangen gehalten hatte.

Sie hatten schnell eine mittelgroße Yacht gefunden, die äußerlich noch ziemlich gut in Schuss war. Während Robin sich drinnen umsah, untersuchte Ratko den Motor. Immerhin mussten sie den gesamten Ozean überqueren.

Serena war wieder wach und saß an Deck auf einem Stuhl. Sie bewegte sich kaum. Ihre Sorgen um ihren Bruder ließen sie nicht los. Sie wusste nicht einmal mehr, ob er noch lebte. Immer wieder sah sie zur Kaimauer, in der Hoffnung, das Yuan und Atruschka mit den beiden zurückkommen mögen. Die Anspannung ließ sie nicht los.

„Sieht ganz gut aus.“, sagte Robin, der wieder an Deck kam. „Wir haben genug Schlafkojen und die Küche scheint auch zu funktionieren. Wir müssen uns nur noch um ausreichend Gas kümmern und sehen, das wir genug Essen finden.“, fügte er hinzu.

Dann sah er Serena an und seufzte. „Keine Sorge. Die zwei kommen bestimmt bald zurück. Mit den beiden im Schlepptau. Du weißt doch, das Kazuma niemals aufgibt. Der lebt noch. Da bin ich mir sicher.“, sagte er lächelnd. Serena aber reagierte nicht.

Jetzt kam Ratko durch die Motorluke ebenfalls an Deck. „Der Motor läuft. Wir brauchen genug Diesel. Außerdem werde ich sehen, das ich noch ein paar Ersatzteile auftreibe, für alle Fälle.“

Er sah sich um. „Wo ist eigentlich Niklas?“

Robin schmunzelte. „Der wollte zu Irene. Müsste aber bald zurückkommen.“, antwortete er.

Da hörte Serena den erlösenden Ton. Ein Motorengeräusch, das von dem Auto kam, mit dem Yuan und Atruschka losgefahren waren.

Eine Minute später hielt der Kleinbus vor dem Liegeplatz der Yacht an.

Serena sprang aus dem Stuhl auf und lief an das Geländer, von wo aus sie das Auto sehen konnte.

Die hintere Tür ging auf und Kazuma kam langsam heraus.

Serena zitterte. Sie hatte schon das schlimmste befürchtet. Doch jetzt sah sie, das er noch am Leben war.

Sie rannte über den Steg auf das Auto zu.

Kazuma lehnte sich ans Auto, weil er kaum stehen konnte. Da sah er Serena. Sie rannte so schnell, das er nicht reagieren konnte.

Mit voller Wucht warf sie sich auf ihn und riss ihn mit sich zu Boden.

„Du blöder...blöder Idiot! Was sollte das denn? Warum machst du mir solche Sorgen? Warum nur?“, sagte sie weinend und schlug einige Male mit ihren Händen auf seinen Brustkorb, was Kazuma aber aushielt.

Er hob beide Arme und umarmte Serena so fest, wie er noch konnte. „Tut mir leid. Es tut mir wirklich leid. Ich habe keine andere Möglichkeit gesehen. Irgendwie musste ich euch doch beschützen.“, erklärte er.

Serena weinte immer mehr. „Ich weiß doch. Aber sag doch wenigstens vorher, was du vorhast. Ich will... dich doch nicht verlieren!“, sagte sie. Mehr Worte bekam sie nicht heraus. Sie schrie nur noch, während die Tränenbäche bereits Kazumas T-Shirt durchnässten.

„Hey. Wir sollten erstmal an Bord. Außerdem tut es schon langsam etwas weh.“, erklärte Kazuma.

Serena nickte.
 

Yuan brachte die noch schlafende Junko unter Decke in eine Koje, während Kazuma sich an Deck hinsetzte wo Atruschka ihm einige Verbände anlegte.

Ratko und Robin waren losgegangen um einige Sachen zu besorgen. Yuan entschloss sich jetzt, Robin zu helfen, Essen zu besorgen.

Serena saß neben Kazuma und hielt den Kopf gesenkt. Sie hatte bereits erfahren, das er von Junkos Narben wusste. „Tut mir leid, das wir es dir verschwiegen haben.“, sagte sie.

Kazuma seufzte. „Ist schon gut. Ich kann ja verstehen, das es nicht leicht gewesen ist und ich verstehe auch, das ihr es mir nicht sagen wolltet.“, erklärte er.

„Ratko hat gesagt, das es mit der Creme bald verschwinden wird und das ohne Narben. Deswegen hatte ich gehofft, das du solange nichts merkst.“ Serena machte eine schuldbewusstes Gesicht.

Kazuma lächelte und legte seine Hand auf ihren Kopf. „Schon klar. Ich bin euch ja auch nicht böse. Aber sollte das nächste Mal wieder etwas sein, redet bitte mit mir darüber.“

Serena nickte lächelnd. „Versprochen.“, sagte sie.
 

Währenddessen trat dort, wo Leola immer noch lag, eine Gestalt heran und musterte sie.

Es war Dakurian. Er bückte sich und fühlte ihren Puls.

„Sie lebt noch. Dann hat der Menschenjunge Gnade bewiesen. Interessant.“, sagte er. Er stand wieder auf und sah zum Himmel. „Diese Menschen überraschen mich wirklich. Ich sollte mir diesen Kerl mal genauer ansehen.“, sagte lachend und ging.
 

Bereits ein halber Tag war vergangen, seit alle aus dem Schiff angekommen waren. Ratko hatte genug Treibstoff und auch einige Ersatzteile gefunden, die sie auf der Reise brauchen konnten. Yuan, Robin und auch Atruschka hatten Vorräte gesammelt. Niklas hatte ihnen einige Plätze gezeigt, wo Irene und er Obst und Gemüse angebaut hatten. Außerdem hatten sie noch Konserven gefunden und natürlich genug Trinkwasser hatten sie auch gesammelt.

Während die drei nochmal losgegangen waren, um vor Sonnenuntergang noch etwas zu holen, war Niklas mit Kazuma und Serena noch an Bord. Ratko hatte sich etwas schlafen gelegt.

„Deine Schwester ist auch eingeschlafen.“, bemerkte Niklas und deutete auf Serena, die auf der Sitzbank lag und schlief.

Kazuma nickte. „Sie hat auch viel durchgemacht. Ich habe ihr große Sorgen bereitet.“, erklärte er.

Niklas lehnte sich zurück. „Dann werdet ihr jetzt also nach Japan zurückfahren, was?“, fragte er.

„Allerdings. Das werden wir.“, entgegnete Kazuma. Dann sah er Niklas fragend an. „Moment mal. Wieso nur wir? Was ist mit dir?“, fragte er.

Niklas stand auf. „Ich bleibe hier. Dieses Turnier ist nie für mich gedacht gewesen. Das ist nicht meine Aufgabe.“, erklärte er.

„Aber, Atruschka hat mir erzählt, was du geleistet hast. Du könntest eine große Hilfe sein.“

Niklas kicherte leicht. „Sagte der Mann, der nicht an das Turnier glaubte und wahrscheinlich immer noch nicht glaubt.“, sagte er.

Kazuma senkte den Kopf. „Du hast wahrscheinlich recht. Ich kann sowas nicht sagen. Es ist deine Entscheidung. Außerdem fällt das Turnier ohnehin ins Wasser, wenn wir nicht fünf Kämpfer haben. Und da Tanja bereits ausfällt, war´s das wohl.“

Niklas schmunzelte. „Du denkst also immer noch nicht darüber nach, daran teilzunehmen?“

Kazuma seufzte. „Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht mehr so genau. Ich überlege wohl noch. Aber selbst mit mir wären es dann nur 4 Teilnehmer. Wäre also sinnlos.“, entgegnete er.

Niklas stand jetzt auf und streckte sich. „Kannst du laufen? Machen wir einen kleinen Spaziergang.“, meinte er.

Kazuma nickte leicht.

Die beiden ließen eine Nachricht an Bord und liefen etwas an der Kaimauer des Hafens entlang.

„Willst du mir irgendetwas sagen, was sonst niemand wissen darf?“, fragte Kazuma.

Niklas schmunzelte wieder und sah nach oben, wo man im Himmel schon die ersten Sterne sehen konnte, während die Sonne am Horizont langsam unterging.

„Willst du wissen, warum ich nicht teilnehmen kann? Weil ich von vornherein nicht dafür vorgesehen war. Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein.“, erklärte er.

Kazuma machte ein verdutztes Gesicht. „Nicht hier sein? Wie meinst du das?“

Niklas verschränkte die Arme. „Ich komme nicht von hier.“, sagte er und lachte etwas. „Naja. Schon von hier. Ich bin in Amerika geboren worden. Allerdings wird das erst in 9 Jahren passieren.“

Kazuma´s Gesicht wurde immer verdutzter. Er verstand kein einziges Wort, was Niklas gerade gesagt hatte.

„Das Turnier...“, führte Niklas fort,“Zu meiner Geburt ist es bereits 8 Jahre her. Wir hatten verloren. Trotzdem kämpften wir immer noch um unser Überleben.“

Kazuma riss den Mund auf, weil er langsam verstand, was Niklas damit sagen wollte.

„W w warte! Willst du damit sagen, du bist ein...?“, fragte er, doch er konnte das Wort nicht sagen.

Niklas lächelte und sah Kazuma an. „Ein Zeitreisender. Allerdings. Das bin ich!“, antwortete er.

Kazuma machte einen Schritt zurück. Er konnte seinen Mund nicht mehr schließen. Das klang total unglaublich.

„Ob du mir glaubst oder nicht, ist jetzt nicht wichtig. Ich weiß auch nicht viel darüber, was beim Turnier passiert ist. Nur das, was mir erzählt wurde. Die erste Runde haben wir scheinbar überstanden, aber in der zweiten Runde wurden alle unsere Kämpfer getötet. Damit war das Turnier für uns gelaufen und letztendlich haben die Saroks gewonnen. Allerdings gab es ein Gerücht über einen Kämpfer, der sich geweigert hatte, zum Turnier zu gehen. Er stand auch nicht auf der Liste, aber seine Kraft soll beispiellos gewesen sein. Er blieb auf der Erde, um etwas zu bewirken, doch nachdem die Nachricht hier ankam, das wir verloren hatten, drehte er durch und griff im Alleingang die Hauptbasis der Sarok auf der Erde an. Laut den Aussagen wurde er dabei getötet.“, erzählte Niklas.

Kazuma lehnte jetzt an der Wand eines alten Lagerhauses. In seinem Kopf schwirrten allerlei Gedanken herum. Der stärkste Gedanke war der, ob er das überhaupt glauben sollte.

Niklas Gesicht nach hatte er allerdings nicht gelogen.

Kazuma sank jetzt zu Boden.

„Meine Eltern waren Wissenschaftler, die mit Saroktechnologie experimentierten. Ihr Ziel war es, eine Zeitmaschine zu entwickeln. Als ich 12 Jahre alt war, gelang es ihnen. Doch die Saroks fanden unser Versteck und die Energie reichte nur für eine Person. So beschlossen sie, mich zurück zu schicken mit allen Informationen, die sie hatten. Und so bin ich, noch lange vor der Invasion hier angekommen.“, erklärte Niklas leicht traurig klingend.

„Meine Kräfte müssen sich wohl während der Zeitreise gebildet haben. Jedenfalls konnte ich vorher sowas nicht.“

Kazuma stand jetzt wieder auf. „Willst du mir damit etwa sagen, das ich am Turnier teilnehmen soll? Das ich mit ihnen gehen soll, um diese Katastrophe abzuwenden?“

Niklas drehte sich um und machte wieder einen Schritt in Richtung des Bootes. „Ich sage nicht, das du gehen sollst. Ich sage nur, was passiert, wenn du nicht gehst. Dann wird meine Zukunft ganz sicher eintreffen.“, fügte er hinzu und ging.

Kazuma seufzte und trat ebenfalls den Rückweg an.

In einer dunklen Ecke zwischen den Lagerhäusern stand eine schwarze Gestalt. „Interessant.“, sagte sie.
 

Als Kazuma und Niklas wieder am Boot ankamen, waren die anderen schon wieder da.

„Was habt ihr denn getrieben? Wo wart ihr?“, fragte Serena leicht eingeschnappt, da die beiden sie zurückgelassen hatten.

Junko war auch wieder wach und an Bord.

„Nichts. Wirklich nichts. Nur ein wenig Spazieren.“, erklärte Niklas.

Kazuma nickte, sagte aber nichts weiter dazu.

„Wir haben genug für die Überfahrt. Das heißt, es kann jederzeit losgehen. Kommt Irene auch mit?“, fragte Ratko.

Niklas lächelte. „Tut mir leid, Leute. Aber ihr müsst ohne mich in See stechen. Ich bin raus.“, sagte er.

Alle außer Kazuma sahen ihn erschrocken an. „Was heißt das denn? Du musst aber mitmachen!“, sagte Atruschka.

„Genau. Ohne dich schaffen wir das nicht.“, sagte Yuan.

„Lasst ihn. Er hat sich bereits entschieden.“, verkündete Kazuma.

Alle sahen ihn jetzt an.

„Es ist seine Entscheidung. Was wir letztendlich machen, werden wir entscheiden, wenn wir in Japan sind. Ich geh jetzt unter Deck. Muss mich etwas ausruhen. Gegen Mitternacht können wir ablegen. Bereitet alles vor.“, sagte er und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

„Was ist denn mit dem los?“, fragte Serena. „So hab ich ihn noch nie erlebt.“

Niklas streckte sich. „Na dann. Ich wünsche euch viel Glück. Egal, wofür ihr euch entscheidet, ich bete für euch.“, sagte er und ging von Bord.

„Willst du es dir nicht nochmal überlegen?“, fragte Ratko.

Niklas blieb nochmal kurz stehen. „Sorry. Aber das ist nicht meine Aufgabe.“, sagte er, winkte kurz von hinten und ging anschließend.

„Das gibt’s doch nicht. Wie kann der einfach abhauen? Und wie kann Kazuma das einfach so hinnehmen?“, fragte Serena völlig geschockt.

Die anderen sahen genauso geschockt aus, aber sie sagten nichts weiter.

„Ich werde alles fertigmachen.“, sagte Ratko und ging zum Motor runter.

„Es ist seine Entscheidung. Wenn Niklas nicht mitmachen will, dann können wir ihn nicht zwingen.“, sagte Robin.

„Wir sind ohnehin nur 3 Leute. So können wir die Teilnahme wohl vergessen.“, entgegnete Tanja.

„Ich leg mich etwas aufs Ohr!“, verkündete Yuan.

Serena senkte den Kopf. „War alles umsonst? Alles, was wir getan haben, seit wir aufgebrochen sind... war das alles umsonst?“, fragte sie sich.
 

Kazuma lag in seiner Koje und starrte die nahe Decke an. Niklas Worte hatten einen tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen.

„Wenn ich nicht teilnehme, wird das Turnier also ein Reinfall? Das ist doch genau das, was ich von Anfang an gesagt habe. Hier auf der Erde könnte ich viel mehr bewirken.“, sagte er sich in Gedanken.

„Warum ist er gegangen?“, fragte Serena, die genau neben ihm stand.

Kazuma erschrak und wäre beinahe runter gefallen. „Musst du dich so an mich ran schleichen?“, fragte er.

„Lenk jetzt nicht ab. Ich habe dich etwas gefragt. Du kennst doch die Antwort, oder? Was hast du ihm erzählt?“, fragte Serena wütend.

Kazuma stand auf und streckte sich. „Nichts. Eigentlich war es eher etwas, das er mir erzählt hat. Aber ich kann darüber nicht sprechen. Ich hab´s ihm versprochen. Ich kann nur sagen, das seine Entscheidung gut überlegt war und ich sie sogar irgendwie verstehen kann.“

Serena verschränkte die Arme. „Du vertraust mir also nicht.“

Kazuma sah sie fragend an. „Darum geht es doch gar nicht. Niklas hat mir etwas im Vertrauen erzählt und ich werde nicht darüber reden. Wie sieht es eigentlich aus? Können wir bald ablegen?“, wechselte er das Thema und ging in Richtung Deck.

„Lass mich nicht einfach so stehen! Hörst du?“, schrie Serena hinterher.

„Lass ihn.“, sagte Yuan, der direkt nebenan in einer weiteren Koje lag. Da er noch verletzt war, hatte er kaum Kraft, aufzustehen. „Wenn er Niklas versprochen hat, nicht davon zu reden, dann wird er das auch nicht tun. Ich vertraue ihm immer noch.“

Serena senkte den Kopf. „Aber das Turnier... was wird aus dem Turnier? Es sind gerade mal 3 Teilnehmer. Das reicht nicht.“, sagte sie und lehnte sich an die Wand.

Yuan grinste. „Mach dir nicht zu viele Sorgen. Ich habe das Gefühl, das sich alles noch regeln wird. Wir haben noch genug Zeit. Jetzt fahren wir erstmal nach Japan. Dann sehen wir weiter.“, machte er Serena Mut.
 

Einige Zeit später, die Uhr zeigte beinahe Mitternacht, war alles fertig. Robin machte das kleine Schiff von der Ankerstelle los und Ratko ging ans Steuer und warf den Motor an.

„Wie lange werden wir bis nach Japan brauchen?“, fragte Kazuma, der direkt neben ihm stand.

„Das Teil fährt etwa 30 Knoten. Eher etwas langsamer, weil ich den Motor nicht überanstrengen will. Ohne Zwischenfälle etwa eine Woche.“, erklärte Ratko.

Kazuma nickte. „Prima. Dann haben wir noch genug Zeit, um uns etwas zu überlegen.“

„Und was?“, wollte Ratko wissen.

„Keine Ahnung. Wir werden sehen.“, sagte Kazuma und sah runter an Deck, wo die anderen herumsaßen. Besonders motiviert sahen sie allerdings nicht mehr aus.

„Ich hoffe, das dies nicht das Ende unserer Reise ist.“, fügte er hinzu.

Leviathan

Kapitel 94: Leviathan
 

Langsam ging die Sonne auf. In einem der Randbezirke von San Francisco saß Dakurian in einem Park auf einem großen Stein. Zu seinen Füßen lag Leola, die immer noch bewusstlos und verletzt war.

Ein größeres Schiff tauchte jetzt am Himmel auf, das direkt in der Nähe landete. Einige Sarok mit weißen Kitteln stiegen aus und gingen sofort zu Leola.

Sie legten sie auf eine Trage und brachten sie ins Schiff.

Auch Bora stieg jetzt aus dem Schiff aus und sah gerade noch so, wie Leola reingebracht wurde. Er stutzte und ging dann zu Dakurian.

„Was ist mit Gural? Der war doch auch hier, oder?“, fragte er mürrisch.

„In der Stadt. Allerdings müsst ihr den erstmal aus einem Eisklotz rausholen. Der kann sich wohl nicht selbst befreien.“, erklärte Dakurian.

Bora erschrak. „Gural? Eingefroren? Unfassbar.“, sagte er kopfschüttelnd. „Und was ist mit dir? Hast du nichts unternommen?“

Dakurian lachte zögerlich. „Ich? Wo denkst du hin? Ich bin nicht hier, um irgendwas zu unternehmen. Ich war in erster Linie auf der Erde, um einer Hinrichtung beizuwohnen. Leola hat mich eingeladen, ihr zuzusehen, wie sie diese Menschen wieder einfängt. Von Hilfe war nie die Rede.“

Bora setzte sich neben Dakurian. „Dein Vater wird nicht sehr erfreut sein, das zu hören.“, erklärte er und zog eine Zigarre aus seinem Umhang.

„Ist mir egal. Arbeit ist mir zuwider. Wenn er will, kann er mir ja Hausarrest geben, oder so.“ Dakurian war das ziemlich gleichgültig.

„Und wo sind die Menschen jetzt hin? Weißt du das auch nicht?“, fragte Bora und zündete sich die Zigarre an.

Dakurian stand auf. „Kannst du dir das nicht denken? Sie wollen wieder dahin zurück, wo sie angefangen haben.“

Bora nahm einen kräftigen Zug und blies den Rauch wieder aus. „Mit anderen Worten haben sie sich ein Boot oder ein kleineres Schiff genommen, um über den Ozean zu kommen. Wenn das so ist, erledigt sich die Sache wohl von selbst. Irgendwie schade. Ich hatte gehofft, das es nicht so einfach wäre.“

Dakurian schmunzelte. „Unterschätze diese Menschen nicht. Bis jetzt haben sie euch immer an der Nase herumgeführt. Sie haben sogar eine sichere Hinrichtung gesprengt. Ich glaube nicht, dass das für unseren Ruf auf der Erde gut war.“, erklärte er und streckte sich. „Und jetzt bringt mich zurück nach Washington. Dieser Planet macht mich krank. Ich will wieder aufs Schiff.“, entgegnete er und machte sich auf den Weg zum Schiff.

Doch er blieb nochmal kurz stehen. „Dieser Niklas ist ein interessanter Typ. Den sollte ich im Auge behalten.“

Er dachte daran, wie er das Gespräch zwischen Kazuma und Niklas im Geheimen belauscht hatte. „Könnte nochmal nützlich werden.“

Bora seufzte. „Jedenfalls sind diese Menschen jetzt geliefert. Das werden wie nicht überleben.“, sagte er lächelnd.
 

Serena lag in ihrer Koje. Neben ihr ein Buch, das sie aber allem Anschein nach schon durch hatte.

„Mir ist langweilig.“, sagte sie.

Sie sah zu Atruschka rüber, die in der Koje neben ihr lag. Sie schlief allerdings. Über ihr lag Serena, doch ihrem Schnarchen nach schlief auch sie. Nur Junkos Schlafkoje war leer.

Serena stand auf und ging etwas schläfrig an Deck.

Junko saß am Heck und sah auf das Wasser. Robin war gerade am Steuer. Die anderen schliefen wohl gerade.

„Ist dir auch so langweilig?“, fragte Serena, die sich neben Junko setzte.

Junko nickte. „Allerdings. Und dabei sind wir gerade mal seit 2 Tagen unterwegs.“

„Stimmt. Laut Ratko brauchen wir noch mindestens 5 Tage, bis wir in Japan ankommen.“, stellte Serena fest.

„Freust du dich? Ich meine, wieder nach Tokio zu kommen. Hast du dort Freunde?“, fragte Junko.

Serena lehnte sich zurück und legte sich hin. „Nicht direkt Freunde. Es ist eher eine Gemeinschaft. Wir helfen uns gegenseitig und passen auf den anderen auf. Es gibt einige Leute, die ich gut kenne, aber Freunde... ich weiß nicht.“, dachte sie nach.

Junko schmunzelte. „Keine Zeit für Freunde, was?“

Serena sah Junko an. „Du bist doch meine Freundin, oder nicht?“, fragte sie.

Junko lehnte sich jetzt ebenfalls zurück. „Selbst vor der Invasion hatte ich niemanden, den ich so nennen konnte. Und nach der Invasion war niemand mehr da.“, sagte sie melancholisch klingend.

„Jetzt gehörst du zu uns. Du bist ein Teil unserer Gruppe. Du bist unsere Freundin und wir werden dich nicht im Stich lassen.“ Serena ließ keinen Zweifel an ihren Worten, doch Junko war das ohnehin schon klar.

„Ein gemeinsames Sonnenbad?“, fragte Kazuma.

Die beiden erschraken, weil sie ihn gar nicht bemerkt hatten.

„Wo kommst du denn her?“, fragte Serena.

„Ablösung natürlich. Ratko, Robin und ich lösen uns mit dem Steuern ab. Schließlich kann einer alleine nicht 24 Stunden lang steuern.“, erklärte Kazuma.

Dann ging er hoch und nahm das Steuer, während der gähnende Robin unter Deck kroch.

Serena gähnte ebenfalls. „Ich werde mich auch noch etwas hinlegen. Mit etwas Glück schlafe ich ja 5 Tage und wenn ich aufwache, sind wir da.“, sagte sie.

Junko lächelte. „Ich hoffe nicht.“

„Du kannst ja Kazuma etwas Gesellschaft leisten, damit er nicht so alleine ist.“, fügte Serena augenzwinkernd hinzu, bevor sie wieder unter Deck verschwand.

Junko wurde ein wenig rot. „Was sollte das denn jetzt heißen?“, fragte sie sich voller Scham.

Einige Minuten später aber beschloss sie, doch mal zu ihm zu gehen.

„Und... wie ist es so?“, fragte sie.

Kazuma sah sie fragend an. „Wie es so ist?“, fragte er zurück.

Junkos Kopf wurde noch röter. „Warum stell ich so eine blöde Frage?“, fragte sie sich in Gedanken.

„Kann ich auch mal versuchen?“, fragte sie schließlich.

„Klar. Komm her. Ich zeig´s dir. Robin hat mir alles erklärt.
 

Kazuma erklärte Junko die Armaturen. Die Anzeigen und wofür die ganzen Knöpfe und Hebel waren. Schließlich durfte sie auch mal ans Steuer, auch wenn es nicht viel zu steuern gab.

„Woher wissen wir, wo wir lang müssen? Ich seh überall nur Wasser.“, fragte Junko.

„Das hätten wir hier. Ein Navigationsgerät, das uns genau anzeigt, auf welchem Längen- und Breitengrad wir uns befinden. Der Kurs wird hier angezeigt. Daher wissen wir immer genau, ob wir noch richtig sind.“, erklärte Kazuma.

„Und das da?“ Junko zeigte auf eine kreisförmige, grün schimmernde Anzeige.

„Das ist das Radar. Es zeigt normalerweise Fischschwärme oder Wale an. Auch andere Boote in Reichweite werden hier angezeigt. Allerdings werden wir die wohl hier nicht sehen.“

Junko sah auf die Anzeige. „Und was ist das dann?“, fragte sie und zeigte erneut auf das Radar.

Kazuma sah auf die pulsierende Anzeige. Tatsächlich zeigte sie etwas an. Es war zwar in einiger Entfernung, aber es war eindeutig eine Anzeige.

„Vielleicht ein größerer Fischschwarm. Ein Boot wird es ja wohl kaum sein.“ Er klopfte mit dem Finger auf die Anzeige, doch dieses etwas verschwand nicht.

„Kannst du mal kurz das Steuer halten? Ich werd mal Robin holen. Der kennt sich besser damit aus.“ Mit diesen Worten verschwand Kazuma kurz unter Deck.

Junko sah auf die Anzeige. Sie nahm das Fernglas und sah in die Richtung, in welcher das Radar ausschlug, doch nichts war zu sehen. Kein Schiff, also konnte es nur etwas unter Wasser sein.

Kurz darauf kam Kazuma mit Robin im Schlepptau wieder nach oben.

„Was ist denn los?“, fragte Robin schläfrig.

„Sieh mal hier. Weißt du, was das ist?“, fragte Junko.

Robin sah auf das Radar und seufzte. „Was weiß ich. Fische vermutlich. Vielleicht auch ein paar Wale oder sowas. Deswegen braucht ihr mich doch nicht zu wecken.“, entgegnete er erschöpft.

„Wie weit ist das Signal etwa entfernt?“, wollte Kazuma wissen,.

„Was was weiß ich. Etwa 2 Seemeilen schätze ich. Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich mich jetzt gerne wieder hinlegen.“

Kazuma aber schluckte. Er hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Das war ein Gefühl, das er schon mehrmals hatte, kurz bevor etwas schlimmes bevorstand. „Etwas stimmt da nicht. Ich glaube nicht, dass das nur ein Wal ist.“

„Malst du schon wieder den Teufel an die Wand? Na, egal. Ich bin zu müde, um mich mit sowas zu befassen.“, sagte Robin.

„Hey, Leute! Seht mal!“, sagte Junko und verwies auf das Radar.

„Das Signal kommt verdammt schnell näher.“

Kazuma sprang runter und ging an den Bug in der Hoffnung, irgendwas entdecken zu können. „Wie weit noch?“, fragte er.

„Etwa 500 Meter.“, rief Junko zurück.

Kazuma sah auf die Wasseroberfläche. Tatsächlich konnte er in einiger Entfernung etwas entdecken. Es war aus wie eine Flosse, die nur leicht aus dem Wasser herausragte.

„Ich glaube nicht, dass das ein Wal ist. Jedenfalls kein normaler.“, sagte er.

Robin nahm das Fernglas und sah nun auch die Flosse. „Aber was ist es dann?“

Plötzlich tauchte unmittelbar vor dem Schiff etwas aus dem Wasser auf.

„Bremsen! Bremst!“, schrie Kazuma, den es kurzfristig umgeworfen hatte.

Robin nahm sofort das Gas runter und riss das Steuer herum, so das sie rechts vorbeifuhren.

Das Spritzwasser regnete auf das Schiff nieder und es wurde sichtbar.

Es war ein riesiger Kopf, der da aus dem Wasser geschossen war und jetzt mitsamt einem Teil des Halses etwa 10 Meter hoch aus dem Wasser herausragte.

Junko zitterte, als sie das Ding ansah. Ein wenig erinnerte es an einen Dinosaurier, dessen Abbildungen sie mal in einem Museum und in Bilderbüchern gesehen hatte. Die Flosse ragte etwa 50 Meter hinter dem Kopf aus dem Wasser heraus, was darauf schließen ließ, das dieses Ding verdammt groß war.

„Verdammt. Was ist das? Das ist doch kein Wal!“, schrie Kazuma.

Die Augen des Kopfes sahen jetzt auf das vergleichbar kleine Schiff direkt vor ihnen.

„Ist das ein Pflanzenfresser? Ich hoffe, das ist ein Pflanzenfresser.“, sagte Junko.

Kazuma stand wieder auf. „Denke nicht. Siehst du seine Zähne?“, fragte er.

Tatsächlich war das Gebiss dieses Tieres sehr spitz, was meistens darauf schließen ließ, das es ein Fleischfresser sein musste.

„Na gut. Versuchen wir einfach, zu verschwinden.“, sagte Robin und wollte wieder Gas geben.

„Warte!“, rief eine Stimme von unten.

Ratko war an Deck erschienen, weil er durch die Erschütterungen wach geworden war. „Wenn du jetzt den Motor anwirfst, wird er uns zum Frühstück verspeisen.“

Kazuma sah zu Ratko. „Weißt du, was das ist?“

Ratko schluckte. „Leider ja. Das ist ein Leviathan. Er war ursprünglich auf einer anderen Welt beheimatet. Der Imperator hatte einige von ihnen einfangen lassen und mitgenommen. Wie es aussieht, hat er eines davon hier ausgesetzt.“

Kazuma bewegte sich ganz langsam in Ratkos Richtung. „Und was machen wir jetzt? Spielen wir toter Mann, bis es verschwindet?“, fragte Kazuma skeptisch.

Ratko ballte die Hände zu Fäusten. „Wir müssen es töten.“, sagte er.

Alle drei erschraken, nachdem er das gesagt hatte.

„Es töten? Bist du verrückt? Das Ding ist viel zu groß!“, sagte Kazuma.

„Wenn wir es nicht töten, wird es uns töten. Soviel ist sicher!“, erklärte Ratko.

Kazuma sah den riesigen Kopf nochmal an. „Und wie stellst du dir das vor?“

In dem Moment versank der Kopf wieder in der Tiefe und der Leviathan schwamm unter ihrem Schiff durch. Glücklicherweise etwas tiefer, so das die Flosse das Schiff nicht zweiteilte.

„Hat er das Interesse verloren?“, wollte Junko wissen.

„Wäre schön, wenn es so wäre. Aber soweit ich weiß spielen diese Dinger gerne ein wenig mit ihrer Beute.“, erklärte Ratko.

Kazuma ging jetzt unter Deck und packte seine beiden Schwerter.

„Hey, Leute! Wacht auf! Wir haben Probleme! Große Probleme!“ verkündete er lautstark.

Eine Minute später waren alle bis auf Yuan an Deck. Yuan hatte keiner wach bekommen, also ließen sie ihn einfach schlafen.

„Wie sieht es aus?“, fragte Kazuma Robin, der auf das Radar achtete.

„Er schwimmt um uns herum. Sieht so aus, als ob er abwarten würde, was wir tun.“, sagte er.

„Kannst du uns mal bitte erklären, was los ist?“, mahnte Atruschka.

„Ein Leviathan hat es auf uns abgesehen.“, sagte Ratko ganz kühl.

„Ein WAS?“, fragte Serena.

„Eine riesige Kreatur von einem anderen Planeten, das uns alle mitsamt dem Schiff auffressen wird, wenn wir nichts dagegen unternehmen.“, fügte Ratko hinzu.

Serena lehnte sich an die Reling und ging in die Hocke. „Na klasse. Das war´s also?“, fragte sie zitternd.

„Unsinn. Wir schaffen das schon. Das kriegen wir hin. Irgendwie.“ Kazuma klang selbst nicht sehr überzeugt von seinen Worten. Er spürte, wie auch seine Hände leicht zitterten. „Ratko. Hat das Ding irgendwelche Schwachpunkte? Irgendwas, das wir gegen es verwenden können!“

Ratko schüttelte mit dem Kopf. „Keine Ahnung. Ich habe bisher nur von diesen Tieren gehört und Bilder von ihnen gesehen. Ich weiß nicht einmal, wie es eingefangen wurde.“, erklärte er.

„Das ist ein Wassertier. Also ist es garantiert allergisch gegen Feuer.“, sagte Robin lächelnd, während er einen kleinen Feuerball in seiner Hand erschuf.

„Bei den Wassermassen um uns herum ist es ziemlich schwierig, es mit Feuer anzugreifen. Außerdem kann es dann einfach untertauchen.“, mahnte Kazuma und sah auf das Wasser, wo in einiger Entfernung die Flosse wieder zu sehen war.

„Es wird also warten, bis wir uns wieder bewegen?“, wollte Atruschka wissen.

„Eine Weile schon. Aber auch nicht ewig.“, erklärte Ratko.

„Ich sage doch, lasst mich es versuchen.“, sagte Robin kampfeslustig.

„Was soll denn der Krach hier draußen? Könnt ihr nicht mal ruhig sein?“, fragte Yuan, der jetzt nach oben kam.

Alle sahen ihn fragend an.

„Auch endlich wach, du Schlafmütze?“, fragte Atruschka.

Yuan sah skeptisch in die Runde. „Ist irgendwas passiert?“, fragte er.
 

Ein paar Minuten später war auch er in die aktuelle Situation eingeweiht und sah zu der Flosse, die das Boot noch immer in einiger Entfernung umkreiste.

„Wenn es weiter nichts ist, übernehme ich das.“, sagte Yuan selbstsicher.

„Was redest du da?“, fragte Robin. „Das ist meine Aufgabe. Ich röste das Ding einfach.“

„Was meinst du mit, das du das übernimmst? Das Ding ist zu groß, um dagegen zu kämpfen.“, sagte Kazuma.

Yuan lächelte. „Ich kämpfe nicht. Das ist nur ein Tier. Ich glaube nicht, das es uns absichtlich töten will. Es sieht uns als Futter an. Wenn wir ihm zeigen, das wir ihm überlegen sind, wird es uns in Ruhe lassen.“, erklärte er.

Alle sahen ihn jetzt fragend an. Keiner verstand wohl, was Yuan vorhatte.

„Werft den Motor einfach wieder an. Den Rest übernehme ich.“, erklärte er nochmal und legte die Siegel frei.

Ratko sah Kazuma ratlos an.

„Mach es einfach. Wir haben wahrscheinlich keine andere Wahl.“, sagte Kazuma kopfschüttelnd. Ihm ging der riesige Kopf des Leviathans durch den Kopf. Vermutlich würde er einen Kampf dagegen nicht gewinnen können.

Ratko ging nach oben zum Steuer, während die anderen unter Bord gingen. Kazuma blieb an Deck und wartete ab.

Ratko startete den Motor wieder und gab Vollgas.

Die Flosse des Leviathans, die in dem Moment etwas 500 Meter hinter dem Boot war, drehte und kam nun auf sie zu.

„Ich hoffe, du weißt, was du tust.“, sagte Kazuma.

„Vertrau mir. Es gab mal so eine ähnliche Situation mit einem wild gewordenen Elefanten. Damals konnte ich zwar nur ein Siegel lösen, aber es hatte funktioniert. Sollte hier nicht anders sein.“, erklärte Yuan.

„Aha.“, sagte Kazuma mit etwas skeptischem Blick.

Die Flosse verschwand jetzt und der Kopf des Leviathans tauchte aus dem Wasser auf.

„Jetzt!“, schrie Yuan und die Siegel lösten sich.

Erneut verwandelte er sich in Yajukurai und schwebte leicht über dem Boot.

Ratko nahm das Gas heraus und blieb schließlich stehen.

Der Leviathan sah die für ihn vergleichbare Nussschale zähnefletschend an.

Kazuma erkannte jetzt, das dieses Biest das Boot mit einem Haps verschlingen könnte. Es war beängstigend.

Yuan schwebte jetzt etwas höher und streckte seine Arme nach rechts und links aus. „VERSCHWINDE!“, schrie er aus ganzem Leib.

Dabei breitete sich eine Schockwelle von Yuan her aus. Sie war so stark, das Kazuma Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Selbst auf dem Wasser waren die Wellen zu sehen.

Der Leviathan senkte etwas den Kopf und sah den verwandelten Yuan an. Bis sein Kopf nur noch etwas einen Meter von Yuan entfernt war.

„Wenn du jetzt verschwindest, werden wir dir nicht wehtun. Ich verspreche es.“, sagte Yuan leicht drohend.

Der Leviathan riss sein Maul auf und stieß einen Schrei aus.

Yuan aber schwebte nach wie vor auf der Stelle und verschränkte die Arme.

Der Kopf des Ungetüms bewegte sich wieder von Yuan weg. Dann schnaubte es kurz, bevor es unter Wasser tauchte.

Kazuma sah zu Ratko. „Wo ist er?“, fragte er.

Ratko sah auf das Radar und schluckte. „Es... es bewegt sich weg. Es entfernt sich!“, schrie er.

Kazuma konnte es nicht fassen. „Prima gemacht, Yuan!“, schrie er, als Yuan wieder an Deck kam und sich zurückverwandelte.

Dann ging er in die Knie und atmete schwer.

Kazuma sah ihn überrascht an. „Hast du Angst gehabt?“, fragte er.

Yuan zitterte ein wenig. „Ist doch was anderes als ein Elefant.“, sagte er.

Kazuma lachte jetzt ein wenig. „Hat aber funktioniert. Der wird uns wohl jetzt in Ruhe lassen.“, sagte er.

Die anderen kamen jetzt auch wieder an Deck.

„Unglaublich, dass das funktioniert hat.“, sagte Atruschka verwundert.

„Dann können wir ja weiterfahren.“, sagte Ratko vom Steuer aus.

„Klar. Gib Gas. Je schneller wir hier wegkommen, desto besser.“, rief Kazuma zurück.

Atruschka half Yuan auf die Beine zurück. „Du zitterst ja immer noch. Mann, bist du ein Dummkopf. Leg dich gefälligst wieder hin!“, schimpfte sie und brachte ihn wieder unter Deck.

Kazuma sah nochmal zurück auf die Flosse, die sich immer schneller entfernte. „Es wird Zeit, das wir dem Treiben der Saroks endlich Einhalt gebieten.“, dachte er.

Das Ende der Reise

Kapitel 95: Das Ende der Reise
 

Einige Tage gingen vorbei. Da um sie herum nur Wasser und kein Land war, wurde es rasch langweilig.

Als Kazuma an diesem Morgen aufwachte, wunderte er sich. Er hörte kein Geräusch des Motors. Er stand auf und sah aus dem Fenster.

Tatsächlich machten sie keine Fahrt mehr.

Etwas verschlafen ging er an Deck und sah hoch zum Steuer, wo Ratko gerade saß.

„Was ist los? Irgendwas kaputt?“, fragte er.

Ratko seufzte. „Nein. Schau mal ins Wasser.“, meinte er.

Kazuma ging an die Reeling und sah runter ins Wasser.

Serena, Atruschka und Junko waren im Wasser und schwammen ein wenig.

„Was soll das denn werden?“, wollte Kazuma wissen.

Serena sah ihn leicht wütend an. „Was wohl? Wir sind jetzt seit 4 Tagen auf dem Meer und wir haben in dieser Zeit nicht duschen können, weil unser Wassertank zu klein ist.“

„Deshalb haben wir Ratko überredet, für ein paar Stunden Rast zu machen, damit wir uns erfrischen können.“, fügte Atruschka hinzu.

Kazuma sah sie zuerst skeptisch an. Dann aber sah er es wohl ein.

„Na gut. Zwei Stunden.“, sagte er.

„Komm doch auch rein.“, winkte Junko.

„Genau. Du riechst bestimmt auch schon ziemlich schlimm.“, sagte Serena.

Mit stutzendem Gesichtsausdruck roch er an seinem rechten Arm, um schließlich festzustellen, das Serena schon recht hatte.

„Mach schon. Oder kannst du nicht schwimmen?“, fragte Atruschka.

Kazuma senkte den Kopf. „Was glaubst du denn?“, fragte er, warf sich aus seinem T-Shirt und sprang ebenfalls ins Wasser.

Dann machten sie ein Wettrennen. Etwa eine halbe Stunde später war Kazuma wieder an Deck. Serena und Junko hatten sich hingelegt, um sich etwas zu sonnen, während Atruschka noch ein wenig schwamm. Robin war ebenfalls hinzugestoßen und schwamm ein wenig.

Yuan hatte keine Lust auf schwimmen und saß nur ein wenig herum.

„Haben wir dafür wirklich Zeit?“, fragte Ratko, der immer noch oben am Steuer saß.

Kazuma sah auf den Computer, der jetzt einen Timer anzeigte. „Keine Sorge. Laut der Anzeige haben wir noch 15 Tage Zeit bis zum Abflug. Abgesehen davon wird es ohnehin keinen Abflug geben, wenn nicht 5 Teilnehmer zusammen sind.“, erklärte er.

Ratko schmunzelte. „Also hast du dich immer noch nicht entschieden, daran teilzunehmen?“, fragte er.

Kazuma schluckte. „Hab ich nicht.“, sagte er.

„Wenn du dich nicht entscheiden kannst, werde ich vielleicht teilnehmen.“, sagte Serena provozierend.

Kazuma lächelte leicht. „Sei nicht lächerlich. Wie sollst du denn kämpfen?“, fragte er.

„Irgendjemand sollte aber Niklas ersetzen. Ich werde schließlich für Tanja zum Turnier gehen.“, meinte Junko.

„Du hast es also immer noch nicht verworfen? Willst du das wirklich durchziehen?“, fragte Kazuma.

Junko stand jetzt auf und setzte sich hin. „Das habe ich doch schon gesagt. Ich werde es machen und ich bin sicher, das auch du dich noch entschließen wirst.“, sagte sie.

„Du könntest sogar unser Anführer werden. Hast ja schon Erfahrung darin.“, warf Yuan ein.

Kazuma sah ihn jetzt wütend an. „Mach dich nicht lächerlich. Ich und Anführer? Ich habe nur ein Ziel. Möglichst viele Sarok in den Hintern zu treten. Vielleicht habe ich endlich die Kraft, um das zu tun.“

Ratko kam jetzt ebenfalls runter. „Bilde dir lieber nichts darauf ein, das du Leola geschlagen hast. Es gibt Saroks auf den Mutterschiffen, die im ein vielfaches stärker sind als sie. Ich vermute sogar, das du mit deiner jetzigen Kraft das Turnier nicht gewinnen könntest. Wahrscheinlich könnte das keiner von euch.“, erklärte er.

Alle sahen ihn geschockt an.

„Wie meinst du das? Was soll das heißen?“, fragte Atruschka, die gerade aus dem Wasser kam.

Ratko setzte sich ebenfalls. „Ich kenne die Elite des Imperators. Bin ihnen einmal begegnet. Fünf von ihnen werden am Turnier teilnehmen und sie sind viel stärker als alle, denen ihr bisher begegnet seid. Hinzu kommen noch die Kandidaten der anderen Völker. Jedes dieser Völker hat seinen ganz eigenen Grund, an dem Turnier teilzunehmen. Und jedes Team wird alles geben, um zu gewinnen.“

„Mit anderen Worten, selbst wenn wir beim Turnier mitmachen würden, würden wir verlieren?“, fragte Yuan.

Kazuma erschrak. Ihm fielen die Worte von Niklas wieder ein. In seiner Zeit war das Turnier bereits vorbei und alle Teilnehmer waren während des Turniers ums Leben gekommen.

Er sah seine Freunde an. Yuan, Atruschka, Robin und auch Junko, die daran teilnehmen wollte. Sie würden das Turnier nicht überleben.

„Willst du uns etwas demotivieren?“, fragte Junko lächelnd.

Ratko lächelte. „Nein. Euch nur aufzeigen, was passieren kann, wenn ihr dieses Turnier nicht ernst nehmt. Solltet ihr das nur aus Spaß machen wollen, dann lasst es einfach. Dann werdet ihr dabei sterben.“

Kazuma stand jetzt auf. „Hör auf, so einen Schwachsinn zu erzählen. Ich bin sicher, das jedem hier klar ist, das sie dabei sterben könnten. Aber was glaubt ihr bitte, was ich daran ändern könnte? Glaubt ihr, wir könnten das Turnier gewinnen, nur weil Ich daran teilnehme? So ein Schwachsinn!“, schrie er und keuchte etwas.

„Wenn keiner etwas dagegen hat, dann sollten wir vielleicht langsam weiterfahren.“, fügte er ruhiger hinzu und ging unter Deck.

„Prima gemacht.“, sagte Junko und sah zu Ratko, der etwas schuldbewusst zurücksah.

