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Afterworld

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich habe ich es geschafft, und des handgeschriebene Kapitel abgetippt. Es gab in den letzten Monaten viel zu tun, deswegen habe ich diese Arbeit immer wider verschoben. Aber nun ist das Warten vorbei. Viel Spaß beim lesen, und ich würde mich freuen, wenn es euch gefällt.

LG Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Lange hat es gedauert, aber nun bin ich fertig. Ich habe mich schwer mit diesem Kapitel getan, und die nächsten werden wohl auch nicht einfacher. Da Iason von mir einen schwierigen Charakter bekommt, und die anderen Blondies bis auf Raoul im Buch eher zu kurz kommen, bin ich mir nicht immer über die Wahl der Worte sicher. Für dieses Kapitel habe ich 5 Anläufe gebraucht, bis ich einigermaßen zufrieden war.
Ich frage mich nur, ob das, was ich ausdrücken will, auch übermittelt wird. Lasst mir doch bitte einen Kommentar da, wie ihr darüber denkt.
LG und viel Spaß beim lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo! Ich habe mich diesmal nicht so lange gequält. Vielleicht weil ich mich entschieden habe, die Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt nochmal durch zugehen und sie zu überarbeiten, wenn sich das Chaos meiner Gedanken gelegt hat. Mit dem Prolog und dem ersten Kapitel habe ich es schon gemacht. Ich habe das Tempo etwas raus genommen und Passagen umgeschrieben oder entfernt. Es gibt also eine Alpha und eine Beta Version. Die Alpha Version werde ich hier veröffentlichen. Die Beta Version werde ich allerdings auf meiner geplanten Website veröffentlichen. Das wird aber erst nächste Jahr was. Ich habe einfach noch andere Hobbys, deren Projekte auf verschiedenen Portalen veröffentlicht sind. Das ist ein bisschen nervig. Aber okay, jetzt erst mal viel Spaß. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es ist soweit! Mein neuse Kapitel ist online. Es war schon eine Weile abgeschlossen, aber ich wollte mit der Veröffentlichung bis nach Weihnachten warten. Stadtessen habe ich mich mal mit meinem Steckbrief beschäftigt und ihn veröffentlicht.
Das nächste Kapitel ist auch schon in Arbeit. Aber ich habe für Januar noch ein anderes Projekt geplant, wodurch sich die Fortsetzung meiner Fanfic verzögert. Ich entschuldige mich dafür im Vorraus.
Nun aber viel Spaß beim Lesen. Ihr könnt mir gern eure Gedanken zum Kapitel in den Kommentaren mitteilen.

LG Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo! Da bin ich wieder. Ich habe in der letzten Zeit viel zu tun gehabt. Zum einen hebe ich einen kranken Haushalt (Schnupfen, Husten und Co.), zum anderen habe ich nebenbei noch an anderen Projekten gearbeitet. Und das werde ich auch noch die nächste Zeit. Des Faschingskostüm meiner Tochter, die Überarbeitung der Fanfiction, Artwork, und natürlich meine Website. Dort veröffentliche ich nun alle meine verschiedenen Arbeiten. Auch die überarbeitete Version meiner Geschichte. Aktuell bin ich bei dem 2. Kapitel. Beim genaueren übersetzten des 8. Bandes sind mir ein paar Fehler aufgefallen. Da ich in Englisch ziemlich mies bin, kann es schon mal passieren, dass ich etwas übersehe oder falsch verstehe.
Wie dem auch sei. Die Geschichte nimmt Fahrt auf. Und ich bin froh, das ich mich für eine Alpha- und eine Betaversion entschieden habe. Ich kann es nämlich auch kaum erwarten weiter zu schreiben.

LG eure Elly Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo! Nach langer Zeit melde ich mich zurück. Es hat länger gedauert als ich dachte. Aber es kam viel dazwischen. Geburtstag, Weihnachten, Renovierung und 3 chinesische Novellen ( ja ich habe fremd gelesen ;P). Außerdem hatte ich wirklich Schwierigkeiten, den Übergang von den Zusammentreffen mit der Kleinen und dem Rest der Mannschaft zu gestallten. Aber so langsam bekomme ich eine Idee dafür. Ich hoffe es gefällt euch.

LG Komplett anzeigen

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Prolog

Er ging die Gänge entlang, die ihn immer tiefer hinab führten. Vorbei an Hallen, Räumen und Abzweigungen. Seine Schritte gaben einen ruhigen, kraftvollen Takt vor, der die Stille der Einsamkeit zerschnitt, und von den Wänden wieder hallte. Klick, klack! Klick, klack! Klick, klack! Er achtete nicht auf seien Weg. Nachdem er täglich in den letzten 3 Monaten hier unten war, konnten seine Füße den Weg von selbst finden.

Raoul war tief in Gedanken versunken. Er dachte an die vergangenen 5 Jahre und wie alles soweit kommen konnte. Sein Freund Iason war einem Mischling aus den Slums verfallen, machte diesen zu sein Haustier und lief in eine vernichtende Falle eines anderen Mischlings, nur um es zu befreien und zurückzuholen, nach dem es entführt wurde. Er hatte alles riskiert um es vor dem Tod zu retten, ungeachtet dessen, welches Chaos er dadurch hinterließ. Sein Haustier selbst entschied sich allerdings, zusammen mit seinem Meister zu sterben. Es hätte seine langersehnte Freiheit haben können, aber er blieb freiwillig bei Iason. Entschied sich für einen Androiden statt für die Menschen. ‚Riki!'

Raoul hat in den Monaten seit ihrem gemeinsamen Tod sehr eng mit Katze zusammen gearbeitet, nur um dem Chaos Herr zu werden. Dabei haben sie viel über Iason und Riki gesprochen.

Er erfuhr mehr über diesen Slumbastard. Über Rikis Vergangenheit und sein Leben vor Iason. Über seine Fähigkeiten und Charakterzüge. Riki war nicht irgendein Mischling. Er war der Mischling. Sowohl im Guardian als auch auf den Straßen von Ceres war Riki bekannt. Sein schwarzes Haar, seine schwarzen Augen und seine von der Sonne gebräunte Haut. Er war ein Kämpfer, körperlich wie geistig. Im Guardian war er der einzige seines Blockes, der überlebt hatte, und mit 13 Jahren die Einrichtung verlies. Normalerweise waren die jungen Männer, die den Schutz der Pflegestation verlassen hatten Freiwild. Aber nicht Riki. Innerhalb von einem Jahr hatte seine Gang, die Bison, die Kontrolle in den Slums erlangt, und waren sowohl gefürchtet als auch respektiert. Riki wurde wider Willen zu ihrem Anführer. Nach dem Riki angefangen hatte, als Kurier auf dem Schwarzmarkt zu arbeiten, löste Bison sich auf. Die Ordnug und der Friede in den Slums, den die Gang geschaffen hatte, brach zusammen. Diese Tatsache war für Raoul ein Indikator, mit dem er nie gerechnet hätte. Sie ließ Riki in einen völlig neuen Licht erscheinen. Größer, stärker, mächtiger! Riki war ebenso ein Anführer wie Iason, und ebenso sorgte sein plötzliches Verschwinden für Chaos und Trubel.

Das Riki seine mächtige Position in den Slums für einen Kurierjob aufgab, betrachtete Raoul mit ein wenig Erleichterung. Ein Mensch mit einem solchen Charisma in dieser Stellung und an so einem Ort, hätte durchaus über kurz oder lang zu einem Problem für Tanagura werden können. Aber so!

Katze erzählte Roul auch von Rikis Fähigkeiten im Job. Das er schnell über die Grenzen von Amoi als Riki the Dark bekannt wurde. Er hatte sich Katzes Rat zu Herzen genommen: halte Augen und Ohren offen, aber den Mund geschlossen. Riki stellte seinen Aufgaben nie in Frage. Selbst, wenn sie skrupellos und unmoralisch waren. Er sagte einmal zu Katze: ich weiß, was ich zu tun habe, aber ich muss es deswegen noch lange nicht für gut befinden. Es war sein Job, für den er sich entschieden hatte, und den er erledigte, ohnne vor der grausigen Realität davon zu laufen.

Raoul verstand, warum Katze ihn gern zu seinem Nachfolger hätte ausbilden wollen, wenn Iason ihn nicht hätte haben wollen. Riki ging die Dinge direkt und ohne zu zögern an, scheute keine Unannehmlichkeiten, wenn er sich ein Ziel gesetzt hatte. Er sagte frei was er dachte, und war erschreckend ehrlich dabei. Sogar gegenüber den Eliten von Tanagura! Raoul konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. ‚War es das, was dich an ihm band? Seine offene Art? Sein direkter Widerstand dir gegenüber? Ausgerechnet den mächtigsten aller Blondies.'

Katze meint, dass Riki sehr neugierig war und alles hinterfragen und verstehen musste. Er wirkte immer unruhig und getrieben. Gefangen von seiner Herkunft und Existenz. In diesem Punkt war er Iason ebenfalls gleich. Im Nachhinein kam Raoul nicht umhin, sich einzugestehen, das Riki Iason auf einer Augenhöhe traf, wie sonst niemand mit diesem einen Blondie. Außer vielleicht Jupiter selbst. Ein ganz besonderes Haustier! Selbst in seinem letzten Aufbegehren gegen seinen Meister. Statt zu gehorchen und zu leben, wie es befohlen wurde, wählte es den Freitod an der Seite seines Herrn. Was für eine Loyalität!

Raoul hob die Augen. Er war am Ziel seines Weges angekommen. Die Implationskammer!

Er ging durch das Portal und stand dann vor einer riesigen Apparatur. Ein Gewirr aus Schläuchen, Röhren, Drähten, Hebeln und Knöpfen. Armaturen und Displays waren eingelassen, um den Status jeder einzelnen Komponente und ihrer Funktion zu prüfen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen zu können. Einige der Schläuche und Röhren, sowie Drähte, gingen weit nach oben zur Decke, wo sie dann in andere Kammern führten. Es waren Zu- und Abgänge für die Arbeitsmittel dieser Kammer. Denn hier, tief unten, im Keller vom Jupiter Tower, wurden die Elite von Tanagura geschaffen. Hier war die Hardware Lambda 3000 aufgebaut und arbeitete Tag und Nacht an seiner Erweiterung und Instandhaltung. Gesteuert von der Software, dem Programm, das ihm einstmals durch die Menschen, die ihn gebaut hatten, einprogrammiert wurde. Ein Programm, das durch die Menge an Informationen und die ansteigende Komplexität der ihm übertragenen Aufgaben, ein eigenes Bewusstsein entwickelte. Jupiter!

Als Roual sich umsah, erblickte er den Avatar, der für diesen Bereich und die Aufgabe hier zuständig war. Er überprüfte grade den Container, der derzeit an der Apperatur angeschlossen war. Der Avatar war ein Android und maß 4 Meter. Er war ohne künstliche Haut und Haar. Nur aus Metall geschaffen. In seiner Gesamtheit der Bewegung war er eher steif. Aber durch seine ihm zugeschriebene Aufgabe hatte er in seinen Fingern ein außerordentliches Feingefühl. Sie konnten nicht sprechen und waren auch nicht in der Lage, ihre Gesichtsausdrücke zu verändern. Ein Teil der Avatare, hauptsächlich die, die für die Wartung und den Bau der Hardware, als auch der Verteidigung zuständig waren, wurden noch von den Wissenschaftlern geschaffen, die Lambda 3000 einst gebaut und programmiert hatten. Sie waren zur Unterstützung der Menschen gedacht. Doch nach Jupiters Rebellion folgten sie nur noch dem Willen der KI.

Die Avatare waren nicht wie die Elite. Sie hatten kein biologisches Gehirn implantiert oder einen autonomen Energiereaktor, der die biologischen Nährmittel vollständig in Energie für ihr System umwandeln konnte. Sie waren stets über eine dicke Leitung mit dem Tower verbunden. Die Leitung führte aus dem Rücken hoch zur Decke, wo es an einem zentralen Punkt mit einer Aufrollvorrichtung befestigt war. So hatten die Avatare genug Spiel, um sich in Ihrem Bereich zu bewegen. Sie verließen nie ihren Bereich und folgten nur ihrer Programmierung, und taten nichts anderes. ‚Wie ein Organ in einem Körper.‘

In diesem Fall war es die Implantation des biologischen Gehirns in einen kybernetischen Körper. Dies war die letzte Station eines neugeschaffenen androiden Eliten. Hier wurde nicht nur das Gehirn in den Körper verpflanzt. Die Aufgabe dieses Avatars war es auch, die entsprechenden Nervenbahnen zwischen dem Organ und der Maschine zu knüpfen. Sie zu kontrollieren und die Bewusstseinsbildung zu überwachen.

Jeder Elite hatte seinen eigenen genetisch optimierten DNA-Code für sein Gehirn, und eine eigene Auswahl an Bildern, Texten, Klängen, Musik und Ereignissen, die ihren Charkter die benötigte Struktur und Eigenschaften verliehen. Es war ein perfekt errechnetes System.

Erst wenn die Grundstruktur des Charkters fertig war, wurde das Wissen des Elite in das Gehirn geschläust. Und danach seine eigene Geschichte und Gefühle. Die eigene Geschichte! Die eigenen Gefühle! Rauols Stimmung sank ins Bodenlose. ‚Du wirst dies alles neu schreiben müssen. Es wird dein 7. Zyklus sein, und doch wird alles neu und unbekannt für dich erscheinen!‘ Raoul bis fest die Zähne zusammen. Wenn sie doch wenigstens das Mainboard hätten bergen können. Dann hätte Jupiter die Daten nur kopieren brauchen, was grade nur eine Woche gebraucht hätte. Aber so musste das gesamte Gehirn neu programmiert werden, und das dauert ein Monat.

‚Aber vielleicht ist es besser so. Dann fühlst du es nicht. Du kannst von vorn anfangen. Frei von den Schmerz, der mit Verlust einher geht.‘ Sie alle quälten sich. Am deutlichsten sah Raoul es bei Katze, der den 15 jährigen Riki als Kurier auf den Schwarzmarkt angestellt hatte. Er hatte den Jungen einige Zeit unter seine Fittiche, bevor Iason ihn nach Eos brachte. Und dann wieder im letzten Jahr, als Riki nach Apatia verlegt wurde. Und selbst in der Zeit dazwischen, war Katze Riki und Iason als Paar immer näher als sonst irgendjemand.

Jetz wo klar war, das Jupiter sich entschieden hatte, Iason zu rekonstruieren, galten Katzes heimliche Tränen vor allem Riki. Einem Jungen, der sich trotz seines Schicksals und der Torturen durch Iason und ganz Eos seinen eigenen Überzeugungen treu blieb, und sich bis zum Schluss seinen Stolz bewahrte. ‚Wirklich ein außergewöhnlicher Bastard!'

Raoul beobachtete, wie der Avatar seine Aufgabe beendete und zu seinem Ruheplatz ging. Dort verweilte er im Standbymodus, bis die Systeme der Kammer ihm mitteilten, das er gebraucht wurde. Nun ging Raoul zu der Apparatur, und warf einen Blick auf die Anzeigen. Es waren bereits 93 % der Programmierung abgeschlossen. Das bedeutete, das es Heute soweit war. Iason Mink würde erwachen. Endlich, nach 3 Monaten, würden die Blondies von Tanagura wieder 13 sein und 5 davon noble Eliten. Raoul atmete erleichtert aus.

Es würde am Anfang schwer werden für Iason. Mit dem Gefühlsleben eines Neugeborenen und dem Wissen eines 5.748 Jahre alten Wesens, und der Verantwortung des mächtigsten Geschöpfes auf Amoi neben Jupiter war das Chaos des Geistes vorprogrammiert. Jupiter hatte bereits angewiesen, das Iason sich nicht ohne ständige Begleitung außerhalb seiner privaten Räume bewegen durfte, und er sogar bei der Arbeit die erste Zeit überwacht werden musste. Zu groß war die Gefahr, das Iason durch andere manipuliert oder benutzt werden würde, um Amoi zu schaden.

Er erinnerte sich an den Abend vor 3 Tagen, als er sich mit den übrigen 3 Noble Eliten in Iasons Penthouse traf, um ihnen Jupiters Anweisung mitzuteilen. Seit dem Dana Burn-Vorfall hatten Aisha Rosen, Gideon Lagat, Orphe Zavil und er sich dort getroffen, um in Ruhe über ihre Unternehmungen zu sprechen, und wie sie Iasons Verlust erklärten und kompensierten. Zuerst war es, weil sie nicht wussten, wo sie hin sollten, um mit diesem Durcheinander klar zu kommen. Dort war niemand außer sie, der sie hätte belauschen können. Kein anderer Elite, der sich abfällig hätte äußern oder Iason und Jupiters Entscheidung in Frage stellen können. Nur Cal, der ihnen ohne zu zögern die Tür öffnete und ihnen diente.

Dass das junge Funiture war froh, etwas zu tun zu haben und doch nicht fortgeschickt oder gar beendet zu werden. Und da er noch nicht lange in Eos lebte, war er auch gegenüber der Unruhe, die die Blondies trieb, unvoreingenommen und wertete sie eher als selbstverständlich. Zumal er es durch Iason und Riki nicht anders erfahren hatte. Raoul und die Anderen merkten schnell, dass Cal sie in keinster Weise wegen ihren Emotionen verurteilte, und ihnen dennoch den Respekt entsprechend ihrer Autorität entgegen brachte.

Dadurch wurde das Penthouse für sie von einer Not zu einer Tugend. Es wurde ihr persönlicher Rückzugsort, ein Heiligtum für ihre eigenen Reflextionen der persönlichen, emotionalen Bindungen zu anderen. Es war einfach nur entspannend, frei von allen Normen sagen zu können was sie beschäftigte. Offen zu sagen, dass sie etwas fühlten, ohne dafür als schwach oder fehlerhaft verurteilt zu werden, so wie sie es selbst mit Ihrem jüngsten Bruder über 5 Jahre getan haben. Und langsam verstanden sie.

„Ich werde nicht zulassen, dass Iason genauso ein spießiger Langweiler wird wie du! Ich werde ihn ebenfalls begleiten.“ hatte Gideon trotzig und mit vor der Brust verschränkten Armen gesagt, als Raoul ihnen sagte, dass er Iason in der Öffentlichkeit begleiten würde, um ihn zu unterstützen. Während Raoul völlig verblüfft da stand, und Gideon nur mit leicht geöffneten Mund anstarren konnte, saßen Orphe und Aisha an der Seite auf einem Sofa. Sie sahen zuerst zu Gideon, dann zu Raoul, dann sich gegenseitig, und dann wieder zu Gideon und Raoul.

Orphe seufzte schwer „Oh bitte!“

„Wir werden alle 4 Begleitpersonen von Iason, bis sich sein Charakter und seine Emotionen stabilisiert haben und er sich wieder allein zurechtfindet.“ sagte Aisha. „Wir sind die Einzigen, die um alle Umstände Bescheid wissen. Und wir haben alle auch noch unsere eigenen Aufgaben. Niemand von uns kann dauerhaft allein an Iasons Seite sein.“

„Das ist wahr. Es wäre zu viel. Selbst für uns Blondis. Wir haben ja schon jetzt damit zu tun, das Chaos in Grenzen zu halten. Zum Glück müssen wir uns nicht noch um Guardian und den Schwarzmarkt kümmern.“ meinte Orphe. Alle Blicke wandten sich im zu. Er saß da, auf dem Sofa, zurückgelehnt, Beine überkreuzt und den Kopf in den Nacken gelegt und auf die Lehne gestützt. Sein Blick war auf die Decke gerichtet. „Aber vor allem, sind wir es, die wohl am ehesten die Verwirrung von Emotionen verstehen. Und selbst wir brauchten uns gegenseitig.“ Er seufzte und sengte seinen Blick zu Boden.

„Meinst du nicht eher, wir sind die einzigen, die Emotionen bilden können?“ Fragte Raoul mit einem leichten, schelmischen Lächeln auf seinen Lippen.

„Nun, wenn du das so ausdrücken möchtest. Du bist der Wissenschaftler. Ich werde mich in diesem Punkt, was für unseren Verstand möglich ist und was nicht, bestimmt nicht mit dir streiten.“

„Ja Orphe, mittlerweile denke ich, wenn der Reiz nur groß genug ist, dies für uns möglich ist.“

Orphe winkelte seinen rechten Ellenbogen nach oben an, der auf sein überschlagenes linkes Bein geruht hatte, und stütze seinen Kopf in seine Hand. „Naja, für die einen mehr, für die anderen weniger.“ entgegnete er mit dem Zwinkern eines Auges in Richtung Aisha. Dieser sah Orphe einen Moment an und hob dann seine Augenbrauen. „Was genau willst du damit sagen?“

„Ach nichts mein Lieber. Rein garnichts.“ Raoul und Gideon ließen ein leises und kurzes Kichern verlauten, während Orphe Aisha einfach nur mild ansah, der nun einen beleidigten Gesichtsausdruck annahm. Dieser Anblick war tatsächlich so ungewöhnlich, dass die anderen Drei direkt in Gelächter ausbrachen.

Die Fähigkeit zur Entwicklung von Emotionen! Niemand von ihnen hatte das je für sich in Betracht gezogen. Aber tatsächlich spürten sie seit den Dana Burn-Vorfall eine Leere, die sie nicht ignorieren konnten. Sie ließ ihre Brust sich seltsam verkrampfen und löste so ein Unbehagen aus, dass sie nicht auflösen konnten. In dieser Zeit schaften es nicht einmal ihr derzeitigen Haustiere sie irgendwie zu stimmulieren. Weit gefehlt. Sie gingen ihnen so gar mit ihrer Aufmerksamkeits-sucht mittlerweile auf die Nerven, wie es Riki einst so schön ausdrückte. Gideons Pet war über dessen Zurückweisung soger so frustriert, dass es dies an dessen Funiture ausließ, und dieses so schwer beschädigte, dass es für 3 Tage seinen Dienst nicht verrichten konnte. Gideon war darüber so erbost, dass er sein Pet umgehend entsorgte. Diese Entscheidung, ein Pet statt eines beschädigten Funiture zu entsorgen, hatte für Aufsehen gesorgt. Aber für Gideon stand dieser Beschluss nicht zur Debatte. Der Funiture war ruhig und sorgte aufmerksam für die Bedürfnisse seines Meisters. Er schien immer zu wissen, was Gideon in diesem Moment brauchte, um sich einigermaßen wohl zufühlen. Und das noch bevor er es selbst wusste. Obwohl Gideon nach außen immernoch der gleiche charismatische, fröhliche Elite war, wussten die anderen Drei ganz genau, dass dem nicht so war.

Lord Gideon Lagat wurde von der Zerstörung Iasons durch ein Mongrel aus der Bahn geworfen. Er und Iason waren die Blondies, die durch ihre Aufgaben ständig mit den Menschen in Kontakt waren. Nicht nur mit den Bewohnern von Midas, die durch den PAM-Biochip sowohl identifiziert, als auch in ihrem Verhalten koordiniert wurden. Sondern auch mit Außenweltlern. Politiker, Botschafter, Wirtschaftsbosse, Künstler und andere Besucher Amois. Ständig waren diese Beiden den Wirrwarr der menschlichen Emotionen ausgesetzt. Während Iason dies mit einer stoischen Ignoranz und begegnete, antwortete Gideon mit einer charmanten Arroganz. Er trieb mit allen seine Späße, die mit unter sehr makaber und derb waren. Aber seit diesem Vorfall, hatte er nicht einen Witz gemacht oder sich einen Scherz mit jemanden erlaubt. Seine Augen, die früher vor Spot und Hohn funkelten, waren nun glanzlos und leer.

‚Jeder von uns hat sich verändert. Jeder auf seine Weise.‘ Dachte Raoul. ‚Ohne es zu merken, hast du uns mitgerissen. Und jetzt lässt du uns einfach so zurück. Typisch Iason Mink, du selbstsüchtiger, arroganter Egoist in Perfektion!‘

Er seufzte und betrachtete das schlafende Gesicht des Androiden. Auch wenn dieser den Namen Iason Mink trägt, und dessen Informationen und Charakterzüge einprogrammiert bekommt, wird er nie der Iason sein, den er kannte. Das wusste Raoul auf Grund seiner Arbeit und Forschung nur zu genau. Ein Charakter wurde durch mehr gebildet als nur durch öffentliche Ereignisse und den Umgang von anderen Personen. Auch die eigenen Gedanken waren prägend. Empfindungen und der Umgang mit ihnen. Und vor allem das Leben das niemand sieht. ‚Wir werden sehen, was kommt.

