Seifenschalogie
Werte Kollegix, Kolleginnen und Kollegen,
Die meisten von Ihnen dürften dem Irrtum erlegen sein, flüssige Handwaschseife sei besser als feste und bestünde aus den gleichen Inhaltsstoffen. Ersteres ist vielleicht Ansichtssache, zweites ist jedoch hinlänglich falsch. Flüssige Waschlotionen bestehen aus Sulfaten oder Sulfonaten, Seifen dagegen sind Carboxylate. Spezielle Waschlotionen aus dem Naturkosmetikbereich bestehen tatsächlich aus Carboxylaten, haben meistens aber dafür ein inakzeptables Schnodderfeeling. Das Problem bei Waschflüssigkeiten ist der Einsatz von Konservierungsstoffen und das unnötige hin- und Herfahren des Wassers der Lösung. Ohne Konservierung wäre die Lösung nach spätestens 2 Wochen verkeimt.
Es soll hier nicht weiter um flüssige Waschlösungen gehen. Wie x diese am besten ans Waschbecken stellt und pflegt, ist jedex wohl bekannt. Schwieriger ist es doch, wenn x sich für ein festes Seifenstück entscheidet. Wie ist die Lagerung und Nutzung von Stückseife am Waschbeckenrand dabei machbar? Das ist alles andere als trivial. Und darum soll es hier gehen.
Wissen Pro:
Seife ist nicht gleich Seife. Kernseifen bestehen nur aus Seifenmolekülen, handgekochte Seife meistens zusätzlich aus einem Rest an Fett (rückfettend) und Glycerin, welches im Verseifungsprozess entsteht. Handgekochte Seife ist daher meistens weicher, weniger ergiebig, dafür aber deutlich cremiger im Schaum und rückfettend für die Hände. Handgekochte Seife eignet sich auch zum Duschen, aber nicht zum Putzen. Kernseife eignet sich zum putzen, aber nicht zum duschen. Die meisten im Supermarkt und der Drogerie erhältlichen Seifen sind Kernseifen, bei welchen das Glycerin entfernt wurde. Auch die sagenumwobene Alepposeife ist eine Kernseife.
Gerne wird Seife als Dekomaterial genutzt, aber nie BEnutzt. Daher gibt es viele Seifenschalen, welche gut aussehen, aber nix taugen. Andere beschäftigen sich mit Ablaufen des Wassers und Trocknung der Seife und führen dabei zu anderen Problemen. Wieder andere sind nur für eine spezielle Seife geeignet.
Bilder via eBay, nur zur Veranschaulichung von Seifenschalenklassifizierungen!
1 - Eine Seifenschale mit oder ohne Rand. Auch Muschelschalen gehören hierzu. Diese Schalen haben keinerlei Möglichkeit, das Wasser ablaufen zu lassen und sind gerne auch mal extrem glatt, woran die Seife anklebt und nur schwer wieder zu lösen ist, oder sie sind so wölbig, dass sie die Form der Seife ruinieren. Diese Schalen sind Dekoschalen, das Wort Seifenschale haben sie nicht verdient. Hände weg, wenn die Seife benutzt werden soll. Hände ran, wenn die Seife Deko sein soll.
2 - Seifenschalen mit Löchern, die aber plan aufliegen. Toll, diese Löcher, so fließt das Wasser ab... also direkt in das Loch, wo es stehen bleibt und sich aufstaut, denn es wird ja von der Unterseite abgeschirmt. Gut gedacht, schlecht gemacht. Das i-Tüpfelchen bekommen sie, wenn solch eine Schale, meistens aus Ton, das Loch von unten eingestochen bekamen und der Abfluss somit der höchste Punkt der Schale ist. Das Wasser lagert sich dann um den Abfluss herum und wird nicht abfließen. Füßchen braucht eine solche Schale, ansonsten ist sie eher Kathegorie 1 und unbrauchbar.
3 - Schalen mit einer Schale darunter, wo sich das Wasser sammeln lässt. Auch eine gute Idee, oder? Das Wasser fließt nicht quer über das Waschbecken und macht keine hässlichen Ablaufflecken. Ich habe eine Schale, die beim ablaufen abfärbt und ich kann daher sagen: Wer sich an den Ablaufrinnen offener Schalen stört, der putzt zu selten. Also weniger als 1x die Woche, erst nach 7 Tagen sind die nämlich sichtbar. Und wer so selten putzt, dem verranzt diese Schale in der Kürze der Zeit und das Ablaufwasser, das sich darin sammelt, wird echt eklig und verkeimt. Solche Schalen gibt es auch aus Holz und die werden noch ekliger als Glasschalen, wenn x so selten putzt. Nur gut für Leute, die oft putzen und das Putzen in der Schale auch konsequent verfolgen.
4 - Aufrecht stehende Schalen mit Ablauflöchern und Füßchen. Die Seife steht darin. Für große, harte, eckige Seifen ganz nett. Weiche Seifen bilden auf der Standfläche ein Seifenmus, welches zu Seifenmassenverlust führt und die Ablauflöcher verstopft. Seifen, die schon einigermaßen klein geseift sind, fallen seitlich hinein oder liegen direkt plan auf den Löchern und verstopfen diese. Die kleine Seife jedes Mal daraus zu pulen ist schwer und führt zu Seifenbruch. Mit Einschränkung nutzbar, eine zweite Seifenablage ist hier von Nöten. Für Deko ganz nett.
