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Arasoi to Kissu

[Gundam Seed]
von

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Saikai

Das erste Mal jemanden zu töten ist... erschreckend. Zwar sieht man nur die Mobile Suit in die Luft fliegen, aber man weiß nur zu genau, dass darin ein Mensch gesessen hat... und es ist vollkommen egal wie oft man eingebläut bekommen hat, dass es sich ja nur um minderwertige Naturals handelte.

Ja, es war egal. Das erste Mal, als ich eine MS im Kampf abschoss und sie explodierte, blieb mir das Herz für ein paar Sekunden stehen und ich schaffte erst, mich wieder zu bewegen, als ich kurz darauf selbst angegriffen wurde.

Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, als ich in diesen, meinen ersten wirklichen Kampf zog. Hatte ich gedacht, dass ich schon so abgestumpft war, dass ich abgehärtet darauf reagieren könnte, nur weil ich zuvor billige Probekämpfe in der Academy gehabt hatte, wo eigentlich nie etwas ernsthaftes passierte? Schwachsinn! Ich beendete ein Leben... und egal ob es nun vom Feind war oder nicht, ließ meine Tat doch irgendwo Verwandte und Freunde alleine zurück. Genau dieser Punkt war es, den ich vor meinem geistigen Auge sah, als damals diese dunkelblaue MS in die Luft flog... Und irgendwie weiß ich bis heute noch genau, wie sie zuvor ausgesehen hatte...
 

Ob Yzak ebenso empfand wie ich? Ehrlich gesagt... ich hatte keine Ahnung. Er sprach nicht mit mir darüber und ich nicht mit ihm... selbst wenn ich mir sicher war, dass er die Würgegeräusche aus dem Bad gehört haben musste, als wir an jenem Abend zurück in unser Zimmer kamen und mein Körper zur Ruhe und mein Magen gleichzeitig zu noch viel größerer Unruhe kam.

Ich für meinen Teil wagte nicht, ihn auf dieses Thema anzusprechen. Yzak war ein Kämpfer, er hatte sich auf darauf gefreut, endlich aufs Schlachtfeld zu kommen... ich wollte nicht fragen, was er jetzt dachte, ob er sich noch immer freute, endlich kämpfen zu können. Vielleicht wollte ich auch einfach die Antwort nicht hören.

Dennoch hatte ich das Gefühl, darüber sprechen zu müssen, einfach um meiner Seele Ruhe zu gönnen, um mir anhören zu können, dass es jedem erst so ergeht, dass ich ganz normal reagiere und dass es aufhört mit der Zeit... Aber wer hätte mir das sagen können? Athrun? Oder Nicol? Nein, vor ihnen hatte ich immer versucht, den Großen, Starken zu markieren... sie sollten meine Zweifel nicht kennen, meine Sorge, ob es tatsächlich richtig war, was ich hier tat, ob ich es wirklich wollte.

So also fraß ich das grässliche Gefühl in mich hinein, drei Tage lang, drei ruhige Tage ohne weitere Kämpfe... drei Tage, bis ich plötzlich jemanden wieder traf, bei dem ich wusste, dass ich darüber reden konnte – auch wenn zunächst ganz andere Dinge im Vordergrund standen.
 

Zu dem Zeitpunkt waren neun Monate vergangen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, seit er eingezogen worden war und ich mich weinend bei ihm verabschiedet hatte.

Neun Monate... es war mir länger vorgekommen.

Natürlich war es das. Wir hatten in dieser Zeit unsere Ausbildung abgeschlossen, hatten alle Hände voll zu tun, und mich quälte die Sorge, ob ich in Zukunft noch in Yzaks Nähe sein könnte... Anschließend, als letzteres klar war und wir in dieselbe Formation eingezogen wurden, kamen neue Sorgen auf... Härteres Kampftraining, neue Leute, eine komplett neue Umgebung, verstecken vor den Feinden... zwei Monate lang... dann der erste wirkliche Kampf.

Ja, natürlich war mir die Zeit länger vorgekommen... und dennoch hatte ich das Gefühl, dass er sich überhaupt nicht verändert hatte, als er plötzlich vor mir stand.

„Miguel?“, fragte ich ungläubig und fuhr im Bett hoch, auf dem ich bis eben gelegen hatte.

