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Das Geheimnis Luzifers

und seines menschlichen Engels
von

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Luzifer

Luzifer oder auch Lucifer, war ursprünglich der lateinische Name des Morgensterns (Venus). Direkt übersetzt hieß es soviel wie „Lichtträger“, was seiner einzigen Bedeutung sehr nahe kommt, doch seine Bedeutung änderte sich im Laufe der Jahre. Nun verbinden wir mit diesem Wort den Teufel.
 

Jeder kennt ihn, Luzifer, den Teufel. Was einige nicht wissen ist, das er ursprünglich ein Engel Gottes war. Es handelt sich bei ihm lediglich um einen gefallenen Erzengel, der sich gegen Gott auflehnte und deswegen von ihm verstoßen wurde.
 

Luzifer selbst ist nicht etwa, wie einige glauben, der Fürst der Hölle, sondern lediglich ein autonomer Geist, der sich um das Prinzip der Verführung kümmert. Er ist auch keine gräuliche Erscheinung, wie er oft auf Bilder dargestellt wird. Ganz im Gegenteil, ist er sogar eine vor Schönheit strahlende Gestalt. Sein einziger Makel ist seine Lieblosigkeit. Er ist nicht fähig Liebe zu empfinden, deswegen kennt er auch keine Gnade und kein Erbarmen. Er verabscheut die, die zu Fall gekommen sind. Vielleicht kommt daher seine Verbindung zur Hölle.
 

Der Luzifer Effekt, beschreibt die Wandlung völlig normaler Menschen, unter den entsprechenden Rahmenbedingungen, zu grausamen und skrupellosen Wesen. Viele Menschen nehmen an, das die schlimmsten Gewalttaten von geistig krankhaften Personen ausgeführt werden. Sie glauben diese Verbrecher hatten eine schwere Kindheit, die sie für die Zukunft bereits negativ geprägt hat und sich auch in ihrem alltäglichen Leben irgendwie bemerkbar machen müsste. Doch dem ist nicht so! Die schlimmsten Gräueltaten werden von sozial völlig korrekten Menschen verübt, bei denen man so etwas nie vermutet hätte.
 

Insofern kann jeder von uns nur allzu leicht böse werden, auch wenn wir selber es vielleicht gar nicht merken. Wir denken einfach das Richtige zu tun und machen genau das Falsche. Macht verführt uns nur allzu oft, diese auszunutzen. Infolgedessen sind manche Menschen viel Gewaltbereiter, einfach weil sie es können. Wenn jemand keine Angst vor Strafe haben muss, weil ihm selber große Macht zu eigen ist, nutzt er diese natürlich wie es ihm beliebt. Der Mensch neigt dazu, auch wenn er unglaubwürdig klingen mag, bei Langeweile Personen oder Lebewesen zu quälen. Vermutlich aus dem Effekt heraus, das die menschliche Rasse, schon seit Jahrhunderten keine natürlichen Feinde mehr hat. Was gleichbedeutet damit ist, das der Mensch die höhste Machtstellung auf der Welt inne hat.
 

Wobei wir wieder beim Verführerischen wären, das wie davor erwähnt, in den Aufgabenbereich Luzifers fällt. Luzifer kann insofern als Sinnbild für alle nach Machtstrebenden angesehen werden. Im Ergebnis also für fast alle Menschen. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, insgeheim streben wir doch alle nach Macht.
 

Wir starten unsere kleine Reise in die Welt des Unglaubwürdigen in einer Zeit, da Hexenverbrennungen noch an der Tagesordnung standen. Um etwas konkreter zu werden um 1633.
 

Alles beginnt mit einer mysteriösen Fähigkeit...........

Der Abschied

Erst bemerkte Laurence überhaupt nicht, was geschehen war, denn in diesem Moment als er die Fähigkeit erhielt, war er alleine in seinem Zimmer und spielte nur für sich. Dann klopfte es an der Tür, weswegen er sein Spiel unterbrach. „Herein“, rief er und noch während er sprach wurde die Tür aufgerissen. Sein bester Freund André sprang hinein, er war etwas ungestüm des Öfteren, so auch heute, doch als er bemerkte das er Laurence beim spielen unterbrochen hatte, wurde er sichtlich ruhiger. „Verzeih, ich unterbrach dich, spiel ruhig zu Ende“, murmelte er und setzte sich aufs Bett.

Obwohl Laurence gerade mal 17 Winter zählte, konnte er schon wunderschön spielen, er hatte Talent, keine Frage, aber er übte auch so oft wie möglich. André lauschte gerne, wenn Laurence spielte, deswegen auch an diesem Tag.

Laurence grinste und schüttelte kurz den Kopf über die Ungestümheit seines Freundes, aber er war es von ihm nicht anders gewohnt, dann setzte er noch mal zum spielen an. Eigentlich konnte er dieses Stück schon recht gut, doch wenn es um Musik ging, war er ein Perfektionist. Beim spielen schloss er die Augen, um sich auf die Musik konzentrieren zu können, deswegen bemerkte er auch nicht, das seine unfreiwillige neue Fähigkeit, das erste Mal in Aktion trat.

Als er die Augen wieder öffnete wunderte er sich, weil André ganz still auf dem Bett lag und sich keinen Zentimeter rührte, wie er es sonst tat. Sein Gesicht konnte er nicht sehen, weil einer der riesigen Bettpfeiler genau davor war. „Hey André, ist alles in Ordnung?“, fragte er. Als er keine Antwort bekam und André sich immer noch nicht regte, trat er näher ans Bett heran und war mehr als entsetzt.

Andrés Augen und Mund waren stark aufgerissen, wie zu einem stummen Todesschrei und aus seiner Nasen, seinen Augen, seinem Mund und seinen Ohren war eine ganze Menge Blut gelaufen. Dieses hatte sich inzwischen auf Andrés Kleidung und Laurence Bett verteilt. Es war ganz offensichtlich das er tot war. Laurence schaute sich erschrocken nach Demjenigen um, der seinen Freund getötet hatte, sah jedoch niemanden.
 

Das konnte doch nicht sein, oder? Vielleicht handelte es sich ja um Magie? Sicherlich handelte es sich um Magie, wie tötete man sonst einen völlig gesunden Menschen ohne ihm irgendwelche Verletzungen zuzufügen? Vorsichtshalber versuchte Laurence den Puls von André zu spüren, doch da war nix. Er war endgültig und unwiderruflich tot. Laurence bemerkte wie seine Augen langsam feucht wurden und er sank zu Boden. André war wirklich ein sehr guter Freund von ihm gewesen und es fiel ihm nicht leicht, seinen Tod zu verkraften. Er legte seine Stirn auf die angewinkelten Beine und gab sich für ein gute halbe Stunde, der Trauer hin. In dieser Zeit, passierten die gemeinsamen Zeiten mit ihm nochmals Revue. Danach atmete er tief ein und stand auf. Ihm war klar, wie das Aussehen würde, wenn ein Anderer das sah, man würde ihn sofort beschuldigen André getötet zu haben. Einen anderen Schluss konnte es in solch einer merkwürdigen Situation gar nicht geben. Laurence wusste das auf Mord, der Tod als Strafe stand. Er hatte seinen Freund zwar nicht umgebracht, aber das interessierte die Richter kein Stück, hauptsache sie hatten einen Sündenbock, dem sie eine Strafe aufladen konnten. Er musste die Leiche und seine vollgeblutete Decke irgendwie unbemerkt beseitigen, was im Anbetracht das sein Zimmer im zweiten Stock lag, nicht unbedingt einfach war. Was er jetzt brauchte waren zwei große Säcke, Alkohol und Streichhölzer. Er verließ das Zimmer und schloss hinter sich ab, was er normalerweise fast nie tat, doch jetzt war es mehr als angebracht.

Im Haus war es sehr ruhig, scheinbar waren seine Eltern gerade außer Haus, schon mal eine Sache, um die er sich keine Gedanken machen musste. Er lief fast etwas zu eilig durch die Räume, um in die Küche zu gelangen. Er wusste das er dort Streichhölzer und Alkohol finden würde, außerdem konnte man das bekommen ohne das jemand gleich den Verdacht hegte, er wolle irgendwen anzünden. Er überlegte, ob er währendessen einen der Diener zwei große Säcke holen lassen sollte, verwarf diese Idee jedoch, weil das nur unnötige Fragerei nach sich ziehen würde.

Als er alles hatte was er brauchte kehrte er in sein Zimmer zurück und schloss es von innen wieder ab. Dann zog er sich Handschuhe an und versuchte seinen Freund und die Bettdecke irgendwie in die zwei Säcke zu bugsieren. Man sollte vielleicht dazu sagen, das André nicht gerade ein Leichtgewicht war und es somit eine Weile dauerte und er sich seine Klamotten ziemlich einsaute. Nach einer Weile hatte er aber auch das geschafft. Er war verschwitzt und blutverschmiert, weswegen er gleich die Kleider wechselte und sie oben mit in einen der Säcke stopfte. Dann machte er sich etwas frisch um die Anstrengung zu verbergen und band sein Haar nochmals ordentlich zusammen.

Er schmiss die beiden Säcke durchs Fenster nach draußen und eilte nach unten, er wäre so gut wie erledigt, würde ein neugieriger Diener in dieser Zeit einen Blick hinein werfen. Doch zum Glück kam er unten an ohne, das auch nur jemand vorbeigekommen war. Scheinbar hatte er doch noch etwas Glück heute. Er lud die zwei Säcke und zwei kleine Fässer Rum auf ein Pferd und ritt in eine entlegende einsame Gegend.

Als er auf einer Wiese war und sich sicher war, das weit und breit kein anderer Mensch zu entdecken war, stieg er ab und befreite das Pferd von seiner schweren Last. Etwas weiter weg legte er die Säcke übereinander und kippte die kompletten zwei Fässer Rum darüber. Dann kramte er die Streichhölzer aus seiner Manteltasche und zündete eins an und schmiss es auf den leicht entflammbaren Rum. Sofort gingen die zwei Säcke lichterloh in Flammen auf und mit ihnen auch sein toter Freund. „Ruhe in Frieden, mein Freund“, murmelte er und schaute zu wie die Flammen langsam, aber sicher, alles verzerrten, was sie bekommen konnten. Während er so in das Flammenspiel vertieft war, erschien es ihm als würde er Andrés Gesicht ein letztes Mal in den Flammen sehn.

Die Erkenntnis

Laurence war so lange geblieben, bis das Feuer schon stark herunter gebrannt war. Doch dann musste er gehen, da es anfing zu regnen. Es war als würde auch der Himmel, das Ableben von André betrauern. Das er vom Regen völlig durchnässt, zu Hause ankam störte ihn recht wenig, im Gegensatz zu dem Geschehnis davor. Nachdem er sich von den nassen Sachen befreit hatte, schmiss er sich aufs Bett und schloss die Augen.

Plötzlich völlig unpassend, zur Situation, kam ihm eine Melodie in den Kopf. Er schlug die Augen auf und machte sich sogleich daran, sie in Noten zu verfassen. Es war wie eine göttliche Eingebung und ließ ihn einfach nicht mehr los. Vielleicht war es eine gute Ablenkung von der Trauer und dem Schrecken.

Letztendlich schien das Laurences Weg zu sein, mit der Trauer umzugehen. Er gab diesem Stück, den Namen „Deathly Composition“, anlässlich seinem Entstehungsgrund. Als er es dann auf der Geige ausprobierte, stellte er fest das es zwar sehr traurig war, jedoch auch auf eine undefinierbare Art wunderschön.
 

Ein paar Tage später war Laurence, von Cecilias Verlobtem, aufgefordert worden, sein, von ihr hochgepriesenes, musikalisches Können unter Beweis zu stellen. Cecilia war zwar bereits verlobt, jedoch waren Laurences und Cecilias Gefühle füreinander vorher schon sehr stark gewesen. Sie liebten sich schon eine Ewigkeit. Es war nur gut, das Cecilias Verlobter nicht von ihrer Liebe wusste, ansonsten hätten beide ziemlich schnell in Schwierigkeiten gesteckt. Was Laurence besonders aufregte war, das er zwar viel Geld hatte, aber charakterlich ein wahres Ekel war, auch ihr gegenüber. Er hatte bereits einen nahezu unbändigen Hass auf ihn entwickelt. Er hatte so ein holdes Wesen, wie Cecilia es war, einfach nicht verdient. Eigentlich wollte er seine Musik nicht an so jemanden verschwenden, aber Cecilia hatte ihn darum gebeten, deswegen hatte er nichts anderes als zusagen können.

Deswegen machte er sich am frühen Nachmittag dieses Tages, auf zu dem Anwesen, von Cecilias Verlobten Graf Michael von Burgund.
 

