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Eine Liebe für die Ewigkeit?

Bella und Edward
von

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Der erste Schultag

Leb so,

dass, wenn du strauchelst,

Engelshand dich führen mag zum Ziel,

das dir entschwand

- Hafis -
 

Bellas Sicht:

Ich bin Bella. So könnt ihr mich ruhig nennen, ich mag meinen langen Namen 'Isabella' nicht.

Ich bin einfach nur Bella Swan und stehe nun vor meiner neuen Schule. Ich habe das Großstadtleben aufgegeben und bin nach Forks gezogen. Ein nette Kleinstadt.

Warum bin ich noch mal hier her gezogen?

Ach ja, da ist Charlie, mein Vater, er lebt hier als Sheriff, in Forks. Hier ist wohl nicht sehr viel los, zumindest kommt er immer zur gleichen Zeit nach Hause, bleibt nie länger weg oder Ähnliches. Es ist eine gewisse Routine in seinem Leben das ist klar und vermutlich bring ich mit meiner Anwesenheit auch Einiges durcheinander. Aber er würde nie etwas sagen, sich nie beschweren. Auch wenn er bisher keine große Rolle in meinem Leben gespielt hat, ist er doch mein Vater. Charlie eben.

Ich bin erst gestern hier angekommen und heute ist direkt mein erster Schultag.

Leicht genervt, nicht wirklich nervös, schmiss ich ein wenig zu kräftig die Wagentür meines Transporters zu. Den Transporter hat Charlie mir als Willkommensgeschenk überreicht und irgendwie finde ich diesen Wagen echt toll.

Phoenix und Forks. Man konnte die beiden Städte nicht wirklich miteinander vergleichen. Da zwischen lagen nun mal Welten, mal von der Entfernung abgesehen.

Aber jetzt war ich nun mal hier.

Schweren Schrittes ging ich auf die Tür zu. Ich hielt mein Tasche am Tragriemen fest, nicht dass sie mir von der Schulter rutschen würde, aber ich tat es einfach. Aus Sicherheit. Es würde bestimmt genug Peinlichkeit geben, die mir widerfahren werden, aber ich wollte nun mal ein paar so gut es ging, aus dem Weg räumen.

Der Parkplatz war noch nicht sehr voll.

Wie viele Schüler es hier wohl gab?

Ich hatte das erste Vierteljahr schon mal verpasst, die ganzen Cliquen hatten sich also schon gebildet, ich würde also in eine Klasse reinkommen und es wird mir nicht leicht fallen Anschluss zu finden. Aber vermutlich kannten sich hier eh alle von Klein auf und die Cliquen bestanden schon, seit der ersten Klasse und nicht erst seit der Abschlussklasse.

Und in Phoenix hatte ich ja auch nicht gerade viele Freunde.

Ich bin nicht sehr hübsch. Habe braune Haare, die mir leicht wallend über die Schulter hängen, manchmal machte ich mir einen Pferdeschwanz, aber meist ließ ich sie einfach nur langweilig über die Schulter hängen. Ich habe braune Augen, meine Mutter findet sie toll, aber welche Mutter würde nicht was Tolles zu seinem Kind sagen.

Ich mochte Reneè. Ich vermisste sie, aber es war so besser. Sie war auch eher eine beste Freundin als eine Mutter.

Ich war nicht dick, nicht schlank, einfach normal, eher sportlich gebaut, obwohl ich wohl sehr wenig mit Sport zu tun habe.
 

Dann passierte alles ganz schnell. Und meine erste Schulstunde fing an.

Mein erster Schultag in Forks und ich musste feststellen, dass ich die Themen, die wir an der Forks High School noch durch nahmen, schon in Phoenix durchgekaut hatte. Wenigstens etwas. So fiel ich nicht so unwissend auf. Und wie ich erwartet hatte, hatte ich nicht direkten Kontakt zu den anderen Mitschülern gefunden.

Man starrte mich nicht gerade an, aber als ich in das Klassenzimmer kam, blickten sie mich schon entsetzt oder überrascht an. Als hätte ich ein Schild mit „Großstadtkind“ an meiner Brust kleben.

Manche lächelten und nickten mir zu. Aber das war es auch schon. Ich seufzte und setzte mich einfach an meinen Platz.

Mathematik war hier jedenfalls genauso uninteressant, wie auf meiner alten Schule.

Es klingelte. Es klingelte anders als in „Phoenix“, aber es war auch nur eine Schulglocke.

Ich griff nach meiner Tasche, setzte sie mir auf meinen Schoß und legte meine Hefte wieder in meine die Tasche. Die erste Stunde war überstanden und das war auch noch Mathematik gewesen. Ich atmete erleichtert auf.

„Bella?“

Sprach man mich wirklich an? Ich blickte auf und vor mir stand ein Junge. Er war mir schon aufgefallen, er hatte immer wieder zu mir geschaut gehabt.

Er saß zwei Bänke vor mir. Dieser blonde Junge stand vor mir und blickte mich mit einem Grinsen an.

„Ja?“

„Hey, ich bin Mike. Mike Newton“, er reichte mir seine Hand. „Soll ich dich zu deinem nächsten Klassenzimmer bringen? Weißt bestimmt noch nicht wo alle Zimmer sind.“

Ich nickte. „Ich denke, zwar nicht, dass man sich hier weitgehend verlaufen kann.“ 'Bella, so tollpatschig wie du bist, passiert dir das selber bestimmt', sprach eine Stimme in meinem Kopf zu mir.

„Was hast du denn jetzt?“

Ich kramte aus der Tasche meine Stundenplan wieder hervor. „Geschichte.“

„Cool. Bei Mr. Simons?“ Ich nickte. „Super, dann haben wir das zusammen. Das trifft sich ja gut. Komm lass uns zusammen gehen.“

„Danke.“ Ich lächelte ihn ehrlich an. Er war wirklich nett. Mein erster Schultag fing also doch ganz gut an. Vielleicht war das hier wirklich ein Neuanfang.

Vielleicht konnte ich hier wirklich tolle Freunde finden.

Vielleicht passte ich hier eher hin als nach Phoenix.

Vielleicht passte ich aber auch nirgendwo hin. Das war am Wahrscheinlichsten.
 

Mike Newton führte mich schließlich nach der Geschichtsstunde und nach meiner Sportstunde – ich hasse Sport - zur Kantine.

Ich lernte auch noch Angela, Jessica, Ben und Eric kennen. Sie saßen auch an den Tisch in der Kantine zu dem Mike mich führte. Die Gesichter der anderen Schüler hatte ich mir schon ein wenig eingeprägt, aber die Namen konnte ich mir noch nicht so richtig merken. Darin war ich noch nie sehr gut gewesen.

„Und wie war dein erster Tag, Bella?“, fragte Jessica. Ich lächelte ihr zu. Sie schien sehr nett zu sein. Auch wenn ich nie gedacht hätte, dass sich so jemand, wie Jessica, freiwillig mit mir anfreunden würde. Wer war ich denn schon? Momentan-, war ich zwar nur die Neue, mehr aber auch nicht. Ich hatte nichts Besonderes zu bieten.

„Es geht“, sagte ich zu ihr. Es war ehrlich gemeint. Ich fühlte mich nicht unwohl, aber auch nicht super wohl. Es ging also einfach. Wie man sich eben als Teenager fühlt.

„Na ja, das sagt sie jetzt nur, weil sie vorhin Geschichte bei Mr. Simons hatte“, meinte Mike und wollte für mich sprechen.

Ich blickte ihn fragend an. Er war schon nett, aber man musste echt nicht für mich sprechen. Auch wenn ich zwei linke Füße hatte, das Reden konnte ich noch.

„Ich glaube es liegt eher daran, dass ich auch Sport hatte. Warum ist denn Sport hier ein Fach, das man nicht abwählen kann?“, fragte ich in die Runde. In Phoenix konnte ich das und ich war glücklich darum. Ich konnte weder fangen, noch werfen, noch Sprung, noch Gymnastik, noch rennen, ich war eine Niete in Sport. Ich kam immer nur gerade so durch.

Ich blickte mich in der Kantine um.

Manche Blicke trafen mich, ich blickte meist sofort weiter. An einem Tisch blieb mein Blick ruhen. Da saßen 4 junge Menschen. Zwei Mädchen und zwei Jungen. Und sie sahen umwerfend schön aus. Sie sahen aus wie Models; ich hatte noch nie solche schönen Gesichter gesehen, sie strahlten Sanftheit, Ruhe und Gelassenheit aus.

„Es ist halt so“, hörte ich nur noch den letzten Fetzen des Gespräches das gerade an meinem Tisch geführt wurde. Zu sehr war mein Blick auf diesen einen Tisch gebannt.

Mike merkte, dass ich abwesend war, zumindest wedelte er mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. „Bella? Träumst du?“

Überrascht zuckte ich ein wenig zusammen und blickte ihn fragend an. Ich errötete ein wenig. „Ähm, tut mir Leid.“

Mike grinste mich an.

'Na super, jetzt halten mich alle für total bescheuert.'

„Wo hast du denn hin geträumt?“

„Sie hat zu den Cullens geblickt“, antwortet Jessica knapp. Ich hörte in ihrer Stimme einen Hauch von Gereiztheit. Lag es daran, dass sie neidisch auf den schönen Anblick war?

„Die Cullens?“, fragte Mike mich skeptisch.

Ich blickte wieder zu dem Tisch. Jetzt fiel mir auf, dass sie sich gar nicht unterhielten, sie aßen auch nichts. Sie saßen einfach nur so da und starrten alle in eine andere Richtung. Es sah irgendwie komisch aus, aber irgendwie auch faszinierend.

„Was ist mit ihnen?“, fragte ich. Ich wollte kein großes Interesse zeigen, also schmiss ich diese Frage ziemlich locker in die Runde, zumindest hoffte ich, dass sie locker herüber kommen würde.

„Sie sind halt für sich“, meinte Mike. Er blickte kurz zu dem Tisch, schaute aber schnell wieder zu mir und grinste. „Was hast du gleich?“

Ich ahnte, dass er das Thema wechseln wollte und sprach wieder meinen Stundenplan an. „Biologie.“

„Gut, ich bring dich gerne hin. Ich habe leider Physik.“

Ich merkte, dass er seufzte. Ich verstand ihn. Physik fand ich auch nie so richtig interessant. „Danke.“ Er war wirklich nett. Auch wenn seine Art nicht aufdringlich oder so war, er war einfach nur freundlich und ich war dankbar, dass er sich mir angenommen hat.
 

Als ich in das Biologiezimmer trat, saßen schon ein paar Schüler in dem Zimmer. Die meisten Tische schienen schon belegt und besetzt zu sein. An einem Tisch, der Letzte, sah ich einen der Cullens. Er hatte bronzefarbenes Haar und auch in dem Zimmer, das nicht erleuchtet war, da das Licht noch nicht angeschaltet war, sah man diese wundervolle Schönheit die er ausstrahlte.

Ich blickte zum Lehrerpult. Ein ältere Dame stand dort und blickte mich fragend an. Schweren Schrittes ging ich auf sie zu und reichte ihr den Zettel, den man mir im Sekretariat gegeben hatte. Sie nickte mit einem Lächeln. „Du bist also Isabella Swan.“

„Bella“, verbesserte ich sie mit einem Lächeln.

„Gut, Bella.“ Sie unterschrieb den Zettel und reichte ihn mir wieder. Dann blickte sie sich im Zimmer um. „Gut, setze dich dort hinten zu Edward Cullen. Neben ihm ist noch ein Platz frei.“

Edward hieß er also.

Ich blickte zu ihm.

Er blickte mich starr an, es schien als sei er sauer oder aufgebracht. Aber er schob seine Bücher und Unterlagen auf seine Seite des Tisches.

Ich seufzte. Das Seufzen kam aus tiefstem Inneren, ich merkte schon, er gehörte wohl zu den Leuten, die sich nicht mit mir abgeben wollten. Warum auch? Er war wunderschön. Warum sollte er sich also mit mir anfreunden?

Ich merkte, dass ich immer noch neben dem Pult stand, ich konzentrierte mich auf meine Beine. 'Laufen', befahl ich ihnen. Aber da mein Blick immer noch auf Edward gerichtet war, fiel mir das irgendwie schwer. Erst als er von mir wegblickte, und mich aus dem Blick löste, entfiel ich der Starre, der ich ausgesetzt war. Was war hier los?

Ich schüttelte den Schauer, der mir über den Rücken lief, auch wenn er seltsam angenehm war, schnell weg und ging langsam auf den Platz zu, den man mir zugewiesen hatte.

Und wieder war ich kurz davor, zu stolpern, mal wieder, über meine eigenen Füße. Aber gerade noch so, konnte ich mich fangen und ein Wunder, ich hatte meine Bücher nicht fallen lassen. Also setzte ich mich mit rotem Kopf erst mal auf den Platz.

Ich versuchte Edward nicht anzuschauen. Edward, dieser Name klang wundervoll, auch wenn ich ihn noch gar nicht ausgesprochen hatte.

Nun war ich froh, dass ich meine Haare offen trug. Ich hatte so einen Vorhang zu ihm und musste ihn nicht anschauen, zumindest versuchte ich es, was mir sehr schwer fiel.
 


 

Edwards Sicht:

Wer war sie? Was wollte sie? Warum saß sie neben mir? Verdammt, warum reagierte ich so auf sie?

Sie roch so unwahrscheinlich gut. Warum?

Ich kriegte meine Gedanken in meinem Kopf, gar nicht zum Schweigen. Und es wurden immer mehr. Ich kochte, ich raste, in mir war ein Sturm, der ausbrechen wollte.

Warum saß sie neben mir? Warum roch sie so anders, als die anderen Menschen hier?

Ich hatte von ihr gehört gehabt. Natürlich. Die ganze Schule sprach von ihr. Die Jungs wie die Mädchen, aber vor allem die Jungs. Ich versuchte sie nicht an zu blicken, versuchte nicht an sie zu denken. Aber es gelang mir nicht.

Was war hier verdammt noch mal los?

Ich rastete hier wirklich noch aus.

Ihr Duft lag in der Luft. Ich spürte ihr Herz schlagen. Ich spürte ihr Blut pumpen. Wie es durch ihren Körper gepumpt wird.

Ich blickte sie entsetzt an, als sie ihre Haare zurück strich. Sie wirbelte die Luft auf.

Was tat sie da? Wusste sie was sie tat? Warum riskierte sie hier ihr Leben? Sie musste völlig übergeschnappt sein.

Die Stunde war schrecklich. Ich blickte zur Lehrerin, aber ich bekam gar nichts mit.

Ihr Duft, ihre Aura, ihr Wesen, war einfach zu präsent.

Ich musste hier schleunigst raus, sonst würde etwas Schlimmes passieren. Etwas sehr Schlimmes.

Warum hatte Alice mich nicht gewarnt?

Es klingelte.

Endlich.

Ich rannte regelrecht aus dem Zimmer, nur um von ihr weg zukommen. Es musste doch irgendwie erträglicher werden. Sie musste weg!

Ich musste hier weg.

Aber sie war immer noch in meinen Gedanken. Sie war einfach so wundervoll. Wer war sie?

Die Klassenfahrt

Glaube ist die Liebe zum Unsichtbaren,

Vertrauen auf das Unmögliche, Unwahrscheinliche
 

- Goethe -
 

Edwards Sicht:

Ich war die Woche nicht in der Schule gewesen. Es war besser so gewesen. Ich wollte weg. Ganz weit weg. Ich war auch weg. Aber ich konnte nicht.

Carlisle hatte mich mit sorgenden Augen angeschaut, genau wie Esme, als ich ihnen mitgeteilt hatte, dass ich nicht länger hier bleiben konnte. Natürlich wussten sie nicht, was los war und wollten mir nur helfen. Ich war schließlich ihr erster Sohn. Sie wollten nur das Beste für mich.

Aber ich musste hier erst mal raus.

Ich besuchte Tanyas Familie. Aber auch da fühlte ich mich fehl am Platz.

Ich konnte ihr einfach nicht mehr entfliehen, sie war einfach die ganze Zeit in meinen Gedanken. Immer hatte ich ihr Gesicht vor Augen. Ihre weichen und schönen braunen Haare. Die sanften Züge ihres Gesichtes. Ihre ruhigen und tiefen braunen Augen. Die niedliche Stupsnase. Ihre geraden und wunderschönen Lippen, die sehr sanft aussahen und verlockend wirkten.

Ich wusste nicht was war, das war das erste Mal das ich so sehr über eine Frau nachdachte. Nein, es war das erste Mal dass ich so sehr über überhaupt jemand nachdachte.

Diese Bella war anders. Sie war für mich jemand anders als normale Menschen, also normale Frauen. Sie war besonders, das spürte ich und ich wusste es, wenn ich zugab, vom ersten Moment an.

Noch nie hatte mich der Duft eines Menschen so sehr aus der Fassung gebracht. Noch nie war es mir so schwer gefallen mich zusammen zu reißen.
 

Als ich zurück kam, hatte Alice schon meine Sachen gepackt. Natürlich war sie die Erste, die wusste, dass ich zurück kommen würde. Sie hatte es einfach in ihren Visionen gesehen, in dem Moment als für mich feststand, dass ich Bella nicht entfliehen konnte.

Der Klassenausflug stand an.

Und auch wenn es schwierig werden würde, wollten Esme und Carlisle, dass Alice und ich dort mitfuhren. Schließlich ging es ja nicht in den Süden, sondern höher in den Norden. Dort würde es für uns leichter sein, uns unter den anderen zu bewegen, da es noch unwahrscheinlicher war, dass die Sonne die ganze Zeit scheinen würde.

Aber war das wirklich eine so gute Idee?
 

Rose fuhr uns am Sonntag zur Schule, sie war nicht ganz so begeistert von der Idee, dass wusste und hörte ich.

Ein paar Lehrer und auch ein paar Schüler standen hier schon. Ich musste mich nicht umschauen, um zu wissen ob Bella mitreisen würde, erstens hörte ich es in den Gedanken der Jungen und Mädchen und zweitens roch ich sie wieder. Ich versuchte all die Gedanken die plötzlich wieder in meinem Kopf waren, los zu werden.

' Bella sieht wieder wundervoll aus.'

'Ob sie im Bus wohl neben mir sitzen mag.'

'Ich frag sie einfach, ob sie neben mir sitzen mag.'

Mir entfuhr ein Seufzer, dann vernahm ich Alice Gedanken. 'Ist alles okay, Edward?' Sogar in meinen Gedanken klang ihre Stimme liebevoll.

Ich lächelte sie an und nickte.

'Du machst dir aber dennoch Sorgen, ob das eine gute Idee war?'

Ich blickte sie an, fragend blickte sie mich an. Ich verzog die Lippen zu einem Strich. „Du hättest es doch gesehen, wenn es eine schlechte Idee gewesen wäre, oder?“

Sofort strahlte sie wieder und ihre makellosen Zählen blitzten auf. „Genau, also lass den Kopf nicht so hängen.“

Rose schaute durch den Rückspiegel zu Alice, die freudig auf dem Rücksitz saß, sie seufzte.
 


 

Bellas Sicht:

Die erste Woche in der Schule überstand ich ohne weitere Probleme und Sorgen. Ich war selber überrascht.

Dieser Edward, den hatte ich seit unserer letzten gemeinsamen Biologiestunde auch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Es hieß, er habe vielleicht den Kurs gewechselt, aber auch beim Mittagessen, wenn mein Blick zufällig zu dem Tisch der Cullens flog, war er nicht mehr dabei.

Aber dann dachte ich mir immer, dass es mich ja gar nichts anzugehen hatte. Natürlich verstand ich, wenn er mich nicht mögen würde. Ich meine, ich war nichts Besonderes.

Und ich war auch nicht mehr die Neue.

Nein, wir hatten noch einen neuen Schüler bekommen. Jacob Black hieß er. Er hatte ein umwerfendes und super freundliches Lächeln. Es machte Spaß ihn in der Nähe zu haben. Ich kann es gar nicht so richtig beschreiben, aber irgendwie mochte ich ihn, auch wenn ich ihn erst zwei Tage kannte.

Es war Sonntag und ich fragte mich selber, was ich heute an der Schule machte. Aber wie ich letzte Woche mitbekam, stand ein Klassenausflug an. Und ich hatte eigentlich gehofft nicht mit zu müssen, aber Charlie fand das eine wundervolle Idee und die Direktorin ebenso. Beide waren der Meinung, dass ich so noch eher Anschluss finden würde.

Ich ergab mich also unter den Vorschlägen meines Vaters, wie toll es doch sein würde. Auch wenn ich diese Begeisterung noch nicht ganz teilte.

Außerdem würde es kein normaler Schulausflug werden, wie ich ihn von Phoenix kannte. Es war mehr oder weniger ein Schüleraustausch. Unser Jahrgang würde mit einem Jahrgang einer Schule in Alaska für zwei Wochen die Schulgebäude tauschen.

Super, da war ich gerade erst in Forks und hier fiel es mir schon schwer mich an dieses trübe Wetter zu gewöhnen, da fahren wir nun auch noch weiter in den Norden, wo die Sonne noch weniger hin gelangen konnte. Wir würden in einer Kleinstadt in der Nähe von Homer, Alaska leben. Homer hatte dafür aber sogar mehr Einwohner als Forks.

Wenn ich ehrlich war, musste ich zugeben, dass ich mich schon freute hier aus Forks raus zukommen und vielleicht hatte Charlie recht und ich bekam so besser Anschluss zu meinen Klassenkameraden. Also setzte ich ein Lächeln auf.

„Bella.“ Ich drehte mich um und sah in das liebevolle Gesicht von Angela. Ich mochte Angela, sie war ein wenig schüchtern, aber sie war eine wundervolle Freundin, das hatte ich schon festgestellt. Sie hatte es mir die erste Woche richtig leicht gemacht.

Da war auch noch Mike, der genauso immer um mich herum war. Auch er war sehr nett. Ich hielt nach ihm Ausschau aber noch sah ich ihn nicht. Auch Jake war noch nicht da. Ich wusste gar nicht, ob er mitfahren würde, denn er kam ja erst seit zwei Tagen zu uns mit in die Schule. Aber vermutlich hatte die Direktorin seine Eltern genauso belabert wie bei mir Charlie.

„Möchtest du im Bus neben mir sitzen?“

Ich blickte Angela fragend an und sah, dass ihr die Frage die ganze Zeit schon auf den Lippen gestanden hatte, sie sich aber nicht getraut hatte, sie mir zu stellen. „Natürlich, Angela. Gerne sogar.“

Nun strahlte sie auch und lächelte mich liebevoll an.

„Bella!“ Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht von Jake. Er strahlte und grinste mich immer mit seinem breiten Lächeln an. Ich lächelte ihn auch zu. Als er bei uns ankam, ließ er erst mal die Tasche, die er eben über der Schulter getragen hatte, runter und trat auf mich zu und umarmte mich.

„Jake….“ Ich war überrascht. Als ich über seine Schulter hinweg schaute, weiteten sich meine Augen aber erst recht, ich sah Edward Cullen. Ich hatte ihn die ganze Woche nicht gesehen und ich hatte mich gezwungen nicht mehr an ihn zu denken, auch wenn ich ab und an auf den leeren Stuhl in Biologie neben mir dachte. Ich hätte nicht gedacht, dass er mitreisen würde. Seine Schwester, die Elfenhafte, mit den kurzen schwarzen Haaren, schien wohl auch mit zu reisen.

Er blickte nicht zu mir, doch dann drehte er sich um und blickte mich an, sein Blick fesselte mich.

Jake merkte wohl, wie ich in der Umarmung erstarrte, mich regelrecht verkrampfte, und ließ mich los. Fragend blickte er mich an. „Alles okay?“

Ich blickte ihn fragend an, nickte aber nur. Ich versuchte mich wieder zu beruhigen.

Warum fesselte mich dieser Blick von diesem Edward Cullen so sehr?
 

So langsam schienen wir wohl vollständig zu sein und wir durften unsere Taschen einladen. Jake nahm ohne mich zu fragen meine Tasche und lud sie neben seiner in den Bus ein.

„Danke sehr.“

„Gern geschehen.“

Ich musste lächeln und blickte Jake noch einen Moment lang an. Seine Haut war bräunlicher, rötlicher als die von uns. Er hatte mir gesagt, dass er von einem Indianerstamm abstammte, deswegen hatte er den leichten Indianer-Touch, wie er es selber nannte. Seine Haare waren ein wenig wirr, aber er hatte sehr weiche dunkle Augen und das schönste Lächeln das ich bisher kannte. Es war offen und freundlich und einladend. Er riss immer alle Leute in der Umgebung mit seiner Laune mit.

Ich schüttelte den Kopf und somit versuchte ich auch die Gedanken los zu werden. Ich wollte mich auf die anstehende Fahrt vorbereiten. Wir würden erst mal in Seattle zum Flughafen fliegen, von dort geht’s nach Anchorage. Und dann würden wir wieder in einen Bus steigen, der uns nach Homer bringen würde. Wir hatten also noch eine gute Strecke vor uns.

„So meine Lieben.“ Unsere Spanischlehrerin ergriff das Wort, sie hatte ein Klemmbrett vor sich, vermutlich mit einer Namensliste drauf. „Wie es scheint, sind wir so langsam vollständig. Das ist auch gut so. Denn wir sollten so langsam los. Ihr könnt jetzt alle einsteigen und bevor wir losfahren, checke ich noch gleich die Anwesenheit.“ Damit ging sie von einem der Eingänge weg und ließ uns freien Eintritt.
 

Ich war vor Angela im Bus und hielt ihr den Platz neben mir frei. Ich hatte mich in den hinteren Teil des Busses zurück gezogen.

Jake setzte sich direkt hinter mich, neben ihm Ben. Vor uns setzten sich Mike und Tylor.

Irgendwie hatte ich das beklemmende Gefühl eingesperrt zu sein zwischen den Kerlen vor und hinter uns, aber ich ließ mir erst mal nichts anmerken.

Ich zog aus meiner Tasche direkt das Buch, welches ich mir für die Fahrt mitgenommen hatte. „Anne auf Greengables“, von Lucy Maud Montgomery, auch wenn ich es schon hundertmal gelesen hatte, so mochte ich es dennoch unheimlich gerne. Anne Shirley und Gilbert Blythe sind einfach wundervolle Charaktere.

„Was liest du denn Bella?“ Es war Angelas Stimme. Ich blickte zu ihr und hielt ihr das Buch hin. Sie lächelte und reichte es mir wieder.

Unsere Spanischlehrerin ging mit ihrem Klemmbrett durch die Reihe und hakte nacheinander die einzelnen Namen auf ihrer Liste ab. Ich drehte mich um und sah, dass drei Reihen, ganz am Ende des Busses Edward Cullen und seine Schwester saßen. Er blickte mich nicht an. Also drehte ich mich um und blickte nach vorne.

„Wird bestimmt cool“, sagte Jake. Ich nickte ihm zu.

„Zwei Wochen ohne Mom und Dad“, sagte Mike nur zu mir.

Ich musste grinsen. Ja, das war wohl das Einzige an was die meisten hier denken konnten.
 


 

Edwards Sicht:

„Zwei Wochen ohne Mom und Dad“, hörte ich noch Mike zu Bella sagen. Ich sah nicht, ob sie grinste oder die Augen verdrehte. Mir war schon letzte Woche in Biologie aufgefallen, dass ich ihre Gedanken nicht hören konnte. Warum auch immer. Dem musste ich irgendwann mal nachgehen.

Natürlich hatte ich ihren Blick gespürt, aber ich wollte sie nicht anschauen.

Als sie vorhin vorm Bus von diesem Jungen, den ich nicht kannte, aber der nach den Gedanken der anderen Jake hieß, umarmt wurde, wurde mir ein wenig schlecht. Es tat mir irgendwie weh, als er sie umarmte. Ich wusste nicht warum und das verwirrte mich erst recht.

Und als sie dann meinen Blick auffing, den ich in ihre Richtung geworfen hatte. Sie hatte nicht weggeblickt. Sie hatte meinem Blick stand gehalten. Was war sie nur für ein Mensch?

In mir war das fremde Verlangen, dass ich sie einfach kennen lernen wollte. Aber ich wollte sogar mehr als das, ich wollte sie berühren. Und das war tödlich, für sie und vermutlich auch für mich. Ich sollte mich beherrschen.

Ich spürte die Hand von Alice auf meinem Arm, die mich leicht drückte. Sie würde schon wissen, wenn Gefahr in Verzug war. Ich verließ mich einfach auf sie.

Der Geruch in dem Bus war mehr oder weniger erträglich. Aber letztendlich war es nur ihr Geruch der zu mir am stärksten trat. Dabei saß sie gar nicht direkt vor mir. Nein, die Jungs Mike, Tylor, Ben und Jake hatten sie ja eingegrenzt. Keiner würde sich so an sie heran trauen. Und die Wünsche der anderen Jungs, welche neben Bella sitzen wollten, erstarben, als sie sahen dass sie neben Angela saß und umzingelt wurde.

'Edward?'´ Es war Alice Stimme, die mal wieder am stärksten in meinem Kopf war.

Ich blickte sie an.

„Alles okay?“

Ich nickte. „Du hast ja nichts gesehen, warum wir hier nicht mitfahren sollten.“

Sie nickte.

„Gut“, sagte ich nur und verschränkte wieder die Arme vor mir. Ich zog die Kopfhörer aus meiner Jackentasche. Ich musste diese Gedanken aus meinem Kopf loswerden und das ging am besten mit Musik.

Alice verstand das. Sie schloss die Augen, sobald der Bus losgefahren ist.

Nun standen zwei Wochen vor uns.

Zwei Wochen nur mit Schülern, in einer fremden Stadt, ziemlich weit weg von Esme und Carlisle.

Hier waren wir auf uns selber gestellt.

Zwei Wochen um Bella kennen zu lernen oder ihr aus dem Weg zu gehen.

Aber Alice hatte ja nichts gesehen, das irgendwas schief gehen würde. Vielleicht sollte ich es also einfach mal auf mich zukommen lassen.

Die erste Schulstunde

Lachen und Lächeln sind Tor und Pforte,

durch die viel Gutes in den Menschen hineinhuschen kann.
 

- Christian Morgenstern -


 

Bellas Sicht:

„So, hier werdet ihr die zwei Wochen lang schlafen.“

Unsere Englischlehrerin führte uns aus dem Bus heraus, in eine Jugendherberge. Sie sah eigentlich ganz einladend aus, zumindest von außen. Man sollte das ja nicht zu früh sagen. Aber ich hatte ein gutes Gefühl, auch wen ich mich bisher noch nie auf mein Gefühl verlassen hatte.

Ich blickte in den Himmel. Es schien hier wirklich ein wenig dunkler zu sein, als in Forks, von Phoenix will ich gar nicht erst anfangen. Phoenix konnte mit keiner der Städte mithalten, wenn es um den dunklen Himmel geht. Vielleicht bildete ich mir das alles auch nur ein, denn schließlich liegt alles auf dem selben Kontinent.

Ich wollte gerade wieder nach meiner Tasche packen, doch da hatte Jake sie mir schon abgenommen. „Das musst du nicht machen.“

„Aber ich mach es dennoch“, sagte er grinsend. Er strich sich noch eine Haarsträhne von seinen schwarzen Haaren hinters Ohr und griff auch nach seiner Tasche.

Ich schüttelte nur den Kopf, ging ihm aber hinterher. Ich würde ihm bestimmt nicht widersprechen.

„Bella.“ Ich blickte wieder in das liebevolle Gesicht von Angela. Sie tippte ein wenig nervös mit ihrem rechten Fuß auf und ab, was mich lächeln ließ. „Wenn … wollen wir zusammen ein Zimmer nehmen?“

Mit einem Lächeln legte ich den Arm um meine Freundin und nickte. „Worauf du dich verlassen kannst“, sagte ich zu ihr und ging mit ihr hinter Jake hinterher, der uns angrinste.
 

In der Halle der Jugendherberge sollten wir erst mal alle warten, bis alle da waren.

Unsere Spanischlehrerin war schon vorgegangen und hatte nun eine Menge Zimmerschlüssel in der Hand. Das würde bestimmt toll hier werden, redete ich mir gerade selber Mut und Spaß zu. Eigentlich war ich zwar nicht so die Person, die Schulausflüge mochte, aber es würde schon gut gehen.

Jake stellte meine und seine Tasche ab.

Ich lächelte ihn noch mal dankend zu, was er mit einem breiten Grinsen wahrnahm. Ich konnte sagen, was ich wollte, ich mochte ihn irgendwie. Er hatte so ein offenes und freundliches Wesen, das mich einfach immer mit lächeln ließ. Aber da ging es ja nicht nur mir so.

„So, es wird immer Dreier-Zimmer geben. Keine gemischten Zimmer. Jungs und Mädchen schlafen getrennt“, sagte sie ausdrücklich, als wäre das nicht schon klar gewesen. „Überlegt euch jetzt schon wer mit wem zusammen in einem Zimmer sein will. Kommt dann zusammen zu mir und ihr bekommt dann euren Schlüssel, so bald ich eure Namen notiert habe.“
 


 

Edwards Sicht:

Ich war mir immer noch nicht sicher, ob das hier wirklich eine so gute Idee war. Und nur weil Alice noch nichts sah, hieß es ja nicht, dass nichts Schlimmes passieren würde. Vielleicht würden wir uns erst in den zwei Wochen zu irgendwas entscheiden, das hätte sie ja vorher nicht sehen können. Mir war mulmig zu Mute.

'Dreier-Zimmer? Wen sollen Bella und ich denn noch fragen.' Schon wieder drangen Stimmen in meinem Kopf. So oft ich versuchte all diese unsinnigen Gedanken der anderen vor meinem Kopf zu blockieren, es klappte einfach nicht so recht. Es war die Stimme von Angela die in meinem Kopf war.

Ich blickte zu den Beiden. Direkt in der Nähe standen Mike und dieser Jake. Ich mochte beide nicht Besonders, wobei ich Jake noch nicht wirklich kannte, aber seine Gedanken reichten mir.

„Alice…“ Sie blickte mich fragend an. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“

„Alles was du möchtest, Bruderherz.“

Ich schmunzelte. „Würdest du Bella und Angela fragen, ob du mit in ihrem Zimmer schlafen kannst.“

Sie blickte mich wieder fragend an. „Erklärst du mir das?“

Ich nickte. „Später.“

Alice nickte nur, ergriff ihre Tasche und trat zu Bella und Angela. Ich wusste gar nicht warum ich Alice darum gebeten hatte. Aber so war ich einfach in der Nähe von Bella. Indirekt.

Ich blickte zu ihr und sah, wie sie lächelnd Alice Vorschlag an nahm, dabei kannten sie sich doch gar nicht. Aber sie lächelte sie freundlich an, was sich sofort gut anfühlte.

'Das musst du mir wirklich mal erklären, Ed', hörte ich Alice in Gedanken zu mir sprechen. 'Liegt es an diesem Mädchen?'

Ich blickte zu Alice hinüber und musste lächeln. Sie sah mich nicht an.

Nein, Bella blickte mich an. Auch wenn ich nicht ganz in ihrer Nähe stand, sah ich doch ihre warmen braunen Augen. Ich nahm ihren Duft war und sah ihr wunderschönes Lächeln. Sie war ein wundervolles Wesen.

Das Einzige was mich störte, war, dass ich ihre Gedanken nicht wahrnehmen konnte. Ich würde so gerne wissen, was in ihrem Kopf vor sich geht. Warum hörte ich die Gedanken von all den Anderen und sie interessierten mich nicht, doch von der einzige Person, von der ich die Gedanken hören mag, höre ich sie nicht.

Welch Ironie doch das Leben immer wieder für einen bereit stellt.
 


 

Bellas Sicht:

Natürlich war ich überrascht, als Alice Cullen zu uns kam und uns fragte ob sie mit uns in ein Zimmer kommen dürfte. Angela strahlte und nickte ihr direkt zu. Ich schaute mich um, es kam eh keine der anderen Mädchen, die hier waren in Frage. Ich wollte weder mit Lauren und Jessica ein Zimmer teilen und all die anderen kannte ich noch gar nicht, sie waren mir einfach zu fremd um mit ihnen zwei Wochen in einem Zimmer verbringen zu können. Natürlich kannte ich Alice auch nicht, aber als sie in ihrem elfenhaften Wesen vor uns stand, sie war regelrecht zu uns getänzelt, war es einfach um mich geschehen. Ich musste einfach „Ja“ sagen.

Mein Blick, der durch die Halle in die aufgeregten Gesichter meiner Mitreisenden fuhr, wanderte schließlich auch zu Alice´s Bruder, Edward. Er blickte mich ebenso an.

Ich spürte wie meine Knie langsam nachgeben wollten, als er meinen Blick erwiderte. Meine Knie wurden richtig weich, als ich sah wie er mich anschaute. So etwas hatte ich echt noch nie gespürt.

Er schaute nicht angewidert oder arrogant weg, nein, er blickte mich weiter an, sanft würde ich sogar sagen. 'Was war das für ein Blick, den er mir sendete?'

Mir wurde warm und es kribbelte in mir, ich hatte so etwas noch nicht gefühlt.

„Bella? Alles okay bei dir?“

Ich spürte plötzlich eine Hand an meinem Arm. Ich blickte auf jene Hand und sah, dass sie leicht rötlich-braun war. „Jake.“

„Ja?“ Ich blickte auf, löste den Blick von Edward und blickte nun Jake an. „Ist alles okay?“

Ich nickte nur und als ich wieder zu Edward schauen wollte, hatte er sich mir abgewendet. Irgendwie tat mir der Anblick von seinem Rücken weh, auch wenn ich nicht sagen konnte warum. Er hatte ihn mir sei zugedreht um mich nicht anzuschauen. Diese Erkenntnis schmerzte.

'Bella, was will er schon von dir. Was denkst du eigentlich? Du bist nun mal einfach nur Bella', sprach die Stimme in mir.

„Bella?“

Ich drehte mich nun wirklich um und schaute in das Gesicht von Jake, der mich ein wenig besorgt musterte. Auch Angela schaute mich fragend an.

Als ich in Alice' Gesicht blickte, sah ich nur ein kleines Schmunzeln um ihre Mundwinkel. Was hatte das zu bedeuten?
 

Der erste Tag verlief ganz ruhig.

Wir waren angekommen, hatten uns in unserem Zimmern so gut es ging eingelebt und es gab auch schon Abendessen. Wir waren alle relativ müde von der langen Anreise und blieben nicht lang auf.

Alice war eine richtige Quasselstrippe, so hätten wir sie beide nicht eingeschätzt, aber es war ziemlich lustig mit ihr. Ich hatte sie auch sofort in mein Herz geschlossen.
 


 

Edwards Sicht:

Ich weiß gar nicht, wie ich auf die Idee kam mit Tylor und Ben in ein Zimmer zu gehen.

Gut, die andere Wahl war Mike und Jake. Und auch, wenn ich in der Nähe von Bella sein wollte, dazu würde ich mich nicht mal aufbringen können. Mike und Jake, nie und nimmer. Ich könnte nicht einen Moment für mich haben, wenn ich mit denen in einem Zimmer wäre. Natürlich würde ich eh nicht schlafen, aber allein der Gedanke, wie die von Bella dachten, hinderte mich daran mit ihnen einen Raum zu teilen.

Tylor und Ben waren auch interessiert an Bella, doch ihre Gedanken waren angenehmer als die der anderen Beiden.
 

„Bruderherz.“ Ich hörte Alice glockenhelle Stimme. Sie kam mir in dem Gang, der zu den einzelnen Schlafzimmern führte, entgegen und lachte mich strahlend an.

Ich würde sehr gerne wissen, warum sie so glücklich war, doch gerade diesen Gedanken blockierte sie immer wieder für mich, sperrte ihn in ihrem Kopf ein, in eine kleine Kammer, die ich nicht zu erreichen schien, die für mich nicht offen war. Was seltsam war. Aber ich war es von meinen Familienmitgliedern gewohnt, dass sie sich an meine Fähigkeit gewöhnten und gewisse Gedanken vor mir zu verbergen versuchten. Ich ließ ihnen ihre Privatsphäre. So gut das für alle eben möglich war.

Ich lächelte sie an und auch nun versuchte sie mir ihre Gedanken zu verbergen, sie wollte mir nicht zeigen, warum sie mehr als glücklich war.

Es schien fast, als hätte sie eine halbe Ewigkeit auf diese Reise gewartet. Hatte sie etwas gesehen? War es das, was sie glücklich machte?

„Wie ist es mit Bella und Angela in einem Zimmer?“

'Sagst du mir jetzt warum ich zu ihnen gehen sollte?' sprach sie in Gedanken zu mir. Doch mit ihrer Stimme sagte sie etwas anderes zu mir. „Wie ist es mit Ben und Tylor?“

Ich musste schmunzeln. Sie konnte dieses Spiel sehr gut. Sie hatte es lange geübt und hatte Spaß damit. „Es geht. Hatte ich eine bessere Wahl?“

Alice schmunzelte. 'Es geht dir um Bella.'

Überrascht blickte ich sie an, doch mein Blick wurde sofort wieder weicher. Ich reagierte wirklich empfindlich. Ich konnte tun was ich wollte, Alice würde es so oder so mitbekommen. Ich nickte nur mit einem Seufzer.

„So schlimm sind Tylor und Ben doch gar nicht.“

„Besser als Jake und Mike“, antworte ich ihr knapp.

Sie blieb stehen und ich blickte sie fragend an. Ihre Augen waren immer noch golden. Es fiel ihr also noch nicht allzu schwer. Schließlich hatte sie eine Nacht bei zwei Menschen verbracht, wir wussten selber noch nicht wie viel es uns zusetzen sollte, aber es ging uns noch ganz gut. Unsere Selbstbeherrschung war also noch da und besser den je.

„Sagst du mir eigentlich warum du so glücklich bist?“

Ich wusste die Antwort schon, bevor sie sie über die Lippen gebracht hatte: „Nein.“

Ich nickte nur. „Ist nicht fair, oder?“

'Was meinst du? Du sagst mir doch auch nicht, was du an dieser Bella findest.'

„Ich finde gar….“

Doch da lachte sie schon glockenhell auf. Wieder hatte sie mich rein gelegt. Wenn ich rot werden könnte, wäre ich es vermutlich geworden.

„Brüderchen, oh Brüderchen.“

„Alice…“, vernahmen wir Angelas Stimme. Wir blickten beide in die Richtung der Stimme und wir sahen Angela und… und Bella.

Ich konnte gar nicht anders, ich musste sie einfach anschauen. Sie sah einfach wundervoll aus. Ihre schokoladenbraunen Haare trug sie heute wieder offen, gestern Abend hatte sie ihre Haare noch zugebunden gehabt, sie lagen ihr nun wallend über ihre Schultern. Ihre braunen Augen blickten mich selbst überrascht an.

Als ich ihr Lächeln sah, fühlte ich eine unbekannte Wärme in mir. Ich hatte den Gedanken, den Wunsch, sie loszuwerden, ihr aus dem Weg zu gehen, beiseite geschoben, ich wusste einfach inzwischen nur zu gut, dass es eh nicht gehen würde. Sie war einfach zu fesselnd. Ich wusste, dass nicht nur ich das finden würde.

'Bella sieht einfach wieder umwerfend aus.'

'Ich sollte sie fragen, ob sie beim Frühstück neben mir sitzen möchte'

Die Gedanken, die um sie gingen waren einfach überall, doch sie störten mich nicht. Denn es gab gerade nur Eins, was mich fesselte.

'Edward…' Es war Alice' Stimme in meinem Kopf, die mich wieder wachrüttelte. Sie grinste mich an.
 


 

Bellas Sicht:

„Alice…“, rief Angela als wir Alice entdeckt hatten. Sie stand bei ihrem Bruder, im Flur, sie unterhielten sich, obwohl man kaum etwas hörte.

Beide drehten sich zu uns um.

Alice lächelte und ließ ihre strahlend weißen Zähne wieder auf blitzen. Sie kam auf uns zu und umarmte uns. Sie war ein einfach wundervolles und freundliches Mädchen.

Mein Blick blieb auf Edward ruhen. Er lächelte mich an. Lächelte er wirklich?

Und wieder waren diese weichen Knie da. Jetzt konnte ich mir nicht mehr einreden, ich hätte mir das gestern einfach nur eingebildet. Nein, meine Knie waren wirklich weich und sackten fast zusammen.

Alice drehte sich plötzlich wieder zu ihrem Bruder um.

Hatte sie mir angesehen, dass ich weiche Knie von ihrem Bruder bekam?

Blickte sie deswegen wieder zu ihrem Bruder?
 

Beim Frühstückstisch saßen Mike und Jake bei mir und Angela.

Alice und ihr Bruder hatten sich mal wieder abgesondert, sie waren nicht mal im Speisesaal.

Alice meinte, dass sie nie was frühstückten, da sie morgens nichts runter bekamen. Ich bekam auch nicht viel runter, also verstand ich das.
 

Unser Jahrgang würde wie auch in Forks unterrichtet werden.

Wir hatten also mit den gleichen Klassenkameraden die Stunden. Also hatte ich auch mit Angela und Jake zusammen Mathematik und Spanisch, mit Mike und Alice English und …mit Edward würde ich Biologie und Chemie haben.
 

Montagmorgen, 8:25 Uhr.

Erste Stunde in Homer. Biologie.

Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich würde mich nicht freuen mit Edward zusammen Unterricht zu haben. Es war ein komisches Gefühl wenn ich in seiner Nähe war. Ich konnte das einfach nicht beschreiben. Eigentlich wollte ich es auch gar nicht, sondern alles nur für mich behalten. Es voll und ganz auskosten. So gut ich es eben konnte.

Aber er war noch gar nicht im Klassenzimmer, als ich eintrat.

„Wir sezieren heute.“ Unser Lehrer rollte ein Plakat, das über der Tafel hing, runter.

Mir wurde schlecht. Allein schon bei dem Gedanken drehte sich mir der Magen um. Wir würden einen Frosch sezieren. Wer kam denn bitte auf so eine dumme Idee? Ich seufzte.

Mr. Simons kam an den einzelnen Tischen vorbei und stellte eine silberne Schale und ein kleines Mäppchen hin.

Die Tür wurde aufgerissen und Edward trat ein.

„Mr. Cullen, schön dass Sie es auch noch einrichten konnten.“

„Entschuldigen Sie, Mr. Simons, ich habe das Klassenzimmer nicht gefunden.“

Ich blickte ihn an, irgendwie glaubte ich ihm nicht.

„Gut, setzen Sie sich einfach an einen freien Platz.“

Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da war er schon um meinen Tisch gegangen und setzte sich auf den Platz neben mir. Ich blickte ihn fragen an, doch er lächelte nur.

Edward Cullen lächelte mich wirklich an. „Hallo Bella.“

Mir verschlug es fast die Sprache. Er sprach mich an. Er sprach mich mit meinem Namen an.

Wusste er ihn von Alice? Hatte er nach mir gefragt?

Und wieder war dieses warme Gefühl in meinem Körper, das ich immer spürte, wenn er an meiner Seite, in meiner Nähe war.

„Wir sezieren also einen Frosch?“ Er blickte mich fragend an.

Hatte er meine Sprachlosigkeit schon bemerkt? Machte er sich über mich lustig?

'Bella Swan, reiß dich zusammen.'

Ich nickte nur. Ich schluckte kurz, wollte dieses Gefühl loswerden, wieder Normalität in mir spüren. „Ja, scheint wohl so. Ist eine ziemlich dumme Idee finde ich.“

„Ja?“ Und wieder musste ich zu ihm schauen. „Warum denkst du so? Ist doch eine interessante Abwechslung.“ Er lächelte. Es war das schönste Lächeln, was ich je gesehen hatte. Es war das Perfekteste, das Wärmste, das Schönste. Es stimmte einfach alles daran. Wie konnte jemand nur so perfekt lächeln, der noch auf die High School ginh und eben kein Model war.

„Ich hoffe mal nicht, dass mir schlecht wird.“

„Wird dir bei so etwas schlecht?“ Er blickte mich fragend mit seinen großen Augen an. Er blickte mich durch seine langen Wimpern an. Seine Augen waren golden. Wunderschön warm und golden. Honigfarben, Topasfarben. Seine blonden Haare fielen ihn in wirren Strähnen in die Stirn. Er sah unnahbar aus, einfach zu perfekt.

„Ich hoffe mal nicht heute.“ Ich musste wirklich schmunzeln.

Ich griff ein wenig widerwillig nach dem Skalpell, das in dem Mäppchen lag, mit anderen interessanten Werkzeugen. „Und los.“ Ich setzte das Skalpell auf den Bauch des Frosches, er lag auf den Rücken.

Ich kniff die Augen zu und schnitt. Und schon drang der Geruch von Blut direkt in meine Nase. Auch wenn das Tier tot war, so roch ich es dennoch sehr intensiv.

Ich atmete durch den Mund, versuchte nicht mehr durch die Nase zu atmen.

Ich versuchte wieder auf den Frosch zu schauen, der nun 'geöffnet' vor mir in der silbernen Schale lag.
 


 

Edwards Sicht:

Ich musterte sie von der Seite. Sie war wunderschön. Ihre Haare fielen ihr leicht nach vorne. Es roch wundervoll, als sich die Luft durch ihre Haare bewegte. Ich sah gespannt auf ihre Lippen und sog jedes Wort, jedes Grinsen von ihr ein. Ich sog einfach alles von ihr. Ihren Blick. Ihr Lächeln. Ihren Geruch. Ihre Stimme. Einfach alles.

„Ich hoffe mal nicht heute.“ Sie schmunzelte. Kleine Grübchen bildeten sich um ihre Mundwinkel. Es sah einfach hinreißend aus. Mir fiel auf - nein eigentlich fiel es mir nicht auf, mir war nur alles andere egal – dass ich keine Gedanken von den anderen mehr vernahm. Lag es daran, weil ich in ihrer Nähe war?

Ich sah ihr zu, wie sie widerwillig nach dem Skalpell griff, das sie aus dem Mäppchen gezogen hatte.

„Und los.“ Sie setzte das Skalpell auf den Bauch des Frosches, die Unterseite des grünen Wesens, das einmal gelebt hatte, war weiß. Ich sah, dass sie keinen Widerstand spürte.

Ich musste lächeln, als ich sah, wie verkrampft sie das Skalpell hielt, ich sagte jedoch nichts, sie schloss auch noch die Augen dabei.

Als sie die Augen öffnete und ihr Werk betrachtete, lief sie weiß an.

All die schöne leicht rosafarbene Gesichtsfarbe entwich ihr. Ihr würde doch nicht wirklich schlecht werden?

„Bella?“

Sie blickte mich an.

Doch registrierte sie mich überhaupt? Mir wurde selber mulmig zu Mute, als ich sie so sah. Ich war es gewohnt Leute um mich herum zu haben die blass waren, Alice, Esme, Emmett, Rosalie, Carlisle. Aber Bella war ein Mensch. Ihr Blut sollte wieder richtig pumpen.

Da passierte es. Sie kippte langsam vom Stuhl.

Doch ich war schneller gewesen, eine gute Eigenschaft, die das Vampir-Dasein mit sich brachte.

Ich hatte sie in meinen Armen gehabt, bevor sie vom Stuhl kippen konnte. Sie war leicht, sehr leicht sogar. Und das nahm ich nicht nur so war, weil ich ein Vampir war.

„Mr. Cullen, was ist passiert?“ Mr. Simons war näher getreten und begutachtete Bella, die gerade ohnmächtig geworden war.

„Ich bringe Sie ins Krankenzimmer.“

„Natürlich“, sagte Mr. Simons schnell.

Ich nickte ihm nur noch zu und verließ mit Bella auf den Armen und den Blicken von allen auf mich gerichtet den Raum. Wo waren all die Gedanken?

Lag es daran, dass meine Gedanken einfach viel zu sehr um Bella bemüht waren?

Ich blickte sie an, wie liebevoll und zärtlich sie doch war.

Stadtbesichtigung in Homer

Man weiß erst,

ob man einem Engel ins Gesicht gesehen hat,

wenn er wieder gegangen ist
 

- Jüdische Weißheit -
 

Bellas Sicht:

Es war zuerst ziemlich schwarz. Alles um mich herum, was ein wenig beängstigend war.

Schließlich wurde es gleißend hell, ich presste die Augen zusammen, so hell war es. Es stach richtig.

Doch allmählich wurde das Licht schwächer, vielleicht lag es auch nur daran, dass sich meine Augen an das Licht gewöhnten.

Ich sah die Umrisse von zwei Personen. Nein, es waren mehr als zwei Personen.

'Wo war ich?', schoss es mir direkt in den Kopf.

Die Körper der Personen, die vor meinen Augen waren, nahmen Gestalt an. Sie sahen so fremd aus und doch so bekannt. Ich konnte die Gesichter noch nicht richtig erkennen.

Die Wesen vor mir, es waren nun fünf Stück, drei Männliche und zwei Weibliche, das machte ich zumindest an der Kleidung aus. Aber wer waren sie?

Langsam nahmen auch die Gesichter Farbe an, sie waren nicht mehr schwarz, nein sie wurden hell, sehr hell sogar, mehr blass als sonst was. Sie hatten dunkle Umrandungen um die Augen, die Augen schienen golden zu sein. Diese Augen kamen mir auch bekannt vor.

Die Gesichter waren wunderschön, alles war wunderschön.

Ich kannte diese Wesen, aber ich wusste den Namen nicht. Sie schienen so fremd, so unbekannt und doch waren sie mir so nah.

„Bella“, sprach eine der Personen zu mir. Die Stimme war wie eine Melodie in meinem Kopf. Aber ich kannte diese Stimme, sie kam mir bekannt vor. An wen erinnerte sie mich?

„Bella…“ Da war sie wieder diese Stimme.
 

„Bella.“ Ich riss meine Augen auf und sah in das Gesicht von meiner Englisch-Lehrerin.

Ich blickte mich um. Wo war ich?

„Na endlich“, sagte sie mit einem leichten Seufzer in der Stimme.

Nur fragend blickte ich sie an. Ich war doch eben noch im Biologie-Unterricht gewesen, bei Mr. Simons.

„Bella, du machst vielleicht Sachen.“

Was? Was habe ich denn angestellt? Ich erinnerte mich zumindest an gar nichts. „Wie bitte?“ In was für einem Zimmer war ich denn hier?

Dann sah ich ihn. Er stand am anderen Ende des Zimmers und lehnte gegen die Wand. Er blickte mich an. Sein Blick war warm, fürsorglich. Was war hier los?

„Na, Edward hat dich ins Krankenzimmer gebracht. Du bist bei Mr. Simons wohl ohnmächtig geworden?“

„Ohnmächtig?“ Und wieder blickte ich zu Edward. Ich bin noch nie ohnmächtig geworden. Okay, einmal fast, als ich dreizehn war und das erste Mal meine Periode eingesetzt hatte.

Er hatte mich hier her gebracht? In mir war ein Gefühl, ein fremdes, das sich gerade in mir ausbreitete. Es war warm und angenehm.

„Bella?“

„Ja?“ Zwangsläufig musste ich meinen Blick wieder von ihm abwenden. Auch wenn es mir sehr, sehr schwer fiel. Warum fiel es mir eigentlich so schwer?

„Ist bei dir alles okay, Bella?“

Ich nickte nur. Als ich wieder zu Edward schauen wollte, war er nicht mehr da. Entsetzt schaute ich mich im ganzen Raum um, doch er war nicht groß und Verstecke gab es auch nicht.

Dann fiel die Tür leicht ins Schloss. Er war gegangen. Einfach so?
 


 

Edwards Sicht:

Ich weiß gar nicht, wie lange ich sie so anstarrte. Eigentlich die ganze Zeit schon.

Ich wusste nicht wer sie war, was sie war, wie sie war, aber dennoch verzauberte sie mich vom ersten Moment an. Ich konnte an nichts anderes mehr denken als nur noch an sie. Sie war einfach überall, in meinem Kopf, in meiner Nase, um mich herum. Ich sah sie, hörte sie, roch sie, spürte sie. Sie war immer präsent.

Wer war sie? Warum war sie für mich so präsent?

Warum kam ich nicht von ihr los? Das würde doch nie gut enden, egal was das zwischen uns war.

Ich war jetzt gerade froh, dass ich immer derjenige war, der die Gedanken anderer las und man nicht meine lesen konnte. Ich wüsste nicht, wie ich es Alice oder den Anderen sonst erklären sollte, dass diese Bella mir einfach nicht aus dem Kopf ging.

'Edward, wir müssen reden.' Es war Alice Stimme, die in meinen Kopf drang.

Mein Blick ruhte auf Bella, die meinen erwiderte. Warum schaute sie nicht einfach weg?

„Ist bei dir alles okay, Bella?“

Diese Chance, als sie mich nicht ansah, wollte ich nutzen. Auch wenn es gemein sein würde, zumindest würde es Bella bestimmt so empfinden, was ich ihr nicht verübeln könnte.

Aber ich musste das Zimmer verlassen, so langsam nahm ich wieder ihr Blut wahr, was süßer roch als von sonst jemand. Aber würde sie selber das als Kompliment aufnehmen?

Auch als ich den Raum verlassen hatte, war der Geruch immer noch in meiner Nähe, vermutlich lag es daran, dass ich Bella vor ihn getragen hatte, also war ihr Duft an meiner Kleidung. Ich sollte mich umziehen.

„Brüderchen.“

Ich drehte mich um und sah Alice kommen. Sie war aber nicht allein. Angela war neben ihr. Natürlich, sie waren ja nun Zimmergenossinnen.

„Wie geht’s Bella?“, fragte Alice sofort. 'Es spricht sich schnell herum.'

„Sie ist im Krankenzimmer. Mrs. Edwins kümmert sich um sie.“

„Dürfen wir Sie besuchen?“, fragte Angela.

„Was ist denn genau passiert?“, fragte Alice.

Ich blickte sie an. Sie lachte immer noch und schon wieder versperrte sie mir diesen einen Gedanken, warum sie so glücklich war. 'Ich dachte wir wollen nicht auffallen. Hast du das nicht selber gesagt? Warum rettest du sie?' Aber es klang in ihren Gedanken nicht als Vorwurf, nein, es erheiterte sie sogar, wenn ich mich nicht recht täuschte.

„Ich denke schon, dass ihr sie besuchen könnt“, antworte ich knapp. Es war die Antwort auf Angelas Fragen. Ich hoffte, dass sie reingehen würde, damit ich mit Alice alleine reden konnte.

Doch Angela blickte mich immer noch fragend an. 'Du hast sie gerettet. Sie muss sich toll gefühlt haben', nahm ich ihren Gedanken wahr und ich musste lächeln, denn sie wurde sogar von ihren eigenen Gedanken verlegen.

Alice musterte mich immer noch misstrauisch.

„Wir haben einen Frosch seziert und Bella ist ohnmächtig geworden.“

Beide nickten.

„Ich geh mal zu ihr.“ Damit verschwand Angela auch schon, ich blickte ihr hinterher, sah, dass sie anklopfte, bevor sie das Zimmer betrat.

'Los! Red mit mir!' Sofort drehte ich mich zu Alice um.

Ich lächelte. Vielleicht sollte ich meine Gedanken auch mal verheimlichen. Gut, das machte ich meist eh schon, da keiner wirklich sah, ob es die Wahrheit war oder nicht, wenn ich Worte über die Lippen brachte.

„Na komm“, sagte Alice, sie packte mich am Arm und zog mich vom Flur. Sie führte mich nach draußen.

Wir standen nun vor dem Wald, der direkt hinter der Schule anfing.

Ich musste schmunzeln. Und das lag nicht an dem Gesicht das Alice mir zuwarf, nein, es war was anderes.

Lag es daran, dass ich Bella näher gekommen war, näher, als ich mir je hätte vorstellen können?

Lag es daran, dass ich wusste, dass es ihr gut ging?

„Du magst sie.“ Es war weder Frage noch Aussage. Sie ließ den Satz einfach im Raum stehen. Sie drehte mir den Rücken zu. Als würde mich das daran hindern, ihre Gedanken zu lesen.

'Edward, ich brauche deine Hilfe.' Ich hörte sie seufzen. 'Ich muss hier was erledigen. Und es ist schwerer hier mal auszubüxen als ich es mir vorgestellt habe.'

Ich nickte nur. „Klar, helfe ich dir. Du kannst ruhig für ein paar Stunden verschwinden.“

„Mach aber keine Dummheiten“, sagte sie schnell, so schnell, wie sie sich auch wieder zu mir umgedreht hatte.

„Du wirst es ja als Erste wissen“, scherzte ich.

Sie nickte. „Vermutlich.“ Sie schloss die Augen und ihr Gesicht war wieder starr geworden. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Meine Augen weiteten sich, als ich ihre Gedanken las.

Dann blickte sie mich wieder an. Sie lächelte.

Das konnte nicht sein?
 

Bellas Sicht:

„Bist du sicher, dass du mitkommen magst?“

„Ja, Jake. Mir geht’s gut.“

„Du bist zusammen geklappt.“

„Ich musste einen Frosch sezieren.“ Ich blickte ihn an und seufzte. „Danke für deine Fürsorge, aber mir geht es gut.“

Jake blickte mich immer noch fragend an. Aber schließlich seufzte er auf.

„Hast du was gegen Frösche?“, fragte Jessica.

„Ja, wen sie tot vor mir liegen und sie aufschneiden soll, dann schon.“

„Dann lasst uns mal los“, sagte Mike und legte den Arm um mich.

„Ähm Mike…“ Ich schüttelte seinen Arm leicht von mir ab.

Angela kicherte nur.

So waren wir also auf dem Weg in die Innenstadt von Homer. Wir wollten uns ein wenig umschauen. Schließlich würden wir hier noch 13 Tage verbringen, also sollte man sich zumindest mal die Stadt anschauen. Ben hatte sich Mike, Angela, Jake und mir auch angeschlossen. Wir wollten Alice noch fragen, ob sie nicht Lust hätte mitzukommen, aber wir haben sie nicht mehr ausfindig machen können. Also gingen wir zu fünft in die Stadt hinunter. Ich blickte in das Gesicht von Jake, von Mike und sogar in das von Ben.

Aber keiner strahlte so wie Edward. Keiner hatte diesen gewissen Blick.

'Oh Bella was denkst du nur?' Ich wusste, dass ich wieder rot wurde. Also atmete ich tief ein und versuchte somit meine Verlegenheit wieder unter Kontrolle zu bringen. Was mir leider nur mäßig gelang.

„Wie war das eigentlich?“, fing Mike an. Er hatte die Frage an mich gewandt.

„Wie, war was?“, fragte ich überrascht und nahm schon wieder an, dass ich irgendwas vom Gespräch verpasst haben könnte.

„Na, als dieser Cullen dich ins Krankenzimmer brachte.“

In mir sprang etwas auf. Ich spürte, dass es mein Herz war. Warum auch immer? Bei der Nennung von seines Namen, auch wenn es nur sein Nachname war, machte es einen Sprung.

„Er heißt Edward“, verbesserte Angela ihn.

Ich nickte nur.

„Wie auch immer. Also? Ist da was zwischen euch gelaufen?“

„Mike!“ Jessica war empört. Sie war mindestens genauso empört wie ich es war. Aber ging es ihr dabei um Edward oder darum, das Mike sich in meine Angelegenheit einmischte?

Jake blickte mich von der Seite an. Zu diesem Thema hatte er noch gar nichts gesagt, aber ich merkte an seinem Blick, dass er genauso interessiert war, wie Mike, nur, dass es dieser eben aussprach.

Er hat mich ins Krankenzimmer gebracht. Hast du doch selber eben gesagt.“ Ich blickte auf meine Schuhe. Ich wollte darüber nicht reden, es war mir irgendwie unangenehm. Ich wollte nichts Falsches sagen. Außerdem wollte ich nicht, dass man sah, wie ich wieder rot anlief.

Ich stolperte. Na, super.

Doch bevor ich den Boden erreichte, wurde ich auch schon am rechten Arm gepackt.

Es war Jake, der mich hoch hielt. Er grinste mich an. Das Grinsen wich einem besorgtem Gesichtsausdruck. „Ist wirklich alles okay?“

„Ja. Ich bin nur gestolpert. Das passiert mir öfters.“ Ich fuhr mir durch die Haare. Ich war irgendwie genervt.

Lag es an dem Thema Edward Cullen? Weil er mir selber so ein verschlossenes Rätsel war?

Wer war er wirklich? Warum blickte er mich immer wieder so an?

Hatten seine Blicke überhaupt was zu bedeuten oder bildete ich mir was dabei drauf ein?
 

„Ich geh mal die Straße lang.“

„Aber Bella…“ Angela wollte protestieren.

„Hey, wir treffen und in 10 Minuten wieder.“ Ich lächelte ihr zu und hoffte, dass sie nichts erwidern würde.

„Aber was willst du denn da?“

„Da, siehst du den Laden da hinten?“ Ich zeigte auf einen Laden, ziemlich am Ende der Straße. Sie nickte. „Den will ich mir mal anschauen.“

„Soll ich nicht mitkommen?“, schlug Jake vor.

Ich musste grinsen, denn Mike blickte ihn böse an. Aber ich brauchte mal Abstand von Beiden. Eindeutig. „Nein. Ist schon okay. Geht ihr schon mal vor ins Restaurant. Ich komm gleich nach.“

„Okay. Bis gleich“, sagte Ben.

Angela nickte und folgte Ben. Mike und Jake drehten sich nur widerwillig um.

Ich seufzte erst mal auf. Ich wusste gar nicht, ob das da hinten wirklich ein Laden war, aber ich brauchte einfach mal kurz Fünf Minuten für mich. Jake und Mike belagerten mich und fragten mich dies und das. So hatte ich mir das nicht so wirklich vorgestellt. Außerdem wollten meine Gedanken eh woanders hin fliegen. Vielleicht hatte ich nun die zehn Minuten dafür.

Es war schon Halb Neun.

Bald müssten wir uns wieder in der Jugendherberge melden, wenn wir keinen Ärger bekommen wollten.

Hier wurde es wohl noch schneller dunkler als in Forks. Wenn die Läden nicht beleuchtet würden, würde man gar nichts mehr sehen, denn sehr viele Straßenlaternen gab es nicht.

Ich hörte Schritte, es waren meine. Oder noch andere?

Vielleicht sollte ich doch schon umkehren und zu den Anderen gehen.

'Nein, das bildest du dir nur ein.'

Die Straße war leer.

Die meisten Fensterläden der Häuser waren nach innen geklappt. Es war still. Still und dunkel. War es auch kalt, oder bildete mich mir auch das nur ein?

Da waren nicht nur meine Schritte. Nein, da waren noch andere Schritte, ich hörte sie nun laut und deutlich.

Mein Herz schlug schneller, ich spürte es regelrecht wie es drohte gegen meine Rippen zu pochen.

Ich hatte Angst, dass man mir meine Angst und meine Furcht ansehen könnte.

„Hey…“ Es war eine rauchige Stimme die hinter mir erklang.

Meine Knie zitterten, mein ganzer Körper zitterte.

Warum war ich nur in diese dunkle Straße gegangen? Wo lief ich eigentlich hin? Der Laden war schon lange nicht mehr auf der rechten Straßenseite, an der ich entlang ging. Es war gar nichts mehr auf der rechten Straßenseite, auf der linken Seite auch nichts. Da waren nur noch leere Lagerhallen. Keine Tür. Keine Nischen. Nur noch dunklere Gassen. Na super, wohin haben mich meine Füße nur gebracht?

„Hey…“

Es war kalt. Es war wirklich kalt.

Dann wurde ich von hinten gepackt. Er riss meinen linken Arm nach hinten. Ich sollte ihn wohl anschauen. Doch mein Blick wurde gesenkt. Ich wollte schreien, doch kein Ton verließ meine Lippen. Ich wollte mich wehren, doch in meinem Körper war keine Kraft.

„Hallo Süße.“ Er wollte mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen. Ich zuckte zusammen.

„Hey!“

Da war plötzlich eine andere Stimme. Da war diese Stimme, die für mich immer wie eine Melodie war. Ich ging zwei Schritte zurück, als man mich losließ. Mein Blick ruhte immer noch auf dem Boden.
 


 

Edwards Sicht:

„Hallo Süße.“ Jetzt reichte es mir. Ich musste eingreifen.

Ich rannte, schneller als sonst, schneller als ein Mensch und packte ihn am Hals. „Hey!“ Ich presste ihn mit meinem Griff am Kehlkopf, gegen die Wand.

Er blickte mich geschockt an. Ich wusste, was er in meinen Augen sah. Wut. Ärger. Etwas Dämonisches aber vor allem.

Er wollte etwas sagen, doch ich wollte nichts hören und zog meinen Griff fester. Er keuchte und hustete.

Ich war wütend. Wütend auf so einem Kerl, der einem jungen Mädchen nachts im Dunkeln auflauerte. Der Bella auflauerte! Der ihr Angst machte! Ja, genau darauf war ich wütend. Außerdem war ich auch wütend auf mich, weil ich nicht schon vorher dazwischen gegangen bin. Bevor der Typ Bella überhaupt Angst machen konnte.

Ich würde ewig so weiter machen, wenn da nicht dieses Schluchzen war, das mich aus meinem Zorn holte.

Ich blickte zu Bella. Sie stand daneben. Regungslos. Sie bewegte sich nicht, starrte immer noch auf den Boden.

Bei diesem Anblick löste sich mein Griff. Ich blickte ihn nicht mehr an, ließ ihn aber auch noch nicht los.

In mir war plötzlich das Verlangen, Bella, diesen wundervollen Menschen, an mich zu drücken. Ich wollte sie beschützen, sie vor allem Unheil bewahren. Ich wollte nicht, dass sie Angst empfand. Egal vor wem.

Dabei war ich vermutlich das größte Monster, das es auf der Erde gab. Ein großes Monster, das nur dadurch noch auf der Welt verweilte, weil es beschlossen hatte gut zu schauspielern.

Dann ließ ich ihn endlich los. Ich hörte die Gedanken von dem Kerl, der weg rannte, ich hörte auch seine Schritte, wie sie immer leiser und entfernter klangen.

Ich ging auf Bella zu.

Sie erstarrte sofort.

„Bella…“ Doch sie reagierte nicht. „Bella.“ Ich griff nach ihrer Hand.

Sie zuckte zusammen. Sie sackte in sich zusammen und fing an zu schluchzen. Sie zog ihre Knie an sich und begann zu weinen.

Der Anblick schmerze. Er bereitete mir entsetzliche Schmerzen. Sie wusste nicht wer ich war, registrierte mich nicht.

Warum tat das so weh?

Ich kniete mich zu ihr nieder. Ich dachte nicht lange nach und zog sie in meine Arme. Sie verkrampfte sich. „Bella, ich bin es Edward.“ Langsam ließ der Krampf in ihrem Körper nach. „Ich bin es Edward. Alles wird gut.“

Sie nickte. Ihre Tränen verstummten, aber sie schluchzte noch.

Zu tief saß vielleicht der Schock.
 

Ich weiß nicht, wie lange wir so da saßen, aber auch wenn es eine dumme und blöde Situation war, so genoss ich den Moment, wo sie in meinen Armen verweilte, so nah an meinem Körper.

„Auf dich muss man echt aufpassen“, scherzte ich ein wenig. Ich wollte sie ein wenig auflockern.

Sie drückte mich leicht von sich weg. Sie nickte nur. „Entschuldigung.“

„Warum entschuldigst du dich?“ Ich war überrascht.

Auch wenn der Schock noch in ihr saß, ihre Gesichtsfarbe blasser als sonst war, war sie wunderschön. Lieblich, zart.

Sie blickte mich mit ihren großen, sanften brauen Augen an. „Na erst bringst du mich ins Krankenzimmer, weil ich beim Sezieren des Frosches ohnmächtig geworden bin und dann musst du mich hier…“

Ich musste wirklich lächeln. „Na komm.“ Ich stand auf und hielt ihr meine Hand hin. Ich wollte hier nicht länger als nötig mit ihr bleiben. Und sie sollte auch nicht länter auf dem kalten Boden sitzen.

Sie nickte und griff nach meiner Hand.

Es waren wir viele tausend kleine Blitze, die durch meine Hand zogen, als ich sie berührte.

Warum auf einmal?

Ich blickte sie an, forschend, ob sie das gleiche spürte, doch aus ihren Augen, zu denen keine Gedanken gehörten, die ich nicht lesen konnte, wurde ich nicht schlau. „Ich bring dich zurück in die Jugendherberge.“

Bella blickte mich immer noch an.

Ich wüsste zu gerne, was sie gerade dachte. Doch ich konnte ihre Gedanken nicht lesen. Sie war mir so ein Rätsel.

Warum konnte ich sie nicht lesen? Warum sah ich nicht, was sich in ihrem Kopf abspielte?

„Ja, ist eine gute Idee. Danke.“ Sie lächelte. „Ich muss aber erst Angela anrufen.“

„Angela?“

Da fiel mir wieder ein, dass sie mit Mike, Jake, Angela und Ben unterwegs war. Ich wusste ja nur durch die Vier, in welche Straße sie gegangen war. Ihre Gedanken sah ich ja nicht. „Ja, ruf sie an.“
 


 

Bellas Sicht:

Ich fühlte mich wohl in seiner Nähe. Ich konnte tun und lassen was ich wollte. Nicht mal das Anlügen half da was. Ich fühlte mich sicher und aufgehoben. Warum hatte er so eine Wirkung auf mich? Warum reagierte ich so auf ihn? War er doch auch nur ein Kerl, oder etwa nicht?

Diese Augen. Dieses blasse Gesicht. Woran erinnerte es mich?

An meinen Traum?

„Ja, ruf sie an“, sagte Edward zu mir.

Ich hatte gebannt auf deine Lippen gestarrt und wusste gar nicht, wo ich war und was los war. „Wie?“

„Angela. Du wolltest sie doch anrufen.“

„Ach so, ja!“ Ich griff sofort nach meinem Handy, das in meiner Jackentasche war und wählte Angelas Nummer aus meinem Telefonbuch aus. Während des Telefonats ruhte sein Blick auf mir. Er hielt mich fest, sorgte dafür, dass ich nicht wieder in mir zusammen sackte. Aber der Schock war wie weg geflogen. Als ich das Handy wieder einsteckte, änderte sich erst sein Blick. Irgendwie wurde er nun ruhiger.

„Na komm.“

'War dir die Situation unangenehm? Was machst du eigentlich hier?'

„Was haben Sie gesagt?“

„Wie?“ Schon wieder brachtest du mich aus meinen Gedanken heraus. Es war wirklich zum verrückt werden. Ich musste nur sein Lächeln sehen und schon spielte alles in mir verrückt.

„Angela.“ Edward lächelte. Es war ein schiefes, aber wundervolles Lächeln. Nein, man konnte es nicht mit dem Lächeln von Jake oder mit dem von Mike vergleichen. Dazwischen lagen Welten.

„Ach so ja. Sie sagte, dass sie auch zurück gehen und das wir uns an der Jugendherberge treffen.“

„Gut.“

„Gut?“

Edward nickte.

„Warum?“

In seinem Blick mit dem er mich anschaute, lag selber eine Frage. Dann lächelte er. „Alles okay bei dir?“

Ich nickte nur. „Ja mir geht’s gut.“

„Gut.“, antwortete er nur wieder knapp.

„Wer bist du eigentlich?“

„Edward Cullen. Das weißt du doch.“

Ich nickte. „Ja, aber was heißt das?“ Ich wusste selber nicht genau, was ich ihn genau fragen wollte. Aber da waren so viele Fragen in mir, wenn ich ihn ansah.

