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Tod

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Prolog: Tod
 

Sie hatten die japanischen Meisterschaften gewonnen. Als Team.

Schon wieder.

Es war inzwischen fast zur Gewohnheit geworden und es beunruhigte ihn, dass er sich so sehr auf sein Team verließ. Dass sie gemeinsam irgendwie alles schaffen konnten. Um ehrlich zu sein, es machte ihm Angst. Große Angst. Aus seiner frühen Kindheit wusste er, dass es falsch war, sich zu sehr auf andere einzulassen, anderen zu vertrauen. Denn wenn man jemandem vertraute, bestand die Gefahr, dass dieses Vertrauen irgendwann enttäuscht wurde. Die Erfahrung lehrte ihn, dass er alleine besser dran war. Dass er niemanden brauchte, außer sich selbst.

Aber was seine Gefühle betraf... Seit er Mitglied der Bladebreakers war, fühlte er sich sicher. Diese Chaoten hatten es tatsächlich geschafft, ihn, den absoluten Einzelgänger, dazu zu bringen, sie irgendwie... zu mögen. Immer öfter fragte er sich, ob das nicht vielleicht ein Fehler war. Doch jedes Mal, wenn er mit ihnen zusammen war, stellte er fest, dass sie es wert waren, dass er sich auf sie verlassen konnte, dass sie ihn nicht verletzten – oder sich zumindest darum bemühten.

War das Freundschaft?

Seit seinen Kindertagen, die er in der Abtei verbracht hatte, hatte er sich gefragt, was Menschen dazu brachte, andere an sich heran zu lassen. Freundschaft. Er war sich wirklich nicht sicher, ob er dieses Gefühl schätzen oder einfach nur als krank empfinden sollte. Aber er wusste, dass es wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde, ehe er sich endgültig entschieden hatte, was er mit Max, Ray, Tyson und Kenny anfangen sollte. Ob er sich tatsächlich auf sie einlassen wollte. Oder ob er nicht doch besser zurückkehrte in seine Welt des Einzelkampfes.

Obwohl er die Unabhängigkeit der damaligen Zeit sehr vermisste, bedeutete ihm sein Team wohl doch weitaus mehr – andernfalls hätte er die Gruppe schon vor langer Zeit verlassen. Aber was versprach er sich davon?

Konnte er wirklich an die Existenz von so etwas wie „Freundschaft“ glauben?

Mit einem Seufzen schüttelte er den Kopf. Alles war einfacher gewesen, bevor irgendjemand versucht hatte, sich in sein Leben zu drängen. Damals hatte er noch alles unter Kontrolle gehabt, hatte niemals sich und seine Motive angezweifelt. Aber jetzt...

Trotz allem wollte er die Zeit mit den anderen nicht missen. Es war eine verdammt schöne Zeit gewesen, das musste er zugeben. Aber konnte es so weiter gehen? Konnte er zulassen, dass er weich wurde? Nur, weil er mit diesen Kindern ein paar kleinere und größere Abenteuer erlebt und so manche schöne, aber auch schreckliche Stunde mit ihnen geteilt hatte?

Ein Klopfen an der Tür zu seiner Umkleide riss ihn aus den Gedanken.

Der einzige Grund, weshalb er sich hierhin zurückgezogen hatte, war, weil den Reportern und Fans der Zutritt zu diesem Teil des Gebäudes nicht gestattet war. Insofern war es unwahrscheinlich, dass irgendein Journalist ihn mit Fragen zum zurückliegenden Beyblade-Match befragen würde oder dass irgendein kleiner Junge ihn um ein Autogramm anbettelte. Ob es Tyson war, der nicht damit klar kam, dass er sich schon wieder zum Alleine sein zurückgezogen hatte? Mit einem genervten Schnauben erhob er sich von seinem Sitzplatz auf der Sportbank und trottete zur Tür, um diese zu öffnen.

Sein Gesichtsausdruck war gereizt, denn er hasste es, beim Nachdenken gestört zu werden, doch er verdüsterte sich noch mehr, als er bemerkte, dass vor der Tür ein unbekannter Junge stand, die Hände lässig in den Hosentaschen. Noch bevor er etwas sagen konnte, meinte der Fremde: „Hallo, Kai. Wir haben uns lange nicht gesehen.“

Der Typ hatte etwa sein Alter, war vielleicht ein kleines Stück größer als er. Seine Haare waren braun, kurz geschnitten, wirkten ein wenig verwildert, seine grauen Augen blitzten kurz herausfordernd auf, während sein Mund ein leichtes Lächeln bildete. Er trug billig aussehende, abgetragene Kleidung, ein weißes Hemd und eine blaue Jeans. Seine grauen Turnschuhe waren vermutlich schon längere Zeit in Gebrauch, denn sie zeigten deutliche Nutzungsspuren.

Für einen kurzen Augenblick runzelte Kai die Stirn, stellte dann jedoch fest, dass dieser Kerl vermutlich einfach nur versuchte, durch einen Trick sein Vertrauen zu gewinnen und machte Anstalten, die Tür wieder zu schließen. Ihm bedeuteten Fans nichts. Das waren Menschen, die selbst nichts zustande brachten und deshalb zu ihm aufschauten – einfach weil sie zu faul waren, ihren eigenen Hintern zu bewegen um ihre eigenen Grenzen auszutesten.

Doch der Junge schob seinen Fuß in die Tür und brachte mit einem kleinen Ruck die Tür dazu, sich weit genug zu öffnen, dass er in den Raum schlüpfen konnte. Kai warf ihm einen vernichtenden Blick zu: „Hör zu, Junge. Ich weiß nicht, was du von mir willst, aber wenn du nicht gleich von hier verschwindest, werde ich dafür sorgen.“

Sein Gegenüber blickte ihn verwundert an. „Begrüßt man so alte Freunde? Du enttäuschst mich wirklich! Hast du mich etwa vergessen?“, er seufzte und zuckte mit den Schultern, „Das ist wirklich sehr Schade. Aber da kann man wohl nichts machen. Aber, im Gegensatz zu dir, habe ich dich nicht vergessen. Niemals.“ Seine Stimme klang plötzlich nicht mehr ruhig, sondern wütend und aufgebracht und Kai starrte ihn verständnislos an, als er auf ihn zutrat und ihn am Kragen packte. Kai reagierte nicht weiter auf diesen Akt, da er derartige Provokationen schon oft genug erlebt hatte. Sie beeindruckten ihn nicht.

Doch zu seiner Überraschung flüsterte ihm der Unbekannte ins Ohr: „Ich werde dafür sorgen, dass du dich an mich erinnerst!“

Kai spürte einen kurzen Stich am Arm, keuchte auf und empfand auf einmal diese unbeschreibliche Übelkeit, die in ihm aufstieg...
 

Kai erhielt keine typische japanische Trauerfeier, sondern eine traditionelle, russisch-orthodoxe Beerdigung, wie seine Familie es sich gewünscht hatte. Nur langsam und schleppend bewegte sich der Trauerzug vorwärts. Unzählige Leute zogen hinter Kais prächtig geschmückten Sarg her.

Angehörige, Freunde, Bekannte, Fans, jede Menge Mitarbeiter der Presse, die darauf gierten, die Reaktionen der Trauernden für ihre Nachrichten festzuhalten, und auch Menschen, die einfach nur ihre Anteilnahme ausdrücken wollten. Viele Anwesende weinten, trauerten um den verstorbenen Beyblader. Tyson, Ray, Max und Kenny starrten stur geradeaus und ihre Mienen waren ausdruckslos, als sie neben dem Erdloch standen, in das der Sarg feierlich hinabgelassen wurde.

Kai war tot.
 

~*~

Erinnerungen

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Kapitel 01: Erinnerungen
 

Er hastete durch die Straßen, dicht gefolgt von den Schergen des Herrschers. Wäre er nicht so erschöpft und am Ende seiner Kräfte gewesen, hätte er sich vielleicht größere Mühe gegeben, eine Möglichkeit zu finden, seine Verfolger auszuschalten, doch sein Verstand war durch die Anstrengungen der letzten Zeit viel zu vernebelt. Und so rannte er einfach nur um sein Leben, völlig außer Atem und wohl wissend, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Zu lange wurde er schon gejagt und verfolgt, viel zu lange. Hatte es überhaupt einen Sinn, dass er floh?

Er war am Ende, seine Kräfte waren fast aufgebraucht und schlagartig fragte er sich, warum er nicht eher bemerkt hatte, dass sein Fluchtplan von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war. Wieso hatte er es nicht schon vorher erkannt gehabt? Nur ein Wunder konnte ihn jetzt noch retten.

Er war verloren.

Schwer schnitt jeder Atemzug in seine Lunge, gab ihm das Gefühl, husten zu müssen und nicht genügend Luft zu bekommen, außerdem schmerzte schon seit einiger Zeit seine rechte Seite höllisch, weshalb er seine linke Hand dagegen presste. Das brachte zwar keine Besserung, aber zumindest hatte er dadurch den Eindruck, irgendetwas an seiner Lage verändern zu können. Die Tatsache, dass seine Beine sich unheimlich schwer anfühlten, während seine Füße unangenehm mit jedem Schritt wie Feuer brannten, bereitete ihm auch keine sonderliche Hoffnung auf einen Erfolg seiner Flucht.

Es hatte keinen Sinn.

Wenn er jetzt aufgab und sich stellte – vielleicht würde die Bestrafung nicht allzu hart ausfallen. Der Gedanke schien im ersten Moment gar nicht so abwegig, doch dann verfluchte er sich dafür, dass er überhaupt daran dachte, zurück zu kehren in sein dunkles Gefängnis, wenn die Freiheit doch plötzlich so greifbar war. Bei Gott, er hatte von Anfang an nicht erwartet, dass es einfach werden würde; aber er wusste, wie es sich anfühlte, wenn er glaubte, kurz vor seinem Ziel zu sein und plötzlich an allem zu scheitern. Es war mehr als nur frustrierend, es trieb ihn in die Verzweiflung. Die Aussichtslosigkeit seiner Lage, die Unfähigkeit, irgendetwas an seiner Situation zu ändern – und doch versuchte er es immer wieder, etwas daran zu ändern.

Er war niemand der aufgab.

Er würde es schaffen. Dieses eine Mal würde er es schaffen. Er würde entkommen.

Seine Haare waren zu lang, hingen ihm ungebändigt ins Gesicht und gestalteten ihm dadurch das Rennen nur noch schwerer, konnte er so kaum etwas von seiner Umgebung wahrnehmen. Mit gesenktem Haupt hetzte er durch eine Menschenmenge, spürte, wie er immer mehr an Geschwindigkeit verlor. Überrascht und schockiert zugleich keuchte er auf, als er stolperte und der Länge nach hinfiel. Vor blankem Entsetzen riss er die Augen auf, spürte die Panik, die in ihm hochkroch. War etwa alles umsonst? Seine gesamte Flucht?

Er wusste, dass er die Kraft, um aufzustehen, wohl nicht mehr aufbringen würde. Aber er musste! Seine Finger krallten sich im Boden fest, als er gegen das aufkeimende Gefühl der Hoffnungslosigkeit ankämpfte und den verzweifelten Versuch unternahm, sich aufzuraffen. Ohne Erfolg.

Tränen krochen in ihm hoch und er presste seine Lippen aufeinander, kniff seine Augen zusammen. All diese Anstrengung vollkommen umsonst! Wie viel Zeit sollte er denn noch in Gefangenschaft verbringen?! Warum, verflucht nochmal, war es einfach unmöglich diesem kranken Herrscher zu entkommen?

Schlagartig erstarrte er, als er zum ersten Mal seit Jahren bewusst das Geräusch des fließenden Wassers vernahm. In seiner blanken Panik und Hektik hatte er das Geräusch nicht beachtet, doch nun hörte er es. Ein Fluss. Erschöpft hob er seinen Blick und erkannte ein paar Meter neben sich einen schwachen Hang, und an dessen Fuß lag der Fluss.

Sein Herz schlug schneller.

Grob packte ihn eine Hand von hinten, jemand sprach in gehässigem Tonfall auf ihn ein, doch er nahm es kaum wahr. Er spürte neue Kraft, als er endlich einen Ausweg aus seiner Lage sah. Ein Hoffnungsfunke. Klein, aber so unheimlich verlockend.

Ja, der Fluss hatte eine sehr starke Strömung. Aber lieber würde er ertrinken, als von den Schergen geschnappt und wieder in seine Zelle gesperrt zu werden!

Bevor er realisieren konnte, was er tat, hatte er sich auf den Rücken gerollt und nach den beiden Wachen getreten. Diese hatten nicht mit dieser Reaktion gerechnet und waren umso überraschter, als sie nach hinten fielen. Mehr stolpernd als gehend brachte er die Distanz zum schützenden Wasser hinter sich und stürzte sich mit einem Sprung hinein.

Ehe er sich versah, wurde er von der Strömung erbarmungslos mitgerissen. Obwohl es wohl eher lächerlich war, versuchte er sich über Wasser zu halten. Doch es misslang ihm kläglich. Verzweifelt schnappte er nach Luft, aber es war eine Sache der Unmöglichkeit. Das rücksichtslose Nass zog ihn immer weiter in die Tiefe.

Er verlor das Bewusstsein.

Sein Kopf schlug schmerzhaft gegen etwas Hartes und er riss erschrocken den Kopf nach oben, schnappte nach Luft, doch nur Wasser füllte seinen Mund. Voller Panik kämpfte er sich dorthin vor, wo er die Wasseroberfläche vermutete, und als er es tatsächlich schaffte, nach oben zu gelangen, befand er sich sofort wieder in der Gefangenschaft der gewaltigen Wassermassen. Mit allerletzter Kraft gelang es ihm, sich zum Ufer vorzukämpfen, sich daran festzukrallen, im beinahe hoffnungslosen Kampf mit der Strömung. Er spuckte einen Mund voll Wasser aus und während er immer mehr fühlte, wie sein Körper immer tauber wurde, gelang es ihm unter großen Qualen, sich aus dem Wasser zu befreien, ans Ufer zu gelangen. Völlig durchnässt und schwer atmend lag er auf dem Bauch, hustete hart, spuckte Wasser. Und obwohl er einfach nicht mehr konnte, wusste er, dass er nicht bleiben durfte. Zu weit war er gekommen, als jetzt hier liegen zu bleiben und sich einfangen zu lassen. Sie würden ihn hier finden. Er stellte ein gutes Ziel dar und mit Sicherheit wussten alle zuständigen Einheiten inzwischen, dass er sich irgendwo im Fluss oder am Ufer befand. Man würde ihn hier suchen. Und finden.

So schmerzhaft es war, so sehr er das Bedürfnis hatte, seine Verzweiflung einfach nur herauszuschreien, er konnte sich nicht ausruhen. Er musste weiter.

Während er sich in Gedanken selbst Mut zusprach, brachte er sich in eine kniende Position. Alles verschwamm vor seinen Augen, sein Körper hatte keine Kraft mehr. Aber er musste weiter! Wenn es eine Sache gab, die er noch nie sonderlich gut beherrscht hatte, dann war es das Aufgeben gewesen. Mit größter Konzentration gelang es ihm, unsicher und schwankend auf die Beine zu kommen. Zögerlich machte er die ersten Schritte, stürzte fast. Doch er kämpfte sich vorwärts und wusste, was auf dem Spiel stand.

Egal, was es kostete. Dieses Mal würde er es schaffen.

Langsam aber sicher kam er näher an ein paar Häuser heran, die schützende, aber auch bedrohliche Stadt. Das enge Gassengewirr konnte ihn vor seinen Verfolgern behüten, aber es konnte ihn auch direkt in ihre Fänge bringen. Aber die Alternative wäre der nahegelegene Wald – und er wusste, dass er es mit den wilden Tieren in seinem Zustand erst recht nicht aufnehmen konnte.

Es wurde allmählich dunkel.

Taumelnd kämpfte er sich voran, doch bald wusste er nicht mehr, wo er sich eigentlich befand. Es war alles so... anders. Alles hatte sich verändert.

Vor Wut über sich selbst und seine Situation sackte er mit einem wütenden Schrei auf die Knie. Er konnte nicht mehr. Er war am Ende. Seine Beine würden ihn nicht mehr weiter tragen.

Er war so müde, so verdammt müde...

Die Schwäche überkam ihn in einem Moment, in dem er nicht aufgepasst hatte. Obwohl er sich bewusst war, dass er weiter musste, dass er hier nicht bleiben konnte, dass er Schutz brauchte, war ihm der Gedanke, einfach kurz sitzen zu bleiben so verdammt angenehm. Es war falsch gewesen, sich selbst die Pause zu gönnen. Vor seinen Augen drehte sich alles und er spürte, wie sich seine Muskeln langsam entspannten. Er fiel vorne über.

Das Letzte, was er empfand, bevor er das Bewusstsein verlor, war die aufkeimende Angst, dass man ihn finden würde und alles umsonst gewesen wäre.
 

Es verging einige Zeit und der regungslose Körper blieb unbeachtet liegen. Vermutlich war der Grund hierfür, dass endgültig die Nacht über der kleinen Stadt hereingebrochen war und nur wenige Menschen noch auf den Straßen unterwegs waren. Und die Leute, die sich herumtrieben, schenkten dem Bewusstlosen keine Beachtung.

Doch eine Gestalt blieb stehen, blickte hinab auf den am Boden liegenden Mann und zögerte einen Moment, ehe sie sich hinabbeugte und die Person am Hals berührte. Zumindest konnte er einen Puls spüren, was er als gutes Zeichen deutete.

Er, das hieß Ray Kon, ein durchschnittlich großer und relativ gut durchtrainierter, schwarzhaariger junger Mann, dessen lange Haare zu einem Zopf gebunden waren. Seine bernsteinfarbenen, sichtbar asiatischen Augen fixierten nachdenklich den Kerl der vor ihm lag und er verengte sie zu schmalen Schlitzen. Viel konnte er nicht erkennen, da es bereits Nacht war, aber durch die Berührung hatte er zum einen die Nässe und zum anderen die Hitze gespürt, die von dem starren Körper ausging. Es widerstrebte seinen Moralvorstellungen, einen Verletzten einfach so liegen zu lassen; aber er hatte auch keine Lust, irgendeinen Penner mit in sein Haus zu nehmen. Wenn er einmal damit anfing, würden viele weitere folgen. Und das war eine Vorstellung, mit der er sich nicht anfreunden konnte.

„Hey“, murmelte er und packte den Besinnungslosen an der Schulter, um ihn zu schütteln, „Sie können hier nicht schlafen.“ Doch es folgte keinerlei Reaktion. Gequält sog Ray die Luft ein und seufzte, während er sich für sein Gewissen verfluchte. Es wäre wesentlich einfacher, wenn er an solchem Elend vorbeilaufen könnte. Aber die Tatsache, dass er in einer trostlosen, selbstgerechten Welt lebte, brachte ihn nur noch mehr dazu, Hilflosen zu helfen. Egal wie sehr es ihm in manchen Fällen widerstrebte, es half ihm, sich selbst nicht zu vergessen, nicht genauso abzustumpfen wie all die Menschen, die um ihn herum lebten. Wenn es etwas gab, das er fürchtete, dann war es das.

Zögerlich ließ er sich auf die Knie sinken, wollte sich die bewusstlose Person gerade über die Schulter werfen, als seine Augen ein Emblem auf der Kleidung des Mannes wahrnahmen. Er erstarrte kurz, ließ dann langsam seine Finger darüber fahren, da er aufgrund der Dunkelheit nicht exakt erkennen konnte, was das Zeichen genau darstellte. Aber er hatte eine große Befürchtung und diese schien sich zu bestätigen. Der Typ war ein entlaufener Gefangener des Herrschers.

Erschrocken taumelte er zurück und fiel auf seinen Hintern.

Bei Gott, was sollte er jetzt tun? Sollte er ihm trotzdem helfen? War das ein Schwerverbrecher? Oder einfach nur ein armer Wicht, den man festgenommen hatte, weil er sich gegen den Herrscher gestellt hatte? Es schüttelte ihn. Sollte er die Wachen rufen?

Im nächsten Moment hasste er sich dafür, dass er überhaupt daran gedacht hatte, diesen Ungeheuern einen Wehrlosen zu überlassen. Aber wenn man ihn dabei erwischte, wie er sich um den Sträfling kümmerte, dann...

Obwohl er starke Bedenken hatte, beeilte er sich damit, den Mann auf seinen Rücken zu laden, und zu seinem Haus zu gelangen. Er durfte in keinem Fall erwischt werden, wenn ihm sein Leben lieb war.

Während er in schnellem Tempo die Seitenstraßen entlang huschte, spürte er den schweren Atem in seinem Nacken. Dass der Mann dringend Hilfe benötigte, war eindeutig.

Als er endlich bei seinem kleinen, ein wenig abgelegenen Haus angekommen war, war er äußerst erleichtert. Er betete, dass niemand ihn gesehen hatte und er vorerst sicher war – aber wer wusste das schon in diesen Zeiten wirklich sicher? Man konnte sich auf niemanden verlassen.

In Gedanken war er erleichtert, dass Mariah für die nächsten beiden Wochen verreist war. Wenn es eine Sache gab, von der sie am besten Nichts mitbekam, dann wohl seine Rettungsaktion. Das brächte sie beide in Verlegenheit und ihn selbst in höchste Lebensgefahr.

Nachdem er die Tür geschlossen hatte, lief er durch einen schmalen Gang zu seinem Schlafzimmer, wo er den Bewusstlosen auf das Bett fallen ließ. Hastig verschloss er alle Rollos des Raumes, damit niemand hereinblicken konnte. Dann wandte er sich wieder um und betätigte den Lichtschalter. Im Licht des Zimmers betrachtete er den Unbekannten genauer. Er war blass, vollkommen durchnässt und lag schweratmend auf dem Bett. Seine Haare waren grau, zerzaust und verfilzt, sein Gesicht hager und erschöpft. Die Kleidung, die er trug, war, wie befürchtet, die Uniform der Strafgefangenen, Schuhe trug er keine. Ray schauderte bei dem Anblick und er entschied sich dazu, zuerst einmal den Mann aus seinen nassen Klamotten zu befreien – anschließend würde er sie verbrennen, damit niemand dahinterkäme, was er getan hatte.

Nachdem er den Mann vollständig entkleidet hatte, katapultiere er die durchnässte Bekleidung auf einen Haufen, damit sie nicht im Weg herum lag. Danach schnappte er sich eine Decke, in die er den Bewusstlosen vorsichtig einwickelte, damit sein Zittern nicht noch schlimmer wurde. Ray war sich ziemlich sicher, dass er Fieber hatte und dringend Medizin und Pflege benötigte. Aber war es richtig gewesen, dass er diesen Kerl einfach mit hierher gebracht hatte? Vermutlich hatte er den größten Fehler seines Lebens begangen. Er schüttelte verzweifelt den Kopf. Was sollte er tun?

Erneut trat er auf den Liegenden zu und rüttelte ihn kräftig an der Schulter. Er musste es wissen. Er musste wissen, für wen er sein Leben aufs Spiel setzte. „Hey, aufwachen!“ Auch wenn er krank aussah und sein gesundheitlicher Zustand sehr angeschlagen war – es würde den Typen hoffentlich nicht umbringen, wenn er ihm ein paar Fragen stellte, bevor er ihn versorgte.

Es dauerte ein wenig, ehe die Lider seines Gegenübers leicht flatterten und er sie einen Spalt breit öffnete. Vermutlich bekam er nicht sonderlich viel von seiner Umgebung mit, der fiebrig-glasige Blick starrte ins Nichts und Ray zweifelte nicht daran, dass der Kerl im Augenblick mehr bewusstlos als wach war. Mit einem leisen Seufzen fuhr er sich durch die Haare. „In Ordnung. Wer bist du?“

Der Angesprochene öffnete den Mund, doch kein Ton drang heraus. Ray fasste sich mit der Hand an die Stirn. Sein Versuch schien nicht von sonderlichem Erfolg gekrönt zu sein. „Was willst du hier? Wieso warst du im Gefängnis?“

„Ich...“, gebannt starrte Ray den Kranken an, in der Hoffnung endlich etwas zu erfahren, „Ich... weiß es nicht...“ Vor Wut und Verzweiflung hätte Ray am liebsten laut aufgeschrien. Es war zum Verrücktwerden! Wollte der Kerl ihn verarschen oder meinte er das ernst? Um ehrlich zu sein bezweifelte er, dass ein Typ in seinem Zustand noch große Lügengeschichten hervorzaubern konnte. Aber wer konnte das schon genau sagen? Gereizt presste Ray seine Lippen aufeinander, ehe er weiter fragte: „Wie lange warst du im Gefängnis?“

„Z... zehn Jahre...“, die Schwäche war der zitternden Stimme deutlich anzuhören. Ray hingegen schüttelte ungläubig den Kopf. Zehn Jahre im Gefängnis ohne eine Ahnung zu haben, warum? Das schien ihm doch äußerst absurd. Vermutlich war es in der Tat sinnvoller, selbst Nachforschungen anzustellen, statt sich auf die Lügen eines Sträflings zu verlassen. Doch dafür brauchte er eine entscheidende Information. „Wie heißt du? Wie lautet dein Name?“

Es dauerte ein bisschen, bevor der Geschwächte diesmal antwortete und er atmete sehr flach. Er schien kurz davor zu stehen, sein Bewusstsein erneut zu verlieren, aber das war nicht weiter von Bedeutung. Wichtig war es, den Namen zu kennen. Nur dann konnte Ray sich schlau machen und sicher gehen, dass er sein Leben nicht für einen Mörder oder Vergewaltiger riskierte.

„K...“, das Sprechen schien dem Unbekannten unendliche Anstrengungen zu bereiten und Rays Magen zog sich aus Mitgefühl unangenehm zusammen. War es wirklich in Ordnung, dass er den Mann so quälte? „Kai“, hauchte der Mann mit dünner Stimme, „Kai... Hiwatari...“

Sein Kopf fiel zur Seite und er blieb regungslos liegen.

Mit offenem Mund und wildem Blick starrte Ray den Fremden fassungslos an. Eine Lüge. Es musste eine Lüge sein. Eine dreiste, unverschämte, schmerzhafte Lüge. Es konnte nicht sein. Oder doch? Er selbst war auf Kais Beerdigung gewesen, hatte um ihn getrauert. Und dieser verwahrloste Kerl vor ihm behauptete nun allen Ernstes, er sei sein vor langer Zeit verstorbener Teamkollege?! Wut staute sich in Ray auf und er ballte seine Hände zu Fäusten.

Das Erscheinungsbild passte ja irgendwie. Was erhoffte sich dieser Typ davon, dass er sich als der verstorbene Kai Hiwatari ausgab? Auch wenn er sich für einen kurzen Moment wünschte, er könnte den Worten des ehemaligen Gefangenen Glauben schenken, er wusste, dass es eine Sache der Unmöglichkeit war. Kai war tot. Er hatte seinen toten Körper gesehen.

Doch es war so verlockend. Ein wenig Hoffnung in der traurigen, trostlosen Welt. Beherrscht von einem herzlosen Herrscher, der mit eiserner Faust und viel zu hohen Steuern regierte, der Menschen umbringen ließ, die sich gegen ihn stellten. Aber auch die Menschen, die behaupteten, sie würden sich für den Frieden einsetzen, waren nicht viel besser. Sie töteten und mordeten die Leute, die etwas mit dem Herrscher zu tun haben könnten, schlachteten sie erbarmungslos ab und machten auch vor Kindern keinen Halt. Was war das für eine Welt? Was war aus der schönen Zeit seiner Kindheit nur geworden?

Und gerade, weil er diese Zeit so sehr vermisste, war es doch so ein willkommener, herrlicher Gedanke, dass Kai noch lebte. Könnte es nicht vielleicht doch irgendwie eine Möglichkeit sein? Er wollte es glauben. Vermutlich war das der Grund, dass er, obwohl er wusste, dass es Unsinn, dass es eine Unmöglichkeit war, sich selbst vergewissern wollte, dass dieser Mann die Wahrheit sprach, dass er es überhaupt in Betracht zog, obwohl er es eigentlich besser wusste.

Kai hatte ein Tattoo in Form eines stilisierten Phönix auf dem rechten Schulterblatt, von dem nur wenige etwas wussten. Ein dahergelaufener Sträfling würde es nicht wissen. Woher auch? Wenn er es besitzen würde, dieses Tattoo...

Mit zitternden Händen griff Ray nach seiner rechten Schulter, um sie anzuheben, einen Blick darauf zu werfen. Er machte sich keine Hoffnungen, aber in ihn war dieser Drang, dieser Wunsch, dass die Behauptungen der Realität entsprachen.

Und dann sah er es. Das Tattoo. Den Phönix mit der Flamme.

Erschrocken ließ er den Kranken los, tat er einen Satz nach hinten. Damit hatte er nicht gerechnet. Konnte es sein? Konnte es wirklich sein? Kai lebte? Es war nicht möglich!

Heftig und hart schlug Rays Herz gegen seinen Brustkorb und er trat wieder an das Bett heran, strich Kai geradezu liebevoll ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es war schwer, aber er war bereit dazu. Er konnte es glauben, weil er es glauben wollte. Kai lebte. Nach 10 Jahren mit dem Glauben, dass Kai gestorben sei, wusste er es nun besser.

Doch Kais Zustand war in diesem Moment nicht unbedingt der beste. Mit einem Lächeln auf den Lippen machte sich Ray daran, sich um seinen totgeglaubten Freund zu kümmern, damit er schnell wieder gesund wurde...
 

Nur äußerst langsam öffnete er seine Augen.

Ihm war schlecht, sein Schädel schmerzte furchtbar und sein Körper fühlte sich so beklemmend schwer an, dass er sich nicht sicher war, ob er sich aus eigener Kraft überhaupt aufrichten konnte. Der Kampf gegen die aufkeimende Übelkeit veranlasste ihn dazu, erneut die Augen zu schließen, doch er zuckte augenblicklich zusammen.

Mit einem lauten Quietschen wurde die Kerkertür geöffnet, zwei Wachen, in der weißen Uniform des Herrschers, packten ihn, zogen ihn unsanft auf die Beine. Er wurde mehr geschleift, als dass er ging, aber er war in diesem Moment sogar dankbar dafür, verhinderte es doch, dass er sich selbst Schritt für Schritt zur kommenden Bestrafung quälen musste. Von den Gängen bekam er kaum etwas mit, war er noch zu sehr damit beschäftigt, gegen die Bewusstlosigkeit und die Magenkrämpfe anzukämpfen. Doch es war auch nicht von sonderlicher Bedeutung. Er kannte sie alle.

Er wusste, wohin sie ihn brachten.

Als die beiden hochgewachsenen Männer stehen blieben, hob er schwach seinen Kopf ein wenig an. Sie waren angekommen. Mit einer kräftigen Armbewegung öffnete einer der Beiden die Tür. Desinteressiert blickte er zu Boden. Er wusste, was kommen würde. Was ihm in wenigen Minuten widerfahren würde. Dass es sinnlos war, sich dagegen zu wehren.

Es war erstaunlich, dass er immerhin zehn Jahre gebraucht hatte, um das zu realisieren. Vielleicht wäre seine Gefangenschaft angenehmer ausgefallen, wenn er sich keine falschen Hoffnungen auf Rettung oder Flucht gemacht hätte.

Achtlos wurde er in den kleinen Raum gezerrt und auf den Boden geworfen, regungslos blieb er liegen. Es hatte keinen Sinn, sich aufzurichten oder irgendetwas zu versuchen. Wenn er sich jetzt verausgabte und sich hoch kämpfte, würde das rein gar nichts an seiner Bestrafung ändern. Rein gar nichts. Wieso hatte er überhaupt versucht zu fliehen? Sein Scheitern war von Anfang an klar gewesen.

Langsam und bedrohlich hörte er Schritte, die sich ihm näherten und eine gehässige Stimme meinte leise: „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn du vorher über die Konsequenzen nachgedacht hättest, mein lieber Kai...“

Er brauchte nicht aufzuschauen, um zu erkennen, wer gesprochen hatte. Er kannte den Mann. Der Kerl hatte ihn hierher gebracht, hielt ihn gefangen, war für alles verantwortlich, was ihm widerfahren war. Mit den Jahren hatte er Anhänger gefunden, wurde mächtiger, ließ sich von allen nur Herrscher nennen. Und er wusste beim besten Willen nicht, was er damit zu tun hatte. Wieso man ihn gefangenhielt.

Kai schwieg, ließ seine Augen geschlossen. Was hätte er auch antworten sollen? Dass er es nicht akzeptieren konnte, gefangen zu sein? Dass er es vermutlich wieder versuchen würde, weil er schon so viele Jahre in Gefangenschaft verbracht hatte, und es einfach nicht mehr ertrug? Ja, er hätte wissen müssen, dass sein Fluchtversuch fehlschlagen würde. Genauso wie die unzähligen, die er zuvor unternommen hatte. Aber er musste er doch versuchen... zumindest wenn er das bisschen Selbstwertgefühl, das er noch besaß, behalten wollte.

Die Wachen traten vor, zogen ihn in die Höhe, streiften ihm die Kleidung ab, die achtlos am Boden liegen blieb. Der Mann, der sich selbst nur Herrscher nannte, trat vor, beugte sich ein Stückchen nach vorne und flüsterte ihm leise ins Ohr, sodass ihm ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter lief: „Einige werden wohl nie aus ihren Fehlern lernen.“

Kai ahnte, was jetzt kommen würde. Die Hand des Herrschers fuhr fast zärtlich seinen Nacken entlang, dann fühlte er ein kurzes Stechen und er spürte, wie seine Beine weich wurden. Der kleine Apparat, der eine runde Form und vielleicht gerade einmal einen Durchmesser von zwei Zentimetern hatte, wirkte unscheinbar, doch sein Zweck war alles andere als erfreulich: Folterung.

Das kleine, einfache Gerät erzeugte grauenhafte Schmerzen im Inneren des Körpers, die sich zu so einem Grad steigern ließen, dass sie nicht einmal mehr mit unerträglich bezeichnet werden konnten. Es zerriss einen förmlich von innen heraus – und doch starb man nicht zwangsläufig daran...

In schrecklicher Erwartung verkrampfte sich Kai und als das winzige Ding mit einem leisen Surren zum Leben erwachte, durchzuckte der kalte, erbarmungslose Schmerz in einem Sekundenbruchteil seinen ganzen Körper. Panisch sog er die Luft ein, schrie laut auf.

Er riss die Augen auf. Heftig atmend und völlig schweißgebadet lag er da, konnte sich kaum bewegen. Langsam fasste er sich mit seiner Hand an den Kopf. Ein Albtraum.

Sein Körper schmerzte. Doch es war nicht die Art von Schmerz, die er sonst spürte. Und es war auch nicht das Gefängnis, in dem er sich befand. In dem Versuch seine Sinne und seinen Verstand zu beruhigen und seinen Pulsschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen, blieb er für einige Augenblicke bewegungslos liegen, ehe er sich vorsichtig ein wenig aufrichtete, um sich umzusehen.

Verdammt, wo war er hier? Zumindest schien er sich nicht im Palast zu befinden. Es sah eher nach einem einfachen, bürgerlichen Haus aus. Er lag in einem weichen Bett, eingehüllt in eine warme Decke, um ihn herum herrschte Dunkelheit.

Die Feststellung, dass er lebte und man ihn allem Anschein nach nicht dem Herrscher ausgeliefert hatte, erleichterte ihn um einiges. Dass er einen Schlafanzug oder etwas Ähnliches und nicht die Gefangenenuniform trug, ebenfalls. Sichtlich beruhigt ließ er sich in sein Kissen zurücksinken und er kuschelte sich in das Bett. Es war so wahnsinnig angenehm... Er spürte die Schläfrigkeit, die langsam in ihm hoch kroch und er bemerkte die Erschöpfung, die sich über seinen Geist und seinen Körper legte. Vielleicht war es falsch, dass er einem Unbekannten vertraute. Woher wollte er wissen, dass man ihm hier nicht doch auch etwas Schlechtes antun wollte?

...so schön warm...

Langsam fielen ihm die Augen zu, seine Gedanken ließen ihn allmählich in das Reich der Träume hinübergleiten, als er Stimmen vernahm und erschrocken aufhorchte. Er konnte nicht verstehen, was sie sagten, doch sie beunruhigten ihn. Die Müdigkeit verhinderte, dass er sich ordentlich konzentrieren konnte und er seufzte verzweifelt auf. An seiner Situation ließ sich für den Moment nichts ändern. Er brauchte den Schlaf dringend. Sobald er wieder fit und ausgeruht war, konnte er immer noch Nachforschungen anstellen und im Notfall einen Fluchtversuch unternehmen...

Demonstrativ, als würde er dadurch irgendjemandem irgendetwas beweisen, zog er sich die Decke bis zum Kinn und entspannte sich. Sie spendete ihm Geborgenheit und das Gefühl für den Moment sicher zu sein. Müde drehte er sich auf den Bauch, drückte sein Gesicht in das weiche Kopfkissen und schloss erneut seine Augenlider.

Es war so verdammt beruhigend...
 

„Ich denke, er kommt zu sich...“

Kai öffnete nur langsam und zögerlich seine Augen. Er war immer noch ein wenig erschöpft, aber zumindest fühlte er sich jetzt ein wenig gesünder. Seit langer Zeit war es das erste Mal gewesen, dass er in seinem Schlaf nicht von Albträumen heimgesucht worden war. Jede Nacht hatte der Herrscher ihn bisher bis in seine Träume verfolgt, um ihn dort zu foltern und zu erniedrigen. Aber diesmal hatte er einen ruhigen Schlaf gehabt. Er war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt geträumt hatte.

Schlagartig hatte er das unangenehme Gefühl von Blicken, die auf ihm ruhten. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut – und er hasste es. Es verunsicherte ihn, brachte ihn dazu, sich bloßgestellt zu fühlen. Instinktiv ballte Kai seine Hände zu Fäusten, wagte es nicht, sich irgendwie zu bewegen. Solange er auf seinem Bauch lag, würde man mit Sicherheit nicht bemerken, dass er bei Bewusstsein war. Oder doch?

In diesem Moment verspürte er nur die Angst. Irgendjemand war da. Aber konnte er ihm vertrauen? Wollte man ihn foltern? Ihn erneut ins Gefängnis stecken? War das ein weiteres Spiel des Herrschers, um ihn endgültig zu brechen? Er erschauderte.

Dann kam er sich auf einmal albern vor. Die Anwesenden wussten wahrscheinlich ziemlich genau, dass er wach war, selbst wenn er sich schlafend stellte. Und sie würden wohl auch nicht so einfach wieder verschwinden. Vielleicht war es das Beste, dieses Spiel zunächst einmal mitzuspielen und bei der nächstbesten Gelegenheit zu verschwinden. Anders käme er hier vermutlich nicht mehr heraus.

Äußerst langsam und schwerfällig, da sich sein Körper immer noch so anfühlte, als hätte jemand seine Muskeln verknotet, schaffte er es, sich auf den Rücken zu drehen und sich ein wenig aufzurichten. Die Anstrengung kostete ihm viel Kraft und er fasste sich für einen kurzen Moment an die Stirn, damit sein Kreislauf Zeit hatte, sich zu beruhigen.

„Wie fühlst du dich, Kai?“

Er erstarrte augenblicklich in seiner Bewegung. Woher kannten diese Leute seinen Namen? Zögerlich blickte er auf, sah ihnen in ihre Gesichter. Seine Gesichtszüge entgleisten ihm. Das konnte nicht sein!

Links und rechts neben seinem Bett standen insgesamt drei Personen und er kannte sie leider nur viel zu gut. Wenn es nun auch schon so verdammt lange her war.

Rechts stand ein schlaksig wirkender, junger Mann. Hochgewachsen, schlank. Er hatte kurze blonde, ungebändigte Haare, jede Menge Sommersprossen und er lächelte ihn freundlich an. Seine Kleidung wirkte lässig, bestand lediglich aus einem grünen T-Shirt und einer schwarzen Jeans, dazu trug er Turnschuhe. Daneben stand ein gut durchtrainierter, durchschnittlich großer, chinesisch anmutender Mann mit sehr langen, schwarzen Haaren. Passend zu seinem weißen Oberteil trug er eine schwarze Stoffhose und flache, ebenfalls schwarze Schuhe. Auch er schien guter Dinge zu sein. Den beiden gegenüber stand ein weiterer junger Mann. Seine dunklen Haare hatte er ordentlich zu einem Pferdeschwanz gebunden, hatte einen ungewöhnlich ernsten und hoffnungsvollen Blick auf seinem Gesicht. Sein weißes Hemd steckte ordentlich in seiner schwarzen Cargohose und an seinen Füßen befanden sich Wanderschuhe aus Leder. Er wirkte sehr gepflegt und ordentlich.

