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Harry Potter und die verlorene Zeit

Buch 8
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die zweite Hälfte des ersten Kapitels :) Komplett anzeigen

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Kapitel 1 Teil 1: Grimmauldplace Nummer zwölf

Kapitel 1 Teil 1: Grimmauldplace Nummer zwölf
 

Harry war allein. Nach dem Kampf um Hogwarts und Voldemorts Tod hatte er sich in die Gryffindor-Räume zurückgezogen. Hermine und Ron waren nach ihrem Besuch des Portrait-Dumbledores wieder in die große Halle zurückgekehrt und wollten Harry die Ruhe gönnen. Wahrscheinlich konnten sie die Geschichte über Harrys Tod und Auferstehung nicht ganz glauben, sodass sie sich leicht davon überzeugen hatten lassen, dass Harry nun müde war und schlafen gehen wollte. Selbst Hermine hatte seine Gründe nicht hinterfragt oder eine Diskussion über die Ereignisse angefangen. Müde schlurfte Harry die Stufen zum Turm hoch. Erfreulicherweise standen im Jungenschlafsaal immer noch die Betten von Harry und Ron, trotz ihrer Abwesenheit während dieses Schuljahres. Ohne sich die Mühe zu machen seine geschundenen und mit getrocknetem Blut und Dreck verkrusteten Sachen vorher auszuziehen, warf sich Harry in sein Himmelbett und zog die Vorhänge zu. Der Luxus von Privatsphäre und kuscheligen weichen Decken sorgte dafür, dass er beinahe augenblicklich einschlief. Harry hörte nicht wie die überlebenden Sieger in der großen Halle feierten und aßen, ganz so als wollten sie alle ihre erlittenen Verluste und den Schmerz vergessen und er hörte auch nicht, wie spät in der Nacht die Gryffindors in ihre Schlafräume gingen und Ron sich lautstark in das Bett neben ihn warf. Aus Kummer und Freude hatte dieser wesentlich mehr Feuerwiskey getrunken als er vertrug, sodass er den ganzen Abend schon traurige, aber sehr schöne Lieder trällerte. Irgendwo in seinem Gedächtnis hatte er sogar ein altes Lied über das Märchen der drei Brüder gefunden und er sang es noch leise vor sich hin während er ins Bett stieg. Er zwinkerte Neville zu, der nüchtern die Augen verdrehte, und grinste dann wissend.

Als Harry am Morgen aufwachte, war sein erster Impuls zu glauben, dass all die Geschehnisse der letzten Monate nur ein Traum gewesen waren. Doch die Realität packte ihn und traf ihn so hart dass er sich fühlte als hätte ihm jemand in den Magen geboxt. Er dachte an Fred und Remus Lupin, an Tonks, Colin Creevey, an all die anderen Menschen die wegen ihm gestorben waren, nur weil er seine Rolle in dieser Geschichte nicht früher erkannt hatte. Er konnte nicht mehr in die Gesichter seiner Freunde schauen, konnte sich dieser Schuld nicht stellen. Kurzentschlossen packte er seinen Tarnumhang, den er am Abend auf den Nachttisch gelegt hatte und schlüpfte darunter. Er ging leise durch den Jungenschlafraum, vorbei an dem schnarchenden Ron, die Treppe vom Turm hinunter. Im Gemeinschaftsraum lagen einige Schüler schlafend auf den Sofas und Sesseln, einige hatten sich Schlafsäcke herbeigezaubert und lagen in der Nähe des nun erloschenen Feuers. Harry erkannte einige Ravenclaws, deren Gemeinschaftsräume im höchsten Turm wahrscheinlich ein einfaches Ziel für die zerstörerischen Zauber der Todesser oder die Gewalt der Riesen gewesen waren. Harry dachte an die Statue von Rowena Ravenclaw und das Diadem das sie auf dem Kopf getragen hatte. Voldemort hatte mehr getan als Menschen zu foltern und zu töten, er hatte auch das Andenken an die Gründer der Schule, ja die Schule selbst entehrt. Durch seine Versessenheit seine Seele an die Relikte der Hogwarts-Gründer zu binden, hatte Voldemort Harry gezwungen diese zu zerstören und nun waren sie unwiederbringlich verloren. Ebenso wie die Heiligtümer des Todes. Harry zog seinen Tarnumhang enger um sich als er aus dem Portraitloch kletterte. Von der fetten Dame war nichts zu sehen. Wahrscheinlich hatte sie mit den anderen Gemalten gefeiert und schlief irgendwo im Schloss ihren Rausch aus. Harry suchte in seiner Tasche nach einem Zauberstab. Er fand stattdessen drei Stäbe und wunderte sich im ersten Augenblick. Da war der Weißdorn-Stab, der Draco Malfoy gehörte. Harry hatte vor, ihn seinem Besitzer zurückzugeben, sofern er die Gelegenheit dazu erhielt. Er wollte der Familie Malfoy nichts schuldig bleiben. Dennoch musste Harry sich eingestehen, dass der Sinneswandel von Dracos Mutter und die Sorge um ihren Sohn, Harry davor verschont hatten zu früh als Lebender entlarvt zu werden. Narcissa hatte damit ihr eigenes Leben gefährdet und Harry konnte nicht umhin dies wertzuschätzen. Vielleicht waren die Malfoys doch nicht so durch und durch böse wie er immer gedacht hatte. Dumbledores Zauberstab wog schwer in seiner Hand. Unwillkürlich fragte sich Harry doch, ob die Magie die der Elderstab hervorbringen konnte so viel stärker und mächtiger war. Fast war er versucht es zu probieren, wollte aber seine eigene Stärke und seinen Entschluss nicht auf die Probe stellen. Der Elderstab, ob er nun der Mächtigste war oder nicht, hatte keinem seiner Besitzer jemals etwas Gutes gebracht. Er war dem Stab dankbar, dass er seinen zerbrochenen Phönixstab repariert hatte, was in gewisser Hinsicht auch seine Fähigkeit bewies, Zauber zu vollbringen die kein anderer Zauberstab schaffte. Doch Harry würde Dumbledore seinen Stab zurückbringen und hoffen, dass dieses Heiligtum des Todes niemals wieder einen neuen Herrn haben würde.

Harry stapfte die Treppen herunter und ging stoisch an der großen Halle vorbei. Er wollte keinen Blick auf die Gefallenen werfen. Er fühlte sich schwach und schuldig und wollte nur noch fort. Hastig durchschritt er den Durchgang, an dem einst das Eingangstor gestanden hatte und jetzt nur noch ein Loch im Gemäuer klaffte. Das Schlossgelände lag halb zerstört da. Große Fußabdrücke und Kampfspuren der Riesen hatten den Rasen aufgeworfen. Je näher Harry dem verbotenen Wald kam, desto mehr Pfeile stecken im Boden, abgeschossen von den Zentauren die sich so spät doch noch dem Kampf angeschlossen hatten. Allerdings, so erkannte Harry am Radius des Pfeilhagels, hatten sie den Wald nicht verlassen.

Zügig schritt er zum still da liegenden See. Die aufgehende Sonne spiegelte sich im Wasser und nur hin und wieder störte eine Bewegung in der Tiefe die spiegelnde Oberfläche. Am Ufer des Sees konnte Harry das große, aus Marmor gebaute Grab Dumbledores erkennen. Voldemort hatte den weißen Stein in der Mitte gespalten um sich Zugang zum Sarg des Schulleiters zu verschaffen und noch hatte niemand diesen Zugang wieder geschlossen. Besorgt schaute Harry hinab, aber erkannte in der Tiefe keinen verwesenden Körper, sondern nur hell leuchtende weiße Tücher, in die eine große Gestalt gewickelt worden war. Harry war erleichtert, dass die Kämpfe der letzten Nacht die Ruhe des Lehrers nicht noch zusätzlich gestört hatten. Er hatte sogar Angst davor gehabt, einer der Todesser hätte Dumbledores Körper dafür benutzen können einen Inferi zu erschaffen. Harry zog den Elderstab hervor. Am liebsten würde er ihn einfach vernichten. Wenn er den Stab einfach zerbrechen könnte, wäre die Gefahr für immer getilgt und kein Zauberer und keine Hexe könnte mehr, bei dem Versuch ihn zu beherrschen sterben. Doch Harry wusste inzwischen genug über die eigene Magie der Zauberstäbe um zu wissen, dass er einen so mächtigen Stab nicht einfach entzwei brechen konnte. Dieser Stab war legendär dafür, jeden Zauber abprallen zu lassen und würde sich mit Sicherheit zu wehren wissen, gegen die Gewalt eines achtzehnjährigen Jungen. Harry hob seinen eigenen reparierten Zauberstab aus Stechpalme und Phönixfeder und lies den Elderstab schweben. Langsam flog er herunter in die Kammer und Harry legte ihn auf den weißen Tüchern über Dumbledores Körper ab.

„Ich danke dir für alles.", murmelte Harry, halb zum Elderstab und halb zu seinem ehemaligen Schulleiter. Nun wo alles vorbei war und er um die Pläne Dumbledores wusste, würde der Schmerz seinen Beschützer und Lehrmeister verloren zu haben, ihm noch deutlicher bewusst werden. Schwerfällig trat Harry einen Schritt zurück. Mit einem letzten Blick auf das weiße Grab murmelte Harry: „Reparo!" und der schwere Stein schob sich zurück auf seine Position und die gespaltenen Hälften verschmolzen.

Harry hatte den Rand des Schlossgeländes erreicht, bevor er das erste Mal zurück auf die Schule blickte, die sich trotz der offensichtlich erlittenen Schäden jetzt ruhig und majestätisch in der Morgensonne empor reckte. Sein Blick glitt zu Hagrids abgebrannter Hütte, zu den Gewächshäusern, zum Quidditchfeld. Bevor er seine Entschlossenheit beim Anblick der Ländereien von Hogwarts und den damit verbundenen Erinnerungen schwinden konnte, ging Harry die letzten Schritte hinaus, drehte sich auf der Stelle und disapparierte.
 

Der einzige Ort an den Harry sich zurückziehen konnte war das Haus seiner Paten gewesen. Er, Hermine und Ron hatten den Grimmauldplace Nummer zwölf letztes Jahr vollkommen unvorbereitet verlassen, sodass noch einige persönliche Dinge von Harry in Sirius' Schlafzimmer herumlagen, dass er damals bewohnt hatte. Kreacher war die meiste Zeit des letzten Jahres nicht in dem Haus gewesen, sondern hatte sich an Harrys Anweisung gehalten nach Hogwarts zu gehen und dort in der Küche zu helfen. Doch das Haus hatte die Pflege des Hauselfen vermisst und Harry fand nun wieder eine dicke Staubschicht und viele Spinnweben vor. Dies machte ihm allerdings nicht viel aus. Er schlurfte an dem Portrait der verstorbenen Mrs. Black vorbei, zufrieden sie nicht aufzuwecken. Am liebsten wollte Harry für Jahre mit niemandem mehr reden, niemandem etwas erklären oder sich rechtfertigen müssen. Seine Schuldgefühle und die Trauer wogen so schwer auf ihm, dass er es kaum schaffte aufrecht stehen zu bleiben. Er hatte sich einen Plan zurecht gelegt wie ihm dies gelingen konnte allein zu bleiben, allerdings konnte er nicht alle aussperren.

„Kreacher!", sagte Harry leise aber bestimmt. Er wartete kurz und sah sich in dem schmuddeligen Wohnzimmer im Erdgeschoss um. Es gab einiges an Arbeit, aber das würde ihn zumindest ein Weilchen von seinen Gedanken ablenken. Mit einem Knall erschien der gerufene Hauself in der Tür zum Flur.

„Harry Potter, Meister!" Kreacher verbeugte sich vor ihm und Harry blickte ihn verwundert an. Bisher war er zumeist Spot und Abscheu von dem geerbten Hauselfen gewohnt gewesen und keineswegs Achtung und Respekt. Wobei Harry gestehen musste, dass Kreacher sich um einiges besser verhalten hatte, nachdem Harry ihn auch mit dem nötigen Respekt behandelt hatte. „Hallo Kreacher. Wie geht es dir?", fragte Harry und versuchte höflich und interessiert zu klingen. „Kreacher geht es gut, etwas das nicht alle der Hauselfen von sich behaupten können, Meister." Kreacher räusperte sich auf eine widerliche Art. „Kreacher ist nur mit ein paar Schrammen davon gekommen, aber diese habe ich auch verdient." Harry sah wie der Hauself sich im Raum umsah. Er hoffte das Kreacher nicht auch noch beginnen würde sich selbst zu bestrafen, weil er in Hogwarts die Hauselfen in die Schlacht geführt hatte. In eine Schlacht in der Kreacher auch gegen seine alte Miss gekämpft hatte, Bellatrix Lestrange, Sirius' Cousine. Doch Kreacher blieb angespannt stehen, ballte seine langfingrigen Fäuste und blickte Harry an. Erst jetzt sah er, dass Kreacher einige tiefe Schnitte im Gesicht hatte die immer noch bluteten, woraus Harry schloss, dass es ein Fluch gewesen sein musste, der sie verursacht hatte. Lupin hatte ihm vor einiger Zeit erklärt, dass Wunden mancher Flüche nicht von alleine heilen könnten. Damals hatte George sein Ohr verloren und Harry hätte Snape eigenhändig für den Fluch umbringen können, der dies verursacht hatte. Doch inzwischen wusste er, dass Severus Snape nur versucht hatte den Weasley Zwilling vor einem weit schlimmeren Zauber zu schützen. Harry wandte sich schnell wieder an den Hauselfen. Er wollte jetzt nicht an die Zwillinge oder an Snape denken.

„Hat sich jemand diese Schnitte in deinem Gesicht angesehen Kreacher?" Der Hauself sah ihn verwundert an. „Nein Harry Potter. Niemand hat sich bisher um die Hauselfen gekümmert. Viele sind schwerer verletzt als Kreacher. Viele werden sterben." Kreacher machte wieder dieses unangenehme, schleimige Geräusch als er sich räusperte und Harry erkannt, dass es von einer Verletzung an seinem Hals stammte. Harry überkam eine Hektik. Er musste Kreacher zurück ins Schloss schicken, musste dafür sorgen dass den Hauselfen geholfen wurde, die so spärlich bewaffnet für ihn in die Schlacht gezogen waren. Aber zuerst musste er eine Sache mit Kreacher klären.

„Kreacher?", sprach Harry ihn zögernd aber deutlich an. „Ich werde von nun an in diesem Haus leben. Ich kann verstehen wenn du nicht mit mir hier sein willst. Du darfst gerne gehen wohin du willst und du darfst alles mitnehmen was dir lieb und teuer ist. Ich habe keine Verbindungen zu den Dingen in diesem Haus, aber es ist nun mal der einzige Ort an den ich gehen kann Kreacher." Harry redete schnell und schaute den Hauselfen dabei nicht an. Es fiel im schwer sich selbst einzugestehen dass dieses unwirtliche Haus seine einzige Zuflucht war. „Wenn du es willst Kreacher, werde ich dich freilassen!", sagte er schließlich. Es gab keinen Grund mehr den Hauselfen an ihn oder das Haus zu binden. Der Orden des Phönix hatte sein Hauptquartier schon lange verlegt und war inzwischen auch keine geheime Organisation mehr. Wahrscheinlich würde der Orden sich nun endlich auflösen können, jetzt wo Voldemort vernichtet war. Alle Informationen die Kreacher hätte verraten können waren nun unwichtig geworden. Harry hob den Blick und sah Kreacher wieder an.

„Nein!", sagte die raue Stimme des kleinen Hauselfen laut und ärgerlich.

„Auch wenn der Herr Kreacher frei lässt, Kreacher wird dieses Haus nicht verlassen. Wenn Harry Potter es ihm frei stellt hinzugehen wo auch immer ich hin will, dann will Kreacher in dem Haus seiner Herrin bleiben. Dies ist das Haus in dem er geboren wurde. Außerdem-", Kreacher schluckte schwer, als würde es ihn Überwindung kosten das folgende zu sagen, „Außerdem ist Harry Potter Kreachers Meister und er ist ein recht guter Meister. Er hat Kreacher das Medaillon des guten Herrn Regulus gegeben und er hat Kreacher nicht geschlagen oder verflucht wie die Miss es getan hat." Er hielt sich jetzt die blutende Wange. „Wenn es Harry Potter recht ist, will Kreacher der Elf dieses Hauses bleiben." Harry sah in die großen Augen seines kleinen Gegenübers und fühlte sich an Dobby erinnert. Am Ende hatte das Sternenlicht in seinen tennisballgroßen Augen gefunkelt, ehe Luna sie ihm zugedrückt hatte. Harry schluckte. Er durfte sich nicht in diesen Gedanken verlieren, nicht wenn seine Freunde jede Minute in Hogwarts aufwachen und anfangen würden nach ihm zu suchen. „Na gut Kreacher", sagte er zögernd, „Aber es muss dir klar sein, dass es für lange Zeit nur uns beide hier geben wird. Vielleicht sogar für immer." Der Gedanke ließ ihn erschaudern, doch Kreacher nickte nur eifrig. „Wie ihr es wünscht Meister Potter."

„Okay!", Harry Schritt näher auf Kreacher zu. „Warst du dabei als Dumbledore den Fidelius‑Zauber durchgeführt hat?" Kreacher nickte. „Ist es schwer?", fragte Harry den Elfen.

„Ich denke nicht, Meister Potter, aber soweit ich das verstanden habe, kann man nicht selbst der Wahrer des Geheimnisses sein. Und-", sagte Kreacher mit Missfallen in der Stimme,

„Der Wahrer muss eine Hexe oder ein Zauberer sein." Harry schüttelte den Kopf. Er hatte gehofft Kreacher zum Geheimniswahrer zu machen, oder sich selbst. Doch dafür bräuchte er einen zweiten Zauberer. Es sei denn; „Kreacher" sagte er hastig, „traust du dir diesen Zauber zu? Ich würde dann das Geheimnis hüten!" Kreacher sah ihn erstaunt an.

„Aber Meister! Kreacher hat keinen Zauberstab. Er kann keine Zauberermagie anwenden." Harry kramte in seinen Taschen. „Hier Kreacher. Dies ist der Stab von Draco Malfoy. Ich vertraue ihn dir an. Du wirst ihn für diesen Spruch verwenden und anschließend bringst du ihn seinem Besitzer zurück. Das hatte ich eh vor." Harry grinste über das ungläubige und ehrfürchtige Gesicht des Hauselfen.

„Kreacher hat noch nie einen Zauberstab geführt Meister." Er wischte sich über die Stirn und nahm dann den Stab aus Weißdorn und Einhornhaar aus Harrys Händen. „Aber Kreacher wird sein Bestes geben!" Der Ton des Hauselfen klang jetzt entschlossen und er bugsierte Harry in die Mitte des Raums und zog ihn dort runter auf seine Knie. Er bedeutete ihm seine Hände auf den Boden zu legen.

„Harry Potter schützt nun dieses Haus und alle die in ihm sind!", begann Kreacher und richtete Dracos Zauberstab auf Harrys Hände. Leise begann er die Worte des Zaubers zu murmeln. Zunächst wusste Harry nicht was passieren würde und dann dachte er es würde nicht klappen. Doch bei der dritten Wiederholung des Verses spürte er ein Brennen unter seinen Handflächen und einen scharfen Schmerz.

„Fidelis ad mortem, mysterium in spiritu. Fidelium ad amicum, adversi omnes periculum!" Harry schrie auf. Seine Hände schienen auf heißen Herdplatten zu liegen, so sehr brannten sie, doch als er versuchte sie wegzuziehen trat Kreacher drauf. Streng blickte er ihn an und fuhr dann fort. „Ein Wissen in deine Haut gebrannt und für immer in deinem Geist gebannt!" Mit diesen Worten klopfte er dreimal mit dem Zauberstab auf den Holzfußboden und stieg dann mit seinem Fuß von Harrys Händen runter.

„Ich wusste nicht dass es so wehtun würde.", jammerte Harry einen Moment lang, zog seine Hände vom Boden und bemerkte dann überrascht, dass seine Hände nicht mehr schmerzten und auch keine Spuren von Verbrennungen aufwiesen.

„Gut gemacht Kreacher!" Harry grinste jetzt. „ Du weißt natürlich, dies hier ist unser zu Hause, der Grimmauldplace Nummer zwölf in London. Nur um sicher zu gehen." Harry fühlte sich erleichtert. Doch sofort erinnerte er sich daran, wen er mit dieser Maßnahme ausgesperrt hatte. Das Lächeln in seinem Gesicht erstarb und er wandte sich mit besorgter Miene dem Hauselfen zu, der durch Harrys kniende Position nun auf Augenhöhe war. „Kreacher, bitte kehre sofort nach Hogwarts zurück. Du musst dafür sorgen, dass es sich um die anderen Hauselfen und natürlich auch um dich gekümmert wird. Sprich mit Hermine Granger. Du kennst Hermine, sie war letztes Jahr mit mir hier!" Kreacher räusperte sich wieder blutig. „Das Schlammblutmädchen!" Harry fuhr ihm über den Mund. „Kreacher! Ich verbiete dir ein für alle Mal, je wieder dieses Wort in den Mund zu nehmen! Alles wofür wir gekämpft haben, all die schlimmen Dinge die geschehen sind. Die Zauberer die dir beigebracht haben so über Andere zu reden und zu denken, sind die Zauberer die schuld daran sind, dass du und die Hauselfen verletzt sind. Und sie sind auch Schuld daran das dein geliebter Meister Regulus tot ist." Harry atmete schwer. Er hatte Kreacher nicht so anschreien wollen, aber nach den Ereignissen der letzten Stunden, Wochen, Monate war er sehr dünnhäutig geworden. Er würde am liebsten allen Menschen und Wesen diesen Hass und die Verachtung für einander aus dem Leib fluchen.

„Ich werde dem Granger Mädchen Bescheid geben Meister.", sagte Kreacher, jetzt etwas milder. „Ich erinnere mich noch an sie. Sie mag die Hauselfen nicht wahr Meister Potter?" Harry nickte. „Ja, sie schätzt euch sehr Kreacher und sie kämpft für die Rechte eines jeden Geschöpfs." Harry rieb sich die kribbelnden Handflächen und sah Kreacher aus Scham über seinen Ausbruch kaum an.

„Dann ist sie, wie ihr Meister, ein außergewöhnlicher Zauberstabträger!" Kreacher blickte auf den Zauberstab in seinen eigenen Händen. „Und diesen Stab, Meister, bringe ich zurück zu Mr. Malfoy?", er blickte Harry leicht erwartungsvoll an, als würde er hoffen, dass er den Zauberstab behalten dürfe. „Ja bitte Kreacher. Er gehört mir nicht und ich möchte dass sein Besitzer ihn wiederbekommt. Ich bin seiner Mutter zu Dank verpflichtet. Vielleicht kannst du ihr diesen auch ausrichten? Sag ihr, dass sie das Richtige getan hat." Harry schluckte. „Und bitte sag Hermine und Ron, das es mir gut geht und das sie nicht nach mir suchen brauchen. Ich bin nicht in Gefahr, oder verletzt. Sie haben sich genug um mich gesorgt in den letzten Jahren. Sag ihnen sie sollen ihr eigenes Leben leben und das ich ihnen viel Glück wünsche." Harrys Stimme wurde schwach und leise als er an seine Freunde dachte. Aber er hatte diese Entscheidung getroffen. Für alle würde es so besser sein. Er würde ihnen nicht länger eine Last sein. Während Harry vom Boden aufstand blickte Kreacher ihn stumm an. Dann nickte er, ging zwei Schritte zurück und disapparierte mit einem Knall.

Kapitel 1 Teil 2: Grimmauldplace Nummer zwölf

Kapitel 1 Teil 2: Grimmauldplace Nummer zwölf
 

Voldemorts Lachen klang in Harrys Ohren. „Wen willst du heute als Schild benutzen, Potter?", höhnte er. „Du hast immer nur auf Kosten derer überlebt, die sich für dich geopfert haben. Glaubst du wirklich das Liebe-", er spuckte das Wort geradezu aus, „dich wieder retten kann?" Voldemort ging um Harry herum. Sie waren alleine, standen auf einer Lichtung im verbotenen Wald, die vom Mondlicht erleuchtet wurde. Harry konnte Voldemorts bleiche Haut erkennen, die sich über seine fahlen Wangen spannte. Seine durchdringenden roten Augen starrten ihn böse an.

„Diesmal wird keiner kommen um dich zu retten, Harry Potter. Ich weiß nicht wieso du überlebt hast, aber ich werde dich solange umbringen, bis du und alle die für dich kämpfen tot zu meinen Füßen liegen!" Voldemorts Stimme war zu einem tiefen Dröhnen aufgeschwollen. Harry war sich sicher, dass jeder im Radius mehrerer Kilometer ihn vernommen haben musste. Auf seinen Armen bildete sich unwillkürlich Gänsehaut und er blickte haltsuchend empor zu den Baumwipfeln. Die Kronen der dunklen Bäume verschwanden vor dem schwarzen Nachthimmel und ein erdrückendes Gefühl machte sich in ihm breit. Als würde er in einem tiefen Kessel sitzen, aus dem langsam die Luft herausgezogen wurde.

Voldemort sprach leise weiter. „Du bist nichts Besonderes Harry Potter. Du hast nur durch die Opfer anderer überlebt", betonte er wieder. „Du hast nur überlebt, weil ich einen Fehler gemacht habe. Du hast keine Macht, Potter. Du hast keinen Schutz mehr. Der Schutz deiner Mutter, fließt auch in meinen Adern." Er strich sich über den Arm, als würde er das Blut spüren. „Du hast mich durch dein Blut noch stärker gemacht Harry." Voldemort lachte kalt, so dass Harry das Blut gefror. „Du hast niemanden mehr der dich liebt, niemand wird sich mehr zwischen uns stellen! Sie sind alle bereits gestorben. Ich habe sie alle getötet. Jeden einzelnen Menschen der dir jemals etwas bedeutet hat." Voldemorts Augen glühten. „Und ich werde sie alle töten. Alle in diesem Schloss, die zu dir gehalten haben. All deine kleinen Freunde, all die Blutsverräter und Schlammblüter. Es ist mir egal. Zauberer die so töricht sind dir zu folgen haben es nicht besser verdient als zu sterben." Voldemort war nun in einen fast schon genüsslichen Singsang verfallen, der Harry den Magen umdrehte. „Ich werde sie wohl ein wenig foltern müssen.", feixte der schlangenhafte Mann und spielte mit seinem Zauberstab in seinen Fingerspitzen. Harry war nicht in der Lage sich zu rühren. Er wusste, dass seine Freunde in Gefahr waren, doch der einzige Weg sie zu schützen, war es Voldemort hier und jetzt zu töten. Harry trat einen Schritt zurück und richtete seinen Zauberstab zuerst auf Voldemorts Herz und dann auf seinen Kopf. Er war sich nicht sicher ob der dunkle Zauberer überhaupt noch ein Herz besaß, das verwundet werden konnte.

Harrys Mund war trocken und wund und die Worte kamen viel zu leise und zögerlich heraus als er den „Avada Kedavra" murmelte. Voldemort lachte nur laut auf, als der kleine grüne Lichtblitz von Harrys Zauberstab auf den Waldboden fiel. Harry versuchte es erneut doch wieder war der Zauber zu schwach.

„Avada Kedavra!", rief er jetzt laut und hielt den Zauberstab entschlossen auf Voldemort gerichtet. Das grüne Licht erhellte kurz die Lichtung, aber Voldemort stand nach wie vor lachend vor ihm. Er hatte den schwächlichen Todesfluch mit einer kleinen Bewegung seines Zauberstabs abgewehrt.

„Gib es auf Harry", sagte er nun gehässig. „Hat dir denn niemand erklärt, dass du einen unverzeihlichen Fluch auch wirklich so meinen musst? Der Todesfluch erfordert einen Hass und eine Entschlossenheit, die ein so schwacher Junge wie du, niemals aufbringen kann. Nicht einmal um deine kleinen Freunde zu schützen." Harry schluckte. Er hatte diesen Rat bereits einmal von Bellatrix Lestrange bekommen, als er nicht fähig gewesen war sie zu foltern. Doch den Cruciatus-Fluch hatte er schließlich bei Carrow zur Anwendung gebracht. Der Hass der ihn in diesem Moment durchfahren hatte, war allerdings erschreckend und allumfassend gewesen. Das Gefühl hatte ihn fast sein Selbst vergessen lassen. Doch der Hass den er für Voldemort empfand war wesentlich stärker und die Angst um seine Freunde im Schloss ließ ihn fast zerspringen. Er verstand nicht, wieso er es dennoch nicht schaffte Voldemort umzubringen.

Voldemort hatte begonnen Harry zu umrunden. Sie gingen in einigem Abstand umeinander herum. Harrys Blick glitt zwischen ihnen von Voldemort, zu seinem und zu seinem eigenen Zauberstab.

„Nichts wird dich mehr retten Potter! Du kannst nichts tun." Voldemort sprach ruhig, mit einer Verachtung und einem gespielten Mitleid. „All die armen Menschen die für dich gestorben sind", er grinste wieder. Er wollte Harry verspotten. „Wenn sie dich jetzt sehen könnten, wären sie gedemütigt! Niemand sollte sein Leben für einen solchen Versager wegwerfen." Voldemort bückte sich und hob etwas vom Boden auf. Harry konnte nicht erkennen was es war, doch Voldemort strich mit seinen langen Fingern darüber und begann es in seiner Hand zu drehen. „Deine arme Schlammblutmutter! Sie hätte sich bestimmt nicht für einen Schwächling geopfert. Sie hätte leben können, ich wollte sie nicht töten. Ich hätte sie Severus gegeben, er hätte sich sicher gefreut", spottete Voldemort. „ Er hat sie begehrt, wusstest du das? Hat mich angefleht ihr nichts zu tun. Aber sie wollte dich ja unbedingt beschützen." Voldemort lachte schleimig. „ Aber was hat es gebracht? Jetzt werde ich dich doch töten und sie ist umsonst gestorben. Sie ist tot. So wie Severus. So wie dein Vater." Er drehte das Etwas in seinen Händen weiter. „ Dein Vater war ein guter Kämpfer. Er hätte mich schon lange getötet, wenn er an deiner Stelle gewesen wäre. Du machst ihm Schande!" Mit diesen Worten beendete er die dritte Drehung und hinter ihm erschienen drei schattenartige Gestalten. Das Mondlicht strahlte das rot schimmernde Haar seiner Mutter an, sodass Harry sie sofort erkannte. Neben ihr stand James Potter. Er fuhr sich mit einer Hand durch sein zerzaustes Haar und trat dann neben Voldemort. Harry blickte seinen Vater hilfesuchend an. Er hatte erwartet in seinem Blick Zuspruch und Unterstützung anzutreffen, doch der Mann starrte ihn nur enttäuscht und angewidert nieder. In seinen Augen stand Abscheu und Hass. Als er sprach kam seine Stimme aus weiter Ferne, aber Harry konnte jedes der leisen Worte genau hören und sie stachen ihm direkt ins Herz. „Du bist nicht mein Sohn! Du bist eine Schande für uns. Ich wünschte du wärest nie geboren worden!" James sah hinüber zu Lily Potter, die Harry den Rücken zugedreht hatte. Sie schluchzte laut hörbar und Harry wollte fast schon zu ihn gehen, sie festhalten und sich von ihr trösten lassen, als die dritte Schattengestalt auf sie zutrat. Severus Snape nahm Lily in die Arme und sie lehnte sich an seine Brust. Sie sprach ebenso leise wie zuvor James, doch Harry konnte die Worte wiederrum genau verstehen.

„Ich hätte mich für dich entscheiden sollen Severus.", sagte sie zwischen zwei Schluchzern. „Unser Sohn wäre sicherlich nicht eine solche Enttäuschung geworden!" Snape strich ihr über das Haar. „Ja Lily, unser Kind wäre besser geraten als das da!", spuckte Snape mit einem Kopfnicken in Harrys Richtung aus. „Er ist mittelmäßig und arrogant. Er hat es immer schon genossen berühmt zu sein, für etwas das du ihm geschenkt hast. Sein Ruhm mag ihn bis hierhin beschützt haben, aber er war es nicht wert, dass du dich für ihn geopfert hast." Harrys Herz setzte einen Schlag aus, als er seine Mutter nicken sah und er dachte er würde gleich ohnmächtig werden als Snape begann sie zu küssen und an sich zu drücken.

Voldemort lachte und drehte den Stein der Auferstehung abermals in seinen Händen. Sirius kam zwischen den Bäumen auf sie zu und von der anderen Seite traten Lupin und Tonks zu James. Sie sahen auf Lily und Snape und dann zu Harry. „Das ist alles deine Schuld", blaffte Sirius ihn an. „Ich bin froh das ich nicht länger dein Pate sein muss."

„Und dafür sind wir gestorben, Harry? Ich habe dir nicht beigebracht ein solch schwacher Zauberer zu sein." Es war Remus Lupin, der ihm das vorwarf. Seine Frau schlang ihre Arme um ihren Körper. Tonks' leuchtend weißes Haar strahlte im Mondlicht, aber ihre Augen schienen dunkel und bösartig zu funkeln. „Ich habe meinen Sohn verlassen, Harry! Wegen dir wird mein Kind ohne Eltern aufwachsen. Wie konntest du es wagen Teddy seine Eltern zu nehmen? Grade du!" Sie blickte sich zu James um und sah dann auf Lily, die immer noch in Snapes Armen lag und nun begonnen hatte ihre Hände unter seinen Umhang gleiten zu lassen. Harry fühlte wie seine Beine unter ihm zitterten. Er fühlte sich elend und hilflos. Suchend blickte er zwischen den Augenpaaren seiner verstorbenen Familie umher. Beim Blick auf seine Mutter drehte ihm sich der Magen um und er versuchte zu ignorieren, dass Lily ihre Hand knutschend in Snapes ungewaschenem Haar vergraben hatte.

Immer mehr Gestalten tauchten zwischen den Bäumen auf und stellten sich zu den Rumtreibern und neben Voldemort. Sie bildeten auf der Lichtung einen Halbkreis um Harry, der von Einem zum Anderen blickte und verzweifelt nach Halt suchte.

Fred Weasley stand am Rande des Halbkreises. In seinen Augen war kein Lachen mehr, sondern nur noch Verachtung. „Ich dachte wir wären sowas wie Familie für dich, Harry. Glaubst du, du kannst dir unsere Unterstützung kaufen?" Harry stammelte. „Nein, nein Fred, das Geld war für euren Laden. Das weißt du doch. Ich wollte doch nur helfen. Ich..." Harrys Stimme erstarb als Fred höhnisch auflachte. „Auf deine Hilfe kann ich verzichten. Wir alle-" er machte eine Armbewegung über die Menge an Leuten auf der Lichtung, „wären ohne dich viel besser dran gewesen!"

Neben Fred quiekte der kleine Colin Creevey: „Ich dachte du wärst mein Held!", und Mad‑Eye‑Moody grunzte zustimmend bevor er auf den Boden spuckte. Harrys Blick blieb an einer kleinen Gestalt hängen. Die großen Ohren hingen schlaff herunter und die kugelrunden Augen waren mit Tränen gefüllt. Der kleine Körper wurde von Krämpfen geschüttelt, als Dobby weinend zu Harry hinüber sah. Dieser war inzwischen auf seine Knie gesunken und damit auf Augenhöhe des Hauselfen, den er eigenhändig begraben hatte.

„Harry Potter ist es nicht wert, das Dobby wegen ihm seine Familie verraten hat. Das Messer der Miss in meiner Brust, war die gerechte Strafe dafür." Dobby sah ihn stur an. „Ich habe nie gedacht, dass Harry Potter so schwach ist."

Harry versuchte den vorwurfsvollen und hasserfüllten Blicken auszuweichen. Er versuchte nicht in die Augen der Gestalten um ihn zu schauen und auch nicht auf seine, noch immer knutschende, Mutter im Hintergrund. In der Mitte der Menge stand Voldemort mit leuchtend roten Augen. Er lachte laut und sah voll sadistischem Vergnügen auf Harry herab. An seine linke Seite trat nun ein großer Mann mit langem weißem Bart. Dumbledore schaute Harry nicht an. Er nahm seine Halbmondbrille ab und spähte zwischen die Bäume. In seinen Augen lag keine Wut, kein Hass, nur Enttäuschung als er schließlich auf Harry herabblickte. „Ich habe dich wohl überschätzt, Harry." Er sah auf die umstehenden Gestalten. „Ich dachte wirklich du könntest die, die du liebst retten. Ich dachte sie würden dir mehr bedeuten!" Er setzte seine Brille wieder auf, trat einen Schritt von Voldemort weg und drehte sich dann, ohne einen weiteren Blick auf Harry um. Während er langsam in den Wald hinein ging, hörte sich Harry sich selbst rufen. Er rief nach seinem Schulleiter, er solle ihm helfen, er würde doch schließlich nur seinen Plan befolgen. Er hatte doch von Anfang an, nur das getan, was Dumbledore für ihn vorgesehen hatte.

Voldemort lachte böse über seine Worte. „Der große Harry Potter hat also keine Schuld an seinem Handeln? Du bist so schwach! Du versteckst dich nur hinter dem Schutz und den Plänen anderer. Und nun willst du auch vor deiner eigenen Verantwortung und Schuld entkommen." Die Stimmen der Umstehenden erhoben sich von einem Murmeln zu lauten Vorwürfen. „Du bist ein Versager Harry!" „Du bist schwach." „Du bist kein Held, ein Held hätte uns gerettet!" „Du bist nicht mein Sohn." „Du bist nur ein Versager." „Ohne dich wären wir alle besser dran. Ohne dich wären wir noch am Leben."

Die Stimmen vermischten sich mit einem kalten, hohlen Lachen und fernem Stöhnen und Keuchen seiner Mutter. Harry ließ seinen Zauberstab fallen, den er bisher umklammert gehalten hatte und hielt sich die Ohren zu. Er hatte das Gefühl zu ersticken. Es drehte sich in seinem Kopf. „Du bist Schuld. DU bist SCHULD!", sagten die Stimmen immer wieder und nahmen Harry die Kraft zu atmen.

Keuchend fuhr er hoch. Seine Decke lag schwer auf ihm und in dem Zimmer war es heiß geworden. Er warf die Beine vom Bett und setzte sich hin. Die Samtvorhänge vor dem Fenster waren zugezogen, aber durch einen Spalt konnte Harry erkennen, dass es noch dunkle Nacht sein musste. Er sah sich in Sirius' altem Zimmer um, dass er nun seit seinem Einzug im Grimmauldplace bewohnte. Die silbergrauen Tapeten schimmerten in der Dunkelheit und zeigten helle Flecken, wo es Harry endlich gelungen war die Poster abzunehmen, die dort Jahrzehnte lang festgeklebt hatten. Er griff nach einem Glas Wasser auf dem Nachttisch neben dem aufwendig geschnitzten Holzbett. Diese Albträume verfolgten ihn nun bereits seit zwei Wochen und er begann sich zu fragen, ob er wohl jemals wieder eine Nacht durchschlafen können würde. Harry stand wackelig auf und ging hinüber zum Fenster. Als er es öffnete spürte er, wie die kühlende Nachtluft seine erhitzte Haut und seine schweißnasse Stirn erfrischte. In den ersten Nächten hatte er erschrocken nach einem Brennen seiner Narbe gefühlt, doch diese fühlte sich genauso klamm wie seine Stirn an. Bisher war er Albträume dieser Art nur in Zusammenhang mit Visionen von Voldemorts Geist gewohnt gewesen, doch er wusste, dass Voldemort tot und diese Bilder Produkte seines eigenen Verstandes waren.

Ein Blick auf die Armbanduhr die er zum siebzehnten Geburtstag bekommen hatte, verriet ihm, dass es kurz nach halb sechs war und die Sonne gleich aufgehen würde. Bereits jetzt hatte sich die schwarze Dunkelheit gelichtet und ein sanfter Schimmer von rosa, blau und orange begann den nichtsichtbaren Horizont zu färben. Harry hatte von dem Fenster im zweiten Stock einen guten Blick über den Grimmauldplatz und über die Dächer Londons, die langsam begannen die ersten Sonnenstrahlen zu reflektieren. Heute würde wieder ein sehr warmer Julitag werden und die Stadt würde sich schnell aufheizen und in ihren Mauern kochen. Doch noch lag die angenehme Kühle und Stille der Nacht wie eine Decke über den Dächern. In den Häusern auf dem Platz rund um Nummer zwölf gingen langsam einige Lichter an. Die Muggel die dort wohnten begannen aufzustehen und sich für die Arbeit fertig zu machen. Harry erkannte Silhouetten von Menschen die hinter den Vorhängen umherliefen. Ohne die Absicht zu haben, folgte Harry mit seinen Augen der Gestalt einer Frau, die allem Anschein nach grade aus der Dusche stieg und sich ein Handtuch umschlang. Ein Fenster weiter rechts, sah er sie kurz darauf umher tänzeln und schließlich das Handtuch fallen lassen. Eine Weile später hatte sie sich wohl angezogen und Harry konnte sie erneut vorm Fenster erkennen. Ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein, verfolgte er sie immer gespannter. Mit einem Ruck öffnete die junge Frau ihre Vorhänge und das Fenster, und Harry schluckte als er erkannte, dass sie bloß Unterwäsche trug. Einen Augenblick zu lange ließ Harry seinen Blick über die beinahe nackte Haut wandern. Denn die Frau schien seinen Blick zu spüren und sah sich neugierig nach ihren Nachbarn um. Er vergaß völlig, dass der Grimmauldplace Nummer zwölf für sie nicht sichtbar war und auch, dass sie Harry nicht sehen konnte. Er zog sich peinlich berührt und mit roten Wangen vom Fenster zurück. Eigentlich hatte er nur den Sonnenaufgang beobachten und nicht spannen wollen. Wobei er vor sich selbst zugeben musste, dass dieser Anblick ihm gefallen hatte. Außer Hermine, die er manchmal im Zelt beim Umziehen gesehen hatte, hatte er noch nie ein Mädchen in Unterwäsche gesehen. Und Hermine war für ihn immer eher eine Schwester gewesen, deren Körpern ihn überhaupt nicht interessierte oder erregte. Wenn er hingegen an Ginny dachte, begann sich sein Körper plötzlich aufzuheizen. Das Blut kochte in ihm und sofort schämte er sich für seine Gedanken. Ginny und er hatten nie mehr gemacht, als sich zu küssen und verliebt über das Schloßgelände zu laufen. Er hatte nie mehr gesehen, als ihre seidigen Oberschenkel unter dem hochgerutschten Schulrock. Doch er würde lügen wenn er sagen würde, dass er sich sie nicht schon vorgestellt hatte. Harry brauchte dringend eine kalte Dusche oder eine Ablenkung. Er beschloss auf den Dachboden hinauf zu steigen und sich von dort aus wirklich den Sonnenaufgang anzuschauen.

Vor ein paar Tagen hatten Kreacher und er die dritte Tür, die von dem kleinen Treppenabsatz vor Sirius' und Regulus' Zimmern auf gezaubert, um daraufhin enttäuscht und erleichtert festzustellen, dass sie nur zu einem ungenutzten Dachboden führte. Harry schlich sich jetzt die schmale Holztreppe herauf. Er war darauf bedacht nicht allzu viel Lärm zu machen um Kreacher, der in Regulus' altem Zimmer schlief nicht zu wecken. Harry hatte ihn überreden können, seinen Schrank in der Küche zu verlassen und stattdessen das Zimmer zu beziehen, aber bisher wehrte sich der Hauself noch entschieden dagegen in dem Bett seines alten Herrn und nicht in dem Haufen Lumpen zu schlafen, welchen er mit aus seiner Kammer hochgenommen hatte. Allerdings hatte Kreacher es sich nicht nehmen lassen, das große Portrait Mrs. Blacks in seinem Zimmer aufzuhängen, nachdem der Klebefluch aufgehoben war und Harry sie im Flur abgehängt hatte. Diese neigte aber auch am neuen Standort noch dazu, bei dem leisesten Geräusch, oder der kleinsten Unterbrechung laut los zu brüllen und das konnte Harry grade gar nicht ertragen.

Er schlüpfte durch die Tür am oberen Ende der Treppe und stand in der großen, staubigen, schrägwandigen Dachboden. Der Raum war beinahe leer. In der einen Ecke hatte jemand einen großen Schreibtisch aus dunklem, schwerem Holz abgestellt. Auf der Tischplatte lag eine Zentimeter dicke Staubschicht, was Harry darauf schließen ließ, dass der Tisch schon sehr lange nicht benutzt worden war. Er strich über die Oberfläche und der Staub wirbelte auf und erfüllte den Raum. Durch ein kleines Dachfenster am anderen Ende des Speichers fiel nun die Morgensonne herein. Der angeleuchtete Staub wirkte wie eine Hand, deren Finger in der Dunkelheit des Dachbodens tasteten. Harry überkam bei dem Anblick ein Schauer und dann das beklemmende Gefühl, beobachtet zu werden. Er blickte sich um, doch nach wie vor war die Tür geschlossen und er allein auf dem Dachboden. Schnell ging er zu dem Dachfenster hinüber. Darunter stand ein Sofa, gehüllt in ein großes Laken, das sicherlich einmal weiß gewesen war. Harry stieg darauf und öffnete das Fenster. Sofort schwang eine Briese herein und fegte den Staub in kleinen Wirbeln über den Boden. Harry betrachtete diese Bewegung einen Moment hypnotisiert, bis ihn ein plötzliches Rascheln aus seinen Gedanken riss. Wieder blickte er sich um, doch konnte er nichts entdecken. Der Orden des Phönix hatte dieses Haus, vor der Nutzung als Hauptquartier gründlich untersucht, aber es war niemals ein Gespenst oder ein Poltergeist erwähnt worden. Der einzige Geist der sich hier herum getrieben hatte, war der Schutzzauber in Gestalt von Alastor Moody gewesen. Doch nachdem Harry diesem mitgeteilt hatte, dass Snape tot war, war Moodys Gestalt nicht wieder aufgetaucht. Mad-Eye hatte das Hauptquartier mit seinem Zauber davor bewahren wollen, von Snape enttarnt zu werden. Nicht einmal der Auror hatte vermutet, dass Snape in Wahrheit doch auf ihrer Seite gekämpfte hatte. Harry schüttelte energisch den Kopf. Er wollte nicht an Snape denken. Zum einen, weil er dann daran dachte wie sehr er seinem ehemaligen Lehrer doch immer Unrecht getan hatte, aber auch, weil er immer noch die Bilder aus seinem Traum vor Augen hatte. Die Vorstellung von Severus Snape wie er mit Harrys Mutter knutschte waren zu viel auf leeren Magen, würden aber wohl auch nach einem ausgiebigen Frühstück noch ungenießbar bleiben.

Plötzlich ertönte das Rascheln erneut und Harry erkannte eine Bewegung über ihm. Zwischen den Dachbalken saß im Dunkeln eine große Gestalt. Harry erschauderte. Er zog mit einer hastigen Bewegung seinen Zauberstab aus der Hose, den er inzwischen ständig am Körper trug und unter dem Bund der Pyjamahose klemmte.

„Lumos!", flüsterte er und er Zauberstab erfüllte den Dachstuhl mit Licht. Ein großer, dunkelbrauner Körper saß zusammengeduckt auf einem der Querbalken. Harry versuchte genauer zu erkennen, was es war und fixierte das Gewirr aufmerksam, als ihn plötzlich zwei orangene Sphären anfunkelten. Erschreckt wich er einige Schritte zurück, bis er mit dem Rücken an den großen Schreibtisch stieß. Ohne ein Geräusch zu machen, glitt die Gestalt zu Boden und blickte ihn auffordernd an.

Harry sah sich einem riesigen Vogel gegenüber, der den Kopf mit den orange leuchtenden Augen schief gelegt hatte. Der Uhu war fast einen Meter groß und so dunkel wie die Schatten im Gebälk. Auf dem Kopf standen ihm wild einige Federn ab, die zusammen mit den schrägen Federohren einen verwegenen Eindruck machten. In dem halb erleuchteten Raum wirkte der Uhu wie eine Erscheinung. Seine Federn schimmerten sanft im einfallenden Licht, wirkten dabei aber so zerzaust und wirr, dass sie Harry an Hagrids dunklen, wuchernden Bart erinnerten. Mit einem leisen Laut, der wie „Ruuhbohh" klang, hüpfte die Eule in Richtung des Sofas und bedeutete Harry mitzukommen. Aber konnte eine Eule ihm überhaupt etwas mitteilen, fragte sich Harry. Trotz dessen, das er sich fragte, ob er nun den Verstand verloren hatte, so lange ohne die Gesellschaft eines anderen Menschen, folgte er dem Uhu, der sich jetzt auf der Armlehne des Sofas niedergelassen hatte.

Wieder schuhute der Vogel und Harry setzte sich neben ihn.

„Wer bist du?", fragte Harry und wurde sich erst zu spät darüber bewusst dass die Eule weder Antworten noch ihren Namen verraten konnte. „Ich meine, wie kommst du hier herein?", korrigierte er schnell. „Gehörst du jemandem?"

Der Uhu sah ihn an und schüttelte deutlich den Kopf. Dann sah er sich in dem Dachzimmer um, blickte Harry an und legte wieder den Kopf schief.

„Du hast dich hier versteckt? Du warst schon hier als der Fidelius-Zauber gesprochen wurde, deshalb konntest du immer wieder rein, was?" Der Uhu nickte. Es kam Harry tatsächlich so vor als würde der Vogel mit ihm reden und das war auch für einen Zauberer eine merkwürdige Angelegenheit. Hedwig hatte zwar auch mit Harry kommuniziert, allerding ging es dabei meist darum, dass sie ihn aufforderte sie zu füttern oder ihren Käfig zu putzen.

„Willst du heraus?" Harry stand auf und streckte sich zum Fenster um es ein wenig weiter zu öffnen. Aber der Uhu bewegte sich nicht und schaute Harry nur erwartungsvoll an. Als Harry sich wieder setzte, schwang er sich mit einem kurzen Flügelschlag auf seinen Schoß. Harry keuchte überrascht auf, da das Tier einiges wog, fühlte sich aber schmerzlich wohl. Die Eule auf seinem Schoß beobachtete seine Reaktion mit den großen orangenen Augen, schloss sie dann und legte ihren Kopf an Harrys Brust. Der gleichmäßige Atem des Vogels beruhigte Harry und trotz des Gewichts auf seinem Schoß, trotz der Krallen, die durch den dünnen Flannellstoff seiner Hose stachen, begann er müde zu werden. Sanft strich er mit der Hand über den Kopf des Uhus und streichelte das geschmeidige Gefieder. Während sie so dasaßen erhob sich die Sonne am Himmel und auch der Lärm der erwachenden Stadt schwoll an. Harry dachte an Hagrid, an den der Uhu ihn mit seinem zerzausten dunklen Gefieder erinnert hatte. Er hatte sich nicht bei dem großen Halbriesen gemeldet, seit er im Grimmauldplace wohnte. So wie er niemandem ein Lebenszeichen gegeben hatte, seitdem er Kreacher wieder ins Schloss geschickt hatte. Täglich sah er Eulen über den Platz kreisen, die mit Sicherheit von Hermine, Ron oder den anderen Weasleys stammten. Doch die Eulen konnten das Haus genauso wenig aufspüren wie die Absender ihrer Briefpost und flogen schließlich wieder zurück. Harry hatte noch immer nicht die Absicht ihre Briefe überhaupt zu lesen. Vielleicht konnte er trotzdem diese Eule bitten, Nachrichten an seine Freunde zu bringen. Sie sollten wissen dass es ihm gut ging und aufhören ihre Eulen zu ihm zu schicken.