Ich erhielt ein Augenzwinkern zur Antwort. „Ja.“ Ein breites Grinsen. „So sieht man sich wieder!“

Er kam auf mich zu, setzte sich neben mich und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Wie war es ihm ergangen?

Was hatte er erlebt?

Warum war er hier?

Und seit wann?

Sprachlos blieb ich sitzen und sagte kein Wort.

Nach ein paar Sekunden des Schweigens legte Miguel den Kopf schief, sah mich neugierig an.

„Wie geht es dir?“

„Gut“, schaffte ich es nun endlich zu antworten und dabei spürte ich einen Kloß in der Kehle.

„Na, das freut mich.“ Er sah sich um, als ich nicht weiter antwortete, ließ seinen Blick über Yzak und mein Zimmer schweifen. „Schön habt ihr es hier. Etwas klein vielleicht, aber schön...“

„Wieso bist du hier?“, platzte es da aus mir heraus

„Weil ich gehört habe, dass ihr auch auf dem Schiff seid. Da dachte ich, schau ich doch mal in deiner Kabine vorbei.“

„Das mein ich nicht!“ – zumindest nicht nur – „Wieso bist du überhaupt hier?“ Ich machte eine ausholende Geste.

„Wieso wohl? ZAFT zieht jetzt richtig in den Krieg, Strategien wurden entwickeln, Pläne geschmiedet und darum die Truppen neu aufgeteilt. Naja, und ich bin eben hier gelandet. Freust du dich nicht, mich zu sehen?“

„Doch, natürlich tu ich das!“

„Das wollt ich hören!“ Ein freches Grinsen. „Aber jetzt erzähl mal, wie ist es dir ergangen? Wie war die Ausbildung? Und was ist mit Yza-?“

„Frag mich doch selbst.“

Erschrocken fuhren wir herum Richtung Bad. Ich hatte vollkommen vergessen, dass er ja da gewesen war.

„Hey Yzak!“, grinste Miguel nun das viel zu ernste Gesicht meines Mitbewohners an. „Schön dich mal wieder zu sehen!“

„Nimm es mir nicht übel, wenn ich dich nicht vermisst habe“, kam es nur augenrollend zurück, bevor er sich an seinen Schreibtisch fallen ließ.

„Immer noch der Alte, was?“

„Natürlich. Und selbst? Du trägst immer noch grün... Das steht dir nicht.“

„Also ich finde sie passt zu meinen Haaren, aber danke für das Kompliment“, schafften es Yzaks Aussagen nicht, Miguel aus der Ruhe zu bringen, der sich lachend durch die Haare strich.

„Und ne Schwuchtel bist du auch immer noch wie man merkt“, erschreckten Yzaks nächste Worte zumindest mich, doch nicht so sehr wie die, die der neben mir Sitzende dem entgegnete.

„Oh, tut mir leid dich enttäuschen zu müssen!“ Er hob seine Hand und mit einem Mal sah ich das kleine, goldene Ding an seinem Finger. „Ich bin verlobt. Da staunst du, was?“

Entgeistert starre ich ihn an. Meinte er das ernst?

„Na, das kann man wohl sagen“, war Yzaks einzige Aussage darauf, bevor er schließlich wieder aufstand, sich aufs Bett legte und ein Buch aufschlug. „Aber jetzt entschuldige mich, ich habe wichtigeres zu tun.“

„Kein Problem, ich bin sowieso wegen Dearka hier“, sah er nun wieder mich an mit einem ausgesprochen amüsierten Blick. „Ich denke aber wir setzen unser Gespräch besser ein anderes Mal fort, was hältst du davon? Dann stören wir ihn nicht und ich muss sowieso gleich wieder zurück zur Brücke.“

„Ich... okay...“, stammelte ich nur und zwang mich, nicht auf Miguels Hand zu starren.

„Wie wäre es, wenn du heut Abend zu mir kommst? Sagen wir so gegen Acht, da müsste ich frei haben. Mein Zimmer ist D13.“

Ich nickte nur und sah zu, wie Miguel aufstand.

„Okay, bis nachher also!

Die Tür schloss sich und ich war wieder allein... naja, allein mit Yzak, der in seinem Buch lag und dem Abschied von Miguel keinen Gedanken zu schenken schien.

„Er ist... verlobt...“, stotterte ich leise vor mich hin.

