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Freund gesucht! MxM

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Vorwort zu diesem Kapitel:
*Text* = Gedanken
(ab Kapitel 5) Komplett anzeigen
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*Text* = Gedanken
Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So...
Für die lieben, die kein Adult lesen können:
Falls jemand trotzdem unbedingt die Szene will, kann er mir gerne kurz schreiben. :)
Aber ich kann euch beruhigen, ihr verpasst nichts, Dank meiner nicht spektakulären Schreibkünste in diesem Bereich. xD

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Da heute so ein schöner sonniger Tag ist und niemand das lesen wird, habe ich entschlossen, doch hochzuladen... xD
Viel Spaß mit dem 10. Kapitel. ^.^

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Süßen! ^.^
Hier ein nicht ganz so... lustiges Kapitel.
Ich hoffe, ihr haltet fleißig durch.
Viel Spaß beim Lesen!

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend meine Süßen!
Hier ist das 12. Kapitel für euch.
Viel Spaß beim Lesen!

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Aloha ihr Lieben. ^.^
Dank meinem freien Tag dürft ihr euch ein neues Kapitel antun.
Eure Reaktionen darauf, kann ich gar nicht einschätzen - wie üblich. Ihr wisst ja, Morddrohungen usw. alles an mich. *g* Ein großes Danke für das bisherige Feedback!
Viel Spaß beim Lesen.

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Und für meine Süßen Nicht-Adults (ich gehöre zu euch, da ich auch nicht freigeschaltet bin *g*)

Viel Spaß beim Lesen!

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend. ^.^
Hier der zweite Teil vom Kapitel. Warnung: Drama
Ich hoffe, dass einige dennoch etwas Freude an dem Teil haben und dass ihr mir bis zum Ende als Leser erhalten bleibt... :)
Viel Spaß beim Lesen!

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Vorwort zu diesem Kapitel:
So meine Lieben... ^.^
Wir neigen uns dem Ende zu.
Viel Spaß mit dem 15. Kapitel!
Ein großes Dankeschön an die, die mir ein Kommi hinterlassen haben. :)

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend ihr Lieben. ^.^
Ihr musstet lange warten, ich weiß. Ich entschuldige mich ganz doll dafür. Ein großes Danke an die, die mir beim letzten Kapitel ein Review hinterlassen haben.
Aber nun geht es weiter. Ich saß lange an diesem Kapi.
Bitte seid nicht ganz so streng (es gibt ein bisschen "Hochzeitsgeplänkel") und bleibt weiter bei der Story dabei.
Viel Spaß beim Lesen!

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend ihr Lieben! ^.^
Ich möchte mich ganz dolle bei euch für das lange Warten entschuldigen! Auch wenn ich nicht zu 100 % mit diesem Kapitel zufrieden bin, ich werde es hier stehen lassen. Bis zum bitteren Schluss! ... xD Ich hoffe, ich werde nicht allzu viele damit vergraulen. Wo ihr mir doch solange treu geblieben seid. =) Und für diejenigen, die zum ersten Mal in diesem Jahr von mir lesen: Noch ein Frohes Neues 2016 für euch!
Über ernst gemeintes Feedback freue ich mich - wie immer - riesig! Und ein Dankeschön für die Reviews zum letzten Kapi.
Viel Spaß beim Lesen!

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend! ^_^
Ich möchte schon mal allen ganz herzlich danken, die bis hierhin gelesen haben. Fast ein ganzes Jahr habt ihr mir mit jedem Review, jedem Favo ein Lächeln ins Gesicht gezaubert! =)
Warnung: Ein wenig Drama

Viel Spaß beim Lesen!

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„Ja, guten Tag. Mein Name ist Harford“, meldete sich Nicholas am Telefon. Er hatte beschlossen, seinen Eltern einen gewaltigen Strich durch die ständigen Verkupplungsversuche zu machen. Vorgestern noch hatten sie ihm eine 30-jährige Bekannte vorgestellt, die ihn beinahe in Grund und Boden gequatscht - ja gequatscht! - hatte. Er kannte nach der ersten halben Stunde bereits ihre gesamte Lebensgeschichte. Miranda Stiles. Bürokauffrau. Hat zwei Hunde. Will mindestens drei Kinder. Ihr Aussehen, vor allem ihre Figur, war ja nicht zu verachten, aber beim besten Willen - er verzichtete lieber darauf. Dafür könnte er noch länger seine Ohren und seinen Verstand behalten.
 

In seiner Wut über seine Eltern hatte er das Internet nach Begleitagenturen durchstöbert und war nach kurzer Zeit fündig geworden. In den Bewertungen las er Dinge wie seriös, professionell, erstklassig. Niemals hätte er, Nick, gedacht, dass er so eine Agentur mal in Anspruch nehmen würde. Und erst recht nicht, um sich dort die Begleitung eines Kerls zu kaufen.
 

Nun, es kam wie es kommen musste: Seine ältere Schwester Emma-Marie würde bald ihren Langzeitfreund Jeremy Thompson heiraten. Natürlich sollte er da mit weiblicher Begleitung aufkreuzen. Mit seinen 26 Jahren gehörte er in seiner Familie schon lange zu den „heiratsfähigen jungen Männern“. Seine Mutter hielt ihm ständig Predigen, wann er sich denn endlich „binden“ würde. Sie warte ja schon so lange darauf. „Und diese One Night Stands…“, hörte er seine Mutter noch augenrollend sagen. Er war es einfach leid. Er liebte Frauen, ganz klar, aber er hatte noch keine gefunden, die er für den Rest seines Lebens an seiner Seite wissen wollte. War das so ein Verbrechen?
 

„Entschuldigen Sie, habe ich das richtig verstanden, Mr. Harford? Sie suchen einen jungen Mann, den Sie für eine Weile als ‚Schein-Freund‘ Ihren Verwandten vorstellen können?“ Er war wirklich überrascht, dass die kompetente Frau am Telefon seinen wahnwitzigen Gedanken sofort verstanden hatte. „Ja, genau, das ist richtig, Ms…“ „Davis“, half sie ihm freundlicherweise aus. „Eigentlich würde ich ja viel lieber mit Ihnen mal Essen gehen, Ms Davis… aber ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.“
 

Nach seinem Satz fing sie herzlich an zu lachen. Es klang schön und sie war wahrscheinlich auch gar nicht viel älter als 30. Doch wenn er jetzt wieder mit einer Frau etwas Kurzweiliges anfing, dann hätten seine Eltern bald wieder ihre Chance, ihn irgendwelchen Single-Frauen vorzustellen. Und da diese Frauen meistens gar nicht mal so schlecht aussahen, musste es doch wohl einen anderen Grund geben, wieso sie noch immer nicht vergeben waren? - So hatte es sich Nicholas zumindest gedacht.
 

Dabei war er jetzt auch nicht unbedingt der große Schwulenfreund. Einmal hatte er sich sogar mit einem geprügelt, weil diese Tucke ihn in einem Club zu oft „angeschaut“ hatte.
 

„Wie soll er denn sein, Mr. Harford? Wir haben eine große Auswahl. Und wünschen Sie auch gewisse… Dienste?“ „Nein nein, ich bin wirklich nicht schwul. Ich will bloß meine Ruhe haben. Also er sollte etwas kleiner sein als ich und natürlich sollte er gutaussehen, damit er auch zu mir passt. Und er sollte nicht zu ‚tuntig‘ sein, wenn Sie verstehen was ich meine“, verlangte er.
 

