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Anubis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Erst wollte ich direkt mit Rhus ersten Tag der Volljährigkeit anfangen, aber immer wieder wollte ich an seine Vergangenheit anknüpfen, dass es unausweichlich wurde, doch direkt an den Prolog anzusetzen.  Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wow, jetzt musste ich diese FF direkt suchen bei mir, da hab ich ja echt lange nicht weitergeschrieben und so viel anderen Kram priorisiert - oder eher passieren lassen.
Sorry ^^' aber jetzt gehts hier mal weiter. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Achtung! Es wird traurig TT___TT Komplett anzeigen

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Prolog

Kul Elna.

Aknadin, Bruder des großen Pharao Aknamkanon reitet in das Dorf der Grabräuber ein. Ein schwarzes Magieritual soll die Welt verändern, zumindest die der Hoheiten im Palast. Opfer werden bereitet. Opfer, die für den Priester keine Bedeutung haben. Wertlose Geschöpfe, Sünder, Abfall unter den Menschen.

Ein Sturm zieht auf, der Boden beginnt zu beben.

Straßen reißen auf, Häuser werden dem Erdboden gleichgemacht. Geschrei erfüllt die Nacht, bis schließlich Totenstille eintritt.
 

Nur der Wind ist zu hören. Drückende Stille beherrscht die Nacht. Plötzlich erklingt Donner, Blitze ziehen sich über den pechschwarzen Nachthimmel, schüttender Regen prasselt auf das zerstörte Dorf hernieder und spült das Blut des Massakers hinweg. Aknadin und seine Gefolgschaft verlassen den unheilvollen Ort. Fliehen vor der Traurigkeit, dem Zorn, der Ausichtslosigkeit der verlorenen Seelen.

Ein Donner jagd den nächsten. Blitze erhellen wiederholt die Szenerie.
 

Eine Gestalt erscheint.

Hochgewachsen, aufrecht auf zwei Beinen gehend. Für einen Augenblick verstummt das Gewitter.

Der Totengott ist herabgestiegen die Opfer dieses Verbrechens zu holen, sie zum Totengericht in die Unterwelt zu Osiris zu holen.

Wachsam betrachtet er die Situation, seine scharfen Augen huschen über die Ruinen, seine Schakalsnase erkennt einen unerwarteten Geruch.

Überlebende?
 

Zielstrebig folgt der Gott der Spur.

Anubis steigt über Trümmer, überwindet Risse im Boden und kommt schließlich an einer Erdspalte an. Gerade noch dringt Wimmern an seine spitzen Ohren und er bleibt stehen. Langsam senkt er den Blick, kniet sich hernieder um besser sehen zu können, was sich vor ihm offenbarte.

Seine goldenen Augen treffen auf grüne. So strahlend grüne Augen, der Gott wagte nicht, sich abzuwenden.

Vor ihm saß ein kleiner Junge, vielleich fünf Jahre alt, maximal sechs, zusammengekauert in der Erdspalte, einer Grube, zitternd, weinend, wimmernd.

Das pechschwarze Haar hing ihm zerzaust ins Gesicht, stand teilweise vom Kopf ab und Matsch und Dreck zierten seine Haut. Die Luft zwischen ihnen ist geladen. Anubis spürt sofort eine gewisse Verbindung zu dem erbärmlichen Geschöpf.

Er reicht ihm vorsichtig die Hand.
 

"Es ist noch nicht deine Zeit", sagt er leise und der zierliche Junge greift langsam nach ihm. Er ist nicht eingeschüchtert durch die Erscheinung des Gottes. Für ihn scheint es ganz normal, dass ihm in dieser finsteren Stunde die Gottheit in Schakalsgestalt erscheint.

Behutsam ertastet der Junge die kalte Hand, lässt sich aus der Grube ziehen und fällt dem Gott schließlich in die Arme.

Bitterliches Weinen erfüllt die Nacht.

Seine Eltern sind tot, sind nicht einmal nach Hause gekommen. Das Zuhause? Verschwunden.

Mit einem Mal verändert sich die Welt für den kleinen Jungen auf einen Schlag. Jeder, den er kannte, ist nun fort. Niemand, der ihn kennt, mehr da.
 

Anubis legt die Hand auf den Rücken des Kindes, senkt den Kopf und legt sein Kinn am Haaransatz des Kindes ab. Diese Welt kann so erbarmungslos sein, so ungerecht wirken und hoffnungslos.

Vorsichtig löst er sich nach einem Moment der Stille von dem zarten Geschöpf, sieht ihm in die verweinten Augen.
 

"Wie ist dein Name?", fragt er ihn mit rauer aber gutmütiger Stimme.

Der Junge vor ihm schluchzt.

"Rhu...", kommt es über seine Lippen. Anubis hebt die Hand, legt sie dem Kind auf die Wange und wischt ihm die Tränen weg. Rhu rührt sich kaum, zittert nur. Aus Kälte und Ehrfurcht.
 

"Willst du leben?", fragt Anubis. Rhu antwortet nicht, er sieht dem Gott tief in die Augen. Unsicherheit breitet sich in dem Jungen aus.

"Ich will nicht sterben", sagt er leise, ohne zu wissen, was es von nun an bedeutet zu leben.
 

"Dann will ich, dass du für mich lebst, Rhu", sagt der Gott ehe er sich wieder aufrichtet. Er schenkt dem Jungen noch einen sanften Blick und geht als er nickt. Er ist nicht wegen ihm hier, sondern wegen allen anderen, die in dieser Nacht nicht so viel Glück hatten wie Rhu. Aber hatte Rhu Glück? War es ein Glück, dass der Junge nun mutterseelenalleine hier zurück bleibt und um sein Überleben kämpfen muss?

Die Gedanken des Totengottes blieben noch eine Weile bei Rhu, bis ihm eine weitere zerstörte Seele über den Weg läuft.
 

Rote Augen starren dem Totengott eindringlich ins Gesicht. Anders als bei Rhu erkennt er in diesem Blick keinerlei Ehrfurcht, kein bisschen Angst, sondern Wut. Ein Junge mit weißen Haaren steht vor ihm und verachtet ihn mit seinem Blick.

"Du hättest das aufhalten müssen", sagt der Bursche mit seinen gerade mal acht Jahren und stampft auf den Boden um Anubis mit Staub zu beschmutzen, doch es prallt von ihm ab.

"Du hättest was tun müssen", schreit ihn der Junge an und wendet sich augenblicklich von ihm ab. Noch einmal tritt er in den Dreck, wirbelt dadurch Staub auf und läuft abrupt weg. Anubis bleibt stehen, sieht der geplagten Seele nach und seufzt.
 

Die Menschen sind allesamt unterschiedlich, selbst Kinder können so verschieden sein. So sah Anubis erst noch in Rhus Augen Dankbarkeit darüber, überlebt zu haben und direkt darauf sah in den roten Augen dieses zweiten Jungen nichts als Wut und Rachegelüste. So jung und schon so verloren...

Doch die Lebenden sind nicht seine Aufgabe. Dies wieder verinnerlicht wendet sich der Gott dem Horizont ab, in dessen Weiten der Achtjährige verschwindet und gibt sich seiner Verflichtung hin.
 

Wir alle sind Besucher dieser Zeit, an diesem Ort. Wir sind nur auf der Durchreise. Unser Ziel ist es, hier zu beobachten, zu lernen, zu wachsen, zu lieben und dann nach Hause zurückzukehren. - Weisheit der Aborigines

Grausamkeit

Die drückend heiße Sonne brannte gnadenlos auf die Wüste hinab, trieb dem Wächter des großen Pharaos Akhenamkhanen den Schweiß ins Gesicht und machte es diesem nicht einfach, seinen Auftrag zu erfüllen.

 

Nachrichten erreichten den Palast, die es Simon zur Aufgabe machten, das verdammte Dorf der Grabräuber aufzusuchen. Erst war wie durch ein Wunder die Rettung des Königreichs in den Palast eingetroffen und konnte die angreifenden Mächte mit Hilfe der heiligen Milleniumgegenstände und die darin versiegelte Kraft vertreiben, da wartete bereits das nächste Unheil. 

Das Dorf soll einem Massaker sondergleichen zum Opfer gefallen sein und selbst, wenn die Seelen der Grabräuber bereits lange verloren waren, so waren diese Menschen Teil des Volkes und standen somit unter dem Schutz des Pharaos. 

 

Simon wurde begleitet von seinem Schüler Shada, dem die Schwere des Verbrechens ebenso widerfuhr wie Simon und dem Pharao selbst. Er wusste, dass die Sünden der Menschen gebußt wurden aber auch, dass dies allein den Göttern überlassen war und was auch immer in Kul Elna geschehen war, das wusste er, war nicht von Gottes Hand. 

 

 

Je näher die beiden auf ihren Kamelen den Ruinen des einstigen Dorfes kamen, desto unwohler wurde ihnen. Es war nicht so, dass sie das Dorf oft besucht hatten, dass sie dieses in prachtvoller oder eleganten Erinnerung hatten, aber was ihnen hier mit dem Näherkommen immer klarer erkennbar wurde, schien das Werk von Demonen gewesen zu sein. 

Stumm ritten sie an die einstigen Grenzen des Dorfes und ließen sich schließlich von den Trampeltieren herab. 

 

"Es ist unverzeihlich, was hier passiert ist", sagte Shada und sah zu seinem Lehrmeister. Simon schüttelte den Kopf, das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Vor ihnen weitete sich das Bild der absoluteten Zerstörung aus. Die Straßen waren aufgerissen, die Häuser eingebrochen, Leichen lagen auf dem Boden und nur ein stummer Wind bließ durch die verlassenen Gassen. Simon brauchte einen Moment, sich zu fangen. Der Geruch des Todes stieg ihm tief in die Nase, der Kreislauf wollte ihm einen Streich spielen und ihn verlassen, doch dafür war er nicht gekommen. Er war gekommen, um sich zu versichern, was hier geschehen war um die entsprechenden Gegenleistungen auszurufen. 

Shada reichte seine Lehrmeister den Arm um ihn zu stützen, doch Simon lehnte ab. Wenn ihn der reine Anblick der Zerstörung so mitnahm, dann war er seiner Aufgabe nicht mehr würdig. 

 

Langsam einen Schritt vor den nächsten setzend betraten die Beide die Überreste eines unaussprechlichen Schauplatzes des Blutbades. Männer lagen auf der eingerissenen Straße, Frauen mit geweiteten Augen und angstverzerrten Gesichtern des Todes mischten sich in das Bild dieser Grausamkeit. 

Eine Entdeckung ließ Simon den Atem stocken, ihm Magensäure hochkommen. 

Ein kleines Mädchen lag vor ihm, kein bisschen Leben mehr in ihr, die Hand ausgestreckt zu einer Frauenleiche. Der Tod ritt einfach so über sie, niemand hier wusste eigentlich, was mit ihnen geschah. 

Simon blieb stehen, konnte seinen Blick nicht von der Szene abwenden, nicht bis Shada ihn darauf aufmerksam machte, dass sie nicht alleine waren. 

 

"Kommt ihr, mich zu holen?", drang eine helle sanfte Stimme an die Ohren der beiden Männer, dass Simon sofort Blickkontakt suchte. Überrascht, dass seine Augen auf einem Kind landeten, wahrscheinlich fünf Jahre alt, nicht ganz klar, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelte, ausgehungert mit zerzausten schwarzen Haaren, die ihm wild ins Gesicht hingen und vom Kopf abstanden. Die grünen Augen fixierten die Erwachsenen, strahlten eine Energie aus, die nicht zu diesem Schauplatz passte. Ein prodelte im inneren der verlorenen Seele vor ihnen. 

 

"Dich holen?", fragte Shada, Simon wollte ihn bitten, zu schweigen, doch es war zu spät. 

 

"Er hat gesagt, ihr kommt mich holen", sprach das zarte Geschöpf weiter und ging näher auf sie zu. 

 

"Wer hat das gesagt, mein Kind", sagte Simon und ging vor dem Kind auf die Knie. Mit seiner rechten Hand strich er ihm durchs Haar, vergoss dabei eine Träne, weil ihm das Schicksal dieses jungen Menschen schon viel zu nahe ging, ehe er wusste, was er durchgemacht hatte. Für ihn war unumstritten, dass dieses Kind all die Zerstörungswut, die über dieses Dorf zog miterlebt hatte. 

 

"Der Schakal! Er hat sie alle mitgenommen und nur ihre leeren Hüllen da gelassen", antwortete das Kind. Simons Augen weiteten sich. Eine unangenehme Stimmung legte sich über ihn, noch unangenehmer als zuvor, aber konnte sehen, dass das Kind vor ihm sprach, was es für richtig hält, auch wenn es unmöglich schien, dass jemals jemand sah, wie der Totengott die Seelen aus dem Hier und Jetzt ins Jenseits beförderte. Aus einer intuitiven Eingabe, zog er das kleine Geschöpf an sich, wollte ihm Trost spenden und nahm sich vor, zu tun, was erwartet wurde. Er konnte es gar nicht hier zurücklassen, was für ein Unmensch musste man sein?

 

"Schau mal her", forderte Simon und hielt dem Kind vor sich den Milleniumschlüssel vors Gesicht. Überrascht starrten die strahlenden grünen Augen auf den Gegenstand. Kurz hadderte Simon, entschied sich dann aber in die Seele seines kleinen Gegenübers zu sehen. Er setzte den Schlüssel an der Stirn ab und verschaffte sich Zugang zum Innersten des Kindes. Es stellte sich heraus, es war ein Junge, so rein und unschuldig wie keine andere Seele. So viel Angst der Kleine auch hatte, so viel er hier mitgemacht haben musste, so rein und unangetastet war die Seele von schlechten Gefühlen. Es ragte für Simon an ein Wunder, dass er nicht auf eine dunkle Aura stieß und wunderte ihn regelrecht, wie hell der Raum seiner Seele war. 

 

"Gut", sagte er leise als er sich zurückzog und den Milleniumschlüssel wieder ordnungsgemäß an seinen Hals hing. 

 

"Wie ist dein Name", fragte Shade schließlich und der Bursche gab sich als Rhu zu erkennen.

"Das ist ein schöner Name, Rhu", sagte Shada sanft und reichte ihm dann die Hand nachdem Simon den Jungen losgelassen hatte. Die Männer tauschten Blicke aus, es war an der Zeit zurück zu reiten. Sie würden einen Trup losschicken müssen, der sich um die Beerdigung der Toten kümmerte und dem Pharao mussten sie berichten, dass das Dorf dem Erdboden gleichgemacht wurde. 