„Was sagst du?“ Kurz wurde wohl doch im Lesen inne gehalten.

„Nichts.“ Ich stand auf. „Ich... ich geh ein bisschen raus.“

„Tu was du nicht lassen kannst.“

Als ich Sekunden später im Gang stand, der zum Glück menschenleer war, ließ ich mich gegen die nächstbeste Wand sinken.

Ja, ich war wirklich mehr als sprachlos. Ich wusste noch nicht einmal was ich denken sollte.

Miguel verlobt... einfach so... und so schnell... aber er war doch schwul...

Was mich so sehr daran schockierte? Ich weiß es nicht wirklich. Vielleicht, dass ich mich unterbewusst gefreut hatte, wieder einen gleichgesinnten bei mir zu haben und den nun auch sofort wieder verloren hatte... Vielleicht weil mir Miguel wirklich nie wie der Typ für etwas Festes erschienen war... Vielleicht...

Ich hatte keine Ahnung und verdrängte jegliche Gedanken, die auch nur ansatzweise an Eifersucht grenzten. Dabei wäre es doch verständlich, nicht wahr? Selbst wenn ich ihn nicht liebte, so hatte er mir doch eine Zeit lang sehr viel bedeutet...
 

Bis zum Abend schaffte ich es nicht wirklich, irgendetwas Sinnvolles zu tun. Meine Gedanken warfen sich quer durcheinander und ich konnte sie weder ordnen noch verstehen. So kam es, dass ich schließlich vor Miguels Tür stand und keine Ahnung hatte, was ich mit ihm reden wollte.

„Da bist du ja!“, begrüßte er mich fröhlich und bat mich in sein Zimmer, ebenfalls eine Zweierkabine, herein.

Zögernd setzte ich auf dem mir angebotenen Platz auf seinem Bett, sah nicht ihn, sondern das Nachbarbett an.

„Keine Sorge, diesmal sind wir wirklich allein. Lien kommt erst in zwei Tagen.“

„Aha...“ Ich drehe meinen Kopf ein wenig, sehe ihn nun doch an. Nun trägt er ganz normale Klamotten... Jeans und Hemd... eines, das ich in Erinnerung habe...

„Hast du deine Zunge verschluckt?“

„Nein... es ist nur...“ Ich zuckte mit den Schultern und kam mir komisch vor. Sollte ich tatsächlich fragen?

„Jaaaa?“

„Wieso...“ Ich hob meinen Kopf und sah in seine Augen, nahm all meinen dämlichen Mut zusammen. „Wieso bist du verlobt?“ Sie war raus und ich fühlte mich mies, billig, bescheuert. Ich sollte mich wahrscheinlich für ihn freuen, oder nicht?

Ein Grinsen schlich über seine Lippen, doch es war deutlich, dass er versuchte, ernst zu bleiben.

„Sorry, dass du es so erfahren hast. Ich wollte es dir eigentlich anders sagen.“

„Das ist doch egal, darum geht es nicht.“ Nein, darum ging es wirklich nicht. So oder so wäre ich immer genauso schockiert gewesen.

„Da hast du wohl Recht.“ Er rutschte auf dem Bett zurück, lehnte sich an mir vorbei und zog ein Bild mit einer jungen Frau hervor. „Das ist sie“, deutet er darauf.

„Sie... ist hübsch...“ Ich merkte wie meine Stimme brach. Es wurde immer wahrer und wahrer... Miguel war tatsächlich im Begriff zu heiraten.

„Ja...“

„Wie hast du sie kennengelernt?“

„Eigentlich...“ Er legte das Foto beiseite, klang plötzlich kleinlaut. „Eigentlich kenne ich sie schon sehr lange... Schon seit sechs Jahren um genau zu sein. Seit damals steht auch fest, dass ich sie heiraten werde, jetzt wurde es nur offiziell gemacht...“

Nun fiel ich erst recht aus allen Wolken.

„Das ist... nicht dein Ernst.“

„Doch, das ist es.“

„Aber das... ich meine... wie kann so einfach...“

„Meine Eltern sind sehr streng musst du wissen... Wenn sie etwas sagen, wird es geschehen, da kann auch ich nichts dran ändern...“

„Aber... du bist doch...“

„Das wissen sie nicht. Es wäre der Weltuntergang, wenn sie davon erfahren würden, ich kann ihnen das nicht antun... und deshalb kann ich auch diese Heirat nicht absagen...“

„Aber...“ Ich sprach nicht weiter. Aber, aber, aber... was brachte das schon? Und was versuchte ich zu erreichen? Was wollte ich hören?