Nicholas hörte durch das Telefon hindurch wie Ms Davis schmunzeln musste. „Verstehe, ja. Dann müssen Sie mir aber verraten wie groß Sie sind…“ Da musste auch Nicholas verschmitzt grinsen. „Das verrate ich Ihnen doch gerne…“, begann er kokett. „Ich bin 1,88 m. Also für Sie sicher nicht so schwer, jemanden zu finden, der kleiner ist.“ „Ja, das stimmt allerdings. Gut, ich habe mir das notiert. Haben Sie sonst noch einen Wunsch, wie z.B. die Haarfarbe oder Augenfarbe? Darf er tätowiert sein?“, fragte die Frau gewissenhaft nach. „Nein, das ist mir alles eigentlich vollkommen egal. Will den Kerl ja nicht heiraten. Wie gesagt, Hauptsache er sieht gut aus, ist kleiner als ich und ist nicht zu tuckig. Schließlich würde ich mir auch als schwuler Mann keinen unattraktiven Partner suchen“, stellte er nochmal alle seine Forderungen zusammen.
 

„Wenn Sie möchten kann ich Ihnen drei ‚Vorschläge‘ zukommen lassen und Sie suchen dann einen aus. Da Sie keine besonderen Dienste wünschen, stehen Ihnen da wirklich viele off-.“ „Ms Davis, ich vertraue Ihrem Geschmack. Suchen Sie mir den besten raus und schicken Sie Ihn wenn möglich am Donnerstag um 19:00 Uhr zu mir. Und ich hoffe, dass Verschwiegenheit Ihr oberstes Prinzip ist“, unterbrach er sie. „Selbstverständlich. Nicht umsonst hat die Agentur die besten Bewertungen des Landes, Mr. Harford.“
 

Nachdem er mit Ms Davis noch den Preis ausgemacht hatte, den er bereit war, für seinen „Schein-Freund“ pro Stunde zu zahlen und er ihr seine Kontaktdaten dagelassen hatte, verabschiedete er sich. Er wollte jetzt noch ein wenig in der Firma schaffen. Er war seit drei Jahren Juniorchef und dementsprechend hatte er zu tun. Viel lieber wäre es ihm aber, wenn sich sein Stiefvater aus dem Geschäft zurückziehen- und ihm den Posten als Inhaber und Geschäftsleitung ganz überlassen würde. Das Leben war aber kein Wunschkonzert und deswegen begann er auch schnell mit dem Abrufen seiner unzähligen neuen E-Mails an seinem Laptop. Darunter war auch eine von seiner Mutter. Er konnte sich vorstellen was der Inhalt war. Das würde noch ein langer Tag werden…
 

„Und du willst echt plötzlich auf schwul machen?“, fragte ihn sein bester Freund George Hamilton. Sie hatten sich in einer Bar getroffen um noch etwas zu trinken. George hatte eigentlich nur berichten wollen, dass seine Frau Paula ein Kind von ihm erwartete. Doch wo sie gerade so gemütlich zusammen saßen, da konnte er ihn auch gleich mit einweihen. Vor allem, da auch George seine Familie gut kannte. „Nick, du spinnst völlig. Ich kann es ja verstehen, dass du genervt bist von deinen Alten, aber trotzdem. Ich meine schwul… Ich habe jetzt nichts gegen die, aber… du musst den doch dann auch küssen oder nicht?“, fragte George verunsichert und trank einen großen Schluck von seinem Bier. „Ich fasse den doch nicht mehr an als nötig! Ich will ihn nur ein- zweimal vorzeigen um meine Ruhe zu haben. Denn selbst wenn dann ‚Schluss‘ ist, haben meine Eltern keine Chance mehr mich zu verkuppeln. Sie kennen keine Schwulen. Jedenfalls nicht das ich wüsste.“ George zweifelte noch immer an der Aktion. „Dir wird das doch kaum einer glauben. Vor allem nicht John.“ John war Nicholas‘ Stiefvater. Eigentlich war er mehr Vater für ihn als sein richtiger. Der turnte nämlich irgendwo am anderen Ende der Stadt auf einer armen, hilflosen Frau herum und hatte sicherlich bereits mehr als zwanzig Kinder gezeugt…
 

„Meinst du, ich habe Bock da mit so einem Kerl aufzutauchen? Aber ich kann diese ewigen Verkupplungsversuche einfach nicht mehr ertragen. Und meine Mutter hatte schon angedeutet, dass sie mir Begleitung für die Hochzeit besorgt, wenn ich nicht bald jemanden finde. Manchmal schickt sie mir sogar Fotos von Frauen per E-Mail. Alles Töchter oder Nichten ihrer arroganten Freundinnen. Hier, heute, hat sie mir auch was Nettes zukommen lassen.“ Nick entsperrte sein brandneues iPhone und rief die Mail ab, die er seinem Freund zeigen wollte. George scrollte sich geduldig durch alle elf Bilder mit Name und kurzer Vorstellung. Seine Mutter hatte echt keine Hobbys.
 

„Und das ist wirklich so schlimm? Sonst lässt du doch auch nie etwas anbrennen? Nummer Sieben würde zu dir passen!“, kam es von George, deutete kurz auf die heiße Blondine namens „Cary“ und sah dann wieder kurz auf das Ultraschallbild seines Babys, das er mitgebracht hatte. „Ja, denn diese Frauen könnten zwar alle bei ‚America’s Next Topmodel‘ mitmachen, deine blöde ‚Cary‘ auch, aber sie sind alle strohdoof, sodass man nicht mal drei vernünftige Sätze mit denen sprechen könnte.“
 

George musste lachen. Er warf seinem Freund einen detektivisch angehauchten Blick zu. „Und das ist wirklich so schlimm?“ „Du wiederholst dich, George. Das Radio spricht nur einmal“, gab Nick genervt von sich und warf etwas neidvoll nochmal einen Blick auf das Ultraschallbild. Kinder hätte er schon ganz gerne. „Darf ich Patenonkel sein?“ George lächelte. „Paula und ich wollten dich das sowieso fragen, mein bald schwuler Freund…“
 

Auch als sie mehr als fünf Bier intus hatten, fand George seine Idee noch immer ziemlich idiotisch und lächerlich. Das war Nicholas aber herzlich egal, denn George hatte ihm versichert, ihn trotzdem zu unterstützen und den "überraschten, aber verständnisvollen besten Freund" zu mimen.
 

Am Donnerstag war es dann auch endlich soweit. Ms Davis, die Angestellte der Begleitagentur, hatte ihm zuvor eine Nachricht per SMS zukommen lassen, dass um Punkt 19:00 Uhr ein junger Mann zum ersten Kennenlernen bei ihm auftauchen würde. Sein Name war wohl „Casey Summers“ und er war 20 Jahre alt.
 

Wie abgemacht klingelte es an der Tür und Nick öffnete seinem neuen „Freund“. Vor ihm stand, wie gewünscht, ein kleiner, nicht unattraktiver Typ mit schokoladefarbenen Haaren und ebenso schokoladefarbenen Augen. Seine Gesichtszüge waren eher fein und weich. Dementsprechend genau das Gegenteil von Nicholas. Casey war sehr schlank und mit seiner Größe, die geschätzt um die 1,68 m lag, hatte man seinen Wunsch wohl mehr als nur erfüllt. Mit seinen Klamotten, einer dunklen, sehr eng anliegenden Jeans und einem schwarzen schlichten T-Shirt mit V-Ausschnitt, würde man wohl keine Probleme haben, zumindest Casey die Rolle eines Schwulen abzunehmen. Aber vermutlich war er es auch. Wieso sollte er sonst so einen bescheuerten Job machen? Geld hin oder her. Um seinen Hals waren mindestens drei silberne Ketten und an seinen Handgelenken wimmelte es nur so von Armbändern. Casey lächelte freundlich und reichte Nicholas furchtlos die Hand.
 

