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Wegweiser

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wir setzen bei der Szene gen Ende aus „Dies ist nicht das Ende, sondern der Anfang“ an, bei der Sakura auf Sasuke trifft. Komplett anzeigen

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Alles auf Anfang

Sakura war sich nicht sicher, ob Sasuke ihr tatsächlich zugehört hatte.

„Hast du verstanden, was ich gesagt habe?“, hakte sie nach, während sie unter einem Baum sitzend Rast machten. Sie hatten das Dorf, in dem Sakura Sasuke gefunden hatte, nach ein paar Stunden verlassen. Er hatte sich dort etwas Proviant besorgen wollen, um sich danach auf den Weg in die Berge zu machen. Dass Sakura plötzlich aufgetaucht war, hatte ihn ein wenig aus der Fassung gebracht, doch direkt wieder wegschicken wollte er sie auch nicht und wie sie ihm ebenso schnell klar gemacht hatte: Sie ließ sich auch nicht so einfach wieder wegschicken.

Ich werde dich ein Stück begleiten“, hatte sie ihm resolut erklärt und Sasuke hatte gleich gemerkt, dass er aus der Nummer nur herauskam, wenn er erst einmal einfach darauf eingehen würde. Ein Stück weit wäre wohl mehr als fair.

Weißt du eigentlich, dass du sie durch deine Abwesenheit verletzt? Besonders Sakura leidet darunter, auch wenn sie es nicht zugibt.“

Sais Worte von damals waren ihm sofort in den Sinn gekommen, dicht gefolgt, von dem, was Naruto ihm gesagt hatte: „Du musst Sakura sagen, warum du nicht hier bleiben kannst. Sie vermisst dich schrecklich.“

Nein, einfach wegschicken konnte er sich wirklich nicht. Nicht nach allem, was sie seinetwegen schon hatte durchmachen müssen.

„Ich habe verstanden, du hättest gerade gesagt, dass Naruto Vater werden würde“, reagierte Sasuke endlich auf Sakuras Frage und schüttelte den Kopf. „Aber das kann doch unmöglich-“

„Doch“, erwiderte sie amüsiert. „Genau das habe ich gesagt.“

Sasuke starrte sie entgeistert an. „Naruto?“

Sakura nickte.

„Naruto Uzumaki?“

„Du kannst mir das ruhig glauben.“

„Kleiner als ich, blond, dämliches Grinsen?“

„Wie viele Naruto Uzumakis kennst du denn sonst noch?“

Einmal kräftig ausatmend lehnte sich Sasuke wieder gegen den Baum. „Darüber komme ich nicht so schnell hinweg.“

Angesichts seiner Reaktion musste Sakura herzlich lachen und in diesem Moment fragte Sasuke sich, wann er sie das letzte Mal so hatte lachen sehen. Es musste schon sehr, sehr lange her sein.

Ob das je aufhören würde? Diese Probleme, die Lücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schließen? Ihm fehlten so viele Jahre mit seinen Kameraden, seinen Freunden. Manchmal kam er sich wie ein Beobachter vor, wie ein Außenstehender, der auf diese Gruppe von sich untereinander vertrauten Leuten blickte und sich fragte, ob es dort einen Platz für ihn gab.

„Freust du dich nicht für Naruto und Hinata?“ Die Kunoichi wischte sich die Tränen weg, die sie gelacht hatte.

„Hm?“ Er schreckte aus seinen dunklen Gedanken hoch. „Doch. Natürlich.“ Nüchtern betrachtet, war dies gar nicht so natürlich. Bis vor einigen Jahren hatte Sasuke Naruto noch töten wollen und wenn er dies geschafft hätte, dann würde Naruto heute nicht …. Nein, unterbrach er sich selbst, er musste endlich damit aufhören, so zu denken. Auch wenn seine Gedanken nichts als die Wahrheit widerspiegelten.

„Du bist trotzdem aus Konoha weg?“, fragte er Sakura stattdessen.

„Ich habe ihn gefragt, ob er ohne mich klar käme und er meinte ja. Ich glaube aber, dass ich ihn in einen Zwiespalt gebracht habe. Wahrscheinlich wollte er, dass ich bleibe, aber er wusste, wie sehr ich gehen wollte“, antwortete sie und wurde umgehend ein wenig wehmütig.

„Jetzt verpasst du bestimmt, wie Naruto langsam durchdreht.“

„Hah, langsam? Du kennst doch Naruto. Der macht nie etwas langsam. Ich denke, eine Weile werden die bestimmt auch mal ohne mich zurecht kommen. Ich hoffe es zumindest.“ Sie blickte etwas traurig drein und Sasuke fragte sich, ob er sich für die Idee, die ihm gerade kam, schämen sollte. Wenn er Sakura nach einer gewissen Zeit wieder heimschicken wollte, dann müsste er ihr vielleicht nur genügend Heimweh einreden. Natürlich würde sie das erst einmal traurig machen, aber es wäre eine sichere Strategie, um sie wieder nach Konoha zu lotsen.

„Da fällt mir ein“, ergänzte Sakura. „Ich soll dir noch etwas von Kakashi ausrichten.“

„So?“, fragte der Uchiha überrascht.

„Mm-hm“, machte sie und klang wieder fröhlicher. „Er sagte, er würde dir den Kopf abreißen, wenn du mich schlecht behandeln solltest.“

Obwohl sie nur einen Witz hatte machen wollen, wunderte sich die Kunoichi, ob Sasuke sich das zu sehr zu Herzen nahm, so blass wie er plötzlich wurde. Sie konnte nicht ahnen, dass er sich fragte, ob sie seine Gedanken lesen konnte.

 

„Wieso in aller Welt müssen wir schon wieder ins Gebirge?“ Entsetzt starrte Sakura auf die Berglandschaft, die vor ihnen lag. Vor gerade einmal ein paar Wochen, nachdem sie Sasuke gefunden hatte, waren sie schon einmal durch ein Gebirge gekraxelt. Sie waren gerade erst von dort wieder hinabgestiegen, ein paar Meilen gelaufen und hatten in einem kleinen Dorf ihre Vorräte aufgefüllt. Der erste Berg war noch machbar gewesen. Es war dort oben zwar teilweise auch schon bitterkalt gewesen, aber es war noch nicht Winter gewesen. Mittlerweile herrschten auch am Fuße des Berges eisige Temperaturen und alles war von einer dicken Schneedecke bedeckt. Im Dorf hatte man sie noch gewarnt, dass es auf dem Berg oft zu schweren Schneestürmen kam und die Lawinen auch nicht ohne waren.

„Ich habe es dir doch erklärt.“ Sasukes Antwort war – wie fast immer – kurz und knapp. In letzter Zeit klang er außerdem auch noch meist alles andere als gut gelaunt – beziehungsweise, als das, was man bei ihm unter guter Laune verstehen konnte.

„Ja, schon verstanden. Irgendein Mönch hat dir gesagt, es gäbe irgendwo auf irgendeinem Berg der Umgebung angeblich einen Schrein, der einer Kaguya gewidmet wäre. Aber wieso musst du den ausgerechnet im tiefsten Winter suchen? Das ist Wahnsinn, Sasuke. Du bist auch nicht unverwundbar.“

„Ich muss aber jedem Hinweis nachgehen. Das habe ich dir erklärt. Und momentan ist dies der einzige Hinweis, den ich habe.“

„Dann lass uns woanders nach einem anderen Hinweis suchen.“ Die Stimmung der jungen Frau tat es der Außentemperatur gleich und sank immer weiter.

„Das ist nicht so einfach!“, murrte der Uchiha. „Ich habe ewig nach dieser einen Spur gesucht. Das ist alles, was wir haben.“

„Und was versprichst du dir davon? Glaubst du, da wird geschrieben stehen, was Kaguya eigentlich vorhatte und vor wem sie sich gefürchtet hat? Vielleicht gibt es diesen Schrein gar nicht mehr oder vielleicht ist er einer anderen Kaguya gewidmet.“

„Um das herauszufinden, muss ich ihn erst einmal finden! Wenn dir das zu beschwerlich ist, dann geh nach Hause zurück!“

Nein, natürlich hatte er sie nicht derart anfahren wollen. Allerdings war sie hartnäckiger als er angenommen hatte. Dass sie hartnäckig war, war ihm schon vorher bekannt gewesen, aber dass sie so unnachgiebig war, machte seinen Plan zunichte. Eigentlich wollte er durch das Wählen besonders anstrengender Routen sie nach einiger Zeit zum Umkehren zwingen. Doch Sakura hielt mit ihm mit, egal, was er machte. Er musste tatsächlich auf diesen Berg, um der Spur nachzugehen, aber spätestens jetzt wollte er Sakura nicht mehr dabei haben. Es konnte dort oben wirklich gefährlich werden und er wollte gar nicht daran denken, was wäre, wenn ihr etwas zustoßen würde.

„Ich begleite dich“, sagte Sakura in einem deutlich ruhigeren Tonfall und zumindest äußerlich unbeeindruckt von seinem Wutausbruch. „Wenn du so irre bist, jetzt da hoch zu wollen, kann ich dich unmöglich alleine gehen lassen.“

Sasuke grummelte entnervt. „Das ist zu gefährlich.“

„Sag ich doch.“

„Deswegen gehe ich allein.“

„Nein, tust du nicht. Ich begleite dich.“

„Nein, du bleibst hier.“

„Wenn du nicht zurückkommst, weiß ich nicht, ob es ist, weil dir etwas zugestoßen ist oder weil du abgehauen bist.“

Ihre trockene und offen vorwurfsvolle Aussage ließ Sasuke heftigst stutzen.

„Wie kommst du denn darauf, dass ich-“

„Also bitte.“ Die Kunoichi kreuzte ihre Arme vor der Brust. „Glaubst du, ich merke nicht, dass du die ganze Zeit schon versuchst, mich zur Rückkehr nach Konoha zu bewegen? Diese umständlichen Routen, diese ständige Fragerei, ob ich mir keine Sorgen um Narutos und Hinatas Baby mache. Du hältst mich für so blöd, dass ich nicht merke, was du vorhast?“

Einen Moment lang sagte Sasuke nichts. Er hatte seine ungewollte Begleiterin wieder einmal unterschätzt. Ihr Recht geben wollte er deswegen jedoch noch lange nicht.

„Du scheinst paranoid zu werden.“

Sakuras Miene nahm deutlich zornigere Züge an. Was fiel dem Kerl eigentlich ein?

„Kein Wunder“, gab sie patzig zurück, „wenn man es mit dir zu tun hat, kann man nicht anders als langsam verrückt zu werden.“

Auf ihre Retourkutsche hin musste der Uchiha erst einmal kräftig schlucken. Früher wäre es undenkbar gewesen, dass sie ihm so etwas an den Kopf geworfen hätte. Das Bild von ihr, das er von früher hatte, passte immer und immer weniger mit der gegenwärtigen Realität zusammen.

Sein erneutes Schweigen beunruhigte Sakura nun doch ein wenig. War sie zu weit gegangen? Aber er hatte dies provoziert und sie verstand einfach nicht, wieso er sie von sich stoßen wollte. Sie hatten sich in den letzten Wochen erstaunlich gut vertragen. Auch wenn sie die meiste Zeit schweigend nebeneinander hergelaufen waren, hatte Sakura dennoch das Gefühl gehabt, ihm noch nie zuvor so nahe gewesen zu sein. Es waren nur sie beide. Kein Team um sie herum, keine Mission, die erfüllt werden musste. Sie hatten alle Zeit der Welt und Sakura wollte diese nutzen, um herauszufinden, was er ihr nun bedeutete. Alles, was sie wusste, war was er ihr einmal bedeutet hatte. Dass sie nicht das Bedürfnis verspürte, ihn wie ihr zwölfjähriges Ich ohne Unterlass anzuhimmeln und vollzuquasseln, war ein erfrischendes, erhebendes Gefühl. Jetzt hatte sie die Möglichkeit, ihn tatsächlich kennen zu lernen und sie würde nicht den Fehler machen, ihn zu bedrängen.

„Ich zwinge dich nicht bei mir zu bleiben“, unterbrach Sasuke endlich die Stille. „Im Gegenteil. Ich will, dass du nach Hause zurück gehst. Du nervst mich, Sakura.“

Angesichts der ihr so schmerzlich bekannten Phrase zuckte die junge Frau erschrocken zusammen. Im gleichen Augenblick wandte Sasuke ruckartig seinen Blick von ihr ab, drehte sich um und machte sich ohne ein weiteres Wort auf den Weg zum Berg, der sich vor ihnen so bedrohlich erhob.

Glaubte dieser Kerl wirklich, er könnte sie damit abfertigen? Glaubte er wirklich, sie wäre immer noch das kleine Mädchen von damals, das sich so sehr seine Aufmerksamkeit gewünscht hatte, dass es durch diese Worte hatte vernichtet werden können? Sakura ballte ihre frierenden Hände zu Fäusten und stapfte ihm durch den Schnee hinterher. Immerhin half ihre kochende Wut etwas gegen die Kälte.

Schnell bemerkte Sasuke, dass er keinen Erfolg mit seinem letzten Schachzug gehabt hatte. Ihre Sturheit trieb ihn zwar fast auf die Palme, aber so weit, sie tatsächlich zu verletzen, hatte er eigentlich auch nicht gehen wollen und er schämte sich für seine Worte. Dass er trotzdem zu diesem Mittel gegriffen hatte, lag zum einen daran, dass er sich manchmal wirklich schlecht unter Kontrolle hatte und zum anderen daran, dass er nicht wusste, was er ihr sonst sagen sollte. Ehrliche und offene Gespräche waren nicht seine Stärke. Naruto hatte ihn damals beinahe umbringen müssen, ehe er endlich über seine Gefühle hatte sprechen können. Das einzig andere, was ihm eingefallen war, außer Sakura zu sagen, sie nervte ihn, war sie mit einem Genjutsu außer Gefecht zu setzen. Doch in dieser Kälte, mitten in der Wildnis, konnte er sie auch nicht einfach zurücklassen. Nun folgte sie ihm also.

„Hhhhnnnn“, stöhnte Sasuke in die eiskalte Luft hinein.

 

Seit knapp zwei Tagen hatte sie kein Wort mehr als nötig mit ihm geredet. Alle paar Meter warf Sasuke einen Blick zurück auf Sakura, die hinter ihm ging und offensichtlich mehr und mehr mit den beschwerlichen Bedingungen zu kämpfen hatte. Er konnte ihre Zähne klappern hören und manchmal, wenn ihre Lippen ein zu deutliches Blau annahmen, stoppte er, um die Luft mit einem Feuerjutsu zu erwärmen. Es gab hier oben keine Vegetation, mit der er ein Feuer hätte machen können und so war dies alles, was ihnen an Wärme blieb. Er war wütend auf sich selbst, dass er nicht mehr unternommen hatte, um sie vom Mitkommen abzubringen. Wenn ihr hier oben etwas passierte, würde er sich dies nie verzeihen können und all seine Bemühungen, seine bisherige Schuld zu sühnen, wären praktisch umsonst gewesen. Denn Sakura zu verlieren, wäre eine Sünde, die sich durch nichts in der Welt wieder gutmachen ließ.

„Sakura!“, schrie er in ihre Richtung durch den unerbittlichen wehenden Wind. „Pass auf, hier auf dem Bergkamm rutscht man leicht ab!“

Er musste ein paar Mal blinzeln, um ihr schwaches Nicken zu sehen. Hatten die Anstrengungen der letzten Tage auch an seinen Kräften gezerrt? Ständig sah er verschwommen. Weil ihre Bewegungen immer schwerfälliger wurden, warf Sasuke immer mehr Blicke zu ihr zurück. Und so sah er, was er unter keinen Umständen hatte sehen wollen: Sakura machte einen falschen Schritt, rutschte von dem schmalen Weg in Richtung der Rückseite des Berges ab und wie sie entsetzt die Augen aufriss, als sie ihren Fehltritt bemerkte, fiel sie bereits in die Tiefe.

„Sakura!! Sakura!!“ Dem jungen Mann blieb beinahe das Herz stehen. In Windeseile aktivierte er sein Mangekyou und ließ sein Susanoo entstehen, dass sich mit ihm zusammen der Kameradin entgegen stürzte und sie auffing. Er konnte gerade einmal erleichtert ausatmen, als ein Schmerz durch seinen Körper fuhr und sein Susanoo sich wieder ins Nichts auflöste. Es war Glück im Unglück, dass sie nun aus nicht mehr allzu hoher Höhe auf frisch gefallenen Schnee stürzten. Die Kunoichi sprang als Erste wieder auf und eilte, so schnell ihr erschöpfter Körper sie tragen konnte, zu ihrem Gefährten, der wenige Meter neben ihr gelandet war.

„Was ist mit dir??“, rief sie ihm besorgt entgegen. „Hast du dir was getan?“

Noch bevor sie ihm aufhelfen konnte, richtete Sasuke sich wieder auf. „Nein“, antwortete er und war selbst erschrocken darüber, wie sehr er außer Atem war. „Ist nichts. Und bei dir?“

„Alles soweit in Ordnung. Ich bin abgerutscht.“

„Habe ich gemerkt.“

„Danke, dass du mich aufgefangen hast“, sagte Sakura sichtlich betreten. Fühlte sie sich nun schlecht, weil sie ihm doch zur Last geworden war? Der Uchiha schalt sich selbst für diesen Gedanken. Er wollte sie nicht als Last sehen – und noch viel weniger wollte er, dass sie sich als solchen empfand.

„Wir sind wohl bis zur Mitte der Bergrückseite gefallen“, schätzte er, ihren Satz ignorierend, während er sich umsah und erneut heftig blinzeln musste. Nun waren sie soweit gekommen und hatten sich nicht einmal auf der Bergspitze nach dem Schrein umsehen können. Dort wieder hochzusteigen, konnten sie in ihrer momentanen Verfassung kaum bewerkstelligen. Doch erst einmal war Sakura nicht mehr in akuter Gefahr und Sasuke stolperte innerlich selbst darüber, wie viel wichtiger als alles andere ihm dies war.

„Was … was ist das?“ Plötzlich entdeckte die Kunoichi etwas und deutete mit ihrem Finger zu einem wenige Meter entfernten Felsvorsprung, der eine merkwürdige Form hatte. Er sah nicht natürlich aus, sondern wie in den Berg gesprengt … wie von Menschenhand gemacht. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff Sasuke sich Sakuras behandschuhte Hand und stapfte mit der überrumpelten Frau zu dem Felsvorsprung. An besagter Stelle angekommen, staunten sie nicht schlecht, denn dort befand sich eine kleine Höhle, mitsamt eines kleinen Schreins darin.

„Ist das etwa …?“, begann Sakura und stellte enttäuscht fest, dass der Uchiha beim Betreten der Höhle ihre Hand losließ.

Sorgfältig suchten Sasukes Augen sofort die Höhle nach weiteren Hinweisen ab. Er wusste nie, wonach er eigentlich suchte, wenn er Kaguyas Spuren verfolgte, aber irgendetwas musste hier sein. Der ganze Ärger durfte nicht umsonst gewesen sein. Außerdem wollte er nicht wieder bei Null anfangen müssen.

„Sakura!“, sagte er ungeduldig. „Siehst du hier irgendetwas Auffälliges? Egal was, irgendetwas, das dir ins Auge springt?“

„Bisher nicht.“

In der Höhle befand sich nichts außer einem von Wand zu Wand gespanntem Strohseil, hinter dem ein hölzerner Altar stand, über dem sich wiederum ein bereits teilweise eingefallenes, hölzernes Dach befand.

„Hier muss etwas sein! Such genauer!“

Sein zunehmend aufgekratzter Tonfall beunruhigte Sakura. Er klang nicht gereizt, wie sie es sonst von ihm kannte, sondern mehr gehetzt. Und dass er immer schwerer atmete, gefiel ihr auch ganz und gar nicht.

„Sasuke …“ Sie befreite eine ihrer Hände aus ihren Handschuhen und als der Uchiha sich zu ihr drehte, legte sie ihm die Hand auf die Stirn. „Du glühst ja!“, rief sie erschrocken aus. „Du hast Fieber!“

Bei der plötzlichen Berührung zuckte er zusammen, ehe seine Schultern enttäuscht in sich zusammensanken und er mit beinahe bedröppelter Miene dastand. Deswegen fühlte er sich also so schwach. Das konnte er jetzt nun wirklich nicht gebrauchen.

Sachte schob er ihre Hand beiseite. „Das ist egal. Such weiter.“

Er nahm von neuem den Altar unter die Lupe, während Sakura missmutig schnaubte. Dieser Sturkopf! Aber was sollte sie machen? Er würde nicht von diesem Berg runter gehen, ehe sie nicht irgendetwas gefunden hatten. Auf einmal bemerkte sie die winzigen Trümmer, die direkt neben dem Eingang lagen. Sie kniete sich hin und hob einige der größeren Steinfragmente hoch. Auf ihnen waren Schriftzeichen zu erkennen. Wie Puzzleteile setzte Sakura die Steine wieder so gut es ging zusammen. Anscheinend waren die Fragmente mal Teil eines Torii-Eingangstors gewesen.

„Was machst du da?“ Sasuke drehte sich wieder zu ihr um und kam näher.

„Der Komidori-Schrein“, las Sakura von den zusammengesetzten Teilen ab.

„Komidori?“, wiederholte er perplex. „Das ist eine Stadt weit entfernt im Westen.“

„Warte, ich habe noch mehr“, sagte die Kunoichi, während sie weiter puzzelte. „Das hier könnte 'Unterschrein' heißen.“

Trotz einsetzender, heftiger Kopfschmerzen dachte Sasuke intensiv nach. „Heißt das … das hier ist ein Unterschrein des Komidori-Schreins?“

„Sieht ganz danach aus.“

„Dann müssen wir als nächstes nach-“

Bevor er den Satz beenden konnte, schwankte der Uchiha nach vorne und bevor er den Boden unsanft erreichte, fing seine Begleiterin ihn auf.

„Verdammt ...“, grummelte Sasuke geschlagen.

„Wir müssen als erstes heil von diesem Berg runter, damit du wieder gesund wirst“, sagte Sakura in einem Befehlston, den sie immer anwandte, wenn ihre Patienten nicht das taten, was sie ihnen empfohlen hatte. Naruto, Sai und Kakashi waren im Besonderen schon des Öfteren die Adressaten dieses Tons gewesen. Sie war stets froh, dass außer ihr wenigstens Yamato noch vernünftig und somit um einiges pflegeleichter war – sonst würde ihr dieses Team noch den letzten Nerv rauben.

Sakura spürte, wie sie plötzlich ihre Reservekräfte mobilisieren konnte; als würde allein der Umstand, dass Sasuke in Gefahr war, verborgene Kräfte in ihr freisetzen. „Wir stützen uns jetzt gegenseitig ab. Dann werden wir es bestimmt schaffen.“ Auf ihre resolute Erklärung hin nickte Sasuke schwach und richtete sich mit ihrer Hilfe wieder auf. Er hatte sie wirklich unterschätzt.

Ein Teil deines Lebens

„Ah, du kommst endlich wieder zu dir. Wie fühlst du dich?“

Sasuke blinzelte ein paar Mal verschlafen, bis er Sakura deutlich erkennen konnte. Sie kniete neben dem Futon, auf dem er lag und legte ihm gerade ein nasses Tuch auf die Stirn.

„Wo sind wir?“

„Tja“, die Kunoichi lächelte gequält, „zunächst einmal vielen Dank, dass du erst am Fuß des Bergs ohnmächtig geworden bist. So musste ich dich wenigstens nur die paar Kilometer bis in das Dorf, aus dem wir gestartet waren, zurückschleifen.“

Langsam und sehr verschwommen erinnerte sich Sasuke an den mühseligen Abstieg vom Berg. Irgendwann hatten ihn seine Beine kaum noch getragen und er hatte sich immer mehr auf Sakura abgestützt, die selbst von den Strapazen der letzten Tage gekennzeichnet gewesen war.

„Wir sind wieder in dem Gasthaus, in dem wir zuvor gewesen sind“, stellte er nüchtern fest.

„Gern geschehen“, erwiderte Sakura sarkastisch in Anbetracht von Sasukes anscheinender Undankbarkeit und machte Anstalten, aufzustehen.

„Warte.“ Unwillig zuzugeben, dass sein Hirn noch nicht wieder ganz so flink arbeitete und dass das Eingestehen von Schwächen nicht zu seinen Stärken gehörte, machte er eine lange Pause, in der er versuchte, sich seine Worte zurecht zu legen. „Das war dumm von dir, mit mir zu kommen. Dieser Berg gilt so schon als gefährlich, aber im Winter ist er unberechenbar. Du hättest dort oben sterben können.“

Irritiert rutschte die Kunoichi wieder an seine Seite zurück. „Ich hatte gedacht, du würdest dich vielleicht doch bedanken wollen und stattdessen machst du mir Vorhaltungen?“

„Ich bin noch nicht fertig.“

„Aha. Was willst du mir denn noch sagen?“ Sakura kreuzte von neuem missmutig die Arme vor der Brust. „Dass du mich sowieso nicht dabei haben willst? Dass ich endlich nach Hause gehen soll? Schieß los, ich kann es kaum erwarten.“

Sasuke atmete einmal tief ein und wieder aus, als würde ihn das Folgende Überwindung und Mühe kosten. „Ohne dich wäre ich dort oben sicher gestorben. Und außerdem warst du es, die eine neue Information gefunden hat. Ich danke dir, Sakura.“

„Äh ...“ Verdattert blinzelte die junge Frau ihn nun an. Damit hatte sie tatsächlich nicht gerechnet. „Hah!“ Sie versuchte, ihre selbstbewusste Fassade aufrecht zu erhalten, damit er nicht merkte, wie viel ihr seine Worte bedeuteten. „Siehst du's jetzt ein? Du brauchst mich!“ Sakura löste ihre ablehnende Körperhaltung und drehte das Tuch auf seiner Stirn. Mit einem Mal jedoch sah sie traurig aus und Sasuke fand keine Erklärung, wieso sie dies so plötzlich sein sollte.

„Warum wolltest du mich wegschicken?“, fragte sie in die aufgekommene Stille hinein.

„Das hier ist meine Mission. Mein Weg“, antwortete er in einem für seine Verhältnisse beinahe schon sanftem Tonfall. „Das hat mir dir nichts zu tun.“

„Dir ist vermutlich nicht bewusst, wie verletzend das klingt“, entgegnete Sakura enttäuscht. „Zu sagen, dein Leben hätte mit mir nichts zu tun.“

„So meine ich das nicht.“

Hoffnungsvoll blickte sie zu ihrem Kameraden, der allerdings seinen Blick abwandte. In intimen Momenten Augenkontakt zu halten, gehörte auch nicht zu seinen Stärken und in diesem Moment gerade fand er es selbst recht beschämend, seine Schwäche nicht überwinden zu können.

„Ich bin unterwegs, um Buße zu tun und um Antworten auf die offenen Fragen zu allem, was Kaguya betrifft, zu finden“, erklärte er weiter. „Das ist beschwerlich und genau das soll es sein. Aber du hast dir nie etwas zu Schulde kommen lassen, Sakura. Du hast ein besseres Leben verdient. Du solltest in Konoha sein. Mit den Menschen, die du liebst und die dich lieben. Und du solltest dort die großartigen Dinge tun, die du tust. Du solltest auf gar keinen Fall irgendetwas davon meinetwegen aufgeben. Du darfst nicht dein Leben aufgeben, nur um bei mir zu sein.“

Eine erneute Stille trat zwischen sie, doch dieses Mal war sie nicht bedrückender Natur. Mit steigender Faszination hatte Sakura Sasukes Worten gelauscht. Es war lange her, dass der Uchiha so viel und so ehrlich mit ihr gesprochen hatte. Und dass er sich so viele Gedanken um sie machte, kam ebenso völlig unerwartet.

„Ich gebe nichts davon auf“, sagte sie schließlich. „Im Gegenteil. Ich bin hier, weil ein Mensch, den ich liebe, nicht in Konoha ist und ich ihn nicht aufgeben will. Du bist ein Teil meines Lebens, Sasuke. Und ich bin hier, um herauszufinden, ob ich auch ein Teil deines Lebens bin. Ich gebe nichts auf. Wenn überhaupt gewinne ich etwas dazu. Und wenn es nur Klarheit ist.“ Tapfer kämpfte sie während ihrer Rede damit, ihre Tränen zurückzuhalten. Sasuke sollte bloß nicht denken, dass sie immer noch die ständig heulende Zwölfjährige war. Ausgerechnet jetzt wandte er ihr seinen Blick wieder zu. Er sah erstaunt aus, vielleicht sogar ein bisschen beeindruckt.

In der Tat war er verblüfft von ihren Worten. Wieder einmal hatte er sie vollkommen falsch eingeschätzt. Sie lief ihm nicht seinetwegen nach. Sie lief ihretwegen mit ihm mit.

„Ich verstehe“, war alles, was er antwortete.

„Davon abgesehen“, ergänzte Sakura schelmisch, „hast du am Schrein gesagt, dass wir als nächstes nach Komidori gehen müssen. Ich schließe daraus, dass du also nichts dagegen hast, wenn ich dich noch etwas begleite?“

Ein schwaches Lächeln bildete sich auf Sasukes Gesicht. „Hn. Als ich das sagte, war ich im Delirium.“

„Von wegen. Aus der Sache kommst du so einfach nicht heraus.“ Sie musste lachen. „Jetzt ruh dich weiter aus. Ich mache dir eine Medizin aus Kräutern, die ich von Zuhause mitgebracht habe.“

„Solltest du dich nicht auch ausruhen?“

„Ha, hab ich schon.“ Die Kunoichi stand auf. „Du hast zwei Tage durchgeschlafen.“

So langsam kam sich Sasuke albern vor, weil er sich so viele Sorgen um ihre Unversehrtheit gemacht hatte. Nein, Angst müsste er um sie wohl nicht mehr so sehr haben. Sie war viel stärker als er erahnt hatte, sowohl körperlich als auch geistig. Und er? Er unterschätzte sie nicht nur ständig, er hatte sie auch nicht gerade so behandelt, wie sie es verdient hatte.

„Sakura?“

„Ja?“ Sie drehte sich wieder zu ihm um.

„Tut mir leid. Ich meine, was ich vor dem Aufstieg gesagt habe.“

Von seiner plötzlichen Entschuldigung überrascht, sah Sakura ihn erst einmal wortlos an, ehe sie mit den Schultern zuckte.

„Du kannst manchmal echt ein Idiot sein.“

„Ich weiß. Hast du dagegen keine Medizin?“

Sasuke genoss es, Sakuras Lachen zu hören.

Kirschblütenzeit

Auf manche Erkenntnis hätte Sakura verzichten können. Zum Beispiel auf die, auf welcher Stufe Sasuke sich in ihrer Rangliste der nervigsten Patienten einordnen würde. Naruto war bisher dort immer die Nummer eins gewesen, denn er konnte nie lange still liegen und einfach auf das hören, was sie ihm befahl. Sai war die Nummer zwei, da er, beeinflusst von Naruto, sich ebenso über ihre Anordnungen hinwegzusetzen begonnen hatte. Kakashi kam auf der dritten Position, weil er auch wahnsinnig stur sein konnte, aber – ob freiwillig oder gezwungenermaßen – irgendwann dann doch auf seinen Körper hören musste. Sasuke allerdings war eine Liga für sich. Einerseits einsichtig, dass er sich schonen musste, versuchte er andererseits immer wieder entgegen Sakuras Rat aufzustehen und musste von ihr wieder in sein Krankenbett geschleift werden, wenn seine Beine ihn doch noch nicht trugen. Hinzu kam, dass es ihm wohl etwas gegen seinen Stolz ging, sich von jemand anderem helfen zu lassen. In diesen Momenten erinnerte sich Sakura daran, was ihre Lehrmeisterin Tsunade ihr gesagt hatte: „Manche Patienten müssen zu ihrer Heilung gezwungen werden.“ Für einen schwierigen Fall wie Sasuke es einer war, reichte dies allein jedoch nicht aus. Also mischte die Kunoichi Tsunades Lehrsatz mit dem, was Yamato ihnen einst über den gelegentlichen Vorzug einer Terrorherrschaft gesagt hatte, als sie nicht seiner Order hatten folgen wollen.

Als Sasuke also wieder einmal ungeduldig aufstehen wollte, setzte Sakura ein unheimliches Lächeln auf (eins der Sorte, die einem einen Schauer über den Rücken jagten) und erklärte ihm: „Manche Patienten müssen zu ihrer Heilung gezwungen werden. Notfalls auch mit Gewalt.“ Und dann zerquetschte sie – immer noch genau so lächelnd, als wäre sie einem Horrorfilm entsprungen - mit bloßer Hand einen Stein. Sasuke sah zu dem zu Boden fallenden Staub, der einst ein massiver Stein gewesen war und entschied sich, völlig freiwillig, noch etwas im Bett zu bleiben.

Nach zwei Wochen war er endlich wieder vollständig genesen und sie konnten sich zusammen auf den Weg in das weit entfernte Komidori machen. Zwar schwiegen sie immer noch hin und wieder, doch seit der Uchiha nicht mehr dagegen ankämpfte, Sakura an seiner Seite zu haben, war eine Menge Anspannung zwischen ihnen weggefallen. Er interessierte sich sogar für das, was in Konoha so passierte, fragte seine Begleiterin nach ihren Studien und Therapieprogrammen, wie Kakashi sich als Hokage machte und natürlich, wie Naruto sich auf seinem weiteren Weg anstellte.