Er starrte sie für einen kurzen Augenblick einfach nur entsetzt an, versuchte die Wut, die Trauer und die Verzweiflung in seinem Inneren zu unterdrücken und setzte, so gut es ihm möglich war, eine starre Maske der Distanziertheit auf. Es fiel ihm schwer. Zu aufgewühlt war er.

Stumm wurde er angestarrt wie ein Tier in einer Ausstellung.

„Kennen wir uns?“, seine Stimme bebte ein wenig, als Kai die Worte sprach und Tyson, Max und Ray wirkten für einen kurzen Augenblick ein wenig erschüttert. „Du erinnerst dich nicht mehr an uns?“, murmelte Max mit gerunzelter Stirn, doch Kai zeigte sich unbeeindruckt. „Wer sind Sie, und was wollen Sie von mir?“

„Ich bin‘s Max! Max, erinnerst du dich nicht mehr?“ Der Angesprochene schüttelte nur langsam den Kopf. Tyson wirkte ob der Entwicklung sichtlich frustriert und er seufzte leise, Ray hingegen musterte seinen Gast mit skeptischem Blick. „Ich denke, er braucht einfach noch Ruhe“, sagte er dann mit bedachter Stimme zu Tyson und Max, „Wir sollten ihn noch etwas Schlaf gönnen. Am besten ihr geht schon mal, ich gebe unserem Gast hier nur noch schnell seine Medizin.“

Langsam und mit hängenden Schultern traten die beiden aus dem Raum und Kai verspürte innerlich für einen kurzen Augenblick so etwas wie Genugtuung. Zumindest, bis Ray ihn mit zusammengekniffenen Augen musterte. „Warum lügst du?!“

„Ich weiß nicht, was Sie meinen.“

„Doch, ich glaube, das weißt du genau. Ganz genau. Ich weiß genau, dass du dich erinnerst, ich sehe es dir an, Kai.“ Die Nennung seines Namens jagte ihm einen unangenehmen Schauer durch den ganzen Körper und er warf Ray einen zornigen Blick zu. Es fiel ihm schwer seine Tarnung aufrecht zu erhalten, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. „Und wenn es so wäre?“, trotz der Schmerzen, die er spürte, erhob er sich aus dem Bett, baute sich in seinem Schlafanzug vor Ray auf, „Es ist meine Sache. Und ihr drei Idioten tätet besser daran, euch nicht in meine Angelegenheiten einzumischen!“

Nun wirkte auch Ray ernsthaft zornig und seine Stimmte bebte, als er Kai anfuhr: „Das ist es doch, oder? Du hast noch nie viel von uns oder von unserem Team gehalten, nicht wahr? Weshalb? Wir waren-... Wir sind deine Freunde! Aber wenn dir das nichts wert ist, dann kannst du gerne selbst sehen, wie du dein Leben unter dem Herrscher fristest!“ Er drehte sich, wollte in Richtung Tür gehen, den Raum verlassen. Schlagartig erstarrte er, als ein trockenes Lachen an seine Ohren drang. Es war Kai.

„Freunde? Was bringen mir Freunde? Was bringt es mir euch zu vertrauen? Kannst du mir das verraten, Ray?“, die Worte wirkten kalt und gefühllos, Hohn schwang deutlich in ihnen mit, „Soll ich dir etwas echt total lustiges erzählen?“ Er schnaubte, brachte ein Lächeln zustande.

„Weißt du, was genau vor dreitausendsechshundertzweiundsiebzig Tagen passiert ist? Ein Junge kam zu mir. Sagte, er sei ein alter Freund. Ich habe versucht ihn loszuwerden, doch er nutzte die Gelegenheit aus, verabreichte mir irgendein Mittel. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einer Art Gefängniszelle. Ich habe jeden einzelnen, verfluchten Tag gezählt. Dreitausendsechshundertzweiundsiebzig an der Zahl. Und weißt du, was das Lustige an der Sache ist?“ Ray drehte sich langsam herum, wagte es nicht, irgendetwas zu sagen. „Jeden Tag... Jeden einzelnen, verfluchten Tag habe ich fest daran geglaubt, dass irgendjemand kommen würde, um mich zu retten. Wie konnte ich nur so naiv sein, auf meine Freunde zu vertrauen? Meine gesamte Hoffnung bestand darin, dass ich betete, dass ihr kommen und mich befreien würdet. Aber keiner ist gekommen. Das ist doch einfach nur doof, oder? Ich hatte euch den ganzen Freundschafts-Scheiß echt abgekauft und euch vertraut. Und jeden verdammten Tag habe ich mir immer und immer wieder Entschuldigungen für euch ausgedacht, warum ihr noch nicht gekommen seid. Um mir selbst etwas vor zu machen. Ich habe echt an den Mist geglaubt. Und jetzt sag‘ mir bitte, mein lieber Freund, wieso ich euch noch vertrauen sollte, geschweige denn mich über eure Anwesenheit freuen sollte. Das Einzige, das ich empfinde, wenn ich euch sehe, ist Hass. Und Wut. Ich will nichts mehr mit euch zu tun haben, lasst mich einfach in Ruhe. Ich werde nie wieder den Fehler machen und euch vertrauen. Nie wieder!“

Kais Knöchel waren weiß, er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und sein ganzer Körper bebte. Ray hingegen starrte ihn nur entsetzt und sprachlos zugleich an. „Was ist?!“, fuhr Kai ihn zornig an und packte ihn grob am Kragen, „Hat es dir die Sprache verschlagen, oder was? Hau ab!“ Als er die letzten Worte sprach, stieß er Ray von sich, sodass er ein paar Schritte nach hinten taumelte. „Verschwinde!!“

Wieder reagierte Ray in keiner Weise, starrte ihn einfach nur an. Mitleidig, erschüttert, entsetzt... Es machte ihn wütend. So unendlich wütend. Der Hass und die Abneigung, die er empfand, die Verzweiflung und auch die Enttäuschung machten Kai um Worte verlegen. Am liebsten hätte er alles kurz und klein geschlagen und auf Ray eingeprügelt, um ihn einfach los zu sein und seinen Blick und die damit verbundenen Erinnerungen endlich zu vergessen.

„Kai“, Ray sprach überaus bedacht, langsam und sorgfältig, fast ein wenig zögerlich, als ob er fürchtete, dass er Kai noch mehr verärgerte, wenn er zu schnell sprach, „Kai, du... du weinst...“ Kai wurde bleich, fuhr sich bestürzt mit der Hand über das Gesicht. Warme Tränen berührten seine Fingerkuppen und er erstarrte. Er weinte? Er? Ausgerechnet jetzt fing er an zu heulen? Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Zornig funkelte er sein Gegenüber an: „Lass mich einfach in Ruhe, klar?! Ich habe weder Lust mich wieder mit euch abzugeben, noch über irgendetwas zu diskutieren. Um ehrlich zu sein habe ich weitaus besseres zu tun, als hier herumzusitzen. Die letzten zehn Jahre habe ich ohne euch überlebt, da werde ich auch in Zukunft sehr gut ohne euch zurechtkommen!“

Ray trat mit ernstem Blick ein paar Schritte zu ihm hin, während Kai ihn weiterhin wütend anstierte. „Und du glaubst, das ist der richtige Weg für dich? Ja? Bist du dir da so sicher, Kai? Gerade jetzt brauchst du jemanden, dem du vertrauen kannst, jemanden, der-...“ „Und da sollte ich mich ausgerechnet für euch entscheiden? Ich bin kein Vollidiot. Ich habe am eigenen Leib gespürt, was es bedeutet, euch zu vertrauen!“

„Kai, mach keinen Unsinn“, murmelte Ray und schüttelte betreten den Kopf, packte ihn sanft an den Schultern, „Du hast keine andere Wahl, du kommst ohne unsere Hilfe aus dem Ganzen nicht lebend heraus!“ Er brach ab und schluckte. „Und hätten wir gewusst, dass du gefangen genommen worden bist, dann hätten wir wohl auch versucht, dich zu retten, aber... Wir haben deinen toten Körper gesehen. Wir waren alle auf deiner Beerdigung. Wir dachten du seist tot!“
 

Widerwillig und mit düsterer Miene saß Kai in einem Sessel im Wohnzimmer von Rays Haus. Ray hatte ihm Kleidung geborgt, ein rotes Hemd und blaue Jeans, die ihm sogar einigermaßen passten, und ihm die Haare kurz geschnitten, damit er nicht so sehr auffiel. Obwohl er gut geschlafen hatte, war er erschöpft und ausgelaugt und brauchte Ruhe. Das Gespräch mit Ray hatte ihn mitgenommen, ihn sehr angestrengt und irgendwann hatte er nur noch schwarz vor Augen gesehen und war vornüber gekippt. Der Asiate hatte ihn zurück ins Bett gebracht, ihm dabei geholfen, Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen, und Kai hatte sich, soweit er das Ganze in seinem dämmrigen Zustand überhaupt mitbekommen hatte, verzweifelt gefragt, wann er zuletzt etwas gegessen hatte. Danach hatte er irgendwann endgültig das Bewusstsein verloren.

Als er wieder aufgewacht war, hatte Ray ihn erneut zur Rede gestellt, ihm ein Foto seines Grabsteins gezeigt, aber Kai wollte nicht reden. Es tat weh, über alles nachzudenken und es war angenehmer, sich abzulenken. Doch Ray hatte darauf bestanden. Nur äußerst widerstrebend hatte Kai zugestimmt vorerst bei ihm, Max und Tyson zu bleiben, bis es ihm besser ging, und ihnen noch eine Chance zu geben. Er wusste absolut nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Irgendwann hatte er angefangen seine Freunde zu hassen und diese Abneigung war nichts, was man von heute auf morgen abstellen konnte, nur weil einem irgendjemand eine recht nett klingende Geschichte erzählte.

Er zeigte sich den Anderen gegenüber schweigsam und abweisend, wollte niemanden zu lange bei sich haben und auch sein Kreislauf machte noch viel zu oft schlapp. Ein Grund, weshalb er sich in den dunklen Raum gesetzt hatte. Ruhe. Die brauchte er dringend. Über all die Jahre hatte er sich wieder an das Alleinsein gewöhnt gehabt, es gefiel ihm nicht, dass man ihm nun so viel Aufmerksamkeit schenkte. Aus diesem Grund kam es ihm gerade nur recht, dass Tyson, Max und Ray in der Küche standen, abspülten und sich vermutlich flüsternd über ihn unterhielten. Pah! Sollten sie doch...

Genervt von dem bloßen Gedanken verschränkte er seine Arme vor der Brust und sehnte sich insgeheim zurück zu den alten Zeiten, als die Welt um ihn herum noch einigermaßen in Ordnung gewesen war.

Müde schloss er die Augen, ließ sich ein wenig tiefer in den Sessel zurücksinken und hoffte, dass man ihn vorerst in Ruhe lassen würde, bis er sich mit der Situation abfinden konnte. Kaum hatte er sich ein wenig entspannt, hörte er Schritte. Jemand betrat den Raum, blieb kurz stehen. Allem Anschein nach hatte man ihn bemerkt. Doch er wollte mit niemandem sprechen, wollte alleine sein, deshalb stellte er sich weiterhin schlafend. Langsam und vorsichtig kam die Person leise näher und Kai spürte die Panik tief in ihm, die sich langsam aber sicher in ihm aufstaute. War er hier wirklich sicher? Konnte er sich wirklich sicher sein, dass man ihm hier nichts Schlechtes wollte? Es machte ihn nervös, dass sich irgendjemand an ihn heranschlich, und er rang innerlich mit sich selbst, seine Angespanntheit nicht zu deutlich zu zeigen. Aufmerksam lauschte er und versuchte abzuschätzen, was wohl als nächstes passieren würde. In keinem Fall durfte er schreckhaft reagieren.

Er hörte den leisen Atem, der näher kam und er musste mit sich kämpfen, seine Fingernägel nicht in seinen Arm zu krallen.

Plötzlich berührten ihn ganz kurz sanft ein paar Finger an seiner rechten Hand, ließen ihn kaum merklich zusammenzucken. Achtsam und umsichtig strich ihm jemand über die Wange. Was genau damit bezweckt wurde, wusste Kai nicht, aber es war ihm verdammt unangenehm und er überlegte für einen kurzen Augenblick, ob er die Hand einfach bei Seite schlagen sollte. Ein leises, erleichtertes Seufzen ertönte und der Übeltäter ließ von seiner Handlung ab.

„Ich werde es dir wohl nicht ins Gesicht sagen können“, flüsterte die unbekannte und doch so vertraute Stimme kaum hörbar, „Aber ich bin wirklich froh, dass du noch am Leben bist. Auch wenn du mir das vermutlich nie glauben würdest...“

Kais Herz schlug heftig gegen seine Brust, denn er hörte deutlich die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit aus Tysons Stimme heraus. Für einen kurzen Moment wusste er nicht, ob er ihn für dieses freundschaftliche Geständnis dankbar sein oder ihn dafür hassen sollte. Er war erleichtert darüber, dass Tyson dachte, dass er schlief, so wurde keine Reaktion von ihm erwartet. Denn er wusste beim besten Willen nicht, wie er ihn zu diesem Zeitpunkt hätte vor den Kopf stoßen können.

Leises Rascheln von Kleidung verrieten ihm, dass sich Tyson wieder aus dem Zimmer schlich, um ihn in Ruhe schlafen zu lassen. Vorsichtig öffnete Kai seine Augen und blickte ihm mit aufgewühlter Miene hinterher. Dieser verdammte Tyson.

Plötzlich stand Ray im Türrahmen, blickte ihn überrascht an und Kai schaffte es gerade rechtzeitig, wieder einen neutralen Gesichtsausdruck anzunehmen. „Ist alles in Ordnung mit dir, Kai?“ er nickte bloß stumm und sein Gegenüber schien das als gutes Zeichen zu deuten und setzte sich zu ihm in den Raum, in einen anderen Sessel. „Worüber denkst du nach?“

Kai hatte keinerlei Lust über seine Gefühle und das Durcheinander in seinem Kopf zu sprechen, weshalb er es für das Beste hielt, zunächst einmal ein anderes Thema anzusprechen. Das würde ihn vermutlich selbst auch auf andere Gedanken bringen. „Der Herrscher. Wie ich ihm entkommen kann.“

„Du meinst, wie wir ihm entkommen können.“

Kai rollte genervt mit den Augen, äußerte sich jedoch nicht zu der Aussage und meinte lediglich: „Ich habe schon überlegt, dass es vermutlich sinnvoll wäre ins Ausland abzuhauen oder so etwas in der Art.“ Ray schüttelte den Kopf. „Das wird nichts bringen. Damit wirst du keinen sonderlichen Erfolg haben.“

„Wieso?“

Unruhig wackelte Rays linkes Knie auf und ab und er befeuchtete seine Lippen. „Du hast ja nicht so viel mitbekommen, wenn du im Gefängnis saßt... Aber es ist ja nicht so, als hätte der Herrscher nur diese Stadt, Region oder Japan unter seiner Kontrolle“, er zögerte, „Es ist ein... weltweites Phänomen.“

Mit dem blankem Entsetzen und erschütterter Wut in den Augen starrte Kai Ray fassungslos an.

„Es ist... kompliziert. Kaum warst du tot, ist auf einmal dieser Typ aufgetaucht, hat sich Landstrich für Landstrich unter den Nagel gerissen. Es gibt nur noch wenige freie Länder, wenige Menschen, die bereit sind Widerstand zu leisten. Wir befinden uns zurzeit mitten in einem... Weltkrieg“, er schüttelte nachdenklich den Kopf, während er sich mit der Hand durch die Haare strich, „Anfangs haben viele Staaten für ihre Freizeit gekämpft, doch irgendwie hat er es geschafft, sie zu besiegen. Dann hat er Unterstützung von anderen Ländern erhalten, die sich hierdurch Macht und Reichtum in der neuen Weltordnung erhofft haben. Europa ist fast besiegt, Amerika wird vermutlich ebenfalls bald fallen. Der Rest ist bereits in seiner Gewalt. Da heißt es nur noch: sich unterordnen und den Versuch unternehmen, ein einigermaßen gutes Leben zu führen.“

Kais Gesicht war bleich und seine Stimme zitterte, als er sprach: „Es muss doch eine Möglichkeit geben, diesen Wahnsinnigen aufzuhalten!“ Ray schenkte ihm ein müdes Lächeln. „Es gibt einige Leute, die auch so denken. Sie arbeiten geheim, um nicht erkannt zu werden, doch die meisten werden doch entdeckt und gestellt. ‚Gestellt‘ ist wohl der falsche Ausdruck. Sie verschwinden einfach“, Ray wirkte plötzlich ungewöhnlich alt, „Und nachdem, was der Kerl in Europa angestellt hat, wagt es keiner mehr, sich ihm entgegen zu stellen.“

„Warum? Was hat er getan?“, hakte Kai nach. Es gab so viele Dinge, von denen er keine Ahnung hatte, die er erfahren musste. „Erinnerst du dich noch an die europäischen Beyblader, gegen die wir früher mal gekämpft haben? Robert Jürgens, Johnny McGregor, Enrico Giancarlo und Oliver Boulanger. Allesamt Abkömmlinge reicher und adeliger europäischer Familien“, er holte tief Luft, ehe er fortfuhr, „Sie wollten ihm die Stirn bieten, ihn aufhalten. Doch sie wurden verraten. Keiner weiß genau wieso. Vermutlich war es die Macht, die Johnny dazu brachte, seine Freunde zu verkaufen. Aber alle ihre Anhänger, ihre Bediensteten, alle, die ihnen nahe gestanden hatten, wurden brutal niedergemetzelt in einem noch nie da gewesenen Blutbad. Was genau mit Robert, Enrico und Oliver geschehen ist, weiß niemand. Sind sie damals umgekommen? Leben sie noch?“ Ahnungslos zuckte Ray mit den Schultern, wirkte betroffen, wollte vermutlich nicht mehr weiter darüber sprechen.

„Was habt ihr die letzten zehn Jahre gemacht?“, murmelte Kai nach einiger Zeit des Schweigens und er erntete einen überraschten Blick von Ray. Schnell fügte er hinzu: „Nicht, dass es mich wirklich interessieren würde.“

Ray brachte ein Lächeln zustande, sah Kai ein wenig schief an. „Nach deinem Tod sind die Bladebreakers zerbrochen. Ziemlich schnell ist jeder seine eigenen Wege gegangen. Tyson hat uns zuerst verlassen. Er wurde Kendolehrer in einem kleinen Dorf, fand eine Frau, gründete eine Familie und hat auch allem Anschein nach eine kleine Tochter. Er hat eigentlich nie etwas von sich hören lassen. Es war wirklich schwer, Kontakt zu ihm aufzunehmen, nachdem ich dich gefunden hatte. Max war ziemlich lange in Amerika, hat dort auch studiert. Nachdem sich die weltpolitische Lage immer mehr verschlechtert hat, kam er dann wieder hierher zurück, um ein besseres Auge auf die Geschehnisse hier vor Ort zu haben. Er arbeitet ziemlich intensiv mit den Widerstandskämpfern zusammen, die in Amerika kämpfen. Vor allem seit dem Angriff auf die AllStarz und nach dem plötzlichen Verschwinden seiner Mutter...“, er unterbrach sich kurz, blickte nachdenklich an die Zimmerdecke, „Und ich... Na ja, ich lebe seit ein paar Jahren mit Mariah zusammen. Wir haben uns verlobt und hätten fast geheiratet. Aber dann... Dann habe ich herausgefunden, was sie unserem Dorf angetan hat und dass sie für ihn arbeitet. Für diesen Größenwahnsinnigen.“ Er schnaubte. „Ich verstehe das einfach nicht.“

Plötzlich hielt er in seiner Bewegung inne, erstarrte. Dann sprang er auf, packte Kai am Arm und zog ihn in die Höhe. „Wir müssen hier sofort verschwinden!“ Mit Kai im Schlepptau trat er in den Flur. „Max, Tyson! Beeilt euch, wir müssen sofort hier weg! Nehmt nur das Wichtigste mit!“

„Was ist auf einmal los?“, fragte Kai verwirrt, versuchte Schritt mit Ray zu halten, der die Treppe zum Keller hinunter eilte. Max und Tyson, die gerade aus dem Gästezimmer kamen, blickten verwundert den Beiden hinterher, ehe sie sich daran machten, ihnen mit ein paar wenigen, kleineren Gegenständen zu folgen.

Die Stufen führten sie hinab in einen recht großen Lagerraum, der mit Regalen und Kisten vollgebaut war und Ray lief zielstrebig auf einen Schrank am Ende des Raumes zu. Er öffnete die Türen des Schrankes und gab den Blick frei auf einen Haufen Klamotten, die auf Kleiderbügeln aufgehängt waren, und weder Max, noch Tyson oder Kai wussten in diesem Moment, was genau sie mit der Kleidung anfangen sollten, doch Ray trat grob gegen die Rückwand, die sofort aufflog. Eine versteckte Tür. Mit einer stummen Geste seiner rechten Hand deutete er ihnen an, sofort durch den Kleiderschrank zu gehen, was diese mit verwirrten Blicken, aber gehorsam taten. Hinter ihnen schloss Ray sowohl die Schranktüren, als auch die Rückwand.

Sie befanden sich nun in einem schmalen, erdigen Gang, in dem ein Erwachsener zwar direkt hinter der Tür stehen konnte, der jedoch sehr bald so eng wurde, dass sie auf allen Vieren würden krabbeln müssen. Für einen kurzen Moment überlegte Kai, ob es sinnvoll wäre, Ray, Max und Tyson auf seinen gesundheitlichen Zustand aufmerksam zu machen. Er wusste nicht, ob er es schaffen würde. Wie lange war dieser verfluchte Gang überhaupt? Unsicher bedachte er den Weg, während Ray ein paar Kisten, die rechts neben ihnen standen, vor die Tür des Kleiderschranks schob.

„Nennt mich paranoid“, murmelte er dann, nachdem er seine Arbeit beendet hatte, „Aber ich habe den Gang angelegt, nachdem ich das mit Mariah herausgefunden hatte. Ich wusste, dass man mir und meinen Ansichten irgendwann auf die Schliche kommen würde. Da dachte ich, es sei besser, wenn ich darauf auch vorbereitet bin.“ Kai schüttelte nur den Kopf. „Was soll die ganze Aktion hier überhaupt?“

Ray seufzte leise. „Ich habe eine gewisse Eventualität außer Acht gelassen. In der Tat hege ich schon lange die Vermutung, dass ich abgehört werde. An sich kein großes Problem, aber der Herrscher ist hinter dir her. Die Gefahr, dass seine Leute hier auftauchen ist zu groß. Ich war unvorsichtig, wir müssen dringend verschwinden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass seine Schergen schon unterwegs sind. Deswegen sollten wir uns beeilen.“
 

Wie lange sie schon unterwegs waren, Kai wusste es nicht. Man konnte kaum etwas erkennen, gerade einmal die Füße des Vordermanns. Und während sie so langsam voran krochen, wurde Kai immer mehr bewusst, wie nötig er den Schlaf und etwas Ruhe doch hatte. Obwohl er sehr erschöpft war, schleppte er sich langsam weiter und überlegte, wie er die drei Tage Flucht überhaupt heil hinter sich gebracht hatte.

„Es ist nicht mehr weit“, murmelte Ray leise hinter ihm und Kai widerstand der Versuchung, sich umzudrehen, „Es ist in etwa noch eine halbe Stunde, dann haben wir den Tunnel hinter uns und können uns kurz ausruhen.“

„Das ist gut“, kam Max‘ gutgelaunte Stimme von vorne, „So allmählich bekomme ich nämlich ziemlichen Hunger. Und wir alle können mit Sicherheit ein wenig mehr Bewegungsfreiheit gebrauchen...“

Kai schnaubte, was vermutlich unter normalen Umständen eine Art Lachen gewesen wäre. Dann seufzte er leise und hing wieder seinen eigenen Gedanken nach, in der Hoffnung, dass sie bald das Ende des Tunnels erreicht haben würden.
 

~*~

Vergangenheit

versus

Kapitel 02: Vergangenheit
 

Bei Gott, wie lange war das nun her? Ein paar Monate? Ein, zwei Jahre vielleicht?

In jedem Fall zu lange. Viel zu lange.

Gedankenverloren lag er in dem unbequemen Bett, starrte an die Decke, kämpfte gegen das aufkeimende Gefühl der Leere in sich, dachte nach, was sie falsch gemacht hatten, was sie hätten anders machen können. Wieso auf einmal alles so schief gelaufen war, wieso sie sich in allen ihren Schätzungen so sehr vertan hatten. Wie war es nur so weit gekommen? Er konnte nicht anders, als sich selbst die Schuld an allem zu geben.

Sie hatten den Feind unterschätzt.

Nur deshalb hatten so viele sterben müssen, nur deshalb waren sie seit so langer Zeit rastlos, immer auf der Flucht und nur deshalb war Johnny jetzt ganz auf sich alleine gestellt.

Johnny.

Der Name hatte diesen bittersüßen Beigeschmack und Robert seufzte leise, als er den Versuch unternahm, sich das Aussehen des jungen Schotten wieder ins Gedächtnis zu rufen. Rote Haare, violette Augen. Er hatte ihn schon so lange Zeit nicht mehr gesehen, es fiel ihm schwer, ein klares Bild zu schaffen. Ob er sich sehr verändert hatte? Alleine der Gedanke ließ so viele alte Erinnerungen wieder hoch kommen, sorgte dafür, dass er sich so unendlich einsam fühlte, dass er ihn vermisste. Sein Herz schlug hart gegen seinen Brustkorb, sein Magen zog sich unangenehm zusammen.

Es schmerzte.

Desto weiter sie flohen, desto mehr sie kämpften, desto länger das alles dauerte... umso mehr schien er das zu verlieren, was ihm doch so wichtig war. Oder hatte er es schon längst verloren? Wer konnte ihm versprechen, dass alles wieder so wie früher sein würde? Dass Johnny in Ordnung war?

Während er tief Luft holte und den Versuch unternahm, sich ein wenig zu entspannen, kreiste sein Denken nur um eine einzige Frage, die in diesem Augenblick so unglaublich bedeutsam schien: Lebte Johnny überhaupt noch? Die Ungewissheit schien ihn immer mehr zu verschlingen. Seit wann hatte er sich nun schon nicht mehr gemeldet?

Ein Räuspern riss Robert unsanft aus seinen Gedanken, holte seinen benebelten Geist zurück in die Realität und hinterließ dieses brennende Gefühl der Sehnsucht nach der einen Sache, die er wollte, aber nicht haben konnte. Johnny.

Mit ausdrucksloser Miene wandte er sich Enrico zu, der mit verschränkten Armen im Türrahmen des kleinen, kargen Zimmers stand und ihn mit einem ernsten, sorgenvollen Blick bedachte. Erst jetzt wurde Robert wieder bewusst, wie erbärmlich das eigentlich alles war.

Die Holzhütte, in der sie im Moment hausten, erinnerte eher an eine Bruchbude, als an einen Ort, an dem man leben wollte. Ihre Wände waren lediglich dünne Holzbretter und es zog furchtbar durch die Ritzen zwischen diesen. Was die Einrichtung des winzigen Schlafzimmers betraf, so war diese spärlich, ein kleines, brüchiges Nachttischchen und das harte, picksende Bett, in dem er lag. Er wollte gar nicht wissen, mit welchem Ungeziefer er sich seinen Schlafplatz teilte. Ansonsten gab es nur einen weiteren Raum, in dem sich zwei kaputte Stühle, ein Tisch mit gerade einmal drei Beinen und ein uralter Fernseher befanden. Sie hatten zwei Decken, ein Kissen und ihre Kleidung. Woher sie das Essen für den nächsten Tag nehmen sollten, wussten sie genauso wenig, wie sie wussten, ob sie überhaupt noch allzulange mit diesem Lebensstil überleben würden.

Der junge Italiener war hager, wirkte sichtlich erschöpft und obgleich er seinen Zustand oft genug durch witzige Bemerkungen überspielte, sah man ihm an, dass auch ihn ihre Situation ziemlich zu schaffen machte. Sein Gesicht wirkte eingefallen, seine blonden Haare matt und glanzlos, das freche Leuchten seiner blauen Augen hatte er schon vor Monaten verloren, zudem zeigten sich die Anfänge eines Bartes. Es war ein paar Tage her, seit er sich das letzte Mal rasiert hatte. Womit auch? Von ihrem Versteckspiel vor dem Herrscher und dem ewigen Davonrennen erzählte seine Kleidung eine eindeutige Geschichte. Das Hemd, das er trug, war irgendwann einmal weiß gewesen. Nun war es übersäht mit Dreckspritzern und Flecken, hatte einige Risse, seine Jeanshose war ebenfalls schmutzig. Niemand, der ihn in diesem Zustand sah (oder roch), hätte wohl gedacht, dass es sich bei ihm um einen einstmals adeligen und sehr gepflegten Menschen gehandelt hatte.

Aber die Zeiten änderten sich. Und manchmal war einstiger Reichtum von weniger Bedeutung, als man glauben mochte.

Vermutlich gab er außerdem selbst auch kein allzu gutes Bild ab. Wie Enrico und Oliver trug auch er schon seit Wochen immer dieselbe Kleidung: denselben roten Pulli und dieselbe schwarze Hose. Sie waren vermutlich ein ziemlich armseliger und bedauernswerter Anblick. Wie lange es wohl noch so weiter gehen würde?

Sie hatten noch nie darüber gesprochen und Robert hatte seine Gedanken noch nie laut geäußert, aber vermutlich wussten sie alle drei ziemlich genau, wie aussichtslos ihre Lage eigentlich war.

Vielleicht wären sie besser dran gewesen, wenn sie sich gleich dem Herrscher unterworfen und aus seinen eigenen Reihen heraus ihr Möglichstes für eine Besserung der Weltsituation gegeben hätten.

Er hasste sich für diesen Gedanken.

Mit einem leisen Seufzen richtete er sich in eine sitzende Position auf, fuhr sich durch seine strähnigen, violetten Haare. Vor einiger Zeit hatte er sich noch selbst angeekelt, aber nach all der Zeit und den bescheidenen Möglichkeiten, die sie hatten, war er wohl abgestumpft. „Was ist denn los, Enrico?“

„Eigentlich wollte ich nur schauen, ob du auch wirklich schläfst“, mit einem leisen Schnauben trat er ein paar Schritte auf das Bett zu, „Robert, es hat absolut keinen Sinn, wenn du immerzu vor dich hin grübelst und dabei vernachlässigst, dass dein Körper dringend Ruhe braucht. Gerade weil unsere Situation so aussichtslos zu sein scheint, ist es wichtig, dass wir gesund bleiben. Wann hast du das letzte Mal geschlafen?“

Schuldbewusst sah Robert ihn an, rieb sich mit seiner rechten Hand über sein kratziges Kinn. Er wusste, dass es nichts brachte, sein Gegenüber anzulügen. Zumal es nicht sonderlich sinnvoll erschien.

„Ich weiß, du machst dir viele Gedanken. Zum einen wegen uns, zum anderen wegen Johnny. Aber wenn du deine gesamte Energie und Zeit nur dazu nutzt, unsere Lage zu bedauern, hilft uns das nicht weiter. Du weißt genauso gut wie ich, dass wir damals eine gemeinsame Entscheidung getroffen haben. Dass Johnny es so wollte. Dich trifft keine Schuld.“

Enrico hatte Recht. Mit allem, was er sagte. Aber obgleich sein Verstand ihm zuflüsterte, dass er endlich vernünftig und auf den Rat seines Freundes hören sollte, wusste er, dass er sich einfach keine Auszeit gönnen konnte, solange er Johnny in Gefahr wusste, solange die ganze Welt in Gefahr war. Sicher, er konnte die Welt nicht retten. Aber sollte er es nicht wenigstens versuchen?

Der junge Italiener blickte ihn durchdringend an, schien seine Gedanken zu erraten. „Indem du hier herumsitzt und Kummer schiebst, wird sich überhaupt nichts ändern.“ In seinen Augen spiegelte sich ein stiller Vorwurf, was Robert dazu brachte, ihn mit düsterer Miene zu mustern. „Du tust so, als verbrächte ich den ganzen Tag alleine im Dunkeln und würde mich im Selbstmitleid ertränken. Aber-...“

„Ist es nicht so?“, wurde er unterbrochen und Enrico zuckte mit den Schultern, „Ich weiß, dass du viel tust, dass wir gemeinsam gut vorankommen, aber das letzte Mal, dass du wirklich aus Überzeugung bei der Sache warst, ist Ewigkeiten her. Robert, ich sage dir das als Freund, weil ich mir Sorgen um dich mache. So kann es nicht weiter gehen. Du machst dich selbst kaputt.“ Kurzes Schweigen folgte. Robert war sich nicht sicher, wie er auf die Anschuldigungen reagieren sollte. Obwohl er den Drang hatte, sich zu rechtfertigen, alles abzustreiten, schwieg er. Robert war in den letzten Tagen vielleicht ein wenig gedankenverloren, aber er hatte deshalb noch lange nicht seinen Verstand abgeschaltet. Enrico hatte Recht. Es war an der Zeit, dass er endlich wieder etwas unternahm.

Er brachte ein schwaches Lächeln zustande, ehe er sprach: „Enrico, ich denke, ich muss dich und Oliver um einen kleinen Gefallen bitten...“
 

Mit einem leicht verstörten Gesichtsausdruck kam Enrico zurück in das Wohnzimmer, schloss die Tür hinter sich, mit der Gewissheit, dass Robert nun vermutlich seit Tagen das erste Mal wieder ordentlich durchschlafen würde. Zumindest schien ihn das Versprechen, das Enrico ihm gegeben hatte, wohl beruhigt zu haben und ihn ein neues Ziel finden lassen.

Oliver saß auf einem der beiden wackligen Stühle, dessen Rückenlehne nur noch in Ansätzen vorhanden war, und blickte auf das kleine Fernsehgerät, das am Boden stand und auf dem flimmernd und mit verzerrtem Ton irgendeine Kultursendung zu laufen schien. Seine grünen, schulterlangen Haare trug er zu einem Zopf gebunden, was ihn zumindest ein wenig gepflegter als Robert und Enrico erscheinen ließ. Sein dunkler Mantel, den er eng um sich geschlossen hielt, damit er ihn ein wenig vor der Zugluft schützte, war dreckverschmiert, ebenso die schwarze Hose, die ein wenig unter dem Mantel hervorlugte. Enrico wusste, dass er zudem einen gelben Rollkragenpullover trug, auch wenn man diesen im Moment nicht sehen konnte. Wie eben die letzten Tage auch. Und die Tage davor.

Als Enrico die Tür mit einem dumpfen Geräusch schloss, wandte sich Oliver zu ihm um. „Und? Was hat er gesagt?“, verwirrt ob des Gesichtsausdrucks seines italienischen Freundes runzelte er die Stirn, „Alles in Ordnung?“

Er holte tief Luft, öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Dann entschied er sich dazu, sich zunächst einmal auf die Decke am Boden zu setzen, ehe er Oliver mit einem Kopfschütteln anblickte. „Wusstest du, dass Robert und Johnny ein Paar waren?“

Der freundliche, etwas neckische Blick des Franzosen, sprach mehr als tausend Worte.

„Du wusstest es?!“

„Ich hatte da zumindest meine Vermutungen“, für einen kurzen Moment hielt er inne und bedachte Enricos Gesichtsausdruck, als wäre es ein erinnerungswürdiges Kunstwerk, „Wie du dich vielleicht erinnerst, war mein Gästezimmer neben dem von Johnny. Ich habe so einiges von den Beiden mitbekommen. Nachdem ich mich einmal bei den Beiden beschwert habe, hatte ich allerdings wieder etwas mehr Ruhe.“

Das Grinsen, das auf Olivers Gesicht lag, veranlasste Enrico dazu, darüber nachzudenken, wie viel Tücke und Hinterlistigkeit wohl in einem so ästhetischen Menschen wie seinem besten Freund stecken konnte.

„Warum hast du es mir nie gesagt?“

„War es denn notwendig? Ändert dieses Wissen irgendetwas?“

Mit einem leisen Seufzen fuhr sich Enrico durch die Haare, starrte auf den Boden. „Nein, tut es nicht. Aber es hat mich einfach... überrascht. Warum habe ich davon nichts mitbekommen?”

„Vermutlich warst du zu sehr von deinen Freundinnen abgelenkt“, scherzte Oliver und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, „Denn so wirklich geheim war es zu keinem Zeitpunkt.“

Erschöpft lehnte Enrico sich zurück, sodass er lag, und verzog sein Gesicht. „Du hast meine Frage nicht wirklich beantwortet“, meinte Oliver erneut, „Was hat Robert gesagt? Wie hat er reagiert?“

„Nun ja“, der Angesprochene ließ sich mit der Antwort ein wenig Zeit, um Oliver zu ärgern, „Ab morgen früh sind wir auf einer Kamikaze-Aktion und werden Roberts Prinzessin Rotschopf aus den Klauen des bösen, bösen Herrschers retten.“

Für einen kurzen Augenblick sah Oliver ihn skeptisch an, seufzte, überschlug seine Beine: „Zumindest unternehmen wir dann endlich mal wieder etwas zusammen. So zur Abwechslung.“

Enrico schloss seine Augen und grinste breit. „Schade nur, dass wir den Picknickkorb zu Hause stehen lassen haben...“
 

Der prächtige Speisesaal in Roberts Schloss wirkte ungewöhnlich kalt, obwohl sich äußerlich nichts verändert hatte. In der Mitte stand der lange, edle Esstisch, mit seinen zahlreichen Stühlen, an einer Wand stand die Liege, auf der Johnny sich so gerne niederließ, die schweren, roten Vorhänge hingen bedrohlich vor den Fenstern und an den Wänden befanden sich wertvolle Gemälde. Auch wenn alles so bekannt war, wirkte es dieses Mal fremd, erdrückend.

Aufgebracht und zitternd vor Wut starrte Robert Johnny mit durchdringendem Blick an. Direkt in die Augen. Für einen kurzen Moment schien der Schotte dem standzuhalten, doch dann brach er den Augenkontakt, blickte betreten zu Boden, zögerte kurz.

„Du wirst nicht gehen! Unter keinen Umständen!“

Noch nie zuvor hatte Robert sich irgendwem gegenüber so wütend gezeigt. Er war kühl, berechnend und distanziert, nicht aufbrausend und gefühlsbetont. Vermutlich war es das, was Johnny so verunsicherte, was ihn so sehr aus dem Konzept brachte. Mit einem leisen Seufzen hob er den Blick, sah ihn offen an. „Robert, irgendjemand muss es machen.“

„Und warum gerade du? Warum willst ausgerechnet du es so unbedingt machen? Ich kann gehen! Es besteht keine Notwendigkeit, dass du dein Leben aufs Spiel setzt!“ Überrascht hob Johnny seine Augenbrauen an, blinzelte. „Warum ist das für dich ein Problem?“

Robert ließ seine Hände sinken, die er zu Fäusten geballt hatte, blickte zur Seite. Sein Herz raste und er versuchte, seine Fassung wieder zu erlangen. Ja, er war aufgebracht. Aber nicht ohne Grund. Er wusste schon seit einiger Zeit, dass etwas mit Johnny überhaupt nicht stimmte, dass er Geheimnisse hatte. Seine Sorgen hatten sich bestätigt und dass Johnny sich jetzt für diese Mission freiwillig meldete machte ihn so unendlich wütend. Er war enttäuscht und verzweifelt, wollte das Spiel nicht mitspielen.

„Robert, ich bin alt genug, um derart wichtige Entscheidungen für mich selbst zu treffen. Ich möchte, dass du das akzeptierst. Bitte.“

Robert war immer wieder davon fasziniert, wie erwachsen Johnny sein konnte, wie reif er sich manchmal gab. Wenn er es denn wollte. Doch diesmal schürte es seinen Zorn eher, als dass es ihn beruhigte. Er wollte keine Grundsatzdiskussion mit Johnny anfangen.

Einige Zeit hatte er ihn gedeckt, sein Wissen vor den anderen zurückgehalten. War es falsch gewesen? Hätte er Enrico und Oliver in alles einweihen sollen? Es war in Ordnung, solange er ihre Mission nicht in Gefahr brachte. Aber diesmal überschritt er eine Grenze. Diesmal ging er zu weit. Während er sich auf der einen Seite furchtbare Sorgen um Johnny machte und er ihn einfach nicht verlieren wollte, hegte er auf der anderen Seite diesen unbeschreiblichen Groll, diese Abneigung gegen das, was er tat. Konnte man jemanden lieben und verabscheuen zugleich?

„Es geht bei all dem hier doch nicht darum was der Einzelne will, Robert. Die gesamte Menschheit ist in Gefahr.“

Robert atmete tief durch, bemühte sich, sich zu beruhigen. Seine Stimme bebte jedoch leicht, als er im ruhigen Tonfall meinte: „Und was gedenkst du zu tun?“

Schweigen.