„Oh man, jetzt haben sie mir einen Zwerg geschickt, ich wollte bloß, dass er kleiner ist…“, dachte er bei sich, als er die kleine schmale Hand ergriff. Überraschenderweise hatte „der Zwerg“ aber einen kräftigen Händedruck. „Ich bin Casey Summers, wie Sie sicherlich wissen. Ich habe gehört Sie benötigen einen ‚Schein-Freund‘“. Er grinste und seine braunen Augen funkelten. Seine Stimme hatte einen angenehmen Ton und war zum Glück nicht so, wie sich Nick die Stimme eines Schwulen in Gedanken meistens vorstellte: Total schrill und nasal. Allerdings hatte Casey einen leichten Akzent. Klang Spanisch oder so. Hätte er jetzt nicht unbedingt erwartet bei dem Namen, aber konnte ihm auch egal sein… Das erklärte zumindest Caseys Körpergröße.
 

„Ja, das ist richtig. Ich bin Nicholas Steven Harford aber nenn‘ mich ruhig ‘Nick‘“, klärte er gleich die Fronten. „Okay, Nick, nenn‘ mich am besten ‚Case‘, das tun die meisten.“ Nicholas nickte nur und bedeutete Casey, dass sie sich erstmal in der großen Küche setzen sollten. „Nimm dir ruhig was zu trinken, wenn du willst.“ „Okay, danke.“ Case schien sehr aufgeschlossen und wirklich kein bisschen schüchtern, denn er bediente sich sofort. „Willst du auch was?“, fragte Case. „Nein danke.“ Als er nach der Mineralwasserflasche griff um sich etwas einzuschenken, fiel Nick auf, dass der Kleine ein Tattoo am Handgelenk hatte. Irgendein mystisches Symbol.
 

Das fand er gar nicht mal so schlecht. Er hatte auch ein paar Tattoos, von denen seine Mutter der allergrößte Fan war. Sie verabscheute es, dass er seinen „so tollen Körper“ beschmiert hatte. „Gibt es ein Problem?“, fragte Case grinsend und blickte Nick abwartend an. „Nein nein, du hast nur ein Tattoo.“ - „Und?“ Case wartete geduldig. Samantha Davis hatte ihm gesagt, dass der Typ bezüglich des Aussehens eher wenig Wünsche hatte. Er wollte wohl nur offensichtlich als der „männliche Part“ angesehen werden, weswegen er auf einen kleineren Partner bestanden hatte. Case war es egal, solange das Geld stimmte. Es mochte wie aus einem schlechten Film klingen, aber er hatte Dank seines spielsüchtigen Vaters einen Haufen Schulden am Hals. Seine kränkelnde Mutter konnte diese mit ihren zwei Jobs kaum bewältigen, weswegen er sie unterstützte wo er nur konnte. Er hatte noch einen Bruder. Dieser saß aber wegen mehrerer kleiner Delikte im Knast.
 

„Meine Mutter mag keine Tattoos und deswegen finde ich es gut das du eines hast“, verriet Nick und musste lachen. Er benahm sich hier gerade wie bei einer Kindergarten-Kennlernstunde, aber naja, alles was seine Mutter ärgerte fand er gut. „Ich habe mehrere Tattoos“, kam es zwinkernd von Case. Nick ward für eine Millisekunde aus dem Konzept gebracht. „Äh, ja ich auch.“ Case grinste bloß als Antwort. Er gab sich zwar für keine Sexdienstleistungen mehr her, aber für Nick hätte er wohl eine Ausnahme gemacht. Er war eine kleine Hete, die seiner Mami einen Streich spielen wollte. Irgendwie reizte ihn das. Auch dieses leicht unsichere Verhalten. Zudem sah Nicholas grandios aus. Groß, muskulös, dunkelhaarig. Ein Traum von einem Mann.
 

„Also, wie kann ich dir denn genau helfen, Nick? Ms Davis hat zwar schon einiges erklärt, aber du solltest mir trotzdem die ganze Lage nochmal schildern“, unterbrach Case seine eigenen Gedanken. Er war hier nicht zum Spaß und Nick wollte ihm sicher nicht für unwichtiges Geplänkel 50 $ pro Stunde zahlen.
 

„Meine Eltern, vor allem meine Mutter, wollen mich ständig mit unausstehlichen, strohdummen Frauen zusammen bringen. Davon habe ich die Schnauze voll. Dazu kommt noch das meine ältere Schwester bald heiraten wird und dafür brauche ich dich als Begleitung, damit ich mich dort nicht mit 100 Single-Weibern rumschlagen und tanzen muss.“ „Gut, klingt nicht zu schwer. Wie ich heraushöre bist du hetero. Wie willst du deinen Eltern glaubhaft machen, dass es von nun an nicht mehr so ist? Meinst du es reicht, wenn wir mal kurz Händchen halten?“, fragte Case und nahm einen Schluck von seinem Wasser.
 

„Naja, ich dachte, du wüsstest da schon etwas…“, begann Nick und kratzte sich leicht hilflos an seinem Drei-Tage-Bart. Case grinste. „Okay, also wir brauchen eine gute und plausible Geschichte, wie wir uns kennen gelernt haben und wie wir dann ein Paar wurden.“
 

„Genau, ja, das ist doch schon mal was“, stellte Nick freudig fest. „Wo gehst du meistens hin um Frauen kennen zu lernen?“, fragte Case und begann einen kleinen Notizblock aus seiner Jeanstasche zu kramen. „Das er die überhaupt so im Sitzen herausbekommt bei der engen Hose…“, fragte sich Nick.
 

„Hmm, also meistens gehe ich ins Phoenix“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Gut, dann würde ich sagen, standen wir beide ganz zufällig dort an der Bar und ich habe dich angesprochen“, schlug Case vor und strich sich eine widerspenstige Haarsträhne hinters Gesicht. „Nein, wieso solltest du mich ansprechen? Schließlich spreche ich Frauen auch immer zuerst an.“ Case musste grinsen. Der Typ wollte wirklich eindeutig als der Mann in ihrer Schein-Beziehung angesehen werden. „Okay, schon kapiert. Und wieso solltest du mich angesprochen haben? Du würdest doch logischerweise nicht einfach so einen Mann in einem Club anquatschen.“ „Ja, stimmt, aber dann sagen wir einfach dass ich dich gefragt habe ob es bei dir auch so mies läuft wie bei mir, weil wir beide einen leicht deprimierten Eindruck gemacht haben.“ „Na gut, das klingt glaubwürdig. Mehr oder weniger.“ Case notierte sich das. „Und dann hast du mich auf ein Bier eingeladen?“ Er war zwar klein und sah vielleicht nicht so typisch männlich aus wie Nick, trotzdem dachte er nicht so klischeemäßig wie dieser. Aber man musste ja auch den Punkt berücksichtigen, dass Nick heterosexuell war und damit kaum Ahnung von einer homosexuellen Beziehung hatte. „Ja, genau, das ist gut. Und nach ein paar Bieren können wir ja ein bisschen getanzt haben und den Rest denken sie sich dann…“, vervollständigte Nick und nahm sich auch etwas zu trinken. „In Ordnung. Und seit wann sollen wir uns schon kennen? Wie lange sind wir zusammen? Wann ist die Hochzeit deiner Schwester?“, fragte Case.
 

