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Anubis

von

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Zuneigung

Von den ersten Sonnenstrahlen gekitzelt rümpfte Rhu empfindlich die Nase aber blinzelte im nächsten Augenblick dem neuen Tag entgegen.

Heute war ein besonderer Tag für den jungen Mann, sein Geburtstag jährte sich an diesem Tag zum sechszehnten Male und er würde von nun an als erwachsener Mann angesehen werden. Nicht, dass er sich daraus mehr Respekt erwartete, aber konnte er nun endlich für sich selbst entscheiden.
 

Rhu streckte sich genüsslich und schob anschließend die dünne Decke von sich. Sein Schlaflager war rasch wieder aufbereitet und der Raum, den er sich mit zwei anderen teilte, war zügig mit frischer Kleidung verlassen. Die anderen blieben schlafend zurück.

Sein Ziel war der Waschraum am anderen Ende des Ganges. Leise tappte er mit nackten Füßen über den Marmorboden des Tempels, in dem er seit über zehn Jahren lebte und genoss die Stille.

Um diese Uhrzeit war kaum jemand wach und so hatte Rhu die Möglichkeit, sich in Ruhe für den Tag zu richten. Ein gewisser Wunsch, den anderen Priestern auszuweichen, war stets präsent, denn auch, wenn er schon lange hier war, war die Akzeptanz ihm gegenüber nicht besonders ausgeprägt und auch, wenn er selbst sich nicht mehr exakt daran erinnern konnte, so ahnte er, dass es schon von Anfang an so war.
 

An der Wasserstelle angekommen, entledigte er sich seines leichten Nachthemdes und begann sich zu waschen. Er lebte diese Routine schon so lange, dass er gar nicht wusste, wann es das letzte Mal vorkam, dass ihm jemand zuvorgekommen war oder gar ihn hätte überraschen können. Draußen war die Sonne noch nicht ganz aufgegangen und gerade im Waschraum war es noch dunkel. Das Schlafgemach lag direkt auf der Sonnenseite, weswegen Rhu mit seinem Bett am Fenster immer als Erster auf war.
 

Die Morgenhygiene hinter sich gebracht, schlüpfte er in die Tunika, die er sich mitgenommen hatte, sorgte durch ausführliches Kämmen dafür, dass sein Haar seidig glatt und glänzend über seine Schulten hing und sein hübsches Gesicht vorteilhaft umrahmte.

Rhu war ein wunderschöner junger Mann geworden, der liebend gerne mit seinen Reizen spielte. Für ihn gab es keine Grenze zwischen Mann und Frau, oder viel mehr, wusste er stets mit eben dieser Grenze der Gesellschaft zu spielen. So zog er einen schwarzen Kohlestift aus einer Auskerbung in der Wand heraus und zog sich dicke sinnliche Lidstriche, um seine Augen maximal zu betonen. Seine Lippen waren von Haus aus eher dunkel, voll und luden eigentlich zum Küssen ein, nur dass der Junge sich diesem Vergnügen bis je her verwehrt hatte. Abgesehen davon, war es als Priester eines Gottes unsittlich, sich dem Liebesspiel in allen seinen Formen hinzugeben.
 

Die Priester widmeten sich allesamt der Gottheit, da gab es keine Ausnahmen. Auch wurden Menschen bestraft, die es wagten, einen Priester unsittlich anzufassen. Rhu hatte damit kein Problem, seine Dankbarkeit galt ausschließlich dem Gott, der ihn vor Jahren ins Licht gezogen hatte, ebenso seine Liebe.
 

Anschließend tat er sich einen Ohrring mit einem Tonwürfel ins Ohr, hing sich eine hübsche Kette um den Hals und legte zarte Armreife an.

Nach einem letzten Blick in die Spiegelwand und einem Zwinkern zu sich selbst, wandte er sich um und verließ die Räume des Tempels. Sein Ziel war der Garten mit den wunderschönen weißen Rosenbüschen. Weiße Rosen, die Symbolik des Todes.

