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Arasoi to Kissu

[Gundam Seed]
von

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Gekitsu

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Dieses Kapitel ist bereits vor einem guten entstanden und dennoch habe ich es bis heute nicht veröffentlicht, wohl, weil es danach nur ein weiteres gibt und ich die Geschichte immer noch nicht beendet habe... Ich finde das sehr schade und es tut mir so leid für jeden, der diese Geschichte verfolgt. Ich werde mich anstrengen, irgendwann weiterzuschreiben... ich gebe die Hoffnung nicht auf!
 

Wie dem auch sei, ich habe mich entschieden, das Kapitel Gekitsu nun endlich zu veröffentlichen. Gegen meiner Gewohnheiten haben ich es mir nicht noch einmal durchgelesen, da ich aktuell einfach nicht die Zeit dazu habe, euch aber auch nicht noch länger warten lassen will... ich bitte, etwaige Fehler zu ignorieren, ich werde vielleicht irgendwann mal eine überarbeitete Version des Kapitels online bringen.
 

Nun aber viel Spaß und ich versuche, Kapitel 6 ebenfalls bald online zu bringen!
 

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Es ist schlimm, zuzugeben, dass Miguel Recht behielt, mit dem, was er zu mir gesagt hatte. Man gewöhnt sich daran, in den Kampf zu ziehen, man gewöhnt sich daran, zu töten. Schneller als einem Lieb ist, wird es zum Alltag, die explodierenden MS zu sehen... viel zu schnell beginnt man abzustumpfen... und selbst wenn man sich auch nach etlichen Kämpfen noch immer fragt, ob man das wirklich will, so ist diese Frage nicht mehr so laut wie zuvor – so zumindest ist es bei mir.

Aber woran liegt das? Warum gewöhnt man sich selbst an solche grässlichen Sachen? Wieso wird es immer normaler, je häufiger die Kämpfe werden? Wieso denkt man irgendwann kaum noch daran, was man den Familien der Opfer antut?

Ist das nicht grausam, unnatürlich?

Wieso aber geht es dann fast jedem so?

Und wenn es nicht so wäre... würden die Kämpfe dann aufhören?

Ich weiß es nicht, denn das taten sie nicht. Statt aufzuhören, wurden sie immer schlimmer. Bald schon lagen nicht mehr mehrere Tage zwischen den Kämpfen, sondern manchmal musste man jeden einzelnen Tag hinaus, jeden einzelnen Tag töten und jeden einzelnen Tag darauf achten, nicht getötet zu werden.

Letzteres war die größte und schwierigste Aufgabe auf dem Schlachtfeld und dennoch schafften wir es mit Bravour, sie zu bestehen.
 

Wenn man gerade nicht draußen auf dem Schlachtfeld war, versuchte man sich abzulenken vom Kämpfen, versuchte jeder auf seine eigene Art und Weise Ruhe zu finden, die Gedanken zu ordnen oder abzuschalten.

Ich für meinen Teil las, wenn ich die Zeit dazu hatte. Ich mochte es, in Geschichte einzutauchen, weit weg zu reisen von den aktuellen Ereignissen. Ansonsten verbrachte ich meine Zeit mit Yzak oder Miguel. Yzak sprach noch weniger als sonst und schon gar nicht sprach er übers Kämpfen, dafür unterhielten wir uns über die politischen Situationen, selbst wenn das weniger Ablenkung bedeutete. Mit Miguel schaffte ich es eher, mich abzulenken. Wir spielten Spiele, redeten über alles Mögliche und ab und zu verloren wir uns in der Lust.
 

Genau so sah mein Leben aus bis Mitte December, als es das erste Mal geschah, dass sich mein Dasein und meine Prioritäten grundlegend verändern würden.

Doch davon wusste ich noch nichts an jenem verhängnisvollen Tag, auch noch nicht an jenem Nachmittag, als Yzak alleine auf die Brücke gerufen wurde – und sich keiner von uns etwas dabei dachte.
 

Als er ungefähr eine halbe Stunde später wieder in unser Zimmer kam, wo ich gerade auf dem Bett lag und etwas las, merkte ich allerdings sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Er war kreidebleich. Klar, er war schon immer eher blass gewesen, aber jetzt war er weiß wie ein Blatt Papier.