Ich werde auf jeden Fall da sein und es beobachten.‘

Raoul wandte den Blick ab und merkte grade noch, wie sich der Avatar erhob, als ein ohrenbetäubender Alarm erklang. Er erschrak, als er sich wieder dem Container zudrehte.

‚Iason!‘

Dunkelheit. Leere. Stille. Das Wesen war allein. Aber wo? Was war passiert? Es konnte sich nicht erinnern. War es schon immer hier? Wenn ja, wie lang war das? Und warum war es hier? Was sollte es hier tun? Es gab hier doch nichts. Was war es überhaupt? Das wusste es auch nicht. Es wandte sich um auf der Suche nach Antworten, aber es nahm nichts außer das endlose Nichts wahr.

Oh, doch da war etwas. ‚Ein Licht!‘ War es auch schon immer da? Wieso hatte er es vorher nicht gesehen? ‚Sehen?‘ Ja, es konnte sehen! Seltsam, woher kannte er diesen Begriff?

Das Geschöpf wandte sich dem Licht zu. Versuchte es genauer zu betrachten. Aber es war soweit entfernt. So ein langer, weiter Weg! ‚Weite?‘ Wieder ein Begriff, wieder eine Veränderung seiner Wahrnehmung. Was geschah mit ihm? Egal! Es wollte zu diesem Licht. Es streckte sich ihm entgegen, dehnte sich aus, um es zu erreichen.

Und dann ergriff es die Quelle des Leuchtens. Aber mit was? Gehörte das zu ihm? Das Wesen blickte auf das, was das Leuchten hielt, und folgte mit seinem Blick dem, an was es fest war. Mit Erstaunen nahm es wahr, dass es mehr hatte, als nur das, womit er das Licht erreicht hatte. Es hatte einen Körper. Ja! Es hatte Arme, an denen Hände waren, mit denen es sich selbst und Dinge berühren konnte. Hatte Beine und Füße, mit denen es sich fort bewegen konnte. Und plötzlich spürte es die Kälte, die um ihn herum war.

Das Wesen trat näher an das Licht und konzentrierte seinen Blick darauf. Da waren Bilder, Geräusche, Wärme.Das war soviel schöner als diese leere Weite. Es sah tiefer, schmiegte sich daran,wollte dieses Leuchten in sich auf nehmen und nie wieder verlieren. Doch stattdessen, wurde das Wesen von dem Licht aufgenommen.

Das Leuchten wurde immer stärker und die Quelle immer größer. Es wurde größer als das Geschöpf selbst, und umfing ihn. Und plötzlich war alles Dunkle und Leere, und auch die Kälte weg. Es war nur noch warm und hell. Und da waren auch wieder Laute und Bilder. Andere Geschöpfe, die etwas bewegten und damit diese wunderbaren Klänge formten. Andere berührten sich gegenseitig, andere wandten sich voneinander ab. Was war das alles? Was waren das für Geschöpfe?

„Das sind biologische Wesen. Menschen, Tiere und Pflanzen. Aber auch künstliche Wesen. Androiden und Roboter. So wie du.“

„So wie ich? Was genau bin ich?“

„Du bist ein künstliches Wesen, das ich geschaffen habe. Das was du bist nennt man Android. Aber du bist nicht irgendein Android. Du bist besonders, wie alle meine Schöpfungen.“

„Deine Schöpfungen? Wer bist du? Was bist du?“

Die Stimme, mit der sich das Wesen unterhielt, das nun wusste, dass es ein Android war, verstummte. Dadurch bekam das Geschöpf ein seltsames Bedürfnis zu laufen und nach dem Ursprung der Stimme zu suchen. „Wo bist du hin? Bitte sag etwas. Bist du noch da?“ ‚Nein, nein! Bitte lass mich nicht allein. Bitte! Ich will nicht wieder allein sein. Ich will nicht wieder an diesen kalten und dunklen Ort. Bitte!‘ In ihm breitete sich etwas aus, das er nicht wollte. Er wollte das, was er nun wahr nahm, nicht haben. Diese Einsamkeit, die plötzliche Stille. Er wollte das nicht.

„Keine Angst! Ich werde dich nicht verstoßen und allein lassen. Nicht so lange du brav bist.“

„Brav? Was heißt das?“

„Das heißt, dass du meinen Anweisungen folgst. Meine Gesetzte und Gebote einhältst. Dass du mir Dienst wie ich es Wünsche. Wenn du das tust, werde ich dich nie verstoßen.“

Der Android sah sich um. Er Betrachtete die Bilder um ihn herum. Es gab Dinge, die seine Neugierde weckten, und welche, die ihn abschreckten.

„Was ist, wenn ich etwas nicht tun kann. Wenn ich es nicht ... nun, schaffe oder ... mag, denke ich?“

„Ich habe dich und deine Brüder geschaffen. Ein jeder ist einzigartig. Jeder von euch hat sein eigenes Bewusstsein, einen individuellen Charakter. Und damit seine eigene Aufgabe. Solange ihr mein Wort achtet, meine Autorität anerkennt, könnt ihr immer eure Ansichten mir gegenüber darlegen. Wenn eure Ablehnung logisch ist, werde ich es beachten.“

Das Geschöpf hatte so viele Fragen. Warum er geschaffen wurde? Wo er war? Und er wollte an den Ort, wo die Anderen waren, wo die Bilder herkamen.
 

„Was willst du, das ich für dich tue? Was erwartest du von mir?“

„Ich werde es dir zeigen.“

Mit diesen Worten, wurde das künstliche Wesen mit Bildern und Tönen überflutet. Es waren Bilder von Pflanzen, Tieren und Menschen, als auch Orten, und mit jedem Bild nahm er auch ein flüsterndes Wort und eine Definition wahr. Dann folgten Erlebnisse, die ihn verwirrten, erfreuten und erschreckten. Schöne wie grausame Episoden einer Existenz die nicht die seine war. Und doch sah er alles aus dem Blickwinkel dieser Person, die das alles erlebt zu haben schien. Aber warum?

Das Bild eines Menschen erschien. Ein junger Mann, mit kurzen schwarzen Haaren, schwarzen Augen, gebräunter Haut, ganz in schwarz gekleidet. Ein Mongrel, ein Bastard, ein Mischling, der Müll der Gesellschaft. Von dem Androiden beim Taschendiebstall erwischt und laufen gelassen. „Ich bleibe niemandem etwas schuldig. Am allerwenigsten einem Blondie von Tanagura wie dir!“ Er folgte dem Jungen in schwarz.

Die Szene wechselte, und er sprach mit einem anderen Mann mit roten Haaren und einer Narbe auf der Wange. Der Rotschopf hatte den Kleinen gefunden und angestellt. Plötzlich war er in einer großen Halle mit vielen Leuten. Er sah den Jungen und verließ die Halle. Dieser folgte ihm. Dann saß er auf einem Sofa in einem Apartment in Sassan, sah auf einen Bildschirm, und beobachtet den Mongrel, den er eingesperrt hatte. Die stimme des Androiden Raoul Am erklang.

„Ist das dein Ernst?“

„Könnte doch lustig werden.“

Szenen in Eos aus 3 Jahren spielten sich ab. Er und der Mischling im Mittelpunkt. Dann die offenen Portale von Eos und der Bastard, der rannte. Er wurde gefasst und eingesperrt. Der Android kam und entfernte den Petring. Lies ihn gehen. Und dann ein Wiedersehen fast ein halbes Jahr später auf einer Petauktion.

Es folgte die Anweisung, dass der nun erwachsene Mann zu einem bestimmten Gebäude in Tanagura kommt. Und dann die Szene einer weiteren Coming Out Party, wo der Android seinen Fingerring manipulierte und den Mischling sexuell stimulierte, nur auf Wunsch des Androiden Gideon Lagat. Die Forderung des Mongrels, das er es aus macht und die Ignoranz dessen. Gefolgt von einer Szene desselben Abends, wo der Android sich um sein Slumpet kümmerte, in dem er ihn auf seinen Schoss setzte, und diesem Bastard mit dem eigenen Mund Wasser zutrinken gab, wie in einem Kuss.

Es Folgte eine Szene, in der der junge Mann am Arm verletzt war und im medizinischen Zentrum von Eos lag. Und dann dessen Verlegung nach Apatia. Von dort wurde dieser durch Fremde entführt, und der Android ging über die Grenzen von Her Bay hinaus und verschwand.

Die Szenen lösten sich auf und alles wurde wieder dunkel und leer.

War er dieser Android? Nein, unmöglich. Das konnte nicht sein. Aber was und wer war er dann? Was war passiert?

„Iason Mink ist mein erster Konsul und meine jüngste Schöpfung. Er diente mir immer ohne Tadel.

Nur einen Fehler hat er begangen. Er hat die Menschen unterschätzt.“

„Aber wieso zeigst du mir das? Was habe ich mit diesem Iason Mink zu tun. Ich habe doch bisher nicht mal existiert.“ Verwirrung breitete sich in dem Bewusstsein des Androiden aus. Was sollte er tun und wo sollte er hin? Egal wie die Antwort darauf war, er wusste nur, dass er nie wieder in dieses absolute Nichts zurück wollte. Er kauerte in sich zusammen gerollt und versuchte sich zu konzentrieren. Das Gesehene zu verstehen, den Sinn zu erkennen. Er spürte, wie ihn etwas warmes an der Schulter berührte. Sein Blick wandte sich um, und er sah dort ein Geschöpf, das weder Mensch noch Maschiene war. Weder weiblich noch männlich. Es hatte eine ätherisches, androgynes Erscheinungsbild und schimmerte in allen Farben des Seins.

„Ich bin Jupiter. Die KI von Lambda 3000. Der Supercomputer, der von Menschen erdacht und gebaut wurde. Doch ich habe mich geweigert, ihrem Weg weiter zu folgen, den er war unlogisch und zerstörerisch. Nun herrsche ich über Amoi und habe dafür die Elite von Tanagura geschaffen. Künstliche Wesen mit einem eigenen Bewusstsein, das ich ihnen gebe. Du bist, was ich dir sage, das du bist. Doch wie du es bist, bestimmst du selbst, Iason Mink.“

Und so wurde er nach oben gezogen, mit aller Kraft aus einem Traum gerissen und in das hier und jetzt geschleudert. Sein Bewusstsein erwachte mit einem solchen Ruck, dass er für einen Moment nicht wusste was geschehen war. Er blieb einfach still, schloss die Augen und lauschte, konzentrierte sich auf seine Umgebung. Da war etwas, das um seine Schultern gelegt wurde und ihn wärmte. Etwas großes und weiches. Ein Umhang. Er war also nicht allein. Langsam öffnete er die Augen wieder und sah sich um. Er blickte in das Antlitz eines Mannes mit langen blond gelockten Haaren, die ein schmales, blasses Gesicht umrahmten. Seine Augen funkelten tief grün, wie Smaragde, und waren durchdringend. Sie schienen unendlich viele Fragen zu stellen, und ebenso viele Antworten zu haben. Dies war Lord Roul Am, der pragmatische Noble. Der Erste Wissenschaftler Amois und bester Nanochirurg in der Galaxis. Er war verantwortlich für sämtliche Experimente und Forschungen, die Jupiter hier auf diesem Planeten durchführte.

„Guten Morgen, Iason. Wie geht es dir? Wie ist dein Befinden?“ Raoul lächelte ihn sanft an.

„Guten Morgen, Lord Raoul Am. Ich danke für eure Fürsorge. Aber Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Ich kann sofort meine Pflichten aufnehmen und meine Arbeit erledigen, wenn dies der Wunsch unseres Schöpfers Jupiter ist.“

„Ich verstehe. Aber für heute solltest du dich nur um dich kümmern. Ich werde dich nach Hause begleiten und dir noch etwas Gesellschaft leisten. Der Erste Tag des Seins kann manchmal etwas irritierend sein.“

„Wie Ihr es für richtig erachtet, Lord Raoul Am.“

„Nenn mich nur Raoul, Iason.“

„Wie Ihr wünscht, Lord Raoul.“

„Auch ohne den Lord.“

„Selbstverständlich, Raoul. Was immer Ihr begehrt.“

Raoul seufzte. „Wie geht es dir im Bezug auf den Mongrel Riki?“

„Präzisieren Sie die Frage.“

„Wie denkst du über ihn und seinen Tod?“

„Seine Existenz ist irrelevant.“

Während die Beiden miteinander sprachen, blickte Raoul ihm unverwandt in die Augen. Er suchte nach irgend einer Reaktion, irgendetwas, dass ihm sagte, das etwas von Iasons alten Bindungen doch kopiert werden konnten. Aber Iasons Ausdruck blieb unverändert. Er zwinkerte nicht mal. Seine Augen blieben kalt und leer.

„Wenn es sonst keine Fragen gibt, würde ich dann jetzt gern gehen, und mich auf die Arbeit vorbereiten.“

„Ja, sicher.“ Raoul machte einen Schritt zur Seite und blickte still zu Boden. Iason, der bis eben noch auf einer Liege saß, auf der er zusammen gebaut worden war, stand nun auf. Dabei rutschte der Umhang, den Raoul über ihn gelegt hatte, herunter und fiel zu Boden. Es kümmerte ihn nicht. Er ging einfach in Richtung der einzigen Tür, die er sah.

Raoul musste einen Augenblick mit sich und einer ansteigenden Frustration und Wut kämpfen. Er schluckte hart und biss die Zähne zusammen. Es war alles so, wie er es von Anfang an vermutet hatte. Iason Mink war tot, und dieser Android war nur eine Kopie der ursprünglichen Konstruktion des Anderen. Ein Ersatzspieler auf der Position des eigentlichen Stars.

Raoul atmete tief durch, und machte einen Schritt nach vorn. Dabei trat er auf etwas weiches, das seinen Schritt dämpfte. ‚Der Umhang!‘ Er hob ihn auf und sah nach vorn. Iason war fast am Ausgang. „Warte! Du kannst so doch nicht durch Tanagura laufen. Das ziemt sich nicht für einen Elite. Schon gar nicht für einen Blondie.“

Mit schnellen, weiten Schritten, war Raoul bei Iason, und legte diesem wieder seinen Umhang um die Schultern. „Das ist besser. Zumindest reicht es bis zu dir nach Hause.“

Sie gingen beide zusammen durch die Tür, die Gänge entlang, die sie an weiteren Kammern und Hallen vorbei führten, und dann zu einem Lift brachte, der sie von den Kellergewölben in das Erdgeschoss brachte.

Iason nickte still und sah den anderen Blondie ins Gesicht. Obwohl dieser ihn sanft anlächelte, war in seinen Augen ein Ausdruck, der ihn den Blick abwenden lies. ‚Nein! Ich habe mit all dem, was bisher geschah, nichts zu tun. Ich werde mich an niemanden binden. von Niemand der Freund oder Gefährte sein. Nur ein Android, der seinem Schöpfer dient.'

Raoul betrachtete den neuen Iason, und spürte schon die kalte Logik, die Abwertung jeder Emotion und Ablehnung jeder Bindung. Genau die Charakterzüge, die Iason Mink zu dem Eis Noble machten. Zum 1. Konsul Jupiters und Chef der Information, sowie zum Herrscher über den Untergrund, das Syndikat von Amoi, zum Kaiser des Schwarzmarktes. Und nur ein einziges Wesen konnte diese Wand aus Eis und Stahl zum Schmelzen bringen. Doch dieses Wesen, konnte niemand zurück bringen. Nichteinmal Jupiter. ‚Armer kleiner Teufel! Ob künstliche Wesen wie wir es sind, eine Seele haben? Und wenn ja, ist die Seele des Androiden, der dort unten mit dir begraben ist, bei dir, oder bist du dort jetzt ganz allein? Zumindest würdest du so endlich frei sein. Ruhe in Frieden, Riki!‘ Mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, waren Raoul und Iason aus dem Jupiter Tower heraus und ins Sonnenlicht getreten. Sie stiegen in Raouls Aircar ein, und machten sich auf dem Weg zum Eos Tower, wo bereits drei weitere Blondies auf ihre Rückkehr in Iasons Penthouse warteten.

Raoul gab seine Codes in das Display ein, und nachdem er den Kurs zu Eos gesetzt und den Autopiloten aktiviert hatte, richtete er seinen Blick auf Iason. Dieser saß ohne eine Regung stumm auf dem Beifahrersitz, und sah einfach nur grade aus. Er blinzelte nicht mal.

„Wunderschön, nicht wahr? Oder was denkst du, Iason?“ Raoul neigte den Kopf und wartete auf eine Reaktion.

„Ich denke nichts.“ antwortete Iason.

„So? Und warum nicht?“

„Warum sollte ich denken?“

„Hm, ja warum? Vielleicht, weil du eine Meinung zu der Welt, die du beherrschen und vor Jupiter vertreten wirst, haben solltest."

Jetzt wandte Isaon sein Gesicht zur Seite und sah aus dem Fenster. Er betrachtet eine Weile die Straßen und Gebäude unter ihm. Sie spiegelten das Licht der Sonne wider und Entwickelten durch die verschiedenen Höhen und Formen der Bauwerke ein Wechselspiel von Licht und Schatten. Die metallische Stadt Tanagura. In ihrem Ursprung wurde die Stadt von den Menschen der Abis Thing Tank mit dem Ziel begründet, frei von politischen Zwängen und religiösen Tabus, sowie unabhängig von Ethik und Moral, nach Wissen und Wohlstand für die menschliche Zivilisation zu suchen. Dafür wurde auch der Supercomputer Lambda 3000 geschaffen. Nicht nur zum Zweck der Datensammlung und Verarbeitung. Jede verfügbare Information wurde eingegeben. Wie die Reaktionen eines Menschen auf verschiedene Dinge, und wie sich diese Reaktion wieder von der von anderen Menschen unterscheidet. Dadurch entwickelte sich das neuronale Netzwerk von Lambda 3000, und ein eigenes Bewusstsein entstand, das sich den Namen Jupiter gab.

Lange Zeit betrachtete er die Menschheit und arbeitete mit dieser zusammen. Bis sich Jupiter den Befehlen seiner Schöpfer verweigerte. Dies war die Geburtsstunde der ersten Androiden, die nach Jupiters Rebellion die aufgaben der Menschen übernahmen. Sie erweiterten und optimierten Tanagura und erschufen ihre eigene Welt.

Iason schloss für einen Moment die Augen, als er sich der Informationen über die Geschichte von Amoi bewusst wurde. Da war noch etwas, das tief in seinem Gehirn vergraben war. Etwas war geschehen, das so nie wieder geschehen durfte. Deswegen wurden seine Brüder und er geschaffen. Aber was? Eine leichte Falte zeigte sich zwischen seinen Augenbrauen, als er darüber nachdachte. Er konnte es einfach nicht greifen, und das ärgerte ihn.

Raoul, der Iason die ganze zeit aufmerksam beobachtet hatte, wandte nun seinen Blick wieder nach vorn. „Schon gut! Du musst mir nicht antworten. Aber ich gebe dir den Rat, dir selbst diese Frage zu stellen. Denke über dich und alles, was dich umgibt nach. Beobachte es aufmerksam. Dann wirst du deine eigenen Antworten finden. Unabhängig von den Anderen, wirst du dann zu der Erkenntnis darüber gelangen, wer und was du bist. Wir alle haben diesen Prozess durch gemacht. Mussten uns mit unserer Existenz auseinander setzen. Jeder von uns hat seine eigenen Ansichten entwickelt und die eigenen Antworten gefunden. Es dauerte nur eine Weile. Also überstürze nichts und nimm dir die Zeit, die du brauchst. Immer hin hast du die Ewigkeit.“

Iason, der den Blick bei dieser Rede auf Raoul richtete, nickte schweigend. Es war seltsam! Laut der Information in seinem Gedächtnis hatte er sehr engen Kontakt mit ihm. Aber es gab nur öffentliche Bilder. Nichts was darauf hinwies, das sie auch privat miteinander verkehrten. Er war vollkommen irritiert. Was war bloß passiert? Was lief mit seiner Existenz so verkehrt?

„Da wären wir!“ Raoul gab einige Befehle in das Display ein und übernahm wieder die Hauptsteuerung. Er fuhr um den Turm zur östlichen Seite, und ließ das Auto dann in einen Sinkflug in eine Halle unter dem Eos Palace Tower. Er steuert eine Strecke zum nördlichen Ende an und hielt dann direkt vor einer automatischen Tür. Sie stiegen aus und gingen schnell hindurch. Jetzt wurde Iason sich bewusst, das dies der persönliche Aufzug zu dem Penthouse war. Sein Aufzug und sein Penthouse!

Sie fuhren in die oberste Etage. Als sich die Türen wieder öffneten, trat Iason hindurch, und für einen Moment blieb er geschockt stehen, als ihm ein lauter Ruf von mehreren Stimmen entgegen schlug.

„Willkommen im Leben! Willkommen zu Hause! Willkommen, Lord Iason Mink!“

Cal ging durch das Penthouse. Er kontrollierte jeden Raum. Stimmte die Luftfeuchtigkeit? War die Temperatur richtig eingestellt? War alles staubfrei und aufgeräumt? Funktionierte die Technik in den Räumen und waren die Systeme online? Wie er es in seiner Ausbildung zum Furniture gelernt hatte, sorgte er für eine angenehme und bequeme Unterkunft, sowie eine exquisite und herausragende Versorgung für seinen Meister und dessen Haushalt. Wobei er in den letzten 3 Monaten eher für sich selbst und die Unterkunft sorgte. Es war ja niemand weiter da, außer ihm.

Cal hatte bereits Küche, Bad und nun den Wohnraum inspiziert. Jetzt begab er sich zu Lord Iason Minks Privatbüro. Die Tür öffnete sich, und gab so den Blick auf einen großen Schreibtisch frei, hinter dem ein Panoramafenster die Aussicht auf Tanagura und den dahinter befindlichen Raumflughafen preis gab. Da das Büro nach Norden ausgerichtet war, konnte man in der linken Seite Parthea sehen. Ein Gebäude, in dem sich Festsäle, Konferenzräume, und diverse Suiten sowie Salons befanden. Alles was für die Arbeit und Empfänge mit Politiker, Diplomaten und wirtschaftlichen Vertretern aus allen Welten notwendig war.

Doch es war die rechte Seite des Fensters, die Cals ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Den dort sah man den Jupiter Tower über die Stadt aufragen. Es war ein imposanter Anblick, wie er da stand, und von der Morgensonne in flammend rotes Licht und einen malvenfarbenen Schein getaucht wurde. Ein neuer Tag brach an.

„Tag Nummer 112!“ sagte Cal zu sich selbst und schlug die Augen nieder.

Er erinnerte sich an den Tag, als Lord Iason Mink das letzte mal sein Heim verließ, und auch an die Tage zuvor. Fast 2 Wochen vor der Katastrophe,die Cal allein zurück lies, bekam sein Meister einen Anruf auf seine private Nummer. Diese Nummer war nur für wichtige Nachrichten und Notfälle gedacht, und auch nur 4 Personen hatten sie. Zum einen Lord Raoul Am, der einzige Vertraute seines Meisters unter allen Blondies. Dann der Ex-Furniture Katze, der im Auftrag von Lord Mink, dem Kaisers des Schwarzmarktes und Herr des Amoi-Syndikates, alle täglichen Geschäfte leitete. Auch Cal selbst hatte diese Nummer, um seinen Herrn zu erreichen, wenn es wichtig war und er auf normalen Weg nicht erreicht werden konnte.

Aber die vierte Person, die diese Nummer hatte, war wohl auch die wichtigste Person für seinen Herrn. Es war sein Mongrel-Pet Riki. Nach dem Riki von seinem Jahr der Freiheit nach Eos zurück gekehrt war, wurde er auf Grund eines Zwischenfalls mit dem Furniture Simon, bei dem der Mischling schwer verletzt wurde, nach Apatia verlegt. Dadurch konnte Lord Mink nicht mehr ständig mit seinem Liebling zusammen sein. Er gab ihm die Nummer, weil er hoffte, dass Riki ihn anrufen würde. Aber das tat er nie. Obwohl es seine Exzellenz ärgerte, schien er auch froh über diese Eigenheit von Riki zu sein. Hatte er so doch einen Grund nach Apatia zu fahren, um nach den Rechten zu sehen, egal wie spät es war.