Shada ging mit Rhu zu den Kamelen während Simon noch einige schreckliche Eindrücke mitnahm. Mit einem Satz schwang sich Shada auf das Kamel und ließ Simon dann den Jungen zu sich hochheben. Simon selbst saß bald darauf auf dem Rücken seines Trampeltieres und machte sich mit Shada auf den Weg zurück in die Hauptstadt zum Palast. 

 

"Wir werden dich fern von diesem ganzen Wahnsinn aufwachsen lassen", sagte Simon und sah dabei zu Rhu, der an Shada gekauert immerzu in seine Richtung sah. Ein sanftes Lächeln schummelte sich dabei auf Simons Lippen. So schrecklich und traurig der Vorfall von Kul Elna auch war, die Tatsache, dass sie dieses Kind in Sicherheit bringen konnten, war ein Lichtblick, an den er sich sein Leben lang erinnern wollte. 

 

Der Tag an dem sie Rhu aus der Verdammnis holten. Ihm ein neues Leben ermöglichten, fern von Kul Elna, fern von Grabräubern und dem sicheren Untergang seiner Seele. Er hatte eine Chance verdient und sei sie noch so klein. Simon wusste, wenn ihn Anubis verschont hatte - ob er dem Jungen nun erschienen war oder nicht - dann sollte er leben. Simon wusste auch schon genau, wo Rhu seinen Platz im Leben finden sollte. 

 

Also sie am Palast ankamen, war die Nacht bereits hereingezogen. Die Finsternis hüllte die Stadt ein und eine angenehme Briese zog über das Land. Shada damit beauftragt, die Tiere zu entsäumen und zu tränken, verließ Simon mit Rhu die Ställe des Palastes. 

 

"Wo gehen wir hin?", fragte Rhu mit sanfter Stimme und sah dabei zu Simon hoch. Seine linke Hand reichte er dabei dem Erwachsenen und ließ sich führen. 

"An einen Ort, wo man dich aufnehmen, dir zu Essen geben wird und dich zu einem respekttablen jungen Mann machen wird", sagte Simon und Rhu gab sich damit zufrieden. Er wusste nicht recht, was ein respektabler junger Mann sein sollte, aber er wusste, was Essen war und davon brauchte er dringend etwas. Sein Magen knurrte unweigerlich und Simon strich ihm mit dem Daumen über den Handrücken. 

 

"Nicht mehr lange, dann wird alles gut", versicherte er ihm. 

 

Der Weg, den Simon einschlug, war kein besonders langer. Die beiden gingen über den Marktplatz, der wie leergefegt war. Fast schon unheimlich, bemerkte Simon bei sich, ließ sich des Kindes wegen aber nichts anmerken. Die Schritte über den Markt waren schnell getan, da führte er den Jungen durch eine breite Gasse die an einem kleineren offenen Platz mündete an dessen anderem Ende eine Treppe folgte. 

Rhu sah neugierig über den Platz und schließlich den Verlauf der Treppe hoch. 

Ein Tempel befand sich auf dem Hügel, der sich vor ihnen erstreckte. 

 

"Das ist der Tempel des Anubis, des Schakals", erklärte ihm Simon als er den hingerissenen Blick auf Rhus Gesicht entdeckte. Dabei musste er unweiterlich selbst ein Lächeln aufsetzen. 

Ein Geräusch, das dem Mauzen einer erfreuten Katze nahe kam, entkam dem Jungen. Simon überlegte für einen Augenblick, ob er ihn nicht doch in den Tempel der Bastet bringen sollte, doch legte diesen gleich beiseite. 

 

"Kann ich ihn da wieder sehen?", fragte Rhu aufgeregt während er neben Simon die Trepen hochhüpfte, die dieser wiederum mit großen Schritten gemächlich hochsteigen konnte. 

 

"Hach Rhu, ich weiß nicht, was oder wen du gesehen hast, aber es ist nicht üblich, dass sich die Götter den Sterblichen zeigen", sagte Simon ehrlich. Rhu blieb stehen. Sein Blick folgte dem Mann, der einen Schritt weiter trat und sah ihn dabei verwirrt an. 

"Er hat mich gerettet, er wird mich doch besuchen", sagte Rhu fern des Verständnisses, was Simon ihm zu erklären versuchte. Dieser seufzte. Es hatte ja keinen Sinn, also legte er ein sanftes Lächeln auf. 

 

"Wenn, dann wirst du ihn hier wieder sehen", sagte er schließlich und reichte ihm wieder die Hand um die letzten Treppen mit ihm zu überwinden. 

 

Am Eingang des Tempel angekommen, staunte Rhu nicht schlecht. Es war ein hohes Gebäude, edle Säulen zierten den Eingang ebenso wie skulpturen des Totengottes und zartbunte Malereien. Eine ganz besondere Anziehungskraft ging von von dem Tempel aus, dass Rhu sich augenblicklich heimelig fühlte und am liebsten direkt hinein laufen wollte, seinen Retter zu sehen, ihm zu danken, doch Simon hielt ihn fest und nah bei sich. 

 

"Hey, schick mir euren Hohepriester", sagte Simon zu einem jungen Mann in schlichter sandfarbener Kleidung und dunklem Haar, als dieser mit einem edel bemalten Krug neben dem Gebäude hervorkam. 

"Natürlich", sagte er und lief ins Innere der Gewölbe. Die Schritte hallten an den Wänden des Inneren ab und drangen im Echo nach draußen. 

 

Simon erklärte dem Hohepriester, einem hochgewachsenen schlanken Mann, mit schütterem Haar aber einem freundlichen Gemüt, in aller Ruhe, was es mit dem Jungen auf sich hatte, erzählte ihm, dass er wohl der einzige Überlebende des Grabräuberdorfes war, aber eine reine Seele besaß und dass ihn der Totengott persönlich verschont haben soll. 

Ein skeptischer Blick wurde dem Jungen zugeworfen, der sich umgehend hinter Simon versteckte. 

 

"Aber nicht doch, Rhu, das hier wird dein neues Zuhause", sagte Simon. Der Hohepriester musterte das Kind, sah dann wieder zu Simon und nickte. 

"Wenn Anubis ihn höchstpersönlich auserwählt hat, bleibt uns nichts anderes übrig", sagte der Ältere Mann und seufzte. Sein Blick wurde finster. Änderte das alles doch nichts an der Herkunft des Jungens. Eine schlichte Lüge konnte er auch nicht ausschließen und woher sollte Simon um die Seele des Kindes wissen? Die Geheimnisse der Milleniumgegenstände kannte er ja nicht. 

 

"Danke", sagte Simon und verneigte sich vor dem Hohepriester. Sein Blick fiel dann zu Rhu, dem er anwies, es ihm gleich zu tun. 

 

"Du wirst hier lernen, wie man sich benimmt, wie man einem Gott dient und wie man dankbar für sein Leben ist", sagte Simon und schob Rhu dem Hohepriester entgegen, der ihn nur zögerlich entgegennahm. 

"Ein Grabräubersohn in meinem Tempel", murmelte er für Simon nicht mehr hörbar und trat mit Rhu in das Innere des Anubistempel. Einen flüchtigen Blick erlaubte sich Simon noch und verließ das das Heiligtum um zurück in den Palast zu kehren, dem Pharao endlich zu berichten, was sie vorgefunden hatten. 

 

Sein Ruf eilte Rhu voraus, so besah man den Jungen bereits ohne sich mit ihm auseinandergesetzt zu haben sofort mit Vorurteilen. Seine Eltern waren Grabräuber, er hatte gelogen, den Totengott gesehen zu haben (denn der Wahrheit konnte das unmöglich entsprechen) und er soll einen Untergebenen des Pharaos um den Finger gewickelt haben, ihn hier abzusetzen, den Schutz des Gottes auszunutzen. 

Unheil stand bevor. Er war verflucht, schmutzig, dem Untergang geweiht, genauso wie dieser Tempel, wenn man ihn weiter hier leben ließ. 

So machten die negativen Gedanken um Rhu ihre Runden und dem unschuldigen Kind wurde vom ersten Tag an mit Verachtung begegnet. 

 

"Er ist eine Prüfung", sagte der Hohepriester zu den Anderen und betütelte sie, sich um das Kind zu kümmern, ihn in die Aufgaben einzuweihen und ihn sich nützlich machen lassen. Irgendwann würde er das Weite suchen und alles konnte wieder zum Alten zurückkehren und der Gott würde sie wohl auch belohnen, wenn sie die Waise umsorgten und Rhu einen Platz im Leben gaben.

Und so nahmen sie sich des Jungen an. 
 

Wie dabei mit ihm umgegangen wurde, wurde nie näher festgelegt und so wurden ihm schnell die ungemütlichen Tätigkeiten aufgetragen. Die, die viel zu Früh erledigt werden mussten und die, die mit viel körperlicher Anstrengung verbunden waren, nicht selten wurde Rhu dabei den Erniedrigungen der Priester zum Teil. 

 

Wenn er zu lange brauchte, musste er sich mit kalten Wasser waschen, wenn er nicht gründlich genug sauber machte, musste er im Garten schlafen und wenn er einer neuen Aufgabe nicht gerecht wurde, wurde er gezüchtigt. All das ließ der Junge über die Jahre über sich ergehen, denn auch, wenn er nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen wurde, so war er dankbar dafür, leben zu dürfen. 
 

Dass er seinen Retter so bald nicht wieder sehen würde, wurde ihm nur schmerzlich bewusst. Aber er mühte sich, eines Tages ein guter Priester zu sein, seinem Gott zu dienen und ihm eines Tages dafür danken zu können, dass er ihn am Leben ließ. 

All den Erniedrigungen abgewendet, führte er doch ein gutes Leben. Er durfte den wunderschönen Garten des Tempels pflegen und den Anblick der schönen Blumen, Sträucher und Büsche genießen. Er ging regelmäßig auf den Markt, konnte dort mit anderen Menschen ins Gespräch kommen und der Tatsache gefolgt, dass ihn sowieso jeder verurteilte, konnte er sich in all seinen Facetten entfalten. Rhu liebte es, mit seiner Weiblichkeit zu provozieren, denn von Geburt an hatte der Junge ein nahezu puppengleiches feminines Gesicht, das er gerne mit etwas Kohle und aufwendigereren Frisuren mehr zur Geltung brachte. Doch war er sich auch bewusst, dass er ein bildschöner junger Mann war und schaffte es oft schneller als ihm lieb war, die Herzen der Damen zu erobern. So jung er auch war. 

Zuneigung

Von den ersten Sonnenstrahlen gekitzelt rümpfte Rhu empfindlich die Nase aber blinzelte im nächsten Augenblick dem neuen Tag entgegen.

Heute war ein besonderer Tag für den jungen Mann, sein Geburtstag jährte sich an diesem Tag zum sechszehnten Male und er würde von nun an als erwachsener Mann angesehen werden. Nicht, dass er sich daraus mehr Respekt erwartete, aber konnte er nun endlich für sich selbst entscheiden.
 

Rhu streckte sich genüsslich und schob anschließend die dünne Decke von sich. Sein Schlaflager war rasch wieder aufbereitet und der Raum, den er sich mit zwei anderen teilte, war zügig mit frischer Kleidung verlassen. Die anderen blieben schlafend zurück.

Sein Ziel war der Waschraum am anderen Ende des Ganges. Leise tappte er mit nackten Füßen über den Marmorboden des Tempels, in dem er seit über zehn Jahren lebte und genoss die Stille.

Um diese Uhrzeit war kaum jemand wach und so hatte Rhu die Möglichkeit, sich in Ruhe für den Tag zu richten. Ein gewisser Wunsch, den anderen Priestern auszuweichen, war stets präsent, denn auch, wenn er schon lange hier war, war die Akzeptanz ihm gegenüber nicht besonders ausgeprägt und auch, wenn er selbst sich nicht mehr exakt daran erinnern konnte, so ahnte er, dass es schon von Anfang an so war.
 

An der Wasserstelle angekommen, entledigte er sich seines leichten Nachthemdes und begann sich zu waschen. Er lebte diese Routine schon so lange, dass er gar nicht wusste, wann es das letzte Mal vorkam, dass ihm jemand zuvorgekommen war oder gar ihn hätte überraschen können. Draußen war die Sonne noch nicht ganz aufgegangen und gerade im Waschraum war es noch dunkel. Das Schlafgemach lag direkt auf der Sonnenseite, weswegen Rhu mit seinem Bett am Fenster immer als Erster auf war.
 

Die Morgenhygiene hinter sich gebracht, schlüpfte er in die Tunika, die er sich mitgenommen hatte, sorgte durch ausführliches Kämmen dafür, dass sein Haar seidig glatt und glänzend über seine Schulten hing und sein hübsches Gesicht vorteilhaft umrahmte.

Rhu war ein wunderschöner junger Mann geworden, der liebend gerne mit seinen Reizen spielte. Für ihn gab es keine Grenze zwischen Mann und Frau, oder viel mehr, wusste er stets mit eben dieser Grenze der Gesellschaft zu spielen. So zog er einen schwarzen Kohlestift aus einer Auskerbung in der Wand heraus und zog sich dicke sinnliche Lidstriche, um seine Augen maximal zu betonen. Seine Lippen waren von Haus aus eher dunkel, voll und luden eigentlich zum Küssen ein, nur dass der Junge sich diesem Vergnügen bis je her verwehrt hatte. Abgesehen davon, war es als Priester eines Gottes unsittlich, sich dem Liebesspiel in allen seinen Formen hinzugeben.
 

Die Priester widmeten sich allesamt der Gottheit, da gab es keine Ausnahmen. Auch wurden Menschen bestraft, die es wagten, einen Priester unsittlich anzufassen. Rhu hatte damit kein Problem, seine Dankbarkeit galt ausschließlich dem Gott, der ihn vor Jahren ins Licht gezogen hatte, ebenso seine Liebe.
 

Anschließend tat er sich einen Ohrring mit einem Tonwürfel ins Ohr, hing sich eine hübsche Kette um den Hals und legte zarte Armreife an.

Nach einem letzten Blick in die Spiegelwand und einem Zwinkern zu sich selbst, wandte er sich um und verließ die Räume des Tempels. Sein Ziel war der Garten mit den wunderschönen weißen Rosenbüschen. Weiße Rosen, die Symbolik des Todes.