„Yver ist sehr nett. Wir haben uns gleich gut verstanden, wie Geschwister, auch wenn ich mir sicher bin, dass sie das nicht genauso sieht... In letzter Zeit war ich oft mit ihr zusammen, da sie in der Nähe arbeitete. Ich hab schon Gefühle für sie... und solange wenigstens ein paar da sind, werde ich sie auch heiraten können.“

„Aber du liebst sie doch nicht.“

„Nein, zumindest nicht so, wie sie es verdient. Dennoch will ich, dass es ihr gut geht. Ich will sie beschützen, aufpassen, dass ihr nichts passiert...“

„Und sie dein Leben lang belügen?“

„Wenn es sein muss.“ Er senkte den Blick und schien jetzt überhaupt nicht mehr fröhlich.

Das ist nicht richtig!... Doch sprach ich das nicht aus, sah ihn einfach nur weiterhin an und wusste nicht, was ich stattdessen sagen sollte, als mir plötzlich etwas anderes einfiel.

„Hast du mit ihr geschlafen?“, platzte es aus mir hervor und sofort tat es mir leid, das gefragt zu haben.

Nun wieder zog ein Lächeln seine Züge entlang.

„Ja, habe ich. Ich muss zugeben, ich hatte ein wenig Angst, dass es nicht klappt, da ich zuvor eigentlich nur noch Männerbekanntschaften hatte, aber es hat funktioniert... und es war schön.“

„Also bist du nicht schwul?“

„Doch. Es gibt da einen Unterschied... Mit ihr war es schön, weißt du... aber es war nicht aufregend, nicht wirklich so, dass ich es jetzt unbedingt sofort wieder tun will... verstehst du was ich meine?“

„Ich glaube schon...“

„Gut.“ Ein durchdringender Blick traf mich, ein Moment der Stille, dann: „Dearka?“

„Hm?“

„Darf ich dich küssen?“

„... Ja.“ Und ich schaffe es nicht, mein Lächeln zu unterdrücken.

Er erwiderte es, beugte sich vor, sah mich immer noch an. „Ich hab deine Augen vermisst“, flüsterte er, „Sie alleine machen mich heiß...“

Bevor ich etwas hätte erwidern können – hätte ich doch auch nicht gewusst was – drückten sich seine Lippen auf meine und es war ein Gefühl, als hätte ich dergleichen ewig nicht mehr gespürt. Ich hatte es vermisst, ja, das hatte ich tatsächlich... und weil ich ständig bei Yzak war, hatte ich das natürlich nur umso mehr.

Zu schnell dennoch war der feste Kuss vorbei, keuchend sah ich Miguel an, schob ihn dann von mir.

„Du solltest das nicht tun.“

„Da hast du Recht.“ Ein irgendwie wehmütiger Blick, dann stand er auf. „Möchtest du was trinken? Ich jedenfalls könnte ne Abkühlung gebrauchen...“

Nun war ich es, der grinste. „Gerne.“

Er nickte, drehte sich zu dem winzigen Kühlschrank im Raum. „Wie läuft es eigentlich mit Yzak? Bist du irgendwie weiter gekommen?“

„Nein, gar nicht, hab aber auch nichts versucht.“

„Keine Hoffnungen?“

„Überhaupt nicht.“

„Schade...“

Er setzte sich wieder zu mir, reichte mir eine Dose.

„Danke.“

„So...“, lehnte er sich zurück an die Wand, „...jetzt erzähl mal. Wie waren die letzten Wochen so?“

„Anstrengend und...“ Ich zuckte mit den Schultern, als mir plötzlich bewusst wurde, dass er es war, mit dem ich über all meine Sorgen der letzten Tage reden konnte, dass ich unterbewusst vielleicht eigentlich nur darauf gewartet hatte... dennoch fiel mir nun nicht ein, wie ich beginnen sollte.

