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How to fight against Umbridge

HPxDM (SSxRL)
von

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Prolog - oder der Bastard!

How to fight against Umbridge
 

Disklaimer: Die Figuren und die gesamte Zaubererwelt gehört J.K.R Ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte.
 

Ich habe diese Geschichte schon auf anderen FF-Seiten hochgeladen.
 

Warnung: Slash von Anfang an. Wenn ihr das nicht mögt, solltet ihr jetzt wirklich nicht weiter lesen. (Ich will hinterher zu diesem Punkt keine Beschwerden hören - ich hab euch ja gewarnt!)

Außerdem lasse ich kaum ein Klischee aus. Verändere die Charaktere. Ignoriere gekonnt Band sieben. Noch irgendjemand da??? *suchend in die Runde guck* Falls ja, viel Spass
 

Prolog

Oder: Der Bastard
 

Harry Potter versuchte mit aller Kraft an seine neue Schulleiterin in Stringtangas zu denken. Oder an Goyle in einem philosophischen Diskurs mit Crabbe. Trotzdem sog er scharf die Luft ein, als zwei kühle Fingerspitzen beiläufig über seine Kehle, die Kuhle über seinem Schlüsselbein und unter sein Hemd fuhren.
 

„Habe ich dir heute schon gesagt, was für ein verfickter Bastard du bist, Malfoy?“
 

Der Slytherin nickte ernsthaft. „Mehrmals!“ Er verbiss sich in der empfindlichen Haut an Harrys Halsbeuge. Sein Lieblingsrivale wand den Kopf ab und begann im Stillen Zaubertrankrezepte aufzusagen – natürlich nur, um sich von dem leichten Schmerz abzulenken. Als der Eisprinz von seinem „Opfer“ abließ, betrachte er zufrieden die rote Markierung, die er zurück gelassen hatte.
 

„Aber immerhin ein verfickter Bastard, der dich in der Hand hat, Potter! Du solltest mir auf Knien danken, dass ich dich nicht zum Schleimauflecken in die Kerker schicke.“

„ – sondern nur gnadenlos ausnutzt!“, ergänzte Harry trocken und versuchte krampfhaft, die Hände zu ignorieren, die forschend unter seine Pullover geglitten waren.

„Sondern, dass ich dich nur gnadenlos und vollständig ausnutze!“, bestätigte Draco süffisant.
 

„Tu mir einen Gefallen und stürze dich vom Turm!“

„Lass mich nachdenken… nein, heute eher nicht, Darling.“ Malfoys Stimme war flüssiger Honig, mit einem gehörigen Schuss Basilikengift.

„Nenn mich nie wieder…Oh, fuck!“
 

Draco hatte eine Hand unter Harrys Hosenbund geschoben und seine Fingerspitzen tasteten prüfend über die Ausbuchtung der Boxershorts. „Was wolltest du mir sagen, Darling?“, gurrte er liebenswürdig, sein Augenaufschlag ein Sinnbild der Unschuld.
 

Harry knurrte – ja, knurrte! – resigniert auf und versuchte Malfoy allein mit 1000-Tode-androhenden Blicken aus dem leeren Klassenzimmer zu jagen. Ungerechterweise schien der Slytherin von seinen Bemühungen eher amüsiert.
 

„Niedlich! Wirklich niedlich, Potter! Übst du noch?“
 

Zum zweiten Mal in Folge blieb Harry ihm eine Antwort schuldig und verwünschte sich selbst dafür. Aber Fakt war, dass er Draco Malfoy, seinem ewiger Widersacher (nach Voldie, aber der war tot, und Snape) und unangefochtenem Herrscher der Schlangengrube, wehrlos ausgeliefert war. Sollte Malfoy auf die Idee verfallen, ihn in lila Strapsen und Ballettröckchen auf dem Lehrertisch tanzen zu lassen, würde er das tatsächlich tun. Harry versuchte krampfhaft das Bild von sich selbst im Tüllröckchen aus seinem Kopf zu verbannen und hoffte, dass Malfoy nie, wirklich nie, der Versuchung erliegen würde seine Macht vollständig auszunutzen.
 

Der Slytherin schien seine Gedanken zu erahnen, denn er hatte von Harry abgelassen und erfreute sich ganz offensichtlich an dem Bild, das sein hilfloser Rivale abgab.

„Küss mich!“, befahl er abfällig.
 

Obwohl Harry bei seinem Tonfall unweigerlich eine Reihe von Flüchen einfiel, die er Malfoy auf den Hals hexen wollte (Furunkel, Herpes an wirklich schmerzhaften Stellen, Schnecken spucken), vergrub er stattdessen seine Finger in dem weißblonden Haar und begann behutsam seine Lippen zu kosten. In erstaunlich kurzer Zeit waren sie in ein Zungenduell verwickelt, versuchten mit ihren Händen krampfhaft einen Weg unter die Kleider des jeweils anderen zu finden und sich gegenseitig auf den Schoss zu rutschen.
 

Denn das war das Frustrierenste an der ganzen Situation: so bald Malfoy Harry in ein leeres Klassenzimmer bestellte und begann an ihm zu knabbern, beging sein eigener Körper regelmäßig Verrat. Auch jetzt wieder ließ er sich, verbittert aufstöhnend, in Malfoys offene Arme sinken und der Bastard grinste triumphierend in ihren Kuss hinein.
 

***
 

Das war jetzt erstmal die obligatorische Slash-Szene zur Einleitung. Als nächstes kommt ein bisschen Handlung (ja, die gibts auch).
 

Es folgt ein kurzer Rückblick (na gut, ein paar Kapitel lang), um zu erklären, wie Harry in diese Lage kommen konnte.

Ich sag nur, Malfoys patentierter Haarpflegezauber, Harry braut einen der gefährlichsten Tränke überhaupt, Snape hat ein finsteres Geheimnis und Dolores Umbridge kehrt zurück.

Viel später: Lucius in Frauenkleidern (nicht ganz freiwillig), Lockhart in geheimer Mission, Lupin wird des Tag versüßt und Hermine gründet einen Geheimbund.
 

Ist mir gelungen euch ein wenig neugierg zu machen? *hoffnungsvoller Blick* Bitte reviewt.

Der schlimme Anfang

Disclaimer: Alle Rechte bleiben bei JKR.
 

1. Kapitel

Der schlimme Anfang
 

Flashback - oder drei Wochen zuvor:
 

Harry betrachte angespannt die brodelnde Flüssigkeit in dem Kupferkessel, die mit dem stetigen Ansteigen der Temperatur immer klarer wurde, sich von graubraun zu blau verfärbte und Funken spie. Alles sehr viel versprechend. Türkise Blasen stiegen aus der Kesselmitte zur Oberfläche, grüner Schaum trat über den Rand. Harry wischte sich die schweißfeuchten Hände an der Schulrobe ab. Entscheidend war, dass der Trank am Ende giftgrün, glasklar und eiskalt war – trotz der lodernden Flamme unter dem Dreifuss.
 

Seit vier Nächten versuchte er jetzt bereits die Zusammensetzung, den korrekten Ablauf, die optimale Temperatur, die zeitliche Abfolge, die Rührgeschwindigkeit, die Vorbereitung und den richtigen Zustand der Zutaten in ein Gleichgewicht zu bringen, so dass am Ende der fertige Trank entstand. Bisher war das Ergebnis mehr als dürftig gewesen und jetzt lief ihm die Zeit davon. Ihm blieben nur noch drei Tage, von denen der erste, in wenigen Stunden anbrechen würde.
 

Unter normalen Umständen hätte er in dieser Zwickmühle Hermine Granger um Hilfe gebeten. Doch die Vorzeigeschülerin von Gryffindor, ja, von ganz Hogwarts, lag immer noch auf der Station für verzweifelte Fälle in St. Mungo und kämpfte mit den Folgen der letzten Schlacht. Ron Weasely hatte das siebte Jahr in den Wind geschossen, um an ihrem Bett zu sitzen und ihre reglose Hand zu halten. Hätte sie nur einmal die Augen aufgeschlagen, wäre er im selben Augenblick auf den nackten Fussboden gesunken, um ihr einen Heiratsantrag zu machen, doch ein Lebenszeichen hatte Hermine bereits seit Ende der Sommerferien nicht mehr von sich gegeben.
 

Während sein bester Freund auf dem Krankenhausflur campierte, hatte Harry begonnen, jeden Wälzer über Heiltränke zu verschlingen, der in der Bibliothek zu finden war. Als er die frei zugänglichen Bände durch hatte, begann er sich Nacht für Nacht mit dem Tarnumhang in die verbotene Abteilung zu schleichen und dort weiter zu suchen. Und hier wurde er fündig. Der beschriebene Trank, der die Wirkung des altägyptischen Fluches aufheben sollte, der Hermine gestreift hatte, war tief schwarzmagisch und verlangte aller höchstes Können.
 

Snape hätte ihn wohlmöglich brauen können, doch der Zaubertrankmeister verließ seit dem letzten Kampf kaum je seine Kerker und war noch unausstehlicher, als in den vergangenen sechs Jahren – was vorher eigentlich jeder auf Hogwarts für unmöglich gehalten hätte. Professor McGonagall wäre nicht im Stande gewesen, einen schwarz magischen Trank aufzutreiben, und die neu ernannte Schulleiterin…
 

Harry seufzte, während er den olivgrünen Schaum von der öligen Oberfläche des Trankes schöpfte. Eigentlich hätte nach seinem Sieg über Voldemort im Sommer alles, wirklich alles, wieder in bester Ordnung sein müssen. Ron hätte Hermine heiraten, die alte Gonny Hogwarts leiten und Harry eine Karriere als Auror starten sollen.
 

Und das siebte Schuljahr hatte auch recht viel versprechend begonnen: die meisten Todesser saßen inzwischen in Askaban oder warteten auf ihre Verhandlung. Neville turtelte mit Luna und zu Beginn hatten die Heiler auf St. Mungo noch geglaubt, dass sie Hermine retten könnten. Sogar Snape war von der Mordanklage freigesprochen worden. Und Lupin hatte für seine Verdienst in der letzten Schlacht zum zweiten Mal eine Anstellung als Lehrer in Verteidigung bekommen.
 

Dann war an einem strahlenden Septembermorgen die neu ernannte Schulleiterin auf Hogwarts eingetroffen: Dolores Umbridge.
 

Harry hatte nicht geglaubt, dass ihn nach dem Kampf mit Voldy noch etwas aus dem Gleichgewicht bringen konnte, doch genau hierin hatte er sich geirrt. Als Professor Umbridge mit ihrem kompletten Teeservice (mit vergoldeten Rosenknospen), ihrer Sammlung an Häkeldeckchen und einem strahlenden Lächeln auf den wulstigen Lippen in das Büro hinter dem Wasserspeier einzog, verspürte er große Lust einen Unverzeihlichen an ihr auszuprobieren.
 

Seit ihrem zweiten Amtsantritt griff Umbridge ihn nie direkt an. Aber auf hundert kleine Arten ließ sich Harry wissen, dass sie ihn im Auge behielt und er besser keinen offenen Kampf mit ihr suchen sollte. Er glaubte, ihre Blicke bei jedem Schritt durchs Schloss im Nacken zu spüren. Sie schenke ihm in jeder Stunde ein huldvolles Lächeln, beim dem Harry regelmäßig einen aufsteigenden Brechreiz unterdrücken musste. Wenn sie ihn ansprach, geschah dies einem Tonfall, als würde sie einem Fünfjährigen den Weg zum nächsten Sandkasten beschreiben. Und dieses Mal waren seine beiden besten Freunde nicht auf Hogwarts, um ihn zu unterstützen.
 

Doch - wie zu im Grunde nicht anders zu erwarten - kam es noch schlimmer.
 

Als erstes bekam Filch zwei Hilfshausmeister und drei neue Angorakatzen unterstellt. Außerdem verhalf sie ihm zu einem neuen Satz Strafarbeiten, auf die er nie von alleine gekommen wäre.

Ohne Licht, das Moos an den Wänden im Kerkergeschoss mit den bloßen Fingern abzukratzen, war nur eine davon. Wenn die Erstklässler in den frühen Morgenstunden endlich von Filch zu Bett geschickt wurden, weinten sie sich in den Schlaf.
 

Als nächstes ernannt Umbridge mehrere Regelwächter, denen die Aufsicht über die Einhaltung der Schulordnung oblag. Sie arbeiteten unabhängig von den Vertrauensschülern, die ja – offiziell – vor allem für ihre Mitschüler da waren, und besaßen fast genauso viel Befehlsgewalt wie ein Lehrer. Überflüssig zu erwähnen, dass Malfoy ein von ihnen war.
 

Auch das neue Punktesystem, war nicht dazu angetan Harrys Laune zu heben. Jeder, der einen Regelbrecher meldete, gewann zusätzliche Hauspunkte. Ab fünf Denunziationen gab es eine Freistunde, ab zehn einen freien Abend in Hogsmeade. Schönschreiben wurde zum anerkannten Schulfach und Umbridge hatte angeordnet, dass jeder Schüler die Schulregel auswendig lernen musste.
 

Da die Regeln seit der Gründung von Hogwarts akribisch festgehalten wurden, umfasste allein das Kernwerk (ohne die spezifischen Sonder- und Zweifelsfälle) mehrere hundert Seiten und einige davon waren in Runen oder alt Gälisch abgefasst. Die Schulleiterin begann jede Stunde mit dem Abfragen der Regeln und war jedes Mal wieder aufs neue Erstaunt, wenn sie feststellen musste, dass die meisten Schüler nur haltloses Gestammel ausbrachen.
 

Harry hatte bereits Zähneknirschend beschlossen, dass letzte Schuljahr irgendwie durchzustehen und danach in ein anderes Land auszuwandern. Doch dann stand Ron eines Abends zitternd vor ihm, nur mühsam die Tränen unterdrückend. Er hatte ihm erklärt, dass Hermine noch immer bewusstlos auf St. Mungos lag. Die Heiler hatten alle Tränke an ihr ausprobiert, die ihnen zur Verfügung standen. Jetzt wussten sie nicht mehr weiter.
 

An diesem Punkt hatte Harry erkannt, dass ihm keine andere Wahl blieb. Er musste sich einmischen, selbst, wenn das hieß, dass auch dieses Schuljahr wieder unsinnig gefährlich werden würde.
 

Nachdem Harry das Rezept für den Trank gefunden hatte, machte er sich auf die Jagd nach den Zutaten. Hatte er sich im zweiten Schuljahr noch heimlich an Snapes Vorräten vergriffen, reichten diese im siebten nicht mehr aus. Die meisten verlangten Essenzen waren nur unter erheblichem Aufwand, finanzieller und zeitlicher Natur, in der Nockturngasse zu bekommen. An seinem ersten Hogsmeadwochenende apparierte Harry zum „Tropfenden Kessel“ und machte sich auf den Weg. Er scheute in den kommenden Wochen keinerlei Mühe. Er bestahl Snape. Er bestahl Poppy. Er wurde Kunde beim Versandhaus für Zaubertränke aller Art und Färbung. Ein Teil der Zutaten musste ihm Charles Weasely auf einem Schwarzmarkt in den Karpaten besorgen.
 

Dann war es endlich so weit.
 

Harry hatte alle Bestandteile zusammen und da er um seine außerordentliches Geschick im Tränkebrauen wusste, hatte er die fünffache Menge gekauft. Sein Vermögen war dabei merklich geschrumpft, aber Hermines Leben war wesentlich mehr wert als jedes Vermögen.
 

Er war so beschäftigt gewesen, dass es nicht einmal geschafft hatte, sich mit Umbridge anzulegen. Er wusste, wenn sie ihn bei einem Regelverstoß erwischte, würde er im Nu bis zum Hals in Strafarbeiten versinken. Und Strafarbeiten kosteten Zeit. Zeit hatte Hermine nicht. Sie lag bereits seit den zweiten Monat im Koma. Sie brauchte den Trank.
 

Er hatte sich in ein windiges Turmzimmer zurückgezogen. Die hölzerne Wendeltreppe knirschte bedenklich bei jedem Schritt. Das Dach war halbverfallen und der Regen wehte hinein. Beim nächtlichen Aufstieg wäre Harry zwei Mal fast die Treppe hinunter gefallen, oder schlimmer, in den Abgrund, der neben den geländerlosen Stufen klaffte. So bald sich sein rasender Herzschlag wieder beruhigt hatte, war er weiter gestiegen. Wenn es so lebensgefährlich war, hier herauf zu klettern, dann würde ihn zumindest niemand folgen.
 

Im dritten Anlauf nahm der Trank eine Färbung ein, die Harry im schwachen Lichtschein seines Zauberstabes als schwefelgelb identifizierte. Wie erwartet roch die Flüssigkeit leicht rußig und rann zähflüssig von seinem Löffel hinab.
 

Da er Hermine unmöglich einen mächtigen Schwarzmagischen Trank einflössen konnte, oder vielleicht auch einfach nur lächerlich Heldenhaft und sehr verzweifelt war, kostet Harry einen Schluck.
 

Der Schmerz war im wahrsten Sinne des Wortes Atemberaubend. Der Gryffindor kauerte zusammen gekrümmt im obersten Stockwerk des Turms und schluchzte hysterisch Angesichts des Feuers, dass sich in seiner Brust ausbreitete. Doch dass hatte er erwartet. Diese Schmerzen waren Teil des Heilungsprozesses, der nach drei Stunden einsetzten musste. Es waren die längsten drei Stunden seines Lebens.
 

Im Morgengrauen wankte er die Wendeltreppe hinab, zu benommen, um den Abgrund an seiner Seite überhaupt wahrzunehmen. Er hatte es einer gehörigen Portion Glück zu verdanken, dass er überhaupt im Ganzen unten ankam, und nur seinem Tarnumhang, dass er die große Halle erreichte. Als er sich an den Gryffindortisch setzte, bemerkte er, dass der Boden unter seinen Füßen schwankte. Seine Hände begannen unkontrolliert zu zittern und der Schweiß stand ihm auf der Stirn.
 

Eigentlich wäre das jetzt der richtige Moment gewesen, um zu Poppy in den Krankenflügel zu gehen, aber Umbridge Diktatur auf Hogwarts hatte auch vor diesem letzten Heiligtum nicht Halt gemacht und so musste die Medihexe fortan jeden Schüler melden, der ihre Hilfe suchte. Oder mit anderen Worten: wenn er sich von Madame Pomfrey einen Heiltrank holte, würde er sich schneller im Schulleiterbüro wieder finden, als er „nicht meine Schuld“ sagen konnte. Er musste allein einen Weg finden.
 

Die Symptome wiederholten sich im Laufe des Tages und als er am Abend hinter den zugezogenen Bettvorhängen das Rezept nachlas, wäre er fast zum zweiten Mal in Tränen ausgebrochen. Er hatte sich verbraut.
 

Der recht beängstigenden Beschreibung zu folge, hatte er eine Munkshautvergiftung und würde innerhalb von sieben Tagen in ein Fieberdelirium fallen, wenn er nicht rechtzeitig einen mittelschweren Heiltrank braute. Doch nach den vergangenen Wochen war Harry kaum noch in der Lage, die Zutaten zu beschaffen, geschweige denn, das Rezept einzuhalten.
 

Zwei mal nacheinander brachte er den Kessel zum explodieren.
 

So kam es, dass er sich in der dritten Nacht nach seiner eigenhändigen Vergiftung schon wieder im schwachen Licht seines Zauberstabes im obersten Stockwerk des Turmes über einen Kessel beugte.
 

Der olivgrüne Schaum nahm das vorgeschriebene Pistaziengrün an und gerade wollte Harry, aufatmen, denn jetzt fehlten nur noch zwei Schritte bis zur Vollendung, als der Kessel leise zu rülpsen begann. Er spuckte violette Blasen in die Luft. Es stank nach verbrannten Federn. Der Kupferkessel begann weiß zu glühen. Dann schmolzen die Seitenwände und der verhunzte Zaubertrank schwappte zischend und ätzend über den Boden des Turms.
 

Harry sank gegen die nächste Wand. Er rutschte an ihr herunter, verbarg sein Gesicht in den Armbeugen und hatte nicht einmal mehr die Kraft zu fluchen. Dabei bemerkte er nicht, wie ihn ein silbergraues Augenpaar aus den Schatten heraus beobachtete.
 

Draco Malfoy hatte ihn, in seiner Eigenschaft als Regelwächter und Intimfeind des gryffindorschen Goldjungen, seit Anfang des Schuljahres fortwährend beobachtet. Er war davon ausgegangen, dass er sich nur lange genug in Potters Nähe herum treiben musste, um ihn beim Brechen der Schulregeln zu ertappen.
 

Doch ärgerlicherweise stellte sich der Gryffindor dieses Jahr geschickter an als sonst. Er ließ sich nicht provozieren. Er musste einen Weg gefunden zu haben, den drei Hausmeistern, ihren Katzen und den Regelwächtern auszuweichen. Er war fortwährend in Gedanken vertieft und seinen tiefen Augenringen zu folge, schlief er wenig.
 

Draco beobachtete ihn in der großen Halle beim Essen. Er setzte sich im Unterricht hinter ihn. Er folgte ihm in die Bibliothek. Zu seiner maßlosen Überraschung, studierte Potter Zaubertrankbücher. Der Schwarzhaarige stellte Snape während der Stunden im Kerker die ungewöhnlichsten Fragen und abonnierte „Tränke für jeden Kessel“, ein Fachmagazin für Hobbybrauer.
 

Spätestens jetzt war Dracos Neugier geweckt. Er hatte lange gebraucht, um den Turm zu finden, auf den sich der Löwe verkroch. Und längst hatte er nicht alle von Potters Winkelzügen entdeckt oder gar verstanden. Aber er erkannte einen verbrauten Heiltrank, wenn er einen sah. Genauso, wie die versteckten Anzeichen für eine Munkshautvergiftung.
 

Lautlos trat er aus den Schatten hervor, auf die zusammengekauerte Gestalt zu.
 

***

Das nächste Kapitel handelt von Dracos dramatischem Auftritt, Harrys mangelnder Begeisterung und einem Vorschlag.
 

Habt ihr wieder ein paar Reviews für mich? Wäre euch wirklich furchtbar dankbar.

Der Sieger

Disclaimer: Alle Rechte bleiben bei JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7, keine Beta
 

Vielen Dank für meine ersten Reviews *Yami-San, Ramira, rain87 und Kotone knuddel* *Bestechungskekse rausstell*
 

2. Kapitel

Der Sieger
 

„Tränen, Potter?“, schnarrte der Malfoy-Sprössling. Harrys Kopf flog in die Höhe, den Zauberstab hielt er Abwehrbereit in der Hand. Fast schlendernd stieg Draco Malfoy die letzten Stufen hinauf und schlug die Kapuze seiner Robe zurück.
 

Als Harry das weißblonde Haar in der Dunkelheit aufschimmern sah, hätte er am liebsten vor Enttäuschung die verbleibenden, höchst explosiven, Zutaten nach seinem Erzfeind geworfen. Von allen Schülern auf Hogwarts ausgerechnet Malfoy! Das war wieder einmal so typisch! Hätte es nicht wenigstens ein schlauer Ravenclaw sein können, oder ein hilfsbereiter Hufflepuff? Ein Troll? Peeves? Filch?
 

„Du halluzinierst, Frettchen!“, erwiderte er reichlich spät. Ärgerlicherweise klang seine Stimme rau und brüchig. Sicherheitshalber richtete er sich gar nicht erst auf, denn er bezweifelte ernsthaft, dass er gerade stehen konnte.
 

Draco betrachtete den kauernden Gryffindor von oben herab. Er hatte tatsächlich nicht geweint, aber seinen zusammen gekniffenen Lippen zu folge, stand er kurz davor. „Erbärmlich, Potter, ganz erbärmlich! Du schleichst nachts durchs Schloss, suchst Rezepte, braust Tränke – ausgerechnet du!“ Er versetzte dem letzten heilen Kessel einen gezielten Tritt. „Wofür brauchst du den Komplett-Heilungs-Trank, hm? Hast du es geschafft, dich selbst zu vergiften?“
 

Potters Blick schnellte in die Höhe. Nur ganz kurz, dann starrte er demonstrativ gelangweilt in die schwindende Nacht hinaus. Doch dieser eine Augenblick hatte genügt.

„Nein!“ Absoluter Unglaube und grenzenlose Schadenfreude paarten sich in Dracos Gesicht.
 

Harrys finstere Miene war eine einzige Drohung. Er richtete seinen Zauberstab auf Malfoy, aber dank der seit drei Tagen andauernden Munkshautvergiftung, hatte er seine Hände kaum noch unter Kontrolle. Sein Gegner brauchte nicht einmal einen Entwaffnungszauber zu sprechen, er schlug ihm den Stab einfach nachlässig aus der Hand.
 

„Du wirst sterben, Potter! Das Gift zerstört deinen Körper bereits von innen heraus. Wenn in drei Tagen das Fieber einsetzt, bist du endgültig verloren.“ Er betrachte fachmännisch die verstreuten Zutaten auf dem Boden; die Gnomenwimpern, die frisch gemahlenen Trollläuse, Silberstaub von Mondkälbern. „Hast du wirklich geglaubt, du wärst im Stande, mit Munkshaut zu brauen? Eine Löffelspitze reicht aus, um einen Drachen zu betäuben! Sie ist nur unter Lebensgefahr zu erlangen! Selbst Snape verwendete sie kaum je!“
 

„Bemüh dich nicht weiter, ich hab´s kapiert!“
 

„Ich wollte nur sicher gehen!“ Draco baute sich vor seinem vergifteten Mitschüler auf. „Deine Lage ist Grunde vollkommen aussichtslos. Wenn du nicht an der Vergiftung stirbst, wird die Umbridge dich von der Schule werfen. Und wahrscheinlich wegen Handel mit verbotenen Essenzen und Giften anklagen.“

„Und ich bin sicher, deine Aussage wird ihr dabei eine große Hilfe sein“, hustete Harry.

„Man tut, was man kann“, Malfoy legte eine bedeutungsschwere Kunstpause ein. „Aber vielleicht könnte ich ja auch schweigen.“
 

Draco ließ den Satz im Raum zwischen ihnen schweben, damit sich seine Wirkung auf Potter in Ruhe entfalten konnte. Als er sich der ungeteilten Aufmerksamkeit seines Feindes gewiss war, fuhr er fort: „Für mich wäre es ein leichtes den Heilungstrank zu brauen! Ich könnte dir sogar helfen, den Trank mit der Munkshaut herzustellen. Gifte sind mein Spezialgebit. Die ganze Nockturngasse kennt mich. Ich habe Möglichkeiten, von denen du noch nicht einmal zu träumen wagst.“
 

Harry hatte nach dem ersten Schock keine Miene mehr verzogen, sondern stoisch einen Punkt hinter dem Slytherin an der Wand fixiert. Es was eindeutig, worauf diese Rede hinaus lief. Ein Malfoy tat nie etwas umsonst. „Was verlangst du dafür, Frettchen?“
 

Der Eisprinz streckte langsam den schlanken Zeigefinger aus und bohrte ihn in Harrys Brust. Es sah aus, als würde er sich einen Gewinn auf dem Jahrmarkt aussuchen. „Dich! Deinen Gehorsam, ein Jahr lang. Bis zum nächsten Oktober wirst du jedem meiner Befehle widerspruchslos folgen.“

„Verpiss dich, Malfoy!“
 

„Wenn du lieber zu Umbridge gehen willst!“ Der Regelwächter zuckte lakonisch mit den Schultern und wand sich mit der für ihn sprichwörtlichen Eleganz von Harry ab. Sein Umhang flatterte im Gehen über den obersten Treppenabsatz, sein Haar leuchtete durch die Dunkelheit.
 

Ein dunkelhaariger Schopf schlug unsanft gegen die eiskalte Turmwand. Verdammt, dachte Harry, verdammt-verdammt-verdammt! Er würde das Gegenmittel bekommen. Hermine würde wieder gesund werden, Ron heiraten und mit ihm zusammen nach Hogwarts zurückkehren. Verdammt!

Malfoys mantelumwehte Gestalt war in der Dunkelheit kaum noch auszumachen.

„Warte!“
 

Draco blieb auf der wackeligen Treppe stehen und schloss kurz triumphierend die Augen. Wenn es nicht vollkommen unvereinbar mit seiner Würde gewesen wäre, hätte er den Kopf in den Nacken gelegt und gekräht, wie ein aufgeplusterter Gockel. Er hätte vor Freude tanzen können! Er hatte Potter in der Hand! Niemand konnte den verdammten Goldjungen jetzt noch helfen. Draco war noch sechs langen Jahren als Sieger aus ihrer Fehde hervorgegangen.
 

„Wie hast du dir das vorgestellt?“, fragte Harry misstrauisch. Malfoys Stimme drang spöttisch vom Treppenabsatz zu ihrem herüber: „Welchen Teil von „Gehorsam“ hast du nicht verstanden?“
 

„Du kannst unmöglich glauben, dass ich dir ein Jahr lang wie ein Schosshund nachlaufe!“

„Ich soll dir den Arsch retten und du willst mir nicht einmal ein lausiges Jahr schenken? Auf den Tag genau zwölf Monate! Ich handle nicht. Schlag ein oder lass es bleiben. Es dein Leben, mit dem du spielst.“ - Und das von Hermine, fügte Harry in Gedanken hinzu.
 

Hätte er noch die Kraft dazu gehabt, seinen kleinen Finger zu rühren, hätte er sich jetzt auf Malfoy gestürzt, um ihm das selbstverliebte Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen.

„Du würdest wahrhaftig einen Menschen sterben lassen, nur, um zu gewinnen? Ich hab unterschätzt, wie tief man sinken kann“, krächzte er.
 

„Nein, ich würde dich bloß an Umbridge verraten und es genießen, zu sehen, wie dein Zauberstab zerbrochen wird und du wegen schwarzer Magie und Schmuggel in Askaban landest.“ Gemessenen Schrittes trat Draco in den Turm zurück.
 

Harry versuchte in seiner Miene zu lesen, doch wie üblich, spiegelte sie nur Überheblichkeit und Arroganz. Kurz kam ihm der Gedanke, dass der Blonde bluffen könnte. Dass selbst ein Malfoy nicht dazu im Stande wäre, ihn so ins Messer laufen zulassen. Er sah prüfend an der schlanken Gestalt vor sich hoch. Der Regelwächter hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Er lächelte träge und schien Harrys Niederlage in sich auszusaugen.
 

Seufzend fragte der Gryffindor ihn nach den Bedingungen für seine Kapitulation.
 

„Wir werden einen magischen Vertrag aufsetzten und mit Blut unterschreiben. Ich verwahre das einzige Exemplar. Darin halten wir fest, dass wir keinen Ausstehenden, weder Lehrer noch Schüler, noch Geister, in unseren Handel einweihen. Ich braue dir sofort den Heiltrank. Da die Vergiftung schon seit drei Tagen anhält, wirst du den Trank über ein Jahr hinweg alle vier Wochen einnehmen müssen, um einem Rückschlag vorzubeugen.“
 

Harry wollte protestierend auffahren, doch Malfoy zuckte nur ungerührt mit den Schultern. „Lies es in „Tränke für jeden Kessel“ nach, wenn du mir nicht glaubst. Die Nachwirkungen von Munkshaut können sich über Jahre erstrecken.“ Er begann vor dem Gryffindor auf und ab zu wandern, an den Fingern die einzelnen Klauseln abzählend. „Wenn die Heilung einsetzt, wagen wir uns an den Trank, den du vermurkst hast.“

„Erzähl mir nicht, dass du dich mit Munkshaut auskennst, Malfoy!“, zischte Harry wütend.
 

„Nur ein wenig“, gab Draco zu. „Aber mit der Hilfe von Snape dürfte das zu schaffen sein.“

„Warum sollte Snape ausgerechnet mir helfen?“

„Nicht dir, Potter, mir! Severus Snape ist mein Pate.“

Auf diese Eröffnung hin, schwieg der Schwarzhaarige verblüfft. Das konnte tatsächlich klappen!
 

„Im Gegenzug wirst du in den kommenden zwölf Monaten jedem Befehl von mir aufs Wort folgen!“ Draco hatte seine Wanderung unterbrochen, um vor Potter stehen zu bleiben. „Du wirst nach Ablauf dieses einen Jahres in keiner Weise Vergeltung für mein Handeln fordern, noch mich vor Gericht belangen. Nichts von dem, was du in diesem Jahr über mich erfährst, wirst du später jemanden bereichten oder gegen mich verwenden. Wir schließen einen Geschäft ab und erfüllen beide unseren Teil der Abmachung. Das ist alles.“
 

Widerstrebend musste Harry sich eingestehen, dass der Slytherin an alles gedacht hatte. Doch vollkommen kampflos würde er das Feld nicht räumen. „Ich werde auch auf deinen Befehl hin niemanden verfluchen! Außerdem werde ich meine Freunde nicht verraten“, beharrte er - und fügte ein wenig trotzig hinzu: „Und ich werde den Schnatz nie absichtlich verfehlen!“
 

Draco lächelte maliziös. Potters Weltbild war mitunter wirklich Herzerfrischend - wenn man ein Herz besaß! Das versprach überaus amüsant zu werden.
 

„Einverstanden!“ Er hielt dem Gryffindor feierlich die ausgestreckte Hand entgegen und anders als im ersten Schuljahr, wurde sie dieses Mal nicht ausgeschlagen. Ihre Augen suchten und fanden sich in der schwindenden Dunkelheit der nahen Dämmerung. Für einen kurzen Lidschlag lang, glaubten beide zu spüren, dass dies einer jener seltenen Momente jenseits der gewöhnlichen Zeit war, in denen Schicksale vorgezeichnet wurden.
 

Dann kehrte Draco geschäftsmäßig zur schriftlichen Festlegung ihres Paktes zurück. „Lumos!“ Er vertraute Potter seinen Zauberstab an und zog eine Pergamentrolle aus seinem Umhang. Mit kratzender Feder hielt er die einzelnen Klauseln fest. Am Ende reichte er dem Schwarzhaarigen zufrieden den Vertrag.
 

Harry schnitt sich mit einem Federmesser in den Daumen und unterzeichnete schaudernd mit seinem eigenen Blut. Harry James Evans Potter stand nun unter dem letzten Absatz. Daneben setzte Malfoy seinen eigenen Namen und rollte der Vertrag zusammen. Er sah gerade zu unverschämt zufrieden aus. Aber immerhin, dachte Harry trocken, hatte er dazu auch allen Grund.
 

Der Slytherin streckte kurz nachdenklich die Hand nach ihm aus. Er nahm Harrys Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und wand sein Profil dem Schein seines Zauberstabes zu. Aus einem Reflex heraus, wollte Harry seine Hand fort schlagen, aber dann fiel sein Blick auf Malfoys Gesicht. Den tiefen Ernst darin konnte er sich beim besten Willen nicht erklären.
 

Im nächsten Augenblick, hatte Draco seinen Vertragspartner schon wieder losgelassen. Er ordnete mit geübten Händen die verstreuten Zutaten auf dem Boden an und begann konzentriert zu brauen.
 

***

Das nächste Kapitel handelt von den Veränderungen im Hause Slytherin, Dracos Langerweile und seinem neuen Hobby.
 

Lasst ihr mir wieder Reviews da? *Welpenblick aufsetz*

Die Pottersache

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Vielen Dank für eure lieben Reviews.

@one piece: Hab ein Ems abgeschickt. Bin übrigens auch leidenschaftlicher One-Piece-Fan *Zorro-for-ever-Banner entroll*

@Mirabelle: Ja, Draco ist eindeutig ein wenig sadistisch (die Autorin leider auch). Aber Harrys Situation hat ja geradezu danach geschrieen, ausgenutzt zu werden. *stolz auf Draco ist und ihn knuddelt*

@Yami-San: Haaach,dankeschön *knuddel*, so liebe Kommies bauen unglaublich auf *wächst gerade um ein paar cm*
 

3. Kapitel

Die Pottersache
 

Mit einem Zauberstabschlenker entzündete Draco mehrere Kerzenstummel und die Flamme unter dem eisernen Dreifuß. Während seine Hände mechanisch die Messer und Stößel reinigten, die Mooselfenhaare zerstampfte und die Riesennägel raspelte, gingen seine Gedanken auf Wanderschaft.
 

Nach der letzten Schlacht, hatte der Tagesprophet einige erstaunlich detaillierte Unterlagen zugeschickt bekommen, aus denen hervor ging, dass Lucius Malfoy in den letzte Jahren immer wieder vertrauliche Informationen an Dumbledore weitergegeben hatte, Attentate verhinderte und sogar eine Schlammblutbaby aus einem brennenden Haus rettete. Tatsächlich war sogar ein Foto von seinem Vater - mit wehendem Umhang im Funkenflug, das Kind in den Armen, das Gesicht zu allem entschlossen - aufgetaucht.
 

Allerdings kam Draco nicht umhin sich zu fragen, ob sein Vater das Haus nicht zuvor selbst angezündet hatte. Und woher er diesen fantastischen, pflaumenblauen Mantel her hatte, der im Widerschein des Feuer mit seinem langen Haar um die Wette glänzte.
 

Die begeisterten Leserbriefe, die am nächsten Tag die Redaktion der Propheten überschwemmten, hätte allein schon ausgereicht, um ihm zu einem Merlinorden zweiter Klasse zu verhelfen. Aber als ausgerechnet Lord Malfoy einen Spendenfond für Kriegswaisen ins Leben rief, sagten die Zeitungen ihm eine Zukunft als nächster Zaubereiminister voraus.
 

Sein Vater hatte keine Zeit verloren und sich für die Wahl im Februar aufstellen lassen. Zu seinem ersten Fototermin erschien er mit seiner schwangeren Frau im Arm. Die Journalisten waren begeistert.
 

Und obwohl Draco nicht glaubte, dass sein Vater tatsächlich ein verkappter Kämpfer für das Gute war, musste er sich eingestehen, dass Malfoy Senior sich hervorragend auf Potters möglichen Sieg vorbereitet hatte.
 

Draco hätte allerdings beschwören können, dass im umgekehrten Fall, nach Voldemorts Machtübernahme, plötzlich bekannt geworden wäre, dass Lucius Malfoy seit dem zartesten Kindesalter, Muggel quälte. Ein Malfoy stand eben nie auf der Verliererseite.
 

Doch für Dracos Ansehen in Slytherin, war der Werbefeldzug seines Vaters, als neugeborener Schlammblutfreund, nicht unbedingt förderlich gewesen. Zudem war das Haus der Schlangen nach der letzten Schlacht merklich unterbesetzt.
 

Mehrere Kinder, darunter Crabbe und Goyle, waren von ihren Vätern auf das Schlachtfeld gerufen worden und nicht zurückgekehrt. Andere besuchten inzwischen Durmstrang. Der übrig gebliebene Rest teilte sich in zwei Lager, die zwar nach Außen hin slytherinsche Geschlossenheit demonstrierten, sich aber in der Kerkern nur mit eisigem Schweigen begegneten. Die eine Hälfte war schon immer gegen den dunklen Lord gewesen, die andere glaubte jetzt fanatischer denn je an ihn. Und keine von beiden Seite traute Draco über den Weg.
 

Die traurige Wahrheit war, dass Draco sich bereits eine Woche nach Schuljahresbeginn entsetzlich langweilte. Es gab niemanden mehr, den er herum kommandieren konnte. Nur ein paar Erstklässler zum Verschrecken. Keiner lachte über seine Witze. Niemand ließ ihn Hausaufgaben abschreiben oder begleitete ihn nach Hogsmeade. Er war gerade zu entzückt, als er bemerkte, dass Potter wieder etwas im Schilde führte. Wenigstens einer, auf den man sich verlassen konnte.
 

Den restlichen September hindurch klebte der Blonde an dem Gryffindor. Wäre Potter nicht so mit den Nerven am Ende gewesen, hätte er bemerken müssen, dass er kaum einen Schritt unbeobachtet tat.
 

Nach einer Woche kannte Draco seinen Stundenplan auswendig. Er wusste mehr, über Potters Quidditchstrategien, als die meisten Mitglieder des rotgoldenen Teams. Und da er sein Opfer nicht eine Minute aus den Augen lassen wollte, kannte er inzwischen außerdem Pottys Angewohnheit gedankenverloren an seiner Unterlippe zu kauen, sich bei Nervosität durch strubbeligen Haare zu fahren oder die winzige Falte, die entstand, wenn er die wütend die Augenbrauen runzelte.
 

Kurz darauf tauchte Potter zum ersten Mal in Dracos Träumen auf. Da sich bereits im Wachen all seine Gedanken um den Gryffindor drehten, fand Draco es nur verständlich, dass auch sein Unterbewusstsein angefangen hatten, sich mit dem Helden der Zaubererwelt auseinander zu setzten. Doch wenn er ehrlich war, erklärte das nicht, warum Potter in seinen Träumen entweder vom Training verschwitzt oder zitternd und schutzsuchend vor ihm stand. Beides war, bei Tageslicht besehen, mehr als unwahrscheinlich.
 

Draco kochte den pistaziengrünen Sud auf und sah durch den aufsteigenden Dampf prüfend zu dem Schwarzhaarigen herüber. Potter war an die eisige Wand gelehnt eingeschlafen. Sein Gesicht hatte er in den Armen vergraben, auf die Knie gestützt. Der wuschelige, dunkle Schopf war alles, was der Slytherin von seinem Kopf ausmachen konnte. Sein Nacken lag verletzlich und bloß da, seine Händen waren zu Fäusten geballt.
 

Er war so in den Anblick seines Lieblingsfeindes vertieft, dass er um ein Haar den richtigen Augenblick verpasst hätte, um das heilkräftige Salamanderblut in den Trank zu gießen. Energisch rief er sich selbst zur Ordnung und begann die Beschaffenheit des Gebräues im zuckenden Kerzenschein zu überprüfen.
 

Als er endlich fertig war, fielen die ersten Sonnenstrahlen bereits durch das zerstörte Turmdach herein. Missmutig erkannte Draco, dass sie es nicht mehr rechtzeitig zum Frühstück in die große Halle schaffen würden, geschweige denn noch eine Stunde Schlaf zu ergattern.
 

Unsanft rüttelte er Potter wach. Der Gryffindor blinzelte orientierungslos zu ihm auf. Als er Draco erkannt, versteiften sich seine Schultern unter den Händen des Blonden und als ihm auch noch die Ereignisse der letzten Stunden wieder einfielen, hätte man die Abscheu in seinem Blick mit bloßen Händen greifen können.
 

„Dein Trank!“, schnarrte Draco und hielt ihm den dampfenden Becher entgegen. Potter streckte zitternd die Finger danach aus, doch er war offensichtlich nicht in der Lage, selbst zu trinken. Wenn Draco nicht reagiert und Potters Händen mit seinen umschlossen hätte, wäre der Becher zu Boden gefallen.
 

„Hufflepuff!“, knurrte der Blonde und Harry schoss unter seinen verächtlichen Blicken das Blut in die Wangen. Wie er es hasste, vor Malfoy so gnomendämlich dazustehen. Ohne sich weiter um seine Reaktionen zu scheren, nahm der Slytherin ihm das Gefäß ab und setzte es ihm unsanft an die Lippen. „Trink! Wir können nicht noch mehr Zeit vergeuden!“
 

Harry, der am ganzen Körper spürte, wie dringend er das Gegenmittel brauchte, trank in tiefen Schlucken. Obwohl das Gesöff dampfte, war es so eiskalt, dass ihm Gaumen und Zunge davon schmerzten. Der Gestank trieb ihm fast die Tränen in die Augen und je weniger man über den Geschmack sagte, desto besser. Trotzdem wagte er nicht, den Kopf wegzudrehen, denn wenn er den Trank jetzt verschüttete, würden er noch einmal einen Tag warten müssen, bevor Malfoy ihn von neuem zubereiten konnte. Er war sich nicht sicher, ob er das ertragen würde.
 

Die Wirkung setzte augenblicklich ein. Der Schüttelfrost ließ nach, er schwitzte nicht mehr und der Boden unter seinen Füßen war wieder so fest, wie man das von ihm erwarten durfte.

Ungeduldig riss Malfoy ihm erst den Becher weg und versetzte ihm dann einen leichten Stoß.

„In einer halben Stunde beginnt der Unterricht. Wir müssen nach unten.“
 

Harry stützte sich an der Wand ab und war erstaunt, wie viel leichter er bereits gehen konnte. Er stolperte nicht einmal mehr. Sein Vertragspartner schien nicht ganz so zu frieden. „Große Nimue, Potter, hattest du vor nach unten zu kriechen? Wie bist du bloß gestern Abend den Turm hochgekommen?“
 

„In dem Wissen, dass bloß mein Leben auf dem Spiel stand, Frettchen. Das war eigentlich Motivation genug“, presste Harry zwischen den Zähnen hervor und kletterte die letzten Stufen hinab.
 

Draco sah ihm zu und musste sich zusammenreißen, um nicht die Hand nach ihm aufzustrecken, so wie direkt nach dem Abschluss ihres Vertrages oben im Turm. Irritiert musterte er den Schwarzhaarigen unter den halbgeschlossenen Lidern hindurch. Das würde doch wohl nur an dem ständigen Schlafmangel liegen, oder? An dem Dampf, der von dem Heiltrank aufgestiegen war? An der Anspannung der letzten Stunden?
 

Denn wie sonst, sollte er sich erklären, dass er bei der Berührung von Potters unterkühlten Fingern vorhin, um ein Haar den Trank vergessen, und stattdessen einen Wärmezauber gesprochen hätte? Dass er wie hypnotisiert auf Grünauges geöffnete Lippen gestarrt hatte, während er ihm das Gebräu einflößte? Erstaunlich weiche Lippen übrigens, so viel war ihm aufgefallen, als er sie beim Absetzten des Bechers wie zufällig mit der Daumenspitze gestreift hatte.
 

Merlin sei Dank, war Potter viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, den Trank herunter zu würgen, um auf solche nebensächlichen Details wie seinen gaffenden Intimfeind zu achten.

Unmerklich schüttelte Draco den Kopf. Er musste unbedingt herausfinden, was hier schief gelaufen war, bevor diese Pottersache vollkommen außer Kontrolle geriet. Denn selbstredend verlor ein Malfoy niemals die Kontrolle. Ein Malfoy war jederzeit Herr der Lage.
 

***

Das nächste Kapitel handelt von Snapes Problemen, die mit denen von Harry durchaus mithalten können, und von Dracos Plan, die Pottersache in den Griff zu kriegen.
 

Kann ich euch überreden wieder ein klitzekleines Kommentar dazu lassen? *unauffällig Kürbissaft und Schokofrösche rausstell* Bin leider süchtig...

Unterricht

Disclaimer: Alle Rechte bleiben bei JKR.

Warnung:Kein Band 7, OCC, Slash
 

Sorry Mirabelle, hab deine Review nicht an der richtigen Stelle beantwortet *schäm, schnell noch mal ein Text in 3.Chap schreib* Hab mich aber dennoch riesig gefreut. Und ja, Draco ist natürlich ein kleiner (oder etwas größerer...) Sadist.
 

4. Kapitel

Unterricht
 

In den Kerkern hätte es genauso gut tiefste Nacht, wie heller Tag sein können und weder die ständige Kälte, noch der herbe Kräutergeruch reichten aus, um Harry an diesem Morgen wach zu halten. Er hatte sich wie üblich in der letzten Reihe versteckt. Als Sichtschutz hatte er seinen Kessel und einen Bücherstapel vor sich aufgebaut. Seine Augen standen zwar noch offen, aber geistig war er bereits wieder abwesend.
 

Seit Ron und Hermine fort waren saß Harry in den meisten Stunden alleine, aber an diesem Morgen bemerkte er aus den Augenwinkeln, wie ein anderer Schüler seine Bücher neben seine deponierte und sich zu ihm auf die Bank quetschte. Doch erst, als Snapes Zischen die angsterfüllte Stille im Klassenzimmer durchbrach, wachte Harry aus seinem Dämmerschlaf auf.
 

„Mr. Malfoy?“, fauchte der Professor, wie gewohnt Unheil verkündend. Das war eindeutig als Frage gemeint. Harry sah auf und rückte im nächsten Augenblick so abrupt zur Seite, dass er von seinem Sitz gerutscht und zu Boden gegangen wäre - wenn Malfoy ihm nicht einen Arm um die Schulter gelegt und ihn zurück auf die Bank gezogen hätte.

„Ja, Sir?“, erwiderte der Slytherin mit einem Engelslächeln.
 

„Wie ich sehe, haben Sie sich umgesetzt.“

„Allerdings, Sir. Ich helfe unseren schwächeren Schülern ein wenig.“
 

Severus Snape betrachtete das ungewohnte Bild in der hintersten Reihe, der schwarze Schopf neben dem Blonden. Er registrierte Dracos unerhört zufriedenes Grinsen und seine linke Augenbraue schoss in die Höhe. Als nächstes wanderte sein Blick zu Potter hinüber, dessen Miene einem Leichenzug alle Ehre gemacht hätte. Und nun schloss sich die rechte Braue der anderen an. Für Severus Verhältnisse, kam das einem mittelschweren Gefühlsausbruch gleich.
 

„So hilfsbereit, Mr. Malfoy?“, fragte Severus gedehnt.

„Immer, Sir“

„Äußerst lobenswert, zehn Punkte für Slytherin.“
 

Harry stöhnte gequält auf und sein Vertragspartner verstärkte den Griff auf seiner Schulter. Widerwillen bemerkte Harry die Wärme, des anderen Körpers an seiner Seite und die Berührung ihrer Knie unter dem Tisch. Eine angenehme, höchst willkommene Wärme, nebenbei, aber dafür konnte Malfoy ja nichts. Und überhaupt, wollte der ihn nicht langsam wieder loslassen? Verstohlen rammte Harry ihm seinen Elenbogen in die Seite.

Na bitte, ging doch!
 

Draco hatte sich nicht grundlos neben das Narbengesicht gesetzt. Er musste dieser „Pottersache“ auf die Spur kommen, dieser seltsamen Anziehungskraft, die sein Lieblingsfeind auf ihn ausübte. Als Potter vor Schreck fast den Boden geküsst hätte, rettete er ihn auf die Bank zurück und zog ihn ein wenig näher zu sich herüber, als unbedingt notwendig gewesen wäre. Sofort wanderte ein berauschendes Gemisch aus Hitze, Kribbeln und Glückshormonen seinen ausgestreckten Arm hinauf. Er musste sich zusammen reißen, um nicht wie blöde zu grinsen.
 

Obwohl Sev´s Reaktion durchaus ein kleines Grinsen wert war. Natürlich wurden den Löwen wieder Punkte abgezogen – es war Draco schleierhaft, wie dieses Möchtegern-Raubkatzen es regelmäßig schafften, den Hauspokal zu gewinnen. Das war ja wohl Slytherinsache! Im nächsten Augenblick traf ihn Potters spitzer Ellenbogen schmerzhaft in der Nierengegend. Wofür, bitte schön, war das denn?
 

Severus Snape hingegen war nicht umsonst für seine überdurchschnittliche Intelligenz bekannt. Während die Klasse sich über ihre schmierigen Froschdärme beugte, merklich grün im Gesicht und mit mangelnder Begeisterung, wanderte sein Blick wieder zu den beiden Erzfeinden hinüber.
 

Sein Patenkind schien einen neuen Weg gefunden zu haben, den Gryffindor zur Weißglut zu treiben, und Severus war mit Sicherheit der letzte Zauberer auf Hogwarts, der ihn davon abhalten würde, genau das zu tun. Außerdem hatte er gänzlich andere Sorgen, als zwei streitende Schüler. Severus sah verstohlen auf seinen langgliedrigen Hände hinab.
 

Die weißen Narben an seinen Fingerspitzen waren immer noch deutlich zu sehen und das bisher kein anderer Lehrer Verdacht geschöpft hatte, konnte nur daran liegen, dass er die Kerker seit Schuljahresbeginn nicht mehr verließ. Sogar an den Lehrerkonferenzen nahm er nur noch über das Flohnetzwerk teil.
 

Salazar sei Dank, ließ ihn der Drachen Umbridge in Ruhe, seit er angedeutet hatte, dass der letzte Schulleiter auch durch seine Hand gestorben war. Vermutlich wusste sie, dass die gesamte Belegschaft, von Filch und Konsorten einmal abgesehen, ihr einen überaus schmerzhaften Tod wünschte.
 

Da er jetzt offiziell ein Kriegsheld war, wenn auch einer, mit einem ziemlich schlechten Ruf, hatte sie ihn nicht ohne weiteres feuern können. Sie hatte ihn bloß daran erinnert, dass sie alle als Team zusammen halten musste, damit Hogwarts neuen Zeiten entgegen steuern konnte. Ein Schiff brauchte einen starken Kapitän (sie eben) und so weiter und so fort…
 

Er hatte ihr daraufhin erklärt, wo die sofort tödlichen Gifte standen, und dann bedeutungsschwer die Fingerspitzen aneinander gelegt. Natürlich, hatte er nach einer Kunstpause hinzugefügt, standen ihr seine Vorräte jeder Zeit zur Verfügung. Danach hatte sie sich nie wieder in seinen Kerkern blicken lassen und Slytherin wurde mehr denn je zu einer abgeschnitten Insel innerhalb der restlichen Schule.
 

Was Severus nur Recht war. Je weniger Menschen er begegnete, desto besser. Wenn er gewusst hätte, wohin er sich wenden sollte, hätte er auf der Stelle gekündigt. Doch sein Haus in Spinners´ End war nach der letzten Schlacht von rachdurstigen Todessern verwüstet worden und längst nicht mehr sicher.
 

Er sah zum zweiten Mal auf seine Hände hinab, unfähig jene Stunden zu vergessen, in denen… Verbittert zwang er sich stattdessen die Froschdärme auf den Tischen zu kontrollieren - aber bei Salazar, er hätte nie gedacht, dass es so schmerzhaft werden würde…
 

Bis zum Ende der Stunde patrouillierte Professor Snape durch die Reihen, die Hände in den weiten Ärmeln seiner Robe verborgen, zog Punkte ab, verteilte Strafarbeiten und zischte solch abfällige Kommentare, dass mehrere Schüler den Tränen nahe waren.
 

Er schien noch nicht einmal zu bemerken, dass die Klasse sich noch furchtsamer als sonst über des Kessel beugte und selbst Draco ihn besorgt musterte. Mehr denn je, schien er nichts weiter, als ein griesgrämiges Ekel zu sein. Keiner seiner Schüler wäre auf den Gedanken verfallen, dass Snape hinter seinem bissigen Gehabe, seit Wochen seinen geheimsten Ängsten ausgeliefert war.
 

***
 

Nach der letzten Stunde am Nachmittag passte der slytherinsche Eisprinz Harry ab und bedeutete ihm mit einem Nicken, ihm in einen verwaisten Korridor hinter den Mädchentoiletten zu folgen. Hier drückte er dem Schwarzhaarigen zwei Phiolen in die Hand. Die eine schimmerte eine klare, giftgrüne Flüssigkeit. Eiskristalle beschlugen die Glaswände. Das war eine weitere Portion des Heiltranks. „Für heute Abend“, erklärte Malfoy. „Nimm ihn vor dem Einschlafen ein, dann entfaltet sich die Wirkung am besten und drängt Gift noch weiter zurück.“
 

Der Trank in der anderen Phiole pulsierte orangegold, warf kleine Blasen auf und gluckste leise. „Trink!“, verlangte der Weißblonde ungerührt.
 

Harry roch vorsichtig an dem strahlenden Elixier. „Warum?“

„Erinnerst du dich an den Teil unserer Abmachung, der „aufs Worten gehorchen“ enthielt? Trink!“
 

Doch jetzt war Harrys Misstrauen ins Unermessliche gewachsen. „Was ist das, Malfoy?“
 

Draco verdreht die Augen. Er konnte Potter schlecht sagen, dass dies der stärkste Regenerationstrank war, den er auf Vorrat gehabt hatte. Und Grünauge hatte ihn verdammt nötig, so verboten blass und zittrig, wie er aussah. Aber am Ende würde Potter das noch missverstehen und denken, sein Erzfeind hätte sich Sorgen um ihn gemacht. Dem war natürlich nicht so! Er wollte nur verhindern, dass sein persönlicher Vertragssklave sich ihm entzog, indem er mitten im Unterricht zusammen brach.
 

In seinem eisigsten Tonfall fauchte er: „Reines Basilikengift, Potter, also kein Grund gleich in Tränen auszubrechen! Jetzt trink endlich!“
 

Harry wollte gerade die Phiole gegen die nächste Wand, oder besser noch, in Malfoys Gesicht, schleudern, als er das leichte Kribbeln in seinen Adern wahrnahm. Er hatte einen magischen Vertrag mit seinem eigenen Blut unterschrieben. So etwas war bindend, bis über den Tod hinaus. Bei Vertragsbruch würde er würde sich der Zauber des Abkommens gegen ihn wenden.
 

Mit einem mulmigen Gefühl versuchte Harry sich an Einzelheiten über Zaubererkontrakte zu erinnern. Er würde das noch mal in der Bibliothek nachschlagen müssen, aber dass Kribbeln war inzwischen zu einem schmerzhaften Stechen geworden, und das gab ihm zu denken.
 

„Potter!“, herrschte Malfoy ihn an.
 

Ohne länger zu zögern setzte Harry das dünne Glasrohr an die Lippen und leerte es in einem Zug. Sofort hörte die Stiche auf. Dann breitete sich eine wohlige Wärme, wie von dampfendem Butterbier, in seinem Magen aus und reine Magie schien durch seinen Körper zu fließen. Überrascht betrachtete er erst die leere Phiole und dann Malfoy. Was war das für ein Zeug gewesen? Wenn er es nicht besser wüsste, würde er behaupten…
 

Weiter kam er nicht, denn mit zwei schnellen Schritten war das Frettchen bei ihm, schlang einen Arm um seine Hüfte und umfasst mit langen, schlanken Fingern seinen Nacken.

Harrys erster, reichlich perplexer, Gedanke war, dass der Malfoy-Sprössling im Sommer gewachsen war und ihn nun um einen Kopf überragte. Sein zweiter, dass er wirklich ganz erstaunlich graue Auge hatte.
 

Doch bevor er diese interessanten Informationen verarbeiten oder gar aus Malfoys Umarmung hätte fliehen können (denn natürlich wollte er fliehen!), senkte der Slytherin das weißblonde Haupt und verschloss seinen offen stehenden Mund mit einem Kuss.
 

Draco Malfoy war im Laufe des Tages zu folgendem Schluss gelangt: eine zufällig Berührung Potters hatte die gleiche Wirkung auf ihn, wie ein Tropfen Felix Felicis, flüssiges Glück.
 

Nach einigen einschlägigen Experimenten mit Vertretern beiderlei Geschlechts im letzten Schuljahr, erkannte Draco die Anzeichen durchaus wieder. Allerdings beunruhigte ihn das Ausmaß seiner Reaktionen auf Potter. Das war eines Malfoy nicht würdig. Er selbst sollte diese Wirkung auf den Rest der Welt haben und ihr nicht erliegen!
 

Deshalb musste er unbedingt austesten, wie weit seine Vernarrtheit in Potters Körper (denn natürlich wollte er nur seinen Körper!) ging. Und er brauchte dabei nicht einmal übertriebene Vorsicht walten zu lassen. Der Gryffindor musste ihm auf Worten gehorchen, er durfte ihn nicht verraten und er hasste ihn sowieso schon. Was hatte er also zu verlieren?
 

Ihm blieb genau ein Jahr, um sich von Potter zu kurieren und seinen Sieg auskosten. Er war, wie bereits erwähnt, ein Malfoy! Und sie hatten einen bindenden, magischen Vertrag abgeschlossen! Das wäre doch wohl gelacht, wenn er unter diesen Bedingungen keinen Erfolg haben würde. Als der Held der Zauberwelt mit weit aufgerissenen Augen und vor Staunen herunter geklapptem Kiefer in seinen Armen lag, zögerte Draco nicht eine Sekunde.
 

***

Das nächste Kapitel handelt von Dracos Lippen, Harrys Verfolgungswahn und Wettquoten.
 

*verlegen räusper* Ließt überhaupt noch jemand diese FF? Wenn ja, hinterlasst doch bitte eine winziges Kommentar *Schokoladentarté zwecks Bestechung rausstell*

Rezepte lernen

Disclaimer: Alle Rechte bleiben bei JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

@rain87: Die beiden Jungs kommen sich zwar immer wieder recht nahe, werden aber noch ein ganze Weile brauchen, bis sie auch nur von Liebe reden oder übereinander herfallen. Ich freue mich natürlich im wahnsinnig über Reviews, aber im letzten Kapitel habe ich vorallem deshalb so unkontroliert gebettelt *schäm* weil ich seit zwei Kapitel gar keine Reaktion hatte und das ein wenig deprimierend war. Melde dich einfach, wenn du gerade Lust hast.

@Roi_Soleil_Leon: Daaaanke sehr *errötet* Im Augenblick gibt´s noch alle drei Tage ein Up-Date. So bald ihr mich eingeholt habt *an den Fingern abzähl* also in zehn Kapiteln, nur noch wöchentlich.
 

5. Kapitel

Rezepte lernen
 

Harry registrierte überrascht, wie Dracos Zunge zwischen seine, immer noch offen stehenden, Lippen fuhr und unverzüglich begann seinen Mund zu erobern. Wäre er noch zu einem einzigen, klaren Gedanken in der Lage gewesen, hätte er vielleicht zu gebissen. Oder den Kuss erwidert. Oder er wäre in Ohnmacht gefallen. So aber, versuchte ein winziger Teil seines Gehirns, ihn davon zu überzeugen, dass das hier in Wirklichkeit gar nicht passierte.
 

Er lag nicht in Frettchens Armen! Er wurde nicht von dem größeren Jungen gegen eine Flurwand hinter dem Mädchenklo gedrückt! Der Slytherin plünderte nicht so gekonnt seine Mundhöhle, als hätten sie jede Nacht wilden Sex - und das seit Jahren! Es fühlte sich nicht verboten gut an!
 

Halt-Stopp, den letzten Teil hatte er nicht wirklich gedacht. Und dann fiel ihm auf, dass er seinem Intimfeind nicht den geringsten Widerstand entgegen setzte. Umgehend verwickelte er Malfoys Zunge in einen Zweikampf und drängte sie unter erbitterten Einsatz aus seinem Mund hinaus. Dann erst stieß er den Blonden ein Stück zurück und versuchte sich an ihm vorbei zu zwängen. In exakt dieser Reinfolge. Oder mit anderen Worten: er hatte den Kuss erwidert!
 

Harry stöhnte frustriert auf. Wenn er nicht schon längst glühende Wangen gehabt hätte, wäre er spätestens jetzt vor Scham errötet. Bestand auch nur der Hauch einer Chance, dass sich der massive Steinboden unter seine Füßen auftun und ihn verschlingen würde? Er sah in Malfoys feixendes Gesicht. Unwahrscheinlich!
 

„So beeindruckt, Sankt Potter?“ Er stützte je eine Hand links und rechts von Harry an der Wand ab.

„Und wovon träumst du nachts?“, fauchte der Gryffindor zurück.

„Soll ich es dir zeigen?“, schnurrte Malfoy, lasziv lächelnd, und beugte sich schon wieder zu ihm hinab.
 

Potter schien es vorübergehend die Sprache verschlagen zu haben, doch in seinen beeindruckend grünen Augen stand nackte Mordlust.

Draco schüttelte belustigt den Kopf. „Schüchtern?“, hauchte er samtweich.

„Angewidert!“, berichtige ihn Potter.

„Wenn du das unbedingt glauben willst.“

„Das hat mit „glauben“ wenig zu tun.“
 

Draco grinste in sich hinein. Holly Harry war ja so leicht zu durchschauen! Gryffindors eben! Das hier würde noch einfacher werden, als er geglaubt hatte. Und viel amüsanter. Und diese weichen Lippen… Er beugte sich zum dritten Mal hinab, doch etwas in Potters Gesichtsausdruck hielt wenige Zentimeter vor seinem Ziel zurück. Seine ganze Miene war so abweisend, dass es einem Schlag in den Magen gleich kam. Widerstand, dachte Draco, wie süß. Doch so leicht konnte er Potter nicht entkommen lassen.
 

Spöttisch, mit leicht gespitzten Lippen, hauchte er einen unsichtbaren Kuss zwischen ihnen in die Luft. Seine Fingerspitzen streiften Potters versteinertes Gesicht so kurz, dass der Gryffindor nicht mehr als ein Kitzeln gespürt haben konnte. Zu guter Letzt warf Draco theatralisch den ausgestreckten Arm in die Höhe, gab den Weg frei, und deutete auffordernd den leeren Gang hinab.
 

„Gute Nacht, Potter, träum was Schönes.“

Harry verdrehte die Augen und stiefelte mit der anderen Phiole in der Faust davon.
 

Erst, als er sicher sein konnte, dass der Slytherin ihn nicht mehr sah, blieb er stehen und legte gequält den Kopf in den Nacken. Denselben Nacken, den noch kurz zuvor Malfoys schlanke Finger umschlossen hatte, zirpte ein winziges Stimmchen in seinem Kopf. Automatisch tastete er nach besagter Stelle. Nur, um im nächsten Moment erschrocken die Hand zurück zu ziehen. Was tat er hier eigentlich? Himmelte er etwa das Frettchen an? Am liebsten hätte Harry seinem angestauten Zorn mit einer paar Tritten gegen die nächste Säule Luft gemacht. Aber das wäre wahrscheinlich äußerst schmerzhaft geworden.
 

Ihn verstörte dabei nicht so sehr die Tatsache, dass sein Körper auf einen Jungen reagierte hatte, als dass er auf die-Welt-liegt-mir-zu-Füßen-Malfoy ansprang. Harry war schon zuvor bei verschiedenen Gelegenheit der Gedanken gekommen, dass er Männer nicht gänzlich uninteressant fand.
 

Es hatte schließlich etwas zu bedeuten, wenn man in den Armen eines Mädchens plötzlich Befremden empfand. Auch seine Reaktionen unter der Gemeinschaftsdusche nach dem Qudditchtrainig waren… ausschlussreich gewesen. Aber Malfoy??? Der ewige Arschkriecher? Der Haus- und Hofintrigant der Slytherins? Der Sohn eines Todessers? Umbridges Regelwächter Nummero uno? Das durfte doch wohl nicht wahr sein!
 

Während er seine Schritte zum Gryffindorturm lenkte, beschloss Harry, dass er sich niemals, nie, vor Malfoy die Blöße geben würde, unkontrolliert um Streicheleinheiten zu betteln! Ja, er würde in Zukunft noch nicht einmal eine zufällige Berührung des Weißblonden reagieren! Das wäre ja wohl auch noch schöner. Dieser Vertrag war demütigend genug. Er würde dem Frettchen definitiv nicht auch noch die Genugtuung geben, auf solche Spielchen einzugehen.
 

***
 

Im Gemeinschaftraum angekommen, ignorierte Harry gekonnt die bewundernden Blicken der Erstklässler und den aufblitzenden Fotoaperrat. Er konnte wirklich nicht sagen, dass diese Held-der-Zaubererwelt-Geschichte seit seinem Sieg einfacher geworden war. Allerdings war er in den letzten Wochen so abgelenkt gewesen, dass er die Autogrammjäger und Fanclubs immer erst dann wahrgenommen hatte, wenn er – wortwörtlich - über sie stolperte.
 

Die Interviewanfragen benutzte er als Schmierblätter und die Liebesbriefe, die er unters Kopfkissen gesteckt bekam, wurden nachts heimlich im See versenkt. Vielleicht sollte er verlauten lassen, dass er wahrscheinlich schwul oder zumindest bi war. Anderseits kamen ein Drittel der parfümierten Briefchen von Jungs, verdammt!
 

Als er gerade die Treppe zum Jungenschlafsaal ansteuern wollte, entdeckte er seine drei Zimmerkameraden auf der untersten Stufe. Sie sahen ihm entgegen und machten keine Anstalten die Wendeltreppe freizugeben. Es war nicht zu übersehen, dass sie auf ihn gewartet hatten. Wieder einmal.
 

„Harry, wir haben uns gefragt, ob du vielleicht Lust auf eine Runde Snape-explodiert hast.“ Seamus schaffte es gezwungen begeistert zu klingen. Es war nicht das erste Mal, dass sie versuchten den Schwarzhaarigen aus seiner selbst gewählten Rundum-Abkapselung zu locken.

„Neville hat noch ein paar Flaschen Butterbier im Koffer und Dobby hat uns Kürbispastete organisiert“, fügte Dean grinsend hinzu.
 

„Jetzt nicht, Jungs! Wirklich“, murmelte Harry und schlug einen kurz entschlossenen Haken, um einen strategischen Rückzug anzutreten.

„Wir machen uns Sorgen, um dich“, kam es vom Neville.

„Nicht nötig, es geht mir fantastisch“, behauptete Harry und wäre im selben Moment fast gegen eine Säule gerannt. Gerade noch wich er ihr aus und stieß dafür mit einer aufseufzenden Erstklässlerin zusammen („Er hat mich berührt. Er hat mich tatsächlich…Ich werde mich eine Woche nicht waschen!“).
 

„Wir haben es versucht, oder?“, fragte Seamus Kopfschüttelnd.

„Schon drei Mal diese Woche“, ergänzte Dean.

„Und mindestens zwei Mal in der letzten“, fügte Neville hinzu. „Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Harry gerät in Schwierigkeiten, wie andere Menschen in Regengüsse.“

„Wenn er einen Schirm will, braucht er ja bloß was zu sagen. Folgt mir, Männer, die Kürbispasteten essen sich nicht von allein!“ Seamus erklomm als erste die Treppe.

„Wir dürfen ihm bloß nicht die Sache mit Ginny sagen und mit…“, warf Neville sorgenvoll ein.

„Jaaaah, dass er erfährt dann schon früh genug.“
 

***
 

Nachdem er seinen Freunden entkommen war, verkroch sich Harry im hintersten Sessel des Gemeinschaftsraumes, dort, wo sich sonst nur heimwehkranke Schüler und knutschende Paare versteckten. Hier ließ er den Kuss noch einmal Revue passieren und musste danach mit der Erkenntnis weiterleben, dass sein Blut sofort in zwei Richtungen geschossen war: in seine glutheißen Wangen und eine viel tiefere gelegene Region.
 

`Denk an Ginny!´, ermahnte er sich. `Du hast eine wunderbare, liebenswerte Freundin und äh… du hast schon seit mindestens drei Wochen nicht mehr an sie gedacht. Mist!´
 

Auch Ginny lag noch immer auf St. Mungos, allerdings nur dank einem komplizierten Schrumpffluch. Sie hatte nach der Schlacht nur noch die Größe einer Muggel Barbiepuppe gehabt und die einzige Heilung waren monatliche Wachstumsschübe. Zurzeit reichte sie mit der Nase bis zur Schulkante.
 

`Genau jene Ginny´, murmelte das altbekannte, gehässige Stimmchen in seinem Hinterkopf, `die dich mal gefragt hat, ob du tatsächlich nie etwas mit einem Jungen hattest.´ Aber selbst wenn Ginny recht haben sollte, und in letzter Zeit deutete einiges darauf hin, hieß das noch lange nicht, dass er sich deshalb bete-mich-an-denn-ich-lebe-Blondchen an den Hals werfen würde.
 

Bei Merlin, er musste einfach nur einen Weg finden, diese überschäumenden, körperlichen Reaktionen einzudämmen. Irgendein Thema, dass so frustrierend war, dass es ihn sofort auf Null zurück brachte. Oder besser noch: tief in den Minusbereich.
 