„Ich red nochmal mit ihm.“, sagte er und folgte Kazuma.

Der hatte sich schon wieder in seine Koje gelegt und die Augen geschlossen.

Ratko setzte sich sich sein Bett direkt daneben. „Sorry. Das kam vermutlich falsch rüber. Ich wollte nicht, das ihr die Hoffnung verliert. Ich wollte euch nur die Augen öffnen.“, erklärte er.

Kazuma schmunzelte. „So klang das aber nicht. Du sagtest, das wir in unserer Verfassung keine Chance haben werden, das Turnier zu gewinnen.“

Ratko lehnte sich zurück. „Dann macht doch was dagegen. Trainiert. Ich bin sicher, das ich stärker werden könnt.“

Kazuma öffnete die Augen und fing an zu lachen. „In 15 Tagen? Wie soll das denn gehen? So schnell.“, sagte er.

Ratko schmunzelte jetzt ebenfalls. „Wer sagt denn, das ihr nur 15 Tage Zeit habt. In 15 Tagen werdet ihr lediglich abgeholt. Bis zum Turnier sind es aber noch über 8 Monate. Genug Zeit also.“, sagte er.

Kazuma sprang auf wie von einer Tarantel gestochen und sah Ratko mit großen Augen an. „8 Monate?“, fragte er.

Ratko nickte. „Das Turnier ist an einem Ort weit weg von hier. Ein Ort, der extra dafür errichtet wurde. Das Schiff, das euch abholt ist nicht allzu schnell, so das ihr 8 Monate brauchen werdet, um dort hin zu kommen.“

Kazuma seufzte. „8 Monate? Das ist ne lange Zeit.“, sagte er.

Ratko stand wieder auf. „Lass es dir doch nochmal durch den Kopf gehen. Vielleicht entscheidest du dich ja doch, mit zu gehen. Wenn ich kein Sarok wäre, würde ich es ja machen.“

Daraufhin ging Ratko wieder nach oben.

Kazuma lehnte sich wieder zurück und starrte an die Decke. „8 Monate, was? Vielleicht... „, dachte er sich. Dann lächelte er etwas. „Ich hab ja noch Zeit.“, sagte er und schloss die Augen.
 

Ein paar weitere Tage zogen ins Land. Kazuma sprach nur noch wenig mit den anderen. Zuviel ging ihm im Kopf umher. Die Worte von Ratko hatten eine tiefe Wirkung hinterlassen. 8 Monate hätten sie noch Zeit zum Trainieren. Doch er fragte sich, was für Fortschritte er in dieser Zeit machen könnte.

„LAND! Land in Sicht!“, schrie Robin, der gerade oben am Steuer war.

Kazuma hatte gerade ein wenig an Deck gedöst, als er das hörte.

Auch Atruschka und Serena, die unter Deck gerade am Kochen gewesen waren, kamen hoch. Ratko schien sich herzlichst wenig dafür zu interessieren und Yuan schien abzuwarten.

„Bist du sicher?“, fragte Serena, die als erstes bei Robin war und durch das Fernglas sah. „Tatsächlich. Da ist wirklich Land. Ist das wirklich Japan?“, fragte sie.

Atruschka nahm jetzt das Fernglas ebenfalls und sah hindurch.

„Dem Kurs nach sollte das schon Japan sein.“, erklärte Kazuma, der jetzt auch oben ankam.

„Dann sollten wir uns jetzt etwas südlich halten. Wir fahren mit dem Boot direkt nach Tokio.“, erklärte Serena.

„So wie es aussieht, sind wir in ein paar Stunden da.“, sagte Yuan, der hinter Kazuma stand.

Kazuma nickte leicht verhalten. „Sieht so aus.“, erwiderte er und ging wieder runter.

„Jetzt hör aber mal. Du solltest dich etwas mehr freuen. Wir werden endlich die anderen wiedersehen.“, rief Serena.

Kazuma blieb kurz stehen. „Klar.“, sagte leise und ging wieder weiter.

„Was hat der denn?“ Serena hätte gerne gewusst, was in Kazumas Kopf vorging.

„Bist du immer noch unentschlossen?“, fragte Ratko, als Kazuma an ihm vorbeiging.

Kazuma senkte den Kopf. „Im Moment mach ich mir um etwas anderes Sorgen.“, erklärte er. „Ich leg mich noch etwas hin. Weck mich, wenn wir anlegen.“, fügte er hinzu und ging unter Deck.

„Um etwas anderes?“, fragte Ratko sich.
 

Die Sonne war bereits untergegangen, als sie den Hafen von Tokio erreichten. Das machte es ihnen leichter, ungesehen an Land zu gehen.

„Wir sind da.“, weckte Serena ihren Bruder.

Kazuma öffnete die Augen und stand auf. „Ich hoffe, das ich Unrecht habe.“, sagte er leise und nahm seine Schwerter auf.

Als er raus kam, waren alle anderen bereits an Bord. Yuan nahm das Tau des Schiffes und machte es am Steg des Hafens fest.

Serena sprang sofort an Land und lächelte. „Endlich wieder zu Hause!“, jubelte sie.

„Freust du dich auch?“, fragte Junko neben Kazuma.

„Wir werden sehen.“, erwiderte der und folgte den anderen an Land.

„Also gut. Ich würde sagen, das wir euch mal folgen zu eurem Unterschlupf oder was auch immer.“, meinte Yuan.

„Klar doch. Gehen wir.“, sagte Serena immer noch begeistert und ging los. Kazuma folgte ihr und dann der Rest.

Junko wusste nichts mit Kazumas Reaktion anzufangen. Sie wusste zwar, das dessen Meister nicht auf ihn wartete, aber er sollte sich doch schon etwas mehr freuen.
 

„Gleich sind wir am Eingang. Bin gespannt, was der Kommandant und die anderen für Gesichter machen werden, wenn wir reinkommen.“, sagte Serena hämisch grinsend.

Sie bog um die nächste Ecke und blieb plötzlich mit erschrockenem Gesicht stehen.

„Was ist los?“, fragte Junko gleich.

Kazuma trat neben Serena und verzog keine Miene.

Sie standen vor einem riesigen Trümmerhaufen, der wohl mal ein Haus gewesen war.

„Ist der Eingang hier?“, fragte Atruschka neugierig.

„Das kann nicht sein. Hier war ein Haus. Der Eingang war in dem Haus.“, sagte sie.

„Vielleicht ist es einfach eingestürzt.“, meinte Robin.

Ratko trat jetzt ebenfalls heran. „Nein. Glaube ich nicht. Die Trümmer sehen eher so aus, als wenn darauf geschossen wurde.“

Serena ging in die Knie. „Das kann doch nicht sein, oder? Wurden sie etwas entdeckt? Aber wie?“, fragte sie sich.

„Wir waren 4 Monate weg. Wer weiß, was passiert ist?“, fragte Kazuma kühl.

„Hast du das geahnt?“, fragte Ratko.

Serena sah ihren Bruder mit leicht verweinten Augen an. „Was meint er damit? Wusstest du es?“, fragte sie leicht schluchzend.

„Es gibt noch einen zweiten Eingang. Sehen wir mal, ob wir den noch benutzen können.“, sagte Kazuma und ging ohne auch nur einen anzusehen.

„Warte!“, schrie Serena und stand wieder auf. „Wusstest du es?“, fragte sie lauthals.

Kazuma blieb stehen und senkte den Kopf. „Ich habe es geahnt. Nicht gewusst. Jetzt kommt schon.“, bat er und ging weiter.
 

An einem alten Abwasserkanal stiegen sie runter und gingen eine lange Röhre entlang.

„In ein paar Minuten sollten wir da sein.“, erklärte Kazuma.

Serena ging hinter ihm und sah ihn leicht strafend an.

„Was meinte Ratko vorhin damit? Er hat dich gefragt, ob du das geahnt hast. Ich habe auch das Gefühl, das du nicht wirklich überrascht warst.“, fragte Serena.

Kazuma ging ein paar Schritte weiter ohne ein Wort zu sagen. „Würdest du mir mal antworten?“, schrie Serena mit Wut in ihrer Stimme.

Kazuma und auch alle anderen blieben jetzt stehen.

„Ich würde lieber erstmal sehen, wie es dort aussieht. Dann kann ich es immer noch erklären.“, erwiderte Kazuma und ging wieder langsam weiter.

„Das gibt’s doch nicht. So ein Sturkopf!“, schrie Serena hinterher.
 

Tatsächlich kamen sie nur ein paar Minuten später an einer massiven Eisentür an. Diese war allerdings nicht geschlossen. Sie war nur angelehnt.

Kazuma schluckte, als er die Tür langsam aufzog.

Sie kamen direkt in der großen Halle an, die vor 4 Monaten noch voller Menschen war. Flüchtlinge und Menschen, die nicht aus der Stadt gehen wollten oder konnten.

Alles war still. Von den Lampen, die an der Decke hingen, waren nur noch wenige an. Noch weniger blinkten etwas.

Doch von Menschen war keine Spur. Niemand war mehr da.

Serena drängte sich an Kazuma vorbei und stand jetzt in der Halle. Ihre Augen wurden groß, als sie die Szenerie sah. Sie hatte gehofft, das wenn sie zurückkommen, alles noch beim alten sein würde. Auf dem Boden lagen noch überall Decken und Schlafsäcke.

„Hallo! Ist hier jemand?“, fragte Serena lauthals.

Jedoch war nur ihr Echo zu hören.

„Das kann doch nicht sein, oder? Wo sind denn alle?“, fragte Serena und ging in die Knie.

Kazuma ging an ihr vorbei durch die Halle direkt auf das Büro von Kommandant Shugo zu. Die Tür des Büros war kaputt und alles war durcheinander. Selbst der Computer, der dort gestanden hatte, war zerstört.

„Wo sind sie?“, schrie Serena jetzt.

Die anderen kamen jetzt auch rein und begriffen ziemlich schnell, was los war.

Kazuma kam wieder aus dem Büro raus und ging zurück zu Serena.

„Keine Angst. Sie sind noch nicht tot.“, sagte er.

Serena sah ihn fragend an. „Woher willst du das wissen? Woher?“, fragte sie.

Kazuma wies auf die ganzen Decken und Schlafsäcke hin. „Kein Blut. Hier ist nirgendwo Blut. Wären sie noch hier gewesen, hätten sie sich gewehrt und irgendwo müsste man Kampfspuren sehen. Aber das ist nicht so.“, erklärte er.

„Wo sind sie dann?“, fragte Yuan.

Kazuma stutzte. „Sie hatten ein weiteres Versteck etwas abseits der Stadt. Das ist das einzige, das groß genug wäre, um so viele Leute unter zu bringen.“

„Dann sollten wir dort hingehen.“, sagte Ratko.

Kazuma sah Serena an. „Du weißt, welches Versteck ich meine, oder? Kannst du die anderen da hinführen?“, fragte er.

„Was ist mit dir?“, fragte Serena jetzt ganz ruhig ohne aufzustehen.

Kazuma schluckte. „Hab was zu erledigen. Ich komme schon noch nach. Keine Sorge.“, sagte er und ging auch an den anderen vorbei in den Tunnel.

„Warte!“, schrie Serena jetzt, stand auf. „So kommst du mir diesmal nicht davon! So nicht!“, schrie sie und packte Kazuma am Arm. „Ich will eine Erklärung. Sag mir, woher du wusstest, das hier niemand mehr sein würde. Du wusstest es doch, oder? Glaubst du wirklich, das sie im äußeren Versteck sind? Sag´s mir!“

Kazuma senkte leicht den Kopf. „Geht einfach. Auch wenn dort keiner sein sollte, seid ihr in Sicherheit.“

Serena stellte sich jetzt vor ihren Bruder und verpasste ihm eine ordentliche Ohrfeige. „Jetzt sei nicht so eingebildet! Was willst du denn tun? Willst du dich etwa opfern? Sag schon, was du weißt!“

Die anderen sahen Kazuma jetzt ebenfalls vorwurfsvoll an.

Der gab schließlich nach. Er ging wieder rein und setzte sich auf eine der Decken. „Ihr wollt also wissen, was ich vermute? Okay.“, sagte er.

„Seit wir in Los Angeles angekommen sind, hatte ich schon so eine Ahnung. Woher wusste Leola, das wir dort hinfliegen würden? Sie hat auf uns gewartet und uns abgeschossen. Es gab nicht viele, die wussten, das wir nach Los Angeles wollten. Nur unsere Gruppe und der Kommandant, der die ursprünglichen Daten hatte. Da ich nicht denke, das in unserer Gruppe ein Verräter ist, gab es nur die Lösung, das hier etwas durchgesickert sein muss. Im schlimmsten Fall hieße es, das sie das Hauptquartier gefunden haben. Darauf hatte ich mich bereits eingestellt.“, erklärte er.

Die anderen sahen ihn mit entgeisterten Gesichtern an.

„Du wusstest es und hast uns nichts gesagt?“, fragte Serena völlig geschockt.

Kazuma senkte den Kopf. „Tut mir leid. Aber eigentlich wusste ich es ja nicht. Ich habe nur vermutet. Solange ich nicht sicher war, wollte ich euch nichts sagen.“

„Das ist das Letzte.“, sagte Atruschka.

„Ich kann ja verstehen, das du uns nichts gesagt hast, aber Serena...“, sagte Yuan.

„Keine Sorge. Ich werde es wieder gut machen. Ihr bringt euch in Sicherheit. Wenn einige entkommen konnten, sind sie im äußeren Versteck. Dort findet ihr bestimmt auch jemanden, der euch begleitet. Ich kümmer mich im den Rest.“, sagte Kazuma.

„Welchen Rest? Was heißt das?“, wollte Ratko wissen.

Kazuma stand wieder auf. „Der Kommandant und einige andere wurden gefangen genommen. Er hat eine Nachricht hinterlassen, nach der er mit einigen anderen zurückbleiben würde, um die Flucht der Menschen zu decken.“

Er legte ein Stück Papier hin und schnallte sich seine Schwerter wieder um.

„Weißt du denn, wo sie sind?“, fragte Robin.

Serena schluchzte etwas. „Es gibt nur einen Ort, wo sie hingebracht werden konnten.“

„Der Hive. Dort waren wir schon einmal bevor wir aufgebrochen sind.“, sagte Kazuma.

„Willst du da jetzt etwas alleine reingehen? Weißt du nicht mehr, was beim letzten Mal passiert ist?“, fragte Serena.

Kazuma lächelte sie an. „Keine Sorge. Ich bin seit dem letzten Mal sehr viel stärker geworden. Dieser dämliche Gefängnisdirektor kann mir nichts mehr. Außerdem hab ich mit dem Mistkerl noch eine Rechnung offen.“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging er dann in Richtung Tunnelausgang.

Plötzlich gab es ein metallisches Geräusch das alle aufschrecken ließ und eine grelle Lampe ging am Tunnelausgang aus.

„Stehenbleiben! Widerstand ist sinnlos!“, ertönte eine Stimme.

„Im Namen des Sarok-Imperiums seid ihr verhaftet!“

In der Arena

Kapitel 96: In der Arena
 

„Legt eure Waffen nieder und ergebt euch sonst werdet ihr auf der Stelle erschossen!“, ertönte die Stimme erneut.

Kazuma, der bereits am Tunnelausgang stand, schluckte.

Die anderen hinter ihm ebenfalls. Lediglich Serena war etwas weiter hinten gewesen und versteckte sich vor den grellen Lampen.

Ein Sarok mit einer ziemlich ausgefallenen Rüstung und einem Umhang trat hervor.

„Ihr habt keine Chance zu fliehen!“, sagte er.

Kazuma senkte den Kopf. Er nahm seine Schwerter mitsamt den Scheiden ab und warf sie zu Boden.

Die anderen waren ein wenig erstaunt, aber sie sahen ebenfalls ein, das sie keine Chance hatte und legten ihre Waffen weg.

Serena zog sich langsam und glücklicherweise unbemerkt zurück.

Der Sarok trat lächelnd nach vorne begleitet von einigen Soldaten mit Lasergewehren im Anschlag.

„Sieh mal einer an. Lag ich also doch richtig, das ihr sofort hierherkommen würdet, wenn ihr ankommt.“, sagte der Sarok mit einem hochnäsigen Ausdruck in der Stimme.

Er trat neben Kazuma und sah die anderen an. „Da seid ihr so weit gekommen, habt Generäle und sogar die Obergeneräle besiegt und dann lauft ihr direkt in MEINE Falle.“, erklärte der Sarok lächelnd.

Ratko sah den Kerl fragend an. „Und wer bist du? Hab dich nie gesehen.“

Der Sarok drehte sich wieder um und ging langsam zurück. „Nur ein bescheidener Untergeneral. Ein kleines Licht in der Befehlskette. Zumindest bis jetzt.“ Er drehte sich wieder um. „Dank euch werde ich wahrscheinlich bald aufsteigen.“

Er ging an den Soldaten vorbei und machte eine Handbewegung. „Bringt sie in den Hive. Soweit ich weiß hat Ghatzi dort bereits etwas für die anderen vorbereitet. Warum sollten diese hier denen nicht Gesellschaft leisten?“ Der Sarok lachte und ging, während die Soldaten die Truppe zum gehen aufforderte.
 

Einige Minuten später kam Serena aus ihrem Versteck und spähte nach draußen. Ein größerer Transporter der Sarok, mit dem die Soldaten wohl gekommen waren, stieg in den Himmel auf und flog Richtung Norden davon.

Serena sank auf die Knie. „Verdammt. Was mach ich denn jetzt nur?“, fragte sie sich.
 

Der Flug war nur kurz, bis an den Rand des Hive, den Kazuma noch zu gut kannte.

Das Schiff landete und sie mussten aussteigen. Als Kazuma ausstieg und den Hive wieder sah, lächelte er etwas, was Yuan, der neben ihm stand, nicht entging.

„Freust du dich etwa?“, fragte er leise.

Kazuma lächelte weiter. „Ja. Hier gibt es jemanden, dem ich noch etwas heimzahlen will. Und ich hoffe, das ich nun die Chance dafür bekomme.“

„Du übersiehst da allerdings, das wir Gefangene sind.“, berichtigte Atruschka ihn und wies auf die Soldaten hin, die sie in Richtung Gefängnis drängten.

Durch eine der großen Öffnungen trat nun eine stemmige Gestalt heraus. Es war Ghatzi, der Direktor.

Sie blieben vor ihm stehen und wurden von den Soldaten auf die Knie gedrängt.

Ghatzi lachte ein wenig. „Habt ihr wirklich gedacht, das ihr Erfolg damit habt? Das ihr damit durchkommt? Ihr niederen Menschen!“, sagte er.

Kazuma knurrte ihn wütend an.

Ghatzi sah in sein Gesicht. „Kenn ich dich irgendwoher?“, fragte er.

Kazuma stand wieder auf und sah Ghatzi genau ins Gesicht. „Allerdings. Du hast es zu verantworten, das mein Meister tot ist. Dafür werde ich dich töten.“, sagte er mutig.

Ghatzi schmunzelte. „Ich glaube kaum, das dir das möglich sein wird nach dem, was ich für euch und eure Freunde vom Widerstand vorbereitet habe.“

Er wandte sich den Soldaten zu. „Bringt sie runter zu den anderen. Die Show wird bald losgehen.“

Mit diesen Worten verschwand er wieder durch die Öffnung, durch die er gekommen war.

Die Soldaten stupsten die Gefangenen an und drängten sie zu einer anderen Öffnung, die in einen Gang mündete, der weiter nach unten führte.

„Was die wohl mit uns vorhaben?“, fragte Atruschka etwas ängstlich.

„Nach dem, was wir bis jetzt druchgestanden haben, glaube ich kaum, das wir hier verlieren werden.“, sagte Yuan selbstsicher.

„Sag das nicht. Soweit ich weiß hat dieses Gefängnis einige seltene Tierarten unter Verschluss.“, erwähnte Ratko leicht beiläufig

Robin schluckte. „Was denn für Tierarten?“, fragte er.

Ratko streckte sich ein wenig. „Keine Ahnung aber auf unserer Reise sind wir auf einigen Planeten auf ziemlich aggressive Tiere gestoßen. Möglich, was Soldaten einige davon eingefangen haben.“, erklärte er.

Atruschka senkte den Kopf. „Heißt das, wir könnten hier heute sterben?“

„Durchaus möglich.“ Ratko dachte wenig über diese Äußerung nach. Es war seiner Meinung nach eben die Wahrheit.

„Jetzt hör mal zu! Hör auf, hier so eine schlechte Stimmung zu verbreiten! Wir werden diese Viecher auseinander nehmen was immer sie uns auch vorsetzen. Klar? Kazuma! Sag doch auch mal was!“, schrie Yuan wütend.

Kazuma, der vor ihnen lief schien sie aber gar nicht gehört zu haben. Er ging mit leicht gesenktem Kopf.

Junko trat neben ihn. „Kopf hoch. Wir schaffen das schon.“, sagte sie. Dann sah sie Kazuma ins Gesicht.

Dort war keine Niedergeschlagenheit zu erkennen. Im Gegenteil. Er lächelte. Er schien sogar fast zu lachen.

„Endlich...“, flüsterte er leise, „Endlich kann ich diesen Bastard zur Strecke bringen. Ich werde meinen Meister rächen.“, sagte er.

Junko erschrak ein wenig. „Kazuma?“, fragte sie.

Kazuma hob ein wenig den Kopf und sah sie an. „Heute ist der Tag der Abrechnung.“, sagte er immer noch lächelnd.
 

Nach einigen Minuten kamen sie vor einer stabilen Stahltür an, die vor ihnen geöffnet wurde. Die Soldaten drängten die Gruppe rein und schlossen die Tür rasch hinter ihnen wieder.

Kazuma war zu Boden gegangen, weil er geschubst wurde. Als er endlich aufsah, erblickte er an einer Wand des Raumes in dem sie sich nun befanden einige Menschen. Etwa 20 Leute.

Er kannte sie. Er kannte sie alle. Allen voran Kommandant Shugo. Neben ihm Teruaki und Masaki seine Stellvertreter. Die anderen hatte er flüchtig schon mal gesehen im Wiederstand. Vermutlich alles Kämpfer die bis zum letzten Moment geblieben waren.

Shugo erkannte Kazuma sofort wieder. Er stand auf und ging auf ihn zu. „Schön, dich zu sehen.“, sagte er und half Kazuma auf die Beine.

„Kommandant...“, sagte Kazuma etwas enttäuscht klingend.

Shugo sah an Kazuma vorbei zu den anderen. „Sind Sie das?“, fragte er.

Kazuma wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

„Seid ihr diejenigen, die uns in der letzten Zeit so viel Hoffnung gegeben haben?“, wiederholte Shugo seine Frage.

„Tja. Ich denke schon.“, sagte Yuan etwas beschämt.

Shugo ging auf Yuan zu gab ihm die Hand. „Freut mich, euch kennen zu lernen. Ich bin Shugo, der Kommandant des Wiederstandes hier in Tokio.“

Yuan sah ihn etwas verwundert an. „Freut mich auch, sie kennen zu lernen.“, sagte er nur.

Shugo sah die anderen ebenfalls an. „Wahrlich ein bunter Haufen. Und ihr seid diejenigen, welche die Erde retten sollen?“, fragte er.

„Äh... also...“, sagte Robin.

„Wir sind hier drin, oder? Das sagt doch alles!“, schrie Kazuma.

Der Kommandant wandte sich ihm jetzt wieder zu.

„Ja, wir haben es irgendwie geschafft, um die Welt zu reisen ohne von den Saroks umgebracht zu werden und Ja, wir haben einige der potenziellen Teilnehmer gefunden. Aber wir sind HIER!“, schrie Kazuma etwas wütend.

Der Kommandant lächelte und senkte anschließend den Kopf. „Mach dir nichts draus. Ihr habt es versucht und meiner Meinung nach seid ihr weiter gekommen, als alle je gedacht hätten.“, sagte er und klopfte Kazuma auf die Schulter.

„Glaubst du also, es ist jetzt vorbei?“, fragte Kazuma. Er hob den Kopf und lächelte. „Von wegen. Jetzt legen wir erst richtig los.“

Der Kommandant sah ihn fragend an. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.
 

Eine Weile später gab es ein Geräusch im Raum der Gefangenen. Ein Teil der Wand öffnete sich und gab einen kleinen Raum frei.

„Ihr könnt euch ruhig bedienen!“, ertönte eine Stimme über Lautsprecher. „Soll keiner sagen wir hätten euch keine Chance gegeben.“, fügte die Stimme hinzu und ein Lachen war zu hören.

Ratko ging in den Raum und kam mit einem Karren heraus in dem Waffen lagen.

„Spitze. Die geben uns Waffen!“, sagte Junko.

Kazuma nahm einer der Schwerter heraus und strich mit dem Finger leicht über die Klinge. „Waffen ist gut. Mit dem Ding könnte ich nicht mal Butter schneiden.“, sagte er sarkastisch.

Junko nahm ebenfalls ein Schwert und seufzte. „Du hast recht. Stumpfer geht es wirklich nicht mehr. Das sind lediglich Prügel.“

„Wie sollen wir uns damit verteidigen?“, fragte Atruschka, die sich ein ziemlich altes Speer herausgenommen hatte.

Robin lächelte. „Ich hätte da ein Idee um die Chancen vielleicht auszugleichen. Was immer da auf uns wartet, sollte doch nicht enttäuscht werden, oder?“, fragte er.

Kazuma lächelte ebenfalls.
 

Etwa 10 Minuten später gingen die Lichter an in einer riesigen, unterirdischen Arena unter dem Gefängnis.

Die Arena war rund und an den Seiten waren Tribünen mit zahlreichen Zuschauern aufgereiht.

Etwas weiter oben war ein extra Tribüne in der Ghatzi und einige wichtig aussehenden Sarok Platz genommen hatten.

Direkt neben Ghatzi saß Bora, der aus Washington gekommen war, um das Spektakel mitzuerleben.

„Ich hoffe, du hast dir etwas extra schreckliches ausgedacht, um diese Kakerlaken zu zerquetschen.“, sagte Bora hämisch grinsend.

Ghatzi verschränkte die Arme. „Ich werde sie jedenfalls nicht entkommen lassen wie ihr das gemacht habt.“, antwortete er.

Bora stutzte und sah etwas beschämt aus.

Dann gingen einige der Lichter aus und nur die Scheinwerfer für das Innere der Arena blieben an, die nach wie vor hell erleuchtet war.

Eine der riesigen, stählernen Tore öffnete sich und heraus traten die Gefangenen angeführt von Kommandant Shugo.

Als sie langsam die Arena betraten, wurden sie von den Saroks um sie herum ausgebuht.

„Jetzt bekommt ihr, was ihr verdient!“, schrie einer.

„Diesmal könnt ihr nicht entkommen!“, schrie ein anderer.

Hinter ihnen schloss sich das Tor wieder so das jeder Rückweg versperrt würde.

Bora stutzte erneut als der die Waffen in den Händen der Menschen sah. „Was soll das? Ich hatte doch befohlen ihnen jegliche Waffen abzunehmen!“, maulte er.

Ghatzi lächelte erneut. „Keine Sorge. Das sind von uns präparierte Waffen. Die sind so stumpf das sie nicht einmal einen Grashalm durchschneiden würden. Eher so eine Art Dekoration.“, erklärte er.

Bora nickte. „Gut. Unterschätze sie allerdings nicht.“
 

„Sieht nicht gut aus. Hier kommen wir nicht so einfach wieder raus.“, sagte Yuan.

Kazuma sah auf das andere Ende der Arena, wo fünf weitere Stahltore lagen. Alle fest verschlossen. Außerdem waren sie von unterschiedlicher Größe.

„Ich frage mich, was die sich für uns ausgedacht haben?“, sagte er.

„Bestien. Furchterregende Bestien die einen bei lebendigem Leib zerreißen und auffressen wahrscheinlich.“, sagte Ratko.

Atruschka schluckte. „Kannst du das nicht etwas fröhlicher sagen?“, fragte sie.

„Die wollen uns also schlachten? Na das sollen sie mal versuchen.“, sagte Robin lächelnd.

Kazuma sah die zwei Schwerter and, die er sich ausgesucht hatte. „Hoffentlich funktioniert das auch.“, dachte er.

Das Geschrei, das durch die Halle fegte, ebbte nun langsam ab und es wurde ruhig. Fast schon gespenstisch ruhig.

Plötzlich ging ein weiterer Scheinwerfer an, der nun die Tribüne von Ghatzi beleuchtete, der von seinem Sitz aufgestanden war.

„Freunde! Wir feiern heute einen wunderbaren Augenblick. Das Ende der letzten Hoffnung der Menschheit und damit den Sieg der Sarok! Möge unser Volk diesen Planeten noch lange nach den Menschen bevölkern!“, schrie Ghatzi.

„DAS KANNST DU VERGESSEN!!!“, schrie Kazuma aus Leibeskräften.

Ghatzi verstummte für einen Augenblick.

Kazuma trat hervor. „Bevor das hier vorbei ist, wirst du vor mir im Staub liegen und um Gnade winseln! Doch ich schwöre dir, das ich dich hier und heute töten werde!“, schrie er hinauf.

Bora schmunzelte. „Mutiger, kleiner Kerl.“, sagte er leise.

Ghatzi sah Kazuma an und verschränkte die Arme. „In Ordnung. Ich nehme deine Herausforderung an, falls du das hier überleben solltest.“, sagte er und setzte sich wieder hin.

„Du gibst ihnen viel zuviel Aufmerksamkeit, wenn du mich fragst, Ghatzi.“, erwähnte Bora.

„Das geht dich nichts an. Das Gefängnis hier ist mein Territorium. Hier herrsche ich und außerdem ist es ausgeschlossen, das sie das überleben.“. Ghatzi hob nun die rechte Hand nach oben und eine Sekunde später öffnete sich das rechte Stahltor. Es war etwa 2 Meter groß und damit eines der kleinsten Tore.

Kazuma, Yuan und Robin stellten sich schützend vor die anderen, die jetzt etwas zurücktraten an das Tor hinter ihnen, das bereits geschlossen war.

„Was immer da jetzt auch durchkommt. Wir werden es besiegen.“, sagte Kazuma.

Yuan lächelte. „Sollte eigentlich kein Problem sein.“

Plötzlich sprangen drei Schatten schnell hintereinander aus dem Tor heraus und landeten direkt davor.

Es waren drei mannsgroße, tigerähnliche Kreaturen. Sie hatten rötliches Fell mit weißen Streifen außerdem zwei riesige Zähne rechts und links die an Säbelzahntiger erinnerte. Die drei sahen die Menschen mit rot glühenden Augen an.

„Die sehen nicht gerade wie Schmusekatzen aus.“, sagte Junko und fasste das Schwert in ihrer Hand fester an.

„Sind die gefährlich?“, fragte Kazuma und sah Ratko an, der hinter ihm stand.

„Erulanische Raubkatzen. Extrem gefährlich. Ihr Klauen sind messerscharf und mit ihren Kiefern können sie sogar Stahl durchbeißen. Ja. Sie sind gefährlich.“, entgegete er.

Kazuma seufzte. Er sah Robin und Yuan an, die neben ihm standen.

„Was meint ihr? Jeder eine?“, fragte er.

Yuan lächelte und auch Robin grinste verhalten. „Klar. Warum nicht? Wer seine schneller erledigt als die anderen beiden, gewinnt.“, erwähnte Robin abschließend.

„Unterschätzt sie nicht. Sie sind unglaublich schnell und sie brauchen euch nur einmal mit den Krallen zu erwischen, um euch eine schwere Verletzung zu zufügen.“ Ratko war skeptisch.

Bora verschränkte die Arme und lächelte leicht. „Nicht übel. Die werden allerdings nicht reichen, fürchte ich.“

Ghatzi grinste. „Das ist nur das Vorspiel. Ich will sehen, was diese Kerle wirklich draufhaben.“, sagte er.

Die Raubkatzen standen noch da und knurrten wild.

Kazuma ließ seine Schwerter ein wenig kreisen. „Na dann fangen wir mal an!“, schrie er und rannte los.

Fast zeitgleich rannten Yuan und Robin ebenfalls los.

Robin hatte sich eine Lanze geschnappt während Yuan unbewaffnet in den Kampf ging.

Kommandant Shado schluckte. „Das wird ein Gemetzel.“, sagte er.

„Allerdings.“, sagte Junko lächelnd, die neben ihm stand. „Aber nicht so, wie sie denken.“

Die Raubkatzen brüllten jetzt und rannten los.

Atruschka erschrak. Sie konnte ihren Bewegungen selbst mit den Augen kaum folgen. „Passt auf!“, schrie sie.

Dann prallten sie aufeinander.

Alles passierte im Bruchteil einer Sekunde.

Robin holte mit der Lanze aus, Kazuma mit beiden Schwertern und Yuan hatte das erste Siegel gelöst und griff mit seinen Klauenhänden an.

Sie kamen kurz darauf zum stehen genau wie die Raubkatzen, die jetzt hinter ihnen standen.

Das Publikum blieb starr vor Spannung weil jetzt kurz nichts passierte.

Plötzlich fiel Kazumas Gegner um und auch Robins Tiger klappte tot zusammen.

Die Katze von Yuan drehte sich nochmal um und sah Yuan grimmig an. Schließlich fiel auch sie zu Boden.

Ghatzi stutzte während Bora vor staunen die Augen aufriss. Ein Raunen ging durch das Publikum.

Bora stand jetzt auf. „Wie erklärst du dir das? Sagtest du nicht, das die Waffen stumpf seien? Was also ist da gerade passiert?“, fragte er.

„Beruhigen sie sich.“, sagte Ghatzi ruhig.

„Beruhigen? Ich soll mich beruhigen? Dies soll eine Hinrichtung werden und keine Show!“, schrie Bora wütend.

„Wie ich schon gesagt habe, war dies lediglich das Vorspiel. Die Tatsache, das sie scharfe Waffen haben, ist neu aber das wird keine Rolle spielen. Ich habe einige Überraschungen auf Lager, mit denen sie nicht einfach so fertig werden.“, sagte er.

Die drei gingen zu den anderen zurück. Währenddessen sah Kazuma die Schwerter an. „Nicht übel. Nicht so gut wie die anderen aber immerhin scharf.“, sagte er.

Robin lächelte. „Das war doch meine leichteste Übung. Wenn ich das Metall heiß genug mache, kann ich es zwischen meinen Fingern schärfen.“, erklärte er.

„Ist gut, jemanden mit solchen Fähigkeiten zu haben.“, sagte Yuan.

Robin sah ihn vorwurfsvoll an. „Du benutzt doch nicht mal eine Waffe.“, sagte er.

Yuan lächelte. „Hab auch keine nötig.“

„Gut gemacht, Jungs. Aber werdet nicht übermütig.“, sagte Junko gratulierend.

„Stimmt.“, fügte Ratko zu. „Das war nur die Eröffnung. Ich habe leider keine Ahnung, was Ghatzi noch alles für uns auf Lager hat.“

Kazuma sah zu Ghatzi hoch. „Wir werden es schaffen und dann wird dieser Mistkerl bekommen, was er verdient.“

Junko sah sorgenvoll zu Kazuma. Ihr gefiel sein Gesichtsausdruck nicht, den er hatte, wenn er Ghatzi ansah.

Unerwartetes Wiedersehen

Kapitel 97: Unerwartetes Wiedersehen
 

Es wurde langsam wieder still in der unterirdischen Arena. Das Publikum hatte den ersten Schock des doch ziemlich leichten Sieges der Menschen hinter sich gelassen.

Ghatzi hob erneut seine Hand. „Dies hier wird nicht so einfach werden!“, rief er.

Erneut öffnete sich eines der schweren Stahltore am anderen Ende der Arena. Diesmal war es ein ziemlich großes.

„Macht euch für alles bereit.“, riet Ratko.

Als das Tor schließlich ganz geöffnet war, wurde es still.

Selbst das Publikum war verstummt.

Dann fing die Erde langsam an zu beben. Der ganze Boden zitterte regelrecht.

„Muss verdammt groß sein.“, stellte Kazuma fest.

Ratko schluckte. Er ahnte schlimmes.

Das Beben wurde immer stärker.

„Alle an den Rand der Arena! An die Wand! LOS!“, schrie Ratko.

Die anderen sahen ihn verblüfft an.

„Macht schon!“, schrie Ratko und rannte in Richtung Wand.

Kazuma sah Yuan kurz fragend an bevor sie Ratko schließlich folgten.

Auch die anderen Mitglieder des Widerstandes drängten sich an eine Wand.

Plötzlich schoss eine Staubwolke aus dem offenen Tor nach außen und blieb in der Mitte der Arena stehen.

Als der Staub sich langsam legte, blicken alle auf ein Tier irgendwo zwischen Stier, Nashorn und Elefant nur viel größer und offensichtlich auch schneller der Staubwolke nach zu urteilen.

„Sieht gefährlich aus.“, erwähnte Robin.

„Verdammt. Ein Marutricops. Die sind extrem wild und nicht zu bändigen.“, sagte Ratko.

„Offensichtlich doch. Die haben schließlich einen.“, stellte Kazuma fest.

Ratko schüttelte mit dem Kopf. „Die haben ihn nur eingefangen, nicht gebändigt. Das ist was anderes.“

Die Bestie sah jetzt die an die Wand gelehnten Menschen and. Ihre Augen funkelten hellrot und es schien jetzt Anlauf zu nehmen.

„Verdammt!“ Kazuma rannte los und wedelte mit den Armen. „HIER BIN ICH! HIER!“, schrie er.

Die Bestie sah ihn an und rannte jetzt auf ihn zu.

„Pass auf. Sie ist verdammt schnell!“

Kazuma hörte Ratko´s Warnung hatte jedoch die Geschwindigkeit unterschätzt und die Staubwolke schoss durch ihn durch.

„Nein!“, schrie Junko.

Doch Sekunden später sah sie Kazuma und Yuan, der ihn gerade noch rechtzeitig weggedrängt hatte. Außerdem hatte Yuan seine vollständige Form angenommen.

„Ein Glück!“, sagte Atruschka.

Yuan sah die Bestie an, die erneut auf sie zurückstarrte. „Lass mich das erledigen. Ich krieg das schon hin.“, sagte er und ließ die Fäuste knacken.

„Bist du sicher? Ich kann dir auch helfen.“, bot Kazuma an.

„Nein danke. Das schaff ich schon. Wäre dich gelacht.“ Yuan klang sehr von sich überzeugt. Vielleicht war es auch Yajukurai der da gerade sprach.

Kazuma jedenfalls beschloss, ihn erstmal machen zu lassen. Sollte es gefährlich werden, könnte er immer noch eingreifen.

Bis aus Yuan traten jetzt alle an den Rand der Arena.

„Schafft er das?“, fragte Atruschka.

Kazuma lächelte. „Vertrauen wir ihm.“

Die Bestie schnaubte wütend während sie Yuan anvisierte. Sie schabste mit den Füßen wie ein wilder Stier der Anlauf nimmt.

Yuan streckte seine Arme aus als wenn er es umarmen wollte.

Das Biest schrie und rannte los. Eine große Staubwolke breitete sich hinter ihm aus.

Yuan konzentrierte sich jetzt und stemmte seine Arme nach vorne.

Dann trafen sie aufeinander. In diesem Moment holte die Staubwolke sie ein und nahm allen die Sicht.

„Was ist? Hat er es geschafft?“, fragte Atruschka sorgenvoll.

In dem Moment schoss eine Schockwelle durch die Arena. Selbst der Staub wurde dadurch weggeblasen und man sah Yuan vor dem Biest stehen. Er hatte die Hände verschränkt und lächelte.

„Hast du es geschafft?“, fragte Robin.

Kazuma nickte. „Hat er!“ Er sah das Gesicht des Gegners, das jetzt seltsam angsterfüllt war.

Yuan hob die Faust. „Hast du noch immer Lust, gegen mich zu kämpfen?“, fragte er.

Das Biest erschrak und rannte so schnell es konnte zu seinem Tor und verschwand darin.
 

Das Publikum erstaunte. Es wurde auf einmal total ruhig.

„Nicht sehr überzeugend.“, gab Bato seinem Missmut Ausdruck.

Ghatzi blieb ganz ruhig sitzen aber auch er schien beeindruckt zu sein. Er stand jetzt auf. „Nicht übel! Ich verstehe jetzt, warum ihr Auserwählten seid! Aber wird das auch reichen?“, schrie er.

Die große Tür schloss sich und zwei andere Türen gingen auf.

Kazuma stutzte. „Gleich zwei Türen?“, fragte er.

Ghatzi lächelte. „Stellt euch diesen Gegnern!“, schrie er.

Aus einer der Türen sprangen jetzt drei Gestalten heraus, drehten sich in der Luft und landeten auf den Füßen.

Es waren drei etwa 4 Meter große Gestalten, die auf den ersten Blick aussahen wie weiße Affen. Doch ihr Gebiss war ausgeprägter und zusätzlich zu einem Brustpanzer trugen sie riesige Waffen.

Einer eine Axt, einer ein Schwert mit Schild und der dritte hatte in jeder Hand ein Speer.

Ratko schluckte. „Das wird nicht so ein leichtes Spiel werden wie die Gegner bevor.“

Ghatzi stutzte und sah auf den zweiten Eingang, der nur etwa 2,5 Meter groß war. „Hey! Kommst du auch mal raus?“, fragte er.

Eine metallische Hand erschien.

Kazuma stutzte. Er spürte eine vertraute Aura aber das konnte doch nicht sein.

In dem Augenblick trat Hakon aus dem Eingang heraus. Er war noch in seiner Verwandlung in der er vollkommen mit Metall überzogen war.

Als er in der Arena stand sah er Kazuma wütend an.

Kazuma ging ein paar Schritte auf ihn zu. „Du lebst also noch?“, fragte er.

Hakon grinste. „Ich bekomme endlich meine Rache. Heute werde ich dich auseinander nehmen!“

Kazuma seufzte. „Hat dir das letzte Mal nicht gereicht? Nur zu deiner Information. Ich habe mich seit Moskau arg verbessert.“

Hakon ließ seine Faust knacken. „Dank dir bin ich in dieser Verwandlung gefangen. Überzogen mit Metall, kein richtiger Sarok mehr. Ich werde diesmal nicht verlieren!“, schrie er.

Atruschka war ebenfalls erschrocken. „Was macht der denn hier?“,, fragte sie.

Hakon grinste. „Ich werde sichergehen das ich euch all ins Jenseits befördere!“, schrie er.

Kazuma nahm die beiden Schwerter fest in die Hand, als Ratko plötzlich neben ihn trat. „Überlasse den mir. Du willst doch schließlich fit genug sein, um Ghatzi das Fürchten zu lehren, oder?“

Kazuma sah Ratko fragend an. „Kannst du ihn wirklich besiegen?“

Ratko grinste. „Das ist nur Hakon. Den hab ich früher schon immer fertig gemacht. Ist kein Problem.“, sagte er hochnäsig.

„Du wirst nicht alleine sein. Mit dem habe ich noch nicht abgerechnet.“, erwähnte Atruschka nebenbei.

Junko trat jetzt ebenfalls hervor. „Dann sind diese Riesenaffen da wohl für Yuan, Robin und mich?“, fragte sie.

Ratko senkte den Kopf. „Seid vorsichtig. Sie sind sehr agil und hinterhältig. Sie lieben es ihr Opfer zu täuschen. Während man sich auf einen konzentriert greift der andere von hinten an.“, warnte er.

„Wir sind drei gegen drei also sollte das kein Problem sein.“, sagte Robin, dessen Fäuste bereits lichterloh brannten.

Kazuma sah Junko an. Sollte er ihr wirklich so eine Aufgabe überlassen? Andererseits hatte Ratko recht. Wenn er wirklich noch gegen Ghatzi antreten wollte, bräuchte er vermutlich alles an Kraft, was er noch entbehren könnte.

„In Ordnung. Ich werde zu den anderen gehen und sie notfalls beschützen falls euch einer durch die Lappen geht.“, erwähnte er beiläufig und trat zurück.

Ratko hob grinsend den Daumen. „Verlass dich darauf, dass das nicht passieren wird!“

Kazuma trat nun neben Kommandant Shugo der ihn fragend ansah.

„Können sie das schaffen?“, warf er ein.

Kazuma verschränkte die Arme. „Ja.“, sagte er nur etwas kühl.
 

Hakon sah ein wenig enttäuscht aus als Ratko und Atruschka auf ihn zutraten. „Was denn? Nur ihr zwei? Heißt das ich soll mir den Hauptgang für später aufsparen?“, fragte er.

Ratko presste seine Fäuste aufeinander. „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber du wirst nach diesem Gang bereits satt sein.“

Dann berührte er mit seinen Händen den Boden so das er aussah wie ein Sprinter kurz vor dem Startschuss.

Atruschka stand hinter ihm. „Ich werde dir helfen.“

„Warte noch etwas. Sonst macht das ja keinen Spaß.“, sagte Ratko leise. Dann preschte er mit einem unglaublichen Tempo in Richtung Hakon. Im Laufen wuchs sein rechter Arm auf doppelte Größe und ehe Hakon ausweichen konnte, hatte er die Faust im Gesicht.

Durch die Wucht des Schlages wurde er meterweit durch die Luft zurückgeschleudert, prallte auf dem Boden auf und blieb nach ein paarmal rollen, liegen.

„Du bist so langsam wie immer trotz deines Körpers.“, entgegnete Ratko.

Atruschka staunte. Sie hatte gedacht, das Hakon viel stärker gewesen war.

Hakon öffnete wieder die Augen und stand auf. Dann grinste er. „Hab gar nichts gespürt. Hast du nachgelassen?“, fragte er.