„Sag mal?", richtete er das Wort an den Uhu, „ Hast du eventuell Lust für mich einige Briefe zuzustellen?" Der Vogel nickte verschlafen. Seinen Kopf hatte er im dichten Gefieder vergraben und dieses damit noch mehr verwuschelt. Harry grinste. „Du siehst wirklich genauso aus wie Hagrid!", teilte er dem Uhu mit. „Vielleicht sollte ich dich einfach auch nach ihm benennen? Wenn du nichts dagegen hast natürlich.", setzte er nach. Dieses Tier hatte einen ganz eigenen Charakter und Harry wollte es nicht kränken. Aber die Eule schuhute nur zustimmend und blickte auffordernd.

„Lass mal überlegen", dachte Harry laut, „Hagrid passt nicht zu dir. Aber Rubeus ist doch ein guter Name, oder?" Der Uhu gab erneut einen Laut von sich und Harry fand dass es sich wie „Rubo" anhörte. „Ok, dann Rubo!" Harry lachte. Langsam stand er auf und Rubo hüpfte von seinem Schoß. „Lass uns runter in die Küche gehen. Ich habe Hunger und ich wette du auch. Außerdem wollte ich ja diese Briefe schreiben." Harry ging durch den Raum und der Uhu folgte hüpfend. Er wusste nicht, ob es eine gute Idee war eine neue Eule zu haben. Er hatte sich aus gutem Grund hier zurückgezogen. Aber er wollte auch nicht, dass seine Freunde sich wieder wegen ihm sorgten, dass hatten sie bereits zur Genüge getan. Sie sollten endlich eine Chance bekommen ihr eigenes Leben zu leben. Harry öffnete die Tür des Dachbodens und trat auf die Treppe. Als er sich umdrehte um auf Rubeus zu warten, flog der gewaltige Körper des Uhus über ihn hinweg, die Treppe herunter und das Treppenhaus herab. „Ruuhboh!", schuhute es und unwillkürlich musste Harry grinsen.

Kapitel 2 Teil 1: Post und Pakete

Kapitel 2 Teil 1: Post und Pakete
 

Harry saß am Küchentisch und streichelte über Rubos Federn. Sein Blick wanderte zu dem riesigen Haufen Pergamente und Briefe vor ihm auf dem Tisch. Er wusste dass er eigentlich wütend auf den Uhu sein sollte. Rubo hatte in den letzten Tagen alle mögliche Post von seinen Freunden mit ins Haus gebracht. Dabei hatte Harry ihn doch nur mit einer kurzen Nachricht an je Hagrid, Hermine und Ron geschickt. Doch der große Vogel hatte in dieser Hinsicht seinen eigenen Willen. So oft Harry es ihm auch untersagte, oder ihn darum bat, keine Briefe an ihn zuzustellen, Rubo schien entschieden zu haben, dass er besser wüsste was gut für Harry sei. Doch er konnte dem Vogel nicht grämen. Rubo war für Harry in den wenigen Tagen ein zu guter Freund geworden und brachte etwas Gesellschaft in die Zweisamkeit von Hauself und Meister. Kreacher indes war alles andere als begeistert von der Anwesenheit dem großen Uhu. Dem Hauselfen hatte es nichts ausgemacht mit Harry allein im Haus zu sein. Seine Abende verbrachte er sowieso meist in seinem Zimmer, zusammengerollt auf dem Boden vor Mrs. Blacks Portrait liegend und lies sich anschreien bis er einschlief.

Harry lies von Rubos dunkeln Federn ab und schlug den Tagespropheten auf. Die Zeitung lag gegen Harrys Willen jeden Morgen auf dem Küchentisch, auch wenn Kreacher oftmals versuchte sie wegzuwerfen bevor Harry zum Frühstück runter kam. Kreacher hatte auch schon mehrfach versucht Rubo loszuwerden, indem er alle Fenster und Türen verhexte und sogar teilweise zunagelte. Er hatte das ganze Haus nach Schlupflöchern und Winkeln abgesucht durch die der Uhu herein gelangen konnte, doch Rubo war jeden Morgen wieder im Haus, saß in der Küche auf seinem Stuhl und wartete auf Harry.

‚Minister Shacklebolt greift durch! ' Unter der Schlagzeile war auf der Titelseite ein großer dunkler Mann zu sehen, der an einem prunkvollen Schreibtisch saß und ein wichtiges Papier zu unterzeichnen schien. Harry las die Bildunterschrift.
 

‚Kingsley Shacklebolt, neu eingesetzter Minister der Zauberei bei der Unterzeichnung des Aufhebungsvertrags der zuletzt erlassenen Gesetzte zur Registrierung und Verfolgung Muggelgeborener.'
 

Der Kingsley auf dem Bild hielt nun das Dekret in die Kamera und grinste Harry dann herausfordernd an. Harry las den darunter stehenden Artikel.
 

‚Eine Woche nach offiziellem Amtsantritt von Kingsley Shacklebolt, hochrangigem Auror und Mitglied des Ordens des Phönix über den wir letzte Woche in unserem großen Portrait berichtet haben, lässt der neue Minister alle Gesetze seines Vorgängers Thicknesse für ungültig erklären. Per Dekret werden augenblicklich Abgesandte nach Askaban geschickt um alle inhaftierten Muggelgeborenen freizulassen. „Ich gebe Minister Thicknesse keine Schuld für seine Untaten," so der neue Zaubereiminister in einer Pressekonferenz diese Woche, „Er stand seit Monaten unter dem Imperius-Fluch, so wie viele andere Angestellte des Ministeriums. All die Beschlüsse und Abkommen dieser Zeit werden von mir geprüft und neu bewertet werden." Wie der Tagesphrophet bereits berichtete, hat Shacklebolt bereits ein zehnköpfiges Team aus vertrauenswürdigen Mitarbeitern zusammengestellt, die ihm bei dieser Mammutaufgabe helfen sollen. Schließlich wurden unter Thicknesse nicht weniger als 107 neue Regelungen in Kraft gesetzt. Zudem fehlen dem Ministerium durch die Inhaftierung, Entlassung und die Flucht vieler Mitarbeiter, wichtige und geschätzte Arbeitskräfte. Neben dem Aushebeln der teilweise mittelalterlichen Gesetze will der neue Minister aber auch Neue erlassen, zum Schutz und Erhalt des Friedens, nicht nur in England und Großbritannien.

„Ich möchte als Minister für die Gleichbehandlung Aller eintreten, ungeachtet ihrer Herkunft oder ihrer magischen Fähigkeiten." Unter den neuen Beschlüssen Shacklebolts befindet sich auch ein internationales Abkommen zur Verfolgung magischer Straftäter, mit Hilfe dessen der Minister die Inhaftierung und Verurteilung der geflüchteten Todesser ermöglichen will. Russland, Frankreich und Polen haben bereits unterschrieben und noch diese Woche werden die Vertreter Italiens, Deutschlands und der Schweiz in London erwartet. „Die Ereignisse der vergangenen drei Jahre haben uns wieder einmal mehr gezeigt, dass es unabkömmlich ist, im Kampf gegen Hass und Intoleranz zusammen zu arbeiten. Nur wenn wir geschlossen zusammen stehen und alle in dieselbe Richtung blicken, kann diese Richtung eine Zukunft ohne Fremdenfeindlichkeit, Zerstörung und Krieg sein. Der erneute Aufstieg Voldemorts hat bewiesen, dass noch viel Arbeit nötig ist um unsere Gesellschaft tolerant und gleichberechtigt zu machen, sowohl in den Gesetzen als auch vor allem in den Köpfen der Menschen[...]. Die Wiederaufhebung der Gesetze gegen Muggelgeborene ist der erste Schritt in diese Richtung. Im Namen des Ministeriums und der gesamten Zaubererschaft möchte ich mich bei allen Hexen und Zauberern und ihren Familien für den Kummer und die Sorgen der letzten Monate entschuldigen. Niemand hatte das Recht ihnen dies anzutun. Ich kann nur hoffen, dass sie uns verzeihen werden und wir ihr Vertrauen in die magische Gemeinschaft wiederherstellen können."

Es bleibt abzuwarten ob sich Shacklebolts große Vorsätze erfüllen und wie weit er mit seinem Wunsch nach Gleichstellung von Magiern und Nicht‑Magischen gehen wird.'
 

Harry stutzte. Hatte Kingsley wirklich Voldemort gesagt und es war tatsächlich gedruckt worden? Noch einmal las er die Passage: „Der Aufstieg Voldemorts hat bewiesen...", murmelte er vor sich hin. Kreacher blickte erschrocken von der Pfanne auf in der er grade Speck und Eier zum Frühstück zubereitete.

„Nicht den Namen sagen!", insistierte er und blickte ängstlich zur Decke. Harry wusste dass er Angst vor Mrs. Blacks Reaktion hatte. Aber oben im zweiten Stock konnte die alte Schreckschraube ihn ohnehin nicht hören, dachte Harry

„Es steht doch sogar in der Zeitung, Kreacher!", Harry lachte humorlos und hielt ihm die Titelseite hin. Die Augen des Elfen schnellten über die Zeitung und je mehr er von den Worten Kingsleys las, desto erstickter wurde das aufkeuchen aus seinem Mund. „Dass das bloß nicht die Misses hört. Nein! Nein." Er begann mit der Pfanne auf den Herd einzuprügeln. „So etwas hat es zu ihren Lebzeiten nicht gegeben. Zauberer und Muggels gleichgestellt. Diese dreckigen, unwürdigen Verräter!" Kreacher keuchte wieder erschrocken auf. Er schlug sich die Hände auf den Mund, blickte erst nach oben, ängstlich dass seine Herrin ihn gehört haben mochte. Dann sah er Harry an. Dessen Blick war alles andere als freundlich gegenüber dem alten Elfen. Kreacher wusste genau das Harry Potter andere Werte vertrat als die Familie Black und Kreacher hatte sich bereit erklärt sich danach zu richten. Er hatte mit Harry übereingestimmt, diese Einstellung zu verändern. Harry sah kaum wie Kreacher blitzschnell den Pfannenstiel ergriff. Bevor er auch nur etwas sagen oder gar reagieren konnte, hatte Kreacher die schwere Pfanne auf seinen Kopf geschlagen und holte bereits zum nächsten Schlag aus.

„KREACHER! Nein!", Harry schrie ihn an, doch war vor Überraschung unfähig zu reagieren. Etwas großes Dunkles jagte über seinen Kopf hinweg und warf sich gegen Kreachers Arm.

Scheppernd fiel die Pfanne zu Boden und der Speck, der darin gebrutzelt hatte, verteilte sich auf dem Küchenboden. Kleine Spritzer Fett flogen durch die Luft, tropften auf den Tisch, benetzten die Post auf dem Küchentisch und trafen Harrys Brille. Der köstliche Geruch des gebratenen Specks erfüllte den Raum, während die Gestalten von Kreacher und Rubo auf dem Boden rangen. Kreacher hatte seine langen Finger in dem dichten Federkleid des Uhus vergraben und zog mit all seiner Kraft daran. Rubo versuchte indessen ihn davon abzuhalten ihm alle Federn herauszureißen, in dem er mit seinem spitzen Schnabel nach Kreachers Kopf hackte.

„Schluss jetzt!", rief Harry streng. „Sonst stecht ihr euch noch die Augen aus!" Harry fühlte sich als würde er zwei Kinder am streiten hindern müssen. Die Eule und der Hauself nutzen jede Gelegenheit um sich gegenseitig angreifen oder schikanieren zu können. Sie lieferten sich lautstarke Streitgespräche, wobei Kreacher schrie und Rubo schuhute als würde er ihm die übelsten Beschimpfungen an den Kopf werfen. Harry war die Kämpfe inzwischen beinahe gewöhnt und mischte sich meist auch nicht ein, aber heute fiel es ihm schwerer seine Emotionen zu bändigen. Eine Welle an Einsamkeit überrollte ihn. Vielleicht lag es daran, dass es ihn so sehr an seine besten Freunde erinnerte, die sich ebenfalls immer mit Vorliebe gestritten hatten.

Kreacher rappelte sich wieder vom Boden auf und begann damit eine neue Pfanne aus dem Schrank zu holen und neues Frühstück darin zuzubereiten. Rubo genoss das Übermaß an Speck, den er vom Küchenboden pickte und verschlang. Harry nahm seine Brille ab und wischte sie mit einem Zauber wieder sauber. Er betrachtete die mit Fett gesprenkelten Briefe auf dem Tisch. Vielleicht sollte er sie doch öffnen? Seine Sehnsucht nach anderen Menschen, und vor allem nach diesen Menschen wurde immer größer und begann ihn aufzuzehren. Wie gern würde er mit Ron sprechen, sich von Hermine einen Vortrag über ein kürzlich gelesenes Buch anhören. Aber gleichzeitig drehte sich ihm bei dem Gedanken daran mit ihnen zu reden der Magen um. Harry wusste nicht, ob sie ihm die Schuld geben würden. Für all das Leid der letzten Monate und Jahre, für die Kämpfe und für die Tode. Sicher, sie würden es abstreiten und es ihm niemals direkt vorwerfen, aber dennoch hatte Ron seinen Bruder verloren. Der kleine Teddy hatte keine Eltern mehr und Harry hätte dies verhindern können. Nur er hatte es in der Hand gehabt Voldemort aufzuhalten, so wie er es letzten Endes getan hatte. Harry wusste nicht wie seine Freunde über seine Taten dachten, über den Kampf und die Verluste. Harry war gegangen bevor auch nur Einer sich wirklich darüber klar werden konnte was eigentlich passiert war. Würden sie immer noch genauso denken, wie in der Nacht nach dem Kampf? Würden sie ihn immer noch für einen Held halten, oder war ihnen jetzt klar dass er nur ein Feigling gewesen war, der keine andere Wahl hatte als sich auf den Weg zu begeben den Dumbledore für ihn vorgesehen hatte. Harrys eigene Gefühlswelt war geprägt durch sein geplagtes Gewissen und die wiederkehrenden Albträume. Er gab sich viel zu sehr selbst die Schuld um die Absolution akzeptieren zu können, die ihm in diesen Briefen vielleicht erteilt wurde.

Er zog seinen Zauberstab wieder aus der Tasche seines Sweatshirts und lies den Stapel Briefe in Flammen aufgehen, noch ehe er überhaupt realisieren konnte, dass er diese Entscheidung getroffen hatte. Das kleine grüne Feuer züngelte über das Pergament und gab seiner Entscheidung etwas Endgültiges.

Verbrannt war verbrannt und tot war tot!

Jetzt konnte er die Briefe nicht wieder zurückholen und lesen. Eine neue Welle Traurigkeit breitete sich in ihm aus. Nachdem er den Artikel im Tagespropheten gelesen hatte, war kurz ein wenig Hoffnung in ihm aufgestiegen. Hoffnung dass alles wieder normal werden könnte. Doch was war Normalität für Harry? Er musste sich selbst eingestehen, dass er so etwas noch nie erfahren hatte. Seine Jahre bei den Dursleys waren geprägt von Erniedrigung und Missachtung. Harry hatte dort nie ein normales Leben führen können, erst recht nicht nachdem er erfahren hatte, dass er magische Kräfte besaß. Doch mit dem Eintritt in die magische Welt hatte Harry stets die Bürde seines berühmten Namens, das Schicksal seiner Eltern und sein eigenes bei sich getragen. In beinahe jedem seiner Jahre in Hogwarts war er Voldemort begegnet und ihm nur knapp entkommen. Wann hatte er in dieser Zeit ein normales Leben geführt? Hätte er sich dem normalen Alltag eines Teenagers stellen können, der sich um nichts anderes sorgen musste als seine Noten, Mädchen oder darüber ob seine Haare richtig saßen?

Harry dachte an das Date mit Cho Chang in seinem fünften Jahr. Es war katastrophal verlaufen, aber dennoch war das doch eins der normalen Dinge, oder? Mit Ginny war er nie auf ein Date gegangen. In der kurzen Zeit in der sie ein Paar gewesen waren, war keine Gelegenheit dafür gewesen. Und dann war Harry gegangen. Er hatte seine Mission gehabt und Ginny hatte es verstanden, aber jetzt lag ihm dieses Versäumnis wie Blei im Magen. Hätte er doch nur früher den Mut aufgebracht der Schwester seines besten Freundes seine Gefühle zu gestehen, sie hätten das ganze Jahr gehabt. Sie hätten unzählige Male nach Hogsmeade gehen und alle Kuchen in Madam Puddifoot's probieren können. Er hatte so viel Zeit verloren, vielleicht seine ganze Kindheit.

Harry schaffte es nicht das nagende Gefühl in seinem Inneren abzuschütteln, das ihn immer überkam wenn er an Ginny dachte. Sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft als er versuchte etwas von den Eiern und dem Speck zu essen, den Kreacher jetzt auf seinen Teller lud. Nach drei Bissen gab er auf und schob seinen Teller von sich. Wie sollte er etwas essen wenn sein Magen voll von Schuldgefühlen und verpassten Gelegenheiten war? Harry stand wortlos auf und schlich die Treppe hoch. Kreacher und Rubo starrten ihm hinterher, sagten allerdings nichts als sie Harrys vor Schmerz verzerrtes Gesicht sahen. Er wollte es nur in sein Zimmer schaffen, seinen Kopf an die kühle Wand lehnen und endlich den Tränen und der Sehnsucht nach Ginny nachgeben.

Kapitel 2 Teil 2: Post und Pakete

Kapitel 2 Teil 2: Post und Pakete
 


 

Harry blieb drei Tage in seinem Zimmer. Er aß nichts und trank Wasser welches er sich herbeizauberte. Hin und wieder huschte er ins Badezimmer, wobei er es allerdings geflissentlich vermied in den Spiegel zu blicken. Er konnte seinen eigenen Anblick nicht ertragen.

Die Albträume wurden jede Nacht schlimmer. Zusätzlich zu den verstorbenen, mischten sich nun auch die überlebenden Freunde Harrys unter die Opfer Voldemorts. Sie warfen ihm vor, ihr Leben zerstört, ihre Jugend geraubt zu haben. Und er fühlte sich, als wenn sie damit recht hätten.

Ein zögerliches Klopfen ließ Harrys Kopf hochschnellen. Er saß auf dem Boden vor seinem Bett, den Kopf auf die Matratze gelehnt und versteckte sich vor der aufgegangenen Sonne und der ganzen Welt. Kreacher stand wieder vor seiner Tür, wie jeden Morgen, und versuchte ihn heraus zu argumentieren.

„Der Herr muss heraus kommen! Er muss etwas essen!", krächzte der Hauself und hörte sich dabei ernsthaft besorgt an. „Kreacher hat Frühstück gemacht. Bitte Meister!" Harry starrte weiter auf die schwere Holztür ohne jegliche Absicht aufzustehen. „Kreacher hat auch alle Briefe entsorgt die dieser dreckige Vogel angeschleppt hat. Es gibt keinen Grund nicht rauszukommen, Meister Potter, Kreacher hat alle Post verbrannt!"

Harry starrte in die großen, kugelförmigen Augen des Hauselfs. Er hatte die Tür so plötzlich geöffnet, dass Kreacher keine Zeit gehabt hatte sich vorzubereiten oder zurückzuweichen.

„Du hast was getan?" Harrys Stimme krächzte vor Anstrengung. Er hatte für sich allein kaum geredet, und wenn dann vor sich hin geflüstert. Aber jetzt schrie er Kreacher regelrecht ins Gesicht.

„Wie kannst du es wagen meine Briefe zu verbrennen?" Harry hörte sich nicht an wie er selbst. Das Kratzen der Stimmbänder ließ seine Stimme tiefer wirken und der ungewohnt wütende, herablassende Ton war noch fremdartiger. Als Kreacher sich vor ihm duckte und begann buckelnd zurückzuweichen bemerkte er seinen Fehler. Harry schluckte und wiederholte seine Frage ruhiger.

„Wieso hast du Briefe an mich verbrannt, Kreacher?" Der Hauself sah Harry nicht in die Augen und antwortete sehr leise und außergewöhnlich schüchtern. „Der Meister hat doch selbst die Briefe verbrannt und dann, und dann hat er mich mit dem stinkenden Vogel allein gelassen!" Kreachers Stimme begann wieder Halt zu finden. „Dieser garstige, unverschämte Vogel! Er bringt einfach Post ins Haus obwohl der Meister es verboten hat! Kreacher hat versucht ihn auszusperren, ihn zu verscheuchen Meister Potter, aber kommt immer wieder rein. Kreacher weiß nicht wie! Deshalb hat er gedacht, er verbrennt die Briefe, damit der Meister endlich wieder etwas isst! Wenn die Herrin eine solche Eule gehabt hätte" Kreacher blickte zu seinem Zimmer hinüber, „Dann hätte Kreacher den Vogel verbrannt und nicht die Post! Schöner, großer Eulenbraten wäre das, ein Festmahl für Kreacher und den Herrn. Die Herrin hätte eine solche Ungehorsamkeit nicht geduldet!" Kreacher machte ein unschönes, schmatzendes Geräusch aber Harry ging nicht weiter darauf ein, sondern unterbrach ihn schnell.

„Und von wem waren die Briefe?", fragte er plötzlich aufgeregt. „Hast du sie dir zumindest angesehen?" Kreacher schüttelte verwirrt den Kopf mit den großen, haarigen Ohren.

„Einer war dabei, der war von der Schlammblut Hexe.", entsann er sich aber plötzlich. Und ich gleichen Moment erinnerte er sich daran, dass er Harry versprochen hatte Niemanden mehr so zu nennen. Mit einer blitzartigen Bewegung krachte sein Kopf gegen den Türrahmen.

Harry wollte ihn aufhalten, allerdings war seine Wut noch immer so präsent, sodass er einen Moment zögerte. Stattdessen ging er an dem Hauselfen vorbei die Treppe hinunter. Er hörte wie Mrs. Black in Regulus' altem Zimmer schrie, wissen wollte woher der Lärm kam. Aber Harry ging einfach weiter, ohne überhaupt zu realisieren wohin er wollte. Erst als er in dem Salon am Ende des Eingangsbereiches stand, in dem er damals mit Sirius, Molly und seinen Freunden die Doxys aus den Vorhängen gesprüht hatte, hielt er inne. Augenblicklich fragte er sich wieso er sein Zimmer verlassen hatte, oder weshalb ihn die Tatsache, dass Kreacher seine Post verbrannt hatte so sehr aufregte. Er wollte auf dem Absatz kehrt machen und sich wieder einschließen gehen, da fiel sein Blick durch die, von Kreacher jetzt säuberlich geputzten Fenster.

Der Blick ging hinaus auf den Platz, auf das Stück Gras in der Mitte des Häuserrings. Eine Gestalt fing Harrys Aufmerksamkeit. Dort stand eine junge Frau, gekleidet in Schwarz, mit nicht mehr ganz so wilden Haaren und starrte hinauf zum Haus Nummer zwölf.

Nein, sie konnte die Nummer zwölf, ja nicht sehen, dachte Harry, aber sie sah genau auf die Stelle an der sie wusste dass das Haus sich befinden musste. Es war ja auch kein Wunder. Harry trat näher ans Fenster heran. Hermine war so oft mit ihm hier gewesen, damals als sie das Haus noch hatte sehen können. Unzählige Male waren sie unter dem Unsichtbarkeitsumhang auf die Türschwelle appariert, damit die Todesser sie nicht entdecken konnten.

Hermine hielt ein Paket in den Händen und ging zielstrebig auf die Stelle zu, an der sich die Treppe zum Haus befand. Sie schien ihre Schritte gewissenhaft zu bemessen und stoppte ganz genau am Treppenabsatz. Der Drang in Harry, das Fenster zu öffnen, ihr zu zurufen, mit ihr zu reden war enorm. Doch stattdessen stand er nur im Fenster und krallte seine Finger in den Rahmen. Hermine stand einen Moment einfach da. Sie schaute erneut zum Haus hinauf und traf genau Harrys Blick. Erschrocken schnellte er zur Seite, für einen Moment davon überzeugt, dass sie ihn gesehen hatte. Als er wieder vorsichtig um die Ecke lugte war sie fort. Er suchte mit den Augen den ganzen Platz ab, schaute in alle Hauseingänge und abgehenden Straßen, aber sie war weg. Grade als Harry sich mit dem Gefühl der Erleichterung und riesigen Enttäuschung umdrehte, erkannte er den Grund ihres Auftauchens auf seiner Türschwelle. Das Paket das sie getragen hatte stand nur Zentimeter von der untersten Stufe vor seiner Tür. Sie hatte ihm etwas da gelassen.

Ohne auch noch einmal darüber nachzudenken raste Harry den Flur herunter und riss die Eingangstüre auf. Da stand es. Die Schachtel war in grünes Packpapier gewickelt und wurde von einer Kordel zusammengehalten. Harry zögerte den einen Schritt die Stufe hinab auf das Paket zu zumachen. Es konnte immer noch eine Falle sein, jemand der sich nur als Hermine ausgab. Außerdem hatte er doch die letzten Monate alles dafür getan, jeglichen Kontakt mit der Außenwelt, mit seinen Freunden zu verhindern. Wer wusste was sie ihm jetzt zukommen ließen und ob er es sehen wollte. Die Julisonne wurde immer wärmer, je höher sie über die umstehenden Häuser stieg und Harry wurde bewusst, dass ein Päckchen, das mitten auf dem Platz lag, früher oder später von seinen Nachbarn gefunden werden musste. Aber er traute sich einfach nicht den Schutz des Fidelius-Zaubers zu verlassen.

Nach Minuten des Zögerns und Grübelns fielen ihn siedend heiß Hagrids Worte wieder ein. Er musste unwillkürlich über seine Geistesabwesenheit schmunzeln.

„Du bist ein Zauberer Harry!", flüsterte er zu sich selbst und mit einem kurzen „Accio" flog die Schachtel in seine Arme.
 

Seit einer Stunde saß Harry in der Kellerküche des Hauses. Das Paket stand vor ihm auf dem Tisch, aber er hatte noch immer nicht den Mut gefunden es zu öffnen.

„Das ist lächerlich!", rief er laut. Es war niemand sonst in der Küche, aber Harry war es inzwischen fast gewohnt mit sich selbst zu sprechen. „Du bist derjenige der Voldemort besiegt hat. Du bist ihm so oft entkommen. Und jetzt hast du Angst vor einer Schachtel?" Harry sprang auf und stieß dabei den Stuhl um. Er wusste selbst, dass es nicht das Paket und auch nicht sein Inhalt waren, die ihm Angst machten. Es war vielmehr die Angst vor der Ablehnung seiner Freunde. Die Angst vor seiner Schuld und den Vorwürfen. Und auch die Angst vor den Ehrungen und Gratulationen, die er ganz und gar nicht verdient zu haben glaubte, die aber unweigerlich auf ihn zukamen. In den wenigen Zeitungsausschnitten die er gelesen hatte, als Rubo den Propheten Heim brachte, war sein Name viel zu häufig gefallen. Einmal hatte er sogar etwas von einem ‚Harry‑Potter‑Tag' gelesen, der an seinem Geburtstag gefeiert werden sollte. Diese Vorstellung gefiel ihm ganz und gar nicht.

Harry stand vor dem Tisch und blickte auf das grüne Papier. Jetzt erst sah er eine feine goldene Schrift, die sich über die Oberseite zog; „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!".

Harry wich schlagartig zurück und prallte gegen die Wand. Heute war sein Geburtstag! Es war der einunddreißigste Juli und er hatte es vollkommen vergessen. Es war zwar nicht so ungewöhnlich für ihn, seinem Geburtstag keine große Bedeutung zuzuschreiben, aber es irritierte ihn doch. Als er noch bei den Dursleys gelebt hatte, war er meist der einzige gewesen der ihn gefeiert hatte. Auch wenn das hieß, einen Kuchen auf ein staubiges Fleckchen Boden zu malen und sich selbst ein Geburtstagslied zu singen. Und in seinen Jahren in Hogwarts hatte er immer mehr die Geburtstagspost seiner Freunde zu schätzen gelernt, hatte gelernt seinen Geburtstag zu mögen. Wenn er an die gewaltige Schnatz‑Torte dachte, die Mrs. Weasley ihm letztes Jahr zu seiner Zauberer-Volljährigkeit gebacken hatte, stiegen ihm die Tränen in die Augen. Also war dieses Paket ein Geburtstagsgeschenk? Harry unterdrückte verzweifelt ein Schluchzen. Nach allem was er getan hatte, nach all dem Blut das an seinen Händen klebte, nach den Monaten in denen er sich isoliert hatte um seine Freunde nicht zu belasten und ihnen ein normales Leben zu ermöglichen, schickten sie ihm ein Geburtstagsgeschenk? Seine Hand zitterte als er an der Kordel zog, die das Paket zusammenhielt. Das Papier fiel auseinander und er nahm den Deckel der Schachtel ab.

Oben auf lag eine Karte.

Ein goldener Phönix stieg darauf mit jedem Flügelschlag höher um am Höhepunkt in Flammen aufzugehen und wieder herunter zu stürzen. Harry nahm die Karte in die Hand und beobachte die Wiedergeburt des Feuervogels, der seinen Kopf aus der Asche erhob, so wie Fawkes es getan hatte als Harry ihn an seinem Brandtag das erste Mal in Dumbledores Büro gesehen hatte. Harry vermisste plötzlich das Gefühl von Ruhe und Geborgenheit, welches ihm der Phönix so oft vermittelt hatte. Vor allem sein Gesang hatte immer geschafft Harry zu trösten, wenn er so aufgewühlt war wie in den letzten Monaten.

Er riss seinen Blick von dem Vogel fort und schlug die Karte auf.

Hermines feine Schrift zog sich golden, in graden Linien über die Karte.
 

‚Lieber Harry,

zu Deinem Geburtstag wünschen wir Dir alles Liebe. '
 

Die Wünsche waren von allen Weasleys und Hermine unterschrieben.
 

‚Ich bin seit dieser Woche wieder im Fuchsbau. Ich musste ziemlich lange suchen bis ich meine Eltern gefunden habe. Wie es sich raustellte, waren sie zu einer Rundreise aufgebrochen und ich konnte ihren Wohnwagen am Fuße des Ayers Rock, oder wie die Eingeborenen ihn nennen„Uluru" aufspüren. Anschießend hat es weitere drei Wochen gedauert bis ich ihr Gedächtnis wieder soweit geklärt hatte, dass sie sich an mich erinnerten. Oh Harry, Ich will mich ja nicht selbst loben, aber diese Gedächtnis-Modifikation war wirklich ein Meisterwerk. Trotzdem wäre es vielleicht einfacher gewesen, sie einfach zu Oblivieren und sie jetzt in St. Mungos zu bringen. Vor allem weil es in den zwei Monaten die ich fort war, keiner geschafft hat, dich zu erreichen!

Harry! Warum versteckst du dich vor uns? Wir waren die ganze Zeit an deiner Seite. Wir haben mit dir gekämpft und alles durchgestanden.'
 

Harry schluckte. Hermine gab sich wie üblich selbst die Antwort auf Ihre Frage. Sie hatten so viel mit ihm durchmachen müssen, er hatte seine Freunde so oft in Gefahr gebracht.
 

‚Wir machen uns solche Sorgen um dich. Wir alle! Ron hat alle Orte abgesucht, an denen du dich versteckt halten könntest. Er war sogar im Haus deiner Tante. Die Dursleys sind inzwischen wieder zurück, ihnen ist nichts passiert. Er ist halb krank vor Sorge, sodass ich ihn auch nicht mit auf die Suche nach meinen Eltern nehmen konnte! Harry, du bedeutest uns allen so viel und wir wollen dich nicht schon wieder verlieren. Reicht es nicht, dass du einmal gestorben bist? Und jetzt bist du wieder da undversteckst dich vor uns!

Ich weiß du machst dir sicherlich viele Vorwürfe, aber dich trifft keine Schuld. Du hast diese Menschen nicht getötet, das war Voldemort. Und Sie wollten alle kämpfen, wir standen und stehen alle hinter dir!

Harry. Ohne dich wären wir alle tot. Dann gäbe es niemanden, der uns betrauern könnte.

Du hast uns gerettet, sodass wir lernen können wieder froh zu sein! Wir verdanken dir Alles!

Bitte komm bald nach Hause,

Hermine.'
 

„Komm nach Hause!" Harrys Blick blieb an diesen letzten Worten kleben. Er hatte kein zu Hause mehr. Er wusste, dass Hermine den Fuchsbau meinte, aber schließlich war er auch da ein Fremder. Mrs. Weasley konnte ihn doch nicht wieder wie einen Sohn aufnehmen, nicht nach alle dem! Und doch, Harry las erneut die Glückwünsche. Arthur und Molly waren die Ersten die unterschrieben hatten.

Unter der Karte hatten in der Schachtel noch andere Dinge gelegen und nun fielen sie Harry ins Auge. Er holte einen Beutel heraus und noch bevor er die Schnur gelöst hatte, wusste er, dass es die selbstgemachten Kekse waren, die Mrs. Weasley immer so gerne verschenkte. Der wundervolle Duft des frischen Gebäcks stieg im in die Nase und im selben Moment überkam ihn eine herzzerreißende Sehnsucht. Selbst Kreachers geballte Koch- und Backkunst konnte sich nicht mit diesen Plätzchen messen, die Molly Weasley mit Liebe und nur für ihn gebacken hatte. Er griff hinein und holte einen der Schokoladenkekse heraus. Es war ein Hirsch, überzogen mit weißem Zuckerguss. Harrys Augen wurden weit. So gern er in das köstliche Gebäck gebissen hätte, er konnte sich nicht überwinden und legte den Hirsch vorsichtig auf den Tisch. Er zog einen Keks nach dem anderen aus dem Säckchen und alle waren mit leuchtend weißem Zuckerguss verziert. Da waren ein kleiner Hund, ein Otter, ein Wiesel, ein Bär, ein Eichhörnchen, ein Fuchs, ein Kaninchen, ein Wolf, ein Pferd, eine Katze, eine Hirschkuh und ein Phönix. Sie lagen nun alle ausgebreitet vor Harry auf dem Küchentisch und leuchteten wie seine private, essbare Armee an Patroni. Und fast als hätte Harry wirklich seinen Hirsch-Patronus gerufen, fühlte er wie ein kleines Gefühl des Glücks sich in ihm ausbreitete. Es stahl sich sogar ein Grinsen in sein Gesicht, als er dem Eichhörnchen den buschigen Schwanz abbiss.

Das nächste Geschenk in dem Paket war ein Buch. Auf den ersten Blick hätte Harry geschworen, dass es ein Geschenk von Hermine sein musste, doch als er das schlecht verklebte Geschenkpapier herunter riss, fiel ihm eine Notiz von Ron entgegen.
 

‚Hey Harry! Ich hoffe Hermine hat recht und du bekommst dieses Geschenk.

Du musst dringend nach Hause kommen, Kumpel. Die Frauen drehen völlig ab vor Sorge und Dad und Ich sind hier hilflos in der Unterzahl!

Komm her und entschuldige dich einfach dafür dass du dich solange verkrochen hast.

Ich hab dir dein Buch geschickt, du hattest es in Hermines Tasche vergessen. Ich bezweifle dass du je reingeschaut hast, dabei ist es so praktisch!

Bis ganz bald

Ron'
 

Harry schmunzelte. Rons Besorgnis über die sorgenvollen Frauen und Hermines Aussage über Ron der „halb krank vor Sorge" wäre, waren so widersprüchlich wie Harry es von den Beiden gewohnt war. Er besah sich das Buch, welches Ron ihm geschickt hatte und erkannte darin sein Geburtstagsgeschenk vom letzten Jahr, ‚Zwölf narrensichere Methoden, Hexen zu bezaubern'. Ron hatte für Harry ein großes rot-goldenes Lesezeichen im vorderen Drittel des Buches eingesteckt. Harry schlug die markierten Seiten auf und las die Kapitelüberschrift:

‚Wie Mann sich richtig entschuldigt - Zu Kreuze kriechen ohne im Staub zu liegen! '

Jetzt lachte Harry laut und es war das erste Mal seit Tagen, wenn nicht gar Wochen, seitdem er so ehrlich fröhlich gewesen war. Er erinnerte sich an Rons hohe Meinung von den Tipps in diesem Buch. Schnell schlug er das Inhaltsverzeichnis auf und fand tatsächlich seinen Verdacht vom letzten Sommer bestätigt. Bereits das allererste Kapitel trug den Titel:

‚Wie Mann eine Hexe bezaubert- Mit Komplimenten direkt in ihr Herz! '

Da hatte Ron also seine Sprüche und Taktiken her, mit denen er Hermine das ganze Jahr umworben hatte. Wobei, da war Harry sich recht sicher, all dies im Fall der Beiden nicht nötig gewesen war. Ron war doch mindestens schon seit dem fünften Schuljahr in Hermine verliebt gewesen und Sie wahrscheinlich andersrum noch früher. Aber Harry hatte sich nie eingemischt. Ihm war sein eigenes Schicksal immer so viel wichtiger und bedeutsamer vorgekommen. Was war denn auch das Glück seiner beiden besten Freunde, im Vergleich zur Rückkehr von Voldemort, oder dem Tod seines Paten.

Aber er war nicht mehr der egoistische fünfzehnjährige Junge. Er hatte erst sterben müssen um zu verstehen was Dumbledore ihm immer wieder zu erklären versucht hatte. Die Liebe war die stärkste Kraft und aus Liebe war man bereit die gefährlichsten und selbstlosesten und auch verrücktesten Dinge zu tun. Harry wollte glauben, dass sein Rückzug auch so ein Akt der Liebe war, dass er seine Freunde freigab um ihr Leben ohne die Belastung zu führen, die er für sie darstellte. Aber scheinbar sahen diese es nicht so. Es waren schon über zwei Monate vergangen, seit der Schlacht von Hogwarts und Ron und Hermine hatten ihn noch nicht losgelassen. Sie hatten ihr gemeinsames Glück noch nicht gefunden, und das wieder wegen ihm?

Harry legte das Buch zur Seite. Wie sollte er sich auch jemals für alles entschuldigen können, was er ihnen allen angetan hatte.

Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er das nächste Geschenk aus der Schachtel zog. Es war ein silberner Umschlag, mit einer feinen Handschrift beschrieben. Die Schrift war nicht so gleichmäßig und akkurat wie Hermines, bei weitem nicht so grade, dafür aber elegant geschwungen und ausdrucksvoll. Es standen nur zwei Worte drauf ‚Für Harry', aber Harry wusste sofort, dass der Brief von Ginny kam. Das silberne Umschlagpapier fühlte sich glatt und kühl an, es schimmerte in Harrys zitternden Händen. Aber er schaffte es nicht, den Brief zu öffnen. Unter all den Briefen die Rubo in den letzten Wochen unerlaubt mitgebracht hatte, hatte Harry nie einen mit Ginnys Schrift gesehen. Auch wenn er die Briefe nicht öffnen wollte, so hatte er doch jedes Mal registriert, wer die Absender waren, zumeist Ron und Hagrid. Jetzt wusste er, dass Hermine noch in Australien gewesen war und deswegen wohl das Schreiben an Ron delegiert hatte. Aber Ginny hatte ihm nicht geschrieben und das hatte ihn zwar geschmerzt, aber er hatte gehofft, dass sie ihn nun hassen würde und es ihr dadurch leichter fiel ihn loszulassen. Sie sollte jemand besseren finden. Dieser Brief von ihr in seiner Hand fühlte sich aber nicht nach Hass an. Die feinen, sauberen Linien, auf dem besonderen Papier, das alles schrie nach Liebe und Harry schmerzte das Herz vor Sehnen. Wenn er die Augen schloss konnte er noch immer ihr schönes, feuriges Haar sehen, fast riechen. Der blumige Duft stieg ihm in die Nase, fast als wäre der Umschlag parfümiert. Er legte den Brief in Rons Buch, um sicher zu gehen dass Kreacher ihn nicht wegwarf und um ihn aus dem Blick zu haben.

In der Schachtel war nun nur noch ein kleines Päckchen. Es war nicht verpackt, nur ein kleiner brauner Karton. Zum Vorschein kam eine Art Spieluhr. Es gab eine Öffnung zum Aufziehen, aber keinen Schlüssel. Nach ein wenig überlegen zog Harry seinen Zauberstab heraus und drehte ihn ein Mal in dem Schloss. Sofort begann das Kästchen zu vibrieren und Harry stellte es schnell in die Mitte des Tisches.

Langsam öffnete sich die Klappe einen kleinen Spalt und ein hoher Ton erklang. Erst dachte Harry es wäre nur Krach, doch grade als er die Hand danach ausstreckte, begann die Melodie. Es war eben der Klang, an den er beim Anblick von Hermines Karte gedacht hatte. Die Spieluhr gab das Lied des Phönix' wieder und Harry spürte die Ruhe und Freunde in seinem Inneren. Es war als würde die Küche auf ein Mal wärmer und freundlicher und das ganze Haus mehr ein zu Hause.

Harry hörte wie Kreacher die Treppe zur Küche herunter polterte. Allem Anschein war auch Rubo wieder da, denn er hörte das Schimpfen der Beiden. Doch selbst das schien im Hintergrund des Liedes harmonischer und weniger aggressiv zu wirken. Der erfüllende Klang zog beide Gefährten Harrys an aber grade als Kreacher die Tür öffnete und in die Küche trat, veränderte sich der Klang. Dafür stoben nun plötzlich Blasen aus der offenen Spieldose, die groß und massiv wie Medizinbälle wirkten, aber wie leichte Seifenblasen dahinschwebten. Rubo flatterte auf den Buffetschrank und betrachtete fasziniert eine große gelbe Kugel die auf ihn zu schwebte. Mit einer schnellen Bewegung hieb sein Schnabel nach vorn und brachte die Blase zum Platzen. Eine gewaltige Explosion brachte das Geschirr im Schrank zum erzittern und traf Rubo mit voller Wucht. Er kippte vom Buffetschrank und drehte zerzaust seinen riesigen Kopf, wie um zu begreifen warum er plötzlich auf dem Boden lag. Bevor Harry auch nur aufspringen konnte um zu sehen dass es dem Uhu gut ging, begann Kreacher schallend und schadenfroh zu lachen. Rubo schuhute ihn verteidigend an und im selben Moment wurde Kreacher ebenfalls von der Explosion einer Blase von den Füßen gerissen. Jetzt erkannte Harry den Scherzartikel aus Fred und Georges Laden in der Spieluhr. Er war sich sicher, dass niemand durch die Explosionen ernsthaft zu Schaden kommen würde, dennoch wollte er das Risiko nicht eingehen.

„Evanesco!", sagte er und mit der kurzen Bewegung des Stabs waren die restlichen Blasen verschwunden. Kreacher nutzte die Gelegenheit und türmte aus der Küche, denn augenblicklich fing die Spieluhr an, neue Blasen auszuspucken. Diese sahen anders aus. Sie waren nicht massiv und knallig gefärbt, sondern glitzernd, filigran und sanft schimmernd. Trotzdem hielt Harry den Zauberstab im Anschlag und zog sich so weit wie möglich vom Tisch zurück. Doch als diese Blasen platzten gab es keine Explosionen. Die schimmernden Kugeln barsten und gaben Stimmen frei. Und diese Stimmen sangen und lachten. Je mehr Blasen platzten desto deutlicher wurde der Gesang und Harry hörte das sie ‚Happy Birthday' sagen. Je genauer er hinhörte, umso mehr einzelne Stimmen erkannte er. Es schienen alle da zu sein. Er hörte Molly Weasley wie sie ein wenig zu hoch und zu inbrünstig sang, und auch Arthur und seine Söhne Bill und Charlie. Fleur konnte Harry leicht an ihrem noch immer vorhandenen Akzent erkennen, sie sang 'appy birthday. Da war Hermines Stimme, klar und hell und Percy Weasley, wie immer ein wenig zu steif. Harry hörte George lachen und johlen, im Versuch die anderen zu übertönen. Ihm schlug das Herz in den Hals. Wie konnte George fröhlich sein, ihm ein Geburtstagsgeschenk machen, wenn er doch einen so großen Verlust davongetragen hatte. Sie alle! Molly und Arthur hatten vor zwei Monaten ihren Sohn beerdigen müssen. Eine Trauerfeier zu der Harry nicht gegangen war. Er hatte nicht gedacht, dass jemand der Familie Weasley ihn jemals wieder sehen wollte. Und doch sangen sie jetzt für ihn. Sie hatten sich so viele Umstände gemacht, damit er sie an seinem Geburtstag bei sich hatte. Musste es ihnen nicht viel schlechter gehen als Harry? Und statt sie zu unterstützen spielte er den Märtyrer? Wenn sie lachen konnten und sich freuen, sollte er nicht auch versuchen weiterzumachen?

Eine letzte, goldene Blase stieg aus der Spieluhr. Größer und funkelnder als alle vorhergegangenen.

„Wir vermissen dich Harry! Komm nach Hause!", erschallte der Stimmenchor vereint und Harry hörte jetzt deutlich Ginny heraus. Der Schmerz ihrer Stimme ließ ihn erstarren. Sein Herz brach und er sackte auf seinen Stuhl zurück. Erst jetzt bemerkte er dass er weinte.

Kapitel 3: Ginny

Kapitel 3: Ginny
 


 

Die Strahlen der tiefstehenden Julisonne ergossen sich durch die Fenster des Salons. Das Zimmer war getaucht in ein flammendes Licht, dass sich in den lackierten Schränken und polierten Scheiben spiegelte. Orange Sonnenstrahlen tanzten in den Vitrinen, reflektiert von den vielen goldenen und silbernen Schmuckstücken, die Kreacher wieder an ihren Ehrenplatz gebracht hatte. Ein feiner Staub glitzerte in der Luft und ließ einzelne Strahlen plastisch wirken wie Schwerter die die Stille zerschneiden wollten.

In einem schweren Sessel nahe dem Kamin saß Harry. Seine Beine hatte er angezogen und sein Kopf lag zwischen seinen Knien. Immer wieder ließen die flackernden Lichtstrahlen den Umschlag in seinen Händen schimmern. Das silberne Papier leuchtete hell auf und warf glitzernde Reflexe an die Wand und auf den Kamin. Harrys Hände zitterten als er das Siegel des Briefs brach und die dicht beschriebenen Pergamentseiten hervor holte. Er zwang sich zu einem tiefen und ruhigen Atemzug, bevor er zu lesen begann.
 

‚Lieber Harry,

Du hast mir mein Herz gebrochen!'
 

Er stockte bei dieser Eröffnung des Briefs. Im selben Moment da er ihre Worte las, brach auch sein Herz.
 

‚Letztes Jahr als du mich verlassen hast, war es furchtbar für mich dich gehen zu lassen. Aber ich habe es eingesehen. Du hattest deine Gründe, Ihr musstet tun was auch immer Ihr getan habt. Aber es hat mich zerrissen!

Ich habe mir immer gesagt, es wäre der Preis dafür, einen Helden zu lieben, dass ich mich selbst darauf eingelassen habe. Aber das hat nicht wirklich geholfen. Was geholfen hatte, war der Gedanke daran, dass du zurückkommen würdest. Dass wir all dies überleben würden und du zu mir zurückkehren würdest! Ich habe so viele Monate gewartet Harry. Jeden Tag habe ich auf Nachrichten gewartet, in der Hoffnung dass sie nicht lauten würden, du seist tot.

Und dann kamst du wieder. Und dann warst du tot!

Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen wie das war, dich dort liegen zu sehen? Zu seinen Füßen? Keine Armee von Dementoren kann eine größere Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hervorrufen! Aber du warst nicht tot. Du bist aufgestanden und hast weiter gekämpft und ich musste dir zusehen wie du dich mit Lord Voldemort duellierst, wie du ihn besiegt hast!

Und danach? Ron und Hermine haben noch mit dir gesprochen, das haben sie mir erzählt, aber dann warst du weg! Du bist einfach fort gegangen, ohne an mich zu denken!

Fred war gestorben, Lupin, Tonks und so viele mehr. An dem Abend haben wir alle zusammen gesessen, uns getröstet und auch gefeiert dass es vorbei ist. Wir haben auf dich gewartet Harry, ich habe gewartet. Aber du warst weg! Ich hätte dich so gebraucht Harry! Dass du mich hältst und tröstest. '
 

Ihre Handschrift wurde immer undeutlicher. Während sie anfangs in ihrer kleinen, eleganten Schrift geschrieben hatte, verlor sie nur merklich an Fassung. Harry wusste, wenn Ginny nicht so stark wäre, wäre die Tinte verwischt von ihren Tränen. Aber ihm würde sie diese nicht zeigen wollen.
 

‚Ich weiß gar nicht ob du diesen Brief liest, ob du das Paket überhaupt öffnest, aber wir wollten es zumindest noch versuchen. So blöd du es vielleicht auch finden magst, aber wir haben dich noch nicht aufgegeben. Ich hab dich nie aufgegeben Harry!

Ich war vom ersten Augenblick an in dich verliebt. Und auch wenn es zu Anfang nur eine dumme Klein-Mädchen-Schwärmerei war, du bist mir nicht aus dem Kopf gegangen. In meinem ersten Jahr in Hogwarts habe ich dich ständig im Auge gehabt. Das war es auch was mich so sehr mit dem Tagebuch, mit Tom Riddle verband. Diese Obsession was dich anging. Aber es führte nur dazu, dass du noch mehr der Held warst und ich in meiner Scham gar nicht mehr an dich heran reichte.

Ich sage mir immer und immer wieder, dass wir nie eine Beziehung hätten anfangen sollen. Dass ich ja gewusst hatte, dass es nicht gut gehen würde.

Aber du hast mich geküsst! Nicht andersrum! Du weißt, dass ich dich schon lange abgeschrieben hatte. Ich war für dich nur die kleine Schwester deines besten Freundes, das wäre in Ordnung gewesen für mich, denke ich. Aber dann hast du mich geküsst! '
 

Harry schloss die Augen. Er konnte sich diesen Kuss so gut in Erinnerung rufen, als wäre es gestern gewesen und als läge nicht über ein Jahr voll Krieg, Flucht und Angst dazwischen. Seine Aufregung als er in den Gemeinschaftsraum getreten war, die überwältigende Freude über den Sieg der Quidditch-Meisterschaft. Er erinnerte sich überdeutlich an Ginnys leuchtende Augen und ihr strahlendes Lächeln als sie auf ihn zugelaufen war und er sie einfach in die Arme genommen und geküsst hatte. Vor aller Augen und ganz ohne nachzudenken. Er dachte daran wie der Abend danach weitergegangen war.