„Ich kann mich erinnern, dass du sowohl Kakashi als auch Naruto versprochen hast, ihnen öfters zu schreiben“, ermahnte sie ihn, während sie bei einer Rast einen Brief an Naruto fertig machte, um ihm Sasukes Falken zur Auslieferung zu überlassen.

„Wenn ich verwertbare Ergebnisse habe, schicke ich die natürlich sofort an Kakashi“, erwiderte er nüchtern.

„Ja, schon, aber sie interessieren sich doch auch dafür, wie es dir geht. Naruto meckerte immer, wenn von dir nichts kam außer 'Nichts Neues.'“

Plötzlich fiel Sasuke siedend heiß etwas ein. „Bitte sag mir, dass du ihnen nicht von der Beinahe-Katastrophe am Berg berichtest.“

„Hältst du mich für komplett bescheuert?“ Sakura rollte mit den Augen. „Wenn die sich zu Hause Sorgen machen würden, könnte ich unsere Reise nicht so einfach fortsetzen. Naruto wäre schneller hier als irgendeinem von uns lieb wäre.“

„'Sasuke ist stur wie eh und je, aber er kümmert sich gut um mich'“, las der Shinobi aus dem Brief vor, während er auf das Papier blickte.

„Hey, schon mal was vom Briefgeheimnis gehört?“, empörte die junge Frau sich.

„Hn. Sehr schmeichelhaft kommt das ja nicht rüber“, bemerkte er, ein wenig gekränkt klingend.

Die Kunoichi rollte erneut mit den Augen und zeigte auf die nächste Zeile. „'Er gibt sich große Mühe, sich zu bessern.' Zufrieden?“

„Das klingt wie etwas aus einem Zeugnis für einen Akademieschüler.“

„Grrr“, knurrte Sakura und fügte eine weitere Zeile ein: „'Manchmal hab ich das Gefühl, ich bin mit einer besserwisserischen Version von dir unterwegs.'“

„Jetzt wirst du beleidigend.“

Ruhig atmend, um durch Sasukes Gemecker nicht die Nerven zu verlieren, blickte Sakura zu ihm hoch. „Letzte Chance, dich selbst im Brief zu Wort zu melden.“

Instinktiv wollte er ablehnen, doch stattdessen geriet er für einen Moment ins Grübeln und überlegte es sich letztlich anders: „Schreib … dass ich ihm gratuliere und er sich gut um Hinata und das Kind kümmern soll.“

Zuerst sah Sakura voller Verwunderung zu ihm, ehe sie zu strahlen begann und freudig den Satz notierte.

„Und“, fügte Sasuke hinzu, „dass ich sehr hoffe, dass das Kind nach Hinata kommen wird.“

„Das soll ich ernsthaft schreiben?“

„Sonst glaubt er nicht, dass diese Zeilen wirklich von mir stammen.“

Mit einem nun gequälten Lächeln schrieb sie weiter. „Egal, wo ich hingehe, ich bin nur von Verrückten umgeben.“

Von ihm selbst unerwartet, musste Sasuke lächeln.

 

Sakura streckte müde die Arme und Beine von sich und gähnte ausgiebig, als sie auf einem großen, am Wegesrand liegenden Stein saß. Mit dem beginnenden Frühling wurde es draußen endlich wieder viel angenehmer. Es hatte schon geholfen, als sie endlich aus der Bergregion hoch oben im Norden in Richtung Süden gelaufen waren, aber der Frühling war noch mal eine ganz andere Angelegenheit. Endlich sangen wieder Vögel und die Blumen und Bäume erwachten aus ihrem Winterschlaf. In Konoha würde sie normalerweise um diese Jahreszeit zusammen mit Ino damit anfangen, ein Hanami-Picknick vorzubereiten. Ob Sasuke etwas für Kirschblüten übrig hatte? Die Ironie hinsichtlich ihres Namens ließ Sakura auflachen.

„Worüber lachst du?“ Sasuke kam von dem angrenzenden Hügel hinunter, auf den er gestiegen war, um einen Überblick über die Umgebung zu bekommen.

„Nichtsnichtsnichts.“ Die junge Frau wedelte peinlich berührt mit den Händen.

Kritisch blickte der Uchiha bei ihrer Reaktion zum Himmel. „Für einen Sonnenstich ist noch nicht genug Sonne da.“

„Ha. Ha. Ha. Ich war nur in Gedanken versunken. Gehen wir weiter?“

„Woran hast du gedacht?“

Sakura seufzte innerlich. Manchmal zeigte er genau in den falschen Momenten Interesse an ihrem Leben. „An die Hanami-Feiern in Konoha.“

Sasuke schwieg einen kurzen Moment lang und die Kunoichi hatte die Unterhaltung bereits für beendet erachtet, als er sagte: „Macht ihr das jedes Jahr?“

„Ja. Du warst doch auch einmal dabei.“

„Weil ihr mich dahingeschleppt habt und Kakashi es eine 'teambildende Maßnahme' genannt hat. Ich kann mich nur daran erinnern, dass Naruto und ich uns um ein Onigiri gestritten hatten, das am Ende von Choji gegessen worden war.“ Es war nicht seine Absicht gewesen, aber die für seine Verhältnisse launig vorgetragene Anekdote hatte Sakura wieder einmal zum Lachen gebracht.

„So in etwa läuft das jedes Jahr ab. Nur, dass irgendwann noch Tsunade hinzukommt und volltrunken Lebensweisheiten von sich gibt.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie sachte hinzu: „Irgendwann kannst du ja mal wieder mitfeiern.“

„Ich glaube nicht, dass da jeder von begeistert wäre.“

„Da irrst du dich“, entgegnete Sakura energisch. „Sicher, es wäre anfangs vielleicht ein bisschen ungewohnt, aber das wird sich legen. Du gehörst schließlich zu uns.“

Wenn sie so überzeugt von seiner Rückkehr nach Konoha sprach, wollte Sasuke ihr nie widersprechen, denn sie schien so sehr darauf zu hoffen und er wollte diese Hoffnung nicht kaputt machen. Erst recht wollte er keinen Streit vom Zaun brechen, da sie sich mittlerweile überraschend harmonisch miteinander verstanden und es ihm wichtig war, dass dies so blieb.

„Ich will dir etwas zeigen“, sagte er stattdessen und ergriff ihre Hand.

„W-was?“ Überrumpelt und rot im Gesicht wurde Sakura von ihm mitgezogen. Sie stiegen den kleinen Hügel wieder hinauf und auch, als sie oben angelangt waren und stehen blieben, ließ er ihre Hand nicht los.

„Es ist keine Hanami-Feier“, sagte er und sein Blick glitt ins Tal hinunter, „aber es sind Kirschblüten.“

Sakuras Augen folgten seinem Blick und voller Verblüffung starrte sie auf das, was er ihr hatte zeigen wollen: Das ganze Tal war gespickt mit Kirschbäumen, die in praller rosafarbener Pracht erblühten.

„Das ist wunderschön“, sagte sie und ließ ihren Blick ausgiebig über das Tal schweifen, bis sie sich wieder Sasuke zuwandte. „Danke.“

„Hn“, erwiderte dieser lediglich, „wofür?“

„Für diesen Moment“, antwortete sie und errötete erneut, als ihr bewusst wurde, dass alles an diesem Moment geradezu nach Romantik schrie. „Ich meine“, fuhr sie hörbar nervös fort, „na ja, es gibt diese besonderen Momente im Leben, an die man sich dann bis in alle Ewigkeit erinnern wird, weißt du? Und das hier, das ist genau so einer.“ Je aufgeregter sie wurde, desto schneller redete sie und ihr Vorsatz, ihren Kameraden nicht mehr peinlich vollzuquasseln rückte plötzlich in weite Ferne. „Als würde man etwas finden, von dem man gar nicht wusste, dass man es gesucht hat. Und dann plötzlich steht es vor einem und man kann gar nicht fassen, dass man so etwas Schönes erleben darf. Und wenn man sich irgendwann an diese Momente zurückerinnert, dann kann man wieder genau das fühlen, was man damals gefühlt hat. Oh, ergebe ich überhaupt noch Sinn? Haha, ich rede mich gerade wohl um Kopf und Kragen. Dabei wollte ich doch nur sagen-“

„Sakura“, unterbrach Sasuke ihr aufgekratztes Quasseln. „Gerade wirst du ein klein wenig nervig.“

„Huh?“ Sie erschrak. Hatte sie den schönen Moment kaputt gemacht? „Entschuldige, ich wollte nur-“

Bevor sie wusste, wie ihr geschah, bekam sie einen noch viel größeren Schreck, denn wie aus dem Nichts spürte sie Sasukes Lippen auf ihren eigenen.

Unverhofftes Wiedersehen, ungewolltes Wiedersehen

Mitten aus dem dichten dunkelgrünen Wald, durch den sie die letzten Tage gelaufen waren, erhob sich eine Stadt. Sie hatte zwar, soweit Sakura es sehen konnte, keine sonderlich hohen Gebäude, doch allein an den Ausmaßen, die von hier erkennbar waren, schloss die Kunoichi, dass Komidori wahrscheinlich sogar größer war als Konoha. Bereits vor dem Stadttor ging es so geschäftig zu, dass man im Vergleich ihr Heimatdorf für ein verschlafenes Nest halten konnte. Händler, Reisende und Pilger tummelten sich zu Dutzenden auf den Zufahrtswegen und gleich hinter dem großen, hölzernen Stadttor begann der gut besuchte Marktplatz, der zwar laut war, aber nicht auf eine unangenehme Weise, sondern eher auf eine, die Komidori wie einen sehr lebendigen Fleck Erde erschienen ließ. Die Gebäude der Stadt waren eine Mischung aus Holzbauten und gemauerten Häusern aus edlem Sandstein, was wohl an der Nähe des Ortes zum Wald auf der einen Seite, als auch zum Erdreich auf der anderen Seite lag. Obwohl man den Gebäuden ihr Alter ansehen konnte, wirkte alles äußerst gepflegt und ließ keinen Zweifel an dem Reichtum, über den die Stadt verfügte.

„Auf einem Schild neben dem Tor stand, dass der Schrein hinter der Stadt liegt“, erklärte Sasuke, während sie durch die vollen Straßen navigierten. Zum Glück begannen die Menschenmengen, sich besser zu verteilen, sobald sie den Marktplatz hinter sich gelassen hatten. Sakura besah sich im Vorbeigehen die Geschäfte, die Heilkräuter und Medizin verkauften. Sie musste sich diese unbedingt später ansehen, es gab hier bestimmt Dinge, die sie noch nicht kannte.

„Du willst dir diese Geschäft ansehen, nicht wahr? Wir haben sicher nachher noch Zeit dafür, wenn wir am Schrein waren“, sagte Sasuke mit einem Hauch von Belustigung in der Stimme.

Die Kunoichi schmunzelte angesichts seiner Bemerkung. „Du kennst mich zu gut.“

Es kam dem Uchiha die meiste Zeit doch noch recht seltsam vor, wie sich die Dinge entwickelt hatten. Er war unentschlossen, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, seine Gefühle für Sakura zuzulassen. Es fühlte sich richtig an, das stand außer Frage, allerdings war es ihm mehr als bewusst, dass, das, was sie nun miteinander hatten, nicht von Dauer sein konnte. Irgendwann würde Sakura nach Konoha zurückkehren und er nicht. Sie hatte ihm gesagt, dass ihr dies ebenso bewusst war, aber sie hatte energisch argumentiert, dass das jetzt im Augenblick vollkommen egal war.

Ich warte doch nicht seit Jahren auf dich, um jetzt zu sagen: Oh, das mit der gemeinsamen Zukunft wird aber schwierig, also lassen wir's. Die Zukunft ist die Zukunft, aber das hier, das ist die Gegenwart.“ Es war Wochen her, dass sie dies gesagt hatte und bis heute war ihm kein brauchbares Gegenargument eingefallen. Dafür trieb ihn die Angst um, ihr das Herz zu brechen, wenn sich ihre Wege wieder trennten. Die, die er auf gar keinen Fall verletzen wollte, würde er auf jeden Fall verletzen. Was sollte er da nur tun?

So plötzlich die Stadt aus dem Wald aufgetaucht war, so plötzlich kehrte auch der Wald wieder zurück. Direkt hinter den letzten Häusern setzte sich das dichte dunkle Grün der Bäume fort und die beiden Konoha-Ninjas wanderten eine geschlagene Stunde durch den Wald, ehe ein großes hölzernes Torii-Eingangstor sich vor ihnen erhob. Wenige Meter dahinter war der Schrein erkennbar. Das strahlende Rot der Gebäude leuchtete vor dem dunklen Waldhintergrund. Fasziniert besah Sakura sich die vielen kleinen und großen Bauten, die zum Schrein gehörten.

„Yamato würde das hier lieben“, sagte sie.

„Der Holztyp?“

„Sein Name ist Yamato. Das weißt du“, gab sie grummelnd zurück. Manchmal kam ihr der Gedanke, dass Sasuke sich immer noch mit Yamato und Sai schwer tat. Selbst wenn er kein Freund von Veränderung war, sollte er sich endlich daran gewöhnen, dass Team Sieben, ihre Familie, aus mehr als vier Mitgliedern bestand – auch wenn dies zu seiner Zeit nicht der Fall gewesen war. Insbesondere bei jeder Erwähnung von Sai ihrerseits bemerkte sie seine ablehnende Haltung, egal, wie sehr er auch versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Irgendwann müsste sie dieses Thema mal ansprechen.

Sie blieben vor der Haupthalle des Schreins stehen, als ein Priester auf das Paar zukam.

„Entschuldigen Sie“, wandte Sakura sich an ihn, „dürfen wir Sie etwas fragen?“

„Natürlich“, antwortete dieser freundlich, doch mit sorgenvoller Miene, „aber leider habe ich nicht allzu viel Zeit seit diesem Vorfall.“

„Es ist etwas vorgefallen?“, hakte Sasuke nach.

Der Priester seufzte bekümmert. „Vorgestern wurde mitten in der Nacht unser Heiligstes gestohlen. Die Diebe haben das Innere des Schreins schlimm verwüstet. Wir müssen immer noch aufräumen und wir beten für die Rückkehr des Artefakts.“

„Artefakt?“ Sasuke überkam ein ungutes Gefühl. „Was für ein Artefakt?“

„Es ist ein Amulett der Hasengöttin, die wir hier verehren.“

Beinahe panisch rissen Sakura und Sasuke ihre Augen auf.

„Hasengöttin??“, entfuhr es dem Shinobi aggressiver als gewollt.

„Uh, ja“, entgegnete der Priester sichtbar eingeschüchtert. „Wolltet ihr etwas bezüglich der Reliquie fragen?“

Sakura konnte gerade einmal nicken, bevor ihr nun sehr aufgekratzter Gefährte das Wort an sich riss:

„Was hat es mit diesem Amulett auf sich??“ Angesichts seiner zunehmender Lautstärke wollte die Kunoichi ihn für sein ungehobeltes Verhalten zurechtweisen, aber der Geistliche antwortete nichtsdestotrotz.

„Lange vor unserer Zeit soll ein eher schwächliches Mädchen aus dem Dorf, das sich einst hier befand, von einer Hasengöttin ein Amulett erhalten haben, mit dem sie kräftiger wurde und das Dorf sogar vor Banditen, die es immer wieder heimgesucht haben, beschützt haben.“

„Hatte diese Hasengöttin einen Namen?“, fragte Sakura hastig, bevor Sasuke reagieren konnte. Sie selbst wusste allerdings nicht, auf welche Antwort sie hoffen sollte.

„Nun, hier bezeichnen wir sie als Hasengöttin“, erwiderte der Priester, seinen Blick auf die weitaus ruhigere Frau gerichtet. „Weiter im Norden haben wir Unterschreine, dort bezeichnet man sie als 'Kaguya'.“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, aktivierte Sasuke bei dieser Erklärung sein Sharingan und legte sein Rinnegan frei, um damit zu beginnen, die Gegend abzusuchen. Dass er den Priester damit beinahe zu Tode erschrak, kümmerte ihn kein Stück.

„Ich werde das Gebiet um den Schrein absuchen. Du hörst dich in der Stadt um, ob dort jemandem zwielichtige Gestalten aufgefallen sind“, kommandierte der Uchiha stattdessen, ehe er in den Wald rannte.

„Sasuke!“, brüllte Sakura ihm noch hinterher, aber er war bereits auf und davon. „Verzeihen Sie“, sagte sie dem Priester mit betretener Miene, „er ist leider ... manchmal so.“

„Ihr seid also auch Ninja? Wollt ihr etwa die Diebe suchen?“, fragte der Geistliche erstaunt, nachdem er sich von seinem Schreck erholt hatte. „Wir haben bereits Leute damit beauftragt. Bedauerlicherweise können wir euch nicht auch noch bezahlen.“

Entschuldigend lächelnd winkte Sakura ab. „Wir arbeiten umsonst.“

 

So ein Idiot, ging es der Kunoichi auf dem Rückweg nach Komidori immerzu durch den Kopf. Manchmal war er wirklich keinen Deut besser als Naruto. Bei Sasukes Version von unvorsichtigem Drauflos-Stürmen kam jedoch hinzu, dass er von sich und seinen Kräften so sehr überzeugt war, dass er sich scheinbar gar keine Sorgen darüber machte, ob sein Gegner ihm gefährlich werden konnte. Offensichtlich verschwendete er ebenso keinen Gedanken daran, dass sie sich Sorgen um ihn machte. Sakura entfuhr ein langer und tiefer Seufzer, als sie zurück in der Stadt war.

„Na ja, ich hab gewusst, worauf ich mich einlasse.“ Sie zuckte resigniert mit den Schultern und legte sich sogleich einen Plan zurecht, wo und wie sie nach Informationen suchen sollte. Sie begann damit, die Gasthäuser und Restaurants am Stadtrand abzuklappern, denn wenn die Diebe den Schrein zuerst ausgekundschaftet hatten, dann am ehesten in der Tarnung als Touristen oder Pilger. Ihr Gefühl sagte ihr, dass Räuber vermutlich eher nicht viel Geld für ihre Observierung ausgeben wollten, daher waren sie wahrscheinlich in einer der günstigeren Herbergen und Lokalen außerhalb der Stadtmitte.

Wieso musste sie sich nun in die Gedankenwelten von Räubern hineinversetzen? Wieso hätte es nicht einfach so schön friedlich mit Sasuke weiterlaufen können?

Es wurde Abend und Sakura hatte nichts in Erfahrung bringen können. Niemandem war etwas oder jemandem aufgefallen, nur der Besitzer einer Pension hatte ihr irritiert mitgeteilt, dass schon mal jemand hier gewesen war, um wegen des Vorfalls am Schrein nachzufragen. Da Sakura wusste, dass die Priester bereits Leute engagiert hatten, kümmerte sie das nicht weiter. Sie trat auf die Straße heraus und schaute in den dunklen Himmel. Wo Sasuke wohl steckte? Dieser Idiot.

„Sakura?“

Erschrocken blickte die junge Frau in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, die verblüfft ihren Namen gesagt hatte. Vor ihr stand ein blonder, langhaariger Junge, der nicht viel älter als 14 Jahre alt sein konnte und starrte sie mit großen Augen an. Dann strahlte er über sein ganzes Gesicht. „Du bist es wirklich!“

 

Das ist ja wohl ein schlechter Scherz, dachte Sasuke wütend, während er mit Höchstgeschwindigkeit durch den Wald hetzte. Da waren sie den ganzen Weg hergekommen und nun war das, weswegen sie hergekommen waren, weg. Er durfte es unter keinen Umständen zulassen, dass eine Spur kalt wurde. Auch wenn seit dem Diebstahl schon so viel Zeit vergangen war, er musste diese Räuber finden und ihnen das Amulett wieder abnehmen. Wenn sie sich im Wald versteckten, war die Chance hoch, dass sie sich dort verliefen. Hätte er nicht seine Augenkünste, er hätte in diesem dichten Grün längst die Übersicht verloren. Der Wald von Komidori war außerhalb des Weges zum Schrein der reinste Urwald.

Plötzlich erfasste sein Rinnegan in etwas Distanz Chakra. Trainiertes Chakra, um genau zu sein, was hieß, dass es sich um einen Ninja handeln musste. Sasuke hechtete los und zog bereits im Laufen sein Schwert. Als er näher kam, musste er auf einen Schlag messerscharfen Kristallgeschossen ausweichen, die auf ihn zurasten.

„So ein Scheiß, was will der denn hier?!“, hörte er eine wütende und ihm bekannte Frauenstimme schimpfen.

Vor ihm stand niemand Geringeres als Guren. Eine flüchtige Bekanntschaft aus Orochimaru-Zeiten.

„Du??“, entfuhr es ihm, nachdem der erste Schock über ihr unerwartetes Wiedersehen überstanden war. „Dann hast du das Artefakt gestohlen?“ Soweit er wusste, hatte sie nichts mehr mit Orochimaru zu tun, aber sicher sein konnte er sich da nicht.

„Ich?!“, entgegnete sie empört. „Wohl eher du!“

Aus dem Nichts bebte der Boden um Sasuke herum und mit einer blitzschnellen Geschwindigkeit schoss aus diesem ein riesiger Mann, dessen gewaltige Arme sich mit einem Mal von hinten um den Uchiha schlangen und ihn festhielten.

Hatte der nicht auch mal zu Orochimaru gehört?

„Soll ich ihn zerquetschen, Guren?“, fragte der Kerl seelenruhig.

„Warte, Gozu. Wenn er dieses Amulett hat, geht es dabei noch kaputt.“

Bei diesen Worten horchte Sasuke auf. Dies würde sie definitiv nicht sagen, wenn sie die Diebin wäre. Oh nein, durchfuhr es ihn. Das hieß diese zwei …. „Das wird ja immer besser, uuuhgnnn“, gab er gequält von sich, während Gozus unnatürlich starker Griff ihm fast die Luft zum Atmen nahm und er sein Schwert fallen lassen musste. „Ihr seid die Leute ... die vom Schrein beauftragt wurden?“

„Woher weißt du davon?“ Übellaunig trat Guren näher und ließ dabei ein Kristallschwert an ihrem Arm entstehen, das sie Sasuke sogleich an die Kehle hielt.

„Ich war … gerade … uuuuhgn ... beim Schrein und suche nach den Räubern … uuuuhhgnn.“

„Du auch? Wieso?“

„Das … ist meine ... Sache.“

Guren musterte ihn einen Moment lang und machte einen Schritt zurück. „Gozu, lass ihn los. Wenn er zerquetscht würde, wäre Naruto sicher nicht erfreut.“

Von jetzt auf gleich ließ der Riese ihn los, worauf Sasuke auf die Knie fiel und dort erst einmal nach Luft schnappen musste.

„Was … hast du … mit Naruto zu schaffen?“

„Wir sind alte Bekannte“, erklärte sie schnippisch. „Du kennst das ja. Man trifft sich, man bekämpft sich, man schließt Frieden, weil man einen gemeinsamen Feind hat. Wenn man den Gerüchten glaubt, dann kennst du das wirklich.“

Unter ihrem kritischen Blick stand der Uchiha auf. „Hn. Naruto freundet sich auch echt mit jedem an.“

„Hier und da wird gemunkelt, du würdest umherziehen und Gutes tun“, sagte Guren und hob skeptisch eine Augenbraue. „Das finde ich schwer zu glauben, aber wenn du den Priestern vom Schrein helfen willst, dann spricht das zumindest ein wenig für dich. Außer du kriegst auch Geld dafür.“

„Nein, tue ich nicht. Auch wenn euch das nichts angeht.“

„Oh, hört, hört, statt irre bist du jetzt wohltätig?“

„Und statt Orochimarus Lakai zu sein, knöpfst du jetzt Priestern ihr Geld ab?“

„Sei nicht gemein zu Guren!“, grollte Gozu lautstark und ließ Sasuke ein wenig zusammenzucken.

„Wir sind wandernde Ninja“, antwortete die dunkelhaarige Kunoichi unbeeindruckt. „Von irgendetwas muss man ja leben.“

„Hn.“ Sasuke hob sein Schwert auf und steckte es wieder weg. „Kommt mir einfach nicht in die Quere.“

„Komm du uns nicht in die Quere“, entgegnete Guren drohend und ließ ihr Kristallschwert verschwinden. „Gozu, wir gehen. Im Dunkeln finden wir eh keine Spuren. Sehen wir, was die Recherche in der Stadt ergeben hat.“

Bei ihren Worten überkam Sasuke ein ungutes Gefühl, denn ihm gefiel der Gedanke nicht, dass diese zwielichtigen Gestalten Sakura über den Weg laufen könnten. Bei Tagesanbruch würde er erneut den Wald durchkämmen, aber nun würde er erst einmal in die Stadt zurückkehren.

„Wir werden verfolgt“, bemerkte Gozu, doch Guren winkte ab.

„Entweder traut er uns nicht oder er findet selbst mit seinen tollen Augen nachts nichts. Uns kann es egal sein, so lange er uns in Ruhe lässt.“

 

Als sie den Wald verließen, war es bereits Nacht geworden. Sasuke blieb nach wie vor ein Stück hinter Guren und ihrem Begleiter zurück. Er hatte keine Ahnung von dem, was zwischen Naruto und einer – soweit er wusste – früher sehr loyalen Untergebenen Orochimarus vorgefallen war, aber nur weil die beiden sich wohl einmal begegnet waren, hieß das nicht, dass er ihr trauen würde. Daher zog er es erst einmal vor, Sakura zu finden und sie vor Guren abzuschirmen. Wann und weswegen Naruto wohl überhaupt mal auf die Kristallversteckanwenderin getroffen war? Seine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als die beiden vor ihm abrupt stehen blieben. Sie befanden sich an der Grenze zur Stadt und hier standen, anscheinend um den Anfang des Waldes als eine Art Park zu nutzen, Sitzbänke und Laternen. Als Sasuke zu den beiden aufschloss, knirschte er mit den Zähnen. Auf einer der Bänke saß Sakura und unterhielt sich mit einem blonden Jungen.

Verdammt. Schlechtes. Timing.

„Du bist auch hier?“, fragte Guren verblüfft und Sasuke war nicht minder erstaunt, dass sie auch Sakura zu kennen schien. „Ah, verstehe“, fuhr die blauhaarige Frau gehässig fort, „du bist seine Aufpasserin.“

Sakura und der Junge standen auf und kamen zu ihnen. „Nein“, sie schüttelte den Kopf, „ich … begleite ihn.“

„Aber natürlich“, frotzelte Guren weiter. „Seine 'Begleiterin.' Also an Konohas Stelle würde ich ihn auch 'begleiten' lassen.“

„Ihr kennt euch?“, fuhr Sasuke launisch dazwischen.

„Ja“, antwortete die hellhaarige Kunoichi. „Wir trafen Guren als wir den Sanbi versiegeln wollten.“ Die Vorgeschichte mit der Suche nach Informationen über Orochimaru und somit Sasuke ließ sie lieber aus. „Wir haben uns nach eurem plötzlichem Verschwinden damals Sorgen gemacht.“

Auf ihre Worte hin musste Guren lachen. „Sorgen? Ihr seid wirklich unglaublich. Ich kann mich dunkel erinnern, dass wir uns bis aufs Blut bekämpft haben.“

„Nein“, warf Yukimaru ein und zog eine Schnute, „nicht davon anfangen.“

„Schon gut, schon gut“, erwiderte die dunkelhaarige Frau. „Wie geht's Naruto so? Hab ja viel Gutes von ihm gehört.“

„Ihm geht es hervorragend. Er wird sich sicher freuen, wenn ich ihm erzähle, dass es euch gut geht.“

„Und Kakashi Hatake ist die Karriereleiter hinaufgefallen, hm?“

„Ihr seid ja wirklich gut informiert.“

Guren zuckte mit den Schultern. „Na ja, die ganze Sache mit dem Krieg und was danach kam, machte halt so die Runde. Da kriegt man einiges mit.“

„Hi hi“, kicherte Yukimaru, „Guren will nicht zugeben, dass sie sich für euch interessiert.“

„Werd nicht frech“, meckerte sie, merklich peinlich berührt, „lass uns lieber zusammentragen, was wir heute herausgefunden haben.“

„Ah, ich hab Sakura schon davon erzählt, weil sie auch die Diebe jagen. Wenn wir uns zusammentun, finden wir sie bestimmt schneller“, berichtete der blonde Junge fröhlich.

Die Ältere der Kunoichi seufzte tief, während Sasuke noch fester mit seinen Zähne knirschte.

„Ich halte dies auch für eine gute Idee“, stimmte Sakura ihm zu. „Wir verfolgen alle das gleiche Ziel und zusammen wären wir vermutlich schneller.“

„Ich glaube, sie haben Recht“, sagte nun auch Gozu, der generell wenig zu sagen schien. „Du meinst doch immer, dass es gut ist, Aufträge schnell zu erledigen.“

„Meinetwegen“, stöhnte Guren. „So lange ich nicht mehr als nötig mit dem da reden muss.“ Sie neigte ihren Kopf in Sasukes Richtung. „In dem Gasthaus, in dem wir übernachten, sind noch Zimmer frei. Habt ihr schon eine Bleibe?“

„Noch nicht“, antwortete Sakura und versuchte ihren Begleiter mit purem Augenkontakt zu beschwichtigen. Er war offensichtlich alles andere als angetan von der Idee.

„Dann kommt mit.“

 

„Hast du den Verstand verloren?“, zischte Sasuke, als sie in einiger Entfernung Guren, Gozu und Yukimaru folgten. „Das sind Untergebene von Orochimaru. Du kannst ihnen nicht einfach trauen. Narutos naive Einschätzungen sind nicht immer richtig.“

„Hörst du eigentlich selbst, was du da sagst?“ Sakura schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich soll also niemandem trauen, der je mit Orochimaru zu tun hatte?“

Der Uchiha schreckte zusammen. „Nein. Ich meine … ich war nie ein Anhänger Orochimarus. Das ist etwas anderes. Aber diese Leute haben ihn bei seinen Verbrechen unterstützt.“

Die Laune der Kunoichi machte einen weiteren Sprung in die Tiefe. „Ist das dein Ernst? Sie waren vielleicht früher so, doch inzwischen gehören sie nicht mehr zu Orochimaru. Du weißt nicht, was vorgefallen ist. Ich schon. Ende der Diskussion.“

„Das ist schrecklich naiv. Du kannst dir nicht vorstellen, was für Gräueltaten solche Leute begangen haben. Ihnen ist nicht zu trauen.“

Jetzt war es an Sakura, mit den Zähnen zu knirschen. Was bildete Sasuke sich eigentlich ein? „Sie wollten aber nie Konoha zerstören oder die Kage töten. Und Narutos Arm haben sie auch dran gelassen“, zischte sie zurück und bereute es in der Sekunde, in der sie es gesagt hatte, denn für einen flüchtigen Augenblick lang weitete sich Sasukes sichtbares Auge entgeistert, bevor er sich von ihr abwandte. Für den Rest des Weges herrschte eine schwere Stille zwischen ihnen.

 

Sie saßen im großen Zimmer, das Guren, Gozu und Yukimaru bezogen hatten, zusammen und der Junge berichtete stolz, von dem, was er herausgefunden hatte: „Jedenfalls war ich dann in der letzten Herberge, die am Übergang zum Waldrand liegt, und da sagte die Besitzerin, dass neulich vier Kerle bei ihr übernachtet hätten. Zwei Nächte lang und an jedem Tag, an dem sie da waren, wären sie zum Schrein gegangen. Und dann wären sie plötzlich ohne auszuchecken mitten in der Nacht verschwunden. Die Besitzerin war noch froh, dass sie das Geld vorher von ihnen kassiert hatte.“

„Das sind dann wohl unsere Diebe“, mutmaßte Guren.

„Die Eigentümerin beschrieb sie als düstere und schweigsame Typen“, erzählte Sakura, was sie von Yukimaru erfahren hatte. „Sie hatten alle hellere Haare und schienen durchtrainiert zu sein. Sonst waren sie vom Aussehen wohl eher unauffällig. In der Stadt hat sonst niemand diese Gruppe bemerkt.“

„Die Mistkerle verstecken sich hundertpro im Wald“, schlussfolgerte die ältere der beiden Kunoichi. „Aber was haben sie davon? Sie müssen doch irgendwann da raus. Die Stadt und der Wald sind von Mauern umgeben. So lange sie nicht fliegen können, bleibt ihnen nur der Weg durch die Stadt, um hier raus zu kommen.“

„Vielleicht graben sie einen Tunnel?“, überlegte Sakura laut.

„Komidori hat zwar keine Ninja, aber genug Polizisten, die regelmäßig um die Mauern patrouillieren“, entgegnete Guren.

„Warum haben die Priester euch mit der Suche nach den Dieben beauftragt, wenn es hier eine Polizei gibt?“, warf Sasuke ein. „Die einzig mögliche Antwort ist, dass sie davon ausgehen, dass die Diebe selbst Shinobi sind.“

Sakura ließ diese Vermutung einen Moment lang sacken. „Willst du etwa andeuten, dass sie das Amulett gestohlen haben, um es zu benutzen? Dass sie sich deswegen im Wald verschanzen? Weil sie versuchen, an seine angeblichen Kräfte zu kommen?“

Der Uchiha nickte. „Keiner kann uns sagen, ob an der Geschichte wirklich etwas dran ist. Aber wenn es so ist, dann wird diese Bande noch mehr im Sinn haben, als nur ein Amulett zu stehlen.“

„Was denn?“, hakte Yukimaru staunend nach.