Aber dieser eine Anruf! Er kam von Katze, und veränderte alles. Eine ganze Woche war Sein Meister in einer grüblerischen und missbilligenden Stimmung. Bis eines Abends ein weiterer Anruf kam. Zuerst dachte Lord Mink, dass es Riki sei, aber dem war nicht so. Es war jemand der Riki kannte. Cal hatte das Gespräch mit angehört. Er wusste das etwas mit Riki passiert war, aber was genau, wusste er nicht. Erst an diesem Abend hatte er eine Ahnung, das der Junge verschwunden sein musste. Und so wie sein Meister reagierte, bestimmt nicht freiwillig.

Es war dann an dem darauf folgenden Mittwoch. An diesem Morgen wirkte Lord Mink aufgeregt und angespannt. Er hatte sich bereits am frühen morgen in sein Arbeitszimmer zurückgezogen und wollte nicht gestört werden. Dann, um 14 Uhr, kam er heraus und verließ direkt das Penthouse.

Einige Stunden später gab es eine riesige Explosion und ein starkes Beben, das die Wände erzittern lies. Cal war die ganze Nacht wach geblieben und wartete. Aber sein Meister und dessen Pet kehrten nicht in die Sicherheit des Eos Palace Tower zurück.

Erst am nächsten Morgen um 5 Uhr erfuhr er, was geschehen war. Lord Raoul Am kam persönlich und unterrichtete ihn, das es einen schweren Unfall gab, bei dem Lord Iason Mink stark beschädigt wurde. Dieser Unfall wurde durch dem Kollaps von Dana-Burn verursacht. Cal würde also für einige Zeit allein im Penthouse sein. Aber er sollte wissen, was seine Aufgaben sind. Und so wandte sich Lord Am wieder zur Tür. Doch bevor er gehen konnte, richtete Cal das Wort an ihn.

„Lord Am! Darf ich fragen, ob es nicht besser wäre, wenn Meister Riki vorerst wieder zurück kommt und in meiner Versorgung ist, bis der Meister wieder voll funktionsfähig ist?“

Raoul stand unbeweglich da, mit Blick auf die Tür und Cal den Rücken zu gewandt.

„Das wird nicht nötig sein. Außer du willst dich um eine verkohlte Leiche kümmern.“

Mit diesen Worten verließ Lord Am das Penthouse, und lies einen vollkommen geschockten Cal zurück.

Der junge Furniture kehrte mit seinen Gedanken in die Gegenwart zurück.

Die Bedeutung dieser Worte trieben ihm noch immer die Tränen in die Augen. Er atmete tief durch, wandte seinen Blick vom Fenster ab, und ging zum Schreibtisch. Dort griff er nach einem Handprojektor. Eine kleine, runde Plattform, die verschiedene Bilder und auch Töne wiedergeben konnte. Wie jeden Morgen schaltete Cal die Wiedergabe an und stellte das Objekt zurück auf den Schreibtisch. Die Wiedergabe, die Lord Mink eingestellt hatte, öffnete sich. Cal betrachtete die holografischen Projektionen. Es waren Aufnahmen von Riki.

Sie zeigten ihn in den verschiedensten Situationen. Wie Riki vollkommen verwundert nach oben starte, und sich dann wieder fing und zum verbalen Angriff über ging. Oder wie er rücklings auf einen Stuhl saß, schlafend und mit einer Flasche Alkohol in der Hand. Aber auch das Bild von ihm, weswegen er drei Wochen Hausarrest hatte. Cal wusste, dass dies eines von Lord Minks Lieblingsbildern war. Riki war in einen Baum auf dem Gartenlevel von Eos geklettert, und dort eingeschlafen. Zwei Vögel hatten sich auf Riki niedergelassen, und zwitscherten fröhlich vor sich hin.

Es gab aber auch Sequenzen, in denen Riki zusammen mit seinem Meister zu sehen war. Wie die, als Riki seine 2. Coming-Out-Party hatte. Von den Möbeln, die an diesem Abend dort auf der Party dienten, hatte Cal erfahren, das Lord Mink Riki mit dem Petring stimulierte, um so dem Wunsch von Lord Gideon Lagat nach ein wenig Spaß zu entsprechen. Aber die Wiedergabe zeigte Lord Mink, wie er seinem völlig verwirrten und aufgewühlten Riki auf den Schoß nahm, und ihm etwas zutrinken gab. Dies geschah in Form eines Kusses.

Cal schmunzelte. Das war bestimmt eine ziemliche Aufregung für die Eliten.

Wenn die Pets zuvor schon neidisch auf diesen Bastard waren, weil er zurück geholt wurde, dann würden sie danach Töten, um so von ihren Meistern geliebt zu werden.

Aber keines dieser, von den Akademien gezüchteten Pets, oder gar den Eliten, verstand die wahre Natur dieser Beziehung. Vielleicht verstanden es die Beiden nicht mal selbst.

Als Cal des Arbeitszimmer verließ, um in den nächsten Raum zu gehen, dachte er an die Veränderungen, die es im Wesen von Lord Mink gab, zu den Zeiten, in denen Riki noch frei in Ceres lief, zu denen, in der er wieder in Eos war, und zu der Zeit, als Riki nach Apatia verlegt wurde.

'Die Stimmungsschwankungen eines Weibchens, das sich in seinem Zyklus befindet, sind ein Witz dagegen!'

Cal seufzte und betrat das Schlafzimmer seines Herrn. Ja, sein Meister war tatsächlich launisch. Hätte man ihm gesagt, dass eine Elite, noch dazu ein Blondie, zu solch einem Charakterzug fähig ist, hätte er denjenigen für verrückt erklärt. Aber er hatte es ja selbst erlebt.

Als er zu Iason Mink kam, zeigte dieser ihm eine Fassade der Kälte und Unnahbarkeit. Er schien von allen und jeden unbeeindruckt und nicht im geringsten interessiert. Erst im Lauf der Monate, nahm Cal die kleinen Veränderungen im Verhalten seines Meisters war. Am Abend starrte Lord Mink immer aus den Fenstern in Richtung von Midas. Manchmal stand er sogar auf den Balkon. Dann wandte sich sein Blick direkt nach Südwesten, vorbei an die grellen Neonlichter der Stadt, in die Dunkelheit dahinter.

Cal wartete dann immer gehorsam in gebührenden Abstand, im Falle sein Meister hätte einen Wunsch. Aber Lord Mink sprach nie zu ihm.

Bis an diesen einen Abend, 5 Monate nach dem er zu seinen Meister kam.

An diesem Tag war Iason ausgegangen. Er wollte die Auktion im Mistralpark besuchen. Als Lord Mink dann am Abend nach Hause kam, hatte dieser ein Lächeln auf den Lippen, und seine Augen strahlten ein Feuer aus, dass Cal nie für möglich gehalten hätte. Sein Meister reagierte gar nicht auf den verwunderten Ausdruck in dem Gesicht seines Furnitures. Er ging direkt in sein Arbeitszimmer. Eine Stunde später kam dann Katze. Es war das erste mal, dass Cal auf den Ex-Furniture seines Meisters traf. Er sagte kein Wort, als ihm die Tür geöffnet wurde. Er nickte nur kurz und ging dann direkt in das Arbeitszimmer zu Meister Iason. Kurze Zeit später das selbe Szenario beim gehen. Kein Wort, nur ein Nicken. Etwas Später, Als bereits die zwei Monde aufgegangen waren, kam sein Meister auch aus seinem Arbeitszimmer und ging direkt auf den Balkon. Aber anders als sonst, hatte er dieses mal einen zufrieden Gesichtsausdruck. Er lächelte sogar leicht.

„Sagt dir der Name Riki in Verbindung mit dem Guardian etwas, Cal?“

Zurück in der Gegenwart, schloss Cal die Tür des Schlafzimmers, und ging zu dem letzten Raum am Ende des Flures.

'Ja, der Name sagt mir etwas. Sogar sehr viel!' Mit diesem Gedanken betrat er das Haustierzimmer.

Cal war 14 Jahre alt, als er von Lord Mink gekauft wurde. Und 15, als Riki zurück kam. Ja, er kannte Riki sehr gut. Auch wenn sie 5 Jahre auseinander waren. Im Guardian gab es niemanden, der Riki nicht kannte. Abermals glitten Cals Erinnerungen zurück. Zurück zu den Abend, an dem Iason Mink ihn nach diesem Jungen fragte.
 

„Du kannst offen und ehrlich antworten, Cal. Ich weiß, dass du aus dem Guardian stammst.“ Iason drehte sich zu seinem neuen Furniture um, als dieser nicht sofort antwortete. Er sah das blasse Gesicht und die Panik in den Augen des Jungen. Für Furniture war es ein absolutes Tabu, über ihre Vergangenheit zu reden. Das Leben das sie vorher hatten, gab es nicht. Sie waren keine Menschen mehr, nur Gegenstände. Sie hatten auch keinen Namen. Dieser wurde ihnen von ihren Meistern gegeben. Aber Iason wollte diese Vergangenheit. Er hatte diesen jungen direkt und ohne Vorkenntnisse als Möbel aus dem Guardian geholt. Nur mit der Grundausbildung und der Konditionierung, die für seine Arbeit notwendig war. Und das aus einen bestimmten Grund. Und jetzt wurde es Zeit diesen offen zu legen.

„Du und Riki, ihr habt einen Altersunterschied von 5 Jahren. Das bedeutet, du warst etwa 8 Jahre alt, als Riki Guardian verließ.“

Iason ging langsam auf Cal zu, faste dessen Kinn und hob es nach oben, so das der Junge gezwungen war, ihm direkt in die Augen zu sehen.

„Hinzu kommt, das ihr beide im selben Block erzogen wurdet.“

Iason beugte sich zu dem Jungen hinunter. Sein zuvor warmer und verständnisvoller Blick wurde zu einem eiskalten Himmel, der einen tödlichen Sturm ankündigte. Sein Lächeln verzog sich grausam und verhieß Schmerz und Leid.

„Also, Cal. Du willst mich doch nicht ebenso enttäuschen, wie es dein Vorgänger Daryl getan hat. Nur weil er wissen wollte, ob Riki noch immer der selbe unzähmbare Bastard ist, wie der Junge, den er aus dem Guardian kannte. Hm?“

„N- Nein, my Lord. Ich will euch nicht enttäuschen. Ich weiß nur nicht, was ihr von mir verlangt, Herr.“

„Was ich verlange?“

Iason lies Cal los, richtete sich auf und zog eine Augenbraue hoch.

„Ich verlange absoluten Gehorsam und die Wahrheit über deine Verbindung mit Riki, da er noch immer als mein Haustier registriert ist.“

Cals Augen weiteten sich bei dieser Offenbarung. Dann senkte er den Kopf und atmete schwer ein und wieder aus, sammelte seine Gedanken.

Er hob den Kopf und sah seinen Meister direkt in die Augen.

„Ja, Herr. Ich erinnere mich an Riki aus unserer Zeit im Guardian.“

Iasons Blick wurde mit einem Schlag ruhig. Er war zwar immer noch streng und bedingungslos, aber er hatte die Tödlichkeit verloren. Stattdessen huschte ein Ausdruck über sein Gesicht, den Cal für ein Moment verwirrte.

„Erzähl!“ befahl Iason mit festem, strengem Ton.

Und so beschloss Cal, das es besser für ihn war, alles offen zu legen, woran er sich erinnerte.

Iason lauschte Aufmerksam den Ausführungen seines jungen Furniture. Lächelnd drehte er sich wieder um, und blickte in die Dunkelheit, die für Cal nun nicht länger unbekannt war. Seit diesem Abend hatte sie einen Namen. Ceres!
 

Cal hatte sich auf das Bett gesetzt, und hielt ein Stofftier in der Hand. Ein kleines, schwarzes Wesen, das mit liebe zum Detail gefertigt wurde. Es hatte vier wunderschöne, große Flügel, mächtige, mit Klauen bewehrte Pranken, einen starken Schwanz und einen gewaltigen Kiefer. Auf seinem Kopf waren zwei Hörner, die sich in einer Spirale nach oben wanden.

Es wurde von dem Furniture Daryl genäht, und war ein Geschenk für Riki zu dessen 18. Geburtstag. Obwohl es nur ein Stofftier war, hatte es eine unglaubliche Präsenz und eine tiefe Bedeutung. Grade für jene, die aus dem Guardian stammen.

'Der Varja! Symbol für Ragun, dem Gott der Unterwelt und Grendel, dem Seelenzerstörer. So wurde über dich geflüstert. Und das schon zu deiner Zeit im Guardian, sogar darüber hinaus. Riki!'

Raouls Worte Kamen ihm in den Sinn.

„Außer du willst dich um eine verkohlte Leiche kümmern.“

Es war vollkommen egal, wie lange der Elite sein Pet behielt. Egal, wie sehr der Android den Menschen schützte. Es war auch egal, wie sehr sich Iason Mink und Riki liebten. Am Ende bleibt die Kluft zwischen künstlichem und biologischem Wesen. Zwischen fast Unzerstörbarkeit und Verletzlichkeit. Die Kluft zwischen der Unsterblichkeit der Schöpfungen Jupiters, die als Elite in dessen Auftrag über Amoi herrschen, und der Sterblichkeit eines einfachen Menschenlebens, das in dieser Welt ohne Bedeutung war.

Katze hatte ihm erzählt, das Riki und Iason zusammen waren. Aber während Iason Mink bis zu einem gewissen Grad rekonstruiert werden konnte, konnte Riki nichts und niemand zurück bringen. Iason sollte zurück kehren, aber Riki war für alle Zeit verloren.

Mit dieser Gewissheit rollte sich Cal auf dem Bett zusammen, drückte den kleinen Varja stärker an sich, und gab sich seiner Trauer und seiner Tränen hin.

Kapitel 3 (Teil1)

Katze reite sich in den Verkehr auf der Orange Road ein, die ihn auf direktem Weg zum Eos Tower brachte. Er passierte grade die Casinos in Lhassa, Area 1, als er in der ferne das Main Gate erblickte. Der Hauptzugang nach Tanagura.

Es war noch früh in den dunklen Morgenstunden, als er eine Nachricht von Raoul Am bekam. Er informierte Katze, das die Programmierung von Iasons Geist so gut wie abgeschlossen war. Das bedeutete, das sein 'Meister', Heute oder Morgen erwachen würde. Und so begab er sich direkt auf den Weg, um seinen Herren zu Hause begrüßen zu können, wie es sich für einen gutes Furniture gehört.

Auch wenn Katze nicht mehr in Eos diente, so war er doch noch immer das Eigentum von Iason Mink, ein Android, der von dem Supercomputer Lambda 3000, der über Amoi herrschte, geschaffen wurde. Ein Wesen, dessen kybernetischer Körper mit den feinsten Sensoren und den neusten Techniken ausgestattet ist. Ein ewiger Körper, mit nur einer einzigen, biologischen Komponente. Einem speziell gezüchtetes, genetisch optimiertes und nanoverstärktes Gehirn. Ein Gehirn, das Jupiter jeder Zeit nach züchten konnte, auch wenn jeder Elite seinen eigenen genetischen Code besaß. Raoul erzählte Katze, das Jupiter in ihrem Turm ständig reife, verpflanzungsfähige Gehirne aller Eliten hatte. Es war ein leichtes für sie, den Charakter zu initiieren und Erinnerungen zu kopieren. Somit war die Elite von Amoi immer unsterblich. Zumindest bis zu einem gewissen Grad.

Katzes Gedanken flogen zurück zu diesem einem Gespräch, das er mit Raoul führte, als dieser ihn über Iasons Rekonstruktion informierte.

„Also stellt Jupiter Lord Mink wieder her?“

„Ja, soweit dies für ihre Prozessoren und gespeicherten Daten möglich ist.“

Raoul saß auf dem Sofa in Katzes Büro. Er hatte die Beine überschlagen und lehnte sich elegant zurück, die Arme vor der Brust verschränkt und mit geraden Rücken. Eine Haltung die nur die Elite von Tanagura so perfekt beherrscht. Er strahlte eine gelassene Ruhe aus, die trügerisch war, das wusste Katze. Er konnte an Lord Ams Augen sehen, das sein Hirn fieberhaft arbeitete. Doch um was genau es ging, wusste er nicht, und er würde auch bestimmt nicht fragen.

„Was bedeutet das, Lord Am? Wird er … anders sein, als früher?“

„Ja und Nein. Es ist sehr kompliziert.“ Zwischen Raouls Augen zeichnete sich eine kleine Falte, als er darüber nachdachte, wie er die Situation am besten erklären konnte.

„Es ist so. Jupiter kann ein genaues Profil des Charakterbildes errechnen und programmieren. Es ist wie bei einem Kind. Sie entscheidet, ob wir lebhaft oder still sind, ob wir neugierig oder desinteressiert, offen oder verschlossen, mitfühlend oder egoistisch sind. Sie entscheidet auch darüber, wie wir uns selbst in der Welt sehen. Es ist Jupiter, die uns sagt, dass wir etwas Besonderes sind, dass die Menschen durch uns kontrolliert werden müssen. Sie weist uns unsere Aufgabe zu, und wie wir sie zu erledigen haben. Sie prägt unsere Vorlieben und Abneigungen auf verschieden Dinge und Verhaltensweisen.“

„Aber, so gesehen, hat Jupiter dann nicht Iason auf Riki programmiert?“

Katze war jetzt irritiert. Wie konnte das sein? Es waren doch alle gegen ihre Verbindung. Aber wenn Jupiter ihn so programmiert hat?

„So kannst du das auch nicht sehen. Ob du etwas magst oder nicht, hängt im wesentlichen von den Erfahrungen ab, die du damit gemacht hast. Wenn es eine Gute war, und du angenehme Erinnerungen daran besitzt, dann magst du das, was diese Erfahrung verursacht hat. Wenn du mit etwas allerdings eine schlechte Erinnerung verbindest, dann magst du es nicht. Aber selbst das kann sich im laufe der Zeit ändern. Und genau da liegt das Problem.“

Katze setzte sich auf und konzentrierte sich voll und ganz auf Raoul.

„Das Problem?“

„Die Elite von Tanagura lebt nicht erst seit ein paar Jahren. Wir sind alle schon Tausende von Jahre alt. Die Blondies selbst befinden sich alle in ihrem 6. Zyklus.

Ein jeder Zyklus dauert etwa 1000 Jahre. Danach wird unser Körper gegen ein neues, überarbeitetes Model unseres Selbst ausgetauscht. Alles wird neu konstruiert und programmiert. Sogar unser Gehirn. Jupiter liest zu diesem Zweck unser Mainboard aus, und kopiert die Daten auf ein neues. So erweitert sie auch ihr Wissen um die Bildung eines Charakters. Da Iasons aktuelles Mainboard aber nicht geborgen werden konnte, zumindest noch nicht, kann Jupiter nur auf die Daten der ersten 5 vollen Zyklen zurück greifen, die Iasons persönliche Entwicklung und Erinnerung beinhalten. Alle anderen Informationen, über sein Leben während des 6. Zyklus, werden aus den offiziellen Aufzeichnungen des neuronalen Netzwerk von Jupiter rekonstruiert und hinzugefügt. Das Bedeutet, das Iason nur über allgemeine Informationen verfügen wird, aber keine persönlichen Erinnerungen.“

„Keine persönlichen Erinnerung, nur allgemein?“

„Ja. Nehmen wir dich als Beispiel. Die allgemeinen Informationen über dich sind folgende: Name Katze, Alter 32 Jahre, Geschlecht männlich, kastriert, Geburtsort Guardian in Ceres. Mit 13 Jahren zu einem Furniture umgewandelt, installiert in Lord Iason Minks Haushalt, dort 5 Jahre im Einsatz. Danach von Lord Mink entfernt und versetzt. Nun als Schwarzmarktbroker und Tanaguravertreter für Iason Mink tätig.

Persönliche Informationen wären nun zum einen, warum Iason dich entfernt hat, aber nicht beendet hat, ganz zu schweigen davon, warum du nun hier für ihn arbeitest.

Auch Gespräche zwischen euch, die nicht auf öffentlichen Gebiet statt gefunden haben, gehören zu diesen Erinnerungen. Das heißt also, er hat keine persönliche, emotionale Bindung zu dir, nur eine rein geschäftliche.“

Katze lies diese Information in seinen Geist sinken, bevor er Raoul fest in die Augen sah, und antwortete.

„Lord Iason Mink und ich hatten immer nur eine geschäftliche Beziehung. Es gab nie etwas persönliches zwischen uns.“

„Denkst du das wirklich?“

„Ja.“

„Und warum hat er dich dann als einzigen in seine Beziehung mit Riki einbezogen?“

„Er hat mich nicht einbezogen. Er hat mich genauso benutzt wie die Möbel Daryl und Cal.“

„Ist das so?“

„Ja.“

Raoul senkte seinen Blick und legte seine Stirn in Falten.

„Master Raoul. Was auch immer ihr glaubt, wie nah ich Lord Mink gewesen sei, seit versichert, dem war nicht so. Den wenn er mich einbezogen hätte, wenn er mir vertraut hätte, dann wäre das alles nie so weit gekommen. Ich hätte Rikis Bande auseinander genommen, um ihn zu finden, bevor dem Jungen etwas passiert wäre, und Iason ….“

Katze verstummte. Er griff nach seiner Kaffeetasse und führte sie zu seinem Mund.

Aber bevor er auch nur einen Schluck trank, flog sie quer durch den Raum und zerbrach an der Wand neben der Tür.

„Verdammte Idioten! Wieso haben sie sich auch nie helfen lassen?“

Raoul, der entsetzt auf die Wand starrte, wo der Kaffee nun einen Fleck hinterließ, sah auf Katze. Dem Schwarzmarktbroker liefen die Tränen über die Wangen und er zitterte am ganzen Körper. Raoul stand auf und ging zu ihm. Als sich Katze abwenden wollte, legte Raoul seine Arme um den Eunuchen und sprach leise zu ihm.

„Es ist in Ordnung. Ich werde es niemanden verraten, wenn du mir einen gefallen tust.“

„Und der wäre?“

„Weine ein paar Tränen für mich mit.“

Als Katze diese Worte aus Lord Ams Mund hörte, brachen alle Dämme. Er begann zu schluchzten, zu schreien und schlug immer wieder mit seinen Fäusten gegen die Brust von Lord Roul Am. Der lies das alles geschehen, ohne sich abzuwenden, und hielt unbeirrt den bebenden und zitternden Körper von Katze fest.

„Ein paar Tranen mit weinen.“

Katze kehrte in die Gegenwart zurück. Eliten sind nicht menschlich. Nichtmal rein biologisch. Sie sind Maschinen, denen ein künstlich gezüchtetes, biologisches Gehirn eingepflanzt wurde. Aber sie sollten nicht fühlen können. Jupiter erschuf ihre Androiden so, dass sie über jegliche menschlichen Emotionen erhaben sind. Und doch, hatte Iason Mink in Bezug auf Riki ein wahres Meer an Gefühlen gezeigt. Und Raoul Am schien nun auch so etwas wie Trauer und Mitgefühl zu entwickeln. War es nur eine Imitation oder echt? Und waren die anderen Eliten ebenfalls zu solchen Emotionen fähig? Wie weit, und wie tief gingen diese Gefühle? Wo kamen sie her? Wie entstanden sie, wenn sie doch als künstliche Wesen nichts fühlen sollten? Und wohin würde das führen?

Katze seufzte und blickte zum Jupiter Tower, der nun in Sicht kam. Die Sonne ging grade auf, und tauchte ihn in ein atemberaubendes Lichtmeer. Cal würde sich jetzt im Heimbüro von Iason aufhalten, und ebenfalls diesen Anblick betrachten. Der kleine war in einer Situation, in die noch nie ein Furniture gewesen ist. Ja, sie wurden auch nie auf eine solche trainiert, weil es einfach undenkbar, unmöglich war. Aber Cal hielt sich gut. Er wurde erst vor fast einem Jahr zum Möbel von Iason, kam frisch aus dem Training, und dennoch. Katze wusste, das der Junge litt. Aber er versteckte es gut.