Ginny und er waren aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden. Sie waren Hand in Hand durch das Schloss geeilt, froh darüber niemandem zu begegnen. Harry wollte mit niemandem sprechen außer mit Ginny. Er wollte irgendwo hin, wo niemand sie stören würde. Doch grade als sie die Eingangshalle durchquerten, hatte sich das Portal geöffnet und drei Mädchen in Ravenclaw Uniformen waren auf sie zu gekommen. In der Mitte ging Cho Chang und umklammerte ihre Quidditch-Ausrüstung. Scheinbar hatte sie sich nach dem Spiel direkt umgezogen und noch am Spielfeldrand gewartet. Während die Gryffindors nicht schnell genug in ihren Gemeinschaftsraum hatten kommen können, um zu feiern, hatte das Team aus Ravenclaw keinen Grund gehabt sich zu beeilen. Cho hatte aufgeblickt und Harry und Ginny erkannt. Ihr Blick wanderte zu ihren erröteten Gesichtern und dann zu den verschlungenen Händen. Erst nach einigen Schritten hatten ihre Freundinnen bemerkt, dass sie stehen geblieben war. Harry erkannte das Mädchen mit den rotblonden Locken, spätestens an den immer noch sichtbaren Narben des Fluchs den Hermine ihr aufgehetzt hatte. Das Wort Petze war zwar nicht mehr lesbar, aber Marietta Edgecombe war lange nicht mehr so hübsch wie sie es gewesen war. Auch Marietta hatte Harry erkannt und wollte schnellst möglich davon eilen, aber Cho stand wie angewurzelt da. Sie starrte auf Harry und Ginny. Ihr Blick war schockiert gewesen, fast vorwurfsvoll. Harry hatte gespürt wie Ginny zögerte. Sie hatte seine Hand loslassen wollen, doch er griff sie nur umso fester. Er blickte Cho in die Augen und war entschlossen an ihr vorbei auf das Eichenportal zu gegangen. Harry nickte den Mädchen einmal kurz zu und zog dann Ginny mit sich ins Freie. Sie waren schon halb über das Gras zum See herüber gerannt, als Ginny ihn außer Atem anhielt. Sie wollte etwas sagen, doch stattdessen hatte Harry ihr erneut einen kleinen Kuss gegeben. Sie standen dort, mitten auf dem Rasen und starrten sich entgeistert an, bis Ginny einfach angefangen hatte lauthals loszulachen. Harry konnte sich nicht erwehren, er lachte mit, sodass sie sich lange nicht beruhigen konnten.

„Nun gut.", brachte Ginny atemlos hervor. „In einer halben Stunde weiß es die halbe Schule!" Sie schüttelte den Kopf. „Aber ich weiß immer noch nicht, was das hier ist." Sie hatte auf Harry und sich gedeutet, der sie schon wieder nah in seine Arme gezogen hatte.

„Dann sollten wir das vielleicht schnell klären." Er hatte das mehr in ihr Haar gemurmelt als laut gesagt, wollte sie lieber küssen als Dinge klären, so wenig hatte er sich zusammen reißen können. Doch Ginny hatte sich weg gedrückt und lief ihm davon. Er stand noch da, die Hände nach ihr ausgestreckt, als sie sich im Laufen umdrehte.

„Komm schon Harry!" Und ihr schönes rotes Haar tanzte durch die Luft als er ihr hinterher gelaufen war. Ginny gab die Richtung vor und lief nicht zum See, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Ihr Ziel war das nun leere Quidditch-Stadion gewesen und an dem Durchgang zum Spielfeld hatte Harry sie endlich eingeholt.

„Ohne Besen bist du gar nicht so schnell, Harry!", spöttelte sie. Und während sie noch lachte, hatte er sie an die Wand des Durchgangs gedrückt und geküsst. Dieser Kuss war intensiver gewesen als die beiden zuvor. Beide hatten sie nach Luft gerungen nach dem Sprint, aber keiner hatte vom andern ablassen wollen. Harrys Hände hatten sich zum ersten Mal in Ginnys weichen, duftenden Haaren vergraben können. Er hatte ihre Nähe mit allen Sinnen in sich aufgenommen, sie geschmeckt, gerochen und gespürt. Das Ungeheuer in seiner Brust hatte nach Mehr geschrien, doch nach einer gefühlten Ewigkeit, die vielleicht nur einige Minuten oder aber Stunden gedauert hatte, schaffte er es sich zusammen zu reißen.

Bis heute konnte er nicht verstehen, wie er das geschafft hatte, anschließend so ruhig und beherrscht zu sein. Er hatte Ginnys brennenden Blick, ihre geröteten, feuchten Lippen und auch ihre zittrigen Knie wahrgenommen, aber dennoch die Herrschafft über seinen Verstand behalten können. Dabei brachte ihn nun die reine Erinnerung daran, an den Rand dessen was er ertragen konnte.

Harry hatte Ginny mit ins Stadion gezogen. Sie hatten sich zusammen auf die niedrigste Tribüne gesetzt und geredet. Harry hatte ihr seine Liebe gestehen wollen, aber trotz allem hatte es ihn so viel Mühe gekostet die Worte heraus zu bringen. Er hatte ihr erklären wollen, was in den letzten Monaten in ihm vorgegangen war, wie oft er an sie gedacht hatte. Aber er stammelte nur herum und bekam kaum einen vollständigen Satz zusammen. „Du bist so schön und schlau und wahnsinnig mutig, Ginny! ", soviel konnte er noch sagen dann küsste sie ihn und er ergab sich in der Hoffnung, dass sie ihn auch ohne Worte verstand.

Ginny hatte diese Probleme nie gehabt. Schon damals hatte sie ihm gestanden wie verliebt sie in ihn war und auch danach hatte sie öfter von Liebe gesprochen. Harry studierte erneut den Anfang ihres Briefs. „Es war der Preis dafür einen Helden zu lieben", so drückte sie es aus. Harry schämte sich immer wieder für seine Zurückhaltung. Er wusste inzwischen ganz genau, dass er Ginny liebte. Es war ein starkes, wärmendes, erfüllendes aber auch selbstloses Gefühl. Das Einzige das er für sie wollte, war sie glücklich zu sehen. Er wäre gestorben um sie zu retten, um ehrlich zu sein, war er gestorben, doch er hatte ihr nicht ein Mal gesagt was er fühlte. Er war gestorben ohne in seinem Leben einmal: „Ich liebe dich!" gesagt zu haben, weder zu Ginny noch zu sonst jemandem. Ein Glück das er noch eine zweite Chance bekommen hatte. Er konnte nur hoffen, dass Ginny ihm diese auch gab. Hastig legte er die erste Seite Pergament zur Seite und begann die Zweite, Unordentlichere zu lesen.
 

‚Dieser Kuss war ein riesiger Schock für mich, das habe ich dir nie gesagt. Ich hatte versucht aufzuhören mir solche Situationen vorzustellen, aber in meinem Herzen habe ich immer darauf gehofft. Jedes Mal wenn du mich beim Training beobachtet hast, hat mein Herz schneller geschlagen. Dabei hab ich mir immer wieder gesagt, dass es nur deine Pflicht war, als Kapitän der Mannschaft. Und jedes Mal wenn du Dean böse taxiert hast, wusste ich, dass du es aus Beschützerinstinkt tust, doch ich hoffte so sehr du wärest eifersüchtig. Und dann hast du mich geküsst und es hat mir den Boden weggerissen. All die Dinge die ich dachte zu wissen, erwiesen sich als unwahr!

Ich habe dir das Alles nie wirklich gesagt, dafür war mir unsere Zeit zu kostbar, zu kurz. Wir haben eh nie viel Zeit alleine, zum reden gehabt. Diese wenigen Wochen waren so surreal und fantastisch für mich, dass ich immer wieder denke, dass sie nicht wirklich passiert sind. Doch die Lücke die du hinterlassen hast, erinnert mich doch immer wieder daran, dass du wirklich Mein gewesen warst. Das und die kleine Drachenfigur die du mir geschenkt hast. Ich weiß nicht ob der Drachen als Glücksbringer getaugt hat, aber immerhin ist der Zauber inzwischen so verblasst, dass er schon lange kein Feuer mehr speit. Ein Glück, sonst hätte Arnold das nicht lange überlebt, genauso wenig wie dieser Brief, über den der Drache grade läuft. Es ist das Einzige das ich von dir habe, der Drache, die vielen Zeitungsfotos und Artikel und der Schmerz.

Hermine sagte mir, ich solle etwas Persönliches für dich mitgeben. Sie wollte, dass das Geschenk dich überzeugt zu uns zurück zu kommen. Aber ich weiß nicht ob ich dich überzeugen kann, ob ich dir Macht dazu habe. Wenn du es nicht willst, dann habe ich keine Chance dich umzustimmen. Ich wollte dir mit diesem Brief auch kein schlechtes Gewissen machen. Denn wenn du Uns, oder Mich nicht mehr sehen willst, dann ist das deine Entscheidung und ich werde dich niemals zwingen dich zu ändern. Aber wenn du deine Meinung ändern willst, Harry, Wir sind da!

Ich werde auf dich warten! Ich weiß nicht wie lange, aber so lange wie ich es kann.
 

In Liebe

Ginny'
 

Ginnys Herz war immer noch offen für ihn. Harry las die schmerzvollen Seiten immer und immer wieder. Aber schlussendlich kam er stets zur selben Erkenntnis: Ginny hatte ihn nicht losgelassen, sie wartete auf ihn! Ein Schauer der Erregung durchfuhr ihn. Seine Ginny! Er würde sie zurückbekommen!

Er war schon auf den Beinen, mit der Hand auf der Türklinke, doch dann besann er sich. Er wollte mit Ginny allein sein, mit ihr reden können, ihr endlich alles sagen und erzählen können. Wenn er jetzt in den Fuchsbau ging, würde es Stunden, wenn nicht Tage dauern, bis sie einen kurzen Moment für sich allein haben konnten. Und all die anderen Menschen die noch da waren, die es genauso verdient hatten, dass Harry sich entschuldigte. Er würde sich Hermines Vorwürfe anhören müssen und der Trauer der Familie Weasley standhalten. Nach Monaten der Isolation fühlte er sich dem nicht gewachsen. Neu entschlossen stürmte er in den Flur hinaus.

„Rubo!", rief Harry so laut das Mrs. Black in ihrem Portrait im obersten Stock aufwachte und sich genauso laut beklagte.

„Rubo! Rubeus wo versteckst du dich?" Harry lief die Treppe runter in die Küche und fand den Uhu seelenruhig auf seinem Platz sitzend.

„Huch! Ja gut, das bist du ja!" Harry war ein wenig überrascht, aber das Auftauchen und Verschwinden des Vogels war ein Rätsel das er nicht in diesem Augenblick lösen musste. Hastig zog er ein Stück Pergament aus einer Schublade und suchte nach einer Feder. Er zog alle Schubladen in der Anrichte auf und stutzte nicht schlecht, als er im Schubfach des Buffetschranks einen Kugelschreiber fand. Der Stift hatte einen Aufdruck von ‚Cocks Tavern-Your friendly local', die sich gleich um die Ecke in der Phönixroad, befand. Mit Blick auf den bunten Hahn, neben der goldenen Schrift auf blauen Grund hatte Harry kurz seine Absicht vergessen. Die Tatsache, dass jemand in diesem reinblütigen Haushalt eine Muggelbar aufgesucht hatte und sogar einen Werbekulli mitbrachte, verwunderte Harry sehr. Der Kugelschreiber schrieb sogar noch und Harry kritzelte schnell ein paar wenige Sätze auf das Pergament.

‚Ginny diese Zeilen sind nur für dich bestimmt! Bitte zeig sie nicht den Anderen, ich will grade nur dich sehen. Wenn noch bereit bist mit mir zu reden dann komm bitte zu mir:

Grimmauldplace Nr. 12 London'

Dann wandte er sich der geduldig wartenden Eule zu.

„Rubo du musst jetzt einmal das tun was ich dir sage, bitte! Sonst muss ich besser Kreacher bitten, dass er die Nachricht überbringt." Rubo schüttelte energisch den Kopf und schnappte nach dem Pergamentröllchen in Harrys Hand. Mit vorwurfsvollem Blick wartete er auf Harrys Anweisung.

„Gib dieses Pergament nur Ginny! Wirklich nur ihr, niemand anderem. Wenn sie nicht da ist, dann warte auf sie und wenn sie nicht will" Harry stockte, „dann bringst du es zurück. Verstanden?" Rubos Schuhuen wurde von dem Papier gedämpft, aber er schien entschlossen als er in den Flur und dann raus in Richtung Fuchsbau flog.

Es war bereits nach neun Uhr als Rubo losgeflogen war und Harry war sich anfangs so sicher gewesen, dass Ginny postwendend zu ihm kommen würde. Er hatte sich beeilt zu duschen, frische Kleidung anzuziehen, sich sogar zu rasieren. Als er grade begann seine Habseligkeiten von seinem Zimmerboden zu picken, krachte es draußen laut. Sofort dachte er an Ginny, an das Geräusch wenn sie her apparieren würde. Erst jetzt bemerkte er, dass es draußen bereits drohend dunkel geworden war. Es war erst kurz vor zehn, was für einen Sommertag noch zu früh war um Nacht zu werden, doch ein nahendes Gewitter hatte den Himmel verdunkelt. Harry trat an das offene Fenster und sog den Geruch des Sturms und des Regens auf. Gleich würde der Schauer losbrechen und all die aufgeheizten Dächer abkühlen und vom Staub der großen Stadt sauber waschen. Während der aufkommende Wind ins Zimmer blies, ließ Harry sich auf das grade gemachte Bett fallen. Die frische Luft belebte ihn und er fühlte sich begierig darauf seine neue Chance zu nutzen.

Wenn nur Ginny endlich käme! Der Weg vom Grimmauldplace zum Fuchsbau war nicht lang und Rubo sollte längst angekommen sein. War Ginny nicht da gewesen? Harry tigerte ungeduldig herum. Erst durchschritt er sein Zimmer, dann ging er hinunter in den Salon, stand am Fenster und sah in den Regen hinaus, der jetzt Sturzbäche auf den Straßen bildete. Von Minute zu Minute wurde das Gewitter schlimmer und mit ihm Harrys Laune. Sein Optimismus schwand als die große Standuhr elf Mal schlug. Er hatte sich zu viele Hoffnungen gemacht. Bestimmt hatte er den Brief falsch verstanden. Er wollte sich grade das Pergament noch einmal zur Hand nehmen, als er ein Klopfen hörte. Oder war es nur der Sturm? Ein greller Blitz durchzuckte das Zimmer, gefolgt von einem markerschütternden Donnern und dann wieder hastiges Klopfen an der Tür.

Harry eilte zum Eingang. Es klopfte wirklich. Mit einem Ruck öffnete er die Tür und der Wind riss sie weit auf. Auf seiner Türschwelle stand, vollkommen durchnässt und mit ihrem Besen in der Hand, Ginny.

Kapitel 4 Teil 1: Stürmische Gefühle

Kapitel 4 Teil 1: Stürmische Gefühle
 

"Ginny!", keuchte Harry überrascht. Sie stand triefend nass vor ihm, zitternd und schwer atmend. Ein Blitz zuckte über den Himmel und erleuchtete Ginnys gerötetes Gesicht. Sie trat einen Schritt auf ihn zu, hinein in das trockene Haus und fiel zu Boden.

Als Ginny wieder aufwachte lag sie in einem der Schlafzimmer im ersten Stock. Harry hatte sie herauf getragen und ihr die nassen Kleider teilweise ausgezogen oder trocken gehext. Er war die ganze Zeit bei ihr geblieben und in den sehr frühen Morgenstunden in seinem Lehnstuhl eingeschlafen. Er hatte nicht gewusst was passiert war, warum es Ginny so schlecht ging. War ihr auf dem Weg zu ihm etwas passiert?

Er wurde durch das laute Husten des Mädchens geweckt. Noch schlaftrunken bewegte er seinen steif gewordenen Nacken und sah Ginny an. Er begegnete ihrem Blick und sofort schoss eine Flut von Fragen durch seinen Kopf.

"Was ist.. Wieso.. der Besen, der Regen... wie geht es dir?" Harry versuchte sich zu sammeln, als Ginny schwach grinste.

"Mir geht es ehrlich gesagt nicht so gut." Ginny hatte erneut einen Hustenanfall. "Dieser Regen hat meiner Gesundheit nicht grade gut getan. Ich war ja schon vorher ziemlich angeschlagen. Da hat auch Mums Trank nicht viel geholfen." Ihre Stimme kratzte als sie so viel sprach und sie sank erschöpft in die weichen Kissen zurück.

"Oh nein Harry!", zischte sie mit einem Blick auf ihn. "Du musst dir nicht auch noch dafür die Schuld geben! Ich war schon vorher krank und außerdem wollte ich herkommen. Du konntest es ja nicht wissen!". Harry klappte den Mund wieder zu. Er hatte sich grade tatsächlich dafür entschuldigen und alle Schuld auf sich nehmen wollen. Als Ginny allerdings erneut und diesmal noch schlimmer anfing zu husten konnte er es nicht ertragen.

"Aber warum bist du denn dann hergekommen Ginny? Warum bist du her geflogen?"

Harry war sich nicht sicher ob Ginny hustete oder kicherte, jedenfalls schüttelte sie belustigt den Kopf.

"Ich wollte dich sehen.", antwortete sie leise. "Wer weiß ob du mir noch einmal eine Chance gegeben hättest, wenn ich jetzt nicht gekommen wäre." Ihre Lippen umspielte ein trauriges Lächeln und sie sah ihn eindringlich an. Harry musste sich zusammen nehmen um beim Thema zu bleiben.

"Aber warum bist du geflogen? Ich meine du hättest doch einfach her apparieren können, dann""Nein hätte ich nicht!", unterbrach Ginny ihn. "Ich darf noch nicht apparieren Harry! Ich bin noch nicht volljährig!"

"Oh!", entfuhr es Harry und Ginny echote es lachend. "Ja. Oh! Ich werde erst in knapp zwei Wochen siebzehn, Harry." Sie musste wieder husten und dann lachen, doch diesmal klang es bitterer. "Ich dachte du wüsstest zumindest wann ich Geburtstag habe. Meistens warst du doch währenddessen im Fuchsbau." Harry schüttelte peinlich berührt den Kopf. "Naja gut. Wir haben ihn ja auch nie wirklich gefeiert. Bei sieben Kindern kann man nicht jedes Mal eine riesen Party schmeißen wenn Eines wieder älter wird. Außerdem war so kurz vor Schuljahresbeginn meist eh kein Geld für Geschenke übrig." Sie sprach sehr leise und Harry fühlte sich miserabel. "Aber dieses Jahr kriege ich eine große Feier! Der Siebzehnte wird auch bei uns immer groß gefeiert, mach dir da mal keine Sorgen, Harry!" Als sie seinen Namen sprach, versagte Ginnys Stimme. Sie war heftig errötet und ihr Atem kam stoßweise. So sehr sich Harry auch entschuldigen wollte und ihr am liebsten sofort die schönsten Geschenke und Feiern versprochen hätte, hatte ihre Genesung erst einmal Vorrang. Hastig rief er Kreacher dazu und auch wenn der Hauself bestimmt nicht glücklich über ein weiteres Haushaltsmitglied war, so wusste er doch das Meiste über Heilung und Pflege. Harry überließ Kreacher das Feld und sah zu wie er Ginny untersuchte und versorgte. Kreacher hatte ihr einen flauschigen, grünen Pyjama herbei gezaubert, auf dem Besen, Quaffel, Klatscher, Tore und der Schnatz abgebildet waren. Harry wurde raus geschickt, damit Ginny sich umziehen konnte. Dabei wunderte er sich, wie es kam das Kreacher Ginnys Geschmack so gut treffen hatte können.

Wenige Minuten später trat der Hauself zu Harry auf den Flur und zog entschieden die Tür hinter sich zu.

"Aber ich würde gerne zu ihr!", protestierte Harry, doch Kreacher blieb stur. "Sie braucht jetzt Ruhe und Schlaf! Der Meister kann ihr nicht helfen und er wird sich nur anstecken wenn er ihr zu nah kommt.", sagte er streng und mit wissendem Blick. "Sie hat nur eine Erkältung und davon stirbt man nicht. Kreacher macht jetzt eine schöne Suppe und Meister Potter kann gerne schlafen gehen.", sagte er kalt und stampfte hinunter in die Küche. Einen Moment stand Harry unentschlossen vor der Tür und dann folgte er Kreacher hinab. Schlafen konnte er eh nicht mehr.
 

"Sag mal Kreacher, woher kennst du dich den so gut damit aus jemanden zu heilen?" Harry war schon seit einer halben Stunde mit Kreacher in der Küche. Er hatte versucht zu helfen, aber irgendwann hatte Kreacher ihn genervt an den Küchentisch gesetzt und ihm nur erlaubt eingelegte Alraunenwurzel in dünne Scheiben zu schneiden.

"Kreacher war immer dafür verantwortlich sich zu kümmern, wenn die Familie krank war, Meister Potter!", antwortete Kreacher ungeduldig. Er eilte zum Kessel und rührte kräftig. "Kreacher hat immer aufgepasst auf seine Familie, das war Kreachers wichtigste Aufgabe. Als die Misses älter wurde und schon vorher. Kreacher hat oft aufpassen müssen das der Meister nicht krank wird." Harry horchte auf.

"Welcher Meister, Kreacher? Sirius?" "Nein, nicht Der!" Er schluckte kurz und korrigierte schnell seinen unhöflichen Ton. "Meister Sirius war immer sehr gesund! Außerdem war er auch in den Ferien kaum zu Hause. Immer war er bei seinen Freunden. Und dann ist er ganz weggeblieben und das hat der Misses das Herz gebrochen! Und dann hatte sie nur noch Kreacher und Meister Regulus. Und Meister Regulus war immer so ein guter Junge, aber immer so schwach." Kreacher zog Harry das Brett mit den geschnittenen Alraunen weg. Während er diese in den Trank mischte erklärte er: "Der Aufpäppeltrank muss drei Tage ziehen, Meister Potter. Früher hatte Kreacher immer einen Vorrat für Meister Regulus, aber jetzt nicht. Kreacher wird sich bis dahin um das Mädchen kümmern, wenn es dem Meister recht ist. Und dann kann sie auch wieder nach Hause und der Meister hat seine Ruhe, so wie er es gewünscht hat. Es ist doch bestimmt die Schuld von diesem dummen, dreckigen Vogel dass sie hier ist. Oh wenn Kreacher ihn erwischt! Diesmal werde ich ihn kochen!" Kreacher drehte dem Kochlöffel in seinen Händen den Hals um.

"Nein.", flüsterte Harry geschockt und dann lauter "Nein Kreacher! Es ist meine Schuld dass sie hier ist. Ich wollte sie hier haben." Der Löffel fiel dem Hauselfen aus der Hand. Harry versuchte ruhig zu bleiben und gelassen weiter zu reden.

"Es wird Zeit das ich aufhöre mich zu verstecken, Kreacher. Ich bin dir dankbar, dass du das mit mir durchgemacht hast, aber ich muss irgendwie lernen weiterzumachen. Wir können uns nicht für immer hier verstecken!"

"Kreacher kann es und Kreacher tut es!" Der Hauself schrie Harry mit seiner kleinen, krächzenden Stimme an. "Er ist sein ganzes Leben in diesem Haus und kaum jemals draußen gewesen. Kreacher braucht niemanden wenn er seinem Meister dienen kann! Er hat der Misses gedient, ja das tut er noch immer! Gute Mrs. Black, war immer gut zum Kreacher und die hübsche Miss Bellatrix. Und Kreacher hat sich immer um Meister Regulus gekümmert, gut für ihn gesorgt. Er hat ihn immer gefunden wenn er sich in dreckigen, kleinen Muggelbars betrunken hat und dann tagelang krank war. Kreacher war immer zu Diensten, Kreacher war ein guter Hauself. Aber der Verräter Sirius ist zurück gekommen und hat so viele dreckige Leute mitgebracht. Und Kreacher musste hier bleiben und es ertragen wie sie mit ihren dreckigen Füßen über die Teppiche der Misses gingen und die Schätze der Familie Black weggeworfen haben. Eine ehrenwerte Familie, Meister Potter, sehr ehrenwert!" Kreacher lief von einer Ecke der Küche zur Anderen. Schmiss Türen auf und riss Schubladen aus ihren Schienen. Harry war aufgesprungen um den Kessel voll unfertigem Aufpäppelungstrank zu schützen und konnte Kreacher nicht unterbrechen.

"Aber dann war der Meister hergekommen, letztes Jahr mit diesen Freunden von ihm. Und sie waren so nett zu ihm und sie haben Kreacher seinen größten Schatz geschenkt." Kreacher zog das Medaillon von unter seiner Kissenbezugs-Schürze hervor und hielt es Harry entgegen, wie um ihn zu erinnern. "Der Meister war gut zu ihm und Kreacher hat sogar der Schlammblut-Hexe erlaubt mit ihm zu reden. Und dann war der Meister einfach weg!" Kreacher schmiss einen Stuhl um. "Einfach fort! Aber Kreacher sagt keiner etwas!" Ein weiterer Stuhl flog durch die Küche. "Kreacher war so lange allein gewesen und dann schon wieder! Alle lassen mich allein!" Der dritte Stuhl krachte zu Boden als Tränen auf Kreachers Gesicht fielen. "Und jetzt will der Meister zu seinen Freunden zurück. Er hat das Mädchen ins Haus geholt. Das ist die die ihn liebt, Kreacher weiß das, er hat sie beobachtet. Und er wird mit ihr davon laufen!" Bevor Kreacher den vierten Stuhl greifen konnte war Harry bei ihm und tat etwas, dass er noch nie getan hatte. Er zog Kreacher in eine feste Umarmung.

"Du bist ein wirklich guter Hauself, Kreacher!", flüsterte Harry leise, während er den sich wehrenden Kreacher festhielt. "Es tut mir Leid, dass wir letztes Jahr nicht wiederkommen konnten, aber wir waren auf der Flucht und in Gefahr. Wir hätten dich und das Haus mit in Gefahr gebracht, wenn wir wieder her gekommen wären." Kreacher beruhigte sich etwas. "Aber wir hätten es dich wissen lassen sollen, du musst dir Sorgen gemacht haben." Kreacher räusperte sich.

"Kreacher hat die Pastete die er für den Meister und seinen rothaarigen Freund gemacht hat selbst gegessen.", erklärte er. "Und nach zwei Wochen ist Kreacher nach Hogwarts zurück gegangen. Das war dem Meister davor recht gewesen. Und Kreacher hatte da stets ein Auge auf das Mädchen vom Meister." Harry grinste. Ach daher kannte Kreacher also 'sein Mädchen' so genau. "Du hast alles richtig gemacht, Kreacher.", beruhigte Harry ihn weiter, ließ ihn aber endlich wieder los. Der Kissenbezug war verrutscht, das Medaillon hing schief und Tränen standen noch in Kreachers Augen. Harry half ihm sich zu richten und stand dann wieder vom Boden auf. Er räusperte sich, um wieder etwas Fassung zu gewinnen, fuhr dann aber zu Kreacher fort: "Ich verspreche dir, dass ich diesmal nicht einfach verschwinden werde! Vielleicht werde ich mit Ginny mitgehen, wenn sie das denn überhaupt will, oder vielleicht werde ich auch wo anderes hingehen. Aber dieses Haus ist jetzt mein zu Hause. Genau wie du habe ich kein Anderes. Ich werde immer zurückkommen und ich werde mich immer freuen wenn du hier auf mich wartest. Aber ich will nicht mehr dass du an das Haus gefesselt bist!" Harry sah sich um und entdeckte eins seiner blauen T-Shirts in einer Waschschüssel liegen. Mit einem Schnipsen des Zauberstabs ließ er es auf Elfengröße einlaufen.

"Nein bitte Meister! Alles nur das nicht! Kreacher wird ein guter Hauself sein. Bitte!" Er schnipste und alle Stühle standen wieder am Tisch. Mit einer Bewegung seines langen Zeigefingers räumten sich alle Schubladen wieder ein und alle Schränke schlossen sich. "Seht ihr Meister, alles wieder gut! Es gibt keinen Grund für Kleidung! Bitte!" Harry starrte ihn wie vom Donner gerührt an. "Bitte nicht Meister, tut Kreacher das nicht an! Welch Schande, welch Schande!" Kreacher warf sich auf den Küchenfußboden und hob bettelnd die Hände über den Kopf.

"Aber Kreacher, ich verstehe das nicht! Du hast doch grade selbst erklärt wie unglücklich und eingesperrt du in diesem Haus bist. Du musst doch deine Freiheit wollen. Dann könntest du hingehen wohin du willst. Ja sogar hier bleiben könntest du dann. Aber nur wenn du es willst. Dann hast du die Wahl." Kreacher blickte zu Harry hoch. Seine großen, tennisballartigen Augen waren zu Schlitzen verengt.

"Wenn der Meister will, dass Kreacher die Wahl hat", sagte er ruhig und sehr ernst, "Dann will Kreacher wählen der Hauself dieses Hauses zu bleiben! Ich will nicht frei sein!" Zum zweiten Mal an diesem Morgen hatte Kreacher von sich in der ersten Person gesprochen und vielleicht war es das, was Harry davon überzeugte, dass er es ernst meinte. Es entstand eine peinliche kleine Pause, bis Harry das Shirt verschwinden ließ. Er reichte Kreacher die Hand und half ihm vom Boden aufzustehen. Schließlich hatte der Hauself auch schon einige Jahre auf dem Buckel. Für sich beschloss Harry, das Thema Kleidung nie wieder anzuschneiden und auch immer darauf zu achten, Kreacher nicht zu viel allein zu lassen. Jetzt konnte er auch noch besser verstehen warum der Hauself so sehr auf das Portrait von Mrs. Black fixiert war. Sie war die Einzige die ihn nie mehr verlassen konnte. Harry würde auch nicht mehr versuchen das Bild loszuwerden.

"Also!", er versuchte sich zu sammeln. "Was machen wir jetzt mit diesem Trank?"

Kapitel 4 Teil 2: Stürmische Gefühle

Kapitel 4 Teil 2: Stürmische Gefühle
 

Ginny hatte von all dem nichts mitbekommen. Sie schlief noch immer tief und fest als Harry mit einer Schüssel Suppe und einer großen Tasse Tee in ihr Zimmer kam. Fast hätte er laut aufgeschrien als der heiße Inhalt der Schüssel über seine Hand schwappte, doch er fing sich grade noch so, machte einen weiteren Schritt ins Zimmer rein und groß sich den kochend heißen Tee über den nackten Fuß.

"Bei Merlins verfluchter Besenkammer! Was für ein Hippogreifmist!" Sofort biss er sich auf die Zunge um still zu sein, aber Ginny hatte sich nicht mal geregt. Schnell stellte Harry das heiße Geschirr ab und setzte sich zu ihr ans Bett. Ginny war blass unter ihren Sommersprossen und ihre Stirn lag in Falten. Obwohl sie schlief murmelte sie undeutlich vor sich hin und bewegte den Kopf hin und her. Harry befühlte ihre Stirn.

„Bist du dir sicher, dass es nur eine Erkältung ist, Kreacher?", fragte er den Hauselfen der hinter ihm ins Zimmer gekommen war.

„Ganz sicher Meister!", war die Antwort. Kreacher schüttelte den Kopf. „Es ist auf jeden Fall eine Erkältung, ich kann den Virus spüren. Aber es scheint sie schwerer zu treffen als gewöhnlich. Keine Sorge, Meister. Kreachers Aufpäppelungstrank hat noch jeden wieder auf die Beine gebracht. Wir müssen sie nur so lange pflegen, bis er fertig ist!" Die neue Verbundenheit zwischen Harry und dem Hauselfen war deutlich spürbar. Harry hatte wesentlich mehr Verständnis für Kreacher und außerdem hatte er auch einige Einblicke über Ginnys letztes Jahr in Hogwarts erhalten. Kreacher hatte sie im Auge gehabt. Er war sich sicher gewesen, dass sie als Erste Neuigkeiten von seinem Meister haben würde. Und außerdem, so hatte Kreacher es ihm gestanden, wollte er auf das aufpassen was dem Meister lieb und teuer war. Kreacher hatte ihm von Ginnys rebellischen Aktionen mit der D.A. erzählt. Neben den Slogans die sie und Neville an die Wände geschmiert hatten, den Befreiungsaktionen für zum Nachsitzen inhaftierte Schüler und unregelmäßigen Übungstreffen von ‚Dumbledors Armee', hatte sie sich unzählige Male in Gefahr gebracht. Kreacher gab zu, sie oft gewarnt und so gerettet zu haben, wenn die Carrows ihnen auf den Fersen waren.

Ginny war immer so stark, so stur und durchsetzungsfähig gewesen. Und jetzt lag sie hier vor ihm, krank und geschwächt. Harry fragte sich unwillkürlich wie viel Anteil er an diesem Zustand hatte, abgesehen von dem offensichtlichen, dass er sie her gebeten hatte. Gleichzeitig schallt er sich. Ginny hatte vor weniger als drei Monaten ihren Bruder verloren und hatte ihn beerdigen müssen. Bestimmt war sie, zusammen mit den restlichen Weasleys auch auf den Begräbnissen von Tonks und Lupin gewesen, statt sich wie Harry davor zu drücken. Bestimmt hatte die Trauer wie eine schwarze Wolke über dem Fuchsbau geschwebt. Harry konnte nur bereuen nicht da gewesen zu sein, ihr und den Anderen nicht geholfen zu haben und kein Trost in dieser schweren Zeit gewesen zu sein. Sein Kopf war auf Ginnys Matratze gesunken. Er saß verdreht auf einem Stuhl an ihrem Bett und lies sich mal wieder von seinen düsteren Gedanken mitziehen.

"Der Meister sollte auch schlafen gehen! Er wird sonst auch krank." Doch Harry weigerte sich standhaft, was Kreacher sehr ärgerlich machte. "Es ist nur eine Erkältung. Eine lausige Erkältung! Der Meister wird sich noch anstecken und dann muss sich Kreacher um beide kümmern. Schöner Spaß! Morgen ist der Trank fertig, das wird ihr helfen." Kreacher hatte wieder begonnen in seinen nicht vorhandenen Bart zu murmeln. "Er tut ja grade zu so als wäre sie sterbenskrank. An einer Erkältung stirbt man nicht. Die Misses wollte nicht mal Kreachers Aufpäppelungstrank wenn sie krank war. 'Eine Erkältung', hat sie gesagt, 'Eine Erkältung dauert ohne Magie sieben Tage, mit Magie eine Woche!' und sie ist immer gesund geworden."

Trotz Kreachers Versicherungen wagte es Harry nicht sich länger als nötig von Ginnys Bett zu entfernen. Alle paar Stunden scheuchte der Hauself ihn heraus, weckte und untersuchte Ginny und zwang sie etwas zu trinken. Harry hatte versucht sie mit ein wenig Suppe zu füttern, aber mehr als ein zwei Löffel bekam sie nicht herunter. Seit dem Morgen nach ihrer Ankunft hatte Ginny beinahe nur geschlafen und kaum geredet. Mehr als ein leiser Dank kam ihr zwischen dem Husten auch nicht über die Lippen.

Als Kreacher Harry das nächste Mal weckte, hatte dieser eine weitere Nacht, unbequem auf dem Stuhl verbracht.

"Was ist los Kreacher? Ist der Trank endlich soweit?" Der Hauself schob ihn nur ungeduldig aus dem Zimmer.

"Ich kümmere mich jetzt um das Mädchen. Der Trank braucht noch ein paar Stunden. Er muss zu allererst orange werden!" Kreacher machte Anstalten die Tür vor Harrys Nase zu schließen. "Außerdem fehlt noch der letzte Schritt. Kreacher muss den Trank noch umdrehen und ein Glas Erumpentmilch hinzu träufeln, sonst..." Harry hörte diesen Zusatz kaum noch. Voller Ungeduld lief er zur Treppe und hinab zur Küche, während Kreacher die Tür seufzend ins Schloss drückte.

Der große, bronzefarbene Kessel stand auf dem Ofen der Kellerküche. Träge blubberte eine grell pinke Masse darin und ließ ab und an ein saftiges 'Plopp' ertönen. Harry tigerte unruhig in dem stickigen Raum umher. Immer wieder schielte er zum Kessel als würde er erwarten, dass die Farbe von einer Sekunde zur Nächsten umspringen würde. Trotz seiner guten Noten im sechsten Schuljahr, verstand Harry eigentlich nichts von Zaubertränken. Ohne das Buch des Halbblutprinzen- oder besser dem Buch von Snape, wie er ja inzwischen wusste- hatte er kaum jemals einen erwähnenswerten Trank zu Stande bekommen. Er betrachtete wieder die pinke Substanz und bildete sich ein, dass diese geringfügig weniger grell geworden war. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich das alte Tränkebuch herbei, aber es war unrettbar verbrannt. Zusammen mit all den anderen verlorenen oder versteckten Gegenständen im Raum der Wünsche. Mit Grauen dachte Harry an das Dämonsfeuer mit all seiner bestialischen Zerstörungskraft, welches Crabbe heraufbeschworen und dann den Preis dafür gezahlt hatte. Harrys Gedanken schweiften weiter ab, während er den Trank beobachtete, sodass er beinahe aufschrie als Kreacher plötzlich in der Küche stand.

"Kreacher wird kurz fortgehen um ein paar Dinge zu besorgen Meister." Er verbeugte sich mit fragendem Blick. "Kreacher will eine gute Suppe kochen heute Abend. Das stärkt!" Harry nickte nur. "Gut. Tu das. Brauchst du noch Gold?" Harry hatte Kreacher eine geraume Menge Galleonen anvertraut, um Lebensmittel und andere Dinge die man nicht herbeizaubern konnte zu kaufen. Bisher waren diese Ausgaben anscheinend denkbar gering gewesen.

"Nein. Kreacher hat was er braucht. Er wird schnell wieder da sein!", sagte er und disapparierte mit einem Knall. Harry wollte gar nicht genau wissen, wo genau Kreacher einkaufte. Er hoffte nur, dass es immer legal und unauffällig war.

Wieder blickte Harry zum Kessel und er keuchte. Aus der dickflüssigen pinken Masse war ein strahlend orangenes Gebräu geworden, welches ihm schimmernd entgegen dampfte. Der Geruch war ein wenig beißend, aber das wunderte Harry nicht. Er wusste schließlich, dass ein der Hauptzutaten des Tranks besonders scharfe, blaue Habaneros waren. Er überlegte kurz ob er Kreacher zurückrufen sollte. Doch er verwarf den Gedanken im selben Moment wieder, genauso wie die Option auf die Rückkehr des Hauselfen zu warten.

Kreacher hatte doch gesagt, der Trank wäre fertig wenn er orange würde, dachte Harry und holte eine große Schöpfkelle aus der Schublade.

Darauf bedacht sich diesmal nicht mit dem Inhalt der Tasse zu verbrennen, stieg Harry die Stufen zu Ginny herauf. Er klopfte kurz, um dann vorsichtig ins Zimmer zu treten. Zu seiner Überraschung fand er Ginny wach vor und sie lächelte ihn sogar an. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer.

„Hey", sagte er sanft. Sie strich sich das rote Haar aus dem Gesicht und blickte ihn schüchtern an.

„Hey." „Wie geht es dir?", Harry blickte verunsichert umher. Ginny sah sehr schwach aus. Ihr Haar klebte ihr an der feuchten Stirn, die Wangen waren ungesund gerötet und die Augen glasig. Dennoch strahlte sie ihn an und ihr Lächeln ließ Harrys Herz schneller schlagen.

„Wie es mir geht?", krächzte sie mit schwer belegter Stimme. „Eigentlich schon um einiges besser. Wie lange hab ich denn geschlafen? Wie lang bin ich hier?" Sie erschrak als Harry ihr sagte dass es schon drei Tage her war, dass sie in seiner Tür umgekippt war.

„Mum wird mich umbringen, wenn ich nach Hause komme!", stöhnte sie. „Ich habe ihr nichts von meinem... nennen wir es mal ‚kleinen Ausflug' gesagt." Harry schüttelte entsetzt den Kopf. „Ich habe Hermine gesagt wohin ich gehe, sie wird es also bestimmt Mum gesagt haben.", beruhigte sie ihn schnell. „Oh man, was die sich wohl denken werden!" Ginny versuchte ein Grinsen, doch dafür war sie nach wie vor zu schwach. Harry konnte sich selbst nur zu gut vorstellen, was die Weasleys darüber denken würden, dass ihre minderjährige Tochter zwei Nächte mit einem Jungen verbracht hatte. Die Schuld kroch Harry erneut unter die Haut. Dabei hatte er doch grade erst beschlossen seine Freunde nicht weiter zu beunruhigen und auch sich nicht mehr schuldig zu fühlen. So viel also dazu!

„Ich muss einfach schnell wieder gesund werden und nach Hause. Es tut mir sowieso so leid, dass du dich um mich kümmern musst. Ich weiß ja nicht mal ob du mich überhaupt hier haben willst." Harry saß mit einem Satz auf Ginnys Bettkante. Er schaffte es die Tasse auf den Nachttisch zu stellen ohne etwas zu verschütten. Mit sanften Händen umfasste er Ginnys Gesicht und hob ihren Blick, damit sie ihn ansehen musste.

„Ich wollte dich hier haben. Ich will dich hier haben, ich will dich immer bei mir haben, Ginny. Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe das zu merken!" Seine Daumen strichen sanft über ihre Wangen. Ginny entspannte sich, schloss die Augen und genoss die Berührung. Harry strich ihren Hals entlang, verflocht seine Finger in ihren zerzausten, feurigen Haaren und riss sich mit aller Kraft zusammen sie nicht zu küssen.

„Verzeihst du mir, Ginny?" „Es gibt nichts zu verzeihen." Ihre Stimme war schwach aber unendlich sanft und liebevoll. Doch, es gab eine Menge Fehler die er gemacht hatte. Nicht zu Letzt sie herzubitten.

„Verzeih mir trotzdem bitte!", flehte er grinsend und Ginny funkelte ihn mit ihren müden Augen belustigt an.

„In Ordnung. Aber so etwas besiegelt man mit einem Kuss. Und zum Küssen fühle ich mich eindeutig noch zu krank.", sagte sie und begann wieder zu husten. Harry konnte nur grinsen. Egal wie schlecht es ihr ging, sie verlor niemals ihren Witz.

„Hier!" Er reichte ihr die Tasse mit dem orangenen Inhalt. „Das ist ein Aufpäppelungstrank den Kreacher und ich gebraut haben. Er macht dich schnell wieder fit!", sagte er und in seiner Stimmer schwang Vorfreude auf die Versöhnung mit. Dann würde er endlich seinen Kuss bekommen. Ginny nahm die Tasse in beide Hände und Harry half ihr sich ein wenig aufzusetzen. Ein wenig misstrauisch beäugte sie das Gebräu und setzte dann an. Mit drei großen Schlucken war die Hälfte der Tasse leer. Harry sah sie an, wartete auf das charakteristische Pfeifen, auf den Dampf der ihr aus den Ohren kommen würde, aber nichts geschah. Ginny nahm, ebenfalls irritiert einen weiteren Schluck und drückte dann hastig die Tasse in Harrys Hand. Ihre Augen schienen hervorzutreten, die Haut wurde glühend rot und ihre Haare wirbelten hoch als wären sie von einem heftigen Wind gepackt. Rauch drang ihr jetzt nicht nur aus den Ohren, sondern auch aus Nase und Mund. Sie sah Harry hilflos an.

„Soll das so?", zischte sie und entließ eine große Dampfwolke. Harry hatte den Trank nie selbst genommen und war zu verwirrt um eine gescheite Antwort darauf zu geben. Bevor er aber überhaupt darüber nachdenken konnte hob sich die Bettdecke und mit ihr Ginny in die Luft. Ginny schrie und ihr Schrei spuckte Feuer an die Zimmerdecke. Einen Augenblick später flog die Zimmertür auf. Kreacher kam auf seinen großen Füßen herein gestapft.

„Bei den Köpfen aller Vorfahren! Was ist hier los? Was hat der Meister angestellt?" Blitzschnell kam er ins Zimmer gelaufen und versuchte die fliegende Ginny zu beruhigen. Deren Flug wurde indes immer wilder, sodass sie sich links und rechts an den Zimmerwänden abstoßen musste um nicht dagegen zu knallen. Sie schoss durch den Raum wie einer von Filibusters Feuerwerkskörpern und sprühte inzwischen ebenfalls Funken. Kreischend flog sie auf die von Kreacher offen gelassene Tür zu. Ginny hatte keinerlei Kontrolle über ihren Flug, keine Kraft mehr und keine Chance etwas dagegen zu tun, als sie in den Flur hinaus zischte. Sie stieg in Schrauben hoch über das Treppenhaus und war bereits im dritten Stock, als plötzlich eine Art Schluckauf einsetzte. Unkontrolliert und streckenweise ungebremst ruckte sie von einer Seite zur Anderen und schlug mit ihrem Kopf hart am Treppengeländer auf. Sie trudelte in einen Sturzflug und endlich erinnerte sich Harry an seinen Zauberstab und ließ Ginny die letzten Meter zu Boden schweben. Mit einem letzten Hicksen erstarb das Feuer und Harry nahm Ginny in die Arme, nur um festzustellen dass sie nun eiskalt war.

Harry standen Tränen in den Augen vor Angst, Ratlosigkeit und Besorgnis. Vorsichtig hob er sie n seine Arme und trug sie zurück in ihr Bett.

„Www... was ist da passiert Kkk..r..kreacher?", es schüttelte Harry beim reden. Kreacher war nicht annähernd so mitgenommen. Vielmehr war er fuchsteufelswild. „Was hat der Meister gemacht? Wie konnte er nur so dumm sein!?Hat er denn in seiner dummen Schule nichts gelernt?" Harry verstand nicht. Er hatte den Aufpäppelungstrank doch nicht gebraut, er hatte doch nichts falsch machen können, oder? Kreacher hatte doch gesagt, wenn er orange wird ist er fertig. Harry teilte diese Überzeugung mit dem Hauselfen, doch dieser schlug sich nur mit der flachen Hand vor die Stirn.

„Fast! Kreacher sagte er wäre dann fast fertig! Der Trank muss erst noch umgedreht werden, dass heißt die Schärfe muss herausgezogen werden. Es fehlt noch eine wichtige Zutat!" Kreacher ging wütend auf und ab, während er halblaute Schimpfwörter vor sich her murmelte. „Idiot, unfähiger kleiner Bengel! Ochsenmist!"

Harry ließ ihn einen Moment schimpfen und mischte sich dann wieder ein. „Und was ist jetzt mit ihr? Habe ich jetzt noch alles schlimmer gemacht?" Er war ernsthaft besorgt.

„Nein, sie wird jetzt wieder gesund sein. Wenn sie aufwacht. Es war nur wesentlich stärker, diese Nebenwirkung, als wenn der Meister hätte Kreacher fertig machen lassen! Außerdem hat sie sich ziemlich übel den Schädel gestoßen. Kann sein, dass der ihr noch schmerzen wird!" Kreacher versuchte mitleidig zu klingen, aber irgendwie hörte sich das für Harry auch sehr nach Schadenfreude an. Harry trat in die Ecke des Zimmers und fischte Ginnys Bettdecke hinter einem Standspiegel hervor. Während er Ginny zudeckte, lies er sich von Kreacher die weiteren, letzten Schritte erklären, die für den funktionierenden Aufpäppelungstrank nötig waren.

„Und Erumpents sind diese gewaltigen Nashorn-artigen Tiere?" „Ja genau", antwortete Kreacher „Meist wird das Horn genommen für Zaubertränke aber die Milch ist auch gut. Und wirkt sehr gut in diesem Trank. Viel besser als die Milch von normalen Kühen, wie andere sie nehmen. Aber Kreacher hat sein eigenes Rezept. Das macht, dass es kaum Nebenwirkungen gibt, wenn man ihn zu Ende machen lässt!" Er betonte den letzten Teil explicit. Harry murmelte wieder ein ‚T'schuldigung', mehr zu Ginny als zu Kreacher. Der Hauself ging wieder hinunter zu seinem Trank und wollte trotz allem schon einmal mit der geplanten Suppe anfangen. Harry setzte sich wieder in den Stuhl an Ginnys Bett, der ihm nun schon so ein vertrauter Schlafplatz war. Und schon nach wenigen Minuten schlief er erschöpft mit dem Kopf auf Ginnys Schulter.

„Wo bin ich?" Ginnys Stimme riss ihn aus seinem leichten Schlaf. Sofort versuchte er sich zu entschuldigen.

„Ginny, Süße. Es tut mir so leid. Es war nur meine Schuld, der Trank war noch nicht fertig! Geht's dir gut? Ich bin so froh dass du wach bist! Brauchst du was?", bestürmte er sie. Ginny runzelte die Stirn.

„Ähm... Sei mir nicht böse aber... Wer bist du?"

Kapitel 5 Teil 1: Die Lücke

Kapitel 5 Teil 1: Die Lücke
 

Nein. Das konnte nicht wahr sein! Harry starrte Ginny entsetzt an.

"Was hast du gesagt?" Ginny schaute verwirrt umher.

"Ich habe dich gefragt wer du bist. Allem Anschein nach, hast du dich um mich gekümmert. War ich krank?" Sie setze sich auf und blickte auf den grünen Quidditchpyjama. Ihre Stimme krächzte nicht mehr und ihr Blick war klar. Allem Anschein nach war sie wieder gesund, bis auf den Fakt dass sie ihn nicht erkannte. Harry starrte sie mit aufgerissenen Augen an. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie erlaubte sich einen Scherz mit ihm.

"Hör auf, Ginny. Das ist nicht lustig!"

"Ich verstehe nicht was du meinst. Erklär mir doch bitte was hier los ist." Sie wirkte jetzt etwas gereizt und ungeduldig. "Wer bist du?"

"Ich? Ich bin Harry Potter!", Harry schluckte hart. Die Situation war absolut absurd. Er kam sich vor wie in einer der schlechten Seifenopern, die Tante Petunia immer so gerne während des Bügelns geschaut hatte. Gleich würde irgendein verschollener böser Zwilling durch die Tür kommen und versuchen ihn umzubringen oder sonst irgendetwas anderes Dramatisches.

Ginny starrte ihn mit offenem Mund an.

"Du bist der berühmte Harry Potter?", sagte sie in einem ehrfürchtigen Ton der Harry zusammen zucken ließ. Er schüttelte den Kopf und versuchte das klamme Gefühl in seiner Brust zu ignorieren.

"Nein, ich meine ja, der bin ich, aber... Du kennst mich seit deinem zehnten Lebensjahr! Wir waren ein Paar! Ich bin der beste Freund deines Bruders! Ginny, du kannst mich nicht vergessen haben!" Harrys Stimme brach als er sie beinahe anschrie.

"Natürlich kenne ich dich." Harry hob den Blick. "Ich habe alle möglichen Geschichten über dich gehört seit ich klein war. Mum hat mir immer von dem 'Jungen-der-überlebte' erzählt." Ginny grinste ihn an, aber Harry fühlte sich elend.

"Ginny. Das ist wirklich nicht mehr komisch." Harrys Miene wurde zunehmend finsterer.

Ginny schwang ihre Beine vom Bett und setzte sich auf die Bettkante. Sie betrachtete ihn nachdenklich.

"Du sagst also, du bist Harry Potter und ich kenne dich?" Harry nickte. "Und ich habe dich vergessen?"

"Scheint ja so.", war Harrys tonlose Antwort.

"Aber wie kann das sein? Wenn wir doch ein Paar waren...", sie unterbrach sich schmunzelnd. "Ich bin also die Freundin von Harry Potter gewesen." Jetzt grinste sie. "Warum haben wir uns getrennt?" Ginny hatte für Harrys Geschmack viel zu viel Spaß an der Situation. Sie benahm sich wie ein Kind vor dem Weihnachtsfest. Als würde sie rausfinden wollen welche tollen Überraschungen in den Geschenken steckten. Aber die Geschenke waren ihre Erinnerungen. Erinnerungen an ihr Leben, oder zumindest an den Teil der Harry beinhaltete.

"Ich wollte dich beschützen.", beantwortete er ihre Frage. "Vor Voldemort!" Er beobachtete ihre Reaktion, aber Ginny nickte bloß.