Sofort fuhr ich in die Höhe, wurde allerdings keines Blickes gewürdigt.

„Yzak?“, sprach ich, während er aus seinen Schuhen schlüpfte. „Was ist passiert?“

„Nichts!“ Er warf seine Jacke aufs Bett, stampfte an mir vorbei.

„Aber-“

Die Badezimmertür fiel lautstark ins Schloss und ich starrte sie an. Irgendetwas war passiert. Ich kannte ihn zu gut, um dies nicht zu wissen. Es war irgendwas schlimmes, es war-

Ein lautes Knallen aus dem Bad ließ mich zusammenfahren. Ich sprang augenblicklich auf. Noch ein Knall, Klirren...

„Yzak?“

Während meiner drei Schritte zur Tür betete ich, dass sie nicht verschlossen war... und das war sie wirklich nicht. Nackt stand er vor mir und als er mich ansah, sackte er zu Boden. Blut lief seinen Arm entlang und überall um ihn herum lagen Scherben.

„Was-“, kam ich nicht sehr weit.

„Siehst du das?“, schrie Yzak mich an und starrte auf die Scherben hinab. „Siehst du wie er mich anstarrt? Wie er mich auslacht?“ Er stob die Scherben von sich, zuckte zusammen, zog ein Stück aus seiner Handfläche heraus und warf es weg. „Siehst du wie er mich hasst? Ich bin nichts wert! Ich habe ihn enttäuscht! Ich-“

„Sei still!“

Endlich schaffte ich es, meine Starre zu lösen. Ich ließ mich zu ihm auf den Boden fallen, spürte einen stechenden Schmerz. Ich zog den bebenden Körper an mich heran und sogleich klammerte sich seine Hände an mich, krallten sich schmerzhaft in meinen Rücken... und im nächste Moment brach er in Tränen aus.

Mehr als hilflos war ich in jenem Moment, hatte ich Yzak doch seit einer Ewigkeit nicht mehr weinen gesehen. Was war bloß passiert, dass er es nun tat? Wen um Himmelswillen dachte er, enttäuscht zu haben?

Ich presste ihn an mich, suchte nach Worten... und noch während ich dachte, mit meiner Umarmung hätte ich seinen Wutausbruch gedämpft, so hatte ich mich doch geirrt. Plötzlich fing er an, sich zu winden und auch wenn er laut schluchzte, schrie er zwischendrin wirre Sätze herum.

„Er hasst mich! Sieh ihn doch an, wie er lacht! Hörst du es nicht?“

Er versuchte sich von mir wegzudrücken und ich musste alle Kraft aufwenden, um ihn weiterhin festzuhalten. Ich wollte nicht wissen, was geschehen würde, wenn er wieder frei käme. Ich starrte auf die blutverschmierten Scherben und wusste, dass wir hier wegmussten, damit er sich nicht noch mehr verletzte. Was dachte er bloß, gesehen zu haben?

Ich versuchte Yzak mit mir vom Boden hochzuziehen, doch gelang es nicht. Wie ein nasser Sack kauerte er am Boden und wandt sich nur in jene Richtungen nicht aber nach oben, während er dieselben Worte wieder und wieder hervor schrie. Mein Herz schien zu bluten, mit jedem Wort von ihm mehr. Was war bloß passiert, dass so etwas mit ihm geschehen konnte?

„Verdammt Yzak, hör auf!“, rief ich dazwischen, doch es half nichts. „Sei endlich still! Er hasst dich nicht!“

Nein, es half wirklich nicht, er kämpfte weiter, fuhr mit den nackten, blutenden Knien am Boden herum... Und vollkommen hilflos wie ich war, beging ich einen Fehler, den ich schon einmal gemacht hatte.

Sogleich als er meinen Kuss spürte, hielt er regungslos inne und ich musste ihn noch fester halten, damit er nicht zusammen klappte. Und als er Sekunden später still in meinen Armen lag, nahm ich meine Lippen wieder von seinen.