Sorgfältig schnitt er die schönsten Blumen, erlas ausgewählte Kräuter und ging schließlich mit einem reichlich gefüllten Weidenkorb zurück, schlug aber diesmal den Weg zum Innersten des Tempels ein.

Geschult und mit einer ästhetischen Eleganz legte er dem Totengott die Rosen auf den Altar, entzündete Räucherwerk und kniete sich vor die Aufbringung.

Bedacht senkte er den Kopf und sprach ein leises Gebet für die Priester dieses Tempels, für den Pharao und Herrscher dieses Landes und sprach schließlich leise seinen einzigen Wunsch aus: "Ich würde dich so gerne wieder sehen"
 

Dieses Ritual war für Rhu nichts Unübliches, nichts Anstrengendes, dennoch etwas Unumgängliches, denn so wurde er gelehrt, dem Gott seinen Respekt zu zollen und noch viel mehr. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht richtete sich Rhu wieder auf und verließ nach einer ehrfürchtigen Verneigung den großen offenen Raum.
 

Für den Tag standen noch einige Erledigungen an. Heute war es an Rhu, auf den Markt zu gehen und Brot, Fleisch, Gemüse und Obst zu holen. Ein letztes Mal blickte er auf den Altar zurück und spürte für einen kurzen Augenblick ein wohlig warmes Gefühl in ihm aufkommen. Es durchdrang seinen Körper vollkommen und stimmte ihn glücklicher denn je, doch es war genauso schnell wieder vergangen, wie es aufgekommen war. Etwas verdattert blieb er stehen, wunderte sich über diese überraschende Situation, konnte aber den Ausgangspunkt dafür nirgendwo entdecken. Alles schien wieder absolut normal zu sein und so wandte er sich um, machte sich mit einem bauchigen Korb und ein paar Münzen auf den Weg zum Markt.
 

Wie er federleicht in seinen Sandalen die breiten Treppen vom Tempel hinunter in die Stand hinunter stolzierte, waren die Gedanken an den eigenartigen Moment auch schon Vergangenheit.

Mit einem entzückenden Lächeln begrüßte er die Menschen, die seinen Weg kreuzten und zog am Marktplatz von einem Händler zum nächsten.

Beim Ersten kam er schnell zum Punkt und packte einen saftigen Laib Brot in den Korb, nachdem er ihn entsprechend bezahlt hatte. Sein liebreizendes Augenzwinkern bescherte ihn sogar einen angenehmen Rabatt.
 

Sein nächster Stopp war der Tresen eines eher dicklichen Mannes. Er kannte den Bauern gut, da er öfter bei ihm einkaufte.

„Guten Morgen, Rhu, was darf ich dir heute mitgeben?“, fragte der Mann und sah den Priester mit einem freundlichen Lächeln an.

„Guten Morgen, Essam, heute nehme ich dir Kartoffeln ab und Gurken, ein paar Karotten und deine besten Auberginen und vielleicht eine Wassermelone?“, sprach Rhu seine Wünsche aus und setzte für den letzten ein zuckersüßes Lächeln auf.
 

Essam tat seinem Kunden in gemütlicher Gemächlichkeit alles zusammen, was dieser orderte, packte das Gemüse in Papiertüten und überreichte sie ihm für den Korb.

„Die Melone bringe ich euch dann vorbei“, sagte er als er seine Bezahlung entgegennahm. Für Rhu etwas überraschend, ließ Essam dabei aber seine Hand nicht mehr los.

Ein ernster Blick, nicht tadelnd oder böse, eher unterstreichend seiner nächsten Worte legte sich auf des Bauern Gesicht: „Ach Rhu, wärst du kein Priester, ich würde dir meine schönste Tochter versprechen“, sagte er. Rhu entzog dich der wohlwollenden Geste, aber sah den Bauern genauso ernst an.
 

