Zum Inhalt der Seite

Harry Potter und die verlorene Zeit

Buch 8
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 11: Jedem seine Gründe

Harry bereute die Entscheidung nicht zum Grimmauldplace zurückgekehrt zu sein. Sein Kopf schlug an der Wand hinter ihm auf und er sackte noch ein Stück tiefer auf der Bank, auf der er saß.

„So! Das sind dann elf Argumente für Hogwarts und neun für die Auroren-Akademie", fasste Hermine die Arbeit der letzten Stunde zusammen.

„Und dabei hast du eins der wichtigsten Dinge vergessen Hermine!", fiel Ginny ein. Hermine beugte sich stirnrunzelnd über das Pergament.

„Uns!" Ginny lachte ihre Freundin laut aus und Harry fragte sich wirklich, wie die beiden Mädchen am frühen Morgen schon so energisch sein konnten. Harry, Ron, Hermine und Ginny saßen in der Küche des Fuchsbaus. Wobei die beiden Jungen eher in den Seilen hingen und den Mädchen kaum zuhörten. Die frühe Nachmittagssonne schien durch die Fenster und blendete Harrys müde Augen. In den Morgenstunden hatte Harry es sich in Rons Zimmer auf seinem altbekannten Feldbett gemütlich gemacht, um wie ein Stein zu schlafen. Zurück zum Grimmauldplace zu apparieren, hatte er sich nicht mehr zugetraut, auch wenn er sich jetzt wirklich wünschte, es getan zu haben. Kreacher hätte ihn in Ruhe ausschlafen lassen. Die Weasley-Frauen schienen dahingegen nichts von davon zu halten, lange zu schlafen. Um neun hatte Molly bereits alle aus den Betten geworfen um gemeinsam zu frühstücken und anschließend alle zu zwingen beim aufräumen zu helfen. Das Chaos war gewaltig gewesen und selbst mit Hilfe von Magie nur schwer zu bewältigen. Gegen Mittag waren sie schlussendlich fertig gewesen.

Harry gähnte herzhaft. Ron neben ihm, stützte den schwer gewordenen Kopf auf seinen Händen ab. Wie gerne hätte Harry sich jetzt in sein kühles, großes Himmelbett gelegt und sich von Kreacher einen Eistee bringen lassen. Stattdessen hatte Hermine sie alle zu einem ernsten Gespräch verdonnert und ließ sie über dieser Liste brüten.

Ginny wollte sich grade Hermines Feder schnappen und die beiden Mädchen als Punkte zwölf und dreizehn in die Spalte 'Hogwarts' eintragen, aber Hermine riss ihr blitzschnell das Pergament weg.

"Ginny! Ich möchte nicht dass ihre Entscheidung darauf beruht, dass wir in Hogwarts sind. Die Jungs müssen schlicht und einfach die vernünftigste und beste Entscheidung treffen. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit uns zu tun." Hermine räusperte sich kurz und Harry beobachtete träge, wie sich eine leichte Röte von ihrer Nasenspitze her ausbreitete. Er sah zu seinem Freund herüber, aber Ron war vollends weggedöst und bekam nichts mehr mit.

"Ich möchte nicht, dass Harry wegen Dir nach Hogwarts geht, Ginny!", fügte sie schnell hinzu. Sie nuschelte vor sich hin und blickte dann wieder auf die Liste. "Ich könnte wohl einen Punkt 'Familie und Freunde' hinzufügen, dann liegt Hogwarts noch weiter vorn." Hermine machte ein zufriedenes Gesicht. Dies gefror ihr allerdings schnell wieder, als Ron, noch halb schlafend, murmelte: "Du vergisst, dass 'Familie und Freunde' ein viel heftigeres Argument gegen die Rückkehr zu Schule ist." Ron rappelte sich ein wenig auf und strich sich über das verschlafene Gesicht. "Eigentlich sollte es der verdammt noch mal wichtigste Punkt auf der Liste sein, Hermine. Die Freunde die wir alle in diesem verfluchten Schloss haben sterben sehen! Mein Bruder!" Rons Stimme brach und Harry war sich nicht sicher, ob es noch die Müdigkeit war, die ihm die Stimme versagen ließ oder Trauer. "Ich kann mir kaum einen Grund vorstellen, weshalb ich zu diesem Ort zurückkehren sollte. Egal wie viele Listen du machst!" Hermine sah ihn mit geweiteten Augen an.