„Dir muss man heut aber echt alles aus der Nase ziehen. Was ist los?“

„Ich hab... wir haben vor drei Tagen das erste Mal gekämpft... und ich musste... es war...“ Wie bloß sollte ich ihm erklären, was ich dachte? Hilflos sah ich ihn an, doch er schien nicht zu verstehen. „Ich habe getötet.“

„Das haben wir alle...“

„Ja... aber... ich... weiß nicht, ob ich das überhaupt... will...“

„Ah, daher weht der Wind!“

Sein Lächeln verschwand und mit einem Mal wurde sein Blick ausgesprochen ernst. Er hob die Hand, berührte meine Schulter. Im selben Moment hatte ich das Gefühl, in mir zusammen zu sacken. Ich rutschte zurück, ließ mich gegen ihn fallen und war unglaublich froh, dass er mir den Platz in seinem Arm gewährte.

Er lachte nicht, wenn er gewusst hätte, wie erleichtert ich war!

„Das ist normal...“, sprach er dann irgendwann, nachdem er mir ein paar Mal über den Rücken gestrichen hatte. „Mir ging es ähnlich... und ich glaube alle haben diese Zweifel... Aber manchmal ist es so, dass man sich einen Weg ausgesucht hat und den muss man gehen.“

„Ich habe ihn mir nicht ausgesucht, meine Eltern waren das!“

„Und dennoch hat es dich nie gestört, oder? Du wolltest Soldat werden...“

„Ja... aber...“

„Du solltest es bleiben. Beschütze diejenigen, die nicht fähig zum Kämpfen sind und die, auf die du aufpassen willst. Du kannst es, also solltest du es auch tun.“

„Töten?“

„Wenn es sein muss, ja... Der Krieg beginnt gerade erst richtig und es geht weiter, ob du nun da bist oder nicht. Es wird getötet werden, ob du da bist oder nicht... aber mit dir werden vielleicht ein paar weniger aus unseren Reihen ihr Leben geben müssen...“

Ich wusste nicht, was ich auf diese Worte sagen sollte. Ich presste meinen Kopf gegen seine Schulter und wusste auch nicht, wie ich mich fühlen sollte. Ich verstand was er sagte und es klang gut, aber...

„So schlimm es klingt und so wenig du es dir vielleicht vorstellen kannst, so ist es doch so, dass du dich daran gewöhnst zu töten. Natürlich, irgendwie wird ein bitterer Nachgeschmack immer bleiben, aber er wird schwächer werden und wenn wir den Krieg gewonnen haben, wirst du ihn vergessen und glücklich sein, dass du die beschützen konntest, die du liebst... zumindest hoffe ich das...“

Nun sah ich ihn an und er lächelte ein kleines, wehmütiges Lächeln. Sanft strich er mir durch die Haare, kam mir näher, schien mich küssen zu wollen, doch während sich meine Augen schlossen, spürte ich seine Lippen nur an meiner Stirn. Ich hatte ein unglaubliches Verlangen danach, ihn zu küssen, doch ich traute mich nicht, es zu tun, und so legte ich meinen Kopf einfach wieder zurück an seine Schulter.

„Erzählst du mir, was du in den letzten Monaten erlebt hast?“, fragte ich zögernd und tatsächlich begann er nach einer kurzen Schweigeminute zu erzählen.

Ich wollte es nicht, doch irgendwie, während ich seiner ruhigen, tiefen Stimme zuhörte, wurde ich langsam müde, immer müder, richtig schläfrig. Ein paar Mal gähnte ich, entschuldigte mich und irgendwann hörte er auf zu erzählen.

„Hast du einen schweren Tag hinter dir?“, fragte er leise und ich schüttelte den Kopf. „Macht nichts, du kannst trotzdem schlafen, wenn du willst...“

„Ich sollte... rüber gehen...“

„Brauchst du nicht.“

Ich glaube, ich wollte noch widersprechen, doch ob ich überhaupt noch etwas rausbekommen hatte, weiß ich nicht mehr... denn im selben Augenblick wurde es schwarz um mich herum und ich fiel in einen Schlaf, so ruhig, wie er nun seit drei Tagen nicht mehr gewesen war.
 

Als ich wieder wach wurde, spürte ich zarte Finger über mein Gesicht streifen. Sie streichelten meine Wangen, meine Augenlider, meine Lippen, Nase, Stirn... einfach alles. Fast dachte ich, ich würde noch immer träumen, so angenehm und schöne fühlte es sich an. Ich sah Yzak vor mir, stellte mir sein Lächeln vor und nette Worte, die er mir ins Ohr flüstern könnte. Ja, ich musste noch träumen, so etwas würde er niemals tun...