„Was meinst du damit?“

„Warum wusstest du wo ich war?“

„Ich wusste es einfach.“

Warum sind seine Antworten so knapp? Wollte er mir nicht alles sagen? Warum konnte er nicht ehrlich sein? Warum war er so verschwiegen? Was wollte er verheimlichen?

„Danke“, meinte ich schließlich.

„Für was?“

„Na, du wolltest ja keine Entschuldigung hören. Also bedanke ich mich.“

Und wieder lächelte er. In mir strahlte plötzlich eine Wärme. Lag es an seiner Nähe? Lag es an seinem Lächeln? Lag es an seinem warmen Blick?

„Wer bist du?“, fragte er schließlich.

„Was meinst du damit?“, fragte ich grinsend.

„Du bist Isabella Swan“, sagte Edward mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Warum fühlte ich mich so wundervoll, wenn ich dieses Lächeln sah? Warum machte mein Herz einen Sprung wenn er lächelte?

Ich war verliebt. War ich das?

„Bella“, verbesserte ich ihn.

Und wieder grinste er. „Genau, Bella.“

Nach dieser Antwort von ihm wurde geschwiegen. Aber es war kein unerträgliches Schweigen, irgendwie war es angenehm. Und es war so als würden wir unsere Fragen beantworten, ohne sie gestellt zu haben.

Wir blickten uns beide nicht an, aber dennoch schien es so, als würden wir uns nur anstarren.

Was war hier los?

Jasper

Der gute Engel ist bei allen, die du liebst.

Er begleitet sie und lässt sie gut wieder heimkommen.
 

- Johanne Bernbacher -
 

Edwards Sicht:

Als wir wieder in der Jugendherberge ankamen, wurde nicht schlecht gestaunt. Und es waren nicht nur die Jungs deren Gedanken sich regelrecht überschlugen.

'Warum geht sie mit Edward?'

'Ob Bella mit Edward zusammen ist?'

'Immer diese Cullens. Ständig funken sie einem dazwischen.'

Ich musste mir das Schmunzeln verkneifen. Aber es war einfach zu witzig. Wie beschränkt doch die Menschen sein mochten. Teenager. Wie einfach doch ihre Gedanken waren. Auch wenn ich ihre Gedanken nicht hätte lesen können, hätte ich an ihren Gesichtern gesehen, was sie dachten.

Mein Blick wanderte wieder zu Bella. Sie schien von ihrer Schönheit, von ihrer warmen unbeschreiblichen Aura, nichts zu merken. Bella hatte keine Ahnung welche Ausstrahlung und Wirkung, sie auf andre hatte. Sie bildete sich nichts darauf ein. Sie war wohl sogar blind dafür. Das machte sie nur liebenswürdiger, noch liebenswürdiger als sie ohnehin schon war.

Ging das eigentlich?

Und immer wenn ich sie anschaute, fragte ich mich, warum sie mich so sehr an sich fesselte.

Da war einerseits dieses Mädchen, das so wunderschön, so sanft und so liebevoll aussieht. Das Mädchen, das kein Blut sehen kann, aber keine Furcht vor dunklen Gassen hat.

Da war dieses Mädchen, dessen Gedanken ich nicht lesen kann und die meinen Blick immer stand halten konnte, andere hätten doch schon längst weggesehen – aber sie nicht. Ihr Blick war aufrichtig und neugierig.

'Wer war sie? Was ist sie? Warum ist sie mir begegnet? War es ein Teufels oder Gottes Geschenk, dass ich sie kennen lernte?'

„Noch mal Danke.“ Es waren ihre Worte, die mich aus meinen Gedanken, meine eigenen Gedanken, rissen. Es waren ihre Augen, ihre warmen, sanften Augen, die mich warm anblickten. Es waren ihre Lippen, diese rosafarbenen Lippen, die mich anlächelten.

'Reiß dich zusammen, Edward Cullen'

Ich nickte ihr zu. „Gern geschehen.“

Und wieder huschte ein Lächeln über ihre Lippen, bevor sie ihr Gesicht von mir abwendete.

'Dieser Edward soll ja die Finger von Bella lassen. Sonst kann er was erleben.' Es war die Stimme von Mike Newton die mir im Kopf erschien.

Ich blickte auf. Die Jugendherberge war vor uns und Mike wartete mit Jake und Angela vor der Tür auf uns.

„Bella du machst vielleicht Sachen“, sagte Angela zu ihr und lächelte ihre Freundin an.

Ich blickte zu Jake. Dieser blickte mich genauso an, sein Blick war wütend. Und ich konnte mir auch vorstellen, warum. Dazu musste ich nicht mal seine Gedanken lesen. Ich blickte wieder zu Bella, die neben mir ging. Ja, genau wegen ihr war hier so der Aufstand. Es gefiel wohl Jake nicht, dass gerade ich Bella zurück brachte.
 

Bellas Sicht:

Als ich in die Jugendherberge mit Edward zurückkehrte, waren Angela und die Anderen schon da. Jake und Mike warteten mit Angela direkt vor der Tür auf mich.

„Bella du machst vielleicht Sachen“, sagte Angela zu mir und lächelte mich an.

Ich lächelte zurück. Ich sah das Jake und Mike grummelig waren, zumindest las ich das in ihren Gesichtern. Waren sie sauer, dass ich in die dunkle Gasse gegangen war? Bestimmt.

„Ja tut mir Leid.“

„Macht ja nichts. Hauptsache du bist sicher wieder hier.“ Angela griff nach meiner Hand und drückte mich an sich.

Ich war ein wenig überrumpelt. Mit einer Umarmung hätte ich von der sonst so schüchternen Angela gar nicht gerechnet.

Ich drehte mich nach der Umarmung wieder zu Edward um. „Edward hat mich in der dunklen Gasse vor einem Typen gerettet.“

„Echt?“, fragte Angela erstaunt. Ich musterte das Gesicht von Edward. Da war keine Regung. Er sah mich auch gar nicht an.

Er lächelte nicht, zuckte nicht mal mit den Mundwinkeln. Warum war er jetzt wie versteinert?

Ich blickte zu Mike und Jake und sah, dass sie Edward anstarrten. „Hallo? Jemand bei Euch zu hause?“

Beide blickten mich fragend an. Sie wurden verlegen und bekamen ein wenig rote Farbe ins Gesicht. Was sehr lustig aussah.

Auch Angela fing an zu lächeln.

Ein Luftzug, der mir durch die Haare fuhr, ließ mich merken wie kalt es hier eigentlich war, ich zog die Jacke enger um mich herum. „Wir sollten rein gehen. Es wird kalt“, sagte Edward.

Sagte er das, weil er gesehen hatte, dass ich fror? Aber ich stellte ihm die Frage nicht. Ich wusste nicht, ob er sie mir überhaupt beantworten würde.

Ich folgte ihm in die Jugendherberge.
 

„Na, hattet ihr einen schönen Ausflug?“ Es war die Stimme von Alice, welche uns auch in der Jugendherberge empfing.

Sie lief direkt auf uns zu und umarmte mich ein wenig zu stürmisch. Doch ich hatte mich schon an ihr impulsives Wesen gewöhnt und erwiderte die Umarmung nur zu gerne, auch wenn das eigentlich so gar nicht nach mir sprach. Aber Alice steckte einen mit ihrer Art irgendwie an.

„Wir haben uns ein wenig Homer angeschaut“, sagte Angela, die Alice anlächelte.

„Ja, bis Bella ausgebüxt ist“, meinte Jake.

„Ich bin nicht ausgebüxt.“

„Klar, bist du das“, stimmte nun auch Mike Jake zu.

„Das stimmt gar nicht“, wollte ich widersprechen.

„Ich würde sagen, ihr könnt nur nicht richtig aufpassen.“ Es war Edwards himmlische Stimme die diesen Satz von sich gab.

Ich war selber vollkommen überrascht.

Seine Schwester schien es nicht anders zu gehen, sie schaute ihn zumindest fragend an. Dann jedoch erhellte sich ihr Gesicht wieder und sie lachte mich hell an. „Schön, dass dir aber nichts passiert bist, als du ausgebüxt bist.“

„Ich bin nicht…“

„Ist ja auch egal“, sagte Alice nur noch schnell.

Ich seufzte und gab mich geschlagen. Angela gähnte neben mir. Und auch ich merkte, bei dem Anblick meiner Freundin, dass mir die Müdigkeit in den Knochen lag. „Ja, ich denke wir gehen mal ins Bett.“

Angela nickte mir zu.

„Schon?“, fragte Jake.

„Ja, wir sind müde“, sagte Angela.

„Aber die anderen wollen sich noch mal zusammen setzen“, versuchte Mike es nun.

„Ich denke, wenn Angela und Bella müde sind, sollen sie ruhig schlafen gehen.“ Alice lächelte mich an.

„Genau. Also Gute Nacht.“ Ich blickte alle noch mal an, bevor ich mit Angela den Flur in Richtung zu unserem Zimmer entlang ging. Am längsten blieb mein Blick bei Edward ruhen. Ich war immer noch nicht schlauer aus ihm geworden. Er war mir einfach ein viel zu großes Rätsel.

„Gute Nacht“, formten seine Lippen die beiden Worte. Ich wusste gar nicht, ob er sie ausgesprochen hatte, ich vernahm zumindest kaum ein Wort, als ich nur in sein engelgleiches Gesicht blickte.
 


 

Edwards Sicht:

Es war einfach nur merkwürdig neben ihr zu stehen. Neben ihr zu stehen und ihren Geruch wahr zu nehmen, sie zu spüren, sie zu riechen, sie zu hören. Es war einfach alles so unglaublich. Sie beraubte mir fast meine Sinne. Ich hatte das noch nie erlebt. Auch wenn ich nicht wusste, was das hier alles sollte, wie ich damit umgehen sollte, wollte ich weiterhin in Bellas Nähe sein. Solange ich sie nicht in Gefahr dabei brachte.

„Schon?“, fragte Jake. 'Komm. Ich will auch Zeit mit dir verbringen', dachte er.

„Ja, wir sind müde“, sagte Angela.

Ja, sie war müde. Ich hatte ihr Gähnen vernommen. Und Bella schien auch erschöpft auszusehen. Ja, sie sollte sich auch hinlegen. Es war für sie bestimmt ein anstrengender Tag.

„Aber die anderen wollen sich noch mal zusammen setzen“, versuchte Mike es nun. 'Hey, das ist unfair. Mit diesem Cullen verbringst du Zeit. Aber mit uns nicht.'

Ich musste mir ein Grinsen bei Mikes Gedanken schwer verkneifen. Aber seine Gedanken brachten mich einfach immer wieder zum Lachen. Sie waren so simpel. Er war so einfach gestrickt. Er war keine Konkurrenz für mich. Bestimmt nicht. Und dieser Jake… Ja, gute Frage. Ich war mir nicht so wirklich sicher in welche Beziehung Bella zu ihm stand. Natürlich wusste ich, was er dachte, aber man konnte sich Gedanken auch schön reden, also wusste ich immer noch nichts Festes.

'Was denkst du hier eigentlich, Edward? Konkurrenz?' Es war nun meine innere Stimme, die zu mir sprach. Ja, ich sollte mich ein wenig zusammenreißen.

„Ich denke, wenn Angela und Bella müde sind, sollen sie ruhig schlafen gehen.“ Alice lächelte Bella an.

Dann blickte sie kurz zu mir. 'Ich muss mit dir reden' Ihre Gedanken klangen nicht drohend. Es war eine einfache Mitteilung an mich gewesen.

„Genau. Also, Gute Nacht.“ Bella blickte uns alle noch mal an. Ich musste zugeben, dass ich mir einbildete dass ihr Blick bei mir am längsten ruhte. 'Bildete ich mir das nur ein?'

„Gute Nacht“, formten meine Lippen die beiden Worte. Ich wusste gar nicht, ob ich sie ausgesprochen hatte, aber sie lächelte, als sie diese wohl dennoch verstanden hatte. Dann drehte sie sich um und ging mit Angela weg. Irgendwie war es ein komisches, es war ein schweres Gefühl, als sie mir den Rücken zu drehte. Ich wollte sie umarmen und sie an mich drücken, aber ich wusste, dass ich das nicht durfte und kein Recht dazu hatte.
 

Alice und ich saßen in einer Lichtung am Wald. Wir waren uns hier einfach sicher ungestört zu sein. Hier konnte uns keiner hören. Wobei, wenn wir eh unter uns waren, redeten wir vermutlich eh zu schnell, für Menschenohren. Aber auch das würde bei so einer Klassenfahrt einfach zu sehr auffallen, also war das hier die beste Möglichkeit mal unter uns zu sein.

„Also was gibt es, Alice?“

Sie lächelte mich an. 'Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.'

Es war ein wundervoll glückliches Lachen. Alice lachte generell ja gerne und oft, aber das hier war ein anderes Lächeln, es war ein regelrechtes Strahlen, das ich bei ihr noch nie so gesehen hatte. Sie sah wundervoll aus. Ihre Augen funkelten, ihre Zähne leuchteten. Sie war wirklich glücklich. „Am besten am Anfang. Das ist immer am besten“, erwiderte ich lächelnd.

„Das weiß ich doch.“ Sie drehte mir den Rücken zu. Sie wusste, dass es wenig Sinn hatte. Aber sie tat es einfach dennoch. 'Ich will dir sagen, warum ich mich so sehr auf diese Klassenfahrt gefreut habe.'

„Da bin ich ja mal gespannt.“ Das waren die Gedanken, die sie mir immer verheimlicht hatte, bisher. Jetzt hatte sie die Mauer, in der sie diese Gedanken versteckt hatte, geöffnet. Sie hatte die Mauer nun für mich geöffnet.

'Ich habe meinen Partner gefunden.' Sie drehte sich wieder zu mir um. „Ich wusste, dass ich ihn hier in Homer treffen würde. Deswegen wollte ich hier unbedingt mit hinfahren.“

„Verstehe.“

Sie hatte also ihren Partner gefunden. So wie Rose und Emmett oder Carlisle und Esme ein Paar waren, hatte nun also auch Alice ihren Partner gefunden.

„Er heißt Jasper. Ich habe ihn gestern in einem Café in der Stadt getroffen.“

„Ist er einer von uns?“

„Du meinst ein Vampir?“

Ich nickte nur.

'Ja, Edward, das ist er. Er ist einer von uns.' Sie verstummte kurz.

„Verstehe.“ Es war das einzige Wort, das momentan wirklich über meine Lippen kam. Das musste ich erst mal verdauen. Jetzt hatten also alle aus meiner Familie ihren Partner, außer … außer mir. Dabei war ich damals der Erste gewesen der zu Esme und Carlisle gekommen war.

Ich blickte wieder auf. Alice strahlte. Sie strahlte wirklich. Ich freute mich. Sie sah so glücklich aus. So zufrieden. Ja, ich freute mich. Schweigend drückte ich sie an mich. „Das Freut mich. Das freut mich wirklich Alice.“

Sie nickte. 'Er heißt Jasper.' Sie löste sich aus der Umarmung zu mir. „Ich möchte, dass ihr euch kennen lernt. Obwohl ich eh schon beschlossen habe, dass ich“ '… dass ich ihn, mit nach Hause nehmen werde. Er soll zu unserer Familie gehören.'

Ich nickte. „Das ist eine wundervolle Idee, Alice. Die Anderen werden sich genauso für dich freuen, wie ich. Wir werden Jasper mit offenen Armen bei uns aufnehmen.“
 


 

Bellas Sicht:

Als ich mit meinen noch nassen Haaren aus dem Badezimmer unseres Zimmers kam, saß Angela auf meinem Bett und blickte mich mit großen fragenden Augen an. „Alles okay?“

Ich schlürfte in meinem Hasenhausschuhen zu meinem Bett und setzte mich neben sie.

„Nun erzähl schon.“

„Was soll ich dir erzählen?“

„Na, du weißt schon.“

Ich musste schmunzeln. Ich wusste wirklich nicht, was sie wissen wollte. „Nein, Angela. Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst.“

„Ich spreche von Edward Cullen und dir.“

„Ach so“, sagte ich nur knapp.

„Ach so?“, machte sie mir nach. „Was heißt denn das?“

„Das heißt halt, 'Ach so'.“ Ich grinste sie an. Ich war hier gerade dabei mich wie ein richtiger Teenager zu benehmen und einer Freundin von meinem Schwarm zu erzählen. Wow, was für eine Änderung.

„Mach kein Geheimnis raus.“

„Angela aus was denn?“

„Also, nun hör mal. Verkauf mich nicht für dumm. Ich bin vielleicht schüchtern und ich kriege den Mund nicht auf. Aber ich bin nicht blind und ich hab auch nichts auf meinen Ohren. Also als erstes fängt er dich auf, als du im Biologie-Unterricht zusammenklappst und dann ist er ganz zufällig in der gleichen dunklen Gasse, in der du gehst.“

„Was meinst du mit 'ganz zufällig'?“, fragte ich sie skeptisch.

„Ganz zufällig heißt, dass es schon ziemlich komisch ist. Findest du nicht?“

„Sollte ich?“ Ich wusste wirklich nicht so ganz worauf sie hinaus wollte. Doch eigentlich wusste ich das ja schon. Ich fand es ja selber komisch. „Es war doch nett.“

„Ja, genau das war es. Und das finde nicht nur ich.“

„Angela würdest du mal auf den Punkt kommen?“

Sie seufzte. „Na ja, Mike und Jake waren nicht sehr davon angetan, als du angerufen hattest und mir sagtest, das Edward dich zurück in die Jugendherberge kam.“

Warum denn das? „Haben die deshalb so geschaut als wir in die Jugendherberge gebracht hat?“

„Ganz genau. Du stellst dich vielleicht an. Sag mir nicht, dass du nichts ahnst.“

„Was soll ich den ahnen?“, fragte ich sie nun.

Sie seufzte, blickte mich an und musste lächeln. „Du bist schon echt einmalig, Bella.“ Damit stand sie auf und ging zu ihrem Bett.

„Hey, ist das Gespräch jetzt damit etwa beendet?“

„Ganz genau“, sagte sie nur noch und verkroch sich unter ihre Bettdecke.

Ich blickte sie noch eine Weile fragend an. Ich ging auch in Gedanken noch mal das Gespräch durch, aber mir fiel wirklich nichts mehr darauf ein.
 

Am nächsten Morgen bestanden Jake und Mike darauf mich zu meinem Klassenzimmer zu bringen. Ich musste dabei wieder an das Gespräch mit Angela denken und musterte die beiden heute fragend, aber ich wurde einfach nicht schlau daraus.

„Danke noch mal, Jungs“, sagte ich lächelnd, als wir vor dem Biologie-Raum angekommen waren.

„Hey, versprich mir was?“ Jake blickte mich mit seinen dunklen Augen an. Wo war eigentlich sein freies, lustiges Lachen hin? Das hatte ich heute Morgen noch gar nicht wahrgenommen.

„Ja, Jake?“ Was sollte ich ihm denn schon versprechen?

„Klapp nicht wieder zusammen.“

Ich seufzte und lächelte „Ich gebe mein Bestes.“

„Gut“, sagte Jake knapp, schmunzelte kurz.

„Genau, wir wollen nicht, dass Edward dich wieder zur Krankenstation bringt“, sagte Mike.

Ich blickte Mike fragend an. Was hatte er da gesagt? Darum ging es den beiden hier? Sie waren eifersüchtig? „Stopp! Um was geht es hier?“

„Das du nicht wieder zusammen klappst. Natürlich“, sagte Jake schnell. Es war meiner Meinung nach zu schnell. Es war so schnell, dass es einfach zu unglaubwürdig erschien.

„Nein, es geht darum, dass Edward mich letztens ins Krankenzimmer gebracht hat“, fasste ich zusammen.

„Stimmt auch“, meinte Mike.

„Nein“, sagte Jake schnell und blickte Mike wütend an.

Ich seufzte. „So ich habe jetzt Biologie. Auf Wiedersehen.“ Damit drehte ich mich um und ging ins Zimmer.
 


 

Edwards Sicht:

Ich saß schon eine Weile im Zimmer. Und ich hörte die Stimmen, die draußen vorbei gingen nur zu deutlich. Und auch die, die direkt vor der Tür standen.

Nämlich die von Jake, Mike und Bella.

„Das du nicht wieder zusammen klappst. Natürlich“, sagte Jake schnell. Die Antwort war selber für mich zu schnell um als ehrlich gemeinte Antwort durch zu gehen. 'Super Mike. Jetzt hast du alles versaut.' Ich nickte ihm zu. Auch wenn er es natürlich nicht sah. Aber damit hatte er Recht. Mit Mikes Art hatte er einfach nicht gerechnet, also ging gerade alles nach hinten los.

„Nein, es geht darum, dass Edward mich letztens ins Krankenzimmer gebracht hat“, fasste Bella zusammen. Ich musste lächeln. Hatte sie also doch endlich gemerkt, dass sich alle Gedanken der Jungs hier nur um sie drehten? Hatte sie es endlich gemerkt?

„Stimmt auch“, antwortete Mike ihr nur. 'Irgendwie läuft das hier gerade falsch. Glaub ich zumindest. Warum macht Jake denn nichts dagegen? Es war ja auch schließlich seine Idee.' Es war also alles Jakes Idee? Also war er wirklich so was wie mein Konkurrent, wenn es um Bella ging.

„Nein“, sagte Jake schnell. 'Halt endlich die Klappe Mike Newton.' beschimpfte er ihn in seinen Gedanken.

Dann war es da draußen kurz still. Keiner sagte etwas. Bis Bella etwas sagte: „So ich habe jetzt Biologie. Auf Wiedersehen.“

Und schon ging die Tür auf und Bella trat ein. Sie sah genervt aus.

Ich lächelte sie an. Sie machte gar keine Anstalten sich einen anderen Platz zu suchen, nein, sie ging geradewegs schnurstracks auf den Tisch zu mir, zu.

Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und ich sah noch die genervten Gesichter von Jake und Mike. Aber das hatten sie sich ja nun selber zu zuschreiben.

„Hey“, sagte sie und ließ sich neben mir auf den Stuhl fallen. Sie lächelte mich an. „Gut geschlafen? Ich hab dich gar nicht beim Frühstück gesehen?“

„Ja, ich war schon früher auf. Ich hab früher gegessen und war joggen als ihr gefrühstückt habt.“ Ich lächelte sie an. „Hast du mich etwa vermisst?“

„Wo denkst du hin? Dann hätte ich ja noch mehr Sorgen?“

„Sorgen?“ Natürlich wusste ich, was sie meinte, aber das durfte ich mir ja nicht anmerken lassen.

„Ja, ich habe das Gefühl, dass Mike und Jake mich als ihr Eigentum betrachten.“

„Denkst du das wirklich?“ Natürlich, wer nicht allzu dumm ist, würde das direkt sehen. „Wie kommst du denn darauf?“

„Ach nur so“, sagte sie mit einem kleinen Seufzer nach dem Satz. Vielleicht sollte ich es auch beruhen lassen.

Unser Lehrer Mr. Simons trat ins Zimmer. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass auch unsere anderen Klassenkameraden schon rein gekommen waren.

Warum nicht?

War ich so sehr in das Gespräch mit Bella vertieft gewesen, dass ich gar nichts um mich herum mehr mitbekam?

„Sie sind echt nervig. Benehmen sich wie Kinder.“ Sie packte ihre Bücher aus ihrer Tasche. Dann beugte sie sich wieder zu mir herüber und lächelte „Ich hoffe, wir müssen heute nicht wieder sezieren.“

„Warum? Hat es dir gestern nicht gefallen?“

Das Gespräch war so locker und so leicht. Es fühlte sich toll an so frei mit ihr zu reden. Es war ein wundervolles Gefühl. Es war ein Gefühl der Geborgenheit. Und das vermittelte sie mir. Es war einfach unbeschreiblich. Sie lächelte und schlug ihren Block auf.

Ausflug ins Geschichtsmuseum

Die größten Ereignisse

sind nicht unsere lautesten,

sondern unser stillsten Stunden.

- Jean Paul -


 

Edwards Sicht:

Alice wollte mir ihren Jasper vorstellen. Und ich wollte ihn auch kennen lernen. Schließlich war Alice meine Schwester, zumindest etwas in der Art, nicht meine biologische. Aber sie war es. Wir lebten zusammen, rauften uns, lachten zusammen, machten sogar zusammen Hausaufgaben, jagten zusammen. Wir waren nun mal alle eine Familie. Carlisle, Esme, Emmett, Rosalie, Alice und ich. Wir waren eine Familie. Wir waren kein Clan oder so was, nein, wir waren eine Familie. Und Alice war meine Schwester und deswegen wollte ich natürlich Jasper kennen lernen. Sie hatte sich für ihn entschieden. Und man entschied sich für seinen Partner nur einmal.

Sie wusste, dass sie ihm hier in Homer begegnen würde.

Wie lange wusste sie das schon? Wie lange hatte sie auf diesen Moment schon gewartet? Sie kann nun mal in die Zukunft sehen, seit wann wusste sie es also?

Alice hatte überlegt, dass wir uns nachts im Wald 50 km entfernt von Homer treffen sollten. Alice und ich mussten eh jagen gehen. Wir waren nun 4 Tage nur unter Menschen und das zerrte an unseren Kräften standhaft zu bleiben. Aber bisher war ja nichts schlimmes passiert.

Die Farbe unter unseren Augen wurde tiefer und dunkler. Unsere normal goldene Iris wurde schwärzer. Wir mussten dagegen was tun, sonst würden wir noch auffallen oder es würde für uns einfach unerträglich sein noch länger in der Nähe all dieser Menschen zu sein.

„Du bist nervös“, sprach ich Alice an, die nervös in die Dunkelheit des Waldes blickte. Sie niedlich anzublicken. Jemand der in die Zukunft sehen konnte, sollte doch eigentlich ruhiger als andere sein, nicht?

„Ja ,bin ich“, antwortete sie mir wahrheitsgemäß. Sie wusste eh, dass sie mich nicht anlügen konnte.

„Warum?“

'Weil du, der du mein Bruder bist, Jasper kennen lernen wirst. Und weil Jasper, derjenige ist, mit ich den Rest unseres ewigen Daseins verbringen will und er dich kennen lernt. Du bist der Erste aus meiner Familie, den er kennen lernt.'

„Machst du dir mehr sorgen, wie ich auf ihn reagiere oder eher, wie er auf mich reagieren wird?“ Ich wusste, dass ich sie mit meinen Fragen nervte. Aber ich spürte auch, dass ihre Nervosität ein wenig verschwand.

Und das war ja das Ziel dieser Aktion. Vermutlich wusste Alice das sogar schon. Aber es war egal. Sie war nervös und ich wollte was dagegen tun. Also versuchte ich mich ein wenig mit ihr zu unterhalten.

„Du brauchst nichts gegen meine Nervosität machen. Wenn Jazz da ist, wird die eh schnell vergehen. Du wirst schon sehen.“

„Was meinst du damit?“, fragte ich sie.

Sie blickte mich an. Auch wenn es dunkel war, sah ich das Gold in ihren Augen. 'Er hat auch besondere Fähigkeiten wie wir.'

Ich nickte nur. Ich sollte wirklich warten, denn ich würde es schon merken.

„Er kommt“, sagte Alice und ihre Stimme hatte einen Satz nach oben gemacht. Ich hatte Alice noch nie so nervös gesehen. Es war regelrecht lustig, sie so zu sehen. Aber das würde ich ihr nicht sagen.

Aber auch ich hatte die Schritte gehört, schnelle Schritte, so wie wir sie selber machten, wenn wir rannten. Wenn wir mal wieder schneller rannten, als es für sterbliche Wesen normal sei, egal ob Mensch oder Tier. Wir rannten einfach schneller. Vampire rannten schneller. Ich war in unserer Familie der Schnellste, wenn wir Wettrennen machten. Und da die anderen bei diesem Spiel immer verloren, spielten wir lieber alle gemeinsam Baseball. Was leider in Forks immer nur bei Gewitter ging, aber das machte dann auch umso mehr Spaß.

Dann stand er vor uns. Er blickte Alice direkt an.

Und sie hüpfte leicht tänzelnd auf ihn zu und umarmte ihn. Sie setzte ihm einen Kuss auf die Wange, nachdem er die Umarmung erwidert hatte.

Ich räusperte mich. Ich wollte die beiden eigentlich nicht in ihrer Vertrautheit stören, aber schließlich ging es hier darum, dass wir uns kennen lernen sollten. Jasper und Ich.

'Mensch Edward', seufzte Alice.

Ich lächelte, ging auf Jasper zu und reichte dem blonden jungen Mann die Hand. „Hallo, ich bin Edward. Freut mich dich kennen zu lernen.“ Dann merkte ich auch, noch bevor er meine Hand berührte, dass er anders war. Ja, ich fühlte mich glücklich, nicht mehr so fehl am Platz. Was war hier los?

„Das ist meine Fähigkeit“, sagte er lächelnd und nahm meine Hand entgegen, schlug regelrecht ein. Er hatte meinen fragenden Blick also bemerkt. „Ich hoffe es verwirrt dich nicht. Das ist meine Fähigkeit, dass ich die Stimmungen der Leute ändern kann.“

„Verstehe.“

„Schön, dass du da bist, Jazz“, sagte Alice. Ihre Stimme war immer noch zwei Oktaven höher als normal. 'Das läuft ja alles wundervoll.'

„Hast du was anderes erwartet, Alice?“

„Wie bitte?“, fragte sie überrascht. War sie wirklich überrascht, dass ich ihren Gedanken gelesen hatte. Dann fiel ihr ein, worauf ich ihr die Frage gestellt hatte. „Nein, eigentlich nicht. Aber man weiß bei dir ja nie, mein lieber Bruder.“ Damit widmete sie sich wieder Jasper zu. „Also hast du Lust mit uns jagen zu kommen?“

„Gerne sogar.“

„Sag mal, kann ich dich was fragen Jasper?“

Er blickte mich fragend an. „Natürlich.“

„Du weißt, das Alice dich mit nach Forks nehmen will.“

Er nickte. „Ja, das ist mir bewusst. Und ich komme mit. Ich komme mit ihr mit.“ 'Ich würde Alice überall hin begleiten.'

„Ja, das ist gut. Aber darum geht es nicht. Ich weiß nicht ob Alice es dir gesagt hat, aber wir waren nach außen den Anschein, das wir eine normale Familie sind.“

„So weit das möglich ist“, meinte Alice dazu.

„Wir gehen normal auf die High School wie es die Menschen in unserem Alter tun würden.“

„Ja, davon hat Alice mir erzählt.“

„Wäre das ein Problem für dich?“

„Nein, ich denke nicht“, sagte er.

Alice strahlte bei dieser Antwort.

„Mir ist egal, was in Forks auf mich zu kommt. Ich bin froh Alice getroffen zu haben.“

„Ich bin auch verdammt froh, Jazz. Du weißt gar nicht wie lange ich auf dich gewartet habe.“ Sie seufzte schwer.

Ich musste grinsen. Aber der Gedanke tat mir auch ein wenig weh, wenn man ihn weiter dachte. Also wusste sie schon seit sehr langer Zeit, dass sie ihren Partner hier in Homer finden würde. Es müsste eine große Kraft gekostet haben, zu warten, still zu warten und außerdem noch eine Mauer um ihre Gedanken aufzubauen, damit ich genau diesen Gedanken nicht lesen konnte. Sie war einfach unverbesserlich. Aber jeder trug nun einfach seine Last mit sich herum.

Jasper schien vermutlich nach physikalischem Alter um die 20 Jahre alt sein. Seine blonden Haare fielen ihm in die Stirn, er sah ein wenig verwegen damit aus, ein wenig unantastbar. So wie wir wohl alle aussahen.

Alice war glücklich. Das spürte ich auch ohne die Emotionen spüren oder verändern zu können, auch ohne, dass ich ihre Gedanken lesen musste. Sie war es. Jeder der sie kannte, sah es ihr an. Sie strahlte, ihre Augen leuchteten.

„Also wollen wir los?“ Es war Alice Stimme, die inzwischen nicht wieder auf ihrer normalen Höhe war, die mich, aus den Gedanken riss.

Ich blickte beide an.

Alice griff nach Jaspers Hand. Ich nickte. Schließlich rannten wir los.

Wie immer. Einfach dem Instinkt nach. Wir waren nämlich mehr Tier als Mensch. Und wir folgten unseren Instinkten wenn es ums Jagen geht.
 

Alice und ich waren wieder auf den Rückweg zur Jugendherberge. Wir haben uns Jaspers Wohnung in der Altstadt von Homer nach unserem Jagdausflug noch angesehen. Alice wollte sie einfach unbedingt inspizieren. Sie benahm sich wirklich wie ein verliebtes Mädchen. Aber irgendwie stand ihr diese Verliebtheit gut. Sie war noch glücklicher und fröhlicher als sonst.

„Sag mal“, fing Alice an. Sie blickte mich fragend an. Sie grinste frech. Ich wusste, dass sie wieder irgendwas plante oder etwas im Hinterkopf hatte und wieder blockte sie mich ab.

„Was denn?“ Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war kurz vor 4:30. Wir wollten rechtzeitig zurück sein, bevor die ersten wieder aufstehen würden. Wir hatten noch Zeit, also gingen wir im normalen Tempo neben einander her.

„Was läuft da zwischen dir und Bella?“

Ich blieb stehen. Nein, meine Beine blieben einfach stehen. Sie blieben ruckartig stehen, als Alice den Namen 'Bella' ausgesprochen hatte. Ich spürte ihren Blick auf mir ruhen. 'Also, ich höre?'

Ich atmete kurz wieder ein und ging dann weiter. „Was soll da denn sein?“

„Sag du es mir.“ Sie hatte in ein paar Schritte wieder aufgeholt und lief wieder neben mir her. Sie sah mich von der Seite musternd an.

Ich versuchte ein normales Gesicht ohne Regung zu machen, was nicht leicht war. Denn der Gedanke an Bella sorgte ja schon dafür, dass ich mich anders verhielt. „Ich finde sie nett.“

„Nett?“

„Ja, nett.“

„Nur nett?“

„Ja, nur nett.“ 'Was sollte das hier eigentlich? War das hier ein Verhör?' Ich wusste ja das Alice in so was sehr gut war, aber darauf hatte ich echt keine Lust.

„Du hast sie aufgefangen, als sie ohnmächtig geworden ist.“

„Das hätte jeder getan“, sagte ich sofort.

„Jeder, der auf Bella steht“, sagte sie mit einem Grinsen auf ihrem Gesicht. 'Ich glaub dir kein Wort, mein lieber Edward'

„Tu was du willst.“

„Mach ich auch.“ Sie schwieg kurz. Vermutlich überlegte sie sich die nächste Frage. „Gut.“

„Gut?“, fragte ich überrascht.

Sie grinste. „Warum warst du in Homer?“

„Du warst auch in Homer“, versuchte ich zu kontern.

„Ich habe meinen Partner gefunden.“

Das saß. Ich wusste, was sie mir damit sagen wollte. Natürlich wusste ich es. Doch mit diesen Gedanken hatte ich noch nicht mal gespielt. Nein, da würde ich nicht mitspielen.

„Sie ist ein Mensch“, sagte ich als Antwort und für mich war das die Antwort auf all meine Wünsche. Die Antwort die meine Wünsche unterdrücken ließen.

„Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“

„Nichts. Genau. Sie ist nur nett.“

„Verstehe.“ Sie hatte verstanden, dass ich nicht weiter darüber reden wollte. Das Thema war für mich gegessen. 'Heute kommst du noch mal damit davon. Aber beim nächsten Mal mach ich es dir nicht so leicht.'

„Es wird kein nächstes Mal geben.“

„Meinst du.“

Nun schwiegen wir.

Denn die Jugendherberge tauchte vor uns auf. Leise schlichen wir uns wieder in das Gebäude. Genauso leise wie wir auch die Jugendherberge verlassen hatten.
 


 

Bellas Sicht:

Es war Samstag. Das Programm für heute stand schon fest.

Wir sollten etwas über unsere Gaststadt kennen lernen. Dazu sollten wir ins Museum der Stadt. Ich glaubte nicht, dass es besonders interessant werden würde, aber ich wollte auch nicht unbedingt Vorurteile haben.

„Hallo. Ich freue mich Euch alle hier willkommen zu heißen. Seid willkommen in Homer. Die Stadt der Heilbutte.“ Wurden wir von einer Frau, sie war schon etwas älter und hatte graue Strähnen in ihrem strengen Zopf, begrüßt. Sie wirkte freundlich und einladend, aber auch altbacken. Sie erinnerte mich an eine Oma.

„Was meint die denn mit Heilbutte?“, fragte Mike. Mike und Jake hatten sich wieder an meine Fersen geheftet und ich hatte bisher noch keine Möglichkeit gefunden, sie abzuschütteln.

Ich sah Angela bittend an, doch sie grinste mir nur zu. „Heilbutte sind Fische“, meinte ich zu ihm.

„Der Heilbutt ist mit bis zu 300 cm Körperlänge eine besonders große Art der Plattfische. Ein Heilbutt kann bis zu 50 Jahre alt werden. Trotz seines Namens zählt diese Gattung nicht zu der Familie der Butte, sondern zu den Schollen“, antworte Jake. Wir blickten ihn fragend an. „Woher?“

„Mein Vater ist Angler. Er hat mir das früher schon immer erzählt. Diese Heilbutte gibt es auch bei uns in Forks.“

„Aha“, meinte Mike nur.

Ich grinste nur. 'Oh man, was waren das nur für Kerle? Wo war denn der Ritter, der mich von solchen Kerlen beschützen sollte?'

„Was glaubst du, wird das Interessanteste sein, was wir hier erfahren werden?“, fragte Jake mich und grinste mich frech an.

„Das die Welt keine Scheibe mehr ist“, scherzte ich.

„Hier soll es Legenden von Vampiren geben“, meinte Mike. Ich glaube, er wollte mir mit dieser Aussage wohl Angst machen. Zumindest kam es mir es vor.

Ich grinste auch ihn an und hängte mich an den Arm von Angela, die mich mitleidvoll auf den Arm tätschelte.
 

„Ich will euch was zu der Geschichte unserer kleinen Stadt sagen: Der Ort entstand als kleine Ansiedlung im Jahre 1895 und wurde nach dem, noch heute berühmten Bergmann Homer Pennock benannt.“ Diese Stadt wurde also nach einem Bergmann bezeichnet. Nach dessen Vornamen. Ob Forks auch nach einem Mann benannt ist. Forks, komischer Vorname.

„Bis zum Jahre 1907 wurden Millionen Tonnen von Kohle zu Tage gefördert und per Eisenbahn zum Homer Spit transportiert und auf Schifffrachter umgeladen. Im Zuge des Goldrausches erlebte auch Homer einen Aufschwung; der Hafen diente als Durchgangs- und Versorgungsstation der Goldsucher, für die Goldfelder bei Hope und Sunrise.“ Die Frau, die Marian hieß, zeigte uns ein paar Dias zu ihren Sätzen.

Ich hörte Mike neben mir aufseufzen, doch ich wollte nicht darauf eingehen. Ich blickte mich im halbdunklen Raum um. Man hatte uns in einen kleinen Vorführraum gebracht, wo wir uns alle auf Stühle setzen, es waren gerade so genug für uns alle.

„In den 20er Jahren betrieben erst einige Siedler Ackerbau, dann kamen die ersten Fischer nach Homer, denn die Bedingungen waren äußerst günstig; genügend Brennmaterial für die Unterkünfte und riesige Fischvorkommen vor der 'Haustür. Bis zum Anfang der fünfziger Jahre blieb Homer ein kleines Fischerstädtchen. Doch der Bau des Sterling Highways und die daraus resultierende Anbindung an den Rest Alaskas, ließ die Einwohnerzahl stetig anwachsen. Heute leben hier über 5000 Menschen, die ihr Einkommen hauptsächlich in der Fischindustrie, der Schifffahrt aber immer mehr auch im Tourismus verdienen.“

Ich erblickte Edward. Er saß neben seiner Schwester und schaute sich die Dias an. Er sah sich nicht um und schien wohl auch nichts zu bemerken. Er sah wundervoll aus. Wie eine griechische Statur aus Marmor. Wie in Stein gemeißelt. Das perfekte Gesicht. Die perfekte Pose. Das perfekte Grinsen.

„Auch die Zukunft Homers scheint gesichert; allein die Kohlelager in der Umgebung der Stadt werden auf 400 Millionen Tonnen geschätzt und im unteren Bereich des Cook Inlet besteht sogar die Möglichkeit nach Öl zu bohren.“

Wow, ich schmachtete Edward wirklich an.

„Super interessant“, hauchte Jake mir in mein Ohr. Er saß einen Stuhl hinter mir.

„So, und jetzt könnt ihr euch hier gerne umschauen.“ Das Licht ging wieder an. „Wenn ihr Fragen habt, steh ich euch gerne bereit.“
 

Angela und ich gingen in den hellen Raum, der direkt hinter dem Dia-Raum lag. Hier waren Bilder und Fotos von den Sehenswürdigkeiten Homers aufgestellt. Jake und Mike folgten uns direkt, was ich mit einem Seufzer in Angelas Richtung kommentierte, was sie lächeln ließ. Hier waren Bilder vom 'Alaska Islands & Ocean Visitor Center'.

„Standen wir da nicht davor?“

„Wie?“

„Na, vor dem 'Alaska Islands & Ocean Visitor Center'“, sagte Angela.

„Ja?“

„Kannst du dich nicht erinnern?“

Ich blickte mir das Bild genauer an. „Ja, doch.“ 'Nein, ich erkannte es immer noch nicht wieder.' Mein Gedächtnis speichert nun mal wirklich nur monumentale Ereignisse ab und das gehörte anscheinend nicht dazu. Verständlich.

„Komm wir gehen zu den Vampiren“, meinte Mike, griff nach meinem Arm und zog mich in einen anderen Raum.

„Mensch Mike.“ Ich seufzte. Aber dann ließ er mich doch los.
 

Dieser Raum war schwarz und rot gestrichen. Sollte wohl eine düstere Atmosphäre bewirken. Ein wenig kalt wurde mir allerdings schon, als ich ein Bild erblickte. Man sah auf dem Bild nur ein schmerzverzerrtes Gesicht. Die Haut war schneeweiß. Die Augen dunkel umrandet. Das Einzige was farbig war, war rot, und das waren die Zähne. Spitze lange Zähne, wie man sie eben bei Vampiren erwartete.

„Buh!“ Ich schrak zusammen und drehte mich erschrocken um. Es war Ben.

„Ben.“ Ich seufzte auf. „Das ist echt nicht witzig.“

„Find ich schon.“ Er grinste mich breit an.

„Schau mal, Bella.“ Angela zog mich zu einem Buch, das in einer Vitrine ruhte.

„John George“, las ich den Titel vor.

„Wow, mir ist jetzt schon gruselig“, sagte Angela und grinste mich an.

„John George wurde 1909 in Tennessee geboren. Als Kind wurde er oft von seiner Mutter geschlagen, wobei es auch dahin ging, dass er blutete. Das Blut saugte er sich immer weg und so begann seine Leidenschaft danach.“ Mir lief es eiskalt den Rücken runter, als ich diese Worte las

„Er war fasziniert von dem ans Kreuz genagelten Christus, der ja blutüberströmt war. Aufgrund dieser Faszination nach Blut, tötete er in den Jahren von 1944 bis 1949 neun Menschen, darunter ein junges Mädchen, dem er das Blut aussaugte. Bei seinem Prozess zeigte er keine Spur von Reue. Er bezeichnete sich selbst als einen: 'der zu der Familie der Vampire gehört'. Er wurde 1949 auf Grund seiner Morde hingerichtet“, las sie vor.

„Der ist ja dann gar kein richtiger Vampir“, meinte Mike.

„Wie definierst du denn Vampire?“, fragte ich ihn.

„Vampire sind untote Menschen, die sich von Blut ernähren und unsterblich sind“, fing er an.

Ich blickte ihn skeptisch an.

„In den Volkssagen, gibt es die verschiedensten Wege, wie ein Mensch zu einem Unsterblichen werden kann. Es gibt aber nur einen wahren Weg, zum Vampir zu werden: der Kuss der Unsterblichkeit. Dabei muss ein Meister seinem „Kind“ das Blut aussaugen, bis es an der Schwelle zum Tod steht. Dann gibt er ihm sein eigenes unsterbliches Blut und macht es so zu einem Kind der Nacht.“

„Was erzählst du denn da?“, meinte Alice. Sie hatte sich zu uns gesellt und sah Mike skeptisch an.

„Genau woher hast du so was?“, fragte Jacob ihn.

„Das ist Allgemeinbildung“, antwortete Mike nur grinsend.

„Aus Filmen bestimmt“, sagte Alice skeptisch.

„Klar, natürlich“, antwortete er immer noch grinsend.

„So was solltet ihr euch nicht anhören“, meinte Alice zu Angela und mir.

Wir nickten. „Das stimmt wohl.“

Ich verließ den Raum, aber drehte mich noch mal um und blickte mich noch mal in dem dunklen Raum um.
 

Ich saß im Speisezimmer der Jugendherberge an einem Tisch. Ich wollte meine Hausaufgaben machen.

Angela saß mir gegenüber. Sie grinste mich an.

Ich wusste nicht wieso, fragte aber auch nicht weiter nach. Ich ließ sie einfach grinsen und versuchte mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren.

„Ich geh mal gerade raus.“

Überrascht blickte sie auf. „Wie?“

„Mir ist gerade ein wenig schwindelig.“ Ich hatte Kopfweh und es war ziemlich laut hier.

„Okay. Ich halte hier die Stellung.“

Ich nickte ihr zu und ging auf die Terrasse. Sie war richtig schön. Man konnte von hier auf die große Wiese gehen oder in den nahe gelegenen Wald. Ich lehnte mich auf die Brüstung und holte tief Luft.

„Bella.“

Ich seufzte. Konnte ich nicht wirklich mal eine Minute für mich sein? Das war echt schrecklich hier. Ich drehte mich um und blickte in das breitgrinsende Gesicht von Jake. „Hey.“

„Was machst du hier?“ Er stellte sich neben mich an die Brüstung.

„Ich wollte ein wenig frische Luft schnappen. Da drinnen“, ich zeigte auf den Speisesaal „War es gerade zu laut für Hausaufgaben.“

„Verstehe.“

„Ja, ich wollte einen Moment für mich sein. Mal alleine sein.“

„Verstehe“, sagte Jake nur noch wieder. Ich seufzte. Nein, er hatte gar nichts verstanden. Wenn Jake es doch verstanden hätte, wäre er ja jetzt nicht hier bei mir, dann würde er mich ja jetzt wohl in Ruhe lassen. Aber er war immer noch da, stand immer noch neben mir.

„Bella.“ Er hob seine Hand, ich spürte sie an meiner Schläfe.

Ich wollte zurück zucken. Doch sie war sehr warm und angenehm.

„Bella“, sagte er noch mal meinen Namen. Er strich mir eine Strähne hinters Ohr. Es war mir nicht unangenehm. Aber es war komisch. Es fühlte sich komisch an. So unwirklich. So unecht. „Ich mag dich“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich wollte etwas erwidern, doch ich konnte nicht. Mir fiel nichts ein. Seine Hand fuhr streichelnd über meine Wange, vorsichtig und langsam. Seine Augen blickten mich forschend und liebevoll an. Sein Blick war ernst. Wo war sein Grinsen? Wo war das breite Lachen? Das hier war kein Scherz, das hier war sein Ernst.

Ich schloss die Augen. Doch da waren nicht die Augen von Jake, da waren nicht die braunen Augen. Nein da waren diese topasfarbenen Augen. Das waren die Augen von Edward.

Dann berührten seine Finger meine Lippen.

Ich wollte einen Schritt zurückweichen. Doch ich konnte nicht, denn da war die Brüstung. Sie hinderte mich daran, mich vor dieser Sache zu schützen. Hinderte mich daran, weg zu rennen. Hinderte mich daran, es nicht zu dem kommen zu lassen, was ich vermutete.

Ich musste an das perfekte Lächeln von Edward denken. An seine schöne Haut, an sein schönes Gesicht, an seine schönen Augen.

Dann spürte ich nur noch seine Lippen auf den meinen.

Es war zuerst nur ein Hauch, doch dann presste er sie gierig auf meine Lippen.

Ich schubste ihn mit aller Kraft von mir. Entsetzt blickte er mich an. Noch entsetzter blickte ich ihn an.

„Bella…“

„Nichts Bella“, sagte ich nur. Ich ging an ihm vorbei. Ohne noch etwas zu sagen.

Ich hatte Tränen in den Augen. Ich spürte sie und ich spürte, wie sie raus wollten und wusste nicht einmal genau wieso.

Mutprobe

Ab und zu, hier und dort,

Fällt ein Stückchen Himmel auf die Erde

- Petrus Ceelen -
 

Bellas Sicht:

Es war Sonntag und es gibt keinen Tag den ich in der Woche mehr liebte als Sonntage. Ich wollte ausschlafen, doch das konnte ich mir abschminken, Angela weckte mich.

Sie versuchte es zumindest. „Bella.“

„Was ist denn?“ Ich zog die Bettdecke weiter über meinen Kopf.

„Wie lange willst du noch schlafen?“

„Noch ganz lange“, nuschelte ich unter meiner Bettdecke hervor.

„Gut, dann verpasst du aber das Beste des heutigen Tages“, sagte sie.

Ich hörte an ihrer Stimme, dass sie fröhlich aufgelegt war. Langsam zog ich die Bettdecke wieder runter und blickte sie an. „Was wäre denn das?“

„Das Klippenspringen.“

„Klippenspringen?“, fragte ich skeptisch. Natürlich war ich skeptisch. Welcher unserer Lehrer würde erlauben, dass wir Klippen runter springen würden? Sie wussten doch davon?

„Ja, Klippenspringen. Tylor hat ein paar Jungs aus Homer kennen gelernt und die springen jeden Sonntag die Klippen runter. Und das wollen wir uns doch nicht entgehen lassen.“

„Was heißt hier 'wir'?“, ich seufzte. Es stand also eigentlich schon fest, dass ich mitgehen würde. „Wo sind denn die Klippen? Und wie viel Zeit hab ich denn um mich fertig zu machen?“

„Die Klippen liegen direkt hinter dem Waldstück, welches an unserer Jugendherberge anschließt. Und du hast noch 15 Minuten“, antwortete sie mir strahlend.

Ich seufzte und kroch auch schon aus meinem Bett. Aber dieses Klippenspringen reizte mich schon ein wenig. Ich konnte gar nicht sagen warum. Eigentlich interessierte mich so was nicht.

Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass ich beschlossen hatte, hier in Homer so viel wie möglich zu erleben und eine Menge Spaß zu haben und da Jake mir gestern meinen Spaß genommen hatte, brauchte ich wieder einen Stimmungsheber. Nach der Sache mit Jake gestern Abend wollte ich niemand mehr sehen und war direkt ins Bett gegangen, auch wenn es noch früher Abend gewesen war. Es war egal gewesen. Ich wollte mich einfach nur in mein Bett verkriechen und keinen mehr sehen, auch mit niemanden reden.
 

Vor der Jugendherberge standen schon alle bereit zum Abmarsch. Ich seufzte auf. Aus mehreren Gründen. Der eine war, dass es Sonntag früh war, genauer gesagt 8:30 Uhr und das ist für mich sonntags eindeutig zu früh.

Außerdem stand in der Gruppe auch Jake und er blickte mich erst an und dann schaute er direkt weg. Das ließ mich wohl am meisten auf seufzten.

„Angela, ich glaube ich komme doch nicht mit“, sagte ich zu ihr gewandt.

„Ach, wo denkst du hin.“ Sie hatte sich schon in meinem Arm eingehakt und zog mich mit sich. „Jetzt wo du schon wach und angezogen bist.“

Ich konnte also gar nicht anders. Ich musste zwangsläufig mitgehen.
 

Die Jungs, die an den Klippen auf uns warteten, waren richtig nett. Sie waren lustig drauf und scherzten oft. Es waren drei. Sie waren in unserem Alter. Der Eine von ihnen ging auf die Schule, die wir hier in Homer auch besuchten. Vermutlich hatte Tylor ihn so kennen gelernt.

Er hieß Matt. Er war ein wenig größer als die anderen beiden, hatte aber auch das breiteteste Grinsen von den Drei. Die anderen beiden hießen Heath und Simon. Heath unterhielt sich großzügig nur mit Lauren. Ich fragte mich immer noch, warum sie hier eigentlich mitgekommen war. Sie hatte den ganzen Weg durch den Wald genervt, weil sie sich die falschen Schuhe angezogen hatte. Wer zieht auch High Heals an, wenn man durch ein Waldstück laufen wird?

Simon war ein blonder, netter Junge. Er hatte Sommersprossen um die Nase herum und blaue Augen.

„Und wie lange macht ihr das schon?“

„Was meinst du?“ Seine blauen Augen ruhten auf mir. Er schmunzelte. Es sah nett aus, aber es war nicht so schön wie das von Edward Cullen.

Ich seufzte schon wieder innerlich. Ich musste schon wieder an ihn denken. Sein wundervolles Lächeln kam mir wieder ins Gedächtnis. „Ich meine, das Klippenspringen. Wie lange macht ihr das schon?“

Er fuhr sich durch seine Haare. „Gute Frage“, sagte er nur grinsend.

„Das heißt?“, fragte Mike ihn nun. Mike hatte sich wieder mal zu mir gesellt. Doch ich sagte nichts dagegen. Ich warf einen Blick in die Richtung. Wir hatten uns alle auf ein paar Baumstämme gesetzt, die auf der Lichtung quer lagen.

„Na ja, ich glaube, das machen wir schon seit wir klein sind.“

„Echt jetzt?“, fragte ich skeptisch.

„Ja, fing wohl als kleines Hobby an. Manchmal sind wir sogar mehr.“

„Und was machen die ganzen Heilbutts dann?“, fragte Mike.

Ich blickte ihn fragend an. Auch Simon blickte Mike fragend an.

„Das sollte ein Witz sein“, fügte Mike nachträglich hinzu.

„Na ja, der war nicht so toll“, antwortete ich ihm lächelnd. „Auf was wartet ihr denn?“

„Du meinst warum ich hier noch neben dir sitze und mich mit dir unterhalte und noch nicht im Wasser schwimme.“

Ich nickte mit einem Grinsen.

„Gute Frage“, er grinste mich an.

Ich nickte. „Wie hoch ist es von hier oben?“ Ich stand auf und ging an den Rand der Klippen.

„Sei vorsichtig, Bella.“ Es war Angelas Stimme.

„Ja, bin ich schon.“ Dann merkte ich, dass Simon neben mir stand. Wollte er aufpassen, dass ich nicht runter fiel?

„Das sind in etwa 12 Meter.“

„Wow.“ Ich blickte hinunter. „Aber so tief sieht es gar nicht aus.“

„Findest du?“

Ich nickte. Es sah wirklich nicht sehr hoch aus. Ich war schließlich schon mal vom Zehn-Meterturm gesprungen und der kam mir sogar höher, als das hier, vor.

„Willst du vielleicht auch mit springen?“, fragte Simon mich mit einem Schmunzeln.

Ich blickte ihn skeptisch an. „Nein…“

„Nein, Bella du springst nicht mit runter.“ Es war Mike, der an meine Seite getreten war.

Ich blickte ihn empört an. „Ich wüsste nicht, warum du dein Einverständnis dafür hergeben solltest?“

„Aber, Bella. Das ist verdammt hoch“, wollte er erwidern.

„Ich finde es nicht sehr hoch.“

„Bella…“ Es war Angela die mich nun ansprach. In ihrem Blick sah ich Besorgnis. Natürlich, verstand ich sie. Ich würde vermutlich genauso besorgt sein. Aber das hier war was anderes. Was sollte mir hier schon passieren? „Du willst doch nicht wirklich da auch runter springen?“

Ich lächelte sie an. „Doch das hab ich vor.“

„Sau cool“, sagte Simon und grinste mich an.

Ich grinste zurück.

„Willst du das wirklich?“ Ich drehte mich um und sah die Person an, die mich angesprochen hatte. Es war Jake. Jakob Black. Die Person, die mich gestern geküsst hatte. Die Person, die von mir mehr als nur eine Freundschaft wollte. Die Person, von der ich dachte, dass sie nur ein super guter Freund sein würde. Die Person, die ein so fröhliches und mitreißendes Lachen hatte, das mich immer wieder mit riss. Diese Person lachte mich jetzt aber nicht an, nein, sie schaute mich fragend und besorgt an.

„Brauch ich jetzt dein Einverständnis auch noch?“ Gut, das war nicht nett.

„Nein, Bella. So war das nicht gemeint. Ich frage mich nur, warum du da runter springen willst?“

„Vielleicht weil ich Spaß haben will.“ Ich seufzte. „Was denkst du warum ich das machen will?“

„Du willst dir und den Leuten um dich herum vielleicht etwas beweisen.“

„Ach ja?“, fragte ich bissig.

„Bella… das mit gestern…“, wollte er anfangen.

„Nein, Jake! Lass es.“ Es war mein Ernst. Ich wollte darüber wirklich nichts hören. Es war nun mal passiert, aber ich wollte darüber nicht weiter nachdenken. Ich wollte, es wohl einfach nur verdrängen. Ich wollte nicht daran denken. „Lass es gut sein.“ Damit drehte ich ihm den Rücken zu und widmete mich wieder Simon. „Gut, also dann lass uns mal springen gehen.“
 

Gut, vielleicht war es wirklich eine Schnapsidee. Aber ich wollte es einfach ausprobieren.

Heath und Matt waren soeben gesprungen. Auf den Klippen standen nur noch Simon, Jake und ich. Jake wollte nicht mit den anderen runter an den Strand gehen. Er wollte, mich immer wieder umstimmen, nicht da runter zu springen.

Aber ich ignorierte ihn einfach so gut es ging.

„Also ich bin der Nächste der springt“, richtete Simon das Wort an mich.

Ich nickte ihm zu. Ich zitterte ein wenig. Hier oben war es doch kälter als gedacht. Ich hatte auch gerade nur meinen Bikini an. Angela hatte mir gesagt, dass wir danach zum Strand gehen würden und da wollte ich ein wenig Sonne tanken.

Und nun? Nun stand ich auf der Klippe und würde gleich 12 Meter in die Tiefe springen.

„Ich kann auch nach dir springen“, schlug er vor.

„Nein, ist schon okay. Wir sehen uns dann unten.“

„Genau. Wir sehen uns dann unten.“ Er grinste mich noch mal frech an. Dann ging er auf die Spitze der Klippe zu. Er stand nun ganz am Rand, schaute hinunter. In seinen Augen lag nicht ein Funken von Angst. Das war vermutlich einfach die Erfahrung. „Gut bis gleich“, sagte er noch mal.

Ich wollte noch was erwidern, doch da war er auch schon gesprungen. Er war wirklich einfach so runter gesprungen. So wie es Heath und Matt zuvor vorgemacht hatten. Wow, dachte ich einfach nur.

„Du musst das nicht machen“, drang wieder die Stimme von Jake zu mir durch.

„Jake, lass mich bitte.“ Ich blickte ihn an. „Ich will das jetzt hier machen.“

„Aber warum? Ich denke, dass du so gar nicht bist. Du willst doch hier gar nicht…“

„Vielleicht kennst du mich auch einfach nicht gut genug.“ Nein, eigentlich hatte er schon Recht. Ja, er hatte sogar verdammt Recht. Ich wäre die Letzte die bei so einer Aktion in Forks mitgemacht hätte. Aber wir waren nicht in Forks. Wir waren in Homer, ziemlich weit weg von Forks sogar.

Ich wusste selber nicht genau was mich ritt, hier im Bikini auf den Klippen zu stehen. Kurz vorm Rand. Kurz vor dem Weg nach unten. Wie weit waren noch mal 12 Meter?

„Bella.“

„Jake, bitte.“

„Ich will mit dir über das von gestern reden.“

„Da gibt es nichts worüber wir reden müssen“, antworte ich ihm. Ich ging ein Schritt nach vorne und blickte vorsichtig nach unten. Die Wellen rauschten und schlugen gegen die Felswand. Waren die Wellen stärker geworden? Nein, das bildete ich mir bestimmt nur ein. Aber kälter war es doch geworden? Ich blickte zum Himmel, dunkle Wolken zogen auf. Ich sollte also so bald springen.

„Ich denke schon“, meinte Jake.

„Gut, das ist dann aber deine Sache. Zum Reden gehören zwei. Und da ich nicht reden will, hast du leider Pech, Jake. Rede also ruhig mit dir alleine. So Leid es mir tut.“ Ich seufzte. „Versteh doch. Ich will darüber nicht reden.“ Ich drehte mich zu ihm um und blickte ihn an. „Ich will es vergessen. Lass es uns vergessen und wieder Freunde sein, wie vorher. Lass uns einfach so tun als war da nichts.“ Ich drehte mich wieder um, mein Blick wieder nach unten gerichtet. Und ich ging noch einen Schritt nach vorne.

„Aber ich will es nicht vergessen“, hörte ich ihn sagen.

Doch der Wind blies sehr stark, so dass ich es nicht richtig vernahm. Aber ich wusste, dass er es sagen wollte. „Bella!“ hörte ich noch mal meinen Namen sagen, doch da hatte ich schon auch schon den letzten Schritt gemacht. Den letzten Schritt der ins Leere führte. Und ich flog.

Ich flog nach unten. Es war ein tolles Gefühl.

Ich war frei. Der Wind blies kalt um meine Haut.

Und dann wurde ich ins Wasser gedrückt. Ich wurde regelrecht nach unten gedrückt. Als der Druck nachließ, öffnete ich die Augen und wollte nach oben schwimmen. Doch dann merkte ich erst die Strömung, die mich erfasst hatte.
 


 

Edwards Sicht:

Alice hatte mich hier her geführt. Sie hatte das Gefühl gehabt, dass etwas Schlimmes passieren würde. Sie wusste nicht genau was. Das Einzige was sie sah, war dass Bella mit Jake auf den Klippen stand und sie sich stritten und dass Bella dann plötzlich nicht mehr da war. Sie war weg. Sie war vor unseren Augen einfach verschwunden.

Als wir an den Strand kamen saßen Angela, Ben, Tylor und Mike schon da. Sie lächelten uns an, als wir zu ihnen traten.

„Guten Morgen“, sagte Alice fröhlich und heiter, wie eh und je.

Ich schaute mich nach Bella um. Aber ich sah sie nicht. Wo war sie? Sofort überkam mich ein schlechtes Gefühl. Ich hatte Angst. Angst um Bella.

„Guten Morgen“, bekam sie von jedem zurück. Sie blickten uns an und dann schauten sie wieder ins Wasser.

„Wo ist denn Bella?“ fragte Alice. Ich war froh, dass sie die Frage stellte.

„Sie springt von den Klippen“, sagte Mike zu uns gewandt.

„Sie tut was?“, fragte ich ein wenig entsetzt. Eigentlich wollte ich gar nicht so viele Emotionen in diesem Satz zeigen, aber es war einfach über mich gekommen, als ich das hörte.

„Sie springt da vorne runter.“ Angela zeigte auf die Klippe. Ich wollte das gar nicht glauben. 'Vielleicht kann Jake sie noch umstimmen', hörte ich sie noch in ihren Gedanken sagen. Zwei Kerle kamen aus dem Wasser. Ich kannte sie nicht.

„Und Heath, Matt, habt ihr überlebt?“ fragte Tylor die Beiden.

„Klar. Simon ist der Nächste und dann springt eure Kleine. Die hat echt Mumm.“

„Das glaub ich echt nicht“, meinte Alice. „Wie kommt sie denn auf so was?“ Gut, Alice. Das war eine sehr gute Frage.

„Ich kann es dir nicht sagen“, antwortete Angela wieder. „Dabei wollte sie heute morgen gar nicht aus dem Bett und schon gar nicht mitkommen.“

„Jake macht das schon“, sagte Mike. 'Der Kerl hat sie doch gestern wirklich geküsst. Dieser Hecht.'

Ich riss meine Augen entsetzt auf. Bella und Jake? Nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein.

Ich blickte sofort zu den Klippen. Sie war allein mit ihm. Allein mit ihm dort oben. Ich sah nur die zwei Gestalten.

'Edward, beruhige dich.' Alice hatte meinen Ausbruch wohl bemerkt. Natürlich, sie kannte mich inzwischen ja auch lange genug. Sie kannte mich gut genug um sofort zu merken, wenn etwas nicht stimmte. Und gerade stimmte etwas gewaltig nicht.

'Warum will sie nicht mit mir darüber reden? Verdammt Bella, du springst doch jetzt hier runter um mir was zu beweisen. Lass das doch bitte.' Ich hörte Jakes Gedanken.

Sie stritten sich also. Dann hörte ich ihn nur noch ihren Namen rufen und sah wie jemand von der Klippe sprang.

Ich sah, dass es Bella war. Ich wusste es auch, ohne sie erkannt zu haben.

Ich ging ein paar Schritte auf das Wasser hinzu. Doch ich wurde an der Hand gepackt. Ich wusste, dass es Alices Hand war. Sie wollte mich zurück halten.

Ich blickte aufs Wasser. Ich suchte nach Bella. Sie war noch unter Wasser.

„Sie ist doch wirklich gesprungen“, meinte Ben erstaunt.

„Toll, eure Kleine“, meinte wieder einer der beiden Fremden. Mir war egal, wer Heath und wer Matt war. Das war nun gerade wirklich nebensächlich. Das interessierte mich nicht. Das einzige was mich interessierte, war Bella.

„Alice…“, meine Stimme überschlug sich halb, nur bei diesem einen Wort. Sie ließ mich los.

Wo war sie? Warum tauchte sie nicht auf?

Ich rannte zum Wasser herunter, hatte mir meinen Pullover unterwegs ausgezogen und sprintete ins Wasser. Sie tauchte immer noch nicht auf.

„Bella…“, sprach ich ihren Namen vorsichtig aus. Verdammt Bella.
 

„Oh, mein Gott“, hörte ich Angelas Stimme als sie mich sah. Als sie mich sah, wie ich mit einer leblosen Bella aus dem Wasser stieg. Sie war schwach und leblos. Die Strömung war wohl zu stark gewesen.

Warum war sie da auch nur runter gesprungen?

Ich legte sie im Sand ab, blickte sie an. Ihre Haut war kalt und bläulich.

Sie atmete nicht. Sie atmete nicht! Ich öffnete ihren Mund, ohne lange darüber nach zu denken und pustete ihr Luft in die Lungen. Es war schwierig, da ich normalerweise selber kaum Luft einsog, aber jetzt war es Etwas anderes. Es musste sein. Wegen Bella.

„Verdammt Bella.“ Ich fing mit der Herzmassage an.

Angela kniete sich neben mich und legte Bella die Decke um den Körper, die Decke auf denen Angela, Mike, Ben und Tylor eben noch gesessen hatten und ihr bei ihrem Sprung zugeschaut hatten.

„Bella, Liebes.“ Angela strich ihr die nassen Haare aus dem Gesicht. Angela hatte Tränen in den Augen.

„Alice, ruf einen Krankenwagen.“ Sie nickte und griff sofort nach ihrem Handy. „Ihr Anderen holt die Lehrer.“

Tylor und Mike nickten und rannten los.

Ich pustete ihr wieder Luft in die Lunge. Und wieder die Herzmassage. Ich versuchte vorsichtig zu sein, ich wollte ihr Nichts brechen. Aber es fiel mir gerade sehr schwer, mich unter Kontrolle zu haben, wo Bella so leblos unter mir lag.

Sie war leblos. Leblos und kalt.

Ich war es gewohnt kalte Wesen um mich zu haben.

Ich war kalt. Alice ist kalt. Rosalie, Emmett, Esme und Carlisle sind kalt. Wir Vampire sind nun mal kalt.

Aber Bella ist ein Mensch. Menschen sind nicht kalt.

Dann fing sie an zu husten.

Ich legte sie auf die Seite, damit sie das Wasser besser ausspucken konnte. Sie hustete und hustete. Und dass sie hustete war ein wundervolles Zeichen. Es tat so gut, sie husten zu hören. Das hieß, sie lebte. Das hieß ihr ging es wieder besser. Das hieß, sie war nicht mehr lange kalt und leblos.

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Die schreckliche Kälte die bis eben, als sie noch so leblos war, um mich herum war, war verschwunden. Sie war mit einem Mal weg.

Dann blickte sie mich an. Sie blickte mich mit ihren sanften braunen Augen an.

'Oh Bella. Du bist für mich, so viel mehr als nur nett.'

Gespräche im Wald

Die Hauptsache ist,

dass man eine Seele hat,

die das Wahre liebt und die es aufnimmt,

Wo sie es findet

- Goethe -


 

Bellas Sicht:

Es war so ein komisches Gefühl. Ich konnte es nicht beschreiben. Da war nur diese eisige Kälte, die mich umgeben hatte. Das war nichts anderes. Da war kein Licht. Es war nur kalt und dunkel.

„Bella, Liebes“, hörte ich Angelas Stimme. Sie klang traurig und zerrüttet.

Von wo kam sie? War sie auch hier in der Dunkelheit? Was war mit ihr?

Ich wollte sie rufen, doch ich brachte keinen Ton heraus.

„Alice, ruf einen Krankenwagen.“ Ich kannte diese Stimme. Warum einen Krankenwagen? Was war geschehen? „Ihr Anderen holt die Lehrer.“

Es war Edwards Stimme.

Warum war er da? Wo war er?

Dann spürte ich wieder dieses Gefühl. Ein komisches Gefühl.

Es war nicht warm, aber es war sicher. Jemand gab mir eine Sicherheit.

Ich spürte Hände auf mir. Hände auf meinem kalten Körper.

Ich war so kalt!

Wo war ich?

Ich war gesprungen. Ich war wirklich gesprungen. Es war so ein unbeschreibliches Gefühl gewesen in der Luft zu sein.

War ich noch im Wasser?

Dann spürte ich diesen unendlichen Druck in meiner Lunge, der mich übergeben ließ. Ich hustete. Ich hustete Wasser, salziges Wasser aus mir heraus und meine Lunge und mein Hals brannten schrecklich.

War ich ertrunken?

Endlich sah ich mehr als nur Dunkelheit. Meine Augen hatten sich geöffnet.

Dann sah ich ihn.

Meine Augen gewöhnten sich an die Umgebung, die um uns herum war. Ich lag am Strand. Und er war über mir gebeugt. Seine Hände auf mir.

Ich sah in sein Gesicht und in seine Augen.

Das Gold darin gab mir die Sicherheit. Seine Hände, die auf mir ruhten, gaben mir die Sicherheit, die ich gespürt hatte. Ich hatte diese Sicherheit in dieser Kälte und Dunkelheit gespürt.

Edward. Ich wollte was sagen, aber ich konnte nicht. Das Einzige was ich tat, war ihn anzuschauen. Er hatte mich gerettet. Mal wieder.

„Edward, der Krankenwagen kommt.“ Es war Alice Stimme. Ich blickte nicht zu ihr, ich konnte meinen Blick nicht von Edward abwenden.

Dann stand er auf und ging. Er ging weg.
 

Es war Montagabend in Homer. Ich hatte eben mal wieder mit Charlie telefoniert. Ich musste ihm versichern, dass es mir gut ging. Gut, das mit dem Klippenspringen war vielleicht doch nicht so eine tolle Idee. Und als man mich dann ins Krankenhaus eingeliefert hat, hatte man meinen Vater benachrichtigt. Ein Glück konnte ich ihn überzeugen mich hier in Homer zu lassen und dass es mir wieder gut ging.

Ich hatte hier noch was zu erledigen.

Edward hatte mir nun insgesamt drei Mal das Leben gerettet. Oder zumindest so etwas in der Art.

Das erste Mal im Biologieunterricht, als er mich in die Krankenstation getragen hatte, als ich ohnmächtig geworden war.

Das zweite Mal als ich in die dunkle Gasse gegangen war und der Typ, dessen Gesicht ich nicht mal gesehen hatte, mich angemacht hatte.

Und dann gestern. Als er mir wohl wirklich mein Leben gerettet hat.

Edward war immer da.

Warum? Warum war er so? Warum verhält er sich sonst so zurückhaltend, aber wenn es drauf an kommt, ist er dann da?

Ich verbrachte nun schon eine Woche hier in Homer. Ich verbrachte also schon eine Woche mit Edward hier in Homer.

Aber warum wurde ich aus ihm einfach nicht schlau? Wer oder was war er?
 

„Bella möchtest du wirklich mit?“ Es war Mr. Simons, unser Biologielehrer, der mir diese Frage gestellt hatte.

Ich nickte ihm zu. „Ich will mir doch keine Nachtwanderung entgehen lassen.“ Ich lächelte.

Er nickte nur stumm. Ich sah, dass er mir am liebsten sagen würde, dass ich doch lieber nicht mitkommen sollte, mich vielleicht noch ein wenig ausruhen sollte. Aber ich wollte mit. Ich wollte nicht alleine zurück bleiben. Ich wollte jetzt alles andere als alleine sein.

„Wir passen schon auf Bella auf“, sagte Mike und legte den Arm um mich. Ich wollte den Arm weg drücken, doch Mikes Arm war mir momentan lieber, als der von Jake, der mich nur sorgend anschaute. Also hatte ich keine andere Wahl als Mike nur einen bösen Blick zu zuwerfen. Doch der war ihm egal.

Außerdem musste ich daran denken, dass ich gestern doch allen einen ganz schönen Schrecken eingejagt hatte.

„Gut, aber die Paarungen für den Lauf werden gezogen“, antwortete Mr. Simons.

„Was heißt denn das?“, fragte Angela. Sie wollte doch unbedingt mit Ben gehen, das hatte sie mir vorhin gesagt.

„Angela, das heißt, das Mrs. Letger und ich die Paarungen gleich noch ziehen werden.“

Er blickte sich um und schaute wieder zur Jugendherberge. Ein paar Schüler und Mrs. Letger selber, fehlten noch. Unter den Schülern die noch fehlten, waren auch Angela und Edward, was ich aber natürlich nicht sagte.

„Das ist aber keine tolle Idee“, meinte Angela zu mir.

Mike hatte endlich seinen Arm von mir gelegt, so konnte ich Angela nun den Arm umlegen. „Vielleicht hast du ja Glück.“, versuchte ich sie ein wenig aufzuheitern.

„Mit was für einer Wahrscheinlichkeit, werden wir denn gezogen?“, fragte sie mich skeptisch.

Ich verstand ihre Skepsis. „Keine Ahnung. Du weißt doch, ich bin nicht so gut in Mathematik. Kann dir das also nicht ausrechnen. Aber so niedrig ist die Wahrscheinlichkeit bestimmt eh nicht.“

„Dann will ich dir mal glauben. Und dir geht’s wirklich gut?“

Ich nickte ihr zu. „Ja, mir geht’s gut. Das musste ich Charlie vorhin auch versprechen. Mir geht’s wirklich gut.“ Ja, denn in mir schlug etwas das mich positiv stimmte.

Ich konnte gar nicht sagen, was es war. Aber ich fühlte mich gut. Ich fühlte mich, durch dieses Gefühl in mir, beflügelt Dinge zu tun, die ich sonst nicht tue. Ich konnte diesem Gefühl noch keinen Namen geben, aber ich wollte es auf jeden Fall in mir behalten.
 