Johnny wusste es vermutlich selbst nicht genau, wirkte für einen Moment unsicher und unentschlossen. „Ich muss jetzt gehen, Robert. Aber versteh bitte, dass wir gar keine andere Wahl haben.“ Er wandte sich ab, lief in Richtung Zimmertür. Ein eindeutiger Fluchtversuch vor der Erklärung, die von ihm verlangt wurde. Doch Robert packte ihn grob am Arm, hielt ihn zurück.

„Und warum? Warum haben wir keine andere Wahl, Jonathan?

Der Schotte erstarrte augenblicklich, sein Gesicht verlor jedwede Farbe. Wahrscheinlich hatte er ernsthaft gehofft, dass die Angelegenheit geklärt war. Doch für Robert war das Ganze noch lange nicht vorbei. Er wusste, was hinter all dem stand, wollte endlich Klarheit und vor allem die Wahrheit von Johnny selbst hören. Denn anders würde er es wohl nie begreifen, dass ausgerechnet die Person, für die er so viel empfand, gerade das Schlimmste tat, was er sich vorstellen konnte. Und dass er selbst es schon eine ganze Weile wusste, aber dennoch niemandem etwas davon gesagt hatte. Robert sah ihn ernst an, verstärkte seinen Griff. Dieses Mal würde er ihn nicht davon kommen lassen, auch wenn es ihm schwer fiel. Er würde ihn zur Rede stellen und verhindern, dass er sie alle weiterhin gefährdete.

Es tut mir so leid!“

Mit beiden Händen packte ihn Robert grob an den Schultern, widerstand dem Drang, ihn zu schütteln. „Was tut dir leid?“

„L-lass mich los!“

Was tut dir leid?“, dass er Johnny fast anschrie, bemerkte er erst, als er in dessen Augen die Unsicherheit und die Angst sah. Verdammt, Johnny war es ihm schuldig! Johnny war es ihnen allen schuldig, dass er endlich die Wahrheit aussprach. Dass er es zugab. Und doch wusste Robert, dass es falsch war, ihn derart unter Druck zu setzen. Vermutlich würde er die ganze Sache niemals zugeben, wenn er ihn derart bedrängte.

„Nichts tut mir leid! Lass mich los!“, ob Johnnys Stimme nun gereizt oder panisch klang, war Robert relativ egal. Was sollte es ihn auch kümmern? Er hatte sich Ehrlichkeit erhofft, stattdessen stand er einem sturen Dickkopf gegenüber, der nicht bereit war, irgendetwas von sich und seinen Gedanken preis zu geben. Robert wusste, dass es keinen Sinn hatte. Ohne irgendeine weitere Reaktion, zog er seine Hände zurück, wandte sich ab.

„In Ordnung. Dann eben nicht“, er ging auf die große, schwere Holztür zu, blieb dann jedoch noch einmal stehen, drehte sich um, „Aber ich werde dafür sorgen, dass du nicht mit der Mission betraut wirst! Ich bin nicht bereit für deine dämlichen Spielchen alles zu riskieren, was wir aufgebaut haben.“

Johnny starrte ihn an. Sein Gesicht war blass. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte jedoch keinen Ton heraus. Das Entsetzen war ihm deutlich anzusehen.

„Ich habe dich lange genug gedeckt“, fuhr Robert fort, kniff gereizt die Augen zusammen, „Aber diesmal gehst du zu weit. Erwarte nicht, dass ich weiterhin den Mund halte.“

Du weißt es?“

Robert verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte. „Ja, seit Wochen. Und ich war so bescheuert und habe niemandem irgendetwas gesagt, obwohl ich wusste, welche Gefahr von dir ausgeht. Vermutlich habe ich einfach gehofft, dass du deine Gründe hast, dass du zumindest-...“

„Robert, bitte, es ist nicht so, wie es aussieht!“, unterbrach ihn Johnny aufgeregt, wirkte ernsthaft betroffen, „Ich wusste nicht, was ich tun sollte und ich hatte solche Angst es euch zu sagen! Bitte, ich habe nie die Absicht gehabt-...“ Er stockte, holte tief Luft. Allem Anschein nach rang er um seine Fassung, kämpfte mit sich selbst um die Stärke, das, was er getan hatte, in Worte zu fassen. „Ich habe nie die Absicht gehabt euch-... zu verraten...“ Johnny sah nicht auf, blickte beschämt zu Boden, war sich nicht sicher, wie er handeln sollte.

„Und warum hast du es dann getan?!“, Roberts Stimme klang hart und kontrolliert. Er wollte sich nicht von Johnnys Mitleidsmasche umgarnen lassen, viel zu lange hatte er mitgespielt. „Bedeuten wir dir so wenig, dass du uns bei der erstbesten Gelegenheit an den Feind verkaufst?“

Sein Gegenüber starrte ihn mit verzweifelter Miene an, schrie ihn aufgebracht an: „Du verstehst das nicht!“

Robert schüttelte nur langsam den Kopf, ehe er leise und mit ruhiger Stimme antwortete.

„Du hast Recht. Ich verstehe es nicht.“
 

Im Halbschlaf nahm Robert dieses penetrante Piepen wahr, das ihn aus seinen Träumen riss. Für einen kurzen Moment fühlte er sich orientierungslos und musste erst einmal seine Gedanken ordnen, um überhaupt zu realisieren, wo er sich befand. Immer noch die selbe, triste Hütte, in der sie zur Zeit Pause machten. Er setzte sich auf, fuhr mit der Hand durch seine Haare und runzelte die Stirn. Zuerst hatte er geglaubt, dass sein Verstand ihm einen Streich spielte, doch das regelmäßige, piepende Geräusch setzte sich ununterbrochen fort.

Nachdenklich rieb er sich über sein Kinn, riss im nächsten Augenblick die Augen auf. Bei dem Versuch zu seinem Rucksack zu gelangen, der neben dem Nachttischen lag, stürzte er aus dem Bett und fluchte laut, ehe er sich aufrappelte und nach seinem Gepäck griff. So lange hatte er diesen Klang schon nicht mehr gehört. So lange...

Hastig durchwühlte er seine Sachen auf der Suche nach dem kleinen Funkgerät. Bei Gott, hoffentlich brach die Verbindung nicht ab, während er nach dem kleinen Apparat suchte!

In dem Moment, indem er das kleine graue Ding in den Händen hielt, kamen Oliver und Enrico in das Zimmer geeilt. Bevor einer der beiden etwas sagen konnte, betätigte er die Bestätigungstaste und brachte lediglich ein „Ja?“ über die Lippen. Seine Hände zitterten vor Aufregung.

„Robert? Bist du das?“

Sein Herz schlug schneller, als er die bekannte Stimme wahrnahm. Johnny lebte. Und nach all der Zeit hatte er sich endlich wieder bei ihnen gemeldet. Ein Schauer überkam ihn und er schloss kurz die Augen, lächelte, ehe er mit sanfter Stimme antwortete: „Ja, Johnny. Hier ist Robert.“ Er musste sich zusammenreißen, dass er ihn nicht mit Fragen überschüttete, ihm erzählte, wie sehr er ihn vermisste und wie viel er ihm bedeutete. Die Kontaktaufnahme hatte mit Sicherheit einen guten Grund, gerade deshalb war es wichtig, dass er sich nicht durch seine Gefühle und seine wirren Gedanken ablenken ließ.

Enrico und Oliver tauschten einen überraschten und etwas verwunderten Blick aus.

„Robert, es ist wichtig, dass du mir jetzt wirklich gut zuhörst, ja? Ihr müsst unbedingt Kai Hiwatari finden! Er ist-...“

„Kai Hiwatari ist tot“, warf Enrico im trockenen Tonfall ein, „Wir können gerne zum Friedhof gehen und ihn ausgraben, aber-...“

„Kai Hiwatari ist nicht tot“, man konnte Johnnys Stimme deutlich entnehmen, dass er gereizt war, „Er ist dem Herrscher aus einem seiner Gefängnisse entkommen und ist mit seinen alten Teamkollegen auf der Flucht. Es ist von extremer Wichtigkeit, dass ihr sie findet, bevor es der Herrscher tut. Habt ihr mich verstanden?“

Oliver hob skeptisch eine Augenbraue, Enrico verschränkte die Arme vor der Brust, schwieg jedoch. Robert hielt immer noch das kleine Gerät in seiner Hand, als wäre es von höchster Bedeutung, konzentrierte sich auf jedes Wort, das Johnny sprach.

„Ich schicke euch die Koordinaten zu, wo sie sich vermutlich befinden. Mehr kann ich leider nicht tun.“

„Und was ist mit dir?“

Schweigen. Schweigen bedeutete niemals etwas Gutes.

„Ich bin in Ordnung, mach dir bitte keine Sorgen, Robert. Meine Position hier ist ziemlich unbedeutend, aber man hatte mich für einige Zeit in Verdacht, dass ich für die Gegenseite arbeite. Deswegen habe ich mich nicht gemeldet. Tut mir wirklich leid.“

„Johnny, das, was du da tust ist zu riskant. Wir holen dich da raus und-...“

„Sei bitte vernünftig, Robert. Zum einen muss ich dir, denke ich, wohl kaum erzählen, dass es so gut wie unmöglich ist, hier in deinen alten Landsitz reinzukommen, ohne entdeckt zu werden. Zum anderen frage ich mich, ob ich mit euch wirklich so viel sicherer wäre. Wenn ich dich erinnern darf, werdet ihr vom Herrscher gejagt.“

Da steckte Johnny. In Roberts eigener Burg. Dass sein alter Sitz als Basis des Herrschers genutzt wurde, war ein offenes Geheimnis, doch dass sich Johnny dort befand... Robert brachte ein Lächeln zustande. Er wusste nun, was sein Ziel war, und dass es gar nicht mal so weit entfernt lag.

„Hast du die Koordinaten erhalten?“

Der Bildschirm des kleinen Apparates leuchtete hell auf, zeigte eine wirre Kombination von Zahlen. Zuerst nickte Robert lediglich, ehe ihm bewusst wurde, dass Johnny seine Reaktion nicht sehen konnte. „Ja, habe ich.“

„Warte kurz-...“, Johnnys Stimme klang plötzlich ein wenig nervös, er schien nicht mehr in das Gerät zu sprechen, denn das, was er sagte, war unverständlich. Dann wandte er sich wieder an Robert und meinte hastig: „Tut mir leid, ich muss jetzt Schluss machen. Bitte kümmert euch um die Sache mit Kai.“

Ein leises Klicken, danach folgte Rauschen. Johnny hatte die Verbindung getrennt. Robert starrte das Funkgerät für einen Moment schweigend an. War Johnny entdeckt worden? Unangenehm schlug sein Herz gegen seine Brust und es dauerte ein bisschen, ehe er seine Hand sinken ließ.

Enrico war der Erste, der das Schweigen brach. „Was will der Herrscher von Kai Hiwatari?“ Oliver nickte: „Wenn Kai tatsächlich noch leben sollte, wie Johnny behauptet, stellt sich mir die Frage, was an ihm für den Herrscher so wichtig ist.“ „Was auch immer es ist, Johnny hat ziemlich viel riskiert, um uns von der Sache zu erzählen.“

Für einen kurzen Augenblick blickten sie alle zu Boden. Ihnen war klar, dass es nichts Gutes verheißen konnte, wie Johnny am Ende des Gesprächs reagiert hatte.

„Zumindest wissen wir jetzt, wo er steckt“, stellte Oliver mit einem leisen Seufzen fest, nahm Robert das Funkgerät ab und blickte auf die Koordinaten, „Ich kümmere mich darum, dass wir eine geeignete Reiseroute zu den Koordinaten finden.“ Enrico und Robert nickten zustimmend.

„Ich denke, es wäre am besten, wenn wir uns alle noch ein wenig ausruhen, bevor wir aufbrechen“, meinte Enrico mit einem erschöpften Lächeln und fuhr sich durch die zerzausten Haare, „Wir wollen Johnny doch nicht enttäuschen, oder?“
 

Beschämt blickte Johnny zu Boden, fragte sich vermutlich, wie er überhaupt in diese Situation gekommen war. Robert musterte ihn weiterhin mit distanzierter Miene und kämpfte mit der Enttäuschung, die er tief in seinem Inneren empfand. Er hatte es gewusst. Johnny ein Spion des Feindes. Verdammt, warum hatte er ihn nicht gleich zur Rede gestellt?!

In dem Versuch, sich zu beruhigen, die Angelegenheit endlich zu klären, legte er dem Schotten seine Hand auf die Schulter. Es brachte rein gar nichts, wenn sie sich die nächsten Stunden Anschreien oder Anschweigen würden. Mit hoffnungsloser Miene blickte Johnny auf. „Am besten setzen wir uns erst einmal hin und dann reden wir weiter, okay?“, Robert deutete zum Tisch und führte ihn mit bestimmender, jedoch sanfter Gewalt zu einem Stuhl am oberen Ende des Tisches. Er selbst setzte sich daneben.

„Lass uns die Sache klären, in Ordnung? Ich will wissen, warum du das getan hast. Dass bist du mir schuldig. Dass bist du uns allen schuldig. Um ehrlich zu sein habe ich keine Lust, dass wir uns gegenseitig lautstark Vorwürfe machen. Ich will das jetzt sachlich besprechen, verstanden? Und danach entscheide ich, wie es weitergeht.“

Johnny nickte zögerlich, wirkte plötzlich sehr müde und erschöpft. Wahrscheinlich war er es selbst leid, dieses Geheimnis mit sich herum zu tragen, stetig mit der Angst zu leben, entdeckt zu werden. Dennoch schwieg er zunächst, das Thema war ihm höchstwahrscheinlich äußerst unangenehm.

Du weißt doch schon alles.“

Ob der Äußerung und des abweisenden Blickes zur Seite hob Robert überrascht die Augenbrauen und musste sich zusammenreißen, den Kopf seines starrsinnigen Gegenübers nicht einfach auf die Tischplatte zu schlagen. Er hatte ihn gedeckt und geschützt. Nun gab er ihm erneut eine Chance, sich zu rechtfertigen, und was war der Dank dafür? Innerlich kochte Robert vor Wut, wollte es äußerlich jedoch nicht zeigen. Es war für ihn eine neue Erfahrung, derart von seinen Gefühlen übermannt zu werden, wenngleich es keine gute war.

Johnny. Ich gebe dir hier die Möglichkeit dich zu erklären, mir die Gründe zu nennen! Ich hätte dich auch gleich auffliegen lassen können. Aber weißt du was? Ich hab’s nicht getan! Ich gebe dir gerade die Gelegenheit, mir deine Sicht der Dinge zu erklären“, er machte eine kurze Pause, hoffte auf irgendeine Reaktion seines Gegenübers, doch sie blieb aus. „Wenn du selbstverständlich kein Bedürfnis dazu hast, dann will ich dich auch nicht zwingen. Aber ich sorge höchstpersönlich dafür, dass man dich wegen der Angelegenheit belangt.“

Johnny erstarrte, schien angestrengt nachzudenken. Als Robert sich erhob, um den Raum zu verlassen, packte er ihn am Arm, hielt ihn zurück. „Okay, ich werde es dir erzählen.“

Langsam ließ Robert sich wieder in den Stuhl sinken, während Johnny sich nach vorne auf den Tisch lehnte, seine Arme aufstützte und unruhig seine Hände wie zum Gebet faltete.

„Vor zwei Monaten etwa... als wir zu viert in Rom waren und ich früher gegangen bin, weil ich-...“, er brach kurz ab, fuhr sich mit den Handflächen über sein Gesicht, „Weil ich zu diesem dämlichen Interview musste. Ich ging hin, aber irgendwie wirkte alles so falsch. Die Frau, die Interviewerin, stellte mir seltsame Fragen und als ich mich weigerte weiter zu machen, als ich gehen wollte, war ich plötzlich von diesen Männern umringt. Man sagte mir, dass der Herrscher Interesse an meinen Diensten hätte und ich habe selbstverständlich abgelehnt und gemeint, dass ich niemals für diesen Typen arbeiten würde.“

Robert blickte ihn skeptisch an, wartete darauf, dass er weitererzählte. Johnny zitterte am ganzen Körper, wirkte noch unruhiger, als davor. Seine Augen zuckten nervös hin und her, er holte tief Luft, ehe er mit brüchiger Stimme mit seiner Erklärung fortfuhr.

„Die Frau meinte-... Sie meinte, dass ich nicht zu entbehren wäre und wenn ich ihnen nicht freiwillig helfen würde, dann müssten eben Menschen, die mir wichtig sind, dran glauben. Und zwar so lange und so viele, bis ich mitmache.“

Er legte beide Hände flach auf den Tisch, als könne er dadurch sein Zittern und seine Unruhe unter Kontrolle bekommen.

„Sie zeigte mir auf einem Bildschirm, wie du, Enrico und Oliver über den Marktplatz gelaufen seid, wie ein Kerl dich angerempelt hat. Der Typ hat für den Herrscher gearbeitet und so einem Scharfschützen auf dem Rathausdach gezeigt, wen er erschießen soll. Das konnte ich doch nicht zulassen!“, Johnny sprang auf, sah Robert mit wildem Blick an, „Ich konnte doch nicht zulassen, dass dieser Kerl dich erschießt! Verdammt, Robert, ich hatte solche Angst!“ Er ließ sich kraftlos auf seinen Stuhl zurücksinken, stützte seinen Kopf in seine Hände. „Was hätte ich denn tun sollen?“

Robert zögerte, blickte mit unentschlossener Miene auf das verzweifelte Häufchen Elend vor ihm. Es klang alles auf einmal so einleuchtend, so nachvollziehbar. Für Johnny musste es all die Zeit eine schwere Last gewesen sein. Mit dem Gefühl von Sympathie und Selbstverachtung verzog Robert sein Gesicht. Wieso hatte er Johnny nicht vertraut? Er hätte es besser wissen müssen!

„Ich hatte gedacht, wenn einer von euch für den Herrscher arbeiten würde, um ihn auszuspionieren, wäre ich geliefert. Und warum sollte ich meine Lage nicht ausnutzen, und Doppelspion werden? Sag‘ mir bitte, dass du mich deshalb nicht hasst.“

Schon viel zu lange hatte Robert sich seinen Stimmungsschwankungen hingegeben, wusste, dass es besser wäre, endlich wieder vernunftorientiert zu handeln, und doch konnte er seinem inneren Drang nicht widerstehen, Johnny zu zeigen, dass er ihm verzieh, dass er ihn verstand. Nachdem er Johnny so grob behandelt hatte, musste er es irgendwie wieder gut machen. Nicht nur, um sein Gewissen zu beruhigen, sondern auch, um zu beweisen, dass er Johnny nicht hasste.

Sanft, fast zärtlich, legte er seinen Arm um Johnnys Schultern, zog ihn vorsichtig näher zu sich, lehnte seine Stirn beruhigend gegen dessen Kopf, flüsterte ihm leise Worte zu: „Es ist in Ordnung. Es ist okay.“

Sorgsam fuhr er mit seiner Hand durch Johnnys rotes Haar, drückte ihn fest an sich, schloss kurz die Augen, während er zum ersten Mal in seinem Leben seinen besten Freund im Arm hielt und einfach nur die Nähe genoss. Er wusste, dass er in diesem Moment zu weit ging, dass er zu viel von seinen Empfindungen gegenüber Johnny preisgab, doch der süße Geschmack der Versuchung war zu verlockend.

Johnny blickte auf, sah ihn an, atmete schwer, zögerte. Nur sehr langsam näherte er sich mit seinen Lippen Roberts Gesicht, berührte dessen Wange mit seiner Hand, schloss die Augen. In diesem Moment schien Roberts Herz einen Hüpfer zu machen, er wurde überwältigt von diesem unbeschreiblichen Kribbeln in seinem Bauch und er versuchte verzweifelt Ordnung in das Gefühlschaos in seinem Kopf zu bringen, doch Johnnys heißer Atem auf seiner Wange ließ ihn erschaudern. Um Gottes willen! Was tat er hier eigentlich?

Ihre Lippen berührten sich behutsam und flüchtig. Der erste Kuss dauerte kaum länger als ein paar Sekunden, fühlte sich aber so unendlich gut, einfach nur richtig an. Robert keuchte leise vor Überraschung auf, als Johnny ihn erneut küsste, sich auf ein zärtliches Spiel um die Oberhand einließ und ihm dabei immer näher kam. Robert wünschte sich, dass dieser Moment niemals enden würde, dass er auf ewig die Nähe des Schotten genießen konnte...

In seinen kühnsten Träumen hatte er niemals damit gerechnet, dass Johnny seine Gefühle erwidern würde. Dass er ihn liebte. Wie sollte er seine Reaktion sonst deuten? Der Verrat, die Auseinandersetzung war vergessen und es stand fest, dass Robert Johnnys Geheimnis für sich behalten würde.

Mit einem leisen Seufzen ließ er sich gehen, entspannte er sich. Zum ersten Mal in seinem Leben genoss er es, die Kontrolle über sich und seine Gefühle zu verlieren.
 

„Und du bist dir wirklich sicher, dass du klar kommst?“, fragte Enrico mit skeptischem Unterton, blickte ihn zweifelnd an, „Dir ist bewusst, dass dich und dein Vorhaben etwa hundert, wenn nicht gar tausend, Soldaten des Herrschers voneinander trennen?“

Sie standen am Rande eines kleinen Waldes, blickten auf die Burg, die auf einem Berg, und in der Dunkelheit der frühen Morgenstunden fast bedrohlich, über sie ragte. Vor einiger Zeit hatte sie Robert gehört. Das war, bevor der Herrscher Deutschland überrannt und jeden, der einst Roberts Bediensteter gewesen war, niedergemetzelt hatte. Es war die Schuld, mit der sie leben mussten. So viele waren gestorben – und nur sie hatten überlebt.

„Ja“, antwortete Robert ruhig und brachte ein schwaches Lächeln zustande, „Ich kenne die Burg wie meine Westentasche, also macht euch deshalb bitte keine Gedanken. Stattdessen solltet ihr euch lieber darauf konzentrieren, wie ihr möglichst schnell nach Asien kommt. So einfach ist das nämlich nicht. Johnny und ich werden nachkommen, sobald wir können.“

Oliver schwieg, bedachte ihn mit vorwurfsvollem Blick. Sie alle wussten, dass Roberts Idee einfach nur wahnsinnig war und niemals funktionieren würde, und doch bestand er darauf und ließ sich nicht davon abbringen. „Und wir treffen uns dann irgendwann bei Kenneth?“

Ein Nicken folgte. „Johnny und ich werden dort auf euch warten.“

Enrico schnaubte und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Falls ihr beiden lebend aus der ganzen Sache herauskommen und eher als wir am vereinbarten Treffpunkt ankommen solltet, werde ich dir wohl bei nächster Gelegenheit einen Drink ausgeben. Einfach, um dir meine Anerkennung auszudrücken.“

„Pass besser auf, Enrico, ich nehme dich sonst noch beim Wort.“

„Solange es dir dabei hilft, die Aktion zu überleben, kannst du das gerne tun.“

Robert lächelte immer noch und wandte sich dann ab. „Ich denke, es wird Zeit, dass ich gehe. Sonst wird es zu hell und ich werde am Ende noch entdeckt, bevor ich überhaupt bis zu Johnny vorgedrungen bin. Wir sehen uns.“

Mit diesen Worten eilte er leise davon, Enrico und Oliver starrten ihm eine Weile schweigend hinterher, ehe Enrico gähnte und sich müde streckte. „Wird dann wohl Zeit, dass wir uns auch auf den Weg machen.“

„Bist du dir sicher, dass der Abstand schon groß genug ist? Du weißt, wie er reagieren wird, wenn er merkt, dass wir ihm folgen.“

Der Italiener lächelte und steckte seine Hände in seine Hosentaschen. „Daran wird er sich wohl gewöhnen müssen. Immerhin sind wir ja ein Team, oder nicht?“
 

Behutsam und so leise er konnte schlich Robert durch einen der unzähligen Geheimgänge seiner alten Burg. Er kannte sie alle, er kannte jeden Winkel des Gemäuers und wusste, wie er unentdeckt von einem Punkt zum nächsten kam. Zumindest hoffte er, dass der Herrscher sich nicht darüber im Klaren war, dass sich kleine, tunnelähnliche Gänge durch das ganze Gebäude zogen, und somit keine Gefahr bestand, dass er entdeckt wurde.

Der Weg war eng und zu beiden Seiten ragten die steinernen Wände hoch empor, bildeten dann und wann eine kleine Einbuchtung, wenn es geheime Ausgänge gab. Es gab keine Fenster, keine Fackeln und die einzige Lichtquelle war der matte Schein von Roberts Taschenlampe.

Er lief schon eine ganze Weile, hatte jegliches Gefühl für die Zeit verloren und es kam ihm schon fast wie ein paar Stunden vor, dass er den versteckten Eingang außerhalb der Burg betreten hatte. Ab und an vernahm er durch kleine, luftspendende Schlitze in der Mauer Stimmen, doch Johnnys war noch nicht unter ihnen gewesen. Wie genau er ihn finden sollte, wusste er nicht, wenn er ehrlich war, aber er würde es schon hinbekommen. Irgendwie.

Er war niemand, der einfach aufgab, sobald er sich ein Ziel gesetzt hatte. Und deshalb würde er es jetzt durchziehen. Er würde Johnny finden und mitnehmen, damit er ihn endlich außerhalb der unmittelbaren Gefahr des Herrschers wusste.

In Gedanken malte er sich ihr Wiedertreffen aus, stellte er sich Johnnys Anblick vor, wie er sich vor ihm aufbaute und sich bei ihm beschwerte: „Ich habe dir doch gesagt, dass mit mir alles in Ordnung ist! Kannst du mich nicht einmal beim Wort nehmen?“. Das wäre so typisch für ihn. Mit einem Lächeln auf den Lippen und der inneren Vorfreude darauf, Johnny endlich wiederzusehen, ihn endlich wieder in die Arme schließen zu können, bewegte sich Robert weiter fort, immer vorsichtig, immer konzentriert und immer damit beschäftigt, die Räume abzugleichen, an denen er vorbei ging und zu überlegen, wo er Johnny wohl finden konnte.

Ein schmerzerfüllter Aufschrei riss Robert aus seinen Gedanken, ließ ihn herumfahren, überlegen, woher das Geräusch kam. Es musste nah sein, und wer immer da schrie, litt im Moment vermutlich schlimmste Qualen. Er wusste nicht wieso er, sobald es um Johnny ging, grundsätzlich immer erst vom Schlimmsten ausging, aber er hatte Angst. Angst, dass es Johnny sein könnte, dass man ihn enttarnt hatte und nun versuchte, hinter Informationen zu kommen, ihn auszuquetschen. Ihn zu töten.

Bitte lass es nicht Johnny sein!

Hastig eilte Robert in die Richtung, aus der er die Schmerzensschreie wahrzunehmen glaubte, mit dem stillen Gebet, dass er nicht zu spät war, dass es sich nicht um Johnny handelte. Sein Magen zog sich unangenehm zusammen, als er vor einer der Geheimtüren, die zu seinem ehemaligen Speisesaal führte, zum Stehen kam. Er zitterte am ganzen Körper, hatte Angst davor, dass sich seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten würden. Zögerlich hob er seine Hand, holte tief Luft, ehe er langsam, leise und vorsichtig die getarnte Tür einen Spalt beiseiteschob, um einen Blick auf das Geschehen werfen zu können. In Gedanken betete er, dass er nicht entdeckt wurde.

Der Raum hatte sich stark verändert. Zwar hingen noch seine teuren Gemälde an den Wänden und die roten Vorhänge an den Fenstern, doch der Tisch und die Stühle waren verschwunden. Stattdessen befand sich nun am anderen Ende des Raumes eine kleine Apparatur mit einigen Schaltern und Hebeln, daneben eine Art Schreibtisch mit einem Computer. In der Mitte stand ein einzelner Stuhl, um den drei Personen herum standen, eine vierte lag zusammengekrümmt am Boden und schrie. Sie alle trugen die weiße Uniform des Herrschers, auf der Brust das schwarze Fünfeck. Sein Blick fiel zunächst auf den Gefolterten, der sich unter Schmerzen aufbäumte, sich wand. Robert konnte sein Gesicht nicht erkennen. Aber er hatte rote Haare. Ihm wurde schlecht. Bei Gott, er musste etwas unternehmen, ihm helfen! Wenn das Johnny war...

Zwei der Personen hatten ihm den Rücken zugewandt, blickten auf den am Boden liegenden, kicherten. Während der eine der Beiden kurze, schwarze Haare hatte, eher hoch gewachsen und gut durchtrainiert war, war der zweite eher schmächtig und etwas fülliger, hatte eine Glatze. Ihnen gegenüber stand eine muskulöse, blondhaarige Frau mit Pferdeschwanz, die zunächst verächtlich auf den Schreienden hinabsah, sich dann abwandte. Sie alle drei trugen eine größere Waffe über ihren Rücken und besaßen eine kleinere an ihrem Gürtel.

Verdammt, Robert musste irgendetwas unternehmen! Wenn das wirklich Johnny war...

Im Geiste ging er alle Optionen durch, die er sah und verfluchte sich selbst, dass er selbst keine Waffe besaß. Er schaltete die Taschenlampe aus, öffnete die Tür ein bisschen mehr, dass er hindurchschlüpfen und sie leise wieder schließen konnte und betete währenddessen, dass die blondhaarige Frau sich nicht doch kurzzeitig dazu entschied, sich wieder umzudrehen. Seine Hand umschloss verkrampft seine Taschenlampe, während er sich leise und vorsichtig an die beiden Wachen heranschlich, die ihm den Rücken zugedreht hatten. Gut, vermutlich hätte man ihn nicht einmal gehört, wenn er normal gelaufen wäre, denn der Lautstärkepegel war durch die Schreie enorm hoch. Dennoch fühlte er sich sicherer, wenn er nur langsam lief.

Während die beiden Männer kurz auflachten, hob er seine Lampe und schlug sie dem rechten, dem Kahlkopf, über den Schädel. Er sackte mit einem überraschten Keuchen vorn über und sein Partner starrte zunächst von ihm auf Robert, ehe er nach seiner Handfeuerwaffe griff, um auf ihn zu schießen. Erneut holte Robert mit seiner Taschenlampe aus, schlug dem Typen die Waffe aus der Hand. Ein gehässiges Grinsen formte sich auf dem Gesicht des Mannes und er holte mit seiner Faust aus, schlug nach Robert.

Mittlerweile hatte auch die Frau ihn bemerkt und schrie den Befehl, ihn festzunehmen. Oder gegebenenfalls zu töten. Robert erschauderte und widerstand der Versuchung den Mann auf den Boden anzusehen, um sicher zu sein, dass es sich um Johnny handelte, dass es die Sache zumindest wert war. Überrascht keuchte er auf, als ihn ein Tritt in den Bauch traf und er auf die Knie sackte. Als der Kerl sein Gewehr vom Rücken löste, um ihn zu erschießen, gelang es Robert ihm, in einem Moment der Unachtsamkeit, die Beine unter den Füßen wegzutreten. Er stürzte vorn über, direkt auf seine Waffe, und verlor das Bewusstsein. Erleichtert atmete Robert aus, sah nach der Frau, die zu der kleinen Apparatur lief. Vermutlich wollte sie Alarm schlagen.

Ohne groß nachzudenken packte er die Pistole, die er kurz zuvor seinem Angreifer aus der Hand geschlagen hatte, richtete sie auf die Frau, zielte und feuerte. Leider traf er sie nur am Bein, doch sie stürzte zu Boden, blieb liegen. Er würde sich später um sie kümmern, doch es gab eine Sache, die für diesen Augenblick wichtiger war. Unachtsam ließ er die Waffe fallen.

Johnny.

Er zitterte am ganzen Körper, lag zusammengekrümmt am Boden, die Augen zusammengepresst, das Gesicht schmerzverzerrt, atmete stoßweiße, schrie panisch auf. In dem Moment, als er auf ihn zustürzen, ihm helfen wollte, wurde er von hinten gepackt, von ihm weggezogen. Ein Arm schob sich um seinen Hals, drückte fest zu. Er japste nach Luft und versuchte sich verzweifelt aus dem Schwitzkasten zu befreien. Verdammt! Warum hatte er nicht besser aufgepasst!

Während er sich mit beiden Händen in den Arm des Angreifers krallte, trat er nach hinten aus und hoffte verzweifelt, irgendeinen schmerzhaften Punkt zu treffen. Plötzlich jaulte der Soldat auf, ließ ihn los, sodass er nach vorne taumelte. Anscheinend hatte er ihn genau zwischen den Beinen erwischt. Zufrieden betrachtete er sein Werk, als er verzweifelt überlegte, wie er sein Gegenüber aus dem Weg räumen konnte.

Das wirst du bereuen!

Aufgebracht stürmte der Mann auf Robert zu, der sich darüber bewusst war, dass er gegen einen gut durchtrainierten Soldaten keinerlei Chancen hatte. Wie war der Typ überhaupt so schnell wieder zu sich gekommen? Ungeschickt wich er zur Seite aus, stolperte über den bewusstlosen, dicken Soldaten am Boden und landete auf seinem Hintern. Sein Angreifer stand über ihm und lachte trocken.

„Ist das alles, was du zu bieten hast? Um den Kleinen hier zu retten, musst du schon etwas mehr Leistung bringen.“
 

~*~

Willst du das wirklich...? Komm zurück!

Viel Spaß beim Lesen!

CaSi^^
 

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Kapitel 03: Willst du das wirklich...? Komm zurück!
 


 

Dunkelheit. Nichts als Dunkelheit. Wie lange war es schon so? Sicher ein paar Jahre...

Aber es war nicht das Schwarz, das ihm Angst machte. Es war nicht das Alleinsein, das ihm Schmerzen bereitete.

Es war eher das Gefühl ausgenutzt worden zu sein...

Vielleicht war es einfach nur falsch Menschen zu vertrauen. Vielleicht war es die richtige Methode andere Menschen einfach zu ignorieren oder ihnen nicht zu trauen. Nun, zumindest war das wohl die einzige Möglichkeit nicht verletzt zu werden...

Aber es schmerzte so sehr. Es tat weh...

Wieso...?

Wieso hatte sie es getan?

Wieso tat es so sehr weh?

Wieso war es so schmerzhaft einen lieben Menschen zu verlieren?

Es war nun schon sicher sieben Jahre her... und diese sieben Jahre hatte er immer über das gleiche nachgedacht.

Sein Schmerz, er erlosch nie, er dauerte an. Es war eine schwere Wunde, tief in seinem Inneren. Wahrscheinlich würde sie nicht wieder verheilen...

Aber was änderte das? Das Leben würde weiter gehen...

Aber er hatte keine Lust mehr zu Leben, denn er hatte das wichtigste seines Lebens verloren...

Er wollte nicht mehr um sein Leben kämpfen. Es war doch sowieso alles egal. Am Ende war es ja doch das Schicksal, das bestimmte, was passierte. Vielleicht war es auch gut so. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

Aus irgendeinem Grund empfand er die Dunkelheit als angenehm. Wahrscheinlich der perfekte Ort, um sich noch schlechter zu fühlen.

Man war einsam, allein, es war dunkel. Die Welt war nicht da, alles schien zeitlos zu sein. Es gab hier keine Welt, die ihn verletzten konnte. Es gab hier nichts. Nur Düsternis.

Der richtige Ort um sich selbst zu vergessen. Sich einfach nur selbst zu bemitleiden. Vielleicht war es erbärmlich so zu denken... eigentlich hätte er kämpfen müssen... um seine Gefühle, seinen Lebenswillen, seine Kraft... aber er hatte keine Lust mehr...

Nach einem langen Kampf, mit den Freunden an seiner Seite, zu erfahren, wie allein er doch wirklich war... wie einsam und verlassen... oder... war etwa jeder Mensch allein...?

Hm... das war ihm ziemlich egal, wenn er ehrlich war... Freundschaft, Liebe, es bedeutete ihm nichts mehr. Nur etwas zeitlich begrenztes, nicht mehr...

Wer konnte darauf basierend ein Leben führen? Nun... er zumindest nicht. Oder er wollte es zumindest nicht mehr...

Wenn er ehrlich sein sollte... er hatte alles vergessen. Wer waren seine Freunde gewesen? Hatte er je welche gehabt? Er erinnerte sich nur noch an jene Nacht... Jene Nacht, die ihm so unendlich viele Schmerzen gebracht hatte...
 

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"Gary! Kevin! Sie versuchen es am Westtor! Ich bleibe hier! Helft ihr den Dorfbewohnern!" Gary und Kevin nickten und eilten davon. Es gab keine Zeit zu verlieren.

Es war der Tag gekommen, vor dem sie sich alle gefürchtet hatten: Der alles entscheidende Tag.

Es ging um Freiheit und Gefangenschaft, Leben und Tod.

Sie mussten diese Schlacht gewinnen! Ein kurzes Zögern und es könnte aus sein...

Lee hatte sein Blade fest umklammert. Er hatte keine andere Wahl mehr... Der Bitchip leuchtete angriffslustig auf und Lee wusste, dass nun die Zeit gekommen war. Er durfte nicht zulassen, dass der Herrscher das Dorf überrannte.

Nicht sein geliebtes Dorf! Nicht das Dorf, in dem er und seine Freund aufgewachsen waren!

Ein flüchtiger Blick auf das Westtor und er erkannte, dass Gary und Kevin die Lage unter Kontrolle hatten. Zwar versuchten die Feinde einzudringen, aber das Tor hielt stand.

Er warf noch einen flüchtigen Blick auf sein Blade, ehe er sich den Torwächtern zuwandte: "Öffnet das Tor!"

Entsetzt starrten die beiden Wärter Lee an. "Aber..." "Öffnet das Tor!", rief Lee nachdrücklich über den Kampflärm hinweg. Er vergewisserte sich, dass die beiden Wachen seiner Aufforderung nachkamen und betrachtete dann gerade zu zärtlich Galleon. Behutsam strich er über den Bitchip.

"Nun ist es also so weit, mein alter Freund..."

Er wandte seinen Blick wieder dem Tor zu und lies sein Blade in den Starter einrasten. Er zog an der Reisleine und der Kreisel fing an sich vor seinen Füßen zu drehen.

Mit einem lauten Quietschen öffnete sich das Tor und gab die Sicht auf eine riesige Armee frei. Es war wie in einer klassischen, mittelalterlichen Schlacht. Die Soldaten des Herrschers trugen keine Schusswaffen, sondern Schwerter und dicke Rüstungen.

Eigentlich seltsam, dass der Herrscher mit so einem Heer so weit gekommen war... seltsam... Das Heer machte sich bereit das Dorf zu übernehmen; es machte sich bereit in das Dorf zu stürmen und alles lebendige, was ihm so lange Wiederstand geleistet hatte niederzumachen.

Lee wartete noch einen kurzen Augenblick, ehe er auf Galleon hinabsah. "Bereit? - Na dann... los!" Wieder wandte er sich dem Heer zu.

"GALLEON!"
 

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Irgendeinen Grund hatte es sicher. Irgendeinen verfluchten Grund, den er einfach nicht begriff, nicht begreifen wollte. Vielleicht war es ihm von Anfang an klar gewesen...

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken und er zuckte zusammen.

Wieso konnten sie ihn nicht endlich in Ruhe lassen? Er wollte alleine sein und endlich seine Ruhe vor ihnen haben! Es erinnerte ihn nur noch mehr an das Geschehene.

Wahrscheinlich war das der Grund, weshalb er nicht mehr mit ihnen sprach, weshalb er nicht mehr auf sie reagierte...

Die Tür wurde langsam geöffnet und unangenehmes, für seine Augen völlig ungewohntes, Licht drang in das kleine, bis eben noch völlig dunkle, Zimmer ein. Er brauchte nicht zur Tür zu schauen, er wusste, wer dort im Türrahmen stand. Trotzdem warf er einen wütenden Blick auf die beiden Shilouetten, um zu zeigen, wie sehr es ihn ärgerte, immer wieder von ihnen gestört zu werden.

Tatsächlich zuckte Kevin etwas schuldbewusst zurück, doch Gary übersah Lees wütenden Blick geschickt.

Genervt wandte er seinen Blick ab und starrte auf die Wand, wie er es immer tat; nun, zumindest wenn es dunkel war. Nun, da er die Wand sah fühlte er sich seltsam eingeengt und nicht mehr so frei wie vorher.

Außerdem kam es ihm albern vor einfach nur die Wand anzuschauen, während Gary und Kevin schweigend daneben standen und ihn beobachteten.

"Was ist?", raunzte er die Beiden an und funkelte sie aufgebracht an. "Wollt ihr in meinem Zimmer Wurzeln schlagen?" "Wenn es sein muss, schon." Lee schnaubte zornig und musterte seine beiden Gegenüber.

"Lee...", setzte Kevin an, zögerte jedoch, als Lees Kopf sich ruckartig in seine Richtung drehte. "Ich...Ich weiß, dass... dass dich das... mi...mit Mariah ziemlich getroffen hat, Lee... a...aber... uns... uns hat das doch genauso getroffen! Sie hat uns alle verraten, nicht nur dich! Sie-..." Gary brachte ihn mit einer kurzen Geste zum Schweigen.