„Die wollen Komidori nicht verlassen!“, rief Guren aus, als sie zu begreifen begann. „Die wollen es unter ihre Herrschaft bringen! Wieso bin ich da nicht alleine drauf gekommen?! Eine so reiche und große Stadt wie Komidori zu kontrollieren, wäre ein ziemlich lukratives Geschäft.“ Sie ignorierte den misstrauischen Blick, den Sasuke ihr zuwarf.

„Und wenn die Geschichte nicht stimmt?“, wandte Gozu ein. „Es ist doch nur eine Legende, oder?“

„Ja, das dachte ich auch, allerdings ...“, begann seine Begleiterin und sah zu Sasuke, ehe sie sich Sakura zuwandte. „Mal ehrlich. Selbst wenn Sasuke Uchiha neuerdings unter die Wohltäter gegangen ist, ist das nicht der einzige Grund, warum ihr das Amulett wiederbeschaffen wollt, oder?“

Die angesprochene Kunoichi zögerte einen Augenblick, in dem sie ihre Antwort abwägte. Doch. Sie würde ihnen vertrauen. „Was wisst ihr über den Ausgang des vierten Krieges?“

„Sakura!“, knurrte Sasuke aufgebracht dazwischen. „Das müssen sie nicht wissen!“

„Irgendwas mit 'ner Irren aus dem All, die uns alle schlafen geschickt hat“, antwortete Guren unbeeindruckt, ehe ihr der nächste Geistesblitz kam. „Wartet, hat die etwa was mit dem Amulett zu tun?“

„Vielleicht“, erwiderte Sakura und spürte erneut den zornigen Blick ihres Kameraden auf sich.

„Oh Mann“, stöhnte die Kristallverstecknutzerin, „ich hasse es, wenn ein Auftrag so anders verläuft als erwartet.“

Risse

Sasuke hatte seit letzter Nacht kaum ein Wort mit ihr gewechselt. Ein paar Stunden hatten sie schlafen können, bevor sie direkt bei Morgengrauen wieder aufgebrochen waren, um sich mit den anderen am Waldeingang zu treffen. Während sie auf Guren und Gozu warteten (Yukimaru blieb, trotz seines Bettelns mitkommen zu dürfen, in der Herberge zurück), wagte sich Sakura vorsichtig vor. „Was ich gestern gesagt habe … ich habe es nicht-“

„Du hast es genau so gemeint“, unterbrach Sasuke sie und starrte dabei in Richtung des Waldes anstatt sie anzusehen. „Weil es genau so ist.“

„Sasuke, das liegt alles in der Vergangenheit-“

„Lass es, Sakura“, unterbrach er sie erneut. „Konzentrier dich auf das Problem, das vor dir liegt.“

Das tue ich, dachte sie frustriert.

In diesem Augenblick gesellten sich Guren und Gozu zu ihnen.

„Brrr“, die blauhaarige Kunoichi schüttelte sich, „ist die Luft hier so kalt oder strömt die Gefühlskälte von jemandem hier nach außen?“

„Hn.“ Sasuke passte diese unfreiwillige Zusammenarbeit ganz und gar nicht, aber irgendwie musste er jetzt mit diesem zusätzlichen Ballast klar kommen. Und die blöden Kommentare ignorieren.

„Wie sollen wir uns aufteilen?“, warf Sakura pragmatisch ein, ehe die Lage noch eskalierte.

„Gozu und ich suchen in der Westhälfte des Waldes weiter. Da hatten wir angefangen, bevor wir so rüde dabei unterbrochen wurden.“

„Wie ihr wollt. Benachrichtigt uns, wenn ihr die Diebe gefunden habt. Sakura!“ Sasuke lief los, ohne dass seine Begleiterin etwas dazu sagen konnte – oder sich über seinen Kommandoton ärgern konnte.

„Tsk“, schnaubte Guren. „Für wen hält der sich? Sein angeblicher Geisteswandel täuscht nicht darüber hinweg, dass er nach wie vor ein eiskalter Mistkerl ist.“

„Er traut uns nicht“, bemerkte Gozu.

„Ist mir aufgefallen. Aber das beruht auf Gegenseitigkeit.“

 

Er musste auf jeden Fall vor ihnen das Amulett finden. Während sie hoch über dem Boden über die Äste sprangen und Sasuke mit seinen beiden Augenkünsten die Umgebung nach Chakraspuren absuchte, warf er einen kurzen Blick zurück, um sicherzustellen, dass Sakura ihm bei diesem hohen Tempo folgen konnte. Sie konnte.

„Sollten wir nicht strategischer vorgehen?“, rief sie ihm zu.

„Hast du einen Vorschlag?“ Er stoppte abrupt, als er merkte, dass sie angehalten hatte.

Nachdenklich runzelte die Kunoichi die Stirn. „Wenn sie wirklich austesten wollen, ob das Amulett ihre Kräfte verstärkt, dann brauchen sie etwas, an dem sie dies testen können. Bäume wären zu auffällig, denn sie machen zu viel Lärm, wenn sie fallen und andere Bäume mit umreißen. Also kämen vielleicht eher Felsen in Frage … Ah!“, fiel es ihr ein, als sie sich die vereinfachte Umgebungskarte am Waldrand, die sie sich gestern beguckt hatte, ins Gedächtnis rief. „Die Stadtmauer läuft nicht ringsum. An einer Stelle im Nordosten grenzt der Wald an eine Felswand. Wenn von dort Geräusche kämen, wären sie sicher nicht bis in die Stadt zu hören.“

„Dann laufen wir an der Mauer entlang, bis sie in den Felsen übergeht.“ Sasuke spurtete von neuem los, ohne ein Wort zu viel mit seiner Gefährtin zu reden. Innerlich hingegen, fluchte er lautstark. Vielleicht wäre er auch auf diese Idee gekommen, wenn ein Teil seines Verstandes nicht damit beschäftigt wäre, sich über die Anspannung zwischen ihnen zu ärgern. Nein. Eigentlich ärgerte er sich einzig und allein über sich selbst. Er war schuld an dieser Situation. Er war das Problem, denn Sakura hatte tatsächlich nichts als die Wahrheit gesprochen, als sie all diese Dinge am Vortag gesagt hatte. Wie dumm war es von ihm gewesen zu glauben, er könnte dies hinter sich lassen? Wie dumm war es von ihm gewesen, Sakura falsche Hoffnungen zu machen? Es war seine Schuld, nicht ihre. Sie hatte versucht, ihn aufzuhalten, damals. Damals, als er so dumm gewesen war, alleine loszuziehen und Konoha zu verlassen.

Mit diesen dunklen Gedanken lief er, dicht gefolgt von Sakura, einige Zeit an der Mauer entlang, bis er vier Präsenzen bemerkte. Eiligst gab er seiner Kameradin ein Zeichen und sie flüchteten ins Unterholz, von wo sie weiter krochen und nach einer kurzen Weile die gesuchten Verbrecher endlich ausfindig machen konnten. Genauer genommen hörten sie die Bande, bevor sie sie sahen, denn, wie Sakura vermutet hatte, testete einer von ihnen seine Kräfte an der Felswand. Sasukes Augen erfassten das Amulett, ein kleiner, rautenförmiger Anhänger aus einem grünen Mineralstein, das um den Hals des Diebes hing.

„Von dem Anhänger geht ein merkwürdiger Chakrastrom aus“, flüsterte Sasuke Sakura zu.

„Von dem Artefakt geht Chakra aus?“

„Nein, es sieht eher so aus, als würde das Chakra des Mannes durch den Anhänger fließen und dort verstärkt werden. Der Energiestrom fließt auch nicht kontrolliert. Es sieht mehr aus wie … Explosionen von Chakra im Körper.“

„Explosionen?“ Sakura runzelte nachdenklich die Stirn. „Das klingt nach einem künstlichen Verstärkungsmechanismus. Vielleicht ist das Amulett aus einem Material gemacht, das diesen Effekt hat. Von so etwas habe ich schon gelesen.“

Ein lautstarkes Geräusch von vorne zog plötzlich ihre Aufmerksamkeit auf sich. Der Mann, der das Amulett trug, hatte mit einem Erdjutsu einen gewaltigen Steinhagel in den Felsen geschossen.

„Du wirst wirklich immer stärker, Boss!“, rief einer der anderen Männer aus.

„Die Legende stimmt!“, rief ein Weiterer. „Damit können wir die Stadt unterwerfen!“

„Nein“, sagte ihr Anführer, ein Mann von großer Statur und mit blonden Haaren und braunen Augen, „Wir werden aus Komidori die mächtigste Stadt der Welt machen. Wir werden stärker als es Iwagakure je war. Wir werden es die Tsuchikage bereuen lassen, dass sie uns 'Kriegstreiber' genannt hat und unsere Vorschläge zur Rettung des Landes nicht ernst genommen hat! Und dann werden wir Iwagakure unterwerfen und es zu dem Glanz zurückführen, den es hatte, bevor man vor Konoha gekuscht hat!“

„Irgendetwas sagt mir, dass das Abtrünnige aus Iwa sind.“ Sasukes trockener Kommentar entlockte Sakura ein gequältes Lächeln.

„Irgendetwas sagt mir, dass es hier mal wieder nach einer Mischung aus Rache und Allmachtsfantasie riecht.“ Als Sasuke nach ihrer Bemerkung ein wenig zusammenzuckte, realisierte die Kunoichi, dass dies auch einst auf ihn zugetroffen hatte. Dieses Mal allerdings hatte sie ihn gar nicht gemeint. Sie seufzte innerlich.

„Halt dich zurück“, sagte er ihr hastig, als wollte er den gerade gefallen Satz abschütteln, „ich erledige das.“

„Aber die sind zu viert, ich kann doch-“

Der Uchiha wartete das Ende ihres Satzes gar nicht erst ab und schoss aus ihrem Versteck heraus auf die Bande zu. Amaterasus schwarze Flammen loderten auf und bevor die Diebe verstanden, was los war, hatten sie einen von ihnen bereits erwischt.

„Schwarze Flammen??“, schrie der Anführer entsetzt. „Ist das etwa Sasuke Uchiha??“

Die zwei anderen Männer zückten umgehend ihre Kunai und gingen auf Sasuke los, der ihnen spielend leicht auswich. Noch während die Männer sich erneut zu ihm drehten, um einen weiteren Angriff zu starten, zog der Konoha-Ninja sein Schwert, lud es elektrisch auf und musste lediglich an den Dieben vorbei laufen, um sie mit der elektrischen Wucht seines Blitzangriffes zu treffen und sie zu Boden zu schicken.

„Gib mir das Amulett, das ihr gestohlen habt.“ Sasuke wandte sich dem Anführer der Bande zu, der ihm gegenüber stand und nun den Anhänger um seinen Hals mit einer Hand fest umklammerte.

Dieser lachte. „Wenn Sasuke Uchiha hinter dem Ding her ist, dann stimmt die Legende bestimmt und ich habe mir das eben nicht nur eingebildet.“

Ein tiefrotes und ein lilafarbenes Augen verengten sich zornig. „Woher wusstet ihr überhaupt von dem Amulett?“

Das Lachen wurde noch lauter und boshafter. „Ein glücklicher Zufall hat uns auf seine Spur gebracht, als wir von einem Schrein an der Westküste hörten, der einer Kaguya gewidmet ist. Ich fragte mich, ob das ein seltsamer Zufall ist, dass dies der Name von dieser Frau aus dem letzten Krieg war. Wie es aussieht, war es das nicht!“

„Was für ein Schrein?“, hakte Sasuke ungeduldig nach. „Wo an der Westküste?“

„Ich bin neugierig“, antwortete der Mann, seine Frage mit einem siegessicheren Grinsen ignorierend, „Willst du das Amulett für Konoha haben oder bist du immer noch ein Abtrünniger? Mal hört man das eine, mal das andere.“

Erneut ließ Sasuke Elektrizität durch sein Schwert fahren. „Wenn du nicht reden willst, habe ich auch andere Methoden, um zu erfahren, was ich wissen will“, entgegnete er unbeeindruckt.

Bevor der Uchiha seinen Angriff starten konnte, spürte er plötzlich ein merkwürdiges Gefühl unter seinen Füßen. Hastig sah er hinunter und erblickte dort eine klebrige, graue und zähe Masse, die mit einem Mal aus dem Boden hervorsprudelte und seine Füße in Windeseile bedeckte. Im Bruchteil einer Sekunde verhärtete die Masse sich und nagelte den verdatterten Uchiha an Ort und Stelle fest.

„Was-?!“ Sasuke wusste nicht wie ihm geschah, als der Strom in seinem Schwert aufhörte zu fließen und sein Sharingan sich abschaltete. Auch die Fähigkeiten des Rinnegan funktionierten plötzlich nicht mehr.

Diese Masse saugt Chakra auf?!

Wieder hörte er das überhebliche Lachen des Anführers, der nun mit seinem Erdjutsu ein Steingeschoss auf ihn abfeuerte.

„Sasuke!!“ Geistesgegenwärtig sprang Sakura zwischen ihn und den riesigen Felsbrocken, der auf ihn zuraste. Mit einem gut platzierten Treffer zertrümmerte ihre Faust das Geschoss, das nun zersplitterte und zu Boden fiel.

„Noch einer?“, maulte der Anführer verärgert. „Ist hier ein Nest?“

„Sakura lass dich nicht von dieser grauen Masse treffen. Sie klebt einen fest und frisst rasend schnell Chakra!“, warnte Sasuke sie.

„Alles klar, aber wo kommt die so plötzlich her?“

Der Uchiha blickte zu den Typen, von denen er angenommen hatte, sie bereits erledigt zu haben. Einer von ihnen drückte seine Handfläche fest auf den Boden.

„Von ihm! Er lässt das Zeug unter der Erde fließen!“ Er hatte gedacht, er hätte sie kampfunfähig gemacht, doch die Kerle waren zäher als er angenommen hatte und standen wieder auf. Derweil eröffnete der Anführer ein Sperrfeuer auf das Paar aus Konoha. Blitzschnell stürmte Sakura den Geschossen entgegen und zerschlug alle, die direkt auf sie zurasten. Der Großteil der Steinbrocken flog jedoch an ihnen vorbei und krachten in die sich hinter ihnen befindliche Felswand.

Während Sasuke krampfhaft versuchte, seine bis über die Knöchel eingeschlossenen Füße zu befreien, indem er sein Schwert gegen die harte Masse schlug, behielt er die beiden anderen im Auge. Sie näherten sich ihnen nicht und machten auch keine Anstalten anzugreifen. Sein Chakra war beinahe komplett aufgefressen worden. Er konnte sich weder befreien, noch sie angreifen. Noch während er versuchte, zu begreifen, warum sie nur dastanden, fielen ihm ein paar Felssplitter in den Nacken. Schlagartig verstehend, was die Bande im Sinn hatte, drehte er den Kopf zu der Felswand hinter ihm.

„Sakura!“, schrie er plötzlich, „Verschwinde von hier!“

Die Kunoichi, die gleichzeitig die Steingeschosse zertrümmerte und ständig in Bewegung blieb, um nicht von der Masse erwischt zu werden, warf instinktiv einen Blick zurück.

„Die Felswand!“ Ihr Gegner hatte absichtlich so wild und breit gefeuert, damit er die Stabilität des Felsen erschüttern konnte. Tiefe Risse hatten sich in der Wand gebildet und sie drohte nun, in sich zusammenzufallen und auf sie zu stürzen. Sakura hetzte zu Sasuke und schlug mit einer Faust gegen die Masse, durch die er in der Falle saß. Sie ließ sich nicht zerschlagen.

„Ich hab gesagt, du sollst verschwinden!“, brüllte er sie an.

Plötzlich blubberte erneut etwas von der grauen Flüssigkeit aus dem Boden und erwischte Sakuras Hand, als sie ein weiteres Mal versuchte, ihn zu befreien und dabei mit der Masse in Berührung kam.

„Verdammt!“ Panisch zog die Kunoichi an ihrer nun festgeklebten Hand, doch sie konnte sie nicht mehr wegziehen.

Sasuke hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Er konnte das Susanoo nicht beschwören oder irgendetwas anderes tun. Tatsächlich war sein Chakralevel mittlerweile so niedrig, dass ihm langsam schwarz vor Augen wurde. Ein lauter Knall ertönte und der junge Shinobi musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass er von einem Felsbrocken verursacht worden war, der sich aus der einstürzenden Wand gelöst hatte und nun auf sie hinabfiel, um sie unter sich zu begraben.

Ich habe sie in Gefahr gebracht. Sakura wird meinetwegen ….

Von entsetzlicher Panik ergriffen, warf er seinen Körper schützend über seine Gefährtin, wohl wissend, dass ihnen dies auch nicht mehr helfen würde. Doch in seiner Hilflosigkeit wusste er nicht, was er sonst tun sollte.

Aus dem Nichts erklang ein unmenschlich wirkender Schrei, gefolgt von dem Geräusch eines kräftigen Schlags und statt von dem Felsbrocken zerquetscht zu werden, prasselten lediglich ein paar kleinere Steine auf sie nieder. Sakura und Sasuke blickten entgeistert auf und sahen, wie vor ihnen Gozu wieder auf der Erde landete, der in die Luft gesprungen war und dort den Felsen zertrümmert hatte.

Zwei Schmerzensschreie durchschnitten die Luft, als Guren die beiden außenstehenden Männer mit kristallenen Speeren durchbohrte.

„Was?! Nein!“, entfuhr es dem Anführer schockiert. „Wie viele kommen denn da no-“ Plötzlich spuckte er Blut, obwohl niemand ihn angegriffen hatte. Er wurde leichenblass und zitterte mit einem Mal erbärmlich. Als hätte jemand seine Lebensenergie aus ihm herausgesaugt.

„Was … was ist jetzt los? Ich kann mich nicht mehr bewege-“

Ein weiterer Knall ertönte, als der Rest der Felswand einstürzte und ein Felsbrocken genau auf den Anführer fiel und ihn gnadenlos unter sich begrub. Gozu hatte sich schützend über Sakura und Sasuke gestellt und sie mit seinem großen Körper vor sämtlichen Steinsplittern abgeschirmt. Als der Krach verstummte und der Staub sich legte, lief Guren zu ihnen und besah sich die Masse, die sie festhielt.

„Urgh, was ist denn das für ein Zeug?“ Sie ließ ein Kristallschwert an ihrem Arm entstehen und haute mit diesem dagegen. Erst nach ein paar Schlägen mit ihrer harten Kristallklinge bildeten sich erste Risse auf der Masse. Sie schlug und schlug und fluchte dabei immer derber, bevor sie die zwei endlich befreit hatte. Kraftlos sanken die beiden Konoha-Ninja zusammen.

„Das … Amulett ...“, flüsterte Sasuke angestrengt.

„Gozu, siehst du mal nach?“, bat Guren ihren Begleiter, der daraufhin recht mühelos den Felsblock hochhob und darunter sah.

„Das ist kaputt“, antwortete er knapp.

Mühsam krabbelte Sakura in seine Richtung und schluckte schwer, als sie den zerquetschten Körper des Anführers dort liegen sah.

„Hat er ... Recht?“, hörte sie Sasuke fragen.

Sie nickte zaghaft.

„So ein Mist. Ich hoffe, die bezahlen uns trotzdem“, fluchte Guren mitleidslos. „Na schön, räumen wir hier auf. Gozu, du nimmst den da, den trag ich nicht.“ Sie zeigte auf Sasuke und lud sich selbst die erschöpfte Sakura auf den Rücken.

„Danke“, hauchte die Jüngere.

„Pff“, entgegnete Guren lakonisch, „wir können euch ja schlecht sterben lassen. Sagen wir, wir sind jetzt quitt. Auch wenn ich Sasuke Uchiha wirklich nichts geschuldet habe.“

„Tut mir leid, dass er so misstrauisch euch gegenüber ist.“

„Pah, der Kerl traut sich doch selber nicht über den Weg. Wie hältst du das mit dem aus? Ich würde ihn ziehen lassen.“

„Das … ist nicht so einfach.“ Sakura dachte einen Moment lang über das nach, was die andere Frau gesagt hatte. „Wie meinst du das? Er traut sich selber nicht?“

„Ich habe mich lange für alles gehasst, was ich verbrochen habe, aber irgendwann wurde mein Selbsthass weniger und ich begann zu akzeptieren, dass ich ein anderer Mensch geworden war. So konnte ich mich endlich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und ein neues Leben anfangen. Der Kerl jedoch macht den Eindruck, dass er noch weit von diesem Punkt entfernt ist. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er auf dem Weg dahin ist. Oder ob er sich überhaupt bewusst ist, dass er sich auf diesen Weg begeben muss, um weiterzukommen. Leute, die in der Vergangenheit festhängen, haben keine Zukunft.“

Gurens Rede traf Sakura mitten ins Herz. Sah es in Sasuke wirklich so aus?Wenn ja, wie sollte sie ihm dann helfen? So viele Gedanken schossen mit einem Mal durch ihren Kopf, doch die Erschöpfung durch den Kampf war im Moment zu stark. Sehr, sehr nachdenklich und sehr, sehr müde schloss Sakura ihre Augen.

Der Weg zur Vergebung

Nachdem Guren trotz des Verlustes des Amulettes ihr Geld bekommen hatte, hatte sie eigentlich mit ihrer kleinen Gruppe gleich weiterziehen wollen, doch auf Yukimarus Bitte hin waren sie noch eine Weile bei Sasuke und Sakura geblieben. Die zwei Konoha-Ninjas hatten sich nach dem letzten Kampf vor Chakramangel wenig bis kaum rühren können und Yukimaru hielt es für selbstverständlich, dass sie sich um die geschwächten „Freunde“ (Guren hatte mit einem Augenrollen „Na ja, auf sie trifft das vielleicht zu“ angemerkt) kümmern mussten. Da Sakura aber weniger Chakra verloren hatte und über ihre Reserven verfügte, war sie bereits nach wenigen Tagen wieder auf den Beinen und so war der Tag, an dem sie sich von Guren, Gozu und Yukimaru verabschiedete, doch bald gekommen. Sasuke erholte sich weitaus langsamer, denn davon abgesehen, dass er sehr viel Chakra verloren hatte, verbrauchte das Rinnegan anscheinend, wie einst Kakashis Sharingan, immer einen erheblichen Teil seiner vorhandenen Grundmenge an Chakra.

Die Dreiergruppe um Guren wollte nun wieder weiter durch die Länder ziehen, um an anderen Orten nach neuen Aufträgen zu suchen. Irgendwann, hatte Guren Sakura verraten, würden sie genug Geld verdient haben, um sich irgendwo niederzulassen und dies gab der jungen Frau aus Konoha ein gleichzeitig tröstliches und beklemmendes Gefühl. Tröstlich, weil es Hoffnung brachte zu wissen, dass jemand neu anfangen und auf welche Weise auch immer eine Familie gründen konnte; und beklemmend, weil sie diese Hoffnung für jemand anderen in weiter Ferne sah.

„Das klingt wunderschön“, hatte sie Guren zum Abschied gesagt und ihre Melancholie dabei heruntergeschluckt. „Wenn es so weit ist, werden wir euch besuchen.“

„Aber bring dann vielleicht lieber Naruto mit. Der ist umgänglicher.“

Gurens Worte hallten noch lange in ihren Ohren nach. Besonders, da sie seit der Abreise der anderen wieder mit Sasuke und sehr, sehr viel Stille allein war. Tage zogen ins Land und nichts schien das bedrückende Schweigen zwischen ihnen brechen zu können.

„Brauchst du etwas?“, fragte Sakura, während er schweigend auf dem Futon in ihrem Herbergszimmer lag und mal zur Zimmerdecke, mal zu ihr blickte. Meistens erntete sie ein „Nein“, wenn sie ihn etwas in der Art fragte und das war im Großen und Ganzen die einzige Kommunikation, die zwischen ihnen stattfand.

„Das funktioniert nicht“, sagte Sasuke nun aber plötzlich und Sakura erschrak fast, als sie einen ganzen Satz von ihm hörte. Auch der Inhalt klang für ihre Ohren sehr erschreckend.

„Was meinst du?“

„Du und ich. Das hier.“

Während er sich angestrengt aufsetzte, blickte sie zunächst schockiert und sprachlos zu ihm. Dann setzte sie sich zu ihm und sah ihn ernst an.

„Was wird das denn schon jetzt wieder? Willst du mich mal wieder von dir stoßen?“, äußerte sie empört und sich trotzdem Mühe gebend, nicht ausfallend zu werden, auch wenn ihr so sehr danach war.

„Es funktioniert nicht“, wiederholte er stur. „Du solltest nach Konoha zurückkehren.“

„Du solltest dir besser überlegen, was du da sagst“, entgegnete die Kunoichi und versuchte, ihren stärker werdenden Zorn zu unterdrücken, doch im Beherrschen von ihrer Gefühle war sie noch nie herausragend gewesen. Oder wenigstens gut.

„Sakura“, sagte Sasuke lediglich, als würde dies ausreichen, um sich zu erklären.

„Nein“, würgte sie ihn direkt ab. „'Sakura' mich nicht. Sag mir, was nicht funktioniert. Sag mir, was du damit meinst. Und wage es nicht einmal, mir zu sagen, ich würde dich nerven.“

Wortlos sahen sie sich an und die Kunoichi tat alles ihr Menschenmögliche, um ihre Fassung zu bewahren, um nicht einzuknicken. Wenn er dachte, sie ließe sich immer noch so einfach abfertigen, dann hatte es vielleicht wirklich keinen Sinn, denn das hieße, dass sie sich trotz all der emotionalen und körperlichen Nähe der letzten Zeit nicht näher gekommen waren, sondern immer noch die Kinder waren, die nicht wussten, wie sie miteinander reden sollten. Sasuke atmete laut aus und Sakura erkannte dies als sein Zeichen dafür, etwas sagen zu wollen, das ihm schwerfiel.

„Erstens“, begann er und klang als wäre er genervt, als wäre es ihm lieber, dieses Gespräch nicht führen zu müssen, „kann ich es nicht leiden, mir Sorgen um dich zu machen. Zweitens … sollte jeder von uns besser seinen eigenen Weg gehen, solange … dies alles noch nicht so weit zurückliegt.“

Nachdenklich runzelte Sakura ihre Stirn, als sie versuchte, seine Worte in verständliche Sätze zu übersetzen. Es war recht typisch für ihn, es so aggressiv auszudrücken, dass er sich um sie sorgte. Das war eigentlich etwas Gutes, wenn es auch ungewöhnlich verpackt war. Aber der zweite Satz? Was sollte der bedeuten?

„Dies alles?“, wiederholte sie und wie sie es aussprach, verstand sie, was er meinte. „Es geht um das, was ich dir an den Kopf geworfen habe, nicht wahr? Wegen Konoha, den Kage und Narutos Arm. Ich habe dir erklärt, dass ich es nicht so gemeint habe. Ich habe dies aus Wut auf deine Engstirnigkeit gesagt.“

„Du hast nichts als die Wahrheit gesagt.“

„Nein.“ Die junge Frau schüttelte vehement ihren Kopf. „Es tut mir leid, dass ich das überhaupt erwähnt habe. Ich wollte nur, ich wollte …“ Sakura geriet ins Stocken. Die Wahrheit war, dass sie ihn mit ihren Anschuldigen hatte angreifen wollen, um seiner Überheblichkeit und Sturheit Einhalt zu gebieten, aber gleichzeitig wollte sie ihn doch auch nicht verletzen. Alles an der Situation mit Sasuke war so schmerzlich verfahren, dass sie nicht mehr wusste, was sie sagen sollte. Obwohl sie dies unter allen Umständen vermeiden wollte, füllten sich im Angesicht einer so verzweifelter Ratlosigkeit ihre Augen mit Tränen.

Sasuke entging ihr innerer Kampf nicht und es schmerzte ihn, sie so zu sehen. Das musste eine Ende haben, auch wenn es eins war, das ihm selbst weh tat. Er hatte Sakura in seine Abgründe mit hineingezogen und das hatte sie nicht verdient. Sie hatte immer versucht, für ihn da zu sein und er hatte sie dafür wie Dreck behandelt. Nein. Schlimmer noch. Ihm war bewusst, was er damals beinahe getan hätte und er konnte nicht verstehen, wieso Sakura ihm sogar das vergeben würde. Liebte sie ihn so sehr, dass sie ihm tatsächlich vergeben konnte, dass er sie hatte töten wollen? Er hatte ihre Liebe nicht verdient. Und er würde nie so viel Buße tun können, dass er sie verdienen würde.

„Wir können nicht zusammen sein, Sakura. Ich muss für mich bleiben und versuchen, wieder gut zu machen, was ich getan habe. Dich mache ich nur unglücklich und das will ich nicht. Deswegen wäre es das Beste-“

„NEIN!“, schrie Sakura unter Tränen dazwischen. „NEIN!“ Sie schnappte nach Luft. „Hör auf damit! Hör verdammt noch mal auf damit!!“

Durch ihren Wutausbruch schreckte Sasuke zusammen und starrte sie mit offenem Mund an.

„Es reicht jetzt!“, fuhr sie mit der gleichen Inbrunst fort. „Du machst mich nicht unglücklich! Wir beide machen uns gegenseitig unglücklich, weil wir unsere wunden Punkte angreifen anstatt offen über unsere Gefühle zu sprechen! Du wirst mir immer wieder sagen, dass ich nerve und ich werde diese schrecklichen Sachen von früher hervorkramen, weil wir uns nicht sagen können, dass wir uns lieben und einander brauchen! Weil wir immer noch an all das denken, was früher passiert ist und wir beide Schwierigkeiten haben, nach vorn zu blicken. Aber jetzt spreche ich ein Machtwort, Sasuke. Du wirst mich nicht einfach mehr wegschicken können. Du wirst damit leben müssen, dass ich und der Rest unseres Teams ein Teil deines Lebens ist und immer sein wird. Du wirst damit leben müssen, dass du kein Einzelkämpfer bist. Du wirst damit leben müssen, dass du Gefühle für mich hast, egal, wie sehr du dir einzureden versuchst, dass dem nicht der Fall ist.“

Völlig baff blinzelte er sie nach ihrem Redeschwall an. Nie zuvor war der Kontrast zwischen dem zwölfjährigen Mädchen von damals und der jungen Frau von heute stärker gewesen.

„Sakura“, sagte er schließlich leise und in einem ungewohnt mildem Tonfall, „du brauchst mich nicht. Du kommst sehr gut ohne mich zurecht. Wahrscheinlich sogar besser.“

„Aber du brauchst mich“, antwortete sie umgehend, als ihre Tränen versiegten. „Du findest den Weg nicht und ich bin mir nicht einmal sicher, ob du ihn überhaupt suchst.“

Sasukes Verblüffung wuchs ins Unermessliche. Alles, was sie sagte, haute ihn geradezu um. Und diese Stärke, die sie ausstrahlte. Er hatte sie immer noch maßlos unterschätzt. Nur auf das, was sie zuletzt gesagt hatte, konnte er sich überhaupt keinen Reim machen. „Was soll das heißen?“

„Guren hat mich darauf gebracht.“ Sakura wischte sich ihre Tränen notdürftig mit den Händen ab und sah ihn eindringlich an. „Du versuchst Wiedergutmachung zu leisten, aber du kannst dir selbst noch nicht vergeben. Du musst aufhören, dich selbst zu hassen für das, was geschehen ist. Du musst einen Weg finden, mit dir selbst wieder ins Reine zu kommen. Erst dann wird alles besser werden. Auch zwischen uns.“

Sasuke wusste darauf keine Antwort. Sakura hatte ihn vollkommen überwältigt. Als sie dann auch noch eine Hand auf seine legte, folgte er dem ersten Impuls, den sein Körper ihm vorschlug. Er zog seine Hand unter ihrerer wieder weg und legte stattdessen seinen Arm um Sakura und drückte sie behutsam und doch bestimmt an sich. Sie verharrten eine ganze Weile stillschweigend in dieser Position und die Kunoichi spürte, wie es in ihm arbeitete.

„Weißt du, warum ich Guren vertraue?“, fragte sie irgendwann in die Stille hinein. „Weil Naruto sie davon überzeugt hat, das Richtige zu tun. So wie er es bei dir getan hat. Ich vertraue dir, Sasuke. Ich weiß, was du getan hast und ich weiß noch viel mehr, dass du so etwas nie wieder tun wirst.“

Als die Kraft ihrer liebevollen Worte ihn erreichte, spürte Sasuke, wie der Nebelschleier, der sein Denken bestimmt und erschwert hatte, sich verflüchtigte. Endlich begann er, klar zu sehen.

Man braucht keinen Grund, um jemanden zu lieben“, rief er sich Kakashis Äußerung von damals in den Sinn und endlich, endlich, verstand er es. Sakura konnte ihm vergeben, konnte ihn lieben, weil sie ihn liebte. Weil ihre Liebe für ihn so viel stärker war als jeglicher Hass, den Sasuke in seinem Leben je empfunden hatte. Unter keinen Umständen wollte er so eine Liebe, die Hass und Finsternis in ihre Schranken weisen konnte, von sich stoßen. Wenn er auch vielleicht nicht in der Lage war, Sakura auf die gleiche Weise zu lieben … er würde es zumindest versuchen.

„Sakura?“, sagte er schließlich und klang dabei als würde er Tränen zurückhalten. „Ich stehe bereits tief in deiner Schuld und muss dich trotzdem um etwas bitten.“

„Um was?“, fragte sie erstaunt.