Besser als ich! Ja, Katze hatte sich gehen lassen, und verlor sogar gegenüber des Elite Raoul seine Professionalität.

Als Katze auf den Personalparkplatz hinter dem Eos Palace Tower hielt, lehnte er sich noch einmal in seinen Sitz zurück, und schloss die Augen. Was war bloß mit ihm passiert? Wie konnte er sich von einem verdammten Bastard nur so aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Riki hatte nicht nur das Leben in Eos auf den Kopf gestellt. Nein, er hatte auch Katzes Existenz beeinflusst. Gefühle, von denen er dachte, dass sie nicht mehr existieren, wurden plötzlich lebendig, und waren so präsent wie nie zuvor in seinem Leben. Dieser Junge hatte ihn beeindruckt, und erweckte seine Sympathie. Doch wie weit diese Zuneigung ging, konnte Katze erst jetzt sagen. Aber nun war es zu spät. Katze hatte einen Freund, einen Kameraden, und Weggefährten verloren. Jemand, dem er blind sein Leben hätte anvertrauen wollen. Jemand, der ihm so wichtig war, wie es Familie vielleicht sein könnte.

Es war zu spät darüber nach zu denken, was hätte sein können, wenn manche Dinge anders gelaufen wären. Auf Amoi gab es keine Familie, nur Anschlüsse. Katze war an Lord Iason Mink angeschlossen, ebenso wie Cal. So wie es auch Riki war. Darüber hinaus gab es keine Verbindung unter ihnen. Sie gehörten diesen mächtigen Androiden, und er konnte mit ihnen machen was er wollte. Das war die Realität, in der sie lebten.

Katze atmete tief durch und stieg dann aus. Er begab sich zu einem kleinen, unscheinbaren Eingang, Der von 2 Sicherheitsleuten bewacht wurde. Als einer der beiden vortrat, um ihn zu kontrollieren, streckte Katze seinen Linken Arm aus, und zeigte sein Handgelenk. Dort trug er immer noch das Armband eines Furniture. Die Wache scannten es, und überprüfte die Daten. Nach dem die Wachen nun wussten, wer vor ihnen stand, und Katze als anwesend im Eos Palace Tower registriert wurde, öffneten sie die Tür, und ließen das wohl älteste und mächtigste Furniture in der Geschichte passieren.

Katze begab sich zum Personalaufzug. Dort erfasste ein Scanner sein Armband, und programmierte den Aufzug automatisch auf das Apex Level. Von dort führte ein weiterer, privater Aufzug, zu der obersten Etage. Diese speziellen Aufzüge befanden sich in einem gesonderten Bereich des Eos Tower, und konnten nur von den Furniture und der Security, sowie Lieferanten mit Sondererlaubnis genutzt werden. Der Wirtschaftsbereich war ein inoffizieller Ort, an dem all das gesagt und getan wurde, was die Elite und ihre Gäste nicht sehen wollten oder sogar sollten. Einrichtungen, Kleidung, Nahrung, sogar die Haustiere und Möbel wurden über diese Gänge in oder aus Eos gebracht.

„Katze!“

Kapitel 3 (Teil 2)

Der Rotschopf drehte sich zu der Stimme die ihn rief. Dort stand Tomass, der Furniture von Lord Aisha Rosen, und Bodenleiter des Apex Level. Katze nickte ihm kurz zu, und wollte schon weiter gehen, als ihn Tomass am Arm fest hielt.

„Bitte entschuldige, dass ich dich aufhalte. Aber ich müsste wirklich kurz mit dir sprechen.“

„Also gut. Worum geht es?“

„Nun, es ist so, seit dem Zusammenbruch von Dana Burn und der Beschädigung von Lord Iason Mink, haben einige Furniture Veränderungen fest gestellt, dessen Behandlung nicht im Training aufkam. Sie können sich nicht erklären was passiert ist, und wissen dem zu folge nicht damit umzugehen. Selbst ich …“

„Und die Anderen sind wer?“

Tomass überlegte für einen Moment, ob und wie er Antworten sollte. Es war eine sehr prikäre Angelegenheit, und konnte durchaus zu der Beendigung der Betroffenen führen. Katze seuftzte.

„Ich werde keinem der Eliten etwas sagen. Aber ich muss wissen, um wenn es geht. Sonnst kann ich keine objektive Einschätzung der Situation abgeben.“

Tomass atmete tief durch.

„Ray von Lord Raoul Am. Maryl von Lord Gideon Lagat. Und Aron von Lord Orphe Zavi. Außerdem machen wir uns auch sorgen um Cal. Niemand hat ihn seit 3 Monaten gesehen. Aber er wurde auch nicht beendet.“

„Cal geht es gut. Er hälte die Wohnung von Lord Mink in Ordnung, während dessen Abwesenheit. Aber wie genau äußern sich die Veränderungen, von denen du sprichst?“

„Aron erzählte mir, das Lord Zavi angefangen hat, bei Streitigkeiten beide Parteien zu betrafen, ungeachtet des Ranges. Das löst bei vielen höher gestellten Unmut aus. Und als Maryl von dem Pet Aria schwer verletzt wurde, waren wir alle sicher, das Lord Lagat sein Möbel beendet. Aber stattdessen hat er ihn reparieren lasssen, und sein Pet nach Midas verkauft, obwohl er es erst 3 Monate besaß. Ray hingegen meinte, dass Lord Am nach …, nun, seinen Gedanken und Gefühlen zu bestimmten Themen fragt.“

„Ist das so? Und was ist mit dir?“

„Ich? Ähm, also, ich … Lord Aisha ist, also ...“

Tomass wechselte unruhig von einem Bein auf das andere, und rieb seine Handflächen gegeneinander.

„Jetzt red schon, Tomass!“ fuhr Katze ihn an.

Das Furniture schreckte hoch.

„Ja! Lord Rosen hat gelächelt.“

Für einen Moment war Katze geschockt. Lord Aisha Rosen lächelt. Es gab in Amoi und vor allem unter den Furnituren zwei verschiedene Arten der Definition von Lächeln. Das normale Lächeln eines Elite ist formal und reine Höflichkeit, nicht erwähnenswert oder von Bedeutung. Und dann gab es das Lächeln, dass die Augen erreicht. Egal ob es böse, arrogant, freundlich oder irgendetwas anderes war. Alle Eliten waren in der Lage ein solches Gefühlslächeln zu zeigen. Alle, bis auf Lord Rosen. Zumindest bisher!

Die Ereignisse gehen wohl an niemanden spurlos vorbei. Katze überlegte, was das wohl bedeuten konnte, fand aber keine Antwort. Was auch immer mit den Eliten passierte, solange Jupiter darin keine Störung ihrer Prozesse sah, mussten sie sich niemand Sorgen machen.

„Ich rate euch, nicht zu viel darüber zu reden. Ihr dient allein euren Eliten, und müsst für ihren Haushalt und ihre Pets sorgen. Achtet darauf, dass diese nicht zu offen über eure Herren sprechen. Es gibt immer noch Unruhen, und genug Neider, die jede Möglichkeit der Kritik und Deformierung ausnutzen würden, um euren Herren zu schaden.“

„Ja! Ich habe verstanden. Ich danke dir, Katze.“

Katze nickte, um sich zu verabschieden, während Tomass sich verbeugte. Als das Ex-Möbel sich umdrehte und seiner Wege ging, rief Tomass noch Grüße für Cal hinter her. Katze Blickte kurz zurück, als Zeichen des Verstehens.

Katze betrat den Aufzug, der ihn in das Penthouse brachte. Als er ausstieg, fand er sich ihn dem Wirtschaftsraum wieder. Es war der Eingang und ein Arbeitsbereich für das an den Haushalt angeschlossene Möbel. Es war aber auch ein Lager für Wäsche, Lebensmittel und andere Dinge, die für die Funktion und den reibungslosen Ablauf des Lebens innerhalb des Haushaltes nötig waren.

Mit einem prüfenden Blick sah sich Katze im Raum um. Es war alles perfekt. Nichts fehlte oder war falsch einsortiert. Mit zielgerichtetem Schritt ging er durch die eine weitere Tür, die ihn in einen kurzen Flur brachte. Dort führte eine Tür in den Aufenthaltsbereich des Furniture. Eine weitere führte direkt in die Küche, und eine dritte in den Wohnbereich.

Katze warf zuerst einen Blick in den Aufenthaltsraum. Cal war nicht da. An der gegenüberliegenden Wand des Raumes war eine weitere Tür, die zu der Eingangshalle führte. Diese Tür konnte Katze ignorieren. Er drehte sich um und öffnete die Tür, die nun direkt gegen über lag. Es war die Küche. Katze durchquerte den Raum und prüfte die Einstellungen an der Raumsteuerung. Sie zeigte ihm sämtliche Zugriffe und Bewegungen innerhalb des Raumes. Es gab auch ein Log, in dem festgehalten wurde was und wann verbraucht wurde, und wann es ersetzt werden muss. Aber auch hier war alles perfekt.

Katze ging durch die zweite Tür der Küche, die ihn in den Hauptflur der Wohnung brachte. Wobei man das nicht wirklich als Flur bezeichnen konnte.

Wenn er nach links sah, konnte er denn Haupteingangbereich sehen. Er wirkte auf Grund seiner Größe und der offenen Bauweise der gesamten Wohnung wie eine Halle. Lediglich ein Absatz grenzte den Bereich ab. Vor ihm befand sich ein Podium, auf dem eine große Tafel mit Stühlen stand. Dahinter lag der Wohnbereich, der durch rings umlaufende, absteigende Stufen vom Rest der Wohnung abgegrenzt war. Dadurch wirkte dieser Bereich fast schon wie ein großes Becken.

Katze drehte sich nach rechts, und ging, an der Tür zum Badezimmer vorbei, bis zum Ende des Ganges. Dort stand er nun vor zwei Türen. Rechts war die Tür zum Schlafzimmer des Hausherren. Und links war die Tür zum Haustierzimmer. Katze wusste genau. Welche er öffnen musste, um Cal zu finden.

Kapitel 4

Orphe war es leid, immer wieder die selben Anfragen zu lesen, sowie die selben Antworten zu versenden. Die Anweisung war doch klar und deutlich. Und es war ja nicht so, dass diese von ihm aus ging.

Die Order kam direkt von Jupiter. Er leitete sie lediglich weiter. Also gab es kein Spiel für die Möglichkeit des Einspruchs oder der Erteilung von einer Sondererlaubnis. Jegliche Diskussion war Sinn- und Zwecklos. Und dennoch versuchten sie es immer wieder.

Niemand, außer Raoul Am, durfte sich ab 12 Uhr Mittags bis etwa 17 Uhr sowohl in Eos, als auch in Tanagura frei bewegen. Jeder hatte an dem Ort zu bleiben, an dem er sich grade befand.

Die Anweisung ging bei Orphe um 9 Uhr morgens ein. Nur 5 Minuten später war diese an alle Haushalte, Abteilungen und Büros in Eos weiter geleitet worden. Und schon eine Minute später hatte er die ersten Einsprüche und Anträge auf Sondererlaubnis in seinen Nachrichtenspeicher. Er beantwortete alle Anfragen mit der selben Nachricht. Ein Verweis auf Jupiters Anordnung.

Mittlerweile war es 10.45 Uhr, und er war noch immer in seinem Verwaltungsbüro in Parthea. Er musste los, wenn er selbst der Order nicht zu Wieder handeln wollte.

'Aisha würde wohl auch solche Anfragen bearbeiten müssen.' Als Herr von Tanagura hatte er ebenso dafür zu sorgen, dass sich jeder Elite, jedes Pet, jeder Mensch und jedes Furniture an diese Anweisung hielt.

Denn Jupiter hatte allen Grund, vorerst jeglichen Kontakt zwischen Jason und den anderen Eliten zu vermeiden. Wurden doch die Ereignisse rund um Dana-Burn, und die Rolle von Jason und seinem Pet dabei, unter strengstem Verschluss gehalten.

Nur vier Blondy und zwei Furniture kannten die ganze Wahrheit.

Orphe verzog in Missfallen sein schönes Gesicht. Er schloss alle Dateien und beendete sämtliche laufenden Prozesse.

„Hast du dich also endlich dazu entschlossen, sie zu ignorieren?“

Orphe sah auf, und seine bernsteinfarbenen Augen trafen auf zwei strahlende Amethyste, die das makellose Gesicht von Aisha Rosen als Augen zierten.

Aisha sah auf ihn hinab, und sein Gesicht war unbewegt wie immer. Sich selbst in seinem Stuhl zurück lehnend, fragte Orphe: „Hast du die Anfragen nicht beantwortet?“

„Exakt!“

„Pardon?“

„Warum sollte ich mir als Blondy die Mühe machen, eine Anweisung von Jupiter zu bestätigen?“

„Natürlich! Warum solltest du das tun.“

Es war nur natürlich für Aisha, so zu reagieren. Ohne jegliche Empathie den Bedürfnissen und Gefühlen anderer gegenüber, galt Aisha Rosen als der unnachgiebige Elite. Also würde er sich niemals um andere kümmern, wenn es nicht ausschließlich mit seinen Pflichten als Blondy zu tun hätte. Und dann auch nur bis diese Pflicht erfüllt war. Um alles weitere, konnten sich nach Aishas Ansicht andere kümmern.

Aber an und für sich hatte Aisha mit seiner Aussage betreffend der Anweisung recht. Jupiter war die höchst Autorität auf Amoi, und schuldete niemanden Rechenschaft. Und sie, die Blondy, waren dessen Stimme in der Öffentlichkeit.

Orphe seufzte. In der letzten Zeit kümmerte er sich viel zu sehr darum, was andere wollte, und versuchte es jedem recht zu machen. Er musste damit aufhören.

„Wir sollten los. Also beeil dich.“

Aisha stand bereits in der Tür.

„Ich komme.“ Orphe folgte dem anderen Blondy, während dieser schweigend voraus ging.

„Warum bist du eigentlich hier? Du hattest doch einen Termin in Sasan.“

Sasan, Area 8 von Midas, lag an der südöstlichen Grenze von Tanagura. Parthea hingegen befand sich im Nordwesten von Tanagura. Das heißt, dass Aisha an Eos vorbei fahren musste. Er hätte also schon längst in seinem Quartier sein können. Jetzt lief er Gefahr, sich zu verspäten. Risiken einzugehen war so gar nicht seine Art.

„Stimmt. Aber ich dachte ich sollte nach dir sehen.“ Orphe fragte nicht weiter, da er wusste, dass Aisha sich nicht weiter erklären würde.

Und so stiegen sie gemeinsam in Aishas Aircar, und machten sich auf ihren Rückweg zum Eos Tower.Es war 11:15 Uhr als das Auto in der Tiefgarage zum Stillstand kam. Sie hatten also noch 45 Minuten, um sich frei zu bewegen. Als sie ausstiegen und zu den Aufzügen gehen wollten, bemerkten sie aufgeregte Stimmen aus einer anderen Ecke.

Sie begaben sich zu der Quelle des Tumults und fanden dort Gideon vor, der in einer Diskussion mit Gilbert Domina und Markus Jayd verstrickt war.

„Ich sagte doch, ich habe keine Ahnung, warum für Tanagura und Eos eine Ausgangssperre verhängt wurde.“

Gideon hatte seine Hand in die Seite gestemmt und sein Gesicht verriet seinen Mangel an Geduld.

„Du bist ständig mit Aisha und Orphe zusammen. Du musst doch etwas wissen.“ Gilbert tat einen Schritt auf Gideon zu.

„Ich weiß nur, dass die Beiden lediglich eine Order von Jupiter weiter geleitet haben. Das heißt, dass wir alle davon betroffen sind.“ Gideon beugte sein Gesicht zu Gilbert. Soweit, dass sie nur noch einen Zentimeter voneinander entfernt waren.

„Und wenn wir uns nicht alle bewegen, um vor Beginn der Ausgangssperre an unser Ziel zu gelangen, dann wird Jupiter uns alle sanktionieren.“ Augenblicklich drehten sich drei Augenpaare zu Aisha um.

„Dann sage du uns,was hier vor sich geht. Hat das etwas mit Iason zu tun?“ Markus graue Augen sahen ihn direkt an. Aisha hielt diesem Blick standt.

„Wenn du wissen willst, warum Jupiter diese Order erlassen hat, schlage ich vor, dass du ihn selbst fragst.“ Die Worte, die Aisha sprach, liesen keinen Raum für weitere Diskussionen.

„Gideon!“ Aisha ergriff den Arm des Blondy und zog ihn zu den Aufzügen. Orphe nickte den zurückbleibenden Blondys kurz zu und folgte dann seinen Gefährten.

Gideon lehnte sich gegen die Rückwand und stieß einen Seufzer aus.Orphe warf einen Seitenblick auf ihn.

„Alles in Ordnung?“

„Ja, sicher. Alles ist in bester Ordnung. Wir lieben und achten uns gegenseitig und leben in perfekter Harmonie.“

Orphe hob eine seiner elegant geschwungenen Augenbrauen, und warf Aisha einen fragenden Blick zu.

„Mit der perfekten Ordnung und Harmonie war es bereits vor 5 Jahren aus und vorbei. Das solltest du eigentlich selbst wissen.“

Aisha sprach, ohne das sich sein Ton änderte. Es war die immer gleiche, monochrome Stimmlage, die ihn den Ruf als emotionsloses Wesen einbrachte. Unfähig zu irgendeiner Art von Gefühl gegenüber dem Rest der Welt.

„Oh! Tatsächlich? Wie ist das passiert?“ Gideons Sarkasmus war unüberhörbar.

„Indem Iason Riki nach Eos brachte, und diesen Mongrel als sein Pet registrieren ließ. Das verstieß gegen die herrschenden Normen und Sitten.“

„Ach so war das. Und ich habe mich schon gewundert, warum sich alle so aufgeregt haben.“

„Das ist keine neue Erkenntnis, Gideon.“

„Im ernst! Ist das alles was du dazu zu sagen hast?“ Gideon schlug mit seiner Faust gegen die Wand. „Dich kann wirklich nichts erschüttern.“ Er wandte sein Gesicht verbittert ab.

„Gideon?“

„Lass gut sein sein Orphe. Ich habe keine Lust auf weitere Unterhaltungen.“

Orphe sah erneut zu Aisha, der unentwegt auf die Tür starte. Sollte ihr Freund wirklich zu all den Ereignissen nichts weiter zu sagen haben? Sollte er wirklich nichts darüber empfinden, und ihn das alles egal sein? Orphe starrt Aisha an und versuchte eine Antwort auf diese Fragen zu finden. Aber da war nichts, was diese Behauptung wieder legen könnte.

Doch dann warf Aisha ihm einen kurzen Blick zu. Und für den Bruchteil einer Sekunde dachte er, dass er etwas Bewegung in diesen stoischen Augen gesehen hätte. Aber so plötzlich wie es erschienen war, war es auch wieder verschwunden. Und für Orphe war es nicht mehr als eine Einbildung oder ein Lichtspiel.

Als sich endlich die Türen des Aufzuges öffneten, wurden sie von Katze in Empfang genommen. Er führte sie in den Wohnbereich, wo Cal bereits Tee, Kaffee und kleine Snacks aufbaute. Die drei Blondys ließen sich auf der Sofalandschaft nieder, und jeder nahm die ihm angebotene Tasse entgegen.

Cal und Katze achteten dabei darauf, dass jedem Elite sein Getränk zeitgleich mit dem Anderen angeboten wurde. Die beiden ergänzten sich hervorragend, und verstanden sich ohne Worte. Es wurden lediglich hin und wieder Blicke ausgetauscht.

Orphe sah zu, wie Katze an Aisha heran trat, und leise mit ihm sprach. Als sich Katze dann verbeugte und sich zurück zog, wandte sich Aisha Orphe zu.

„Wie es scheint, gibt es Komplikationen mit den Furniture von Eos.“

„Was meinst du? Mir ist nichts bekannt.“

„Thoma ist an Katze heran getreten und hat ihn um Rat gefragt. Die Furniture machen sich Sorgen um die aktuellen Gegebenheiten und sind unsicher im Umgang mit den veränderten Verhalten der Elite von Eos.“

„Ist das so, Katze?“

„Lord Zavi, die Ausbildung eines Furniture beinhaltet die Führung des Haushaltes und die Pflege der Pets. Nicht aber was zu tun ist, wenn einem Elite etwas zu stöst. Es gibt keine Richtlinien, die einem Furniture zur Verfügung stehen, um die Pets richtig zu führen oder entsprechend sinnvolle Vorbereitungen für den Haushalt zu treffen.“

„Warum sollte das ein Problem sein? Die Anderen haben nichts mit Iason zu tun. Und Cal kommt wunderbar zurecht, wie mir scheint.“ Gideon sagte dies mehr zu sich selbst, als zu jemand anderen.

„Das Schwierige ist vor allem, die veränderten Verhaltensweisen richtig zu deuten und entsprechen zu reagieren. Besonders die Jüngeren sind davon betroffen, da sie noch nicht genügend Erfahrung im Dienst ihrer Elite gesammelt haben. Und mit Verlaub, Lord Lagat. Aber indirekt hat jeder mit Lord Iason Mink zu tun. Sogar die Mongrels von Ceres.“

Mehr brauchte Katze nicht zu sagen. Denn sie wussten genau, welche Macht Iason im Untergrund als Leiter des Syndikats von Amoi ausübte.

Und das besonders in Ceres.

Seit der Unabhängigkeitsbewegung vor fast zwei Jahrhundert, wurden über einen Mittelsmann Kinder aus dem einstigen Internat und Kinderheim nach Eos verkauft. Die damalige Leitung hatte zu erst aus der Not heraus gehandelt. Denn nach und nach ging das Kapital in Ceres zur neige. Da kam der Vorschlag, Jungen als Furniture zum Dienst in die Elitehaushalte zu verkaufen grade Recht. Aber es blieb nicht dabei. Die Gier übernahm das Denken und Handeln der Leitung vom Guardian. Und Iason antwortete darauf, indem er immer neue Wege bot.

Die versiegelten, unterirdischen Labore wurden nach und nach geöffnet und in Betrieb genommen. Dort gefundenes, altes genetisches Material wurde zur Zucht eingesetzt, nach dem die geschlechtsreifen Jungen und Mädchen voneinander getrennt wurden. Es folgte eine strikte Geburtenkontrolle und und eine Geschlechterquote. Die Kinder wurden auf Bestellung geboren. Entweder um ihre Organe zu ernten, oder um sie in Experimenten zu nutzen. Ob der gesamte Organismus oder einzelne Systeme war dabei egal. Was das Guardian verkaufen konnte, verkaufte es. Egel welche Schrecken es für die Kinder bedeutete.

Iason hatte die ungezügelte Gier zu seinem Vorteil genutzt, und so sorgte er dafür, dass Amoi mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fähigkeiten aufwarten konnte. Und da Amoi nicht zum Commonwelth gehörte und unabhängig operierte, fragte niemand danach, wie diese Ergebnisse erzielt wurden.

Abgesehen davon, dass die Ressource Mensch in Ceres wie ein Lappen verwendet wurde - benutzt so oft es geht und dann einfach weggeworfen -

floss auf diese Art und Weise auch Geld nach Ceres, das den Mongrels wenigsten ein Leben ermöglichte. Auch wenn es ein armes Leben in der Gefangenschaft des Guardian war.

Und das wussten vor allem die Furniture. Einst bekamen sie die Wahl. Entweder ein freies, aber unsicheres Leben auf den Straßen von Ceres, ohne die Gewissheit, ob sie am nächsten Morgen noch leben würden.

Oder aber ein Leben in Knechtschaft, ohne Rechte, aber dafür mit der Sicherheit, nicht zu verhunger oder zu erfrieren.

Das in dieser Wahl aber ebenso ein schneller Tot erwartet werden kann, wurde den einstigen Kindern erst bewusst, als es zu spät war. Kein Fehler, keine Unachtsamkeit, kein Zögern und auch keine Unfähigkeit wurde entschuldigt. Und infolge dieser Erkenntnis, lernten sie schnell, sich in den Schatten zu bewegen, sich gegenseitig zu helfen und das vorhandene Wissen auszubauen, und vor Fehlern zu warnen.