Ratko´s Arm wurde wieder normal. „Ich hab noch nicht mal angefangen.“
 

Robin, Yuan und Junko standen jetzt den Affen gegenüber, die noch abzuwarten schienen.

„Wie machen wir es? Alle gleichzeitig oder einen nach dem anderen?“, fragte Yuan.

Junko schluckte. „Wenn Ratko recht hat, sind sie in der Gruppe sehr gefährlich. Wenn wir uns nur auf einen konzentrieren, werden uns die anderen beiden fertig machen.“

„Wie wäre es, wenn ich sie einfach auf großer Flamme röste?“, fragte Robin.

Junko erschrak plötzlich. Der linke Affe mit den Speeren war plötzlich verschwunden und die anderen beiden rannten nun auf sie zu.

„Wo ist der dritte?“, schrie Junko.

Robin entfachte jetzt seine Arme während Yuan sich verwandelte.

In dem Moment drehte sich Junko um und sah wie der dritte Affe hinter ihnen landete und mit beiden Waffen zum Schlag ansetzte.

„Vorsicht!“ Sie hob ihr Schwert und wehrte einen Schlag ab.

Yuan hatte sie gehört und fing das zweite Speer mit der linken Hand auf.

Robin hatte sich ebenfalls erschrocken umgedreht.

Junko sah ihn an. Aus dem Augenwinkel erblickte sie die beiden anderen Affen, die jetzt zum Schlag ansetzten.

„Robin! Verteidigung!“, schrie sie.

Robin reagierte umgehend, presste seine Hände auf den Boden und entfachte einen Feuertornado um sie herum als Schutzwall.

Die Affen schraken zurück und nahmen etwas Abstand.

Die Feuersäule brach wieder in sich zusammen.

Junko keuchte. „Das war verdammt knapp!“, entgegnete sie.

Yuan schluckte ebenfalls. „Die sind so gut wie Ratko gesagt hat. Vielleicht noch besser.“

„Na gut. Jetzt haben wir zwei auf einen und einen auf der anderen Seite. Wie geht´s weiter?“, wollte Robin wissen.

Junko sah das Schwert an, das sie in der Hand hielt. Viel würde es wahrscheinlich nicht aushalten. Vermutlich nur ein paar Schläge mehr.

„Könnt ihr zwei die beiden Affen übernehmen, dann nehme ich den letzten?“

Yuan sah ihren Gegner an. „Aber sie sind nicht nur stark und geschickt, sondern auch schnell. Vielleicht sollten wir uns nicht trennen.“

Junko senkte den Kopf. „Ich schaffe das schon.“, sagte sie und preschte ohne auf eine weitere Reaktion seitens Yuan oder Robin zu warten auf den einzelnen Affen zu.

Yuan seufzte.

„Lass sie doch. Wenn wir die zwei hier schnell genug erledigen, können wir ihr ja noch helfen. Außerdem bin ich der Meinung, wenn sie wirklich in Gefahr geraten würde, würde Kazuma ihr helfen.“, erklärte Robin.

Yuan nickte. „Auch wieder wahr. Na gut. Sehen wir mal, ob diese Primaten auch genauso schnell verlieren können wie sie kämpfen.“
 

Hakon streckte sich, nachdem er wieder aufgestanden war. „Willst du es nochmal versuchen oder soll ich dich gleich plattmachen?“, fragte er und sah Ratko grinsend an.

Ratko senkte den Kopf. „Du wirst schon sehen was du von deinem hochnäsigen Getue hast wenn du zerschmettert am Boden liegst!“, schrie er.

Er rannte jetzt erneut auf Hakon zu. Diesmal wuchsen beide Arme auf erstaunliche Größe an und er schlug von rechts und links auf Hakon ein.

Der hob seine Arme ebenfalls und fing die Schläge auf.

„Willst du mich etwa in die Presse nehmen?“,fragte Hakon immer noch grinsend.

Ratko holte jetzt mit einem Bein aus und trat zu. Das Bein wuchs ebenfalls, erwischte den unvorbereiteten Hakon und trieb ihn mit dem Fuß gegen die Wand der Arena.

Atruschka staunte. „Glaubst du, das reicht?“, fragte sie.

„Bezweifle ich.“, sagte Ratko.

Seine Arme und das Bein schrumpften wieder und Hakon fiel zu Boden. Doch er lachte auf einmal.

Langsam stand er wieder auf. „Deine Techniken sind so gut wie damals. Allerdings haben sie nicht mehr diese Wirkung. Meine Verteidigung ist jetzt absolut. Nichts kann meinen Körperpanzer durchdringen. Deine Schläge kitzeln mich nicht einmal.“, erklärte er.

Atruschka schluckte. Ratko hatte so stark angegriffen und konnte doch nichts ausrichten.

Hakon schlug seine Fäuste aufeinander. „Jetzt bin ich mal dran!“, schrie er.

Plötzlich tauchte er vor Ratko auf und schlug ihm in den Bauch.

Ratko war zu überrascht um dem Schlag etwas entgegenzusetzen und wurde zurückgeschleudert.

Er flog an Atruschka vorbei und kam hinter ihr auf dem Boden auf.

Atruschka selber hatte keine Ahnung, was da gerade passiert war. Es war viel zu schnell geschehen.

Sie sah hinter sich,, wo Ratko jetzt Probleme hatte, wieder aufzustehen.

„Immer noch so langsam wie früher. Ich dagegen habe mich dahingehend verbessert.“, sagte Hakon.

Plötzlich erschien er vor Atruschka, holte aus und schlug sie in die rechte Seite.

Atruschka schrie und ging in die Knie. „Menschen sind so verdammt schwach. Sie sind es nicht wert, zu leben!“, schrie er und hob die Faust erneut um Atruschka den Rest zu geben.

Doch Ratko ging dazwischen und fing den Schlag mit einer Hand auf.

„Du hast keine Ahnung, zu was die Menschen fähig sein können.“, sagte er und schlug mit der anderen Hand Hakon in den Bauch.

Eine Schockwelle ging von Hakon aus. Er trat etwas zurück und hielt sich den Bauch. Dann ging er in die Knie. „Was zum... Was hast du getan? Wie konntest du...?“, fragte er.

Ratko sah ihn jetzt ernst an. „Dachtest du etwa, das die Fähigkeit, meinen Körper zu vergrößern meine einzige ist? Diese Fähigkeit habe ich von meinem Vater. Aber meine Mutter hat mir auch das ein oder andere vererbt. Und sie hat mir beigebracht, es zu nutzen. Ich brauchte es bisher nur noch nicht wirklich.“, erklärte er.

Hakon sah ihn fragend an. „Aber mein Körperpanzer. Du kommst doch gar nicht durch.“

„Muss ich auch gar nicht. Ich umgehe ihn einfach. Dieser Schlag umgeht die Verteidigung und trifft direkt dahinter. Oder wie bei dir mitten rein.“, erklärte Ratko.

Dann sah er Atruschka an. „Geht es?“

Atruschka stand wieder auf, keuchte aber noch etwas. „Klar. So etwas bringt mich doch nicht um.“

Dann sah sie Hakon an. „Wird Zeit, das ich dir danke, das du uns so lange unterdrückt hast.“, sagte sie und ihre Augen begannen nun weiß zu leuchten.

Hakon stutzte. Er konnte sich auf einmal nicht mehr rühren. „W was hast du vor?“, fragte er.

„Übertreib es nicht.“, riet Ratko.

Atruschka allerdings reagierte nicht. Sie konnte ihn möglicherweise nicht mehr hören.
 

Junko kämpfte gegen den Riesenaffen mit den zwei Speeren, der wie unentwegt angriff doch sie konnte bislang seinen Attacken widerstehen.

„So leicht lasse ich mich nicht besiegen. Ich habe einen guten Lehrer gehabt!“, schrie sie und ging ebenfalls zum Angriff über.

Doch mit dem Schwert war ihre Reichweite sehr begrenzt, so das sie nicht nahe genug an ihren Gegner herankam, um ihn zu treffen. Vorher würde sie von einem der Speere erwischt werden.

„Sieht aus, als würde sie Probleme haben.“, bemerkte Yuan, der Junko mit einem Auge beobachtete.

Robin nickte. „Ja. Wird Zeit, das wir diese beiden hier etwas rösten. Und zwar auf großer Flamme.“, erwiderte er und konzentrierte sich.

„Hey. Immer langsam. Der mit der Axt gehört mir.“, sagte er. Er legte seinen Arm frei und öffnet zwei der Siegel.

Das Publikum staunte. Während Robins Körper nun von einer Feueraura eingehüllt war, hatte Yuan sich in seine zweite Form verwandelt.

Selbst Bora sah sorgenvoll zu. „Diese Menschen sind nicht zu fassen. Wer hätte gedacht, das sie solche Kräfte entwickeln können.“, dachte er sich.

Yuan lächelte. „Wie wäre es mal mit einer Kombiattacke? In dieser Form ist mein Körper nahezu unempfindlich für Feuer.“

Robin lächelte. „Gut. Wenn du meinst. Allerdings ist mein Feuer ziemlich heiß.“

Yuan ging in Startposition. „Habt ihr schon mal einen brennenden Dämon gesehen?“, fragte er und preschte auf die beiden Affen zu.

Robin reagierte und feuerte eine Feuerkugel auf Yuan, die diesen erwischte und einhüllte.

Die Affen hoben ihre Waffen und schlugen zu.

„Zu langsam!“, schrie Yuan der mit beiden Händen zuschlug.

Sowohl das Schwert als auch die Axt zerbrachen unter diesen Schlägen und gleichzeitig fingen die Affen Feuer.

Yuan kam hinter ihnen wieder zum stehen und schüttelte das Feuer ab. In dem Moment fiel die beiden Affen tot zu Boden.

„Nicht übel!“, sagte Robin.

Doch dann spürten die beiden etwas bedrohlich wirkendes. Sie sahen zu Atruschka und Ratko.

Atruschka schwebte mittlerweile in der Luft und war von einer roten Aura eingehüllt, während Hakon immer noch wie erstarrt dastand.

Sie sah ihn an mit ihren weißen Augen. „Es wird Zeit, das du für alles bezahlst, was du meiner Stadt angetan hast!“, schrie sie und ihre Stimme hallte in der ganzen Arena wider.

Ghatzi

Kapitel 98

Ghatzi
 

Eine seltsame Aura durchzog die gesamte Arena. Atruschka sah Hakon immer noch wütend an.

Selbst Junko´s Gegner, der dritte Affe mit den Speeren wich ängstlich ein paar Schritte zurück.

Alle sahen Atruschka jetzt an.

„Was ist denn jetzt los?“ fragte Ratko ahnungslos.

Kazuma sah ebenfalls sorgenvoll aus. „Verdammt. Sie sollte sich zusammenreißen.“

Hakon hob jetzt ebenfalls vom Boden ab und schwebte zwei Meter von Atruschka entfernt. „Bist du bereit, deine Bestrafung zu empfangen?“, fragte Atruschka.

Hakon sagte gar nichts. Vielleicht konnte er das in diesem Zustand auch nicht.

Plötzlich flog er wie von einer unsichtbaren Hand gepackt von Atruschka weg und prallte mit voller Wucht gegen die Wand der Arena.

Dann schoss er in die Luft und wieder zu Boden, wo er hart aufprallte.

„Wow.“, staunte Robin. „Wusste gar nicht, das sie so viel drauf hat.“

Wieder schwebte Hakon in der Luft. Aufgrund seines Körpers schien ihm das allerdings nicht viel ausgemacht zu haben.

Atruschka bemerkte das ebenfalls und sah noch wütender aus. „Dann muss ich dich eben in Stücke reißen!“, schrie sie und ihre Aura wurde noch bedrohlicher.

„NICHT!“, schrie Yuan.

Atruschka stutzte.

Yuan ging ein paar Schritte auf sie zu. „Erinnerst du dich nicht mehr, wie dein Vater gestorben ist? Er hat zuviel seiner Kraft eingesetzt um dich zu retten und das hat ihn das Leben gekostet. Willst du sein Opfer jetzt wegwerfen? Für IHN!“,schrie er und zeigte auf Hakon.

Atruschka sah ihren Vater vor ihrem geistigen Auge lächeln. „Vater. Nein. Das wollte ich nicht.“, sagte sie und eine Träne rannte ihr Gesicht runter.

Plötzlich fiel Hakon zu Boden und auch Atruschka schwebte herunter, wo sie in die Knie ging.

Yuan seufzte erleichtert auf. „Gerade nochmal gutgegangen.“, erwähnte er.

Hakon stand wieder auf. „Du kleines Miststück. Hast du etwas gedacht, du könntest mich besiegen? Na warte! Ich mache dich fertig!“

Mit diesen Worten stürmte Hakon auf Atruschka zu und holte mit der rechten Faust aus. Plötzlich stellte sich Ratko ihm in den Weg, holte ebenfalls aus schlug zu.

Bevor die Faust Atruschka erreichte, blieb sie stehen.

Eine Schockwelle ging von Hakon aus, die von Ratko´s Schlag stammte.

„Du warst unkonzentriert.“, sagte der.

Hakon ging bewusstlos zu Boden.

Es wurde für einen Moment still in der Arena.

Ratko sah Hakon an. „Du bist mindestens ein Jahrhundert zu früh dran, um dich mit uns zu messen.“

Kazuma lächelte. „Da hat er scheinbar recht. Gut gemacht.“, erwähnte er leise.

Da fiel Robin Junko ein, die immer noch einen Gegner hatte und sah zu ihr hin. Aber der Affen lehnte an einer Wand. Seine beiden Speere lagen auf dem Boden und die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Junko sah ihn fragend an. „Was denn jetzt?“

Robin lachte ein wenig. „Scheint, als ob er nach Atruschkas Ausbruch seinen Kampfeswillen verloren hat.“

Bora sah Ghatzi wütend an. „Tu etwas!“, befahl er.

Ghatzi nickte. „Stimmt. Wird auch Zeit.“, sagte er und stand auf. Dann sah er einen seiner Soldaten an und nickte. Der Soldat salutierte und verschwand.

Ghatzi trat von seinem Platz weg und ging die Treppe runter. Dabei visierte er den Affen an.

„Wirst du weiterkämpfen?“, fragte er.

Der Affe sah Ghatzi ängstlich an. Er war wie gelähmt.

Ghatzi sah nun zornig aus. „Kämpfe gegen Sie oder gegen mich!“,schrie er.

Der Affe erschrak erneut. Plötzlich veränderte sich sein Blick erneut. Er griff seine Speere und rannte wieder auf Junko zu.

„Pass auf!“, schrie Robin.

Junko schien aber schon so etwas erwartet zu haben. Sie wich dem ersten Schlag aus indem sie in die Luft sprang, rollte sich ab und stieß sich von dem zweiten Speer ab um das Schwert in den Oberkörper ihres Gegners zu rammen.

Der Schwertgriff brach ab und während Junko zur Seite sprang fiel der Affe auf den Bauch. Sie hatte ihn besiegt.

Ghatzi sah jedoch nicht überrascht aus. Kein Wunder nach allem was er bereits während der anderen Kämpfe gesehen hatte.

Kazuma machte etwas anderes Sorgen. Der Affe war nicht unbedingt schwach gewesen und doch hatte er vor Ghatzi Angst gehabt.

Bora sah ebenfalls alles andere als glücklich aus. Eher sehr ungeduldig. „Ghatzi! Du machst diese Menschen jetzt besser fertig!“, schrie er.

Ghatzi sah zu Bora hinauf. „Gib mir keine Befehle! Das hier ist mein Reich und hier mache ich, was ich will! Aber keine Sorge. Es wird Zeit für den Höhepunkt.“

Kazuma ahnte, was jetzt kommen würde.

Ghatzi ging zu der Stadionbegrenzung und sprang trotz seines fülligen Körpers locker drüber in die Arena.

Kazuma lächelte. „Gehe ich recht in der Annahme, das die letzte Tür für dich steht?“, fragte er.

Ghatzi lächelte ebenfalls. „In der Tat. Jetzt kriegst du, was du wolltest.“

Er gab einem der Soldaten ein Zeichen. „Räumt den Dreck hier weg. Wir brauchen etwas Platz!“

Der Soldat nickte und nur einen Augenblick später stürmten etliche Soldaten in die Arena, welche die Affen und Hakon wegbrachten.

Kazuma trat ein paar Schritte nach vorne. „Leute! Ihr beschützt die anderen! Mischt euch nicht ein. Das ist mein Kampf!“, rief er den anderen zu.

„Bist du sicher?“, fragte Yuan, der in Kazuma´s Nähe stand.

Kazuma sah Ghatzi mit ernstem Blick. Das sagte Yuan, das er es ernst meinte.

„In Ordnung. Wir gehen sicher, das den anderen Widerstandskämpfern nichts passiert!“, rief Yuan auch den anderen zu.

Sie fingen sich und gingen an Kazuma vorbei.

„Sei vorsichtig.“, sagte Junko, als sie an ihm vorbeiging.

Ratko blieb einen Moment vor Kazuma stehen. „Unterschätze ihn nicht. Ich habe gehört, das Ghatzi sehr stark sein soll.“, erklärte er.

Kazuma nickte kaum merklich, war aber wohl nicht von seinem Vorhaben abzubringen.

Schließlich waren alle anderen bei den Widerständlern. Kazuma und Ghatzi standen sich mit etwa 30 Metern Abstand gegenüber.

„Wollen wir anfangen?“, fragte Kazuma.

„Warte noch einen Moment.“, sagte Ghatzi.

Da kam ein weiterer Soldat in die Arena gestürmt. Er übergab Ghatzi seine Waffe, einen großen Hammer mit 2 Meter langem Stiel.

Anschließend trat er vor Kazuma und warf ihm ein langes Bündel hin.

Kazuma stutzte.

„Nimm ruhig. Ich warte solange.“, erklärte Ghatzi.

Kazuma bückte sich und wickelte das Bündel auf, wo seine beiden Schwerter zum Vorschein kamen. Anschließend sah er Ghatzi fragend an.

„Ich kämpfe doch nicht gegen einen Gegner, der minderwertige Waffen hat. Das wäre unter meiner Würde.“ Ghatzi schien es ebenfalls ernst zu meinen.

Kazuma lächelte, hob die Schwerter auf und band sie sich um. „Wie es scheint, besitzt du Kämpferehre. Ich hätte erwartet, das du mich einfach besiegen willst.“

Ghatzi nahm seine Waffe in beide Hände. „Ich bin überzeugt von meiner Stärke. Wenn ich dich besiege, dann so.“

„Ist der verrückt? Der gibt Kazuma seine Schwerter zurück.“, sagte Junko etwas lächelnd.

Ratko verschränkte die Arme. „Warten wir´s ab. Ich habe gehört, das Ghatzi´s Stärke in einer anderen Liga sein soll. Das macht mir Sorgen.“, erklärte er.

Kazuma zog seine Bärenklinge und hielt sie mit beiden Händen fest. „Nachdem ich Zakor und Leola besiegt habe, sollte das hier ein Spaziergang werden, denke ich. Warum habe ich trotzdem so ein ungutes Gefühl?“, fragte er sich.

Es wurde ruhig in der Arena. Selbst das Publikum schien den Atem anzuhalten.

Kazuma und Ghatzi starrten sich gegenseitig an um den Moment zu erwischen, da der jeweils andere seinen Angriff startet.

Die Spannung war förmlich zu fühlen.

Plötzlich stürmten beide aufeinander zu und holten mit ihren Waffen aus.

Sie stießen Kampfgeschrei aus und schlugen zu.

Beide Waffen trafen sich mit voller Wucht. Eine Schockwelle ging durch die Arena, die den Sand aufwirbelte.

„Nicht schlecht.“, sagte Ghatzi, als sie sich so verkeilt gegenüber standen.

„Stimmt. Ich glaube, das wird interessanter als ich dachte.“, erwiderte Kazuma.

Sie gingen wieder auseinander und umkreisten sich.

„Könntest du mir jetzt mal erzählen, warum du so einen Hass auf mich hast?“, fragte Ghatzi.

Kazuma stutzte. „Du weißt es nicht mehr? Du bist schuld, das mein Meister tot ist. Hättest du ihn damals nicht gefangen genommen, wäre das nicht passiert!“

Ghatzi sah ihn fragend an. Scheinbar wusste er immer noch nicht, was Kazuma meinte.

„Vor 4 Monaten sind 2 Leute bei euch eingebrochen und haben eine große Zahl Widerstandskämpfer befreit. Einer davon war Hideyuki und der andere war ich.“, erklärte Kazuma.

Ghatzi dachte kurz nach. „Jetzt weiß ich, was du meinst. Dieser alte Mann, der unbedingt einen Kampf mit mir anfangen wollte. Was ist mit dem passiert?“

Kazuma sah nun richtig wütend aus. „Du hast ihn Norda überlassen und das hat ihn getötet! Hättest du ihn damals einfach laufen lassen, würde er noch leben!“

Ghatzi kratzte sich am Kopf. „Deswegen bist du sauer? Wie kleinlich!“

Kazuma stürmte erneut auf Ghatzi zu und schlug zu. Doch der wehrte den Schlag mit dem Stab seines Riesenhammers ab.

„Kleinlich?! Hideyuki war wie ein Vater für Serena und mich. Ohne ihn wären wir vor 5 Jahren vermutlich schon getötet worden. Ohne ihn wäre ich nie so weit gekommen wie ich es jetzt bin!“, schrie er, zog das Schwert zurück und schlug nochmal zu.

Auch diesen Schlag wehrte Ghatzi lässig ab.

„Ich werde meinen Meister rächen. Deswegen werde ich dich heute töten!“, schrie Kazuma und wich etwas zurück um dann erneut nach vorne zu stürmen. Er hielt das Schwert so, das er Ghatzi aufspießen würde.

Ghatzi aber schwang den Hammer und rammte ihn Kazuma in die linke Seite, bevor der ihn erreichte.

Die Wucht reichte, um Kazuma einige Meter durch die Luft zu schleuderten, bevor er ein paarmal auf dem Boden aufschlug und liegen blieb. Dabei ließ er auch sein Schwert fallen.

„Rache? Das ist ein ziemlich dämlicher Ansporn für einen Kampf. Ein Gefühl, das einen nur behindert. Du solltest bei einem Kampf klar denken. Nur so hast du eine Chance, ihn auch zu gewinnen.“, belehrte Ghatzi.

Kazuma fing sich wieder und stand langsam auf. „Halt die Klappe. Kapierst du nicht, das dieser Kampf hier und heute mein Ansporn war, diese Reise durchzustehen? Ich bin stärker geworden, habe einen Sarok nach dem anderen besiegt und alles nur, um dich zu besiegen. Nur um das Gefühl zu spüren, wie es ist, dich zu töten.“
 

„Das ist nicht gut. Wenn er so weiterkämpft, wird er verlieren, fürchte ich.“, sagte Robin.

Junko sah ihn fragend an. „Wie meinst du das?“

„Ist doch offensichtlich.“, sagte Yuan. „Er kämpft für Rache und noch dazu scheint er nicht richtig zu überlegen, was er tut. Sollte er sich nicht fangen, wird er verlieren.“

„Wir sollten ihm helfen.“, sagte Atruschka.

Ratko schüttelte den Kopf. „Nein. Das würde er nicht wollen. Das hier ist tatsächlich sein Kampf. Allerdings ist sein Gegner hier nicht Ghatzi sondern in erster Linie er selbst. Wenn er einsieht, was er falsch macht, kann er Ghatzi vielleicht besiegen. Wir können nichts tun.“
 

Kazuma führte seinen Kampf unaufhörlich weiter. Immer wieder griff er an und schwang sein Schwert auf Ghatzi zu. Bis jetzt hatte er allerdings nicht einen wirklichen Treffer landen können und auch Ghatzi sah nach wie vor enttäuscht aus.

„Wenn du nicht langsam mal anfängst zu kämpfen, werde ich dich zertreten wie eine Ameise.“, erklärte er.

Kazuma aber holte erneut aus und schlug mit der Bärenklinge zu, die Ghatzi locker mit seinem Hammer abwehrte.

Kazuma´s Gesichtsausdruck hatte sich nicht groß verändert. In ihm war der Zorn zu sehen, den er auf Ghatzi hatte. „Du entkommst mir nicht. Ich töte dich!“, schrie Kazuma und griff wieder an.

Ghatzi sah langsam gelangweilt aus. Er hatte sich mehr erhofft.

„Na gut. Dann eben so!“, schrie er. Er holte mit dem Hammer aus und schlug auf den Boden. Wie von einer Explosion wurde Staub hochgeschleudert, der beiden die Sicht nahm.

Kazuma griff trotzdem an, obwohl er nicht einmal mehr seinen Gegner sehen konnte. Doch sein Schlag ging ins Leere.

Dafür kam jetzt der Hammer auf ihn zu und traf ihn mitten im Gesicht.

Er fiel hart zu Boden und ließ dabei die Bärenklinge fallen. Er griff sich mit beiden Händen an die Nase, die sich anfühlte, als wäre sie gebrochen.

„Du Narr! Du solltest richtig kämpfen!“, schrie Ghatzi.

Erneut tauchte der Hammer auf. Diesmal über Kazuma.

Der konnte gerade noch so das Schwert greifen und stemmte es als Abwehr gegen den Schlag.

Der Hammer traf das Schwert mit gewaltiger Wucht. So gewaltig, das die Staubwolke verdrängt wurde und den Zuschauern die Sicht auf den Kampf zurückgab.

Dann gab es eine metallisch knacksendes Geräusch und Sekundenbruchteile später brach die Bärenklinge in 2 Teile.

Kazuma bekam den abgebremsten Hammer in den Bauch, doch das schien er kaum zu fühlen. Er sah die riesige Klinge, die ihm von Lu Ching überlassen worden war, in zwei Teilen in seinen Händen ruhen. Es war, als würde die Zeit für ihn stehen bleiben.

Ghatzi schulterte seinen Hammer und sah Kazuma mit strengem Blick an. „Hast du jetzt genug, oder willst du endlich richtig kämpfen?“, fragte er Kazuma, der sich jetzt auf die Knie hockte.

Die anderen erschraken, als sie die Klinge brechen sahen.

„Was ist da passiert? Warum ist das Schwert zerbrochen?“, fragte Junko.

„Das Schwert ist nicht schuld. Es war Kazuma.“, erklärte Yuan.

Junko sah ihn fragend an. „Wieso? Was heißt das?“

„Kazuma ist nicht mit seinem Herzen in diesem Kampf. Deshalb kann er ihn so nicht gewinnen. Er muss sich auf das besinnen, was ihn bisher angetrieben hat.“, sagte Ratko.

„Ich kann ihn verstehen.“, sagte Kommandant Shugo. „Hideyuki hat ihm und seiner Schwester sehr viel bedeutet. Er war wie ein Ersatzvater für die beiden. Ghatzi hat seinen Tod mit zu verantworten. Das will er natürlich nicht vergessen.“, erklärte er.

„Trotzdem ist das kein Grund, kopflos in einen Kampf zu ziehen! So kann er doch nur verlieren.“, sagte Junko.

„Wie es aussieht, bist du es nicht wert, von mir getötet zu werden. Ich frage mich, wie du deine bisherigen Kämpfe überlebt hast. Hattest wohl viel Glück.“, zog Ghatzi über Kazuma her, der immer noch am Boden hockte.

„Ich kann es nicht. Ich kann ihn nicht besiegen.“, ging ihm der Gedanke durch den Kopf. „Ich kann meinen Meister nicht rächen.“

„Was redest du da?“, schrie plötzlich jemand.

Kazuma sah sich um. Er sah zu seinen Freunden, doch von ihnen war es niemand. Es war eine andere Stimme. Eine ihm vertraute Stimme, die er schon lange nicht mehr gehört hatte.

„Hör auf, da herum zu liegen! Und rede nicht so einen Mist von wegen rächen! Habe ich dir nicht beigebracht, das solche Emotionen in einem echten Kampf hinderlich sind. Du solltest dich besser unter Kontrolle haben!“

Kazuma sah nach rechts von sich, wo er die Umrisse einer Person erkennen konnte. Aber das konnte nicht Er sein. Nicht Hideyuki.

Kazuma wusste nicht, ob er halluzinierte, aber diese Gestalt sah tatsächlich aus wie Hideyuki. Sein verstorbener Meister.

„Steh jetzt endlich auf und kämpfe richtig. Zeig deinem Gegner, was du von mir gelernt hast! Lass dich nicht unterkriegen!“, schrie Hideyuki.

Kazuma lächelte. „Meister. Es tut mir leid, was passiert ist. Es tut mir alles so schrecklich leid. Alles, was ich tun kann, ist Ghatzi zu besiegen. Das ist mein einziges Ziel.“, sagte er.

Hideyuki seufzte. „Du bist hoffnungslos wie immer. Hast du noch nicht gemerkt, das dir ein viel größeres Schicksal auferlegt wurde? Eines, das die Rettung der ganzen Menschheit beinhaltet? Wirf das nicht weg. Mach mich stolz!“, sagte er lächelnd und hob den rechten Daumen. „Du warst für mich immer wie ein Sohn. Und jetzt kämpfe für das, woran du glaubst.“

Kazuma schloss die Augen und fing an zu lächeln. „In Ordnung. Ich werde nicht versagen.“

Langsam stand kam er wieder auf die Beine und stand auf.

Ghatzi stutzte ein wenig, als er Kazumas Gesicht sah. „Was denn? Hast du noch etwas Kraft gefunden? Oder willst du etwa aufgeben?“

Kazuma trat zwei Schritte zurück und zog die Falkenklinge, die er noch nicht benutzt hatte.

Ghatzi schmunzelte. „Glaubst du etwa, mit diesem Zahnstocher kannst du mich besiegen nachdem dieses Stück Schrott den Geist aufgegeben hat?“, fragte er und deutete auf die Bärenklinge.

Kazuma nahm die Falkenklinge jetzt mit beiden Händen. „Wenn ich ernst mache, kann ich dich hiermit besiegen.“, sagte er.

Ghatzi fing an zu lächeln. Es schien, als wenn ihm der Ausdruck von Kazuma Freude bereiten würde.

„Sehr schön. Sieht so aus, als wenn du endlich bereit bist, zu kämpfen. Das könnte noch ganz witzig werden.“, erwähnte Ghatzi und nahm seinen Hammer wieder mit beiden Händen.

„Was ist passiert? Die Stimmung ist völlig ganz anders?“, bemerkte Atruschka.

Ratko nickte. „Sieht so aus, als wenn der Kampf endlich losgehen kann.“

„Stimmt. Kazuma scheint sich gefangen zu haben.“, sagte Yuan.

„Mach ihn platt!“, schrie Junko.

Kazuma machte sich für einen Angriff bereit.

„Scheint so, als wenn deine Freunde dir vertrauen. Schade, das ich dieses Vertrauen enttäuschen muss.“, sagte Ghatzi und ging ebenfalls in Kampfposition.

In der Sekunde verschwand Kazuma plötzlich und tauchte nur eine Sekunde später hinter Ghatzi auf.

Von dessen linkem Arm spritzte etwas Blut weg und man sah eine kleine Schnittwunde, wo Kazuma ihn offensichtlich getroffen hatte.

Ghatzi allerdings schien sich nicht bewegt zu haben.

Er lächelte. „Nicht übel. Hast mich wirklich getroffen.“, sagte er begeistert klingend.

„Genug des Lobes. Ich wollte dir den Arm eigentlich abtrennen, aber du bist noch ausgewichen.“, korrigierte Kazuma.

Junko stand der Mund offen. „Was. Ausgewichen...? Angegriffen...? Ich hab gar nichts gesehen.“

„Sie sind schnell.“ Yuan lächelte.

„Allerdings. Kazumas Bewegungen sind nun sehr viel schneller da er ein leichteres Schwert schwingt.“, erklärte Ratko.

Kazuma und Ghatzi drehten sich jetzt zueinander um und sahen sich mit entschlossenem Blick an. Dieser Kampf war jetzt auf einem ganz anderen Level als zuvor.

"Wir treffen uns wieder"

Kapitel 99:

„Wir treffen uns wieder“
 

Selbst das Publikum hielt für einen Moment den Atem an. Ghatzi hatte eine Schnittwunde an seinem linken Arm kassiert, von der etwas Blut auf den Boden tropfte.

„Wie es aussieht, bist du endlich bereit, mich zu unterhalten.“, sagte Ghatzi grinsend. Seine Hände zitterten leicht aber nicht vor Angst sondern vor Aufregung. „Ich habe schon seit einer Weile auf einen ebenbürtigen Gegner gewartet.“

Mit diesen Worten hob er den Hammer und plötzlich verschwand er.

Kazuma´s Freunde erschraken.

„Was ist passiert?“, fragte Junko, die versuchte, Ghatzi zu finden, aber er war nirgendwo zu sehen.

Dann sah sie Ratko an, dessen Blick nach oben gerichtet war und dann sah sie ihn ebenfalls.

Ghatzi hatte einen gewaltigen Sprung gemacht, der ihn bis fast unter die Decke befördert hatte.

Kazuma sah ebenfalls noch oben allerdings mit fast teilnahmslosem Gesichtsausdruck.

Ghatzi schwang seinen Hammer über sich und holte zum Schlag aus.

Ratko erschrak. „Bedeckt eure Augen!“, schrie er zu den anderen.

Ghatzi fiel zurück in Richtung Boden und schlug im selben Moment zu in dem er den Boden berührte.

Die Wucht des Schlages war so groß, das er eine riesige Menge Sand aufwirbelte die durch die Druckwelle blitzschnell durch die Arena flog und sogar das Publikum erwischte.

Dank Ratko´s Warnung hatten sich die Freunde die Augen zugehalten.

Junko machte sie jetzt langsam wieder auf und wollte sich umsehen, aber sie konnte kaum einen Meter weit sehen. Es war, als wären sie in einem Sandsturm.

„Was ist los?“, fragte sie während sie sich den Mund zuhielt, um den Sand nicht zu schlucken.

Von der Mitte der Arena hörte man Kampfgeräusche was darauf schließen ließ, das der Kampf der beiden weiterging.

„Warum macht der Kerl das? Will er uns die Sicht nehmen?“, fragte Yuan hustend.

Ratko sah etwas skeptisch aus. Was hatte Ghatzi mit dieser Attacke bezweckt?
 

Die Staubwolke hüllte immer noch alles ein. Das Publikum konnte nur rätseln, was im inneren der Wolke vor sich ging.

Ghatzi hatte seinen Hammer wieder geschultert. „Du bist wirklich gut. Ich verstehe nun, was Ratko in dir gesehen hatte.“ erklärte er.

Kazuma stand einige Meter von ihm entfernt und hustete etwas mit dem Schwert in Verteidigung haltend. „Willst du dich etwa bei mir einschmeicheln?“

Ghatzi grinste. „Nein. Aber du hast meine Aufmerksamkeit erhalten und das ist wirklich schwer. Leider bist du noch ungeschliffen.“

Kazuma grinste ebenfalls. „Ich bin stärker geworden seit meinem letzten Besuch hier.“, sagte er.

Ghatzi senkte den Kopf. „In der Tat. Deine Reise hat dich stärker gemacht. Trotzdem hast du keine Chance gegen mich. Nicht, wenn ich ernst machen würde.“, erklärte Ghatzi hochnäsig.

Kazuma keuchte immer noch. „Erzähl das deiner Großmutter. Ich muss diesen Kampf gewinnen. Es geht nicht anders.“

Ghatzi senkte den Hammer zu Boden. „Es ist wahr. Meine wahre Kraft liegt auf einem Level, das du bisher noch nichts einmal annähernd gesehen hast. Aber ich biete dir eine Chance. Wenn du vom Turnier zurückkommst, wirst du nochmal viel stärker sein. Dann kämpfe erneut gegen mich. Wenn es soweit ist, werde ich dich mit meiner ganzen Kraft bekämpfen.“, erklärte er.

Dann zeigte er auf die linke Seite seiner Rüstung in Nierenhöhe. „Meine Rüstung ist hier etwas dünner. Wenn du mich hier triffst, wirst du einen Schlag landen, nach dem ich nicht mehr kämpfen kann. Sobald der Nebel weg ist, werde ich dich angreifen an deiner rechten Seite. Das ist deine Chance, mich zu treffen.“

Kazuma schluckte und sah auf die Rüstung. Die Stelle, die Ghatzi ihm gezeigt hatte, sah aus wie der Rest der Rüstung. Woher sollte er wissen, ob Ghatzi nicht log?

„Bist du bereit?“ ,fragte Ghatzi.

Kazuma senkte den Kopf. „Warum? Warum tust du das?“

Ghatzi lächelte. „Ich habe deine Geschichte verfolgt. Du bist vielversprechend. Ich kann natürlich nicht rückgängig machen, was deinem Meister passiert. Wenn du willst, kannst du ihn rächen nach dem Turnier in einem ehrlichen Kampf.“

Kazuma sah in Ghatzi´s Gesicht. Irgendwie erkannte er den Ausdruck. Er sah aus wie Ratko kurz bevor er sich ihm angeschlossen hatte.

Er fing jetzt ebenfalls an zu lächeln. „Okay. Ich nehme dein Angebot an. Aber mach dich bereit, das nächste Mal zu sterben.“

Ghatzi lachte laut los und rammte denn Hammer mit voller Kraft auf den Boden und vertrieb damit den Nebel.

Das Publikum bekam den Blick auf das Geschehen zurück. Auch Junko atmete erleichtert auf. „Ein Glück, der lebt noch.“, sagte sie.

Ratko sah mehr überrascht aus.

Bato stand auf. „Ghatzi. Beende das endlich! Mach schon!“

Ghatzi hob jetzt seinen Hammer.

Kazuma nahm sein Schwert mit beiden Händen und visierte die betreffende Stelle der Rüstung an.

Es wurde mucksmäuschenstill. Nur die Atmung der beiden war zu hören und eine enorme Konzentration breitete sich aus.

Dann stieß Ghatzi sich ab und schwang seinen Hammer wie vorhergesagt auf Kazuma´s rechte Seite zu.

Der duckte sich, sprang zur Seite links an Ghatzi vorbei und schwang sein Schwert.

Tatsächlich brach die Rüstung. Das Schwert glitt hinein und Kazuma zog seinen Schlag durch bis die Klinge auf der anderen Seite wieder hinaustrat. Dann stolperte er einige Schritte vorwärts.

Dieser Schlag hatte ihn viel Kraft erfordert so das er nun in die Knie ging.

Wieder wurde es still in der Arena. Das Publikum sah gespannt auf die beiden Kontrahenten.

Etwas Blut tropfte von Ghatzi´s Rüstung auf den Boden.

Auch von Kazuma´s Schwert tropfte Blut herunter.

Dann ging Ghatzi in die Knie. Ein Raunen ging durch die Menge.

„Direktor!“, schrie einer der Soldaten. Er Sprang auf das Feld

Ghatzi stützte sich auf seinen Hammer. „Warte!“, schrie er.

Kazuma drehte sich keuchend um. Ghatzi sah zurück zu ihm. Er lächelte.

„Ich hoffe, du wirst noch stärker.“ sagte er. Dann legte er den Hammer hin. „Die Menschen haben gewonnen!“, schrie er so das alle Zuschauer ihn auch hören konnten.

Der Soldat von eben rannte zu Ghatzi. „Alles in Ordnung, Direktor?“, fragte er besorgt.

Ghatzi stand langsam wieder auf. „Mit dieser Verwundung kann ich nicht weiter kämpfen.“, erklärte er.

Der Soldat nickte.

Jetzt stand Bora erschüttert auf. „Was soll das? Ist das etwa eine Scherz?“, fragte er mit wütendem Unterton.

Ghatzi sah zu ihm hinauf. „Halt dich da raus. Hier habe ich das sagen! Die Menschen dürfen jetzt gehen, wie versprochen!“, rief er.

Junko und die anderen jubelten auf.

Dann sah Ghatzi Kazuma erneut an. „Wir treffen uns wieder, oder?“

Kazuma stand nun auch wieder auf und lächelte. „Darauf kannst du wetten.“, entgegnete er mit erhobenem Daumen.

Bora wurde richtig rot vor Wut. „Lasst sie nicht entkommen! Das ist ein Befehl von mir. Dem Stellvertreter des Imperators!“, schrie er.

Der Soldat neben Ghatzi sah zu Bora. „Das hier ist das Territorium von Ghatzi. Hier haben weder sie noch der Imperator das sagen!“,

Bora stutzte.

„Ghatzi hat die Erlaubnis, hier zu schalten und walten, wie er will. Persönlich vom Imperator.“, erklärte der Soldat.

Bora sah nun noch wütender aus, was wohl heißen sollte, dass es stimmte.

Yuan ging jetzt zu Kazuma und half ihm auf die Beine. Junko ging zu der zerbrochenen Bärenklinge und hob sie auf.

„Gehen wir!“, rief Ratko.

Junko schnürte sich das Schwert und die abgebrochene Klinge um und folgte Yuan und Kazuma zu den anderen zurück.

Die Soldaten am Ausgang traten zur Seite und ließen die Menschen durch.

Auf dem Weg nach oben sah Ratko Kazuma skeptisch an. „Was ist da eben passiert?“

„Woher wusstest du, wo die Schwachstelle der Rüstung war? Das war doch kein Zufall.“, fügte er hinzu.

Kazuma lächelte. „Erzähl ich euch später. Lasst uns erstmal hier abhauen.“, riet er.

Bora kam jetzt auf das Kampffeld und sah Ghatzi sauer an.

„Warum hast du nicht ernst gemacht? Du hättest diesen Wurm locker besiegen können!“

Ghatzi sah sichtlich geschwächt aus durch den Blutverlust.

„Und warum hat der Imperator solche Angst davor, das sie es zu dem Turnier schaffen könnten? Glaubt er, sie können ihm gefährlich werden? Unseren besten Kriegern?“, fragte er

Bora schmunzelte. „Sei nicht albern. Aber ich nehme an, das es weniger Schwierigkeiten gibt, wenn sie nicht teilnehmen. Ein Problem weniger.“ Er klang sehr überzeugt von seiner Meinung und zeigte das auch.

Ghatzi lächelte. „Ihr werdet euch noch noch wundern.“
 

Zwei Minuten später erreichten Kazuma und die anderen die Oberfläche. Kommandant Shugo atmete erleichtert auf. Sie waren schon eine ganze Weile da unten gewesen.

„Schnell in Richtung Wald und dann in die Stadt. Dort können wir uns besser verstecken, falls sie es sich doch noch anders überlegen sollten.“, meinte Robin.

Plötzlich gingen Scheinwerfer aus dem Himmel an, die sie blendeten.

Zwei kleine Transportschiffe der Sarok schwebten über ihnen.

„Wenn ihr euch rührt, werden wir nicht zögern zu schießen!“, ertönte eine Stimme.

Die Schiffe landeten jetzt auf dem Freien Feld. Die Türen gingen auf in etwa ein Dutzend Soldaten mit Gewehren stiegen aus und zielten auf sie.

„Mist. Zu spät.“, maulte Atruschka.

„Wenn ihr euch nicht wehrt, werden wir euch nicht töten.“, sagte der Anführer der Soldaten, der jetzt in der Mitte auftauchte.

„Ghatzi hat uns erlaubt zu gehen!“, schrie Kazuma obwohl ihm klar war, das es umsonst war, das zu erwähnen.

„Wir sind Bora unterstellt, nicht Ghatzi!“, rief der Anführer.

„Ich wusste, das es so kommen würde.“, sagte Ratko zähneknirschend.

„Wenn ich es mir recht überlege, kann ich euch gleich hier und jetzt exekutieren. Das ist ohnehin überfällig.“, sagte Bora, der jetzt aus dem Gefängnis kam. „Ich wusste, das es besser war, etwas in der Hinterhand zu haben.“, sagte er grinsend.

„Mistkerl.“, sagte Yuan wütend.

„Nun gut.“, sagte der Anführer der Sarok. „Wenn dem so ist, seid ihr bereit?“, fragte er.

Die Soldaten legten jetzt die Gewehre an.

Robin senkte den Kopf. Kazuma war klar, das er irgendwas vorhatte

„Warte noch.“, riet er.

Alle sahen ihn fragend an. Womit rechnete er denn jetzt noch?

Plötzlich öffneten sich im Boden um sie herum zahlreiche Löcher und weitere Sarok kamen an die Oberfläche. Außerdem fuhren einige Geschütze nach oben.

„Na prima. Kann es eigentlich noch schlimmer kommen?“, fragte Junko seufzend.

„Wir sind die Elite von Ghatzi und haben von ihm den Befehl, den Menschen einen sicheren Rückzug zu ermöglichen!“, rief einer der gerade aufgetauchten Sarok.

Die Geschütze visierten die Transportschiffe an.

„Unser Befehlshaber steht in der Rangliste höher aus eurer also solltet ihr lieber wieder verschwinden, sonst wieder es ungemütlich.“, sagte der andere Sarok.

Doch der Soldat von Ghatzi zeigte sich unbeeindruckt. „Das hier ist nach wie vor das Territorium von Ghatzi. Er hat die Erlaubnis des Imperators, jeden Eindringling auf der Stelle zu vernichten, selbst wenn es Soldaten unserer Rasse sein sollten. Da er gerade jetzt den Menschen helfen will, sind seine Befehle absolut für uns. Wir werden nicht zögern, zu schießen und unsere Feuerkraft ist ein wenig größer würde ich sagen.“, erklärte er.

Die Soldaten aus den Schiffen sahen jetzt etwas verunsichert aus.