"Einer meiner Brüder ist im Kampf gegen ihn gestorben.", flüsterte sie traurig.

"Ich weiß, Ginny! Ich war da! Ich habe Voldemort besiegt!" Jetzt schrie Harry tatsächlich. Er verstand es nicht. Wie konnte sie sich an alles erinnern, nur an ihn nicht? Sie wusste wer sie war, sie erinnerte sich an Freds Tod, welchen Sinn machte es, dass scheinbar nur er gelöscht worden war? Ginnys Gesicht war zu einem stummen 'Oh' geformt.

Sie saßen sich stumm gegenüber während Harry fieberhaft versuchte eine Erklärung zu finden. Konnte denn so etwas von einem Stoß auf den Kopf passieren? Hatte er mit dem unfertigen Trank noch mehr Schaden angerichtet. Harry hätte sich in den Hintern beißen können, es war mal wieder alles seine Schuld. Er hatte Ginny schon wieder verloren. Tränen rannen ihm stumm die Wange herunter. Er vergrub die Hände in seinem strubbligen Haar und igelte sich in seinem Kummer ein. Ginny beobachtete ihn lange schweigend. Nach einer gefühlten Ewigkeit, nachdem Harrys Tränen bereits versiegt warum und sein leises Schluchzen nur noch ein trockener, erstickter Laut war, spürte er Ginnys Hand auf seinem Arm. Die warme Berührung ließ ihn hochzucken. Ginnys zog ihre Hand zügig wieder zurück, aber der Nachhall ihrer Wärme blieb Harry. Verschämt wischte er sich übers Gesicht und blickte sie dann an.

„Du weißt wirklich nichts mehr über mich? Über unsere gemeinsame Zeit, meine ich?", seine Stimme war belegt und sein Ton verzweifelt. Ginny schüttelte verlegen den Kopf. Wie unangenehm ihr diese Situation sein musste, zusammen mit einem weinenden Fremden an einem Ort den sie nicht kannte. Vielleicht sollte er sie besser allein lassen. Er könnte Kreacher um Hilfe bitten, vielleicht musste der Hauself ja, was zu tun war. Er wollte sich grade aus dem Stuhl erheben, als Ginnys Hand wieder auf seinen Arm schnellte.

„Aber...", sie sah ihn groß an und sein Herz setzte aus. „Du könntest mir davon erzählen, oder?" Ginny lächelte ihn schüchtern an. „Davon wie wir uns kennengelernt haben und wieso du mich beschützen musstest und so.", fügte sie hinzu.
 

Eine halbe Stunde später saß Harry im Salon im Erdgeschoss und wartete auf Ginny. Sie hatte sich in ihrem Pyjama und mit den zerzausten Haaren nicht allzu wohl gefühlt und so ließ Harry sie sich frisch machen. Er hatte in der Zwischenzeit mit Kreacher geredet. Der Hauself hatte sich nur mit der flachen Hand vor die Stirn geschlagen und sich geweigert Harry irgendetwas zu erklären. Bestimmt damit ich mich nicht wieder einmische und alles noch schlimmer mache, dachte Harry. Aber der Hauself war grimmig an irgendeine Arbeit gegangen und Harry interpretierte das als gutes Zeichen.

„Hey“, kam es sanft von der Tür her und Harry, der nachdenklich aus dem Fenster gesehen hatte, betrachtete Ginny wie sie ins Zimmer glitt. Ihr Haar war noch leicht feucht und dadurch von einem dunklen rostrot. Sie hatte es sich offen über eine Schulter gelegt, sodass die Haarspitzen über ihren Busen und in das Dekolleté ihrer weißen Bluse fielen.

„Diese Sachen habe ich im Schrank gefunden. Sind das meine?“, fragte sie, während sie auf die eng anliegende schwarze Jeans herunter sah. Ihre leichten Stoffschuhe quietschten auf den Holzdielen als sie das Zimmer durchquerte und zum Fenster ging.

„Wie kann es sein, dass alle Fenster in diesem Haus zum Platz hinaus gehen? Müsste es nicht auch sowas wie einen Hinterhof geben? Das wäre doch mit Sicherheit eine viel schönere Aussicht als ein paar alte Häuser und ein kleines Stückchen Rase.“ Ginny schmunzelte. „Ich hab im ersten Stock überall rausgeschaut, weil ich wissen wollte wo ich bin. Überall das Selbe!“ Sie ließ sich in den schweren, mit dunkelrotem Seidensamt bezogenen Sessel fallen, in dem schon Harry versunken war, als er ihren Brief gelesen hatte. Harry saß ihr jetzt gegenüber. Er rutschte angespannt auf der Sitzfläche des kleinen grünen Sofas herum. Es war so klein, dass Ginny, hätte sie sich neben ihn setzen wollen, beinahe auf Harrys Schoss gesessen hätte. Unwillig unterdrückte Harry die Enttäuschung darüber, dass sie es nicht getan hatte.

„Das hier ist ein ziemlich magisches Haus.“, er räusperte sich und verbat sich ihr weiterhin in den Ausschnitt zu starren. „Ich denke mal, der Erbauer wollte immer alles im Blick behalten“. Harry wusste dass das Haus schon seit Generationen im Besitz der Familie Black gewesen war und er konnte sich kaum vorstellen, dass eine Frau wie Mrs. Black die Schönheit eines Gartens zu schätzen gewusst hatte.

„Und du lebst hier alleine?“, Ginny sah sich neugierig im Zimmer um. Harry wusste ja wie beengt der Fuchsbau mit seinen vielen, lebhaften Bewohnern war.

„Ja, momentan schon. Es sind nur Kreacher, Rubo und ich. Kreacher der Hauself und Rubo das ist mein Uhu!“, fügte er auf ihren fragenden Blick hin hinzu. „Es ist eine längere Geschichte“, murmelte er traurig und dachte an Sirius, der ihm das Haus vermacht hatte und daran wie er sich die letzten Monate hier selbst eingesperrt hatte.

Ginny schien seinen erneuten Stimmungsumschwung zu bemerken. Sie räusperte sich und sank noch ein Stückchen tiefer in den großen Sessel.

„Du wolltest mir von uns erzählen, Harry!“, sie kicherte verspielt. „Fang ganz vorne an bitte. Du sagtest ich kenne dich seit ich zehn bin?“ Harry sammelte sich. Jetzt war der Moment in Erinnerungen zu schwelgen, aber in den Guten, in denen die ihn und Ginny verbanden.

„Also…“, begann er auszuholen und setzte sich an die Kante der Couch. „Das erste Mal das ich dich gesehen habe, warst du zehn und ich war elf. Das war an meinem ersten Tag in Hogwarts. Ich war vollkommen verzweifelt weil ich nicht wusste, wie ich zum Gleis neundreiviertel kommen sollte, Hagrid hatte es mir nicht gesagt. An Hagrid erinnerst du dich noch?“ Ginny nickte. „Jedenfalls hab ich da dich und deine Familie in Kings Cross getroffen. Das ist übrigens gleich hier in der Nähe.“ Er deutete aus dem Fenster und Ginny nickte wieder. „Ja das war das erste Mal, dass wir uns gesehen haben. Du warst ziemlich traurig gewesen, dass du als Einzige nicht mit durftest.“ Ein wehmütiges Lächeln lag auf Ginnys Lippen.

„Ja ich erinnere mich daran. Das war ein ziemlich hartes Jahr für mich. So ganz allein mit Mum! Vorher hatte ich meist ziemlich meine Ruhe wenn ich aus der Schule kam. Ron oder die Zwillinge hatte eigentlich immer was angestellt um das sie sich kümmern musste. Aber so hatte ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ständig musste ich ihr vorlesen oder meine Hausaufgaben zeigen.“ Ginny verzog eine Miene und begann in hoher Stimme Mrs. Weasley nachzuäffen: „Für Zaubererkinder ist es besonders wichtig die Grundlagen zu beherrschen! Wie willst du einen Zauberspruch lernen, wenn du nicht mal ordentlich lesen kannst! Oder wie willst du  deine Trankzutaten berechnen, ohne Mathekenntnisse, Ginny?“ Ginny lachte und Harry stellte sich lebhaft vor wie Molly Weasley geschimpft haben musste.

„Gut dass deine Brüder in den nächsten Ferien wieder unglaublich viel Mist gebaut haben!“, lachte Harry bei der Erinnerung. „Erinnerst du dich daran, dass sie das fliegende Auto von deinem Vater gestohlen und damit über halb England geflogen sind?“ Ginny kicherte ein wenig schadenfroh.

„Oh ja! Und sie haben so viel Ärger dafür bekommen. Ich weiß allerdings nicht mehr so genau was aus dem Wagen geworden ist.“

„Sie hatten den Wagen genommen um mich bei meinen Verwandten abzuholen. Ich war dann den restlichen Sommer bei euch im Fuchsbau. Und der Wagen lebt jetzt im verbotenen Wald. Ron und ich sind damit nach Hogwarts geflogen als wir nicht zum Zug gelangen konnten. Ja das war ganz schön blöd, ich weiß!“, reagierte er auf ihren ungläubigen Blick. „Was weißt du noch über die Kammer der Schreckens, Ginny? Und über Tom Riddles Tagebuch?“ Harry war sich nicht sicher ob er ihr die ganze Geschichte erzählen sollte. Ginny konnte sich kaum an die unheimlichen Vorfälle in ihrem ersten Hogwartsjahr erinnern und vielleicht war das besser so. Er rang sich trotzdem dazu durch ihr die Vorfälle zu schildern.

„Hatte das denn alles mit dir zu tun?“, fragte sie Harry. Sie schien inzwischen auch bemerkt zu haben, dass es nur solche Erinnerungen waren welche mit ihm verbunden waren, die ihr fehlten.

„Das meiste ungewöhnliche, was in den letzten Jahren in Hogwarts passiert ist, hat irgendwie mit mir zu tun gehabt, Ginny. Aber in diesem Fall war es glaub ich so, dass du in das Tagebuch ziemlich viel über mich geschrieben hast.“ Harry errötete. Er hatte Ginny vorher nie dazu befragt und was er wusste, wusste er nur, weil der Tagebuch-Riddle es ihm höhnisch erzählt hatte. Harry versuchte Ginny ruhig zu erklären, wie der Horkrux in dem Taschenkalender von ihr Besitz ergriffen hatte und wie sie beinahe davon aufgesaugt worden wäre. Harry konnte nicht in ihr vor Schreck geweitetes Gesicht sehen. Er erzählte all dies seinen knetenden Händen.

„Und dann habe ich das Tagebuch mit dem Basilikenzahn durchbohrt und den Horkrux damit zerstört. Damals wusste ich natürlich noch nicht was ein Horkrux ist, aber es hat gewirkt. Deine Lebenskraft ist zu dir zurückgekehrt und wir konnten da heil wieder raus.“ Ginny starrte ihn an.

„Dann hast du mir also das Leben gerettet als du grade mal zwölf warst?“ Harry rang sich ein kleines Grinsen ab. „Wow! Kein Wunder das ich in dich verliebt war! Und wann sind wir dann zusammen gekommen?“

„Oh, erst viel später!“, lachte Harry und ging über ihr enttäuschtes Gesicht hinweg.

„Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht ob du die ganze Zeit in mich verliebt warst-“, Harry war es sehr unangenehm darüber Vermutungen anzustellen, „-aber wir haben uns in den darauf folgenden Jahren immer viel gesehen. Zum einen natürlich in der Schule, wobei du da meist nicht mit Ron, Hermine und mir rumgehangen hast. Aber auch in den Ferien, da war ich meist mindestens für ein paar Wochen bei euch im Fuchsbau.“ Harry dachte an all die schönen Tage, die er in dem schiefen, von Magie zusammengehaltenen Haus gehabt hatte. „Wir waren zusammen bei der Quidditch-Weltmeisterschaft und später warst du dann auch in der Gryffindor-Hausmannschaft. Erst als Ersatz für mich, als Sucher und dann in deinem fünften Jahr hab ich dich als Jägerin ins Team geholt. Ich war da Kapitän.“ Harry sah wieder auf seine Hände. „Und ich glaube, es war auch ungefähr zu der Zeit, dass ich angefangen hab dich zu mögen. Also mehr zu mögen meine ich.“ Er wurde ganz rot und traute sich nicht hochzusehen. In solchen Dingen war er wirklich noch nie gut gewesen. „Wenn da nicht die Sache mit Cho Chang gewesen wäre, dann hätte ich es vielleicht auch früher gemerkt, aber naja… Du hattest dann eh einen Freund nach dem anderen!“

“Hey!“, protestierte Ginny. „Hab ich irgendwelche Exfreunde vergessen? Ich kann mich nur an zwei Jungs erinnern mit denen ich zusammen war. Da war Michael Corner und natürlich Dean Thomas. Mit ihm müsstest du ja im selben Jahr gewesen sein, oder?“ Harry nickte grimmig.

„Also mir haben die beiden schon gereicht“, murrte er. „Du hast mit Dean in irgendwelchen Gängen herumgeknutscht. Das hat mich echt fertig gemacht, auch wenn ich zuerst nicht verstanden hab wieso. Ich bin echt nicht gut in so Gefühlssachen.“, gestand Harry ein. „Wie hat Hermine es immer gesagt: ‚Die Gefühlswelt eines Teelöffels‘!“ Harry lachte wehmütig. „Ich hätte öfter mal auf Hermine hören sollen, ich glaube sie wusste vor mir Bescheid über meine Gefühle.“ Ginny kicherte.

„Manche müssen halt erst älter werden um sowas zu verstehen! Und Jungs erst recht. Ich weiß noch wie Hermine sich da immer über Ron beschwert hat, dass er nicht verstehen würde. Dabei hab ich nie verstanden wie sie auf so einen Blödmann wie meinen Bruder stehen kann! Sie ist doch so schlau.“ Harry stutzte.

„Ach daran kannst du dich noch erinnern?“, fragte er, nicht ohne ein wenig vorwurfsvoll zu klingen.

„Hey! Ich kann doch da nichts für! Scheinbar hat das nichts mit dir zu tun!“, sie zögerte. „Wobei mir vieles schleierhaft ist was Hermine betrifft. Ich weiß dass sie mir viele Ratschläge gegeben hat, mir auch gut zugeredet hat als ich mit Michael zusammen gekommen bin. Aber ich weiß nicht wieso…“

„Wegen mir!“ Harry blickte sie jetzt endlich wieder an. „Ich weiß, dass sie dir geraten hat dich mit Anderen zu treffen und nicht auf mich zu warten. Ja Hermine ist verdammt schlau.“ Ginny sah ihm forschend in die Augen. Er traute sich nicht ihrem Blick auszuweichen, er war zu sehr gefangen von der Intensität ihres Blicks.

„Erzähl mir davon wie wir zusammengekommen sind.“, bat sie ihn mit einer samtweichen Stimme.

Kapitel 5 Teil 2: Die Lücke

Kapitel 5 Teil 2: Die Lücke
 

„Erzähl mir davon wie wir zusammengekommen sind.", bat sie ihn mit einer samtweichen Stimme und ohne den Blickkontakt zu lösen. Harry konnte nur schlucken. Plötzlich fühlte er atemlos und aufgeregt. Sein Herz schlug lauter, so als würde er Ginny gleich erneut zum ersten Mal küssen.

„Du warst mit Dean Thomas zusammen als es mir bewusst geworden ist, dass ich mich verliebt hatte.", holte er weit aus. „Aber ich hab mir über alles Sorgen gemacht. Darüber das du mich bestimmt nicht mehr willst, dass du Rons Schwester bist, dass er mich hassen würde. Eigentlich waren das alles nur Ausreden weil ich zu feige war. Aber jeden Abend hab ich an dich gedacht und so oft von dir geträumt, Ginny." Er sah ihr weiter in die Augen. „Ich hab mir nichts mehr gewünscht, als das du mit Dean Schluss machst, aber es brauchte eine gewaltige Portion Glück damit das geklappt hat. Der Abend an dem ihr euch getrennt habt, dieser Streit, ich war schuld daran gewesen. Ich und Felix Felicis. Aber auch danach hab ich mich nicht getraut dir meine Gefühle zu gestehen. Ich hatte dich ständig im Auge. Wenn du nach dem Quidditchtraining mit mir zur Schule hochgegangen bist, hätte ich dich am liebsten gegen die Schlossmauern gedrückt und geküsst." Harrys Stimme brach und endlich wand er den Blick ab. Das Blut pochte in seinen Ohren. „Wir haben uns das erste Mal nach dem Endspiel Gryffindor gegen Ravenclaw geküsst. Du musstest wieder die Sucherin geben, weil ich bei Snape nachsitzen musste." Ginny sah ihn vorwurfsvoll an.

„Wieso das denn?"

„Naja, ich hätte Draco Malfoy fast umgebracht!", er lächelte schuldbewusst zu ihr herüber. „Ich denke ich hatte es verdient nachzusitzen. Außerdem hast du deine Sache fantastisch gemacht. Gryffindor hat gewonnen! Ich kam hoch in den Gemeinschaftsraum und ich habe fast damit gerechnet, dass du und Dean... naja, nach dem Spiel wieder zusammen gekommen wärt. Aber dem war nicht so. Du kamst auf mich zugelaufen und ich hab dich in den Arm genommen und geküsst!"

„Vor Allen?", Harry wusste nicht ob Ginny schockiert oder belustigt war.

„Ja, vor allen Anwesenden. Ich hab im Nachhinein auch noch ganz schön was zu hören bekommen. Es war nicht grad praktisch das Dean und ich im selben Schlafsaal untergebracht waren. Und Ron war auch nicht grade begeistert." Harry seufzte.

„Er war zwar nicht so sehr dagegen, wie gegen die Sache zwischen dir und Dean, aber ich bin ganz schön froh, dass Hermine ihm die Sache mit dem unbrechbaren Schwur wieder ausgeredet hat. Er wollte unbedingt, dass ich ihm verspreche dir niemals das Herz zu brechen."

„Du denkst, du wärst dann schon tot?", spekulierte Ginny. „Ich wusste gar nicht, dass mein Bruder sich so als Beschützer aufspielen kann. Ich dachte immer er wäre nur ein großer Heuchler. Von wegen Wächter der Tugend und so!"

„Ja, dann wär ich wohl tot.", sagte Harry trocken. „Ich musste dich freigeben, um dich zu schützen. Du hast es verstanden, aber es hat dich sehr verletzt. Ron hat mir vorgeworfen, dass du tagelang deswegen geweint hast."

Ginny schwieg einen Moment. Vielleicht war es gut, dass sie sich nicht mehr an den Schmerz erinnern konnte.

„Ich erinnere mich gut an meine Zeit mit Dean. Ich mochte ihn wirklich gern." Dieses Geständnis versetzte Harry einen Stich.

„Wir haben viel unternommen, sind durch Schloss gestromert, wir waren in Hogsmeade. Einmal wurden wir nachts beinahe von Filch geschnappt, als wir uns nachts in die Bibliothek geschlichen hatten um...", sie unterbrach sich als sie Harrys gequälten Gesichtsausdruck sah. „'Schuldigung. Ich wollte nur sagen, dass mir immer etwas gefehlt hat bei ihm. Ich weiß auch nicht. Vielleicht lag es daran, dass es nicht du warst. Das weiß ich grad echt nicht. Tut mir leid."

„Wir haben all diese Dinge nicht gemacht.", entgegnete Harry bitter. „Wir sind nicht in Hogsmeade gewesen. Wir hatten nicht so viel Zeit. Es waren ja nur ein paar Wochen in denen wir zusammen waren. Und in dieser Zeit ist viel passiert. Du hattest Prüfungen und musstest die ganze Zeit lernen. Ron wollte nicht, dass wir in seiner Anwesenheit rumknutschten und er war eigentlich immer anwesend. Es ist schon ganz schön nervig, dass die Jungs nicht in die Schlafsäle der Mädchen dürfen. Du konntest ja auch nicht zu uns." Harry grinste belustigt und Ginny zog eine Augenbraue hoch.

„Was wolltest du denn in unserem Schlafsaal?", fragte sie misstrauisch, aber in ihrer Stimme lag auch etwas Verführerisches.

„Nicht das was du vielleicht denkst!" Harry lachte. „Aber da wir nur Abends füreinander Zeit hatten, hätte es das einfacher gemacht." Harry lehnte sich auf seinem Sofa zurück und dachte an die wenigen Wochen mit Ginny. Nein, einfach hatten sie es wirklich nicht gehabt Zeit zu zweit zu verbringen. Immer wenn sie Ron einmal abgeschüttelt hatten, kamen andere Mitschüler und belagerten sie. Für die Gryffindors waren sie eine Art Promipärchen und wohin sie auch gingen, alle wollten sofort dabei sein, oder sie bei ihrem Tun beobachten. Harry hatte oft versucht mit Ginny einfach nur gemütlich am See zu sitzen, damit sie lernen und er sie betrachten konnte. Aber auch dabei hatten sie Zuschauer gehabt. Und nachdem Colin Creevey begonnen hatte Paparazzifotos von ihnen zu machen und herumzuzeigen, hatte Harry öffentliche Orte gemieden. Innerhalb weniger Tage war die Neuigkeit, dass Harry Potter und Ginny Weasley ein Paar waren, im ganzen Schloss verbreitet worden, sodass sich auch die Schüler der anderen Häuser in die gaffende Menge einreihten. Es hatte in Hogwarts schon wesentlich unangenehmere Gerüchte über Harry gegeben, zumal dieses ja sogar wahr gewesen war, aber es machte es den beiden so gut wie unmöglich eine ruhige Zeit miteinander zu verbringen. Die wenigen gestohlenen Stunden, in denen sie sich unter dem Tarnumhang zum Quidditch-Stadion schlichen, hatten sie dafür umso intensiver genutzt.

„Die Quidditch-Umkleideräume waren sowas wie unser Versteck.", gestand Harry. „Nur die Kapitäne haben außerhalb der Spielzeiten die Möglichkeit da rein zu kommen und ich konnte ja immer nachschauen, wann welches Team trainiert. Als Peeves dann noch angefangen hat dieses grauenhafte Lied zu trällern und uns durchs Schloss zu folgen, wäre ich am liebsten ganz dort geblieben." Harry seufzte.

„Was für ein Lied?", wollte Ginny wissen und lachte schallend als Harry anfing zu singen.
 

„Seine Augen, so grün wie frisch gepökelte Kröte

Ihr Haar so rot wie ein Streichholzkopf

Jetzt sind sie zusammen, du liebe Güte

Ich übergeb mich vor Schnulz gleich in den Topf!"
 

Harry endete mit einem schiefen Ton. Im singen war er deutlich schlechter als Peeves im Reimen.

„Er hat sich an deinem Ständchen aus dem zweiten Jahr orientiert!", lachte Harry. „Weißt du noch?" Natürlich wusste Ginny es nicht mehr. Sie schüttelte den Kopf.

„So etwas habe ich mal gedichtet?"

„Ja das mit der frisch gepökelten Kröte stammt von dir!"

Die Stimmung war nun deutlich gelöster, grade zu spielerisch.

„Wir hatten also ein kleines Liebesnest, ja?", neckte Ginny ihn mehr zu erzählen.

„Ja könnte man so sagen, wobei es da unten ja nicht grade romantisch ist." Harry zog die Nase kraus. „Wenn die Slytherins vorher Training hatten, war der Mief kaum auszuhalten." Ginny lachte wieder und es war ihr wunderbares helles Lachen, das für Harry die Sonne aufgehen ließ, auch wenn es Draußen schon dunkel geworden war. Er strahlte sie an und wünschte sich mehr als alles andere, mit ihr zusammen in Erinnerungen schwelgen zu können.

„Aber wir hatten auch romantischere Abende." Ihr Lachen verstummte und wurde zu einem verschwörerischen Grinsen.

„Ach ja? Erzähl!"

Harry druckste herum. Diese Nächte waren für ihn sein Licht in den dunkelsten Stunden gewesen. Er hatte mit niemandem darüber gesprochen, nicht mit Hermine und erst recht nicht mit Ron. Sogar mit Ginny darüber zu reden kam ihm irgendwie falsch vor, schließlich war dies hier nicht seine Ginny. Es war eine Ginny die ihn nicht mehr kannte. Ob es dann in Ordnung war?

„Ach komm schon!", forderte Ginny ungeduldig. „Du kannst doch nicht sowas sagen und dann aufhören." Sie stand von ihrem Platz im Sessel auf und schmiss sich zu Harry auf das kleine Sofa. Wie Harry es schon im Vorfeld abgesehen hatte, blieb ihr kaum Platz neben ihm zu sitzen und so drückte sie sich nah an Harrys Beine und Oberkörper. Widerwillig lehnte er sich nach hinten in die Polster um ihr ein wenig mehr Freiraum zu geben. Ihre Nähe berauschte ihn und er fühlte sich unwillkürlich in die Erinnerungen zurückgeworfen.

„Es gab Abende", begann er leise, „in denen wir uns in den Raum der Wünsche geschlichen haben." Er atmete tief ein und ihr Duft erfüllt jetzt seine Sinne. „Wir haben uns einen ruhigen Ort gewünscht, an dem uns keiner stört, an dem wir für uns sein konnten. Es war ein schönes Zimmer. Es gab einen offenen Kamin und davor ein schönes Sofa, größer und weicher als dieses hier!" Er lachte über die beengte Sitzposition, doch Ginny beugte sich nur näher zu ihm. „Überhaupt war alles ziemlich flauschig und mit Schaffellen drapiert. Fast wie in einer Berghütte. Ich bin mir sicher das war dein Werk.", stichelte Harry, doch Ginny zuckte nur mit den Schultern. „Eigentlich haben wir einfach nur da gegessen und ins Feuer geschaut. Du hast dich an mich angekuschelt und ich habe dich im Arm gehalten." Harry traute sich nicht mehr zu sagen.

„Und wir haben uns bestimmt geküsst, oder?", wollte Ginny wissen.

„Ja wir haben uns geküsst.", räumte Harry ein und er dachte an seine Ginny, wie sie sich in seinen Armen angefühlt hatte. Er hatte sie die ganze Nacht über im Arm gehalten, ihr Haar gestreichelt und seine Hände darin verloren. Es hatte auch ein Bett in dem Raum gegeben, ein großes, massives Holzbett. Es war voller Kissen und flauschiger Decken, sodass man sofort darin versunken war, wenn man sich hineinschmiss.

„Wir haben da also zusammen geschlafen.", mutmaßte Ginny weiter und Harry nickte zögernd. Eigentlich hatte er kaum ein Auge zugetan. Er hatte neben ihr gelegen und sie angesehen als wäre sie ein Traum, der sich auflösen würde. An diesen Tagen hatte er bereits gespürt, dass es zu schön war um wahr zu sein. Sie haben zu dürfen, wäre ein zu großes Glück gewesen.

Ginnys Hand legte sich an seinen Arm. Ihr ganzer Körper war nun eng an ihn gepresst, ihr Haar tanzte über seine Schulter.

„Und was haben wir noch gemacht?", ihr Atem kitzelte seinen Hals und er spannte sich an. Oh, wie sie ihn in Versuchung führte, aber Harry konnte die Situation nicht ausnutzen.

„Nichts!", sagte er etwas zu laut in Anbetracht dessen dass sie so nah saß. Es war nichts weiter passiert. Sie hatten sich geküsst, nächtelang und einfach nur genossen. Sie hatten nicht viel geredet an diesen Abenden, nichts besprochen oder erklärt. Die kurze gemeinsame Zeit war dafür einfach zu schnell um gewesen.

„Und dann ist Dumbledore gestorben.", holte Harry sie zurück auf den Boden der Tatsachen. „Nach seiner Beerdigung habe ich Schluss gemacht, und wie gesagt, du hast es verstanden. Wir haben uns dann erst Ende der Ferien wieder gesehen, bei Bill und Fleurs Hochzeit. Da hast du mich nochmal geküsst." Er tat es ab, als wäre es nichts Besonderes gewesen, aber wenn er an diesen Kuss dachte zogen sich seine Eingeweide zusammen. Dieser Kuss in Ginnys Zimmer im Fuchsbau war so viel intensiver gewesen als alle vorherigen. Harry wusste nicht woran es gelegen hatte. Vielleicht daran, dass er wusste, dass es der endgültig Letzte sein würde. Oder vielleicht weil er zu diesem Zeitpunkt schon so lange nach einer Berührung von ihr gehungert hatte. Er wusste nur, dass er sich kaum mehr zurückhalten hätte können, hätte Ron sie nicht unterbrochen.

Seufzend stand Harry auf, brachte ein wenig Raum zwischen sich und Ginny. All diese Erinnerungen hatten sein Herz schwer werden lassen. Er wollte ihr endlich und mehr denn je seine Gefühle offenbaren, aber dafür musste er sie erst mal zurück bekommen. Er stand jetzt mit dem Rücken zu ihr am Fenster. Auf dem Grimmauldplace war alles ruhig. Nur in vereinzelten Fenstern war noch Licht. Harry starrte hinaus in die Dunkelheit.

„Ich werde jetzt schlafen gehen.", sagte eine leise Stimme direkt hinter ihm. Er drehte sich um und sah direkt in ihre funkelnden braunen Augen. „Gute Nacht.", flüsterte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

„Gute Nacht!", erwiderte er, als sie schon längst zur Tür hinaus war.
 

Harry konnte keinen Schlaf finden. Seit Stunden wälzte er sich in seinem viel zu heißen Bett herum. Die Gedanken in seinem Kopf rasten und die Erinnerungen, die er mit Ginny heraufbeschworen hatte, verfolgten ihn nun wie Schatten eines vergangenen Lebens. Er hatte Geister gerufen, die er jetzt nicht mehr zu vertreiben schaffte. Aber es schaffte es ebenso wenig, eine Lösung für Ginnys Problem zu finden.

Durch einen Spalt zwischen den schweren Vorhängen schimmerte der Stadthimmel herein. Aus dem ungesunden Braun der lichtverschmutzten Nacht, wurde ein sanfter graublauer Schleier. Während der Lärm der Vögel draußen anschwoll, sackte Harry doch nicht in einen erschöpften Schlaf. Er träumte unzusammenhängende Fetzen, von Ginny, von Hogwarts, von riesigen Mengen Wasser die auf ihn zu gestürzt kamen und die er nicht aufhalten konnte.

Harry schlug die Augen auf. Tief atmend blickte er zur Decke und versuchte sich zu sortieren. Die Erkenntnis dass Ginny wirklich hier war, das ihr Gedächtnisverlust ein sehr realer Albtraum war, ließ sich nicht abschütteln. Seufzend schloss er noch einmal die Augen und schwang dann seine Beine aus dem Bett. Er würde eine Lösung finden müssen. Entweder wusste Kreacher was zu tun war oder er würde Ginny ins St. Mungos bringen, es half ja alles nichts. Halbblind wie er war, suchte er tastend nach seiner Brille. Doch sein Nachttisch war leer. Harry grummelte vor sich hin. Es war immer das Beste. Wie sollte man seine Brille finden, ohne etwas zu sehen? Er fluchte als er sich an der Bettkante stieß. Gestern Nacht hatte er all seine Kleider auf den unbequemen, silbernen Cocktailsessel in der Zimmerecke geschmissen. Er stolperte durch den Raum, zog seinen Zauberstab aus der Tasche seiner Jeans und rief seine Brille zu sich.

"Besser?" Harry drehte sich jäh zu der lachenden Stimme um. Ginny saß auf dem Bett, auf der unberührten Seite. Sie hatte ihr Beine überschlagen und sah aus, als hätte sie schon eine längere Zeit da gesessen und ihn beobachtet. Harry erschrak und starrte sie mit offenem Mund an.

"Was machst du denn hier?", fragte er verwirrt. Ginny schmunzelte.

"Ich hab auf dich gewartet. Was sollte ich denn sonst tun? Es ist schon zwei Uhr nachmittags, du Langschläfer!" Sie lachte ihn aus. "Ich hätte natürlich nach Hause gehen können, aber das fand ich dann doch sehr unhöflich." Sie grinste ihn groß an und auch wenn er es in diesem Moment nicht zugegeben hätte, war er froh, dass sie noch da war.

Ginny stand auf und kam zu ihm herüber.

"Um ehrlich zu sein, Harry, ich habe ziemlich viel nachgedacht letzte Nacht." Harry schluckte. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er nur in Boxershorts geschlafen hatte und nun so gut wie nackt vor ihr stand. Mit einer Hand fuhr er sich durch sein wie immer zerzaustes Haar. Ihre Nähe machte ihn nervös und sie ging immer weiter auf ihn zu.

"Ich hab mir überlegt, in allen möglichen Geschichten ist es doch immer so, dass ein Kuss der wahren Liebe eine solche Misere rettet." Ginny lachte schallend und blieb direkt vor ihm stehen. Sie schaute von seiner nackten Brust auf und blickte ihm in die Augen. In ihrem Blick lag etwas verschlagenes, schalkhaftes, ein Ausdruck der Harry wieder daran erinnerte, das sie die kleine Schwester zweier professioneller Scherzbolde war.

"Wie meinst du das?", fragte Harry zögerlich, nicht sicher ob Ginny ihn nicht nur auf den Arm nahm.

"Ich denke wir sollten es versuchen!" Sie zuckte mit den Schultern und fügte hinzu: "Schaden kann es nicht, oder?" Sie trat noch ein wenig näher und ihre langen Haare kitzelten über Harrys nackte Brust. Er konnte ihren blumigen Duft riechen, ihre Wärme über seine Haut streichen fühlen. Ein langer Seufzer entfuhr ihm, als er sich der Versuchung ergab. Wer weiß, dachte er, vielleicht hilft es tatsächlich.

Er legte seine Hände sanft um ihr Gesicht, seine Fingerspitzen strichen über ihre Wangen und Ginny schloss erwartungsvoll die Augen. Er zog ihr Kinn zu sich, beugte sich runter und berührte sanft ihre Lippen mit seinen. Ginny packte seine Oberarme und zog ihn näher an sich, sodass seine nackte Haut ihren Oberkörper berührte und ihre Lippen heiß auf seine drückten. Die Sensation von tausend Schmetterling flatterte durch ihn hindurch. Als er sich von ihr löste, lag noch ein stummes Keuchen auf seinen Lippen und Sehnsucht nach ihrer Nähe breitete sich aus. Ginny grinste wieder.

"Und? Hat es funktioniert?", fragte Harry mit zittriger Stimme. Er glaubte ja nicht daran, das wäre einfach zu kitschig.

"Ja, sieht ganz so aus!" Ginny funkelte ihn an und Harry fiel der Mund auf. "Aber...", setzte sich nach während sie sich umdrehte, "Ich denke eher dass es an der Tinktur liegt, die Kreacher mir heute Morgen gegeben hat!" Ginny grinste breit und schuldbewusst. In Harrys Kopf dämmerte es nur langsam.

"Soll das heißen", hob er langsam an, "du kannst dich schon seit heute Morgen wieder erinnern?" Sein Ton war wütend, aber er grinste von einem Ohr zum Anderen. Ginny nickte und zog abwehrend den Kopf ein.

"Oh! Du!" Harry rang um Worte. "Na warte!", rief er, riss sie in seine Arme und wirbelte sie herum. Ginnys Haare umschlangen seinen Kopf, ihr Gesicht in seine Halsbeuge vergraben. Sie quietschte und lachte und als Harry zum stehen kam, waren beide ganz schwindelig vor Glück und Drehungen.

Kapitel 6 Teil 1: Siebzehn Kerzen

"Und wenn ich nicht will?" Harry bockte wie ein kleines Kind. Ginny lag neben ihm, den Kopf auf eine Hand abgestützt und ihr Haar über das Kissen fließend. Sie sah ihn tadelnd und auch verletzt an.

"Es ist mein Geburtstag, Harry! Du glaubst doch nicht, dass irgendjemand da dann ein großes Ding daraus machen wird, das ich einen Freund mitbringe!"

"Doch ganz genau das glaube ich!" Harry lachte humorlos. "Es machen immer alle ein großes Ding draus wenn ich irgendwo hin komme. Du glaubst doch nicht, dass das jetzt anders wird! Jetzt wo ich Voldemort besiegt habe und sie noch einen Grund mehr zum gaffen haben. Ich mein ja nicht mal deine Familie", warf er ein, als sie zum protestieren den Mund öffnete. "Aber es kommen ja auch andere."

Ginny hatte den Morgen damit verbracht ihm von ihren Plänen und Vorbereitungen für den anstehenden Geburtstag zu erzählen. Sie beide hatten keine ernsten Themen anschneiden wollen und so war es sicherer gewesen sich darüber zu amüsieren, dass Ginnys Volljährigkeit anscheinend mit der Party des Jahres gefeiert werden sollte. Die Gästeliste umfasste nicht weniger als 100 Leute, die meisten davon waren Ginny selbst vollkommen unbekannt.

"'Je mehr desto besser' , sagt Mum. Und jetzt macht es auch keinen Unterschied mehr wie viele noch kommen." Sie zuckte mit den Schultern. "Sie stellen wieder das große Zelt auf, von Bill und Fleurs Hochzeit. Ins Haus passt ja kaum die Familie wenn alle da sind."

Harry rollte sich übers Bett und schwang seine Beine auf den Boden. Ginny hatte alles Recht wütend auf ihn zu sein, aber dennoch drehte sich ihm der Magen um bei dem Gedanken daran so vielen Menschen zu begegnen. Drei Monate lang war seine einzige Gesellschaft ein bockiger Hauself und eine eigensinnige Eule gewesen, jetzt Ginny an sich ran zu lassen, kostete ihn bereits sehr viel Überwindung. Ginny kam hinter ihm her gekrochen und schlung die Arme um seinen Hals.

"Du musst kommen Harry!" Ihr Ton ließ keine Diskussion mehr zu. Sie drückte ihm einen Kuss in den Nacken und sprang dann aufgeregt vom Bett. "Das ist dann dein Geschenk für mich!" Ginny streckte ihm lachend die Zunge raus, während sie in der Zimmerecke nach ihren Schuhen suchte. Harry beschloss das Thema erst einmal ruhen zu lassen. Der Geburtstag war erst in einer Woche, vielleicht würde er sich bis dahin mit dem Gedanken anfreunden können.

"Was tust du da eigentlich?", fragte er Ginny die begonnen hatte herum zu hüpfen, Dinge zu suchen und in ihren Umhangtaschen zu verstauen.

"Wonach siehts denn aus, Harry? Ich packe mein Zeug zusammen. Ich muss dringend zurück zum Fuchsbau." Harry sprang entsetzt auf.

"Nein! Du kannst doch nicht einfach verschwinden. Ich... Ich brauch dich hier!" Ginny schloss kurz die Augen und grinste leicht. Dann fuhr sie fort in ihrem Aufbruch. "Ginny bitte geh nicht!", Harrys Stimme klang plötzlich peinlich verzweifelt. Sie sah ihn mitleidig an.

"Ich bin schon fast eine Woche hier!"

"Du bist seit fünf Tagen bei mir und davon hast du drei verschlafen und einen Tag lang nicht gewusst wer ich bin!", protestierte Harry. Ginny grinste ihn an.

"Das mag schon sein, aber ich muss trotzdem nach Hause. Ich hab schließlich keinem gesagt wo ich überhaupt hin gehe. Hab nur einen Zettel hinterlassen, dass ich zu dir will. Was glaubst du, was sie sich denken?", sie grinste jetzt breit. "Was werden sie sich wohl ausmalen was wir die letzten Tage getrieben haben?" Harry musste gegen seinen Willen grinsen. "Ich nehme ja mal nicht an, dass du daran gedacht hast, eine Eule zum Fuchsbau zu schicken und zu erklären das ich krank bin, oder?" Schuldbewusst senkte er den Kopf. So viel zu der Zeit die ihm noch blieb. Er trat einen Schritt auf Ginny zu und umfasste ihre Hüfte.

"Ich werde dich echt vermissen", flüsterte er in ihr Ohr.

"Das ist unfair!", seufzte Ginny während sie sich seiner Berührung hingab. Dann stieß sie ihn sanft von sich weg. "Wir sehen uns ja spätestens am Dienstag! Du kommst und dann sehen wir uns wieder!", sagte sie nachdrücklich und setzte Harry damit buchstäblich den Zauberstab auf die Brust. Er verstand, dass wenn er sie wiedersehen wollte, er in den Fuchsbau kommen musste. Sie würde es ihm nicht noch einfacher machen sie zurück zu gewinnen.

"Ja, in Ordnung", sagte er kleinlaut, bückte sich und zog ihren linken Schuh unter dem Bett hervor. "Aber ich kann nicht versprechen, dass ich auch Spaß haben werde!" Ginny kicherte als er ihr den Schuh auf den Fuß streifte.

Eine halbe Stunde später standen sie zusammen an der Eingangstür. Ginny hatte ihre wenigen Habseligkeiten zusammen gesammelt und schulterte den Besen. Harry zog seinen Zauberstab aus der Tasche seiner Jeans und klopfte ihn Ginny auf den Kopf. Der Desillusionierungszauber würde sie am helllichten Tag vor den Augen der Muggel bewahren, zumindest wenn sie halbwegs vorsichtig flog. Harry nahm die undeutlichen Bewegungen der Luft war die Ginny darstellte und erschrak leicht als zwei Hände ihn herunter zogen und ein unsichtbarer Mund ihn küsste.

"Ich sehe dich nächste Woche!", insistierte Ginny noch einmal, bevor sie hinaus ging und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Das klickende Geräusch hallte durch das dunkle Haus.
 

Harry saß auf der staubigen Couch auf dem Dachboden. Mit einem Fuß malte er Kreise auf den Boden, die sich im Dreck abzeichneten. Nachdem Ginny fort war, schien ihm das Haus so leer und düster, er fühlte sich eingesperrt und gefangen. Es erinnerte ihn an Sirius. An die Zeit in der sein Pate das Haus nicht hatte verlassen dürfen um sein Leben zu schützen. Es war Dumbledores Anweisung gewesen Sirius zu verstecken. Harry hingegen hatte sich selbst weggesperrt und sich vor seinen Freunden versteckt.

Harry blickte zu Boden. Ohne es gemerkt zu haben, hatte er ein Dreieck um den Kreis gemalt. Mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen beugte er sich herunter und zog einen Strich hindurch. Er blickte gedankenverloren auf das staubige Zeichen. Wenn er Ginny wieder sehen wollte musste er endlich sein Versteck verlassen. Er müsste auch erst mal in die Winkelgasse gehen, ihr ein Geschenk besorgen. Wieder lief ihm ein Schauer über den Rücken, bei dem Gedanken an die vielen gaffenden Augen die ihm folgen würden. Aber er konnte weder seinen Tarnumhang nutzen, noch Kreacher schicken etwas zu besorgen. Zumal er noch gar nicht wusste, was er ihr schenken könnte. Vielleicht konnte er sich verkleiden. Er dachte an den großkrempigen Hut den er vor ein paar Wochen im Garderobenschrank unten gefunden hatte. Wenn er sich diesen tief genug ins Gesicht ziehen könnte, würde er sicherlich das meiste seines Gesichts verdecken. Seine Haare waren in dem Jahr auf der Flucht lang geworden und hingen ihm strähnig ins Gesicht. Das würde im Zweifel das übrige tun und ihn tarnen, oder?

Ein Rascheln ließ ihn aufschrecken. Er sprang auf die Füße und trat in den Staub vor ihm. Das Rascheln wurde lauter und mit einem knackenden Geräusch strömte plötzlich orangerotes Sonnenlicht in den düsteren Raum. Ein Spalt zwischen zwei Dachschindeln hatte sich aufgetan und während Harry gegen das Licht der untergehenden Sonne blinzelte, erkannte er einen Fuß der sich hinein schob, gefolgt von einem Schnabel. Rubos Kopf drückte sich durch die Öffnung und dann sein großer Körper. Mit einem 'Plopp' war der Vogel drin und der Spalt wieder geschlossen. Harry lachte laut auf und der große Uhu zuckte überrascht zusammen. Einige seiner Federn standen wirr ab und an seinem Hinterkopf hing ein großes Blatt. Rubo steckte den Kopf ins Gefieder und begann sich zu richten, während Harry weiterlachte.

"Das Geheimnis ist dann wohl gelöst!", sagte Harry. Er sah hoch in den Dachstuhl. Von der Öffnung war nichts mehr zu erkennen und die dunklen Dachbalken hingen zu hoch um die Schindeln abzusuchen. "Kein Wunder das Kreacher deinen versteckten Eingang nicht finden konnte." Harry grinste breit und zupfte Dreck aus Rubos Federn. "Wobei ich es mir ja eigentlich hätte denken können, dass du hier oben rein kommst." Er streichelte über das Gefieder seines großen, braunen Freunds. Diese Eule die ihn so sehr an Hagrid erinnert hatte und die ihn seine besten Freunde vermissen ließ.

"Was denkst du, Rubo? Soll ich endlich mal raus hier?" Harry flüsterte mehr zu sich selbst, aber der Uhu reagierte sofort aufgeregt flatternd. Er blickte hoch zu seinem Eingang, dann wieder Harry an. "Ich würde natürlich die Tür nehmen!" Er lachte wieder und spürte wie sich seine Wangenmuskeln schmerzhaft verkrampften. Er hatte an diesem einen Tag mehr gelacht als im ganzen letzten Jahr.
 

Kreacher war, wie zu erwarten, alles andere als begeistert davon gewesen, dass Harry ausgehen wollte. Nach seinem stürmischen Gefühlsausbruch ein paar Tage zuvor, hatten sich die Wogen allerdings deutlich geglättet. Allem Anschein nach hatte Harry ihm wirklich die schlimmsten Befürchtungen nehmen können und so glaube der Hauself nun Harry als dieser ihm versprach wieder zu kommen. Kreacher hatte einen langen schwarzen Umhang für Harrys Ausflug vorbereitet, so wie auch den Hut an den Harry gedacht hatte. Als Harry so eingehüllt vor dem großen Spiegel in seinem Zimmer stand, fühlte er sich ziemlich verkleidet, aber dadurch auch sicher. Er wusste nicht, an wen er sich erinnerte, jedenfalls nicht an Harry Potter und das war die Hauptsache. Er schob sich eine Strähne des ungepflegten, strähnigen Haars ins Gesicht und blickte finster in das Gesicht des Spiegelbilds. Jetzt erkannte er es. Er erinnerte ihn an eine jüngere Ausgabe seines Zaubertränke Lehrers, an den Severus Snape den er in den Erinnerungen im Denkarium gesehen hatte. Hastig zog er den Hut vom Kopf und zerstrubbelte sich das Haar. Wenn er zurück war, würde er Kreacher bitten ihm wieder eine Frisur zu verpassen. Ein wenig wunderte sich Harry. Früher hatten seine Haare nie wachsen, aber auch nicht gekämt oder geschnitten werden wollen. Seitdem er nach Hogwarts gegangen war, hatte Tante Petunia ihn schließlich auch nur in den Sommerferien zum Friseur schleifen können. Nun vielleicht waren seine Haare ohne die Drohungen seiner Tante weniger stur geworden, dachte Harry und ging die Treppe hinunter.

"Ich sollte in ein oder zwei Stunden zurück sein, Kreacher.", sagte Harry zu seinem Hauself. "Mach dir keine Sorgen." Damit trat er aus der Tür und atmete tief durch. 'Mach dir keine Sorgen!, wiederholte er noch einmal für sich selbst und apparierte dann fort.

Harry hielt sich an der feucht kalten Mauer des schäbigen Gebäudes fest, in dessen Seitengasse er sich appariert hatte. Das Gefühl des Verschwindens und des zusammengepresst werdens hatte ihm noch nie gefallen und nach einigen Monaten Pause wurde es auch nicht besser. Keuchend stand er in der Gasse unweit der Gringotts-Zaubererbank. Mit Mühe beruhigte er sich wieder und fing an zu überlegen wohin er gehen sollte. Früher einmal hatte er sich gut in der Winkelgasse ausgekannt, aber das war vor seinem dritten Schuljahr gewesen und vor der Rückkehr Voldemorts. Danach waren so viele Läden geschlossen worden und viele der Ladenbesitzer verschwunden oder schlimmeres. Harry würde wohl nichts anderes übrig bleiben als möglichst unauffällig herum zu schauen und auf einen geeigneten Laden und einen Gedankenblitz zu hoffen. Er zog sich die Krempe des Huts weiter ins Gesicht, richtete seinen Umhang und trat um die Ecke in die Einkaufsstraße hinaus.

Kapitel 6 Teil 2: Siebzehn Kerzen

Der Lärm und das Gedränge das ihn umgab machte ihn einen Moment lang wieder atemlos. Die Winkelgasse war erfüllt von Rufen, Gelächter und hunderten Stimmen, von Gerüchen und lauten krachenden Geräuschen. Die Gasse in der Harry aufgetaucht war, kam zwischen einer Tierhandlung und einem Laden für süße Backwaren heraus. Harry sah in die Auslagen der Bäckerei und erkannte Kekse und Küchlein in Form von Hippogreifen und Nifflern und anderen magischen Wesen die Harry nur aus Büchern kannte. Ein kleines Mädchen mit einem viel zu großen, nachtblauen Spitzhut zog am Umhangsaum ihrer Mutter und deutete auf einen großen pinken Muffin mit Mondkalb-Gesicht in der Auslage.

"Mami! Mami! Darf ich den bitte, bitte haben?", sie zog ihre Mutter halb in den Laden.

"Ach Elli. Du isst ihn ja doch wieder nicht sondern spielst nur damit!", protestierte die großgewachsene Hexe, ging aber dennoch mit ihrer Tochter auf den Fersen in den Laden. Harry blickte weiter umher. Die Schaufenster und Verkaufstische der Geschäfte waren allesamt knallig bunt und prall gefüllt. Von überall her drang das Klingeln von Türglocken und das geschäftige Treiben der Händler und Kunden. Harry wandte sich nach rechts, in Richtung Gringotts und versuchte die Reizüberflutung zu verarbeiten. Er ging an einigen bekannten Läden vorbei, wie 'Madam Malkins Gewänder für alle Gelegenheiten' oder 'Eeylops Eulenkaufhaus', die meisten Geschäfte waren allerdings neu und glänzend. Auf dem großen Vorplatz vor der Bank blieb Harry stehen und beobachtete verstohlen die Menschen die vergnügt umherliefen. Viele Familien machten Besorgungen für das anstehende Schuljahr in Hogwarts. Harry sah aufgeregte Erstklässler mit ihren langen Bögen Pergament umherlaufen und nach Drachenlederhandschuhen oder spannend klingenden Büchern fragen. Mit einem Grinsen stellte er fest, dass Ollivander wieder in seinen Laden zurückgekehrt war. Das Schaufenster war grau und schmutzig wie eh und je, und auch an der Dekoration hatte sich nichts geändert. Harry traute sich ein wenig näher heranzutreten. Durchs Fenster sah er einen Jungen mit lockigem, blonden Haar, der soeben von Mr. Ollivanders Maßband vermessen wurde. Der alte Mann kletterte währenddessen auf den Regalen umher um den richten Stab auszuwählen. Zu Harrys Überraschung kam in diesem Moment ein zweiter, wesentlich jüngerer Mann aus dem hinteren Bereich des Lagers getreten. Es war unverkennbar, dass es ein Verwandter des alten Manns sein musste. Vielleicht sein Sohn, oder auch sein Enkel, dachte Harry und schmunzelte seine Spiegelung in der Scheibe an. 'Beste Zauberstäbe seit 382 v. Chr.', es wurde Zeit das Mr. Ollivander den Stab an die nächste Generation abtrat. Die Ereignisse des letzten Jahres hatten mit Sicherheit auch ihre Spuren bei ihm hinterlassen.