„Gut, dann losen wir mal die Namen der einzelnen Paarungen aus“, fing Mrs. Letger an.

„Wir haben jeden einzelnen Namen auf Zettel geschrieben und diese werden wir nun ziehen. So entstehen die Paare. Noch Fragen?“, fragte Mr. Simons in die Runde.

„Ja, kann man dagegen Einspruch einlegen?“, fragte Mike.

Ich blickte ihn fragend an. Hatte er diese Frage wirklich ernst gemeint?

„Nein, Newton“, antwortete Mrs. Letger ein wenig genervt.

Ich blickte zu Alice. Sie stand bei ihrem Bruder. Ich wollte mich gestern noch bei ihm bedanken gehen. Aber er war nirgends aufzufinden. Auch Alice hab ich nicht mehr zu Gesicht bekommen. Vermutlich war sie einfach nur mit ihrem Bruder unterwegs gewesen. Deswegen habe ich beide nicht gefunden.

Momentan schaute keiner der Beiden zu mir herüber. Gingen sie mir aus dem Weg?

„So das erste Paar“, fing Mr. Simons an. „Jakob Black und Jessica Stanley.“

Ich blickte zu Jakob und sah dass er seufzte. Ich war froh, dass ich nicht mit ihm gehen musste, ich wollte ihm momentan aus dem Weg gehen. Ich wollte nicht mit ihm reden, nicht über den Kuss und auch nicht darüber, was auf den Klippen passiert ist. Er war nicht die Person, mit der ich momentan reden wollte. Nein, das war eine ganz andere.

Angela war glücklich, denn sie durfte wirklich mit Ben gehen.

Mike wurde als Partner von Lauren gezogen.

Alice durfte die Nachtwanderung mit Tylor begehen. Ich wusste von keinem der Beiden, wie sie zueinander standen, aber sie lächelten sich freundlich an.

„Swan mit“, Mr. Simons zog nun gerade meinen Partner. Ich blickte mich um und schaute auf die Jungs um mich herum. So viele standen nicht mehr zur Auswahl. „Cullen.“

Mein Blick flog sofort zu Edward. Auch er blickte mich ein wenig überrascht an. Dann schaute er sofort wieder weg.

In mir zog sich sofort etwas zusammen. Er freute sich also nicht, dass ich mit ihm die Nachtwanderung verbringen durfte. Nein, warum auch. Vermutlich waren das alles nur Zufälle gewesen, dass er einfach nur zur richtigen Zeit einfach am richtigen Ort war.

Was dachte ich mir nur? Warum sollte auch jemand wie Edward Cullen, der aussah wie ein Model, edel und unantastbar, sich mit jemand wie mir abgeben?
 


 

Edwards Sicht:

Ich war zwiegespalten, als ich so neben ihr her lief. Wir hatten Taschenlampen in der Hand, doch weder ich noch sie schauten wirklich auf den Weg wo wir lang liefen. Er war schließlich deutlich genug, man hätte ihn auch ohne Taschenlampen erkennen können. Vor allem da vor uns und hinter uns auch immer jemand lief.

Einerseits war ich glücklich, dass sie hier neben mir war. Aber andererseits, wollte ich ihr nicht näher treten.

Es war einfach schon genug die letzten Tage passiert. Einfach viel zu viel.

„Edward“, Sie war die Erste, die die Stille zwischen uns beiden brechen wollte. „Ich möchte mich bei dir bedanken.“

„Wofür?“

„Das du mir dreimal das Leben gerettet hast“, sagte sie schnell. Ihre Stimme überschlug sich fast. Ich musste grinsen, aber so, dass sie es nicht sah.

„Drei Mal?“, fragte ich sie nun. Warum drei Mal?

„Ja, du hast mir drei Mal das Leben gerettet oder zumindest etwas was dem vielleicht entspricht.“

„Was meinst du denn?“

„Na, das Erste Mal war als du mich aus dem Biologie…“

„Da hab ich dir doch nicht dein Leben gerettet“, widersprach ich ihr und stoppte ihren Satz. Sie blickte mich an, aber ich schaute weiter gerade aus. Natürlich spürte ich ihren Blick. Aber ich hatte mir vorgenommen, nicht schwach zu werden. Es war einfach nur das Beste für sie selber. Ich wollte sie da nicht mit hineinziehen.

„Gut.“ Ich hörte wie sie aufseufzte. „Das zweite Mal war, als du mich in Homer vor dem Typ beschützt hast.“

„Hab ich da dein Leben gerettet?“, fragte ich sie. Ich wusste die Antwort selber. Schließlich hatte ich die Gedanken von dem Typ gehört. Ich wusste, was er mit ihr vorgehabt hatte. Ja, da hatte ich ihr wohl das Leben gerettet, ohne das sie es vermutlich wusste.

„Ja, du warst da und hast mich vor dem Typ gerettet“, sagte Bella noch mal. Es war so schön ihre Stimme zu hören. Ihre sanfte und ruhige Stimme. Sie wirkte so beruhigend auf mich. Alles an Bella beruhigte mich wenn ich bei ihr war. Sogar ihr Herz. Ja, sogar ihr Herz das ihr Blut in ihren Körper pumpte. All das beruhigte mich. Und das war das Verrückte. Einerseits war ich verrückt nach dem Geruch ihres Blutes, andererseits beruhigte es mich auch sogleich.

„Und dann“, sie stoppte kurz, sprach dann weiter: „Dann das gestern.“

„Ach so.“

„Ach so?“

Nun blickte ich sie auch an. Und im Schein den der Mond von oben auf uns herab warf, waren ihre Augen so wunderschön. Schöner als alles was ich je gesehen hatte. Ich blickte weg und ging weiter.

„Das gestern war doch nichts. Es hätte jeder gemacht.“

„Das hast du schon mal zu mir gesagt.“

„Na also, dann glaub mir doch.“ Ich lächelte und hoffte, dass sie so nun Ruhe geben würde. Aber eigentlich wollte ich gar nicht, dass sie aufhörte zu fragen. Ich wollte nicht, dass sie aufhörte mit mir zu reden.

„Aber nicht jemand anderes war jedes Mal da. Nein, du warst da.“

'Ja, Bella. Ich war da und ich werde auch weiterhin für dich da sein. Auch wenn du es nicht wissen wirst. Nein, du wirst nicht wissen, dass ich ab nun immer in deiner Nähe sein werde um dich zu beschützen.'

„Ich mag dich Edward.“

Ich blieb abrupt stehen.

Ihre Worte lagen noch im Rauschen des Waldes, das der Wind verursachte. Sie waren so deutlich gewesen und doch wollte ich nicht glauben, sie gehört zu haben.
 


 

Bellas Sicht:

Auch wenn er meine Fragen beantwortete, hatte ich das Gefühl, dass er sie nicht wirklich beantwortet. Das wir eigentlich aneinander vorbei redeten. Es war so komisch. Er blickte mich nicht an, blickte nur stur nach vorne, so als wollte er mich nicht anschauen.

Ich musste es einfach sagen: „Ich mag dich Edward.“

Entweder kam ich jetzt näher an ihn heran oder er würde sich noch weiter von mir entfernen. Es war egal, ich musste es einfach riskieren. Dieses ewige Hin und Her und hoffen, dass er wieder da ist, wenn mir etwas passiert, wollte ich einfach nicht.

Er blieb abrupt stehen, blickte mich nicht an. Edward blickte zum Boden.

Ich sah, dass er an seiner Lippe kaute. Wollte er etwas sagen oder rang mit sich wegen etwas?

„Bella…“

„Nein, sag bitte nichts.“ Ich seufzte. Es war schwer genug, das hier zu sagen. „Aber ich würde eigentlich nur gerne wissen, was du denkst.“

„Wie?“

Nun war ich es die zum Boden schaute. „Na ja, ich würde gerne wissen…“ Ich stoppte. Konnte ich das hier wirklich sagen?

„Immer wenn ich in deiner Nähe bin, fühle ich mich so komisch.“

„So, komisch?“, fragte Edward skeptisch.

Ich nickte nur und lächelte. „Ja, es ein komisch schönes Gefühl.“

„Komisch schön?“

Ich seufzte. Edward verstand nicht, was ich ihm zu sagen versuchte, aber keine Worte für hatte.

„Bella, das mit dem Leben retten…“, fing er wieder an.

Ich blickte ihn überrascht an. Warum wechselte er das Thema? Und wieder war da dieses Gefühl von Zurückweisung. Ja, er wies mich zurück, in dem er nicht darüber reden wollte. Vermutlich wollte er mich nicht verletzen, deswegen wollte er darüber gar nicht erst reden. Aber es tat dennoch weh.

Ich setzt ein Lächeln auf. „Ja, ist schon okay.“

Dann ging ich an ihm vorbei und ging weiter. „Komm, wir trödeln zu sehr“, sagte ich schnell. Ich wollte nicht länger hier bleiben. Nicht länger mit ihm hier alleine sein.

Wo war die Sicherheit hin, die ich gestern noch gespürt hatte, als er mich aus dem Wasser gezogen hatte? Wo war das hin? Warum waren plötzlich Tränen in meinen Augen und warum fühlte ich mich so leer? War ich wirklich so dumm gewesen und hatte gehofft, dass Edward meine Worte erwidern würde? Was für dummes naives Mädchen ich doch war.

Glitzern im Wald

Schönheit ist überall.

Nicht sie fehlt unseren Augen,

sondern unsere Augen sehen oft daran vorbei

- Auguste Rodin –


 

Edwards Sicht:

Die Nachtwanderung war gut überstanden und der Vormittag des nächsten Tages ebenso. Okay, gut, ist wohl nur relativ. Man verwendet das Wort vermutlich schon zu oft und es verliert an Wert.

Bella sprach kein Wort mehr mit mir und ging mir auch sonst aus dem Weg. Ja, so war es wohl am besten. Vor allem für sie, auch wenn sie das vermutlich nicht so sehen würde. So brachte sie sich nicht weiter in Gefahr. So brachte ich Sie nicht weiter in Gefahr und das war ja mein Plan. Und die Gefahr bestand für sie, wenn sie sich mit mir befreundete. Wenn sie irgendwann mehr als nur normale Fragen stellen würde und ich ihr nicht mehr wahrheitsgemäß antworten konnte. Das musste ich einfach verhindern, ihretwegen.

Ich wollte sie beschützen. Ich musste sie einfach, aus all dem was mich um gibt, was die Wahrheit über mich ist, heraus halten. Sie bedeutete mir inzwischen mehr als sonst was. Mehr als ich je kennen gelernt und geglaubt habe. Und ich kannte das Gefühl, das sie nicht beschreiben konnte. Ja, ich kannte es nur zu gut. Dieses Gefühl, war auch in mir. Nur das ich diesem Gefühl einen Namen geben konnte, ihn aber nie aussprechen würde.

„Edward Anthony Cullen Masen.“ Ich zuckte zusammen. Ich hatte Alice schon lange nicht mehr so wütend gehört. Warum war sie eigentlich auf mich sauer? Ich war mir eigentlich keiner Schuld bewusst, bis jetzt.

„Was ist, Alice? Ist was passiert?“, fragte ich sie vorsichtig.

„Das kann man schon sagen. Kommt mit.“ Sie zerrte mich von der Terrasse herunter in Richtung Wald. Das hieß sie wollte mit mir alleine und vor allem ungestört reden. Das hieß nichts Gutes. Was war geschehen?

Ich versuchte ihre Gedanken zu hören, doch sie blockte sie mal wieder ab. „Warum hast du eine Decke in der Hand?“, fragte ich sie.

„Tut jetzt nichts zur Sache“, sagte sie und betonte das zweite Wort in diesem Satz besonders. Jetzt?

„Was ist los?“, fragte ich sie.

Nun ließ sie mich endlich los. „Du fragst mich, was los ist?“ Ich spürte, dass sie sauer war. 'Ich glaube, du tickst nicht mehr ganz richtig. Was ist nur in dich gefahren? Was soll das alles? Was bezweckst du damit?'

„Womit?“

„Bella!“ Es war nur ein Wort das Alice sagte, aber dieses einzige Wort reichte aus um mir zu sagen, was los war.

Dieses Wort, dieser Name, löste in mir eine Menge Gefühle aus. Ich hatte sofort ihr Gesicht vor Augen. „Was ist mit ihr?“, fragte ich sie. Es war doch meine Entscheidung gewesen, wie ich mit der Sache Bella umging, oder nicht? Es war die erste Frage die ich stellen konnte. Die erste Frage, die mir einfiel.

„Gute Frage, lieber Bruder.“ Alice seufzte. „Sie hat mir gerade erzählt, was gestern Abend ab lief.“

„Oh.“ Nun war ich es, der seufzte. Ich musste nicht mehr sagen. Ich wusste auch nicht was ich hätte anderes sagen sollen. Ich weiß, dass es falsch herüber kam und dass man meine Absichten vermutlich nicht erkennen würde. Ich hatte sie vermutlich sehr verletzt. Nein, nicht vermutlich. Eigentlich wusste ich es.

„Warum hat sie dir das gesagt?“, fragte ich Alice. Sie waren schließlich keine besten Freundinnen.

'Angela hat mich darum gebeten.' Sie wirbelt wieder zu mir herum. „Edward. Verdammt noch mal!“ 'Du liebst sie doch!'

„Halt!“

„Nein, ich stoppe jetzt nicht mehr. Ich habe die Woche lange genug zugeschaut und auch die Wochen davor zu hause auch. Seit sie da ist, hast du dich verändert.“

„Nein“, wollte ich protestieren. Ich wollte, was dagegen sagen. Sagen, dass es nicht so war. Das sie es sich nur eingebildet hatte. Hatte sie etwas gesehen?

„Natürlich.“ Ihre Stimme klang nicht wütend. Sie seufzte. 'Verdammt, warum tust du ihr so weh?'

„Das war nicht meine Absicht.“ Nein, das war es wirklich nicht. Ich wusste nicht, dass unser Gespräch von gestern Abend, ihr so zugesetzt hätte. Doch, natürlich wusste ich es. Eigentlich wollte ich sie nur beschützen. Sie von mir fernhalten. Ich wollte nicht, dass sie mich mochte. Ich war gefährlich für sie, auch wenn sie das Monster in mir nicht sah.

„Edward.“ Alice legte ihre Hand auf meinen Arm. „Rede bitte mit mir.“

„Deswegen die Decke? Sollen wir uns nun hier hinsetzten und ich erzähl meiner kleinen Schwester meine Sorgen?“

„Wäre mal ein Anfang.“ Sie lächelte. „Aber dafür ist die Decke nicht.“

„Hast du noch einen Ausflug mit Jasper vor?“

„Nein, auch nicht.“ Ihre goldenen Augen funkelten mich an. 'Verdammt! Wechsel nicht das Thema! Was ist los, Edward? Warum redest du nicht mit mir?'

„Nichts ist los.“ Ich setzte mich auf den Baumstumpf.

Alice blickte mich immer noch an. 'Was war gestern Abend los?'

„Sie hat sich bei mir bedankt, dass ich ihr Drei Mal das Leben gerettet habe.“ Ich musste lächeln. Ich hätte den Fall im Biologieunterricht persönlich nicht dazu gezählt, sie tat es schon.

„Drei Mal?“, fragte Alice nun auch skeptisch. Sie setzte sich nun neben mich. „Hast du mir was verheimlicht?“

„Nein, bestimmt nicht. Bella hat nur die Sache im Biologiesaal mit dazu gezählt.“

„Verstehe.“

Ich blickte sie skeptisch an. Was verstand sie? Sie konnte mit ihrem Jasper glücklich werden. Ihr stand nichts im Weg.

'Wenn du sie doch so gerne hast, warum lässt du sie nicht an dich ran?'

„Weil sie ein Mensch ist.“ Das war die Antwort auf alles. Das war das Entscheidende an der Sache. Das was mich von allem abhielt, was sie betraf.

Alice blickte mich fragend an. War sie überrascht, dass ich gerade ihre Gedanken gehört hatte? Nach ihrem Gesichtsausdruck, war sie es zumindest. Ja, vielleicht hatte sie es gerade vergessen. „Edward.“ Sie lächelte ein wenig ruhig. „Du bist verändert.“

„Bin ich nicht.“

„Diskutiere nicht mit mir. Du kannst das gerne mit Rosalie, Esme, Emmett oder Carlisle ausdiskutieren, denn sie sind der gleichen Meinung wie ich.“

„Hältst du sie etwa auf dem Laufenden, was hier passiert?“

„Nein, nicht unbedingt. Außerdem warst du schon verändert, als wir noch in Forks waren.“

Ich seufzte. Ich wusste, dass sie recht hatte. Wenn ich jetzt 'Nein' sagen würde, würde ich lügen. Ja, ich würde lügen. Ja, ich hatte mich verändert.

„Inwiefern habe ich mich verändert?“ Ich blickte Alice, die meine Schwester war, an.

Sie lächelte. Sie lächelte glücklich. Sie war nicht mehr sauer auf mich. Es war dieses Schwesternlächeln, das sie oft für mich parat hatte, wenn sie über etwas hinweg sah, wie es eben Schwestern machen. 'Du stellst Fragen, Edward. Du bist viel offener. Du bist fröhlicher. Du lachst mehr. Du trödelst.'

„Ich trödele?“, fragte ich sie. Ich hatte mich verhört.

Sie grinste. „Ja, gestern Abend hast du getrödelt. Du trödelst wenn eure Biologiestunde zu Ende ist und du eigentlich zu deiner nächsten Stunde sollst. Du trödelst in Forks in der Mittagspause, wenn sie an ihrem Tisch saß. Du hast dann immer die Gedanken und den Worten ihrer Freunde gelauscht, aber nur weil du ihre Gedanken nicht hören kannst.“

„Das ist dir alles aufgefallen?“

„Ja, und das war nur unter dem Punkt Trödeln zu finden, mein lieber Bruder.“ Alice grinste.

Ich seufzte. Es war ein schwerer Seufzer.

„Warum lässt du es nicht zu?“

„Was soll ich nicht zulassen?“, fragte ich sie. Was verstand sie schon? Sie hatte doch Glück, dass sie Jasper hatte, der auch ein Vampir war.

„Dass du dich in sie verliebst.“

Meine Augen weiteten sich. Warum hatte sie das ausgesprochen?

Ich stand wieder auf. Ich stand mit dem Rücken zu ihr und blickte in den Wald. Eigentlich hatte ich gerade das Verlangen weg zu rennen, aber ich wusste selber, dass mir das nichts bringen würde. Alice würde mir hinterher rennen. Sie würde mich kriegen. Sie wollte mit mir darüber reden. Ihre Gedanken würden mich kriegen, wenn auch nicht ihre Füße.

„Ich kann sie nicht lieben“, sagte ich mit trauriger Stimme. Es war eine traurige Erkenntnis, die mir selber wehtat.

'Warum nicht? Weil sie ein Mensch ist?'

„Ja, verdammt noch mal.“, schrie ich Alice an. Ich seufzte, fuhr mir durchs Haar. „Tut mir Leid.“ Ich wollte sie nicht anschreien.

„Schon okay, Bruder.“ Sie stand auf und drückte mir die Decke in die Arme.

„Was?“

„Edward. Bella ist so viel mehr als ein Mensch. Lass es einfach auf dich zu kommen. Du bist so viel glücklicher wenn du mit ihr zusammen bist. Und du weißt selber, was das bedeutet. Und ich weiß, dass Bella mehr als nur ein Mensch für dich ist. Lass es auf dich zukommen. Genieße es. Und mach dir erst Sorgen, wenn der Moment da ist, an dem du dir Sorgen machen solltest. Wenn du dir jetzt schon Sorgen machst, bevor überhaupt was passiert ist, machst du es nur dir unnötig schwer.“ Sie lächelte 'Außerdem bereitest du mir dann nur Kopfschmerzen.'

Ich nickte und blickte dann auf die Decke in meinen Armen. „Was soll ich damit?“

„Oh, hab ich dir das noch nicht gesagt? Bella ist aus der Jugendherberge ausgebüxt, weil Mike und Jake sie nicht in Frieden lassen. Ich denke es ist vor allem Jake. Auf jeden Fall ist sie in den Wald gerannt und du“, sie tippte mit ihren rechten Zeigefinger auf meine Brust. „Und du wirst sie jetzt finden.“

Damit drehte Alice sich um und rannte wieder in Richtung Jugendherberge.
 


 

Bellas Sicht:

„Warum versteht dieser Mike eigentlich nicht, dass ich mal alleine sein will. Und warum lässt Jake mich mit seinen Fragen nicht in Ruhe?“ Gut, ausbüxen war vielleicht nicht die beste Idee, den Beiden aus dem Weg zu gehen, aber mir fiel einfach nichts anderes ein.

Ich brauchte jetzt meine Ruhe. Ich wollte von niemand angequatscht werden. Ich wollte, doch einfach nur mal alleine sein.

„Ist das denn wirklich zu viel verlangt?“

Nein, bestimmt nicht.

Ich wusste nicht mal wo ich hin ging. Ich ging einfach in den Wald, Schnurstracks. Mir war es egal, was vor mir, unter mir, hinter mir oder rechts und links von mir lag. Mir war gerade einfach alles egal.

Ich wollte einfach nur einen Moment für mich sein.
 

Nach einer Weile blickte ich mich um. Ich hatte mich verlaufen. Ich wusste nicht mehr welchen Weg ich zurück gegangen war. Ich stand in mitten einer Lichtung und wusste nicht mehr, welchen Weg ich gehen sollte oder welchen ich gegangen war. Ich ließ mich seufzend auf die Knie nieder fallen. „Na, super.“

Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war 18:30 Uhr. Wer weiß, wann die Lehrer einen Suchtrupp losschicken würden. Und dann würden sie mich eh direkt nach Hause schicken. Ich hatte die Woche schon genug Probleme bereitet.

Ich Bella Swan bereitete Lehrern Probleme?

Normalerweise war ich das Unsichtbare Mädchen, das garantiert niemanden Probleme bereitet. Das war zumindest in Phoenix so gewesen.

Ich musste auflachen. Seit ich in Forks bin hat sich eine Menge verändert, hab ich mich verändert. Ich war ein unscheinbares Mädchen in Phoenix gewesen. Ich musste immer um Aufmerksamkeit regelrecht kämpfen und hier… hier wurde ich damit überschüttet. Kein Wunder das ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Woher auch?

Ich blickte mich auf der Lichtung um. Sie war schön und groß. Ich saß in mitten einer riesigen Wiese. Hier blühte Einiges und das in so einer kalten Gegend wie Homer. Aber es war ein schöner Anblick.

Wann hatte ich letztes Mal so die Natur um mich herum angeschaut?

Ich hörte es hinter mir knacken.

Instinktiv zuckte ich sofort zusammen und traute mich zuerst nicht mich um zudrehen. Aber die Neugier in mir war stärker, als die Furcht. Und ich war erstaunt, wen ich da sah. Ich hatte ein wildes Tier erwartet.

Und nicht ihn. Nicht Edward Cullen.

Warum tauchte er immer dann auf, wenn ich Probleme hatte? Warum tauchte er immer dort auf, wo ich ihn nicht erwartete?

Schweigend trat er zu mir. Er ließ sich neben mir ins Gras nieder. Er sagte immer noch nichts.

Ich sagte auch nichts, denn ich war damit beschäftigt ihn fragend an zustarren. „Was machst du hier?“

„Was machst du hier?“, stellte er mir eine Gegenfrage. Er blickte mich mit seinen sanften goldenen Augen an.

„Ich will meine Ruhe“, sagte ich ein wenig schroff.

„Gut“, antwortete er knapp.

Warum konnte er mir nicht einfach sagen, warum er immer da auftauchte wo ich war? Verfolgte er mich etwas? Ich blickte ihn fragend an. „Was machst du nun hier?“

„Ich hab dich gefunden“, sagte er lächelnd.

„Hast du mich gesucht?“ Ich verstand ihn immer noch nicht. Ich wusste nicht welcher Edward der richtige war. Er stellte mir immer wieder so viele Rätsel, er war ein Rätsel. Ja, er war das größte Rätsel. Und eigentlich hasste ich Rätsel. Ich hatte nicht die Geduld für ein Schwedenrätsel oder Sudoku. Aber Edward war etwas anderes.

„Vielleicht“, antwortete er nur wieder knapp.

Ich seufzte und spürte, den Blick den ich dadurch von ihm auf mich zog. Warum war dieser Kerl nur so unnahbar? Oder warum wollte er unnahbar wirken?

Ich blickte ihn an. „Ich werde aus dir einfach nicht schlau. Mal bist zu nett und mal bist du“, ich suchte nach dem richtigen Wort.

„Hier. Die Decke ist übrigens für dich“, sagte er, reichte sie mir und überging meine Aussage einfach.

Ich blickte auf die Decke. „Und mal bist du eben anders.“

„Anders?“

Ich nickte und blickte immer noch auf die Decke in meinen Händen. „Ja, anders.“

„Warum bist du so versessen darauf zu wissen, wer ich bin?“

„Ist das eine ernst gemeinte Frage oder eine Fangfrage?“, fragte ich ihn schmunzelnd.

Er fand meine Frage wohl nicht all zu sehr zu schmunzeln, er blickte mich nur fragend an und schien mich genauso nicht zu verstehen, wie ich ihn.

„Bella“, wollte er wider anfangen.

Doch da ich nicht schon wieder eine Ausrede oder Ähnliches hören wollte, sagte ich schnell: „Weil ich dich mag, Edward Cullen.“

Edward schaute bei der Antwort wieder von mir weg. Mir schien, als hätte er geseufzt. Vielleicht hatte ich es mir auch nur eingebildet. „Bella“, fing er wieder an.

„Nein, ich will nichts von deinen Ausreden hören. Ich versteh dich nicht. Warum sagst du mir erst, dass du… nein, du hast ja gar nichts gesagt. Du hast mich einfach so stehen gelassen.“

„Das tut mir Leid“, sagte er mit ruhiger, regelrecht melancholischer Stimme.

Ich stutzte, sprach aber weiter: „Warum bist du jetzt hier? Warum bist du als Einziger hier? Warum hast du mich gefunden?“

Nun seufzte er wirklich. Aber dann schaute er mich an und sein Blick war wundervoll. Er war so schön. Seine Augen waren so sanft und sein Blick war so ruhig und warm.
 


 

Edwards Sicht:

In mir sträubte sich alles.

Ein Teil von mir, wollte sie so gerne in den Arm nehmen, sie an mich drücken, ihren Duft einfach intensiver wahrnehmen. Ein anderer Teil von mir, sagte aber immer noch, dass ich sie beschützen sollte, sie also nicht zu sehr an mich heran lassen sollte.

Sie ließ mich nicht zu Ende sprechen. Sie hatte wohl eine Menge Dinge, die ihr auf der Zunge lagen und die sie mir einfach nur gerne sagen wollte: „Warum bist du jetzt hier? Warum bist du als Einziger hier? Warum hast du mich gefunden?“

Da waren sie. Da waren die Fragen, die ich nicht beantworten konnte, ohne sie an zulügen, wenn ich sie beschützen wollte.

Warum stellte sie immer die eigentlich richtigen Fragen? Warum konnte sie nicht so was Banales fragen, was meine Hobbys sind? Warum wollte sie die Antworten wissen, die ich ihr nicht geben konnte, ohne mein Wahres dabei preis zu geben?

„Es ist schwer zu erklären.“

Sie nickte. „Das glaub ich dir sogar.“ Sie lächelte mich liebevoll an. Ich konnte sie genauso fragen, wer sie war?

Warum hakte sie jetzt nicht weiter nach?

„Willst du mich nicht überreden zurück in die Jugendherberge zu gehen?“

„Warum sollte ich?“, fragte ich sie. „Ich hab dir doch eine Decke mitgebracht.“

Sie lächelte. „Warum?“ Sie stoppte. „In mir sind so viele Warums, dass ich gar nicht weiß, welche Frage ich zu erst stellen soll, vor allem, da ich nicht mal weiß, ob du sie mir diesmal beantworten wirst.“

„Ich kann dir deine Warums nicht beantworten.“

„Warum nicht?“

„Da ist wieder eine Warum-Frage“, erinnerte ich sie lächelnd.

Sie nickte. „Oh stimmt. Gut, und was ist wenn ich die Fragen anders stelle.“

„Bella, warum willst du mir denn eigentlich irgendwelche Fragen stellen, auf die ich dir eh keine Antwort geben werde?“, fragte ich sie lächelnd. Ich wollte nicht aufhören mit ihr zu reden. Es war ein so angenehmes Gefühl.

Alice hatte Recht. Ich sollte es einfach auf mich zukommen lassen. Vielleicht war sie doch anders, vielleicht würde sie doch anders reagieren.

„Jetzt stellst du ja mir eine Warum-Frage“, erinnerte sie mich mit einem Grinsen.

Ich nickte. „Gut, keine Warum-Fragen. Okay?“

Bella blickte mich fragend an, lächelte aber mit einem Nicken.

Ich musste schmunzeln. Sie war wirklich außergewöhnlich, dass sie meinem Vorschlag zustimmte.

Wie sehr hatte ich mir gehofft, dass sie keine Fragen mehr stellen würden und wir einfach nur den Moment genießen konnten. Das war alles, was ich wollte. Und das war auch seltsamerweise alles, was ich bekam. Ich würde so gerne eine Menge fragen, so gerne mehr über sie wissen.

„Was ist deine Lieblingsmusik?“, fragte sie mich schließlich und blickte mich mit ihren warmen, brauen Augen an.

Hatte sie das gleiche Verlangen mir Fragen zu stellen? Wollte sie mich genauso kennen lernen, wie ich das Verlangen bei ihr hatte?

„Ich habe nicht wirklich eine bestimmte Lieblingsrichtung, was die Musik angeht“, sagte ich und ging auf das Spiel ein. „Momentan hör ich aber sehr gerne 'Clair de Lune von Debussy'. Kennst du das?“

Sie nickte. „Ja, Charlie hört es immer abends. Ich hab es mir auf meinen MP3-Player geladen, aber nur weil er mir einen Ohrwurm damit verpasst hat.“

Ich lächelte. Sie war niedlich und süß. „Gut, nun stell ich dir eine Frage, was ist dein Lieblingsbuch?“

Sie blickte mich an. „Gute Frage.“ Ich sah, dass sie ins nachdenken kam, das war gut, denn so konnte ich die Grübchen in ihrem Gesicht sehen, die sie hatte, wenn sie nachdachte. „Ich habe früher immer die 'Anne auf Green Gables'- Reihe gelesen.“

„Von Lucy Maud Montgomery?“, fragte ich nach.

„Ja, kennst du die Bücher?“

„Ich habe sie selber nicht gelesen. Aber Alice hat sie auch gelesen. Und was ließt du jetzt gerne?“

„Ich hab vor kurzem das Buch 'Stolz und Vorurteil' von Jane Austen angefangen und es gefällt mir sehr gut.“

„Bist du glücklich hier in Forks?“

„Hey“, protestierte sie. „Ich bin dran, eine Frage zu stellen.“ Sie lächelte.

Es war so schön, sie lächeln zu sehen. Ich prägte es mir ins Gedächtnis ein, dieses Lächeln, dieses Gesicht, diese Augen. „Ja, ich bin froh nach Forks gekommen zu sein. Es ist komplett anders als Phoenix. Es ist halt Forks. Aber es ist schön hier. Ich lerne meinen Vater besser kennen und außerdem hab ich hier interessante Leute kennen gelernt.“ Sie grinste mich an. Sie meinte mich wohl eingeschlossen. „So, du und deine Geschwister, ihr wurdet adoptiert.“

„Das ist keine Frage, sondern eine Aussage“, berichtete ich sie, aber ich nickte. „Ja, Esme und Carlisle haben uns adoptiert.“
 


 

Bellas Sicht:

Dieses Fragespiel ging die ganze Nacht so durch. Es war wundervoll so mit ihm zu reden. Auch wenn wir die eigentlich wichtigen Fragen beiseite ließen, die Warum-Fragen. Aber waren sie wirklich wichtig? Musste ich all das wissen?

Vielleicht konnte er es mir wirklich nicht sagen, warum auch immer, sollte ich deshalb nicht mehr mit ihm reden? Wohl kaum.

Die Fragen gingen endlos so weiter, bis ich irgendwann, in der Decke eingelullt eingeschlafen war.

Mein Kopf ruhte auf seiner Schulter. Eine angenehme Kühle wurde von ihm ausgestrahlt, die mich erst recht einschlafen ließ. Es war ein angenehmes Gefühl. Und der Duft den er ausstrahlte, lullte mich noch mehr, als die Decke ein.

Ich wusste nicht, was es war, das mich weckte, aber als ich die Augen öffnete, wusste ich gar nicht wo ich war.

Dann fiel es mir ein. Das ich ausgebüxt war um Jake und Mike zu entkommen. Das ich in den Wald gerannt war. Das Edward aufgetaucht war. Das wir uns bis tief in die Nacht etliche Fragen gestellt hatten.

Edward.

Ich lag immer noch mit meinem Kopf auf seiner Schulter.

Mein Herz fing an zu rasen. Er würde es bestimmt hören und merken, dass ich wach war.

Aber noch sagte er nichts und ich genoss einfach den Moment.

Ich blickte hinunter und sah seine Hand.

„Was?“, fragte ich erschrocken. Ich richtete mich sofort auf. Ich hatte auf seine Hand geschaut, aber das, was ich für seine Hand hielt, leuchtete, es glitzerte. Als wären Millionen von kleinen und feinen Diamanten in seiner Haut, die beim Leuchteten. Ja, seine Hand glitzerte. „Was?“, fragte ich noch mal und wollte seine Hand berühren.

Sofort stand er auf und rannte weg.

Als ich aufgeblickt hatte, um zu sehen wo er war, sah ich ihn im Schatten. Er war im Schatten der Bäume und blickte mich an.

Ich stand nun auch auf, mein Blick auf ihn gerichtet. „Wer bist du?“

„Wer bist du?“

Für den erleuchteten Geist

brennt und funkelt die ganze Welt

dank ihres Lichts

- Ralph Waldo Emerson -


 

Edwards Sicht:

„Wer bist du?“

Das war eine ernst gemeinte Frage und ich würde sie ihr gerne beantworten. So gerne wollte ich ihr sagen, wer oder was ich wirklich war. Ich wollte keine Geheimnisse vor ihr haben, sondern ihr anvertrauen. Doch ich wusste auch, dass dieser Wunsch gefährlich für mich war.

Ich blickte Bella an und sah in ihren Augen keine Furcht oder Angst und das überraschte mich sogar.

Fürchtete sie sich nicht, vor dem was ich sein könnte? Vor dem was ich war? Hatte das Alice gemeint, dass sie anders war. Mehr als nur ein Mensch.

'Aber was sollte ich ihr antworten. In mir ist immer noch das Verlangen, dich zu beschützen, Bella. Ich will dich nicht in etwas rein bringen, wo du in Gefahr bist.'

„Ich bin anders, Bella“, war dann der erste Satz, den ich über die Lippen brachte. Es war der erste sinnvolle Satz der mir einfiel.

Ich konnte ihr nicht die ganze Wahrheit sagen.

Zum Schutz für sie. Und zu meinem Schutz. Zum Schutz meiner Familie. Zum Schutz von Alice, Esme, Carlisle, Emmett und Rosalie. Ich konnte ihr das nicht einfach so sagen. Ich konnte nicht.

Es stand einfach zu viel auf dem Spiel.

Bella ging auf mich zu. „Was heißt das?“

Ich wollte ihr sagen, dass sie stehen bleiben sollte, nicht näher kommen sollte. Aber ich tat es nicht.

Bella kam näher auf mich zu. In ihren Augen lag immer noch keine Angst. Sie fürchtete sich nicht vor dem was ich wohl sein könnte.

Sie schien sogar neugierig. Sie wollte mich kennen lernen. Sie wollte wissen, wer ich war. Genauso wollte ich wissen wer sie war. Nur ich wusste zumindest schon mal, dass sie ein Mensch war. Sie wusste nicht, was ich war.

Nun stand sie direkt vor mir. Ihre braunen Augen schauten mich warm an. Bella lächelte mich an.

Ich blickte sie an und wusste nicht, warum sie lächelte.

Warum konnte sie jetzt lächeln? Wo sie doch gar nichts über mich wusste.

Wo ich ihr doch eigentlich Angst machen sollte, nachdem sie das Glitzern gesehen hatte.

„Was heißt anders?“ Ihre Stimme war sanft, wie immer. Nicht zittrig. Nein, sie strahlte eine Zuversicht aus. Und ich wusste nicht, warum.

„Lass es mir dir zeigen.“ Eigentlich wollte ich es lassen. Ich wollte, ihr nicht mein Geheimnis sagen. Aber ein anderer Teil in mir, wollte, dass sie die Wahrheit über mich wusste. Das war der Teil, der ihr Lachen liebte und der auch überlegte, ob es nicht sicherer war, wenn sie an meiner Seite sein würde.

„Ich will es wissen.“

Ich nickte und hielt ihr meine Hand hin.

Sie blickte fragend auf die Hand, berührte sie aber mit ihren beiden Händen.

Ihre Wärme übertrug sich direkt zu mir. Genauso wie ich vermutete, dass meine Kälte ihr übertrugen wurde.

Ich blickte sie an und versuchte aus ihrem Gesicht zu lesen, was sie empfand, was sie dachte, ob sie sich fürchtete. Ihre Gedanken blieben mir versperrt, also wollte ich es so probieren.

„Du bist kälter“, fasste sie zusammen.

Ich nickte. Und immer noch sah ich keine Furcht in ihren Augen. Immer noch hatte sie keine Angst vor mir. „Schlag mich.“, forderte ich sie nun auf.

„Was meinst du damit?“ Sie grinste. „Ich soll dich schlagen? Warum?“

„Mach es einfach. Sei aber vorsichtig.“

Bella schüttelte kurz verwirrt den Kopf, trat auf mich zu und hielt die Fäuste hoch. Es sah lustig und amüsant aus, aber ich versuchte ernst zu bleiben. „Wohin?“, fragte sie nun.

„Egal wo.“

„Bauch?“

Ich nickte nur. Ich hoffte momentan nur, dass sie sich nicht dabei weh tun würde.

Sie trat noch einen Schritt auf mich zu und schlug mir mit ihrer rechten Faust gegen den Bauch. Ich spürte kaum etwas.

Doch Bella hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht, mit der anderen Hand ihre Faust.

„Hast du dich verletzt, Bella?“, fragte ich sofort in größter Sorge. Ich hätte das nicht von ihr verlangen dürfen. Ich wusste doch, dass sie sich eher weh tun würde, als mir.

Sie blickte mich überrascht auf. „Dein Bauch ist ja hart wie Stein.“

Ich seufzte auf und nickte. „Ja.“ Sie registrierte meine Antwort und blickte mich fragend an.
 


 

Bellas Sicht:

Meine Hand tat höllisch weh. Sie war vermutlich gebrochen. Warum tat sie nur so weh? Ja, ich hatte sie mir bestimmt gebrochen oder verstaucht. Und er sah nicht mal so aus, als hätte er Schmerzen.

„Hast du dich verletzt, Bella?“, fragte Edward sofort.

'Hat er das überhaupt gespürt gehabt? So wie er schaut, hat er das nicht mal gespürt. Der muss ein gutes Fitnessprogramm haben. Aber irgendwas sagt mir, dass es nicht am Fitnessprogramm liegt.'

Ich blickte ihn überrascht an. In mir waren so viele Fragen. So viele Fragen, auf die ich Antworten wollte. „Dein Bauch ist ja hart wie Stein“, sagte ich zu ihm.

Edward seufzte auf und nickte. „Ja.“

Ich blickte ihn fragend an. Und da war schon wieder diese Frage in mir, wer war er? Was war er?

Dann ging Edward an mir vorbei.

Ich blickte ihn fragend an, doch er sagte nichts. Er ging an mir vorbei und trat aus dem Schatten der Bäume. Ja, er trat wieder ins Sonnenlicht. Er drehte sich zu mir um, damit ich auch alles sehen konnte.

Und ich sah alles. Ich sah das Funkeln und Glitzern wieder. Überall.

In seinem Gesicht. Auf seinen Armen. Auf seinen Händen. Überall wo freie Haut war, leuchtete und glitzerte es.

Es war so unbeschreiblich schön. Mir fehlten die Worte um das hier beschreiben zu können.

Der Schmerz in meiner Hand war bei diesem Anblick vergessen. Alles war vergessen, bei diesem göttlichen Anblick. Ja, es war ein göttlicher Anblick. Es war unbeschreiblich schön ihn so zu sehen.

Dann trat er wieder auf mich zu, mehr in den Schatten.

In seinem Blick lag Sorge. „Erinnerst du dich an den Besuch im Museum?“ Ich nickte. Aber, was sollte das nun? „Das hilft dir vielleicht um zu wissen, wer oder was ich bin.“

Seine goldenen Augen blickten mich sanft an. In ihren war so viel Sanftheit, ich konnte gar nicht glauben, dass sein Körper hart wie Stein sein sollte.

Ich überlegte. Was hatte ich in dem Museum alles gesehen und gehört gehabt? Was würde mich hier weiter bringen? Was von dem was ich da gesehen hatte, brachte mir die Antwort die ich suchte?

Dann riss ich meine Augen erschrocken auf. Da war die Antwort. Sie war direkt vor mir gewesen.

„Ein Vampir?“ Ich wusste nicht, ob ich diese Frage ausgesprochen hatte, oder sie tausendfach in meinem Kopf hallte.

Doch Edward nickte. Er nickte zu einer Frage, bei der ich nicht mal wusste, ob ich sie ausgesprochen hatte.

Edward war ein Vampir. Er war ein Vampir.

Ein Vampir.

Ein Teil von mir sagte, dass ich Angst haben sollte, dass ich weglaufen sollte. Aber diesen Teil hatte ich vorhin schon ausgeschaltet gehabt.

Auch wenn er jetzt gerade aufschrie, so war dieser Schrei so gleich wieder verstummt. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Meine Sprache und meine Gedanken waren weg oder konfus.

„Sag was, Bella.“ Edwards Stimme klang bittend, gerade so als machte er sich Angst und Sorgen um mich.

Ich versuchte wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Das hier war aber auch interessant und neu. „Du bist also ein Vampir“, sagte ich schließlich. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.

„Hast du nicht Angst?“

„Sollte ich denn?“

„Menschen haben normalerweise Angst vor anderen Wesen.“

„Ich habe keine Angst.“ Seine goldenen Augen blickten mich wieder so sanft und gütig an. Nein, wie sollte ich denn vor ihm Angst haben? „Glaub ich“, setzte ich nach.

„Glaubst du?“ Edward lächelte, bei dieser Antwort von mir.

Ich nickte nur. „Ja, ich glaube, ich habe keine Angst vor dir.“
 


 

Edwards Sicht:

Ich hatte Bella noch vor dem Frühstück wieder in die Jugendherberge gebracht. Es war ein komisches Gefühl.

Ich wusste nicht was ich denken sollte. Ich hatte Bella also eingeweiht. Sie wusste über mich Bescheid. Sie wusste noch nicht, dass ich nicht der Einzige war. Aber sie wusste über das was ich war Bescheid.

Sie hatte nicht geschrieen und war auch nicht weggerannt. Das war doch etwas Gutes?
 

Ich saß auf der Terrasse der Jugendherberge und versuchte ein paar klare Gedanken zu finden. Ich musste wissen, wie ich jetzt weiter handeln sollte. Wie ich nun weiter mit Bella umgehen sollte. Wie ich es Alice und dem Rest der Familie sagen sollte.

Es war schwer.

Ich wusste selber nicht mehr genau, warum ich Bella einweiht hätte. Es war eine Gefahr, für uns alle.

Ich wusste, dass ich ihr eine Antwort geben musste, als ich bei ihr liegen geblieben war, als die Sonne aufging. Ich wusste, dass sie aufwachen würde und das Glitzern sehen würde. Aber ich hatte mich so entschieden. Ich wollte mich nicht von ihr lösen und zu sehen, wie sie alleine aufwacht. Ich wollte sie nicht missen, ihre Nähe weiterhin bei mir spüren. Ihren Herzschlag spüren und ihren Duft atmen.

Und ich bereute diese Entscheidung nicht.

Bellas Lächeln und ihr Wesen taten mir seltsamerweise sehr gut. Ich mochte sie, ja sehr sogar. Sie war eine wundervolle Person. Und sie hatte keine Angst vor mir.

„Bruderherz.“ Es war Alices glockenhelle Stimme die zu mir durchdrang.

Ich blickte auf und sah wie sie sich, mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht, neben mich setzte.

„Angela hat mich gefragt, warum Bella nicht die Nacht in ihrem Bett verbracht hat“, fing sie an zu erzählen.

„Was hast du ihr denn gesagt?“

„Na, die Wahrheit, was denkst denn du.“

Ich blickte sie erschrocken an. „Alice.“

'Reg dich ab. Ich hab ihr nur gesagt, dass sie die Nacht mit dir verbracht hat.'

„Als ob das viel besser ist.“

„Ich denke schon.“ Sie sah mich von der Seite musternd an. „Und?“

„Was und?“

'Stell dich nicht dümmer als du bist, Edward. Du weißt, sehr wohl was ich wissen will.'

„Ich hab es ihr gesagt“, fing ich an.

Sie grinste.

Ich blickte sie fragend an. Warum war sie nicht erstaunt oder überrascht oder vielleicht sogar wütend?

'Das weiß ich doch alles schon, Edward. Ich will wissen, wie sie reagiert hat. Einzelheiten.'

Ich blickte sie erschrocken an. „Was heißt, das du weißt das alles schon?“

'Falls du es vergessen hast, mein lieber Bruder. Ich habe auch eine gewisse Gabe.'

Ich seufzte. Natürlich. Deswegen hatte sie mich auch mit der Decke gehen lassen.

Sie wusste es. Sie wusste es die ganze Zeit schon. „Wie lange schon?“

„Schon vor der Abreise“, gestand sie mir ohne Reue.

Ein Seufzer verließ meine Lippen. Das war wirklich lange und ich kämpfte hier mit mir selber?

'Jetzt komm mir nicht so, Edward. Du weißt ganz genau, dass ich es dir nicht sagen konnte. Außerdem ist es doch gut gelaufen.'

„Ja, aber es hätte mir ein paar meiner Nerven bewahrt“, sagte ich ihr. Aber ich musste schmunzeln. „Ich werde dann mal Carlisle und Esme anrufen und ihnen das Neuste berichten.“ Ich wollte aufstehen.

„Brauchst du nicht“, sagte Alice schnell und hielt mich damit auf dem Stuhl.

„Was meinst du damit schon wieder?“

„Na, ganz einfach. Sie wissen es schon.“

„Wie lange?“

'Wenn du so fragst, wussten sie es sogar noch vor dir.' Sie grinste.

Und etwas in mir wollte Alice wieder erwürgen, aber sie war meine Schwester und ich mochte sie und ich mochte auch ihr Lächeln, wenn sie nicht immer so gemeine Spielchen mit mir trieb. Aber so war sie nun mal. Und tun Geschwister sich nun mal nicht necken, das war doch normal, vielleicht war das ja das Einzige was an uns normal war. Aber ich war froh, dass ich diese Familie hatte. Sie gab mir Halt und war immer für einander da.

„Also wissen es alle daheim schon?“

„Ja, Edward.“ Sie lächelte immer noch. 'Ich treffe mich nach dem Unterricht wieder mit Jasper.'

„Gut, ich weiß dann Bescheid.“

Es war schön, dass Alice nun auch glücklich war.

'Schau mal. So hat jeder seinen Partner. Carlisle hat Esme. Emmett und Rosalie haben sich. Ich habe dann Jasper und du hast Bella'

Ich blickte Alice erschrocken an. „Sie ist immer noch ein Mensch.“ Sie würde nicht mein Partner sein können. Nie.

'Ja, du wiederholst dich, Bruderherz.' Damit stand sie auf. „Ich geh dann mal wieder rein.“ Sie grinste mich an. „Mach dir nicht so viele Gedanken, Edward.“

„Du hast ja leicht reden.“

„Versprich mir einfach, dass du es einfach nur genießt.“
 


 

Bellas Sicht:

Ich trat gerade aus der Dusche unseres Zimmers als ich ein wenig zusammen zuckte. Angela stand vor mir und blickte mich fragend an. „Du hast mich aber erschreckt.“

„Das hast du auch.“

„Wie?“ Ich wusste nicht, was sie mir sagen wollte.

„Ja, du hast mich ganz schön erschreckt, als ich gemerkt habe, dass dein Bett die ganze Nacht leer blieb.“

„Oh, das meinst du?“ Ich ging zu meiner Tasche und suchte nach etwas zum Anziehen.

„Ja, genau das meine ich. Hast du nicht mehr dazu zu sagen?“

Ich zog eine schwarze Hose und ein Oberteil aus der Tasche. „Passt das zusammen?“

„Mensch Bella.“ Sie seufzte.

Ich musste lächeln. Angela war so süß und ich fand es toll, dass sie sich um mich Sorgen machte, auch wenn das vollkommen fehl am Platz war. Schließlich legte ich meinen Arm um sie. „Tut mir Leid, Angela. Es kommt nicht wieder vor.“

„Alice sagt, du hast mit Edward die Nacht verbracht.“

Ich errötete. Dann fragte ich mich, woher Alice das wusste. „So was hat Alice gesagt?“

„Ja, und nach deiner Gesichtsfarbe zu urteilen, stimmt das sogar.“

Ich nickte. „Ja, wir haben die Nacht draußen im Wald verbracht.“

„Cullen und du.“

„Ja, Edward und ich.“ Ich legte die Hose und das Shirt beiseite und suchte nach Socken in der Tasche. „Aber es war nicht so wie du vielleicht denkst. Wir haben nur geredet.“

„Edward kann reden?“

Ich grinste sie an. „Ja, er kann reden.“ Mir fiel das Gespräch von heute Morgen wieder ein. Er war ein Vampir. Und ich hatte keine Angst vor ihm. Was vermutlich vollkommen verrückt war und vermutlich hielt mich selber verrückt.

„Was wirst du Jake sagen und Mike?“

„Ich wüsste nicht, dass ich den beiden überhaupt etwas sagen müsste“, gestand ich ihr wahrheitsgemäß. Warum sollte ich ihnen eine Antwort geben?

„Na ja, ich glaube schon, dass sie Antworten von dir wollen.“

„Warum?“

„Weil…“ Angela seufzte und setzte sich zu mir aufs Bett. „Die beiden mögen dich.“

„Ja, das ist schön für die beiden. Aber sie wissen nicht, wann sie mich in Ruhe lassen sollen. Ich bin wegen den beiden in den Wald gelaufen und wenn Edward mich nicht gefunden hätte, hätte ich mich wohl verirrt.“

Angela blickte mich überrascht an. „So war das?“

„So war das.“ Ich nahm meine Sachen, die ich aufs Bett bereit gelegt hatte, und ging wieder ins Badezimmer. „Gehen wir gleich zusammen zu Mathematik?“, fragte ich sie.

Sie nickte. „Klar.“

Fragen und Antworten

Bellas Sicht:

Es war komisch. Ich konnte das was in mir vor ging, gar nicht beschreiben.Ich war glücklich und konnte den ganzen Tag nur grinsen und strahlen. Lag es daran, dass Edward mir so sehr vertraute?

Lag es daran, dass ich die Nacht mit ihm allein verbracht hatte?

Es war einfach nur komisch. Ich wusste immer noch kaum etwas über ihn und dann wusste ich doch so viel über ihn.

Der Tag verlief schneller als erwartet und das obwohl ich kein Biologie hatte.

Und Edward? Edward hatte ich seit heute früh, als wir gemeinsam in die Jugendherberge zurückkehrten, nicht mehr gesehen. Angela, Mike und Jake beanspruchten mich mal wieder komplett heute für sich.

Dabei wollte ich so gerne ein paar Minuten mit Edward reden oder vielleicht mit Alice, doch sie fand ich auch nicht.
 

Nach dem Abendessen flüchtete ich endlich vor den Dreien auf die Terrasse. Ich setzte mich auf die Bank und schnappte erst mal nach Luft. Endlich Ruhe. Endlich konnte ich mal versuchen meine Gedanken zu sortieren, was echt mal notwendig war.

Edward… und schon wieder musste ich nur an ihn denken.

Ich musste an seine Augen denken, die so schön warm waren.

Ich musste an seine Haut denken, die so zart war und glitzerte.

Ich musste an sein Lächeln denken, das so perfekt war, so schön war.

Ich musste an seinen Körper denken, der der Körper eines Models war, aber auch so hart wie ein Stein war.

„Hey.“

Ich wollte schon aufseufzen, dass einer der drei oder vielleicht sogar alle drei mich wieder gefunden haben, aber ich erkannte die Stimme. So eine schöne und sanfte Engelsstimme hat nun mal nur einer.

Ich blickte Edward Cullen mit einem Lächeln an. Er sah so wundervoll aus wie immer. Seine goldenen Augen leuchteten mich warm an. Seine Haare standen wirr vom Kopf ab, es sah hinreißend aus. Es gab ihm einen verwegenen Touch. „Ist hier noch ein Platz?“

Ich lächelte und rutsche zur Seite. „Ja.“ Ich war froh, dass ich das „Ja“ gut raus bekam. In mir hatte sich regelrecht ein Kloß festgesetzt, als ich ihn gesehen hatte. Es war komisch. Ich fühlte mich plötzlich in seiner Gegenwart so schwach. Was war das?

Edward setzte sich mit einem Grinsen neben mich.

Wir schwiegen.

Ich konnte gar nicht anders, ich verkrampfte mich irgendwie. Meine Hände klemmte ich mir zwischen die Oberschenkel, damit ich nicht in die Versuchung gelangte, mit ihnen komische, nervöse Gestiken zu machen. Ich konnte ihn nicht mal anschauen. Ich wusste gar nicht warum ich mich gerade so anstellte, ich meine wir haben letztens so viel geredet. Es war toll mit ihm zu reden.

Er hatte mir sein Geheimnis anvertraut, was ihm vermutlich nicht leicht gefallen ist. Nein, ich wusste, dass es ihm nicht leicht gefallen ist.

Ich seufzte auf. Ich seufzte, wegen meinem eigenen verkrampften Verhalten.

„Ist alles okay, Bella?“

Echauffiert blickte ich ihn an. Ich lief rot an. Er hatte also meine nervöse Haltung gemerkt. Es war komisch, aber ich musste lächeln, als ich ihn ansah.

Irgendwie nahm er mir mit dem Blick, den er mir gerade zuwarf, all meine Nervosität und ich fühlte mich ein wenig leichter.

„Ich habe mitbekommen, dass du zwei Bodyguards hast.“ Er lächelte mich mit seinem perfekten Grinsen an.

„Wen meinst du?“ Ich wusste wirklich nicht von was oder von wem er sprach.

„Von Mike und Jake.“

„Ach so, die beiden meinst du. Ja, sie nerven ein wenig.“

„Ja?“ Er musste schmunzeln und ich wüsste zu gerne warum er so grinste. Aber ich fragte ihn nicht, weil ich ahnte, dass er mir eh keine Antwort darauf geben würde.

„Ich hab dich heute den ganzen Tag gesucht.“ Ich seufzte und grinste gleichzeitig. „Wobei ich wohl vermutlich gar keine Chance gehabt hätte, mich mit dir in Ruhe zu unterhalten, du hast meine Bodyguards schon kennen gelernt“, scherzte ich.

Edward musste auch lachen und ich muss gestehen, es klang himmlisch. „Ja allerdings.“ Auf den ersten Teil meines Satzes reagierte er nicht. Hätte mich auch gewundert. Er war eben wie er war, ein riesengroßes Geheimnis.

Ob er nur zu mir so war? So geheimnisvoll?

„Bella, das heute früh“, fing er an. Er blickte mich gerade nicht an, sondern schaute in die Ferne.

„Wie bitte?“ Ich wollte ihn eigentlich nicht unterbrechen, aber ich war einfach zu überrascht, dass er das Thema ansprach.

Warum schlich sich in mir das Gefühl, dass er sich für etwas entschuldigen könnte und das wollte ich bestimmt nicht hören, denn ich fand es ja wundervoll.

Ich fand es wundervoll, mit ihm auf der Lichtung gewesen zu sein.

Ich fand es wundervoll, dass er mir sein Geheimnis gestanden hatte.

All das war so wundervoll gewesen. Es schien fast wie ein Traum. Aber es war noch viel schöner, denn es war kein Traum gewesen.

Er lächelte mich an, als ich ihn gestoppt hatte. Vermutlich aber nicht, weil ich ihn gestoppt hatte, sondern weil ich verlegen wurde und wieder nervös auf den Boden schaute.

Er lehnte sich nun zurück. „Es war sehr schön gewesen“, sagte er schließlich.

Überrascht blickte ich ihn an. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht, dass er mir das sagte, was ich auch empfand. Ja, für mich war es auch schön gewesen, wollte ich sagen. Doch ich konnte nicht sprechen. Ich konnte ihm nichts antworten. Dieser eine Satz von ihm hatte mir meine Stimme verschlagen und so blieb mir nichts anderes übrig, als ihn nur anzuschauen. Nein, ich starrte ihn an. Weil ich es nicht glaubte.Nein, ich konnte nicht glauben, dass jemand wie Edward Cullen so etwas zu jemand wie mir sagte. Nicht zu irgendjemand anders, nein, er sagte es wirklich zu mir. Und ich glaubte meinen Ohren immer noch nicht. Schließlich hatte ich wieder die Kontrolle über ein paar meiner Muskeln und ich schaffte es zu nicken.

Edward musste wieder schmunzeln, ja, er schaute mich wieder mit diesem wundervollen schiefen Lächeln an, was so perfekt war.

„Es war schön sich mit dir zu unterhalten, Bella.“

Er sprach meinen Namen aus. Und wie er ihn aussprach, es schien mir als sang er ihn fast. Wenn ich nicht schon saß, musste ich mich jetzt auf jeden Fall erst mal hinsetzen, das verkraftete mein Herz nicht so schnell. Zumindest kam es mir gerade so vor.
 

„Sag mal,“ Ich hatte es endlich geschafft, mich wieder zu beruhigen. Meine Atmung wurde auch wieder ruhiger. „Was macht man so als…“ Ich wusste nicht, ob ich es aussprechen konnte, das Wort mit V.

„Du meinst als Vamp?“

Wenn er es so sagte, klang es richtig spaßig. Aber ich wusste, dass er es vermutlich auch anders nennen würde. Ich seufzte, ja vielleicht war hier nicht der richtige Ort. „Ja, genau.“

„Oh, wir gehen öfters auf Menschenjagd“, scherzte er. Edward lachte. Er lachte wirklich. Es hörte sich so toll an, wenn er lachte. Aber das Thema fand ich irgendwie gar nicht zu lachen.

„Du findest das lustig?“, hakte ich vorsichtig nach.

„Oh, Bella.“ Er blickte mich überrascht, aber auch fragend an. „Ich wollte dich nicht erschrecken und mit meinem Lachen wollte ich dir erst recht keinen Schrecken einjagen.“ Er versuchte wieder erst zu sein. „Also wir jagen keine Menschen.“

Ja, das beruhigte mich schon etwas. Ich konnte es mir auch nicht wirklich vorstellen. „Was meinst du mit „wir“?“

„Meine Familie“, sagte er knapp.

„Ihr seid alle…?“

Edward schaute plötzlich über mich. Hörte er jemand kommen? „Leise“, flüsterte er mir zu. Er flüsterte es so leise, dass nur ich es hören konnte.

„Ich könnte wetten, ich hätte hier jemanden gehört.“ Es war Jakes Stimme die ich hörte.

Ich blickte zu Edward. Wir versteckten uns. Es war lustig. Ich fand es lustig. Er half mir, mich vor Mike und Jake zu verstecken und er machte mit. Wollte er lieber mit mir alleine bleiben?

„Wir schauen einfach drinnen nach ihr“, sagte nun Mike.

Edward wartete noch eine Weile, bevor er mich wieder anblickte. Er lächelte wieder.

„Du hast meine Bodyguards rein gelegt.“, scherzte ich.

„Na ja, du hättest ja schreien können. Ich hab dir ja nicht den Mund zu gehalten.“

„Soweit kommt es bestimmt nicht. Ich rufe bestimmt nicht nach den Beiden.“

„So schlimm nerven sie dich?“, fragte er mich und blickte mich liebevoll an.

Da war wieder dieser Blick.Dieser Blick der all meine Kraft aus meinem Körper nahm und der mich schwach werden ließ.

Ich wusste gar nicht, was ich sagen wollte. Ich versuchte nur gerade meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Warum auch immer atmete ich plötzlich schneller?

„Was sind deine Hobbys?“, fragte er mich schließlich. Hatte er gemerkt, dass ich nervös geworden bin?

Überrascht blickte ich ihn an. Wie schnell er doch das Thema wechseln konnte. Ich lächelte. „Ich lese sehr gerne. Ich habe eigentlich keine bestimmten Hobbys.“

„Nein?“ Es war fast so, als schien er von meiner Antwort enttäuscht.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, wohl nicht. Ich habe doch Charly.“ Ich lächelte. Ja, so war es ja auch schließlich.
 

„Bella…“ Es war Jake, der sich am Frühstückstisch sofort mir gegen übersetzte und mich fordern anschaute.

„Guten Morgen Jake.“ Ich lächelte ihn an. Mir war wirklich zum Lächeln zu Mute. Edward und ich hatten noch ewig auf der Bank gesessen und gequatscht. Und das war toll gewesen. Ich wusste nun ein paar Dinge über Edward Cullen. Es war schön. So hatte ich das Gefühl ihm ein bisschen näher gekommen zu sein.

„Guten Morgen“, sagte er schließlich auch zu mir. Er blickte mich forschend und fragend an.

Ich merkte, dass er etwas auf dem Herzen hatte. Ich konnte mir auch schon denken worum es ging. Er wollte bestimmt wissen, wo ich gestern hin verschwunden war. Aber darauf würde er bestimmt keine Antwort von mir bekommen.

Also aß ich weiter an meinem Müsli.

„Hast du die Englisch-Hausaufgabe schon gemacht?“, fragte ich ihn schließlich.

Echauffiert blickte er mich an. Mit so einer Frage hatte er bestimmt nicht gerechnet. Was mir aber gerade egal war. Ja, es war mir seltsamerweise egal. Zu sehr waren meine Gedanken immer noch bei gestern Abend. Bei Edward und mir. „Ja, hab ich fertig“, sagte er schnell. Er blickte in meine Müsli-Schüssel. „Sag mal, Bella“, fing er nun an.

Ich stoppte meinen Löffel auf halber Höhe zu meinem Mund und blickte ihn fordernd an. Er seufzte. „Nun sag schon, was dir auf dem Herzen liegt. Ich kann es ja nicht riechen, mein lieber Jake.“ Der Löffel war nun gut in meinem Mund gelandet.

„Mich würde interessieren, ob zwischen dir und Cullen was läuft?“

„Cullen?“

„Edward, verdammt.“

Ich blickte ihn an, legte schließlich meinen Löffel in das Schälchen. „Warum interessiert dich das?“

„Läuft da was zwischen Cullen und dir, ja oder Nein?“ setzte er noch mal härter nach.

Ich seufzte. „Ich mag ihn“, antwortete ich schließlich.

Er fiel auf seinen Stuhl zurück. Er hatte sich wohl eine andere Antwort erhofft, aber die konnte ich ihm leider nicht geben.

Das hier war schließlich die Wahrheit. Ja, ich mochte ihn. Aber Edward konnte man doch nur mögen. Schließlich stand ich von meinem Stuhl auf und brachte mein Schälchen weg.
 


 

Edwards Sicht:

„Cullen!“

Ich blickte überrascht von meinem Buch auf und zog mir die Kopfhörer aus den Ohren. Mit Musik waren die Gedanken der anderen Leute um mich herum kaum zu hören, somit war es für mich richtig entspannend. Ich konnte mich dann wirklich auf mich selber konzentrieren. Vor mir standen Mike Newton und Jacob Black und blickten mich böse an. Sollte das furchterregend sein?

„Newton. Black.“

„Lass die Finger von Bella“, platze Mike sofort raus.

'Super Mike.' hörte ich Jakes Gedanken und ich musste wieder schmunzeln. Da kamen doch die beiden zu mir und wollten mir etwas sagen, worüber sie sich nicht mal einig waren, wie sie es mir sagten. Armselig.

„Genau, Cullen. Halte dich von Bella fern“, richtete sich nun auch Jake an mich.

'Wir zeigen es dir schon.' drohte mir Mike in seinen Gedanken.

Nun stand ich doch von meinem Stuhl auf, legte mein Buch und den I-Pod auf den Tisch und blickte beide fordernd an.

„Ich glaube, Bella ist alt genug, sich ihre Freunde selber auszusuchen“, antworte ich den Beiden ruhig.

„Wir sagen Dir aber, dass du dich von ihr fern halten sollst“, Jake kam auf mich zu und wollte mir mit der Faust drohen.

'Oh Jake, das solltest du nun wirklich lassen. Du hast nämlich nicht die geringste Chance bei mir. So leid es mir tut, dir das sagen zu müssen. Ich bin dir haushoch überlegen. Leg dich also nicht mit mir an. Und schon gar nicht, wenn es um Bella geht. Ich würde es dir gegenüber nicht sagen, aber ich würde für sie inzwischen alles tun.'

„Ich glaube, ihr beide versteht nicht ganz recht“, fing ich an.

„Du verstehst nicht richtig“, meinte Jake zu mir.

„Genau, sei still und hör zu Cullen“, sagte Mike wieder etwas zu mir.

Ich blickte ihn an. 'Jake, du machst das gut so', dachte Mike.

So was nennt sich also Freunde. Letztendlich waren sie beide selber Konkurrenten. Schließlich wollten beide Bella für sich haben. Keiner würde so leicht aufgeben, aber als erstes wollten sie sich verbünden und mich aus dem Weg räumen, bevor sie sich selber die Köpfe einschlagen würden. Ich fand das lustig. Ich fand die beiden lustig.

„Noch mal“, wollte ich noch mal anfangen. „Ihr versteht nicht. Ich bin es nicht der Bella aufsucht, sondern sie ist es die den Kontakt zu mir sucht.“ Nun blickten mich beide überrascht an. „Ja, genau, sie kommt immer wieder zu mir.“ Es war egal, ob das nur die halbe Wahrheit war. Aber das langte um die beiden durcheinander zu bringen. Schließlich kannten sie Bella eigentlich gar nicht. Denn wenn sie sie kennen würden, dann wüssten sie, dass es nur die halbe Wahrheit war. Ja, wir zogen uns beide regelrecht an. Ich konnte tun was ich wollte, sie war einfach immer in meinen Gedanken. Und ich hatte einfach das Gefühl, dass es bei ihr nicht anders war. Es war ein so wundervolles Gefühl mit ihr zu reden. Sie war so schrecklich süß. Sie war tollpatschig, niedlich, hübsch. Sie war toll. Sie war einfach wundervoll.

„Lass einfach die Finger von ihr“, setzte Mike noch mal nach.

Dann drehten sich beide um.

'Irgendwie sollte das doch anders laufen. Was ist schief gelaufen?', vernahm ich noch Mikes Gedanken.

'Dieser Cullen… er soll seine Finger von Bella lassen', dachte Jake noch.

Schließlich setzte ich mich wieder hin, nahm mein Buch wieder zur Hand und steckte die Kopfhörer wieder in meine Ohren, so waren auch all die anderen Gedanken wieder ausgeblendet und ich konnte mich wieder nur auf meine eigenen Gedanken konzentrieren. Bella.

Ich musste lächeln. Mike und Jake, hatten sich doch wirklich als die Bodyguards von Bella ernannt. Dabei konnte sie sehr gut auf sich selber aufpassen. Und wieder musste ich schmunzeln.Na gut, ein paar Dummheiten macht sie schon und man muss sie schon hin und wieder retten. Aber Bella wusste was sie wollte und da brauchte sie keinen, der ihr etwas sagte. Sie wusste einfach was sie wollte, was sie interessierte und mit wem sie befreundet sein wollte. Sie war eine tolle Person und sie wusste wohl gar nicht, welche Wirkung sie auf Männer hatte.
 


 

Bellas Sicht:

Mit einem schweren Seufzer legte ich meine Schultasche auf das Bett und legte mich daneben. Der Tag ging viel zu lange und war viel zu anstrengend. Gut, ich hatte die Nacht nicht wirklich viel Schlaf bekommen und die Nacht davor auch nicht, daran konnte es natürlich liegen.

„Bella.“

Ich blickte überrascht auf und sah, wie Alice sich in ihrem Bett aufrichtete. „Hab ich dich geweckt? Tut mir Leid, ich hätte erst schauen sollen, bevor ich mich mit so einem lauten Seufzer ins Bett werfe.“

„Nein, du hast mich nicht geweckt“, sagte sie lächelnd.

„Dann hab ich ja Glück gehabt.“

„Wie war dein Tag?“

„Anstrengend. Ich hatte Doppelstunde Mathematik und Physik. Ich mag beide Fächer nicht so sehr. Wobei Physik am schlimmsten war.“ Ich gähnte.

„Vielleicht war die Nacht auch einfach nur zu kurz?“, fragte sie mich mit einem hinterlistigen Grinsen.

Ich errötete und schaute verlegen zu Boden. „Vielleicht.“

„Sag mal, Bella.“ Mein Bett bewegte sich. Ich blickte auf und sah, dass Alice sich neben mich setzte. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie aufgestanden war und zu mir gekommen war. Sie grinste. Alice hatte so etwas Elfenhaftes an sich und ein ziemlich freches Lächeln. „Sag mal…“, fing sie noch mal. „Ich stell dir jetzt eine ehrliche und direkte Frage und ich möchte eine ehrliche Antwort.“

„Ich werde mein bestes geben.“

Sie nickte. „Gut. Magst du meinen Bruder?“

Ich spürte, wie ich rot anlief. Verlegen schaute ich wieder zu Boden und dann raffte ich mich auf und nickte. „Ja, ich mag deinen Bruder.“

„Ui, wie super“, quietschte sie auf. Ich blickte sie überrascht auf. „Das ist ja wundervoll.“

„Was meinst du damit, Alice?“

„Och, Bella, bin ich froh.“ Sie drückte mich einfach an sich. Völlig überrumpelt, ließ ich es über mich ergehen. Ich wusste gar nicht, was ich machen sollte. Schließlich drückte sie mich wieder leicht von sich und grinste mich wieder breit an. „Och, Bella, das ist echt super.“ Ich verstand nicht was sie mir sagen wollte, aber ihr Lächeln steckte mich echt an und so musste ich mit lächeln. „Die anderen werden begeistert sein.“

„Die Anderen?“, fragte ich nun skeptisch.

Dann fiel mir wieder ein, was Edward zu mir gesagt hatte, über seine Familie. Sie waren wie er. Ich blickte Alice überrascht an. Das hieß, sie war auch ein Vampir.

Schon wieder das Leben gerettet

Bellas Sicht:

Der letzte Tag in Homer stand an.

Es war schon komisch, wir waren nun zwei Wochen hier geblieben. Mein Vater und unsere Direktorin sollten in einer Hinsicht recht behalten, ich habe meine Mitschüler viel besser kennen gelernt. Es waren zwei wundervolle Wochen.

Ja, das musste ich mir schon eingestehen.

Ich hatte in Angela eine wundervolle Freundin und Zuhörerin gefunden.

Mike und Jake waren auch sehr nett, wenn auch ein wenig nervig, aber ich wusste ja, dass sie es nie böse meinten.

Lauren und Jessica… ich mochte beide nicht besonders und sie schienen mich nicht sehr zu mögen.

Aber das machte mir nicht unbedingt etwas aus. Sie waren ja meist nur die Anhängsel von Jake oder Mike und da diese beiden immer in meiner Nähe sein mussten, warum auch immer, waren auch die beiden immer da.

Alice… Edward…

Ja, ich wusste über die beiden etwas, das wohl sonst kein anderer wusste.

Sie waren beide außergewöhnlich.

Alice war eine tolle Person, mit ihr konnte man lachen und Spaß haben, scherzen und Blödsinn anstellen.

Und Edward….

Edward…

Allein sein Name lässt meine Gedanken wieder ganz weich werden. In meinem Bauch spüre ich sofort wieder dieses warme und angenehme Gefühl. Ich spüre dieses Kribbeln wieder in meinem ganzen Körper, das mich taub und blind werden lässt.
 

„Bella, kommst du endlich.“

Überrascht blickte ich auf. Ich lag wirklich zurück. Meine Gedanken, hatten mich langsamer werden lassen. Ich zog an dem Riemen meines Rucksacks und eilte wieder vor zu Angela.

„Warum müssen wir hier noch mal durch die Berge laufen?“, fragte Lauren. Sie lief neben Jake und Mike, die mich angrinsten, als ich aufgeholt hatte.

Der Weg war nicht sehr breit, es passten nur zwei Leute nebeneinander.

Rechts ging es steil hinauf und links, ging es steil hinunter, natürlich gab es eine Absicherung, die bestand aber nur aus einem Seil und ab und an einem Pfosten.

„Weil wir noch etwas von Homer sehen sollen, bevor es morgen wieder nach Hause geht“, antwortete Angela ihr.

Ich nickte ihr zu. „Ist doch ganz schön hier“, sagte ich lächelnd. Ich meinte es wirklich. Man hatte hier eine wundervolle Aussicht. Auch wenn ich selber nicht so sehr aufs Wandern stand, musste ich es dennoch zugeben.

Schließlich kramte ich meine Kamera aus dem Rucksack heraus.

Ich hatte die zwei Wochen viel zu wenig Fotos gemacht, fand ich, also musste ich heute am letzten Tag ein paar Fotos aufholen. Ich drehte mich um und schoss ein paar Fotos von den Leuten, die hinter uns liefen.

Es waren nur Ben, der mit Tylor direkt hinter uns lief. Außerdem noch Marianne und Lisa, mit beiden hatte ich nicht sehr viel zu tun. Ich hatte nur mit ihnen zusammen Sport und in Homer fiel der Sportunterricht aus, also hatte ich keine weiteren Fächer mit den Beiden.

Ich entdeckte auch Edward, der, wie ich nicht anders erwartet hatte, neben Alice lief. Er blickte mich auch an und lächelte.

„Hey, Bella.“

Ich blickte überrascht in das Gesicht von Tylor. „Tylor, was gibt es denn?“

„Komm, wir geben Angela mal die Kamera und sagen, sie soll mal ein Foto von uns beiden schießen“, schlug er direkt vor.

„Oder von uns beiden“, sagte Mike sofort und war schnell auf meiner anderen Seite. Es wurde ziemlich eng auf dem Weg.

„Nein, danke“, sagte ich und nahm einen Schritt zu um wieder bei Angela anzukommen.

Wieder etwas mehr Platz. Etwas.

„Warum nerven die eigentlich immer nur mich?“, fragte ich Angela seufzend.

Doch diese war gar nicht darauf aus, mir auf diese Frage eine Antwort zu geben. Sie grinste nur. „Und Edward?“

„Was ist mit ihm?“

„Nervt er dich auch?“

„Edward nervt dich?“, fragte Jake sofort und war schnell wieder dicht hinter mir. Warum musste er immer das mitbekommen, was nicht für ihn bestimmt war?

„Nein, Edward nervt mich nicht“, antwortete ich bissig, eher zu Jake als an Angela gerichtet. „Warum sollte er auch? Er ist nett.“

„Nett?“, fragte Jake skeptisch.