„Essam, jemanden wie mich willst du nicht als Schwiegersohn“, sagte er ehrlich und verabschiedete sich schließlich von dem Mann, immerhin hatte er noch ein paar weitere Besorgungen zu machen.

„Ich freu mich, wenn du später mit der Melone zu Besuch kommst“, sagte er noch und winkte dem Mann zu. Essam blieb traurig zurück.
 

Der Priester verlies schließlich den Markt, wie er Momente später alles beisammen hatte und machte sich wieder auf den Weg zurück in den Tempel.

Schon beim Besteigen der ersten Treppe spürte er, dass etwas anders war, er konnte es aber nicht richtig deuten und konzentrierte sich seiner schweren Last im Korb wegen nicht sonderlich darauf.
 

Die Hürde der hohen Treppen war dennoch in gewohnter Manier überwunden und Rhu stand schon bald am Eingang des Anubistempels. Eine eigenartige Stimmung kam ihm schon im Eingangsbereich entgegen, außerdem wunderte er sich, dass noch keiner der anderen Priester wach war und somit außer ihm niemand durch die Räumlichkeiten wuselte.
 

Seit dem Betreten des Inneren stockte ihm der Atem. Ein kalter Wind zog durch die Wände, kälter als sonst. Ein ausgeprägter Geruch lag in der Luft und Rhu konnte diesen eindeutig zuteilen. Denn sofort fühlte er sich an den ersten Tag zurück versetzt, an den er sich in seinem jungen Leben erinnern konnte.

Tod lag in der Luft, aber nicht mehr von so viel Grausamkeit umringt wie damals, heute war es anders. Es fühlte sich friedlicher an und dennoch schlug dem jungen Priester das Herz bist zum Hals und seine Atemwege schienen sich zu verschließen. Er schluckte stark.
 

Etwas tief in ihm fürchtete ein schlechtes Omen, ein bevorstehendes Unglück, wie vor über zehn Jahren. Vorsichtig setzte Rhu seine Schritte fort, denn es brachte nichts, hier stehen zu bleiben und darauf zu warten, was es mit dieser besonderen Aura auf sich hatte, die den gesamten Tempel auszufüllen schien.
 

Rhu ging mit dem Korb in das Innerste, den Opferraum, des Tempels, wo er direkt auf eine fremde Person stieß. Abrupt blieb er stehen. Vor ihm stand ein hochgewachsener Mann, sicherlich einen halben Kopf größer als er selbst. Er trug eine wertige Robe, wahrscheinlich ein Edelmann, Verwandtschaft der Pharaonenfamilie oder ein anderwärtig wohlhabender Mann. Durch seine sandfarbene Robe zogen sich zarte Töne von rot auch etwas grün mischte sich hinzu.
 

„Guten Morgen, kann ich behilflich sein?“, fragte er prompt und die Person drehte sich direkt um.

Rhu fühlte sich wie ertappt, er konnte nur nicht sagen warum. Der Mann, der sich ihm offenbarte war ohne Frage höheren Ranges. Sein Gesicht projizierte sofort Macht auf ihn, aber nicht überwältigend, eher richtend und behütend. Rhu fiel es schwer, dem Fremden nicht direkt in die Augen zu sehen, so einnehmend waren die goldenen Iriden. Eine Augenfarbe, die der junge Priester so noch nie gesehen hatte. Noch nie? Doch, einmal hatte er solche Augen schon gesehen, doch das war lange her und sie gehörten keinem einfachen Menschen.
 

Der Andere wandte dem Blick auch keine Sekunde ab, ganz im Gegenteil, er hielt den Blickkontakt intensiv aufrecht und kam ihm dabei ein paar Schritte näher. Seine edlen Gewänder schmiegten sich dabei elegant an seinen Körper und der üppige Goldschmuck klimperte dabei auffällig, ließ Rhu seine Augen aber nicht abwenden.

Feines seidiges braunes Haar umspielte das Antlitz der unbekannten Person und hier und da schummelte sich eine gewählt lose Strähne in sein Gesicht, tat dem makellosen Anblick aber absolut nichts ab.
 