„Ich würde sagen wir kennen uns seit fünf Wochen und zusammen sind wir seit drei. Natürlich erst mal heimlich, weil es mir schwer fiel, zu dir zu stehen. Vorgestern hatte ich ein grandioses Verkupplungs-Date mit einer Frau. Deine Eifersucht und meine Liebe zu dir kann mir als Anlass gegeben haben, endlich mit der Sprache herauszurücken.“ „Ja, das klingt auch plausibel“, kam es grinsend von Case. „Du bist doch wirklich schwul oder? Sorry für meine Direktheit“, fragte Nick auf einmal. „Ja, ist das ein Problem für dich?“ Noch immer zierte ein Grinsen sein Gesicht. „Nein nein, schließlich hilft mir das vielleicht äh… glaubwürdiger rüber zu kommen.“ Da musste Case lachen.
 

Nick war das ein wenig unangenehm, aber er wollte schon wissen, mit wem er da eine Schein-Beziehung führte. Und es hätte ja auch sein können das Case einfach ein guter Schauspieler war und den Auftrag angenommen hatte, weil er wusste dass Nick keine besonderen Wünsche hatte.
 

„Case kann ich dich noch was fragen, Kumpel?“ Case, der sich gerade die Adresse von Nicks Eltern in sein altes iPhone 4 eingespeichert hatte, sah auf. „Klar, was denn?“ - „Wieso machst du so einen Job? Ich meine, du scheinst mir kein dummer Kerl zu sein und du bist noch verdammt jung.“ Case packte sein Handy weg und lächelte kurz. „Es ist ein Job für mich. So wie jeder andere auch. Und wo wir gerade dabei sind, welcher Arbeit gehst du nach? Du solltest mir etwas über dich erzählen, damit ich vor deinen Verwandten nicht allzu unwissend dastehe.“
 

Nachdem also Nick Case einiges über sich, seine Familie, und seinen Beruf erzählt hatte, fing Case an, etwas über sich preiszugeben. Aber eher solche banalen Dinge wie Lieblingsessen, Lieblingsfarbe usw. Case wusste nun das Nick Juniorchef in der Firma seines Stiefvaters war. Sein Stiefvater besaß mehrere Autohäuser. Nicks Mutter kam ab und zu in den Hauptsitz, um in der Buchhaltung auszuhelfen oder Urlaubsvertretung zu machen. Emma-Marie, Nicks Schwester, arbeitete ebenfalls in einer Filiale von Nicks Stiefvater. Ihr Bald-Ehemann Jeremy hatte dort den Posten der Verkaufsleitung. Der einzige der nicht mit im Unternehmen beschäftigt war, war Nicks älterer Bruder Asher. Dieser war Anwalt und ließ sich selten blicken, weswegen Nick „in die Fußstapfen“ seines Stiefvaters treten sollte.
 

„Die Stunde ist fast vorbei und ich denke nicht, dass du schon fürs erste Treffen so viel ausgeben möchtest. Wir sollten noch kurz üben, wie wir zusammen beieinander stehen und Händchen halten.“ „Muss man sowas üben?“, fragte Nick überrascht. „Glaube mir, wir sollten das schon mal vorher gemacht haben, bevor wir bei deinen Eltern noch auflaufen.“
 

„Okay.“ Nick stand auf und auch Case erhob sich. Zusammen traten sie in den Flur. Case, der natürlich um einiges kleiner war, ergriff locker Nicks Hand und verschränkte sie mit seiner. „Lass uns ein paar Schritte machen.“ Zu Anfang war Nick doch ein wenig nervös, die Hand eines Kerls zu halten, aber er merkte schnell, dass es natürlich kaum einen Unterschied machte. Praktischerweise hatte Case eh die Größe seiner meisten bisherigen Freundinnen. „Gut, das war ja gar nicht mal schlecht“, sagte Case. „Du bist… ich meine… du bist so groß wie viele Frauen mit denen ich zusammen war, deswegen sehe ich da keine Schwierigkeit“, gab Nick etwas unbeholfen zu. Case lächelte bloß. „Okay, trotzdem war es dir zu Anfang etwas unangenehm oder? Stell dir vor, das hätten deine Eltern gesehen. Wäre nicht so glaubhaft gewesen.“ „War halt zunächst ungewohnt“, verteidigte sich Nick.
 

„Kann ich verstehen. Okay, ich denke, fürs erste Treffen haben wir doch schon einiges geschafft. Wie stellst du dir das nächste vor? Sollen wir da gleich deinen Eltern einen Besuch abstatten?“
 

„Ja, ich würde sagen, ich werde mich am Sonntag, beim wöchentlichen Familienessen outen. Mit dir an meiner Seite“, sagte Nick grinsend. „Du kannst doch auch sonntags oder?“ „Klar, ich will doch nicht dein spektakuläres Outing verpassen“, scherzte Case. „Aber merke dir eines: Du hast mich eben ‚Kumpel‘ genannt, mach das Sonntag besser nicht, okay?“, Case zwinkerte.
 

„Gut, dann nenne ich dich lieber… Schatz?“ - „Alles klar!“

„Ach, bevor ich es vergesse, du solltest deine Mutter schon vorwarnen das du Neuigkeiten hast und das du jemanden zusätzlich mitbringst“, riet Case noch bevor er das Apartment von Nick am Donnerstag verließ. „Okay, danke für den Tipp. Bis Sonntag.“
 

Nick verschloss hinter ihm die Tür. Er war überrascht wie locker und einfach alles von Statten ging. Wenn sie das Sonntag auch so hinkriegen würden - nur als Paar - dann hatte er für die nächsten Jahre endlich seine Ruhe! Dafür konnte er sich selbst seine Frau aussuchen - irgendwann wenn sie in seine Planung passte…
 

Er sah auf den Zettel mit Caseys Kontaktdaten, den dieser ihm extra hinterlassen hatte. Das würde schon irgendwie alles gut gehen.
 

Kurze Zeit später nachdem Casey gegangen war, klingelte bei Nick das Mobiltelefon. Es war niemand anderer als der gar nicht neugierige George.
 

„Wie war euer Treffen? Erzähl. Mir. Alles!“ Eine nette Begrüßung.
 

„Ja, also… Es hat gleich so richtig gefunkt, da dachte ich, wieso warten und das ganze bloß vortäuschen?“, fing Nick an, und versuchte sehr ernst dabei zu klingen.
 

Von George kam zunächst nichts. „… Wie und dann?“
 

„Wir haben dann gleich so richtig gevögelt.“
 

„… Das ist ein Scherz oder? Nick? Komm schon!“
 

„Ja, natürlich ist das ein Scherz, was glaubst du denn bitte?“ Nick musste lachen. „Er war echt ganz… cool. Total locker und so. Und er sieht auch nicht allzu schräg aus. Keine bunten Haare und kein übertriebenes Hintern wackeln. Naja, was soll ich noch groß erzählen? Sonntag ist meine große Stunde.“
 

„Du hast auf seinen Hintern geachtet?“
 

„George!“
 

„Schon gut, schon gut. Also ist der wirklich schwul, ja?“
 

Nick grinste wieder und während er das Telefonat führte, ging er durch sein geräumiges Apartment. „Ja, habe ihn gefragt. Ganz direkt.“
 

„Nicht, dass der dich flachlegen will?!“
 

„Er ist nicht mal 1,70 m. Ich denke nicht, dass er mir, oder meinem Arsch gefährlich werden kann, du Vogel.“ George bekam einen eher unmännlichen Lachanfall. Im Hintergrund hörte man schon Paula rufen, er solle doch bitte etwas leiser sein.
 