5a+b - Eine Seifenschale in rund oder plan aus dünnen Streben. Auf Füßchen oder für die Wand. Eine tolle Lösung, aber auch hier gibt es Nachteile. Metall und Wasser verstehen sich nicht gut. Metall und Salzwasser noch viel weniger und so neigen diese Teile zum Rosten, je nach Metallbeschaffenheit. Daher hier zu Qualität greifen. Der Rost färbt die Seife und lässt die Schale unschön aussehen. Gerade bei Salzseifen mit Vorsicht zu genießen. Sehr weiche Seifen haben Probleme mit den Streben, welche sich in sie drücken. Und klebt x die Wandversion über eine Spüle, welche nicht mit Silikon zur Wand versiegelt ist... nun, ich hoffe, dann hat mein Nachmieter auch schon die Wohnung verlassen, wenn jemand die Küche von der Wand holt und den Spalt sieht. Für die Dusche sind diese Schalen für die Wand übrigens die erste Wahl.
6 - Seifenschalen aus Gummi mit Noppen und Ablauflöchern. Lange Zeit war diese Schale für mich die Eine Schale. Darüber ging nichts. Sie ist in der Tat eine der besten, wenn es um das Trocknen der Seife geht. Aber sie ist durch die spitzen Noppen nur für Kernseife geeignet. Weichere Seifen zerkratzen auf den Noppen und bilden Seifenmus, welches ein großer Seifenverlust darstellt. Optisch finde ich sie übrigens nicht ansprechend. Nur für Menschen geeignet, die harte Seifen verwenden und auf die Optik nicht so viel Wert legen. Auch gut: Rutscht nicht. Liegt aber gerne so plan auf, dass das Wasser nicht ablaufen kann.
7 - Relativ dicke Streben, welche auf Fußstreben stehen. Diese Schale ist meistens relativ plan und toleriert auch nicht gebogene Seifen. Sie toleriert durch die dicken Streben sehr weiche Seifen und lässt sie trotz gelegentlicher Seifenmusbildung gut ablaufen. Sie fasst je nach Größe sogar 2 Seifen und kommt meistens in zeitloser Holzoptik daher. Einiger Nachteil: Das Holz färbt. Und ist x nach 7 Tagen immer noch zu faul, sein Waschbecken zu putzen, steht die Schale in einer braunen Lache. Ansonsten ist diese Schale fürs Waschbecken mein absoluter Favorit.
8 - Eine Spezialversion und von der Physik her am coolsten: Der Magnethalter. Ein Magnet wird in die Seife gedrückt und dann an den Halter, welcher in die Wand geschraubt oder geklebt ist, gehalten. Optimale Trocknung! Für weiche Seifen allerdings nicht sonderlich gut geeignet, da sie schnell aufweichen und dann vom Magneten rutschen.
9 - Luffaschwamm. Luffa gibt es als diese gewobenen Kissen, aber auch als aufgeschnittene Scheibe. Beide bieten nicht viele Berührungspunkte für die Seife und lassen das Seifenwasser theoretisch schnell ablaufen. Gerne kann x eine Luffascheibe auch zwischen Modell 2 oder 7 und die Seife machen, um das Trocknungsergebnis zu erhöhen. Meine Erfahrungen sind damit jedoch eher negativ, so machte mir der Luffaschwamm meistens mehr Ärger in Form von Seifenmus als dass er half. Manchmal klebte er auch gut an der Seife fest, sodass x sich erst einmal mit der Trennung beschäftigen musste und dann endlich seine dreckigen Pfoten reinigen konnte.
10 - Seifensäckchen, Perligranbeutel, ... Diese Beutel kommen auch aus Wolle oder Pflanzenfaser daher. Die Seife wird hier in einem grobmaschigen Stoff gelagert und auch während des Waschens behalten. Mit dem Stoff wird die Seife aufgeschäumt ähnlich eines Duschpuschels und dann verwendet. Vor allem schlecht schäumende Seifen wie Salzseife oder Alepposeife lassen sich hier dann doch zu einem cremigen Schaum überreden. Kleine Seifenreste lassen sich hiermit bequem zuende benutzen. Und das Abtrocknen ist zumindest für Duschseifen auch optimal. Das Band kann x um die Wandnoppe von Modell 5B machen, bei meinem sind auf den blauen Kullern nämlich noch dicke Plastikedelsteine, die perfekt dafür sind. Ungeeignet ist dieser Sack, wenn x ihn in Modell 4 lagert und zur täglichen Handwäsche benutzt. Das Abtrocknen ist hier schlecht und dadurch entsteht ein stark suppendes Seifenmus. Das lässt sich aber aushalten, wenn sich dadurch die ungeliebte Peelingseife ohne Kratzen aufbraucht, die x geschenkt bekam. Der Seifensack hält die Peelingpartikel einfach zurück.
Ich fasse zusammen:
Dekoseife: Modell 1,2,4
Harte Seife: Modell 3,5,7,8,10
Weiche Seife: Modell 3,5,7,10
Salzseife: Modell 10
Meine Empfehlung: Modell 5B für die Dusche, Modell 7 fürs Waschbecken und Modell 10 für Salzseife für die Dusche.
Man kann aus allem eine Wissenschaft machen. Dies ist die Seifenschalogie. Und leider verstehen unglaublich viele Hersteller von Seifenschalen viel zu wenig von Seifenschalogie. Das kannst du als Konsument nun ausgleichen, indem du nur Seifenschalen kaufst, die nicht die typischen Nachteile von Modell 1+2 haben.