Das erste, was ihm einfiel, waren Zaubertränke. Auf kaum einem anderen Gebiet versagte er so komplett (außer im sechsten Schuljahr, dank des verdammten Halbblutprinzen). Kein Lehrer, war ihm so verhasst wie Snape. Und überhaupt hatte er, nach den jüngsten Ereignissen, von Zaubertränken keine besonders hohe Meinung mehr. Also begann er Trankrezepte aufzusagen. Er fing mit etwas ganz einfachem an: der Schrumpftrank in seiner simpelsten Variante.
 

Harry zermahlte im Geiste grüne Läuse. Vor seinem inneren Augen rührte er sie unter Wolfsmilch, schäumte das Ganze auf, schöpfte die Haut ab. Dann dachte er an Malfoy. Und wieder an gehackte Harpyien Federn. An Mondelfenstaub. An Malfoys feines, weißblondes Haar. An pulverisierte Drachenklauen. An getrocknetes Eisenkraut. Malfoys warmen Atem. Tollkirsche. Waldspinnennetze. Den Kuss, Malfoys Lippen, seine rege Zunge… Klappte ja großartig. Und Snape gab in seiner Freizeit Ballettstunden. Arrrrrgh!!!
 

***
 

In den nun folgenden Tagen lauerte Draco seinem Vertragspartner allerorts auf. Die Szene mit dem Kuss hinter der Mädchentoilette wiederholte sich nicht, doch auch in Zauberkunst saß der Blonde plötzlich neben dem gryffindorschen Goldjungen, und als in Geschichte der Zauberei ein wohl vertrauter Bücherstapel neben dem seinen abgeladen wurde, rückte Harry nur noch resignierend zur Seite.
 

Sie begegneten sich auf den Gängen, in der großen Halle, der Bibliothek und sogar auf der Toilette. Und immer trug Malfoy dieses verfluchte, wissende Lächeln auf den Lippen. Er streichelte Harry in einem leeren Flur im Vorbeigehen ganz leicht den Rücken hinab und amüsierte sich köstlich, wenn der Gryffindor dabei merklich zusammenzuckte. Sie drängten zwischen den hohen Bücherregalen in der Bibliothek aneinander vorbei und der Bastard hauchte einen lautlosen Kuss in die staubige Luft.
 

Nach einem Quidditchtrainig beider Mannschaften, marschierte Malfoy splitterfasernackt hinter Harry in die Gemeinschaftsdusche und stellte sich - wie konnte es anders sein? - unter die Brause neben seinem Erzfeind. In diesem Moment musste Harry den letzten, ihm verbleibenden Rest Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht panisch die Flucht zu ergreifen.
 

Und danach noch einmal genauso viel Kontrolle, um Malfoy nicht gaffend an zu starren. Um nicht mit Augen die erstaunlich wohlgeformte Rückenmuskulatur, die endlosen Beine und den kleinen, aber festen…. Nein!Nein!Nein!Nein!Nein! Harry riss den Wärmeregler ganz herum und tat so, als würde den plötzlichen Eisregen auf seiner Haut genießen.
 

Zaubertränke! Konzentrier dich auf die Rezeptur eines Kaltbluttranks. Die zerstampften Eierschalen eines Runespoors, vermengt mit Weißdornrinde, vierblättrigem Klee, italienischem Olivenöl und Greifenspeichel… aufsieden, dann durch ein reines Seidentuch abgießen, auswringen…Nicht zu Malfoy hin übersehen, die Augen geschlossen halten, Haare ausspülen … alle Substanzen zu einer festen Masse verkneten, mit geschmolzenem, ersten Schnee aus einem Feenkreis verdünnen…
 

„Noch keine Frostbeulen, Potter?“, fragte eine wohlbekannte Stimme neben ihm spöttisch.
 

Harry sah auf und direkt in Malfoys breitestes Grinsen. Seine eigenen Lippen mussten inzwischen schon blau angelaufen sein, eine Gänsehaut überzog seinen ganzen Körper und er konnte nicht antworten, weil beim Sprechen nur ein Zähneklappern heraus gekommen wäre. Ohne Malfoys unbedeckter Körpermitte Beachtung zu schenken, schnappte sich Harry sein Handtuch und verließ zitternd aus der Dusche.
 

***
 

Nach dem eine Woche verstrichen war, wunderten sich die Lehrer nicht weiter darüber, dass das einstige Hasspaar der Schule plötzlich so friedvoll vereint im Unterricht saß. Selbst die Schüler schienen sich daran gewöhnt zu haben, die beiden, mehr oder weniger einträchtig, neben einander in den Gängen zu sehen.
 

Ja, inzwischen blieb auch niemand mehr stehen, um zu zusehen, wie Harry Malfoys Bücher trug oder ihm den Mantel abnahm. Oder heruntergefallen Federn für ihn aufhob. Oder seine Kessel und Messer nach der Stunde mitreinigte. Der Gryffindor hätte diese Liste endlos fortsetzten können…
 

Natürlich hatte es einige Fragen gegeben und Harry hatte zähneknirschend behauptet, eine Wette am Laufen zu haben, doch das heizte die heimlichen Spekulationen nur noch mehr an. Tatsächlich gab es mehrere Versionen, über das, was auch immer zwischen den beiden passiert sein mochte, und man konnte mehrere Galeonen damit verdienen, bei den umlaufenden Wetten auf die richtige Lösung zu setzten. Niemand fragte mehr nach, aber die versammelte Schülerschaft und ein Grossteil des Lehrerkollegiums hoffte auf eine spannende Auflösung.
 

Und dann stand an einem Windzerrissenen Oktobertag plötzlich Dolores Umbridge vor Malfoy und Harry.
 

***
 

Das nächste Kapitel handelt von der Treue zum Ministerium, verlorenen Lämmern und einem interessanten Befehl Dracos.

Schleichende Kapitulation

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Wow, so viele liebe Kommies´ *eine Runde Butterbier ausgeb*
 

@Ayaschu: Ich fürchte, Draco und Slash-Fan´s müssen noch eine Weile ausharren ^^° Harry ist soooo stur. Aber ich arbeite dran.

@xuxu713: Snape´s Geheimnis bleibt noch eine Weile eines. Und Umbridge wird noch richtige Paranoia entwickeln... *sich in nichtssagenden Andeutungen ergeht*

@Mirabelle: *keks futter* Dankeschön *Schokofrosch rausrück* Und ein riesen Daaaaanke für drei Kommie´s auf einmal *dezent in Ohnmacht fall* Du bist die Beste.

@Yami-san: Danke sehr *knallrot wird* Ich versuch´s

@Roi_Soleil_Leon: Hier ist sie. Danke für dein liebes Kommi.

@one_piece: Ich versuche nur an solchen Stellen aufzuhören... *fies grins* Und du wirst natürlich nicht gezwungen, was da zu lassen. Mach dir keinen Streß *knuddel*
 

***
 

6.Kapitel

Schleichende Kapitulation
 

„Meine Lieben“, flötete die Schulleiterin und legte beiden je ein plumpes Händchen auf je einen Arm. „wie über alle Maßen erfreulich, um nicht zu sagen außergewöhnlich, Sie beide hier so friedlich vereint zu treffen.“ Ihre Schweinsäugchen wanderten vom einem zum anderen. „Würden Sie mir diese plötzliche Freundschaft wohl näher erklären, Mr. Malfoy?“
 

Zu Harry Erstaunen, strahlte der Slytherin ihr Schulleiterin geradezu an. „Aber natürlich, Professor“, schnurrte Malfoy. „Mr. Potter hier“ - er tätschelte seinem Vertragspartner die Schulter - „hat mich beim Auswendiglernen der Schulregeln um Hilfe gebeten. Sein Altgälisch ist ein bisschen eingerostet. Daraus hat sich dann ergeben, dass ich ihm auch in Zaubertränken unter die Arme gegriffen habe und überhaupt versuche, jetzt ganz für ihn da zu sein.“
 

„Das ist sehr anständig von Ihnen, Mr. Malfoy. Aber ich glaube mich zu erinnern, dass Sie beide in der fünften Klasse nicht die beste Freunde waren“, wand Umbridge mit einem samtweichen Lächeln ein. Tatsächlich hatte Draco in der Fünften dafür gesorgt, dass die DA aufflog und alle Mitglieder grausam bestraft wurden.
 

„Oh, damals waren wir noch Kinder, Professor, während wir uns jetzt darauf vorbereiten, ins wahre Leben einzutreten. Endlich werden wir unseren bescheidenen Beitrag zum friedvollen Zusammenleben aller Zauberer leisten dürfen. Das Ministerium braucht mehr denn je getreue Mitarbeiter. Junge Hexen und Zauberer, die nicht davor zurückschrecken, sich selbst einer größeren Sache unterzuordnen…“ Malfoys Stimme troff vor Pathos.
 

Harry wunderte sich, dass sich noch keine Schleimpfütze zu ihren Füßen gebildet hatte. Doch ein kurzer Blick auf Umbridge verriet, ihm dass der Slytherin genau den richtigen Tonfall getroffen hatte. Die Schulleiterin hatte ein rosa Spitzentaschentuch aus ihrem Ärmel gezogen und knetete den Fetzen hingebungsvoll mit beiden Händen.
 

„Oh, ich hatte ja so gehofft…“, seufzte sie. „Nach all den unerfreulichen Ereignissen letzten Sommer, dieser ganzen dunklen Lord Geschichte. Wirklich unschön, was sich da abgespielt. Natürlich hatte das Ministerium, die Lage zu jeder Zeit unter Kontrolle!“ Sie schüttelte ihre Löckchen über soviel Ungemach, wie wahnsinnige Schwarzmagier und Weltherrschaftsträume.
 

„… Aber irgendwann mussten Sie ja schließlich zur Vernunft kommen, nicht wahr, Mr. Potter? Jetzt sehen Sie Ihren grässlichen Irrtum ein! Heute erkennen Sie, dass Sie Ihre Zukunft nur vertrauensvoll in meine Hände und die des Zaubereiministers legen müssen. Wir wissen schon, was gut für Sie ist! Und wir haben noch große Pläne mit Ihnen!“ Umbridge strahlte den Jungen voll falscher Herzlichkeit an.
 

„Daran wage ich nicht zu zweifeln“, erklärte Harry tonlos, nachdem ihm Malfoy verstohlen auf den Fuß getreten war.
 

Umbridge wischte sich eine kleine Träne aus den Augenwinkeln und redete davon, dass das verirrte Lamm (Harry) nun endlich zur Herde zurückgekehrt sei. Sie lobte Draco, als einen echten Freund der Gryffindors (25 Punkte für Slytherin) und hieß den Helden der Zauberwelt in den hehren Reihen der Gesetzestreuen willkommen.
 

Harry musste sich zusammen nehmen, um ihr nicht an die fette Gurgel zu springen und Draco, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.
 

***
 

Einmal mehr beugte sich Harry über einen sanft brodelnden Kessel und beobachtete, wie aus Schwefelgelb ein sanftes Ockerbraun wurde. Der Trank warf satt platzende Blasen, schäumte kurz auf und zeigte dann eine spiegelglatte Oberfläche. Harry hatte nicht den Hauch einer Ahnung, war in diesem Kessel vor sich ging.
 

Doch in dieser Nacht war er nicht allein. Neben ihm stand Draco Malfoy und zerkleinerte im flackernden Schein des Feuers unter dem Dreifuß eine stinkende Drachenleber. Der blonde Slytherin überprüfte konzentriert die Temperatur des Kessels, den Beschlag an den Innenwänden und die aufsteigenden Dämpfe. „Perfekt!“, erklärte er zufrieden. „Jetzt müssen wir ihn drei Tage ziehen lassen, bevor wir weiter machen können.“
 

Seit Potter nicht mehr unter den Nachwirkungen der Munkshautvergiftung litt, braute Draco Nacht für Nacht in einem leeren Klassenzimmer an dem schwarzmagischen Heiltrank. Das Rezept, dass der Gryffindor aus der Bibliothek geklaut hatte, war überaus anspruchsvoll, aber noch war Draco der Sache gewachsen.
 

Tatsächlich bereitete ihm allein die Munkshaut Sorgen. In den nächsten Tagen würde er nach dem Unterricht zu Severus gehen und ihn um Hilfe bitten müssen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Patenonkel in ihm Stich ließ. Der Zaubertrankmeister ging nicht gerade verschwenderisch mit seiner Zuneigung um, doch seinen wenigen Freunden gegenüber war er unleugbar loyal.
 

„Wir müssen den Trank drei Tage ziehen lassen?“, fragte Potter derweil erstaunt.

„Und drei Nächte. Er wird alle zwölf Stunden hundertundsieben Mal im Uhrzeigersinn umgerührt. Dann zehn Sekunden warten und das Gleiche in der anderen Richtung“, bestätigte Draco. „Was hast du denn das letzte Mal gemacht?“

Der Schwarzhaarige betrachtete aufmerksam eine Küchenschabe, die im Gemäuer hin und herz flitzte. „Das willst du nicht wirklich wissen“, murmelte er verlegen.

Draco grinste. „Für wen ist der Trank eigentlich gedacht?“, fragte er beiläufig.
 

„Diese Auskunft war nicht Teil unseres Kontrakts“, erwiderte Harry prompt. „Und es spielt ja auch gar keine Rolle – du musste den Trank eh brauen, egal für wen.“

„Stimmt“, gedankenverloren deckte der Slytherin den Topf ab, misstrauisch von seinem Vertragspartner beäugt.
 

Harry hatte insgeheim schon länger mit dieser Frage gerechnet und war überrascht, wie schnell Malfoy sich von ihm ablenken ließ. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Überhaupt wirkte der blonde Junge in dieser Nacht seltsam abwesend, gerade so, als ginge ihm etwas Wichtiges nicht aus dem Kopf.
 

Tatsächlich drehte sich Dracos Gedanken allein um den Gryffindor an seiner Seite. Obwohl die letzten zwei Wochen recht unterhaltsam gewesen waren, konnte er nicht leugnen, dass er gerade zu von Idee besessen war, Potter in seine Arme zu ziehen, ihm durch sein zerzaustes Haar zu streichen, seine nackte Haut zu berühren und… Etwas kräftiger als nötig schleuderte Draco die restlichen Zutaten in den bereitstehenden Weidenkorb.
 

Er hatte seit ihrem Kuss über diese „Pottersache“ nachgedacht. Wahrscheinlich war er einfach noch nicht weit genug gegangen. Normalerweise eroberte er, genoss und verlor dann spätestens nach einem Monat jedes Interesse. Was war nahe liegender, als dieses bewährte Prinzip auch auf den Gryffindor zu anwenden?
 

Und Potter schien nicht abgeneigt zu sein, seiner ständigen Gegenwehr zum Trotz. Draco konnte das durchaus nachvollziehen. Schließlich hingen in seinem Zimmer drei Spiegel. Wäre er an Potter Stelle gewesen, hätte er seinem Schicksal auf den Knien für diese Chance gedankt.
 

Kurz bevor sie wieder auf den Flur hinaustraten, blieb Draco deshalb plötzlich stehen und zog den Schwarzhaarigen von hinten in seine Arme. Augenblicklich verkrampfte sich der kleinere Schüler und versuchte sich grob loszureißen.
 

„Halt still!“, befahl Draco ungerührt, vergrub sein Gesicht in Potters Nacken und sog seinen ureigensten Geruch ein, einen Spur von Schweiß, Seife und etwas Unbenennbares. Er leckte langsam die hervorstehenden Halswirbel hinauf.
 

Derweil hatte Potter seine Hände zu Fäusten geballt und schien seine Fingernägel tief in seine Handteller zu graben. `Um nicht zu zuschlagen oder um die Umarmung nicht erwidern´, dachte Draco belustigt und fand, dass es auf einen Versuch ankam.
 

Wie schon hinter dem Mädchenklo, drückte er Potter mit dem Rücken gegen die Tür und zwang ihm einen Kuss auf. Aus reiner Neugier zählte er mit. Nach exakt elf Sekunden brach Potters Widerstand in sich zusammen und seine Bemühungen wurden erwidert. Natürlich versuchte der sture Dickkopf ihm Zeitgleich gegen das Schienbein zu treten - und noch ganz woanders hin.
 

Harrys halbherzigen Versuche, sich von Malfoy loszureißen, standen in einem bemerkenswerten Gegensatz zu seinem leisen Aufkeuchen, als plötzlich zwei Hände unter seinen Pullover geschoben wurden und an seinem Hemd zerrten. Und obwohl er den Slytherin mit einer Reihe wenig schmeichelhafter Namen belegte, ließ er sich im nächsten Augenblick auf dessen Schoss ziehen.
 

De facto war dieser Kuss für Harry der Anfang vom Ende. Es gab schließlich eine Grenze, wie weit man sich selbst belügen konnte. Er wollte den weißblonden Slytherin mit an Schmerz grenzender Besessenheit. Und gleichzeitig wusste er, dass er rettungslos und für alle Zeiten verloren war, wenn Malfoy jemals das Ausmaß von Harrys Gefühlen für ihn herausfinden sollte. Nicht auszudenken, was das Frettchen mit diesem Wissen alles anstellen konnte. Er würde Harry bis ins Mark demütigen und ihn dann für den Rest seines Lebens ausnutzen.
 

Niemals, nie und unter keinen Umständen durfte Harry sich deshalb anmerken lassen, wie sehr es diesem verfickten Bastard bereits verfallen war! Er schwor sich innerlich, dass er dieses eine Jahr irgendwie überstehen würde, um dann in ein Muggelkloster zu gehen. Oder in die französische Fremdenlegion. Oder in die hintere Mongolei. Schwarzmagier jagen war wahrscheinlich auch eine Möglichkeit. Oder ein Wald voller blutrünstiger Ungeheuer. Es gab ja so viele Zukunftsvarianten, in den Malfoy nicht vorkam.
 

Alles was er tun musste, war zu verhindern, dass Malfoy ihm näher als unbedingt nötig kam. (Das Harry dies dachte, während er sein Gesicht in Dracos weichen Haaren vergrub, zeigt, wie es um seine Selbstbeherrschung bestellt war.) Er würde seinen Widerstand so lange wie irgend möglich aufrecht halten und keine Gelegenheit auslassen, um den Slytherin seine Verachtung in unerhört perfekte Gesicht zu schleudern.
 

Malfoy, erinnerte er sich einmal mehr, war eiskalter, intriganter Bastard. Ein kleiner Todesser. Ein verdammter Sadist. Niemand, der zu irgendwelchen Gefühlen in der Lage war. Mit absoluter Sicherheit, wollte sein Intimfeind nur einen Sexsklaven, Harrys Erniedrigung und seine Rache. Mit diesen erbaulichen Gedanken im Hinterkopf, riss Harry sich endlich von dem Blonden los und funkelte ihn in bekannter Manier hasserfüllt an.
 

„Fertig?“, presste der Gryffindor leise heraus.

„Nein, noch lange nicht.“ Draco legte seine Hände zurück in Potters schlanken Nacken, kam aber nicht umhin eine deutliche Abkühlung in der Atmosphäre zu bemerken.
 

Als er sich wieder zu Potter herunter beugte, stieß er auf eisern verschlossene Lippen. Und in exakt diesem Augenblick fiel ihm ihr Vertrag wieder ein. Ein diabolisches Lächeln schlich sich in seine Züge. Das war sogar noch besser als Potter zum Stillhalten zu zwingen.
 

„Küss mich!“, befahl er.

„Bitte?“, stotterte Potter fassungslos.

„Ich sagte, küss mich! Und zwar mit Elan und Ausdauer.“

„Das ist unfair!“, protestierte der Gryffindor lahm.

„Slytherin!“, bestätigte Draco.
 

Der Blonde konnte förmlich sehen, wie sein Vertragspartner in Gedanken panisch nach einem Ausweg suchte. Zwecklos. Es gab keinen. Laut ihrem Kontrakt, musste Potter ihm gehorchen.

Genüsslich verfolgte Draco, wie der Gryffindor den Kampf in seinem Inneren verlor.
 

Der Slytherin hörte Potters unterdrücktes Aufstöhnen, als er seine Niederlage begriff. Und dann beugte sich der Schwarzhaarige endlich vor und begann zaghaft Dracos Lippen zu kosten.
 

Flashback Ende

(A/A: Ja, erinnern wir uns - das war eigentlich alles ein Flashback zum Prolog)
 

***
 

Im nächsten Kapitel kommt Snape endlich wieder zu Wort, Draco schmiedet Pläne und Harry schleicht (mal wieder) nachts durchs Schloss.
 

So, das wars für heute *unschuldig in die Runde blick* Lasst ihr mir eine Kleinigkeit da?

Von Munkshaut und Werwölfen

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Vielen Dank an alle Kommischreiber und natürlich auch an alle stillen Leser.

@Roi_Soleil_Leon: Ich geb mir Mühe, zur Zeit poste ich etwa alle drei Tage, aber ich hab auch noch einen Kapitelvorsprung (der unaufhaltsam schmilzt *zitter*)

@-Mirabelle- : Haaach *schnurr* was würde ich ohne deine lieben Kommis machen? Ja, Sarkasmus ist schon was Feines *ihre Schwester im Geiste knuddelt* Und ich nehm gerne ein paar Berties Bohnen. Hmmm, rosa sieht harmlos auch. Biete dir Zitronentarté im Gegenzug an.

@Yami-san: Daaanke, Süße *strahlt* Im Augenblick kann ich etwas alle drei Tage was reinstellen. Aber ich hab auch noch einen Vorsprung.

@Ayaschu: Irgendwie hatte ich den Anfang zeitweilig aus den Augen verloren, aber jetzt -tada- habe ich ihn endlich eingeholt. (Hab meine Rückblenden irgendwie nicht unter Kontrolle *schäm*).
 

7. Kapitel

Von Munkshaut und Werwölfen
 

Seit dem Draco erkannte hatte, wie leicht er seinen Vertragspartner bezwingen konnte, trafen sich die beiden mit schöner Regelmäßigkeit in leeren Klassenzimmern, unordentlichen Speichern und Geheimgängen. Der Ablauf war jedes Mal derselbe: der Schwarzhaarige ließ äußerst widerstrebend von Draco streicheln. Potter erging sich in hilflosen Spötteleien, die seine Anspannung nicht verbargen. Dann kam der Befehl zum Kuss.
 

Und jedes Mal versuchte der Gryffindor mehrere Sekunden lang zu widerstehen. Draco hätte eine Liste über sein Bestzeiten aufstellen können. Doch Schlussendlich lagen sich die beiden jedes Mal knutschender Weise in den Armen und an der Intensität ihrer Bemühungen konnte es keinen Zweifel geben.
 

Wenn sie hinterher aus ihrem Versteck stolperten, sahen beide reichlich verzaust aus und eilten, jeder für sich, in ihre Quartier, um die entstandenen Enge in ihren Hosen per Hand zu beheben. Doch während Harry unter der Bettdecke krampfhaft versucht, nicht an seinen Vertragspartner zu denken, tat Draco genau das Gegenteil.
 

Das Verrückteste an der Sache war, dass Potters offensichtliche Zerrissenheit, seine ständigen Beleidigungen und seine andauernde Gegenwehr, den Slytherin nur noch mehr reizten. Um nichts in der Welt würde er wollen, dass der Gryffindor damit aufhörte! Zum Glück stand das nicht zu befürchten.
 

***
 

Zwei Tage vor Haloween machte sich Draco auf den Weg zu seinem Hauslehrer und Paten, um ihn zu der Verwendung von Munkshaut zu befragen. Die ewige Nacht in den Kerkern wurde nur von dem Licht weniger Fackeln durchbrochen und in den unterirdischen Gängen herrschte wie üblich Grabesstille.
 

Vor Severus Büro blieb Draco stehen. Durch die angelehnte Tür drang ein schwacher Lichtschein und zwei Stimmen auf den Korridor hinaus. Die eine gehörte seinem Paten, die andere ihrem Lehrer in Verteidigung, Professor Remus Lupin.
 

„… Augen nicht länger vor dem verschließen, was diese Frau unserer Schule antut!“ Das war der Werwolf.

Und dann, schneidend wie immer, Severus heiserer Bass: „Glauben Sie mir, Lupin, Hogwarts Rektorin ist zurzeit meine geringste Sorge.“

„Selbst in hier, in deiner Gruft unter der Erde, müsstest du doch inzwischen bemerkt haben, dass dieses rosa Trollweib Dumbledores Werk zu Grunde richtet. Sie hat in den letzten sieben Wochen mehr neue Erlässe anschlagen lassen, als Albus in fünf Jahren. Sie missbraucht ihre Macht. Sie formt diese Schule um. Sie deformiert sie!“
 

„Kommen Sie herein, Mr. Malfoy, Lauschen dulde ich nicht!“, unterbrach Severus Snape die Ausführungen seines Kollegen. Draco stieß ertappt die Tür auf. Er war sich sicher, dass Sev durch massive Steinwände sehen konnte. Wahrscheinlich war er außerdem im Stande, Gedanken zu lesen.
 

„Guten Abend, Mr. Malfoy“, begrüßte ihn sein VgdK-Lehrer sanft. Wenn er überrascht war, konnte er das gut verbergen. Er hatte seine hagere Gestalt in eine zerschlissene Robe gehüllt. Sein dunkelblondes Haar hätte dringend einen Frisör gebraucht, doch sein Gesicht sah gesünder aus, als früher, und die Narben waren fast verblasst.
 

In der Mitte des runden Büros saß hinter seinem Schreibtisch Severus Snape vor einem Stapel Hausaufgaben und kritzelte Bemerkungen an den Rand der Pergamentrollen.

„Ich kann auch später wieder kommen“, bot Draco ihm mit einem bezeichnenden Blick auf den Werwolf an.

„Das wird nicht nötig sein. Professor Lupin wollte gerade gehen“, behauptete Severus ungerührt. Tatsächlich sah Lupin so aus, als wären seine Füße im Boden verwurzelt. Beschwörend sah er zu seinem Kollegen hinüber, doch der korrigierte ungerührt weiter Aufsätze.
 

Im Gehen hielt der blonde Professor noch einmal inne. „Ich könnte dir helfen!“, bot er Snape an. Es war offensichtlich, dass er nicht die Zaubertrankaufsätze meinte.

„Raus hier, Lupin! Und wagen Sie es nicht zurück zukommen, bevor der Wolfsbanntrank fertig ist.“
 

Doch so leicht ließ sich der dunkelblonde Professor nicht abschrecken. „Glaub mir, niemand ver…“

„Raus aus meinem Büro! Sofort!“, herrschte Severus ihn an. Sein Kopf war in die Höhe gefahren und der nackte Hass in seinem Blick ließ selbst Draco um einen Schritt zurückweichen. Lupin jedoch zuckte nur hilflos mit den Schultern, bevor er die Tür hinter sich zu zog.
 

Im Schein des verglühenden Kaminfeuers glänzten die Gläser in den Wandregalen rotgold auf. Die meisten waren mit Flüssigkeiten gefüllt und in vielen trieben die absonderlichsten Geschöpfe mit toten Augen, starr in den Behältern herum. Doch Draco war schon zu oft hier gewesen, um sich noch von Severus absonderlicher Sammlung einschüchtern zu lassen. Tatsächlich mutmaßte er, dass sein Pate dieses Kuriositätenkabinett nur aufgereiht hatte, um seine Schüler zu verschrecken. Vielmehr dagegen fürchtete er, Severus bohrende Fragen, wenn er ihn jetzt Hilfe bat.
 

„Es geht mich ja nichts an, aber du braust noch immer den Wolfsbanntrank für ihn?“, fragte Draco deshalb erst einmal beiläufig.

„Offensichtlich“, knurrte Severus.

„Warum? Die Schulleiterin besteht doch bestimmt nicht darauf. Und du hasst diesen Mann.“

„Wie du bereits so treffend bemerkt hast, mein Junge, geht dich das nicht das Geringste an.“

„Ohne den Trank müsste sie ihn feuern, also warum…“

„Und was genau hat dich in meine bescheidene Behausung geführt?“, unterbrach ihn sein Pate, sichtlich gereizt.
 

„Verwendest du manchmal noch Munkshaut?“, fragte Draco, wie nebenbei.

„Nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Das Risiko ist zu groß, die Beschaffung eine Tortur und die Preise sind horrende“, geistesabwesend fuhr der Professor fort einen Aufsatz zusammen zu streichen.
 

Draco betrachtete ihn nachdenklich über den Tisch hinweg. Es sah seinem Paten überhaupt nicht ähnlich, bei einer Anspielung auf eines der stärksten Gifte überhaupt, nicht wenigstens Verdacht zu schöpfen. Normalerweise hätte er jetzt seinen bohrenden Blick auf Draco richten und ihn mit unangenehmen Fragen in die Enge drängen müssen. Stattdessen sah er nicht einmal von seiner Arbeit auf. Doch so blieb dem Jungen genug Zeit, um einige Veränderungen an dem Zaubertrankmeister zu bemerken.
 

Sein Haar hing ihm weit länger als üblich über die Schultern und schien zu letzt vor Wochen mit Wasser in Berührung gekommen zu sein. Seine Wangen waren noch eingefallener als sonst, tiefe Schatten hatten sich unter seine Augen gegraben und drei Monate ohne Sonnenlicht hatten seinem Teint eindeutig nicht gut getan.
 

Severus Snape schien sich nur noch durch bloße Willenskraft aufrecht zu halten und selbst sein Wille schien mit jedem weiteren Tag zu schwinden. Bei Merlin, Draco musste es schaffen seinen Paten aus den Kerkern hervor zu locken, oder er würde ihn in Zukunft auf der geschlossenen Abteilung in St. Mungo besuchen können.
 

„Was wolltest du mir mitteilen, bevor du in unhöfliches Gaffen verfallen bist?“; fragte Snape, fortwährend schreibend.

„Ich brauche deine Hilfe, Sev, und zwar bei der Verarbeitung von Munkshaut.“ Diese Eröffnung reichte immerhin aus, um die Aufmerksamkeit des Zaubertrankmeisters endlich auf sein Patenkind zu lenken.
 

„Davon abgesehen, dass Munkshaut einzig und allein auf dem alljährlichen Schwarzmarkt in den Karpaten zu bekommen ist“, eröffnete Snape seinen weißt-du-was-du-da-von-mir-verlangst?-Vortrag. „Ist dir bewusst, dass es bei nicht fachgerechter Verwendung zur Vergiftung kommen kann? Wenn das Gegengift nicht rechtzeitig genommen wird, führt das zum Tode nach sieben Tagen und…“

„Ja, ja, geschenkt, Sev! Ist mir alles bestens bekannt.“

„Soll ich dir jetzt helfen oder nicht?!“

„Ich bin ja schon still.“
 

„Ich zeige dir die einzelnen Schritte, unter einer Bedingung: ich werde die Beschaffenheit deines Trankes überprüfen, wenn er fertig ist. Du wirst ihn auf keinen Fall vorher benutzten“, fordert Severus ihn auf.

„Kein Problem.“

„Ich gehe davon aus, dass du niemanden ernsthaft vergiften willst?“

„Ich denke nicht!“ Über diese Möglichkeit hatte Draco noch gar nicht nachgedacht. Wäre Potter im Stande jemanden zu vergiften? Holly Harry? Perfect Potter? Das war ja wohl schlecht möglich. „Ganz bestimmt nicht!“, bekräftigte er darum.
 

Severus Mundwinkel zuckten ganz kurz noch oben. Kein Lächeln, aber immerhin.

„Kannst du dich bitte entscheiden? Planst du mit dem Trank einen Mord? Oder eine unheilvolle Verschwörung? Irgendetwas entsetzlich Gefährliches?“, hakte er nach.

„Natürlich nicht!“, wehrte Draco ab. „Du kennst mich doch.“

„Eben! Und ich nehme nicht an, dass du mir verraten kannst, wofür du den Trank brauchst? Nein? Habe ich mir gedacht. Bitte nehme zur Kenntnis, dass ich dir nur helfe, weil du es sonst wohlmöglich alleine versuchen würdest. Und das wäre eine beispiellose Dummheit“, erklärte Severus. Draco nahm sich insgeheim vor, Potter bei Gelegenheit darauf hinzuweisen.
 

Der Tränkemeister lehnte sich zurück und stütze sein Kinn auf der Faust ab. „Eine letzte Sache noch, Draco! Wenn ich auch nur den leisten Verdacht habe, dass du in echten Schwierigkeiten steckst, werde ich damit zu deinem Vater gehen. Verstanden?“

Der Junge nickte.

„Gut, dann komm mit ins Labor, ich erkläre dir die einzelnen Schritte.“
 

***
 

Als sich der Slytherinprinz mehr als zwei Stunden später endlich auf den Rückweg machte, hörte er plötzlich eine vertrauter Stimme hinter sich.

„Einen Augenblick bitte, Mr. Malfoy.“

Als er sich umwand, trat Remus Lupin aus einer Nische hervor. Wie stets lag der Anflug eines Lächelns auf den Lippen des Werwolfs.
 

„Professor?“ Draco schaffte es ein beträchtliches Maß von Verachtung in dieses eine Wort zu legen, doch entweder bemerkte sein Lehrer dies wieder nicht, oder es war ihm gleichgültig.

„Bitte passen Sie gut auf ihren Paten auf, Mr. Malfoy. Gerade jetzt scheint er sehr dringend die Hilfe eines Freundes zu benötigen.“
 

„Und wie sind Sie zu dieser wertvollen Erkenntnis gelangt, Sir?“

„Sie können meine Instinkte dafür verantwortlich machen, die empfindliche Sinne eines Werwolfs!“ Lupin zog die Kapuze seiner Robe über den Kopf und verschwand so lautlos, wie er hinter Draco aufgetaucht war.
 

Draco dachte an Snapes erbärmlichen Zustand, seine permanente Gereiztheit und den aufflackernden Hass in seinem Gesicht, und entschied, dass man kein Werwolf sein musste, um zu wissen, dass der Tränkemeister Hilfe brauchte. Und er würde dafür sorgen, dass er sie auch bekam. Am nächsten Samstag durften die Schüler nach Hogsmeade. Von dort aus war es möglich, heimlich in die Winkelgasse zu apparieren. Zurück auf seinem Zimmer begann Draco damit, eine lange Einkaufsliste zu schreiben.
 

***
 

Am nächsten Morgen, während der großen Pause, erzählte der Slytherin Potter von seinem Plan und Harry sah ihn mit Mischung aus Begeisterung und offenem Entsetzten an. „Weißt du, was du, da vorschlägst? Mal ganz davon abgesehen, dass Snape uns dafür in Grund und Boden hexen wird, glaubst du wirklich, dass du ihm damit einen Gefallen tust?“, fragte er.
 

„Bei Merlin, Potter, sieh ihn dir doch an!“ Malfoy nickte unauffällig zu Snape hinüber, der wie üblich mit wehenden Umhängen durch die Kerker eilte.

„Ich zweifle nicht daran, dass es ihm gut tun würde, sondern daran, dass er selbst das auch so sehen wird. Schon mal was von Privatsphäre und freiem Willen gehört, Frettchen?“, wollte Harry interessiert wissen.

Malfoys abfällige Schnauben war Antwort genug und der Gryffindor verdrehte die Augen.
 

„Oh, komm, erzähl mir nicht, dass du nicht auch schon daran gedacht hast?“, knurrte der Blonde.

Widerwillen musste Harry grinsen. „Sagen wir, der Gedanke ist überaus verlockend!“, wich er einer klaren Antwort aus.
 

„Wir gehen Samstag in die Winkelgasse und ich lasse noch ein paar Kleinigkeiten von zu Hause kommen. Sonntag ziehen wir es durch, denn dann hat er vor dem Unterricht nicht mehr genug Zeit, um alles zu vertuschen.“ Draco hatte damit begonnen vor Potter auf und ab zu schreiten, wie ein Feldherr vor der alles entscheidenden Schlacht. „Wenn alle schlafen, schleichst du dich in die Kerker. Wir treffen uns um Schlag Eins vor Snapes Büro. Und zu keinem ein Wort, verstanden?“

„Was? Auch nicht zu Umbridge?“

„Sehr witzig, Potter, wie immer!“
 

***
 

Und so kam es, dass Harry sich einmal mehr nachts aus dem Bett schlich, den Tarnumhang aus seinem Schrank zog und die Karte des Herumtreibers befragte. Er umging mit der Geschicklichkeit Jahrelanger Übung Filch, seine zwei Helfershelfer und ihre patrouillierenden Angorakatzen und erreichte ungesehen die Kerker.
 

Als Malfoy hinter einer Säule hervortrat, leuchtete sein heller Schopf in der Dunkelheit auf. Der Slytherin deutete wortlos die Treppe zu Snapes Privaträumen herunter und Seite an Seite, auf bloßen Socken und noch in ihren Pyjamas, stiegen sie in die Höhle des Ungeheuers hinab.
 

***
 

Das nächste Kapitel handelt von der Umsetzung des Plans, der Ausbeute einer Einkaufstour und dem Mangel an Rücksichtnahme.
 

Wie immer wäre ich furchtbar glücklich, wenn ihr mir eine Review da laßt *ganz besonders bittend schau*

Die Verwandlung

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

@Frankie: Danke schön *dezent erröte* *Zwecks Bestechung Schokofrösche rüberschieb*

@Roi_Soleil_Leon: -tada- da is se. Danke für deine vielen, lieben Kommis ^o^

@-Mirabelle-: Zischendedrops? Immer *lutsch* Rechtschreibung ist ehrlich gesagt meine große Schwachstelle *schäm* aber in den späteren Kapiteln habe ich auch eine Beta. Also ist ein Lichtstreifen am Horizont zu sehen. Kann ich dir Schokocookies anbieten.

@Dranza-chan: Viiielen Dank!*Willkommensbanner raushol* *knuddel* Es gibt etwa alle drei Tage ein neues Kapitel.

@Yami-san: Dann ist ja gut ^^° *erleichtert ist* Sagen wir, Draco tut etwas, dass ich schon immer mal machen wollte *besonders fies grins*
 

Bin total übermüdet, entschuldigt deshalb bitte alle Rechtschreib- und sonst wie Fehler. Dieses Mal wieder nur ein Kapitel, dafür ist es ein bisschen länger geworden.
 

8. Kapitel

Die Verwandlung
 

Malfoy murmelte „Belladonna“ und das Porträt, ein vampirbleicher Alchimist, schwang lautlos zur Seite. Ein bitterer Kräutergeruch schlug ihnen entgegen und verbrauchte Luft voll Kerzenruß. Drinnen brannte kein Licht mehr, außer dem flackernden Widerschein des Feuers.
 

Unwillkürlich wechselten die beiden Vertragspartner einen besorgten Blick, doch in den Räumen regte sich nichts. Snape schien zu schlafen und, bei Merlin, er durfte auf keinen Fall aufwachen! Mit angehaltenem Atem, jeder Zeit zur Flucht bereit, schlichen sie gemeinsam über die Schwelle.
 

Sie mussten über herumliegende Bücherstapel steigen, auf dem ganzen Boden verteilten Notizen ausweichen und wären fast über achtlos fallen gelassene Roben gestolpert. Der nackte Steinboden war genauso tintenschwarz wie die Wände, die Bücherregale und die Polster der Sessel. Im hinteren Teil des Zimmers stand ein Himmelbett mit - wie konnte es anders sein? - tiefschwarzes Vorhängen.
 

„Genauso habe ich es mir immer vorgestellt“, flüsterte Harry seinem Vertragspartner zu, während er sich neugierig umsah. Allerdings hatte er nicht geglaubt, dass er sich ausgerechnet mit dem Frettchen in Snapes Wohnräume schleichen würde. Was hätte er dafür gegeben, stattdessen mit Ron und Hermine hierzu sein.
 

„Du glaubst doch nicht, dass das hier immer so aussieht!“, zischte der größere Junge zurück.

„Nicht?“

„Um Salazar willen, nein!“ Malfoy sah sich unbehaglich um. „Er muss einen Finsterzauber über den ganzen Raum gelegt und die Hauselfen ausgesperrt haben. Hier hat seit Wochen niemand mehr sauber gemacht.“ Missbilligend rümpfte er die Nase angesichts der herabhängenden Spinnenweben.
 

Aus Neugier versuchte Harry den Titel von einem der überall herumliegenden Wälzer zu lesen. Doch mehrere dunkle Flecken verschmutzten den Buchrücken und hatten die Beschriftung lesbar werden lassen. Die gleichen Flecken zogen sich auch über den Seitenschnitt und die Kanten. Bei genauerem Hinsehen, erkannte Harry, das es Fingerabdrücke waren. Und tatsächlich schien es sich bei den rotbraunen Spuren um frisch getrocknetes Blut zu handelnd.
 

Malfoy stand derweil vor dem Himmelbett und hatte behutsam die Vorhänge zurückgezogen. Ärgerlich winkte er Harry zu sich herüber und der Schwarzhaarige legte mit einem Anflug von Bedauern das Buch zurück, bevor er ans Bett des schlafenden Professors trat.
 

Draco schraubte eine Dose auf und hielt sie unter Snapes Hakennase. Ihr Lehrer atmete die aufsteigenden Dämpfe ein, sofort gingen seine Atemzüge tiefer, er seufzte leise auf und sein verkniffenes Gesicht entspannte sich.
 

„Dornröschentinktur!“, sagte Malfoy. „Selbst wenn wir auf seinem Kopfkissen ein Feuerwerk abfackeln würden, könnte er jetzt nicht mehr aufwachen.“

„Du setzt deinen Paten unter Drogen?“

„Ach was, ein bisschen Ruhe wird ihm gut tun – hast du diese Augenringe gesehen?“
 

Gemeinsam betrachteten sie den schlafenden Zaubertrankmeister. Er sah fast friedlich aus. Und er schnarchte leise.

„Er wird uns umbringen!“, flüsterte Harry, ohne den Hauch eines Zweifels.

„Wahrscheinlich – aber stell dir nur die Gesichter Morgen früh in der ersten Stunde vor. Allein das wird es wert sein.“

Die beiden sah gleichzeitig auf und grinsten sich über das Bett hinweg an. Doch schon im nächsten Moment erinnerten sie sich daran, dass sie Todfeinde waren und konzentrierten sich wieder auf ihr Opfer, den Drogenbetäubten, unschuldig schlummernden Professor Snape.
 

„Womit fangen wir an?“

„Malfoys patentierter Haarpflegezauber“, erklärte der Blonde fachkundig und deutete auf seine eigene, seidig schimmernde Mähne. „Du glaubst doch nicht, solch ein Glanz kommt von alleine?“

„Raub mir ruhig all meine Illusionen.“
 

Als nächstes sprach Malfoy einen Zahnweißer, dann einen Zahnricht- und Zahnverkürzzauber. Harry erinnerte sich, dass auch Madame Pomfrey Hermines Zähne einst mit Magie geschrumpft hatte.
 

Hiernach packte Draco eine Reihe von Tiegel und Tuben aus.

„Woher kennst du dich mit dem Zeug aus?“, fragte der Gryffindor, widerwillen fasziniert.

„Mum! Sie hat Unmengen von dem Kram. Aber du könntest auch mal anfangen, dich nützlich zu machen. Räum die Klamotten ein, die wir gekauft haben.“
 

Harry riss die Schranktüren auf und fand, oh Wunder, zehn mal dieselbe schwarze Robe mit passendem Hemd und passendem Hosen. Anscheinend mochte Snape es morgens unkompliziert. Und zumindest musste er vor dem Spiegel nicht darüber nachdenken, was er anziehen sollte.
 

„Was mach ich mit seinen alten Sachen?“, fragte er über die Schulter hinweg.

„Schmeiß sie weg!“

„Weißt du, diese sensible Seite an dir habe ich schon immer geschätzt. Achtung vor anderer Leute Eigentum, Rücksichtnahme, Feingefühl…“

„Idiot!“
 

Harry stapelte Malfoys Einkäufe in den freigewordenen Schubladen. Hosen und Roben in gedeckten Farben, aber wesentlich Figurbetonter, mit dezenten Stickereien und raffinierten Schnürungen. Der Schwarzhaarige grinste insgeheim, als er an ihren Einkaufsbummel in der Winkelgasse dachte.
 

Natürlich waren für einen Malfoy nur Maßschneiderein in Frage gekommen. Er hatte sich die Stoffmuster einzeln vorlegen lassen, die Entwürfe der Designer nach seinen Vorstellungen verändert, das gesamte Personal herumgescheucht und Madame Malkin fast die Tränen in die Augen getrieben. Allerdings hatte er am Ende auch ein mittelgroßes Vermögen zurück gelassen.
 

Nach dem der Slytherin gerade eine Reihe taubengrauer, mitternachtsschwarzer und zart blauer Hemden für Snape in Auftrag gegeben hatte, war sein Blick auf Harry gefallen. Mit einem befehlsgewohnten Nicken und einem nachdrücklichen Stoß hatte er den Schwarzhaarigen in die Mitte des Raumes befördert, und der Schneidergehilfen befohlen Maß zu nehmen.
 

Er hatte sich weder um Harrys finsterste Blicke, noch um seine Meinung bei der Farbauswahl geschert. Als sie hinausgingen, waren in ihren Tüten nicht nur die verkleinerten Pakte für Snape und Malfoy (natürlich hatte die Blondine in ihm an einigen Stoffen einfach nicht vorbei gehen können), sondern auch mehrere komplette Garnituren für Harry enthalten.
 

Und auf seine gewohnt rücksichtsvolle Art, hatte Malfoy im Gryffindorturm kurzer Hand den Inhalt von Harrys Kleiderschrank aus dem Fenster fliegen und im See versinken lassen. Als sein Vertragspartner ihm gerade an die Gurgel gehen wollte, erinnerte er ihn charmanterweise daran, dass ihm noch elf Monate, eine Woche und vier Tage absoluter Gehorsam bevorstanden. Außerdem sei es dem Image eines Malfoys nicht zugänglich, in der Öffentlichkeit mit einer Vogelscheuche gesehen zu werden. – Um ein Haar hätte es an diesem Nachtmittag im Jungenschlafsaal Tote gegeben.
 

Als Harry die letzte Robe (dunkelgrün mit silbernem Saum und weiß gefütterter Kapuze) aufgehängt hatte, war der Blonde gerade dabei Snape die Augenbrauen zu zupfen. Er sah aus, wie ein Erstklässler bei dem Versuch eine Maus, in eine geblümte Untertasse zu verwandeln. Er hatte vor Konzentration die Zungenspitze zwischen den Lippen hervorgestreckt und einige helle Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Harry ertappte sich selbst bei einem amüsierten Lächeln. Sofort presste er wieder die Lippen aufeinander.
 

Natürlich war Malfoy nicht süß, wenn ihm die Haare ins Gesicht fielen. Und auch sein Eifer, Snape zu helfen, war keineswegs anrührend. Er war ein verfickter Bastard, eiskalt berechnend und im höchsten Maße grausam. Allerdings ein gut aussehender, verfickter Bastard, meldete sich das leises Stimmchen aus seinem Unbewusstsein zur Worte. Zur Ablenkung begann Harry damit, von neuem Zaubertrankrezepte aufzusagen. Das konnte er inzwischen richtig gut!
 

Zufrieden richtete Malfoy sich auf. „Fertig. Jetzt müssen wir nur noch etwas gegen dieses Chaos unternehmen. Am besten wir rufen eine Expertin von Flauvé-Wards her.“

„Frettchen, du kannst einfach nicht um zwei Uhr morgens eine Dekorations-Hexe nach Hogwarts bestellen!“, erklärte der Gryffindor entsetzt.

„Nicht?“, dem Weißblonden schien dieser Gedanken vollkommen neu zu sein. Einmal mehr stieß Harry einen seiner tiefen Seufzer aus.
 

„Eine komplette Einrichtung herauf zu beschwören, wäre viel zu Kräfte zehrend!“, wand Draco ein.

„Um Merlins Willen, Malfoy, wer redet denn von Beschwörungsmagie?! Du hast dich letzte Woche bei McGonagall in einen Couchtisch verwandelt. Du wirst ja wohl noch ein paar einfache Möbel verzaubern können.“

Draco nickte überrascht. Das konnte tatsächlich klappen. Die Sache mit Couchtisch hatte er ja auch hingekriegt und er war ein wirklich stillvolles Louis VI Tischchen geworden, so mit Blattgold und Krallenfüßen!
 

Mit einem Zauberstabschlenker ersetzte Draco den nackten Steinboden durch helles Parkett und verwandelte mehrere fliehende Spinnen in dicke Teppiche. Als nächstes wurden die Wände Cremeweiß. Bücher flogen in die Regale zurück. Kerzenständer wurden poliert und aufgefüllt. Für Vorhänge und Bezüge wählte er helle Sand- und warme Auberginetöne. Zu letzt beschwor er Orchideen herauf.
 

In einem der Gemälde reckte ein dickbäuchiger Zauberer beide Daumen in die Höhe. „Großartige Idee, mein Junge!“, strahlte er sie an. „Dieses Durcheinander musste dem kleinen Sevi ja aufs Gemüt schlagen.“ Draco nickt nur knapp zu dieser Selbstverständlichkeit. Natürlich war das Zimmer ein Traum geworden! Schließlich war er ein Malfoy.
 

„Kein Grün-Silber?“, stichelte Harry an seiner Seite.

„Severus mag keine Klischees“, behauptete sein Vertragspartner.

„Er ist selbst ein wandelndes Klischee.“

„Das täuscht.“
 

Nachdenklich trat Draco noch einmal an das Bett heran und betrachtete seinen betäubten Paten. „Wir müssen verhindern, dass er morgen als wieder in den ursprünglichen Zustand zurück zaubert.“

„Nichts leichter als das!“, behauptete Potter ungerührt und zückte seinen Zauberstab. Er richtete ihn nacheinander auf die Möbel, die neue Garderobe und zu letzt auf den Tränkemeister. Obwohl Draco sah, wie der Zauber sich im Raum ausbreitete, sprach Potter kein Wort. Lautlose Magie, dachte der Slytherin mit einem leichten Anflug von Neid.
 

„Das ist ein Abwehrzauber!“, erklärte Potter, als er den Stab senkte. „Hab ihn von Hermine. Er blockt für vierundzwanzig Stunden alle leichteren Sprüche ab. Dann beginnt er allerdings auszufransen.“

„Leichtere Sprüche?“

„So lange Snape keine Unverzeihlichen gegen seine Möbel schleudert, dürft er halten.“
 

***
 

Auf dem Rückweg in den Gryffindorturm stieß Harry am Rande der Kerker plötzlich auf unerwartete Schwierigkeiten. Er hatte in Malfoys Gegenwart die Karte des Herumtreibers nicht benutzten wollen und war deshalb auf gut Glück zurück ins Erdgeschoss gestiegen. Doch vor den Ausgängen zu den Kerkern schlurften drei Gestalten herum. Drei maunzende Angorakatzen trippelten die Wendeltreppen hinab. Filch suchte mit einer Blendlaterne alle Nischen ab.
 

Gerade noch rechtzeitig zog sich Harry auf einen Mauervorsprung und hielt hinter dem Tarnumhang die Luft an. Der Lichtschein der Laterne wanderte über ihn hinweg. Er hörte Filch vor sich hinmurmeln. Seine beiden Gehilfen stocherten mit langen Stöcken alle Vertiefungen ab.
 

„Wir werden uns diese kleinen Quälgeister schnappen“, hörte er den Hausmeister knurren, „und wenn wir die ganze Nacht hier bleiben!“

Na, Klasse!
 

Gut eine Stunde später hatte Harry auf seinem Mauernvorsprung einen Dauerwadenkrampf und eingeschlafene Füße. Außerdem war fror er in seinem dünnen Schlafanzug. Doch Filch und Konsorten machten keine Anstalten zu verschwinden. Tatsächlich hatte sie sich inzwischen vor je eine Eichentür gesetzt (sogar vor dem Geheimgang der spuckenden Sabberhexe lag eine Katze) und tranken in aller Ruhe süßen Tee. Einer hatte sogar Mandelplätzchen hervor geholt.
 

Harry zog kurz in Erwägung einfach bis zum Morgen auszuharren. Oder in einem Geheimgang auf den harten Steinfliesen zu schlafen. Aber bis zur ersten Stunde waren es noch fast fünf Stunden. Und die Kerker waren nicht wirklich gemütlich. Finsteren Gemütes stieg der Gryffindor ins Untergeschoss hinab, den Weg zurück, den er gekommen war.
 

***
 

Als er von dem zaghaften Klopfen geweckt wurde, schoss ein hämisches Grinsen über Dracos Gesicht. Filch hatte seine Nachricht also bekommen und überwachte alle Zugänge zu den Kerkern. Und sein Gryffindorkätzchen kam angekrochen, um bei ihm Schutz und ein Bett zu suchen. Genauso hatte er sich das vorgestellt. Er war ja schließlich nicht umsonst in Slytherin.
 

Er ließ sich Zeit, zählte langsam bis zwanzig, und öffnete dann die Tür. „Ja?“

Draußen stand tatsächlich Potter, sichtlich durchgefroren und verlegen. „Ich komme nicht zurück, die Hausmeister haben die Kerker umstellt“, nuschelte er.

„Und da klopft du bei mir an?“, höhnend hob Draco eine Augenbraue, nur allzu deutlich Erstaunen heuchelnd.

„Jaaaah.“ Potter schien seine Entscheidung bereits wieder zu bereuen. Wer wollte schon ein Bett, wenn er auch einen Kerkerboden haben konnte?

Einladend trat Draco zur Seite und bat seinen Vertragspartner mit einem eleganten Wink hinein.
 

Seit dem die Schülerschaft der Slytherins so deutlich zurückgegangen war, bewohnten die Regelwächter und Vertrauensschüler Einzelzimmer. Selbstredend mit nur einem Bett. Potter sah sich suchend nach einem Sofa, einem Sessel oder wenigstens einem Stuhl um, aber Draco hatte andere Pläne. Ohne auf Potters demonstrativen Widerwillen zu achten, schob er ihn zum Bett hinüber und stieß ihn mit einem leichten Schups hinein.
 

„Mein Bett – oder Filch. Deine Wahl, Darling!“, flötete Malfoy spöttisch.

„Spring vom Turm!“, stöhnte Harry entgeistert.

„Das hatten wir doch schon mal – heute nicht, Darling!“ Die gute Laune des Blonden war wirklich unerträglich.
 

Kurz erwog Harry zu Filch zurück zukehren. Und sei es nur, um Malfoys Gesicht dabei zu sehen.

„Besteht der Hauch einer Chance, dass du dir diesen albernen Namen verkneifst?“, fragte er, ohne große Hoffnung.

„Darauf willst du keine Antwort, oder?“
 

Der Slytherin zog den Kleineren unter die einzige Decke und in seine Arme. Das wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt für einige zarte Bisse an strategisch günstigen Stellen gewesen, aber die grausame Wahrheit war, dass Draco dank der vielen Zauber, die er heute Nacht gesprochen hatten, am Ende seiner Kräfte war. Kaum lag sein Kopf neben dem dunklen Schopf auf den Kissen, fielen ihm die silbernen Augen zu.
 

Harry hatte es nicht ganz so leicht. Er lag mit rasendem Herzschlag neben seinem ewigen Erzfeind. Genau jenem Erzfeind, der gerade von hinten einen Arm um seine Hüften geschlungen hatte und an dessen Brust er lehnte. Die Laken waren noch warm, schließlich hatte Malfoy bereits darin geschlafen, und das Bettzeug roch geradezu betäubend nach dem Slytherin.
 

Innerhalb von Sekunden brach Harrys sorgsam errichtete Abwehr in sich zusammen. Wenn Malfoy ihn jetzt gewollt hätte, wäre er auf einen überaus willigen Gryffindor gestoßen. Aber der Blonde schlief, als hätte er an der Dornröschentinktur gerochen, und Harry wagt nicht, sich zu rühren. Es sollte eine sehr lange Nacht für ihn werden.
 

***
 

Das nächste Kapitel handelt von Severus am frühen Morgen, nur scheinbar eindeutigen Situationen und Flucht.
 

Die Fortsetzung lade ich am Mittwoch hoch.
 

*bittend in Runde schau* Kann ich euch wieder ein paar Reviews abschwatzen?

Böses Erwachen

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR. Ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte.
 

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

--- Ausdrückliche Warnung: Ich hab dieses Chap noch nicht gekennezeichnet, empfinde es aber als grenzwertig. Sprich, es wird schon sehr slashig. Ich wollte nur noch mal daraufhinweisen.---
 

Juhu, es werden im mehr Leser *alle knuddel* Vielen Dank für eure lieben Kommis! *Schokokekse rausstell*

@Yami-san: Snape hat wirklich guten Tag erwischt. Irgendwie ist er nicht ganz so begeistert von der Idee, wie Draco *fies grins*

@one_piece: Ne, bin Hufflepuff gelandet, Helfersyndrom eben. Mach dir keine Gedanken und lass einfach nur dann ein Kommi da, wenn du Lust hast. Und natürlich freue ich mich immer riesig, wenn euch noch überraschen kann ^.^

@Mirabelle: Danke für Federkiel (und das liebe Lob *erröt*). Gib´s zu, du kaufst im Honigtopf ein. Sev ist ziemlich clever, als findet er bald die richtige Spur. Aber insgesamt hat einen seeeehr fiesen Tag. Fast tut er mir ein wenig leid. Butterbier? -Ich hoffe natürlich, dass es dir privat bald besser geht. *Knuddel*

@Roi_Soleil_Leon: Sag wir, er ist nicht sooo begeistert. Aber ihn hat ja niemand gefragt ^^°

@Dranza-chan: Armer Draco, so nah am Ziel. Aber es kommt noch schlimmer *fies grins* Auch Snapes Tag ist nicht wirklich gut.

@Frankie: Jaaah und es wird auch nicht wirklich besser für ihn. Das Leben (und die Autorin) kann schon hart sein. *gemein grins*
 

***
 

9. Kapitel

Böses Erwachen
 

Als Severus Snape an diesem Morgen die Augen aufschlug, glaubte er im ersten Moment, an eine Sinnestäuschung. Oder aber er war über Nacht entführt und an einen unbekannten Ort gebracht worden. Denn das hier war eindeutig nicht das Zimmer, in dem er eingeschlafen war.
 

Prüfend leckte er sich über die dünnen Lippen und schmeckte den bittersüßen Belag auf seiner Zunge. Er zog die Schwere in seinen Beinen und die Tiefe seines Schlafes in Betracht. Und kam zu einem klaren Schluss: Dornrösschentinktur, ganz eindeutig. Aber warum sollte ihn jemand betäuben und entführen. Noch dazu, um ihn dann in einer so luxuriösen Umgebung unter zu bringen?
 

Tatsächlich erinnerte ihn das Zimmer ein wenig an Malfoy Manor. Der Stil war weniger protzig, wohnlicher, aber durchaus verwandt. Dann entdeckte er die Regal mit den Büchern. Seinen Büchern. Er hätte sie an jedem Ort der Welt wieder erkannt. Er ließ seinen Blick zum zweiten Mal durch den Raum wandern, über die Aufteilung der Möbel, die Wände, die Vorhänge - und begriff.
 

In rekordverdächtiger Zeit sprang er aus dem Himmelbett und sprintete, höchst unwürdig, ins Badezimmer. Heller Marmor, magische Ornamente und polierter Kupfer. Jetzt war er sicher, dass dies Dracos Handschrift war. Eher zufällig wanderte sein Blick auch über den großen Spiegel und er erstarrte augenblicklich.
 

***
 

Harry erwachte, als die Tür von außen aufgerissen wurden und jemand herein stürzte. Er schaffte es, verschlafen den Kopf aus den Kissen zu erheben, nicht jedoch den warmen Körper neben sich richtig einzuordnen. Außerdem lenkte ihn der Neuankömmling etwas ab.
 

Neben dem Bett stand - im Nachthemd, vor Zorn noch blasser als sonst, der Mund ein dünner Strich, der Blick mordlüstern - Severus Snape und sah auf ihn herab. Aha, die alte Fledermaus war kurz vorm Explodieren und natürlich war wieder mal Harry schuld.
 

„Draco!“ Snapes Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch niemals zuvor hatte Harry ein so Furcht einflößendes Geräusch gehört. Es schwangen drei Wochen arktischer Schneesturm darin mit, und die Androhung, eines langsamen Todes. Der warme Körper neben ihm bewegte sich plötzlich und ein weißblonder Schopf tauchte gähnend aus den Daunen auf.
 

Aha, dachte Harry, immer noch verschlafen, nicht er war Schuld, sondern Malfoy.
 

Er sah wieder in Snapes Gesicht und fast tat ihm der Eisprinz ein ganz klein wenig leid. Fast. Nur zwei Mal zuvor hatte er den Tränkemeister ähnlich wütend gesehen: als Sirius auf Seidenschnabel entkommen war und als Harry ihn einen Feigling genannt hatte.
 

„Privatsphäre! Sagt dir das etwas, Junge? Das einzige, was mir in diesem verdammten Schloss wirklich noch etwas bedeutet? Meine, eh schon recht eingeschränkte, Ruhe?“, donnerte Snape.

Draco versuchte etwas zu erwidern, doch er kam nicht zur Wort.

„Glaubst du nicht, dass ich durchaus selbst im Stande gewesen wäre einen Zahnweißzauber á la Lockhart zu sprechen, wenn ich das tatsächlich gewollt hätte? Ist dir auch nur Ansatzweise in den Sinn gekommen, dass es meine äußere Erscheinung allein meine Angelegenheit ist und allein meiner Entscheidung unterliegt? Wie konntest du es wagen?!“
 

Severus zwang sich ein Quäntchen seiner üblichen Ruhe zurück zu gewinnen. Immerhin war dieser Ausbruch für seine Verhältnisse schon fast ein Offenbarungseid. Er würde dem Jungen nicht auch noch ins Gesicht schleudern, wie gedemütigt er sich durch diesen Streich fühlte. Er wusste schließlich schon seit seiner Schulzeit, wie schlecht es um sein Aussehen bestellt war, und er hatte vor vielen Jahren beschlossen, nichts mehr daran zu ändern.
 

Malfoy schaffte es tatsächlich schuldbewusst auszusehen. Er kniff verbissen die Lippen zusammen und starrte ein Loch in die zerwühlte Bettdecke. Unwillkürlich erwachte Harrys Gryffindormut und, entgegen aller Vernunft, ein tief sitzender Beschützerinstinkt.

„Das Frett… Ich meine, Malfoy, hat sich wirklich große Sorgen um Sie gemacht, Sir“, murmelte er halblaut.
 

Malfoys Fassungslosigkeit konnte durchaus mit seiner eigenen mithalten. Hatte er gerade tatsächlich Arroganz-ist-mein-Markenzeichen-Blondy verteidigt? Es war eindeutig noch zu früh am Morgen, um einen klaren Gedanken zu fassen. Auch der Tränkemeister sah ihn milde erstaunt an, hatte er doch Harrys Gegenwarts bisher gekonnt ignoriert.
 

„Und Sie, Mr. Potter? Was tun Sie in Dracos Bett?“ Severus hatte damit begonnen mit den Fingerspitzen seine Nasewurzel zu massieren. Hoffentlich hatte er noch genug Kopfschmerzstiller auf Vorrat, sonst würde das hier unerträglich werden.
 

„Also… das ist etwas… kompliziert, Sir!“, stotterte Potter, eloquent wie immer.

„Aus irgendeinem Grund wage ich das zu bezweifeln, Mr. Potter.“

Doch bevor der Gryffindor zu seinem zweiten Erklärungsversuch ansetzten konnte, hob sein Lehrer abwehrend die Hand. „Vermutlich sollte das hier zu den Sachen gehören, die ich gar nicht im Detail wissen will!“
 

Severus sah auf die beiden zerzausten Jungen hinab. Wenigstens trugen sie noch ihre Pyjama. Verstohlen sah er sich nach einer Packung Kondomen um, nicht, dass er ihnen am Ende noch einen Vortrag über die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten halten musste. Dazu fühlte er sich nun wirklich nicht in der Lage. Am besten besann er sich auf etwas, dass er wirklich gut konnte: Strafarbeiten verteilen! Außerdem würde er sich danach wesentlich besser fühlen.
 

„Zwanzig Punkte Abzug für beide Häuser und drei Wochen lang Abends Kerker putzen“, fauchte Snape deshalb. „Mit einer Zahnbürste!“

„Aber…“, versuchte Draco zu widersprechen.

„Vier Wochen!“

„Severus!“

„Noch ein weiteres Wort und es sind fünf!“

Draco klappte eilige den Mund wieder zu.
 

„Und Sie werden ihm helfen, Mr. Potter.“

„Aber das ist ungerecht!“, wagte der Gryffindor einzuwenden.

„Das Leben ist ungerecht. Besser, Sie gewöhnen sich daran“, zischte sein Professor düster, raffte das faltenreiche Nachthemd um seine hagere Gestalt und rauschte, in bester Fledermausmanier, aus dem Zimmer.
 

„Er hat es doch eigentlich ganz gut aufgenommen!“, sagte Malfoy, nachdem die Tür von außen donnernd in Schloss geworfen worden war.

„Wahrscheinlich hat er das Ausmaß noch nicht realisiert“, meinte Harry trocken. Auch er fand, dass sie für Snapes Verhältnisse glimpflich davon gekommen waren.

„Ich bin eben doch sein Lieblingsschüler!“, behauptete der Blonde selbstzufrieden.

„Bastard!“

„Diese Phase hatten wir doch schon abgeschlossen, Darling!“
 

Draco betrachtete den verschlafenen Gryffindor gründlich. Potter hatte noch den Abdruck ihres Kopfkissens auf der Wange. Seine Haaren war noch verstrubbelter als sonst. Sein Schlafanzug hin unförmig an den schlanken Schultern herab. Im Gegensatz zu letzter Nacht war Draco jetzt sehr wach. Langsam schob er sich über den kleineren Schüler, ohne ihm eine Möglichkeit zur Flucht zu lassen.
 

„Frettchen, was soll das werden, wenn´s fertig ist?“, fauchte Potter, mit mehr als nur einem Hauch von Panik in der Stimme.

„Wonach sieht es denn aus, Darling?“ Irgendwie liebte er dieses Wort neuerdings. Draco nahm Potters göttlich verwirrtes Gesicht zwischen beide Hände und musterte es amüsiert. Er wusste, dass sein Gewicht dem Gryffindor zu schaffen machte und drückte seine Hüften noch ein wenig kräftiger gegen die des anderen Jungen.
 

Belustigt verfolgte Draco mehrere Sekunden lang, wie der Schwarzhaarige verzweifelt versuchte seine Erregung niederzukämpfen. Ein absolut hoffnungsloses Unterfangen. Dann begann der Slytherin spielerisch mit der Zunge in den Pyjamaausschnitt zu fahren. Eine Hand schob er unter der Oberteil und schnipste mit dem Zeigefinger verspielt gegen Potters Nippel, die andere Hand glitt die schmale Taille hinab. Der Gryffindor unter ihm schien derweil zu Stein erstarrt zu sein.
 

Wäre Harry noch dazu in der Lage gewesen, im Kopf Trankrezepte aufzusagen, hätte er sich jetzt an den Vielsafttrank gewagt. So aber lag er nur erstarrt in den Kissen, spürte das ungewohnte Gewicht von Malfoys Körper auf sich, seine kitzelnden Haare, seine Zunge, seine Finger, sein Atem auf Harrys Haut.
 

Und durch ihrer beider Schlafanzughosen hindurch, unmöglich zu ignorieren, zwei beachtliche Erektionen. Kurz war Harry versucht, sich vor sich selbst mit einer Morgenlatte herauszureden, doch diese Erklärung wäre Angesichts der Umstände, mehr als dürftig gewesen.
 

Ein winzigen Augenblick lang, wünschte er sich, den Schopf des Blonden zu berühren, seinen Rücken zu streicheln, mit den Fingern über seine weiche Haut zu fahren, dann erinnerte er sich daran, dass dieser Junge Draco Malfoy war.
 

Harry erkannte mit verzweifelter Klarheit, dass er im Begriff stand, seine Jungfräulichkeit einem eiskalten Bastard vor die Füße zu werfen. Draco Malfoy, so viel stand außer Frage, würde ihn nur aus Spaß und Zwecks Demütigung, benutzten.
 

Harry musste um jeden Preis innerhalb der nächsten sechzig Sekunden aus diesem Bett verschwinden, oder er würde Malfoy unkontrolliert um hemmungslosen Sex anflehen. Er musste einen Weg finden, bevor seine Selbstbeherrschung vollends scheiterte. Er musste…
 

„Snape!“, gellte Harry und schaffte es tatsächlich aus den Kissen aufzufahren.

„Wie?“, fragte Malfoy, mehr als nur ein bisschen verstimmt.

„Es ist fast halb acht. Raus aus dem Bett, oder wir kommen zu spät zu Zaubertränke.“
 

Draco fragte Potter, ob er wisse, wo er sich Snape mal hin stecken könne? Nicht wortwörtlich natürlich! Aber der Gryffindor schaffte es, mit der Kraft eines wahrhaft Verzweifelten, Draco zur Seite zu stoßen und sich aus dem Bett zu wälzen.
 

„Dafür wirst du mir später noch dankbar sein!“, behauptete Harry im Fliehen.

„Das kann ich mir nicht vorstellen“, knurrte Malfoy wütend.
 

Bitte, dachte Harry, als er die Tür erreichte, bitte Merlin, lass ihn jetzt nicht an den Kontrakt denken. Lass ihn nicht auf die Idee kommen, mir einen eindeutigen Befehl zu geben. Bitte!

Aber Malfoy schien viel zu perplex zu sein, um ihn aufzuhalten. Bevor der Blonde noch dazu kam, ein weiteres Wort zu sagen, fiel die Tür hinter Harry zu.
 

Draco ließ sich mit einem gequälten Aufstöhnen auf die Matratze zurück sinken. Das war so… frustrierend! Fast hätte er vor lauter Enttäuschung herzhaft ins Kissen gebissen, eben jenes Kissen übrigens, in dem immer noch deutlich der Abdruck von Potters Kopf zu sehen war. Stattdessen vergrub er sein Gesicht in der warmen Kuhle, die der Schwarzhaarige zurückgelassen hatte und seine Hand wanderte zwischen seine Beine.
 

Es war nur wenige geübte Griffe nötig, um ihn über die nächste Klippe springen zu lassen. Während er sich selbst, warm und klebrig, spürte, roch er verzweifelt an dem Kissen. `Verdammt, Harry!´, schoss es ihm durch Kopf. Und schon im nächsten Augenblick schaltete sich sein Verstand wieder ein.
 

Moment mal! Harry? Seit wann er denn bei „Harry“?
 

***

*verlgen räusper* Ihr habt doch nicht ernsthaft erwartet, dass ich es den beiden so leicht mache, oder? *Koffer für die Flucht nach Nordrussland pack* Und im nächsten Kapitel wird dann endlich auch Sevi beschrieben. In diesem Sinne:
 

Das nächste Kapitel handelt von bemerkenswerten Zaubertrankstunden, Minervas Entdeckung und einer lang erwarteten Ankunft.
 

Die Fortsetzung wird Samstagnacht hoch geladen.
 

Ich wage kaum zu fragen – Reviews?

Heimkehr

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR. Ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte.
 

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Danke für eure lieben Reviews.
 