"Oh Ron, natürlich ist es schwer, es ist auch schwer für mich!" Sie schluckte und ignorierte seinen kalten Blick. "Aber ich dachte diese Liste hier, zeigt deutlich wie viel wichtiger es ist zur Schule zurückzukehren." Sie wedelte mit dem Pergament vor Rons langer Nase herum. Mit einem schnellen Griff hatte er zuerst Hermines Handgelenk und dann das Pergament gepackt. Seine müden Augen überflogen die Auflistung, wobei er Hermine allerdings weiterhin festhielt.

"Oh ja, genau!", spuckte Ron sarkastisch aus. "Ich gehe ganz sicher nach Hogwarts zurück, um weiterhin Zaubertrankunterricht zu bekommen! Wahrscheinlich auch noch beim alten Slughorn, der mich behandeln wird als wäre ich der Dreck unter Harrys Schuhen." Ron schnaubte verächtlich. „Hermine, du weißt schon, dass ich meinen Kessel schon längst an den Nagel gehängt hätte, wenn ich nicht einen UTZ in Zaubertränke bräuchte um Auror zu werden. Aber das hat sich ja, dank Kingsley, erledigt." Hermine protestierte lautstark.

"Du brauchst fundierte Kenntnisse in Zaubertränken und Verwandlungen und all den Fächern die du für ach so unnötig hältst, nicht nur um für die Aurorenausbildung angenommen zu werden, sondern vor allem wenn es darum geht sie zu überleben! Du brauchst all diese Dinge wenn du erst einmal Auror bist!"

„Genau! Wenn mich ein Todesser angreift, hol ich erst mal meinen Kessel raus und fange an ein Süppchen zu brauen. Oder ich verwandele seine Knöpfe in Käfer, vielleicht fällt ihm dann ja die Hose in die Kniekehlen! Dann hab ich zumindest was zu lachen während er mich verflucht." Ron schmetterte ihre Argumente einfach ab, wie immer wenn klar war, dass Hermine eigentlich Recht hatte. Hermines Blick zeigte ihren Unglauben.

"Und was soll dieser Punkt?", fuhr er einfach weiter fort. "Ich soll wieder Vertrauensschüler werden? Warum sollte ich das tun? Es hat schon beim ersten Mal keinen Spaß gemacht!"

"Gut! Dann lass es halt! Ich dachte dass es dir etwas bedeuten würde, dass McGonagall es uns beiden wieder angeboten hat. Wenn du es nicht machen willst, lehne ich vielleicht auch ab. Dann kann ich mich intensiver aufs lernen konzentrieren. Ich bin mir sicher, nach diesem einen Jahr Pause muss ich nochmal ganz von vorn anfangen mit meiner Wiederholung des Stoffs."

"Na siehst du! Wozu brauchst du mich dann in Hogwarts? Du wirst eh die ganze Zeit nur in der Bibliothek sitzen und lernen!" Ron ließ ihren Arm abrupt los und warf das Pergament auf den Tisch.

"Ich dachte nur...", Hermine wurde leiser, "Ich dachte wir könnten dann wieder so viel Zeit miteinander verbringen, bei den Rundgängen und so." Hermine blickte ein wenig peinlich berührt in die Stille die sich ausbreitete. Sie wich Rons fragendem Blick aus und versuchte ihre Fassung wieder zu erlangen. "Aber du hast vollkommen recht. Ich habe eh keine Zeit dafür, mich mit irgendwem, aus welchem Grund auch immer herumzutreiben. Ich denke nur, dass du deine Schulbildung nicht so leichtfertig vernachlässigen solltest."

Ron funkelte sie wütend an.

"Ich bin also nur irgendwer für dich?"

"Das habe ich nicht gesagt!"

„Doch das hast du!" Hermine schwieg und Ron redete weiter. "Hermine, ich habe es dir schon einmal gesagt und ich sage es wieder. Ich weiß dass es dir nicht gefällt und das es für dich nicht als Argument zählt, aber der einzige Grund weshalb ich nochmal einen Fuß in diese Schule setzen würde, wärst du!"