"Hör zu, Lee, du kannst nicht auf Ewig in diesem Zimmer bleiben." "Bis jetzt hat es ganz gut geklappt."

Sieben Jahre lang war er im Wald geblieben, hatte sich ganz allein ein Versteck gesucht und dort gut gelebt. Es war für ihn kein Problem gewesen, wo er doch fast in der Wildnis aufgewachsen war.

Dann, vor einer Woche, war er, zu seinem Pech, Gary und Kevin über dem Weg gelaufen, die ihn, trotz seines ungepflegten Aussehens und des Bartes erkannt hatten und ihn dann trotz seines Fluchtversuches hatten einholen und stellen können. Natürlich hatte er sich heftig gewehrt; In das Dorf zurückzukehren, in dem alle seine Hoffnung zerstört worden war, das war das Letzte, was er wollte. Am Ende hatten sie ihn k.o. geschlagen und einfach mitgenommen.

Die Folge war, dass Lee sich in seinem Zimmer verbarrikadiert und sich geweigert hatte irgendetwas zu essen. Nun gut, er benahm sich wie ein Kind, aber das war ihm ziemlich egal. Er wollte nicht hier sein. Es war ihm unangenehm.

Vor allem aber störten ihn Gary und Kevin. Er wollte sie nicht in seiner Nähe haben. Sie erinnerten ihn zu sehr an die Zeit, in der sie alle glücklich zusammen gewesen waren. Sie alle Vier: Gary, Kevin, er und... Mariah... Was seine Schwester jetzt wohl machte?
 

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Lee beobachtete in diesem Augenblick jede noch so kleine Bewegung.

Eigentlich war es grausam, was er da tat. Oder eher: tun lies.

Aber... er hatte keine andere Wahl und diese Leute hatten es auch nicht anders verdient!

Wie viele Menschen hatte jeder Einzelne wohl schon auf dem Gewissen? Sicher einige hundert. Es brauchte ihm nicht Leid zu tun, denn diesen Menschen tat es auch nicht Leid zu morden. Sie taten es aus Spaß und er tötete nur zum Schutz. Zum Schutz seiner Freunde...

Mit ernstem Blick verfolgte er Galleon, der sich auf die Soldaten stürzte. Etliche Leichen lagen bereits auf dem Boden verstreut; sie alle hatten Bisswunden, waren in mehrere Stücke zerrissen worden - von Galleon... und ihm...

Er hatte es Galleon befohlen... oder eher... erlaubt...

Vielleicht war es falsch was er tat; aber in diesem Augenblick schien es das einzig Richtige zu sein. Um ihn herum ging das Morden weiter...

Eigentlich hatten diese Männer gar keine Chance: Bitbeasts waren uralte Wesen und sie hatten alle etliche Kämpfe bestritten, wesentlich schlimmere und härtere als diesen hier.

Die meisten der Kämpfer rannten panisch aus dem Dorf hinaus, rannten um ihr Leben.

Der riesige, schwarze Löwe packte einen der Krieger mit seinem Maul, riss ihn mehrmals hin und her, ehe er ihn gegen den Schutzwall des Dorfes katapultierte. Einen Anderen begrub er unter seiner gewaltigen Tatze.

Dieser Mann hatte vielleicht Familie gehabt, schoss es Lee durch den Kopf.

Jeder dieser Männer hatte einmal Familie gehabt. Eltern, Ehefrau, Kinder...

Und er nahm diesen Familien jetzt den Vater, den Mann, vielleicht auch den Sohn... Mit welchem Recht tat er das?

Nein, egal, was diese Männer auch getan hatten... Er hatte sicher nicht das Recht über ihr Leben und ihren Tod zu bestimmen.

Gut, diese Leute hatten alle viele Menschen auf dem Gewissen, aber wenn er weiter machen würde... Er wäre nicht besser wie sie.

Und das war das Letzte, was er wollte: So zu sein, wie sie...

...und vor ihm fand gerade das reinste Blutbad statt. Von IHM veranlasst...!

Nein, das musste aufhören! Er musste es stoppen! Die Situation war völlig außer Kontrolle geraten...

Er öffnete dem Mund, um Galleon etwas zu zurufen, als er auf einmal etwas in der Ferne erkannte: Es rannte auf ihn zu. Oder eher: Sie.

Es war Mariah! "Mariah!", rief er überglücklich, als sie vor ihm stehen blieb. "Dir geht es gut, Gott sei Dank! Wir dachten sie hätten dich gefangen genommen...! Zum Glück bist du da! Wir haben uns solche Sorgen gemacht..." Er nahm ihre Hände in die seinen und lächelte sie an. Er war so froh, so glücklich in diesem Augenblick.

Mariah, sie lebte. Alle hatten sie gedacht, dass diese Männer ihr etwas schlimmes angetan hätten, doch Mariah blickte ihn nur ernst, geradezu entsetzt an.

"Lee, du musst sofort damit aufhören! Du bringst sie alle um!"

Lee schien im ersten Augenblick äußerst verblüfft zu sein, nickte dann jedoch. "Ja, du hast Recht." Er wandte sich zu dem Löwen. "Galleon, du hast genug gemordet. Komm zurück!"

Galleon verschwand gehorsam wieder in seinem Blade und dieses schnellte in Lees Hand.

Von den Soldaten war keine Spur mehr. Sie alle waren geflohen, hatten ein Schlachtfeld voller Leichen zurückgelassen...

Gary und Kevin kamen nun zu Lee und Mariah gerannt. "Mariah...! Du lebst!", rief Kevin fröhlich und blieb kurz vor Mariah stehen. Mariah nickte.

"Ja, ich war nur kurz im Wald gewesen..." Sie blickte sich um, als würde sie nach etwas suchen, aber nicht finden. Lee lächelte. "Zum Glück ist euch allen nichts passiert... lasst uns nach Hause gehen. Es war ein anstrengender Tag." Er zögerte. Und blickte schuldbewusst in die Runde. "Nun, zuerst müssen wir allerdings die Tore wieder verschließen..." Gary und Kevin nickten. Mariah schwieg und wandte sich ohne ein weiteres Wort ab. Die drei Jungen blickten ihr hinterher.

"Mariah? Was ist?", fragte Lee überrascht. Mariah ging in Richtung Tor. Wollte sie es jetzt verschließen? Lee runzelte die Stirn. Nein... sie wollte hinaus gehen.

"Mariah, nicht! Diese Leute können immer noch da draußen sein!"

Doch es war zu spät.

Wie aus dem Nichts war einer der Soldaten aufgetaucht und hatte sie gepackt. Er hielt sie wie eine Geißel vor sich und drückte ihr ein Messer an den Hals. Lees Hand schnellte zu seinem Starter, den er an seinem Gürtel befestigt hatte.

"Keine Bewegung!", donnerte die Stimme des Soldaten zu Lee hinüber. "...oder die Kleine ist tot!" Mariah lies ein Wimmern vernehmen und blickte ängstlich zu Kevin, Gary und ihm.

Verdammt, wieso hatte sie nicht auf ihn gehört? Wieso?

Lee verharrte in seiner Bewegung und beobachtete den Soldaten wie ein angriffslustiges Raubtier.

Er zögerte, als plötzlich noch mehr Soldaten auftauchten. Derjenige, der Mariah festhielt grinste.

"Rührt euch ja nicht vom Fleck." Als wolle er seine Aussage bekräftigen, drückte er das Messer noch mehr an Mariahs Kehle.

Lee knirschte mit den Zähnen. Er ahnte, was sie vorhatten.

Und als hätten sie seine Gedanken gelesen, traten die ersten paar Feinde in das Dorf. Eilig und voller Mordlust schritten sie auf die Häuser der Dorfbewohner zu. Einer der Soldaten, wahrscheinlich der Kommandeur rief seinen Untergebenen Befehle zu.

"Nehmt sie gefangen! Wer sich wehrt wird umgebracht!"

"Lee! Du musst etwas unternehmen! Bitte! Kümmert euch nicht um mich...!"

"Wirst du wohl still sein, du ungezogenes Gör!" Ein dünner Blutfaden lief Mariahs Hals hinab und sie begann wieder zu Wimmern.

Nein! Er konnte es nicht tun! Sie war immerhin seine Schwester! Er konnte doch nicht zulassen, dass Mariah starb...!

Wütend blickte Lee zu Boden. Er konnte überhaupt nichts tun. Nichts! Er konnte die Dorfbewohner nicht im Stich lassen, aber dafür Mariah sterben zu lassen? Nein!

Er sackte auf die Knie. "Es... es tut mir Leid, Mariah... Ich kann das nicht...", es war kaum mehr als ein Flüstern.

"Ich kann das nicht, verdammt!", brüllte er. "Du... du bist meine Schwester! Ich kann nicht zulassen, dass sie dich töten!" Er hörte die Schreie der Dorfbewohner hinter sich und die ersten Gefangenen wurden weggebracht.

Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, bis es endlich vorbei war. Er blickte auf.

"Lasst sie frei! Wir haben uns an das gehalten, was ihr gesagt habt! Gebt... gebt sie frei..."

Der Soldat grinste breit. "Nun... wir hatten zwar etwas derartiges nicht ausgemacht... aber..." Grob stieß er Mariah von sich. Lee blickte sie an.

Er hatte erwartet Angst in ihren Augen zu sehen... oder zumindest etwas ähnliches, aber sicher nicht das, was er sah...

Mariah grinste ihn an.

Sie wirkte auf einmal äußerst gehässig und schien sich über das Benehmen Lees zu amüsieren. "Wie... berechenbar...", sagte sie.

"Mariah?", fragte Lee ungläubig.

"Was ist denn, Brüderchen?"

Was war das für ein Tonfall, in dem sie sprach? War das wirklich Mariah? Was sollte das? Was war mit seiner Schwester passiert?

"Was ist los mit dir, Mariah? Ich verstehe nicht, was..." Mariah fiel ihm ins Wort. "Oh... ach so... du wunderst dich, was mit mir los ist?"

Langsam nickte Lee. Irgendetwas gefiel ihm am Verlauf dieser Sache ganz und gar nicht... Mariahs Grinsen wurde breiter und sie legte den Kopf schief.

"Tja, Brüderchen... ich muss dich leider enttäuschen..."

Irgendetwas in Lees Kopf blockierte seine Gedanken. Was war los? Er verstand nicht, was Mariah wollte. Nein, er wollte es nicht verstehen...

"Ich..." Lee blickte Mariah an. Hinter ihr stand irgendjemand. Er kniff die Augen zusammen. Mariah trat einen Schritt auf den Mann zu und klammerte sich an dessen Arm fest. "...gehöre zu den Bösen!"

Lee konnte sich in dem Augenblick nicht bewegen. Er war zu entsetzt.

Was hatte Mariah gesagt? Nein, sicher hatte er sich verhört... oder... doch nicht? Verzweifelt starrte er Mariah an, als hoffte er, dass sie im nächsten Augenblick erklärte, dass das ganze nur ein schlechter Scherz gewesen war, um ihn zu ärgern.

Gary und Kevin nahm er gar nicht mehr wahr. Es war ihm auch eigentlich egal, was sie taten. Wichtig war, was Mariah tat.

Sie grinste ihn immer noch an. Der Mann neben ihr blickte Lee ernst an. Beherrschend, berechnend. Und auf einmal wusste Lee, wer da vor ihm stand: der Herrscher.

Erst jetzt begriff Lee wirklich, was Mariah gesagt hatte.

Nein! Das... das konnte nicht sein! Mariah, sie... sie arbeitete... für den Herrscher? Seine eigene Schwester?

Äußerst amüsiert beobachtete sie Lee. "Und du kleiner Volltrottel bist auch noch auf mich hineingefallen..." Sie unterbrach sich und blickte zu Kevin und Gary. "Nein, ihr seid alle auf mich hereingefallen. Selten dämlich, muss ich sagen."

"Mariah,... sag... sag, dass das nicht wahr ist!", brüllte Lee und wollte sich allem Anschein nach auf den Herrscher stürzen: Er hatte ihm Mariah weggenommen, er war an allem Schuld! Er musste ihn töten!

Nein, nicht Mariah... jeder... nur nicht Mariah!

Er wurde von hinten gepackt. Es war Gary.

"Tu's nicht...", flüsterte er leise. Doch Lee war da völlig anderer Meinung. Er wollte ihn umbringen, diesen verdammten Mistkerl...!

Ihm war so elend zu Mute...

"Oh... was ist denn? Bist du so erstaunt? Nun... eigentlich war das Ganze kein Problem. Es war mir so klar, dass du unfähig bist Opfer zu bringen. Ich wusste, dass du nie zulassen würdest, dass sie mich töten. Das war schon immer dein Fehler gewesen. Mir wäre es egal gewesen, weil..." Sie lächelte und legte wiederum den Kopf schief. "...ich euch nämlich alle nicht leiden kann. Ihr bedeutet mir nichts. Ihr könnt mir nicht das bieten, was ist will... Ihr Dorftrottel seid mir immer nur ein Hindernis gewesen..."

Lee starrte sie an. "Mariah, was erzählst du da...? Wir waren... wir SIND eine Familie!"

Mariah trat ein paar Schritte auf Lee zu, der immer noch von Gary festgehalten wurde. "Kapier's endlich, Kleiner. Wir waren nie eine Familie. Ich hasse euch nämlich. Sonst hätte ich auch nicht veranlasst dieses Dorf niederzumachen."

Scharf zog Lee die Luft ein. "Du warst das?"

"Natürlich. Dieses mickrige kleine Dorf ging mir schon immer auf die Nerven. Ich bin für etwas besseres bestimmt." Sie wandte sich ab.

Lee versuchte sich aus Garys Griff zu befreien, dieser hielt ihn jedoch weiterhin fest. "Nun denn...", sie wandte den drei Jungs ein letztes Grinsen zu, ehe sie sich wegdrehte. "Auf nimmer Wiedersehen...!"

Als Gary Lee los lies, sackte dieser zu Boden. Wütend starrte er einfach nur auf die Erde, die er mit seinen Fingern umkrallte.

Kevin blickte vorsichtig zu ihm hinunter. "A... alles okay, Lee?"

Lee reagierte nicht. Wut staute sich in ihm auf. Hass, Zorn...

Dieses Gesicht, er würde es nie vergessen. Was immer dieser verfluchte Kerl aus Mariah gemacht hatte... Er würde Mariah rächen...

Er hasste ihn... nie würde er ihm verzeihen! Niemals!

Er schrie laut auf. Vor Zorn, Hass, Wut... Hilflosigkeit... Angst... Trauer...

Gary und Kevin zuckten zurück. Lee sprang auf und rannte davon.

Hinaus aus diesem verfluchten Dorf, weg... weg von alldem. Er wollte vergessen, einfach nur nie wieder hierher kommen.

"Lee!", schrie im Kevin hinterher. Gary packte ihn an der Schulter und sah Lee hinterher. "Lass ihn, ich denke er muss das alles erst einmal verarbeiten. Lassen wir ihn..."
 

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Lee schnaubte. "Was wollt ihr?"

Er wusste, dass er Gary und Kevin wehtat, wenn er so hart und gefühllos mit ihnen sprach, aber er wollte es.

Es tat gut jemanden anderen zu quälen, es lies ihn seine Schmerzen vergessen und es gab ihm ein Gefühl von Überlegenheit.

Gary schien es jedoch egal zu sein, er ignorierte Lees Unterton und das machte Lee wütend. Wieso konnte Gary nicht einfach so schwächlich und verletzlich wie Kevin sein?

"Wir wollten dich fragen...", begann Gary in einem ruhigen Ton, "...ob du uns im Kampf gegen den Herrscher hilfst."

Lee schaute ihn an, als wäre es ein schlechter Scherz, fing sich jedoch gleich wieder. "Ich... euch helfen...?" Er fing an zu lachen. "Ja, sicher. Ganz genau. Und was soll ich als nächstes tun?" Er warf den Beiden böse Blicke zu. "Lasst mich endlich in Ruhe. Ich habe keine Lust mich mit euch abzugeben."

"Wenn du es schon nicht für uns tust...", meinte Kevin und blickte Lee ernst an. "Dann tu es für ihn!" Er streckte ihm die Hand entgegen und öffnete sie. In ihr lag Galleon. "Oder bedeutet er dir auch nichts mehr? Ist er dir egal? Ist dir alles egal? Vielleicht können wir Mariah retten!"

Lee hörte gar nicht mehr zu. Er starrte nur auf das schwarzschimmernde Blade in Kevins Hand: Galleon...

So lange hatte er ihn nicht mehr gesehen, so lange. Am liebsten hätte er ihn Kevin aus der Hand gerissen und an sich genommen. Einfach nur Galleon in der Hand zu halten... zu wissen, dass er wieder da war, dass er nicht mehr alleine war.

Er konnte das Gefühl der Gier kaum unterdrücken. Er wollte Galleon berühren, einfach nur ansehen und anfassen...

"Nun..." Schlagartig wurde er aus seinen Gedanken gerissen. "...was ist?"

Lee schwieg. Irgendwie war ihm auf einmal alles unangenehm. Was er getan hatte... Es war, als wäre Galleon eine Art Gewissen, Erinnerung... etwas, dass er bis eben hatte unterdrücken können, vergessen hatte und nun vorgezeigt bekam...

Kevin seufzte. "Dann eben nicht. Wir dachten, du würdest uns vielleicht zur Seite stehen, aber da haben wir uns wohl in dir getäuscht."

Seine Stimme wirkte wirklich enttäuscht... und auf einmal wurde Lee bewusst, dass das Ganze nicht so egal war, wie er es geglaubt hatte und wie er es sich immer eingeredet hatte.

Verdammt, er hatte Freunde! Und diese Freunde... hatte er eben vergrault...

Kevin warf Galleon neben ihn auf das Bett. Noch im Hinausgehen murmelte Kevin leise: "Falls du es dir doch noch anders überlegen solltest, wir gehen Morgen früh, aber ich bezweifle, dass du kommst."

Kevin schloss die Tür hinter sich und es war wieder dunkel im Zimmer.

Lee zögerte und starrte auf Galleon.

Was hatte er getan? Er vergrub sein Gesicht in den Händen.

Nein, er wollte Galleon nicht mehr. Was nütze dieses BeyBlade, wenn er keine Freunde mehr hatte, mit denen er in den Kampf ziehen konnte?

Früher hatte er immer für die Liebe und die Freiheit gekämpft. Er erinnerte er sich daran, wie er Ray verziehen hatte, an den Kampf gegen Biovolt... immer waren seine Freund bei ihm gewesen. Und nun...

Er schämte sich. Er wollte ihnen nicht mehr unter die Augen treten. Sie würden ihm sowieso niemals verzeihen...

Dennoch verspürte er die Kampfeslust, die er früher immer verspürt hatte. Zu gerne wäre er jetzt mitgegangen. Aber nicht unter diesen Umständen...

Für einen kurzen Moment zögerte er und musste lachen.

War es nicht lächerlich? Er wollte lieber erst gar nicht wissen, wie er im Moment aussah. Sein ganzes Benehmen war lächerlich! Als ob er der einzige Mensch auf der Welt war, der Probleme hatte. Gary und Kevin hatten Recht: Wenn ihm Mariah wichtig war, dann musste er um sie kämpfen.

Alles tat ihn auf einmal Leid: Wie er Kevin behandelt hatte, wie er Gary gehasst hatte, weil er ihn nicht in Ruhe lies...

Seufzend lies er sich auf das Bett zurück sinken. Das alles hatte sowieso keinen Sinn mehr, er hatte es verdorben. Er hatte seine Freunde dazu gebracht ihn zu hassen. Am Besten wäre es wohl, wenn er einfach verschwand.

Langsam setzte er sich auf. Eben noch den Drang verspürend Galleon anfassen zu müssen, wünschte er sich jetzt, ihn nicht sehen zu müssen. Aber da konnte man wohl nichts machen...

Lee gähnte. Es war spät. Nun, dann verschwand er eben bis Morgen früh. Dann bekamen Kevin und Gary nichts davon mit.

Er wandte sich dem kleinen Schrank zu, in dem er seine Sachen verstaut hatte. Oder eher: er wollte sich dem Schrank zu wenden.

Das Zimmer wurde auf einmal wieder hell und schlagartig fuhr sein Blick zur Tür, die aber fest verschlossen war. Auf einmal packte ihn etwas von hinten und drückte ihn zu Boden. Seine Augen weiteten sich erschrocken, als er erkannte, was ihn da zu Boden drückte...
 

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Enttäuscht blickte Kevin zu Gary auf, als er bemerkte, dass Lee nicht dabei war. Es war der nächste Morgen und die Beiden hatten sich eigentlich noch Hoffnungen gemacht, dass Lee sich umentscheiden würde und sich ihnen anschließen würde.

Doch allem Anschein nach hatten sie sich getäuscht.

Was war aus Lee geworden? Er sah nicht mehr in die Zukunft, sondern hing nur noch der Vergangenheit nach, er bemitleidete sich selbst...

Er wollte den alten Lee wieder haben, den Lee, den er bewundert hatte. Den Lee, der für seine Freunde alles getan hätte...

Er seufzte. "Und? Er hat abgelehnt, oder?" Anders war es ja nicht zu erwarten gewesen...

Gary schüttelte den Kopf. "Nein...", er zögerte. "Er hat uns im Stich gelassen. Er ist... fort."

Das traf Kevin wie ein Schlag in den Magen.

Lee... war abgehauen? Das konnte nicht sein! So feige... Was war aus Lee geworden...? Merkte Lee nicht, dass er ihm... nein, ihnen, seinen Freunden, damit das Herz brach?

Gary seufzte. "Da kann man nichts machen. Es war seine Entscheidung, er hat seinen Weg gewählt..."

Kevin nickte langsam. "Ja, du hast Recht. Und wir... wir müssen unserem Weg folgen..." Er blickte in die Ferne. "Wir werden uns dem Herrscher stellen... und ihn vernichten..."

Er zögerte kurz, ehe er ein bedrücktes "...oder dabei sterben..." hinzufügte.

Gary lachte. "Seh’ das mal nicht so negativ. Vielleicht haben wir das Glück auf unserer Seite." "Ja..."

Die Beiden nahmen ihren Proviant und ihre Ausrüstung.

Nun gab es kein Zurück mehr...
 

!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!"!
 

Sie waren jetzt etwa eine halbe Stunde unterwegs und die Straße war uneben und ihre Rucksäcke waren schwer. Wenn man bedachte, dass sie sowieso keine Chance hatten, war es schwachsinnig sich so eine Arbeit zu machen.

"Kevin...?", es war Gary. Anscheinend hatte er gemerkt, welche Gedanken Kevin quälten.

"Hm?", das war das Einzige, was Kevin zustande brachte. Seine Stimme war brüchig, und wenn er ehrlich sein sollte, hatte er Angst. Riesige Angst vor der Zukunft. Mit Lee wäre es vielleicht besser geworden, aber so...

Er merkte, dass Gary langsamer wurde und passte sich seinem Schritt an. Sie liefen einige Zeit schweigend weiter.

Plötzlich zuckte Kevin zusammen. Da war ein Geräusch gewesen...!

Blitzschnell drehte er sich um und bemerkte, dass Gary sich auch umsah. Kevins Blick fiel auf einen Baum, auf dem irgendjemand saß. Er erkannte nicht fiel, nur dunkle Umrisse...

Langsam und vorsichtig, um keine zu schnelle Bewegung zu machen, glitt Kevins Hand in Richtung seines BeyBlades.

Zu seiner Überraschung schwieg die Gestalt allerdings einige Zeit, ehe sie sich in eine hockende Position bracht. Ihr Gesicht lag immer noch im Dunkeln.

Als sie anfing zu sprechen, klang ihre Stimme etwas anklagend. "Ich dachte schon ihr kommt überhaupt nicht mehr..."

Kevin klappte geradezu der Mund auf und Gary starrte nur auf den Fleck, wo die Person saß. "Was ist? Habe ich was im Gesicht?", fragte Lee unsicher und rieb sich über das nun rasierte Gesicht.

Eigentlich sah er jetzt wieder aus wie früher... außer dass er ein ganzes Stück gewachsen war.

Als er feststellte, dass Gary und Kevin ihn immer noch anstarrten, kletterte er vom Baum herunter und runzelte die Stirn.

"Ihr seht aus, als hättet ihr ein Gespenst gesehen."

Er zögerte und blickte etwas beschämt zu Boden. "Na ja... Sorry auf jeden Fall. Tut mir Leid wegen der letzten Jahre und..."

Er brach nicht freiwillig ab, sondern es war eher die Überraschung, als Kevin sich auf ihn stürzte und zu Boden drückte. Er schien überglücklich zu sein und umarmte Lee ohne ihn anzusehen. Gary lächelte Lee an.

"Lee...", murmelte Kevin leise und strahlte Lee mit überglücklichen Augen an. "Du... du bist wieder ganz der Alte..."

Lee fiel keine passende Antwort ein, und so nickte er einfach nur. Ehrlich gesagt hatte er eine total andere Reaktion erwartet.

Er spürte, wie Kevins Gewicht von seinen Knien verschwand und blickte auf Gary, der Kevin von ihm herunter auf den Boden gehoben hatte.

"Nun?", fragte Gary in seiner ruhigen Tonlage und musterte Lee mit einem sanften Lächeln. "Wohin soll es denn gehen?"

Lee grinste. "Na, wohin wohl? Zum Palast!"
 

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Die nächsten Kapitel werden ähnlich ablaufen, weil vorgestellt werden muss, was wer in den letzten Jahren getan hat.

Unendlichkeit der Nacht

Ich widme dieses Kapitel allen Kommischreibern der zuvorigen Kapitel, und allen Leuten, die mir geholfen haben das Kapitel zu entwickeln.

Sprich:

BunnySauseherz, abgemeldet, abgemeldet, DarknessKai, Hayan, Elliiy, Skarabaeus, abgemeldet, abgemeldet, abgemeldet, -Viala-, Kichererbse, abgemeldet, -StrayCat-, musi und (recht oft) Unbekannt
 

So, jetzt muss ich auch noch KradNibeid danken.
 

Viel Spaß beim Lesen!

CaSi
 

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Kapitel 04: Unendlichkeit der Nacht
 


 

Es war bereits dunkel.

Nur selten war ein leises Rascheln zu hören, wenn eine Maus oder ein anderes Nagetier neben dem Waldweg entlang huschte. Der starke Wind rüttelte an den Bäumen und wehte ihnen häufig Blätter entgegen.

Sie waren alle erschöpft; viel zu lange waren sie jetzt schon unterwegs.

Als sie vor vier Stunden an der Hütte, von der Ray erzählt hatte, angekommen waren, hatten sie feststellen müssen, dass ihnen der Herrscher schon zuvor gekommen war: Er hatte um das kleine Haus Wachen aufstellen lassen, die sie wahrscheinlich hätten abfangen sollen.

Tatsächlich hatten sie es Max zu verdanken, dass sie ohne entdeckt zu werden an den Wachen vorbeigekommen waren. Doch nun hatten sie keine Übernachtungsmöglichkeit mehr...

Kai war sich inzwischen sicher, dass Ray nicht mehr wusste, wohin sie gingen.

Wahrscheinlich wollte er einfach nur weg vom Herrscher, von der Gefahr, die ihnen in der Stadt drohte. Aber ohne einen sicheren Übernachtungsplatz würde es hier draußen mindestens genauso gefährlich werden.

Und der Herrscher war ihnen inzwischen schon auf der Spur.

Vielleicht entgingen sie durch diese Flucht-Aktion ihrem Schicksal nur für wenige Stunden. Irgendwann würde der Herrscher sie finden, es war nur eine Frage der Zeit.

Mehr unbewusst als absichtlich schlichen sich die Erinnerungen an die Zeit im Kerker zurück in Kais Gedächtnis.

Die Kälte, die Trostlosigkeit... die Hoffnungslosigkeit...

Nein... er wollte nicht zurück! Nie im Leben...

Die Erinnerung an das Gefängnis zog sich wie eine riesige Narbe durch sein Inneres. Und dazu die Frage: Wieso? Wieso hatte der Herrscher ihn Gefangen genommen? Wieso ausgerechnet ihn? Warum? Er verstand das nicht. Aber er war sich sicher, dass der Herrscher seine Gründe gehabt hatte und vielleicht war es sogar besser, wenn er die Gründe nicht kannte...

Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken; Erst jetzt fiel ihm auf, wie kalt es war.

Der Wind um sie herum schien immer stärker zu werden und unbewusst rieb Kai sich über den Arm. Er hatte ein schlechtes Gefühl in der Magengegend, irgendetwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht...

Er wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als Ray sich umdrehte und ihnen andeutete zu schweigen. Auch ihn beunruhigte irgendetwas.

Leise ging Kai ein paar Schritte vor und stellte sich neben Ray. Er schwieg kurz, blickte sich noch einmal um und meinte dann so leise er konnte: "Also hast du es auch gemerkt?" Langsam nickte Ray. "Sie sind ganz in der Nähe..." Er warf einen Blick auf Tyson und Max, die zu ihnen schauten.

"Glaubst du, sie wissen, wo wir sind?" "Nein..." Ray blickte Kai von der Seite an. "Wir müssen hier weg... sofort!" Kai wusste, was Ray meinte.

Mit einer kurzen Handbewegung deutete Ray Tyson und Max an zu kommen. Obwohl sie sehr wohl von ihren Verfolgern wussten, liefen sie weiter. Sie hatten keine Wahl. Bei einem Kampf hätten sie keine Chance. Ray gesellte sich wiederum zu Kai.

"Wir können nicht ewig vor ihnen fliehen." Kai schwieg. Man sah ihm seine Anspannung an. Er hatte Angst. Angst davor wieder ins Gefängnis zu müssen. Nein... Nie wieder, verdammt!

"Ich weiß...", knirschte Kai mit geschlossenen Zähnen. Ray blickte in die Dunkelheit des Waldes. "Nicht weit von hier ist eine Schlucht. Dort können wir uns ihnen stellen..." Kai schnaubte.

"Wir sollen uns stellen? Bei einer Schlucht?! Wir laufen ihnen direkt in die Falle..." Ray schüttelte langsam den Kopf. "Nein, tun wir nicht." Verwirrt runzelte Kai die Stirn. Was meinte Ray damit...?
 

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Es schienen Ewigkeiten vergangen zu sein, als sie endlich an der Schlucht ankamen, von der Ray erzählt hatte. Von ihren Verfolgern war jedoch noch keine Spur zu sehen.

Während Kai nicht ganz wusste, was Ray damit bezwecken wollte, schienen Max und Tyson es genau zu wissen. Sie suchten, ebenso wie Ray, den Boden nach irgendetwas ab. Aber wonach?

Irritiert beobachtete er die Drei. War dort irgendwo eine geheime Waffe, die ihnen das Leben retten konnte? Oder vielleicht...-?

Nein. Kai schüttelte den Kopf. Sicher nicht.

Er seufzte. Müdigkeit machte sich in ihm breit. Wie lange sollten sie denn noch laufen...?

Ray hatte zwar gesagt, dass sie sich hier, das hieß an dieser Schlucht, den Feinden stellen sollten, aber was für eine Chance hatten sie schon?

Vielleicht war es Rays Absicht, wenn die Verfolger kamen sich einfach den Abgrund hinunterzustürzen, um dem Gefängnis durch den Tod zu entgehen. Kai grauste es vor der Vorstellung. Freiwillig sterben? Er zögerte. Freiwillig ins Gefängnis?

Hatten sie überhaupt eine Chance? Nein, mit Sicherheit nicht. Sie hätten gleich aufgeben können. Wieso hatten Ray, Max und Tyson überhaupt noch Hoffnung?

Kai schüttele den Kopf. Das alles war so sinnlos...

"Ich hab's!", rief Max erfreut und hob einen kleinen Karton in die Höhe. Der Karton war völlig verdreckt und an ihm klebten noch Reste von Erde. Er wirkte sehr alt. Nach Max Händen zu urteilen war er vergraben gewesen.

Kai runzelte die Stirn. DAS sollte sie retten? Ein uralter Karton?

Ray atmete erleichtert aus. "Zum Glück... Ich dachte schon, er wäre weg." Eilig ging er auf Max zu, der ihn erfreut angrinste. Kai bekam es mit der Neugierde zu tun.

Was war in dem Karton, dass sich seine drei Begleiter auf einmal so sicher fühlten? Waffen? In einem Versuch möglichst desinteressiert zu wirken, ging er langsam ein paar Schritte auf Max zu, der immer noch den geschlossenen Karton in den Händen hielt und ihn Ray entgegenstreckte. Fast wie in Zeitlupe griff Ray danach und betrachtete ihn genau, ehe er ihn öffnete.

Ein Lächeln legte sich auf Rays Gesicht und vorsichtig griff er in den Karton hinein. Was er herausholte verblüffte Kai nur umso mehr...
 

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Langsam umkreisten sie sich. Beiden war bewusst, dass der andere nicht so einfach aufgeben würde. Robert schaute den Mann mit ernstem Blick an, dieser grinste jedoch nur zurück. Wie Robert es hasste!

Eher aus Wut als überlegt schoss er nach Vorne. Er holte weit mit der Faust aus und versuchte seinen Gegner zu erwischen, doch dieser wich geschickt aus.

"Wenn du mich treffen willst, musst du dich schon etwas mehr anstrengen."

Verdammt! Ihm lief die Zeit davon! Inzwischen war ihm alles egal. Das einzige, was zählte, war, Johnny hier herauszuholen... und zwar lebend. Egal um welchen Preis...

In einer ruckartigen Bewegung fuhr er herum und trat nach seinem Gegenüber. Tatsächlich erwischte er diesen im Bauchbereich und der Getroffene wankte ein paar Schritte zurück. Mit schmerzerfülltem Blick starrte er Robert an.

"Na warte, du..." Die Hand der Wache verschwand in einer seiner hinteren Hosentaschen. Er grinste hinterhältig und hielt Robert eine Waffe vor die Nase.

"Mal sehen, ob du jetzt immer noch so mutig bist..." Er löste die Sicherung. "Wie sagt man so schön...? Wer zuletzt lacht...", langsam setzte er seinen Finger an den Auslöser.

"...lacht am besten!" Der Schuss übertönte den entsetzten Aufschrei und Robert blickte verblüfft in das Gesicht seines Gegners, der nun vor ihm zusammenbrach.

Erschrocken wandte sich Robert in Richtung Tür, aus der die letzten drei Worte und der Schuss gekommen waren.

Er musste augenblicklich Lächeln, als er sah, wer da stand: Enrico.

Enrico hatte immer noch die Waffe hoch erhoben, ehe er sie langsam sinken lies. "Das war verdammt knapp...", meinte er nur und blickte Robert kurz an, ehe er dann an ihm vorbeischaute.

Auch Robert drehte sich jetzt um und sah Oliver, der sich über Johnny gebeugt hatte und ihm vorsichtig den kleinen Apparat entfernte. Er sah, wie Johnny sich leicht aufbäumte, noch einmal laut voller Schmerz aufschrie, dann jedoch sofort zusammensackte: es war eindeutig, dass er das Bewusstsein verloren hatte.

Enrico blickte besorgt auf den Schotten. "Wie geht es ihm?"

Oliver blickte kurz zu Robert und Enrico hinüber, überprüfte dann jedoch gehorsam Johnnys Puls. Ein kurzes Zögern folgte, ehe er leise "Den Umständen entsprechend..." murmelte.

Entsetzt starrte Robert Oliver an, dieser schien seinen Blick sofort zu bemerken, lächelte ihn sanft an und es kam Robert vor, als würde er nur um ihn zu beruhigen sagen: "Keine Panik, er ist soweit in Ordnung..." Seine Miene verdüsterte sich augenblicklich.

"Aber wir müssen ihn zu Keneth bringen." Enrico nickte. "Ja." Er steckte seine Waffe weg. "Aber das sind drei Tagesmärsche..." Robert grinste. "Ich habe dir doch schon mal gesagt: ich kenne eine Abkürzung..."
 

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Robert warf einen kurzen Blick auf seine Uhr. Es war schon weit nach Mitternacht und sie hatten die BladeBreakers immer noch nicht gefunden. Sie, das hieß Enrico und er.

Kurz nachdem sie im geheimen Unterschlupf von Kenny angekommen waren, waren er und Enrico gleich wieder aufgebrochen: sie hatten die Sache mit den BladeBreakers schon viel zu lange aufgeschoben, als dass sie sich noch mehr Zeitverlust leisten könnten.

Nun waren sie seit vier Stunden in diesem Wald unterwegs. Eigentlich war es so gut wie nicht möglich hier irgendetwas zu finden, aber wenn sie jetzt nicht schnell handelten, dann entschieden sie vielleicht über das Leben von Tyson und den Anderen...

Und solange es auch nur eine winzige Chance gab versehentlich über Tyson zu stolpern, dann mussten sie die Gelegenheit nutzen.
 

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Entgeistert starrte Kai Ray an, der ihm nun Dranzer entgegenstreckte. Aus den Augenwinkeln sah er Tyson und Max, die ihre eigenen Blades glücklich an sich drückten.

"Ihr habt sie vergraben? Weshalb...?" Langsam streckte er die Hand aus und Ray lies Dranzer in seine Hand fallen. Es war ein angenehmes Gewicht und fest umschloss er den kleinen Gegenstand. Er konnte es nicht glauben: Er hatte ihn wieder... seinen Blade!

Ray lächelte. "Nach deinem... ähm...", er zögerte kurz, "...Begräbnis... dachten wir, dass es das Beste sei."

In diesem Moment wurden sie von einem Geräusch abgelenkt. Erschrocken fuhren die Vier herum.

Was war das gewesen?

Sie konnten nicht weit sehen, dazu war es zu dunkel.

Kai umklammerte Dranzer fester und blickte zu Ray. Auch er schien angespannt zu sein... Zögernd griff Kai in den Karton und holte seinen Starter heraus. Er lies sein Blade einrasten und machte sich bereit. Wie sie die Gegner mit Hilfe ihrer BeyBlades schlagen wollten, war ihm zwar nicht ganz klar, aber so hatten sie wenigstens eine Chance sich zumindest etwas zu verteidigen...

Doch, was jetzt geschah, war das, was sie am wenigsten erwartet hatten...

Statt einem Angriff war nur lautes Fluchen zu hören. "Verdammter Mist! So eine..." "Alles in Ordnung?" Ein Schnauben folgte. "Ja, geht schon." "Warte, ich komme auch gleich runter."

Verwirrt lauschten die BladeBreakers dem Gespräch. Kai blickte Ray entgeistert an. Waren DAS die Wachen des Herrschers?

"Ja, aber pass auf, da-..." Ein Aufschrei zeriss die Nacht. "Ah, Scheiße!" "Nicht so vulgär, Robert, sonst könnte noch jemand daran zweifeln, dass du aus gutem Hause kommst."

"Robert?", diesmal hatte Ray gesprochen. Auch Kai war verwundert. Waren das etwa die Majestics?

Plötzliche Stille von jenseits ihrer Sichtweite.

"Robert, Enrico, seid ihr das?", wieder war es Ray gewesen. In der Dunkelheit waren jetzt zwei Shilouetten zu erkennen.

"Ray?" Ray nickte, merkte dann jedoch, dass weder Robert noch Enrico das sehen konnten.

"Ja..." Kurze Zeit herrschte Schweigen, dann wurde Ray plötzlich geblendet. Er hob die Hand um besser sehen zu können.

"Tatsächlich!", man hörte die Erleichterung in Enricos Stimme und er senkte die Taschenlampe wieder etwas. "Wir haben sie gefunden. Die BladeBreakers..."

Er blickte sie der Reihe nach an, hob jedoch verwirrt die Augenbrauen, als er Kai sah. Als er denn Mund aufmachen wollte, anscheinend um etwas über Kai zu fragen, winkte Ray ab.

"Das erklären wir euch später..." Nun trat auch Robert in den vom Licht erhellten Bereich. "Kommt mit, wir sollen euch in Sicherheit bringen. Hier sollen sich angeblich Wachen herumtreiben."

Ray nickte. Er hatte verstanden.

Kai hatte nichts verstanden.

Was sollte das? Woher wussten die Majestics, dass sie hier waren und verfolgt wurden? Wieso wollten die Majestics sie in Sicherheit bringen?

All diese Fragen schossen ihm durch den Kopf. Etwas an der Sache konnte einfach nicht stimmen... Und wieso waren sie ohne Licht unterwegs gewesen, obwohl sie eine Taschenlampe dabei hatten?

"Folgt mir...", murmelte Robert, doch genau in diesem Augenblick flog etwas knapp an seinem Ohr vorbei. Erschrocken fuhr er herum.