@HenM-MC: Snape hat ihnen ja auch prompt einiges unterstellt, aber soweit ist Harry noch nicht (mit Betonung auf "noch"). Und Snapes Leiden haben noch kein Ende *fies grins*

@-Mirabelle-: *Kesselkuchen mampf* Hm, lecker, danke. Draco könnte seinem eigenen Stil eben nie untreu werden, und ja, das etwas doof von ihm (Die Wahrheit-ich mußte mir was überlegen, damit Snape ihnen auf die Spur kommt *schäm*). Und Snape muss auch in diesem Chap hart durch. Eigentlich in der ganzen Geschichte. Dafür, dass er mein Lieblingschara ist, bin ich ganz schön fies zu ihm.

@Yami-san: Jaaaah, aber so leicht kann ich es Draco natürlich nicht machen. Aber keine Sorgen, irgendwann wird er schon ans Ziel kommen. Die Frag ist nur, ob er Harry mit dem Vertrag zwingt oder ob das was auf freiwilliger Basis geschieht.

@Dranza-chan: Leider kommt Draco erst mal nicht zum Zug. So leicht konnte ich es ihm einfach nicht machen. Und Snape hat noch ganz schön unter der Verwandlung zu "leiden". Außerdem bekommt Draco (seiner Meinung nach) Grund zur Eifersucht *ergeht sich in sinnlosen Andeutungen*

@Frankie: Meine Rechtscheibung ist mindestens mangelhaft, aber in den späteren Kapiteln hab ich eine Beta. Es gibt Grund zur Hoffnung. Und ja, bei meinen FF´s kommt meine sadistische Ader zum Vorschein. Ich konnte es Draco einfach nicht so leicht machen. Er muß schon ein bisschen mehr für sein Glück tun.
 

***
 

10. Kapitel

Heimkehr
 

Harry stürzte, vom Tarnumhang geschützt durch die Gänge und über die Treppen des Schlosses und versuchte, ein Mal mehr, nicht daran zu denken, was er gerade fast getan hätte. Genauso wie er den leichten Anflug von Bedauern unterdrückte. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, den wenigen Schülern, die noch nicht beim Frühstück in der großen Halle saßen, auszuweichen.
 

Im Gryffindorturm riss er sich den Umhang vom Körper, absolvierte Dusche und Kleiderwechsel in Rekordzeit und hetzte dann in die Kerker zurück, die er vor kaum einer halben Stunde verlassen hatte. Als er mit vollkommen außer Atem und mit rasenden Herzschlag vor Snapes Klassenzimmer stand, waren die anderen Schüler noch nicht da. Auch der Zaubertrankmeister war nirgends zu sehen.
 

Vielleicht blieb Harry ja doch noch genug Zeit für ein hastiges Frühstück. Er beschloss die wenig appetitanregende Atmosphäre zu ignorieren (auf den Tischen lagen bereits filetierte Salamander Herzen und einige unidentifizierbare Tierkadaver) und rief nach Dobby.
 

Der freie Hauself von Hogwarts erschien mit einem leisen Plopp zwischen den blutigen Organen und schenkte Harry sein breitestes Strahlen. „Was kann Dobby für Harry Potter tun?“

„Denkst du, du könntest mir einen Croissant und einen Becher Kaffee aus der Küche holen? Und vielleicht auch Kürbissaft?“

„Nichts wäre einfacher.“ Es gab zwei Plopps kurz nacheinander, als der Elf erst verschwand und dann mit einem Fressparkett, dass eindeutig mehr als einen Croissant enthielt, wieder auftauchte.
 

„Professor Snape isst auch nur noch in den Kerkern!“ Dobby sah sich prüfend um. Offensichtlich hatte er Mühe, dass nachzuvollziehen. „Und die Hauselfen dürfen nicht mehr in seine Räume. Er hat alle rausgeschmissen.“

Während er ein Marzipanhörnchen herunter schlang, kam Harry plötzlich ein verlockender Gedanke. Es passte zu Malfoys Verwandlungsaktion letzte Nacht und in gewisser Weise würde Harry der alten Fledermaus sogar einen Gefallen damit tun. Außerdem dürft der Anblick in der großen Halle durchaus sehenswert sein.
 

„Dobby, kannst du mir bitte noch einen Gefallen tun?“, fragte er höfflich.

„Was immer Harry Potter, wünscht! Was immer er wünscht!“, schwor der kleine Elf.

„Es verstößt aber vielleicht gegen deinen Hauselfenkodex. Du müsstest dafür sorgen, dass Professor Snape kein Essen mehr in die Kerker gebracht wird. Zumindest in den nächsten Tagen nicht.“

„Nun, dass wird nicht einfach, aber Dobby wird es schaffen. Er wird mit dem Hauself tauschen, der sonst die Kerker versorgt. Und er wird so tun, als würde er den Professor einfach nicht hören. Dobby ist ein freier Elf. Er entscheidet selbst, wem er dient.“

„Daran habe ich keinen Zweifel. Danke, Dobby, das ist wirklich klasse.“
 

Harry gestattete sich ein schadenfrohes Grinsen, als er daran dachte, dass Snape nun wieder ans Tageslicht zurückkehren musste. Er zweifelte nicht daran, dass das alte Ekel wenigstens eine Mahlzeit ausfallen lassen konnte, aber selbst für eine Doppelspion gab es Grenzen.
 

Irgendwann würde ihn der Hunger wieder zurück in die große Halle treiben. Mit diesem beruhigenden Wissen und voller Vorfreude, angesichts Snapes Auftritt vor versammelter Schülerschaft, stürzte er noch schnell einen Becher Kürbissaft herunter.
 

***
 

Für Severus Snape war der Morgen derweilen zu einer kompletten Katastrophe ausgewachsen. Der Professor hatte heute früh vergeblich nach einer schlichten, schwarzen Robe gesucht. Am Ende entschied er sich für einen Umhang, der seinen alten Sachen am nächsten kam. Erst, als es schon zu spät war, um sich noch umzuziehen, merkte er, dass die Schnürung an Rücken und Armen, sowie leichte Stoff, kaum noch etwas mit seinen voluminösen Roben gemein hatte.
 

Sein magischer Spiegel war bei seinem Anblick ungewöhnlich regselig geworden und hatte am Ende eindeutig versucht mit ihm flirten, so dass der Zaubertrankmeister in unziemlicher Hast sein neues Bad verließ.
 

Auch seine Bemühungen, die Verwandlung seiner Möbel rückgängig zu machen scheiterten kläglich. Nach dem der dritte Umkehrzauber am Bettpfosten abgeprallt war, stand Severus kurz davor seinen Zauberstab wie bockiger Teenager in die nächste Ecke zu pfeffern. Wenn er diesen miesen, kleinen Bastard von einem Patenkind nur erst wieder in die Finger kriegte…
 

Ohne es zu bemerken, erdrosselte Severus Snape einen imaginären Hals. Er musste heute in der ersten Stunde unbedingt ein paar Aggressionen abbauen, oder es würde noch vor dem Mittagessen einen Mord gegeben. Als er das Klassenzimmer betrat, war deshalb zum ersten Mal seit Jahren, erfreut über eine Doppelstunde mit Slytherin und Gryffindor.
 

***
 

Inzwischen saß die gesamte Klasse vor den Salamanderherzen und Snape stürzte in gewohnter Manier, höchst theatralisch herein. Aber selbst, wenn er an diesem Morgen in die Klasse geschlendert wäre, hätte er deshalb kaum weniger Aufmerksamkeit von seinen Schülern bekommen.
 

Jedes geflüsterte Gespräch erstarb augenblicklich. Elf Augenpaare klebten auf Snapes hagerer Gestalt, während er zwischen den Tischen endlang stürmte. Einige Schüler reckten verstohlen die Hälse, um besser sehen zu können. Ein Kessel fiel polternd zu Boden und blieb unbeachtet liegen. Mehrere Kehlen schluckten trocken. Allein Draco Malfoy grinste zufrieden, wie ein satter Kater, der gerade eine fette Maus verspeist hat.
 

Natürlich war der Mann am Pult immer noch Severus Snape. Seine Hakennase schien im Laufe der Jahre mindestens zweimal gebrochen worden zu sein, seine dünnen Lippen lagen fest aufeinander gepresst und eine steile Zornfalte hatte sich dauerhaft zwischen seinen Augenbrauen niedergelassen.
 

Sonst allerdings, war alles anders. Die dunkelblaue Robe floss wie Stück Nacht an dem schlanken Körper herunter. Die einstmals fettigen Harre hatten einen seidigen Schimmer bekommen und fielen sanft bis auf die Schultern (Malfoys patentierter Haarpflegezauber eben!). Die drohenden Augenbrauen waren nun mehr elegante geschwungene Bögen. Der krankhafte, fast gelbe Teint war einer vornehmen Blässe gewichen.
 

Und hätte Severus sich nicht so verbissen geweigert, zu lächeln, hätte man zwei Reihen ebenmäßig, strahlend weißer Zähne gesehen. Draco war wirklich stolz auf sich!
 

Severus dagegen, war nicht ganz so zufrieden. Er hasste es, die Blicken der Klasse im Rücken zu spüren. Es war eine Sache, zu wissen, dass seine Schüler ihn fürchteten, aber eine ganze andere, dass sie angafften, wie eine Attraktion in einem Muggelzoo. Noch energischer als üblich schleuderte er seine Unterlagen aufs Pult und funkelte die Teenager an. Sollte es nur einer von ihnen wagen heute den Trank zu verbrauen, würde seine Strafarbeit biblische Ausmaße annehmen.
 

„Mr. Potter“, zischte Snape deshalb zum Auftakt, „würden Sie uns freundlicherweise die Grundzutaten für den simplen Schrumpftrank mitteilen?“

„Wolfsmilch, zerhackte Läuse, gemahlene Harpyienfedern, Mondelfenstaub“, leierte Harry gedankenverloren herunter. „Pulverisierte Drachenklauen, getrocknetes Eisenkraut, Tollkirsche, Waldspinnennetze. Und natürlich Hornbienenhonig.“
 

Ehrfürchtiges Schweigen senkte sich über das Klassenzimmer und Harry blinzelte verschlafen in mehrere Reihen fassungsloser Gesichter. Einigen fielen die Kinnladen auf ihre Bücherstapel, andere schienen in eine Art Schockstarre verfallen zu sein. Severus fasste sich als erster. Das war heute definitiv nicht sein Tag!
 

„Das ist richtig, Mr. Potter!“ Snape schien an diesem einen Satz zu ersticken.
 

Sofort setzte das Getuschel ein. Falls das ein Spickzettelzauber gewesen war, musste es ein verdammt guter sein! Als sie eine Viertelstunde später ihre Sachen zusammenräumten, beugte sich Malfoy zu Harry hinüber.

„Seit wann kennst du Zaubertrankrezepte auswendig?“, fragte er misstrauisch.

Harry spürte, wie seine Wangen zu brennen begann und zählte mit höchster Konzentration seine Schreibfedern nach. „Oh, das hat sich so ergeben.“
 

***
 

Nach dem Mittagessen (zu dem Snape nicht erschienen war), stieg Harry in die Eulerei hinauf und vertraute Hedwig ein braunes Päckchen an. In dem Packpapier eingeschlagen, lagen mehrere bruchsicher gezauberte Phiolen mit dem fertigen Munkshauttrank. Merlin sei dank, hatte Snape den schwarzmagischen Heiltrank abgesegnet, bevor sie letzte Nacht in sein Zimmer eingedrungen waren. Ansonsten hätte der Zaubertrankmeister die Phiolen wohl eher an der nächsten Wand zerschmettert.
 

Doch so sah Harry mit vor Erleichterung breitem Grinsen Hedwig nach, als sie sich ins Tal hinab stürzte, auf dem Weg nach St. Mungo. Wenn Hermine den Trank heute Abend das erste Mal nahm, wäre es nur noch eine Fragen von Tagen, bis seine beiden besten Freunde nach Hogwarts zurückkehrten.
 

***
 

Draco speiste an diesem Abend wie üblich allein am oberen Ende des Slytherintisches. Gekonnt ignorierte er alle misstrauischen, hasserfüllten und verstohlen anbetenden Blicke und konzentrierte sich ganz auf das cremige Safranrissotto. Deshalb fiel ihm die plötzliche Stille auch erst auf, als Severus bereits die halbe Halle durchquert hatte.
 

Tatsächlich standen zu diesem Zeitpunkt bereits alle Gabeln still. Niemand füllte sich mehr auf oder kaute. Mehrere Hände mit Bechern waren mitten in der Luft erstarrt, auf halben Wege zum Mund. Allein das leise Knistern der Kerzen war zu hören, denn der Zaubertrankmeister schritt wie immer vollkommen lautlos.
 

Obwohl ihm kaum entgangen sein konnte, dass die versammelte Schülerschaft und komplette Lehrertisch ihn offen anstarrte, tat Severus so, als bemerke er weder die ungläubigen Blicke, noch aufgerissenen Münder. Er nahm seinen Platz zwischen Minerva McGonagall und Remus Lupin ein, als sei er nur kurz vor Tür gewesen, und begann in aller Seelenruhe zu essen.
 

Sofort brach das Getuschel los. Noch bevor der Nachtisch lautlos auf den langen Tischen erschien, wollte ganz Hogwarts wissen, was, zum Slytherin, hier eigentlich gespielt wurde. Es ging das Gerücht, dass Snape in Wahrheit ein verkappter Vampir war, der bisher nur einen Tarnzauber getragen hatte. Dass er in einem Muggelkrankenhaus einem plastischen Eingriff unterzogen hatte. Dass er eine Wette verloren hatte und sich jetzt die Haare waschen musste. Dass er morgen heiraten würde. Und zwar Lucius Malfoy! Oder Minerva McGonagall! Oder Gilderoy Lockhart!
 

Mehrere Mädchen an allen Tischen und eine ganze Reihe Jungs schmachteten plötzlich über die Siruptorten hinweg den meistverhassten Lehrer (nach Umbridge) an. Zwischen den anderen Gryffindors gut verborgen, beugte Harry sich tief über ein gewaltiges Stück Schokoladentarté, um ein selbstgefälliges Grinsen zu verbergen. Trotzdem konnte er spüren, wie sich ein silberheller Blick in seinen gekrümmten Rücken bohrte.
 

***
 

Severus restlicher Tag war kaum besser als der Morgen gewesen. In allen Stunden musste er sich angaffen lassen. Seine Schüler waren noch unkonzentrierter als sonst und am Nachmittag hatte er tatsächlich einen Brief mit glitzernden, rosa Herzchen in seinem Pult gefunden. Das Gerücht über seine wundersame Verwandlung musste sich in Rekordzeit im ganzen Schloss herum gesprochen haben, denn immer wieder unternahmen Horden von Schüler Umwege durch die Kerker, um einen Blick auf Severus zu werfen. Sein sorgsam gepflegtes, Schrecken verbreitendes Image war auf einen Schlag zerstört.
 

Zu allem Überfluss schienen sich die Hauselfen im Streik zu befinden. Dobby hatte etwas von einer Widerstandsgruppe namens Belfer gemurmelt und sich geweigert ihm sein Essen bis auf weiteres in der Kerker zu bringen. Das Mittagessen hatte Severus noch ausfallen lassen, doch mit knurrendem Magen in seine verwandelten Räume zurückzukehren, war mehr, als er bereit war zu ertragen.
 

Jetzt beugte er sich über seinen Teller und versuchte die allgemeine Aufmerksamkeit zu ignorieren. Klappte doch ganz gut, es waren ja nur knapp dreihundert Augenpaare. Versuchshalber sah er zu seinem Tischnachbar hinüber.
 

Lupin schien bei seinem Anblick erstarrt zu sein. Er hielt den Blick unverwandt auf Severus gerichtet und war offensichtlich nicht im Stande weiter zu essen. Sein Roastbeef war inzwischen mit Sicherheit kalt geworden.
 

An seiner anderen Seite hatte Minerva damit begonnen ihm ein paar unverfängliche Komplimente zu seiner neuen Robe zu machen und Severus nach seinem Schneider gefragt. (Beim Salazar, hoffentlich unterlag er einer Sinnestäuschung und sie hatte ihm eben nicht zu gezwinkert!) Dann fiel Minervas Blick auf das Besteck in seinen Händen. Und sie verstand. Augenblicklich. Er hatte nichts anderes von ihr erwartet.
 

Von einer Sekunde auf die andere, wurde der Blick der Gryffindorhauslehrerin todernst. Sie hielt nicht in ihrem Redestrom inne und reichte Sibyl nebenbei die Sauce herüber, doch Severus ließ sich nicht täuschen. Beiläufig glitt ihre Hand zu seiner herüber und drückte sie leicht. Jeder andere hätte es als aufmunternde Geste unter Kollegen verstanden, doch Minerva drückte niemals Hände oder Schultern, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Diese vertraute Berührung, die erste seit seiner eigenen Einschulung, war ein stummes Versprechen, Severus nicht zu verraten.
 

Zwei!, dachte Severus, während er unbarmherzig sein Fischfilet zerstückelte. Jetzt sind es schon zwei. Hoffentlich entwickelte seine Lieblingsrivalin nicht auch noch dieselben, unsinnigen Helferkomplexe wie der verdammte Werwolf. Unauffällig sah er über die Teller zu ihr hinüber.
 

Und obwohl Minerva ihn weiterhin mit seiner neuen Garderobe aufzog, über Sibyls neuste Prophezeiung spöttelte und Remus zwang endlich sein Roastbeef aufzuessen, entdeckte er Mitleid in ihren braunen Augen. Das war kaum zu ertragen! Fast wünschte er, dass sie ihn wieder angiften würde.
 

Als der Zaubertrankmeister nach dem Essen die große Halle verließ, passte ihn hinter die Schulleiterin hinter der Flügeltür ab. Ihre Pausbäckchen glühten vor mühsam unterdrücktem Zorn und sie hatte die pummeligen Händchen zu Kinderfäusten geballt.
 

„Sie denken wohl, jetzt hätten sie schon gewonnen?“, zischte Umbridge ihn an. „Aber Ihr perfider Plan wird nicht aufgehen!“

Severus zog nur unmerklich eine Augenbraue in die Höhe und sah herablassend auf seine Vorgesetzte herab. Innerlich jedoch war er erstaunt, um nicht zu sagen vollkommen baff. Er hatte also einen perfiden Plan? Wenn dem nur so wäre! Denn zurzeit hätte Severus seinen gesamten Vorrat an Giften für einen Ausweg hergegeben.
 

***
 

In der nun folgenden Wochen, fanden Draco und Harry heraus, dass Snape keines Wegs in Metaphern gesprochen hatte, als er verlangte, dass sie die Kerker mit der Zahnbürste schrubben sollten. Sie verbrachten ihre Abende auf den Knien rutschend, mit Scheuermilch und aussortierten Zahnbürsten bewaffnet. Nach drei Tagen gingen ihnen die Schimpfworte aus und so schufteten sie verbissen weiter, schweigend, Seite an Seite.
 

Dabei entdeckten sie, dass es tief in den Kerkern tatsächlich einige recht gewöhnungsbedürftige Bewohner gab. Solche mit vielen Tentakeln, Saugrüsseln und durchscheinender Haut.
 

Außerdem fanden sie mehr Spinnen und Kellerasseln, als sie jemals in ihrem Leben sehen wollten. Sie rutschten auf grünem Schleim auf, den sie hinterher auffeudeln mussten. Sie flohen vor (echten!) Fledermäusen. Sie musste die stinkenden Ausscheidungen derselben Fledermäuse anschließend vom Boden kratzen.
 

Einmal sprang Draco beim Anblick eines katzengroßen Tausendfüsslers kreischend auf ein morsches Pult (das augenblicklich unter ihm zusammen brach), während Harry vor Lachen fast zu fliehen vergaß.
 

Zu Dracos unendlichen Bedauern, blieb ihm dank der Strafarbeit keine Zeit mehr, Harry ein zweites Mal in sein Bett zu zehren. Er musste sich auf eine Reihe kleinerer Berührungen und einige seltene Knutschereien zwischen zwei Schulstunden begnügen. Und das war längst nicht mehr genug, beim Salazar!
 

Zu allem Überfluss stürmten an einem verregneten Abend Mitte November während des Essens auch noch Schlammblut und Wiesel in die große Halle hinein. Mit einem Stechen, dass unterdrückter Eifersucht erschreckend nahe kam, beobachtete Draco, wie die beiden Gryffindors ihrem Goldjungen um den Hals fielen und ihn mit ihrem Umarmungen erdrückten, als würde es kein Morgen mehr geben.
 

Und Potter (ja, er nannte ihn plötzlich wieder Potter!) strahlte zum ersten Mal seit Beginn des Schuljahres übers ganze Gesicht. Draco schob seinen erst halbleeren Teller von sich und rauschte mit wehendem Umhang aus der Halle hinaus. Wie zufällig stieß er im Vorbeigehen das Wiesel in die Puddingschale und trat dem Schlammblutmädchen auf die Schulrobe.
 

***

Das nächste Kapitel handelt von Ginnys Verbleib, Dracos Eifersucht und der Klärung von Besitzansprüchen
 

Die Fortsetzung kommt Mittwoch.
 

Reviews? - Ich weiß, ich bin schamlos. Aber eben auch süchtig. *seufz* *lieb guck*

Besitzansprüche

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Vielen Dank für eure lieben Kommis ^o^ *stellt Kürbissaft und Kekse raus*

@Dranza-chan: In dieser Beziehung hat Draco ein laaange Leitung. Aber immerhin schaltet er etwas schneller Harry.

@ -Mirabelle-: Mach dir doch nicht so viele Gedanken darum, wann dein Kommi kommt! Du schreibst so super ausführlich und aufmerksam *knuddel* dass der Zeitpunkt echt Nebensache ist. Zur Zeit kennen nur Minerva und Remus Snapes Geheimnis - und natürlich ich *summt zufrieden* Kleiner Tipp: Das Besteck auf Hogwarts ist aus Silber.

@Frankie: Vorallem für Dracos Mitmenschen! Und vorallem für Ron und Hermine. *Kopfschüttel* typsich Malfoy!

@ Yami-san: Wie gut, dass Draco die Pottersache im Griff hat, hm?! Und, jaaaah, er ist sehr eifersüchtig.

@common_angel: -tada- da sind sie. Draco wird schon ganz grün im Gesicht vor lauter Neid und Eifersucht. (Ihm steht natürlich selbst ein grünes Gesicht! Haaach)

@Roi_Soleil_Leon: Danke für jedes neue Kommi. Freut mich wirklich sehr.

@Ayaschu: Snape sieht zum Anbeißen aus *lacht* Kennst du diese schrecklich unrealitischen, wunderbaren FF-Zeichnungen von einem strahlend schönen Severus? Genau so!
 

***
 

11. Kapitel

Besitzansprüche
 

Während die übrigen Schüler noch in der großen Halle zu Abend aßen, hatten sich Harry, Ron und Hermine in den Gryffindorturm zurückgezogen. Ron hatte immer noch Pudding im Gesicht und bedachte Malfoy mit recht phantasievollen Namen. Doch selbst Malfoys Attacke im Speisesaal konnte nicht das Grinsen aus Harrys Gesicht wischen.
 

„Mine, du bist wieder gesund!“

„Ja, Harry.“

„Ich meine, geht es dir gut? Richtig gut?“

„Sicher.“

„Und du wirst nicht wieder…“
 

„Hör zu!“, Hermine hielt ihm den Mund zu. „Es geht mir großartig, dank dem Trank den Hedwig mir gebracht hat. Was immer es war, es hat gewirkt. Da hat jemand wirklich etwas von Giften verstanden.“ Sie drückte Harry einen Kuss auf die Wange und murmelte leise „Wie auch immer du das geschafft hast – Danke!“ in sein Ohr. Sein Grinsen wurde noch ein kleines Stück breiter.
 

„Und ihr dürft mitten im Schuljahr einsteigen?“, wollte der Schwarzhaarige wissen.

„Ja, dank Percys Beziehungen zum Zaubereiminister“ – abfälliges Schnauben von Ron und Harry – „ja,ja, ich weiß! Also, dank Percys Beziehungen, dürfen wir versuchen den versäumten Stoff aufzuholen, um im Sommer doch noch unseren Abschluss zu machen. Ich hab versprochen, für Ron einen Lernplan anzulegen. Wir werden jede freie Minute in der Bibliothek verbringen. Madame Pince hat uns eine Sondergenehmigung für die Nächte erteilt.“ Hermines Blick verklärte sich ein wenig.
 

Ron hatte den beiden ungeduldig (und zum Schluss mit deutlichen Unbehagen) zugehört, doch jetzt konnte er nicht länger still sitzen. Er drückte Harry in den nächsten Sessel und sah ihn mit tiefer Besorgnis im sommersprossigen Gesicht an.
 

„Harry, Kumpel, du musst jetzt stark sein.“ Ron zerquetsche inbrünstig Harrys Hand. Etwas, dass er normalerweise als unmännlich abgetan hätte. „Du weißt doch, dass Ginny immer noch auf St. Mungo liegt?“
 

Schuldbewusst senkte Harry den Blick. Er hatte sich seit Wochen nicht mehr um seine Freundin gekümmert. Tatsächlich konnte er sich nicht mehr daran erinnern, wann er ihr den letzten Brief geschrieben hatte. Moment, er hatte ihr doch wohl irgendwann einen Brief geschrieben, oder? Im Oktober? Im September? Vor dem ersten Schultag? „Was ist mit Ginny?“, presste er deshalb heiser heraus.
 

Rons Blick wurde noch ein wenig schmerzlicher. „Hör zu, ich sag dir das nicht gerne, aber nach dem sie nicht mehr von dir gehört hat…“

„Ron will sagen, nachdem du drei Monate lang weder geeult und noch gefloht hast“, unterbrach Hermine ihren Freund. Und es lag eindeutig ein Hauch von Vorwurf in ihrer Stimme.

„Ja, also nachdem du bestimmt zu sehr unter Druck standest, um irgendwelche blöden Briefe“ – kaum verhohlener Tritt von Hermine- „Ich meine, ein paar nette Zeilen, zu schreiben, hat Ginny gedacht, du interessiert dich nicht mehr für sie.“
 

„Tatsächlich?“, murmelt Harry tonlos und dachte, dass dies der Wahrheit erschreckend nahe kam. Es war ja nicht so, dass Ginny nicht sehr mochte. Sie war das beste Mädchen auf der Welt, neben Hermine. Aber sie war, nun ja, nicht derjenige, den er… Er verbat sich diesen Gedanken zu Ende zu denken und starrte unheilschwanger in die Nacht vor den Fenstern hinaus.
 

Ron schien sich bei diesem Anblick fast die Kehle zu zuschnüren. „Ja, siehst du, sie dachte, du hast jemand anderen getroffen und da hat sie… sie hat sich… Ich meine, sie hängt jetzt mit so einem Heiler in Ausbildung rum. Sanftgespülter Typ mit Dauerlächeln und soooo blauen Augen. Sie ist gerade mal so groß wie ein Gnom und er trägt sie die ganze Zeit auf seinen Schultern herum.“
 

„Tatsächlich?“, fragte Harry zum zweiten Mal an diesem Abend. Vor lauter Fassungslosigkeit war jedes Gefühl aus seiner Stimme gewichen. Ginny war wieder verliebt! In jemand anderen als ihn! Das war das Beste war ihm passieren konnte. Na ja, fast. Aber auf jeden Fall besser, als wenn er sie wegen die-wandelnde-Versuchung-und-Arroganz-in-einer-Person-Malfoy versetzt hätte. Die Lösung war perfekt!
 

Um seine aufwallende Erleichterung zu verbergen, senkte Harry den Blick und stürzte aus dem Zimmer. „Muss kurz weg!“, nuschelte er über die Schulter zurück.
 

„Oh, Mann“, fluchte Ron leise, nachdem sein bester Freund aus dem Zimmer geflohen war. „Der armer Kerl, er muss ja völlig fertig sein.“

„Ich hatte eher den Eindruck, dass er erst schuldbewusst und dann erleichtert war“, sagte Hermine nachdenklich und lies die letzten Minuten vor ihrem inneren Auge Revue passieren.
 

„Quatsch, er hat gerade erfahren, dass sein Freundin ihn versetzt hat. Warum sollte er da schuldbewusst und erleichtert sein?“, wollte Ron ungläubig wissen.

„Das, Dr. Watson, ist endlich mal eine vernünftige Frage“, erwiderte seine Freundin trocken.

„Und wer ist dieser Watson?“

„Kennst du nicht.“
 

***
 

In den nun folgenden Tagen stellte Draco Rekorde auf. Er stieß das Schlammblut dreimal in Folge in den eiskalten See. Jedes Mal, wenn sie sich wieder aufrappelte, verpasste er ihr einen neuen Stoß, bis Snape ihn wütend zurückriss und zähneknirschend Miss Grangers Kleider trocken zauberte.
 

Als nächstes ließ der Slytherin Rons Bücher lebendig werden, so dass der Rotschopf die Wälzer durch halb Hogwarts verfolgen musste, bevor er sie wieder einfangen konnte. Draco belegte das Wiesel mit fünf Schneckenspuckzaubern, drei Furunkelflüchen und zauberte violette Streifen in seine roten Haare. Allein sieben Mal, nutzte er die Gelegenheit, Weasley eine der zahlreichen Treppen von Hogwarts herunter zu stoßen.
 

Das Schlammblut wachte eines Morgens mit Katzenohren und einem Schnurrbart auf. Sie fand nach Muggelkunde mehrere hundert Regenwürmer in ihrer Tasche und musste in Kräuterkunde feststellen, dass Draco ihre Würgeliane so verzaubert hatte, dass sie sich gegen das Mädchen wand und sie fast strangulierte.
 

Nachdem Harry seine Freundin in den Krankenflügel gebracht hatte, kehrte er nicht in den Unterricht zurück, sondern machte sich auf die Suche nach Malfoy. Er fand den Slytherin hinter den Gewächshäusern, wo er zur Strafe Drachmist auf den Beeten verteilte. Malfoys Anblick reichte aus, um Harry den letzten Rest von Selbstbeherrschung vergessen zu lassen. Ohne seine Zauberstab zu zücken, stürzte sich der Gryffindor auf seinen Vertragspartner.
 

„Halt meine Freunde da raus!“, fauchte Harry Malfoy zur Eröffnung an und verpasste einen groben Schubs, der ihn rücklings in den Drachenmist plumpsen ließ. Im nächsten Augenblick war Harry bereits über ihm und schlug ihn mit der Faust mitten ins Gesicht. Seltsamerweise fühlte er sich dadurch kein bisschen besser. Atemlos rappelte er sich hoch und blieb über Malfoy knien.
 

„Was willst du noch von ihnen, Frettchen? Du hast doch schon gewonnen! Du hast doch…“ - mich!, hatte er sagen wollen. Gerade noch rechtzeitig biss sich der Schwarzhaarig auf die Zunge und funkelte seinen Intimfeind wütend an.
 

Draco war viel zu überrascht gewesen, um sich zur Wehr zu setzten. Jetzt wischte er sich das Blut von der aufgeschlagenen Lippe und stieß Harry nachlässig zurück. „Wage es nie wieder mich anzugreifen, Potter!“, fauchte er eisig. „Mir scheint, du vergisst deine Situation.“

„Wie könnte ich“, zischte Potter zurück. „Du hast mich diese Woche hinter der Mädchentoilette dreimal halb zu Tode geknutscht. Und nur deinetwegen putzen wir immer noch Kerker.“
 

„Du solltest mir auf Knien danken, dass ich nicht noch mehr von dir verlange! Willst du wirklich herausfinden, was ich durch den Kontrakt alles mit dir anstellen könnte?“, giftete Malfoy und Harry musste sich zusammen nehmen, um sich das nicht bildlich vorzustellen. Ungerechterweise schoss ihm dabei der Blut in die Wangen und fast hätte er darüber sein eigentliches Vorhaben vergessen. Erst in letzter Minute fiel ihm Hermine auf der Krankenstation wieder ein.
 

„Und was haben meine Freunde mit unserem Kontrakt zu tun?“, wollte er von Malfoy wissen. „Ich dachte, wie hätten vereinbart, dass das eine Sache zwischen uns beiden ist. Niemand wird eingeweiht. Wir erfüllen beide unseren Teil der Abmachung. Ganz einfach.“
 

„Dann vergiss unser Geschäft vor lauter Widersehensfreude nicht!“ Bevor Draco sich beherrschen konnte, hatte er Potter unsanft in seine Arme gezogen. Obwohl seine Unterlippe vor Schmerz pochte, zwang er seinem Vertragspartner einen Kuss auf, grob und mit seinem eigenen Blut auf der Zunge. Als sie sich wieder voneinander lösten, fauchte Draco das Erste, was ihm durch den angeschlagenen Kopf ging: „Du gehörst jetzt mir und nicht länger ihnen! Vergiss das nie wieder!“
 

Bevor Harry auf diese erstaunliche Aussage etwas erwidern konnte, wurde er von hinten aus Malfoys Armen befreit und das Frettchen von einem gut gezielten Kinnschieber zurück in den Drachenmist geworfen.
 

Ron war den ganzen Weg von der Krankenstation herüber gelaufen. Und dafür, dass er aussah, als stünde er im Begriff ein Massaker anzurichten, ging er sehr methodisch vor. Erst stellte er Harry wieder auf seine eigenen Füße zurück. Dann zog er seinen Zauberstab und richtete ihn auf Malfoy. „Bereit zu sterben, Frettchen?“ Klugerweise verkniff sich der Slytherin jeden Kommentar.
 

Im nächsten Augenblick tauchte auch Hermine hinter den Gewächshäusern auf. Ihr Gesicht war immer noch angeschwollen und ihre Stimme ein Krächzen, doch keiner der drei Jungen konnte ihrem Blick standhalten. „Zurück, alle drei!“ befahl sie und zückte ihren eigenen Zauberstab. „Ich will jetzt wissen, was verdammt hier los ist und ihr beide“ – Zauberstabschlenker zu Harry und Draco –„werdet uns keine Lügen erzählen.“

Beiden Vertragspartnern rutschte der Magen in die Kniekehlen.
 

„Was ist da zwischen euch beiden im Gange?“, fragte Hermine und trat sicherheitshalber zwischen Ron und den Slytherin. „Warum attackiert Malfoy uns und warum rennt du ihm ständig nach, Harry?“

„Ich renn niemanden nach“, nuschelte der Schwarzhaarige, hochrot.

„Und ich hab euch schon immer zur Schnecke gemacht. Ihr seid auf St. Mungos bloß verweichlicht!“, behauptete Draco kühl.
 

„Bullshit!“, knurrte Ron und wand sich an seinen besten Freund. „Du trägst ihm seine Bücher hinterher. In Zaubertränke hast du seinen Kessel geschrubbt. Eben gerade hat er dich umarmt und äh - was auch immer, ihr da getan habt. Womit erpresst er dich, dieser miese, kleine…?!“ Ron hatte seinen Zauberstab wieder drohend erhoben und die Spitze auf Malfoy gerichtet.

Aber Hemine hielt ihn zurück. „Das bringt nichts!“

„Ich würde mich danach besser fühlen!“

Widerwillen musste Hermine lächeln.
 

Doch schon im nächsten Augenblick richtete sie wieder einen bedrohlichen Blick auf die drei Jungs. „Wir werden das hier gaaanz ruhig und gelassen regeln. Ich werde euch ein paar Fragen stellen und ich werde es merken, wenn ihr lügt.“ Keiner wagte an ihren Worten zu zweifeln.
 

„Erstens: Dürft ihr darüber reden?“ Kopfschütteln von beiden Vertragspartnern.

„Harry, erpresst Malfoy dich?“ Erst Nicken, dann Kopfschütteln.

„Also auch, aber nicht nur. Habt ihr eine Art beiderseitiges Abkommen? Und hat es möglicherweise irgendetwas mit diesem furchtbar komplizierten Heiltrank auf Munkshautbasis zu tun? Einem Trank, den du, Harry, nie alleine hättest brauen können?“ Keine Reaktion. Draco und Harry betrachteten interessiert ihr Fußspitzen, den blassen Winterhimmel, die menschenleeren Beete.

„Das wehrte ich jetzt mal als Ja.“ Hermine kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe, stellte aber keine weiteren Fragen mehr.
 

„Würde es etwas ändern, wenn wir Malfoy die Gedärme rausreißen und sie dem Kraken vorwerfen?“, fragte Ron voll nüchternem Interesse. Niemand, der dabei in seine blauen Augen sah, konnte daran zweifeln, dass er jedes Wort todernst meinte.

„Ich fürchte nicht“, erklärte Harry, bedauernd grinsend.

„Aber es würde deine Lage auch nicht verschlimmern, oder?“

„Doch, würde es!“, fauchte Malfoy wütend und rappelte sich aus dem Drachmist auf. Er klopfte mit den Händen den Dreck von seiner Robe und versuchte vergeblich, einen Hauch von Würde wieder zu finden.
 

Derweil hatte die ewige Jahrgangsbeste die Lage durchdacht und sich für einen Waffenstillstand entschlossen. „Wir lassen euch beide in Ruhe, so lange Harry nichts passiert und das Frettchen mit diesen lächerlichen Eifersuchtsszenen aufhört!“ Prompt begannen Harry und Draco gleichzeitig zu widersprechen: Von Eifersucht konnte ja überhaupt keine Rede sein konnte. Das war lächerlich. Vollkommen aus der Luft gegriffen. Warum sollte Malfoy…? (usw.usf.)
 

Hermine tat sämtliche Einwände mit einem müden Kopfschütteln ab und baute sich vor Malfoy auf. Sie reichte ihm kaum bis ans Kinn. Trotzdem hätte ihr Blick ein Rudel Werwölfe in die Flucht schlagen können. „Wage es ja nicht, Harry jemals echten Schaden zu zufügen!“
 

„Potter muss nur seine Pflicht tun“, behauptete der Slytherin gehässig.

„Dann sorg dafür, dass er dabei nicht verletzt wird, Malfoy. Es sei denn du sehnst dich nach einer zweiten Nacht im verbotenen Wald! Aber diesmal ohne Hagrid und ohne Zauberstab.“
 

***

Das nächste Kapitel handelt von Severus neuem Hobby, Remus Besorgnis und Hermines Beobachtungen.
 

Die Fortzsetzung kommt am Samstag.
 

"...." (Ohne Worte) *bettel* *Welpenblick aufestz*

Die Fürsorge eines Werwolfs

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Vielen Dank für die vielen, lieben Kommis. *Schoko-Crepes rausstell*

@YeneRiddel: *Kuchen mampf* Danke sehr. Also der Drachenmist *räusper* den schickt Charlie per Post nach Hogwarts. Extra für Professor Sprout *will vertuschen, dass sie keine Ahnung hat*

@Dranza-chan: Jaaah, wenn es um Gemeinheiten geht ist Draco unschlagbar. Deshalb wird Hermine ihn auch noch auf die Seite des Guten holen. Einer muss ja schließlich die fiesen Ideen haben.

@Chokolate333: Nein, Ginny ist aus dem Rennen! *stolz auf sich ist* Sie wird den Heiler heiraten, so sieben bis acht Kinder kriegen und Krankenschwester werden *erfindet Unsinn* Vielleicht verrät dir dieses Chap etwas mehr über Sevuers Problem.

@Ayaschu: Äh, ja Minne ist ziemlich OCC, irgentwie richtig fies.

*schlechtes Gewissen hat* Aber irgendwie mag ich sie so. Und Ron hat mir auch schon verziehen, dass ich seine Freundin so verändert hab.

@Yami-san: Hermine als Drachen, das wird hart für Ron *lacht* Aber er liegt ihr ja sowieso schon zu Füßen (zumindest in seinen Träumen...)

@common_angel: Ich finde auch, dass Harry erstaunlich gut wegkommt. Draco hätte um einiges fieser sein können. Aber auch wenn er es abstreitet, empfindet er natürlich längst einiges für Harry.

@-Mirabelle-: Ja, danke *trinkt* Glückwunsch, endlich erste! *knuddel* Ja, Ginny musste irgendwie verschwinden. (Die ärmste, aber JKR hat sie ja auch nicht soooo wahnsinnig interessant geschrieben, finde ich). Sev hat eine Menge Spaß, Umbridge weniger. Aber da muss sie durch. Und bald noch durch viiiiel mehr!
 

***
 

12. Kapitel

Die Fürsorge eines Werwolfs
 

Zur selben Zeit machte Severus eine denkwürdige Entdeckung: Dolores Umbridge schien ihn aus irgendeinem geheimnisvollen Grund zu fürchten! Wenn sich ihre Blicke beim Essen, in der großen Halle, trafen, war ihrer stets voll tiefem Misstrauen. Und wenn Severus dann noch finster die Augenbrauen runzelte, ließ sie vor Schreck regelmäßig Teetassen oder Gabeln zu Boden fallen. An guten Tagen brachte er einen ansehnlichen Scherbenhaufen neben ihrem Platz zustande.
 

Aus reiner Neugier tauchte er ein paar Mal vollkommen lautlos hinter ihr auf und erschreckte sie damit fast zu Tode. Wenn er urplötzlich hinter ihr aus einem Korridor rauschte oder wie aus dem Nichts erschien, quiekte sie spitz auf und ergriff unter irgendeinem lächerlichen Vorwand die Flucht. („Du liebes bisschen, schon so spät? Meine Schönschreibstunde wartet!“)
 

Das fand der Zaubertrankmeister so erheiternd, dass er einen Sport daraus machte, der Schulleiterin aufzulauern und sich an der Bandbreite ihrer Reaktionen zu erfreuen. Seit Potter aufgehört hatte, bei seinem bloßen Anblick zu erzittern, hatte Severus nicht mehr solchen Spaß gehabt.
 

Einen schrecklichen Augenblick lang, hatte der Professor allerdings geargwöhnt, Umbridge könnte hinter sein Geheimnis gekommen sein. Doch dann hätte keine Macht der Welt sie davon abhalten können, seinen Fall den Behörden zu melden.
 

Immerhin hatte Severus seinen neuen Zustand bewusst verschwiegen. Das war gegen das Gesetz und dafür konnte sie ihn vor die Tür setzten. Das aber hätte bedeutet, dass Severus kein Einkommen, keine Unterkunft und keine berufliche Zukunft mehr gehabt hätte.
 

Denn heute besaß Severus Snapes nichts mehr. Sein Vater war ein Muggel, seine Mutter von ihrer Familie verstoßen und tot. Sein Haus war verwüstet. Aber der Professor plante den Wolfsbanntrank zu perfektionieren und das Rezept dann an den meistbietenden zu verkaufen. Von dem Gold könnte er sich eine kleine Kate auf einer Klippe im Nirgendwo leisten.
 

In Irland vielleicht, fern ab von Zauberern und Muggeln. Er würde in Ruhe experimentieren können. Am Meer spazieren gehen. Zum ersten Mal seit knapp zwanzig Jahren wieder in Sicherheit sein. Wer weiß, vielleicht würde er sogar den irischen Schafen Shakespeare vorlesen. So groß wäre der Unterschied zu seinen Schülern ja nicht.
 

Natürlich hätte er auch seinen einzigen Freund, Lucius Malfoy, um Hilfe bitten können. Doch dafür kannte Severus seinen ehemaligen Mitstreiter schon zu lange. Er wusste, dass Lucius mit überragender Intelligenz und absoluter Skrupellosigkeit gesegnet war und von krankhaftem Ehrgeiz angetrieben wurde.
 

Ohne jeden Zweifel würde sein Freund ihm helfen, doch genauso sicher, würde er eines Tages eine Gegenleistung von Severus einfordern. Ein Malfoy tat nie etwas umsonst und sich von einem Malfoy abhängig zu machen, käme dem sprichwörtlichen Pakt mit dem Teufel gleich. Und dazu musste man schon sehr verzweifelt oder sehr dumm sein.
 

***
 

Als Harry am Morgen nach seiner Prügelei mit Malfoy auf dem Weg zu Zaubertränke an Snapes Büro vorbei kam, überholte ihn Remus Lupin mit langen Schritten. Der VgdK-Lehrer trug noch immer einen abgewetzten Morgenmantel und unter einem Ärmel sah ein frischer Verband hervor. Als er Harry erkannte, blieb er jäh stehen und packte seinen Schüler grob bei den Schultern. „Kennst du seit eurem Streich das Passwort zu Severus Räumen?“
 

Der Schwarzhaarige nickte, nicht wirklich erstaunt, dass der Werwolf über ihre nächtliche Verwandlungsaktion so gut informiert war. Immerhin putzten er und Malfoy seit Snapes Verwandlung jeden Abend die Kerker und auch der doppelte Punktabzug am frühen Morgen hatte für einige Spekulationen gesorgt.
 

„Wie lautet es, um Merlins Willen? Schnell!“ Lupin musste sich sichtlich zusammen nehmen, um Harry nicht unsanft zu schütteln.

„Belladonna!“, murmelte der Gryffindor und sofort hastete Lupin weiter.

Ohne sich in reiflichen Überlegungen zu verlieren, setzte Harry ihm nach und holte ihn an der Schwelle zu Snapes Wohnräumen ein. Das Porträt war bereits zur Seite geschwungen und gab den Blick in das Zimmer frei.
 

Und vor dem Kamin, die Arme um den Körper geschlungen, den Kopf gesenkt, kniete Severus Snape. Er hatte sich in unbeholfen in eine Decke gehüllt und Blutflecken überzogen den festen Wollstoff. Er schien ihre Ankunft nicht zu bemerken.
 

Mit wenigen Schritten war Lupin bei ihm und schlang beide Arme um die kauernde Gestalt. Als Snape erkannte, dass er nicht länger allein war, ruckte sein Kopf in die Höhe. Er tastete panisch nach seinem Zauberstab, versuchte Lupins Arme fort zu schlagen. Der Werwolf hielt ihn fast gewaltsam auf dem Teppich fest.
 

„Geh, Harry, und teil Professor Snapes Klasse mit, dass die erste Stunde heute ausfällt!“, befahl Lupin ruhig. „Und kein Wort über die letzten fünf Minuten!“
 

Harry beeilte sich, das zu beschwören und er trat, mit einem letzten neugierigen Blick auf den kauernden Snape, den Rückzug an.
 

***
 

„Severus“, flüsterte Remus heiser, als der Junge endlich weg war. „Alles ist gut, hörst du? Nichts ist passiert! Es wird nie geschehen. Hab keine Angst.“

Snape lachte boshaft. „Oh, Weisheit durch Erfahrung.“ Aber er schlug nicht mehr nach Remus. Immerhin.
 

„Hat Potter etwas gesehen?“, fragte der Zaubertrankmeister nach einer Weile bitter.

„Nicht genug. Er wird es nicht verstehen“, behauptete Remus. „Du warst sehr vorsichtig.“

Behutsam, um Snape nicht zu verschrecken, zog er die Decke zurück. Obwohl er wusste, was darunter verborgen lag, zuckte er schmerzhaft zusammen. Es war etwas ganz anderes, es selbst zu sehen und dabei zu wissen… Seufzend fischte er einen Tiegel mit Salbe aus den Tiefen seines Morgenrocks.
 

Severus konzentrierte sich auf das Muster seines neues Teppichs, um nicht darüber nachzudenken, wie viele seiner Prinzipien er heute Morgen über den Haufen warf. Ein verdammter Rumtreiber in seinen Räumen. Er selbst halb nackt und wehrlos. So verflucht Hilfsbedürftig. Severus unterdrückte mühsam ein frustriertes Aufstöhnen. Er konnte nicht glauben, dass der Werwolf gerade einen klebrige Paste auf seine offenen Wunden strich.
 

Obwohl Severus das selbst unter Folter nicht zugegeben hätte, hatten ihn die letzten drei Monate fast zerstört. Und es waren weniger die Verletzungen, die ihm zu schaffen machten, als die ständigen Alpträume und der Ekel vor dem Grauen, das in seinem Inneren lauerte.
 

„Hat es außer mir noch jemand bemerkt?“, fragte Remus, um Severus düsteres Brüten zu unterbrechen.

„Minerva. Wie nicht anders zu erwarten.“

„Ich weiß, was du meinst. Es war das Besteck, nicht wahr? Normalerweise ist es aus Silber.“

Severus nickte.
 

Der Zaubertrankmeister zuckte unmerklich zusammen, als sein Kollege geübt damit begann einen Verband anzulegen. Er konnte spüren, wie die Salbe die Verletzungen bereits wieder verschloss. „Heute Abend wird kaum noch etwas zu sehen sein. Reib dich dann noch mal hiermit ein.“ Lupin hielt den kleinen Tontiegel hoch und stellte ihn auf den Kaminsims.
 

„Und, äh..“, er wühlte verlegen in seinen Taschen und förderte ein knisterndes Päckchen zu Tage, dass er Severus anbot.

„Ich werde auf gar keinen Fall anfangen, Schokolade zu essen!“, knurrte der schwarzhaarige Professor. „So verzweifelt bin ich nun auch wieder nicht!“

„Es hilft wirklich!“, murmelte Remus und biss selbst ein Stück ab.

Snape schnaubte zur Antwort abfällig.
 

Mit einem hilfelosen Schulterzucken wand Lupin sich ab. Als er bereits fast draußen war, entdeckte er Severus Bücherregal. Er zog einen der ältesten Bände heraus. Shakespeare. Eine Erstauflage. Vor Jahrhunderten von den Muggeln geklaut.

„Ich hätte etwas Düstereres erwartet“, kommentierte er. „Poe vielleicht, oder Kafka!“
 

„Auch Shakespeare kann düster sein:

Ich habe mit dem Grauen zu Nacht gespeist;

Entsetzen, meines Mordsinnens Hausgenoss,

Schreckt mich nun nimmermehr – Weshalb das Wehgeschrei?“, zitierte Snape voll beißendem Spott.
 

„Kann wohl des großen Meergottes Ozean

Dies Blut von meiner Hand rein waschen? Nein;

Weit eher kann diese meine Hand mit Purpur

Die unermesslichen Gewässer färben

Und Grün in Rot verwandeln -“, konterte Lupin trocken. Er stellte den Band zurück. Im Gehen fügte er hinzu. „Du belügst dich selbst, weißt du das? Außerdem war mir Macbeth immer zu blutig.“ Das Porträt schwang bereits vor ihm auf.
 

„Danke“, murmelte Severus. Es war fast nicht zu hören, aber der Werwolf hatte sehr gute Ohren.

„Jeder Zeit wieder, Sev.“
 

Der Zaubertrankmeister blieb allein in der Mitte des Raumes zurück und starrte ins Leere. Er war sich kurz unschlüssig darüber, was ihn mehr entsetzte: das er Lupin jetzt ein kleinwenig dankbar sein musste oder dass der Werwolf seinen Namen verniedlichte.
 

Und unsinnigerweise bedauerte er plötzlich, die Schokolade abgelehnt zu haben.
 

***
 

Hermine verbannte Ron in der letzten Novemberwoche in die Bibliothek, damit er den versäumten Stoff aufholen konnte, und hielt ihn so von Harry und Malfoy fern. Sie selbst strich über die zahllosen Treppen, die Flure und die Säle von Hogwarts.
 

Sie beobachtete, wie Snape Umbridge erschreckte und wie Filch seine Katzenbrigade dressierte. Sie entdeckte, dass Professor Lupins Blick jeden Tag, zumindest für einen kurzen Augenblick, auf dem Zaubertrankmeister ruhte.
 

Außerdem sah sie, wie Malfoy Harry in leere Klassenzimmer zog und in welchen Zustand die beiden Jungen wieder herauskamen – verschwitzt, mit zerwühlten Kleidern und mitunter zerkratzt. (Am selben Abend schrieb sie Ginny einen kurzen Brief, der alle Vermutungen von Harry einstiger Freundin über dessen Vorlieben bestätigte).
 

Hermine las Umbridge Erlasse, die auf hölzernen Tafel vor der großen Halle hingen. Sie belauschte die Gespräche der Schüler in den Gängen und auf dem Quidditchfeld. Sie tröstete weinende Erstklässler nach den Strafarbeiten. Sie unterhielt sich mit Geistern und Porträts.
 

Am 30. November kam sie zu einem folgenschweren Schluss: Umbridge war dabei Hogwarts zu Grunde zu richten und niemand hielt sie auf! Umgehend machte sie sich auf die Suche nach Harry und Malfoy.
 

***
 

Harry war gerade dabei, verzweifelt um ein Quäntchen Luft zu kämpfen, was unter den gegeben Umständen nahezu hoffnungslos war. Malfoy hatte ihn gegen ein staubiges Pult gedrängt, schien mit seiner Zunge nach Harrys Mandeln zu suchen. Er hatte seine Finger so fest in die Haut des Gryffindors gebohrt, dass es schmerzte.
 

Seit ihrem letzten Streit war Malfoys Vorgehen endlich vollends unberechenbar geworden. Er stieß Harry in den Pausen förmlich in ein Klassenzimmer, zerbiss ihm fast die Lippen und zerkratzte ihm „aus Versehen“ den Nacken, nur um im nächsten Moment von ihm abzulassen und aus dem Raum zu stürmen.
 

Er konnte Harrys Gegenwart mehrere Stunden lang völlig ignorieren, so dass der Schwarzhaarige unbeachtet, mit Malfoys Büchern beladen, hinter ihm herstolperte. Aber dann wieder betrachtete er Harry so eindringlich, als wolle er sich jede Nuance in seinem Gesicht einzeln einprägen. Wenn er das während des Unterrichts tat, begannen die Mädchen spätestens nach zehn Minuten begeistert zu kichern und aufzuseufzen.
 

Auch jetzt ließ er wieder abrupt von seinem Vertragspartner ab. Der seltsame Ausdruck in sein grauen Augen hätte fast mit Schmerz verwechselt werden können. Doch das war ja vollkommen unmöglich, oder?
 

Tatsächlich focht Draco, seitdem er von Harry verprügelt worden war, einen stillen Kampf mit sich selbst aus. Zwecklos, es abzustreiten – die Pottersache war endgültig außer Kontrolle gerate. Er wollte den Gryffindor so sehr, dass es wehtat, doch gleichzeitig konnte er nicht leugnen, dass Harry aus seinem Bett geflohen war. Einer viel versprechenden Erektion zum Trotz.
 

Natürlich konnte er dem Gryffindor noch heute befehlen, die Beine für ihn breit zu machen, und vielleicht (es war ein sehr kleines vielleicht!) würde der Schwarzhaarige es sogar genießen. Aber sehr viel wahrscheinlicher war, dass er Draco danach bis an das Ende seine Tage verabscheuen würde, weil er ihn mit Gewalt genommen hatte.
 

Eigentlich, dachte Draco wieder einmal, während er Harry die Haare aus der Stirn strich und seine geschwollenen Lippen verträumt mit den Fingern nachzeichnete, konnte es ihm vollkommen egal sein, was sein Erzfeind von ihm dachte. Der Gryffindor hasste ihn eh schon. Warum also einen Gedanken an Potters Gefühle verschwenden?
 

Kurz zogen die Ereignisse der letzten Wochen vor Dracos innerem Augen vorbei. Harry, der sich ahnungslos über einen Kessel beugte. Harry, der nach dem Training hochrot aus der Gemeinschaftsdusche floh. Harry, der sich mit ihm in Snapes Wohnräume schlich. Harry, der ihn vor seinem wütenden Paten verteidigte. Harry, der mit einer Zahnbürste im Dreck kniete. Harry, der ihn in den Drachenmist schubste und auf ihn einschlug. Harry, der sich resignierend in seinen Kuss ergab, mit brennenden Wangen und zornigem Blick.
 

Nein, es interessiert mich kein bisschen, was er von mir denkt, dachte Draco sarkastisch. Wie konnte ich in so kurzer Zeit, nur so tief sinken? Das darf keine Menschenseele jemals herausfinden. Sonst fliege ich noch am selben Tag aus Slytherin und kann bei den Hufflepuffs einziehen. Und Gelb steht mir nun wirklich nicht!
 

Resignierend weckte er sich aus seinen Tagträumen auf und drückte Harry seinen Bücherstapel in die Hand. „Komm, gleich beginnt Zauberkunst“, knurrte Draco missmutig. Den perplexen Blick des Schwarzhaarigen ignorierte er wie üblich.
 

Doch als die beiden Jungen aus dem Klassenzimmer traten, wartete bereits jemand auf sie.

Hermine Granger begrüßte sie mit einem verständnisvollen Lächeln, bevor sie sich auf das Wesentliche konzentrierte: „Kommt heute um Mitternacht auf den Astronomieturm oder ich verrate McGonagall und Snape, dass ihr einen magischen Vertrag geschlossen und einen Munkshauttrank gebraut habt.“
 

Bevor die beiden zu einer Antworten ansetzten, oder Hermines Behauptung abstreiten konnten, wand Hogwarts klügste Hexe ihnen den Rücken zu und machte sich pfeifend auf den Weg zu Runenkunde.
 

***
 

Das nächste Kapitel handelt von einer Häuserübergreifenden Verschwörung, einer sehr persönlichen Frage und dem Auftakt des Kampfes.
 

Die Fortsetzung kommt wieder Mittwoch.
 

Reviews????? *Butterbier raus stell*

Konspirative Treffen

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Vielen Dank für eure lieben Reviews.*Küche durchstöbert und einen Kesselkuchen zu Tage fördert*

@Dranza-chan: Umbridge bleibt zwar noch eine Weile, aber sie wird jetzt schwer zu leiden haben... Was wahrscheinlich niemanden leid tut. Die Ärmste.

@Frankie: Danke sehr. Ja, das Problem kenne ich. Zurzeit komme ich zum Glück problemlos ins Internet.

@Glupit: Brilliant kombiniert, Holmes! *lach* Aber verraten wird natürlich trotzdem noch nichts. Vielen Dank für dein liebes Kommi.

@YeneRiddel: Freu mich immer über Kuchen. Deshalb arten meine FF´s irgendwie immer zum virtuellen Kaffeekränzchen aus *verlegen räusper* Und du bist natürlich auf der richtigen Spur. Aber mehr wird nicht verraten.

@Chokolate333: Wow, was für ein super langes Kommi *freu*. Im Augenblick kann ich noch zwei Mal die Woche hoch laden. Schreib gerade am 20. Kapitel. Hab also genügend Vorsprung, aber wenn ihr mich einholt, wird das leider auf einmal die Woche reduziert. Bei Severus bist du auf jeden Fall auf der richtigen Spur. Hermine hat die Jungs, den Wiederstand und bald auch Umbridge fest im Griff. Und Draco? Der fängt gaaaanz langsam an zu begreifen. Harry braucht erst noch Hilfe von Minne, bevor er kapiert.

@Ellibys1987: Hehe, Draco entdeckt sein Gewissen und ist gar nicht begeistert. Hab zur Zeit noch acht Kapitel Vorsprung, wenn ihr mich einholt, gibt´s leider nur noch eins pro Woche.

@one_piece: Hmmm *verlegen räusper* Hermines Lernplan hab ich irgendwie unterschlagen. Ich hoffe einfach mal, dass sie auch so lernt, da das ja durchaus ihrer Natur entsprechen würde. Die Hinweise hast du ganz richtig gedeutet. Wenn ich viel Glück hab, gibt´s trotzdem noch ne´kleine Überraschung. Und der Widerstand bleibt erst mal im kleinen Kreis, aber später kommen noch ein paar Erwachsene dazu.

@Yami-san: Ja, mit Snape könntest du Recht haben, aber mehr wird nicht verraten. Draco und Harry stecken tatsächlich in einem Zwiespalt und ausgerechnet Hermine ergreift für Draco Partei.

@Mirabelle- Kuchen?! Immer! *auch noch Tee rausstell* Hermine heißt dich als Mitglied des Widerstandes willkommen. Das erste Treffen findet gleich *nach unten deut* statt. Und in Snape lauert tatsächlich eine fremde Kreatur, aber sie wird nur einmal im Monat rausgelassen... *sich in geheimnisvollen Andeutungen ergeht*
 

***

13. Kapitel

Konspirative Treffen
 

Zu allen Zeiten hatten sich die Schüler auf Hogwarts um Mitternacht auf dem Astronomieturm getroffen, um gegen Schulregel zu verstoßen, ungestört zu knutschen oder einfach nur heimlich ein Butterbier zu trinken – und im Grunde war es ein Wunder, dass sie nicht ständig dabei erwischt wurden oder über einander stolperten.
 

Auch in dieser Nacht (wie ungezählten vor ihr!) fegte eine Sturm um die Turmspitze, rüttelte an den Fensterläden und peitschte Schneeregen über die Plattform hinweg. Unter der Falltür standen im Schein des Lumoszaubers drei frierende Gestalten.
 

„Erklärt mir noch einmal, was genau wir hier wollen?“, schnarrte Draco in bester Malfoymanier. Er hatte seine Schulrobe über seinen grüne Seidenpyjama gezogen und die Kapuze über seine weißblonden Haare gestülpt. Trotzdem konnte er nur schwer eine Zähneklappern unterdrücken.
 

„Wir sind hier, um Dolores Umbridge in den Untergang zu stürzen!“, erklärte Hermine geschäftig.

„Bitte?“, erkundigte sich Harry erstaunt.

Auch Malfoy stand ein gewisses Maß an Unglauben ins Gesicht geschrieben. „Warum sollten wir die Schulleiterin angreifen?“, wollte er wissen.
 

„Offensichtlich ward ihr beiden so sehr mit euch selbst beschäftigt, dass ihr nicht mehr mitbekommt, was auf dieser Schule vor sich geht!“, warf die Hexe ihren beiden Mitschülern vor. Die Jungs wagten nicht dem zu widersprechen, aber während Harry angestrengt in die Nacht hinaus starrte, strahlte Draco vor lauter Selbstzufriedenheit.
 

„Umbridge richtet Hogwarts zu Grunde!“, nahm Hermine ihre warum-wir-dieses-Trollweib-ans-Ende-der-Welt-jagen-sollten-Rede auf. „Ihre Erlässe nehmen bereits die gesamte Eingangshalle ein. Es gibt Vorschriften über die Länge von Kniestrümpfen und die Farben unserer Unterwäsche. Es ist fest gelegt, was wir unseren Eltern schreiben dürfen und was nicht. Die Briefe werden kontrolliert und zensiert, Zeitschriften und Bücher beschlagnahmt. Schüler bekommen Nummern und zurzeit debattiert der Schulrat darüber, ob wir diese Nummer auch auf unsere Umhänge sticken müssen. Außerdem steht zur Diskussion, ob echtes Zaubern im Unterricht tatsächlich notwendig ist. Die unteren Klassen müssen bereits ihre Zauberstäbe nach der letzten Stunde im Lehrerzimmer abgeben.“
 

„Und was hat das mit mir zu tun, Lady Schlammblut?“, zischte Malfoy sichtlich gelangweilt.

„Du versnobtes, selbstgerechtes…“, fuhr sein Vertragspartner ihn an.

„Lass ihn, Harry! Er soll bloß bis zum Ende zu hören.“ Hermine hatte damit begonnen vor ihnen auf und abzuschreiten. Sie hatten denselben zornlodernden Blick, den Harry bereits aus dem Belfer-Gründungsjahr kannte und er würde sich hüten, ihr zu widersprechen, so lange sie in dieser Stimmung war. Sie fuchtelte gestikulierend mit beiden Händen in der eisigen Luft herum. Unter ihrer flatternden Robe war ein Häschenpyjama zu sehen.
 

„Uns bleiben genau sieben Monate bis unserem Abschluss. Und ich werde dieses Schloss nicht unter der Fuchtel dieser miesen, schleimigen, unersättlichen…äh, nun ja, Hexe zurücklassen. Das sind wir Dumbledore und Hogwarts selbst schuldig. Wir werden Umbridge so fertig machen, dass sie am Ende des Schuljahres zum Tor hinaus kriechen wird!“
 

Während Draco ihren Ausführungen amüsiert lauschte, war Harry nun wirklich beunruhigt. Er wusste, dass niemand Hermine davon abhalten würde, ihr Worte in die Tat um zusetzten.

„Und wie hast du dir das vorgestellt?“, fragte er deshalb.
 

Hermine schien kurz mit sich zu kämpfen. Schließlich sagte sie mit fürchterlich gepresster Stimme: „Es müssen Regeln gebrochen werden! Je mehr, desto besser! Wir werden diese Schule ins Chaos stürzen.“

Harry und Malfoy wechselten einen ungläubigen Blick.

„Sag mal, kennst du diese Hexe?“

„Noch nie gesehen! Wir müssen sie mit jemanden verwechselt haben.“
 

Hermine verdrehte genervt die Augen. „Hört auf dem Quatsch, Jungs! Das ist mir bitter Ernst. Wir werden eine Allianz gründen, mit dem einen Ziel, Umbridge mit wirklich allen zur Verfügung stehenden Mitteln von dieser Schule zu vertreiben. Keine Gnade! Gefangene werden nicht gemacht!“
 

„Du vergisst eines, Lady Schlammblut, ich werde nicht einen Finger für euch rühren“, schnarrte Malfoy.

„Wie kannst du damit leben, dass diese Frau Hogwarts tyrannisiert?“, rief Harry aufgebracht.

„Ruhigen Gewissens und voll tiefem, inneren Frieden!“, spottete der Slytherin.
 

Hermine hatte derweil ihre Wanderung unterbrochen. Sie blieb direkt vor Draco Malfoy stehen. „Wenn wir Erfolg haben, werden wir Hogwartsgeschichte schreiben! Wir werden in Schulanalen eingehen! Meiner Strategie, Harrys Mut und deiner Verschlagenheit wird Umbridge nichts mehr entgegen zu setzten haben. Wir werden gefürchteter werden, als die Weasleyzwillinge. Legendärer als Rumtreiber. Generationen von Schülern werden sich an uns erinnern. Was sagst du?“
 

Obwohl Draco keine Miene verzog, tobte hinter seiner Stirn ein Sturm. Ja, er sehnte sich nach Ruhm, danach, seinen Namen in der ganzen Schule ehrfurchtsvoll, fluchend oder ängstlich geflüstert zu hören. Nach dem Glanz, der große Taten umwehte. Der bereitwillig gezollten Annerkennung. Nach Hochachtung.

Aber natürlich würde er dem Schlammblut nichts von alldem verraten.
 

Hermine spürte, dass sie den Slytherin am Haken hatte. Sie trat noch einen weiteren Schritt auf ihn zu. Wenn Ron dabei gewesen wäre, wäre er spätestens jetzt vor Eifersucht geplatzt.

„Ganz Slytherin misstraut dir. Niemand steht zu dir und dies ist dein letztes Jahr, Draco. Deine letzte Chance auf Hogwarts einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, diesem Schloss dein Siegel auf zu drücken. Es ihnen allen zu zeigen. Harry Potter hast du schon-“

„Hey, Moment mal!“, versuchte ihre Freund, sie zu unterbrechen.

„-jetzt musst du nur noch etwas nie da Gewesenes vollbringen, wie zum Beispiel die Schulleiterin zu verjagen. Und natürlich Gryffindor beim Quidditch zu schlagen.“
 

Draco wich ihrem Blick aus, damit sie ihm nicht ansah, wie Recht sie hatte. Er wollte Harry in aller Öffentlichkeit als sein Eigentum markieren. Er wollte in die Schulanalen eingehen. Und - so albern das verdammt noch mal war! - er wollte diesen elendigen Quidditchpokal mit seinem Namen darauf.
 

Und zwar nach einem grandiosen Sieg über Gryffindor. Beiläufig musterte er den Sucher der Löwen, der vor Kälte schlotternd neben ihm stand und die Arme um die eigene Brust geschlungen hatte, um sich zu wärmen. Er sah aus, als würde ihm im nächsten Augenblick vor Müdigkeit die grünen Augen zu fallen.
 

Und in diesem Moment traf er eine Entscheidung. Er würde all das bekommen. Selbst wenn er dazu einen Pakt mit der ewigen Besserwissern eingehen musste. Er war ein Malfoy. Und Malfoys bekamen immer, was sie wollten.
 

„Ich bin dabei, Lady Schlammblut. Glückwunsch!“

„Ich heiße Hermine!“

„Kein Grund gleich liebenswürdig zu werden.“

„Bastard!“

„Wenn du wüsstest, wie oft ich das in letzter Zeit gehört hab, Granger!“
 

„Und mich fragt keiner nach meiner Meinung?“, wollte Harry interessiert wissen. „Könnte ja sein, dass ich auch was dazu zu sagen habe.“

„Potter, ich befehle dir, dich uns anzuschließen!“, verkündete Malfoy hochtrabend.

„Nachdem wir das auch geklärt haben…“ Hermine zog ein Pergament hervor und zückte eine Feder. Ganz zu oberst schrieb sie in ihrer ordentlichen Handschrift: How to fight aganist Umbridge. „Also, wie wollen wir vorgehen, meine Herren?“
 

Eine halbe Stunde später standen auf Hermines Liste eine lange Reihe von Bestellungen aus dem Katalog von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze. Außerdem bestand Draco darauf eine Eule an „Tausend und ein Gift - Ihr Lieferant in der Nockturngasse 5“ zu schicken.

„Tränke“, erklärte er großspurig, „kann man in einem Krieg nie genug haben!“

Aber er versprach „Lady Schlammblut“ auch ein paar seltene Bücher mit alten, halbvergessenen Flüchen aus der Bibliothek von Malfoy Manor.
 

Als nächstes würde Hermine am Morgen Ron einweihen müssen. Sie hatte ihren Freund heute Nacht schlafend im Gryffindorturm zurück gelassen, weil sie es schwierig genug fand, Draco zu überzeugen, auch ohne, dass er sich mit dem Rotschopf eine Prügelei lieferte.
 

„Wozu brauchen wir das Wiesel überhaupt?“, fauchte Malfoy.

„Er ist mein bester Freund. Er würde uns nie in den Rücken fallen und er hat noch nie aus Angst gekniffen“, sagte Harry schlicht.

„Also ein deutscher Schäferhund!“

„Sag mal, Hermine, hörst du hier irgendjemanden reden? So ein hässliches Knarzen? Aber ist im Grunde auch egal. Interessiert ja niemanden. Können wir dann?“
 

***
 

Während Hermine vor ihnen die Wendeltreppe hinab schlich, hielt Draco seinen Vertragspartner zurück. Sie hatten ihre Zauberstäbe gelöscht, um nicht von Filch entdeckt zu werden und die Dunkelheit im Turm war so tief, dass sie die Gegenwart des anderen nur erahnen konnten.

„Warum?“, fragte Draco leise.

„Warum –was?“, echote der Schwarzhaarige, nicht wenig verwirrt.

„Warum setzt du dich jeder Mal wieder zu Wehr? Warum bist du nach Halloween aus meinem Bett geflohen? Erkläre es mir, denn ich verstehe es nicht.“
 

Harry prallte, im übertragenen und wortwörtlichen Sinne, zurück. Plötzlich war ihm trotz der Eiseskälte in dem alten Gemäuer warm. Er war überaus dankbar dafür, dass Malfoy in tiefen Finsternis sein Gesicht nicht erkennen konnte. „Wir sind Erzfeinde, schon vergessen? Es fing in der Schneiderei bei Madame Malkin an und ging im Zug weiter. Du hast mich immer nur beleidigt, gedemütigt und verraten. Du hast mich zu diesem Vertrag gezwungen.“
 

Harry redete sich immer mehr warm. Wären die Hausmeister in diesem Moment in den Turm getreten, hätten sie seine aufgebrachte Stimme unter dem Dach schallen hören. „Du nutzt mich seit acht Wochen jeden einzelnen Tag aufs Neue aus. Du benutzt mich wie einen willenlose Puppe. Du führst mich vor der gesamten Schule als deinen verfluchten Schosshund vor. Sag mal, die Frage war ja wohl nicht ernst gemeint, oder?!“
 

Obwohl Draco unter seinen Worten zusammen zuckte (was Harry natürlich nicht sehen konnte), war sein Tonfall genauso abfällig wie immer. „Das hält dich aber nicht davon ab, in meinen Armen jedes Mal einen hoch zu kriegen. Beim großen Merlin, Potter, du genießt es so sehr, dass selbst Granger und Weasley es bemerkt haben.“
 

Harry senkte scharmrot den Blick. „Das ist nur Sex!“, nuschelte er verlegen.