„Bitte, bleib noch eine Weile bei mir.“

Erneut füllten sich Sakuras Augen mit Tränen, doch dieses Mal waren sie freudiger Natur. „Ja“, antwortete sie und lächelte dabei. „Das werde ich. Versprochen!“

Willst du …?

Wie es aussah, so schoss es Sakura durch den Kopf, während sie gequält in ihrer Herberge in Komidori lächelte, war Timing alles.

Ihre Aussprache mit Sasuke vor wenigen Tagen war allem Anschein nach keinen Moment zu früh gekommen. Sie hatte schon vorher daran gedacht, es jedoch als ganz klare Einbildung abgetan. Es war doch schließlich unmöglich, dass sie … und sowieso das konnte doch gar nicht … weil wenn es so wäre, dann oje … und Sasuke würde wahrscheinlich durchdrehen. Nein, hatte sie sich bis vor kurzem immer wieder gesagt, das wäre doch echt ein seltsamer Scherz, wenn ihnen das passieren würde, ... aber Naruto und Hinata war es ja auch passiert.

Jetzt war sie sich ganz sicher. Und vollkommen unsicher, wie sie das Sasuke beibringen sollte.

„Warum bist du in letzter Zeit so nervös?“, fragte er da, als würde er ihre Gedanken erraten.

„Ich? Nervös?“ Sakura kicherte verdächtig. „Wie kommst du darauf?“

Sasuke hob skeptisch eine Augenbraue. „Da ich immer noch zu geschwächt bin, um allzu viel zu machen, bleibt mir als Zeitvertreib nichts anderes als dich zu beobachten.“

Die Kunoichi wurde rot. „Wie das klingt.“

„Du verhältst dich verdächtig. Was verheimlichst du vor mir?“

„N-nichts.“

„Sakura.“

„Eine Kleinigkeit gibt es da vielleicht.“

„Was?“ Ihre sichtlich steigende Nervosität machte auch Sasuke nervöser.

„Versprich mir, dass du ganz ruhig bleibst.“

„Sakura“, sagte der Uchiha nun mit mehr Nachdruck, „ich bin kein kleines Kind. Sag, was du zu sagen hast.“

Sie machte eine gehaltvolle Pause, in der sie offensichtlich versuchte, sich ihre Worte zurecht zu legen. „Wo du gerade Kinder erwähnst ….“

Sasukes skeptischer Blick intensivierte sich noch einmal. Was redete sie da?

„Es besteht die Möglichkeit“, begann sie und es war eindeutig kein gutes Zeichen, dass sie dabei mit ihren Haaren herumspielte und zeitweise auf ihrer Unterlippe herumkaute, denn das schrie gerade zu Nervosität!!, „dass wir nicht mehr nur zu zweit unterwegs sind.“

„Huh?“, entfuhr es ihm verständnislos. Was in aller Welt meinte sie denn je- …. Sasukes sichtbares Auge weitete sich vor Schreck, als ihm die Bedeutung ihrer Worte langsam klar wurde. „Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, das kannst du nicht meinen. Das meinst du nicht, oder?“

„Und wenn ich es doch meinen würde?“ Seine entgeisterte Reaktion verunsicherte Sakura. Sie hatte keine Freudensprünge erwartet, aber das grenzte ja fast an Todesangst, was sich da in seinem Auge widerspiegelte.

„Dann ...“, antwortete er endlich nach einem Schweigen, das ihr viel zu lange vorgekommen war, „dann musst du zurück nach Konoha!“

„Was?“ Völlig verdattert blickte sie ihn an. Was war denn das jetzt für eine Schlussfolgerung? „Du hast mich doch gebeten, bei dir zu bleiben.“

„Da habe ich das ja auch noch nicht gewusst!“

„Aber deswegen muss ich doch nicht nach Konoha zurück.“

„Unterwegs ist es gefährlich.“

„Wir werden schon zurecht kommen.“

„Du bist unvorsichtig!“

„Ich bin Ärztin. Ich weiß mir zu helfen.“

„Das ist Wahnsinn!“

„Du willst doch immer noch, dass ich bleibe, oder?“ Sakuras Frage verhinderte, dass die hitzige Diskussion sich wieder zu einem Streit hochschaukelte. Stattdessen fuhr Sasuke sich mit seiner Hand angestrengt durchs Gesicht und atmete durch. „Ja. Aber-“

„Nein, kein aber. Wir werden zurecht kommen.“

Sie tauschten schweigend einen langen und intensiven Blick aus.

„Und du bist dir sicher, dass du … dass … wir … dass …. Bist du dir wirklich sicher?“, fragte Sasuke mit einer Blässe im Gesicht, die geradezu gespenstisch aussah. Sakura erinnerte sich an Hinatas Erzählung von Narutos Ohnmacht und bereitete sich innerlich darauf vor, Sasuke aufzufangen.

„Ziemlich, ja.“

„Und … du willst es? Das Kind, meine ich.“

„Ja! Definitiv!“, antwortete die Kunoichi entschlossen. „Wie … wie denkst du darüber?“

Sie sah, wie Sasukes Hand, mit der er nun seine rechte Schläfe massierte, leicht zitterte. Kam dies von ihrem Gespräch oder war es noch die Erschöpfung durch den Chakramangel?

„Ich habe das Gefühl, ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Das … war so nicht geplant.“ Er atmete durch und das Zittern ebbte ein wenig ab.

„Geplant?“, hakte die Kunoichi nach.

„Ich meine … es kommt unerwartet.“

„Das würde ich so auch unterschreiben. Aber jetzt ist es so und wir müssen damit umgehen.“

Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Du bist unglaublich, Sakura. Wie kannst du das so ruhig sagen?“

„Na ja“, erwiderte sie und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Nun da sich Sasukes Panik langsam legte, wirkte seine Überforderung irgendwie süß. „Es ist schon komisch. Es ist vollkommen normal, beunruhigt zu sein. Und ich bin definitiv alles andere als entspannt, aber irgendwie … irgendwie bin ich auch unheimlich glücklich.“

Sasuke hielt inne. „Du bist glücklich darüber?“

Die junge Frau nickte energisch und endlich fand ein schwaches Lächeln den Weg auf das Gesicht des Uchihas.

„Ich werde noch etwas brauchen, um mich an den Gedanken zu gewöhnen“, sagte er ihr, „aber ich versichere dir, dass ich dich und … unser Kind mit meinem Leben beschützen werde.“

Sakura küsste ihn so überschwänglich, dass er beinah das Gleichgewicht verlor.

 

„Ein Unterschrein an der Westküste?“ Der Priester des Komidori-Schreins mit dem sie bereits einmal gesprochen hatte, dachte angestrengt nach. „Ah, ja, ja! Da gibt es tatsächlich einen!“

„Wo genau befindet sich dieser?“, hakte Sasuke sogleich nach. Sie waren noch einmal zum Schrein gekommen, in der Hoffnung, dass sie ihre verloren gegangene Spur auf Kaguya wieder aufnehmen konnten. Mittlerweile hatte sich Sasuke wieder so weit erholt, dass er auf den Beinen blieb. Sakura hoffte inständig, dass er es nicht gleich wieder übertreiben würde. Er war und blieb ein furchtbarer Patient.

„Moment“, dachte der Priester weiter laut nach, „der Ort heißt … ah, ja! Konjo!“

„Von dem Ort hab ich noch nie gehört“, sagte Sakura. „Kennst du ihn?“

„Nein“, verneinte Sasuke.

„Es ist ein kleiner Küstenort, soweit ich weiß“, antwortete der Geistliche.

„Dann wissen wir jetzt wohl, wo die Reise hingeht“, warf die Kunoichi ein und hoffte, dies würde die Laune ihres Geliebten heben, denn das Amulett hatte zu nichts geführt, außer der Erkenntnis, dass Teile von Kaguyas Kräften in dieser Welt noch immer ihr Unwesen treiben konnten. Sasukes Miene blieb vorerst finster.

„Tut mir leid, dass Ihr Artefakt kaputt gegangen ist“, wandte sich Sakura wieder an den Priester.

„Ja, es ist traurig, aber wenn man bedenkt, dass Menschen zu Schaden gekommen sind, dann ist es vielleicht besser, wenn das Amulett nicht mehr existiert. Wer hätte gedacht, dass es in der Tat so mächtig sein würde? Und so gefährlich?“

Die junge Frau nickte zustimmend. „Ich glaube, dem Anführer der Bande, der das Amulett benutzt hat, ist genau das zum Verhängnis geworden. Sein Körper hat dessen Kräfte nicht ausgehalten.“

Geknickt schüttelte der Priester den Kopf. „Sind eure Verletzungen geheilt? Der junge Mann hier sieht noch etwas blass aus.“

Bitte, bitte, flehte Sakura innerlich, bitte wirf nicht einem Geistlichen einen finsteren Blick zu. Doch ihre Sorge war unbegründet, denn Sasuke gab lediglich ein kurzes „Hn“ von sich und guckte in die andere Richtung.

„Haben Sie vielen Dank für Ihre Sorge, aber wir sind auf dem Weg der Besserung“, antwortete sie ihm.

„Ich wünschte, ich könnte euch auch etwas für eure Mühen geben, doch unser Schrein ist nicht sehr wohlhabend und wir mussten ja die wandernden Ninja bezahlen.“

Gerade als Sakura dankend abwinken wollte, stieg ihr stiller Begleiter unerwartet wieder in das Gespräch ein.

„Führen Sie hier Hochzeiten durch?“

Wie vom Donner gerührt starrte die junge Frau ihn an. Was sollte das denn jetzt?

„Huh?“, erwiderte der Priester ebenso irritiert. „Aber ja.“

„Können Sie uns verheiraten?“, fragte Sasuke ohne Umschweife.

„Mm-moment mal!“, wandte Sakura mit hochrotem Kopf ein. „W-was wird das denn jetzt?“

„Willst du nicht?“ Er war so schrecklich gelassen, dass es sie auf die Palme brachte.

„Nein! Ich meine, doch! Ich meine ...“ Die Kunoichi hyperventilierte leicht.

„Ihr scheint noch einen Moment zu brauchen ….“ Der Priester zog sich angesichts der seltsamen Situation zurück. „Sagt Bescheid, wenn ihr mich braucht.“

„Wieso kommst du plötzlich mit so was an??“ Sakura war außer sich.

„Was hast du denn? Ich dachte, es bietet sich gerade an.“ Der Uchiha war sich nicht bewusst, etwas falsch gemacht zu haben. Im Gegenteil, er hatte wirklich und wahrhaftig gedacht, er würde ihr eine Freude machen.

„Es bietet sich gerade an?? Das ist der schlechteste Antrag aller Zeiten!!“ Vor Wut spürte sie fast Dampf aus ihren Ohren schießen. Ja, natürlich, Sasuke war kein großer Romantiker, aber er hätte sie doch wenigstens vernünftig fragen können. Und überhaupt! Wie anmaßend es mal wieder von ihm war, zu erwarten, dass sie einfach ja sagen würde.

„Ich bin ganz ehrlich etwas verwirrt“, gab er offen zu, eine Augenbraue wieder skeptisch nach oben gezogen. „Du willst mich nicht heiraten?“

„Du bist verwirrt?? Ich bin verwirrt, weil ausgerechnet DU plötzlich davon anfängst!“

„Das ist doch selbstverständlich, dass wir jetzt heiraten. Wir bekommen ein Kind“, entgegnete er irritiert den Kopf schüttelnd und wunderte sich gleich noch mehr, da Sakura nun enttäuscht ihren Kopf hängen ließ. Wieso hatte ein Idiot wie Naruto eine Heirat auf die Beine gekriegt und er machte anscheinend alles falsch? Wo war hier der Fehler?

„Deswegen willst du also, dass wir heiraten. Weil du denkst, wir müssen.“

Als sie dies sagte, entwich dem Uchiha ein Stöhnen. Da lag also das Missverständnis. „Unsinn. Ich habe gedacht, es wäre nur natürlich, es offiziell zu machen, wenn ich dich eh als meine Ehefrau betrachte.“

„Häääh?“ Die Augen der jungen Frau wurden mit einem Mal größer. „Du betrachtest mich als deine … deine Ehefrau?“

„War das wieder falsch? Siehst du mich nicht als deinen Ehemann?“

„Ääh, ich ...“ Sakura war sprachlos. „Ich habe mir noch keine Gedanken darum gemacht.“

„Das ist unser Kind. Wir sind eine Familie. Ich liebe dich. Also scheint es mir nur natürlich, dass wir auch heiraten. Ich würde dich nicht heiraten, nur weil jemand meint, wir müssen. Auch wenn ich den Gedanken nicht mag, dass unser Kind als Bastard beschimpft werden könnte.“

„Wow“, hauchte sie beeindruckt. Mit was für einer Selbstverständlichkeit er dies alles vorgetragen hatte. Moment. Hatte er gesagt, er würde sie lieben? Das hatte er vorher noch nie gesagt und jetzt schob er es so beiläufig ein?? Der Kerl machte sie fertig!! Sakura hyperventilierte von neuem. „Du denkst über so etwas nach?“

„Was soll ich denn sonst machen, bis mein Körper sich wieder erholt hat? Ich habe im Moment viel Zeit zum Nachdenken, als nutze ich sie auch.“

„Jetzt bin ich total überrumpelt.“

„Was du nicht sagst“, kommentierte er so trocken, dass Sakura anfangen musste zu lachen und er endgültig nicht mehr verstand, was in ihr vorging.

„Okay“, sagte sie, als ihr Lachen abebbte, „erstens, ich liebe dich auch. Und zweitens, mach mir einen Antrag, aber einen anständigen.“

„Hab ich das nicht eben?“

„An-stän-dig“, kommandierte sie halb ernst.

Er seufzte und zuckte mit den Schultern. Wenn Naruto so etwas hinbekam, dann bekam er das dreimal hin. „Sakura Haruno, willst du … dich endlich zusammenreißen und mich heiraten?“

Ihr „Ja“ ging beinahe in ihrem Lachen unter, das auch erst aufhörte, als der Priester die beiden feierlich im Abendrot traute.

 

„Denkst du, in Konoha werden sie sehr sauer sein, dass wir ohne sie geheiratet haben?“ Sakura lehnte sich gegen Sasuke, während sie auf einer der Parkbänke am Waldrand saßen und in die Sterne guckten. Die Nächte waren hier mittlerweile recht kühl und Sasuke hatte seinen Umhang um ihre Schultern gelegt.

„Hast du vor, das in deinem nächsten Brief zu erwähnen? Das und … du weißt schon.“

„Ich bin mir nicht sicher. Ich habe das Gefühl, das sollten wir ihnen alles persönlich erzählen, meinst du nicht?“

„Entscheide du.“ Sasuke konnte sich nicht vorstellen, dass diese Neuigkeiten in Konoha Begeisterungsstürme entfachen würden. Bei Naruto vielleicht, aber der war auch einfach zu begeistern.

„Dann … warten wir, bis wir es ihnen persönlich sagen können.“

Vielleicht, so hörte Sasuke es aus ihrer Stimme heraus, war sie sich auch unsicher, wie die Nachrichten dort aufgenommen würden und wollte es deswegen vor sich herschieben.

„Machen wir uns auf den Weg nach Konjo, wenn du dich völlig erholt hast?“, fragte sie ihn.

Er war immer noch nicht glücklich darüber, dass Sakura darauf bestand, ihn weiter zu begleiten, aber er hatte geschworen, ihr zu vertrauen. Und er wollte sie nicht gehen lassen. Gleichzeitig sah er sich noch nicht in der Lage, wieder nach Konoha zurückzukehren und dort zu bleiben. Dieser Gedanke fühlte sich für ihn befremdlich an, so als ginge es darum, sich an einem Ort niederzulassen, der ihm unbekannt, vielleicht sogar feindlich war. „Wir müssen noch ein paar Abstecher machen“, erklärte er ihr. „Es gibt ein paar Dörfer, denen ich in den letzten Jahren bei einigen Sachen beigestanden habe und ich habe ihnen versprochen, noch einmal nach ihnen zu sehen. Der Schrein in Konjo geht kaum als Spur durch und er läuft nicht weg, daher muss ich mich zuerst um meine anderen Verpflichtungen kümmern.“

Sakura lächelte und ihr wurde es ganz warm ums Herz, wenn er mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der er von seiner Liebe zu ihr gesprochen hatte, seine Verpflichtung erwähnte, anderen Menschen zu helfen. „Ich kann gar nicht fassen“, flüsterte sie, „was für einen tollen Ehemann ich habe.“

Karma

Sasuke hoffte inständig, dass Sakura ihm nichts anmerkte. Seit sie Komidori verlassen hatten, waren gut sieben Monate vergangen und sie hatten wie geplant die Orte aufgesucht, in denen Sasuke noch einmal nach dem Rechten hatte sehen wollen. Ein Ort war von Raubüberfällen geplagt gewesen, doch seit Sasuke Uchiha persönlich sich darum gekümmert hatte, hatte sich keine Bande auch nur mehr in die Nähe des Ortes getraut. Ein anderes Dorf war einst von einem Erdrutsch verschüttet worden und dort hatte er geholfen, einen Schutzwall gegen eventuelle zukünftige Erdrutsche zu errichten. Hier und da auf ihrem Weg halfen sie weiteren Menschen und bei jeder Begebenheit dieser Art bemerkte Sasuke das Lächeln seiner Frau.

„Ich bin stolz auf dich“, hatte sie ihm gesagt und auch wenn es ihn in seinem tiefsten Innern berührt hatte, hatte er ihr als Antwort darauf nicht mehr als ein Kopfschütteln gegeben. Er hatte nicht das Gefühl, dass er stolz sein durfte auf das, was er bisher geleistet hatte. In seinem Kopf herrschte die Überzeugung, dass es noch so viel mehr gab, das er tun musste, um seine Untaten zu sühnen. Was in seinem Kopf in letzter Zeit auch herrschte, war nackte Angst. Sakura sollte davon nichts merken, aber feinfühlig wie sie war, befürchtete er, dass sie dies längst tat.

Sasuke freute sich auf das Kind, doch viel mehr hatte er Angst, dass irgendetwas schief gehen könnte. In seinem Leben war nicht allzu viel glücklich verlaufen und mit jedem Tag, an dem das Kind in Sakura wuchs, fürchtete er mehr und mehr, dass sich dieses Schicksal auf sein Kind und seine Frau übertragen würde. Das Schlimmste war, dass er nichts gegen diese Angst tun konnte und nichts hasste er so sehr, wie sich hilflos zu fühlen.

Mitten im Nirgendwo, in einem Wald, der über zwei Tage Fußmarsch vom nächsten Ort entfernt war, holten ihn seine Angst und die ihm so verhasste Hilflosigkeit ein. Bis dato hatte Sakura ihn immer wieder beruhigt, dass es noch über einen Monat bis zur Geburt war und er sich deswegen keine Sorgen machen sollte. Doch dann, wie aus dem Nichts, mitten in diesem verlassenen Nirgendwo, schrie Sakura plötzlich vor Schmerzen auf.

„Was ist?!“

„Ich weiß es nicht.“ Sakura atmete mit einem Mal viel schneller, sie hatte offensichtlich Schmerzen. „Irgendetwas … stimmt nicht.“

Behutsam half er ihr, sich auf den Boden zu setzen. „Irgendetwas stimmt nicht“, war das Letzte, was er hören wollte, wenn er sich sowieso schon verloren fühlte.

„Das … das könnten Wehen sein“, fügte Sakura hinzu und Sasuke versuchte, die Übelkeit zu unterdrücken, die vor Panik in ihm hochstieg.

„Aber das ist zu früh!“ Ihm war bewusst, dass er sie anfuhr, obwohl sie nichts für diese Situation konnte.

„Ich weiß“, presste die Kunoichi gequält hervor, während sie sich bemühte, ihre Atmung zu regulieren. „Das kann ... passieren, es muss nichts … heißen ...“ Sie sah, wie Sasuke immer bleicher wurde. „Wir dürfen nicht ... in Panik geraten ... okay?“ Sie griff nach seiner Hand und drückte diese fest.

Entgeistert starrte er sie an. Wenn Sakura davon sprach, nicht in Panik zu verfallen, dann war das ein eindeutiges Warnsignal, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Und er war die einzige Hilfe, die sie hatte. Er war für sie verantwortlich. Er musste einen kühlen Kopf bewahren. Er musste nachdenken. Was sollte er jetzt tun? Nein, das half nichts.

Was konnte er tun? Was gab es, das er tun konnte? Das musste er sich überlegen. Sie brauchten Hilfe von jemand anderem. Entgegen ihrer Annahme schien es, dass Sakura dies nicht alleine schaffte, besonders wenn es irgendwelche Komplikationen gab. Woher sollte- nein, woher konnte er hier Hilfe bekommen?

Vor seinem geistigen Auge rief Sasuke sich ins Gedächtnis, wo sie sich in etwa befanden. Sie hatten sich auf den Weg in Richtung Westen gemacht, aber waren noch nicht so weit gekommen. Die Gegend hier kam ihm bekannt vor. Aber wann war er schon einmal hier gewesen? Und wieso? Plötzlich durchzuckte ihn ein Geistesblitz. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatte Orochimaru nicht weit von hier ein Versteck gehabt. Wo genau wusste er nicht mehr, er war auch nur kurz mal hier gewesen, aber vielleicht … vielleicht! Es war alles, was er tun konnte. Sakura war nicht transportfähig, doch wenn sie dort war, dann könnte er sie herbringen. Doch wie standen die Chancen, dass sie zufällig gerade hier sein sollte?

Das war eine aussichtslose Hoffnung, wollte Sasuke gerade denken, als er inne hielt. Sein Pessimismus war definitiv keine Hilfe. Was würden eine Knalltüte wie Naruto oder ein wirres Genie wie Kakashi in so einem Moment tun?

- Alles auf diese eine Chance setzen.

In Windeseile rief Sasuke seinen großen Falken herbei und schickte ihn los.

„Was … was machst du?“, fragte Sakura verwirrt und dem Uchiha gefiel es ganz und gar nicht, dass ihre Stimme immer schwächer klang. Wenn ihr oder dem Kind etwas passieren würde, dann wäre dies allein seine Schuld. Und alles, was er tun konnte, war auf eine Hoffnung zu bauen, die so verschwindend gering war, dass er sie kaum Hoffnung nennen konnte.

„Halte durch, Sakura“, sagte er ihr, „ich lasse nach Hilfe suchen.“

„Hilfe? Hier?“ Wenn die Kunoichi die Kraft gehabt hätte, sie hätte ihn zu gerne gefragt, was in aller Welt in seinem Kopf vorging.

Panisch blickte Sasuke zum Himmel. Würde irgendein Gott ausgerechnet sein Flehen erhören? Ein Flehen von jemandem, der so in Ungnade gefallen war? Dies war alles seine eigene Schuld. Seinetwegen war Sakura hier, seinetwegen war sie in Gefahr. Er hatte sie gebeten, bei ihm zu bleiben, obwohl es klüger gewesen wäre, sie nach Konoha zurückzubringen.

Wieso? Wieso traf er immer wieder die falschen Entscheidungen?

Bitte, flehte er innerlich, bitte, helft nicht mir. Helft meiner Frau. Sie hat nie jemandem etwas zu Leide getan. Bitte, irgendjemand. Ich bitte euch. Ermöglicht mir nur dieses eine Wunder.

Die Zeit verging zäh, während er immer wieder diese Bitte wiederholte und Sakuras Hand hielt, während sie vor Schmerzen schrie (seine Schuld, seine Fehler, seinetwegen, seinetwegen, seinetwegen) und alles, was er tun konnte, war es, die Hoffnung nicht aufzugeben. Sein früheres Ich hätte es niemals auch nur gewagt, Hoffnung zu hegen, aber sein früheres Ich war im wahrsten Sinne des Wortes ein hoffnungsloser Fall gewesen. Sein jetziges Ich jedoch wagte es zu lieben und zu hoffen und Sasuke betete, dass dies einen Unterschied machen würde. Nicht für ihn - vielleicht war da wirklich zu viel verloren – aber für Sakura und für das Kind, das er liebte, obwohl es noch gar nicht auf der Welt war.

Plötzlich kreischte der Falke vom Himmel. Sasuke konnte seinen Ohren kaum trauen. Hatte es wirklich funktioniert? Sollte wirklich jemand seine Bitte erhört haben? In diesem Moment stieß Sakura erneut einen Schrei aus, der ihm durch Mark und Bein ging und Sasukes Augen schnellten zu dem landenden Falken, von dessen Rücken jemand abstieg.

Sakura verstand nicht, was los war. Von wo wollte er hier Hilfe holen? Sie konzentrierte sich weiter auf ihre Atmung und durchwühlte ihr Hirn nach Informationen, die sie während ihrer Ausbildung gelernt hatte. Es war erschreckend schwierig, dies zu tun, während sie solche Schmerzen hatte, ihre Kraft immer mehr nachließ und sie, entgegen ihrer eigenen Worte, in Panik verfiel. Es ließ sich nicht leugnen. Sie hatte die Situation entsetzlich unterschätzt.

„Was zur Hölle …?!“, hörte sie plötzlich eine Frau fassungslos brüllen. Sakura erschrak, als sie die Stimme zuordnen konnte und sah Sasuke schockiert an.

„Karin!“, rief der Uchiha mit bebender Stimme der heraneilenden Kunoichi entgegen. „Wir brauchen deine Hilfe!“

„Das ist nicht dein Ernst!“, kreischte die Rothaarige entsetzt, als sie bei den beiden ankam.

„Das … ist nicht … dein Ernst“, presste auch Sakura hervor.

„Bitte, Karin, hilf ihr“, sagte Sasuke eindringlich und unbeeindruckt von dem geschockten Blick seiner früheren Kameradin und dem entgeisterten Ausdruck in den Augen seiner Frau.

Karin starrte ihn einen Moment lang an, atmete durch und hockte sich dann zu ihnen auf den Boden.

„Okay, was genau ist los? Außer dem Offensichtlichen.“

„Sakura hatte plötzlich starke Schmerzen und sie wird immer schwächer. Für Wehen ist es noch gut einen Monat zu früh“, erklärte Sasuke hastig.

„Okay, okay, schon klar.“ Karin war nicht nur sichtlich angenervt, sondern auch nervös. „Und war irgendwas mit dir?“, wandte sie sich an Sakura.

„Ich habe mich in … letzter Zeit … sehr erschöpft und … schwach gefühlt.“

„Was?!“ Sasuke wusste, dass er wieder zu laut wurde. „Davon hast du nichts gesagt!“

„Ich dachte … es wäre nichts ...“, gab die hellhaarige Kunoichi kleinlaut zu.

„Wie konntest du das verschweigen?!“

„Vorwürfe sind jetzt nicht hilfreich“, stöhnte Karin. „Habt ihr ein Glück, dass ich in der Nähe war. Ich habe letztens zufällig gedacht, ich sollte noch mal nach dem Versteck sehen, sonst wäre ich gar nicht hier gewesen.“

Bei ihren Worten zog Sasuke scharf die Luft ein. War ihm tatsächlich eine höhere Macht wohlgesonnen? Oder war dies ein wirklich, wirklich großer Zufall?

„Weißt du, was zu tun ist?“, fragte er wieder ruhiger.

„Na ja“, antwortete die Rothaarige, „ich habe das erst einmal gemacht und das ist ewig her. Das war vor meiner Zeit bei Orochimaru. Hoffen wir also das Beste.“

Sakuras Finger krallten sich in Sasukes Hand. „Nein … nein ...“, sagte sie lediglich. „Nicht … sie.“

„Reg dich ab“, entgegnete Karin trocken. „Glaubst du, ich würde dir oder Sasukes Kind was tun? Davon hätte ich nichts.“

„Sakura“, versuchte er seine Frau zu beruhigen, „du wolltest, dass ich anderen vertraue. Jetzt musst du mir hiermit vertrauen.“

Die Angesprochene schluckte schwer. Was blieb ihr anderes übrig?

„Karin“, wandte sich der Uchiha ernst an seine ehemalige Kameradin, „ich lege das Leben meiner Frau und meines Kindes in deine Hände.“

„Oh, gut, nur kein Druck“, antwortete sie. „Und deine Frau ist sie auch noch. Super. Was für ein Tag.“ Sie stöhnte laut. „ Sakura, wenn du mich beißt, sollte dich das bei Kräften halten. Und dann holen wir das Baby. Sasuke, auch wenn du danach aussiehst, fall jetzt bitte nicht in Ohnmacht. Wir brauchen dich hier noch.“ Karin krempelte ihre Ärmel hoch. „Okay, also los geht's.“

 

Eine für jeden der Anwesenden gefühlte Ewigkeit später, mitten in einer sternenklaren Nacht, ertönte endlich das erlösende Geschrei eines Neugeborenen. Zu ihrem Glück war das Klima, in dem sie sich aufhielten, sehr mild, sodass die Nächte auch im Herbst nicht zu kalt waren. Obwohl Sakura vollkommen am Ende war, checkte sie ihre Tochter sofort durch.

„Sie scheint soweit in Ordnung zu sein. Wir haben wohl rechtzeitig gehandelt“, stellte sie erleichtert fest, während sie das Mädchen im Arm hielt.

Sasuke hatte zum ersten Mal seit Stunden das Gefühl, wieder atmen zu können. „Sie ist so klein“, sagte er hörbar um Fassung ringend und den Blick auf das Kind gerichtet. „Ist das ein Problem?“

„Es macht nicht den Eindruck“, erwiderte Sakura und lächelte das schreiende Mädchen an. Das Kind schien kräftig und gesund zu sein. Vielleicht hatte es einfach nur schlechtes Timing gehabt.

„So wie die schreit“, kommentierte Karin, die auch ziemlich fertig war, „wirkt sie, als sei sie in Ordnung.“

„Willst du sie mal halten?“, fragte Sakura ihren nach wie vor leichenblassen Mann, der sie daraufhin erschrocken anstarrte.

„Warte kurz.“ Eilig stand Sasuke auf und verschwand hinter dem nächsten Baum, was die beiden Frauen nicht daran hinderte zu hören, wie er sich übergab.

„Männer“, sagte Karin und rollte mit den Augen. „Von Sasuke hätte ich ein bisschen mehr erwartet.“

Sakura musste von neuem lächeln, auch weil endlich die ganze Anspannung von ihr abfiel und ihre Tochter sich ebenso endlich beruhigte. Sie sah zu ihrer Helferin.

„Ich danke dir.“

„Pah.“ Die Rothaarige wandte ihren Blick ab. „Werd jetzt bloß nicht sentimental oder so was. Ich mag dich immer noch nicht.“

„Ich danke dir trotzdem.“

„Ja ja, schon gut.“ Karin blickte wieder zu ihr und dem Kind. „Sie sieht Sasuke ähnlicher als dir.“

Sakura unterdrückte ein Augenrollen. Sie wollte es ihr auch nicht einfach machen, oder? „Findest du? Dann wird sie bestimmt auch mal so hübsch wie ihr Papa.“

„Du solltest dir lieber wünschen, dass sie nicht seine Launen kriegt.“

Die jungen Frauen tauschten Blicke aus und mussten lachen - was Sasuke nun mitbekam, als er, sichtlich in seinem Stolz gekränkt, wieder zu ihnen stieß.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er irritiert. Wenn Sakura und Karin zusammen lachten, dann war das mehr als verdächtig.

„Bei uns schon“, antwortete Sakura und betrachtete ihn besorgt. „Und bei dir?“

„Was soll sein?“, entgegnete er hastig und wollte so wohl überspielen, was gerade geschehen war.

„So hübsch. Und so anstrengend.“ Karin seufzte. „Ach so, wie heißt die Kleine eigentlich?“

Nun war es an den frischgebackenen Eltern, Blicke auszutauschen.

„Äh, darüber haben wir noch nie gesprochen“, sagte Sakura schließlich und war selbst darüber erschüttert, dass sie dies versäumt hatten. Sie hatte die ganze Zeit nur daran gedacht, das Kind heil auf die Welt zu bringen. An alles, was darüber hinausging, hatte sie noch keinen Gedanken verschwendet.

„Waas? Ist das euer Ernst? Ihr habt keinen Namen für sie?“

Das Kind gab grummelnde Geräusche von sich, als wäre es selbst empört über seine Namenslosigkeit.

„Hast du je über einen Namen nachgedacht, Sasuke?“, fragte Sakura.

„Ich dachte, du würdest einen Namen aussuchen.“

Karin seufzte lauter. „Zieht bei eurer Namenswahl gerne in Betracht, dass ICH euch geholfen habe.“

„Wir werden sie nicht nach dir benennen“, erwiderte Sasuke, während Sakura ihm vorsichtig ihre Tochter in den Arm legte. Andächtig hielt er sie im Arm und betrachtete sie, als sei sie ein Wesen aus einer anderen Welt. Das dies seine Tochter sein sollte. Nein, das musste er erst noch verarbeiten. Alles, was hier gerade geschehen war, überstieg sein Verständnis bei weitem. Dieses Mädchen war ein Wunder.