Rhu wunderte sich, wie es sein kann, dass ein Mensch, ja ein Mann überhaupt so atemberaubend schön sein konnte. Sein Gesicht glich dem einer Porzellanpuppe und seine Haut schien der Sonne kaum ausgesetzt, so sanft und zart wirkte sie, doch Rhu vermochte nicht auch nur daran zu denken, sie zu berühren.
 

„Ich bin deinetwegen hier“, sagte der Unbekannte und sofort kam in Rhu ein Gefühl auf, das er auch zuletzt an diesem einen Tag empfunden hatte. Vor ihm stand nicht irgendein fremder Mensch, nein. Sein Herzschlag wurde sofort schneller und als hätte man ihm ein Gewicht auf der Brust abgestellt rang er nach Luft um nicht jeden Moment bewusstlos umzufallen. Der Korb mit den Sachen vom Markt fiel ihm dabei aus der Hand, dass sich der Inhalt rund um den Aufschlagpunkt zerstreute.

Entgegen seines Wunsches, dem Anderen in die Arme zu fallen, kniete er sich vor ihm auf den Boden.
 

„Anubis, mein Gebieter, mein Herrscher, mein Gott“, sagte er und richtete seinen Blick auf den Boden. Er bereute es sofort, ihm so lange in die Augen gesehen zu haben, denn es galt als Unart Höherrangigen in die Augen zu sehen und wenn er dies schon bei den Herrschaften im Palast zu unterlassen hatte, so konnte es doch bei einem Gott nicht anders sein. Auch wenn es ihn schmerzlich traf, diesen intensiven innigen Blickkontakt abbrechen zu müssen.
 

Der Gott ihm kam sogleich die letzten Schritte auf ihn zu, dass seine nackten Füße direkt in Rhus Sehkreis schritten.
 

"Rhu, nicht doch. Ich habe dich damals nicht aufgerichtet, dass du jetzt vor mir auf die Knie gehst", sagte Anubis mit sanfter aber dunkler Stimme und hielt seinem Priester wie damals in dieser schicksalhaften Nacht die Hand hin um ihn hochzuziehen.

Rhu, wie er seinen Namen hörte, durchfloss ihn sogleich das innige Gefühl der Verbindung und kaum hatte er nach der angebotenen Hand gegriffen, die sanfte Haut spürte, knisterte es angefangen an seinen Fingern durch seinen ganzen Körper, dass er auch ruckartig den Kopf wieder nach oben zog und in den gebieterischen Augen der Gottheit hängen blieb.

Es fühlte sich federleicht an, als er hochgezogen wurde und so direkt vor dem Totengott zum Stehen kam.
 

„Ich habe mir gewünscht, Euch irgendwann mal wieder sehen zu dürfen“, sagte Rhu leise. Er empfand gleichzeitig Ehrfurcht, Freude und Unsicherheit. Irgendwie wollte er die ihm angebotene Hand weiter halten, doch der Zweck war erfüllt und ihm wurde die zarte Berührung wieder entzogen. Anubis formte mit seinen schmalen blassen Lippen ein friedliches Lächeln.
 

Vorsichtig legte er Rhu die Hand an die Wange, fuhr mit seinen Fingern unweigerlich in dessen Haar und setzte den Daumen über seine Wange ab. Sein Blick glich dem einer Mutter, die ihr Kind nach langer Zeit wiedersehen durfte.
 

„Du bist zu einem wirklich prächtigen jungen Mann herangewachsen“, klang Anubis‘ Stimme wie Orgeltöne an Rhus Ohren. Rote Farbe stieg in seinen Wangen hoch. Freude machte Aufregung Platz. Er wusste absolut nicht, wie er sich zu verhalten hatte und dennoch hatte er das Gefühl, dass er es genau richtig machte.