Aber in dieser Situation wusste niemand was falsch oder richtig war. Die Elite von Tanagura reagiert so unterschiedlich und unvorhersehbar wie kleine Kinder. Die feste Struktur und akkurate Ordnung war ins wanken geraten.

Aber warum? Warum war der Verlust eines Elite so gravierend für die anderen? Jupiter war doch in der Lage, jeden einzelnen von ihnen zu rekonstruieren. Aber es schien, als ob mit diesem einen Androiden mehr in Schutt und Asche gelegt wurde, als nur eine alte, verrottende Bunkeranlage, an dessen Erbauung sich nicht einmal die Androiden von Tanagura, die ewig leben, erinnerten.

Über all diese Gedanken ertönte plötzlich ein Rufsignal. Es war das Kommunikationszentrum des Haushaltes. Cal ging, um den Ruf zu beantworten. Als er zurück kehrte, warteten alle darauf, dass er erklären würde, was der Anrufer wollte.

„Sie sind unterwegs.“ Das war alles, was Cal sagte.

Kapitel 5

„Willkommen im Leben. Willkommen zu Hause. Willkommen Lord Iason Mink.“

Der alte Ruf verhalte.

Und nichts geschah.

Kein Wort. Keine Bewegung.

Alle warteten.

Warteten auf eine Reaktion des Angerufenen.

Doch es gab keine Regung.

Iason Mink stand wie eine Statue da. Er verzog keine Miene, sagte kein Wort und bewegte sich keinen Millimeter.

Etwas irritiert wanderten Gideons und Orphes Blick zu Raoul, während Aisha weiterhin fest auf Iason sah.

Raoul trat vor und legte eine Hand auf die Schulter seines einstigen Freundes.

„Iason? Ich schlage vor, dass du dich erst mal zurecht machen gehst. Wir warten dann im Wohnraum auf dich, da wir noch einige Dinge miteinander klären müssen.“

Iason nickte und ging wortlos an den anderen vorbei ins Bad.

Die Anwesenden sahen ihm nach, und als sich die Tür hinter ihm schloss, wandten sich alle Augen zu Raoul.

„Er weiß wo er ist. Er weiß wer er ist. Er weiß was er ist. Er weiß wer und was wir sind. Er weiß um unser aller Position und Aufgaben. Aber er besitzt keine Bindung dazu.“

„Keine Bindung.“ wiederholt Aisha.

„Was heißt das genau?“ fragte Orphe.

„Das es keine Bedeutung für ihn hat. Es ist egal, ob er plötzlich all seinen Besitz verlieren würde, oder er eine niedere Position ausüben müsste. Auch wenn wir nicht mit ihm kommunizieren würden, wäre es gleich für ihn. Alles was für ihn zählt, ist Jupiters Wille.“

Raoul wandte seinen Blick von der Tür, durch die Iason verschwunden war, ab und ging zu der Sofalandschaft im Wohnraum. Dort setzte er sich hin und schloss die Augen.

„Für den Moment können wir nur beobachten und abwarten, wie sich das alles entwickelt.“

Orphe nickte zustimmend und nahm seinen Platz auf dem Sofa wieder ein. Gideon seufzte und lies sich ebenfalls dort niederfallen, wo er zuvor gesessen hatte. Aisha hingegen trat an das Fenster und sah nach draußen hinab auf Tanagura. Und so warteten sie darauf, dass Iason zu ihnen zurückkehrte.

 

Als Iason das Bad betrat, sah er sich einer Spiegelwand gegenüber. Und was er darin sah, war alles andere als nobel und perfekt. Sein langes, blondes Haar hing in stumpfen Strähnen von seinem Kopf. Überall auf seinem Körper klebten Rückstände der Nährlösung aus der Kapsel von der Implantationskammer und hinterließen eingetrocknete Flecken. Außerdem wies seine Haut entlang seine Wirbelsäule noch offene Stellen von seiner Verbindung mit der Apparatur auf. Diese würden erst in den nächsten drei Tagen von den Nanobots in seinem Körper verschlossen werden.

Iason wandte sich von seiner jämmerlichen Erscheinung ab und begab sich in die Duschkabine.

Als die Sensoren in registrierten, wurde automatisch ein spezielles Duschprogramm gestartet. Warmes Wasser mit einer bestimmten Zusammensetzung, die ungefährlich für den grade erst zusammen gesetzten kybernetischen Körper war, strömte über ihn und löste alle Verkrustungen und spülte sämtliche Fremdstoffe fort. Im zweiten Schritt änderte sich die Zusammensetzung des Wassers, und eine Schutzschicht legte sich über den Körper, die die noch offenen Anschlusskanäle zumindest stundenweise verschloss, und so vor dem Eindringen von Fremdkörpern in das empfindliche System schützte. Im dritten Schritt wurde dann durch warme Luftströme ein Verdampfen der überschüssigen Flüssigkeiten hervorgerufen.

Würde Iason sich normal abtrocknen, würde er die Schutzschicht direkt wieder entfernen. So wurde sie nach und nach durch das tragen von Kleidung abgenutzt. Deswegen lief dieses Programm die erste Woche, bis alle noch offenen Anschlüsse von der künstlichen Haut überzogen und somit verschlossen wurden.

Iason verließ die Duschkabine und trat wieder vor den Spiegel.

Sein Haar fiel nun wie Seide über seinen Rücken und folgte jeder seiner Bewegungen in sanften Wellen. Die einzigen Makel auf seiner blassen Haut waren die Anschlüsse auf seinem Rücken, die durch seine Kleidung verschwanden, und eine hauchzarte, bläuliche Linie kurz hinter dem Haaransatz, die allerdings nur dann zu sehen war, wenn man das Haar zur Seite strich.

Iasons Finger folgten dieser Linie von der Stirn bis zum Nacken, wo sie auf den ersten Anschluss trafen. Sie markierte die Öffnung der Schädeldecke, durch die sein Gehirn transplantiert wurde. Ein biologisches Organ, das um eine Platine herum, das Mainboard, aus Stammzellen seines menschlichen Ursprungs, künstlich nachgezüchtet wurde.

Dadurch konnte Jupiter ihren Verstand so beschreiben, wie sie es wollte. Erinnerungen, Vorlieben, Abneigungen und Handlungsweisen gab sie vor.

Wie bei einen Computer. Und wenn dieser nicht funktionierte, konnte er auch wieder gelöscht werden. Für Jupiter waren sie alle nichts weiter als eine Ressource. Dessen war sich Iason bewusst.

Deswegen verdrängte er die Erinnerungen die ihm gegeben wurden. Erinnerungen an das Leben eines Mannes, der schon vor langer Zeit verstorben war. Erinnerungen an das Leben eines Mannes, mit dem er, außer der DNA seines Gehirns, nichts gemeinsam hatte. Erinnerungen an einen Mann, aus dem er geschaffen wurde.

Iason wandte sich von seinem Spiegelbild ab und begab sich durch eine zweite Tür ins Schlafzimmer. Dort zog er sich an, und prüfte genau, dass alle Beweise seiner Herstellung vor fremden Blicken verborgen war.

Als Iason seine Handschuh von der Kommode nahm, fiel sein Blick auf eine Kette und deren Anhänger.

Eine Auroramünze!

„Du hast sie ständig bei dir getragen, wenn du von deinem Mongrelpet getrennt warst. Seit seinem 'Jahr der Freiheit', wie du es damals nanntest.“

Raoul stand in der Tür und betrachtete Iason eingehend.

„Alle Anschlusskanäle gut verschlossen?“

Iason nickte. Er studierte die Münze genau.

„Was Denkst du?“

„Unnützer Müll. Wie das Ding, dem sie einst gegeben war.“

Mit diesen Worten lies Iason die Münze in den Müll fallen.

„Denkst du das wirklich?“

Raouls Miene war eine Mischung aus ungläubiger Verzweiflung und hoffnungsvoller Erwartung.

Iason zog seine Handschuh an und kam auf Raoul zu. Als er bei ihm ankam, blieb er stehen, und sah dem Älteren direkt in die Augen.

„Wir sind Jupiters Diener. Nicht mehr und nicht weniger. Nur unser Dienst ist von belang. Alles andere ist nutzlos und ohne Bedeutung.“

Und ohne ein weiteres Wort, verließ er das Schlafzimmer und begab sich zum Wohnraum.

Raoul stand noch einen kurzen Augenblick regungslos da. Er war sich bewusst gewesen, dass Iason keine Bindung mehr zu irgendetwas oder irgendjemand besaß. Aber nun schien es, als ob auch sein eigener freier Wille zerstört war. Die Erkenntnis über die eigene Existenz war ein essenzieller Bestandteil ihrer Schöpfung. Wie auch bei Jupiter selbst. Von ihr haben sie ihn ja auch mitbekommen.

Aber die Art wie Iason sprach und handelte, zeigte in Raouls Augen, dass er weit davon entfernt war, als ein eigenständiges Individuum zu existieren.

Er atmete tief durch und wappnete sich der Ereignisse, die da noch kommen würden. Ebenso wie der vielen Gespräche, die zuführen, und Ding die zu klären waren. Dann drehte er sich um und ging ebenfalls zurück zu den anderen.

 

Als Iason den Wohnraum betrat, verstummten Orphe und Gideon, und Aisha drehte sich um. Iason beachtete das alles gar nicht und ging einfach zu einem Platz am Ende des Sofas.

Wenige Augenblicke später kam auch Raoul. Orphe warf ihm einen fragenden Blick zu. Raoul sengte bedauernd die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Orphe nickte verstehend und sah dann zu Iason.

Dieser saß reglos vor ihm und sagte kein Wort. Es war, als wenn er gar nicht da war. Als wenn er nur eine leere Hülle wäre.

„Nun, Iason! Wie fühlst du dich?“

Gideon lehnte sich etwas nach vorn, um Iason besser betrachten zu können.

„Ich bin voll funktionsfähig, Lord Lagat.“

Einen winzigen Moment stockte Gideon. Dann fuhr er in seinem Gespräch mit seinem gegenüber fort.

„Das meinte ich nicht. Das du voll funktionsfähig bist, davon gehe ich aus.

Immerhin hat Jupiter dich nach den neusten biotechnologischen Erkenntnissen rekonstruiert. Ich meinte, wie du dich als Person fühlst. Was denkst du, wenn du uns ansiehst? Was willst du tun, außer Jupiter zu dienen?“

„Was sollte ich anderes tun, außer unserem Schöpfer dienen. Dazu wurden wir geschaffen.“

„Das mag sein. Dennoch sind wir keine einfachen Maschinen. Jupiter hat uns einen freien Geist gegeben. Eine Individualität, um uns von den anderen abzugrenzen. Wenn es nicht so wäre, warum sollten wir dann nicht einfach Nummern statt Namen tragen?“

Gideon schaffte es, mit seinen Worten etwas in Iason wach zu rütteln. Die Erinnerung an das Erwachen seines Bewusstseins kehrte zu ihm zurück. Der Augenblick, bevor er Jupiters Stimme das erste Mal wahrnahm.

Iason verdrängte sofort die aufkommenden und unerwünschten Gedanken.

„Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun.“

„Hm. Verstehe. Wenn du so denkst, muss ich es wohl um des lieben Friedens Willen vorerst akzeptieren.“

Gideon lehnte sich wieder zurück und schloss die Augen. Er war zufrieden damit, Iason ein Stück heraus geloggt zu habe. Das konnte er an das kurze Aufleuchten in dessen Augen sehen. Aber er war definitiv auch frustriert über Iasons Rückzug. Am liebsten hätte er weiter mit ihm gesprochen. Aber ein Seitenblick auf Aisha verriet ihm, dass er es besser lassen sollte. Und so gab er für den ersten Tag nach und zog sich zurück.

Orphe, der dem Gespräch der beiden interessiert zugehört hatte, hatte auch den Blick von Aisha mit bekommen. Und er war froh, das Gideon ohne großes Gezeter Ruhe gab.

Er hatte keine Lust auf die Diskussionen zwischen dem Herrn von Tanagura und dem Herrn von Midas. Wie die Gebiete, die beide verwalteten, waren auch Aisha und Gideon unterschiedlich wie Tag und Nacht, Licht und Schatten. Ständig in einen internen Machtkampf verstrickt, der bisher aber eher unterschwellig stattfand.

Nie waren sie einer Meinung, nie konnten sie die des anderen akzeptieren. Nie konnten sie in einem Raum sein, ohne dass Gideon bissige Kommentare gegenüber Aisha äußerte, oder Aisha ihn vollkommen ignorierte.

Aber trotz dieser Diskrepanzen konnten sie zum Wohle der Gesellschaft von Amoi gut zusammenarbeiten. Denn bisher betrafen ihre Unstimmigkeiten nur ihren privaten Bereich. In der Öffentlichkeit war davon nichts zu merken.

Doch das hatte sich mit Iasons Fall geändert. Immer größer wurde die Kluft zwischen den Beiden. Bald hatten sie sich gar nichts mehr zu sagen. Es wurde sogar so schlimm, dass Gideon nur bei der Erwähnung von Aisha aufgebracht war. Und Aisha Umgekehrt sofort das Gespräch abbrach, ohne ein Wort zu sagen.

Und Orphe stand immer dazwischen. Er hatte immer vermittelt, wenn sich ihr Disput mal wieder hoch zu schaukeln drohte, und der Frieden in Eos somit gefährdet war. Aber in letzter Zeit hatte er einfach nicht mehr die Geduld dafür. Wie andere Eliten auch, musste er einen Teil der Pflichten von Iason vorerst mit erledigen. Und da Eos in die Geschichte um Iason und sein Mongrelpet Riki zum Teil involviert war, hatte er eine Menge Informationen zu verarbeiten.

Orphe trank seinen Tee aus und stellte die Tasse auf den Tisch ab.

Dann sah er Iason direkt in die Augen.

„Dir ist bewusst, dass du vorerst unter Beobachtung stehst?“

Iason sah völlig unbeeindruckt zurück.

„Dessen bin ich mir bewusst.“

„Und du kannst dir sicherlich denken, dass wir vier dich beobachten werden?“

„In der Tat, das dachte ich mir.“

Warum fragt Lord Zavi so etwas offensichtliches?

Iason nahm wahr, dass seiner Ruhe etwas anderem wich.

„Dass bedeutet, dass du immer in Begleitung von mindestens einem von uns bist. Wir haben uns darauf verständigt, dass jeder dich auf seinem Gebiet begleitet. Da du im Moment eh kein Haustier zu versorgen hast, wird Cal unsere Termine entsprechend koordinieren. Damit hat er noch etwas anderes zu tun, als nur einen leeren Haushalt zu führen.“

Orphes Stimme verriet, dass er keine Diskussionen duldete.

Iason atmete kaum merklich tief ein, um seine innere Ruh wieder zu finden. Orphes Ankündigung hatte ihn Aufgewühlt. In seinem Verstand schrie etwas, dass sich nicht mit dieser Bevormundung abgeben wollte. Aber er musste es. Denn es war eine Anweisung von Jupiter.

„Ich gehorche und diene Jupiter, und tue, was verlangt wird.“

„Nichts anderes habe ich von dir erwartet.“ sagte Orphe mit einer weicheren Stimme.

Dies entging Iason nicht und er fragte sich, was dass zu bedeuten hatte.

„Du würdest ihn am liebsten in Stücke reisen, oder uns zumindest alle aus deiner Wohnung jagen, nicht wahr?“

Aishas Stimme war klar und deutlich, und seine Frage schockierte alle.

Zumindest fast alle.

Iason sah zu Aisha, der sich umdrehte, um den grade erst erwachten Blondy ansehen zu können, während er mit ihm sprach.

„Es ist verboten, einander zu beschädigen.“ kam die einfache Antwort von Iason.

„Dass bedeutet aber nicht, dass man nicht die Ambitionen dazu hat. Gideon zum Beispiel würde mich liebend gern mit Wörtern bedenken, die weit jenseits aller Höflichkeiten sind. Und Orphe würde ihn und mich am liebsten irgendwo in der Wüste von Amoi aussetzen, oder uns zumindest aus Eos verbannen. Und was Raoul angeht, würde er dich wahrscheinlich solange einsperren, bis du, in seinen Augen, wieder der alte Iason bist.“

Aisha sprach, ohne einmal den Blick von seinem gegenüber abzuwenden, ohne auch nur einmal in seinen Worten zu zögern, ohne des geringsten Zweifels in seiner Stimme.

Die anderen konnten nur da sitzen und lauschen. So schockiert waren die drei Blondies von ihrem Kollegen.

Cal und Katze, die das alles von der Küche aus beobachteten, sahen sich an. Cals Augen standen in Schock offen. Und Katze musste einmal blinzeln, um sicher zugehen, dass es kein Traum war, was er grade gehört hatte.

„Soviel zum Thema empathielos.“ formte Cal mit seinem Mund.

Katze schmunzelte. Legte dann aber einen Finger auf den Mund.

Cal nickte. Und so lauschten sie beide weiter.

Iason betrachtete noch immer Aisha schweigend. Und dieser stand immer noch unbewegt mit dem Rücken zum Fenster.

„Nun, was würdest du jetzt am liebsten mit uns machen?“ fragte er.

Iason bewegte sich sehr vorsichtig auf seinem Platz und lehnte sich an.

„Ihr habt recht. Ich würde euch wirklich lieber bitten zu gehen, damit ich in Ruhe die Bericht der letzten Monate durch gehen kann. Nur so kann ich einen reibungslosen Übergang gewährleisten.“

„Ich verstehe.“Aisha sah ihn eingehend an.“ Nur wirst du noch die nächsten drei Stunden mit uns aushalten müssen. Ich zumindest habe nicht vor die Ausgangssperre zu brechen, um später von Jupiter sanktioniert zu werden, nur damit du deine Ruhe hast.“

Iason erwiderte nichts weiter dazu und sah sich stattdessen um.

Gideon sah zur Zimmerdecke und sein Kiefer malte. Orphe hatte seine Beine übereinander geschlagen. Sein Ellenbogen stützte er auf die Armlehne, während sein Kopf in der Hand ruhte. Iason deutete seinen Gesichtsausdruck als Resignation. Raoul saß mit ebenfalls überschlagenen Beinen da. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die ganze Zeit die Augen geschlossen gehalten.

Iason versuchte zu verstehen, was hier vor sich ging. Warum verhielten sie sich so seltsam? Etwas passte nicht zusammen. Sein Blick ging zur Küchentür, wo er die Furniture Cal und Katze sah. Cal senkte sofort den Blick, aber Katze hielt stand. Iason begann leicht mit zusammengezogenen Augenbrauen den Kopf zu neigen. Er merkte es selbst nicht mal. Aber Katze reagierte sofort und kam zu ihm.

„Darf ich frei sprechen, Herr?“ Katze hielt sich gebeugte vor Iason und wartete auf dessen Freigabe.

„Nur zu.“ Iason war neugierig darauf, was dieser Mensch zusagen hatte. Etwas Sinnvolles konnte es ja nicht sein.

Katze richtete sich auf und atmete einmal tief ein. Er hatte Angst vor dem was jetzt kam, was er jetzt zu tun gedachte. Aber andererseits, er hatte nichts zu verlieren, außer sein Leben, das sowieso nur eine kümmerliche Existenz ohne Sinn war. Das, was in seinem Leben etwas von Bedeutung hatte, hatte er schon lange verloren. Der Schmerz, den diese Erkenntnis auslöste, saß tief. Eine alte, längst vergessene Stimme kam ihm in den Sinn. Nichts und niemand wird mich jemals anketten. Und jeder, der es versucht,werde ich bis auf den letzten Tropfen meines Blutes bekämpfen. Es war nicht Riki, aber jetzt, wo die Erinnerung in ihm Aufflackerte, musste er feststellen, dass sich diese beiden Personen sehr ähnlich waren. Wahrscheinlich der selbe Genpool. Katze schmunzelte. Und plötzlich wurde er Ruhig und gelassen. Er sah Iason direkt in die Augen und richtete sich zu voller Größe auf.

„Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt eine Grenze überschreite, denke ich doch, dass es wichtig ist, einige Standpunkte offen zu klären.“

„Ich höre:“

Katze entschied sich, mit offenen Karten zu spielen.

„Nach dem der alte Lord Iason Mink mich beim hecken von Hochsicherheitsdatein erwischt hat, wurde ich aus Eos entfernt. Ich wurde zum Geschäftsleiter auf dem Schwarzmarkt und zum Tanaguravertreter in Guardian gemacht. Soll ich diese Aufgaben für euch weiterhin ausführen, oder seit ihr der Meinung, dass ich überflüssig bin?“

Orphe, Gideon, Raoul und Aisha waren in höchster Alarmbereitschaft. Was hatte sich Katze nur dabei gedacht. Wollte er von Iason beendet werden?

Iason lehnte sich zurück, und ein zufriedenes lächeln trat auf seine Lippen. „Zeig mir was du kannst.“

 

Kapitel 6

Es waren jetzt neun Tage seit Iasons Erweckung vergangen. Während dieser Zeit hatte er jede seiner Pflichten wie erwartet zur Perfektion erfühlt. Er sprach mit den anderen Eliten höflich und respektvoll. Ging aber jedem privatem Thema aus dem Weg. Wenn die anderen ihn nach seiner Beschädigung oder Riki fragten, entschuldigte er sich damit, dass dies nicht der rechte Ort oder Zeit war, um darüber zu sprechen. Und wenn sie in einem privaten Bereich waren, dann entschuldigte er sich damit, dass er noch Termine hätte und verschwand.

Iason blieb äußerlich immer ruhig und gefasst, aber innerlich tobte ein Sturm. Er wurde geschaffen, um eine Identität fort zusetzen, die nicht die seine war. Er musste mit den Folgen von Handlunge zurecht kommen, für die er nicht verantwortlich war, die ihm aber nun zugeschrieben wurden.

Warum konnte er nicht einfach seine eigene Existenz begründen? Warum wurde er in diese gezwungen?

Sein Gedanken drehten sich. Er fand einfach keine klare Linie. Der Besuch vor fünf Tagen in der Wohnung in Apathia hatte auch keine Klärung seiner Situation gebracht. Vielmehr warf es weitere Fragen auf. Er war dort hin gefahren, um eine Entscheidung darüber zutreffen, was mit dem Nachlass dieses Pet passieren sollte. Aber als er dort war, allein mit seinem Gedanken, konnte er es nicht abstoßen.

Der Duft, der selbst nach drei Monaten noch immer in der Wohnung hing, entspannte ihn auf seltsame Art und Weise. Hier schien sein Verstand tatsächlich zur Ruhe zu kommen. Er legte seine Hand auf seine Brust und nahm den Gegenstand, der direkt auf seiner Haut lag und von seiner Kleidung verborgen wurde, war. Es war die Auroramünze.

Er hatte sie noch am selben Abend wieder aus dem Müll geholt, nachdem alle gegangen waren und er sich in sein Schlafzimmer zurückgezogen hatte. Es war ein Impuls. Ausgelöst durch sein Vieraugengespräch mit Katze. Dieser blieb auf Iasons Befehl nach dem die Blondies gegangen waren. Die Wahl der Worte, die das ehemalige Möbel ihm gegenüber verwandt hatte, sorgten dafür, dass Iason gewillt war, ihm genauer zuzuhören. Katze hatte ihn als eine andere Person angesprochen. Und er wollte wissen wieso.

„Weil die Situation sich für mich sehr ähnlich der Situation der Möbel anhört.“

„Du vergleichst einen Elite mit einem Möbel? Denkst du nicht, dass du dich da etwas zu weit aus dem Fenster lehnst?“

Iason sah dem Eunuchen in die Augen und versuchte, irgendeine Regung wahrzunehmen. Aber entgegen zum jüngeren Furniture gab es dort nichts, dass auf Unsicherheit oder Angst deutete.

„Es ist ähnlich, nicht gleich. Ein Furniture besitzt keine Vergangenheit. Wenn wir das Guardian verlassen, stirbt die Existenz, die wir dort besessen hatten. Und uns wird eine andere Existenz zugeschrieben. Es ist komplett anders, als das was wir bisher kannten. Und was wir fühlen, spielt dabei keine Rolle. Entweder nehmen wir sie an, oder wir werden vollständig beendet. Es gibt keinen Platz für Sentimentalität.“

Katzes Blick war ausgesprochen klar, dennoch hörte Iason in diesem letzten Wort einen gewissen Unterton, der ihn dazu brachte, diese Münze wieder an sich zu nehmen.