Bora ging zu seinen Soldaten. „Na gut. Ich gebe fürs erste nach. Aber ich schwöre, das wird noch ein Nachspiel haben!“, schrie er.

„Ich führe nur meinen Befehl aus.“, sagte der Soldat von Ghatzi.

Die Sarok und Bora stiegen jetzt in die Schiffe ein. Dann hoben diese langsam ab und flogen weg.

Als sie außer Sicht waren, atmeten alle auf.

Kazuma und Ratko sahen den General von Ghatzi an, der nur leicht nickte. „Viel Glück.“, sagte der.

Dann verschwanden die Soldaten und Geschütze wieder im Boden.

Shugo sah beeindruckt aus. „Gut, das wir noch keinen Großangriff auf die Anlage hier gemacht haben. Bei der Verteidigung hätten wir alt ausgesehen.“

„Wir sollten jetzt endlich gehen.“, entgegnete Atruschka, die sich wieder gefangen hatte.

Alle nickten zustimmend und gingen schnellen Schrittes in den Wald, durch diesen und schließlich erreichten sie die Stadt ohne einem weiteren Hindernis zu begegnen.

„Das wäre geschafft.“, sagte Shugo erleichtert.

„Wir sollten in Richtung Hafen gehen, zum dortigen Versteck. Da müsste genug Platz sein und außerdem etwas zum Essen. Ihr wollt sicher auch schlafen.“, erklärte er.

„Gut. Geht ihr schon. Ich muss noch etwas erledigen, dann komme ich ebenfalls dorthin.“, sagte Kazuma.

„Serena, nicht wahr? Glaubst du, das sie noch dort ist, wo wir sie zurückgelassen haben?“, fragte sie.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Nein. Wir haben damals nach der Invasion einen Treffpunkt ausgemacht, wo wir uns wiederfinden, sollten wir getrennt werden. Ich bin mir sicher, das sie jetzt dort sein wird.“, erklärte er.

„Du solltest nicht alleine gehen. Bora wird nicht aufgeben, uns zu suchen.“, sagte Yuan.

„Wird er auch nicht. Ich werde mit ihm gehen, ist doch klar.“, sagte Junko.

„Was? Das könnte gefährlich werden. Du bist bei den anderen viel sicherer. Du solltest nicht...“, sagte Kazuma bis Junko ihm einen Zeigefinger auf den Mund legte.

„Keine Widerrede. Ich komme mit, ist das klar?“, gab sie unmissverständlich klar.

„Der kannst du nichts vormachen.“, sagte Robin grinsend.

Kazuma seufzte. „Da habe ich wohl keine andere Wahl. Na gut. Suchen wir uns ein Transportmittel.“, gab er nach.

„In Ordnung. Danach kommst du in den Unterschlupf beim Hafen. Wir werden auf euch warten.“, sagte Shugo.

Kazuma nickte

Daraufhin trennten sie sich.

Während die Truppe um Shugo in Richtung Süden zum Hafen unterwegs war, suchten Kazuma und Junko ein Transportmittel.

In einer alten Garage fanden sie ein Motorrad mit Elektromotor, das möglichst wenig Geräusche machen würde, was im Moment sehr nützlich war.

Kazuma sah ein paar Batterien auf einem Regal samt Tester. So testete er, welche noch voll genug war für ihre Reise.

„Glaubst du, Serena geht es gut?“, fragte Junko.

„Sie ist zäh, schnell und klein. Patrouillen kann sie gut ausweichen. Ihr geht es sicherlich gut.“, erklärte Kazuma.

„Stimmt. Und ist der Ort, wo ihr euch treffen wolltet auch sicher?“

Kazuma nickte. „Keiner sollte wissen, wo er ist. Serena wird mit Sicherheit dort sein.“, erklärte er.
 

Bora war mit einem seiner Schiffe etwas außerhalb gelandet während das andere noch über der Stadt kreiste.

Bora selbst saß in einem kleinen Raum mit nur einem großen Bildschirm vor ihm, der jetzt ansprang.

„Ich hoffe, du hast gute Neuigkeiten für mich.“, sagte eine finstere doch alt klingende Stimme.

Auf dem Schirm waren nur die Umrisse einer Gestalt im Schatten erkennbar.

Bora schluckte. „Ich fürchte, Ghatzi hat sie entkommen lassen. Er hat nicht auf mich gehört. Dafür sollte er dringend hart bestraft werden.“, sagte Bora mit zitternder Stimme.

„Schweig!“, schrie die Gestalt. „Du bist mein Stellvertreter auf der Erde und hast in meinem Namen zu sprechen. Alles, was du verpatzt, wird auf mich zurückfallen. Du hattest sie bereits in deiner Basis und hast sie entkommen lassen also schiebe es nicht auf Ghatzi!“

Bora versuchte sich zu verneigen, was in dem engen Raum kaum möglich war. „Mein Imperator. Es tut mir leid. Was kann ich tun, um eure Gunst zurück zu gewinnen?“, fragte er.

Der Imperator atmete einmal schwer. „Unter den Menschen ist einer, der Sarokgene in sich trägt, nicht wahr?“

Bora sah verwundert aus. „ Soweit wir wissen. Was ist mit ihm?“

„Bring ihn mir. Bring mir diesen außergewöhnlichen Menschen und dir ist verziehen. Die anderen kannst du ruhig umbringen. Sie sind wertlos.“ erklärte der Imperator.

Die Stimme Boras zitterte nun leicht. „A aber wie soll ich das denn machen? Sie sind verschwunden. Wir suchen sie schon, aber das dauert mit Sicherheit etwas.“, erklärte er.

„IDIOT!“, schrie der Imperator so das Bora zusammenzuckte.

„Du hast die Daten noch. Da ist der Anflugtermin drauf und die Stelle, wo sie abgeholt werden. Nutze das!“

Bora sah etwas ungläubig aus. „Aber wir dürfen das Raumschiff, das sie abholen wird, nicht behindern. Das wäre eine schwere Regelverletzung.“

„Du weißt, das sie sich im Moment in der Stadt befinden. Allerdings werden sie sich irgendwann auf den Weg zum Landungspunkt begeben. Finde sie, halte sie auf und töte sie alle bis auf diesen einen. Und mach dir bewusst, das dies eine letzte Chance ist. Vermasselst du sie, wirst du degradiert. ZU MEINEM SCHUHPUTZER!“, schrie der Imperator und beendete die Verbindung.

Bora schluckte. „Ich muss das schaffen, koste es, was es wolle.“, sagte er sich.
 

Kazuma hatte mittlerweile eine funktionierende Batterie gefunden und sie in den Roller eingebaut.

„Wir sollten Nebenstraßen nehmen nur für den Fall. So entdecken sie uns nicht so leicht.“, sagte Kazuma.

Junko nickte.

Sie stiegen auf und fuhren los in der Hoffnung, Serena wieder zu finden.

Der maskierte Mann

Kapitel 100

Der maskierte Mann
 

Da es noch dunkel war, kamen Kazuma und Junko schnell und sicher durch die Stadt.

Schließlich fanden sie ihren Weg in die östlichen Randbezirke der Stadt, wo Kazuma vor einem kleinen Haus stehenblieb. Er stellte den Motor aus und stieg ab.

Junko sah das beinahe unbeschädigte Haus an. „Hier wolltet ihr euch treffen?“, fragte sie.

Kazuma nickte. „Unfassbar, das es die Invasion so gut überstanden hat.“

Junko sah auf den alten, rostigen Briefkasten, wo der Name Tanakawa draufstand. „Das ist euer Haus gewesen, nicht wahr?“

Kazuma nickte leicht verhalten. „Reine Ironie, das unsere Mutter wahrscheinlich überlebt hätte, wären wir hier geblieben.“, sagte er bedrückt.

Er ging zur Haustür, die sich etwas quietschend öffnen ließ. Junko folgte ihm rein.

„Serena! Bist du hier?“, rief Kazuma laut in den Flur. Dann ging er weiter nach hinten.

Junko sah sich um.

Es war ein normales Haus wie man es zahlreich finden würde. Links vom Eingang war die Küche, rechts das Wohnzimmer. Eine Treppe führte nach oben in den zweiten Stock und daneben ging es weiter nach hinten.

Kazuma kam jetzt von hinten wieder zurück. „Dort ist sie nicht. Ich schaue mal oben nach.“, sagte er und ging die Treppe hoch.

Junko ging in die Küche und sah sich ein wenig um. Einige Schränke öffnete sie. Vielleicht würde noch etwas essbares dort sein.

Als sie den großen Kühlschrank sah, konnte sie nicht anders. An der Kühlschranktür hingen einige alte Fotos mit Magneten befestigt.

Eines der Bilder zeigte zwei Kinder. Ein Junge etwa 6 oder 7 Jahre alt und ein Kleinkind, das beinahe noch ein Baby war.

Junko schmunzelte bei dem Anblick. Das konnten ja nur Kazuma und Serena gewesen sein.

Ein weiteres Bild zeigte die ganze Familie. Mutter, Vater, Kazuma und Serena und den Datum nach war dieses Foto ein paar Wochen vor der Invasion gemacht worden, als die Welt noch in Ordnung war.

Junko seufzte, weil sie an ihre eigenen Eltern denken musste.

Da kam Kazuma wieder runter. „Oben ist sie auch nicht. Sie ist nirgends zu finden. Hast du was?“, fragte er.

Junko schüttelte den Kopf. „Vielleicht ist sie beim Widerstand. Wer weiß?“, entgegnete sie.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Vielleicht. Aber ich bin mir nicht sicher.“

„Warte. Was ist das?“, sagte Junko, als sie einen kleinen Zettel am Kühlschrank fand. „Weißt du, was das zu bedeuten hat?“

Sie legte den Zettel auf den Küchentisch und sie sahen ihn sich gemeinsam an.

Es waren ein paar Zahlen notiert und eine kurze Nachricht.

„Du findest mich hier, Serena.“, las Kazuma vor.

Allerdings war es nicht Serenas Handschrift.

„Sind das Koordinaten?“, fragte Junko, der die Zahlen etwas sagten.

Kazuma ging zu einem der Schränke und holte eine leicht verstaubte Karte heraus. Diese breitete er auf dem Küchentisch aus und sah sie sich an. Es war eine Karte von Tokio und den äußeren Gebieten der Stadt.

Sie verglichen die Koordinaten mit der Karte und kamen an einen Punkt der ein gutes Stück östlich außerhalb der Stadt befand.

„Und was ist das jetzt?“, fragte Junko ungläubig auf den Punkt starrend, wo anscheinend nichts war.

„Keine Ahnung. Wir waren vor unserer Reise nie außerhalb von Tokio jedenfalls nicht seit der Invasion.“, antwortete Kazuma.

Junko sah nochmals auf die Karte. „Das scheint unsere beste und einzige Spur zu sein, Serena zu finden.“

Kazuma rollte die Karte zusammen und steckte sie ein. „Allerdings. Selbst wenn es eine Falle der Sarok sein sollte. Also bleibst du hier.“

Junko schlug ihm mit der Handkante auf den Kopf. „Wie oft soll ich dir noch sagen, das du mich nicht so einfach loswirst. Ich werde mitkommen und damit basta.“

Kazuma hielt sich den schmerzenden Kopf. „Schon gut. Hab´s verstanden.“, gab er nach.

Die beiden gingen wieder aus und stiegen aufs Motorrad.

Kazuma sah nochmal zum Haus zurück. „Ich hoffe, das Serena und ich hier wieder wohnen können. In Frieden, irgendwann.“, sagte er melancholisch klingend.

Junko legte eine Hand auf seine Schulter. „Bestimmt.“, ,ermutigte sie ihn.

Dann ließ Kazuma den Motor an und sie fuhren los.
 

Es dauerte eine Weile, bis sie Tokio hinter sich gelassen hatte. Außerdem ging die Sonne bereits langsam vor ihnen auf. Eine kleine Landstraße führte an offenen Feldern und einigen verlassenen Farmen vorbei. Alles war total verwildert weil sich niemand mehr darum kümmerte.

„In ein paar Minuten sollten wir dort sein.“, sagte Junko.

Da blieb Kazuma auf einmal stehen.

Vor ihnen war ein hoher Stacheldrahtzaun und ein umgefallenes Tor.

„Militärgelände. Kein Zutritt.“, las Kazuma auf einem Schild auf dem Tor.

„Eine Militärbasis? So weit draußen?“, fragte Junko erstaunt. „Das scheint die Koordinate zu sein.“, fügte sie hinzu.

„Unsinn. Wäre hier eine Militäreinrichtung gewesen, wäre das auf der Karte verzeichnet, aber darauf war nicht das geringste zu sehen.“, erklärte Kazuma.

„Ist vielleicht ein Geheimbasis. Möglicherweise lagern hier Superwaffen, mit denen wir die Sarok besiegen können.“, scherzte sie.

„Mach dich nicht albern. Die hätten wir Menschen schon längst benutzt.“, sagte Kazuma und fuhr weiter.
 

Nur Minuten später kamen sie bei einigen größeren Gebäuden an. Große Flugzeughallen und kleinere Nebengebäude.

„Nur ein Flugplatz? Seltsam.“, sagte Kazuma als er das Motorrad abstellte.

„Aber ohne Flugzeuge.“, berichtigte Junko ihn denn die Hallen standen alle offen und waren leer.

„Sei vorsichtig. Wenn das eine Falle ist, dann können überall Sarok sein.“, riet Kazuma.

„WILLKOMMEN!“, ertönte auf einmal eine männliche Stimme.

Junko zuckte zusammen und Kazuma zog sein Schwert.

„HAHA. Nur die Ruhe. Ihr seid noch weit entfernt von mir.“, sagte die Stimme erheitert.

Junko zeigte auf einige alte, an Stangen befestigte Megaphone, aus denen die Stimme wohl zu kommen schien.

„Wer bist du? Und wo ist meine Schwester? Sag´s mir!“, schrie Kazuma wütend.

Die Stimme lachte wieder leicht. „Geduld, Geduld. Zuerst möchte ich dich gerne treffen. Hab soviel von dir gehört, das ich dich einfach mal zu einem Kampf herausfordern möchte.“

Kazuma stutzte. „Was denn? Dieser ganze Aufstand nur um mit mir zu kämpfen? Das hättest du auch einfacher haben können!“, schrie er wütend.

„Sorry, aber ich musste sichergehen, das du bei diesem Kampf alles gibst. Halt dich von deiner Stelle aus nördlich bis du zu einem leicht rötlichen Bunker kommst mit nur einem Eingang. Von da aus geh nach unten.“, erklärte die Stimme.

„Warte. Zuerst will ich wissen, das Serena da ist und es ihr gut geht!“, Er knurrte wütend, als er keine weitere Antwort bekam. „Hey! Komm schon!“ schrie er erneut.

Junko sah in Richtung Norden, wo tatsächlich in einiger Entfernung ein hellrotes Betongebäude stand. „Das muss es sein, was er meinte.“

Kazuma steckte das Schwert wieder weg. „Ich werde diesen Kerl fertig machen!“, sagte er gereizt und lief los.

Junko hatte Mühe, seinem Tempo mitzuhalten.

Als sie bei dem Bunker ankamen, hatte er nur eine einzige Tür wie die Stimme gesagt hatte.

Kazuma öffnete sie und sah auf eine Treppe, die nach unten führte. Das Ende der Treppe war von dort aus nicht zu sehen.“

„Wie tief geht das denn?“, fragte Junko

„Gibt nur einen Weg, das herauszufinden.“ entgegnete Kazuma und ging voran.

Junko seufzte und folgte ihm etwas widerwillig. Doch sie wollte Serena auch retten.

Die Beleuchtung hier bestand lediglich aus ein paar alten Glühbirnen, von denen einige leicht flackerten.

„Scheint ziemlich alt zu sein.“, bemerkte Junko.

Kazuma hörte sie nicht. Er dachte in dem Moment nur an seine Schwester und das er sie unverletzt wieder bekommen würde.

Die Treppe endete nur zwei Minuten nachdem sie den Bunker betreten hatten, doch ein Gang führte sie weiter nach vorne.

Die Beleuchtung wurde ein wenig besser und man konnte einen großen, erhellten Raum am anderen Ende sehen. Kazuma beschleunigte seine Schritte nun etwas. Junko wollte mithalten, doch sie fiel zurück.

Kazuma betrat den Raum als erstes, kurz bevor hinter ihm eine dicke Glasscheibe herunterfiel und den Rückweg versperrte.

Junko war noch in dem Gang und klopfte gegen die Scheibe, doch sie gab nicht nach.

„Hey! Was soll das!“, schrie Kazuma und schlug mit voller Kraft gegen die Scheibe. Doch auch davon gab sie nicht nach.

„Vergiss es. Das ist Panzerglas von einem halben Meter Stärke. Das kriegst du auch nicht kaputt.“, sagte die Stimme wieder.

Kazuma drehte sich um und blickte auf einen jungen Mann am anderen Ende des Raumes.

Der Mann trug einen schwarzen Anzug und hatte eine Kabuki-maske.

„Was denn? Zu feige, um mir dein Gesicht zu zeigen? Dann kenne ich dich vermutlich und du willst nicht, das ich dich erkenne. Liege ich da richtig?“

Der Mann lachte leicht. „Die Maske hat andere Beweggründe aber in einem gewissen Sinne hast du auch wiederum recht. Du wirst das zu gegebener Zeit erfahren. Jetzt zieh dein Schwert!“, forderte er auf.

Kazuma nahm die Falkenklinge und zog sie aus der Scheide. „Leider habe ich momentan nur ein Schwert, aber das wird schon reichen. Schließlich scheinst du kein Sarok zu sein wie ich deiner Körpergröße entnehme.“

Der Mann zog ebenfalls ein Schwert. Ein langes dünnes, das allerdings dennoch sehr stabil aussah.

„Bevor wir anfangen, will ich Serena sehen. Mich vergewissern, das es ihr gut geht.“, erklärte Kazuma.

Der Mann senkte das Schwert etwas und drückte einen Schalter hinter sich.

Die Wand hinter ihr wurde jetzt durchsichtig und man sah einen großen beleuchteten Raum. In der Mitte des Raumes stand ein zusätzlicher Glaskäfig, den dem Serena drinnen eingesperrt war.

Kaum sah sie Kazuma klopfte sie an die Wand des Käfigs und rief ihm etwas zu, doch ihre Worte waren nicht zu hören.

„Sie kann uns zwar hören, aber wir sie nicht. Ich fand es besser so.“, sagte der Mann schmunzelnd.

„Lass sie frei!“, schrie Kazuma wütend.

„Gerne. Wenn du mich besiegen kannst, werde ich sie freilassen und ihr könnt dann gerne gehen. Aber vorher möchte ich die Ekstase eines richtigen Kampfes spüren.“ Der Mann klang etwas ungeduldig.

Kazuma senkte lächelnd den Kopf. „Na gut. Aber beschwere dich hinterher nicht über ein paar gebrochene Knochen.

Mit diesen Worten rannte er los.

Sein Gegner blieb regungslos stehen und ließ ihn näher kommen.

Kurz vor ihm blieb Kazuma stehen und schwang das Schwert mit voller Kraft auf ihn zu.

Der Mann hob sein Schwert und fing den Schlag ganz einfach ab. Mit nur einer Hand.

Kazuma drückte dagegen, doch sein Schwert bewegte sich kein bisschen.

Der Gegner schmunzelte. „Ist das alles, was du zu bieten hast?“

Kazuma zog das Schwert zurück, drehte es und schlug von oben zu.

Der Mann allerdings schien blitzschnell zu reagieren, hob das Schwert hoch und fing den Schlag ebenfalls ab, als wäre es das leichteste von der Welt.

Er sprang jetzt etwas zurück und hielt sein Schwert drohend auf Kazuma gerichtet. „Du solltest dich schon etwas anstrengen, wenn du deine Schwester wieder haben willst.“

Kazuma sprintete auf ihn zu und schlug erneut mit aller Kraft. Doch diesmal wich der Gegner zurück.

Kazuma setzte zu einem weiteren Schlag, der erneut abgewehrt wurde. Anschließend ließ er ein Schlaggewitter auf ihn niederprasseln, doch kein einziger Schlag fand sein Ziel.

Schließlich wich Kazuma wieder etwas zurück. Er keuchte bereits doch er konnte nicht fassen, das er noch nicht einen einzigen Treffer gelandet hatte.

„Nicht übel. Das war schon etwas besser. Du bist schnell, auch wenn ich immer noch schneller bin.“, sagte der Mann und sah auf Kazuma´s Schwert. „Die Waffe ist gut, keine Frage, aber mit ihr wirst du deine volle Kraft nicht benutzen können, fürchte ich.“, fügte er hinzu.

Kazuma sah die Falkenklinge an. Irgendwie wusste er, das sein Gegenüber recht hatte.

Der Mann sah Junko an, die immer noch hinter der Glasscheibe stand und dem Kampf zusah. Auf ihrem Rücken hatte sie ihr Schwert, die Drachenklinge.

„Das wäre richtig.“, sagte der Gegner. Er zog eine Fernbedienung heraus und drückte einen Knopf.

Die Glasscheibe fuhr hoch und Junko, die sich an sie gelehnt hatte, fiel in den Raum.

„Aua! Was sollte das denn?“, fragte sie.

„Gib ihm dein Schwert. Das sieht erheblich stärker aus als sein eigenes.“, befahl der mysteriöse Mann.

Junko sah ihn ungläubig an.

„Nun mach schon!“, sagte der Mann etwas lauter.

Kazuma sah zu Serena, die immer noch in ihrem Käfig war und versucht, ihm etwas zuzurufen.

„Darf ich dein Schwert nochmal benutzen?“, fragte Kazuma ohne den Blick von Serena abzuwenden.

Junko stand langsam auf. „Na gut.“, sagte sie. Dann löste sie das Schwert samt Scheide von ihrem Rücken und schubste es zu Kazuma hin. „Tritt dem Kerl von mir ordentlich eine rein.“, sagte sie lächelnd.

Kazuma steckte die Falkenklinge weg, schnallte sie ab und ließ sie auf den Boden fallen. Dann nahm der die Drachenklinge, zog sie aus der Scheide und legte diese neben sein Schwert.

„Geh zur Seite, Junko. Ich kann dich während dieses Kampfes nicht beschützen, fürchte ich.“, riet er.

Junko nickte und ging hinter einem starken Betonpfeiler in Deckung.

„Nur zur Erklärung. Ich werde jetzt ernst machen. Keine Zurückhaltung mehr.“, erklärte der Mann.

Kazuma meinte, erkennen zu können, das der Kerl jetzt lächelte. „Passt mir gut. Dann kann ich jetzt auch richtig loslegen und diesen Kampf schneller beenden.

Er schwang das Schwert ein wenig herum um wieder ein Gefühl dafür zu bekommen. Dann rannte er auf seinen Gegner zu.

Mit der rechten Hand schwang er das Schwert auf ihn zu.

Der wehrte wieder ab, doch diesmal setzte er zu einem Gegenangriff an, den Kazuma nur mit einem beherzten Sprung zurück ausweichen konnte.

„Drehen wir mal auf.“, sagte der Gegner und verschwand plötzlich.

Kazuma erschrak und sah sich um. Der Raum schien leer bis auf Junko, die sich hinter dem Pfeiler versteckte und den Kampf im Auge behielt.

„Wo zum Geier ist er?“, fragte Kazuma.

Da tauchte der Gegner hinter ihm auf. Kazuma spürte einen leisen Luftzug und machte einen Purzelbaum nach vorne, bevor dessen Schwert über ihn flog.

Doch er zögerte nicht. Er drehte sich, bekam so mehr Schwung mit dem Schwert und schlug zu.

Erneut trafen sich die Schwerter und Kazuma legte alles in diesen Schlag, doch er kam nicht durch.

„Nach wie vor armselig. Zeig doch mal, was du wirklich kannst!“, sagte der Gegner, trat einen Schritt zurück und schlug blitzschnell zu.

Kazuma sah den Schlag nicht einmal, der ihn zwar nicht erwischte, aber ihn durch den Druck zurückdrängte und schließlich von den Füßen hob so das er hinfiel.

„Deine Abwehrhaltung ist genau so schlecht wie dein Angriff. Ich frage mich, wie du es bisher geschafft hast, zu überleben in deinem Zustand.“, erklärte der Mann irgendwie belehrend.

Er ging nun erneut zum Angriff auf Kazuma über, der eine Rolle rückwärts machen musste, um dem Schwert auszuweichen. Aber dadurch kam er auch wieder auf die Beine.

Die nächsten Schläge des Gegners waren etwas schwächer und langsamer, so das Kazuma sie irgendwie abwehren konnte. Doch trotzdem wich er langsam immer weiter zurück.

„Bei schnelleren, schwächeren Angriffen bist du besser, aber das reicht noch lange nicht.“, sagte der Gegner.

Seine Schläge wurden nun etwas stärker behielten aber ihre Geschwindigkeit.

Kazuma bekam Mühe, das Schwert noch festzuhalten, obwohl er die Schläge alle abwehren konnte.

„Siehst du? Schon wieder es schwieriger für dich. Daran solltest du noch arbeiten.“

Kazuma fragte sich, was dieser Gegner eigentlich wollte. Er kam beinahe schon rüber wie ein Lehrer und nicht wie ein Gegner, den er besiegen wollte.

„So. Jetzt schalten wir mal einen weiteren Gang höher.“, sagte der Mann und schlug erneut zu. Doch dieser Schlag hatte ungleich viel mehr Kraft als der letzte und war auch viel schneller.

Kazuma wehrte den Schlag zwar ab, aber gleichzeitig glitt ihm das Schwert aus der Hand, das jetzt einige Meter hinter ihm auf dem Boden aufschlug.

Kazuma sah wie gelähmt aus, aber nicht aufgrund des Schlages gerade eben, sondern weil er in die Augen des Gegners sah, die hinter der Maske aufblitzten. Sie waren knallrot und leuchteten richtig.

„Was... Das kann doch nicht sein.“, sagte Kazuma verdutzt.

Die Augen sahen genauso aus wie bei ihm, wenn er seine Sarokgene benutzte um stärker zu werden.

Aber das konnte nicht sein. Er war der einzige, der diese Fähigkeit hatte, soweit er bisher wusste.

Wer war bloß dieser geheimnisvolle Gegner?

Zwillinge

Kapitel 101:

Zwillinge
 

Kazuma wich einige Schritte zurück, ohne die feuerroten Augen seines Gegners außer Acht zu lassen.

„Was... was hat das zu bedeuten?“, fragte er verdutzt.

Der Gegner schmunzelte leicht hinter seiner Maske. „Das solltest du doch am besten wissen.“

Junko lugte aus ihrem Versteck hin zu den beiden. Sie sah Kazuma, der verwundert aussah, doch von dort aus konnte sie nicht sagen, was passiert war.

„Bist du etwa auch...?“, fragte Kazuma.

„Ein Halbsarok? So wie du? Ja, das kann man wohl so sagen.“, ergänzte der Mann.

„Was ist los?“, fragte Junko die sich wieder in ihrer Deckung versteckt hatte.

Kazuma hörte sie in dem Moment gerade nicht. Ihm gingen alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Niemals hätte er erwartet, das es noch einen Menschen wie ihn gab.

„Aber wie? Und wann?“, fragte er.

Der Gegner schmunzelte erneut. „Besiege mich, vielleicht haben wir danach dann etwas Zeit für eine kleine Plauderei.“

Kazuma sah zu Serena. Um diesen Kampf zu gewinnen, musste er schneller werden. Allerdings war sein Gegner so gut, das er keine Chance haben würde, wenn er nicht richtig ernst machte.

„Ich mache dir einen Vorschlag. Wenn du mir die Maske vom Gesicht reißen kannst, gestehe ich meine Niederlage ein.“, bot der Maskierte jetzt an.

Kazuma nahm das Schwert mit beiden Händen. „Wenn ich ihn mit einem Angriff ablenken würde und mir dann mit einer Hand die Maske schnappe, könnte ich es schaffen.“, dachte er sich.

„Na gut!“, schrie er und ging wieder auf den Gegner zu.

Er schlug mit dem Schwert zu, das der Gegner mit seinem abwehrte. Dann löste Kazuma eine Hand und griff nach der Maske. Doch ehe er sie bekommen konnte, sprang der Mann zurück und gewann wieder etwas Abstand.

„So einfach ist es nicht.“, entgegnete er.

Kazuma keuchte. Durch seinen Kampf mit Ghatzi war er noch geschwächt. Er könnte diesen Kampf nicht mehr lange durchhalten.

Plötzlich ertönte eine Stimme in seinem Kopf. „Lass mich dir helfen.“, sagte sie.

Kazuma stutzte. Er sah sich verwirrt um, doch es waren nur der Gegner und Junko hier und die Stimme war eindeutig männlich gewesen. „Wer ist da?“, fragte er.

„Denk nicht lange nach. Ich leihe dir meine Fähigkeiten. Du musst nur kämpfen wollen. Ich übernehme den Rest.“, fügte die unbekannte Stimme hinzu.

Kazuma war sicher, das es diesmal nicht Gaia war. Doch wer war es dann?

Irgendwie hatte er die seltsame Ahnung, das die Stimme aus dem Schwert kamen, doch klang es verrückt zu sagen, dass das Schwert mit ihm sprechen würde.

„Bist du endlich bereit, weiter zu machen, oder ziehst du es vor, weiter mit dir selbst zu reden um dir Mut zu machen?“, fragte der Gegner ungeduldig klingend.

Kazuma hob das Schwert. „Entweder werde ich gerade verrückt, oder das hier wird schräger, als ich gedacht habe.“, dachte Kazuma und schluckte.

Er legte das Schwert an und rannte erneut auf den Gegner zu.

Der hielt sein Schwert wieder hoch in Abwehrposition.

Plötzlich spürte Kazuma etwas. Es war, als würde jemand anderes seinen Körper lenken. Aber es war kein unangenehmes Gefühl.

Er schwang das Schwert herum und traf das Schwert seine Gegners.

„Immer noch die gleiche Technik? Langweilig.“, sagte der Mann.

Da griff Kazuma um, drehte sich einmal um die eigene Achse und schlug von der anderen Seite zu.

Der Gegner war verwundert, konnte den Schlag aber trotzdem abwehren.

„Was denn jetzt? Ist er schneller geworden?“, dachte er.

Kazuma trat jetzt etwas zurück, streckte das Schwert aus und stach auf den Gegner ein.

Die Aktion geschah unglaublich schnell, doch sein Gegner konnte die Bahn des Schwertes ablenken und gleichzeitig zur Seite ausweichen.

Kazuma zögerte jedoch keine Sekunde, erneut anzugreifen und so ließ er eine regelrechtes Schlaggewitter auf ihn niedergehen.

Der Maskierte hatte sichtlich Mühe, jeden einzelnen Schlag abzuwehren.

Junko und Serena, die das sahen waren erstaunt von Kazuma. Es schien, als wenn er nicht eine einzige überflüssige Bewegung machte. Jede einzelne verfolgte das Ziel, den Gegner in Bedrängnis zu bringen. So etwas hatte sie bei Kazuma noch nie gesehen.

Kazuma selbst hatte einen leicht euphorischen Gesichtsausdruck. Allerdings fragte er sich doch, was hier eigentlich vor sich ging.

Der Gegner wehrte nach wie vor ab, aber das Schwert in seiner Hand zitterte bereits etwas von der Kraft der Schläge.

„Es ist soweit.“, sagte die geheimnisvolle Stimme in Kazumas Kopf.

Kazuma zog das Schwert zurück und holte zu einem großen Schlag aus. Er drehte sich wieder, aber diesmal machte er drei Umdrehungen, bevor er zuschlug.

Der Gegner hielt diesmal das Schwert mit beiden Händen dagegen, doch es brachte nichts. Durch die Wucht des Schlages wurde ihm das Schwert aus der Hand geschlagen.

Anschließend drehte sich Kazuma erneut und schlug von oben zu.

Der Gegner trat etwas zurück und wollte dem Schlag ausweichen, doch das Schwert traf ihn an der linken Gesichtshälfte.

Dadurch trennte sich die Befestigung der Maske. Er fiel rückwärts zu Boden während seine Maske neben ihm aufschlug.

Kazuma verschnaufte. Das Gefühl, das er eben noch hatte, war verschwunden. Die Drachenklinge fiel zu Boden und er selbst musste in die Knie gehen.

„Jetzt reicht´s aber.“, sagte er keuchend.

Der Gegner seufzte. „Damit hatte ich nicht gerechnet. Gute Technik. Wie ein Profi.“, sagte er und stand langsam auf.

„Und jetzt lass Serena endlich frei, bevor ich...“ Weiter kam Kazuma nicht, denn er sah jetzt das Gesicht des Gegners, das ihn ins Stocken brachte. Es wurde still, während Kazuma schluckte und versuchte, die Worte wiederzufinden, die er eben sagen wollte, doch irgendwie waren sie gerade weg.

Er sah in ein Gesicht, das er nur zu gut kannte, wenn es sah aus wie sein eigenes. Abgesehen von einer Narbe über dem rechten Auge und der Schnittwunde an der linken Backe, die Kazuma ihm eben gerade zugefügt hatte.

„Wer zum Teufel bist du? Was bist du?“, fragte Kazuma, der endlich wieder anfing zu sprechen.

Sein Gegenüber grinste etwas verschmitzt während er sich das Blut von der Backe wischte. „Tja. Jetzt, wo du mich siehst, solltest du es eigentlich leicht erraten können, oder nicht?“

Nun sah Kazuma noch ratloser aus als zuvor. „ Ein Klon? Chamäleon?“, riet er drauflos.

Der Gegner stutzte, fing dann aber lauthals an zu lachen. „Was denn? Das ist alles, was dir einfällt? Klon? Chamäleon? Ziemlich weit hergeholt.“, sagte er und lachte weiter.

Junko kam jetzt aus ihrem Versteck und sah die beiden an. „Wahnsinn. Ihr seht aus wie Zwillinge.“, sagte sie ohne nachzudenken.

Der Gegner lächelte. „Siehst du? Die Kleine hier hat es gerafft.“, sagte er immer noch leicht lachend.

Jetzt sahen ihn beide verdutzt an.

„Was soll das jetzt heißen`“, warf Kazuma immer noch zurückhaltend ein.

„Seid ihr etwa wirklich Zwillinge?“, fragte Junko erstaunt.

„Unsinn. Ich habe keinen Bruder und schon gar keinen Zwillingsbruder. Davon würde ich ja wohl wissen, mal ehrlich.“, sagte Kazuma überzeugt.

„Sei dir da mal nicht so sicher.“, sagte sein Gegenüber mit erhobenem Zeigefinger. „Sie hat recht. Ich bin dein Zwillingsbruder. Siehst du es nicht? Ich sehe genauso aus wie du.“

Kazuma wich etwas zurück. „Das ist ein Trick. Vermutlich von den Sarok, um uns fangen. Ich weiß nicht, was du bist, aber ich habe nur eine Schwester und die lässt du jetzt gefälligst frei.“, schrie er.

Daraufhin zog der Zwilling eine Fernbedienung aus der Hose und drückte einen Knopf.

Der Käfig, der Serena eingeschlossen hatte verschwand und es tat sich eine Tür zu ihrem Raum auf.

Serena rannte jetzt heraus und umarmte ihren Bruder. „Ein Glück geht es dir gut. Ich hatte schon das schlimmste befürchtet.“, sagte sie.

„Du hast dir Sorgen um Mich gemacht? Ich dachte, es wäre eher umgekehrt.“, entgegnete er.

„Draußen ist es bereits heller Tag und ich denke, ihr werdet gesucht, also solltet ihr vor heute Abend nicht wieder rausgehen. Ich werde uns etwas zu essen machen, dabei können wir uns etwas unterhalten.“, sagte der Zwilling und drehte sich um.

„Ein Essen? Glaubst du, ich lasse mich von dir vergiften?“, fragte Kazuma immer noch misstrauisch.

„Er hat recht. Wir sollten etwas essen und du musst dich wohl ausruhen.“, bemerkte Serena.

„Ich hätte ihr nie etwas angetan, vertraue mir. Immerhin ist sie auch meine Halbschwester.“, sagte der Zwilling.

Kazuma sah ihn erneut an. „Du bist also wirklich mein Zwillingsbruder? Aber wie und warum? Und warum weiß ich nichts von dir?“

„Und vor allem, wie heißt du?“, fragte Junko jetzt.

Der Zwilling überlegte kurz. „Ich wurde während ich aufwuchs immer -Subjekt 2- genannt. Und zwar von allen Menschen, die ich kennengelernt habe.“

„Das ist doch kein Name.“, sagte Junko.

„Was soll den das heißen? Hab noch nie jemanden ohne Namen gesehen.“, warf Kazuma ein.

„Nennt mich einfach, wie ihr wollt. Ich habe nie über einen Namen nachgedacht.“

Junko dachte einen Moment nach. „Wie wäre es denn mit Azuma. Das klingt fast wie Kazuma und man kann sofort hören, das ihr Zwillinge seid.“, sagte sie.

Kazuma und Serena sahen sie fragend an und auch ein wenig enttäuscht angesichts ihrer Fantasielosigkeit.

„Hmmm. Azuma, was? Warum nicht? Klingt gut.“, sagte der Zwilling lächelnd.

Kazuma wollte etwas dazu sagen, doch ihm fiel wieder nichts ein. Er versuchte nach wie vor, wachsam zu bleiben.

„Okay. Gehen wir in die Küche.“, sagte Azuma und ging voran.
 

Er führte sie durch den unterirdischen Komplex an einigen Türen vorbei und durch einen weiteren größeren Raum, in dem ein kleines Zimmer von Glas umschlossen lag, in dem Kinderspielzeug lag.

Schließlich kamen sie in einer Großraumküche an.

„Wow. Hier müssen wirklich viele Menschen gelebt haben, wenn sie eine solche Küche brauchten.“, sagte Junko erstaunt.

„Nicht wirklich. Das ist ein alter Bunker, aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Die Küche ist schon alt, funktioniert aber noch.“, erklärte Azuma und öffnete einen Schrank.

Er holte zwei größere Dosen heraus. „Erbsensuppe sollte reichen oder? Tut mir leid aber es gibt keine frischen Zutaten mehr.“

„Du bist hier aufgewachsen, oder?“, fragte Kazuma.

Azuma senkte den Kopf.

„Vor dem Glaskäfig mit dem Spielzeug eben stand -Subjekt 2- dran. Das ist wohl dein Kinderzimmer gewesen, wenn man das so nennen kann.“, ergänzte Kazuma.

Azuma holte einen großen Topf heraus, den er auf den Herd stellte. Dann nahm er einen Dosenöffner. „Ich bin hier aufgewachsen bis zu meinem 12. Lebensjahr. Eingesperrt und immer unter Beobachtung.“, sagte er melancholisch klingend.

Er öffnete die Dosen, schüttete deren Inhalt in den Topf und stellte den Herd an.

„Jetzt bin ich aber auch neugierig. Was ist deine Geschichte?“, fragte Kazuma und setzte sich hin.

Azuma rührte den Inhalt des Topfes ein wenig herum. „Zunächst solltet ihr wissen, das alles, was ich über dich, unsere Mutter, unseren Vater, Serena und die Umstände unserer Geburt Unterlagen entnommen habe, die ich hier im Archiv gefunden habe.“

„Du redest von der Geschichte, wie unser Vater auf die Erde kam, um die Menschen vor der Bedrohung durch die Sarok zu warnen und ihnen Mittel zur Verteidigung geben wollte?“, fragte Kazuma.

Azuma lächelte. „Ich sehe, du hast bereits einiges erfahren. In den Unterlagen war es etwas anders dargestellt, aber ich dachte mir so etwas schon.“, entgegnete Azuma.

„Ich kenne die Geschichte von Zakor. Er war es, der meinen leiblichen Vater damals tötete.“, erklärte Kazuma.

Azuma setzte sich hin. „Verstehe. Aber vermutlich weißt du nicht, das die Regierung damals die Schritte unseres Vaters zurückverfolgt haben und unsere Mutter dadurch in ihre Überwachung fiel.“

Kazuma erschrak leicht. „Die Regierung hat uns überwacht?“

Azuma nickte. „Außerdem wurde sie noch dazu schwanger, was die Regierung veranlasst, einen Bluttest ihres ungeborenen Kindes durchzuführen. Sie schmierten einige Ärzte und Schwestern und kamen so an eine Probe unseres Blutes. Außerdem fanden sie so heraus, das unsere Mutter Zwillinge in sich trug. Das bot ihnen die optimale Chance, uns zu untersuchen.“, erklärte Azuma.

„Sie habe ungeborenen Babys Blut abgenommen? Mein Gott.“, sagte Junko schluckend.

„Sie fanden so heraus, das wir nur zur Hälfte menschlich waren. Auch, wenn wir in diesem Stadium noch aussahen wie Menschen, wussten sie nicht, wie wir uns entwickeln würden und ob wir auf der Seite der Menschen standen. Sie hatten Angst. Jedoch konnten sie unsere Mutter weismachen, das sie nur ein Kind bekam. Die Geburt war dann die nächste Stufe. Der Arzt machte unserer Mutter weiß, das sie einen Kaiserschnitt benötigte, so das die sie betäuben konnten. Eines der Babys wurde später der Mutter gegeben, während das andere einer Regierungsbehörde ausgehändigt wurde, die es an einen sicheren Ort brachte, wo das Baby großgezogen und untersucht werden konnte. So hatten sie zwei Versuchsobjekte. Eines, das sie ständig untersuchen und Tests an ihm durchführen konnten und eines, das in normaler Umgebung aufwuchs, selbstständig immer von der Regierung beobachtet.“

Kazuma erinnerte sich an den Raum mit den Spielsachen. „Du warst also von deiner Geburt an hier eingesperrt. Kaum auszudenken, wie das für dich gewesen ist.“, sagte er.

Azuma lachte leicht. „Es war nicht so schlimm, wie es klingt. Am Anfang haben sie mir jede Woche ein- zweimal Blut abgenommen, um es zu untersuchen und hin und wieder war ich beim Röntgen oder Ultraschall. Sie wollten meine Entwicklung genaustens dokumentieren. Ab meinem 4. Lebensjahr kamen tägliche Belastungstests hinzu wie Kondition und Kraft. Das war schon etwas heftiger, aber um mich wurde sich immer gut gekümmert. Ich hatte genug zu essen und es gab einige Frauen unter den Wissenschaftlern, die mich ins Herz geschlossen hatten.“

„Und was ist dann passiert? Wo sind alle?“, fragte Serena.

„Verschwunden. Als die Invasion begann, sind alle gegangen, um ihre Familien zu suchen, nehme ich an. Mich ließen sie zurück. Da durch ihre Tests meine Stärke und Kondition gewachsen waren, war es ein leichtes, die Türen zu knacken. Ich suchte zuerst den ganzen Bunker ab, aber es war niemand mehr zu sehen. Kein Wissenschaftler und auch keine Wache mehr. Niemand. Also wollte ich ihnen folgen und nahm die Treppe nach oben. Dann kam ich zum ersten Mal an die Oberfläche, sah denn blauen Himmel und die Sonne. Außerdem die Stadt und das Raumschiff über der Stadt. Das war zu dem Zeitpunkt alles fremd für mich. Ich wusste nicht, was geschehen war.“

„Ein 12jähriger allein? Das musste wirklich hart gewesen sein.“, sagte Serena etwas traurig klingend.

Azuma rührte die Suppe erneut ein wenig um. „Ich ging erstmal zurück in den Bunker und fand das Archiv. Da sie mir auch Lesen beigebracht hatten, suchte ich nach Anzeichen, was eigentlich los war. Warum ich alleine gelassen wurde und warum ich hier war. Keine Ahnung, wie viel Zeit verstrich. Ich aß von der Küche alles, was ich finden konnte, während ich einen Ordner nach dem anderen durchblätterte und immer mehr von dem verstand, was ich eigentlich war. Und was diese Raumschiffe waren. Und dann fand ich den Ordner über meine Familie, meine Mutter, meine jüngere Schwester und meinen Zwillingsbruder. Überwachungsberichte, Fotos, Schulzeugnisse, einfach alles war dort. Das brachte mich dazu, euch zu suchen. Ich packte mir eine paar Sachen zusammen, suchte eine Karte mit eurer Adresse heraus und brach auf in Richtung Stadt.“

„Du hast uns gesucht?“, fragte Serena.

„Natürlich. Ich war allein und auch wenn ich die 5 Jahre gut zurechtkommen bin, wollte ich doch meine wahre Familie suchen. Allerdings war euer Haus bereits leer, als ich endlich ankam. Ich wusste nicht, ob ihr nur geflohen oder bereits tot wart. Meine Hoffnungen auf eine Familie wurden dadurch zerstreut. Zu allem Überfluss lief ich auch noch einer Patrouille der Sarok über den Weg. Zum Glück konnten sie schlecht zielen, so das ich weglaufen konnte. Allerdings kannte ich mich nicht aus und rannte in eine Sackgasse rein. Die Sarok verfolgten mich und ich hatte nur die Wahl zu kämpfen oder zu sterben.“, erklärte Azuma.

„Du hast offensichtlich überlebt.“, bemerkte Kazuma.

„Habe ich. Weil zu dem Zeitpunkt das erste Mal mein Sarokgen zum Vorschein kam. Kann mich kaum noch daran erinnern, jedenfalls waren alle drei Sarok tot als ich aufwachte. Ich beschloss, weil es zu gefährlich war, zum Bunker zurückzugehen. Hier waren noch viele Unterlagen, die ich durchlesen konnte. In die Stadt ging ich nur noch, wenn ich etwas zu essen brauchte. Von da an nahm ich auch jedes Mal ein Schwert mit. Einer der Wissenschaftler hatte mal versucht, mir Schwertkampf beizubringen. Wenn ich nicht las, trainierte ich.“

Er stellte die Herdplatte ab und hob den Topf auf den Tisch. Dann holte er einige Teller und Löffel heraus.