„Beruhige dich“, sprach ich leise, während er mich nur anstarrte. „Na komm...“

Damit zog ich uns beide in die Höhe und tatsächlich fanden seine Füße auf dem Boden Halt. Ich drehte uns ein Stück herum, griff zur Duschkabine und schob die Tür auf, anschließend ihn hinein. Er ließ es zu, doch sackte er innen auch sofort wieder am Boden zusammen.

Ich griff nach seinen Schultern, zwang ihn, mir in die Augen zu sehen. Er tat so weh, dieser schrecklich verzweifelte Blick, den er nun auf dem Gesicht trug.

„Bleib hier sitzen, ja?“, bat ich mit ruhiger Stimme und als er etwas entgegnen wollte, bremste ich ihn mit meinem Finger auf seinen Lippen. „Ich bin da, ich räume nur die Scherben weg.“

Als kein Widerstand kam, ließ ich von ihm ab, drehte das Wasser an und schloss die Kabine von außen. Nun starrte ich auf den zerbrochenen Spiegel herab... und auf das ganze Blut.

So schnell wie möglich riss ich mich los und während ich die Bruchstücke einsammelte, hörte ich ein immer lauter werdendes Schluchzen hinter mir. Ich hatte das Gefühl, das Herz würde mir brechen.

Schnell wischte ich bestmöglich über den Boden hinweg, schlüpfte aus meiner blutverschmierten Hose und schnappte mir zwei Handtücher und eine Mullbinde aus dem Schrank. Einen Moment lang stand ich vor der Kabine, sah durch das matte Glas hindurch den Körper am Boden sitzen und hörte immer noch das Schluchzen. Was sollte ich bloß tun, um ihm zu helfen?

Nicht zu lange bei diesem Gedanken verharrend, schob ich die Türe wieder auf und starrte nun auf das Häufchen Elend, das den Kopf in den Armen vergraben hatte.

Ich stellte das Wasser ab und gleichzeitig hob sich langsam sein Kopf und das Schluchzen wurde leiser. Ich war mir sicher, dass er sich – wenn vielleicht auch nur unterbewusst – sofort wieder etwas zusammenriss. Wie er mir so mit tränennassem Gesicht entgegenstarrte, hätte ich ihn am liebsten sofort wieder in die Arme geschlossen, doch riss ich mich zusammen, griff stattdessen nur nach seiner zitternden Hand. Vorsichtig trocknete ich diese ab und er sah zu, wie sich das Handtuch langsam rot färbte. Dann wickelte ich bestmöglich den Verband um die Hand.

„Steh auf“, bat ich und zog vorsichtig an der verbundenen Hand.

Tatsächlich tat er es, während wieder ein nun leiseres Schluchzen seine Lippen verließ.

Ich schlang das noch saubere Handtuch um ihn, half ihm aus der Dusche heraus. Schnell und fahrlässig trocknete ich ihn ab, während sich auch dies Handtuch mit Blut füllte und sich das hellrote Wasser zu seinen Füßen sammelte.

Anschließend wickelte ich Yzak in einen Bademantel und führte ihn endlich hinaus aus dem Bad. Seine Hand krallte sich an meinem Arm fest und ich spürte seinen ganzen Körper unterdrückt beben.

Ich legte ihn auf sein Bett und noch während ich mir nicht sicher war, was zu tun, zog er mich hinunter, neben sich.

Lange lagen wir danach da, schweigend, während ich seine Tränen beobachtete, die unaufhörlich flossen, wenn auch nun still und leise. Immer und immer wieder fragte ich mich, was bloß geschehen sein mag, doch auf die Lösung kam ich erst, als er irgendwann wieder zu sprechen begann.

„Ich habe ihn enttäuscht...“, flüstert er und ich starrte einer Träne nach, die seine Schläfe hinunter ran. Dann sah ich ihm in die Augen. Mal hatten sie auf mir gelegen in den letzten Minuten, mal wild herumgeirrt... Nun sah er mich an und sein Gesicht war schmerzverzehrt.

Warum mir gerade jetzt, in diesem Moment klar wurde, von wem er schon die ganze Zeit sprach, weiß ich nicht, aber mit einem Mal war ich mir sicher.