Sorgfältig schnitt er die schönsten Blumen, erlas ausgewählte Kräuter und ging schließlich mit einem reichlich gefüllten Weidenkorb zurück, schlug aber diesmal den Weg zum Innersten des Tempels ein.

Geschult und mit einer ästhetischen Eleganz legte er dem Totengott die Rosen auf den Altar, entzündete Räucherwerk und kniete sich vor die Aufbringung.

Bedacht senkte er den Kopf und sprach ein leises Gebet für die Priester dieses Tempels, für den Pharao und Herrscher dieses Landes und sprach schließlich leise seinen einzigen Wunsch aus: "Ich würde dich so gerne wieder sehen"
 

Dieses Ritual war für Rhu nichts Unübliches, nichts Anstrengendes, dennoch etwas Unumgängliches, denn so wurde er gelehrt, dem Gott seinen Respekt zu zollen und noch viel mehr. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht richtete sich Rhu wieder auf und verließ nach einer ehrfürchtigen Verneigung den großen offenen Raum.
 

Für den Tag standen noch einige Erledigungen an. Heute war es an Rhu, auf den Markt zu gehen und Brot, Fleisch, Gemüse und Obst zu holen. Ein letztes Mal blickte er auf den Altar zurück und spürte für einen kurzen Augenblick ein wohlig warmes Gefühl in ihm aufkommen. Es durchdrang seinen Körper vollkommen und stimmte ihn glücklicher denn je, doch es war genauso schnell wieder vergangen, wie es aufgekommen war. Etwas verdattert blieb er stehen, wunderte sich über diese überraschende Situation, konnte aber den Ausgangspunkt dafür nirgendwo entdecken. Alles schien wieder absolut normal zu sein und so wandte er sich um, machte sich mit einem bauchigen Korb und ein paar Münzen auf den Weg zum Markt.
 

Wie er federleicht in seinen Sandalen die breiten Treppen vom Tempel hinunter in die Stand hinunter stolzierte, waren die Gedanken an den eigenartigen Moment auch schon Vergangenheit.

Mit einem entzückenden Lächeln begrüßte er die Menschen, die seinen Weg kreuzten und zog am Marktplatz von einem Händler zum nächsten.

Beim Ersten kam er schnell zum Punkt und packte einen saftigen Laib Brot in den Korb, nachdem er ihn entsprechend bezahlt hatte. Sein liebreizendes Augenzwinkern bescherte ihn sogar einen angenehmen Rabatt.
 

Sein nächster Stopp war der Tresen eines eher dicklichen Mannes. Er kannte den Bauern gut, da er öfter bei ihm einkaufte.

„Guten Morgen, Rhu, was darf ich dir heute mitgeben?“, fragte der Mann und sah den Priester mit einem freundlichen Lächeln an.

„Guten Morgen, Essam, heute nehme ich dir Kartoffeln ab und Gurken, ein paar Karotten und deine besten Auberginen und vielleicht eine Wassermelone?“, sprach Rhu seine Wünsche aus und setzte für den letzten ein zuckersüßes Lächeln auf.
 

Essam tat seinem Kunden in gemütlicher Gemächlichkeit alles zusammen, was dieser orderte, packte das Gemüse in Papiertüten und überreichte sie ihm für den Korb.

„Die Melone bringe ich euch dann vorbei“, sagte er als er seine Bezahlung entgegennahm. Für Rhu etwas überraschend, ließ Essam dabei aber seine Hand nicht mehr los.

Ein ernster Blick, nicht tadelnd oder böse, eher unterstreichend seiner nächsten Worte legte sich auf des Bauern Gesicht: „Ach Rhu, wärst du kein Priester, ich würde dir meine schönste Tochter versprechen“, sagte er. Rhu entzog dich der wohlwollenden Geste, aber sah den Bauern genauso ernst an.
 

„Essam, jemanden wie mich willst du nicht als Schwiegersohn“, sagte er ehrlich und verabschiedete sich schließlich von dem Mann, immerhin hatte er noch ein paar weitere Besorgungen zu machen.

„Ich freu mich, wenn du später mit der Melone zu Besuch kommst“, sagte er noch und winkte dem Mann zu. Essam blieb traurig zurück.
 

Der Priester verlies schließlich den Markt, wie er Momente später alles beisammen hatte und machte sich wieder auf den Weg zurück in den Tempel.

Schon beim Besteigen der ersten Treppe spürte er, dass etwas anders war, er konnte es aber nicht richtig deuten und konzentrierte sich seiner schweren Last im Korb wegen nicht sonderlich darauf.
 

Die Hürde der hohen Treppen war dennoch in gewohnter Manier überwunden und Rhu stand schon bald am Eingang des Anubistempels. Eine eigenartige Stimmung kam ihm schon im Eingangsbereich entgegen, außerdem wunderte er sich, dass noch keiner der anderen Priester wach war und somit außer ihm niemand durch die Räumlichkeiten wuselte.
 

Seit dem Betreten des Inneren stockte ihm der Atem. Ein kalter Wind zog durch die Wände, kälter als sonst. Ein ausgeprägter Geruch lag in der Luft und Rhu konnte diesen eindeutig zuteilen. Denn sofort fühlte er sich an den ersten Tag zurück versetzt, an den er sich in seinem jungen Leben erinnern konnte.

Tod lag in der Luft, aber nicht mehr von so viel Grausamkeit umringt wie damals, heute war es anders. Es fühlte sich friedlicher an und dennoch schlug dem jungen Priester das Herz bist zum Hals und seine Atemwege schienen sich zu verschließen. Er schluckte stark.
 

Etwas tief in ihm fürchtete ein schlechtes Omen, ein bevorstehendes Unglück, wie vor über zehn Jahren. Vorsichtig setzte Rhu seine Schritte fort, denn es brachte nichts, hier stehen zu bleiben und darauf zu warten, was es mit dieser besonderen Aura auf sich hatte, die den gesamten Tempel auszufüllen schien.
 

Rhu ging mit dem Korb in das Innerste, den Opferraum, des Tempels, wo er direkt auf eine fremde Person stieß. Abrupt blieb er stehen. Vor ihm stand ein hochgewachsener Mann, sicherlich einen halben Kopf größer als er selbst. Er trug eine wertige Robe, wahrscheinlich ein Edelmann, Verwandtschaft der Pharaonenfamilie oder ein anderwärtig wohlhabender Mann. Durch seine sandfarbene Robe zogen sich zarte Töne von rot auch etwas grün mischte sich hinzu.
 

„Guten Morgen, kann ich behilflich sein?“, fragte er prompt und die Person drehte sich direkt um.

Rhu fühlte sich wie ertappt, er konnte nur nicht sagen warum. Der Mann, der sich ihm offenbarte war ohne Frage höheren Ranges. Sein Gesicht projizierte sofort Macht auf ihn, aber nicht überwältigend, eher richtend und behütend. Rhu fiel es schwer, dem Fremden nicht direkt in die Augen zu sehen, so einnehmend waren die goldenen Iriden. Eine Augenfarbe, die der junge Priester so noch nie gesehen hatte. Noch nie? Doch, einmal hatte er solche Augen schon gesehen, doch das war lange her und sie gehörten keinem einfachen Menschen.
 

Der Andere wandte dem Blick auch keine Sekunde ab, ganz im Gegenteil, er hielt den Blickkontakt intensiv aufrecht und kam ihm dabei ein paar Schritte näher. Seine edlen Gewänder schmiegten sich dabei elegant an seinen Körper und der üppige Goldschmuck klimperte dabei auffällig, ließ Rhu seine Augen aber nicht abwenden.

Feines seidiges braunes Haar umspielte das Antlitz der unbekannten Person und hier und da schummelte sich eine gewählt lose Strähne in sein Gesicht, tat dem makellosen Anblick aber absolut nichts ab.
 

Rhu wunderte sich, wie es sein kann, dass ein Mensch, ja ein Mann überhaupt so atemberaubend schön sein konnte. Sein Gesicht glich dem einer Porzellanpuppe und seine Haut schien der Sonne kaum ausgesetzt, so sanft und zart wirkte sie, doch Rhu vermochte nicht auch nur daran zu denken, sie zu berühren.
 

„Ich bin deinetwegen hier“, sagte der Unbekannte und sofort kam in Rhu ein Gefühl auf, das er auch zuletzt an diesem einen Tag empfunden hatte. Vor ihm stand nicht irgendein fremder Mensch, nein. Sein Herzschlag wurde sofort schneller und als hätte man ihm ein Gewicht auf der Brust abgestellt rang er nach Luft um nicht jeden Moment bewusstlos umzufallen. Der Korb mit den Sachen vom Markt fiel ihm dabei aus der Hand, dass sich der Inhalt rund um den Aufschlagpunkt zerstreute.

Entgegen seines Wunsches, dem Anderen in die Arme zu fallen, kniete er sich vor ihm auf den Boden.
 

„Anubis, mein Gebieter, mein Herrscher, mein Gott“, sagte er und richtete seinen Blick auf den Boden. Er bereute es sofort, ihm so lange in die Augen gesehen zu haben, denn es galt als Unart Höherrangigen in die Augen zu sehen und wenn er dies schon bei den Herrschaften im Palast zu unterlassen hatte, so konnte es doch bei einem Gott nicht anders sein. Auch wenn es ihn schmerzlich traf, diesen intensiven innigen Blickkontakt abbrechen zu müssen.
 

Der Gott ihm kam sogleich die letzten Schritte auf ihn zu, dass seine nackten Füße direkt in Rhus Sehkreis schritten.
 

"Rhu, nicht doch. Ich habe dich damals nicht aufgerichtet, dass du jetzt vor mir auf die Knie gehst", sagte Anubis mit sanfter aber dunkler Stimme und hielt seinem Priester wie damals in dieser schicksalhaften Nacht die Hand hin um ihn hochzuziehen.

Rhu, wie er seinen Namen hörte, durchfloss ihn sogleich das innige Gefühl der Verbindung und kaum hatte er nach der angebotenen Hand gegriffen, die sanfte Haut spürte, knisterte es angefangen an seinen Fingern durch seinen ganzen Körper, dass er auch ruckartig den Kopf wieder nach oben zog und in den gebieterischen Augen der Gottheit hängen blieb.

Es fühlte sich federleicht an, als er hochgezogen wurde und so direkt vor dem Totengott zum Stehen kam.
 

„Ich habe mir gewünscht, Euch irgendwann mal wieder sehen zu dürfen“, sagte Rhu leise. Er empfand gleichzeitig Ehrfurcht, Freude und Unsicherheit. Irgendwie wollte er die ihm angebotene Hand weiter halten, doch der Zweck war erfüllt und ihm wurde die zarte Berührung wieder entzogen. Anubis formte mit seinen schmalen blassen Lippen ein friedliches Lächeln.
 

Vorsichtig legte er Rhu die Hand an die Wange, fuhr mit seinen Fingern unweigerlich in dessen Haar und setzte den Daumen über seine Wange ab. Sein Blick glich dem einer Mutter, die ihr Kind nach langer Zeit wiedersehen durfte.
 

„Du bist zu einem wirklich prächtigen jungen Mann herangewachsen“, klang Anubis‘ Stimme wie Orgeltöne an Rhus Ohren. Rote Farbe stieg in seinen Wangen hoch. Freude machte Aufregung Platz. Er wusste absolut nicht, wie er sich zu verhalten hatte und dennoch hatte er das Gefühl, dass er es genau richtig machte.

Zögerlich hob Rhu seine Hand und legte sie auf die von Anubis. Die Wärme, die von ihm ausging war etwas ganz besonderes, denn oberflächlich fühlte sich die Haut des Gottes ganz kalt an, die Wärme war ein inneres Gefühl, das sich rasant in Rhu ausbreitete.
 

Der Blickkontakt entwickelte elektrisierende Spannung zwischen dem Gott und seinem sterblichen Priester und für einen ewig währenden Augenblick wurde der Raum zwischen und um sie herum mit einer ganz speziellen Magie gefüllt. Die Berührung auf der empfindlichen Haut sollte nicht gelöst werden. Rhu schloss die Augen, schmiegte sich in die Hand des Gottes, denn er fühlte sich unverzüglich geborgen. Ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr empfunden hatte.
 

Die Worte des Gottes ehrten ihn und auch, wenn alle anderen das nicht so sahen, ihn wegen seiner Vorliebe, mit seinen körperlichen Grenzen zu spielen, seine Erscheinung in allen Extremen zu erkunden und sich so zu zeigen, wie es für Männer, vor allem für Priester, nicht gedacht war, verachteten, so ehrte es ihn, dem Gott zu gefallen, in welcher Art und Weise auch immer dies aufzufassen war.
 

Langsam schlug er seine Augen wieder auf. Sogleich drohte er wieder in den Tiefen der goldigen Iriden zu versinken. Die Luft blieb ihm weg. Anubis lächelte mild, löste den Blick nicht, war er selbst von diesen grünen intensiven Augen gefangen.
 

„Noch nie hat mich ein Sterblicher so fasziniert wie du“, hauchte er und näherte sich Rhus Gesicht noch ein gutes Stück. Der Gott maß jeden Zentimeter der leicht gebräunten Haut seinen Priesters. Er war gefangen von der Schönheit, die sich ihm offenbarte und wagte es nicht, ihn so einfach aus seinen Fingern gleiten zu lassen.

Er wollte ihn haben, wollte ihn besitzen, ihn mit niemandem teilen.

Dass Rhu aber seit Anbeginn der Zeit dem Gott des Totenreiches gehörte, ihm zumindest irgendwann gehören würde, sobald sein Leben versiegt war, stand dabei nicht im Fokus.
 

„Habt Ihr mich deswegen damals am Leben gelassen?“, fragte Rhu leise, er wagte es nicht, den Ton zu erheben, es war auch gar nicht nötig, er hätte flüstern können, Anubis hätte ihn klar und deutlich verstanden.

„Es war noch nicht an deiner Zeit, dich mitzunehmen“, sagte Anubis mit einem sanften Lächeln. Rhu konnte die Worte regelrecht auf seinen Lippen spüren, so nah war ihm der Gott.
 

„Bist du gekommen, mich jetzt mitzunehmen?“, kam es Rhu überraschend persönlich über die Lippen. Niemals hätte er geträumt einen Gott so direkt anzusprechen, doch es fühlte sich richtig an.

Anubis schüttelte den Kopf.
 