"Und ich habe dir gesagt, dass es wesentlich mehr und bessere Gründe dafür gibt. Grade du solltest doch deine Schulbildung nicht vernachlässigen!" Sie ließ die flache Hand auf das Pergament krachen und ihre Stimme überschlug sich vor Eifer. "Diese Liste beweist es doch! Alles andere ist doch nur Blödsinn. Ich kann nicht unterstützen, dass du so leichtfertig über deine Zukunft entscheidest!"

"Hör endlich auf mich zu behandeln wie einen dummen, kleinen Jungen!" Ron war aufgesprungen. Seine Fäuste stemmten sich gegen die Tischplatte und er blickte von oben auf Hermine herab. Wenn auch sein Verhalten es nicht immer unter Beweis stellte, seine Statur war deutlich nicht mehr die eines kleinen Jungen. Hermines Augen wanderten von Rons kantigen und ernsten Gesichtszügen, über sein stoppeliges Kinn zu seinem breiten Brustkorb.

"Ob ich nach Hogwarts gehe, oder nicht, ist allein deine Entscheidung, Hermine. Wenn ich mitgehe, dann nur weil ich dich liebe und mir dir zusammen sein will. Das musst du doch verstehen! Ich dachte du wärst so klug!", wetterte Ron durch die Küche.

„Wie kannst du nur so dumm sein und deine Zukunft so leichtfertig riskieren?", war Hermines einzige Reaktion.

„Du hältst mich für dumm? Denkst du wirklich es ist nur eine Dummheit was ich denke und fühle?"

„Ich denke, du versuchst dich rauszureden und den leichteren Weg zu wählen."

Ron warf die Hände hilfesuchend in die Luft. „Was ist denn leichter daran? Nach deiner eigenen Aussage ist es die ‚schwerste Ausbildung in der Zaubererwelt'!"

Hermine setzte schon zu einer wütenden Erwiderung an, aber Ginny legte ihr die Hand auf den Arm.

"Hast du überhaupt gehört, was er gesagt hat, Hermine?", fragte sie vorsichtig und sowohl Hermine, als auch ihr Bruder sahen sie verwirrt an.

"Oh", realisierte Ron plötzlich sein unbeabsichtigtes Geständnis. Sein Kopf nahm innerhalb von Sekundenbruchteilen die Farbe von überreifen Tomaten an. Hermine wirkte immer noch ratlos und sah fragend zu ihren Freunden. Mit einem Kopfschütteln verbat Ron Ginny sich einzumischen. Langsam drehte er sich vom Tisch weg. Er war sichtlich peinlich berührt.

"S' ist schon besser so. Lasst gut sein", murmelte er und verließ mit hängenden Schultern die Küche. Harry und Ginny sahen sich an. Dieses Gespräch war nicht nur rasend schnell eskaliert, es hatte auch eine unerwartete Wendung genommen.

Nun gut, Harry musste sich eingestehen, dass die Erkenntnis, dass Ron Hermine liebte, nicht neu und erst recht nicht unerwartet gewesen war. Aber das er es so vor allen ausgesprochen hatte war etwas anderes. Und Hermine hatte es nicht einmal mitbekommen!

"Ihr beide habt echt ein gutes Timing!", witzelte Ginny, aber ihre Freundin funkelte sie nur verwirrt und verärgert an. Hermine, die bis eben noch wütend am Tisch gestanden hatte, ließ sich wieder auf ihren Stuhl gleiten.

"Ich verstehe noch immer nicht, was hier grade passiert ist. Habe ich etwas nicht mitbekommen?", fragte sie frustriert. Ginny konnte sich das Lachen nicht verkneifen und auch Harry grinste verschmitzt. Endlich mal was, dass die schlauste Hexe ihres Alters nicht begriff.

"Na hör mal! Ron hat doch...", prustete Ginny hervor, doch Harry unterbrach sie. Er hörte wie Ron die Treppen zu seinem Zimmer hochstapfte und schließlich die Tür zuschlagen ließ.

"Lass das mal seine Sache sein! Sowas muss man erstmal richtig rüber bringen. Ich denke nicht, dass wir uns da einmischen sollten, Gin!"