Dort angekommen wurde er fein säuberlich und förmlich begrüßt, so wie es üblich war. Dann musste er einen Moment warten, bevor er in einen der Wohnräume geführt wurde. Dort saß der Hausherr mit ein paar anderen Männern und Frauen. Einige blickten auf als er eintrat, andere waren zu vertieft in ihre Gespräche um ihn wirklich zu realisieren. Er stellte sich ganz selbstverständlich vor die versammelte Gruppe und wartete, wie es der Anstand verlangte, darauf das er vom Hausherren aufgefordert wurde zu spielen. Dieser ließ ihn jedoch noch etwas weiter warten. In dieser Zeit blickte er durch den Raum, auf der Suche nach Cecilia, doch sie schien bedauerlicherweise nicht anwesend. Einen Augenblick später verstand er auch wieso, denn der Graf war gerade mit der, etwas freizügigen, Lady neben sich zu Gange. Was er da sah machte ihn noch hasserfüllter und es viel ihm sichtlich schwer, die Maske der gleichgültigen Höflichkeit aufrecht zu erhalten, deswegen befand er es für besser den Blick abzuwenden. Zwei Minuten später richtete sich die Aufmerksamkeit des Hausherren, dann endlich auf ihn. „Fang an zu spielen“, meinte er knapp in einem leicht befehlenden Ton und musterte Laurence kurz. „Haben ihre Erhabenheit einen besonderen Wunsch?“, fragte er betont höflich. „Kein trauriges oder langweiliges Lied“, meinte er noch kurz bevor er sich wieder der Lady an seiner Seite widmete. Das konnte er nur zu gerne haben. Laurence packte vorsichtig seine geliebte Geige aus und setzte zu einem reichlich hitzigen Lied an. Musik war ein guter Kanal für Gefühle, so auch für Wut.

Laurence hatte solche Wut für diesen Mann in sich, das er sich beim spielen vorstellte wie er lebendig verbrannte, wie hätte er auch ahnen sollen, was das für eine Wirkung hatte. Er hatte noch keine fünf Minuten gespielt, als er plötzlich Entsetzensschreie hörte, er öffnete die Augen, die er wie so oft, wenn er spielte geschlossen hatte und sah das der Hausherr tatsächlich angefangen hatte zu brennen. Lichterloh und schreiend rannte er durch den Raum, wälzte sich auf dem Boden, doch das Feuer erlosch nicht. Nach und nach sprang das Feuer von ihm auf Vorhänge und Möbel über. Alle liefen schreiend und panisch durch die Gegend und versuchten dabei dem Brennenden aus dem Weg zu gehen, um nicht selber Feuer zu fangen. Doch bald fiel der Graf einfach um, zu verbrannt um sich noch bewegen zu können. Dicke graue Rauchschwaden machten die Sicht beschwerlich. Laurence und der Rest der Versammlung schaffte es jedoch irgendwann nach draußen und alle liefen immer noch in Panik aus dem Haus herraus, um sich vor den alles verschlingenden Flammen zu retten. Laurence hatte sich das gedanklich zwar vorgestellt, aber das er dann wirklich zu brennen anfing, war erschreckend, doch er hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, da er sich Sorgen darum machte, ob Cecilia vielleicht irgendwo im Haus war. Mann konnte sehen das die Flammen ziemlich schnell auf das gesamte Haus übergreifen würden. Er sprach hektisch mit ein paar Diener, die ihm jedoch glücklicherweise, wenn auch etwas verwundert, erklärten das Lady Cecilia heute bei ihren Eltern zu Besuch gewesen sei und sich somit nicht im Haus aufgehalten habe.
 

Nachdem er wusste, das es seiner Geliebten gut ging, machte er sich langsam wieder Richtung Heim auf. Seine Eltern würden sicherlich wissen wollen, was passiert ist, jedoch gab er sich keine Mühe sich zu beeilen. Jetzt waren innerhalb kürzester Zeit, zwei Menschen in seinem beisein gestorben. Das konnten keine Zufälle sein, jedenfalls nicht wenn man die Umstände betrachtete. Er war sicher, das er in gewisser Weise daran schuld war, nur verstand er noch nicht so ganz wie. Okay er musste ja eigentlich nur Überlegen was diese beiden Fälle verband. Er war dort gewesen und hatte Musik gespielt und......Moment! Vielleicht hatte es etwas mit der Musik zu tun, immerhin unterschieden sich diese beiden Fälle ansonsten ziemlich voneinander. Aber man tötete doch keine Menschen nur weil man Musik spielte. Er wollte es nicht recht glauben, aber irgendwas ließ es ihn doch in Erwägung ziehen. Er würde es ausprobieren, was sollte schon passieren? Es war doch Schachsinn das Menschen von so etwas starben.
 

In einer einsamen stillen dunklen Gasse, bemerkte er einen verlumpt und dreckig aussehenden alten Mann in einer Ecke sitzen. Er schloss die Augen und stellte sich vor wie der Typ erstickte. Als er sie wieder öffnete, lebte er immer noch. Also Zauberkräfte hatte er schon mal nicht. Er nahm seine Geige zur Hand und spielte ein recht bekanntes Kinderlied, dabei schloss er wieder die Augen und stellte sich die ganze Szene noch einmal vor, nun allerdings beim Spielen. Kurz darauf hörte er leise Würgegeräusche und hörte auf zu spielen. Der alte Mann hatte sich an den Hals gefasst und verdrehte die Augen, es war als würde er ersticken! Laurence Augen wurden groß, das konnte nicht wahr sein. Sekunden später sackte der Mann kraftlos zusammen. Er war tot. Laurence unterdrückte einen Schrei und stolperte rückwärts und völlig panisch aus der Gasse heraus. Das war einfach unmöglich! Welche Teufelsbrut hatte sein Instrument mit diesem grausigen Fluch belegt? Nun wollte er nur noch nach Hause, weit weg von den zwei Toten, die ihm zu verdanken waren. Ihm war furchtbar schlecht. Er hatte seinen Freund mitgezählt, bereits drei Menschenleben beendet, wie sollte er das vor seinem Gewissen verantworten?
 

Zuhause angekommen ohne ein Wort an jemanden zu richten, schloss er sich in seinem Zimmer ein. Was er jetzt brauchte war Zeit, Zeit um das unwiderruflich Geschehene zu verarbeitet und zu entscheiden wie er mit dieser Schmach weiterleben sollte oder eben auch nicht. Seine Eltern waren sehr besorgt schon nach ein paar Stunden, versuchten sie verzweifelt mit Bitten und Flehen,ihn dazu zu bewegen ihnen die Tür zu öffnen oder wenigstens ein Lebenszeichen von sich zu geben, doch er reagierte überhaupt nicht. Er saß stillschweigend auf seinem Bett und war völlig eingetaucht in seine wirren Gedanken, die Außenwelt schien er völlig vergessen zu haben.
 

Was soll ich nun tun? Ist diese Macht nun ein Fluch oder eine göttliche Fügung? Bin ich überhaupt berechtigt mein Leben weiter zu leben, nachdem ich daran Schuld bin, das drei Menschen unfreiwillig ins Totenreich eingekehrt sind? Die Zweifel an der eigenen Existenz plagen mich. Doch ich würde auch das Falsche tun, wenn ich mich nun feige von dieser Welt abwende und in die Andere herüberflüchte, noch gibt es etwas was mich hier hält. Allein diesem süßesten Engel auf Erden bin ich mein nun schändliches Leben schuld, würde ich sie doch mit in den Abgrund reißen, wenn ich mich entschied zu springen.

Vielleicht, aber nur vielleicht war es gar nicht Teufels Werk, der mir diese scheinbar unheilvolle Macht gab? Ist es möglich, das es gar Gott selbst war, der mir diese Fähigkeit gab um seinen Willen auf Erden zu erfühlen?
 

„Doch was soll ich tun oh großer Gott?“, flüsterte er leise verzweifelt. Plötzlich nahm er eine Präsenz war, sehr deutlich. Er sah sich im Zimmer um, doch alles war wie gewohnt, niemand fremdes wandelte in seinen Räumen oder zumindest war dieser jemand nicht sichtbar für ihn.

„Mein Sohn, frage nicht mich, denn die Antwort auf diese Frage kannst nur du selbst dir beantworten“, sprach eine dunkle Stimme aus dem Nichts zu ihm. Nun war er wahrlich überrascht, verfiel er gerade dem Wahn oder existierte diese Stimme wirklich? „Bist du der , der ich denke das du bist?“, fragte er nun in den leeren Raum, nicht genau wissend, wohin er blicken sollte. „Ich schätze, das liegt ganz im Auge des Betrachters“, antwortete ihm die dunkle Stimme sogleich. Was meine die Stimme damit, scheinbar wollte er ihn im Unklaren lassen. Er runzelte verwirrt die Stirn. „Nun denn, mein Sohn. Ich werde dich sogleich wieder verlassen, nicht viel Zeit ist mir vergönnt. Auch du solltest wieder hinaustreten in die Welt und tun, was zu tun du bestimmt bist. Scheue nicht davor zurück, auch wenn es unmenschlich erscheint, es wird dein wie mein Wille sein. Gehabe dich wohl.“, damit wurde die Stimme immer leiser bis sie nur noch ein Flüstern war und dann herrschte plötzlich Stille. Die merkwürdige spürbare Präsenz verwandt.
 

Nach dieser übernatürlichen Begegnung sah er plötzlich klarer. Obwohl die Stimme ihm keinen genauen Auftrag erteilt hatte, war er der Meinung zu wissen, was zu tun ist. Er würde die Welt von allem Schlechten befreien, denn nach ihrem Tod wurden alle vors göttliche Gericht treten müssen, um ihre gerechte Strafe zu empfangen. Ihm war es vorbehalten Gerechtigkeit aus Erden zu sprechen, durch eine gottesgleiche Macht, auf das die Schurken erzitterten vor ihm und die Gerechten sich nicht länger sorgen mussten. Diesen Entschluss hatte er nun unwiderruflich gefasst und würde dem Weg eisern folgen.

Es war zwei Tage her, das er sich in seinem Zimmer eingeschlossen hatte, doch nun öffnete er die Tür wieder, wohlbemerkt zur höchsten Erleichterung seiner Eltern. Als sie nach einem Grund fragten, wieso er sich eingeschlossen hatte, meinte er ausweichend, das André spurlos verschwunden sei und er nicht gewusst hatte, was zu tun war und ihn diese Frage so sehr beschäftigt hat, das er nicht in seinem Denken gestört werden wollte. Dies akzeptierten seine Eltern tatsächlich, denn auch sie hatten von André spurlosen Verschwinden gehört und sie wussten um die enge freundschaftliche Beziehung der Beiden bescheid.

Nächtliches Treffen

Später an diesem Tag, war er, wie jeden Freitagabend mit seiner Liebsten verabredet. Seine Eltern mochten sich schon lange fragen, was er fast jeden Freitagabend tat, doch er schaffte es immer wieder, ihnen eine halbwegs vernünftige Erklärung zu geben, die ihre elterliche Neugier befriedigte. So stahl er sich auch an diesem Abend möglichst leise davon und machte sich zu Pferde auf den Weg zur elterlichen Villa seiner geliebten Cecilia. Dadurch das an die Villa noch ein relativ großer Garten angeschlossen war, hatte man es vergleichsweise einfach, über den, zugegeben recht hohen, Zaun zu klettern, aber diese Bürde nahm er gerne auf sich, wenn nur Cecilia wiedersehen konnte. Laurence war zwar nicht unbedingt der Sportlichste, aber über eine Mauer zu klettern, schaffte selbst er noch, nur auf der anderen Seite wieder runter zu kommen machte ihm gelegentlich ein paar Probleme, doch das war eigentlich weniger wichtig. Obwohl es sicherlich ziemlich lächerlich wirkte, wie er seinen Körper auf die andere Seite der Mauer beförderte, jedenfalls für andere Männer. Wenn man genauer darüber nachdachte, würde es wohl auf jeden ziemlich lächerlich wirken. Manchmal verwünschte er sich selbst dafür, das er so schmal und drahtig war und er nahm sich ja auch vor etwas dagegen zu machen, aber irgendetwas oder irgendjemand hielt ihn immer davon ab.
 

Nachdem er die Mauer hinter sich hatte lief er, sich immer wieder umsehend, zu ihrem Treffpunkt. Die Mitte eines recht komplizierten Irrgartens. In dessen Mitte stand ein riesiger, älterer Bau, der zu dieser Zeit riesige bläuliche Blühten trug und dort fand man auch Cecilias Lieblingsblumen, Lilien. Laurence fand diese Pflanze passte sehr gut zu Cecilia, weil Lilien allgemein bekannt ein Zeichen von Reinheit waren, was die weiße Farbe besonders hervorhob. Wenn Cecilia Lilien in Händen hielt, sah sie immer noch engelhafter aus, als sie es sowieso schon tat. Die weiße reine Haut, die klaren leuchtend blauen Augen und die goldschimmernden blonden Haare, der zierliche Körper eingehüllt in einen ganzen Berg von Stoff, bei dem sich Laurence sich wirklich wunderte, wie sie es schaffte sich mit solcher Masse an Stoff fortzubewegen und vor allem wie sie es immer wieder schaffte, darin so elegant zu wirken, fast als würde sie schweben. Ein Engel auf Erden und gerade ihm war es vergönnt ihr Liebhaben zu sein. Er konnte sein Glück kaum fassen, immer wenn sie sich trafen. Zugegeben sie hatten bis jetzt niemanden offenbaren können, in welchem Verhältnis sie zueinander standen, aber vielleicht war die Zeit dafür jetzt gekommen. Ihr Verlobter war tot und ihr Vater würde gewiss einen neuen Ehemann für seine Tochter suchen, er musste sich nur irgendwie gut mit ihrem Vater stellen, daran würde er wohl demnächst arbeiten müssen. Er hatte noch keine Ahnung wie, aber er war fest entschlossen.
 