Als ich die Augen dann aber öffnete, war die warme Hand noch immer da... und ich sah Miguel, der über mir beugte, mich anlächelte.

„Habe ich dich geweckt?“, fragte er.

„Nein... zumindest glaube ich das...“

Er lächelte noch immer und ebenso streichelte seine Hand auch noch immer mein Gesicht. Miguel war schon immer nett zu mir gewesen, schon immer sanft und fürsorglich, aber so zärtlich hatte ich ihn noch nie erlebt. Mit was verdiente ich das jetzt plötzlich?

Doch ich fragte nicht, denn ich wollte nicht, dass er aufhörte und ein wenig wünschte ich mir, meine Augen nicht geöffnet zu haben, um noch immer Yzak sehen zu können.

„Ich habe mehr als nur deine Augen vermisst“, kam es plötzlich und fast hätte ich die Worte nicht verstanden, so leise waren sie gesprochen.

Verlegen schaffte ich es nur schwer, ihn weiterhin anzusehen. Was war los mit ihm, wieso sagte er plötzlich nur solche Sachen?

Ich öffnete meine Lippen um zu antworten, doch ich kam nicht dazu, denn sein Finger kam gerade wieder bei ihnen an und er stoppte mich, bevor ich nur einen Ton herausbrachte. Wahrscheinlich war es gut so, denn meine Frage nach dem Warum hätte diese schöne Situation mit Sicherheit beendet.

„Sei still“, bat er und kam mir näher, nahm den Finger von meinen Lippen.

Ob er mich diesmal küssen würde? Dabei hatten wir doch zuvor gesagt, dass-

Doch er tat es, er küsste mich tatsächlich und es war ein unglaublich sachter Kuss. Was war heute bloß los? Träumte ich doch noch?

Ich schloss meine Augen und ging auf den Kuss ein. Ja, mein Körper war förmlich ausgehungert, ich sehnte mich schon lange wieder nach Nähe... Ich hatte solch schöne Gefühle so vermisst... und es war mir plötzlich egal, was wir zuvor gesagt hatten. Vielleicht war es ja wirklich nur ein Traum, und wenn nicht, war das auch nicht so schlimm...

Die Hand, die zuvor noch mein Gesicht liebkost hatte, strich nun in anderen Gegenden herum. Sanft hob er mein Bein an, strich meine Oberschenkel nach, fuhr meinen Bauch hinauf und wieder hinunter.

Ich konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken, als er den Kuss beendete und sogleich intimere Gegenden berührte, wenn auch es erst nur durch die Hose war.

Seine Lippen berührten nun meinen Hals, wanderten tiefer, und seine Hand suchte den Weg hinein, unter die Hose...

Nein, dies war kein Traum, es fühlte sich zu toll an, um irreal zu sein... warum sonst hatte ich plötzlich das Gefühl, vor innerem Verlangen zu verbrennen?

„Miguel...“, keuchte ich nun doch eine kleinen Einwand hervor... „Du solltest nicht...“

„Ich weiß...“ Er hob den Kopf, sah mich an. „Aber es ist mir egal. Ich will es tun und du doch auch, oder?“

„Ich... ja...“

„Dann werde ich nicht aufhören...“
 

Ich muss zugeben, dass ich nie gedacht hatte, dass ich je wieder mit Miguel schlafen würde. Als er eingezogen wurde, beendete das unsere Beziehung und als er wieder auftauchte, dachte ich nicht daran, wieder Sex mit ihm zu haben – vielleicht weil ich in dem Moment auch nur viel zu überrumpelt war. Doch wahrscheinlich ist es so, dass man solche Triebe einfach nicht steuern kann, wahrscheinlich hätte mir von Anfang an klar sein müssen, dass so etwas wieder passieren würde, wenn nicht zu viel Zeit verging. Daher war ich zugegeben auch nicht ganz so überrascht, wie ich es vielleicht sein sollte.