„Ja, nett.“ Ich seufzte. Ich wollte mit Jake nicht über Edward reden. Nicht mit ihm. Ich wollte mit Edward über ihn reden oder vielleicht mit Alice. Aber bestimmt nicht mit Jake.

„Hey, Bella, komm lass uns ein Foto von uns beiden machen.“ Es war Tylor, der seinen Arm um mich gelegt hatte. Hatte ich ihn nicht gerade eben schon abgewiesen? Ich spürte die Blicke von Mike und Jake auf mir. Oder waren sie auf Tylor gerichtet? Mir wurde ein wenig unwohl. Es war komisch und fühlte sich nicht gut an, dass die beiden sich mich so angeschaut hatten.

„Lass Bella los“, sagte Mike schließlich.

„Hey, warum denn? Ich denke, Bella kann mir das selber sagen, wenn ihr das nicht gefällt“, meinte Tylor schließlich und blickte mich grinsend an.

„Ja, genau, wo wir gerade davon sprechen…“, wollte ich anfangen. Doch ich wurde sofort unterbrochen.

„Nimm die Finger von ihr.“ Es war Jakes Stimme. Doch er klang wütend.

Ich blickte ihn überrascht an. Warum war er denn wütend?

„Hey, ist schon okay“, meinte Tylor und nahm den Arm von mir.

Jake trat auf Tylor zu und schubste diesen nach hinten.

„Jake“, meinte Angela entsetzt.

Ich blickte Jake genauso überrascht an.

Was war denn in ihm gefahren?

Der Weg hier oben war nun wirklich viel zu schmal für solche Spielchen.
 


 

Edwards Sicht:

Alice und ich liefen ein wenig hinter der Gruppe.

Vor uns gingen nun direkt Angela, Jake, Mike, Tylor und natürlich Bella.

Sie war wundervoll anzusehen. Es war schön, sie lachen zu hören. Es war schön ihr Grinsen zu sehen, außerdem konnte ich so wieder mal ihre Grübchen sehen, die ich so süß an ihr fand. Sie waren süß, da ließ ich mir von niemanden etwas einreden.

'Worüber streiten die denn da vorne?' fragte Alice mich in ihren Gedanken.

Sofort wurde ich hellwach und blickte nach vorne.

„Hey, ist schon okay“, meinte Tylor und nahm den Arm wieder von Bella. Ja, er hatte ihn eben um Bellas Schulter gelegt. Ich hatte Mikes und Jakes Gedanken gelesen und sie sahen, das genauso ungern wie ich, nur dass ich das nicht so offen zeigte. Natürlich war ich Bella sehr viel näher gekommen, sie war mir sehr viel näher gekommen. Sie wusste so viel über mich.

Mein Blick ruhte auf den Vieren.

Bella, Mike, Jake und Tylor.

Ich sah es kommen, dass gleich etwas passieren würde.

Dann merkte ich wie Alice plötzlich stehen blieb. Ich sah an ihrem Gesicht, dass sie gerade eine Vision hatte. Ich seufzte. Warum jetzt?

Ich blickte abwechselnd nach vorne und wieder zu Alice.

Ich sah wie Jake auf Tylor los ging und diesen nach hinten schubste.

„Jake!“, meinte Angela entsetzt.

Ich wollte gerade was sagen, als Alice Hand nach meinem Arm griff und sich fest krallte. „Schnell“, sagte sie nur noch.

Ich wusste nicht, was sie meinte. Aber wie ferngesteuert sah ich sofort wieder nach vorne.

Und ich ahnte, was passieren würde. Dazu brauchte ich nicht Alice Gedanken lesen.

'Warum kann dieser Depp nicht seine dreckigen Pfoten von Bella nehmen?' Das waren Jakes Gedanken. Er kochte vor Wut.

'Was will dieser Jake? Der läuft Bella die ganze Zeit schon hinterher und ist noch nicht bei ihr gelandet, also warum soll ich nicht mein Glück mal probieren?'

Nun war es Tylor der Jake schubste.

Mike wollte dazwischen gehen, da Angela ihn darum gebeten hatte.

Ich blickte zu Bella, sie stand abseits, ziemlich nahe am Rand, für meinen Geschmack auf jeden Fall zu nahe am Rand.

'Mach was. Sonst stürzt Bella gleich herab', sagte Alice zu mir.

Erschrocken blickte ich Alice an.

Ich wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Das hatte sie also gesehen. Nein, das durfte nicht sein. Das durfte einfach nicht passieren, ich musste das verhindern.

Ich ging langsam schneller nach vorne.

Ich musste rechtzeitig bei ihr sein. Ich musste so was verhindern.

Mein Schritt wurde schneller.
 


 

Bellas Sicht:

Ich wollte aufschreien. Die konnten sich doch hier nicht prügeln und streiten. „Verdammt, hört auf.“ Ich griff nach Tylors Arm und wollte ihn zurück ziehen.

Doch Tylor schüttelte mich einfach nur ab und ging auf Jake wieder los.

Ich taumelte nach hinten und spürte plötzlich wie ich nach hinten kippte.

Der Boden war nicht mehr fest unter meinen Schuhen. Er gab nach.

Ich rutschte. Ich würde, da jetzt runter rutschen, kam es mir sofort in den Kopf.

Irgendwie war es Reflex, dass ich einfach die Augen schloss und abwarten wollte.

Dann spürte ich nur noch einen festen Griff, der meinen Arm umfasste und mich festhielt, ein weiterer Arm umfasste mich an der Taille und drückte mich fest an sich.

Ich rutschte also nicht ab. Nein, jemand hatte den Rutsch aufgehalten.

Mein Herz war schon auf 180, langsam beruhigte es sich wieder.

Der Körper an den ich gedrückt wurde, roch wundervoll, verbreitete einen angenehmen Duft. Ja, dieser Duft sorgte dafür, dass ich mich langsam beruhigte.

„Habt ihr sie noch alle!“ Jemand schrie.

Ich hörte die Stimme nur weit entfernt. Nein, ich hörte sie durch den Brustkorb, an dem ich gedrückt wurde.

Überrascht blickte ich langsam auf. Dann realisierte ich, in wessen Arm ich ruhte.

Ich wusste nun, wem die Stimme hörte. „Ihr nennt euch Bodyguards und hättet sie hier gerade runter rutschen lassen. Tolle Kerle seid ihr.“

„Bella.“ Es war Angelas Stimme. Sie drang zu mir durch.

Doch dieser Duft benebelte mich. Er war so angenehm und lieblich. Er hatte mich also wieder gerettet, ja, Edward Cullen hatte mich wieder gerettet. Er war wirklich in allen Situationen da und schaffte es immer wieder mich zu retten.

„Wie kann man nur so dumm sein, sich hier oben auf so einem schmalen Weg prügeln zu wollen.“ Ich hörte, wie er seufzte. Seine Atmung war aufgeweckt und schnell. Er war wirklich sauer.

„Ihr seid echt bescheuert.“

„Bella, alles okay?“ Es war wieder Angela.

Ich nickte nur.

Nun spürte ich den Blick von Edward auf mir ruhen. Ich errötete. „Alles okay?“ Seine Stimme klang wieder sanft. Sie war nun nicht mehr wütend, nein, sie war liebevoll und sanft.

Ich nickte nur.

„Sicher?“

Ich nickte wieder nur.

„Du wärst da fast runter gerutscht.“

Und wieder nickte ich nur.Es war mir egal, ob ich mir dumm vor kam. Ich wollte nichts Falsches machen. Ich hatte in mir das Verlangen einfach weiter in Edwards Armen zu liegen.

„Bella, kannst du was sagen?“, fragte Angela mich.

Aber ich hatte auch das Gefühl, dass ich mich ein wenig zusammen reißen sollte, sonst würde das alles doch peinlicher werden, als gut für mich sein würde. „Ja, ich denke schon.“

Ich wollte mich ein wenig aus Edwards Umarmung lösen, doch sein Griff wurde nicht lockerer. Fragend blickte ich ihn an.

„Geht’s dir wirklich gut?“, fragte er fürsorglich.

„Ja, dank dir.“ Ich lächelte ihn an. „Danke sehr, dass du mir mal wieder mein Leben gerettet hast.“

„Du weißt ja, jederzeit wieder gerne“, sagte er lächelnd.

„So, du kannst sie nun mal wieder los lassen“, vernahm ich Jakes Stimme.

Ich blickte diesen wütend an. Aber Edward ließ seinen Griff wirklich lockerer werden, bis er mich gar nicht mehr umfasste. Ich seufzte innerlich.

„Ihr habt eine Vollmeise“, sagte ich schließlich zu Mike, Jake und Tylor. „Ihr nervt einfach nur.“

„Genau, lasst Bella heute mal in Ruhe“, sagte Angela und stand sofort an meiner Seite.

Ich dankte ihr. „Am besten nicht nur heute“, murmelte ich hinterher. Aber ich bezweifelte, dass auch wenn sie es gehört hätten, sich daran gehalten hätten. Ich blickte mich wieder zu Edward um, doch dieser stand nicht mehr an er Stelle, an der er eben noch gestanden hatte. Nein, ich sah, dass er wieder zu Alice ging.
 


 

Edwards Sicht:

Wir saßen nun also wieder im Bus Richtung Flughafen und dann heim wärts nach Forks. Ich hatte wieder Kopfhörer in meinen Ohren. Ich wollte meine Ruhe und nicht mit den Gedanken der anderen genervt werden. Ich musste nachdenken.

Über Bella… Ja, über Bella.

Sie war ein so wundervoller Mensch. Doch konnte ich wirklich riskieren, sie in alles einweihen.

Aber wusste sie nicht eh schon genug?

Konnte ich nun eigentlich wirklich wieder einen Schritt zurück gehen?

Wollte ich das eigentlich noch?

Nein, wohl kaum. Ich konnte Bella nicht vergessen oder sie ignorieren. Auch wenn ich mir die größte Mühe gab. Sie war einfach immer in meinen Gedanken und wenn nicht in meinen, dann war sie in denen der anderen Jungs, und diese schickten mir ja ihre Gedanken regelrecht zu.

Also so würde das leider nichts werden.

Aber ich wollte es ja wirklich nicht mehr.

Ich liebte sie. Ich liebte jede Faser an ihr. Jedes Grübchen, jedes Lächeln, jeden Augenblick von ihr. Ich mochte es wie sie ihre Haarsträhnen immer wieder hinter ihr Ohr strich, nur um wieder festzustellen, dass diese da gar nicht ruhen wollten.

Bella war widerspenstig, sie hatte aber vor nichts Angst, zumindest schien es so.

Sie kam mit meinem Geheimnis klar?

Kam sie wirklich damit klar, dass ich ein Vampir war? Wusste sie eigentlich, was das bedeutete?

Ich wollte immer bei ihr sein, sie die ganze Zeit einfach nur an mich drücken.

Aber ich hatte auch immer die Angst, dass ich ihr weh tat, dass ich mal zu fest drückte, sie mal zu ernst anschaute.

Ich hatte Angst.

Angst, dass ihr etwas passieren könnte.

Angst, dass ihr etwas passieren könnte und ich daran schuld sein könnte.

Ich wollte sie beschützen, vor allem und jedem, ich wollte ihr nie wehtun.

Sie wollte sie immer lächeln sehen. Immer.

Aber vielleicht war es einfach besser, wenn sie ein normales Leben mit normalen Freunden führte. Es war am einfachsten für sie.
 

Bellas Sicht:

In meinen Ohren war die Stimme von Anna Nalick. Sie sang das Lied „Breathe“.

Es war komisch. Genauso fühlte ich mich gerade. Ihre Stimme drückte genau das aus, was ich gerade fühlte.

Fragend. Forschend. Unsicher. All das war ich.

Wie würde es sein, wenn wir wieder in Forks sein würden?

Wie würde es mit Edward und mir sein?

Er ging mir immer aus dem Weg und tauchte immer nur in den schlimmsten Momenten auf, um für mich da zu sein. Was bedeutete das?

Konnte ich das auch noch in Forks haben?

Konnte ich auf diese Art in Forks auch noch sicher sein?

Ich wollte ihn einfach nicht mehr missen. Ich fühlte mich in seiner Gegend so wohl, so vertraut, als wäre es schon immer da gewesen.

Es war ein komisches, fremdes Gefühl. Aber es war so wundervoll warm. Er war warm zu mir.

Was sollte ich tun?

Sollte ich warten, bis er sich in Forks bei mir meldet? Warten bis er mich in der Schule anlächelt?

Oder soll ich ihn anschreiben, ihn ansprechen, ihn anlächeln?

Sollte ich den ersten Schritt machen?

Oder war ich dann einfach zu aufdringlich?

Wusste ich überhaupt, ob er das gleiche für mich empfand, wie ich für ihn?

Nein… ich wusste gar nichts…

Wer war ich denn auch schon?

Ich war nur Isabella Marie Swan. Ich sollte nicht hoffen, dass jemand wie Edward Cullen, das gleiche für mich empfand, wie ich für ihn. Das war einfach nur ein Traum.

Vielleicht war er ja auch nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen…

Aber warum hatte er mich dann so lange an sich gedrückt?

Warum führte er dann immer so lange Gespräche mit mir, wenn wir alleine waren?

Ich wusste nichts.

Ja, vielleicht sollte ich einfach warten.

Der Herbstball

Da waren wir nun wieder.

In Forks. In dem kleinen verregneten Forks. Forks eine Stadt wie jede andere.

Und doch eben nicht.

Forks ist eine Stadt am westlichen Rand des Olympic-Nationalparks im US-Bundesstaat Washington. Sie wurde erst am 28. August 1945 gegründet und hat etwa 3000 Einwohner (Stand 2005) auf einer Fläche von 8,1 km². Der Ort hat die höchste Niederschlagsrate von Nordamerika.Wie gesagt, es regnete hier und wenn es hier eben nicht regnete, dann war es bewölkt. Mit häufigem Sonnenschein konnte Forks nun wirklich nicht punkten.

Aber das war egal. Dafür mit etwas anderem.

Forks hatte nämlich besondere Einwohner. Von deren Existenz niemand etwas wissen durfte.

Denn mitten unter uns lebten Vampire.

Richtige Vampire.

Zumindest dachte ich bisher, dass Vampire wirklich wie die aus den Romanen sein würden.

Mit spitzen Eckzähnen.

Wesen, dessen Haut bei Sonnenlicht verbrennt.

Wesen, die man mit Hilfe eines Holzpflockes umbringt.

Wesen, die nur in der Nacht leben.

Wesen, die sich in Fledermäuse verwandeln.

Aber dem war anscheinend nicht so. Vielleicht. Viel wusste ich ja noch nicht.

Und wie es momentan aussah, würde ich auch nicht mehr darüber erfahren, denn Edward ging mir aus dem Weg. Ja, genau, seitdem wir wieder in Forks sind, geht er mir wirklich aus dem Weg. Wir reden kaum miteinander, nur wenn es nötig ist. Es ist traurig und es tut mir seltsamerweise sehr weh. Ich hatte wirklich gehofft, dass unser Verhältnis nun nach dem Ausflug in Homer klar stehen würde, dass wir sehr gute Freunde sein würden.

Aber auch hier hatte ich mich wohl getäuscht.

Ich wusste nicht, warum er mir aus dem Weg ging, aber vielleicht hielt er es einfach für besser.

Und was konnte ich tun?

Das einzige was ich wohl wirklich tun konnte, war ihm nicht auf die Nerven zu gehen. Vielleicht hatte ich auch wirklich nur zu viel erwartet. Edward, Alice, Emmett und Rosalie waren nun mal ein Vierergespann, da war kein Platz für mich. Wie auch. Ich war nun mal nicht wie sie.

Ich war nicht außergewöhnlich und geheimnisvoll, ich war einfach nur Bella.
 

„Edward geht dir immer noch aus dem Weg?“

Ich blickte überrascht von meinem Mathebuch auf, direkt in das Gesicht von Angela.

Es war komisch. Ich konnte mir einreden was ich wollte, es tat mir weh, dass er mich so behandelte, es machte mich traurig. „Na ja, ich hab wohl zu viel erwartet“, murmelte ich vor mich hin.

„Was meinst du damit?“

„Na ja, es war halt nur in Homer so. Keine Ahnung warum. Hier in Forks ist es nun eben nicht mehr so.“

„Siehst du das so?“

„Siehst du es etwa anders?“ Ich schrieb die Gleichungen von der Tafel ab und schaute Angela nicht an. Ich wollte sie auch nicht anschauen. Es war komisch darüber mit jemand anderes zu reden. „Können wir das Thema wechseln?“

„Gerne.“ Ich lächelte sie dankend an. „Was ziehst du am Herbstball an?“

„Was für einen Herbstball?“

„Der nächsten Freitag“, antwortete sie knapp.

„Ach der…“ Ich seufzte. „Nichts.“

„Was meinst du damit? Du wurdest doch bestimmt gefragt.“

„Ja, wurde ich. Aber ich habe abgelehnt. Ich werde nicht hingehen.“

„Warum denn nicht? Das ist jedes Jahr immer sehr schön. Der Frühjahrsball ist zwar noch schöner, aber das ist dein erster hier.“

„Mein erster generell und ich mache ihn nicht mit.“

„Warum?“

Ich seufzte. „Ich kann nicht tanzen.“

„Ach, das stimmt doch gar nicht. Die Frau kann immer nur so gut tanzen, wie der Mann, der sie führt.“

„Wo hast du denn den Spruch her?“

„Egal. Also wer hat dich gefragt?“

„Tylor.“

„Tylor?“, fragte sie skeptisch.

„Ja, Tylor.“ Ich schaute wieder an die Tafel, nur um festzustellen, dass der Lehrer sich von unserem Gespräch nicht beirren ließ, dann blickte ich wieder zu Angela. „Hat Ben dich gefragt?“

„Nein, leider noch nicht. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.“

„Deine Zuversicht hätte ich gerne“, sagte ich ihr mit einem Seufzer.

„Du hoffst, dass Edward dich fragen wird?“

War das so offensichtlich? Ja, vermutlich hatte ich mich schon seit längerem verraten. Schließlich nickte ich ihr zu. „Ja, ist das dumm?“

Angela lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein, das ist doch ganz normal.“ Normal? Was war denn bitte in meinem Leben normal? Nie war irgendwas normal und nun sollte ich normal sein? Nun sollte eine Reaktion von mir normal sein?

Schien in diesem Zusammenhang doch ein wenig unglaubwürdig.

„Und Mike und Jake?“

„Nein, die haben mich noch nicht gefragt.“

„Komisch“, murmelte nun Angela vor sich hin.

„Warum komisch?“

„Ich dachte ehrlich gesagt, die beiden wären die ersten die dich fragen.“

„Vielleicht haben sie es aber endlich gelernt und lassen mich in Ruhe.“

„Lassen sie dich denn in Ruhe?“

„Nicht wirklich“, gestand ich ihr und gab ihr somit Recht. Vielleicht war es komisch, aber darüber wollte ich mir nun ehrlich keine Gedanken machen. Soviel waren sie mir gerade nicht wert.

„Ich fände es schön, wenn du kommst.“

„Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass ich kommen werde.“

„Schade. Aber ich würde es verstehen.“

„Danke, Angela.“
 

Ich war auf den geradem Weg zu meinem Transporter. Ich hatte Charlie heute morgen versprochen Sue zu besuchen. Sie war eine alte Bekannte von ihm und brachte Charlie bevor ich nach Forks gezogen war, immer was zum Mittagessen vorbei. Nun hatte er mich und sie war ihre tägliche Aufgabe los. Sue war alleinstehend und freute sich immer, wenn ich sie besuchte und ihr von meinem Alltag erzählte. Sie war ganz gespannt darauf, meine Geschichten und Erlebnisse aus Homer zu hören. Sie hatte Forks noch nie in ihrem Leben verlassen, was ich mir nun wirklich nicht vorstellen konnte. Aber Sue war so. Sie arbeitete in einem Restaurant hinter dem Tresen. Sie mochte ihren Job und alle Kunden mochten sie. Sie war mir auch direkt mit ihrer lieblichen Art ans Herz gewachsen.

„Bella!“

Ich erkannte die Stimme und seufzte auf. Erstens, weil es nicht die Stimme von der Person war, von der ich hoffte, dass sie endlich wieder mit mir reden würde. Zweitens, war es Jake. Drittens, hatte mich Angela ins Grübeln gebracht und so wollte ich den beiden nie alleine begegnen. Ich wollte nicht, dass sie in die Gelegenheit kamen, mich nun doch wirklich zu fragen, ob ich mit ihnen auf den Ball gehen würde. Aber wie es schien, wurde nichts aus meinem Plan.

Ich drehte mich also um und schaute in das breitgrinsende Gesicht von Jacob Black. „Wie geht’s dir?“

„Danke, sehr gut. Was gibt es denn?“

„Ich wollte mich mit dir einfach mal wieder unterhalten, Bella“, log er. Ich sah ihm an, dass er log. Also war er wirklich wegen dem Ball bei mir. Das konnte ja heiter werden. Vielleicht hatte ich ja noch einen Rettungsweg offen. Mal schauen.

„Tut mir Leid, Jake. Ich habe es eilig. Sue wartet auf mich.“

„Sue?“, fragte er skeptisch.

„Ja Sue. Sie möchte von meiner Reise nach Homer hören.“

„Verstehe“, murmelte er vor sich hin.

„Also, ein anderes Mal.“ Damit wollte ich mich auch schon umdrehen.

„Warte!“, sagte er doch schneller, als ich es war. Super, dachte ich mir. Plan B hat also nichts gebracht. Gibt es einen Rettungswegplan C? „Sag mal, der Ball…“, fing er an. Er fuhr sich nervös durch sein dunkles Haar.

„Was ist damit?“

„Mit wem gehst du denn dahin?“

„Mit niemanden?“

Überrascht blickte er mich an. Ich könnte mich gerade in diesem Moment ohrfeigen, ich hätte einfach sagen müssen, dass ich schon mit jemand hingehe oder direkt sagen, dass ich gar nicht auf den Ball gehen werde. Ich sah, wie seine Augen anfingen zu strahlen. Nun hatte ich den Salat. Nun würde er nicht mehr so schnell wieder abziehen.Also was wollte ich ihm sagen? Ich musste geschickt vorgehen.

„Würdest du dann mit mir dahin gehen?“

„Weißt du Jake“, fing ich an und überlegte immer noch was ich ihm vorlügen sollte. „Ich wollte meine Mutter besuchen gehen, an diesem Wochenende.“ Gute Idee. Ja, das war eine tolle Idee. Familie, Mutter, das war eine gute Taktik. Gegen die würde er hoffentlich nicht ankommen.

„Deine Mutter?“

Ich nickte. „Sie wohnt doch in San Fransisco“, erklärte ich ihm.

„Aber sie will doch bestimmt auch, dass du auf den Ball deiner Schule gehst.“ Wenn er wüsste, dass er damit ins Schwarze getroffen hätte. Aber das durfte ich ihm nicht sagen und schon gar nicht irgendwie vermitteln.

„Nein, ich denke nicht. Ich will sie besuchen gehen. Ich freue mich schon sehr drauf.“

„Verstehe.“

Nun war er geknickt. So was lag mir gar nicht. Jemand einen Korb geben. Nein, davon bekam ich immer sofort ein schlechtes Gewissen. „Tut mir Leid, Jake.“

„Ja, kann man wohl nichts machen.“

Ich nickte. Oh man, wenn er mich weiterhin so ansah, dann würde ich wirklich noch klein bei geben. Ich musste weg.

„Also bis Morgen.“ Damit drehte ich mich schnell um und eilte zu meinem roten Transporter. Ich öffnete die Tür und warf meine Tasche sofort auf den Beifahrersitz, bevor ich mich selbst rein setzte.

Ich seufzte. „Super Bella“, sprach ich mit mir selber. Das eben war wirklich nicht toll und nett schon gar nicht gewesen. Ich hatte Jake einen Korb gegeben und ihn dann einfach stehen gelassen. Zum Glück regnete es wenigstens nicht. Das wäre wohl noch schlimmer gewesen.
 

Es war Freitag der 24. Oktober. In sieben Tagen war Halloween. Während ich hier also zu hause saß, während sich all meine Freundinnen köstlich auf dem Herbstball amüsierten, bastelte ich Halloween-Deko. Charlie war entsetzt gewesen, als ich mit 3 Kürbissen im Transporter nach Hause kam. Aber ich wollte den ganzen Abend nicht einmal an den Ball denken und schon gar nicht an Edward, also musste ich mich beschäftigen. Ich war vollkommen mit dem Aushöhlen des Kürbisses beschäftigt, als es an unserer Haustür klingelte.

Charlie blickte mich fragend an.

Doch ich reagierte gar nicht erst. Ich hatte allen abgesagt und alle dachten ich wäre auf dem Weg nach San Fransisco. Alle außer Angela, die wusste Bescheid. Sie würde morgen vorbei kommen und mir erzählen wie der Ball war, Ben hatte sie nämlich schließlich doch noch gefragt. Was mich sehr für Angela freute.

Charlie stand also mürrisch von seinem Fernsehsessel auf und schlürfte in seinen Schlappen zur Haustür. Er murmelte irgendwas vor sich hin, aber ich registrierte es gar nicht als Worte, die für mich bestimmt waren, also war es auch egal.

„Bella“, hörte ich ihn schließlich. Genervt, schaute ich von meinem Kürbis auf und sah, dass Charlie an der Tür stand, mich aber nun anschaute. „Da ist jemand für dich, Liebes.“

Wer war denn das?

Ich hatte doch allen abgesagt, die mit mir zum Ball gehen wollten.

Ich trocknete und säuberte meine Hände kurz an einem Handtuch und ging zur Tür.

Charlie hatte sich wieder in seinen Sessel gesetzt.
 

Ich staunte wirklich nicht schlecht, als ich sah, wer da vor mir stand.

Kein anderer als Edward Cullen, höchstpersönlich.

In einem schwarzen Anzug. Mit Krawatte.

War er auf dem Weg zu einer Beerdigung?

Aber der Anzug stand ihm wundervoll. Er machte seine Schultern ein wenig breiter, aber entstellte ihn nicht.

Ich griff sofort nach der Tür, um mich irgendwo festzuhalten. Ich wollte nicht in die Lage kommen, meinen Zusammenbruch zu erklären, dem ich gerade schon wieder, wegen zu weichen Knien bevor stand.

„Edward“, sagte ich überrascht. Ja, das war ich wirklich. Was machte er denn hier?

„Hallo Bella.“ Er blickte mich an und lächelte. Ach da war es wieder. Dieses wundervolle und wunderschöne Lächeln. Das Lächeln, welches ich so toll fand, so hinreißend. Es war dieses Lächeln, das meine Knie weich zu machen schien.

„Was gibt es denn?“ Das war die dümmste Frage überhaupt. So was fragt man doch nicht, hämmerte es sofort in meinem Kopf.

„Ich wollte dich zum Ball einladen.“

„Wie bitte?“ Ich musste mich wirklich verhört haben. Es konnte doch nicht angehen, dass Edward Cullen, zwei Wochen nicht mehr mit mir redet und mich dann einfach so zum Herbstball der Schule abholt.

„Ich möchte dich zum Herbstball einladen. Ich habe gehört, dass du allen andere abgesagt hast und ich hoffe, dass du mir vielleicht zusagst. Ich würde mich freuen, wenn du mich begleiten würdest.“

Mein Griff an der Tür verstärkte sich, da meine Beine nachzugeben schienen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, aber ich musste etwas sagen, so viel wusste ich noch. Aber was?

„Ich habe kein Kleid“, gestand ich ihm schließlich.

Ich wollte mir auf die Stirn hauen, aber das ging wohl nicht mehr. Aber es war auch egal. Ich hatte es gesagt. Nein, es war nicht egal. Ich hätte so viel sagen können und dann fiel mir ausgerechnet so etwas vor die Füße oder vor die Lippen vielleicht eher. Edward lächelte mich wieder so wundervoll charmant an.

Ich wusste, dass ich in seinen Augen ertrinken konnte und ich war gerade kurz davor, wenn ich nicht ein helles „Hey“, vernahm.

Überrascht blickte ich von Edward weg und sah in das Gesicht von Alice. Sie hielt mir ein Paket und eine Tasche entgegen. „Ich habe ein Kleid für dich“, sagte sie lächelnd.

Fragend blickte ich zu Edward, doch dieser lächelte mich nur an. „Bitte begleite mich und sag „ja“.“

Ich konnte gar nicht anders. Wie auch? Allein seine warmen Augen zwangen mich sofort dazu, „ja“ zu sagen.

Also nickte ich nur.

Er lächelte und Alice packte mich am Arm und zog mich die Treppe nach oben, direkt in mein Zimmer.

Ich ging jetzt also gleich mit Edward zum Ball? Wer konnte das glauben?

Ich nicht. Ich wusste immer noch nicht was los war.

„Hast du Angst?“

Bellas Sicht:

Alice hatte mich ins Badezimmer geschickt. Ich sollte duschen gehen. Mit einem Handtuch umwickelt trat ich mit nassen Haaren wieder zu ihr in mein Schlafzimmer. Es lief Musik aus meinem CD-Player. Kelly Clarkson sang gerade „Beautiful Disaster“. Ich musste lächeln. Irgendwie passte das gerade zu meiner Situation.

Ich staunte auch nicht schlecht, als ich sah, dass Alice ein kleines Kosmetikstudio auf meinem Schreibtisch ausgebreitet hat.

„Setz dich, Bella.“

„Warum machst du das?“, fragte ich sie, setzte mich aber auf den Stuhl vor ihr.

„Warum, mach ich was?“

„Das hier.“

„Du meinst, warum mein Bruder ein Depp ist.“

Überrascht blickte ich sie an. „Warum denn das?“

Sie lächelte mich an und fing an meine Haare zu kämmen. „Glaub mir, er ist ein Depp und ich finde du solltest ihn ein wenig zappeln lassen.“

„Inwiefern?“ Es war unbekanntes Gefühl, als ich so vor Alice saß und sie mir die Haare kämmte. Die einzige Person die mir mal die Haare gekämmt hatte, war Reneé, mein Mutter. Noch nie hatte eine Freundin von mir, mir die Haare gekämmt. Aber es fühlte sich schön an. In Phoenix hatte ich nicht so viele tolle Freunde, wie hier in Forks. Ja, ich musste gestehen, es war gar keine so schlechte Idee gewesen hierher zu kommen. Ich wusste nicht was nun anders sein sollte, aber hier hatte ich Freundinnen. Hier waren Angela und auch Alice.

„Ganz einfach.“ Sie stoppte kurz. Ich saß mit dem Rücken zu ihr und konnte nicht erkennen, warum sie stoppte, aber ich fragte auch nicht. „Edward ist seitdem du hier in Forks bist in dich verliebt und er kriegt es einfach nicht auf die Reihe, es sich einzugestehen.“

Meine Atmung stockte wieder. Was sagte Alice da? Edward war in mich verliebt? Ich spürte die Hitze, die mir ins Gesicht stieg, ja ich errötete.

„In Homer hatte er sich endlich fallen lassen und war dir näher gekommen, was ich übrigens sehr schön finde, Bella. Ich mag dich und ich mag es, dass du Edward magst.“

„Wie?“, fragte ich überrascht.

„Ja, du tust ihm gut. Du wirst das irgendwann mehr verstehen als jetzt. Die Wochen hier in Forks, als wir Homer wieder hinter uns gelassen haben, wollte Edward wieder in seine alte Rolle springen. Er ist der Meinung, dass er dich nicht verdient hat, dass du etwas Besseres verdient hast.“

„Oh…“ Ich war wirklich überrascht, dass Alice mir so was sagte.

Nicht die Tatsache, dass sie mir das sagte, nein, eher die Tatsache, dass jemand so etwas zu mir sagte, das war schon erstaunlich genug. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass mir so etwas passieren sollte.

Edward war in mich verliebt?

Edward Cullen war in jemand wie mir, Isabella Marie Swan, verliebt?

In mich, die Unglück und Pech geradezu anzog. In mich, die nur ich bin. Ich bin nichts besonderes, warum verliebte sich also jemand wie Edward, der so viel mehr als besonders ist, in mich?

Ich bekam gar nicht richtig mit, wie Alice meine Haare frisierte und mich schminkte.

Ich war einfach zu sehr in meinen Gedanken versunken.

Edward hatte vor mir an der Tür gestanden und wollte mit mir zum Ball.

Er wollte mit mir zum Ball. Er war in mich verliebt. In mich?
 


 

Edwards Sicht:

Es war schon wirklich komisch Bellas Vater zu sehen.

Er saß mir gegenüber und musterte mich fragend. Das Baseball-Spiel hatte er auf lautlos gestellt, das hier war für ihn einfach viel interessanter.

'Bella hat mir gar nichts gesagt… Bella wird von einem Jungen zum Ball abgeholt… Sie ist also schon so alt… Wie alt war ich damals?'

Ich musste mich wirklich zusammen reißen, nicht bei den Gedanken von Charlie zu lächeln. Ich wollte mich nicht verraten, außerdem wollte ich einen guten Eindruck hinterlassen. Wer weiß, ob ich das brauchte. Schließlich war Bellas Vater Sheriff der örtlichen Polizei.

Er hätte bestimmt die Befugnisse ein paar Dinge mit mir anzustellen, falls ich Bella etwas tun würde.

„Du willst also mit meiner Tochter auf den Herbstball?“, fing er nun doch das Gespräch an. Seine Neugier war vermutlich doch zu groß.

„Ja, Sir.“

„Gut, gut. Du bist der Sohn von Dr. Cullen?“

„Ja, Sir. Carlisle ist mein Dad.“

'Carlisle ist ein guter Mann und ein guter Arzt. Er hat eine sehr ordentliche Familie. Wegen ihnen gab es noch nie Ärger'

'Edward du bist ein Depp', hörte ich Alice von oben denken.

Ich musste lächeln. Ich hörte die Mädels oben lachen. Ich hörte Bella lachen und es hörte sich sehr schön an. Ja, ich war wirklich ein Depp. Ich hatte wirklich geglaubt, dass ich, wenn ich ihr aus dem Weg gehe, sie vergessen könnte. Dass ich dann vergessen könnte, welche Gefühle sie in mir hervorrief.

Ich war wirklich ein Depp, ein Narr. Ich hatte mich nun mal Halsüberkopf in Bella verliebt. Auch wenn ich sie vor all dem, was mich umgibt, beschützen will, ich kann einfach nicht anders.

Charlie schaute mich skeptisch an. „Wenn mir was zu Ohren kommt…“

„Sir, ich bringe Bella pünktlich nach Hause.“

„Gut“, sagte er schnell. 'Reneé hat mich auf so etwas nie vorbereitet. Wie soll ich denn wissen, wie ich reagieren soll? Da steht ein junger Kerl und will mit meiner Tochter ausgehen. Mit meiner Bella. Was soll ich ihn fragen?'

Es wurde immer schwerer ein Lächeln zu unterdrücken.

Aber es war auch wundervoll zu sehen, wie Bellas Vater reagierte. Bella wurde sehr geliebt. Sie hatte eine tolle Familie. Sie konnte sich wirklich glücklich schätzen. Aber das tat sie bestimmt auch.

„Ich soll ihnen auch nette Grüße von meinen Eltern ausrichten.“

Ich schaute mich im Wohnzimmer um. Auf dem Kamin standen, wie ich es nicht anders erwartet hatte, Fotos. Alle Fotos waren nur von Bella. Eins als sie ein kleines Baby war. Sie lag auf einer rosafarbenen Decke und schaute neugierig in die Kamera.

Auf den nächste war sie wohl 3 Jahre alt und bekleckerte sich gerade mit Schokoladeneis.

Auf einem anderen hielt sie ihre Schultüte hoch. Das war wohl zu ihrer Einschulung, sie trug ein rotes Kleid und hatte eine rote Schleife in ihrem Haar.

Auf den nächsten saß sie auf einem Pferd. Ich schätze sie auf dem Foto, in etwa auf 12 Jahre. Auch auf diesem Foto strahlte sie in die Kamera.

„Du bist doch ein guter Junge Edward?“

Überrascht blickte ich wieder zu Bellas Vater. „Natürlich, Sir. Bella ist in guten Händen bei mir. Ich passe gut auf sie auf.“

'Ja, ich glaube dir, mein Junge. Du bist ein guter Junge. Dr. Cullen hätte dich sonst bestimmt nicht hierher fahren lassen. Und ihr seid gute Kinder. Wegen euch gibt es nie Ärger.'

Ja, ein Glück gab es wirklich kein polizeiliches Zeugnis von mir, denn wenn es wohl eins gäbe, würde Bellas Vater mich nie mit seiner Tochter ausgehen lassen.
 

Dann hörte ich Alice´ Gedanken wieder deutlicher, die Stimmen der beiden wurden auch deutlicher.

Sie kamen die Treppe herunter.

Charlie und ich standen sofort auf, traten in den Flur des Hauses und schauten gebannt auf die Treppe.

Alice kam vor Bella die Treppe herunter und lächelte mich an. 'Versau es wieder nicht'

Ich nickte ihr zu.

Nein, ich hatte nicht mehr vor etwas zu versauen. Ich hatte aufgegeben, gegen meine Gefühle an zu kämpfen. Sie waren nun mal da und ich sollte zu ihnen stehen.

Dann kam Bella die Treppe herunter.

Ich konnte nicht anders, als sie an zu starren. Ja, anstarren war das richtige Wort.

Sie sah wunderschön aus.

Alice hatte ihr ein schwarzes Kleid mitgebracht. Es war tailliert und brachte ihre Figur zur Geltung. Es ging ihr bis zu den Knien.

Ihre braunen Haare hatte Alice hoch gesteckt, einzelne Strähnen, schauten gekonnt raus und umrahmten liebevoll ihr zärtliches Gesicht.

'Nein, so kann ich sie nicht gehen lassen. Das ist doch nicht meine Bella… Sie sieht so wunderschön aus. Meine Bella ist wunderschön', hörte ich Charlies Gedanken und ich konnte mich ihm nur anschließen.

Sie sah wirklich wunderschön aus, wobei ich fand, dass das Wort „wunderschön“ sogar unter trieben war.

Ich ging auf sie zu und reichte ihr die Hand. „Du siehst wunderschön aus.“

„Danke“, sagte sie, blickte verlegen weg, lächelte aber.

„Bella.“ Charlie drückte seine Tochter an sich. „Du siehst toll aus.“

„Danke Dad.“ Ihr war es wohl ein wenig peinlich.

Ich fand die Szene echt toll. Ich mochte Charlie, wobei ich ihm das noch nicht sagen wollte, wer weiß, was das für einen Eindruck hinterließ.

„Hab Spaß, Bellas.“

„Danke, Dad. Wenn was ist, ich habe mein Handy dabei.“

„Ja, geh nur.“ Er schob uns Drei regelrecht aus der Tür heraus. Ja, ich mochte Charlie. Er war ein toller Kerl und er wollte genau wie ich nur das Beste für Bella.
 


 

Bellas Sicht:

Als wir vor der Turnhalle standen, fiel mir wieder ein, was ich vergessen hatte.

Etwas Wichtiges, Entscheidendes.

Ich hatte vergessen mir eine Entschuldigung zu überlegen, warum ich nun doch nicht in Sanfransico war, sondern auch noch mit Edward Cullen auf dem Ball erschien.

Ich blieb stehen.

Edward blickte mich fragend an. „Ist alles okay?“

„Nein, nichts ist okay“, sagte ich genervt. Ich musste mir wirklich was einfallen lassen.

Was sollte ich denn Mike, Tylor und Jake sagen?

Die wollten bestimmt eine Antwort, natürlich, wollten sie eine.

Sie wollten eine haben, warum ich ihnen abgesagt hatte und nun mit Edward hier erschien.

Ich seufzte auf.

„Wir gehen schon mal rein“, sagte Alice und meinte mit „wir“ sich und Jasper.

Jasper hatte ich auf der Fahrt im Auto hierher ein wenig kennen gelernt, er war der Freund von Alice.

Er war auch ein Vampir und sah genauso wundervoll aus, wie Edward und Alice.

„Ist gut“, sagte Edward zu Alice, blickte sie aber gar nicht an, sondern trat auf mich zu. „Bella, was ist denn?“ Er fragte mich vorsichtig und sanft.

Als ich aufschaute und in seine topasfarbenen Augen sah, musste ich wieder seufzen.

Jetzt wusste ich auch wieder, warum mir das erst jetzt mit der Ausrede einfiel.

Edwards Wesen, sein Aussehen, seine Schönheit hatten mich die ganze Zeit einfach zu sehr abgelenkt. Aus der Fassung gebracht, traf es wohl doch eher.

„Ich brauch eine Ausrede“, gestand ich ihm und versuchte wo anders hinzuschauen, damit ich meine Gedanken wieder unter Kontrolle bekam. Warum musste er auch nur so gut aussehen?

„Eine Ausrede?“, fragte er skeptisch.

„Ja eine Ausrede. Ich bin nämlich eigentlich in San Fransisco.“

„Was heißt denn eigentlich? Als ich dich abholte, warst du mit Kürbissen beschäftigt.“

Ich seufzte auf. „Ja, das ist das ja. Das war ja schon die Ausrede.“

„Für was?“ Er lächelte mich an und seine Zähne strahlten mich weiß dabei an. Er war einfach zu perfekt, zu himmlisch. Ja, himmlisch. Das musste ein Traum sein. Anders konnte es einfach nicht sein. Es schien zu unglaubwürdig. Andere Leute würden vielleicht so viel Glück haben, dass ihnen so etwas passieren würde. Aber doch nicht mir. Ich zog kein Glück an, ich zog doch nur Unglück an. Ich zog Unfälle an.

„Na ja, ich wurde ja schon gefragt, ob ich mit jemand auf den Ball gehen würde.“

„Aber du hast abgesagt und gesagt, du bist in San Fransisco?“

„Ja, meine Mutter lebt nun dort. Du findest mich bestimmt bescheuert.“

Edward lachte auf und schaute mich an und als er sah, dass es mein Ernst war, wurde auch er wieder ernst. „Bella. Komm, lass uns den Abend zusammen verbringen. Lass uns einfach da nun reingehen und alles andere vergessen. Du kannst dir immer noch eine Ausrede ausdenken.“

Wie denn?

Wenn du in meiner Nähe bist, kann ich ja gar nicht klar denken.

Wie soll denn das bitte funktionieren?

Hast du auch darauf eine Antwort?

„Also?“

Ich blickte ihn fragend an und sah dann auf die Hand, die er mir hinhieltest. Es war eine so schöne Geste, für ihn vielleicht unbedeutend und klein. Aber für mich war sie alles andere als das.

Edward hielt mir wirklich die Hand hin. Er wollte mit mir wirklich gemeinsam durch die große Tür gehen. Gemeinsam. Mit mir an seiner Hand. Es war sein Ernst.

Vielleicht hatte Alice recht und er wolltest sich nicht mehr vor seinen Gefühlen verstecken. Vor seinen Gefühlen für mich.

Ich konnte es immer noch nicht glauben. Ich lächelte, als ich nach seiner Hand griff.
 


 

Edwards Sicht:

Es war so wunderschön als Bella nach dem kurzem Gespräch meine Hand ergriff.

Ich hatte mir geschworen, sie nie wieder los zu lassen. Ihre Hand. Sie. Sie war bezaubernd. Ich liebte sie, jeden Winkel, jedes Grübchen, jedes Lächeln, jede Locke.

Und ihre Hand hielt meine.

Mit der anderen öffnete ich nun die Tür zum Ballsaal.

Durch die frische Luft die eintrat, die wir mitbrachten, fielen viele Gesichter sofort auf uns.

'Wow, Bella sieht wieder toll aus.'

'Ich dachte, sie kommt nicht.'

'Sollte sie nicht woanders sein. San Fransisco. Bei ihrer Mutter? Aber sie sieht wunderschön aus.'

Manchmal war es oft nervig die Gedanken von allen Leuten hören zu können, doch jetzt gerade genoss ich den Moment sehr. Denn alle Gedanken, drehten sich um Bella und dass Bella mit mir hier erschien.

Es lief gerade das Lied „A Moment like this“ von Leona Lewis.

„Bella?“

Sie blickte mich fragend an.

Anscheinend hatte sie in der Menge nach jemand bestimmten gesucht.

Nach Mike oder nach Jake vielleicht?

„Wollen wir tanzen?“, fragte ich und schüttelte den Gedanken in meinem Kopf weg. Ich wollte jeden Moment mit ihr genießen. Das war es, woran ich denke sollte. An nichts anderes.

„Meinst du, das ist eine gute Idee?“ Skeptisch blickte ich sie an. Wollte sie etwa gar nicht tanzen? „Warum sind wir denn hergekommen, wenn du nicht tanzen möchtest?“

„Nein, so meinte ich das nicht.“ Sie lächelte mich an.

Ich hasste es mal wieder, nicht ihre Gedanken lesen zu können. Sie war der einzige Mensch, dessen Gedanken ich lesen wollte, aber ihre blieben mir verborgen. Warum auch immer. „Wie denn das?“

„Du weißt, dass ich Unglück und Unfälle gerade so anziehe.“

„Und?“, fragte ich lächelnd.

„Ich kann nicht wirklich tanzen und ich trete dir bestimmt auf die Füße.“

Ich konnte nicht anders, als schmunzeln. Ich strich ihr eine ihrer Strähnen aus dem Gesicht und lächelte sie an. Ihre Augen schauten mich nervös an. Sie war genauso nervös wie ich, was es mir ein wenig leichter machte. Aber es war für mich auch komisch. So wie ich gerade drauf war, kannte ich mich gar nicht. Als wäre das ein anderes Ich. Aber dieses Kribbeln, das ich in ihrer Nähe immer hatte, wollte ich nicht mehr loswerden. Es war warm und wohlig.

„Na komm. Ich zeig dir, dass dir mit mir nichts passiert. Ich habe deinem Vater versprochen, dass ich auf dich aufpasse.“

„Du hast was?“, fragte sie mich leicht schockiert, doch ich zog sie schon direkt mit auf die Tanzfläche.
 

In der Mitte blieb ich stehen, drehte sie zu mir.

Ich nahm ihre Hand, die immer noch in meiner ruhte und legte sie mir in den Nacken, ich hielt sie dort eine Weile fest, bis ich sicher war, dass Bella sie nicht zurückziehen wollte. Dann legte ich meine Hand um ihre Taille. Ihre andere Hand fand schnell meine. Sie roch so verführerisch. Ich zweifelte gerade an mir, ob ich standhaft bleiben würde.

Sie war einfach verführerisch.

Ich lächelte.

All diese Gedanken galten nur Bella.

Sie war wunderschön und wusste es gar nicht.

Sie war heller als alle Sterne und sie wusste es nicht.
 


 

Bellas Sicht:

Es war wunderschön.

Anders wusste ich es nicht zu beschreiben.

Ich wusste gar nicht wie wir tanzten. Ob wir überhaupt tanzten oder uns nur anschauten.

Das Einzige was ich sah, waren seine Augen.

Das Einzige was ich spürte, war seine Hand auf meinem Rücken, sein Atem an meinem Ohr.

Ich war ihm so nahe.

Spielte das Lied noch?

Ich wusste es nicht.

Er sagte nichts, sondern schaute mich einfach nur an. Er brauchte gar nichts zu sagen, in seinen Augen lag eine Ruhe und eine Sanftheit, die mich fast verwirrte und verrückt machte. Ja, sie machte mich verrückt.

Alles an ihm machte mich verrückt.

Seine topasfarbenen Augen verrieten alles.

Sie sagten mehr, als ein Wort hätte sagen können. Sie machen mich einfach nur ruhig und sanft an.

Wir tanzten.

Wir tanzten einfach. Wir tanzten, auch als die Musik aufgehört hatte.

Wir brauchten keine Musik, wir tanzten einfach weiter. Immer und immer weiter.

In meinen Ohren war Musik, die gleiche Musik, die Musik, die auch in meinem Herzen momentan spielte.

Ich brauchte nichts anderes. Das hier reichte mir vollkommen.

Ich vergaß wirklich alles um uns herum.

Waren wir vielleicht doch alleine in der großen Halle?

Er, wie auch ich, sagten nichts, sondern blickten uns einfach nur an. Wir blickten uns nur in die Augen. Nirgendwo anders hin. Es war, als hielten wir uns selber mit unseren Augenblicken fest. Keiner wagte es, woanders hinzuschauen.

Es interessierte auch keinen, was um uns herum geschah. Hier waren nur wir.

Alles andere verschwand. Es war wie ein Traum, wie ein Zauber.

„Danke“, haucht er mir schließlich ans Ohr.

„Wofür bedankst du dich?“

„Das du nun gerade hier mit mir bist.“

„Dann danke ich dir auch“, meinte ich lächelnd.

„Wofür bedankst du dich?“, fragte Edward mich nun und lächelte mich verführerisch an.

„Wofür?“

„Genau. Ich muss mich doch bedanken.“

„Nein, ich finde es doch auch wunderschön, dass wir hier sind. Also du und ich.“ Ich errötete.

„Ja, findest du das?“

Ich nickte. Ich wusste, dass ich bestimmt rot wie eine Tomate war. Aber es war mir dieses Mal irgendwie egal. Das hier alles war einfach zu wunderschön, als dass ich mir wegen so was, wie meiner Verlegenheit Gedanken machen wollte.

Er strich mir zärtlich mit seiner Hand über die Wange.

Er streichelte meine Wange, meine Haut. Meine Haut brannte unter seiner Berührung.
 

„Können wir mal nach draußen gehen?“, fragte ich Edward nach einer Weile. Es war hier doch ganz schön heiß.

„Natürlich.“ Er griff sofort nach meiner Hand und führte mich von der Tanzfläche.

Draußen atmete ich erst mal die frische Abendluft ein.

„Danke.“ Ich lächelte Edward zu.

„Wofür dieses Mal?“

„Das du mit mir raus kommst.“

„Ich hab dir doch vorhin schon gesagt, ich habe Charlie versprochen, dass ich auf dich aufpasse, also lass ich dich nicht auch nur eine Minute alleine, Bella.“

„Hey, du musst das nicht so genau nehmen.“ Ich lehnte mich gegen die Wand.

„Mach ich aber. Sehr gerne sogar.“ Ich fröstelte ein wenig. Edward sah das sofort und zog ohne weiteres sein Jackett aus und hielt es mir hin. „Nein, das ist nicht nötig.“

„Du frierst aber.“

„Was ist mir dir?“

„Ich friere nicht“, antwortest du. Es kam so was von selbstverständlich und überzeugt herüber und irgendwas sagte mir, dass er als Vampir nicht fror. Ich schlüpfte in sein Jackett, es war mir zu groß. Aber es war egal. Denn es war seines.

Ich roch daran, als er mir den Rücken zu gedreht hatte.

Edward stand mir mit dem Rücken zu, aber auch das störte mich nicht, denn sogar von hinten sah er wundervoll aus. Der Kerl sah wohl von allen Seiten einfach nur hinreißend aus.

Plötzlich drehte er sich zu mir um. „Bella“, sagte er und trat auf mich zu. Er lächelte mich an.

„Ja?“

„Vertraust du mir?“

„Warum fragst du mich so was?“

„Vertraust du mir?“, fragte er noch mal.

„Mehr als alles andere“, war sofort die Antwort in meinem Kopf. Ich musste nur in seine Augen schauen und ich wusste, dass ich ihm blind vertrauen würde.

Ich nickte.

„Hast du auch keine Angst?“

„Nein, habe ich nicht. Ich vertraue dir, Edward.“

„Das hättest du nicht sagen sollen“, sagte er mit einem Lächeln.

Er griff nach meiner Hand, zog mich zu sich und setzte mich auf seinem Rücken.

„Was?“

„Hast du Angst?“, fragte er noch mal.

„Nein.“ Ich schmiegte mich an seinen Rücken.

Dann rannte er los.

Geständnis im Wald

Bellas Sicht:

„Das hättest du nicht sagen sollen“, sagte er mit einem Lächeln. Da war es wieder, dieses perfekte und wunderschöne Lächeln. Dieses Lächeln wollte ich immer sehen. Ich wollte es nicht mehr missen, so sehr war es schon in meinem Herzen. Ja, dort war es. Wie alles von ihm.Es war komisch.

Immer wenn ich in seiner Nähe war, fühlte ich mich wohl und behütet. Ich wollte ihn immer lächeln und glücklich sehen.

Ich war verliebt.

Ja, ich war wahrhaftig verliebt.

Und das in keine geringere Person als Edward Cullen.

Ich wusste zuerst nicht wie mir geschah. Edward hatte mich auf seinen Rücken genommen. Warum? Was hatte er vor?

„Was?“, fragte ich überrascht.

Ich war immer noch zu perplex, dass ich plötzlich auf dem Rücken von Edward Cullen saß.

„Hast du Angst?“, fragte er noch mal mit seiner sanften Engelsstimme.

Ich musste nicht lange für diese Antwort überlegen. Denn es war alles so klar.

Warum sollte ich denn Angst haben?

Edward hatte mir sein großes Geheimnis anvertraut, noch nie hatte irgendjemand mir so ein großes Vertrauen entgegen gebracht. Ich wusste, ich hatte die Macht ihn zu verraten. Ich hatte die Macht allen zu sagen, was er war. Allen zusagen, wer seine Familie war. Er hatte mir vertraut. Ja, Edward vertraut mir. Warum auch immer.

„Nein“, antwortete ich ihm und schmiegte mich an seinen Rücken.

Es war egal, was er nun mit mir vorhatte. Ich vertraute ihm. Er konnte mit mir sonst was machen, mich sonst wo hinbringen. Ich vertraute ihm.

Dann rannte er los.
 

Als ich realisierte wie schnell er eigentlich lief, wurde mir schwindelig.

Er lief so schnell, dass ich von unserer Umgebung kaum etwas mitbekam. Nur das Rauschen. Nur den Wind. Nur den Luftzug der uns ins Gesicht schlug. War das auch so ein Vampirding, dass er so schnell laufen konnte?

Ich wusste nicht wo er hin lief und wie lange er lief. Das Einzige was ich spürte, war sein Rücken auf dem ich mich anschmiegte. Dieser wundervolle Rücken, der Edward Cullen gehörte.

Außerdem flatterte die Jacke von Edward im Wind um meinen Körper.

Ich schloss die Augen und sog den wundervollen Geruch der Jacke ein. Konnte jemand noch süßer und angenehmer riechen als Edward?

Ich war vollkommen benebelt, so dass ich auch nicht merkte, wie wir plötzlich zum Stehen kamen.

„Bella?“ Erst als ich wieder diese wundervolle Stimme hörte, nahm ich meine Umgebung wieder war.

Es war also doch kein Traum gewesen.

Und wenn, dann wäre es der schönste Traum überhaupt gewesen. Aber es war schöner als das. Denn es war Realität.

„Bella?“ Da war sie noch mal diese Stimme. „Bist du okay?“

Ich sollte antworten.

Erst jetzt merkte ich, dass ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper hatte.

Jeder Muskel war weich geworden.

Wenn er mich jetzt absetzen würde, würde ich zusammensacken.

Doch er tat es nicht.

Und dafür dankte ich ihm sogar.
 


 

Edwards Sicht:

Ich wusste nicht warum ich sie überhaupt mitgenommen hatte.

Aber ich wollte einfach nur mit ihr alleine sein. Ich wollte in meinem Kopf eine Stille haben, wenn ich ihr in die Augen sah.

Sie vertrieb eh schon alle Gedanken, wenn ich sie ansah.

Aber es drangen doch immer wieder ein paar Gedanken der anderen hindurch.

Und nun wollte ich einfach nur mal mit ihr alleine sein.

Ich wollte nur meine Gedanken in meinem Kopf haben, wenn sie in meiner Nähe war.

Ich wollte nicht hören, wie alle anderen Jungs sie fanden. Ja, das war vermutlich mein Beweggrund gewesen. Ich wollte wirklich mit ihr alleine sein. Ich war wohl egoistisch.

So wie damals in Homer als wir die Nacht zusammen draußen verbracht hatten. Da waren wir auch alleine unter uns gewesen und es war einer der schönsten Momente in meinem Leben.

Seit sie in mein Leben getreten war, gab es eigentlich keine schlimmen Momente mehr, außer diese, wo ich sie nicht in meiner Nähe wusste. Dann machte ich mir immer Sorgen und Gedanken um Bella.

Sie war ein so wundervoller Mensch.

Sie war offen und herzlich, froh und heiter, liebevoll und niedlich, zärtlich und erweckte einen Beschützerinstinkt, stark und mutig. Sie ist wundervoll.

Ich rannte mit ihr einfach weg. Ich sollte sie von all den Gedanken der anderen Jungs wegbringen.

Ja, ich war egoistisch. Ich wollte Bella für mich haben. Nur meine Gedanken sollten sich um sie drehen.

Als ich an dem gewünschten Ort angekommen war, blieb ich stehen.

Bellas Arme waren um meinen Hals geschlungen. Ihr Körper war ganz nah an meinem.

Ihr spürte ihren Atem in meinen Nacken.

Ich spürte ihr Herz laut und deutlich schlagen.

Sie regte sich nicht.

„Bella?“, fragte ich sie vorsichtig.

Doch sie antwortete mir nicht. Sie reagierte auch nicht. An ihrem Herzschlag spürte ich, dass sie die Tour mit mir zumindest gut überstanden hatte. Sie war nicht nervöser oder aufgeregter als sonst. Ihr Herz schlug auch nicht schwächer.

Dann spürte ich, wie sie sich an meinen Rücken kuschelte. Ihr ging es gut. Ich hätte mir vorher überlegen sollen, ob es eine gute Idee sei, mit ihr eine Tour durch den Wald zu machen. Aber nun war es zu spät. Aber sie schien es ja gut überstanden zu haben. Nur, das sie eben noch nichts sagen konnte.

„Bella?“, fragte ich sie noch mal. „Bist du okay?“ Ich wollte ihr gerne ins Gesicht sehen.

Wieder vernahm ich keine Antwort von ihr.

Langsam ließ ich sie von meinem Rücken runterrutschen. Ich spürte, wie ihr Griff um meinem Hals fester wurde, als wolle sie dort bleiben.

„Bella?“

Ich lächelte. Nun wurde ihr Griff lockerer. Ich löste ihre Hände von meinem Hals. Sie rutschte nun ganz meinen Rücken runter. Ich drehte mich um und blickte sie fragend an. „Alles okay?“

Als Bella mich mit ihren braunen Augen anschaute, musste ich lächeln. Sie sah wundervoll aus. Ganz langsam hob und senkte sie ihren Kopf, sie nickte.

„Ist wirklich alles okay?“

„Machen wir das noch mal?“

„Was?“

„Na, das von eben.“

Ich atmete erleichtert auf. „Gut, du hast es also gut überstanden.“

Bella nickte und lächelte mich an. „Das war super.“

„Super? Und ich dachte schon, es hätte dich voll und ganz mitgenommen.“

„Na ja, mir ist ein wenig schwindelig.“ Erst jetzt realisierte ich, dass ich Bella an der Hand hielt.

Sie lächelte mich an. Dann blickte sie sich um. „Was machen wir nun hier?“

Genau. Ich wollte Bella diesen Ort zeigen. Das war mein Ort. Hier war ich gerne. Ich streichelte über ihren Handrücken. „Ich bin froh, dass du hier bei mir bist.“

Ich sah im Mondlicht, wie Bella errötete. Sie sah so niedlich aus, wenn sie errötete, ihr etwas peinlich war und sie verlegen wurde.

„Komm“, sagte ich schnell. Ich wollte nicht, dass ihr nur eine Situation mit mir unangenehm war. Ich wollte, dass sie genauso jede Minute genoss, wie ich es auch tat.

„Wo gehen wir hin?“

„Nachdem du mit mir gerade durch den Wald gerannt bist, fragst du mich das jetzt? Jetzt, wo ich im gleichen Schritt mit dir gehe?“ Ich musste lachen.

Es war wirklich zu komisch.
 


 

Bellas Sicht:

Seine Hand umfasste immer noch meine. Er führte mich weiter durch den Wald.

„Wo gehen wir hin?“, fragte ich ihn.

Er blickte mich überrascht an. Er schien sich über irgendwas zu amüsieren. „Nachdem du mit mir gerade durch den Wald gerannt bist, fragst du mich das jetzt? Jetzt, wo ich im gleichen Schritt mit dir gehe?“ Er lachte auf.

Wenn er es so sagte, war es vielleicht wirklich lustig.

Ich seufzte. Fragend schaute er mich an. Aber er sagte nichts mehr dazu.

„Also, was machen wir nun hier?“

„Lass dich überraschen.“

„Ich mag keine Überraschungen“, antworte ich ihm.

Edward lächelte und streichelte wieder mit seinem Daumen über die Hand, die in seinen Händen ruhte.

Er fing an ein Lied zu summen. Es hörte sich sehr schön an.

„Was ist das?“

„Was ist was?“, fragte er mich mit seiner wundervollen Stimme.

„Was du da summst?“

„Claire de lune von Debussy.“

„Ah, das kenn ich.“

„Ich weiß.“

Ich erinnerte mich an unser Gespräch im Wald von Homer.

„Ja, mein Vater hört das ab und an mal. Aber bei dir klingt das…“

„Ja?“ Und wieder blickte er mich lächelnd an.

Ich spürte die Hitze die in meinem Gesicht aufstieg. „Na ja, es klingt… schön.“, stammelte ich vor mich hin.

Er lächelte mich liebevoll an.

Wir waren nicht stehen geblieben. Ich registrierte, dass wir immer noch in einem Waldstück waren. Über uns leuchtete der Mond, ab und an war es ganz dunkel, ab und an schien der Mond durch die Kronen.

Ich lief mit Edward alleine durch einen dunklen Wald.

Alleine mit Edward.

Mit Edward.

Ich spürte, wie meine Atmung wieder schneller wurde und wie mein Herz anfing schneller zu schlagen.

Hörte er es?

Er musste es hören. Natürlich.

Dann sah ich, was er mir sagen wollte.

Wir waren auf einer Anhöhe und standen über einer leuchtenden Stadt.

War das Forks?

„Das ist wunderschön.“ Ich sah über die leuchtende Stadt. „Wolltest du mir das zeigen?“

Er nickte. Edward führte mich zu einer Bank und setzte sich dort hin. Er zog mich neben sich. „Das hier ist mein Lieblingsort.“

„Ja?“

Er lächelte. „Ich bin hier öfters.“

„Das ist schön hier. Ist das Forks?“ Edward nickte. „Ich hätte nicht gedacht, das Forks so schön sein kann.“ Es war wirklich wundervoll.

Und hier saß Edward öfters? Er hat mir also seinen geheimen Rückziehort gezeigt?

Er vertraute mir. Er zeigte mir schon wieder ein Geheimnis.

„Du vertraust mir“, sagte ich mit einem Seufzer.

„Ja, Bella. Ich vertrau dir.“

„Warum hast du mich die letzten zwei Wochen ignoriert?“

Ich hörte ihn seufzen. Er blickte auf meine Hand und streichelte diese wieder. „Ich wollte dich beschützen, Bella. Du weißt nun so vieles über mich und ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Das hast du mir gezeigt. Aber es würde kompliziert werden. Alles würde kompliziert sein, wenn ich meine Gefühle zulassen würde“, gestand er mir.

„Was würde denn kompliziert werden?“

„Ich bin ein Vampir und du bist ein Mensch. Und du… und du riechst wundervoll.“

„Ich rieche wundervoll?“ Erstaunt blickte ich ihn an. „Ist das so was wie ein Kompliment?“

„Ja, schon. Gut, wenn ich dir sage, du siehst wundervoll aus, ist das bestimmt ein besseres Kompliment. Aber schließlich ist es dein Geruch, der mich verrückt werden lässt. Es ist dein Geruch, der mich nicht mehr loslässt.“

Ich staunte. Ich staunte mit offenem Mund. Ja, irgendwie hatte noch nie jemand so etwas Schönes zu mir gesagt. Irgendwie.

„Bella, ich hab mich in dich verliebt.“ Ich blickte ihn erschrocken an. „Es tut mir Leid, dass ich damit jetzt einfach raus platze, aber ich muss es jetzt einfach sagen.“

Mein Atem stockte.

'Atmen', kam es sofort in meinem Kopf. 'Ein und Aus' Aber irgendwie kamen diese Gedanken nicht in meinem Körper an. 'Atmen' Das Einzige was in meinem Körper war, war mein Herzschlag, das kurz aufgehört hatte und nun bis unter mein Kinn schlug. Schnell und schneller.

Edward hatte mir gerade gesagt, dass er sich in mich verliebt hatte.

„Bella.“ Er streichelte meine Hand. Ich spürte seinen Blick auf meinem Gesicht. „Geht’s dir gut?“

Ich konnte nur nicken.

„Dein Herz.“ Wieder setzte es kurz aus. Es setzte aus, weil seine Hand vorsichtig meinen Vorhang aus Haaren zur Seite schob. „Bella.“ Seine Stimme war ganz nahe an meinem Ohr, ganz nah an meinem Körper. Ich spürte das Zittern in meinem Körper. In mir bebte es. Mein Körper bebte.

„Mir geht’s gut“, sagte ich lächelnd.

Ja, in mir war es warm. Warm und wohlig. Und das hatte ich nur ihm zu verdanken. Wegen ihm war mir so komisch. In mir war so ein fremdes Gefühl. Ich kannte es nicht, aber es war wundervoll. Ich lächelte. Und ich wusste, dass Edward mein Lächeln sah. Ja, er nahm es wahr.

„Atme wieder.“

Ich lächelte und nickte.

Meine Atmung beruhigte sich wieder und mein Herzschlag wurde ein wenig langsamer.

Familie Cullen

Bellas Sicht:

Es war Sonntag.

Edward hatte mich gestern Abend pünktlich nach Hause gebracht. Ich war selber überrascht gewesen, dass Charlie noch auf gewesen war, er hatte doch wirklich auf mich gewartet. Edward hatte schon gegrinst, als er in die Auffahrt gefahren war. Vermutlich hatte er das Licht schon gesehen gehabt, bevor ich es überhaupt realisiert hatte. Oder er hatte noch mehr Geheimnisse vor mir.

Ja, es war Sonntag, bestimmt schon 10 Uhr morgens und ich lag immer noch in meinem Bett, was sehr merkwürdig und unnormal für mich war.

Aber ich lag noch im Bett, weil ich über das Gestrige nachdenken wollte.

Es war soviel passiert.

Edward hatte mir doch tatsächlich seine Liebe gestanden.

Seine Liebe.

Wie schön es sich alleine nur in meinen Gedanken anhörte.

Wie schön würde es sich also erst anhören, wenn ich es jemand erzählte, wenn ich es aussprechen würde, es also wirklich wahr haben würde.

Mein Blick flog durch mein Zimmer und blieb bei dem Kleid hängen, das ich gestern Abend noch an hatte. Es hing an einem Bügel am Schrank. Ich würde es wohl in die Reinigung bringen und dann wieder Alice zurückgeben, es war schließlich ihres. Außerdem würde ich es eh nie wieder anziehen.

Wann denn auch schon?

Das Kleid hatte mir schon den schönsten Abend meines Lebens geschenkt und das bei einem Ball.

Ja ich hatte getanzt, obwohl ich immer noch glaubte, dass ich nur die Füße bewegt hatte. Vermutlich stand ich sogar mit meinen Füßen auf denen von Edward, so dass ich auf jeden Fall keinen bösen Nebenschritt machte, aber ich wusste es nicht mehr genau. Ich konnte mich kaum an den Tanz erinnern.

Wenn ich daran dachte, fielen mir nur diese wundervollen Augen ein, die mich angeschaut hatten. Diese wundervollen sanften goldenen Augen. Noch nie hatte ich so schöne Augen gesehen. Noch nie hatte mich jemand so liebevoll und warm angeschaut. Er hatte immer nur mich angeschaut, nie hatte er woanders hin geschaut. Ich wusste, dass viele Blicke der Mädchen auf ihn gefallen waren, doch er hatte nur mich angeschaut.

Ein wirklich wundervolles, warmes Gefühl war es, das sich gerade in meinem Bauch ausbreitete.

Ich spürte die Hitze, die sich in meinem Gesicht ausbreitete. Schnell zog ich mir meine Bettdecke bis über Kopf und verkroch mich darunter. Natürlich war keiner da, der meine Verlegenheit und meinen roten Kopf bemerkte und sah, aber dennoch. Es war einfach eine Angewohnheit, dass, wenn ich merkte, einen roten Kopf zu bekommen, dass ich diesen am liebsten überall verstecken wollte.

So war ich eben.

Langsam lugte ich wieder unter meiner Bettdecke hervor und blickte zu meiner Uhr. Es war nun Viertel vor 10 Uhr.

So langsam sollte ich wirklich aufstehen.

Ich wusste, dass Charlie heute nicht auf mich mit dem Frühstück warten würde. Er war mal wieder mit Billy Black zum Angeln verabredet. Das war auch ganz gut so. Er hatte mir gestern Abend schon keine Vater-macht-sich-Sorgen-Fragen gestellt und ich wollte die heute Morgen auch nicht haben. Ich wüsste gar nicht, was ich Charlie sagen sollte.

Was sollte ich meinem Vater über den schönsten Abend meines Lebens sagen, außer dass es eben der schönste Abend meines Lebens war.
 

Schließlich schaffte ich es doch aus dem Bett zu krabbeln und mich ins Badezimmer zu begeben, wo ich erst mal duschte. Lange. Als ich mit nassen Haaren und meinem hellblauen Jogging-Anzug, die Treppe runter eilte, ging ich direkt in die Küche. Ich hatte schon unter der Dusche gemerkt, dass ich doch ordentlichen Hunger bekommen hatte.

Schnell suchte ich mir im Kühlschrank zum Essen und setzte mich an den Tresen.

Schon wieder machten sich meine Gedanken selbstständig. Und schon wieder landeten sie beim gestrigen Abend.

Und schon wieder bekam ich ein Lächeln aufs Gesicht. Ja, es war ein Grinsen, das von einem Ohr zum anderen ging.

Es war nun mal ein wundervoller Abend gewesen. Und das war allein Edward zu verdanken.

Ein Klingeln weckte mich, holte mich aus meinen Gedanken heraus.

Es war das Telefon.

Ich hechtete vom Stuhl, stieß dabei mit meinem Knie gegen einen Schrank, seufzte, eilte aber weiter zum Telefon.

„Bella Swan.“

„Bella?“

„Edward?“

Ich war irgendwie überrascht, dass er anrief. Telefonierten Vampire überhaupt? „Ja, hey. Wie geht’s dir?“

„Edward, schön dass du anrufst.“ Genau, sag ihm doch gleich, dass du die ganze Zeit nur an den gestrigen Abend denken musst.

Er rief mich wirklich an. Wahrscheinlich wollte er wissen, ob es für mich gestern genauso schön war, wie für ihn. „Was machst du heute noch Bella?“

Ich schaute an mir herunter und blickte auf meinen hellblauen Jogging-Anzug. Ja, was hatte ich heute noch vor? Faulenzen? Hausaufgaben? Ich blickte zum Tisch und entdeckte meine Kürbis-Orgie von gestern noch. Charlie hatte alles so gut wie möglich aufgeräumt und sauber gemacht. Danke Charlie, war ich ihm in meinen Gedanken dankbar.

„Na ja, ich habe noch Biologie-Hausaufgaben.“Genau, super Bella. Ich seufzte. So was sagt man doch nicht, oder? Das war ihm bestimmt ziemlich egal.

„Verstehe.“

„Nein, also so wichtig sind die nicht.“

Ich hörte wie er leise lachte. Ja, er lachte wirklich. Wie süß. „Also, es gibt einen Grund, warum ich dich anrufe.“

„Ja?“ Nun war ich aber wirklich neugierig.

Er wollte also gar nicht wissen, wie ich es gestern fand. „Alice hat meiner Familie erzählt, wie toll du gestern ausgesehen hast und nun…“

„Und nun?“

Er schwieg für einen Moment. „Und nun wollen Esme und Carlisle dich auch mal kennen lernen.“

„Carlisle kennt mich doch schon. Ich war oft genug wegen irgendwelchen tollpatschigen Aktionen von mir im Krankenhaus bei ihm gewesen.“ Ja, mein Knie. Ich spürte den Schmerz wieder. Das würde bestimmt wieder einen blauen Fleck geben.

Aber das war ich ja gewohnt.

„Ja, das stimmt natürlich. Also wenn du nicht magst…“

„Nein, so mein ich das nicht.“

„Also kann ich dich abholen kommen?“

„Zu Fuß oder im Auto?“

Ich hörte wieder, wie er auflachte. „Ich würde dich natürlich mit dem Auto abholen. Also?“ War ich wirklich schon so weit Edwards Familie kennen zu lernen? Gut, ich kannte seine Geschwister ja schon von der Schule und Alice kannte ich auch schon intensiver. Und seinen Vater kannte ich auch schon. Er hatte oft meine Wunden verarztet gehabt, wenn ich früher die Sommerferien bei meinem Vater hier in Forks verbracht hatte und mich mal wieder verletzt hatte. Also kannte ich nur seine Mutter noch nicht.

„Bella?“

Ja, ich sollte ihm etwas antworten. „Ja.“ War das meine Antwort auf irgendwas oder die Antwort, dass ich seine Familie kennen lernen wollte?

„Was ja?“

Gute Frage. „Ja, du kannst mich gerne abholen kommen. Würde mich freuen, deine Familie kennen zu lernen.“

„Wirklich?“

Ich lächelte. Irgendwie klang er wie ein kleines Kind, das sich freute. „Ja, ich freue mich wirklich.“

„Gut bis gleich.“ Damit legte er auf. Verwirrt starrte ich auf den Hörer in meinen Händen. Mit einem Seufzer legte ich den Hörer auf die Station. Dann fiel mein Blick sofort auf meine Klamotten. Lange Zeit dachte ich gar nicht nach, da rannte ich schon wieder nach oben in mein Zimmer.
 

Edwards Sicht:

Ich hatte Bella wirklich angerufen gehabt. Alice hatte die ganze Zeit hinter mir gestanden und zugehört. Sie hatte mich dazu gezwungen. Na ja, es war schließlich nicht nur Alice die mich zu diesem Anruf genötigt hatte. Obwohl sie den Anstoß dazu gegeben hatte. Nachdem Alice Carlisle und Esme von dem Ball erzählt hatte und es die ganze Zeit darum ging, wie toll Bella an dem Abend aussah, wollten die Beiden natürlich Bella kennen lernen. Und Emmet fiel mir auch in den Rücken und sagte, dass er sie wieder sehen will. Rosalie hielt sich gekonnt aus allem raus und Jasper… Jasper würde nie einer andere Meinung als Alice sein. Jasper wurde sofort in unsere Familie aufgenommen. Er war noch nicht mit uns in der Schule, aber er würde sich ab morgen anmelden, damit er auch vor mittags zusammen mit Alice Zeit verbringen konnte.

Er konnte bisher nicht mit uns in die Schule gehen, weil wir seine Unterlagen erst anfertigen mussten.

Bella.

Also hatte ich sie angerufen. Und sie hatte sogar zugesagt.

Auch wenn sie am Anfang wohl gar nicht wollte. Sie hatte ja gesagt.

Ich sollte sie gleich abholen. Genau, ich sollte sofort losfahren.