„Und wie sieht er jetzt aus? Kann ich ihn auch mal sehen? Also, ich meine schon vor der Hochzeit…“ Natürlich waren George und Paula auch eingeladen.
 

„Also, so selten sind Schwule jetzt auch nicht, dass du ihn wie eine Attraktion darstellen musst, George. Wie sieht er aus… hm… sehr klein, sehr schlank, braune Haare. Passt schon.“
 

„Ich bin dein bester Freund, da habe ich jedes Recht, deine Freundin… oder Freund, vorher zu sehen! Und ich habe auch schon mal ausführlichere Beschreibungen gehört.“
 

„Aha. Tatsächlich? Bezahlst du ihn dann für die Zeit?“, fragte Nick scherzend. „Dann kannst du dir deine ausführliche Beschreibung selbst machen.“
 

„Nein, aber danke für die Frage.“
 

„Du bist ein Idiot. Dein armes, noch ungeborenes Kind. Man gut, dass es wenigstens so einen tollen Patenonkel haben wird."
 

„Sogar zwei. Wenn du den Casey dann mal heiraten solltest.“
 

Tut. Tut. Tut.
 

Und schon hatte Nick aufgelegt.
 

-- Samstag, ca. 09:30 Uhr --
 

Gestern hatte er seiner Mutter telefonisch angekündigt, dass er noch jemanden mitbringen würde und etwas Wichtiges zu sagen hätte. Sie war ganz aus dem Häuschen gewesen und hatte es wahrscheinlich schon dem Rest der Sippe erzählt. Er konnte sich denken, was sie sich in ihrer Fantasiewelt zusammengesponnen hat. Er und Miranda. Oder er und Cary. Wie auch immer...
 

Der 26-jährige Juniorchef war im Kopf schon beim morgigen Tag und doch etwas nervös - oder eher wieder nervös. Er verspürte das Bedürfnis danach, sich nochmal mit Casey zu besprechen. Dieser hatte letztens zumindest Ruhe und Gelassenheit ausgestrahlt. „Ich rufe ihn einfach an und frage nach einem spontanen Treffen. Schließlich bin ich sein Klient und tue ihm damit wahrscheinlich sogar einen Gefallen“, sprach er zu sich selbst. Nach dem vierten Klingeln hörte er auch schon eine leicht verschlafene Stimme „Summers“, ins Telefon sagen.
 

„Oh scheiße, ich habe dich geweckt! Tut mir leid!“, stotterte Nick und kam sich wie ein Vollidiot vor. Nein, eigentlich war er einer. „Alles gut. Wer spricht da bitte?“, fragte Casey, der sich nun etwas gefangen hatte und auch nicht mehr ganz so müde klang. „Hier ist Nick. Nick Harford. Der verpeilte Typ, der einen Schein-Freund braucht.“ Plötzlich ertönte ein Lachen.
 

„Achso, Nick! Entschuldige. Was kann ich für dich tun? Hast du kalte Füße gekriegt?“, fragte Casey und versuchte wie immer stets professionell zu klingen. „Nein, oder naja, doch… Aber ich wollte eigentlich fragen, ob wir uns doch noch einmal treffen könnten, um alles durchzusprechen. Ich zahle natürlich. Hast du heute etwas Zeit?“ Puh! Casey musste schmunzeln. „Ich denke schon. Ich muss nur alles mit der Agentur besprechen. Wann willst du dich denn treffen?“, fragte er und fuhr sich einmal durch seine noch ungebändigten Haare.
 

„Oh, soll ich beim nächsten Mal lieber gleich bei der Davis anrufen? Ich habe gedacht, wir könnten uns in so zwei bis drei Stunden treffen.“ Nick wusste ja nicht, wie es in solchen Agenturen zuging und er wollte Casey keine Schwierigkeiten wegen seiner dämlichen Unsicherheit machen. „Nein, alles gut. Samstags gehen nur meist noch spontan Termine ein - so wie jetzt gerade“, Casey grinste. „Ich rufe dich gleich zurück nachdem ich alles geklärt habe, einverstanden?“ - „Klar, danke, Schatz.“ Casey beendete mit einem Lachen das Telefonat.
 

„War das ein Freund?“, fragte Caseys Mutter neugierig, die im Bademantel und mit einer Tasse Kaffee vor ihm stand. Sie war leise in sein Zimmer getreten. Case‘ Mom war eine kleine, zierliche Frau mit blassem Gesicht und offenen, dünnen, blonden Haaren. Sie hatte nur sein Lachen gehört und gehofft. Sie mochte den Job ihres Sohnes nicht, wie auch als Mutter, doch sie wusste genau, wieso er das tat: Wegen ihr und ihrer bescheidenen Gesundheit.
 

„Nein, ein Klient. Alles gut. Er ist wirklich amüsant und er sieht gut aus“, verriet Casey zwinkernd, lächelte ehrlich und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. „Leg‘ dich wieder hin, du sollst dich doch auskurieren. Morgen musst du wieder raus.“ „Mache ich, aber ich wollte dir zumindest ein Käffchen bringen.“ Sie wuschelte ihm durch die Haare und übergab ihm die Tasse.
 

Nachdem Casey, wie abgemacht, mit der Angestellten der Agentur telefoniert hatte, meldete er sich bei Nick. Er sagte ihm, dass er in ca. zwei Stunden bei ihm sein würde.
 

-- 11:00 --
 

Wie auch bei dem ersten Treffen stand Casey pünktlich vor Nicks Tür. Diesmal trug er eine normale, etwas durchlöcherte, helle Jeans und eine dunkelblaues T-Shirt. Die Ketten und die Armbänder waren seine ständigen Begleiter - hier gab es also keinen Unterschied zum Vortreffen. Nick hatte vorher gesagt, dass Case ruhig „leger“ bei ihm auftauchen könnte.
 

Nick öffnete mit einem schiefen Lächeln und einem „Hey, Schatz!“ die Tür. „Hey, Hase“, konterte Casey grinsend zurück und trat an Nick lässig vorbei. „Er sieht echt ganz okay aus, für einen Fruchtzwerg“, dachte sich Hase und schloss die Tür.
 

„Ich sehe schon, mit dir hat man(n) kein einfaches Spiel!“, sagte der Ältere lachend. „Ich habe gerade überlegt, dass wir vielleicht irgendwo einen Kaffee trinken gehen könnten oder so. Würde gerne nochmal alles durchsprechen und auf meine Bude habe ich gerade keine Lust...“
 

„Okay, gut.“
 

„Hole nur meine Autoschlüssel, warte kurz.“ Während Nick das tat, fiel Caseys Blick auf den Hintern des Älteren. „Hör auf ihn anzustarren. Er ist h-e-t-e-r-o“, dachte er sich mahnend. Den Blick von Nick loszureißen war aber gar nicht so leicht, da dieser eine teure, gutsitzende Jeans und ein rotes Tank-Top trug. Nicks muskulöse Arme wurden schnell „Opfer“ von Caseys Augen. „Du bist hier nicht zum Spaß, reiß‘ dich gefälligst zusammen!“, mahnte Case sich schon wieder und saß kurze Zeit darauf wie paralysiert in Nicks schicker Limousine.
 