„Ich fand schließlich die Unterlagen, über meine Veranlagung und mir war beinahe klar, was bei meinem ersten Trip in die Stadt passiert war. Also fing ich an, auf diese Verwandlung zu trainieren. Das kam mir nun zugute, wenn ich in die Stadt ging, da dort immer wieder Sarok auftauchten. Ich wurde stärker und hatte endlich meine Kraft unter Kontrolle. Ich hatte mich sogar damit abgefunden, alleine zu bleiben. Bis ich von dir hörte.“, erklärte er und verteilte die Teller.

„Von unserer Reise.“, sagte Serena.

„Ja. Zuerst war ich mir nicht sicher, das ihr es seid aber dann vor einigen Wochen sah ich die Fernsehübertragung von eurer verpatzten Hinrichtung. Ich erkannte sofort meinen Bruder dort, der Leola die Stirn bot. Eigentlich war ich ohnehin der Meinung, das nur er das fertigbringen könnte.“, schmunzelte Azuma leicht.

„Ich wollte nun wissen, wie stark du bist. Darum musste ich einen Kampf mit dir arrangieren. Einen ernsthaften Kampf natürlich. Tut mir leid deswegen.“, entschuldigte er sich.

Kazuma verschränkte die Arme und seufzte. „Also war das alles wirklich nur Show. Und? Habe ich bestanden?“

Azuma lächelte. „Für jemanden, der erst seit kurzem auf seine wirkliche Kraft gekommen ist, nicht schlecht. Hätte ich allerdings ernst gemacht, wärst du jetzt platt.“

Kazuma machte ein genervtes Gesicht.

„Lasst uns doch jetzt erstmal essen. Danach können wir immer noch besprechen, was jetzt zu tun ist oder uns streiten, wenn euch beiden danach ist.“, sagte Serena.

„Von mir aus. Hab ohnehin Hunger.“, erwiderte Kazuma.

Er sah Azuma an. Irgendwie fand er die Vorstellung komisch, plötzlich einen Zwilling zu haben.

Zurück in Tokio

Kapitel 102:

Zurück in Tokio
 

Nachdem sie gegessen hatten, standen Azuma und Serena an der Spüle und wuschen das dreckige Geschirr.

„Du hast also nur darauf gewartet, das wir zurückkommen, um dich uns zu zeigen.“, meinte Kazuma.

Azuma lächelte. „Hatte Glück. Hab mitbekommen, das ihr gefangen genommen wurdet und mir war klar, das die euch nicht halten können. Dann sah ich Serena bei eurem Haus. Hab meine Chance ergriffen und sie mitgenommen. Dann hab ich euch die Notiz dagelassen. Den Rest kennt ihr ja.“, bestätigte er.

„Wenn das so ist, habe ich nur eine Frage.“, sagte Kazuma und sah Azuma mit ernstem Blick an. „Würdest du anstelle von Junko am Turnier teilnehmen?“

Alle sahen ihn fragend an.

„Heißt das, du hast dich entschlossen, mit zu dem Turnier zu gehen?“, fragte Serena hämisch grinsend.

„Irgendwie schon. Hab´s wohl jemandem versprochen.“, erklärte Kazuma.

„Hey. Moment mal. Du kannst nicht für mich entscheiden.“, sagte Junko verärgert.

Kazuma sah sie an. „Komm schon. Du weißt, das du nicht so stark wie die anderen bist. Du hast keine übernatürlichen Fähigkeiten. Wer weiß, was dir dort zustoßen kann.“

„Beruhigt euch. Ich habe ohnehin kein Interesse an diesem Turnier. Das ist Zeitverschwendung. Nach allem können wir das gar nicht gewinnen, glaube ich.“, sagte Azuma bedrückt.

Jetzt sah auch Kazuma überrascht aus. „Du bist stärker als ich und sagst das trotzdem? Nach allem, was ich bei der Reise geschafft habe?“

Azuma spülte einen weiteren Teller. „Die Sarok, die du besiegt hast, werden gar nichts gewesen sein gegen die Sarok, die vermutlich beim Turnier mitmachen. Geschweige denn die anderen Völker, die dabei mitmachen. Dafür bin nicht mal ich stark genug, fürchte ich.“, erklärte er.

Kazuma senkte den Kopf. Daran hatte er gar nicht gedacht. Nachdem er Leola besiegt hatte, war er wohl etwas größenwahnsinnig geworden, aber Azuma hatte recht. Da war Ghatzi, der offensichtlich keine Probleme gehabt hätte, Kazuma zu besiegen und dann der Sohn des Imperators, den er vor der Hinrichtung schon einmal gesehen hatte und dessen Kraft unvorstellbar groß war. Auf den Mutterschiffen waren bestimmt noch hunderte dieser Krieger.

„Dann trainierst du eben noch ein bisschen und Junko ebenfalls.“, sagte Serena.

Kazuma wunderte sich. „Trainieren? Wie das denn? Der Zeitplan sagt, das wir in einer Woche abgeholt werden. Also wann?“

Serena zeigte ihm den Computer mit den Daten. „Der Flug dauert 8 Monate, bis wir dort ankommen. Genug Zeit würde ich sagen.“

Kazuma nahm ihr den Computer ab und sah auf die Daten. Serena hatte recht. Da stand, das sie 8 Monate vor dem Start des Turniers abgeholt werden und dorthin fliegen.

„8 Monate? So lang?“, fragte Junko leicht verängstigt.

Serena nickte. „Wenn mein zerstreuter Bruder sich mal mit den Daten beschäftigt hätte, die wir bekommen haben, wüsste er das schon längst.“

Kazuma konnte es immer noch nicht fassen. Er dachte, es würde ein kurzer Flug werden oder so etwas, aber damit hatte er nicht gerechnet.

„Dann ist ja alles bestens.“, entgegnete Azuma. „Wenn du auf diesem Flug nur annähernd so schnell stärker wirst, wie auf dieser Reise, dürfte es kein Problem für dich werden, dieses Turnier zu rocken.“, sagte er mit erhobenem Daumen.

Kazuma legte den Computer wieder weg und lehnte sich zurück. „Ist ne Chance. Aber du willst wirklich nicht mitkommen?“, fragte er nochmals.

Azuma ließ jetzt das Spülwasser ab. „Nein danke. Aber ich kann hier auf der Erde für dich nach dem Rechten sehen. Immerhin wirst du eine ganze Weile weg sein.“

„Das sind fast 1 ½ Jahre, die wir nicht hier sind.“, hatte Junko gerade aus gerechnet.

„Was, wenn wir verlieren? Dann können wir nicht mehr zurückkehren.“, sagte Kazuma.

Serena schlug ihm jetzt mit der flachen Hand auf den Rücken. „Hör auf, die über so etwas den Kopf zu zerbrechen. Wir werden einfach nicht verlieren, klar?“, schrie sie fast wütend.

„Aber vorher sollten wir unseren Geburtstag feiern.“, sagte Azuma grinsend.

Jetzt sahen ihn alle fragend an und er sah fragend zurück. „Na, in neun Tagen ist der 4. August. Schon vergessen, das ist dein Geburtstag, Kazuma und damit auch meiner.“, erklärte er.

Kazuma erschrak. Azuma hatte ja recht. Das hatte er völlig vergessen. Seit der Invasion hatten sie nicht einmal mehr Geburtstag gefeiert, weil sie so viel zu tun hatten.

„Du hast bald Geburtstag?“, fragte Junko.

„Stimmt schon. Hab ich auch total vergessen.“, sagte Serena.

„Wir sollten zurück zu den anderen gehen und planen, was wir jetzt tun. Sie sollten auch wissen, das wir nun endlich zu fünft sind.“, sagte Junko.

„Und wir sollten dann einen Geburtstagskuchen backen.“, schwärmte Serena.

Kazuma wurde jetzt etwas rot. „Quatsch. Das haben wir seit 5 Jahren nicht mehr gemacht, warum sollten wir so etwas jetzt machen?“, fragte er.

„Eine Grund mehr, das wieder einzuführen, noch dazu da ihr vor der Abreise Geburtstag habt und endlich vereint seid.“, sagte Junko freudig erregt.

Kazuma seufzte. „Ich stimme euch zu, das wir zu den anderen zurückmüssen. Sobald die Sonne untergegangen ist, brechen wir auf. Ruht euch solange aus.“, sagte er, stand auf und ging.

„Spielverderber. Aber was wird schon. Früher hat er gerne Geburtstag gefeiert. Auch, wenn er nie viel Freunde hatte damals.“, sagte Serena.

„Und du kommst natürlich auch mit heute Abend, als packe deine Sachen.“, sagte Junko mit Befehlston und zeigte auf Azuma.

Der schluckte. „Klar doch. Mach ich.“, nickte er und ging ebenfalls.

„Und wir überlegen uns, was wir den beiden schenken könnten.“, sagte Serena.
 

Es war später Nachmittag, als Azuma sich einen kleinen Rucksack geschnürt hatte und nochmal durch den Komplex lief. Dabei kam er auch an dem kleinen Glasraum vorbei, der früher sein Kinderzimmer war. Davor saß Kazuma, der aussah, als wenn er angestrengt über etwas nachdachte.

„Was beschäftigt dich? Überlegst du immer noch, ob du mir glauben sollst?“, fragte Azuma und setzte sich daneben.

Kazuma schmunzelte. „Nein. Davon bin ich schon fast ganz überzeugt. Ich denke nur darüber nach, wie es gewesen wäre, wenn es mich statt dich damals erwischt hätte. Wenn ich hier aufgewachsen wäre. Weiß nicht, ob ich das ausgehalten hätte.“

„Unsinn. Du wärst so wie ich geworden und ich so wie du. Immerhin sind wir doch Zwillinge.“, sagte Azuma laut lachend.

Kazuma sah seinen kleinen Rucksack. „Nicht allzu viel, was du mitnimmst.“, bemerkte er.

Azuma grinste. „Ich hab nicht viel, was mich an diesen Ort bindet, außerdem kann ich jederzeit hierher zurückkehren. Obwohl ich denke, das ich eine Weile nicht mehr hier sein werde.“

„Wenn ich weg bin, kümmere dich gut um alle. Auch um unsere Schwester.“, sagte Kazuma.

„Das kannst du vergessen.“, sagte Serena´s Stimme. Sie hatte die beiden belauscht. „Ich habe schon beschlossen, das ich mit euch komme. Immerhin bin ich immer noch die Anführerin. Als eure Managerin wird das schon gehen.“

Kazuma war total verdutzt und wollte eigentlich etwas dagegen sagen, aber ihm fiel gerade gar nichts ein.

Azuma lachte lauthals los. „Man merkt, das wir verwandt sind. Dickköpfig und durchsetzungsfähig!“

„Aber das wird doch gefährlich.“, platzte es endlich aus Kazuma heraus.

„Keine Widerrede, verstanden? Das ist mein Ernst. Du gehst nicht ohne mich.“, sagte sie und ging wieder.

Kazuma seufzte. „Tja. Da habe ich wohl keine andere Wahl.“ Er stand auf und streckte sich. „Wir sollten auch noch etwas zu Essen mitnehmen nur für den Fall.“

„Ganz deiner Meinung, Bruder.“
 

Es wurde langsam Abend. Die beiden Frauen hatten etwas geschlafen während Kazuma und Azuma sich etwas unterhalten hatten und etwas zu essen einpackten.

Sie verließen den Bunker und konnten gerade noch so am Horizont die untergehende Sonne sehen.

„Das Motorrad ist fast leer und zu viert passen wir da sowieso nicht drauf.“, bemerkte Kazuma seufzend.

„Macht nichts. Die Stadt ist nur ungefähr 15 Kilometer entfernt. Das sollten wir in 2 bis 3 Stunden schaffen.“, sagte Azuma Mut machend.

„Vergiss nicht, das wir auch noch da sind, also plan ruhig etwas mehr Zeit ein.“, erinnerte ihn Serena in Bezug auf Junko und Sie.

„Früher bin ich öfters zur Stadt gelaufen. Ein Fortbewegungsmittel hatte ich nie.“, sagte Azuma.

Kazuma sah zu der Stadt. „Möglicherweise schaffen wir es also nicht in einem Marsch bis zum Versteck.“

Azuma nickte. „Keine Sorge. Ich habe überall in der Stadt Häuser als Verstecke eingerichtet, wenn ich mal unterkommen muss. Essen und Betten sind dort und es ist einigermaßen sicher.“, erklärte er.

Junko zeigte jetzt auf die Schiffe über der Stadt, die man schon von weitem sehen konnte. Allesamt kleine Schiffe, aber mindestens 4 oder 5. „Das wird nicht einfach werden.“, meinte sie.

Kazuma schmunzelte. „Die suchen uns wahrscheinlich, um uns von dem Turnier abzuhalten. Aber in der Dunkelheit können wir die kleinen Gassen nutzen, um nicht gesehen zu werden.“

„Ich hoffe, die anderen haben es sicher ins Versteck geschafft.“, meinte Serena etwas sorgenvoll.

Kazuma grinste. „Soll das ein Witz sein? Yuan, die anderen und auch Ratko sind bei ihnen. Das wird schon.“

Azuma stutzte. „Sagtest du Ratko? DER Ratko?“, fragte er.

Kazuma sah ihn fragend an. „Ich habe dir doch erzählt, das sich ein Sarok uns angeschlossen hat, oder nicht?“

Azuma seufzte. „Ja schon. Aber das es DIESER Sarok ist, nicht. Selbst ich habe schon von ihm gehört.“

„Die Sonne ist weg. Wir sollten aufbrechen, damit wir in der Stadt ankommen, bevor es wieder hell wird.“, mahnte Serena.

„Schon gut.“, sagte Azuma und ging voraus.
 

Da Serena nicht so schnell laufen konnte, dauerte es beinahe 5 Stunden, ehe sie bei den ersten Häusern ankamen und erstmal verschnauften.

„Wir sollten von jetzt an vorsichtig sein. Nicht nur vor den Schiffen sondern auch vor Patrouillen. Bora wird nichts unversucht lassen, uns zu fangen.“, sagte Kazuma.

„Der muss wirklich verärgert sein, wenn er solche Maßnahmen auffährt.“, sagte Azuma.

„Kein Wunder. Das ist seine letzte Chance, uns davon abzuhalten, das Turnier zu erreichen.“, erklärte Junko.

„Und wahrscheinlich macht der Imperator ihm Druck.“, fügte Kazuma hinzu.

Azuma schüttelte den Kopf. „Wir müssen wohl mehr als vorsichtig sein.“

Serena sah jetzt auf die Uhr. „In 2 Stunden ist Sonnenaufgang. Das schaffen wir nicht mehr zum Widerstand.“

Azuma sah kurz auf eine Karte, die er dabei hatte. „Wenn wir uns beeilen, sollten wir in einer Stunde bei einem von mir markierten Haus ankommen, wo wir sicher sind.“

Kazuma sah ihn fragend an. „Ganz sicher?“

Azuma nickte. „Keine Sorge. Das Haus ist zwar etwas zerfallen, aber damit genau das Richtige, damit kein Sarok uns da drin suchen würde. Dort können wir den Tag verbringen und heute Abend gehen wir dann zum Widerstand.“, erklärte er.

„Wir haben wohl keine andere Wahl.“, sagte Serena.
 

Sie gingen weiter durch die Stadt. Immer wieder begegneten sie Patrouillen, doch mit Vorsicht konnten sie sich jedes Mal verstecken und warten, bis sie vorbei gelaufen sind.

Langsam kamen sie in Richtung Stadtmitte, wo die Häuser etwas größer waren und sie sich gut durch Seitengassen schleichen konnten. Auch vor den Suchscheinwerfern der Schiffe mussten sie sich in Acht nehmen.

Am östlichen Horizont zeichnete sich bereits der nahende Sonnenaufgang ab, als sie schließlich Azumas Versteck erreichten. Ein kleines, zweistöckiges Einfamilienhaus, dessen Fenster verbarrikadiert waren. Die Fassade sah etwas zerfallen aus, wie er angekündigt hatte.

Die Haustür, die ebenfalls mit einigen Brettern versehen war, ging schwer auf, doch sie war leicht von innen wieder zu verschließen und von außen sah sie tatsächlich zugenagelt aus.

„Die Küche ist da hinten, Schlafzimmer sind oben.“, erklärte Azuma.

Kazuma sah durch einen Schlitz nach draußen. Niemand hatte sie offensichtlich gesehen, so das er aufatmen konnte.

„Also gut. Wir sollten im Laufe des Tages abwechselnd Wache halten nur für den Fall.“, sagte er.

„Ich mache uns etwas zu essen. Mal sehen, was ihr eingepackt habt.“, sagte Serena.

Junko folgte ihr in die Küche.

„Kein offenes Feuer!“, rief Kazuma ihr noch hinterher. Anschließend setzte er sich seufzend hin.

„Du bist viel zu steif. Komm mal wieder runter und entspann dich.“, sagte Azuma.

Kazuma sah ihn mürrisch an. „Nach allem, was wir durchgemacht haben, habe ich gelernt, vorsichtig zu sein. Solange wir nicht im Raumschiff sitzen das uns abholt, sind wir nicht sicher.“

„Schon verstanden. Aber hin und wieder solltest du trotzdem locker werden. Immerhin haben wir Fähigkeiten, welche die der normalen Sarok-Soldaten übersteigen. So eine Patrouille könnte ich locker alleine fertigmachen, was ich in der Vergangenheit übrigens auch schon mehrfach gemacht habe. Selbst ohne die Verwandlung.“, erklärte Azuma.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Wir sollten jetzt keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Wenn eine Patrouille verschwindet, wissen sie, das in dem Gebiet, wo sie zuletzt war, etwas nicht stimmt. Deshalb werden wir zusehen, das wir nicht gesehen werden, bis wir am Versteck des Widerstandes ankommen.“

„Schon gut. Okay. Ich sehe mal nach den beiden, ob sie zurecht kommen.“, sagte Azuma und verschwand in Richtung Küche.

Kazuma sah erneut nach draußen. „Wir müssen vorsichtig sein.“
 

Nach einem guten Frühstück legten sich alle schlafen bis auf Kazuma, der immer noch Wache stand.

Nach einer Weile kam Junko runter. „Ich löse dich ab, dann kannst du auch mal schlafen.“

„Nicht nötig. Ich kann ja schlafen, wenn wir bei den anderen angekommen sind.“, entgegnete er.

Junko sah etwas beleidigt aus. „Jetzt mach schon. Wir können dich nicht gebrauchen, wenn du übermüdet bist. Du bist immerhin unsere Geheimwaffe. Notfalls habe ich sogar mein Schwert jetzt hier falls was passiert.“, sagte sie und zeigte ihre Drachenklinge.

Kazuma sah das Schwert an und erinnerte sich an seinen Kampf mit Azuma, als er diese seltsame Stimme hörte.

„Sag mal. Hattest du jemals das Gefühl, das dein Schwert mit dir geredet hat?“, fragte er.

Junko sah ihn verdutzt an. „Mein Schwert? Mit mir reden? Wie soll das denn gehen?“

Kazuma gähnte. „Sorry. War ne seltsame Frage, ich weiß. Vermutlich sollte ich mich wirklich hinlegen. Wecke mich, wenn irgendwas sein sollte.“, sagte er und ging ins Wohnzimmer nebenan, wo er sich auf die Couch legte.

Junko sah ihn immer noch verwundert an. „Ein redendes Schwert? So ein Unsinn.“, sagte sie und sah die Drachenklinge an. Sie stutzte allerdings etwas, als wenn sie sich an etwas erinnerte.
 

Es war später Nachmittag, als Junko zu Kazuma ging und ihn wachrüttelte.

„Komm schon. Ich brauche dich.“, sagte sie.

Kazuma schlug die Augen auf und sah sie müde an. „Was ist los?“

Junko zerrte ihn zu dem Schlitz und ließ ihn durchsehen.

Am Anfang der Straße stand eine Patrouille mit einem Anführer, der vor ihnen stand.

„Wir durchsuchen jetzt systematisch diese Häuser hier. Wenn ihr jemanden findet, bringt ihn raus und seht zu, das ihr auch auf mögliche Geheimgänge durchsucht.“, sagte der Anführer.

„So ein Mist. Die werden auch das Haus hier durchsuche. Von wegen sicher.“, sagte Kazuma.

„Wecke die anderen beiden auf. Azuma hat vielleicht einen Fluchttunnel oder sowas hoffentlich. Wenn nicht, werden wir kämpfen müssen.“

Noch bevor er diesen Satz zu Ende gesprochen hatte, tat es im zweiten Stock einen Krach. Eines der verbarrikadierten Fenster zersplitterte und die Bretter davor fielen zu Boden. Azuma folgte ihnen und landete vor dem Haus.

„Was macht der denn? Hat der vorhin nicht zugehört?“, fragte Kazuma geschockt.

„Kommt schon! Ich nehme es mit euch auf!“, schrie er zu den Sarok.

Der Anführer sah ihn. „Schnappt ihn, aber tötet ihn nicht. Bora will ihn lebend!“

Kazuma ging zum Sofa und holte sein Schwert. „Dieser Dummkopf wird noch was zu hören bekommen, wenn wir das überleben.“, sagte der, und rannte zur Tür raus.

Azuma rannte auf die verdutzten Sarok zu, die ihn zwar mit Lasergewehren anvisierten, aber nicht schießen durften.

Er zog sein Schwert und erwischte gleich zwei der Soldaten tödlich.

„Nutzt eure Nahkampftechnik!“, schrie der Anführer.

Die Soldaten holten Schläger und Schwerter heraus.

Da tauchte Kazuma neben Azuma auf und hielt sein Schwert ebenfalls hoch. „Darüber werden wir uns gleich noch unterhalten müssen.“, sagte er.

Die Soldaten sahen jetzt beide verdutzt an und selbst der Anführer schien nicht zu wissen, was er jetzt tun sollte.

Kazuma und Azuma nutzten diese Verwirrung und griffen an.
 

Der Kampf war relativ schnell vorbei. Gegen die beiden hatten die einfachen Soldaten keine Chance.

Der Anführer wich etwas zurück. Offensichtlich war auch er nicht sonderlich stark. „B bleibt zurück! Ich warne euch!“, schrie er.

Kazuma senkte sein Schwert. Doch Azuma stürmte jetzt nach vorne und rammte dem Sarok sein Schwert mitten durch den Körper. „Keine Gefangenen.“, sagte er kaltherzig klingend.

Er zog das Schwert wieder raus und der Sarok fiel um wie die anderen seine Einheit.

„Das war ziemlich hart.“, sagte Kazuma.

Azuma nahm einen Lappen und wischte das Blut vom Schwert. „Das hier ist ein Krieg. Da muss man damit rechnen, jederzeit zu sterben. So ist ein Krieg nun mal.“

Daraufhin ging er wieder rein.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Das ist die falsche Einstellung.“, sagte er leise.

„Kommst du jetzt? Wir müssen unsere Sachen packen und verschwinden und zwar gleich!“, schrie Azuma.

Kazuma sah nochmal zu den toten Sarok. „Das hätte nicht sein müssen.“, sagte er und ging, um seine Sachen zu holen.

Der Zerstörer

Kapitel 103

Der Zerstörer
 

„Kommt schon! Wir müssen hier weg!“, rief Kazuma durch das Haus.

Junko und Serena holten rasch ihre Taschen zusammen.

Kazuma sah nach draußen, wo jetzt ein Schiff am Himmel auftauchte.

„So ein Mist. Gibt es noch eine andere Fluchtmöglichkeit?“, rief Kazuma.

„Nur den Hinterausgang. Wir könnten durch die Gärten der anderen Häuser weg.“, rief Azuma zurück.

Kazuma seufzte. „Okay. Wir sollten hier so schnell verschwinden, wie es geht!“
 

Das Schiff landete jetzt auf der Straße in der Nähe der toten Soldaten. Einige Sarok stiegen aus und sahen sich die Soldaten an.

„Ist nur ein paar Minuten her. Sie müssen noch in der Nähe sein.“, sagte einer von ihnen in ein Funkgerät.

Bora war am anderen Ende. „Sie sind sehr stark. Wahrscheinlich könnt ihr sie nicht besiegen. Nutzt das Ding, das ich euch mitgegeben habe.“, sagte er.

„DAS?“, fragte der Sarok verdutzt. „Ist das nicht ziemlich gefährlich noch dazu hier?“

Bora knurrte wütend. „Aktiviert es und verschwindet einfach von dort. Ihr würdet ihm ohnehin nur im Weg stehen!“, fauchte er befehlend.
 

Kazuma und die anderen hatten das Haus durch die Hintertür verlassen und liefen so schnell sie konnten, durch die Gärten der anderen Häuser.

Kazuma sah nochmal zurück zu dem Schiff, das jetzt langsam wieder abhob. Aus etwa 10 Metern Höhe ließen die Sarok eine etwa 4 Meter große und 2 Meter breite Kiste aus der Heckklappe fallen.

Die Kiste schlug auf dem harten Asphalt auf und hinterließ einige Risse durch ihr Gewicht.

„Was war das denn?“, fragte Kazuma sich.

„Jetzt komm schon!“, schrie Serena.

Kazuma bekam ein ungutes Gefühl, als er zu den anderen aufschloss.
 

Die Kiste stand einen Moment da, bevor eine stählerne Faust aus ihr geschossen kam und im nächsten Moment eine komplette Seite weggesprengt wurde.

Ein Bein kam heraus, das ebenso stählern war und eine Gestalt kam zum Vorschein.

Es war ein Roboter, der genauso groß war wie die Kiste. Seine Arme waren so dick wie seine Beine und er sah sehr stabil aus. Sein Kopf war designt wie der Kopf eines Sarok. Langsam setzte er ein Bein vor das andere.

Der Sarok von eben sah aus dem Schiff nach unten.

„War das eine gute Idee? Ich habe gehört das dieses Ding bei einem Test fast eine ganze Stadt vernichtet hat, bevor es aufhalten werden konnte.“, sagte einer der Soldaten.

Der Anführer schüttelte den Kopf. „Nein. Eine gute Idee war das nicht, aber dafür ein Befehl von Bora.“, stellte er klar.

Der Roboter bewegte seinen Kopf so, das er die toten Sarok sehen konnte. Blitzschnell analysierte er ihre Körperfunktionen nur um festzustellen, das sie tot waren. Dann veränderte sich sein Blick. Seine Augen wurden grün und er konnte Fußabdrücke sehen, die von dem Haus, in dem die Freunde sich versteckt hatten ausgingen und wieder dorthin zurückführten.

Ohne eine weitere Sekunde mit Analyse zu verschwenden hob er seinen linken Arm, aus dem eine Laserkanone herauskam und schoss auf das Haus.

Nur Sekunden später explodierte das Haus mit einem großen Knall.

Kazuma und die anderen sahen zurück auf die Rauchwolke.

„Verdammt. Es hat echt lange gedauert, das Haus so hinzukriegen.“, schimpfte Azuma.

„Setzen die jetzt etwa Artillerie ein?“, fragte Serena verängstigt.

Kazuma schüttelte den Kopf. „Was auch immer in dieser Kiste gewesen ist, ist gefährlich.“

„Jetzt reicht´s. Die mach ich fertig.“, sagte Azuma.

Kazuma hielt ihn an einen Arm fest. „Warte. Da ist noch etwas.“

Dann explodierte ein weiteres Haus.

„Was immer das auch ist, es ist noch da.“, sagte Junko.

Plötzlich stutzte Kazuma. Er sah einen Strahl von dort ausgehen, wo das Haus war. Er ging rechts an ihnen vorbei, bewegte sich dann aber auf sie zu und durchschnitt sie wie ein Schwert.

Kazuma sah zurück auf die erschrockenen Gesichter der Frauen, deren Bäuche jetzt bluteten. Da bemerkte er, das auch er blutete. Er konnte seine Beine nicht mehr spüren.

Plötzlich schrak er zusammen und sah sich keuchend um. Er blutete nicht und die Frauen auch nicht. Da erinnerte er sich. So etwas hatte er schon mal erlebt.

„ALLE RUNTER AUF DEN BODEN!“, schrie er, sprang zu den beiden Frauen und zog sie runter.

Azuma sah zu dem Haus und auch er schien etwas zu spüren.

Plötzlich kam der Strahl angeschossen und bewegte sich auf sie zu.

Azuma konnte gerade noch so zu Boden gehen, so das er ihn nicht erwischte.

Auch Kazuma und die Frauen waren sicher.

Junko und Serena machten erschrockene Gesichter.

„Was zum Teufel war das?“, fragte Junko.

„Wir müssen laufen! Sofort!“, schrie Kazuma.

„Da bin ich ausnahmsweise deiner Meinung.“, fügte Azuma hinzu.

Sie nahmen die Beine in die Hand und versuchten, etwas Abstand zu bekommen.

Die Häuser, an denen sie jetzt vorbeikamen sahen aus, als wären sie mit einem Messer in etwa 1 Meter Höhe durchgeschnitten worden. Auch die Bäume, die sie sahen, waren umgefallen oder fielen gerade um.

„Was zum Geier ist das für eine Waffe? Ein Laser?“, fragte Kazuma.

„Muss ziemlich leistungsstark sein mit so einer Power.“, sagte Azuma.

Schließlich erreichten sie ein Gebiet wo der Laser nicht hingereicht hatte und verschnauften kurz.

„Okay. Ich schätze, das waren 300 Meter. Das dürfte die Reichweite von dieser Waffe sein.“, stellte Azuma fest.

„Woher wusste du, dass das passieren würde?“, fragte Serena jetzt zu Kazuma.

Der setzte sich kurz hin. „Ist ne lange Geschichte. Ich erzähl sie euch ein anderes Mal.“

Azuma sah auf denn Weg, den sie gerade genommen hatten. In einer Entfernung sah er eine Gestalt, die sich langsam den Weg durch die Zerstörung bahnte. „Es ist mobil und es weiß offensichtlich, wo wir sind.“

„Nicht gut. Wir können nicht näher heran ohne in Scheiben geschnitten zu werden.“, sagte Junko.

Kazuma sah ebenfalls zurück. „Ist das ein Roboter?“

Azuma nickte. „Ich denke schon. Zu groß selbst für einen Sarok und für so eine Waffe braucht das Ding einen ordentlichen Energiekern.“

„Er ist langsam, also sollten wir ihm leicht entkommen können.“, stellte Kazuma fest.

„Wir dürfen ihn aber nicht zum Versteck des Widerstandes führen.“, warf Serena ein.

Kazuma nickte. „Stimmt. Dann müssen wir ihn irgendwie loswerden. Zuerst sollten wir feststellen, wie er uns findet.“

„Warum bekämpfen wir ihn nicht einfach?“, fragte Azuma locker.

„Bekämpfen? Du willst DAS bekämpfen?“, fragte Junko etwas zitternd.

Kazuma dachte nach. „Ist wahrscheinlich die beste Möglichkeit. Aber wenn wir das tun wollen, müssen wir als erstes diesen Laser ausschalten. Solange es den hat, können wir uns nur unter höchster Gefahr nähern.“, sagte er.

Azuma lächelte. „Sobald wir wissen, wo dieser Laser sitzt, schalte ich ihn aus.“, sagte er.

Alle drei sahen ihn fragend an. „Wie willst du das denn machen? Du kannst dich ihm nicht nähern.“, sagte Serena.

Kazuma sah nochmal zu dem Roboter. „Wird eine der Hände sein. Der Laser war etwa in einem Meter Höhe und das durchgehend, also wird er auch in dieser Höhe etwa abgefeuert.“

„Nicht schlecht, Sherlock, aber welche? Oder glaubst du, das es beide sind?“, fragte Azuma.

Plötzlich erschrak Kazuma erneut. „Weg hier!“, schrie er.

Die linke Hand des Roboters erhob sich und er schoss.

Er traf ein Haus, hinter dem sie sich versteckt hatten.

Gerade noch rechtzeitig sprangen sie nach hinten, als das Haus in die Luft flog und sie nach vorne schleuderte.

Die Staubwolke schien dem Roboter die Sicht zu verdecken, was ihr Glück war.

„Kommt schon. Aufstehen! Wir müssen weiter!“, rief Kazuma.

„Mist.“, sagte Serena. In ihrem linken Bein steckte ein großer Glassplitter. Junko hatte sich bei dem Sturz eine Platzwunde an der linken Stirn geholt, die jetzt ordentlich blutete.

„Dem können wir nicht entkommen. Nicht so.“, sagte Serena und hielt sich das schmerzende Bein.

Kazuma sah Azuma an, der wieder stand. „Muss die rechte Hand sein.“, sagte der.

Kazuma nickte. „Versucht, etwas Abstand zu bekommen und haltet euch am Boden. Wir verarzten euch, wenn wir mit dem da fertig sind.“, sagte Kazuma und stand ebenfalls auf.

Serena und Junko sahen die beiden fragend an. Was wollten sie denn gegen so eine Waffe machen?
 

Der Roboter ging langsam weiter auf die Staubwolke zu, unfähig etwas zu sehen oder zu scannen. Plötzlich kamen Kazuma und Azuma aus der Wolke heraus etwa 100 Meter vor ihm.

Der Roboter scannte beide ab und schien irritiert zu sein. „Zielperson gefunden. Fehler. Zwei Zielpersonen identifiziert. Fehler.“, sagte er.

„Was hat der denn jetzt?“, fragte Kazuma.

„Kann uns doch egal sein. Machen wir einen Toaster aus diesem Ding.“, sagte Azuma und rannte los.

„Zielperson erkannt. Fehler.“, kam es wieder von dem Roboter. Plötzlich hob er seine rechte Hand auf Azuma zu.

„Duck dich!“, schrie Kazuma.

Azuma erschrak und ließ sich auf den Boden fallen. Auch Kazuma ließ sich fallen, als der Strahl erneut schoss und über die drüber flog.

„Zielperson...“, sagte der Roboter, bevor er aufhörte, sich zu bewegen.

Azuma sah etwas ratlos aus. Er hatte nicht erwartet, das der Kampf so schnell vorbei sein würde.

Da bewegte sich wieder etwas und der Roboter fuhr wieder hoch.

„Na sowas. Das hätte ich nicht erwartet.“, sagte eine Stimme aus dem Roboter plötzlich.

Die beiden Brüder wunderten sich.

Der Roboter sah beide abwechselnd an. „Du!“, rief die Stimme und zeigte auf Kazuma. „Du hast die Hinrichtung in Washington auffliegen lassen, während ich den anderen nicht kenne. Aber durchaus interessant. Wer ist er?“

„Das gleiche könnte ich auch fragen. Wer zum Henker sind sie?“, rief Kazuma. Er hatte das Gefühl, die Stimme schon mal gehört zu haben.

Die Stimme lachte. „Wir sind uns schon zweimal begegnet, aber nur einmal persönlich. Mein Name ist Maxius.“

Kazuma erschrak. Er erinnerte sich an das Tankschiff in Südamerika, wo er und seine Freunde von Robotern angegriffen wurde, die von einem verrückten Sarok-Wissenschaftler gelenkt wurden.

„Du bist das!“, sagte Kazuma wütend.

„Ich war auch derjenige, der deine Freunde in Washington hinrichten sollte. Das Gas dafür stammt auch aus meinem Labor.“, sagte die Stimme.

„Wer ist das?“, fragte Azuma.

„Ein Wissenschaftler, der uns schon mal aufhalten wollte und uns sogar umbringen sollte. Maxim oder so heißt er glaube ich.“

„MAXIUS, bitte ja? Du solltest dir schon den Namen deines Gegners merken. Und wer bitte ist der andere nun?“, fragte Maxius.

Azuma lächelte. „Verstehe. Das Ding hat eine KI aber da es mit zwei Zielpersonen überfordert war, hat es sich aufgehängt und nun hat ein Sarok die Steuerung übernommen.“

„Zielperson? Ich?“, fragte Kazuma verwundert.

„Allerdings. Der Imperator will dich haben. Deine Gene sind der Schlüssel für unsere Forschung, die menschliche Genkette unserer hinzuzufügen.“, erklärte Maxius.

Kazuma erschrak. Die Sarok hatten schon vorher Experimente an Menschen durchgeführt. Kurz nach dem Beginn ihrer Reise waren sie in einem Dorf voll mit solchen Menschen gewesen.

„Verstehe ich nicht. Warum wollt ihr menschliche Gene euren hinzufügen? Menschen sind meistens schwach nicht so wie die anderen Rassen, deren Kräfte ihr haben wolltet.“, sagte Kazuma.

Maxius lachte und dabei klang seine Lache mehr wie von einer Krähe. „Die Menschen haben unglaubliche Fähigkeiten, wenn es um das überleben geht. Die Truppe, die du zusammengestellt hast, ist der beste Beweis. Wenn wir das Gen entschlüsseln, das für solche Fähigkeiten verantwortlich ist, brauchen wir nicht mehr andere Völker zu kopieren. Wir können dann jede Fähigkeit, die wir brauchen, selbst kreieren.“

„Und dafür braucht ihr unsere Gene, um sie den Sarok anzupassen, richtig?“, fragte Azuma.

Maxius stutzte. „In der Tat, aber deine Wortwahl ist interessant, Kleiner. Du sagtest -UNSERE- Gene. Heißt das, du bist etwa eine Zwilling?“

Kazuma fasste sich an den Kopf. „Konntest du nicht die Klappe halten?“

Azuma lächelte verlegen. „Sorry. Ist mir so raus gerutscht.“

Maxius lachte jetzt richtig. „Das ist gut. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, wen von euch ich verschonen soll, aber wie es aussieht, ist das jetzt egal. Ich muss nur einen töten und den anderen fangen.“

Kazuma umgriff sein Schwert fester und sah Azuma an. „Seine rechte Hand, richtig?“, fragte er.

Azuma schluckte. „Ja. Aber das wird nicht mehr so einfach sein, fürchte ich.“

Plötzlich machte der Roboter einen Sprung nach oben, öffnete die linke Hand und schoss.

Der Schuss landete 10 Meter vor Azuma und explodierte. Er wurde dadurch durch die Luft gewirbelt und kam einige Meter hinter Kazuma hart auf dem Boden auf.

„Die KI war ohnehin zu langsam. Diese Einheit ist viel schneller, wenn ich sie steuere!“, schrie Maxius. „Stellt euch dem Zerstörer!“

Ein weiterer Schuss kam aus der linken Hand.

Kazuma sah, das er auf ihn zukam und sprang zur Seite. Dennoch erwischte die Druckwelle ihn und schleuderte ihn gegen eine Hauswand.

Der Zerstörer landete wieder und sah beide an. „Sie leben noch. Sehr gut. Vielleicht sollte ich sie beide als Versuchsobjekte mitnehmen, nur für den Fall.“

„Vergiss es.“, sagte Azuma, der jetzt langsam wieder aufstand.

„Was denn? Glaubst du, du hast gewonnen, weil du noch stehen kannst? Wenn ich ernst mit euch machen würde, wärt ihr schon tot.“, erklärte Maxius und zielte mit dem rechten Arm auf ihn.

Kazuma kam langsam wieder zu Sinnen und sah die beiden. Er sah auch den Arm, der auf Azuma gerichtet war.

„Nein!“, schrie er.

Azuma senkte den Kopf. Jetzt konnte Kazuma sehen, das er lächelte.

„Stirb!“, schrie Maxius und schoss.

Kazuma konnte nicht mehr eingreifen. Doch bevor der Strahl Azuma getroffen hätte, verschwand der plötzlich als hätte er sich aufgelöst. Im nächsten Moment flog der abgetrennte rechte Arm des Zerstörers durch die Luft und schlug auf dem Boden auf.

Neben dem Zerstörer stand Azuma, der ihn mit seinem Schwert abgeschlagen hatte.

Der Zerstörer wich etwas zurück und sah den rechten Arm an, der unbrauchbar geworden war.

„Wie hast du das gemacht? Noch eine eurer Fähigkeiten? Ihr werdet von mal zu mal besser. Das spornt mich mehr an.“, sagte Maxius, hob den linken Arm, richtete ihn auf Kazuma und schoss.

Der hockte noch am Boden und konnte nicht rechtzeitig ausweichen.

Plötzlich war es, als wenn ihn jemand packte und wegzog.

Der Strahl traf und explodierte. Doch Kazuma war nun 50 Meter weiter weg. Neben ihm stand Azuma, der seinen Arm hielt.

„Hast du mich weggezogen?“, fragte er.

Azuma lächelte. „Ich sagte doch, das ich viel mehr drauf habe, als du ahnst. Schätze mal, das lernst du auch irgendwann kennen. Allerdings schaffe ich das nur noch einmal. Kostet eine Menge Kraft.“

„Aber was und wie?“, wollte Kazuma verwundert wissen.

„Später. Muss erst was erledigen.“, sagte Azuma und hielt sein Schwert nach vorne von sich weg.

„Ihr könnt den Zerstörer nicht besiegen!“, schrie Maxius und hielt den Arm erneut auf die beiden gerichtet.

Doch wieder verschwand Azuma. Diesmal tauchte er links vom Zerstörer auf und wieder flog ein Arm weg.

Maxius ließ den Zerstörer erneut zurückweichen.

Azuma keuchte. Er schien sehr erschöpft zu sein.

„Vergesst es! Das reicht nicht!“, schrie Maxius. Die beiden zerstörten Arme fielen ab und zwei weitere kamen heraus.

Beide erschraken. Sie hatten gar nichts bewirkt.

„Diese Arme haben keine eingebauten Waffen, aber diesem Körper könnt ihr mit euren Schwertern nichts anhaben. Ich werde euch einfach so lange bearbeiten, bis ihr euch nicht mehr rührt!“, schrie Maxius.

Der Zerstörer preschte jetzt nach vorne und schlug den erschöpften Azuma gegen die rechte Schläfe. Durch die Wucht wurde er weggeschleudert, flog an Kazuma vorbei und krachte gegen einen Müllcontainer.

Bevor Kazuma richtig reagieren konnte, hatte er die andere Faust des Zerstörers im Bauch und ging in die Knie.

„Vielleicht kann ich ja auch noch DNA aus einem toten Körper entnehmen und untersuchen!“, sagte Maxius und hob beide Arme, um Kazuma einen finalen Schlag zu verpassen.

Plötzlich kam ein Schwert von hinten auf den Zerstörer zu, drang in ihn ein und kam vorne wieder raus. Anschließend wurde das Schwert gedreht und nach nach oben durch den Kopf wieder raus gehoben.

Der Zerstörer sprühte Funken. „Was habt ihr gemacht? Das ist doch unmöglich. Wie geht das?“, fragte Maxius.

Dann fiel der Zerstörer um und schaltete sich ab.

Kazuma hob langsam seinen Kopf und sah auf seinen Retter. Es war Junko. Sie stand da mit immer noch erhobenem Schwert. Doch ihr Körper leuchtete in einem hellen Grün. „Gaia?“, fragte Kazuma.

Das Leuchten nahm ab und Junko sank bewusstlos in seine Arme.

Kazuma lehnte sich zurück. „Das war ziemlich knapp.“, sagte er und sah den zerstörten Roboter an. „Dieser Kerl ist viel gefährlicher als ich zuerst dachte. Vor dem sollten wir uns in Acht nehmen.“

Azuma kam jetzt wieder zu sich und ging zu Kazuma. Dabei sah er den Roboter. „Nicht schlecht. Wie hast du das geschafft?“

„Das war Junko.“, erklärte Kazuma lächelnd.

Azuma sah ihn fragend an. „Wie das?“

„Erkläre ich dir vielleicht auch, wenn wir endlich am Versteck sind.“, fügte Kazuma hinzu.

Serena kam jetzt auch an gehumpelt. Junko hatte ihr dir Glasscherbe entfernt und da keine Hauptarterie verletzt war, reichte vorerst ein Druckverband.

Azuma sah auf die untergehende Sonne. „Heute Nacht sollten wir es besser zum Versteck schaffen.“, entgegnete er.

Der Plan

Kapitel 104

Der Plan
 

Zahlreiche Sarok patrouillierten durch Tokios Straßen. Es war kurz nach Mitternacht, als Kazuma und Azuma durch die Gassen schlichen immer auf der Acht vor weiteren Patrouillen. Kazuma hatte die bewusstlose Junko auf dem Rücken und Azuma die verletzte Serena.“

„Ist es noch weit?“, fragte Azuma.

„Nur noch ein paar Minuten, dann sind wir da.“, sagte Kazuma.

Sie bewegten sich vorsichtig und leise.

„Alles okay?“, fragte Azuma Serena.

Sie nickte. „Es geht schon. Ich hoffe, ich bin nicht zu schwer.“

„Unsinn.“, erwiderte er lächelnd. „Leicht wie eine Feder.“

„Da vorne ist es.“, sagte Kazuma und zeigte auf ein großes Lagerhaus.

Sie warteten noch einen Moment, bis eine Patrouille vorbeigelaufen war, gingen zu dem Lagerhaus und betraten es.

Kazuma schloss die Tür, während Azuma sich verwundert in der leeren Halle umsah. „Na toll. Keiner da.“, sagte er.

„Mach dich nicht lächerlich. Der Widerstand hätte kaum so lange überlebt, wenn sie sich einfach in einer alten Lagerhalle verstecken würden. Komm mit.“, sagte Kazuma und ging zu einem der Betonpfeiler, an dem ein Feuerlöscher hing.