„Na und? Was ist falsch daran?“

„Und was ist mit Liebe?“, fragte Harry spitz. Er verschwieg, dass er dem Slytherin jederzeit sein eigenes, dummes Herz zu Füßen legen würde, wenn er nicht befürchten müsste, dass der Bastard darauf herumtrampeln würde, als wäre es Dreck.
 

„Verstehe!“, sagte Draco eisig. Natürlich war es vollkommen ausgeschlossen, dass Harry Potter ihn jemals lieben würde. Eher würde Longbottom den Wolfsbahntrank fehlerfrei brauen. Das aber bedeutete, dass er den Gryffindor höchstens dank des Kontraktes bekommen würde.
 

Er dachte an seinen Eid auf der Turmspitze, seinen Vertragspartner für alle sichtbar als sein Eigentum zu markieren. Dann dachte er an Harrys funkelnde grüne Augen, sein strubbeliges Haar, sein Lachen, seinen Geschmack beim Küssen, seinen nackter Körper unter der Dusche…
 

Draco ballte die Hände zu Fäusten und bohrte sich alle zehn Fingernägel in die Haut, bis es schmerzte. Alles, was er wollte, war zum greifen nahe. Er musste nur einen einzigen Befehl geben und Harry würde noch in den nächsten zehn Minuten unter ihm liegen. Und das einzige Hindernis war Dracos neu entdecktes, vollkommen unerwünschtes, Gewissen.
 

Unfähig die Gegenwart des Schwarzhaarigen länger zu ertragen, ohne ihn nicht wenigstens besinnungslos zu küssen, stürmte Draco die Treppe hinab und ließ den Gryffindor allein zurück.
 

Wenn sich nicht bald etwas entscheidendes änderte, dachte Draco während er die letzte Kurve nahm, würde er noch vor Weihnachten verrückt werden. Beim Merlin, er war so was von geliefert!
 

***
 

Am nächsten Morgen zehrte Hermine ihre beiden besten Freunde durch den strömenden Dezemberregen. Niemand sonst war dumm genug bei diesem Wetter das Schloss zu verlassen und auch Ron und Harry sahen nicht wahrhaft begeistert aus.
 

„Ernsthaft, Mine, hätte es nicht auch der Astronomieturm getan? Der Raum der Wünsche? Snapes Kerker?“, maulte Harry, während ihm Sturzbäche die Robe hinab rannen.

„Unsinn, dieses Wetter ist ideal für unsere Zwecke“, jubelte seine beste Freundin.
 

Ron trotte seltsam abwesend hinter ihnen her. Harry hatte den Verdacht, dass sein Freund immer noch unter den Nachwirkungen eines mittelschweres Schocks litt. Er hatte Hermines Hand gepackt und hielt sich schutzsuchend an ihr fest. Bei vollem Bewusstsein hätte er sich so nie in der Öffentlichkeit gezeigt.
 

Ron seufzte gequält auf und sah zu den Gewächshäusern herüber. Unter einem großblattrigem Schirmbaum stand Malfoy im Schlamm und starrte ihnen düster entgegen.

„Wisst ihr, irgendwie hatte ich gehofft, dass ihr mich bloß verarscht!“, murmelte der Rothaarige tief unglücklich.
 

„Ernsthaft, Granger, hätte es nicht auch der Astronomieturm getan? Der Raum der…“, schnarrte der Slytherin ihnen entgegen. Harry stöhnte unter seiner Kapuze leise auf, als Draco exakt seine Worte wiederholte.

„Weißt du, Malfoy, das habe ich heute irgendwie schon mal gehört!“, meinte Hermine gutgelaunt. „Sind alle Eulen unterwegs?“
 

„Ich hab zwei Schulkäuze und Salazar losgeschickt“, bestätigte Malfoy. „Der Tagesprophet weiß bescheid und wird die Anzeige Morgen drucken. Rita Kimmkorn hat sofort versprochen, mit einer Fotografin her zu kommen. Sie kennt auch den Zugang zu Umbridges Kamin. So bald die Zutaten für das Parfüm da sind, fang ich an zu brauen.“
 

„Dobby wird Samstag in aller Frühe den Duft in Umbridges Büro versprühen“, fuhr Harry fort. „Da er ein Elf ist, dürfte das Parfüm auf ihn keine Wirkung haben.“
 

„Ich beantworte die Briefe und bestelle alle Anwärter für Samstagmorgen in das Büro der Schulleiterin. Wir werden die Männer unbemerkt hinein schmuggeln, während Malfoy die Umbridge anlockt“, ergänzte Hermine. „Aber das ist erst der Auftakt. Hört zu…“
 

***
 

Aus dem Tagespropheten vom 3.12.1998

Seite 12

Von-Herz-zu-Herz-Anzeigen
 

(Die Zeile zu 10 Knuts. Mit rosa Glitzern für 12, mit auffliegenden Tauben für 25 Knuts Aufschlag. Romantisches Harfenspiel auf Anfrage.)
 

„Schlanke, blonde Hexe, jung und ungebunden, sucht Zauberer fürs Leben. Wo bist du, Magier mit Herz und festen Absichten? Ich will von dir verzaubert werden, mich wie von einem Fesselspruch gefangen fühlen und mit dir Besenflüge erleben. Nur ernst gemeinte Anschriften mit Foto.“
 

***
 

Das nächste Kapitel handelt von ziemlich vielen Heiratskandidaten, Angst vor Vollmondnächten und Ratschlägen unter Freunden.
 

Die Fortsetzung kommt am Samstag.

Wahre Liebe?

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Vielen Dank für eure lieben Reviews.

@Ellibys1987: Nein, ein Tippkrampf hab ich noch nicht. Hab ja noch einen Vorsprung. Ich fürchte, für meine Ideen, ist meine chaotische Phantasie zuständig *ihr die Schuld zu schieb*. Und gaaaanz viel FF-Konsum.

@Dranza-chan: Ich glaub nicht, dass Draco Harry schlagen wird. Sonst hätte er ja nicht jedes vorherige Spiel gegen ihn verloren. Und Hermine hat die Jungs echt gut im Griff. Sie ist ziemlich occ, fürchte ich. ^^°

@Chokolate333 *Kekse futter* Wunder mich sowieso, warum die Schüler so selten erwischt werden o.O Ständig treiben sich alle auf dem Astronimieturm rum (zumindest in den FF´s - natürlich auch bei mir!). Jaaah, bis Harry und Draco einen gemeinsamen Nenner haben... Aber heute macht Harry ein riesen Schritt in die richtige Richtung.

@fossybaer: Danke sehr *erröt* Ich hoffe, die ens ist angekommen. Zur Zeit lade ich immer Samstags und Mittwochs hoch. Hab noch genügend Kapitevorsprung.

@Rayanne: Ich fürchte, diese FF ist sehr vom 5. Band inspiriert. Oder eher noch vom Film. *schäm* Aber die unsterbliche JKR würde natürlich niemals so ein Chaos verbrechen, wie ich gerade... ^^°

@-Mirabelle-: *Tee schlürf* Das Probem mit den Avadas ist, dass dann gleich die Auroren auf der Schwelle stehen. Außerdem kann Rache ja auch seeeehr genußvoll sein. Und Werwölfe sterben bei der Berührung mit Silber. Oder erleiden zumindest schreckliche Schmerzen. Gibt beide Variationen. *einiges andeutet**grinst*

@Frankie: Jaaah, die beiden könnten einem fast leid tun. Aber jetzt schubst Hermine Harry in die richtige Richtung. Draco sollte ihr dankbar sein.

@Roi_Soleil_Leon: Ich fürchte, Hermine ist sehr occ. Richtig slytherin-like. Aber irgendwie gefällt sie mir so.

@YeneRiddel: Danke für den Kuchen *mampf* *Lavendelkakao rausstell* Ja, Hermine ist reichlich occ. Meine Schuld, *schäm irgendwie mag ich sie so böse...

@Yami-san: Mal sehen, ob du richtig lagst (glaub ich aber eigentlich ^^).
 

***
 

14. Kapitel

Wahre Liebe?
 

„Doch Liebe, das ist vielerlei und nichts davon ist logisch“

Zitat aus „Die Brautprinzessin“ von W. Goldmann
 

Der jungfräuliche Tag dämmerte blutrot und unheilvoll über den Zinnen von Hogwarts. Er kündete von nahenden Schlachten und grausamen Gemetzeln. Es war ein Morgen für Endkämpfe und Tote. Allerdings verschliefen ihn die meisten Schüler schlichtweg, denn es war Samstag. Einige wenige saßen schon in der großen Halle und klammerte sich an dampfenden Kaffeebechern fest. Doch niemand trieb sich um diese Zeit bereits auf den Länderein herum.
 

Deshalb sahen auch nur ein paar Einhörner am Rande verbotenen Waldes, wie in kurzen Abständen mehrere Zauberer rund um das Schloss die Appariergrenze überschritten und im Schutze eines Vernebellungsspruches auf eine kleine Seitentür zueilten. Die meisten trugen ihren besten Umhang und lutschten Pfefferminzbonbons. Einige hatte ihre Haare mit Kokosöl zurück gekämmt oder dicke Siegelringe angelegt. Mehr als einer sprach auf den letzten Metern noch schnell einen Lockhart-Zahnweiß-Zauber.
 

Alle wurden, ohne einander über den Weg zu laufen, von Siebtklässlern aus Gryffindor in Empfang genommen und bis in das Schulleiterbüro gebracht. Die Porträts würden später darüber tratschen, dass zur selben Zeit ein gewissen, blonder Slytherin Professor Umbridge mit einer falschen Nachricht in ihr Arbeitszimmer lockte.
 

***
 

Dolores Umbridge war von ihrem Lieblingsregelwächter, Draco Malfoy, aus dem Schlaf gerissen worden. Der Slytherin hatte ihr berichtet, dass mehrere dubiose Gestalten zur ihrem ureigensten Arbeitszimmer schlichen. Sie schickte ihn daraufhin los, um Filch und sein Hilfshausmeister zu holen, und machte sich selbst mit gezücktem Zauberstab auf den Weg, um die Übeltäter zu stellen.
 

In Plüschpantoffeln, mit wehendem rosa Morgenrock und aufgewickelten Löcken, stürmte sie in das Schulleiterbüro. Um ihren Schreibtisch versammelt standen mehrere Zauberer in Festroben. Einer hatte eine Flasche Champagner mitgebracht, ein anderer Rosen. Außerdem lag ein seltsamer rosa Nebel im ganzen Raum und es roch nach Zuckerwatte.
 

Was Umbridge nicht wusste, war, dass all diese Männer eines verband: jeder von ihnen hatte auf dieselbe Von-Herz-zu-Herz-Anzeige (mit romantischen Harfenspiel) im Tagespropheten geantwortet. Daraufhin waren sie alle von einer junger Hexe hierher bestellt worden.
 

Wäre Dolores Umbridge in Zaubertränken bewandt gewesen, hätte sie vielleicht den zuckersüßen Geruch wieder erkannt, oder den rosa Dunst. Denn es handelte sich dabei, um einen Liebestrank, der seine Wirkung nur bei Männern entfaltete und wie ein Parfüm im ganzen Raum versprüht werden konnte. Wer immer den rosa Nebel einatmete, verfiel dem nächsten weiblichen Wesen, auf das sein Blick fiel.
 

Doch Dolores hatte Zaubertränke immer verabscheut. Und so erriet sie nicht, was die fremden Zauberer am frühen Morgen in ihr Büro geführt hatte oder warum die Männer sie plötzlich so verlangend anstarten. Den Plüschpantoffeln und den Lockenwicklern zum Trotz.
 

Um ein Mindestmaß an Würde ringend, trat sie vor die Zauberer hin. „Meine Herren, erklären Sie sich! Was führt Sie um diese Zeit in mein Büro?“, bellte Umbridge.

„Die Liebe! Nichts als die Liebe!“ Mit diesen Worten warf sich der Zauberer, der ihr am nächsten Stand auf die Knie und griff nach ihren Händen. „Welch Weibespracht! Welch lieblich Antlitz! Holde Erscheinung, du blendest meine müden Augen!“ Er begann dicke Schmatzer auf ihren Patschhändchen zu verteilen.
 

Vor lauter Schreck ließ Umbridge ihren Stab fallen und sofort waren zwei weitere Zauberer zur Stelle, um ihn aufzuheben. Es gab eine kurze Rangelei, darum, wer ihn ihr mit einer Verbeugung überreichen durfte.
 

Im Hintergrund begann der Zauberer mit der lila Schleife und den Rosen Liebesgedichte zu rezitieren. Ein anderer packte seine Gitarre aus, um ihr ein Ständchen zu bringen. Ein dritter versuchte sie mit Pralinen in Herzchenform zu füttern. Ein besonders mutiger Zauberer begann auf ihrem Schreibtisch einen Strip hinzulegen. Er schleuderte seine Kleider einzeln nach der fassungslosen Schulleiterin.
 

Gerade als Umbridge sein Hemd auffing, loderten die Flammen im Kamin grün auf und Rita Kimmkorn trat breit lächelnd auf den Teppich hinaus, gefolgt von einer jungen Fotografin. Da die beiden Frauen waren, hatte der Liebestrank in der Luft keine Wirkung auf sie, so dass sie sich ganz auf die ungewöhnliche Lage in Hogwarts Schulleiterbüro konzentrieren konnten.
 

Darüber hinaus, drängelten sich in den Gemälden inzwischen unzählige gemalte Hexen, Zauberer, Vampire und Feen, um ja nichts zu verpassen. Das hier würde das heißestes Gesprächsthema des Jahres sein.
 

Aber auch Draco war derweil nicht untätig geblieben. Gemäß Umbridge Anweisungen, hatte er Filch zu ihr hinauf geschickt. Als der Hausmeister die Wendeltreppe hinauf jagte, um seiner Chefin beizustehen, lag ein Hauch von Mitleid in Dracos silbernen Augen. Und sehr viel mehr Schadenfreude.
 

„Professor Umbridge, wie gedenken Sie unseren Lesern diese Situation zu erklären?“, erkundigte Rita sich gerade liebenswürdig. „Haben Sie beschlossen, sich dauerhaft zu binden, oder handelt es sich nur um eine heiße Affäre zwischen zwei Semestern?“

Mehrere Zauberer beschworen gleichzeitig, Miss Umbridge in den Stand der Ehe einzuführen. Rita schrieb eifrig mit.
 

In exakt diesem Augenblick stürzte Filch herein, gefolgt von seinen Gehilfen. Die drei Männer blieben auf der Stelle stehen, atmeten den rosa Dampf ein und ihre Blicke verklärten sich. Der oberste Hausmeister sank vor Umbridge auf die Knie und bedeckte den Saum ihres Morgenrocks mit feuchten Küssen.
 

„Meine goldene Butterblume! Mein süßes Gänschen!“ Verzückt lehnt er sich an ihre dicken Schenkel.

„Sind Sie von Sinnen, Mann?“, fauchte Umbridge und versuchte ihn von sich zu stoßen.

„Dein holder Anblick genügt, um einen Zauberer seine Sinne vergessen zu lassen“, säuselte Filch. Jetzt rieb er seine bärtige Wange an Umbridge Rundungen. „Willst du mein Eheweib werden, mein zartes Elfchen?“
 

Die Bewohner der Porträts begannen zu klatschen und zu pfeifen. Rita schrieb mit Feuereifer in ihren Block und die Fotografin schoss im Sekundentakt Bilder.

Umbridge war den Tränen nahe. „Raus hier! Hinaus, sage ich!“ Sie trat nach dem schmachtenden Hausmeister. „Fort aus meinem Büro!“ Als nächstes zog sie ihren Pantoffel aus und teilte damit Schläge nach allen Seiten aus.
 

Doch auch das konnte ihre Verehrer nicht verjagen. Einer hatte wieder damit begonnen Liebesgedichte zu rezitieren. Zwei prügelten sich aus Eifersucht. Der Stripper auf ihrem Schreibtisch hatte inzwischen von einem Bauchtänzer Konkurrenz bekommen. Filch versuchte Umbridge Gesicht mit Küssen zu überziehen, während seine Gehilfen ihrer Hingabe mit innigen Schwüren Ausdruck verliehen.
 

Von den Porträts alarmiert, wollten mehrere Lehrer der Schulleiterin zu Hilfe kommen. Innerhalb weniger Minuten kniete Flitwick neben Filch auf dem Teppich und verfasste glühende Liebesbriefe.
 

Severus Snape und Remus Lupin erreichten Zeitgleich das Büro. Doch im Gegensatz zu seiner Arbeitgeberin, erkannte Severus den Liebestrank sofort. Er wurde leichenblass, packte Lupin beim Arm und zehrte ihn kommentarlos die Wendeltreppe hinab.
 

„Frage Sie nicht!“, zischte er den erstaunten Werwolf an. „Und um Merlins Willen, gehen Sie nicht dort hinauf, so lange Sie noch einen Funken Selbstachtung haben. Wir müssen Minerva und Poppy holen. Alles andere ist vollkommen sinnlos.“
 

***
 

Erst gegen Mittag hatte Dolores Umbridge sich so weit gefasst, dass sie wieder vollständige Sätze zu Stande bringen konnte. Und sogleich schrie sie nach Rache. Die Porträts weigerten sich der Schulleiterin Auskunft darüber zu geben, wie die fremden Zauberer in ihr Büro gelangt waren, aber Umbridge glaubte auch so den Schuldigen zu kennen. Mit zur Hälfte aufgelösten, unordentlichen Lockenwicklern und noch immer in Pantoffeln marschierte sie in den Kerkern auf.
 

Sie fand Professor Severus Snape in seinen Privaträumen. Er bat sie mit einem gezwungenen, schmallippigen Lächeln hinein. „Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Professor?“ Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er sie lieber gefesselt und mit Eisenkugeln an den Knöcheln im See versenkt hätte.
 

„Sie!“, jaulte Umbridge und bohrte ihren Zeigefinger in Snapes Brust. „Sie! Sie haben die Frechheit mich das zu fragen? Nach allem, was Sie angerichtet haben? Die Wahnsinnigen in meinem Büro! Der Liebestrank! Die Presse! Dafür werden Sie mir büßen. Ich will Sie in Askaban sehen, hören Sie, Snape?!“
 

„Das dürfte schwierig werden, selbst wenn Sie mit ihren Anschuldigungen recht hätten“, kommentierte Severus trocken.

„Ich werde bis zum obersten Gerichtshof gehen! Bis zum Zaubereiminister! Bis zum höchsten Rat aller Magier! Ich werde…“

Der Zaubertrankmeister hob die andere Augenbraue und brachte sie damit nachhaltig zum Verstummen. Es war schon erstaunlich, wie ihm das immer wieder gelang.
 

„Professor Umbridge“, schnarrte Snape heiser, „Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass ich mich zu so kindischen Streichen herablassen würde. Mein persönlicher Tränkevorrat enthält Gifte, die ihnen den letzten Rest Verstand rauben, den Willen brechen und die Sinne benebeln können. Wenn ich tatsächlich versuchen würde, Ihnen zu schaden, hätten Sie mit einem ganz anderen Kalieber zu kämpfen.“
 

„Da!“, kreischte Umbridge auf. „Sie tun es schon wieder! Sie bedrohen mich! Sie wollen meinen Posten. Sie wollen Schulleiter von Hogwarts werden. Geben Sie es ruhig zu. Aber Ihre dunklen Machenschaften wurden durchschaut. Ha, Elender!“ Sie warf den Kopf zurück und lachte zittrig. Die letzten Stunden hatten ihr eindeutig schwer zugesetzt.
 

Severus verdrehte die Augen. „Sie haben mir nicht zu gehört. Ich sagte…“

„Streiten Sie es nicht ab! Sie haben den Liebestrank im Büro versprüht. Sie haben die Kimmkorn geholt. Sie haben die Männer ins Schloss gelassen.“ Triumphierend funkelte sie den sichtlich genervten Zaubertrankmeister an. „Ich werde jetzt die Auroren rufen!“
 

„Das wird nicht nötig sein, denk ich. Professor Snape kann diese Verbrechen gar nicht verübt haben, denn er war die ganze Nacht über bei mir.“ Bei diesem Geständnis erbleichten Dolores Umbridge und Professor Severus Snape unisono und fuhren zu dem Neuankömmling herum.
 

Remus Lupin war unbemerkt durch das offene Porträt herein geschlendert. Jetzt legt er von hinten schützend einen Arm um seinen vermeintlichen Bettgefährten und stützte sein Kinn auf dessen Schulter ab. Severus zuckte unter seiner Berührung zusammen, als habe er sich verbrannt und wäre geflohen, wenn Lupin ihn nicht festgehalten hätte. Zum Glück bemerkte Umbridge von alledem nichts.
 

Sie starrte die beiden Männer aus weit aufgerissen Schweinsäuglein an. Ihr Mund klappte mehrmals lautlos auf und zu. Dann stotterte sie: „Das ist… also, ich meine… zwischen Männern – Pervers! – und überhaupt, ich werde Ihnen beiden auf der Stelle kündigen. Noch nie hab ich so etwas…“ Ihr Blick glitt rastlos vom einem zum anderen.
 

„Wie Sie bestimmt wissen“, unterbrach Lupin sie sanft. „Ist die Partnerwahl schon seit 1117 auf Hogwarts kein Kündigungsgrund mehr. Und darüber hinaus Privatsache. Auf Widersehen, Professor Umbridge. Ich wünsche Ihnen noch einen recht angenehmen Samstag.“
 

Das Porträt war gerade hinter der Schulleiterin zu geschwungen, als Severus auch schon Lupin fort stieß und einen Sicherheitsabstand von mehreren Schritten zwischen sie brachte. Er versuchte nicht aus das warme Kribbeln zu achten, dass der schwere Arm der VgdK-Lehrers auf seiner Brust, die Hand des Werwolfs auf seinem Arm ausgelöst hatte.
 

Stattdessen funkelte er seinen Kollegen bedrohlich an. „In einer Stunde wird das ganze Schloss darüber informiert sein, wo ich angeblich meine Nächte verbringe. Zu frieden, Lupin?“, knurrte Severus und massierte sich allen zehn Fingerspitzen die Stirn.
 

„Und vermutlich werden sie uns außerdem in kürzester Zeit eine jahrelange Liebschaft, heiße Affären und ein Eheversprechen andichten.“ Lupin lächelte milde. „Wie ich sehe, hast du Tee aufgesetzt. Das trifft sich gut, ich habe noch nicht gefrühstückt.“
 

Müßig schlenderte der Werwolf zum Teewagen herüber und schenkte sich eine dampfende Tasse ein. „Mhhh, ein Darjeeling `First Flush´. Du musst ein Vermögen dafür bezahlt haben, Sev.“ Er nahm den Shakespeare Band zur Hand.
 

Severus schloss die Augen. Er konzentrierte sich auf seine Atmung, zählte im Geiste langsam bis fünfundzwanzig – und hatte immer noch das dringende Bedürfnis Lupin an die Gurgel zu fahren. „Und was genau, führt Sie in meine Privaträume, Professor?“, zischte er, unfähig den Unterton der Verzweiflung aus seiner Stimme zu verbannen.
 

Remus hatte sich in ein Sonett vertieft, genoss die vollmundige Blume des Tees auf seiner Zunge und die Wärme des flackernden Kaminfeuers. Na gut, vielleicht war er ein kleinwenig geistesabwesend. „Entschuldige, ich war so vertieft. Hast du gerade was gesagt?“
 

Aus irgendeinem Grund sah Severus Snape plötzlich noch verbissener aus als sonst. In solchen Augenblicken überkam Remus immer der spontane Wunsch, den pessimistischen Zaubertrankmeister tröstend in die Arme zu schließen. Allein Severus berüchtigter Todesblick hielt ihn wieder davon ab.
 

„Gibt es irgendeinen plausiblen Grund, warum Sie mich in meinen Privaträumen heimsuchen, Lupin? Ist der dunkle Lord zurückgekehrt? Wird das Schloss belagert? Haben die apokalyptischen Reiter das Armageddon angekündigt?“ Severus Stimmt troff vor Sarkasmus, doch der anderer Lehrer nippte nur ungerührt an seinem Tee.
 

„Ganz so dramatisch ist es dann doch wieder nicht. Aber in einer Woche ist Vollmond.“

„Tatsächlich? Wissen Sie, ich besitze selbst eine Mondtabelle. Dieses Faktum ist mir also durchaus bekannt!“, stichelte Severus.

Lupin verdrehte zur Antwort nur die Augen.

„Sie wissen doch, dass der Wolfsbahntrank erst am Tag vor Vollmond eingenommen werden kann. Außerdem ist er noch längst nicht fertig“, erklärte der Schwarzhaarige.

„Ich bin nicht wegen dem Wolfbanntrank gekommen, sondern wegen dir!“
 

Abrupt wand der Zaubertrankmeister sich ab. Das war ja wieder so typisch Gryffindor! Immer hilfsbereit, immer zur Stelle, wenn man sie wirklich nicht brauchte. Dieser Pfadfinderverein würde ihn eines Tages noch um seine, eh schon im Mitleidenschaft gezogene, geistige Gesundheit bringen.
 

„Ich brauche keine Hilfe, am wenigsten von Ihnen“, zischte Severus eisig und ohne sich umzudrehen.

„Das sah vor drei Wochen aber ganz anders aus!“ Lupins Stimme hatte ungewohnter Schärfe gewonnen. Er stand jetzt unmittelbar hinter dem Zaubertrankmeister. „Warum verletzt du dich selbst? Hast du den Wolfsbahntrank nicht genommen?“

„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Immerhin habe ich noch keine Schüler angegriffen.“
 

Remus widerstand heldenhaft der Versuchung, seinem Kollegen erst eine schallende Ohrfeige zu geben und ihn dann besinnungslos zu küssen. Solche Anwallungen löste Snape regelmäßig bei ihm aus. Und das seit Jahren. Ein Wunder, dass es noch keiner gemerkt hatte.
 

Doch statt sich auf seinen Kollegen zu stürzen, versuchte Remus sich daran zu erinnern, wie vor dem letzten Vollmond in Snapes Labor gekommen war. Der Zaubertrankmeister hatte gerade die Kessel magisch gereinigt. Der dampfende Trank war bereits fertig und gleichmäßig auf zwei Becher verteilt worden. Auf zwei Becher! Plötzliches Verstehen flackerte hinter Remus Stirn auf.
 

„Du nimmst ihn, aber er wirkt nicht? Das ist doch unmöglich! Ich habe mit anderen Werwölfen gesprochen. Alle haben einstimmig gesagt, dass…“

„Raus!“, fuhr Snape ihn.

„Severus, ich könnte dir helfen! Wir könnte uns bei Vollmond gemeinsam verwandeln und ich halte dich dann davon ab, dich selbst zu beißen.“

„Ich sagte, raus!“

„Du kannst dich nicht…“
 

Der Tränkemeister hatte seinen Zauberstab gezückt und auf Lupin gerichtet. „Verschwinden Sie Augenblicklich aus meinen Privaträumen! Oder ich werde nachhelfen!“
 

Erst, als der andere Lehrer längst gegangen war, senkte Severus zitternd den Zauberstab. Er ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen, den Kopf in die Hände gestützt und wartete darauf, dass sein Herz zu rasen aufhörte.
 

Seit Greyback ihn in der letzten Schlacht gebissen hatte, nahm er einmal im Monat den Wolfbahntrank zu sich. Er wusste, dass er fehlerfrei gebraut hatte, und dennoch reichte die Kraft des Trankes nicht aus, um die Bestie vollständigen unter Kontrolle zu bringen.
 

Denn Vollmond für Vollmond kamen mit dem Werwolf all jene Erinnerungen und Gefühle zurück, die er als Mensch so sorgfältig aus seinem Bewusstsein verbannt hatte. Grausamkeiten aus Todessertagen, die er längst vergessen glaubte, standen ihm plötzlich wieder deutlich vor Augen. Schreie hallten, Jahre zu spät, in seinen Ohren nach und Flehen, dem er nicht nachgekommen war.
 

Dazu kam seine bodenlose Angst vor Werwölfen, die ihn seit jener Nacht verfolgte, in der Remus Lupin ihn in der Heulenden Hüte fast angefallen hätte. Mit alledem vor Augen, verlor er in jeder Vollmondnacht aufs Neue die Beherrschung über seine unterdrückten Instinkte und zerbiss sich wie in Rasender selbst.
 

Severus hätte sich nichts mehr gewünscht, als diesen Alptraum nicht allein durchstehen zu müssen. Und gleichzeitig wusste er, mit absoluter Gewissheit, das er den Anblick eines anderen Werwolfs in dieser Verfassung nicht ertragen hätte.
 

***
 

Am Sonntagabend stolperte Harry wieder einmal lange nach Beginn der nächtlichen Ausgangsspeere in den Gryffindorgemeinschaftsraum. (Was nicht sehr schwer war, denn seit Umbridge zurück war, begann die Ausgangssperre um 20 Uhr).
 

Hermine war als einzige Schülerin noch wach. Sie hatte sich in einen Sessel am Kamin gesetzt und mehrere Bücherstapel um sich verteilt. Notizen ragten aus den Seiten heraus. Tintenflecken überzogen ihre Hände. Sie hatte einen leicht irren Blick bekommen.
 

„Hey!“, begrüßte Harry in wortkarg und ließ sich in den nächsten Sessel fallen. Aus nur zu gut bekannten Gründen war seine Krawatte verrutscht und sein Kragen stand offen, so dass der rote Knutschfleck über seinem Schlüsselbein deutlich zu sehen war.
 

Hermine sah von „Verwandlung in der Abschlussklasse – Was Ihre Professoren Sie fragen werden!“ auf, entdeckte die Spuren von Malfoys neusten Bemühungen und errötete bis in die Haarwurzeln.

„Hast du einen äh… netten Abend gehabt?“ Irgendwie klang der Hauch eines Zweifels in ihrer Stimme mit.
 

„Kommt drauf an, was man so unter nett versteht!“, grummelte Harry missmutig. Genauso gut hätte er auch schreien können: Ja, es war großartig und ich hätte fast geheult, als Draco aufgehört hat. Weil ich noch so viel mehr von ihm schmecken wollte. Doch stattdessen starrte der Schwarzhaarige nur abweisend in das herunter gebrannte Kaminfeuer.
 

„Aber Mal… na gut, Draco, versucht doch nicht dir irgendwas Ekeliges anzutun, oder?“, fragte das Mädchen scharf.

Harry sah sie verständnislos an.

„Ich meine, er zwingt dich nicht dazu….“ Sie schien Probleme damit zu haben, die richtigen Worte zu finden und beschränkte sich dann auf ein: „Er zwingt dich nicht dazu es auf irgendeine Weise zu machen, die dir nicht gefällt! Ohne Gel, zum Beispiel! Und ihr nehmt hoffentlich Kondome!“, setzte sie trotzig hinzu.
 

Harry starrte seine beste Freundin erst völlig entgeistert an. Dann begann er unterdrückt zu kichern. Nur wenige Sekunden später, brach ein explosionsartiges Lachen aus den beiden heraus und hallte durch den verwaisten Gemeinschaftsraum.
 

„Ernsthaft, Mine, du hörst dich an, als wärst du meine Mutter. Bitte versuche niemals, mich über Blüten und Bienen aufzuklären!“

„Kann ich mir gerade noch verkneifen! Aber Schutz ist wichtig, weißt du?“, kicherte sie.

„…“

„Ich meine, ihr habt doch…“, stotterte Hermine.
 

Harry fand plötzlich einen überaus interessanten Band über die Zauberkunst im elften Jahrhundert zwischen ihren Schulsachen. Kaum zu glauben, wie primitiv die Sprüche damals noch gewesen waren! Tiefstes Mittelalter eben!

„Also nicht?“, hakte seine angeblich beste Freundin nach. „Aber ich meine, du klebst doch förmlich an ihm. Und die Zeichen sind ja wohl ziemlich klar.“ Sie deutete auf Knutschfleck. „Und du wirkst nicht, als ob du seit Wochen mit Brechreiz kämpfen würdest!“
 

Harry war bei einem fesselnden Kapitel über die Entwicklung der ersten Zauberstäbe angelangt.

„Ich meine, du willst „es“ doch, oder?“ Obwohl ihre Wangen inzwischen vor Verlegenheit brannten, schaffte es Hermine ihm einen ihrer eindringlichsten Blicke zu zuwerfen.

„Hmmmmm!“

„Gut. Und Malfoy steht die Geilheit so deutlich im miesen Gesicht, dass sie schon fast herausspringt. Also, was ist das Problem?“

„Erliebtmichnichtundsowillichdasnichterwirdmichnurausnutztenunddannniedermachen!“, nuschelte Harry und las zum dritten Mal denselben Absatz.

„Wie?“

„Ich sagte, er liebt mich nicht und so will ich das nicht. Er wird mich nur ausnutzen und dann nieder machen.“ Auch beim fünften Mal verstand er nicht, was dort geschrieben stand.

„Mensch, Harry!“ Angesichts Hermines gequältem Aufstöhnen sah der Retter der Zauberwelt nun doch auf.
 

„Punkt eins“ – Sie zählte an den Fingern ab – „Malfoy ist besessen von dem Gedanken dich in sein Bett zu kriegen. Oder meinetwegen in die nächste Besenkammer.“ Harry versuchte die Decke zu mustern, die Wandteppiche, seine Füße… Hermine hob den zweiten Finger. „Punkt zwei. Er hat dich vollkommen in der Hand. Und zwar seit mindestens zwei Monaten. Punkt drei: Er ist nicht gerade das, was man im Allgemeinen zurückhaltend und sensibel nennt. Punkt vier und die logische Schlussfolgerung: Er könnte dich jeder Zeit dazu zwingen, ihm deine Unschuld“ - Harry wäre jetzt gerne unsichtbar geworden. Wusste das eigentlich die ganze, verdammte, magische Welt? - „zu überlassen. Aber, und das ist wesentlich, er tut es nicht! Er hält sich zurück, obwohl er das vorher bestimmt noch nie für irgendjemanden getan hat!“
 

„Und das heißt?“, presste Harry hochrot hervor.

„Für mich hört sich das nach Liebe an.“ Mit diesen Worten versenkte Hermine sich wieder in „Verwandlung in der Abschlussklasse – Was werden Ihre Professoren Sie fragen?“
 

***
 

Das nächste Kapitel handelt von neuen Anschlägen, Redseligkeit und Rudelinstinkten.
 

Die Fortsetzung kommt Mittwoch.
 

Lasst ihr mir ein Kommentar da? *unauffällig Schokocookies platzier*

Rudelhierarchie

Dsclaimer: Alle Rechte gehören JKR. Ich verdiene kein Geld hiermit. Der Redezauber ist das geistige Eigentum von Susanne Clarke ("Jonathan Strange & Mr. Norell")
 

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Vielen Dank an meine wunderbare Beta, Dunkle Flamme, für Ratschläge in Werwolf- und Beziehungsfragen und ihre Harry-Potter-Know-how-
 

Vielen Dank für eure unglaublich aufbauenden Kommentare!

@ Dranza-chan: Ein Ende von Dracos Leiden ist in Sicht, dank Hermine^^. Hab dein Kommi leider erst gelesen, als das Kapitel schon stand. Deshalb nur die Schlagzeilen und kein Artikel - Ich fand die Idee richtig gut, aber ich hab´s nicht mehr geschafft das zu ändern, hatte eine wirklich miese Woche.

@-Mirabelle-: *hat Cookies aufbewahrt und reicht sie nun rüber* Hoffentlich geht´s deinem Magen besser. Remus rette Sev natürlich, wenn Sev auch nicht gerade glücklich darüber ist. Harry ist in Liebesdingen seeeehr dämlich, sonst wäre diese FF aber auch viel kürzer. Aber dieses Mal macht er echte Fortschritte.

@Ayaschu: Danke sehr! *erröt* Irgendwann werden Sev und Remus wirklich zusammen kommen. Nur, dass das dank Snape seeehr lange dauert. Armer Lupin -.-

@Yami-san: Arme Dolores *lach* Wahrscheinlich wurde sie das einzige Mal in ihrem Leben von Männer belagert. Und Hermine hat echt eine Veränderung bewirkt. Bin stolz auf sie.

@fossybaer: Remus gibt sein Bestes und irgendwann kriegt er Sev bestimmt. Nur über das wann, bin ich mir noch nicht im Klaren. Draco hat es besser, er ist, dank Hermine, fast am Ziel.

@YeneRiddel:*mampft Kuchen* Lecker, weiß gar nicht, was du hast. Jaaaah, Draco ist fast am Ziel. Und Remus hat schon wieder seltsame Ideen. Umbridge muss natürlich weiter leiden.

@Roi_Soleil_Leon: *Nieder-mit-Umbridge-Stecker raushol* Ja, die Sabberhexe ist fällig. Irgendwie lebe ich meine saditische Ader an ihr aus.

@Frankie: Remus versucht Severus zu helfen, nur das der Zaubertrankmeister nicht so übermäßig begeistert davon ist, aber ihn fragt ja keiner.

@Ellibys1987: Ich versuch möglichst beide Geschichten in jedem Kapitel vorkommen zu lassen. Klappt aber nicht immer. Meistens domniert doch ein Pärchen. Aber zumindest sind jetzt beide Parings klar.

@Glupit: Zumindest hat Hermine Harry so weit gebracht, dass er Draco vertraut. Und das scheint erstmal angebracht zu sein. Mal sehen was das *abzähl* Zweiundzwanzigste Kapitel so bringt. Denn da wäre ja immer noch der Vertrag...
 

***
 

Da wahrscheinlich niemand den Disclaimer gelesen hat, weise ich hier noch mal daraufhin, dass der von Hermine angewandete Redezauber nicht meine Erfindung ist! Er gehört der englischen Autorin Susanne Clarke („Jonathan Strange & Mr. Norrel“) und kommt in ihrem Kurzgeschichtenband „Die Damen von Grace Adieu“ vor. *tiefe Verbeugung vor Mrs. Clarke*
 

15. Kapitel

Rudelhierarchie
 

Bereits wenige Stunden nachdem der letzte Verliebte aus Umbridge Büro geschleift und mit einem Gegenmittel versorgt wurde (was für alle Beteiligten sehr peinlich war!), schwirrten die Gerüchte durch jeden Saal, jedes Klassenzimmer und jede noch so kleine Besenkammer des Schlosses.
 

Die Schüler tuschelten zwischen den Regalen der Bibliothek, auf den Gängen und hoch in der Luft über dem Quidditchfeld. Die Porträts klatschen mit den Geistern um die Wette. Die Lehrer tauschten pikante Details an ihrem Stammtisch in den „Drei Besen“ aus.
 

Angeblich hatte Umbridge von Filch einen Zungenkuss gekriegt - was sich keiner bildlich vorstellen wollte! Man wollte wissen, dass sie unter falschen Namen ein Bordell in der Nockturngasse führte, in dem gelangweilte Damen Zerstreuung fanden. Dass sie ihre Verehrer mit Liebeszaubern an sich band, damit sie ihr gefällig waren. Dass sie mit rosa Strapsen und im Häschenkostüm auf ihrem Schreibtisch getanzt hatte.
 

Und niemand, wirklich niemand, versuchte die Ereignisse herunterzuspielen, zu vertuschen oder die Schulleiterin in Schutz zu nehmen - Was einiges über Umbridge allgemeine Beliebtheit aussagte.
 

Der Erfolg war so durchschlagend, dass die Verschwörer sich zur Geisterstunde im Raum der Wünsche trafen. Ron hatte Butterbier aus den „Drei Besen“ geholt und Kürbispasteten aus der Küche. Eine Mischung, über die Malfoy leicht die Augenbrauen runzelte – wo blieben Elfenwein und Kaviar? Hermine wünschte mehrere Decken herbei und alle fläzten sich in die tiefen Sessel, die der Raum zur Verfügung gestellt hatte.
 

Seltsamerweise, bemerkte Draco, waren es nur zwei riesige Ohrensessel. Lady Schlammblut belegte ohne zu Zögern Weasleys Schoß mit Beschlag, was zu roten Ohren und einem verlegenen, aber glücklichen Grinsen Seitens des Wiesels führte. Und Harry schien seltsamerweise plötzlich überhaupt kein Problem mehr damit zu haben, mitten auf Draco Platz zu nehmen.
 

Ja, der Gryffindor lehnte sich sogar gegen ihn! Er alberte mit seinen Freunden herum, lachte und wirkte vollkommen entspannt. Draco verstand die magische Welt nicht mehr! Wo war rühr-mich-nicht-an-denn-du-bist-ein-Slytherin-Potter geblieben? Der Obergryffindor? Das wandelnde Ehrenprinzip?
 

Vor lauter Unglauben, wagte Draco nicht, sich zu rühren, geschweige denn, die Situation auszunutzen. Fast beiläufig griff Harry nach seinem Arm, legte ihn sich um die Hüfte und verschränkte ihre Finger ineinander. In diesem Augenblick geriet Dracos Weltbild ins schwanken! Zeitgleich schlich sich ein seliges Lächeln auf sein Gesicht.
 

„Ich habe einen unglaublich interessanten Zauber in den Büchern aus Malfoys Bibliothek gefunden“, erklärte Granger gerade. „Sehr alt und hoch kompliziert. Ich werde mehrere Tage brauchen, um ihn vorzubereiten. So lange müsst ihr den Rest übernehmen!“
 

„Wir haben alles vorbereitet. Sie wird nicht eine ruhige Minute haben!“, schnurrte Harry schadenfroh.

„Als Fred und George das Feuerwerk in den Geheimgang hinter der buckeligen Hexe geliefert haben, konnten sie mit Peeves sprechen. Er hat versprochen uns beim Schaden stiften zu unterstützen“, ergänzte Ron.
 

„Das Schlafmittel steht bereit und die Kröten warten in ihrem Versteck in den Kerkern!“ Draco hörte sich fast fröhlich an. Immerhin lag Harry friedfertig in seinem Arm, er durfte sein gesamtes, verbrecherisches Genie gegen Umbridge einsetzten und schon jetzt war ihr erster Streich legendär. „Wie viele Tage brauchst du, Lady Schlammblut?“
 

Hermine drückte Ron, der sich gerade auf Malfoy stürzen wollte, in den Sessel zurück. „Drei reichen. Schöpft aus den Vollen, Jungs!“
 

Auf dem Rückweg zerrte Hermine Ron fast gewaltsam mit sich den Korridor hinab, wobei sie genau darauf Acht gab, dass Harry und Malfoy weit hinter ihnen zurück blieb. Auf diese Weise plötzlich wieder zweisam, zog Draco Harry versuchsweise in seine Arme. Er wurde nicht zurück gestoßen. Vielmehr lehnte der Kleinere sich gegen ihn und zog Draco Gesicht bestimmt zu einem Kuss herunter.
 

Obwohl Draco nicht den Hauch einer Ahnung hatte, was sich eigentlich zwischen ihnen geändert hatte, war er entschlossen die Gunst der Stunde zu nutzen. Nur am Rande bemerkte er, dass Harry ihn prüfend ansah. Sein Atem kitzelte Draco am Ohr, als der Gryffindor sich vorbeugte und seelenruhig, aber todernst flüsterte: „Solltest du jemals auf den Gedanken kommen, meine Gefühle gegen mich zu verwenden, wird dich nicht einmal unser Vertrag noch retten können!“
 

Als Draco in Halbdunkel in der slytheringrünen Augen sah, fragte er sich kurz, ob er Harry vielleicht unterschätzt hatte. Und ob er wohl jemals in Versuchung geraten würde, das Vertrauen des Schwarzhaarigen auszunutzen. Die eiserne Entschlossenheit in Harrys Blick legte ihm nahe, das nicht zu versuchen, und Draco beschloss, diese Problematik später noch einmal in Ruhe zu überdenken.
 

„Würde ich doch nie tun“, flüsterte er samtweich zurück. „Du kennst mich doch!“

„Leider!“, konterte Harry trocken, aber nicht länger im Stande, den Blutstau zwischen seinen Beinen zu ignorieren. Ohne länger nachzudenken, begann er sich verlangend an dem Slytherin zu reiben. Draco sah ihn an, als wäre Weihnachten vorverlegt worden und nestelte mit einer Hand den Verschluss von Harrys Hosen auf.
 

Der Gryffindor zuckte leicht zusammen, als sich fremde Finger um sein empfindsamstes Körperteil schlossen, mit einem festen, stetigen Druck. Intuitiv wollte er in die Faust stoßen, aber Draco hielt ihn leise glucksend fest und drehte ihn so herum, dass Harry mit dem Rücken zu ihm stand.
 

Dann erst ertasteten sich seine Fingerkuppen die runde Spitze, stupsten spielerisch gegen die beiden Hoden, massierten langsam die gesamte Länge. Harry hatte vorübergehend jede Fähigkeit zur wohlgesetzten Artikulation verloren. Er lehnte sich haltlos gegen Draco und fühlte nur am Rande dessen eingeengte Erektion gegen seinen eigenen Po drücken.
 

Obwohl Draco seine eigene Erregung fast schmerzhaft spürte, war er entschlossen erst Harry unter seinen Händen kommen zu lassen. Als er den Druck weiter verstärkte, keuchte sein angeblicher Intimfeind leise auf und spritzte noch in seiner Hose, über Dracos Hand, ab - feucht, warm und wunderbar unbeholfen.
 

Das wäre der Moment gewesen, in dem Harry sich umdrehen, ihm dankbar in die Augen blicken und zum gerechten Ausgleich beitragen sollte, doch natürlich kam es wieder einmal anders, als der Slytherin plante. In exakt dem Augenblick, als der Schwarzhaarige nach Dracos Hosenknopf tastete, war am anderen Ende des Ganges ein vorwurfsvolles Miauen zu hören.
 

Als nächstes fiel der Schein ein altmodischen Blendelaterne den Korridor hinab und streifte kurz die Rüstung, hinter der sie standen. Schlurfenden Schrittes holte Filch Mrs. Norris ein.

„Nun, meine Süße, haben wir Schüler außerhalb ihrer sicheren Betten gewittert? Jaaah, so eine kluge Katze. Such sie, Liebes, such!“
 

Draco ließ seinen Hinterkopf schmerzhaft gegen die kalte Steinmauer sinken und schloss gequält die Augen. Kurz spielte er mit dem Gedanken, dem Hausmeister einfach einen Fluch auf den mageren Hals zu jagen und dort weiter zu machen, wo sie aufgehört hatten. Dann fielen ihm Harry zuckende Schultern auf. Der Mistkerl hatte sein Gesicht Draco Schulter vergraben und versuchte krampfhaft, sein Lachen zu unterdrücken!
 

„Wo ist dein großartiger Tarnumhang, Potter!“, zischte Draco ihm ins Ohr.

„Bei Ron und Minne.“

„Klasse!“

„Komm mit!“ Harry zog sich mit fliegenden Händen wieder an, griff nach Dracos Hand und zog ihn von Filch fort. Der Hausmeister hielt hinter ihnen die Laterne in die Höhe und spähte ihnen angestrengt nach. Natürlich entdeckte er ihre fliehenden Gestalten in der Dunkelheit. „Stehen bleiben, nichtsnutziges Pack! Ich bin im Auftrag der Schulleiterin hier!“, keifte er ihnen hinterher und setzte zur Verfolgung an.
 

Gemeinsam hetzten sie durch das finstere Schloss, doch obwohl sich die Treppen bewegten und die Korridore verschoben, blieb ihnen der Hausmeister auf den Fersen. Mit einem Anflug von Neid, bemerkte Draco, wie mühelos Harry sich in der Finsternis zu Recht fand. Er riss Türen auf, stürmte verwaiste Gänge hinunter und rutschte, wie Erstklässler, Treppengeländer hinab. Er schien ihren Weg genau zu kennen und wenn Draco es nicht besser gewusst hätte, hätte geschworen, dass Harry sich köstlich amüsierte.
 

„Was suchen wir eigentlich?“, stieß der Blonde im Laufen zwischen den Zähnen hervor.

„Peeves! Er kommt diese Zeit immer aus der Küche zurück!“

Die beiden Schüler schlitterten um die letzte Ecke vor der großen Halle und tatsächlich schwebte der Poltergeist gerade aus dem Kellergewölbe herauf, die Arme voller fetttriefender Töpfe und Kesseln voller Müll.
 

Harry hoffte inbrünstig, dass die Weasleyzwillinge Hogwarts ewigen Störenfried tatsächlich auf die Seite der Verschwörer gezogen hatten, denn sonst wären sie jetzt verloren.

„Hausmeister auf zwei Uhr!“, rief Harry dem Poltergeist im Vorbeiflitzen zu. Peeves schien kurz mit dem Gedanken zu spielen, die beiden Flüchtlinge mit ein paar Topfdeckeln zu bewerfen, dann aber schoss Filch in die Eingangshalle und zog die Aufmerksamkeit des Geistes auf sich.
 

Während Draco und Harry durch das Küchengewölbe unter der großen Halle flohen, wurde der Hausmeister hinter ihnen mit schmutzigen Kochtöpfen beworfen, gab ihre Verfolgung auf und setzte stattdessen Peeves nach.
 

Erst, als beide längst außer Hörweite waren, gestatte Harry es sich, stehen zu bleiben, ein breites Grinsen im Gesicht. Doch während die Laune Gryffindors sich zu Höhenflügen aufschwang, war der Abend für seinen Vertragspartner weit weniger zufrieden stellend verlaufen und die Enge in seiner Hose war inzwischen wirklich unangenehm.
 

Der Slytherin hatte sich in einem unbedachten Moment geschworen, dass seine Lieblingsfeind, aus freien Stücken und willig zu ihm kommen würde! Ohne, dass Draco ihm einen einzigen Befehl erteilen musste. Doch gerade jetzt wurde dieser Entschluss auf eine harte Probe gestellt.
 

„Harry!“, flüsterte Draco, fast sanft, und streckte eine Hand nach ihm aus.

Aber der Held der magischen Welt, fand plötzlich, dass es seinem Vertragspartner gut tun würde, noch ein wenig länger zu warten. Außerdem wollte er wissen, ob Draco nicht doch noch ihren Kontrakt bemühen würde.
 

„Ein anders Mal!“, flüsterte er deshalb zurück. „Und zwar in deinem Zimmer und nicht auf dem Gang bei Filch.“

Draco stöhnte frustriert auf, versuchte den Gryffindor noch einmal zu fassen zu kriegen und griff ins Leere.

„Geduld!“, spöttelte Harry gutgelaunt und verschwand lautlos hinter einem Porträt mit tänzelnden Einhörnern.
 

***
 

Der Sonntag begann für Dolores Umbridge nur unbedeutend besser, als der Samstag. Als sie am Morgen ihren Schrank öffnete, musste sie entdecken, dass ihre gesamte Wäsche durch eine nietenbesetzte Lederausstattung ersetzt worden war. Ein Blick in den Spiegel verriet, dass ihr Haar über Nacht türkis gefärbt worden war. Mit blitzenden, lila Sternchen.
 

Rita Kimmkorns Schmierblatt hatte eine Sonderausgabe gebracht („Die Zauberwelt am Sonntag – Dolores Umbridge: ihre feuchten Träume, ihre Liebhaber, ihre Leidenschaften! Lesen Sie Einzelheiten“). Auch das Foto von sich selbst mit verzausten Lockenwicklern, zwischen den liebestollen Zauberern heiterte sie nicht wirklich auf.
 

Es war natürlich ein Zaubererbild. Die Dolores auf dem Foto versuchte sich hinter den Sesseln zu verstecken, während der Stripper auf ihrem Tisch eindrucksvoll die Hüften kreisen ließ und seine Hosen wie ein Lasso über dem Kopf schwang. Filch umklammerte Umbridge Fußknöchel und versuchte ihr einen Knutschfleck auf die Wade zu machen.
 

Auf dem Weg in die große Halle versuchte Umbridge mehrere Exemplare zu beschlagnahmen, doch irgendjemand schien ein Vermögen ausgegeben und die Schule mit mehreren Sonderlieferungen von der „Zaubererwelt am Sonntag“ versorgt zu haben.
 

Den ganzen Tag über verfolgte sie Peeves, dichtete Verse auf die strafen Rundungen ihrer Schenkel und die Inbrunst ihrer feuchten Küsse. Als sie am nächsten Morgen die große Halle betrat, begann ein Rutschzauber unter ihren Schuhsohlen zuwirken, so, dass sie sich für den Rest des Tages nur noch schlitternd und mit Armen rudernd vorwärts bewegen konnte. Sie fand ihr Büro voller pinkfarbener Kröten mit rosa Halsschleifen und ihre Handtasche voller selbstzündender Feuerwerkskörper, mit integriertem Verfolgungszauber, so dass sie von den Funkensprühenden Raketen mehrere Stockwerke hinauf und wieder hinunter gejagt wurde.
 

Am Dienstag mischte ihr jemand Weasleys Kotzpastillen in den Napfkuchen und Schneckenschleim in den Tee. Das Ergebnis sorgte, obgleich nichts für zarte Gemüter, für allgemeine Erheiterung in der großen Halle. Fortan ließ Umbridge all ihre Speisen von Filch vorkosten. Ihre Klassenzimmer betrat sich nur, noch dem Mrs. Norris alle Ecken auf Fallen hin abgesuchte hatte. Dafür ging jedes Mal ein Großteil der eigentlichen Schulstunde drauf.
 

Dienstagnacht hatte Hermine alle nötigen Vorbereitungen für den Zauber abgeschlossen. Im Morgengrauen schlich sie mit Ron unter dem Tarnumhang zu den Quartieren der Schulleiterin. Während ihr Freund Wache hielt, malte sie mit Kreide alte Runen vor das Porträt zu Umbridge Räumen, murmelte etwas auf Gälisch und beschrieb einen ausholenden Kreis mit ihrem Zauberstab. Dann liefen beide zum Frühstück, um der Ergebnis abzuwarten.
 

Sie wurden nicht enttäuscht. Dolores Umbridge plauderte beim Betreten der großen Halle. Sie summte kleine, alberne Liedchen. Sie teilte Verwarnungen aus. Sie grüßte Kollegen. Sie erklärte ungefragt, Heckelmuster und erläuterte die erweiterten Schutzbestimmungen für Minderjährige Zauberer. Sie sprach, laut aufgeregt und ohne Pause.
 

Sie redete das ganze Frühstück über, Brötchen kauend, Kaffee schlürfend und mit niemandem bestimmten. Sie redete auf dem Weg zum Unterricht. Sie redete sämtliche Stunden und Pausen hindurch. Ohne Punkt und Komma. Ohne Unterbrechung.
 

Beim Mittagessen war sie heiser, konnte ihren Redefluss aber immer noch nicht stoppen. Sie wechselte inzwischen die Sprachen. Gälisch folgte auf Französisch, Latein und, erstaunlicherweise, Holländisch. Sie flüsterte, sie murmelte, sie sang, sie fluchte (überraschend eindrucksvoll), sie schnatterte, sie brabbelte, sie schrie, sie gurrte, sie fauchte, sie zischelte.
 

Als ihr die Themen ausgingen, wurden ihre Bekenntnisse immer persönlicher. Sie gab zu, insgeheim eine Schwäche für autoritäre Männer zu haben. Sie gestand, ihre panische Angst vor Mäusen. Und das sie bei Fischgestank immer erbrechen musste. Folterpraktiken hatten ihr schon immer zugesagt. Die Inquisition der Muggel war doch recht erfindungsreich und kein schlechtes Vorbild gewesen. Und eigentlich sollte man jede Hexe zwingen, Rosa zu tragen. Es stand einer Frau einfach zu Gesicht. Als sie bei der Farbe ihrer Unterhosen angekommen war, griff Minerva ein.
 

Sie packte ihre Schulleiterein am Kragen ihres pinken Kostüms und schleifte sie auf die Krankenstation. Madame Pomfrey steckte sich Wachs in die Ohren und sprach einen Stillezauber über dem Raum. Als Umbridge nach Sonnenuntergang wieder hinaus wankte, war ihre Stimme ein Krächzen und sie ließ sich bis zum Ende der Woche krankschreiben.
 

***
 

Bei ihrem nächsten Treffen (dieses Mal unter den Tribünen des Quiddichtfeldes), waren die Verschwörer fast euphorisch: Umbridge hatte ihnen unter den Auswirkungen des Redeszaubers selbst ihre Schwächen offenbart. Einfacher, hätte sie es ihnen wirklich nicht machen können.
 

„Es gibt einen Trank, der Gerüche konserviert und sie nach einer Reaktion mit Salamanderblut, um ein Vielfaches stärker, wieder freilässt“, erklärte Draco grinsend. „Fischgestank in eine Phiole einzuschließen, wäre ein Kinderspiel!“

„Und Mäuse zu besorgen, dürfte auch kein Problem sein“, ergänzte Ron, gekonnt ignorierend, dass er und Malfoy sich vollkommen einig waren.
 

„Wo und wann wollen wir es machen? Im Unterricht? In der großen Halle? In ihrem Büro?“, fragte Harry gutgelaunt.

„In der Nacht!“, erklärte Hermine entschlossen, „und ihrem Bett! Es gibt da einen interessanten Traumzauber, denn wir mit dem Gestank und den Mäusen kombinieren können. Und wenn sie dann schreit, werden wir ihre Stimme magisch verstärken, so dass sie im ganzen Schloss zu hören ist!“ Die Jungs sahen sie an und erschauderten leicht. Selbst Draco fand ihr Lächeln plötzlich Furcht einflößend.
 

***

Am nächsten Samstag tauchte Remus Lupin unerwartet im Gryffindorgemeinschaftsraum auf und hielt auf Harry zu. Es war mehrere andere Schüler anwesend, die noch über ihr Hausaufgaben saßen oder Schach spielten, deshalb blieb der Werwolf freundlich formell. „Mr. Potter, würden Sie mir vielleicht Ihre persönliche Hogwartskarte für eine Nacht ausleihen? Ganz im Sinne der Tunichtgut GmbH, versteht sich!“, fragte er.
 

Harry nickt mit großen Augen, verschwand kurz im Schlafsaal und übergab seinem Lehrer ein zerfleddertes Stück Pergament. „Ich danke Ihnen. Sie werden sie morgen früh unversehrt zurück erhalten“, versprach Lupin.
 

Als er ging, sah ihm nicht nur Hermine neugierig nach. Doch sie war die einzige, die ein denkwürdiges Detail bemerkt hatte. Flüsternd beugte sie sich zu Harry und Ron hinüber. „Was will er ausgerechnet heute Nacht mit der Karte?“

„Sollten wir ihn im Augen behalten?“, fragte Harry besorgt.

„Das halte ich gerade heute für keine gute Idee“, erklärte Hermine, „denn diese Nacht haben wir Vollmond!“
 

***
 

Wie Hermine ganz richtig bemerkt hatte, stand die Verwandlung zum Werwolf unmittelbar bevor. Doch anders als gewöhnlich, plante Remus Lupin nicht, zusammen gerollt in seinem Zimmer zu schlafen. Die Karte des Herumtreibers lag vor ihm auf dem Tisch und er beobachtete, wie sich die kleine Punkte, ein jeder mit einem Namen versehen, durch die Gänge bewegten.
 

Einer von ihnen stieg aus den Kerkern herauf, durchquerte die große Halle und lief dann ins Freie. Als er sich auf die Peitschende Weide zu bewegte, wusste Lupin, was er zu tun hatte. Er nahm die zweite Portion Wolfsbanntrank ein, legte sich seinen Umhang um und verließ sein Büro.
 

***
 

Severus fand die Heulende Hütte noch genauso deprimierend wie vor vier Jahren. Die Fenster waren noch immer mit Brettern vernagelt, die Tapeten hingen wie abgeschält von den Wänden herab, zertrümmerte Möbel lagen überall herum. Und allem eine dicke Staubschicht, die ihm zeigte, dass seit langem niemand mehr hier gewesen war.
 

In den letzten Monaten war Severus auf seinem Quartier geblieben, hatte alle Porträts zusätzlich magisch verschlossen und eine Stillezauber verhängt. Er hatte stets noch gehofft, dass der inzwischen verbesserte Wolfsbanntrank ihn doch noch vor dem Schlimmsten bewahren würde. Doch dieses Mal glaubte Severus nicht mehr daran, dass noch eine Chance bestand.
 

Beim letzten Vollmond hatte er sich selbst schlimmer, als je zuvor zu gerichtet und er wollte nicht länger darauf vertrauen, dass er sich nicht eines Nachts auch gegen jemand anderen wenden würde. Mehr aus Gewohnheit, denn aus Hoffnung, nahm er den Trank ein. Dann legte er seine Kleider ab, damit sie bei der Verwandlung nicht zerfetzt wurden. Nackt und frierend stand er in der Mitte des verwüsteten Zimmers und wartete darauf, dass das Mondlicht durch die vernagelten Fenster herein schien.
 

Die Verwandlung selbst war, jedes Mal aufs Neue, ein Schock und überaus schmerzhaft. Er spürte, wie seine Knochen sich verformten und wuchsen. Seine Fingernägel wurden zu Krallen, seine Hände zu Pfoten, Fell breitete sich über seinem ganzen Körper aus. Es war, wie einer jener Alpträume, die ihn seit Jahren verfolgten. Nur, dass er dem Werwolf jetzt nicht mehr gegenüber stand, sondern selbst einer geworden war.
 

Am Anfang hatte sein menschlicher Verstand noch die Vorherrschaft über seinen Körper, doch mit den wölfischen Instinkten, der Blutgier und dem Jagdtrieb, kehrten die Erinnerungen an Todessergemetzel zurück. Der Werwolf in ihm, lechzte nach den verdrängten Bildern, schrie nach frischem Fleisch und Blut, und sah sich an den Morden in Severus Vergangenheit satt.
 

Zeitgleich wachte die Schuld auf und mit ihr die Angst, der Ekel vor dem doppelten Ungeheuer, zu dem er geworden war. Vor dem Mörder und der Bestie. Und anstatt einen Weg aus der Hütte hinaus zu suchen und zu jagen, begann Severus über sich selbst herzufallen.
 

Gerade, als er sich in seiner eigenen Pfote verbiss, wurde die Tür von außen aufgestoßen, lautlos schob sich eine riesige Gestalt herein und baute sich vor Severus auf. Das hellbraune, leichte gräuliche Fell erinnerte ihn an Remus Lupins Haarschopf, aber er hatte den anderen Werwolf schon vorher am Geruch erkannten.
 

Seine tierischen Instinkte witterten einen Rivalen, einen zweiten, stärkeren Rüden in seinem Revier und schwankten zwischen Angriff und Flucht. Seine Angst vor Werwölfen flackerte von neuem auf und die verhasste Erinnerung an jene Nacht, vor über zwanzig Jahren, in dem Geheimgang unter derselben Hütte stand ihm deutlich vor Augen. Remus schien sein Zögern zu spüren, seine Furcht, aber auch sein Abscheu und seine Angriffslust. Er nahm Severus die Entscheidung ab, ihn dem er, dem zurückweichenden Werwolf nachsetzte.
 

Es war nur ein kurzer Schlag, ein Sprung und ein halbherziger Biss. Dann warf Remus ihn auf die staubigen Dielen. Severus ureigenster Alptraum schien sich zu wiederholen. Er lag hilflos am Boden, während ein Werwolf über ihm war. Seine Gedanken standen still, sein Körper erstarrte. Er hörte allein seinen rasenden Herzschlag und roch den betäubendstarken Geruch des anderen Ungeheuer über ihm. Intuitiv bot Severus seinem Gegner seine Kehle da, das Zeichen der Unterwerfung vor einem Leitwolf.
 

Sein menschlicher Geist - ein denkbar schwacher Rest in diesem Augenblick - schrie vor verletztem Stolz auf, aber seine tierischen Instinkte waren stärker. Er hielt die Augen halbgeschlossen, fühlte wie Lupins Schnauze schnuppernd durch sein Fell strich, wie er Severus vorsichtig anstupste und ihm schließlich über die feuchte Nase leckte.
 

Als Mann hätte Severus ihn spätestens jetzt wieder zurück gestoßen, doch als Werwolf hielt er still und winselte leise. Lupin gab ihn frei, nur um sich im nächsten Augenblick, halb über dem Zaubertrankmeister zusammen zu rollen. Und seltsamerweise, dachte Severus, als die Panik abebbte, fühlte es sich richtig an. Geradeso, als habe er all die Vollmondnächte zuvor nur auf einen anderen Wolf gewartet. Er hatte kein Bedürfnis mehr, sich selbst zu zerbeißen, die Erinnerungen blieben zahm und im Einschlafen, begann er mit dem buschigen Schwanz zu wedeln.
 

Während die beiden Werwölfe in der Heulenden Hüte das Ende der Nacht herbei sehnten, schlich sich auf dem Schloss eine unsichtbare Gestalt aus dem Porträt der fetten Dame heraus. Harry kam ungesehen bis in die Kerker. Er fand Dracos Zimmer mühelos, spürte plötzlich seinen Magen in seine Kniekehlen sinken und war sicher, kein einziges Wort heraus zu bekommen.
 

Als der Slytherin auf ein Klopfen hin, die Tür öffnete, sah er nur Harry Kopf körperlos im Dunkeln schweben. Obwohl sie nicht verabredet waren, schienen keine Erklärungen nötig. Draco griff unter den Tarnumhang, bekam Harrys Arm zu fassen und zog ihn herein.
 

***

Das nächste Kapitel handelt von Zweisamkeiten, Umbridge Vergeltung und Entdeckung durch Lehrkräfte.
 

Die Fortzsetzung kommt nächsten Samstag

Vergeltungsschläge

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vergeltungsschläge - Version ohne Adult

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band sieben.
 

Danke an mit Beta Dunkle Flamme. Ohne sie wäre diese FF nicht die selbe.
 

Vielen Dank für eure lieben Kommentare. Ihr seid die Besten *knuddel*

@Ayaschu: Ich liebe es wenn du "wuschig" bist *lach* Außerdem sehen meine Kommi´s in etwa genauso aus ^^

@YeneRiddel: Woooow, danke *dir schnell ein Taschentuch reich und Kekse futter* Außer zu Umbridge, zu der bin ich nicht nett. Aber ich denke, dass wird mir verziehen.(Genau genommen bin ich zu vielen Charas seeehr fies. Sie haben sich schon beschwert). Tausche Kekse gegen "nieder-mit-Umbridge" Anstecker.

@Yami-chi: *neben dem Computer in Ohnmacht fall, seeeehr viel später* Danke für dein riesen Lob. So was baut unglaublich auf.*knuddel* Bin im Augenblick am 21. Kapitel. Mal sehen, wie lang die FF noch wird. Ich suche noch nach einem dramatischen Höhepunkt vor dem Happy End.

@rila-chan: Ja, klar *Hermine anfloh* Ich frage sie mal, ob sie mit will. Danke für dein liebes Kommi *knuddel* Schick gleich eine Ens los.

@one_piece: Hermine wird Lucius bestimmt irgendwann als erste Zaubereiministerin ablösen *lach* Hm, ich würde sagen Remus hat Sev lange beobachtet und die Karte des Herumtreibers zu hilfe genommen. War es das, was du wisse wolltest? *ist sich nicht ganz sicher*

@fossybaer: Ja, Harry endlich bei Draco *dreckig grins* Und diesmal kommt nicht mal was dazwischen.

@MikaChan88: Dankeschön. Im Augenblick gibt´s noch zwei Up-dates die Woche, wenn ihr mich einholt, nur noch eins.

@Roi_Soleil_Leon: Hermine und Draco sind sehr einfalls reich, kriminelle Genies unter sich eben. Aber auch Umbridge schlägt irgendwann zurck.

@Yami-san: Harry hat sich Hermines Worte ziemlich zu Herzen genommen, außerdem will er Draco im Grunde ja auch. Aber natürlich wird das nicht ewig so reibungslos weitergehen... denn da wäre ja noch der Vertrag.

@common_angel: Ja, *dreckig grins* Draco am Ziel seiner feuchten Träume. Er musste ja auch lange genug warten. Remus hat nicht ganz so viel Glück. Und Umbridge hat sowieso nur Pech.

@Frankie: Ein paar gibt´s noch, aber dann schlägte die Schulleitung zurück.

@Ellibys1987: Die Lehrer reagieren... hoffentlich überraschend. Aber dafür muss ich noch mal um Geduld betteln.
 

Ich hab mich im Zweifel im gegen die Adultkennzeichnung entschieden. Jetzt war das nicht länger möglich.

Im Adultkapitel kommt detailliert beschriebener Sex vor. Wenn ich das nicht kennzeiche, wäre es ein klarer Grund, diese Geschichte zu sperren. Habt deshalb bitte verständnis dafür, dass ich einfach noch ein zweites, jugendfreies Kapitel reinstelle.

Ich darf, laut Animexx, keine Adultkapitel versenden oder Hinweise darauf geben, wo sie sonst noch zu finden sind. Sorry.
 

***
 

16. Kapitel

Vergeltungsschläge
 

Später würde Harry sich daran erinnern, dass Draco ihm den Tarnumhang von den Schultern gezogen hatte, dass sie sich gegenüberstanden und der Slytherin behutsam, als fürchte er ihn zu verschrecken, mit den Fingerspitzen seinen Hals hinab fuhr. Doch in diesem Augenblick nahm er nur Draco und sein eigenen, rasenden Herzschlag wahr.
 

„Aufgeregt?!“, spöttelte der Weißblonde samtweich.

„Hmm.“ Harry wäre an dieser Stelle gerne im Boden versunken, aber dazu hätte Draco ihn loslassen müssen und das kam überhaupt nicht in Frage. Sicherheitshalber schlang er beide Arme um den Weißblonden und zog ihn noch fester an sich.
 

Der größere Junge lachte leise, „Du errötest, wie eine unbefleckte Jungfrau!“

Der Gryffindor war sich sicher, dass seine Wangen inzwischen in Flammen standen, und er konnte deutlich mit ansehen, wie das Verstehen Dracos Gesicht erhellte.
 

„Du bist noch unberührt, Darling?“, schnurrte der Slytherin, unerträglich selbstzufrieden. „Das ist gut! Ich mag es, der erste zu sein.“

„Du bist so ein arrogantes Arschloch!“, stöhnte Harry ungläubig.

„Ach, dafür liebst du mich doch.“

Das konnte er leider nicht bestreiten.
 

Zumal er sich geradezu haltlos an Draco klammerte und keinen Widerstand leistete, als sie gemeinsam in Richtung Bett stolperten. Dank Jahre langer Übung passte Draco ihren Sturz so ab, dass Harry unter ihm lag und er ihn mit seinem Gewicht in die Kissen drückte.
 

Es gab ein recht unromantisches Knäuel aus halbausgezogenen Kleidungsstücken und tastenden Händen. Harry würde sich später erinnern, dass Draco ihm alberne, zärtliche, dumme Unsäglichkeiten ins Ohr flüsterte, um ihn zu beruhigen. Worte, die vor Zeugen ausgesprochen, seinen Ruf als Eisprinzen für alle Zeiten ruiniert hätten!
 