„Ohne mich seid ihr ja anscheinend vollkommen aufgeschmissen“, durchbrach Karin die Stille, die aufgekommen war, während die beiden Frauen sich fasziniert dem Anblick von Sasuke mit dem Kind hingegeben hatten. „Eure beiden Namen fangen mit der Silbe 'Sa' an. Ich würde damit arbeiten.“

Entsetzliche Nachrichten

Gegen Sakuras heftigen Widerstand hatten Sasuke und Karin sie und das Baby in das frühere Versteck Orochimarus gebracht. Zwar war der eigentliche Erbauer dieses Lochs in der Erde zum Glück nicht da (Karin wusste auch nicht, wo ihr früherer Meister sich aufhielt; sie empfand es lediglich als ihre Pflicht, die Unterschlüpfe in Schuss zu halten), aber dennoch hätte Sakura Sasuke und Karin unter normalen Umständen für eine Unterbringung an einem so widerwärtigen Ort in den Boden gestampft. Irgendwo mussten sie aber bleiben, bis sie wieder bei Kräften war, hatte der Uchiha ihr erklärt und so war es gekommen, dass Sakura für einen kurzen, aber ihr persönlich viel zu langen Zeitraum, in einem Versteck Orochimarus leben musste.

Alles darin war grau und dunkel und sie traute sich erst gar nicht, in alle Räume hineinzuschauen (ihre Albträume übernahmen diese Vorstellung für sie). Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit hatte sie Heimweh nach Konoha. Die Laubbäume dort würden nun anfangen, sich zu färben und auch wenn es kühler wurde, ließ es sich in Konoha immer irgendwie aushalten. Vielleicht weil dort ihre Familie und ihre Freunde waren.

Sakura zuckte innerlich zusammen. Niemand im Dorf wusste von der Existenz Saradas. Sie verdrängte diesen Gedanken so gut es ging. Irgendwann würde ihr ein guter Weg einfallen, ihnen allen dies mitzuteilen. Irgendwann. Für den Moment streifte die Kunoichi vor ihrem inneren Auge lieber weiter durch das herbstliche Konoha. Oh, wie voll waren um diese Jahreszeit die Marktstände …. Ihr entwich ein leiser Seufzer, während sie wehmütig an all die frischen Waren dort dachte und gleichzeitig gerade lustlos in einer Konserve mit undefinierbarem Inhalt herumstocherte. Ihr geistiger Marktspaziergang führte zu einem unverhofften Geistesblitz.

„Sarada!“, rief sie aus dem Nichts erfreut aus und erntete dafür verwirrte Blicke seitens Sasuke und Karin.

„Geht es dir gut, Sakura?“, fragte ihr Mann besorgt.

„Oh, davon habe ich schon gehört“, sagte die Rothaarige abgeklärt, „geistige Verwirrung nach der Geburt.“

„Nein! Der Name! Der Name für unsere Tochter!“

„Wollt ihr nicht noch mal über 'Karin' nachdenken?“

„Sarada ...“, wiederholte Sasuke erwägend und blickte zu seiner Tochter, die in einer zur Krippe improvisierten Kiste lag und ihn interessiert ansah. „Was denkst du darüber? Gefällt dir 'Sarada'?“

Als hätte sie ihn tatsächlich verstanden, gluckste sie fröhlich vor sich hin.

„Sie hat entschieden“, antwortete er und wieder konnte man ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht huschen sehen. „Ihr Name ist jetzt Sarada.“

 

Als sie sich von Karin verabschiedeten, richtete diese eine Bitte an sie.

„Ich will meinen, dass ihr mir etwas schuldet. Also will ich über Sarada auf dem Laufenden gehalten werden, klar?“

„Wie können wir dich denn erreichen?“, fragte Sakura, ihre Tochter auf dem Arm tragend und ohne jegliche Bedenken der anderen Frau gegenüber.

„Ich ziehe immer so von Versteck zu Versteck. Sasukes Falke findet mich schon. Im Zweifelsfall sagt ihr einem der beiden anderen Idioten Bescheid, die hängen auch immer in irgendeinem Versteck herum und wissen in der Regel, wo ich bin.“

„Hn. In Ordnung.“ Sasuke warf einen letzten Blick zum Unterschlupf zurück. „Danke für alles, Karin. Ich stehe tief in deiner Schuld.“

„Oh, ja! Das tust du. Aber kümmer dich erst mal um die da. Ich kann euch ja nicht immer zur Hilfe eilen.“ Karin ließ ihre bockige Haltung fallen und strich stattdessen Sarada sanft über ihr Köpfchen. „Pass für mich auf deinen Papa auf, ja? Er ist etwas anstrengend, aber er hat auch seine guten Seiten. Und mach deiner Mama nicht so viel Ärger. Sie ist nicht so toll wie ich, aber dein Papa liebt sie, also kann sie nicht so verkehrt sein.“

„Karin ...“, flüsterte Sakura erstaunt über so viel Entgegenkommen.

„Nein“, unterbrach diese sie harsch, „genug sentimentales Gewäsch. Ab mit euch!“

 

Die kleine Familie machte sich wieder auf den Weg in Richtung Konjo, auch wenn dies Sasuke erneut in einen internen Konflikt verstrickte. Natürlich wäre es sicherer und besser für Sakura und das Kind nach Konoha zurückzukehren, doch er wollte sie noch nicht gehen lassen. Von sich aus brachte Sakura das Thema Konoha nie zur Sprache. Trotzdem war beiden bewusst, dass es nicht ewig so weiter gehen konnte. Mit Sarada war es beinahe unmöglich, die Nächte draußen zu verbringen und tagsüber lange Strecken zurückzulegen. Gerade als Sasuke auf dem Weg einmal mehr grübelte, was das Richtige für seine Frau und seine Tochter war, rückte ein herbstliches Unwetter heran, sodass sie im nächsten kleinen Ort Einzug in ein winziges Gasthaus hielten.

„Was für ein fieser Platzregen.“ Sakura schüttelte sich, als sie an der Rezeption der kleinen Herberge standen. Sarada schlummerte derweil friedlich in ihren Armen.

„Oh, was für ein süßes Kind!“, rief die Besitzerin des Gasthauses entzückt. „Und noch so klein!“

„Ja“, antwortete Sakura als stolze Mutter, „sie ist erst vor kurzem auf die Welt gekommen.“

„Huch!“, erschrak die Frau und ihre laute Art ging Sasuke bereits sichtlich auf die Nerven. „Haben Sie das Kind etwa bekommen, während sie unterwegs waren?“

Sakura nickte und hoffte, dass die Dame ihr Interesse an ihnen verlieren würde, wenn sie ihre Antworten knapper gestaltete.

„Hach, so ein junges Ding wie Sie und dann ganz allein? Da müssen Sie aber wegen etwas Wichtigem unterwegs sein, was?“

„Sind wir“, antwortete die Kunoichi und unterdrückte ein Lachen, als sie Sasuke hinter der Frau mit seinem sichtbaren Auge rollen sah.

„Von wo kommen Sie denn her, wenn ich fragen darf?“

„Aus Konoha.“

„Konoha?? Huch! Von so weit her! Ich hatte letztens schon mal einen Gast aus Konoha, der war auf der Durchreise und erzählte mir vom Dorf. Schlimm, was da passiert ist.“

Abrupt hatte die Frau die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden Gäste.

„Was meinen Sie?“, hakte Sakura nach.

„Na, die Sache mit dem Putsch. Huch, wissen Sie das noch gar nicht?“, ergänzte sie, als sie Sakuras entsetzte Mimik sah.

„Was für ein Putsch?!“, mischte sich Sasuke recht harsch in das Gespräch ein.

„Vor kurzem sollen Verschwörer den Hokage getötet haben, mehr weiß ich auch nicht.“

Mit einem Mal wich jegliche Farbe aus Sakuras Gesicht.

 

„Das kann nicht stimmen.“ Sasuke hatte die zu Tode erschrockene Sakura auf ihr Zimmer gebracht, wo sie sich auf das Bett setzte und versuchte, Sarada wieder zu beruhigen, die seit der aufwühlenden Nachricht quengelig geworden war. Vermutlich spürte sie die Angst ihrer Mutter.

„Naruto hätte uns das jawohl mitgeteilt“, fuhr er fort. Sicher, der letzte Brief von Naruto war schon eine Weile her, und der letzte von Kakashi noch eine längere Weile, aber warum sollte Naruto ihnen das verschweigen? Wieder revidierte Sasuke seine eigenen Gedanken. Er und Sakura hatten ihnen auch so einiges verschwiegen. In Konoha wusste niemand von ihrer Heirat oder, was noch gravierender war, von Sarada. Aber dass Naruto es ihnen nicht sagen würde, wenn Kakashi etwas zugestoßen wäre, war ausgeschlossen.

„Was ist“, sagte Sakura und sah ihren Mann mit großen, angsterfüllten Augen an, „was ist, wenn Naruto es uns nicht mitteilen konnte?“

„Wie meinst du das?“

„Du hast gehört, was die Frau gesagt hat: ein Putsch. Was ist, wenn Naruto auch etwas zugestoßen ist? Was ist, wenn allen etwas zugestoßen ist??“

Einen Moment lang schien auch Sasuke dieser Gedanke zu erschrecken, ehe er ihn abschüttelte. „Unsinn. Naruto lässt sich so leicht nicht töten. Und Kakashi auch nicht.“

„Naruto war beinahe schon einmal tot und Kakashi war es einmal tatsächlich“, widersprach sie in ihrer größer werdenden Panik und irritierte ihren Mann mit einem Mal aufs Heftigste.

„Was soll das heißen, Kakashi war schon einmal tot?“, hakte der Uchiha nach, als hätte er sich verhört.

„Das war er, für einen Moment“, antwortete die Kunoichi und litt merklich an dem Schmerz, den diese Erinnerung auslöste. „Als Konoha von Pain angegriffen worden war, ist er im Kampf gegen einen von ihnen gefallen.“

Sprachlos und perplex schüttelte Sasuke daraufhin den Kopf. „Kakashi? Das ist … unmöglich.“ Auch wenn er es nie zugeben würde, der jetzige Hokage war für ihn immer noch jemand, zu dem er aufblickte. Ihm war es mehr als bewusst, dass er selbst inzwischen viel, viel stärker war als sein alter Lehrer, aber trotzdem war Kakashi eben Kakashi. Der Mann, der ihm so viel beigebracht hatte und den er für nahezu unkaputtbar und selbstverständlich hielt. Der Mann, dem er Konoha anvertraut hatte.

„Ich war nicht dabei, damals“, ergänzte Sakura. „Choji hat es mir erzählt. Und Tsunade hat es auch mal erwähnt. Hätte Naruto Nagato nicht bekehrt, dann wäre Kakashi heute nicht mehr unter uns.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Ich will mir gar nicht vorstellen, dass er wirklich ….“ Sie schluckte die Tränen hinunter. „Wir müssen nach Konoha zurück. Wir müssen herausfinden, was da los ist.“

Umgehend nickte Sasuke. „Wir brechen morgen auf. Allerdings werden wir eine Weile brauchen, selbst wenn wir den direktesten Weg nehmen. Vielleicht können wir etwas Zeit einsparen, wenn wir den Falken für Teilstrecken nehmen. Denkst du das geht mit Sarada?“

Sakura besah sich ihre Tochter, die sie erwartungsvoll anblickte. „Für kürzere Strecken dürfte das okay sein.“

„Wenn wir uns Konoha nähern, sollten wir Kontakt zu deinen Eltern aufnehmen, um herauszufinden, was los ist. Diese Sache mit dem Putsch wird nicht aus der Luft gegriffen sein.“

„Meinst du … es geht ihnen gut?“ Sie sah ihn verängstigt an.

Sasuke stutzte bei diesem Anblick und nahm sich einen Moment, um sich eine Antwort zurecht zu legen, mit der er seine Frau nicht noch weiter erschütterte. „Möglicherweise klingt es komisch, das so zu sagen, aber: Ich habe sowohl gegen Naruto als auch gegen Kakashi gekämpft. Und ich kann dir sagen, sie sind beide alles andere als leichte Gegner.“

Sakura schien durch diese Antwort ein wenig besänftigt zu werden, doch Sasuke konnte seine eigene Unruhe mit diesen im Grunde nichtssagenden Worten nicht abstreifen.

Denkt nicht einmal daran, in meiner Abwesenheit zu sterben. Wenn auch nur einer von euch tot ist, werde ich euch das nicht verzeihen, verstanden?

In die Mimik seiner Frau kehrte derweil Entschlossenheit zurück. Ihr Plan stand und sie würden so bald wie möglich aufbrechen.

„Sarada, wir gehen nach Hause.“

Rückkehr nach Konoha

„Tsunade, kannst du bitte ein Machtwort sprechen?“ Ino hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und tippte wütend mit einem Fuß auf den Boden. Sai, der im Hokagebüro neben ihr stand, wusste, dass dies ein eindeutiges Zeichen dafür war, dass sie kurz vorm Explodieren stand.

„Ich bin nicht der Hokage“, entgegnete Tsunade und blickte zum Schreibtisch. „Das ist der da.“

„Aber du musst doch etwas zu sagen haben!“, empörte sich Ino. „Ich habe Sakura versprochen, auf ihr dämliches Team aufzupassen und die machen es mir verdammt schwer! Verdammt schwer!“

„Ino“, begann Kakashi, der hinter seinem Schreibtisch saß und dabei äußerst blass aussah, „ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber mir geht es besser. Ich komme zurecht.“

„Von wegen! Der sollte sich nach diesen schweren Verletzungen noch länger schonen und stattdessen sitzt er hier!“ Ino redete über den Kopf des Sechsten hinweg, als wäre er überhaupt nicht anwesend – oder gar eine Respektsperson. „Gestern ist er doch schon einmal umgekippt!“

„Woher weißt du davon?“, hakte Kakashi verwundert nach und ließ seinen Blick direkt zu Sai wandern, der bei dem Zwischenfall am Vortag dabei gewesen war. „Danke für deine Verschwiegenheit, Sai.“

Ertappt zuckte dieser zusammen. „Ich bin nur besorgt.“

Der Sechste seufzte. „Ich bin der Hokage, ich habe leider keine Zeit mich weiter auszuruhen. Besonders nicht in dieser kritischen Phase, in der wir uns befinden. Daher geht es nicht anders. Wenn Tsunade weiter für mich übernehmen muss, könnte man mir das als Schwäche auslegen und die dürfen wir im Moment nicht zeigen. Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist nach dem Putschversuch der Ne noch zu hoch. Außerdem könnten die Ne, die uns entkommen sind, dies vielleicht ausnutzen.“

„Ich hasse es, das zuzugeben“, warf Tsunade ein, „aber er hat Recht.“

„Mann, das ist echt nicht fair“, mischte sich Naruto, der neben der Fünften stand, ins Gespräch ein. „Nur weil ein paar Leute Kakashi schlecht gemacht haben, muss er jetzt seine Gesundheit riskieren, um ihnen das Gegenteil zu beweisen?“

„Wir sind alle nicht begeistert von der Situation, Naruto“, warf Yamato von seiner gewohnten Stelle neben Kakashi ein. „Aber solange die Einwohner Konohas noch von den Gerüchten der Verschwörer verunsichert sind, müssen wir irgendwie da durch.“

„Wenn ich mich recht erinnere, ist ein Teil dieser Verunsicherung auf euren Mist gewachsen“, zischte Tsunade scharfzüngig und ließ Naruto ein wenig in Schweiß ausbrechen. „Eure Spitzenidee, so zu tun als hätte Kakashi wirklich den Löffel abgegeben, hat schließlich für nicht gerade wenig Verwirrung gesorgt.“

„Ach ja, haha, da war ja was“, gluckste der blonde Ninja verlegen.

„Weil wir wie die Ne Gerüchte gestreut haben, müssen wir jetzt auch wieder mit ihnen aufräumen.“ Shizune, die links von Naruto stand, seufzte schuldbewusst. „Zum Glück hatten wir damals die anderen Kage über unseren Plan informiert, aber trotzdem hat sich unsere Notlüge unkontrolliert in der Welt verbreitet. In Zukunft werden wir bei so etwas vorsichtiger sein.“

„In Zukunft?“, wandte Kakashi verdattert ein. „Plant ihr, mich noch einmal sterben zu lassen?“

„Mach darüber keine Witze“, ermahnte Naruto ihn missmutig. „Vor allem nicht, wenn du noch so schlecht dran bist.“

„Na na“, beschwichtigte der Hokage seinen ehemaligen Schüler, während die Sorge der anderen um ihn ihm eindeutig unangenehm war, „ihr tut alle so, als würde ich jeden Augenblick auseinanderfallen. So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Vergessen wir das Ganze einfach und machen weiter wie gewohnt.“

„Dann sollen wir Ihren Zusammenbruch von gestern ignorieren?“, fragte Sai.

„Und das Geächze überhören?“, fragte Naruto.

„Und unter den Teppich kehren, dass ich dir jedes Mal die Treppe hier hinauf helfen muss?“, fragte Yamato.

„Aaaah!“ Ino platzte der Kragen. „So geht das nicht! Sakura wird so sauer, wenn sie das mitkriegt!“

Wenn sie es mitkriegt“, sagte Tsunade da und klang mit einem Mal verschwörerisch.

„Ich weiß nicht ...“ Naruto legte nachdenklich den Kopf schief, „... ob das die richtige Entscheidung war? Ihr und Sasuke gar nichts hiervon zu erzählen?“

Kakashi schüttelte resigniert den Kopf. „Sie werden es noch früh genug erfahren, wenn sie zurückkehren. Aber sie sollen nicht das Gefühl haben, dass sie sofort herkommen müssen, sobald etwas vorfällt. Daher erwähne es frühestens in deinem nächsten oder übernächsten Brief.“

„Ich weiß nicht ...“, wiederholte Naruto und war definitiv nicht überzeugt. Dinge zu verschweigen war doch eine Angelegenheit, die sie sich abgewöhnen wollten und nun musste er bei dieser Geheimniskrämerei mitmachen? Sakura würde bestimmt nicht begeistert sein.

Sai bot ihm ein Lächeln zur Aufmunterung an. „Sieh es mal so, Naruto. Momentan müssen wir uns darum keine Sorgen machen. Dein Kopf wird also erst einmal dran bleiben.“

„Wieso ist nur mein Kopf in Gefahr??“

„Weil du ihre Kontaktperson bist. Oh, und Kakashi-taichou natürlich.“

Als Naruto und Kakashi verängstigt schluckten, schickte Yamato eine schelmische Bemerkung in Richtung des Sechsten hinterher: „Und du machst dir Sorgen, dass wir dir ans Leder wollen.“

„Ah, Sie sind auch nicht aus dem Schneider.“

„Wie meinst du das, Sai?“, fragte der brünette Shinobi beunruhigt nach.

„Sie hatten als Erster beschlossen, Sakura und Sasuke nicht zu informieren. Schon vergessen?“

Yamato schluckte.

„Lassen wir den Hokage etwas arbeiten, ehe er eine ärztlich verordnete Pause macht“, unterbrach Tsunade das Gespräch. „Ino, du überprüfst, dass der Hokage sich an meine Anordnungen hält. Es ist blöd, aber wir müssen jetzt fürs Erste so zurechtkommen. Kakashi“, die Fünfte sandte einen warnenden Blick zu ihrem Nachfolger, „du wirst besser auf deinen Körper hören oder ich werde meine Contenance verlieren. Ist das bei dir angekommen?“

Als Kakashi eingeschüchtert nickte (wer hatte hier eigentlich tatsächlich das Sagen?), drehte Tsunade sich um und setzte dazu an, den Raum zu verlassen, als sie abrupt innehielt. Da waren doch Schritte zu hören …? Jemand, nein, eher zwei Personen liefen hastig in ihre Richtung. Hoffentlich gab es keinen neuen Ärger. Sie war selbst nicht glücklich damit, Kakashi bereits wieder auf seinen Posten schicken zu müssen.

Gerade als die anderen ebenfalls die Schritte registrierten, wurde die Tür schon aufgerissen. Alle starrten zu den beiden Personen, die dort plötzlich atemlos in der Tür standen.

Einige Sekunden lang sagte niemand etwas und alle blickten nur ungläubig zu den Neuankömmlingen. Hatten sie ihre Namen einmal zu oft erwähnt? Das war ja gespenstisch.

„Ein Glück!“, rief Sakura erleichtert aus. „Du lebst wirklich noch!“ Sie und Sasuke traten in das Zimmer ein.

„W-was, was macht ihr denn hier?“ Naruto starrte sie verdutzt an und in Sekundenschnelle schlug Sakuras Stimmung um. Der Blondschopf hätte schwören können, dass Flammen aus ihren Augen und ihrem Mund schlugen.

„DU HAST NERVEN, DAS ZU FRAGEN!!“, schrie sie ihren Kameraden an, der erschrocken zusammenzuckte. „WAS IN ALLER WELT WAR HIER LOS UND WIESO HAT UNS NIEMAND ETWAS GESAGT?!“

„Um unser Gespräch von eben aufzugreifen“, warf Sai nüchtern ein, „ich glaube, sie wissen bereits Bescheid.“

Sakuras Kopf schnellte wutentbrannt in seine Richtung und Sai machte sicherheitshalber einen Schritt zurück.

„Mitten im Nirgendwo erfahren wir, dass der Hokage gestorben sein soll“, zischte die Kunoichi zornig. „Könnt ihr euch vorstellen, was das für ein Gefühl war?? Ich bin vor Sorge fast verrückt geworden!“

Kakashi räusperte sich vorsichtig. „Das tut uns allen aufrichtig leid. Hier war … eine Menge los.“

Als er sprach, musterte Sakura ihren Lehrer zum ersten Mal seit ihrer Ankunft näher und erschrak dabei. Er sah wirklich nicht wie das blühende Leben aus. Das bisschen Haut, was nicht von seiner Maske verdeckt war, sah fahl aus, sein Blick wirkte müde und an seinen Händen konnte sie Verletzungen erkennen.

„Was war hier los?“, wiederholte sie bedeutend ruhiger.

„Einige alte Ne-Mitglieder haben versucht, einen Putsch durchzuführen“, erklärte der Hokage unaufgeregt. „Ich bin ein wenig unglücklich dazwischen geraten.“

„Die Ne? Danzous Leute?“ Es war das Erste, das Sasuke sagte. „Sakuras Eltern haben uns von einer Verschwörung berichtet, doch sie konnten uns nicht viel Genaues darüber sagen. Außer dass der Hokage wohl zwischenzeitlich für tot erklärt worden war.“

„Ahahaha“, ertönte Narutos verlegenes Lachen. „Letzteres ist meine Schuld. Wir wollten die Ne reinlegen und haben behauptet, Kakashi wäre an seinen Verletzungen gestorben. Na ja … es hat funktioniert!“

„Hn.“ Sasuke hob angesichts des typischen Verhaltens seines Kameraden kritisch eine Augenbraue. „Also ist der Putsch niedergeschlagen?“

„Für den Moment, ja“, antwortete Yamato. „Wir arbeiten noch an der Aufarbeitung der Geschehnisse.“

Bei dieser Antwort verfinsterte sich der Blick des Uchihas. Offensichtlich stellte ihn das gerade Gehörte alles andere als zufrieden.

„Warum habt ihr uns denn nicht Bescheid gesagt?“, fragte Sakura entrüstet.

„Es … es gab da verschiedene Probleme“, erklärte Yamato weiter und fürchtete plötzlich um seinen Kopf. „Es wäre in diesem Chaos nicht gut gewesen, euch herzuholen. Und wir wollten erst einmal warten, bis sich alles wieder gelegt hat ….“ Dass Sasuke in diesem Chaos eventuell ein Problem gewesen wäre, verschwieg er angesichts der schon angespannten Lage sicherheitshalber.

Erzürnt schüttelte die rosahaarige Kunoichi den Kopf. „Ich fasse es nicht, dass ihr uns das verschweigen wolltet.“ Sie stemmte wütend die Hände in die Hüften. „Ino!“ Die Blondine schreckte zusammen, als sie plötzlich in den Konflikt mit hineingezogen wurde. „Warst du etwa auch an dieser Geheimnistuerei beteiligt?“

„Ich? Ich würde dir nie etwas verschweigen, Sakura, das weißt du. Außer es handelt sich um einen Befehl des Hokage … aber dann würde ich dies natürlich nur äußerst widerwillig tun.“

„Tsunade? Was ist mit dir?“

„Ich bin ebenso unschön überrascht worden wie du.“

Sai fand diese Reaktionen sehr interessant. Ino war es doch lieber gewesen, wenn Sakura nicht alles erfuhr und Tsunade hatte doch impliziert, dass sie einiges unter den Tisch fallen lassen sollten. Angesichts von Shizunes verängstigter Mimik (die geradezu schrie „Bitte frag mich nicht danach!“) konnte er dies aber nachvollziehen. So wütend hatte er Sakura in all ihrer gemeinsamen Zeit noch nie erlebt. Wer konnte schon sagen, zu was sie in so einer zornigen Stimmung in der Lage war?

„Wir wollten nichts vor euch verheimlichen.“ Kakashi sprach ruhig, in der Hoffnung, dies könnte sie besänftigen. „Es tut mir leid, dass ihr auf diese Weise von allem erfahren habt und euch Sorgen gemacht habt. Nun, immerhin sind wir jetzt alle hier versammelt und noch am Leben. Von euch haben wir in den letzten Monaten auch nicht gerade viel gehört. Wir haben uns schon gefragt, ob bei euch alles in Ordnung ist.“

„Das ist wahr, echt jetzt“, warf Naruto ein. „Von euch kam in letzter Zeit echt nicht viel.“

„Äääh...“ Sakuras Wut verrauchte mit einem Mal und dafür wurde sie plötzlich dezent rot. „Na ja, das ist so … wir wollten euch etwas persönlich sagen.“ Etwas, das nun im Dorf bei Sakuras Eltern war und sich so eh nicht mehr verheimlichen ließ.

Alle Augen im Raum blickten sie nun gespannt an und Sasuke überkam ein ungutes Gefühl, als Sakura tief Luft holte:

„Wir … haben eine Tochter bekommen!“

Wäre es nicht Winter gewesen, man hätte die Grillen zirpen hören. So still war es plötzlich. Sakura traute sich kaum, auszuatmen. Das war nicht unbedingt die Reaktion, die sie erwartet hatte. Wieso sagte niemand etwas?

„Ihr habt … was??“ Naruto hatte Mühe, seinen Kiefer wieder hochzuklappen. Und nicht nur er, Yamato ebenso und Shizune hatte mal wieder den armen TonTon fallen gelassen und war vor Schreck nicht einmal in der Lage, ihn aufzuheben.

„Das glaube ich nicht ...“, hauchte Ino und Sai blickte nervös umher, nicht wissend, was er tun sollte. Die Nachricht war an sich nichts Schlechtes gewesen, doch niemand schien sich so wirklich zu freuen.

„Das ist mal ein Hammer“, sagte Tsunade und rieb sich mit zwei Fingern die Stirn.

„Genau so etwas habe ich befürchtet“, murmelte Kakashi, doch so hörbar, dass Sakura ihn hatte verstehen können.

„Was war das??“ Ihre Stimmung fiel bei seinen Worten rasend schnell wieder in den Keller. „Ist das alles, was ihr dazu zu sagen habt? Befürchtet?! Was soll das denn heißen??“

Sasukes Blick verriet, dass er auch nicht gut auf die Reaktionen der anderen zu sprechen war. Er hatte keine Freudensprünge erwartet, doch dass es so schlimm laufen würde, hatte er um Sakuras Willen nicht gehofft. Dass nicht einmal Naruto sich für sie zu freuen schien, war ein noch schlimmeres Szenario als alles, was er sich im Vorfeld ausgemalt hatte. Sie mussten schleunigst den Rückzug antreten, bevor die Lage noch weiter eskalierte – und seiner Frau noch mehr weh getan würde. „Sakura, wir sollten erst einmal gehen.“ Umgehend legte er seine Hand auf ihre Schulter und wollte sie zum Weggehen bewegen. Vor Wut und Enttäuschung hatten sich Tränen in den Augen der geschockten Kunoichi gesammelt.

„Wartet!“ Naruto sprang den beiden vor die Füße, als sie sich umdrehten, um den Raum zu verlassen. „So war das nicht gemeint! Echt jetzt! Ich finde das klasse … denke ich. Ich meine, ich brauch erst mal einen Moment, um … wow, das ist wirklich mal eine Neuigkeit.“

„Die ihr uns übrigens verschwiegen habt.“ Ino klang erbost. „So viel dazu.“

„Wir hätten es wohl besser weiter für uns behalten“, ätzte Sakura in ihrem Frust ihr entgegen.

„Ist das jetzt dein Ernst?! So'n Theater machen und selbst nicht ehrlich sein?!“, gab die blonde Kunoichi genauso angriffslustig zurück.

Etwas hilflos versuchte Sai, dazwischen zu gehen. „Ino, bitte beruhige dich-“

„Oh nein! Nichts da!“, entgegnete sie zornig. „Sie redet uns ein schlechtes Gewissen ein und verschweigt dabei die ganze Zeit so etwas! Doppelzüngiger geht es kaum noch!“

„Doppelzüngig?!“, entfuhr es Sakura und die riesige, bedrohliche Vene an ihrer Stirn trat weit hervor. „Wir haben darauf gewartet, euch diese Nachricht persönlich mitzuteilen! Das ist ja wohl etwas vollkommen Anderes!“

„Oh, von wegen!“

„Ino, bitte-“, schaltete sich Sai noch einmal unaufdringlich dazwischen und auch Sasuke überlegte fieberhaft, wie sich die Situation entschärfen ließe, doch Sakura hatte sich bereits in den Streit hineingesteigert.

„Geheiratet haben wir übrigens auch! Aber nicht, dass das auch nur einen von euch etwas angeht!“

Die anderen blickten wortlos und und noch eine Spur verdatterter zu der erzürnten Kunoichi. Ino jedoch war dieser Satz endgültig zu viel gewesen. Wutentbrannt schnaufte sie, packte Sai am Ärmel und zog ihn hinter sich her, als sie an Sakura vorbei stürmte.

„Wohin gehen wir?“, fragte Sai überrumpelt und ein wenig verängstigt.

„Wir heiraten!“

„Jetzt?“

„Jetzt!“

„Ino, warte-“

Den restlichen Satz konnten sie nicht mehr hören, weil die beiden außer Reichweite waren.

Sich der Ironie unbewusst, dass ihr das gleiche wütende Schnaufen wie Ino entwich, stampfte Sakura aus dem Zimmer, ohne zurückzublicken. Sasuke drängte Naruto unsanft beiseite und folgte ihr.

„Na toll.“ Tsunade stöhnte in die plötzlich eingetretene Stille hinein. „Das ist jetzt wohl nicht so gut gelaufen.“

Annäherung und Eskalation

Seit dem Vorfall im Büro des Hokage hatte Sakura fast ohne Unterlass geweint. Inzwischen war es tief in der Nacht, aber sie konnte sich nicht beruhigen. Schlaflos wälzte sie sich im Bett. Die Menschen, die ihr so viel bedeuteten, konnten sich nicht für sie freuen. Im Gegenteil, sie hatten sie mit Ablehnung gestraft. Nicht nur sie, sondern vor allem Sarada, obwohl sie sie nicht einmal kannten.

„Genau so etwas habe ich befürchtet“, ging ihr Kakashis Aussage durch den Kopf und es schmerzte sie so sehr. Wie konnte er so etwas Furchtbares sagen? Naruto hatte er damals zu dem bevorstehenden Nachwuchs gratuliert und sie bekam das?

Plötzlich erschrak sie.

Sie hatte Naruto nicht einmal nach seinem Kind gefragt! Auch wenn er komisch reagiert hatte, Sakura wollte trotzdem seinen Sohn sehen. Bisher kannte sie von diesem nicht mehr als dessen Namen, da Naruto ihn in einem Brief erwähnt hatte. Und was war das mit der Heirat von Ino und Sai? Das war ihr auch neu.

Ein langer und tiefer Seufzer erfüllte den Raum.

Diese Menschen bedeuteten ihr die Welt und trotz dem, was vor ein paar Stunden geschehen war, wollte sie an ihren Leben teilhaben. Offensichtlich hatte sie schon eine ganze Menge verpasst.

„Schläfst du immer noch nicht?“

Sasuke kam ins Zimmer und dies genügte, um Sakura ein zartes Lächeln aufs Gesicht zurück zu zaubern. Sasuke in ihrem Zimmer! Ja, es war albern, dass sie darüber schmunzeln musste, aber ein bisschen kurios war es schon. Da die Wohnung ihrer Eltern kein Gästezimmer hatte, waren sie erst einmal in Sakuras altem Zimmer untergekommen. Ihre Mutter hatte darauf gepocht, dass Sarada die erste Nacht bei den nicht minder überraschten, aber weitaus erfreuteren Großeltern schlafen sollte. Sie waren so schnell vernarrt in ihre Enkelin, dass ihr Unmut über die Heimlichtuerei schnell verflogen war. Vielleicht würde dies auch bei den anderen helfen?