Laurence benutzte immer den selben Eingang in den Irrgarten und wandelte, ohne einmal zu zögern, zielsicher die vertrauten Wege entlang. Es war still und dunkel, doch seine Augen hatten sich schon längst an die Dunkelheit gewöhnt, somit war es trotz allem kein Problem sich zu orientieren. Obgleich ihm nie besonders wohl war, wenn er darüber nachdachte, was in den dunklen, stillen Ecken des Irrgartens alles lauern konnte, vielleicht sogar weniger seinetwegen, sondern eher weil er sich um Cecilia sorgte, die ebenfalls alleine auf den dunklen Wegen wandelte. Er dankte Gott jedes Mal, wenn sie sicher bei ihm angekommen war, obwohl man meinen sollte, das sie auf dem elterlichen Grundstück in Sicherheit war. Laurence wusste ganz genau wie verkommen diese Welt war, denn letztendlich konnte es einen nahezu überall treffen.

Als er beim Treffpunkt angekommen war, schien sie noch nicht da zu sein, aber er war sicher, das sie noch kommen würde. Sie hatte sein vollstes Vertrauen, denn sie hatte ihn auch noch nie enttäuscht.

Kurze Zeit später vernahm er leise Schritte. Das konnte eigentlich nur Cecilia sein, aber er stellte sich trotzdem hinter den großen Baum, immerhin konnte man in diesen Zeiten gar nicht vorsichtig genug sein. Dann sah er sie. Es war Cecilia, keine Frage, aber irgendwas war anderes. Er starrte sie noch kurz aus seinem Versteck an, bevor er dahinter hervortrat. Dann merkte er auch was anders war, ihr Gang wirkte etwas gebeugter, nicht so aufrecht und kraftvoll, wie sonst. Als sie näher kam, konnte er auch die Ursache dafür sehen. Es war ein Bild des Elends. Die Haare hingen wirr und ungestüm aus der Hochsteckfrisur und ihr schönes Gesicht war voll von Tränen, die so wirkten, als würden sie nie wieder versiegen wollen. Was zur Folge hatte, das ihre ganze Schminke völlig verwischt war. Auch das Kleid schien auf dem Weg hierher gelitten zu haben, es war an einigen Stellen zerrissen und am Saum völlig dreckig.

Es versetzte ihm einen Stich ins Herz, sie so traurig zu sehen, jedoch warf es auch die Frage auf, was passiert war. „Cecilia, Liebste“, sagte er und trat auf sie zu. Sobald sie ihn erblickt hatte, dauerte es nicht lange und sie lief auf ihn zu und fiel ihm unglücklich um den Hals. „ Laurence, ich bin so froh das du da bist“, krächzte sie mit weinerlicher Stimme an seiner Brust. Er legte tröstend eine Hand auf ihren Rücken und eine in ihren Nacken und drückte sie an sich. Das sie nach und nach sein Oberteil, durch ihre Tränen, durchnässte, bemerkte er fast gar nicht, aber das war ihm auch gleichgültig. Im Moment war Cecilia wichtiger als alles andere.
 

Es fiel mir wirklich schwer das zu ertragen, schmerzte es mich doch in einem Ausmaß, wie fast nichts anderes. Doch gleichzeitig entwickle ich auch eine unbändige Wut auf denjenigen, der es gewagt hat, meine Liebste zu Tränen zu rühren. Ein solches reines Wesen, wie sie, zum weinen zu bringen, Kommt fast Gotteslästerung gleich. Derjenige musste bestraft werden! Wenn es niemand anders übernehmen würde, so werde ich es gewiss tun, denn es wäre sicherlich in Gottes Sinne, muss doch auch ihm bekannt sein, welch ein guter Mensch meine Cecilia ist. Doch ihm Moment war es wichtiger, ihr in ihrer Trauer beizustehen und sie möglichst wieder auf andere, angenehmere Gedanken zu bringen. Nach einer Weile glaubte ich fast, das ihre Tränen wirklich nicht mehr versiegen wollten.
 

Doch dann beruhigte sie sich, entgegen seiner Erwartungen, doch langsam, es war ihm fast etwas unangenehm, doch er musste einfach fragen. „ Sag Liebste, welch schreckliches Ereignis ist passiert, das dich in solch einem Ausmaß niederschmettert?“, flüsterte er nah an ihrem Ohr. Sie schaute ihn kurz aus ihren geröteten, nassen Augen an, schluckte kurz und begann, nachdem sie den Blick gesenkt hatte, mit vom weinen heiserer Stimme zu erzählen:“ Ach Laurence, es ist so furchtbar, das ich es kaum selbst glauben kann. Vor wenigen Stunden kam ein Bote. Er berichtete uns vom Tod meiner Mutter“, dabei biss sie sich kurz auf die Lippe und auch ein paar weitere Tränen fanden den Weg über ihr Gesicht,“ Sie wurde auf dem Weg nach Hause von Banditen überfallen. Die Kutsche war total auseinander genommen worden. Sie raubten alles wertvolles, selbst die Kleidung meiner Mutter und ihrer Bediensteten und als wäre das nicht schon schlimm genug, töteten sie alle Leute, selbst wehrloses, wie meine Mutter. Was sind das nur für abscheuliche Menschen, die solche Dinge tun?“ „Das sind keine Menschen mehr, das sind einfach Ungeheuer in Menschengestalt! Vom Teufel erschaffener Abschaum, um den guten Menschen Leid und Tod zu bringen! Man sollte sie dahin zurückschicken, wo sie hergekommen sind, zurück zu ihrem unheilvollen Herren!“, murmelte er mit unterdrückter Wut. Sie schaute ihn verwundert an, so etwas kannte sie gar nicht von ihm. Sonst war er immer ein zuvorkommender, liebenswürdiger Mensch, der sich in solchen Sachen zurückhielt, doch scheinbar war ihm das ganze auch ziemlich nah gegangen. Doch gerade das, war für sie ein weiterer Beweis dafür, wie viel er für sie empfand. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, als er sie dann seinerseits verwundert ansah, musste sie tatsächlich lächeln, was ihn sofort ansteckte. Sie war wirklich froh, Laurence zu haben, er war wie ein Rettungsreifen in einem Meer aus Traurigkeit. „Oh, wie ich dich doch liebe, mein Engel“, flüsterte er verliebt, völlig abgelenkt von seinen Rachegedanken. Manchmal war er wirklich sprachlos, weil es ihm schwer fiel seine immensen Gefühle für sie in Worte zu fassen. Er legte eine Hand an ihre Wange und strich mit dem Daumen, die Spur der Tränen aus ihrem Gesicht, woraufhin sie sich an seine Hand schmiegte.

In der folgenden Stille konnte man plötzlich hören, das etwas entfernter, jemand ein Lied angestimmt hatte. Laurence kam sofort eine Idee, ganz Gentleman verbeugte er sich vor ihr und fragte: „Würde mir die entzückende Lady diesen Tanz schenken?“ Cecilia grinste und nahm seine ausgestreckte Hand. So kam es, das sie ungeachtet der schrecklichen Dinge, die geschehen waren, für einen Augenblick, völlig sorgenlos miteinander tanzten. „Vielleicht wird es uns nun endlich vergönnt sein, auch öffentlich ein Paar zu sein“, flüsterte Laurence hoffnungsvoll, am Anfang des dritten Liedes. „Das wünsche ich mir auch, mehr als alles andere, mein Liebster“, erwiderte sie. Dann hielten sie an und küssten sich innig. Beide wünschten sich nichts sehnlicher, als das ihre Eltern, sie einander heiraten lassen würden. Vorher war das, dank Cecilias Verlobten, ein großes Problem gewesen, aber nun war der graue Himmel der Zukunft doch noch aufgerissen und ließ wieder einen Hoffnungsschimmer erkennen.

Rot angehauchter Morgenspaziergang

Er hatte in dieser Nacht nicht besonders gut geschlafen, was sich durch sein zerwühltes Bett und die Tatsache, das es noch dunkel war als er erwachte, deutlich zeigte. Erst versuchte er auch noch einmal einzuschlafen, doch als er bemerkte, das ihm das zu diesem Zeitpunkt nicht gelingen würde, gab er es schließlich auf. Er erhob sich und machte sich anschließend daran, seine Kleidung anzulegen. Kurze Zeit später, stand er schon mit dem Violinenkoffer im Stall und hatte begonnen ein Pferd zu satteln und aufzutrensen. Das kostete ihn jedoch nur ein paar gekonnte, einfache Handgriffe, die er mittlerweile selbst im Schlaf beherrschte. Danach befestigte er noch den Violinenkoffer, saß auf und ritt auch schon von dannen.

Die Gedanken an Rache hatten seinen Geist, in dieser Nacht, nicht ruhen lassen und vermutlich würde das solange so weitergehen, bis er diese Sache bereinigt hatte. Er ritt Richtung Wald, bevor er diesen jedoch erreicht, verging einige Zeit, da es sich nicht unbedingt um einen Katzensprung handelte.

Als er gerade durch die ersten Baumreihen ritt, stahlen sich die ersten Sonnenstrahlen hinter dem Horizont hervor. Es dauerte nicht lange bis der ganze Wald in ein dämmriges Licht getaucht war, vor dem Hintergrund eines rot angehauchten Morgenhimmels.

Zu dieser Zeit, begriff Laurence die Metaphorik dieses Sonnenaufganges noch nicht, doch etwas später, sollte es sich ihm dennoch offenbaren.
 

Die Sonne stieg höher und lichtete die Dunkelheit der Nacht allmählich. Laurence, fand bald das, was von der Kutsche, in der Cecilias Mutter gereist war, übrig geblieben war. Ebenfalls lagen drum herum, die menschlichen Überreste der Insassen, um die sich die Tiere des Waldes offensichtlich schon gebalgt hatten. Verkrustetes Blut klebte an Kutschenteilen und Boden, es war wirklich kein schöner Anblick. Allerdings förderte diese Grausamkeit, Laurences Rachedurst und den Wusch, die Banditen auf ähnlich grausame Weisesterben zu lassen.

Er musste sie nur noch finden oder was eigentlich viel besser war, von ihnen gefunden werden. Er müsste nur laut genug sein, dann würden sie sicherlich wie von alleine auftauchen. Nur was machte man am besten alleine in einem Wald, um Aufmerksamkeit zu erregen? Sicher er könnte Sinnloserweise rumschreien, aber dabei würde er sich doch schon etwas idiotisch vorkommen. Vielleicht sollte er einfach spielen? Aber was war wenn, nun zufällig ein vorbeikommender, unschuldiger Mensch sein Spiel hörte und dabei starb? Dabei schweiften seine Gedanken zu seinem toten Freund André und er wurde etwas melancholisch. Er hatte es damals weder gewollt noch gewusst, vielleicht konnte man diese mysteriöse Fähigkeit irgendwie kontrollieren, die Frage war nur wie. Während er sich noch den Kopf über die ein oder andere Kleinigkeit zerbrach, merkte er überhaupt nicht, wie sich sein anfängliches Problem ganz von alleine löste.
 

Plötzlich hörte Laurence hinter sich einen Ast knacken und fuhr mit dem Oberkörper herum. Hinter im war eine ganze Horde Männer aufgetaucht, mindestens 1 ½ Dutzend, was ihn nun doch etwas nervös machte. Er hatte nicht damit gerechnet, das er so viele sein würden. Er starrte sie an und sie starrten ihn an, keiner rührte sich für den Bruchteil einer Sekunde. Dann versuchten die Männer ihn zu umzingeln und um wenigstens den Anschein eines vermeintlichen Opfers zu erwecken, versuchte er ein, zwei Male ihre Reihen zu durchbrechen. Zugegeben, es viel ihm nicht wirklich schwer panisch zu wirken, denn eigentlich war er das, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte. „Uns entkommst du nicht so einfach, Jungchen“, murmelte der offensichtliche Anführer siegessicher. Doch das überraschte Laurence nicht, denn bei seinem Körperbau erwartete wohl niemand großartige Gegenwehr. Nur diesen Fehler haben schon so viele gemacht und genau das bedeutete meistens ihr Ende und er würde dafür sorgen, das dies auch dieses Mal der Fall sein würde. „Wenn ich schon dahinscheiden muss, gestattet ihr mir dann noch einen letzten Wunsch?“, fragte er mit erstaunlich fester Stimme. Er hatte beschlossen, das er hier heute nicht sterben würde, denn seine Seit war noch nicht gekommen, er hatte eine Aufgabe, die es für ihn zu erfüllen galt. Der Anführer strich sich mit Daumen und Zeigefinger über den bereits leicht ergrauten Bart, der ursprünglich einmal braun gewesen waren, genauso braun wie seine durchbohrenden Augen, die in einem zu lesen schienen, wie in einem offenen Buch. Laurence vermutete das er ein sehr erfahrener Mann war, sich gut mit Menschen auskannte und dergleichen. „Das kommt ganz darauf an“, meinte er schließlich nachdenklich. Scheinbar hatten sie noch einen letzten Funken Anstand, denn es nun für Laurence auszunutzen galt. Die anderen Männer hatten den Kreis inzwischen sehr eng gezogen, somit war an Flucht gar nicht mehr zu denken. Er musste sein Vorhaben jetzt in die Tat umsetzten, andernfalls wäre das sein Ende. Er klappte liebevoll den Violinenkoffer auf. „Ich bin Musiker, Herr, bitte gestattet mir ein letztes Mal zu spielen“, bat er nun doch leicht unterwürfig. Der Anführer fuhr sich wieder durch den Bart. „Lass ihn doch“, meinte nun der Mann an der seine des Anführers, „ ich mein, wir haben ja nix zu verlieren dabei.“ „Hhmmmm meinetwegen, dann spiel!“, ließ er sich nun glücklicherweise doch hinreißen.
 