Zögerlich hob Rhu seine Hand und legte sie auf die von Anubis. Die Wärme, die von ihm ausging war etwas ganz besonderes, denn oberflächlich fühlte sich die Haut des Gottes ganz kalt an, die Wärme war ein inneres Gefühl, das sich rasant in Rhu ausbreitete.
 

Der Blickkontakt entwickelte elektrisierende Spannung zwischen dem Gott und seinem sterblichen Priester und für einen ewig währenden Augenblick wurde der Raum zwischen und um sie herum mit einer ganz speziellen Magie gefüllt. Die Berührung auf der empfindlichen Haut sollte nicht gelöst werden. Rhu schloss die Augen, schmiegte sich in die Hand des Gottes, denn er fühlte sich unverzüglich geborgen. Ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr empfunden hatte.
 

Die Worte des Gottes ehrten ihn und auch, wenn alle anderen das nicht so sahen, ihn wegen seiner Vorliebe, mit seinen körperlichen Grenzen zu spielen, seine Erscheinung in allen Extremen zu erkunden und sich so zu zeigen, wie es für Männer, vor allem für Priester, nicht gedacht war, verachteten, so ehrte es ihn, dem Gott zu gefallen, in welcher Art und Weise auch immer dies aufzufassen war.
 

Langsam schlug er seine Augen wieder auf. Sogleich drohte er wieder in den Tiefen der goldigen Iriden zu versinken. Die Luft blieb ihm weg. Anubis lächelte mild, löste den Blick nicht, war er selbst von diesen grünen intensiven Augen gefangen.
 

„Noch nie hat mich ein Sterblicher so fasziniert wie du“, hauchte er und näherte sich Rhus Gesicht noch ein gutes Stück. Der Gott maß jeden Zentimeter der leicht gebräunten Haut seinen Priesters. Er war gefangen von der Schönheit, die sich ihm offenbarte und wagte es nicht, ihn so einfach aus seinen Fingern gleiten zu lassen.

Er wollte ihn haben, wollte ihn besitzen, ihn mit niemandem teilen.

Dass Rhu aber seit Anbeginn der Zeit dem Gott des Totenreiches gehörte, ihm zumindest irgendwann gehören würde, sobald sein Leben versiegt war, stand dabei nicht im Fokus.
 

„Habt Ihr mich deswegen damals am Leben gelassen?“, fragte Rhu leise, er wagte es nicht, den Ton zu erheben, es war auch gar nicht nötig, er hätte flüstern können, Anubis hätte ihn klar und deutlich verstanden.

„Es war noch nicht an deiner Zeit, dich mitzunehmen“, sagte Anubis mit einem sanften Lächeln. Rhu konnte die Worte regelrecht auf seinen Lippen spüren, so nah war ihm der Gott.
 

„Bist du gekommen, mich jetzt mitzunehmen?“, kam es Rhu überraschend persönlich über die Lippen. Niemals hätte er geträumt einen Gott so direkt anzusprechen, doch es fühlte sich richtig an.

Anubis schüttelte den Kopf.
 

„Dich mitzunehmen würde bedeuten, dein Leben zu nehmen. Das will ich nicht. Ich bin gekommen um dich zu sehen“, lehnte der Gott ab und offenbarte den Grund seines Erscheinens. Er sah in Rhus Gesicht, wie sich eine gewisse Sehnsucht aufbaute. Rhu wollte bei ihm sein, er konnte in diesem kurzen Moment nicht einmal sagen, woher dieses starke Gefühl kam, aber es war so. Auch Anubis wollte mehr von dieser Nähe, mehr von dieser Verbindung, doch es war alles andere als angebracht. Anubis war bewusst, dass er bereits eine Grenze überschritten hatte, die absolutes Chaos hervorrufen konnte und dennoch konnte er sich nicht abwenden. Der blutjunge Priester vor ihm löste Gefühle in ihm aus, die er lange nicht empfand, lange nicht ahnte, dass sie ihm überhaupt wiederfahren konnten.
 