„Lass ihr Zeit.“

Überrascht blickte ich Alice an. „Warum?“

„Weil sie jetzt erst mal vor ihrem Kleiderschrank stehen wird und nicht weiß, was sie anziehen soll.“

„Sie ist nicht du“, meinte ich zu ihr.

„Aber sie ist auch weiblich und das ist ein weibliches Problem. Das hat nichts direkt mit mir zu tun, Bruderherz“, sagte sie lächelnd.

„Vielleicht hast du Recht und ich sollte ihr noch ein wenig Zeit geben.“

'Solltest du'´, dachte sie und lächelte mich liebevoll an. War unsere Familie wirklich bereit dafür, Bella kennen zu lernen?

Ich blickte mich um, sah in die lächelnden Gesichter von Esme und Carlisle. Sie saßen auf der Couch. Rosalie und Emmett saßen auf der anderen. Alle lächelten und blickten mich liebevoll an.

„Sicher?“, fragte ich sie.

„Natürlich Edward. Wir wollen sie kennen lernen“, sprach Carlisle zu mir. Carlisle hatte den Arm um Esme gelegt.

„Edward, du weißt wie es ist, wenn wir uns verlieben.“ Mit „Uns“ sprach sie uns Vampire an. Ja, ich wusste wie es war. Ich hatte es bei so vielen gesehen. Bei Carlisle und Esme.

Bei Rosalie und Emmett.

Nun auch bei Alice und Jasper.

Wenn wir, Vampire, uns verliebten, dann war es für immer. Wir würden uns nicht nur verlieben und dieses Gefühl würde mit der Zeit wieder verschwinden. Nein, bei uns war es gleich fest. Es war für immer. Wenn wir uns verliebten, dann war diese Person unser Partner. Der Partner für immer. Und ich hatte mich in Bella verliebt.Natürlich kannte Bella diese Tatsache noch nicht und ich wollte sie auch nicht erschrecken. Nein, das war das Letzte was ich wollte. Ich wollte sie ab nun immer lachend und fröhlich sehen.

„Du warst schon so lange alleine. Nun hast du dich in Bella verliebt, da ist es doch natürlich, dass wir, deine Familie, sie kennen lernen wollen“, sagte Esme lächelnd. Ja, sie waren meine Familie. Sie waren alles was ich hatte. Sie gaben einem immer Halt und sie würden mich immer wieder bei sich aufnehmen. Das hier war keine Zweckfamilie. Wir hatten uns wirklich dazu entschlossen, zusammen zu sein. Wir wollten es. Wir wollten eine Familie sein.

„Nun hol sie schon ab“, meinte Emmett schließlich zu mir.

Ich nickte und verließ das Wohnzimmer.
 


 

Bellas Sicht:

Nun saß ich im Auto von Edward. Mit Edward.

Und wir standen vor dem wundervollen Haus von Edwards Familie.

Seine Familie, die ich gleich kennen lernen sollte. Diese Familie, die mich kennen lernen wollte.

Ich seufzte. Natürlich war ich schrecklich nervös. Ich wusste nicht was auf mich zukommen würde. Ich würde nicht nur seine Familie kennen lernen, ich würde sie als Vampire kennen lernen. Ja, seine Familie, alle darin waren Vampire. Es war mir erst kurz bevor er mich abholte, klar geworden. Natürlich war mir klar gewesen, dass seine Geschwister auch so waren wie er.

Aber auch Carlisle und Esme?

Wie konnte Carlisle eigentlich in einem Krankenhaus arbeiten?

Sie waren seine Familie, versuchte ich mich wieder zu beruhigen. Doch dieser Gedanke wollte mich eigentlich gar nicht beruhigen. Nein, er machte mich noch nervöser.

Edward saß die ganze Zeit schweigend neben mir. Ich wusste, dass er mich anschaute und mich beobachtete. Und ich saß einfach nur verkrampft in seinem Auto, auf seinem Beifahrersitz.

„Bella?“ Da war wieder diese wundervolle Stimme. Die Stimme, die immer diese wohlklingende Melodie im Unterton hatte.

Ich blickte ihn fragend und auch hilfesuchend an. Meine Finger hatten sich links und rechts neben meinen Beinen in den Sitz gegriffen. „Alles okay?“

„Ja“, log ich. Und das nicht mal gut, das wusste ich selber. Das kam nicht wirklich glaubwürdig herüber, so wie ich in seinem Auto saß.

„Sicher?“, fragte er noch mal nach.

Ich versuchte zu nicken, doch nur ein krampfhaftes Nicken kam von mir.

Er lächelte. „Dein Herz schlägt sehr schnell.“ Er beugte sich ein wenig zu mir herüber. So nah, dass sein Duft, der bisher nur in der Luft lag, nun direkt vor meiner Nase war. Ich atmete ihn ein. Und irgendwie war es beruhigend.

Er lächelte wieder. „Dein Herzschlag wird plötzlich langsamer“, stellte er fest. „Warum?“

„Dein Duft“, brachte ich nur hervor.

Edward lächelte mich an. „Mein Duft lässt dich beruhigen?“

„Nicht immer“, sagte ich lächelnd.

„Also soll ich noch näher kommen?“

„Nein, dann geht die Wirkung wieder in die andere Richtung.“

Er nickte. „Bist du so weit?“

Ich atmete tief ein und lächelte. „Ja, ich denke, ich bin nun so weit.“

„Gut.“

Ich konnte gar nicht so schnell schauen, als dass Edward ausgestiegen war und meine Tür plötzlich von außen geöffnet wurde und er mich anlächelte. Er hielt mir die Hand hin. Wieder einmal. Und wieder einmal, nahm ich sie entgegen. Und wieder einmal fühlte es sich wundervoll an.

Edwards Familie

Bellas Sicht:

„Wollen wir?“, fragte mich eine Stimme. Sie war liebevoll und angenehm. Ich wusste sofort wem sie gehörte. Sie gehörte, der Person, die mir gerade die Hand entgegen hielt, damit ich aus dem Auto aussteigen sollte. Es war Edwards Frage und seine Hand. Beides waren liebevolle Gesten.

Ich blickte auf und schaute in sein sanftes und makelloses Gesicht, holte tief Luft und griff nach seiner Hand. Und schon wieder durch fuhr mich ein angenehmes Kribbeln, als wir uns berührten. Ja, es war wirklich angenehm. Ehrlich gesagt, so angenehm, dass ich meine Hand nie mehr von seiner wegziehen wollte.

Mit der anderen Hand schloss Edward die Autotür hinter mir.

Fragend und sorgend blickte er mich an. „Willst du wirklich meine Familie kennen lernen?“

„Sie wollen doch mich kennen lernen“, erinnerte ich ihn.

Er nickte und seufzte ein wenig. „Ja, das ist es ja, was mir so Sorgen macht.“

„Warum?“ Ich sah in sein ernstes und sorgendes Gesicht und es war einerseits sehr schön ihn so zu sehen, es war nett und süß, dass er sich Sorgen um mich machte, aber meiner Meinung nach auch ein wenig übertrieben.

Gut, ich wusste wirklich nicht, was mich in einem Haus voller Vampire erwarten würde. Ich versuchte diesen Gedanken, auch weitest gehend aus meinem Kopf zu streichen. Sicher, es war eine Tatsache, dass er und seine Familie Vampire waren, aber bisher hatte er mir noch keinen Grund gegeben, Angst vor ihm zu haben. Warum sollte ich also vor seiner Familie Angst haben?

Viel schlimmer konnten sie doch gar nicht sein. Sie waren doch bestimmt genauso nett wie er. Außerdem kannte ich die meisten ja schon.

„Bella“, fing Edward wieder an. Ich registrierte erst jetzt, dass ich ihn die ganze Zeit, während meiner Gedankengänge angeschaut und beobachtet hatte, ohne es zu merken. „Ich möchte dir etwas erklären, bevor wir da jetzt rein gehen.“

„Ich weiß doch schon, dass ihr alle Vampire seid.“

„Ja, und dass du deswegen keine Angst und Furcht hast, ist schlimm genug. Er ist schon merkwürdig genug, dass obwohl du weißt, dass ich dir gefährlich sein könnte, du dich dennoch nicht von mir fern hältst und jetzt hast du auch noch ohne Angst um dein Leben zugestimmt, dass meine Familie dich kennen lernen darf.“ Er seufzte auf.

Ich musste lächeln. Es war süß, Edward nervös zu sehen. Irgendwie beruhigte mich das ein wenig. Aber sollte ich dann nicht genauso beunruhigt sein?

Bisher hatte Edward mir mit seiner sicheren Art gezeigt und zu spüren gegeben, dass ich keine Angst vor ihm zu haben brauche. Er hatte mir diesen Gedanken von Angst und Furcht sofort entrissen.

Aber warum war er jetzt nervös?

Sollte ich dann nicht auch nervös werden?

Ging es ihm darum, dass seine Familie Vampire waren oder, dass sie einfach nur seine Familie war?

Ich tendierte zum Zweiten hin. In ihr war einfach nicht das Gefühl von eiskalter Angst. Sie fühlte sich gut.Das lag an der Hand, die ihre umfasste und an der Person, die ihre Hand hielt. Edward.

„Bella“, fing er nun noch mal an. Ich nickte ihm zu und blickte ihn lächelnd an. Er seufzte als er mich lächeln sah. „Das ist mir ernst.“

„Ja, das sehe ich.“ Aber ich schaffte es einfach nicht ihn ganz ernst anzuschauen. Ich musste einfach lächeln. Ich fand ihn und sein Verhalten – momentan vor allem sein Verhalten - süß.

Er atmete tief ein und versuchte es noch mal. „Ich will dich vor warnen.“

„Okay.“ Es klang so, als hätte mir das schon gelangt.

„Du weißt doch gar nicht, vor was“, sagte er mit einem Seufzer.
 


 

Edwards Sicht:

Sie lächelte. Sie lächelte mich wirklich die ganze Zeit an. Mein Herz und mein Gemüt zerrissen sich quasi vor Angst und was tat Bella – sie lächelte. Ich musste ihr aber erzählen, was es mit meinen Geschwistern auf sich hatte. Nur irgendwie brachte mich ihr Lächeln noch mehr aus der Fassung als ich eh schon war.

Erstens, Bella würde meine Familie kennen lernen. Alle, Vater, Mutter und so weiter und so fort.

Zweitens, meine Familie bestand aus Vampiren. Alle, Vater, Mutter und so weiter und so fort.

Drittens, Bella war kein Vampir. Sie war ein Mensch. In ihr pochte Blut.

Ich würde sie in ein Haus voller Vampire steckten. Ich würde Bella – Bella, die mir wichtiger geworden war, als sonst irgendetwas – in ein Haus voller Vampire stecken.

Aber das schien ihr alles egal zu sein.

Entweder sie war sich ihrer Situation, in der sie gerade steckte, nicht bewusst, oder sie war wirklich so. Ich hoffte, dass es das Zweite wäre. Nein, ich ahnte, dass es das Zweite war und das war schlimmer. Ja, es wäre viel schlimmer.

Wenn es der erste Punkt wäre, also dass sie sich gar nicht bewusst war, in welche Höhle des Löwen sie sich begab, daran hätte ich arbeiten können. Ja, ich hätte ihr das wirklich haargenau ein trichtern können. Aber leider, brachte das Nichts mehr.

Ich hatte ihr schon gesagt, in was für eine Höhle des Löwen sie treten würde – in eine Höhle voller Vampire.

Ich seufzte, als ich sie mich an lächeln sah. „Das ist mir ernst.“

Warum konnte sie nicht ernst sein?

Zumindest ein bisschen, wäre ja nicht zu viel verlangt.

„Ja, das sehe ich“, antwortete sie mir trocken. Und schon wieder lächelte sie.

Wenn ich ihr Lächeln nicht nur so wunderschön und hinreißend finden würde, wäre es wirklich unerträglich. Aber Bella war so. Ja, genau das war ihre Art. Warum auch immer sie so mir gegenüber war, warum auch immer sie keine Angst vor mir hatte, ich mochte sie. Ja, ich mochte Bella sogar sehr gerne und möchte sie immer und überall beschützen. Natürlich konnte ich nicht 24 h ihren Babysitter spielen, aber ich wollte immer bei ihr sein. So viele Minuten mit ihr verbringen, wie ich konnte.

„Ich...“, atmete tief ein und versuchte es noch mal. „Ich will dich vor warnen.“

„Okay“, sagte sie nur. Und es kam so herüber, als wäre für sie das Gespräch hiermit beendet. Oh, Bella.

„Du weißt doch gar nicht, vor was“, sagte ich zu ihr mit einem Seufzer.

Warum musste sie mich nur so fertig machen?Warum konnte sie nicht ein wenig ängstlicher sein?Oder ihr Leben mehr lieben, das würde mir ja auch schon langen. Und noch mal atmete ich tief ein. Auch wenn es völlig unsinnig war, da die Luft ich einatmete, ja eh nicht in meinem Körper umgewandelt werden würde. Wir waren ja schließlich biologisch gesehen tot.

Aber darum ging es ja nicht.

„Du kennst doch meine Geschwister.“

„Alice und Emmett und Rosalie?“

„Ja, genau. Also Emmett und Rosalie sind ein Paar und Alice ist mit Jasper zusammen.“

„Also Emmett und Rosalie sind gar nicht deine Geschwister?“

„Nein, wenn man es so hinterfragen möchte, sind wir alle nicht mal mit einander verwandt.“

„Echt?“

Ich nickte. „Bei uns Vampiren ist das mit dem Partner suchen eine entscheidende Sache.“

„Was meinst du damit?“

Wir standen immer noch vor dem Haus und immer noch an meinem Auto. Und immer noch hielt ich ihre Hand in der meinen. Sie müsste doch frieren. Schließlich war meine Haut eiskalt. Aber sie hielt ihre Hand weiterhin in meiner Hand, so als gehöre die dort einfach hin. Ich spürte ihre Wärme, die durch ihren Körper gepumpt wurde. Immer und immer wieder. Ich spürte ihren Puls, ihren Herzschlag. Sie war so anders als ich. Und dennoch war sie hier. Hier vor dem Haus meiner Familie. Sie war bereit, meine Familie kennen zu lernen. Sie war bereit alles, wirklich alles zu hinterfragen und alles zu hören.

„Wenn wir Vampire uns für einen Partner entscheiden, dann bleiben wir mit ihm für immer zusammen.“

„Für immer?“, fragte Bella mich. Sie lächelte leicht. Und wieder sah ich ihre wundervollen Grübchen, die sich um ihre Mundwinkel bildeten, sobald sie anfing zu lächeln. Ahnte sie eigentlich, welche Wirkung sie auf mich hatte? Ahnte sie das eigentlich nur im Geringsten? Außerdem hatte sie diese Wirkung ja nicht nur auf mich, alle Kerle fanden sie wundervoll. Ich hatte es zu oft in deren Gedanken gehört.

„Ja und du weißt ja, dass wir nicht mehr sterben.“

„Das heißt also wirklich für immer.“

Ich nickte ihr zu und versuchte an ihrem Gesicht abzulesen, was sie dachte. Und wieder einmal verfluchte ich meine Gabe, die bei ihr versagte. Warum konnte ich von jeder Person die Gedanken lesen und bei der Person, bei der ich es mir am meisten wünsche, wird es mir verweigert?

Schließlich blickte sie mich wieder voller Erwartung an. „Wollen wir weiter hier herum stehe, oder stellst du mich endlich deiner Familie vor?“

„Weißt du eigentlich als was ich dich ihnen vorstelle?“

„Als Bella?“, fragte sie grinsend.

„Ja genau.“ 'Oh, wenn du nur wüsstest, Bella. Ich würde dich als mein Partner vorstellen. Ja, nur ich kann es dir noch nicht sagen. Aber ich werde es dir sagen. Ja, ich werde es dir sagen.'
 

Bellas Sicht:

Schließlich ging Edward voraus und schloss die Haustür auf. Ich staunte nicht schlecht. Das Haus sah von außen ja schon sehr imposant aus und innen sah es noch mal doppelt so interessant aus. Hier wohnten also die Modelgeschwister, der Gedanke ließ mich lächeln.

„Alles okay?“, fragte Edward mich liebevoll. Ich nickte. „Gut.“ Ich sah ihm sofort an, dass er angespannt war. Er war es schon die ganze Zeit. Aber es machte mir nichts aus. Da musste er nun auch durch. Ich machte mir ja auch keine Sorgen, dabei war ich ja diejenige die hier auf dem Präsentierteller serviert werden würde. Also brauchte er sich auch keine Gedanken machen.

Seine kalte Hand hielt immer noch meine. Es war mir egal, dass seine Hand ziemlich kälter war und dass mir somit auch kälter werden würde, aber es war egal, ich wollte seine Hand einfach nicht loslassen. Ich wollte ihn anfassen, ich wollte seine Hand halten.

„Sind da“, sagte Edward in das Haus hinein und riss mich somit aus meinen Gedanken heraus. Edward führte mich durch die Eingangshalle in einen großen Raum. Die eine Wandfront bestand nur aus Fenstern und es drang das Licht hell herein. Ich staunte nicht schlecht. Ich hatte so etwas noch nie in meinem Leben zuvor gesehen. Ich spürte Edwards Händedruck, fragend blickte ich ihn an. Er lächelte, und ich lächelte ihm zurück.

In diesem großen Raum, befand sich eine große Couchgarnitur, auf der, wie ich jetzt erst feststellte, seine ganze Familie saß.

Ja, da saßen sie. Seine Familie und sie blickten uns lächelnd an. Sofort standen alle auf, als Edward mich näher heran führte.

„So, das ist Bella“, sagte er lächelnd. Er blickte mich lächelnd an und dann blickte er seine Familie mit diesem glücklichen Blick an.

Widerwillig musste ich mich von Edwards Hand lösen, denn Carlisle – Dr. Cullen, wie ich ihn bisher nur kennen gelernt hatte – kam auf mich zu und reichte mir die Hand. „Hallo, Bella.“

„Hallo, Dr. Cullen“, sprach ich ihn an, wie ich ihn im Krankenhaus auch immer angesprochen hatte.

„Oh, Bella. Nenne mich doch Carlisle“, stellte er lächelnd klar.

„Ja, ist gut. Carlisle.“ Ja, nun sprach ich den Arzt, der immer die Wunden, meiner Tollpatschigkeit, verarztet hatte, mit dem Vornamen an. Es war schon ein komisches Gefühl.

Dann stand Alice vor mir und drückte mich an sich. „Bella, wie toll, dass du her gekommen bist.“

Ich lächelte. „Ja, ist schön.“ Schön, war es nicht unbedingt. Gut, es war bestimmt ein dehnbarer Begriff. Momentan war es nur etwas komisch.

„Japser, kennst du ja schon.“ Sie hatte sich von mir gelöst und Jasper trat neben ihr auf. Ihn hatte ich ja schon auf dem Herbstball, gestern Abend kennen gelernt.

„Hallo Bella“, meinte Japser.

„Hallo.“, sagte ich lächelnd. Edward stand die ganze Zeit direkt an meiner Seite, ein wenig skeptisch betrachtete er das Ganze.

„So sieht man sich wieder“, vernahm ich die Stimme von Emmett, der mich angrinste. Ich nickte ihm zu und mein Blick wanderte zu Rosalie. Doch diese blickte mich nicht an. Edward knurrte als er das auch sah.

„Bella“, vernahm ich nun eine Stimme, die ich noch nicht kannte. Ich drehe mich um und eine Frau mit braunen Haaren stand vor mir. Das musste wohl Esme, Edwards Mutter sein.Sie kam in geschmeidigen und anmutigen Schritten zu mir und lächelte mich liebevoll an. „Es ist schön, dass wir dich mal kennen lernen. Ich bin Esme.“

„Hallo, ja, freut mich auch, sie alle kennen zu lernen.“

Esme lächelte und drückte mich an sich. Auch wenn sie noch sehr jung aussah, hatte sie etwas Mütterliches an sich. Ich fühlte mich direkt bei ihr wohl. Als ich von ihr umarmt wurde, nahm ich ihren Geruch war. Sie roch nach frisch gebackenen Keksen und Vanille. So hatte ich es mir immer vorgestellt, dass eine Mutter so riechen sollte. Reneé war eine tolle Mutter. Aber oft war es nicht klar, wer von uns beiden die erwachsene Person war oder oft waren wir eher wie Schwestern, als wie Mutter und Tochter. Und kochen? Kochen war noch nie Reneés Stärke gewesen. Aber das machte nichts. Sie war auch so schon eine wundervolle Mutter.

„Möchtest du etwas Essen oder was Trinken?“, fragte Esme mich und riss mich aus meinen Gedanken.

Ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, danke.“

Ich spürte wieder Edwards Hand, die meine umfasste. Ich blickte ihn fragend an, doch er lächelte mich an. Da war nichts mehr von seiner Nervosität. Er war nun nicht mehr so verkrampft. Also lief es doch ganz gut. Dann hatte ich einen guten ersten Eindruck hinterlassen? Darum ging es doch.

Esme setzte sich neben Carlisle auf die Couch und lächelte mich an.

Edward zog mich mit auf das Sofa, auf dem schon Emmett saß.

„Erzähl uns etwas von dir Bella“, fing Carlisle an.

Was sollte ich ihnen denn erzählen?

Jetzt fing es an unangenehm zu werden.

Was sollte ich denn der Familie von Edward erzählen?

Sie waren alle Vampire?

Was würde sie denn interessieren?

Was erzählte man denn einer ganzen Familie von Vampiren?

Sie waren Vampire…

Fähigkeiten

Was sollte ich denn mit ihnen besprechen? Was sollte ich ihnen denn erzählen?

Schließlich stammelte ich einfach irgendetwas vor mich hin, ohne weiter drüber nachzudenken, was ich eigentlich sagte: „Ihr seid also alle Vampire.“

Ich spürte sofort die Blicke, die mir alle zuwarfen. Sofort schaute ich auf den Boden. Das war wohl der falsche erste Satz gewesen. Vielleicht hätte ich auch direkt mit meiner Blutgruppe anfangen sollen, das hätte sie vielleicht viel mehr interessiert. Aber eigentlich hatte ich gar keine Ahnung was sie interessierte. Ich hätte mich auch einfach mal schlau machen sollen.

Gibt es vielleicht so eine Seite im Internet, wo man Tipps bekommt, wie man sich in Gegenwart von einer Familie Vampire verhalten sollte? Ja, vermutlich steht da: „Falls sie jemals in die, vermutlich unwahrscheinliche Situation kommen, einen Vampir zu treffen, dann sollten sie schleunigst um ihr Leben rennen, natürlich nur wenn es ihnen etwas bedeutete.

Ich seufzte auf.

Das war ja echt eine tolle Szene.

Super Bella, da kannst du echt stolz auf dich sein.

Überrascht blickte ich auf, ich hatte Edwards Hand, die meine umfasste, gespürt.

Ein leichter Händedruck. Und als ich aufschaute und in seine wunderschönen topasfarbenen Augen blickte, seufzte ich wieder auf. Aber nicht wegen meines Satzes von eben, nein, sondern einfach nur weil ich mich mal wieder in seinen Augen verlor. Es war schon fast unheimlich. Er brauchte mich einfach nur anzuschauen und schon vergaß ich alles um mich herum. Es war mehr als nur komisch, aber es war auch zu schön, um diese Sache einfach weiter zu hinterfragen.

„Bella“, seine Stimme klang weich zu mir durch. „Du brauchst keine Angst zu haben.“

„Ich habe doch keine Angst“, widersprach ich ihm. Es kam viel zu schnell über meine Lippen, als dass es zu 100% stimmte, was ich da von mir gab.

„Bella, möchtest du vielleicht etwas Essen oder etwas Trinken?“, fragte Esme mich.

Schweren Herzens blickte ich von Edward ab und schaute in die Gesichter seiner Familie. In ihren Gesichtern las ich Sorge und Mitgefühl.

Hatten sie etwa Sorge um mich?
 

Das Gefühl von Angst und Furcht verschwand augenblicklich.

„Jasper, lass es“, knirschte Edward den Blonden an.

Verwirrt, etwas nicht mitbekommen zu haben, blickte ich von Edward zu Jasper. Doch es schien, als wollte keiner der Beiden mir dazu eine Antwort geben.

„Ich kann dir auch einen Tee machen“, bot Esme an und zog damit meinen Blick wieder auf. Oh, ich wollte nicht, dass man sich meinetwegen Umstände machte. Und nur weil ich mich gerade ein wenig unsicher fühlte, wollte ich erst Recht nicht, dass mir eine Sonderbehandlung zukommen sollte. Okay, vermutlich war es etwas Besonders für die Familie, dass plötzlich ein Mensch mit ihnen im Wohnzimmer saß. „Ich möchte doch keine Umstände machen.“

„Bella, das machst du doch nicht“, antworte Esme sofort.

„Genau, Bella. Wir sind doch alle froh, dass du hier mit uns sitzt“, gestand Alice mir.

Überrascht blickte ich sie an.

War diese Familie eventuell genauso nervös wie ich?

Fragend blickte ich in Edwards Gesicht. Er war immer noch verspannt und verkrampft, das sah ich sofort. Er biss sich leicht auf seine Unterlippe. Was ich immer tat, wenn ich nervös war.

Er war also nervös. War er wegen mir nervös?

War er immer noch wegen mir nervös?

Ich drückte nun seine Hand leicht, überrascht blickte nun Edward mich an. „Ist alles okay bei dir?“, fragte ich ihn.

Edward seufzte auf.

Und plötzlich fing Emmett an zu lachen.

Überrascht blickte ich diesen an. Warum lachte er denn nun?

„Oh, Edward du bist einfach nur toll. Ja, genau erzähl uns doch mal, warum du so nervös bist.“

„Emmett, lass ihn“, sagte nun Carlisle in einer ruhigen und sanften Stimme. Ja, diese Stimme hatte er auch immer gehabt, wenn er meine Wunden verarztete und mit mir sprach. Er hatte immer eine so angenehme Ruhe an sich und sorgte somit auch, dass sein Patient ruhiger wurde, zumindest war das bei mir immer so der Fall gewesen. Wobei er mit seiner Stimme eigentlich immer eher Charlie beruhigte, der immer wenn wir im Krankenhaus waren, aufgeregt auf und ab lief.

Wieder durchströmte Bella ein Gefühl von Wärme, dass sie locker werden ließ.

Was war das? War sie eben nicht noch nervös und besorgt um Edward?

„Jasper!“, knirschte Edward schon wieder mit den Zähnen und spuckte den Namen regelrecht aus.

Und wieder einmal verstand ich nicht was los war?

„Bella?“

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Alice aufgestanden war und nun vor mir stand. „Komm ich zeig dir mal mein Zimmer.“

Ich wollte ihr widersprechen. Ich wollte eigentlich nur bei Edward bleiben.

Fragend blickte ich ihn an. Doch als er meinen Blick erwiderte, nickte er mir zu.

„Na, komm.“ Alice nahm mich an der Hand und bevor ich weiter etwas sagen konnte, zog sie mich auch schon von der Couch neben Edward hoch und führte mich aus dem großen Wohnzimmer.

Alice ging voran, meine Hand hielt sie immer noch, als sie die Treppe hoch ging, die ins nächste Stockwerk führte. Es war ein langer Gang von dem immer Türen, vermutlich in die Schlafzimmer abgingen. Es waren eine Menge Türen. Es waren acht Türen, stellte ich schnell fest. Vier im rechten Flur und vier im linken Flur.

„Edwards Zimmer ist hinten rechts“, erklärte Alice mir als ich in den rechten Flur schaute. Ich wollte schon fast da hingehen, doch Alice hielt mich immer noch an der Hand und wie es schien, wollte sie mir gar nicht Edwards Zimmer zeigen, denn sie ging in die ganz andere Richtung. Sie führte mich in den linken Flur. „Mein Zimmer ist hier, hinten rechts.“ Und schon hatte sie mir die Tür geöffnet. Ich staunte nicht schlecht als ich in ihr Zimmer trat. Mein Zimmer war nie auch nur annähernd so aufgeräumt. Alice grinste als sie meinen Blick sah. „Ist toll oder?“

Ich nickte und blickte mich um. Es war toll aus. Es hatte etwas Mädchenhaftes, aber nichts Kitschiges, es war stylisch, aber nicht kalt oder kantig.

Die eine Wand des Zimmers war in einem warmen Rot gehalten, vor dieser Wand stand das große und schöne Bett. Es war weiß lackiert und mit einem Hauch vom weißen Betthimmel ausgeschmückt. Es bildete einen schönen Kontrast zur roten Wand und war als Blickfang in diesem Zimmer wohl gedacht. Links und rechts neben dem Bett standen zwei Nachttische, auch weiß lackiert. Auf ihnen standen zwei schöne hellblaue Vasen. Vor mir lag diese riesige Fensterfront, die es auch unten schon gegeben hatte. Der Raum wirkte wundervoll hell. Auf der gegenüberliegenden Wand vom Bett stand ein Schreibtisch und daneben ging noch eine Tür ab.

„Oh, das ist mein Wandschrank.“ Bevor ich etwas erwidern konnte, hatte Alice diesen schon geöffnet und ließ mich noch mehr staunen. Wie konnte jemand nur so viele Kleidungsstücke besitzen?

Sie lächelte als sie mein Erstaunen bemerkte. Und das war nun mal nicht schwer zu übersehen. Doch dann kam mir Edward wieder ins Gedächtnis und ich fragte mich, warum er so nervös war und warum er immer wieder den Namen von Jasper geknirscht hatte, dieser hatte ja schließlich einfach nur auf der Couch gesessen, so weit ich das natürlich beurteilen konnte.

„Du, Alice?“, fing ich an. Ich wusste nicht so recht ob ich sie fragen konnte und vor allem sollte, aber warum denn auch nicht.

„Ja, Bella?“ Sie sah mir wohl an, dass mich etwas quälte, denn sie lächelte mich liebevoll an.

„Also Edward...“, ich seufzte und stoppte. Sollte ich Alice wirklich fragen?

„Was ist denn mit ihm?“

„Nichts“, sagte ich schnell. Zu schnell. Und wieder seufzte ich.

„Nun sag schon.“

Ich nickte. Ja, ich sollte es ihr einfach sagen.

Vermutlich war wirklich gar nichts dabei und ich hatte nur irgendwas verpasst, was Jasper angestellt hatte, was Edward nur noch nervöser gemacht hatte. Ja, genau das wird es sein.

„Eben, als wir im Wohnzimmer saßen. Da hat Edward immer wieder Jaspers Namen so komisch gesagt. Er hatte ihn regelrecht geknurrt.“

„Ach das meinst du.“ Sie lächelte mich schmunzelnd an.

„Ja, das meine ich. War da irgendwie was? Es war so komisch. Ich hab bestimmt nur etwas nicht mitbekommen.“

„Sicher, dass du nichts mitbekommen hast?“, frage sie mich nun und blickte mich fragend an.

Warum fragte sie mich denn so etwas?

Wenn ich es doch mitbekommen hätte, dann würde ich sie doch nicht fragen.

„Deinem Blick zu urteilen, hat Edward dir noch nicht alles erzählt.“

Fragend blickte sie mich an. Was sollte er mir denn noch nicht erzählt haben?

Er war ein Vampir.

Ich wusste, dass er bei Sonnenlicht glitzerte.

Ich wusste, dass er super schnell rennen kann.

Ich wusste, dass sein Körper hart wie Stein war.

Ich wusste, dass seine Körpertemperatur niedriger als die meine war.

Alice war ein Vampir. Seine ganze Familie bestand aus Vampiren.

Was gab es denn da noch, was ich wissen sollte?

„Komm, setze dich mit mir erst mal.“ Sie führte mich ans Bett und ließ sich auf die weiche Matratze fallen, ich tat es ihr gleich. Es würde wohl etwas ernstes werden oder warum sollte ich mich dabei aufs Bett setzten. War das für mich im stehen eventuell nicht zu ertragen.

„Es ist komisch, das Edward es dir noch nicht gesagt hatte, aber er hatte sicherlich seine Gründe dafür.“

„Was meinst du Alice?“ Nun bekam ich es doch ein wenig mit der Angst zu tun. In ihrer Stimme war nicht mehr der frohe Ton.

„Du brauchst keine Angst du haben. Ich meine das Wichtigste, dass wir Vampire sind, hast du ja auch akzeptiert.“

„Ja, schon...“

„Na, also“, sagte sie lächelnd und strahlte mich wieder an. „Das ist doch schon für die meisten das Schlimmste und du hast das doch ganz gut angenommen.“ Sie stoppte ihren Wortschwall etwas und es sah so aus, als würde sie lauschen. Ich blickte zur Tür, doch ich vernahm kein Geräusch. Sie lächelte und nickte als würde sie somit jemanden eine Antwort geben. „Also was ich dir erzählen möchte“, fing sie wieder an und hatte somit wieder meine volle Aufmerksamkeit. „Es gibt unter uns Vampiren auch welche die besondere Fähigkeiten haben.“

„Du meinst, so etwas wie das Super-schnell-rennen, das Edward so gut konnte.“

Sie musste schmunzeln. „Ja so in etwa. Nur das das Rennen und das schnell Sprechen allen Vampiren im Blut lag.“

„Schnell sprechen?“

„Ja, wir können so schnell reden, dass es für das menschliche Gehör unhörbar ist. Du würdest nur sehen, wie sich unsere Lippen bewegen.“

Oh. Das war ja auch sehr interessant. So konnten sie sich also unterhalten, ohne, dass es die Menschen in ihrer Umgebung mitbekommen. Mittagessen in der Kantine, fiel es mir sofort ein. „Wenn ihr in der Mittagspause alle an einem Tisch sitzt, da scheint es immer als würdet ihr euch an schweigen.“

„Genau, dann reden wir so schnell, dass die Menschen es nicht mitbekommen.“

„Aber warum denn? Dadurch macht ihr euch doch erst zu etwas Besonderem.“

„Mmmh. Wir hatten bisher einfach kein Interesse an Freundschaften zu den Menschen in unserer Umgebung. Auch zum Schutz für diese Menschen“, erklärte Alice mir.

„Das könnt ihr also alle?“

„Ja, das können wir alle. Manche noch schneller als andere, aber es ist für uns so was wie Normalität.“

„Verstehe.“ Ich blickte auf meine Hände, die auf meinem Schoss ruhten. Dieses Schattendasein als Vampir war wirklich sehr interessant und was die alles für Gaben hatten. Wahnsinn.

„Aber es gibt auch Fähigkeiten, die sind einzigartig.“

„Ja?“ Ob Edward wohl so eine einzigartige Fähigkeit besaß? Bestimmt, er war ja schon so absolut einzigartig.

„Ja, bei uns in der Familie haben nur Edward, Jasper und ich eine von diesen einzigartigen Fähigkeiten.“

„Ja? Warum denn nur ihr?“

„Warum? Man nimmt an, also Carlisle nimmt an, dass etwas mit dem Leben, was man vorher als Mensch hatte, zu tun hat. Wenn man da schon irgendwie einzigartig war, etwas Besonders konnte, dann wird das im Vampirdasein noch verstärkt“, erklärte sie weiter. Das klang alles sehr logisch. Was ich wohl für eine Fähigkeit hätte,wenn ich Vampir wäre. Vermutlich gar keine, denn ich bin ja nur Normal und langweilig.

„Willst du wissen, welche Fähigkeiten wir haben?“

„Gewiss.“ Ich wollte im Moment gar Nichts anderes mehr wissen.

„Also ich kann die Zukunft vor raus sehen.“

„Echt? Das ist ja cool.“

„Na ja, ganz so toll und super ist das nicht. Es ist auch nicht so, dass ich die Zukunft für uns alle vor raussehen kann. Ich kann nur sehen, wenn jemand eine Entscheidung trifft, was diese bewirkt.“ Sie blickte mich an und ich blickte sie fragend an. Das klang ein wenig verwirrend. Vermutlich las Alice genau das gerade in meinem Blick. „Also nehmen wir mal an, du entscheidest dich jetzt genau in diesem Moment morgen Abend ein rotes Kleid anzuziehen.“ Sie überlegte selber gerade und ich versuchte ihr zu Folgen. „Gut, das ist jetzt nur ein banales Beispiel, aber so in etwa kannst du dir das vorstellen.“ Sie stoppte wieder und schien zu überlegen, was sie als Nächstes sagen sollte. „Gut und ich würde jetzt sehen, durch so was wie eine Vision oder Eingebung, wie man es auch immer nennen mag, ob es nicht besser wäre, wenn du ein blaues Kleid anziehen würdest, weil du mit dem roten Kleid hinfallen würdest.“

„Das würde ich in dem blauen Kleid auch“, sagte ich ihr mit einem Lächeln. „Ich bin so was von tollpatschig, ich stolpere doch immer über meine beiden Füße“, gestand ich ihr.

Sie musste grinsen. „Ja gut, das war ein dummes Beispiel. Aber so in etwa kannst du es dir vorstellen.

„Also du kannst die Auswirkungen von Entscheidungen sehen.“

„Genau, so kann man es beschreiben“, antworte Alice lächelnd.

„Und was ist nun mit Edward und Jasper?“ In mir war echt das Verlangen immer mehr von dieser Familie zu erfahren. Irgendwie war es so was von absurd, dass sie Vampire waren, aber das lag auch nur daran, dass ich vom Fernsehen und Büchern vielleicht einfach ein falsches Bild von Vampiren hatte. So gefährlich schien mir diese Familie gar nicht zu sein.

Auch wenn sie Vampire waren. „Jasper kann die Stimmung von Leuten beeinflussen.“

„Wie, die Stimmung beeinflussen? Was meinst du denn damit?“

„Hast du es denn vorhin nicht bemerkt?“, fragte Alice mich.

„Vorhin?“

„Als wir unten im Wohnzimmer saßen.“

Ich dachte nach. Was war denn vorhin. Ich war nervös und sah die Nervosität von Edward, der neben mir saß, ab und an war da noch ein anderes Gefühl....

Überrascht weiteten sich meine Augen.

„Genau, das war Jasper. Als er vorhin wohl gemerkt hat, dass du nervös bist, vielleicht sogar Angst gespürt hat, da hat er seine Fähigkeit eingesetzt und das hatte Edward wohl nicht gefallen, deswegen hatte er dessen Namen so geknirscht. Jasper hat es nicht böse gemeint. Bestimmt nicht. Und Edward wollte dich einfach nicht überfordern. Deswegen wollte er nicht, das Jasper seine Fähigkeit bei dir anwendet.“

„Woher wusste Edward, denn, dass Jasper seine Fähigkeit bei mir eingesetzt hatte?“, fragte ich Alice. War das vielleicht Edwards Fähigkeit?

„Edward kann... Vielleicht sollte er dir das selber sagen“, fing Alice an.

Ich blickte sie fragend an, doch Alice Blick ging in Richtung Tür. Und schon klopfte jemand an der Tür an.

Hatte Alice gehört, das jemand heran kam?

Ich hatte das gar nicht mitbekommen. Dieser Jemand war verdammt leise gewesen.

Und dieser jemand war niemand geringeres als Edward, der jetzt gerade ins Zimmer schaute. „Hey, ihr Beiden.“ Sein Blick kam direkt auf mir zu ruhen, er blickte Alice gar nicht an. „Alles okay?“

Ich nickte ihm zu.

Hatte Alice gewusst, das Edward ins Zimmer kommen würde, hatte sie deswegen gesagt, dass er mir lieber von seiner Fähigkeit erzählen sollte? Genau, sie hatte es bestimmt durch ihre Gabe heraus gefunden. Er hatte sich bestimmt entschieden gehabt, jetzt zu uns hoch zu kommen und daher wusste sie es also.

„Ich glaube, du solltest Bella mal von deiner Fähigkeit erzählen, Bruderherz“, sagte Alice lächelnd.

Edwards Blick wurde ein wenig härter, nicht mehr so sanft wie eben noch. „Ich habe ihr eben von der Fähigkeit meinerseits und der von Jasper erzählt. Nun bist du dran“, sagte sie lächelnd.

Edward nickte ihr schließlich zu. „Komm Bella, ich zeig dir mal mein Zimmer.“

Ich nickte. Genau, darauf war ich ja eh schon gespannt. Ich stand von Alice Bett auf und lächelte ihr zu, als ich mit Edward das Zimmer verließ.

Edwards Fähigkeit

Ich folgte Edward in sein Zimmer und war erstaunt als ich es besichtigen konnte. Ich wusste nicht, wie ich es mir genau vorgestellt hatte, aber das hier kam meiner Vorstellung ziemlich nahe. Edward ging direkt zu der schwarzen Ledercouch, die an der Wand, rechts von der Eingangstür stand. Er setzte sich hin, während ich mich noch ein wenig in dem Zimmer, das seines war, umschaute. Es war absolut stylisch, schwarz und silber stach mir in dem Zimmer entgegen. Die Couch, auf der Edward saß, war auf der rechten Seite des Zimmers. Über der Couch war ein riesiges CD-Regal angebracht, das die Couch auch links und rechts einrahmte. Ich wusste gar nicht, dass jemand so viele CDs besitzen konnte, aber anscheinend konnte Edward das. Aber es passte irgendwie zu ihm. In der Mitte des Raumes, war ein großes Bett, auf dem eine weiße Tagesdecke lag. Auf der anderen Seite, der linken Seite, war ein großer Kleiderschrank, in den Farben schwarz und silber und einer großen Spiegeltür. Neben mir an der Tür befand sich noch ein Schreibtisch, ebenfalls schwarz. Mit einer weißen Vase oben drauf. Es sah alles sehr schick aus, ich war wirklich erstaunt. Und vor allem war es ordentlich. Ich dachte immer Jungs in meinem Alter hätten ein zu gemülltes Zimmer. Ach ja, da war ja auch der Haken an der Sache.

Jungs in meinem Alter… Edward war ja so gesehen, gar nicht in meinem Alter. Er war ja schon ein wenig älter.

„Und?“

Überrascht blickte ich Edward an. Und dieser blickte mich erwartungsvoll durch seine topasfarbenen Augen an. „Hast du es dir anders vorgestellt?“

Ertappt lächelte ich nur, schüttelte aber den Kopf. „Ich weiß nicht, wie ich es mir genau vorgestellt hatte, aber das hier kommt dem wohl ziemlich nahe.“

Er nickte nur noch.

Ich sah ihm an, dass er wieder etwas nervöser wurde. Ich schloss die Tür hinter mir und setzte mich neben ihn auf das Sofa.

Er schwieg und blickte sich im Zimmer um. „Alice hat letztens mit Esme und Rosalie alle Räume umgestaltet. Sie hatten Langeweile oder so etwas. Aber ich konnte dafür sorgen, dass mein Zimmer so bleiben konnte. Wäre auch noch schöner gewesen.“ Ich hörte ihm still zu, schaute auf meine Hände, die auf meinem Schoß ruhten. Sie lagen dort, seit ich mich neben ihn gesetzt hatte. Ich spürte Edwards Blick auf mir ruhen. Er wirkte ein wenig verspannt, was durchaus amüsant war.

Lächelnd blickte ich ihn an. Irgendwie schien es mir, als war er noch gar nicht so weit, mit mir über seine Fähigkeit zu reden, die er als Vampir besaß. Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass er es mir nicht unbedingt sagen musste. Es war ja auch so okay.

„Weißt du noch, wann wir uns das erste Mal gesehen hatten? Also wann wir uns zum ersten Mal über den Weg gelaufen sind?“, fragte Edward mich schließlich.

Ich saß direkt neben ihm, so nah, dass er mit einer Haarsträhne von meinen braunen Haaren spielte. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“

Er lächelte und spielte weiter mit meiner Haarsträhne, die er zwischen Zeigefinger und Daumen hatte. Edward blickte nicht mich an, sondern sein Blick ruhte auf auf seine Finger, die meine Strähne berührten und streichelten. „Es war an deinem ersten Schultag. Erinnerst du dich noch?“

„Ich hab dich schon vorher bemerkt. In der Kantine schon. Du saßt da mit Emmett, Rosalie und Alice an einem Tisch. Ihr saßt da alleine. Ihr saht aus wie Models.“

„Du meinst, ich hatte dich da nicht bemerkt?“, er schmunzelte. „Du hattest neben Mike und Angela gesessen. Und an deinem Tisch hatten noch Jessica, Ben und Eric gesessen.“ Das er sich daran noch erinnern konnte, daran erinnerte ich mich nicht mal mehr.

„Ich habe Mike nach euch gefragt. Und er hatte mir nur geantwortet gehabt, dass ihr halt einfach für euch seid.“

„Das stimmte auch. Aber es war nur zum Schutz der anderen“, erklärte er und musste dabei selber grinsen, auch als ich ihn skeptisch anschaute. „Und dann kamst du in den Biologie-Raum.“ Seine Stimme war sanfter und träumerischer geworden, als er das sagte.

„Und ich musste mich neben dich setzten“, fügte ich mit einem Seufzen hinzu.

„Klingt ja fast so, als wäre es schlimm gewesen?”

„Am ersten Tag, war es das auch.“ Edward nickte. Er wusste, dass es stimmte. Nun blickte er ein wenig betrübt weg. „Du hattest mich ganz starr angeschaut gehabt. Du sahst sauer aus. Zumindest kam es mir so vor.“

„War ich auch... irgendwie zumindest.“ Ich blickte Edward fragend an. „Ich hatte nie jemand an mich heran gelassen und das war bisher auch immer ganz gut so. Ich war für mich. Ich hatte ja Alice, Rosalie und Emmett. Es war okay. Es war alles so wie es sein sollte. Bis du in den Biologie-Saal kamst. Allein schon wie du mich mit deinem fragenden Blick angesehen hattest. Und dann dieser Duft.“

„Duft?“

Edward nickte mit einem Schmunzeln. „Du hast wundervoll gerochen.“ Er beugte sich kurz zu mir herüber, ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Er hatte seinen Kopf direkt über die Beuge meines Halses gelehnt. Mein Puls schlug schneller, als ich seinen Atem auf meiner Haut spürte. Er war kalt und er brannte regelrecht auf meiner Haut. Aber es war ein wundervolles Gefühl. Es hatte etwas erotisches.

'Oh Gott', dachte ich das gerade wirklich? Ich errötete und genau in dem Moment, wo ich von meinen eigenen Gedanken verlegen wurde, hatte er sich auch schon wieder zurück gelehnt und ließ wieder von mir ab.

Er schmunzelte. „Du riechst jetzt genauso so süß.“

Und wieder errötete ich. „Nach was denn?“ Das war eine dumme Frage. Das war eine ganz dumme Frage, aber irgendwie interessierte es mich einfach. Wenn er so etwas schon sagte, wollte ich auch wissen, nach was ich seiner Meinung nach rieche.

„Du riechst nach Rosen und nach Jasmin. Eine seltene, interessante Mischung.“, sagte er lächelnd und ließ mir dabei einen Blick auf seine Zähne. Seine Zähne sahen richtig normal aus. Hatten Vampire nicht Vampirzähne? So spitze Eckzähne, die sie einem an der Stelle des Halses stoßen, wo die Halsschlagader verläuft?
 

„Was denkst gerade?“, vernahm ich seine Stimme wieder. Überrascht und ertappt blickte ich ihn an. Ich spürte wieder, dass das Blut in mein Gesicht stieß und meine Wangen sich rot färbten. „Jetzt bin ich erst recht interessiert, an was du denkst.“ Edward beugte sich leicht herüber und blickte mich fragend an.

„Nein, ist nicht so wichtig.“ Ich sollte mir ganz schnell etwas einfallen lassen.

Eine Ausrede. Aber was für eine? Und am besten noch eine gute Ausrede. Schnell, denk nach. Nein, mir fiel nichts ein.

„Ich spüre deinen Puls, Bella und der schlägt genau jetzt, sehr schnell.“

Ich musste schlucken. Kam jetzt der Vampir in ihm durch?

„Ich habe deinen Puls schon damals in der Biologie-Stunde gespürt und seit dem, konnte ich den Rhythmus nicht mehr vergessen“, er wechselte damit das Thema. Nun blickte ich ihn mehr als nur überrascht an. „Du hörst richtig Bella. Der Rhythmus deines Herzschlages hat mich gefesselt, von Anfang an. Dein Pulsschlag und dein Duft.“

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Mir hatten seine Worte einfach die Sprache verschlagen. Von jedem anderen Typen würde sich das vermutlich schwachsinnig anhören, aber von Edward klang das wie ein wundervolles Kompliment.

Das war es doch?

Ich sollte etwas sagen. Etwas Nettes. Danke, für das Kompliment oder so etwas. Genau, ich sollte wirklich irgendwas sagen.

„Kommt jetzt der Vampir in dir durch?“

Ich wollte eigentlich was Lockeres sagen, etwas Lustiges. Einfach damit die Situation für mich einfacher und lockerer war. Doch das war wohl das Falscheste was ich sagen sollte.
 

„In Homer...“ , fing er wieder an. Anscheinend hatte er meine Bemerkung komplett ignoriert. War vielleicht auch ganz gut so. So eine sinnlose Bemerkung muss nun auch nicht noch kommentiert werden. Er strich mir sanft die Haare hinters Ohr, so dass er freien Blick auf meinen Hals hatte.

Kam jetzt wirklich der Vampir bei ihm durch?

'Jetzt wirst du aber verrückt Bella', ermahnte ich mich selber.

„Ich mag den Rhythmus deines Herzens.” Er lächelte dabei sehr verführerisch als er das noch mal sagte. „Und als wir in Homer waren und wir sezieren sollten...“

Nein, das war keine gute Erinnerung. Ich ahnte schon auf was er hinaus wollte. „Oh, erinnere mich bloß nicht daran“, meinte ich nur und seufzte.

Doch auch das ignorierte er wohl, wobei er das gar nicht ignorieren sollte. Ich wollte nicht noch mal daran denken. „Dein Puls war langsamer geworden. Das hatte mich sofort wachgerüttelt. Und dann bist du ohnmächtig gewesen.“

„Mein Puls?“

„Genau, dein Rhythmus, den ich so gerne höre, war in dem Moment nicht mehr der Gleiche.“ Was er hier sagte, klang so schön. Verwirrend, absurd, aber verdammt noch mal, schön.

„Du bist an dem Tag zu spät zum Unterricht gekommen.“, erinnerte ich mich mit einem Grinsen.

„Na ja, ich wollte dem Unterricht eigentlich gar nicht bei sitzen. Aber irgendwie wollte ich dich nicht dabei alleine lassen. Allein als unser Lehrer, das Wort „sezieren“ ausgesprochen hatte, hatte dein Puls schon verrückt gespielt. Deswegen war ich wieder in das Klassenzimmer gekommen.“

„Wegen mir?“

„Wegen dem toten Frosch bestimmt nicht“, sagte er lächelnd. Ich nickte. Natürlich. Warum stellte ich auch so komische Fragen?
 

„Weißt du, warum ich dich immer am liebsten lächeln sehe?“, wechselte er nun wieder das Thema.

„Nein.“ Ich blickte ein wenig nervös von einer Zimmerecke zur anderen.

Edward rutschte ein wenig zu mir, dann spürte ich seinen Zeigefinger an meinem Kinn und den sanften Druck, den seine Finger nun ausübten und mein Gesicht wieder in seinen Blickrichtung lenkten. „Bella, ich mag deine Grübchen. Ich mag die Grübchen, die du hast, wenn du so lächelst.“ Und wieder pumpte mein Körper das Blut in meine Wangen. Ich wollte weg schauen, aber seine Finger ruhten immer noch an der gleichen Stelle, an meinem Kinn. „Ich will diese Grübchen immer und immer sehen.“ Seine Fingerspitzen fuhren die Konturen meiner Lippen nach und hinterließen eine brennende Spur darauf. Mein Atem stockte, als ich merkte, dass sein Gesicht meinem näher kam.

Mein Puls raste wieder.

Und ich wusste, dass er es mal wieder spürte.

Ich schloss wie aus Reflex meine Augen und wartete auf das sanfte Gefühl seiner Lippen.

Erst spürte ich seinen Atem als er über meinen Lippen ruhte, es bebte regelrecht in mir, meine Lippen bebten. Sein Atem hinterließ alleine eine heiße Spur.

Dann spürte ich den sanften Druck eines Lippenpaares auf den meinen. Seine Lippen.

Sanft, aber nicht mehr als ein Hauch und dann waren sie auch schon wieder verschwunden.

Das ganze Gefühl, sein Duft, alles war plötzlich verschwunden.

Ich stöhnte leicht auf, weil das Gefühl immer noch auf meinen Lippen ruhte.

Langsam öffnete ich meine Augen wieder und blickte auf die Stelle, an der Edward gesessen hatte. Hatte. Er saß da plötzlich nicht mehr. Verwirrt blickte ich mich suchend im Zimmer um und dann sah ich ihn. Er stand an der Wand gelehnt, mir direkt gegenüber. Also mit der größten Entfernung zu mir.

Er presste sich regelrecht an die Wand.

Warum war er vor mir zurück gewichen?

Hatte ich etwa Mundgeruch?

Konnte ich nicht küssen?

Fragend und verwirrt blickte ich ihn an.

„Bella...“, vernahm ich seine Stimme leise. Er stöhnte leise meinen Namen fast heraus.

„Warum?“ Ich fuhr mit meinem Zeigefinger über meine Lippen.

„Ich bin gefährlich.“

Es lag also gar nicht an mir. Er hatte wieder Selbstzweifel oder so etwas? War es etwa das?

Ich seufzte und meine Hände kamen wieder auf meinem Schoss zu ruhen. Ich blickte meine Hände an.

Was sollte ich ihm denn sagen?

Wie konnte ich ihm denn sagen, dass er für mich alles andere als gefährlich und beängstigend war?

Er war nur gefährlich anziehend und interessant. Er hatte eine gefährliche Ausstrahlung auf mich.

„Bist du nicht“, sagte ich schließlich seufzend.

„Ich verstehe nicht, warum du keine Angst vor mir hast“, sprach er fast zu sich selber, wie es mir schien.

„Das ist doch meine Sache oder etwa nicht?“ Ich seufzte leise auf. Es war sinnlos mit ihm darüber zu diskutieren.

„Nein nicht, wenn ich dich dabei in Gefahr bringe.“

„Aber was tust du denn? Wann bringst du mich denn in Gefahr? Du hast mir bisher eigentlich immer das Leben gerettet.“

Ja, das stimmt, wann hatte er mich denn bitteschön in Gefahr gebracht?

Er hatte mich doch immer aus aller Gefahr heraus geholt.

„Ich habe dich gerade geküsst.“

„Das nennst du gefährlich?“ Ich lachte auf. Ich wusste, dass die Situation nicht unbedingt zum lachen war. Aber seine Antwort, war nun mal wirklich zum Lachen. „Es gibt bestimmt gewisse Dinge die sind gefährlicher als ein Kuss.“'

„Gefährlicher als ein Kuss mit einem Vampir?“, fragte er skeptisch und blieb an der Wand stehen. Edward blickte mich fragend an.

Ich seufzte. „Ist das ein Verhör?“

„Nein.“ Nun wurde seine Stimme etwas ruhiger. „Tut mir Leid.“

„Schon gut.“ Ich stand auf und ging zur Tür. Ich sollte nach Hause gehen.

„Warte“ , hörte ich plötzlich Edwards Stimme. Dann ergriff er meine Hand und hielt mich fest. „Geh nicht.“

„Edward, so bringt das aber nichts.“

Er nickte. Ich blickte ihn fragend und sorgend an. „Ich weiß. Tut mir Leid. Ich... hätte das nicht tun sollen.“

„Was?“

„Der Kuss“, gestand er leise.

Hörte ich gerade richtig? Entschuldigte er sich für den Kuss? Oh, das tat weh. Ja, so etwas tat wirklich weh.

Er entschuldigte sich für den Kuss, der für mich so wunderschön und hinreißend war?

„Oh...“, sagte ich und blickte verletzt weg.

„Nein, Bella. Versteh, das bitte nicht falsch, mein Engel.“ Mein Engel. Es klang so schön, wenn er das sagte. War das der Kosenamen, den er für mich hatte?

„Ich fand den Kuss sehr schön“, sagte ich leise.

„Ich fand den Kuss auch sehr schön. Sogar mehr als das.“

Ich nickte nur. Aber es klang nach einem Aber. Diese Situation war komisch, sehr komisch sogar. Was sollte das hier? Es fühlte sich einfach komisch an.

Ich spürte, wie Edward auf seufzte.

Er hielt immer noch meine Hand und lächelte. „Ich kann Gedanken lesen.“

Überrascht blickte ich nun zu ihm auf. „Wie bitte?“

„Ich kann die Gedanken hören. Ich höre die Gedanken von Leuten.“

„Das ist deine Fähigkeit?“

Edward nickte und musterte mich. Vermutlich wollte er sehen, wie ich auf seine Aussage reagiere. „Ja, ich höre die Gedanken von allen Leuten die in meiner Nähe sind. Diese Fähigkeit kennt oft nicht mal räumliche Trennung. Viele Gedanken kann ich ausblenden, damit es für mich angenehm ist. Ich habe damit gelernt umzugehen.“

„Du kannst also Gedanken hören?“

Also auch meine? Alle meine Gedanken? Auch die peinlichen?

Ich errötete sofort wieder. Das konnte doch nicht wahr sein. Das war eine reine Katastrophe.

Er lächelte. „Nein, Bella. Ich kann deine Gedanken nicht lesen.“

Wieder blickte ich ihn überrascht an. „Wie?“

„Ich weiß nicht, warum es so ist, aber ich kann deine Gedanken nicht lesen. Du bist die Erste deren Gedanken ich nicht lesen kann.“

Ich nickte nur. Das war alles zu kompliziert.

„Du kannst also meine Gedankengänge nicht lesen?“ Das war also okay. Das war doch gut. Er konnte meine Gedanken nicht lesen.

„Ich kann die Gedanken von allen Leuten lesen, ob es mir nun gefällt oder nicht. Nur deine kann ich nicht lesen. Dabei wünsche ich mir oft, dass ich deine Gedanken hören kann. Ich will wissen, was in dir vorgeht, was du denkst, was du fühlst.“

Edwards Geständnis

Mir war wirklich nicht wohl, das ging mir nun alles doch zu schnell. Ich wollte es Bella irgendwann in Ruhe sagen. Warum musste Alice damit nur anfangen. Aber nun sollte ich es ihr wirklich irgendwie sagen. Ich wollte immer ehrlich zu Bella sein. Ich wollte ihr alles von mir sagen, keine Geheimnisse vor ihr haben. Ich wollte ehrlich zu ihr sein, weil ich ja genauso wollte, dass Bella ehrlich zu mir war. Und dass ich nicht in ihren Kopf hören konnte, erschwerte das alles ein wenig. Aber vielleicht war es ganz gut so. Vielleicht hatte Esme damit recht, als sie sagte, dass es doch gut ist, wenn ich Bellas Gedanken nicht hören konnte, so würden wir ja schließlich eine normale Beziehung führen. Wobei ich das mit der Beziehung eh noch für übereilt hielt. Natürlich bedeutete Bella mir inzwischen alles, aber ich wollte sie hier nicht mit hineinziehen. Sie war ein Mensch und ich war ein Vampir. Alles andere war nebensächlich, das war der Hauptgrund, das war das, was ich immer zu beachten hatte.
 

In meinem Zimmer setzte ich mich direkt auf meine Couch und blickte Bella amüsiert an, die immer noch in der Türangel stand und sich in meinem Zimmer umschaute. Sie war ein so wundervoller Mensch, ich wollte sie hier eigentlich heraus halten, aus allem, was ihr gefährlich werden konnte und dazu gehörte ich nun mal auch. Ich konnte ihr gefährlich werden. Ich konnte irgendwann die Kontrolle über meine Selbstbeherrschung verlieren und könnte sie verletzten, ich könnte sie beißen und all das nicht mehr unter Kontrolle haben. Ja, ich war ein Vampir und somit war sie mein Opfer, wenn ich mich nicht beherrschen konnte.

Es war einfach interessant mit anzusehen, wie Bella in meinem Zimmer stand und sich alles ansah. Hatte sie schon ein Bild von meinem Zimmer im Kopf gehabt?

„Und?“, fragte ich sie schließlich, da sie immer noch im Türrahmen stand. Sie hatte sich noch keinen Zentimeter weiter in mein Zimmer gewagt. Entsprach es nicht ihrer Vorstellung? Sie hatte sich bestimmt Gedanken gemacht, wie mein Zimmer wohl aussehen würde. Mal wieder fand ich es mehr als nur schade, dass ich gerade Bellas Gedanken nicht lesen konnte.

Überrascht blickte sie mich mit ihren großen, braunen Augen an.

„Hast du es dir anders vorgestellt?“ Ich lächelte, als ich ihr diese Frage stellte.

Doch Bella schüttelte den Kopf, ihre braunen Haare strichen ihr dabei leicht über ihre Schultern. „Ich weiß nicht wie ich es mir genau vorgestellt hatte, aber das hier kommt dem wohl ziemlich nahe.“

Ich nickte ihr zu und seufzte innerlich auf. Jetzt würde ich ihr bald sagen, was meine Fähigkeit war.

Wie würde sie es aufnehmen? Sie wird bestimmt ausrasten, weil sie denken wird, dass ich ihre Gedanken auch lesen kann. Wie genau, sollte ich es ihr denn erzählen?

Schließlich schloss Bella die Tür hinter sich, sie trat zu mir ans Sofa und setzte sich neben mich.

Nein, ich konnte es ihr nicht sagen. Nach einer Antwort suchend blickte ich mich in meinem eigenen Zimmer um. „Alice hat letztens mit Esme und Rosalie alle Räume umgestaltet. Sie hatten Langeweile oder so etwas. Aber ich konnte dafür sorgen, dass mein Zimmer so bleiben konnte. Wäre auch noch schöner gewesen.“ Ich wusste, dass Bella das nicht gerade interessierte. Vermutlich war sie gerade zu verrückt danach, zu erfahren, was meine besondere Fähigkeit war. Natürlich wollte ich auch ehrlich zu ihr sein, doch jetzt gerade fand ich den Moment irgendwie unpassend.

Bella sagte nichts, was sollte sie auch darauf sagen. Sie saß einfach nur neben mir und blickte still ihre Hände an, die auf ihren Schoß ruhten. Sie sah einfach wundervoll aus. Ihr Haar, das ihr bis über die Schultern ging und einen Erdbeer-Duft, vermutlich von ihrem Shampoo ausströmte, ihre Wangen, nein, ihre ganze Haut wirkte sanft, wie Porzellan.
 

Dann drehte Bella ihren Kopf, in meine Richtung und lächelte mich an. Wie sollte ich es ihr nur sagen?

Ich wollte ihr so vieles sagen, doch das war gerade nicht dabei. Ich wollte ihr sagen, wie wundervoll sie war, wie wichtig sie mir war.

Ihr Blick war erwartungsvoll und er ließ mich innerlich seufzen. Ich sollte wirklich irgendwas sagen.

„Weißt du noch, wann wir uns das erste Mal gesehen hatten? Also wann wir uns zum ersten Mal über den Weg gelaufen sind?“, fragte ich sie schließlich. Mir war der Tag noch genau im Gedächtnis, als wäre es gestern gewesen.

Meine Finger machten sich selbstständig und nahmen eine Strähne ihres braunen Haares zwischen Zeigefinger und Daumen und spielte ein wenig damit.

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“, fragte sie mich und verfolgte mein Spiel mit ihrer Haarsträhne.

Ich lächelte, blickte sie aber nicht direkt an, nein, ich schaute auf meine Finger. „Es war an deinem ersten Schultag. Erinnerst du dich noch?“

„Ich hab dich schon vorher bemerkt. In der Kantine schon. Du saßt da mit Emmett, Rosalie und Alice an einem Tisch. Ihr saßt da alleine. Ihr saht aus wie Models.“

„Du meinst, ich hatte dich da nicht bemerkt?“, ich schmunzelte. „Du hattest neben Mike und Angela gesessen. Und an deinem Tisch hatten noch Jessica, Ben und Eric gesessen.“ Oh man, das konnte sie doch nicht wirklich von mir denken. Ich hatte sie im aller ersten Moment bemerkt, schon als sie schon in der Schule war und ich sie noch gar nicht kannte. Überall in den Gedanken meiner Mitschüler hörte ich immer von der Neuen.

„Ich habe Mike nach euch gefragt. Und er hatte mir nur geantwortet gehabt, dass ihr halt einfach für euch seid.“

„Das stimmte auch. Aber es war nur zum Schutz der anderen.“, erklärte ich ihr und musste dabei selber grinsen, und erst recht erst als Bella mich skeptisch anschaute. Dann fiel mir ihr Auftritt im Biologie-Saal ein. Dann sollte sie sich auch noch neben mich setzen, Chaos war absolut vorprogrammiert.

„Und dann kamst du in den Biologie-Raum.“ Ich erinnerte mich genau an den Moment zurück.

„Und ich musste mich neben dich setzen“, sagte Bella und setzte einen Seufzer an das Satzende.

„Klingt ja fast so, als wäre es schlimm gewesen?“, fragte ich sie gespielt enttäuscht.

„Am ersten Tag, war es das auch.“ Ja, es war nicht nur am ersten Tag so. ich war nicht nett zu Bella gewesen. Aber ich hatte versucht, von ihr los zu kommen und als ich merkte, dass ich es mit mir selber nicht vereinbaren konnte, wollte ich versuchen, dass sie kein Interesse an mir hat. Aber irgendwie ziehen wir uns magisch an. Ja, ich kann einfach nicht mehr ohne Bella. Für mich ist kein Tag vollkommen, wenn ich Bella nicht sehen kann.

„Du hattest mich ganz starr angeschaut gehabt. Du sahst sauer aus. Zumindest kam es mir so vor.“

„War ich auch... irgendwie zumindest“, versuchte ich ihr zu sagen.

Wie sollte ich es ihr denn erklären?

Wie sollte ich ihr sagen, dass ich wollte, dass sie kein Interesse an einer Freundschaft mit mir hat?

Bella blickte mich fragend an.

Ja, wie sollte ich es ihr sagen. Wo sollte ich anfangen?

„Ich hatte nie jemand an mich heran gelassen und das war bisher auch immer ganz gut so. Ich war für mich. Ich hatte ja Alice, Rosalie und Emmett. Es war okay. Es war alles so wie es sein sollte. Bis du in den Biologie-Saal kamst. Allein schon wie du mich mit deinem fragenden Blick angesehen hattest. Und dann dieser Duft.“

„Duft?“

Ich musste lächeln. Ja, sie hatte einen wundervollen und einzigartigen Duft an sich. Ich nickte und blickte sie mit einem Schmunzeln auf meinem Gesicht an. „Du hast einfach wundervoll gerochen.“ Ich beugte mich zu ihr herüber und strich ihr die Haare ein wenig vom Hals, so dass ich direkt über ihrem Hals war. Ich sog, nein, ich atmete ihren köstlichen Duft ein. Es lag nicht an ihrem Shampoo, nein, es war ihr persönlicher Duft, der mich so fesselte, regelrecht benebelt. Ich war einfach ihr Opfer. Ich war ihr ausgeliefert. Wenn Bella wüsste, welche Macht, welche Kraft sie über mich hätte... nein, ich durfte gar nicht dran denken. Ich musste an meine Selbstbeherrschung denken.

Ich spürte ihren Puls, wie er unter der Haut ihres Halses stärker pulsierte.

Ein Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab.

Ich machte sie nervös. Vermutlich machte ich sie genauso nervös, wie sie mich, nur dass sie es mir vermutlich nicht anmerkte, eben wegen dieser Selbstbeherrschung, die ich mir aufzwang.

Mein Atem auf ihrer Haut, hinterließ an der Stelle, wo ich sie damit berührte, eine Gänsehaut.

Nun schlug ihr Herz noch schneller, ich hörte es direkt neben mir.

Damit sollte ich es belassen.

Ich lehnte mich zurück und blickte Bella an, die ganz verkrampft neben mir saß und deren Wangen rot unterlaufen waren. Ihre Nervosität vernahm ich nur allzu deutlich. „Du riechst jetzt genauso so süß.“

Und als ich das sagte, ich glaubte es kaum, aber es war so, wurden ihre Wangen noch roter. „Nach was denn?“

Überrascht registrierte ich ihre Frage. Sie hatte also Interesse an diesem Spiel, was es letztendlich irgendwie war.

Ich lächelte. Bella sollte ihre Antwort bekommen, vermutlich konnte sie damit zwar nicht so viel anfangen, wie ich selber. Aber sie wollte eine Antwort haben. Ihr Blick war ganz auf mich gerichtet, sie wollte ihre Nervosität wieder unter Kontrolle bringen. Es war einfach zu amüsant. „Du riechst nach Rosen und nach Jasmin. Eine seltene, interessante Mischung“, antwortete ich ihr und lächelte sie an. Und wieder vernahm ich den Sprung des Rhythmus' ihres Herzens, er wurde schneller, das Blut schoss mal wieder durch ihren Körper.

Ihre Halsschlagader pumpte vor meinen Augen, schneller als vorher. Brachte meine Antwort sie etwa so aus der Fassung?
 

„Was denkst du gerade?“, fragte ich sie nach einer Weile.

Vermutlich war gar nicht mal so viel Zeit vergangen, ein paar Sekunden vielleicht, aber ich hatte gebannt auf Bella geschaut, sie beobachtet, jede ihrer Bewegungen beobachtet. Als sie meinen Blick erwiderte, blickte sie mich verlegen an.

Und wieder konnte ich direkt vor meinen Augen erkennen, wie sich ihre Wangen rot färbten. War das nun schon das dritte Mal? Es war einfach nur zu amüsant, das jedes mal mit ansehen zu können. Jetzt wollte ich aber wirklich wissen, was ihr gerade durch den Kopf gegangen war. Ich hatte doch eine ganz normale Frage gestellt, warum ist sie nun also wieder rot im Gesicht geworden?

„Jetzt bin ich erst recht interessiert, an was du denkst.“ Um ihr zu zeigen, wie sehr es mich interessierte, was in ihrem Kopf vorging, beugte ich mich zu ihr vor und blickte sie fragend und fordernd an. Es interessierte mich wirklich schrecklich und das nicht nur in diesem Moment. Es interessierte mich immer. Es brannte mir immer unter den Fingernägeln und es machte mich verrückt, dass ich gerade ihre Gedanken nicht lesen konnte. Das war ein Fluch, eine Gemeinheit.

„Nein, ist nicht so wichtig“, plapperte sie schnell vor sich hin. Was war denn das bitte für eine Ausrede? Da hätte sie sich aber schon etwas Besseres einfallen lassen können. So etwas glaubte ich ihr bestimmt nicht.

Sie macht mich echt verrückt.

„Ich spüre deinen Puls, Bella und der schlägt genau jetzt, sehr schnell.“ Ich sah ihr an, wie sie etwas herunter schluckte, ihre Nervosität, ihre Angst? Herr Gott, warum konnte ich ihre Gedanken nicht lesen? Es war zum verrückt werden! „Ich habe deinen Puls schon damals in der Biologie-Stunde gespürt und seitdem, konnte ich den Rhythmus nicht mehr vergessen“, versuchte ich irgendwie das Thema zu wechseln.

Was ist wenn Bella wirklich Angst vor mir hatte?

Ich musste also das Thema wechseln, aber irgendwie schaffte ich einfach nicht ganz die Kurve. Ich blieb immer noch bei dem Thema was in mir war, was mich plagte. Ihr Duft. Ihr Puls.

Ein wenig erschrocken blickte mich nun Bella an. Vermutlich war sie es gar nicht gewohnt, dass man mit ihr über ihren Puls sprach.„Du hörst richtig Bella. Der Rhythmus deines Herzschlages hat mich gefesselt, von Anfang an. Dein Pulsschlag und dein Duft.“ Es gab noch so viel, was ich ihr sagen wollte. Dass sie mir schon seit längerem nicht mehr aus dem Kopf ging, dass sie in mir herum spukte, das sie immer da war, wo ich war. Sie war einfach da, auch wenn sie nicht mal in meiner Nähe war. Es war, wie gesagt, zum verrückt werden mit Bella. Ich kam nie von ihr los.

Ich konnte ihr ansehen, wie es in ihr arbeitete. Sie wollte etwas sagen, etwas Zwanghaftes, aber sie wusste selber nicht, was.

„Kommt jetzt der Vampir in dir durch?“, fragte sie mich plötzlich.

Ich wollte eigentlich auflachen. Doch vermutlich war die Situation für sie nicht allzu sehr zum Lachen.

Hatte ich ihr vielleicht wirklich Angst gemacht?

Aber was für eine interessante Frage.

Es war doch Tatsache, das alles was ich tue, es auch als Vampir tue. In mir war immer noch ein tierischer Instinkt, gegen den ich zwar ankämpfte, aber er war nun mal da.

Thema wechseln, rief ich mir ins Gedächtnis. Für Bella, sollte ich das Thema wechseln.

„In Homer...“ , fing ich wieder an, in Erinnerungen zu schwelgen. Ich gab ihr keine Antwort, auf ihre Bemerkung. Sie kam aus Angst heraus oder weil sie mit der Situation überfordert war, so etwas sollte ich nicht auch noch kommentieren. „Ich mag den Rhythmus deines Herzens.“ Ich wollte ihr irgendwie zeigen, dass es für uns Vampire normal war, darüber zu reden. Für einen Menschen hörte es sich vielleicht verrückt und sonderbar an, doch wenn Bella mit mir zusammen sein wollte... Nein, so weit durfte es nie kommen!

Ich lächelte sie an, als ich weiter sprach: „Und als wir in Homer waren und wir sezieren sollten...“ Ich blickte sie forschend an und sah sofort, wie diese Erinnerung in ihr geweckt wurde.

„Oh, erinnere mich bloß nicht daran“, meinte Bella nur und seufzte. Ich lachte ein wenig auf. Das war alles sehr amüsant. Aber den Effekt, den ich damit erreichen wollte, hatte ich erreicht. Ihr Puls wurde ruhiger und nahm langsam seinen eigentlichen Rhythmus wieder an. Ich wollte aber gerne darüber reden. Ich wollte ihr mehr darüber erzählen, wie ich sie mit all meinen Sinnen wahrnahm. „Dein Puls war langsamer geworden. Das hatte mich sofort wachgerüttelt. Und dann bist du ohnmächtig gewesen.“

„Mein Puls?“

„Genau, dein Rhythmus, den ich so gerne höre, war in dem Moment nicht mehr der Gleiche.“ Ja, ich stand im Pausenhof, der Schule von Homer und wollte eigentlich gar nicht in dem Unterricht sein. Ich wollte kein Tier sezieren. Ich wollte nicht das Blut über meine Finger tropfen sehen und dann vielleicht meine Kontrolle verlieren. Aber, dann hörte ich plötzlich Bellas Rhythmus, wie er eben anders schlug.

„Du bist an dem Tag zu spät zum Unterricht gekommen“, erinnerte sie mich mit einem Grinsen. Wie ich ihr Lächeln liebte.

„Na ja, ich wollte dem Unterricht eigentlich gar nicht bei sitzen. Aber irgendwie wollte ich dich nicht dabei alleine lassen. Allein als unser Lehrer, das Wort „sezieren“ ausgesprochen hatte, hatte dein Puls schon verrückt gespielt. Deswegen war ich wieder in das Klassenzimmer gekommen.“

„Wegen mir?“, fragte sie skeptisch.

Wusste sie denn immer noch nicht, dass ich für sie alles tun würde? Dass ich für sie alles stehen und liegen lassen würde? Dass ich für sie abhauen würde, egal wohin, nur wenn sie es wollte?