„Dich mitzunehmen würde bedeuten, dein Leben zu nehmen. Das will ich nicht. Ich bin gekommen um dich zu sehen“, lehnte der Gott ab und offenbarte den Grund seines Erscheinens. Er sah in Rhus Gesicht, wie sich eine gewisse Sehnsucht aufbaute. Rhu wollte bei ihm sein, er konnte in diesem kurzen Moment nicht einmal sagen, woher dieses starke Gefühl kam, aber es war so. Auch Anubis wollte mehr von dieser Nähe, mehr von dieser Verbindung, doch es war alles andere als angebracht. Anubis war bewusst, dass er bereits eine Grenze überschritten hatte, die absolutes Chaos hervorrufen konnte und dennoch konnte er sich nicht abwenden. Der blutjunge Priester vor ihm löste Gefühle in ihm aus, die er lange nicht empfand, lange nicht ahnte, dass sie ihm überhaupt wiederfahren konnten.
 

„Ich wollte wissen, wie es meinem Schützling erging und wie ich sehe, ist alles in bester Ordnung“, sagte er und zog sich etwas zurück, den Blick nicht von Rhus Augen abwendend.

Rhu nickte nur. Er spürte, würde er etwas sagen, würde ihm die Stimme versagen. Die Spannung zwischen den beiden drückte ihm die Luft weg, aber er drohte nicht daran zu ersticken. Ganz im Gegenteil. Er fühlte sich lebendiger als je zuvor.
 

„Vergib mir“, sagte Anubis plötzlich, dass Rhu sich wunderte, wofür sich der Totengott bei ihm entschuldigte. Doch lange musste er nicht auf eine Erklärung warten. Der Mann mit der edlen Erscheinung kam ihm wieder näher und überbrückte den restlichen Abstand, der noch zwischen ihnen herrschte. Er versiegelte seinen inneren Wunsch, den Menschen vor sich wieder zu sehen, ihn kennen zu lernen, Teil seines Lebens zu sein mit einem unschuldigen hauchzarten Kuss, der Rhu beinahe den Boden unter den Füßen weg riss. Noch ehe sich der junge Priester ganz darauf einlassen konnte, war der Gott verschwunden und ließ Rhu vollkommen überfordert mit sich und dieser Situation zurück.
 

So schön es sich auch anfühlte. Es war verboten und das wurde Rhu binnen weniger Augenblicke bewusst, dass er sich eiligst umsah, um sich zu versichern, dass niemand gesehen hatte, was hier soeben geschehen war.

Und kaum war die Präsenz des Gottes nicht mehr zu spüren, merkte er, wie Leben in den Tempel drang. Die anderen Priester standen auf, gingen ihren Tätigkeiten nach und tadelten Rhu, dass er den Korb hatte fallen lassen.
 

Sehnsüchtig sah dieser auf den Opferaltar, wo noch sein Räucherwerk für den Gott glühte, und hielt sich innerlich an dem Moment fest, den er soeben erlebt hatte. Seine Finger wanderten dabei auf seine Lippen, als könne er den Kuss, die Lippen des Gottes dort weiterhin spüren.

Sehnsucht

In den kommenden Wochen war Rhu jeden Morgen sehnsüchtig zum Opferaltar gelaufen, noch bevor die Anderen aufstanden, in der Hoffnung, seinen Gott wieder sehen zu dürfen, ihn zumindest zu spüren, mehr als die Präsenz, die der Tempel der Gottheit sowieso schon hergab.
 

Auch Monate später stand er eines Abends traurig vor dem Altar, hatte Räucherwerk entzündet und Opfergaben dargeboten. Rhu sprach Gebete für die Stadt und heimlich auch für sich, er wollte ihn so unbedingt wieder sehen.

„Ich spüre noch heute… deine Lippen auf meinen“, sagte er leise und spürte im selben Moment ein Kribbeln auf den rot bemalten Lippen. Es mag die Erinnerung gewesen sein, doch Rhu stellte sich vor, neuerlich einem Kuss des Anubis Teil zu werden. Es war nicht echt, das war ihm klar, doch der Gedanke gefiel ihm.
 

Zögerlich nahm er eine der weißen Rosen vom Altar und roch daran. Sie duftete süß, wie die Gefühle, die er dem Gott entgegen brachte.

„Vielleicht… darf ich dich irgendwann wieder sehen“, sagte er leise und küsste die Blüte der Blume zart ehe er sie wieder zurück auf den Altar legte. Dann wandte er sich um und verließ den Opferraum. Seine Glieder waren schwer, die Schultern hingen tief und der Blick war gesenkt. Es war nicht so, als hätte er aufgegeben. Aber er sehnte sich, er sehnte sich so sehr nach der Nähe seines Gottes, die ihm so viel innere Wärme geschenkt hatte, dass ihn die Trauer über seine Abwesenheit so wahnsinnig schmerzte.
 

Anubis schritt währenddessen im göttlichen Schleier an den Altar heran und besah die hübsch geschmückte Steinplatte. Ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen und er griff nach der Rose, die ihm Rhu gerade noch nach seiner liebevollen Geste wieder zurück gelegt hatte.

Er schloss die Augen und zog die Blume an seine Lippen. Als könnte er den Hauch eines Kusses davon erhaschen legte er die Lippen auf die weißen Blütenblätter.
 

Wie gerne wäre er an Rhu herangetreten, doch das ging nicht, die Götter hatten genauso Regeln wie die Menschen, eine davon war, dass sie sich den Menschen nicht offenbaren durften. Der junge Priester hatte ihn in seiner Tarnung vollends durchschaut gehabt, die Bindung von damals konnte einfach nicht überwunden werden und das lag auch nicht in der Absicht des Totengottes. Der Morgen vor wenigen Monaten hatte ihm gezeigt, dass sie eine tiefere Verbindung zueinander aufgebaut hatten, als es ihm bewusst war. Selbst auf seiner Seite wurde dieser eigentlich so unschuldige Augenblick viel intensiver aufgenommen, als ihm lieb war.
 

Langsam legte er die Rose wieder zurück zu den anderen. Sein innerer Drang wollte Rhu folgen, ihn weiter beobachten, doch es fühlte sich falsch an. Er wollte dem Priester nicht zu nahe treten und wollte stattdessen von ihm bemerkt werden, wenn er in seiner Nähe war, doch das lag nicht in seinen Möglichkeiten. Dieser eine Morgen war schon zu viel, so riskant und Anubis war erleichtert, dass Rhu nicht mit seinem Erlebnis hausieren ging, die Menschen neigten ja dazu wegen so etwas sofort aus der Haut zu fahren und für Tumult zu sorgen, nur einer der Gründe, warum es ihnen als Göttern untersagt war, sich zu offenbaren.
 

Doch Rhu war anders, das war Anubis von Anfang an klar. Sein Blick fiel auf den Torbogen durch den sein Priester vor wenigen Augenblicken verschwunden war. Er hatte schon eine besondere Ausstrahlung, eine so pure Lebensenergie, obwohl ihm so Schlimmes wiederfahren war. Sein gesamtes Dorf wurde ausgelöscht, seine Familie abgeschlachtet, sein einstiges zu Hause dem Erdboden gleichgemacht, aber Rhu spielte sich nie wie ein Opfer auf, Anubis dachte auch nicht, dass er sich so fühlte.

Rhu war bewusst, dass er Glück hatte, dass ihm eine Chance geschenkt wurde und diese nutzte er.

Nicht zuletzt deswegen tat es dem Totengott leid, ihn kaum sehen zu dürfen, ihn eigentlich gar nicht sehen zu dürfen, zumindest nicht Auge in Auge.
 

Dieses eine Mal war ein Fehler. Er hatte ihm Hoffnungen gemacht, die er sich gar nicht machen sollte. Warum war er ihm noch gleich gegenübergetreten? Ach ja, weil der Priester immer und immer wieder zu ihm gebetet hatte, sich jedes Mal in seinen letzten Worten wünschte, ihn, Anubis, sehen zu dürfen.

Und an seinem sechzehnten Geburtstag da geschah es dann. Anubis gab nach.

Er wollte sich nicht gleich als er selbst offenbaren, doch das Gespür dieses Jungen war zu fein, zu gut, er erkannte ihn fast augenblicklich. Anubis konnte keine lange Farce spielen, abgesehen davon, dass er nie mit Rhu spielen wollte.

Was aus seinem letzten Besuch wurde, wohin es Rhu nun getrieben hatte, in diese unausweichliche Sehnsucht, die auch Anubis spürte, wirkte nahezu, als spiele er mit ihm.
 

Es gab schon Götter, denen genau solche Aktivitäten Spaß machten, aber Anubis war nie Freund dieser Spielereien. Er spürte ehrliche echte Gefühle in ihm wachsen. Gefühle, die er noch nie für jemanden empfunden hatte. Weder für einen anderen Gott und erst recht nicht für einen einfachen Menschen.

Aber es handelte sich auch gar nicht um einen einfachen Menschen. Rhus Ausstrahlung hatte ihn schon vor über zehn Jahren angezogen, anders, als sie es jetzt tat. Damals wurde er aufmerksam auf ihn, war interessiert an dem Kind, das dieses Massaker überlebte und schenkte ihm die Chance, zu Leben.
 

Dass dieses Kind die Macht in seinen Augen trug, einen Gott in seinen Bann zu ziehen, daran hätte Anubis im Traum nicht gedacht. Er ging einen Schritt nach vorne, doch blieb stehen, er musste dem Drang widerstehen, er durfte das nicht komplizierter machen, als es eh schon war. Er musste den Abstand bewahren, er musste sich abwenden, dann würde sich das alles von alleine lösen.

Einmal noch sah er zu dem Opfertisch. Oh er gab sich ja solche Mühe. Dann löste er sich auf und stieg wieder in die Götterwelt auf.
 

Rhu legte sich in der Zwischenzeit nach seiner abendlichen Waschung in sein Bett, warf sich die Decke über und sah hinaus zu den Sternen am Himmel. Seine Augen glänzen, die Sehnsucht sprach deutlich aus ihnen. Er fragte sich, ob es da draußen noch jemanden gab, dem es so ging wie ihm.

Jemanden, der einem Gott begegnet war und so tiefe Gefühle zu untergraben versuchte, weil er ahnte, daran zu zerbrechen.
 

„Ich kenne ihn doch gar nicht richtig“, sagte er sich selbst. Er wusste nichts über Anubis, nichts was nicht auch die anderen Menschen wussten. Dass er der Totengott war und die verstorbenen Seelen zum Totengericht begleitete. Sein Name ließ sich irgendwie aus dem Wort für das Verwesen herleiten, was ja passte, und der Gott trat in seiner reinsten Form mit Schakalskopf auf. Dass er auch eine durchgehend menschliche Form hatte, wusste vielleicht wirklich nur Rhu. Eine außerordentlich anziehende menschliche Form.
 

Für diesen Gedanken hätte er sich beinahe selbst geohrfeigt.

Nicht nur, dass er solche Gedanken bezüglich seines Gottes hegte, nein, er als Priester sollte so etwas über niemanden denken. Er war der Dienerschaft des Gottes geweiht und diese Aufgabe nahm er sehr ernst und er liebte sie. Deswegen stand er auch über den Schikanen der Anderen, er spürte, dass das seine Bestimmung war. Aber war es vielleicht auch seine Bestimmung, dem Gott Auge in Auge gegenüber zustehen und diese überwältigenden Gefühle über sich hinwegfegen zu spüren?
 

War das vielleicht auch der Grund für seine Sehnsucht? Rhu hoffte so sehr, er würde ihn wieder sehen und mit genau über das reden können.
 

Mit den Gedanken an ein Wiedersehen, egal wie fern es in der Zukunft lag, schlief er mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
 

Dasselbe Lächeln zierte auch am nächsten Morgen sein Gesicht, dass er förmlich alleine deswegen schon blöd von einem seiner Zimmerkollegen angemacht wurde.

„Mit dem Grinsen würd ich dich fast in mein Bett lassen“, sagte der Andere garstig zu ihm, doch Rhu ließ sich nicht darauf ein. Er sammelte schnell seine Sachen ein und flüchtete in den Waschraum. Dort angekommen musste er erst einmal inne halten.
 

Rhu war bewusst, dass er mit seinen weiblichen Zügen dem ein oder anderem Mann gefiel und das mochte er auch, er mochte es, bewundert zu werden, aber so dreckig angegrinst und angesprochen wurde er nie. Wie die Worte ihn trafen, fühlte er sich schmutzig, als hätte er es darauf angelegt, dabei war er doch nur aufgewacht und irgendwie… glücklich.

So schnell war es vorbei. Er musste hier raus, ehe er ihm nachkam. Es kam nicht nur einmal vor, dass man ihm hier im Waschraum auflauerte nur um sicher zu gehen, dass er nicht doch einblutjunges Mädchen war, statt ein heranwachsender Mann. Wild schüttelte er den Kopf. Daran wollte er jetzt nicht denken.
 

Er legte seine frischen Sachen zur Seite, streifte seine getragenen ab und gab sich der Wäsche hin. Heute wollte er keinen Kohlstift auftragen, auch keine rote Kreide für seine Lippen, heute würde er so natürlich wie möglich hinaus gehen. Die Haare wollte er sich zurückbinden, aber hauptsächlich schnell hier weg, weg zu seinen Aufgaben.
 

So schnell wie möglich war er fertig und eilte, seine morgendliche Routine im Tempel zu starten.

Blumen schneiden, Räucherwerk entzünden, Kerzen austauschen und ein leises Gebet sprechen.

„Ich würde alles dafür tun, wenn ich dich wieder sehen könnte“, sagte er zum Abschluss und verabschiedete sich symbolisch mit einer Verbeugung, ehe er wieder zum großen Torbogen ging, um den Raum und schließlich den Tempel zu verlassen. Nicht aber bevor er noch ein letzten Mal stehen blieb und den Altar betrachtete. Irgendwann, das spürte er, würde er das Privileg der Nähe des Gottes wieder erfahren dürfen. Er hoffte es zumindest inständig.
 

Noch immer ein wenig seltsam im Gemüht ging er die Treppe hinunter in die Stadt. Er wollte sich mit seiner Freundin, der Priesterin der Bastet treffen, denn für heute hatte er keine Verpflichtungen im Tempel mehr, das blieb den anderen Priestern.
 