Harry wandte sich ab. Er war mit einem Ziel hergekommen und er durfte es nicht vergessen. Nach wenigen Metern stand er vor seinem Lieblingsladen. 'Qualität für Quidditch' zog wie immer eine große Schar staunender Kinder an, die sich den neusten ausgestellten Besen anschauen wollten. Harry blickte über die Köpfe einiger Jungen hinweg und sah zufrieden, dass es immer noch ein Feuerblitz war, der diese Begehrlichkeiten weckte. Er zögerte kurz, überlegte ernsthaft den Laden zu betreten. Ich könnte Ginny doch etwas für ihren Besen kaufen, dachte Harry, nur um sich gleich darauf zu schellten. Vielleicht wäre ein Besenpflege-Set kein allzu schlechtes Geschenk, aber eigentlich wollte er ihr etwas anderes, etwas persönlicheres schenken. Etwas das ihre Beziehung wieder auf den richtigen Weg brngen würde. Hastig ging er weiter, blickte sich immer wieder um, in der irrationalen Hoffnung dass vielleicht ein Laden wie 'Rosalis romantische Geschenkideen' oder 'Hübsche Dinge für hübsche Hexen' aufgemacht hätte. Irgendetwas das es ihm leichter machen würde das Richtige für Ginny zu besorgen. Vor der Buchhandlung 'Flourish und Blotts' wurde das Gedränge sehr dicht und Harry zog seinen Umhang enger an sich. Sie schiere Maße an Menschen überwältigte ihn beinahe und am liebsten wäre er sofort umgekehrt und zurück zum Grimmauldplace verschwunden. Er dachte an Ginny und schlängelte sich weiter, froh darüber das niemand unter den vielen Leuten ihn erkannte. Die Einkaufsstraße machte eine Biegung und Harry wusste, dass er gleich an Fred und Georges Zauberscherz-Laden vorbeikommen müsste. Er war entschlossen zielstrebig daran vorbei zu gehen und nicht in Gefahr zu kommen hinein gehen zu wollen. Doch statt der leuchtend orangen Ladenschilder von 'Weasleys Zauberhafte Zauberscherze' und den überquellenden Schaufensterdekorationen, waren Bretter vor die Fenster und Schilder genagelt. Eine Gruppe etwa vierzehn jähriger Jungs stand vor dem Eingang und sah sich traurig an. Scheinbar hatten sie sich vor Schuljahresbeginn mit Scherzartikeln eindecken wollen. Harry schluckte. George hatte den Laden noch nicht wiedereröffnet, wenn er es überhaupt vor hatte. Das Zauberscherz-Gewerbe war immer ein gemeinsamer Traum der Zwillinge gewesen, aber allein war es sicherlich schwer für George. Grade als Harry dem Schmerz nachgeben wollte, den er bei dem Gedanken an Fred empfand als wäre es sein eigener Bruder gewesen, sah er aus dem Augenwinkel ein kleines Schild das seine Aufmerksamkeit erregte. Zwischen zwei großen Geschäften für Kessel, und Zaubertrankzutaten und magische Ingredienzien, war eine kleine Tür eingelassen. Sie wirkte eingequetscht und deplatziert, aber das Schild über der Tür sagte mit roter Schrift auf dunklem Grund 'Amors Werkstatt'. Entweder war der Laden ebenfalls neu, oder er wir Harry noch nie aufgefallen. Um ehrlich zu sein, hatte er auch noch nie nach so einem Geschäft gesucht. Harry stolperte auf die kleine Tür zu und sah sich einige Male um bevor er eintrat. Trotz allem war es ihm ziemlich peinlich einen solchen Laden zu betreten.

Der Verkaufsraum war klein und Harry konnte sich kaum um die eigene Achse drehen nachdem die Tür mit einem Seufzen zu fiel. Die Wänden waren dunkel und mit Regalen bedeckt, die allerlei Schmuckstücke, Fläschchen und Kästchen aufbewahrten. Vor Harry befand sich ein hoher Tresen, aber es war niemand zu sehen.

"Hallo?", sagte er in den Raum hinein.

"Moment.", kam die knirschende Stimme hinter dem Tresen hervor, über den Harry nicht blicken konnte. Er wandte sich zur Seite und betrachtete die angebotene Ware. Das Meiste davon war recht schöner Schmuck. Bestimmt könnte er hier etwas finden, das als Geschenk taugte, aber ob auch das Richtige für Ginny dabei war? Was wollte er überhaupt für sie?

"So! Wie kann ich ihnen helfen Mr. Potter!", ertönte die knirschende Stimme diesmal lauter. Harry schreckte auf und drehte sich ruckartig zum Tresen um.

"Woher wissen sie...", die Frage blieb ihm im Halse stecken als ein Klirren hinter ihm ertönte und er mit seinem Umhang eine Reihe kleiner Fläschchen umgeweht hatte. "Oh nein!" Er versuchte sie wieder aufzufangen, aber eines rollte vom Regal und zerbrach am Boden. Der süße Duft von Schokokeksen, Besenstielholz und frischen Blumen stieg ihm in die Nase und benebelte ihn leicht. Der kleine Mann hinter dem Tresen reagierte schneller als Harry. Er machte eine schnippende Geste mit dem Zeigefinger und schon was das Fläschchen wieder ganz und stand samt Inhalt im Regal. Der Duft des Amortentia hatte Harry leicht schwindelig werden lassen und er stützte sich schwer atmend am Tresen ab. Erst einen Moment später nahm er sein Gegenüber erst richtig wahr und erschrak. Es war kein kleiner Mann, wie er zuerst gedacht hatte. Es war ein großer Kobold, oder etwas das sehr nach einem in die Jahre gekommenen Kobold aussah.

"Wer sind sie?", frage er langsam und vorsichtig. "Und, woher wissen sie wer ich bin?" Der Kobold lächelte und präsentierte einen Mund mit nur noch drei schief stehenden Zähnen.

"Wer ich bin? Nun es steht an der Tür!", er kicherte knarrend. "Nun mein Name ist Amor. Eigentlich Erog Amorignus, aber das verkauft sich nicht gut, nicht wahr? Was sie aber wohl eher fragen wollten, war wohl: Was ich bin, oder Mister Potter? Ich bin ein Süd-Kobold. Ich komme eigentlich aus Griechenland, vor vielen Jahren hergebracht worden, zusammen mit vielen Schätzen meiner Familie.", der Kobold schnaubte erbittert. "Und woher ich weiß wer sie sind, Mr. Potter? Nun, ich wusste nicht das es ein Geheimnis ist. Ihre Verkleidung hält mich nicht davon ab die Wahrheit zu sehen. Entschuldigung dafür. Nun, ich sehe weniger die Menschen, als das ich die Herzen sehe."

"Ähm..." Harry wusste nicht was er erwidern sollte. "Ist schon ok. Ich wollte nicht das alle mich erkennen, aber das hat ja auch gereicht." Er deutete auf den großen Hut, nur um ihn einen Moment später peinlich berührt abzunehmen.

"Nun, kein Grund zur Sorge oder zur Beschämung. Sie wollen doch ein Geschenk finden, richtig?" Harry nickte erstaunt. "Nicht wundern, nicht wundern, ihr Herz ist sehr viel kommunikativer als ihre Besitzer es sind. Erst recht bei den jungen Leuten, die nehmen sich das alles so zu Herzen. Es ist gar nicht so schwer. Warten sie erst mal ab, wenn sie 150 werden. Dann fallen ihnen diese Dinge auch leichter. Grade sie müssen sich das wohl nicht so viele Sorgen machen!" Erog kicherte und es hörte sich an wie zersplitterndes Holz. Harry trat unangenehm berührt von einem Fuß auf den anderen.

"Und was hat ihnen mein Herz verraten?"

"Keine Angst, keine Angst! Ich vermeide tunlichst zu tief einzudringen, Herzensdinge sind immer eine schwierige Sache. Nun sie suchen ein Geschenk für ein Mädchen." Harry nickte wieder, nicht sicher ob er beruhigt sein sollte.

"Aber ich weiß leider noch gar nicht, was das Richtige wäre, sie ist etwas besonderes." Harry legte die Stirn in Falten.

"Ja ja. Und es geht ja auch um was, sie soll Sie ja zurücknehmen, also sollte es schon was Schönes sein.", ergänzte der Kobold. Harry sah sich um, von einem Schmuckstück zum Anderen, aber er konnte sich nicht vorstellen was Ginny gefallen würde. Er wusste nicht mal ob sie überhaupt jemals Schmuck trug.

"Nun, zu rotem Haar passt am besten silberner Schmuck!", worf Erog plötzlich ein. "Und bei Ihrer Vorgeschichte..." Er begann in einer Schachtel zu kramen. "Hier!" Das Schmuckstück fiel geräuschlos auf die Theke. "Das müsste ideal sein." Harry war überrascht, aber er stimmte zu. Dies konnte er Ginny ohne Bedenken schenken.

"Das macht dann fünf Galleonen, Mr. Potter. Und wenn ich so unverschämt sein darf, dann hätte ich auch gern ein Autogramm!"
 

Die nächsten Tage verbrachte Harry damit sich auf den Geburtstag vorzubereiten. Das hieß zwar auch, dass Kreacher ihm tatsächlich die Haare schnitt und ihm einen schönen smaragdgrünen Umhang bereit legte, aber vor allem versuchte Harry sich zu beruhigen. Er wollte Ginny wiedersehen und natürlich auch seine Freunde Hermine und Ron und die anderen Weasleys, aber Abends lag er noch lange panisch wach, versuchte sich vorzustellen wie diese Begegnung verlaufen würde. Seine Albträume kehrten wieder und die Wucht der Vorwürfe die sich in diesen Träumen manifestierten, sorgte dafür dass er erneut kaum sein Zimmer verlies. Am Montagabend klopfte Kreacher an seine Zimmertür. Der Hauself hatte aufgehört mit Harry über seine Pläne auszugehen zu diskutieren, aber dennoch war er nicht begeistert von der Aussicht dass Harry ganz wegbleiben könnte. Trotzdem gab Kreacher Harry an diesem Abend die Ermutigung die er nötig hatte. Als Harry die Tür öffnete, war Kreacher bereits am anderen Ende des Flurs, an seiner Zimmertür, dem alten Zimmer von Regulus und schloss zähneknirschend die Tür. Harry blickte zu Boden. Vor seinen Füßen stand die Spieluhr die er zu seinem Geburtstag bekommen hatte. Harry lauschte bis spät in die Nacht den Stimmen der Weasleys und schlief schließlich ruhig ein.
 

Er hatte alles eingepackt. Das Geschenk für Ginny war in einer kleinen Schachtel in seiner Umhangtasche verstaut. Harry betrachtete sich im Spiegel. Er sah gut aus. Der grüne Umhang stand ihm und Kreacher hatte ihm einen ordentlichen Haarschnitt verpasst. Das erste Mal seit Harry sich erinnern konnte, lagen seine Haare halbwegs ordentlich und gepflegt, statt in alle Richtungen abzustehen. Er gefiel sich im Spiegel, aber dennoch wäre er am liebsten nicht gegangen. Sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft, hatte er doch den ganzen Morgen noch nichts gegessen. Kreacher hatte mehrfach versucht ihn zu Tee und Toast zu überreden, aber Harry hatte nicht das Gefühl, dass er auch nur einen Bissen bei sich hätte behalten können. Dies war nun der Moment. Die Begegnung vor der er sich monatelang gefürchtet und versteckt hatte.
 

Harry apparierte an die Grundstücksgrenze des Fuchsbaus. Die frühe Nachmittagssonne spielte in den satt grünen Büschen und Bäumen rund um das Grundstück der Weasleys. Harry drückte sich näher in die Holunderhecke und roch die noch unreifen Beeren und die Feuchtigkeit die sich im dichten Laub, trotz des warmen Tags gesammelt hatte. Um ihn herum summte es im Grün. Bienen und andere Insekten umschwirrten seine Ohren, während er von jenseits der Hecke das Summen von Stimmen hören konnte. Er versuchte seinen laut pochenden Herzschlag zu beruhigen. Sein Atem ging schneller als während der Flucht vor den Todessern. Wenn er nicht aufpasste würde die Panikattacke ihn erfassen und zu Boden werfen. Verzweifelt suchte er nach Halt und umfasste die Schachtel in seiner Tasche. Das glatt polierte Holz beruhigte ihn etwas und er fuhr mit den Fingern den Verschluss entlang. Er wollte Ginny das Geschenk geben, er war gespannt ob sie es auch so passend fand. Der alte Kobold in der Winkelgasse hatte ihm wirklich etwas rausgesucht, dass perfekt zu der Situation passte. Harrys Atmen wurde ruhiger und er grinste leicht in sich hinein. Dieses Geschenk sollte wirklich dafür sorgen, dass Ginny ihn nicht mehr vergas.

Entschlossen trat er einen Schritt aus der Hecke heraus, nur um gleich wieder zurück zu springen. Weiter unten am Tor hatte er Schritte gehört. Sein grüner Umhang tarnte ihn gut in den Büschen und so traute er sich vorsichtig um die Kurve zu linsen. Auf dem Weg der vom nahegelegenen Dorf herauf führte war ein großgewachsener Mann aufgetaucht. Er ging steif auf das schiefe, von Magie zusammengehaltene Haus zu und schaute, zu Harrys Glück, weder nach Recht noch Links. Als er näher kam erkannte Harry Percy Weasley. Seine roten Haare waren sehr kurz geschnitten und unter einem formell wirkenden Hut versteckt. Als Harry Rons drittältesten Bruder kennen gelernt hatte, waren dessen Wangen noch von Sommersprosse überseht und seine Glieder viel zu lang für seinen Körper gewesen. Aber aus dem ehemaligen Vertrauensschüler war in den letzten Jahren ein schlacksiger Mann geworden, den die letzten Monate eindeutig gezeichnet hatten. Er wirkte reuevoll und weniger arrogant als Harry ihn zuletzt im Fuchsbau gesehen hatte, allerdings hatte er seine korrekte Art scheinbar nicht verloren. Vor sich her trug Percy ein großes, in silbernes Papier eingeschlagenes Päckchen. Oben auf thronte eine akkurat gebundene Schleife aus hell blauer Seide. Percy schritt durch das Gartentor und verschwand aus Harrys Blickfeld. Er hörte wie das Gemurmel hinter der Hecke anschwoll und die freudigen Begrüßungen der bereits Anwesenden.

Die Angst schwoll wieder in Harrys Brust und brüllte ihn an wegzulaufen, zu verschwinden. Leise trat er aus dem Holunderbusch hervor und streifte den Umhang glatt. Er wandte sich nach links, weg von den Stimmen, dem Weg und dem Gartentor. Er ging in einiger Entfernung ums Haus herum, quer über den Acker auf dem er mit Ron und den Zwillingen häufig Quidditch geübt hatte und trat durch ein Loch im Zaun in den Hof des Fuchsbaus. Er hatte genug Ferien hier verbracht um solche versteckten Wege zu kennen. Grade wollte er sich selbst auf die Schulter klopfen als abermals Stimmen hinter ihm ertönten.

Mrs. Weasley rief aufgeregt nach nach jemandem und sagte etwas zu einem Mann mit fremder Stimme. Bevor Harry sich auch nur überlegen konnte wo er sich verstecken könnte, kamen sich auch schon um die Ecke.

"Wir stellen sie jetzt erstmal im Schuppen hier hinten ab. In der Küche laufen mir viel zu viele Menschen rum, ich hab einfach Angst das sie dann herunter fällt oder kaputt geht." Mrs. Weasley trug eine Seite eine gewaltigen Geburtstagstorte. Der kleine Mann bei ihr, der hinter der Torte verschwand und mit Mühe die andere Seite trug, schien der Bäcker zu sein. Magie schien die Tortenspitze aufrecht zu halten, obwohl sie bedenklich wackelte.

"Ich habe Arthur extra gebeten Platz für die Torte zu schaffen. Ich... Oh!", sie erschrak als sie Harry sah und erstarrte für einen Augenblick. Es dauerte einige Sekunden bis sie zu realisieren schien wer dort in ihrem Hof stand. In ihrer Überraschung schlug sie beide Hände auf ihren Mund. Der kleine Bäcker schwankte einen Moment bedenklich mit der Torte und fiel dann mitsamt seines Backwerks zu Boden. Die veilchenfarbene Buttercreme spritzte über die Steine und auf die Hauswand. Die Torte bildete einen lilanen Fleck auf dem Boden, durchsetzt von Früchten, Teig und den siebzehn Kerzen, die auf der Spitze gestanden hatten, aber Molly Weasley rührte sich nicht. Entgeistert sah sie Harry an, der nicht zu reagieren wusste. Die Torte war zerstört und das war seine Schuld. Soviel dazu, dass er unauffällig bleiben und keinen Ärger machen wollte.

"Harry!", keuchte Mrs. Weasley.

"Es tut mir leid, ich wollte sie nicht erschrecken, ich...", Harry stammelte ohne zu wissen was er sagen sollte. Er war kurz davor zurück durch das Loch im Zaun zu stürmen und zu verschwinden, aber der Schreck ließ ihn noch immer wie angewurzelt da stehen.

"Du bist da! Merlin sei Dank!", rief Molly und stürmte schließlich auf ihn zu und bevor Harry es sich versah wurde er in eine feste Umarmung gezogen.

Kapitel 7 Teil 1: Der Mut der grünen Fee

Kapitel 7: Der Mut der grünen Fee
 

Mollys rotes, lockiges Haar kitzelte Harrys Gesicht, während er in der weichen Umarmung der älteren Frau versank.

„Oh Harry! Ich wollte es gar nicht glauben, als Ginny sagte du würdest kommen. Sie war sich da so sicher, aber ich wollte dich erst mit eigenen Augen sehen!" Molly schluchzte auf und hielt Harry auf Armeslänge von sich weg um ihn genau zu mustern.

„Deine Haare sehen gut aus, mein Junge, richtig ordentlich, aber bei Merlin, wie dünn du bist! Ginny hat schon erzählt das dich dieser fiese Hauself versorgt hat, kein Wunder dass du nichts Gescheites zu essen bekommen hast." Harry wollte Kreacher instinktiv verteidigen, aber Mrs. Weasley zog ihn schon wieder vehement an sich und drückte ihm damit die Luft aus den Lungen.

„Oh ich bin so froh das du hier bist, Harry mein Junge. Endlich hab ich all meine Kinder wieder beieinander." Sie stockte und die Umarmung wurde steif. „Ich meine natürlich alle außer..." Harry sah peinlich berührt weg, als sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. Jetzt wäre der perfekte Moment um ihr sein Beileid auszudrücken, oder sich für seine Abwesenheit bei der Beerdigung zu entschuldigen. Aber er verschluckte sich an seinen eigenen Worten.

„Mrs. Weasley. Es...", er stockte.

„Harry Schatz, wie oft soll ich dir das noch sagen, dass du mich Molly nennen sollst. Und jetzt lass uns nicht an meinen kleinen Freddie denken und traurig sein, er hätte es mit Sicherheit schreiend komisch gefunden wie wir hier inmitten von Buttercreme stehen und weinen." Molly rang sich ein kleines Lächeln ab, welches allerdings ihre Augen nicht ganz erreichte. Harry war dennoch dankbar um des Themenwechsels und blickte sich ebenfalls um. Der ganze, kleine Hof des Fuchsbaus war gesprenkelt mit fliederfarbenen Tupfen. Sowohl der rau gepflasterte Boden, als auch die Steine des Wandvorsprungs hatten eine neue Farbe erhalten. Inmitten der Torte lag noch immer der Bäcker auf dem Boden und bemühte sich nach Kräften auf die Füße zu kommen. Allerdings rutschte er dabei immer wieder auf den glitschig gewordenen Steinen aus und plumpste zurück in die Reste seines Backwerks. Molly und Harry betrachteten seine Mühen einen kurzen Augenblick, bis sie sich von dem Spektakel losreißen konnten. Molly entschuldigte sich und eilte auf ihn zu. Mit einem Schnippen ihres Zauberstabs stellte sie den untersetzten Mann wieder auf die Beine.

„Es tut mir so leid Mr. Kowalski. Ich habe einfach losgelassen. Es ist wirklich meine Schuld." Der Mann nuschelte etwas und versuchte sein schütteres dunkles Haar zurückzustreichen, wobei er sich selbst ein lilanes Toupet aus Creme aufsetzte. Molly blickte sich hilfesuchend in dem Berg an Kuchen um.

„Was machen wir denn nun? Meine kleine Ginevra braucht doch einen Geburtstagskuchen. Bei Merlin, es ist wirklich zu spät jetzt noch mit dem Backen anzufangen!" Sie raufte sich die Haare und wischte sich dann selbst etwas Creme vom Hals.

„Machen sie sich keine Sorgen Mrs. Weasley. Sie haben für eine Torte bezahlt, sie werden eine bekommen! Ich kann nicht versprechen, dass sie ebenso schön und prächtig wird wie das Original, schließlich haben meine beiden Hauselfen und ich zwei Tage daran gearbeitet, aber wir beide werden schon etwas zaubern!", sagte der kleine Bäcker und schob sich die Ärmel hoch. „Wenn der junge Mann auch mithelfen könnte, dann könnten wir zunächst mal die Überreste meines herrlichen Kuchens in die Küche schaffen?"

Molly eilte schnell voraus und öffnete die Türen ins Haus, während Harry seinen Zauberstab zückte und es dem Bäcker gleichtat. Er ließ die noch halbwegs intakten Teile der Torte ins Haus schweben und platzierte alles mit einem Platschen auf dem Küchentisch. Hinter ihm kam Mr. Kowalski herein, der eine große Wolke an Creme und Dekorationsblumen vor sich her trug. Schnell stellte Molly ihm eine große Schüssel bereit.

„Wenn sie nun so freundlich wären den Hof zu reinigen, gute Frau", er wandte sich an Molly „Und eventuell die Kerzen zu suchen? Ich werde in der Zwischenzeit überlegen wie wir dieses Desaster retten können. Darf ich an ihre Vorräte gehen?" Mrs. Weasley nickte nur und zeigte ihm noch schnell die Speisekammer, bevor sie Harry mit aus der Küche zog.

„Komm, mein Junge. Wir sollten ihn nicht noch weiter stören. Oh Harry! Wie du aussiehst! Dein schöner Umhang!" Molly deutete auf die kleinen Sprenkel Buttercreme an seinem Umhangsaum. „So kann ich doch nicht rausgehen lassen!" Sie versuchte es mit einem Zauber wegzuwaschen, aber das Ergebnis war nicht zu ihrer Zufriedenheit.

„Du musst mich deinen Umhang waschen lassen Harry! Du bekommst ihn gleich zurück." Molly zerrte an seinem Kleidern und Harry konnte sich nur mit Mühe losreißen. Er richtete trotzig seinen eigenen Zauberstab auf die fleckige Stelle und versuchte es mit einem „Ratzeputz".

„Es geht schon Mrs. Weasley... äh Molly, meine ich. Kein Grund für Umstände." Er stolperte rückwärts in den Flur. „Wir sollten eher schauen das wir den Hof sauber kriegen." Harry stürmte zur Tür hinaus auf den Hof. Wortlos zückte er seinen Zauberstab und begann die Reste der violetten Katastrophe zu entfernen.

„Harry, Schätzchen. Ist alles in Ordnung?" Molly kam langsam hinter ihm her. „Du brauchst das nicht machen. Ich räum hier schon auf. Geh auf die Feier, die Anderen werden überglücklich sein dich zu sehen!" Molly streifte ihm übers Haar. Harry zuckte vor der liebevollen Geste zurück, drehte sich aber nicht um.

„Nein. Nein ich will helfen. Es war ja meine Schuld dass die Torte kaputt gegangen ist. Meine Schuld...", Harry stockte. Er hatte einen gewaltigen Kloss im Hals, als hätte er versucht die komplette oberste Etage der Torte zu verschlucken. Sein Kopf drehte sich. Der Anblick des Fuchsbaus, von Mrs. Weasley und ihrem schmerzvollen Lächeln ließ ihn schwindeln. Wieso hatte er nur immer das Gefühl, alles kaputt zu machen. Er hatte Mollys liebevolle Berührung gar nicht verdient, bei all dem Kummer den er verschuldet hatte.

„Es tut mir leid.", Harry sprach leise wie zu sich selbst und blickte nicht von dem lila Flecken auf, den er fixierte. Molly hatte sein Flüstern allerdings dennoch deutlich gehört.

„Es ist alles gut, mein Junge. Wir kriegen das schon hin!", sagte sie und legte ihm fürsorglich den Arm auf die Schultern.

„Ich meine nicht die Torte. Nicht nur. Ich..." Molly unterbrach ihn.

„Ich weiß was du meinst Harry. Und es ist alles gut." Molly bugsierte ihn vor sich, um ihm in die Augen zu sehen. „ Die Menschen die wir verloren haben, werden uns immer fehlen. Keiner kann besser als du verstehen, was es heißt geliebte Menschen zu verlieren, Harry. Es tut mir so leid, dass du in deinem jungen Leben so Viele hast gehen sehen und vielleicht waren es zu viele Schicksalsschläge als das du mir glauben kannst, aber die die du liebst verlassen dich nie wirklich. Ob sie hier bei dir sind", sie drückte seine Schulter mit einem liebevollen Lächeln, „Oder ob du sie in deinem Herzen hast." Harry schluckte die Tränen herunter die ihm in den Augen standen. „Wir sind eine Familie, Harry! Gemeinsam werden wir die Zeit bis wir sie wiedersehen schon irgendwie hinkriegen." Sie grinste. "Wir müssen einfach unser Leben für sie mit genießen." Schließlich hatte auch Molly wieder Tränen in den Augen stehen. Sie drückte Harry noch einmal fest an sich und gewann dann ihre Fassung zurück.

„So!", sagte sie laut und klatschte dann in die Hände. „Es ist genug Trübsal geblasen. Ich werde jetzt hier aufräumen und dann sehen was aus der Torte geworden ist. Und du gehst jetzt feiern, Harry. Husch!" Harry räusperte sich noch einmal und ließ sich dann in Richtung der Party scheuchen. Am Zelteingang hielt er inne.
 

In der Zwischenzeit seit seiner Ankunft war das Stimmengewusel im Zelt um einiges lauter und dichter geworden. Die Sonne stand inzwischen tiefer und schien wie eine leuchtende Krone auf dem Zeltdach zu thronen. Die Zeltplane am Eingang wurde zur Seite geschoben und zwei kichernde kleine Mädchen kamen herausgelaufen. Sie konnten nicht älter sein als neun und an ihrem schalkhaften Lächeln erkannte Harry das sie etwas vor hatten. Statt ihnen nachzugehen schlüpfte er jedoch ins Zelt und blieb mit staunendem Gesicht stehen. Das große Zelt war magisch noch weiter vergrößert worden und an der hohen Kuppeldecke schwebten hunderte oder gar tausende von Blüten in violett, rosa und rot. Die Tische die sich in der Mitte des Zelts befanden waren mit feinen, goldschimmernden Tischtüchern bekleidet und vollbeladen mit goldenen Kerzenleuchtern, prallgefüllten Vasen und feinem weißen Porzellan. Das Sonnenlicht drang durch den weißen Zeltstoff und umhüllte alle Dekoration und die Menschen im Zelt mit einer leuchtenden Aura. Harry drückte sich am Rand der Kulisse entlang bis zu einer großen, mit Blumenranken verzierten Säule. Seufzend lehnte er sich dagegen. Er würde in diesem Zelt all seine alten Freunde wiedertreffen, all die Menschen die er zuletzt in der großen Halle, in Trauer gesehen hatte. Seine Brust war wie zugeschnürt. Er versuchte tief zu atmen und die Panik aus seinen Eingeweiden zu verbannen, doch in seinem Kopf war nur noch der Gedanke an Flucht. Er wollte nur noch zurück in den Grimmauldplace und sich in seinem dunklen Zimmer verstecken. Mit einem tiefen Seufzen drückte er sich von der Säule weg und wollte sich wieder hinaus stehlen, als er blindlinks mit einem breiten Rücken zusammen stieß. Er hatte sich nicht umgesehen oder auf die umstehenden Menschen geachtet. So hatte Harry den Mann nicht bemerkt mit dem er jetzt zusammengestoßen war. Er war groß und dunkel und Harry kam seine gestreckte Statur plötzlich sehr vertraut vor. Der Angerempelte drehte sich verdutzt um und Harry erkannte seinen alten Zimmergenossen Dean Thomas. Der schon immer großgewachsene Junge war in den Monaten seit Harry ihn gesehen hatte noch weiter in die Höhe geschossen und überragte Harry inzwischen um einen ganzen Kopf. Zudem trug Dean jetzt einen Dreitagebart der ihn unzweifelhaft erwachsener wirken ließ.

„Harry!", rief Dean und wirkte dabei gar nicht mehr so männlich und erwachsen. Er griff stürmisch nach Harrys Hand und schüttelte sie wild. „Fantastisch dich zu sehen. Man hat ja nichts von dir gehört in letzter Zeit. Alles gut bei dir?" Noch bevor Harry sich fangen und antworten konnte, schnappte Dean sich zwei Gläser von einem vorbeischwebenden Tablett.

„Hier Harry. Lass uns anstoßen!" Dean drückte ihm eins der niedrigen Gläser in die Hand und hob seins zum Toast.

„Auf dich Harry, darauf das wir noch da sind um diese Party zu feiern!" Er schüttete den Inhalt seines Glases herunter und Harry tat es ihm nach. Er fühlte das Brennen in seiner Kehle und dann in seinem Magen, doch er spürte auch, wie ein Teil seiner Angst die ihn so belastete von ihm abzufallen schien.

„Danke Dean.", sagte er schließlich, sich räuspernd. Er versuchte sich ein wenig am Smalltalk und war erstaunt wie leicht ihm das Gespräch von der Zunge ging. Zwei weitere Male kam ein Getränketablett an ihnen vorbei und jedes Mal tauschten sie ihre leeren gegen volle Gläser.

„Auf Dobby!", stießen sie beim zweiten Mal an und Dean erzählte munter über seine Zeit auf der Flucht. Mit dem dritten Glas in der Hand schaute Harry ihn verdutzt an.

„Sag mal, was trinken wir hier eigentlich? Ich fühle mich ein wenig...", Harry stockte auf der Suche nach dem richtigen Wort. Er fühlte sich leichter und sorgenfreier als er es seit langem getan hatte. Er wusste zwar das Alkohol im Allgemeinen eine solche Wirkung zugeschrieben wurde, aber obwohl er noch wie wirklich mehr als ein paar Butterbiere oder ein wenig Met getrunken hatte, kam ihm der Effekt der grünen Flüssigkeit in seinem Glas sehr ungewöhnlich vor. Er wollte sich wirklich nicht beschweren, immerhin erlöste ihn jeder Schluck von seinen trüben Gedanken und Schuldgefühlen, aber was würde Hermine sagen, wenn sie wüsste dass er etwas trank wovon er die Herkunft nicht kannte. Harry kicherte leise vor sich hin als er an Hermines Standpauke diesbezüglich dachte und kassierte dafür einen erstaunten Blick von Dean.

„Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht so genau.", gab Dean stirnrunzelnd zu. „Ich hatte gedacht es wäre Nesselwein, aber der ist eigentlich harmlos und steigt einem nicht so in den Kopf. Ich fühle mich auch schon ein wenig erheitert." Dean schüttelte lachend den Kopf und stellte dann kurzentschlossen das Glas auf einem kleinen Stehtisch ab. „Der Abend ist ja noch lang."

Harry überlegte grade ob er das Glas ebenfalls wegstellen sollte, als eine Stimme ihn ablenkte.

„Oh, ihr trinkt die grüne Fee! Darf ich mal probieren?" Luna Lovegood kam aus der Blumendekoration heraus geschwebt und stellte sich zu Dean. Sie trug ein rosafarbenes Sommerkleid, das fast schon zu luftig für den Spätsommerabend wirke und eingige Zentimeter über ihren Knien endete. Als Harry genauer hinsah bemerkte er, dass Luna tatsächlich schwebte. Ihre grell grünen Schuhe hatten kleine Flügel an den Seiten befestigt und ließen sie knapp über dem Boden fliegen. Luna folgte Harrys Blick und lächelte verträumt.

„Die Schuhe sind toll, nicht wahr? Mein Vater hat sie mir geschenkt. Er hat in Askaban einen Mann kennen gelernt, der sie herstellt." Luna sagte es so als wäre es das normalste der Welt. „Sie werden aus Stoffen hergestellt, die aus den Fasern der fliegenden, japanischen Bäume gewebt worden sind. Ich denke ich werde damit die ganze Nacht durchtanzen können." Harry verdrehte die Augen. Trotz all der Geschichten die er über die Jahre von Luna gehört hatte, es fiel ihm immer noch schwer nicht laut loszulachen wenn sie eine ihrer Verrücktheiten zum Besten gab.

„Oh! Harry. Du bist hier", Luna kam zu ihm herüber geschwebt. „Weißt du, ich kenne dich. Wir waren so etwas wie Freunde." „Nein Luna, wir waren nicht ‚so was wie Freunde'! Du bist eine Freundin. Eine sehr gute Freundin.", sagte Harry nachdrücklich aber typisch für Luna war sie bereits abgelenkt und starrte zur Decke hinauf und auf irgendwelche nicht-existierenden Wesen.

„Schau Harry so viele Schlickschlupfe, sie verstecken sich zwischen den Blumen. Die werden unsere Gedanken heute noch ganz schön durcheinander bringen. Es freut mich das ich deine Freundin bin Harry Potter." Sie senkte ihren Blick und sah ihn wieder an. Obwohl sie gut fünf Zentimeter über dem Boden schwebte war sie noch immer ein gutes Stück kleiner als Harry und musste zu ihm aufschauen.

„Du warst recht lange weg. Da war ich mir nicht mehr sicher. Es hätte ja sein können das ein Grumbumbus-Wicht sich bei dir eingenistet hat."

Dean lachte laut. „Was ist denn ein Grummel-Wicht schon wieder?" Luna blickte ihn vorwurfsvoll an.

„Grumbumbus-Wichte sind ganz gefährliche Wesen. Sie lauern auf Schlachtfeldern herum und werden von Kämpfen angezogen. Und dann kriechen sie den Überlebenden in den Kopf und fressen all ihre Erinnerungen und positiven Gedanken. Mein Vater kannte mal einen Mann, der manchmal seine eigene Frau nicht mehr erkannt und angegriffen hat nachdem er von einem Kampf heim kam. Könnte doch sein das Harry einen Grumbumbus-Wicht hat, von seinem Kampf mit Voldemort." Sie blickte er Dean und dann Harry ernst an. „Ich hab mir nach der Schlacht direkt die Ohren ausgespült, damit sich da keiner festsetzen kann. Ich hab vergessen dir das auch zu raten Harry, aber zum Glück scheint ja alles gut zu sein." Fröhlich griff sie zu Deans abgestelltem Glas. „Wollen wir anstoßen, Harry? Ich wollte auf jeden Fall die grüne Fee probieren, aber wenn man nicht anstößt kann es sein, dass sich giftige Rupler in den Gläsern verstecken." Harry stieß mit ihr an und leerte sein Glas in einem Zug. Diesmal war keiner so unvorsichtig Luna zu fragen was denn diese Rupler waren und so nippte sie fröhlich an dem grünen Getränk.

„Hast du Ginny schon gesehen?", fragte Dean in die merkwürdige Gesprächslücke hinein. Harry schüttelte nur den Kopf, aber Luna deutete fröhlich zur anderen Seite des Zelts.

„Ich habe ihr grade schon gratuliert und ihr geraten sich umzuziehen. Schlickschlupfe werden von weißen Kleidern angezogen und dann..." Harry hörte nicht mehr was Lunas imaginäre Wesen so anstellen könnten, denn er hatte Ginny dort entdeckt wo Luna hin gedeutet hatte. Sie stand an einem der Tische, hell erleuchtet im orange-roten Licht der sich neigenden Sonne. Ihr Haar sah durch die Lichtreflexe aus wie in Flammen stehend und ihr schlanker Körper war in ein samtiges, weißes Kleid gehüllt, das ihre Knie umspielte und ihre sommersprossigen Schultern nackt ließ. Harry musste schlucken und konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Ginny befand sich im Gespräch mit einer älteren Hexe, die sie umarmte und ihr einen Pergamentumschlag in die Hand drückte. Ginny sah gesund und fröhlich aus, aber ihr Blick schweifte immer wieder durch die größer werdende Menge an Leuten. Harry riss sich mit Mühe von ihrem Anblick los.

Kapitel 7 Teil 2: Der Mut der grünen Fee

"Hey Harry!", holte ihn Dean wieder aus seinen Gedanken. "Da drüben ist Seamus mit ein paar Jungs aus unserem Jahr. Kommst du mit rüber?" Harry folgte Deans Blick und sah eine Gruppe junger Männer die zusammen an einem Tisch saßen. Sie hatten ein großes Tablett voll Butterbierflaschen vor sich stehen und wie Harry erkennen konnte, waren viele davon schon geleert. Grade diskutierte Seamus Finnigan mit dem Hufflepuff Ernie MacMillan über ein scheinbar sehr hitziges Thema und gestikulierte dabei wild umher, sodass er beinahe eine der Flaschen vom Tisch fegte. Die Jungen lachten, tranken und amüsierten sich Zusehens. Harry wollte diese Stimmung nicht stören. Er entschuldigte sich und Dean ging allein hinüber zu dem Tisch mit seinem besten Freund. Harry beobachtete wie Seamus und Dean sich zur Begrüßung umarmten und wie Dean ohne Umschweife in die Unterhaltung mit einbezogen wurde. Harry hatte Dean schon oft um seinen ungezwungenen Umgang mit Allen beneidet. Er war immer beliebt gewesen, sowohl bei den Jungs aus ihrem Jahr, aber auch bei den Mädchen. Dean war nie der große Frauenheld gewesen, aber er konnte sich auch nicht über mangelnde Auswahl beschweren. Selbst Ginny hatte ihn gemocht. Unwillkürlich wanderte Harrys Blick von Dean zum Geburtstagskind und ein kleiner Funken Eifersucht regte sich in ihm. Ginny war mit Dean zusammen gewesen, sie hatte ihn geküsst und sonst noch was mit ihm gemacht.
 

"Dean ist wirklich sehr nett, findest du nicht auch?", flötete Luna, die Harry völlig vergessen hatte. "Ich geh aber nicht mit rüber. Zacharias Smith ist ein sehr unsympathischer Mensch. Er glaubt auch nicht an Schlickschlupfe! Das einzige was ihn interessiert ist Quidditch. " Harry nickte nur geistesabwesend. In Gedanken fragte er sich grade, ob er Dean eigentlich wirklich leiden konnte, oder ob er ihn besser nicht mögen sollte.

"Aber du magst Quidditch ja auch, hast du nicht auch für Gryffindor gespielt?" Luna stellte mal wieder Fragen die nur sie fragen konnte, als ob nicht jeder von Harrys Mitschülern wusste, dass er der jüngste Sucher seit 100 Jahren gewesen war und außerdem auch Kapitän der Hausmannschaft. Luna hatte doch sogar einmal eins seiner Spiele kommentiert, aber solche Dinge waren dem verträumten Mädchen noch nie wichtig gewesen.

"Ja Luna, ich war in der Mannschaft. Dean übrigens auch kurz." "Oh dann seid ihr sicherlich gute Freunde, was Harry? Ihr habt ja auch eine gemeinsame Exfreundin!" Luna sagte dies vollkommen unschuldig und lies Harry dann stehen um zu einer älteren Hexe zu schweben und sie auf die imaginäre Bedrohung in der Blumendekoration aufmerksam zu machen.

Exfreundin? Harry hatte Ginny noch nie als seine Exfreundin gesehen. Ja, er hatte sich von ihr getrennt, aber dafür hatte er seine Gründe gehabt. Sie war vor zwei Wochen zu ihm gekommen, sie hatten viel geredet, sie hatten sich geküsst. Aber sie hatten nicht definiert ob sie wieder ein Paar waren, oder ob sie überhaupt wieder zusammen kommen wollten.

Ein schwebendes Tablett glitt an Harry vorbei und schnell griff er sich ein Glas von dem Sekt der darauf herum schwebte um das aufkommende brennende Gefühl in ihm wegzuspülen. Wenn er ehrlich war, wusste er nicht ob Ginny nicht vielleicht andere Jungs getroffen hatte im letzten Jahr. Er war immer davon ausgegangen, dass sie ebenso wie er an der Beziehung festhalten würde. Aber Luna hatte schon recht. Sie waren getrennt gewesen, sie war ihm nicht verpflichtet gewesen. Und im Gegensatz zu ihm, war sie auf Hogwarts von einer Menge potentieller Partner umringt gewesen und nicht einsam in Wäldern umher gestreift. Harry wusste von einigen Jungs die gerne mit Ginny ausgegangen wären, er hatte oft Gespräche mitgehört und die bewundernden Blicke gesehen. Grummelnd ging Harry im Zelt herum und beachtete die Leute um sich herum kaum. Mit einem stechenden Seitenblick hin und wieder taxierte er Ginny und jeder Mann mit dem sie sprach verdunkelte seine Miene.

"Harry James Potter!" Harry erstarrte und sah von seinen Füßen auf. Vor ihm stand, in ein Kleid aus auberginefarbener Seide gehüllt und mit ihren Fäusten in die Hüften gestemmt Hermine. Ihr wütender Blick starrte ihn nieder, obwohl sie inzwischen um einiges kleiner war als er. Ihr lauter Ausruf hatte die Aufmerksamkeit einiger Umstehender geweckt, die jetzt allerding ebenfalls einen bösen Blick kassierten. Peinlich berührt wandten sich die Leute ab und überließen Harry seinem Schicksal.

"Harry was tust du hier?", fragte Hermine harsch. Harry hob trotzig das Kinn. Er war zu überrumpelt von Hermines Auftritt um klein bei zu geben. "Ich bin hier eingeladen! Was tust du denn hier?", antwortete er schnippisch und böser als er es beabsichtigt hatte. Der Alkohol hatte ihm bereits die die Sinne umnebelt und seine Emotionen kochten hoch.

"Oh.", Hermine biss sich auf die Lippe und zog schuldbewusst den Kopf ein. "Oh Harry, nein das meinte ich nicht. Ich weiß doch das du eingeladen bist. Wir haben uns doch alle so darauf gefreut dich zu sehen... Ich meinte doch nur..." Sie stockte. "Sie mir nicht böse Harry. Bitte! Es war so schlimm für uns das du dich nicht gemeldet hast. Und jetzt seh ich dich hier herum schleichen." Harry wurde ärgerlich.

"Ich schleiche nicht herum. Ich schaue mich um."

"Aber du redest mit niemandem und hältst dich nur am Rand, Harry. Wieso kommst du nicht zu uns. Ron und Ich und die anderen Weasleys sitzen dahinten." Sie versuchte ihn am Arm mitzuziehen, aber Harry stellte sich stur.

"Ich habe mit Leuten geredet!" Hermine sah ihn zweifelnd an. "Ich habe mit Dean geredet. Und mit Luna.", fügte er schnell und leicht lallend hinzu, aber ihre Augenbraue zeigte immer noch nach oben. Sie schauten sich einen Moment an, dann wurde Hermines Gesicht weicher.

"Ok. Entschuldige. Ich habe mich nur gewundert warum du nicht zu uns gekommen bist. Erst lässt du drei Monate gar nichts von dir hören und dann die Sache mit Ginny. Und jetzt bist du hier und redest nicht mit uns."

"Ich bin doch auch noch gar nicht so lange da!", verteidigte sich Harry, aber die untergehende Sonne strafte ihn Lügen. Das Zelt wurde langsam dunkler und kleine funkelnde Lichter leuchteten zwischen den Blumen auf. Das Zelt sah aus als würde es von Sternen oder einer Million Glühwürmchen erhellt.

"Wir haben dich vermisst Harry. Auch wenn du ein riesiger Dummkopf bist", sagte Hermine sanft und zog ihn in eine feste Umarmung. Harry verkrampfte im ersten Moment, dann ließ er sich aber doch darauf ein. Nach einem langen Moment löste sich Hermine wieder und Harry sah Tränen in ihren Augenwinkeln blitzen. Sie strich sich die Harre aus dem Gesicht und versuchte schnell die Rührung wegzublinzeln.

"Tut mir leid. Es ist nur so schön das du hier bist. Jetzt kann alles wieder gut werden. Du bist wieder da und wir sind alle zusammen, meine Eltern erinnern sich wieder an mich, zumindest größtenteils und so Viele sind noch am Leben." Sie blickte über die Menge an Leuten. "Molly hat wirklich die gesamte Zaubererschaft eingeladen. Komm Harry, Ron wird sich wahnsinnig freuen dich zu sehen. Seit einer Woche redet er von nichts anderem mehr, als davon, ob du wirklich kommen wirst." Wieder versuchte sie ihn am Arm in die Richtung des gegengesetzten Endes des Zelts zu ziehen, aber Harry schüttelte sie ab.

"Nein Hermine, bitte lass mich. Ich kann das noch nicht."Harrys Stimmung sackte wieder ab. Er griff an Hermine vorbei und nahm sich ein weiteres Glas grüne Flüssigkeit von einem dahin schwebenden Tablett.

"Harry!", Hermines Ton war wieder streng, als sie entsetzt das Glas beobachtete welches er sich zu den Lippen führte. Sie streckte die Hand aus um ihn aufzuhalten, doch Harry hatte den Inhalt bereits in seinen Rachen geschüttet. Das Getränk brannte in seiner Kehle und er fühlte sich wieder leichter, allerdings inzwischen auch nicht mehr so ganz klar im Kopf.

"Was denkst du was du da tust Harry? Das ist Absinth! Das ist wirklich starkes Zeug!" Sie sagte dies mit Nachdruck, so als sollte es Harry etwas mehr sagen. Er hatte schon einmal von Absinth gehört, aber war dies nicht ein Muggelschnaps gewesen? Hatte er nicht einmal in einem Film davon gehört, den er zusammen mit den Dursleys hatte schauen dürfen. Onkel Vernon hatte eine Schimpftirade abgelassen, darüber wie verkommen der Hauptdarsteller gewesen war und das Absinth ein Drogencocktail wäre, oder so ähnlich. Viele Künstler hatten Absinth getrunken und im Rausch wundervolle, oder in Onkel Vernons Augen obszöne Kunst gemacht. Harry stand mit glasigem Blick da und erinnerte sich, während Hermine ohne darauf zu achten weiter zeterte.

"... Vor allem ist das hier kein normaler Absinth, sondern ein magischer. Er wird aus häufig verwendeten Zaubertrankzutaten gebraut, wie Wermut und wenn Magie hinzu kommt verstärkt sich die Wirkung um ein vielfaches. Wie kannst du einfach so etwas trinken? Es ist eine Unverantwortlichkeit sowas starkes auszuschenken!"

"Hermine beruhig dich mal!", fiel Harry ihr schlussendlich ins Wort. "Ich bin volljährig und zwar sowohl in der Zauberer- als auch in der Muggelwelt. Ich weiß schon was ich tue!" Dass sein letzter Satz allerdings deutlich gelallt war, bekräftigte seine Aussage nicht grade. Hermine packte ihn erneut am Arm und zog ihn kräftig mit.

"Wenn ich meinen Zauberstab dabei hätte dann würd ich dir auf der Stelle einen Klammerfluch auf den Hals hetzen und dich mit zerren, aber dieses Kleid hat nun mal keine Taschen." Sie murmelte weiter vor sich hin während Harry gezwungenermaßen hinter ihr her stolperte und versuchte das Gleichgewicht zu behalten. Hermine stockte abrupt als plötzlich die Musik stoppte und die umher schwirrenden Lichter sich verdunkelten.

"Was...", begann sie, aber lauter Gesang von der anderen Seite des Zelts beantwortete die ungestellte Frage. Grade traten Mr. und Mrs. Weasley durch den Zelteingang, vor ihnen schwebte Ginnys Geburtstagstorte. Harry musterte den Kuchen. Der Bäcker hatte sich wirklich alle Mühe gegeben und das Ergebnis war fast eindrucksvoller als das Original. Statt der ursprünglichen sieben Etagen war es nun Eine weniger und die veilchenfarbene Buttercreme hatte nur noch für die Oberste ausgereicht. Der Rest der Torte war mit weißer Sahne und mit goldenen Blüten verziert. Siebzehn Geburtstagskerzen sprühten helle Funken und neben lauten Begeisterungsausrufen begannen die Gäste in das Geburtstagslied mit einzustimmen. Im Schein der Kerzen konnte Harry erkennen wie Ginnys Wangen rosig wurden als sie die Torte anstarrte. Sie blickte sich immer wieder um, sah zu ihrer Familie und den engen Freunden um sie herum, aber ihr Blick schien jemandem zu suchen. Harry spürte ein Ziehen in seiner Magengegend. Noch immer hielt Hermine seinen Arm im Klammergriff um ihn zu seinen Freunden zu bringen. Allerdings hatte er plötzlich das tiefe Bedürfnis zu Ginny zu rennen und neben ihr zu stehen. Er wollte ihre Hand halten während sie von ihren Liebsten gefeiert wurde, wollte ihr als erster gratulieren, sie vor allen Anwesenden in die Arme schließen und so allen zeigen das sie Seine war. Das Gefühl wurde so übermannend, dass er beinahe quer durch das Zelt gestürmt wäre, wäre da nicht Hermines Griff gewesen. Hermine stand einen Moment angewurzelt da und betrachtete die Torte mit großen Augen. Schließlich gelang es Harry sich aus ihrem Griff zu befreien und neben sie zu treten. Er stupste sie von der Seite her an.

"Komm", sagte er ruhig und führte nun sie am Rand des Zeltes entlang auf die Weasleys zu.

"...happy birthday Liebe Ginny, happy birthday to you!", endete das Lied und die ältere Hexe neben der Harry grade stand schmetterte die letzten Noten mit tiefster Inbrunst heraus. Harry beobachtete wie Ginny ihren Eltern um den Hals fiel und sich überschwänglich bedankte, was diese aber nur erröten lies. Eine Schar Rotschöpfe drängte sich um Ginny, alle begierig drauf ihrer kleinen Schwester zu gratulieren.

Harry drückte sich noch einige Meter weiter durch die umstehenden Menschen und war nun in Hörweite um Ginny quietschen zu hören, als Charlie sie hoch hub und in der Luft herum wirbelte.

"Charlie! Lass mich runter! Ich bin doch kein kleines Mädchen mehr", schimpfte sie, aber ihr Lachen erhellte ihr ganzes Gesicht. Verschämt strich sie sich ihre Haare glatt und zog den Saum ihres hoch gerutschten Kleides wieder herunter. Harry verfluchte das Kleid und Charlie und all die Männer, die wie er, auf Ginnys entblößte Schenkel gestarrt hatten. Sie bot einen verführerischen Anblick, der Harrys umnebelten Kopf mehr als verwirrte. Er wolle zu ihr gehen, aber die umstehenden Gäste standen dicht an dicht und drängten zum Geburtstagskind.

Dean und die anderen Jungen die Harry grade noch in ihrem unbekümmerten Treiben beobachtet hatte, standen jetzt bei Ginny und überreichten ihr ein unordentlich verpacktes Bündel. Ginny hob eine Augenbraue als sie das viele Klebeband löste und schließlich den Inhalt des Pakets zu Tage förderte. In ihren Händen hielt sie ein kleegrünes Quidditch-Trikot der Holyhead Harpies, Ginnys Lieblingsteams.