„Wegen dem toten Frosch bestimmt nicht“, erklärte ich ihr lächelnd. Ich registrierte, wie Bella langsam mit den Kopf nickte und das alles versuchte zu verarbeiten. Es war doch schwerer. Wie sollte ich ihr denn dann noch von meiner Fähigkeit erzählen.
 

„Weißt du, warum ich dich immer am liebsten lächeln sehe?“, wechselte ich nun wieder das Thema. Aber sie hatte mich selber auf das Thema gebracht, denn sie hatte nun mal gerade so süß, wie eh und je, gelächelt.

„Nein“, sagte sie schnell und war wieder kurz davor rot anzulaufen. Nervös blickte sie in meinem Zimmer hin und her.

Dann sollte ich es ihr vielleicht direkt zeigen, was ich meinte. Ich wusste, dass es ein schwieriges Spiel sein würde und dass es riskant war. Aber ich wollte mich darauf einlassen, vielleicht wollte ich auch einfach nur meine Selbstbeherrschung austesten, sie an kitzeln, einfach um zu schauen, wie weit ich denn schon gehen konnte. Ich rutschte ein wenig zu ihr hin, legte meinen rechten Zeigefinger an ihr zartes Kinn und schob ihr Gesicht wieder leicht in meine Richtung.

Warum musste sie nur immer wieder weg schauen, wenn sie nervös war?

Dann konnte ich sie doch gar nicht weiterhin anschauen, was ich doch so gerne machte. Das wäre mein schönstes Hobby.

„Bella“, sagte ich mit ruhiger und leiser Stimme zu ihr. „Ich mag deine Grübchen. Ich mag die Grübchen, die du hast, wenn du so lächelst.“ Ich lächelte als ich es ihr sagte, es war ein Geständnis. Nein, es war so viel mehr als das.Ich war bereit etwas auszuprobieren. Ich wollte es endlich. Ich musste lächeln, als ich sah, wie ihre Wangen wieder erröteten.

Bella wollte weg schauen, weil sie mal wieder aus dem Konzept gebracht war, aber mein Finger ruhte immer noch an ihrem Kinn und hinderte sie daran.

„Ich will diese Grübchen immer und immer sehen.“

Ich blickte wie gebannt auf die Grübchen, die sich um ihre Lippen bildeten. Sanft fuhr mein Zeigefinger nun die Konturen ihre Lippen nach. Sie waren warm und weich. Genauso hatte ich sie mir vorgestellt. Himmlisch sanft, ja so gedachte ich mir Bellas Lippen immer und nun entsprachen sie sogar meinem Wunschdenken. Ich registrierte wie ihr Puls raste und könnte auch mein Puls rasen, dann würde er es. Er würde genau in diesem Moment an die Decke schießen. Herr Gott, ich war genauso nervös wie Bella. Aber das war ich immer, wenn sie in meiner Nähe war.
 

Und als ich sah, wie Bella, wie aus Reflex ihre Augen schloss, blickte ich nur weiter auf ihre sanften Lippen, die ich immer noch mit meinem Zeigefinger berührte.

Vorsichtig beugte ich mich zu ihr herunter.

Ich wollte es wagen.

Ich wollte sie spüren.

Ich wollte endlich ihr sanften und angenehmen Lippen spüren.

Doch zögerte ich für einen Moment und meinen Lippen lagen Zentimeter über ihren. Mein Blick fuhr über ihr Gesicht. Sie vertraute mir. Sie vertraute mir wirklich. Schließlich übermannte es mich und ich musste sie einfach küssen.

Vorsichtig und sanft legte ich meine Lippen auf die ihre, verschloss die Lippenpaare zu einem Kuss.

Noch nie hatte ich etwas so Intensives und Wunderschönes gespürt, wie in diesem Moment.
 

Meine Selbstbeherrschung ließ mitten im Kuss nach.

Ich hätte es vorher wissen müssen. Ich spürte den Druck in meinem Zahnfleisch, meine Vampirzähne wollten sich durchs Zahnfleisch pressen.

Sofort zog ich mich zurück. Ich zog mich ganz zurück, eilte an die Wand, auf der anderen Seite des Zimmers und versuchte mich wieder zu beherrschen. Ich hatte mich fallen lassen und meine Kontrolle außer Acht gelassen.

Erst durch den Druck in meinem Mund, wusste ich, dass es nicht ganz richtig war.

Aber, Herr Gott, es war so wundervoll. Es war nicht falsch. Nein, das war es absolut nicht.

Etwas was sich so himmlisch anfühlt, kann nicht falsch oder schlecht sein.

Langsam öffnete Bella ihre Augen und blickte auf die Stelle des Sofas, wo ich eben noch gesessen hatte.

Ich hatte sie bestimmt verletzt, dass ich so schnell aufgestanden war.

Aber ich musste sie in Sicherheit bringen, also musste ich weg.

Sie musste in Sicherheit vor mir sein.
 

Ich sah einen Hauch von Traurigkeit in ihren Augen, als sie sah, dass ich nicht mehr neben ihr saß, nein, dass ich aufgesprungen war. Sie war verletzt und ich verstand es.

Verwirrt blickte sie sich suchend im Zimmer um und dann sah sie mich.

Ich sollte es ihr erklären. Doch was sollte ich ihr sagen. Das nun wirklich der Vampir in mir durch kam und dass ich sie beschützen musste, deswegen hatte ich diesen wunderschönen Kuss unterbrechen müssen?

Es war nicht leicht. Es war, weiß Gott, nicht so leicht, wie ich es gerne hätte.

„Bella...“, brachte ich ihren Namen leise hervor. Ich sollte mich entschuldigen. Ich wollte sie nicht so traurig und verletzt vor mir sehen. Es tat mir Leid, dass ich sie verletzt hatte. Dabei wollte ich sie doch immer vor allem Schmerz schützen und bewahren und was hatte ich nun getan? Das komplette Gegenteil, wie es mir schien. Ich war ein Narr. Mal wieder.

„Warum?“, fragte sie nur, schaute mich starr an und fuhr sanft mit ihrem Zeigefinger über ihre Lippen. Es tat weh, zu sehen, wie sie das tat.

Aber ich sollte ehrlich sein. Ich sollte ihr sagen, warum ich mich zurück gezogen hatte. „Ich bin gefährlich.“

Bellas Augen weiteten sich für einen Moment, doch dann seufzte sie und blickte auf die Hände, die auf ihren Schoß ruhten. Sie schwieg.

Ich seufzte innerlich. Ich wollte ihr so viel sagen, aber ich wollte es nicht schlimmer machen. Ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte, ich war ratlos. Aber ich war gefährlich! Das war nun mal eine Tatsache! Auch wenn diese spitzen Schneidezähne nicht mehr darauf drängten, mein Zahnfleisch zu verlassen, so waren sie dennoch in mir.

„Bist du nicht“, sagte sie schließlich seufzend.

Überrascht blickte ich sie an. „Ich verstehe nicht, warum du keine Angst vor mir hast“, sprach ich. Ich murmelte es eigentlich mehr zu mir selber. Denn mit Bella darüber reden, war ein wenig sinnlos.

„Das ist doch meine Sache oder etwa nicht?“, konterte sie.

Ich wollte aufschreien. Ich wollte 'Nein' schreien. Nein, es war nicht ihre Sache. War sie denn so lebensmüde?

Es war sinnlos mit ihr darüber zu reden, sie würde immer so argumentieren und warum? Weil ich ihr noch gezeigt hatte, wie gefährlich ich war. Aber ich wollte ihr den Anblick ersparen. Ich wollte sie nicht bei unseren Jagden dabei haben. Alleine, weil ich sie schützen wollte. Ich wollte nicht, dass sie mich in so einem barbarischen Zustand sah, auch wenn es mir vermutlich jetzt helfen würde.

„Nein nicht, wenn ich dich dabei in Gefahr bringe“, versuchte ich es dennoch gegen ihren Widerstand.

„Aber was tust du denn? Wann bringst du mich denn in Gefahr? Du hast mir bisher eigentlich immer das Leben gerettet.“

Ja, gut, damit hatte sie Recht. Aber ich wollte sie ja auch nicht in Gefahr bringen. War das nun die Strafe dafür?
 

„Ich habe dich gerade geküsst“, antwortete ich ihr. Natürlich wusste sie nicht in welcher Gefahr sie dabei gewesen war, ich war ja früh genug von ihr zurück gewichen.

„Das nennst du gefährlich?“ Sie lachte sarkastisch auf. Ja, aus ihrem Standpunkt, unwissend über die Gefahr, würde ich vermutlich auch auflachen. Aber verdammt, das hier war mein Ernst. „Es gibt bestimmt gewisse Dinge die sind gefährlicher als ein Kuss.“

Natürlich! Das wusste ich doch selber. Ein Kuss zwischen Menschen war vielleicht ungefährlich. „Gefährlicher als ein Kuss mit einem Vampir?“, fragte ich skeptisch und blieb an der Wand stehen. Ich blickte sie fragend an. Ich wollte mich nur allzu gerne von der Wand drücken und sie einfach in den Arm nehmen. War das denn bitte zu viel verlangt?

Bella seufzte. „Ist das ein Verhör?“

„Nein.“ Nun wurde meine Stimme etwas ruhiger. „Tut mir Leid.“ Ich wollte nicht, dass dieser tolle Tag, der anstrengend genug war, so endete. Er sollte schön für sie sein und nun war ich es, der das zerstörte.

„Schon gut“, sagte Bella und stand von der Couch auf. Sie ging in Richtung Tür. Sie wollte doch nicht etwa gehen?

Ich konnte sie so nicht gehen lassen. „Warte.“ Ich eilte zu ihr, griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. „Geh nicht“, bat ich sie.

„Edward, so bringt das aber nichts.“ Ja, das wusste ich. Ich nickte ihr zustimmend zu. Das wusste ich doch und ich würde es sehr gerne ändern. Bella blickte mich mit einen sorgenden Blick an, der mir mein Herz zum schmelzen brachte.Nein, sie wusste wirklich nicht, welche Macht sie über mich hatte. Aber ich konnte sie so nun wirklich nicht gehen lassen.

„Ich weiß. Tut mir Leid. Ich... hätte das nicht tun sollen.“

„Was?“

„Der Kuss“, gestand er leise. Nein, das wollte ich nicht sagen. Der Kuss war wundervoll. Es war das Schönste in meinem Leben. Es war so wundervoll gewesen, sie zu küssen, sie an mir zu spüren, ohne Hindernisse. Es war ein ehrlicher Kuss, ich hatte mich ihr hingegeben, ich hatte mich wirklich fallen lassen.

„Oh...“, sagte sie und blickte verletzt weg.

„Nein, Bella. Versteh, das bitte nicht falsch, mein Engel.“ Ja, genau das war sie. Sie war mein Engel. Sie brachte mich aus dem Konzept, sorgte aber auch dafür, dass ich mich in ihrer Nähe wundervoll fühlte. Ja, sie war ein Engel.

„Ich fand den Kuss sehr schön“, sagte sie leise.

„Ich fand den Kuss auch sehr schön. Sogar mehr als das.“

Ja, so viel mehr als das. Bella nickte nur. Ich wollte sie berühren, wollte sie an mich drücken. Nein, so sollte das hier nicht enden. Ich seufzte auf. Auch wenn jetzt nicht der passendste Moment dafür war, aber vielleicht gab es denn vermutlich eh nicht. Ich blickte auf die Hand, die ich in meiner hielt und streichelte diese mit meinem Daumen. Ich lächelte leicht. „Ich kann Gedanken lesen.“

Überrascht blickte sie nun zu mir auf. „Wie bitte?“

„Ich kann die Gedanken hören. Ich höre die Gedanken von Leuten.“

„Das ist deine Fähigkeit?“

Ich nickte und blickte sie nun an. Ich wollte sehen, wie sie all das aufnahm. Aber ich sah nichts und ich hörte auch nicht ihre Gedanken. Leider, auch wenn ich gerade davon sprach. „Ja, ich höre die Gedanken von allen Leuten die in meiner Nähe sind. Diese Fähigkeit kennt oft nicht mal räumliche Trennung. Viele Gedanken kann ich ausblenden, damit es für mich angenehm ist. Ich habe damit gelernt umzugehen.“

„Du kannst also Gedanken hören?“

Nun sah ich sofort wie es in ihr arbeitete.

Ich ließ ihr den kurzen Moment ihres Schockes. Ich lächelte. „Nein, Bella. Ich kann deine Gedanken nicht lesen.“

Wieder blickte sie mich überrascht an. „Wie?“ Ja, genau daran hatte sie gedacht.

Zu schade aber auch, dass ich die Gedanken von Bella nicht lesen konnte. „Ich weiß nicht, warum es so ist, aber ich kann deine Gedanken nicht lesen. Du bist die Erste deren Gedanken ich nicht lesen kann.“

Bella nickte nur. Es arbeitete immer noch in ihr. „Du kannst also meine Gedankengänge nicht lesen?“

Ich seufzte innerlich. Ich konnte ihr doch nun schlecht sagen, dass ich es gerne wissen würde. „Ich kann die Gedanken von allen Leuten lesen, ob es mir nun gefällt oder nicht. Nur deine kann ich nicht lesen. Dabei wünsche ich mir oft, dass ich deine Gedanken hören kann. Ich will wissen, was in dir vorgeht, was du denkst, was du fühlst.“
 

Sie blickte wieder zu mir auf. „Danke.“

Überrascht blickte ich sie an. Waren nun alle trüben Gedanken aus ihr verschwunden? „Wofür bedankst du dich?“

„Für alles. Das du ehrlich zu mir warst.“ Ich seufzte. Das schlechte Gewissen meldete sich. Nein, ich war nicht ganz ehrlich zu ihr. Aber ich konnte ihr einfach nicht sagen, wie sie in Gefahr war, als wir uns küssten. Ich wollte sie nicht verlieren.

Denn ich hatte Angst, wenn ich es ihr erzählte, dann würde sie Angst vor mir haben, was nur zu verständlich war.

Noch bevor ich richtig reagieren konnte, drückte sich Bella auch schon an mich und lehnte sich gegen meinen Oberkörper.

Es war ein Reflex, als meine Arme sich um sie schlossen und ich sie an mich drückte. Ich roch an ihrem Haar und sog ihren Duft ein. Ich wollte ihr jetzt sagen, dass ich sie liebte, mehr als alles andere. Aber das war vielleicht noch ein wenig zu früh, vielleicht würde ich sie sogar damit verschrecken. Und ich wollte vorsichtig sein.

Ein kleiner Familienausflug

Bellas Sicht:

Wir standen immer noch so da. Ich stand immer noch in seinen Armen, meinen Kopf, an seinen Oberkörper gedrückt. Ich wollte mich gar nicht bewegen und alles nur genießen. Seine Hände waren auf meinen Rücken und streichelten mich dort beruhigend, doch wirklich beruhigen oder entspannen tat ich nicht, ich war einfach noch viel zu nervös. Ich wollte nichts von diesem Moment, der so wundervoll war, verpassen. Außerdem war ich darauf erpicht nichts Dummes zu tun. Und das forderte meine ganze Konzentration.

„Bella“, sprach Edward mich nach einer Weile mit seiner ruhigen Stimme an. Es hörte sich so angenehm an, seine Stimme zu hören, während ich immer noch meinen Kopf gegen seinen Oberkörper gepresst hatte, ich hörte, wie seine Worte aus seiner Lunge drangen, wie tief sie sich in seinem Körper anhörten.

„Mmh“, machte ich nur und musste dabei selber grinsen.

Ich spürte, wie die Hände auf meinem Rücken verschwanden und zu meinen Schultern wanderten, sachte schob er mich von sich. „Bella?“, fragte er noch mal.

„Ja?“

„Alice kommt gleich rein“, warnte er mich vor.

„Ja, super, Edward“, hörte ich schon die glockenhelle Stimme von Alice. Sie trat auch wirklich direkt ins Zimmer ein. Gut, anklopfen musste sie ja nun wirklich nicht mehr, da wir ja wussten, dass sie vor der Tür stand. „So macht das gar keinen Spaß“, meinte sie seufzend.

Edward hatte mich inzwischen ganz los gelassen und blickte seine Schwester fragend an. „Also was gibt es?“

„Emmett und Rose wollen auf den Jahrmarkt nach Sappho. Und fragte, ob wir nicht mitkommen wollen.“

Sappho lag hinter Beaver, wenn man auf der 101 in Richtung Port Angeles fuhr. Ungefähr 20 Kilometer. „Ich wusste gar nicht, dass da ein Jahrmarkt ist.“

„Ja, da ist einer. Den haben wir letztens entdeckt, als wir im Olympic Nationalpark waren“, erzählte Alice mir.

„Was habt ihr denn im Nationalpark gemacht?“, fragte ich an Edward gerichtet. Edward warf Alice einen genervten Blick zu, den ich aber nicht richtig deuten konnte. Entweder war das eine Geschwister- oder eine Vampir-Sache. Und beides sollte mir wohl erst mal versperrt bleiben, denn Alice blickte mich wieder mit einem Grinsen an. „Komm schon Bella, sag, dass du mitkommst.“

„Aber ist das nicht so was wie ein Familienausflug?“

„Ja, na und. Du gehörst dazu. Außerdem können wir so mit zwei Autos fahren“, erklärte sie mir.

Den Sinn dieser Antwort verstand ich nun mal gar nicht, aber ich zuckte nur mit den Schultern und blickte zu Edward. „Ist es denn okay, wenn ich mitkomme?“

Edward lächelte leicht schief. Es war das wundervolle Lächeln, was ich so mochte. „Warum soll es denn nicht okay sein?“

„Genau, ihr ward lange genug unter Euch. Ich will nun auch ein bisschen Zeit mit Bella verbringen“, damit hatte sie schon nach meinem Handgelenk gepackt und zog mich aus Edwards Zimmer.

Ich blickte ihn hilfesuchend an, doch dieser grinste mich nur an und folgte uns.
 

Emmett und Rose hatten zwei Wagen vor die Haustür gefahren. D

as eine war ein rotes Caprio, ein Zweisitzer, ein BMW. Und das andere war ein Volvo. Das war das Auto von Edward, ein S60R.

„Rose will fahren“, stellte Emmett klar, der neben mir nun stand und mich angrinste. „Du kommst also mit zu unserem kleinen Ausflug.“

„Passt auf euch auf“, bat Edwards Mutter uns.

„Uns ist noch nie was passiert“, meinte Emmett.

„Du übertreibst mit deiner Sorge“, meinte Alice.

„Ja, aber diesmal sind bei euren Ausflügen Jasper und Bella dabei.“ Ich blickte zu Jasper, er war also auch noch bei keinem Ausflug der Cullen-Kids dabei. Er schien meinen Blick zu merken, und lächelte mich an.

„Wir passen schon auf“, meinte Alice.

„Wir sind doch immer vorsichtig“, sagte nun auch Rose und stieg schon wieder in ihrem Caprio ein.

„Passt auf Bella gut auf.“ Ich lächelte Esme an. Diese trat auf mich zu und streichelte mir über die Wange. „Jetzt, wo ich dich doch endlich kennen gelernt habe, meine Liebe, will ich dich doch nicht schon wieder verlieren.“

Ich war erstaunt, so etwas Liebevolles zu hören.

Esme musste Edward, Alice, Emmett, Rose und Jasper wirklich lieben, eben wie eine Mutter. Sie strahlte so viel Güte aus.

„Du machst ihr Angst“, meinte Jasper.

„Nein, ist schon okay“, sagte ich schnell. Ich war überrascht, aber Angst hatte ich eigentlich nicht direkt.

Emse nickte und ließ ihre Hand wieder sinken.

„Ihr passiert schon nichts. Wir machen doch nur einen kleinen Ausflug zum Jahrmarkt“, meinte Edward und legte den Arm um mich. „Ich passe schon auf sie auf“, sagte er noch mal mit einer wenig Nachdruck.

Ich blickte ihn überrascht an, doch Edward lächelte nur.

„Gut, dann bin ich beruhigt. Ruft sofort an, wenn etwas ist“, meinte Carlisle, der nun in der Tür stand und uns zuschaute.

„Komm, steig ein“, sagte Edward und hielt mir die Beifahrertür auf. Ich blickte auf den Rücksitz und sah, das Jasper und Alice sich schon nach hinten verkrochen hatten.

„Viel Spaß“, hörte ich Esme noch sagen, bevor Edward die Tür an meiner Seite zu machte.

„Sie nervt, oder?“, fragte Alice mich.

Überrascht blickte ich zu Alice, während ich mich anschnallte. „Wen meinst du?“

„Esme“, meinte Edward und setzte sich nun auf den Fahrersitz.

„Sie ist aber so. Nimm es ihr nicht übel. Sie ist voll und ganz Mutter. Und geht in der Rolle super auf“, sagte Alice grinsend.

„Ich wüsste nicht, was ich ihr übel nehmen sollte“, meinte ich und blickte zu Edward. Dieser lächelte mich nur an und startete den Motor. „Ich meine, es ist doch schön, wenn sie euch so liebt.“

„Sie bemuttert einen“, meinte Alice nur und ließ sich wieder in den Sitz fallen.

„Also auf geht’s zum Jahrmarkt“, meinte Jasper und es kam mir so vor, als wollte er auch irgendwas sagen, dem Gespräch etwas zufügen, aber anscheinend, wusste er nicht so recht, was er sagen sollte.

Ich fand das süß.

Alice anscheinend auch, denn sie nahm seine Hand in die ihre, hielt sie fest und grinste ihn erst mal an.

Ich blickte wieder zu Edward, der mich einfach nur anlächelte. „Ist alles okay bei dir?“

„Ja, warum?“

„Nur, so.“ Er blickte wieder nach vorne und Rose und Emmett verließen vor uns das Grundstück der Cullens und fuhren auf die Hauptstraße. Fragend schaute ich zu Edward, es war bestimmt nicht einfach, nur so. Es war nie so, dass man einfach nur so, einem fragte, ob alles okay war. Aber ich ließ es einfach erst mal so in dem Raum stehen. So wie ich Edward inzwischen einschätze, würde er es mir schon früher oder später sagen, wenn er Sorgen hatte. Und ich hatte heute am eigenen Leib erfahren, dass es für ihn nicht ganz so einfach zu sein schien, mit mir zusammen zu sein, wie ich es bisher immer dachte. Da gab es immer noch eine Hürde, die hatte vielleicht etwas mit seinem Vampirdasein zu tun. Aber ich wollte ihn auch nicht danach fragen. Das war einfach alles noch zu neu für mich. Ich musste mich da selber erst mal Schritt für Schritt reinarbeiten und Edward wollte mir das alles wirklich nur Häppchenweise näher bringen, wofür ich ihm einerseits dankbar war, aber es anderseits, bestimmt auf diesem Weg ewig dauern würde, bis ich endlich hinter all den Mysterien und Geheimnisse kam.

„Bella?“, fragte mich Alice nun und riss mich aus meinen Gedanken. „Sag mal, dieser Jake, mit dem du ab und an zusammenhängst.“

„Was meinst du mit 'zusammenhängst'?“

„Na, er hängt immer bei dir herum“, meinte Edward und ich vernahm ein leises Knurren oder bildete ich mir das gerade ein? Irgendwie war er nicht sehr begeistert über das Thema.

War etwa zwischen ihm und Jake etwas vorgefallen?

Wenn ja, hatte er mir davon aber nichts erzählt.

Warum?

Fragend blickte ich ihn von der Seite an. Und so wie er weiterhin starr nach vorne blickte, wusste ich, dass ich auch jetzt keine Antwort auf meine Frage bekommen würde, die mich gerade quälte.

„Ja, genau das meine ich. Danke Edward“, sagte Alice mit einem Grinsen. „Also bist du mit dem befreundet?“

Sofort blickte Edward zu mir herüber und durchbohrte mich fast mit seinem Blick.

Alice grinste mich an, und legte Edward die Hand auf die Schulter. „Beruhig dich mal.“

Ich verstand nur Bahnhof. War etwas zwischen Edward und Jake vorgefallen und wenn ja, warum hatte keiner der Beiden mir davon erzählt.

Ich musste an den Kuss denken.

Den Kuss in Homer.
 

---Erinnerung---

Ich saß im Speisezimmer der Jugendherberge an einem Tisch. Ich wollte meine Hausaufgaben machen. Angela saß mir gegenüber. Sie grinste mich an. Ich wusste nicht wieso, fragte aber auch nicht weiter nach. Ich ließ sie einfach grinsen.

„Ich geh mal gerade raus.“

Überrascht blickte sie auf. „Wie?“

„Mir ist gerade ein wenig schwindelig.“ Ich hatte Kopfweh und es war ziemlich laut hier.

„Okay. Ich halte hier die Stellung.“

Ich nickte ihr zu und ging auf die Terrasse. Sie war richtig schön. Man konnte von hier auf die große Wiese gehen, oder in den nahe gelegenen Wald. Ich lehnte mich auf die Brüstung und holte tief Luft.

„Bella.“

Ich seufzte. Konnte ich nicht wirklich mal eine Minute für mich sein? Das war echt schrecklich hier. Ich drehte mich um und blickte in das breitgrinsende Gesicht von Jake. „Hey.“

„Was machst du hier?“ Er stellte sich neben mich an die Brüstung.

„Ich wollte ein wenig frische Luft schnappen. Da drinnen“, ich zeigte auf den Speisesaal „War es gerade zu laut für Hausaufgaben.“

„Verstehe.“

„Ja, ich wollte einen Moment für mich sein. Mal alleine sein.“

„Verstehe“, sagte Jake nur noch wieder.

„Bella.“ Er hob seine Hand, ich spürte sie an meiner Schläfe. Ich wollte zurück zucken. Doch sie war sehr warm und angenehm. „Bella“, sagte er noch mal meinen Namen. Er strich mir eine Strähne hinters Ohr. Es war mir nicht unangenehm. Aber es war komisch. Es fühlte sich komisch an. So unwirklich. So unecht. „Ich mag dich“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich wollte etwas erwidern, doch ich konnte nicht. Mir fiel nichts ein. Seine Hand fuhr streichelnd über meine Wange, vorsichtig und langsam. Seine Augen blickten mich forschend und liebevoll an. Sein Blick war ernst.Ich schloss die Augen. Doch da waren nicht die Augen von Jake, da waren nicht die braunen Augen. Nein da waren diese topasfarbenen Augen.

Das waren die Augen von Edward.

Dann berührten seine Finger meine Lippen.

Ich wollte einen Schritt zurückweichen. Doch ich konnte nicht, denn da war die Brüstung. Sie hinderte mich daran, mich vor dieser Sache zu schützen. Hinderte mich daran, weg zu rennen. Hinderte mich daran, es nicht zu dem kommen zu lassen, was ich vermutete. Dann spürte ich nur noch seine Lippen auf den meinen.

Es war zuerst nur ein Hauch, doch dann presste er sie gierig auf meine Lippen.

Ich schubste ihn in aller Kraft von mir. Entsetzte blickte er mich an.

Noch entsetzter blickte ich ihn an. „Bella…“

„Nichts Bella.“, sagte ich nur. Ich ging an ihm vorbei. Ohne noch etwas zu sagen.

--- Erinnerung Ende---
 

Es war komisch daran zu denken und eigentlich wollte ich gar nicht daran denken, schon gar nicht, wenn ich in der Nähe von Edward war. Ich hatte ihm nie davon erzählt und ich wusste auch nicht ob er es auf einem anderen Weg vielleicht schon erfahren hatte. „Ich weiß nicht, ob wir befreundet sind.“

„Das ist ja eine interessante Formulierung“, sagte Alice. „Könnte von mir sein, findest du nicht auch?“, meinte Alice zu Jasper und integrierte ihn so in das Gespräch.

Dieser nickte nur. „Ja, könnte von dir sein.“

„Edward, ist zwischen dir und Jake etwas vorgefallen?“

„Nichts Besonderes“, antwortete er mir nur knapp.
 

Edwards Sicht:

Warum musste Alice diesen Kerl als Thema bringen?

Allein schon als sie seinen Namen nur angesprochen hatte, hatte sie sich einen bösen Blick von mir über den Rückspiegel eingefangen.

„Edward, ist zwischen dir und Jake etwas vorgefallen?“, fragte mich Bella nur. Ich blickte zu ihr herüber und sah ihr an, dass sie besorgt und ein wenig verwirrt war. Ich hatte ihr schließlich nie erzählt, was damals in Homer vorgefallen war.

Mir fiel wieder ein, wo ich Bella mitten in Homer gefunden hatte, alleine im Dunkeln. Und ich sie dann zurück zur Jugendherberge brachte und Mike und Jake auf uns gewartet hatten.
 

--- Erinnerung---

„Ja, bis Bella ausgebüxt ist“, meinte Jake.

„Ich bin nicht ausgebüxt.“

„Klar bist du das“, stimmte nun auch Mike Jake zu.

„Das stimmt gar nicht“, wollte Bella ihnen widersprechen.

„Ich würde sagen, ihr könnt nur nicht richtig aufpassen“, sagte ich plötzlich und mischte mich in das Gespräch ein. Es war meine ernste Meinung. Die Beiden waren einfach unfähig.

„Schön, dass dir aber nichts passiert bist, als du ausgebüxt bist“, sagte Alice.

„Ich bin nicht…“

„Ist ja auch egal“, sagte Alice nur noch.

Bella seufzte und gab sich wohl geschlagen. Mein Blick ruhte auf ihr. Ich bebte immer noch innerlich. Weil ich wütend war, auf mich, auf Mike und Jake. Auf alle. Vor allem auf mich, weil ich nicht schon vorher eingetreten war.

Angela näherte sich Bella und lächelte diese nach einem Gähnen an. „Ja, ich denke wir gehen mal ins Bett.“ Angela nickte Bella zu.

„Schon?“, fragte Jake. 'Komm. Ich will auch Zeit mit dir verbringen' dachte er.

„Ja, wir sind müde“, sagte Angela.

„Aber die anderen wollen sich noch mal zusammen setzen“, versuchte Mike es nun. 'Hey, das ist unfair. Mit diesem Cullen verbringst du Zeit. Aber mit uns nicht.' Ich musste mir ein Grinsen bei Mikes Gedanken schwer verkneifen. Aber seine Gedanken brachten mich einfach immer wieder zum Lachen. Sie waren so simpel. Er war so einfach gestrickt.

Er war keine Konkurrenz für mich. Bestimmt nicht.

„Ich denke, wenn Angela und Bella müde sind, sollen sie ruhig schlafen gehen.“ Alice lächelte Bella an.

Dann blickte sie kurz zu mir. 'Ich muss mit dir reden'

„Genau. Also, Gute Nacht.“ Bella blickte uns alle noch mal an.

Ich musste zugeben, dass ich mir einbildete dass ihr Blick bei mir am längsten ruhte. 'Bildete ich mir das nur ein?'

„Gute Nacht.“, formten meine Lippen die beiden Worte. Ich wusste gar nicht, ob ich sie ausgesprochen hatte, aber sie lächelte, als sie diese wohl dennoch verstanden hatte. Dann drehte sie sich um und ging mit Angela weg. Irgendwie war es ein komisches, es war ein schweres Gefühl, als sie mir den Rücken zu drehte.
 

---
 

Alice hatte mich hierher geführt. Sie hatte das Gefühl gehabt, dass etwas Schlimmes passieren würde. Sie wusste nicht genau was. Das Einzige was sie sah, war dass Bella mit Jake auf den Klippen stand und sie sich stritten und dass Bella dann plötzlich nicht mehr da war. Sie war weg. Sie war vor unseren Augen einfach verschwunden. Als wir an den Strand kamen saßen Angela, Ben, Tylor und Mike schon da. Sie lächelten uns an, als wir zu ihnen traten.

„Guten Morgen“, sagte Alice fröhlich und heiter, wie eh und je. Ich schaute mich nach Bella um. Aber ich sah sie nicht.

„Guten Morgen“, bekam sie von jedem zurück. Sie blickten uns an und dann schauten sie wieder ins Wasser.

„Wo ist denn Bella?“ fragte Alice. Ich war froh, dass sie die Frage stellte.

„Sie springt von den Klippen“, sagte Mike zu uns gewandt.

„Sie tut was?!“, fragte ich ein wenig entsetzt. Eigentlich wollte ich gar nicht so viele Emotionen in diesem Satz zeigen, aber es war einfach über mich gekommen, als ich das hörte.

„Sie springt da vorne runter.“ Angela zeigte auf die Klippe. Ich wollte das gar nicht glauben. 'Vielleicht kann Jake sie noch umstimmen.', hörte ich sie noch in ihren Gedanken sagen. Zwei Kerle kamen aus dem Wasser. Ich kannte sie nicht.

„Und Heath, Matt, habt ihr überlebt?“ fragte Tylor die Beiden.

„Klar. Simon ist der Nächste und dann springt eure Kleine.“

„Das glaub ich echt nicht“, meinte Alice. „Wie kommt sie denn auf so was?“

„Ich kann es dir nicht sagen“, antwortete Angela wieder. „Dabei wollte sie heute morgen gar nicht aus dem Bett und schon gar nicht mitkommen.“

„Jake macht das schon“, sagte Mike. 'Der Kerl hat sie doch gestern wirklich geküsst. Dieser Hecht.' Ich riss meine Augen entsetzt auf. Bella und Jake? Nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Ich blickte sofort zu den Klippen. Sie war allein mit ihm. Allein mit ihm dort oben. Ich sah zwei Gestalten. #Edward, beruhig dich.' Alice hatte meinen Ausbruch wohl bemerkt. Natürlich, sie kannte mich inzwischen ja auch lange genug. Sie kannte mich gut genug um sofort zu merken, wenn etwas nicht stimmte. Und gerade stimmte etwas gewaltig nicht.
 

---
 

„Cullen!“

Ich blickte überrascht von meinem Buch auf und zog mir die Kopfhörer aus den Ohren. Mit Musik waren die Gedanken der anderen Leute um mich herum kaum zu hören, somit war es für mich richtig entspannend. Vor mir standen Mike Newton und Jacob Black und blickten mich böse an. Sollte das furchterregend sein?

„Newton. Black.“

„Lass die Finger von Bella“, platze Mike sofort raus.

'Super Mike', hörte ich Jakes Gedanken und ich musste wieder schmunzeln.

„Genau, Cullen. Halte dich von Bella fern“, richtete sich nun auch Jake an mich.

'Wir zeigen es dir schon.' drohte mir Mike in seinen Gedanken.

Nun stand ich doch von meinem Stuhl auf, legte mein Buch und den I-Pod auf den Tisch und blickte beide fordernd an. „Ich glaube Bella ist alt genug, sich ihre Freunde selber auszusuchen.“, antworte ich den Beiden ruhig.

„Wir sagen dir aber, dass du dich von ihr fern halten sollst“, Jake kam auf mich zu und wollte mir mit der Faust drohen.

„Ich glaube, ihr beide versteht nicht ganz recht“, fing ich an.

„Du verstehst nicht richtig“, meinte Jake zu mir.

„Genau, sei still und hör zu, Cullen.“, sagte Mike wieder etwas zu mir. Ich blickte ihn an. 'Jake, du machst das gut so.', dachte Mike.

So was nennt sich also Freunde.

Letztendlich waren sie beide selber Konkurrenten. Schließlich wollten beide Bella für sich haben. Ich fand die Beiden lustig.

„Noch mal“, wollte ich noch mal anfangen. „Ihr versteht nicht. Ich bin es nicht der Bella aufsucht, sondern sie ist es die den Kontakt zu mir sucht.“ Nun blickten mich beide überrascht an. „Ja, genau, sie kommt immer wieder zu mir.“

Es stimmte nur halb. Wir zogen uns beide regelrecht an.

Ich konnte tun was ich wollte, sie war einfach immer in meinen Gedanken. Und ich hatte einfach das Gefühl, dass es bei ihr nicht anders war.

„Lass einfach die Finger von ihr“, setzte Mike noch mal nach.

Dann drehten sich beide um.

'Irgendwie sollte das doch anders laufen. Was ist schief gelaufen? ', vernahm ich noch Mikes Gedanken.

'Dieser Cullen… er soll seine Finger von Bella lassen.', dachte Jake noch.
 

--- Erinnerung Ende---
 

„Nichts Besonderes“, antwortete ich ihr nur knapp und lächelte sie an.

Jahrmarkt von Sappho

Kapitel 22: Jahrmarkt von Sappho

Ich fand den Jahrmarkt nicht besonders. Er war vermutlich ein bisschen größer als der in Forks. Aber genauso schön geschmückt.

„Oh, da ist ein Feuerspucker“, bemerkte Alice, griff nach meiner Hand und zog mich zu einer größeren Menschenmenge. Ich konnte schon von weitem den Geruch vernehmen, der aus der Mitte der Menge herkam. Alice zog mich durch die Menge. Ich starrte nach oben und sah den großen Feuerball über unseren Köpfen.

„Ich finde die immer so toll“, meinte Alice zu ihr, als sie ganz vorne, vor allen anderen Zuschauern standen. Der Feuerspucker, der ein blaues, fußlanges Gewand an hatte spuckte noch einen letzten Feuerball in die Luft, dessen Größe selbst die mutigsten Zuschauer zurückstolpern ließ.

Auch ich wollte zurückweichen, doch dann spürte ich, dass eine fremde Hand auf meinem Rücken lag und mich hielt. Überrascht drehte ich mich nach dem Besitzer der Hand um und musste lächelnd feststellen, dass Edward hinter mir stand.

„Ich habe doch gesagt, ich passe auf dich auf“, sagte er leise.

Neben ihm stand nun auch Jasper, der seine Freundin interessiert musterte. Doch Alice schien ihn gar nicht zu bemerken, zu sehr blickte sie den Feuerspucker an, gespannt auf dessen nächstes Kunststück.

Nun legte der Feuermagier seine Fackeln weg und griff nach seinen Bällen.

Er warf sie so hoch, dass die Leute in der Zuschauermenge, die Köpfe in den Nacken legten. Es war unterhaltsam so einen Feuermagier anzusehen. Dann fing er sie wieder und stieß sie mit dem Knie wieder in die Höhe. Die Arme rollten sie ihm hinauf, wie von unsichtbaren Fäden gezogen, tauchten hinter seinem Rücken auf, als hätte er sie aus der leeren Luft gepflückt, sprangen ihm gegen die Stirn, gegen sein Kinns, so leicht, so schwerelos, tanzten die kleinen Dinger... alles schien so leicht zu sein, ohne Gewicht, nur ein schönes Spiel. Alle in den Zuschauerreihen staunten, lachten und klatschten. Nur sein Gesicht blieb ernst, wie mir sofort auffiel. Das Gesicht des Feuerspuckers. Es blieb ernst hinter den wirbelnden Bällen, als hätte es nichts mit den tanzenden Händen zu tun, nichts mit ihrer Kunstfertigkeit, nichts mit ihrer sorglosen Leichtigkeit.

„Schmerzen seine Hände eigentlich bei so etwas?“, fragte ich Alice.

„Nein, der schmiert sie mit einer Salbe ein“, meinte Alice und blickte weiter zum Magier.

Ich lächelte sie an. Sie schien ganz fasziniert vom Feuerspucker. „Alice findet alles toll was glitzert und leuchtet“, flüsterte Edward mir zu.

Dann verbeugte sich der Magier, ein kleines Mädchen, lief im Kreis, an den Leuten vorbei und hielt ein kleines Schälchen in den Händen.

Edward zog seinen Geldbeutel und legte sofort etwas hinein.

Dann verliefen sich die Menschen, ein wenig zögernd, doch schließlich entdeckten wir wieder Emmett und Rose, die sich nicht in die Menge hindurch gepresst hatten, nur um genug zu sehen. Sie standen an einem Stand mit Süßigkeiten und Zuckerwatte.
 

„Na hat Alice wieder ihren Willen bekommen?“, fragte Rose, als wir vier zu den beiden kamen.

„Hey, ich mag nun mal Feuerspucker.“

„Und ich will dich nur ärgern“, antwortete Rose und lehnte sich an Emmett an. Irgendwie waren die Beiden schon ein süßes Pärchen. Sie passten einfach so wundervoll zusammen. Rose trug eine enganliegende Jeanshose, die ihr wahrhaftig gut stand, eine graue Blazerjacke und darüber einen weißen langen Seidenschal. Um den Hals trug sie eine schöne Kette. Sie sah einfach wundervoll aus, allein ihr Haar war wundervoll. Ja, ich war neidisch. Rosalie Hale sah einfach wie ein Model aus. Gut, alle aus der Familie sahen ja wie Models aus, aber ich fand immer noch das Rose am Schönsten war.

Neben ihr musste ich wie das hässliche Entlein aussehen. Das hässliche Entlein und der schöne und anmutige Schwan.

Ein Seufzer entfloh mir und schon blickte Edward mich fragend und sorgend an. „Ist alles okay?“

Ich nickte nur und lächelte ihn an, in der Hoffnung, dass es das glaubwürdiger machte. Doch sein Blick blieb immer noch fragend. „Bella möchtest du Zuckerwatte?“, fragte Alice mich.

„Nein, danke.“

„Ich finde schon, dass du Zuckerwatte nehmen solltest. Was ist denn ein Besuch auf dem Jahrmarkt ohne Zuckerwatte und gebrannte Mandeln zu essen.“ Und schon stolzierte sie an mir vorbei zum Stand.

„Alice, ich möchte wirklich keine Zuckerwatte. Aber du kannst doch ruhig eine Essen.“

Auf diese Aussage hin blickte sie mich fragend an.

Aber es war nicht nur Alice, die mich so durchdringend anschaute. Hatte ich was falsches gesagt?

„Bella, ich hab dir das noch nicht erklärt“, fing Edward an.

„Das solltest du wirklich Mal machen“, meinte Emmett nun.

Fragend blickte ich zu Emmett. Doch dieser hatte schon den Arm um Rose gelegt und ging mit ihr weiter.

„Was hast du mir noch erklärt, Edward?“

„Wir essen nichts“, sagte er direkt.

„Wie, was esst ihr nicht?“

„Nein, wir essen gar nichts.“ Er blickte mich ruhig und warm an, ein wenig Sorge lag immer noch in seinem Blick. „Unser Körper kann normale Nahrung nicht mehr verarbeiten.“

„Normale Nahrung?“, fragte ich ihn.

Was meinte er mit normaler Nahrung? Zuckerwatte war für mich keine normale Nahrung. Es gab sie schließlich nicht umsonst nur auf solchen Festen zu kaufen. In Supermärkten fand man sie in keinem Gang.

„Ich finde Zuckerwatte ist keine normale Nahrung“, meinte ich zu ihm. Warum wurde ich das Gefühl nicht los, dass es gar nicht um die Zuckerwatte ging.

Edward lächelte. „Ja, Zuckerwatte ist bestimmt kein normales Nahrungsmittel. Aber das meine ich auch nicht.“

„Dachte ich mir irgendwie schon.“ Ich blickte mich um und hielt nach den anderen Ausschau.

Emmett und Rose standen gerade an einem Stand für Schmuck und Alice versuchte wohl gerade Jasper zu irgendwas zu überreden, zumindest sah es für mich so aus.

„Ihr esst also gar nichts?“, fragte ich schließlich.

„Wenn wir nicht müssen, dann nicht.“

In der Kantine in der Mittagspause aßen sie ja auch nie etwas. Das war mir noch nie besonders aufgefallen. Gut, ich hatte noch nie darauf geachtet. Und in Homer. Da waren die Beiden zu den Essenszeiten auch nie da. Sie sagten immer, sie hätten schon früher gegessen oder gerade keinen Hunger. Wenn man einen Vampir als Freund hatte, lernte man doch nie aus. Es gab immer wieder etwas Neues zu lernen. Es würde also nie langweilig werden.

„Warum vertragt ihr das denn nicht?“ Ich blickte ihn interessiert an. „Ich meine, ihr ward doch auch mal...“

„Menschen?“, fragte er. Ich schluckte, nickte aber. Ich hoffte, ich hatte ihn nicht beleidigt. Unsicher blickte ich auf den Boden. „Na ja, ich weiß nicht woran es liegt. Aber wir vertragen es einfach nicht. Liegt vielleicht daran, dass wir es eben nicht mehr brauchen. Das unser Körper diese Nahrung nicht mehr braucht.“ Ich nickte nur und hörte ihm zu. „Wir kommen damit ganz gut zu Recht.“

Hatte Esme mir vorhin, als ich noch bei ihnen zu Hause war, nicht etwas zum Essen angeboten. Wenn sie doch keine Lebensmittel brauchten, warum hatten sie denn dann etwas zu Hause? „Sag mal“, fing ich wieder an.

„Ja, was denn? Frag mich ruhig alles. Ich möchte keine Geheimnisse vor dir haben, Bella“, erklärte er ihr mir. Wow, das klang wundervoll.

Das klang echt süß. Und ich glaubte es ihm sogar.

Warum sollte ich ihm das auch nicht glauben. Es klang echt toll. W

arum war eigentlich so vieles was Edward sagte, so wundervoll?

„Als ich vorhin bei euch war. Und wir im Wohnzimmer saßen, da hatte Esme mich gefragt, ob ich etwas zu Essen oder zu Trinken haben möchte“, fing ich an. „Aber wenn ihr doch nichts esst, warum habt ihr dann was zu Hause?“ Ich blickte ihn fragend an.

„Um den Schein zu wahren“, antwortete er schnell und grinste mich an.

„Wie?“ Nun verstand ich gar nichts mehr.

„Na ja, ganz einfach. Wir bekommen ja auch Besuch. Und Esme will eine super Hausfrau und Mutter abgeben. Mal kommen die Lehrer oder der Direktor oder ein paar von Carlisles Kollegen zu uns nach Hause und dann bietet sie ihnen immer etwas an. Meist sogar etwas Selbstgebackenes.“

„Ja?“, wow das klang wirklich wundervoll. Das klang auch irgendwie verrückt. „Und Esme mochte auf dich auch den Eindruck hinterlassen, dass wir trotz allem eine normale Familie sind. Dass sie die Mutter ist, Carlisle der Vater und wir die Kinder“, meinte Edward mit einem Grinsen. „Es macht ihr Spaß. Und sie wollte dich nicht irgendwie verschrecken.“

„Ich fand ehrlich gesagt deine Familie normaler als meine eigene.“

„Inwiefern denn das?“, fragte Edward nun interessiert.

Wir liefen immer noch durch all die Stände, blickten mal nach Links mal nach Rechts, blieben aber nie an einem stehen.

„Meine Mutter kann zum Beispiel nicht kochen und backen schon gar nicht. Wenn ich Besuch hatte, hatte sie meinen Freunden immer Muffins aus dem Supermarkt angeboten“, erzählte ich ihm lächelnd.

Edward schmunzelte, als er das hörte, dann fuhr er sich durch die Haare. „Na ja, ich denke Esme möchte auch, dass du uns wieder besuchen kommst.“

„Warum denn das?“

„Weil sie dich mag.“

„Aber sie kennt mich doch gar nicht.“

Edward lächelte und nickte mir zustimmend zu. „Das mag schon stimmen. Aber sie mag dich allein schon aus dem Grund, weil ich mich in dich verliebt habe.“

Abrupt blieb ich stehen. Stop.

Was war das? Was hatte er da gerade gesagt? Hatte er gerade gesagt, dass er in mich verliebt war?

Hatte Edward Cullen mir gerade gestanden, dass er in mich verliebt war?

Er hatte es schon mal zu mir gesagt, aber es klang dennoch immer wieder wundervoll.

Ich traute mich kaum ihn anzuschauen. In mir drehte sich alles.

Ein großes Chaos war gerade in mir und dann war da noch dieses Gefühl, das aus meiner Bauchgegend. Angenehm. Wirbelnd. Es machte mich ein wenig schwindelig.

Meine Atmung war unruhig. Dabei wusste ich gar nicht warum.

Ich meine, wir hatten uns ja schon geküsst. Er hatte mir schon so viel von seinem Geheimnissen erzählt und dennoch war das hier, ein noch viel größeres Geheimnis.

Auch wenn es nichts mit seinem Vampirsein zu tun hatte.
 

„Hey, kommt ihr Beiden endlich mal?“, fragte Alice.

Ich nickte und ging langsamen Schrittes an Edward vorbei. Ich spürte ein Kribbeln in mir, als ich an ihm vorbei ging. Und das obwohl ich ihn nicht mal anschaute.

„Schau mal Bella. Ist diese Kette nicht wunderschön?“, fragte sie mich und hielt mir eine Kette hin. Der Anhänger war wirklich süß. Es war einfach nur eine Feder, eine weiße Feder, an einem dünnen Lederband. Es war schlicht und süß. „Jasper, hat sie mir eben geschenkt. Ich finde sie echt toll.“

Ich lächelte sie an und nickte: „Ja, das ist sie wirklich.“

Ich konnte Edward immer noch nicht anschauen, also ging ich neben Alice her und blickte mir die Ketten in dem Stand an. Sie waren alle sehr schön.

„Die kommen alle aus dem Indianerreservat. Sie sind selbst gemacht“, erklärte mir eine alte Frau. Sie hatte rötliche Haut und kam vermutlich selber aus dem Reservat. Ihr langes schwarzes Haar trug sie zu einem geflochtenen Zopf, der ihr den Rücken herunter hing. In ihrem Zopf waren ins Haar Perlen und Federn eingearbeitet. Ihre warmen und dunklen Augen blickten sehr freundlich.

„Das Indianerreservat von La Push?“, fragte Alice.

Die Frau, mit dem langen schwarzen Haar, nickte. „Kommen sie von hier aus der Gegend?“

„Ja, wir sind aus Forks.“

„Mein Neffe ging dort bis vor kurzem zur Schule“, erklärte sie. Kam Jake nicht auch aus La Push?

Er lebte also in diesem Indianerreservat. Jake hatte doch mal erzählt, dass er nicht in La Push zur Schule gehen wollte, sondern in Forks.

„Tante Quannah“, hörte ich nun eine Stimme, die ich kannte. Eine Stimme, die wir alle kannten. Und plötzlich stand Jake vor mir und blickte mich fragend an.

„Hallo Jake. Schau mal, diese jungen Leute kommen aus Forks“, sagte die ältere Frau.

Meine Atmung wurde wieder unruhig, aber aus einem anderen Grund als vorhin bei Edward, als er mir gestanden hatte, dass er sich in mich verliebt hatte.

Das hier, als ich Jake vor mir sah, erinnerte mich daran, dass wir vorhin im Auto über ihn gesprochen hatten und ich nicht das Gefühl los geworden war, dass zwischen ihm und Edward etwas vorgefallen sein musste. Doch momentan war nur Alice neben mir. Ich konnte mich auch gar nicht nach Edward umschauen, denn Jakes Blick hielt mich starr fest.

„Jake, kennst du sie?“, fragte die Frau, die er eben noch Tante Quannah genannt hatte.

Jake nickte nur und blickte mich an.

Ich bemerkte nur am Rand, dass Alice neben mir verschwand und mich alleine ließ. Warum ließ sie mich alleine?

„Hallo, Bella“, meinte er lächelnd.

Ich nickte nur. „Du hast die Schule verlassen“, sagte ich schließlich nur zu ihm.

Jake nickte, seufzte, fuhr sich durchs Haar und blickte mich wieder an. Seine Augen, sein Blick, sah traurig aus.

Was war denn los?

Warum schaute er mich so an?

„Ja Bella, ich geh nun in La Push zur Schule.“

„Warum?“, fragte ich ihn direkt. „Du hattest mir doch erzählt, dass du dort nicht hingehen wolltest.“

„Ja, das stimmt schon. Aber ich wollte auch nicht mehr in Forks zur Schule gehen.“

„Warum nicht?“, fragte ich weiter. Irgendwie war in mir ein Gefühl, dass ich unbedingt wissen musste, was los war. Warum wollte er nicht mehr in Forks zu Schule gehen? Was war vorgefallen? Was war der Grund dafür?“

Er blickte mich an, lächelte ein wenig. „Wegen dir, Bella.“

Meine Augen weiteten sich.

Was sagte er denn da?
 

„Hallo, Jake“, hörte ich nun plötzlich eine Stimme neben mir.

Überrascht blickte ich mich um und sah nun Edward. Er stand direkt neben mir, griff nach meiner Hand.

„Edward?“, fragte ich überrascht.

Wo kam denn er nun her? War er nicht mit Jasper weiter gegangen, während ich mit Alice diesen Stand angeschaut hatten? Und warum griff er sofort nach meiner Hand?

„Cullen“, hörte ich Jake nur sagen. Fragend blickte ich nun zu ihn und ich sah, dass er etwas feindlich aussah. Ich wurde nun wirklich den Gedanken nicht mehr los, dass zwischen den beiden etwas vorgefallen sein musste.

„Wollen wir weiter?“, fragte Edward mich.

Ich wollte den Kopf schütteln. Ich wollte nun erst mal wissen, was hier vor sich ging. Ich ignorierte seine Frage und blickte wieder zu Jake. „Wie geht es dir in La Push?“

Jakes Blick wanderte zu mir, er blickte mich überrascht und fragend an. Wenn er mich ansah, war sein Blick freundlich. Ja, es musste was vorgefallen sein und keiner der Beiden hatte es mir gesagt?

War das vielleicht so ein Männerding?

„Danke, mir geht’s gut. Es ist gar nicht so schlecht dort, wie ich dachte.“

Ich nickte. „Das ist doch gut. Das freut mich echt. Und hast du Freunde?“

„Ja, Quil und Sam. Sie wohnen direkt in der Straße von mir, paar Häuser neben an. Sie sind echt okay.“

„Okay“, sagte ich lächelnd.

„Bella“, vernahm ich wieder Edwards Stimme.

Ich seufzte und blickte ihn an.

Warum konnte er mir nicht sagen, was vorgefallen war?

Ich dachte, er wollte keine Geheimnisse mehr vor mir haben?

Sein ganzes Vampirsein erzählte er mir, aber wenn es um so etwas ging, dann nicht?

„Gehen wir?“

Ich blickte zu Jake, nickte aber. „Ja, wir gehen.“ Ich lächelte Jake an. „Es war schön, dich wieder zu sehen. Melde dich doch mal, wenn du wieder in Forks bist.“

Er nickte.

Aber irgendwie schien er mir mit diesem Nicken auch zu sagen, dass er es nie machen würde. Und ich wusste es und nahm es hin.

Edward drückte meine Hand leicht und zog mich aus dem Stand heraus.
 

Wir gingen ein paar Schritte nebeneinander her, schweigend.

Keiner sagte etwas. Edward sagte nichts zu mir und ich war irgendwie sauer auf ihn und sagte somit auch nichts.

„Bella...“, fing er schließlich irgendwann an.

Ich blickte ihn sauer an. Als er das sah, seufzte er. „Was ist da vorgefallen?“

„Ist das so wichtig?“

„Ja, verdammt, ist es. Ich denke, wir haben keine Geheimnisse voreinander“, meinte ich zu ihm, blickte ihn sauer an.

Edward seufzte und fuhr sich durchs Haar.

Vertrauen

John Steinbeck hat mal geschrieben:

„Mir scheint, wenn Du oder Ich zwischen zwei Möglichkeiten

des Handelns oder Denkens entscheiden müssen,

sollten wir an unser Sterben denken

und versuchen so zu leben,

dass unser Tod der Welt kein Vergnügen macht.“
 

Bellas Sicht:

Wir gingen ein paar Schritte nebeneinander her, schweigend.

Keiner sagte etwas. Edward sagte nichts zu mir und ich war irgendwie sauer auf ihn und sagte somit auch nichts.

„Bella...“, fing er schließlich irgendwann an.

Ich blickte ihn sauer an. Als er das sah, seufzte er. „Was ist da vorgefallen?“

„Ist das so wichtig?“

„Ja, verdammt, ist es. Ich denke, wir haben keine Geheimnisse voreinander“, meinte ich zu ihm, blickte ihn sauer an.

Edward seufzte und fuhr sich durchs Haar.

„Ich bin entsetzt“, vernahm ich eine Stimme. Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht von Jake. Er kam auf uns beide zu. „Der tolle Edward, hat dir also nicht gesagt, was damals in Homer vorgefallen ist?“

„Jake, lass das“, hörte ich Edward knurren.

Ich blickte ihn fragend an.

Was ging hier ab? Ich musste wirklich etwas nicht mitbekommen haben.

„Leute, alles okay?“, das war nun Alice´ Stimme, die hinter mir auftauchte.

Ich schluckte nur, drehte mich aber nicht zu ihr um. Irgendwie war diese ganze Situation komisch und merkwürdig. Sie schien so unwahr, unecht, unreal.

Und doch waren Edward, wie auch Jake direkt vor mir. Ich sah sie direkt vor mir auch wenn ich es nicht glaubte.

Ich kannte beide Gesichter, beide Menschen und doch schienen sie mir gerade sehr fremd.

„Es ist doch schon überraschend Edward, dass du der lieben Bella nicht mal die Wahrheit sagen kannst. Ist sie dir etwa selbst zu peinlich?“, meinte Jake provozierend.

Natürlich provozierte Jake Edward.

Aber ich wusste nicht, warum.

Was war in Homer passiert?

„Edward, was ist denn hier los?“, fragte Alice ihren Bruder. Ich spürte wie auch die Anderen nun zu uns kamen.

„Das würde ich auch gerne wissen“, murmelte ich vor mich hin, unsicher dass Edward es gehört hatte.

Doch dieser drehte sich zu mir um und kam auf mich zu. „Bella, lass uns wo anders hingehen und ich erzähle dir alles.“

Ich blickte ihn an und biss mir auf die Lippe.

„Warum sagst du es ihr nicht hier? Damit ich bestätigen kann, dass es die Wahrheit ist. Wer weiß, was du ihr erzählst?“

Ich blickte zu Jake und dann wieder zu Edward. Ich vertraute ihm doch.

Mehr so gar. Ich war in ihn verliebt und vertraute ihm einfach. Das alles war bestimmt nur ein Missverständnis, das nun hoch geschaukelt wurde. Ja, das war es bestimmt. Warum sollte Edward mir auch was vorlügen. Es gab doch alles ergab keinen Sinn.

„Bella?“

Ich blickte Edward an. „Das ist doch alles in Missverständnis, oder?“, fragte ich ihn vorsichtig.

Edward nickte. „Es ist ein Missverständnis.“

„Ja? Was denn bitte für eins? Dass ich wegen dir die Schule gewechselt habe? Das war ein Missverständnis? Dass du mir in Homer oben auf den Klippen deutlich gemacht hast, dass ich meine Hände von Bella lassen soll? Das ist also alles ein Missverständnis?“

Während Jakes Worte über uns einfielen, blickte ich die ganze Zeit Edward an.

Ich wollte wissen wie er reagierte. Aber er zuckte nicht mal bei Jakes Worten.

„Von was redet Jake da?“, fragte ich Edward vorsichtig. Irgendwie bekam ich Angst, ich wusste nicht vor was oder vor wem. Ich vertraute Edward eigentlich. Eigentlich.

Aber dennoch ließen mich Jakes Worte gerade an Edwards Verhalten zweifeln.

Hier stimmte etwas nicht. Und ich wusste noch nicht, was es war.

„Genau, von was rede ich denn da? Hast du ihr nicht gesagt, was du in Homer mit mir und Mike auf den Klippen gemacht hast.“

„Jake, sei still“, hörte ich nun Alice hinter mir.

Aber etwas in mir wollte nicht, dass Jake nun still war.

Etwas in mir wollte die Wahrheit hören. Ja, ich wollte sie hören. Ich war sauer. Ja, ein Teil in mir war sauer, dass ich diese Sache so erfahren musste. Ich ging einen Schritt zurück und somit einen Schritt von Edward weg.

Dessen Augen weiteten sich als er das sah. Ja, ich konnte aber nicht anders.

„Bella“, hörte ich nun Alice ganz deutlich hinter mir sagen. Sie sprach leise zu mir und es war fast tröstlich.

„Das ist ja echt ein schlimmes Bild, wenn man euch so sieht“, sagte Jake wieder.

Ich blickte nun zu ihm.

Ich wollte ihn anschreien, dass er endlich verschwinden sollte. Doch dann sah ich nur, wie Emmett auf ihn zu ging und ihn weg zerrte. „Das langt nun. Du hast genug angerichtet.“

Was hatte Edward mit Jake und Mike auf den Klippen gemacht?

Warum hatte Jake wegen Edward die Schule verlassen?

Warum hatte Edward mir nie gesagt, was vorgefallen war?

Warum kann er es mir nicht mal jetzt sagen?
 

„Bella“, meinte Edward mit leiser Stimme. Ich sah ihm an, dass ihn das Ganze durcheinander machte.

Ich holte tief Luft. „Es ist kein Missverständnis mehr, oder?“ Nein, ich wusste die Antwort ja selber.

Irgendetwas an dem, was Jake gesagt hatte war wahr, wenn ich auch noch nicht genau wusste, was.

Edward schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht stolz drauf, was damals passiert ist.“

Ich nickte nur. „Was ist denn damals passiert, dass du es mir nicht sagen konntest?“

Edward nickte, er ergriff meine Hand und zog mich an sich.

Ich ließ es zu. Ich wusste einfach, dass es nicht so schlimm sein konnte. Ich vertraute ihm doch. Und er vertraute doch mir. Er würde mir nichts Schlimmes verheimlichen, zumindest hoffte ich das.

„Bella, ich hasse mich für das, was ich damals getan habe“, flüsterte er mir zu. Ich schloss meine Augen und lehnte mich an seinen Brustkorb. „Das ist etwas, auf das ich absolut nicht stolz bin, Bella. Ich hasse mich für das, was ich da getan habe.“

„Was ist den los? Ich verstehe das alles nicht so wirklich“, meinte ich und seufzte.

Seine Stimme war so zittrig und leise. Es stimmt schon, dass ich nicht wusste, was passiert war, aber so wie es momentan den Anschein machte, war wirklich etwas vorgefallen. Etwas, was Edward selber sehr mitgenommen hatte, auch wenn ich seine Rolle darin noch nicht kannte. Aber ich wollte ihm nun zuhören. Ich wollte nichts mehr von Jake hören. Ich wollte es aus Edwards Mund hören.

Er vertraute mir und es würde schon einen Grund geben, warum er mir das nicht gesagt hatte. Dessen war ich mir nun sicher.

„Als du von den Klippen gesprungen bist, erinnerst du dich daran?“ Ich nickte. Ja, ich erinnerte mich sogar sehr gut daran. Es war eine der dümmsten Ideen gewesen, die ich je gehabt hatte. Sie war mehr als nur dumm gewesen. Darauf war ich absolut nicht stolz. „Als ich dich aus dem Wasser geholt hatte und du vor mir im Sand lagst und dich nicht bewegt hattest, deine Atmung schwach war, war ich wütend.“ Er hielt mich immer noch im Arm, als er anfing es mir zu erzählen. Still hörte ich ihm zu. „Ich war wütend auf mich, weil ich nicht aufgepasst habe. Ich war wütend auf Jake und Mike, dass sie zugelassen hatten, dass du von den Klippen springst. Ich hätte das niemals zugelassen. Auch wenn du mich dann gehasst hättest, ich hätte es aber nicht zugelassen.“

Ich nickte nur.

Vermutlich wäre es besser gewesen, wenn ich nicht gesprungen wäre. Aber im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Aber nun wusste ich, dass das was Jake meinte, etwas mit meinem Klippensprung zu tun hatte, dass vielleicht der Ausgangspunkt der Geschichte war.

„Ich war die ganze Zeit wütend auf die Beiden. Und als wir dann die Wandertour machten und du fast den Hang heruntergefallen wärst, weil Mike und Jake nicht aufpassen konnten, konnte ich nicht mehr. Ich bin aus gerastet, weil ich wütend auf die Beiden war. Ich hatte mich mit den Beiden abends an den Klippen getroffen, die du Tage vorher herunter gesprungen warst.“

Ich nickte und spürte nur, wie sich mein Körper ein wenig verspannte und meine Atmung ungleichmäßig war.

Aber Edward hielt mich weiterhin in seinen Armen. Ich wusste inzwischen, dass er spürte, wenn meine Atmung oder mein Herzschlag ungleichmäßig waren, aber er sagte nichts dazu. Wofür ich ihm auch gerade sehr dankbar war.

„Bella, es tut mir Leid, dass du das so erfahren musst. Ich hab dir das nicht sagen wollen, weil ich mich dafür selber hasse. Verstehst du das?“, fragte er vorsichtig.

Ich löste mich aus seiner Umarmung und blickte ihn einfach nur an.

Ich sah seine topasfarbenen Augen, seine bronzefarbenen Haare, die ihm mal wieder leicht wirr vom Kopf standen. Sein Blick war ernst. Sein Gesicht war ernst.

Vorsichtig hob ich meine rechte Hand und streichelte ihm über seine linke Wange.

Es war ein angenehmes Gefühl, auch wenn seine Haut kälter war als meine und mich leichte Blitze bei dieser Berührung durchfuhren. Aber dennoch war es angenehm.

Er war wütend gewesen.

Er war nur wütend gewesen, weil die Beiden nicht aufgepasst hatten. Mein Leben in Gefahr gebracht hatten, so wie er es sagte. Er war nur um mich besorgt gewesen.

Was hatte ich mir nur gedacht? Was sollte es auch anderes gewesen sein?

Edward war doch keiner, der sich grundlos mit Jungs prügelte, zumindest schätzte ich ihn so ein.

Ich lächelte. „Es ist schon okay.“

Er nickte und lehnte sich mit seinem Gesicht an meine Hand.

„Lass es uns einfach vergessen.“, schlug ich ihm vor. Ja, ich wollte vergessen, dass ich Schlechtes über ihn gedacht habe. Er war kein schlechter Mensch, ganz und gar nicht. Er hat sogar wundervoll gehandelt. Welches Mädchen wünscht sich denn nicht, dass der Junge, den man liebt, sich um einen sorgt?

Er nickte, lächelte. Es war wieder das Lächeln, was ich so an ihm mochte. Dieses wundervolle leicht schiefe Lächeln, das ihn so verführerisch aussehen ließ. „Wollen wir zurück oder hast du noch Lust, hier weiter herum zu laufen?“

Ich lächelte. „Ich denke mal, Alice und die anderen wollen noch nicht zurück. Lass uns noch ein wenig bleiben.“

Edward nickte und ergriff meine Hand. „Danke“, sagte er noch mal leise.

Ich nickte mit einem Lächeln.
 

Edwards Sicht:

„Vielen Dank, fürs nach Haus bringen, Edward“, meinte Bella lächelnd.

Ich nickte nur und fuhr mir durchs Haar. Ich hatte Alice und Jasper vorher schon abgesetzt. Es war ein komischer Tag gewesen. Das hatte ich vor allem Jake zu verdanken. Aber Bella hatte es verstanden, nachdem ich es ihr gesagt hatte. Ich hätte es ihr früher sagen sollen, dass wusste ich nur. Aber ich fand es peinlich und kindisch, genau das war es gewesen. Carlisle und Esme hatten mich dafür an gemeckert gehabt, was ich absolut nachvollziehen konnte. Es war absolut keine Sache, auf die ich stolz war.

Ich blickte zu Bella, die vor mir stand, lächelnd und süß wie immer.

Ich war einfach wütend gewesen. Aber am meisten war ich damals wütend auf mich selber gewesen. Ich hatte sie selber nicht beschützt. Und ich musste damals an irgendwem meine Aggressionen ablassen, und Mike und Jake mussten dann dafür hinhalten.

„Es war ein schöner Tag.“

Ich nickte. „Ja, Bella, das war es. Danke, dass du den Tag mit mir verbracht hast.“

„Dafür musst du dich nun wirklich nicht bedanken, ich hatte doch auch meinen Spaß dabei.“

„Dann ist ja gut“, meinte ich lächelnd. „Ich hab übrigens noch was für dich“, fing ich an und zog die kleine Tüte aus meiner Jackentasche hervor und legte sie in Bellas Hände.

„Was ist das?“, fragte sie mich und blickte mich mit großen, fragenden Augen an.

„Ein Geschenk. Ein Dankeschön, dass du den Tag mit uns verbracht hast.“

„Du sollst mir doch nichts schenken.“

„Wenn ich aber möchte“, meinte ich lächelnd. Sie nickte nur und blickte dann, die Tüte an. „Magst du es nicht ansehen?“, fragte ich sie vorsichtig.

„Doch.“ Sie nickte und öffnete die Tüte und zog eine kleine Kette hervor.

Ich sah wie Bellas Augen sich weiteten, als sie das Armband sah, dass in der Tüte verborgen lag. Es war ein Bettelarmband, an der man kleine Anhänger befestigen konnte.

„Die ist wunderschön“, meinte sie und staunte.

Ich nickte nur, nahm ihr das Armband ab, öffnete den Verschluss und legte es ihr an die Hand an.

Bella blieb ganz ruhig stehen und beobachtete meine Bewegungen.

Sie bewunderte das Armband. „Das ist ein Bettelarmband. Ich habe es heute gesehen und ich dachte es würde zu dir passen.“

„Das ist echt schön“, meinte sie, als der Verschluss wieder verschlossen war und sie das Armband an ihrer Hand bewundern konnte. Sie drehte und wendete es. Es klimperte leise, weil die Figuren aneinander fielen. Ja, es sah wirklich wunderschön an ihr aus. „Ich habe auch einen Anhänger dafür“, meinte ich und griff wieder in meine Jackentasche. Ich griff wieder nach ihrer Hand, öffnete die Öse und band schließlich meinen Anhänger an ihr Armband.

Sie lächelte, als sie sah, was es war. Ein kleines Klavier. „Ich hoffe, es gefällt dir.“

Bella nickte. „Ja, es ist wunderschön. Danke.“

Ich drückte sie an mich und atmete ihren Duft ein. Sie roch wundervoll. Sie war einfach wundervoll. „Danke für den heutigen Tag.“

„Ich habe zu danken“, meinte sie.

Ich lächelte nur und löste mich langsam wieder von ihr. „Wir sehen uns dann Morgen?“

Bella nickte. „Ja, morgen in der Schule.“

Musik in sich

Oliver Wendlehomes hat mal gesagt:

"Viele Menschen sterben, obwohl sie noch Musik in sich tragen.

Das passiert viel zu oft,

weil die Meisten ihre Zeit damit verschwenden, sich aufs Leben vorzubereiten. Und wenn sie es begriffen haben,

ist ihre Zeit abgelaufen."
 

Bellas Sicht:

Es war Montagmorgen und das hieß die Schule wartete auf mich.

Auf mich und auf alle anderen, die eigentlich gar nicht Lust hatten an einem verregneten Tag in die Schule zu gehen. So sehr ich mich auch sträubte, das Gute an der Sache war, dass ich Edward heute wieder sehen würde. Wir hatten Biologie zusammen. Ich freute mich immer auf die gemeinsamen Stunden mit ihm. Ich freute mich generell auf ihn.

Ich warf meine Tasche auf den Beifahrersitz und stieg in den Transporter ein. Ich mochte meinen roten Transporter. Er hatte so seine eigene Art. Er war gewöhnungsbedürftig, gut, das musste ich schon zu geben. Aber ich hatte mich an die klemmenden Scheiben, den lauten Motor und das oft nicht funktionierende Radio gewöhnt. Charlie wollte was wegen en Scheiben machen, wer weiß wann er das tun würde. Gegen den lauten Motor konnte ich nicht unbedingt viel machen, aber gegen das oft nicht funktionierende Radio schon. Charlie hat mir ein CD-Radio eingebaut und immer wenn das Radio mal wieder nicht funktioniert, schiebe ich einfach eine CD in das Laufwerk.

Der Regen hämmerte gegen meine Scheibe. Ich sollte mich beeilen. Nicht, dass ich zu spät war, aber ich hatte inzwischen Forks so gut kennen gelernt, dass ich wusste, dass wenn es morgens schon regnete, würde es im Laufe des Tages noch schlimmer werden, also sollte ich so schnell wie möglich in der Schule sein, um dieser Sintflut zu entfliehen.

Und dennoch blieb ich im Auto sitzen, ohne den Zündschlüssel umzudrehen.

Meine Hände lagen ruhig auf dem Lenkrad. Ich sah auf das Bettelarmband das Edward mir geschenkt hatte. Gestern Abend als wir vor meiner Tür standen. Es war wunderschön. Vor allem der Anhänger den er ausgesucht hatte und dazugetan hatte. Es erinnerte mich einfach an ihn. An die Person die er war. Eine sanfte und liebevolle Person. Ja, genau das war er. Wie die Saiten eines Klaviers. Mit so viel Klang und Musik im Hintergrund.

Jedes Bettelarmband hatte seine Geschichte, seine Vorgeschichte. Und da schon eine Menge Anhänger an diesem Armband dran waren, stand hinter jedem Anhänger vielleicht eine Geschichte.

Vielleicht eine Schöne, vielleicht aber auch eine Traurige. Vielleicht stand dahinter ein Geschenk der Liebe. Vielleicht hatte man es auch mal aus Wut und Verzweiflung gegen die Wand geschmissen oder aus dem Fenster. So dass es nun irgendwann bei mir gelandet war. Ich hatte auch meine Vorgeschichte bevor ich nach Forks gekommen war.

Und Edward hatte bestimmt auch seine Vorgeschichte. Er hatte mir noch gar nicht viel davon erzählt.

Wo hatte er gelebt, bevor er nach Forks kam?

Wo hatte er als Mensch gelebt?

Wie war er so als Mensch?

Wann war er ein Mensch gewesen?

Erinnerte er sich noch an die Zeit daran?

Veränderte man sich eigentlich wenn man ein Vampir wurde? Also, bekam man einen anderen Charakter, eine ganz andere Persönlichkeit?

Es waren viele Fragen, die mir durch den Kopf gingen, als ich das Bettelarmband an meinem Handgelenk anschaute.

Vielleicht sollte ich ihn einfach mal fragen.

Damit startete ich den Motor von meinem Transporter und fuhr aus der Ausfahrt unseres Hauses.
 

„Da bist du ja endlich“, hörte ich eine, inzwischen mir sehr vertraute Stimme, als ich die Tür meines Transporters öffnete. Es war die Stimme von Alice, die mich mit einem Schirm anlächelte.

„Hast du etwa auf mich gewartet?“

„Ich musste“, gestand sie mir, nahm mir meine Tasche aus der Hand und sorgte dafür, dass ich endlich aus dem Transporter stieg und somit unter ihren Schirm.

Ich mochte sie. Sie war eine tolle Person.

Ob sie auch schon als Mensch so gewesen war? Vielleicht sollte ich Alice zuerst fragen, ob man durch so diese Verwandlung, oder wie auch immer man es nennen sollte, sich veränderte. Behielt man eigentlich seine Erinnerungen an sein Leben als Mensch oder fing man ganz von vorne an. War es vielleicht so was wie eine zweite Chance?

„Also, Bella, du solltest mal mit Edward eine Zeit ausmachen“, erklärte sie mir, als wir auf dem Weg zum Schulgebäude waren.

„Was meinst du damit?“

„Ganz einfach, Edward musste heute in aller Herrgottsfrüh zur Schule fahren, in der Hoffnung, dass du auch schon da bist.“ Sie griff nach meiner Hand und schaute sie sich an. Nein, sie schaute sich das Bettelarmband an. „Das hat Edward dir also geschenkt.“ Ich spürte, wie mir die Wärme in die Wangen schoss. Ja, ich errötete. „Er wollte es mir einfach nicht zeigen“, meinte sie lächelnd und ließ meinen Arm wieder los.