„Rhu“, sprach ihn die Priesterkollegin auch schon an. Ach wie froh er war, sie zu haben. Das Mädchen mit den glatten weißen Haaren stellte sich ihm mit einem entzückenden Lächeln direkt in den Weg, noch bevor er den Tempel der Bastet betreten konnte.

„Was ist denn los?“, fragte sie sofort, als Rhu ihr Lächeln nicht wie sonst erwiderte und stattdessen mit einem bedrückten Gesicht glänzte.

Ertappt seufzte der junge Priester.
 

„Ach, wenn ich dir das sagen könnte“, gab er leise von sich. Kisara griff automatisch nach seiner Hand, hob sie hoch zu sich und hüllte sie liebevoll und behütend ihn ihre.

„Du kannst mir alles sagen, das weißt du“, machte sie ihm klar. Dass er hier aber nicht über etwas Persönliches oder gar Delikates sprechen wollte, kam ihr aber auch direkt in den Sinn, zu viele Leute tummelten sich hier, besuchten den Tempel: Männer brachten Opfergaben um für ihre schwangeren Frauen zu beten. Frauen kamen im heiratsfähigen Alter, erwarteten sich Zuspruch, hatten Hoffnung, wollten eine gesegnete Ehe eingehen in naher Zukunft.
 

Kirsara schaffte es mit einer bewundernswerten Eleganz, die Bittsteller an ihre zwei Kolleginnen zu verweisen und wandte sich nun wieder Rhu zu, dessen Hand sie weiterhin in ihrer hielt, dem jungen Mann damit schon etwas Trost schenkte, ohne zu wissen, weswegen sie ihn zu trösten hatte.

„Lass uns einen eher abgelegenen Ort aufsuchen“, kam ihm die Priesterin dankenswerter Weise entgegen.

Eigentlich waren sie zu einer Partie Senet verabredet, doch, dass das nun ins Wasser fiel lag klar auf der Hand. Es störte die junge Schönheit aber auch nicht. Sie war gerne für ihren Freund da, nicht zuletzt, weil er erst der Grund war, warum sie hier war und die Chance auf ein halbwegs normales Leben hatte.
 

Fordernd zog sie ihn an der Hand durch den verwinkelten Tempel. Rhu war schon beim ersten Mal, als er hier war, aufgefallen, dass es hier viel mehr Räume gab, als im Tempel des Anubis, dafür waren die Räume hier auch kleiner und die Anlage war wie ein Labyrinth, alleine hätte er sich hier bestimmt verlaufen, Kisara aber zog ihn so zielsicher durch die Gänge und Räume, dass er sich abermals fest vornahm, nicht von ihrer Seite zu weichen, denn er hätte sich am Weg nach draußen alleine bestimmt verlaufen.
 

„Sagst du mir jetzt, was dich bedrückt?“, fragte sie ihn schließlich, als sie in einem Raum zum stehen kam. Es war ein kleines Zimmer mit hoher Decke. Eine Kerze flackerte an einem fast schon winzigen Altar und nur etwas Licht trat durch dafür ausgelassene Stellen in der Decke herein. Es war angenehm kühl. Rhu spürte sofort, dass dies ein besonderer Ort für Kisara war und wunderte sich kurz, weshalb er ihn noch nicht kannte. Doch sie hatte ihn etwas gefragt und er wollte nicht unhöflich sein, außerdem war sie seine Freundin.
 

„Es ist eine lange Geschichte…“, begann er und Kisara ließ ihn mit einer kurzen Handgeste alleine stehen. Etwas Panik kam in ihm auf. Sie konnte ihn doch hier nicht alleine lassen. Er würde nie wieder herausfinden!

Doch lange musste er nicht warten, da kam die blasse Priesterin mit zwei Kissen wieder zurück.
 

„Dann setzen wir uns“, sagte Kisara mit einem freundlichen Lächeln und reichte Rhu eines der Kissen, das andere ließ sie einfach fallen und sich darauf nieder.

Für einen Augenblick verweilte Rhu noch so, mit dem Kissen in der Hand, der Blick hinunter auf Kisara gerichtet. Dann nickte er, legte das Kissen auf den Boden und setzt sich seiner Freundin gegenüber hin.
 

„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…“, kam es unsicher von ihm. Kisara griff wieder nach seiner Hand.

„Fang einfach vorne an“, machte sie ihm Mut und unterstützte dies mit ihrem wohlwollenden Blick. Rhu nickte.
 

„Du weißt ja… warum ich im Tempel des Anubis bin“, begann er und Kisara nickte sogleich. Sie ahnte wohl, dass es um seine Kollegen ging, die ihn schikanierten, schon seit sie ihn kannte.

Rhu holte tief Luft. Er wollte nicht ins Detail gehen und dennoch wollte er darüber reden. Das war ein äußerst schweres und riskantes Vorhaben, da er ahnte, dass Anubis Auftauchen vor ein paar Monaten nicht in die Norm gehörte.
 

„Ich habe Sehnsucht“, sagte er schließlich und spürte wie Kisaras Daumen sanft über seinen Handrücken strich. Sie sagte nichts, wartete einfach nur ab, bis er weitersprach.

„Seit er mich damals aus dieser Erdspalte gezogen hat, spüre ich diese Verbindung zu ihm, er war immer bei mir und im Tempel spüre ich seine Präsenz sehr stark, ich kann ihn nicht sehen, aber ich weiß, dass er da ist… ist das dumm?“, fragte er sie. Seine Freundin schüttelte sofort den Kopf.
 

„Es ist nicht verwunderlich, dass du im Tempel einer Gottheit deren Präsenz wahrnimmst, ich spüre die Katzengöttin hier auch und ich hab sie noch nie zuvor gesehen“, erklärte ihm die Priesterin. Irgendwie ernüchternd. Er dachte, es sei etwas Besonderes, wie er die Nähe des Totengottes wahrnahm.
 

„Aber ich glaube, dass du durch diese schicksalhafte Nacht eine ganz eigene, besondere Bindung zu deinem Gott aufgebaut hast“, gestand sie ihm zu. Erleichterung machte sich wieder in Rhu breit. Also doch etwas Besonderes.
 

„Ich will ihn so gerne wiedersehen und… mich ehrlich bei ihm bedanken, mit ihm reden und… ihn kennenlernen“, sagte Rhu und verschwieg dabei, dass er ihn bereits wiedergesehen hatte. Das gehörte sich einfach nicht, nicht für ihn zumindest.

Kisaras Augen wurden größer und sie sah ihm ungläubig an.
 

„Wir dürfen nicht so anmaßend sein, die Götter in unsere Nähe zu bitten, Rhu“, sagte sie ernst. Er verstand ja. Rhu wusste, dass Anubis seiner Tätigkeit nachging und, dass da niemals Zeit war, sich mit einem Sterblichen zu unterhalten, mit ihm Zeit zu verbringen und vielleicht auch noch über Belangloses zu reden und in irgendeiner Weise eine Beziehung mit ihm aufzubauen.

Bei diesem Gedanken verpasste ihm sein Herz einen Stich. Eine Beziehung? War es das, was er wollte, wonach er sich sehnte?

Nein! Es war falsch.
 

„Ich weiß, Kisara“, sagte er deswegen sanft. „Aber…“, er brach ab und fasste sich mit der freien Hand an seine Brust, wo sich sein Herz schmerzlich bemerkbar machte.
 

„Ist es denn so anmaßend, wenn er mich gerettet hat, dass ich mir wünsche, dieser Verbindung, diesen Gefühlen, Platz machen zu wollen?“ fragte er sie bedrückt.
 

„Ach Rhu“, sagte Kisara sanft und richtete sich etwas auf um ihn in den Arm zu nehmen.

„Ich denke, du bist sehr einsam mit deinen unmöglichen Genossen im Tempel, du solltest mehr rausgehen, wir sollten mehr unternehmen, du bist viel zu sehr dort eingesperrt“, wollte sie ihn aus seinem Schneckenhaus holen.

Rhu hielt sich wirklich fast ausschließlich im Tempel auf. Wenn er nicht gerade am Markt Besorgungen für den Tempel machte, war er hin und wieder, eher selten als oft, mit Kisara unterwegs. Er hatte wahrlich sein ganzes Leben seinem Gott gewidmet, jeder Gedanke handelte von ihm, all seine Tätigkeiten dienten ihm, sein ganzes Herz und Sein gehörte Anubis. Aber er fühlte sich verpflichtet, nicht nur aus Dank oder gar aus Schuld, die er begleichen wollte, weil er ohne Anubis nicht mehr am Leben wäre, er spürte, dass da einfach mehr war und er wollte wissen, was dieses mehr zu bedeuten hatte.
 

„Vielleicht machen wir das“, ging er dann trotzdem auf Kisaras Vorschlag ein. Ein müdes Lächeln zierte seine Lippen, aber seine Augen blieben traurig. Was Anubis wohl gerade tat oder dachte?

Zurückhaltung

Anubis fand sich währenddessen im Palast der Götter ein und verschwand sofort in seinen Gemächern. Diese Bindung zu diesem zarten Geschöpf nahm ihn mehr mit, als er jemals hätte ahnen können. Er brauchte Abstand, er würde sich zurückziehen, nur für eine gewisse Weile, würde sich auf seine Aufgabe konzentrieren und sich nicht von diesem entzückenden Menschlein ablenken lassen.
 

Wie schwer das tatsächlich war, spürte er jeden einzelnen Tag der nächsten Monate, bis sich sogar der Tag, an dem er Rhu diesen so unschuldig scheinenden Kuss gestohlen hatte, jährte. Tagtäglich hörte er die Gebete des jungen Priesters, nicht nur seine, etliche, doch seine waren die lautesten, die die ihn am meisten trafen.

Aber die Jährung seines Besuches in seinem Tempel bedeutete auch, dass der Priester heute siebzehn Jahre alt wurde.

Anubis seufzte, als er bei diesem Gedanken mit der Überlegung spielte, zur Erde zu gehen, den Tempel aufzusuchen und mit Rhu zu sprechen.

Dieses Jahr Abstand änderte rein gar nichts an seinen Gefühlen, die er nicht so recht einzuordnen wusste. Hatte er sich auch nicht damit auseinandergesetzt und ausschließlich abgelenkt.
 

Für einen Gott war es ein absolutes Armutszeugnis, sich nicht im Griff zu haben, derlei Gefühle zu empfinden und daran zu verzweifeln während er sie im Keim zu ersticken versuchte.

“Ich werde nicht aufhören, mir zum Abschluss meiner Gebete deine Nähe zu wünschen, auch wenn das egoistisch ist… das ist mein einziger Wunsch“, drang die Stimme des Priesters zum Ende seines Gesuch an die dafür empfänglichen Ressesoren in den Kopf des Totengottes.

Anubis schloss die Augen und griff sich angespannt an die Stirn.

Nein, eigentlich hatte er keinen Abstand, kein Jahr und nicht einmal einen Tag. Er wollte so dringend nachgeben, wollte zur Erde herabsteigen und Rhu mit auf eine Reise nehmen, deren Ausmaß er nicht kannte.
 

Wider seiner klaren und deutlichen Vorsätze, wider aller Gesetze und Regeln betrat er doch wenige Augenblicke später den irdischen Boden. Den göttlichen Schleier über sich gehüllt fand er seinen Weg schließlich direkt an die Seite seines atemberaubenden Priesters.
 

Rhu war aus dem Tempel in den Garten gegangen.

Auch, wenn sich die Stadt inmitten der Wüste befand, so schaffte es der Bursche, hier doch das ein oder andere Pflänzchen zu ziehen. Die weißen Rosen, die Rhu so oft auf den Altar legte, blühten hier neben Kakteen und anderen wüstentauglichen Blühpflanzen, aber auch Fächerpalmen und Olivensträucher siedelten sich in diesem Stückchen Grün an. Anubis hatte das hier nicht nur einmal bewundert, den schönsten Anblick allerdings bat ihm der junge Priester, dem das schwarze Haar so samtig weich über die Schultern hing, es war an diesem Tag nicht, wie sonst so oft, zu einem Zopf gebunden, sondern floss ihm wie in Wellen den zarten Körper hinab, umspielte sein Gesicht so liebreizend und betonte diese stechend grünen Augen mit einer Intensivität, dass dem Gott der Atem stockte. Zuletzt bemerkte er die volle, fast schon verführerische rote Farbe auf seinen Lippen.
 

Ein stolzes Lächeln zierte das Gesicht des Totengottes, bei dem Gedanken, dass Rhu trotz blöder Kommentare zu sich stand und seine Vorlieben weiterhin nach außen trug.

Als ihn damals der anderen Priester zu vulgär angesprochen hatte, war es mit dem Gott fast durch gegangen, doch es war nicht an ihm, sich da einzumischen, so schwer es ihm auch fiel.
 

Langsam überbrückte er den Abstand und legte Rhu, ohne, dass dieser es fühlen konnte, die Hand an die Wange.

Es überraschte den Gott kein Bisschen, dass der Priester in seiner Bewegung innehielt, er fragte sich nur, wie er darauf reagieren würde. War ihm bewusst, dass Anubis nah bei ihm war oder hielt er es für einen Moment der Schwäche?
 

Rhu wagte nicht, sich zu bewegen. Er spürte, wie sein Herz höher schlug. Die Präsenz des Gottes hatte ihn klar erreicht, doch er konnte noch nicht so ganz greifen, was da gerade passierte. Wie denn auch? Er konnte Anubis weder sehen noch physisch spüren. Es war nur ein Gefühl, das warme Gefühl der Nähe und Zuneigung, die ihm zu Teil wurde.
 

Zögerlich fasste sich Rhu an die Wange. Anubis zuckte für einen Augenblick mit der Hand weg ehe er es doch passieren ließ. Rhus Geste war so deutlich, so unwahrscheinlich echt zu spüren, dass der Gott der Totenriten gar nicht richtig reagieren konnte. Er schwieg und ließ es einfach wirken.
 

Es war dem Gott schon mehrfach passiert, dass er wortwörtlich durch Menschen ging, dass er sie unwahr berührte und ihre Nähe vernahm, aber was hier gerade mit Rhu geschah war so unwirklich und zugleich realer als alles andere.
 

Rhu schloss die Augen und genoss diesen innigen Moment für eine Weile.

„Es ist schön, dich bei mir zu wissen“, flüsterte er kaum hörbar aber deutlich für Anubis zu verstehen.
 