„Womit?“, fragte ich vorsichtig, nicht sicher, ob ich es durfte.

„Ich... ich war nicht... der beste... bin es nie gewesen... kämpfen fällt mir schwer, lernen tue ich kaum noch... ich...“ Seine Stimme versagte ihm den Dienst.

„Aber das kannst du doch ändern...“

„Nicht mehr.“

„Wieso nicht?“

„Weil sie ihn getötet haben.“

Es war, als würde man mir die Luft zum Atem nehmen. Mit einem Mal hörte ich das Blut in meinen Ohren rauschen und verstand den bisher namenlosen Schmerz in seinem Gesicht.

Tod. So viele waren mittlerweile gestorben... aber nie jemand wichtiges... nie hatten wir gelernt, mit so etwas umzugehen...

Im selben Moment brach es aus Yzak hervor.

„Sie haben ihn ermordet! Einfach so! ihn in die Luft gejagt und wir haben nichts mehr von ihm! Er ist einfach weg, sie haben ihn uns einfach genommen, diese Mörder!“

Plötzlich schrie er wieder, schlug mit der verbundenen Hand auf sie Matratze. Plötzlich kam der Schwall Gefühle wieder zu ihm zurück, mit dem er nicht umzugehen wusste.

Diesmal küsste ich ihn nicht, aber ich zog ihn an mich, selbst wenn er sich wehrte. Ich ließ ihn schreien und toben, mir dabei wehtun und jeden verwünschen, den er wollte. Ich verstand ihn nun, verstand zumindest ansatzweise diesen höllischen Schmerz, den er soeben spüren musste... und deshalb versuchte ich auch nicht, ihn zu beruhigen. Das würde überhaupt nichts bringen, nicht, bevor er nicht bereit war, von alleine aufzuhören... oder weil ihm irgendwann die Kraft versagte.

Wie lange es bis dahin dauerte, weiß ich nicht, es war mir auch vollkommen egal. Ich war nur unglaublich froh, dass ich heute nicht mein Zimmer verlassen hatte, dass ich nun hier war und bei ihm sein konnte. Was hätte er bloß getan ohne mich? Wie hätte ich ihn vorgefunden, wenn ich nach Stunden wiedergekommen wäre? Ich wollte es mir gar nicht ausmalen.

Irgendwann war es dann soweit und Yzaks Körper sackte erschöpft in meinen Armen zusammen. Selbst weinen konnte er jetzt nicht mehr und ich hörte nur das trockene, ausgezehrte Atmen. Dann klang auch das ab und während sein Herzschlag langsam immer ruhiger wurde, schlief er schließlich ein.
 

Irgendwann musste auch ich eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich alleine unter der Decke. Erschrocken fuhr ich herum, doch entdeckte ich ihn sofort. Er saß am Schreibtisch, seinen Schlafanzug tragend, mit trockenen Haaren und in irgendetwas vertieft. Nur der noch immer unschöne Verband erinnerte in diesem Moment an das, was geschehen war.

Leise setzte ich mich auf, um ihn nicht zu stören, sah auf seinen nun vollkommen ruhigen Rücken. Wie viel Zeit wohl vergangen war... Ich wagte nicht zur Seite auf die Uhr zu schauen, konnte ihn gerade einfach nur ansehen.

Was ging wohl gerade in dir vor? Ob du dich noch immer selbst beschimpftest? Oder verfluchtest du nun jene, die dir und deiner Mutter das angetan hatten?

Als Yzak sich schließlich umdrehte, schien er nicht überrascht darüber, dass ich wach im Bett saß und ihn ansah. Sein Gesicht zeigte eigentlich gar keinen Ausdruck. Er räumte die Zettel vom Schreibtisch in seinen Nachttisch und ich schaffte nicht, zu erkennen, was darauf stand, stattdessen bemerkte ich, wie er den Verband an seiner Hand wieder zu Recht rückte.

„Lass mich das machen“, sprach ich, stand auf und holte schnell eine neue Mullbinde aus dem Bad. Als ich zurückkam hatte er die alte schon entfernt.