Laurence konnte sich ein kurzes Lippenkräuseln beim Kopfsenken nicht verkneifen. Jetzt würden sie dafür bezahlen, was sie Cecilias Mutter und infolgedessen auch Cecilia angetan haben, und er würde seinen Rachedurst stillen können. Er musste nicht lange überlegen, welches Lied er bei seinem vermeintlichen Ende spielen sollte. Er stimmte ein recht vielschichtiges Lied an, das vom Thema her, perfekt zu dem folgendem Szenario passen würde. Dieses Mal schloss er nicht die Augen, er wollte sehen, wie es geschah, nur das würde ihm die Genugtuung verschaffen, die er wollte. Er konnte sich den Tod der Männer auch sehr lebhaft mit offenen Augen vorstellen.

Die Männer um ihn herum lauschten seiner Musik und es dauerte einen Moment bis sich etwas regte. Ein etwas kleinerer Mann, recht von Laurence, zog einen Dolch aus einer Scheide und rammte seinem Nachbarn diesen mit voller Wucht in den Bauch. Dieser keuchte auf vor Überraschung und Schmerz, dann klappte er nach vorne ab und blieb liegen. Er war noch nicht tot, doch bei den Massen an Blut die sich um seinen Körper ansammelten, würde das nicht lange dauern. Der Kleinere riss einen kleinen Lederbeutel vom Gürtel des Mannes, denn er gerade so hinterrücks erstochen hat und ließ viele, kleine, goldene Münzen in seine Hand fallen. Seine Augen glänzten vor Freude, fast wie das Gold in seiner Hand. Die Männer in seinem Umkreis sahen das Gold und waren nicht mehr zu halten, sie stürzten sich mit erhobenen Waffen auf ihren Kameraden. Der Rest schaute erst etwas verwirrt, bevor auch sie in den Bann der Musik verfielen. Überall bildeten sich einzelne Grüppchen, die sich nach und nach in ihrer Goldgier gegenseitig umbrachten.. Laurence nahm das alles völlig regungslos hin, er spielte einfach weiter, obwohl das schon längst nicht mehr nötig gewesen wäre, da sie eh alle im Bann seiner Musik standen, aber es verlieh dem Szenario eine Art passenden Abschluss.

Blut floss in Strömen und tränkte den Waldboden. Man hörte das schreien, aufkeuchen und wimmern, der Verletzten und sah das Aufblitzen von Klingen und Gold. Die Zahl der Überlebenden wurde jede Minute, die verging, kleiner. Langsam wurden auch die Waldtiere vom Blutgeruch angelockt, doch sie hielten sich noch zurück, da der Platz noch das reinste Schlachtfeld war. Sie wussten, ihre Zeit würde kommen, sie müssten nur geduldig genug warten. Der Anführer war unter den letzten 5 Verbliebenen, stellte Laurence nicht wirklich erstaunt fest. Offensichtlich hatte dieser auch das meiste Gold gehortet und verteidigte es eisern, aber das würde ihm letztendlich auch nicht viel helfen, denn Laurence war nicht an dem Gold interessiert. Er leidete nicht an Armut, außerdem selbst wenn das der Fall gewesen wäre, hätte er ihr schmutziges Blutgeld nicht gewollt. Für die letzten beiden hatte sich Laurence etwas recht simples, aber dennoch effektives ausgedacht. Das Ende war nahe, sowohl das des Liedes, als auch für die, die bis jetzt überlebt hatten.

Als die Zahl der Banditen nun auf zwei reduziert war, begann der eine damit, die Goldmünzen zu essen. Er dachte scheinbar, das er sie so besser schützen konnte. Er stopfte sich Unmengen von Goldmünzen in den Mund und versuchte sie zu schlucken. Was Laurence etwas überraschte war die Tatsache, das er das tatsächlich schaffte ohne gleich zu ersticken. Als der Anführer, als zweiter Überlebender, das mitbekam warf er seine Waffe weg und umfasste die Gurgel des Anderen. Er drückte kräftig zu und man konnte richtig sehen, wie nach und nach die Farbe aus dem Gesicht, des Gewürgten, wich. Der Gewürgte ruderte wild mit den Armen, schlug um sich und versuchte sich von seinem ehemaligen Anführer zu befreien, doch dieser schien die Gegenwehr seines Opfers, überhaupt nicht wahrzunehmen. Allmählich erschlafften die Glieder des Banditen, der sich derzeit in der Opferrolle befand. Der Anführer war nun der letzte Überlebende und da sie alle von Goldgier getrieben wurden, ging der Anführer auch soweit, das er dem Mann, den er gerade erwürgt hatte, vom Mund bis zum Unterleib aufschlitze. Blut schwoll aus der langen, tiefen Schnittwunde und auch die Gedärme konnte man nun erkennen. Was dann geschah bereitete Laurence regelrecht Ekel. Denn der Anführer suchte in der aufgeschnittenen Leiche, nach den Goldstücken, die der Tote vorher geschluckt hatte. Wie konnte er seine Hand nur so einfach in diesen, immer noch warm dampfenden, Körper stecken zwischen das ganze Blut und den Schleim? Sein halber Ärmel und seine ganze Hand war rot gefärbt vom Blut seines toten Kameradens. Laurence war kurz davor sich zu übergeben, deswegen drehte er sich etwas weg und versuchte sich wieder aufs Spielen zu konzentrieren. Er wollte es jetzt möglichst schnell beenden.
 

Kurze Zeit später hatte der Anführer nahezu alles Gold, das blutige eingeschlossen, auf einen schön aufgehäuften Berg gepackt. Als er gerade das letzte bisschen Gold von einer Gruppe toter holen wollte, sah er aus den Augenwinkeln eine Bewegung, in Richtung des Goldberges. Er wandte sich sofort um und sah das eine Elster darauf saß und eins der funkelnden Goldstücke in den Schnabel nahm. Der Anführer fing an wütend zu schnauben, in seinen Augen erkannte man eine ungeheure Wut, die sich nun scheinbar auch das harmlose Tier richtete. „Du verdammtes Drecksvieh, wag es ja nicht, mir mein Gold zu nehmen!“, brüllte er die Elster an, während er schon in ihre Richtung rannte. Die Elster, davon natürlich aufgeschreckt, flog von dannen, wohlbemerkt mit dem Gold. Der Anführer rannte ihr hinterher und schaute die ganze Zeit nach oben, um die Elster auch gar nicht erst aus den Augen zu verlieren. Dumm für ihn, das genau das sein Schicksal besiegelte.

Er stolperte über seinen Goldberg und fiel, der Länge nach, hin. Das Tragische daran war nur, das genau dort ein großer Stein lag, an dem er sich das Genick brach. Wobei er eigentlich noch Glück hatte, da er nicht leiden musste, sondern sofort tot war. Genau in der Sekunde, wo der letzte Funken Leben aus den Augen, des ehemaligen Anführers wich, spielte Laurence den Schlusston des Musikstückes.

Danach folgte einige Sekunden eine unheimliche Stille, die Laurence, ohne erkennbaren Grund, eine Gänsehaut über den Körper jagte. Er war zufrieden mit seinem Werk, nichts deutete auch nur ansatzweise auf seine Anwesenheit bei dem Gemetzel hin. Er stand in einem Kreis aus Toten und hatte selber nicht einen Kratzer und auch nicht einen einzigen Tropfen Blut auf sich. Während er noch seine Geige, wieder sicher im Koffer verstaute, kamen die ersten Tiere aus ihren Verstecken und schlugen gierig Schnäbel, Krallen und Zähne in das weiche Fleisch der Toten.

Zuschauer

Laurence gab seinem Pferd gerade, mit einem sanften Schenkeldruck, zu verstehen, das es sich in Bewegung setzten sollte, als Luzifer sich entschloss, seinem kleinen Schützling einen weiteren Besuch abzustatten. Luzifer war regelrecht begeistert von Laurence, er wollte ihm zu dieser Tat gratulieren. Keiner von ihnen hätte dieses Massaker besser inszenieren können, als Laurence es getan hatte. Laurences Pferd machte zwei Schritte und blieb dann stehen wie erstarrt. Laurence runzelte verwirrt die Stirn, doch dann spürte er es, die gleiche merkwürdige Präsenz, die ihm mitunter auch von einem Selbstmord abgehalten hatte. Wie das erste Mal, schaute er sich suchend nach der Quelle um, doch er sah nichts, was ihn etwas frustrierte. Dann hörte er es rechts von sich applaudieren, er wandte den Kopf nach rechts, doch da war immer noch niemand. So gesehen war natürlich schon jemand da, nämlich Luzifer, denn er war es der applaudierte. Laurence war nicht in der Lage ihn zu sehen, weil Luzifer einfach der Meinung war, das es noch nicht an der Zeit war, ihm seine wahre Identität zu offenbaren. Seiner Meinung nach war das ganze Spiel viel lustiger, wenn Laurence glaubte er sei Gott, da er ihn so viel besser manipulieren konnte, obwohl er langsam der Meinung war, dass das gar nicht mehr nötig war. Laurence stellte auch ohne seinen Einfluss genug Schreckliches an, ohne es scheinbar wirklich wahrzunehmen, aber das war eigentlich auch kein Wunder, immerhin dachte er, er handle im Auftrag Gottes. Bei diesem absurden Gedanken schlich sich ein breites Grinsen auf Luzifers Gesicht.

„Fantastisch, mein Sohn, wirklich fantastisch“, sagte Luzifer nachdem er seinen Applaus beendet hatte. „Du bist es.....“, murmelte Laurence leise, da er noch zu geschockt über das wiederholte Treffen mit seinem „Gott“ war. „Es hat ganz den Anschein als ob“, meinte Luzifer verschleiert. „Hast du mit angesehen was ich tat?“, fragte Laurence nachdem er sich wieder gefangen hatte. Allerdings schwang etwas Angst mit in seiner Stimme. Er hatte Angst das „Gott“ hier war um ihn für diese Gräueltat zu bestrafen. Wie hätte er auch ahnen sollen, das er eigentlich Luzifer vor sich hatte, wo er ihn doch nicht mal sah. Obwohl man eigentlich meinen sollte, das Applaus eher als ein positives Zeichen gewertet werden konnte, ebenso die Tatsache, das er nicht sarkastisch geklungen hatte. Luzifer würde ihn, wenn überhaupt eher belohnen als bestrafen, doch davon sah er vom jetzigen Zeitpunkt ab, da er ihn sowieso schon ein sehr großzügiges Geschenk gemacht hatte.
 

Etwa eine Woche zuvor:
 

Die Angel der Apocalypse Luzifer, Yama und Jigoku sitzen zusammen im Todesreich und wissen nichts mit sich anzufangen, wie so oft. Die ganze Zeit Menschen zu töten wurde ihnen auf die Dauer auch zu langweilig, doch sie beobachten die Menschen oft, wie auch in diesem schicksalhaften Moment.

„Was haltet ihr von, sagen wir, einem kleinem Experiment?“, fragte Luzifer plötzlich. Die Anderen wurden hellhörig, denn das war vielleicht eine Chance, der Langeweile zu entfliehen, jedenfalls wenn Luzifers Idee gut war. Wie sich später herausstellen sollte war die Idee sogar sehr gut. „Kommt ganz drauf an . . .“ meinte Yama. „Lasst uns doch einem Menschen, die Fähigkeit geben zu töten“, schlug Luzifer vor. „Das können die doch schon, auch ohne uns. Die Menschen bringen sich doch ständig gegenseitig um“, erwiderte nun Jigoku abwinkend. „Ja natürlich, aber normaler Weise werden sie gefasst und sterben anschließend selber, durch wieder andere, die meinen, das Recht zu haben, über sie richten zu dürfen . Lasst und einem die Fähigkeit geben zu töten ohne das Andere es verhindern oder begreifen können“, meinte Luzifer nun recht enthusiastisch. „Das klingt schon besser. Also was schlägst du vor?“, fragte Yama nun neugierig geworden.

Luzifer ließ seinen Blick auf die spiegelartige Fläche gleiten, durch die sie die Menschenwelt beobachten konnten. Genau in diesem Moment fiel der Scheinwerfer dieser Erzählung auf Laurence, der gerade damit beschäftigt war auf seiner Geige zu üben.

Der Dämon grinste. „Geben wir ihm, die Fähigkeit durch Musik zu töten“, schlug er vor und seine roten Augen leuchteten auf vor Freude. Die Anderen grinsten und befürworteten diese Idee. Es reichte ein Fingerschnippen von Luzifer und schon erhielt Laurence diese mörderische Fähigkeit.
 