„Geh du dorthin, leg eine Hand auf den anderen Feuerlöscher und drücke ihn runter, wenn ich bis 3 gezählt habe.“, erklärte er.

Azuma nickte und ging zu dem zweiten Feuerlöscher.

„Bereit? 1...2...3!“, sagte Kazuma und beide drückten die Feuerlöscher leicht nach unten.

Etwas klickte und zwischen den beiden Pfeilern öffnete sich jetzt eine geheime Falltür mit einer Leiter nach unten.

Azuma sah nach unten. „Nicht schlecht.“

Kazuma nahm ein herumliegendes Seil und band es sich um den Bauch und Junko, damit sie nicht herunterfallen würde.

„Okay. Ich geh als erstes also halt dich fest.“, meinte Azuma zu Serena.

Die Leiter führte etwa 20 Meter nach unten, bevor sie endete. Als Kazuma dort ankam, drückte er einen kleinen Knopf und die Falltür über ihnen schloss sich wieder. Außerdem erhellte sich ein Gang vor ihnen.

„Wow. Der Widerstand hat das alles gemacht?“, fragte Azuma staunend.

Kazuma schmunzelte. „Mach dich nicht lächerlich. Die Invasion war vor 5 Jahren nicht 50. Das hier wurde schon vor langer Zeit von Schmugglern gebaut. Wir nutzen es einfach jetzt nur.“
 

Sie folgten 5 Minuten lang dem Gang, bis sie an einer stählernen Tür ankamen, über der eine Kamera hing.

„Hey! Wir sind´s!“, rief Kazuma und winkte in die Kamera.

Nur 10 Sekunden später hörten sie, wie zahlreiche Schlösser an der Tür von innen geöffnet wurden. Dann öffnete sich die Tür.

In dem Moment sprang Atruschka Kazuma an den Hals. „Ein Glück, das es euch gut geht!“, sagte sie mit leichten Tränen in den Augen.

Yuan stand ebenfalls hinter der Tür mit erhobenem Daumen. „Du hast es also geschafft.“, meinte er.

„Sieht so aus.“, erwiderte Kazuma.

Dann sahen sie Azuma an und erschraken.

„Hast du dich etwa entzwei geteilt?“, fragte Robin, der neben Yuan stand.

Kazuma lächelte. „Darf ich euch vorstellen? Das ist mein Zwillingsbruder Azuma. Azuma, das sind Atruschka, Yuan und Robin.“

Jetzt rissen alle den Mund auf. „Du hast einen Zwilling?“, fragten sie im Chor.

„Ich erklär´s euch später. Erstmal muss Serena zum Doktor und Junko muss sich ebenfalls hinlegen.“

Jetzt erst bemerkte Azuma, das sie sich in einer riesigen, unterirdischen Halle befanden, in die locker 4 Fußballfelder gepasst hätten. Sie standen auf einem etwa 12 Meter hohem Metallgerüst, das einmal um die ganze Halle herum an der Wand befestigt war. Einzelne Treppen führten von dort aus nach unten.

Unter ihnen lag ein Dock, das angesichts der Tiefe wohl für U-Boote gedacht war. Allerdings waren keine U-Boote da.

Auf dem Boden waren überall Zelte aufgestellt und man konnte zahlreiche Menschen sehen.

„Na gut. Gebt uns Serena und Junko. Wir bringen sie in die Krankenabteilung. Du Kazuma, solltest zu Kommandant Shugo gehen. Wir kommen auch gleich zu einer Lagebesprechung.“, sagte Yuan. Er und Robin nahmen ihnen die beiden Frauen ab.

„Okay. Wir sehen uns.“, sagte Kazuma zu Azuma und ging nach unten.

„Bist du wirklich Kazumas Zwillingsbruder?“, fragte Atruschka, die als einzige noch dort war.

Azuma nickte. „So sieht´s aus.“
 

Unten angekommen ging Kazuma auf ein kleines,büroartiges Gebäude zu. Durch die Fenster sah er bereits Shugo und auch Ratko.

Er klopfte an und ging rein.

„Kazuma! Gut, das dir nichts passiert ist.“, sagte Ratko erleichtert.

Kazuma salutierte. „Sie wollten mich sprechen!“

Shugo winkte lächelnd ab. „Lass diesen Unsinn. Du bist kein Soldat, sondern ein Freund.“, erklärte er und umarmte Kazuma. „Schön, das du noch lebst. In den vergangenen Monaten hatten wir oft genug das Schlimmste befürchtet.“

„Schon klar. War auch meistens sehr knapp.“, sagte Kazuma.

„Ich freue mich schon darauf, eure ganze Geschichte zu hören, wenn alle anderen da sind. Sie wollten extra auf euch warten.“, sagte Shugo.

Nur einige Minuten später kamen Yuan, Atruschka, Robin und auch Azuma hinzu.
 

Es dauerte mehrere Stunden um von der Reise zu erzählen. Wie Kazuma und Serena Junko fanden und wie sie die anderen trafen und was sie erlebten, verloren und herausfanden. Alles bis zum derzeitigen Zeitpunkt.

Shugo blieb, während die Freunde sich mit dem erzählen abwechselten, ruhig und hörte ihnen zu. Bis Kazuma mit den Ereignissen der letzten 2 Tagen schließlich abschloss und sich leicht erschöpft hinsetzte.

„Wahnsinn.“, kam es Shugo jetzt heraus. „Ist fast ein Wunder, das ihr noch lebt beziehungsweise es hierher geschafft habt.“

„Wir waren zusammen und haben und gegenseitig geholfen. Nur so konnte das funktionieren.“, sagte Yuan. Die anderen nickten.

Kazuma seufzte. „Die Frage ist doch, wie es jetzt weitergeht. In einer Woche müssen wir am Treffpunkt sein, aber da oben können wir kaum einen Schritt machen, ohne entdeckt zu werden.“, stellte er fest.

„Stimmt. Und Bora ist bekannt für seine Hartnäckigkeit.“, sagte Ratko.

„Noch dazu wissen die Sarok, wo das Schiff landen wird, das euch abholt.“, fügte Shugo hinzu

„Sie haben die Daten bekommen, als sie euch gefangen genommen haben, richtig?“, fragte Kazuma.

Shugo nickte.

„Dachte ich mir schon, das der Abschuss über Los Angeles kein einfacher Zufall war.“

„Tut mir leid. Sie hatten wohl einen von uns verfolgt und der war unachtsam. So konnten sie uns finden. Es kam so plötzlich, das wir keine Zeit hatten, die Daten zu vernichten.“, erklärte Shugo.

„Wenn sie den Landeplatz kennen, können sie ihn auch blockieren.“, sagte Atruschka verängstigt.

Ratko schüttelte den Kopf. „Die Sarok dürfen weder das Raumschiff blockieren noch euch, wenn ihr am Landeplatz das Schiff besteigt. Das wäre ein klarer Verstoß.“

„Aber sie können uns daran hindern, den Landeplatz zu erreichen.“, berichtigte Kazuma.

„In der Tat. Und damit hat Bora es einfach.“, sagte Yuan und holte eine Landekarte heraus.

Tokio und eine Bereich von 100 Kilometern um die Stadt waren auf der Karte zu sehen.

„Der Landepunkt ist hier.“, sagte Shugo und zeigte auf die südliche Küste unterhalb der Stadt. „Das ist eine hohe Klippe mit Plateau, wo das Schiff wahrscheinlich landen wird. Auf dem Seeweg dorthin zu kommen ist unmöglich. Außerdem führt nur ein schmaler Zugang dorthin.“

„Zu Fuß?“, fragte Kazuma um das offensichtliche zu erwähnen.

„Zu viel freies Gelände.Dort würden sie uns sofort entdecken.“, sagte Yuan und zeigte auf die nahen Felder.

„Okay. Also wissen wir, wie wir es nicht machen. Aber wie kommen wir dann dahin?“, fragte Robin.

Kazuma sah Shugo an, der keinesfalls besorgt aussah. „Ihr habt schon einen Plan?“, warf er ein.

„Kommt mit.“, sagte Shugo und ging vor.

Kazuma und die anderen folgten ihm. Er führte sie zu einer großen Tür, die sich bei dem Öffnen als Schwerlastlift herausstellte. Shugo drückte einen Knopf und der Lift fuhr langsam nach oben.

„Das war bestimmt für die Schmuggler, um ihre Ware an die Oberfläche zu befördern.“, bemerkte Azuma.

„Stimmt.“, sagte Shugo.

In dem Moment kamen sie oben an und die Tür öffnete sich.

Sie standen jetzt erneut in einem großen Raum, doch hier war die Decke nicht so hoch. Außerdem stand dort alles voll mit... .

Alle staunten, als sie sahen, was dort alles war.

Große Lastwagen mit Anhängern, Militärjeeps und sogar Panzer. Die Wände hingen voll mit allen Arten von Waffen. Von kleinen Messern über Sturmgewehre bis hin zu Raketenwerfern war alles vorhanden.

„Wahnsinn.“, sagte Robin beeindruckt.

„Das reicht ja für einen Krieg.“, meinte Yuan.

Kazuma trat auf einen der Panzer zu. „Wo zum Henker habt ihr die ganzen Fahrzeuge denn her?“

Shugo lächelte. „Haben wir dem Militär zu verdanken. Während der Invasion, als klar wurde, das wir nicht gewinnen können, hat ein General seiner Truppe befohlen, das alles hier zu verstecken, bis wir es brauchen können. Hätte er das nicht getan, wären diese zerstört worden.“

„Unglaublich, das wir noch so etwas haben.“, sagte Atruschka, die den Mund nicht mehr zu bekam.

Kazuma sah Shugo ernst an. „Also. Wie sieht der Plan nun aus?“, fragte er.

„Ist doch klar. Wir greifen die Einheiten von Bora an und während die abgelenkt sind, schlüpft ihr durch in Richtung Landestelle.“, erklärte Shugo und zeigte auf 4 Motorräder, die zwischen den Fahrzeugen standen. „Die sind aufgemotzt bis zum geht nicht mehr. Damit werdet ihr es schaffen, durch zu kommen.“, fügte er hinzu.

„Klingt gut.“, sagte Robin lächelnd.

„Sehe ich anders.“ Kazuma hatte ein sorgenvolles Gesicht. „Bora wird dort alles versammeln, was er hat. Selbst, wenn wir durchkommen sollten, was wird dann aus den Soldaten?“

Die Freunde senkten leicht den Kopf, da die Antwort ziemlich klar war.

„Wir sind nicht wichtig. IHR müsst zu dem Schiff. Die Soldaten werden sich allerdings zurückziehen, sobald ihr durch seid.“,sagte Shugo.

„Das ist verrückt. Es muss einen anderen Weg geben. Einen Weg, bei dem niemand sterben muss.“, sagte Kazuma nun etwas lauter.

„Gibt es nicht.“, erwiderte Ratko.

Shugo nickte. „Wir sind in den letzten 2 Tagen alle möglichen Szenarien durchgegangen. Das ist das einzig erfolgversprechende.“

„Aber dabei werden wieder Menschen sterben!“, beschwerte sich Kazuma.

Shugo sah sich um. „Corporal!“, rief er.

Ein Mann, der gerade in der Nähe an einem Jeep geschraubt hatte kam angelaufen und salutierte vor ihm.

„Das hier sind die Auserwählten für das Turnier. Würden sie ihnen die Aufgabe erklären, die sie und ihre Einheit habe?“, befahl Shugo.

„Ja Sir! Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, das sie und ihre Freunde sicher am Landeplatz des Schiffes ankommen.“, erwiderte der Soldat, ohne seinen Arm zu senken.

„Und wenn sie und ihre Leute sterben würden?“, fragte Kazuma.

Der Soldat sah ihn mitbestimmtem Blick an. „Wenn wir dadurch helfen, die Menschheit zu retten und zukünftige Generationen zu sichern, werden wir mit Freuden unsere Leben opfern.“, sagte er.

„Vielen Dank, Corporal.“, sagte Shugo und der Soldat ging wieder zurück zum Jeep.

„Die Soldaten her würden alle ihr Leben geben, um euch zu dem Turnier zu bringen. So wichtig seid ihr.“, sagte Shugo zu Kazuma.

Der senkte den Kopf. „Trotzdem ist es falsch.“, sagte er und ging zum Lift. „Ich sehe nach Serena und Junko.“, fügte er hinzu. Mit diesen Worten ließ er sie alle stehen und fuhr alleine wieder nach unten.
 

Die Krankenstation war lediglich vom Rest der Halle durch einige Vorhänge abgetrennt wurde.

Serena wurde gerade auf ihrem Bett von einer Ärztin verbunden.

„Und wie geht es dir?“, fragte Kazuma, als er dazu kam.

„Gut.“, sagte Serena mit erhobenem Daumen. „Ich darf nur ein paar Tage das Bein nicht bewegen, damit die Wunde abheilt. Aber es war Glück, das weder eine wichtige Arterie noch der Knochen getroffen wurde.“

Kazuma sah auf das Nebenbett, in dem Junko lag. „Was ist mit ihr?“

„Sie scheint erschöpft zu sein und ist wahrscheinlich deshalb umgekippt. Ich gab ihr ein Beruhigungsmittel, damit sie ruhig eine Weile schlafen kann.“, erklärte die Ärztin.

Kazuma seufzte erleichtert. „Das ist gut.“

„Und was wird jetzt? Wisst ihr das schon?“, fragte Serena interessiert.

Kazuma sah etwas besorgt aus. „Shugo hat einen Plan, wie wir den Landeplatz erreichen können. Da die Sarok davon wissen werden sie versuchen, uns daran zu hindern, dorthin zu gelangen.“

Serena schluckte schwer. „Und was ist das für ein Plan?“

Kazuma setzte sich hin und erklärte ihr, was Shugo ihr vorgeschlagen hatte.

Serena senkte den Kopf. „Das ist verrückt. Dabei werden viele Soldaten sterben.“

Kazuma nickte. „Das werden sie mit Sicherheit.“ Er lehnte sich etwas zurück. „Allerdings weiß ich auch nicht, was wir sonst tun könnten.“

Serena lächelte. „Wir haben noch etwas Zeit. Dir fällt bestimmt etwas ein.“, sagte sie aufmunternd. Dann sah sie Junko an. „Was ist mit ihr eigentlich passiert? Sie hat den Roboter einfach so zerstört.“

Kazuma stutzte. Junko und er hatten den anderen noch nichts von Gaia erzählt. Außerdem schien es diesmal anders gewesen zu sein. Etwas sagte ihm, das Gaia damit nichts zu tun gehabt hatte.

„Vielleicht ein Adrenalinschub.“,log er ohne Rot zu werden.

Plötzlich kam Ratko zu ihnen. „Kommt du mal mit, Kazuma?“, fragte er

„Klar doch.“, erwiderte er und sah Serena fragend an.

„Geh nur. Ich muss ohnehin mein Bein noch etwas schonen. Ich passe auf Junko auf.“, winkte sie ab.

Mit einem letzten Blick auf Junko ging er dann mit Ratko mit.
 

In einer Ecke der Halle hatten die Freunde wohl ihr Lager errichtet. Einige Decken und Schlafsäcke lagen dort.

Ratko zog ein Bündel heraus und legte die zerbrochene Bärenklinge frei.

Kazuma seufzte bei diesem Anblick.

„Was hältst du davon, die Klinge einfach neu zu schmieden? Es gibt weiter hinten einen Ofen, Werkzeuge und jemanden, der uns helfen kann.“, erklärte Ratko.

Kazuma nahm den abgebrochenen Schwertgriff mit dem Bärenkopf in die Hand. Er erinnerte sich an den Moment, an dem er die Schwerter von Lu Ching bekommen hatte und all die Kämpfe, die er dank dieser Schwerter gewonnen hatte.

„Ist ne gute Idee.“, sagte er und legte die Falkenklinge zu der Bärenklinge dazu.

„Aber wir werden 2 neue Schwerter schmieden.“, fügte er hinzu.

Ratko sah ihn erstaunt an, doch Kazuma hatte diesen entschlossenen Gesichtsausdruck, der sagte, das er es sich nicht nochmal überlegen würden.

„Na gut.“, erwiderte Ratko lächelnd. „Machen wir 2 Schwerter, die perfekt auf dich abgestimmt sind.
 

Junko schlug die Augen auf und sah Serena neben ihrem Bett sitzen. „Wo sind wir?“

Serena lächelte. „Im Versteck des Widerstandes. Kazuma und Azuma haben uns hergebracht.“, erklärte sie.

Junko richtete sich auf. „Und wo ist Kazuma?“, wunderte sie sich.

Serena seufzte. „Ratko und er sind bereits seit 12 Stunden in der Schmiede etwas tiefer. Kazuma schmiedet sich 2 neue Schwerter aus seinen Alten.“

Junko stutzte. „12 Stunden? Hab ich solange geschlafen?“

Serena kicherte etwas. „Hattest den Schlaf wohl nötig. Außerdem ist es ja lange her, das wir das letzte Mal auf einer richtig guten Matratze geschlafen haben.“

Junko nickte und ließ sich wieder zurückfallen.

„Ruh dich noch etwas aus. In einer Woche werden wir abgeholt. Dann beginnt das richtige Abenteuer.“ sagte Serena.
 

Kazuma und Ratko waren inzwischen dabei, 2 neue Klingen zu fertigen. Kazuma schlug auf einem Amboss mehrere Male auf den glühend heißen Stahl ein, bevor er ihn wieder in den Ofen steckte.

„Hast du dir schon überlegt, was du machen wirst? Ob der Kommandant dir helfen soll?“, fragte Ratko,

Kazuma wischte sich den Schweiß von der Stirn. „ Hab ich und sobald die Schwerter fertig sind, werde ich es verkünden.“
 

2 Tage später waren die Schwerter fertig. Die klingen waren dünn und von beiden Seiten scharf. Die Griffe waren mit jeweils einem Wolfskopf verziert aus dessen Munde die Klinge herauskamen.

„Ich nenne diese beiden Wolfszähne. Sie sind scharf, schnell und tödlich wie Wölfe.“, erklärte er und steckte sie in die beiden Scheiden, die er auf dem Rücken über Kreuz trug.

„Guter Name. Und das hier?“, fragte Ratko und zeigte auf ein etwa 30cm langes Messer.

„Das habe ich vom Rest des Stahls gemacht. Meine Schwester soll es bekommen, damit sie sich auch verteidigen kann. Die Reise wird lang und beschwerlich.“, erklärte Kazuma.

„Na gut. Zeit, zu den anderen zurück zu gehen.“, meinte Ratko.

Kazuma nickte. „Wir müssen zuerst mit ihnen reden, ob sie mit meinem Plan einverstanden sind.“

Ratko grinste. „Ich bin sicher, das werden sie. Wird bestimmt spaßig.“, erwiderte er.

Kazumas Ansprache

Kapitel 105

Kazumas Ansprache
 

Kazuma war mit Ratko zu den anderen gegangen. Sie saßen im Kreis zusammen und sahen gerade alle etwas geknickt aus.

„Und was sagt ihr dazu?“, fragte Kazuma in die Runde.

Keiner schien etwas sagen zu wollen.

„Ich mache das nur, wenn ihr alle einverstanden seid.“, fügte Kazuma hinzu.

Yuan hob jetzt den Kopf. „Ich wäre dabei. Klingt vernünftig.“

Atruschka nickte jetzt ebenfalls lächelnd.

Auch Robin schien begeistert. „Das wird lustig.“, sagte er und schlug mit der Faust in die Hand.

„Das ist ein Risiko.“, erwähnte Serena.

„Aber er hat recht. Ich kann nicht so gut kämpfen,aber ich bin dabei.“, sagte Junko.

Azuma lachte ein wenig. „Also los. Zieh es schon durch.“, erwähnte er mit erhobenem Daumen.

Kazuma nickte und stand auf. Dann ging er an ihnen vorbei auf ein erhöhtes Podest zu und räusperte sich vor einem bereitstehenden Mikrofon.
 

„Liebe Mitmenschen, Freunde, Überlebende. Ich bin heute hier,um eine Ankündigung zu machen!“, rief er, um die Aufmerksamkeit aller zu bekommen.

Tatsächlich wurde es schlagartig ruhig in der Halle. Auch Kommandant Shugo in der Nähe des Podestes stand, hörte zu.

„Die meisten werden mich kennen! Diejenigen, die es nicht wissen. Ich bin Kazuma Tanakawa! Dieser Name sollte jedem etwas sagen, denke ich!“

Ein Raunen ging durch die Menge.

„Ich habe mich mit meinen Freunden beraten und wir haben beschlossen, das ich das Team anführen werde, das beim Turnier teilnehmen soll.“

Ein Jubel brach aus und Shugo lächelte zufrieden.

„Wir haben eine lange und beschwerliche Reise hinter uns gebracht. Viele Gefahren haben sich uns in den Weg gestellt, doch wir haben sie überwunden! Wir sind wieder hier, am Ziel und bald wird das Raumschiff eintreffen, das uns abholt und zum Turnier fliegt!“, rief er.

„Allerdings wissen die Sarok davon. Sie werden versuchen, uns davon abzuhalten, den Landeplatz zu erreichen.“

Kazuma machte eine kurze Pause und sah Shugo an. „Unser Kommandant hat dafür eine Lösung! Eine Ablenkung, damit wir durchschlüpfen können. Damit wir zum Turnier kommen, sind Soldaten bereit, in den Tod zu gehen! Das ist nobel, ohne Frage Dennoch bin ich dagegen, das Turnier mit solch einem Opfer zu beginnen und meine Freunde sind derselben Meinung!“

Shugo seufzte und trat neben Kazuma. „Und was ist dein Vorschlag?“

Kazuma lächelte und winkte die anderen auf die Bühne.

Yuan, Atruschka, Robin und Junko traten jetzt neben ihn. „Mein Vorschlag ist, das wir gemeinsam kämpfen. Das wir Seite an Seite der Soldaten stehen und den Sarok zeigen, wozu wir fähig sind! Jetzt werdet ihr euch fragen: Was können 5 Menschen mehr bewirken? Ganz einfach. Wir besiegen die Sarok, machen den Weg frei und gewinnen dann das Turnier, um ein für allemal klarzustellen, das die Menschheit nicht einfach so untergehen wird!“

Mit dem letzten Wort riss Kazuma den rechten Arm siegessicher in die Höhe. Erneut jubelte die ganze Halle los. Und das Jubeln wurde stärker.

Shugo sah Kazuma mit skeptischem Blick an.
 

Ein wenig später saßen alle im Raum des Kommandanten zusammen.

„Du hast dir viel vorgenommen. Hoffentlich bereust du das nicht.“, sagte Shugo.

„Hoffe ich auch.“, erwiderte Kazuma.

Ratko sah auf die Karte. Der Landepunkt des Raumschiffes war dort markiert.

„Wenn ich Bora wäre, würde ich hier eine Blockade errichten.“, sagte er und zeigte auf die Straße, die sie nehmen mussten. Es war eine Stelle mit rundum freiem Feld bis auf ein paar kleinere Wäldchen. Hier könnten sie sich nicht einfach so an einer Blockade herumschleichen.

„Warum sollten sie nicht einfach am Landeplatz warten?“, fragte Yuan.

„Wenn dem Schiff hier irgendetwas passiert, wenn es beispielsweise abgeschossen würde, wäre das ebenfalls eine Disqualifizierung der Sarok.“, erklärte Ratko.

Robin sah auf die Karte. „In der Tat. Diese Stelle ist bestens geeignet, um uns aufzuhalten. Weites Gebiet, gut einsehbar. Und außerdem müssen wir da vorbei um zum Landeplatz zu kommen.“

Kazuma verschränkte die Arme. „Wie stark wird die Blockade sein? Was meinst du?“, fragte er Ratko.

Ratko seufzte. „Geschütze. 8 oder 10 vermutlich. Einige Schiffe für Angriffe aus der Luft und natürlich eine Menge Soldaten. Vorzugsweise mit Schusswaffen.“

Shugo schmunzelte. „Und das willst du besiegen?“, fragte er.

Kazuma nickte lächelnd. „Am Tag vor dem Abflug bewegen wir die Panzer dorthin.“, sagte er und zeigte auf ein kleines Wäldchen in der Nähe. „Nachts können wir das schaffen, ohne gesehen zu werden.“

Ratko nickte. „Bora wird die Patrouillen in der Stadt frühzeitig abziehen um Truppen zu sammeln.“

„Der Ausgang unserer Garage ist leicht außerhalb von Tokio, so das wir ungestört vorrücken können.“, sagte Shugo jetzt auch leicht überzeugt.

„Gut. Nehmt Raketenwerfer mit. Alle, die wir haben. Genug Munition für die Panzer und einige Soldaten.“ Kazuma klang überzeugt, schon aber trotzdem etwas nervös zu sein.

„Was ist mit den Lasergewehren der Sarok?“, fragte Yuan.

Kazuma sah Atruschka an. „Glaubst du, du kannst das übernehmen?“

Atruschka erschrak leicht. „Das erfordert eine Menge Kraft und Konzentration. Außerdem weiß ich nicht, wie viele dort sind.“

„Ich kann dir helfen.“, sagte Robin ein wenig stolz klingend.

„Wirklich?“, warf Kazuma ein.

Robin hob den Daumen. „Keine Sorge. Wir machen das.“

Kazuma sah erneut auf die Karte. „Gut. Die Geschütze müssen wir als erstes ausschalten und sie damit überraschen. Dann werden die Schiffe starten, die wir mit Panzern und Raketenwerfern beschäftigen. Robin und Atruschka werden die Laser der Soldaten unbrauchbar machen und dann greifen wir an.“, erklärte er.

„Mann gegen Mann werden wir gewinnen. Nur vor den Schiffen müssen wir uns in Acht nehmen.“, meinte Yuan.

„Wir müssen dann eben aufpassen und darauf vertrauen, das die Panzer und Raketenwerfer uns Deckung geben.“, meinte Kazuma.

„Was ist, wenn Generäle unter den Soldaten sind! Seien es Untergeneräle oder nicht. Die werden ein harter Brocken sein.“ Ratko war klar, das es nicht nur einfache Soldaten sein würden.

„Die übernehmen wir dann.“, sagte Kazuma bestimmt.

„Ich ein ziemliches Risiko. Wenn es schiefgeht, war´s das.“, erwähnte Yuan mit verschränkten Armen.

Robin nickte. „Wenn wir das Schiff nicht erreichen, auch.“

Shugo stand jetzt von seinem Stuhl auf. „Mein Plan war in dieser Hinsicht besser. Was ihr versuchen wollt, ist sehr riskant.“

Kazuma sah etwas gereizt in die Runde. „Ich hatte doch klar gemacht, das ich das nicht zulasse.“

„Dein Vorschlag ist ganz vernünftig. Ich finde, wir sollten es versuchen. Die Soldaten sollten die Waffen und Fahrzeuge nochmal überprüfen.“, schlug Ratko vor.

„So ist es.“, sagte Kazuma.

„Vertrauen sie uns, Kommandant. Wir schaffen das.“, sagte Atruschka ehrgeizig klingend.

„In Ordnung. Dann sollten wir alle uns bereit machen. Ruht euch etwas in den nächsten Tagen. Das wir unsere letzte Aufgabe auf der Erde sein.“, sagte Kazuma und ging ohne ein weiteres Wort raus.

Yuan seufzte. „Dieser Plan ist verrückt. Vollkommen verrückt.“

„Vor allem, da wir noch nie eine richtige Schlacht geführt haben.“, fügte Robin hinzu.

„Wir alleine, gegen hunderte von Sarok, die nur auf uns warten.“, sagte Atruschka etwas bedrückt.

Serena schlug jetzt auf den Tisch. „Lasst euch nicht runter ziehen. Nach allem, was wir erlebt haben, was wir überlebt haben wird das doch ein Klacks! Wir werden das schaffen!“

„Stimmt!“, sagte Ratko lächelnd. „Wir sind stark. Vertrauen wir auf Kazuma.“
 

Etwas später saß Kazuma am Dock und starrte auf das Wasser, als Serena zu ihm kam und sich neben ihn setzte.

„Ein U-Boot müssten wir haben.“, sagte sie.

Kazuma schmunzelte. „Der Landeplatz ist von 200 Meter hohen, steilen Klippen vom Meer getrennt. Daher würde das nicht viel bringen.“, erklärte er.

„Ich weiß. War auch nur scherzhaft gemeint.“, erwiderte Serena. „Wäre aber schön, wenn wir einen anderen Plan hätten.“

Kazuma nickte leicht. „Ich weiß, wie gefährlich es sein wird. Auch ich hätte einen anderen Plan bevorzugt. Allerdings habe ich mir das Gehirn zermartert. Es gibt keinen.“

Serena legte sich zurück. „Wenn wir nur das Schiff erreichen könnten, um ihm andere Koordinaten zu geben. Sichere Koordinaten.“, sagte sie niedergeschlagen.

„Die Möglichkeit haben wir doch auch besprochen. Ratko sagte, das es keinen Weg gibt, das Schiff rechtzeitig zu erreichen. Der Kampf ist alles, was wir tun können.“, erklärte Kazuma leicht genervt.

„Wie wäre es mit einem Ablenkungsmanöver?“, fragte Junko, die jetzt hinter den beiden stand.

Kazuma seufzte. „Nicht du auch noch. Wir hatten doch...“, sagte er, als er plötzlich verstummte.

Serena sah ihn fragend an.

„Das wäre es. Vielleicht klappt das.“, sagte Kazuma und stand auf. „Danke.“, erwiderte er, umarmte Junko kurz und ging dann.

„Was denn? Was hab ich gesagt?“, fragte Junko leicht errötet.

Kazuma ging zu ihrem Schlafplatz wo Ratko leicht dösend auf seiner Decke lag.

„Haben die Sarok hier in Tokio eine wichtige Einrichtung? Einen Stützpunkt oder so was?“, fragte Kazuma leicht aufgeregt.

Ratko sah ihn verdutzt an.

„Ich meine eine Einrichtung, die sie auf jeden Fall beschützen würden, wenn sie angegriffen wird.“, ergänzte Kazuma.

Ratko nickte. „Sicherlich. Eine alte Militärbasis der Menschen. Sie dient den Sarok hier als Sammelstation und Waffenlager. Vermutlich ist Bora sogar dort.“, erklärte er.

„Und sie wird schwach bewacht werden, wenn wir zum Landeplatz aufbrechen?“, fragte Kazuma immer aufgeregter klingend.

Ratko kratzte sich am Kopf. „Natürlich wird Bora so viele Männer als Blockade aufstellen, wie er entbehren kann. Das wird die Verteidigung schwächen. Aber worauf willst du hinaus?“ Da stutzte er. „Du willst doch nicht...?“

Kazuma lächelte. „Allerdings.“ Mit diesen Worten verschwand er in Richtung Kommandantenbüro.

Ratko und die beiden Frauen folgten ihm, als er die Tür aufriss.

„Wir teilen die Armee!“, rief er lauthals.

Der Kommandant sah ihn ebenso verdutzt an wie Ratko zuvor. „Wie bitte?“

Kazuma sah auf die Karte. „Wo ist die Militärbasis, Ratko?“, fragte er.

Ratko zeigt auf eine eingezeichnete Einrichtung im Norden von Tokio.

Kazuma ebenfalls jetzt. „Dort greift eine zweite Einheit an und zwar bevor wir angreifen. Bora wir dann Soldaten abziehen lassen, so das wir ein leichteres Spiel haben.“, erklärte er euphorisch klingend.

Shugo sah auf die Karte. „Ziemlich gewagt.“

„Nicht gewagter als der ursprüngliche Plan.“, berichtigte Kazuma.

„Allerdings muss es für Bora wie eine richtige Bedrohung aussehen. Nur mit ein paar Soldaten ist das nicht zu bewerkstelligen.“, erklärte Ratko.

„Deshalb wird diese Einheit die Panzer bekommen. Das sind 5 Stück. Außerdem wird Azuma diese Einheit unterstützen und der Kommandant sie leiten. Sollte genug Bedrohung für Bora sein.“ sagte Kazuma.

Azuma, der ebenfalls jetzt dort war, war ebenfalls überrascht. „Ich soll helfen?“

„Genau. Bora wird denken, du bist ich. Zusammen mit den Panzern wird das bedrohlich genug wirken.“ Kazuma war immer noch in seiner Euphorie.

„Okay. Nehmen wir mal an, das funktioniert. Bora zieht etwa die Hälfte der Männer und Schiffe von der Blockade ab. Die Geschütze bleiben trotzdem.“, bemerkte Ratko.

Kazuma grinste. „Auch das habe ich bedacht. Wir nehmen Soldaten und Raketenwerfer mit. Bevor wir starten, schalten wir die aus. Dann greift der ursprüngliche Plan.“

Shugo sah erneut auf die Karte. „Die Schiffe brauchen etwa 10 Minuten von dort zur Basis. Wenn sie ankommen, sollten wir uns zurückziehen oder sie erledigen uns.“, erklärte er.

„Das heißt 20 Minuten Zeitfenster für das Turnierteam.“, meinte Shugo.

Azuma grinste. „Von wegen. Ich ziehe mich doch wegen ein paar Soldaten nicht zurück.“

Kazuma schüttelte den Kopf. „Nein. Sobald die Schiffe ankommen, verschwindet ihr. Keine unnötigen Verluste.“

„Das heißt aber, wir müssen unsere Angriffe aufeinander abstimmen. Ich nehme meine Freunde und etwas 20 Soldaten mit Raketenwerfern mit. Wir werden einen Tag vorher zu dem nahen Wald gehen und dort übernachten. So können wir auch besser beobachten.Wenn es soweit ist, schlagen wir zu.“, erklärte Kazuma zufrieden klingend.

Shugo nickte. „In Ordnung. Wenn ihr glaubt, das ihr das schafft, machen wir´s so.“

Kazuma sah ihn mit ernstem Blick an. „Riskieren sie nichts. Wenn es zu gefährlich werden sollte, ziehen sie die Soldaten zurück.“, riet er.

„Mach dir keine Sorgen. Kümmer dich lieber darum, das ihr das Ziel erreicht.“ Shugo lächelte, was wohl heißen sollte, das er Kazuma vertraut.

Kazuma lächelte ebenfalls und ging raus. Junko folgte ihm.

„Hast du diese Idee ernsthaft von mir?, fragte sie.

„Natürlich. Dein Rat war genau richtig.“, erwiderte er. „Danke dafür.“

Junko strahlte jetzt richtig.
 

Die nächsten Tage waren geprägt von Vorbereitungen. Die Soldaten wurden angewiesen, die Waffen und Fahrzeuge vorzubereiten.

Junko und Serena bereiteten auch etwas vor, was sie vorher besprochen hatten.
 

Schließlich kam der vorletzte Tag vor dem Abflug.

Kazuma hatte wie immer auf eine unbequemen Liege geschlafen. Azuma legte neben ihm.

Plötzlich gab es ein knallendes Geräusch und etwa regnete auf die beiden nieder.

Kazuma schrak hoch und fiel beinahe von der Liege. „Was... wie...?“, fragte er verdutzt und blickte in die Gesichter seiner Freunde.

Azuma hatte gerade dasselbe durchgemacht und richtete sich auf.

„Alles Gute zum Geburtstag!“, riefen alle im Chor.

Beide Brüder sahen total verdutzt aus.

„Ernsthaft?“, meinte Kazuma.

„Kommt schon! Steht auf!“, sagte Serena ungeduldig lächelnd.

Sie führte die beiden zu einem Tisch, wo eine Torte mit 18 Kerzen draufstand.

„Genießt es. War wirklich schwer, die Zutaten für das zusammen zu kriegen.“, erklärte Atruschka.

„Jetzt macht schon. Pustet die Kerzen aus und wünscht euch was.“, sagte Junko freudig.

Kazuma und Azuma stellten sich gegenüber vor der Torte auf und bliesen mit einem Hauch alle Kerzen aus.

Die Freunde herum klatschten. Dann legten sie für jeden ein großes Paket auf den Tisch.

„Für euch von uns allen.“, sagte Serena.

Kazuma schnürte sein Paket als erstes auf. Er zog ein Hemd samt Hose heraus.

„Ist ein besonderes Material in de man nicht so viel schwitzt. Dachten uns, beim Turnier brauchst du so etwas.“, sagte Ratko lachend.

„Wir haben auch welche von uns alle. Ich werd mir während des Fluges auch noch ein Logo für unser Team ausdenken und sie darauf nähen. Sieht bestimmt toll dann aus“, sagte Serena.

Kazuma seufzte.

Azuma hatte ebenfalls ein solche Outfit bekommen.

„Hoffe es passt. Bist ja etwas größer als Kazuma.“, fügte Serena hinzu.

Azuma grinste. „Vielen Dank.“
 

Den ganzen Tag liehen sie es sich gutgehen. Aßen ausgiebig und hatten Spaß.

Dann wurde es allmählich Abend. Die Sonne war bereits untergegangen, als Kazuma, Serena und die anderen sich bereitgemacht hatten.

Azuma, Shugo und ein paar andere begleiteten sie in die Halle über dem Versteck, um sie zu verabschieden.

„Ihr kommt klar?“, sagte Kazuma in Anspielung auf den Angriff auf die Kaserne.

Azuma nickte. „Ich wollte diesen Sarok schon immer mal großflächig in den Hintern treten.“, sagte er aufgeregt.

„Überlasse das uns.“, fügte Shugo hinzu.

„Okay. Und wir schaukeln das Turnier für euch.“, erwiderte Yuan.

Azuma sah Kazuma an. „Wenn du das Turnier vermasselst, werde ich dich ordentlich vermöbeln, wenn du zurückkommst. Also gewinnst du besser.“

Kazuma lächelte seufzend.

„Ich werde sichergehen, das sie am Landeplatz ankommen und dann komme ich zurück.“, sagte Ratko.

„Sehr gut. Wir können deine Hilfe in nächster Zeit sicher noch gebrauchen.“, sagte Shugo.

Serena umarmte Azuma nochmal dann machte sich die Truppe auf den Weg. Tatsächlich waren keine Patrouillen auf den Straßen, so das sie die Stadt nach 2 Stunden hinter sich lassen konnten.

Kazuma sah nochmal auf die Karte.

„In 2 Stunden sollten wir an dem Wäldchen ankommen, wo die Soldaten bereits auf uns warten. Dann warten wir dort bis zum Angriff von Azuma und dem Kommandanten.“, erklärte er.

Junko sah in die Sterne. „Das ist wahrscheinlich das letzte Mal, das wir die Sterne so sehen können.“, sagte sie wehmütig.

Kazuma schmunzelte. „Unsinn. Nach dem Turnier kommen wir wieder.“

Junko seufzte. „Und wenn wir verlieren? Oder gar getötet werden?“, fragte sie mit leicht tränenden Augen.

Kazuma legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich werde nicht zulassen, das so etwas passiert. Versprochen.“

Junko senkte den Kopf. „Vielleicht war es falsch von mir, mit zum Turnier zu kommen.“

„Jetzt hör mir mal zu. An Bord dieses Raumschiffes werde ich mit dir trainieren. Du wirst stärker werden, als zu glaubst. Das wirst du schon sehen.“, machte Kazuma ihr Mut

Junko hob den Kopf wieder und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.

„Siehst du? Bleib zuversichtlich.“, sagte Kazuma lächelnd.

„Kommt endlich!“, rief Yuan ungeduldig.

„Sofort!“, rief Junko zurück und ging los.

Kazuma sah allerdings jetzt nicht mehr so zuversichtlich aus wie vorher. Doch er beschloss, es sich nicht anmerken zu lassen.

Unerwarteter Gegner

Kapitel 106

Unerwarteter Gegner
 

Der Mond stand hoch am Himmel als das Team in einem kleinen Wäldchen ankam, wo sie sich mit den vorausgegangenen Soldaten trafen. Die hatte an einer Stelle, wo die Bäume relativ dicht standen und Sichtschutz vor Schiffen boten, einige Zelte aufgestellt.

„Ich bin Kirishima. Der Anführer der Einheit.“, sagte einer der Soldaten und salutierte vor Kazuma. „Wir werden ihnen helfen, ihre Mission durchzuführen.“, fügte er hinzu.

Kazuma seufzte. „Gut. Ich würde gerne eine Besichtigung der Blockade vornehmen.“

Kirishima nickte.

Während die anderen zu einem bereitgestellten Zelt gingen, führte Kirishima Kazuma zum westlichen Waldrand, wo in einiger Entfernung die Blockade der Sarok war.

Dank eines Nachtsichtgerätes konnte Kazuma alles relativ genau sehen. 10 Geschütze, etwa 200 Soldaten und 20 Schiffe, die auf den Wiesen verteilt standen. Außerdem zahlreiche Suchscheinwerfer, um sie auch bei Nacht zu sehen.

„Die Geschütze sind stationär?“, fragte Kazuma.

„Vermutlich. Aber wir sind nicht ganz sicher.“, antwortete Kirshima.

Jeder Soldat trug zusätzlich Lasergewehre obwohl die Geschütze an sich schon bedrohlich genug aussahen.

Kazuma seufzte. „Jeder normale Mensch würde lieber flüchten als sich mit so was anzulegen. Hoffentlich schaffen Atruschka und Robin das.“

Er steckte das Nachtsichtgerät wieder weg. „Okay. Wir besprechen die Strategie morgen früh. Fürs erste sollen die Männer sich ausruhen.“

Kirishima nickte zustimmend und sie gingen zum Lager zurück.
 

Die Frauen hatten es sich in dem Zelt gemütlich gemacht, da ohnehin nicht alle hineinpassten. Sie saßen noch ein wenig an einem kleinen Lagerfeuer zusammen.

„Ihr solltet schlafen gehen. Morgen das wird ein harter Kampf.“, riet Kazuma.

Junko schmunzelte. „Wie sollen wir denn mit der Anspannung schlafen?“

„Ganz genau. Morgen im diese Zeit werden wir vielleicht schon Millionen Kilometer weit weg von hier sein.“, sagte Atruschka.

„Oder tot.“, gab Robin zu erkennen.

Alle sahen ihn leicht geschockt an.

„Ist doch so.“, erwiderte er.

„Schon klar. Keiner kann wirklich schlafen.“, bemerkte Kazuma jetzt auch.

„Wie wäre es mit einer Lagerfeuergeschichte?“, fragte Junko freudig.

Serena seufzte leicht. „Und du meinst, das wir mit Hilfe von Gruselgeschichten einschlafen können?“, fragte sie.

„Lagerfeuergeschichten?“, warf Ratko fragend in die Runde.

„Das ist so ein alter Brauch, wenn man campen geht, das man sich Geschichten erzählt. So ne Art Mutprobe, glaube ich.“, versuchte Robin zu erklären.

Atruschka lehnte sich zurück. „Also ich weiß keine.“

Ratko dachte kurz nach aber sonst schien keiner etwas zu sagen zu haben. „Muss es denn gruselig sein? Ich hätte eine alte Geschichte, die mit meine Mutter früh vor dem einschlafen immer mal erzählt hat.“

Alle sahen ihn erwartend an. „Klar. Eine Geschichte von den Sarok ist mal was anderes.“, sagte Serena.

Sie setzten sich alle bequem in einem Kreis hin und sahen Ratko an.
 

„Es ist eine sehr alte Geschichte, die von vielen Völkern im Universum erzählt wird.“, fing er an.

„Sie handelt von einem weit entfernten Planeten, dessen Bewohner rundum zufrieden waren. Keine Kriege, keine Streitereien. Der Inbegriff von Frieden. Das lag daran, das einer ihrer Bewohner in der Vergangenheit einen Apparat entwickelt hatte, der alle schlechten Emotionen aus den Bewohnern heraussaugen konnte. Gefühle wie Hass, Neid, Eifersucht gab es dadurch nicht mehr. Allerdings war es nicht so, das diese Gefühle einfach verschwanden. Sie landeten in kleinen Kapseln, die anschließend auf eine gesonderten Müllhalde landeten.“

„So wuchs diese Müllhalde im Laufe der Jahre und Generationen. Bis eines Tages ein kleiner Junge sich dorthin verirrte, abrutschte und bei seinem Fall einige dieser Kapseln zerbrach. Die Gefühle, die dort drin eingeschlossen waren, suchten sich den nächstgelegenen Wirt in dem Fall den Jungen. Natürlich verschwieg er, was passiert war, doch die Gefühle, die er nun wieder besaß wurden mit der Zeit stärker. Irgendwann übernahmen sie die Kontrolle und sie wollten mehr. So ging dieser Junge erneut dorthin und zerbrach so viele Kapseln wie er konnte.“

„Die Gefühle, die er so absorbierte, machte ihn stärker und verliehen ihm nun besondere Fähigkeiten. Als die anderen Bewohner herausfanden, was passiert war, war es bereits zu spät. Die Kräfte des Jungen waren so stark, das sie ihm nichts mehr anhaben konnten. Außerdem veränderte sich sein Körper auf drastische Weise. Er bekam Schuppen und sah bald aus wie das Wesen, das ihr in eurer Mythologie als Drachen bezeichnet.“

„Er verleibte sich schließlich die ganze Müllhalde ein und er wuchs mit unglaublicher Geschwindigkeit. Schließlich ging er sogar auf die positiven Gefühle der Bewohner los. Er töte einen nach dem anderen.“

„Ist das wirklich so passiert?`“, fragte Serena etwas ängstlich.

„Unterbrich ihn doch nicht.“, sagte Junko ungeduldig.