Ginny lachte erneut und schloss dann symbolisch ihre Lippen ab. Frustriert sank Hermine in ihrem Stuhl herunter, während Ginny ihren Arm tätschelte.

"Ist diese ganze Liste zu überhaupt etwas gut?", fragte Hermine schließlich seufzend. So langsam schien sich die kurze Nacht auch bei ihr bemerkbar zu machen, denn sie gähnte herzhaft und ihre Aufmerksamkeit war eindeutig getrübt.

Harry streckte seine Arme in die Luft und begann ebenfalls zu gähnen. Eine gute Mütze Schlaf hätte ihnen allen eindeutig besser getan. Die Entscheidung ob er nach Hogwarts gehen sollte, war für ihn nicht wirklich einfacher geworden. Viele Punkte auf der Liste in Hermines Hand schienen ihm wirklich irrelevant. Wie Ron schon sagte, würde er zurückkehren, nur um sich weiter durch Zaubertränke zu quälen? Klar, Hogwarts war immer sein zu Hause gewesen, aber es wurde auch von bösen Erinnerungen bevölkert. Immer noch träumte er fast jede Nacht von den Toten und dem Grauen im verbotenen Wald. Wollte er tatsächlich an den Schauplatz seiner Albträume zurückkehren?

Er sah Ginny an. Wenn er die süße, rothaarige Hexe, die ihm gegenüber saß, in seine Überlegungen einschloss, schienen doch wieder beide Möglichkeiten interessant zu sein. Es hatte schon seinen Reiz sich vorzustellen, wie er ein letztes, ruhiges Jahr in dem Schloss verbringen würde, das so lange sein einziges Zuhause gewesen war. Zu gern würde er noch einmal mit Ginny über das Schloßgelände laufen und geheime Dates im Raum der Wünsche haben. Doch Harry war sich nicht sicher, ob diese, nicht wirklich unschuldigen Motive ausreichen sollten, um seine Entscheidung zu fällen.
 

Sie saßen stumm da, alle in ihre eigenen Gedanken vertieft, als ein dunkler Schatten vor dem Fenster Harry aufschrecken ließ.   

Ohne von einem der Anwesenden bemerkt worden zu sein, waren zwei Eulen auf dem Fenstersims gelandet. Sofort erkannte Harry das zerzauste Federkleid des großen Uhus. Er überragte seinen kleineren Kollegen beinahe um eine ganze Eulengröße und blickte ein wenig skeptisch zu ihm hinunter.

„Rubo!", rief Harry erfreut und überrascht aus. „Was machst du denn hier? Was ist so wichtig dass du mir nachstellst, Großer?" Er strich dem Uhu über das Federkleid und kraulte ihn an seiner Lieblingsstelle am Hinterkopf. Rubo ließ sich die Streicheleinheit gefallen, bis die Schleiereule neben ihm vorwurfsvoll schuhute und nach vorne hüpfte. Sie flatterte an Harry vorbei auf den Küchentisch und streckte Ginny ihr Bein entgegen. Rubo schien sich nicht die Blöße geben zu wollen, seine Pflicht schlechter zu erfüllen. Er pickte Harry in plötzlicher Ungeduld auf die Hand und hob sein Bein. Daran hing ein Umschlag aus schwerem Pergament, beschriftet mit smaragdgrüner Tinte.

„Ist das deine Eule?", fragte Hermine irritiert. Sie hatte Rubo, im Gegensatz zu den Anderen noch nicht kennengelernt. Sie sah den Brief an den Harry entgegennahm. „Wieso bringt sie den Hogwartsbrief? Der wird doch für gewöhnlich von den offiziellen Posteulen der Schule zugestellt!" Die Schleiereule plusterte sich bei der Erwähnung ihres Rangs ein wenig auf. Harry lachte ein wenig verhalten. „Ich nehme an, die Schuleulen konnten mir in den letzten Monaten keine Post zustellen. Und so wie ich Rubo kenne, hat er wohl entschieden, dass ich diesen Brief trotzdem erhalten soll."

Hermine stutzte. „Wie, er hat entschieden? Harry, er ist nur eine Eule, ich glaube nicht das er selbst ..."