Nur ein wenig fraß ein komisches Gefühl an mir, als ich anschließend in seinen Armen lag und den Ring an seinem Finger anstarrte. Ich betrog niemanden, aber er tat es... das war nicht gut, irgendwie ging es gegen meine moralischen Vorstellungen. Dennoch sagte ich nichts dergleichen, behielt meine ungeordneten Gedanken für mich und schlief irgendwann ein.
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, machte ich mich sofort auf den Weg in mein Zimmer. Irgendwie hoffte ich darauf, dass Yzak noch nicht wach sein würde, doch leider wurde ich enttäuscht.

„Ach ne, sieht man dich auch mal wieder!“, kam es schnippisch von der Person, die gerade ihre Schuhe zuband. „Habt euer Wiedersehen wohl ausgiebig gefeiert, was?“ Er stand auf und sah mich nur kurz verächtlich an, ließ mir aber keine Zeit, irgendwas zur Antworten, sondern kam direkt mit einer neuen Information heraus: „Wir sollen uns alle auf der Brücke einfinden in zwanzig Minuten. Vielleicht solltest du dich beeilen und noch schnell duschen, damit nicht sofort jeder weiß, was du heute Nacht getan hast. Wir sehen uns jedenfalls oben!“

Damit drehte er sich um und verließ den Raum... und ich war mir nicht sicher, ob seine Aussage jetzt nett gemeint war, oder doch so bitterböse, wie es sein Blick erahnen ließ.

Mit hochrotem Kopf aufgrund all seiner richtigen Annahmen ging ich schnell ins Bad und sprang unter die Dusche.

Wie es wohl jetzt weitergehen würde, nun, da Miguel wieder da war...
 

ENDE Kapitel 4



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Aburamegirl
2009-06-27T15:52:32+00:00 27.06.2009 17:52
hallo erstmal,
nach langen, langen suchen bin ich auf deiner ff gestoßen und ich muss mich ehrlich bei dir bedanken,
ich bin ein fan von gundam seed und von Yzak und Dearka,
doch irgendwie schien ich die einzige zu sein, weil ich nichts zu den beiden gefunden habe.
Deine ff ist großartig. Das ganze Gefühlswirrwarr kommt durch deinen tollen schreibstil gut rüber, man kann sich perfekt in die chaotische Lage von Dearka hininversetzen. Auch die Charakter haben ihre eigenart aus der Serie behalten, vor allen Yzak hast du gut getroffen.
Du machst es spannend und wirklich interessant.
Hut ab, vor so einer super Leistung,
mach weiter so
gruß Aburamegirl
Von:  _Soma_
2008-08-31T05:00:20+00:00 31.08.2008 07:00
yeah ein neues kapi
war total toll wie immer **-**
mach schnell weiter |D
hab mir nen keks abgefreut als ich gesehen hab das da ein neues kapi is XD!

lg Shizu
Von:  Tora-Pig
2008-05-30T13:22:48+00:00 30.05.2008 15:22
hey du hast yzak wirklich orginalgetreu dargestell XD *kompliment mach* hoffe du stellst bald die nächsten kapis rein, will nämlich wirklich wissen wie das mit dearka/miguel und dearka/yzak weitergeht ^-^
weiter so !!!!!
Von:  Ryucama
2008-05-29T13:28:58+00:00 29.05.2008 15:28
^^ haha, irgendwie amüsiert mich Yzaks Eingeschnapptheit schon ein bisschen! Er ist wirklich gut getroffen. Dearka wirkte mir in dem Kapitel allerdings fast ein bisschen zu unsicher.
und wenn ich diese letzten Sätze von Yzak richtig deute, glaube ich, dass bald ein weiteres einschneidendes Erlebnis für Dearka folgen dürfte... Ich bin gespannt, richtig gespannt darauf! Weiter so!
Von:  Smilie
2008-05-25T10:48:46+00:00 25.05.2008 12:48
Huhu.
Hach, hab ich mich gefreut, als ich gesehen hab,
dass ein neues Kapitel da ist. :)
Ist wieder klasse geworden!
Jetzt sind sie im Krieg und Miguel ist auch wieder aufgetaucht.
Ich denk mal, es kommt noch zu der ein oder anderen komplizierten Situation, oder?!
Bin auch schon tierisch darauf gespannt, wann sich auch mal was bei Yzak anbahnt. :P

Hoffe das nächste Kapitel kommt bald.
Fänds super nett, wenn du mir wieder Bescheid geben könntest. :)

LG, Smilie


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