„Es ist meinetwegen“, sagte Sasuke plötzlich. „Ihre Reaktionen gehen nicht gegen dich oder Sarada.“

Sakura blinzelte ihren Mann fragend an. „Wie meinst du das?“

„Sie sind mit mir nicht einverstanden. Weder als deinem Mann, noch als Saradas Vater. Es tut mir leid, Sakura, dass du das meinetwegen-“

„Sei sofort still!“, unterbrach sie ihn harsch. „So ein Unsinn! Jeder wird mit dir als meinem Mann und als Saradas Vater einverstanden sein müssen. Denn wir sind ein Ehepaar und wir sind Saradas Eltern. Jedes Problem, das man mit dir hat, hat man auch mit mir.“

Der Uchiha lächelte flüchtig, bevor er schnell wieder ernst wurde. „So einfach ist das nicht. Das war mir vorher schon klar und ich hätte dich wohl darauf vorbereiten müssen.“

„Du hast damit gerechnet, dass sie so reagieren würden?“

„Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie die Neuigkeiten problemlos aufnehmen würden.“

Sakura seufzte. „Du siehst fast immer alles schwarz, wenn es um dich geht.“

„Wenn du keine Bedenken gehabt hättest, hättest du es ihnen längst geschrieben.“

Betrübt senkte die Kunoichi ihren Blick. „Das ist … leider wahr. Ich hatte Angst vor ihrer Reaktion. Davor, dass sie denken, ich wäre unverantwortlich und mir nicht bewusst, was ich tue, sondern dir nur hinterherlaufe, als wäre ich noch zwölf Jahre alt.“

Sasuke schüttelte sacht den Kopf. „Sie hätten dich nicht gehen lassen, wenn sie das von dir denken würden.“

Du hast das von mir gedacht“, bemerkte sie verschmitzt.

„Ja, aber ich bin ein Idiot. Das haben wir doch längst festgestellt.“

Bei seiner launigen Antwort hob sich die Stimmung der jungen Frau wieder ein wenig. „Anstatt so überzureagieren, hätten wir mit ihnen reden sollen, oder?“

„Hätten wir.“

„Wir sind beide Idioten.“

Ein Klopfen an der Haustüre unterbrach jäh ihr Gespräch und ließ sie aufhorchen. Besuch? Mitten in der Nacht?

Sie hörten, wie die Wohnungstür geöffnet wurde und ein leises Gespräch stattfand.

„Sakura!“, brüllte Frau Haruno, bevor sie sich daran erinnerte, ein schlafendes Baby im Haus zu haben. Kurz darauf klopfte es sanft gegen die Zimmertür.

„Äh, ja?“, bat Sakura irritiert herein und Sasuke beäugte argwöhnisch den Zimmereingang.

Ein blonder Haarschopf zwängte sich durch den Türspalt. „Seid ihr angezogen?“ Naruto hielt sich die Augen zu, als er die Tür weiter öffnete.

„Was denkst du denn bitte??“ Sakura warf ein Buch von ihrem Nachttisch nach ihrem Kameraden, der seine Augen gerade rechtzeitig öffnete, um haarscharf ausweichen zu können.

„Hey, ich wollte doch nur höflich sein, echt jetzt!“

„Naruto“, sagte Sasuke streng, „was willst du um diese Uhrzeit hier?“

Betreten grinste der Angesprochene und kratzte sich nervös am Hinterkopf. „Na ja, so wie das heute gelaufen ist … ich konnte nicht schlafen. Und Hinata sagte, ich mache sie und Boruto nervös, also kam ich her.“ Das Grinsen verflüchtigte sich und er wurde ernst. „Ihr habt uns alle total überrumpelt. Ist doch klar, dass wir da einen Moment brauchen. Keiner von uns hat das böse gemeint. Ich freue mich so für euch, echt jetzt! Ich meine, das ist der Wahnsinn! Ich würde eure Tochter total gerne sehen!“

Wenn Sakura sich auf eines in der Welt verlassen konnte, dann darauf, dass Naruto eine ehrliche Seele war. Seine Worte lüfteten einen Teil der Trauer, die sich über sie gelegt hatte. Sie wusste augenblicklich, dass es Sasuke ähnlich ging, als sich ihre Blicke trafen.

„Du Idiot“, kritisierte Sasuke ihn allerdings. „Schrei hier nicht so herum. Sarada schläft gerade.“

„Sarada?“ Naruto strahlte wieder über das ganze Gesicht. „Ist das ihr Name?“

„Mmm-hmm“, antwortete Sakura erfreut und stand aus ihrem Bett auf. Zum Glück trug sie heute keinen peinlichen Pyjama, sondern einen recht langweiligen einfarbigen. Wer hätte auch damit rechnen können, dass ihr ehemaliges Genin-Team sich nachts in ihrem Zimmer versammelte? „Wenn wir leise sind, können wir zu ihr.“

Auf leisen Sohlen schlichen die drei zu Sarada, die seelenruhig in ihrem (beziehungsweise Sakuras altem) Kinderbettchen im Zimmer der Großeltern schlief. Die waren durch die Aufregung eh wieder aufgestanden und machten sich in der Küche Tee.

„Oooh“, sagte Naruto enttäuscht und Sakura warf ihm einen bösen Blick zu. War war denn nun schon wieder?

„Sie hat keine rosafarbenen Haare“, erklärte der Blondschopf weiter und Sakuras böser Blick wurde unverzüglich zu einem erstaunten.

„Und das ist ein Problem?“

„Nicht direkt, aber deine Haare sind doch viel schöner als die von dem da.“

„Hn.“

Sakura kicherte. Ja, das war ihr Genin-Team. Nur etwas älter.

„Sie sieht so klein aus“, wunderte sich Naruto.

„Sie kam etwas zu früh“, antwortete die junge Mutter, „aber sie ist gesund.“

„Das ist gut. Sie ist wirklich wunderhübsch. Sie kommt wohl nach dir, Sakura.“

„Das sagst du nur, um mich zu ärgern, oder?“, entgegnete Sasuke.

„Benehmt euch“, warnte die Kunoichi im Scherz.

„Morgen bringt ihr sie mit zu mir nach Hause, ja? Dann trifft sie ihren zukünftigen Rivalen.“

Der Uchiha schnaufte verächtlich. „Pah, wie kindisch. Es ist doch wohl mehr als offensichtlich, dass Sarada Boruto jetzt schon meilenweit überlegen ist.“

Ja, ihr Genin-Team. Nachts um halb vier. In der Wohnung ihrer Eltern. Vermutlich wäre der peinliche Pyjama nicht einmal weiter aufgefallen.

 

Während Sakura sich dank Narutos nächtlichem Erscheinen hatte beruhigen können und ein wenig Schlaf nachholte und ihre Eltern auf Sarada aufpassten, machte Sasuke sich direkt am frühen Morgen auf den Weg in das Büro des Hokage. Obwohl es Winter war und daher zum einen noch dunkel draußen und zum anderen weniger auf den Straßen los war als in den wärmeren Monaten, vermied Sasuke die Hauptstraße und lief durch schmale Hintergassen und über die Dächer der Häuser. Immer wenn er im Dorf war, hatte er dieses seltsame Gefühl. Dies war seine Heimat und gleichzeitig war sie es nicht mehr. Außerhalb der Tore Konohas hatte er so langsam gelernt, auszublenden, was geschehen war. Ihm war mehr als bewusst, dass dies hauptsächlich Sakuras (und seit neustem auch Saradas) Verdienst war, denn wenn er sich auf diese beiden konzentrieren konnte, dann war er in der Lage, im Hier und Jetzt zu leben und nicht mit der Vergangenheit zu hadern. Wieder in Konoha zu sein, erinnerte ihn jedoch schmerzlich daran, warum er überhaupt nun außerhalb der Tore lebte.

Sasuke schüttelte den Kopf.

Diese Gedanken führten zu nichts. Er musste sich auf das konzentrieren, weswegen er gerade unterwegs war. War Konoha wirklich ein sicherer Ort? Der Putschversuch durch die Ne beschäftigte ihn.

Putschversuch.

In seinem Innern zog sich alles zusammen. Vor den Mauern, die den Innenhof zum Hokagegebäude umgaben, blieb er stehen und sah zum Himmel hinauf, der langsam heller wurde.

Reicht es, das Dorf von außen zu beschützen, wenn auch von innen Gefahr drohen kann? Was soll ich tun, Itachi?

Ohne großartig Anlauf zu nehmen, lief Sasuke die Mauer hoch und schließlich auf ihr entlang, bis er das Gebäude erreicht hatte. Mit einem großen Satz sprang er zu dem Bauwerk über und in eines der offenen Fenster hinein, denn Vordertüren hatten die gleichen Nachteile wie Hauptstraßen: Die meisten Leute benutzten eben diese. Er hatte ebenso überlegt, das Gebäude gar nicht zu betreten, aber wenn er vor dem Fenster des Hokagezimmers herumlungerte, war das den Anbu-Wachen vielleicht zu suspekt. So entschied er sich, zumindest das Büro durch dessen Tür zu betreten. Er ermahnte sich sogar dazu, anzuklopfen statt einfach reinzuplatzen.

Auf Kakashis „Herein“ öffnete der Uchiha die Tür und betrat den Raum, nicht schlecht staunend, Sai dermaßen früh dort anzutreffen.

„Störe ich?“ Sasuke war sich nur halb bewusst, dass er so schlecht gelaunt klang, als wäre er derjenige, der gestört wurde.

„Oh? Mit dir habe ich nicht gerechnet. Guten Morgen. Komm ruhig rein“ Kakashi lächelte sein typisches Lächeln und es ärgerte den dunkelhaarigen Shinobi. Er hatte nicht vergessen, wie der Hokage am Vortag auf seine Tochter reagiert hatte.

„Guten Morgen, Sasuke“, wandte sich Sai freundlich an ihn und der Angesprochene unterdrückte ein Augenrollen. Noch so ein Lächeln-auf-Abruf war doch ein bisschen viel auf einmal.

Ohne den Gruß zu erwidern, fiel Sasuke mit der Tür ins Haus. „Ich wollte mit dir über diesen Putsch sprechen.“

„So?“ Kakashi lehnte sich erwartungsvoll in seinem Stuhl zurück. „Was willst du wissen?“

„Alles.“

Seine knappe Antwort erregte Sais Unmut. „Verstehe mich bitte nicht falsch, aber das ist eine interne Angelegenheit.“

„Ich habe den Hokage gefragt“, entgegnete Sasuke kühl. „Nicht dich.“

Die eisiger werdende Atmosphäre rasch bemerkend, fragte Kakashi sich, ob die zwei jemals ein zivilisiertes Verhältnis zueinander haben würden. Wieso herrschte immer gleich so viel Anspannung zwischen ihnen?

„Immer langsam, ja? Sasuke kann auf den neusten Stand gebracht werden. Da spricht nichts dagegen. Als Einsatzleiter in diesem Fall kann Sai dir deine Fragen wahrscheinlich am besten beantworten.“

Mit ungläubigem Blick starrte Sasuke zu dem Hokage. „Wieso ist er ein Einsatzleiter?“

„Weil ich bei der Polizei bin“, antwortete Sai und ahnte nicht, dass er damit noch mehr von Sasukes Unmut auf sich zog.

„Ist das dein Ernst?“, wandte sich der Uchiha empört wieder an den Sechsten. Ausgerechnet dieser Kerl war bei der Polizei von Konoha?! Das musste ein schlechter Scherz sein.

Innerlich seufzend, bejahte Kakashi die Frage. „Sai ist ein hervorragender Shinobi und bestens für die Stelle geeignet.“

„Er gehörte zu der Ne.“

Sai stutzte heftigst, als er diese vorwurfsvolle Aussage hörte. „Was hat das damit zu tun?“

„Du überträgst einem ehemaligen Ne-Mitglied einen Fall, bei dem ehemalige Ne-Mitglieder versucht haben, Konoha unter ihre Kontrolle zu bringen?“

„Sai hatte damit ni-“

„Stellst du die Entscheidungen des Sechsten in Frage?“, warf Sai erbost ein.

„Anscheinend ist hier sonst niemand dazu in der Lage.“

„Jungs, beruhigt euch bi-“

„Das kommt ausgerechnet von dir? Du willst in Konoha etwas zu sagen haben? Du wolltest Konoha zerstören und die Kage töten!“

„Das hat hiermit nichts zu tun!“

„Merkst du gar nicht, was für eine ekelhafte Doppelmoral du an den Tag legst?“

„Hältst du dich für moralisch überleg-ah!“ Sasuke spürte einen plötzlichen Schmerz in seinem linken Bein. Ruckartig schnellte sein Blick zu der schmerzenden Stelle hinunter. Pakkun hatte sich in seine Wade verbissen.

„Ifft jefft Ruhe?“, beschwerte der Mops sich, ehe er von dem Uchiha abließ. „Da will man morgens noch ein bisschen was schlafen, während man den Hokage bewacht und dann macht ihr so einen Krach.“

„Gut, dass du dich nie in Widersprüche verstrickst, Pakkun.“ Sichtlich amüsiert beobachtete Kakashi seinen Ninken, wie er wieder hinter den Schreibtisch tappste und sich erneut hinlegte. „Ich sehe schon, die Anstrengung, dich heute Morgen zu rufen, hat sich bezahlt gemacht. Ich hätte euch ansonsten ja liebend gerne elektrisch geschockt, aber so etwas erlaubt mir Tsunade leider noch nicht.“

„Hn.“ Sasuke schüttelte verärgert sein Bein. „Wie konnte es überhaupt zu einem Putsch kommen? Waren euch die verbliebenen Ne-Mitglieder nicht bekannt? Warum liefen die frei in Konoha herum?“

„Wir hatten ihnen eine Chance auf einen Neuanfang in Konoha geben wollen, daher haben wir die, die uns bekannt waren, nicht verfolgt. Der Großteil der Ne ist uns allerdings auch unbekannt“, antwortete Kakashi und war damit derjenige, der nun Sasukes Unmut abbekam.

„Das ist ein Witz, oder?“

„Nur weil sie einmal zu der Ne gehörten, sind sie nicht automatisch Verbrecher“, warf Sai mit wachsender Entrüstung ein und ließ den Hokage ein weiteres Mal innerlich seufzen. Wie schaffte Sasuke es nur, selbst einen ruhigen und beherrschten Jungen wie Sai zum Ausrasten zu bringen?

„Kakashi!“ Der Uchiha ignorierte den anderen dunkelhaarigen Mann und fuhr den Sechsten geradezu an. „Wenn du nicht hart genug in Konoha durchgreifst, wird es immer wieder Aufrührer geben, die nicht mit deiner Linie einverstanden sind! Wenn du das nicht schaffst, machst du die gleichen Fehler wie der Dritte und dann wird Konoha kein sicherer Ort sein!“

„Hör auf dem Hokage zu sagen, was er tun soll! Was nimmst du dir eigentlich heraus?!“

„Seid sofort still! Alle beide!“ Kakashi hasste es, laut werden zu müssen. So etwas Anstrengendes am frühen Morgen. Hätten die beiden sich nicht in die Haare kriegen können, als Tsunade noch für ihn die Vertretung übernommen hatte? „Ihr geht jetzt beide raus und kühlt eure Gemüter ab. Aber geht bloß in verschiedene Richtungen. Ich will nicht hören, dass ihr euch auf der Straße prügelt, verstanden?“

Sichtlich angesäuert schluckte Sasuke seinen Ärger hinunter und rauschte zur Tür hinaus.

„Dieser Job ist echt anstrengend“, grummelte Pakkun unter dem Schreibtisch.

Annäherung und Erkenntnisse

Aufgebracht war Sasuke über die Dächer des Dorfes gesprintet, ohne irgendein Ziel im Sinn zu haben. Er konnte sich selbst nicht erklären, was genau da gerade geschehen war. Es war wirklich nicht seine Absicht gewesen auf Sai loszugehen und dennoch war genau dies passiert. Eigentlich hatte er gedacht, er hätte kein Problem mehr mit ihm, egal, was vorher zwischen ihnen war und dass er ursprünglich zu Danzous Leuten gehört hatte und ihn im Team hatte ersetzen sollen. Naruto vertraute Sai und wie Sakura es ihm auch deutlich gemacht hatte: Es gab keinen besseren Indikator als Naruto, um festzustellen, ob man jemandem trauen konnte oder nicht.

Sasuke hielt auf einem großen Flachdach an, um seine Gedanken zu ordnen. Wie in aller Welt hatte dieses Gespräch gerade dermaßen eskalieren können? Er wollte sich doch zusammenreißen. Um Sakuras und Saradas Willen. Er atmete tief durch, um wieder klar denken zu können.

Wieso fühlte er so viel Wut in sich? Woher kam diese? Auf wen war er wütend? War er wütend auf … Kakashi?

Aus dem Nichts hörte Sasuke Schritte und wie sie plötzlich ganz nah waren, einen lauten, erschrockenen Schrei.

„Whaaaaaaaa!“

Im nächsten Moment beobachtete der Uchiha wie dutzende Seiten Papier durch die Luft flogen, weil derjenige, der den Schrei ausgestoßen hatte, sie vor Schreck in die Luft geworfen hatte.

„Sa-sasuke ….“ Iruka hielt sich eine Hand an den Brustkorb, um sein rasendes Herz zu beruhigen. „W-was … was machst du denn hier?“

Verdutzt musterte Sasuke seinen alten Lehrer von der Akademie, den er seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Iruka sah aus wie immer, nur weiß wie eine Wand und zitternd. Er schien verängstigt zu sein.

„Haben Sie Angst vor mir?“, fragte Sasuke frei heraus und ohne eine Miene zu verziehen.

Einige Sekunden verstrichen, in denen Iruka ihn nur mit großen Augen ansah und nach Worten suchte. „N-nein … wie kommst du denn auf so etwas?“

„Sie wirken, als hätten Sie Angst.“

Der Lehrer blinzelte ihn verdattert an, dann lachte er, um seine Unsicherheit zu überspielen. „Ahahaha, aber nicht doch. Ich war nur erstaunt, dass hier jemand auf dem Dach der Akademie ist, weil heute schulfrei ist und dann stehst auch noch ausgerechnet du vor mir, ahahaha.“

Sasuke hob eine Augenbraue. „Das Dach der Akademie?“ Er sah sich um. Tatsächlich. Unbewusst war er bei der Akademie gelandet. Und sein alter Lehrer hatte Angst vor ihm. Der Tag konnte nicht mehr viel schlimmer werden.

„Ich habe dich ja eine Ewigkeit nicht gesehen“, sagte der Brünette in die aufgekommene, merkwürdige Stille hinein, während er anfing, die Blätter vom Boden aufzuheben. „Du bist ganz schön groß geworden. Oh, ja richtig!“ Iruka stand wieder auf. „Naruto hat es mir heute Morgen in aller Frühe schon erzählt. Ich gratuliere dir und Sakura zu eurer Tochter.“

Tsk. Naruto konnte auch nichts für sich behalten. Sasuke hob eines der Blätter auf, das bis zu ihm geweht worden war und schloss zu dem Anderen auf, um es ihm zu geben. „Danke.“

Iruka schreckte zusammen, als Sasuke plötzlich so nah vor ihm stand, lächelte aber schließlich und nahm das Papier entgegen. „Das ist wirklich unglaublich. Es kommt mir vor wie gestern, als du und Naruto euch ständig im Unterricht gezankt habt. Als hätte man nur einmal geblinzelt und schon seid ihr erwachsen. Das ist wirklich schwer zu begreifen für mich und manchmal komme ich mir deswegen schon fast ein wenig albern vor, aber immerhin weiß ich, dass es Kakashi genauso geht.“

Bei Erwähnung dieses Namens horchte der Uchiha auf. „Kakashi … geht es genauso?“

„Oh ja, aber er würde euch das gegenüber bestimmt nicht einfach zugeben. Du weißt ja, wie er ist. Und dann wundert er sich, wenn man ihn ständig falsch versteht und das für Ärger sorgt.“

Abrupt durchzuckte Sasuke ein Gedanke. War Kakashis Reaktion auf Sarada vielleicht auch ein Missverständnis? Das allein war allerdings keineswegs der einzige Grund, warum er wütend auf Kakashi war.

„Beschäftigt dich etwas?“, fragte Iruka vorsichtig. „Du machst so einen nachdenklichen Eindruck.“

Hn, dachte Sasuke und war beinahe ein wenig amüsiert. Iruka war wirklich der Alte. Ob er nun Angst vor ihm hatte oder nicht, er konnte seine überbordende Hilfsbereitschaft nicht ablegen.

„Ist Kakashi ein guter Hokage?“

Seine unerwartete Frage irritierte den Lehrer sichtlich. „Äh, ja, ja, auf jeden Fall! Wieso fragst du das?“

„Ich kann mir nicht helfen, aber ...“ Der Dunkelhaarige sah zum Hokagefelsen hinauf. „Ich habe ein Problem mit ihm.“

„Mit Kakashi als Hokage?“ Iruka blinzelte ihn verwirrt an. „Denkst du, er wäre nicht der Richtige für den Posten?“

„Ich weiß es nicht. Eigentlich habe ich ihn für die richtige Wahl gehalten, aber jetzt … habe ich meine Zweifel und bin wütend auf ihn.“

Iruka ließ das Gehörte sacken und grübelte kurz, ehe er nachhakte: „Hmm, hat es vielleicht mit dem zu tun, was vor kurzem passiert ist? Diese Putsch-Sache?“

Erstaunt nickte Sasuke, als der Lehrer ins Schwarze traf. Ja, es schien tatsächlich damit zu tun zu haben. „Ich kann es mir nicht erklären, aber seit ich davon weiß, fühle ich mich … ich fühle mich …“

„Enttäuscht?“, bot Iruka weise lächelnd an.

„Ja!“ Sasukes Blick schnellte zu seinem Gesprächspartner zurück. „Genau das ist es. Warum fühle ich mich so?“

Er erntete ein verständnisvolles Nicken. „Ich kann nur mutmaßen, aber vielleicht passt das, was geschehen ist, nicht mit der Vorstellung zusammen, die du von Kakashi als Hokage haben willst. Du kennst ihn als deinen Lehrer, der sich um euch gekümmert hat und euch beschützt hat und vielleicht hast du dieses Bild von ihm automatisch auf seine Rolle als Hokage übertragen. Aber auch Kakashi ist eben nur ein Mensch. Er macht Fehler, er wird verletzt, er kann sterben. Und möglicherweise fühlt es sich dann für dich so an, als würde er dich im Stich lassen.“ Iruka kratzte sich nach seinem Monolog verlegen an der Nase. Es war offensichtlich, dass er sich Sorgen machte, ob es richtig war, Vermutungen über Sasukes Gefühlswelt anzustellen. Er kannte ihn ja schließlich hauptsächlich nur als kleinen Jungen und diese Mutmaßungen dann auf den erwachsenen Mann, der nun vor ihm stand, zu übertragen, war schon etwas gewagt. Doch Sasuke blinzelte ihn an, als wären ihm gerade die Augen geöffnet worden.

Das, was Iruka sagte, ergab einen Sinn. Diese Wut spürte er, seit Sakura von dem Vorfall mit Akatsuki erzählt hatte. Er war wütend auf Kakashi, weil dieser beinahe gestorben war. Kakashi sollte doch Konoha und seine Bewohner beschützen, so wie er einst Naruto, Sakura und ihn beschützt hatte. Und er sollte doch hier sein … falls er ihn brauchte. War es das, weswegen er eben eigentlich zu Kakashi aufgebrochen war?

Ein bitteres, kurzes Lachen entwich ihm, als er sich an Irukas Worte erinnerte: „Aber er würde euch das gegenüber bestimmt nicht einfach zugeben. Du weißt ja, wie er ist.“

„Sie haben Recht“, sagte er dem Älteren schließlich. „Ich weiß, wie Kakashi ist. Wir sind uns nämlich irgendwie ähnlich.“

Verwundert blinzelte der Lehrer ihn an. „Konnte ich dir weiterhelfen?“

Erneut nickte Sasuke. „Naruto hat Glück, Sie zu haben.“

Bevor Iruka irgendetwas darauf antworten konnte, war der Uchiha bereits wieder auf und davon.

 

„Bei diesem Anblick könnte ich schmelzen.“ Sakura lehnte über dem Bettchen, in dem Boruto seelenruhig neben Sarada schlief, nachdem sie sie zu dem kleinen Jungen hinzu gelegt hatte. Naruto stand breit grinsend neben ihr und platzte mal wieder fast vor Stolz, so wie er es immer tat, wenn jemand seinem Sohn zum ersten Mal begegnete.

„Siehst du? Siehst du? Er ist doch genauso süß wie ich, oder nicht?“

„Die Betonung liegt wohl auf dem 'oder nicht'“, antwortete Sakura und freute sich, als ihr Kamerad daraufhin eine Schnute zog. Sie verließen das Kinderzimmer und gingen ins Wohnzimmer zurück, wo Hinata mit Tee auf sie wartete. Beide setzten sich zu ihr und nahmen eine Tasse Tee entgegen.

„Wenn die zwei nach ihren Vätern kommen, dann ist das hier die Ruhe vor dem Sturm“, scherzte Hinata.

„Ich hoffe doch sehr, dass Sarada meine Ausgeglichenheit abgekriegt hat“, antwortete Sakura.

„Welche Ausgeglichenheit“, murmelte Naruto nicht leise genug, denn sofort zog er sich ihren wütenden Blick zu.

„Häh, hast du was gesagt??“

Schweißtropfen bildeten sich sogleich auf der Stirn des Jonin. „Äh, na ja, also … bitte bring mich nicht um, aber wenn man so deinen Ausbruch von gestern betrachtet …“

„Das war ja wohl eure Schuld!“ Die rosahaarige Kunoichi kreuzte störrisch die Arme vor der Brust.

„Ich glaube, was Naruto sagen will, ist, dass du gestern vielleicht ein wenig deine Ausgeglichenheit verloren hast“, warf Hinata beschwichtigend ein.

Da es unmöglich war, auf Hinata böse zu sein, verdampfte etwas von Sakuras Wut bei ihren sanften Worten.

„Es hatte wohl gestern jeder nicht den besten Tag erwischt“, ergänzte die dunkelhaarige Kunoichi derweil.

„Naruto ist bisher der Einzige, der sich entschuldigt hat“, entgegnete Sakura angesäuert.

„Ino ist bestimmt gekränkt“, gab Hinata zu bedenken. „Sie und Sai wollten mit ihrer Hochzeit warten, bis du wieder da bist und vermutlich hat sie das getroffen, dass sie nicht bei deiner Hochzeit dabei war und du das alles sogar vor ihr verschwiegen hast.“

Wie vom Donner gerührt starrte Sakura daraufhin in ihren Tee. Ino und Sai hatten auf sie warten wollen …. Ihr Herz wurde plötzlicher schwerer bei dem Gedanken, wie sie ihre beste Freundin gestern angeschrien hatte. Und nun hatte sie die Hochzeit wahrscheinlich verpasst.

„Und um Kakashi ein wenig in Schutz zu nehmen“, wagte sich Naruto wieder vorsichtig ins Gespräch, „er hat sowieso gerade eine schwierige Zeit. Mit dem Putsch und den Ne und den Verletzungen und so.“

„Er sah wirklich nicht allzu gut aus“, sagte Sakura leise, ohne von ihrer Tasse aufzublicken.

„Wir hatten echt Angst um ihn“, fügte er hinzu. „Mir wird jetzt noch ganz schlecht, wenn ich daran denke, was passiert ist. Ich habe gedacht, wir würden ihn verlieren, echt jetzt.“

Sakura umklammerte ihre Tasse noch etwas fester, als sie ihm zuhörte. Was Kakashi gestern gesagt hatte, war eigentlich unverzeihlich, dennoch war der Gedanke, dass er nicht mehr bei ihnen sein könnte, unerträglich. Kakashi war nicht nur einfach ein Teil ihres Lebens. Er war ein äußerst wichtiger Teil ihres Lebens. Gerade deswegen schmerzte seine Reaktion so sehr.

„So schlimm war es?“

„Noch viel schlimmer. Und wenn ich bedenke, dass es irgendwie auch meine Schuld war ….“

Mit einem Mal sah Sakura auf. „Wie meinst du das?“

„Mein Schüler Jun hatte ihn so verletzt.“ Naruto seufzte schwer. „Das ist eine längere Geschichte. Hat mit den Ne und ihren Psychospielchen zu tun. Jedenfalls hat Kakashi mich beschützt, als er verletzt wurde.“

Die Kunoichi blinzelte ihn eine Weile wortlos an, dann entfuhr ihr ein Geräusch, das halb ein Seufzen und halb ein Lachen war.

„War ja klar. Ohne Sharingan kann er sich ja nicht mehr durch Chakramangel in Gefahr bringen, also blieb nur noch das. Typisch.“ Sie trank ihre Tasse aus. „Das von gestern kann ich so eh nicht stehen lassen. Ich werde mal ein Wörtchen mit ihm reden und ihm gehörig den Kopf waschen.“

 

Nachdem Sakura sich bei Hinata für den Tee bedankt hatte und sich von ihr und Naruto verabschiedet hatte, brachte sie Sarada wieder nach Hause. Dort angekommen staunte sie nicht schlecht.

„Das hier wurde für dich abgegeben“, erklärte ihre Mutter und zeigte auf das nagelneue Kinderbett, das nun im Wohnzimmer stand, bevor sie wieder aus dem Raum hinaus rauschte.

Ein Blick auf die Machart des hölzernen Möbelstückes genügte, um zu wissen, wer der Wohltäter war. Als Sakura ihre Tochter hineinlegte, entdeckte sie den Brief, der daran hing, nahm ihn an sich und las ihn.

An Sakura und Sasuke:

Es tut mir leid, dass unser Wiedersehen gestern so unglücklich verlaufen ist. Ihr sollt wissen, dass ich mich über eure Rückkehr zutiefst gefreut habe und auch voller Vorfreude darauf bin, eure Tochter kennen zu lernen. Ich kann euch versichern, dass der Hokage genauso darüber denkt. Bitte nehmt dieses Geschenk als Zeichen meines guten Willens an.

Hochachtungsvoll,

Yamato“

Kaum hatte Sakura den Brief bis zum Ende gelesen, prustete sie los. Wie schrecklich formell er verfasst war! Selbst Sai hätte dies womöglich weniger steif hinbekommen. Immerhin konnte man in jeder Zeile sein schlechtes Gewissen herauslesen.

Ich kann euch versichern, dass der Hokage genauso darüber denkt.“

Ihr Blick fiel erneut auf diese Zeile. Ob sie stimmte? Wenn ja, konnte Kakashi ihr das dann nicht selbst sagen?

Ein Klopfen an der Tür verlangte plötzlich nach ihrer Aufmerksamkeit. Sie ging zur Tür und öffnete diese, nur um eine Sekunde später angeschrien zu werden.

„Was fällt deinem Kerl ein, meinen Kerl anzugreifen??“

Perplex starrte sie auf eine kurz vor der Explosion stehende Ino. „Was … was ist los?“

Zornig ließ die Blondine sich selbst hinein und schob sich an ihrer Freundin vorbei in die Wohnung. „Ist er hier? Ich hab keine Angst vor ihm, ich nehm's gerade locker mit ihm auf!“

„Moment“, wandte Sakura ein. „Ich weiß nicht, wovon du redest. Sasuke hat Sai angegriffen?“ Ihr wurde es mit einem Mal übel. Was war denn jetzt los?Sasuke würde doch nicht … nein, sicher nicht.

„Zumindest verbal“, knurrte Ino. „Kam ihm damit, dass man keinem von der Ne trauen könnte und dass er bei der Polizei nichts verloren hätte oder so. Wenn Kakashi nicht dazwischen gegangen wäre, wären die sich bestimmt an die Gurgel gegangen.“

„Haaaaaah“, stöhnte Sakura und fasste sich an den Kopf. „Das glaube ich jetzt nicht.“

„Willst du sagen, ich lüge??“

„Nein, nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist wahr, dass Sasuke so seine Probleme mit Sai hat, aber ich hatte gehofft, das wäre besser geworden.“

„Was für Probleme hat er denn bitte mit ihm?“

„Er hat mir das mal erklärt. Es geht dabei nicht mal um Sai persönlich … wie soll ich sagen ...“, überlegte Sakura laut. „Dass Sai bei uns ist, erinnert Sasuke daran, dass er uns verlassen hatte. Das ist sein Problem mit ihm. Dass seine Anwesenheit ihm seine Fehler der Vergangenheit immer wieder ins Gedächtnis ruft. Ich hatte wirklich gedacht, wir hätten das hinter uns gelassen. Tut mir leid, Ino.“

Als sie ihre Erklärung beendet hatte, wurden Inos Gesichtszüge wieder etwas sanfter. „Entschuldige du dich nicht bei mir für den Mist, den Sasuke baut.“

Heilfroh, dass sie sich abgeregt hatte, fiel Sakura siedend heiß etwas ein:

„Habt ihr gestern tatsächlich noch geheiratet?“

„Hm?“ Ino stutzte. „Ach so, das. Nein. Sai wollte nicht. So jedenfalls nicht. Er hält sich damit dran, dass ich mich mit dir vertragen soll.“

Erleichtert atmete die rosahaarige Kunoichi auf. „Ich würde deine Hochzeit auf keinen Fall verpassen wollen, Ino.“

„So?“ Die Häme war mit bloßen Händen greifbar. „Wäre bestimmt ein blödes Gefühl.“

„Ich weiß, das habe ich verdient“, gab Sakura schuldbewusst zu. „Es tut mir leid. Alles. Wir sind das ganz falsch angegangen. Das habe ich jetzt verstanden.“

Ein Glucksen aus dem Wohnzimmer lenkte Inos Aufmerksamkeit auf Sarada. „Willst du sie mir nicht jetzt endlich mal vorstellen?“

Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf Sakuras Lippen und sie nickte freudig, ehe sie ihre Freundin zu ihrer Tochter geleitete.

„Das ist Sarada. Sarada, das ist deine Tante Ino.“

Als das Baby Ino mit ihren großen Augen anblinzelte, verflog jeder übrig gebliebene Unmut in der Blondine.