"Na sieh mal einer an: Zwei Fliegen mit einer Klappe. Die BladeBreakers und die Majestics. Da wird sich der Herrscher aber freuen..." Fünf Soldaten standen vor ihnen und grinsten sie an. Der Vorderste, anscheinend der Anführer, deutete auf die Lampe in Enricos Hand. "Sehr unklug, muss ich sagen..."
 

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"Meinst du, es war gut, sie alleine um diese Uhrzeit nach draußen zu lassen, obwohl der Wald von Wachen nur so wimmelt?"

Oliver lief besorgt neben Johnnys Krankenbett im Kreis. Kenny hatte sich über Johnny gebeugt und versorgte ihn gerade.

"Selbst wenn, die Beiden hätten es sich nicht ausreden lassen. Ihnen wird schon nichts passieren..." Er drehte sich zu Oliver um und blickte ihn berechnend an. Dann seufzte er.

"Vielleicht... wenn sie wiederkommen haben sie bestimmt Hunger. Wie wär's wenn du etwas kochst, das machst du doch so gerne, oder? Das lenkt dich sicher ab..."

Oliver zögerte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er die letzten zwei Tage so gut wie nichts gegessen hatte. Er warf einen kurzen Blick auf Johnny, der immer noch bewusstlos war. Kenny hatte sich, so gut er konnte, um ihn gekümmert, aber er sah immer noch sehr blass und schwach aus.

"Wie geht es ihm?", fragte er Kenny und nickte unnötigerweise in die Richtung des Schotten.

"Inzwischen? Wieder recht gut, wenn man bedenkt in welchem Zustand ihr ihn hierher gebracht habt. Aber wenn ich ihn mit einem gesunden Menschen vergleiche..." Etwas entgeistert hob er seine Brauen. "...dann würde ich sagen, dass es ihm noch relativ schlecht geht..." Er lächelte ihn sanft an. "Aber das wird schon wieder."

Oliver nickte langsam und seufzte dann. "Na ja, gib mir Bescheid, wenn er aufwacht oder die Anderen zurück sind. Okay?" Kenny lächelte und wandte sich wieder dem jungen Schotten zu.

Mit einem letzten Blick auf Johnny verlies Oliver den Raum.
 

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So unauffällig er konnte griff Enrico nach seiner Waffe, die er an seinem Hosenbund befestigt hatte.

"Ich glaube, wir sitzen in der Klemme...", murmelte er unruhig und warf einen kurzen Blick auf seine Gefährten. Robert nickte. "Irgendwelche Pläne?"

Kai schnaubte. "Wir greifen an, was sonst?"

Verblüffte Blicke trafen Kai, doch seine Miene zeigte keine Regung.

"Ich war einmal beim Herrscher gefangen und will es nicht wieder sein..."

Enrico und Robert blickten sich vielsagend an.

"Was ist? Ergebt ihr euch gleich, oder sollen wir euch mit Gewalt gefangen nehmen?"

Die Soldaten schienen langsam ungeduldig zu werden, doch Enrico schnaubte nur. "Was wollt ihr gegen uns ausrichten, wir sind zu sechst und ihr nur zu fünft..."

Der Anführer der Truppe lachte trocken. "Um euch sechs gefangen zu nehmen, hätte einer von uns gereicht...!" "Ach ja? Das werden wir sehen..."

In einer schnellen Bewegung riss Enrico die Waffe hoch und gab einen Schuss ab. Ein erschrockener Aufschrei war zu hören, ein dumpfer Aufschlag folgte.

Enrico grinste. "Da waren's nur noch Vier."

Doch die übrigen Vier schienen davon keineswegs eingeschüchtert. Stattdessen machten sie sich bereit anzugreifen und würdigten ihren toten Anführer keines Blickes.

Mit einem lauten Schlachtruf stürzten sie nach Vorne; der Vorderste direkt auf Max zu, der jedoch zu langsam reagierte: Seine Hand schnellte noch zum Starter, doch es war bereits zu spät.

Der Soldat senkte seinen Kopf etwas, umklammerte Max Oberkörper, so dass Max Arme gegen seinen Körper gedrückt wurden und Max keine Möglichkeit mehr hatte sich zu wehren.

Der Mann, der ihn nun festhielt, bremste allerdings nicht ab, sondern rannte direkt auf den Abgrund zu.

Panisch trat Max nach seinem Feind und versuchte ihn zu erwischen und sich damit zu befreien.

"Tyson!"

Bitte, irgendjemand musste ihm doch helfen! Irgendjemand! Er wollte nicht sterben... Nicht so... Nicht jetzt...

Er sah, wie Tyson ruckartig zu ihm herumfuhr und entsetzt die Augen weitete. Er rief seinen Namen, hechtete zu ihm...

Doch sie waren bereits zu nah am Abgrund und Tyson war viel zu weit entfernt...

"Max!" Fassungslos starrte Tyson die Schlucht hinab, in deren Dunkelheit eben Max mitsamt eines Feindes verschwunden war.

Er hörte ein Aufschnauben eines Soldaten. "So ein Idiot. Hat sich gleich mit umgebracht..."

Max, er... er... er sollte... tot sein?

War Max wirklich gerade vor seinen Augen abgestürzt? In den Tod? Nur weil er zu langsam gewesen war?

Nein, er lebte! Max konnte doch nicht einfach sterben! Nicht so!

Tränen liefen ihm über die Wangen. Sein bester Freund... tot...

Und daran waren nur diese verdammten Wachen Schuld!

Wut brannte in ihm; Zorn. Er musste sie büßen lassen, sich rächen.

Ein weiterer Schuss zeriss die Nacht. Robert schnaubte. "Ist das dein neues Hobby, Enrico?"

Enrico zuckte mit den Schultern, sagte aber nichts. Dann zögerte er jedoch kurz und blickte Robert an. "Ich habe kaum noch Munition..." "Na, Gott sei dank..."

Dafür erntete Robert einen bösen Blick Enricos.

Die Beiden wurden jedoch abgelenkt, als Tyson sich plötzlich ohne Vorwarnung auf eine der beiden übrigen Wachen stürzte. Doch es schien nicht Tyson zu sein; er wirkte eher wie ein Raubtier, das seine Beute um jeden Preis töten wollte...

Er schlug nach dem Soldaten, trat nach ihm, kratzte, biss... Was war in Tyson gefahren?

Robert und Enrico blickten sich kurz an, eilten dann jedoch vor zu Tyson, um ihn zurück zu halten, auch Ray und Kai rannten zu ihm. "Tyson, beruhig dich!"

Tyson, der inzwischen von vier Personen gepackt wurde, sah das jedoch nicht als Grund zum aufhören; eher wurde er noch aggressiver. "Es ist genug! Er ist bereits tot!"

Immer noch schlug Tyson auf den toten Mann ein. "Tyson!"

Enrico versuchte ihm die Arme auf den Rücken zu drehen, bekam dafür allerdings nur eine Faust in den Magen und wurde gegen einen der nahen Bäume geschleudert.

Kai zögerte kurz und griff nach Enricos Waffe, die Enrico eben aus der Hand gefallen war. "Tut mir Leid, Tyson..."

Entsetzt starrte Ray ihn an. "Kai, was... was hast du vor?!"

Kai holte allerdings weit mit der Waffe aus und schlug Tyson damit ins Genick.

Dieser kippte nach vorne und blieb liegen.

Robert wollte gerade den Mund öffnen um etwas zu sagen, als Ray ihm ins Wort fiel.

"Wo ist Max?" Es war keine Spur von ihm zu sehen... Hatten sie ihn etwa erwischt?

Die Aufmerksamkeit Rays lenkte sich nun auf den letzten der Soldaten, der nun nervös ein paar Schritte zurück trat.

"Nehmen wir ihn als Geisel...", murmelte Enrico und rieb sich über seinen Arm.

Die Wache funkelte sie an. "Lebend kriegt ihr mich nicht...!" Er griff in seine Hosentasche und holte etwas Kleines, Rundes hervor.

"Haltet ihn auf!", rief Robert, doch es war zu spät; Der Soldat hatte die Kapsel in den Mund genommen, zerbissen und geschluckt. Und im nächsten Moment fiel er tot nach hinten.

"Verdammter Mist...", schnaubte Robert und blickte von Tyson zu Enrico.

"Alles in Ordnung?" Enrico nickte langsam und Robert wandte seinen Blick zu Kai und Ray. "Und ihr?" Wieder folgte nur ein Nicken. Sie waren alle zu sprachlos und erschöpft, um noch irgendetwas zu sagen...

Bis Ray kurze Zeit später das Schweigen brach. "Wo ist Max?" Robert zögerte kurz, ehe er in Richtung Schlucht nickte. "Abgestürzt..."
 

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Es hatte lange gedauert, bis sie endlich bei Kennys Unterschlupf angekommen waren; sie waren alle erschöpft, was ihre Laufgeschwindigkeit noch beträchtlich verringerte.

Zum Glück stießen sie auf keine weiteren Wachen.

Während Enrico vorauslief, bildete Robert, der Tyson trug, den Abschluss der Truppe. Anscheinend hatten sie Panik noch jemanden zu verlieren.

Enrico blickte sich noch einmal suchend um, ehe er zu einem kleinen Baumstumpf trat. Vorsichtig klopfte er vier Mal dagegen und der Baumstumpf bewegte sich plötzlich etwas nach links. Er ging nun auf einen weiteren Baumstumpf, der rechts von dem Vorherigem stand, zu und klopfte sieben Mal. Dieser Baumstumpf drehte sich nach rechts. Langsam trat er zu einem Stein, der zwischen den beiden Baumstämmen lag und klopfte sechs Mal. Der Stein zeigte keine Reaktion, dennoch fuhr Enrico unbeirrt fort, indem er sich einem hohlen Baum zu wandte und ein Mal gegen einen morschen Ast tippte. Dann drehte er sich zu seinen Gefährten um.

"Kommt, hier lang." Er deutete in Richtung eines kleinen Sees.

Als sie am Ufer des Sees angekommen waren, zögerte Enrico kurz und blickte sich wieder suchend um. Nach einer Weile gesellte sich Robert zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr, ehe er auf einen Felsblock deutete.

Enrico schnaubte leicht gekränkt und lief zu dem Felsblock. Diesmal klopfte er zehn Mal und blickte auf den Boden, in dem jetzt ein Loch erschien; Eine Leiter ermöglichte das Hinabsteigen und Enrico war bereits die ersten paar Sprossen hinabgestiegen. Er deutete Kai, Ray und Robert an ihm zu folgen.

Als Kai und Ray ebenfalls unten angekommen waren, stieg Enrico wieder ein paar Stufen hinauf und half Robert Tyson hinunter zu bekommen.

Kaum waren sie wieder bei Kai und Ray schloss sich das Loch über ihnen wieder.

Enrico schaltete seine Taschenlampe an. "Wo sind wir hier eigentlich?", fragte Ray und blickte sich um. Es wirkte wie eine riesige Höhle.

Sie folgten Enrico, der sie durch eine Art Gassengewirr führte. Es wirkte wie ein riesiges Labyrinth.

"Wir sind hier im geheimen Unterschlupf von Kenny." Ray klappte der Mund auf. "Kenny? Ich dachte sie hätten ihn erwischt!" Robert grinste.

"Ja, das dachten wir auch, bis wir eines Tages plötzlich, im wahrsten Sinne des Wortes, vom Erdboden verschluckt wurden. War ein ziemlicher Schreck..."

Ray seufzte erleichtert. "Zum Glück ist er in Ordnung..."

Enrico nickte. "Ja, kann man wohl so sagen. Hat uns schon etliche Male das Leben gerettet..."

Er blieb vor einer Metalltür stehen. Neben der Tür befand sich ein kleiner Apparat, auf dem Zahlen und Buchstaben standen. Nach einem kurzen Zögern gab er einen achtstelligen Code ein und die Tür öffnete sich langsam.

Erleichtert seufzte Enrico auf. Als er gerade in den hinter der Tür liegenden Raum eintreten wollte, wurde er jedoch fast von Oliver überrannt. Dieser schien aufgeregt und überglücklich zu sein, dass Robert und Enrico wieder da waren.

"Zum Glück, ihr seid wieder da! Geht's euch gut? Was ist passiert? Wieso seid ihr so lange weg gewesen? Ist alles in Ordnung? Jemand verletzt?"

Enrico verdrehte genervt die Augen und schob Oliver beiseite, konnte sich allerdings ein Grinsen nicht verkneifen.

Oliver bemerkte Enricos Blick und wirkte nun äußerst aufgebracht.

"Was ist daran so witzig? Ich habe mir Sorgen gemacht! Bin fast wahnsinnig geworden vor Sorge! Darüber lacht man nicht...!"

Er wandte sich gekränkt von Enrico ab und blickte auf den Rest der Gruppe. "Was ist mit Tyson...? Und wo ist Max? Und..." Olivers Blick blieb an Kai hängen. "Was-...?"

Robert schaute Oliver kurz an. "Das erklären wir alles später. Aber... könnten wir vielleicht erst mal reinkommen? Wir sind alle ziemlich erschöpft..."

Erst jetzt schien Oliver aufzufallen, dass er die Tür blockierte und trat erschrocken ein paar Schritte beiseite. "Sorry..."
 

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Sie hatten es sich inzwischen in einer Art Wartezimmer - zumindest war es so eingerichtet - niedergelassen. Robert hatte Tyson zu Kenny gebracht, dass dieser sich um ihn kümmern konnte, Oliver hatte ihnen aus der Küche etwas zum Essen gebracht, was sie auch gleich, hungrig wie sie waren, verspeist hatten und Enrico verschaffte sich wieder Bonuspunkte bei Oliver, indem er das Essen lobte.

Als sie fertig gegessen hatten, betrat Kenny den Raum und lächelte in die Runde. Als er jedoch Kai sah, erstarrte er und blickte ihn entgeistert an.

"Kai?" Er trat ein paar Schritte vor. "Kai..? …du lebst?!"

Kai war schon lange die Diskussionen über seinen Tod satt, so antwortete er nur: "Scheint so."

Doch auch die Majestics musterten ihn jetzt mit neugierigen Blicken; Sie hatten ja auch noch nichts erfahren. Allerdings ersparte Ray ihm alles noch einmal zu erzählen, indem er die Rolle des Erzählers übernahm.

Als er fertig erzählt hatte blickten alle Kai sprachlos an. Der versuchte das möglichst gut zu ignorieren, was ihm allerdings sehr schwer fiel.

Ray grinste derweil vor sich hin und schien auch keine Anstalten machen zu wollen Kai da wieder raus zu holen. Kai schnaubte und blickte zur Seite.

"Habt ihr dann endlich genug geschaut?"

Erst jetzt schien den Anwesenden aufzufallen, dass sie Kai die ganze Zeit über angestarrt hatten. Etwas beschämt wandten sie ihre Blicke ab.

"Und was ist mit Max?", fragte Oliver interessiert, obwohl er schon ahnte, dass Max womöglich tot war. Robert zögerte. "Er ist abgestürzt. Eine Klippe hinunter. Wir konnten nichts mehr für ihn tun." Ray nickte betroffen.

Robert hatte Recht. Sie hätten nicht viel für Max tun können... Innerlich verfluchte Ray sich selbst, da er nicht genügend auf Max geachtet hatte...

Seufzend lies sich Robert in seinen Stuhl zurück sinken. "Und...? Wie geht es Johnny?"

Kenny zuckte mit den Schultern. "Besser. Ist aber immer noch bewusstlos."

Ray und Kai blickten sich verwirrt an. Johnny? Johnny hatte doch die Majestics verraten! Was machte der hier?

Kai wollte den Mund öffnen, um etwas zu sagen, doch Enrico wank ab.

"Ist schon okay, Kai. Johnny war unser Doppelspion. Er hat uns auf dem Laufenden gehalten und dem Herrscher falsche Informationen gegeben."

"Und wie geht's Tyson?", wieder hatte Robert gefragt, der inzwischen damit beschäftigt war seinen unbenutzten Löffel in seiner Hand hin und her zu drehen.

"Ziemlich erschöpft, aber ansonsten... Ich habe ihm ein paar Beruhigungsmittel gegeben. Er ist immer noch ziemlich fertig, wegen der Sache mit Max."

Enrico nickte. "Kann man gut verstehen. Mir würde es auch nicht anders gehen."

Oliver blickte ihn darauf kurz und berechnend von der Seite her an, dann streckte er sich. "Ich weiß ja nicht, wie es euch geht... Aber ich bin müde."
 

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Er fiel.

Das war das Erste was er bemerkte.

Der Wind peitschte ihm durch das Haar und er hatte einen starken Druck auf den Ohren.

Er hörte nur das Pfeifen des Windes, er spürte nur die Kälte des Windes, er sah nur Dunkelheit.

Er stürzte immer tiefer, ohne zu wissen, wo er war, was passiert war.

Er bekam kaum genügend Luft, schaffte es nicht einmal zu schreien.

Er fiel einfach nur.

Er hatte Angst. Sollte er so sterben? Irgendwo in der Dunkelheit unter ihm abstürzen und nicht wieder zurückkehren? Tot sein?

Nein... Er wollte nicht sterben... nicht so...

Wahrscheinlich wusste niemand, das er hier gerade abstürzte.

Vielleicht interessierte es auch niemanden. Weshalb auch?

Langsam sah er den Erdboden näher kommen.

Er schloss ängstlich die Augen; er wollte nicht sehen, wie er starb.

Seine Angst brachte ihn dazu zu zittern, die Orientierung endgültig zu verlieren.

Wieso schlug er nicht endlich auf...? Konnte er nicht endlich tot sein...?

...dann bräuchte er zumindest keine Angst mehr zu haben...

Keine Angst vor dem Bevorstehenden...

Vor seinen Augen sah er seine Freunde, alles, was er mit ihnen erlebt hatte...

Er wollte nicht sterben...

Warum...? Warum fiel er überhaupt?

Sein Verstand fing an ihm schwachsinnige Dinge vorzugaukeln. Ihm kam es vor, als riefe jemand etwas.

Er spürte einen warmen Wind über sich, ihm kam er vor, als würde ihn etwas berühren...

Dann spürte Max einen harten Aufprall und alles um ihn herum verschwand in Düsternis...
 

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Wie weit darf ich gehen...?

Viel Spaß beim Lesen!

CaSi^^
 


 

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Kapitel 05: Wie weit darf ich gehen...?
 


 

Tala starrte gelangweilt zu seinen Gefährten, die mit der gleichen, fehlenden Begeisterung zurückstarrten.

Es war Mittag und während des Tages konnten sie es nicht leisten durch die Gegend zu ziehen und am Ende womöglich noch vom Herrscher entdeckt zu werden.

Nachts waren sie unterwegs und tagsüber ruhten sie sich aus oder taten, wie eben zu diesem Zeitpunkt, Nichts.

Eine kleine, unscheinbare Waldlichtung hatten sie als Rastplatz gewählt. Die Waldlichtung lag so tief im Wald, dass es unwahrscheinlich war, dass die Schergen des Herrschers hier auftauchten. Wenn überhaupt, dann nur in kleinen Gruppen und damit wurden sie ohne weitere Probleme fertig.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Brian endlich die Stille durchbrach.

„Ich hab’ Hunger...“

„Toll.“

„Schön für dich.“

„Haben wir noch was zum Essen?“

„Nicht, dass ich wüsste.“

„Du hast doch die letzten Vorräte gegessen.“

„Das waren unsere Letzten?“

„Ja.“

„Hatten wir dir aber gesagt.“

„Schlecht.“

„Ja, für dich.“

„Ich habe aber auch Hunger.“

„Pech.“

„Ach Mensch. Welcher Idiot hat uns überhaupt in diese Situation gebracht...?“

„Du, Tala...!“

„Ich war das?“

„Ja, du.“

„Hm...“

„Du hast gesagt, dass wir aus Russland weg müssen.“

„Macht ihr immer alles was ich sage?“

„Nicht immer.“

„Wieso dann ausgerechnet diesmal?“

„Weil du so... überzeugend geklungen hast.“

„Nur deshalb...?“

„Ja.“

„Wieso sind wir eigentlich hier...?“

„Keine Ahnung.“

„Musst du Tala fragen.“

„Tala? Wieso sind wir hier…?“

„Weil wir die Welt retten müssen.“

„Deswegen sitzen wir hier inmitten eines matschigen Waldes?“

„Wieso nicht? Ist doch mal eine Abwechslung.“

„Nein, jetzt sag’ mal, Tala.“

„Wir sitzen mitten im Wald, weil wir auf dem Weg zum Herrscherpalast sind.“

„Da haben wir aber noch einen weiten Weg vor uns.“

„Jeder fängt mal klein an.“

„Ja, aber Ivan hat es nie zu was Größerem geschafft!“

„Hey, lass meine Größe aus dem Spiel!“

„Kann man da überhaupt von Größe reden?“

„Hey!“

„Schau, nehm’ dir ein Bespiel an Spencer. Der hat es weit gebracht!“

„Hey, Brian, das ist nicht lustig!“

„Ist es nicht...?“

„Doch, schon, aber es ist unfair.“

„Na und...?“

„Ich glaube ihr nehmt die Sache nicht ernst genug.“

„Und du nimmst sie zu ernst.“

„Kann man die Rettung der Welt zu ernst nehmen?“

„Hm... ja, ich denke schon. Was meinst du, Spencer?“

„Muss das sein?”

„Was?“

„...“

„Aha.“

„Du solltest dich besser hinlegen.“

„Wieso?“

„Weil wir heute Nacht wieder laufen müssen?!“

„Oh, stimmt. Zum Palast, nicht wahr?“

„Das habe ich dir schon zehn Mal gesagt!“

„Tut mir Leid, ich kann es einfach nicht oft genug hören...“

„Du nervst, Brain.“

„Oh, tut mir Leid, wollte ich nicht.“

„Das glaub’ ich dir nicht.“

„Warum nicht?“

„Weil du dabei grinst.“

„Als ob das was besonderes wäre bei Brian.“

„Hast Recht, Spencer.“

„Habe ich?”

„Ja, aber natürlich.“

„Ihr müsstet Brian mal sehen, wenn er schläft, da grinst er auch die ganze Zeit.“

„Wirklich?“

„Ja, sieht lustig aus.“

„Muss ich nachher mal aufpassen.“

„Na, jetzt schlafe ich sicher nicht.“

„Wir müssen uns alle ausruhen, Brian.“

„Ja, ja.“

„Weiß eigentlich jemand, wo wir gerade sind?“

„...“

„...“

„...“

„Nein...?“

„Ähm... Tala?“

„Hat keiner eine Karte dabei?“

„Ich dachte Tala nimmt eine mit!“

„Immer ich!“

„Freu dich doch, dass du so im Vordergrund stehst.“

„Wieso sollte ich mich darüber freuen?“

„Du freust dich nicht darüber?“

„Nein.“

„Tala, du hast uns alle enttäuscht...“

„Halt die Klappe, Brian.“

„Nicht so unfreundlich! Oder habe ich mich unhöflich benommen, als du letzte Nacht auf einmal aufgestanden bist und wie ein Wolf gejault hast?“

„Was habe ich gemacht?“

„Es war Vollmond...“

„Ähm, Brian, du hast mit Steinen nach ihm geworfen.“

„Ja, aber nicht getroffen.“

„Auch nur, weil es dunkel war.“

„Du glaubst doch nicht etwa, dass ich ihn treffen wollte...?!“

„Zumindest glaube ich nicht, dass du absichtlich daneben geworfen hast.“

„So was traust du mir also zu, Ivan?“

„Ich kenne dich eben.“

„Du kennst mich...?“

„Ja, leider.“

„Ich habe wie ein Wolf gejault...?“

„Ja, hast du, Tala!“

„Ist das wahr, Spencer?“

„...Nicht, dass ich wüsste.“

„Ich verstehe gar nichts mehr!“

„Die Beiden wollen dich nur aufziehen...“

„Wollen wir das, Ivan...?“

„Hm... da könnte etwas Wahrheit dahinter stecken...“

„Aber immerhin: Er hat’s geglaubt.“

„Habe ich überhaupt nicht!“

„Hast du nicht...?“

„Nein.“

„Schade.“

„Er hätte es auch daran merken können, dass wir Nachts sowieso immer unterwegs sind.“

„Stimmt...“

„Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber wenn wir heute Abend aufbrechen wollen, dann solltet ihr euch jetzt auch hinlegen.“

„Genau, Spencer hat Recht.“

„Hat er das...?“

„Ja, Brian.“
 

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Unsicher blickte sie sich um; wenn sie ehrlich zu sich selbst war, war das der letzte Ort, an dem sie im Moment sein wollte.

Die Steinwände des Kerkers waren von Moos bedeckt und ein seltsam fauliger Geruch lag in der feuchten, schneidenden Luft. Emily hasste den Kerker mehr als alles andere.

Seit sie dem Herrscher diente hatte sie vieles tun müssen - schlimme Dinge, über die sie erst gar nicht nachdenken wollte, weil sie wusste, dass es falsch gewesen war sie zu tun.

Aber andererseits hatte sie gar keine andere Wahl gehabt!

Was hätte sie anderes machen sollen?

Nur um sie zu retten...

Sie hatte eigentlich nicht das Recht für den Herrscher zu arbeiten, Leute, die sie nicht kannte, umbringen zu lassen, nur um drei Menschen zu retten, die ihr wichtig waren...

Aber sie hatte sich so verdammt schuldig gefühlt...

Wäre sie nicht gewesen, dann hätte der Herrscher sie auch nie in die Finger bekommen...

In ihrem damaligen Übereifer nicht als Spion entlarvt zu werden, hatte sie den Aufenthaltsort der AllStarz verraten, welche nicht einmal etwas von ihrer Doppeltätigkeit wussten.

Die Truppen hatten damals sofort das Hauptgebäude gestürmt und alles in Trümmer gelegt.

Das alles hatte sie allerdings auch erst zwei Tage später erfahren und die folgenden Tage hatte sie sich selbst zur Hölle gemacht.

Sie hatte ihre Freunde verraten, sie dem Feind ausgeliefert...

Ein paar Wochen später hatte sie eingesehen, dass sie jetzt nichts mehr an der Situation ändern konnte... Zumindest nicht auf diese Weise.

Ihr war eine Idee für einen Plan gekommen, um die Anderen zu befreien.

Wenn da nur nicht das Problem namens Steve wäre...

Jetzt erst bemerkte sie die Wachen und Gefängniswärter, die sie ein wenig seltsam anblickten. Um nicht noch mehr aufzufallen blickte sie auf den Boden und warf möglichst wenige Blicke auf die Zellen zu ihrer rechten und linken Seite.

Sie war nicht häufig im Kerker des Schlosses, aber oft genug, um zu wissen, wie es hier zuging.

Die unzähligen Folter- und Todesschreie überhörte sie inzwischen; und das war wahrscheinlich auch das Beste. Es würde sie nur dazu bringen darüber nachzudenken, wie viele Unschuldige zu dieser Zeit gefoltert, beziehungsweise getötet wurden. Und das war das Letzte über das sie im Moment nachdenken wollte...

Das laute Knarren der Kerkertür riss sie aus ihren Gedanken.

Einer der beiden Wächter blickte sie durchdringend an und meinte „Sie haben zehn Minuten, nicht mehr!“ ehe er sie in die Zelle lies, diese hinter ihr wieder verschloss und etwas von der Zelle wegtrat.

Emily warf noch einen kurzen Blick auf die Wache um die Entfernung abzuschätzen, ehe sie sich den überraschten Gesichtern zuwandte, die sie nun anstarrten.

„Was macht denn die hier?“, murrte Steve und wandte seinen Blick herabschätzend und verachtend von Emily ab.

Es waren unzählige Male gewesen, dass Steve sie schon so angesehen hatte...

Inzwischen war sie es schon fast gewohnt, was ihr innerlich einen ziemlichen Schrecken versetzte.

Es machte ihr einfach nichts mehr aus.

Was sollte sie es auch stören? Sie konnte nichts mehr an dieser Tatsache ändern. Und wenn sie sich von diesem Blick abschrecken lies, dann gab sie Steve nur weitere Möglichkeiten sie innerlich kaputt zu machen.

Der beste Weg Steves Zorn zu entgehen war immer noch ihn einfach zu ignorieren.

Emily wandte sich an Eddy und Michael, die sie fragend anblickten.

„Was ist los...?“, fragte Michael, wobei seine Stimme, zu seinem Ärgernis, leicht zitterte.

Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wunderte sich Emily kein bisschen darüber, wenn sie an Michaels Zustand dachte, nachdem die Wachen des Herrschers das Hauptquartier der AllStarz überfallen hatten.

Es verwundete sie ehrlich gesagt geradezu, dass Michaels Zustand sich so schnell wieder gebessert hatte.

Sie versuchte einen gleichgültigen Blick aufzusetzen und setzte sich zu den drei Anderen auf den Boden, wobei Steve demonstrativ ein Stückchen von ihr wegrutschte und dafür einen mahnenden Blick von Emily kassierte.

Wie als hätte sie Michaels Frage überhört, fragte sie lediglich: „Wie geht es euch?“

Allerdings sprach sie leise, damit die Wachen nicht mithören konnten.

Während Steve nur laut aufschnaubte, nickte Michael und Eddy schaute sie besorgt an.

„Was ist los?“
 

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Es war inzwischen dunkel geworden und Tala, Brian, Ivan und Spencer hatten bereits ein ganzes Stück Weg zurückgelegt. Sie hatten einen kleinen Fluss entdeckt, dem sie gefolgt waren und im Moment befanden sie sich unterhalb eines Berges, der sehr steil abfiel.

Nun ja, es wirkte eher wie ein tiefer Abgrund, an dessen Grund sie liefen.

Irgendwie war der Abgrund angsteinflößend...

Er war pechschwarz und hinaufzublicken war so, als wäre man in eine tiefe Einsamkeit gestürzt, aus der es kein Entkommen gab und nun zurückblickte, auf die endlose Hoffnungslosigkeit, die kein Ende finden würde...

Mehr unbewusst als beabsichtigt lief Ivan schneller, um den Anschluss an die Gruppe nicht zu verlieren. Und mehr aus dem Instinkt heraus, als überlegt meinte er: „Das ist unheimlich...“

Im nächsten Moment bereute er seine Bemerkung allerdings schon wieder und machte sich auch schon auf eine dämliche Antwort von Brian à la „Ist es das...?“ gefasst, doch anstatt einer Antwort sah er nur das Nicken von Brian, der sich kurz zu ihm umgedreht hatte. „Ich hoffe nur, dass wir bald an dieser Schlucht vorbei sind...“, diesmal war es Tala.

Irgendwie beruhigte es Ivan, dass er nicht der einzige war, dem die Sache hier nicht ganz gefiel, aber irgendwie war es ihm auch unangenehm, wenn er daran dachte, dass keiner von ihnen im Moment klar denken konnte.

Ein Rascheln lies Ivan zusammenzucken und ein peinlich berührtes Lächeln huschte über sein Gesicht. Das er jetzt sogar schon vor so etwas Angst hatte...

Plötzlich blieb Tala unerwartet stehen, so dass der überraschte Brian ihn rempelte.

„Was ist, Tala?!“

„Da oben...“ Er deutete auf das Plateau am oberen ende des Abhangs.

Ivan wandte seinen Blick nach oben und Brian und Spencer taten es ihm gleich.

„Was ist da...?“, fragte Ivan, doch im nächsten Moment hatte er es selbst gesehen. Da oben war Licht.

Die Soldaten des Herrschers? Sehr wahrscheinlich...

„Sofort hinter die Bäume!“, zischte Tala und huschte voraus, zurück in den Wald, weg vom Fluss.
 

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Die Ausrüstung war schwer. Verflucht schwer.

Warum konnte das Zeug nicht einfach leichter sein?

Zum Glück war der Weg nicht allzu weit...

Emily blickte sich kurz um und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, denn wenn sie jetzt einer Wache oder einem Diener des Herrschers in die Hände fiel, dann war alles aus.

Dann wäre alles umsonst gewesen. Die gesamte Arbeit eines ganzen Jahres...

Seufzend und zugleich erleichtert setzte Emily den Rucksack mit den Ausrüstungsgegenständen auf dem Boden ab und durchwühlte ihn.

Fehlte etwas?

Waffen, Sprengstoff, Proviant, der Laptop... alles da.

Sie nahm den Laptop und den Sprengstoff heraus und verstaute den Rucksack in einem Schacht. Es war nur für kurze Zeit, und es würde hoffentlich niemandem auffallen.

Und wenn doch... daran wollte sie erst gar nicht denken.

Sie klemmte sich den Laptop unter den Arm und versteckte den Sprengstoff unter ihrer Weste, ehe sie nochmals zögerte.

Natürlich hatte sie jetzt keinen Dienst; nur leider wusste das so ziemlich jeder hier.

Die Dienstpläne waren allgemein öffentlich bekannt und wer außerhalb der Dienstzeiten an seinen Arbeitsplatz wollte, der benötigte entweder eine Erlaubnis des führenden Offiziers oder er konnte den Raum nicht betreten.

Natürlich gab es auch eine dritte Möglichkeit, die Emily durch das gründliche Studieren der Hauspläne herausgefunden hatte:

Die Luftschächte überall im Gebäude führten nicht nur zu jedem Raum und Zimmer, sondern waren sowohl unbewacht als auch der schnellstmögliche Weg das zu tun, was sie vorhatte. Zudem würde sie so nicht auffallen.

Sie hatte den Rucksack mit dem Proviant so weit es ging vom Kontrollraum entfernt und möglichst nah am Ausgang versteckt. So würde sie schneller fliehen können, sobald es nötig wurde.

Vorsichtig löste sie die Bedeckung des Schachtes gegenüber des Rucksackes und kroch hinein.

Nun gut, der erste Eindruck: verflucht eng.

Aber daran konnte man jetzt auch nichts mehr ändern.

Hätte sie einen bequemen Weg gewollt hätte sie auch einfach mit Erlaubnis in den Kontrollraum spazieren können. Mit dem Problem, dass sie dann wahrscheinlich sofort festgenommen worden wäre.

Von Innen verschloss sie den Schacht wieder und versuchte sich etwas aufzurichten, was leichter gesagt war als getan.

Dann bemühte sie sich möglichst schnell und leise voranzukommen.

Irgendwie verstand sie, warum der Führungsoffizier es nicht für nötig hielt die Schächte bewachen zu lassen, andererseits selbst wenn es eng und unbequem war, würde Jemand, der ein ihm wichtiges Ziel verfolgte, sich auch nicht deswegen davon abbringen lassen.

Und in dieser Hinsicht unterschätzten der Herrscher und seine Untergeben die Freiheitskämpfer enorm.

Es war Emily immer wieder aufgefallen, in welcher Weise die Leute des Herrschers über dessen Gegner sprachen. Sie nahmen sie nicht wirklich ernst und unterschätzen sie gewaltig. Aber vielleicht war das gerade das Glück der Widerstandskämpfer.

Emily seufzte leise und beschleunigte ihren Schritt etwas.

Je schneller die Sache vorbei war, desto besser.
 

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„Glaubt ihr, die können uns von da oben aus sehen...?“, flüsterte Ivan nervös.

„Pst, sei leise Ivan...“, mahnte Brian ihn und blickte zu Tala hinüber, als ob er so herausfinden würde, was in dem Führer der DemolitionBoys vorging.

Tala starrte immer noch gebannt nach oben, als ob er genau verfolgen könnte, was dort oben vor sich ging.

Dann, nachdem einige Zeit verstrichen war, schüttelte Tala plötzlich den Kopf.

„Was ist...?“, fragte Spencer und blickte Tala überrascht an.

„Was auch immer die Wachen dort oben machen, sie sind weder wegen uns hier, noch haben sie uns entdeckt. Ich glaube, dass da oben noch jemand ist.“

„Und wer...?“

Tala blickte Ivan kurz düster an.

„Woher soll ich das denn wissen? Ich sehe auch nicht mehr als du.“

„War ja nur eine Frage...“, grummelte Ivan und Tala klopfte ihm entschuldigend auf die Schulter.

„Vielleicht sind es Freiheitskämpfer...“, murmelte Spencer. Er schien mit sich selbst zu sprechen, doch Tala antwortete dennoch. „Das ist sogar ziemlich wahrscheinlich.“

„Dann müssen wir ihnen aber helfen!“, meinte Brian aufgebracht. „Wir können doch nicht ein-...“

„Noch etwas lauter und wir haben sie auch noch am Hals!“, zischte Tala wütend und zog langsam seine Hand von Brians Mund weg.

„’Tschuldigung...“, murmelte Brian, doch ausnahmsweise klang es einmal ehrlich.

Tala seufzte.

„Wie stellst du dir das vor...? Zum einen, wie sollen wir da hoch kommen? Zum zweiten, selbst wenn wir da hoch kommen, sind wir total erschöpft, und dann gibt es nur noch mehr Gefangene für den Herrscher. Und zum dritten ist es zu riskant...“

„Wir könnten Falborg nehmen.“

„Ja, könnten wir, machen wir aber nicht, tut mir Leid, Brian. Wer auch immer da oben ist, wir müssen ihn im Stich lassen.“
 

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Es war kein Problem gewesen den Laptop mit dem Hauptcomputer zu vernetzten.

Es war auch kein Problem gewesen, sich einzuloggen, sie musste nicht einmal ein Passwort eingeben, was wohl daran lag, dass sie direkt mit dem Hauptcomputer verbunden war.

Sie hatte sich alles viel komplizierter vorgestellt, als es im Endeffekt war:

Es war ein Kinderspiel, den Computer auf einen bestimmten Zeitpunkt zu programmieren.

Fünfzehn Minuten... würde das reichen?

Hoffentlich, denn weitere Verzögerungen konnte sie sich nicht leisten.

Zehn Minuten um zurück zu kommen, fünf Minuten um die Ausrüstung zu tauschen und in den Kerker zu gelangen.

Sie biss sich nervös auf die Unterlippe. Das könnte knapp werden, aber das war das Maximum an Zeit, dass sie vergeuden konnte.

Fünfzehn Minuten also...

Fünfzehn Minuten, bis sich der Computer selbst zerstören würde und damit dann nach und nach das gesamte Gebäude.

Auf dem Weg zum Kontrollraum hatte sie den Sprengstoff verteilt, und dieser würde durch die Explosion des Hauptcomputers eine Kettenreaktion auslösen.

Eine gefährliche Sache... viele würden sterben...

Unschuldige?

Auch Unschuldige, soviel war klar.

Aber es war auch unvermeidbar.

Emily seufzte innerlich laut auf: Es musste sein.

In einer schnellen Geste bestätigte sie die Eingabe und stellte leise den Laptop ab.

Aber nun musste sie sich wirklich beeilen.

Wie hypnotisiert eilte sie die Schächte entlang, ohne etwas von ihrer Umgebung wahrzunehmen.

Sie hatte nur noch ein Ziel vor Augen: Möglichst schnell zu ihrer Ausrüstung und dann zum Kerker zu gelangen.

Nur diesmal musste sie die Ausrüstung mitnehmen. Es blieb ihr keine Wahl, sie brauchten den Proviant und die Ausrüstung außerhalb des Gebäudes, nicht in den Trümmern, sobald alles eingestürzt war.

Aber der Rucksack war durch den nicht mehr vorhandenen Sprengstoff und das Fehlen des Laptops viel leichter als vorher und so hatte sie keine großen Probleme mehr damit ihn zu tragen.

Gerade in dem Augenblick, indem sie die Steintreppe zum Kerker hinablief, hörte sie weit hinter sich die Explosion.

Eilig rannte sie die Treppe hinunter.

Die Wachen rannten ihr entgegen.

„Was ist passiert...?“, fragte der Ranghöchste der Gruppe.

„Schnell, Sie müssen sich beeilen! Feindliche Truppen sind im Westflügel eingedrungen und metzeln alles nieder, was ihnen in die Quere kommt! Man hat mich gesandt Sie als Verstärkung zu holen...!“

Es schien zumindest glaubwürdiger zu wirken, als es ihr selbst vorkam, denn die Wachen wollten sich gerade auf den Weg machen, wegzueilen.

Emily zögerte. „Warten Sie...!“

„Was ist denn noch?“

„Finden Sie es sinnvoll den Schlüssel für den Kerker mit zu den Feinden zu nehmen? Was machen Sie, wenn diese die Gefangenen freilassen...? Die perfekte Unterstützung!“
 

HUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUHUH
 

Brian schien sowohl entsetzt als auch enttäuscht über Talas Verhalten zu sein. Einen Mitstreiter alleine lassen? Einfach so?

Was machten sie, wenn es eine Gruppe war, die nun den Feinden einfach so in die Hände fiel...?

Doch er wusste, dass Tala es ernst gemeint hatte und nur schwer von einem Entschluss, den er gefasst hatte, wieder abzubringen war.

Brian seufzte. Das konnte doch nicht wahr sein.

Tala trat langsam ein paar Schritte auf Brian zu und packte ihn an der Schulter.

„Brian... wir können nichts tun..!“ Brian schlug Talas Hand beiseite und funkelte ihn wütend an.