Ginny strahlte Seamus und Dean an. "Das ist toll, danke Jungs!"

"Du hast das Beste noch gar nicht entdeckt. Schau dir den Rücken an!" Dean bedeutete ihr an das Trikot umzudrehen und Ginny breitete es vor sich aus.

"Ist das...?"

"Ja, das ist ein Autogramm von Gwenog Jones persönlich. Ich habe einige Kontakte dafür spielen lassen müssen. War nicht leicht.", schaltete sich Zacharias Smith ein.

"Jetzt spiel dich nicht so auf Zach!", lachte Seamus. "Dein Vater war mit ihr in der Schule und sie besucht euch oft. Das ist doch auch der einzige Grund weswegen wir dich haben mitmachen lassen!" Seamus boxte Zacharias in die Seite. Dieser rieb sich die Stelle, sagte aber nichts weiter dazu, auch wenn Harry sicher war, dass er zu gern sein Ego weiter aufblasen wollte.

Ginny sah sich die goldene Unterschrift erneut an.

"Das ist einfach fantastisch! Danke!", rief sie und viel Dean um den Hals. Harry stockte der Atem. Das altbekannte Monster in seiner Bauch schrie und tobte und wurde nur noch stärker befeuert von der grünen Fee die in seinem Kopf für Unruhe sorgte. Seine Eifersucht begann überhand zu gewinnen, aber Ginny ließ Dean wieder los und umarmte auch Seamus, Zacharias und Ernie, der nur still daneben gestanden hatte.

"Wirklich danke Jungs!", sagte Ginny nocheinmal.

"Danke das du uns eingeladen hast", antwortete Dean charmant wie immer, legte einen Arm um Seamus Schulter und zog seinen Freund zurück an ihren Tisch um noch einige Flaschen Butterbier zu köpfen.

Harrys Blut kochte noch immer vor Eifersucht, während diverse Verwandte und Bekannte Ginnys Hand schüttelten oder sie in eine Umarmung zerrten. 'Er ist nur ein Freund von ihr', sagte er sich immer wieder selbst, 'Das war rein freundschaftlich!'. Aber gleichzeitig wunderte er sich der Umstände die Dean und seine Freunde sich gemacht hatten um Ginny dieses, zugegebener Maßen außergewöhnliche Geschenk zu machen. War dies nicht zu viel des Aufwands, für eine einfache Freundin? Harrys Kopf begann sich zu drehen. Seine Kehle war wie zugeschnürt und sein Mund trocken wie Staub. Auf dem Tisch, an den gedrückt er stand, standen einige kaum berührte Gläser Sekt und noch bevor er groß darüber nachdenken konnte, löschte das prickelnde Getränk seinen Durst. Harry hielt sich fester am Tisch fest. Das Festzelt hatte begonnen um ihn herum zu verschwimmen, oder vielleicht waren es auch die glühwürmchenartigen Lichter, die anfingen umher zu schwirren und zu tanzen. Wieso gab es auf dieser Feier nichts alkoholfreies zu trinken? Er versuchte seinen Blick wieder auf das Geburtstagskind zu fixieren.

Grade stolperte ein scheinbar ebenfalls beschwipster Neville auf Ginny zu. In seinen Händen hielt er einen großen, kunstvoll eingewickelten Strauß dunkelroter Rosen. Harry stockte das Blut in den Adern. 'Was zum kopflosen Hippogreif hat er mit meiner Freundin vor?', schoss ihm durch den Kopf. Neville strauchelte über seine eigenen Füße als er vor Ginny ankam und fiel auf die Knie.

"Hi Ginny", stammelte er sichtlich über sich selbst verwirrt. "Die hier sind für dich, ganz besondere Exemplare der Rosaceae musicae. Als Dank, für alles was wir im letzten Jahr zusammen durchgemacht haben mit der D.A. und so. Und auch dafür das du immer so nett zu mir warst." Neville stand wieder auf und kratzte sich verlegen am Kopf. "Ich weiß nicht was ich ohne dich und Luna gemacht hätte. Du bist echt klasse!" Er beugte sich vor und küsste die gerührte Ginny auf die Wange. Sie nahm die Blumen von ihm und staunte, zusammen mit allen Umstehenden, als die Rosen kleine Münder öffneten und zu singen begannen:
 

"Du allein

machst meine Welt komplett

Du allein

machst auch die Qualen wett

Du, nur du allein

bringt mich stets zur Ruh

Die Eine, einzig Du!
 

Du allein

machst aus mir einen bessren Mann

kann das sein?

dank dir fängt nun mein Leben an

Hältst du meine Hand, versteh ichs ganz

Die Magie in Dir

und drum sage mir

das ich dich nie verlier!"
 

Harry hatte genug gehört. In einer rasenden Mischung aus Wut und Eifersucht stürmte er auf Neville zu. Es war ihm egal, dass er sein Freund war, es war ihm egal das hunderte Augenpaare auf ihn gerichtet waren, er wollte nur noch das Gefühl von Nevilles Gesicht unter seiner Faust spüren.

"Was denkst du dir eigentlich!? Wie kannst du es wagen?", waren die einzigen Ausrufe die er herauspresste als er Neville hart gegen die Brust stieß. Neville stolperte rückwärts und plumpste auf seinen Hintern. Verdutzt sah er Harry an, als dieser sich auch schon auf ihn stürzte. Irgendwo weit hinten in seinem Kopf hörte er eine Stimme 'Stopp' brüllen und hinter ihm schrie Ginny seinen Namen, aber Harry war nicht mehr zu bremsen. Eine Hand umfasste blitzschnell seinen Oberarm als er zum Schlag gegen Neville ausholen wollte. Er versuchte den zögerlichen Griff abzuschütteln und stieß die Person weg. Grade wandte er sich wieder zu Neville als er erneut gepackt wurde. Diesmal fester und entschlossener. Die Hand zog ihn herum und er blickte in Rons Augen, bevor eine Faust hart in sein Gesicht einschlug.

Kapitel 8: Ein Strauß Veilchen

Harry hielt sich das geschwollene Auge. George hatte ihn unsanft aus dem Zelt gezerrt und auf dem Rasen hinter dem Haus abgelegt. Harrys Rücken war gegen eine straff gespannte Zeltleine gelehnt, während er versuchte mit einem Auge die schwankende Welt zu sortieren. Noch immer tobte die Wut in ihm, doch er war viel zu desorientiert gewesen um sich gegen den starken Griff des Weasley-Zwillings zu wehren. Jetzt wo er ins Gras sackte merkte er deutlich, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne und seines Körpers war. Er hätte nicht aufstehen können, selbst wenn er gewollt hätte.

Ein weiterer rothaariger Mann kam aus dem Zelt gestürmt. Harry hatte alle Mühe seinen Blick ruhig genug zu halten um zu erkennen, dass es sich dabei um Ron handelte. Auf seinen Fersen folgte ihm Hermine, die offensichtlich auf ihn einredete.

"Ron bitte beruhig dich, es ist doch nichts passiert!" Sie versuchte ihn am Ärmel seines kastanienbraunen Festumhangs zu packen, aber er wehrte sie mit einer Handbewegung ab.

"Das ist nicht dein Ernst Hermine, oder? Du verteidigst ihn? Obwohl er sich nach über drei Monaten das erste Mal blicken lässt, sich dann volllaufen lässt und Neville verprügeln will? Nicht dein Ernst oder?" Rons laute Stimme halte von den schiefen Mauern des Fuchsbaus wieder. "Ich versteh schon, der große Harry Potter darf sich benehmen wie er will! Promi-Bonus, oder so! Zur Hölle, Hermine. Hätte ich mich so aufgeführt, hättest du mich schon vor Monaten mit Stinkbomben aus meinem Versteck geholt!" Ron blickte Hermine nieder und sie schloss ihren Mund ohne die Erwiderung auszusprechen die ihr auf der Zunge lag. Selbstzufrieden drehte Ron sich zu Harry. Harry wollte sich aufrichten und hielt sich an der Ankerleine des Zelts fest um sich hochzuziehen. Die unsichere Stütze ließ ihn jedoch noch mehr schwanken und er plumpste ungeschickt zurück auf den Rasen.

"Was zum tollwütigen Hippogreif ist los mit dir Harry? Bist du jetzt vollends verrückt geworden? Was soll das?" Ron ging weiter auf Harry zu. Er stand jetzt genau vor ihm, thronte über der zusammengekauerten Gestalt im Gras. Beschämt betrachtete Harry Rons Schuhe, die offenbar im Gegensatz zum Umhang nicht neu waren, sondern an der Sohle bereits aus dem Leim gingen.

"Denkst du, du tauchst hier auf und machst einfach alles kaputt? Mum hat sich so auf das Fest gefreut und sie hat sich seit Wochen in die Planung gestürzt. Sie meinte immer wieder dass wir die Gelegenheit nutzen sollten, mal keine Trauerfeier ausrichten zu müssen und uns stattdessen freuen sollten." Ron blickte flüchtig zu seinem Bruder hinüber. "Und dann glaubst du dich betrinken zu müssen? Wie alt bist du denn eigentlich? Vierzehn? Oder glaubst du für den ach so großen Harry Potter gelten keine Regeln? Bei Merlins verschlissener Unterhose, am liebsten würd ich dich einfach in das Loch zurück hexen in dem du dich die letzten verdammten Monate verkrochen hattest."

Harrys Zunge fühlte sich dick und schwer an und er bekam die Zähne nicht auseinander um sich gegen Rons Beschimpfungen und Vorwürfe zu wehren. Er schluckte schwer und sein Gewissen begann durch den Nebel an Alkohol vorzudringen.

"Hast du auch nur eine Vorstellung davon wie schwer die letzten Monate für uns waren?" Ron senkte bedrohlich seine Stimme. "Hast du eine Vorstellung davon, auf wie vielen Beerdigungen ich war?" Ron schluckte hörbar. "All die Opfer der Schlacht um Hogwarts, alle die die davor und danach von den Todessern niedergestreckt worden sind...", murmelte Ron. "Du hast keine Ahnung, Harry. Wie auch! Du hast dich versteckt, dich vor der magischen Welt zurückgezogen, aber für die Menschen warst du wichtig! Wir drei waren so etwas wie das goldene Trio! Alle die Du-weißt-schon-wem Widerstand geleistet haben, haben auf uns gezählt und ihre Hoffnung auf uns gesetzt!" Rons Stimme war jetzt nur noch ein bedrohliches, trauriges Flüstern, aber sein Ton schnitt messerscharf durch Harrys Bewusstsein.

"Ich hätte mich auch am liebsten verkrochen, Harry. Um meinen Bruder getrauert und den anderen gesagt sie könnten sich zu den Acromantulas scheren, aber alle kennen mich. Mein Vater ist im Ministerium und meine Familie ist überall bekannt. Alle wussten dass ich da bin, während du verschwunden bist und Hermine ihre Eltern suchen musste." Hermine hob hinter Ron betroffen den Kopf.

"Ron.... Ich... Ich wusste nicht dass es so schwer war für dich hier. Ich hätte doch..." Ron unterbrach sie.

"Hermine du musstest gehen und deine Eltern finden! Du hast alles dafür getan sie zu schützen. Sie sind deine Familie und die Familie ist das wichtigste!" Er berührte einen Moment lang sanft Hermines Arm. Harry zuckte bei Rons Worten zusammen. Welche Familie hatte er denn noch die er schützen könnte? Er hatte nur noch seine Freunde und die hatte er allem Anschein nach mal wieder im Stich gelassen. Es kam ihm zunehmend wie ein Fehler vor, überhaupt auf diese Feier gekommen zu sein. Wenn er es nur schaffen würde Herr über seine Beine zu werden.

Hermine liefen inzwischen Tränen die Wange herunter. Ron seufzte schwer.

"Hermine, ich wollte dir damit doch keine Vorwürfe machen", er zog sie näher zu sich, nahm sie allerdings nicht in den Arm sondern strich nur über ihren Rücken. "Ich wollte damit nur sagen", er blickte aus den Augenwinkeln zu Harry, "Das es die letzten Monate nicht einfach war, als Heldenfigur herum gereicht zu werden und andere Menschen trösten zu müssen, wenn es einem doch selbst nicht gut geht. Aber die Menschen haben das gebraucht. Sie haben uns Drei mit dem Krieg und vor allem mit dem Sieg verbunden." Ron schüttelte den Kopf als Hermine "Zu Recht!" murmelte. "Wir haben nichts gemacht, was uns zu Helden macht. Ich zumindest nicht. Es war Harry der ihn besiegt hat und ich konnte ihnen nicht einmal erklären wie." Ron löste sich wieder von Hermine und hockte sich vor Harry ins Gras. "Sie hätten dich gebraucht, Kumpel. Du bist der um den es geht. Aber da du nicht da warst haben sie auch mit mir vorliebgenommen." Seine Stimme war wieder hart und bitter. "Also krieg endlich deinen Arsch hoch und stell dich den Leuten! Du kannst dich nicht wie der letzte, verdammte Arsch aufführen wenn du ihr Held sein willst!"

"Glaubst du etwa wirklich immer noch dass ich das will?" Harrys Wut hatte ihm endlich die nötige Kraft gegeben zu Widersprechen. "Glaubst du ich will ihr Held sein? Das wollte ich nie! Ich habe nie um diese verfluchte Prophezeiung gebeten, oder darum das meine Mutter für mich gestorben ist oder all die Anderen die wegen mir tot sind! Ich bin gestorben, verflucht nochmal, reicht das nicht? Ich habe Voldemort besiegt. Ich finde jetzt kann gerne jemand Anderes den Rest übernehmen! Ich überlasse es gerne dir! Ich wollte nie ein Held sein und ich bin auch keiner!" Harry brüllte seinen Frust heraus. Seine Stimme brach, als er all die nagenden Zweifel herausschrie die ihm in den letzten Monaten auf der Seele gelegen hatten. Wenn er es recht bedachte, war es genau dieser Gedanke der ihn quälte seit dem Tag vor sieben Jahren, an dem Hagrid ihm seinen Brief gegeben hatte. 'Keiner hat es Überlebt, wenn er einmal beschlossen hat, Jemanden zu töten, keiner außer dir, und er hatte einige der besten Hexen und Zauberer der Zeit getötet und du warst nur ein Baby, aber du hast überlebt. Du bist berühmt!', hatte Hagrid gesagt, auch wenn Harry es damals noch nicht wirklich verstanden hatte. Harry hatte immer nur das getan, was getan werden musste, dass was Dumbledore für ihn geplant hatte. Er war es leid, er wollte kein Held sein.

"Aber du bist mein Held!" Ginnys weiche Stimme drang trotzig vom Zelteingang her. Harry hatte keine Ahnung wie lang sie da schon gestanden hatte, ob sie nur seine wütenden Schreie oder ob sie alles mit angehört hatte.

"Ich hab hier etwas für dich!", sagte Ginny nach einer längeren schweigsamen Pause. Sie überreichte Harry einen kleinen Silberbecher mit einem merkwürdig undefinierbaren Getränk. Harry zog fragend eine Augenbraue hoch.

"Das ist ein Trank damit es dir wieder besser geht. Vertrau mir!" Ginny lächelte ihm aufmunternd zu und er kippte das Gebräu herunter. Es schmeckte wie es aussah: beige.
 

Zehn Minuten später zitterte Harry immer noch am ganzen Körper. Seine Haut dampfte und er hatte das Gefühl von innen heraus zu verbrennen.

"Was hast du mir da gegeben?", keuchte er Ginny entgegen.

"Keine Sorge Harry." Ginny kniete sich neben ihn ins Gras. "Das ist normal so. Der Alkohol in deinem Körper muss jetzt verbrennen, damit du wieder nüchtern wirst."

Mit einem würgenden Geräusch sackte Harry nach hinten und lag flach auf dem Rücken. Der Himmel über ihm war inzwischen nur noch spärlich von den letzten, entkommenden Sonnenstrahlen erhellt und setzte sich dunkel gegen das erleuchtete Zelt ab. Harry spürte wie das Brennen in seinem Körper langsam abebbte und zu einem Kribbeln wurde. Mit Mühe rappele er sich wieder hoch und sah die umstehenden Weasleys und Hermine zum ersten Mal klar an. Mit voller Wucht traf ihn die Erkenntnis dessen, was geschehen und gesagt worden war. Harry wünschte sich schlagartig ein Loch würde sich im Boden auftun und ihn verschlucken. Er musste dringend einen solchen Zauberspruch finden. Auch konnte er sich nicht mehr hinter seinen Haaren verstecken. Seine lange Mähne hatte Kreacher viel zu gut gebändigt, so dass ihm jetzt nichts anderes übrig blieb als sein Gesicht vor Scham in seinen Händen zu vergraben. Sein Gehirn arbeitete wieder in gewohnter Geschwindigkeit und überschlug sich nur so vor Vorwürfen und Selbstbeschimpfungen. Wie hatte er so blöd sein können sich so zu betrinken? Was hatte ihn dazu gebracht? Was stimmte denn nicht mit ihm?

Ginny sah ihn zärtlich an. "Geht es dir wieder besser?" Harry hob zögerlich den Blick.

"Ja, es geht wieder.." Noch bevor er den Mund geschlossen hatte, knallte Ginnys Hand auf seine Wange. Die schellende Ohrfeige tönte über die Wiese und verschlug den Augenzeugen den Atem. Einen Moment war es vollkommen still, bis auf das Lachen und Geplapper das aus dem Zelt drang.

"Was zum...?", stieß Ron verblüfft aus. Und Hermine keuchte. "Ginny!" Nur George konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen.

"Harry Potter! Was denkst du dir eigentlich? Betrinkst dich auf meinem Geburtstag und fängst eine Prügelei an? Ausgerechnet mit Neville? Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen? Und dann bist du schon seit Stunden hier und hältst es nicht für notwendig dich bei deinen Freunden und bei mir blicken zu lassen? Geschweige denn mir zu gratulieren? Seit wann bist du so ein Feigling? Ich dachte das hätten wir geklärt? Niemand stört sich daran das du hier bist, niemand war dir böse oder machte dir Vorwürfe. Wir hatten uns so auf dich gefreut! Aber du musstest ja so einen verdammt dezenten Auftritt hinlegen! Du willst kein Held sein? Na gut, dann mach einfach nur so weiter! Wenn du dich so aufführst wirst du es auch nicht sein! Verdammt Harry!" Ginny hatte sich in ihre laute Schimpftirade hineingesteigert und die Hände in die Hüften gestemmt. Das dabei ihre Frisur durcheinander geriet und das Gras unter ihren Knien grüne Flecken auf dem weißen Kleid hinterließ, kümmerte sie nicht im Geringsten. Während sie schwer atmete feixte George leise hinter ihrem Rücken. "Oh man, Ginny hört sich echt immer mehr an wie Mum!" Er drehte sich nach Zustimmung heischend nach links, nur um zu realisieren, dass kein Bruder neben ihm stand um über seinen Spruch zu lachen. Das Grinsen in seinem Gesicht erstarb schlagartig. Ginny schaute ihn mit einem teils vorwurfsvollen, teils mitleidigen Blick an, wandte sich dann aber wieder kommentarlos Harry zu.

"Ich...", begann er stammelnd unter ihrem strengen Blick. "Es tut mir leid.", gab er schließlich klein bei. "Ich hätte gar nicht erst her kommen dürfen." Er ging über den Protest hinweg. "Und wenn dann hätte ich nicht trinken dürfen. Das war dumm. Aber Dean hat mit dem Schnaps angefangen und es war dann leichter und so. Aber Neville und diese Blumen...! Was hat das zu bedeuten?"

"Harry du bist so ein riesen Idiot!" Ginny ließ nicht zu das er den Spieß umdrehte. "Das war ein Lied!"

"Ja, danke! Das weiß ich auch!", entgegnete Harry patzig. "Gesungen von einem Strauß roter Rosen, nur für dich!"

Ginny lachte bitter und humorlos auf. "Es ist ein Lied von den 'Weird Sisters', mein Lieblingslied! Neville, Luna und Ich haben im letzten Jahr viel Zeit miteinander verbracht, wir haben D.A. Aktionen geplant und uns im Raum der Wünsche versteckt und Musik gehört! Neville wollte mir nur eine Freude machen, weil er weiß das ich das Lied so gern mag!" Ginny schrie ihn wieder an.

"Verdammt!", war Harrys einzige Entgegnung. Verdammt, er hatte sich echt furchtbar zum Trottel gemacht mit seiner Eifersucht. "Es tut mir echt schrecklich leid, Ginny. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist! Doch! Ich weiß es. Es war diese verfluchte grüne Fee!" Harry schluckte und rieb sich erneut über das schmerzende Auge und die brennende Wange.

"Schlagt mich ruhig nochmal Ich hab es nicht besser verdient!", seufzte er resigniert. George trat sofort bereitwillig vor, doch Ron hielt ihn zurück. Als Ron das schmollende Gesicht seines großen Bruders sah fing er plötzlich an lauthals los zu lachen.

"Na immerhin siehst du es ein!", stieß er zwischen ein paar Prustern hervor. "Aber ich verpass dir mit Vergnügen ein weiteres Veilchen, solltest du dich noch einmal so aufführen!" Er streckte Harry die Hand hin und zog seinen besten Freund mit einem Schwung vom Rasen hoch. Harry stand einen Moment etwas verdattert und dümmlich grinsend da. Er räusperte sich und sah dann unsicher zu den Anderen. Hermine ergriff wie üblich als Erste das Wort.

"Wir sollten wohl alle wieder rein gehen. Wahrscheinlich warten alle darauf das Ginny die Torte anschneidet und ein paar Worte sagt, so wie es sich gehört." Sie blickte Ginny erwartungsvoll an. "Hermine! Ich werde auf keinen Fall eine Rede halten, das habe ich dir schon tausend Mal gesagt." Hermine reagierte wenig geschockt auf Ginnys Abwehrhaltung. "Ja schon gut. Aber lass uns zumindest auf dich anstoßen.", gab sie klein bei. Dann wandte sie sich allerdings mit strengen Ton an Harry: "Aber für dich gibt's keinen Alkohol mehr, ist das klar? Am besten nie wieder!" Harry schmunzelte.

"Aber Butterbier ist doch okay, oder Hermine?" Hermine seufzte kurz, verdrehte die Augen und warf spielerisch die Arme in die Luft. "Na meinetwegen!" Lachend gingen sie, Ron und George zum Zelteingang.

"Na komm Harry!", sagte Ginny. "Lass uns auch reingehen. Ich will endlich anfangen den riesen Berg an Geschenken auszupacken!" Ginnys Augen glitzerten schelmisch. Sie versuchte ihn am Arm zum Zelt zu ziehen, aber Harry war plötzlich sein Geschenk für Ginny wieder eingefallen.

"Warte kurz Ginny. Ich hab auch was für dich.", raunte er ihr zu. Ginny betrachtete ihn kurz fragend, wandte sich dann aber zu den Anderen und bedeutete ihnen schon einmal vor zu gehen.

"Wir kommen gleich nach!" Hermine nickte und zog den skeptisch dreinblickenden Ron mit sich ins Zelt.
 

"Du hast also ein Geschenk für mich?" Ginny trat näher auf Harry zu. "Eigentlich hatte ich ja gesagt, dass du mir heute als Geschenk genügst, aber in Anbetracht des Chaos das du veranstaltet hast, nehme ich gerne eine Wiedergutmachung an." Sie grinste von einem Ohr zum anderen. "Ich hoffe es ist was Hübsches!" Ginnys helles Lachen brachte auch Harry wieder zum Lächeln. Unsicher zog er die Schatulle aus der Tasche seines Umhang und strich mit den Fingern über das glatte, kühle Holz.

"Ich hoffe es gefällt dir." Er stockte. "Ich wollte dir etwas schenken, damit du mich nicht vergisst!" Harry feixte über seinen eigenen Witz, den Ginny gar nicht verstehen konnte. Irritiert über sein Lachen nahm sie ihm das Kästchen aus der Hand. In der Holzschatulle lag, auf rotem Stoff gebettet, eine silberne Kette mit einem bauchigen, herzförmigen Anhänger. Ginny berührte das Herz bewundernd.

"Das ist wirklich super schön Harry. Danke!" Harry grinste sie an. Ginny nahm die Kette heraus und wog den Anhänger in der Hand.

"Ganz schön schwer. Und es hört sich an als wäre da was drin." Sie schüttelte das Herz an ihrem Ohr. Harrys Grinsen wurde noch breiter.

"Na ich hab doch gesagt ich will dir was schenken damit du mich nicht mehr vergisst. Dieser Anhänger ist eine kleine Ampulle und darin ist eine Dosis von der Tinktur die Kreacher dir gegeben hat, als du dein Gedächtnis verloren hattest." Ginny lachte laut auf, als sie Harrys Anspielung endlich verstand.

"Hast du denn vor, mir noch einmal einen missratenen Erkältungstrank vorzusetzten, Harry?", fragte sie lachend. Er schüttelte den Kopf.

"Nein natürlich nicht. Hör zu, es tut mir wirklich leid Ginny, das mit dem Trank meine ich." Ginny nickte nur gelassen über diese wiederholte Entschuldigung. "Ich habe nochmal mit Kreacher darüber gesprochen und er hat auch noch einige Nachforschungen dazu angestellt, in meinem Auftrag." Harry wurde plötzlich ernst. "Es scheint, als habe der Gedächtnisverlust nicht an dem Trank gelegen. Also nicht direkt. Eher daran, wie sehr du dir den Kopf gestoßen hattest, als du abgestürzt bist."Harry machte eine kleine Pause und betrachtete Ginny besorgt. "Hast du dich denn gar nicht gewundert, warum du nur mich vergessen hast? Du wusstest alles über dein Leben, nur die Dinge die mich betrafen, die waren gelöscht." Ginny nickte langsam. "Eine der Heilerinnen in St. Mungos hat Kreacher gesagt, dass es an dem Stoß gelegen hat. Es ist wohl so, dass Erinnerungen an die Liebe bei Zauberern magisch verstärkt werden und dadurch im Gehirn mehr Platz beanspruchen. Ja, schau nicht so skeptisch, ich habe es zuerst auch nicht glauben wollen!", kommentierte er Ginnys hochgezogene Augenbraue. "Jedenfalls ist der Bereich im Gehirn dadurch besonders empfindlich, besonders wenn traumatische Dinge passiert sind, oder die Liebe von Angst und Trauer belastet wurde." Er sah Ginny eindringlich an. Sie beide wussten das Ginny im letzten Jahr genug traumatische Geschehnisse hatte verarbeiten müssen. "Nun jedenfalls, wenn das Gehirn dann gestört wird, zum Beispiel durch einen Schlag oder halt Sturz, dann kann es dazu kommen, dass das gesamte Hirnareal sich abkapselt und dadurch all diese Erinnerungen verloren gehen." Harry atmete laut aus. Er hatte sich diese Diagnose mindestens vier Mal von Kreacher erklären lassen müssen, er hoffte er hatte es richtig wiedergegeben. Ginny sah ihn immer noch ungläubig an.

"Soll das etwa heißen, ich habe einen Hirnschaden?", fragte sie entsetzt und fasste sich an den Kopf.

"Nein... Nein sowie ich das verstanden habe, ist das Gehirn nicht beschädigt. So wenig wie die Erinnerungen beschädigt sind. Es ist nur diese magische Verbindung von dem Areal zum Rest, der sich löst." Harry seufzte laut bevor er das nächste sagte. "Und das Schlimmste ist, dass sich diese Verbindung immer wieder lösen kann. Sie ist jetzt geschwächt und kann immer wieder brechen. Entschuldige Ginny, das ist mal wieder meine Schuld!" Harry lies den Kopf hängen. Er hatte sich nicht darauf gefreut ihr davon zu erzählen, aber endlich war es raus.

Ginny starrte auf das silberne Herz in ihrer Hand.

"Und wenn es wieder passieren sollte, dann habe ich also immer etwas vom Gegenmittel bei mir, ja?" Harry nickte.

"So war die Idee dahinter. Es sei denn natürlich du möchtest mich lieber vergessen, dann kannst du die Gamandertinktur natürlich auch wegschütten." Über Harrys Lippen huschte ein kleines hoffnungsvolles Lächeln.

"Gut zu wissen!", lachte Ginny. "Ich behalte es im Hinterkopf, falls du dich wieder wie ein riesen Blödmann benimmst!" Sie schlang ihm die Arme um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

"Ich bin froh das ich mich an dich erinnere Harry!" Sie schmatzte ihm noch einen Kuss auf. "Auch wenn ich dafür etwas trinken muss das 'Gamander' heißt!" Ginny verzog das Gesicht, was Harry auflachen ließ.

"Es ist eine Tinktur aus wilden Vergissmeinnicht, Mondveilchen und noch ein paar anderen Kräutern. Dir passiert also nichts!" Harry nahm Ginny die Kette aus der Hand und legte sie ihr vorsichtig um den Hals.

"Vergissmeinnicht?", flüsterte sie leise. "Niemals!", antwortete Harry, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie zärtlich.

Kapitel 9 Teil 1: Entscheidungen

Ginny schob die Zeltplane am Eingang zur Seite und Harry erkannte, dass das Zelt magisch abgeschirmt sein musste. Während es draußen, in der aufziehenden Abenddämmerung beinahe ruhig war, tönte ihm aus dem Inneren des Zelts ein Gemisch an Stimmen, Lachen, Geschrei und Musik entgegen. Die Menge an Zauberern und Hexen hatten sich in Erwartung der Torte und des Abendessens auf nüchternen Magen am Alkohol gütlich getan. Kurzum, die Party war bereits in vollem Gange. Ginny lachte beim Blick auf ihre Tante Muriel, die, deutlich angeschwippst, versuchte mit Dean Thomas zu tanzen. Ginny stupste Harry in die Seite, um ihn auf das merkwürdige Paar aufmerksam zu machen.

„Meinst du sie ist sein Typ?", lachte Harry. Ginny schüttelte den Kopf und grinste.

„Ich sehe keine große Zukunft für die beiden!" Sie sah sich amüsiert um. „Ich denke ich sollte mal Mum suchen und schnellstmöglich dafür sorgen, dass das Essen serviert wird. Es war eindeutig nicht die beste Idee so viel harten Alkohol auszuschenken." Ginny drückte Harry einen Kuss auf die Wange und entschwand dann in die Menge. Harry hörte sie noch murmeln: „Wir sind auch selbst schuld, was hören wir denn auch auf Georges Vorschläge..."

Harry blickte ihr nach. Hie und da musste sie erneut Hände schütteln und Gratulationen annehmen, ehe sie weitergehen konnte, aber schließlich wurde der Rotschopf von der Menge ihrer Gäste verschluckt.

Am Rand der Tanzfläche entdeckte Harry Luna. Sie hatte sich auf den Boden gesetzt und vor ihr lag ausgebreitet eines der Blumengestecke. Luna hatte es auseinander genommen und sich daraus einen Blumenkranz geflochten. Grade als Harry sie entdeckte, setzte sie einem kleinen Mädchen mit rotblondem Haar ebenfalls einen Kranz auf. Die kleine kicherte wild drauf los und lief dann schnell zu ihrer, ebenfalls beblümten Freundin. Harry erkannte die Beiden als die Mädchen wieder, die er schon bei seiner Ankunft gesehen hatte. Sie waren ihm da schon verdächtig vorgekommen und ihr missetätiges Funkeln hatte nicht nachgelassen. Sie rannten wie von der Tarantel gestochen los und wichen nur knapp einigen Gästen aus, nur um dann mitten in die Beine eines großen, dunkeln Zauberers zu laufen. Der Mann war in einen feinen, dunkelblauen Umhang gekleidet und trug einen ungewöhnlich wirkenden Zylinder. Harry konnte seinen tiefen, beruhigenden Bass hören, als er den beiden Mädchen riet besser aufzupassen. Kingsley Shacklebolt drehte sich wieder zu seinem Gesprächspartner um und Harry erkannte, dass er mit Neville sprach. Er trat zurückhaltend an die beiden heran.

„Hallo Neville", begrüßte er seinen Mit-Gryffindor als erstes. Neville zuckte bei Harrys Anblick ein wenig zusammen und hob schützend die Hände vor die Brust. Aus dem Sektglas in seiner Hand schwappte dabei ein wenig auf seinen Umhang.

„Es tut mir leid Neville. Es gibt keine Entschuldigung für mein Verhalten. Ich hab mich betrunken und dann dumm aufgeführt. Und du hast es abbekommen. Es tut mir wirklich leid." Harry stammelte vor sich hin. Kingsley blickte zwischen den beiden jungen Männern hin und her.

„Hab ich was verpasst? Eine Schande dass diese dumme Ratssitzung sich so lang gezogen hat.", er klang weniger besorgt als amüsiert. Neville sah Harry einen Moment lang unbewegt an, lächelte dann aber.

„Nein, nein! Es war nichts!", winkte Neville ab und Kingsley wirkte ein wenig enttäuscht. „Nur ein Missverständnis, richtig Harry?" Neville legte seinen Arm auf Harrys Schulter und Harry atmete erleichtert auf.

„Genau. Nur ein Missverständnis!", er grinste Neville und dann Kingsley an. „Herr Minister, ich hab sie ja noch gar nicht begrüßt!", wandte er sich an den großen Mann. Kingsley lachte verlegen auf. Er zog den großen Hut von seinem Kopf und strich sich über die glänzende Glatze.

„Ach Harry, ich denke ich werde mich nicht daran gewöhnen können so genannt zu werden. Ich bin einfach nicht für eine solche Position gemacht. Ich bin Auror und kein Politiker."

„Aber sie sind genau der, den das Ministerium braucht, Herr Minister!", warf Neville ein. „Meine Großmutter sagt, dass ein kompetenter Mann wie sie, genau der Richtige ist um das Ministerium zu leiten. Vor allem weil sie Auror sind. Großmutter liebt Auroren." Kingsley lächelte Neville an, der eine Spur pink im Gesicht wurde.

„Deine Großmutter ist eine gute Frau, Neville. Und vielleicht hat sie sogar Recht, im Anbetracht dessen was in den letzten drei Monaten los war..." Kingsley stockte und lächelte dann entschuldigend. Harry wusste nicht was er meinte, was war in den letzten Monaten los gewesen? Die Frage lag ihm schon auf der Zunge, als Kingsley ihm einen Arm umlegte und ihn näher zog.

„Aber wisst ihr, solange ich der Chef des Ladens bin, kann ich die Vorteile doch nutzen oder?" Er lachte tief und schallend, und Harry und Neville sahen sich fragend an. Kingsley zog sie zu einem Tisch ganz in der Nähe und bugsierte Harry auf einen der Stühle.

„Ich hatte gehofft dass ich die Chance bekommen würde mit dir", er sah Neville an, „Mit euch zu sprechen. Ich hab schon mit Ron darüber geredet, aber er sagte er würde dich im Moment nicht allzu oft sehen, Harry, deswegen hat er dir wahrscheinlich noch nichts davon erzählt." Harry stutzte bei dieser Einleitung. Er konnte sich wirklich nichts vorstellen worüber Kingsley Shacklebolt mit ihm und mit Neville reden wollte.

„Nun, ich weiß nicht ob ihr den Tagespropheten verfolgt, aber wenn, dann wisst ihr ja, dass es im Ministerium große personelle Schwierigkeiten gibt. Viel zu viele von den guten Leuten wurden rausgeworfen oder mussten fliehen. Und die die noch da waren, waren zu einem großen Teil Todesser oder Voldemort-Sympathisanten. Es versteht sich von selbst, dass ich dieses Gesindel loswerden musste." Kingsley sah auffordernd zu den beiden Jungen. Neville nickte bestätigend und Harry wartete gespannt darauf, dass Kingsley endlich zum Kern seiner Aussage kam. Kingsley allerdings schien zu erwarten, dass sie ihn bereits verstanden hätten, fuhr dann aber fort. „Nun ja. Ich bin also auf der Suche nach vertrauenswürdigen, guten Leuten, die ich einstellen kann! Und da hab ich natürlich an euch gedacht. Und an alle aus ‚Dumbledors Armee'.", sagte er zwinkernd. Neville fiel die Kinnlade herunter.

„Sie bieten uns also einen Job ab? Einen Job im Ministerium?" Nevilles Stimme zeigte dieselbe Ungläubigkeit die Harry auch fühlte. Aber Kingsley nickte nur vergnügt.

„Ich habe von Minerva gehört, dass du schon seit langem Auror werden willst Harry. Das kann ich dir ermöglichen. So als Zaubereiminister!", er warf sich stolz in die Brust. „Und für dich gilt natürlich das Selbe, Neville. Ich kann mir vorstellen, dass deine Großmutter begeistert wäre, wenn du ein Auror werden würdest wie dein Vater. Aber natürlich gibt es auch einige andere Dinge die du im Ministerium tun könntest. Ich hab gehört du hast ein Händchen für Pflanzen!"

Neville war auf seinem Stuhl zusammengeschrumpft. Sein Gesicht war gleichzeitig blass und hoch rot angelaufen. Harry rutschte indes unruhig auf seinem Stuhl herum.

„Kingsley!", warf er schließlich ein. „Das kann nicht dein ernst sein!" Harry fühlte sich unbehaglich.

„Wieso nicht, Harry? Ihr seid beide sehr fähige Zauberer und wir haben euch viel zu verdanken. Um nicht zu sagen ‚Alles'. Da ist dieses Angebot doch kaum der Rede wert." Kingsley schien sehr davon überzeugt, aber Harrys Zweifel kochten über.

„Ist das schon wieder dasselbe, das deine zwei Vorgänger versucht haben? Zieh den Auserwählten auf die Seite des Ministeriums? Ich wollte es damals nicht und ich will es auch jetzt nicht. Ich will kein Vorzeigepüppchen sein, nur damit ihr den Leuten vormachen könnt, es wäre alles gut!" Harry steigerte sich in seine Rage hinein.

„Hey, ruhig Blut Harry! Von sowas hat hier niemand gesprochen. Ich wusste gar nicht, dass sie dich schon mal anwerben wollten. Du kennst mich. Denkst du wirklich ich würde aus solch berechnenden Motiven heraus handeln?"

„Es kommt mir in den Sinn, wenn du einem Jungen der noch nicht einmal die Schule abgeschlossen hat, einen solchen Job anbietest!", entgegnete Harry schnippisch und seine Miene wurde noch finsterer als Kingsley anfing lauthals loszulachen.

„Das macht dir Sorgen Harry? Das du deine UTZ Prüfungen nicht machen konntest? Sei ehrlich; glaubst du wirklich, dass irgendwas dass du in deinem letzten Schuljahr lernen könntest, dich besser auf eine Laufbahn als Auror vorbereiten könnte? Frag Neville. Er hat sein siebtes Jahr in Hogwarts gehabt. Hat es dir geholfen, als du Voldemort gegenüber standest?" Neville zuckte zusammen.

„Naja, wie mans nimmt.", antwortete er zögerlich. „Der Kampf gegen die Carrows war schon eine ziemlich gute Übung." Neville machte tatsächlich einen Scherz, obwohl er so aussah als müsse er sich gleich übergeben. In Gedanken stimmte Harry ihm zu. Das letzte Jahr in Hogwarts hatte Neville fiel gegeben, vor allem das Selbstbewusstsein, welches ihm über die Jahre gefehlt hatte. Kingsley grinste Neville zu und Neville nickte. Zu Harry gewandt sagte er: „Du hast Voldemort besiegt! Also mir reicht das um dich als qualifiziert anzusehen. Den Rest musst du dir überlegen." Kingsley nahm einen Schluck aus seinem Sektglas und lehnte sich zurück. „Wie gesagt: Eure Entscheidung! Aber vor allem für das Aurorenprogramm solltet ihr euch zeitnah entscheiden. Wir beginnen am ersten November mit der Ausbildung. Und ich glaube auf das Datum hab dann selbst ich keinen Einfluss mehr." Damit erhob er sich von seinem Platz. Er legte Harry die Hand auf die Schulter. „Ich werd mal zu Arthur rüber gehen. Vielleicht kann ich ihn ja doch noch dazu überreden seine Beförderung zum Leiter der neuen Abteilung für Muggelschutz anzunehmen. Er will unbedingt zurück ins Büro gegen den Missbrauch von Muggelartefakten, aber ich brauche nun mal einen vertrauenswürdigen Mann in dieser Position. Vielleicht kann ich ihn ja dazu überreden, wenn ich ihm verspreche das er trotzdem noch nach verhexten Teekannen suchen darf." Seufzend setzte er den Zylinder wieder auf. „Ich sag ja, als Minister hat man nie frei." Er schlenderte hinüber zum Tisch der Weasleys, nicht ohne ein paar Hände zu schütteln. Wären Babys dagewesen, mit Sicherheit hätte man sie ihm zum Küssen in die Arme gedrückt. Auch wenn Kingsley sich noch so sehr dagegen sträubte, er gab schon einen sehr guten Minister ab.

„Wirst du es tun, Harry? Wirst du ein Auror werden?" Neville sah noch immer sehr bleich aus und quiekte ein wenig bei seiner Frage. Er erinnerte Harry wieder mehr an den kleinen, pummligen Jungen den er im Hogwartsexpress kennengelernt hatte. Harry musterte ihn eingängig, aber beantwortete die Frage nicht. Neville räusperte sich unbeholfen.

„Ich denke dass meine Oma es toll fände, wenn ich die Aurorenausbildung machen würde." Er blickte auf seine Hände. „Aber ich weiß wirklich nicht ob ich dafür der Richtige bin. Ich bin nicht so stark wie mein Dad und ich konnte nie so gut zaubern wie du oder Hermine. Ich weiß nicht ob ich das schaffen würde." Harry wollte grade den Mund aufmachen um Neville zu widersprechen, als Luna plötzlich hinter ihm stand. Sie beugte sich von hinten über Neville und legte ihm einen Blumenkrank auf den Kopf. Harry war sich nicht sicher wie viel ihrer Unterhaltung sie mitbekommen hatte, aber es schien ihr auch egal zu sein.

„Natürlich bist du gut genug Neville!", flötete sie ihm entgegen. „Ein Regenbogen strahlt ja auch immer so schön, dass man mit den Kobolden da hinunter rutschen möchte!", sie grinste Neville an, als hätte ihre Aussage vollkommenen Sinn gemacht. Neville zögerte etwas.

„Denkst du denn ich habe das Zeug dazu Auror zu werden Luna?" Luna stutzte ob Nevilles Frage. Sie legte den Kopf schief und lies ihren Blumenkranz auf ihre Schulter rutschen.

„Ich würde niemals fürs Ministerium arbeiten wollen. Mein Vater sagt, die Auroren sind an allen Verschwörungen des Ministeriums beteiligt." Sie beugte sich über den Tisch und flüsterte in besorgtem Tonfall. „Sie waren Teil der Rotfang Verschwörung die damals Fudge ins Amt gebracht hat und forschen an jeder Menge gefährlichen Projekten. Ihr habt doch gesehen was das Ministerium für Waffen hat, als wir in der Mysteriumsabteilung waren. Erinnert ihr euch noch an dieses Glas mit dem kleinen Vogel?" Harry musste unwillkürlich grinsen. Er kannte Lunas Verschwörungstheorien nur zu gut, aber wenn er an Mysteriumsabteilung und die schrecklichen Dinge hinter ihren Türen dachte, dachte er nicht an den Kolibri, der in seinem Glas immer und immer wieder geschlüpft und gestorben war.

„Okay Luna, verstanden. Aber glaubst du denn, unabhängig davon, dass Neville Auror werden könnte?", warf Harry ein. Luna sah Neville einen Moment lang gedankenverloren an. Neville rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und eine Röte begann seinen Hals empor zu kriechen.

„Ja!", war schließlich ihre schlichte Antwort.

„Wirklich?", fragte Neville erstaunt und Luna grinste ihn an, was ihn vollständig erröten ließ.

„ Du bist immer so nett und ehrlich Neville. Ich denke nicht dass du dich gegen den Minister verschwören wirst. Außerdem hast du mich schon oft verteidigt. Dem einen großen Slytherin hast du letztes Jahr sogar einen Schockzauber verpasst, als er mich bedrängt hat." Neville beugte sich zu Harry. „Eigentlich wollte ich Blaise nur entwaffnen, aber er gehörte zur Patrouille der Carrows und wollte Luna einen Crucio verpassen, nur weil ihre Socken nicht zusammen passten!", flüsterte er kopfschüttelnd. „Ich kann mich oft nicht entscheiden welche Socken ich an dem Tag lieber trage. Heute trage ich leider gar keine.", Luna deutete auf ihre Füße in den flatternden Schuhen, die inzwischen ein wenig ermüdet wirkten. Luna sah ebenfalls hinab. „Oh. Ich sollte mal Dad suchen gehen. Er hat einen Saft der die Schuhe wieder aufmuntert!" Damit drehte sie sich um und durchkreuzte schwebenden Schrittes das Zelt.

Harry blickte Neville an, während dieser Luna hinterher starrte.

„Du und Luna also...!", stellte er feixend fest. Wenn ihm diese offensichtliche Beziehung nur schon früher aufgefallen wäre, dann hätte er sich seine peinliche Eifersucht auch ersparen können. Neville zuckte zusammen und drehte sich blitzartig zu Harry um.

„Wir sind nicht... Ich bin nicht... Sie...!", er stotterte und stoppte schließlich seinen Mund mit der Hand am weiterreden. Harry lachte verstehend und fühlte sich plötzlich wunderbar frei. Dies waren die normalen Probleme die ein achtzehnjähriger Junge haben sollte. Sorgen um seine berufliche Zukunft und Probleme mit Mädchen!

„Aber du magst sie doch, oder? Ich meine mehr als mögen, also... Du weißt schon.", fragte Harry grinsend aber unbeholfen. Neville machte mit der Hand vorm Mund ein brummendes Geräusch.

Ehe Harry noch etwas dazu sagen konnte wurde es um ihn herum auf einmal leise. Harry folgte den Blicken der Leute und sah Ginny auf einem Stuhl stehen. Sie richtete ihren Zauberstab auf ihre Kehle und schien den ‚Sonorus' Zauberspruch zu sprechen, denn einen Moment später war ihre Stimme im ganzen Zelt zu verstehen.

„Äh, ja! Wenn ihr mich hört, dann will ich auch gar keine lange Rede halten. Das finde ich nämlich wirklich unnötig!" Sie blickte nachdrücklich zur Seite, wo Hermine stand, und sie vorwurfsvoll anfunkelte. „Es tut mir leid, dass es mit dem Kuchen so lange gedauert hat. Ich würde vorschlagen, dass wir jetzt erst mal mit dem Essen anfangen und ich ihn später anschneide. Ich bin jedenfalls ziemlich hungrig!" Einige Umstehende riefen ihr Zustimmung zu und „Hört hört!".

„Jedenfalls, danke ich allen die heute da sind, und auch denen die nicht da sein können!" Ein kurzer Moment bedrückter Stimmung erfüllte das Zelt. „Jetzt sucht euch alle einen Platz und lasst uns was essen!" Ginny hüpfte von Stuhl hinunter und wandte sich, ein wenig rot im Gesicht ihrer Familie zu. Harry sah wie sie sich mit ihren Geschwistern an einen Tisch setzte. Hermine und Luna waren auch dabei und alle schienen nach jemandem Ausschau zu halten.

„Komm!", sagte er zu Neville und zog ihn von seinem Stuhl. „Ich denke wir sollten uns einen anderen Platz suchen!" Widerwillig stand Neville auf.

„Aber Ginny hat doch gesagt wir sollen uns hinsetzen und essen! Ich hab wirklich Hunger. Meine Grandma hat mir nicht erlaubt etwas zu essen bevor ich hergefahren bin. Sie hatte Angst ich würde meinen Umhang bekleckern." Neville rollte mit den Augen und wischte sich über den noch feuchten Sektflecken auf seiner Brust.

„Wir werden ja auch was zu essen bekommen. Ich sehe nur einen viel besseren Tisch für uns." Ohne weitere Erklärung zog er Neville durch das Zelt auf den Tisch der Weasleys zu. Als Neville Luna entdeckte, stockte er.

„Harry!", klagte er vorwurfsvoll.

„Keine Angst, ich sag nichts wenn dus nicht tust!", versprach er.

Kapitel 9 Teil 2: Entscheidungen

„Keine Angst, ich sag nichts wenn dus nicht tust!", versprach Harry und setzte sich schnell auf den freien Platz neben Ginny. Zögerlich kam Neville näher. Der Tisch war noch nicht voll besetzt und auch neben Luna war noch ein Stuhl frei. Harry sah ihn ermutigend an.

„Ähm, ist der Platz noch frei?", fragte Neville leise und Luna blickte zu ihm auf.

„Ich weiß nicht", antwortete sie nachdenklich. „Ich habe da vorhin einen Demiguise sitzen sehen. Aber du weißt ja, sie machen sich gern unsichtbar und jetzt weiß ich nicht ob er noch da ist. Sei also vorsichtig." Neville trat einen Schritt zurück. Ron schaltete sich lachend ein.

„Neville du weißt doch, dass Lunas komische Viecher nicht existieren. Brauchst also auch keine Angst vor Demigeistern haben!" Doch Hermine unterbrach seinen Lachanfall.

„Ron! Es heißt Demiguise und es gibt sie wirklich. Hast du denn nicht 'Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind' gelesen? Allerdings haben wir im Unterricht bei Hagrid natürlich nie welche behandelt, da sie sehr schwer zu fangen sind und vor allem weil sie nur in Fernost, zum Beispiel Japan und Korea vorkommen." Zu Neville gewandt fügte sie hinzu: „Weshalb es auch mehr als unwahrscheinlich ist, dass auf diesem Stuhl tatsächlich einer sitzt. Nimm also ruhig Platz Neville!"

Kaum hatte Neville sich hingesetzt kamen Ginnys älteste Brüder an den Tisch. Charlie legte Harry von hinten einen Arm auf die Schulter, während Bill seiner Frau Fleur einen Stuhl heran schob.

„Na Harry! Hast du dich beruhigt?" Charlie klatschte Harry auf den Rücken dass ihm die Luft wegblieb. Harry keuchte und stieß hart gegen die Tischplatte. Die Mädchen erschraken, aber Ron und George begannen zu lachen.

„Also eigentlich war das mein Platz auf dem du da sitzt, Harry, aber ich verstehe dass du bei meinem süßen kleinen Schwesterchen sitzen willst." Charlie feixte, aber Ginny funkelte ihn böse an.

„Pass auf, dass die süße, kleine, inzwischen volljährige Schwester dir nicht den Hintern abflucht!", drohte sie ihm, nur um einen Moment später in das Lachen ihrer Brüder mit einzustimmen.

„Kann ich an eurem Frohsinn teilhaben?", fragte eine angespannte Stimme hinter Charlie. Percy Weasley wirkte noch immer förmlicher und steifer als die restlichen Weasley Brüder. Er war jünger als Bill und Charlie, sah aber durch seinen akkurat gebügelten Umhang und die streng gekämmten Haare, deutlich älter aus. Harry bemerkte wie sich die Stimmung sofort etwas anspannte. Es war George der den Stuhl neben sich ran zog und seinen großen Bruder zu sich winkte. Erleichtert nahm Percy Platz und auch Charlie setzte sich auf den letzten freien Stuhl zwischen Fleur und Neville. Jetzt waren alle Weasleys beisammen und trotzdem fühlte es sich nicht komplett an.

„Wie geht es dir 'arry? Wir 'aben uns Sorgen um disch gemacht!", hauchte Fleur über den Tisch. Die Stille war ein wenig unangenehm geworden und Harry bemühte sich ihr schnell zu antworten.