„Ja sicher, sah ich es. Ich sehe alles was du tust, mein Sohn“, antwortete er ihm und seine Stimme klang leicht belustigt. Dachte er Gott wäre mit Blindheit geschlagen? Wieso stellte er so einfältige Fragen? Eigentlich war er ein recht schlauer Junge. „Wieso bist du hier? Wirst du mich bestrafen?“, fragte er immer noch nicht ganz sicher, wohin er seine Fragen richten sollte .“Hahahahaha........“ hörte er Luzifer plötzlich von links herzhaft lachen. Laurence wandte den Kopf nach links. Luzifer hatte vor Lachen schon Tränen in den Augen, doch er fing sich sehr schnell wieder. Er breitete seine schwarzen Schwingen aus und flog direkt hinter Laurence. „Wie kommst du nur auf solch einfältige Ideen?“, flüsterte er ihm von hinten ins Ohr. Laurence bekam einen riesen Schreck, da er richtig den warmen Atem im Nacken spürte und nun wirklich nicht damit gerechnet hatte, das sein Gott sich so nah an ihn heranwagen würde. Diese Reaktion hatte Luzifer erwartet, erflog rückwärts weg und musste erneut kichern. Welche Freude es ihm doch bereitete diese einfältigen Menschen ein wenig zu erschrecken.
 

Natürlich war Luzifer es auch, der ihm vor drei Tagen erschienen war. Wie langweilig wäre das Spiel denn gewesen, wäre es zu diesem Zeitpunkt schon beendet gewesen, durch den Tod der Hauptfigur? Luzifer fand es sehr belustigend, das Laurence glaubte er sei Gott, denn das hatte er weder bejaht, noch hatte er es abgestritten. Letztendlich sieht man immer das, was man sehen will. Menschen waren einfältig und leicht zu manipulieren, das einzig Gute an ihnen war ihr Einfallsreichtum wenn es um Grausamkeiten ging. Gegenüber den Menschen , schienen mache Todesgötter geradezu großherzig zu sein. Manchmal wunderte sich Luzifer darüber, das sie sich nicht längst schon selber angelöscht hatte, aber er zweifelte nicht daran, das dieser Tag irgendwann einmal kommen würde. Das sie das bis jetzt noch nicht geschafft hatten, lag wohl daran, das es immer Opfer und Täter gab, aber am Tag der Apokalypse würden sie alle Täter und Opfer gleichzeitig sein.
 

„Ich...ich dachte.....“, stotterte er noch etwas geschockt und verwirrt vor sich hin. „Weißt du noch was ich dir bei unserem ersten Treffen sagte?“, fragte Luzifer und schwebte wieder nach rechts. „Ja natürlich, wie könnte ich das je vergessen?“, erwiderte er wieder etwas gefasster, wobei er über diese Tat immer noch mehr als verwundert war. War es normal für Gott, solche Späße mit den Menschen zu treiben? Laurence hatte sich Gott immer ganz anders vorgestellt. „Dann solltest du dich wohl auch daran erinnern, das ich dir sagte dein Wille wird auch der meine sein, nicht wahr?“ versuchte er ihn nun etwas zu beruhigen. Daraufhin blieb Laurence stumm. Die Gedankengänge des Anderen waren sehr unklar für ihn, aber er würde sicherlich nicht wiedersprechen. Lebensmüde oder Masochistisch war er nun wirklich nicht. Aber vielleicht war er als einfacher Mensch auch überhaupt nicht in der Lage, die Gedanken eines Gottes zu verstehen. Er begnügte sich mit dieser Erkenntnis, da sie ihm immer noch am logischsten erschien.

„Ach übrigens, würde ich dich gerne darauf hinweisen, das du bei deiner neuen Fähigkeit nicht nur das wie, sondern auch das wann bestimmen kannst“, offenbarte Luzifer Laurence. Es dauerte einen Moment, bis Laurence begriff, was Luzifer damit meinte. „Und wie?“, fragte er nun frei heraus. Luzifer Lächelte, die Menschen waren manchmal so berechenbar, immer wollen sie alles wissen, aber selber nach der Antwort zu suchen, darauf kamen sie gar nicht. Wie konnten sie sich sicher sein, das ihnen jemand die Wahrheit erzählt? Das war wiederum etwas, was selbst ihm unerklärlich war. „Das verrate ich dir nicht, du solltest es selbst herausfinden, aber ich gebe dir einen Tipp. Benutze für dein nächstes Werk einfach das Stück .....“, schloss er und verwand spurlos, ohne das Laurence auch nur daran denken konnte etwas zu erwidern.
 

Während Luzifer dorthin zurückverschwand wo er hergekommen war, kam ihm seine Wortwahl gerade noch mal in den Kopf. „Dein nächstes Werk“, hatte er gesagt, er musste über sich selbst grinsen, wie passend dieser Ausdruck doch gewählt war. Laurence Art zu töten entsprach schon fast einer Kunst, die viele seiner Rasse bereits verlernt hatten, doch Laurence ließ sie wieder aufleben. Er war fast wie ein Maler der immer etwas neues ausprobierte, auch wenn das, was er vorher gemacht hatte gut genug war. Laurence hatte enormes Potenzial, da er auch ein sehr Ideen findiger Geist zu seinen schien. Laurence war sein Werk und darauf war Luzifer mehr als Stolz. Luzifers Engel auf Erden, das klang gut und das beste daran war, das er unerkannt unter den Menschen leben konnte, letztendlich war er auch einer von ihnen, doch langsam aber sicher wurde er auch seiner Rasse immer ähnlich. Luzifer wollte, das Laurence eines Tages war, wie er selbst, in ihm würde er einen würdigen Partner finden, allerdings gab es da noch einen kleinen Störfaktor, der dies verhinderte, aber vielleicht könnte er da selbst Hand anlegen, nur ein wenig, schließlich wollte er sich nicht die Hände an diesem Gesindel schmutzig machen. Der einzige der ihn interessierte war Laurence und Luzifer hatte bis jetzt immer das bekommen, was er wollte. Er war entschlossen seinen Willen auch diesmal durchzusetzen.

Illusionen

Nach dem Tod seiner Frau, war Cecilias Vater sehr niedergeschlagen gewesen und hatte sich von Cecilia zureden lassen, das ich auf der Trauerfeier Musik spielen und koordinieren durfte. Das machte mich sehr glücklich, da ich so mehr Zeit mit Cecilia verbringen konnte und mich gleichzeitig von meiner besten Seite ihrem Vater präsentieren konnte. Da ich mich Tage und Nächte lang auf dem Gelände ihrer Familie befand, um alles zu planen, erkannte ich wie verdorben die Menschen um sie herum doch waren. Es war mir wirklich schleierhaft, wie sie in all dieser Verdorbenheit so rein bleiben konnte. Doch das war ein Grund mehr sie anzubeten und ein Grund mehr für mich wieder ans Werk zu gehen. Ich wollte nicht das ihre beiden kleinen Schwestern ebenso verdorben wurden, wie Cecilias ältere Geschwister, oder einen plötzlichen Sinneswandel durchleben, wie es bei Cecilias Vater gerade der Fall war. Er veränderte sich keineswegs ins Positive, eher das Gegenteil war der Fall. Und auch einige Bedienstete waren Lastern verfallen, denen sie lieber nicht hätten nachgeben sollten. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, aber der Tiefpunkt war bei mir erreicht, als mir Cecilia eines Abends, unter Tränen, berichtete das ihr Vater völlig unangekündigt einen neuen Mann für sie gefunden hatte. So organisierte ich nicht nur die Musik für die Trauerfeier, sondern auch die für Cecilias Verlobung mit diesem hochnäsigen adeligen Abschaum. Gegen ihn würde ich meinen persönlichen kleinen Rachefeldzug führen.
 

Bei dem Begräbnis funktionierte alles wie es sollte, das Einzige für mich verwunderliche war, das alle Personen so unschuldig wirkten. Die trauernde Familie, saß teilweise Tränen vergießend beieinander und spendete sich gegenseitig Trost, während die anderen Gäste in betretenes Schweigen verfielen waren. Das einzige Geräusch außer dem Schluchzen, erzeugte das von mir dirigierte kleine Orchester. Man konnte gerade als Außenstehender gut merken, das diese Frau ein wirklich wundervoller Mensch gewesen sein musste. Es waren so viele Leute zu ihrer Beerdigung gekommen, die sie scheinbar gekannt haben und noch dazu sah keiner dieser vielen Leute glücklich aus, alle machten betrübte Gesichter. Leider war der Tod für jeden Menschen unausweichlich, egal wie gut oder schlecht dieser Mensch gewesen ist, irgendwann holt der Tod uns alle und zurück bleiben nur die Trauernden und ihre Erinnerungen an den Toten. Aber gerade diese Erinnerungen halten geliebte Menschen auch nach ihrem Tod noch lebendig. Erst wenn wir sie vergessen, sind sie für immer tot. Die Menschen haben sehr verschiedene Arten mit dem Tod geliebter Personen umzugehen. Manche trauern ganz für sich alleine, andere nur im engsten Familienkreis und dann gibt es auch noch solche die ihre Trauer mit sehr vielen Menschen teilen, so wie es hier der Fall war.
 

Auch ich trauerte etwas um die Verstorbene, obwohl ich sie nie persönlich kennen gelernt habe, bin ich ihr doch mehr als dankbar dafür, das sie eine so wundervolle Tochter wie Cecilia zur Welt gebracht hat. Von Cecilia habe ich auch immer nur Gutes über ihre Mutter gehört, daher vermute ich das sie ihre Gutherzigkeit von ihrer Mutter übernommen hat.

Ich hätte Cecilia wirklich gerne erzählt, das ich mich in ihrem Namen, an den Mördern ihrer Mutter gerächt hatte. Aber manche Dinge bleiben lieber unausgesprochen und selbst wenn ich mich entschließen sollte, ihr mein Geheimnis zu offenbaren, wäre dies sicherlich nicht der richtige Zeitpunkt dafür, musste sie doch erst mal den Verlust ihrer Mutter überwinden. Eigentlich gefiel es mir nicht, gerade ihr etwas verschweigen zu müssen, aber ich wollte sie nicht unnötig in Gefahr bringen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht einmal ansatzweise, das ich das schon längst getan hatte, aber vielleicht wäre es nie soweit gekommen, wäre Luzifer nicht so besitzergreifend.
 

Auch auf der anschließenden Trauerfeier herrschte noch eine sehr bedrückende Stimmung, was aber nicht weiter verwunderlich war. Ich wich praktisch nicht von Cecilias Seite, da ich das Gefühl hatte, das sie es sonst nicht schaffen würde, sich durch diesen ganzen unangenehmen Trauerfeierablauf zu quälen. Wenn sie mich brauchen würde, wäre ich da, damit auch sie ihren Emotionen freien Lauf lassen konnte, denn es erschien mir fast so als würde sie allen etwas vorspielen. Ich fragte mich wirklich was in diesem Moment in Cecilia vorging.
 

Nach dem Tod meiner Mutter überfiel mich ein Gefühl, als wollte es mich zerreißen. Immer wieder stellte ich mir die Frage, wieso es ausgerechnet sie sein musste, auch wenn es mir ein wenig selbstsüchtig erschien, , da meine Mutter sicherlich nicht das einzige Opfer dieser Banditen gewesen war, konnte ich einfach nicht verstehen, welch grausamen Weg das Schicksal für sie gewählt hatte. Aber das schlimmste am Tod meiner Mutter war, das sich etwas Bedeutendes veränderte. Es war wie ein unsichtbarer Wall, der zu Mutters Lebzeiten scheinbar niemals vom Bösen überschritten worden war. Aber nun lag der Wall zersplittert vor uns, getränkt in Boshaftigkeit. Ein Moment der Unachtsamkeit und man schnitt sich an den scharfen Splittern und der folgende immerwährende Schmerz ließ einen alles Vergessen, was vorher wichtig war. Prinzipien und Regeln, ganze Gemüter verwandelten sich in groteske Abbilder ihrer selbst. Ich konnte lediglich dafür beten, das es mir gelingen würde, wenigstens etwas von diesem Wall wieder zusammenzusetzen, um meiner Mutters Willen und alles was ich an der Art meiner Mutter immer so geliebt habe. Obwohl ich selber tief unglücklich war und manchmal das Gefühl hatte ich könne eine Ewigkeit nur weinen, versuchte ich stark zu sein. Stark für meine kleinen Schwestern Elisa und Sarah, die es sicherlich am schlimmsten von allen traf, aber auch für meinen Vater, der die Liebe seines Lebens nun nie wieder in den Arm nehmen konnte und auch für meine älteren Geschwister, obwohl ich nicht recht deuten konnte was in ihren Köpfen gerade vorging. Für sie alle würde ich stark sein, so wie es auch meine Mutter vor mir gewesen war.
 

Es gab nur eine Person, der ich mein Leid und meine Tränen anvertraue. Ihm würde ich ohne Bedenken auch mein Leben anvertrauen und wenn es nötig wäre, um ihn zu schützen, würde ich es auch hergeben. Immerhin hatte ich ihm mein Herz schon geschenkt und das Herz war doch das Einzige was einen Menschen am Leben erhielt, deswegen gehörte ihm nicht nur mein Herz, sondern auch mein Leben. Manche mögen eine solch vertrauensvolle Liebe vielleicht naiv finden, doch ich wusste ganz genau, das er dieses Vertrauen verdiente.