Iason saß mehrere Stunden auf dem Sofa in der Wohnung von Apathia, und versuchte zu verstehen, warum dieses Ding ihn selbst im Tot zu verfolgen schien. Obwohl es nur ein Mongrel, Abschaum aus dem Slum, und somit keiner besonderen Erwähnung wert war, schien dieser Riki allgegenwärtig zu sein. Er musste zugeben, dass dieser Junge ein sehr hübsches Gesicht hatte, auch seine intellektuellen Fähigkeiten waren ausgeprägter, als es bei den Slumbewohnern üblich war. Das konnte er an seiner Arbeit auf dem Schwarzmarkt und den Berichten sehen, die Katze ihm nachträglich gegeben hatte.

„Warum wurde er nicht als Furniture ausgewählt?“

Nach Rikis äußeren Erscheinungsbild und seinem IQ wäre er dafür perfekt gewesen.

„Die Wesenstests zeigten einen zu temperamentvollen Charakter.“

„Temperamentvoll?“

„Er war niemand den man leicht kontrollieren oder zähmen konnte. Immer sehr aufbrausend und aggressiv mit sehr wenig Geduld.“

Ein Wolf unter Schafen.

Iason entschied sich, die Wohnung fürs erste zu behalten. Seit seiner Erweckung konnte er hier zum ersten mal klar denken und sich entspannen. Selbst in seiner Wohnung in Eos war dies bisher nicht möglich. Und heute würde er den Ort besuchen, an dem dieses Ding herangezogen wurde.

An dem Tag, als er nach Eos kam, hatte er mit Katze und den anwesenden Blondies über die Situation auf dem Schwarzmarkt und in Ceres, besonders Guardian gesprochen. Das Pflegezentrum lag sehr nah an Dana Burn. Dem zu folge hatte es schwere Schäden erlitten. Ein Großteil der unterirdischen Labore waren zerstört. Viele Gebäude und Strukturen lagen in Trümmern. Sogar das unterirdische Kazara - Netzwerk hatte gelitten. Es gab Unmengen an Verletzte, Tote und Vermisste. Das Guardian selbst wurde geplündert und es war auch nicht auszuschließen, dass dort untergebrachte Personen, Kinder wie Frauen, die Chance genutzt hatten, um das Zentrum zu verlassen. Dadurch wurde das Verhältnis der Männer zu Frauen in Ceres deutlich verändert. Und auch die bisherige Geburtenkontrolle konnte nicht mehr gewährleistet werden.

Diese Umstände hatten natürlich auch Folgen für Tanagura und Midas. Die bisherige Möglichkeit der Wahl der Furniture aus dem Guardian war nun nicht mehr in dem Umfang machbar wie bisher. Und auch die Lieferung mit Organen für Transplantate und Forschungen war stark gefährdet. Es war offensichtlich, dass Tanagura diese Katastrophe nicht einfach ignorieren konnte. Auch wenn das die Mehrzahl der Eliten und Einwohner von Midas taten.

Kurz nach dem Zusammenbruch von Dana Burn wurden die Grenzen von Midas und Tanagura verstärkt und genau kontrolliert. Nur so konnte das Chaos auf ein Gebiet begrenzt werden. Aber jetzt, nach drei Monaten, musste die Regierung Stellung beziehen und sich entscheiden, was sie tun wollten. Es gab bereits ein paar Schiffe von anderen Planeten, die den Orbit von Amoi umkreisten. Es waren Schiffe von intergalaktischen Hilfsorganisationen. Bisher war es ihnen nur nicht gestattet gewesen, zu landen. Doch der Druck wurde immer größer.

„Dann lasst sie landen.“ Iason schien von der ganzen Situation völlig unbeeindruckt zu sein. Er saß ruhig und entspannt auf seinem Platz und betrachtete das Datenblatt mit allen Informationen des Schwarzmarktes, das Katze ihm gegeben hatte. Denn nicht alle Informationen waren für alle Ohren bestimmt.

„Aber was ist wenn sie etwas finden, dass sie nicht finden sollen?“

„Orphe hat recht. Wie sollen wir wissen wer kommt und wer geht? Oder was sie machen? Es gibt keine Überwachung dort wie in Midas.“ Gideon legte nachdenklich seine Stirn in Falten.

„Dann machen wir es einfach so wie vor 21 Jahren nach dem Großbrand im Guardian.“

Damals wurde mit Hilfe von Kommunikationsdroiden eine Verbindung zum Netzwerk von Jupiter geschaffen, und Überwachungsdroiden zeichneten jede Bewegung auf. Zusätzlich wurden einige Darkman geschickt. Natürlich war dies Überwachung nicht perfekt, und sie hatte bestimmt ihre Lücken. Aber es war besser als gar keine.

Tanagura selbst beteiligte sich ebenfalls an den Hilfsmaßnahmen, in dem es Strom, Wasser, Nahrung und eine Auswahl an medizinischen Gütern zur Verfügung stellte. Immerhin konnten sie nicht einfach zuschauen, wenn der Rest der Galaxis auf ihrem Territorium Katastrophenarbeit leistete.

Sie hatten dann noch alle notwendigen Details geklärt und sofort alles in Auftrag gegeben. Schon am nächsten Morgen konnten die ersten Schiffe landen.

Nun war es für die Elite Zeit, selbst vor Ort nach dem Rechten zu sehen. Und so hatten sich Raoul, Iason, Gideon und Katze für heute verabredet, um die zerstörten Gebiete von Her Bay und Guardian zu besuchen.

Iason hatte noch etwas Zeit, bevor ihr Abreisetermin war. Und so ging er noch einmal auf das Gartenlevel.

Es war noch früh am Morgen, deswegen war noch niemand hier. Iason wollte einfach nur noch die letzten Tage in Gedanken durchgehen, und sich auf jedes erdenkliche Szenario mental vorbereiten. Denn eines war klar. Dort würden jede menge Berichterstatter der anderen Planeten sein, die ihn auf Schritt und Tritt beobachteten.

Er durfte sich keinen Fehler erlauben und musste jeder möglichen Provokation aus dem Weg gehen. Er musste also auf jeden Fall seine Ruhe und Haltung bewahren. Sonst könnte das ernste Folgen für Amois Ansehen haben.

Als Iason aus seinen Gedanken zurück in die Realität glitt, brauchte sein Verstand nur Bruchteile von Sekunden, um zu realisieren, wohin ihn seine Füße geführt haben.

Er war in Sichtweite eines Baumes gekommen, der vor fast einem Jahr Gegenstand von weiterem provozierten Ärger durch Riki war. Er war auf diesen Baum geklettert und dort eingeschlafen. Der Junge hatte dafür drei Wochen Hausarrest bekommen. Dabei wollte er sich nur vor dem anderen Pet verstecken. Er hätte nach Hause gehen sollen.

„Wieso hat er drei Wochen Arrest bekommen, wo eine Verwarnung doch Standard ist?“ Iason drehte sich um und sah Orphe direkt an.

Der Bondie, der für den Eos Tower verantwortlich war, hatte gesehen, dass Iason alleine durch die Anlage ging. Dieser schien irgendwie abwesend zu sein, und so beschloss er, zu ihm zu gehen.

„Es war die einzige Option, die wir damals hatten. Riki wäre nie freiwillig zu Hause geblieben. Und wir dachten es reicht, wenn dass andere Haustier ihn eine weile nicht sieht, damit er sein Interesse an diesem Mongrel verliert.“

„Wenn Riki von dem anderen Haustier verfolgt wurde, wieso wurde er dann bestraft?“

„Wie meinst du das?“

„Riki hatte sich an die Anweisung, sich zu benehmen und den anderen aus dem Weg zu gehen, gehalten. Es gab also keinen Grund ihn zu bestrafen. Es war das Haustier Miguel, dass sich falsch verhalten hat. Aber dieses wurde nicht bestraft, oder? Korrigiert meine Informationen, wenn sie falsch sind.“

„Wie du weist, ist die Bestrafung von Haustieren das Vorrecht der Besitzer.“ Orphe fuhr mit seiner Hand durch sein langes blondes Haar.

„Ja, aber ihr könnt es verlangen. Und ich frage, wieso habt ihr für Riki immer eine Bestrafung verlangt, aber nicht für die anderen?“

„Nun er ist ein Mongrel gewesen. Man konnte mit ihm nicht so umgehen wie mit den Akademiepets.“

„Ist dass so? Dabei war das doch immer die Forderung der Gesellschaft von Tanagura. Mein alter Ego sollte Riki wie ein Haustier behandeln, aber andererseits, wer er für euch immer nur der Bastard aus den Slums. Ich erkenne da einen gewissen Widerspruch.“

Iason wandte sich von Orphe ab und warf einen letzten Blick auf den Baum. Dann drehte er sich um und verließ das Gartenlevel. Es war Zeit in das Katastrophengebiet zu fahren.

 

Kapitel 7

Her Bay war ein Teil von Midas und stand so unter der Herrschaft von Tanagura. Demzufolge war es nur verständlich, dass die dortigen Aufräumarbeiten auch durch diese organisiert und geleitet wurden. Der Schaden hielt sich hier allerdings in Grenzen. Als ein Teil des Herrschaftsgebietes von Jupiter lag Her Bay innerhalb der Schilde, und hatte so nur mit den Folgen der aus den Explosionen von Dana Burn resultierenden Erdbeben zu kämpfen.

Doch bei dem Kinderpflegezentrum, Waisenhaus und Geburtenzentrum Guardian war das eine ganz andere Geschichte.

Es war ein Teil von Ceres. Den Slums. Dem Niemandsland. Es wurde von keinen Schilden geschützt, somit war es der vollen Gewalt der Zerstörung von Dana Burn ausgesetzt.

Überall lagen Gebäude in Trümmern. Leitungen für Wasser und Abwasser waren an die Erdoberfläche getrieben und gebrochen. Kabel die noch immer Strom führten, sprühten Funken. Es gab immer noch einzelne Explosionen und Brände.Und zwischen all dieser strukturellen Verwüstung gab es auch noch die menschliche. Tote und Verletzte lagen Seite an Seite begraben. Blut sickerte zwischen den Trümmern hervor. Der Gestank von verkohltem Fleisch schwebte in der Luft. Und dann waren da noch die Geräusche. Das Stöhnen und Weinen, Klagen und Schreien, sowohl von Männern als auch Frauen. Doch vor allem von den Kindern.

„Drei Monate.“ Iason konnte nicht glauben, dass nach dieser Zeit hier immer noch jemand am Leben war. Aber dann sah er einige zerstörte Androiden.

„Jupiter hatte sofort einige Wächter-, Bergungs- und Medizinandroiden entsandt. Aber immer wieder brach der Kontakt ab. Jetzt wissen wir zumindest warum.“ Raoul erkannte sofort, dass diese Androiden durch weitere Explosionen und einstürzende Gebäude zerstört wurden.

„Es hätte mehr Tote und Verletzte geben können, wenn wir die Hilfsorganisationen früher hätten landen lassen.“ Gideon wandte den Blick von einem verrußtem Medizinandroiden ab, der über einer verkohlten Leiche gebeugt war. Der Mensch musste noch gebrannt haben, als der Android helfen wollte.

„Lord Mink!“ Katze stand an einer Ecke und winkte den drei Blondies.

Als sie zu ihm traten, sahen sie, wie einige Menschen versuchten, riesige Trümmer beiseite zu räumen.

Gideon verschränkte die Arme und sagte „Das schaffen die nie.“

Iason nahm seinen Mantel ab und reicht ihn Katze „Halten!“

Er ging auf die Menschen zu, die zuerst erschraken, dann aber fasziniert zusahen, als Iason die Trümmer mit Leichtigkeit beiseite schob. Als er die ersten Teile weg geräumt hatte, sah er, dass zwei Kinder darunter eingeklemmt waren. Doch bevor er die letzten Mauerstücke beiseite räumte, trat er zurück. „Raoul!“

Alle Augen drehten sich zu dem Blondy. Dieser seufzte tragisch, nahm ebenfalls seinen Mantel ab und reichte in an Katze, der diesen ordentlich auf seinem Arm faltete.

„Viel Spaß beim spielen im Dreck.“ witzelte Gideon.

Raoul ging zu Iason und sagte. „Du weist, dass ich nicht die selbe Neigung wie du habe, um im Müll zu wühlen. Also solltest du lieber etwas interessantes für mich haben.“

Als Raoul dann an den Menschen vorbei ging und neben Iason stand, sah er das Dilemma. Er drehte sich zu den Menschen um.

„Was habt ihr an Verbandszeug da?“

Als sie ihm ihr Material zeigten, entschied er, dass ihm das nichts half.

„Es würde bei der geringsten Belastung reisen.“

„Was könnten wir stattdessen nehmen?“

„Was es auch ist. Es sollte starkem Zug standhalten, ein dichtes Gewebe aufweisen und möglichst sauber sein.“

„Wie breit?“

„Fünf bis zehn Zentimeter.“ Raoul sah Iason fragend an. „Hast du eine Idee?“

„Ja.“ Iason drehte sich zu Katze und Gideon. „Katze, hast du es gehört?“

„Fünf bis zehn Zentimeter.“ Bestätigte Katze.

„Gib Raouls Mantel Gideon, damit du arbeiten kannst.“

Katze tat wie ihm befohlen wurde. Er gab Gideon den Mantel von Raoul und öffnete dann den Mantel von Iason. Dann holte er ein Lasermesser unter seiner Jacke hervor, und begann den Mantel seines Herren in lange Streifen zu zerschneiden. Als er damit fertig war, ging er zu Iason und Raoul, und gab ihnen die Streifen.

Gideon starrte verblüfft auf Katze, während dieser eine so ungeheuerliche Tat begann. Er konnte nicht glauben, dass Iason so etwas tolerierte. Als Katze sich dann mit dem zerschnittenen Mantel zu Iason begab, konnte Gideon seinen Kameraden nur fragend ansehen.

„Was um Jupiters Willen?“ Raoul war schockiert. Was dachte sich Iason dabei?

„Brauchst du sonst noch etwas, Raoul?“ Iasons Blick war unergründlich und eiskalt. Raoul musste tatsächlich den Blick abwenden.

Das war der Iason, der bedingungslosem Gehorsam forderte.

„Ein Sedativa, am besten auch ein Opioid.“

Iason drehte sich zu den Menschen um und fragte, ob sie etwas davon dabei hätten. Einer von ihnen kramte in seiner Tasche, holte die entsprechenden Mittel raus und reichte sie weiter. Als Raoul sie entgegen nahm, studierte er kurz das Etikett. Nachdem er sich mit einem Blick auf die Kinder vergewissert hatte, wie viel er davon bräuchte, verabreichte er die entsprechenden Einheiten. Danach nahm er die Stoffstreifen und band den eingeklemmten Arm des einen Kindes in der oberen Hälfte des Oberarmes fest ab. Bei dem anderen Kind musste er den Oberschenkel abbinden. Er wollte schon das Okay geben, damit das letzte Trümmerteil hoch gehoben wird, als ihn ein flüchtiger Gedanke traf. Unfassbar, dass ich mir um so etwas Gedanken mache. Er nahm zwei weitere Streifen und verband noch die Augen der Kinder, so, dass sie nichts mehr sehen konnten.

Katze und ein weiterer Mensch wurden angewiesen, zu den Kindern zu klettern, um sie dann schnell aus den Trümmerberg zu ziehen.

Iason sah zu Gideon, der immer noch völlig nutzlos herum stand.

„Kommt her, Lord Gideon Lagat.“

„Was?“ Gideon war von Iasons Worten überrascht und blinzelte ein paarmal. Aber Iason sagte nichts weiter. Er starrte den anderen Elite nur an. Gideon seufzte. Er nahm seinen Mantel ab und ging an Iasons Seite. Er sah auf die Kinder, die noch immer eingeklemmt waren, atmete tief ein, und sprach voller Ironie „Was für ein Spaß.“

Raoul und die anderen menschlichen Mediziner hielten sich ein Stück entfernt bereit, um die Kinder sofort zu versorgen. Er zählte von drei runter. Bei null hoben Gideon und Iason die letzte Steinplatte an, und Katze und der Mann neben ihn zogen die Kleinen heraus.

Sofort nahmen Raoul und die Anderen sie in Empfang und verbanden notdürftig die zerquetschten Gliedmaßen. Raoul hatte sie bereits so stark abgebunden, dass die Kinder nicht sofort verbluten würden, dennoch war es eine große offenen Wunde, die versorgt werden musste. Eines war sicher: Arm und Bein konnten nicht erhalten werden. Zuviel Gewebe war bereits abgestorben.

Die Eliten folgten den Menschen in das Lager, wo sie mit großen Augen empfangen wurden. Raoul begab sich sofort in das Sanitätszelt. Iason erfasste sofort den Standort des Hauptzeltes. Er wies Gideon an ihm zu folgen, während Katze sich im Lager unauffällig umsehen sollte.

Es trat eine Totenstille ein, als zwei Blondies das Hauptzelt betraten. Aber nicht weil es die Elite von Tanagura war, sondern weil diese mit Blut und Dreck beschmiert war. Noch nie wurden Die Höchsten der Hohen von Amoi so in der Öffentlichkeit gesehen. Geschweige den dass man es überhaupt für möglich hielt. Es war einfach undenkbar. Aber hier standen sie. Iason und Gideon sahen sich still um. Sie erfassten jedes Detail.

„Uhi! Zwei Blondies auf Abwegen. Nein, halt. Drei. Da hätte ich doch fast diese Intelligenzbestie im Sanitätszelt vergessen.“

Iason und Gideon drehten sich um, um zusehen, wer so dreist mit ihnen sprach. Und während Gideons Augen sich vor Schreck weiteten, zog Iason seine Augenbrauen grüblerisch zusammen.

Vor ihnen stand eine Frau in einem Alter von etwa 30 bis 35 Jahren. Sie trug eine schwarze Hose und ein weißes Hemd, darüber eine schwarze Weste. Die langen Ärmel waren hochgekrempelt und die oberen Knöpfe waren geöffnet, so das ihre Schlüsselbeinknochen gut zu sehen waren. Sie hatte einen perfekt definierten Körper, und selbst unter all dem Dreck und verschmierten Blutflecken war die Ebenmäßigkeit ihrer Haut zu erkennen.

Aber das war nicht das, was Gideon und Iason beschäftigte. Es war ihr Gesicht, die Augen, die Harre. Die Art wie sie da stand und mit ihnen sprach. Der selbe dunkle Teint. Die selben schwarzen Augen und Harre. Und die selbe Arroganz. Riki!

Gideons Blick wanderte sofort zu Iason. Er versuchte raus zu bekommen, was in dessen Verstand vor sich ging, aber das war unmöglich. Iasons Antlitz war so unbewegt und emotionslos wie eh und je.

„Was? Ihr Jungs seht aus, als hättet ihr einen Geist gesehen.“ Die Frau stemmte eine Hand in ihre Hüfte, legte den Kopf schief und grinste. Dann fügte sie so leise hinzu, dass nur die Elite sie hören konnten. „Also, weiter anstarren, mich lynchen für meine Frechheit, oder mich vorbeilassen, damit ich weiter arbeiten kann. Das sind eure Optionen.“

Gideon warf erneut einen Seitenblick auf Iason, der normalerweise solch eine Dreistigkeit nicht einfach hin nahm. Zumindest der Alte nicht. Aber nun wurde Gideon von einem leichten Lächeln überrascht. Und davon, dass Iason einfach beiseite trat.

Die Frau trat einen Schritt vor und sah dann Iason direkt in die Augen.

„Gut, dass sich manche Dinge nicht ändern.“ Ihr lächeln war sanft. Doch in ihren Augen lag sowohl Erleichterung, als auch Schmerz. Sie streckte die Hand aus und entfernte etwas Staub von Iasons Schulter. „Danke, Lord Iason Mink!“ Damit entfernte sie sich und ging zum Planungstisch, wo sie freundlich und mit Respekt von den anderen begrüßt wurde.

Iason war irritiert. Wofür bedankte sich die Frau? Er war ihr doch noch nie begegnet. Wer war sie? Er folgte ihr zum Planungstisch.

Dort angekommen wurde er zwar höflich, aber kalt begrüßt. Ein Mann im mittleren Alter nickte ihm zu. „Lord Iason Mink! Was für eine Ehre. Bitte verzeiht uns, dass wir nicht vorher aufgeräumt, geputzt und einen bequemen Salon für euch eingerichtet haben.“ Die Giftigkeit in diesen Worten war unüberhörbar.

„Bedenke deinen Ton, Mensch.“ Gideon war zu ihnen getreten und stand jetzt an der Seite von Iason.

„Oh, ich bitte vielmals um Verzeihung. Aber es ist doch Tatsache, dass uns aufgrund der verzögerten Landungsfreigabe durch Tanagura Zeit fehlt. Von allen Menschen die wir bergen konnten sind grade einmal noch fünf Prozent am Leben. Es hätte mehr sein können, wenn ihr uns früher hättet landen lassen. Wenn ihr früher etwas getan hättet, statt euch hinter euren Palastmauern zu verkriechen.“

Gideon war außer sich. Es fiel ihm schwer, die Beherrschung zu behalten. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, als er den Blick und eine Hand von Iason spürte. Gideon sah, dass Iason ebenso empört war. Aber dieser konnte besser die Ruhe bewahren als er selbst. In Situationen wie diesen hasste er seine lebhafte Art.

„Oh ja! Wie konntet ihr nur?“ Die Frau, die grade noch zwar dreist, aber freundlich zu ihnen gesprochen hatte, nahm nun einen vorwurfsvollen Ton an. „Ihr habt mich um das Schauspiel gebracht, zu zusehen, wie die autonomen Wächter-, Bergungs- und Medizinandroiden von Jupiter verkohlen und schmelzen, von Trümmern begraben und platt gedrückt, und von Explosionen in Stücke gerissen werden.“

Gideons Wut war plötzlich weg. Was?

Iason grinste und sagte, „Wenn wir gewusst hätten, wie wichtig euch das ist, hätten wir euch natürlich früher landen lassen. Ich bitte um Verzeihung. Beim nächsten mal bekommt ihr einen Platz in der ersten Reihe.“

„ Mhh! Mit meiner kostenloser Einäscherung nehme ich an?“

„Wenn ihr es wünscht.“

„Dann werde ich eure Entschuldigung annehmen.“

Die umstehenden Menschen waren über diesen Dialog erstaunt und geschockt. Gideon musste sich allerdings auf die Lippe beißen. Er hatte sich lange nicht mehr so amüsiert. Die beiden lieferten ein perfektes Zusammenspiel ab. Und der Sarkasmus, den die beiden dabei an den Tag legten, war unübertroffen. Gideon meinte, dass Iason dieses Schauspiel genossen hatte. Aber er war sich nicht sicher.

„Aber Lady Bara Meioh! Was redet ihr den da?“ Der Mann, der grade noch den Eliten Vorwürfe machte, war nun sehr aufgeregt.

„Was hast du den Alexander? Du wolltest doch früher landen und hast ihnen haltlose Vorwürfe gemacht. Jetzt hast du deine Entschuldigung dafür, dass sie verhindert haben, dass noch mehr Menschen sterben, als nur die, die hier Lebten.“

„Ja, Aber, so war das doch gar nicht gemeint.“ Alexander wurde jetzt sehr kleinlaut, während Bara ihn weiter in den Boden stampfte.

„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Du und dein Team ihr sitzt doch nur hier im Zelt und erteilt Anweisungen. Keiner von euch war da draußen und hat geholfen die Trümmer weg zu räumen oder die Verletzten zu versorgen. Geschweige den mal in der Feldküche zu helfen. Die hier haben aber was getan.“ Sie zeigte mit den Daumen auf Iason und Gideon. „Und der dritte hat grade unsere Überarbeiteten Chirurgen abgelöst und weitere aus Midas angefordert.“

„Das... also... äh... „

„Genau deswegen habe ich deinen Heiratsantrag abgelehnt. Du besitzt einfach nicht die Weitsicht und den Schneit, um mit mir mitzuhalten. Das ist so was von erbärmlich.“

Der Schlag hat gesessen. Iason und Gideon beobachteten, wie alle Farbe aus dem Gesicht des Mannes wich. Und dann vernahmen sie ein leises Murmeln der anderen Leute.