„Du bist unfassbar“, hauchte der Gott, doch Rhu vernahm die Worte nicht. Auch nicht das Gefühl, das mit ihnen schwang und einen geheimen Wunsch zu übertragen vermochte. Unfassbar. Anubis wollte ihn berühren, echten Kontakt mit ihm haben, doch abseits seiner Herkunft, der Tatsache, dass Rhu der menschlichen Rasse angehörte, lag da noch das viel zu junge Alter des Priesters im Weg. Was wäre er für ein Gott, würde er ihm so nahe kommen, wie sein Inneres es von ihm verlangte.
 

Mit dieser Art von Zurückhaltung hatte der Totengott bis jetzt noch nie zu kämpfen.

Es kam schon vor, dass er sich auf eine menschliche Frau einließ, sich einen irdischen Liebhaber suchte und in seiner Tarnung das ein oder andere Liebensspiel genoss, doch er wollte Rhu keinesfalls unbedacht ans Ende dieser Liste schreiben. Das war nicht sein Begehren, auch wenn er sich eingestehen musste, dass der Anblick des blutjungen Priesters so einiges in ihm auslöste.

Er sah ihm einen Moment direkt in die Augen, fühlte sich regelrecht ertappt, als Rhu diesen Blick unbewusst erwiderte und es für Anubis so wirkte, als würden sie sich direkt in die Augen sehen.
 

„Ich kann nicht bei dir bleiben“, hauchte Anubis bedrückt. Er spürte ja auch, wie sehr seine Nähe den jungen Priester beeinträchtigte. In Rhus Augen war die Hoffnung klar zu erkennen, eine Hoffnung, die ihm Anubis eigentlich gar nicht machen wollte. Es war ein Fehler zu kommen, das wusste er bereits, bevor er sich hernieder gelassen hatte und das wusste er in diesem Augenblick umso mehr.
 

Rhu hörte seinen Gott nicht, spürte nur, wie sich das bedrückende Gefühl, dass auch Anubis beherrschte, in ihm breit machte. Er schluckte stark und schloss traurig die Augen. Ihm war klar, dass der Totengott um die Besonderheit dieses Tages wusste, einerseits sein siebzehnter Geburtstag, andererseits – und das wog viel schwerer – die Jährung des letzten Wiedersehens, aber er wusste nicht recht, wie er es zu deuten hatte.

Hach, wie gerne hätte er ihn direkt angesehen, ein direktes Gespräch mit ihm geführt, aber dies war ihnen wohl nicht möglich.

Schließlich öffnete er seine Augen wieder und sah gerade nach vorne.
 

„Weißt du“, begann er leise, er hoffte ja so sehr, dass Anubis wirklich da war und er sich das nicht alles einbildete. „Ich habe seit dieser Nacht, in der du mein Leben gerettet hast, jeden Tag an dich gedacht. Ich habe von dir in Schakalsform geträumt, ich kannte ja bis vor einem Jahr nur diese Form von dir, ich wusste gar nicht, dass du auch einen menschlichen Körper hast oder… ist das nur eine Tarnung?“, fragte Rhu. Er erwartete keine Antwort, während sich Anubis angestrengt über das Gesicht strich. So gerne hätte er ihm erklärt, wie das war. Was es mit den beiden Formen auf sich hatte und er wollte ihm erklären, dass diese beiden Formen seine Wahrheit waren.

„Du bist sehr präsent in meinem Leben, aber das bist du für viele Menschen und vor allem für deine Priester, wir sind dir unterstellt und jeder einzelne liebt dich“, sagte Rhu dann und sprach die Liebe an, die man den Göttern entgegenbrachte, die allen voran die Priester auf eine ganz eigene intensive Art und Weise für ihre jeweilige Gottheit empfanden.

Auch Kisara liebte Bastet, aber diese Art der Liebe war etwas ganz anderes, als die Liebe, die Menschen ohne familiäre Verbindung zu anderen Menschen empfanden. Es war nicht diese Liebe, weswegen man den Bund der Ehe betrat und ein gemeinsames Leben begann und dennoch, sah Rhu sein Leben nur mit Anubis.
 

„Aber meine Liebe fühlt sich anders an“, gab er dann zu, wagte es aber nicht, weiterzusprechen. Stille trat ein. Er konnte sich vorstellen, dass Anubis diese Worte gar nicht ganz begriff, vermutlich meinte jeder der Priester, den Gott auf seine eigene Art und Weise zu lieben, dass diese Liebe etwas Besonderes war, aber Rhu wollte das so nicht hinnehmen. Es war doch etwas Besonderes, oder etwa nicht?
 

Anubis blieb währenddessen still im Schleier der Tarnung neben ihm sitzen. Diese Liebe, die Rhu ansprach, die die Priester ihren Göttern entgegenbrachten, dieser war er sich bewusst und er respektierte und schätzte sie. Als Rhu aber ansprach, dass sich seine Liebe anders anfühlte, suchte er sofort wieder den direkten Blick, so direkt er ihm soeben möglich war.

Er hatte den armen Priester mit seinem Auftreten komplett eingenommen, das war nicht seine Absicht.

Oder? Sein verräterischer Herzschlag deutete von etwas Anderem. Anubis wollte genau das. Er wollte, dass die Liebe, die dieser Mensch empfinden konnte, ganz für ihn alleine war.

Etwas verschmitzt grinste er in sich hinein, weil ihm klar wurde, dass er sich dieser Gefühle nun sicher sein konnte, es bedeutete ihm die Welt, er fühlte sich direkt vitalisiert, noch nie zuvor fühlte er sich wegen solch einfacher Worte so lebendig, obwohl ihm das ewige Leben bevorstand.
 

Es kam nicht erst einmal vor, dass ihm einer seiner irdischen Liebhaber diese Liebesbekundung aussprach, es beutete ihm nur nie etwas. Und Rhu? Er sprach es noch nicht einmal in dieser Art und Weise aus, er deutete es an und es war um den Totengott geschehen.
 

„Seit ich dich aus diesem Loch gezogen habe, vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denke und mich frage, wie es dir ergeht und auch, wenn ich oft bei dir bin, ist es nicht das, was ich mir seit Jahren wünsche, Rhu“, sagte Anubis direkt zu ihm, wusste, dass er es nicht hören konnte, aber er konnte nicht mehr schweigen, er musste es zumindest vor sich hin sagen, alles andere würde ihn irgendwann implodieren lassen.

Diese Gefühle waren viel zu stark, er durfte sie gar nicht empfinden, nicht für einen Menschen. Wie konnte ihn so ein Mensch eigentlich so sehr in seinen Bann ziehen? Und als würde ihm das Universum direkt antworten, versank er in den Tiefen dieser atemberaubenden grünen Augen.

Als wäre Hathor damals mit ihren Liebeszaubern direkt neben ihm gestanden, als er seinen Blick mit den Iriden des Jungen damals das aller erste Mal gekreuzt hatte, spürte er bereits wie bedeutungsschwer diese Begegnung war. Aber Hathor war damals nicht da, sie mischte sich in so etwas nicht ein und hätte auch einen wahrlich schlechten Spielzug gemacht, würde sie das Herz eines Gottes einem Menschen zusprechen.

Das geschah ganz allein.
 

Es wurde still um die Beiden, nicht einmal die Laute der Stadt drangen an sie heran und sie schwiegen. Der warme Wüstenwind fuhr Rhu durchs Haar, brachte es etwas durcheinander, aber nahm seinem Anblick kein bisschen Glanz.

Ohne zu zögern hob Anubis die Hand und strich dem Priester eine lose Strähne aus dem Gesicht.

Sichtlich überrascht sah Rhu zu der Seite, wo er die sanfte Berührung spürte. Er seufzte, war traurig, dass er den Gott noch immer nicht sehen durfte und fragte sich, ob auch diese Berührung, so sanft und kühl nur der Wind war.
 

„Du machst mich verrückt, Rhu“, hauchte Anubis und zog sich zurück. Ein letzten Mal sah er zu ihm, biss sich kurz auf die Unterlippe, als er sich dabei ertappte, den Schleier fallen lassen zu wollen und nur für einen Augenblick, den Hauch eines Momentes diese süßen vollen Lippen noch einmal zu kosten. Doch der Gott wusste, dass es nicht dabei bleiben würden.
 

Widerwillig richtete er sich auf und suchte wie ferngesteuert seinen Weg zurück. So gerne wäre er weiter bei Rhu geblieben, hätte sich ihm offenbart, doch ihn überkam ein Gefühl, mit dem er in dieser Intensität nur selten zu kämpfen hatte. Dieses Gefühl wurde durch seine verdrängten Emotionen nur noch mehr verstärkt und drohte, ihm den Boden unter den Füßen weg zu reißen.

Anubis befürchtete, zu fallen, würde er sich nicht entfernen, befürchtete, Dinge mit Rhu anzustellen, für die der junge Mann noch nicht bereit war.
 

Schweren Atems setzte er sich nach einer geplagten Rückkehr auf ein überdimensionales Kissen, welches sein Bett darstellte und fasste sich angestrengt mit der Hand ins Gesicht.

Er versuchte, seine Atmung zu zügeln, seine Gedanken zu sortieren, die Bilder, die seiner Fantasie entsprangen sofort zu verbannen. Das war alles nicht angebracht, selbst als Gott durfte er sich zu so etwas nicht verleiten lassen.
 

„Guten Morgen, süßes Hündchen“, riss ihn eine wohlbekannte Stimme aus den Fetzen seiner wirren Gedanken und Anubis sah auf.

Die Göttin und Besitzerin dieser liebreizenden Stimme hatte sich nicht die Mühe des Klopfens gemacht und erst recht nicht der Höflichkeit, zu warten, herein gebeten zu werden.

Das war nicht ihre Art, niemals.
 

Augenblicklich fanden sich seine güldenen Augen in den gelben Bernsteinen der listigen Katzengöttin, die ihn mit einem Schnurren unweigerlich etwas Ruhe fassen ließ.

Doch Bastet wartete auch nicht auf eine Antwort, sie stolzierte dem eleganten Tier gleich an den Schakal heran, umspielte ihn mit ihrer Nähe.

Die zarten Berührungen der dünnen Finger verursachten auf der Stelle eine Gänsehaut an der Haut des Totengottes. Neckisch wanderten die wohlgesetzten Liebkosungen von Berührungen an den Handrücken über die Arme hoch über die Schultern bis hin zu gezielt platzierten Küssen im Nacken, die der Katzengöttin den falschen Hund gefügig machten.
 

In der Menschenwelt machte sich Rhu in der Zwischenzeit Gedanken, ob er das falsche gesagt hatte, ob er zu viel gesagt hatte, zu direkt war. Er wollte sich am liebsten Ohrfeigen. So etwas durfte man einem Gott doch bestimmt nicht sagen. Man richtete sein Wort doch auch nicht so unweigerlich an sie, man sprach Gebete, wünschte sich Frieden und hielt sich unpersönlich. All sein Kontakt sollte zum Wohl der Menschen sein, nicht etwa seinen eigenen lächerlichen Gefühlen einen Gefallen tun.
 

Er atmete noch einmal tief durch und richtete sich mit einem Ruck auf. Der Blick fiel hinunter zu dem kleinen mit Kiesel bezierten Blumenbeet. Besonders viel gab es nicht her, aber unter den sonst so trocken wirkenden Wüstengeäst blühte die ein oder anderen Kaktusblüte heraus und hübschte das eher triste Bild etwas auf. Rhu war zufrieden.
 

Ein letztes Mal beugte er sich hinunter und hob den Weidenkorb hoch, mit dem er sich hier zuvor noch gut bestückt niedergelassen hatte. Seine Gedanken schweiften am Weg zurück in den Tempel, durch die Räume und schließlich alles verstaut zum Altar unentwegt um den einzigartigen Moment mit seinem Gott. Er gab ihm Hoffnung, ließ ihn mutmaßen, er dürfte Anubis‘ Nähe doch regelmäßiger spüren, auch wenn ein Jahr eine lange Zeit war, wenn er sich nur fest genug daran klammerte, dann konnte er auch das nächste Jahr irgendwie überstehen.

Etwas verlegen tat er sich die Strähne aus dem Gesicht, die zuvor so feinsäuberlich von Anubis hinter sein Ohr strich. Seine Finger blieben unweigerlich an der Stelle seiner Wange haften, wo er die kühle Haut, aber warme Berührung des Gottes vernommen hatte. Er schloss die Augen und merkte gar nicht, wie verräterisch breit und erfüllt sein Lächeln wurde, ehe er darauf angesprochen wurde.
 

„Was hast du so blöd zu grinsen? Hast schon wieder einem die Augen verdreht in deinem unmöglichen Aufzug?“, wurde er gefragt, ohne, dass eine Antwort erwartet wurde. Die Ansprache galt rein dem Spott und der saß. Denn Rhu riss sofort die Augen wieder auf und ließ seine Hand eiligst hinunter schnellen. Sein glückliches Lächeln war erloschen und sein Blick traf seinen älteren Priesterkollegen, der ihm viel zu nah kam.
 

„Ich sags dir, wenn du weiter so rumläufst, würds mich nicht wundern, wenn mal einer so über dich herfällt, dass du nicht mehr laufen kannst“, sagte ihm der andere mit einem vielsagenden Ausdruck im Gesicht, dem Rhu so schnell wie möglich ausweichen wollte.
 

„Als wäre das eine Einladung“, blaffte er zurück, entfernte sich aber schnellstmöglich aus der Situation, denn er merkte bereits, dass es ihm den Hals zuschnürte. Rhu war im Zeichen des Geb geboren, was ihn sehr emotional machte und so sehr er es verfluchte, so echt war es.

Aber es ging ihm in diesem Moment bereits wieder gewaltig gegen den Strich, dass ihm die Tränen kommen wollten. Der Gedanke daran, dass sich jemand seiner bemächtigte und das ohne seine Erlaubnis machte ihm doch Angst, machte ihm direkt Angst vor der ganzen Sache an sich.

Nun ja, als Priester eines Gottes machte es für ihn sowieso wenig Sinn darüber nachzudenken, sich danach zu sehnen oder gar diesen innigen Akt der Liebe jemals mit einem anderen Menschen einzugehen.
 

So sehr er sich in diesem Leben dagegen entschieden hatte, seinem Gott zu Liebe, so sehr würde er dies wohl in einem späteren Leben auskosten. Doch daran verschwendete er keinen Gedanken. Er lebte jetzt, dieses Leben, hier als Priester des Anubis und nichts, keine menschliche Versuchung würde ihn je von seinen Pflichten und seiner Treue dem Gott der Totenriten abbringen.