Und dass bald in seinem Kopf kein Platz mehr für zusammenhängende Gedanken waren. Außer vielleicht diesem einen: Dass wirklich jeder Zentimeter an Draco perfekt war. Unbeschreiblich schön und perfekt, perfekt, perfekt.
 

***
 

Als Severus erwachte, taten ihm alle Knochen im Körper weh. Und er fror. Allerdings nicht ganz so sehr, wie es eigentlich der Fall sein sollte, wenn man im Dezember nackt in einer verfallenen Hütte aufwacht. Und dann erst konnte er den schweren Arm auf seiner Hüfte, die Wärme in seinem Rücken, richtig einordnen. Remus Lupin schlief, einen Arm um Severus geschlungen, an seiner Seite.
 

Sie waren beide nach der Rückverwandlung zu erschöpft gewesen, um sich auf den Rückweg zu machen. Remus hatte den Zauberstab des Tränkemeisters aus seinen Kleidern gefischt, seine eigenen Roben aus dem Tunnel mit einem Accio herbei gerufen und außerdem eine ramponierte Matratze aus dem Nebenzimmer.
 

Genau wie vor vier Wochen, hatte er Salbe auf Severus offene Wunden gestrichen. Zu letzt hatte er ihre Roben über ihnen ausgebreitet und ein Feuer im Kamin beschworen. Als Remus sich zum Schlafen von hinten an den Schwarzhaarigen schmiegte, hatte Severus sich zu zerschlagen gefühlt, um zu protestieren.
 

Oder vielleicht war es auch nur sein neu erwachter Rudelinstinkt gewesen, der ihn stillhalten ließ. Severus war versucht, sich einzureden, dass der kurze Revierkampf in der letzten Nacht keine Bedeutung für sein Verhalten gegenüber seinem Kollegen hatte. Aber natürlich war das Krötenmist! Lupin hatte ihn geschlagen und er hatte sich dem anderen Werwolf untergeordnet, ihn quasi als Leittier akzeptiert. Unmöglich das zu bestreiten!
 

Hinter ihm bewegte sich der andere Professor. Die Hand wanderte im Halbschlaf tastend Severus Brust hinauf und Lupin versenkte sein Gesicht in Severus langen Haaren. Der Zaubertrankmeister erstarrte merklich. Er hörte Lupin aufseufzen und noch ein wenig näher rücken, bis sie Haut an Haut lagen.
 

„Versuch nicht so zu tun, als würdest du noch schlafen. Du warst schon immer ein erbärmlicher Schauspieler!“, zischte Severus. Trotzdem hielt er still. Rudelinstinkte, dachte er verbissen. Daran waren nur die verdammten Rudelinstinkte schuld.
 

Remus war in seinem persönlichen Lieblingstraum aufgewacht und hatte beschlossen, die Gunst der Stunde zu nutzen, um Severus noch ein wenig näher zu kommen. Sich schlafend stellend, hatte er sich an den Tränkemeister geschmiegt, jeden Moment darauf gefasst, zur Seite gestoßen zu werden. Aber Severus ließ ihn gewähren, seinem sarkastischem Kommentar zum Trotz. Rudelinstinkte, dachte Remus, ein wenig beschämt, dass er diese Tatsache ausnutzte.
 

„Ich habe es immer gehasst, in den Vollmondnächten allein zu sein“, sagte er, ohne den Zaubertrankmeister loszulassen. „Als Werwölfe können wir nicht erwarten, verstanden oder auch nur akzeptiert zu werden. Es gibt ein Werwolfsfangkommando, für auffällig gewordene Exemplare. Wir gelten als magische Tierwesen, nicht als Menschen. Und ausgerechnet Umbridge hat vor einiger Zeit ein Gesetz durchgebracht, dass es uns praktisch unmöglich macht, eine Anstellung zu finden. Ich bin nur dank des verdammten Merlinordens, zweiter Klasse, hier. Und du, weil du deine Verwandlung geheim hältst.“
 

„Stell dir vor, dass ist mir durchaus bewusst!“, zischte Severus und verschwieg, wie zermürbend es war, in ständiger Angst vor Entdeckung zu leben. Oder, dass es ihm plötzlich wie blanker Hohn erschien, dass ausgerechnet er, Lupin einst als Werwolf enttarnt hatte.
 

„Ich hatte Freunde, die mir geholfen haben, die Vollmondnächte durchzustehen, die bei mir geblieben sind und die mich nicht zurück gestoßen haben.“ Obwohl er Remus nicht sehen konnte, wusste der Slytherinhauslehrer, dass sein Kollege lächelte. „Es war die beste Zeit meines Lebens.“
 

„Das kann ich von jenen Jahren nicht behaupten“, warf Severus eisig ein. Unausgesprochen im Raum stand, die Tatsache, dass Remus selbst als Vertrauensschüler nie eingegriffen hatte, wenn seine Freunde den Slytherin quälten.
 

„Merlin, ich konnte ihnen nicht in den Rücken fallen!“, sagte Remus leise, in sein Kopf direkt neben dem von Severus. „Es waren die einzigen Menschen, außer meinen Eltern und Dumbledore, die mich nicht verabscheut haben, weil ich einmal im Monat zur Bestie werde. Ich hätte es nicht ertragen, sie zu verlieren.“
 

Der Zaubertrankmeister antwortete nicht, versuchte nur sich aus Remus Umarmung zu befreien und den Umhang abzustreifen, der eisigen Kälte zum Trotz. Er kam nicht weit. Noch während er auf den Dielen kniete, packte der andere Werwolf seinen Arm und zog ihn herum.
 

„Du wirst mich jetzt zu Ende anhören, verflucht!“ Er hockte Severus gegenüber. Beide waren nackt, funkelten sich gegenseitig zornig an und froren. „Seit James Tod vor siebzehn Jahren habe ich jede Vollmondnacht allein verbracht. Niemand, außerhalb Hogwarts oder des Ordens, hat mich je als Mensch betrachtet. Und du weißt selbst am besten, wie sich das anfühlt! Darüber hinaus bist du der komplizierteste, verbissenste, wunderbarste Zauberer und Werwolf, den ich kenne und ich bin nicht bereit, dich gehen zu lassen, so lange wir nur den Hauch einer Chance haben, dieses Geschichte gemeinsam durchzustehen.“
 

Severus versuchte sich zu befreien, hatte aber eindeutig Remus Wut und die Nachwirkungen seiner Niederlage letzte Nacht unterschätzt, denn er wurde von einem einzigen, unterdrücktem Knurren zurück in die Knie gezwungen.

„Ich verlange ja keine glühenden Liebesschwüre!“, beschwor Remus eindringlich. „Nur eine Chance, und sei es auf Freundschaft.“

„Das sah gerade nicht so aus, als wärst du mit Freundschaft zufrieden!“, erwiderte Severus trocken, bewusst eine klare Antwort vermeidend.
 

Remus lachte erleichtert auf, denn er hatte zu mindest mit einem Todesblick gerechnet. Dagegen kamen Sev´s Worte doch schon fast einer Zustimmung gleich! Behutsam zog er den anderen Werwolf in seine Arme zurück.
 

Ungewohnt, dachte der Zaubertrankmeister, es war nicht unangenehm, so gehalten zu werden, aber ungewohnt. Sein Körper wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte.

„Entspann dich endlich, du musst nicht ewig weiterkämpfen!“, murmelte Remus leise, strich ihm über das Haar und den Rücken hinab. „Du bist schrecklich verspannt und eiskalt.“

Der VgdK-Lehrer fischte seufzend den Zauberstab aus seiner heruntergekommenen Robe, sprach einen Wärmezauber und sammelte ihre Kleider vom Boden auf.
 

***
 

Als Harry und Draco am nächsten Morgen aus den Kerkern hinauf in die Eingangshalle stiegen, marschierte Filch mit seinem Gefolge aus Angorakatzen und Helfershelfern an ihnen vorbei. Er hatte eine Leiter geschultert und seine Gehilfen schwankten unter zwei hohen Stapeln neuer Erlasse.
 

Noch bevor der letzte angeschlagen war, machten die Neuigkeiten die Runde: Schüler durften nur noch auf dem Weg zum Unterricht oder den Mahlzeiten die Gemeinschaftsräume verlassen. Wachtrupps aus Regelwächtern, Hausmeistern und Lehrern kontrollierten fortan die Gänge. Während dem Essen war das Reden verboten, stattdessen sollten Schulregeln vorgelesen werden. Der Vollständigkeit halber waren auch Gespräche auf den Korridoren, den Länderein und in den Klassenzimmern verboten. Schüler durfte nicht in Gruppen beisammen stehen – Gruppen waren zwei Zauberer und mehr am selben Ort.
 

Postsendungen wurden fast vollständig unterbunden, doch Umbridge hatte eigenhändig einen Standarttext verfasst, den alle Schüler einmal die Woche an Stelle eines persönlichen Briefes an ihre Familien nach Hause eulen sollten.

„Meine Verwandten werden sich freuen!“, bemerkte Harry trocken und Gryffindor verlor prompt fünf Punkte wegen Gesprächen beim Frühstück.
 

Die Blicke, die Umbridge an diesem Morgen von allen vier Haustischen aus zu geworfen wurden, hätten einer schlangenhäuptigen Meduse alle Ehre gemacht, doch die Schulleiterin as weiter ungerührt Scones, die von Filch vorsorglich vorgekostet worden waren.
 

Als die Verschwörer sich am Nachmittag am Rande des verbotenen Waldes trafen (und damit ein halbes Dutzend Schulregeln brachen), war Hermine zu Meuchelmorden bereit.

„Also hören wir nicht auf?“, erkundigte sich Draco nüchtern.

„Niemals!“, fauchte Hogwarts Jahrgangsbeste unbarmherzig. „Ich muss den Alptraumzauber nur noch ein wenig üben. Fred liefert übermorgen die Mäuse. Was macht der Fischgestank?“

„Ich hab Winky auf einen Muggelmarkt in London geschickt. Sie hat meinen Trank sechs Stunden in mitten von Fischabfällen und Innereien ziehen lassen. Wenn wir Salamanderblut dazu geben, wird der eingeschlossene Gestank einen Stein zum würgen bringen!“, erklärte der Slytherin gutgelaunt.
 

Seltsamerweise blickte Hermine noch ein kleinwenig mordlüsterner drein. „Du hast also eine wehrlose, unschuldige Hauselfe für mehrere Stunden auf einen stinkenden, dreckigen…“

Harry und Ron verdrehten unisono die Augen und traten unauffällig die Flucht zurück zum Schloss an.
 

In der nun folgenden, letzten Woche vor Weihnachten erschwerten Umbridge neue Schulregeln ihnen den Kampf nachhaltig. Als Hermine das parfümierte Wasser in den Leitungsrohren zum privaten Schulleiterbad durch grünen Schleim ersetzte, musste sie auf dem Rückweg drei Stunden in einer Besenkammer ausharren, bevor Filch endlich die Suche nach ihr aufgab.
 

Als Harry und Ron eine Horde wütender Wichtel in Umbridge Büro sperrten, hetzten mehrere Regelwächter sie den Nordturm hinauf und anschließend wieder hinunter, bevor sie mit Dobbys Hilfe entkamen. Allein Draco, der selbst ein Regelwächter war, und Peeves, der sich noch nie um andere Autoritäten als den Blutigen Baron geschert hatte, konnte sich frei im Schloss bewegen.
 

Dennoch schlichen die Verschwörer in der Nacht zum 22. Dezember wieder einmal bis vor das Porträtloch zu Umbridge Privaträumen. Ron kontrollierte fortwährend die Karte des Herumtreibers, Dobby hatte bereits die Mäuse und Dracos Gestanktrank hinein geschmuggelt. Jetzt stand Hermine vor dem Porträt und murmelte konzentriert den Alptraumzauber, ihren Stab auf die Räume hinter dem Gemälde gerichtet.
 

Dann legte Harry einen Geräuschverstärker über das Zimmer und im selben Augenblick hallte Umbridge Schnarchen durch alle Säle und Winkel des Schlosses.

„Weg hier!“, kommandierte Draco, der zusätzlich am nächsten Treppenabsatz Schmiere gestanden hatte. „Dort hinten kommt Mrs. Norris!“

„Wir müssen nach unten!“, entschied Ron schnell, „denn vom dritten Stock kommen gerade zwei Regelwächter herunter.“

Zu viert hasteten sie einen enge Wendeltreppe hinab, doch gerade als sie am Fußende ankamen, fluchte Ron schon wieder auf. „Hausmeister im Korridor vor uns! Wohin nun?“ „Durch die Rumpelkammer!“ Harry scheuchte sie durch einen voll gestellten, tunnelartigen Raum, der in die Eingangshalle mündete.
 

Inzwischen war Umbridge Schnarchen zu einem ängstlichen Wimmern geworden. In allen vier Häusern saßen die Schüler wach in ihren Betten und stellten Mutmaßungen, über den Grund der nächtlichen Ruhestörung an. Das Wimmern wich einem atemlosen Keuchen und einem unterdrückten Schluchzen.
 

„Deine Fähigkeiten machen mir Angst, Minne!“, keuchte Harry, als sie gerade zwischen den leeren Tischen der großen Halle entlang hetzten. Hinter ihnen wurde einer der großen Türflügel aufgerissen und eine Laterne in die Höhe gehalten. Rufe wurden laut, dann setzte die Verfolgungsjagd erst richtig ein.

„Wohin jetzt?“, fragte Ron, als sie durch die Hintertür in die Küche im Untergeschoss flohen. Er konnte die Karte nicht mehr befragen, denn dazu hätte er stehen bleiben müssen.

„In die Kerker!“, befahl Draco über die Rufe ihrer Verfolger hinweg.
 

Im selben Augenblick gellte Umbridge Schrei durch die Hallen und Flure. Er war in den leeren Klassenzimmern zu hören, auf den Turmspitzen und in den Kerkern. Er riss jeden Schüler, Geist, Lehrer, Hauselfen und Porträtbewohner aus dem Schlaf. Und niemand zweifelte daran, dass die Schreiende gerade Todesängste ausstand.
 

Die Schulleiterin war schweißnass aus den Kissen aufgefahren, nur um bei ihrem Erwachen ihr gesamtes Zimmer von huschenden Mäusen bevölkert zu finden. Mäusen, die zwischen den Möbeln umher huschten, unter ihrer Bettdecke hervor krochen und aufgeregt fiepten. Als nächstes ließ der wahrhaft atemberaubende Fischgestank ihren Magen rebellieren.

Im restlichen Schloss war erst ein hohes Kreischen, dann ein Gurgeln und Würgen zu hören.
 

„Wie überaus Slytherin von dir, Lady Schlammblut! Merlin, Weasley, krieg dich wieder ein, das war ein verdammtes Kompliment!“, fauchte Draco im Rennen. Er hetzte die Wendeltreppe zu Snapes Büro hinauf, riss die Tür auf und zog seine Verbündeten mit hinein.
 

Draußen trafen ihre Verfolger aufeinander und beratschlagten lautstark, darüber, wohin die vier Regelbrecher entkommen waren. Außer Atem stand ihr Beute auf der anderen Seite der Tür und starrte die Rückwand so konzentriert an, als könnte sie es allein durch Willenskraft verschlossen halten.
 

„Sie haben nicht bemerkt, wie wir rein gelaufen sind, oder?“, flüsterte Harry.

„Sonst wären sie wohl nicht so ratlos!“, zischte Draco zurück. Ron legte schützend einen Arm um Hermine und sein bester Freund zog den zusammen gefalteten Tarnumhang unter seinem Pullover hervor.

„Wenn sie tatsächlich herein kommen, können wir uns immer noch darunter verstecken. Er ist gerade groß genug für uns vier, wenn wir still halten!“
 

„Nicht nötig! Ich glaub, sie ziehen weiter!“, hauchte Hermine.

„Merlin sei Dank!“, stöhnte Draco. „Das war dies Mal einfach zu knapp.“ Er war so erleichtert, dass er sich sogar schutzsuchend gegen Harry lehnte.

„Und was genau, führt Sie alle um diese Zeit in mein Büro?“, fragte eine andere Stimme interessiert.
 

Unisono fuhren die vier Verschwörer herum. Snapes Arbeitszimmer wurde nur schwach von einem herunter gebrannten Kaminfeuer erhellt. Trotzdem, fand Harry, war es ein Wunder, dass sie die beiden Zauberer nicht schon vorher bemerkt hatten. Severus Snape saß hinter seinem Schreibtisch, das Kinn auf die verschränkten Hände gestützt, und neben ihm, entspannt an der Tischkante lehnend, stand Remus Lupin.
 

***

Das nächste Kapitel handelt von Minervas Opfer, Weihnachten im Schoße der Familie und ziemlich viel Besuch.
 

Fortsetzung Dienstabend/nacht.

Von Erklärungen und Einladungen

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC (vor allem Narissa), kein Band 7
 

Vielen Dank für eure Kommentare *alle durchknuddel*

@Dranza-chan: Die drei Wörter lassen noch etwas auf sich warten. Denn da ist ja noch der Vertrag. Und Draco ist eben doch Draco Malfoy *ergeht sich in geheimnisvollen Andeutungen* Und Snape wird natürlich erst mal zu seinem Glück gezwungen. Aber natürlich gibt es auch hier ein dickes ABER… Kommt aber erst im 22. Kapitel.

@Roi Soleil Leon: Mine scheint trotz ihrer neuen, dunkle Seite ganz beliebt zu sein *lach* Sie wird ein richtiges Bad Girl. Fehlt nur noch, dass sie raucht, trinkt und flucht. Aber ganz soweit kommt es dann doch nicht.

@fossybaer: Ja, die Paare haben sich gefunden. Auch wenn Sevilein sich noch heftig zur Wehr setzt. Aber natürlich wird es nicht ganz so einfach. Es gibt immer noch ein paar Hindernisse *diabolisch grins*

@Yami-san: Daaaanke sehr *strahl* Ich gebe mir Mühe.

@somnium_mortiis: Ja, an Umbridge lebe ich meine dunkle, sadistische Ader aus. Und Severus und Remus haben einfach ein anderes Problem Kalieber als die beiden Teenager. Irgendwie sind sie der ernste Faktor in der Geschichte.

@Ellibys1987: Danke, noch hab ich ja einen kleinen Vorsprung. Und Erklärungen gibt es in diesem Kapitel wirklich reichlich. Vor allem unerwartete – hoffe ich jetzt einfach mal ^^°.

@YeneRiddle: *Torte mampf“ Danke, sehr lecker. Remus, lass dich gefälligst von Yene abkuscheln! *zu Yene* Versuchs noch mal. Sonst müssen wir ihn fesseln. So, und da wäre auch noch ein Taschentuch für dich.

@Yami-chi: Herzlichen Glückwunsch Erste! *Schärpe rauskram* Remus gibt sich viel Mühe, aber Sev ist natürlich ein alter Dickschädel. Daher nur ein schleichender Fortschritt. *nuschelt errötend* und danke für dein „Tatsachen“Lob.
 

Angesichts über 100 Kommentaren hab ich die Bilder ein wenig erneuert. (Obwohl gegen den alten Severus, halbnackt natürlich kaum jemand ankommt ^^°).
 

Narzissa gibt mir die Schuld für ihren untypischen Auftritt und bedankt sich bei Ramuthra für den neuen Spitznamen ihres Sohnes - Dracy-po. *Ramuthra knuddel*
 

Dunkle Flamme ist zurzeit im Urlaub und da ich nicht mehr zum Vorschreiben komme, ist dieser Text nicht beta-gelesen. Alle Fehler und Unstimmigkeiten gehen auf mein Konto.
 

***
 

17. Kapitel

Von Erklärungen und Einladungen
 

Als Umbridge Schnarchen gerade erst in den Gängen und Sälen der Schule widerhallte, saßen Severus und Remus bereits im Büro des Zaubertrankmeisters und waren in ein Gespräch vertieft. Oder mit anderen Worten, Remus ignorierte Sev´s eisiges Schweigen so lange, bis der Zaubertrankmeister die Waffen streckte und sich zu einer gebrummten Antwort herab ließ. Darin hatte Lupin inzwischen viel Übung, denn seit der letzten Vollmondnacht hatten die Besuche des VgdK-Lehrers bedenklich zugenommen.
 

Inzwischen verging kein Tag, an dem Lupin nicht zumindest auf eine Tasse Darjeeling herein schneite. Der andere Werwolf brachte Severus Labor durcheinander, lieh sich Bücher aus, drängte ihm Schachpartien auf (um dann in Rekordzeit zu verlieren) oder zwang ihm Gespräche über Umbridge neuste Erlässe auf.
 

Severus fand Remus schlafend auf seinem Sofa vor, wenn er von seinen nächtlichen Kontrollgängen zurückkam (und deckte ihn heimlich zu). Er stolperte bei seinen geliebten, einsamen Spaziergängen am See über ihn - worauf hin diese Streifzüge nicht länger einsam waren. Remus passte ihn selbst dann ab, wenn er neue Trankzutaten in Hogsmeade abholte und zehrte ihn auf ein Glas Elfenwein in die „Drei Besen“.
 

Der verdammte Rumtreiber, dachte Severus während er jetzt zusah, wie eben jener Rumtreiber seine Sammlung absonderlicher Kreaturen inspizierte, brachte sein ganzes Leben durcheinander. Er hatte einfach angefangen, einen Platz darin zu beanspruchen und schien nicht bereit, ihn wieder herzugeben.
 

Sämtliche Versuche von Severus seinen Kollegen zu ignorieren, wurden mit der sprichwörtlichen Gryffindor Dickköpfigkeit und einem milden Lächeln übergangen. Inzwischen war Severus beinahe bereit zu kapitulieren.
 

Als das Schnarchen einsetzte, wechselte die beiden Lehrer einen erstaunten Blick, als es in ein angsterfülltes Wimmern überging, begann Remus zu grinsen.

„Irgendjemand muss unsere vielgeliebte Schulleiterin noch ein wenig mehr hassen, als der übrige Rest der Welt!“

Das Wimmern wurde zu einem Schluchzen.

„Das dürfte der beste Alptraumbahn sein, der seit Jahrzehnten auf diesem Schloss verhängt wurden“, bemerkte Severus nachdenklich.
 

Sie tauschten einen weiteren, wissenden Blick.

„Sie sind es, oder?“, fragte Remus seufzend.

„Kennst du noch eine andere Bande, die im Stande wäre soviel Chaos anzurichten?“

„Du meinst, seit wir die Schule verlassen haben?“ Der ehemaliger Rumtreiber lachte leise.
 

„Irgendwann wird Filch sie erwischen und die Zeit arbeitet gegen sie!“, brummte Severus.

„Sie haben den Tarnumhang, die Karte der Herumtreibers und Hermine. Was soll da schon schief gehen?“

„Dein Optimismus ist wahrhaft herzerwärmend!“, zischte der Zaubertrankmeister sarkastisch.

Im selben Augenblick gellte der Schrei durch das Schloss und über die Ländereien.
 

„Das war´s!“, bemerkte Severus, als wieder Stille einkehrte. „Dafür wird Umbridge ein paar Köpfe rollen lassen. Und das meine ich nicht im metaphorischen Sinne!“

„Sie wird nie herausfinden, wer hinter diesen Streichen steckt!“

„Merlin, Remus! Wir haben es noch am ersten Tag erraten, was meinst du, wie lange unsere geschätzten Kollegen dazu gebraucht haben?!“

„Eine Woche?“

„Das war eher eine rhetorische Frage.“

Der Schrei war verstummt, stattdessen waren Würgegeräusche zu hören. Severus verzog angewidert das Gesicht.
 

Dann war plötzlich alles ruhig.

„Wo wirst du Weihnachten feiern?“, fragte Remus in seinem beiläufigsten Tonfall in die Stille hinein.

„Weihnachten?“ Severus hörte sich an, als wäre vom Ministerium ein neuer Feiertag erfunden worden.
 

„Ja, du weißt, schon, Tannenbäume, Mistelzweige, Geschenke, Plumpudding und Braten. Morgen fangen die Ferien an.“

„Ich werde die unschätzbare Ruhe in den leeren Korridoren genießen, ungestört einen Kessel frischen Traumlostrank andicken lassen und vergessen, dass es außerhalb dieses Schlosses noch ein anderes, atmendes Wesen gibt!“, fauchte Severus. Und die unausgesprochene Drohung in seinem Blick, sollte seinem Kollegen nahe legen, seine Pläne besser nicht anzuzweifeln.
 

„Du willst vollkommen alleine auf dem Schloss zurückbleiben?“, fragte Remus ungläubig.

Severus schloss gequält die Augen. Er hatte diese Diskussion kommen sehen und beabsichtigte nicht, nur einen Zoll von seinem Plan abzuweichen. Schließlich machte er das seit Jahren so. Und er hatte nie etwas oder jemanden dabei vermisst!
 

Gerade als er dem Werwolf genau das sagen wollte, wurde die Tür zu seinem Büro aufgerissen und vier atemlose Schüler stürzten herein. Sie wanden den beiden Lehrern den Rücken zu und starrten wie hypnotisiert auf die Tür zum Flur.

„Sie haben nicht bemerkt, wie wir rein gelaufen sind, oder?“, flüsterte Potter.

„Sonst wären sie wohl nicht so ratlos!“, zischte Severus Patensohn zurück. Der Weasleyjunge legte seinen Arm schützend um die kleine Besserwisserin.
 

Remus und Severus tauschten einen weiteren langen, wissenden Blick und verfolgten dann interessiert den Wortwechsel ihrer Schüler. Und gerade als die vier jungen Zauberer sich in Sicherheit glaubten, fragte der Tränkemeister geduldig: „Und was genau, führt Sie alle um diese Zeit in mein Büro?“
 

Die vier Verschwörer fuhren herum und ihre Gesichter, dachte Severus amüsiert, waren höchst sehenswert. Selbst Draco schnappte hörbar nach Luft.

„Wir wurden von einem fürchterlichen Schrei geweckt!“, log sein Patensohn ohne nachzudenken drauflos.

„Und wir wollten herausfinden, ob jemand in Gefahr ist!“, setzte Potter augenblicklich hinzu.
 

„Und da sind Sie ausgerechnet zu mir gekommen?“, fragte Severus seidenweich.

„Wir haben Professor McGonagall nicht gefunden und immerhin sind Sie Hauslehrer“, erklärte der Held der Zauberwelt unschuldig.

„Mr. Potter, Ihre Lügen waren auch schon mal einfallsreicher!“, kommentierte sein Lehrer trocken. „Außerdem hätten Sie vier nie in der kurzen Zeit, die seit dem Schrei vergangen ist, erst zu meiner geschätzten Kollegin und dann zu mir laufen können. Vor allem deshalb nicht, weil Sie für diesen Schrei verantwortlich sein dürften. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass Sie die Schulleiterin verhext haben?“
 

Auf diese Worte hin wurden die Gesichter der drei Jungs noch ein klein wenig besorgter. Allein Hermine Granger schien nicht wirklich überrascht zu sein. Das Kinn trotzig vorgeschoben und die Arme vor der Brust verschränkt, trat sie vor den Schreibtisch.

„Und gehe ich Recht in der Annahme, dass Ihnen beiden schon seit langem bekannt ist, wer hinter den Attacken auf Umbridge steckt?“, fragte sie nüchtern.

Jetzt war es an ihren beiden Lehrern erstaunt aufzusehen.
 

„Ich bin“, fuhr Hermine fort, „davon ausgegangen, dass unsere Professoren und wohl auch ein paar der älteren Schüler recht bald dahinter kommen würden. Aber ich wusste auch, dass fast jeder auf Hogwarts Dolores Umbridge aus tiefstem Herzen verabscheut und uns deshalb nicht verraten würde.“

„Zehn Punkte für Gryffindor!“, sagte Lupin freundlich, „Für die klügste, junge Hexe, die jemals in diesen heiligen Hallen gelernt hat.“

Selbst Severus Blick war ein klein wenig anerkennend. Doch bevor er etwas hinzufügen konnte, wurde die Tür zu seinem Büro zum zweiten Mal an diesem Abend unangekündigt aufgerissen.
 

Als erstes platzte Filch herein, das Gesicht Triumph verzehrt, und deutete anklagend auf die vier Schüler. „Habe ich es Ihnen nicht gesagt, Professor? Hier sind sie, alle vereint!“

Dolores Umbridge folgte ihrem Getreuen auf dem Fuße, dass Haar zerzaust und das gerüschte, rosa Nachthemd voll gelbgrüner Flecken unzweifelhafter Herkunft. Der Gestank, der von ihr ausging, ließ alle Anwesenden mehrere Schritte zurück weichen, selbst die Angorakatzen blieben auf Abstand. In Umbridge Augen stand ein irres Funkeln.
 

„Sie!“ Ihr kleiner Pummelfinger wies auf Snape, der gequält die Augen verdrehte. „Sie stecken wieder dahinter! Sie wollten mich umbringen und fast wäre es Ihnen auch gelungen!“

„Professor“, wand Lupin sanft ein, „Severus den ganzen Abend mit mir zusammen!“

Seine Schüler reagierten nicht wenig erstaunt auf diese Aussage, allein Hermine schien lediglich zufrieden.

Umbridge zuckte entsetzt zurück. „Das ist Ekel erregend!“, spie sie.
 

„Tee!“, fauchte Severus wütend, „wir haben nur Tee getrunken, verdammt! Und die vier Hitzköpfe“ – ein kurzes Nicken in Richtung der Verschwörer – „sind gerade mit ihren Strafarbeiten fertig geworden.“

Umbridge schien ihn nicht zu hören. „Ich werde dafür sorgen, dass Ihre Schandtaten“ – sie ging nicht näher darauf ein welche sie eigentlich meinte!- „nicht ungesühnt bleiben! Die Dementoren werden sich nur zu gerne Ihrer erbärmlichen Seelen annehmen. Ha!“ Sie lachte leicht irr auf und selbst Filch schien sich inzwischen Sorgen um sie zu machen.
 

„Professor, es waren die Bälger hier, die ich verfolgt habe!“, wand er vorsichtig ein. „Sie sind nachts durchs Schloss geschlichen und sie müssen es auch gewesen sein, die sie verhext haben!“

Umbridge schien die Teenager jetzt erst zu bemerken. Ihr Blick fiel auf Draco, ein Lid zuckte krampfhaft und sie spuckte beim Reden. „Sie haben also dieses Pack gestellt, Mr. Malfoy? Gute Arbeit, ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen konnte.“

„Häh?“, wand Draco eloquent ein.
 

„Potter war noch nie mehr, als eine kleine Missgeburt“, brabbelte Umbridge weiter. „Sie konnte keinen rechtschaffenden Zauberer aus ihm machen, Mr. Malfoy, denn er ist von Grund auf verdorben.“ Die Schulleiterin schien als einzige zu wissen, wovon sie sprach, denn den übrigen Zauberern stand das absolute Unverständnis ins Gesicht geschrieben.
 

„Er und seine kleinen, mickrigen Freunde, aufgestachelt von zwei machthungrigen Professoren!“ -Sie funkelte die beiden machthungrigen Professoren anklagend an - „Aber damit ist es nun vorbei! Ich werden ins Ministerium flohen und die Auroren herschicken, damit sie sich Ihrer annehmen.“
 

„Ist das nicht ein klein wenig übertrieben?“, wagte Filch sie zu unterbrechen. „Wir sollten sie einfach über Weihnachten in den Kerkern an den Fußgelenken aufhängen und sie dann von der Schule werfen.“

„Ha! Unheil muss an der Wurzel ausgerissen werden! Ich werde eine Untersuchungskommission berufen. Wir werden jede Form auf der Aufmüpfigkeit und des Ungehorsams an dieser Schule ausmerzen!“ Ihr Lachen hallte gurgelnd durch Snapes Büro.

„Ich werde diese Anschläge gegen mich restlos aufklären und die Schuldigen ihrer gerechten Strafe zu führen!“, jubilierte Umbridge schrill.
 

„In diesem Fall werde ich mich natürlich sofort stellen!“, verkündete eine sanfte Frauenstimme in ihrem Rücken und nicht zum ersten Mal an diesem Abend fuhren alle Anwesenden voller Unglauben zu einem Neuankömmling herum.
 

Minerva McGonagall stand in ihrer besten, grünen Robe und mit hochgesteckten Haaren im Türrahmen. Sie war von den Porträts, die ihr mehr vertrauten als Umbridge, über alle Vorgänge im Schloss aufgeklärt worden und beabsichtige, ihre Schützlinge mit Zähnen und Klauen zu verteidigen, denn Dumbledore hätte nicht weniger von ihr erwartet.
 

Minerva blinzelte der Schuldirektorin durch ihre quadratischen Brillengläser belustigt zu und behauptete: „Sie haben mich durchschaut, Dolores! Sie sind einfach zu klug für mich gewesen!“

„Äh, bin ich?“, fragte Umbridge unsicher.
 

„Sie haben natürlich sofort erkannt, dass ich die einzige Schuldige gewesen bin!“, Minerva seufzte theatralisch auf. „Schüler wären nie in der Lage gewesen, einen so komplizierten Alptraumzauber zu verhängen“ -sie wich Hermines bohrenden Blich aus-„Oder die Hauselfen mit einzuspannen und die nötigen Passwörter herauszubekommen.“ Dracos Stirnrunzeln und Harrys gestotterter Protest wurden übergangen.
 

„Oder mit anderen Worten: ich allein trage die volle Verantwortung an allen Vorfällen. Ich war neidisch, weil ich den Schulleiterposten hätten bekommen sollen und wollte Sie von hier vergraulen! Diese vier Schüler waren nur hier, um ihre Strafarbeiten zu leisten und meine Kollegen können in ihrer Freizeit so viel Tee gemeinsam trinken, wie sie wollen!“ Der Verwandlungsprofessorin strahlte die versammelten Zauberer zufrieden an.
 

Harry wollte etwas einwenden, aber Draco trat ihm rechtzeitig auf den Fuß. „Ich befehle dir zu schweigen!“, flüsterte er ihm ins Ohr. Es gab einiges, was Harry daraufhin gerne geantwortet hätte, wenn er nur dazu in der Lage gewesen wäre. Er hatte das Gefühl, als würde sich die Szene in Dumbledores Büro vor zwei Jahren wiederholen, nur, dass es jetzt die stellvertretende Schulleiterin war, die sich für sie opferte.

Ron versuchte Einspruch zu erheben, aber Hermine hielt ihn zurück und schüttelte stumm den Kopf, Tränen in den Augenwinkeln.
 

Dolores Umbridge schien derweilen mehrere Minuten gebraucht zu haben, um das Geständnis zu verarbeiten. Sie sah fast ein wenig enttäuscht aus, so als habe sie sich schon darauf gefreut Snape und Lupin in Ketten legen zu lassen.

„Sie werden dafür nach Askaban kommen!“, zeterte sie.

„Das glaube ich kaum. Ich habe keinen verbotenen Zauber angewandt und kein Gesetzt gebrochen. Sie können mich von der Schule verweisen und auf Rufschädigung oder boshafte Zauberei hin verklagen, aber das ist auch schon alles!“, erklärte Minerva seelenruhig.
 

„Und das werde ich tun!“, wetterte Umbridge. „Sie sind fristlos gekündigt! Verlassen Sie auf der Stelle Hogwarts! Ich werde im Ministerium Klage gegen Sie einreichen!“

„Darauf bin ich sehr gespannt!“ Minerva schwenkte ihren Zauberstab und zwei voll gepackte Koffer erschienen neben ihr. „Und wenn Sie jetzt erlauben, möchte ich mich gerne in Ruhe von meinen beiden jüngeren Kollegen verabschieden. Nebenbei, Dolores, würde Ihnen eine Dusche nicht schlecht bekommen. Vielleicht begleiten Sie die Schulleiterin zu ihren Räumen, Mr. Filch? Danke sehr.“ Sie schloss die Tür nachdrücklich, nachdem sie die letzte Angorakatze unsanft hinaus geschubst hatte.
 

Als sie sich wieder umdrehte, waren sechs Augenpaare anklagend auf sie gerichtet.

„Das war mit Abstand das Dümmste, Unnötigste, Aufopfernste, Gryffindorschte, was du jemals getan hast!“, fasste Severus ihrer aller Meinung zusammen.

Minerva seufzte leise. „Ich werde mir jetzt keine Vorwürfe von einem Zaubertrankmeister anhören, der über zwanzig Jahre jünger ist als ich und der als Kind in meinem Unterricht saß“, erklärte sie bestimmt. Sie deutete auf Remus und Severus. „Ihr beide werdet die Schüler vor dieser Verrückten beschützten müssen, vor allem, wenn eure Schüler so dumm sind, ihre ZAGs zu riskieren, in dem sie Dolores Umbridge angreifen.“
 

Hermine errötete leicht und Ron brannten die Ohren. Draco betrachtete nur nachdenklich seine perfekt manikürten Finger. Harry war zu seinem eigenen Bedauern zum Schweigen verdammt.
 

„Außerdem benötigt ihr beide diese Anstellung wesentlich dringender als ich es tue. Ich kann leicht woanders eine Stelle finden.“ Sie lächelte den beiden Werwölfen liebevoll zu. „Pass gut ihn auf, Remus! Er wird mit jedem Jahr sturer.“

Vor den Teenagern gab es nichts, was sie darauf hätten erwidern können, ohne sich zu verraten, aber Severus brummte unwillig und Remus grinste breit.
 

„Eine letzte Sache noch“, sagte Minerva, schon im Gehen. „Sorgt unbedingt dafür, dass dieses Jahre alle Schüler über Weihnachten nach Hause fahren. Umbridge wird in den nächsten Tagen vor Wut kochen und wer weiß, wozu sie dann in der Lage ist. Am besten ihr setzt die Kinder schon morgen früh in die Kutschen zum Bahnhof, denn mir täte jeder leid, der jetzt hier bleiben muss.“
 

***
 

Am nächsten Morgen wurden mehrere Schülerkolonen von den Vertrauensschülern und Regelwächtern mit den Kutschen zum Hogwartsexpress gebracht. Auf dem Bahnsteig zog Hermine ihre beiden besten Freunde ein wenig zur Seite. Sie hatte zwei in Goldpapier gewickelte Pakte dabei.

„Eins für dich und eins für Draco. Ich finde, er hat es sich verdient!“, erklärte sie.

„Mensch, Minne, du siehst Harry doch sowieso in zwei Tagen, wenn du in den Fuchsbau kommst!“, sagte Ron Stirn runzelnd.
 

„Ich finde, er sollte dieses Jahr nicht mit zu dir kommen, Ron“, sagte Hermine ernst, sah aber Harry an. Draco stand ein Stück weiter unter einem Dachvorsprung, er hatte die Hände abweisend in die Taschen seiner teuren Designerrobe gesteckt.

„Denkst du nicht auch, dass du lieber mit jemand anderem gehen solltest?“ Sie nickte in Richtung des Slytherins. Ron fiel das Kinn auf die Brust und Harry betrachtete interessiert den Schneematsch zu seinen Füßen.

„Er hat nicht gefragt“, murmelte er verlegen.
 

„Harry, erinnerst du dich an das Gespräch, das wir vor drei Wochen nachts im Aufenthaltsraum geführt haben? Das, nachdem du mit Draco dann was-auch-immer in jener Samstagnacht getan hast?“, Hermine sah ihn abwartend an. Neben ihr wurde Ron erst leichenblass und dann krebsrot, als das Verstehen einsetzte.

„Er könnte dir befehlen, Weihnachten bei ihm zu verbringen, aber er tut es nicht. Den Rest muss ich wohl nicht wiederholen.“ Mit diesen Worten drückte sie ihm beide Geschenke in die Hand und marschierte zum Zug, um sich ein Abteil suchen.
 

Ron starrte seinen besten Freund immer noch ungläubig an. Als Harry schon glaubte, er habe die Sprache vollends verloren und wäre stumm geworden, nuschelte der Rothaarige: „Also lag es nicht allein Ginny, hm? Du, äh, magst lieber…“ Er brach ab, holte tief Luft und sah interessiert auf einen unbestimmten Punkt am Horizont. „Ich meine, es ist deine Sache, und geht mich nichts an, und --- Merlin, was rede ich für einen Müll! Und du bist du dir wirklich ganz sicher?!“, fragte er zweifelnd.

Heftiges Nicken von Harry, aber immer noch kein Blickkontakt.
 

„Ich meine, du bist mein bester Freund, und vermutlich gewöhn ich mich in zehn oder zwanzig Jahren daran. Vielleicht sogar eher!“ Er grinst ein bisschen und runzelte dann die Stirn. „Aber es muss doch nicht ausgerechnet das Frettchen sein, oder? Weißt du, bei Seamus bin ich mir fast sicher, und auch der Hüter der Ravenclaws soll´s nicht so mit Mädchen haben.“
 

Harry schnaubte leise, inzwischen sah Draco neugierig zu ihnen herüber. Ron stöhnte gequält auf. „Oh, Fuck, jeder, Harry, aber bitte nicht…“ Er sah ihn flehend an. „Ich meine, er scheint nicht ganz so ein großes Arschloch zu sein, wie ich immer dachte, aber es immer noch Malfoy, von dem wir hier reden! Du weißt schon, der Todessernachwuchs, das Ekelpaket, die miese Petze. Er hat versucht Dumbledore umzubringen, erinnerst du dich?“

„Er hat Hermines Heiltrank gebraut!“, unterbrach ihn Harry leise.
 

Ron sah ihn mit großen Augen an. Sein Weltbild schien zum zweiten Mal an diesem Tag ins Wanken zu geraten.

„Shitt, jetzt kann ich nicht mal mehr seine Leiche guten Gewissens im Wald verscharren!“, murmelte er matt.

Harry grinste.

„Du solltest aber unbedingt in den Ferien auf ein paar Tage vorbei kommen. Mum wäre sonst furchtbar enttäuscht. Und wir können gemeinsam über Ginnys neuen Freund herziehen!“, sagte Ron ernst.
 

„Du meinst…?!“

„Jaaaah, geh schon, bevor ich zu Verstand komme und das Frettchen ins nächste Jahrhundert hexe!“ Er funkelte Draco, der keine Ahnung hatte, was eigentlich los war, finster an.
 

„Könntest du dir vorstellen, mich auf dein viel gerühmtes Manor einzuladen?“, fragte Harry beiläufig, als er mit Draco zusammen ihre Koffer in den Zug wuchtete.

Der Slytherin zuckte zusammen und ließ sich seinen Schrankkoffer auf den Fuß fallen. Es war bezeichnet für sein maßloses Erstaunen, dass er dabei kaum sein Gesicht verzog. „Wie?“
 

„Ich dachte, wir könnten die Weihnachtsferien vielleicht zusammen verbringen“, nuschelte Harry und fand die Idee plötzlich vollkommen aus der Luft gegriffen und unsinnig. Zumindest bis er Dracos breites Grinsen sah.

„Du würdest wirklich mit nach Malfoy Manor kommen?“ Der Blonde sah aus, als wäre die Bescherung vorverlegt worden.
 

„Jaaaah, so lange dein Vater mich nicht umbringt!“ Dieser Gedanke war Harry gerade erst gekommen und er runzelte besorgt die Stirn. Vielleicht war es noch nicht zu spät, um zum Fuchsbau aufzubrechen. Aber Draco winkte nur lachend ab.

„Der zukünftige, muggelliebende Zaubereiminister kann unmöglich Harry Potter ermorden. Das wäre schlecht für die Wahlkampagne.“

„Er könnte meine Leiche in einem See versenken!“, wand Harry ein.

„Quatsch, wenn er sich erst mal beruhigt hat, wird er sogar erkennen, wie nützlich du ihm als Aushängeschild sein kannst. Der Junge, der lebt, feiert das Fest der Liebe bei den Malfoys. Die Zeitungen werden sich auf diese Geschichte stürzen!“
 

„Was für ein Glück!“, murmelte Harry düster.

„Außerdem bin ich ja da, um dich zu beschützen.“

„Der Feigling, der im verbotenen Wald schreiend davon gelaufen ist?“

„Ja, ich liebe dich auch, Potter!“
 

***
 

Zur selben Zeit führten die beiden einzigen Werwölfe auf Hogwarts ein ganz ähnliches Gespräch.

„Ich werde keinen Fuß vor das verdammte Schlossportal setzte!“, fauchte Severus zum wiederholten Male.

„Du hast Minerva doch gehört – niemand sollte in diesen Tagen allein auf Hogwarts zurück bleiben. Vor allem du nicht. Wer weiß, was Umbridge jetzt ausheckt.“ Remus hatte damit begonnen Severus neue Roben in eine tiefe Reisetasche zu werfen, ungeachtet der Tatsache, dass sein Kollege sie sofort wieder herausschweben ließ.
 

„Ich war ein verdammter Todesser! Ich werde ja wohl noch mit einer paranoiden Schulleiterin fertig werden.“

Remus seufzte auf, trat bestimmt auf Severus zu und nahm ihm einfach den Zauberstab aus der Hand. „Erinnerst du dich an unser Gespräch in der Heulenden Hütte?“

„Erstaunlicherweise!“

„Du musst nicht ständig allein gegen den Rest der Welt kämpfen. Und ich bin immer noch nicht bereit, dich aufzugeben. Noch lange nicht!“
 

Der Zaubertrankmeister versuchte seinen Stab zurück zubekommen, aber Remus warf ungerührt zu den Roben in die Tasche.

„Ich werde dich unter keinen Umständen in diesen Tagen allein auf dem Schloss zurücklassen!“, erklärte er bestimmt. Als er dicht an Severus herantrat, war ihm bewusst, dass der andere Werwolf den leichten Wolfsgeruch, den er selbst als Mensch nie ganz loswurde, auf seiner Haut und in seinem Blut riechen konnte.
 

Und Remus hoffte, dass die Erinnerung an ihren kurzen Kampf und Severus Niederlage noch frisch genug war, um die Wolfsinstinkte seines Kollegen zum Gehorsam zu zwingen.

„Du kannst es dir aussuchen: Entweder wir bleiben beide hier, oder du kommst jetzt mit mir in den Fuchsbau!“

„Du kannst unmöglich von mir verlangen, meine Freizeit bei der Familie Weasley zu verbringen!“, knurrte Severus. Aber Remus konnte riechen, dass er sich bereits in der Defensive befand.
 

Und zwar aus demselben Grund, aus dem er Remus in letzter Zeit in seinem Labor und seinen Privaträumen geduldet hatte: Rudelinstinkte. Ein Teil von ihm konnte sich nicht mehr gegen den anderen Werwolf auflehnen, selbst wenn sein menschlicher Verstand inzwischen wieder die Oberhand hatte.
 

Und zum ersten Mal seit ihrem Erwachen in der heulenden Hütte, zog Remus den Zaubertrankmeister wieder in seine Arme. Severus war immer noch genauso verspannt.

„Komm mit mir!“, bat Remus sanft. „Es wird dir gefallen!“

„Irgendwie wage ich das zu bezweifeln.“

„Du kannst immer noch fliehen und dich in deinem Labor einschließen, wenn es zu schrecklich wird. Aber dann komme ich mit!“

„Das ist eine Erpressung, Lupin!“

„Würde ich mich dazu herablassen?“ Remus sah ihn unschuldig an und Severus schnaubte abfällig.

Aber er setzte sich nicht länger zu Wehr, als der andere Werwolf fortfuhr, seine Reisetasche zu packen.
 

***
 

Am Nachmittag desselben Tages stand Harry in der breiten Auffahrt von Malfoy Manor.

Der Park erstreckte sich über mehrere Meilen und allein das Haupthaus, ohne die beiden Seitenflügel, barg mehrere Dutzend Zimmer und Korridore.

Obwohl er sich innerlich darauf vorbereitet hatte, war Harry nicht wenig beeindruckt.
 

„Besser als das Haus deiner Muggelverwandten?“, fragte Draco schmunzelnd.

„Viel besser! Kein Vergleich zu meinem alter Schrank unter der Treppe!“ Harry grinste unerhört jungenhaft und bemerkte nicht, wie Draco stockte.
 

„Dein Schrank?“, hackte er argwöhnisch nach.

„…“ Harry wich seinem Blick aus und hatte es plötzlich verdächtig eilig die wenigen Stufen zum Eingangsportal zu erklimmen.

„Dein Schrank?“, echote Draco hinter ihm ein zweites Mal.
 

Bevor Harry sich eine glaubhafte Lüge einfallen lassen konnte, wurde der linke Türflügel von innen aufgerissen und der Hausherr ragte vor ihnen auf.

„Willkommen auf Malfoy Manor!“, sagte er mit einer Stimme, wie nachtschwarzer Samt, und musterte die beiden Jungen eindringlich – oder vielleicht, sah er auch nur Harry an, der verlegen neben seinem Sohn stand.
 

„Wie ich sehe, hast du Besuch mitgebracht, Draco?“, erkundigte sich Lucius.

„Einen Freund aus der Schule. Du erinnerst dich noch Harry Potter, Vater?“ Sicherheitshalber fügte Draco nicht hinzu, der Junge, der dir den blöden Hauself geklaut, dich nach Askaban gebracht und Voldemort getötet hat. Aber sein Vater schien auch so zu wissen, wer gemeint war.
 

„Flüchtig!“ Lucius Malfoy besaß die herausragende Fähigkeit mit einem einzigen Wort mehr auszudrücken als andere Menschen mit einer flammenden Rede. Und gerade jetzt schwankte seine Tonlage irgendwo zwischen drohend, unheilvoll höfflich und eiskalt. „Bleiben Sie zum Essen, Mr. Potter?“ Er schien abzuwägen, ob er Gift aus seinem Privatvorrat brauchen würde. Oder bloß ein weiteres Gedeck.
 

Bevor Harry ablehnen und auf einen anderen Kontinent fliehen konnte, schob Draco ihn durch die offene Tür.

„Und über Nacht, Vater. Harry feiert Weihnachten mit uns.“
 

Lucius blieb wie festgewurzelt auf der Schwelle stehen und sah den beiden Jungen nach. Während sein Sohn den Helden der weißmagischen Welt die ausladende Treppe hinauf zog, warf ihm Potter einen Blick zu, der bedenklich zwischen aufkeimender Panik und Trotz schwankte. Dann wurde die Aufmerksamkeit des Gryffindors von einer schwerfälligen Gestalt am oberen Ende der Treppe in Anspruch genommen.
 

„Meine kleine Prinzessin ist endlich nach Hause gekommen!“, jubelte eine melodische Frauenstimme. Die schwangere Narzissa Malfoy zog ihren Sohn in ihre Arme und ein ungewohnt sadistisches Lächeln huschte über Harrys Züge. Prinzessin?!
 

Draco versuchte ihn mit Blicken zu erdolchen, was ein wenig dadurch erschwert wurde, dass seine Mutter ihm die Haare zerzauste und munter weiter alberne Kosenamen ausplauderte. („Mein süßer Engel! Mein Schätzchen! Mein Dracy-po!“)
 

„Narzissa, meine Liebe“, seufzte Lucius, der sie inzwischen eingeholt hatte, „warum lässt du nicht unseren Sohn los und sagst den Hauselfen, dass sie ein Gästezimmer aufschließen sollen? Wir haben über die Feiertage unverhofften Besuch bekommen.“
 

„Tatsächlich?“, plapperte die Herrin von Malfoy Manor munter weiter. „Freunde aus der Schule, Dracy-po?“

„Leider“, konnte sich Lucius nicht verkneifen anzumerken. „Ich glaube, du hast Mr. Potter einst bei Madam Malkins getroffen?“
 

„Und wir werden kein zweites Zimmer brauchen“, setzte Draco unschuldig hinzu. „Meins ist groß genug für uns beide.“ Er konnte nur dank Jahrelanger Übung ein diabolisches Grinsen unterdrücken.

Sein Vater dagegen erstarrte zum zweiten Mal am selben Tag zu Stein, allein sein hellgrauen Augen schienen unverzeihliche Flüche auf Harry zu schleudern. Der Gryffindor hatte zeitgleich ein leidenschaftliches Interesse an seinen verschmutzten Stiefelspitzen entdeckt.
 

„Wie schön, dass Dracy endlich mal einen neuen Freund mit heimbringt. Nach der Trennung von Pansy letztes Jahr habe ich mir ein wenig Sorgen um ihn gemacht, weißt du?“ Narzissa hackte sich munter plappernd bei dem Retter der Zauberwelt ein und zerrte ihn in den nächsten Salon.

„Du musst mir alles haarklein erzählen! Womit hat es angefangen?“

„Mit Munkshaut!“, erklärte Harry trocken.
 

Lucius Malfoy sah zu, wie seine Frau, seinem erklärten Erzfeind Tee einschenkte und Gewürzkuchen aufdrängte, bevor er sich langsam zu seinem Sohn umdrehte.

„Willst du mir vielleicht irgendetwas erklären?“
 

***

Das nächste Kapitel handelt von Bescherungen, noch mehr Besuch und einem neuen Plan.
 

Die Fortsetzung gibt´s am nächsten Samstag. *Butterbier rausstell*

Geruhsame Feiertage, mehr oder weniger Teil 1

Disclaimer: Alle Rechte bleiben bei JKR. Ich verdiene keine Geld hiermit.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Vielen Dank an Dunkle Flamme für´s Betalesen unter erschwerten Bedingungen *knuddel*
 

Vielen Dank an alle unermüdliche Kommentarschreiber *Lavendelkakao rausstell*

@rila-chan: Narzissa ist einfach nur wahnsinnig OCC. Wollte sie schon immer mal so schreiben. Und das Kind? *grübel* *hat noch nicht drüber nachgedacht* Ich denke, ein Mädchen.

@one_piece: Hoffentlich werde ich deinen Erwartungen gerecht *zitter* Aber eigentlich geht es allen in diesem Kapitel richtig gut. Sogar Snape --- irgendwie. (Er streitet das natürlich heftigst ab!). Ist ziemlich kitischig geworden.

@Dranza-chan: Juhuuu, du magst meine total verrückte Cissa. *freu* Sie ist ja schon ziemlich OCC. Alles meine Schuld. Und es wird nur noch schlimmer... *verlegen grins*

@common_angel: Mum-Power eben! Ich glaub, sie merkt nicht, was sie Draco antut. Mütter können ja manchmal so blind sein, wenn es um ihre Kinder geht.

@YeneRiddel: Danke für Kuchen und Kekse *krümmelnd aufess* Lucius ist mein geheimer Liebling *ihn knuddel und seine Haare durcheinander bring* Leider gibt es viel zu wenig FF´s mit ihm. Aber ich fürchte, ich hab ihn etwas verweichlicht. Zumindest in den späteren Kapiteln. Ich sag nur, Frauenkleider...

@Roi_Soleil_Leon: Narzissa ist natürlich nicht ganz original @Yami-san: Das wird Dracy-po noch ewig zu hören kriegen. Selbst schuld. (Naja, eigentlich war Narzissa schuld).

@fossybaer: Mag Minerva sehr. Irgendwie gibt es kaum FF´s mit ihr und auch hier hat sie ja nur eine Nebenrolle. Dabei kann sie glaub ich viel mehr sein, als nur die strenge Hauslehrerin. Und Narzissa ist schlichtweg total OCC. Meine Schuld. Wollte gerne eine verrückte Narzissa.

@Ellibys1987: Beide haben´s schwer, stimmt, aber ich glaube Severus kommt besser weg. Minerva mag ich sehr. Keine Ahnung, warum sie immer auf die Rolle der strengen Lehrerin reduziert wird. Im Original hat sie nämlich auch ein paar ziemlich geniale Auftritte.

@Ayaschu: Narzissa schwebt total neben der Spur. Wird auch so bleiben. Irgendwie wollte ich sie verrückt. Bitte verzeih mir *schäm*
 

***
 

Ankündigung: Narzissa ist total OCC. Das geht auf mein Konto. Bitte vergebt mir.
 

Und die Dekarium´s Idee hatte Sleeping Evil schon vor mir in ihrer genialen FF "Denk nicht an mich". Wenn sie was dagegen hat, dass ich hier eine abgewandelte Form benutzte, muss sie nur ein Wort sagen und ich streiche den Part.
 

***
 

18. Kapitel

Geruhsame Feiertage, mehr oder weniger – Teil 1
 

„Nun?“ Lucius Stimme war gefährlich sanft und sein Lächeln hatte eindeutig etwas Raubtierhaftes.

Draco blinzelte zurück, der Augenaufschlag ein Sinnbild der Unschuld.

„Nach einiger Feldforschung in freier Wildbahn bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Männer mir mehr zu sagen. Muss wohl in der Familie liegen“, behauptete er spöttisch.
 

„Was willst du damit sagen, Sohn?“

„Oh, gar nichts!“

„Draco!“

„Ich weiß, wo du in der Nacht der Siegesfeier `geschlafen´ hast, Vater! Und das es sicher nicht das einzige Mal war, in dem du neben Severus aufgewacht bist.“
 

Lucius schluckte merklich.

„Ich liebe deine Mutter!“, fauchte er seinen Sohn so leise an, als hätte er Angst, dass jemand außer ihnen dieses Geständnis hören könnte.

An dieser Liebe wagte Draco tatsächlich nicht zu zweifeln, denn Narcissa war die einzige Frau, die seinen Vater immer wieder in ihren Bann ziehen konnte und das seit über zwanzig Jahren. Allerdings war sie auch eine der wenigen Frauen, die Lucius Malfoy überhaupt zu reizen schienen. Was zumindest Spekulationen zuließ.
 

„Und es sollte dich wirklich nicht interessieren, wo ich meine Nächte verbringe!“, setzte Lucius scharf nach.

Draco hob nur bezeichnend eine Augenbraue. Unausgesprochen stand sein „Dito!“ zwischen ihnen.

„Oh, na gut! --- Aber ausgerechnet Potter?“ Jetzt klang Lucius doch ein kleinwenig verzweifelt. „Gibt es denn keine anderen jungen Zauberer auf Hogwarts mehr?“
 

„Ja, ausgerechnet Potter!“ Draco sah zu dem Gryffindor hinüber, der inzwischen neben seiner Mutter saß und eine Hand auf ihren gewölbten Bauch legen musste, damit er das Kind strampeln spürte.

Narzissa lacht verzückt über die Trittkraft ihres ungeborenen Nachwuchs und Harry sah wieder einmal göttlich verlegen aus.
 

„Aber erwarte bitte nicht, dass ich ihm zum Willkommen ein Ring aus dem Familienschmuck schenke!“ Lucius verfolgte resignierend, wie seine Gemahlin dem verdammten Bengel die grünen Samtstrampler zeigte, die sie gerade erstanden hatte. Sie sah aus, wie ein aufgeregtes Schulmädchen und selbst Potter musste angesichts ihrer Begeisterung lächeln.
 

Natürlich war sie selbst in dieser peinlichen Stimmung absolut anbetungswürdig. Was man von dem schwarzhaarigen Wuschelkopf neben ihr nicht sagen konnte.

„Das würde ich nie von dir verlangen!“, behauptete Draco sanft, während er in die gleiche Richtung guckte. „Außerdem hält Harry sowieso mehr von Quidditch als von Schmuck.“

Lucius schnaubte abfällig.
 

***
 

Zur selbe Zeit erreichten Severus Snape und Remus Lupin den Fuchsbau. Das alte Haus sah mehr denn je danach aus, als könnte der nächste Sturm es davon tragen. Ein paar Hühner flohen vor den beiden Zauberern, als sie zur Hintertür schritten. Molly Weasley stürmte ihnen mit der ganzen Pracht ihrer roten Locken und vollen Rundungen entgegen und zog Remus zu sich herunter, um in schmatzend auf beide Wangen zu küssen.

„Die Kinder sind schon seit heute Morgen hier. Ich glaube, die Zwillinge hätten vorhin fast unseren Tannenbaum in Brand gesteckt. Und Ginnys neuer Freund hat versprochen morgen zum Essen zu kommen. Er ist ja so ein gut aussehender Junge und vielleicht wird er nächstes Jahr zum Assistenten des Chefheilers befördert. Ginny sagt, er soll ganz ausgezeichnete Chancen haben! Charles fliegt heute über den Kanal, du kennst ihn ja, immer auf einem Besen! Als wenn er nicht auch einfach apparieren…“
 

Ihr Blick fiel auf Severus Snape und prompt kam Redestrom zum erliegen. Angesichts ihres unverhohlenen Erstaunens sah der Zaubertrankmeister noch ein wenig abweisender zurück.

„Severus würde gerne über die Feiertage hier bleiben. Ich hab ihm gesagt, dass wäre kein Problem für euch“, sagte Remus sanft in die entstandene Stille hinein.
 

Die rothaarige Hexe sah ihn ungläubig an. Wäre sie allein gewesen, hätte ihn sicher einen Dummkopf und Idioten geschimpft, dafür dass er Dumbledores Mörder hergebracht hatte. Und das ausgerechnet zu Weihnachten.

„Äh, ihr müsstet euch natürlich ein Zimmer teilen“, murmelte Molly mit deutlichem Widerwillen. „Und Platz haben wir auch nicht viel. Du weißt ja, was hier immer los ist.“
 

Obwohl das scheinbar in keinerlei Zusammenhang mit ihrem Einwand stand, erwiderte Remus: „Severus ist der beste Freund, den ich habe. Er hat als Spion jeden von uns unzählige Male durch seinen Mut und seine Klugheit gerettet. Ich würde ihm ohne zu Zögern mein Leben anvertrauen.“
 

Molly und Severus zuckten gleichzeitig zusammen, als hätte er ihnen eine Ohrfeige gegeben.

Die rothaarige Hexe senkte verlegen den Blick, schien sich zusammeln und atmete dann tief durch. „Das genügt mir! Und allen anderen sollte es das besser auch!“

Ihr störrischer Tonfall verriet Remus, dass der Zaubertrankmeister gerade offiziell in den Club ihrer Schützlinge aufgenommen worden war. „Ihr bekommt Ron´s Zimmer. Er muss eh bei Charlie schlafen. Kommt wir bringen eure Koffer hoch.“ Energisch stapfte sie vor ihnen ins Haus.
 

Unbemerkt von den beiden anderen, hatte Severus ebenfalls den Blick gesenkt. „Ich würde ihm mein Leben anvertrauen!“ – Er hätte Remus für diesen Satz ins Gesicht schlagen können! Der letzte, der dasselbe über ihn gesagt hatte, war tot. Und er war gestorben um Severus zu retten. Noch einmal wollte der Zaubertrankmeister das nicht ertragen müssen.
 

„Kommst du?“ Remus hatte ihm beim Arm gepackt und über die Schwelle des verwinkeltes Hauses gezogen. Sofort drangen ihm der Geruch von Essen, laute Musik und Stimmengewirr entgegen. Irgendwo im oberen Stockwerk schien in regelmäßigen Abständen etwas zu explodieren.

Im Gegensatz zu ihren Gästen, schien Molly sehr genau zu wissen, wer für diese Explosionen verantwortlich war. Ihr Gesicht nahm einen beängstigenden Ausdruck an und sie stürmte an ihnen vorbei die Treppe hinauf.

„Ich habe gesagt, keine Experimente in meinem Haus! Wenn ich euch beide noch einmal…“ Ihre Stimme gingen einem weitern, ohrenbetäubenden Knall unter.
 

„Die Zwillinge!“, erklärte Remus gutgelaunt.

„Herzallerliebst!“, entgegnete Severus schwach und ließ sich von ihm bis unters Dach ziehen.

„Ron´s Zimmer!“ Der andere Lehrer stieß eine Tür auf und wuchtete seinen alten Koffer hinein. Als Severus eintrat, wünschte er sich einen Moment lang, einer Sinnestäuschung zu erliegen. Oder auf Kommando in Ohnmacht fallen zu können. Oder auch einfach nur wieder in Hogwarts zu sein.
 

„Nun, was sagst du?“, fragte Remus fröhlich.

„Es ist --- Orange!“

„Ich denke, dass lässt sich nicht bestreiten. Ron ist ein großer Chudley Cannons Fan. Und diese Saison haben sie gar nicht mal so schlecht gespielt.“

„…!!!“

„Oh, komm schon, Sev, so schlimm ist nun auch wieder nicht!“

„Selbst wenn ich Farbenblind wäre, wäre es noch schlimm!“

Der Mistkerl lachte.
 

Die übrigen (und recht zahlreichen) Familienmitglieder nahmen Severus Besuch unterschiedlich gut auf.

Ronald riss gepeinigt die Augen auf, stöhne leise und murmelte etwas, dass verdächtig nach „…nicht noch einer von der Sorte! Irgendjemand muss mich wirklich hassen!“ klang. Aber das ergab für Severus erst einmal wenig Sinn.
 

Ginnerva reichte ihm gerade mal bis zur Hüfte (der Schrumpffluch war noch nicht vollständig aufgehoben) und stemmte ihre Hände in dieselben. Die Abneigung in ihren Augen war mit Händen zu greifen, aber sie verlor deutlich an Gewicht, da die jüngste Weasley den Kopf in den Nacken lege musste, um ihn finster anzufunkeln.
 

Arthur war nicht wenig überrascht, aber offensichtlich von seiner Frau angewiesen worden, freundlich zu sein. Charles fragte ihn nach einem Heilmittel für erkältete Langhorndrachen. Bill, so erinnerte sich Severus, war an der Seite seiner Verlobten im Kampf gefallen.
 

Am meisten aber überraschten den Zaubertrankmeister die Zwillinge. Fred und George ließ ihn für den Rest des Tages nicht mehr allein. Wo immer Severus auftauchte, war Rekordzeit auch einer der beiden, um ihm eine verbesserte Rezeptur für ihre patentierten Kotzpastillen zu entlocken. Nach dem Abendessen floh der Werwolf fast in Ron´s Zimmer, nur um endlich seinen zwei Quälgeistern zu entkommen.
 

Molly war gerade mit Remus hinauf gestiegen, um Severus neue Bettzeug zu bringen. Mit einem zarten Rotton auf den Wangen gestand sie, dass die Zwillinge das aufklappbare Feldbett bei der letzten Explosion eingeschmolzen hatten und einer von ihnen auf dem Sofa schlafen musste.
 

„Das ist schon in Ordnung. Ich schlafe ständig auf Sofas´“, beruhigte Remus sie.

Das konnte sein Kollege nur bestätigen, denn schließlich hatte der andere Werwolf in den letzten zwei Wochen wesentlich mehr Nächte auf Severus Sofa geschlafen, als in seinem eigenen Bett.
 

Er konnte Remus also guten Gewissens die durchgesessene, viel zu kurze Couch der Weasleys überlassen. Remus, der es schließlich gar nicht anders verdient hatte, als Weihnachten um den Schlaf gebracht zu werden! Der immer weggesehen hatte, wenn seine Freunde Severus quälten; der ihn als Teenager fast zerfleischt hätte; der ihn als Werwolf im Revierkampf geschlagen hatte.
 

Ja genau, sagte eine Stimme in seinem Kopf, die erstaunlicherweise nach Minerva klang, Remus, der deine Wunden versorgte, der dich vor Umbridge in Schutz nahm und der beim letzten Vollmond deine Erinnerungen zurück gedrängt hat, einfach nur, in dem er da war. Und das obwohl du ihn vor vier Jahren absichtlich verraten hast.
 

Severus stöhnte innerlich auf. Das war ja nicht auszuhalten!

„Du kannst ruhig hier schlafen“, sagte er ohne sich umzudrehen.

„Hier, im Sinne von bei dir?“, fragte Remus vorsichtig.

Severus knurrte leise. Und obwohl er sich immer noch nicht umdrehte, konnte er spüren, dass die blöde Floschleuder übers ganze Gesicht strahlte.

„Schlafen!“, fauchte Severus. „Nichts anderes!“

„Natürlich!“, sagte Remus. Er hörte sich an, wie ein Kleinkind, dass schwor wirklich nicht den ganzen rohen Keksteig alleine aufgegessen zu haben.

Severus entfuhr eine weiterer seiner tiefen Seufzer.
 

***
 

Zu Harrys maßlosem Erstaunen, starb er weder unter Krämpfen beim Abendessen, noch durch einen Todesfluch in den Rücken oder einen vergifteten Dolch in den endlosen Korridoren von Malfoy Manor. Bestimmt wäre seine Leiche in Jahrhunderten nicht gefunden worden.

Doch stattdessen wünschte Narzissa ihnen mit einem Augenzwinkern und Lucius Malfoy mit einem Todesblick eine gute Nacht. Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte Harry sich ein Lachen nicht verkneifen können.
 

Als sie im Dunkeln neben einander lagen, sagte Draco plötzlich: „Erzähl mir von dem Schrank!“

„Dem was?!“ Harry hatte insgeheim mit ein wenig mehr Leidenschaft gerechnet und nicht mit einem Befehl. Außerdem wollte er diesen Teil seines Lebens nicht bloßlegen. Selbst Ron und Hermine kannten nicht alle Einzelheit seiner Kindheit.
 

Draco drehte sich auf die Seite, so dass ihre Gesichter sich jetzt gegenüber lagen, nur wenige Zenitmeter von einander entfernt. „Erzähl mir was, du mit dem Schrank vorhin gemeint hast! Ich will wissen, wo du zu Hause bist! In allen Einzelheiten.“

Harry stöhnt unverhohlen auf. Warum musste Draco-niemand-auf-Welt-interessiert-mich-Malfoy sich ausgerechnet an diesem Abend sein zwischenmenschliches Interesse entdecken? Und warum gerade an diesem, einen Punkt.

„Glaub mir, dass ist keine gute Idee!“, murmelte Harry, doch er spürte bereits das alt vertraute Stechen ihres Vertragzaubers unter der Haut, weil er sich einer Anordnung widersetzte.
 

Draco so ihn bloß nichts ahnend an und das Stechen breitet sich aus.

Das war so – Arrrrgh! An dieser Stelle hätte Harry gerne in die Seidenbezogenen Kissen gebissen. Oder seinem Vertragspartner ins Gesicht geschlagen. Oder…

Doch stattdessen begann er, vor Schmerz nach Luft schnappend, zu erzählen.
 

Von dem Schrank unter der Treppe, in dem er lebte, bis der erste Brief aus Hogwarts eintraf. Von den Spinnen, der schützenden Dunkelheit, der Enge und dem Staub, der von Stufen auf sein Bett rieselte. Davon, dass es nur Fotos von Duddley gab und Harry sein lebender Punchigball war.
 

Während Harry redete, schien die Vergangenheit vor seinem inneren Augen aufzuerstehen: die Grundschule, in der niemand mit Potter in seinen seltsamen Klamotten befreundet sein wollte. Die vielen Weihnachten, an denen er nur stinkende Socken oder ausgeleierte T-Shirts geschenkt bekam, während sein Cousin gerade das nächste Videospiel auspackte. Das verdammte rote Fahrrad, auf das Harry so scharf gewesen war und das natürlich nur Duddley kriegte. Wie er, anstatt ins Kino zu gehen oder auch nur auf den nächsten Spielplatz, Böden schrubbte und Essen kochte. Essen, von dem er immer nur viel zu wenig abbekam.
 

Harry war davon überzeugt gewesen, aus irgendeinem geheimnisvollen Grund besonders verabscheuungswürdig zu sein. Anders hatte er sich das Verhalten seiner eigenen Familie nicht erklären können. Er war ja erst elf gewesen.
 

Als er endlich schwieg, fühlte Harry sich seltsamer Weise leichter. All das war längst vorbei. Er musste nie wieder zu den Dussleys zurückkehren. Nach Ende Schuljahres war er frei, zu gehen, wohin er wollte. Nicht ganz, berichtigte er sich, bis zum nächsten Oktober höre ich per Vertrag noch auf Draco und ---- Moment, Draco?
 