„Du, Alice, kann ich dich nachher mal was fragen?“, fing ich dann doch an, sie zu fragen. Ja, vielleicht sollte ich erst mit Alice drüber reden, es fiel mir leichter. Ich wusste nicht, ob ich Angst hatte, vor dem was ich über Edwards Vergangenheit erfahren würde. Aber bei Alice fiel es mir einfach leichter.

„Warum fragst du es mich nicht gleich?“, stellte sie eine Gegenfrage.

Ich lächelte, das tat ich aber nur um meine Nervosität ein wenig zu überspielen. „Ich glaube einfach, dass hier nicht der richtige Ort ist, darüber zu reden.“

Sie blickte mich an und lächelte. „Sag es doch einfach.“

Ich nickte und holte tief Luft. „Ich weiß eigentlich gar nichts über euch und ich würde gerne mehr erfahren.“

„Was möchtest du denn wissen?“, fragte Alice und lächelte mich weiter an. Sie hielt immer noch den Schirm unter dem wir beide liefen.

„Wie ihr früher wart.“, meinte ich schließlich nach einer kurzen Pause ehrlich zu ihr. Ich sah nun Edward, er stand neben Jasper, Rose und Emmett unter dem Vordach und lächelte mich an.

„Was meinst du mit früher?“

Ich blickte sie an und seufzte. „Wie ihr als Menschen wart.“

Alice blieb stehen und blickte mich fragend an, dann lächelte sie aber. „Aber wir waren doch genauso wie wir jetzt sind, nur eben menschlich.“, meinte sie und hatte nach meinem Arm gegriffen und zog mich nun direkt zu den wartenden Leuten, die meine Freunde waren und uns anlächelten.
 

Edwards Sicht:

Alice wollte Bella unbedingt alleine vom Parkplatz abholen.

Wir hatten ihren Transporter schon vom weiten gehört. Dieser Wagen hatte also doch auch etwas für sich, auch wenn ich das Bella nie sagen würde. Ich fand diesen Wagen schlimm, nicht vertrauenswürdig, aber sie mochte ihn irgendwie.

Alice wollte noch ein paar Minuten mit ihr allein verbringen, bevor ich sie belagere. So hatte sich Alice ausgedrückt, genau der gleiche Wortlaut, vermutlich ein paar Oktaven höher, aber der gleiche Wortlaut war es schon. Ich hatte Alice letztendlich ihren Willen gelassen, nachdem ich eingesehen hatte, dass wir doch viel zu früh an der Schule waren und das nur, weil ich so früh wie möglich da sein wollte, in der Hoffnung, dass ich Bella länger sehen könnte.

Alice trug den Regenschirm unter dem Beide nun auf uns zukamen. Sie waren wohl so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie gar nicht zu uns schauten. Als sie dann nur noch ein paar Meter vor uns standen und Alice plötzlich stehen blieb und Bella ein wenig entgeistert anschaute, hatte ich auch von ihrem Gespräch mitbekommen.

Gut, Alice konnte sich gut raus reden.

Aber das war mir ja klar. Sie war nie um eine Ausrede verlegen. Aber ich würde vermutlich keine Ausrede finden, außerdem wollte ich es nicht.

„Guten Morgen“, meinte Emmett, als die Beiden nun direkt bei uns standen.

Sie lächelten beide, doch Bellas Lächeln fand ich am Schönsten. Ich wollte sie immer so lächeln sehen, beschloss ich in diesem Moment.

„Los zeig Rose mal das Armband“, meinte Alice schnell und hob Bellas Arm und zeigte Rose, wie gesagt das Bettelarmband, das ich Bella gestern geschenkt hatte.

„Das ist schön. Du hast einen guten Geschmack, Ed“, meinte Rose und lächelte.

'Du solltest mit Bella reden', sagte Alice zu mir.

Ich nickte ihr zu. Ja, das wusste ich selber.

'Ich dachte, es ist deine Aufgabe, ihr von unserem früheren Leben zu erzählen. Vermutlich interessiert sie sich eh am meisten für dein früheres Leben.'

Ja, auch das wusste ich und es war nur zu verständlich.

„Warum heißt das eigentlich 'Bettelarmband'?“, fragte Emmett Rose und die Anderen, die in der Runde standen.

„Ein Bettelarmband ist ein Armband mit Kettengliedern und dazu dient, kleine Anhänger, Jou-Jous, einzuhängen“, meinte Jasper.

„Hat Edward dir auch einen kleinen Anhänger geschenkt?“, fragte Rose weiter.

„Ja, hat er“, meinte ich lächelnd. Auch wenn sie mich irgendwie gerade gar nicht wahrnahmen, mischte ich mich einfach mal wieder ein. Bella lächelte mich an.

„Ja, welches denn?“

„Den Flügel“, meinte Bella schließlich und nahm den kleinen Flügel in ihre Finger und schaute ihn sich an und ließ auch Alice und Rose ihn anschauen.

„Und warum heißt das Armband nun 'Bettelarmband'?“, fragte Emmett weiter.

Ich lächelte, trat auf Bella zu, griff nach dem Bettelarmband, drehte es und schaute mir die vielen kleinen Anhänger an. „Der Name rührt vermutlich aus den ursprünglich vom Träger von verschiedenen Personen zusammen gebettelten (erbetenen, gesammelten) Anhängern und Bestandteilen. Wer weiß, wie viele Besitzer es schon vor Bella gehabt hatte“, meinte ich und lächelte Bella schließlich an.

„Ja, jeder Gegenstand hat seine Vorgeschichte, so wie jeder Mensch“, meinte Bella und blickte mich dabei an.

Ich seufzte. Ja, ich sollte ihr wirklich meine Vorgeschichte nennen, ihr von meiner Vergangenheit erzählen. Ich hatte schließlich eh nichts zu verlieren. Ich wusste warum Alice nichts von ihrer Vergangenheit erzählt hatte. Aber das war ihre Geschichte. Sie würde sie Bella bestimmt irgendwann mal erzählen, aber noch nicht jetzt.
 

Wenig später saßen wir auch schon im Unterricht.

Biologie. Das Fach in dem ich neben Bella saß.

Ich liebte diese Stunden, was vermutlich nicht am Unterrichtsstoff lag, sondern viel mehr an der Person die links von mir saß. Außerdem gingen mir Alice' Worte nicht mehr aus dem Kopf. Natürlich war das hier der falsche Ort, vielleicht sogar der falsche Moment. Aber wir waren mehr oder weniger unter uns. Der Lehrer saß vorne an seinem Pult und ging Unterlagen durch und der Rest der Klasse schaute mehr oder weniger mit Interesse den Film, der vorne auf der Leinwand über Reptilien lief. Nicht sehr interessant, wenn ich das mal sagen durfte.

Ich riss einen Zettel aus meinem Schreibblock und spürte schon, wie Bella mich dabei beobachtete. Als ich dann anfing auf diesem Zettel zu schreiben, blickte sie wieder vorne zur Leinwand. Wahrscheinlich weil sie dachte, es wäre dem Lehrer gegenüber unauffälliger, aber wer interessierte sich schon dafür was der Lehrer dachte.
 

Bellas Sicht:

Vorsichtig und unauffällig schob Edward mir den Zettel unter, auf dem er gerade etwas geschrieben hatte.

>Mein Name als Mensch lautete: Edward Anthony Masen. Ich heiße immer noch Masen, habe aber nur den Nachnamen von Carlisle angenommen.<

Überrascht blickte ich ihn an.

Warum schrieb er mir nun das?

Doch er blickte mich gar nicht an, sondern schaute auf die Leinwand, so wie ich es gerade zum Schein getan hatte.

Also griff nun auch ich zum Stift. >Warum schreibst du mir das?< und steckte ihm den Zettel zu.

Ich sah ihn von der Seite an und versuchte ihn zu analysieren.

Aber das hatte ich schon früher öfters mal versucht, war aber immer kläglich bei diesem Versuch gescheitert. Und genauso scheiterte ich auch nun dran. Er blickte mich nicht an, dabei wusste er ganz genau, dass ich ihn ansah.

Dann steckte er mir den Zettel mit seiner Antwort zu und lächelte mich dabei an.

Es war wieder dieses Lächeln, das einem alles sagte, das alles zum Ausdruck brachte. Vorsichtig öffnete ich den Zettel, der unter meiner Hand lag und las ihn mir durch.

>Du willst doch wissen, wie unser Leben davor war.

Alice hat es mir gesagt.

Und Alice kann dir ihre Vorgeschichte nicht sagen, bei ihr ist es nicht so leicht.

Aber ich will dir von meinem Leben erzählen.

Ich will dir alle Fragen beantworten.<

Ich seufzte auf.

Das war süß. Irgendwie war es voll süß, was er mir da geschrieben hatte, auch wenn es normale Sätze und normale Wörter waren. Aber es war einfach ein schönes Gefühl, zu wissen, dass er mir vertraute und mir von seiner Vorgeschichte erzählen würde.

>Also, was möchtest du wissen?<

Das war eine gute Frage.

Was war denn die für mich wichtigste Frage?

>Hast du dich verändert, als du zum Vampir wurdest? U

nterscheidet sich dein voriges Ich mit dem, der du jetzt bist?< Ja, das war die Frage, die mir am lautesten auf der Zunge schien, die unbedingt ausgesprochen werden wollte.

Ein wenig zaghaft schob ich ihm nun wieder den Zettel zu. Irgendwie war es verrückt.

Wir waren nun 17 Jahre alt und schrieben wie Kinder Zettelchen.

>Ja, ich habe mich verändert.

Man verändert sich, wenn man ein Vampir wird.

Die ganze Prozedur ist schwierig und schmerzvoll.

Zuerst hatte ich es nicht verstanden, was ich nun bin,

dass ich unverletzlich bin, ich wollte alles ausprobieren und habe auch viel Mist gemacht.

Dann bin ich zu Carlisle und er und Emse haben mich aufgenommen, als ihren Sohn.

Ich war ihr erstes Kind, das zu ihnen gestoßen ist.

Nach mir kam Alice und dann Rose und Emmett.

Und nun seit neusten ist auch noch Jasper da<, las ich und musste lächeln.

Er hatte sich also verändert.

Ob der Gedanke daran ihn schmerzte?

Ich konnte es ihm zumindest jetzt gerade nicht ansehen. Ich blickte auf den Zettel der vor mir lag und endlich erfuhr ich etwas von der Person, die hinter dieser Edward-Fassade steckte. Ich wusste schon einiges von ihm, schließlich hatte er mir schon so viel anvertraut. Aber das hier war doch etwas anderes. Jetzt ging es um sein Leben davor und um sein Leben als Vampir. Irgendwie war es so, als würde ich endlich erkennen, wer er wirklich war. Erkennen, was er wirklich war.

>Erinnerst du dich an deine Eltern?<

Eigentlich wollte ich diese Frage schon wieder durchstreichen, doch da hatte Edward mir schon den Zettel wieder entrissen und las die Frage durch. Er blickte mich an und nickte.

Ja, das war die Antwort, die ich hören wollte.
 

„Wie waren deine Eltern so?“

Edward und ich hatten uns in sein Auto gesetzt und schwänzten den weiteren Unterricht.

Aber es war mir gerade sehr egal.

Auch wenn ich vermutlich Ärger von Charlie kriegen würde, wenn er das erfuhr. Aber in diesem Moment war es egal. Es war nicht wichtig. Das hier fand ich viel wichtiger.

Er blickte aufs Lenkrad und dann drüber hinaus, während ich ihn von der Seite ansah und ihn beobachtete. Konnte ein Gesicht, eigentlich so makellos sein?

„Meine Mutter war wundervoll. Sie hatte langes, blondes Haar. Es war leicht gelockt. Sie hieß Elizabeth, mein Vater hieß ebenfalls Edward. Es war damals sehr üblich, dass der Sohn den Namen des Vaters bekam.“

„Darf ich fragen, wann du geboren wurdest?“

Er nickte. „Am 20. Juni 1901.“

„Wow, das ist ganz schön lange her“, meinte ich. Eigentlich wollte ich das gar nicht sagen, aber es kam dennoch einfach so über meine Lippen. Edward blickte mich an und grinste. „Tut mir Leid, dass ich das gesagt habe.“

„Nein, ist schon okay. Was sollst du denn sonst sagen.“ Er lächelte und blickte auf das Bettelarmband, das an meinem linken Handgelenk ruhte. „Mein Todesdatum ist wohl irgendwann im Jahre 1918.“

„Also bist du 17 Jahre.“

„Ja, sagte ich dir doch, oder?“

„Ja, schon.“ Ich seufzte. Irgendwie war das alles doch gar nicht so leicht, wie erhofft.

Edward blickte mich liebevoll an und nickte nur.

Es wurde wieder still im Auto und das Einzige was ich vernahm, war meine Atmung und mein Herzschlag, es kam mir beides seltsamerweise unglaublich laut vor. „Meine Eltern starben, an der spanischen Grippe. Auch ich war mit ihr infiziert“, erzählte er mir. „Mein Vater war schon gestorben und meine Mutter wurde so gut es ging von Carlisle verarztet, doch auch um sie stand es schlecht. Sie hatte Carlisle gebeten, dass er mich zu dem macht, was er ist.“

„Carlisle hat dich zu einem Vampir gemacht?“, fragte ich ihn überrascht.

Mit so etwas hatte ich nun gar nicht gerechnet.

Edward nickte. „Ja, das hat er getan.“

„Und deine Mutter hatte gewusst, dass er ein Vampir ist?“

„Nein, ich glaube nicht, dass sie wusste, dass er ein Vampir ist. Sie hatte nur gewusst, dass er einfach anders ist. Dass er nicht von der spanischen Grippe infiziert wurde, obwohl er nur bei Kranken und Sterbenden war, die damit infiziert waren.“

„Verstehe.“ Ich schaute auf meine Hände, die in meinem Schoss lagen.

Das Bettelarmband war schon ein wenig schwer, wenn auch nicht wirklich, vermutlich war es einfach nur eine Sache der Gewöhnung.

Dann spürte ich plötzlich eine Hand an meinem Hals, sie strich mir die Haare hinters Ohr.

„Warum erzählst du mir das alles?“, fragte ich ihn, ohne ihn anzuschauen.

„Weil du es wissen wolltest und ich keine Geheimnisse vor dir haben möchte.“

Ich blickte ihn an und konnte fast zergehen vor Glück, das war einfach unglaublich schön, was er mir da sagte.

Er sagte immer so liebevolle Sachen.

Ich beugte mich zu ihm herüber.

Er sah mich bittend an.

Vermutlich sah er mich an, damit ich nicht näher kam. Aber es war mir gerade egal, ich beugte mich zu ihm vor und legte meine Lippen auf die seinen.

Und es war ein wundervolles Gefühl seine Lippen zu berühren, zu küssen, zu kosten, egal wie kalt sie waren. Sie waren zwar kalt, aber nicht leblos.

Edwards Hand, die immer noch in meinem Haar verweilte, wanderte zu meinem Hinterkopf und führte dort einen leichten Druck auf, er drückte mich leicht gegen sich. Er wollte mich also nicht loslassen, mich von sich stoßen.
 

Dann klopfte es.

Sofort sprangen wir auseinander und blickten uns fragend an.

„Wir wollen die beiden Turteltauben ja nicht stören...“, das war Alice' Stimme.

Glück

Friedich Wilhelm Nietzsche schrieb mal:

„Bei dem kleinsten aber und bei dem größten Glücke ist immer eins,

wodurch Glück zum Glücke wird:

Das Vergessenkönnen oder, gelehrter ausgedrückt, das Vermögen,

während seiner Dauer unhistorisch zu empfinden.

Wer sich nicht auf der Schwelle des Augenblicks,

alle Vergangenheiten vergessend,

niederlassen kann,

wer nicht auf einem Punkte wie eine Siegesgöttin ohne Schwindel und Furcht zu stehen vermag,

der wird nie wissen, was Glück ist.“
 

Bellas Sicht:

Ist es eigentlich fair, wenn man glücklich ist?

Hat man das Recht, sich glücklich zu fühlen, wenn es so viele Menschen gibt, die traurig oder verzweifelt sind? Kann man das Glück pachten und wenn ja was ist der Preis? Und was ist Glück eigentlich? Wie definiert es jeder Einzelne? Gibt es unterschiedliche Arten vom Glücklichsein?

„Das wird eure Aufgabe für die Hausarbeit sein.“

Ich blickte seufzend auf.

Über so etwas habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Wie soll ich denn bitte über so ein Thema eine Hausarbeit schreiben? Das konnte doch nur schief gehen. Gut, momentan war ich eigentlich ziemlich glücklich. Da war zum einen Edward. Ja, ich war glücklich mit ihm. Dann hatte ich wundervolle Freunde. Ich konnte mehr Zeit mit Charlie verbringen als früher.

Aber was ist denn Glück eigentlich?

Dann klingelte es. Einerseits war ich froh darüber, aber anderseits hieß es auch, dass ich nun eine Stunde näher an meiner Hausarbeit war. Seufzend packte ich meine Sachen in die Tasche und machte mich auf in die Kantine.
 

Edward wartete schon vor der Tür auf mich. „Alles okay, schöne Frau?“

Ich lächelte ihn an. „Ja. Wartest du schon lange?“

„Nein, und wenn, dann wäre es auch nicht so schlimm“, antwortete er mir lächelnd.

Warum war er noch mal mit mir zusammen?

Er öffnete mir die Tür und hielt sie mir offen.

Er ging mit mir zur Essensaufgabe und griff nach einem Tablett. Ich hatte mich daran gewohnt. Ja, daran, dass er nichts aß. Dass er und seine Familie nichts aßen.

Und daran, dass er so super freundlich war. Es war wirklich unglaublich. War das Glück?

„Was ist los?“, fragte er mich, während er mir einen Joghurt und einen Apfel auf mein Tablett legte. „War Literatur so anstrengend?“

„Nein. Doch“, ich seufzte auf.

„Was denn nun?“, fragte er mich lächelnd und ging mit mir nun an den Tisch, an dem schon seine Geschwister saßen. Seine Schein-Geschwister.

Alle lächelten mich an, vor allem Alice.

„Ich muss eine doofe Hausarbeit schreiben.“

„Ich dachte du magst so was?“, fragte Alice mich, als ich mich neben sie setzte.

Edward setzte sich mir gegenüber und schob mir das Tablett zu.

„Danke“, meinte ich an ihn gerichtet und blickte dann Alice an. „Ja, eigentlich schon. Aber ich kann mit dem Thema ehrlich gesagt nichts anfangen.“

„Wir helfen dir“, schlug Alice sofort vor.

„Genau. Was ist denn das Thema?“, fragte Edward.

Ich zog den Deckel vom Joghurt ab. „Glück.“

„Glück?“, fragte Emmett.

Ich nickte. „Glück.“

„Was ist denn daran so schwer?“, fragte Edward mich.

Seufzend blickte ich ihn an. Ich verzog das Gesicht und blickte meinen Joghurt an, den ich gerade mit meinem Löffel erst mal umrührte.

„Da gibt es doch dieses Sprichwort“, fing Emmett an. „Das Glück ist eine dumme Kuh: Es läuft auf den dümmsten Ochsen zu.“

„Das ist Bella bestimmt keine Hilfe“, meinte Alice.

„Doch ich denke ich sollte über dumme Kühe schreiben. Das ist zumindest mehr als gar nichts“, meinte ich sarkastisch.

„Warum fällt es dir denn so schwer, darüber zu schreiben?“, fragte Edward mich und blickte mich fragend an.

„Keine Ahnung“, murmelte ich vor mich hin.

„Bist du denn nicht glücklich?“, fragte Alice mich von der Seite.

„Natürlich bin ich glücklich. Ich war nie glücklicher“, meinte ich und lächelte Edward, Alice und den Rest der tollen Familie an.

Natürlich war ich glücklich, aber das war doch gar nicht mein Problem. Aber ich konnte doch wohl schlecht über mein eigenes Liebesleben schreiben, wenn ich doch eigentlich gar nicht genau weiß, was ich da habe.

„Dann schreib doch darüber“, schlug Alice vor.

Ich blickte sie fragend an. „Ich soll also darüber schreiben, dass ich glücklich bin, weil ich mit Edward zusammen bin. Und euch als Freunde habe?“

„Warum denn nicht?“, meinte Alice lächelnd.

„Ich denke das ist keine gute Idee“, meinte Edward zu Alice.

Er hatte es in einer ziemlich schnellen Geschwindigkeit gesagt.

Ich hatte schon oft mitbekommen, dass wenn diese Vampire unter sich waren, sie eigentlich rasend schnell sprachen und dann bekam ich kaum etwas mit und irgendwie war Edward wieder in diese Geschwindigkeit verfallen.

„Ja, aber warum nicht?“

„Gute Frage, denk noch mal genauer drüber nach, Schwester. Warum sollte Bella uns wohl nicht in ihrer Hausarbeit erwähnen“, meinte Edward leicht sauer.

Fragend blickte ich ihn an.

Ich hatte doch gar nicht vor über die Cullens zu schreiben, warum war er denn dann gleich so sauer auf seine Schwester. Sie wollte mir doch nur helfen.

Ich seufzte schließlich und spürte sofort Edwards fragenden Blick auf mir. „Daniel Spitzer hat mal geschrieben: Das Glück ist ein Mosaikbild, das aus lauter unscheinbaren kleinen Freuden zusammengesetzt ist.“

Das klang echt schön.

War zumindest besser als die Kühe.

„Und der Spruch ist besser als mein Sprichwort?“, fragte Emmett leicht gekränkt.

„Nichts für ungut Emmett, aber in deinem Sprichwort geht es um Kühe“, meinte Alice und grinste den großen Emmett an.

Ich lächelte. Ach, wie ich diese Leute mochte. Sie waren mir so wichtig geworden.

„Am besten ist du suchst dir ein schönes Zitat und nimmst das als Anhaltspunkt für deine Hausarbeit“, meint Edward zu mir. Ja, das klang wirklich gut.

So wusste ich wenigstens wie ich anfangen sollte. Hoffentlich würde ich ein Zitat finden, mit dem ich mich anfreunden konnte. Mir war es gerade sogar egal, welche Note ich dafür bekommen würde, gerade war mir nur wichtig, dass ich diese Hausarbeit überhaupt fertig bekam.
 

Edwards Sicht:

Das Zitat schien ihr gefallen zu haben, sie lächelte leicht. Und genau dieses Lächeln mochte ich so an ihr. Und mit meiner Idee schien sie sich anscheinend auch angefreundet zu haben.

„Bella, weißt du schon, auf welches College du gehen wirst?“, fragte Alice Bella nach einer Weile.

„Eins das ich mir leisten kann, was also nicht viel kostet“, antwortete sie schnell.

„Warum denn das?“, fragte ich sofort.

„Ganz einfach. Weil ich Renèe und Charlie nicht weiter auf der Tasche liegen will. Also such ich mir eins aus, dass ich mir leisten kann, wenn ich nebenbei selber Geld verdiene“, antwortete sie und mich erklärend an.

'Tja Bruderherz, das heißt wohl. Du kannst Harvard für dieses Jahr streichen', sagte Alice in Gedanken zu mir.

Ich hatte mir wirklich erhofft, gemeinsam mit Bella nach Harvard gehen zu können.

Oder zumindest, dass sie nach Harvard gehen könnte. Yale hatte ich schon besucht und nun war es doch gut, wenn Bella und ich gemeinsam auf ein College gehen würde. Ich wusste, dass ich nicht mehr ohne sie sein wollte. Das wusste ich einfach. Natürlich war es bestimmt zu früh.

Aber in mir war nun mal einfach das Gefühl, dass Bella und ich zusammen gehörten.

Wir, als Vampire verlieben uns schließlich nicht so oft. Nein, wir verlieben und eigentlich nur einmal. Einmal in unserem ganzen endlosen Vampirleben. Somit waren wir Monogamer als die meisten Menschen, auch wenn sie viel weniger Zeit im Leben hatten.

Ich wüsste was ich geschrieben hätte, wenn ich eine Hausarbeit über 'Glück' schreiben müsste.

Mein Glück saß gerade vor mir.

Bella war einfach wundervoll und ich war glücklich, dass ich sie endlich gefunden und getroffen hatte.

Sogar Alice hatte ihren Partner gefunden.

Emmett und Rose hatten sich und Carlisle hatte Esme.

Sie waren alle so glücklich und ich stand normalerweise immer ein wenig abseits. Doch dann war Bella in mein Leben getreten und hatte alles verändert, einfach alles. Ja, ich wollte keinen Tag mehr ohne sie sein. Keinen Einzigen. Auch wenn ich es ihr noch nie so direkt gesagt hatte und auch wenn wir darüber noch nie richtig gesprochen hatte, ich war in sie verliebt, ich liebte sie, ich brauchte sie einfach. Ich wollte es ihr sagen. Doch ich wusste einfach noch nicht genau, wie ich das anstellen sollte.

„Weißt du Bella, Edward würde gerne mit dir gemeinsam nach Harvard gehen.“

„Alice“, meinte ich empört zu ihr.

'Wenn du es ihr nicht sagst, muss ich es wohl tun.'

„Also Edward, das tut mir Leid. Aber Harvard fällt ganz bestimmt nicht in die Kategorie von Colleges, die ich mir leisten kann.“ Ihr Blick sah so sanft und liebevoll aus. „Tut mir wirklich Leid.“

„Bella, ich...“

„Tja, Bruderherz“, meinte Alice grinsend.

„Kümmere dich um deine eigene Angelegenheiten, Alice.“

Bella lächelte.

Sie sah so schön aus, wenn sie lächelte, dass ich mal wieder alles um mich herum vergaß. Alice. Ich seufzte auf. War ja klar, dass sie mir mal wieder in den Rücken fallen musste. Wenn es um Bella ging, machte sie das nämlich sehr gerne. Sie meinte, dass ich Bella viel mehr von meinen Gefühlen erzählen sollte und das ich nicht so auf Zeit spielen sollte. Aber ich sah das anders. Bella lächelte einfach nur.
 

Bellas Sicht:

Als ich nach Hause kam, war Charlie noch nicht da.

Er würde bestimmt auch bald nach Hause kommen. Ich sollte ihm was zu essen machen. Ich machte ihm gerne was zu Essen. Ich konnte mir echt nicht vorstellen, wie er bevor ich zu ihm kam, sich ernährt hatte. Die alte Dame die neben der Polizeistation wohnt hatte mir mal gesagt, dass sie Charlie immer etwas gekocht hatte. Aber wenn ich zu spät von der Schule nach Hause kam, bestellte er sich immer noch eine Pizza. So war er eben. Ein absoluter Gewohnheitsmensch.

Ich stellte mich in die Küche und wollte für Charlie Schnitzel machen.

Nach einer Weile kam er auch nach Hause und wir aßen zusammen. Er erzählte mir von seinem Tag und ich erzählte ihm von der Schule.
 

Irgendwann setzte ich mich an meinen Schreibtisch und blickte auf das leere Blatt Papier, das vor mir lag.

Glück.

Dann zog ich das Buch aus dem Rucksack, das Edward mir ausgeliehen hatte. Er meinte, dass ich in diesem Buch schon ein schönes Zitat finden würde, mit dem ich mich anfreunden könnte. Hoffentlich hatte er Recht. Aber warum fiel es mir so schwer über dieses Thema zu schreiben? Normalerweise konnte ich gerade so etwas doch ganz gut, frei heraus schreiben.

Aber hier hatte ich eine Blockade. Seufzend öffnete ich das Buch und las mir ein paar Zitate durch.

Wow, das waren aber ziemlich viele.
 

'“Glück heißt seine Grenzen kennen und sie lieben“ von Romain Rolland'
 

Das klang ja echt sehr schön, aber mit so etwas konnte ich mich nun wirklich nicht anfreunden.
 

'“Freundschaft und Liebe erzeugen das Glück des menschlichen Lebens wie zwei Lippen den Kuss, welcher die Seele entzückt.“ von Christian Friedrich Hebbel'
 

Ja das klang sehr schön.

Freundschaft. Liebe.

Mit so etwas konnte ich mich schon eher anfreunden. Und war es nicht genau das, was mich momentan so glücklich machte.

Da war dieses angenehme und wundervolle Gefühl, was ich für Edward empfand, dass ich ihn verliebt war und mich in seiner Nähe immer so wohl fühlte. Und dann waren da Alice, Emmett, Rose und Jasper, die ich so lieb gewonnen hatte. Ja, ich hatte sie wirklich lieb gewonnen. Ich lachte mitten ihnen und erlebte mit ihnen Dinge. Sie hatten mir ihr Geheimnis anvertraut. Das sie Vampire waren.

Sie waren so verschieden und doch mochte ich jeden von ihnen.

Rose. Alice. Emmett. Jasper. Emse und Carlisle und vor allem Edward.

Nach einer Weile klopfte es an meiner Zimmertür.

Überrascht blickte ich auf und sah in das Gesicht von Edward, der in der Tür gelehnt stand und lächelte. „Na, was macht die Hausarbeit?“ Er trat zu mir ins Zimmer. „Dein Vater hat mich rein gelassen.“

„Ja, ich komme voran. Denk ich.“

„Denkst du?“, fragte er lächelnd. Er blickte sich in meinem Zimmer um und setzte sich schließlich auf mein Bett. Edward war noch nie in meinem Zimmer gewesen. Ich folgte seinem Blick, wie er sich mein Zimmer ansah. „So sieht also dein Zimmer aus.“

„Hast du es dir anders vorgestellt?“, fragte ich ihn und drehte mich zu ihm herum. Er hatte mich das damals auch gefragt, als ich in seinem Zimmer war.

„Nein, das nicht. Es ist so, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Er lächelte mich an. Er blickte auf das Bettelarmband, das auf meinem Nachtisch lag. Ich hatte es vorhin abgelegt gehabt, weil es beim Schreiben, doch ein wenig am Handgelenk drückte.

„Und für welches Zitat hast du dich entschieden?“

„Also erst mal Danke für das Buch. Das ist mir wirklich eine Hilfe. Und du hast Recht mit so einem Zitat als Anfang ist es wirklich einfacher.“

„Also? Welches?“

„Das von Christian Friedrich Hebbel“, meinte ich zu ihm und griff schon nach dem Buch, um es ihm vorzulesen.

„Freundschaft und Liebe erzeugen das Glück des menschlichen Lebens wie zwei Lippen den Kuss, welcher die Seele entzückt“, sagte Edward da schon.

Überrascht blickte ich ihn an und lächelte. „Warum hast du das im Kopf?“

„Warum nicht?“, fragte er mich nur.

Ich nickte schließlich nur. Ja, warum nicht. Vielleicht gefiel es ihm ja auch und deswegen hatte er es im Kopf. „Irgendwie wusste ich, dass du dieses Zitat wählen würdest.“

„Du wusstest es?“

Er nickte. „Ja, es passt einfach zu dir.“ Er lächelte mich an und blickte auf das Armband, dass er inzwischen in den Händen hielt. „Das was Alice heute gesagt hatte“, fing er an.

„Was meinst du denn?“

„Das mit Harvard“, meinte er nur kurz.

„Alice erzählt doch viel um dich zu ärgern. Ich habe mir ehrlich gesagt, gar nicht so einen großen Kopf deswegen gemacht.“ Das stimmte wirklich, denn ich dachte ja die ganze Zeit nur an diese dumme Hausarbeit.

„Es war aber ihr Ernst und es war mein Ernst“, sagte er plötzlich und blickte mich ernst an.

„Dein Ernst?“, fragte ich ihn.

Er nickte.

Ich glaubte ihm. Aber dennoch fiel es mir so schwer. „Edward, ich kann mir so etwas wie Harvard nicht leisten und so gut sind meine Noten nun auch wieder nicht, dass ich ein Stipendium bekomme.“

„Bella, es geht nicht mal um Harvard. Mir ist egal, welches College wir besuchen.“ Wir? „Ich will nur mit dir zusammen da hin gehen“, sagte er lächelnd.

Wie konnte er so etwas sagen und dabei lächeln?

Wie konnte er so etwas einfach so mal erwähnen?

Er sprach über diese gemeinsame Collegeentscheidung, wie über so was banales wie das Wetter.

„Es ist egal, welches College ich besuche. Ich will auf das gehen, welches du besuchen möchtest, weil ich mit dir zusammen aufs College gehen möchte.“ Er lächelte und griff nach meiner Hand. „Bella, ich liebe dich.“

Ich lächelte.

Das war so schön. So liebevoll.

Ich glaubte gar nicht, dass ich das alles hier hörte. Er wollte mit mir zusammen aufs College?

Er wollte auf das College gehen, welches ich besuchen möchte, weil er bei mir sein möchte.
 

Überrascht riss ich meine Augen auf, als ich plötzlich die kalten Lippen auf meinen spürte.

Es waren seine Lippen.

Sie waren kalt und doch so sanft und himmlisch.

Ich seufzte in den Kuss auf und lächelte ihn an, als er sich wieder von mir löste. „Ich will mit dir zusammen sein. Immer.“

Immer?

Immer.

Das Gefühl, das ich jetzt in diesem Moment spürte, ja, das war Glück.

Ich spürte es.

„Ich will jeden Tag mit dir zusammen sein, weil ich du mich so verdammt glücklich machst, Bella.“, erzählte er mich lächelnd und streichelte mir übers Haar. „Ich weiß, wir haben darüber noch nie gesprochen, aber ich will das wir eine gemeinsame Zukunft haben. Wenn du möchtest?“

Ich lächelte und nickte ihm zu.

Ja, ich wollte auch mit ihm zusammen sein. Immer.

Weil ich glücklich sein wollte.

... zu einer von uns!

Gottfried Keller schrieb einmal:

"Etwas wagen muss das Herz

und früh auf sein,

wenn es leben will."
 

Bellas Sicht:

Nervös stand ich am Rednerpult.

Das war doch wirklich eine saudumme Idee. Für diese Idee hasste ich meinen Lehrer, auch wenn ich ihn bisher eigentlich immer geschätzt hatte. Aber was zu weit ging, ging nun mal zu weit.

Unsere Hausarbeit sollte groß vorgetragen werden.

Unsere Hausarbeit über das Thema 'Glück'.

Es sollte etwas Besonderes sein. Das Schuljahr neigte sich so langsam dem Ende. Unsere Schulzeit generell neigte sich so langsam dem Ende.

Nun standen nur noch die Abschlussprüfungen an.

Und dann sollte es aufs College gehen. Aufs College.

Ich würde dieser High School den Rücken kehren.

Und nun stand ich vorne.

In der Aula. Am Rednerpult. Vor keiner Ahnung wie vielen Schülern.

Ich spürte die Hitze die in mein Gesicht stieg und allein wenn ich in die Menge schaute, wurde ich nur noch nervöser. Das war keine gute Idee.

Edward und Alice hatten versucht mir beruhigend zu zureden. Aber auch ihre Worte vergaß ich gerade, in diesem nervösen Moment.

Ich konnte doch so was nicht.

Also, das war doch wirklich eine Katastrophe. Da hatte unser Lehrer noch nicht mal Korrektur gelesen und nur die besten vorlesen lassen wollen.

Nein, als Ansporn, auf jeden Fall eine gute Note schreiben zu wollen, sollte aber auch wirklich jeder seine Hausarbeit vorlesen.

Unter diesem Licht und auf dem Podest war es doch ganz schön warm.

Das Gute war ja, dass ich nicht die Erste war.

Ein Glück kommt S (von Swan) im Alphabet ein wenig weiter hinten vor, so konnte ich mir die anderen ein wenig anhören und ansehen.

Aber ich konnte selber nicht sagen, ob meine Hausarbeit schlechter oder besser sein würde.

Ich blickte zu Edward, der mich aufmunternd anlächelte. Ja, der hatte gut lächeln. Er stand ja nicht hier vorne.

Meine Finger umklammerten die Kante des Pults. Ich wusste, dass ich nicht drum herum kommen würde und nun stand ich ja auch schon oben, also holte ich tief Luft und fing an.

Edward meinte, ich sollte ehrlich sein und genauso auch meine Hausarbeit anfangen. Ich sollte ihnen nicht auf die Nase binden, dass ich nervös bin, aber ich sollte den Hörern etwas von ihr geben. Ihr Vertrauen gewinnen. Auch wenn ich das für Schwachsinn hielt. Für was brauchte ich denn ihr Vertrauen? Aber dennoch hatte ich die Worte schon gut im Kopf gehabt. „Zuerst wusste ich nicht, wie ich mit dieser Hausarbeit anfangen sollte. Doch Freunde von mir haben mich auf die Idee gebracht, mich an einem Zitat entlang zu hangeln“, fing ich an. Ich merkte selber, dass meine Stimme viel zu schnell war und dass sie sich oft beinahe schon überschlug.

Okay, ganz ruhig, sagte ich zu mir selber und holte noch mal tief Luft. „'Freundschaft und Liebe erzeugen das Glück des menschlichen Lebens wie zwei Lippen den Kuss, welcher die Seele entzückt.'“ Ich stoppte meine Worte kurz und blickte in die Menge.

Alice meinte, dass ich das tun sollte. Das Zitat sollte erst mal wirken.

Da saßen sie alle. Alle in einer Reihe. Edward. Emmett. Alice. Rose. Jasper. „Dieses Zitat ist von Christian Friedrich Hebbel“, sagte ich schließlich weiter.
 

Edwards Sicht:

Ich musste grinsen. Auch wenn sie nervös war und vermutlich ihr ganzer Körper zitterte. So war sie wunderschön.

Auch wenn sie Angst gehabt hatte, ans Podest zu gehen, so stand sie doch nun dennoch da und wollte nicht zurück. Sie stand da, nicht ganz felsenfest und nicht ganz so selbstbewusst, aber sie stand am Pult und sprach. Zuerst mit schneller und hastiger Stimme, doch sie merkte selber, dass sie sich in ihren Worten überschlug.

„Sie macht das doch eigentlich ganz gut“, meinte Alice zu mir.

Ich musste ihr zustimmen. Ja, das machte sie wirklich. Ich war ein wenig stolz auf sie. Konnte ich das sein?

'Sie ist toll, Ed.', hörte ich Alice Stimme in meinem Kopf.

Ich hatte eigentlich versucht alle Gedanken der Anderen aus meinem Kopf zu bannen, doch Alice schaffte es immer wieder, meine Barriere zu durchbrechen. Ich lächelte ihr zu.
 

„Was ist Glück schon? Manche halten den Frühling für Glück. Manche ihre Freunde. Manche eine gute Note. Was also ist Glück?“, erzählte Bella weiter.
 

Ich war gebannt auf ihre Worte, auf ihre Lippen. Und ich merkte rasch, dass das nicht nur mir so ging.

'Sie sieht super aus.'

'Ob ich sie fragen sollte, ob sie mit mir auf den Abschlussball geht?'

'Ob sie wohl mit mir mal ausgehen würde?'

Der Abschlussball. An den hatte ich noch gar nicht gedacht.

'Wenn Bella nicht so viel mit den Cullens abhängen würde, könnte man sich sehr gut mit ihr unterhalten. Aber die Cullens beanspruchen sie ja absolut für sich.'

Es war nicht immer toll, die Gedanken der anderen zu hören. Doch dieser Gedanke überraschte mich schon ein wenig. Wir beanspruchten sie?

„Lauscht du schon wieder den Gedanken der Anderen?“, fragte Alice mich. „Warum machst du das immer wieder?“

„Warum nicht? Was kann ich denn dafür?“

„Du kannst es inzwischen sehr gut lenken“, antwortete Alice zu mir.

„Wollt ihr mal ruhig sein. Ich will Bella lauschen“, meinte Emmett auf der Anderen Seite von mir. Alice und ich blickten ihn fragend an.

„Du hast den Vortrag doch schon bei uns zu hause gehört“, meinte Alice zu ihm. Ja, Bella hatte eine Generalprobe ihres Vortrags bei uns zu hause gehalten und wir waren alle begeistert.

„Aber hier wirkt das einfach ganz anders“, meinte Emmett und blickte wieder zu Bella nach vorne.
 

„Was also ist Glück? Für mich sind die Momente, die ich gerade empfinde, Glück. Und wenn ich daran denke, dass unsere gemeinsame Schulzeit sich dem Ende neigt, dann kommt es mir so vor, als schwindet dieses Glück.“ Sie lächelte in die Menge.
 

Und auch ich lächelte. Sie hatte gar keine Ahnung, welche Wirkung sie auf die Menschen ausüben konnte. Sie hatte ihr Vertrauen schon längst gewonnen. Das von allen. Mit einem einzigen Lächeln. Mit einem einzigen, sanften Blick hat sie alle verzaubert.

Mich eingeschlossen. Ja, mich hatte sie von Anfang an verzaubert.
 

„Das Wort Glück hängt mit dem Wort 'glücklich sein' zusammen. Also was macht euch glücklich? Eine gute Note? Ein leckeres Eis? Ein sonniger Tag? Ein netter Brief? Ein Lächeln von einer Person, die ihr schon seit längerem anhimmelt? Was macht euch selber glücklich?“ Ihre süße Stimme hallte durch die ganze Aula.
 

„Hast du mit ihr eigentlich schon darüber gesprochen, wie es weiter gehen soll, Edward?“, hörte ich wieder Alice Stimme neben mir.

„Wie soll es denn deiner Meinung nach weitergehen?“

'Du machst sie zu einer von uns!'

Entsetzt blickte ich sie an. Auch wenn sie die Worte nicht ausgesprochen hatte, so hallten sie doch laut in meinen Ohren wieder. Ihre Stimme. Ihre Worte. Was meinte sie damit?

Nein, ich wusste, was sie damit meinte. Aber ich glaubte mich doch wirklich verhört zu haben.
 

„Ich will meine Freunde und meine Liebsten nicht verlieren. Deswegen habe ich auch dieses Zitat gewählt.“ Ihre Stimme klang stark und erfüllte den ganzen Raum. „Es geht um Freunde und um Liebe. Das ist doch das, was das wirkliche Glück ausmacht. Zumindest für mich. Ich weiß nicht, wie lange ich noch mit euch verbringen kann. Mit euch allen. Aber ich will jeden Moment glücklich genießen.“
 

Immer noch blickte ich Alice starr an. Wie konnte sie so etwas einfach nur in den Raum stellen.

'Das ist nicht nur meine Idee.''

„Was meinst du damit?“

Ich wusste das mein Blick starr war und sich sogar verfinsterte. Aber ich konnte das hier einfach nicht glauben.

Das stand nie zur Debatte und es würde auch nie zur Debatte stehen. Das war vollkommen ausgeschlossen.

'Carlisle, Esme, Emmett, Jasper und auch Rose. Wir sind uns alle einig.'

Entsetzt stand ich auf.
 

„Und das ist meine Definition von Glück. Ich danke für euer Zuhören.“
 

Nun standen alle auf und klatschten Bella zu.

Ihr Vortrag war der Beste von allen gewesen und ging vermutlich allen sehr nah, weil sie auch vom baldigen Ende der gemeinsamen Schulzeit sprach und weil jeder dann seinen eigenen Weg gehen würde. Die meisten würden aufs College gehen. Andere würden sich vielleicht erst mal einen Job suchen. Aber diese Zeit hier ging dem Ende nahe.

Ich stand nun nicht mehr alleine und während alle Bella ansahen, sah ich noch immer in die Augen von Alice.

Ich drehte mich um und ging, ich drängelte mich zwischen all den Menschen zu, die Bella applaudierten und ihr zujubelten.
 

Bellas Sicht:

Nach einer Weile war es gar nicht mehr so schlimm gewesen, da vorne, vor all den Menschen am Pult zu stehen und zu reden. Ja, nach einer Weile hatte ich sogar richtig Spaß daran. Das war ab dem Moment, als ich in die Menge geschaut hatte und gemerkt hatte, dass mich alle ansahen, alle gebannt. Sie warteten so gespannt auf meine nächsten Worte, als würde ich ihnen irgendwas wichtiges sagen. Dabei war es nur meine Hausarbeit. Dabei war es nur ich, die da vorne stand.

Und als dann plötzlich alle aufstanden, lächelte ich.

Sie klatschten mir Beifall.

Ja, ich konnte sagen, dass es ein wundervolles Gefühl war.
 

Mit strahlendem Gesicht suchte ich nach der Veranstaltung meine Freunde und vor allem Edward auf. Ich wollte mich bei ihm bedanken, dass er mich so gut darauf vorbereitet hatte. Ja, das wollte ich wirklich.

„Alice“, sprach ich besagte Person an. Sie drehte sich zu mir um. Doch was ich in ihrem Blick sah, erschreckte mich ein wenig. Sie sah so ernst aus.

War etwas passiert? Ich blickte zu Emmett, Rosalie und Jasper, die bei ihr standen. Der Blick von ihnen, sah auch nicht fröhlich und heiter aus. Was war vorgefallen und wo war Edward? Doch dann änderte sich schlagartig Alice' Miene. Sie strahlte mich an und drückte mich an sich.

„Du warst wundervoll.“

„Du übertreibst. So toll war es nicht.“

„Doch. Aber natürlich. Hast du nicht gesehen, wie alle ganz gebannt auf deine Lippen geschaut hatten“, meinte sie erklärend. Sie löste sich von mir und grinste mich an.

„Alice“, meinte ich schließlich.

„Was denn?“, fragte sie so heiter wie eh und je.

„Wo ist denn Edward? Ich wollte mich bei ihm bedanken.“ Ich blickte sie an und dann die Anderen. „Und was war das eben für ein Blick, den ihr drauf hattet?“

„Was denn für ein Blick?“, fragte Alice mich.

„Ihr habt so ernst ausgesehen“, versuchte ich den Blick von eben zu erklären.

Aber eigentlich konnte ich ihn selber nicht wirklich zu ordnen, ich hatte diesen Blick bei keinen von ihnen bisher schon mal gesehen. Sie waren bisher ja auch immer die Fröhlichkeit in Person gewesen. Allesamt. Doch dieser Blick hatte nichts mit Fröhlichkeit und Heiterkeit zu tun gehabt.

„Wo ist Edward nun?“, fragte ich weiter, als ich noch keine Antwort auf die Frage von eben bekam.

„Der ist schon mal vor“, meinte Emmett.

Ich blickte ihn fragend an. Da stimmte etwas ganz und gar nicht. Wir wussten doch alle, das Edward nie einfach so gehen würde und außerdem, waren er und ich verabredet. Das würde er doch bestimmt nicht sausen lassen. Wir sollten uns bei ihm zusammen setzen und über ein gemeinsames College verhandeln. Ja, verhandeln war wohl der passende Ausdruck dafür gewesen.

„Bella“, fing Alice an, als sie meinen skeptischen Blick merkte. „Ich habe es ihm erzählt.“

„Was hast du ihm erzählt?“, fragte ich sie überrascht.

„Na, worüber wir uns letztes...“, fing sie an.

Doch sie wurde sofort von Rose mit den Worten: „Alice! Ich halte es für keine gute Idee, das hier noch mal zu sagen. Das hier ist der falsche Ort für so ein Thema“, gestoppt.

Ich blickte von Alice fragend zu Rose. Was war hier los?

Was wollte Alice mir sagen?

Was hatte sie Edward gesagt?

Es muss ja etwas Schlimmes gewesen sein, wenn er jetzt nicht mehr da war.
 

„Komm, wir fahren nach Hause“, schlug Emmett vor.

„Genau, Edward ist bestimmt schon daheim“, meinte nun auch Jasper. Er hielt sich oft aus den Diskussionen heraus. Aber vermutlich nur, weil er sich in diese Familie noch nicht ganz integriert hatte. Aber ab und an, sagte er auch er was. Und fing dafür sofort ein strahlendes Lächeln von Alice auf.

„Ja, ich stimme Jasper zu“, meinte diese sofort.

„Welch ein Wunder“, meinte Rose genervt und ging in Richtung Ausgang.

Die Cullens setzten sich in Bewegung, in Richtung Ausgang, doch ich blieb einen Moment zurück.

Gerade eben hatte ich noch einen Vortrag über das Thema 'Glück' gehalten und warum kommt es mir so vor, als schwindet mein Glück gerade?

Als rieselte es wie Sand zwischen meinen Finger hindurch und ich kann es nicht aufhalten?

Okay, ganz ruhig, Bella.

Du wirst ein wenig melancholisch, meinte ich zu mir selber und versuchte mich ein wenig zu beruhigen.

Edward hatte bestimmt einen Grund, warum er nicht mehr in der Schule auf mich warten konnte. Oder wollte?
 

Wir fuhren in Rosalies Caprio zu den Cullens nach Hause.

Ich war heute Morgen gar nicht mit meinem Truck zur Schule gefahren, da Edward mich mal wieder abgeholt hatte. Das machte er die letzten Tage immer wieder gerne. Und ich hatte auch absolut nichts dagegen.

„Vielleicht ist es besser, wenn ihr mich bei mir absetzt?“, schlug ich vor. Alice und Jasper, die neben mir saßen, blickten mich fragend an. „Wie kommst du denn darauf?“, fragte Alice.

„Weil Edward vielleicht gar keine Lust mehr auf mich hat. Also ich meine, vielleicht will er sich jetzt nicht über Colleges mit mir streiten, sondern eher seine Ruhe haben.“

„Nimm mal nicht so viel Rücksicht auf diesen Kerl“, meinte Rosalie, die auf dem Fahrersitz saß und durch den Rückspiegel nach hinten schaute und mich musterte. „Der hat nur gerade seine Fünf Minuten.“

„Verstehe“, murmelte ich. Nein, eigentlich verstand ich gar nichts. Ich seufzte auf.

Doch der Blick von Alice ruhte immer noch auf mir. „Dass Edward nicht mehr auf dich gewartet hat, hat ehrlich gesagt, gar nichts mit dir zu tun, Bella.“

Ich blickte sie fragend an. „Nein?“

„Nein, natürlich nicht“, meinte auch Jasper. Gut, dass die beiden sich darin wenigstens so sicher waren. Ich war mir da gerade gar nicht mehr so sicher.

„Nein, mir ist etwas raus geplatzt“, meinte Alice entschuldigend.

„Ja, raus geplatzt, ist das gute Wort“, meinte Rosalie leicht wütend. Ja, sie war eindeutig verstimmt und sauer. Aber warum denn?

„Rose“, meinte Emmett und versuchte sie ein wenig zu beruhigen.

Ich sah, wie er seine große Hand auf ihre schmale legte, die auf dem Schaltknüppel ruhte.

Sie blickte ihn an und seufzte schließlich auf. Auch wenn die Beiden rein äußerlich eigentlich gar nicht zu einander passten, waren sie einfach nur süß. Rosalie war ein Model, groß und zierlich und wunderschön. Emmett hatte eher die Statur eines Bären, breite Schultern, aber ein sanftes, süßes Lächeln. Ein Kuschelbär traf seine Person vielleicht eher, als ein großer Braunbär. Aber sie waren einfach nur süß.

Genauso wie Japser und Alice.

Und Carlisle und Esme.

Sie gaben alle sehr schöne Paare ab.

„Also, Bella, ich habe Edward, von unserem Gespräch letztens erzählt“, meinte Alice zu mir.

„Was denn für ein Gespräch?“

Welches Gespräch meinte sie denn?

Ich wusste es wirklich nicht.

Mir fiel kein Gespräch ein, bei dem Edward einen Grund hätte, einfach aufzustehen und zu gehen. Das machte er doch sonst auch nicht. Normalerweise war er doch der erste, der Dinge besprechen möchte.

„Na, das Gespräch, wo es um uns als Vampire ging“, fing Alice an.

„Alice! Wir sind immer noch auf der Straße und das ist ein Caprio“, meinte Rose schon wieder etwas verstimmt.

„Uns hört doch eh keiner“, meinte Alice.

„Das will ich auch hoffen.“

Ich hab Rosalie schon oft ein wenig verstimmt gesehen.

Aber ich hatte auch immer das Gefühl, dass es was mit mir zu tun hatte, wenn ich auch nicht wusste, was es war. Doch Edward hatte mir immer gesagt, dass ich sie einfach machen lassen sollte und mir keine so großen Gedanken um Rosalie machen sollte.

Aber jetzt war ich doch ein wenig überrascht. Ich würde gerne wissen, um was es hier eigentlich ging.

Warum war Edward weg?

Und warum war Rosalie so sauer auf Alice?

Ich seufzte. Ich wusste immer noch nicht um welches Thema es ging.

„Weißt du als wir uns darüber unterhalten hatten, wie man zu uns wird“, fing Alice an. Ich nickte ihr zu. „Und da haben wir doch gemeint, dass es doch toll wäre, wenn Edward, dich auch zu einer von uns machen würde, dann wärst du immer bei uns.“

Ich nickte.

Ja, ich erinnerte mich daran. Ich hatte das mal gesagt, das stimmte schon. Aber ich hatte es nie wirklich ernst genommen, da ich mich darüber noch gar nicht mit Edward unterhalten hatte.

Stopp.

Ich blickte Alice fragend an.

„Das hast du ihm gesagt?“

War er also deswegen gegangen?

Alice nickte mit verkrampften Lächeln.

Er war also sauer oder wütend und war deswegen gegangen? Oder er fand den Gedanken einfach so abwegig?

Was war in ihm vor gegangen?

Aber das einzige was ich sagen konnte, war doch, dass er davon nicht begeistert war. Er war also dagegen.

Ich holte tief Luft, weil ich das Gefühl hatte, dass mein Glück wirklich gerade verschwand.

Edward wollte also gar nicht mir bis in aller Ewigkeit zusammen sein.

Ja, das war mein Glück, mein Traum, meine Hoffnung gewesen.

Und es zerbrach gerade, vor meinen Augen.
 

„Er ist in seinem Zimmer“, meinte Alice, als wir in das Haus der Cullens eintraten.

„Ja?“, fragte ich ein wenig unsicher.

Alice lächelte. „Geh zu ihm.“

„Ich weiß nicht“, murmelte ich vor mich hin.

„Bella, Edwards Gründe warum er so einfach gegangen sind, sind bestimmt andere, als die, die du gerade im Kopf hast“, meinte Jasper zu mir.

„Kannst du nun auch Gedanken lesen?“, fragte ich ein wenig sarkastisch.

„Nein, das nicht, aber ich spüre, doch Stimmungen. Und deine Stimmung ist gerade nicht...“

„Ja, ist ja schon gut. Ich geh zu ihm“, meinte ich leicht mürrisch und ging zur Treppe.

Ich holte tief Luft, legte meine Hand an den Handlauf und ging dann mit langsamen und unsicheren Schritten die Treppe hinauf.

'Bella, du bist lächerlich', meinte ich zu mir selber.

Ja, das war ich wirklich. Vielleicht hatte Jasper Recht. Und auch Alice. Ich meine, sie kannten ihn doch schon ein wenig länger als ich. Alice zumindest. Jasper kennt Edward ja erst seit Homer.

Als ich vor seiner Tür stand, seufzte ich dann schließlich.

Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete, wie er auf mich reagieren würde. Klar, wusste er, dass ich da war. Er hatte mich vermutlich schon gespürt, als ich das Auto von Rosalie verlassen hatte.
 

„Magst du nicht reinkommen?“, hörte ich seine Stimme von drinnen.

Ich nickte, auch wenn ich wusste, dass noch immer die Tür zwischen uns war, nickte ich. Ich betrat sein Zimmer und sah ihn auf seiner Couch sitzen.

Leise Musik strömte aus den Boxen. Claire de Lune von Debussy. Ich hatte es schon oft in Edwards Zimmer als Hintergrundmusik gehört. Schon wieder dieses Lied.

„Alles okay?“, fragte ich vorsichtig und schloss die Tür hinter mir.

„Ja, tut mir Leid, dass ich einfach so gegangen bin.“

„Ist schon okay“, meinte ich leise.

„Nein, ist es nicht“, widersprach er mir. Überrascht blickte ich ihn an. „Komm setz dich doch zu mir. Ich hab schon mal die Prospekte ausgelegt.“

„Die Prospekte?“, fragte ich überrascht, setzte mich aber neben ihn und sah auf die Prospekte.

Die Prospekte der verschiedenen Colleges.

Unsere Verabredung, er hatte sie also nicht vergessen und wollte sich immer noch mit mir über dieses Thema mit mir streiten. Ja, wir würden uns vermutlich darüber streiten. Darüber, dass ich mir kein Teures leisten kann und er mir gerne die Gebühr bezahlen würde, ich das aber nicht von ihm annehmen würde. Und darüber diskutieren wir dann. Eigentlich eine Diskussion die keiner wirklich gewinnen kann.

„Und hast du dich schon entschieden?“, fragte er mich und holte mich aus seinen Gedanken heraus.

„Nein, wir sind immer noch nicht auf einem Nenner.“

„So schwer kann das doch nicht sein.“

„Ja, eigentlich nicht. Aber Harvard fällt weg“, meinte ich und lächelte ihn an. Ich seufzte.

Edward lehnte sich an die Lehne der Couch an, während ich ziemlich weit vorne im Sitz saß. Er saß ziemlich lässig da, während ich wohl mal wieder etwas verkrampft wirkte.

„Warum bist du gegangen?“, fragte ich ihn einfach aus dem Bauch heraus.

Gut, das kam jetzt anders als geplant. Geplant war, dass ich es entweder gar nicht ansprach oder ruhig ansprechen würde. Gut, das ging ja wohl nach hinten los.

Er blickte mich an, nicht entsetzt oder überrascht, eher weiterhin ruhig und gefasst. „Ich möchte dir nicht wehtun“, fing er an.

„Was meinst du mit wehtun?“

„Oh, Alice hat dir also gar nicht gesagt, wie schrecklich diese Prozedur ist.“

Ich schluckte. „Nicht so wirklich.“

„Na, super“, murmelte er. Er lehnte sich nach vorne und schob die Broschüren ein wenig zu Recht, so als würde er sie nach seinem Bild sortieren.

„Du willst das also nicht machen, weil du mich nicht verletzen möchtest?“, fragte ich ihn.

„Ja, unter anderem.“

„Dann kann es ja Carlisle machen. Alice meinte, dass er es bestimmt machen würde“, meinte ich mit ruhiger Stimme.

Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da war Edward schon aufgesprungen. „Sag mal, spinnst du!“, schrie er mich an.

Deal

Friedrich Rückert hat einmal in "Die Weisheit des Brahmanen VI" geschrieben:

„Gib nicht zu schnell Dein Wort, so brauchst Du's nicht zu brechen!

Viel besser ist es, mehr zu halten als zu versprechen!“
 

„Dann kann es ja Carlisle machen. Alice meinte, dass er es bestimmt machen würde“, meinte ich mit ruhiger Stimme.

Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da war Edward schon aufgesprungen.

„Sag mal, spinnst du?“, schrie er mich an.

Entsetzt blickte ich ihn an. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Okay, hier ging es um mehr. Vielleicht hatte ich mir ein wenig zu wenig Gedanken darüber gemacht. „Es geht dir also doch nicht darum.“ Ich stand auf und wollte zur Tür gehen.

„Wo gehst du hin?“

„Nach Hause“, sagte ich flüsternd. Denn mehr Kraft konnte ich in meine Stimme nicht legen. Sie fehlte mir. Mein ganzer Körper zog sich zusammen und Kälte prasselte über mich herein. Das schien alles gerade nicht wahr zu sein.

Ich wollte gerade die letzten Schritte zur Tür gehen, als die Tür plötzlich nicht mehr vor mir war.

Nein, Edward hatte sich zwischen der Tür und mir gestellt und versperrte mir so den Ausgang.

„Lass mich bitte gehen.“ Ich konnte ihm nicht mehr ins Gesicht sehen. Er wollte nicht mit mir in aller Ewigkeit zusammen sein. Nein, das wollte er nicht, das hatte er mir eben deutlich gezeigt.

„Nein, ich will dich nicht so gehen lassen. Nicht so.“

„Edward“, meinte ich mit leiser und brüchiger Stimme. Ich hörte sie selber zittern. „Das hat alles keinen Sinn, wenn...“

„Wenn was?“, fragte er mich.

Ich spürte seine Hand an meiner Wange, die mich sanft streichelte. Sie war kalt wie immer. Doch ich mochte diese Kälte. Eigentlich. Doch jetzt machte sie die Situation auch nicht besser.

Noch immer schaute ich ihn nicht an. Ich konnte es einfach nicht. „Wenn du dir keine Zukunft mit mir vorstellen kannst.“

„Wer sagt denn so was?“, fragte er. Ich hörte Entsetzten in seiner Stimme heraus.

Fragend blickte ich ihn an. „Na, du?“

„Wann habe ich denn so was gesagt?“

„Eben.“

Nun war er es der mich fragend anschaute. „Ich erinnere mich wirklich nicht daran, das gesagt zu haben.“

Ich seufzte. „Du findest es doch so schrecklich, dass ich zu einer von euch werde und das wir immer zusammen bleiben werden.“

„Nein, das stimmt nicht. Nicht so.“ Seine Stimme war immer noch aufgebracht. Edward seufzte. Er blickte mich sanft an und streichelte mir über die Wange. „Ich will mit dir für immer zusammen bleiben.“

Meine Atmung stockte. Ich verstand nun gar nichts mehr.

„Aber ich will nicht so einfach über das Thema Verwandlung reden.“

„Verwandlung?“

Edward nickte. Er nahm meine Hand in die seine und führte mich hinter sich her, auf die Couch. Er zog mich zu sich in die weiche Lehne. „Bella, ich will mit dir zusammen sein. Für immer.“

Ich nickte nun erleichtert auf.

„Aber warum muss ich dich dafür verwandeln? Warum musst du dafür einer von uns werden?“

„Weil ich nicht wie eine alte Schachtel aussehen will, während du... während du 17 Jahre alt bleibst.“

Er nickte, sein Daumen strich über meinen Handrücken.

„Und wenn ich nicht zu einem von euch werde, dann... dann werden wir nicht für immer zusammen bleiben können“, versuchte ich es ihm zu erklären. Nein, ich werde irgendwann sterben. Und er wird dann alleine zurück bleiben und das möchte ich nicht. Wo war denn da die Ewigkeit?
 

Edward hatte mich irgendwann nach Hause gefahren. Das Gespräch hatte zu nichts mehr geführt und wir konnten auch nicht mehr über die Colleges reden. Mir kam es falsch und unpassend vor. Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte, um Edward zu verdeutlichen, dass ich für immer mit ihm zusammen sein wollte. Aber für ihn, schien eine Verwandlung einfach unmöglich zu sein. Er wollte das nicht. Auch wenn er mir nun sagte, dass er sich mit mir eine Zukunft vorstellte, aber sie würde nicht bis in die Ewigkeit gehen.
 

Am nächsten Tag schien die Sonne. Ich wusste also schon vorher das Edward und die Cullens nicht in der Schule sein würden. Aber irgendwie war ich traurig darum.

Genau das war doch der Grund, solange ich bei Sonnenlicht einfach so raus gehen konnte, solange ich bei Sonnenlicht in die Schule gehen konnte, würde ich nie zu ihnen gehören. Ich würde immer nur der Mensch sein. Ich würde vielleicht zu dieser Familie gehören, aber ich würde nur ein Mensch sein.

„Bella, alles okay bei dir?“, fragte Mike mich, der nun neben mir in Richtung Chemiesaal ging.

Ich nickte Mike zu. „Ja, danke.“

„Und weißt du schon, auf welches College du gehen wirst?“

„Ich bin mir noch unsicher“, antwortete ich ihm ehrlich. „Und du?“

„Ja, keine Ahnung. Vielleicht werde ich erst mal im Laden meiner Eltern helfen und dann mich nach einem College umschauen. Dann kann ich es mir bestimmt auch eher leisten.“

Ja, es gibt auch noch Menschen, die sich wirklich Gedanken um das Geld machen, so wie ich. Für die Cullens war das alles ja ziemlich egal.

„Wirst du mit Cullen zum Abschlussball gehen?“

„Wie bitte?“ Ich war gerade echt bei ganz anderen Gedanken.

„Der Abschlussball. Du wirst doch bestimmt mit Cullen dahingehen.“

„Er heißt Edward“, mischte sich nun auch Angela ein.

Ich nickte Angela lächelnd zu. „Ehrlich gesagt, haben wir noch nicht darüber gesprochen. Aber ich gehe eigentlich davon aus. Auch wenn ich da gar nicht hin will.“

„Ich verstehe dich nicht, Bella. So ein Ball ist doch was tolles.“

„Ja, vermutlich, wenn man tanzen kann.“ Ich ging vor den Beiden in den Chemiesaal.

„Aber beim Herbstball sah das doch auch super aus.“

„Das lag ganz alleine an Edward“, erwiderte ich ihr. „Mit wem gehst du?“

„Mit Eric.“ Sie lächelte. „Er hat mich vorgestern gefragt.“

„Wann ist der Ball noch mal?“

„Na, nächste Woche.“ Ich nickte. Gut. Vielleicht sollte ich mir für den Abend einfach was überlegen. Edward war es doch bestimmt egal ob wir nun zum Ball gingen oder was anders unternehmen. Solange er doch nur was mit mir unternahm, oder? Bestimmt.

„Die Cullens sind heute gar nicht da“, meinte Mike.

„Ist dir das nicht gleich aufgefallen. Bella war ohne ihre Beschützer unterwegs“, meinte Eric grinsend.

Beschützer?

Wenn die doch nur wussten?
 

Ich hatte Edward den ganzen Tag noch nicht gesehen und er hatte sich auch noch nicht bei mir gemeldet. Vermutlich hatte er einfach keine Lust mehr auf mich. Ich saß in meinem Bett und versuchte mich auf das Buch zu konzentrieren, doch es ging einfach nicht so wirklich. Immer wieder musste ich an Edward denken. Dabei war das ein richtig tolles Buch. Es war aus der Serie von Karin Slaughter. Ein Buch in dem es nicht um Vampire und Monster und sonstige unnatürliche Wesen ging. Es war ein Thriller und ich mochte diese Serie. Ich mochte die Ärztin Sara Linton und und ich mochte den Sheriff Jeffrey Tolliver. Es war vor allem spannend, so dass man normalerweise das Buch gar nicht weglegen wollte. Aber heute konnte ich mich nicht auf den neuen Mordfall konzentrieren.

„Was ließt du da?“

Ich zuckte zusammen und entdeckte Edward, der auf meiner Fensterbank saß und mich fragend musterte.

„Nichts“, murmelte ich und legte es auf den Nachtisch. Ich wollte ihn so vieles fragen, zum Beispiel, warum er sich heute noch nicht bei mir gemeldet hat. Ich wollte ihn fragen, ob er sich schon eine Lösung, wegen unserem Gespräch gestern überlegt hatte. Ich wollte ihn fragen, ob er denn unbedingt mit mir auf den Ball gehen musste? Doch keine Frage kam gerade zu mir durch. Ich blickte ihn einfach nur fragend an.

Edward kletterte von der Fensterbank und setzte sich zu mir ins Bett. Er legte den Arm um mich und zog mich zu sich. Und ohne zu protestierten, kuschelte ich mich einfach an ihn. „Tut mir Leid, dass ich mich heute nicht bei dir gemeldet habe.“

„Schon okay.“ Nein, es war eigentlich nicht okay. Ich hatte das irgendwie erwartet. Dass er mir einfach mal schreibt, wo sie gerade sind, dass es ihnen allen gut geht und dass er mich vielleicht vermisst, war dass, denn zu viel verlangt?

Gut, ich hätte ihm ja auch eine SMS schreiben können, um ihn einfach zu fragen. Aber irgendwie, war mein Stolz ein wenig verletzt, also ließ ich es doch einfach.

„Ich habe lange darüber nachgedacht, wie wir uns auf etwas einigen können“, fing er an und streichelte mich durch meinen Pullover an meinem Arm.

„Was meinst du? Das mit der Verwandlung oder das mit dem College?“

„Beides.“

Fragend blickte ich ihn an.

„Es wird eine Art Deal.“

„Jetzt bin ich ja mal gespannt.“

Edward blickte mich lächelnd an. „Solltest du auch.“ Seine Hand wanderte nun zu meinem Hals und kraulte mich dort ein wenig. Ich liebte es, wenn er das machte und er wusste es, auch, dass er nicht meine Gedanken lesen konnte. „Ich habe lange darüber nachgedacht und mir ist nun klar, dass du nicht einfach so locker lassen wirst, nicht?“

Ich nickte. „Werde ich nicht.“

Edward seufzte. „Gut, also der Deal sieht wie folgt aus: Also, du gehst auf das College, was ich dir vorschlage.“

„Also Harvard?“

„Genau, Harvard“, nickte er mir zu.

„Und was bekomme ich dafür?“

Er grinste mich an, seufzte dann aber. „Gut, du gehst mit mir aufs College und dann verwandele ich dich.“

„Aber...“

„Bella, das ist der Deal. Was anderes werde ich dir nicht vorschlagen und ich finde diesen Deal schon bescheuert.“

Ich nickte. „Also erst, wenn ich auf dem College war.“

„Genau.“

„Aber dann bin ich ja älter als du.“

„Nein, ich bin immer noch älter als du, so paar Jahrzehnte“, meinte er grinsend.

„Ja, aber vom Körper her.“

„Bella, das ist der Deal.“

Ich nickte. Er würde mich also verwandeln. Er würde mich wirklich verwandeln. Er will wirklich mit mir, bis in aller Ewigkeit zusammen sein. Das war so wundervoll.

„Und?“

Ich grinste, setzte mich auf und lächelte ihn an. „Du willst wissen, was ich davon halte?“

„Ja, ich kann leider nicht deine Gedanken lesen, also musst du es mir schon sagen.“

Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn einfach, löste mich aber wieder schnell von ihm, ich wollte nichts riskieren oder kaputt machen oder ihn wieder an seine Grenzen bringen. „Also dass ist meine Antwort.“

„Gut, dann kann ich dir ja auch noch sagen, was daran hängt, wenn ich dich verwandele.“

„Ich dachte, das war der Deal.“

„Ja, aber das ist meiner Meinung nach ein ziemlich ungerechter Deal.“ Er lächelte und wurde dann wieder ernster. „Ich möchte, dass wir, bevor ich dich verwandele, heiraten.“

Meine Augen weiteten sich erschrocken.

Heiraten?

„Ich will dich heiraten Bella. Ich will dir und aller Welt zeigen, dass wir beide zusammen gehören, für immer. Und ich möchte dich gerne noch als Mensch heiraten und ich will, dass du als Mensch das College besuchst. Denn nach der Verwandlung müssen wir uns erst mal von allen Menschen fern halten, weil du eine gewisse Zeit brauchen wirst, mit deiner neuen Umgebung und deinem neuem Ich klar zu kommen.“

Er will mich heiraten?

Das sagte er nun einfach so heraus.

Er will mich heiraten. Und dann zu einem Vampir machen.

Eine Liebe für die Ewigkeit?
 

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altes Sprichwort:

Den Mann bindet das Wort allein; der Ochse will gekettet sein.
 

FRAGE:

Also es gibt jetzt zwei Varianten wie diese FF weitergehen wird. Eigentlich wollte ich es selber entscheiden, aber ich bin mir einfach zu unschlüssig....
 

Variante 1:

Es wird nur noch ein Kapitel geben... Abschlussball... und ein Epilog (Hochzeit und Verwandlung)
 

Variante 2:

Es wird noch mehr Kapitel geben, denn die Volturi werden noch ins Spiel kommen. Könnte dann bisschen dramatisch werden....
 

Also IHR ENTSCHEIDET....
 

SOLL DIE FF Bald zu Ende gehen, oder soll sie noch weiter gehen...

Nur die Liebe bleibt, bis in Ewigkeit

Vielen Dank für eure Kommentare,

Also nun kommt das nächste Kapitel… Es ist die Variante 1. Aber keine Angst, es geht weiter. Wer also für Variante 1 war, für den ist dann diese FF nach diesem Kapitel beendet, für alle anderen geht’s dann weiter^^…

Aber freut mich, dass ich so viele Kommis bekommen habe^^
 

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Weine nicht um die Rose, wenn Eis und Schnee ihr drohen,

wird sie sterben und im Frühling neu erblühen.

Denn auch dieser Körper ist nichts als Illusion,

die im Strom der Zeit vergeht, vor der Wahrheit nicht besteht!

Nur die Liebe bleibt, bis in Ewigkeit.
 

Kapitel 28: Nur die Liebe bleibt, bis in Ewigkeit
 

Edwards Sicht:

Die letzten Wochen High School haben wir nun also auch hinter uns gebracht. Bella wird mit mir nach Harvard gehen. Ihren Eltern haben wir gesagt, dass sie ein Stipendium bekommen hat und dass sie sich deswegen um keine Geldsorgen Gedanken machen müssen. Es war meine Idee, weil Bella nicht wusste, wie wir es ihren Eltern am Besten erklären sollten und als Alice ihr dann bestätigte, dass diese Idee gut wäre, hatte sie dem auch zugestimmt. Also wird Bella mit mir und Alice und Jasper nach Harvard gehen. Rosalie und Emmett wollen erst mal nicht aufs College gehen, sie wollen eine kleine Weltreise machen. Würden mit dem Auto starten und dann einfach irgendwo hinfahren. Vermutlich würden sie dann, das nächste Jahr zu uns kommen, da Carlisle und Esme sich auch überlegen, ob sie nicht auch mit uns nach Cambridge, Massachusetts, an die Ostküste ziehen würden. Aber sie sind sich noch nicht sicher und Carlisle muss sich dann auch erst mal nach einer neuen Stelle umschauen. Aber sie meinten, dass sie einfach nicht alleine im Haus zurück bleiben wollen. Nicht in so einem großen Haus. Vor allem für Esme wird es vermutlich langweilig werden. Carlisle hatte ja wenigstens noch seine Arbeit. Außerdem wollte Esme wohl schon immer mal an die Ostküste ziehen.

Nun saß ich gerade mit Charlie, Bellas Vater, im Wohnzimmer. Die Stimmung war erdrückend. Charlie war wohl generell nicht unbedingt gut auf mich zu sprechen, weil ich der erste Freund seiner einzigen Tochter bin. Er hatte mir schließlich schon oft genug gesagt, dass er der Cheaf ist und sich alles nach seiner Meinung dreht. Zumindest ist er der festern Überzeugung. Aber er hat auch großen Respekt vor Carlisle. Was vermutlich auch einer der wenigen Punkte ist, warum ich hier überhaupt im Wohnzimmer sitzen darf. Wenn Carlisle nicht mein Vater wäre und dieser nicht so einen guten Ruf hätte, dann würde er mich vermutlich im hohen Bogen vor die Tür setzen, nein, vermutlich hätte er mich gar nicht erst rein gelassen oder hätte mich nie mit Bella ausgehen lassen. Aber ich bezweifele, dass das Bella und mich davon abgehalten hätte. Wir ziehen uns schließlich irgendwie regelrecht magisch an. Ich kann nicht mehr ohne sie. Sie ist so was wie mein Lebenselexier geworden.

Er blickte mich musternd und misstrauisch an.

Bella war nicht da und das wusste ich, deswegen nutzte ich diesen Moment um mich mit Charlie alleine zu unterhalten. Es ging um den anderen Teil des Deals. Charlie hatte vermutlich nicht den blassesten Schimmer, was ich hier mache, wo doch seine Tochter nicht da ist.

„Bella ist nicht da.“

„Ja, Sir, das weiß ich und sie haben es mir schon an der Tür gesagt.“

Wieder musterte er mich. 'Was kann ich also für dich tun, mein Junge? '

„Also, Junge was kann ich für dich tun?“, fragte er mich, nachdem er mich wohl lange genug gemustert hatte.