Trauer

Ein neuer Morgen in einem neuen, aber bereits fortgeschrittenen Jahr, brach an. Die Sonne blieb fern. Diese Tage waren selten, äußerst selten, doch hatte Rhu das Gefühl, diese triste Zeit spannte sich immerzu über die Jährung dieses einen unheilvollen Tages.
 

Für die Menschen in der Stadt war es nichts weiter als ein normaler Tag, jeder ging seinen üblichen Tätigkeiten nach, niemand senkte besonders tief den Kopf, niemand außer Rhu. Für ihn war dieser vom frühen Morgen, ja sogar schon vom Vorabend an bedrückend. Er wachte mit einer beklemmenden Stimmung auf, wagte es nicht, aufzusehen, gar ein Lächeln mit seinen Lippen zu formen, selbst, wenn er es hätte wollen, es wäre ihm nicht gelungen.

Seinen Verpflichtungen ging er mechanisch und wie ferngesteuert nach. Er hatte das alles schon so oft getan, es ging ihm bereits Jahre lang so.
 

Rhu trat nach Erledigung seiner Aufgaben in den Opferraum. In der einen Hand hielt er eine Kerze, in der anderen ein bereits einzundenes Feuerstäbchen. Vorsichtig und bedacht, die kleine Flamme durch den Luftzug seiner Fortbewegung nicht versiegen zu lassen, schritt er an den Opferaltar heran.

Die Kerze wurde sachte in der Mitte der unüblich leeren Platte abgestellt. Üblicherweise hatte Rhu hier stets Räucherwerk, Blumen und andere Opfergaben für seinen Gott dargeboten, nicht aber heute.
 

Ein bedeutungsschweres Seufzen löste sich in seiner Kehle und passierte beinahe lautlos seine Lippen. Tiefe Trauer steckte in seinem Blick, dem Funkeln seiner Augen. Wie hypnotisiert besah er die Kerze und entzündete den Docht mit dem langen dünnen Stäbchen, das er genau dazu mitgenommen hatte.

Mit einer raschen Handbewegung erlosch die Flamme am Hölzchen, nachdem die Kerze brannte, es fand bald schon seinen Platz neben dieser auf der sandsteinernen Altarsplatte.
 

Rhus Augen hafteten von Anbeginn des kleinen geheimen Rituals auf der Kerze, deren Flamme nun sanft Wärme und Licht in sein Gesicht übertrug. Sie flackerte etwas in dem zarten Windzug, der durch den Tempel glitt, drohte aber nicht zu erlöschen.
 

„Ich hätte dich so gerne bei mir…“, sagte er leise und ließ sich etwas hernieder um seine Arme auf die Platte zu legen, seine Hände schob er dabei ineinander und bettete seinen Kopf darauf.

Bedächtig schloss er die Augen und dachte an damals, an diesen Tag an dem er sie zum letzten und ihn zum ersten Mal gesehen hatte.
 

Die Gedanken schweiften ab, die Vergangenheit kam hoch und entgegen seines Willen liefen Rhu unweigerlich Tränen über die Wangen.

„Rina…“, hauchte kaum hörbar.
 

Jedes Jahr, wenn sich dieser verhängnisvolle Tag jährte, zündete Rhu eine Kerze für sie an. Er hatte noch nie mit jemanden über sie gesprochen. Warum auch? Sie war lange nicht mehr da, lange nicht mehr Teil seines Lebens und dennoch riss ihn die schiere Erinnerung in ein Loch, aus dem er sich stets mühsam wieder heraushieven musste.
 

„Wer war sie?“
 

Urplötzlich riss sich Rhu wieder hoch, stieß dabei beinahe die Kerze um und hätte sich bei seinem Glück wohl auch noch selbst in Brand gesetzt, hätten ihn nicht zwei behütende Hände an den Armen gepackt um ihn ehestmöglich zu beruhigen.

Rhu stockte der Atem, als er einmal mehr in diese außergewöhnlichen goldenen Augen blicken durfte.

„Anubis“, flüsterte er, während ihn der Gott mit einem besorgten Blick maß. Eine Hand schnellte hoch und legte sich wie selbstverständlich an Rhus Wange und er wischte ihm sanft die Tränen von der Wange.
 

„Sie hat dir viel bedeutet“, stellte er fest und Rhu nickte ergeben.

„Meine Schwester… Rina war meine kleine Schwester“, beantwortete er die Frage des Totengottes, dessen Nähe ihm gerade eine solch ungewohnte Wärme schenkte. Nicht wie die Wärme der Sonne, eine tiefe von Innen herausstrahlende Wärme noch intensiver und nährender als die des hellen Himmelskörpers, der dem Land heute sein Strahlen verwehrte.
 

„Ich wusste nicht…“, begann Anubis, ließ den angebrochenen Satz aber so stehen. Es benötigte keine Erklärung, keine weitere Ausführung, keine weiteren Worte, viel mehr spürte er, wie sehr seinem Priester Trost zustand, den er wohl nie in angebrachtem Ausmaß erhielt. Nicht hier, nicht von seinen Kollegen und eigentlich auch nicht von ihm. Der Totengott hatte dieses Kind, das heute als erwachsener Mann vor ihm stand, aus seinem Elend befreit, ohne zu bedenken, welch Elend weiterhin mit ihm ziehen sollte.

Er sah ihn eingehend an und bemerkte einmal mehr, wie wunderschön er war. An diesem Tag, es gehörte tatsächlich zu dem Ritual mit der Kerze, hatte Rhu sein Haar zu einem lockeren Zopf gebunden, der ihm weich über die linke Schulter hing. Die Augen waren so stark mit schwarzem Kohlestift betont, dass man den Blick kaum von ihnen abwenden konnte, wären da nicht diese vollen rot bemalten Lippen.

Aus einem inneren Reflex heraus zog Anubis Rhu in seine Arme und drückte ihn nah an sich. Eine Hand vergrub er dabei in seinem Haar. Rhu schloss bedacht die Augen und nahm die überraschende Nähe seines Gottes erst dann so richtig wahr, als sie bereits so intensiv und innig war.
 

Sie verweilten einen Moment so, einen süßen Moment in dem niemand etwas sagte. Nicht einmal die Schritte, der anderen Priester, die durch den Tempel wuselten, drangen an sie heran, auch keine Bittsteller fanden ihren Weg in ihre Nähe. Sie waren alleine, als hätte der Gott einen Zauber gesprochen, der sie ungestört sein ließ.
 

„Wie war dein Leben vor dem Angriff?“, fragte Anubis irgendwann, die Stille zu brechen, vielleicht etwas taktlos, aber ihm war durchaus bewusst, welcher Tag heute war, dass Rhu geistig genau dort war. Dieses Ereignis ging auch nicht spurlos an Anubis vorüber, beschäftigte ihn ähnlich wie Rhu jedes Jahr aufs Neue, anders, aber mit tiefer Trauer. Ein innerer Drang wollte mehr über diesen Priester wissen und vielleicht, ja vielleicht konnte er ihm ja besser beistehen, wüsste er, was der Junge damals alles verloren hatte.
 

"Ich weiß nicht mehr viel, wie und in welchen Verhältnissen wir gelebt haben, was wir so getan haben, es ist mehr… ein Gefühl", begann er und löste sich dabei von Anubis. Er wollte ihm in die Augen sehen, in diese atemberaubend schönen Augen, dass sich sogleich Nervosität in ihm ausbreitete, als ihm so richtig bewusst wurde, dass sein Gott tatsächlich wieder bei ihm war und auch noch etwas über sein Leben wissen wollte. Wäre die Situation eine andere gewesen, wäre er nicht so ertränkt von Trauer, hätte er ihn erfreut angestrahlt, ihn gebeten, bei ihm zu bleiben, mit ihm Zeit zu verbringen, aber derlei Worte kamen ihm nicht von der Zunge.
 

Sein Blick war dunkler und blieb gesenkt. Er sprach weiter: "Ich hatte immerzu Angst, als seien wir auf der Flucht, obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass wir vor etwas weggelaufen sind... wir, also meine Mutter, mein Vater... meine kleine Schwester..." Rhu stockte. Seine Schwester war kaum alt genug um richtig zu reden, dennoch liebte er sie schon mehr als alles andere auf dieser Welt. Liebe war das einzige, was sie hatten, er und seine Schwester. Von seinen Eltern ging etwas anderes aus.
 

"Wir waren Abschaum... immer schon, von Geburt an. Das Gefühl... das sitzt ganz tief... Wir hatten keine Chance... Erwachsene waren fast immer betrunken... wenn sie nicht getrunken haben... sind sie handgreiflich geworden...", dann atmete er tief ein.

"Ich glaube, davor sind wir geflüchtet. Schlägen, Hass, Erniedrigung... aber meine Eltern konnten nicht weg, ich glaube, sie wollten auch nicht und wir... wir Kinder… es war uns nicht möglich, das war unser Schicksal", der Gedanke an seine Schwester ergriff ihn so sehr, seinen Eltern trauerte er irgendwie nicht einmal nach. Sie waren nie gut zu ihm.
 

"Liebe hat es nie gegeben... nie von den Erwachsenen, auch selten unter den Kindern, aber ich habe meine Schwester geliebt. Ich wollte mit ihr weglaufen, wenn wir alt genug waren", dann stockte ihm der Atem, die Stimme brach weg. Er drückte Anubis' Hand fest, der sich tröstend um seine Finger legte.

"Hast du sie denn gesehen? Damals, beim Überfall? Ein kleines Mädchen, schwarze Haare... grüne Augen... sie hat oft rote Lumpen getragen, viel zu groß... ich bin… vor dem Überfall, sicher eine gute Woche, weggelaufen gewesen, habe Verstecke gesucht und als ich zurückgekommen bin... da ist das alles losgegangen ... Ich glaube, meine Eltern haben sie geschnappt und sind gelaufen, mein Vater hat mir zugerufen, mich zu beeilen, aber ich wollte ihre Decke holen, sie konnte nicht ohne schlafen... ich bin noch einmal zurück gelaufen und dann riss der Boden auf... ich... ich kann mich nicht erinnern, wie lange ich versucht habe, dort raus zu kommen... irgendwann hab‘ ich aufgegeben, hab‘ nur noch gewartet, bis es vorbei ist, aber dann… dann warst du da... und hast mir deine Hand gereicht und mich rausgezogen. Ich wäre dort gestorben...", schloss er ab. Sein Blick traf den Gott direkt und erschütternd.
 

Anubis mühte sich, seine Reaktion milde zu halten. Er wusste, dass es in Kul Elna nicht schön war, dass man dort nicht glücklich war, zumindest nicht, wenn man nicht gerade betrunken war, doch so aus erster Hand zu hören, wie es den Menschen dort ging, vor allem den Kindern, Rhu, das traf ihn hart. Für Anubis war es immer schon schwer, das Leid der Menschen zu akzeptieren und ihnen zusehen zu müssen, denn es war nicht seine Aufgabe, sich einzumischen, es stand ihm nicht zu und dennoch brach er dieses Gesetz damals für Rhu und er würde es immer wieder tun, sowie er nun auch hier stand und den direkten Kontakt zu einem Menschen suchte.
 

„Es tut mir leid, dass dir so viel Schlechtes wiederfahren ist und auch um deine Schwester“, sagte er mit sanfter Stimme und legte ihm dabei wieder die Hand auf die Wange. Ihre Blicke trafen sich abermals und der Gott drohte nicht zum ersten Mal, in den grünen Smaragden des Priestern zu versinken.

„Ich habe Rina mit zu mir genommen“, antwortete er nun auf die Frage, die Rhu zuvor in seiner Erzählung gestellt hatte, aber nicht zu beantworten erwog, solange Rhu sprach.

Rhus Herzschlag wurde schneller, ein drückender Stich zog durch seine Brust und er wandte den Blick ab. Irgendetwas in ihm hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, dass das Mädchen in Form einer hübschen schwarzhaarigen jungen Frau eines Tages vor ihm stehen würde. Dass sie ihm sagen würde, sie sei wie durch ein Wunder nicht im Dorf gewesen, weggebracht, gerettet, irgendwie verschont.

Keine große Hoffnung, dennoch ein Gedanke, der sie weiterhin am Leben hielt.

Rhu biss sich fest auf die Unterlippe, er wollte hier nicht so schwach stehen, in Tränen ausbrechen und seinen Gefühlen so ausgeliefert sein.
 

„Warum hast du mich gerettet und nicht sie?“, fragte er vorwurfsvoller als er eigentlich wollte. Anubis fühlte sich attackiert. „Hättest du denn dein Leben für sie gegeben?“, fragte er ernst. So wie Rhu vor ihm stand, hätte er das niemals zugelassen, auch damals war es nicht anders.

„Sie hat es mehr verdient, sie war noch… sie war noch unschuldig, unbeschmutzt“, bei diesen Worten senkte Rhu beschämt den Kopf.

„Rina hatte noch ihr ganzes Leben vor sich“, betonte er, dass Anubis direkt schmunzeln musste.

„Und so hast du es“, hob der Gott hervor, erahnte aber bereits, dass dem Priester das nicht reichen würde. Er trauerte, verleugnete und Anubis war klar, die Aussprache, dass Rina in den Duat geleitet wurde, löste etwas in Rhu aus.
 

„Es war zu spät für sie, Rhu. Als ich dich dort sah, an der Kippe zum Übergang, halb tot, aber auch halb lebendig, konnte ich nicht anders, ich musste dich herausziehen, ich musste dir diese Chance geben“, erklärte er, wie es ihm damals gegangen ist. Natürlich sagte er ihm nicht, in welchem Zustand er das kleine Mädchen aufgefunden hatte.
 

„Rina wäre sehr stolz auf dich“, formte Anubis die Worte, die Rhu dazu veranlassten, die Augen zu schließen. Die Erinnerungen flackerten wieder auf, er konnte sogar Rinas Lachen in der Ferne hören, dann spürte er die sanften kühlen Finger seines Gottes an seinem Kinn leichten Druck nach oben ausüben. Er folgte dem Impuls, nahm den Blickkontakt wieder auf.
 

„Weißt du… Weil Rina nie die Chance hatte… nie die Möglichkeit hatte, groß zu werden… zu einer… hübschen jungen Frau heranzuwachsen… deswegen… also, das ist der Grund für… nun ja, für das hier“, erklärte Rhu und deutete dabei mit präsentierender Hand auf sein Gesicht und strich sich etwas abwesend durch das zusammengebundene Haar.
 