„Oh und wie er selbst entscheiden kann, Hermine!", fuhr Harry ihr über den Mund. „Du glaubst gar nicht, wie viele Briefe dieser Tunichtgut mir zugestellt hat, obwohl ich es ihm deutlich untersagt hatte. Ganz zu schweigen davon, wie er Kreacher in den Wahnsinn treibt, und das mit voller Absicht. Da bin ich mir ganz sicher!" Trotz seiner Worte strich Harry wieder liebevoll über den Kopf seines gefiederten Freundes.

Hermine hatte Recht. Der Brief stammte tatsächlich aus Hogwarts. Zögernd wog er den schweren Umschlag in seinen Händen und setzte sich dann zu den Mädchen. Rubo sprang auf den Stuhl neben ihm und schien ihm neugierig über die Schulter zu blicken.
 

„Mr. Harry Potter

Grimmauldplace Nr. 12

London"
 

Harry öffnete den Brief, den Rubo vom Haus in den Fuchsbau gebracht hatte. Seine Augen schweiften über das Schreiben. Er erkannte die feine, unveränderte Handschrift von Minerva McGonagall, aber ihr ungeduldiger Tonfall brachte ihn auch zum Schmunzeln.
 

„Sehr geehrter Mr. Potter,
 

wenn dieser Brief Sie endlich erreichen sollte, dann seien Sie informiert, dass Sie zur Beendigung Ihrer Schulbildung an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei erwartet werden.
 

Die, von Ihnen mitverursachten Schäden an unserem Institut wurden vollständig behoben, sodass eine Fortsetzung der Lehrtätigkeiten möglich ist. Allen Schülern wurde die Wiederholung oder das Nachholen des vergangenen Schuljahres angeboten und nahegelegt. Ebenso natürlich auch Ihnen.
 

Das Schuljahr beginnt wie gewohnt am 1. September.

Anbei finden sie ihr Ticket für den Hogwarts-Express, der Sie am erwähnten Tag um 11 Uhr vom Bahnhof Kings Cross, Gleis 9 ¾, nach Hogwarts bringen wird.

Eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände für das siebte Schuljahr finden sie ebenfalls beigelegt.
 

Ich hoffe Sie entscheiden sich für eine Rückkehr zur Schule.

Bitte berücksichtigen Sie ebenfalls das angefügte Schreiben in Ihrer Entscheidung.
 

Mit freundlichen Grüßen
 

Minerva McGonagall

Schulleiterin, Orden des Merlin 1. Klasse"
 

„McGonagall will unbedingt, dass ich zur Schule komme!", sagte Harry und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Hermines Miene erhellte sich.

„Siehst du, ganz meine Meinung! Schön das du auch endlich deinen Brief hast. Es wurde ja auch Zeit. Es ist tatsächlich eine ganze Menge an Dingen die wir für das letzte Schuljahr benötigen." Sie blickte zu Ginny. „Aber wieso hast du denn auch einen Brief aus Hogwarts? Ich dachte du hättest Deinen schon vor Tagen bekommen, wie wir Alle."

Ginny nickte. „Hab ich auch. Ich weiß auch nicht was die schon wieder von mir wollen. Hoffentlich keine Ergänzungen in der Bücherliste, ich kann mir jetzt schon kaum leisten, all die Wälzer zu kaufen." Sie seufzte und zerrte den Umschlag ungeduldig auf. Das Pergament riss und heraus fiel eine goldene Plakette, die scheppernd vom Tisch sprang.

Hermine riss die Hände vor den Mund. „Ist es das, was ich denke das es ist?", rief sie erstaunt. Ginny bückte sich und hob das Abzeichen vom Steinboden auf.

„Oh! Ginny, Sie machen dich zur Schulsprecherin!", keuchte Hermine und ihrem Ton war nicht zu entnehmen, wie sie dies fand.