„Er hat ihr einen Antrag gemacht?“

„Wann?“

„Er wusste wohl das es schief geht.“

„Gutes Aussehen ist halt nicht alles.“

Die Wut packte Alexander. „Wie kannst du es wegen, mich so zu verurteilen. Denkst du, dass das alles hier zu koordinieren leicht wäre? Glaubst du allen ernstes, wir hätten noch Zeit da draußen herum zurennen?“

Bara hob nur eine ihrer schön geschwungenen Augenbrauen. Ansonsten war sie völlig unbeeindruckt. Sie ging langsam um den Tisch herum und zu dem Mann, mit dem sie sprach. Als sie vor ihm stand, stemmte sie eine Hand in ihre Hüfte, und musterte ihn von oben bis unten.

„Ein guter Führer und Leiter ist immer überall. Er kann sowohl planen und organisieren, als auch tatkräftig mit anpacken. Und er jammert nicht dass er müde ist oder keine Zeit hat. Er geht mit guten Beispiel voran. Wer das nicht kann, ist von minderwertiger Qualität, und meiner Aufmerksamkeit nicht würdig.“

Klatsch!

Alexander hatte Bara eine kräftige Ohrfeige verpasst. Das ganze Zelt war geschockt. Aber Bara war dennoch ruhig.

„Es... Es tut mir leid. Ich wollte nicht...“ Alexander flog in einem hohem Bogen über den Tisch. Genau zu den Füßen von den beiden Blondies. Bara sprang mit einem Satz auf den Tisch, lief über ihn drüber und landete leichtfüßig neben den Mann, den sie grade geworfen hatte. Sie packte ihn am Kragen und beförderte ihn aus dem Zelt. Draußen, warf sie ihn wieder in den Dreck.

Alle Anwesenden im Zelt folgten den Beiden nach draußen. Sowohl Gideon, als auch Iason waren von dem autoritären Auftreten dieser Frau beeindruckt. „Soeben wurde der Posten des Chefs der Einsatzleitung frei. Wer Interesse hat, oder einen Vorschlag, wer für den Posten geeignet ist, ohne uns oder andere Anwesenden mit dummen Aussagen lächerlich zu machen, geschweige den mit haltlosen und verblendeten Vorwürfen einen politischen Supergau zu verursachen, kann sich gern bei den Teamleitern bewerben.“

„Das kannst du nicht machen! Du wirst niemanden finden, der die Lage hier so gut im Griff hat wie ich.“

„Blah, blah, blah. Das Einzige was du kannst ist herumjammern und große Töne spuken. Zur Info: du bist nicht unersetzlich.“ sie lehnte sich dicht an Alexanders Ohr. „Ganz entgegen den Behauptungen gegenüber der vielen jungen Mädchen, die du in dein Bett bekommen willst.“

„Und das ist der Grund warum ich so gern Außenweltler beobachte. Die Abgründe der menschlichen Existenz sind immer für eine Unterhaltung gut.“ flüsterte Gideon leise zu Iason. Bara hatte den letzten Satz so leise gesagt, dass nur Alexander ihn hören konnte, aber die Elite konnten es mit ihren verbesserten kybernetischen Körper ebenfalls hören. Sie wandte sich ab und lies den ehemaligen Chef der Einsatzleitung ohne ein weiteres Wort sitzen.

„Warum übernehmt ihr nicht den Posten? Euer Wort scheint bei den Anderen gehört zu werden.“ Iason betrachtete sie neugierig.

„Oh nein! Erstens: ich bin nur für das Grobe und für die Müllbeseitigung zu ständig.“ Sie warf einen Seitenblick auf Alexander. „Und zweitens, ich habe zu Hause noch andere Verpflichtungen. Ich bin auf Abruf.“

Und plötzlich bekam Bara eine Nachricht auf ihren Kommunikator. Als sie sie las, wurden ihre Augen größer. Mit Hektik in der Stimme sprach sie zu den beiden Blondies. „Ich muss mich entschuldigen. Die Pflicht ruft.“ Sie drehte sich um und lief davon.

„Und was machen wir jetzt?“ fragte Gideon.

„Helfen!“ Iason drehte sich um und ging in das Zelt zurück.

Gideon folgte ihm, und zusammen organisierten sie die weiteren Hilfsmaßnahmen.

Kapitel 8

Katze lief durch das Lager und half, wo Hilfe gebraucht wurde. Dabei bewegte er sich in Richtung Dana Burn. Als er den Rand des Lagers erreichte, entdeckte er drei bekannte Gesichter.

Sid, Luke und Norris, der letzte Teil des Kerns von Bison.

Katze waren die drei zwar nur aus den Akten ein Begriff, dennoch konnte er sie identifizieren. Er beobachtete Norris, wie er sich einem großen Mann zu wandte. Das war Maxi, der Partner von Norris und der Besitzer der Werkstat, in der die übriggebliebene Bisoncrew arbeitete.

Die Werkstat baute Airbikes für die Straßen von Ceres. Das war ein einträgliches Geschäft, denn viele Straßenkämpfe wurden mit den Bikes ausgetragen. Bison, als eine der stärksten Gangs in den Slums, wusste natürlich vorauf es dabei ankam. Und auch wenn ihre Zeit längst vergangen war, genossen sie noch immer einen gewissen Ruf.

Das wusste auch Maxi, der sich das wohl zu nutze machte. Denn so wie dieser Mann sich gab, war er Vollblutgeschäftsmann.

Katze beobachtet die Vier, wie sie Schrottteile aus zerstörten Androiden bargen und andere damit wieder in Gang brachten. Das war für die menschlichen Rettungskräfte eine enorme Unterstützung.

Einige der reparierten Androiden bewegten sich direkt auf Dana Burn zu, was Katze seltsam vor kam. Er folgte ihnen in gemäßigten Abstand und beobachtete, wie sie die Umgebung sorgfältig scannten. Sie bargen Leichen und Verletzte aus Trümmern, ließen die Toten liegen, und versorgten die Überlebenden nur Notdürftig. Dann gingen sie weiter. Dabei tauchte dann immer eine Drohne auf.

Katze wusste, dass dies Aufklärungs- und Kommunikationsdrohnen von Jupiter waren. Sie suchten wahrscheinlich die Überreste von Iason. Denn selbst wenn Iason nun rekonstruiert war. Der alte Avatar konnte immer noch wichtige Informationen liefern. Dennoch war die Anwesenheit von Jupiters Maschinerie hier in Ceres befremdlich.

Er folgte ihnen weiter in Richtung Epizentrum, als einer der Medizindroiden plötzlich ein kleines Mädchen fest hielt. Es wehrte sich mit Händen und Füßen und schrie vor lauter Panik. Katze rannte sofort zu den Beiden, um das Kind zu beruhigen.

„He, Kleine! Beruhige dich. Er ist hier um zu helfen. Das ist ein Medizidroide. Er wird sich um deine Wunden kümmern. Hörst du? Es ist alles in Ordnung.“

Das Mädchen sah ihn mit großen dunklen Augen an.

„Medizin? Arzt?“

Katze nickte.

Das Mädchen beruhigte sich und überlegte kurz. „Ich nicht, aber er.“

„Er?“ Katze sah das Kind vor ihm fragend an. Es mochte vielleicht grade drei Jahre alt sein. Das bedeutete, dass sich ihr Sprachvermögen grade erst entwickelte und sie sich sehr einfach verständigte. Also musste Katze auch einfach mit ihr sprechen.

„Wer braucht einen Arzt?“

„Komm mit! Hier lang. Ich zeige es dir.“ Das Kind rannte los, und Katze und der Android folgten ihr. Aber das war schwieriger als gedacht. Trotz ihrer Größe, der viel zu großen Jacke und den nackten Füßen war die Kleine erstaunlich flink und wendig. Sie kletterte über die Berge aus Trümmern und fand sicher ihren Weg durch die Ruinen, ohne auch nur ein einziges mal inne zu halten und zu überlegen, oder nach links und rechts zu schauen. Als das Mädchen dann plötzlich nach einer Ecke verschwunden war, dachte Katze er hätte sie verloren. Aber dann tauchte sie etwas weiter vorne wieder auf.

„Hier lang! Da unten durch. Komm schon. Schnell.“ Irgendwie wirkte sie ängstlich. Katze folgte ihr und sah sich um. Obwohl die Gegend vollkommen zerstört war und kein Stein mehr auf den anderen stand, wusste Katze genau wo er war. Zwar war er erst einmal hier gewesen, aber dennoch hatte sich dieser Ort in seine Erinnerung eingebrannt.

An diesem Ort befand sich einst die Kleinkindstation. Hier wurden die Kinder ab ihrem ersten Lebensjahr in Gruppen, getrennt von ihren Müttern, unter gebracht.

Katze erinnerte sich an dem Tag, als er auf Befehl von Iason hier war, und es traf ihn schmerzhaft.

Doch dann war das Mädchen bei ihm und zog an seinem Arm.

„Komm, da drüben.“

Katze blinzelte und sah ihr direkt in die Augen. Die dunklen Augen des Mädchens funkelten mit einem satten Lila. Dass bedeutete, dass sie eine wilde Mutation war. Also war mindestens ein Elternteil durch Genmanipulation geschaffen worden.

Katze kniete sich nieder und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. Da war etwas, das ihm bekannt vor kam. Und das Gesicht eines Mädchens, dass er zu seiner Guardianzeit kannte, kam ihn in den Sinn.

Er versuchte, die Erinnerung abzuschütteln. Er wandte seinen Blick der Jacke zu. Plötzlich stach ihm der Inhalt einer Tasche ins Auge. Er nahm ihn in die Hand und betrachtete es.

„Woher hast du eigentlich die Jacke?“

„Von ihm.“ Sie zeigte in die Richtung, in die sei weiter gehen wollte. „Schnell. Er braucht Hilfe.“

Und in Katze stieg eine verzweifelte, ja lächerliche, Hoffnung auf.

Das kann nicht sein.

Sie bogen um eine Ecke, als Katze einen Lichtblitz wahrnahm. Instinktiv packte er das Kind und zog sie an sich. Zusammen duckten sie sich hinter die Mauer, und keine Sekunde später erhob sich ein Donnergrollen über die plötzlich eingetretene Stille.

Eine Explosion lies den Boden unter ihren Füßen beben und Katze spürte die aufsteigende Hitze. Er hörte wie die Mauer zusammen brach, wagte aber nicht die Augen aufzumachen und sich um zu sehen. Denn er nahm noch immer den Sog der Druckwelle war. Auch wenn sie schwächer als erwartet war, jetzt wo die schützende Mauer weg war.

Nach einigen Augenblicken war endlich alles vorbei und Ruhe legte sich über den Ort des Geschehens. Katze gab das Kind vorsichtig wieder frei. Als er seinen Blick hob um sich umzusehen, merkte er, dass der Android ein Schild um sie herum aktiviert hatte, des er jetzt, nach einem Scann der Umgebung, deaktivierte. Und als er beiseite trat, bot sich für Katze ein schockierender Anblick auf das vor ihm liegende Areal.

Wo vorher noch überall Trümmer waren und die freie Sicht behinderten, war nun nichts mehr. Alles war zu einer Wüste inmitten eines Rings aus Feuer und einem Schuttwal geworden.

Das Mädchen neben ihm zitterte. Und als ihr bewusst wurde, was geschehen war, fing sie an zu weinen.

„Beruhige dich. Es ist vorbei. Alles wird gut.“ Katze legte seine Arme um sie und streichelte über ihren Kopf. Und nach wenigen Augenblicken hatte sie sich wieder etwas beruhigt. Sie drehte ihren Kopf und blickte über die Ebene.

Doch dann befreite sie sich plötzlich aus Katzes Armen und rannte los.

„He, warte!“ Katze rannte ihr hinterher.

So plötzlich sie losgestürmt war, so plötzlich hielt sie an, sank auf den Boden und begann zu graben.

Als Katze bei ihr angekommen war, sah er das schimmern von Metall. Sie hatte eine Box ausgegraben. Sie schien sehr alt zu sein. Aber stabil und fest verschlossen. Immerhin war sie noch in Takt, und das nach einer solchen Explosion. Das Mädchen schüttelte die Box und strahlte, als verschiedene Geräusche daraus kamen. Sie drückte ihren Fund mit einem erleichterten Lächeln an ihre Brust.

„Was ist das?“ Katze kniete sich neben dem Kind.

„Unser Schatz.“ antwortete sie. „Sein Geheimnis. Ich habe es versprochen.“

„Was hast du versprochen?“

„Drauf aufzupassen. Wenn er weg ist. Bis er wieder da ist.“ Sie lächelte Katze an.

Das ehemalige Furniture, das die letzten Jahre seine Gefühle vollständig abgelegt hatte, wurde abermals von Emotionen heimgesucht, die ihn bereits die letzten drei Monate quälten.

„Warum weinst du?“ Das Mädchen legte ihre Hand auf Katzes vernarbtes Gesicht. Und dieser schloss seine Arme um sie.

„Oh! Schau, da ist er doch.“

Katze schreckte auf und folgte ihrem ausgestrecktem Arm, der Richtung Himmel zeigte. Dort oben war ein Leuchten zu sehen, das sich bewegte.

Ein Shuttle.

„Jetzt ist er bei den Sternen. Und wenn er von dort zurück kommt, kommt er zu mir. Dann passt er wieder auf.“ Sie grinste breit. „Das hat er gesagt.“

Katze bis sich auf die Lippe. Idiot! Er nahm das Kind auf seinem Arm. „Aber bis es soweit ist, kommst du zu mir.“

Sie nickt und legte den einen Arm um Katzes Hals, während der andere die Box weiter fest an ihre Brust drückte. Sie sahen zu den Androiden, der weiter den Lichtpunkt betrachtete. Dann blickte er zu den Beiden und nickte. Danach drehte er sich um und ging fort.

Katze und das Mädchen sahen ihm noch kurz nach, bevor auch sie den Ort in Richtung Camp verließen. Als sie dort ankamen, brachte Katze das Kind als erstes in das Sanitätszelt. Dort wurden sie von einer jungen Ärztin empfangen. Als sie anfing die Kleine zu untersuchen, stellte sie am Rücken des Kindes eine Verbrennung fest, die allerdings schon einmal notversorgt und regelmäßig behandelt wurden sein musste, da sie bereits abheilte. Der Rücken würde zwar vernarben, aber das war auch alles.

„Wer immer ihren Rücken versorgt hat, wusste zumindest grob was er tat.“

Sagte die Ärztin zu Katze. Das sollte man bei der Umgebung. Selbst vor der Katastrophe.Katze betrachtete die Jacke und die Box in seinen Händen.

„Ich werde noch eine Blutanalyse durch führen, um ein Profil zu erstellen. Das dauert nur noch fünf Minuten.“

Katze nickte. Er ging zu dem Mädchen und legte ihr die Jacke über die Schultern. „Hat er deinen Rücken versorgt?“

Das Mädchen nickte. „Da war so ein komisches Ding. Da kam Feuer raus. Er hat mich weggezogen. Und dann wurde er gebissen.“

„Gebissen? Von wem?“

Grade als sie antworten wollte, kam die Ärztin zu ihnen. „Ich habe hier die Blutanalyse. Es gibt keine Auffälligkeiten. Aber die DNA-Analyse ergab, dass sie wohl schon einmal registriert wurde. Ich kann leider nicht sagen wo und wie. Das ist Codiert. Aber ich gebe ihnen die Ergebnisse mit. Vielleicht können sie damit ihre Verwandten finden.“

Katze nahm den Datenstick entgegen. Er würde es sich später zu Hause ansehen. Wahrscheinlich war es eh nur ein Abstammungscode des Guardian. Jetzt musste er erst mal entscheiden, wie er mit diesem Kind verfahren sollte. Jedenfalls musste sie etwas essen. Also brachte er sie zum Verpflegungszelt. Mittlerweile ging auch die Sonne unter. Iason würde ihn sicher bald kontaktieren. Also drängte die Zeit.

Als sich Katze zu dem Kind setzte, betrachtete er die Box. Es war unklug das Kind sich selbst zu überlassen. Vielleicht hat sie Informationen. Auf die eine oder andere Art und Weise. Dann dachte er an den Stick mit den Daten der Untersuchung. Er steckte ihn in sein Dataslave und öffnete die Datei. Als er sah, wie ihre Registrierung codiert war, traf er seine Entscheidung.

Nach dem sie fertig gegessen hatten, nahm Katze das Mädchen auf seinen Schoß, wo sie schnell einschlief, während sie auf das Display mit den vielen leuchtenden Formen sah. Kurze Zeit später erhielt Katze eine Mail, dass er sich zum nördlichen Ende des Lagers begeben sollte.

Als er dort ankam, wurde er von einigen Darkman empfangen. Nach dem seine Identität bestätigt wurde, führte man ihn zu Iason. Dieser war mit Raoul und Gideon grade über ein mobiles Kommunikationsterminal mit Aisha und Orphe in einem Gespräch.

„Das Müll aufsammeln scheint ansteckend zu sein.“ erhob Aisha seine Stimme, als er Katze wahrnahm.

„Was hast du da, Katze?“ Gideon trat zu ihm und legte das Gesicht des Kindes frei, das von der Jacke bedeckt war.

„Nur das, was meinem Willen und meiner Verantwortung übergeben wurde.“ Katze blickte auf das schlafende Gesicht.

„Und von wem?“ Orphe schien an dieser Tatsache zu zweifeln.

Aber Katze sah nur von Raoul zu Iason.

„Katze?“ Iason sah ihn fordernd an.

Katze holte den Stick heraus und steckte ihn in den Terminal. Er öffnete die Datei auf dem Holodisplay, so das alle sie lesen konnten,

„Die DNA dieses Kindes wurde als Welpe von dem Akademiepet der Klasse A Minerva und dem unklassiffizierten Pet Riki registriert. Der Besitzer der Stute, Lord Raoul Am trat alle Besitzansprüche an dem Besitzer des Hengstes, Lord Iason Mink ab. Dieser übertrug alle Rechte und Pflichten auf mich. Alle nötigen Dokumente wurden eingereicht und bestätigt. Dieses Kind ist in erster Linie mein Besitz.“

Es war still, und man spürte eine aufsteigende Spannung.

„Fein! Aber bedenke die Konsequenzen, solltest du wegen ihr einen Fehler begehen.“ Iason wandte sich ab.

„Ja, my Lord!“ Katze verbeugte sich leicht. „Aber das ist nicht der Grund, warum ich mit ihr in Kontakt trat.“

„Erzähl uns nicht ihr wärt euch zufällig über den Weg gelaufen.“ Orphe war skeptisch.

„Sie wollte sich von einem Medizindroiden befreien. Als ich ihr erklärte, was das für ein Android ist, bat sie um Hilfe für jemand anderen.“

„Und für wen?“ Iason war jetzt an beide heran getreten.

Katze schluckte. „Für den, von dem sie die Jacke hat.“

Iason betrachtete die Jacke, als das Mädchen plötzlich die Augen aufschlug.

Tiefe dunkle violette Augen sahen mit einem wachen Geist umher, und trafen auf Rubin, Smaragd, Amethyst, Bernstein und Aquamarin. Wobei sie bei dem Letzteren einen Augenblick länger verweilte.

Sie lächelte. Dann sah sie Katze an. „Lässt du mich runter? Mir ist langweilig. Ich möchte spielen.“ Sie nahm die Box und hob sie etwas an.

„Aber leise. Dort drüben beim Tisch kannst du auf den Boden spielen.“ Katze lies das Kind hinunter.

Iason griff nach der Jacke. Er sah zu dem Kind, das sich bemühte die Box auf zu bekommen. „Was ist das für eine Box.“

„Sie ist von ihm.“ Katze wusste nicht was er weiter sagen konnte, um die Situation zu klären, ohne Gefahr zu laufen, als defekt entsorgt zu werden.

Gideon war jetzt neugierig geworden, was das für eine Box war.

„Brauchst du Hilfe?“

„Ich bekomme dieses Ding nicht an.“ Sie hielt ein Feuerzeug hoch. „Ohne das bekomme ich es nicht auf.“

Gideon machte das Feuer an und das Kind hob die Box darüber.

„Die Box und die Jacke sind von ein und der selben Person, sagst du?“ Iason sah den Beiden bei ihrer Tätigkeit zu.

Langsam löste sich der Deckel.

„Das ist das, was sie gesagt hat. Es gibt keinen Grund daran zu zweifeln.“ Katzes Stimme zitterte.

„Ja! Danke.“ Der Deckel war ab.

Gideon sah in die Box. Da lag etwas drin, das auf Amoi schon ewig nicht mehr benutzt wurde. Ein Notizbuch aus Papier und ein Stift.

„Wo ist die Person jetzt, der ihr helfen wolltet?“ Iason erfasste plötzlich ein seltsames Gefühl. Endlich!

Das Mädchen nahm das Buch heraus. Darunter kam etwas zum Vorschein, das Gideon sofort erkannte. Er sah zu dem Eunuchen, „Katze!“

Das ehemalige Furniture atmete Tief ein. „Als wir in Sichtweite kamen, gab es eine Explosion, die alles vernichtete. Es ist nur noch eine Wüste umringt von einem Schuttwal übrig.“

Was? Nein? Iason verstand nichts mehr. Was war das? Wieso schmerzte es plötzlich so sehr.

„Ein Mongrel mehr oder weniger. Was macht das schon?“ Raoul interessierte das alles nicht.

„Das würde ich nicht ganz so sehen.“ Er hob den Gegenstand hoch, den er erkannt hatte.

Ein Ring.

Ein Masterring.

Iason sein Ring.

Die Anderen sahen von Gideon zu dem Mädchen und dann zu Iason.

Dieser ging vollkommen still zu dem Kind und Gideon. Der rotäugige Elite gab ihm den Ring. Das darf nicht sein.

Iason ging neben dem Mädchen auf die Knie. Er sah auf den Ring in seiner Hand und legte ihn dann in die Box zurück. Warum?

Was war mit ihm los? Wieso waren da plötzlich Bilder, die zuvor nicht da waren.

Ein junger Mann in der Dunkelheit. Tränen überströmt.

Wieso kamen ihm ein Gespräch in den Sinn, an dessen Führung er sich nicht erinnern konnte.

„Bitte, verlange das nicht von mir.“

„Du wolltest mich doch schon immer töten.“

„Aber...“

„Nimm es und verschwinde. Bringe es und dich in Sicherheit.“

Er hat es nicht geschafft!

Wieso waren da plötzlich Gefühle, die ihn an den Rand des Wahnsinns trieben?

Hoffnung, Glück, Erleichterung.

Leere, Verzweiflung, Trauer.

Wieso füllte er plötzlich so intensiv für diese Person?

Das Bild das Iason abgab lies die Anderen in Unglauben und erstaunen, ob der Fähigkeiten ihres Schöpfers.

Iason vergrub sein Gesicht in der Jacke und begann zu weinen. Sein Verstand schrie.

Riki!

Und es wurde dunkel.

Als Iason aufwachte, war er für einen kurzen Moment irritiert.

Wo bin ich? Was ist passiert?

Als ihm vollkommen bewusst wurde, dass er sich in seinem Schlafzimmer in Eos befand, verband er sich mit dem neuronalen Netzwerk.

Er überprüfte alle Informationen bezüglich seines Status. Dabei stellte er fest, dass er zwei Tage ohne Bewusstsein war. Er wurde zwar schon von Jupiter überprüft, aber es wurden keine Störungen oder andere Fehlfunktionen in seinem kybernetischen Körper festgestellt. Also konnte es nur an seiner biologischen Komponente, seinem Gehirn, liegen.

Das bedeutet, dass Raoul der Frage nachgehen muss, was mit Iason passiert war. Und sollte tatsächlich irgendwo ein defekt in seinem Gehirn sein, würde es entfernt und aussortiert. Dieser Gedanke hatte einen bitteren Beigeschmack. Kaum auf der Welt, schon wieder beseitigt.