„Nicht nötig, es verheilt bereits.“

„Es wäre dumm, wenn du es dir heute Nacht wieder aufreist“, erklärte ich kopfschüttelnd und setzte mich neben ihn, griff nach der Hand.

Er wehrte sich nicht dagegen und da seine Hand nun vollkommen ruhig war, gelang mir der Verband viel besser als zuvor. Ein Nicken als Dank erhielt ich darauf und bevor ich mich in seinen kühlen Augen verlor, stand ich auf.

„Bin gleich zurück.“

Im Bad warf ich einen Blick auf die Uhr, die mir zeigte, dass es jetzt mitten in der Nacht war. Ich zog mich um, machte mich fertig und konnte keinen Blick in den Spiegel werfen, um zu sehen, ob ich genauso hilflos aussah, wie ich mich fühlte. Ob ich jetzt überhaupt schlafen könnte?

Zurück im Zimmer lag Yzak bereits in seinem Bett und kurz hatte ich das Bedürfnis, zu ihm zu gehen. Ich tat es nicht, er würde es jetzt nicht mehr zulassen. Der Ausbruch war vorbei, sein unerkanntes Bedürfnis nach Nähe gestillt. So also legte ich mich in mein eigenes Bett, sah ihn zögernd an und wusste nicht, ob ich etwas sagen sollte. Bevor ich das allerdings konnte, hatte er bereits das Licht gelöscht, was mir vollkommen den Mut nahm.

Ich verkroch mich unter meiner eigenen Decke und lauschte in die Dunkelheit, hörte seinen ein wenig zu ungleichmäßigen Atem und fragte mich, ob ich mich geirrt hatte, ob ich vielleicht doch zu ihm hätte gehen sollen. Doch jetzt war es zu spät und erleichtert stellte ich fest, dass sein Atem doch relativ schnell zur Ruhe kam und er zum Schlafen überging.

Ich hingegen lag wach, stundenlang, ob es nun daran lag, dass ich zuvor schon geschlafen hatte oder an meinem aufgewühlten Inneren. Wieder und wieder fragte ich mich, wie es nun weitergehen sollte, was ich tun konnte, ob ich es etwas tun konnte. Ich wollte ihm helfen, doch würde er mich lassen? Er war nicht der Typ dafür, seine Gedanken, Trauer und Sorgen zu teilen, dass er es heute getan hatte, war mehr als ich je vermutet hätte.
 

Es war in jener Nacht, dass ich mir schwor, ihn mein Leben lang zu beschützen, vor allen Schmerzen, die ihn jemals treffen könnten. Ich würde sie tragen, wenn es mir möglich sei, ich würde alles tun, nur um ihn nie wieder dermaßen weinen zu sehen. Wenn er nicht glücklich sein könnte, wollte ich es auch nicht mehr sein... ich würde es nicht ertragen. Und der erste Schritt dazu würde sein, dass ich mich nun nur noch vollkommen auf ihn konzentrierte, nicht mehr auf mich... Ich würde etwas beenden müssen und ich nahm mir vor, es so bald wie möglich zu tun.
 

Die Gedenkfeier für Yzaks Vater und die anderen gefallenen Männer war zwei Tage später. Bis dahin sprach Yzak kaum ein Wort, nicht über das Geschehene und auch nicht über andere Dinge. Oft saß er einfach nur schweigend da und studierte die Blätter, bei denen ich bis heute nicht weiß, was auf ihnen gestanden hatte. Ich verließ seine Gegenwart so selten wie möglich in jenen Tagen. Ich hatte Angst davor, ihn alleine zu lassen, wusste ich doch nicht, ob es vielleicht noch einmal aus ihm herausbrechen würde – und dann wollte ich unbedingt für ihn da sein! Doch es passierte nicht und eigentlich war ich sehr froh darüber, auch wenn es mir Sorgen bereitete, dass er alles in sich hineinfraß.

Über den Kuss wurde nie gesprochen und irgendwann fragte ich mich, ob er sich überhaupt daran erinnerte, dass so etwas geschehen war. Wahrscheinlich nicht... und wahrscheinlich sollte ich mehr als froh darüber sein, dass er es nicht tat. Ich hingegen vergaß den winzigen Moment nie und selbst wenn ich in jenem Moment nur den Willen gespürt hatte, ihn zu beruhigen, so ließ es mein Herz nun raßen, wenn ich daran dachte, dass ich seine Lippen erneut berührt hatte.
 