„Okay, sie ist absolut bezaubernd. Wie soll ich da noch länger böse sein? Und klug wird sie auch noch.“

„Wie kommst du darauf?“

„Erstens, deine Tochter. Zweitens, hallo? Hast du die Stirn gesehen?“

Die Freundinnen stupsten sich gegenseitig an und lachten. Genau so hatte sich Sakura ihre Rückkehr nach Konoha vorgestellt. Nein, vielleicht war das hier noch besser. Es fehlte nur noch einer, um den Frieden wieder komplett herzustellen.

„Oh, und ich erkenne die Machart dieses Bettchens“, ergänzte Ino mit einem angestrengten Stöhnen. „Diese markanten Holzarbeiten finden sich mittlerweile in meiner ganzen Wohnung, weil Sai und Yamato wie zwei Verrückte alles kindersicher machen wollen. Ich komme nicht einmal mehr an meine verdammten Küchenschränke ran.“

Sakura blieb das Lachen fast im Halse stecken. „Kindersicher??“

Ino grinste schelmisch über das ganze Gesicht. „Ich hoffe, es wird ein Mädchen. Sarada braucht schließlich eine beste Freundin.“

Ihr seid beide furchtbar

Den mehr oder weniger gleichen Weg wie am frühen Morgen nehmend, hörte Sasuke dieses Mal, als er auf die Mauer sprang, die irritierte Frage eines auf dem Vorplatz des Hokagegebäudes positionierten Anbu: „Er ist schon wieder da! Sicher, dass das in Ordnung ist? Er ist doch dieser-“

Der lilahaarigen Anbu, die neben ihm stand, entfuhr ein tiefer Seufzer. „Das geht in Ordnung. Er gehört zu den Schülern des Hokage. Wahrscheinlich hat er nie gelernt, eine Tür zu benutzen.“

Sasuke musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu fragen, wie der Satz des Anbu weitergegangen wäre. Dieser … Verräter? Dieser … Abtrünnige? Dieser … Uchiha? Waren diese Begriffe für manche in Konoha vielleicht sogar austauschbar? Erneut schüttelte er den Kopf, um diese Gedanken zu verdrängen. Es half nichts. Konoha war für ihn ein problematischer Ort, aber das hatte er zu einem Großteil selbst verschuldet. Und irgendwie musste er sich damit arrangieren, denn Konoha sollte nun die Heimat seiner Tochter werden. Dafür musste er nur hinbekommen, was er am Morgen verbockt hatte.

Wieder ohne Mühe machte er einen großen Satz und landete damit im Gebäude. Vielleicht sollte er Kakashi wirklich mal auf eine bessere Bewachung hinweisen. Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gebracht, hörte er Schritte im Flur, die ihm entgegen kamen.

Ah, der Holzty-...Yamato, korrigierte Sasuke seine eigenen Gedanken. Sakura bestand darauf, dass er ihn bei seinem Namen nannte, denn schließlich gehörte er zum Team, ob dies nun für Sasuke ungewohnt war oder nicht.

„Sasuke.“ Yamato blieb erstaunt vor ihm stehen, dann sah er zu dem offenen Fenster und schmunzelte. „Mit Türen habt ihr es beide nicht so, oder?“

Als er dies sagte, verfinsterte sich die Miene des Jüngeren.

„Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte der brünette Shinobi daraufhin, bekam allerdings keine direkte Antwort, denn Sasuke grummelte in Gedanken.

Wollte ihn heute jeder darauf stoßen, dass er und Kakashi sich nicht unähnlich waren? Oder wurmte es ihn gerade nur so sehr, weil ihm diese Erkenntnis so spät gekommen war?

„Wo ist Kakashi?“

„Der Hokage ist im Besprechungszimmer“, antwortete Yamato und zeigte den Flur hinunter.

Sofort ging Sasuke schnellen Schrittes in die ihm gezeigte Richtung, stoppte aber plötzlich, knurrte ein „Danke“ und führte seinen Weg fort, während er einen verwundert den Kopf schüttelnden Yamato zurückließ.

 

Die Tür war nur angelehnt und Sasuke zögerte, den Raum zu betreten. Er wollte es vermeiden, das Desaster vom Morgen zu wiederholen und dies bedeutete, dass er seinen ersten Impuls, nämlich Kakashi einfach weiter Vorwürfe zu machen, unterdrücken musste.

„Ich hoffe, du hast dich bei Sai bereits entschuldigt“, ertönte Kakashis Stimme aus dem Zimmer.

Als Sasuke die Tür aufmachte und eintrat, stand der Hokage mit ein paar Dokumenten in den Händen im Raum und sah ihn abwartend an.

„Noch nicht.“ Der Uchiha ließ die Tür hinter sich wieder zufallen, ohne dass diese richtig ins Schloss fiel.

„Noch nicht? Das heißt, du hast es noch vor?“

„Ich habe ein wenig überreagiert. Das gebe ich zu.“

„Wir beide wissen, dass du niemals nur ein wenig überreagierst.“ Kakashi atmete hörbar aus. „Nun gut, setz dich und sag mir, was das sollte.“

Der Jüngere tat wie ihm gesagt worden war und nahm auf einem der Sofas Platz, während der Sechste sich auf das ihm gegenüberliegende setzte.

„Wir sind uns in mancherlei Hinsicht ähnlich“, äußerte Sasuke unvermittelt.

Überrascht von dieser Aussage stutzte Kakashi. „Das ist mir nicht so neu, aber bitte, sprich weiter. Ich bin gespannt, wo das hinführt.“

„Wir sind beide schlecht darin, uns vernünftig mitzuteilen und irritieren damit alle, mit denen wir reden.“

„So langsam frage ich mich, ob du zurückgekommen bist, um mich weiter schlecht zu machen?“

„Ich war wütend auf dich, wegen dem, was du gesagt hast, als wir euch von Sarada erzählt haben.“

„Oje.“ Kakashi nahm Luft. „Das war-“

„Ich bin noch nicht fertig“, unterbrach Sasuke ihn streng. „Bis mir klar wurde, dass wir uns ähnlich sind und du etwas anderes gemeint haben musst, als du dies sagtest.“

Schweigend sahen die beiden Männer sich an, bevor dem Älteren ein kurzes Lachen entwich. „Mit dieser Entwicklung für das Gespräch hatte ich nicht gerechnet. Du kannst mich ja doch noch überraschen, Sasuke.“

„Dann begriff ich, dass ich nicht nur deswegen wütend auf dich bin“, fuhr der Uchiha unbeirrt fort.

„So?“ Kakashi hörte ihm mehr als aufmerksam zu. Ein solch offenes und ehrliches Gespräch hatte er wirklich nicht erwartet. Besonders nicht mit Sasuke.

 

Sakura hechtete den Vorplatz entlang. Keine Sekunde mehr wollte sie noch darauf warten, die Angelegenheit mit Kakashi zu klären. Sie hörte, wie eine Anbu-Wache genervt „Was ist denn bei denen los?“ fragte und eine Stimme, die sie Yugao zuordnen konnte, antwortete: „Bei denen ist das normal.“

Zwei Stufen auf einmal nehmend lief die Kunoichi die Treppe hinauf und rannte im Flur beinahe Yamato über den Haufen.

„Wo ist Kakashi?“

„Huh?“, entgegnete er verwundert. „Der Hokage ist im Besprechungszimmer. Was ist denn-“

Sakura war bereits wieder losgelaufen, machte aber plötzlich kehrt, rannte zurück und umarmte ihn. „Danke“, hauchte sie, ehe sie weiterlief.

Nachdenklich und dezent errötet sah Yamato ihr hinterher. „Hmm, so langsam verstehe ich, wieso man unser Team verrückt nennt.“ Er schüttelte abermals den Kopf und zuckte letztendlich mit den Schultern. Verrückt, aber liebenswert traf es vielleicht eher, dachte er schmunzelnd und setzte seinen Weg fort.

Währenddessen war Sakura am Besprechungszimmer angekommen, bremste ab und hielt erschrocken inne, als sie durch den schmalen Spalt, den die nicht geschlossene Tür formte, eine ihr wohlbekannte Stimme vernahm.

„Ich hatte mehr von dir erwartet“, hörte sie Sasuke vorwurfsvoll sagen.

„Du hattest … mehr von mir erwartet? Ich bin verwirrt.“ Der Hokage wusste nicht so recht, was er antworten sollte. Er hatte angenommen, Sasuke inzwischen recht gut zu verstehen, doch gerade konnte er ihm absolut nicht folgen.

„Wenn du nicht auf Konoha aufpassen kannst, wer dann? Naruto ist noch weit davon entfernt, einen Hokage abzugeben und somit muss ich mich doch auf dich verlassen können!“

Sprachlos starrte Kakashi zu seinem ehemaligen Schüler, der sich weiter in Rage redete.

„Wenn ich aber nun erfahre, dass ich mich nicht auf dich verlassen kann, wie soll ich dann weitermachen?! Wie soll ich dir Konoha anvertrauen?! Kannst du mir das verraten, Kakashi?!“

Langsam fiel bei dem Älteren der Groschen. Auch wenn Sasuke lauter wurde, wusste Kakashi, dass es besser war, wenn er selbst besonnen blieb. Umso ruhiger fiel seine Antwort aus:

„Wie war das? Wir sind schlecht darin, uns vernünftig mitzuteilen, nicht wahr? Du meinst nicht nur Konoha. Du willst etwas anderes sagen. Du meinst … Sarada.“

Sasuke zog die gleiche verkniffene Miene, die Kakashi schon so oft bei ihm gesehen hatte. „Ich meine Konoha und Sarada und Sakura.“

Hinter der Tür hielt die zuletzt Genannte den Atem an.

Kakashi lehnte sich auf dem Sofa zurück. „Verstehe. Du willst sie alle in guten Händen wissen, wenn du Konoha wieder verlässt. Und als du erfuhrst, dass ich versagt habe, kamen dir Zweifel, dass dem der Fall sein wird.“

„Du kennst die Fehler, die der Dritte gemacht hat. Trotzdem scheinst du sie zu wiederholen.“

„Findest du?“ Nach wie vor ließ sich sein alter Lehrer nicht aus der Ruhe bringen, was Sasuke nicht gerade besänftigte. Nahm er ihn überhaupt ernst?

„Nun, das enttäuscht mich schon ein bisschen, das du so schlecht von mir denkst“, fuhr Kakashi fort. „Aber lass dir zwei Dinge gesagt sein: Erstens, nehme ich deine Sorgen sehr ernst-“

Ertappt zuckte der Uchiha zusammen, als er dies hörte. Warum konnte Kakashi seine Gedanken lesen?

„Zweitens, schwöre ich dir, es mit allem, was in meiner Macht steht zu verhindern, dass Konoha ins Chaos gestürzt wird. Zu Zeiten des Dritten gab es viel Uneinigkeit in Konoha, selbst in der Führung. Dank Naruto aber herrscht eine Einigkeit, die es uns ermöglicht, besser auf alle Gefahren für das Dorf reagieren zu können. Natürlich ist dies kein Allheilmittel, wie der Putschversuch uns gezeigt hat. Aber dieser konnte schnell und ohne größeren Schaden für Konoha abgewendet werden. Ich kann dir nicht versprechen, dass es in Konoha niemals wieder zu so etwas kommen kann, doch so lange ich Hokage bin, werde ich alles tun, um Konoha zu beschützen, ohne dabei Narutos Weg zu verlassen. Oder glaubst du, er hätte die Ne nach Danzous Tod verfolgt?“

Schweigend blickte Sasuke zu Boden und versuchte, das gerade Gehörte zu verarbeiten. „Nein“, antwortete er mit sich hadernd nach einer Weile, „hätte er nicht.“

„Was der richtige Weg ist, lässt sich oft nicht im Voraus sagen“, erklärte Kakashi weiter, „aber was der falsche Weg ist, lässt sich aus der Vergangenheit lernen. Ich weiß nicht, ob das als Maxime ausreicht, doch es ist alles, worauf ich mich als Hokage stützen kann.“

Der dunkelhaarige Shinobi unterdrückte das Bedürfnis, sich selbst auf die Lippe zu beißen. Wie hatte er denken können, dass Kakashi nichts unter Kontrolle hatte? Seine eigene Überheblichkeit hatte ihm mal wieder die Sicht verblendet. Er selbst wäre eine Katastrophe als Hokage geworden, weil ihm die Bedachtsamkeit und Ruhe seines Lehrers fehlten.

Wie aus dem Nichts überkam Sasuke bei diesem Gedanken plötzlich ein Gefühl, das er vor vielen Jahren einmal gespürt hatte und die Erkenntnis, die dieses Gefühl mit sich brachte, traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Es war das Gefühl von Sicherheit, das er gespürt hatte, als er zwölf Jahre alt gewesen war und verängstigt Zabuza gegenüber gestanden hatte. Kakashi hatte ihm damals diese Sicherheit gegeben. Es war schon immer etwas an dem Jonin gewesen, dass einen denken ließ, dass alles gut würde, solange er nur da war. Ja, Kakashi hatte immer alles unter Kontrolle – und so wie er dem Älteren damals sein Leben anvertraut hatte, konnte er auch ….

Sasuke sah wieder auf und seine Mimik verriet, wie wichtig ihm das war, was er nun vorbringen wollte. „Ich denke nicht schlecht von dir.“

Gespannt horchte der Andere auf. Offensichtlich hatte er dieses Mal die Gedanken seines Gegenübers nicht erahnen können.

„Ich denke“, sprach der Jüngere weiter, „dass du derjenige bist, der uns gesagt hat, dass du niemals zulässt, dass deine Kameraden getötet werden. Daran habe ich damals geglaubt und daran will ich heute immer noch glauben.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause. „Ich brauche dich hier, mit diesem Versprechen, das du uns damals im Wellenreich gegeben hast, weil ich dich um etwas bitten möchte, auch wenn es mir nicht zusteht, dich um etwas zu bitten.“

Aufmerksam blickte der Hokage seinen ehemaligen Schüler an.

„Ich bitte dich darum, Sakura und Sarada zu beschützen, wenn ich nicht hier bin. Feinde, die es auf mich abgesehen haben, könnten sie ins Visier nehmen und daher muss ich sie in Sicherheit wissen.“

„Hmm“, Kakashi musste unweigerlich lächeln, „dass du mich fragst und nicht Naruto.“

„Er hat eine eigene Familie, auf die er achten muss.“

„Tja, ich muss zugeben, ich hatte angenommen, du würdest mich mittlerweile für zu schwach halten. So wie du mich zurechtweist und mir sagst, du seist enttäuscht von mir ...“

Sasuke horchte auf. Dieser verspielte Klang in Kakashis Stimme … zog er da etwa gerade mit Absicht seine Antwort in die Länge, um ihn zu ärgern?

„Es gibt aber sonst niemanden, dem ich den Schutz meiner Familie anvertrauen würde“, grummelte der junge Shinobi zähneknirschend. „Mir ist wieder bewusst geworden, dass ich mich auf dich verlassen kann.“

Amüsiert über sein Zähneknirschen lächelte Kakashi unter seiner Maske noch breiter. Was für ein Sadist er sein konnte! Wieso konnte er nicht wie ein normaler Mensch einfach darauf antworten?

„Das ist, glaube ich, das Netteste, das du je zu mir gesagt hast“, sagte der Hokage mit einem riesigen Schmunzeln im kaum sichtbaren Gesicht. „Es war wirklich unnötig von dir, das überhaupt zu fragen, denn dass ich auf die beiden aufpasse, versteht sich von selbst, aber ich freue mich trotzdem über das, was du gesagt hast.“

Ja, genau wie er erwartet hatte. „Das hättest du einfach auch direkt sagen können, anstatt mich hier schwitzen zu lassen.“

„Das wäre aber nur halb so amüsant gewesen.“

Sasuke atmete einmal tief ein und wieder aus, so wie Sakura es ihm immer sagte, wenn er seinen kühlen Kopf zu verlieren drohte. Eine Sache war da schließlich noch zu bereden.

„Du hast also kein Problem damit, dass Sakura ein Kind mit mir hat?“

„Huh?“ Kakashi blinzelte ihn erstaunt an. „Na ja, ein Problem würde ich es nicht nennen.“

Draußen im Flur krallte die Kunoichi vor Anspannung ihre Finger um den Türknauf.

„Eher … eine Sorge. Oder viele Sorgen.“ Der Sechste seufzte. „Als ich Sakura gehen ließ, um nach dir zu suchen, war ich bereits in Sorge darum, was aus euch werden soll. Ich habe mich gesorgt, dass Sakura mit einem Kind wiederkommt, um das sie sich dann alleine kümmern muss, weil mir bewusst ist, dass du nicht hier bleibst. Ich mache mir Gedanken, wie gut sie das verkraften kann und wie eure Tochter damit zurecht kommen wird, dass ihr Vater nicht oft bei ihr sein wird. Ich weiß, ich weiß, Sakura ist stark, aber auch sie hat eine Belastungsgrenze. Ich sollte euch einfach vertrauen, doch für mich werdet ihr, egal wie alt und erwachsen ihr tatsächlich seid, immer die Kinder sein, die mir anvertraut wurden. Und eine Sache kann ich dir verraten, Sasuke: Um Kinder macht man sich ein Leben lang Sorgen, selbst wenn es gute Kinder sind.“

Kaum hatte er zu Ende gesprochen, wurde die Tür aufgerissen und Sakura rannte in den Raum und umarmte, mit Tränen in den Augen, ihren alten Lehrer von hinten.

„Du bist furchtbar“, brachte sie schluchzend hervor.

„Man lauscht nicht, Sakura“, ermahnte er sie, ohne ernst zu klingen.

„Hn. Du wusstest, dass sie da steht und zuhört.“

„Und weil du dies auch wusstest, hast du überhaupt erst nachgefragt.“

„Ihr seid beide furchtbar!“

Die Richtung, in die ich gehen muss

„Normalerweise“, begann Shikamaru und sah zu Sai, „würde ich dir jetzt sagen, dass du, nun da Ino deine Frau ist, sie gut behandeln sollst. Aber ich kenne Ino, daher ….“ Er drehte sich zu seiner Kameradin um. „Behandle den armen Kerl gut.“

„WAS SOLL DAS DENN HEISSEN?!!“ Sogleich bebte die junge Braut vor Wut und der Blumenkranz, der ihren Kopf zierte, drohte, herunter zu rutschen.

„Moment.“ Sakura eilte herbei und richtete den Blumenschmuck. „Shikamaru“, rüffelte sie den Kameraden, „an ihrem Hochzeitstag verärgert man die Braut nicht.“

„Das war auch gar nicht meine Absicht gewesen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ist doch kein Geheimnis, dass Ino manchmal etwas schwierig sein kann. Nur einer von Team Sieben kann daher verrück- ich meine, wagemutig genug sein, sie zu heiraten.“

„DU FÄNGST DIR GLEICH EINE!!“, brüllten ihm nun zwei Frauenstimmen unisono entgegen, woraufhin Shikamaru sich lieber zurückzog, nur um einen Ellbogen Temaris in die Rippen gedonnert zu bekommen. Sakura und Ino brachen bei seinem darauffolgenden Gejaule in herzliches Gelächter aus.

Es war der Tag von Inos und Sais aus dem Stand organisierter Hochzeit. Die Zeremonie hatten sie bereits geschafft und nun war die Feier im beheizten Festzelt in vollem Gange. Mitten im Winter war eigentlich nicht ihr Traumtermin gewesen, doch Ino arrangierte sich damit, denn ihr war das Wichtigste, dass ihre beste Freundin da war und sie endlich, endlich auch eine Braut sein durfte. Die ungeduldige Blondine hatte während Sakuras Abwesenheit sich ständig den Planungen für ihren großen Tag gewidmet und im Handumdrehen das ganze Fest auf die Beine gestellt. Auch währenddessen gab sie die Zügel nicht aus der Hand.

„Sai, Liebling“, flötete sie, „trommel den Rest der Verrückten zusammen. Wir machen gleich die Familienfotos.“

Während ihr frisch angetrauter Mann brav nickte und lostrottete, legte Sakura verstimmt den Kopf schief.

„Ich weiß nicht, wie ich das finden soll, dass es anscheinend salonfähig geworden ist, mein Team als verrückt zu bezeichnen.“

„Glaub mir, das ist liebevoll gemeint“, beschwichtigte Ino sie.

„Wie kann das liebevoll gemeint sein?“, hakte Sakura unbeeindruckt nach.

„Es klingt schon recht respektlos“, ertönte Kakashis Stimme, als er und Yamato sich nach Sais Aufforderung zu ihnen gesellten. „Zu meiner Zeit hatte man noch Respekt vor dem Hokage.“

Die rosahaarige Kunoichi lachte. „Jetzt klingst du aber wirklich alt.“

„Das ist eure Schuld. Schon ist der Nächste verheiratet. Wie soll ich mich da nicht alt fühlen?“, klagte der Hokage.

„Na ja“, wandte Yamato ein, „vielleicht hilft es dir zu wissen, dass Naruto sich eben beim Essen der Torte derart bekleckert hat, dass Hinata ihn sauber machen musste.“

„Oh, das hilft tatsächlich, lässt mich aber befürchten, dass ich noch um einiges länger hinter diesem Schreibtisch sitzen muss.“

„Haaaatschiiii!“ Naruto stieß heftig niesend zu ihnen. „Nanu? Habt ihr etwa über mich geredet?“

„Heute geht es nicht um dich. Es ist Inos und Sais großer Tag.“ Sakura suchte ihren Kameraden nach Tortenresten ab, ehe ihr etwas anderes auffiel. „Wo hast du denn Sasuke gelassen?“ Der Kerl war doch nicht etwa abgehauen? Würde er das wagen, obwohl er ihr versprochen hatte, mitzukommen?

Natürlich hatte sie ihn dazu überreden müssen. Er hatte sich vehement geweigert, doch sie hatte nicht locker gelassen, denn zum einen fiel Inos und Sais Fest um ein Vielfaches kleiner aus, da zum Großteil nur der Yamanaka- Clan und die alten Genin-Kameraden kamen und zum anderen sollte Sasuke endlich Sai gegenüber einen besseren Willen zeigen, besonders nachdem sie so unglücklich aneinandergeraten waren. Zu Sasukes eigenem Erstaunen schien sich tatsächlich niemand an seiner Anwesenheit zu stören, doch trotzdem hatte er sich typischerweise die gesamte Feier über im Hintergrund aufgehalten.

„Sai wollte einen Augenblick mit ihm alleine haben“, erklärte Naruto.

„Sakura ...“ Ino sah ängstlich zu ihrer Freundin. „Die werden sich doch benehmen, oder?“

Die Angesprochene schluckte. „J-ja, bestimmt.“ Sai war so clever, Ino nicht den Tag ruinieren zu wollen, aber wenn er Sasuke auf dem falschen Fuß erwischte ….

„Macht ihr euch Sorgen, ob eure Männer sich die Köpfe einschlagen?“ Tsunade schlenderte mit Shizune und einem in einen winzigen Kimono gekleideten Ton- Ton an der Gruppe vorbei. „Wie es aussieht, tut Sai nur das, was er immer tut, also kein Grund zur Sorge.“

„Das, was er immer tut?“ Sakura blinzelte ahnungslos zu ihrer Meisterin, als alle anderen beruhigt abwinkten.

„Wann hast du dich eigentlich wieder mit Tsunade vertragen? Sie hat doch auch anfangs nicht so erfreut reagiert“, wollte Naruto wissen, woraufhin Sakura ertappt zusammenzuckte und verlegen lachte.

„Ahahaha, sie ist meine großartige Lehrmeisterin, der ich zu ewigem Dank verpflichtet bin, da ist es nicht nötig, dass sie sich extra entschuldigt.“

„Ich wäre ja eingeschnappt, wenn nicht irgendetwas daran faul klänge“, warf Kakashi ein.

„Hmm“, antwortete Tsunade mit einem verschwörerischen Lächeln, „da ich aus Sakura die Umstände von Saradas Geburt herauskitzeln konnte und sie für ihre medizinischen Fehleinschätzungen nicht dem Erdboden gleichgemacht habe, war keine Entschuldigung meinerseits nötig.“

„Ich habe Tsunade noch nie so schlimm schimpfen gehört. Es war schrecklich.“ Shizune schüttelte sich und umarmte Ton-Ton noch etwas fester.

Dankbar atmete Sakura auf, als Sai und Sasuke endlich auftauchten und sie keine Nachfragen dazu beantworten musste.

„Und?“, fragte Kakashi vergnügt den Uchiha. „Was hast du gekriegt?“

Als Antwort erhielt er einen zuerst überraschten und dann missmutigen Blick. „Hn. Ich weiß nicht, wovon du redest.“

„Ich will es auch wissen“, schaltete Ino sich ein. „Ich bin die Braut, du musst alles tun, was ich sage.“

„So ein Unsinn“, grummelte Sasuke.

„Ich will auch wissen, was hier los ist.“ Sakura fühlte sich ausgeschlossen. Wieso wussten alle, was Sai immer tat und sie als seine Teamkameradin wusste das nicht? War sie wirklich so lange weg gewesen?

„Gib deinen Widerstand auf und erfülle Ino ihren Wunsch“, sagte sie sowohl mit Nachdruck als auch mit einem Augenzwinkern.

„Ich will nicht sagen, dass du uns etwas schuldest“, sagte Sai mit einem Lächeln im Gesicht, in das Sasuke am liebsten hineinschlagen wollte, „aber du könntest uns diesen Gefallen einfach tun.“

„Das ist doch …“, knurrte er und zog schließlich widerwillig ein Buch aus seiner hinteren Tasche hervor.

Mein Weg zu mir selbst. Wie man seine Fehler akzeptiert und sich selbst zu lieben lernt“, las Sakura vor und brach in Gelächter aus. „Sai“, presste sie hervor, während sie sich eine Träne wegwischte, „du bist der beste Menschenkenner, der je auf dieser Welt wandelte.“

 

Sasuke stand in Sakuras Schlafzimmer und betrachtete missmutig das Buch, das Sai ihm lächelnd in die Hand gedrückt hatte.

Hier, für dich.“

„Hn. Was soll das?“ Sasuke warf einen argwöhnischen Blick auf das Buch, das Sai ihm hin hielt.

Ich gebe mir Mühe. Auch wenn du es mir recht schwer machst.“

Der Uchiha sah kurz zu dem lächelnden Shinobi und nahm das Buch entgegen, bevor er es geschwind wegsteckte. „Das ist nicht meine Absicht“, antwortete er ihm nach einigem Zögern. „Ich muss mich immer noch an dich gewöhnen. Irgendwann werden wir einen Weg finden, wie wir miteinander umgehen sollen.“

Oh?“, machte Sai erstaunt. „Das ist vermutlich das Netteste, das du je zu mir gesagt hast. Das Buch scheint bei dir ja bereits Wirkung zu zeigen.“

Draußen war es nun dunkel und die Feier inzwischen beendet. Dieser Sai … dieses undurchschaubare Lächeln … was sollte er davon halten? Vielleicht meinte dieser seltsame Vogel es wirklich gut mit ihm und er war einfach wieder nur zu skeptisch …. Moment. Sasuke bemerkte etwas. Die Spitze eines kleinen, bunten Zettels ragte aus einer Seite hervor. Er schlug die Seite auf.

Kapitel 7: Wie Sie Ihre Skepsis anderen gegenüber ablegen und innige Freundschaften knüpfen können.

Mit einem lauten „Klapp“ schlug Sasuke das Buch wieder zu. Er würde dem seltsamen Vogel gegenüber definitiv skeptisch bleiben. Das war ja geradezu unheimlich. Überhaupt, was mischte der sich in seine Angelegenheiten ein?

In diesem Moment betrat Sakura das Zimmer und er ließ das Buch schnell in seiner gepackten Tasche verschwinden.

„Du nimmst es tatsächlich mit?“, fragte sie freudig überrascht.

Sasuke zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“

Überhaupt nicht überrascht war sie davon, dass ihr Gatte Dinge, die ihm unangenehm waren, mal wieder leugnete. Sie schüttelte belustigt den Kopf, bevor sie mit traurigem Blick ihre Augen zu seiner Tasche schweifen ließ.

„Musst du jetzt schon aufbrechen?“ Es war nicht so, dass sie zuvor schon einmal über seine Abreise gesprochen hätten. Doch Sakura hatte geahnt, dass es heute so weit sein würde. Dass er mit zu der Feier gekommen war, war für sie ein eindeutiges Zeichen gewesen, dass heute der Tag des Abschieds gekommen war.

„Ich will unsere letzte Spur, die wir zu Kaguya hatten, wieder aufnehmen. Daher sollte ich wieder los.“ Er sah sie nicht an, während er dies sagte. Stattdessen starrte auch er zu der Tasche, die wie ein unheilvolles Symbol für ihren Abschied auf dem Bett stand.

„Ich wünschte wirklich ...“ Sakura ging auf ihn zu. „Ich wünschte wirklich, ich könnte mitkommen.“ Bei ihm angekommen, legte sie ihre Arme fest um ihn.

„Sakura ...“, begann er und sein Tonfall verriet, dass er ihr sagen wollte, dass dies nicht ging, doch sie unterbrach ihn.

„Doch das geht nicht, ich weiß. Ich bin ja nicht blöd.“ Sie lächelte traurig und er legte seinen Arm um sie und intensivierte ihre Umarmung. „Ich werde mir ständig Sorgen um dich machen. Du weißt ja inzwischen, dass du ohne mich aufgeschmissen bist.“

Nun war es an Sasuke, zu lächeln. „Ich werde immer überlegen, was du wohl tun würdest und dann werde ich sicher nicht in Gefahr geraten. Du musst dir also keine Sorgen machen.“

Sakura kicherte kurz, ehe ihre Wehmut zurückkehrte. „Und was mache ich dagegen, dass ich dich schrecklich vermissen werde?“

Er ließ etwas von ihr ab und tippte mit den Fingern gegen ihre Stirn.

„Warten, bis ich wieder da bin.“

Ein paar Augenblicke verstrichen, in denen stille Tränen Sakuras Wangen hinabrollten. Sasuke wusste nicht, ob jedes weitere Wort von ihm es schlimmer machen würde, aber er musste ihr eines noch sagen:

„Ich werde wiederkommen, Sakura. Dies verspreche ich. Ich verspreche es dir und Sarada. Bis dahin muss ich auf diesem Weg weitergehen. Ich werde die Buße, die ich mir auferlegt habe, vollenden und ich werde Konoha von außen beschützen, um die zu unterstützen, die es von innen beschützen. Ich werde wiederkommen. Denn von nun an kann ich nicht mehr von meinem Weg abkommen. Die Richtung, in der du und Sarada warten, ist die Richtung, in die ich gehen muss.“

Sakura hatte ihm schweigend zugehört und schließlich noch stärker zu weinen angefangen, als Sasuke fertig war. Gerade als er befürchtete, es schlimmer gemacht zu haben, versiegten ihre Tränen und sie lächelte ihn an. „Manchmal hast du wirklich deine eloquenten Momente.“ Sie nickte. „Verlass dich auf uns. Wir werden dir den Weg weisen.“

 

Ein letzter Kuss, ein letztes Streicheln über Saradas kleinen Kopf, dann brach Sasuke auf. Eilig verließ er die Wohnung, während Sakura ihren Blick auf ihre Tochter gerichtet hielt. Um jeden Preis wollten sie einen zu langen Abschied verhindern. Die junge Frau hielt weitere Tränen zurück, während sie sich weiter ihr Kind besah. Er würde zurückkommen. Daran bestand für sie kein Zweifel. Er war endlich auf dem richtigen Weg.

Sasuke warf noch einen Blick zurück zum Hokagefelsen – Kakashi würde am Morgen einen Brief von ihm auf seinem Schreibtisch finden – und schritt durch das große Tor Konohas.

Nur um wenige Meter später wieder aufgehalten zu werden.

„Echt jetzt?!“, motzte Naruto ihn an, während er mit verschränkten Armen vor ihm stand. „Du haust mitten in der Nacht einfach ab?“

Sasuke seufzte. „Was machst du hier?“

„Dich gut kennen!“

Auf eine rührselige Abschiedsszene mit Naruto hatte er nun wirklich keine Lust. Er musste Abstand zu Konoha gewinnen, solange sein Entschluss, seine Reise fortzusetzen nicht durch das Vermissen seiner kleinen Familie ins Wanken gebracht werden konnte.

„Hn.“ Sasuke ging an ihm vorbei, wohl wissend, dass Naruto sich nicht so einfach abfertigen ließ.

„Hey! Du kommst zurück, verstanden! Hier warten inzwischen eine ganze Menge Leute auf dich.“

Der Uchiha hielt an. Mit diesem lauten Dummkopf hatte alles angefangen. Weil es Naruto gab, hatte er gerettet werden können. Ihm verdankte er alles, bis hin zu der Tatsache, dass er jetzt eine Familie hatte. Er und Sakura und auch Kakashi, sie alle glaubten an ihn und er … er glaubte an sie. Er war kein einsamer Rächer mehr. Er war ein Teil von etwas und zum ersten Mal seit langem fühlte sich alles richtig an. Sein Blick war nicht mehr auf die Vergangenheit gerichtet. Es gab eine Gegenwart, in der er lebte und eine Zukunft, für die er kämpfte. Und es gab eine Macht zwischen Himmel und Erde, die über ihn zu wachen schien. Seit er aufmerksam durch dieses neue Leben, das ihm gegeben worden war, ging, war ihm manchmal, als würde er das Schnipsen von Itachis Fingern gegen seine Stirn spüren.

Lässig blickte er über seine Schulter zu Naruto zurück.