Ginny sah sie mindestens ebenso geschockt an und legte das Abzeichen bedächtig auf den Tisch. Die vier Hausfarben um das goldene ‚S' schimmerten im Sonnenlicht. Dieser Anstecker bedeutete eine der höchsten Ehren die Hogwarts einem Schüler verleihen konnte. Im Trophäenraum gab es eine ganze Vitrine, nur mit Auszeichnungen und Verdienstmedaillen, die den Schulsprechern nach getaner Pflicht verliehen worden waren. Dort hatte Harry auch einmal die Namen seiner Eltern entdeckt. Beide waren in ihrem letzten Jahr zusammen Schulsprecher gewesen und waren für ihre besonderen Verdienste an der Schule ausgezeichnet worden. Harry erinnerte sich daran, wie schlecht er sich gefühlt hatte, als er es noch nicht einmal geschafft hatte Vertrauensschüler zu werden. Er hatte damals gedacht, dass seine Eltern sicherlich enttäuscht gewesen wären.

Ginny berührte das Abzeichen mit der Fingerspitze, beinahe als hätte sie Angst es würde sie stechen. Vorsichtig fuhr sie den erhabenen Buchstaben nach und ein kurzes Grinsen huschte über ihr Gesicht. Rasch schüttelte sie es ab und mit einem resoluten Gesichtsausdruck schob sie es zu Hermine rüber.

„Hier, das muss deins sein!", stellte sie fest.

„Nein Ginny. Die Eule kam doch zu dir. Zeig mir mal den Umschlag!" Hermine riss ihr die zerfetzten Teile des Umschlags aus der Hand. „Da, siehst du? Ginevra Weasley! Es ist für dich. Und ein Brief ist auch mit drin. Naja Stücke davon." Hermine zog zwei Teile eines einzelnen Bogens Pergament heraus, reparierte sie magisch und las den Brief blitzschnell murmelnd durch.

„Sehr geehrte Ms. Weasley, Ich freue mich Ihnen mitteilen zu dürfen... in diesem Schuljahr... außergewöhnliche Umstände... bewiesen dass sie Führungsqualitäten und Integrität besitzen... Sie zur Schulsprecherin für das kommende Schuljahr zu berufen!" Hermine blickte von dem Pergament auf. „Es ist eindeutig Ginny! Sie wollen dich und nicht mich."

Harry sah wie Hermine versuchte, sich ernsthaft für ihre Freundin zu freuen, aber trotzdem hörte sich ihre Stimme in wenig belegt an.

„Das ist wirklich fantastisch, Ginny! Ich freu mich so für dich!", warf er deshalb schnell ein und meinte es auch wirklich so. Ginny blickte nur weiter schockiert abwechselnd auf das Abzeichen und auf den Brief den Hermine ihr nun vorgelegt hatte.

„Hat McGonagall nun endgültig den Verstand verloren? Hat sie einen Schockzauber zu viel gegen den Kopf bekommen? Was soll das?", schimpfte Ginny schließlich los. Hermine begann augenblicklich zu protestieren und Ginnys Wortwahl zu bekritteln, aber diese machte ungerührt weiter, nun wo sie einmal in Fahrt gekommen war. „Habt ihr eine Ahnung, wie oft ich im letzten Jahr Punkte verloren habe, oder Nachsitzen musste? Ich hab kaum einen Abend im Gemeinschaftsraum verbracht, weil ich so viel Drecksarbeit für Filch machen musste!" Harry legte ihr die Hand auf den Arm bevor sie weiter reden konnte. „Ginny! Genau das ist der Grund! Du hast alles getan um das Schloss zu verteidigen! Dir war egal, in wie viele unnötige und gefährliche Situationen du dich damit gebracht hast!" Harrys Blick verdüsterte sich etwas. Wenn er daran dachte, dass Ginny, Neville und Luna die D.A. wiederbelebt und damit den Zorn der Todesser auf sich gezogen hatten, blieb ihm beinahe das Herz stehen. Neville war, als sie ihn wieder gesehen hatten, voller Verwundungen und Macken gewesen. Er hatte sich nicht ohne Grund im Raum der Wünsche versteckt gehalten. Und Luna war sogar entführt und eingesperrt worden! Harry wurde sich plötzlich schrecklich bewusst, wie gefährlich das letzte Jahr für Ginny gewesen und wie dankbar er sein konnte, dass sie heil und gesund bei ihm war. Langsam zog er ihre Hand zu sich und schmiegte sie an seine Wange. Ginny sah ihn, überrascht von der plötzlichen Zärtlichkeit, groß an. Schnell ließ er die Hand wieder sinken.