Da er der Familie noch nicht angehörte, sehr zu meinem Bedauern, traf ihn der Tod meiner Mutter nicht so schwer, wie meine Familie oder mich selber, aber dennoch schien auch er eine gewisse Anteilnahme am Tod meiner Mutter zu zeigen. Es war erstaunlich, das er immer die richtigen Worte zu finden schien, sodass mir schwierige Situationen leichter erschienen und mein Leid in den Hindergrund rückte. Auch wenn er kein großer Krieger war, hatte er doch seine eigene Art, mich vor Unheil zu schützen. Dafür liebte ich ihn viel mehr als ich es je gekonnt hätte, wäre er einer dieser Männer gewesen, die sich ihrer Kampfeslust wegen, gegenseitig töteten.
 

Zwei Tage nach der Trauerfeier kam Cecilia völlig aufgelöst und in aller Frühe in meine Kammer geeilt. Ich wurde von ihrem, nicht gerade leisen, Eintritt geweckt und blinzelte sie verschlafen an. „Was führt euch zu dieser Stunde schon zu mir?“, fragte ich sie besorgt, während ich mich aufsetzte. Sie blickte wirklich unglücklich drein, völlig entgegen ihrer wahren Natur. „Meiner jüngeren Schwester, Elisa, geht es ganz fürchterlich schlecht. Ihr Kopf ist stark erhitzt, doch ich wage nicht von ihrer Seite zu weichen in dieser schweren Stunde, jedenfalls nicht lange genug, um unseren Arzt aufzusuchen. Ich vertraue dir und möchte dich deshalb bitten, das für mich zu erledigen, möglichst bald, denn es eilt. Du wirst es doch tun, nicht wahr?“, bat sie mich mit ihrer Engelsstimme. „Ja natürlich, wie könnte ich dir diesen Wunsch verwehren, Liebste?“, meinte ich lächelnd und sprang sogleich auf. „Ich bin dir zu tiefstem Dank verpflichtet, Laurence“, meinte sie schon etwas erleichterter und umarmte mich kurz und war Sekunden später schon wieder zu Tür heraus verschwunden. Ich tat das nicht nur aus Liebe zu ihr, denn auch ihre jüngeren Schwestern waren mir irgendwie ans Herz gewachsen. Es waren gute Mädchen und dazu noch so jung, für sie war es einfach noch nicht an der Zeit zu sterben. Schnell kleidete ich mich an und machte mich auf den Weg zum Hausarzt ihrer Familie. Ich war ihm bis jetzt nur ein, zwei Mal begegnet und einmal war ich auch schon in seiner Praxis, als Cecilia sich nicht besonders fühlte. Er wohnte nur einen einstündigen Ritt von hier entfernt.
 

Völlig außer Atem kamen ich und das Pferd vor dem Haus des Arztes zum stehen. Schnell band ich das Pferd an und stürmte mit der Tür ins Haus. Eine beleibte Frau steckte den Kopf aus der Küche. „Mein Mann schläft noch, kommt später wieder“, murmelte sie nicht sonderlich freundlich und sie verschwand wieder in die Küche. Seufzend folgte ich ihr in die Küche. „Aber gute Frau ich komme im Auftrag der Sayns. Die jüngste Tochter Elisa leidet unter hohem Fieber. Ihr müsst euren Mann sofort wecken, er muss mitkommen, ich bitte euch, es eilt“, drängte ich ungeduldig. „Junger Mann es ist früh am Morgen und ich und mein Mann sind auch nicht mehr die Jüngsten, also hör gefälligst auf hier so eine Hektik zu verbreiten, verstanden“, zeterte die Frau los und hielt mir einen Kochlöffel unter die Nase. „Gute Frau, jede Minute zählt, ansonsten stirbt die Kleine vielleicht!“, erklärte ich noch ungeduldiger. „Wenn ihr es so eilig hab, dann geht zu meinem Mann nach oben, es ist das zweite Zimmer rechts, wenn ihr die Treppe hochgeht“, brummelte sie und wendete sich wieder dem Essen zu.

Sofort verließ ich die Küche und eilte die Treppe hinauf. Die Tür zum Schlafzimmer des Arztes flog regelrecht auf, aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. „Herr Doktor wachen sie auf“, rief ich während ich mich mit schnellen Schritten dem Bett näherte. Keine Reaktion. Er schlief einfach weiter. Doch ich hatte keine Zeit höflich zu sein, deswegen schüttelte ich ihn. „Wachen sie bitte sofort auf“, brüllte ich ihn fast an. Aber auch dann dauerte es noch einen Moment bis der ebenfalls beleibte Mann die Augen aufschlug und mich verwirrt und misstrauisch anblickte, wenn auch etwas verschlafen. „Verzeihen sie die Grobheit, doch sie müssen sofort mitkommen. Elisa von Sayn hat hohes Fieber und scheint dem Tode nahe. Wir dürfen nicht so viel Zeit vertrödeln!“, erklärte ich schnell. „Sie hat Fieber, sagst du? Sonst noch etwas auffälliges?“, fragte er ganz sachlich. Ich schüttelte den Kopf, denn Cecilia hatte sonst nichts weiter erwähnt. Der Arzt erhob sich schwerfällig und trottete, für meinen Geschmack, viel zu langsam ins Nebenzimmer. Dieses war vorgestellt mit Regalen in denen etliche Bücher und Fläschchen, in den verschiedensten Farben, standen. Mit einer Seelenruhe, schaute er nach den Ettiketen der Fläschchen, während ich nervös daneben stand und von einem Fuß auf den anderen trat, am liebsten hätte ich ihn wirklich angebrüllt, er solle sich beeilen, doch das stand mir nicht zu, immerhin war die kleine Elisa auf seine Hilfe angewiesen. Nach einer halben Ewigkeit, zumindest erschien es mir so, fand er offensichtlich die richtige Mixtur und drückte sie mir in die Hand. „Das sollte helfen und nun geh“, brummte er offensichtlich schlecht gelaunt. „Wie viel muss sie den davon nehmen und wann können wir auf eine Besserung hoffen?“, fragte ich schnell bevor er mich abwimmelte. „Ähm...ich würde sagen ein Löffel voll, stündlich und mit etwas Glück sollte es ihr heute Abend schon etwas besser gehen, ansonsten ist es vielleicht bereits zu spät“, erklärte er und trottete zurück ins Schlafzimmer. Ich blieb noch einen Moment länger stehen und schaute mir die grünliche Flüssigkeit an. Sehr vertrauenserweckend sah sie nicht aus, aber ich war kein Arzt, deswegen nahm ich es einfach hin wie es war, wenn sie ihren Zweck erfüllte war ihr aussehen nebensächlich. Als ich gerade an dem Schlafzimmer vorbei ging hörte ich den Arzt irgendwas genervt vor sich herbrummeln. Die Tür war nur angelehnt, deswegen drangen die Worte trotz des Nuscheln, doch recht deutlich zu mir vor. „So eine Aufregung wegen einem verwöhnten Kind und dann auch noch ein Mädchen, solche Verschwendung und deshalb hat mich dieser junge Bursche nun aus dem Bett geholt“, hörte ich. Ich konnte das was ich gehört hatte echt nicht fassen, wie konnte ein Arzt, dem viele Menschen ihr Leben anvertrauten, nur so abfällig reden, nur weil er etwas unsanft geweckt wurde. Ich erkannte anhand dieser Aussage, das auch der Hausarzt der Familie vollkommen verdorben war. Doch im Moment gab es wichtigere Dinge und deshalb verließ ich das Haus des Arztes und machte mich schnell auf den Weg zurück.
 

Ich saß am Bett meiner kleinen Schwester Elisa und betete inständig das Laurence schnell wieder hier sein würde. Immer wieder musste ich den Lappen auf der Stirn von Elisa wechseln, um ihren Kopf wenigstens etwas zu kühlen. Das Erschreckende daran war, das zwischen dem Wechsel immer nur wenige Minuten lagen und ich gut jede halbe Stunde dazu gezwungen war, frisches Wasser zu holen. Der Lappen der nach dem eintauchen ins Wasser wirklich sehr kalt war, erhitzte sich so erschreckend schnell auf dem kleinen Köpfchen meiner Schwester, dass ich dachte sie würde jeden Augenblick sterben. Deshalb war ich dankbar für jede weitere Minute die verging, da es eine weitere Minute war in der meine Schwester lebte und noch eine winzige Chance bestand sie zu retten.

Ich hielt ihre Hand, damit sie sich an etwas in dieser Welt klammern konnte, damit sie wusste, dass ich sie auch in dieser schweren Stunde nicht alleine lasse. Die war völlig verschwitzt und wollte sich immer wieder von ihrer Decke befreien, doch Kälte war bei Fieber nicht gerade förderlich. Es war nicht einfach alles gleichzeitig zu tun und nicht eine witzige Sekunde von ihrer Seite zu weichen, aber es gab auch niemanden sonst hier, dem ich meine, dem Tode nahe, Schwester anvertraut hätte. Ich fühlte mich so schuldig, so als wäre ich Schuld an dem Zustand meiner Schwester. Die Zeit nachdem meine Mutter gestorben war, hatte ich mich viel zu sehr um mich selbst gekümmert, vielleicht wäre Elisa nicht krank geworden, wenn ich besser auf sie acht gegeben hätte.

Wo blieb Laurence nur mit dem Doktor? Ich war wirklich langsam den Tränen nahe. Ich fühlte mich so machtlos, denn ich konnte nicht verhindern, dass sie stirbt. Das Einzige was ich tun konnte, war für sie da zu sein und ihr die Wartezeit wenigstens etwas einfacher zu machen. Wieso musste der Arzt auch so weit weg wohnen? Was hatte sich Vater nur dabei gedacht? Elisa wühlte sich im Schlaf immer wieder hin und her, doch das verwunderte mich nicht, denn wer wusste schon von was für üblen Träumen, das kranke Kind heimgesucht wurde. „Mama“, murmelte sie plötzlich gequält und drückte meine Hand ganz fest mit der Ihren. „Mama“ flüsterte sie immer und immer wieder. „Mama, lass mich nicht alleine“, brüllte sie nun und warf sich wild von rechts nach links und andersherum. Ich setzte mich schnell aufs Bett und nahm sie in den Arm. „Elisa wach auf“, flüsterte ich und strich ihn vorsichtig übers Gesicht.

Die Kleine schlug die Augen auf und sah sich gehetzt um, bis sie erkannte, dass alles in Ordnung war, dauerte es einen Moment. „Schwester“, flüsterte sie schwach und sah mich an, „mein Kopf tut so schrecklich weh und mir ist so heiß.“ Es klang sehr ausgelaugt, aber in ihrer Situation erwartete ich nichts anderes. „Ich weiß, meine Kleine, aber keine Angst Laurence kommt gleich mit dem Doktor und der hilft dir dann. Sicherlich bis du bald wieder auf den Beinen“, versuchte ich ihr Mut zu machen. Sie lächelte schwach und kuschelte sich an mich. „Ich hab dich lieb, Schwester“, murmelte sie und schloss die Augen. Ich strich ihr vorsichtig übers Haar und war richtig gerührt von ihren Worten. „Ich hab dich auch lieb, Elisa“, flüsterte ich. „Können wir Mama besuchen gehen, wenn ich wieder gesund bin?“, fragte Elisa mich nach einer Weile. „Natürlich, können wir und dann können wir auch noch viel Spaß miteinander haben“, erwiderte ich leise. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Elisa wirklich sterben würde. Sie ist so jung und unschuldig, aber Sarah wäre sicherlich noch trauriger, denn als Zwillinge hatten Elisa und Sarah eine ganz spezielle Bindung zueinander.
 

Wie einfältig die beiden doch waren, dachte Luzifer, denn er beobachtete ihr Treiben auf Erden durch die schwarzspiegelnde Fläche Almanera genannt. Er war die Verbindung zwischen dem Totenreich und der Welt der Lebenden. Er beobachte wie Laurence völlig gehetzt im Schloss ankam und auch wie die beiden anschließend versuchten dem kranken Kind die Medizin einzuflößen. Doch auch junges Leben war vergänglich, das würden die beiden nur allzu früh merken. Wenn der Tod kam waren die Menschen machtlos, egal wie viel Mühe sie sich gaben, ihn abzuwenden. Einzig Todesgötter wie er selbst, wussten wann die Zeit für einen Menschen gekommen war, sie konnten es sehen, wie lange jeder Mensch noch zu leben hatte. Wenn sie wollten konnten sie es auch beeinflussen, allerdings nur in eine Richtung gehend, denn der Tod persönlich ließ sich auch von ihnen nicht seiner Opfer berauben. Todesgötter hatten ein recht merkwürdiges Verhältnis zum Tod, vor allem wo sie doch nie selbst sterben konnten, unabhängig davon was ihnen zu stieß.

Laurence und Cecilia verwendeten wirklich viel Zeit darauf sich um das kleine Mädchen zu kümmern, jede weitere Stunde die verging flößten sie der Kleinen erneut Medizin ein und schienen zu hoffen und beten, was Luzifer überhaupt nicht gerne sah, mal abgesehen davon Gott würde ihnen nicht helfen, denn Gott mischte sich nicht in die Angelegenheiten seiner Schützlinge ein, es sei denn einer von ihnen wollte sich mit ihm auf eine Stufe setzen, das hatte er selbst zu spüren bekommen.