Immer wieder von Autos fasziniert, starrte Casey wie gebannt auf das edle Leder-Armaturenbrett. Nick fiel der Blick auf. „Klasse Wagen oder?“ „Er ist ganz nett, ja“, gab Casey leise zurück. Nick musste lachen. Irgendwie hatte er angenommen, Schwule würden nicht so darauf abfahren. Doch er war froh, eines besseren belehrt zu werden… Manchmal hatte er echt bescheuerte und spießige Gedanken.
 

Nachdem sie nach ca. zwölf Minuten Fahrt draußen in einem etwas abgelegenen Café saßen, fing Casey an, seinem Kunden auf den Zahn zu fühlen. „Also, was ist los, Nick? Du wolltest nochmal alles durchsprechen?“ Während Nick nach einer Antwort suchte und mit der Getränkekarte spielte, fiel ihm auf, wie ein Mann, um die 35, an ihrem Tisch vorbei ging und fast unmerklich Casey zunickte. Dieser grüßte ebenso unauffällig zurück.
 

„War das ein Kunde von dir?“, sprach Nick die Frage, die ihm auf der Zunge lag, direkt aus. „Das war mein Bewährungshelfer“, antwortete Casey, nahm Nick die Karte aus der Hand und tat so, als würde er diese interessiert studieren. „Echt jetzt?!“, fragte Nick perplex.
 

Casey fing herzlich an zu lachen. „Nein, aber du machst es einem echt zu einfach!“, Case wischte sich eine Lachträne weg. „Nick, du hast bei Davis um Verschwiegenheit gebeten. Da kannst du dir bestimmt denken, dass das andere auch tun.“ Casey zwinkerte.
 

„Also war es ein Klient von ihm“, dachte Nick und seine dunkelgrünen Augen sahen nochmal in die Richtung, in der der Typ verschwunden war. Der Kerl war nicht gänzlich unattraktiv, wenn man auf Männer stand, aber doch um einiges älter als Casey. Wenn er sich vorstellte, er müsste sich für Geld mit viel älteren Frauen treffen…
 

- Nein, danke!
 

Casey schien die Situation bis jetzt aber ganz gut wegzustecken.
 

Bei einem genussvollen Kaffee, sowie einem leckeren Blaubeer-Muffin, gingen sie in Ruhe noch einmal alles durch. Die erfundene Kennlern-Geschichte. Das mit dem schlechten Gewissen und der Eifersucht. Der Erkenntnis, nicht ewig ihre Beziehung geheim zu halten.
 

Falls jemand nach Caseys Job fragen sollte, hatten sie sich beide auf Uni - BWL-Studium geeinigt. Während sie über alles sprachen, legte Nick sein Augenmerk auf Casey. Dieser hatte locker beide Hände zusammengefaltet auf dem Tisch abgelegt und hörte ihm aufmerksam zu. Nick avisierte weiter die schmalen Hände und fing an sie mit seinen zu streicheln. „Ich übe schon mal, wenn es in Ordnung ist“, sagte er leise grinsend. Case war erst überrascht gewesen, nickte aber bloß und spielte brav mit. „Mutig, war etwas in deinem Blaubeer-Muffin?“, fragte Casey leise und lachte. „Wenn ja, dann iss‘ bitte noch welche.“
 

„Wann ist eigentlich die Hochzeit von Emma-Marie? Du hast es mir bei unserem ersten Treffen nicht gesagt“, fiel Case auf. „Nicht? In drei Wochen.“ „Was ist eigentlich, wenn jemand sehr… negativ auf dein Outing reagiert?“ Nick überlegte angestrengt. „Denke nicht, dass das passiert. Und selbst wenn, es ist mir egal, schätze ich.“
 

Als sie wieder im Auto saßen und Nick gerade losfahren wollte, klingelte sein Mobiltelefon, das zwischen ihnen auf der Ablage lag.
 

Der 20-jährige wollte es ihm gerade reichen, doch auch Nick hatte danach gegriffen und so kam es, dass sich ihre Hände, wie in einer klischeemäßigen Love-Story, berührten. Beinahe kam es ihnen so vor als hätte sie ein Stromschlag durchzogen. Es war anders als vorhin im Café.
 

Casey lächelte bloß und zog seine Hand schnell zurück. Nick starrte noch etwas dümmlich zu seinem Schein-Freund, der den Blick bereits zum Fenster gewandt hatte.
 

Das erneute Klingeln ließ ihn wieder in die Realität zurückkehren. Er nahm den Anruf an, hatte vorher aber nicht auf den Anrufer geachtet. „Harford“, meldete er sich. „Hey Nick! Ich bin’s Matt.“ Matthew Grant. Ein Verkaufsberater für Automobilien, kurz „Verkäufer“ aus der Firma.
 

„Matt. Gibt es Probleme? Wie kommt es, dass du heute arbeitest, ich dachte, du bist nächste Woche für den Samstagsdienst dran“, wunderte sich Nick. „Ich vertrete kurzfristig Stuart. Er muss zu einer Veranstaltung seiner Tochter. Aber egal, hör zu, es gibt ein paar Probleme… Deinen Stiefvater habe ich deswegen noch nicht angerufen.“ Nick pflegte eine lockere Beziehung zu seinen Angestellten, weswegen er mal erwähnt hatte, dass sie ihn bei Schwierigkeiten lieber zuerst kontaktieren sollten anstatt John.
 

„Was ist los, Matt?“ So langsam machte sich der Juniorchef Sorgen. „Anstatt wie geplant am Montag, wurden heute die vier Neuwagen geliefert. Der Fahrer hat aber ziemlich scheiße gewendet und ist mit dem Transporter voll gegen den Bordstein gekommen. Zum Glück erst, nachdem die Wagen abgeladen waren. Naja, das ist das erste Problem. Das zweite ist, dass er kaum Englisch spricht und ich niemanden in seiner verdammten Firma erreiche. Er kommt aus Spanien oder so und trotz meines Schulspanisch verstehe ich kein Wort. Er sagt immer nur so etwas wie ‚bitte keine Polizei!‘, weiter kommen wir nicht. Was soll ich machen, Nick? Der ist total in Panik und macht mich wahnsinnig. Ich wollte nach seiner Versicherungskarte fragen, aber er scheint sie nicht dabei zu haben oder was auch immer…“
 

Nick hörte sich alles ruhig an. Casey, der gemerkt hatte, dass es Schwierigkeiten zu geben schien, sah fragend zu ihm. „Alles in Ordnung? Kann ich helfen?“, flüsterte er.
 

Da machte es Klick bei Nick.
 

„Wir sind sofort bei dir, Matt. Bleib‘ ruhig, okay? Pass nur auf, dass der nicht wegfährt. Ach, und Fotos. Mach Fotos.“ Und bevor sich Matt fragen konnte, wer mit „wir“ gemeint ist, hatte sein Chef aufgelegt.
 

„Casey? Du bist doch… ähm... aus Spanien oder?“, fragte Nick und spielte auf den leichten Akzent seines Beifahrers an. Case grinste. „Nein, mein Vater ist Portugiese und ich bin dort aufgewachsen, aber wieso fragst du?“
 

Nachdem Nick Case alles geschildert und der 20-jährige kurz erklärt hatte, dass Spanisch und Portugiesisch nicht gleich waren, er aber gerne versuchen würde zu helfen und sich mit dem Fahrer zu verständigen, rasten sie zum Hauptsitz.
 