Harry war so in Gedanken versunken gewesen, dass er den Slytherin vollständig vergessen hatte. Als er sich jetzt zu ihm umwandte, zuckte er erschrocken zurück, denn Dracos hellgrauen Augen, stand nackter Hass.
 

„Draco?!“, flüsterte er vorsichtig.

Im nächsten Augenblick lag der blonde Slytherin über ihm, vergrub seine Hände in Harrys Haaren und küsste ihn ungewohnt hart, fast zornig, und ohne auf Erwiderung aus zu sein. Dann sackte sein Kopf schwer auf Harry Schulter.
 

„Bei Salazar, dafür werden sie bezahlen!“, zischte Draco dicht an seinem Ohr. „Dieses nichtswürdige, wertlose, anmaßende Muggelpack! Wie können sie es wagen?!“

Noch niemals zuvor, nicht einmal zu den besten Zeiten ihrer Feindschaft, hatte Dracos Stimme so eiskalt und voller Abscheu geklungen. Fast machte seine Reaktion Harry Angst. Sie erinnerte ihn ein wenig zu sehr an Lucius Malfoy.
 

Harry schob seinen Vertragspartner zur Seite und beugte sich ihn.

„Versprich mir, dass du nicht zu den Dussleys fliegst, um ihnen einen Unverzeihlichen auf den Hals zu hetzten!“, verlangte er scharf.

„Dieser Abschaum hat nichts anders verdient, als…“

Harrys Faust bohrte sich neben Dracos perfektem Gesicht in die Kissen. Ganz nah, nicht einmal eine Schreibfeder hätte noch dazwischen gepasst.

„Versprich es mir!“, wiederholte Harry wütend.
 

Draco funkelte nicht wenig arrogant zurück.

„Du wirst nicht wegen diesen selbstgefälligen Schwachköpfen nach Askaban gehen! Verstanden?!“, fauchte der Gryffindor und seine grünen Augen nahmen einen furchteinflössenden Ausdruck an. Es war einer jener seltenen Momente, in denen Harry zu seinem verborgenen Heldenego wurde. Und es gab nur wenige Zauberer, die es gewagt hätten, dem etwas entgegen zu setzten.
 

Draco senkte widerwillig den Blick. „Ich verspreche dir, dass ich deinen Verwandten kein Haar krümme!“, knurrte er.

Und Slytherins hielten ein einmal gegebenes Versprechen um jeden Preis! Allerdings hieß das ja nicht, dass er die Dussleys gar nicht büßen ließ. Es gab ja noch so viele andere Möglichkeiten, Rache zu üben, als ausgerechnet rohe Gewalt. Mit diesem befriedigen Gedanken zog Draco den Schwarzhaarigen in die Kissen zurück und legte besitz ergreifend einen Arm um ihn.
 

***
 

Im Fuchsbau lag Severus Snape wach im Bett und starrte in das Mondlicht erhellte Zimmer. Zunehmender Mond, schon wieder! Aber die Wärme in seinem Rücken und der schwere Arm auf seiner Hüfte hatten seltsamer Weise eine beruhigende Wirkung auf ihn. Genau wie der gleichmäßige Atem in seinem Nacken, der typische Wolfsgeruch unter der Haut und…
 

Großartig! Er verhielt sich wie ein Hormongesteuerter Teenager! Der meistgefürchtete Lehrer Hogwarts (und das seit fast zwanzig Jahren!) verdrehte über sich selbst die Augen. Das lag alles nur daran, dass sich sein Liebesleben seit langem auf Lucius gelegentlichen Seitensprünge reduzierte! Als Todesser und Doppelspion war einfach keine Zeit für Romantik geblieben. Außerdem war er ja wohl kaum der Typ, dem die Verehrer hinterher liefen. Und dass er das ganze Jahr über mit einigen hundert pickelgesichtigen Teenagern zusammen in einem zugigen Schloss lebte machte die Sache auch nicht einfacher.
 

Zumindest müsste ich Remus nicht erklären, wohin ich bei Vollmond verschwinde. Oder warum ich garantiert keine Kinder haben will. Als Severus merkte, was er gerade gedacht hatte, stöhnte er lautlos auf und grub seine Faust tief in die Matratze.
 

Er hatte nie eine Beziehung gewollt! Die meisten Menschen gingen ihm durch ihre bloße Anwesenheit auf die Nerven. Er liebte es für Stunden allein im Labor zu arbeiten. Oder nachts Stunden lang zu lesen, ungestört und hellwach, während alle anderen Bewohner im Schloss schliefen und die Stille in den Gängen hallte.

Außerdem wusste er nichts von Remus. Er hatte ihn nie in seinen neuen Räumen besucht (da der Werwolf eh immer bei ihm war) und nicht nach seinem Leben gefragt. Tatsächlich wusste er über die meisten seiner Schüler mehr, als über den Zauberer, der gerade leise in sein linkes Ohr schnarchte.
 

Severus hatte noch nicht mal vor seinem Bücherregal gestanden, etwas, dass er bei Fremden immer zuerst tat und meist mit einem abfälligen Lächeln im Gesicht.

„Remus?!“ Er stupste den anderen Werwolf unsanft mit dem Ellbogen an. „Was ließt du?“
 

Stille, dann ein ungläubiges Schnauben. „Du weckst mich mitten in der Nacht auf, um mich das zu fragen?“

„Ach was, tu doch nicht so! Du hast überhaupt nicht geschlafen!“, faucht Severus leise zurück. Beide flüsterten, obwohl außer ihnen niemand im Raum war. Es war, als gehörte dies zur Nacht dazu.
 

Als Severus schon glaubte, dass er keine Antwort mehr bekommen würde, hörte er plötzlich Remus Stimme, ganz nah an seinem Ohr.

„Yeats! Ich lese William Butler Yeats.“ Das Lächeln war aus seinen Worten heraus zu hören.
 

„Hätt ich des Himmels bestickte Kleider,

Durchwirkt mit goldnem und silbernem Licht,

Die blauen, matten und dunklen Kleider,

Der Nacht, des Tags und des halben Lichts,

Ich legte sie dir zu Füßen aus:“, zitierte Remus.
 

Severus erstarrte unter den geflüsterten, leisen Silben. Um nichts in der Welt hätte er sich jetzt rühren können.
 

„Doch ich bin arm, hab nur meine Träume,

Die legte ich zu deinen Füßen aus,

Tritt sanft, du trittst ja auf meine Träume.“
 

„Du Narr!“, murmelte Severus in sich ausbreitende Stille hinein. Aber er schien nicht so sehr Remus, als viel mehr sich selbst zu beschimpfen. Der dunkelblonde Schopf sank sacht gegen seinen.
 

***
 

Am Weihnachtsmorgen erwachte Harry mit dem Gefühl, angestarrt zu werden. Leise wand er sich zu Draco um und fand ihn schlafend. Hab ich mir wohl eingebildet, dachte der Gryffindor und ertappte sich bei einem Anflug von Bedauern.

Erst, als er sicher war, dass der Gryffindor sich dem Geschenkhaufen, am Fußende des Bettes

widmete, schlug der Sohn des Hauses wieder die grauen Augen auf. Das war knapp gewesen!
 

Als er sich aufsetzte warf Harry ihm eins, von zwei identischen Päckchen zu.

„Von Hermine!“ Draco zelebrierte das Auspacken genussvoll, zumindest so lange, bis das erste Teil heraus fiel. Dracos Augenbrauen zuckten gleichzeitig in die Höhe, etwas, dass nur alle zwei Jahre vorkam. Er sah deutlich Lady Schlammbluts altkluges Gesicht vor sich. Das durfte ja wohl nicht wahr sein!
 

Harrys hochrote Wangen sagten ihm, dass sie beide dasselbe Geschenk bekommen hatte: Gleitgel in den Geschmackrichtungen Passionsfrucht und Mango (das klang wie Joghurt!), Kondome in allen Spielrichtungen und grüne bzw. rote Stringtangas.

Draco brach in schallendes Gelächter aus.
 

Als nächstes kam ein neuer Weasley-Pullover für Harry mit einer Eule. Dieses Mal war er rostrot mit blauem H. Und Harry musste den Slytherin davon abhalten, ihn von den Hauselfen desinfizieren und auf Flöhe hin untersuchen zu lassen. Dracos neuer Rennbesen, seine maßgefertigten Armschützer und der silberne Smaragdring waren ja kaum der Rede wert. Zumindest Dracos Reaktion nach zu urteilen.
 

Dank entdeckte Harry das große, flache Parket, dass versteckt unter den anderen gelegen hatte. Es war ungewöhnlich schwer und als er auspackte, war er im ersten Moment erstaunt. Warum sollte Draco ihm eine Salatschüsselgroße Steinschale schenken? Auch wenn die weiße Maserung und die silberne Aufhängung sehr hübsch war. Dann begriff er.
 

„Das ist ein Denkarium“, hauchte Harry.

„Schön, nicht wahr?“ Draco platzte fast vor lauter Selbstgerechtigkeit. „Sev hat mir erklärt, worauf ich achten muss. Er meinte, diese Größe wäre wahrscheinlich ausreichend. Spezialanfertigung von Greasyls und Töchter. Sie haben…“ Er verstummte plötzlich, weil Harry an seinem Hals hing und mit seinem Gewicht in die Kissen zurück riss.
 

„Das ist das beste, großartigste und alles in allem wahrscheinlich einzigartigste, was ich jemals bekommen habe!“, sagte Harry, von irgendwo hinter Draco Ohr und küsste mit Inbrunst einen kleinen Halsabschnitt, der gerade in Reichweite war.

Das war durchaus die Reaktion, die Draco sich erhofft hatte.

„Ich hatte das Gefühl, dass du einige Erinnerungen loswerden solltest“, erklärte er lakonisch.
 

Und dann fiel Draco noch das kleine Geschenk neben seinem Kissen auf. Es war kaum größer als seine Hand und enthielt einen winzigen Spiegel. Ein warmes Gefühl, wie von Butterbier, breitete sich in seiner Brust aus, als er die Funktion erriet.

„Wer hat den anderen?“, fragte er, obwohl er die Antwort kannte.

Harry, bereits auf dem Weg zum Badezimmer, zuckte nur mit den Schultern.
 

***
 

Am nächsten Morgen tauschte die Familie Weasley vor dem Kamin ihre Geschenke aus. Molly hatte Minerva eingeladen, die sonst immer auf Hogwarts feierte und Ginnys Freund war zu Besuch gekommen.
 

Obwohl Severus gewartet hatte, bis gerade alle in der Küche waren, hatte Remus gesehen, dass er mehrere kleine Parkette mit Silberbändern zu den Geschenkstapeln gelegt hatte. Er sah, wie Fred und George mehrere Tiegel mit Brandsalben und Wundtinktur auspackten, und außerdem eine kleine Pergamentrolle fanden. Nachdem die Zwillinge den Inhalt gelesen hatten, konnte man ihren Gesichtsausdruck nur noch als diabolisch bezeichnen und sie hatten sehr eilig, die Rolle vor den Argusaugen ihrer Mutter zu verstecken. (Nur zwei Tage nach Neujahr sollten Weasleys verbesserte Kotzpastillen in Produktion gehen).
 

Severus bekam von Minerva eine Abhandlung über Werwolfverhalten im gesetzlichen Kontext geschenkt (wofür sie fast mit Blicken erdolcht wurde) und von Remus einen dünnen Gedichtband, den er in Rekordzeit unter dem anderen Buch versteckte.
 

Als Remus sein eigenes Geschenk auspackte, stockte ihm ein Moment der Atem. Es war banal. Und trotzdem großartig. Eine neue Robe in einem sandigen Beige, das genau zu seinen Haaren passte. Der Schnitt war ein Traum und das Stoff sicher sehr teuer gewesen. Wahrscheinlich hatte Severus seinem Patensohn die Auswahl überlassen, da er selbst ungefähr so viel von Mode verstand, wie Remus vom Tränkebrauen.
 

Der Werwolf sah gerade noch rechtzeitig genug auf, um Molly Weasley aus dem Zimmer stürmen zu sehen. Sie hielt eine Phiole in der Hand, die verlockungsvoll golden schimmerte. Golden? Remus sah fragend zu Severus hinüber der voll offensichtlicher Langeweile aus dem Fenster auf die winterleeren Gemüsebeete hinaus starrte.
 

Molly kehrte mit einem grünweißen Knäuel unter dem Arm zurück, dass sie Severus in die Hand drückte.

„Da für dich, Severus!“, sagte sie verlegen. „Es war mein erster! Ich hab ihn gestrickt, als ich mit Bill schwanger war.“

Severus hob fragend eine Augenbraue und wickelte das wollige Etwas auseinander. Es war ein Schal. In einem grauenhaften Olivgrün mit schiefen, weißen Streifen. Severus andere Augenbraue sprang in die Höhe.
 

„Ich hab damals drei Wochen dran gesessen. Die Wolle war im Angebot auf dem Markt zu haben. Ich weiß noch, wie ich die Farben ausgesucht hab. Grün steht für Hoffnung“, plapperte Molly errötend.

Severus sah auf den Schal in seinen Händen. Es sah scheußlich aus. Mehr als scheußlich. Der Zaubertrankmeister begegnete Mollys erwartungsvollem Blick. Sie schien tatsächlich an dem Fetzen zu hängen, sehr sogar, ihrem Strahlen nach zu urteilen.
 

„Danke sehr! Er ist – einzigartig!“, sagte er ausdruckslos.

„Nicht wahr?“, gurrte Molly, zu friede sich selbst übertroffen zu haben.

Im Hintergrund sah Severus, wie Remus und Minerva von stummen Lachanfällen geschüttelt auf den Flur hinaus flohen. Auch Charlies Mundwinkel zuckten verräterisch und mehrere Weasleys schienen sich auf die Lippen beißen zu müssen.
 

Während dem Frühstück, beugte sich Remus zu dem anderen Werwolf hinüber.

„Felix Felicis!“, flüsterte er.

„Wie?“

„Du hast den Weasley flüssiges Glück geschenkt!“

„Ich weiß nicht, wovon du redest!“, behauptete Severus und trank ungerührt weiter Tee.
 

Zeitgleich war das Gespräch am anderen Ende des Tisches auf Dolores Umbridge gekommen und Arthur plauderte aus dem Nähkästchen des Ministeriums: „Niemand weißt, was sie all die Jahre gemacht hat. Sie tauchte plötzlich auf und ist Cornelius in seinen fetten…jaja, schon gut, Molly, also sonst wohin gekrochen. Und plötzlich wird sie Inquisitorin. Mit Sonderbefugnis. Und dann diese schrecklichen Katzenteller…“

Severus Kopf war in die Höhe geruckt. „Wiederholen Sie das noch einmal, Arthur!“, verlangte er scharf.
 

„Diese schrecklichen Katzenteller?“ Sein Gastgeber sah ihn zweifelnd an.

„Nein, den Anfang!“

„Na ja, niemand weiß, was sie all die Jahre gemacht hat! Sie scheint einfach aus dem Nichts aufgetaucht zu sein.“

Die Blicke der drei Professoren trafen sich, wie auf ein geheimes Zeichen hin, und ein Furcht einflößendes Grinsen breitete sich unisono auf ihren Gesichtern aus.
 

***
 

Das nächste Kapitel handelt von Narzissas Stimmungsschwankungen, Umbridge Vergangenheit und Frauenkleidern.
 

Fortsetzung Mittwoch.

Geruhsame Feiertage, mehr oder weniger Teil 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Geruhsame Feiertage, mehr oder weniger Teil 2 - Ohne Adult

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Vielen Dank für eure Kommentare *Zimtsterne rausstell*

@YeneRiddel: Nicht weinen *in Arm nehm* Dafür antworte ich dir als erste. Ich fürchte, die Charas sind die ganzen beiden Weihnachtskapitel durch so OCC. War irgendwie beim schreiben in so einer rosaroten Stimmung. Deshalb sind sie ziemlich kitschig geworden *schäm* Danke für die Muffins *sie auffutter*

@Dranza-chan: War in so einer zuckersüßen, rosaroten, harmonie Stimmung, als ich das geschrieben hab *verlegen ist* Deshalb sind die Charas so untypisch friedlich geraten. Aber irgendwie wollte ich so was schon immer mal schreiben.

@Yami-chi: Daaaanke! Ich liebe solche Lieblings-stellen-Zitate. *Yami-chi stürmisch abknuddel* Auf fanfiktion.de ab ich auch hochgeladen, aber Samstag holen wir die andere Site ein. Aber jetzt kriegt erst mal Umbridge einen Dämpfer von Narzissa. *finster auflach*

@rose_de_noire: Danke für dein liebes Kommi. Ich sag nur: Umbridge hat eine Zwillingsschwester *sich in sinnlosen Andeutungen ergeht* Und Lucius muss sich mit ihr treffen – ob er will oder nicht…

@Yami-San: Umbridge ist nicht die, die sie zu seien scheint. Wortwörtlich. Aber mehr verrate ich nicht… (ich liebe es, geheimnisvolle, sinnlose Andeutungen zu machen. ^^° Sorry, aber im nächsten Kapitel weißt du mehr).

@Roi_Soleil_Leon: Jaaah, wieder einmal werden finstere Pläne geschmiedet. Und dieses Mal ist auch noch Lucius mit von der Partie. Wen auch vollkommen unfreiwillig.

@fossybaer: Dracos Wut auf die Dursleys bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Genauso wenig, wie die Entdeckung der drei Professoren. Aber erstmal gibt´s ein bisschen Slash und Umbridge in Hochform…

@Ellibys1987: Jaaaah, ich liebe solche Cliff´s *böse auflach* Meine sadistische Ader. Und ich liebe deine Aufzählungen von Lieblingsstellen *begeistert abknuddel*
 

Sorry, dass dieses Kapitel einen Tag zu spät kommt. Liegt daran, dass ich vergessen habe (^^°), dass gleich zu Anfang ein ausführlicher Lemon kommt und noch keine jugendfreie Version auf Lager hatte. Bitte verzeiht mir.
 

***
 

19. Kapitel

Geruhsame Feiertage, mehr oder weniger – Teil 2
 

Draco hörte aus dem Badezimmer das Rauschen der Dusche. Er hatte immer noch dieses irrsinnig glückliche Grinsen im Gesicht und den kleinen Zweiwegspiegel in der Hand.

Dann allerdings drängte sich ein anderes Bild in seine Gedanken: Harry, nackt und unter dem warmen Duschstrahl. Und im selben Augenblick wurde sein Grinsen eine Spur dreckiger.
 

Auf dem Weg ins Bad streifte er, fast nebenbei Pyjama und Wäsche ab, als er eintrat schlug im Wärme und der Geruch von Honigduschgel entgegen.

„Accio Grangers Geschenk!“, murmelte Draco und hielt im nächsten Moment eine Tube Gleitgel in der Hand. „Danke, Lady Schlammblut, ich werde dein Genie nie wieder in Frage stellen!“
 

Harry wurde das Shampoo aus der Hand genommen und als nächstes spürte er zehn lange Finger sein rabenschwarzes Haar einseifen und seinen Kopf massieren. Und noch etwas anderes, härteres an seinem Schenkel.

„Draco…“

„Ja, Darling?“

Schon wieder dieses spöttische Schnurren! Harry stöhnte, nur halb gequält, auf. „Was…?!“

„Wonach sieht das denn aus?!“
 

In exakt diesem Augenblick erschien mit einem lautem Plop eine magere Hauselfe in der Seifenschale. Sie trug ein kariertes Küchenhandtuch wie Toga um den kleinen Körper geschlungen und ihre großen Augen waren auf Draco gerichtet.

„Kieks soll den jungen Herrn und seinen Gast in den grünen Salon zum Frühstück bringen.“
 

Worauf hin Draco in allen Sprachen, die er beherrschte (altgälisch, lateinisch, englisch und französisch) zu fluchen begann. „Das macht er mit Absicht!“

„Hältst du das nicht für ein bisschen übertrieben?!“, wollte Harry wissen, inzwischen schamrot im Gesicht.

„Nein! Du kennst meinen Vater nicht! Du..“ Draco rang sichtlich mit seiner Fassung und wand sich dann an Kieks, die immer noch in der Seifenschale stand, inzwischen durchnässt und tropfend. „Verschwinde!“
 

„Der Meister hat gesagt, Kieks soll…“

„Jaja, geschenkt! Wir gehen gleich hinunter, und jetzt, raus hier!“

„Aber…“

„Kieks! Raus! Sofort!“ Dracos Stimme hatte einen wahrhaft beängstigenden Tonfall angenommen und Kieks flüchtete ins Schlafzimmer. Durch die Tür hindurch konnten Draco und Harry hören, wie sie mit dem Kopf gegen irgendetwas Hartes schlug, um sich selbst zu bestrafen, weil sie Lucius Befehl nicht ausführen konnte.
 

„Draco…“, begann Harry und klang eindeutig besorgt.

Draco stöhnte auf.

„Es ist nicht richtig!“, beharrte der Gryffindor.

„Oh, na gut, wenn es dich glücklich macht!“ Draco hob die Stimme und brüllte durch die Tür: „Kieks, ich befehle dir, dich nicht zu verletzten. Setzt dich einfach still hin und warte, bis wir fertig sind.“ Dann wand er sich gefährlich lächelnd zu Harry um. „Zufrieden, Darling?“, schnurrte er.
 

Der Gryffindor wollte gerade die Hände nach ihm ausstrecken, als Draco ihm einen Befehl ins Ohr hauchte: „Halt schön still!“

Harry wollte einen Schritt auf ihn zugehen, aber es ging nicht. Der Vertrag ließ ihn unmittelbar vor Draco erstarren, unfähig seine Hände über den die-wandelnde-Versuchung-Körper des Slytherins wandern zu lassen.
 

„Draco!“ Dieses Mal klang es eindeutig wütend.

Der blonde Bastard lachte ihn aus.
 

Und zum ersten Mal seit erstaunlich langer Zeit begann der Gryffindor seinen Vertragspartner wieder zu verfluchen. Lange, ausgiebig und erstaunlich wortgewaltig. Draco beschloss, sich bei Gelegenheit eine Liste anzulegen. Jetzt aber hatte er so viel Besseres zu tun! Seine Hände glitten Harrys Körper hinab, in eine eindeutige Richtung. Das Ergebnis seiner Bemühungen war, dass die Schimpftirade zeitweilig in einem erregten Keuchen unterging.
 

Im Schlafzimmer saß Kieks immer noch mit Tränen in den großen Augen und tropfnass in einer dunklen Ecke und polierte aus Pflichtgefühl heraus die makellos sauberen Schuhe des jungen Herrn. Als aus dem Bad ein heiseres Aufschreien zu hören war, dann dumpfes Stöhnen und ein unterdrücktes Grollen, verging die kleine Elfe vor Sorge fast, aber Master Draco hatte ihr befohlen, hier zu warten und nichts zu unternehmen. Deshalb begann sie vor lauter Verzweiflung nur noch ein wenig energischer zu polieren.
 

„Du darfst dich bewegen. Und es wäre nett, wenn du meinen Namen stöhnen könntest!“

„Hab ich schon erwähnt, dass du der selbst verliebtest, arroganteste... jaaah, genauso!“
 

Als die beiden kurz nacheinander, in und übereinander, zitternd und lautstark kamen, heulte Kieks vor der Tür stumm in ihr Geschirrtuch. Dank dem Befehl war sie unfähig, ihrem jungen Herrn zu Hilfe zu eilen oder den Hausherren herbei zu rufen, damit er seinen Sohn retten konnte. Denn den Geräuschen zu folge, musste im Bad ein fürchterlicher Kampf toben.
 

***
 

Wesentlich später folgten Draco und Harry der unglücklichen Hauselfe in den grünen Salon.

Die beiden anderen Malfoys saßen um einen runden, festlich eingedeckten Tisch und waren offensichtlich gerade dabei, hemmungslos miteinander zu flirten.
 

Lucius hatte einen Mistelzweig so verzaubert, dass er fortwährend über Narzissas Kopf schwebte. Die beiden gurrten, kicherten und küssten sich wie zwei hormongesteuerte Teenager. Narzissa saß fast auf Lucius Schoss, trug ein Paar neuer Smaragdohrringe (das 87ste Paar seit ihrer Hochzeit!) und versuchte ihren Mann mit Mandelbaiser zu füttern.

Als die beiden Schüler eintraten, stoben sie auseinander, als hätten sie sich verbrannt.

Beide rührten fahrig in ihrem Kaffee.
 

„Du kommst spät, mein Sohn! Ich hab Kieks vor fast einer Stunde hoch geschickt!“ Lucius versuchte sich den Anschein von väterlicher Strenge zu geben, während er unauffällig seine Kleider richtete und seine langen Haare zu Recht zupfte.

Bevor Draco Gelegenheit hatte, zu antworten, stürzte Kieks vor und warf sich vor dem Hausherren auf den Frühstückstisch (wobei ein Teller zu Bruch ging und die Stechpalmendekoration durcheinander geriet). „Kieks ist an allem Schuld, Herr. Kieks hat Schreie und Stöhnen aus Bad gehört und konnte nicht hinein! Böse, böse Kieks!“ Sie klopfte mit dem Kopf gegen eine silberne Kaffeekanne, bis Narzissa das Gefäß fortnahm, da es bedenklich zu wackeln begonnen hatte.
 

Im Gegensatz zu seiner Elfe schien Lucius sehr wohl zu wissen, was im Bad vorgegangen war und der lange Blick, mit dem er Harry bedachte, hätte ein voll ausgebildetes Aurorenteam in die Flucht schlagen können.

Dessen ungeachtet herzte Narzissa die beiden Jungen, drängte Draco noch drei bis vier Zentnerschwere Pakete auf und reichte auch Harry ein hübsch verpacktes Geschenk.
 

Leicht verwundert, um nicht zu sagen, maßlos erstaunt, wickelte Harry „Quidditch im Wandel der Zeiten“ aus. Eine Sonderausgabe aus grünem Drachenleder mit Goldprägung und Widmung vom Autor. Als der Rest seiner Familie gerade nicht hinsah, beugte sich Lucius zu seinem Gast hinüber und flüsterte, „Freuen Sie sich nicht zu früh, Potter, auch Buchseiten können vergiftet sein!“
 

Im selben Augenblick loderten die Flammen im malfoynischen Kamin grün auf und eine rosa gewandete, pummelige Gestalt kletterte umständlich über das Kamingitter. Dolores Umbridge richtete ihre pinkfarbene Schleife zu Recht und räusperte sich gewichtig.
 

„Mr. Malfoy, ich bin hier um Sie, als Vorsitzenden des Schulrats von Hogwarts, über eine Reihe von Regelverstößen widerwärtigster Art in Kenntnis zu setzten, die sich allesamt gegen meine Person richteten und auf ein größeres Komplott schließen lassen.“ Beglückt lächelte sie in die Runde. „Vorgestern konnte ich einen der Verschwörer entlarven und der Schule verweisen. Minerva McGonagall wird nie wieder einen Fuß über die Schwelle von Hogwarts setzten. Nun aber gilt es, die übrigen faulen Individuen aus dem gesunden Schulkörper zu schneiden.“ Bei diesen Worten entdeckte sie Harry und funkelte ihn finster und ein wenig überrascht an.
 

Narzissa, der Mistelzweig schwebte noch immer über ihrem Haupt, war aufgestanden und hatte eine Tasse gefüllt. „Frohe Weihnachten, Dolores. Möchten Sie Zimtsterne zum Kaffee?“

Ungeachtet dieses freundlichen Angebots, hatte Umbridge die mütterliche Brust vorgereckt und das Doppelkinn gehoben.
 

„Ronald Weasley, Hermine Granger und allen voran“, sie streckte den Arm aus und deutete anklagend auf den schwarzhaarigen Gryffindor, „Harry Potter müssen von Hogwarts verwiesen werden! Sie sind es nicht wert, an dieser Schule weiter unterrichtet zu werden! Gefährliche Subjekte, ohne Anstand oder Ehrgefühl! Abschaum, der…“
 

Sie wurde unterbrochen. Die Hausherrin war auf sie zugeschritten und sie schien bei jedem Schritt zu wachsen. „Verstehe ich Sie richtig? Sie beschuldigen meine Familie?“ Narzissas Stimme hatte einen drohenden Unterton bekommen und ihr Lächeln hätte auch einem mit messerscharfen Zähnen bewährtem Drachenweibchen gut gestanden, einem Hornschwanz etwa oder einem Grünling.
 

Umbridge klopfte sich energisch die letzten Aschewölkchen von ihrem rosa Kostüm, die Gefahr nicht erahnend, in der sie sich befand. „Dieser Junge“ – sie deutete auf Harry, der Ekel in ihrer Stimme war mit Händen greifbar – „ist eine Gefahr und eine Schande für jeden ehrlichen Zauberer! Außerdem gehört diese Kreatur ja wohl kaum zu Ihrer Familie, meine Teure.“
 

Harry wollte gerade etwas einwenden, aber erstaunlicher Weise beugte sich plötzlich Lucius Malfoy zu ihm hinüber und hielt ihn zurück. „Schweigen Sie, Potter!“, flüsterte er mit einem gehässigen, kleinen Lächeln, das seltsamerweise Umbridge zu gelten schien.
 

Tatsächlich fiel nun Narzissas Blick auf Harry, der auffällig schwarzhaarig und verloren zwischen den weißblonden Malfoys am Frühstückstisch saß. Die Temperatur im Raum schien um mehrere Grad zu sinken und als sie sich wieder an Umbridge wandte, wunderte sich Harry, dass keine Eisblumen auf ihren Lippen wuchsen.
 

„Sie platzen hier am Weihnachtsmorgen herein, sehen mich mit meiner Familie frühstücken und Geschenke auspacken! Sie werfen mit grobschlächtigen, verleumderischen Anschuldigungen um sich. Sie beleidigen den Freund meines Sohnes, der mit uns Weihnachten feiert, an unserem Tisch sitzt und in Dracos Bett schläft!“ – an dieser Stelle verschluckten sich Harry und Lucius unisono an ihrem Kaffee, Umbridge erbleichte merklich und allein Draco schmierte seelenruhig Marmelade auf seinen Toast – „Einen jungen Zauberer, den Draco nach angemessener Zeit um seine Hand bitten wird und den ich jetzt schon als meinen zweiten Sohn betrachte!“ – bei allen Anwesenden noch einmal die gleiche Reaktion wie eben- „Also beleidigen Sie das Haus Malfoy!“
 

Umbridge war unter der Wirkung von Narzissas Ansprach bis an den Kamin zurück gewichen, jetzt leckten rote Flammen ihr Kostüm hinauf und setzte den Rock in Brand. Vier Zauberer sahen mitleidlos zu, wie Dolores Umbridge im Kreise herum sprang, nach ihrem Stab suchte und endlich einen Frostzauber sprach, der die Flammen zum erstarren brachte.
 

„Ich frage Sie also noch einmal“, hauchte Narzissa sanft, wie zuckersüßes Gift, „beschuldigen Sie etwa meine Familie?“

„Aber nie im Leben!“, krächzte Umbridge unglücklich. Sie nahm sich eine Prise Flohpulver vom Kaminsims und warf sie in die Flammen. „Sie entschuldigen mich? Es warteten noch ein paar unvollendete Häckeldeckchen auf mich. Geruhsame Feiertrage, wünsch ich.“ Und mit diesen Worten verschwand sie.
 

Narzissa Malfoy kehrte an ihren Platz zurück, als wäre nichts Bemerkenswertes vorgefallen. Lucius und Draco schienen von diesem Ausbruch nicht wirklich überrascht zu sein, sie befahlen Kieks nur neuen Toast zu bringen und vor dem Kamin sauber zu machen.
 

Aber noch während die Hauselfe mit dem Besen vor die Asche auffegte, flackerten die Flammen zum zweiten Mal an diesem Morgen grün auf und nacheinander stiegen drei Zauberer aus dem Kamin.
 

Professor McGonagall putzte ihre Brillengläser am Ärmel ab, Remus Lupin lächelte den Frühstückenden sanft zu und Severus Snape zupfte ein wenig verlegen an einem wirklich scheußlichen, olivgrünen Wollschal.
 

„Und was“, fragte Lucius, mit mehr als einem Hauch von Gereiztheit in der Stimme, „verschafft mir die zweifelhafte Ehre Ihres Besuches?“ Selbst für Severus hatte er an diesem Weihnachtsmorgen nur noch ein entnervtes Augenverdrehen über.
 

„Oh, nichts besonderes, Lucius, wir wollten uns nur Ihrer Hilfe beim Sturz von Dolores Umbridge versichern“, erklärte McGonagall liebenswürdig. „Frohe Weihnachten, Narzissa! Mr. Potter, Mr. Malfoy!“ Sie nickten zu den beiden Schülern hinüber.

„Wie nett! Bleiben Sie zu einem zweiten Frühstück?“, erkundigte sich Narzissa und bedeute Kieks drei weitere Gedecke hervorzuholen. Minerva fragte sich, ob die Hausherrin wusste, dass ein Mistelzweig über ihrem Kopf schwebte.
 

Lucius sah derweilen so aus, als würde er gerne mit dem Kopf gegen die Tischplatte schlagen. Tatsächlich hielt ihn allein sein angeborenes Empfinden für Eleganz und Ästhetik in der jeder Lebenslage davon ab.

„Sie wollen mich, als Mitglied des Schulrates, in eine Verschwörung einweihen, die den Sturz der Schulleiterin von Hogwarts zum Ziel hat?“, erkundigte er sich in seinem beiläufigsten Tonfall. „Sind Sie sicher, dass das eine gute Idee ist?“
 

„Wie haben natürlich nicht vor, Gesetzte zu brechen!“, erklärte Minerva unschuldig, „Sie etwa?“

„Nichts läge mir ferner!“, behauptete Lucius aalglatt.

„Im Grunde geht es nur darum, Professor Umbridge ein wenig besser kennen zu lernen“, fuhr Remus sanft fort. „Niemand scheint zu wissen, was sie vor ihrem Amtsantritt im Ministerium gemacht hat - wo sie lebte, wovon sie lebte, wer sie kannte. Gerade bei einer so vorbildlichen Hexe wie unserer vielgeliebten Schulleiterin, erschien uns das ein wenig bedenklich.“
 

„Arthur Weasley hat versucht, etwas über ihre Vergangenheit in Erfahrung zu bringen. Doch mehr als zehn Jahre schien sie im Verborgen zu Leben. Es gibt keine Dokumente. Niemand, der von ihr gehört hätte. Keine Fotos. Die erste Spur ist ihre Einstellung durch den ehemaligen Zaubereiminister“, erklärte Severus. „Allerdings konnte Arthur herausfinden, wo sie Cornelius das erste Mal traf. Und zwar in Irland.“
 

„Umbridge lebte zu diesem Zeitpunkt bei ihrer Schwester. Agatha Umbridge arbeitete als Lehrerin auf St. Maeselywaters“, fuhr Minerva fort. „Das ist ein Mädchenpensionat. Eine Art Klosterschule für Hexen. Kein Zutritt für Zauberer. Männer haben dieses Gebäude das letzte Mal im Jahre 372 vor Christi betreten. Und sie sind nicht lebend wieder raus gekommen!“
 

„Das erklärt einiges“, brummte Lucius Malfoy. „Aber was hat das mit mir zu tun?“

Spätestens an dieser Stelle hätte ihm das allgegenwärtige Grinsen im Raum auffallen müssen.
 

„Wir brauchen eine Frau mit einem guten, reinblütigen Namen, die das Pensionat besucht, um sich nach einem Platz für ihre süße, kleine Tochter zu erkundigen. Sie könnte sich mit Agatha Umbridge treffen und sie ein wenig aushorchen. Herausfinden, was Umbridge vor ihrer Zeit im Ministerium so getrieben hat“, erklärte Remus Lupin.
 

„Schön, aber Narzissa ist hochschwanger und kann deshalb nicht apparieren. Außerdem ist sie… nun ja, eben Narzissa!“ Lucius sah nacheinander in ihre feixenden Gesichter. Der Anblick schien ihn zu ernsthaft zu beunruhigen und ihr Schweigen ließ sich nur auf eine Weise deuten.
 

„Oh, nein! Ihr könnt unmöglich glauben, dass… Severus, sag ihnen, dass das nicht funktionieren wird!“, fauchte das Malfoyoberhaupt giftig.

„Ich halte die Idee für ausgezeichnet, mein Lieber!“, schnurrte der Zaubertrankmeister. „Die Ähnlichkeit ist kaum zu übersehen. Ein bisschen magisches Make-up, falsche Rundungen… Für einen weltgewandten Spion wie dich, wird das doch ein Kinderspiel!“
 

„Was ist mit dem Vielsaftrank? Jeder von euch, könnte zu Narzissa werden!“, wand Lucius beschwörend ein.

„Ja, zu einer hochschwangeren Narzissa.“ Severus Grinsen strotze vor Schadenfreude. „Davon abgesehen, dass Schwangere nicht apparieren können – bist du sicher, dass du das willst? Die Nebenwirkungen sind bis heute nicht erforscht, weil noch niemand so dumm war, Haare von einer schwangeren Frau zu nehmen.“

Lucius starrte seinen angeblich besten Freund düster an: „Verräter!“

„Das habe ich jetzt irgendwie schon mal gehört!“
 

„Es gibt niemanden sonst, der gehen könnte“, mischte sich jetzt Minerva wieder ein. „Die Schulleiterin kennt mich von der Universität und weiß, dass ich ihre Lehrmethoden verabscheue. Molly ist zwar reinblütig, aber sie entspricht nicht unbedingt dem Bild einer vornehmen, reichen Hexe.“

„Und warum sollte ich Umbridge überhaupt stürzen wollen?“, fauchte Lucius, nicht ganz unvernünftig.

„Weil du deinen Amtsantritt als Zaubereiminister damit krönen könntest, dass du eine scheinbar treu ergebene Mitarbeiterin als Betrügerin entlarvst!“, erwiderte Severus so schnell, als habe er auf diese Frage gewartet. Wahrscheinlich hatte er das. „Außerdem könntest du, als Schulratsmitglied und frisch gewählter Minister, einen Schulleiter deiner Wahl in Hogwarts einsetzten.“
 

Doch trotz dieses gut gemeinten Einwandes sah Lucius nicht besonders glücklich aus. Er funkelte die gesamte Tischrunde finster an, bis jeder, außer Narzissa, seinem Blick ausgewichen war und stattdessen damit begonnen hatte, den Kaffee umzurühren, hingebungsvoll ein Brötchen zu schmieren oder einfach nur mit der Weihnachtsdekoration zu spielen.
 

„Umbridge ist davon überzeugt, dass ich sie ermorden will!“, wagte Severus das Schweigen zu brechen.

„Ja, ich weiß, sie hat Beschwerde gegen dich beim Schulrat eingelegt. Aber es gab keinen einzigen, brauchbaren Hinweis.“

„Und sie richtet Hogwarts zu Grunde. Die Schüler werden bald nicht mehr richtig Zaubern lernen, sondern nur noch Schönschreiben und Sticken“, fügte Minerva hinzu. „Damit würde die nächste Generation von Zauberern diesen Namen kaum noch verdienen.“

Lucius starrte interessiert in den Park hinaus.

„Und ihre Werwolfbestimmungen beißen sich mit Ihrem Wahlprogramm, Malfoy! Sie haben den intelligenten, magischen Tierwesen Reformen versprochen!“, erinnerte ihn Lupin.

Lucius schnaubte.
 

„Du musst gehen, um Dracos willen. Umbridge hat deinen zukünftigen Schwiegersohn angegriffen!“, erinnerte ihn Narzissa sanft. Woraufhin alle, außer ihr und Draco, merklich zusammen zuckten und eine Reihe von Köpfen ungläubig in die Höhe ruckte, während Lucius und Harry gebahnt die Tischdecke musterten.
 

Als der Hausherr wieder aufsah, herrschte aufmerksames Schweigen. Sechs Augenpaare sahen ihn an. Es war nicht zu leugnen, dass eine gewisse Spannung in der Luft lag.

„Sollte einer von euch, jemals auch nur ein einziges Wort über diese Aktion verlieren, würde diese Person innerhalb von Vierundzwanzig Stunden eines überaus schmerzhaften Todes sterben“, sagte Lucius langsam.
 

Eine geschlagene Minute lang war nur das Knistern der Flammen im Kamin zu hören, und das Heulen des Windes zwischen den Erkern von Malfoy Manor.

„Bedeutet das, Sie gehen für uns nach St. Maeselywaters?“, wagte Remus zu fragen.

„Unter einer Bedingung!“ Lucius fing Severus Blick ein. „Du wirst jeden Schulleiter, den ich einsetzte akzeptieren und rückhaltlos unterstützen, mein Freund!“
 

Wie üblich verzog Severus keine Miene, sondern starrte nur finster zurück. Die beiden Slytherins hatten sich bei ihrer ersten Begegnung augenblicklich als einander an Verstand und Talent ebenbürtig erkannt. Und obwohl sie seit dem beste Freunde und zeitweise sogar Geliebter waren, hatte keiner von beiden dem anderen auch nur eine Sekunde lang über den Weg getraut.
 

Um sich von einem Malfoy abhängig zu machen, musste man entweder sehr dumm oder sehr verzweifelt sein. Das war Severus ureigenste Überzeugung. Wenn Lucius ihm dieses Versprechen abringen wollte, dann würde Sev gegen den neuen Schulleiter einiges einzuwenden haben. Aber andererseits wollte er sowieso nicht mehr länger als unbedingt notwendig auf Hogwarts bleiben.
 

„Du hast mein Wort, Lucius!“ Severus wand sich galant zu Narzissa um. „Würdest du uns vielleicht deinen Kleiderschrank zu Verfügung stellen, Liebes?“
 

***
 

Das nächste Kapitel handelt von Agatha Umbridge, Besuch bei den Weasleys und finsterer Rache.
 

Fortsetzung wie immer Samstags.

Familienbande

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Vielen Dank an Dunkle Flamme fürs´ Betalesen.
 

Und natürlich vielen Dank für eure Kommentare. Ich fürchte, an dem Punkt, bin ich süchtig.^^°
 

@Carpe-Noctem: *knall rot wird und verlegen mit den Füßen scharrt* Wow, was für ein riesiges Lob! Und irgendwie arte meine FF´s und Kommi´s tatsächlich immer zu imaginären Picknicks auf. Das hat sich irgendwie verselbstständigt. In diesem Sinne: Schönen ersten Advent und hier *schiebt ein Stück Stollen rüber* ein kleines Dankeschön für die Kekse. (Das ist natürlich vollkommen verrückt und sinnlos… aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran ^^° - irgendwie)

@one_piece: Schön, dass dir die total verrückte Narzissa gefällt. Sie ist als einzige wirklich komplett occ. Und Lucius stöckelt jetzt erst mal in Narzissas Designer Klamotten zu Umbridge Schwester, die übrigens ganz anders ist, als Dolores.

@ Yene Riddel: Jaaah *grins* Vorallem Narzissa. Alles meine Schuld. *Kuchen verschling* Mal sehen, wie dir Lucius auf hohen Absätzen gefällt *boshaft lach und Nougat rüberschieb*

@Frankie: Daaanke sehr *verbeug und sehr, sehr rot werd* Hoffentlich gelingt mir das noch öfter.

@fossybaer: tada – Lucius in Frauenkleider, auf Stöckelschuhen, mit rasierten Beinen und Hochsteckfrisur. Hab ihn gerade noch in „Die Kammer des Schreckens“ gesehen und hab mir das sehr bildlich vorgestellt *fies grins*

@Roi_Soleil_Leon: Der aarme Lucius stöckelt auf hohen Absätzen und mit rasierten Beinen in ein überaus finsteres Schloss. Und er ist nicht so besonders glücklich darüber. Erstaunlicherweise…

@Tanaka_Kouhei: Daaanke sehr, ich wollte ihm das irgendwie schon immer mal antun. Wegen seiner blonden Haare. Hat mich irgendwie an Barbie erinnert. Obwohl ich Lucius eigentlich sehr mag.

@Ellibys1987: Sorry, ich hab furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich noch nicht auf deine Ens geantwortet hab. Viel Stress. (Nebenbei, es ist vollkommen legal Werbung zu machen. Tun ich auch oft ^^°). Ich wollte in dieser FF, dass Lucius seine Frau wirklich liebt, während ich ihn sonst eher mit Männern verkuppel.

@Yami-san: Toll, dass dir Narzissa gefällt, obwohl sie so OCC ist. Hatte schon mit Proteststürmen gerechnet. Und diese Hauselfe versuch ich nach Möglichkeit in jede FF einzubauen. Immer dieselbe. Leider kriegt sie immer nur Nebenrollen. Hauselfenschicksal.
 

***
 

20. Kapitel

Familienbande
 

Die Türme von St. Maeselywaters ragten steil in den grauen Winterhimmel. Die mit Eisenspitzen bewehten Zinnen trugen grausame Widerhaken, die einzigen Fenster waren Schießscharten und der Burggraben glich einer Schlucht.
 

Als Lucius mit ungelenken Trippelschritten die Zugbrücke überquerte, wagte er einen Blick in die Tiefe. Ein Fehler, wie er fand, denn der Wehrgraben war mit schwarzem Wasser gefühlten, aus dem immer wieder schuppige Leiber auftauchten. Auf einem Felsen lagen bleiche Knochen. Sie sahen nicht besonders alt aus.
 

Das ist kein Mädchenpensionat, dachte das Familienoberhaupt der Malfoys, als das Fallgitter in die Höhe gezogen wurde, das ist ein Gefängnis, sicherer als Askaban es jemals gewesen war. Und er lief geradewegs hinein. Auf einem Paar sündhaft teuer Schlangenlederschuhen mit eleganten Spitzen und hohen Absätzen.
 

Narzissa hatte eines ihrer raffiniert geschnitten Designerkleider größer gezaubert und an den richtigen Stellen ausgepolstert. Außerdem hatte sie sich mit Lamberins zauberhaftem Make up an seinem Gesicht vergangen und seine langen Haare zu einem lockerleichten Gebilde aufgesteckt. An seinen Ohren hin ein Paar langer Saphirohrringe (ein Geschenk zu ihrem zehnten Hochzeitstag) herab und nur das verkrampfte Lächeln in Lucius Gesicht trübte den Gesamteindruck.
 

Severus war bei seinem Anblick in schallendes Gelächter ausgebrochen. Lupin hatte noch genug Selbstbeherrschung aufbringen können, um nur breit zu grinsen. Wahrscheinlich wusste er, dass anderenfalls die Zukunft der Werwolfreformen auf dem Spiel gestanden hätte. Lucius hatte krampfhaft versucht, zumindest einen kleinen Verwandlungszauber anzuwenden, aber Minerva McGonagall war umbarmherzig geblieben.
 

„St. Maeselywaters besitzt mehrer Schutzzauber als Gringerrot und sie würde beim kleinsten Täuschungszauber Alarmschlagen. Tut mir leid, aber da müssen Sie auf Muggelart durch, aber das schafft so ein alter Falschspieler wie Sie doch mit Links, Lucius!“ Die boshafte Genugtuung in ihrer Stimme war nicht zu überhören gewesen und fast hatte Lucius geargwöhnt, dass sie sich das nur ausdachte, um ihn zu demütigen.
 

Und so betrat er nun trippelnden Schrittes eines der bestgesicherten Schlösser der Welt und wünschte sich zum ersten Mal in seinem Leben, fast nach Askaban zurück. Dort hatte ihn wenigsten niemand gezwungen Kleider zu tragen und sich die Beine zu rasieren.
 

Im Hof erwartete ihn eine farblose Frau, pummelig, mit braunen Löckchen und mattem Blick. Erst auf den zweiten Blick erkannte Lucius, dass sie Dolores Umbridge nicht nur ähnlich sah, sondern deren wandelndes Ebenbild war, auch wenn sie statt rosa taubengrau trug und ihr Haar als geflochtener Zopf über ihren Rücken fiel. Außerdem fehlte Agatha die selbstzufriedene Art ihrer Schwester und deren boshaftes Lächeln. Nichts desto trotz, war Lucius sich sicher, Umbridge Zwillingsschwester vor sich zu haben.
 

„Mrs. Malfoy?“, erkundigte sich Agatha leise.

Lucius ließ sich zu einem knappen Nicken herab. Er wollte so wenig wie möglich sprechen, weil seine Stimme selbst mit Hilfe von „Weasleys schrillem Stimmbandaufheller für jede Gelegenheit“ noch sehr männlich klang.

„Wie ich Ihnen schon geschrieben habe, weilt die Direktorin zwischen den Feiertagen nicht auf dem Schloss, aber wenn Sie mit mir Vorlieb nehmen wollen, dann werde ich Ihnen alle wesentlichen Fragen beantworten können. Bitte folgen Sie mir in mein Büro.“
 

Die endlosen Korridore waren allesamt Lachsfarben gestrichen, Blümchenmuster rankten sich an den Wänden um munter spielende Kätzchen und wurden in regelmäßigen Abständen von gold gerahmten Medaillons unterbrochen. Als Lucius näher trat, um sich die detaillierten Abbildungen in den Medaillons näher anzusehen, wäre er um ein Haar zusammen gezuckt.
 

In jedem einzelnen waren Männer zusehen, die schmerz verzehrtem Gesicht qualvoll zu Tode gefoltert wurden. Liebevolle Einzelheiten, wie spritzendes Blut und abhackte Gliedmaßen, verstärkten den Eindruck, dass Männer auf diesem Schloss nicht willkommen waren.

„Sie bekommen wohl nicht besonders oft Besuch von den Vätern Ihrer Schützlinge?“, zirpte Lucius, mehr als nur ein wenig zittrig.

„Nie!“, erklärte Agatha sanft. „Die Schulregeln sind an diesem Punkt eindeutig. Zauberer werden unter keinen Umständen geduldet. Sie sind mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu ergreifen und unschädlich zu machen. – So da wären wir!“ Sie öffnete eine Tür. „Vielleicht eine gute Tasse Tee?“

Lucius lächelte schrecklich gequält.
 

Agatha Umbridge Büro stand in einem kompletten Gegensatz zu dem Rest des Schlosses. Es war in lavendelblau und hellem Grau gehalten. Lucius erkannte in den Möbeln den Klassizismus wieder und es gab weder Kätzchenteller noch Plüschkissen. Agatha servierte ihm einen ausgezeichneten Earl Grey Blueflower zu Kirschstreuselkuchen und nahm dann ihm gegenüber in einem hohen Lehnstuhl Platz.
 

„Was soll ich Ihnen über St. Maeselywaters berichten, Mrs. Malfoy?“, erkundigte sie sich. Ihre ganze, kleine Person schien vor lauter Hilfsbereitschaft zu strahlen, was sie ihr an Selbstsicherheit fehlte, ersetzte sie durch eine angenehme, stille Höflichkeit.

„Ich möchte nicht dieses übliche Anwerbegespräch über mich ergehen lassen!“, Lucius brachte ein erstaunlich sanftmütiges Lächeln zu Stande, dass bei einem Mann sinnlich gewirkt hätte. „Erzählen Sie mir, wie Sie noch St. Maeselywaters gekommen sind, Agatha! Ich darf Sie doch Agatha nennen?!“ Er beugte sich vertraulich vor. „Was war der Grund für Sie an dieser Schule zu unterrichten?“
 

„Nun, das ist ein wenig privat!“, stotterte Agatha überrumpelt. „Ich kannte die Schule seit meiner Kindheit. Ich habe sie mit meiner Schwester zusammen besucht. Und ich wollte schon immer Lehrerin werden!“

Du lügst, dachte Lucius, deine Hände verraten dich. Du rührst deinen Tee um, obwohl du weder Zucker noch Zitrone genommen hast. Du umklammerst die Untertasse. Du hältst dich zu gerade, um bequem zu sitzen.
 

„Sie meinen es war Berufung?“, fragte er.

„Schon immer. Ich, äh, ich liebe Kinder. Und St. Maeselywaters erschien mir immer wie der sichere Hort, das Zuhause, dass ich nie kannte, die…äh!“ Sie verstummte und raffte sich dann zu einem zweiten Anlauf auf. „Ich wollte meinen Schülerinnen die gleiche Geborgenheit schenken, die ich hier erfahren hatte.“
 

Lucius dachte an die Ungeheuer im Wassergraben und bezweifelte das. Doch statt einen Einwand anzubringen, stellte er die Teetasse ab und umfasste Agathas zitternde Hände.

„Aber natürlich, meine Liebe, wie wohl Sie sich hier gefühlt haben müssen!“ Er strahlte sie voll Falschheit an und als er seine Hände zurück nahm, stieß er, wie aus Versehen ihre Tasse um. Die dunkle Flüssigkeit ergoss sich über ihre graue Robe und Agatha sprang auf, um die Flecken zu entfernen. Seltsamerweise griff sie nicht nach ihrem Zauberstab, sondern trat an ein verstecktes Waschbecken.
 

„Sie ahnen gar nicht, wie unangenehm mir das ist!“, flötete Lucius, während er ihr eine neue Tasse einschenkte und sie mit Veritaserum auffühlte. „Wo Tee doch so schwer rausgeht!“ Zumindest, wenn man ihn auf Muggelart entfernt!, dachte er grimmig. Bist du ein Squib, liebste Agatha?!

„Es macht wirklich gar nichts aus!“ Nervös nahm die Lehrerin wieder Platz und nippte an ihrer Tasse.
 

Lucius stellte ein paar unverfängliche Fragen über die Schulleitung, die Fächeraufteilung und der Lehrplan. Die rundliche Hexe entspannte sich sichtlich. Als Lucius sicher war, dass der Trank zu wirken begonnen hatte, stellte er die erste, richtige Frage: „Sind Sie mit Dolores Umbridge verwandt?“

„Nein!“
 

Er zuckte zusammen. Das war unmöglich! Aber gleichzeitig konnte sie nicht lügen.

„Sie sehen ihr aber wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich!“, sagte er scharf und plötzlich sehr männlich.

Agatha schien bei ihrer Antwort selbst erschrocken zu sein. Sie sah ihn aus sehr großen Augen und schüttelte stumm den Kopf.

„Ich wäre davon ausgegangen, dass sie Dolores Schwester sind“, spann Lucius den Faden weiter. „Der gleiche Familienname, die Ähnlichkeit! Erklären Sie mir das bitte, Agatha!“
 

Der nächste Satz schien die mausgraue Hexe noch mehr zu erschrecken, als ihn. „Ich bin Dolores Umbridge!“

„Bitte?“, echote Lucius.

„Mein Name ist Dolores Umbridge!“ Jetzt standen ihr Tränen in den Augen.
 

„Meine Liebe, ich kenne Dolores Umbridge! Und das sind nicht Sie!“, protestierte Lucius.

Agatha, oder Dolores, je nachdem, schien inzwischen begriffen zu haben, dass sie nicht im Stande war zu lügen. Und wieder griff sie nicht nach ihrem Zauberstab, sondern verschränkte nur die Hände ineinander. Als Lucius sie so sah, in sich zusammen gefallen und mit dicken Tränen auf den Hängewangen, wusste er, dass sie zur Bosheit unfähig war. Sie hatte rein gar nichts von Dolores Umbridge – vom Aussehen einmal abgesehen.
 

„Was verbindet Sie mit der Frau, die ich als Dolores kennen gelernt habe?“, fragte Lucius als nächstes.

„Sie ist meine Zwillingsschwester – Agatha!“

„Sie ist Agatha? Nicht Sie sind es?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Erklären Sie mir das!“, forderte Lucius noch einmal, jetzt mit seiner normalen, tiefen Stimme, die so gar nicht zu Narzissas Kleid und seiner eleganten Hochsteckfrisur passen wollte.
 

Die Worte purzelten aus ihr heraus, als habe er einen Stöpsel aus seinem Staudamm gezogen.

„Es war alles ihre Idee! Agatha war nach ihrem Studium Lehrerin auf St. Maeselywaters geworden. Sie liebte die Schule aus tiefstem Herzen, aber ihre Anstellung hier war nur eine Tarnung. In Wahrheit handelte sie in den Kappaten mit Schmuggelware. Oh, sie war nie selbst dort. Dafür war sie zu schlau. Sie hatte auf einer Studienreise ein Netz aus zwielichtigen Gestalten aufgebaut und dirigierte sie von hier aus durch ganz Europa.“ Agatha, oder vielmehr Dolores, schnäuzte sich geräuschvoll in ein zartes Spitzentuch.
 

„Zur selben Zeit lebte ich unter Muggeln. Ich war nie ein gute Hexe. Meine Zauber misslangen jedes Mal kläglich. Bis ich elf wurde, glaubte ich, ein Squib zu sein. Unter diesem Umständen riet Agatha mir nach der Schule eine Stelle in ein Muggel-Teeladen in York anzunehmen. Es war eine gute Arbeit und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Ich wollte nie zaubern. Aber dann kam das Ministerium Agatha auf die Spur!“ Inzwischen schluchzte sie krampfhaft. Ihre Sätze waren kaum noch zu verstehen.
 

Lucius war aufgestanden und hatte gedankenverloren damit begonnen, ihr die zuckenden Schultern zu tätscheln. Er konnte sich sehr gut vorstellen, was sich damals abgespielt hatte. Agatha Umbridge hatte sich einen Plan zu Recht gelegt, für den Fall, dass der Boden unter ihren Füssen einmal zu heiß werden sollte. Als das Ministerium erriet, wer den Schmuggelring in den Karpaten leitete, holte sie ihre unter Muggeln lebende Schwester hervor, wie ein weißes Kaninchen aus dem berühmten Zylinder. Dolores nahm Agathas Stelle in St. Maeselywaters ein. Als Lehrerin für Zaubereigeschichte musste sie nicht viel Zaubern können. Und Agatha nannte sich fortan Dolores Umbridge und kehrte unter diesem Namen in die magische Welt zurück, unschuldig in den Augen des Ministeriums.
 

„Und die magische Strafverfolgung hat Sie nie wieder verdächtigt?!“, fragte Lucius nachdenklich.

„Oh, nein“, schniefte die echte Dolores. „Sie haben mich verhört und beobachtet, aber ich habe den Schmuggelring mit schwarzmagischen Substanzen ja nicht betrieben. Und Agatha lernte zur selben Zeit den zukünftigen Zaubereiminister kennen. Sie wurde seine beste Mitarbeiterin, aber sie hielt immer noch alle Fäden auf dem Schwarzmarkt in der Hand. Niemand verdächtigte die angebliche Dolores Umbridge. Die Tarnung war perfekt.“
 

Das war sie in der Tat! Lucius begann mit weiten, männlichen Schritten im Raum auf und ab zu schreiten. Agatha Umbridge führte ein ausgeklügeltes Doppelleben. Durch ihre Stelle im Ministerium konnte sie wahrscheinlich sogar von allen Razzien im Voraus erfahren und ihre Leute warnen. Sie war Mitglied des Gerichtshofes. Stand praktisch über dem Gesetz. Lucius unterbrach seine Wanderung und blieb vor Dolores stehen.
 

„Warum haben Sie das getan? Warum haben Sie ihrer Schwester geholfen?“

„Aber Sie kennen sie doch!“, schluchzte Dolores. „Sie ist stärker als ich. Sie hat mich bedroht. Sie wollte mich unter den Imperius stellen und sie hätte es auch getan. Da bin ich so gegangen.“

„Gibt es irgendwelche Beweise für diese Geschichte?“; fragte Lucius beschwörend. Ohne Beweise half ihnen Dolores Geständnis wenig, zumal wenn es um ein Mitglied des Ministeriums ging.
 

„Keinen! Sie war immer sehr vorsichtig!“

Lucius stöhnte auf.

„Aber, Sir --- Sie sind doch ein Mann, nicht wahr?!“

Seine gemurmelte Antwort hätte man in viele Richtungen interpretieren können.
 

„Warum wollen Sie das alles wissen?“, fragte sie.

Lucius fuhr herum und stützte beide Arme auf den Lehnen ihres Sessels ab. Sein Gesicht berührte fast das ihre und er wusste, dass seine Augen eine nahezu hypnotische Wirkung ausstrahlten und seine Stimme beschwörend klang.

„Hören Sie Dolores, Sie wollen doch nicht ihr Leben lang auf St. Maeselywaters bleiben? Selbst ich kann sehen, wie unglücklich Sie hier sind!“

Sie nickte wimmernd.

„Ich kann Ihnen helfen, wieder die richtige Dolores Umbridge zu werden und in einem Teeladen in York zu arbeiten, wenn wir ihre Schwester überführen.“
 

„Arbeiten Sie für das Ministerium?“, fragte sie, fast ehrfurchtsvoll.

„Sie haben es erfasst!“ Lucius verschwieg wohlweißlich in welcher Position. Wenn die Presse jemals von dieser Aktion Wind bekam, konnte er seine Karriere vergessen. Er würde zum Gespött der gesamten magischen Welt werden. „Ich darf keinen Namen nennen. Verdeckte Ermittlungen.“ Er gab sich alle Mühe, verwegen und geheimnisvoll auszusehen, was bei all der Schminke in seinem Gesicht nicht leicht war. Aber die runde fast-Squib-Hexe schien beeindruckt.
 

„Denken Sie nach, Dolores, es muss einen Weg geben, ihre Schwester zu überführen!“, beschwor er sie.

Dolores schien tief in ihren Erinnerungen zu kramen. Dann leuchte ihr pausbäckiges Gesicht von innen heraus auf. „Einmal war sie völlig aufgelöst. Ein Zauberer hatte einen ihrer Lieferanten abgefangen und für ein Buch interviewt. Der Lieferant hatte gegen einen Werwolf kämpfen müssen, als er bei Vollmond Ware über die Grenze geschmuggelt hatte. Bei diesem Interview rutschte dem Lieferanten des Name Umbridge heraus und kurz darauf stand der Zauberer bei Agatha vor der Tür. Er dachte natürlich, dass er vor Dolores stand und er hat sie mehrere Monate lang erpresst. Ich glaube, sie wollte ihm schon das Gedächtnis löschen, aber dann erledigte sich die Sache von selbst. Das ist jetzt mehr als fünf Jahre her.“
 

„Und wie hieß dieser Zauberer?“, fragte Lucius beschwörend.

„An seinen Namen erinnere ich mich genau. Er ist nämlich sehr berühmt gewesen. Ich habe alle seine Bücher gelesen.“ Dolores lächelte verzückt. „Der Zauberer hieß Gilderoy Lockhart.“
 

***
 

„Ich geh da nicht hin!“ Wenn er anfing bockig zu werden, erinnerte Draco Harry noch mehr an seinen Vater. Genau wie Lucius versuchte er seine Umwelt allein mit drohenden Blicken in die Knie zu zwingen und nur die störrisch vorgeschobene Unterlippe trübte den finsteren Eindruck ein wenig.

„Aber natürlich gehst du. Du bist eingeladen worden!“, wiederholte Harry zum zigsten Male.
 

Das war vor drei Stunden gewesen. Jetzt standen sie im Unkraut überwucherten Garten des Weasleys und betrachteten gemeinsam den Fuchsbau, Draco voller Misstrauen und Harry strahlend.

„Dieses… Gebäude – und das ist der reinste Euphemismus! – widerspricht allen Gesetzen der Schwerkraft! Architektonisch gesehen kann es gar nicht existieren! Es müsste jeden Augenblick in sich zusammen brechen!“, erklärte Draco ungläubig.

„Ja, das habe ich beim ersten Mal auch gedacht. Ist wohl Magie, die es zusammenhält!“, stimmte Harry ihm zu.
 

Molly Weasley riss die Tür auf und stapfte ihnen entgegen. Draco wich unwillkürlich zurück und sah Harry ungläubig an. „Sie wohnen da drin?! Du meinst, wir werden rein gehen?!“ Harry war sich sicher, nackte Panik in den silbernen Augen aufblitzen zu sehen.

„Das macht man üblicher Weise so, wenn man eingeladen ist. Dafür ist die Tür davon da!“, raunte er dem Blonden spöttisch zu, kurz bevor Molly ihn in ihre mütterliche Umarmung zog.
 

„Harry, frohe Weihnachten!“ Sie küsste ihn schallend auf beide Wangen und wand sich dann zu Draco um. „Und da ist dein – äh?! – Freund?“ Sie hörte sich ein wenig zweifelnd an. Andererseits hatte sie Severus Snape vor zweit Tagen ihren ersten, selbst gestrickten Schal vermacht und den Zaubertrankmeister vor einer Stunde dazu verdonnert, frischen Plätzchenteig auszurollen. Es war erstaunlich, wie schnell man sich an die Slytherins gewöhnen konnte, wenn sie mit einer karierten Schürze in der eigenen Küchen standen.
 

„Na, dann kommt mal mit rein! Ron und Minne sind noch nicht wieder da, aber es gibt warme Plätzchen und die Zwillinge haben versprochen keine Stinkbomben mehr zu zünden und Charlie hat einen jungen Drachen dabei. Konnte ihn nicht alleine lassen, den Wurm, ist erst ein paar Tage alt und jemand muss ihn stündlich füttern…“, plappernd schob sie die beiden Jungs in den Fuchsbau. Das Dracos Füße eine deutliche Schleifspur im Gras hinterließen, schien niemand zu bemerken.
 

Ein Flammenstoß schoss hinter dem Haus hervor und jemand brüllte und fluchte.

Gleichzeitig wehte ein sanfter Zimt und Nelkenduft aus der Küche. Gedämpfte Explosionen ließen das Haus in regelmäßigen Abständen in seinen Grundfesten erzittern. Ginnys neuer Freund trug sie wie ein Kleinkind auf den Schultern durch den Garten.

Als Snape mit grimmiger Miene an ihnen vorbei eilte, bemerkte Harry erstaunt, dass der Zaubertrankmeister Mehlspuren auf der Hakennase hatte. Professor Lupin eilte ihm mit großen Schritten nach, eine karierte Schürze in der einen und einen Schneebesen in der andere Hand.

Irgendjemand (vermutliche die Zwillinge!) hatte dem Ghul Weihnachtslieder beigebracht, so das vom Dach her eine schief gesungene Version von „I wish you a merry Christmas“ zu hören war. Percy versuchte ihn zu übertönen, in dem er Fred und George durch die geschlossene Tür hindurch einen Vortrag über die Risiken und Gefahren von offenem Feuer hielt.

Im Grunde war alles ganz normal, fand Harry.
 

Trotzdem wurde Draco mit jeder Minute, die verstrich merklich blasser. Er wagte kaum, sich auf das alte Sofa zu setzten und betrachtete seine Tasse misstrauisch, bevor er den ersten Schluck trank. Er wischte sogar verstohlen seinen Löffel an einem Zipfel seines Umhangs ab, als er glaubte, dass gerade niemand hinsah.
 

Insgeheim musste der Slytherin jedoch zu geben, dass die Kekse großartig waren. Und das Drachenjunges eine echte Schönheit – wenn man Klauen und Flügel mochte, aber das tat Draco. Und irgendwie war es sogar gemütlich, der Explosionen, dem Grölen des Ghuls und Percys ausdauernder Rede zum Trotz. Oder vielleicht gerade deswegen…
 

Bevor Draco sich allzu sehr an diesen Gedanken gewöhnen konnte, kamen Lady Schlammblut und das Wiesel zurück, und zum ersten Mal in seinem Leben war der Malfoyerbe fast froh sie zu sehen. Er packte bei beim Arm und zerrte sie in den Garten hinaus. Ein paar Hühner und die Gnomen nahmen Reiß aus und Harry protestierte wütend, aber erfolglos, als Draco ihm befahl gefälligst im Haus zu bleiben.
 

Außer Hörweite des Fuchsbaus blieb Draco stehen. Dafür, dass er vor Zorn kochte, blieb er erstaunlich ruhig. Er schrie nicht einmal.

„Warum habt ihr nie etwas unternommen?!“, zischte er die beiden Gryffindors heiser an. „Warum habt ihr zugelassen, dass sie ihm das antun? Ich dachte, ihr wärt seine Freunde, verdammt!“

Die beiden tauschten einen verwirrten Blick.

„Wer hat wem was angetan?!“, wagte Hermine zu fragen.
 

„Sagt mir nicht, dass ihr nicht Bescheid wisst!“, fauchte Draco. „Immerhin gehört ihr zum beste-Freunde-auf-der-ganzen-beschissenen-Welt-Club!“ Er begann vor ihnen auf und ab zu marschieren und sich warm zu reden. Er zählte ihnen alle Details auf. Und sparte nicht an Vorwürfen. Und an Beschimpfungen auf Muggel im Allgemein und falsche Gryffindorfreunde im besonderen. Und bemerkte ihre entsetzten Blicke erst, als er fast fertig war.
 

Fassungslos blieb Draco stehen. „Ihr habt es nicht gewusst?“

Weasley hatte die Hände zu Fäusten geballt und war vor Zorn ganz bleich geworden. Granger schüttelte stumm den Kopf, Tränen in den großen, braunen Augen.

„Aber er hat euch immer alles erzählt! Ich meine, ihr seid seine verdammten Freunde! Seine Ersatzfamilie!“, warf er ihnen vor. Aber es klang nicht mehr besonders wütend.
 

„Dass er nicht gerade tolle Weihnachtsgeschenke bekommen hat – klar! Und von den alten Klamotten. Und der Gartenarbeit.“ Ron zuckte hilflos mit den Schultern. „Einmal haben wir ihn heimlich rausgeholt, als sein Onkel ihn im Zimmer einsperren wollte, mit Gitter und Katzenklappe. Das war heftig.“ Er biss sich auf die Lippe und schwieg beschämt.
 

„Harry hat jedes Jahr behauptet, dass es dieses Mal besser werden würde!“, fuhr Hermine leise fort. „Und wir haben immer versucht, ihn so schnell wie möglich herzuholen. Aber er musste einmal im Jahr zurück. Der Schutzzauber gegen Voldemort war an diesen Ort gekoppelt.“ Zur allgemeinen Überraschung schluchzte sie auf und warf sich Draco um den Hals.
 

„Aber wir haben nicht gewusst, dass es so schlimm war. Und Harry hat kein Wort gesagt. Und wir dachten…oh mist, wahrscheinlich haben wir nicht weit genug gedacht!“, würgte sie heraus und weinte Dracos teuren Umhang nass. Verlegen hatte der Slytherin damit begonnen ihr beruhigend übers buschige Haar zu streichen, die lodernde Eifersucht in Weasleys Blick wohlweislich ignorierend.

„Ich hab ihm versprochen, dass ich dem Muggelabschaum kein Haar krümme!“, zischte Draco über Grangers Kopf hinweg.

„Oder mit anderen Worten: du darfst ihnen nichts antun, aber wir beide sehr wohl!“, beendete Weasley den Satz in aller Seelenruhe.

„Exakt! Schön, dass du endlich dein Gehirn entdeckt hast, Wiesel!“

„Wenigstens besitze ich eins, im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten!“

„Armselig, wirklich armselig! Mit solchen Unterstellungen würdest du nicht einmal im Kindergarten Eindruck schinden.“

„Wer redet hier von Unterstellungen?“

„Oh, haltet die Klappe, Jungs, wir müssen jetzt los, wenn wir noch vor dem Abendessen zurück sein wollen!“
 

***
 

Wäre an diesem Dezembernachtmittag kein Stille- und Illusionszauber über dem Ligusterweg Nummer 4 verhängt worden, hätte sich vor dem Gartenzaun zweifellos in kürzester Zeit eine gaffende Menge eingefunden, um Zeuge der Schlacht im Hause Dursley zu werden. So aber, lag nachweihnachtlicher Frieden über den Reihenhäusern und kein Laut störte die winterliche Stille in den Gärten.
 