Die letzten zwei Wochen dieses Jahres durfte Yzak nicht mehr aufs Kampffeld zurück. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass zurückgebliebene von Toten eine Pause einlegen musste – außer die Umstände verlangten es anders, und das taten sie nicht.

Ich kann mir nur vorstellen, wie schwer ihm diese Auszeit gefallen sein musste. Mehr denn je wollte er aufs Schlachtfeld, das wusste ich genau. Er wollte Rache üben und ich war mir vollkommen sicher, dass die Aussage, die er unter Tränen getroffen hatte, nun nicht mehr stimmte: nun würde es ihm nicht mehr schwer fallen, zu kämpfen, denn nun wollte er jemanden rächen.

Und tatsächlich, seit diesem Tag war Yzak viel aggressiver im Kampf. In den winzigen Sekunden Freiraum, die ich während der Kämpfe hatte, beobachtete ich ihn mit seinen Gegnern... er war viel waghalsiger, gefährlicher als zuvor. Zwar schien es, als habe er total den Überblick, als könne ihn nichts überraschen... aber was, wenn er doch einmal unaufmerksam war? Yzak war eher eine Person des Angriffes als der Verteidigung... was, wenn er doch mal überrascht werden würde und eben keine Zeit mehr hatte, sich zu verteidigen?

Ich hatte Angst davor und ich schwor mir, ihn zu beschützen, wenn es geschehen würde... doch was, wenn ich gerade nicht in der Nähe war?
 

ENDE Kapitel 5



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Smilie
2009-07-03T11:34:37+00:00 03.07.2009 13:34
Hey. Ich hab mich wirklich gefreut, als ich deine ENS gelesen habe.
Auch wenn ich sowas von gar nicht mehr in dem Thema drin bin.. deine ff gefällt mir nach wie vor. Besonders Yzak und Dearka. Das Kapitel finde ich ziemlich gelungen, auch wenn du nicht noch einmal drüber geguckt hast. Mir hats gefallen, dass Yzak jetzt auch mal 'Schwäche' gezeigt hat, wie Dearka sich anschließend um ihn gekümmert hat und dass er den Schwur abgelegt hat Yzak zu beschützen. Wirklich toll. Bin nur mal gespannt, ob er seinen Schwur halten kann. Jetzt wo Yzak so auf Rache aus ist wird das bestimmt nicht leicht. Außerdem bin gespannt wie es zwischen den beiden weitergeht und ob sich vielleicht durch Yzaks Ausbruch zwischen den beiden was verändert hat. Ich hoffe, dass nächste Kapitel kommt vielleicht ein bisschen schneller als dieses hier. ;)
Liebe Grüße, Smilie
Von:  Aburamegirl
2009-07-03T11:26:18+00:00 03.07.2009 13:26

wieder ein sehr schönes und trauriges kapitel,
es beeindruckt mich immer wie gut du die charakter in szene setzen kannst, das sie glaubwürdig und real beim leser ankommen,
man fühlt mit und möchte am liebsten helfen,
du hast ein tollen schreibstil, mach weiter so^^
vg Aburamegirl
Von:  Ryucama
2009-07-01T15:40:33+00:00 01.07.2009 17:40
*schnief* das war gemein. Yzak gehört normalerweise nicht unbedingt zu meinen Lieblingen, aber DAS hat er nicht verdient. Na ja. War auf jeden Fall schön zu lesen, vor allem Dearkas Unentschlossenheit hat mich beeindruckt. Sie wirken beide, als wollten sie mehr, aber keiner traut sich, es zuzugeben. Ich freu mich auf jeden Fall, wenn es weitergeht.
Ach ja, der Schluss! Das war ja auch wieder ein Hammer! Triffts auch ziemlich gut, Yzaks halsbrecherischer Stil ist wirklich etwas gewöhnungsbedürftig. ^^ Weiter so!


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