Dort angekommen stand ein schräg geparkter großer Fahrzeug-Transporter. Ein Mann in blauer Kleidung, inklusive Warnweste, lief wie ein aufgescheuchtes Huhn hin- und her. Der andere, im Anzug gekleidet, stand ungeduldig auf dem Platz und kam sofort auf den Wagen von Nick zu.
 

Das war dann wohl der Verkäufer „Matt“.
 

Nick und Casey stiegen schnell aus. Nick ging zu Matt, der ihm schnell die Hand reichte und weiter auf ihn einredete. Case hingegen sah sich genau den LKW an und ging dann leicht grinsend zu den beiden. Matts Augen schienen zu fragen „Wer ist das?“. Nick beantwortete die Frage automatisch. „Mein Freund Casey Summers. Casey, das ist Matthew Grant, einer der Verkäufer.“ Nachdem Matt den „Hinweis“ eh nicht wahrgenommen hatte, lockerte Casey die Situation auf.
 

„Ich spreche mal mit dem Fahrer. Ihr braucht die Versicherung?“ „Ja, wenn er nicht will, dass wir doch die Polizei rufen“, erklärte Nick und warf einen Blick auf den beschädigten Bordstein. Das würde schon ganz schön was kosten…
 

Nach zehn Minuten kam Casey wieder zurück. „Mr. Grant, er konnte Sie nicht verstehen, weil er Ihr… Spanisch… nicht so wirklich verstanden hat. Er ist aus Portugal.“
 

„Oh“, kam es nur peinlich berührt von Matt. Seine Sprachkenntnisse hatte er wohl überschätzt. Nick grinste erleichtert. „Was für ein glücklicher Zufall!“
 

„Sie konnten aber schon richtig heraushören, dass er darum bittet, unter keinen Umständen die Polizei zu rufen. In seiner Firma ist heute niemand. Eigentlich hätte er erst auch Morgen hier ankommen müssen, das hat er mir im Vertrauen gesagt. Er wollte da aber unbedingt schon bei seinem kranken Vater sein und ist jetzt total überfordert. Auch weil er Sie nicht verstehen konnte. Ich habe aber die Versicherungsdaten von ihm. Er bittet darum, dass wir den Schaden erst Morgen oder Montag melden. Zudem würde er eine Kopie seines Reisepasses dalassen, sowie seine Privatnummer und seine Privatadresse, falls noch Fragen sind oder es Schwierigkeiten gibt.“
 

Man konnte dem Verkäufer ansehen, dass ihm ein Stein vom Herzen fiel. Sein Feierabend schien gerettet!
 

„Danke, Case! Du bist einfach klasse!“ Glücklich schloss Nick in seinem Moment der Erleichterung den Jüngeren in seine Arme. Case war etwas überrumpelt, aber er war der letzte, der sich darüber beschweren würde, denn er konnte Nicks harte Muskeln spüren… Auch Matt schien verwirrt über die ihm sich abspielende Szene und beäugte sie kritisch.
 

Case erwiderte die Umarmung und flüsterte leiser: „Merk‘ dir das für Morgen. Und ich glaube, Matty macht sich schon so seine Gedanken über uns…“
 

„Sollen wir hier gleich eine Extra-Show einlegen?“, stellte der 26-jährige die provozierende, geflüsterte Gegenfrage. Nick drückte Case noch ein wenig fester an sich. Wieso er das jetzt schon tat, wusste er selbst nicht so genau. Er konnte auf jeden Fall sagen dass er nicht angewidert war.
 

- Ein Räuspern unterbrach ihre innige Umarmung.
 

„Ehm, Nick, ich spreche noch mal kurz mit Mandy, weil sie den Kollegen für Montag eine Nachricht hinterlassen muss. Danke für die Hilfe, Casey. Hast uns echt geholfen!“ Und nach diesen Worten machte sich Matthew Grant auf den Weg in die Firma.
 

--
 

Nachdem alles geklärt war - Nick hatte dafür auch nochmal selbst mit der Serviceassistentin, die drinnen im Empfang saß, gesprochen - fuhr der Juniorchef seinen Übersetzer zu einer Bushaltestelle, die nahe an Caseys Haus lag. - Case hatte darauf bestanden, da er nicht wollte dass ein Klient seine richtige Adresse kannte.
 

Bis jetzt - und der Umarmung eben - hatte Nick Casey wie einen richtigen Kumpel, der ihm beratend zur Seite stand, angesehen. Aber im Prinzip war er einfach nur ein Kunde für Case. Ob der in Wahrheit einen Freund hatte? Aber war der dann nicht eifersüchtig wegen Caseys Job? Er wäre es bei einer festen Freundin auf jeden Fall. Teilen wollte er nicht. Das kam nicht in Frage.
 

„Danke Case, du hast uns eben echt geholfen“, sagte Nick nochmals, als er den Motor seines Wagens abstellte. Er fuhr sich einmal mit der Hand übers Gesicht. „Zum Glück warst du da. Ich bezahle natürlich die gesamte Zeit und gerne auch etwas extra.“ Casey lächelte bloß. „Schon gut, kein Problem. Du brauchst nichts extra zahlen. Ich hoffe es klappt auch alles so, wie es mit dem Fahrer besprochen ist.“ Während er das sagte, stieg er langsam aus dem Wagen. Er beugte sich nochmal zum Fahrerfenster. Nick ließ die Scheibe herunter.
 

„War heute doch eine gute Übung! Iss‘ Morgen zum Frühstück einfach noch einen Blaubeer-Muffin und wir treffen uns dann mittags bei dir. Da ist die große Show, Hase“, zwinkerte Case und entfernte sich vom Auto.
 

-- Sonntag, ca. 13:00 Uhr --
 

Sie hatten eigentlich verabredet sich bei Nick zu treffen und zusammen zu fahren, so wie es üblich für ein Paar war, doch Case hatte für einen neu erworbenen Putz-Job seiner Mutter einspringen müssen. Diese lag, wie gestern noch, krank im Bett und da der Job schwarz bezahlt wurde, konnte sie sich natürlich nicht einfach krankschreiben lassen. Da aber die Miete anstand, konnten sie sich auch keinen Ausfall leisten. Zum Glück hatte sich Case vorsorglich und professionell wie er war vorher erkundigt, wie er am besten und schnellsten mit dem Bus zu der Adresse kam. Als er mit diesem auf dem Weg zum Haus war, oder eher zur nächst gelegenen Bushaltestelle, überprüfte er sein Äußeres in einem kleinen Spiegel.
 

Müde schloss er kurz die Augen. Zum Glück war Nick bis jetzt echt ein Netter. Die Umarmung hatte ihm auch wahnsinnig gefallen. Da er so klein war, wurde er natürlich eher von Männern gebucht, da Frauen oft größere Typen bevorzugten. So einen wie Nick. Es war selten dass seine Klienten so fantastisch aussahen und sich „so viel“ von ihm sagen ließen. Im Gegensatz zu Nick hatten die Männer immer einen strikten Plan, beziehungsweise schleiften Case als junge, attraktive Begleitung mit sich herum. Prahlten mit ihm und ließen sich für ihren Partner bewundern. Mehr als Small Talk gab es nicht, auch wenn er oft um mehr gebeten wurde. Hinzu kam, dass die meisten Kunden nicht so locker und verpeilt waren wie der 26-jährige.
 