Hermine neben ihr räusperte sich leicht. „Außerdem, Ginny, waren die Regeln die du gebrochen hast, bestimmt nicht die, die McGonagall aufgestellt hat. Sie war damals nicht Schulleiterin und was die Todesser wollten, war die Indoktrination der Schüler mit Voldemorts krankem Gedankengut." Dagegen konnte Ginny nicht protestieren. Trotzdem wirkte sie durch Hermines Worte nicht glücklicher. Stirnrunzelnd blickte sie erneut auf den Brief. Eine Weile schwiegen die Drei, jeder in seine eigenen Gedanken verstrickt. Erst Ginnys lautes Seufzen durchbrach die Stille.

„Ich glaub wirklich nicht, dass sie das ernst meinen kann." Damit schob sie den Brief, zusammen mit dem Abzeichen von sich weg.

„Was steht denn noch in deinem Brief, Harry?", fragte sie um von sich abzulenken. Harry zuckte mit den Schultern.

„Es ist nur der normale Hogwartsbrief. Der, den ihr alle schon längst habt, nehme ich mal an." Er hielt ihr den Brief hin und schnell flogen ihre Augen darüber. Ginny nickte leicht, stutzte dann aber am Ende des Briefes.

„Was meint sie denn mit dem angefügten Schreiben, dass sie erwähnt?"

„Oh ja, stimmt!" Harry nahm den Umschlag zur Hand. Darin befanden sich noch mehrere Seiten Pergament. Hermine und Ginny beobachteten ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen. Bei den einzelnen Seiten handelte es sich um die Bücher- und Materiallisten für das kommende Schuljahr. Ginny hatte nicht übertrieben. Die Bücherliste war erschöpfend lang und selbst er begann sich zu fragen, ob sein restliches Gold in Gringotts dafür reichen würde. Schließlich widmete er sich der letzten Seite des Briefes. Zögernd drehte er das Pergament in seinen Händen, unschlüssig darüber was McGonagall ihm zusätzlich mitteilen wollte und ob er es wirklich lesen wollte.

Hermine riss der Geduldsfaden. Mit einer flinken Bewegung ließ sie ihren Zauberstab hervorschnellen und das Schreiben flog aus Harrys Händen zu Hermine. Unwirsch schlug sie die Seite auf und begann vorzulesen:

„Sehr geehrter Mr. Potter, Harry! Sie werden sich sicherlich wundern, weshalb ich Ihnen neben der offiziellen Einladung aus Hogwarts noch einen weiteren, zugegebenermaßen etwas ausführlicheren Brief beilege. Den Schulbrief erhalten Sie von mir, in meiner Funktion als neue Schulleiterin und Professorin an der Schule für Hexerei und Zauberei. Diesen Brief wiederrum, hoffe ich Ihnen als Ordensmitglied, Verbündete im Kampf und auch als Freundin zu schreiben."

Harry und Hermine sahen sich fragend an. Dies waren tatsächlich ungewohnte Töne bei ihrer alten Hauslehrerin. Hermine fuhr fort: „Meine größte Aufmerksamkeit und Anstrengung galt in den letzten Monaten dem Schloss und seiner Wiederherstellung. Trotzdessen ist es mir nicht entgangen, dass Sie nach der Schlacht sehr gelitten haben. Ich weiß nicht, wie es Ihnen gelungen war Lord Voldemort zu täuschen und schließlich zu besiegen. Aber ich denke ich kann mir sicher sein, dass die Gerüchte über Ihren Tod stark übertrieben sind. So wie es sich immer verhält, mit Gerüchten in Hogwarts.

Nichtsdestotrotz haben Sie, so wie wir alle, schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Ich hoffe nun Harry, dass Sie mit Hilfe Ihrer Freunde eine Rückkehr zur Normalität geschafft haben. Ich für meinen Teil, möchte hiermit nun auch mein Möglichstes tun, um Ihnen die Heimkehr nach Hogwarts zu erleichtern. Als Schulleiterin obliegt es mir, das Amt der Schulsprecherin und des Schulsprechers zu vergeben. Wie Sie vielleicht schon erfahren haben, habe ich Ms. Granger und Mr. Weasley bereits die Posten der Vertrauensschüler angeboten. Vor wenigen Minuten wurde eine Eule an Ms. Weasley versendet, mit der Information über ihre Ernennung zur Schulsprecherin!" Hermine pausierte und sah Ginny durchdringend an. „Da siehst du's! Hier schreibt sie es auch!" Harry hatte plötzlich das mulmige Gefühl bereits zu wissen wie der Brief weitergehen würde, drängte Hermine aber dennoch zum weiterlesen.