Niemand außerhalb des Grundstücks selbst bemerkte den wahrhaft atemberaubenden Fischgestank, der aus allen Fenstern wehte. Oder hörte die spitzen Schreie, die Petunia beim Anblick ihrer Schleim besuhlten Küche ausstieß. Oder sah, wie sich die Weasleyischen Gnome häuslichen in den Rosenbeeten niederließen und wie ein neugeborenes Drachenbaby den Vorgarten ankokelte.
 

Später würde Ron Vernon Dursleys wechselnde Hautfarbe angesichts seines Schneckenspuckenden Sohnes als sehenswert bezeichnen. Und Duddleys Kotztechnik als ausgefeilt. Hermine würde zugeben, dass Vernon tatsächlich in die Besenkammer passte und dass sie den Verschlag unter der Treppe gerne mit einem zusätzliche Zauber gesichert hatte, als er erst einmal drin war. Und Draco würde ihr zu der Idee gratulieren, Petunia ein lang gebogenen Schnabel ins Gesicht zu zaubern und ein paar Straußenschwanzfedern an den klapprigen Hintern.
 

Sie versteckten noch ein paar selbstzündende Feuerwerkskörper aus dem Vorrat der Zwillinge im ganzen Haus – „Damit die Dursleys später noch an uns denken!“, wie Ron es ausdrückte. Und füllten die Kissenbezüge mit Flubberwürmern auf. Und zwar gleich nachdem sie alle Möbel mit einem Dauerschwebezauber belegt hatten.
 

Alles in einem waren sie ganz zu frieden, immerhin hatte sie nicht viel Zeit zur Vorbereitung gehabt und musste viel zu früh wieder aufbrechen, weil zu befürchten stand, dass das Ministerium irgendwann aufmerksam werden würde und jemand vorbei schicken könnte.

Als sie gerade noch rechtzeitig zum Abendessen zurückkamen, hatte sie niemand außer Harry vermisst.
 

Der Schwarzhaarige saß missmutig neben Snape auf dem Sofa und sah zu, wie der Zaubertrankmeister verzweifelt versuchte, Lupin nicht zum dritten Mal in Folge im Schach zu schlagen.

„Wo seid ihr gewesen?“, wollte er misstrauisch wissen.

„Aufräumen!“, behauptete Draco scheinheilig.

„Jaaah, Kumpel, du ahnst nicht, was sich über die Jahre alles in der Rumpelkammer unter der Treppe ansammelt!“, griente Ron. Hermine trat ihm unauffällig auf den Fuß.

„Ich glaub euch kein Wort! Was…?!“ Harry wurde unterbrochen, als Draco sich auf seinen Schoss setzte und ihm ins Ohr flüsterte: „Ich befehle dir, keine weiteren Fragen zu stellen, Darling!“

Und obwohl Snape nur kurz vom Spielbrett aufsah, hatte er sich in diesem Augenblick bereits eine mentale Notiz gemacht.
 

***
 

Das nächste Kapitel handelt von alten Liebesbriefen, körperlicher Perfektion und Gedächtnislücken.
 

*verlegen räusper* Ihr habt jetzt meinen Vorsprung aufgeholt, deshalb wird es von jetzt an nur ein Kapitel pro Woche geben. Ich werde versuchen immer Samstag hochzuladen.

Tut mir leid, ist leider nicht anders möglich.

Gedächtnislücken

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band 7
 

Vielen Dank für eure neuen Kommentare. Ich bin süchtig, nach jedem einzelnen.

@Dranza-chan: *vor Freude errötet und nicht weiß, was sie zu so viel Lob sagen soll*... vielen Dank. Solche Kommentare bauen unglaublich auf. *abknuddel*

rila-chan: Nein, ich bin leider kein begnadeter Fanartzeichner, deshalb gibt´s da keine Bilder von. Stell dir ganze am Besten vor, wenn du die Charas im Film siehst. Mach ich auch immer ^^°

@Yami-san: Severus ahnt wieder mehr, als alle anderen, aber es wird noch eine Weile dauern, bis er sein Wissen nutzt.

@Roi_Soleil_Leon: Hab Lucius gerade im Film gesehen und mir das ganze bildlich vorgestellt... Schade, dass ich nicht zeichnen kann.

@YeneRiddel: Wow, super gerne. Es haben auch schon mehrere Leser nach Bildern von Lucius in Frauenkleidern gefragt, aber ich bin echt nicht gut in Menschen zeichnen. Solltest du Lust dazu haben, immer her damit.

@Yami-chi: *wird knallrot und knuddelt Yami ab* Solche Kommi´s sind echt Musik in meinem Ohren. Dankedankedanke. Sev ahnt natürlich wieder mehr, als der Rest. Aber er wird seine Entdeckung erst später nutzen.

@Frankie: Sorry, schneller kann ich nicht schreiben. Hat nur am Anfang noch einen Vorsprung. Bitte, nicht böse sein. Und natürlich sah Lucius gaaaanz bezaubernd aus *boshaft kicher*

@Tanaka_Kouhei: Daaanke sehr. Ich geb mir Mühe. *Sev eine Schürze überzieh* Steht ihm! Sollte er ruhig öfter tragen.

@Ellibys1987: Sorry, dass liegt wirklich daran, dass ich im November eine echt miese Zeit hatte. Hab praktisch gar nicht geschrieben, kaum FF´s gelesen. Und mich total eingeigelt. Wird aber gerade wieder besser. - Mist, ich glaub Lucius wird gerade zum Weichei. Dabei gefällt er mir böse eigentlich am liebsten.
 

***
 

21. Kapitel

Gedächtnislücken
 

Am letzten Ferientag kamen Severus und Remus zum zweiten Mal nach Malfoy Manor, um eine Lagebesprechung zu halten. Sie trafen sich mit den beiden erwachsenen Malfoys in einem entlegenen, sechseckigen Salon und noch bevor einer von ihnen ein Wort sagen konnte, tippte der Hausherr nacheinander mit dem Zauberstab gegen eine Reihe von Gemälden und den Kamin.
 

Augenblicklich schwangen die Bilder zur Seite und gaben mehrere lichtlose Geheimgänge frei. Hinter der Feuerstelle erschien ein winziger, zellenartiger Raum. Doch obwohl Lucius mit einem Lumos in jeden einzelnen Gang hinein leuchtete, konnte er niemanden entdecken.
 

„Das hat keinen Sinn!“, sagte Severus hinter ihm amüsiert. Er bildete sich einiges darauf ein, Potter bei unzähligen Gelegenheiten erwischt zu haben, aber selbst er wusste aus Jahre langer Erfahrung, dass der Tarnumhang gegen jede Art von Entdeckung und Zauberei immun war.
 

Lucius kniff unwillig die Lippen zusammen und sprach einen Muffiato, den er zu seiner Schulzeit vom Halbblutprinzen gelernt hatte. Wäre Severus nicht er selbst gewesen, hätte er geschmunzelt.
 

Als die Gemälde und der Kamin zurück auf ihren Platz rückten, atmeten in einem Geheimgang hinter dem Bild von der Wolfsklammschlacht zwei Personen unisono aus. Harry und Draco hatten unwillkürlich die Luft angehalten, als Lucius die Geheimgänge kontrollierte, obwohl sie wussten, dass er sie unter dem Tarnumhang nicht entdecken konnte.
 

Sie hatten gewusst, dass die Erwachsenen sie von ihrem Treffen ausschießen wollten, damit sie zurück in Hogwarts nicht erneut gegen Umbridge zu Felde zogen und daraufhin beschlossen, gar nicht erst zu fragen, sondern sich auf anderem Wege Zutritt zu verschaffen.
 

Allerdings klingelten ihnen jetzt dank des Muffiatos die Ohren.

Harry zog zwei gummiartige, fleischfarbene Schnüre aus seiner Tasche.

„Glaubst du, dass das klappt?“, flüsterte Draco skeptisch. „Warum sollte der Zauber auf diese Dinger keine Wirkung haben?“

„Weil sie künstlich erschaffen wurden! Ich glaube nicht, dass Snape so eine Möglichkeit bei der Erfindung seines Zauber mit einbezogen hat.“

Harry schob sich ein Schnurrende ins Ohr, reicht ein zweites Draco und schob die beiden anderen Enden unter dem Rahmen des Gemäldes hindurch.

„Dolores Umbridge ist nicht die, für die wir sie halten. Und das meine ich ganz wortwörtlich!“, sagte Lucius gerade.

Harry reckte grinsend beide Daumen in die Höhe, denn die Tonqualität war 1A. Selbst Draco nickte anerkennend.
 

In dem sechseckigen Raum begann Lucius Malfoy derweil, von seinem Treffen mit der echten Dolores Umbridge zu berichten. In seiner Darstellung kamen weder seine hochhackigen Schuhe, noch Narzissas Designer Kleid und die lackierten Fingernägel vor. Und die anderen Zauberer waren klug genug, um ihn nicht daran zu erinnern. Allerdings konnte selbst Severus ein amüsiertes, kleines Lächeln nicht unterdrücken.
 

Die Eröffnung, über den Rollentausch, verblüffte die neu gegründete Verschwörergruppe am meisten.

„Sie muss vollkommen in ihrer Rolle, als Inquisitorin und Schulleiterin aufgehen!“, mutmaßte Remus nachdenklich.

„Ich denke, eher dass diese reizende Verbindung von Häkeldecken und Folter schon immer Teil ihres Lebens gewesen waren“, widersprach Lucius, der mit leichtem Unbehagen an die geblümten Tapeten voller Hinrichtungsszenen auf St. Maeselywaters zurückdachte. „Niemand kann aus dem Nichts ein vollkommen anderer Mensch werden, die Schulleiterin ist nur eine andere Facette der echten Agatha Umbridge. Immerhin war sie selbst lange Lehrerin in diesem so genannten Hexenpensionat.“
 

„Zumindest würde ihre Doppelidentität und ihr Geheimleben als Oberhaupt einer Verbrecherorganisation ihren paranoiden Verfolgungswahn erklären“, ergänzte Severus das Charakterprofil ihrer erklärten Feindin. Im selben Augenblick registrierte er beunruhigt, wie Lucius ihm mit einem Anflug von Schadenfreude in den grauen Augen zuhörte. Tatsächlich hatte das Familienoberhaupt der Malfoys noch auf St. Maeselywaters beschlossen, dass es an der Zeit für eine kleine Revanche unter alten Freunden war.
 

„Oder mit anderen Worten“, schloss Lucius wenige Minuten später seinen Bericht. „Wir brauchen Gilderoy Lockhart. Oder besser gesagt, sein Gedächtnis.“

„Das er bekanntlich verloren hat!“, vollendete Severus den Satz. „Sollte es nicht reichen, die Auroren auf Umbridge Spur zu hetzten, damit sie den Schmuggelring in den Kappaten aufdecken?“
 

„Bei Umbridge Beziehungen im Ministerium?“, antwortete Lucius mit einer Gegenfrage. „Nein, sie wäre zu früh gewarnt und würde alle Beweise vernichten und wieder einmal ihre Beziehungen spielen lassen, um mit heiler Haut davon zu kommen!“ Er wusste ganz genau, wovon er sprach, denn Lucius hätte das ganz genau so gemacht. „Deshalb brauchen wir dieses Mal einen echten Beweis, um eine Untersuchung in Gang zu bringen. Die wahre Dolores wird aussagen, aber nur wenn wir für ihre Sicherheit garantieren können und der Haftbefehl gegen Agatha vorliegt.“
 

„Und unsere einzige Spur ist Lockhart?!“, fragte Remus arglos.

„Oh ja!“, hauchte Lucius genüsslich und zeitgleich flog Severus Kopf alarmiert in die Höhe. Wenn Lucius Malfoy gute Laune hatte, war das ein schlechtes Zeichen. Grundsätzlich. Denn es bedeutete, dass jemand anderes in Kürze sehr leiden würde. „Lebt er eigentlich immer noch auf St. Mungos?“
 

Erstaunlicherweise nickte ausgerechnet Narzissa. „Er hatte eine Kolumne in der Hexenwoche. „Auf der Suche nach meinem wahren ICH – Leidenswege eines Zauberers ohne Gedächtnis!“ Er schreibt überaus Mitleid erregend. Und Umfragen zufolge, halten die meisten Leserin der Hexewoche ihn inzwischen für einen geläuterten, melancholischen Helden.“
 

Als sie bemerkte, wie die drei Männer sie ungläubig anstarrten, zuckte Narzissa nur nymphengleich mit den schlanken Schultern.

„Immerhin sieht er immer noch hervorragend aus. Und manche Frauen mögen leidende Heldengestalten. Durch seinen Gedächtnisverlust hat er sich praktisch von allen Vorwürfen freigesprochen, denn er ist ja jetzt nicht mehr derselbe.“

Ihr ebenfalls hervorragend aussehender Ehemann schnaubte abfällig.
 

„Jemand müsste zu Lockhart gehen, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Oder um zumindest seine Unterlagen einsehen zu können. Der Trottel muss sich ja irgendwo Notizen für seine Bücher gemacht haben“, erklärte Lucius seidenweich. „Aber es müsste jemand sein, den er schon lange insgeheim bewundert hat. Jemand, den er schon immer beeindrucken wollte. Jemand, für den er vielleicht sogar zarte Gefühle gehegt hat.“ Lucius Lächeln erreichte nie da gewesene Dimensionen von Schadenfreude.
 

Severus schloss, einmal mehr, gequält die Augen. Das war also die Rache dafür, dass er seinen besten Freund in Frauenkleider gesteckt hatte. Er hätte es wirklich besser wissen müssen. „Ich werde Gilderoy Lockhart definitiv nicht dabei helfen, seine Erinnerungen wieder zu finden!“, zischte er.
 

„Gilderoy Lockhart war in dich verliebt?“, echote Remus und nur wenn man genau hinsah, konnte man das aufkeimende Unglück in braunen Augen sehen.

„Nein!“, fauchte Severus scharf. „War er nicht! Er hat nur versucht, meine Aufmerksamkeit zu erregen, weil ich ihn nicht wie alle anderen angebetete habe. Er hat sich ungefähr so reif, wie schmollender Dreijähriger verhalten.“

„Er ist in lila Dessous aus deinem Kamin gestiegen!“, erinnerte ihn Lucius hilfsbereit.

Remus Augen wurden merklich größer.
 

„Wahrscheinlich war er betrunken!“, schnarrte der Zaubertrankmeister, in einem Tonfall, der allen Anwesenden nahe legte, das Thema fallen zu lassen.

„War er das auch, als er „Be my bad boy“ für dich gesungen hat?“, erkundigte sich Lucius unbeeindruckt.

„Schluck Gift!“

„Heute nicht, Darling.“
 

„Also irgendwie kommt mir das jetzt bekannt vor!“, raunte Draco im Geheimgang hinter dem Schlachtengemälde. Und Harry nickte unbehaglich. Er hätte nie geglaubt, dass er eines Tages mit Snape verglichen würde. Andererseits hatte er natürlich auch nicht geglaubt, dass er mit Malfoy einen magischen Vertrag abschließen würde. Oder aus freien Stücken Draco seine Jungfräulichkeit opfern würde.
 

„Ich werde unter gar keinen Umständen zu Lockhart nach St. Mungos gehen!“, wiederholte Severus gerade.

„Oh, ich denke, du wirst überhaupt keine andere Wahl haben“, sinnierte Lucius und strahlte den Schwarzhaarigen regelrecht an. „Immerhin geht es hier um das Wohl von Hogwarts, deiner Schüler, meines Sohnes…“

„Scheiß auf Hogwarts und die kleinen Nervensägen!“
 

„…und um diese herzerwärmenden Briefe, die du Evans im dritten Schuljahr geschrieben und nie abgeschickt hast.“ Lucius wedelte aufreizend mit mehreren Pergamentrollen, die von einem dunklen Seidenband zusammen gehalten wurden. „Ich denke, ich werde sie einfach in irgendeinem der siebenhundertzweiundvierzig Zimmer auf Hogwarts vergessen. Deine Schüler werden sicher begeistert sein.“
 

Im Geheimgang keuchte Harry erschrocken auf. Dracos Hand schoss vor und legte sich auf seinen Mund. Beide starrten ungläubig durch ein Guckloch im Gemälde in den Salon und auf ihren Zaubertrankprofessor.

Snape hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Gesicht war wie immer vollkommen verschlossen und allein der mordlüsterne Blick, mit dem er Lucius bedachte, verriet seine wahren Gefühle.
 

Nie, schwor Severus sich innerlich, nie wieder würde er ein einziges Wort zu Papier bringen! Wie konnte er nur jemals so dumm gewesen sein, seinen Gefühlen in einer so dauerhaften Weise Ausdruck zu verleihen? Genauso gut hätte er sie gleich an alle Wände des Schlosses schreiben können.
 

„Du hast Lily geliebt?!“, konnte sich Remus nicht verkneifen, ihn zu fragen. Die Enttäuschung in seiner Stimme war nicht mehr zu überhören und Lucius horchte merklich auf. Sein Blick schoss zu dem Werwolf hinüber.

„Nein!“, bellte Severus heiser. „Das war nur…“
 

„Aber Sev, dass ist doch kein Grund sich zu schämen“, sagte Narzissa sanft und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Immerhin hast du Evans Jahre lang heimlich geliebt, als einzige Frau auf der Welt! Und niemand könnte es dir verdenken, dass du kopfüber in Lucius Bett gestolpert bist, an dem Tag, an dem sie Potter geheiratet hat.“

Trotz ihres entrückten Lächelns, erstarrte der Zaubertrankmeister zu Salzsäure und wünschte sich aus tiefstem Herzen einen Zeitumkehrer, um die letzten dreißig Sekunden rückgängig zu machen.
 

„Wie macht sie das nur?“, murmelte er geistesabwesend, als er die Sprache wieder gefunden hatte. Er stand immer noch unter einem mittelschweren Schock.

„Mit vollendeter Eleganz?“, fragte Lucius trocken zurück und betete seine Frau über den Tisch hinweg an.
 

Severus sah seinen angeblich besten Freund von der Seite an und fragte sich, nicht zum ersten Mal, warum er ausgerechnet Lucius Malfoy seit Jahren immer wieder in sein Bett ließ. Ach ja, richtig - Einsamkeit! Denn Lucius war einer der wenigen Menschen auf der Welt, die Severus speziellen Sinn für Humor teilten, die schwarzen Künste liebten und bewusst in der weiten Grauzone zwischen Gut und Böse lebten.
 

Und außerdem gab es nicht viele Zauberer, die der körperlichen Vollkommenheit so nahe kamen, wie Lucius Malfoy, mit seinem weibblonden Haar, seinem fast klassisch anmutendem Gesicht und seiner athletischen Figur.
 

Dann sah er unauffällig zu Remus Lupin hinüber, der aussah, als hätte er aus Versehen eine Kotzpastille verschluckt. Er war eher mager, um Jahre zu früh ergraut und dünne Narben überzogen seinen ganzen Körper. Aber vielleicht will ich gar keine Perfektion mehr, dachte Severus heimlich.
 

„Wahrscheinlich vergeude ich meine Zeit! Er hat sich seit fünf Jahren nicht erinnert!“, wandte Severus ein letztes Mal ein. „Außerdem bedeutet das auch, dass er sich nicht mehr an mich erinnern wird! Und an die Gefühle, die er möglicherweise irgendwann mal für mich gehegt hat.“

„Vielleicht besitzt er noch Aufzeichnungen oder Briefe!“, hielt Lucius dagegen. Er hielt die Pergamentrollen noch immer in der Hand. „So wie du!“

Severus erhob sich so würdevoll wie möglich und rauschte mit wehenden Roben hinaus.

Ohne, dass sie darüber sprechen mussten, war allen Anwesenden klar, dass er zu Lockhart nach St. Mungos gehen würde.
 

In Rekordzeit war auch Remus aufgesprungen und eilte ihm nach.

„Warte, ich begleite dich!“

Die beiden Malfoys blieben zurück und der Ausdruck in Lucius grauen Augen war ausnahmsweise nicht eisig, sondern nachdenklich, als er den beiden Professoren nachsah.

„Hoffentlich ist der gut genug für ihn!“, murmelte er leise und hob überrascht den Kopf, als Narzissa belustigt auflachte.
 

Im Geheimgang hatten die beiden Vertragspartner gerade ein neues Ziel gefunden.

„Wir müssen einen Beweis dafür finden, dass Umbridge nicht die ist, für die sie alle halten!“, erklärte Harry flüstern, aber deshalb nicht weniger eindringlich.

„Sie muss irgendwie Kontakt zu dem Schmuggelring halten!“, stimmte Draco ihm zu.

„Wir könnten sie überwachen. Oder in ihr Büro eindringen…“
 

Die beiden schlichen den Weg zurück, zum anderen Ende des Geheimganges, aufgeregt diskutierend. Plötzlich sagte Draco, gutgelaunt: „Ich befehle dir…“

Doch im selben Augenblick schoss Harrys Hand vor und hielt ihm den Mund zu. Von einer Sekunde auf die andere, war er todernst geworden.
 

„Ich wäre sehr vorsichtig, mit diesen drei Worten, Malfoy!“

Obwohl Draco im Halbdunkel des Ganges sein Gesicht nicht sehen konnte, zuckte er innerlich zurück, denn die Kälte in der Stimme des Gryffindors, hätte besser zu Snape oder seinem Vater gepasst.

Aber natürlich konnte Draco das so nicht auf sich sitzen lassen.
 

Er schlug die Hand fort.

„Was willst du damit sagen, Potter?“, schnarrte er, mit seiner alten Überheblichkeit.

„Das du dir überlegen solltest, was du auf Spiel setzt. Und was du verlieren könntest!“

„Zuviel Pathos, Potter, wie üblich!“

„Zuwenig Ehrgefühl, Malfoy, wie üblich!“, zischte Harry und stob aus dem Geheimgang, den Tarnumhang wie eine Schleppe aus Nichts hinter sich herziehen.
 

Draco sah ihm nach und versuchte vergeblich herauszufinden, was schief gelaufen war. Denn vor noch gar nicht so langer Zeit, hatte derselbe Gryffindor, um mehr bettelnd, in seinem Arm gelegen.
 

***
 

Die Wiederbelebung von Gilderoy Lockharts Ruhm hatte dazu geführt, dass man ihn in ein Zimmer mit Blick auf den Privatgarten des Chefheilers verlegt hatte.

Die Räume boten alle Annehmlichkeiten, die eine so viel geliebte Person erwarten durfte. Es gab ein paar hübsche, äußerst seltene Orchideen; Seiden bezogene Diwane, um darauf zu liegen und sich in schwermütigen Gedanken zu ergehen; Berge von Kissen mit kleinen Troddeln und Zentimeter dicke Teppiche.
 

An allen Wänden hingen Fotos von dem neuen, melancholischen Gilderoy. Die bevorzugten Farben schienen fliederlila, zartblau und cremeweiß zu sein.

Im Hintergrund erklang gedämpfte Klaviermusik und ein kleiner Zimmerspringbrunnen plätscherte beruhigend dahin.
 

Das alles war, nach Ansicht des Chefheilers, unbedingt notwendig geworden, seit so viele Journalisten und Fans den neuen Gilderoy Lockhart besuchten. Schließlich wurden hier Fotos gemacht, die in die Öffentlichkeit gelangten. Nicht auszudenken, wenn Lockhart im tristen Krankenhauskittel darauf zu sehen gewesen wäre.

Das hätte St. Mungos in einem schlecht Licht dastehen lassen. Außerdem brachten die Zeitungsfritzen und Verehrer viel Geld und kostbare Geschenke mit.
 

„Sie müssen un!-be!-dingt! von diesen Nussnougatpralinen versuchen, Remus! Ich darf Sie doch Remus nennen, nicht wahr?“, zwitscherte Lockhart mit einem verschwörerischen Augenzwinkern. „Wo wir doch beide einst das selbe Fach unterrichtet haben, auch wenn ich mich daran natürlich un-glück-seliger-weise nicht erinnern kann!“

Der blond gelockte Zauberer stopfte munter Schokolade ihn sich hinein und sah, fand Remus, kein bisschen, wie ein leidender, melancholischer Held aus. Ganz im Gegensatz zu Severus, der wirkte, als würde er sich am liebsten aus dem nächsten Fenster stürzen.
 

Der Zaubertrankmeister saß eingeklemmt zwischen Lockhart und Remus auf dem Kissenüberladenen Diwan, die Pralinenschachtel auf dem Schoss und nicht der Lage sich rühren. Von einer Seite hatte Remus, recht besitzergreifend, einen Arm um seinen Kollegen gelegt, während Lockharts Hand auf irgendeine geheimnisvolle Weise immer wieder den Weg auf Severus Knie fand. Ganz egal, wie oft der Zaubertrankmeister sie unwirsch fort schlug
 

Es war nicht ihr erster Besuch bei Lockhart.

Seit einer Woche waren die Ferien vorüber und jeden Abend saßen Remus und Severus in St. Mungos auf Lockharts Diwan.

Und welche Erinnerungen Lockhart auch sonst verloren haben mochte, seine Gefühle für Severus schienen die alten geblieben zu sein. Er klebte förmlich an dem finsteren Zaubertrankmeister und ließ keine Gelegenheit aus, um ihn verstohlen zu berühren, hold anzulächeln oder um seine Aufmerksamkeit zu betteln.

Was wiederum dazu führte, dass Remus bei jeder Gelegenheit nach Sev´s Hand griff, nicht von seiner Seite wich und die beiden niemals alleine in einem Raum ließ.

Nichts davon schien Severus besonders zu behagen.
 

Und mit jedem Abend der erfolglos verstrich, wurde seine Laune sichtlich schlechter.

Gestern hatte er Lockhart sogar Dornröschentinktur in den Tee geträufelt, um ungestört sein Zimmer nach Unterlagen für seine alten Bücher durchsuchen zu können.

Remus war am selben Tag in London gewesen, um mit Lockharts Verleger zu sprechen, aber auch der kannte nur die fertigen Manuskripte.

Keine Spur von dem Schmuggler, der einst gegen den Werwolf gekämpft und die falsche Dolores Umbridge gekannt hatte.
 

An dritten Abend waren Journalisten zu Besuch gewesen, um ein paar Fotos von Gilderoy zu schießen und ihn nach den Fortschritten bei seinem neuen Werk „Wege aus dem Vergessen“ zu befragen.

Und die beiden Professoren hatten mit angesehen, wie Gilderoy Lockhart sich vor ihren Augen in einen tragischen Helden verwandelte.
 

Die Nougatpralinen verschwanden hinter dem Diwan, eine unnatürliche Blässe breitete sich auf den zuvor rosigen Wangen aus (magisches Puder, wie Severus später erriet), und an den endlos langen Wimpern hingen plötzlich einzelne Tränen.
 

Seine Stimme klang gebrochen.

Seine Unterlippe zitterte leicht.

Severus Misstrauen war mit Händen zu greifen gewesen.
 

An diesem Abend nun, wand sich der Zaubertrankmeister ungewohnt freundlich an Lockhart. Was wiederum Remus Misstrauen erweckte. Denn Severus war nie freundlich. Selbst seine wenigen Freunde beleidigte er ununterbrochen – wie Remus aus eigener, bitterer Erfahrung wusste.
 

Aber Gilderoy schien keinen Verdacht zu schöpfen. Er strahlte Severus an und plappert noch mehr, noch schneller und noch sinnentleerter als ohnehin schon.

„Natürlich können Sie sich nicht mehr daran erinnern, Gilderoy“, sagte Severus gerade samtweich und sah Lockhart tief in die veilchenblauen Augen. „Aber ich habe viele, liebe Erinnerungen an Ihre Zeit auf Hogwarts!“
 

Remus dachte an Lockhart in lila Dessous. Und daran, wie er „Be my bad boy“ sang. Und fragte sich, ob Lucius vielleicht noch einiges verschwiegen hatte. Unwillkürlich legte er den Arm ein wenig fester um den Zaubertrankmeister.
 

„Erzählen Sie mir mehr, Sev.“ (Remus knurrte leise. Er durfte den Zaubertrankmeister so nennen. Und niemand sonst. Vielleicht noch Lucius Malfoy, aber auch nur vielleicht!) „Es ist immer ungeheuer faszinierend, von meiner Vergangenheit zu hören“, flötete Gilderoy.
 

Severus lächelte beinahe sanft. Spätestens jetzt hätte jeder andere die Flucht ergriffen, aber einmal mehr schien Lockharts nichts von seinem drohenden Untergang zu ahnen.

„Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Sie auf Ihre spezielle Art einzigartig waren“, erklärte Severus doppeldeutig. „Niemand hat den Unterricht je wieder so gestaltet wie Sie! Auch Ihr Gesangtalent habe ich in lebhafter Erinnerung. Tatsächlich bin ich sogar in den Genuss einer Sonderdarbietung gekommen.“
 

„Wirklich?!“, gurrte Lockhart und Remus Hand verkrampfte sich um Sev´s Schulter.

„Und einmal“, Severus senkte verschwörerisch die Stimme und beugte sich zu Lockhart vor, „sind Sie tatsächlich mitten in der Nacht aus dem Kamin in meinem Arbeitszimmer gestiegen. Ich sehe es noch wie heute vor mir, denn im ersten Augenblick glaubte ich an eine Halluzination. Nicht einmal in meinen kühnsten Träumen hätte ich erwartet…“ Severus legte eine dramatische Pause ein und allein Remus bemerkte, dass es seine dünnen Mundwinkel verräterisch zuckten.
 

„Was hatte ich… ich meine, wie sah ich aus?“, hauchte Lockhart verzückt.

„Es war ein wirklich einmaliger Anblick!“, vertraute Severus ihm an. „Anstatt der üblichen, doch eher verhüllenden Roben trugen Sie… etwas sehr viel Privateres. Mit viel Spitze. Die Farbe war im Gegenlicht nur schwer zu erkennen, aber ich glaube, es war es dunkles, wie blau oder..“ Er stockte.

„Lila!“, ergänzte Gilderoy glücklich. „Und aus Feenhaarseide!“
 

Severus Hand schoss vor und schloss sich schraubstockartig um Lockharts Handgelenk.

„Und wie können Sie sich da so sicher sein!“
 

***

Das nächste Kapitel handelt von Geständnissen, Quidditch und Dracos Gelübde.
 

Die Fortsetzung kommt wieder Samstag.

Nur ein Spiel?!

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OCC, kein Band sieben.
 

Vielen Dank für eure Kommentare *Florentina rausstell* und einen schönen dritten Advent.

@all: Lucius ist für seine Eskapaden bekannt und nur Narzissa (und vielleicht Severus) ist die einzige Konstante in seinem Leben. Sie ist sich dessen durchaus bewusst.

@YeneRiddel: *Kekse verschling* Sorry, das war kein besonders Aktion reiches Kapitel. Jetzt passiert wieder mehr. Du zeichnet Luc?! *strahl* Zeeeeiiigen!!! (Nein, ich bin nicht kindisch ^^°…)

@Dranza-chan: Remus ist wirklich seeehr eifersüchtig: auf Lily, Lucius und Lockhart. Aber das kommt erst im nächsten Kapitel. Jaha, Lockharts großes Geheimnis…

@Roi_Soleil_Leon: Draco hat einen Entschluss gefasst. Und will ihn um jeden Preis durchsetzten. Nur soviel – es geht um Quidditch.

@Yami-san: *lach* Was hast du gegen lila Dessous?! (Okay, ich frag jetzt nicht, was du gegen Lockhart hast… Gilderoy ist ja echt unbeliebt geworden.)

@Kellerkind: Severus ist einer der wenigen Menschen, die Lucius wirklich wichtig sind. Aber vor allem als Freund, und nur an zweiter Stelle als gelegentlicher Liebhaber. Harry hat es ziemlich --- satt, ständig von Draco Befehle zu bekommen. Und Draco schnallt natürlich wieder gar nichts. Und wenn dann noch die Sache mit dem Gelübde dazu kommt… *sich in geheimnisvollen Andeutungen ergeht*

@Ayaschu: Sev tut mir beim Schreiben auch immer sehr leid… aber irgendwie quäl ich ihn trotzdem ^^° Und Lockhart mag ich eigentlich, gerade weil er so ein eitler, dummer, feiger Typ ist und alle in den Wahnsinn treibt.

@Tanaka_Kouhei: Das war kein besonders Aktion reiches Kapitel, aber inhaltlich musste ich ein paar Sachen erzählen, bevor es weiter gehen konnte. Ab jetzt passiert wieder mehr. Und Harry hat es einfach satt, ständig Befehle zu bekommen. (Was Draco natürlich mal wieder nicht schnallt *kopfschüttel*)

@Ellilvys1987: Harry will nicht mehr ständig herum kommandiert werden, noch dazu von einem Menschen, den er eigentlich liebt. In diesem Chap musste ich inhaltlich einiges erklären, deswegen war es weniger Aktion reich. In den nächsten Kapitel passiert wieder mehr.
 

--- Hab das Kapitel un-beta-gelesen hochgeladen. Sorry. Bin gerade im Vollstress.---
 

***
 

22. Kapitel

Nur ein Spiel?!
 

Gilderoy Lockhart lächelte betörend.

Oder versuchte es zumindest.

Es misslang komplett.
 

„Mein herausragender Geschmack hat durch den Gedächtnisverlust keinen Schaden genommen. Und Sie haben das ganz so üb-er-aus eindringlich beschrieben, dass ich die Szene plötzlich vor mir gesehen habe.“ Er versuchte krampfhaft und vergeblich sein Handgelenk aus Severus Griff zu befreien. „Natürlich habe ich es nicht gewusst! Ich habe einfach nur geraten!“
 

„Genauso, wie Sie geraten habe, dass ich Severus heiße?“, fragte der Zaubertrankmeister, voll täuschend echtem Sanftmut.

„Äh.. – hä?“, fragte Gilderoy geistreich.

„Sie haben mir die ganze Zeit über beim Vornamen angesprochen, obwohl ich mich nur mit meinem Professorentitel vorgestellt habe. Ein alter Trick, ich weiß, aber er scheint noch zu funktionieren.“
 

„Sie haben… ich meine, Sie haben nicht…“ Gilderoys Blick irrte zwischen den beiden Professoren hin und her, dann lachte er schrecklich gespielt auf. „Treiben Sie keine Späße mit mir, Severus!“ Er wedelte mit dem ausgestreckten Zeigefinger vor Severus Hackennase herum.

„Keine Sorge, ich bin ein fürchterlich humorloser Mensch!“, behauptete Severus mit einem Raubtierlächeln.
 

Er hielt Lockharts Handgelenk noch immer fest umklammert. „Was meinen Sie, sollte ich Rita Kimmkorn eulen und ihr erklären, dass der Vergessenszauber aus Mr. Weasleys kaputtem Zauberstab nie richtig gewirkt hat? Mit diesen kläglichen Überresten eines Stabes hätte man nämlich niemals einen so mächtigen Vergessenszauber sprechen können. Deshalb konnte auch niemand eine Heilmethode finden – weil Sie in Wahrheit niemals in Gedächtnis verloren haben!“
 

Gilderoy machte einen weiteren Versuch sich los zu reißen. Natürlich hatte er nicht die Spur einer Chance und fast, tat er Remus leid. Fast.

„Ich nehme an, Sie haben sehr schnell erkannt, dass Sie als entlarvter Betrüger von Ihren ehemaligen Verehrern verachtet und von Ihrem Verleger verklagt worden wären. Ganz zu schweigen davon, dass Dolores Umbridge angefangen hatte sich gegen Ihre kläglichen Erpressungsversuche zu wehren. Mit der angeblichen Gedächtnislöschung haben Sie all diese Probleme auf einen Schlag aus der Welt geschafft!“
 

„Ich weiß nicht, wovon Sie…“ Gilderoy zerrte mittlerweile fast verzweifelt an Severus Griff.

Der Zaubertrankmeister sah ihm amüsiert dabei zu. Er schien sich blendend zu unterhalten. Sinnierend sagte er: „Und es spielt auch überhaupt keine Rolle, ob Sie die Wahrheit zugeben. Ich werde einfach vor einem der nächsten Pressetermine etwas Veritaserum in Ihren Tee schmuggeln, Lockhart. Das Ergebnis dürfte sicher recht erfreulich werden. Und wenn Umbridge dann weiß, dass Sie sich tatsächlich an alles erinnern…“
 

Severus zuckte gespielt hilflos mit den Schultern. „Sie wissen ja, wie grausam Frauen sein können! Zumal solche, mit einem Doppelleben als gnadenlose Verbrecherin! Aber vielleicht bekommen Sie ja noch rechtzeitig Aurorenschutz.“ Er lächelte eisig und machte eine kurze Kunstpause. „Obwohl ich das bezweifle!“
 

Lockhart war während Sev´s Rede merklich erblasst. Hatte er sich eben noch von ihm losreißen wollen, griff er jetzt nach seiner freien Hand und presste sie krampfhaft zusammen.

„Sie müssen mir helfen, Severus! Wenn dieses schreckliche Weib dahinter kommt, dass ich ihr schmutziges Geheimnis immer noch kenne, wird sie mich umbringen!“ Er begann hysterisch aufzuschluchzen und versuchte Severus um den Hals zu fallen, was Remus nachdrücklich und finsteren Blickes, zu verhindern wusste.
 

„Wenn wir Umbridge ein für alle mal überführen, haben Sie nichts mehr zu befürchten, Lockhart. Sie werden uns helfen, ihre Spur in den Karpaten aufzunehmen! Sie werden bei Gericht gegen Sie aussagen! Und Sie werden dafür Aurorenschutz bekommen!“, erklärte Severus bestimmt und stand auf.
 

Vor der Tür wartete Lucius Malfoy zusammen mit einigen alten Mitgliedern des Phönix Ordens, die Lockhart im Grimauldplatz verstecken sollten. Charlie Weasley würde in den nächsten Tagen in die Karpaten aufbrechen, um mit Hilfe von Lockharts Aussage, die Spur, zu Umbridge Schmuggelring aufzunehmen. Zum ersten Mal seit Weihnachten, hatten sie tatsächlich einen Hinweis in der Hand.
 

Als die beiden Lehrer nach Hogwarts zurück flohten, wand sich Remus nachdenklich an seinen Kollegen: „Du hast vorhin zwar behauptet, du hättest dich nur mit deinem Titel vorgestellt und nicht mit deinem Vornamen - aber in Wahrheit...?!“

„Ja, ich habe gelogen“, gab Severus ungerührt zu. „Ich war mir sicher, dass Lockhart sich nicht mehr daran erinnern würde.“
 

***
 

Zur selben Zeit bereitete sich Hogwarts auf der Quidditchspiel des Jahres vor. Gryffindor gegen Slytherin. Der Klassiker schlechthin. Niemand rechnete ernsthaft mit einem Sieg der Schlangen, nicht, nachdem sie in den letzten sechs Jahren jedes Spiel gegen die Löwen verloren hatten. Aber die anderen Häuser würden trotzdem zum Spielfeld kommen. Und genussvoll dabei zu sehen, wie das meist gehasste Haus von Hogwarts fertig gemacht wurde.
 

Während Ron und Harry mit fiebrigem Blick ein letztes Mal ihre Spielzüge absprachen (und prompt verstummte, als Draco dazu trat), versuchte Hermine ein letztes Mal mit der Stimme der Vernunft zu ihnen durchzudringen.

„Es ist vollkommen unlogisch, dass Umbridge Quiddicht weiter duldet, obwohl sie es bei ihrer letzten Amtszeit verboten hat!“, erklärte sie zum ungefähr hundertsten Mal.
 

„Verschwinde, Frettchen, dass hier ist eine Gryffindor-Strategie-Besprechung?“

„Oh, ihr seid in der Lage, Strategien zu entwickeln?! Das solltet ihr vielleicht öffentlich bekannt machen! Sonst würde das nämlich keiner erraten…“

„Hör einfach nicht hin, Ron! Du weißt, wie wir vorgehen müssen…“

„Juuuungs!!!“
 

„Äh, hast du was gesagt, Minne?“, fragte Ron vorsichtig. Die braunhaarige Hexe hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen gepresst und nagelte sie mit ein paar erstaunlich stechender Augen fest. Fast hätte man sie mit McGonagall verwechseln können.

„Ich sagte“, wiederholte Hermine, und jede einzelne Silber schien kurz auf ihrer Zunge zu zittern, als wäre besonders viel Selbstbeherrschung notwendig, um sie auszusprechen, „das bestimmt mehr dahinter steckt, wenn Umbridge Quidditch erlaubt. Sie hasst diesen Sport. Sie hasst die Schule. Und die Schüler. Warum sollte sie uns einen Gefallen tun, und Quiddichtspiele zu lassen?!“
 

„Quidditch ist ein toller Sport!“, murmelte Ron. „Außerdem ist es doch egal, warum… wir dürfen spielen! Wir werden die Slys platt machen und…“

„Hey, von platt machen, kann ja wohl keine Rede sein. Dieses Jahr…“, mischte sich Draco ein.

Eine einzig, in die Höhe gezogene Braue von Hermine brachte beide zum Verstummen.
 

„Wenn schon alle beim Spielfeld sind, sollten wir das ausnutzen!“, erklärte das Mädchen.

„Ich werde mich mit Dobbys Hilfe in ihre Privaträume schleichen und nach einem Beweis für ihre Doppelidentität suchen.“

Die drei Jungs sah regelrecht schockiert aus.

„Aber dann wirst du das Spiel verpassen!“, brachte Ron ihre größte Sorge auf den Punkt. (Und nein, sie hatten keine Angst, dass Hermine erwischt wurde und von der Schule flog. Oder sonst wie in unerhörte Gefahr geriet, weil sie einer Verbrecherin auf der Spur war. Sie sorgte sich um elementarere Dinge. Mit einem Wort – Quidditch!)
 

„Es ist nur ein Spiel!“, sagte Hermine in einem Tonfall, als wolle sie einem Fünfjährigen den Weg zum Sandkasten beschreiben.

Harry, Ron und Draco sahen sie an, als hätte sie den Verstand verloren.

„Es ist Quidditch!“, stellte Draco entschieden richtig. Die beiden Gryffindors nickten entschieden.

Und Hermine verdrehte die Augen. „Macht doch, was ihr wollt!“
 

Die drei anderen Schüler sahen ihr nach, als sie davon stob und hatten das undeutliche Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Dennoch schulterten sie ihre Besen und machten sie auf dem Weg zum Spielfeld.

Als sie aus dem Portal hinaus traten, wehte ihnen eine eisige Böe ins Gesicht. Der Himmel war vollkommen Wolkenlos und eine blasse Wintersonne schien auf die Zinnen. Allein der schneidende Ostwind wurde von Minute zu Minute stärker und ließ die Baumwipfel des Verbotenen Waldes rauschen.

Aber niemand, nicht einmal Madame Hooch, war der Meinung gewesen, dass sie das Spiel absagen sollten. Immerhin ging es hier um Quidditch, das letzte Relikt, dass Umbridge noch nicht angetastet hatte.
 

„Wolltest du etwas Bestimmtes?!“; fragte Harry den Sucher der Slytherins, während er versuchte ein Zähnklappern zu unterdrücken.

„Dir Glück wünschen?!“ Draco lächelte schief. „Es wird ein faires Spiel geben. Ausnahmsweise mal.“

„Tatsächlich?!“ Harry Tonfall kündete deutlich von seinen unausgesprochenen Zweifeln.

„Tatsächlich!“, bestätigte Draco ruhig.
 

Er hatte nach dem letzten Spiel gegen Gryffindor, vor fast einem Jahr, einen Entschluss gefasst. Er wollte Harry schlagen. Fair. Mit seinen eigenen Waffen. Auf dem Quidditchfeld.

Dafür hatte den ganzen Sommer über und jede freie Minute im Herbst geübt. Es hatte Tage in den Ferien gegeben, in denen er mit wundem Hintern und Blasen an den Händen vom Besen gerutscht war. Er hatte sich wahnwitzige Sturzflüge auferlegt. Fliegen bei Regen und in Dunkelheit. Schnatzfangen zwischen Baumstämmen im Wald.
 

Alles, nur um Potter zu schlagen!

Fair zu schlagen - ausnahmsweise mal!
 

Während die Teams auf ihre Besen stiegen und sich vom Boden abstießen, nahm auf der Ehrentribüne ein seltsames Pärchen Platz. Obwohl Lucius Malfoys blondes Haar natürlich unverkennbar, fiel kaum jemandem auf, dass Dolores Umbridge ihn mit verkniffenem Gesicht begleitete.
 

Statt des rosa Kostüms trug sie eine dunkle Robe mit tiefer Kapuze. Nicht einmal ihre übliche Schleife saß auf ihrem Haar. Fast, hätte Lucius sie nicht wieder erkannt.

Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Umbridge während des gesamten Spiels vom Schloss fern zu halten, damit Severus und Lupin in Ruhe ihre Privaträume durchsuchen konnten.
 

Dazu war er als Schulrat und offizieller Sponsor des Slytherinteams nach Hogwarts gefloht und hatte nachdrücklich darauf bestanden, dass die Schulterleiterin sich das Spiel mit ihm gemeinsam ansah. Sie schien nicht besondern begeistert gewesen zu sein. Um genau zu sein, machte sie Eindruck, als hätte sie eigentlich etwas anderes geplant.
 

Nur mit Mühe, einigen dezenten Drohungen und sanfter Gewalt hatte Lucius sie auf die Tribüne gezehrt. Sicherheitshalber hielt er ihren Arm fest umklammert, denn sie sah so aus, als würde sie bei der ersten Gelegenheit aufspringen und das Weite suchen.

Was, dachte Lucius, kann sie so wichtiges während des Spiels vorhaben, dass sie so augenscheinlich aus ihrer üblichen Rolle fällt? Und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass die Quiddichtspiele nur ein Ablenkungsmanöver waren, damit Umbridge ungestört Verbindung zu ihrer Organisation aufnehmen konnte.
 

Über dem Schulstadion kreisten inzwischen die vierzehn Spieler der beiden Häuser zwischen den Torstangen. Die Stimme des Stadionsprechers drang kaum bis zu ihnen hinauf, denn der Wind zog längst an ihren Kleidern, Haaren und Besen. Mehrmals wurden sie einfach von ihrer Flugbahn abgetrieben.
 

Dafür war die Sicht phänomenal.

Harry konnte jedes Detail in der Menge unter sich erkennen, die wogenden Schülermassen mit ihren Wimpeln und Bannern, die anderen Spieler auf ihren Besen, den Kraken im See und sogar die heulenden Hütte in der Ferne.
 

Moment.
 

Hatte er sich das eben eingebildet, oder hatten tatsächlich mehrere Gestalten den Weg von Hogsmead zur Heulen Hütte eingeschlagen? Jetzt verdeckten sie die Bäume wieder und Harry machte sich Schulter zuckend wieder auf die Suche nach dem Schnatz.
 

***
 

Hermine erschien mit einem leisen Plopp an Dobbys Seite in den Räumen der Schulleiterin.

Sie hatte gesehen, wie Lucius Malfoy Umbridge förmlich aus dem Portal und den Weg hinunter zum Quiddichtfeld gezehrt hatte.

Und sich einen Augenblick stiller Schadenfreude gegönnt, als den hoch gewachsenen, blonden Zauberer neben der kleinen, rundlichen Hexe stehen sah. Malfoy senior hatte sich fast bücken müssen, um Umbridge seinen Arm zu reichen. Was aber viel auffälliger gewesen war, war Umbridge untypische, dunkle Kleidung.
 

Niemand konnte sich erinnern, sie je in einer anderen Farbe als schweinchenrosa gesehen zu haben. Und Hermine beschlich das Gefühl, dass Umbridge sich gerade heimlich aus dem Schloss schleichen wollte, als sie dem Schulrat über Weg lief.

Aber wohin in Merlins Namen konnte Umbridge am helllichten Tag und noch dazu in tief schwarzer Kleidung, wollen?
 

Hermine verschob alle weiteren Mutmaßungen schweren Herzen auf einen späteren Zeitpunkt und begann damit, das Zimmer akribisch zu durchsuchen. Sie tastete den Boden nach losen Dielen ob, öffnete alle Schränke, schüttelte die Bücher, um zu sehen, ob Briefe oder Notizen heraus fielen und drehte sogar die Matratze um. Während Dobby hinter ihr herräumte, um alles wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück zu versetzten, flammte das Feuer im Kamin grün auf und zwei schlanke Gestalten trat heraus.
 

„Nun, Miss Granger, und was genau, führt Sie in diese heimeligen Räume?!“, fragte Severus mit einem winzigen Aufseufzen und massierte sich die Nasenwurzel.

Hinter ihm klopfte sich Remus die Asche von seinem neuem Mantel. „Das gleiche wie uns, nehme ich an?!“ Er zwinkerte Hermine zu. „Fünf Punkte für Gryffindor, für die gute Idee mit einem Hauselfen hierher zu apparieren.“
 

***

Derweil kreisten Draco und Harry weit über dem Quidditchfeld, ununterbrochen auf der Suche nach dem Schnatz. Anders als früher, klebte Draco nicht mehr an Harrys Seite, sondern suchte selbst nach dem goldenen Ball. Und seltsamerweise fehlten Harry ihre üblichen Beleidigungen.
 

Kurz nachdem Gryffindor das dritte Tor geworfen hatte (30 zu 50), entdeckte Harry den Schnatz zum ersten Mal. Aber er war nicht der einzige. Einige Sekunden vor ihm, riss Draco am anderen Ende des Stadiums den Besen herum und ging in den Sinkflug.

Der geflügelte Ball flog dicht unter den Tribünen endlang und kurz bevor er die Torstangen der Slytherins erreichte, hielten die beiden Sucher Seite an Seite auf ihn zu.
 

Und dieses Mal kam seltsamer Weise nicht zu unfairen Rempeleien. Draco lehnte sich neben Harry tiefer über seinen Nimbus 2001, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten und gewann einen Meter Vorsprung. Obwohl Harry noch im selben Augenblick aufholte, war er beeindruckt. Zum ersten Mal hatte Draco eine echte Chance zu gewinnen. Damit hatte er nicht gerechnet. Bisher war der Slytherin immer auf irgendeine unfaire Weise im Vorteil gewesen, doch jetzt flog er einfach nur gut. Richtig gut!
 

Harry beschleunigte, hatte den Schnatz fast erreichte und streckte den Arm aus. Neben ihm tat Draco das gleiche. Ihre Finger berührten sich fast und die übrigen Spieler hatten das Spiel eingestellt, um den beiden zu zusehen. Nur noch wenige Zentimeter. Keiner von beiden war vorne. Sie ginge, Knie an Knie, in eine letzte Kurve um die Torstangen, flogen aus dem Windschatten der Hufflepufftribüne und wurden von einer Sturmböe erfasst.
 

Harry und Draco torkelten einen Moment lang haltlos mit ihren Besen durch die Luft, bevor sie sich wieder fingen und den gegen den Wind steuern konnten.

Der Schnatz war längst weg.

Unter ihnen ging ein Aufstöhnen durch die Schülermenge und in der Luft wurde das eigentliche Spiel wieder aufgenommen.
 

Und Harry sah zur heulenden Hütte hinüber. Dieses Mal war er ganz sicher, auf dem Pfad zwischen den Bäumen mehrere Gestalten gesehen zu haben. Dabei ging nie jemand zu heulenden Hütte! (Okay, er war mit Ron und Hermine dort gewesen. Von Lupin, Sirius und Snape ganz zu schweigen. Auch Draco war einmal in der Nähe… Aber sonst ging wirklich niemand dort hin!). Er flog höher, um eine bessere Sicht auf das Gelände hinter dem Schloss zu haben und sah etwas silbriges Aufblitzen und in Richtung Schloss fliegen. Fast hätte es ein Patrons sein können. Dann bemerkte er Draco, der unter ihm kreiste und den Blick suchend über das Spielfeld schweifen ließ.
 

Harry ging wieder tiefer und flog zum ersten Mal seit Menschengedenken freiwillig neben Draco her.

„Hey“, brüllte er gegen den Wind an. „Da sind Menschen bei der heulenden Hütte! Eine ganze Menge und ich glaub, ich hab einen Patronus gesehen.“

„Und warum sollte mich das interessieren?“, schrie Draco zurück, immer noch nach dem Schnatz spähend.

„Weil… ich weiß auch nicht, aber da geht doch nie jemand hin!“ Widerwillen kam Harry sich ein klein wenig albern vor.
 

Er sah noch einmal hinüber. Und entdeckte mehrere Gestalten, die jetzt vor dem verfallenen Haus standen und etwas mit Feuer an die Tür schrieben.

„Da! Verdammt, Draco, sieh hin!“

Wider besseren Wissen blickte der Slytherin an Harrys ausgestrecktem Arm entlang. Zur heulenden Hütte. Und sah tatsächlich mehrere umhangumwehten Zauberer. Und bekam deshalb nicht mit, wie der Schnatz wieder auftauchte.
 

Harry hatte den Blick einige Sekunden früher abgewendet und aus den Augenwinkeln ein vertrautes goldenes Funkeln in der Mitte des Feldes entdeckt. Instinktiv riss er den Besen herum und hielt auf den Schnatz zu. Draco reagierte im selben Augenblick, aber dennoch zu spät. Harry Vorsprung betrug weniger, als zwei Besenlängen. Und er schmolz mit jeder Minute.

Und reichte dennoch aus.

Gerade so.
 

Harrys Finger schlossen sich um den Schnatz und das Stadium explodierte.

Gryffindor hatte Slytherin geschlagen. Wieder einmal. Eigentlich, hatte niemand etwas anderes erwartet.

Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen sah Harry zu dem anderen Sucher hinüber und zuckte mit den Schultern. Und flog zu Boden, um mit seinem Team den Sieg zu feiern.
 

Neben Harry hatte Draco seinen Besen in den Sinkflug gezogen, sprang einen Meter über dem Boden ab und trat ihm in den Weg. Mit einem Ausdruck, der verdächtig an Hass erinnerte, in den silbergrauen Augen.
 

Es hätte sein Sieg sein sollen!

Seiner!

Und er hatte ihn sogar ehrlich erkämpft.

Aber natürlich war Perfekt Potter im alles entscheidenden Moment für eine Sekunde im Vorteil gewesen.

Potter!
 

Draco zischte das erste, was ihm in den Sinn kam. „Zieh auf der Stelle deine Klamotten aus! Flieg zur Spitze des Astronomieturms! Und wage es nicht, dich von der Stelle zu rühren! Das ist ein gottverdammter Befehl!“
 

Harry sah ihn einen Augenblick stumm an. Jedes Hochgefühl war aus seinem Magen hinaus geboxt worden. Er fühlte sich nur noch durchfroren und unendlich enttäuscht. Wenn Draco ihm stattdessen ins Gesicht geschlagen hätte, wäre das weniger schlimm gewesen.
 

Dann begann das leichte Stechen unter seiner Haut ein zu setzten, weil er dem Befehl seines Vertragspartner nicht sofort nachgekommen war. Vor den erstaunten Augen beider Mannschaften und Fanblöcke, Lehrer und nicht zu letzt Dolores Umbridge, begann er seine durchnässten Kleidung auszuziehen.
 

Stück für Stück.

Während Draco ungerührt zusah.

Niemand wagte ihn zu stören. Oder auch nur anzusprechen. Zu letzt stieg Harry nackt auf den Besen und flog über die Tribünen davon, zur sturmumtosten Spitze des Astronomieturms. Draco wartete nicht, bis er außer Sicht war, sondern schwang sich im selben Augenblick auf seinen Nimbus 2001, um über die Länderein hinweg zu fliegen, bevor ihn jemand aufhalten konnte.
 

***
 

Die beiden Lehrer und Hermine waren schnell dazu übergegangen, sämtliche Diskussionen darüber, was-eine-Schülerin-hier-zu-suchen-hatte?!, auf später zu verschieben und statt dessen die ungewisse Dauer des Quidditchspiels dazu zu nutzen, dass Zimmer zu durchsuchen.
 

Während Hermine mit dem Zauberstab alle Katzenteller, Sofakissen und Porzellannippes auf magische Geheimverstecke untersuchte und Remus auf dem Rücken unter dem Bett lag, stand Severus am Schreibtisch. Alles war penibel aufgeräumt. Es gab nicht einmal Notizen. Oder auch nur Federhalter. Es war zum Verzweifeln.
 

Im selben Augenblick flog ein Patronus durch das geöffnete Fenster herein und landete vor dem Zaubertrankmeister auf dem Schreibtisch. Eine silbrig schimmernde Elster. Der Vogel sperrte den Schnabel auf und verkündete mit unbekannter, männlicher Stimme: „Wo bleiben Sie?! Es ist längst elf! Wir können nicht länger warten!“

Und verschwand.
 

„Ich schätze allein dafür hat sich unser kleiner Einbruch gelohnt!“, sagte Remus in die Stille hinein.

„Sie benutzt die Quidditchspiele, um sich mit ihren Mittelsmännern zu treffen“, sprach Hermine ihren ersten Gedanken laut aus.

„Niemand bemerkt sie, weil alle beim Spielfeld sind. Und sie können sich am helllichten Tag treffen, weil sie niemand so nahe bei Hogwarts erwartet. Sie operieren praktisch direkt vor den Augen des Ministerium“, ergänzte Severus.

„Aber heute konnte Umbridge nicht zum Treffpunkt kommen, weil Lucius Malfoy sie zum Spiel gezehrt hat“, mutmaßte Remus und sah die beiden andren an. „Aber wo ist der Treffpunkt?!“
 

„Master Harry Potter!“, quiekte Dobby im Hintergrund plötzlich und starrte zum Fenster.

Die drei Zauberer folgten seinem Blick und sahen gerade noch, wie Harry Potter, Held der magischen Welt und Bezwinger Voldemorts auf seinem Feuerblitz vorbei flog.

Sehr, sehr unbekleidet.

Trotz des eisiges Windes.

Eine ganze Weile schwiegen alle drei, einvernehmlich schockiert.
 

Snape fasste sich als erst wieder. „Beginne ich zu halluzinieren, oder ist Potter gerade nackt auf einem Besen vorbei geflogen.“

„Mr. Potter!“, korrigierte Remus ihn automatisch.

Hermine stürzte an ihren beiden Lehrer vorbei aus dem Zimmer.
 

Zur gleichen Zeit, als Hermine durch das Schloss lief, auf der Suche nach Ron, oder wahlweise Harry, um herauszufinden, was während des Quidditchspiels geschehen war, rannte Dolores Umbridge zur heulenden Hütte.
 

Sie war körperliche Betätigung nicht gewohnt und der Weg vom Schloss hinüber war voller Schneematsch und versteckter Baumwurzeln, über die man stolpern konnte. Deshalb erreichte sie die Hütte nur noch nach Luft japsent, mit Schlamm an Gesicht und Händen, und schmerzhaften Seitenstichen.
 

Natürlich waren ihre Komplizen nicht mehr da.

Nach Luft hechelnd tippte Umbridge mit dem Zauberstab gegen die Tür und gleich darauf erschien eine Botschaft in flammenden Buchstaben.

„Nächsten Freitag um 10 Uhr abends!“
 

Nun, dachte Umbridge, dass ist nicht so sicher wie während des Quidditchspiels, aber es wird gehen. Außerdem ist nächsten Freitag Vollmond - dann müssen wir wenigstens kein zusätzliches Licht machen.
 

***
 

Das nächste Kapitel handelt von der Freiheit des Einzelnen, einem denkwürdigen Zusammentreffen in der heulenden Hütte und Severus Begegnung mit seiner eigenen Angst.
 

Die Fortsetzung kommt nächsten Samstag.

Von Entscheidungen und Verantwortung

Disclaimer: Alle Rechte gehöre JKR.

Warnung: Slash, OOC, kein Band 7
 

Da ich das neue Kapitel gerade wieder einmal in einem Zustand akuter Übermüdung und Überarbeitung vollendet habe und es heute noch *unauffällig zur Uhr lins* hochladen wollte, bin ich weder zum Gegenlesen, noch zum Beantworten der Reviews gekommen. Ich lasse in letzter Zeit stark nach, ich weiß.
 

Nur soviel – viele, na gut die meisten, haben vollstes Verständnis für Draco gehabt (was mich natürlich unglaublich gefreut hat!) und sich gleichzeitig gefragt, wie er das wieder gut machen will. Tatsächlich muss Dracy-po in diesem Kapitel erstmal mit den Folgen seines Befehls klar kommen. Und natürlich ist es eine besonders dumme Idee bei Vollmond die Heulende Hütte aufzusuchen.
 

Vielen Dank für jede einzelne Review! *verneig und Granatapfeltarte rausstell* Als Entschuldigung für meine nicht vorhandenen Antworten, meine sehr wohl vorhandenen Rechtschreibfehler und als Weihnachtsbonus lade ich noch einen kleinen One Shot hoch.
 

***
 

23. Kapitel

Von Entscheidungen und Verantwortung
 

Hermine und Ron mussten erst die Karte des Herumtreibers aus dem Gryffindorturm holen und zur Rate ziehen, bevor sie Harry auf dem Astronomieturmes fanden. Atemlos rannten sie die 308 Stufen bis zur Spitze hinauf und stürzten auf die Plattform hinaus.

Im hellen Sonnenlicht gut zu sehen, vollkommen nackt und ungeschützt vor den Windböen, die hier oben mit doppelter Kraft wehten, stand Harry Potter. Seine Zähne klapperten hörbar, er hatte die Arme um den Körper geschlungen und blaue Lippen und Zehen.
 

Hermine bemühte sich heldenhaft, nicht allzu sehr zu starren, während sie einen Wärmezauber über ihrem besten Freund sprach. Ron rief mit einem Accio Harrys Klamotten und seinen Zauberstab vom Quiddichtfeld herbei. Und sicherheitshalber eine Flasche heißes Butterbier.
 

„Das wars!“, sagte Ron sehr ruhig, während Harry sich eilig anzog und Hermine schicklich wegsah. „Jetzt ist er fällig!“ Niemand fragte nach, wen er meinte.

„Ron…“

„Wir haben ihn gewarnt, Mine! Wir haben ihm gesagt, was wir mit ihm anstellen, wenn er Harry weh tut!“ Ron redete sich immer mehr in Rage. Mittlerweile wanderte er vor ihnen auf und ab, mit den Händen in der Luft gestikulierend. Im Hintergrund schniefte Harry leise und kramte nach einem Taschentuch. Immerhin war es Januar. Er würde eine ausgewachsene Erkältung bekommen. Aber mindestes!
 

„Und wir haben ihm eine ehrlich Chance gegeben! – Kein Grund gleich zu Schnauben! Haben wir doch wirklich!“, behauptete Ron trotzig.

„Was meinst du, Harry?!“, fragte Hermine zögerlich.

Doch der Held der magischen Welt schüttelte nur nachdrücklich den Kopf. „Das ist eine Sache zwischen Malfoy und mir!“, erklärte er stur und ziemlich verschnupft.
 

Hermine schnaubte zum zweiten Mal, ließ aber unkommentiert, dass Harry Draco gerade zum ersten Mal seit Wochen wieder Malfoy nannte. Oder so aussah, als ob er seinen Vertragspartner bei der erst besten Gelegenheit ermorden würde. Ron blieb weniger zurückhaltend.
 

Er baute sich vor Harry auf, inzwischen schlaksige ein Meter achtundachtzig groß, aber noch immer voller Sommersprossen und so unbeholfen, wie der elfjährige Junge aus dem Hogwartsexpress. Doch nun mit einem erstaunlich starken Willen in den himmelblauen Augen.

„Nein, ist es nicht! Und war es noch nie! Wer immer meinen besten Freund angreift, muss auch mit meiner Antwort rechnen!“, sagte er sehr ernst und sehr schlicht. Es war ein sachliche Feststellung und keine vollmundige Drohung.
 

Und dieses Mal widersprach Harry nicht. Ron stürzte an ihm vorbei, um Malfoy zu suchen. Und ihn im See zu ertränken. Oder seinen Kopf als Quaffel zu benutzen. Oder ihn im Kerker an den Daumen aufzuhängen. Es gab da sehr viele Möglichkeiten.
 

Harry sah ihm ein wenig beunruhigt nach. Da Draco ihm verboten hatte, sich von der Stelle zu rühren, konnte er Ron nicht nachlaufen. Selbst dann nicht, wenn er es tatsächlich gewollt hätte.

„Denkst du, er lässt genug von Malfoy übrig, damit seine Familie ihn in Ehren bestatten kann?!“, fragte er Hermine interessiert.

„Möglich, aber unwahrscheinlich!“, erwiderte seine Freundin ruhig.
 

Eine ganze Weile machte keiner von beiden Anstallten, etwas zu unternehmen. Endlich seufzte Hermine tief. „Vermutlich sollte ich aufpassen, dass die beiden nichts anstellen, wofür sie von der Schule geworfen werden können!“

Sie beschwor eine kleine, blaue Flamme in einem Marmeladenglas herauf und drückte es Harry zum Wärmen in die Hand.

Dann zog sie lustlos die Karte des Herumtreibers heraus und machte sich pflichtbewusst auf den Weg nach unten.
 

Zur selben Zeit flog Draco eine weite Schleife über dem Verbotenen Wald. Gelegentlich hörte er unter sich einen unmenschlichen Aufschrei. Oder sah gleich einem silbrigen Blitz ein Einhorn durch das Unterholz jagen. Einmal krachten ein paar Bäume in sich zusammen und gleichzeitig erschallte ein gequältes Jaulen. Der Verbotene Wald war voller grausamer Kreaturen und Draco hatte zu Recht einen übergroßen Respekt vor ihnen.
 

Sein Vater hatte ihm einmal ein paar Jahren sehr naturgetreue Abbildungen gezeigt, um zu verhindern, dass sein Sohn jemals auf die wirklich dumme Idee kam, den zu Recht verbotenen Wald zu betreten. Draco hatte bis in sein drittes Schuljahr hinein Alpträume von diesen Zeichnungen gehabt. Und von jener Nacht im ersten Schuljahr, als er mit Harry und Fang durch den Wald gestolpert war.
 

Doch jetzt, in sicherer Höhe und auf einem Leistungsstarken, sprich schnellen, Besen genoss er das Gefühl im Flug das Quidditchspiel, die Schule, Harry und seine eigene Niederlage hinter sich zu lassen.
 

Mehr oder weniger jedenfalls, denn immer wieder sah Draco, sozusagen in Endlos-Schleife die entscheidenden Minuten des Spiels vor sich. Harry, der zur Heulenden Hütte deutete, wo tatsächlich ein paar Gestalten in Zauberermänteln zu sehen waren. Harry, der deshalb den winzig kleinen, entscheiden Vorsprung bei der Jagd auf den Schnatz hatte. Harry, dem er befohlen hatte, sich auszuziehen und zum Astronomieturm zu fliegen. Harry, der zur Heulenden Hütte… und so weiter und so fort.
 

Als er gerade zum 23zigsten Mal bei, Harry, dem er befohlen hatte, sich auszuziehen, war, stockte Draco mitten im Flug. Die Zinnen von Hogwarts waren mittlerweile nur noch eine ferne Silhouette im blassen Winterhimmel. Er hatte seinen Vertragspartner befohlen nackt zur Turmspitze zu fliegen und dort zu bleiben. Die ganze Schule hatte zu gesehen, inklusive der Lehrer, seinem Vater und Umbridge.
 

Das war jetzt bestimmt über eine Stunde her.

Und es war eisigkalt.

Dracos Magen verwandelte sich in einen eisernen Klumpen und er stöhnte gequält auf. Wie hatte er sich nur so hinreißen lassen können?! Sollte Harry noch nicht auf der Turmspitze erfroren sein, würde er ihn umbringen. Hundertprozentig.
 

Und obwohl Draco es sehr eilig hatte, zurück zum Schloss zu fliegen, fürchtete er seine Ankunft fast ein wenig. Er landete mit wehender Quidditchrobe auf der Turmspize. Direkt vor Harrys Füßen. Der Gryffindor trug seine Kleider wieder und klammerte sich krampfhaft an einem Marmeladenglas fest, in dem eine blaue Flamme tanzte. Sein Gesicht schien aus Stein zu sein, allein die grünen Augen blitzten Draco wütend an.
 

„Geh wohin immer du willst!“, befahl Draco, im selben Moment, als seine Füße den Boden berührten. Und bereute es noch im selben Augenblick, denn Harry fuhr auf der Stelle herum und riss die Falltür im Boden auf.

„Warte, Harry, ich…“

Der schwarze Schopf verschwand bereits im Inneren des Turms, nur einmal hielt Harry kurz inne.

„Ich hass dich, Malfoy!“, zischte er und ließ die Holzklappe über sich zu fallen.
 

Draco riss in Windeseile die Falltür wieder auf und wollte gerade hinunter klettern, als aus der Dunkelheit des Turms ein Lichtblitz auf ihn zuschoss und ihm die blonden Haare versenkte.

Der Slytherin erstarrte auf der Stelle und entschloss sich, lieber nicht die Treppe zu nehmen.

Stattdessen flog er den Weg hinunter, doch als er ankam, war von Harry nichts mehr zu sehen.
 

Er nahm einen Umweg in die Kerker, weil er keine Lust hatte nach dem Fiasko auf dem Quidditchfeld irgendjemandem zu begegnen, und schleifte seinen Rennbesen achtlos hinter sich her. Mit hängendem Kopf und zusammen gekniffen Lippen, führte Draco im Kopf ein hitziges Selbstgespräch darüber, was er anders hätte machen sollen. Und bemerkte Ronald Weasley deshalb erst, als er in ihn hinein lief.
 

Bei dieser Gelegenheit fiel Draco zum ersten Mal auf, dass das Wiesel tatsächlich etwas größer war als er. Nicht, dass es auf die Größe ankam, aber selbst Draco musst zugeben, dass es ein wenig einschüchternd wirkte, wenn man so drohend von oben herab angefunkelt wurde. Im nächsten Moment prallte er gegen die massive Steinwand. Es schmerzte unerwartet stark und er wäre gefallen, wenn Weasley ihn nicht gegen die Mauer gedrückt hätte.
 

Er meint es tatsächlich ernst, war alles was Draco denken konnte, bevor ihn der erste Faustschlag in den Magen traf. Der zweite glitt unglücklich an seinem Gesicht ab und riss Draco die Lippe auf. Für einen knochigen, unbeholfenen Teenager war Ronald erstaunlich stark. Er ließ Draco keine Möglichkeit zurückzuschlagen.
 

Natürlich riss ihm der Slytherin ein paar der möhrenroten Haare aus und zerkratze ihm das Gesicht und die Hände, aber der geballten Wut auf ihn, die sich seit Jahren in dem jüngsten Weasleysohn angestaut hatte, konnte er nichts entgegensetzten. Hermine hätte Draco erklären können, dass es dabei um viel mehr, als nur eine Abreibung ging.
 

Es war die Abrechnung schlechthin. Denn immerhin war er jener Malfoy, der alles hatte, was Ron nie bekommen würde - Geld, ein blendendes Aussehen, den besten Besen, die guten Noten und jetzt sogar Harry. Malfoy, dem Harry mehr anvertraut hatte, als seinen besten Freunden. Malfoy, bei dem Harry jede Nacht schlief. Malfoy, der Harry vor der ganzen Schule gedemütigt hatte.

Nicht, dass Draco sich für Hermines Erklärung interessiert hätte.
 

Trotzdem war er Hermine sehr dankbar, als sie Ronald panisch von ihm wegzog. Sie klammerte sich von hinten an ihren Freund und hielt seine Arme fest umschlungen, so dass er Draco loslassen musste, wenn er sie nicht wegstoßen wollte.