Ratko räusperte sich. „Irgendwann hatte der Drache das ganze Leben seines Planeten ausgelöscht. Doch sein Hunger nach Gefühlen war größer als je zuvor. Also wandte er sich neuen Zielen zu. Sein Körper hatte inzwischen gewaltige Ausmaße angenommen. Zusätzlich hatte er die Fähigkeit bekommen, sich im All zu bewegen und dort zu überleben. So reiste er zum nächsten bewohnten Planeten. Mittlerweile konnte er vermutlich schon Gefühle riechen nur so ist es zu erklären, das er schnurstracks zum nächsten bewohnten Planeten finden konnte. Diesen löschte er ebenfalls aus und dann ging es weiter. Und mit jedem Planeten wuchs er.“

„Dann taten sich die damals raumfahrenden Völker zusammen, um dem Biest Herr zu werden. Sie stellten eine gewaltige Flotte mit einer enormen Kampfkraft zusammen. Doch diese wurde innerhalb von wenigen Minuten komplett zerstört. Die Völker sahen in diesem Augenblick ein, das es nichts gab, was sie tun konnten. So beteten sie schließlich zu ihren Göttern, damit sie ihnen helfen würden, die Bedrohung von ihnen abzuwenden. Kurz darauf schienen ihre Gebete erhört worden zu sein. Ein Mann erschien vor dem Rat der Völker und behauptete von den Göttern geschickt worden zu sein, um mit ihrem Segen die Bestie zu besiegen.“

„Die Völker sahen seine Kraft und beschlossen, diesem jungen Mann zu vertrauen. Er konnte sich genau wie der Drache im Weltall bewegen und so suchte und stellte er ihn zum Kampf.

„Hat er gewonnen?“, fragte Yuan.

Ratko lehnte sich zurück. „Der Kampf ging über 5 Tage und Nächte eurer Zeitrechnung. Über die Einzelheiten ist nichts bekannt. Der Kampf konnte nicht aus nächster Nähe beobachtet werden. Von einem relativ nahen Planeten wurden immer wieder Lichtblitze in dieser Richtung beobachtet. 5 Tage später verschwanden die Blitze und erste Raumschiffe wurden dorthin geschickt. Sie suchten alles ab und fanden schließlich die Überreste des Helden.“

„Kein Drache?“, fragte Robin überrascht.

„Keine Spur von ihm. Allerdings wurde er nie wieder gesehen was darauf hindeutete, das der Junge ihn besiegt haben muss. Er selbst wurde auf einem leblosen Planeten beerdigt in allen Ehren. Der Planet trägt bis heute seinen Namen.“, beendete Ratko seine Erzählung.

„Wow.“, entgegnete Yuan. „Und das ist wirklich passiert?“

„Pssst.“, machte Kazuma und deutete auf die Frauen hin, die alle drei jetzt eingeschlafen waren. „Die Geschichte scheint ihre Arbeit getan zu haben.“, fügte er hinzu.

Ratko stand auf. „Ich habe diese Geschichte immer gern gehört. Ob sie allerdings wahr ist weiß ich allerdings nicht.“, erklärte er.

„War mal was anderes.“, sagte Robin und streckte sich. „Wer mich auch noch etwas hinlegen.“

Yuan gähnte ebenfalls.

„Na dann gute Nacht euch allen.“, wünschte Kazuma, der sich ebenfalls zur Nachtruhe begab.
 

Als die Sonne leicht durch die Baumwipfel schien, wurde Kazuma langsam wach. Er sah sich um, wo die anderen lagen.

Serena, Atruschka und Junko lagen noch auf den Decken, wo sie vorher eingeschlafen waren. Yuan und Robin etwas abseits. Nur Ratko war nirgends zu sehen.

Kazuma stand auf und sah sich weiter um, doch Ratko sah er nicht.

„Ich frage mich, ob...“, sagte er.

Leise verließ er das Camp in Richtung westlichem Waldende, wo er Ratko schließlich in einem dichten Gestrüpp fand, wie er die Blockade beobachtete.

„Hast du nicht geschlafen?“, fragte Kazuma in leisem Ton.

Ratko nickte. „Nein. Und jetzt weiß ich auch, warum.“, sagte er. Daraufhin drückte er Kazuma ein Fernglas in die Hand. „Sieh mal, wer dort unten ist. Zwischen dem 3. und 4. Geschütz von rechts.“

Kazuma nahm das Fernglas und fragte sich, was er dort sehen sollte.

Er sah zu der Blockade und suchte die Stelle, die Ratko ihm beschrieben hatte. Plötzlich erstarrte er. Zwischen den Geschützen stand ein weiblicher Sarok, den er nur zu gut kannte.

„Sie hatte wohl etwas Zeit zum erholen.“, sagte Ratko sarkastisch.

Kazuma sah nochmal genau hin. Eigentlich konnte er es nicht glauben, doch sie war es. Dort stand Leola und unterhielt sich mit einigen Soldaten.

Kazuma schluckte. Damit hatte er nicht gerechnet. „Wie kann sie sich so schnell erholt haben?“, fragte er.

Ratko seufzte. „Erstens ist euer Kampf schon ein paar Wochen her und zweitens ist sie nicht voll erholt sonst hättest du ihre Kraft wahrscheinlich schon längst gespürt.“, entgegnete er.

„Stimmt.“ Erst jetzt bemerkte Kazuma, das er ihre Kraft kaum bemerkte. Vermutlich war sie noch angeschlagen von ihrem Kampf.

Er lächelte plötzlich. Aber es war ein verschlagenes Lächeln, wie Ratko es bei ihm noch nie gesehen hatte.

„Was denkst du gerade?“, fragte Ratko stutzig.

Kazuma packte das Fernglas weg. „Das ist die Chance, ihr heimzuzahlen, was sie euch angetan hat. Nur dieses Mal werde ich sie töten.“

Ohne auf eine Reaktion von Ratko zu warten ging er zurück in Richtung Lager.

Ratko hatte ein schlechtes Gefühl.

Keiner der beiden hatte bemerkt, das Leola zu dem Wald sah und verschmitzt lächelte.
 

Nur etwas vor Ratko kam Kazuma wieder im Camp an. „Alles aufstehen! Lagebesprechung!“, rief er lauthals, damit auch alle es hörten.

Die Soldaten waren größtenteils bereits wach, die Freunde allerdings nicht.

Junko schlug verschlafen die Augen auf. „Jetzt schon?“

„Wir müssen reden.“, sagte Kazuma.

Ratko kam jetzt auch an.

„Was ist denn los? Warum ist er so aufgeregt?“, fragte Yuan ihn.

„Wart´s ab.“, erwiderte Ratko nur.

Die Soldaten und Freunde versammelten sich langsam in der Mitte des Camps um Kazuma herum.

„Jeder von euch sollte den eigentlichen Plan eigentlich kennen.“, fing Kazuma an. „Die Raketenwerfer platzieren sich an der Baumgrenze. Sie dürfen von den Sarok nicht gesehen werden bevor es losgeht. Die Scharfschützen etwas weiter dahinter. Und ich wiederhole. Niemand darf vor der Aktion gesehen werden. Sobald ich das Zeichen für den Angriff gebe, feuern die Raketenwerfer als erstes. Sie schalten die Geschütze aus. Dann folgen die Scharfschützen, welche die Soldaten angreifen. Konzentriert euch auf eventuell verbleibende Geschütze und die Piloten der Schiffe. Sollten Schiffe abheben kommen die Raketenwerfer wieder zum Einsatz.“, erklärte er.

Kazuma atmete noch einmal tief durch. „Einzige Änderung betrifft mich. Ein Sarok befindet sich dort, der meine volle Aufmerksamkeit erfordert.“, fügte er hinzu.

„Ein Sarok? Wer?“, fragte Atruschka.

„Leola!“, verkündete Ratko und trat zu Kazuma in die Mitte. „Sie scheint sich halbwegs vom letzten Zusammentreffen erholt zu haben. Nicht völlig, aber sie stellt eine Gefahr dar.“

Die Gesichter der anderen sahen schockiert aus. Sie hatten damit nicht gerechnet.

„Du willst dich alleine um Leola kümmern? So wie das letzte Mal?“, fragte Serena.

Kazuma nickte. „Ich werde beenden, was ich damals begonnen habe.“

Mit diesen Worten entfernte ging er.

Serena folgte ihm. „Warte! Bleib stehen!“, schrie sie.

Kazuma lehnte sich an einen Baum und atmete einmal tief durch.

„Du willst das nur tun, wegen dem, was sie uns angetan hat, richtig?“, fragte Serena energisch.

Kazuma drehte sich um. „Natürlich. Hätte ich das vor meinem letzten Kampf gewusst, hätte ich ihr schon damals den Rest gegeben. Sie muss dafür bezahlen, was sie euch angetan hat!“, schrie er mit wütendem Unterton in der Stimme.

Serena sah ihn vorwurfsvoll an. „Dann sollten WIR diejenigen sein, die sie bezahlen lassen, weil sie es UNS angetan hat! Ich werde nicht zulassen, das du das tust! Du kommst gefälligst mit uns!“

Kazuma lächelte. „Denk doch mal nach. Leola wird uns nicht einfach so da durchlassen. Jemand muss gegen sie kämpfen.“

Serena wurde ruhig. Sie wusste, das Kazuma recht hatte.

„Dann mache ich das!“, rief Ratko, der jetzt hinter Serena stand.

Beide sahen ihn fragend an.

„Ernsthaft? Leola ist ein harter Brocken.“, meinte Kazuma.

Ratko grinste. „Erstens ist sie geschwächt und zweitens muss ich sie nur so lange beschäftigen, bis ihr Richtung Landepunkt verschwunden seid.“

Serena sah ihn mürrisch an. „Aber du könntest dabei sterben. Das will ich nicht.“

„Leola gehört mir! Also vergiss es!“, sagte Kazuma mit befehlendem Unterton.

Ratko legte eine Hand auf seine Schulter. „Lass deine Gefühle nicht dein Handeln kontrollieren. Du hast eine viel wichtigere Aufgabe zu erledigen als Leola zu besiegen.“

Kazuma senkte den Kopf leicht. Er wusste, das Ratko recht hatte, allerdings fiel es ihm schwer, das zuzugeben.

Ratko lächelte wieder. „Keine Sorge. Ich lasse dir was von ihr übrig, damit du sie erledigen kannst, wenn du zurückkommst.“, sagte er scherzhaft.

„Ratko hat recht.“, sagte Serena schweren Herzens. „Wenn er Leola ablenken kann, können wir entkommen.“

Kazuma schluckte. „Na gut. Aber eines sage ich dir. Wenn wir zurückkehren, will ich nicht erfahren, das du tot bist. Versprich mir das.“

Ratko streckte sich. „Wofür hältst du mich? Natürlich überlebe ich. Es braucht mehr als eine Leola, um mich zu töten.“

Kazuma atmete erneut einmal tief durch. „Na gut. Gehen wir zurück zu den anderen und erklären, wie es dann läuft.“
 

Nachdem Kazuma nochmals alles erklärt hatte, gingen die Soldaten ein letztes Mal ihre Waffen überprüfen, damit alles bereit ist.

Kazuma setzte sich mit den anderen zusammen. „Also. Um 16 Uhr sollten Shugo und Azuma mit dem Angriff beginnen.“, erklärte er.

„Sobald ein Teil der Soldaten abgezogen worden sind, beginnen wir. Wir dezimieren die Soldaten und sobald Ratko Leola´s Aufmerksamkeit hat und wir unsere Chance sehen, verschwinden wir in Richtung Ziel.“

Alle sahen Ratko skeptisch an.

„Und du schaffst das?“, fragte Yuan.

Ratko seufzte. „Ich bin ein Sarok. Ein ehemaliger Hauptgeneral. Und das nicht ohne Grund.“, antwortete er genervt.

„Keine Angst. Den haut nichts um.“, sagte Kazuma lächelnd.

„Sei trotzdem vorsichtig.“, meinte Serena abschließend.
 

Die Stunden vergingen und schon bald stand die Sonne hoch am Himmel. Es war kurz nach 15 Uhr, als die Soldaten und das Team um Kazuma am Waldrand in Stellung gingen. Wohl bedacht darauf, nicht vorzeitig entdeckt zu werden.

Kazuma und Junko saßen hinter einem dicken Baum in Deckung.

„Das ist nervig. Ich hasse diese Warterei.“, beschwerte sich Junko.

Kazuma lehnte sich zurück. „Leola wird es uns nicht leicht machen. Sei vorsichtig.“

Junko lächelte. „Keine Sorge. Ich werde aufpassen.“ Dann sah sie ihr Schwert an. „Erinnerst du dich noch? In dem Versteck hast du mich gefragt, ob das Schwert schon mal mit mir gesprochen hätte.“, erwähnte sie.

Kazuma sah sie erwartend an. „Ich habe mich erinnert an etwas aus meiner Kindheit. Als ich 5 oder 6 Jahre alt war.“ Junko sah nach oben. „Ich fand das Schwert und irgendwas rief mich. Eine Stimme war in meinem Kopf, die stärker wurde, als ich die Klinge in die Hand nahm. Aber dann kam meine Mutter und meinte, das dieses Schwert nichts für mich wäre.“, erklärte sie.

„Weißt du noch, was diese Stimme gesagt hat?“, fragte Kazuma.

Junko schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Aber ich habe mich daran erinnert, als ich versuchte mich an den Blackout zu erinnern, den ich bei diesem Zerstörer hatte.“

Kazuma seufzte. „Denkst du, das es etwas mit dem Schwert zu tun hatte und nicht mit Gaia?“

Junko stutzte. „Die Stimme von damals war männlich. Nicht wie die von Gaia.“

Kazuma erinnerte sich an seinen Kampf mit Azuma als er Junkos Schwert hielt. Da hatte er auch diese seltsame Stimme gehört.

„Egal.“, warf Junko jetzt ein. „Auf dem Raumschiff kannst du da mit mir weiter trainieren?“, fragte sie und sah Kazuma bittend an.

Kazuma schmunzelte, wie sie so einfach das Thema wechseln konnte. „Natürlich. Wir werden doch vor dem Turnier noch richtig stark machen, damit wir auf jeden Fall gewinnen werden.“

Junko schmunzelte ebenfalls ein wenig.

„Jetzt sollten wir uns aber auf die Schlacht konzentrieren, die vor uns liegt.“, meinte Kazuma.

Junko schluckte.

„Keine Angst. Ich werde auf dich aufpassen.“, versprach Kazuma. Dann atmete er einmal tief durch.

Trotzdem war da immer noch etwas, das ihn stutzig machte.

Illusıonen

Kapitel 107

Illusionen
 

Die Uhr zeigte 15:40 an, als Kazuma zu Ratko ging, der noch die Blockade beobachtete.

„Hat sich was geregt?“, fragte er.

Ratko schüttelte den Kopf.

„In 20 Minuten geht es los. Ich hoffe, du bist bereit.“, meinte Kazuma, nahm das Fernglas und sah ebenfalls zu den Sarok.

„Das wird nicht einfach werden. Sei auf alles vorbereitet.“, mahnte Ratko ihn.

Kazuma jedoch schien ihn nicht gehört zu haben. Wieder stutzte er. „Das ist merkwürdig.“

Ratko seufzte. „Was denn jetzt schon wieder?“

Kazuma gab ihm das Fernglas zurück. „Die Soldaten bewegen sich gar nicht. Außerdem sind ihre Auren nicht spürbar. Lediglich 3 Auren kann ich fühlen.“, erklärte er.

Ratko sah nochmal zu der Blockade. „Scheint normal zu sein. Die meisten Soldaten sind so schwach, das man deren Aura nicht spüren kann.“

Kazuma schien aber keineswegs beruhigt zu sein. „Ich weiss nicht ganz.“, sagte er und deutete auf Ratkos Funkgerät. Dann schlich er sich weg.

Yuan hatte das gesehen und kam jetzt zu Ratko. „Was hat er denn vor?“

Ratko schüttelte nur mit dem Kopf.

Kazuma schlich sich nach rechts aus dem Wald raus und näherte sich, geschützt durch hohes Gras einem der Raumschiffe, die dort auf der Wiese standen.

Yuan und Ratko sahen es und erschraken.

Kazuma schaffte es, hinter dem Schiff in Deckung zu gehen. Dann sah er sich das Schiff genau an. Es sah aus sie ein normales Schiff, doch er wollte es genau wissen.

Langsam streckte er die Hand aus, um die Oberfläche zu berühren.

„Was genau macht er denn da?“, fragte Yuan.

Kazumas Hand erreichte das Raumschiff, doch seine Hand versank einfach in dessen Außenwand.

Er schrak zurück und versuchte es erneut mit dem selben Ergebnis.

„Wusste ich es doch.“, dachte er. Jetzt streckte er den ganzen Arm in das Schiff. „Verdammt.“

Nun holte er das Funkgerät heraus. „Ratko. Hörst du mich?“

Ratko nahm sein Funkgerät in die Hand. „Was soll das? Was tust du da?“

„Die Schiffe und die Soldaten sind nicht real. Nichts davon.“, erklärte Kazuma während er versuchte, den Soldaten zu schlagen, der das Schiff bewachen sollte.

Ratko und Yuan sahen sich fragend an dann wieder zu der Blockade.

„Wovon sprichst du da? Ich sehe doch alles.“, sagte Yuan verwirrt klingend.

„Hologramme oder Illusionen. Was auch immer. Nichts davon ist hier. Gib Kirishima Bescheid das Shugo und Azuma ihren Angriff abblasen müssen. Sofort!“, befahl Kazuma.

„Illusionen? Das?“, fragte Yuan. „Sieht für mich total real aus.“, fügte er hinzu.

„Vertrau mir. Das ist eine Falle oder was auch immer. Es gibt hier nur 3 Auren.“, meinte Kazuma und sah zu den anderen Soldaten.

Ratko sah jetzt ebenfalls dorthin und es war, als würde er sich an etwas erinnern. „Drei hast du gesagt?“, fragte er Kazuma.

„Ja! Wieso?“, fragte Kazuma zurück.

Ratko schluckte. „Das können nur SIE sein.“, sagte er.

Yuan sah ratlos aus.

„Geh zu Kirishima. Er soll den Angriff auf die Basis abblasen lassen.“, sagte Ratko zu Yuan und gab ihm sein Funkgerät.

Auch die anderen, die in der Nähe waren, waren überrascht von dieser Entscheidung.

Ratko nahm seinen Hammer fest in die Hand. „Die Raketenwerfer sollen sich bereit machen. Entweder ich oder Kazuma werden ihnen ein Zeichen geben, wenn es soweit ist.“, befahl er und ging los ohne das die verwunderten Freunde sich rührten.

Kazuma sah, wie Ratko die Waldgrenze verließ und auf das offene Feld kam. „Hey! Was soll das denn?“

„Wart´s ab. Ratko plant etwas.“, gab Yuan über das Funkgerät durch.

Die Soldaten sahen jetzt alle Ratko an.

Leola trat hervor. „Willst du dich ergeben in der Hoffnung zu überleben.“, fragte sie lächelnd.

Ratko schmunzelte. „Von wegen. Ich weiß bereits, was hier los ist. Sind die Geschütze wenigstens echt oder auch nur eine Illusion, Sartia?“, fragte er selbstbewusst.

Leola stutzte leicht. Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich und sie trat einen Schritt zurück.

„Wusste ich es doch. 3 Auren und alles andere ist falsch. Deine Schwestern Dertia und Lametia werden wohl die anderen beiden Auren sein.“, erklärte er und hob seine Waffe.

Leola schmunzelte leicht. „Du glaubst also, dass das hier eine Art Illusion ist? All das?“, fragte sie.

Ratko sah sich um. „Allerdings. Also könnt ihr eure Spielchen lassen.“

Leola trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. „Ich sehe schon. Einem wie dir kann man nichts vormachen.“ Sie hob eine Hand und schnippte mit den Fingern.

Das ganze Feld samt Soldaten, Schiffen und Geschützen fing nun an zu verschwimmen und alles löste sich auf. Bis auf drei Gestalten, die nun noch dort standen.

Eine stand noch vor Ratko, wo Leola eben war und zwei weitere jeweils rechts und links.

„Sartia, nehme ich an.“, sagte Ratko zu der vor ihm.

Sie lächelte und sprang zurück um etwas Abstand zu bekommen. „Schwestern! Versammeln!“, rief sie.

Die beiden anderen nickten und sprangen direkt neben sie.

Ratko schulterte seine Axt und sah die drei leicht mitleidig an.

Kazuma kam jetzt zu Ratko. „Das sind die drei?“

Ratko nickte. „Ein weiteres Genexperiment. Sie tragen die Gene einer Rasse namens Holus ins ich.“

„Alle drei?“, fragte Kazuma.

Ratko schmunzelte. „Wenn ich mich recht entsinne war das Experiment so nicht geplant. Ihre Mutter bekam die Gentherapie, doch scheinbar funktioniert es nicht. Sie bekam die Kräfte nicht. Allerdings war sie schwanger mit Drillingen und nach ihrer Geburt stellte sich schnell heraus, das die Gene auf die Kinder übergegangen waren.“

„Wie stark sind sie?“, wollte Kazuma wissen.

„Ratko seufzte leicht. „Vom Rang her ist jede einzelne Untergeneral, aber zusammen sollen sie stark genug sein, um selbst Obergeneräle zu besiegen. Allerdings nur wenn sie ihrer Illusionen gemeinsam benutzen. Körperlich sind sie nicht sehr stark.“

Kazuma sah auf die drei Frauen, die jetzt in Verteidigungsstellung waren. Er konnte sich nicht vorstellen, das Bora glaubte, diese drei könnten sie aufhalten.

„Was machen wir jetzt, Schwester?“, fragte Dertia, die links von Sartia stand.

„Genau. Was?“, fragte Lametia ebenfalls.

„Beruhigt euch. Wir haben alles bekommen, um sie hier festzuhalten.“, sagte Sartia lächelnd.

Alle drei nickten und sie sprangen zurück auf drei festgelegte Punkte.

Atruschka, Yuan, Robin und Junko stießen jetzt etwas verdutzt zu Kazuma und Ratko dazu.

„Was ist los? Wo sind die ganzen Soldaten?“, fragte Junko.

„Die waren nie hier. Alles Illusionen.“, erklärte Ratko.

„Habt ihr Shugo und Azuma erreicht und gesagt, sie sollen den Angriff abbrechen?“, fragte Kazuma.

Yuan zuckte mit den Schultern. „Der Funker hatte keinen Empfang deswegen musste er zum Camp zurück, von wo er sie erreichen könnte.“

Atruschka sah jetzt die drei Frauen an. „Sind das alle?“

„Unterschätzt sie nicht. Sie sehen nicht nach viel aus, aber sie sind gerissen.“, riet Ratko.

„Los geht’s, Schwestern!“, rief Sartia und drückte einen Knopf an ihrem Armband.

Unter jeder der 3 Frauen kam eine Metallsäule heraus, die sie einhüllte.

„Was jetzt? Ist das eine Art Verteidigung?“, fragte Kazuma leicht amüsiert.

Einige Sekunden später fuhren die Metallsäulen wieder nach untern und die Frauen wurden erneut sichtbar.

Sie trugen jetzt Ganzkörperoveralls die mit allerlei technischen Geräten ausgerüstet zu sein schienen.

„Sieht nicht schlecht aus, für Sarok meine ich.“, sagte Yuan lächelnd.

Die Frauen versammelten sich wieder. „Wir werden euch nicht vorbeilassen!“, schrie Sartia herausfordernd.

„Das werden wir doch mal sehen.“, sagte Kazuma, zog seine Schwerter und rannte los.

„Okay! Legen wir los!“, schrie Sartia.

Die anderen beiden nahmen 2 Schritte Abstand zu ihr.

Kazuma hatte Sartia fast erreicht und holte mit dem rechten Schwert zum Schlag aus.

Die hob plötzlich die Hand und sah ihn drohend an.

„Pass auf!“, schrie Ratko.

Plötzlich verschomm die Umgebung um Kazuma und er stand mitten in einem dichten Wald.

Die anderen sahen, wie Kazuma nur 3 Meter vor Sartia stehengeblieben war. Mitten in seinem Schlag verharrend.

„Was macht er denn jetzt?“, fragte Junko.

Ratko schluckte. „Er ist wahrscheinlich gerade in einer Illusion gefangen.“

„In einer Illusion gefangen? Dann müssen wir ihn da wieder rausholen.“, sagte Robin und wollte Kazuma helfen, als Ratko ihn aufhielt.

„Nicht. Wenn du ihnen zu Nahe kommst, passiert dir vielleicht dasselbe. Hoffen wir, das Kazuma damit umgehen kann, was immer er auch sieht.“, meinte Ratko und hoffte, das er recht haben würde.

Sartia bewegte ihre rechte Hand ein wenig vor Kazuma´s Gesicht umher. „Sehen wir doch mal, wovor du die meiste Angst hast.“
 

Kazuma sah sich immer noch in einem dichten Wald. „Was geht hier vor? Wo bin ich? Wo sind alle?“, fragte er, während er sich umsah.

Plötzlich erschien eine Gestalt etwa 50 Meter von ihm entfernt. „Kazuma! Hilf mir!“, rief Serena und verschwand dann wieder.

„Serena?“, rief Kazuma. Er rannte in die Richtung, wo er sie gesehen hatte.

„Wir müssen doch irgendwas tun.“, sagte Junko. Kazuma hatte sich seit einer Minute nicht mehr bewegt. Nicht ein Muskel.

Ratko schluckte. „Ich kenne mich leider mit den Kräften dieser drei nicht so gut aus. Aber ich denke, wenn wir versuchen würden, ihn gewaltsam da rauszuholen, könnte das schiefgehen.“

Kazuma war an einer Schlucht angekommen, deren Boden nicht zu sehen war. Lediglich eine schmale, morsch aussehende Brücke führte zur anderen Seite. Dort sah er wieder Serena, wie sie von einem männlichen Sarok festgehalten wurde.

„Hilf mir!“, rief Serena wieder.

Kazuma zögerte einen Moment beim Anblick dieser Brücke.

„Sehr gut.“, sagte Sartia lächelnd. „Riskier alles und verlier dabei dein Leben.“

Serena hatte ein ganz schlechtes Gefühl. „Es reich. Wir müssen eingreifen.“

„Ganz deiner Meinung.“, stimmte Junko ihr zu und rannte mit gezogenem Schwert los.

„Hey, warte!“, rief Yuan und folgte ihr.

„Hat denn hier keiner meine Warnung gehört?“, fragte Ratko.

Dertia und Lametia sahen die beiden näher zu Kazuma kommen. Sie lächelten und hoben ihre Hände in die Höhe.

„Na warte!“, sagte Atruschka. Neben ihr schwebten 2 Steine in die Luft, die sie auf die beiden schleuderte.

Die zwei Schwestern mussten ausweichen und brachen ihre Konzentration ab.

„Hilf mir!“, rief Serena erneut Kazuma zu, der jetzt fast in der Mitte der Brücke stand.

„Ich bin gleich da. Halte aus!“, rief er zurück und machte vorsichtig einen Schritte vor den anderen.

Plötzlich riss eines der Seile der Brücke. Kazuma konnte sich an dem anderen gerade noch so festhalten, aber er das, das auch dieses Seil gleich reißen würde. Vorsichtig sah er nach unten in die Schlucht, doch nach wie vor schien diese bodenlos.

Das zweite Seil riss nun auch so das nur noch die Holzplanken blieben.

Kazuma rührte sich nicht mehr. Die Brücke schwankte etwas so das er fallen würde, würde er sich jetzt bewegen.

Der Sarok der Serena festhielt, lachte jetzt. Er hob sein Schwert und schlug auf eines der Seile, das die Planken noch festhielt.

„Kazuma! Antworte mir!“, schrie Junko, die jetzt vor Kazuma stand. Er war nach wie vor wie eingefroren.

Yuan hatte sich in den Kampf gegen die beiden anderen Schwestern eingeschaltet. Er und Atruschka beschäftigten sie.

„Vergiss es.“, sagte Sartia zu Junko. „Den kriegst du nicht wach. Er wird in meiner Illusion zu Tode kommen und damit auch hier sterben.“

„Komm jetzt!“, schrie Junko.

Kazuma schwankte jetzt auf der Brücke. Mit dem 2. Schlag brach eines der Seile und die Bretter hingen senkrecht. Kazuma konnte sich gerade noch festhalten, aber er sah bereits, das der Sarok zu einem weiteren Schlag auf das andere Seil ansetzte.

„Wach endlich auf!“, rief Junko und rüttelte an ihm herum.

„Gleich ist es soweit. Er wird sterben.“, sagte Sartia lachend.

Der Soldat schlug jetzt zu und kappte das verbliebene Seil mit einem Schlag.

In dem Moment kam Junko auf eine Idee.

Sie schluckte, sah Kazuma an und küsste ihn dann auf den Mund.

Kazuma fiel in den Abgrund. Plötzlich fühlte er etwas seltsames. Alles verschwomm erneut und er fiel rückwärts ins Gras.

Auch Junko, die er dabei weggeschubst hatte, landete vor ihm.

Kazuma sah sich keuchend um. „Was ist passiert? Wo ist die Schlucht und Serena?“ Dann sah er Junko vor sich und die anderen ebenso wie die verdutzte Sartia.

„Das gibt’s doch nicht.“, sagte Sartia erschrocken.

Auch die anderen hatten aufgrund dieser Szene aufgehört zu kämpfen.

Sartia schluckte. „Mädchen! Sammeln! Strategie B!“, schrie sie und gewann jetzt etwas Abstand zu Kazuma und Junko.

Die anderen beiden nickte und sprangen neben Sartia.

Kazuma stand jetzt auf. Langsam begriff er, was gerade passiert war. „ Oh Mann. Verdammt.“, sagte er von sich selbst etwas enttäuscht. „Danke für´s Aufwecken. Wie hast du das nur geschafft?“, fragte er Junko lächelnd.

Junko lief hochrot an. „Ist doch egal. Hauptsache, du bist zurück. Das ist alles, was zählt.“, sagte sie peinlich berührt.

„Glaubt bloß´nicht, das war schon alles!“, sagte Sartia. „Wenn es nicht einzelne geht, dann gemeinschaftlich.“

Alle drei Schwestern drückten jetzt einen Knopf auf ihren Anzügen.

„Wir müssen vermeiden, in ihre Illusionen zu kommen. Sie haben nur eine begrenzte Reichweite, wie es scheint.“, rief Ratko.

Sartia grinste. „Bist du das sicher?“

Plötzlich fuhren auf dem ganzen Feld mechanische Säulen aus dem Boden. Sie bildeten einen großen Kreis um alle herum.

„Was zum Henker ist das denn jetzt?“, fragte Yuan verwundert.

Ratko sah eine der Säulen an. „Verdammt. Nicht das!“, rief er.

Noch ehe er seine Befürchtung in Worte fassen konnte, hoben die 3 Schwestern ihre Hände.

Die Säulen fingen an zu leuchten. Das Licht wurde stärker und hüllte das ganze Feld ein.

Alle mussten sich die Augen zuhalten, bis das Licht langsam verschwand.

„Was war denn das?“, fragte Atruschka.

Alles sie alle aufsahen, schien es, als wäre nichts passiert. Sie standen immer noch auf dem Feld. Allerdings waren ihre Gegnerinnen verschwunden und die Säulen ebenfalls.

„Das ist nicht gut.“, sagte Ratko keuchend.

„Wieso? Was haben sie denn gemacht?“, wollte Kazuma wissen.

Auch die anderen sahen ihn fragend an.

„Das waren Verstärkerstäbe. Die sind dazu da, um besondere Kräfte zu verstärken. In dem Fall wahrscheinlich ihre Illusionskraft. Wir sind alle in einer Illusion gefangen worden.“, erklärte Ratko.

Sie sahen sich erneut um. „Aber es hat sich sonst nichts verändert.“, gab Robin zu erkennen.

Plötzlich gab es eine lautes, metallisches Geräusch, worauf um sie herum in einem großen Radius hohe massive Zäune aus dem Boden kamen. Sie schlossen sie komplett ein und zum Schluss erschien auch noch ein Dach in 20 Metern Höhe, so das sie wirklich gefangen waren.

„Sind wir jetzt alle so in einer Illusion wie Kazuma vorher? Wenn ja glaube ich nämlich, das die uns einfach töten können. Immerhin sind wir jetzt alle wie steif gefroren.“, sagte Junko beängstigt. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken.

„Keine Sorge.“, warf Ratko ein. „Es gibt Gerüchte über sie. Darin heißt es, das sie nie jemanden selbst töten. Das überlassen sie ihren Illusionen.“, erklärte Ratko.

Atruschka seufzte. „Sehr beruhigend. Aber mal was anderes. Wenn wir alle hier drin sind, wer weckt uns dann wieder auf?“

Alle sahen etwas niedergeschlagen aus.

„Vielleicht, wenn Junko das von eben wiederholen könnte, würde Kazuma aufwachen.“, sagte Serena leicht grinsend.

Junko erschrak und wurde gleich wieder rot. „W... was?“

„Ist ne Idee wert. Was hast du denn genau gemacht?“, fragte Kazuma.

Junko wurde noch röter. „Sag ich nicht.“

„Würde auch nicht funktionieren, denke ich. Wir sind alle in der Illusion gefangen.“, meinte Ratko.

Yuan sah nach oben. „Und was machen wir dann? Wir können schlecht hier abwarten.“

Robin dachte nach. „Sollte eine Illusion nicht schon dadurch zusammenbrechen, das wir wissen, das es eine Illusion ist?“

Alle sahen sich fragend an.

„Wenn wir also fest genug sagen, das es eine ist, kommen wir vielleicht hier raus.“, fügte Robin hinzu.

„Das ist absurd.“, sagte Serena.

Junko fasste die Wand an, die sehr stabil zu sein schien. „Aber wir müssen hier raus. Unsere Aufgabe ist zu wichtig.“

Dann gab es ein weiteres metallisches Geräusch. Am entferntesten Rand des Zauns öffnete sich eine große Falltür und eine gewaltige, eiserne Kiste kam an die Oberfläche gefahren.

„Noch ne Überraschung?“, fragte Yuan.

Die Wände der Kiste gaben jetzt nach und fielen nacheinander zu Boden. Sie legten frei, was in der Kiste gewesen war. Mit einem lauten Brüllen kündigte sich ein etwa 15 Meter großer Tyrannosaurus Rex.

Alle schluckten angesichts dieser Bestie.

„Ist das etwa das, was ich denke?“, fragte Junko, der bereits die Knie schlotterten.

Robin wich ebenfalls etwas zurück. „Das ist doch unmöglich. Die sind ausgestorben.“

„Schon. Aber das hier ist eine Illusion.“, gab Serena zu Bedenken.

Auch Kazuma wich etwas zurück. „Wenn wir alle in dieser Illusion sterben, sterben wir also auch in Wirklichkeit?“, fragte er und sah Ratko an.

Der nickte zustimmend und der Hammer in seiner Hand zitterte leicht.

„Na gut. Dann haben wir keine andere Wahl.“ Kazuma wollte seine Schwerter greifen, stellte aber fest, das sie gar nicht da waren. „Was zum? Verdammte Illusion.“

Der T-Rex sah ihn jetzt an und stieß einen weiteren Brüller aus.

„Lauft!“, schrie Kazuma und nahm selbst die Beine in die Hand.

„Und wohin?“, fragte Junko und zeigte auf die Wände.

Yuan griff die Siegel. „Ich gebe euch Unterstützung aus der Luft. Er löste die Siegel, doch nichts passierte. „Was denn jetzt? Geht das etwa auch nicht?“

„Lasst euch was einfallen!“ Kazuma wurde jetzt von dem Saurier verfolgt, der mit Riesenschritten näher kam.

Atruschka konzentrierte sich jetzt auf ihre Kraft, die tatsächlich funktionierte, aber sie konnte den T-Rex nur für einen Moment aufhalten, bevor dieser sich wieder befreite.

„Saurier flambiert!“, schrie Robin und beförderte eine riesige Stichflamme in dessen Richtung, die ihn jetzt einhüllte.

„Das sollte klappen.“, sagte er lachend.

Plötzlich kam der Saurier aus der Flamme völlig unverletzt herausgelaufen und verfolgte Kazuma weiter.

„Oh mann.“, sagte Robin schluckend.

„Der ist unbesiegbar.“, erwiderte Junko.

Unüberwindbare Verteidigung

Kapitel 108:

Unüberwindbare Verteidigung
 

Das Feuer verpuffte und der T-Rex stand nach wie vor unverletzt da.

„Und was jetzt?“, fragte Junko ängstlich.

„Wenn ich mich nur verwandeln könnte, wäre diese Echse kein Problem!“, meinte Yuan.

„Okay. Nur die Ruhe. Wir müssen doch nur irgendwie hier raus.“, sagte Atruschka und atmete einmal tief durch. „Was ist mit den Soldaten. Mit Kirishima und den anderen?“

Kazuma lief wieder los, weil der T-Rex ihn wieder anvisiert hatte und auf ihn zukam.

Yuan seufzte. „Wir haben ihm gesagt, das er auf unser Signal warten soll.“

„Die Verstärkerstäbe müssten zerstört werden. Das sollte diese Illusion zusammenbrechen lassen.“, erklärte Ratko.

„Na prima. Nichts einfach als das. Allerdings sollte dafür einer von uns wach sein!“, keuchte Kazuma.

Der T-Rex war jetzt genau hinter ihm und und schnappte sogar schon.

Kazuma rannte auf eine der Wände zu. „Wollen wir doch mal sehen, was dein Dickschädel so aushält.“

Er kam an der Mauer an, sprang auf sie zu und stieß sich dann blitzschnell zur Seite ab, bevor der Saurier mit dem Kopf im Volldampf gegen die Wand knallte und zur rechten Seite umfiel.

„Yeah. Das gibt ordentlich Kopfschmerzen.“, sagte Kazuma siegreich. Dann wandte er sich den andern wieder zu. „Okay. Wer hat Ideen?“

Alle sahen ratlos aus.

Der T-Rex fing sich wieder und stand langsam auf.

Yuan sah seine Siegel an. „Ich verstehe das nicht. Die Kräfte von Atruschka und Robin funktionieren doch auch. Warum meine nicht? Vielleicht...“, sagte er und lächelte. „Ich habe eine Idee!“

Alle sahen ihn erwartend an.

Yuan stutzte. „Haltet mir das Vieh eine Weile vom Hals. Ich versuche etwas.“, sagte er, kniete sich hin und schloss die Augen.

Kazuma seufzte. „Bist du sicher, das funktioniert?“

„Nein. Aber ich weiß nichts anderes.“, erwiderte Yuan.

Der T-Rex stand jetzt wieder auf beiden Beinen und stieß einen weiteren Brüller aus.

„Na gut! Beschäftigen wir diesen übergroßen Salamander!“, sagte Kazuma und rannte erneut los.

Robin und Atruschka nickten und kamen etwas näher ran an Kazuma.

Serena und Junko blieben in Ratkos Nähe, der wiederum versuchte, Yuan zu decken.

Der T-Rex rannte nach wie vor hinter Kazuma her, als sich eine Feuerwand zwischen ihnen auftat und Atruschka den Saurer etwas abbremste.

Kazuma blieb jetzt stehen. „Sehen wir mal, wie dir das bekommt.“ Seine Augen verfärbten sich rot und er setzte zum Schlag an.

Der Saurier rannte durch die Feuerwand, als Kazuma nach oben sprang und ihn mit der rechten Faust in den Bauch schlug.

Durch die Wucht des Schlages hob der T-Rex leicht vom Boden ab und fiel rücklings zu Boden.

„Wunderbar!“, jubelte Serena.

Kazuma sah zu Yuan. „Ich glaube, ich weiß was du vorhast, aber beeil dich besser.“

Yuan konzentrierte sich. „Yaju. Bist du da?“, fragte er in Gedanken. „Yaju!“

Ein leises Grummeln war zu hören. „Was denn?“, fagte Yajukurai verschlafen.

„Wir brauchen deine Hilfe. Wach auf und übernimm meinen Körper.“, sagte Yuan bittend.

Einige Sekunden wurde es ruhig. „Verstehe. Verzwickte Situation. Was soll ich machen?“

Yuan seufzte. „Die Stäbe um das Areal um uns herum müssten zerstört werden, um uns zu befreien.“, erklärte Yuan.

Ein lautes Lachen war zu hören. „Soll das alles sein? Eine meiner leichtesten Übungen.“, sagte Yajukurai.

Der T-Rex rollte sich herum und kam wieder auf die Beine. Kazuma rannte sofort wieder los.

Sartia lächelte. „Gleich werden wir ihn zerquetschen.“

Sie bemerkten nicht, wie Yuan zuckte und sich langsam umsah. Er sah zuerst die drei Frauen, die sich gemeinsam auf ihre Illusion konzentrieren. Dann sah er zu den Verstärkern und lächelte. „Kinderspiel.“, dachte er.

Er hob seinen rechten Arm, den er langsam verwandelte. Dann konzentrierte er seine Kraft in diesen Arm.

Robin und Atruschka versuchten, den T-Rex mit ihren Kräften aufzuhalten, während Ratko die anderen decken musste, sollte er sie angreifen.

Der Saurier jedoch hatte im Moment nur Augen für Kazuma, dem langsam aber sicher die Puste ausging.

Selbst die Attacken von Robin und Atruschka schienen den T-Rex nicht mehr zu verlangsamen.

„Macht was!“, schrie Kazuma keuchend.

Yajukurai hob jeden die Faust, die rot leuchtete. „Hey, Mädels!“, rief er mit hämischem Grinsen.

Sartia sah auf und erschrak, als sie ihn auf den Beinen sah.

„Ich mach mal eben eure Spielzeuge kaputt.“, sagte Yajukurai lachend. Er holte mit dem rechten Arm aus und rammte die Faust mit voller Kraft auf den Boden.

Ein Donner hallte über das Feld und eine leichte Schockwelle ging durch den Boden. Dann riss der Boden um den Aufschlag aus und Risse breiteten sich aus.

„Schneller!“, schrie Atruschka zu Kazuma.

Der T-Rex schnappte erneut nach ihm. Kazuma wich jedes mal mit einem Sprung aus, aber lange würde er das nicht mehr durchhalten.

Der erste Verstärker wackelte jetzt, kam aus dem Boden und explodierte. Auch einige andere explodierten jetzt.

Kazuma stolperte jetzt und fiel hin.

Der T-Rex riss sein Mau auf und biss zu.

In dem Moment verschwand der Saurier im Nichts.

„Was jetzt? Bin ich tot?“, fragte Kazuma verwundert.

Wieder verschwomm alles und Kazuma stolperte erneut nach vorne. Er blickte auf und sah in die Gesichter der Gegnerinnen, die ihn verdutzt ansahen. „Wir sind draußen?“, fragte er.

Die anderen fingen sich auch langsam wieder.

„Sieht so aus.“, sagte Ratko erleichtert mit Blick auf die zerstörten Verstärker.

„Haha. Was würdet ihr nur ohne mich machen?“, sagte Yuan etwas hochnäsig klingend.

„Yajukurai?“, fragte Kazuma.

„Wer sonst?“, gab er zu erkennen.

Atruschka stutzte. „Verstehe. Yuan war hypnotisiert wie wir alle, aber Yajukurai nicht, da er geschlafen hat zu der Zeit.“, stellte sie fest.

„Allerdings. Gut für uns.“, sagte Robin.

„Verdammt!“, fluchte Sartia. Sie trat ein paar Schritte zurück. „Na wartet! Mädchen! Plan C!“, schrie sie und sprang weiter zurück. Die anderen beiden kamen wieder zu ihr.

„Bereitmachen!“, schrie Sartia. Sie hoben alle ihren linken Arm und drückten einen weiteren Knopf.

Unter ihnen fuhr eine Plattform aus, die alle drei gemeinsam im Boden verschwinden ließ, bis sie weg waren.

Alle wunderten sich über diese Entwicklung.

„Was denn jetzt?“, fragte Junko.

„Sind die abgehauen?“, warf Yuan fragend ein.

Atruschka lächelte. „Was wohl eher Plan F für Flucht.“, sagte sie amüsiert.

Ratko verschränkte die Arme. „Ich weiß nicht. War irgendwie zu einfach.“, sagte er skeptisch.

Robin sah ihn fragend an. „Einfach? Das“

Kazuma drehte sich zu ihnen um und nickte. „Ich gebe Ratko recht. Wenn Bora und aufhalten will, muss er mehr als das vorbereitet haben.“

Da gab es ein merkwürdiges Geräusch. Es klang wie ein Pfeifen als wenn eine Maschine hochgefahren würde. Dann bebte die Erde für einen Moment. Dann wieder.

„Was ist das jetzt wieder? Sind wir nicht endlich fertig?“, fragte Junko immer noch ängstlich.

Kazuma sah wieder dorthin, wo die drei Schwestern verschwunden waren. Wieder hatte er dieses ungute Gefühl.

Dann bebte er wieder einmal, dann zweimal. Beim zweiten Mal durchbrach etwas den Boden und kam an die Oberfläche. Es war eine riesige, metallische Faust.

Etwas abseits davon kam nun eine weitere Faust aus dem Boden hervor.

„Das ist kein gutes Zeichen.“, meinte Atruschka.

Der Boden zwischen den beiden Fäusten gab nun nach und etwas kam heraus. Der große Kopf eines Roboters kam heraus. Dann langsam der Körper und schließlich die Beine bis er sich ganz ausgegraben hatte.

Der Roboter war etwa 12 Meter groß und sah die Freunde jetzt mit leuchtenden Augen an.