„Ich hoffe nun, dass es mir nicht als Bevorzugung meines eigenen Hauses vorgeworfen wird, dennoch wäre es mir eine große Ehre, Harry, wenn Sie die Rolle des Schulsprechers übernehmen würden!" Hermine schlug die Hände vor den Mund und der Brief segelte auf den Tisch. Ginny nahm den Zettel zur Hand, überflog schnell den Rest des Briefs. „Noch ein wenig Gerede und sie warten auf deine Antwort Harry und erst dann senden sie dir dein Abzeichen zu. Anscheinend versucht McGonagall schon ein wenig länger dich zu erreichen." Harry starrte sie verwirrt an. Die Worte schienen in seinem Kopf keinen Sinn zu ergeben. Hermine hatte sich wieder gefangen und begann aufgeregt auf ihn einzureden. Sie war aufgesprungen und wirbelte durch den Raum, aber Harry verstand kein Wort von dem was sie sagte. Schließlich zog er das Pergament zu sich und las die Worte selbst.

„Hiermit biete ich Ihnen offiziell die Position des Schulsprechers für das kommende Schuljahr an."

Ginny hatte Recht. McGonagall musste einige verdammt harte Flüche gegen den Kopf bekommen haben!
 


 


 

>>>

Hi ihr Lieben! Jetzt hab ich doch viel zu lange gebraucht um das neue Kapitels hochzuladen, obwohl er schon auf euch gewartet hat. mea culpa

Verzeiht bitte. 

Im nächsten Kapitel wird Harry endlich eine Entscheidung treffen. Mal sehen wie er damit klar kommt. 

Ich gebe euch jetzt schonmal/nochmal den Hinweis: Ich halte mich an den Canon! Aber das heißt nicht, das die Figuren auf dem Weg dahin nicht irrlaufen können ;) 
 

Ich hoffe das Kapitel hat euch wieder gefallen. Ich freu mich immer wieder auf eure Kommentare. Sie sind das, was mich am meisten motiviert :) 

bis bald
 

eure Karin



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Blue_StormShad0w
2019-02-13T17:46:33+00:00 13.02.2019 18:46
Guten Abend, ich hoffe du hattest einen guten Start in diesen Jahr.
Oh Junge, oh Junge … Hermines und Rons Gezanke, bezüglich, ob Ron aus vernünftigen Gründen oder viel mehr wegen Hermine nach Hogwarts zurückgeht, war hier wirklich wunderbar widergegeben wurden. Hätte Rowling in Erwägung gezogen nach den Heiligtümer des Todes da weiter zu schreiben, statt des Epilogs, hätte genau dass hier passieren können. Oh, und das Hermine Rons Liebesgeständnis einfach überhört - obwohl sie doch sonst alles mitbekam - war eine gelungene Stelle. Ich bin mir sicher, dass, wenn Hermine es nochmals mitbekommt, sie bestimmt nicht weniger rot anlaufen wird wie Ron! (^~^)
Ah ja, Rubo. Also ich finde nach wie vor diese Eule wirklich super! Wobei mir da irgendwie das Gefühl beschleicht, dass etwas besonderes; geheimnisvolles; an ihm liegt - nichts böse, oder so. Ist vielleicht etwas weither gezogen, aber es kommt mir alt so vor.
Tja, wie wird Harry sich bei den Brief entscheiden. Gut, man weiß ja, wie es im Kanon aussehen wird. (^^)
Nun gut, dann wünsch' ich dir noch einen schönen Abend und auf bald mal wieder.
Also, bis demnächst wieder, ciao! (^^)/
Antwort von:  Hermine_Weasley
14.02.2019 13:19
Ich danke dir vielmals für den tollen Kommentar! Ich freu mich schon drauf was du dazu sagen wirst was noch kommt.
Und ja, Rubo verbringt noch das ein oder andere Geheimnis ;)


Zurück