„Sir“, fing ich an. Bella würde mich vermutlich dafür hassen oder erst mal sauer auf mich sein, aber ich wollte das einfach auf diese Weise so machen. „Vermutlich halten sie Bella und mich noch für zu jung, aber wir sind uns beide ziemlich sicher, dass wir diesen Schritt gehen wollen.“

„Von was redest du, Edward?“ Er bekam es anscheinend mit der Angst zu tun. 'Du willst mit ihr also doch durchbrennen. Ich hätte Renèes Witz ernst nehmen sollen.'

Ich blickte Bellas Vater an, ruhig und sicher in seine Augen, das Grinsen musste ich wirklich unterdrücken. „Ich möchte sie um die Hand ihrer Tochter bitten.“

Charlie blickte mich entsetzt und überrascht zu gleich an. Er sagte nichts, also hörte ich nach seinen Gedanken, doch vermutlich war er sogar so überrascht, dass ich deswegen nichts hörte. Er blickte mich einfach nur an und sagte kein Wort, dachte nichts. Ich hörte seinen Atem und seinen Herzschlag. Aufgeregt und außer Kontrolle.

'Sie ist doch noch so jung. Und du doch auch Edward'

Charlie seufzte.

'Auf so was hat Renèe mich nicht vorbereitet. Was soll ich denn jetzt bitte sagen oder machen? Er will Bella also heiraten? Aber sie sind doch noch so jung!'

„Sir, ich bin mir bewusst, dass wir beide noch sehr jung sind und dass wir vermutlich noch so viel Zeit haben.“

„Allerdings“, unterbrach er mich. Aber das war auch das einzige, was er dazu sagte.

„Aber ich liebe ihre Tochter und will mit ihr für immer zusammen sein und ich möchte mit Bella aufs College gehen, als Verlobte.“

„Verstehe.“

Ja, verstand er das wirklich?

'Heiraten... meine Bella soll heiraten? Bella wird nach Harvard gehen. Sie wird heiraten. Sie wird mit Edward, der sie heiraten will, nach Harvard gehen. An die Ostküste. Was soll ich denn nun nur zu Edward sagen?' Charlie Swan seufzte wieder auf.
 

„Paps, bin wieder zu Hause“, erklang Bellas Stimme und kurz danach fiel die Haustür wieder ins Schloss. „Dad?“ Bella war mit Alice shoppen gewesen. Alice wusste was ich vor hatte und wollte mir diese Zeit geben. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Manchmal tut sie wirklich etwas gutes, außerdem hatte sie ja so jemand der mit ihr Einkaufen geht. Also wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, auch wenn Bella nichts davon ahnte.

„Im Wohnzimmer, Bells.“ Seine Stimme drückte seinen Unmut aus.

Ich hörte, wie Bella ihre Jacke an die Garderobe ablegte, sich ihre Schuhe auszog und dann zu uns ins Wohnzimmer kam. „Edward“, sagte sie überrascht mich zu sehen.

„Bells, setzte dich mal zu mir.“ Bella nickte und setzte sich auf die Lehne des Sessels, in dem ihr Vater saß. Sie blickte mich fragend an und ich lächelte leicht.

In ihrem Blick lag die Frage, was ich denn hier machen würde. Dazu musste ich nicht mal ihre Gedanken lesen können. Ich kannte sie einfach schon gut. Ich habe gelernt, ihre Stimmungen aus ihrem Gesicht abzulesen. Wenn ich schon nicht ihre Gedanken lesen konnte, musste ich mich ja irgendwie anders behelfen.

Als ihr Vater ihr seinen Arm um den Körper legte, blickte Bella ihn fragend an. „Alles okay, Paps?“

Dieser seufzte nur.

„Edward, was ist hier los? Was hast du mit ihm gemacht?“, fragte Bella mich. Ich hörte, dass, sie erheitert, aber auch verwirrt war. Vermutlich hatte sie ihren Vater noch nie so fertig gesehen, so fertig, was sie einerseits amüsierte, aber andererseits auch verwirrte. Ich versuchte weiterhin ernst und selbstsicher zu wirken.

„Ich weiß echt nicht was ich sagen soll, Bells.“ Charlie blickte seine Tochter lächelnd an. 'Wie groß du schon geworden bist, mein Mädchen. Ich weiß noch, wie ich dich direkt nach deiner Geburt in die Arme genommen habe. Und nun…'

„Ich finde es toll, dass ihr mich da mit einbeziehen wollt, aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was man in so einer Situation macht.“

Bella blickte ihren Vater fragend an. Ich sah ihr an, dass sie gleich wütend wurde, weil man ihr immer noch nicht sagte, was hier los war.

„Edward...“, wollte sie schon auf mich losgehen.

Ich nickte ihr nur zu.

Nun lächelte Charlie. „Edward hat mich um deine Hand gebeten, Bells.“ Ich sah sie an und versuchte aus ihrer Mimik zu erkennen, was sie dachte, was in ihr vorging. Mal wieder hasste ich es, das ich gerade Bellas Gedanken nicht lesen konnte. Es meinte aber sogar, dass es so, sogar besser wäre. Das es besser für unsere Beziehung ist, denn Bella kann auch nicht meine Gedanken lesen. Zumindest hatte Esme so versucht zu erklären.

Nun blickte Bella zu mir. Sie war ein wenig blass um die Nasenspitze herum. Dann setzte sie ein Lächeln auf. Sie lächelte mich an.

Ich spürte wie die Erleichterung sich in mir ausbreitete und die Ungewissheit verdrängte. Ein wundervolles Gefühl war das. Ich hätte vermutlich Bella einweihen sollen, dass ich mit ihrem Vater reden wollte, aber vermutlich hätte sie dann dabei sein wollen. Aber im Nachhinein ist man schließlich immer schlauer.

„Bella, möchtest du nicht was dazu sagen?“

Bella blickte ihren Vater wieder an und nickte. Sie strich ihm über den Rücken, tröstend und haltgebend. „Ich würde Edward sehr gerne heiraten, Paps.“ Dabei blickte sie mich wieder an.

Natürlich hatten Bella und ich schon darüber gesprochen, aber diese Worte nun aus ihrem Mund zu hören, war einfach nur überwältigend. Ich war glücklich und heiter zu gleich. Ich hätte gar nicht geglaubt, dass das noch gehen würde, aber nun wurde ich wirklich eines besseren belehrt.
 

Bellas Sicht:

Harvard. Cambridge. Massachusetts. Ostküste. Ich sollte also wirklich mit Edward in Harvard studieren. Auf einer privaten Universität. Mit Edward, Alice und Jasper.

„Brauchst du Hilfe?“

Ich drehte mich um und blickte Charlie an, der im Türrahmen zu meinem Zimmer stand. „Hey“, meinte ich lächelnd.

„Brauchst du Hilfe beim Packen, Bells?“, fragte er noch mal.

Ich blickte auf den Koffer, der auf meinem Bett lag und darauf wartete von mir befüllt zu werden.

In zwei Tagen würde ich mit Edward, Alice und Jasper losziehen. Emmett und Rosalie würden erst mal alleine durch die Gegend ziehen. Vielleicht würden sie sich im Sommer darauf auch in Harvard eintragen.

„Nein, danke. Ich komme ganz gut klar.“

„Das ist gut, Bells.“ Er lächelte mich an. Ich wusste, dass er traurig war, dass ich gehen würde und auch mich machte das auch traurig. Ich hatte mich sehr an Charlie gewöhnt. Ich fühlte mich in seiner Nähe einfach sehr wohl, auch wenn ich das gar nicht gedacht hatte, als ich letztes Jahr hier eingezogen bin. Er gab mir immer meinen Freiraum und bedrängte mich nicht. Er war vermutlich genauso ein Einsiedler, wie ich es selber bin. Ich brauche meine Ruhe und Charlie wohl auch. Vermutlich habe ich diese Eigenschaft von ihm. Denn Renée war ganz anders. Sie fragt einen immer und sorgt sich immer um einen. Sie findet es übrigens auch schrecklich, dass ich nach Harvard gehen möchte. Das ist für sie noch weiter entfernt, als Forks. Zur Verlobung mit Edward hatte sie allerdings nicht viel gesagt. Sie hat aber wohl Angst, dass ich den gleichen Fehler mache, wie sie damals mit Charlie, als sie ihn auch so jung geheiratet hat. Aber natürlich freut sie sich für mich.

„Wenn du Hilfe brauchst, Bells, ich bin unten.“

„Ja, ist okay.“ Ich nickte ihm zu, sah ihm noch nach, wie er aus meiner Tür verschwand. Ich hörte ihn die Treppe nach unten gehen. Dann wurde der Fernseher wieder angeschaltet. Vermutlich setzte er sich wieder in seinen Lieblingssessel und schaute ein Baseballspiel. Er liebte Baseball. Wenn ich ihm sagen würde, dass die Cullens selber Baseball spielten, würde er sie bestimmt noch mehr mögen.

Mein Blick landete nun wieder auf meinem Koffer.

Ich hatte keine Ahnung was ich alles einpacken sollte. Das überforderte mich ein wenig. Das war aber auch wirklich schwer. Natürlich war Harvard weit weg, aber letztendlich verließ ich ja nicht den Kontinent. Edward hätte ja auch vorschlagen können, dass wir im alten England studieren sollten oder vielleicht in Deutschland. Oder sonst wo. Also ich blieb ja zumindest auf dem gleichen Kontinent, auch wenn ich die Küstenseite wechsele.

Ich setzte mich neben den Koffer aufs Bett und schaute mich in meinem Zimmer um.

Das Zimmer in dem ich als Kind aufgewachsen bin, bis meine Eltern sich getrennt hatten.

Das Zimmer, indem ich aber auch weiterhin die Ferien verbracht hatte.

Das Zimmer, in dem ich wieder seit diesem Jahr lebte. In Charlies Haus.

Charlie hatte hier ein paar Zeichnungen von mir aufgehängt gehabt, bevor ich hier eingezogen bin. Zeichnungen, die ich selber mal gemalt habe und die Renée ihm wohl geschickt hatte. Ich hatte sie nicht abgehängt, weil ich sie eigentlich ganz schön fand und weil sie hier irgendwie reinpassten.

Ich werde wohl das Zimmer vermissen. Ich habe hier schließlich meine Hausaufgaben gemacht hatte, für die Prüfung gelernt hatte, mir über Edward Gedanken gemacht hatte. Ich habe hier geschlafen.

Ja, ich werde dieses Zimmer wirklich vermissen.

Forks nicht unbedingt, aber Charlie und das Haus.

„Na, wie weit bist du mit dem packen?“

Erschrocken drehte ich mich auf dem Bett und entdeckte Edward, der auf dem Fensterbrett saß. Er war wohl mal wieder durchs Fenster gekommen. Ja, ich werde das Zimmer vermissen, in dem Edward durch mein Zimmer zu mir hereinkam.

„Hey“, sagte er und kam nun ganz in das Zimmer.

„Hey. Machst du einen Kontrollbesuch?“

„Nein, nicht direkt. Sagen wir es so, ich hatte Sehnsucht nach dir.“

Ich grinste. „Hat Alice dich wieder geärgert?“

„Erwischt“, meinte er lächelnd und setzte sich auf die andere Seite von meinem Bett. Er blickte auf meinen Koffer und musste schmunzeln. „Du bist ja noch nicht sehr weit gekommen.“

„Ich weiß einfach nicht, was ich einpacken soll.“

„Na ja, Esme und Carlisle wollen uns doch besuchen kommen. Direkt einen Monat später. Dann können sie ja das mitbringen, was du vergessen hast oder das, was du vermisst“, meinte Edward erklärend.

„Ja, natürlich.“ Natürlich. Das wusste ich doch, aber dennoch. Ich war hier schließlich erst vor einem Jahr eingezogen. Und nun sollte ich wieder gehen. Irgendwie stimmte mich das traurig, dass alles zu verlassen.

„Alles okay?“, fragte er mich vorsichtig und berührte mich zärtlich am Arm.

„Ja, ich werde das hier nur vermissen. Auch wenn ich hier erst seit einem Jahr wieder lebe, ich werde es dennoch vermissen.“

„Ist doch verständlich“, meinte er lächelnd. „Ich hab hier übrigens was für dich.“ Er zog einen Zettel aus seiner Jackentasche.

„Was ist das?“

„Machs auf.“ Edward lächelte mich an und lehnte sich nun in meinem Bett zurück, während er mich weiterhin musterte.

Ich faltete den Zettel auseinander. Es war eine Wohnunganzeige. „Was ist das?“ Ich blickte ihn fragend an.

„Unsere Wohnung in Cambridge“, meinte er erklärend.

„Unsere was?“

„Na unsere Wohnung. Wir ziehen doch nicht ins Studentenwohnheim.“ Gut das dachte ich eigentlich schon. „Du hast doch nicht gedacht… Oh Bella.“ Er lachte.

„Entschuldige mal, hast du mir nicht gesagt, dass ich mal das College-Leben durchgemacht haben soll. Und für mich gehört da nun mal dazu, dass man in einem Wohnheim lebt. Mit ganz vielen anderen Menschen.“

„Ja, schon. Aber nein. Außerdem leben wir mir Alice und Jasper zusammen. Und wir werden noch ein Gästezimmer haben, falls Emmett und Rose oder Carlisle und Esme mal vorbei kommen.“

„Das klingt gut.“ Ich schaute wieder auf den Zettel. Eigentumswohnung. „Edward, ihr habt die Wohnung gekauft?“

„Ja, klar.“

Ja, klar? Hallo. „Normale Studenten können sich aber keine Eigentumswohnung leisten“, meinte ich lächelnd.

„Wir sind ja auch keine normalen Studenten.“

„Ich schon“, erwiderte ich zu ihm. Mit all den Zahlen und Angaben auf dem Zettel konnte ich eh nicht viel anfangen.

„Ja, natürlich. Aber ich werde bestimmt nicht zulassen, dass du alleine in einem Wohnheim lebst.“

„Ich würde ja auch nicht alleine in einem Wohnheim leben. Da wären bestimmt noch andere Leute.“

„Genau, das meine ich ja.“

Fragend blickte ich ihn an und musste dann lachen. „Sag mal, bist du eifersüchtig.“

Edward blickte mich an, musterte mich. „Ja“, sagte er dann einfach freiheraus.

Ich grinste. Das war doch wirklich lustig. Deswegen sollte ich also mit ihm unter einem Dach wohnen, weg von all den anderen. Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn auf die Lippen. „Brauchst du nicht zu sein.“

„Ja, da hast du vielleicht Recht, Verlobte.“

Ich seufzte. Er nannte mich sehr gerne so. Nicht dass es mich irgendwie störte. Aber er machte es einfach viel zu gerne. Das war wohl so was wie sein neues Hobby. Er war wohl ein wenig Besitzergreifend.

Eifersüchtig. Besitzergreifend.

Er ist also nicht unbedingt so viel anders, wie all die anderen Kerle.

Mal von so Kleinigkeiten abgesehen, dass er ein Vampir ist, goldene Augen, eiskalte Haut hat. Aber das sind ja nur Nebensächlichkeiten.

Edward lächelte und zog mich an sich, so dass ich seiner Armbeuge lag, ich kuschelte mich an ihn. „Wenn Charlie hoch kommt, wie willst du erklären, wie du rein gekommen bist?“

„Ich sag ihm einfach, ich bin heimlich durchs Fenster geklettert, weil ich so schreckliche Sehnsucht nach meiner Verlobten hatte.“ Er grinste. „Das machen doch die Jugendlichen von heute. Sie klettern doch durch das Fenster, um ins Zimmer der Freundin zu gelangen.“

„Ja, vermutlich.“

„Vermutlich?“ Er lächelte und küsste mich auf die Stirn. „Also was sagst du?“

„Zu was?“

„Zu der Wohnung?“

„Ach ich habe Mitspracherecht.“

„Natürlich, du sollst doch mit einziehen.“

„Ja, das schon. Aber ich dachte, es ist schon abgesprochene Sache.“

„Na ja, Alice würde gerne entscheiden wie die Küche gestrichen wird, wie das Wohnzimmer eingerichtet wird. Sie möchte einfach mal wieder ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Aber ansonsten, hast du freie Wahl.“

Meine Hand ruhte auf seinen Bauch und streichelte diesen durch das T-Shirt durch. „Sag mal…“, fing ich an.

„Ja?“

„Wie habt ihr die Schlafzimmeraufteilung geregelt?“, fragte ich ihn.

„Ich wusste, dass du das fragen wirst.“

Ich richtete mich auf. Also wollte er getrennte Schlafzimmer. „Entschuldige mal, wir sind doch nun verlobt oder nicht?“

„Ja, ich weiß.“ Er lächelte und zog mich wieder in seine Armbeuge. „Und deswegen haben wir auch ein gemeinsames Schlafzimmer.“

„Oh.“ Das hatte ich nun doch nicht erwartet. Er hatte es also von sich aus entschieden.

„Wenn du das möchtest.“

„Ja, natürlich.“

„Natürlich, also?“ Er grinste mich wieder an.

Ich lächelte und kuschelte mich wieder an seinen Körper. Diese Kälte war inzwischen so angenehm, dass ich alles andere als zu warm empfand. Ob ich ihn genauso noch so kühl empfinden würde, wenn ich auch selber ein Vampir wäre.

„Hast du dir eigentlich schon wegen dem Termin Gedanken gemacht?“, fragte er mich. Ich hörte seine Stimme durch seinen Körper durch. Diese leichte Brummen, als er sprach, liebte ich. Ich mochte es mit dem Kopf auf seinem Brustkorb zu liegen und seiner Stimme zu hören. Sie war beruhigend und angenehm. Einfach himmlisch.

Wie konnte eigentlich jemand sagen, dass Vampire zu den dunklen Wesen gehörten?

Edward war das wundervollste was ich kannte. Schön, sanft und liebevoll. Es gab niemanden, der sanfter und vorsichtiger mit mir umging.

„Was für ein Termin?“, fragte ich ihn, blickte ihm aber nicht ins Gesicht, sondern schaute meine Hand an, die Kreise auf seinem Bauch malte.

„Für die Hochzeit.“

Die Bewegung meiner Hand hielt inne.

Die Hochzeit. Irgendwie war das etwas, was ich bisher zu gut es ging verdrängte. Natürlich freute ich mich, aber dennoch war es einfach nur komisch.

„Nein“, murmelte ich leise.

„Nein, du hast dir noch keine Gedanken gemacht?“

Ich nickte.

Edward griff nach meiner Hand und führte sie zu seinen Lippen. Er küsste die einzelnen Knöchel auf meinem Handrücken. Ich schmolz mal wieder dahin. Dann küsste er den Ring, den er mir vorgestern geschenkt hatte. Er war schön. Weißgold mit einem kleinen Diamanten darin. Ich mochte ihn. Alice war ein wenig enttäuscht gewesen, dass es nur ein so kleiner Diamant war. Aber ich war mit dem vollkommen zufrieden. Er langte mir.

„Das war der Grund, mit dem Alice mich genervt hat.“

Fragend blickte ich ihn an. „Sie will nun mal die Hochzeit organisieren, Liebes. Und sie möchte dein Hochzeitskleid aussuchen.“

„Nein“, widersprach ich ihm sofort. Ich richtete mich ein wenig auf und blickte ihn leicht entsetzt an. „Ich will nicht, dass sie mein Hochzeitskleid aussucht. Dann wird es etwas riesiges, mit einem riesigen Rock. Vermutlich mit Rüschen und Puffärmel und Spitze und so was.“

Edward grinste. „Ja, da hast du wohl Recht. Aber eine Aufgabe musst du ihr schon geben.“

„Ja, ich sehe schon.“

Edward lächelte und zog mich wieder neben sich. „Also kein riesiger Rock und keine Spitze?“, fragte er vorsichtig.

Fragend blickte ich ihn an. „Nein, kein riesiger Rock. Etwas Schlichtes.“

„Schlicht ist okay, wenn es auch schön ist.“

„Ich darf mir mein Kleid, doch selber aussuchen?“, fragte ich ihn.

„Natürlich.“ Er küsste mich auf die Stirn. „Ich bin ja schon froh, dass du dir überhaupt eins aussuchen willst und nicht in Jeans heiraten möchtest.“

„Warum, würdest du mich so nicht heiraten?“, fragte ich ihn neckend. Ich mochte diese kleinen Neckereien, auch wenn Edward meistens gewann. Ja, er war da einfach viel besser drin als ich. Aber das war auch egal. Es wurde ja nie böse.

„Ich würde dich vermutlich in allem heiraten.“

„Also, dann können wir ja auch ohne Feier heiraten“, schlug ich grinsend vor.

„Bella, sehr gerne. Aber ich fände es schon schön, wenn all unsere Freunde und unsere Familie dabei sein würden. Außerdem hat Alice schon angefangen zu planen.“

„Sie hat schon angefangen? Warum denn das?“ Ich seufzte auf.

Edward streichelte über meinen Arm. „Also was machen wir nun mit deinem Koffer?“

„Ich werde noch was einpacken.“

„Gut, denn in zwei Tagen geht’s los“, meinte er strahlend. Seine Hand streichelte beruhigend über meinen Arm, so dass ich mich direkt wieder an seinen Körper kuschelte.

Ja, in wie Tagen ging es auf Richtung Cambridge. Auf nach Harvard.

Auf zum letzten Teil meines Lebens als Mensch, bevor ich für alle Ewigkeit mit Edward zusammen sein würde.

Bis in alle Ewigkeit.

„Wir werden dann für immer zusammen sein“, murmelte ich in seine Brust.

„Bis in alle Ewigkeit.“
 


 

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So hoffe es hat euch gefallen^^

Eine Hochzeit

Vielen Dank für eure Kommentare

@ -Krone-:

Freut mich, dass dir das Kapitel gefällt. Ja, Edward ist wirklich ein wenig eifersüchtig.
 

@ -salira-eki-:

Hausbeschreibung? Ich glaube, das ist nicht unbedingt so wichtig… hoffe ich doch. Danke für deinen Kommentar…
 

@ animeegirli:

Ja, das ist er wirklich.
 

@ kato-clio:

Freut mich, dass zu hören
 

@ Sunrise101:

ja, das ist wirklich schön, freut mich, dass dir das Kapitel gefällt…
 

@ Lesemaus:

Danke, das hör ich doch immer gerne. Naja, Charlie wird es bestimmt überleben^^
 

@ Leillia:

Naja, Charlie wusste ja gar nicht wie er reagieren sollte, er war wohl einfach nur ein wenig überfordert
 

@ _Cherry_Sakura_:

Ja, jetzt studieren sie in Harvard, wohnen alle zusammen. Ja Edward ist ein süßer. Danke für deinen Kommentar
 

@ Mizuki92:

Hey… freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat…
 

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Eine Hochzeit
 

William James hat mal geschrieben:

„Nur dadurch, dass wir uns selbst aufs Spiel setzten, Stunde um Stunde,

können wir uns überhaupt lebendig nennen.

Und nicht selten ist es nur unser festes Vertrauen auf ein im Vorhinein unsicheres Ereignis,

das eben dieses Ereignis ermöglicht.“
 


 

„Und du meinst wirklich, das gefällt ihm?“

„Bekommst du etwa doch kalte Füße?“ Alice blickte mich musternd an.

„Na ja, ich bin nervös.“ Ich drehte ihr wieder den Rücken zu, um wieder in den Spiegel zu schauen. Was ich da sah, sah so gar nicht nach mir aus. Aber ich war begeistert. Ich sah so anders, aber auch wunderschön aus. Ja, Alice hatte wirklich dafür gesorgt, dass ich nicht nur wunderschön aussah, sondern mich auch schön fühlte. Dieses Kleid war wirklich wunderschön. Am Anfang war ich ja absolut dagegen, dass sie die Hochzeit organisiert, aber als ich ihr schließlich meine Bedingungen klar gemacht hatte und sie dennoch noch begeistert gewesen war, hatte ich schließlich klein bei gegeben.

Nun ein halbes Jahr seit wir auf Harvard sind, sollen Edward und ich also heiraten.

Wir würden im Haus der Cullens heiraten, in Forks. So konnten Charlie und Renée auch dabei sein. Esme und Carlisle fanden es so auch viel schöner. Wir hätten auch am College heiraten können, aber das wollten wir nicht. Ich wollte es nicht. Ich glaube Edward wäre es sogar egal gewesen. Er freut sich riesig.

„Es steht dir unwahrscheinlich. Und Edward würde dich vermutlich auch in Jeans heiraten. Ich glaube ihm ist es egal, was du anhast.“

Ich lächelte Alice durch den Spiegel hindurch an. „Ja, das hatte er mir schon gesagt.“ Vor einem halben Jahr, als ich über meinem Koffer gesessen bin und nicht wusste, was ich für Harvard einpacken sollte. Und nun? Nun lebte ich in Harvard in einer Wohnung mit Alice, Jasper und Edward. Es war wundervoll mit den Drei und sie versuchten ihre kleine Jagdreisen so zu legen, dass ich nie ganz alleine zuhause war. Das wollten sie nicht. Mal gingen dann Alice und Jasper weg und dann eben mal Edward. Sie sprachen sich meinetwegen ab, auch wenn ich ihnen gesagt hatte, dass ich früher auch immer alleine war. Aber sie wollten es anscheinend einfach nicht und ich wollte nicht mit ihnen streiten.

„Das Kleid ist wirklich wunderschön.“

Ich nickte ihr zu und schluckte schwer. Ich würde heiraten. Ich würde heute heiraten. Ich würde heute Edward heiraten. Das war nun doch ein wenig viel.

Alice trat hinter mir und legte ihren Kopf auf meine Schulter und lächelte mich an. „Der Stoff ist aus feinem Georgette“, erzählte sie mir.

Ich nickte ihr zu und lächelte und berührte den leichten, luftigen Stoff. „Das Kleid ist mit Pailletten und Zierperlen handbestickt.“

„Aber sag nicht, dass Kinder aus Afrika das machen mussten.“

„Nein“, sie legte den Arm um mich und drückte mich an sich. „Das Kleid hat einen leicht ausgearbeiten Saum in Lagen-Optik mit zipfeligem Abschluss.“

„Hast du die Beschreibung auswendig gelernt?“

„Nein, aber ich möchte dir nur sagen, in welchem wundervollen Kleid du heute vor den Altar trittst.“

Ich holte noch mal tief Luft und lächelte sie an.

„Bella, das wird dein schönster Tag.“

Ich lächelte sie an. „Dank dir.“

„Na ja, es war nicht immer so einfach, sich an deine Bedingungen zu halten.“

„Ich weiß. Aber ich bin dir dennoch dankbar.“

Wir würden nur im kleinen Kreis heiraten. Edwards Familie und meine Familie. Mehr Leute wollte ich nicht. Natürlich wollte ganz Forks dabei sein. Aber ich wollte es nicht. Aber Charlie meinte, dass vermutlich dennoch ein paar Leute vorbei kommen würden um mir zu gratulieren.

„Und wir haben das doch toll mit der Tradition hinbekommen.“

„Du meinst, was Altes, was Neues, was Blaues und was Geliehenes?“

Sie nickte mir zu.

Ich blickte auf die Ohrringe. Sie waren von Renèe. Perlohringe. Sie waren wunderschön und sie waren Geliehen.

Das Kleid war das Neue. Dieser Stoff war einfach toll.

Alice hatte mir ein blaues Strumpfband besorgt. Eigentlich wollte ich gar keins anziehen, aber es war ja halt für diese Tradition.

Und etwas Altes war die Haarnadel meiner Oma. Ja, sogar meine Oma hatte diese bei ihrer Hochzeit getragen. Charlie hatte sie mir gegeben, sozusagen vererbt.

Es klopfte an der Zimmertür.

„Ich geh schon“, meinte Alice schnell und ließ mich vor dem Spiegel stehen. Meine Haare hatte Alice hochgesteckt, nur einzelne kleine Locken hingen heraus und ließen mich wunderschön aussehen. Ja, ich fühlte mich wirklich wunderschön.

„Du siehst wunderschön aus.“ Ich drehte mich um und sah meine Mutter. Sofort sah ich ihr an, dass sie Tränen in den Augen hatte. Ich ging zu ihr, ein Glück musste ich den Rock nicht raffen, und umarmte sie. „Danke.“

Sie drückte mich an sich und schluchzte. „Ach, mein Mädchen.“

„Ich bleibe doch auch dein Mädchen.“

„Aber du bist nun verheiratet.“

Ich löste mich aus der Umarmung und lächelte sie an. „Schön, dass ihr hier seid.“

„Natürlich mein Kind. Mein einziges Kind.“ Sie schluchzte wieder.

„Mom, wenn du nicht aufhörst zu weinen, dann fang ich auch an.“

„Nein, das geht nicht Bella“, hörte ich Alice sagen. Sie stand am Toilettentisch und räumte ein wenig ihre Utensilien auf. Sie war wirklich eine wundervolle Freundin und heute meine Brautjungfer. Sie hatte sich so sehr auf diese Hochzeit gefreut, dass ich gar nicht anders konnte, als sie zu meiner Brautjungfer zu benennen. Ich lächelte ihr zu. Renée nickte und strich mir über die Wange. „Du siehst wundervoll aus. Dein Vater wartet schon darauf, dich zum Altar bringen zu dürfen.“

Ich nickte ihr zu. Charlie war vermutlich genauso nervös wie ich. Renée gab ja noch ihr bestes und sie war wirklich toll. Sie hatte Alice bei vielen geholfen. Es war schon schlimm für Charlie und Renée gewesen, dass die Cullens die Hochzeit bezahlen und organisieren wollten. Also hatte ich mit Alice ausgemacht, dass Renée sich um die Blumen kümmern sollte. Und ich hatte einen wunderschönen Blumenstrauß. Weiße Lilien und gelbe Tulpen, er sah wirklich sehr schön aus. Das hatte sie echt toll gemacht.

„Ich geh dann mal wieder Liebes. Lass deinen Zukünftigen nicht so lange warten.“ Mit diesen Worten verschwand meine Mutter aus dem Zimmer, das Alice für meine Anprobe reserviert hatte. Eigentlich war es mal ihr Zimmer gewesen, aber sie war in der Zeit zu Jasper gezogen, denn hier konnte sie wirklich nicht mehr ruhen, wenn sie nicht über Kleider stolpern wollte. Alles was wir für die Hochzeit brauchten – was Alice für meine Hochzeit brauchte – wurde hier gelagert. Rosalie und Esme hatten ihr die Tage geholfen immer mehr Kleinigkeiten in diesen Raum zu stellen. Man konnte eine zeitlang nicht mal mehr den Boden sehen.

„Und bist du soweit?“, fragte Alice mich.

Ich nickte. „Ja, ich bin bereit eine Cullen zu werden.“

„Du weißt aber schon, dass diese Beißzeremonie noch ein wenig auf sich warten wird.“

„Ja, ich habe Edwards Worte nur zu gut in meinem Kopf.“

„Gut.“ Alice griff nach meiner Hand, legte mir meinen Blumstrauß in die Hände und führte mich dann aus dem Zimmer.
 

„Bella.“ Ich blickte zu meinem Vater und empfing seine sanften Augen. Er schien so stolz zu sein, als er mich sah und genau das machte mich glücklich. Genau das brauchte ich irgendwie.

Alice hatte mich die Treppe runter gebracht. Sie hatte mich unter den Ellenbogen gehalten, damit ich auch ja nicht in die Versuchung kam, über meine Füße zu stolpern. Sie meinte, das wäre heute wirklich nicht so toll. Und ich hatte ihr kommentarlos zugestimmt. Ich wollte heute wirklich nicht über meine eigenen Füße stolpern. Nicht an diesem Tag. Wenn ich an diesen Tag zurückdenken wollte, will ich einfach nicht an meinen Treppensturz denken. Und vielleicht müssten wir ja dann die Hochzeit im Krankenhaus fortsetzen. Nein, das wollte ich nun wirklich nicht.

Alice trat nun vor mir und ließ mich bei meinem Vater stehen.

„Du siehst wundervoll aus.“

„Danke. Ich bin ein wenig nervös“, gestand ich ihm. Er nickte und hielt mir den Arm hin, damit ich mich einhaken konnte, so wie es sich gehörte. Ja, ich wollte von Charlie und von niemand anderem zum Altar geführt werden. Nicht, dass ich auf Tradition stand, aber das hier bedeutete mir schon etwas. Das Jahr, dass ich bei Charlie verbracht hatte, war für mich eines der Schönsten überhaupt. Ich hatte endlich zu meinem Vater gefunden. Was vorher nicht unbedingt immer der Fall gewesen war. Klar hatte er es nicht leicht mit mir gehabt, aber wir haben uns doch irgendwie zusammengerauft gehabt und haben uns irgendwie gegenseitig ergänzt.

„Ich bin auch nervös, Bells. Ich werde dich vermissen.“

„Ich bin doch nicht aus der Welt.“ Zumindest jetzt noch nicht. Edward hatte mir gesagt, dass wenn ich zu einem Vampir werden würde, würde ich vermutlich die ersten paar Jahre nicht in der Nähe meiner Eltern oder von anderen Menschen aushalten. Ich glaube diese Zeit könnte sehr schwer sein, auch wenn ich gerne alleine bin. Aber durch Edward und die Cullens habe ich eigentlich gemerkt, wie schön es ist, wenn man nicht immer alleine ist.

„Wollen wir?“, hörte ich meinen Dad fragen.

Ich blickte noch mal an mir herunter, sah das Kleid und den Blumenstrauß und nickte. Ja, ich war bereit nun den ersten Tag in meinem neuen Leben anzufangen. Meinem neuem Leben an der Seite von Edward Cullen. Dies war der erste Tag in meinem Leben wo ich zu der Familie Cullen gehörte.

Die Musik fing an. Ich kannte das Lied. Edward hatte es selber komponiert. Er hatte es für mich komponiert und nun stockte mir doch wirklich der Atem.

„Alles okay?“

Ich spürte die Tränen aufkommen, aber ich versuchte sie wegzuschlucken und lächelte ihn an. „Ja, mir geht’s gut, Dad.“

Dann öffnete Alice die Tür und trat hinaus in den Garten, wo wir heiraten würden. Das Wetter war toll. Es war nicht sonnig, aber auch nur leicht bewölkt und es war warm. Ich hatte schon die Befürchtung, dass es mir in diesem Kleid zu kalt werden konnte.
 

„Die Heirat ist eine Zeremonie und drückt formell die eheliche Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau aus. Die Heirat ist der Übergriff für Hochzeit und Ehe. Und wir haben uns heute hier versammelt in kleinem Kreise um diese beiden jungen Menschen in den heiligen Bund der Ehe einzuführen.“

Ich blickte die ganze Zeit nur Edward an. Alles andere schien wie in einem dichten Nebel verschwommen. Es gab nur ihn und mich. Er lächelte mich an, streichelte meine Hand, die er in der seinen ruhen ließ. Sein Daumen streichelte liebevoll über meinen Handrücken. Er sah unglaublich toll aus in diesem Anzug.

Und als ich zu ihm an den Altar kam, ich hatte schon von weiten sein Lächeln gesehen, hatte er mir zugeflüstert, dass ihm das Kleid gefiel. Ja, das hatte ich doch gehofft. Ich wusste dass er sehr traditionsbewusst war, also hatte ich mich dann doch für ein weißes Hochzeitskleid entschieden. Aber es sollte nicht so viel Schnickschnack, wie Spitze oder so etwas besitzen. Hinter ihm stand Emmett. Er war sein Trauzeuge. Der Anzug machte die Schultern noch breiter. Es sah ziemlich toll aus. Vielleicht sollte Emmett mal Bodyguard werden, mit diesem breiten Kreuz war er dafür bestimmt wie geschaffen für.

„Und nun Edward, möchtest du dein Ehegelübde sagen?“ Der Pfarrer war wirklich toll. Er war niedlich, freundlich und ruhig.

Edward nickte und lächelte mich an. Er griff nach dem goldenen Ring, den Emmett ihm reichte.

Ich konnte bei diesen Augen schmelzen. Wie er mich ansah.

Mir fehlten echt die Worte. Und schon wieder spürte ich die Tränen, doch ich wollte heute nicht weinen.

Ich hörte jemand schluchzen und konnte nur ahnen, dass es sich dabei um meine Mutter handelte.

„Lange haben wir uns auf diesen Tag gefreut, der Welt zu zeigen, dass wir zusammen gehören!“ Er steckte mir nun den Ring an den Finger und blickte mich sofort wieder an. Seine Augen strahlten so viel innere Ruhe und Zufriedenheit aus. Er sah richtig glücklich aus. „Ich habe ewig auf die gewartet und dann kamst du in mein Leben, mein Engel.“ Nur die Cullens und ich wussten wohl, dass er mit `Ewig´ von einer längeren Zeit sprach, als meine Eltern sich denken konnten.

„Und so will ich auch in Zukunft stets daran arbeiten, dass wir so glücklich bleiben wie wir uns heut fühlen. Ich gelobe alles für unser gemeinsames Glück zu tun! Gutes festzuhalten, Schlechtes zu bekämpfen. Mein oberstes Ziel in meinem Leben mit Dir ist, dafür zu sorgen, dass es dir gut geht und du mit Freude jeden Tag begegnest. Ich liebe dich vom ganzen Herzen!“

Mir stockte der Atem. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Spruch vergaß. Mein Kopf schien wie leer. Da waren keine Worte mehr.

„Isabella möchtest nun du auch dein Elegelübde sagen?“

Ich schluckte, nickte aber. Das hier war doch mein Tag. Es war der Tag an dem ich für alle Welt sichtbar für immer mit Edward verbunden sein sollte. Unsere Hochzeit. Der Beginn unserer Ehe. Der Beginn der Zeit als Ehefrau und Ehemann. Wir würden die gleichen Ringe tragen, wollen wirklich für. Und dann fielen mir auch meine Worte wieder ein, die mein Gelübde waren. Ich griff nach Alice Hand, in der, der Ring für Edward ruhte und blickte ihn mit einem strahlenden Lächeln an.
 

„Das war wirklich ein toller Tag“, meinte Esme und räumte nun die Teller auf einander. Renée, ihr Mann und Charlie waren nun schon gegangen und wir wollten alles zusammen packen, damit wir Morgen nicht mehr alles zum aufräumen hatten.

„Bella, zieh dir das über“, es war Carlisle, der mir eine Jacke gebracht hatte. Es war doch nun wirklich etwas frisch geworden. Ich lächelte ihm dankend zu.

Alice ging an die Musikanlage und schaltete die Musik wieder an.

„Alice, komm und hilf uns doch“, meinte Rosalie genervt.

Doch Alice hatte gerade ganz andere Pläne. Sie ging zu Jasper und führte sie vor die Anlage, wo sie anfingen zu tanzen.

Ich lächelte. Die Beiden waren wirklich ein süßes Paar und ich gönnte ihnen nun die Zweisamkeit. Alice hatte sich heute genug um mich gekümmert und wollte alles für mich perfekt machen und das war es wirklich.

Ich spürte, wie sich zwei Arme von hinten um meine Taille legten und ich an einen Körper gedrückt wurde. „Na?“, hauchte er mir leise zu. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Es konnte ja schließlich nur Edward sein, der so sanft zu mir sprach.

„Der Tag war wunderschön“, gestand ich ihm.

„Du bist wunderschön“, flüsterte er mir zu. Ich spürte, dass er lächelte, dafür musste ich ihn nicht mal mehr ins Gesicht sehen.

„Das macht das Kleid. Es ist wirklich schön.“

„Wie du meinst. Aber ich finde dich auch ohne dieses Kleid wunderschön. Wie gesagt, ich hätte dich auch in Jeans geheiratet.“

„Ich weiß.“ Ja, das wusste ich wirklich. Dieser Kerl gab mir einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein und das sollte doch auch so sein. So sollte man sich doch fühlen. Ich blickte wieder zu Alice und zu Jasper. „Alice hat dafür gesorgt, dass sogar ich diesen Tag schön fand.“

„Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dass du diesen Tag schön findest, weil du mich heute geheiratet hast.“

Ich wollte mich gerade zu ihm umdrehen, als Alice plötzlich die Musik wieder ausschaltete.

Sofort blickte ich zu ihr. Sie hatte die Musik vermutlich mental ausgeschaltet, denn sie stand gerade kerzengerade und bewegte sich nicht.

„Jasper, was ist los?“, fragte Esme ihn besorgt.

„Wir haben ein Problem“, sagte Alice schnell und eilte nun zu uns. Was denn für ein Problem? Warum sah sie so entsetzt aus?

Sofort griff Edward nach meinem Arm und wollte mich ins Haus ziehen.

„Was…?“

„Bitte Bella, frag jetzt nicht“, sagte er mit aufgebrachter Stimme. Ich blickte ihn an und sah nur Furcht in seinen Augen. Was war denn los? Er wollte gerade die Glastür schließen, als ich glaubte, etwas zu hören. Etwas, was ich nicht wirklich einordnen konnte. Und dann spürte ich auch diese Kälte. Es schien plötzlich einfach ein paar Grade kälter zu sein als eben.

Dann tauchten plötzlich Gestalten auf. Dunkle, große Gestalten.

Mir stockte der Atem.

Allein durch ihr Erscheinen lief es mir eiskalt den Rücken runter.

Edward blickte mir in die Augen und hielt inne. Die Tür stand nun einen Spalt offen. Doch er schloss sie nun nicht mehr. Vermutlich wusste er selber, dass es nun zwecklos war. Er drehte sich um und stellte sich schützen vor mich. Ich schluckte nur und blickte die Personen an.

„Carlisle, schön dich wieder zu sehen“, sagte die Person mit den tiefschwarzen Haaren.

Er war nicht alleine. Neben ihm standen noch drei weitere Personen. Ich erschrak, als ich die Augenfarbe der Personen sah. Sie waren karmesinrot.

Edward hatte mir mal von seinen goldenen Augen erzählt, dass sie so gold wären, weil sie Vegetarier waren und dass sie normalerweise rot waren, leuchtend rot. So wie die, der Personen, die nun vor uns standen. Das hier waren Vampire.

„Aro, welch eine Überraschung, dich hierzu sehen“, meinte Carlisle und stelle sich vor seiner Familie. Er versuchte anscheinend freundlich zu klingen, doch ich hörte den Unterton heraus, der das Gegenteil bedeutete.

„Wir hatten eigentlich gehofft, dass wir zu der Hochzeit eingeladen werden.“

„Ja, Carlisle. Wir waren wirklich enttäuscht.“

„Es tut mir Leid, Caius. Aber wir wollten nur in kleinem Kreise feiern.“, meinte Carlisle. Er versuchte ruhig zu bleiben, doch ich sah ihm an, dass er starr war. Auch die anderen waren starr und rührten sich nicht. Edward stand vor mir, regelrecht beschützend.

„Nur die Familie also?“, meinte nun die Person wieder, die Carlisle mit Aro angesprochen hatte.

„Vielleicht möchte Jane sich mal eurem Neuankömmling widmen. So als Willkommensgeste in unserer Familie“, schlug Caius vor.

„Vergiss es“, spuckte Edward.

„Edward“, meinte Carlisle mahnend. Er blickte seinen Sohn nicht an, dennoch war seine Mahnung angekommen.

„Edward.“ Aro lachte auf. „Schön dich wieder zu sehen, wie geht’s dir denn?“, meinte Aro freundlich. „Möchtest du uns nicht deine frischgetraute Frau vorstellen? Wo du doch so lange alleine warst, wollen wir die Auserwählte nun doch mal kennen lernen.“

„Vergesst es!“, spuckte Edward wieder.

„Jane!“, meinte Caius wieder.

„Hört auf!“, schrie Carlisle.

Doch da sah ich nur noch wie Edward vor mir zusammensackte. Er zog sich zusammen und schrie auf. Es schien als hätte er Schmerzen. Doch ich sah niemand, der ihm wehtat.

„Hört auf“, bat Carlisle. „Bitte.“

Edward versuchte nun die Glastür wieder ganz zuzuschieben. Doch ich war schneller, schob sie auf und kniete neben ihm. Ich griff nach seiner Hand, doch er entzog sie mir. „Ed…“ Ich wollte ihm helfen. Sein Gesicht war vor Schmerzen verzogen. Er sah schrecklich aus. Er krümmte sich und hielt sich den Bauch.

„Das ist Sie also?“, fragte eine dunkle Stimme, die ich als Gaius identifiziert hatte.

Ich blickte auf und sah in die roten Augen, die sich über mich gebeugt hatten. „Ich bin Bella. Bella Cullen.“
 


 

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Das Hochzeitskleid:
 

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Die Volturi

John Wayne sagte einmal:

Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber sich trotzdem in den Sattel schwingt.
 

Edwards Sicht:

„Sie scheint ja sehr nett zu sein“, meinte Gaius und lächelte Bella schmunzelnd an. Er war so widerlich. Ich konnte ihn und seine Abscheulichkeit riechen, die er schließlich war. Ich musste nicht mal mein Kopf anstrengen. Momentan brachte das eh nichts.

„Ja, das ist sie“, meinte Carlisle. 'Edward bitte, halte durch.'

'Oh, Gott, das ist so schrecklich' , hörte ich auch Alice in ihrem Kopf sagen. Ich hörte nicht alle Gedanken. Die Schmerzen betäubten einfach meine Fähigkeit. Es war schwierig sich auf etwas anders zu konzentrieren, wenn diese Schmerzen in einem waren. Sie schienen mich zu zerreißen. Zu zerstören und doch wusste ich, dass es nur eine Illusion war. Aber was brachte mir dieses Wissen, wenn ich gerade drauf und dran war, zu sterben. Auch wenn es eigentlich schwachsinnig war. Waren wir Vampire nicht unsterblich und dennoch brachten wir uns selber dafür uns nichts lieber als den Tot an den Hals zu wünschen.

„Lasst ihn bitte los“, hörte ich Bellas sanfte Stimme. Sie verstand von all dem hier gar nichts. Ich hätte ihr schon früher von den Volturi erzählen müssen.

Wieder krümmte ich mich, als ich eine erneute Stromwelle durch meinen Körper spürte. Ich spürte, wie jede einzelne Zelle zuckte und vor Schmerzen zu explodieren schien.

„Bella… nicht“, versuchte ich zu ihr zu sagen. Aber ich hatte nicht mal die Kraft einen Satz zu Stande zu bringen.Sie verstand das alles doch gar nicht. Sie wusste nicht, wer da gerade vor ihr stand. Zu was diese Wesen fähig waren. Sie waren nicht wie wir. Sie waren anders. Dunkler. Kälter. Böser. Sie waren das, was man wirklich Vampire nannte. Wegen solchen Wesen wie ihnen, hatten die Menschen Angst vor Vampiren. Wegen Ihnen. Und die Angst war auch berechtigt. Natürlich. Angst ist nur ein natürlicher Schutzmechanismus und ich wünschte gerade, dass Bella dieses auch hatte. Aber sie hatte ihn ja schon vor langer Zeit abgelegt. Wegen mir.

Bella kniete neben mir und versuchte mich an sich zur drücken, doch immer wieder sorgte eine Schmerzenswelle dafür, dass ich mich zusammen presste und dann wieder alle Gliedmaßen von mich streckte. Als könnte irgendeine Stellung diese Illusion beseitigen oder besänftigten. Aber mit nichten.

„Du bist also Bella“, meinte nun Aro. Ich hörte seine Stimme sofort. „Edwards Geliebte?“ Seine Worte klangen abwertend, beschmutzend und ich hatte trotz der höllischen Schmerzen, das Verlangen, mich nach Bella zu richten, um ihr die Ohren zu zu halten.

Ich sah aus den Augenwinkel, wie Bella nickte.

'Mutig, Mutig', hörte ich Aros Gedanken, ganz deutlich und das auch nur, weil er verdammt nah an Bella und mich getreten war. „Darf ich mit dir unter vier Augen reden?“, fragte er freundlich.

„Nein!“, schrie ich auf und wollte Bella von ihn weg schieben.

Doch eine weitere Attacke von Jane hinderte mich daran. Diesmal war die Welle so stark, dass mir regelrecht die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Wenn ich atmen würde, wäre das wirklich tödlich geworden. Außerdem spürte ich Blutblättchen in meinem Körper platzen. So laut, als würde es direkt an meinem Ohr passieren.

„Aro, vielleicht wäre es besser, wenn Jane…“, hörte ich Carlisle reden. Doch er, wie ich wusste, dass sein Einwand nutzlos war.

„Ja, du hast wohl Recht, Carlisle. Aber du musst schon einsehen, dass es nicht sehr nett von deinem Sohn ist, wenn er mir verbieten möchte, seine Frau kennen zu lernen.“

Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte den Schmerz herunter zu schlucken.
 


 

Bellas Sicht:

Wer waren diese Personen? Doch ich wusste gar nicht, ob ich das wirklich wissen wollte.

Sie machten Edward Angst und sie machten auch den anderen Angst.

Von meiner Angst wollte ich gar nicht erst anfangen zu reden. Sie stieg ins unermessliche.

Ich blickte wieder zu Edward und schluckte einen Teil meiner Angst hinunter, dann blickte ich wieder Aro an. Ich konnte nicht zu lassen, das Edward weiterhin litt. Ich ertrug den Anblick einfach nicht. Ich wollte gar nicht wissen, wie stark die Schmerzen sein mussten, wenn er sich so krümmte. „Ich unterhalte mich gerne mit Ihnen…“

„Bella, nein!“, widersprach Edward sofort und umklammerte meine Hand. Ich hatte seinen Widerspruch erwartet. Natürlich. Er wollte mich nicht gehen lassen und ich verstand das sogar.

Ich verstand die Angst, die ich in seinen Augen erkannte, auch wenn sie von seinen Schmerzen getrübt waren. Aber ich hatte auch Angst um ihn und momentan war er derjenige der litt und ich hoffte, ich konnte es vielleicht verhindern. Gut, vielleicht war dieser Gedanke auch nur ein wenig zu naiv. Aber ich musste etwas tun.

„Bella, das solltest du nicht machen“, meinte Esme. Doch als ich sie ansah, sah ich die Sorge und die Angst um Edward in ihren Augen. Sie wusste, dass ich es tun würde. Für ihn. Sie würde doch das gleiche für Carlisle tun. Gut, noch wusste ich allerdings nicht, auf was ich mich hier eingelassen hatte.

„Aber nur, wenn sie aufhören Edward weh zu tun“, bat ich ihn und blickte ihn ernst an. Ja, ich wollte verhandeln. Auch wenn ich nun gerade mit dem Teufel persönlich verhandelte. Aber es ging hier um Edward. Der Rest war nur nebensächlich.

„Bella“, hörte ich Alice sagen. Sie stand bei Jasper und hielt sich an ihn geklammert. Auch in ihrem Blick sah ich wie unsicher sie war.

„Du lernst schnell, Mensch“, meinte Aro überrascht. Er blickte mich forschend an, vermutlich wollte er wissen, wie erst es mir mit meiner Forderung war. Aber ich würde keine weitere Minute tatenlos mit ansehen, wie Edward unter seinen Schmerzen litt.

„Gut“, Aro nickte Jane zu. „Hör auf.“

Sofort sah ich zu Edward und stellte erstaunt fest, dass sich die Schmerzen aufzulösen schienen, denn die Spannung verschwand aus seinem Körper. Erleichtert atmete ich auf.

„Aber nur, wenn sie aufhören Edward weh zu tun“, bat ich ihn und blickte ihn ernst an. Ja, ich wollte verhandeln. Auch wenn ich nun gerade mit dem Teufel persönlich verhandelte. Aber es ging hier um Edward. Der Rest war nur nebensächlich.

„Bella“, hörte ich Alice sagen. Sie stand bei Jasper und hielt sich an ihn geklammert. Auch in ihrem Blick sah ich wie unsicher sie war.

„Du lernst schnell, Mensch“, meinte Aro überrascht. Er blickte mich forschend an, vermutlich wollte er wissen, wie erst es mir mit meiner Forderung war. Aber ich würde keine weitere Minute tatenlos mit ansehen, wie Edward unter seinen Schmerzen litt.

„Gut“, Aro nickte Jane zu. „Hör auf.“

Sofort sah ich zu Edward und stellte erstaunt fest, dass sich die Schmerzen aufzulösen schienen, denn die Spannung verschwand aus seinem Körper. Erleichtert atmete ich auf.

Ich wusste nicht, ob er irgendwas machte oder ob etwas geschehen sollte.

Denn ich spürte nichts. Rein gar nichts. Vor was hatten denn alle so Angst, dass sie sich deswegen für mich opfern wollten. Ich sah darin nun wirklich keine Gefahr. Es passierte mir ja nichts.

„Interessant“, meinte Aro und öffnete die Augen wieder. Seine roten Augen schienen mich zu durchleuchten. Regelrecht schien er mich zu mustern, hielt meine Hand aber immer noch in der seinen.

„Was hast du gesehen?“, fragte Marcus, seine Partner.

Aros Gesicht blieb ernst, aber doch wandte er den Blick nicht von mir ab. Wie ein Greifvogel, der seine Beute beobachtete, kam ich mir als sein Opfer vor und schluckte schwer.

„Gar nichts.“

Ich hörte, Edward vor mir, erleichtert ausatmete. Das war doch ein positives Zeichen. Oder? Ich wollte jemand fragen, doch vermutlich war jetzt gerade nicht der richtige Moment für eine Fragestunde.

„Was heißt das?“, fragte Gaius.

„Ganz einfach. Ich sehe nichts.“ Aros Stimme war ruhiger als eben noch, aber dennoch hörte ich eine Überraschung heraus. Er war also überrascht, nichts zu sehen, als er mich berührt hatte.

„Ist Sie so stark?“, fragte Marcus. Die sprachen doch wohl kaum von mir.

„Edward kann ebenfalls Bellas Gedanken nicht lesen“, meinte nun Carlisle erklärend.

Daraufhin blickte Aro zu Edward, der sich inzwischen so weit aufgerichtet hatte, dass er saß und sich gegen meine Beine lehnte. Er wirkte immer noch geschwächt und sein Anblick ließ mich immer noch aufschreien, aber es schien, als würde er so langsam wieder zu Kräften kommen.

„Stimmt das?“

„Wenn Carlisle das sagt.“

„Edward!“, meinte Esme empört über seine Antwort. Aber ich hörte auch Angst und Fürsorge aus ihrem Ausruf heraus. Sie hatte Angst, Edward zu verlieren, so wie ich. Doch ich konnte nichts zu ihm sagen. Aro hielt meine Hand immer noch in der seinen und ich hatte einfach die Befürchtung, dass sein Angriff oder was auch immer es war, noch zu mir durchdringen konnte. Schließlich hatte Edward nicht umsonst ausgeatmet, als Aro meinte, dass er nichts gesehen hatte.

„Soll ich mich darum kümmern, Aro?“, fragte Jane.

Ich blickte sie wütend an. Sie sollte ihre Attacke schön für sich behalten. Ich glaubte ihr auch so, dass sie ein Miststück war. Weitere Beweise waren vollkommen überflüssig.
 

„Nein“, winkte Aro ab und schüttelte den Kopf. Er behielt mich und Edward aber im Blickwinkel. „Lässt du mich denn sehen?“, fragte er nun Edward. Seine Stimme klang nicht mehr ganz so aufgebracht.

Edward blickte auf und sah mich an. „Aber nur, wenn du Bella endlich loslässt.“

Aro nickte und ließ meine Hand wieder los. Sie war schon ganz kalt gewesen. Es war komisch, wenn Edward mich so berührte, war mir nicht so kalt, wie jetzt. Das lag vielleicht daran, dass Edward auch einfach ein netter Vampir ist und dieser Aro, mit seinem Marcus, Gaius und der Jane, eben kein netter Vampir ist.

Aro kniete sich nun vor Edward und legte ihm die Hand auf die Schulter.

Da Edward sich an mich gelehnt hatte, spürte ich nun, dass er sich wieder verspannte. Aber es war nicht so schlimm, wie eben.

Ein wenig vorsichtig bückte ich mich hinunter und zog ihn ein wenig enger an mich. Ich musste ihn nun einfach ein wenig spüren.

Ich beobachtete Aros Gesicht und wollte eine Regung erkennen. Seine Augen, waren wie eben bei mir, geschlossen. Er schien sich zu konzentrieren.

Dann zeichnete sich ein Schmunzeln auf Aros Lippen aus. „Verstehe“, sagte er, als er die Augen öffnete.

Fragend blickte ich zu Edward, den Aro nun wieder los gelassen hatte.

„Schon okay“, meinte Edward und beantwortete damit meine unausgesprochene Frage. Ich machte mir schreckliche Sorgen um ihn. Ich hatte schreckliche Angst. Aber weniger um mein Leben, als um das von Edward. Ich fuhr ihm durchs Haar, was mich ein wenig beruhigte und ihn anscheinend auch.

Aro stand auf und trat nun wieder zu Gaius und Marcus.

Esme und Alice kamen zu uns geeilt. Sorge und Angst lagen in ihren Blicken. „Ist bei euch alles okay?“, fragte Esme und strich mir über die Wange. Ich sah ihr an, dass sie mir noch so viel erzählen wollte, mir sagen und erklären wollte. Doch sie schluckte ihre Worte nur wie einen schweren Kloß herunter.

Ich nickte ihr zu.

Das hier müssten sie mir aber alle noch mal klären, falls wir es lebend überstehen.
 

Emmett war derjenige, der Edward wieder auf die Beine stellte.

Sofort legte dieser den Arm um mich und drückte mich an sich.

„Was sagen sie?“, fragte Emmett leise. Er stand neben Edward und hielt ihn an der Schulter, fast so als wollte er verhindern, das Edward auf die Leute zu rannte.

Da fiel mir wieder ein, dass Edward ja die Gedanken lesen konnte, von den Personen die in seiner Nähe waren. Also auch von diesen Vampiren.

„Sie verhandeln“, meinte er nur und küsste mich auf die Stirn. „Ich liebe dich“, hauchte er mir zu. Einerseits, war es schön, diese Worte zu hören. Aber andererseits klangen sie fast wie ein Abschied.

„Ich dich auch“, flüsterte ich ihm zu. Ich spürte, dass die Tränen in meinen Augen drückten. Ich wollte momentan am liebsten einfach zusammenbrechen und anfangen zu weinen, aus Angst.

Aber ich konnte noch nicht. Ich musste erst wissen, was sie hier wollten. Was sie von Edward und mir wollten.

„Und?“, fragte Emmett wieder.

„Sie sind sich noch nicht einig.“

„Worüber?“, fragte ich ihn nur. Und ich fragte mich mal wieder selber, ob ich wirklich wissen wollte, worüber sie verhandelten. Vermutlich wollten sie mich umbringen oder so.

„Nein!“, meinte Edward nun knurrend.

Carlisle blickte ihn an und nickte. Er stellte sich wieder vor uns, vor seiner Familie. Er war schließlich, das Familienoberhaupt.

Aro und seine Freunde drehten sich wieder um. „Wir sind zu einem Entschluss gekommen.“

„Und ich sage Nein!“

„Edward, mein Lieber. Lass mich doch erst mal ausreden“, meinte Gaius.

„Ich weiß, was ihr wollt.“

„Edward, lass ihn ausreden“, meinte Carlisle.

„Genau“, meinte Gaius.

„Danke sehr“, meinte Aro und trat nun zu uns.

Edward seufzte. Sein Griff, der mich an ihn drückte, verstärkte sich. Ich konnte es ganz deutlich spüren.

Es ging also wirklich um mich. Ich durfte nicht hier sein.

Waren sie so was wie die Richter der Vampir-Familien?

„Wir können nicht zulassen, dass ein Mensch mit euch hier wohnt“, erklärte Aro nun sachlich. Warum brachte er die Sache denn nicht einfach auf den Punkt, in dem er sagt, dass sie mich alle umbringen wollten?

„Verstehe“, meinte Carlisle mit ruhiger und diplomatischer Stimme.

Sie wollen mich also wirklich töten?

„Jane!“, meinte Marcus nun.
 

Ich hörte Edward nur noch aufschreien.

Es war so unerträglich, dass ich nicht wusste, wie mir geschah.

Und alles um mich reagierte so schnell, dass ich gar nicht genau wusste, wo ich hinsehen sollte. Sie stellten sich alle vor mich, wie eine Wand, als wollten sie mich vor irgendwas beschützen.

Edward drückte mich an sich und wollte mich vor aller Welt beschützen.

Nun sollte es also geschehen? Ich sollte sterben. Wie auch immer.

Ich dachte an Edward. An die schöne Zeit, die wir mit einander hatten.

Und wenigstens waren wir nun verheiratet. Ich war eine Cullen. Ich war die Frau von Edward Cullen.

Ich wartete auf den Schmerz.
 

Langsam öffnete ich nach einer Weile meine Augen, als nichts kam. Keine Schmerzenswelle.

Ich befand mich in Edwards Armen wieder.

Sein Knurren, war ganz nah an meinem Ohr und ich hörte es laut und deutlich.

Edwards Körper bebte vor Wut.

Ich versuchte ihn berühren, ihm über die Wange zu streicheln, doch er zuckte nur zusammen.

Doch dann blickte er mich überrascht an. „Bella?“

„Warum erdrückst du mich denn fast?“, fragte ich ihn sanft.

„Bei dir ist alles in Ordnung?“, fragte Carlisle mich.

Ich nickte nur, sah aber weiterhin in Edwards Augen.

Sie waren pechschwarz gewesen, als er mich so an sich geklammert hatte. Ich bekam richtig Angst vor seinem Blick. Doch nun wurden sie langsam wieder golden.
 

„Was hat das zu bedeuten, Jane?“ Es war Aro, der die Frage stellte.

„Ich weiß nicht. Es geht nicht. Ich…“ Sie wusste anscheinend selber nicht was los war.

Edward blickte mich immer noch fragend an, fasste aber nun mein Gesicht in seine Hände und küsste mich stürmisch. „Dir geht’s gut?“, fragte er mich zwischen seinen Küssen.

Ich nickte. „Ja, du bist doch bei mir“, sagte ich ihm zwischen den Küssen. „Ich verstehe das hier nicht.“

Ich hörte ihn auf seufzen. Er drückte mich wieder an sich.

„Wie es scheint, kann auch Jane ihre Kraft nicht gegen Bella ausüben“, meinte Marcus interessiert.

„Das sollte nur ein Test sein?“, fragte Carlisle überrascht.

„Ja, sie wollten Bella nur testen.“ Edwards Stimme klang wütend und doch sah ich ihm an, dass er glücklich war.

Glücklich, dass anscheinend der Test nicht funktioniert hatte. Glücklich, dass ich den Test vielleicht bestanden hatte. Oder warum auch immer Er war glücklich und ich war es deswegen nicht minder.

„Das ist doch nicht dein Ernst, Aro.“ Carlisle klang nun richtig aufgebracht. Er hatte die ganze Zeit versucht ruhig zu bleiben. Aber nun konnte wohl auch er nicht mehr an sich halten.

„Entschuldige Carlisle. Aber es musste sein“, warf dieser ein.

„Das sehe ich anders.“

„Das Mädchen ist also immun gegen die Kräfte von uns?“, fragte Gaius.

„Es scheint so, mein Freund“, meinte nun Marcus.

Die Blicke der drei Männer, waren auf mich gerichtet. Sie beobachteten mich. Ich versuchte wo anders hinzusehen und sie nicht zu beachten, doch ihre Blicke waren bohrend.

„Vielleicht hat sie irgendeinen Schutz“, meinte Jane.

„Den einzigen Schutz, den sie hat, ist Edward“, meinte Aro dazu und musterte nun Edward genau.

„Ihr hattet euren Test. Lasst sie nun in Ruhe“, meinte Carlisle.

Doch Aro sah ihn nicht mal an und wandte den Blick zu Alice und Jasper, die neben Rosalie und Esme standen. „Wie ist es mit euren Fähigkeiten? Könnt ihr sie bei Bella anwenden?“

Alice blickte fragend zu Edward und Carlisle. Edward nickte ihr zu. „Ich kann auch ihre Zukunft sehen. Aber manchmal nur verschwommen.“

„Und du Jasper?“

„Ihre Stimmung lässt sich von mir beeinflussen. Aber ebenfalls nicht immer“, antwortete er wahrheitsgemäß.

„Verstehe.“ Aro blickte wieder zu mir.

Edward und ich, waren inzwischen aufgestanden, doch stand Edward immer noch schützend vor mir. Und ich verstand seine Sorge nun auch. Sie wollten mir Böses. Eindeutig. Aber anscheinend war ich genauso immun gegen Sie, wie gegen Edwards Gedankenlesen. Das war doch etwas Gutes, oder?

Ich hoffte es zumindest.

„Nein, ganz bestimmt nicht.“ Anscheinend war das eine Antwort auf die Gedanken von Aro oder sonst wem. „Das werde ich sicherlich nicht zulassen.“

„Edward, bitte“, versuchte Carlisle es weiterhin.

„Carlisle, wir würden Bella gerne mit zu uns nehmen.“

„Nein, habe ich gesagt!“, schrie Edward.

Was sollte denn bitte schön mitnehmen bedeuten?

Wohin mitnehmen?

Ich will doch gar nicht von Edward weg. Nein.

„Nein, das geht nicht“, meinte Carlisle nun und trat einen Schritt auf die Drei zu. „Bella gehört zu uns.“

„Sie ist ein Mensch.“

„Und bei uns bestimmt sicherer, als bei euch“, meinte Edward provozierend.

Ich legte ihm meine Hand auf die Brust und versuchte ihn somit ein wenig zu beruhigen. Aber er ließ sich nicht wirklich von mir beruhigen. Nicht so lange, diese Personen da waren. Das wusste ich und spürte ich.

„Sie wird nicht mit euch kommen. Bella gehört nun zu meiner Familie.“

„Sie ist nun eine von uns Cullen“, meinte Emmett.

„Das ist ja echt reizend, Carlisle. Aber sie ist ein Mensch. Und du kennst die Regeln.“

„Sie wird nicht lange ein Mensch bleiben“, warf Alice ein.

„Interessant.“ Aro blickte zu Edward und dann wieder zu Carlisle. „Ihr wollt sie also zu einer von uns machen.“

„Ja“, antwortete Carlisle und ich sah, dass ihm diese Antwort nicht leicht viel.
 

Edwards Sicht:

„Irgendwann“, meinte ich schnell. Das würde ich ganz bestimmt nicht zu lassen. Niemals.

„Gut“, meinte Aro und nickte Gaius und Marcus zu. „Wenn es so weit ist, werden wir wieder kommen. Wir wollen die liebe Bella natürlich in unserer Welt willkommen heißen.“

„Darauf können wir verzichten“, meinte ich und ignorierte das Grinsen von Aro.

„Edward, bitte.“ Carlisle blickte mich an. 'Ich denke du kannst nun gehen. Sie werden Bella und dich erst mal in Ruhe lassen. Bring Bella nach oben. Sie sollte sich erholen'

Ich nickte ihm zu. Ja, das sollte sie allerdings. Sie sollte diese Szene am besten sofort wieder aus ihrem Gedächtnis streichen.

Ich griff nun nach der Hand meiner Frau und zog sie mit mir Haus. Mental schloss ich die Glastür wieder hinter uns.

Ich spürte, wie Bella was sagen wollte. Vermutlich wollte sie sagen, dass sie die anderen nicht einfach so zurücklassen wollte. Aber es war mir egal. Ich wollte davon nun erst mal nichts hören. Ich musste Bella hier raus bringen und die anderen wussten das.

Das hier sollte unser schönster Tag werden. Es war der Tag unserer Hochzeit und wenn Bella sich an diesen Tag zurück erinnern sollte, sollte sie gefälligst nicht an die Volturi denken. Sondern, an die Hochzeitszeremonie. Doch das nun gewaltig in die Hose gegangen. Danke, Aro, für deinen tollen Test. Du hast uns den schönsten Tag in unserem Leben versaut.
 

Als wir in meinem Zimmer waren, setzte ich Bella aufs Bett und ließ ihre Hand los.

Dann ging ich in im Zimmer auf und ab. Es musste doch noch einen Weg finden, wie wir die Volturi von Bella abbringen könnten. Sie würden ihr von nun an immer auf den Fersen sein. Vielleicht werden sie jemanden auf Bella dran setzen, der sie verfolgen wird.

Ich musste Bella irgendwas sagen, aber ich fand nicht die richtigen Worte. Was sollte ich ihr denn sagen? Wie sollte ihr den schönsten Tag zurückgeben?

Bella schwieg ebenso.

„Es tut mir Leid“, fing ich plötzlich an. Das war das erste Sinnvollste was mir einfiel.

Überrascht sah sie mich an. Oh Gott, in was habe ich sie da nur hineingebracht? Ich bin Schuld, dass sie das hier alles erleben und durchmachen musste.

„Warum?“

„Oh, Bella“, ich kniete vor ihr und legte ihr meinen Kopf auf den Schoss. Ich musste sie spüren und berühren.

Ich spürte ihre warmen und sanfte Hände, wie sie durch mein Haar strichen. „Edward, mir geht’s gut. Du bist bei mir.“

Ich seufzte und atmete ihren Duft ein. „Ich hätte dafür sorgen müssen, dass du da nie mit hineingezogen wirst.“ Sie trug noch immer ihr Hochzeitskleid. Es hatte nun Grasflecken, von dem Moment, als sie neben mir gekniet hatte. „Ich hätte es verhindern müssen.“

„Was meinst?“, fragte sie aufgebracht.

„Ich hätte, nie zulassen dürfen, dass du in meine Welt gezogen wirst.“

„Edward!“, schrie sie sauer auf.

Ich richtete mich auf und sah sie überrascht an. Sie war sauer und dann sah ich die Tränen. Sie weinte. Ich konnte es nicht mit ansehen, dass sie weinte. Nie.

„Bella…“

„Sag so was nicht“, bat sie mich zwischen meinem Schluchzen.

„Was?“

„Ich liebe dich doch.“ Ihre Stimme war ganz leise und doch hörte ich ihre Worte sehr gut.

„Ich dich auch, Bella. Ich dich auch.“ Natürlich. Daran sollte sie auch nie zweifeln. Sie war alles für mich. Sie war mein Leben und ich wusste einfach nur, dass ich dieses Leben beschützen musste, mit allem, was ich hatte.

Ich setzte sich neben sie aufs Bett und griff nach ihrer Hand.

Doch sie entriss mir ihre Hand und stand auf. Sie war vollkommen aufgebracht. „Du kannst doch nicht sagen… nicht jetzt… wo wir doch…“ Sie brachte keinen ordentlichen Satz mehr zusammen. So sehr zitterte sie und bebte innerlich.

Sie musste doch vollkommen fertig sein. Vollkommen mit den Nerven am Ende.

Dann sackte sie in sich zusammen. Ich hörte ihr Herz rasen. Ich spürte sofort, wenn es nicht mehr im gleichen Takt schlug. Der Rhythmus ihres Herzens war schließlich die schönste Melodie für mich.

Ich registrierte, dass Bella hyperventilierte.

Sofort saß ich neben ihr. Ich legte ihr den Kopf zwischen die Knie. „Ganz ruhig atmen, Bella.“

Sie versuchte es und langsam, ganz langsam beruhigte sie sich wieder und das Beben verschwand aus ihrem Körper. Meine Hand streichelte ihr behutsam über den Rücken. Ich wollte ihr zeigen, dass ich da war. Nur für sie. Und dass ich immer für sie da sein werde. Egal was komme.

„Ich bin gerne bei dir“, versuchte sie mir zu erklären.

„Ich weiß Bella. Aber wenn du nicht mir zusammen wärst, dann wärst du niemals…“

„Es ist mir egal!“, widersprach sie mir und blickte mich ernst an. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ihre Wangen waren rot und ihre Augen geschwollen. Aber dennoch war sie die schönste Frau für mich. „Ich will nur mit dir zusammen sein.“

Ich nickte. Natürlich wusste ich das. Aber ich brachte sie in Gefahr. Meine Rasse brachte sie in Gefahr. Sie war so zart, so hilflos. Sie war nun mal nicht unsterblich. Sie war nur Bella. Meine Bella.

„Ich lass dich nicht mehr alleine. Weißt du nicht mehr, bis in alle Ewigkeit.“
 

Ich musste lächeln. Eigentlich wusste ich doch, dass ich keine Chance hatte. Sie würde mir immer widersprechen. So wie sie es auch bisher tat und sie würde mir zeigen, was es bedeutete, jeden Tag zu genießen. Sie würde bei mir sein. Immer.

Ich zog sie zu mir und küsste irhe Tränen weg. Sie sollte nicht mehr weinen. „Ja, du hast Recht, Bella.“ Ich strich ihr über die Haare und lächelte, bevor ich sie wieder küsste, dieses Mal ihre sanften und warmen Lippen. „Bis in alle Ewigkeit.“
 


 

Vielen Dank für:

Kommentare: 270

Favos: 145
 

VIELEN DANK!!!

IHR SEID ECHT DIE BESTEN!!!
 

Hier ein paar neue Storys von mir:
 

Eine weitere Bis(s)-Story:

Vom Schnee berührt:

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/68512/241438/
 

Eine Prosa-Story:

Tiefrote Küsse:

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/68512/240585/
 

Würde mich freuen, wenn ihr sie lesen würdet und mir wieder ein paar REVIEWS hinterlasst. Das bedeutet dem Schreiberherz so viel^^
 


 

LIEBE GRÜßE
 

EURE DANS-GIRL



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Von:  jennalynn
2011-07-20T11:49:33+00:00 20.07.2011 13:49
Also erst einmal Großes LOb, deine Geschichte war wirklich spitze. Und ich bin echt traurig, dass sie schon zuende ist. Und ich hoffe, dass du noch weitere schreiben wirst.

LG Alexandra
Von:  jennalynn
2011-07-20T11:24:48+00:00 20.07.2011 13:24
Was wollen die den. Die sollen in Italien bleiben und ihr krankes Machtspiel weiter spielen *grins* Ech spannend bin gespannd wie es weiter geht
Von:  jennalynn
2011-07-20T11:12:39+00:00 20.07.2011 13:12
Ewigkeit, wie sich das anhört *grins* Einfach wundervoll, ich fin es übrigens sehr schade, dass dein FF bald zuende ist *heul*
Von:  jennalynn
2011-07-20T10:50:38+00:00 20.07.2011 12:50
Großes Lob LG
Von:  jennalynn
2011-07-20T10:38:23+00:00 20.07.2011 12:38
OH OH ich glaube unsere kleiner Eddie ist ein wenig sauer. Na das kann ja noch was werden, der soll sich mal nicht so haben. LG
Von:  jennalynn
2011-07-20T10:18:55+00:00 20.07.2011 12:18
OH SUPER HACH ich kann nur schwärmen, dein FF ist wirklich klasse. LG
Von:  jennalynn
2011-07-20T10:04:49+00:00 20.07.2011 12:04
WOW wundervoll. Jetzt werden nach und nach alle Geheimnisse aufgedeckt ha find ich gut. LG
Von:  jennalynn
2011-07-20T09:47:14+00:00 20.07.2011 11:47
Wirklich toll, aber irgendwie weiß Bella noch nicht alles, wann wird er ihr denn nun alles sagen. Ich meine das mit dem Tierblut und der unmenschlichen Kraft oder sein richtiges Alter halt sowas alles. LG
Von:  jennalynn
2011-07-20T09:07:41+00:00 20.07.2011 11:07
OH OH ob Jake nun zum Wolf mutiert ist *grins*
Von:  jennalynn
2011-07-20T08:54:08+00:00 20.07.2011 10:54
Tolles Kapitel, bin mal gespannt was auf dem Jahrmarkt alles passiert. Hoffentlich so ein Vampirding


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