„Woher willst du wissen, ob wir nichts hätten tun können...? Woher? Du kannst doch nicht einfach zulassen, dass da oben Leute, die auf unserer Seite stehen, niedergemacht werden!“

„Was er-...“ Tala brach ab und blickte erschrocken nach oben, als ein Schuss die Nacht zeriss. Ein erschrockener Aufschrei folgte, ehe die kurze, darauffolgende Stille von Kampfgeschrei überdeckt wurde.

„Wir können hier doch nicht tatenlos herum stehen!“

„Dein Heldenmut in allen Ehren... aber wir können nicht!“

„Wieso nicht...?“

Spencer legte ihn eine Hand auf den Arm. „Hör auf, Brian. Du weißt selbst, dass es keine Möglichkeit gibt.“

„Doch, Falborg!“

„Und wenn sie auf ihn schießen? Er ist zwar ein BitBeast, aber nicht unsterblich.“

Brian schnaubte und schwieg dann.

Tala seufzte. Wenn er etwas in den letzten Jahren gelernt hatte, dann das, dass Brian noch ein größerer Dickkopf war als er.

Er wollte gerade den Mund öffnen um Brian ein paar versöhnende Worte zu sagen, als Ivan ihn unterbrach. „Was ist das?“

Seine ausgestreckte Hand deutete auf irgendetwas, das den Abhang hinabfiel.

Brian blickte kurz zu Tala, ehe er nach seinem BeyBlade griff und sein Blade vor sich hielt.

Tala warf ihm nur einen kurzen Blick zu und lächelte leicht.

„Es sind zwei.“, murmelte Spencer. „Eine Wache und ein Mann.“

Nachdem er noch einmal kurz den Bitchip seines BitBeasts einen Blick zugeworfen hatte, streckte Brian seine Hand aus und hielt das Blade vor sich. „Falborg!“

In dem grellen, blendenden Licht erschien plötzlich ein riesiges falkenartiges Lebewesen.

Brian trat darauf zu und streichelte es kurz am Schnabel, ehe er sich mit einem gekonnten Sprung auf dessen Rücken schwang. „Los!“

Obwohl er selbst schon etliche Male auf Falborgs Rücken gesessen hatte seit die DemolitionBoys herausgefunden hatten wie man die BitBeasts auch ohne zu bladen beschwören konnte, war er immer wieder fasziniert, wie schnell der riesige Falke fliegen konnte.

Brian erkannte die Person, die näher am Boden war als einen Soldaten des Herrschers. Ein kleines Stückchen weiter oben war der zweite Mann, der herabfiel. Um den Mann auffangen zu können, gab er Falborg ein Zeichen, damit dieser seine Flugbahn etwas veränderte.

Brian streckte vorsichtig seine Hände nach dem Fallenden aus, um sich das Auffangen zu erleichtern.
 

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Gefunden!

Das Kapitel widme ich DarknessKai.
 

Viel Spaß beim Lesen!

CaSi^^
 

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Kapitel 06: Gefunden!
 


 

Ungeduldig wandte sich Lee zu seinen beiden Begleitern um, die ein Stück zurückgefallen waren. Er war sich sehr wohl darüber im Klaren, dass er ein sehr schnelles Tempo eingeschlagen hatte, aber sie hatten es nun mal eilig.

Der Wald in dem sie sich im Moment befanden war sehr dicht, das Laub der Bäume grün, fast so, als hätte es nie einen Krieg gegeben. Nur noch der Weg, auf dem sich die Drei Fortbewegten erinnerte daran. Er hatte damals dem Herrscher als Waffentransportweg gedient und dementsprechend hatte sich dieser auch nie groß darum gekümmert, dass die Bäume, die er fällen lassen hatte, abtransportiert wurden.

Stattdessen waren sie nur am Wegrand gehäuft, anstatt dass man sie für die Herstellung von Waffen oder ähnlichem verwendete.

Gary blickte zu Lee und schien seinen Schritt ein wenig zu beschleunigen, wobei er seinen lässigen, spazierenden Gang beibehielt.

„Hör mal.“, meinte er, als er Lee fast eingeholt hatte. „Wir sind nur Wanderer und wenn du so ein schnelles Tempo einschlägst fällt das gleich auf.“

Kevin nickte. Der Kleine war völlig außer Atem, schien das jedoch verbergen zu wollen; Immerhin wollte er von den Anderen nicht als Schwächling angesehen werden.

Lee seufzte. „Ihr habt ja Recht.“

Dann setzte er sich auf einen Baumstumpf. „Kommt, lasst uns Pause machen. Wir haben seit gestern nichts mehr gegessen.“

Kevin schaute ihn missmutig an. „Du weißt genau, dass unsere Vorräte erschöpft sind. Erst einmal müssen wir uns was zum Essen besorgen, bevor wir es essen können.“

Doch Lee schien bereits daran gedacht zu haben. Aus seiner Umhängetasche kramte er etwas hervor, dass einem Messer nicht unähnlich war. Entsetzt betrachtete Kevin es. „Willst du mit einem Messer auf die Jagd gehen?“

Grinsend schüttelte Lee den Kopf. „Nein, natürlich nicht.“ Er trat zu einem der Bäume und brach mit einiger Mühe einen dicken Ast ab, ehe er sich wieder zu seiner Tasche beugte und einen Strick herausholte. Geschickt wickelte er den Strick um das Messer und den Stock. „Ich gehe mit einem Speer jagen.“

Diese Antwort schien Kevin noch mehr zu entsetzten.

„Du willst jagen gehen?“

„Fällt die was besseres ein?“

Geistesabwesend blickte Gary zu den Beiden und schien für einen kurzen Augenblick nachzudenken. Dann lächelte er und schüttelte den Kopf.

„Findest du das so clever, Lee?“

„Ja, immerhin brauchen wir was essbares und...“

„Nein, das meinte ich nicht.“ Gary deutete auf den „Speer“ und seufzte. „Wäre es nicht sinnvoller mit deinem Messer ein paar Speere zu schnitzen? Zum einen könnten wir dann gemeinsam jagen gehen, wodurch wir mehr Chancen haben Beute zu bekommen, zum anderen wärst du sonst vielleicht dein Messer los, falls du den Speer verlierst.“

Lee blickte ihn leicht beleidigt an und grummelte etwas vor sich hin, dann band er jedoch das Messer wieder los und tat, was Gary vorgeschlagen hatte.
 

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Erschöpft lies sich Michael auf dem Boden nieder.

Er konnte kaum noch gehen und auch das Atmen viel ihm schwer. Zudem war er verflucht müde und er verdammte sich selbst, weil er einfach nicht mehr weiter konnte.

Er war nichts weiter als eine Behinderung für seine Freunde; früher war es nie so gewesen.

Früher war er immer voraus gegangen, genervt davon, dass die anderen sich nicht beeilten.

Wäre er nur bei dem Überfall des Herrschers auf das Hauptquartier nicht so schwer verletzt worden...

Sein linkes Bein brannte, fast so, als wäre er mit nackten Beinen durch ein Feld von Brennnesseln gelaufen, und er war sich darüber im Klaren, dass seine Wunde wieder aufgebrochen sein musste, denn er fühlte etwas warmes sein Bein entlang laufen.

Zu seiner Erleichterung rebellierte wenigstens seine Schusswunde nicht. Sie war gut verheilt und das Einzige, was noch an sie erinnerte, war eine kleine Narbe knapp unterhalb seines rechten Schulterblattes.

Auch als er besorgt auf den weißen, behelfsmäßigen Verband blickte, den Eddy um seine Armverletzung gebunden hatte, konnte er keine Verschlimmerung erkennen.

Er wollte aufsehen, um festzustellen, wo sich die Anderen befanden, doch als er seinen Kopf anhob durchzuckte ihn ein unangenehmer Schmerz, lies ihn schlagartig verkrampfen und ihm wurde klar, dass er sich besser nicht hingesetzt hätte.

„Michael?“
 

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„Michael?“

Eddy kniete sich vor Michael und strecke vorsichtig eine Hand nach ihm aus, mit der er unter sein Kinn fasste und seinen Kopf leicht anhob. Der entkräftete Amerikaner öffnete erschöpft die Augen. Sein Blick war glasig und er schien durch Eddy hindurchzuschauen.

Für einen kurzen Augenblick kam es Eddy so vor, als wolle Michael versuchen aufzustehen, doch er drückte ihn zurück. „Scht. Ruh dich erst mal etwas aus...“

Diese Worte schienen den Teamkapitän der AllStarz zumindest etwas zu beruhigen, denn er lehnte sich wieder etwas zurück und entspannte sich wieder etwas.

Seufzend erhob sich Eddy und wandte sich Steve und Emily zu, die Beide besorgt auf Michael schauten.

„Das war zu erwarten.“, meinte der Basketballer trocken und schnaubte.

„Was machen wir jetzt? Er ist am Ende seiner Kräfte. Mehr können wir ihm nicht zumuten. Seine Verletzung am Bein hat wieder angefangen zu bluten. Das war zuviel für ihn.“

Emily nickte geistesabwesend und Steve blickte nachdenklich zu Boden.

„Wir könnten ihn tragen.“, begann Emily dann langsam mit sorgfältig gewählten Worten.

„Nein.“, meinte Eddy. „Dann sind wir zu langsam.“

„Selbst wenn wir dadurch langsamer seien sollten...“, es war das erste Mal seit ihrer Flucht, dass Steve etwas sagte. „...zumindest sind wir so schneller, als wenn wir hier einfach sitzen bleiben.“

Obwohl er mit den Beiden sprach, mied er dennoch Sichtkontakt und hatte sich etwas von ihnen abgewandt. Er schien irgendwas im Wald, in den sie sich nach ihrer Flucht zurückgezogen hatten, zu beobachten.

„Stimmt.“, bestätigte Emily. „Zudem werden die Wachen sicher noch nicht entdeckt haben, dass wir geflohen sind; sie sind wahrscheinlich noch viel zu sehr damit beschäftigt die Überlebenden zu bergen und das Chaos wieder in Ordnung zu bringen.“

Eddy seufzte. „In Ordnung. Ich werde ihn tragen. Steve ist zwar kräftiger als ich, aber Michael ist ja nicht so schwer.“

Nachdem Steve und Emily ihm geholfen hatten sich Michael auf den Rücken zu laden, blickte sich Eddy kurz um; anscheinend wusste er nicht genau, in welche Richtung er gehen sollte.

Emily streckte ihren Arm in Richtung Süden. „Wir kommen aus dem Norden; Also gehen wir am besten nach Süden. Dies ist der bestmöglichste Fluchtweg.“ Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: „Ich habe etwas recherchiert, immerhin wollte ich nicht, dass wir gleich wieder geschnappt werden.“

„Verständlich. Ich auch nicht.“, grinste Eddy und fing an loszulaufen. Emily lief neben ihm, während Steve immer noch einen gewissen Abstand hielt.

„Weißt du, wie weit es noch bis zur nächsten Stadt ist?“, fragte Eddy und blickte seine Mitstreiterin kurz an. Die junge Amerikanerin schüttelte den Kopf. „Nein. Aber in einem Umkreis von zehn Kilometern gibt es hier keine einzige Stadt.“

„Das ist sehr aufbauend, weißt du, Emily...“ Der Dunkelhäutige zögerte einen Augenblick, ehe er leise weitersprach. „Du solltest dich mal um Steve kümmern. Er hat ein schlechtes Gewissen wegen der Sache.“ Verblüfft musterte Emily Eddy. „Aber... das braucht er doch nicht. Ich meine, ich hätte an seiner Stelle sicher ähnlich reagiert und...“

Eddy winkte ab. „Das musst du nicht mir erzählen, sondern ihm. Er macht sich starke Vorwürfe und ich bin mir sicher, dass ihm alles sehr Leid tut.“
 

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Zögerlich trat Kevin zu dem kleinen Speer-Haufen. Er hatte nicht viel Erfahrung im Jagen und allgemein hatte er nicht wirklich Lust ein Tier zu töten.

So hatte er es bis jetzt immer vermieden und hatte sich mit Beeren oder Früchten zufrieden gegeben; Was nicht hieß, dass er nicht auch gerne Fleisch aß. Er hasste es nur es sich selbst zu fangen und zu töten.

Die anderen Beiden schienen deutlich seine Unsicherheit zu bemerken und Lee blickte Gary kurz fragend an, ehe er sich an Kevin wandte.

„Wie wäre es, wenn du dich mal nach Beeren oder so etwas in der Art umschaust, Kevin? Ich meine, nur Fleisch ist doch schon ein bisschen wenig. Außerdem bräuchten wir ein kleines Lagerfeuer, denn ich will mein Fleisch nicht unbedingt roh essen...“

Erleichtert atmete Kevin aus. „Ja, natürlich. Werde mich sofort darum kümmern.“

Dann blickte er sich suchend um. Wohinein sollte er die Beeren legen, sobald er sie gepflückt hatte? Sein umherschweifender Blick blieb an seiner eigenen Umhängetasche, die er neben Lees auf den Boden gestellt hatte, hängen.

Er selbst hatte zur Sicherheit, falls seine Tasche reisen sollte, eine Ersatztasche eingepackt.

Währenddessen hatten sich Gary und Lee die Speere aufgeteilt und besprachen, auf was sie Jagd machen wollten und wie sie das bewerkstelligen sollten und konnten.

Kevin hängte sich die beiden Taschen über kreuz um, damit er sie nicht verlieren konnte, und drehte sich dann zu seinen Freunden. „Also, ich geh dann.“

Gerade als er auf den Wald zu marschierte, rief Lee ihn noch einmal zurück.

„Warte, Kevin.“

Gehorsam blieb dieser stehen und blickte Lee fragend an. „Was ist denn noch?“

„Falls etwas passieren sollte, dann musst du laut rufen, dann kommen wir dir zu Hilfe.“

Verwirrt runzelte der kleine Chinese die Stirn. „Wieso sollte mir etwas passieren?“

„Wir sind hier im Gebiet des Herrschers, vergessen? Ganz in der Nähe ist einer seiner Stützpunkte, der vorhin vor unseren Augen explodiert ist.“ Er zögerte. „Sie werden einen Schuldigen suchen, falls es kein Maschinenfehler war.“

Kevin nickte. Er hatte verstanden.

„Falls einer von uns in spätestens einer Stunde nicht zurück sein sollte...“, fuhr Lee fort, „...dann werden die zwei Übrigen davon ausgehen müssen, dass dieser entweder gefangen oder verletzt worden ist. In Ordnung?“

Sowohl Kevin als auch Gary nickten.

Lee holte noch einmal tief Luft und griff mit einer Hand nach seinem Beutel. „Okay. Wir treffen uns wieder in einer Stunde.“
 

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Bewusst verlangsamte Emily ihren Schritt etwas, bis sie neben Steve herlief. Dieser schien sie jedoch nicht weiter zu bemerken, sondern starrte nur gedankenversunken auf den Boden.

Für einen kurzen Augenblick überlegte Emily, ob sie ihn aus seinen Gedanken reißen sollte oder nicht, entschied sich dann aber doch dafür, denn sie ahnte bereits, worüber Steve nachdachte und ihr war klar, dass sie die Sache möglichst schnell aus der Welt schaffen musste, denn Steve machte sich damit nur unnötig das Leben schwer.

„Hey, Steve.“, meinte sie lässig und versuchte ihrer Stimme einen möglichst lockeren Beiklang zu geben.

Der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen und blickte sich kurz um, bis er Emily sah.

„Oh, hi Emily.“, antwortete er leise und schien seinen Schritt beschleunigen zu wollen.

Emily seufzte leise in sich hinein und überlegte verzweifelt, wie sie es denn anfangen sollte sich mit Steve zu unterhalten, selbst wenn dieser es nicht wollte.

So versuchte sie das Gespräch möglichst natürlich wirken zu lassen; vielleicht eine Art Gespräch, wie sie früher immer mit Steve geführt hatte?

Hm... Sie hatte sich nicht oft mit Steve unterhalten und wenn sie einmal miteinander geredet hatten, dann meistens über Steves BeyBlade-Daten.

„Und, wie geht’s dir so?“, doch schon während sie die Frage aussprach war ihr klar, wie dämlich sie eigentlich war.

Als Antwort blickte Steve sie für einen kurzen Moment entgeistert an, ehe er sich wieder fing und im ruhigen Tonfall „Geht so.“ entgegnete, während er sich aber ein Grinsen verkneifen musste. „Und dir?“

„Auch.“

Verflucht! Wenn das so weiterging würde sie weder ein ordentliches Gespräch führen noch mit Steve über sein Benehmen reden können. Lag das an ihr oder woran...?

Schweigend liefen die Beiden nebeneinander her, bis Steve das Schweigen zögerlich unterbrach.

„Du weißt nicht zufällig, was aus Judy geworden ist, oder?“

„Doch. Sie ist die Anführerin des südlichen Widerstandes.“, erklärte Emily. Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Wir sind auf dem Weg zu ihr. Ich hielt es für das beste Versteck und habe sie auch bereits informiert. Ich hoffe nur sie hat die Nachricht gefunden und sie entziffern können.“

Steve räusperte sich. „Aber du weißt wo sie ihren Unterschlupf hat. Oder?“

„Nun ja... wenn ich ehrlich bin...“, begann Emily zögerlich. „Nein.“

Verzweifelt seufzte Steve und Emily klopfte ihm lachend auf die Schulter. „Nun. Sobald wir in das Gebiet des Widerstandes kommen werden sie sowieso jeden Schritt von uns beobachten, insofern ist es sowieso egal, ob sie etwas von unserer Ankunft wissen oder nicht. Erkennen werden sie uns so oder so.“
 

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Vorsichtig schlich sich Lee näher an sein Ziel. Er war es gewohnt sich im Wald leise fortzubewegen; Schon als kleines Kind war er immer wieder im Wald unterwegs gewesen und hatte damals von seinen Eltern gelernt, wie man Eins mit der Natur wurde.

Das Reh, das nur wenige Meter von ihm entfernt stand hatte ihn allem Anschein nach noch nicht bemerkt.

Er wollte gerade mit dem Speer ausholen, hatte bereits gezielt, lies dann seine Waffe jedoch seufzend wieder sinken.

Das Reh war, seiner Ansicht nach, noch viel zu jung um getötet zu werden.

Wenn das so weiter ging und falls Gary auch nichts fing müssten sie Wohl oder Übel auf das Mittagessen verzichten.

Eine halbe Stunde der Zeit hatte er bereits vergeudet und er hatte immer noch keine Beute gemacht.

Seufzend wandte er sich von dem Reh ab und blickte sich suchend um.

Doch anstatt der gewünschten, tierischen Beute sah er etwas ganz anderes. Erschrocken kletterte er den nächstbesten Baum hinauf.

Falls das die Wachen des Herrschers waren, hatte er ein Problem sobald sie ihn entdeckten.

Vorsichtig krabbelte er auf einen der vorderen Äste, der gut mit Laub bewachsen war, um die Menschengruppe besser betrachten zu können.

Doch anstatt der erwarteten Wachen sah er jemand ganz anderen.
 

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Emily war erstaunt, wie gut man sich mit Steve unterhalten konnte.

Bisher hatte sie es immer vermieden, weil sie den groben Footballspieler mehr für einen uninteressanten Rüpel, der von nichts eine Ahnung hatte, gehalten hatte, der nichts weiter als Sport im Kopf hatte. Doch da hatte sie sich eindeutig geirrt.

Nun, Vorurteile waren in einigen Fällen eben doch nicht zutreffend.

Zwar hatten sie in keinster Weise die Ereignisse der letzten paar Wochen angesprochen, aber das war auch nicht nötig.

Sie hatte Steve gezeigt, dass sie nicht sauer war und Steve hatte es anscheinend auch so verstanden.

Michael, der von Eddy getragen wurde, schien zu schlafen.

Zumindest waren seine Augen geschlossen und er hatte sich seit den letzten zehn Minuten nicht mehr gerührt; zudem wirkte er, zu Emilys Beruhigung, inzwischen wieder etwas ausgeruhter und gesünder; auch atmete er wieder regelmäßiger.

Eddy hingegen schien sich voll und ganz seinen eigenen Gedanken hinzugeben und dabei möglichst genau auf den Weg zu achten; allem Anschein nach hatte er Angst den Weg zu verlieren, was in diesem dichten Gehölz ja nicht weiter schwer war.

Mit einem leisen Seufzer schloss Emily für einen kurzen Augenblick die Augen und gähnte.

Sie war verflucht müde; sie hatte die Nacht nicht schlafen können, weil sie wegen der Flucht nervös gewesen war. Ein Schlafmittel hatte sie nicht nehmen wollen, aus Angst zu verschlafen.

So hatte sie sich in der letzten Zeit nicht sonderlich viel ausruhen können.

Emily überlegte gerade, ob sie vielleicht etwas zu Eddy sagen sollte, als sie bemerkte, dass Steve sich anscheinend zu Wort melden wollte.

Fragend blickte sie ihn an und dieser zögerte noch einmal kurz, ehe er zu sprechen begann.

„Ähm... Tut mir Leid, dass ich die letzten Monate so... grob, unhöflich und taktlos gewesen bin... Ich...“

Mit einem kurzen Wink brachte Emily Steve zum Schweigen. „Ist schon okay, ich hätte auch nicht anders reagiert.“

„Es ist nicht okay.“, murrte Steve. „Ich habe mich völlig falsch benommen.“

Lächelnd blickte Emily zu Boden und seufzte leise.

„Weißt du, Steve, ich denke es war einfach nötig. Was wäre gewesen, wenn ich in Wirklichkeit doch auf der Seite des Herrschers gestanden hätte?“

Steve verdrehte genervt die Augen. „Du stehst aber nicht auf seiner Seite.“

„Außerdem war es völlig verständlich, immerhin hatte ich euch an den Herrscher verraten. Es wäre seltsam gewesen, wenn ihr mich dann alle herzlichst willkommen geheißen hättet, oder?“

„Das ist es nicht, sondern...“

Doch Steve wurde unterbrochen, als Emily erschrocken aufschrie und ein paar Schritte zurückwankte, wobei Steve sich vor Emily schob; fast so, als wolle er sie beschützen.
 

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„Hey! Alles okay, ich bin’s nur!“, meinte Lee erschrocken und hob entschuldigend die Hände, als er die Panik in den Gesichtern der AllStarz sah.

Diese starrten ihn verwirrt an; anscheinend hatten sie ihn für eine Wache des Herrschers gehalten und sich auch dementsprechend positioniert.

Eddy, der Michael trug, war zur Seite gesprungen und hatte sich bereits so hingestellt, dass er Michael im Notfall möglichst schnell abladen konnte um sich einem Kampf stellen zu können.

Steve war vor Emily getreten, eine Geste um die Amerikanerin zu schützen, falls etwas passieren sollte.

Der Erste, der sich wieder fing, war Eddy. Für einen kurzen Moment schien er zu überlegen, wie er reagieren sollte, entschied sich dann jedoch dafür, dass es wohl das Beste war Lee erst einmal zu begrüßen.

„Ähm... Hallo, Lee... was machst du denn hier?“

Für einen kurzen Augenblick herrschte Stille, ehe Lee langsam zu sprechen begann, wobei er Michael fixiert hatte; allem Anschein nach hatte er ihn erst eben bewusst wahrgenommen.

„Kevin, Gary und ich sind auf der Durchreise... Wir hatten Hunger, deswegen bin ich auf die Jagd gegangen.“

„Anscheinend nicht sehr erfolgreich.“, warf Steve ein, wobei Emily ihn mit ihrem Ellebogen anstieß. Als Steve ihren Blick auffing war ihm sofort klar, dass Emily der Meinung war, dass er jetzt wohl besser den Mund hielt.

„In den Wäldern des Herrschers ist das Jagen strengstens verboten.“, stellte Emily fest und klang dabei wie eine Ordnungshüterin des Herrschers, so dass Lee erschrocken ausatmete und zurückwich.

„Gehört ihr etwa zum Herrscher?!“

Beschwichtigend schüttelte Eddy den Kopf.

„Nein. Wir sind auf der Flucht vor ihm...“

„Dann wart ihr das, die das Hauptquartier in die Luft gesprengt haben?“

„Oh. Unser Ruf scheint uns wohl vorauszueilen.“, meinte Steve trocken und trat etwas aus Emilys Ellebogenreichweite.
 

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Kevin und Gary saßen bereits seit einiger Zeit an einem kleinen Lagerfeuer, als Lee aus dem Dickicht des Waldes heraustrat.

Überrascht blickten Beide auf und bemerkten verwundert, dass Lee nicht alleine war.

Noch bevor Gary irgendetwas sagen konnte, nickte Lee wortlos in Eddys Richtung.

Gary stand auf und trat zu der Gruppe. Er lächelte freundlich.

„Hallo, lange nicht mehr gesehen.“

Dann wandte er sich mit einem Ausdruck düsterer Sorge Michael zu und half Eddy diesen vorsichtig auf den Boden zu legen.

Behutsam krempelte Gary Michaels linkes Hosenbein etwas nach oben und betrachtete besorgt dessen Wunde.

Nach einer kurzen Weile tastete er, ohne den Blick von Michael zu wenden, nach seinem Umhängebeutel und wühlte darin.

Währenddessen hatten sich Lee, Steve, Eddy und Emily zu Kevin gesetzt.

Kevin war etwas blass und blickte Lee an. „Warst... warst du das?“

Anfangs schien Lee nicht ganz zu verstehen, was Kevin genau meinte, doch nach einer kurzen Denkpause wurde ihm klar, dass Kevin dachte, dass er mit einem seiner Speere auf Michael geschossen und ihn so verletzt hatte.

„Nein.“, entgegnete er säuerlich und belies es auch dabei.

Als er sich wieder zu den drei AllStarz wandte, diskutierten diese gerade über den Weg, den sie einschlagen wollten.

„Wohin reist ihr, Lee?“, fragte Eddy und musterte den Chinesen aufmerksam.

„Wir... wollen zum Herrscherpalast.“

Emily hob überrascht die Augenbrauen. „Wollt ihr den Herrscher stürzen?“ Steve hüstelte und verbesserte Emily dann. „Wollt ihr versuchen den Herrscher zu stürzen?“

Lee seufzte. „Ja.“ Dann wurde er schlagartig wieder ernst.

„Er hat unser Dorf abgebrannt. Er hat schon so viele Menschen auf dem Gewissen... das kann man einfach nicht mehr durchgehen lassen!“

Gedankenversunken nickte Emily. „Wollt ihr nicht lieber erst einmal mit uns mitkommen?“

„Wohin seid ihr denn unterwegs?“

„Wir sind auf dem Weg zum Südlichen Widerstand. Dort wollen wir uns erst mal ausruhen. Dort könnt ihr dann auch Verstärkung bekommen.“, erklärte Eddy, wobei Emily ihn verwirrt ansah. Doch Eddy zuckte nur mit den Schultern. „Ihr habt euch vorhin darüber unterhalten, ich habe es halt mitbekommen.“

„Südlicher Widerstand?“

„Ja.“, begann Emily. „Dieses Gebiet gehört noch dem Herrscher. Aber etwa drei Kilometer von hier entfernt, gibt es eine Art Grenzwall. Dahinter ist das Gebiet des Südlichen Widerstandes. Bis jetzt ist noch keine Truppe, die der Herrscher dorthinein geschickt hat je wieder herausgekommen.“

Lee musterte sie aufmerksam. „Woher weißt du das alles?“

„Ich... ich habe zwei Monate lang für ihn gearbeitet...“

„Dann war dieser Anschlag wohl deine Kündigung?“

Steve gluckste amüsiert. „So könnte man es auch nennen.“

Ein leises Stöhnen hielt Emily davon ab auf Steves Bemerkung näher einzugehen. Stattdessen stand sie auf und eilte zu Gary, der immer noch Michael versorgte.

Sie kniete sich neben ihn.

„Michael?“

Vorsichtig strich Emily ihm über die Wange.

Seine Augenlieder zuckten etwas, dann öffnete der Angesprochene langsam die Augen.

Emily lächelte sanft.

„Guten Morgen, Michael.“

„Was... was ist passiert?“

Verwirrt musterte Michael die Umgebung, ehe er langsam versuchte sich etwas aufzurichten.

Besorgt blickte Emily Gary an, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.

Eddy trat hinter seinen Kapitän und half ihm dabei sich in eine sitzende Position zu bringen.
 

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Gelangweilt saß er auf einem der vielen Bäume.

Er hatte es sich auf einem der Äste bequem gemacht.

Seine Kappe hatte er sich tief ins Gesicht gezogen, so dass sie über seine Augen ging.

Nun, den Wall zu bewachen war keine sonderlich schwere Aufgabe, aber er hatte sich eine kleine Ruhepause sicherlich verdient.

Seit Wochen waren keine Truppen des Herrschers mehr hier eingedrungen und langsam schien es öde zu werden...

Hm?

Was war das?

Überrascht schob er seine Kappe hoch und blickte sich um. Da war jemand. Zwar hatte er sie noch nicht gesehen, aber er hörte sie.

Immer wachsam.

Das war Bestandteil seiner Ausbildung gewesen.

Und er hatte es nie vergessen.

Und... nun, er war nun mal der Beste.

Leise brachte er sich in eine hockende Position um sich genauer umsehen zu können.

Schnell hatte er die Eindringlinge gesichtet; Was kein Wunder war, immerhin war er ja der Beste.

Es war eine kleine Gruppe von etwa sieben Personen.

Leise schlich er sich näher an die Gruppe heran, indem er von einem Baum auf den nächsten kletterte.

Und er war leise... sehr leise. Kaum zu hören, kaum zu sehen.

Aber er war nun mal der Beste.

Was wollten diese Leute hier?

Er wartete einen kurzen Augenblick, bis sie an ihm vorbeigezogen waren, ehe er auf einen Baum auf der anderen Seite sprang.

Leise, wie immer.

Er versuchte mit ihnen Schritt zu halten, was nicht sonderlich schwer war, denn die Gruppe schien es nicht eilig zu haben.

Nun, es schienen nicht die Leute des Herrschers zu sein, immerhin weckten sie den Anschein normale Reisende zu sein.

Aber vielleicht war es auch eine Finte?

Er betrachtete die Gruppe etwas genauer.

Einer war verletzt, wurde von einem recht großen, kräftigen Mann mit einer seltsamen Haarfrisur getragen.

Die Verletzung schien echt zu sein, zumindest war der Verband rot verfärbt und der Verwundete sah ziemlich krank aus.

Und der Herrscher würde kaum Verletzte hierhinein schicken...

Zumindest sagte ihm das sein Instinkt.

Und seinem Instinkt hatte er schon oft trauen können, warum nicht auch dieses Mal?

Nur... was wollten diese Wanderer hier?

Hm... Irgendwo hatte er die doch schon mal gesehen, nur wo...?

Leise schlich er näher und verringerte so den kleinen Abstand, den er zwischen sich und der Gruppe gelassen hatte. Dann wechselte er auf den Boden und ging hinter dem Kleinsten der Wanderer her.

„Was machen wir hier?“, fragte er leise und beugte sich etwas vor.

„Wir suchen die südlichen Widerstandskämpfer...“, kam leise und im zischenden Ton die Antwort.

„Warum suchen wir die südlichen Widerstandskämpfer?“

„Weil wir vor dem Herrscher fliehen und sie um Schutz bitten wollen.“

„Ach so...“

Und wieder einmal hatte es sich bewiesen: Er war der Beste in seinem Job.

„Na dann...“, er nahm Kevins Hand und schüttelte sie kräftig. „Herzlich Willkommen, ihr habt mich gefunden!“

Leicht entgeistert musterte Kevin den Mann, der eine Mundbedeckung trug und nun eine schwarze Sonnenbrille aus seiner Jackentasche zog und sich diese in einer übertriebenen Geste aufsetzte.

Erschrocken fuhren die übrigen Gruppenmitglieder herum, nach der Quelle der Stimme, die eben ziemlich laut gesprochen hatte.

Lee kniff die Augen zusammen.

„Wer sind Sie?“

„Ich?“ Der Mann lachte laut auf, ehe er antwortete. „Ich bin der Beste.“
 

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Und wer ist wohl der Kerl am Schluss? Vermutungen würde ich gerne lesen!

CaSi

Neue Hoffnung

Dieses Kapitel widme ich ebenfalls DarknessKai, die mir in einer schweren Zeit super zur Seite gestanden hat.
 

Viel Spaß beim Lesen!

CaSi^^
 


 

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Kapitel 07: Neue Hoffnung
 


 

Johnny runzelte schwach die Stirn und blinzelte mehrmals verwirrt.

Er konnte kaum etwas um sich herum erkennen, da der Raum, in dem er sich befand, hell erleuchtet war und seine Augen nicht an diese Helligkeit gewöhnt waren.

Nur äußerst langsam schälten sich aus der verschwommenen und blendenden Umgebung einzelne Details heraus und eine der ersten Tatsachen, die er wahrnahm war, dass sich irgendjemand über ihn gebeugt hatte.

Er konnte nicht einmal erkennen wer es war, aber alleine die Tatsache, dass da irgendjemand war, beruhigte ihn ungemein.

Es war anstrengend, die Augen bei diesen Lichtverhältnissen lange offen zu halten, so schloss Johnny seine kurze Zeit wieder, ehe er sie abermals wieder öffnete. Diesmal blendete ihn das Licht nicht mehr so stark. Wieder sah er die Gestalt über sich, doch diesmal konnte er erkennen, wer es war: Robert.

Ein Lächeln huschte über Johnnys Gesicht, auch wenn er wusste, dass dies wahrscheinlich nur ein Traum war, er bald aufwachen würde und sich dann wieder im Palast des Herrschers befinden würde. Doch er war froh, dass er von Robert träumte und nicht vom Herrscher oder sonst wem. Es half ihm einfach weiterhin durchzuhalten, bis es ihm eines Tages gelang zu entkommen. Oder bis eines Tages endlich der Herrscher gestürzt wurde.

Er wollte seinen Mund öffnen, um etwas zu sagen, doch Robert hielt sich nur einen Finger vor den Mund und deutete ihm somit an, leise zu sein. Johnny gehorchte und starrte Robert einfach nur an. Dieser lächelte freundlich und streckte ihm langsam seine rechte Hand entgegen, fast so, als wolle er sagen „Lass uns gehen.“, nur dass er es eben nicht aussprach. Gerade als Johnny ihm seine Hand geben wollte, durchfuhr ihn ein brennender Schmerz. Innerlich verfluchte er sich selbst, dass er ausgerechnet jetzt aufwachen musste...
 

äüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüäüä
 

Sie rasteten hier nun schon einige Zeit und Brian, der, völlig mit sich selbst zufrieden, grinsend im Gras lag und die Wolken am Himmel beobachtete, wartete darauf, dass Spencer oder Ivan irgendwann Bescheid geben würden, dass der von ihm gerettete Widerstandkämpfer wieder zu sich gekommen war.

Wohin Tala gegangen war, wusste er nicht genau. Er hatte gesagt, dass er sich umschauen wolle und dann sofort zurück kehren würde. Nun, das war jetzt allerdings schon zwei Stunden her. Sorgen machte er sich deshalb allerdings nicht um seinen Anführer, immerhin konnte dieser ohne Probleme für sich selbst sorgen. Außerdem deutete nichts darauf hin, dass sich die Leute des Herrschers hier irgendwo in der Nähe befanden, insofern gab es auch überhaupt keinen Grund in irgendeiner Weise beunruhigt zu sein.

Sie waren auf der anderen Seite des Flusses zurückgeblieben, wo es von des Herrschers Wachen nur so wimmelte. Aber hier... aus irgendeinem Grund schienen die Untertanen des Herrschers diesen Bereich des Waldes zu meiden. Aber wenn Brian ehrlich zu sich selbst war, wollte er erst gar nicht wissen, wieso.

Er warf Ivan einen bösen Blick zu, als dieser sich über ihn beugte. „Du stehst mir in der Sonne, Ivan.“, murrte er.

Doch anstatt beiseite zu treten und ihn in Ruhe zu lassen, sah Ivan ihn nur düster an. „Du könntest auch mal etwas sinnvolles tun, anstatt hier die ganze Zeit nur faul rumzuliegen.“

„So? Was denn? Es gibt doch gar nichts zu tun!“

„Doch.“, meinte Ivan, wandte sich ab und ging in die Richtung, aus der er gekommen war zurück, „Geh runter zum Fluss und hol Wasser. Wir wecken Dornröschen auf. Weder Spencer noch ich haben Lust noch länger zu warten, bis der Typ endlich aufwacht.“

Ohne auf eine Bestätigung zu warten warf der kleine Russe Brian seinen leeren Wasserbehälter zu. „Und beeil dich.“

„Wieso denn? Tala ist doch eh noch nicht da...“, murmelte der Angesprochene genervt, richtete sich auf und klopfte sich den Dreck von der Hose. „Eben.“, bestätigte Ivan und lies sich neben Spencer, der mit einem kleinen Ast im Boden herumstocherte, fallen. Mit einem gereizten Schnauben machte sich dann Brian auf in Richtung Fluss.

Wieso musste ausgerechnet er Wasser holen gehen?
 

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Der Weg zum Fluss war nicht weit und so kam es, dass Brian bereits nach wenigen Minuten wieder bei Ivan und Spencer war.

Er reichte ihnen den vollen Wassereimer und blickte sich kurz um. „Ist Tala immer noch nicht zurück?“

Die Antwort war ein kurzes Kopfschütteln, ehe Ivan sich über den Mann beugte und ihm etwas Wasser ins Gesicht spritzte. Dieser reagierte allerdings kein bisschen darauf und Ivan seufzte genervt.

„Das geht anders...“, grinste Brian, griff nach dem Eimer und entleerte ihn ohne Rücksicht zu nehmen über dem Gesicht des Bewusstlosen, der im nächsten Moment zusammenzuckte und erschrocken, unter einem leichten Hustenanfall, die Augen öffnete.

„Super, Brian! Jetzt sind seine gesamten Klamotten nass!“, schimpfte Ivan, doch der Angesprochene betrachtete gespannt die Person, die vor ihm auf dem Boden lag und sich nun fragend umblickte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie erkennen würde...

Und tatsächlich folgte ein überraschtes Keuchen. „Die DemolitionBoys!“

Doch anstatt auf eine Antwort zu warten, redete der Mann einfach weiter. „Wie komme ich hierher? Was ist passiert? Wo sind die Anderen?“

„Hey, Eins nach dem Anderen!“, meinte Spencer und drückte Max zurück auf den Boden.

Dieser schien zumindest für einen Moment dem stummen Befehl Spencer folgen zu wollen, denn er lies sich ohne weiteres einfach zurück sinken.

„Was macht ihr hier?“, fragte Max dann nach einer Weile, in der sie sich stumm gegenüber gesessen, oder auch in seinem Fall gelegen, hatten.

„Wir... sind auf der Durchreise. Machen eine kleine Wanderschaft...“, begann Brian scheinheilig, doch bereits bevor Max reagierte, konnte er an seinem Blick sehen, dass er sehr wohl eine Vermutung hatte, was sie hier machten.

„Von wegen Wanderschaft.“, murmelte Max, „Ihr seid vom Herrscher gesucht, da ist es ein Wunder, wenn man es schafft sich zu verstecken... und da wollt ihr auf Wanderschaft sein?“

Er wartete auf eine Reaktion von Brian, Ivan oder Spencer, doch als diese nicht folgte, fuhr er fort, als hätte er sich nie unterbrochen.

„Ihr seid auf dem Weg zum Herrscherpalast, nicht wahr? Wir sind auch auf dem Weg dort hin, Tyson, Ray...“

Er unterbrach sich und blickte sich suchend um. „Wo sind die Anderen?“

„Du bist der Einzige gewesen, der die Klippe runter gestürzt ist. Sorry, wir haben keine Ahnung, was mit dem Rest deiner Gruppe passiert ist...“, meinte Brian und es klang fast ein bisschen entschuldigend.

Max starrte ihn an. „Aber... was ist, wenn ihnen etwas passiert ist? Enrico und Robert waren doch gerade gekommen, um uns in Sicherheit zu bringen, da wurden wir überfallen und...“

Der blondhaarige Amerikaner schien eben erst zu realisieren, was vorgefallen war und mit einem Satz sprang er auf und stand wieder auf seinen Beinen.

„Ich muss nach ihnen suchen, sie sind sicher...“

Eilig rannte Max in die Richtung, in der Tala vor einiger Zeit verschwunden war.

„Verflucht!“, raunte Brian, der hinter Max herrannte „Bleib stehen! Du kannst eh nichts unternehmen, du hast ja nicht mal eine Ahnung, wo deine Kumpels hingekommen sind!“

Im nächsten Moment sah er seinen Vordermann nicht mehr; er war einfach weg.

Kurz darauf konnte er den Grund des Verschwindens am eigenen Leibe erfahren: Er stürzte in ein Loch, woher es auf einmal kam wusste er nicht, es war plötzlich einfach da.

Das letzte Fünkchen Helligkeit verschwand auf ein Mal und es war nun völlig dunkel.