„Ron… Ronald nicht, es ist auch so schon…“

Verwundert bemerkte Draco, dass sie schluchzte. Und fragte sich im selben Augenblick, wie erbärmlich er aussehen musste, wenn Lady Schlammblut, seinetwegen in Tränen ausbrach. Zumindest fühlte er sich sehr erbärmlich.

Dann begriff Draco, dass Granger nicht wegen ihm weinte.
 

„Es ist… es ist schrecklich! Umbridge will Harry von der Schule werfen. Wegen unzüchtigen Betragens auf dem Quidditchfeld.“ Hermine schluckte heftig und wischte sich mit dem Handballen ein paar Tränen aus dem Gesicht. „Als ich vom Astronomieturm runter gestiegen bin, hat sie gerade den neuen Erlass angeschlagen. Ron, nein!“
 

Hermine musste sich schon wieder an ihren Freund klammern, damit er sich nicht ein zweites Mal auf Draco stürzte.

„Mine, dieser miese Bastard ist Schuld, wenn sie Harry aus Hogwarts verbannen und seinen Zauberstab zerbrechen!“, brüllte er.

„Ron, sie können ihn nicht einfach so rauswerfen, er ist der Bezwinger von du-weißt-schon-wem! Der Schulrat wird Einspruch erheben. Lucius Malfoy hat Umbridge Rauswurf mit einer einstweiligen Verfügung augenblicklich aufgehoben.“
 

„Und jetzt?!“, fragte Draco leise. Beim Sprechen tat ihm die Lippe weh und er schmeckte Blut auf seiner Zunge.

Hermines Blick fiel sehr kalt und sehr strafend auf ihn. „Harry steht im Gryffindorturm unter Hausarrest. Er darf nicht am Unterricht teilnehmen, nicht in die große Halle und nicht zaubern. Im Grunde darf er überhaupts nichts mehr.“ Bevor Draco darauf etwas erwidern konnte, oder Ron noch einem Gelegenheit bekam, auf ihn einzuprügeln, zog Hermine ihren Freund mit sich fort.
 

***
 

In seinem persönlichen Labor war Severus einmal mehr dabei den Wolftrank zu brauen. Inzwischen beherrschte er alle Handhabungen im Schlaf, was ihn natürlich nicht davon abhielt, besonders sorgfältig und konzentriert zu arbeiten. Dem entsprechend unwirsch, war sein geknurrtes „Herein!“, als er von einem Klopfen an der Tür gestört wurde.
 

Aus den Augenwinkeln heraus nahm er einen weißblonden Schopf und eine grünsilberne Quidditchrobe war. Aber vornehmlich war er damit beschäftigt, den Trank exakt im Sekundentakt zu rühren, so lange wie es brauchte, um den Schwur der Pandora zwei Mal vorwärts und einmal Rückwärts aufzusagen. Auf Altgriechisch versteht sich.
 

Deshalb sah Severus erst von dem Kessel auf, als Draco schon eine ganze Weile schweigend auf seinem Laborhocker vor dem Regal gesessen hatte. Und zog milde erstaunt eine Braue in die Höhe.

„Du siehst fürchterlich aus!“, kommentierte er mit einem leichten Hauch von Sorge in den dunklen Stimme. „Mr. Weasley, nehme ich an!“ Er wusch seinen Mörser in dem massivem Steinwaschbecken aus.
 

Draco nickte kleinlaut.

Severus seufzte leise, deckte den Trank mit einem sauberen Leinentuch ab und drosselte die Flamme. Draco war von jeher nur widerwillig in die Krankenstation gegangen und immer lieber heimlich zu ihm gekommen, wenn er Blessuren davon trug. Etwas, dass Severus sehr gut nachempfinden konnte. Wer gab schon gern zu, dass er Prügel bezogen hatte?
 

Severus begann kommentarlos Dracos kleine Verletzungen zu reinigen und mit Salbe zu bestreichen. Die blauen Flecken wurden sofort merklich blasser und selbst seine aufgeplatzte Lippe schwoll ab. Gleichzeitig dachte Severus nach. Darüber, dass Draco Potter bei den Weasleys einen eindeutigen Befehl gegeben hatte. Und Potter hatte augenblicklich gehorchte!
 

Der Zaubertrankmeister erinnerte sich daran, dass Potter dem Malfoyerben Wochenlang wie ein Hündchen nachgelaufen war und ständig kleine Arbeiten für ihn verrichtet hatte. Wenn man dann Dracos Fragen nach der Verarbeitung von Munkshaut und Miss Grangers wundersame Heilung in Betracht zog, ließ das eigentlich nur noch einen Schluss zu.

„Draco, hast du mit Potter eine Art Geschäft abgeschlossen? Einen magischen Vertrag?“

Erst erschrockenes, dann störrisches Schweigen.

Und dann stellte Severus genau dieselben Fragen, mit denen Hermine die beiden Vertragpartner hinter den Gewächshäusern in die Enge getrieben hatte. Und Draco nickte kleinlaut.
 

Am Ende verschränkte Severus die Arme vor der Brust. Er verzog keine Miene, aber Draco konnte auch so erkennen, dass sein Pate kurz davor stand, in die Luft zu gehen.

„Es schien eine gute Idee zu sein…“, murmelte er verlegen.

Severus schnaubte abfällig.

„Und das heute…“, fügte Draco hinzu und verstummte sofort wider.
 

Severus Augebraue schoss in die Höhe. Er sagte immer noch kein Wort und trotzdem fühlte Draco sich entsetzlich gemaßregelt. Es war unglaublich wie viel Missfallen Sev mit einer einzigen Augenbraue ausdrücken konnte. Fast sehnte Draco sich nach Weasleys Vorschlaghammermethoden zurück.
 

„Ein magischer Vertrag ist eine Verpflichtung!“, stellte Severus richtig.

„Ich haben meinen Teil der Abmachung erfüllt!“, protestierte Draco.

„Das meine ich nicht!“ Severus wanderte mit langen Schritten vor Draco auf und ab. Es war paradox, dass ausgerechnet er Potter verteidigen sollte. Potter, den er so viele Jahre lang mit viel Hingabe aus seinem Unterricht geekelt hatte. Und das überaus gern!
 

Aber andererseits war er vielleicht der einzige Zauberer auf ganz Hogwarts, der das Recht hatte, diese Situation zu beurteilen. Und zwar allein deshalb, weil er selbst viel zu lange absoluten Gehorsam hatten leisten müssen. Wenn Severus es nicht besser gewusst hätte, hätte geglaubt in diesem Augenblick Dumbledores Blick in seinem Rücken zu spüren. Selbst aus dem Grab hinaus. Es war zum Verzweifeln!
 

„Wenn du soviel Macht über das Leben eines anderen Menschen hast, wie du in diesem Augenblick über Potter, dann ist das auch eine Art von Schuld und Verpflichtung“, sagte Severus sehr leise, aber sehr deutlich. „Denn egal, wie du diese Macht einsetzt, jemand anders muss den Preis dafür bezahlen. Wenn dir diese Person egal ist, dann tue was du willst.“ Der Blick der Draco traf, war mehr als bezeichnend. Drei Wochen arktischer Schneesturm wären nicht dagegen gewesen.
 

„Aber wenn dir diese Person etwas bedeutet, und sei es nur, dass du ein klein wenig Achtung vor ihrem Leben besitzt, dann bist du in der Verantwortung, deine Macht nicht zu missbrauchen.“ Severus runzelte die Stirn, denn immerhin ging es hier immer noch um Potter.

„Oder zumindest nicht allzu sehr!“, ergänzte er lahm.
 

Draco hatte es plötzlich sehr eilig von dem Laborhocker herunter zu rutschen. Obwohl er sich weigerte, Sev´s Predigt mit den Ereignissen des Quidditchspiels in Zusammenhang zu bringen, konnte er ein allgemeines Gefühl von Schuld und Scham nicht ganz verdrängen.

„Ich denk drüber nach!“, nuschelte Draco.
 

„Du musst wissen, was du willst, Draco! Rache, oder… was auch immer. Aber eine Beziehung, die etwas Gutes hervorbringen soll, kann nicht auf Unterwerfung basieren!“, sagte Severus über die Schulter zurückgewandt. Mit Unterwerfung kannte er sich schließlich aus.

Sein Patensohn stand schon in der halbgeöffneten Tür und sah ein wenig gehetzt aus, als er würde am liebsten fliehen.
 

Trotzdem sprach Severus weiter. „Du musst herausfinden, was dir tatsächlich wichtig ist! Und welchen Preis dafür zu zahlen bereit bist. Nichts, was wir tun, bleibt folgenlos. Und letzten Endes, bleibt uns nur die Freiheit, die Konsequenzen zu tragen.“

Draco nickte hastig und stürzte förmlich aus dem Raum.
 

Severus blieb überaus verwirrt zurück. Er hatte den unangenehmen Eindruck, dass er zuviel Zeit in Dumbledores Gesellschaft verbracht hatte. Fast hatte er das Gefühl, eben nicht sich selbst, sondern den alten Schulleiter sprechen zu hören. Das war unheimlich! Mehr als unheimlich, es machte ihm Sorgen.

Denn wenn er nicht seinen eigenen Worte missachten wollte, musste er ein paar Entscheidungen treffen. Und mit den Konsequenzen leben.

Hatte er bereits erwähnt, dass es zum Verzweifeln war?!
 

Zur selben Zeit stolperte Draco vor der Tür über Lupin. Der VgdK-Lehrer stand wie versteinert vor der Tür. Sein Schüler war selbst zu aufgewühlt, um seinem Professor mehr als nur einen flüchtige Blick zu schenken. Ansonsten hätte er die abgrundtiefe Verzweiflung in Lupins sanften Augen bemerkt.
 

Er hatte mit Severus über Harry Rauswurf reden wollen. Und den letzten Rest des Gesprächs zwischen dem jungen Malfoy und Sev mit angehört. Und ein Satz hallte in seinem Kopf nach:

Eine positive Beziehung konnte nicht auf Unterwerfung basieren!

Natürlich hatte Remus das vorher gewusst, aber es hatte ihn nicht davon abgehalten, ihren Revierkampf und Severus Niederlage auszunutzen. Er hatte sich dem Zaubertrankmeister aufgedrängt und ihn sogar mit zu den Weasleys geschleppt. Dabei wusste er doch, wie sehr Severus Gesellschaft verabscheute!
 

Alles, was Remus in den letzten Wochen wie der zarte Beginn einer Beziehung, oder doch zumindest einer echten Freundschaft empfunden hatte, war nur das Ergebnis von Unterdrückung und Rudelinstinkten. Wie hatte er sich nur einen einzigen Moment lang einbilden können, dass Severus tatsächlich an ihm, Remus Lupin, interessiert war?!
 

Immerhin hatte er Liebhaber gehabt, die so reich, umschwärmt und gut aussehend, wie Lucius Malfoy und Gilderoy Lockhart waren. Severus war in Lily verliebt gewesen. Und er hatte aus seiner Verachtung für Werwölfe nie ein Hehl gemacht. Warum sollte die Tatsache, dass Severus selbst gebissen und verwandelt worden war, daran etwas ändern. Immerhin hasste Remus seine eigene Werwolfsgestalt doch auch! Wie viel mehr, musste Severus sie verabscheuen?!

Obwohl die Tür nur angelehnt war, wand Remus sich ab und verschwand lautlos in dem dunklen Korridor.
 

Während sein Kollege und einziges Rudelmitglied weniger Meter weiter innerlich einen emotionalen Tiefschlag nach dem anderen durchlebte, gingen Severus Gedanken in die komplett entgegen gesetzte Richtung. Und das, obwohl sie über dasselbe nachsannen.
 

Remus Lupin besaß durch den Revierkampf eine unterschwellige Macht über Severus! Aber obwohl der Zaubertrankmeister das nicht gänzlich abstreiten konnte, bezweifelte er, dass Lupins Einfluss über eine subtile Beeinflussung hinausging. Immerhin war Severus ein Todesser und Doppelspion gewesen. Ein Okkulmentiker! Er war weder so willensschwach, noch so rückhaltlos, dass er jemand anderen für seine eigenen Entscheidungen verantwortlich machen würde.
 

Er hatte Remus geduldet, weil er seine Gesellschaft insgeheim genossen hatte! Und obwohl Severus die Weasleys wirklich nicht vermisste, musste er zugeben, dass er gerne neben Remus geschlafen hatte. Und es genossen hatte, zu sehen, wie der weichherzige Narr in der lärmenden Großfamilie aufblühte.
 

Nicht nur Draco, auch Severus musste entscheiden, was er wollte. Um dann die Konsequenzen zu tragen. Und er wollte Remus John Lupin! Nicht nur als Kollegen und Freund, sondern als selbst gewählten Partner!

Severus lächelte versonnen bei dem Gedanken an Remus. Ja, es war wirklich lächerlich zu glauben, dass ein Mann, der sanftmütig war, wie dieser Werwolf im Stande wäre, ihn zu unterdrücken.
 

***
 

Die nächsten Tage waren für vier Menschen auf Hogwarts die Hölle auf Erden.
 

Harry saß den ganzen Tag über allein und eingesperrt im Gryffindorturm. Er hatte sehr viel Zeit darüber nachzudenken, was er Malfoy bei nächster Gelegenheit antun wollte. Vorausgesetzt, er würde ihm überhaupt noch einmal begegnen. Denn natürlich konnte sein Vertragspartner den Gryffindorturm nicht betreten. Und vorausgesetzt, dass Umbridge seinen Zauberstab nicht zerbrechen würde.

Zu allem Überfluss hatte Harry sich bei seinem Nacktflug erkältet und fühlte sich hundeelend.
 

Remus litt, wie nur Menschen leiden können, die den schlimmsten Liebeskummer ihres Lebens durchstehen. Er suchte Severus nicht mehr in seinen Gemächern auf. Er ging ihm im Lehrerzimmer aus dem Weg. Er aß allein auf seinem Zimmer.

Und er kochte vor Eifersucht! Zum Teufel mit dem wunderschönen Lucius Malfoy, der liebreizenden Lily Potter, ehemals Evans, und dem umschwärmten Gilderoy Lockhart, weil sie alle drei Severus so viel mehr bieten konnten, als er selbst.
 

Draco hatte zum zweiten Mal in seinem Leben mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen. Das erste Mal hatte er sich vor einem Jahr mit der geplanten Ermordung seines Schulleiters herumschlagen müssen. Aber wenn er ehrlich war, konnte man diese beiden Fälle nicht mit einander vergleichen.

Was nicht heißen sollte, dass es ihm dieses Mal weniger ernst war! Er stand im Begriff, den einzigen Menschen zu verlieren, der ihn allein mit seiner bloßen Gegenwart glücklich machte. Und es war tatsächlich Dracos Schuld! Wenn er nicht die Beherrschung verloren hätte, wäre Harry jetzt in Gefahr, von der Schule geworfen zu werden. Stattdessen würde er Draco seine Bücher in den Unterricht nachtragen und sich nachts von ihm besinnungslos vögeln lassen!
 

Dolores Umbridge sehnte seit dem geplatzten Treffen mit ihrem Unterhändler die nächste Vollmondnacht und damit das nächste Treffen herbei. Denn dabei sollte es um nicht weniger, als den bedeutendste Schmuggel ihrer nicht unbeachtlichen Karriere gehen. Wenn die Übergabe wie geplant stattfand, würde sie sich zur Ruhe setzten und für den Rest ihres Lebens von den Zinsen aus den Erträgen dieses einen Beutezuges leben können.
 

Tatsächlich war der einzige Mensch auf Hogwarts, der aus tiefstem Herzen glücklich war, Severus Snape.

Denn er hatte endlich seine große Liebe gefunden! Sicher, Remus erschien in letzter Zeit kaum zu den Mahlzeiten. Und suchte Severus nicht mehr zu jeder unpassenden Stunde auf. Aber da der Zaubertankmeister gerade in jeder freien Minute an der Erweiterung des Wolfsbanntrankes arbeitete und selbst viele Mahlzeiten ausfallen ließ, fiel ihm Remus Fehlen nur am Rande auf.
 

***
 

Am Freitagabend hielt Draco seine Schuldgefühle (obwohl er sie nie als solche bezeichnet hätte! Immerhin war er ein Malfoy. Und Malfoys hatten keine Schuldgefühle. Niemals!) nicht länger aus. Er machte sich auf den Weg zum Schulleiterbüro um Umbridge zu erklären, dass er Harry gezwungen hatte, nackt zum Astronomieturm zu fliegen. Darüber, wie er ihr den Zusammenhang erklären wollte, ohne den Vertrag oder die Munkshautvergiftung zu erwähnen, versuchte er nach Möglichkeit nicht nachzudenken.
 

Als Draco das Schulleiterbüro fast erreicht hatte, stieß er fast mit einer kleinen, runden Gestalt in einem dunklen Kapuzenumhang zusammen. Er hätte Dolores Umbridge um ein Haar nicht wieder erkannt, nun, das sie kein rosa Kostüm mehr trug. Und die Schulleiterin war viel zu sehr in Eile, um ihren Regelwächter zu beachten.
 

Selbst, wenn sie sich nicht immer wieder verstohlen umgesehen hätte, hätte Draco geargwöhnt, dass Umbridge dabei war sich aus der Schule zu schleichen. Und diesem Moment traf er eine spontane Entscheidung: er würde die Schulleiterin verfolgen! Denn wenn es ihm gelang, nachzuweisen, dass Umbridge der Kopf eines internationalen Verbrecherimperiums war, würde niemand mehr darauf bestehen, Harry von der Schule zu verweisen.
 

Und so kam es, dass Draco Malfoy der Schulleiterin in die Dämmerung hinaus folgte. Er war nicht einmal überrascht, dass sie den Weg zur Heulenden Hütte einschlug. Denn immerhin erinnerte er sich nur zu gut, an die mysteriösen Gestalten, die er während des Spiels vor dem verfallenen Haus gesehen hatte.
 

***
 

Während Dolores Umbridge und Draco Malfoy gerade erst das Schloss verließen, standen Remus Lupin und Severus Snape bereits nackt in dem Schlafzimmer, im obersten Stockwerk der Heulenden Hütte. Ihr Atem stand weiß im Raum und beide sahen zu dem Fenster hinüber, über dem in Kürze der Vollmond aufgehen würde.
 

Keiner von beiden verspürte, dass Bedürfnis zu reden, denn der zunehmende Mond hatte in den letzten Tagen an ihren Kräften gezehrt. Trotzdem wand sich Remus zu dem anderen Werwolf um. „Du musst noch einmal gegen mich kämpften!“, sagte er leise.
 

„Wie?“, fragte Severus, nicht wenig perplex. Er hatte gerade darüber nach gesonnen, wie er Remus um besten seine Gefühle nahe bringen sollte. Immerhin war er kein Mann für Liebesschwüre oder Berge von roten Rosen. Er hatte eher an einen sehr intimen Kuss gedacht. Oder an eine gemeinsam verbrachte Nacht. Nach Möglichkeit nackt und auf innigste Weise ineinander verschlungen.
 

„Seit ich dich als Teenager um ein Haar getötet hätte, sind Werwölfe dein schlimmster Alptraum. Das habe ich schamlos ausgenutzt, als ich die beim letzten Vollmond angegriffen habe!“, erklärte Remus bestimmt. „Und du warst angegriffen. Das war kein ehrlicher Kampf. Und ich hätte meinen Sieg niemals benutzen dürfen, um deine Gesellschaft zu erzwingen!“

„Aber…“, versuchte ihn Severus zu unterbrechen.
 

Doch Remus ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Es war falsch! Und ich will nicht länger deine tiefste Angst sein. Denn du fürchtest dich doch vor Werwölfen, oder?!“

„Sicher! Aber ich…“

„Eben! Und aus genau diesem Grund, musst du heute noch einmal gegen mich kämpfen und mich besiegen. Du musst dich deiner Angst stellen. Und ich darf nicht länger allein auf Grund von albernen Rudelinstinkte, Einfluss auf dich haben! Das wäre nicht fair!“ Remus ließ die Schultern sinken und sah den Zaubertrankmeister unglücklich an.
 

Severus verspürte den dringenden Wunsch den anderen Werwolf bei den Schultern zu nehmen und zu schütteln. Oder ihn ins Gesicht zu schlagen.

„Remus! Das ist Schwachsinn! Ich werde nicht gegen dich kämpfen! Warum sollte ich?! Was wäre damit bewiesen?!“, fuhr er ihn an.
 

„Du verstehst nicht!“, sagte Remus sanft. „Das war kein Vorschlag. Sondern eine Forderung. Du musst gegen mich kämpfen. Du musst mich besiegen. Und du musst mich diese Nacht über in Schacht halten. Darauf vertraue ich fest, denn ich habe den Wolfsbahntrank nicht eingenommen!“
 

In exakt diesem Augenblick sprengte Dolores Umbridge mit einem Zauber die verbarrikadierte Tür zur Heulenden Hütte. Draco kauerte hinter dem verrosteten Zaun. Und der Vollmond ging mit einem roten Hof über den Ländereien von Hogwarts auf.
 

***
 

Das nächste Kapitel handelt von Vertrauen, einigen Rettungsversuchen und Munkshaut.
 

Die Fortsetzung kommt erst Sylvester, weil ich ein paar Tage lang nicht zu Hause bin.

Eine Frage des Vertrauens

Disclaimer: Alle Rechte gehören JKR.

Warnung: Slash, OOC, kein Band sieben
 

Vielen Dank für eure lieben Reviews. Ich hoffe, ihr hattet schöne Feiertag und seid (kommt gerade) gut ins neue Jahr.

@Ayaschu: *fies lach* was habt ihr alle nur gegen Umbridge?! Mal sehen, was sich da machen lässt. Severus ist auf jeden Fall deiner Meinung.

@one_piece: Jaaah, diese fiesen Erkältungen. Eigentlich wollte ich noch ein Niesen im ungünstigsten Moment einbauen, aber ich denke, ich hab auch so genug Spannung reingekriegt.

@roes_de_noir: Ja, da bin ich auch für. Jetzt müssen wir nur noch Harry überzeugen! *ihn anschupst*

@ao-chan: Draco kommt einem Werwolf auf jeden Fall sehr viel näher, als er das jemals wollte…. Mehr verrate ich nicht! *gerade sehr fies ist*

@Yami-san: Draco würde ja gerne verschwinden, aber er kann nicht. Der Junge hat aber auch ein Pech in letzter Zeit. *gemein grins*

@Kellerkind: Hach, es gibt schon ein Happy End (..oder?! Doch ich denk, schon). Aber vorher kommt eben noch der Show Down.

@Tanaka_Kouhei: Schon wieder jemand, der Umbridge den Tod wünscht. Die Frau ist echt unbeliebt. Severus ist eurer Meinung, aber Remus… naja, lies es besser selbst.
 

Wieder einmal Sorry, dass ich erst in letzter Minute hochgeladen hab.
 

***
 

24. Kapitel

Eine Frage des Vertrauens
 

„Sieh mal“, unterbrach Hermine Harry düsteres Brüten und wies mit dem ausgestrecktem Finger auf die Karte des Herumtreibers, die ausgebreitet auf seinem Schoss lag. „Malfoy folgt Umbridge aus dem Schloss.“

Neben ihnen schnaubte Ron abfällig auf, wie jedes Mal, wenn Dracos Name fiel.

Nicht, dass das besonders oft der Fall war.
 

Harry hatte in den letzten Tagen, seit er unter Turmarrest stand, die Vorgänge im Schloss praktisch ununterbrochen auf der Karte des Rumtreibers verfolgt, wie ein Süchtiger die Orte beobachtend, an denen er sich sonst aufhalten würde.

Jetzt folgte er den beiden Punkten von Umbridge und Malfoy mit den Augen, als sie das Schlossportal durchschritten und auf die Ländereien hinaus traten. Sie schlugen den Weg zur Heulenden Hütte ein. Sofort fielen ihm wieder die Gestalten ein, die er während des Qudditchspiels dort bemerkte hatte. Harry presste die Lippen zusammen, sagte aber nichts.
 

„Wohlmöglich versucht er immer noch sie zu überführen!“, gab Hermine zu bedenken.

Schallendes Schweigen von Ron und Harry war die einzige Antwort.

Das Mädchen verdrehte die Augen. „Harry erinnerst du dich an unsere beiden Gespräche bezüglich Draco? Die, die dazu geführt haben, dass du nachts zu ihm geschlichen bist und ihn nach Malfoy Manor begleitet hast?!“

Ron sah interessiert von Hermine zu Harry und zurück.
 

„Jaaah!“, murmelte Harry verlegen. „Wird das jetzt Gespräch Nummer drei?!“

„Exakt! Draco hat nie einen Grund gehabt, Umbridge aus der Schule zu ekeln, außer vielleicht Ruhm und Bosheit. Wenn er sich jetzt dennoch in Gefahr begibt, dann tut er das aller Wahrscheinlichkeit nach für dich!“, erklärte die klügste, junge Hexe von Hogwarts nüchtern.

Harry rutschte noch ein wenig tiefer in seinen Sessel, verweigerte aber eine Antwort.

Denn tatsächlich gab es noch etwas, dass weder Hermine, noch Ron bemerkt hatten.
 

Vor gar nicht langer Zeit waren Snape und Lupin gemeinsam zur Heulenden Hütte gegangen. Harry hatte mit einigem Erstaunen verfolgt, wie die beiden Punkte mit ihren Namen einträchtig das Schloss verließen und zur Peitschenden Weide gingen. Natürlich war ihm ihre neue Vertrautheit nicht verborgen geblieben. Aber Lupin hatte dank Wolfsbanntrankes ja überhaupt kein Grund mehr, die Vollmondnächte außerhalb des Schlosses zu verbringen. Er konnte zusammengerollt in seinem Büro schlafen.
 

Dann fiel Harry ein, dass Lupin sich in der letzten Vollmondnacht die Karte des Rumtreibers ausgeliehen hatte. Und er erinnerte sich daran, wie Lupin ihn vor Wochen zu Snapes´ Privaträumen gezerrt und das Passwort verlangt hatte. Und natürlich an Snapes zahllose Verletzungen. Obwohl die Einzelteile in seinem Kopf noch nicht zusammenpassten, überkam Harry eine wage Vorahnung.
 

Das Ganze sah definitiv nach Schwierigkeiten aus. Und wenn ein Werwolf, Snape und Umbridge darin verstrickt waren, würden es höchst wahrscheinlich Schwierigkeiten von lebensbedrohlichen Ausmaßen sein.

Und nun rannte Draco geradewegs hinein! (Ja, plötzlich nannte er ihn wieder beim Vornamen!)
 

Harry starrte auf Dracos Punkt, der Umbridge zu den Grenzen der Ländereien folgte und dann von der Karte verschwand. In Kürze würde er die Heulende Hütte erreicht haben. Natürlich interessierte es Harry nicht im Geringsten, wenn Draco Malfoy von einem Werwolf angefallen oder von Umbridge entdeckt wurde.
 

Er stand auf und durchmaß den Gemeinschaftsraum mit langen Schritten, Hermines und Rons wissende Blicke im Rücken.
 

Es war schließlich nicht Harrys Problem, wenn Draco zwischen die Fronten geriet. Der Slytherin hatte sich das ganz allein zu zuschreiben.
 

Harry zog den Tarnumhang unter seinem Bett hervor.

Es interessierte ihn kein bisschen!
 

Als nächstes durchquerte er unsichtbar den Gemeinschaftsraum und raunte der fetten Dame das Passwort zu.

Draußen warteten bereits Ron und Hermine.
 

„Ich denke immer noch, dass wir dem Frettchen nicht helfen sollten!“, erklärte Ron störrisch und schlug den Weg zur Statue der Einäugigen Hexe ein.

„Und deshalb kommst du mit?!“, fragte Hermine sanft und legte ihm einen Arm um die Schulter.

„Manchmal kann man jemandem auch wider besseren Wissens helfen!“, sagte Harry unter dem Tarnumhang.
 

***
 

Severus sah den anderen Werwolf ungläubig an. „Du hast was?!“, echote er tonlos.

„Ich habe den Wolfsbanntrank, den du mir in mein Büro gestellt hast, nicht eingenommen“, erklärte Remus sanftmütig.

„Aber..“ Severus schloss einen kostbaren Augenblick lang gequält die Augen. Sie waren in die Heulende Hütte gegangen, weil Severus immer noch nicht sicher war, ob Wolfsbanntrank und Remus Gegenwart ausreichen würden, um seine finsteren Erinnerungen in Schach zu halten.
 

„Hör zu Severus, denn uns bleibt nicht mehr viel Zeit“, bat Remus. „Ich weiß, dass du stark genug bist, um nicht wieder die Kontrolle über den Werwolf in dir zu verlieren. Und ich weiß, dass du mich, und damit deine Angst vor Werwölfen, im Kampf schlagen, also kontrollieren, kannst.“

Er sah Severus liebevoll in die Augen und richtete sich würdevoll auf. Oder so würdevoll, wie man sein konnte, wenn man nackt und frierend im Januar in einem unbeheizten, verlassenen Haus stand. „Es ist eine Frage des Vertrauens! Ich vertraue dir!“, erklärte er schlicht. „Ich vertraue darauf, dass du verhindern wirst, dass ich als Werwolf jemanden anfalle!“
 

Unter ihnen schien jemand durchs Haus zu gehen, von einem Raum zum anderen. Es war vollkommen ausgeschlossen, dass die Person sie nicht hören würde, wenn sie als Werwölfe miteinander zu kämpfen begannen.

Der Vollmond erhellte bereits den wolkenlosen Himmel vor dem Fenster. Ihnen blieben nur noch Sekunden.

„Und ich liebe dich!“, fügte Remus hinzu.

Natürlich, war das exakt der Augenblick, in dem die bleiche Mondscheibe auf ihrer Wanderung über dem Fenster angekommen war und hinein schien.

Kurz bevor die Verwandlung auch bei Severus einsetzte, oder er Gelegenheit hatte, etwas zu erwidern, begann Remus ein Fell zu wachsen und ein wölfisches Grinsen entstellte seine Züge.

Severus begann am ganzen Körper unkontrolliert zu zittern.
 

***
 

Während seine beiden Lehrer noch kurz vor der Verwandlung standen, beobachtete Draco wie Umbridge mit einem Expluso die verbarrikadierte Tür zur Heulenden Hütte sprengten. Kein besonders behutsames Vorgehen, aber immerhin regte sich rund um das Haus nichts mehr. Kein Licht war zu sehen, noch nicht einmal die erleuchteten Fenster von Hogsmead oder Hogwarts. Und kein anderes Geräusch war zu hören, als das gelegentlichen Rufen eines Käuzchens im Verbotenen Wald.
 

Von Umbridge Kumpanen war noch nichts zu sehen und die Schulleiterin schlich mit gezücktem Zauberstab durch die zerstörte Tür hinein. Draco zählte im Geist lautlos bis hundert, bevor er seine Deckung verließ. Im Licht des aufgehenden Vollmondes war noch nicht einmal ein Lumos von Nöten, um den Weg durch den verwilderten Garten bis in das Haus zu finden. Draco wollte gerade vorsichtig durch die Tür spähen, als hinter ihm ein wohl verrautes Plop zu hören war, weil jemand in nächster Nähe apparierte.
 

Dem ersten Plop folgten mehrere weitere und innerhalb von Minuten standen vier fremde Zauberer mit dunklen Kapuzenumhängen vor der Heulenden Hütte. Noch hatten sie ihn nicht entdeckt, doch es konnten nur noch Sekunden vergehen, bis ihnen der blonde Junge neben der zerstörten Tür auffiel.
 

Draco beschloss, dass er nichts mehr zu verlieren hatte, am wenigsten Zeit, und kletterte über die Überreste der Tür in das am meisten von Spuk heimgesuchte Haus Englands. Im Grunde war er fast überrascht, dass er nicht direkt in Umbridge gezückten Zauberstab hinein lief, aber die Schulleiterin schien durch das Erdgeschoss zu wandern, um sicher zu gehen, dass wirklich niemand außer ihnen hier war.
 

Ihr Komplizen traten mit erhoben Zauberstäben ein und Draco blieb gerade noch genug Zeit, um hinter einem verstaubten Garderobenschrank neben der Tür in Deckung zu gehen. Umbridge kam aus der dunklen Küche zurück. „Es scheint niemand hier zu sein, meine Herren!“ Sie schlug die Kapuze zurück.
 

„Sind Sie sich dessen gewiss, Madame?!“, fragte einer der Vermummten mit starken Akzent. „Ich bin mir fast sicher, dass ich vorhin eine Bewegung am Fenster gesehen habe und Ihnen ist ja wohl bewusst, dass unsere Transaktion nur zu Stande kommt, wenn tatsächlich niemand von dem Warenumschlag erfährt. Oder muss ich tatsächlich betonen, worauf wir uns gefasst machen müssen, wenn Ihre oder meine Regierung hiervon erfährt?!“
 

„Aber wer sollte schon hier sein?!“ Umbridge lächelte schmallippig. „Seit Jahre hat niemand mehr einen Fuß in diese Ruine gesetzt!“ Noch während sie sprach, knarrten über ihren Köpfen die Dielen im ersten Stock und feiner Staub rieselte im Mondlicht zwischen den Vermummten herab.

Es entstand eine unheilschwangere Pause, in der jeder, einschließlich Draco und Umbridge, zur Decke sah und lauschte.
 

„Es ist also niemand außer uns hier?!“, fragte der Unbekannte mit dem Akzent bissig. „Davon will ich mich lieber selbst…“

Im selben Augenblick erklang über ihren Köpfen ein lang gezogenes Heulen und alle Zauberer zuckten unisono zusammen.

„Was bei Faust…?!“

Sie hörten im oberen Stockwerk eine Tür knallen und dann knarrte die morsche Treppe bedenklich, als jemand oder etwas mit großen Sätzen die Stufen hinab sprang.
 

Obwohl alle, einschließlich Draco in seinem Versteck, kampfbereit die Zauberstäbe hoben, ließen sie sie sofort wieder sinken, als die Tür zum Flur aufsprang und ihnen ein paar goldener Augen aus der Dunkelheit entgegen leuchteten. Es gibt nicht viel, was man ohne Silber gegen einen ausgewachsenen Werwolf anrichten kann. Und nicht viele Zauberer, die sich auf einen solch aussichtslosen Kampf einlassen würden.
 

Die vier Vermummten ergriffen augenblicklich die Flucht und es kam zu einem Engpass, als sie alle gleichzeitig durch die zerstörte Tür entkommen wollten. Umbridge war zitternd zurückgewichen, bis sie mit dem Rücken gegen den Garderobenschrank stieß. Eben jenen Schrank, in dessen Schatten Draco noch immer stand. Als sie noch weiter zurückweichen wollte, stolperte sie rückwärts gegen den Slytherin.
 

Die Prioritäten der Schulleiterin waren klar gesetzt! Sie hielt sich nicht unnötig mit Verwunderung, ob Draco Gegenwart in der Heulenden Hütte oder Beschützerinstinkten auf, sondern packte ihren Schüler beim Arm und stieß ihn dem Werwolf entgegen.
 

Das brachte die Entscheidung! Denn hatte Lupin eben noch geschwankt, wen er zuerst angreifen sollte (die vier Männer, die fette, schwitzende Frau oder das Jungtier?!), hielt er jetzt mit einem Sprung auf Draco zu.

Der Slytherin war in eine Art Schockstarre verfallen und als Umbridge ihn schubste, fiel er mit einem gepressten Wimmern mitten im Hausflur auf die Knie. Selbst, wenn der Weg hinaus nicht noch immer von den fliehenden Schmugglern verstopft gewesen wäre, hätte Draco nicht fort laufen können. Angesichts des sprungbereiten Werwolfs, hatte er die Kontrolle über seine Beine verloren.
 

Zeitgleich rang Severus Snape im oberen Stockwerk noch mit der Bestie in seinem Inneren. Er hatte Remus Verwandlung nicht mehr verfolgen können, weil er selbst plötzlich gespürt hatte, wie sich sein Schädel schmerzhaft in die Länge zog, seine Knochen sich dehnten und das Fell durch seine Haut stach.
 

Und sofort erwachten Blutgier, Angst und Todessererinnerungen wieder zum Leben. Doch dieses Mal nahm Severus sie nur noch wie durch einen dichten Schleier wahr – sei es, dass Remus Vertrauen und seine Gegenwart, Severus dunkle Seite zurückdrängten; sei es, dass der weiter entwickelte Wolfsbanntrank endlich Wirkung zeigte. Zögernd trat er an den oberen Treppenabsatz heran.
 

Er konnte die Menschen riechen, die sich dort unten herumtrieben. Aber Severus zögerte ernstlich Umbridge oder ihrem Kumpanen zu Hilfe zu eilen. Seiner Meinung nach, würden sich so mehrere Probleme auf einen Schlag lösen.

Aber natürlich konnte er Remus nicht im Stich lassen. Remus vertraute darauf, dass Severus ihn zurückhielt. Der verdammt Gryffindor würde es sich selbst niemals verzeihen, wenn er einen Menschen biss. Nicht mal dann, wenn dieser Mensch es wirklich verdient hatte.
 

Und dann roch Severus noch etwas anderes. Junges Fleisch von gleich mehreren Menschen. Potter, wenn er sich nicht irrte, sein ständiger Anhang, und – ganz nah, und noch deutlicher als die anderen – Draco!

Draco?!

Was, beim Schwarzmagier, tat Draco hier?!, dachte Severus, mit einem Anflug von Panik, bevor er mit mehreren langen Sätzen die Treppe hinab sprang.
 

Der Werwolf, der den Rest des Monats Remus John Lupin war, pirschte genussvoll an das Menschenjunges heran. Der Angstschweiß roch wirklich verlockend und er konnte das kleine Herz panisch in der Brust schlagen hören, als es wie verrückt Blut durch die Venen pumpte. Der Wolf ließ sich Zeit, um ein wenig zu spielen. Immerhin gab es hier mehr als genug frisches Fleisch und niemand, des ihn aufhalten konnte. Geifernd hob er die Lefzen, als er bis auf wenige Wolfsschritte auf den bebenden Menschenwelpen herangeschlichen war.
 

Dracos Denken hatte komplett ausgesetzt, als der Werwolf ihn ins Visier nahm. Wage war ihm bewusst, dass er am ganzen Körper zitterte und in eine Art Starre verfallen war. Aber wesentlich bemerkenswerter erschien ihm der heiße Atem, der ihm entgegen schlug und die wirklich bedrohlichen Zähne, die ihn in Kürze zerreißen würden. Dann schrie irgendwo ein Mädchen auf und zugleich hetzten zwei Schemen aus der Dunkelheit auf ihn zu.

Der größere erreichte ihn zuerst, stürzte sich auf den Werwolf und riss ihn mit zu Boden.
 

Es war ein zweiter, schwarzer Werwolf, so viel konnte Draco noch erkennen. Zwei?!, dachte er mit dem letzten , ihm verbleibenden Rest von Verstand. Warum sind es zwei Werwölfe?! Dann wurde er unsanft am Arm gepackt und in die Höhe gerissen.

„Raus!“, schrie Harry ihn an und schleifte Draco förmlich zur Tür, die inzwischen wieder passierbar war. „Nur raus hier!“ Das Wiesel und Lady Schlammblut kletterten bereits in den Garten.
 

Severus hatte sich selbst betrogen, als er behauptet hatte, dass die Rudelinstinkte keinen Einfluss auf seine Beziehung zu Remus hatten. Als Menschen konnte er sie unterdrücken, als Werwolf aber, spürte er ganz deutlich, dass er diesen anderen Wolf gerne als Rudelführer und Leittier anerkennen wollte. Es schien ein mutiger, erfahrener Werwolf zu sein und vielleicht konnte sie zusammen auf Jagd gehen.
 

Das zumindest schien ein kleiner Teil von Severus für eine gute Idee zu halten. Doch dann sah er Draco angststarr vor Lupin knien und sein menschlicher Geist übernahm vollends die Kontrolle über seinen tierischen Körper. Er würde Draco retten. Um jeden Preis. Auch, wenn er dazu gegen seine schlimmste Angst und seine Werwolfinstinkte antreten musste.

Außerdem durfte Remus kein Mörder werden.

Schon allein deshalb, weil Severus ihn liebte.
 

Mit einem Satz riss er den anderen Werwolf zu Boden und nahm aus den Augenwinkeln heraus wahr, wie Potter aus seinem Versteck schoss und Draco von ihnen fort zog. Endlich tat der Junge mal etwas Vernünftiges!

Dann nahm der Kampf mit Lupin seine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch.
 

Der andere Werwolf war im ersten Augenblick wirklich überrascht, als er von seiner Mahlzeit fort gestoßen wurde. Er verstand nicht, wie sein Gefährte es wagen konnte, sich gegen ihn zu stellen und ihm das Menschenjunge streitig zumachen. Vor allem, wo es doch für sie beide hier mehr als genug davon gab. Aber als er den Biss des schwarzen Wolfs in seinem Nackenfell spürte, beschloss der Werwolf, das Menschlein vorerst laufen zu lassen und sich auf den Kampf gegen seinen Artgefährten zu konzentrieren.
 

Draußen zog Harry Draco durch den Schneematsch im Garten. Gemeinsam mit Ron und Hermine schlitterten sie von der Heulenden Hütte fort. Dank des Vollmondes konnten sie bis zum Waldrand hinüber sehen. Mehrere Gestalten mit wehenden Umhängen hasteten zwischen den Bäumen hin und her. Rote und Grüne Lichtblitze flammten auf und deuteten auf einen Kampf zwischen Zauberern hin.
 

„Wer..?!“, krächzte Hermine und starrte zu den Bäumen hinüber, wo eindeutig mehr als fünf Vermummte zu sehen waren.

„Ist doch egal, ein paar von denen scheinen auf unserer Seite zu sein. Der Große ganz links hat eben Umbridge zu Fall gebracht!“, murmelte Ron und sah besorgt zur Hütte zurück, aus der immer wieder ein bedrohliches Knurren und Grollen zu hören war.
 

Harry bekam weder den Kampf am Waldrand, noch die Erörterungen seiner Freunde mit. Kaum war er stehen geblieben, klammerte sich Draco wie ein Ertrinkender an seinen Hals, am ganzen Körper zitternd und schluchzend. Ein penetranter Geruch deutete darauf hin, dass er die Beherrschung über seine Blase verloren hatte.
 

Der Retter der Zauberwelt fühlte sich nur unwesentlich besser, als sein Vertragspartner.

Er war mit Ron und Hermine gerade noch rechtzeitig aus dem Geheimgang geklettert, um mit anzusehen, wie Lupin die Treppe hinab jagte und Umbridge Draco vorstieß.

Harry war sich sicher nie – Niemals! Nicht einmal im letzten Kampf gegen Voldemort! - soviel Angst gehabt zu haben, wie in diesem Moment, als er glaubte, dass Draco gleich vor seinen Augen und von seinem eigenen Lehrer zerfleischt werden würde.
 

Hätte Harry nur einen Augenblick lang nachgedacht, wäre er wahrscheinlich nicht vorgestürzt. Immerhin war der Werwolf eine wirklich beängstigende Bestie. Selbst im Vergleich mit dem Basiliken und dem ungarischen Hornschwanz schnitt er nicht schlecht ab.

Aber Harry hatte nicht nachgedacht. Er hatte mit seinem ganzen Körper gespürt, dass er im Begriff stand das Kostbarste auf der Welt zu verlieren und war im selben Moment losgerannt.

Er hatte Draco so sehr retten wollen, dass er die Gefahr ausgeblendet hatte – ein typisches Heldenverhalten!
 

Und jetzt standen sie beide zitternd und atemlos in der eisigen Januarnacht, hinter sich zwei kämpfende Werwölfe, vor sich ebenfalls kämpfende Zauberer, und hielt sich aneinander fest, als würde mindestens die Zukunft der magischen Welt davon abhängen.

„Ich hab dir immer noch nicht verziehen!“, murmelte Harry, als er wieder in ganzen Sätzen sprechen konnte. (Vorher hatte er nur gestammelt „Es geht dir gut!“ und „Warum hast du bloß… verdammt, das hätte dich umbringen können!“).

„Schon klar!“, presste Draco hervor und weigerte sich immer noch, ihn loszulassen.
 

Ein strenges Hüsteln ließ sie endlich auseinander fahren.

„Warum nur bin ich nicht überrascht, Sie vier hier zu sehen?!“, fragte Minerva McGonagall lakonisch. Sie sah streng von einem zum anderen. „Was ist in der heulenden Hüte los?!“

„Zwei Werwölfe..“

„…und sie scheinen zu kämpfen! Professor, wenn sie den Trank genommen hätten, dürften sie doch eigentlich nicht…“

„Und warum, bei Merlin, zwei?!“
 

Eine ganze Weile lang versuchten alle vier gleichzeitig zu erklären war los war. Das gehörte zu den Dingen, die sich nie ändern würden. Trotzdem wurde Minerva irgendwie aus ihrem Gestammel schlau. Sie schien nicht mal überrascht, dass es statt einem zwei Werwölfe waren.

„Ist gut! Dann gehen wir jetzt zur Krankenstation. Ich will, dass Sie heute Nacht dort schlafen, denn es ist nicht nötig, dass Sie Klassenkameraden in Aufregung versetzten, in dem Sie sie aufwecken“, bestimmte sie.
 

„Aber Umbridge…“, widersprach Harry.

„Oh, Mr. Potter, ein bisschen mehr Vertrauen in Ihre Lehrer bitte!“, seufzte Minerva. „Lucius Malfoy hat mir nach dem Quidditchspiel eine Eule geschickt. Er vermutete, genau wie übrigens auch Ihre beiden Professoren, dass die Schulleiterin sich in der Nähe der Schule mit ihrem Komplizen treffen würde. Und er wollte nicht das Ministerium um Hilfe bitten, weil Agatha Umbridge dann Verdacht geschöpft hätte. Also hat der Ordens der Phönix seit ein paar Tagen heimlich die Grenzen von Hogwarts bewacht. Nachdem die Schulleiterin so unvorsichtig war, einen Sprengzauber zu benutzen, war es ganz einfach, sie zu finden! Charles Weaslley ruft gerade die Auroren, damit die Herrschaften abholen können.“
 

„Aber die beiden Werwölfe…“, wand Hermine ein. „Ich habe doch recht, einer von beiden ist Snape und…“

„Professor Snape wird sicher selbst im Stande sein, seinen Rudelgefährten in Schach zu halten“, sagte Minerva schlicht. „Ich bitte Sie, Miss Granger! Sollen wir stattdessen das Werwolffangkommando rufen? Haben Sie doch etwas Vertrauen! Das ist eine Frage des Vertrauens!“

Und damit schob sie ihre Schüler auf das Schloss zu.

In der heulenden Hütte war es merklich leiser geworden.
 

***
 

In einer Woche folgt der recht umfassende, slashigen Epilog.
 

Und nein, das ist kein Scherz.

Ich hoffe, ihr verzeiht mir und wünsche euch ein frohes, neues Jahr 2008.

Epilog - And all was well... BERICHTIGUNG!!!

Hab einen Riesenfehler gemacht - Epilog hochgeladen, bevor der Text drin war. Behebe ich so schnell wie möglich, aber bis dahin HIER der Epilog. Sooo Sorry ^^°
 

Epilog

Oder – And all was well!
 

Severus Snape wusste später nicht genau, wie er den Kampf gewonnen hatte.

Vielleicht lag es wirklich an dem kleinen Vorsprung, den ihm sein Überraschungsangriff erbracht hatte. Oder daran, dass er wusste, was für sie alle auf dem Spiel stand – für sich selbst, für Remus, für Draco und sogar für diese verdammten Gryffindorgören. Vielleicht war er aber auch einfach nur der Stärkere von beiden. Immerhin war Snape beim ersten Kampf bereits verletzt und verängstigt gewesen, während er in dieser Nacht zum ersten Mal wirklich den Werwolf in sich unter Kontrolle hatte.
 

Was auch immer der Grund gewesen sein mochte, nach einer gefühlten Ewigkeit, als beide schon eine Reihe von Tatzenhieben, Kratzern und Bissen eingesteckt hatten, bot der graublonde Werwolf ihm die Kehle da.
 

Severus heulte vor lauter Erleichterung höchst wölfisch auf, und leckte, nach einem letzten, strafenden Hieb, seinem Rudelmitglied über die Schnauze. Er musste ihn noch ein paar Mal grimmig anknurren, denn Lupin wäre am liebsten nach draußen gerannt, um die ein paar der am Waldrand herumstreunenden Menschen anzufallen. Aber Snape hielt ihn nach seinem Sieg erfolgreich zurück.

Irgendwann kurz vor der Dämmerung schliefen sie nebeneinander ein.
 

Als Severus aufwachte, fror er nicht am ganzen Körper.

Was verwunderlich war, wenn man bedachte, dass es immer noch Mitte Januar war. Und in der Heulende Hütte schon lange nicht mehr geheizt worden war. Er sah an sich hinab und entdeckte, zu seinem nicht geringen Erstaunen, dass er in eine Decke gewickelt worden war. Im Kamin brannte ein Feuer.
 

Außerdem waren sie nicht mehr in dem Flur. Severus erinnerte sich wage, dass sie aus den letzten, verbleibenden Möbeln bei ihrem Kampf Kleinholz gemacht hatten. Zumindest erklärte das, warum sein ganzer Körper nur aus Schmerz zu bestehen schien, wenn auch nicht, warum er auf einer weichen Matratze lag.
 

„Du hast es geschafft“, sagte jemand neben ihm.

Natürlich lächelte Remus sanft. Severus hätte es sich nicht anders vorstellen können.

Trotzdem funkelte er ihn wütend an. „Wie konntest du etwas so dummes tun?! Du hast Leben riskiert!“

Der andere Professor senkte den Blick. „Es hätte eigentlich niemand hier sein sollen…“, murmelte er verlegen.

„Ich hätte versagen können, verdammt!“

„Ich wusste, dass du es schaffen würdest!“

„Es blieb ein Risiko!“, beharrte Severus störrisch.
 

Remus sah ihn verzweifelt an. Irgendwie hatte er sich das nach seinem Liebesgeständnis leichter vorgestellt.

„Ich konnte es nicht länger ertragen, von dir verabscheut zu werden!“, sagte er zaghaft.

Severus verdrehte die Augen. „Verabscheuen? Merlin, Remus, wir haben im selben Bett geschlafen! Glaubst du, dass tue ich aus reiner Nächstenliebe?“
 

„Aber das waren nur die Rudelinstinkte. Ich habe meinen Sieg ausgenutzt und…“

Remus brach mit im Satz ab, als er sehr nachdrücklich auf den Mund geküsst wurde. Ein Liebesgeständnis von Severus wäre ihm lieber gewesen, aber mit einem Kuss konnte er auch leben.

Vor allem mit SO einem Kuss.

Ziemlicht gut sogar.
 

„Aber Lucius…“, protestierte Remus, als er wieder zum Luftholen kam.

„… konnte schon immer sehr gut auf sich selbst aufpassen. Außerdem hat er Zissa“, erklärte Severus sichtlich uninteressiert und begann mit den Fingerspitzen Remus nackte Brust hinab zu streichen.
 

„Und Lockhart?“

Severus schnaubte verächtlich. „Das ist doch jetzt nicht dein Ernst?!“

„Nicht wirklich!“, murmelte Remus verlegen.

Er war schon immer ein erbärmlicher Lügner, dachte Severus belustigt und fand so viel Eifersucht fast schmeichelhaft.
 

„Dich! Ich liebe dich!“, erklärte er mit größtmöglicher Schlichtheit und einem Blick, der Remus nahe legte, nicht an seinen Worten zu zweifeln.

Außerdem war seine andere Hand inzwischen Remus Rücken hinab geglitten.

Und der tastende Finger in seiner Poritze konnte nicht wirklich missverstanden werden.
 

Später würde Severus bemerken, dass er nach ihrem Kampf und seinem Sieg vielleicht doch ein klein wenig freier atmete. So, als ob seine Alpträume und Ängste über Nacht an Kraft verloren hatten und an den Enden auszufransen begannen.

Im Augenblick allerdings hatte er nur Augen für Remus – für seine vernarbte Haut, den kaum merklichen Flaum auf seiner Brust, seine rosigen Brustwarzen, sein leicht knurrendes Aufstöhnen und seine goldenen Augen.
 

Ihren Zärtlichkeiten schienen ein wenig animalisch und verwildert zu sein.

Zumindest war Severus sich sicher, noch niemals zuvor Zähne und Zunge so bewusst eingesetzt zu haben. Er nahm die Gerüche intensiver wahr - den leicht salzigen, süßlichen Schweiß auf der Haut und das nicht weniger salzige Sperma.

Auch der Werwolfsgeruch haftet immer noch an ihnen, wie eine scharfe, pfeffrige Note -eindeutig nicht menschlich.
 

Und seit diesem Morgen, war die Heulende Hütte nicht länger der Hort von Severus Alpträumen. Sicher, im Geheimgang wäre er als Teenager fast zerfleischt worden. Hier hatte er Black nach dreizehn Jahren wieder getroffen. Und hier hatte er letzte Nacht gegen seine Angst gekämpft. Trotzdem war es nur ein Haus. Ein verlassenes, verstörtes Haus, voller sich auflösender Erinnerungen. Nicht mehr, und nicht weniger.

Und im Laufe der Zeit würde es eher weniger werden.
 

***
 

Harry und die anderen Verschwörer wachten am selben Morgen einmal mehr im Krankenflügel auf. Madame Pomfrey wollte sie vor dem Frühstück noch einmal untersuchen, wurde dann aber von einem komplizierten Fall von Verzauberung in Anspruch genommen.
 

Das Schweigen zwischen den vier Schülern in dem fast leeren Krankensaal, war mit Händen greifbar.

Ron starrte düster zu Draco hinüber. Der Slytherin betrachtete die gegenüberliegende Wand. Hermins Blick wanderte von einem zum anderen. Und Harry schien auf irgendetwas zu warten.
 

„Ron, wir gehen!“, erklärte die klügste, junge Hexe von Hogwarts endlich. Und dieses Mal folgte ihr der rothaarige Junge widerspruchslos, wenn auch mit einem leisen Schnauben.

Danach, wurde das Schweigen zwischen den beiden Betten, auf denen die Vertragspartner saßen, noch tiefer.
 

Hinter einem Vorhang heraus waren die Schreie des neueingelieferten Schülers zu hören: „Machen Sie, dass es weggeht, Schwester! Machen Sie es weg…“ Er klang ein wenig panisch.

„Verzeih mir, ich hab mich wie ein Idiot verhalten!“, murmelte Draco, während rote Funken hinter dem Vorhang aufstoben.

Harry sah ihn wortlos an.
 

„Ich hab in der Bibliothek alles über magische Verträge nachgelesen, während du im Turm fest gesessen hast. Und es gibt keinen Weg, sie zu brechen. Nicht einmal dann, wenn wir es beide wollen…“ Draco sprach schnell und wagte dabei nicht seinen Vertragspartner anzusehen. Die Bettdecke war natürlich auch viel interessanter. „Sonst würde ich ihn sofort zerreißen. Aber dann sterben wir beide, weil wir mit Blut unterschrieben haben. Und das ist dann ja doch wieder keine so gute Idee. Und deshalb…“ Er verstummte unsicher und presste kurz die Lippen zusammen. „Rede ich Unsinn?!“
 

„Nicht unbedingt“, erwiderte Harry trocken, kam ihm aber auch nicht zu Hilfe.

Und endlich sah Draco auf. „Ich will dich ja auf dem Vertrag entlassen, aber es geht nicht. Wir werden auf jeden Fall bis Ende September aneinander gebunden sein.“

Harry schien immer noch auf irgendetwas zu warten.
 

„Ich verspreche dir, dass so etwas nie wieder vorkommt. Ich werde aufpassen, was ich in deiner Gegenwart sage. Und wie ich es sage. Das heißt, wenn du überhaupt noch in meiner Gegenwart sein willst…“ Draco verstummte zum wiederholten Male.

Und Harry schien immer noch auch etwas Bestimmtes zu warten.
 

„Ich möchte dich nämlich weiter sehen. Weil… ich weiß auch nicht genau warum. Der Sex ist toll, klar. Und es war wirklich nie langweilig. Aber im Grunde…“ Dracos Stammeln brach ab, als Harry in die Augen sah und eine Spur von Ungeduld und Enttäuschung zu erkennen glaubte.

„Aber im Grunde, ich meine, was ich wirklich sagen wollte…“ (Würde er heute noch damit fertig werden?! Inzwischen wabberte lila Nebel unter dem Vorhang hindurch) „… ist, dass ich dich liebe, Harry Potter!“
 

Schweigen.

Ein erwartungsfrohes, optimistisches Schweigen.
 

Harry nickte leicht. „Ich verzeihe dir, Malfoy. Und ich denke, ich kann deine Gegenwart noch ein klein wenig länger ertragen.“

Draco sah misstrauisch zu ihm hinüber. Bestimmt gab es einen Haken.

„Und ich liebe dich!“, fügte Harry fürchterlich selbstverständlich hinzu. Das war ihm aller spätestens in der heulenden Hütte klar geworden.
 

Sein Vertragspartner schien die letzten drei Worte noch nicht wirklich verarbeitet zu haben. Tatsächlich würde das erst in ein paar Tagen wirklich der Fall sein.

Und so ganz verstehen, würde Draco es nie.
 

„Heißt das, du sprichst wieder mit mir? Und wir könnten --- noch gewisse, andere Dinge tun?“, fragte Draco vorsichtig.

Denn das war wesentlich mehr, als er jemals wieder zu hoffen gewagt hätte.

Außerdem fiel ihm, trotz seines natürlich blendenden Aussehens, kein Grund ein, warum Harry ihm je wieder glauben sollte. „Warum?!“, fragte er misstrauisch.

„Es ist eine Frage des Vertrauens“, sagte Harry schlicht. „Ich vertraue darauf, dass du weißt, was du willst. Und dass du für die Folgen deines Handelns gerade stehst.“
 

Kurz war Draco versucht zu fragen, ob Harry sich mit Severus abgesprochen hatte.

Stattdessen nickte er schuldbewusst.

Und sah erstaunt auf, als Harry sich auf sein Bett setzte und ihn bestimmt küsste.
 

Als der Gryffindor aufsah, hätte sein Lächeln fast zärtlich genannt werden können – wäre da nicht dieses eindeutig schadenfrohe Funkeln in seinen smaragdgrünen Auge gewesen.

„Ist dir eigentlich bewusst, dass du dir vor Angst in die Hosen gemacht hast, Malfoy?! Und dass ich dich retten musste, wie eine zitternde Jungfer?!“

„Ach, halt die Klappe, Potter!“
 

***
 

Die Zeitungen feierten Lucius Malfoy für die Ergreifung der Dolores, oder vielmehr, Agatha Umbridge. Er war der erste, der Anzeigen gegen sie erhob. Er legte alle Beweise vor. Er ließ sie per Eildekret all ihrer Ämter entheben.

Die Journalisten waren von soviel Tatkraft begeistert.
 

Natürlich gewann Lucius Malfoy die Wahl zum Zaubereiminister mit überwältigender Mehrheit.

Malfoys gewinnen immer.

(- Oder zumindest erstaunlich oft!)
 

Jahre später sollte Lucius als der Minister in die Geschichte eingehen, der als erster Politiker, wirklich tief greifende Reformen zur Verbesserung der Lebensbedingungen magischer Tierwesen und Halbmenschen in der magischen Gesellschaft durchführte.
 

Aber als am außergewöhnlichsten galt dennoch seine letzte Amtshandlung als Vorsitzender des Schulrats von Hogwarts.

Lucius brachte das magisch versiegelte Dokument mit dem Namen des neuen Schulleiters persönlich aufs Schloss. Und natürlich besuchte er auch Severus in den Kerkern, um ihm seine Wahl mitzuteilen und ihn an sein Versprechen zu erinnern.
 

Als Remus eine Stunde später Severus private Räume betrat, saßen sich die beiden angeblichen besten Freunde wie zwei feindliche Generäle gegenüber.

Severus hatte die Arme vor der Brust verschränkte und bedachte Lucius mit seinem drohensten Blick – und das wollte schließlich etwas heißen!

Lucius dagegen lächelte, schnipste ein paar imaginäre Staubkörner von seiner tadellos sitzenden Robe und nippte an seinem Kaffee.
 

Und selbst Remus wusste inzwischen, dass es immer (Immer!) ein schlechtes Zeichen war, wenn Lucius Malfoy lächelte.

„Er will sein Versprechen nicht halten!“, verkündete Lucius gut gelaunt, der natürlich wusste, dass ein Slytherin stets sein Wort hielt.

Remus erinnerte sich wage, dass Severus versprochen hatte, den neuen Schulleiter nach besten Kräften zu unterstützen – ganz gleich, wen Lucius auswählte.
 

„Mich!“, fauchte Severus. „Der verdammte Idiot will mich zum Schulleiter machen!“

Lucius Lächeln wurde eine Spur tiefer. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass es fast liebevoll war. Fast.

„Und das ist keine gute Nachricht?!“, erkundigte sich Remus vorsichtig.

„Nein! Rem, du weißt was…“ Severus war aufgefahren und hatte begonnen immer Zimmer auf und ab zu tigern. „Lucius, du kannst nicht, du verstehst nicht…“ Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit war der Zaubertrankmeister wieder sprachlos.
 

„Dann erklär es mir!“, verlangte sein bester Freund.

„Ich wurde von Greyback gebissen. Ich bin seit letztem Sommer ein Werwolf!“, schnarrte Severus ihn mit einem Hauch von Verzweiflung an.

Lucius setzte in aller Ruhe seine Tasse ab. „Oh, ich weiß - ehrlich Sev, du solltest ein bisschen mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten als Spion haben. Dein Lieferant hat mir schon im September mitgeteilt, dass du doppelte Menge an Zutaten für den Wolfsbanntrank bestellt hast.“
 

Severus hätte darauf hin gerne erwidert, dass Freunde einander ja wohl kaum ausspionierten. Oder erpressten. Aber andererseits kannte er Lucius sehr gut.

„Wenn die Presse erfährt, dass ich ein ungemeldeter Werwolf bin, werden sie mich in der Luft zerreißen! Niemand wird diese Wahl akzeptieren!“, sagte er müde. „Ein Werwolf! Und, nur so nebenbei, Dumbledores Mörder!“

„Beim Phönix Orden hat sich jemand „verplappert“, also weiß halb England es schon“, erklärte Lucius gelassen. „Vermutlich wollte dir da jemand was heimzahlen.“

„Das lässt dich ja sehr kalt!“, fauchte Severus.

Lucius erwiderte, dass er ja auch nicht derjenige war, den die Journalisten in der Luft zerreißen würden.
 

***
 

Natürlich flogen schon am nächsten Tag die Eulen der ersten Eltern ein, die ihre Kinder von der Schule nehmen wollten. Erst eine Schmugglerin und jetzt ein Mörder und Werwolf! Das erschien den wenigsten eine echte Verbesserung zu sein.

Doch dann trat Lucius Malfoy mit einem strahlenden Lächeln vor die Kameras der Fotografen.
 

Sein Haar glänzte im Licht der matten Februarsonne mit seiner neuen Robbe um die Wette. Er war gerade aus dem Krankenhaus gekommen, wo Narzissa Zwillinge zu Welt gebracht hatte, zwei Mädchen, Daphne und Deidra (A/N: Kleine Verbeugung vor Ramuthra und ihrer FF „Fensterblicke“).
 

Und Lucius erklärte, dass er seine neugeborenen Töchter in elf Jahren selbstredend nach Hogwarts schicken würde, in die beste Schule der magischen Welt. Und fügte zum Entzücken aller Anwesenden hinzu, dass Harry Potter, Bezwinger Voldemorts, der Pate seiner beiden Töchter werden würde.
 

Als nächstes prangerte Lucius Umbridge Werwolfsgesetzte an. Und sprach von der Verantwortung und der Jahrhunderte lang angehäuften Schuld, die Zauberer gegenüber magischen Tierwesen und Halbmenschen hatten.

Am Ende standen allen Zuhörern Tränen in den Augen.
 

Und als Lucius dann noch erklärte, dass er gedenke eine neues Forschungszentrum zu stiften, dass sich ganz allein der Erforschung des Wolfsbanntrankes widmen würde, und es Dumbledore Laboratrium taufte, diskutieren die ersten, fortschrittlicheren Zauberer darüber, ob Severus Snape nicht doch auf seine Art eine Galionsfigur für die anstehenden Reformen und ein würdiger Schulleiter werden könnte.
 

Zeitgleich wurde Agatha Umbridges nach Askaban gebracht.

Vorrangig wegen Schmuggel mit Munkshaut.

Der Kuss des Demontors war ihr erspart geblieben, aber in den Gefängnisakten wurde verzeichnet, dass sie innerhalb weniger Monate den Verstand verlor.
 

Sie litt unter Verfolgungswahn und beschuldigte die anderen Gefangenen ihr ihren Abschnitt der Zelle streitig machen zu wollen.

Die echte Dolores Umbridge kehrte in die Muggelwelt zurück und arbeitete den Rest ihres Lebens in einer Teehandlung.
 

Gilderoy Lockhart verfasste ein Buch mit dem Titel „Mein Leben als Verfolgter – Im Schatten der Agatha Umbridge“, dass ihm bei einer bestimmten (vorwiegend weiblichen) Leserschaft den Ruf eines missverstandenen, zu Unrecht verfolgten Helden einbrachte.
 

Severus Snape wurde tatsächlich Schulleiter. Er verbrachte sehr viele Jahre damit, mit dem Porträt seines Vorgängers, Albus Dumbledore, zu diskutieren. Erstaunlicherweise gingen dabei einige Teetassen zu Bruch.
 

Minerva McGonagall blieb noch ein Jahr lang stellvertretende Schulleiterin auf Hogwarts. Doch als St. Maeselywaters ins Visier des Ministeriums geriet und beschlossen wurde, dass das Mädchenpensionat ein paar Reformen und eine neue Schulleiterin brauchte, übernahm sie diesen Posten mit einer gewissen Genugtuung.
 

Remus Lupin wurde ihr Nachfolger als Hauslehrer von Gryffindor und stellvertretender Schulleiter.
 

Draco, Harry und Ron wurden von Hermine mit einem Lernplan ausgestattet, der dafür Sorgen sollte, dass sie ihren Abschluss mit Auszeichnung bestanden. Oder zumindest einen guten Schnitt machten.
 

Die klügste junge Hexe von Hogwarts beobachtete die beiden Vertragspartner unauffällig. Und es darf bezeichnend betrachtet werden, dass es zwischen Hermine und Harry kein weiteres, klärendes Gespräch mehr gab.

Der Held, der magischen Welt schien auch so zu wissen, was Draco tatsächlich für ihn empfand.
 

***
 

Und damit war wirklich alles gut.

Oder, um es mit den Worten der hoch verehrten JKR zu sagen - And all was well.
 

Zumindest so lange, bis Narzissa eines Morgens beim Frühstück zu Lucius sagte: „Jetzt müssen wir nur noch eine Doppelhochzeit vorbereiten, einen Fruchtbarkeitstrank brauen und eine Beschwörung finden, um Sirius hinter dem Schleier hervorzuholen!“
 

Denn natürlich fingen die Probleme danach erst richtig an.
 

***

Ende



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Von:  MondWolf
2014-11-18T03:29:43+00:00 18.11.2014 04:29
Ich bin deiner Geschichte erst jetzt über den Weg gelaufen und nur eins dazu: "Wieso in aller Welt, habe ich sie erst jetzt gelesen!?" Die Handlung, die Charaktere - einfach großartig und vor allem glaubwürdig und flüssig lesbar geschrieben. Meinen Respekt für dieses kleine große Meisterwerk!
Ganz ganz viele Grüße
MondWolf
Von:  hopeful
2010-07-18T23:26:46+00:00 19.07.2010 01:26
ich habe dein vorwort gelesen, wo du dich für dasooc verhalten von narcissa entschuldigt hast und dachte mir, da muss ein kommi her, bevor du das kapitel liest.

und zwar, sie ist nicht ooc, sie ist schwanger. schwangere sind immer seltsam. ^.~
Von:  I01I-CYBORG-TE
2010-02-20T12:26:07+00:00 20.02.2010 13:26
wooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooow
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
ich schreib jezz nur am ende den kommi xDD
weil ich die ganze story innerhalb von drei tagen gelesen hab xDD
lol..
naja, ich finds sooooo TOLL *___*
*anshcmacht*
am meisten gefallen hat mi die story zwischen snapie und lupin~~
*anherz*
xDDD

Von: abgemeldet
2008-12-29T03:11:26+00:00 29.12.2008 04:11
also ich wusste ja, dass ron schwer von kp ist, aber dass er SO stoßfest auf der leitung gestanden hat, hat mich dann doch ein wenig überrascht..
irgentwie hab ich das gefühl, dass dieses weihnachtsfest für alle beteiligten ziemlich... gewöhnungsbedürftig wird...( wenn ich nur an rons gesicht denke, falls remus und severus wirklich vorhaben im fuchsbau zu feiern XD)
Von: abgemeldet
2008-12-29T02:25:50+00:00 29.12.2008 03:25
>.< ahhhhgh! schade, dass ich noch minderjährig bin *drop*
trotzdem ein klasse kapi!
als harry & co sich in snapes arbeitszimmer versteckt haben, hatte ich schon befürchtet, sie könnten bei was ganz anderem gestört haben *reusper* bin schon gespannt, wie´s weiter geht^^
Von: abgemeldet
2008-12-29T01:54:06+00:00 29.12.2008 02:54
ahhh!!
wie fies, hier aufzuhören!!! (auch wenn man das schon von den anderen kapis kennt )
freut mich, dass harry und draco endlich mal in die gänge kommen ^^
(sabberanfälle und und überdrehtes kichern meinerseits inklusive -.-)
der 2. streich für umbridge war einfach klasse, ich freu mich schon auf den nächsten.

(man, das kapi hatte so viele highlights, dass ich gar nicht weiß, worüber ich zu erst schreiben soll...)
Von: abgemeldet
2008-12-29T01:12:55+00:00 29.12.2008 02:12
der sex-talk mit hermine war einfach nur herrlich!
ich frag mich echt, wie harry so verpeilt sein kann -.-"
ich freu mich schon auf den artikel im tagespropheten XD

Von: abgemeldet
2008-12-29T00:38:39+00:00 29.12.2008 01:38
hach1 die zwei sind ja so niedlich >.<
ich freu mich schon aufs nächste pitel ^^

Von: abgemeldet
2008-12-29T00:07:51+00:00 29.12.2008 01:07
ich muss zugeben, dass sein neues hobby snape doch gleich viel sympatischer macht ^^
dass er ein wehrwolf ist, hab ich auch erst nach der bemerkung mit dem besteck vermutet.
als hermine sich aufgemacht hat, un draco und harry zu suchen musste ich gleich an den spoiler aus dem prolog denken "und hermine gründet einen geheimbund" XD irgendwie find ich die formulierund witzig^^
wie immer ein gelungenes kapi ^^

(man, was ich hier so alles schwafle... muss an der uhrzeit liegen *gähn*
Von: abgemeldet
2008-12-28T23:39:45+00:00 29.12.2008 00:39
wenn da mal nicht jemand eifersüchtig ist XD
momentan weiß ich allerdings noch nicht, was furchterregender ist: dracos eifersucht oder hermines wutanfall...
ich freu mich schon auf das nächste kapi ^^
*ein kapi weiter spring*



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