Wiederum war es auch sehr belustigend wie viel vertrauen, Cecilia doch in Laurence zu schienen hatte, denn ihn überließ sie ihre kranke Schwester, um sich selbst etwas zu erholen. Was andererseits wieder ärgerlich war, war die Tatsache, das Laurence dieses Vertrauen nicht missbrauchen würde, zumindest noch nicht. Laurence mochte wie ein Unschuldslämmchen aussehen, doch er konnte sein inneres Böses nicht ewig verstecken und kontrollieren, dazu hatte seine böse Seite in den vergangen Tagen schon zu oft Blut geleckt.

Schnell neigte sich dieser turbulente Tag dem Ende zu und das blaue Zelt wurde verschlungen von einem alles übertönenden Schwarz. Doch nicht nur der Tag begab sich in die Hände der Finsternis.

Endlich mal etwas erfreuliches für Luzifer. Er bereitete ihm große Freue sich am Leid und Schmerz der Menschen zu laben und die Aussicht auf ein neues Werk von seinem Schützling bereitete ihm zusätzliche Freude.
 

Nun saß ich hier am Bett der kranken Elisa, zusammen mit Cecilia und beide konnten wir nur warten, ob sich ihr Zustand besserte, aber bis jetzt hatte sich nichts verändert. Sie fühlte sich fast noch heißer an, aber das konnte auch täuschen. Langsam begann ich mich zu fragen, ob das Zeug, welches mir dieser Quacksalber mitgegeben hat, überhaupt wirkte. Plötzlich schlug die Kleine die Augen auf und Cecilia war sofort bei ihr. „Wie fühlst du dich, Elisa?“, flüsterte sie sorgenvoll. Die kleine Elisa lächelte schwach. „Cecilia, Schwester, ich werde gleich Mama wiedersehen, dann brauchst du dir keine Sorgen mehr um mich zu machen. Mama wird schon für mich sorgen.“, sagte Elisa so leise, das man wirklich genau hinhören musste. Cecilias Augen weiteten sich, sie nahm ihre Schwester behutsam in den Arm. „Nein, Elisa, nein bitte nicht. Ich will nicht noch jemanden verlieren, denn ich liebe, bitte bleib bei uns. Mama kannst du auch später noch wiedersehen, bitte halte durch Elisa, bitte“, flehte sie ihre Schwester am und brach in Tränen aus. Ich legte meinen Arm um Cecilia, selbst den Tränen nahe. „Weine nicht Schwester“, flüsterte Elisa und wischte unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte, die Tränen von Cecilias Gesicht,“ meine Zeit ist gekommen, aber sorg doch bitte dafür, das Papa und unsere Geschwister wieder fröhlich sein können, sonst werde ich auch noch ganz traurig, so wie Mama. Ich bin wirklich glücklich, das ich eine große Schwester habe wie...di..ch...“ Das waren ihre letztem Worte und ihre kleinen Augen schlossen sich für immer und ihre Seele begab sich in die ungewisse Finsternis. „NEINN!“, schlurtzte Cecilia unter einem Strom auf Tränen, doch jetzt konnten wir nichts mehr tun. Ich konnte Cecilia nur in den Arm nehmen und für sie da sein. Sie durchweichte mein Hemd mit ihren Tränen, aber das war nur ein geringer Preis, denn ich gerne bereit war zu zahlen, wenn es zu ihrem Wohl war.

Als Cecilia sich irgendwann in den Schlaf geweint hatte, trug ich sie in ihr Zimmer, legte sie ins Bett und bereitete die Decke über sie. Anschließend überbrachte ich die traurige Nachricht, der restlichen Familie, doch es gab noch jemand, der es unbedingt erfahren sollte und zu diesem machte ich mich auch sogleich auf.
 

Als ich beim Haus des Arztes angekommen war, nahm ich meinen Geigenkoffer und das Fläschchen mit der Medizin mit nach drinnen. Ich fand den Hausarzt und seine Frau am Tisch vor, sie schienen gerade mit dem Essen fertig zu sein. „Guten Abend, ich komme um ihnen die Nachricht zu überbringen, dass das Kind gestorben ist“, erklärte ich als erstes. „Mein Beileid an die Familie der Kleinen“, murmelte die Frau des Arztes sogleich. Er selbst schaute nur nachdenklich drein. „Scheinbar hat meine neue Mixtur nicht funktioniert“, war alles was er herausbrachte. „Nein, offensichtlich nicht“, murmelte ich leise, damit die Wut nicht so stark aus meiner Stimmer herausklang, denn in diesem Moment hätte ich ihn am liebsten zu Tode geprügelt, doch ich wusste, das ich dazu nicht in der Lage war und außerdem sollte ich mir an solchen apathischen, gleichgültigen Leuten nicht die Hände schmutzig machen. Ich stellte die nutzlose Mixtur des Doktors auf den Tisch. Diesmal war es noch schwieriger mir selbst die Maske der Gleichgültigkeit aufzuerlegen, um diesem trägen Sündiger seiner gerechten Strafe zuzuführen.

„Dürfte ich sie vielleicht noch ein weiteres Mal um ihre fachkundige Meinung bitten, in einer etwas anderen Gelegenheit“ schmeichelte ich ihm. Geblendet von diesem Kompliment, war es einfach ihn geradewegs auf den Weg des Todes zu führen. „Ich spiele Musik und sicherlich auch auf der Trauerfeier des kleinen Mädchens und ich bin mir nicht ganz sicher, ob das von mir ausgesuchte Stück zu so einem Anlass passend ist, vielleicht könnten sie mir da weiterhelfen?“, fragte ich gespielt freundlich. „Aber natürlich, spiel ruhig Junge“, meinte der Doktor großzügig. „Vielen Dank“, erwiderte ich und fügte in Gedanken hinzu, das ihr es mir so einfach macht euch zu bestrafen.

Ich packte meine Geige aus und spielte das Stück, welches Gott mir empfohlen hat auszuprobieren, auch wenn ich nicht genau wusste, inwiefern es den zeitlichen Verlauf des Geschehens beeinflussen würde. Dabei stellte ich mir mit dem größten Vergnügen, den sehr qualvollen Tod dieses Sündigers vor. Danach verließ ich sein Haus und verschwand zurück zum Schloss.
 

Luzifer hatte Laurence auch weiterhin beobachtet, da er sowieso nichts besseres zu tun hatte. Es freute ihn, dass es tatsächlich schon so bald wieder zu einem Tod eines vermeintlich bösen Menschen kommen würde. Jedenfalls böse in den Augen seines Schützlings, für ihn selbst waren Menschen alle gleich, nur Laurence war dank ihm etwas Besonderes. Er fragte sich wie lange es wohl dauern würde, bis Laurence verstand, wie das mit der Beeinflussung der Zeit funktionierte, aber eigentlich war er ein schlaues Kerlchen, somit rechnete er mit wenigen Tagen. Neun Stunden später richtete Luzifer seinen Blick wieder auf das Haus des Doktor, da es ihn sehr interessierte, was sich Laurence für den Doktor ausgedacht hatte.

Der Doktor verließ das Haus und ritt mit dem Pferd irgendwo hin. Luzifer fragte sich ob das geplant war oder nicht, aber er wartete einfach, dann machte der Doktor plötzlich an einem riesigen See halt und nun konnte Luzifer sich denken, was Laurence für ihn als Todesart aufgewählt hatte. Er musste sehr wütend auf den Doktor sein, wenn er ihm einen solch qualvollen Tod bereitete. Ohne das Pferd anzubinden lief der Doktor zum Wasser und ging hinein immer tiefer und tiefer, bis er schließlich in den blauen Fluten verschwand. Man sah immer mal wieder vereinzelt keine Luftbläschen aufsteigen, doch kurze Zeit später kamen viele auf einmal, was bedeuten musste, das der Doktor gerade dabei war zu ertrinken. Ohne Luft in den Lungen konnten die Menschen schließlich nicht leben und es war mit Sicherheit einer der schlimmsten Tode zu ertrinken. Einfach zu spüren, wie man keine Luft mehr bekommt und sich stattdessen immer mehr Wasser in der Lunge ausbreitet, kurze Zeit später verliert man das Bewusstsein und schließt für immer die Augen, da das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Es dauerte nur wenige Sekunden bis die Leiche des Doktor wieder zur Wasseroberfläche kam. Fett schwamm nun mal oben und davon hatte der Doktor reichlich besessen. So würde ihn bald jemand finden. Menschen ließen sich Luzifers Meinung nach viel zu sehr von ihren Gefühlen leiten, aber bei Laurence war gerade das wunderbar, da er sich dadurch immer zu neuen Gräueltaten inspirieren ließ. Luzifer wurde auch weiterhin viel Spaß mit Laurence haben, da war er sich ziemlich sicher.

Die Frucht des Neides

Drei Tage später erreichte die Nachricht vom Tod des Arztes das Anwesen der Sayns. Doch niemand machte sich wirklich Gedanken darüber, da alle viel zu geschockt vom recht plötzlichen Tod, Elisas waren. Ihre Zwillingsschwester Sarah hatte schon volle drei Tag kein einziges Wort mehr gesagt. Sie schien wirklich traumatisiert, doch Cecilia kümmerte sich jetzt aufopferungsvoll um ihre kleine Schwester, um zu verhindern, das es ihr ähnlich ergeht.

Ganz anders einige andere Bewohner des Anwesen, die sich alleine für ihre Angelegenheiten zu interessieren schienen. Wie etwa Maximilian und Miranda, die beiden ältesten Kinder der Familie Sayns.
 

Wie inzwischen so oft verfolgte Luzifer das Gesehen das sich auf dem Anwesen der Sayns abspielte. Doch jetzt schien erst einmal eine langweilige Phase zu kommen und so geschah es, dass Luzifer seinen Blick umherschweifen ließ und dabei mehr zufällig als beabsichtigt bei Maximilian landete. Irgendwas an der Art dieses Mannes erschien fast sympathisch, obgleich er selbst noch nicht ganz definieren konnte woher dieses Gefühl rührte. Sein Interesse an Maximilian war geweckt, fortan verfolgte er auch die Handlungen dieses Mannes.

An einem Vormittag konnte er eine eigentlich recht gewöhnliche Situation beobachten, doch anhand von Gesten und Blicken schloss er das mehr dahinter steckte, als man auf den ersten Blick erkennen konnte. Der Blick der dieser einen Frau galt, der er hätte nicht gelten dürfen, war viel zu weich, für die ansonsten so nüchterne und kühle Art Maximilians.

Alleine ihr gegenüber zeigte er echte Gefühle, nicht dieses künstliche Lächeln oder diese bedachte Wortwahl, die er sonst zu pflegen benutze, um sein Gegenüber im Unklaren über seine momentane Stimmungslage zu lassen.

Das wirklich Ironische an der ganzen Geschichte war die Tatsache, dass sie all die Jahre nicht den leisesten Verdacht geschöpft zu haben schien. Das war dann wohl auch der Grund dafür, das sie sich ohne weiteres einen jungen Burschen suchte mit dem sie Sachen tat, die sich nicht für eine unverheiratete Frau ziemten.

Doch aufgrund ihres Standes ließ man ihr diese Sünde durchgehen und das obwohl fast jeder im Schloss über ihr Tun bescheid wusste. Selbst wenn sich die Konsequenzen bemerkbar machen würden, wäre es für ihren Vater ein leichtes sie innerhalb von zwei Wochen zu verheiraten.
 

Erst hielt Maximilian Jonathan nicht für eine sonderlich große Bedrohung, doch nach zwei Wochen sah das alles schon ganz anders aus, denn seine Schwester Miranda kam kaum noch aus ihrem Zimmer heraus. Es war unmöglich für Maximilian sie zu erreichen und das machte ihn fast wahnsinnig. Er entwickelte einen wahnsinnigen Hass auf Jonathan. Lange Zeit wusste er auch nicht wie er sich jetzt verhalten sollte, weswegen er sich inzwischen fast jedem Abend dem Alkohol hingab. Nach einer weiteren Woche hatte Luzifer langsam genug von dieser Trauerfigur, doch als er sich schon fast von ihm abwenden wollte, schien sich plötzlich eine Veränderung anzubahnen. Zwei junge Dienerinnen schienen sich gerade über Madams neustes Spielzeug Jonathan zu unterhalten und Maximilian spieß zu ihnen. „Was denkt ihr wer ist dieser Jonathan und wie erlangte er wohl die Gunst unser Herrin?“, fragte die Eine gerade die Andere. Als diese gerade zu einer Antwort ansetzen wollte kam ihr Maximilian zuvor. „Herr Jonathan ist Kutscher, meine werte Frau Schwester hat ihn wohl auf einer ihrer Reisen kennen gelernt, doch es ist so tragisch, das ich es kaum mit ansehen kann...“, meinte er. Die Frauen wandten sich zu ihm um und knicksten vor ihm. „Schon gut“, murmelte er gespielt freundlich. Die Neugier der beiden Frauen schien geweckt, aber sie schienen sich nicht sicher ob sie fragen sollten. Letztendlich schien die Neugier zu überwiegen und wie Maximilian es geplant zu haben schien fragte sie: „Was ist tragisch, werter Herr?“ Er tat so als würde er mit sich selbst ringen es den beiden zu offenbaren, doch der nervös zuckende Finger hinter seinem Rücken verriet ihn. Luzifer grinste in sich hinein, er war gespannt was er ihnen erzählen würde. „Eigentlich ist der gute Jonathan vom anderen Ufer, doch er ist hinter dem Geld und dem Ansehen meiner geliebten Schwester her, doch egal was ich ihr sage, sie wiederspricht allen Fakten und jeglicher Vernunft. Er scheint sie völlig eingewickelt zu haben.“, erklärte er und setze ein tragisches Gesicht auf während er seine Hand über sein Mund legte, ganz so als ob das eben gesagt fiel zu schrecklich sei, Luzifer wusste es besser. Maximilian versteckte sicherlich lediglich das Grinsen das seine Augen nicht erreichte, da er sonst aufgeflogen wäre. Die beiden jungen Frauen machten entsetze Gesichter. „Sie meinen er ist ein Knabe, mein Herr?“, fragte sie mit Wiederwillen in der Stimme. Maximilian nickte bedauernd. „Aber bitter erzählt es keinem“, meinte er besorgt klingend. Die beiden Frauen nickten eifrig und entfernten sich viel zu schnell. Die Frauen waren zwei Tratschtanten, sie würden dieses Gerücht im ganzen Schloss verbreiten und sie würden auch Cecilia und ihren Vater erreichen. Maximilian war sich sicher, das einer der beiden etwas unternehmen würde, obwohl es ihm lieber wäre, würde Cecilia sich von ihm trennen, anstatt von ihrem Vater getrennt zu werden. Auch Maximilian wandte sich um und sofort breitete sich ein hämisches Grinsen auf seinem Gesicht.