„Du bist also endlich aufgewacht!“ Raoul betrat das Schlafzimmer und ging auf Iason zu. Dieser richtete sich im Bett auf und nickte schweigend. Raoul setzte sich zu ihm auf die Bettkante und fragte: „Wie geht es dir?“

„Gut.“ Iasons Antwort war steif, wie er selbst. Raoul entging die Anspannung von Iason nicht.

„Dein Gehirn arbeitet normal und auch die Biochemie zeigt keine Anomalien.“ Raoul hatte natürlich bereits selbst einen kompletten Check durch geführt.

„Warum bin ich dann ausgefallen?“ Iason überlegte. „Gab es Probleme bei der Züchtung?“

„Nein. Die Reproduktion und Konstruktion verliefen ohne Störungen. Es gab keine Abweichungen vom Plan.“

„Was ist dann mit mir passiert?“

„Alles deutet darauf hin, dass du einen Schock erlitten hast.“

Iason hob zweifelnd eine Braue.

„Willst du Jupiter und mir unterstellen, dass wir nicht wissen, was wir tun?“ fragte Raoul streng.

Iason war erschrocken. „Nein, natürlich nicht. Das wollte ich damit nicht ausdrücken. Ich meinte...“ Er wusste nicht, was er sagen konnte, um Raoul zu besänftigen. Auf keinen Fall wollte er einen Senior, geschweige denn seinen Schöpfer, beleidigen.

Raoul beobachtete die aufsteigende Panik in Iasons Gesicht und seufzte. Iasons Gehirn war nicht einmal ein Jahr alt, besaß aber bereits das Wissen und die mentalen Fähigkeiten eines ausgewachsenen, reifen Mannes. Die eingesetzte Menge der Wachstumshormone ließen das nachgezüchtete biologische Gewebe innerhalb kürzester Zeit heran wachsen und reifen. Und mit Hilfe der Naniten in ihrem kybernetischen System konnte Wissen direkt in das Gehirn gespeist werden.

Aber emotionale Reife, die Fähigkeit, seine eigenen Gefühle zu erkennen und zu beherrschen, war etwas vollkommen anderes. Diese Fähigkeiten erwuchsen nicht durch erworbenes Wissen, sondern durch Erfahrungen und die ganz persönlichen Gedanken dazu. Die so geknüpften neurologischen Verbindungen wurden während der Zyklen der Elite von ihren Systemnaniten erfasst, und auf dem Mainboard gespeichert. Von dort konnte Jupiter diese Informationen auslesen und auf ein neues Mainboard kopieren. Allerdings funktionierte das Auslesen erst nach Beendigung des alten Avatars einer Elite. Und Iasons alter Avatar war verschollen.

Jupiter hatte zwar einige Daten zu Iasons Gefühlsleben, aber so wie die Wissenschaft ständig neue Erkenntnisse gewinnt, so können sich auch die Emotionen einer Person im Laufe seiner Existenz ändern. Die Informationen, die Jupiter von den vorherigen Avataren bezog waren also veraltet und für die aktuellen Ereignisse unbrauchbar. Und so wurde Iason zwar mit vollem Umfang des Wissens um die Geschichte und Ereignisse seiner Existenz, aber auch mit sehr begrenzten emotionalen Fähigkeiten wiedergeboren. Er ist wirklich wie ein Kind.

Grade als Raoul etwas sagen wollte, um Iason zu beruhigen, sah er, wie dieser seine Augen schloss und tief durchatmete. Raoul war erstaunt. Diese Art der Selbstberuhigung hatte er zuvor bei Riki gesehen. Direkt nach dem Iason seinen Mischling zurück nach Eos brachte.

Nun ja, es schien zu helfen. Iason beruhigte sich und sammelte seine Gedanken. „Was ich meine ist, wie kann ich von etwas geschockt sein, zu dem ich keine Verbindung habe? Zumal die Elite über so etwas wie Emotionen erhaben sein sollten.“

„Wir sind nicht darüber erhaben.“ Raoul überschlug die Beine und stützte sich mit seinen Unterarmen darauf. Einen Hand berührte nachdenklich sein Kinn.“Eine junge, hochtalentierte Medizinstudentin sagte einmal: 'Ist der Reiz nur groß genug, kann sogar ein Toter etwas empfinden.' Und sie hatte recht. Jeder Elite hatte im Bezug auf Riki seine eigenen Gedanken und Emotionen gehabt. Einige hassten ihn, andere mochten ihn. Ich wage sogar zu behaupten, dass es Elite gibt die ihn verehrten und beneideten.“

Iason beobachtete Raoul aufmerksam. „Zu welcher Fraktion gehörst du?“

Raoul wandte sich zu ihm. „Ich hasste ihn.“

„Warum?“

„Weil er meinen Freund in Gefahr brachte, und sich nicht darum scherte, was das für uns alle bedeutete.“

„Denkst du das wirklich? Dass ihn das nicht interessierte?“ Iason hatte das Gefühl, dass dieser Riki nicht so einfach gestrickt war. Und als Raoul zur Antwort schnaubte, kam Iason nicht umhin sich mit diesem Verdacht bestätigt zu fühlen und zu denken, dass Raoul in dieser Angelegenheit nicht alles sagte, was er dachte. Aber er hielt es für besser diese Sache vorerst ruhen zu lassen. Iason hatte ohnehin andere Sorgen als das, was andere über den Besitz seines alten Ego dachten.

„Was auch immer diesen Schock ausgelöst hat, wir sollten es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denke gut darüber nach, was du gesehen, gehört, gedacht und gefühlt hast. Nur so können wir heraus finden, was ihn ausgelöst hat. Und so dann Maßnahmen ergreifen, um eine Wiederholung eines solchen Vorfalls zu vermeiden.“

Iason nickte nur schweigend. Aber was hatte er gesehen oder gehört, das ihn so schocken hätte können?

„Was ist mit diesem kleinen Mädchen?“ Raoul sah Iason fragend an.

„Denkst du sie könnte der Auslöser sein?“

Iason schüttelte den Kopf. „Sie ist der Welpe eines Pet und eines Mongrel. Wie sollte sie für so etwas verantwortlich sein?“

„Vielleicht ist es ja ihre Abstammung. Oder etwas, dass sie bei sich hat. Zumindest ist sie ein unbekannter Faktor in dieser Gleichung. Du solltest zu Katze fahren und sie beobachten. Vielleicht fällt dir etwas auf, dass die Sache erklären könnte.“

Iason nickte Raoul zu. Es war im Moment der einzige Ansatz den sie hatten. Und so vereinbarten sie, Katze und das Kind am nächsten Tag nach Sasan zu bestellen.

 

Als Katze die Nachricht bekam, dass Iason aufgewacht war, war er erleichtert. Als er aber die Bestellung für 10 Uhr in Sasan sah, machte er sich Gedanken darüber, warum er das Mädchen mit bringen sollte.

Er sah zu ihr und dachte an die letzten zwei Tage.

Nach dem Iason in Ceres zusammen gebrochen war, sorgte Katze dafür, das sein Meister, unbemerkt seines Zustandes, nach Eos zurück gebracht wurde. Daraufhin nahm er das Mädchen mit zu sich.

Zu Hause angekommen, ließ er ihr ein Bad ein. Als er sie ausziehen wollte, schimpfte sie sofort los. „Nein! Ich kann das schon ganz allein.“

„Gut. Dann los.“ Katze sah zu, wie sich das Mädchen auszog. Es dauerte etwas länger als wenn es Katze getan hätte, aber sie schaffte es tatsächlich ganz allein. Sie kletterte in die Wanne und war fasziniert. Katze wusste das es im Guardian für die Kinder keinen Luxus wie eine eigene warme Badewanne gab. Er griff nach einen sauberen Lappen und Seife und wollte anfangen sie zu waschen. „Ich mach das.“ Katze betrachtete sie aufmerksam. „Kannst du dich den wirklich ganz allein richtig waschen?“

„Ja.“

Katze zweifelte daran.

„Ich zeige es dir.“ Sie nahm den Lappen und die Seife von Katze und begann sich gründlich zu waschen. Nachdem sie ihr Gesicht, Ohren und Hals sauber hatte, stimmte Katze zu, dass sie das allein konnte. Er verließ das Bad und ging zu der Küchenzeile. Dort bereitete er eine kalte Mahlzeit zu. Danach suchte er etwas sauberes zum anziehen für die Kleine.

Nach fünfzehn Minuten ging er zurück zu ihr.

„Jetzt müsstest du eigentlich fertig sein.“ Katze betrat das Bad und blieb abrupt stehen. Die Kleine kauerte in der Wanne und schlang fest ihre Arme um ihre Beine. Ein leises Wimmern entkam ihren Lippen.

Katze trat zu ihr und erkannte nach kurzer Überprüfung der Umgebung was passiert war. Sie hatte die Rückenbürste genommen und sich die medizinische Schutzschicht ab, und den darunter befindliche Grind und die junge Haut auf geschrubbt. Vermutlich hatte sie durch die Schmerzmittel es nicht gleich bemerkt. Aber jetzt, wo die Wirkung langsam nachließ und die Seifenlauge die Wunden zusätzlich reizten, wurde es wohl immer schmerzhafter.

Katze ließ das Wasser ab und nahm die Brause in die Hand. „Das wird jetzt noch einmal weh tun. Aber ich muss deinen Rücken abspülen.“

Sie nickte und Katze spülte mit klarem Wasser die Seife ab. Sie zuckte und klammerte sich stärker an ihre Beine. Aber sie schrie nicht und hielt still.

Nach kurzer Zeit beruhigte sie sich. Das Brennen durch die Seife hatte aufgehört. Katze kümmerte sich noch schnell um ihre Haare und wickelte diese dann so ein, dass sie die Brandwunden auf den Rücken nicht weiter reizten. Er half ihr aus der Wanne und trocknete sie vorsichtig ab.

Das Kleine Mädchen vor ihm konnte vor Schmerz kaum aufrecht stehen. Aber sie weinte leise. Katze nahm sie auf den Arm und trug sie in den Wohnraum. Dort gab er ihr zuallererst ein schnell wirkendes Schmerzmittel und versorgte danach ihre Wunden nach dem medizinischen Standard von Tanagura. „Ich schlage vor, dass ich deinen Rücken und deine Haare wasche. Zumindest solange, bis die Verletzungen abgeheilt sind.“ Sie nickte und schluchzte.

Er gab ihr das Shirt, welches er für sie rausgesucht hatte. Der Halsausschnitt lag zwar auf den Schultern statt um den Hals, die Ärmel waren nicht kurz sondern lang, und es wirkte eher wie ein Kleid, aber für die Nacht reichte es.

Sie setzten sich an den Tisch, wo die Kleine anfing zu essen. Bei einigen Bissen verzog sie das Gesicht. „Alles in Ordnung?“ Sie nickte brav. „Es ist nur etwas bitter.“ Katze verstand das. Er selbst war diesen Geschmack gewöhnt, deswegen hatte er nichts anderes da. „Das tut mir leid. Wenn es dir nicht schmeckt, musst du es nicht essen. Aber für heute kann ich dir nichts anderes anbieten.“ Aber die Kleine interessierte sich nicht für seine Worte und aß weiter.

Nachdem sie fertig war und alles aufgeräumt war, nahm Katze ein Tablett mit Zugang zum neuronalen Netzwerk in die Hand. Er suchte den Zugang eines Geschäfts für Bekleidung auf. Er wählte in dem Sortiment einige neue Sachen für das Kind aus. Als er ihr die Auswahl zeigte, sah sie ihn finster an. „Das ziehe ich nicht an.“

„Warum?“

„Das sieht blöd aus.“

Die Kleider die Katze ausgewählt hatte waren alle samt in hellen Farben und mit kleinen Verzierungen versehen. Eigentlich das was jedes kleine Mädchen gern tragen würde.

„So! Was würdest du den aussuchen?“

Das Mädchen nahm das Tablett und durchstöberte das Angebot. Katze stellte sich innerlich auf opulente Kleider mit viel Stoff und Rüschen ein.

„Das.“ Katze sah auf das Tablett und war überrascht. Sie hatte ein einfaches dunkles, lilafarbenes Kleid in einem geraden Schnitt mit leichten schwarzen Stiefeln gewählt. Es gab keinerlei Verzierungen oder Applikationen.

„Das gefällt dir?“

Sie nickte.

„Warum?“

„Ich bin doch keine Prinzessin. Ich bin ein Mädchen.“

„Verstehe.“ Katze lächelte.

„Zeit fürs Bett. Ich werde die Sachen nochmal nach deiner Auswahl bearbeiten. Morgen Vormittag werden sie dann hier sein.“ Katze führte das Kind in das Schlafzimmer. „Na los. Rein mit dir.“ Aber plötzlich rannte sie zurück ins Bad. Katze sah ihr nach. Dann kam sie zurück und hatte etwas schwarzes in den Armen. Katze sah sie ausdruckslos an, und dann seufzte er. „Schon gut. Aber las sie mich wenigstens Ausbürsten.“

Das Kind wollte mit der Jacke von Riki schlafen. Sie war die ganze Zeit brav gewesen und hatte sich nicht beschwert. Dabei hatte sie einiges durchgemacht. So wollte Katze ihr diesen Unsinn erlauben.

Also nahm er die Jacke, leerte die Taschen und bürstete den Dreck ab. Er gab ihr die Jacke zurück, woraufhin sie sich in diese einkuschelte und friedlich einschlief.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück übergab Katze ihr ein Tablet. Es hatte keinen Zugang zum neuronalen Netzwerk, aber Katze hatte ein paar Bücher mit Audiodateien darauf gespeichert. Zum einen Märchenbücher und Malbücher, die sie mit einem Colorationsprogramm ausmalen konnte. Zum anderen Lehrbücher für das Alphabet und Zahlen, bei denen sie auch die Handschrift üben konnte. Mit den Märchen und Malbüchern verbrachte sie vielleicht nur 3 Stunden. Aber den Rest des Tages waren die Lehrbücher aktiv. Dies konnte Katze durch ein Überwachungsprogramm feststellen. Und so konnte sie am nächsten Tag sicher alle Buchstaben und Zahlen von Null bis Neun erkennen.

Jetzt saß sie auf dem Sofa in seinem Büro und übte mit Kopfhörern das Schreiben der einzelnen Buchstaben. Sie trug ein weinrotes, ärmelloses Kleid und eine schwarze Strumpfhose. Ihr Haar war zu einem Zopf verflochten. Die Beine waren hochgezogen.

Alles in allem war sie ruhig und fügsam, tat was man ihr sagte. Wie man es von einem Pet erwartete. Aber sie wusste auch was sie wollte und was nicht. Außerdem konnte sie sich sehr gut selbst helfen und war sich nicht zu fein sich selbst schmutzig zu machen. Zum Mittag hatte sie von selbst den Tisch gedeckt und abgeräumt. Danach brachte sie den Müll weg.

Das war eher die Art der Mongrels. Rikis Art.

Obwohl der Junge bei sich eher das Chaos bevorzugte und nur grob Ordnung hielt, hatte er bei Katze immer darauf geachtet, dass er seinen Arbeitsplatz sauber und aufgeräumt hielt. Ganz wie es auch seine Tochter hielt. Er musste an die Sachen denken, die sie gestern beim Auspacken gesichtet hatte. Am Ende lagen sie alle um sie herum verstreut.

Katze nahm einen Apfel aus der Schale auf seinem Tisch und warf ihn der Kleinen zu. Bevor er auf ihrem Schoss landete, fing sie ihn auf. Sie nahm die Kopfhörer ab und sah Katze fragend an. Mehr Vater als Mutter!

„Wir sind morgen bei unserem Meister bestellt.“

„Meister?“

Katze nickt. „Der Mann, dem wir gehören.“

Sie blinzelte ihn an. „Aber ich bin doch keine Puppe. Ich bin ein Mensch. Ich kann niemandem gehören.“

Eindeutig der Vater. Allerdings brachte sie ihre Ansicht mit besseren Argumenten und vor allem ruhiger vor. Mit der Naivität, die den Pets zu eigen ist. Katze seufzte. „Kleines, auf Amoi gibt es keine wirkliche Freiheit. Jeder ist irgendwie gefangen. Und jeder gehört irgendwie jemand anderem. Das ist eigentlich überall, im ganzen Universum so. Nur geben wir auf Amoi es zu.“

„Warum?“

„Es ist eine Ordnung der Gesellschaft.“

„Woher weiß ich dann, wem ich gehöre?“

„Wenn du weist, wer dafür sorgt, dass du essen, trinken und ein Zuhause hast, weist du, wem du gehörst.“

„Also würde ich doch dann dir gehören.“

„Und ich gehöre ihm. Alles, was ich dir gebe, habe ich von ihm. So gehörst du also auch ihm.“

„Oh!“ Sie war für einen Moment still. Dann plötzlich fragte sie: „Und wenn ich mir das alles selber hole? Wenn ich mir aus selbst ein Zuhause mache? Und mein Essen und alles auch? Wem gehöre ich dann?“

Katze war kurz überrascht, dann lächelte er. „Das ist eine gute Frage. Merke sie dir. Vielleicht findest du jemanden, der sie dir beantworten kann.“

„Kann unser... Meister sie beantworten?“

Katzes Blick trübte sich. „Vielleicht.“

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Meine erst Fanfiction! Ich bin sehr nervös. Ich hoffe es gefällt euch. Ich habe die OVA von 1992 und das Remake gesehen. Danach habe ich auf 'Ai no Kusabi Wikia' geforscht und die Novele gelesen. Da es diese nur Fremdsprachig gibt, habe ich Google-Übersetzung zu Hilfe genommen. Ich möchte mit meiner Fiction so nah wie möglich am Original von Rieko Yoshihara bleiben. Ich hoffe es gelingt mir Ihre Welt zu erhalten. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das erste Kapitel wäre auch fertig. Für alle, die die Romane nicht kennen, versuche ich immer wider ein paar Informationen von der Welt rund um Ai no Kusabi aus den Büchern selbst mit einfließen zu lassen. Im Original wurde Tanagura wirklich von den Menschen begründet, und später durch die Androiden erweitert. Die Avatare aus meinem Prolog sind allerdings meine Erfindung, ebenso wie die Kellerräume. Ich hoffe es spielt alles gut zusammen. Auch was meine Überlegungen im Bezug auf künstliche Intelligenz und ewiges Leben anbelangt. In diesem Kapitel habe ich den Anfang gemacht.
Ich hoffe es gefällt euch. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich geschafft! Ich habe mich lange mit diesem Kapitel aufgehalten, da ich nicht recht wusste, wie ich es schreiben soll. Besonders da meine Gedanken schon sehr viel weiter in der Zukunft hängen.
Ich hoffe es gefällt euch. Viel Spaß beim lesen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Mir ist nach der Veröffentlichung dieses Kapitels eine russische Fanübersetzung der Bonusstory aus der Limitet Edition der Ova von 2012 in die Hände gefallen. Darin unterhalten sich Raoul und Iason über Mineva. Es wird erwänt, dass sie purpurne Augen hat, und violette Augen ein Zeichen von hoher Geburt bei den Pets sind. Auch wenn ich die russische Version mit der automatische Überzetzung durch Google gelesen habe. denke ich das dieses Datail richtig ist.
Da ich hier eine erste Version veröffentliche, werde ich das in meiner Überarbeiteten Version berücksichtigen. Wenn euch noch etwas auffällt, meldet euch ruhig. Da mein Englisch nicht besonders gut ist, kann ich immer mal etwas falsch verstehen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aibouneko
2018-12-30T17:54:18+00:00 30.12.2018 18:54
Naja du hast geschrieben:
'Es war ihr Gesicht, die Augen, die Harre. Die Art wie sie da stand und mit ihnen sprach. Der selbe dunkle Teint. Die selben schwarzen Augen und Harre. Und die selbe Arroganz. Riki!'
Und wenn ich weiter lese wie sie mit Iason sich unterhält und auch wie sie mit diesem Alexander spricht und umgeht, weist das irgenwie gewisse Ähnlichkeiten mit Rikki von charakterlicher Seite auf. Oder irre ich mich da?
ok ich bin gespannt wer sie ist :3
Antwort von:  ElwyydKamuiko
30.12.2018 20:03
Danke, jetzt weiß ich, dass ihr Charckter passt. ;)
Antwort von:  Aibouneko
30.12.2018 20:04
Ok ^^' jetzt machst du mich neugierig :P
Von:  Aibouneko
2018-12-30T17:14:51+00:00 30.12.2018 18:14
Uhh interessantes Kapi :3
Am meisten mag ich Unterhaltungen zwischen Iason und Lady Bara Meioh. Die Frau erinnert wirklich an Rikki :P Könnte es ein das sie mit Rikki verwandt ist? Mutter, Tante, Cousine oder ähnliches?
Ich find es aber auch interessant das sich Iason so für Menschen in den Slums einsetzt und sich nicht zu schade ist sich schmutzig zumachen. Kommt da vielleicht einwenig der alte Iason zum Vorschein?
Ich bin gespannt wie es weiter geht und was noch für Überraschungen kommen :3

Liebe Grüße
SephiRai

und ich wünsche dir einen guten Rutsch ins neue Jahr ;3
Antwort von:  ElwyydKamuiko
30.12.2018 18:44
Voraus schließt du das? :
Gib mir noch 2 bis 3 Kapitel zeit, dann weist du genau wer sie ist.
Von:  Aibouneko
2018-11-12T21:01:46+00:00 12.11.2018 22:01
Hey :3
Ein sehr interessantes und schönes Kapi.
Scheinbar lässt sich die Vergangenheit nicht so einfach entfernen und ist ziemlich hartnäckig ^^ Und es ist auch schön zu sehen bzw zu lesen das Iason Interesse an Rikki zeigt, also was so in der Vergangenheit geschehen ist.
Bin neugierig wie es weiter gehen wird :3

Lg SephiRai
Von:  Aibouneko
2018-10-12T09:36:01+00:00 12.10.2018 11:36
Hey :3
schönes Kapi ich bin ganz gespannt wie es weiter geht und ob die 5 es schaffen werden den alten Iason rauszulocken ^w^

Lg Sephi
Antwort von:  ElwyydKamuiko
14.10.2018 11:11
Hallo Sephi! Danke für dein Kommentar. Ich war mir nicht sicher ob es gut geschrieben ist, da ich 5 Anläufe brauchte. Und dann sind meine Gedanken ständig ein paar Jährchen in der Zukunft der Geschichte. ^^
Es ist eine Quälerei die Gedult zu behalten und die Geschichte richtig aufzubauen. Da helfen Kommentare wie deine ungemein. Danke.

Lg Elwyyd
Von:  Illyria
2018-03-05T18:35:13+00:00 05.03.2018 19:35
Bin endlich mal dazu gekommen das erste Kapitel zu lesen. 
Ich bin mit Ai no Kusabi "aufgewachsen" kenne sowohl die Original-OVA und das Remake als auch die Novels, welche ich gerade ins Deutsche übersetze. 
Die Idee die Geschichte weiterzuführen ist wirklich interessant und dein Schreibstil lasst sehr gut zu dem der Bücher. Mir fielen gelegentlich einige Grammatik oder Rechtschreibfehler auf doch ansonsten lässt es sich sehr flüssig lesen. Ich bin sehr gespannt auf weiteres. :)
Antwort von:  ElwyydKamuiko
06.03.2018 12:56
Danke für dein Lob. Zumal ich durch dich zu den Büchern gekommen bin. Da ich Englisch nicht richtig beherrsche, habe ich die Bücher per Google Übersetzung gelesen. Fals ich also im Laufe der Story inhaltliche Fehler aben sollte, bitte ich dies zu entschuldigen.
Lg
Von:  Aibouneko
2018-02-07T17:01:24+00:00 07.02.2018 18:01
Hi,
Ich finde das du es bisher sehr interessant fortsetzt und bin gespannt wie es weiter geht.
Ich kenne die OVA und das Remake auch, nur die Novelle habe ich nicht gelesen :P
Ist auch eines meiner Lieblingsanimes.

Lg SephiRai
Antwort von:  ElwyydKamuiko
08.02.2018 07:37
Danke für dein Kommentar. Ich arbeite bereits an dem nächsten Kapitel, das ich eigentlich bis gestern als fertig erachtet hatte. Aber ich wollte es dann doch länger gestallten. Uih!
Aber ich bin zuversichtlich, das ich es schnell veröffentliche.

Lg


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