„Gut." Das Wort klang hohl als er es aussprach. „Es wird so langsam besser. Jetzt wo ich endlich wieder unter Freunden bin kann es nur aufwärts gehen!", fügte Harry die Wahrheit hinzu. Auf der anderen Seite des Tisches seufzte Hermine.

„Oh Harry. Das hättest du doch schon längst haben können. Deine Freunde waren die ganze Zeit da, nur du hast dich versteckt." Harry lächelte sie an. Wieso musste Hermine immer unbedingt recht haben?

Bevor er etwas dazu erwidern konnte, hörte er ein vielstimmiges 'OH!' vom Zelteingang her und Augenblicke später flogen Schüsseln und Platten durch das Zelt und verteilten sich auf den Tischen. Eine dampfende Schüssel Lammgulasch landete vor Harrys Teller und der köstliche Duft stieg im in die Nase. Alle begannen sich Lamm, Bohnen und Kartoffelbrei auf die Teller und dann in die Bäuche zu laden.
 

„Das war gut!", seufzte Neville und lehnte sich in seinem Stuhl nach hinten. Einzig Rons Schmatzen war noch zu vernehmen, während er die letzten Reste Soße mit einem Brötchen vom Teller wischte. Hermine stieß ihm in die Seite, doch er ließ sich nicht beirren. Erst als der letzte Krümel in seinem Mund verschwunden war, drehte er sich zu ihr.

„Was denn? Mum hat uns die ganze Woche für diesen Abend schufften lassen. Die ganze Zeit riecht es nach Keksen, Pasteten und frischem Brot im Haus, aber sie gibt mir einfach nichts ab." Er leckte sich über die Fingerspitzen. „Zumindest jetzt kann ich es doch genießen, oder?" Er grinste sie frech an, doch Ginny zerstörte seinen Triumpfmoment.

„Das nächste Mal, lasse ich dir Gulasch in einem Trog servieren Ron. Wenn du schon isst wie ein Schwein!" Ginny lachte und Rons Ohren liefen rot an. Er wollte grade zu einer Erwiderung ansetzen, aber Percy erhob respektheischend seine Stimme.

"Ich freue mich sehr, dass wir alle heute hier zusammen gekommen sind. Natürlich ist der Geburtstag von Ginevra ein wundervoller Anlass dafür zu feiern und ich gratuliere dir wirklich von Herzen." Percy tat es mit einer Handbewegung in Ginnys Richtung ab. "Aber es ist natürlich auch eine wunderbare Gelegenheit dazu Kontakte aufzubauen und zu vertiefen." Er sah seine Geschwister und die Freunde durchdringend an. "Ich habe Mum gut zugeraten möglichst viele einflussreiche Personen aus dem Ministerium einzuladen. Natürlich haben die guten Kontakte unserer Eltern zum Orden des Phönix und die Beteiligung von euch an der Schlacht von Hogwarts dazu geführt, dass das öffentliche Ansehen unserer Familie beträchtlich gestiegen ist. Ich hoffe ihr seid geistesgegenwärtig genug, euch diese Kontakte zu Nutze zu machen. Lasst es euch von einem sagen, der grade zum stellvertretenden Leiter des Besenregulations-Kontrollamts ernannt wurde!" Percy warf sich stolz in die Brust. Keiner am Tisch sagte etwas darauf. Alle schauten ihn mit ungläubigen Mienen an.

"Oh man Perc!", lachte George und schlug Percy hart auf den Rücken. "Du wirst dich wohl nie ändern, oder?" George lachte, aber Harry sah auch, dass in seinem Blick Wehmut lag. Percy und er hatten sich nie besonders nah gestanden und so sehr der Zwilling es auch versuchte, es war nicht einfach die Schale des unverbesserlichen Bürokraten zu knacken.

Rons Mund war noch immer voll, was ihn aber wie üblich nicht am reden hinderte.

"Komm runter von deinem hohen Ross Percy! Du weißt genau das Kingsley händeringend nach Leuten fürs Ministerium sucht. Es gibt niemanden in der Familie, dem er noch keinen Job angeboten hat. Mich wundert es, dass er noch nicht versucht hat Ginny zu rekrutieren!", Ron grinste seine Schwester an. "Aber ich glaube, da würde Mum ihm gehörig den Hut verhexen. Sie will ja unbedingt, dass wir die Schule fertig machen. Und Ginny hat ja noch ein Jahr vor sich!" Ron feixte, doch Hermine stieß ihm unsanft in die Seite.

"Und du nicht, oder was? Dir fehlt noch genauso das siebte Schuljahr, deine Schulbildung ist noch nicht abgeschlossen!"

Harry wurde hellhörig.

"Soll das heißen Hogwarts ist wieder aufgebaut?", fragte er erstaunt.

"Natürlich ist es wieder aufgebaut worden.", antwortete Percy. "In den letzten drei Monaten wurden Hexen und Zauberer aus allen Abteilungen dafür abgezogen, die unterschiedlichen Einrichtungen der Schule wieder herzustellen. Mit 'Reparo' allein war es natürlich nicht getan, aber der fachkundige Einsatz von Magie hat es uns erlaubt sogar einige Modernisierungsmaßnahmen durchzuführen. Ich selbst habe an der Neukonstruktion des Quidditch-Stadions mitgewirkt, da das ja nun in meinen Fachbereich fällt."

"Ich war gestern noch da.", fügte Charlie hinzu. "Es ist noch nicht ganz fertig. Der Kampf hat schon einige extreme Spuren hinterlassen. Vor allem die Schutzvorrichtungen des Schlosses waren völlig zerstört. Bevor irgendein Schüler wieder das Schloss betritt, muss sichergestellt werden, dass es auch gesichert ist."

Fleur schaute verwirrt zu ihrem Schwager.

"Aber der Krieg ischt doch vorbei! Wieso sind da diese Sischer'eits Maßnahmen so wischtig?"

Charlie lachte humorlos auf. Fleur zog kurz einen Schmollmund, wurde aber von ihrem Mann besänftigt.

"Du darfst nicht glauben, Liebes, dass die Todesser ohne Voldemort keine Gefahr mehr sind. Zu viele von ihnen konnten nach der Schlacht entkommen. Einige sind beinahe ebenso gefährlich und grausam wie der Dunkle selbst. Und vor allem sind sie jetzt verzweifelt. Wir können nicht riskieren, dass eine Schule voller Kinder ungeschützt ist." Bill strich Fleur über das Haar. "Unsere Kinder würdest du ja auch nicht einfach auf eine unsichere Schule schicken, oder?" Fleur nickte und drückte Bill einen Kuss auf die Handfläche. Ginny zog nur fragend die Augenbraue hoch.

"Werde ich etwa schon Tante? Hab ich was nicht mitbekommen?" Sie lachte und Bill und Fleur stritten es schnell ab. Er hätte es nur so dahingesagt.

"Aber irgendwann auf jeden Fall!", säuselte Fleur.

Charlie wandte sich wieder zu Harry.

"Die Lehrer und einige Freiwillige sind im Schloss und stellen es fertig. Deshalb ist auch keiner der Professoren heute hier. Die Schutzzauber sind sehr komplex und benötigen tagelange Arbeit ohne Unterbrechungen. Sie werden nicht mal zum schlafen kommen." Charlie schüttelte den Kopf.

"Aber Hogwarts wird wieder eröffnet werden!", stellte Harry fest. Der Gedanke das der Ort der so lange sein zu Hause gewesen war, von den Wunden des Kriegs befreit worden war, stimmte ihn ausgelassen.

"Wieso bist du so überrascht Harry?", warf Hermine ein. "Hast du denn den Schulbrief nicht bekommen? Ich dachte zumindest der würde dich erreichen!" Harry schüttelte den Kopf. Außer Rubo war es keiner Eule gelungen in das geschützte Haus einzudringen.

Hermine, Ron, Ginny, Luna und auch Neville hatten hingegen wie üblich in den letzten Juliwochen eine Eule aus Hogwarts erhalten. Alle Schüler sollten wie gewohnt am ersten September das neue Schuljahr beginnen. Selbst der Hogwartsexpress würde unverändert von Gleis neundreiviertel abfahren.

"Aber wir hätten doch letztes Jahr unser siebtes Schuljahr gehabt!", wunderte sich Harry.

"Stimmt schon." Ron klang nicht ganz so begeistert wie Hermine. "Aber das Ministerium hat beschlossen, auf Grund der katastrophalen Zustände letztes Jahr, es jedem Siebtklässler freizustellen das Jahr nochmal zu machen. Du weißt schon, wegen der Todesser an der Schule und so." Ron kratzte sich am Hinterkopf. "Außerdem waren wir ja nicht die Einzigen die nicht da waren, oder? Dean zum Beispiel!"

Lunas Blick klebte an der Decke, aber sie fügte hinzu: "In Ravenclaw war ich das einzige Mädchen aus meinem Jahr. Und nach den Weihnachtsferien war ich ja auch weg."

Neville grummelte etwas in seinen imaginären Bart. Harry erinnerte sich an seine Geschichten über die Unterrichtsmethoden der Carrows und die Umstände im Schloss. Zum Zeitpunkt der Schlacht hatten sich gut zwei Duzend Schüler im Raum der Wünsche versteckt gehalten. Wie viel hatten die wohl in dieser Zeit gelernt? Harry versank in Gedanken, während Hermine vergnügt über die Bücher erzählte, die sie sich natürlich alle schon besorgt hatte, kaum war sie aus Australien wiedergekommen.

"Wisst ihr, ich habe die Eule erhalten als ich grade mit meinen Eltern am Flughafen Brisbane war. Ein Glück hat sie keiner bemerkt, aber ich war schon verwundert, dass der Brief so weit weg zugestellt wurde. Jedenfalls kann ich es nicht erwarten wieder zur Schule zu gehen. Ich dachte ich würde nicht die Möglichkeit bekommen meine UTZs nachzuholen, aber ich freu mich schon richtig!" Hermine steigerte sich in ihre Euphorie hinein und ließ sich auch von Rons gemurmelten: "Du bist wirklich der einzige Mensch der sich über Prüfungen freut!", nicht aus dem Konzept bringen.

Sie richtete ihren Blick auf Neville, der seltsam still vor sich hin grübelte.

"Sag mal Neville, welche Kurse haben dir am besten gefallen? Fandest du alte Runen auf UTZ-Niveau fordernd genug? Ich habe viel in Runenübersetzung für Fortgeschrittene gelesen und merke wirklich, dass ich einiges vergessen zu haben scheine."

Neville sah durch sie hindurch. Hinter seinen Augen konnte man die rasenden Gedanken erahnen und als er schließlich den Mund öffnete, stellte die Antwort Hermine nicht zufrieden.

"Ich werde nicht wieder nach Hogwarts gehen!"

Alle Augen am Tisch richteten sich auf ihn. Nevilles Wangen wurden rosa, doch er blieb aufrecht sitzen.

"Dann hoffe ich das du nicht Teil der Rotfang wirst!" Lunas Aussage verwirrte alle außer Neville und Harry.

"Wie bitte?", fragte Hermine und sah Luna und Neville irritiert an. "Was soll das heißen, du gehst nicht zurück zur Schule? Du hast deine UTZs doch noch gar nicht!"

Neville rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum, doch bevor er antworten konnte, übernahm dies Luna.

"Er will Auror werden, nicht wahr?" Luna grinste von einem Ohr zu anderen und Neville sah sie dankbar an. Diese Aussage schien allerdings Hermines Frage nicht zu beantworten, um Auror werden zu können, brauchte man doch schließlich UTZs und dazu noch Top-Noten! Harry entschied sich dazu, sie aufzuklären.

"Kingsley hat vorhin mit Neville und mir gesprochen.", sagte er ohne Hermine oder Ginny anzusehen. "Er hat uns angeboten sofort mit der Aurorenausbildung anzufangen. Ich bräuchte den Schulabschluss nicht mehr und Neville hat ihn prinzipiell ja schon." Hermine riss ihre Augen weit auf.

"Ah! Genau das habe ich gemeint, Harry!", lamentierte Percy stolz. "Du nutzt deine guten Kontakte zum Zaubereiminister! Ohne Beziehungen ist man heutzutage wirklich aufgeschmissen." Harry schüttelte seinen Kopf. Es war ja nicht so, als hätte er darum gebeten. Es war schon eher so wie Ron gesagt hatte, der Minister versuchte jeden fürs Ministerium anzuwerben. Harry schaute zu Ron hinüber.

"Weißt du schon was du machen willst?", fragte er ihn und erinnerte sich daran das Kingsley erzählt hatte auch mit Ron schon das selbe Gespräch geführt zu haben. Ron zog zögerlich die Schultern hoch.

"Was soll das heißen, Ron?" Hermine wurde schrill. "Natürlich weißt du was du machst! Du gehst mit mir zurück nach Hogwarts!" Rons Ohren wurden rot.

"Naja. Es wär schon toll Auror zu werden. Kingsley hat es mir schon vor Wochen angeboten!"

"Ich möchte sehen wie du das Mum erklärst!", lachte George, ignorierte Hermines versteinerten Gesichtsausdruck und stand auf. Grade hatte die Musik wieder angefangen zu spielen und die ersten, satten Paare versuchten sich zu bewegen.

"Wir werden dann auch mal tanzen gehen!", teilte Bill mit und bot seiner Frau elegant die Hand an. "Mademoiselle!?" Fleur kicherte und die beiden zogen davon. Neville sah ihnen sehnsüchtig hinterher.

"Ähm, Luna, also die Musik ist ziemlich schön, meinst du nicht?" Das blonde Mädchen sah ihn träumerisch an. Der Blumenkranz in ihrem Haare hatte begonnen sich aufzulösen und einzelne Blütenblätter verhedderten sich in ihren Strähnen. Ohne Vorwarnung sprang sie auf und drehte sich wieder zu Neville um.

"Ich wollte schon immer mal mit dir tanzen.", stellte sie fest. Kurz darauf hatte sie Neville an der Hand gegriffen und zog ihn mitten auf die Tanzfläche.

Hermine hatte sich keinen Zentimeter gerührt, Harry befürchtete sogar, dass sie nicht einmal geblinzelt hatte. Sie starrte bloß Ron mit einem vernichtenden Blick an. Dessen Ohren waren inzwischen knallrot und er hob beschwichtigend die Hände zwischen sich und Hermine.

"Hey! Tut mir ja leid, dass ich dir noch nichts davon erzählt habe. Aber du bist ja grad mal seit ein paar Tagen wieder zurück. Und dann der ganze Stress mit Harry und Ginnys Verschwinden und ihrer Party, und du musstest dich ja auch um deine Eltern kümmern und natürlich die ganzen verdammten Schulbücher lesen!" Ron wurde immer lauter. "Verdammt nochmal Hermine! Wir haben über gar nichts geredet seit du wieder da bist!" Hermines Wut sackte in sich zusammen. Verschämt blickte sie auf ihre Hände.

"Ich dachte wir hätten Zeit genug für alles Andere, wenn wir wieder in Hogwarts sind", gab sie ungewohnt unsicher zu.

Ron sah sie an und sein Blick wurde weicher. Er murmelte: "Es ist ja noch nichts entschieden!", und legte zögerlich seine Hand auf ihren Arm.

Harry sah von Ron und Hermine zu seiner Freundin neben ihm. Ginny blickte ihn skeptisch an.

"Und was hast du vor zu tun, Harry?"

Kapitel 10: Pro und Contra

Kapitel 10: Pro und Contra
 

Bis vor einer Stunde hatte Harry nicht darüber nachgedacht, überhaupt Zukunftspläne zu haben. Doch nun hatte die Erkenntnis, dass Hogwarts wieder eröffnen würde und Kingleys Angebot Auror zu werden ihn völlig aus der Bahn geworfen. Er musste sich entscheiden zwischen dem einzigen Beruf den er sich jemals für seine Zukunft hatte vorstellen können und dem einzigen Ort der je sein zu Hause gewesen war.

Er sah zu Ron herüber, der noch immer vorsichtig Hermines Arm tätschelte. Sie zuckte ein wenig zusammen und ihre Gesichtszüge wurden hart und nachdenklich. Ron hatte schon seit einer Weile von der Möglichkeit gewusst, Auror zu werden. Harry fragte sich, ob er wohl bereits zu einer Entscheidung gekommen war. Dabei war Harry sich recht sicher, dass Rons Dilemma mehr mit der schlauen, braunhaarigen Hexe neben ihm zu tun hatte, als mit dem Verlauf seiner Karriere. Ron würde sicherlich nie freiwillig ein weiteres Jahr zu Schule gehen wollen. Vor allem wenn er damit seine Chance riskierte Auror zu werden. War es nicht von Anfang an Rons Traum gewesen diesen Beruf zu ergreifen? Er war es doch gewesen der Harry vor Jahren davon erzählt und davon geschwärmt hatte. Würde sich Ron da diese Gelegenheit entgehen lassen? Zumal er genau wusste, dass unter anderen Umständen seine Noten niemals ausgereicht hätten, um auch nur für die Auroren-Akademie in Betracht gezogen zu werden. Verdammt nochmal, auch Harry würde die erforderlichen fünf ‚Erwartungen Übertroffen' kaum erreichen können. Vor allem nicht in Kräuterkunde oder Zaubertränke, zumindest nicht ohne die Hilfe des Halbblutprinzen. Harry seufzte schwer und Ron echote ihn von der anderen Seite des Tisches. Die Entscheidung hing für Ron eindeutig voll und ganz an Hermine. War er bereit Hermine allein nach Hogwarts zurück gehen zu lassen? Es war bestimmt nicht einfach eine Beziehung zu führen, während sie beide ihre Ausbildung an verschiedenen Orten absolvierten. Harry sah auf Rons unsichere Hände. Führten die beiden eigentlich eine Beziehung? Harry musste sich eingestehen, dass er natürlich keine Ahnung davon hatte was zwischen den beiden in den letzten Monaten, nach dem Krieg vorgefallen war. Gut, sie hatten sich geküsst und das vor Harrys Augen. Aber das war zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, mitten während der Schlacht geschehen. Danach war Harry weg gewesen und hatte sich nicht für das Liebesleben seiner besten Freunde interessiert. Harry hatte ihre Beziehung schon seit Jahren für selbstverständlich erachtet. Jeder Blinde sah, dass sie Gefühle für einander hatten. Aber scheinbar waren Ron und Hermine tatsächlich die Letzten die es begriffen. Ob ihnen die Distanz da hilfreich wäre?

Harry blickte von Ron fort und traf erneut Ginnys Blick.

‚Was willst du tun? ', hatte sie ihn gefragt und sie sah ihn an, als würde sie noch immer auf eine Antwort warten.

„Ich weiß es nicht!", flüsterte Harry wahrheitsgemäß. Ginnys Schultern sackten herab. Plötzlich fragte Harry sich, ob denn seine Beziehung mit Ginny es überstehen würde, wenn er nicht in Hogwarts mit ihr zusammen sein konnte. Sie hatten sich grade erst wiedergefunden, sollte es da nicht seine oberste Priorität sein, so nah bei ihr zu sein wie möglich? Wirkte sie deswegen so geknickt? Es war zum verzweifeln. Harry versuchte eine Antwort für Ginny zu finden, die sie weniger verletzen würde. Doch als er den Mund öffnete, stammelte er bloß vor sich hin. Zu seiner Erlösung kam in diesem Moment Arthur Weasley an den Tisch des Geburtstagskindes.

„Ginny Liebes!", trällerte er vergnügt. „Deine Mutter schickt mich, dir zu sagen, dass sie findet dass es angebracht wäre, wenn du herumgehen und deine Gäste begrüßen würdest." Arthur verdrehte kaum merkbar die Augen und sah sich nach seiner Frau um. "Zumindest ein wenig, damit alle zufrieden sind. Du weißt ja wie deine Tanten sind." Der stattliche Mann hielt sich an der Lehne von Ginnys Stuhl fest und grinste in die Gesichter der Kinder. Harry zwinkerte er zu und beugte sich dann über die Schulter seiner Tochter. „Du solltest es tun, solange sie noch nicht vollkommen von der Rolle sind." Arthur zuckte mit dem Kopf in Richtung eines Tisches mit älteren, graublonden Frauen, die laut gackernd ihre Sektgläser umher schweben ließen.

„Oh Dad!", protestierte Ginny leise aber mit eindringlichem Ton. "Muss das sein? Die meisten Leute kenne ich noch nicht einmal! Ihr habt das halbe Ministerium eingeladen!", beschwerte sie sich. „Soll Mum sich doch um diese Leute kümmern!"

Ron gluckste leise und beugte sich zu ihr.

„Aber ich bin mir sicher, Gin, sie haben alle einen fetten Sack Galeonen als Geschenk für dich mit dabei!"

„Dann geh du doch und sprech mit ihnen Ron!", blaffte Ginny ihm entgegen. „Ich habe kein Interesse daran, mich bei fremden Menschen zum Deppen zu machen. Für dich ist das ja, wie wir wissen, kein Problem!"

Rons Ohren wurden rot und er gab Ginny eine flapsige Antwort. Bevor sein Vater ihn ermahnen konnte, rammte Hermine ihren Ellbogen in seine Rippen. Ron keuchte auf und überdeckte damit das Räuspern seines Bruders, der wichtigtuerisch aufstand. Percy strich das Revers seines Umhangs glatt und justierte seine Ärmel, nur um sich stolz vor seinem Vater aufzurichten.

„Wenn du möchtest, Vater, dann werde ich meine kleine Schwester ein wenig herumführen. Mum ist mit der Einladung der wichtigen Leute meiner Empfehlung nachgekommen und es wäre mir eine Freude, Ginevra, die Gelegenheit zu nutzen, dich ihnen vorzustellen und selbst du wenig zu plaudern. Wie schon gesagt: Kontakte sind das Kapital eines jeden Staatsmanns!" Er bot Ginny seinen Arm an, doch sie starrte ihn nur widerwillig an.

„Du meinst wohl eher, dass du in ein paar Hintern kriechen willst!", murmelte sie, was Percy geflissentlich überhörte. Ron lachte unverhohlen und fügte unter Percys wütendem Blick noch hinzu: „Oh ja! Percy wird es lieben, die Tanten zu begrüßen. Die stehen doch total auf ihn! Weißt du noch, dass eine Jahr, da hat Tante Lori ihm Löckchen gezaubert und ihn in ein Matrosenkostüm gesteckt." Ron grinste verträumt. „Ach ja. Mein schönstes Ostern! Schade nur, dass das Foto verbrannt ist, als Fred und George ihre ersten Feuerwerkskörper ausprobiert haben." Percy schnappte nach Luft und versuchte die Fassung wieder zu erlangen, aber nicht einmal sein Vater konnte sich das breite, schadenfrohe Grinsen verkneifen.

„Nun Ginny? Was ist? Können wir?" Er warf sich in die Brust und versuchte eine neutrale Miene aufzusetzen. Er zog Ginny teils galant, teils ungeduldig den Stuhl zurück und bot ihr erneut seinen Arm an.

„Na gut, wenn's sein muss!", stöhnte Ginny und stand auf, ohne Percy eines Blickes zu würdigen. Zu Harry gewandt fügte sie hinzu: „Wir reden später weiter, über die Sache!"

Harry schluckte und nickte, während Ginny mit Percy von dannen zog.

„Was für eine Sache?", hakte Arthur nach. Es war deutlich, dass er keine große Lust zu haben schien, zu seiner Frau zurückzukehren. Er hatte allem Anschein nach schon einen kleinen Schwips und war grade auf der Jagd nach seinem nächsten Glas Butterbier. Er zog ein dahin schwebendes Tablett zu sich und bot Harry ebenfalls ein Getränk an. Doch dieser hatte seine Lektion für den Moment gelernt.

„Harry und Ron wurde angeboten Auror zu werden!", platzte Hermine heraus und Arthur verschluckte sich beinahe an dem Schluck Bier, den er grade genommen hatte. Arthur wischte sich schnell mit dem Ärmel über den Mund.

„Was?", war seine erstaunte Frage. Hermine überkreuzte die Arme vor der Brust und lehnte sich zufrieden zurück.

„Der Minister hat Harry grade angeboten ohne Schulabschluss, die Ausbildung zum Auroren zu beginnen! Und Ron weiß dies wohl schon ein wenig länger. Und diese beiden Strohköpfe scheinen es tatsächlich in Betracht zu ziehen!" Sie sah Arthur auffordernd an. Seine Lippen formten ein stummes ‚Oh', worauf Hermine sich scheinbar bestärkt fühlte.

„Die Ausbildung zum Auroren ist eine fordernde und anspruchsvolle Aufgabe. Nicht ohne Grund erwartet das Ministerium von Anwärtern normalerweise Topnoten in den UTZs und mindestens ‚Erwartungen übertroffen' in allen relevanten Fächern. Wie kann das Ministerium auch nur daran denken, unausgebildeten Kindern so etwas anzubieten?" Hermine schnaufte empört. Mr. Weasley blickte sie verblüfft an. Langsam sah er erst Harry und dann seinen Sohn an. Sein Gesichtsausdruck wechselte zwischen erstaunt, erfreut und ernst hin und her, bis er sich schließlich auf Ginnys nun leeren Stuhl fallen ließ.

„Nun? Was halten sie davon Mr. Weasley?", fragte Hermine ungeduldig nach. Ihre anfängliche Niedergeschlagenheit hatte sich in rauchenden Zorn und den unbedingten Willen verwandelt, Ron und Harry eines Besseren zu belehren. Sie war also wieder typisch Hermine.

Mr. Weasley räusperte sich und nahm dann doch noch einen tiefen Zug aus seinem Butterbierglas.

„Ron, du weißt dass Kingsley momentan nicht grade wählerisch ist dabei, wen er um Hilfe in Ministeriumsangelegenheiten bittet. Bei Merlin, er will sogar mich zum Chef einer ganzen Abteilung machen!" Arthur schüttelte belustigt den Kopf und gönnte sich noch einen Schluck. „Da kann ich schon verstehen, ähm, dass Hermine sich Sorgen um euch macht."

Hermine schnaufte zufrieden, jedoch fuhr Arthur fort.

„Aber ich weiß auch,", fügte er hinzu, „dass du schon immer Auror werden wolltest, Junge. Wenn du dich also reif genug dafür fühlst und bereit ist die harte Ausbildung durchzustehen, kann ich nichts dagegen sagen. Du bist volljährig Ron, sowohl in der Zaubererwelt, als auch bei den Muggeln. Du musst selbst die Entscheidungen für dein Leben treffen." Arthur hickste ein wenig. Ron sah seinen Vater mit großen Augen und roten Ohren an. Er hatte allem Anschein nicht mit der Reaktion gerechnet. Genauso wenig wie Hermine, die wütend und entsetzt die Tischkante umklammerte.

„Wir haben dich schon letztes Jahr gehen lassen müssen, um Voldemort zu bekämpfen. Was auch immer ihr in dieser Zeit gemacht habt. Dahingegen ist doch eine, vom Ministerium organisierte und durchstrukturierte Ausbildung, bei der wir immer wissen wo du bist, Lakritzschnapper schlecken!" Arthur lachte über seinen Witz. Hermines Mund stand offen.

„Was Harry angeht, habe ich ja eh kein Recht mich einzumischen. Auch wenn meine Frau und ich dich immer wie unseren eigenen Sohn betrachten, Harry!" Er schlug Harry auf die Schulter. „Wobei es wohl ganz gut ist, dass du nicht zu unserer roten Horde gehörst, nicht wahr Harry!" Bei Arthurs frivolem Zwinkern in Ginnys Richtung erstarb Harrys Grinsen. Ron funkelte ihn lachend an und Harry nickte beschämt. Arthur trank indes sein Glas leer und wischte sich den Bierschaum von der Oberlippe. Er wirkte mehr als zufrieden mit sich selbst.

„Ich kann mir jedenfalls, keine besseren Auroren vorstellen, als euch beide!", er zwinkerte den Jungs zu. „Aber sagt das bloß nicht Molly! Wenn sie das hören würde, würde sie mich dermaßen verhexen, dass ich zwei Wochen nicht sitzen könnte!" Zu Ron fügte er hinzu: „ Das wirst du ihr auch selbst erklären müssen! Da will ich nicht dabei sein!" er schüttelte sich kurz, um sich dann aus dem Stuhl zu wuchten.

„Ich geh dann mal besser. Da hinten kommt seh ich schon wieder Kingsley auf uns zusteuern. Der Minister ist momentan wirklich nie außer Dienst. Und ständig versucht er mich zu überreden." Er zog den Kopf ein und verschwand murmelnd in Richtung Tanzfläche.
 

Am Tisch zurück blieben nun nur noch die drei Freunde. Hermine starrte die Jungs so durchdringend an, dass Ron das Grinsen wieder gefror. Arthurs Zuspruch hatte ihr noch nicht den Wind aus den Segeln genommen.

„Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ihr auch nur einen Tag überleben würdet!", wetterte sie wieder los. Ron schluckte hart.

„Ohne mich hättet ihr nicht mal das erste Schuljahr überstanden, geschweige denn das ihr eine der härtesten Ausbildungen der Zaubererwelt schafft!" Hermine achtete gar nicht auf Rons beleidigte Miene und Harrys protestierenden Einwurf. Sie redete einfach weiter und steigerte sich immer weiter in ihre Tirade, bis sie schließlich von Ron unterbrochen wurde.

„Hermine!" Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen. „Das reicht jetzt Hermine. Natürlich wären Harry und ich ohne dich verloren gewesen. Ohne dich hätte ich nicht mal eine Feder zum Schweben gebracht, geschweige denn die verdammte Keule dieses Trolls!"

Harry schmunzelte und leise murmelte er: „Ohne Hermine wären wir aber auch nirgendwo in der Nähe des Trolls gewesen." Dafür fing es sich sofort einen bösen Blick, von beiden seinen Freunden. Ron fuhr fort.

„Aber wir sind schon lange keine Erstklässler mehr. Du vergisst was wir in den letzten Jahren erlebt und durchgemacht haben. Verdammt nochmal, was allein im letzten Jahr passiert ist!" Er zögerte etwas und seine Miene verfinsterte sich. „Ich denke du kannst uns durchaus zugestehen, dass wir daraus gelernt haben. Selbst wenn Harry und ich nicht so tolle Noten haben wie du und ganz sicher auch nicht jedes Zauberbuch in der verdammten Bibliothek auswendig können, sind wir doch nicht vollkommen unfähig! Bei Merlin, Harry hat Voldemort besiegt. Das muss doch etwas zählen, oder?"

„Ronald Weasley! Ich lasse mir kein schlechtes Gewissen von dir einreden, nur weil ich meine Schulbildung ernst nehme! Nur weil ich meine Hausaufgaben nicht immer in der Nacht vorher, oder überhaupt nicht gemacht habe, so wie du! Und ich kenn nicht jedes Buch auswendig! Auch wenn es sehr praktisch wäre." Hermine hatte die Fäuste auf den Tisch gestemmt und schnaubte Ron entgegen.

„Du hältst dich wirklich für die klügste Hexe aller Zeit, was?", spottete Ron. „Klar ist es toll, dass du so viel weißt, und es hat uns verdammt oft den Arsch gerettet, aber es ist doch auch wichtig was man mit dem Wissen anstellt! Was bringts dir, wenn du im entscheidenden Moment vergisst, dass du eine Hexe bist und kein Holz brauchst zum Feuer machen!" Hermine verstand seien Anspielung und sprang wütend auf.

„Du hast grad selbst noch gesagt, dass das erste Schuljahr schon lange vorbei ist. Wieso musst du dich immer so kindisch benehmen Ron?" Ron sprang ebenfalls auf.

„Ich hör auf mich so kindisch zu verhalten, wenn du endlich aufhörst mich wie ein Kind zu behandeln! Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen, Hermine. Und ich kann auch sehr gut selbst entscheiden, was gut für mich ist und was ich fühle. Wenn du mich und meine Gefühle endlich mal ernst nimmst, dann können wir gerne nochmal darüber reden, wer sich hier kindisch verhält!" Er hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet und sah zu ihr hinunter. Er überragte das Mädchen über einen Kopf weit, sodass Hermine stur auf seinen Brustkorb starrte.

Harry räusperte sich vernehmlich. Das Ron und Hermine sich stritten war nicht ungewöhnlich, aber diesmal war es irgendwie anders. Dies war kein dummer Streit darum, wer wie viel für die Schule tat, oder eine fiese Bemerkung gemacht hatte. Ron war anders. Es war Harry schon vorher, draußen auf der Wiese aufgefallen. Sein bester Freund hatte sich verändert. Seine Gesichtszüge waren härter geworden, sein Auftreten bestimmter. Nein, Hermine hatte Unrecht damit, ihn kindisch zu nennen. Ron war eindeutig erwachsener geworden.

„Vielleicht sollten wir über was anderes reden?", schlug Harry hoffnungsvoll vor, als Ron sich seufzend hinsetzte. Hermine wirkte plötzlich irritiert und stand verloren vor dem Tisch.

„Wir können doch morgen in aller Ruhe überlegen, wie es weiter gehen soll." Harry wandte sich an Hermine. „Du machst doch so gerne Pro-und-Contra Listen. Ich glaube in dem Fall könnte eine helfen." Hermine nickte langsam, aber ihr Blick glitt zu Ron.

„Bist du dir denn sicher, dass diese Entscheidung nicht schon längst gefallen ist?" Ihr Blick durchbohrte Ron.

„Kommt ganz drauf an.", sagte Ron schulterzuckend.

„Worauf?"

Ron lächelte verschmitzt und strich sich durch die Haare. Dann stand er wieder vor Hermine.

„Darauf, ob du jetzt mit mir tanzen magst!"

„Was?" Er streckte ihr seine Hand entgegen und zog die Augenbraue hoch. Harry konnte beobachten wie Hermines Widerstand schmolz und ihre Augen zu strahlen begannen, auch wenn sie sich noch stur stellte.

Ohne Vorwarnung musste Harry lauthals loslachen. Ron und Hermine sahen ihn ziemlich verwirrt an.

„Alles klar Kumpel? Hast du den Verstand verloren?" Ron beobachtete Harrys plötzlichen Ausbruch von Frohsinn skeptisch, begann dann aber selbst zu grinsen.

„Ich hab euch echt vermisst Leute!", prustete Harry schließlich. Er hielt sich den Bauch, denn sein Zwerchfell, war diese Beanspruchung nicht mehr gewohnt. „Und ja, Hermine, ich weiß, ich hätte euch nicht vermissen müssen, wenn ich mich nicht so lächerlich aufgeführt und mich verkrochen hätte.", fügte er mit Blick auf seine beste Freundin hinzu. Jetzt grinste auch Hermine, denn dieser Kommentar hatte ihr tatsächlich auf der Zunge gelegen.

„Wie schön, dass du zumindest das gelernt hast, Harry!", stichelte sie. Mit großen Augen blickte sie den grinsenden, rothaarigen Mann neben ihr an. „Na was ist denn jetzt? Gehen wir tanzen?" Und ohne abzuwarten hatte sie Rons Hand gepackt und ihn zur Tanzfläche geschleift.
 

Der restliche Abend verging wie im Flug. Alsbald kam Ginny zurück zu Harry an den Tisch. Sie war erschöpft und genervt vom Schütteln so vieler Hände und Kennenlernen all der wichtigen Leute.

„Ich habe Percy zum Glück am dritten Tisch voller Ministeriumsleute abschütteln können. Keine Ahnung in wessen Hintern er da grade gekrochen ist, aber ohne ihn ging's bedeutend schneller. Aber ich muss sagen, Ron hatte Recht. Ich habe einiges an Geschenken bekommen." Ginny zwinkerte Harry zu. „Natürlich war keins davon so schön wie deines, aber wenn ich den ganzen Sack Galeonen zusammen zähle, kann ich mir vielleicht endlich einen gescheiten Besen zulegen." Ginny grinste ihn an. Harry hatte plötzlich wieder ein schlechtes Gewissen, wegen des immer noch großen Haufen Goldes, das in seinem Gringottsverließ lag. Dabei wusste er nicht mal wie teuer ein Feuerblitz war, da er seinen Besen von Sirius geschenkt bekommen hatte.

Ginny holte ihn aus seinen Gedanken.

„Apropos, wo steckt mein Bruder eigentlich? Ich will ihm meine Beute unter die Nase reiben!" Sie sah sich suchend nach Ron um.

„Er ist mit Hermine auf der Tanzfläche. Schon eine ganze Weile. Es scheint mir, sie wollen einen neuen Rekord aufstellen", lachte Harry, doch insgeheim ahnte er, dass die beiden sich einfach nur tanzend vor der lauernden Entscheidung drücken wollten. Er blickte Ginny an und beschloss die Taktik zu imitieren. Trotz Ginnys Protest zog er sie mit sich. Kaum hatte das Mädchen die Energie der wallenden Musik und der sich im Takt bewegenden Leiber aufgenommen, war sie allerdings nicht zu bremsen.

Harry und Ginny tanzten sich quer durchs Zelt zu Ron und Hermine. Der schnelle, laute Rhythmus durchzuckte ihre Glieder und erfüllte die Köpfe der Freunde.

Die Nacht schritt dröhnend fort, bis es fast schon der Morgen war, den keiner der Vier herbeisehnte.

Kapitel 11: Jedem seine Gründe

Harry bereute die Entscheidung nicht zum Grimmauldplace zurückgekehrt zu sein. Sein Kopf schlug an der Wand hinter ihm auf und er sackte noch ein Stück tiefer auf der Bank, auf der er saß.

„So! Das sind dann elf Argumente für Hogwarts und neun für die Auroren-Akademie", fasste Hermine die Arbeit der letzten Stunde zusammen.

„Und dabei hast du eins der wichtigsten Dinge vergessen Hermine!", fiel Ginny ein. Hermine beugte sich stirnrunzelnd über das Pergament.

„Uns!" Ginny lachte ihre Freundin laut aus und Harry fragte sich wirklich, wie die beiden Mädchen am frühen Morgen schon so energisch sein konnten. Harry, Ron, Hermine und Ginny saßen in der Küche des Fuchsbaus. Wobei die beiden Jungen eher in den Seilen hingen und den Mädchen kaum zuhörten. Die frühe Nachmittagssonne schien durch die Fenster und blendete Harrys müde Augen. In den Morgenstunden hatte Harry es sich in Rons Zimmer auf seinem altbekannten Feldbett gemütlich gemacht, um wie ein Stein zu schlafen. Zurück zum Grimmauldplace zu apparieren, hatte er sich nicht mehr zugetraut, auch wenn er sich jetzt wirklich wünschte, es getan zu haben. Kreacher hätte ihn in Ruhe ausschlafen lassen. Die Weasley-Frauen schienen dahingegen nichts von davon zu halten, lange zu schlafen. Um neun hatte Molly bereits alle aus den Betten geworfen um gemeinsam zu frühstücken und anschließend alle zu zwingen beim aufräumen zu helfen. Das Chaos war gewaltig gewesen und selbst mit Hilfe von Magie nur schwer zu bewältigen. Gegen Mittag waren sie schlussendlich fertig gewesen.

Harry gähnte herzhaft. Ron neben ihm, stützte den schwer gewordenen Kopf auf seinen Händen ab. Wie gerne hätte Harry sich jetzt in sein kühles, großes Himmelbett gelegt und sich von Kreacher einen Eistee bringen lassen. Stattdessen hatte Hermine sie alle zu einem ernsten Gespräch verdonnert und ließ sie über dieser Liste brüten.

Ginny wollte sich grade Hermines Feder schnappen und die beiden Mädchen als Punkte zwölf und dreizehn in die Spalte 'Hogwarts' eintragen, aber Hermine riss ihr blitzschnell das Pergament weg.

"Ginny! Ich möchte nicht dass ihre Entscheidung darauf beruht, dass wir in Hogwarts sind. Die Jungs müssen schlicht und einfach die vernünftigste und beste Entscheidung treffen. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit uns zu tun." Hermine räusperte sich kurz und Harry beobachtete träge, wie sich eine leichte Röte von ihrer Nasenspitze her ausbreitete. Er sah zu seinem Freund herüber, aber Ron war vollends weggedöst und bekam nichts mehr mit.

"Ich möchte nicht, dass Harry wegen Dir nach Hogwarts geht, Ginny!", fügte sie schnell hinzu. Sie nuschelte vor sich hin und blickte dann wieder auf die Liste. "Ich könnte wohl einen Punkt 'Familie und Freunde' hinzufügen, dann liegt Hogwarts noch weiter vorn." Hermine machte ein zufriedenes Gesicht. Dies gefror ihr allerdings schnell wieder, als Ron, noch halb schlafend, murmelte: "Du vergisst, dass 'Familie und Freunde' ein viel heftigeres Argument gegen die Rückkehr zu Schule ist." Ron rappelte sich ein wenig auf und strich sich über das verschlafene Gesicht. "Eigentlich sollte es der verdammt noch mal wichtigste Punkt auf der Liste sein, Hermine. Die Freunde die wir alle in diesem verfluchten Schloss haben sterben sehen! Mein Bruder!" Rons Stimme brach und Harry war sich nicht sicher, ob es noch die Müdigkeit war, die ihm die Stimme versagen ließ oder Trauer. "Ich kann mir kaum einen Grund vorstellen, weshalb ich zu diesem Ort zurückkehren sollte. Egal wie viele Listen du machst!" Hermine sah ihn mit geweiteten Augen an.

"Oh Ron, natürlich ist es schwer, es ist auch schwer für mich!" Sie schluckte und ignorierte seinen kalten Blick. "Aber ich dachte diese Liste hier, zeigt deutlich wie viel wichtiger es ist zur Schule zurückzukehren." Sie wedelte mit dem Pergament vor Rons langer Nase herum. Mit einem schnellen Griff hatte er zuerst Hermines Handgelenk und dann das Pergament gepackt. Seine müden Augen überflogen die Auflistung, wobei er Hermine allerdings weiterhin festhielt.

"Oh ja, genau!", spuckte Ron sarkastisch aus. "Ich gehe ganz sicher nach Hogwarts zurück, um weiterhin Zaubertrankunterricht zu bekommen! Wahrscheinlich auch noch beim alten Slughorn, der mich behandeln wird als wäre ich der Dreck unter Harrys Schuhen." Ron schnaubte verächtlich. „Hermine, du weißt schon, dass ich meinen Kessel schon längst an den Nagel gehängt hätte, wenn ich nicht einen UTZ in Zaubertränke bräuchte um Auror zu werden. Aber das hat sich ja, dank Kingsley, erledigt." Hermine protestierte lautstark.

"Du brauchst fundierte Kenntnisse in Zaubertränken und Verwandlungen und all den Fächern die du für ach so unnötig hältst, nicht nur um für die Aurorenausbildung angenommen zu werden, sondern vor allem wenn es darum geht sie zu überleben! Du brauchst all diese Dinge wenn du erst einmal Auror bist!"

„Genau! Wenn mich ein Todesser angreift, hol ich erst mal meinen Kessel raus und fange an ein Süppchen zu brauen. Oder ich verwandele seine Knöpfe in Käfer, vielleicht fällt ihm dann ja die Hose in die Kniekehlen! Dann hab ich zumindest was zu lachen während er mich verflucht." Ron schmetterte ihre Argumente einfach ab, wie immer wenn klar war, dass Hermine eigentlich Recht hatte. Hermines Blick zeigte ihren Unglauben.

"Und was soll dieser Punkt?", fuhr er einfach weiter fort. "Ich soll wieder Vertrauensschüler werden? Warum sollte ich das tun? Es hat schon beim ersten Mal keinen Spaß gemacht!"

"Gut! Dann lass es halt! Ich dachte dass es dir etwas bedeuten würde, dass McGonagall es uns beiden wieder angeboten hat. Wenn du es nicht machen willst, lehne ich vielleicht auch ab. Dann kann ich mich intensiver aufs lernen konzentrieren. Ich bin mir sicher, nach diesem einen Jahr Pause muss ich nochmal ganz von vorn anfangen mit meiner Wiederholung des Stoffs."

"Na siehst du! Wozu brauchst du mich dann in Hogwarts? Du wirst eh die ganze Zeit nur in der Bibliothek sitzen und lernen!" Ron ließ ihren Arm abrupt los und warf das Pergament auf den Tisch.

"Ich dachte nur...", Hermine wurde leiser, "Ich dachte wir könnten dann wieder so viel Zeit miteinander verbringen, bei den Rundgängen und so." Hermine blickte ein wenig peinlich berührt in die Stille die sich ausbreitete. Sie wich Rons fragendem Blick aus und versuchte ihre Fassung wieder zu erlangen. "Aber du hast vollkommen recht. Ich habe eh keine Zeit dafür, mich mit irgendwem, aus welchem Grund auch immer herumzutreiben. Ich denke nur, dass du deine Schulbildung nicht so leichtfertig vernachlässigen solltest."

Ron funkelte sie wütend an.

"Ich bin also nur irgendwer für dich?"

"Das habe ich nicht gesagt!"

„Doch das hast du!" Hermine schwieg und Ron redete weiter. "Hermine, ich habe es dir schon einmal gesagt und ich sage es wieder. Ich weiß dass es dir nicht gefällt und das es für dich nicht als Argument zählt, aber der einzige Grund weshalb ich nochmal einen Fuß in diese Schule setzen würde, wärst du!"

"Und ich habe dir gesagt, dass es wesentlich mehr und bessere Gründe dafür gibt. Grade du solltest doch deine Schulbildung nicht vernachlässigen!" Sie ließ die flache Hand auf das Pergament krachen und ihre Stimme überschlug sich vor Eifer. "Diese Liste beweist es doch! Alles andere ist doch nur Blödsinn. Ich kann nicht unterstützen, dass du so leichtfertig über deine Zukunft entscheidest!"

"Hör endlich auf mich zu behandeln wie einen dummen, kleinen Jungen!" Ron war aufgesprungen. Seine Fäuste stemmten sich gegen die Tischplatte und er blickte von oben auf Hermine herab. Wenn auch sein Verhalten es nicht immer unter Beweis stellte, seine Statur war deutlich nicht mehr die eines kleinen Jungen. Hermines Augen wanderten von Rons kantigen und ernsten Gesichtszügen, über sein stoppeliges Kinn zu seinem breiten Brustkorb.

"Ob ich nach Hogwarts gehe, oder nicht, ist allein deine Entscheidung, Hermine. Wenn ich mitgehe, dann nur weil ich dich liebe und mir dir zusammen sein will. Das musst du doch verstehen! Ich dachte du wärst so klug!", wetterte Ron durch die Küche.

„Wie kannst du nur so dumm sein und deine Zukunft so leichtfertig riskieren?", war Hermines einzige Reaktion.

„Du hältst mich für dumm? Denkst du wirklich es ist nur eine Dummheit was ich denke und fühle?"

„Ich denke, du versuchst dich rauszureden und den leichteren Weg zu wählen."

Ron warf die Hände hilfesuchend in die Luft. „Was ist denn leichter daran? Nach deiner eigenen Aussage ist es die ‚schwerste Ausbildung in der Zaubererwelt'!"

Hermine setzte schon zu einer wütenden Erwiderung an, aber Ginny legte ihr die Hand auf den Arm.

"Hast du überhaupt gehört, was er gesagt hat, Hermine?", fragte sie vorsichtig und sowohl Hermine, als auch ihr Bruder sahen sie verwirrt an.

"Oh", realisierte Ron plötzlich sein unbeabsichtigtes Geständnis. Sein Kopf nahm innerhalb von Sekundenbruchteilen die Farbe von überreifen Tomaten an. Hermine wirkte immer noch ratlos und sah fragend zu ihren Freunden. Mit einem Kopfschütteln verbat Ron Ginny sich einzumischen. Langsam drehte er sich vom Tisch weg. Er war sichtlich peinlich berührt.

"S' ist schon besser so. Lasst gut sein", murmelte er und verließ mit hängenden Schultern die Küche. Harry und Ginny sahen sich an. Dieses Gespräch war nicht nur rasend schnell eskaliert, es hatte auch eine unerwartete Wendung genommen.

Nun gut, Harry musste sich eingestehen, dass die Erkenntnis, dass Ron Hermine liebte, nicht neu und erst recht nicht unerwartet gewesen war. Aber das er es so vor allen ausgesprochen hatte war etwas anderes. Und Hermine hatte es nicht einmal mitbekommen!

"Ihr beide habt echt ein gutes Timing!", witzelte Ginny, aber ihre Freundin funkelte sie nur verwirrt und verärgert an. Hermine, die bis eben noch wütend am Tisch gestanden hatte, ließ sich wieder auf ihren Stuhl gleiten.

"Ich verstehe noch immer nicht, was hier grade passiert ist. Habe ich etwas nicht mitbekommen?", fragte sie frustriert. Ginny konnte sich das Lachen nicht verkneifen und auch Harry grinste verschmitzt. Endlich mal was, dass die schlauste Hexe ihres Alters nicht begriff.

"Na hör mal! Ron hat doch...", prustete Ginny hervor, doch Harry unterbrach sie. Er hörte wie Ron die Treppen zu seinem Zimmer hochstapfte und schließlich die Tür zuschlagen ließ.

"Lass das mal seine Sache sein! Sowas muss man erstmal richtig rüber bringen. Ich denke nicht, dass wir uns da einmischen sollten, Gin!"

Ginny lachte erneut und schloss dann symbolisch ihre Lippen ab. Frustriert sank Hermine in ihrem Stuhl herunter, während Ginny ihren Arm tätschelte.

"Ist diese ganze Liste zu überhaupt etwas gut?", fragte Hermine schließlich seufzend. So langsam schien sich die kurze Nacht auch bei ihr bemerkbar zu machen, denn sie gähnte herzhaft und ihre Aufmerksamkeit war eindeutig getrübt.

Harry streckte seine Arme in die Luft und begann ebenfalls zu gähnen. Eine gute Mütze Schlaf hätte ihnen allen eindeutig besser getan. Die Entscheidung ob er nach Hogwarts gehen sollte, war für ihn nicht wirklich einfacher geworden. Viele Punkte auf der Liste in Hermines Hand schienen ihm wirklich irrelevant. Wie Ron schon sagte, würde er zurückkehren, nur um sich weiter durch Zaubertränke zu quälen? Klar, Hogwarts war immer sein zu Hause gewesen, aber es wurde auch von bösen Erinnerungen bevölkert. Immer noch träumte er fast jede Nacht von den Toten und dem Grauen im verbotenen Wald. Wollte er tatsächlich an den Schauplatz seiner Albträume zurückkehren?

Er sah Ginny an. Wenn er die süße, rothaarige Hexe, die ihm gegenüber saß, in seine Überlegungen einschloss, schienen doch wieder beide Möglichkeiten interessant zu sein. Es hatte schon seinen Reiz sich vorzustellen, wie er ein letztes, ruhiges Jahr in dem Schloss verbringen würde, das so lange sein einziges Zuhause gewesen war. Zu gern würde er noch einmal mit Ginny über das Schloßgelände laufen und geheime Dates im Raum der Wünsche haben. Doch Harry war sich nicht sicher, ob diese, nicht wirklich unschuldigen Motive ausreichen sollten, um seine Entscheidung zu fällen.
 

Sie saßen stumm da, alle in ihre eigenen Gedanken vertieft, als ein dunkler Schatten vor dem Fenster Harry aufschrecken ließ.   

Ohne von einem der Anwesenden bemerkt worden zu sein, waren zwei Eulen auf dem Fenstersims gelandet. Sofort erkannte Harry das zerzauste Federkleid des großen Uhus. Er überragte seinen kleineren Kollegen beinahe um eine ganze Eulengröße und blickte ein wenig skeptisch zu ihm hinunter.