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von: abgemeldet
2010-01-13T12:44:41+00:00 13.01.2010 13:44
so, ich hab es endlich mal wieder geschafft, weiter zu lesen!

oh je, noch mehr charaktere, die geschichte wird immer komplexer! aber ich glaub genau deshalb gefällt sie mir so ^^

aber ist das kapitel denn jetzt schon abgeschlossen? kam mir so kurz vor... auf jeden fall wieder toll geworden, mach schnell weiter ^^

lg kim
Von: abgemeldet
2009-12-27T15:37:20+00:00 27.12.2009 16:37
Erstmal herzlichen Dank, das du an meinem WB teilnimmst ^^

Bevor ich anfange, meine Kritik niederzuschreiben, will ich dich noch daraufhin weisen, das ich auch das ein oder andere Zitat aus deiner FF zu Veranschaulichung verwenden werde. Um dir zu erleichtern, aus welchen Teil deiner Geschichte es stammt, werde ich in Klammern, die Kapitelzahl angeben.

1.) "Show don't tell"

Was mir bei dir ganz extrem aufgefallen ist, das du die verschiedenen Szenarien nicht darstellst, sondern nacherzählst. Das Stichwort hier ist "Show don't tell", die wichtigste Regel des kreativen Schreibens:
"Dabei schweiften seine Gedanken zu seinem toten Freund André und er wurde etwas melancholisch(4)."
So musst du zum Beispiel gar nicht sagen, das Laurence bei dem Gadanken an seinen toten Freund melancholisch wird. Am Besten ist es seine Gefühle darstellen, indem du dich seiner Körpersprache bedienst: "Ihm rann eine Träne über die Wange und in seinem Hals bildete sich ein dicker Kloß". Das ist viel bildhafter und auch so wird dem Leser, die Gefühlslage des Protagonisten verdeutlicht.

Eine andere Sache ist, das du nicht das "richtige" Stimmung dem Leser vermitteln kannst. Das liegt größtenteils daran, das du das "Show don't tell"-Prinzip (siehe oben) nicht angewendet hast. Aber auch, das du manchmal sehr sachlich und im Umgang mit einigen Themen (zb. mit Andrés Tod im Bezug auf Laurence) nicht sehr behutsam bist.
Zu der Sachlichkeit kommt auch häufig hinzu, das du dich mit vielen unnötigen Details aufhälst, die für den weiteren Verlauf der Story nicht notwendig sind und den Leser nur unnötig langweilen:
„Er legte seine Stirn auf die angewinkelten Beine und gab sich für ein gute halbe Stunde, der Trauer hin(1)“.

Außerdem musst du mehr auf die zeitliche Reihenfolge achten. So teilst du dem Leser schon einige Sätze bevor Laurence mit seinem Spiel beginnt(1) mit, das er eine Fähigkeit erhalten hat. Das ist unnötig und nimmt obendrein jegliche Spannung.

Bei den Formulierungen musst du darauf achten, nicht so viele Superlative zu benutzen wie zb. „sehr guter Freund (1)“. Du musst gar nicht so große Geschütze auffahren, um zu zeigen wie wichtig André für Laurence war, das wird ja aus dem Text ersichtlich. Abgesehen davon erinnert das zu sehr an die Formulierungen einen Kindergartenkindes ^^‘ Die benutzen nämlich sehr gerne Superlative und Ausdrücke wie „schon wunderschön spielen(1)“und der „Hausherr hatte tatsächlich angefangen zu brennen(sinngemäß aus 2 entnommen)“. Ich hoffe, das du mir für diesen Vergleich nicht böse bist *nur helfen will*


2.) Rechtschreibung

Nur vorneweg: Meine Rechtschreibung ist auch nicht perfekt und ich fabrizieren warscheinlich mit jeder Sekunde mehr und mehr Fehler. Aber bei dir sind mir so offensichtliche Fehler aufgefallen, die man bei einer gründlichen Korrekturlesung ganz einfach erkennen und beheben könnte. Ich weiß aber selbst auch, dass das kein Garant ist, das der Fehlerteufel dann auch wirklich vollkommen ausgemerzt ist. Man ist ja für seine eignen Fehler meistens blind, deswegen ist es nie schlecht jemanden zu haben, der für einen beta liest.

„…was seiner einzigen Bedeutung(0)“ – vom Kontext her würde ich mal darauf tippen, das es hier wohl „einsten Bedeutungen“ heißen soll

„Beim spielen (1)“- spielen ist in diesem Fall ein Nomen und wird deswegen groß geschreiben

„…riesigen Bettpfeiler genau davor war(1)“- stand würde sich hier besser anhören, bitte achte darauf nicht zu viele Sein-Formen hineinzubringen, sonst wären wir wieder bei den Kindergartenkindern ^^‘

„ …seines toten Kameradens(4)“ – seines toten Kameraden, du brauchst hier kein Genetiv zu bilden

„ …erschien, , da meine Mutter(6)“ - warum zwei Kommas?

3.) Perspektive

Ich bin ehrlich gesagt etwas verwirrt ^^‘ Du wechselst nämlich ständig zwischen der allwissenden Erzählperspektive und der Ich- Perspektive von Laurence und später auch Cecilia. Man kann zwar schon zwischen den Perspektiven wechseln, aber man muss schon schauen, was sich anbietet und vorallem das es nicht zu viele werden. Wenn du schon bei Laurence, die Ich-Perspektive einsetzt, dann würde ich das auch durchgängig machen, wenn von ihm gesprochen. Wenn du von Luzifer redest, würde ich weiterhin die allwissende Perspektive verwenden. Das macht in geheimnisvoll und unnahbar, was zu seiner transzendenten Rolle als Todesengel sehr gut passt. Cecilias Ich-Perspektive würde ich persönlich ganz raus lassen, denn sonst wird es wie gesagt zu viel des Guten.

4.) Setting

Die Welt in der Laurence lebt wird von dir nur sehr wage beschreiben. Im Prolog erhalten wir zwar eine Angabe in welcher Zeit wir uns befinden und später auch, das man sich zu Pferd fortbewegt, aber das ist zu wenig um Atmosphäre dieser Epoche einzufangen. Da musst du noch weiter dran pfeilen.

5.) Death note

Kann es sein, das du ein Death note- Fan bist? Ich habe nämlich einige Sachen gefunden, die mich wirklich extrem an die Serie erinnern: Laurence versucht wie Light aus scheinbar edlen Motiven, die Welt vom Bösen zu reinigen. Und auch die Szene wie Luzifer, Yama und Jigoku in der Totenwelt sitzen und aus Langweile einem Menschen die Fähigkeit zu töten gegeben. Sie erinnert sehr an Ryuk, der sich ebenfalls langweilt und deswegen das Death note in die Welt entlässt. Ebenso natürlich auch die Tatsache, das deine Todesengel wie Ryuk, sehen können, wie lange ein Mensch noch leben wird.
Es ist nicht verboten, sich von einer Serie inspirien zulassen, aber man muss schon darauf achten, das man auch seine eigenen Ideen und Gedanken einbringt und nicht so viel übernimmt.

6.) Positives

So nachdem ich die ganze Zeit geschimpft habe, kommen jetzt aber die Sachen, die mir Positiv aufgefallen sind ^^
Ich fand es toll, das du den Leser mit deinem Prolog in das Thema Luzifer eingeführt hast. Das war sehr informativ und selbst ich habe noch etwas gelernt xD!
Ebenso hat es mir gefallen, das Laurence Geige spielt. Ich stehe nämlich auch auf Kerle, die Geige spielen und habe selbst einen kleinen „Geigenheini“, der es aber leider noch noch noch nicht zu einer niedergeschrieben Geschichte geschafft hat xD!
Und trotz meiner ganzen Kritikpunkte sollte nicht unerwähnt bleiben, das dein Schreibstil von Kapitel zu Kapitel besser wirst. Außerdem hast du ein sehr gutes Gespür für die alte Sprache in der direkten Rede ^^

So das war es aber jetzt von meiner Seite. Ich hoffe ich konnte dir mit meiner Kritik helfen ^^

Lg Suil-chan
Von: abgemeldet
2009-11-10T09:35:05+00:00 10.11.2009 10:35
Das ist wirklich toll! Hier finde ich die Sprünge zwischen den Personen wirklich gut gelungen! Sie sind klar getrennt und deshalb nicht verwirrend, sondern sehr spannend!
Es ist echt witzig, was Luzifer für einen Spaß an der ganzen Sache hat xD
Ich bin schon gespannt, wies weiter geht!

lg kim
Von: abgemeldet
2009-10-29T09:38:32+00:00 29.10.2009 10:38
Den Todesgöttern ist langweilig, das ist wirklich gut! *lach*
Ich finde es toll, dass man erfährt, wie Lawrence zu seiner Fähigkeit gekommen ist... Und dass man die Gedanken von Luzifer mitbekommt, seine Pläne mit Lawrence...
Die Geschichte wird immer komplexer, ich bin schon gespannt wies weiter geht!

lg kim
Von: abgemeldet
2009-10-27T14:35:43+00:00 27.10.2009 15:35
o_o ziemlich blutrünstig dieses gemetzel! aber wirklich eine tolle möglichkeit, um nicht unter verdacht zu geraten ^^
ich finde du hast es wirklich gut beschrieben, detailiert genug, damit man es sich gut vorstellen kann, aber nicht so, dass einem schlecht wird xD
ich bin auch schon gespannt, ob er lernt, diese fähigkeit zu kontrollieren... sonst könnte er ja nie wieder unter normalen menschen spielen...
freu mich schon aufs nächste kapitel ^^

lg kim

Von: abgemeldet
2009-10-26T08:58:11+00:00 26.10.2009 09:58
Auch wieder ein tolles kapitel! ja, vielleicht ein bisschen kitschig, aber es passt ^^
das einzige, was mich ein bisschen gestört hat war, dass du zwischen der erzähler-sicht und der ich-erzählung gesprungen bist... das war etwas verwirrend...
aber sonst, wirklich gut!

lg kim
Von: abgemeldet
2009-10-26T08:47:06+00:00 26.10.2009 09:47
Also mir gefällt dieses kapitel auch sehr gut!
Es muss wirklich hart sein, herauszufinden dass man (unwissentlich) zwei menschen ermordet hat! verständlich, dass er es am anfang nicht glauben will... da hätte ich wohl auch erst einen test gemacht (auch wenn der alte mann mir natürlich leid tat)!
Dein schreibstil ist genauso toll wie im ersten kapitel, gefällt mir immer noch sehr ^^

lg kim
Von: abgemeldet
2009-10-22T06:30:56+00:00 22.10.2009 08:30
Wow, das ist wirklich ein toller Anfang!
Sehr schön und flüssig erzählt, die zum Teil alte Sprache finde ich ziemlich beeindruckend! (Ich kann sowas nicht ^^)

lg kim
Von:  Milch_schnitte
2009-06-20T11:04:22+00:00 20.06.2009 13:04
oha er kann damit sogar andere dazu bringen sich gegenseitig umzubringen? kann er das später genau kontrollieren oder passiert das so zufällig?
das wird immer spannender :> ich frag mich was er jetzt vor hat, wo er ja nun seine rache hatte.
Von:  Milch_schnitte
2009-06-14T16:06:24+00:00 14.06.2009 18:06
"er war wie ein Rettungsreifen in einem Meer aus Traurigkeit." wahh was für eine tolle metapher!
die letzten 2 seiten sind echt total gut geschrieben, das hört sich an wie von einem "richtigen" schriftsteller geschrieben. es ist in der tat ziemlich kitschig, aber ich find es nicht unpassend :>
bei diesen rachegedanken musste ich an light denken. wird er jetzt auch die verbrecher zur strecke bringen?


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