Noch immer fiel er, bis er plötzlich auf etwas recht weichem landete.

„Au!“

„Tala? Was machst du hier?“

„Das könnte ich dich jetzt genauso fragen.“

„Seit wann bist du hier?“

„Seit ich vorhin weggegangen bin. Doch anstatt nach mir zu suchen...“

„Brian, könntest du deinen Fuß aus meinem Rücken nehmen? Das tut nämlich weh...“

„Entschuldigung, Max.“

„Wo sind wir hier eigentlich?“

„Frag Tala, der ist schon länger hier.“

„Musstest du mich an die zwei Stunden hier drinnen erinnern?“

„Hey, hört ihr das auch?“

„Was?“

„Da kommt irgendetwas auf uns zu...“

„Nein, nicht noch mehr Leute auf mir drauf.“

„Au!“

„Huch?“

„Ivan, was machst du hier, wo ist Spencer?“

„Au!“

„Okay, Frage beantwortet.“

„Wo sind wir hier?“

„In einem Loch?“

„Spar dir deine Kommentare, Brian!“
 

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Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand.

Noch nie in seinem Leben war er in so einem seltsamen Raum gewesen:

Von der Decke hingen sonderbare Lampen herab und die Wände hatten einen gewöhnungsbedürftigen Grauton, der sehr an eine Felswand erinnerte.

Viel mehr als das konnte er nicht sehen.

Aber dennoch kam ihm der Raum recht ungewöhnlich vor: Es gab keine Fenster, nur eine Tür. Neben seinem Bett standen einige medizinische Instrumente und Johnny konnte sich denken, dass er nach der letzten „Disziplinarmaßnahme“ wohl einiger medizinischer Hilfe bedurft hatte.

Aber trotzdem; Wie im Palast sah das hier nicht aus.

Das Bett, in dem er lag, war nicht, wie sonst im Palast üblich, zu beiden Seiten geöffnet sondern geschlossen, mit einer Art niedrigem Schutzgitter. Anscheinend, damit er nicht hinausfiel oder, falls er eben aufwachen sollte, nicht einfach aufstand und herumlief.

Verflucht, hier war alles total anders, als er es in Erinnerung hatte! Was war passiert?

Er versuchte sich zu konzentrieren und hob mit großer Anstrengung seine rechte Hand, um sich damit über das Gesicht zu streichen.

Allerdings wagte er es nicht, sich aufzurichten; der bloße Gedanke daran lies ihn vor Schmerz zusammenzucken.

Aber er konnte nicht ewig hier liegen bleiben. Er musste wissen, was los war, wo er sich befand und was das alles hier bedeutete.

Es war wichtig es jetzt zu erfahren, denn in kurzer Zeit konnte es bereits zu spät sein. Das hatte Johnny die Zeit beim Herrscher gelernt und dies war eine Lektion, die er auch nie vergessen würde...

So gut er konnte trat er die Decke weg und stellte fest, dass er eine Art knielanges, weißes Nachthemd trug, dann griff er mit seiner linken Hand nach einem der Gitterstäbe, um sich daran etwas in die Höhe zu ziehen. Mit der rechten Hand hingegen versuchte er, sich so gut es ging aufzustützen.

Die ersten paar Bewegungen waren purer Schmerz und als Johnny sich etwas aufgerichtet hatte, keuchte er auf.

Es war so verdammt anstrengend...

Es brauchte seine Zeit, bis er endlich saß, aber so erschöpft er nun auch war, so froh war er, dass er den ersten Schritt hinter sich gebracht hatte.

Anstatt der Decke und der Wand konnte er nun die gewaltige Größe des Raumes überblicken und sah, dass außer seinem auch noch andere Betten herumstanden; allerdings waren an diese keine Gitter oder Ähnliches angebracht; Und es befand sich auch niemand in ihnen.

War er der einzige Patient in dieser seltsamen Klinik?

Er betrachtete kurz einen Schlauch, der in einen Verband, der um seine Hand gewickelt war, hineinverlief und überlegte kurz, ob er ihn samt Nadel herausziehen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen; Es würde schon seine Richtigkeit haben und angenommen es würde etwas Schädliches sein, das da in seine Adern gepumpt wurde, dann hatte er während seines Schläfchens schon so viel davon verabreicht bekommen, dass es Wohl oder Übel jetzt so oder so schon zu spät war.

Es war anstrengend die ganze Zeit zu sitzen, und Johnny fühlte sich plötzlich so unheimlich müde...

Ob er sich doch lieber noch einmal hinlegen und schlafen sollte? Selbst wenn es ihm gelänge etwas mehr über seinem Aufenthaltsort zu erfahren, so war es immer noch unwahrscheinlich, dass er dann noch genügend Kraft hätte, im Notfall irgendetwas zu unternehmen.

Noch während er darüber nachdachte, was er nun machen sollte, hörte er ein leises Zischen aus Richtung der Tür und erschrocken fuhr er herum.

Genauso entsetzt, wie er selbst nun guckte, sah ihn sein Gegenüber an, das wie angewurzelt im Türrahmen stehen geblieben war.
 

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Sie saßen nun schon seit einer geschlagenen Stunde in dem Loch fest, außer natürlich Tala, der nun schon über drei Stunden die Freuden dieses dunklen Ortes hatte kennen lernen dürfen.

Geändert hatte sich an ihrer Lage nicht viel: sie waren immer noch eng aneinander gedrängt und es sah nicht so aus, als würde ihnen jemals jemand zur Hilfe kommen.

Also endete ihre Reise zum Herrscherpalast hier: In einer Falle, die womöglich noch von den Leuten des Herrschers selbst gebaut worden war und aus der es nun kein Entkommen mehr gab; außer vielleicht den Tod.

Genervt brummte Brian vor sich hin und überlegte, was sie wohl für Möglichkeiten hatten um hier wieder heraus zu kommen und wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass sie es überhaupt schafften.

Seufzend schloss Max währenddessen die Augen und reagierte auf Spencers Frage, was denn sei, nur mit einem leisen „Nichts“.

Auf einmal war ein seltsames Surren zu hören und Ivan zuckte zusammen, als das Licht anging und die Anderen unter ihm plötzlich nachgaben und noch tiefer in das Loch rutschten.

Tala war der Erste, der unten ankam und über den Boden rollte, bis er gegen eine Wand krachte und dadurch zum Stehen, oder eher zum Liegen, kam.

Ihm war klar, dass Max, Brian, Ivan und Spencer gleich folgen würden, doch er hatte in diesem Augenblick einfach nicht mehr die Kraft, sich aufzurichten oder auch nur etwas beiseite zu kriechen. Stattdessen wirkte er ziemlich überrascht, als zwei Arme nach ihm griffen, ihn an die Seite zogen und auf die Beine stellten. Überrascht drehte er sich um und wollte seinen Augen fast nicht trauen, als er erkannte, wer ihn eben davor bewahrt hatte von den Anderen überrollt zu werden: Kai Hiwatari.

Dieser schien seinen verwirrten Blick sofort bemerkt zu haben, ging aber nicht weiter darauf ein.

So sagte Kai einfach nur „Hallo, lange nicht gesehen.“ und trat derweil mit einem recht verblüfftem Gesicht auf Max zu, um diesem ebenfalls auf die Beine zu helfen.
 

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Robert starrte Johnny im ersten Moment einfach nur schockiert an.

Nicht, weil Johnny sonderlich schlimm aussah, sondern eher, weil er in diesem Moment einfach nicht damit gerechnet hatte Johnny vor sich in seinem Bett sitzen zu sehen.

Die letzten paar Mal seines Kontrollganges hatte Johnny tief und fest geschlafen und er hatte jedes Mal gehofft, dass Johnny beim nächsten Mal wach sein würde, doch nun, da er wach war, war Robert einfach nur verwirrt.

Ihm fiel nicht ein, was er sagen sollte oder wie er reagieren sollte. Doch Johnnys Haltung verriet ihm, dass Johnny wohl auch nicht damit gerechnet hatte ausgerechnet auf ihn zu treffen.

Und der verblüffte und irritierte Gesichtsausdruck des jungen Schotten war einfach nur zu komisch.

Robert musste unweigerlich grinsen und verlieh seiner Stimme einen betont lockeren Klang, als er zu Johnny sprach. „Na, gut geschlafen?“

Mit dieser Frage schien er Johnny noch mehr verwirrt zu haben und der Angesprochene schien jetzt endgültig den Überblick über alles Geschehene verloren zu haben. Er runzelte die Stirn und schien noch einmal alle seine letzten Erinnerungen durchzuarbeiten, jedoch ohne großen Erfolg.

Für einen kurzen Moment kam es Robert so vor, als wolle Johnny irgendetwas sagen, doch er verfiel sofort wieder in ein verstörtes Grübeln.

Robert nutzte diese Zeit, indem er die Strecke von der Tür bis zum Bett zurücklegte, und Johnny dann kurz mit der Hand an der Schulter berührte, um ihm zu zeigen, dass das hier Realität war und nicht irgendein seltsamer Traum.

Der Schotte brauchte ziemlich lange, bis er sich endlich gefangen hatte und er Robert kurz zerstreut anblickte.

„Was ist hier los? Wie lange bin ich schon hier? Warum bin ich nicht im Palast? Wo bin ich hier überhaupt? Und was... machst du hier?“

Es waren nicht die einzigen Fragen, die Johnny beantwortet haben wollte, aber es waren die, deren Antworten er zuerst hören wollte.
 

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Anstatt den DemolitionBoys und Max auch nur irgendetwas zu erklären, deutete Kai ihnen, nachdem er sie alle aus dem seltsamen Loch befreit hatte, mit einem kurzen Wink an, ihm zu folgen.

Dies geschah allerdings nicht ohne einige neugierige Blicke und Fragen der Geretteten.

„Kai? Warum lebst du plötzlich wieder? Wieso bist du hier und wo sind wir überhaupt?“, wollte Brian wissen, doch Kai überging die Fragen, die über seinen Verbleib der letzten Jahre gestellt worden waren geschickt, indem er einfach nur auf die Letzte reagierte.

„Ihr seid hier in Kennys Unterschlupf. Ihr seid in eine seiner Fallen getappt, die er gebaut hat, um sich vor den Leuten des Herrschers zu schützen. Da er keine Lust und Zeit hatte euch selbst zu holen, hat er mich geschickt.“

Er blieb vor einer Tür stehen, runzelte kurz nachdenklich die Stirn und tippte etwas ein. Sofort glitten die beiden Türhälften auseinander und Kai trat in den Raum ein, wo er anscheinend auch schon erwartet wurde.

„Hab’ Besuch mitgebracht.“, meinte er knapp und Ray schaute ziemlich überrascht, als Max den Raum betrat. Auch Oliver, der auf dem Sofa saß, das gegenüber von Rays Stuhl stand, blickte überrascht auf, als die Gruppe den Raum betrat.

Verwirrt musterte er Kai, der sich in einem ziemlich großen Abstand von den Anderen entfernt hinstellte. Währenddessen sprang Ray freudig auf, seinem guten Freund Max entgegen, und umarmte ihn.

„Max, du lebst! Wir haben gedacht, du seiest tot, als der Kerl dich mit sich von der Klippe gerissen hat! Zum Glück bist du in Ordnung!“ Er zögerte kurz, schob Max dann etwas von sich weg und blickte ihn streng an. „Du bist doch in Ordnung, oder?“

Max lächelte kurz und nickte. „Ja. Die DemolitionBoys haben mich ja gerettet.“

„Kenny sollte dich aber trotzdem noch mal durchchecken, sofern er mit der Untersuchung von Johnny fertig ist.“

Der junge Amerikaner hob überrascht die Augenbrauen. „Johnny ist auch hier?“

Ein knappes Nicken folgte als Antwort, dann verfiel Ray wieder in seine Freude. „Tyson wird total erleichtert sein, wenn er erfährt, dass dir nichts passiert ist. Er war völlig fertig und...“

Ein Hüsteln von Brian unterbrach Ray. „Äh... Hallo, wir sind auch noch hier...“

„Oh... Sorry, ich habe euch ganz vergessen... Aber ich bin so verdammt erleichtert, dass Max in Ordnung ist und...“

„Ja, ja, wir wissen schon.“, meinte Tala beschwichtigend und setzte sich auf den Stuhl, auf dem Ray gesessen hatte, bevor er freudig aufgesprungen war. Dann wandte er sich an Kai.

„So, und jetzt zu dir. Ich will jetzt keine Ausflüchte oder sonst was hören! Warum bist du nicht tot? Und vor allem: Wen haben wir dann eigentlich vor zehn Jahren begraben?“

Kai zuckte nur mit den Schultern und Oliver, der die ganze Zeit über stumm auf dem Sofa gesessen hatte, grinste.

„Das ist sein Lieblingsthema, musst du wissen. Die Geschichte durfte er bereits jedem hier ein Mal erzählen.“

„Das ist mir egal, wie oft er es wem erzählt hat. Ich will wissen, was hier eigentlich gespielt wird... und apropos: Was machst du hier? Und hörte ich da eben nicht etwas von Johnny? Seid ihr Majestics etwa auch komplett da?“

„Auf die letzte Frage kann ich getrost mit einem einfachen ‚ja’ antworten.“, kam Roberts Stimme aus Richtung Tür und Tala wandte sich überrascht um.

„Oh! Seid ihr auch in eine von Kennys Fallen getappt, oder wie kommt ihr hierher?“, fragte Brian interessiert und musterte den Dänen genauestens, „Und wo habt ihr eueren Italiener gelassen?“

„Der schläft.“, entgegnete Oliver schulterzuckend, „Und nein, wir sind nicht in eine seiner Fallen getappt. Nun ja... zumindest nicht die letzten Wochen. Eher vor ein paar Jahren.“
 

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Anstatt eine Antwort auf auch nur eine seiner vielen Fragen von Robert zu bekommen, hatte dieser Kenny gerufen, damit er Johnny nochmals genauestens untersuchte.

Außer dem blöden Kommentar ganz zu Beginn seines Auftauchens hatte Robert nichts weiter zu Johnny gesagt und war dann auch gleich bei der Ankunft Kennys wieder gegangen und das ärgerte den Schotten fürchterlich.

Er hatte weder eine Ahnung, was los war, noch warum er hier war oder wo er überhaupt war.

Doch anstatt ihm auch nur irgendwelche Informationen zu geben, tauchten immer mehr verwirrende Details auf, die die ganze Sache nur noch unerklärlicher machten...

Während Kenny ihn genauestens unter die Lupe nahm ging Johnny nochmals seine letzten Erinnerungen durch.

Er war in der Sommerresidenz gewesen... so viel wusste er inzwischen schon wieder.

Der Hauptmann hatte ihn rufen lassen um mit ihm den neuen Plan durchzugehen... stimmt, so war es gewesen. Der neue Plan... ja, genau...

Er hatte Robert angefunkt und ihm gesagt, dass er die BladeBreakers wegholen sollte. Außerdem hatte er Robert seinen Aufenthaltsort verraten, weil er gewusst hatte, dass dieser ihn holen würde.

Und... ja, er war wieder zum Hauptmann gerufen worden...

Ja, so war es gewesen.

Langsam aber sicher fielen ihm die ganzen kleinen Details wieder ein und er zuckte erschrocken zusammen, als Kenny ihn mit einem „So, das war’s.“ aus seinen Gedanken riss.

Überrascht schaute er den jungen Arzt an und dieser fügte lächelnd ein „Ich denke, ich muss dir nicht sagen, dass du im Bett bleiben solltest. Hast du Hunger oder brauchst du sonst irgendetwas?“ hinzu.

Gerade als Johnny antworten wollte, meldete sich Robert, der anscheinend eben wieder das Zimmer betreten hatte, zu Wort.

„Darum kümmere ich mich, Kenny. Du solltest währenddessen mal lieber nach Max schauen, der ist nämlich vor ein paar Minuten mit den DemolitionBoys hier angekommen.“

Mit einem kurzen Nicken begab Kenny sich in Richtung Tür und nachdem er aus dem Zimmer hinausgegangen war, schlossen sich die Türen hinter ihm und Robert und Johnny blieben allein im Raum zurück.

Johnny ignorierte Robert jedoch so gut es ging; Er wusste zwar inzwischen, was los war, aber er nahm es ihm ziemlich Übel, dass er keine einzige Frage mit auch nur einem Wort beantwortet hatte.

Robert räusperte sich, doch Johnny drehte demonstrativ den Kopf weg.

„Johnny, jetzt benimm dich nicht wie ein kleines Kind.“

„Tu’ ich gar nicht.“

„Tust du doch. Und zwar schon seit vorhin, bevor ich weggegangen bin, als Kenny gekommen ist. Und ich weiß auch genau warum: du hast schlechte Laune, weil ich dir nicht sofort auf deine Fragen geantwortet habe.“ Robert hob beide Augenbrauen. „Du hast dich kein bisschen verändert.“

„Diese Aussage kann ich ebenso zurückgeben.“

Ein freundliches Lächeln und ein genervtes Schnauben folgten.

„Ich bin froh, dass du wieder da bist.“

Johnny blickte Robert gereizt an. „Ich hatte euch gesagt, dass für mich keine Gefahr besteht, dass ich in der Residenz bleiben würde, aber nein, ihr musstet ja wieder mal...“

„Johnny...“, diesmal wirkte Robert ziemlich ernst und musterte den Schotten aufmerksam, „Du weißt schon, dass die dich gefoltert haben, oder? Dass du beinahe drauf gegangen wärst?“

„Ich wäre nicht drauf gegangen.“, entgegnete Johnny trotzig und lies sich mit verschränkten Armen auf das Bett zurück sinken. Im nächsten Moment wurde ihm klar, dass er das besser nicht getan hätte, denn die Wahrscheinlichkeit, dass er es noch einmal schaffte sich aufzurichten war eher gering.

Aber Robert musste ja nicht unbedingt wissen, dass Johnny nicht mehr die Kraft besaß sich noch mal hochzustemmen, zumindest nicht ohne Hilfe.

Es war eine der vielen Nebenwirkungen, mit der Zeit kannte man den Ablauf einer Genesung genauestens, doch ihm war klar, dass Robert keine Ahnung hatte, wie es mit seinen Kräften und dem Ablauf der Gesundung aussah.

Robert trat ans Bett und seufzte. „In Ordnung. Wir haben dich völlig grundlos da raus geholt und dir wäre wahrscheinlich nichts passiert. So besser?“

Aus den Augenwinkeln betrachtete Johnny seinen Freund.

„Du bist älter geworden.“, stellte er dann nach einer Weile des Schweigens fest.

„Ist ja auch schon einige Jahre her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“, gab der Däne zu bedenken und reichte Johnny eine Hand, die dieser nur verwundert anschaute.

„Im Sitzen lässt es sich besser reden.“, erklärt Robert und als Johnny seine Hand zögerlich ergriff, zog er ihn in eine aufrechte Position.

Anscheinend hatte Robert doch mehr Ahnung von seinem Krankheitsbild, als Johnny geglaubt hatte...
 

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Es war nun schon das zweite Mal, dass dieses verfluchte Telefon klingelte und es störte Kai, denn es war ein nerviges Geräusch, aber Kenny hatte keine Zeit ran zu gehen, denn er war gerade damit beschäftig Max zu untersuchen.

Aber die ganze Zeit weiterklingeln lassen?

Zögerlich griff er nach dem Hörer, genau in dem Moment, in dem Kenny ihm zurief: „Kannst du mal ans Telefon gehen, Kai?“

Genervt verdrehte der Angesprochene die Augen. „Warum ausgerechnet ich?“ Dennoch folgte er gehorsam der Anweisung.

„Ja?“

„Ähm... Hallo.“

„Hallo.“

„Ähm... wer spricht denn da?“

„Das könnte ich Sie genauso fragen.“

„Also, so kommen wir nicht weiter.“

„Gut, dass Sie das auch einsehen.“

Kurzes Schweigen folgte.

„Bin ich überhaupt richtig verbunden?“

„Das kommt darauf an, wen Sie anrufen wollten. Im Moment haben Sie eine gute Chance, dass der Richtige unter den Leuten hier dabei ist.“

„Nun... Ich wollte einen gewissen Dr. Kyoujyu sprechen...“

„Tut mir Leid, der hat gerade keine Zeit.“

„Er hat keine Zeit? Wieso nicht und wer sind Sie eigentlich?“

„Hey, Sie haben immerhin hier angerufen, also stellen Sie sich erst einmal vor.“

„Nun ja... ich bin... vom Südlichen Widerstand.“

„Aha. Ist das eine Rockgruppe?“

„Nein! Das ist eine Organisation gegen den Herrscher!“

„Oh. Na dann...“

„Was dann?“

„Na, wie heißen Sie?“

„Das geht Sie nichts an.“

„Dann können Sie auch nicht mit Kenny sprechen.“

„In Ordnung. Mein Name ist Jazzman, könnte ich ihn jetzt bitte sprechen?“

„Das geht nicht.“

„Aber Sie haben doch eben gesagt...“

„Es geht aber nicht, weil der Doktor keine Zeit hat.“

„Wieso?“

„Weil er gerade einen Patienten untersucht.“

Ein Murren folgte.

„Und wer sind dann bitte Sie? Wenn ich Ihnen meinen Namen schon verraten habe, dann möchte ich wenigstens wissen, mit wem ich die Ehre habe!“

„Oh, ich bin Kai.“

Ein langes Schweigen folgte.

„Kai Hiwatari?“

„Ja.“

„Aber... Kai ist doch tot!“

„Ich bin aber Kai, und ich bin nicht tot!“

Wütend knallte Kai den Hörer auf. Jetzt wurde er sogar schon angerufen, nur damit er seine Geschichte erzählte...
 

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Zeit, etwas dagegen zu unternehmen...!

Viel Spaß beim Lesen!

CaSi^^
 


 

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Kapitel 08: Zeit, etwas dagegen zu unternehmen...!
 


 

Verwirrt blickte DJ Jazzman den Hörer an, der nun wieder und immer wieder fordernd vor sich hin tutete.

Was war denn das gewesen? Da hatte Kai... oder zumindest der Mann, der sich als Kai ausgab, einfach aufgelegt!

Das konnte dieser Typ doch nicht mit ihm machen...! Immerhin war er doch der Beste!

Äußerst missgelaunt vor sich hin murrend, setzte er sich, nachdem auch er endlich eingesehen hatte, dass er gar keine andere Möglichkeit hatte, als selbst auch aufzulegen, in seinen Lieblingssessel, der etwas an einen Thron erinnerte und ihn immer wieder daran erinnerte, dass er der Beste war.

Gerade, als er Platz genommen hatte, ging die Tür auf und Judy kam herein.

„Und, hast du Kenneth erreicht?“

„Nein.“

Judy musterte ihn verwirrt. „Wie ‚nein’? Du hast dich doch die ganze Zeit über mit jemandem unterhalten!“

„Ja, aber nicht mit Kenneth. Der hatte nämlich keine Zeit, weil er Max untersuchen musste. Deshalb ist Kai, der ja eigentlich vor 10 Jahren gestorben ist, ans Telefon gegangen.“

Die blondhaarige Frau starrte ihn an, als ob irgendetwas nicht mit ihm stimmen würde. „Nun...“, meinte sie und schien ein paar Sekunden darüber nachzudenken, wie sie reagieren sollte. „Bist du dir sicher, dass überhaupt jemand abgehoben hat?“

„Natürlich bin ich mir sicher!“, rief Jazzman verärgert, „Immerhin bin ich der Beste und ich weiß, was los ist!“

Wiederum zögerte Judy. „Natürlich, dass weiß ich ja auch, aber... findest du es nicht selbst etwas seltsam, dass... nun ja, ein Geist mit dir telefoniert hat?“

Gekränkt drehte sich Jazzman zur Seite und Judy wurde klar, dass sie vorerst auf die Hilfe ihres besten Agenten verzichten musste.
 

PÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜPÜP
 

Man hatte sie in einen Raum gebracht und ihnen gesagt, dass sie warten sollten. Worauf wussten sie allerdings nicht, aber kurze Zeit später war jemand gekommen, der Michael mitgenommen hatte, wahrscheinlich, um ihn medizinisch zu versorgen, aber sicher konnten sie sich dessen nicht sein. Andererseits hatten sie gar keine andere Wahl, als diesen Leuten zu glauben.

Bis auf Lee, der ununterbrochen nervös in dem Zimmer auf und ab ging, hatten sich alle Anderen um einen der Tische gesetzt, die sich im Raum befanden und starrten entweder gedankenversunken vor sich hin oder unterhielten sich leise miteinander.

Es dauerte eine Ewigkeit, bis endlich wieder jemand den Raum betrat. Diesmal war es eine Frau und Eddy sprang erschrocken auf. „Judy!“

Sie hob anhand der verblüfften Gesichter überrascht die Augenbrauen und wandte sich an Emily. „Hast du ihnen nicht erzählt, dass ich hier arbeite...?“

Die Angesprochene lächelte leicht verlegen, ehe sie antwortete. „Bei der ganzen Aufregung der letzten Tage habe ich das wohl vergessen.“

„Na ja, macht ja nichts.“, meinte Judy beschwichtigend und wandte sich wieder an alle. „Wir haben euch hier im Hauptquartier Zimmer zurecht gemacht, wo ihr auch frische Kleidung vorfinden werdet. Sobald ihr dann fertig seid, ist im Speisesaal etwas zum Essen für euch bereit gestellt. Dann werde ich euch erklären, was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Danach könnt ihr euch dann ein paar Stunden ausruhen und morgen werden wir dann alles weitere besprechen. In Ordnung?“

Sie lächelte freundlich. „Ich werde euch jetzt euere Zimmer zeigen und später ein paar Leute vorbeischicken, die euch zum Speisesaal begleiten werden.“
 

KOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOKOK
 

Als Steve - frisch geduscht und neu eingekleidet - auf den Gang trat, stand Emily bereits an die Wand gelehnt da und wartete auf die Anderen.

Im Gegensatz zu seinen, waren ihre Haare noch nass, anscheinend bevorzugte sie es, die Haare durch die Luft trocknen zu lassen.

Es dauerte einige Zeit, bis sie ihn wahrnahm und konterte sein zögerliches Lächeln mit einem fröhlichen Grinsen.

„Sag mal, Emily...“, meinte Steve, als er ein paar Schritte auf sie zu trat, um sich zu ihr zu gesellen. „Was macht der Südliche Wiederstand eigentlich genau? Du hast mir zwar im Wald bereits erzählt, dass Judy die Chefin ist, aber...“

Ein anerkennendes Pfeifen kam aus der Richtung von Lees Zimmer und tatsächlich trat dieser gerade heraus auf den Gang. Seine Haare sahen nun noch wilder aus als sonst, anscheinend hatte er sie mit der Haarbürste nicht richtig unter Kontrolle gebracht. „Gleich die Chefin? Nicht schlecht.“

Steve versuchte derweil ein Lachen zu unterdrücken, als er die wilde Mähne von Lee sah und dieser musterte in düster, wandte sich dann jedoch an Emily. „Hast du schon was von Michael gehört?“

Sie schüttelte nur langsam den Kopf und Steve wurde klar, dass sie so weit vom Thema abgekommen waren, dass er wohl noch etwas auf eine Antwort auf seine Frage warten musste.

„Kein Wunder.“, meinte Eddy und fuhr sich durch seine kurzen Stoppelhaare, „Die werden ihn selbst erst mal untersuchen müssen.“ Er blickte sich um. „Wo sind Kevin und Gary?“

„Die sind schon vorgegangen.“, erklärte Emily. „Nun, wir müssten jetzt alle sein, oder? Also, kommt. Hier geht’s lang.“

„Warum kennst du dich hier so gut aus?“, fragte Steve verblüfft und Emily grinste. „Weil ich mir den Weg hab’ beschreiben lassen, darum.“

Es war kein langer Weg bis zum Speisesaal, und als die kleine Truppe den Raum betrat, winkten Kevin und Gary ihnen fröhlich von einem der Tische, der einzige jedoch, der voll mit Essen war, zu.

Eilig setzten sich die Anderen zu den Beiden, denn auch sie hatten seit einiger Zeit kein richtiges Essen mehr zu sich genommen, außer vielleicht Beeren.

„Verräter.“, murmelte Lee, als er neben Kevin Platz nahm.

„Nun...“, entgegnete Kevin, während er sich noch etwas Fischfilet auf den Teller lud, „Einem hungrigen Krieger darf man nicht trauen.“

Nach etwa zehn Minuten, in denen alle sowohl die Massen des Essens bestaunt, als auch sich etwas genommen hatten und der erste Hunger gestillt war, begann dann ein allgemeines Gespräch.

„Gut, dass wir euch im Wald getroffen haben.“, begann Gary und blickte die AllStarz an.

„Stimmt.“, pflichtete Kevin ihm bei und grinste, „Sonst hätten wir an diesem herrlichen Mittagessen nicht teilnehmen können.“

Eddy runzelte derweil die Stirn. „Sagt mal, das was ihr uns gesagt habt... stimmt das wirklich? Wollt ihr wirklich versuchen den Herrscher zu stürzen?“

Lees Blick verdüsterte sich und er nickte langsam. „Es kann ja nicht auf ewig so weiter gehen, oder? Es wird langsam mal Zeit, dass jemand etwas dagegen unternimmt.“

„Apropos...“, warf Eddy ein, „Wart ihr denn nicht mal zu viert? Wo ist deine Schwester Mariah?“

Ein leises Seufzen folgte und Lees Blick spiegelte nun Trauer wieder. „Sie war es, die unser Dorf niederbrennen lassen hat...“ Dann wurde sein Blick ernst und er schnaubte. „Ich weiß nicht, was dieser Herrscher mit ihr gemacht hat, aber diese Mariah war nicht meine Schwester!“

Kevin warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, ehe er sich an Emily wandte. „Und ihr? Du hast gesagt, dass du beim Herrscher gearbeitet hast. Stimmt doch so, oder? Warum hast du das getan und was ist mit Michael passiert? Hat er sich bei der Explosion so sehr verletzt?“

Emily zögerte einen Augenblick. „Nun... bereits als der Herrscher begann Asien einzunehmen, hatten Judy und ich das Gefühl, dass er es nicht dabei belassen würde, auch wenn er den übrigen Staatsoberhäuptern versichert hatte, dass er die Finger von ihren Ländern lassen würde. Judy fragte mich damals bereits, ob ich nicht beim Herrscher einsteigen wollte um zu spionieren. Doch zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass vielleicht doch irgendjemand hinter die wahren Absichten des Herrschers käme und so verneinte ich.“

Sie machte eine kurze Pause.

„Vor zwei, drei Monaten habe ich dann bemerkt, dass es ein Fehler war, dass ich nicht rechtzeitig eingestiegen bin. Zu diesem Zeitpunkt begann er gerade Amerika zu übernehmen. Also bot ich ihm meine Dienste an, die er auch sofort annahm. Leider war ich... äh... etwas zu stürmisch.“

„Wie meinst du das?“, fragte Lee verwirrt.

„Ich habe mich, einfach gesagt, verplappert und versehentlich den Aufenthaltsort der AllStarz verraten. Es war keine Absicht gewesen, ich hatte nur in einem Nebensatz mal erwähnt, wo ich herkomme und dass ich dort in einem Beybladeteam war. Ich hab mir eigentlich nichts weiter dabei gedacht, bis ich dann über die Nachrichten erfahren habe, dass die BBA-Zentrale überfallen und eingenommen worden war.“ Sie wandte sich an Kevin. „Dabei wurde Michael verletzt. Ich erkannte den Fehler, den ich gemacht hatte und suchte dann die nächste Zeit verzweifelt nach einer Möglichkeit, irgendetwas zu unternehmen, um meine Kollegen wieder zu befreien. Ich sah in der Zerstörung meine einzige Chance.“ Kurze Zeit herrschte Stille und Emily runzelte die Stirn. „Ich glaube, das war alles.“

„Hast du in deiner Zeit mal etwas von Mariah gehört oder gesehen?“, fragte Lee hoffnungsvoll und blickte sie fast flehentlich an.

„Tut mir Leid... Ich habe erst eben von dir erfahren, dass sie für den Herrscher arbeitet. Der Einzige, der mir vorher schon bekannt war, den ich beim Herrscher getroffen habe, war Johnny McGregor, der ja, wie allgemein bekannt, die Majestics verraten hat.“

Kevin runzelte die Stirn. „Du hast Johnny gesehen?“

“Ja, das war etwa ein bis zwei Wochen vor meiner... Kündigung. Er hat zu diesem Zeitpunkt Daten für den Herrscher bei unserem Stützpunkt abgeholt. Allerdings hat er mich entweder nicht erkannt oder komplett ignoriert. Und außerdem...“, sie brach kurz ab und schien darüber nachzudenken, ob sie es nun sagen sollte oder nicht, entschied sich dann jedoch doch dafür.

„Außerdem hielt ich auch einmal eine sehr seltsame Akte in den Händen... Und zwar die, die Johnny abholen sollte...“

Die Anderen blickten sie neugierig an.

„Nun ja... ihr wisst ja, Kai ist ja bevor der Herrscher aufgetaucht ist, gestorben. Wir waren immerhin alle bei seiner Beerdigung.“

Eddy nickte zustimmend.

„Allerdings... gab es beim Herrscher eine Akte über ihn. Es war mir leider nicht erlaubt hineinzuschauen, da ich nicht, so wie Johnny, zu den Vertrauten des Herrschers gezählt habe.“ Wiederum zögerte sie. „Aber ich finde es doch ziemlich seltsam, dass der Herrscher eine Akte über jemanden führt, der eigentlich tot ist.“

Kevin runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“

„Ich nehme an, dass sie damit sagen will, dass Kai wahrscheinlich gar nicht tot ist.“, antwortete Steve, bevor Emily auch nur den Mund aufmachen konnte und sie blickte ihn überrascht an. „Genau. Warum sollte er sonst Unterlagen über ihn haben?“

„Noch mal zu Johnny...“, unterbrach Lee die Diskussion. „Woher wollt ihr wissen, dass er nicht versuchen wollte seine Freunde zu schützen?“

Emily zögerte. „Weißt du, Lee... Unter den Untertanen des Herrschers gibt es verschiedene Gruppen. Eine davon, die, in die ich Johnny und die meisten Vertrauten des Herrschers einordne, ist die, die dem Herrscher die Wünsche von den Augen abliest, nur um an Macht heranzukommen. Vor allem Johnny war in meinem Stützpunkt als solcher bekannt, der gerne Andere dem Herrscher auslieferte, indem er sich einfach nur verstellte und seine Opfer so in Fallen lockte. Ich habe etliche Geschichten gehört, und obwohl jeder die Geschichten kannte, sind sie alle immer wieder auf ihn hereingefallen. Er ist nicht der Typ, dem ich trauen würde. Vor allem nicht nach der Sache mit den Majestics. Ich habe das Gefühl, dass da wesentlich mehr dahinter gesteckt hat, als damals an die Öffentlichkeit kam.“

Ein Räuspern riss sie aus ihrer Unterhaltung und sowohl die AllStarz, als auch die White Tigers drehten sich überrascht zu Judy um.

Diese durchquerte den Raum und kam zu ihnen an den Tisch.

„So, ich hoffe euch schmeckt das Essen?“, sie lächelte freundlich. „Ich werde jetzt beginnen, euch über die bisherige Lage aufzuklären. Und wie ich von Kenny, von dem ich eben angerufen wurde, erfahren habe, seid ihr nicht alleine mit euerem Plan, gegen den Herrscher vorzugehen.“
 

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„Und, wer war es?“, fragte Kenny neugierig, als er Max andeutete sich sein Hemd wieder anzuziehen.

Kai murrte verärgert vor sich hin. „Der Typ hat gemeint, dass er Jazzman hieße und von so einer Rockband käme... wie hieß die noch mal? Ach ja, Südlicher Widerstand. Der Typ wollte dich sprechen, aber nachdem ich ihm auf sein Drängen hin meinen Namen gesagt habe, wollte er meine Lebensgeschichte hören und da habe ich aufgelegt.“

Der Arzt starrte ihn entsetzt an. „Du hast doch nicht wirklich aufgelegt, oder?“ Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern und verließ mit einem genervten „Doch.“ das Zimmer.

Kenny seufzte ergeben und wandte sich dann an Max. „Du kannst gehen, du bist vollkommen gesund. Vergiss nicht bei Tyson vorbeizuschauen, der macht sich tierische Sorgen um dich.“

Max nickte knapp und ging dann aus dem Raum, während Kenny sich nachdenklich über die Stirn fuhr und sich dafür entschied den Südlichen Widerstand zurückzurufen.

Er nahm den Hörer zur Hand und wählte die Nummer. Es dauerte nicht lange, da antwortete jemand am anderen Ende der Leitung.

„Hallo, hier ist der Südliche Widerstand, was kann ich für Sie tun?“

Ein leichtes Lächeln legte sich auf Kennys Lippen. Er fragte sich immer wieder, wie es der Südliche Widerstand schaffte, derart öffentlich zu sein und trotzdem nicht vom Herrscher geschnappt zu werden.

„Hier ist Dr. Kenneth Kyoujyu. Jazzman hatte für mich angerufen, anscheinend ein dringendes Gespräch.“

„Ach, richtig. Warten Sie bitte einen Augenblick, ich verbinde Sie weiter.“

Eine Melodie, die Kampfeshymne des Südlichen Widerstandes, ertönte, und kurze Zeit später war ein leises Klicken zu hören.

„Judy Tate, Chefin des Südlichen Widerstandes, was kann ich für Sie tun?“

„Hallo, Judy. Hier ist Kenneth. Du hast vorhin bei mir anrufen lassen?“

„Oh, Kenny, du bist es! Gut, dass du zurückrufst.“

„Worum geht es denn?“

„Nun... Wie soll ich es ausdrücken? Du ahnst nicht, wer heute Vormittag in unserem Gebiet aufgetaucht ist.“

„Ich denke mal, dass es zumindest nicht die Majestics, die DemolitionBoys oder die BladeBreakers sein können.“

„Also ist es wahr?“

„Was ist wahr?“

„Dass Kai noch lebt! Jazzman hat vorhin so etwas angedeutet, aber ich habe gedacht, dass er sich das... nun ja, nur eingebildet hat.“

„Ja, es ist wahr. Ich habe derzeit ein ziemlich volles Haus. Und mehr als nur einen Verwundeten. Angefangen hat alles mit Johnny...“

„Johnny McGregor? Der die Majestics verraten hat?“

„Ja, aber da die Majestics ihn mitgebracht haben, denke ich nicht, dass er sie damals wirklich verraten hat. Dann kam Tyson. Später folgte dann noch Max und ich nehme an, dass, wenn das so weiter geht, ich noch wesentlich mehr Verletzte haben werde. Diese kleine, lustige Truppe will es nämlich mit dem Herrscher aufnehmen.“

„Du wirst es nicht glauben... die AllStarz und die White Tigers auch!“

„Was?“

„Nun, ich habe dir doch erzählt, dass heute Vormittag jemand in unserem Gebiet aufgetaucht ist. Es waren die White Tigers und mein ehemaliges Team. Auf dem Weg zum Herrscherpalast.“

Ein kurzes Schweigen folgte.

„Also... ich denke, so eine Gelegenheit bietet sich nicht noch einmal, wir sollten jetzt zuschlagen, wo wir noch die Möglichkeit dazu haben, Judy.“

„Genau das habe ich mir auch gedacht.“

„Dann sind wir uns ja einig.“

„Sobald du es mit den Anderen abgesprochen hast, rufst du einfach noch mal an, damit wir den Verbindungstunnel öffnen. Lass dir ruhig Zeit, aber melde dich wieder, in Ordnung?“

„Geht klar, also, bis dann.“

„Bis dann.“
 

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Mit verschlafenen Augen trat Enrico aus seinem Zimmer und wäre beinahe in Max hineingerannt, der ihn erschrocken anblickte, sich entschuldigte und an ihm vorbei ging, direkt auf Tysons Zimmer zu. Verwirrt blickte Enrico ihm hinterher.

Max? War der nicht von der Klippe gestürzt? Er musste wohl träumen oder so was... Aber warum träumte er von Max?

Kopfschüttelnd ging er weiter und beschloss, erst einmal Oliver oder Robert zu suchen. Die waren wahrscheinlich in Kennys seltsamen Wartezimmer. Zumindest konnte er sich nicht vorstellen, wo die Beiden sonst sein sollten.

Als er auf das Zimmer zutrat, hörte er bereits, dass sich im Raum einige Leute unterhielten und er öffnete langsam die Tür, nur um festzustellen, dass nicht Robert, Oliver oder irgendjemand von den BladeBreakers darin saß, sondern die DemolitionBoys, die ihn nun mit großen Augen anschauten, wobei er sich sicher war, dass er sie wohl ähnlich anblickte.

„Hallo, Enrico!“, rief Oliver fröhlich, sprang von seinem Platz auf und ging zu Enrico. „Schau mal, wer da ist!“

Er sah Enricos verdutztes Gesicht und musste grinsen.