Anubis schwieg.
 

Es war nicht so, als hätte Rhu keinen Gefallen daran, er fand sich ja auch sehr hübsch, wenn er sich so bemalte, seine weibliche Seite, die die seiner Schwester so ähnlich sah, hervorzuheben. Doch umso mehr tat es ihm weh, dass diese heilige Erinnerung durch Andere so durch den Dreck gezogen wurde. Sie verstanden das ja nicht, zurecht, Rhu hatte es ihnen nie erklärt, aber das wollte er auch nicht.

Das sagte er auch Anubis, der ihm tröstend die Hände an die Schultern legte.
 

„Ich kann dir deine Schwester nicht zurückgeben“, sagte er streng und drückte seine Finger sanft in die Kluft des Priesters.

„Aber ich kann die versichern, dass es ihrer Seele gut geht, mehr kann ich dir leider nicht offenbaren“, sprach Anubis weiter, was Rhus Herz einen großen Sprung machen ließen.

Seine Augen weiteten sich und Rhu sah Anubis erwartungsvoll an, doch dieser schüttelte den Kopf.
 

„Es ist mir nicht gestattet, mit dir darüber zu sprechen… ja… geschweige denn, dir gegenüber zu stehen und dich wissen zu lassen, wer ich bin“, sagte der Gott und lächelte Rhu milde an. Kein Gesetz seiner Welt würde ihn jetzt noch davon aufhalten können, Rhus Nähe zu suchen. Er hatte aufgegeben, hatte seinem Verlangen, seiner Sehnsucht nachgegeben und auch, wenn er wusste, dass es an diesem Tag nicht um die innige Erwiderung seiner unergründlichen Gefühle und Emotionen ging, so genoss er es, in diesem Augenblick bei Rhu zu sein. Ihm Trost zu spenden, denn das spürte er, tat er, allein durch die Zusicherung des Wohlergehens seiner Schwester Seele.
 

„Was heißt das, ich darf nicht wissen, wer du bist?“, fragte Rhu etwas verblüfft. Wie sollte Anubis denn vor ihm stehen, ohne, dass er wusste, wer er war? Er spürte das doch, er spürte diese Verbindung. Selbst, wenn er wollte, hätte er das nicht verdrängen können, zu schön war der Gedanke und das Wissen ja, seinem Gott irgendwie nah zu sein. Anubis wollte es ihm erklären.
 

Er betonte, dass es Gesetze nicht nur unter den Menschen gab um das Gleichgewicht zu halten.

Den Göttern war es untersagt, sich den Menschen zu offenbaren, zu ungewiss war das Lauffeuer, das dies entfachen würde, den Neid, die Eifersucht, die das schüren konnte.
 

Die Götter durften sich nicht über ihren Aufgaben in die Leben der Menschen einmischen, sie mussten das Rad der Zeit und das Rad des Schicksal laufen lassen. Anubis hatte mit seiner Tat wahrlich in die Speichen der Räder gefasst und sich dabei scharf geschnitten, aber nun Rhu vor sich zu haben in all seiner unbeschreiblichen Pracht… er würde es immer wieder tun.
 

Ein weiteres Verbot gab es, doch dieses sprach er vor Rhu nicht aus.

Es war ihnen verboten, sich auf Menschen einzulassen, Gefühle für sie zuzulassen, sich ihnen hinzugeben. Zu fragil waren die Geschöpfe, die dem Schutz der Götter unterstellt waren, zu wertvoll, Spielzeuge der Überirdischen zu werden, zu unwissend, zu begreifen.
 

„Ich verstehe das nicht… ich bin dir doch dankbar, ich würde das nie… nie gegen dich verwenden oder… vor Anderen darüber sprechen, das steht mir nicht zu“ sagte Rhu und sah Anubis dabei eingehend in die Augen.

Der Gott schmunzelte.

„Weil du eine so reine Seele hast“, begründete Anubis seine Entscheidung, sich Rhu ein weiteres Mal und nun noch einmal offenbart zu haben.
 

„Da war noch ein anderer Junge, der das ganze überlebt hat… Er hatte weiße Haare und einen so finsteren vorwurfsvollen Blick, der meine Augen so zielsicher getroffen hat… So anders als du, er würde sicherlich anders denken als du“
 

„Bakura“, sagte Rhu überrascht, dass ihn Anubis augenblicklich fragte, ob er den Jungen etwa kannte, worauf er eifrig nickte.
 

„Wir waren Freunde… sehr gute sogar. Ich… ich dachte, es wären alle tot“, langsam breitete sich ein eigenartiges Gefühl in Rhus Brust aus. Aufregung, ein Hauch von Freude und ein großer Happen Unsicherheit.
 

Anubis atmete tief ein. Bakura hatte das Ganze auf wundersame Weise überlebt, er hatte sogar noch mehr Glück gehabt als Rhu, hatte dies aber nie so gesehen. Für Bakura war es eine Bürde gefolgt von dem stetigen Drang der Vergeltung.
 

„Wo ist er? Ich würde ihn so gerne wiedersehen“, sagte Rhu fast schon aufgeregt, dass Anubis es bereute, den Jungen erwähnt zu haben. Dies bedeutete nichts Gutes und er erklärte Rhu auch, dass er es nicht für eine gute Idee hielt, würde Rhu seine Nähe suchen.

Bedrückt sah dieser zur Seite.
 

„Aber er ist der Einzige, der weiß, wie es mir geht“, hauchte Rhu sehnsüchtig.

Er hatte Sehnsucht. Nach jemanden, dem er sich anvertrauen konnte, jemand, der mit ihm auf gleicher Ebene stand und ihn nicht, wie sein Gott wohl, von oben herab betrachtete. Auch, wenn ihm Anubis nicht das Gefühl gab, über ihm zu stehen. Er unterhielt sich ja gerade wie ein normaler Mensch mit ihm, doch Rhu wusste, was Anubis war, was das alles bedeutete und nun auch, dass es verboten war und vielleicht wurde ihm auch jetzt erst klar, was das wirklich alles bedeutete.
 

„Es tut mir leid, dich so aufgewühlt zu haben“, sagte Anubis sanft und strich Rhu noch ein letztes Mal sachte über die Wange. „Und es tut mir noch mehr leid, dass ich gehen muss.“

Sofort wurde der Ausdruck der Sehnsucht in Rhus Augen stärker.

„Darf ich dich wieder sehen?“, fragte er augenblicklich, aber entschuldigte sich sofort wieder für seinen rüden Wunsch.
 

„Das werde ich nicht entschuldigen, denn ich hege denselben Wunsch, Rhu. Ich will dich wiedersehen, ich möchte Zeit mit dir verbringen, so sehr“, sagte er und ließ sich beinahe wieder dazu verleiten, den Abstand zwischen ihnen zu verringern, so stark der Drang auch war, den Abstand vollends zu überbrücken.
 

„Ich werde stets über dich wachen“, sagte er leise und hauchte ihm schließlich doch einen zarten Kuss auf die Stirn. So viel mehr hatte er gewollt, doch es war nicht angebracht. Nicht an so einem Tag, nicht in der Verfassung, in der sein unschuldiger Priester war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich muss sagen, teilweise schreibt sich das hier wie von selbst, das zweite Kapitel befindet sich auch schon in den Startlöchern ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ihr fragt euch jetzt wohl, was das mit Kisara soll, nicht wahr? Nun ja, ich habe nicht vor, ihre Geschichte komplett umzuschreiben, sie wird schon noch zu genau dem werden, wie wir sie aus der Serie kennen, aber bevor das passiert, was passiert dachte ich mir, kann ich sie doch Rhu an die Seite stellen, außerdem brauche ich ein paar dramatische Ereignisse um Rhu die Entwicklung Teil werden zu lassen, die ich für ihn plane und dazu gehört Kisaras Schicksal. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, der letzte Absatz war schon direkt ein Hint zu unseren Duke/Otogi wie wir ihm kennen und lieben(?)
Mir war irgendwie wichtig, seine Vergangenheits-Ich so konträr wie möglich darzustellen, aber doch so ein bisschen am Original festzuhalten, dass wir alle noch wissen, wen wir eigentlich vor uns haben^^
Ich hoffe sehr, das gelingt halbwegs :-)

Ach ja, und Katz' und Hund vergnügen sich ein bisschen ^^' Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt wissen wir auch, warum Rhu so ist wie er ist - zumindest was diesen einen Teil angeht^^
Und die Hälfte des Vergangenheitsteils haben wir auch - keine Sorge, es wird noch einiges passieren, auch wenn dieses Kapitel hier eigentlich nur gerede war. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (15)

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Von: Karma
2021-09-22T06:10:24+00:00 22.09.2021 08:10
Me likez, auch wenn mir die beiden leid tun.
😢😍
Bin gespannt, wie's weitergeht.
Antwort von:  Hypsilon
22.09.2021 08:44
Hehe ja manchmal muss man sich ein bisschen quälen, ehe es schön wird =)
Antwort von: Karma
22.09.2021 08:45
Na, wenn die Hoffnung besteht, dass es schön wird für die beiden, dann hab ich doch was, worauf ich mich freuen kann.
🥰🥰🥰🥰
Antwort von:  Hypsilon
22.09.2021 09:29
Oh ja, da kommt auf jeden Fall noch viel Kitsch und so xD aber einfach werden sie es dennoch nicht haben ^^'
Antwort von: Karma
22.09.2021 23:34
Einfach wär ja auch irgendwie langweilig.
😁
Von:  Snoww
2021-06-18T17:23:14+00:00 18.06.2021 19:23
Awwww 🥰
Freut mich sehr zu lesen wie es weiter geht :D

Von: Karma
2021-06-13T10:14:41+00:00 13.06.2021 12:14
Aaaawww, das war schön!
🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰
😍😍😍😍😍😍😍
💗💗💗💗💗💗💗
Da geht mir glatt das Herz auf. So langes Warten auf beiden Seiten und dann das. Einfach schön. So weiß Rhu zumindest, dass, auch wenn ihn der Rest der Welt möglicherweise nicht wirklich will, er von "seinem" Gott definitiv geliebt - und offensichtlich auch gewollt - wird.
💖
Bin schon sehr gespannt, wie's weitergeht.
💓💓💓

P.S.: Danke für ein sehr schönes nachträgliches Geburtstagsgeschenk.
🎁😉
Antwort von:  Hypsilon
13.06.2021 14:28
Das freut mich =)
Oh ja, deswegen mussten auch die Leser etwas länger warten - nicht etwa weil ich so lange brauchte *pfeiff*
Genau, warum sollte ihn die Welt leben, wenn es ein Gott schon tut ^^
Gespannt darf man auf jeden Fall sein.

Uh wann hattest du denn Geburtstag?
Happy B-Day 🥳
Antwort von: Karma
13.06.2021 16:28
Dann bin ich jetzt noch gespannter.
😁😆

Gestern.
😉
Antwort von:  Hypsilon
13.06.2021 18:09
Am WE Geburtstag haben is super =)
Alles Gute 🎂
Antwort von: Karma
13.06.2021 22:05
Dankeschön.
🥰
Noch besser ist es übrigens, wenn man zum Geburtstag auch noch Urlaub hat
😉😁
Von:  Snoww
2021-06-04T23:30:17+00:00 05.06.2021 01:30
Ich finde es sehr schön :D
Eine tolle Idee, das mal zum größten Teil aus Simons Sicht zu schreiben. Kann kaum abwarten wie es weiter geht ^.^
Antwort von:  Hypsilon
05.06.2021 07:49
Aaaw Dankeschön =)
Aus Simons Sicht zu schreiben, war wirklich sehr spannend, hat sich total von allein ergeben xD (soviel zu "für das erste Kapitel hätte ich schon ne Vorstellung, dann käme die Anarchie" ist schon passiert haha

Kapitel 2 ist schon so halb fertig würde ich sagen
Von: Karma
2021-05-30T09:08:54+00:00 30.05.2021 11:08
😍
Also mir gefällt's. Und ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Hab zwar hier und da ein paar kleine Rechtschreibfehler gefunden, aber so störend waren die nicht.
😊
Dir einen schönen Sonntag noch!
Antwort von:  Hypsilon
30.05.2021 14:39
Das freut mich aber ^^
Dann werd ich da demnächst nochmal drüber schauen bezüglich der Rechtschreibung - danke für den Hinweis =)

Wünsch dir auch noch nen schönen Sonntag =)
Von:  Snoww
2021-05-20T11:07:55+00:00 20.05.2021 13:07
Mega! Vielen lieben Dank für die Widmung <3
Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht ^0^
Antwort von:  Hypsilon
20.05.2021 13:14
Aber gerne ^^ bist ja quasi dafür verantwortlich hihi
Fürs erste richtige Kapitel hab ich ja schon ne Vorstellung, ab dann wird wohl Anarchie herrschen xD
Antwort von:  Snoww
20.05.2021 13:22
Das klingt sehr vielversprechend haha xD Ach so eine Prise Anarchie hat doch was hehe xD
Von: Karma
2021-05-20T10:20:55+00:00 20.05.2021 12:20
Oh, das fängt ja schon sehr vielversprechend an.
😍
Ich bleibe auf jeden Fall dran. Will wissen, wie's weitergeht.
Antwort von:  Hypsilon
20.05.2021 12:51
Uh Karma ist wieder an Board =)
Freut mich, dass dir bis jetzt gefällt, was da ist ^^
Antwort von: Karma
20.05.2021 15:33
Klar bin ich dabei, wenn's um Ryuuji geht.
😉
Und wenn noch ägyptische Mythologie dazukommt, muss ich das auf jeden Fall lesen. Geht gar nicht anders.
😁
Antwort von:  Hypsilon
20.05.2021 15:40
Ja dann freuts mich echt mega, dass ich da so gut zu treffen scheine. Arbeite schon am nächsten Kapitel^^ morgen geht's dann bei Mad World weiter =D
Antwort von: Karma
20.05.2021 16:54
Uh, bei Mad World hinke ich derzeit etwas hinterher.
😅
Mal schauen, ob ich über Pfingsten zum Nachlesen komme.
Antwort von:  Hypsilon
20.05.2021 18:15
Dann wünsche ich dir viiiel Spaß über Pfingsten ^^
Antwort von: Karma
20.05.2021 18:21
Werde ich sicher haben.
😁😉


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