„Ich wollte wissen, wie es meinem Schützling erging und wie ich sehe, ist alles in bester Ordnung“, sagte er und zog sich etwas zurück, den Blick nicht von Rhus Augen abwendend.

Rhu nickte nur. Er spürte, würde er etwas sagen, würde ihm die Stimme versagen. Die Spannung zwischen den beiden drückte ihm die Luft weg, aber er drohte nicht daran zu ersticken. Ganz im Gegenteil. Er fühlte sich lebendiger als je zuvor.
 

„Vergib mir“, sagte Anubis plötzlich, dass Rhu sich wunderte, wofür sich der Totengott bei ihm entschuldigte. Doch lange musste er nicht auf eine Erklärung warten. Der Mann mit der edlen Erscheinung kam ihm wieder näher und überbrückte den restlichen Abstand, der noch zwischen ihnen herrschte. Er versiegelte seinen inneren Wunsch, den Menschen vor sich wieder zu sehen, ihn kennen zu lernen, Teil seines Lebens zu sein mit einem unschuldigen hauchzarten Kuss, der Rhu beinahe den Boden unter den Füßen weg riss. Noch ehe sich der junge Priester ganz darauf einlassen konnte, war der Gott verschwunden und ließ Rhu vollkommen überfordert mit sich und dieser Situation zurück.
 

So schön es sich auch anfühlte. Es war verboten und das wurde Rhu binnen weniger Augenblicke bewusst, dass er sich eiligst umsah, um sich zu versichern, dass niemand gesehen hatte, was hier soeben geschehen war.

Und kaum war die Präsenz des Gottes nicht mehr zu spüren, merkte er, wie Leben in den Tempel drang. Die anderen Priester standen auf, gingen ihren Tätigkeiten nach und tadelten Rhu, dass er den Korb hatte fallen lassen.
 

Sehnsüchtig sah dieser auf den Opferaltar, wo noch sein Räucherwerk für den Gott glühte, und hielt sich innerlich an dem Moment fest, den er soeben erlebt hatte. Seine Finger wanderten dabei auf seine Lippen, als könne er den Kuss, die Lippen des Gottes dort weiterhin spüren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Snoww
2021-06-18T17:23:14+00:00 18.06.2021 19:23
Awwww 🥰
Freut mich sehr zu lesen wie es weiter geht :D

Von: Karma
2021-06-13T10:14:41+00:00 13.06.2021 12:14
Aaaawww, das war schön!
🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰
😍😍😍😍😍😍😍
💗💗💗💗💗💗💗
Da geht mir glatt das Herz auf. So langes Warten auf beiden Seiten und dann das. Einfach schön. So weiß Rhu zumindest, dass, auch wenn ihn der Rest der Welt möglicherweise nicht wirklich will, er von "seinem" Gott definitiv geliebt - und offensichtlich auch gewollt - wird.
💖
Bin schon sehr gespannt, wie's weitergeht.
💓💓💓

P.S.: Danke für ein sehr schönes nachträgliches Geburtstagsgeschenk.
🎁😉
Antwort von:  Hypsilon
13.06.2021 14:28
Das freut mich =)
Oh ja, deswegen mussten auch die Leser etwas länger warten - nicht etwa weil ich so lange brauchte *pfeiff*
Genau, warum sollte ihn die Welt leben, wenn es ein Gott schon tut ^^
Gespannt darf man auf jeden Fall sein.

Uh wann hattest du denn Geburtstag?
Happy B-Day 🥳
Antwort von: Karma
13.06.2021 16:28
Dann bin ich jetzt noch gespannter.
😁😆

Gestern.
😉
Antwort von:  Hypsilon
13.06.2021 18:09
Am WE Geburtstag haben is super =)
Alles Gute 🎂
Antwort von: Karma
13.06.2021 22:05
Dankeschön.
🥰
Noch besser ist es übrigens, wenn man zum Geburtstag auch noch Urlaub hat
😉😁


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