„Sie sind vorhin, als du geschlafen hast, in eine von Kennys Fallen getappt. Und rate mal, wen sie dabei hatten!“

„Max.“, antwortete Enrico knapp, als er sich wieder gefangen hatte und Oliver schaute ihn enttäuscht an. „Woher wusstest du das?“

„Er ist vorhin an mir vorbeigelaufen...“ Enrico fuhr sich mit der rechten Hand durch die Haare und seufzte. „Zumindest bin ich mir jetzt sicher, dass ich nicht spinne.“

Nach einem kurzen Blick zur Seite, mit dem er nachschaute, ob noch irgendwo ein Sitzplatz frei war, setzte er sich auf das Sofa und Oliver setzte sich neben ihn.

„Und wo ist Robert?“

Oliver blickte ihn überrascht an. „Stimmt, du hast ja geschlafen, Johnny ist vorhin aufgewacht und die Beiden haben sicher viel miteinander zu besprechen, deshalb haben wir sie erst mal alleine gelassen.“

„Und wie geht es Johnny?“

„Kenny hat gesagt, dass es ihm gut geht...“

Enrico blickte seufzend in die Runde. „Da schläft man einmal und verpasst so gut wie alles.“

Ray grinste ihn an. „Du hättest ja nicht so lange schlafen müssen.“

Der Italiener musterte ihn düster, schaute dann aber überrascht auf, als Kenny den Raum betrat.

„Ach, hier seid ihr alle.“, murmelte er und sprach dann laut weiter.

„Also, hört gut zu. Ich muss es jetzt sicher wissen: Seid ihr bereit für den Versuch den Herrscher zu stürzen alles zu riskieren?“

Die recht lockere Stimmung im Raum schlug augenblicklich um und die Anwesenden blickten nun ziemlich ernst drein.

„Ja, natürlich.“, antwortete Brian und die Übrigen nickten zustimmend.

Kenny seufzte. „In Ordnung. Der Südliche Widerstand will nämlich mit uns zusammen arbeiten.“

Tala schaute ihn fragend an. „Der Südliche Widerstand?“

Oliver gab eine Antwort, bevor Kenny überhaupt reagieren konnte.

„Der Südliche Widerstand, das sind die restlichen Widerstandskämpfer, die es noch gibt. Geleitet wird das Ganze von Max' Mutter, Judy Tate, die ihr bestimmt noch von den World Championships vor... etlichen Jahren kennt, oder sie zumindest noch vom Sehen her in Erinnerung habt.“

Er wandte sich mit neugierigem Blick an Kenny.

„Aber wie kommt der Südliche Widerstand auf einmal auf die Idee, den Herrscher zu stürzen? Das hatten sie bisher doch auch nicht gewagt und außerdem... Wieso haben sie ‚uns’ gefragt?“

Kenny schaute seufzend in die Runde. „Ich habe eben einen Anruf bekommen. Tatsächlich seid ihr nicht die einzigen ehemaligen Beyblade-Teams, die auf diese Idee kamen...“

„Die White Tigers?“, rief Ray überrascht und Kenny nickte. „Die und die AllStarz. Sie haben uns zu ihrem Hauptquartier eingeladen, um gemeinsam mit ihnen einen Plan auszuarbeiten.“

Erleichtert atmete Ivan aus. „Und ich dachte schon, wir müssen das ganze alleine durchziehen...“
 

ÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜSÜ
 

Robert hatte sich einen Stuhl genommen, und sich neben Johnnys Bett gesetzt, damit er sich besser mit ihm unterhalten konnte.

Der Schotte erzählte jedoch nicht sonderlich viel und auch Robert hatte keine Lust irgendwelche unangenehmen Details aus den letzten Jahren Preis zu geben und so saßen sie sich einfach nur schweigend gegenüber.

Nach einer Weile schnaubte Johnny und Robert blickte ihn überrascht an; der Schotte ließ sich doch in diesem Moment zurücksinken und schloss die Augen.

„Ist alles in Ordnung?“

Der Schotte öffnete seine Augen etwas und musterte Robert. „Ja, ich bin nur müde und will schlafen.“

Der Däne blinzelte ihn verwirrt an und seufzte. „Was habe ich diesmal falsch gemacht? Tut mir Leid, Johnny, aber ich habe dich jahrelang nicht gesehen, ich weiß nicht, was ich dir erzählen, geschweige denn, worüber ich mit dir reden sollte.“

Johnny schwieg und entspannte sich etwas.

Gut, obwohl es wirklich eine Protestaktion gegen die Stille gewesen war, musste er zugeben, dass er wirklich totmüde war.

Im nächsten Moment riss ihn jedoch ein krachendes Geräusch aus seinem leichten Schlummer und als er verwirrt zu Robert schaute, war dieser gerade dabei, das linke Gitter vom Bett zu entfernen, das rechte war bereits abmontiert.

Als er den verdutzten Blick bemerkte, zuckte er nur mit den Schultern. „Jetzt wo du wach bist, brauchst du die auch nicht mehr.“

Nun, Johnny war in diesem Fall anderer Ansicht: Er kannte sich zu gut und wusste, dass er, da jetzt ein Hindernis weniger im Weg stand, wahrscheinlich nicht der Versuchung wiederstehen konnte, aufzustehen. Irgendwann einmal, wenn niemand im Raum war.

Andererseits durchschaute ihn Robert meist schneller als jeder Andere. Zumindest war es früher so gewesen. Also was wollte er damit bezwecken?

Er wollte gerade auf Roberts Aussage reagieren, da küsste Robert ihn und Johnny schloss die Augen. Als der Däne den Kuss löste, blickte Johnny ihn fragend an.

Jedoch nicht, weil er über den Kuss verwundert war, sondern weil er darüber verwundert war, dass Robert ausgerechnet jetzt mit dieser alten Geschichte kam.

Tatsächlich hatte er über all die Jahre selbst verdrängt, dass er und Robert in den letzten Tagen, bevor er zum „Doppelspion“ wurde, eine ziemlich intime Zeit miteinander verbracht hatten, in der es zu weitaus mehr gekommen war, als nur zu einem kleinen Küsschen. Der Grund dafür war schlicht und einfach der gewesen, dass er und Robert sich nie völlig sicher gewesen waren, ob sie sich überhaupt jemals wiedersehen würden.

Im nächsten Moment wunderte sich Johnny, warum er es überhaupt aus seinen Gedanken verbannt hatte, da ihm die Zeit damals gar nicht mal so schlecht vorgekommen war und kam zu dem Entschluss, dass er es wegen dem Herrscher getan hatte, da solche Erinnerungen dort völlig fehl am Platz gewesen wären.

Robert reagierte, indem er ihn nochmals küsste und diesmal erwiderte Johnny den Kuss und er zog Robert etwas näher zu sich.

Der Däne hatte in ihm lange Zeit vergessene Gefühle wieder aufgewühlt, und er wollte jetzt eine Erwiderung erfahren.

Er warf einen prüfenden Blick auf die Tür und grinste Robert dann an; dieser erwiderte ihn mit einem zärtlichen Lächeln auf den Lippen.

„Und was ist, wenn einer reinkommt?“, flüsterte Johnny leise.

„Selbst wenn... ist es egal...“
 

KJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJKJK
 

Ray hatte Max erzählt, dass Tyson, nachdem er wieder aufgewacht war, in sein Zimmer marschiert war, sich eingeschlossen hatte und seitdem mit niemandem mehr gesprochen hatte.

Grund für seine miese Stimmung war der ‚Tod’ von Max gewesen, also hatte der Amerikaner beschlossen, Tyson in seinem Zimmer aufzusuchen und ihm klar zu machen, dass er noch lebte.

Er hatte sich von Ray den Weg zu den Zimmern beschreiben lassen, denn er war noch nie in Kennys Unterschlupf gewesen.

Tatsächlich dauerte es seine Zeit, bis er schließlich vor der Zimmertür stand.

Vorsichtig klopfte er an; keine Reaktion.

Diesmal klopfte er lauter gegen die Tür, doch wieder reagierte Tyson nicht.

Verflucht, wieso hatte Kenny nur automatische Türen installiert und keine normalen, die man ohne Probleme aufbrechen konnte?

Okay, falls der Herrscher das Versteck entdecken sollte, so waren diese Türen schon praktisch, aber nicht, wenn man versuchte einen Freund aus der Isolation zu befreien.

„Tyson, ich bin’s Max. Mach die Tür auf!“

Wiederum reagierte Tyson nicht und Max hämmerte gegen die Tür.

„Verflucht, Tyson, mach die Tür auf!“

„Ähm... würde ich ja gerne... aber du stehst im Weg, Max...“

Erschrocken fuhr Max herum und bemerkte, dass Tyson direkt neben ihm stand.

„Ich war nur kurz auf der Toilette.“, entschuldigte sich Tyson.

Max musterte ihn etwas verlegen. „Oh.“

Dann hellte sich allerdings Tysons Miene auf, er strahlte Max gerade zu an und umarmte ihn glücklich.

„Oh Gott, Max, ich habe gedacht, du seist tot. Zum Glück lebst du noch.“

Er ließ ihn wieder los und musterte ihn ernst.

„Wehe, du stürzt dich noch einmal eine Klippe hinunter.“

„Keine Panik. Zumindest werde ich es nicht freiwillig tun.“
 

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Drei Stunden bis zum Aufbruch

Mehr als zwei Jahre... Das war eine verdammt lange Zeit...

Panisch versuchte CaSi sich vor den wütenden Lesern zu schützen. Doch sie hatte eine Idee: Sie warf das neue Kapitel in die Runde und hoffte, dass wenn sie schnell genug war, die Leser sich vor Neugierde auf das Kapitel und nicht auf sie stürzen würden.

Tatsächlich gelang ihr Plan recht gut und sie verkroch sich unter einem Schrank, während die wütende Masse sich ihr Kapitel durchlas...
 

Oder auch zu deutsch: Viel Spaß mit dem neuen Kapitel, bitte tötet mich nicht!
 


 

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Kapitel 09: Drei Stunden bis zum Aufbruch
 


 

Die kurze Berührung an seinem Hals veranlasste ihn dazu erschrocken einzuatmen und sich rein aus Reflex zur Seite zu Rollen.

Ein Fehler, wie er kurz darauf feststellen musste.

Irgendetwas riss kurz an seiner Hand, dann fiel er seitwärts aus dem Bett und landete unsanft auf dem Boden. Irgendetwas stürzte hinter ihm her und traf ihn am Kopf. Schmerzerfüllt keuchte er auf.

Durch den Nebel der Schmerzen hinweg konnte er dumpf jemanden fluchen hören. Langsam wurde die Stimme lauter und er konnte sogar ansatzweise verstehen, was der Mann sagte. Allerdings ergab das Gesagte in seinem Kopf keinen wirklichen Sinn.

Das Gewicht von seinem Rücken verschwand plötzlich und Johnny machte erschöpft ein paar tiefe Atemzüge, ehe er den Versuch unternahm sich zusammenzukrümmen.

Er wurde jedoch davon abgehalten, als zwei Hände ihn am Arm packten.

„Kai, hilf mir mal bitte.“

Das war keine Bitte, das war ein Befehl.

Eine zweite Person griff nach ihm und die beiden brachten ihn in eine sitzende Position, wobei sie ihn gegen das Bett lehnten.

Der Mann, der zuvor gesprochen hatte - Johnny vermutete inzwischen, dass es Kenny war - schnaubte wütend.

„Sieh’ dir das an! Die gesamten Schläuche sind herausgerissen!“

Johnny spürte eine Berührung an seinem Kinn und schlug vorsichtig die Augen auf. Alles war noch ein wenig verschwommen, aber zumindest grob konnte er seine Umgebung erkennen.

„Na, wenigstens was“, murrte Kenny und kramte in einer Tasche neben sich nach etwas. „Ich habe Robert ja gesagt, dass es eine bescheuerte Idee ist, die Gitter abzumontieren.“ Das Gesuchte entpuppte sich als Desinfektionsmittel, Tupfer und Pflaster und Kenny begann damit, das Blut vom Handrücken des Schotten zu entfernen; genau an der Stelle, an der vorher der Anschluss für die Schläuche gelegen hatte.

„Aber ich bin ja nur studierter Arzt und habe von nichts eine Ahnung.“

Als er fertig war und einen kleinen Verband um die Hand herumgewickelt hatte, wendete er sich dem Kopf des Schotten zu.

„Ist soweit alles in Ordnung?“, erkundigte er sich und schaute seinem Patienten berechnend in die Augen, ehe sein Blick an dessen Körper entlang wanderte, um mögliche weitere Verletzungen zu finden, „Auf jeden Fa-...“

Er brach ab. Seine Augen waren auf Johnnys linke Schulter fixiert und dieser zuckte erschrocken zusammen, als ihm klar wurde, dass sein Hemd verrutscht sein musste und dass nun Roberts kleines Andenken - ein Knutschfleck - mehr als deutlich sichtbar sein musste.

Eilig zog er seine Kleidung zurecht und erntete einen tadelnden Blick Kennys. Schlagartig wurde Johnny klar, dass der Arzt wusste, dass nur eine Person dafür verantwortlich sein konnte. Auf der anderen Seite wusste er zumindest nicht, was sonst noch vorgefallen war.

„Nun ja...“, meinte Kenny und sah ihn weiterhin strafend an, „Kai, ich weiß, es nervt dich, aber hilf mir bitte noch mal. Wir müssen unseren kleinen Prinzen hier wieder zurück ins Bett bringen.“

Erst jetzt fiel Johnny der Name auf, den Kenny bereits einmal genannt hatte: Kai.
 

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Kai hatte mit Johnny reden wollen, das war alles gewesen. Er hatte gehört, wie die anderen sich darüber unterhalten hatten, dass er für den Herrscher gearbeitet hatte; und Ray hatte es ihm gegenüber selbst auch bereits einmal erwähnt.

Seitdem er aus seiner Gefangenschaft entkommen war, wollte er wissen, wieso es ihn getroffen hatte. Wieso er von diesem Herrscher gefangen genommen worden war.

Und Johnny wusste vielleicht mehr.

Er war ungeduldig gewesen und hatte nicht mehr warten wollen. Deshalb hatte er Johnny angefasst. Er hatte ihn aufwecken wollen - dass der Schotte gleich so überreagierte, hatte er ja nicht ahnen können...

Genervt trat er neben Kenny, um ihm dabei zu helfen den Kranken wieder in sein Bett zu legen. Als er sich hinunterbeugte, um Johnny zu packen, trafen sich für einen kurzen Moment ihre Augen. Keinerlei Verwunderung lag in ihnen. Lediglich Verachtung.

Oder hatte er sich geirrt?

Dieser Blick... Er war ihn aus dem Gefängnis gewohnt. Ein Schauer lief Kai eiskalt den Rücken hinunter und er starrte Johnny an, der ihn jedoch nun interessiert musterte.

Ihm konnte er nichts vormachen.

Johnny wusste Bescheid, dessen war Kai sich jetzt sicher. Er wusste, warum er gefangen worden war, er wusste, was die letzten zehn Jahre für eine Bedeutung hatten... und er schien zu wissen, was es mit dem Herrscher auf sich hatte.

Welches Geheimnis verbarg Johnny?

Und wieso verbarg er es?
 

IZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZIZI
 

Bis zu ihrer geplanten Abreise waren es nun noch immerhin drei Stunden und so hatten Oliver, Max, Tyson, Brian und Ivan beschlossen in eine der großen Hallen in Kennys Unterschlupf zu gehen, während Tala, Spencer, Enrico und Robert sich zusammen gesetzt hatten und den möglichen weiteren Ablauf ihrer Reise durchsprachen.

Keiner wusste genau, wofür es diese große Halle genau gab, aber so viel war klar: sie war gigantisch und erinnerte von der Größe her mehr an eine der riesigen Beybladetrainingshallen, die es früher einmal bei der BBA gegeben hatte. Nur eben ohne Beybladearena.

Brian grinste. „Das ist der perfekte Ort...“

„Der perfekte Ort wofür?“, fragte Oliver verwirrt und folgte zur Mitte der Halle.

„Um euch etwas zu zeigen...“

Der einzige im Raum, der ihn nun nicht neugierig und interessiert musterte, war Ivan, der gelangweilt die Halle durchschritt und die Menschentraube in deren Mitte einfach ignorierte.

Brian kramte in seiner Tasche nach etwas und holte nach einiger Zeit sein Beyblade hervor.

„Der Herrscher hatte von Anfang an auf uns ein Kopfgeld ausgesetzt“, begann er zu erklären, „Als wir bemerkten, dass er immer mächtiger wurde, sahen wir, dass es für uns zu gefährlich wurde zu bleiben. Wir beschlossen schnellstmöglich unterzutauchen. Wisst ihr, als wir damals aus Russland abgehauen sind, sah es anfangs für uns relativ schlecht aus. Nun, um ehrlich zu sein: wir hatten gerade unsere Sachen zusammengesucht und wollten aufbrechen, als plötzlich zwanzig der Leute des Herrschers in das Haus, das wir damals bewohnten, stürmten und uns umzingelten. Natürlich haben wir versucht uns zu wehren, aber die Aussichten auf Erfolg waren wirklich einfach nur miserabel.“

Ivan blickte Brian, als er sich nun endlich doch dazu entschied sich der Gruppe anzuschließen, düster an.

„Vor allem, nachdem Brian mit den Worten ‚Tötet meinetwegen die, aber lasst mich da raus!’ versucht hat aus dem Zimmer abzuhauen.“

Alle Anwesenden blickten Brian skeptisch und vorwurfsvoll an, dieser zuckte jedoch nur mit seinen Schultern.

„Gerade als er die Tür öffnen wollte um zu verschwinden, hat einer der Wachen ihn mit einem Elektroschocker erwischt“, Ivan grinste, „Er war ein paar Minuten lang bewusstlos und als er wieder aufwachte, war aus dem eiskalten Killer plötzlich diese Nervensäge geworden. Wir vermuten, dass es damit zu tun hatte, dass er ja von Biovolt damals einer Gehi-...“

„Das tut nichts zur Sache!“, unterbrach Brian genervt. Er hasste es, wenn man sich über irgendwelche Geschehnisse unterhielt, die mit seiner Biovoltvergangenheit zu tun hatten.

„Als ich wieder zu mir kam, waren die anderen bereits in solch einer aussichtslosen Lage, dass es kaum noch Aussicht auf Rettung gab.“

„Das haben aussichtslose Situationen so an sich“, kommentierte Ivan, doch Brian ignorierte den Einwand.

„Jedenfalls hatten mich die Wachen völlig außer Acht gelassen, wo ich doch bewusstlos gewesen war und sie vermuteten, dass es wohl noch länger dauern würde, bis ich wieder zu mir käme. Die Wachen waren auf jeden Fall verärgert.“

„Weil wir uns nicht gleich ergeben hatten, sondern uns gewehrt hatten und ihnen damit etliches an Zeit gekostet hatten.“

Brian nickte.

„Jedenfalls wollten sie daher einen von uns erschießen, damit die Übrigen nicht noch einmal auf solch eine Idee kamen.“

„Ihr müsst wissen, in unserem Steckbrief stand, dass es egal sei, ob man uns lebend oder tot auslieferte. Bei ersterem gab es nur ein bisschen mehr Kopfgeld.“

„Sag mal, kannst du mal aufhören alles zu kommentieren was ich sage?“, fuhr Brian Ivan ungehalten an.

„Entschuldigung.“

„Auf jeden Fall wollten sie Tala töten. Der einzige, der irgendwie handlungsfähig war, war ich, und ich hatte keine Waffe mehr. Falborg lag Meter von mir entfernt und es wäre aufgefallen, hätte ich mich bewegt.“

Er schwieg einen Moment lang und kostete die gespannte Stille voll und ganz aus.

„Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie ich es gemacht hatte. Aber... ich schaffte es irgendwie Falborg aus dem Blade zu holen. Er manifestierte sich vor uns; jedoch war er nicht mehr die Bitbeast-Lichtgestalt, sondern er war ein reales Lebewesen. Die Schergen des Herrschers waren so überrascht, dass er sie alle ausschaltete, bevor einer von ihnen auch nur die Waffe heben konnte.“

„Dein Bitbeast... ist real geworden?“, fragte Oliver verblüfft.

„Ja“, bestätigte Brian, „Wir werden euch zeigen wie es funktioniert. In Notsituationen ist es manchmal ganz hilfreich einen so starken Gefährten bei sich zu haben.“

„Aber bei allem was ihr tut“, fügte Ivan mit ernstem Blick an, „bedenkt, dass es Lebewesen aus Fleisch und Blut sind. Sie können genauso verletzt werden wie ihr. Und sie können sterben. Also setzt sie mit bedacht ein.“

Ivan blickte Brian kurz von der Seite her an.

„Und, wie kann man sie nun rufen?“, meinte Tyson begeistert.

Brian blickte ihn böse an. „Zuerst einmal musst du wissen, dass man Bitbeasts nicht ‚ruft’. Sie kommen nicht, nur weil du es willst. Du bist nicht ihr Besitzer, du bist ihr Partner.“

Tyson zuckte zusammen und schwieg verlegen.

„Was war der Auslöser?“, erkundigte sich Max, „Hat Falborg die Gefahr gespürt, in der ihr euch befunden habt?“

„So ähnlich“, antwortete Ivan.

„Bei jedem Blader ist es anders. Es ist...“, Brian brach ab, „Vielleicht habt ihr bei eueren Kämpfen, die ihr bisher ausgetragen habt, manchmal die Nähe eurer Bitbeasts mehr gespürt als bei anderen. Es hängt immer davon ab, für was ihr kämpft. Ich sagte bereits: bei jedem ist es anders. Das Gefühl, mit dem ihr euer Bitbeast materialisieren lassen könnt... ihr müsst es euch merken und anwenden können.“

Die Anwesenden - die beiden Russen ausgeschlossen - nickten.

„Was sind euere Gefühle?“, Tyson blickte fragend drein und steckte mit seiner Neugierde auch Max und Oliver an.

„Wyborg erscheint, sobald ich das Gefühl der Hilflosigkeit bekomme. Falborg reagiert, wenn Brian jemanden schützen möchte, es aber nicht kann. Das treibt ihn zur Verzweiflung. Wolborg hängt mit Talas Wut zusammen“, erläuterte Ivan, „Was Seaborg angeht... das hat Spencer uns nie verraten.“

„Was die Übungen angeht, so werden wir nun erst einmal versuchen gemeinsam durchzugehen, was bei euch die Auslöser sind. Ihr habt nicht so viel Zeit wie wir, denn der Kampf findet wohl früher statt, als uns lieb ist. Aber habt ihr einen entscheidenden Vorteil: Wir wissen inzwischen wie es funktioniert.“
 

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Kai hatte an der Tür zu der großen Halle gestanden und war den Ausführungen Brians und Ivans gefolgt.

Nachdenklich zog er Dranzer aus seiner Hosentasche und blickte den Bitchip an.

Die Informationen, die er eben gehört hatte, waren durchaus sehr hilfreich und würden in Notsituationen sicher von nützen sein; Er musste es erlernen.

Er musste diese Fähigkeit erlangen, er musste es einfach.

Es war diese Chance, die sie hatten. Diese Waffen hatte der Herrscher nicht. Sie konnten ihn besiegen.

Das erste mal, seit er mit den Bladebreakers losgezogen war, hatte er so etwas wie die Hoffnung, dass sie es schaffen konnten. Dass sie die Chance hatten diesen Größenwahnsinnigen zu besiegen...

Es war ihre Chance.

Es war seine Chance.
 

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Er schlug erschrocken die Augen auf und fuhr schlagartig hoch.

Verwirrt und erstaunt zugleich blickte er sich in dem Raum um, in dem er sich befand: links neben dem Bett, in dem er lag, war ein kleines Nachttischchen, daneben ein weiteres Bett; doch dieses war leer. An der gegenüberliegenden Wand hing ein einsames Gemälde an der Wand, das einen Clown zeigte.

Links daneben stand ein stabiler, runder Holztisch mit drei Stühlen - an einem dieser Stühle waren zwei Krücken angelehnt - und rechts neben ebendiesem Bild war eine Tür, auf der „Toilette“ stand.

Michael seufzte und fuhr sich mit seiner linken Hand - er war bekanntlich Linkshänder - durch die Haare.

Er hasste es, wenn er keine Ahnung hatte, was eigentlich los war; und für seine jetzige Situation konnte er sich nur zwei Möglichkeiten vorstellen:

Erstens: Irgendjemand hatte es geschafft schlagartig den Herrscher zu besiegen, hatte ein Krankenhaus eröffnet und ihn mit seinen Verletzungen hierher gebracht - es war weit bekannt, dass niemand, der dem Herrscher auch nur irgendwie kritisch gegenüber stand, in ein Krankenhaus kam, schon gar nicht seine Gefangenen.

Zweitens: Er hatte jahrelang im Koma gelegen und der Herrscher und alles, was geschehen war, war nur seiner verwirrten Fantasie entsprungen.

Nun, letzteres erschien ihm wahrscheinlicher.

Er würde ein Buch darüber schreiben.

Langsam schob er die Decke nach hinten und betrachtete den Verband, den er um sein linkes Bein trug. Nun, zumindest existierte seine Verletzung noch, von der er geträumt hatte.

Er seufzte resigniert.

Bestseller, ade...

Vorsichtig schob er seine Beine vom Bett hinunter um aufstehen zu können, doch in dem Moment, als er sich bereit machte aus dem Bett zu klettern, ging die Tür auf und eine Krankenschwester betrat den Raum, die ihn im ersten Moment überrascht, dann jedoch freundlich anblickte.

Sie hatte schulterlange, brünette Haare, die ihr Gesicht locker umspielten. Ihre Figur war - nach Michaels Geschmack - optimal und als Michael den weißen Kittel sah, wurde ihm klar, dass sie keine Krankenschwester, sondern eine Ärztin war.

„Guten Morgen, Mr. Parker. Schön, dass Sie endlich aufgewacht sind“, lächelte sie und trat auf ihn zu.

„War ich im Koma?“, erkundigte sich Michael hoffnungsvoll.

Die Frau lachte. „Nein, nein. Ganz im Gegenteil. Aber nachdem Sie bewusstlos hier bei uns eingeliefert worden sind, haben Sie immerhin zwei Tage durchgeschlafen.“

„Und wo bin ich eingeliefert worden?“

„Sie sind hier im Südlichen Widerstand. Ihre Freunde haben Sie uns übergeben, damit wir Ihre Verletzungen versorgen“, wiederum ein herzliches Lächeln, „Haben Sie irgendwelche Wünsche? Hunger, Durst? Sie müssen wissen, Sie haben genau das Frühstück verschlafen. Aber wenn Sie möchten, kann ich Ihnen durchaus etwas bringen lassen.“

„Nein, ist schon in Ordnung“, murmelte Michael und fuhr sich mit seiner linken Hand über seine Stirn.

„Gut“, bestätigte die Ärztin, „Dann haben Sie sicher nichts dagegen sich ordentlich hinzulegen, während ich Ihre Freunde darüber benachrichtige, dass Sie wieder unter den Lebenden weilen.“

Sie wartete einen Augenblick, doch als Michael keine Anstalten machte, sich wieder zu legen, trat sie auf den Amerikaner zu und half mit sanfter Gewalt etwas nach.
 

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„In etwa drei Stunden kommen die anderen“, stellte Lee fest, als er einen prüfenden Blick auf die Uhr warf, die im Aufenthaltsraum über der Tür hing.

Seit einiger Zeit schon ging er im Zimmer auf und ab, während Steve und Emily am Tisch saßen und miteinander sprachen und Kevin, Eddy und Gary gemeinsam Karten spielten.

Den ersten Tag über hatten sie den Großteil ihrer Freizeit damit verbracht sich auszuschlafen. Aber nun, da sie ausgeruht waren, warteten sie nur noch ungeduldig auf die Ankunft der BladeBreakers, Majestics und DemolitionBoys.

Zum einen waren sie neugierig, wie die alten Freunde sich verändert hatten, zum anderen konnten sie den Kampf gegen den Herrscher nicht erwarten.

Obwohl es ein riskantes Vorhaben war, so waren sie jetzt im Moment davon überzeugt das Richtige zu tun. Wer wusste, ob das in ein paar Tagen immer noch der Fall war?

Sie mussten zudem Pläne durchsprechen - das war das wichtigste. Denn sie mussten sich überlegen, wie sie den Herrscher bezwingen konnten. Wenn sie einfach nur hinrennen würden, würden sie einfach abgeschlachtet werden, ohne dass sie irgendeinen Effekt erzielt hätten.

Und falls sie den Kampf verlieren sollten, dann hatten sie zumindest das Ziel möglichst viel Schaden anzurichten um möglichen Nachfolgern den Weg zu bereiten.

Lee musste zugeben, dass ihm langweilig war. Er hatte keine Lust Karten zu spielen, da er beim Kartenspielen immer verlor. Grundsätzlich. Woran das lag, hatte er nie wirklich herausgefunden. Aber da er es nicht mochte zu verlieren, ließ er es bleiben.

Was Steves und Emilys Unterhaltung anging; die würde er niemals im Leben unterbrechen. Er musste zugeben, dass es ihn ein wenig nervte, wie die beiden sich gegenseitig schöne Augen machten und sich so verflucht verliebt anblickten.

Es war zum Kotzen.

Mit einem genervten Seufzen ging er mit den Worten „Ich hole mir mal kurz was zum Trinken“ aus dem Raum, wobei er das Gefühl hatte, dass er mit einer Wand redete, da niemand im Raum irgendwie auf seine Feststellung reagierte.

Kaum war er aus dem Raum getreten und hatte die Tür hinter sich geschlossen, kam ihm auch schon eine Krankenschwester entgegen.

„Ah, Mr. Tao. Gut, dass ich Sie treffe. Man hat mir aufgetragen Ihnen mitzuteilen, dass Michael Parker wieder zu sich gekommen ist. Könnten Sie das bitte den anderen auch mitteilen? Ich muss nur leider wieder zurück an meine Arbeit und...“

Lee winkte ab. „Schon in Ordnung.“

Das Mädchen verbeugte sich kurz, lächelte ihm freundlich zu und eilte wieder in die Richtung davon, aus der sie gekommen war.

Nun, zumindest hatte Lee nun jemandem, mit dem er reden konnte.

Langsam setzte er sich in Bewegung und machte sich auf zum Krankenflügel.
 

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Es klopfte an der Tür.

„Ja, bitte?“, meinte Michael, als er sich wieder hinlegte und sich wieder zudeckte. Er hatte versucht aufzustehen, aber falls die Ärztin vor der Tür stand, musste sie es nicht unbedingt erfahren.

Als sich die Tür öffnete, trat jedoch zu Michaels Überraschung Lee ein.

„Hallo“, grüßte dieser, „Wie ich sehe hast du ausgeschlafen.“

Michael konnte sich nur noch düster an die letzten Tage erinnern, aber soweit er wusste, war Lee nicht in seinen Träumen erschienen. Er hatte einmal kurz Gary gesehen, ihn jedoch eher für eine Fiebervision gehalten. Entsprechend seiner Verwirrung blickte er nun sein Gegenüber an, dieser nahm sich einen der Stühle und zog ihn zum Bett, ehe er sich darauf setzte, damit er sich besser mit Michael unterhalten konnte.

„Die letzten Tage warst du ja nicht sonderlich ansprechbar“, fuhr Lee fort, „deshalb gebe ich dir am besten mal eine kleine Kurzzusammenfassung von dem, was passiert ist.“

Und Lee begann Michael alles zu erzählen, was er wusste: Wie das Dorf der White Tigers vernichtet worden war und sie sich zum Herrscherpalast aufgemacht hatten, wie er die AllStarz getroffen hatte, wie sie gemeinsam mit Kevin und Gary zum Südlichen Widerstand aufgebrochen, dort angekommen waren und was Judy ihnen alles erzählt hatte.

„Tatsächlich ist es so, dass wir vorhaben gegen den Herrscher vorzugehen. Den letzten Schritt zu wagen, und mag er auch noch so gefährlich sein. Wir wollen versuchen ihn zu stürzen.“

Einen Moment lang sah Michael ihn so an, als warte er auf ein ‚April, April’, ehe ihm klar wurde, dass Lee es vollkommen ernst gemeint hatte. Schlagartig verdunkelte sich sein Blick. „Ich hoffe ihr habt euch einen guten Plan überlegt. Wenn es so einfach wäre den Herrscher zu besiegen, dann hätten es schon viele vor uns geschafft.“

Lee nickte. „Sobald die anderen da sind, arbeiten wir alles genauestens durch.“

Michael seufzte.

„Schade, dass ich den Kampf nicht verschlafen habe. Dann wäre meine Überlebenschance wohl größer... Auf jeden Fall bin ich dabei, sofern ich helfen kann.“

Sein Gesichtsausdruck hellte sich wieder ein bisschen auf.

„Aber jetzt einmal zu was anderem. Wie heißt diese Ärztin, die mich behandelt?“

Für einen kurzen Augenblick sah Lee ihn berechnend an.

„Du meinst diese dürre Kuh, die immer so gezwungen freundlich tut? Doktor Summers. Aber ihren Vornamen kenne ich nicht. Will ich auch nicht kennen“, er verschränkte seine Arme vor der Brust, „Bitte, sag mir nicht, dass du was von ihr willst.“

„Sie hat eine tolle Figur“, war Michaels einziger Kommentar.

„Ich finde, sie ist zu dünn. Frauen mit ein wenig mehr sind besser. Außerdem nervt mich ihr Gehabe“, bekräftigte Lee nochmals seine Meinung, „Und wenn es nicht nach ihr geht, dann wird sie sofort zur Furie.“

Hilfesuchend streckte Lee seine Arme in Richtung Zimmerdecke.

„Was habe ich denn getan?“, murmelte Michael verwirrt und blickte seinen Freund fragend an, doch dieser schenkte ihm lediglich einen gereizten Blick.

„Im Aufenthaltsraum sehe ich schon genug von dieser Süßholzraspelei, also fang du nicht auch noch damit an.“

„Zum einen“, meinte Michael, „ist es meine Entscheidung, ob ich mit wem wie zusammen bin. Zum anderen bin ich nicht verliebt, sondern zeige nur Interesse. Und wer flirtet mit wem?“

„Steve und Emily.“

„Was?”, Michael war so erstaunt, dass er nicht bemerkte, wie laut er geantwortet hatte, und er begann zu lachen „Die beiden?“
 

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So, ich hoffe es hat gefallen. Danke für's Lesen. ^^
 

Apropos, ich möchte mich bei allen meinen Lesern und Kommischreibern bedanken!!

Herzlichen Dank!

Ich werde mich bemühen weiterzuschreiben. Kann aber nichts versprechen. *an die letzten Kapitel denkt*

CaSi
 

PS: Schaut euch unbedingt den Trailer zur FF an:

http://www.youtube.com/watch?v=w5zyM7wkOb4



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Von:  Prism_of_Life
2008-08-07T22:04:21+00:00 08.08.2008 00:04
Hallo!
Freut mich sehr das die Geschichte weitergeht!
Ich muss zugeben, zuerst hatte ich deine ENS bekommen in der stand, dass es weitergeht und ich war ganz schön genervt. Boha ey, nicht schon wieder so ne Nachricht über irgendeine FF die ich eh nie gelesen hab oder die mich kein Stück interessiert. Nachdem ich den ersten Ärger heruntergeschluckt hab wurd ich dann doch ein wenig neugierig. Ich hab auf die FF geklickt, ein bisschen heruntergescrollt und dann sofort gesehen warum ich diese FF GARANTIERT gelesen habe. :) DJ Jazzman als Charakter, ab dem Moment war für mich alles klar.
Die Beyblade Zeit ist schon eine ganze Weile vorbei und meine Interesse ist nicht sehr hoch, aber DJ mag ich immernoch so sehr wie am Anfang. Er ist herrlich! Umso mehr freut es mich, dass es weiter geht.
Kompliment fürs aufraffen und weiterschreiben nach der langen Zeit. ^__^

*greetz*
Pri
Von:  EiramL
2008-06-08T13:54:34+00:00 08.06.2008 15:54
Hey!^^ Ja du hast eine neue leserin^^ Und ich find die Story klasse!!!!!
Die idee ist prima... und ich finde du hast sie auch echt gut umgesetzt! Der Trailer ist ja mal echt klasse! Den find ich richtig toll! Vor allem die Musik! Ich hab sie die ganze Zeit während dem lesen gehört! Da hast du also echt ein suuuuuper lied rausgesucht^^
Die Teile bei denen ich mich echt tot gelacht hab das waren so die Teile mit een Demolition Boys! Tala mit seinem Sarkasmus und Brian mit seiner ewigen nachfragerei!!! xDDD Geeenial^^
Außerdem hast du die Story echt schön spannend aufgebaut! Ich will unbedingt wissen wie es weiter geht! Und vor allem was mit Kai ist!!!
Also ich hoffe du schreibst weiter so schön viel und spannend!
Ach ja ich wollte fragen ob du mir vielleicht ne ENS schreiben kannst wenn's weiter geht? Wäre klasse!^^
lg EiramL
Von: abgemeldet
2008-06-02T19:52:01+00:00 02.06.2008 21:52
Den Trailer hab ich schon vor einiger Zeit gesehen, aber ich glaub, ich werd ihn mir noch ein paar mal anschauen xD
Zum Kapitel: Nervenaufreibend! Irgendwie passiert immer so viel an beiden Orten und doch nichts... man wartet gespannt auf das Zusammentreffen!!!
Hoffe, es ist im nächsten Kapitel soweit, sonst lauf ich meinen Kreis im Boden tiefer ^^'

Nai
Von:  -Viala-
2008-05-27T20:22:37+00:00 27.05.2008 22:22
Hey wow!
Nicht nur der Trailer ist einfach nur geil geworden, auch das neue Kapitel. ^^ Um wieder in die Story reinzukommen musste ich erstmal wieder alles vom Anfang an lesen, aber geschadet hat es wirklich nicht! :) Ich kann von dieser Story nicht genug bekommen und bin froh, dass du weiter schreibst. Es gibt so coole FFs auf Mexx die unterbrochen werden und ich habe schon fast befürchtet, dass deine wohl auch dazu gehört.
Wurde ich wieder eines besseren belehrt.
Also das mit Johnny und Kai finde ich seeeehr interessant. Da scheint sich zwischen den beiden ja so einiges anzubahnen. So ein paar verrückte Ideen hab ich ja schon, weshalb Kai 10 Jahre lang eingesperrt war, aber diese Ideen sind wirklich verrückt, hoffe also, dass du mich schnellstmöglich von ihnen befreien kannst, indem du schreibst was los ist. ;)
Also, schön weiter so! "Ich bin dein grööößter Fan"
*knuddl*
-Viala-
Von:  Juicy_Juice
2008-05-27T18:55:46+00:00 27.05.2008 20:55
jaaa das neue Kapitel *freu* den Spruch von wegen "...ja das haben aussichtslose Situationen so an sich" fand ich ja so zum wegschmeißen xDD
mach weiter so^^ freu mich schon aufs nächste kapitel^^
Von:  Dark_Kay-13
2008-05-27T16:47:06+00:00 27.05.2008 18:47
Hey ich bins ma wieder, also das Kappi is wie immer super geschrieben. schreib weiter so fleißig. Ich will unbedingt wissen wie es weiter geht. ^-^ Gurß Dark_Kay-13
Von: abgemeldet
2008-05-27T12:42:02+00:00 27.05.2008 14:42
wir toll^^
total spannend^^
schreib ganz schneeeeeeeeeeeeeeeellllllllllll weiter
Von:  Juicy_Juice
2008-05-24T14:31:33+00:00 24.05.2008 16:31
also ich find ja die kapitel werden von mal zu mal besser^^ Vor allem die dialoge find ich echt cool ;)
bin gespannt wies weiter geht^^
gruß cookie_crizp
Von:  Juicy_Juice
2008-05-24T14:04:31+00:00 24.05.2008 16:04
hey! Von all deinen Kapiteln gefällt mir (bis jetzt) dieses am besten!!! (was nich heißen soll, dass ich die vorherigen nich mochte)Der Anfang ist mal was anderes. Anders, aber lustig find ich echt toll^^
Freu mich schon auf die nächsten und die, die noch kommen werden ;)
Von: abgemeldet
2008-04-21T18:14:26+00:00 21.04.2008 20:14
Toby: Pass Mal auf was passiert!
Passt du auf? Gut.
Also:
Happy?
Happy: hm?
Toby: Kai.
Happy: hnnn :3
Toby: Ray.
Happy: hmnhn :3 *sabber*
Toby: *freu*

Happy: *räusper* Ja schönes Wetter nicht?
Regen: Gegen Fenster klatsch.

Ne im Ernst, die ´Story is toll.
Werd gleich mal weiter lesen
Hab auch den Trailer gesehen. absolut cool.
Dadurch bin ich erst auf die FF gekommen.


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