„Wird Zeit, euch Gewürm zu zerquetschen!“, schrie Sartia vom Inneren des Roboters. Ihre Schwestern saßen neben ihr. „Hiergegen könnt ihr nichts tun. Ihr seid machtlos!“

Yuan stutzte kurz, lächelte aber dann. „Ist das alles? Das ist euer letzter Trumpf?“, fragte er.

Kazuma schluckte. Sicher könnten sie dieses Ding nach dem Aussehen leicht besiegen. Ein paar gezielte Schwerthiebe und Schläge. Aber dieses merkwürdige Gefühl, das er hatte, war noch da.

Yuan stürzte jetzt an ihm vorbei auf das merkwürdige Gefährt zu.

„Warte!“, schrie Kazuma ihm nach.

Yuan verwandelte sich und stieg in die Luft auf. Er konzentrierte sich auf einen starken Schlag, den er dem Ungetüm verpassen wollte.

Als er etwa 20 Meter von dem Roboter entfernt war, hob der seinen rechten Arm und ein Strahl schoss heraus.

Yuan wurde getroffen und blieb plötzlich mitten in der Luft stehen. Dann holte der Roboter mit dem linken Arm aus und schlug zu.

Yuan wurde erfasst, flog rücklings an den anderen vorbei und schlug hart auf dem Boden auf.

„Yuan!“, schrie Atruschka erschrocken.

Kazuma sah den Roboter an. Ihm war klar, was gerade passiert war.

Atruschka half Yuan wieder hoch, der ein paar Schrammen davongetragen hatte.

„So ein Mist. Das war glaube ich eine Illusion.“, sagte Yuan keuchend. „Dieser Idiot Yajukurai hat kurz vor dem Aufprall zurück gewechselt.“

Die laute Lache von Sartia schallte über das Feld. „Wenn ihr euch uns auf näher als 20 Meter nähert, werdet ihr dasselbe erleben wie er.“, rief sie.

Alle erschraken.

„Ernsthaft? Dann können wir uns dieser Monstermaschine ja gar nicht nähern.“, bemerkte Serena.

Kazuma sah sich um. Dann ging er zu Yuan, der wieder auf den Beinen stand. „Nimm das Funkgerät und kontaktiere Kirishima. Er soll alles bereit machen und auf mein Signal warten.“, flüsterte er ihm zu.

Yuan stutzte kurz, dann aber fielen ihm die Raketenwerfer ein, die sie noch hatten. „Verstehe. Und was für ein Zeichen?“

„Das wird er schon sehen.“, erwiderte Kazuma und sah den Roboter wieder an.

Junko sah Kazuma an. „Was machen wir jetzt?

Der Koloss kam jetzt mit großen Schritten näher.

„Greifen wir doch zu zweit an. Wer weiß, ob sie 2 Leute gleichzeitig kriegen können.“, sagte Robin und schlug die Fäuste zusammen.

„Nein. Geht kein Risiko ein!“, rief Ratko.

„Zieht euch etwas zurück. Kommt ihnen nicht zu Nahe.“, riet Kazuma jetzt.

Yuan hatte sich mit Atruschka etwas entfernt und hing am Funkgerät.

„Okay.“ Junko sah Kazuma an. „Wie ist dein Plan?“

Kazuma grinste leicht. „Wartet es ab. Lasst sie etwas näher kommen.“, meinte er, während sie sich alle noch mehr zurückzogen.

„Das bringt euch nichts!“, schrie Sartia. Der Roboter ging in die Knie und machte einen gewaltigen Sprung über die Truppe drüber und landete zwischen ihnen und dem Wald, so das ihr Rückzug abgeschnitten war.

Die Freunde traten wieder etwas zurück.

Kazuma grinste wieder und sah Yuan an. Der hob nun den Daumen.

Kazuma holte jetzt tief Luft und rief aus voller Stimme. „Los geht’s! FEUER!“

In der nächsten Sekunde schossen fast ein Dutzend Raketen aus dem Wald heraus auf den übergroßen Roboter zu.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Sartia und drehte die Maschine um.

„Alle runter!“, rief Yuan.

Alle legten sich rasch flach auf den Boden.

Sartia erschrak, als die Raketen alle in dem Roboter einschlugen und explodierten. Der Boden rundherum wurde aufgewühlt und alles in dichte Rauchschwaden eingehüllt.

Nur Sekunden später wurde es ruhig auf dem Kampffeld.

„Haben wir sie erwischt? Ist es vorbei?“, durchbrach Junkos Frage die Ruhe.

„Glaube kaum, das sie das überlebt haben.“, sagte Robin.

Alle sahen in die Richtung, in welcher der Roboter gestanden hatte. Der Neben bedeckte immer noch die Sicht. Man konnte nicht sehen, ob es etwas gebracht hatte.

„Wir sollten gehen, bevor sie wieder aufstehen sollten.“, rief Ratko.

Plötzlich spürte Kazuma etwas. Es klang wie eine Energieaufladung und es kam aus des Richtung des Rauches.

Mit einem Mal wurde der Neben weggeblasen und eine breite Schockwelle raste über das Schlachtfeld.

Serena, Junko und Yuan erwischte sie zuerst und sie froren in ihrer Position ein. Ratko konnte ebenfalls nicht schnell genug ausweichen und wurde von ihr erfasst.

Robin und Atruschka hoben vom Boden ab, um nicht erwischt zu werden und Kazuma machte einen großen Sprung in die Luft.

Dann verschwand die Schockwelle und der Nebel gab die Sicht auf den unbeschädigten Roboter frei.

„Das kann doch nicht. Nicht ein einziger Kratzer!“, reif Atruschka.

Kazuma landete wieder und sah zu Junko und Serena. Wahrscheinlich waren sie jetzt in einer Illusion gefagen.

Sartia lachte. Der linke Arm des Roboters hatte nun eine Art Satellitenschüssel an der Hand. „Wir haben noch mehr drauf, als ihr glaubt. Dieser Roboter ist aus Metarium. Eure primitiven Waffen sind nutzlos dagegen.“, rief sie.

Dann senkte sie ihren Kopf leicht und visierte das Trio Junko, Serena und Yuan an. „Zeit, dieses Insektengewürm zu zertreten.“, sagte sie und machte einen Schritt auf die drei zu.

„Was es nicht!“, schrie Kazuma wütend. Doch er war zu weit weg um rechtzeitig eingreifen zu können.

Da flammte etwas auf und eine große Feuerwand trennte den Roboter von seinen Zielen.

Robin lächelte. „Nicht so schnell!“, schrie er.

Sartia lachte erneut. „So etwas hält uns nicht auf. Das lässt uns kalt.“, sagte sie und machte einen weiteren Schritt durch das Feuer hindurch.

Erneut visierte sie das Trio an, das aber nicht mehr dort war. Junko, Serena und Yuan schwebten hinter Atruschka in einiger Entfernung.

„Nicht schlecht. Aber das reicht nicht.“, schrie Sartia und zielte mit dem linken Arm auf Atruschka.

Bevor sie allerdings schießen konnte, landete eines von Kazumas Schwertern in der Satellitenschüssel die nun funkensprühend ihre Funktion einstellte.

Aus sicherer Entfernung hatte Kazuma eines der Schwerter geworfen.

Sartia sah ihn wütend an. „Auch ziemlich gut.“, sagte sie.

Aus dem Kopf des Roboters kam jetzt eine Art Kanone heraus. Sie zielte auf Kazuma und feuerte einen Strahl auf ihn.

Kazuma konnte gerade noch so ausweichen, bevor der Strahl das Gras verbrannte, wo er eben noch gestanden hatte.

„Maxius hat dieses Spielzeug für uns gemacht und gut ausgerüstet.“, erklärte Sartia.

Kazuma keuchte. Das war knapp gewesen Und er konnte sich dieser Maschine immer noch nicht nähern.

Jetzt hob sich der rechte Arm dessen Hand nun abfiel und mit dem Arm auf Atruschka zielte.

„Pass auf.“, rief Robin.

Eine Kugel kam aus dem Arm heraus und flog in Atruschkas Richtung. Allerdings war sie nicht sehr schnell, so das sie leicht ausweichen konnte. Außerdem war die Flugbahn viel zu hoch gewesen.

„Was soll das jetzt?“, fragte Kazuma verdutzt.

Als die Kugel etwas 20 Meter über Atruschka hinwegflog, leuchtete sie plötzlich und und wuchs innerhalb einer Sekunde zu einem gigantischen Kraftfeld, das Atruschka einhüllte und nur eine weitere Sekunde später wieder verschwand.

Atruschka fiel jetzt zu Boden.

„Verdammt!“, rief Robin und entfachte eine riesige Feuerkugel über seinem Kopf. „Mal sehen, wann Metarium schmilzt!“, fügte er hinzu und warf sie auf den Roboter zu.

Die Kanone auf dem Kopf drehte sich und feuerte auf die Kugel, die daraufhin mit einem lauten Knall regelrecht explodierte.

„Mist.“, fluchte Robin.

Als der Rauch durch die Explosion sich lichtete, sah man den rechten Arm des Roboters erhoben, der eine weitere Kugel in Robins Richtung abgefeuert hatte.

Robin sah erschrocken nach oben, wo sie schwebte. Nun wurde sie ebenso groß wie die letzte und erfasste auch ihn.

Robin ging ebenfalls zu Boden, so das nur noch Kazuma stand. Der war bei Atruschka und den anderen, um sich zu vergewissern, das sie noch lebten.

„Hahaha. So hätten wir das gleich machen können.“, rief Sartia begeistert.

Kazuma konnte es nicht fassen. Alle waren ausgeknockt. Nur er war noch übrig.

„Wenn du dich jetzt ergibst, und freiwillig mitkommst, werden wir euch nicht töten.“, versprach Sartia.

Kazuma ging in die Knie. Was sollte er jetzt machen? Das erste Mal seit langem hatte er keine Ahnung, was er noch tun sollte.

Er sah zu seinen Gegnern und wusste nicht mehr ein noch aus. Sein Kopf war wie leergefegt.

„Sieht so aus, als wenn er aufgegeben hat.“, sagte Dartia.

„Gut. Wenn wir sie Bora lebend übergeben, bekommen wir bestimmt einen Bonus.“, sagte Lametia.

Kazuma schluckte. „War das es? Bis hierhin und nicht weiter?“, fragte er sich.

Plötzlich zog ihn jemand an seinem Hosenbein. Er sah nach unten und erblickte Yuan. Er lächelte leicht. „Nicht aufgeben.“, sagte er.

Kazuma nickte. Dann sah er das Funkgerät von Yuan und lächelte.

„Eine letzte Chance haben wir noch. Nur eine einzige.“, dachte er.

Abflug

Kapitel 109

Abflug
 

Der Roboter kam auf Kazuma zu und hielt seinen rechten Arm auf ihn zu.

„Hast du es dir überlegt? Ergibst du dich?“, fragte Sartia.

Kazuma hatte seinen Kopf gesenkt. Es sah tatsächlich so aus, als wenn es ausweglos war.

Dann hob er den Kopf leicht und sah zu Sartia hoch. Doch er lächelte dabei. „Noch nicht. FEUER!“, schrie er.

Erneut kamen aus dem Wald Raketen herausgeflogen mit dem Roboter als Ziel.

Sartia lachte amüsiert. „Habt ihr noch nicht gelernt, das diese Waffe nichts bringen?“, fragte sie und drehte sich zu den Raketen hin.

Der Roboter wurde erneut von ihnen getroffen doch wie vorher rührte er sich nicht noch wurde er beschädigt.

„Ein letztes Aufbäumen sei euch gegeben.“, sagte Sartia.

Kazuma grinste jetzt. „Hau rein!“, schrie er zu Yuan, der jetzt verwandelt über dem Roboter schwebte.

Sartia bemerkte ihn erst jetzt. „Du schon wieder!“, schrie sie und hob den rechten Arm.

Yuan aber hatte in beiden Händen bereits leuchtende Kugeln, die er jetzt zusammenpresste und einen Strahl auf den Roboter feuerte.

Sartia versuchte auszuweichen, doch der Strahl durchschlug das Ellenbogengelenk des rechten Arms und hinterließ ein großes Loch.

Sartia drehte den Roboter und sah Yuan an. „Dafür wirst du sterben!“, schrie sie und drehte die Kanone auf dem Kopf ein wenig.

„Nicht so schnell!“, schrie Kazuma. Er hing am linken Arm des Roboter und zog das Schwert heraus, das er zuvor geworfen hatte.

„Was? Wie konnte er so nahe kommen, ohne die Abwehr zu aktivieren?“, fragte Sartia verwirrt.

Dertia zeigte auf den rechten Arm, der durch das Loch offensichtlich deaktiviert war.

Kazuma machte einen Sprung über den Roboter und schlug dabei die Kanone auf dem Kopf ab.

Dann fiel er hinter dessen Rücken nach unten und verpasste ihm mit den Schwertern einige Kratzer. Bevor er auf dem Boden aufkam ließ er beide Schwerter erneut durch die Luft gleiten. Sie schnitten sich durch eines der Beine.

Nun kam er auf dem Boden auf und ging langsam weg.

Sartia sah ihm wütend nach. „Ich zerquetsche dich!“, schrie sie und drehte den Roboter leicht.

Dabei riss das Bein genau an der Schnittstelle ab und der Roboter kippte zur Seite. Sartia konnte ihn nicht mehr abfangen und er krachte zu Boden.

Yuan schwebte langsam wieder zu Boden neben Kazuma. „Kein schlechter Plan.“, sagte er.

Kazuma nickte. „Danke. Ist mir auch erst in letzter Sekunde eingefallen.“, erwiderte der.
 

Als der Roboter sich Kazuma langsam genähert hatte, sah er, das Yuan noch bei Bewusstsein war.

„Hast du noch eine Idee?“, fragte Yuan.

Kazuma sah das Funkgerät. „Vielleicht. Aber ich brauche deine Hilfe. Du kannst doch eine Fernattacke, oder?“

Yuan nickte.

Kazuma drückte langsam den Knopf am Funkgerät. „Kirishima. Macht euch bereit, ein weiteres Mal zu schießen, wenn ich das Signal gebe.“, sagte er und sah Yuan an. „Sobald die Raketen explodieren, möchte ich, das du dich verwandelst, in die Luft steigst und den rechten Arm unbrauchbar machst. Den Rest übernehme ich dann.“

Yuan lächelte. „Ich werde tun, was ich kann.“
 

Sartia kam langsam wieder zu sich. Der Aufprall hatte sie und ihre Schwestern kurzzeitig bewusstlos werden lassen.

Sie saßen an einem Baum und waren mit Seilen gefesselt, während Kazuma und die anderen, die allmählich zu sich kamen, sie ansahen.

„Was soll das? Bindet uns los!“, schrie Sartia gereizt.

Kazuma lächelte. „Nein danke. Eure Illusionen könnt ihr erstmal für euch behalten. Kein Bedarf.“

Sartia senkte den Kopf. „Wie ist es überhaupt möglich, das deine mickrigen Schwerter unseren Roboter besiegen konnten?“, fragte sie.

„Die hier?“, fragte Kazuma und zeigte auf seine Schwerter. „Habe ich erst vor einer Woche geschmiedet. Dank Ratko haben wir dem Metall etwas Metarium hinzugefügt, was sie noch stabiler und stärker gemacht hat.“

Sartia grummelte etwas.

Kazuma wandte sich den anderen wieder zu. „Wie es aussieht, können wir endlich weitergehen. Alle wieder auf den Beinen?“

„Mehr oder weniger.“, entgegnete Yuan und deutete auf Serena, die noch etwas benommen war.

Kazuma sah auf die Uhr. „Wir müssen los.“, sagte er und sah zu Ratko.

Der lächelte leicht. „Sieht aus, als müssten wir uns jetzt verabschieden.“, meinte er.

Kazuma nickte. „Greif dem Wiederstand ein wenig unter die Arme. Die können deine Hilfe gebrauchen vor allem Azuma. Und wehe, du bist nicht mehr hier wenn wir zurückkommen.“

Ratko grinste. „Kommt darauf an, wie ihr euch schlagt. Gewinnt dieses verdammte Turnier einfach.“

Kazuma hob seinen Daumen. „Verlass dich drauf!“

Kirishima war ebenfalls da und gab Kazuma die Hand.

„Haben wir Shugo und Azuma rechtzeitig erreicht?“, fragte Kazuma etwas besorgt.

Kirishima lächelte. „Sicher. Es war ziemlich knapp aber sie haben den Angriff abgebrochen und sind zurück zum Versteck unterwegs.“

„Das ist gut. Haltet noch ein wenig durch.“, machte Kazuma ihm Mut.

Mit diesen Worten gaben sie sich die Hand und während Kazuma mit den anderen den Weg Richtung Landeplatz antrat, sah Ratko die Schwestern nochmal an.

„Hey! Wollt ihr uns etwa hierlassen?“, fragte Sartia.

Ratko drehte sich um. „Bora wird euch schon retten wenn er merkt, das ihr nicht zurückkommt. Andererseits war ihm seine eigene Sicherheit ja schließlich wichtiger. Sonst hätte er Soldaten abgezogen, um euch zu helfen.“, erklärte er und ging lachend zu den Soldaten zurück.
 

Es dauerte weitere 2 Stunden doch es wartete keine Überraschung mehr auf die Freunde. Die Sonne stand schon ziemlich tief als sie bei den Zielkoordinaten ankamen.

Es war eine große Klippe an deren unterem Ende in etwa 50 Metern Tiefe das Meer lag. Beim Anblick der Steilwand wurde allen klar, das sie vom Meer aus nicht viel Chance gehabt hätten hier hochzukommen.

„Wir haben sogar noch eine Stunde.“, verkündete Kazuma, als er erneut auf die Uhr sah.

„Ruhen wir uns noch etwas aus und genießen ein letztes Mal die Erde.“, sagte Serena etwas wehmütig klingend.

Kazuma sah sie an. „Du wolltest doch mitkommen.“, meinte er.

Serena winkte ab. „Ich weiß, ich weiß. Und ich werde diese Meinung nicht überdenken. Ich komme mit und damit basta.“, sagte sie.
 

Sie verteilten sich etwas und genossen ein letztes Mal die Umgebung.

Kazuma saß an der Klippe und sah auf das Meer hinaus, das wild rauschend unter ihm an den Felsen brach.

Robin kam jetzt hinzu und setzte sich neben ihn. „Unglaublich, was? Das wir es wirklich geschafft haben und jetzt hier sind.“

Kazuma schmunzelte. „Stimmt schon. Wenn ich zurückdenke als meine Schwester und ich diese Reise begonnen haben. Damals waren wir quasi noch grün hinter den Ohren. Serena wollte unbedingt die Welt retten und ich dachte, ich könnte es mit jedem Sarok aufnehmen.“, sagte Kazuma seufzend.

Robin grinste. „Weißt du eigentlich, das ich vor unserer Reise noch nie am Meer war?“

Kazuma schmunzelte erneut. „Geht mir genauso. Unsere Mutter hatte immer zuviel zu tun und unser Vater... war in der Armee.“

Robin senkte den Kopf. „Lass uns dieses Turnier gewinnen, damit noch mehr Menschen die Schönheit des Meeres kennenlernen werden.“

„Ihr redet einen Mist.“, sagte Junko, die hinter den beiden stand. „Natürlich werden wir dieses Turnier gewinnen. Immerhin geht es hier um alles oder nichts.“, fügte sie hinzu.

Kazuma lachte. „Gutes Argument. Wenn man es so sieht, können wir gar nicht verlieren.“, sagte er und lachte weiter.

Junko sah ihn wütend an. „War das wirklich so lustig?“
 

Sie Sonne versank langsam und die versprochene Uhrzeit rückte näher.

Alle sahen bereits in den Himmel in der Hoffnung, etwas zu entdecken.

Im Orbit um die Erde herum tat sich jetzt etwas. Ein Schiff trat aus einem Wirbel auf und flog in Richtung Erde.

Die Mutterschiff der Sarok rundherum griffen nicht ein, als das Schiff in die Erdatmosphäre eintrat und langsam mit Ziel Japan Richtung Boden schwebte.

„Gleich sollte es soweit sein. Bin richtig aufgeregt.“, sagte Atruschka.

„Ich frage mich, wie unser Pilot sein wird? Und wie das Raumschiff überhaupt außen und innen aussieht.“, meinte Yuan.

Dann blitzte etwas am Himmel auf. Es war ein Licht, das langsam näherkam und größer wurde.

„Das muss es sein.“, sagte Kazuma. Er stand auf und nahm seinen Rucksack.

Auch die anderen holten ihr Gepäck.

Das Schiff wurde immer größer. Langsam konnte man die enormen Ausmaße erkennen, die es hatte.

Es war mindestens 300 Meter lang und damit war es annähernd so groß wie ein Kreuzfahrtschiff. Seine Farbe war rot und schwarz. An den Seiten waren riesige Triebwerke angebracht. Der Rumpf sah ebenfalls aus wie von einem Kreuzfahrtschiff. Vorne und hinten spitz zulaufend wenn man mal von den abstehenden Triebwerken absah.

Vorsichtig senkte es sich auf etwa 10 Meter über ihren Köpfen ab. Dann bildete sich eine kreisrunde Öffnung und eine Plattform fuhr zu ihnen runter.

„Ist irgendwie unwirklich.“, meinte Yuan.

Die Plattform blieb vor ihnen auf dem Boden liegen, was wohl heißen sollte, das sie drauf steigen sollten.

Ein letztes Mal sahen alle auf das Meer.

„Wir werden zurückkommen. Das verspreche ich.“, sagte Kazuma, bevor sie gemeinschaftlich auf die Plattform stiegen, die dann langsam wieder nach oben fuhr.

Oben angekommen verschloss sich die Öffnung und die Freunde konnten spüren, das sich das Schiff wieder in Bewegung setzte in Richtung Orbit.

Shugo und Azuma waren vor dem Versteck und sahen das helle Licht, das sich jetzt den Weg nach oben bahnte.

„Viel Glück, Bruder.“, meinte Azuma.

Ratko und Kirishima, die auf dem Rückweg waren, sahen es ebenfalls.

„Ihr schafft das.“, meinte Ratko.
 

Das Schiff erreichte ohne Probleme den Orbit und passiert ebenfalls die Sarok Mutterschiffe ohne Zwischenfall, bevor sich erneut ein Wirbel auftat und das Schiff darin verschwand.

Die Freunde gingen einen weiten Flur entlang der gut beleuchtet war. Sie fragten sich, was sie nun erwartete.

Schließlich kamen sie an einer großen Tür an, die sich automatisch öffnete.

Sie fanden sich wieder in einem großen Raum, der offensichtlich die Brücke des Schiffes darstellte. Überall blitzten Monitore und ein riesiges Fenster zeigte ihnen, das sie sich bereits im All befanden.

Überall waren Stühle, aber die waren alle leer. Nur vorne an eine Konsole konnten sie zwei Arme sehen, die sich schnell bewegten.

„Ähem. Entschuldigung?“, sagte Serena.

Die Arme stockten. „Einen Moment bitte. Bin gleich für euch da.“, sagte eine tiefe Stimme.

Dann bewegten sich die Arme wieder.

Eine Minute später hörten sie ein seufzten. „Okay. Alles eingestellt. Nun können wir.“, sagte die Stimme und der Stuhl, in dem die Gestalt saß, drehte sich.

Es war ein etwa 1,50 Meter großer Mann mit rötlicher Hautfarbe. Auf seinem kahlen Kopf prangten zwei Hörner rechts und links und seine nahezu glühenden Augen musterten die Freunde.

„Warum sechs? Sollten es nicht nur fünf sein?“, fragte er und stand auf.

Serena lächelte. „Ich bin die Managerin. Ist das ein Problem?“, fragte sie.

Die Gestalt ging auf sie zu und sah sie genau an. „Ach, wo denn? War nur überrascht.“, sagte er und lächelte.

„Mein Name ist übrigens Nargo. Ich bin ein Pyroianer und euer Pilot auf dieser Reise. Dieses Schiff ist die Rokuyaru. Freut mich euch kennenzulernen.“, sagte er und verneigte sich.

Alle lächelten leicht und stellten sich einander der Reihe nach vor.

„Nun gut.“, sagte Nargo und rieb sich die Hände. „Was wollt ihr tun? Wir haben einen nach eurer Zeitrechnung 8monatigen Flug vor uns.“, erklärte er.

„Tja.“, sagte Kazuma.

„Ach, was soll´s. Kommt erstmal mit.“, sagte Nargo ohne auf eine Antwort zu warten und ging durch eine andere Tür.

Sie folgten ihm während er sie durch einen weiteren Korridor zu einigen Türen brachte. „Diese hier sind die eigentlichen Mannschaftsquartiere, da aber nur ich hier bin, könnt ihr sie benutzen.“, erklärte Nargo freundlich.

Eine der Türen öffnete sich und offenbarte ein geräumiges Zimmer mit Bett, Dusche und vielem mehr.

„Nicht schlecht.“, sagte Serena, als sie sich auf eines der Betten setzte.

„So ist es.“, sagte Nargo und lachte zufrieden.

„Entschuldigung, aber ich hätte da eine Frage. Gibt es hier einen Ort, wo man ungestört trainieren kann?“, fragte Kazuma nun frei heraus.

Nargo grinste. „Ihr wollt euch noch verbessern? Sehr gut. Damit habe ich gerechnet.“

Er ging wieder voraus. „Rechnet ihr euch eigentlich große Chancen auf einen Sieg aus?“, fragte er.

Alle verstummten.

„Ich weiß nicht so recht. Schließlich nehmen wir das erste Mal an so einem Turnier teil. Keine Ahnung, wie stark die Konkurrenz ist.“, meinte Kazuma.

Nargo blieb stehen und sah ihn mit respektvollem Blick an. „Das ist gut. Immer skeptisch bleiben. Wer sich für unbesiegbar hält, verliert meistens sehr schnell. Gute Einstellung.“

Sie kamen in einen weiteren Korridor an dessen Ende drei Türen lagen. Eine vor Kopf und die beiden anderen rechts und links davon.

„Ich denke, das hier sollte eure Vorstellung von Trainingsräumen am ehesten entsprechen.“, sagte Nargo und öffnete die vorderste Tür.

Sie traten in einen enorm großen Raum. Hier hätte man locker ein Fußballspiel machen können.

Kazuma ging zu der Wand und fasste sie an. „Hält das was aus?“

Nargo stutzte. „Ihr scheint stark zu sein, was? Aber keine Sorge. Wart´s ab.“

Er ging zu einer der Wände und öffnete eine Konsole, die darin eingebaut war.

„Sehen wir mal, was ihr dazu sagt.“ Mit diesen Worten drückte er einige Knöpfe. Die Wände verschwanden und an ihrer statt erschien eine Wiese und darüber blauer Himmel.

Alle waren erstaunt darüber.

Kazuma ebenfalls vor allem, da er eben noch vor einer Wand stand, diese aber seinem Gefühl nach gar nicht mehr da war. Er konnte sogar weitergehen. „Was ist das? Kein Hologramme, oder?“, fragte er.

„Was denkst du denn? Wir sind technisch schon ziemlich fortgeschritten. Ihr befindet euch im Moment in einer dimensionalen Blase, die um diesen Raum herum aufgebaut wurde. Die Umgebung hier ist eine von vielen, die vorher in den Computer einprogrammiert wurden. Ihr könnte euch hier frei bewegen. Hier könntet ihr Stundenlang laufen ohne an die Wand zu stoßen und gleichzeitig könntet ihr auch sofort wieder rausgehen wenn ihr diese Kontrolleinheit benutzt.“, erklärte Nargo.

Er tippte noch etwas ein und prompt verwandelte sich die Wiese in eine Sandwüste. So weit man sehen konnte nur Sand. Außerdem wurde es jetzt auch richtig heiß.

Nargo tippte erneut und der Sand wurde zu Schnee, worauf es plötzlich kalt wurde. „Hier könnt ihr jede Umgebung simulieren, die ihr braucht. Selbst richtige extreme Umgebungen.“, sagte er und tippte erneut etwas ein.

Ein riesiger Berg erschien aus dem Schnee. „Selbst klettern könnt ihr oder schwimmen. Und zum ausruhen...“, sagte er und veränderte es erneut.

Die Wiese erschien wieder und ein Holzhaus tauchte auf. „...könnt ihr das hier benutzen.“, fügte Nargo hinzu und ging zum Haus.

Die anderen folgten ihm wieder.

„Wir haben es von Daten kopiert, die wir von der Erde gesammelt haben. Mehrere Schlafzimmer, Küche, Badezimmer und ein großes Schwimmbad zum relaxen hinter dem Haus. Außerdem haben wir noch das hier.“, erklärte er und zeigte auf den Kühlschrank.

„Ein Materieumwandler stellt euch immer das zur Verfügung, worauf ihr gerade Appetit habt. Der funktioniert übrigens im ganzen Schiff.“, beendete er seine Erklärung.

„Nicht schlecht.“, staunte Atruschka.

Kazuma ging wieder raus und sah sich um. „Scheint perfekt zu sein. Und diese Dimensionsblase hält was aus?“

„Allerdings. Die Kontrolleinheit kann jederzeit versteckt werden, damit ihr sie nicht beschädigt.“, erklärte Nargo noch.

„Damit steht es fest. Kazuma und ich nehmen diesen Raum.“, sagte Junko.

„Die anderen beiden Türen haben ebenfalls eine solche Einrichtung mit denselben Einstellungen.“, sagte Nargo.

„Dann werde ich mit Yuan trainieren.“, sagte Atruschka.

Robin streckte sich. „Passt mir gut. Alleine klappt das für mich ohnehin besser. Hoffentlich hält das Ding auch extreme Hitze aus.“

Nargo sah Robin an. „Du kannst Feuer machen?“

Robin lächelte und entfachte eine kleine Feuerkugel in seiner Hand.

„Interessant. Davon muss ich später mehr sehen.“, entgegnete Nargo.
 

Serena machte es sich in einer der Mannschaftskabinen gemütlich, während die anderen ihre Sachen holten.

Kazuma sah nochmal zu ihr rein. „Du kommst klar?“

Serena nickte leicht. „Ich habe mir ein paar Bücher zum lesen mitgenommen. Außerdem kann ich ja ab und zu mal bei euch vorbeisehen, oder?“, fragte sie.

Kazuma hob den Daumen. „Klar doch. Das weißt du doch, Schwesterchen.“, sagte er.

Serena sah ihn mürrisch an. „Jetzt fang nicht noch so an.“, sagte sie beleidigt.

Kazuma lächelte. „Na dann. Man sieht sich.“ Damit verschwand er.

Serena sah ihm nach und seufzte. „Das wird ein sehr langer Flug.“
 

Kazuma erreichte den Korridor, wo Junko, Atruschka, Yuan und Robin schon standen.

„Wenn wir wieder hier rauskommen, werden wir alle stärker sein, oder?“, fragte Yuan.

Robin nickte.

Alle streckten ihre Hände aus und legten sie übereinander.

„Jeder gibt sein bestes, damit wir nichts zu bereuen haben, egal wie es am Ende ausgehen mag.“, sagte Kazuma.

„Ja!“, jubelten sie.

Dann trennten sie sich und betraten die Räume.

Die Reise zum schicksalhaften Turnier war damit gestartet und es gab kein Zurück mehr.
 

Fortsetzung folgt in: Invasion Teil 2: Das Turnier
 

Hiermit beende ich den ersten Teil von Invasion. Hoffe, ihr habt bis hierhin durchgehalten und euch gefällt die Geschichte.

Den zweiten Teil werde ich alsbald beginnen. Viel Spaß weiterhin.



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  noamuth
2014-08-09T16:32:41+00:00 09.08.2014 18:32
Moin,

soviel gibts zu dem Kapitel eigentlich nicht zu sagen, nur dass die drei sich mal wieder das beste Wetter für eine Bootstour ausgesucht haben. Aber immerhin dient der Taifun zumindest als gute Deckung vor einer eventuellen Überwachung aus der Luft <^_^>.
Bin mal gespannt, was aus den Einwohnern wird, die Kazuma und co. geholfen haben. Der Sarko scheint ja nicht zu spaßen und im Zweifelsfalle werden wie immer alle umgebracht.
Antwort von:  Negi01
09.08.2014 18:41
tja die Dorfbewohner sind da außen vor weil die Leiche ja außerhalb des Dorfes gefunden wurde. Davon abgesehen sollen ja nicht alle Menschen sterben aber das gehört mehr zur Hauptstoryline die erst am Ende aufgedeckt wird.
Von:  noamuth
2014-07-27T15:37:29+00:00 27.07.2014 17:37
Netter Kampf und wohl einer der einzigen Sarkos mit etwas Ehrgefühl, wird der gar aus gemacht xD
Immerhin hätte er wohl zu seinem Wort gestanden, was man von den bisherigen Sarkos ja nicht gerade behaupten kann.
Kazuma muss aber wirklich eine Nase aus Stahl haben. Bei so einem direkten Treffen, kann er mehr als froh sein, seinen Kopf noch auf den Schultern zu haben^^
Antwort von:  Negi01
27.07.2014 18:20
ich würde zu deinem letzten Satz mal sagen, wart´s ab und les weiter.
Von:  noamuth
2014-07-27T10:11:22+00:00 27.07.2014 12:11
So jetzt oder nie für Kazuma.

Scheint ja neben dem Gefängniswärter-Typ und dem "normaler" Sarko-Typ noch mehr verschiedene Unterarten dieser Art zu geben. Würde mich interessieren, ob die untereinander auskommen. Kennt man ja von den Menschen, sobald jemand anders ist, geht die ganze Diskriminierungssache los.
Aber mal davon abgesehen: Wo sind all die weiblichen Sarkos oder was auch immer die für ihre Fortpflanzung brauchen? Wenn man mit seinem Volk komplett umzieht, müssen die ja irgendwo sein xD
Von:  noamuth
2014-07-27T09:24:36+00:00 27.07.2014 11:24
"Die erschrak, als sie Kazuma mit nacktem Oberkörper sah, doch sie sagte nichts dazu."
-->Mein Kommentar in der Situtation wäre: "Wat, noch nie einen nackten Mann gesehen?" xD

Zu wichtigerem:
Ich denke schon, dass gewissen Sarkos Geld wichtig ist, vor allem menschliches.
Ist doch ganz einfach: Die Leute leben im Elend, Geld scheint aber noch einen Wert zu haben. Dementsprechend brauchen die Menschen am besten viel Geld um gut zu überleben. Wenn man sich mit Geld Gevolkschaft einiger Menschen kaufen kann, ist das weit weniger aufwendig als sie zu erpressen.
Angst ist zwar mächtig, aber gefährlich, weil ich im Zweifelsfalle alle Menschen zusammen schließen, wenn die Stimmung kippt.
Nutze ich aber über Geld Teile dieser Menschen, so verraten diese ja ihre Ideale, was die Leute, welche nicht für die Sarkos arbeiten, stört. Somit hat man zwei Parteien innerhalb der Menschen und Regieren wird Einfacher.
Divide et Impera: Teile und herrsche.
Sähe Zwist unter zwei Parteien und du kannst in Ruhe herrschen. Alte Methode die auch heute noch weit verbreitet Anwendung findet, auch in Deutschland.
(siehe Arbeitende Bevölkerung vs. H4ler)
Von:  noamuth
2014-07-27T09:09:00+00:00 27.07.2014 11:09
Next:

Man Soichiro macht für sein Ziel aber einen ganz schönen Umweg. Wenn es ihm nur um ein Kind ginge, hätte er die Sache schon eher und anders haben können ;)
Ich hab erst gedacht ihm geht es da um ein bisschen mehr. Sowas wie ein Angebot der Sarkos der Art:
"Wenn du uns ein gesundes und williges (gesundes) Weibchen bringst, was mit dir Kinder zeugt, dürft ihr und eure Kinder als Untertanen der Sarkos dienen."
Als Eroberer kann man immer Hilfsvölker gebrauchen. Das war schon immer so^^
Wenigstens gut dass er den kürzeren gezogen hat
Von:  noamuth
2014-07-25T15:54:46+00:00 25.07.2014 17:54
Weiter gehts!

Zum Thema Oda Nobunaga und Waffen:
Ich habe mich einige Zeit mit der Geschichte der Sengoku Periode beschäftigt. Wenn man Japan richtig verstehen will (und die ganzen Andeutungen in Anime und Manga) kommt man da nicht rum.

Nobunaga hätte niemals ein Schwert gewählt. Was ihn auszeichnete und damit den Einigungsprozess Japans, war es, dass er auf die neumodischen Waffen der Portugiesen setzte. Welche einige Zeit eher Japan entdeckt hatten.
Er war der erste, der erkannte, wie vorteilhaft Schusswaffen waren und wie man diese gegen die Tradiotionelle Kampfweise der Samurai nutzen konnte und ließ diese sogar nachbauen, damit er die nicht mehr kaufen musste. Interessanterweise war er immer offen für den Kulturellen Austausch zwischen Europa und Japan, das wurde dann erst mit dem Tokugawa Shogunat beendet, welches das Ende der Sengoku Zeit festmacht.

Zurück zu Nobunaga:
Zum Beispiel gewann er durch intensive Nutzung von Schusswaffe eine seiner wichtigsten Schlachten und zwar in Nagashino. Die Takeda rannten immer nur wie wild gegen seine Befestigung an und er metzelte sie durch schnelles Rotieren innerhalb seiner Schützentruppen nieder. Eine Taktik die er nicht von den Europäern geklaut hat, er kam von alleine drauf.
Nobunaga war kein Ehrenmensch oder so. Er nutzte jeden Vorteil, der sich ihm Bot und schonte auch nicht andere.
Auch nicht Traditionen. Er brannte immerhin den Berg Hiei ab, der in Japan als Heilig gilt, nur weil ihn die Buddisten Krieger immer wieder ein Bein stellten.

Ich würde daher die Klinge eher einem der "traditionellen Kampfschweine" dieser Ära zu schreiben. Also z.B. Takeda Shingen oder Uesugi Kenshin. (Deren Schlachten im übrigen in Japan recht bekannt sind siehe Schlacht von Hachimanbara)
Oder wenns in Nobunagas älteren Jahren sein soll: Tadakatsu Honda.
Letzterer ist Interessant weil man über ihn sagte, dass er der
"Krieger, der selbst den Tod übertrumpft" ist. Weil er nie wirklich eine starke Verletzung in seinen Kämpfen davon trug.
Von:  noamuth
2014-07-24T17:23:52+00:00 24.07.2014 19:23
So ein Kapitel ist heute drin. Dann mal zur Tat.

Was haben die beiden nur für ein Glück, ein funktionierendes Moped zu finden. Wenn meins mehr als 6 Monate steht, muss erstmal Hand angelegt werden^^

Ich bin aber erstaunt wie "rückschrittlich" die Sarkos sind. Wenn sie wollten könnten sie mit Sicherheit mit Luftüberwachung alles kontrollieren. Ich hatte am Ende des letzten Kapitels eher gedacht, das wird eine Reise in der Nacht oder auf Umwegen durch Wälder, weil diese Deckung bieten oder die Menschheit hat sich was schlaues einfallen lassen, damit man nicht geortet wird^^ Zwischen Häuserschluchten versteckt es sich leichter gegen Aufklärung als auf offenen Feld.

Ich denke an der Stelle aber schon das Junko nicht alleine überlebt. Irgendwo muss ja Nahrung und alltägliches her und vor allem warmes Wasser + Bad ist Luxus. Denke wohl nicht, dass die Sarkos die örtlichen Wasserwerke weiter betreiben. Da steckt bestimmt mehr dahinter, aber im nächsten Kapitel.
Von:  noamuth
2014-07-23T14:12:27+00:00 23.07.2014 16:12
Nummer 4!

Gleich mehrere interessante Punkte im Inhalt.
Zum einen, dass es nicht nur zwei intelligente Völker gibt, sondern mehrere. Das Universum ist einfach viel zu groß, um wirklich darin alleine zu sein ;)
Zum anderen finde ich den Punkt gut, dass die Sarkos nur mit der Besetzung der Erde angefangen haben, weil ihre Welt nicht mehr exisitert.
Auch wenn man vielleicht relativ schnell von Planet zu Planet kommt. Es ist immer noch kein Kinderspiel und wenn eine ganze Art zu sowas wie einem Krieg greift, muss schon ein gewichtiger Grund dahinter stehen. Die Sarkos an sich sind sicher keine bösen Geschöpfe, aber die Not treibt einen dazu. Und das sie noch in einer Gruppierung mit anderen Völkern sind, spricht ja dafür, dass sie nicht Grundlos alles und jeden töten oder jeden Planeten besetzen den sie sehen. Denn sonst wären sie sicher eingeebnet wurden.

Ansonsten klingt mir das Tunier nach Mortal Combat xD Hoffentlich gibts dann auch Fatalities xD
Würde mich nicht wundern, wenn die Idee dazu von Wesen kam, welche selbst nicht wirklich körperlich stark sind sondern eher auf Intelligenz setzen. Von wegen: Beide Parteien sind Babaren, lasst es sie wie Babaren austragen^^
Von:  noamuth
2014-07-23T13:23:18+00:00 23.07.2014 15:23
So Kapitel 3.

Das übliche in der Form der ganzen Sache. An manchen Stellen wären Ausbesserungen wirklich schön, damit der Lesefluss nicht gestört wird.

Anyway 2 Sachen zum Inhalt:
1.) Laserwaffen vs. Blutungen.
Ich bin der Meinung, dass Laserwaffen nicht bluten würden, weil die Intensität des Lasers einfach so groß ist, dass er glatt das Fleisch verbrennt. Ähnlich wie in Star Wars und die Szenen, wo Leute ihre Gliedmaßen durch Laserschwerter verlieren. Da blutet auch nix, aber es riecht nach verbranntem Alien ;)
Es gibt heutzutage schon richtig starke Laser, nur leider kam noch keiner auf die Idee ein Lebewesen damit zu quälen. Wahrscheinlich auch besser so. Aber was Stahl schmelzen lässt, schafft das sicher auch bei organsichem.

2.) Kein klassischer Held.
Ich finde es immer gut, wenn der Held der Geschichte nicht jeden Kampf gewinnt oder extrem stark ist. Das wird sonst sehr schnell sehr langweilig und außerdem braucht es Hirn, wenn man nicht jedes Problem mit purer Gewalt lösen kann :)
Von:  noamuth
2014-07-20T15:32:48+00:00 20.07.2014 17:32
So Kapitel 2:

Ganz schön Action-reich.
Ein paar Sachen sind mir aufgefallen:

Zum einen die Zeitformen. Mann kann sich streiten, ob man alles im Präsenz schreibt oder alles in der Vergangenheit. Ich finde aber letzteres ließt sich besser. Egal aber, wie man sich entscheidet, es sollte konsistent sein.
z.B. "Kazuma fragte sich, was da los ist."
-->"[...], was da los war" Ist besser, weil du sonst auch immer in der Vergangenheit schreibst. Davon gibt es noch 2 oder 3 weitere Stellen im Text.

Allgemein schreibst du etwas informell. Das sei jedem Autor überlassen. Vor allem in Ich-Perspektiven finde ich das angebracht.
Jedoch nicht bei Er-Perspektiven.
Mal drei Beispiele, wie Sätze in meinen Augen besser klingen würden:
1.)"Wenn sie jemanden entdeckten, würden sie mit den Pistolen schießen und Kazuma stand nicht so darauf, erschossen zu werden."
-->[...] und Kazuma war ganz und garnicht heiß darauf, erschossen zu werden.

2.)"Hideyuki warf Kazuma einen Helm hin, der rundherum zu war."
-->[...], der völlig geschlossen war.

3.) "Der schlug jetzt Alarm."
-->Dieser schlug umgehend Alarm.

Ansonsten sind auf der formalen Seite nur Rechtschreibfehler zu finden, aber ich denke, wenn du das Kapitel selber noch einmal genau liest, fallen dir sicher die meisten auf :)

Etwas zum Inhalt:
Ich finde die Technologie der Sarkos interessant. Es kommt mir so vor, als ob sie organisch basierte Systeme besitzen, weshalb es da wohl so stinkt. Und Geruch ist immer ein Hinweis. Vielleicht würden Laserwaffen und deren verheerende Wirkung diese Organismen, wenn es sie denn gibt, zu sehr schaden. Vielleicht erklärt das auch etwas besser, warum die Wachen nur Nahkampfwaffen nutzen.
Andererseits wäre so ein System in der Hinsicht interessant, inwieweit es sich selber repariert oder gar reproduziert. Nach dem Motto: Wir bauen keine Schiffe, wir züchten welche xD
Antwort von:  Negi01
20.07.2014 18:47
Deine Kritik ist durchaus interessant. Aber ich schreibe diese Geschichte nicht, weil ich jedes kleine Detail durchdacht habe. Das mit den Zeitformen gebe ich zu ist ein Problem, das ich schon länger habe.
Aber ich schreibe nun einmal sehr schnell und ich schreibe so, wie ich die Geschichte in meinem Kopf sehe und davon abgesehen bin ich kein Profi. Ich schreibe, weil es mir Spaß macht und wenn ich Manga zeichnen könnte, hätte ich schon längst versucht, diese Geschichte umzusetzen, da ich die ursprungsversion dieser geschichte bereits seit 13 Jahren fertig habe, diese aber zu ungenau und in eine Block geschrieben war

Kurzum ich schreibe, weil es mir Spaß macht.
Trotzdem freut es mich, das jemand meine Geschichte liest. (Nimm das mit den Zeitformen nicht zu genau. Geh einfach auf die Geschichte ein. Selbst mir macht es Spaß, die Kapitel wieder und wieder zu lesen)



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