„Rubo!", rief Harry erfreut und überrascht aus. „Was machst du denn hier? Was ist so wichtig dass du mir nachstellst, Großer?" Er strich dem Uhu über das Federkleid und kraulte ihn an seiner Lieblingsstelle am Hinterkopf. Rubo ließ sich die Streicheleinheit gefallen, bis die Schleiereule neben ihm vorwurfsvoll schuhute und nach vorne hüpfte. Sie flatterte an Harry vorbei auf den Küchentisch und streckte Ginny ihr Bein entgegen. Rubo schien sich nicht die Blöße geben zu wollen, seine Pflicht schlechter zu erfüllen. Er pickte Harry in plötzlicher Ungeduld auf die Hand und hob sein Bein. Daran hing ein Umschlag aus schwerem Pergament, beschriftet mit smaragdgrüner Tinte.

„Ist das deine Eule?", fragte Hermine irritiert. Sie hatte Rubo, im Gegensatz zu den Anderen noch nicht kennengelernt. Sie sah den Brief an den Harry entgegennahm. „Wieso bringt sie den Hogwartsbrief? Der wird doch für gewöhnlich von den offiziellen Posteulen der Schule zugestellt!" Die Schleiereule plusterte sich bei der Erwähnung ihres Rangs ein wenig auf. Harry lachte ein wenig verhalten. „Ich nehme an, die Schuleulen konnten mir in den letzten Monaten keine Post zustellen. Und so wie ich Rubo kenne, hat er wohl entschieden, dass ich diesen Brief trotzdem erhalten soll."

Hermine stutzte. „Wie, er hat entschieden? Harry, er ist nur eine Eule, ich glaube nicht das er selbst ..."

„Oh und wie er selbst entscheiden kann, Hermine!", fuhr Harry ihr über den Mund. „Du glaubst gar nicht, wie viele Briefe dieser Tunichtgut mir zugestellt hat, obwohl ich es ihm deutlich untersagt hatte. Ganz zu schweigen davon, wie er Kreacher in den Wahnsinn treibt, und das mit voller Absicht. Da bin ich mir ganz sicher!" Trotz seiner Worte strich Harry wieder liebevoll über den Kopf seines gefiederten Freundes.

Hermine hatte Recht. Der Brief stammte tatsächlich aus Hogwarts. Zögernd wog er den schweren Umschlag in seinen Händen und setzte sich dann zu den Mädchen. Rubo sprang auf den Stuhl neben ihm und schien ihm neugierig über die Schulter zu blicken.
 

„Mr. Harry Potter

Grimmauldplace Nr. 12

London"
 

Harry öffnete den Brief, den Rubo vom Haus in den Fuchsbau gebracht hatte. Seine Augen schweiften über das Schreiben. Er erkannte die feine, unveränderte Handschrift von Minerva McGonagall, aber ihr ungeduldiger Tonfall brachte ihn auch zum Schmunzeln.
 

„Sehr geehrter Mr. Potter,
 

wenn dieser Brief Sie endlich erreichen sollte, dann seien Sie informiert, dass Sie zur Beendigung Ihrer Schulbildung an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei erwartet werden.
 

Die, von Ihnen mitverursachten Schäden an unserem Institut wurden vollständig behoben, sodass eine Fortsetzung der Lehrtätigkeiten möglich ist. Allen Schülern wurde die Wiederholung oder das Nachholen des vergangenen Schuljahres angeboten und nahegelegt. Ebenso natürlich auch Ihnen.
 

Das Schuljahr beginnt wie gewohnt am 1. September.

Anbei finden sie ihr Ticket für den Hogwarts-Express, der Sie am erwähnten Tag um 11 Uhr vom Bahnhof Kings Cross, Gleis 9 ¾, nach Hogwarts bringen wird.

Eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände für das siebte Schuljahr finden sie ebenfalls beigelegt.
 

Ich hoffe Sie entscheiden sich für eine Rückkehr zur Schule.

Bitte berücksichtigen Sie ebenfalls das angefügte Schreiben in Ihrer Entscheidung.
 

Mit freundlichen Grüßen
 

Minerva McGonagall

Schulleiterin, Orden des Merlin 1. Klasse"
 

„McGonagall will unbedingt, dass ich zur Schule komme!", sagte Harry und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Hermines Miene erhellte sich.

„Siehst du, ganz meine Meinung! Schön das du auch endlich deinen Brief hast. Es wurde ja auch Zeit. Es ist tatsächlich eine ganze Menge an Dingen die wir für das letzte Schuljahr benötigen." Sie blickte zu Ginny. „Aber wieso hast du denn auch einen Brief aus Hogwarts? Ich dachte du hättest Deinen schon vor Tagen bekommen, wie wir Alle."

Ginny nickte. „Hab ich auch. Ich weiß auch nicht was die schon wieder von mir wollen. Hoffentlich keine Ergänzungen in der Bücherliste, ich kann mir jetzt schon kaum leisten, all die Wälzer zu kaufen." Sie seufzte und zerrte den Umschlag ungeduldig auf. Das Pergament riss und heraus fiel eine goldene Plakette, die scheppernd vom Tisch sprang.

Hermine riss die Hände vor den Mund. „Ist es das, was ich denke das es ist?", rief sie erstaunt. Ginny bückte sich und hob das Abzeichen vom Steinboden auf.

„Oh! Ginny, Sie machen dich zur Schulsprecherin!", keuchte Hermine und ihrem Ton war nicht zu entnehmen, wie sie dies fand.

Ginny sah sie mindestens ebenso geschockt an und legte das Abzeichen bedächtig auf den Tisch. Die vier Hausfarben um das goldene ‚S' schimmerten im Sonnenlicht. Dieser Anstecker bedeutete eine der höchsten Ehren die Hogwarts einem Schüler verleihen konnte. Im Trophäenraum gab es eine ganze Vitrine, nur mit Auszeichnungen und Verdienstmedaillen, die den Schulsprechern nach getaner Pflicht verliehen worden waren. Dort hatte Harry auch einmal die Namen seiner Eltern entdeckt. Beide waren in ihrem letzten Jahr zusammen Schulsprecher gewesen und waren für ihre besonderen Verdienste an der Schule ausgezeichnet worden. Harry erinnerte sich daran, wie schlecht er sich gefühlt hatte, als er es noch nicht einmal geschafft hatte Vertrauensschüler zu werden. Er hatte damals gedacht, dass seine Eltern sicherlich enttäuscht gewesen wären.

Ginny berührte das Abzeichen mit der Fingerspitze, beinahe als hätte sie Angst es würde sie stechen. Vorsichtig fuhr sie den erhabenen Buchstaben nach und ein kurzes Grinsen huschte über ihr Gesicht. Rasch schüttelte sie es ab und mit einem resoluten Gesichtsausdruck schob sie es zu Hermine rüber.

„Hier, das muss deins sein!", stellte sie fest.

„Nein Ginny. Die Eule kam doch zu dir. Zeig mir mal den Umschlag!" Hermine riss ihr die zerfetzten Teile des Umschlags aus der Hand. „Da, siehst du? Ginevra Weasley! Es ist für dich. Und ein Brief ist auch mit drin. Naja Stücke davon." Hermine zog zwei Teile eines einzelnen Bogens Pergament heraus, reparierte sie magisch und las den Brief blitzschnell murmelnd durch.

„Sehr geehrte Ms. Weasley, Ich freue mich Ihnen mitteilen zu dürfen... in diesem Schuljahr... außergewöhnliche Umstände... bewiesen dass sie Führungsqualitäten und Integrität besitzen... Sie zur Schulsprecherin für das kommende Schuljahr zu berufen!" Hermine blickte von dem Pergament auf. „Es ist eindeutig Ginny! Sie wollen dich und nicht mich."

Harry sah wie Hermine versuchte, sich ernsthaft für ihre Freundin zu freuen, aber trotzdem hörte sich ihre Stimme in wenig belegt an.

„Das ist wirklich fantastisch, Ginny! Ich freu mich so für dich!", warf er deshalb schnell ein und meinte es auch wirklich so. Ginny blickte nur weiter schockiert abwechselnd auf das Abzeichen und auf den Brief den Hermine ihr nun vorgelegt hatte.

„Hat McGonagall nun endgültig den Verstand verloren? Hat sie einen Schockzauber zu viel gegen den Kopf bekommen? Was soll das?", schimpfte Ginny schließlich los. Hermine begann augenblicklich zu protestieren und Ginnys Wortwahl zu bekritteln, aber diese machte ungerührt weiter, nun wo sie einmal in Fahrt gekommen war. „Habt ihr eine Ahnung, wie oft ich im letzten Jahr Punkte verloren habe, oder Nachsitzen musste? Ich hab kaum einen Abend im Gemeinschaftsraum verbracht, weil ich so viel Drecksarbeit für Filch machen musste!" Harry legte ihr die Hand auf den Arm bevor sie weiter reden konnte. „Ginny! Genau das ist der Grund! Du hast alles getan um das Schloss zu verteidigen! Dir war egal, in wie viele unnötige und gefährliche Situationen du dich damit gebracht hast!" Harrys Blick verdüsterte sich etwas. Wenn er daran dachte, dass Ginny, Neville und Luna die D.A. wiederbelebt und damit den Zorn der Todesser auf sich gezogen hatten, blieb ihm beinahe das Herz stehen. Neville war, als sie ihn wieder gesehen hatten, voller Verwundungen und Macken gewesen. Er hatte sich nicht ohne Grund im Raum der Wünsche versteckt gehalten. Und Luna war sogar entführt und eingesperrt worden! Harry wurde sich plötzlich schrecklich bewusst, wie gefährlich das letzte Jahr für Ginny gewesen und wie dankbar er sein konnte, dass sie heil und gesund bei ihm war. Langsam zog er ihre Hand zu sich und schmiegte sie an seine Wange. Ginny sah ihn, überrascht von der plötzlichen Zärtlichkeit, groß an. Schnell ließ er die Hand wieder sinken.

Hermine neben ihr räusperte sich leicht. „Außerdem, Ginny, waren die Regeln die du gebrochen hast, bestimmt nicht die, die McGonagall aufgestellt hat. Sie war damals nicht Schulleiterin und was die Todesser wollten, war die Indoktrination der Schüler mit Voldemorts krankem Gedankengut." Dagegen konnte Ginny nicht protestieren. Trotzdem wirkte sie durch Hermines Worte nicht glücklicher. Stirnrunzelnd blickte sie erneut auf den Brief. Eine Weile schwiegen die Drei, jeder in seine eigenen Gedanken verstrickt. Erst Ginnys lautes Seufzen durchbrach die Stille.

„Ich glaub wirklich nicht, dass sie das ernst meinen kann." Damit schob sie den Brief, zusammen mit dem Abzeichen von sich weg.

„Was steht denn noch in deinem Brief, Harry?", fragte sie um von sich abzulenken. Harry zuckte mit den Schultern.

„Es ist nur der normale Hogwartsbrief. Der, den ihr alle schon längst habt, nehme ich mal an." Er hielt ihr den Brief hin und schnell flogen ihre Augen darüber. Ginny nickte leicht, stutzte dann aber am Ende des Briefes.

„Was meint sie denn mit dem angefügten Schreiben, dass sie erwähnt?"

„Oh ja, stimmt!" Harry nahm den Umschlag zur Hand. Darin befanden sich noch mehrere Seiten Pergament. Hermine und Ginny beobachteten ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen. Bei den einzelnen Seiten handelte es sich um die Bücher- und Materiallisten für das kommende Schuljahr. Ginny hatte nicht übertrieben. Die Bücherliste war erschöpfend lang und selbst er begann sich zu fragen, ob sein restliches Gold in Gringotts dafür reichen würde. Schließlich widmete er sich der letzten Seite des Briefes. Zögernd drehte er das Pergament in seinen Händen, unschlüssig darüber was McGonagall ihm zusätzlich mitteilen wollte und ob er es wirklich lesen wollte.

Hermine riss der Geduldsfaden. Mit einer flinken Bewegung ließ sie ihren Zauberstab hervorschnellen und das Schreiben flog aus Harrys Händen zu Hermine. Unwirsch schlug sie die Seite auf und begann vorzulesen:

„Sehr geehrter Mr. Potter, Harry! Sie werden sich sicherlich wundern, weshalb ich Ihnen neben der offiziellen Einladung aus Hogwarts noch einen weiteren, zugegebenermaßen etwas ausführlicheren Brief beilege. Den Schulbrief erhalten Sie von mir, in meiner Funktion als neue Schulleiterin und Professorin an der Schule für Hexerei und Zauberei. Diesen Brief wiederrum, hoffe ich Ihnen als Ordensmitglied, Verbündete im Kampf und auch als Freundin zu schreiben."

Harry und Hermine sahen sich fragend an. Dies waren tatsächlich ungewohnte Töne bei ihrer alten Hauslehrerin. Hermine fuhr fort: „Meine größte Aufmerksamkeit und Anstrengung galt in den letzten Monaten dem Schloss und seiner Wiederherstellung. Trotzdessen ist es mir nicht entgangen, dass Sie nach der Schlacht sehr gelitten haben. Ich weiß nicht, wie es Ihnen gelungen war Lord Voldemort zu täuschen und schließlich zu besiegen. Aber ich denke ich kann mir sicher sein, dass die Gerüchte über Ihren Tod stark übertrieben sind. So wie es sich immer verhält, mit Gerüchten in Hogwarts.

Nichtsdestotrotz haben Sie, so wie wir alle, schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Ich hoffe nun Harry, dass Sie mit Hilfe Ihrer Freunde eine Rückkehr zur Normalität geschafft haben. Ich für meinen Teil, möchte hiermit nun auch mein Möglichstes tun, um Ihnen die Heimkehr nach Hogwarts zu erleichtern. Als Schulleiterin obliegt es mir, das Amt der Schulsprecherin und des Schulsprechers zu vergeben. Wie Sie vielleicht schon erfahren haben, habe ich Ms. Granger und Mr. Weasley bereits die Posten der Vertrauensschüler angeboten. Vor wenigen Minuten wurde eine Eule an Ms. Weasley versendet, mit der Information über ihre Ernennung zur Schulsprecherin!" Hermine pausierte und sah Ginny durchdringend an. „Da siehst du's! Hier schreibt sie es auch!" Harry hatte plötzlich das mulmige Gefühl bereits zu wissen wie der Brief weitergehen würde, drängte Hermine aber dennoch zum weiterlesen.

„Ich hoffe nun, dass es mir nicht als Bevorzugung meines eigenen Hauses vorgeworfen wird, dennoch wäre es mir eine große Ehre, Harry, wenn Sie die Rolle des Schulsprechers übernehmen würden!" Hermine schlug die Hände vor den Mund und der Brief segelte auf den Tisch. Ginny nahm den Zettel zur Hand, überflog schnell den Rest des Briefs. „Noch ein wenig Gerede und sie warten auf deine Antwort Harry und erst dann senden sie dir dein Abzeichen zu. Anscheinend versucht McGonagall schon ein wenig länger dich zu erreichen." Harry starrte sie verwirrt an. Die Worte schienen in seinem Kopf keinen Sinn zu ergeben. Hermine hatte sich wieder gefangen und begann aufgeregt auf ihn einzureden. Sie war aufgesprungen und wirbelte durch den Raum, aber Harry verstand kein Wort von dem was sie sagte. Schließlich zog er das Pergament zu sich und las die Worte selbst.

„Hiermit biete ich Ihnen offiziell die Position des Schulsprechers für das kommende Schuljahr an."

Ginny hatte Recht. McGonagall musste einige verdammt harte Flüche gegen den Kopf bekommen haben!
 


 


 

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Hi ihr Lieben! Jetzt hab ich doch viel zu lange gebraucht um das neue Kapitels hochzuladen, obwohl er schon auf euch gewartet hat. mea culpa

Verzeiht bitte. 

Im nächsten Kapitel wird Harry endlich eine Entscheidung treffen. Mal sehen wie er damit klar kommt. 

Ich gebe euch jetzt schonmal/nochmal den Hinweis: Ich halte mich an den Canon! Aber das heißt nicht, das die Figuren auf dem Weg dahin nicht irrlaufen können ;) 
 

Ich hoffe das Kapitel hat euch wieder gefallen. Ich freu mich immer wieder auf eure Kommentare. Sie sind das, was mich am meisten motiviert :) 

bis bald
 

eure Karin

Kapitel 12 Teil 1: Hogwartsexpress

Kapitel 12:  Hogwartsexpress
 

Harrys Stimmung an diesem Abend war miserabel. Er war einfach heillos überfordert mit all den wuseligen, aufgeregten und überenthusiastischen Weasleys. Aber am schlimmsten war Hermine, die nun fest davon ausging, dass sowohl Harry als auch Ron mit nach Hogwarts kämen und dabei über jeden Protest erhaben war. Sie hatte kurz damit zu kämpfen gehabt, dass sie selbst nicht Schulsprecherin geworden war, aber die Aussicht auf den vielen, nachzuholenden Lernstoff, glich dies schnell für sie aus.

„Ich werde eh keine Zeit für Verpflichtungen neben dem Lehrplan haben!“, warf sie immer wieder ungefragt ein, wenn das Thema darauf kam. Im Verlauf des Nachmittags hatte Harry immer weniger an den Unterhaltungen teilgenommen. Eigentlich hörte er nicht einmal mehr richtig zu. Er nahm wahr, dass Mrs. Weasley ihn in den Arm nahm und Mr. Weasley ihm auf die Schulter klopfte, aber alle weiteren Kommentare und Gespräche hörte er nur wie durch Watte.

Erst als die Unterhaltungen plötzlich verstummten, bemerkte er, dass er vom Tisch aufgestanden war. Er murmelte eine Entschuldigung und verließ das Abendessen.

„Was ist denn los?“, hörte er Hermine die Anderen fragen, aber Harry ging einfach die Treppe rauf. Er hätte auch selbst nicht sagen können, was mit ihm los war.

Harry erwartete Ron in seinem Zimmer vorzufinden, denn dieser war den ganzen Abend nicht wieder herunter gekommen. Doch stattdessen war das Dachzimmer leer. Die Luke zur Dachkammer stand allerdings offen und Rons Stimme war von oben zu hören. Leise kletterte Harry die Leiter hoch und blickte in die kleine Abstellkammer in der Spitze des Dachfirstes. Ron saß auf dem Boden, neben einer zerlumpten Matratze. Auf der unordentlichen Schlafstätte kauerte ein rothaariges, pickeliges Etwas, dass hin und wieder ein tiefes Stöhnen von sich gab.

„Hey“, sagte Harry vorsichtig und schaute von dem Ghul im grünen Pyjama zu seinem besten Freund. Ron drehte sich um und nickte ihm zu. „Was machst du hier?“

Ron zuckte mit den Schultern. „Ich komme oft hier hoch. Weißt du, es ist schwer für ihn wieder allein auf dem Dachboden zu wohnen, nachdem er so lange in meinem Zimmer geschlafen hat. Dad hat sich ziemlich intensiv mit ihm beschäftigt und George hat ihm einigen Blödsinn beigebracht.“ Ron schnitt eine Grimasse und der Ghul tat es ihm nach. Seine lange Zunge erreichte dabei fast sein Kinn und er begann röchelnd zu lachen.

„Jetzt seh ich die Familienähnlichkeit!“, witzelte Harry und setzte sich neben Ron. Ein Weilchen saßen die Drei so still zusammen bis Ron leise wieder zu sprechen begann: „Außerdem ist er ein sehr guter Zuhörer. Ich hab in den letzten Monaten oft jemanden zum Reden gebraucht, da haben wir einander Gesellschaft geleistet.“

Harry schluckte. Er war Ron wirklich kein guter Freund gewesen, nicht nur in letzter Zeit. Er fummelte ungemütlich an einigen losen Nägeln im Boden herum. Es war ihm unangenehm mit Ron über seine Gefühle zu reden und eigentlich hatte er sich ja auch schon oft genug entschuldigt.

„Was ist das mit dir und Hermine?“, fragte Harry stattdessen. Ron sah ihn kurz irritiert an, sackte dann allerdings in sich zusammen.

„Wenn ich das wüsste, Mann!“ Ron seufzte tief und starrte hinauf zu den Dachbalken. „Vielleicht hätte ich sie nicht nach Australien gehen lassen sollen. Sie war so verdammt lang weg. Oder ich hätte mitgehen sollen. Aber das ging ja auch nicht wirklich. Ich hatte hier zu tun, ich musste mich um Mum kümmern, um die Beerdigungen und die ganzen Presseleute. Weißt du, dass drei Wochen lang die Reporter vom Tagespropheten in unserer Hecke gelauert haben? Dad hat schließlich einen Vergessenszauber auf die Büsche gelegt, damit sie uns in Ruhe lassen. Einer von denen hat daraufhin komplett die Orientierung verloren, ist gradewegs übers Feld gestapft und im Teich gelandet. Die Muggel-Feuerwerkler haben ihn dann da rausgezogen.“ Harry musste schmunzeln.

„Du meinst die Feuerwehr!“ „Ja genau die.“ Ron lächelte ebenfalls. „Jedenfalls hat Dad ganz schön Ärger bekommen. Also offiziell. In Wahrheit war Kingsley hier gewesen und die Beiden haben sich köstlich amüsiert, aber das darf natürlich keiner wissen. Kingsley hat eh schon Probleme mit Leuten die ihm Befangenheit unterstellen. Naja, jedenfalls konnte ich hier nicht weg und Hermine war auf der anderen Seite des Globus. So lange Strecken kann ja niemand apparieren. Also haben wir uns fast zwei Monate nicht gesehen.“ Harry zog die Stirn kraus. Ginny und er hatten sich viel länger nicht gesehen, fast ein ganzes Jahr und es hatte sie nicht davon abgehalten wieder zusammenzufinden. Aber Harry sagte nichts dazu.

„Bevor sie weg war, waren wir uns näher gekommen. Sie hat mich geküsst, du weißt schon!“

„Ja ich weiß, ich war dabei.“ Harry lachte. „Ihr beide habt schon immer das schlechteste aller Timings“

„Wo du Recht hast…“, gab Ron zu. „Wir haben uns noch ein oder zwei Mal geküsst, nachdem der Krieg vorbei war, aber es war so viel anderes los. Aber wir hatten viel geredet. Auch über die Zukunft, was wir machen wollen. Wir haben rumgeblödelt und Pläne geschmiedet, wie wir alle zusammen in London wohnen und arbeiten.“ Ron lächelte verträumt. „Aber das war alles bevor sie den Hogwartsbrief bekommen hat. Jetzt will sie nur noch unbedingt zurück auf diese vermaledeite Schule.“ Ron ließ sich nach hinten fallen und wirbelte eine Staubwolke auf. Der Ghul begann zu heulen und zu krächzen, aber die beiden Jungen ignorierten ihn.

„Und du willst das gar nicht?“, fragte Harry. „Zurück zur Schule zu gehen, hat ja auch nicht nur negative Seiten.“

„Aber viel zu viele!“ Ron verzog sein Gesicht zu einem traurigen Lächeln. „Ich hab immer noch Albträume. Ich sehe immer wieder wie Fred stirbt oder wie Hagrid deinen leblosen Körper aus dem Wald schleppt. Ich mache die Augen zu und sehe all diese kalten, toten Augen. Ich schlafe kaum mal eine Nacht wirklich durch.“ Harry setzte sich auf. Ron hatte ebenfalls solche Albträume? Es war nicht nur er, der des Nachts von Toten heimgesucht wurde. Auf einmal fühlte er sich noch schlechter und unfähiger als zuvor. Wenn es Ron ebenso schlecht ging wie ihm, was war er dann für ein schlechter Freund, ihn mit all der Last allein zu lassen. Harry hatte sich in seinem stillen Haus verbarrikadiert, während Ron sich allein der Öffentlichkeit gestellt hatte. Bisher hatte Harry einfach immer geglaubt, er wäre der einzige, der litt, der einzige, der Albträume hatte und den das Geschehene nicht losließ. Wie egoistisch er doch war!

Ron fuhr indes fort. Nun da er einmal angefangen hatte zu erzählen, sprudelte es aus ihm heraus und Harry merkte, dass Ron auch nicht wirklich Antwort erwartete. Vielleicht hatte er schon zu viele Unterhaltungen mit dem rothaarigen Ghul geführt.

„Nachdem Hermine wieder hier war, haben wir lange über Hogwarts geredet. Ich habe ihr von den Träumen erzählt, aber sie ist der festen Überzeugung, dass es besser werden würde, wenn ich mich der Angst und Hogwarts stellen würde. Konfrontationstherapie nennt sie das. Sie meint, wenn ich erst mal in Hogwarts wäre, würde ich die negativen Erfahrungen schnell vergessen. Wahrscheinlich denkt sie, wir würden so viel lernen, dass wir keine Zeit für Albträume hätten.“ Ron schnaubte belustigt. „Jedenfalls habe ich ihr auch gesagt, dass ich es versuchen würde. Für sie. Um mit ihr zusammen zu sein. Aber du hast sie ja vorhin erlebt. Sie ignoriert es vollkommen. Vielleicht weil sie mich nicht will! Aber dann soll sie es einfach sagen, Harry! Ich bin es leid ihr hinterher zu laufen.“

Rons unfreiwilliges Liebesgeständnis kam Harry wieder in den Kopf. Doch, er hatte sich schon recht klar ausgedrückt, allerdings wohl nicht auf die romantischste Art und Weise. Aber Harry konnte verstehen, was Ron meinte. Hermine schien seine Gefühle tatsächlich zu ignorieren, ob mit Absicht oder nicht.

„Ich glaube“, sagte Harry vorsichtig und abwägend, “Gefühle sind für Hermine auch nicht einfach. Du weißt doch, dass sie immer gerne alles ganz genau wissen und kalkulieren will. Gefühle sind ihr vielleicht zu unberechenbar. Vor allem wenn es um eine so wichtige und lebensverändernde Entscheidung geht.“ Ron starrte ihn grimmig an und Harry beeilte sich ihn zu beruhigen. „ Aber, und da bin ich mir hundertprozentig sicher, Ron, sie ist verliebt in dich!“ Trotz der Art des ganzen Gesprächs lief Ron bei dieser Aussage knallrot an. Seine Ohren glühten wie Chili-Schoten und sein Gesicht sah aus, als hätte er mindestens drei davon gegessen.

„Meinst du wirklich?“, fragte er nach einer Weile zögernd.

„Absolut! Und zwar bestimmt schon seit dem dritten Schuljahr.“

„Und dann sagst du nichts? Du bist ja ein schöner Freund!“ Ron boxte ihn auf den Arm. Harry lachte.

„Naja, ich war mir auch nicht sicher. Ich bin ja auch nicht grade der Experte wenn es um Mädchen geht. Klar war die Sache erst als du anfingst Lavender abzuknutschen. Hast du nicht bemerkt, wie viel Hermine da geheult hat wegen dir?“ Rons Gesicht verzog sich.

„Ne, tatsächlich war ich zu sehr damit beschäftigt Lavender abzuknutschen!“ Ein schiefes Grinsen flog über Rons Gesicht und nun war es Harry der ihn boxte, diesmal fester. „Wir haben wirklich miserables Timing was?“, fragte Ron nachdem sie aufgehört hatten zu lachen.

„Aber sowas von!“ Harry bestätigte ihn und rappelte sich wieder auf. Die beiden Jungen schwiegen sich wieder an, aber die Stimmung war eindeutig gelöster.

„Und was willst du machen, Harry?“, fragte Ron nach einer Weile. Harry zuckte mit den Schultern. Wieso mussten alle immer dieselbe Frage stellen?

„Mir geht es eigentlich wie dir. Ich weiß nicht ob ich zurück nach Hogwarts will. Die Erinnerungen, die Albträume… Aber es wäre schön noch ein letztes, ruhiges Jahr zu haben, auch wegen Ginny.“ Harry wartete einen kurzen Moment. Er hatte seit einer langen Zeit nicht mehr mit Ron über seine Beziehung zu Ginny geredet und wusste nicht wie sein Freund darauf reagieren würde. Aber Ron nickte nur ruhig.

„Andererseits“, fuhr Harry fort, „ist die Sache mit der Auroren-Akademie eine einmalige Chance. Ich meine, seien wir mal ehrlich; keiner von uns beiden ist auch nicht ansatzweise gut genug in der Schule um auf regulärem Weg zugelassen zu werden!“ Ron lachte und stimmte ihm zu.

„Genau! Und wir wissen ja nicht wie lange Kingsley noch Minister bleibt. Er hat die Stelle schließlich nur kommissarisch angenommen, bis zur nächsten Wahl. Aber Harry, ich glaube du wirst immer irgendwie da rein kommen. Schließlich bist du immer noch Harry Potter, der Auserwählte, der Junge der Überlebt, oder so wie Rita Kimmkorn dich jetzt nennt: der Retter!“

„Bei Merlins Bart, die Frau gehört verboten!“ Harry und Ron lachten so laut, dass der Ghul wieder anfing zu jaulen. Aber aus irgendeinem Grund, wirkte genau das absolut befreiend auf die Beiden. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten hatte Harry das Gefühl, dass es wieder besser werden könnte. Auch wenn er immer noch nicht wusste, wie er sich entscheiden wollte. Auch hatte er Ron noch nichts von seinem Brief aus Hogwarts erzählt. Aber es waren ja noch einige Wochen, bis zum Schuljahresbeginn.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Hallo und willkommen in meiner Fanfic.
Eigentlich soll es ein 8tes Buch werden, deswegen haben die Kapitel auch Buch-Länge. Aber ich habe sie geteilt damit es erträglicher ist. 


also dann: Weiter zu Teil 2 :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe mexxler
Ich freue mich das ihr bis hierher gekommen seid und hoffentlich freude am lesen habt.
Ich weiß, dass nicht alles perfekt ist, aber ich bemühe mich laufend darum, meinen Stil zu verbessern und meine Fehler zu verringern.
Vergesst bitte nicht, dass dies noch der Anfang ist von etwas, dass wie ich hoffe noch lange dauern wird.

Ich weiß noch nicht ob ich hier auf animexx weiter hochladen werde. Habe die Geschichte auf wattpad und wollte sie auch schwerpunktmäßig da belassen.
Ihr könnt mir ja kommis hinterlassen und sagen was ihr davon haltet ^^

Ich freu mich aber auch so schin auf Kommentare :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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Hallo! Schön das ihr auch im zweiten Kapitel noch dabei seid!
Ich hoffe ihr lasst euch von Harry nicht runterziehen ;)

Hinterlasst mir ganz viele Kommentare und ♥

lg
Karin Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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So! Das war das zweite Kapitel :)
Ich hoffe Harrys düstere Stimmung hat nicht auf euch abgefärbt und wenn doch, dann denkt einfach an das Lied des Phönix. Alles wird ganz bald wieder gut werden. Ich versprechs. ;)

Ich hoffe meine Geschichte gefällt euch bis hier hin schonmal, mit den anderen Charakteren wird auch noch viel passieren und irgendwann wird Harry hoffentlich auch das Haus verlassen, aber Eins nach dem Anderen.

Ich freue mich über ganz viele Bewertungen und Kommentare von euch!
Falls sich einer dazu berufen fühlt den Lektor zu spielen, sind mir Vorschläge immer willkommen. Für etwaige Rechtschreibfehler entschuldige ich mich schonmal, irgendwie schleichen die sich immer ein :)

Ach ja! Die Geschichte hat jetzt auch eine eigene Facebook-Seite :D da poste ich alles über Updates oder bitte wohl auch das ein oder andere Mal um Hilfe. Schaut mal rein :)
Www.facebook.com/DieverloreneZeit Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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Hey ihr Lieben! Ich entschuldige mich herzlichst für den Cliffhanger, aber der musste einfach sein :D
So langsam kommt Bewegung in die Geschichte und ich freu mich schon drauf wies weitergeht! Ich bin da mindestens so gespannt wie ihr, die Story zieht mich nämlich immer wieder in ihre eigene Richtung, egal was ich mir so alles ausdenke. Dementsprechend ist aber auch immer Raum für Ideen und Einfälle von Euch! Schreibt mir einfach Kommentare oder Nachrichten, hier oder auf der Facebook-Seite der Geschichte

www.facebook.com/DieverloreneZeit

Hinterlasst auch ansonsten gerne VIELE Kommentare
Danke dabei an aros :)

LG
Karin Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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und wieder endet das Kapitel mit einem Cliffhanger. Bitte hängt mich nicht auf!
Ich hoffe es gefällt euch weiterhin und ihr kommentiert und abboniert fleißig ^^

Und nehmt es euch zu Herzen: Niemals mit den Zaubertränken rumpfuschen! Immer schön die Anleitung bis zum Ende befolgen ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie immer hoffe ich das es euch gefällt und dass ihr fleißig kommentiert :) ich freu mich über jede Rückmeldung :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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Hallo ihr Lieben! Ich freu mich! Zum einen darüber dass ihr bis hierhin gelesen habt, über all die tollen Kommentare, auch über Kritik und Ideen die manche eingebracht haben (Danke dafür ), ich freu mich für Harry und Ginny, das die Situation endlich geklärt ist und und und

Und ich freu mich schon auf all eure neuen Kommentare die ihr mir hoffentlich hinterlasst <3
Ich hoffe das Kapitel ist nicht zuuu kitschig geworden ^^

LG
Karin Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
>>>Hey ihr Lieben!
Ich hoffe es geht euch gut und ihr freut euch ein wenig über das neue Kapitel. Eines gibt hab ich noch in der Hinterhand bevor wir hier den Stand auf wattpad eingeholt haben
Mal sehen ob ich bis zum nächsten hochladen mal weiter zu schreiben schaffe😅

Ich freu mich wie immer über eure Kommentare, Rückmeldungen und Ideen.
Und schaut mal auf der Facebook-Seite vorbei
Www.facebook.com/DieverloreneZeit Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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Hallo meine Lieben.
Hiermit haben wir also den aktuellen Stand der Geschichte erreicht und sind jetzt sogesehen live ;)
Ich bin so, soooooooo bestürzt darüber wie lange es gedauert dieses Kapitel fertig zu schreiben. Es ist halt irgendwie eine wichtige Schlüsselstelle und ich mache mir da selbst ziemlich viel Druck :( Ich hoffe das ich meine, aber vorallem auch eure Erwartungen erfüllen kann.
Heute ist der dritte Advent und ich hoffe ihr werdet einen wunderschönen Tag haben und euch schon so richtig weihnachtlich einstimmen. Nächste Woche ist es dann ja schon soweit und der Abend wird heilig :D Ich will euch auch ein schönes Geschenk machen dann :D

Alles Liebe bis dahin
Hinterlasst mir einen Kommentar wie ihr das neue Kapitel findet und auch Ideen wenn ihr sie habt.

eure Karin Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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Frohe Weihnachten 🎄
Ich danke euch für all die Unterstützung und Bestätigung die ich in diesem Jahr von euch bekommen habe! Es bedeutet mir wirklich sehr viel dass euch meine Geschichte so gefällt und auch so viel Freude bereitet. Danke das ihr da seid! 💛
Ich hoffe ihr habt oder hattet ein wunderschönes Weihnachtsfest und habt euch reich beschenken lassen. Ich hoffe auch, dass ihr nicht zu tief ins Glas geschaut habt, so wie Harry hier... Lasst es euch eine Lehre sein! ;)

Wie immer : hinterlasst mir Kommentare mit Anmerkungen, Kritik und oder Lob, ich will alles hören, auch wenns vielleicht weh tut 🤣🔯 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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*aouuuwh* 😍Zumindest war das meine Reaktion am Ende. Und ich hoffe das ihr den Schluss des Kapitels auch so süß findet 😍😁
Ja dieses Kapitel ist mal wieder ein in sich abgeschlossenes. Beim schreiben kam immer mehr und mehr dazu und auf einmal war es so lang . Aber Aufteilen wollt ichs dann auch nicht.😅
Ich hoffe ihr habt Spaß mit dem Kapitel, überhaupt hoffe ich das ihr den Spaß an der Geschichte noch nicht verloren habt und auch das ihr meiner noch nicht vergessen habt 💐

Wie immer: Denkt bitte dran eifrig zu kommentieren, da ich mich über jede Rückmeldung und Idee und Anregung wahnsinnig freue! ✉️


Alles Liebe
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute

Wie schön das ihr den neusten Teil der Geschichte gefunden habt. Ich hoffe es gefällt euch immer noch und ihr seid mir nicht böse weil ich immer wieder zu lange brauche um weiter zu schreiben. Meine Inspiration kommt irgendwie immer in Wellen und dazwischen fällt es mir sehr schwer weiterzuarbeiten. Aber wenn sie dann mal da ist, dann schreib ich bis 3 Uhr nachts ^^ auch nicht grade gut. Aber ihr braucht keine Angst zu haben, bis zum 2ten teil des Kapitels wird es nicht lange dauern.

*trommelwirbel* er ist nämlich schon fertig!!! YEAHY

Wenn alles läuft wie geplant, denke ich, dass ich ihn nächsten Freitag hochladen werde. Wie gefällt euch das?

Ich möchte natürlich allen dafür danken das ihr so fleißig kommentiert. Meist ist es ja Aros ;) aber ich freu mich über jeden! Jedesmal wenn ich einen neuen Kommentar sehe macht mein Herz einen Sprung! Also gerne mehr davon ^^ Zeigt die Geschichte all euren Freunden, teilt den Link in Gruppen oder auf Seiten und wenn ihr es noch nicht tut, dann folgt der Seite auf Facebook!

www.facebook.com/dieverloreneZeit

Bis nächste Woche

Karin Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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Versprochen ist versprochen :) Heute ist Freitag und da ist das neue Kapitel!
Ich hoffe es gefällt euch. Ich hab mich bemüht allen Charakteren die nötige Liebe zu teil kommen zu lassen.

Jetzt muss sich Harr ynur noch entscheiden ^^ die zeit läuft!

Wie immer möchte ich euch daran erinnern mir eure Kommentare da zu lassen. Ich freu mich über eure Rückmeldung und neue Ideen :)

Alles Liebe
Karin Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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Es gibt keine Entschuldigung für mich!

minus 100 Hauspunkte für Karin! 😭😭😭

Ich kam einfach nicht vorwärts, obwohl ich ziemlich genau wusste was ich schreiben wollte. Irgendwie war ich blockiert...

Aber jetzt ist es wieder soweit. Ich hab ein neues Kapitel fertig.
Ich hoffe ihr mögt es und mögt auch mich noch! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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Hi ihr lieben! 💛
Ich weiß, ich brauche momentan einfach viel zu lang um neue Kapitel hochzuladen und ich kann auch nur Besserung versprechen. Es tut mir sehr leid.


Liebe Grüße bis hoffentlich bald
Karin Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Von:  WelshDragon
2021-02-06T14:01:00+00:00 06.02.2021 15:01
wirklich sehr gelungen, hoffe es gibt irgendwann neue Kapitel, ich würde so gern wissen, wie es weiter geht !
Von:  Blue_StormShad0w
2019-04-17T08:36:32+00:00 17.04.2019 10:36
Guten Tag dir.
Mal wieder ein tolles Kapi!
Nun, da war Harry wohl etwas überrascht, dass auch Ron mit einigen Albträumen zu kämpfen hatte, die Nachts auch nicht so richtig schlafen ließen. Nun gut, dass was er und alle anderen, die unter Voldemorts Herrschaft, durchmachen mussten, hat jeden geprägt. Ah ja, der Tagesprophet und diese Kimmkorn - wie sehr ich die doch liebe.
...
...
...
Nein, nicht wirklich ... (-_-)
Hm, gut möglich dass sich Hermine nur deshalb so sehr mit den Thema Hogwarts beschäftigt, da sie wohl es ihre Art ist, mit den schlimmen Ereignisse fertig zu werden. Oder sie es einfach zum Teil verdrängen will. Wenn ich da an den Moment denke, wo Hermine von Bellatrix Lestrange gefoltert wurde ...
Haha, Harry, Ron und der Ghul nebeneinander sitzen, stelle ich mir sehr lustig vor. (^~^)
Aber wie Harry und Ron miteinander redeten, fande ich hier besonders schön, da hier sehr gut rüberkam, dass sie nach all den vielen Gefahren ein so enges Band der Freundschaft haben, auch wenn sie sich auch mal in der Wolle hatten. Dicke Freunde halt! (^-^)
So, dann bis zum nächsten Mal, ciao! (^^)/
Antwort von:  Hermine_Weasley
17.04.2019 16:55
Ich freu mich immer so über deine Kommentare :) danke schön! Ja harry und Ron zusammen sind schon echt gut und Hermine... Naja die wird hoffentlich auch noch... Klar kommen.
Bis bald ;)
Von:  Blue_StormShad0w
2019-02-13T17:46:33+00:00 13.02.2019 18:46
Guten Abend, ich hoffe du hattest einen guten Start in diesen Jahr.
Oh Junge, oh Junge … Hermines und Rons Gezanke, bezüglich, ob Ron aus vernünftigen Gründen oder viel mehr wegen Hermine nach Hogwarts zurückgeht, war hier wirklich wunderbar widergegeben wurden. Hätte Rowling in Erwägung gezogen nach den Heiligtümer des Todes da weiter zu schreiben, statt des Epilogs, hätte genau dass hier passieren können. Oh, und das Hermine Rons Liebesgeständnis einfach überhört - obwohl sie doch sonst alles mitbekam - war eine gelungene Stelle. Ich bin mir sicher, dass, wenn Hermine es nochmals mitbekommt, sie bestimmt nicht weniger rot anlaufen wird wie Ron! (^~^)
Ah ja, Rubo. Also ich finde nach wie vor diese Eule wirklich super! Wobei mir da irgendwie das Gefühl beschleicht, dass etwas besonderes; geheimnisvolles; an ihm liegt - nichts böse, oder so. Ist vielleicht etwas weither gezogen, aber es kommt mir alt so vor.
Tja, wie wird Harry sich bei den Brief entscheiden. Gut, man weiß ja, wie es im Kanon aussehen wird. (^^)
Nun gut, dann wünsch' ich dir noch einen schönen Abend und auf bald mal wieder.
Also, bis demnächst wieder, ciao! (^^)/
Antwort von:  Hermine_Weasley
14.02.2019 13:19
Ich danke dir vielmals für den tollen Kommentar! Ich freu mich schon drauf was du dazu sagen wirst was noch kommt.
Und ja, Rubo verbringt noch das ein oder andere Geheimnis ;)
Von:  Andreana
2018-05-17T19:48:30+00:00 17.05.2018 21:48
Kläglich gescheitert bei dem versuch nicht zu heulen
Antwort von:  Hermine_Weasley
17.05.2018 23:43
Ich dachte zuerst das schlimmste
... 🙈 Aber ich hoffe du findest es nicht schlimm, dass ich dich zum heulen gebracht habe
Von:  ougonbeatrice
2018-05-08T09:04:21+00:00 08.05.2018 11:04
Die emotionale Achterbahn in diesem Kapitel hat mir sehr gut gefallen. Harry geht es nicht gut und ich finde es auf seltsame Weise sogar logisch, dass er seine Briefe verbrennen würde, gleichzeitig aber völlig sauer wird, dass Krracher dasselbe getan hat. Krracher gefällt mir überhaupt sehr gut. Manchmal erinnert er mich an Golum, vor allem wenn der den Vogel essen möchte, aber auch das passt zu ihm uns zu seinem Wesen. Du stellst Harrys Depression sehr gut und logisch dar, Daumen hoch.
Das Geschenk hat mich wirklich berührt, besonders die Kekse. Ich kann mir richtig vorstellen, wie Molly in der Küche stand und jeden einzelnen mit Liebe gebacken hat, mit den Patroni Tieren als Vorlage. Es ist Ihre Art zu sagen, dass Harry zu Ihnen gehört, und das finde ich wirklich schön.
Antwort von:  Hermine_Weasley
08.05.2018 11:30
Ougonbeatrice ich find dich toll! Du bist bisher die erste, die diese Details kommentiert hat und erkannt hat. Die stelle wo kreacher rubo essen will ich 100% bei gollum angelehnt! Ich mag gollum! :)
Und die patronuskekse gehören für mich auch zu meinen Favoriten! Vorallem weil es sogar noch schokokekse sind! 💛
Von:  ougonbeatrice
2018-05-07T15:17:37+00:00 07.05.2018 17:17
Hallo :)
Bisher nur zwei Kapitel drin, aber ich wollte einfach schon mal etwas schreiben.
Ich mag deinen Ansatz sehr. Du bleibst im Canon und setzt genau da an, wo alles aufgehört hat, aber eben nicht mit Freude, sondern den negativen Gefühlen, die man nach so einem Erlebnis eben hat. Mir gefällt besonders wie du Harry darstellst und wie er tatsächlich Symptome einer PTSD hat, was er meiner Meinung nach einfach haben muss; so direkt nach dem Kampf. Das Gespräch mit Kreacher zeigt das sehr schön.
Hier und da sind kleine Fehler, aber die bleiben bei einem langen Text einfach nicht aus. Es ist bei weitem nicht so schlimm, als dass es den Lesefluss stört. Insgesamt lässt sich der Text sehr gut lesen, wirklich schöner Stil.
Ich mochte persönlich auch den kleinen Seitenhieb zum Film, dass man den Stab nicht einfach in zwei Teile zerbrechen kann ;) Dass man selbst kein Geheimniswahrer sein kann ist nicht ganz richtig, aber das ist nicht schlimm. Dafür war das Ritual schön erdacht und ausgearbeitet, das hat mir sehr gut gefallen. Speziell weil du Kreacher das hat machen lassen.
Es macht auf alle Fälle Lust auf mehr und ich bin gespannt.
Antwort von:  Hermine_Weasley
07.05.2018 21:06
Hallo. Ich freu mich schon drauf was du sagst wenn du weiter gelesen hast. Ich würde mich freuen wenn du lust hättest mir diese Fehler die dir aufgefallen sind aufzuzeigen. Wie du schon selbst sagst, der Text ist lang und es schleichen sich immer noch Fehler ein. Obwohl inzwischen echt schon viele lektotiert haben.
Wo drauf beziehst du dkch wegen dem fidelius? Ich habe nirgends genauere Infos dazu gefunden weshalb ich meinen eigenen Spruch und auch meine eigenen Regeln ausgedacht habe...
Ja das mit der ptsd wird ihn auch noch ein weilchen verfolgen. Ich hoffe du liest weiter und wir sehen uns dann in den nächsten Kommentaren wieder 😄
Antwort von:  ougonbeatrice
08.05.2018 10:35
Wenn du möchtest korrigier ich dir das. Möchtest du es als ENS haben oder anders?
Wie gesagt, es ist nicht schlimm und im Prinzip auch debattierbar. Man kann sein eigener Geheimniswahrer sein, das haben Bill und Arthur gemacht, es gilt nur als sehr unsicher, da man den Ort aus Versehen preisgeben kann. Es reicht ein und aus zu gehen und man hatte anderen "gezeigt" wo man wohnt. Das sind aber nur Kleinigkeiten. Wie gesagt du hast dir Gedanken gemacht und dein eigenes Ritual erfunden und erdacht, was sehr gut ausgearbeitet war.
Antwort von:  Hermine_Weasley
08.05.2018 11:40
Nun, harry ist ja auch sein eigener Geheimniswahrer. Die Problematik ist ja nur so, das man den Spruch nicht auf sich selbst sprechen kann. Wir wissen nicht ob bill Oder Arthur das allein gemacht haben, sie haben ja zb auch immer noch ihre Frauen die helfen konnten. Harry ist der Wahrer des Grimmauldplace... Ohne kreacher wäre das aber nicht gegangen
Von:  Blue_StormShad0w
2018-05-07T12:49:31+00:00 07.05.2018 14:49
Hallo, guten Tag.
Super Kapitel!
Oje, arme Ginny. Mit Gästen reden, die man überhaupt nicht weiter kennt. Oh ja, da kann ich auch ein Liedchen singen. (^_^)°
Rons kleine Geschichte von Percys Locken und Matrosenanzug, war sehr, sehr zum schmunzeln.
Das Hermine geguckt hat, als Mr. Weasley zum Schluss meinte, das Harry und Ron schon alt genug seien, um selbst zu entscheiden, was sie jetzt machen wollen, konnte ich mir bildhaft vorstellen. Und seine Bemerkung zu Ron, dass dieser es seiner Mutter selber sagen sollte und er nicht dabei sein möchte, ist nicht ohne. Man kennt ja Molly Weasley. (^^)°
Haha, da Hermine wohl in ersten Moment sehr überrascht gewesen, als Ron sie zum Tanz aufforderte.
So, dann bis demnächst wiedermal. Wünsch noch einen schönen Tag, ciao!
Von:  Blue_StormShad0w
2018-02-24T10:54:28+00:00 24.02.2018 11:54
Schönen guten Tag dir.
Und wieder sehr gelungen, dein neustes Kapitel!
Ja, da hat Hermine recht. Harry hätte wirklich bei seinen Freunden seien soll.
Um so mehr war Hermine sehr geschockt, dass Harry, Neville und sogar Ron drauf verzichten das letzte Jahr in Hogwarts nachzuholen.
Ja, dass mit den Schutzzaubern ist nicht verkehrt, zumal eine noch unbekannte Anzahl von Todessern noch frei umherwandert. Und wer weiß, wie die darauf reagieren werden, wenn sie erfahren, dass Harry Potter wieder aufgetaucht ist?
Haha, bei den Satz: Das nächste Mal, lasse ich dir Gulasch in einem Trog servieren Ron. Wenn du schon isst wie ein Schwein!, musste ich so lachen! (^~^) Aber auch sonnst waren viele Stellen mit dabei, die sehr zum schmunzeln waren. Nevilles Gesicht, als Luna ihn zur Tanzfläche zog, konnte ich mir sehr gut vorstellen! (^~^)
So, dann noch ein schönes Wochenende dir, ciao!
Von:  Blue_StormShad0w
2018-02-17T10:30:45+00:00 17.02.2018 11:30
Guten Tag.
Wieder sehr gutes Kapi!
Nun, die Sache zwischen Harry und Neville hat sich zum Glück wieder eingerenkt. (^-^)
Na, da staunten Beide ja nicht schlecht, dass Kingsley ihnen einen Job als Auroren anbot.
Haha, Harry frage an Neville bezüglich Luna und dessen Reaktion, einfach super!
So, dann noch ein schönes Wochenende und auf bald wieder! (^^)/
Von:  Blue_StormShad0w
2018-01-22T19:13:59+00:00 22.01.2018 20:13
Guten Abend.
Hoho, ein wirklich klasse Kapitel!
Erst das Veilchen von Ron aus den letzten Kapitel und jetzt dessen Standpauke. Aber das war wohl nichts gegen die gepfefferte Ohrfeige und den Anschieß von Ginny Weasley. (^ ^)°
Oh Junge, und dann die Sache mit Neville, da muss Harry sich aber gründlich erklären, warum er so ausgetickt ist.
Na, hoffentlich verliert Ginny nicht so schnell ihre Erinnerungen. Das wär' wirklich schlimm, auch wenn sie immer ein Gegenmittel bei sich trägt. (^-^)
Ich bin mal sehr gespannt, wie jetzt die Feier weiter entwickeln wird.
Na dann, auf bald wieder und angenehmen Abend noch, ciao!
Antwort von:  Hermine_Weasley
22.01.2018 20:30
Aaa aros! Ich kann mich immer darauf verlassen das du einen tollen Kommentar hinterlassen wirst! Ich finds wie immer super das du alles so ausführlich beschreibst 😁😁😁
Ja buch-ginny zeigt hier das mit ihr nicht zu spaßen ist 🤣
Ich bin mir sicher die restliche Feier wird schon nicht langweilig werden


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