„Ich habe von deinem Schüler gehört.“ Als er von Jun erfahren hatte, war Sasuke nur milde erstaunt gewesen. Es machte so viel Sinn. Naruto war dazu bestimmt, andere zu führen, besonders jene, die Probleme damit hatten, ihren Weg zu finden. Es war Narutos Natur, ihnen den Weg zu weisen.

Baff blinzelte der Blondschopf ihn an. Dieses Thema hatte er jetzt nicht erwartet. „So?“

„Klingt nach einem schwierigen Fall.“

„Pah!“ Naruto plusterte sich auf und zeigte mit einem anklagenden Finger auf Sasuke. „Ich bin schon mit einem Schwierigeren klar gekommen.“

„Ist mir bewusst.“ Ein schmales Lächeln huschte über Sasukes Lippen. „Es ist beruhigend zu wissen, dass du das hinkriegst. Und dass du auch einer bist.“ Er drehte sich wieder um und ging weiter.

„Was?? Dass ich auch ein was bin??“, brüllte Naruto ihm hinterher.

„Dass du auch ein Wegweiser bist.“

„Häh?“ Naruto hatte ihn gehört, obwohl seine Antwort so leise ausgefallen war. Doch was meinte er damit? Fragend blickte er dem Freund hinterher, der sich immer weiter vom Dorf entfernte.

Sasuke überkam in diesem Moment jedoch der Gedanke, dass er sich dem Dorf noch nie so nahe gefühlt hatte wie jetzt. Das war es, was ein Dorf war. Das war es, was ein Dorf für seinen Bruder gewesen war. Dieses erhebende Gefühl, das er gerade hatte, beantwortete endlich die Frage, mit der er sich so lange gequält hatte. Ein Dorf war kein Zweckverband, sein Sinn erklärte sich nicht daraus, dass es ein Ort war, an dem Menschen lebten. Ein Dorf entstand überhaupt erst durch die Menschen. Weil sie dort zusammen lebten und lachten und weinten und die Hoffnung haben konnten, dass sie dort nicht schutzlos der Welt ausgeliefert waren. Auch war es ihm nun endlich bewusst, dass eine Heimat nicht zwingend ein Ort sein musste. Sasuke wusste nun, dass Menschen eine Heimat sein konnten und sein Herz füllte sich mit Freude, wenn er daran dachte, wer seine Heimat war.

Natürlich war es nicht ganz so einfach. Die Vergangenheit, sowohl Konohas, als auch des Uchiha-Clans, als auch seine eigene, sie alle ließen sich nicht mehr ändern. Alles, was bis hierher geschehen war, würde auch weiterhin Auswirkungen haben, doch die Vergangenheit war auch etwas, das bestehen bleiben musste, um ihre Fehler nicht zu wiederholen. Nur so konnten sie alle den Weg in die Zukunft beschreiten, auch wenn dieser noch weit war und die Klauen der Vergangenheit ihn und andere nicht loslassen wollten – ab jetzt wusste Sasuke, weswegen er tatsächlich unterwegs war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich mag es, einen beinahe lieben Sasuke zu schreiben. Im Grunde seines Herzens ist er gar kein so verkehrter Kerl, glaube ich. ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Guren gehört zu meinen Lieblingen unter den reinen Animecharakteren, daher wollte ich sie immer mal irgendwo unterbringen. Was Yukimarus Alter betrifft, nehme ich allerdings grobe Schätzungen vor, denn ich weiß nicht, wie alt er damals eigentlich war und wie alt er demnach heute sein müsste.
Ach ja, „Komidori“ heißt übrigens „dunkelgrün.“ ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die beiden brauchten mal eine vernünftige Aussprache. Und ich mag den Gedanken, dass Sakura Sasuke anschreit (anders versteht der Junge ja auch nichts …). Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Für Sasukes Verhältnisse WAR das romantisch. Er ist halt ein Pragmatiker. XD
„Konjo“ heißt übrigens „ultramarinblau“ … ja, der Ort im Wald heißt grün, der am Meer blau. ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Im Boruto Anime wird nur erwähnt, Karin sei bei Saradas Geburt anwesend gewesen … und ich habe meinen Gedanken davon ausgehend freien Lauf gelassen.
Ich wünsche euch jetzt schon einmal frohe Weihnachtsfeiertage! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Frohes neues Jahr euch allen!
Ich musste etwas zu Saradas Namen sagen. Nicht einmal ich würde einen Charakter so nennen. *lach* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Iruka ist einer meiner Lieblingscharaktere und bisher hatte ich ihn noch kein einziges Mal irgendwo in dieser Reihe tatsächlich unterbringen können. Ich bin so froh, dass es endlich eine Gelegenheit für ihn gibt, hier vorzukommen. Wer wäre bitte besser geeignet, um sich um emotionale Probleme zu kümmern? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es gibt noch ein weiteres Kapitel. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sai brauchte mal wieder einen Buch-Moment. XD
Und damit ist wieder ein Teil geschafft. Ich hoffe, dieser kleine Sakura-und-Sasuke-Exkurs hat euch gefallen. Weil ich mit den beiden so gekämpft habe, hatte ich anfangs gemischte Gefühle über diese FF (ich habe sie nicht für schlecht gehalten, denn dann hätte ich sie nicht hochgeladen), doch unterm Strich bin ich nun zufrieden damit, wie sie letztendlich geworden ist.
Was mich wirklich sehr, sehr überrascht hat, ist wie gut sie anscheinend bei euch angekommen ist. Ich hatte schon lange nicht mehr so viele Favoriten-Einträge bei einer Geschichte! Ich denke, das erklärt sich zum Teil durch die magische Anziehungskraft, die Sakura und Sasuke ausüben, aber es freut mich trotzdem ungemein.
Bei der Arbeit an diesem Teil ist mir aufgefallen, dass ich ein paar Dinge für den weiteren Verlauf meiner Gesamthandlung überdenken muss. Der nächste Teil wird somit etwas länger auf sich warten lassen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr dann wieder mit dabei wärt. ^__^ Vielen Dank fürs Lesen und für euer Interesse! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  Charly89
2022-07-03T09:08:47+00:00 03.07.2022 11:08
Ja, ich habe ein Kapitel übersprungen; aber nur „Kommentartechnisch“ XD

Das letzte Kapitel rundet alles wunderbar ab.
Jeder bekommt nochmal seinen Auftritt, jeder seinen Platz.
Sai's Buch Moment und das Ino die Hochzeit, weil schon tausendmal im Kopf durchgeplant, problemlos aus dem Boden stampft – absolut klasse XD

Der letzte Absatz ist einfach nur *-*


Normalerweise folgt an dieser Stelle ein komplett Review von mir, aber das wird hier nicht der Fall sein.
Nein, nicht traurig sein, es kommt etwas, aber ich würde es eher „finale Einschätzung“ nennen.
Der Grund für diese stilistische Änderung ist die stilistisch andere Geschichte um die es hier geht. Es ist keine richtige Fortsetzung, keine richtige Sidestory und entspricht nicht den anderen Geschichten der Reihe.
Nichts davon ist negativ gemeint! Einfach eine kleine Begründung dafür, dass ich hier auch etwas anders ans Werk gehe ^-^

Du hast am Anfang erwähnt, dass diese Geschichte anders wird, hauptsächlich wegen der „Romantik-Kiste“ zwischen Sakura und Sasuke. Aber sie ist auch vom Storyaufbau her komplett anders wie die anderen.

Ich weiß, dass du bewusst aus deiner Komfortzone raus wolltest, aber vielleicht war es einfach etwas zu viel auf einmal. Man merkt den Unterschied nämlich deutlich ^-^°

Wir haben Zeitsprünge in den Kapiteln; die sind auch gut zu erkennen. Aber es gibt auch Zeitsprünge zwischen den Kapiteln, die nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen sind und den Leser ein wenig überrumpeln.
Die aufeinander folgenden und zusammen gehörigen Kapitel (die kleine Mini-Geschichte mit Guren und am Ende dann in Konoha) laufen komplett problemlos.

Ja, das klingt jetzt alles mega kritisch und negativ, aber so ist es nicht gemeint.
Ich bin jemand der wiedergibt was ihm auffällt und das ist mir eben aufgefallen ^-^°

Die Geschichte ist gut. Ich mag sie wirklich. Du hast deine Stärken gut genutzt um die Schwächen auszugleichen.
Alles liest sich inhaltlich rund, alles fügt sich in einander. Deine Charakterumsetzung lässt, wie eigentlich immer, nichts zu wünschen übrig.
Ich habe es gern gelesen ^-^

Final gesagt: eine tolle Geschichte, bei der ich deine Probleme mit der Romantik zwar bemerkt habe, aber eher die zeitlichen Abläufen für „Stolperer“ gesorgt haben.

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
09.07.2022 13:53
Deswegen fallen dir die langen Sätze also immer so auf. Ich gebe mir aber schon so Mühe, mich zu bessern. *lach*

Ich freue mich sehr, dass dir der Schluss gefällt. ^__^ Besonders an dem von dir gelobten letzten Absatz habe ich unzählige Male herumgewerkelt, ehe ich das hatte, was ich tatsächlich ausdrücken wollte - und was irgendwie andeutet, dass die Geschichte noch weiter geht.
Es ist auch schön, dass du Sais Bücher würdigst. Ich habe jedes Mal so einen Spaß dabei, mir diese Titel auszudenken. XD

Ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Wenn ich noch einmal etwas in diese Richtung machen wollen würde, müsste ich an der Zeitsprung-Problematik arbeiten. Beim Schreiben ist es mir wie gesagt nicht aufgefallen, aber dann muss ich für die Zukunft wirklich mehr darauf achten, so etwas deutlicher zu markieren. Manchmal will ich meine Leser ja überrumpeln ... aber doch nicht so. ^^°

Ich will mal vorsichtig vorgreifen und sagen, dass der nächste Teil wieder in gewohnteren Bahnen verlaufen wird. Sasuke und Sakura brauchten ihren Exkurs, doch ich bin froh, dass die beiden ihre Paartour beendet haben. XD

Ich danke dir sehr, dass du die Geschichte gelesen und kommentiert hast. Das bedeutet mir jedes Mal viel! Dieses Mal vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, weil ich selbst ein paar Zweifel wegen der FF hatte. Dass du schreibst, ich hätte meine Stärken genutzt, um die Schwächen auszugleichen, rührt mich ehrlich gesagt sogar. Ah~, das steigert noch mal meine Motivation für das Weiterschreiben meiner Reihe. ^^

Es ist schön, dass du die Geschichte trotz aller Probleme gern gelesen hast! Ich hoffe, das wird auch weiterhin so bleiben. Ich danke dir noch einmal für die hilfreichen und lieben Kommentare!
Von:  Charly89
2022-06-30T10:59:20+00:00 30.06.2022 12:59
Iruka *-*
Ich komme mir manchmal doof vor, wenn ich immer wieder dieselben Sachen sage aber: ich liebe diese kleinen Gastauftritte die du einbaust ^-^

Emotional passiert ganz viel in diesem Kapitel, so viel, dass ich da gar nicht ins Detail eingehen möchte, weil einfach viel zu viel.

Einfach ein dickes Lob für dieses Kapitel. Jeder Charakter ist da wo er sein sollte, alles ist rund und verständlich und auch komplett IC. Großartige Leistung!

Inos Auftritt ist mein unangefochtenes Highlight XD

Ein kleiner Fehler hat sich eingeschlichen:
> Und möglicherweise fühlt es sich dann für sich so an, als würde er dich im Stich lassen.“

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
02.07.2022 16:42
Uuuh, dir gefällt der Gastauftritt von Iruka? ^^ Ich mag den Kerl so gerne, aber es ist so schwierig, ihn auch unterzubringen.
Ich glaube, ausgerechnet die Geschichte, in der es so viel um Sasuke geht, ist eine meiner emotionalsten. Wobei, es heißt in der Serie ja auch, wenn die Uchihas mal emotional werden, dann so richtig.

Ich danke dir für das große Lob! Das bedeutet mir wirklich viel!

Je öfter ich Ino auftreten lasse, desto mehr mag ich sie. XD Ich war anfangs auch kein wirklich großer Fan von dem Pairing Ino x Sai, aber inzwischen muss ich zugeben: Die beiden sind ein großartiges Paar. Die passen einfach zusammen.
Und die Szene mit Ino gehört auch zu meinen Lieblingsszenen, da freut es mich umso mehr, dass sie dir gefällt. ^^

Danke für die Fehlersichtung! Du hast ein gutes Auge für so etwas. Und vielen, vielen Dank für deinen Kommentar!
Von:  Charly89
2022-06-30T10:34:24+00:00 30.06.2022 12:34
Mit Pauken und Trompeten zurück ^-^/
Also irgendwie zumindest XD

Ich mach einfach weiter wo ich aufgehört habe und wir tun so, als wäre ich nicht spurlos verschwunden gewesen ^-^°

Das Sakura die Situation derart zusetzt ist absolut verständlich. Sie hat nicht mit Freudentaumel gerechnet, aber die Reaktion ihrer Freunde war schon hart, verständlich, aber hart.

Das Naruto den ersten Schritt macht finde ich absolut richtig. Er ist der Charakter, dem man das man meisten zu traut.
Ich mochte wie Sakura sich an ihre gemeinsame Genin-Zeit erinnert durch das nächtliche beisammen sein.

Sai und Sasuke ... Der schwelende Zwist zwischen den beiden der jetzt eskaliert - hast du gut platziert und umgesetzt.

Pakkun! XD

Schönes Kapitel. Es passiert nicht mega viel, trotzdem fühlt es sich nicht langatmig oder langweilig an.

LG
Charly ^-^/ die direkt zum nächsten Kapitel spurtet

P.S.:
> Obwohl es Winter war und daher zum einen noch dunkel draußen und zum anderen weniger auf den Straßen los war als in den wärmeren Monaten, vermied Sasuke die Hauptstraße und lief durch schmale Hintergassen und über die Dächer der Häuser.

Respekt X'D
Antwort von:  rokugatsu-go
02.07.2022 16:30
Aw, ich freu mich! Du warst ja nicht spurlos verschwunden, da hätte ich mir wirklich Sorgen gemacht. Schön, dass du weiterliest!! ^__^

Naruto ist von Team Sieben auch der einzig brauchbare Konfliktlöser. Kakashi lässt die Dinge gern erst einmal laufen, Yamato ist sehr zurückhaltend und Sai ... wir sehen, was passiert, wenn Sai und Sasuke aufeinander treffen. Ich bin froh, dass dir die Szene zwischen den beiden gefallen hat. Ich mag Szenen mit Sai und Sasuke. *lach*

Hat man gemerkt, wie viel Freude ich daran hatte, Pakkun hier unterzubringen? Ich liebe diesen Hund einfach. XD

Ich muss nachfragen: Was genau an dem Satz hat mir da deinen (wahrscheinlich nicht ganz ernst gemeinten) Respekt eingebracht? Die Länge mal wieder? ^^°

Danke für deinen Kommentar!! Ich bin happy, dass du weiterliest. ^.^
Antwort von:  Charly89
03.07.2022 11:12
Ja, die Satzlänge hat mir Respekt abgenötigt ^-^°

Mir fällt so etwas auf, weil ich gerne mal leise vor mich hin lese. Wenn ich dann innerhalb eines Satzes Luft holen oder am Ende tief einatmen muss, ist das ein Zeichen für einen laaangen Satz X'D
Von:  Talyia92
2022-03-20T12:00:38+00:00 20.03.2022 13:00
Das war eine schöne FF :)
Sehr gut geschrieben wie man es von dem Autor gewohnt ist.

Antwort von:  rokugatsu-go
25.03.2022 16:30
Aww, vielen Dank! Ich freue mich, dass sie dir gefallen hat.
Das ist lieb von dir; ich werde ganz verlegen. ^^°
Von:  MissBlackBloodSakura
2022-02-26T20:52:03+00:00 26.02.2022 21:52
Super Kapitel ☺️
Freue mich schon, wenn es weitergeht 😊☺️
Antwort von:  rokugatsu-go
05.03.2022 13:42
Vielen Dank für deinen Kommentar! ^^
Das freut mich, dass dir dieses Kapitel gefallen hat; es ist eines von denen, an denen ich mit am längsten gewerkelt habe.
Jetzt werde ich schon wieder ein wenig sentimental, weil es nur noch ein weiteres Kapitel geben wird. ^^°
Von:  Charly89
2022-01-16T10:51:24+00:00 16.01.2022 11:51
*-*
Kakashi, Yamato ... und ja der Rest XD
Aber hauptsächlich Kakashi und Yamato ^-^ X'D

So nun gut, zum eigentlichen Thema XD

Ich freue mich, dass wir wieder in Konoha sind. Das kleine Gezanke um Kakshis Gesundheit XD Herrlich.

Ich verstehe, dass Sakura und Sasuke sauer sind; gleichzeitig verstehe ich Ino, die natürlich wieder völlig die Fassung verliert.
Typisches gezicke zwischen den Freundinnen, sehr gut XD
Ich mache darüber nachgedacht, wie und wo du alle wieder zusammen bringst und habe mit etwas ähnlichem wie hier gerechnet.
Das alle erstmal über die Nachricht, dass die beiden urplötzlich mit Nachwuchs in Konoha auftauchen geschockt sind finde ich sehr realistisch. Jahrelang haben sie diese verzwickte Situation mit den beiden miterlebt und dann das XD
Noch dazu, wo ich mir vorstellen kann, dass Sakura in ihren Briefen nichts konkretes in diese Richtung geschrieben hat. Wer schreibt auch schon an seine Freunde, die er Monate nicht persönlich gesehen hat etwas wie "Übrigens, Sasuke und ich haben uns geküsst und mein erstes Mal hatte ich inzwischen auch mit ihm ..."
Vor allem, wo sie ja damit rechnen muss, dass alle den Brief zu lesen bekommen ...
Also ist die Schockstarre aller Beteiligten gut nachvollziehbar. Sakura geht, erzählt nichts und kommt zurück: verheiratet und mit Kind ... Wer wäre da nicht geschockt? XD

Das Ino wieder völlig überreagiert und direkt ebenfalls heiraten will hat mich schmunzeln lassen.

LG
Charly ^-^/

P.S.
„Es … es gab das verschiedene Probleme“, erklärte Yamato weiter und fürchtete plötzlich um seinen Kopf.

Da hat sich ein S an das "da" geschmuggelt o.ò
Wollte wohl mehr Facetime XD
Antwort von:  rokugatsu-go
22.01.2022 14:03
*lach*
Du hast sehr gut zusammengefasst, um was es bei Naruto essentiell geht:
Kakashi, Yamato ... und der Rest.
XD

Ich bin auch froh, dass wir wieder in Konoha sind, das ist ja mehr meine Komfortzone als Sakura und Sasuke allein. ^^°
Es ist schön, dass dir der Streit zwischen Ino und Sakura gefällt. Ich hatte Sorge, die explosive Stimmung zwischen den beiden könnte unsympathisch wirken, aber ich finde, die zwei sind eben Hitzköpfe.

Irgendwie finde ich es gut, dass du mit dieser Szene gerechnet hast. Das lese ich als: Die Geschichte baut sich logisch auf (und außerdem kennst du mein Geschreibsel inzwischen natürlich sehr gut und du bist eine super aufmerksame Leserin).

Ich musste herzlich hierüber lachen:
>> "Übrigens, Sasuke und ich haben uns geküsst und mein erstes Mal hatte ich inzwischen auch mit ihm ..." <<
DAS wäre ein interessanter Brief mit noch viel interessanteren Reaktionen geworden! XD
Alles in allem bin ich froh, dass du meine Version nachvollziehbar findest. :)

*ein Rasengan auf das "S" werf*
Das hatte da wirklich nichts verloren. Danke fürs Bescheidgeben! Und vielen Dank für deinen Kommentar! ^^
Von:  Charly89
2022-01-02T17:51:53+00:00 02.01.2022 18:51
Du hast mir heute ein Geburtstagsgeschenk gemacht ohne es zu wissen. Wie nett von dir, danke X'D

Dein Kommentar wegen Saradas Namen XD

Sakura ist eher ein familiärer Mensch und dass sie nach der Geburt anfängt an zu Hause zu denken finde ich nachvollziehbar. So mit Kind verschieben sich die Prioritäten; sehr massiv sogar.
Selbst Sasuke wird sich bewusst, dass es so nicht weitergeht. Obwohl ich seinen Gedanken, dass sie mit Kind nicht draußen schlafen können nicht ganz teile ^-^°

Ich mag Karin hier; und ich mag Karin eigentlich nicht XD
Aber sie ist hier sie selbst, und trotzdem auf ihre Art sympathisch.

Uha. Ich habe tatsächlich bei der letzten Geschichte gar nicht daran gedacht, dass Sakura und Sasuke eventuell auch von dem Putsch erfahren könnten, und der grandiosen Naruto-Idee.
Du hast die Sorgen und Gedanken gut rüber gebracht. Man spürt die Panik die die beiden überfällt.
Ich musste trotzdem lachen XD
Ich meine, wir wissen ja wie die Dinge sind und da fiel es mir schwer, die Szene mit dem nötigen Ernst zu lesen ^-^°

Na dann bin gespannt wie die Heimreise der beiden wird ...
Mein kleiner Finger meint, es könnte nicht so reibungslos werden wie die beiden es sich erhoffen.

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
11.01.2022 19:56
Gern geschehen! Nachdem du mir ja etwas zu Weihnachten geschenkt hattest, war das doch selbstverständlich ... haha, okay, es war Zufall, aber trotzdem schön, wenn ich dir eine Freude machen konnte. XD

Ich finde es wurde noch nicht ausgiebig genug darüber diskutiert, dass dieses Kind Sarada heißt. Wiesooo? Wieso heißt dieses Kind Sarada?? Es gibt so viele Namen auf der Welt, so viele!
*räusper* Ja, zurück zum Thema.

Ich mag Karin eigentlich auch nicht so besonders gern, aber sie hat so ihre Momente, in denen sie etwas netter daher kommt und auf diese Momente habe ich mich für ihre Darstellung gestützt. Da ist es für mich natürlich ein großes Lob, wenn sie dir hier sympathisch ist. ^^

*lach*
Jaa~, das ist so eine Sache. Wenn man alle Teile bis hierher gelesen hat, weiß man natürlich, was es mit der Neuigkeit aus Konoha auf sich hat, aber Sakura und Sasuke haben von nichts 'ne Ahnung und müssen ja dementsprechend beunruhigt sein.
Es gab im vorigen Teil so etwas wie eine kleine Andeutung, dass sie es erfahren könnten. Okay, das war sehr versteckt in dem Hinweis, dass Narutos Spitzenidee sich über die Grenzen Konohas verbreitet hat. ;)
Ich hatte damals schon im Hinterkopf, dass ich Sakura und Sasuke ja zurückholen muss.

Vielen Dank für deinen Kommentar! Damit hast du mir an deinem Geburtstag ja eine Freude gemacht. ^^ Alles Gute nachträglich!
Von:  Charly89
2021-12-24T09:10:03+00:00 24.12.2021 10:10
Ein Weihnachtsgeschenk; von mir für dich :3 XD

Tatsächlich ist mir etwas aufgefallen im Laufe dieser FF, aber darauf gehe ich am Schluß ein *baut Spannung auf* :3

Dramatisch o.ò
Es nützt halt nichts, wenn man Arzt ist, wenn man sich selber in medizinischer Notlage befindet.
Sasuke hat mir hier mega gut gefallen. Seine Gedanken bezüglich Karma und Co. finde ich sehr authentisch und ich kann ihn mir so sehr gut vorstellen.

Das du nicht im Detail auf die Geburt selber eingegangen bist und die Probleme die es gab, finde ich völlig okay. Das ist schwierig zu beschreiben ohne da eine "Splatter-Einlagen" hinzulegen - ich weiß wovon ich da real Rede ^-^°

Problem ist, ich weiß wovon ich da real Rede ... Ich habe da natürlich einen anderen Bezug zu dem Ganzen wie jemand der das nicht kennt und muss leider sagen: Sakura ist nicht fertig genug ^-^°
Ohne Mist, ich finde es eher unrealistisch, dass sie Sasuke das Baby "in die Arme legt". Ja, es ist nicht "real" sondern bezieht sich auf einen Anime und so, trotzdem.
Theoretisch wäre da Karin der eigentliche Part der das hätte tun müssen, weil man (eigene Erfahrung) nach so einer Geburt einfach nur tot ist.

> Andächtig hielt er sie im Arm und betrachtete sie, als sei sie ein Wesen aus einer anderen Welt. Das dies seine Tochter sein sollte. Nein, das musste er erst noch verarbeiten.

Sehr schön beschrieben. Genauso stelle ich mir Sasuke in der Situation vor; auch, dass im das Ganze auf den Magen schlägt XD

Irgendwo am Anfang hatte ich schon mal erwähnt, dass diese FF auch stilmäßig aus deinem üblichen Rahmen fällt. Wir haben hier sehr viele, sehr unterschiedliche Zeitsprünge - und das ist ein bisschen problematisch.
Verstehe mich nicht falsch, dass ist keine Kritik oder ein "Fehler" oder so, aber ich würde mir die Übergänge etwas "feiner" oder "weicher" wünschen.
Ja, ich habe hohe Ansprüche an dich, die aber auch gerechtfertigt sind, weil du ein guter Autor/Schreiber bist ;)

Bsp.
Wir steigen hier mit einer kleinen Rückblende ein. Die ist schick, keine Frage. Sie ist typisch für dich, mit diesen kleinen Details wo und warum sie im Ort XY gewesen sind.
Das könnten Wochen sein, die dieser Zeitraum umschreibt - und dann erfährt man, dass es etwa 6 Monate (?) sind. Das kommt etwas prompt. Ich habe mich beim Lesen ehrlich überrumpelt gefühlt.
Man muss da nicht mal extrem viel ändern, ein einfaches "So vergingen die Monate" oder ähnliches hätte schon gereicht, damit man als Leser mehr im Bilde ist und die Info nicht so überfallmäßig rüber kommt.

Rückwirkend betrachtet, ist das eventuell auch der Punkt, der weiter vorn das mit dem "unpassend wirkenden" Kuss verursacht hat; ich bin gerade aber nicht sicher ...
Wenn es Zeit für das komplett Review ist werde ich mich eh nochmal damit befassen, dann kann ich das bestimmt konkreter sagen.

Abseits von dieser Anmerkung hat mir das Kapitel gut gefallen. So eine Geburt zu Weihnachten ist immer besonders stimmungsvoll XD

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
01.01.2022 16:59
>> Ein Weihnachtsgeschenk; von mir für dich :3 XD

Awwww, danke! ^-^

Du bist nach wie vor die Einzige, die Spannungsaufbau in Kommentaren hat. Ich werde dann gleich immer ganz nervös. *lach*

Ich freue mich so sehr über das Sasuke-Kompliment! Ich habe seine Gedankengänge hier bestimmt viermal umgeschrieben, bis ich damit zufrieden war. Ebenso freue ich mich, dass dir auch seine Reaktion auf seine Tochter gefällt. In manchen Situationen habe ich ein relativ klares Bild von Sasuke vor Augen und da ist es sehr schön, wenn dieses Bild von anderen gut aufgenommen wird. ^^

Was die Kritik bezüglich der Geburt betrifft: Ich kann sie verstehen. Ich weiß, dass die Szene insgesamt nicht realistisch ist, ich bin aber trotzdem bei dieser Version geblieben, weil Naruto ein Anime ist, der in Sachen Körperlichkeit (nennen wir es mal so) eher nicht mit realistischen Maßstäben daherkommt. Bsp.: Es werden Menschen mal eben Körperteile abgerissen, ohne dass es sie groß stört. Bei einer Geschichte zu einem anderen Anime müsste man das wieder ganz neu bewerten; je realistischer der Anime an sich, desto realistischer sollte man auch solche Beschreibungen halten.
Vom Standpunkt des Realistischen her hast du aber natürlich vollkommen Recht; da würde ich mit dir als jemanden, der diese Erfahrung tatsächlich gemacht hat (meinen größten Respekt dafür!) auch nie diskutieren.

>> Ja, ich habe hohe Ansprüche an dich, die aber auch gerechtfertigt sind, weil du ein guter Autor/Schreiber bist ;)

Whaaa, vielen Dank! >.<""""

Okay, ja, ich verstehe, was du meinst. Das Hauptproblem da könnte wahrscheinlich gewesen sein, dass ich die Geschichte ja kenne, d.h., mich überrumpelt da nichts. *lach*
Guter Hinweis! Siehst du, da habe ich nicht dran gedacht.

>> So eine Geburt zu Weihnachten ist immer besonders stimmungsvoll XD

Das Timing war Zufall, aber ich musste schmunzeln, als es mir beim Hochladen auffiel. XD
Mir gefällt dein Weihnachtsgeschenk an mich übrigens sehr gut und ich danke dir herzlich dafür! ^^
Von:  Charly89
2021-12-05T10:27:01+00:00 05.12.2021 11:27
Ich liebe es :3
Ohne Mist, das Kapitel ist wirklich großartig. Liegt natürlich auch an meiner generellen Vorliebe für trockenen und sarkastischen Humor. Du hast Sasuke hier wirklich großartig umgesetzt (und er ist ja quasi der Inbegriff von Trocken und Sarkastisch)

Ein tolles, humorvolles und Charaktere-Typisches Kapitel.
Es gab so viele große und kleine Lacher, zum Beispiel:
>> Wieso hatte ein Idiot wie Naruto eine Heirat auf die Beine gekriegt und er machte anscheinend alles falsch? Wo war hier der Fehler?
Wo war da der Fehler, Mister Über-Uchiha ... Wo nur? XD

Und: Ja, für Sasukes Verhältnisse war das tatsächlich romantisch, genau wie sein "vorgetragenes" Ich liebe dich XD

Bin weiterhin gespannt wo es nun hingeht :3

LG
Charly ^-^/

P.S.:
>> Kam dies von ihrem Gespräch kam oder war es noch die Erschöpfung durch den Chakramangel?

Da hat sich ein kleines Extra-Kam in den Satz gemogelt ^-^
Antwort von:  rokugatsu-go
09.12.2021 15:31
Uiii, das freut mich riesig! ^__^
Bei dem Kapitel hatte ich Sorge, es könnte zu plötzlich wirken oder zu sarkastisch für eine Romanze sein (oder für so etwas wie eine Romanze; wir haben es hier ja schließlich mit Sasuke zu tun, also ....).
Aw, das ist wirklich schön, dass du Sasuke hier gut umgesetzt findest. ^^ Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er eine große Liebeserklärung machen würde, daher muss Sakura hiermit vorliebnehmen. XD

> Wo war da der Fehler, Mister Über-Uchiha ... Wo nur? XD
Hier musste ich laut lachen. XD

Danke für den Korrekturhinweis! Ich kann anscheinend alles so oft lesen, wie ich will, irgendwo sind immer noch Fehler.
Und natürlich wie immer danke für deinen Kommentar!
Von:  Charly89
2021-12-01T18:32:50+00:00 01.12.2021 19:32
Ich lebe noch ^-^/

So, kein Vorgeplänkel, direkt ans Eingemachte!

Guren Q.Q
Sie verlässt uns schon ...
Ja, macht Sinn, aber trotzdem kann ich es traurig finden, oder?

Und du hast völlig recht, er versteht es nicht anders ^-^"
Einen Uchiha muss man mit der Bratpfanne eins überziehen, damit er es endlich schnallt X'D

Du bringst hier aber gut rüber, warum ich mich mit diesem Paaring oft schwer tue.
Wie sind die beiden zusammen gekommen? Also im Original meine ich ...
Es ist irgendwie schwer nachzuvollziehen, was da hinter den Kulissen zwischen den beiden passiert ist ... Ich kann mir bis heute keinen wirklichen Reim darauf machen, wenn ich ehrlich bin ^-^"
Aber, dass Problem habe ich bei fast allen Paarings im Original. Naruto und Hinata sind auch so ein schwieriger Fall ...

Ich schweife ab X'D

Ich mag das Kapitel an sich, aber viel hab ich dazu irgendwie auch nicht zu sagen. Es passiert ja auch nicht wirklich viel; außer dass das du Sasukra das tun lässt, was wir uns alle schon immer gewünscht haben: Sie macht Sasuke endlich mal rund! XD

Und der hier: „'Sakura' mich nicht ...
XDD
Habe Tränen gelacht XD

LG
Charly ^-^/
Antwort von:  rokugatsu-go
04.12.2021 15:59
> Ich lebe noch ^-^/

Da bin ich froh! ^^

Aw, sorry, Guren und Co. hatten leider nur ein kurzes Gastspiel. u_u Sasuke und Sakura brauchen wieder etwas quality time zu zweit.

Ich liebe den Kommentar mit der Bratpfanne. Wunderschönes Kopfkino. XD
Und ja!! zu allem, was du ansprichst. Sasuke ist so übelst distanziert im Original und auch bei "Boruto" wirkt er immer eher wie ein Gast als wie ein Teil der Familie, finde ich. Und Naruto und Hinata haben selbst als Ehepaar kaum Szenen miteinander. XD Ein bisschen seltsam, das alles ....

Ich freue mich, dass Sakuras Klartext-Ansprache gut angekommen ist. *lach* Ich könnte niemals schreiben, dass sie vor Sasuke rein duckmäuserich auftritt, sie ist doch eine starke Frau, die weiß, was sie will! Das musste mal raus!
Aww, und schön, dass dir das "'Sakura' mich nicht" gefällt. Ich mag den Satz unheimlich gerne! XD

Vielen Dank für deinen Kommentar! ^_^


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