Als er etwas müde aus dem Bus ausstieg, sah er wie Nick nahe der Haltestelle auf ihn wartete. Er hatte ihm gesagt, dass er den Bus nehmen würde, aber letzterer hatte nichts davon verraten, dass er ihn abholen würde. Mit einem Grinsen. Wow und wie er aussah. In seinem eleganten Cabrio lagen wie besprochen schön verpackte Rosen für Nicks Mutter auf dem Beifahrersitz. Caseys Müdigkeit war verflogen. In solchen Momenten liebte er seinen Job.
 

Mit einem Lächeln trat er an den edlen Schlitten, der nicht derselbe war wie gestern, heran. „Krasser Wagen, Mr. Harford.“ „Quatsch nicht und steig‘ ein, Schatz“, säuselte Nick lachend und nahm die Rosen vom Beifahrersitz um sie nach hinten zu verfrachten. Der Forderung kam Case auch sofort nach.
 

„Harten Vormittag heute gehabt?“, fragte Nick, während er sich auf die Straße einordnete. Er hatte bemerkt das Case ein wenig müde wirkte. „Nein, alles gut.“ sagte Case lächelnd. Natürlich würde er Nick nicht sagen, dass er wie ein Hausmütterchen Treppen und WCs geputzt hatte. „Aber danke, dass du mich abgeholt hast.“ „Natürlich, für meinen Schatz mache ich doch alles“, grinste Nick.
 

„Wenn du nicht so ein verdammt geiles Auto, bzw. geile Autos hättest und du nicht mein Kunde wärst, würde ich dir ordentlich eine reinhauen, Hase“, scherzte Case lachend. „Oh, das ist aber gar nicht nett!“, meinte Nick, griff sich gespielt getroffen ans Herz, und schloss sich dem Lachen an.
 

Nach drei Minuten Fahrt hatten sie ihr Ziel erreicht. Natürlich hatten Nicks Eltern kein Haus sondern eine ganze Villa. Per Knopfdruck auf seinem Handy öffnete Nick das Tor zum Anwesen. „Wow.“ Viele seiner Klienten waren sehr wohlhabend, doch nicht jeder konnte von sich sagen, dass er so eine wunderschöne Villa besaß. Und dieses Knopfdruck-Ding war auch sehr faszinierend. Case saß noch staunend im Auto, als Nick ihm auch schon die Tür öffnete. „Ich bin ja ein Gentleman…“, sagte Nick grinsend mit schief gelegtem Kopf und hielt weiter die Tür für ihn auf. „Nett von dir, Darling“, spielte Case das trügerische Spiel mit, machte eine extra tuckige Handbewegung und griff nach den Rosen. Es war gestern verabredet worden das er sie Nicks Mutter geben würde.
 

So als ob sie schon einmal üben wollten, gingen sie händchenhaltend zum Eingang. Leise flüsternd gingen sie nochmal ihren Plan durch. War jetzt sicher schon das dritte oder vierte Mal, aber Nick hatte das spontane Treffen gestern echt geholfen. Ebenso seiner Firma und ebenso Caseys Konto.
 

Für den „Notfall“ hatten sie auch abgemacht, dass auf die Wange küssen beim jeweils anderen in Ordnung war. Über mehr hatte sich Nick jetzt noch keinen Kopf gemacht. Gegen eine weitere innige Umarmung hätte er aber nichts einzuwenden. Das war ganz schön gewesen, musste er ja zugeben…

Nun ging es also in die Höhle des Löwen!
 

Hinter der Tür wurden sie schon ungeduldig von Nicks Schwester, Emma-Marie Harford, erwartet. Nick trat lächelnd auf sie zu und schloss sie in eine herzliche Umarmung. Er schien sie sehr gern zu haben. Emma-Marie war eine schöne Frau von noch 27 Jahren. Mit ihren High-Heels war sie um die 1,74 m und ihr blaues Etuikleid stand ihr hervorragend. Ihre langen dunklen Haare trug sie offen. Ihre Augen hatten denselben schönen Grünton wie die ihres Bruder. „Em, meine Hübsche, dieses Kleid steht dir mehr als ausgezeichnet.“ Er nahm ihre Hand, hob sie etwas hoch und begutachtete sie begeistert von allen Seiten.
 

„Danke, danke, du Charmeur.“ Sie kicherte mädchenhaft. „Mom hat ganz aufgeregt erzählt, dass du jemanden mitbringst, kleiner Bruder. Stell ihn mir vor, er ist süß!“ ‚Em‘ lächelte und mit diesen Worten trat sie auf Casey zu. Auch dieser war von ihrer Präsenz geblendet. Sie war auf den ersten Blick wirklich eine tolle, attraktive und sympathische Frau. Das musste sogar er zugeben.
 

Sicher würde Nick auch bald so eine haben. Nachdem er die Schnauze voll von der - offiziell - ab-heute-beginnenden Scharade hatte.
 

„Ich habe zwar mit einer Frau gerechnet, aber ich freue mich immer deine Leute kennenzulernen, Nick.“ Dieser hatte mit Casey vorher beschlossen, sich ganz direkt erst am Tisch zu outen. Trotzdem sagte er: „Em, das ist mein Freund Casey Summers. Casey, das ist meine ein Jahr ältere Schwester Emma-Marie.“ Die 27-jährige schüttelte Case lächelnd die Hand. Die „Anspielung“ schien auch sie nicht zu bemerken. Wunderte das irgendwen bei seinen vorherigen Frauen-Geschichten? – Wohl eher nicht.
 

„Freut mich sehr dich kennen zu lernen, Casey“, begrüßte Em ihn warm. „Mich freut es ebenfalls, Ms Harford. Aber bitte nennen Sie mich doch ‚Case‘“, kam es sehr höflich, doch mit einem aufrichtigen Lächeln von ihm. Emma-Marie musste lachen. „Oh bitte, du kannst mich ruhig duzen, Case. Ich bin gar nicht viel älter als unser Großer hier. Und ich weiß gar nicht, wieso er auf mein Alter anspielen muss, dieser Frechdachs.“ Sie lächelte erneut, hob kurz mahnend den Zeigefinger, strich ihrem Bruder aber liebevoll über den Arm. „Nick, ich wundere mich über dich. Wie kann jemand der so höflich ist wie Casey, mit dir befreundet sein?“
 

Nick grinste schelmisch, zog im nächsten Moment aber einen Schmollmund. Damit wirkte er um einiges jünger. „Wieso, ich habe dir doch eben ein Kompliment gemacht! Ich bin einfach toll, daran liegt es.“ Em antwortete nicht, schlug ihrem Bruder bloß lachend gegen die Schulter und zog dann beide Männer weiter hinein in die große, teure Villa. Im Inneren sah es genauso gewaltig aus wie draußen. Überall standen kostbar aussehende Gegenstände. Darunter viele Vasen und einige Statuen. Die dunklen Schränke schienen aus einem teuren Holz angefertigt zu sein.
 

„Endlich, da ist er ja!“ Nicks Mutter trat zu ihnen und strahlte übers ganze Gesicht. Auch sie trug ein Kleid das ähnlich geschnitten war wie das von Emma-Marie. Ihre dunklen Haare waren edel nach oben gesteckt. Casey fand sich ziemlich „underdressed“, doch Nick hatte ihm vorher versichert, dass er auch nicht im Business-Anzug zu seinen Eltern essen ging. Der 26-jährige trug ein weißes T-Shirt mit einem Aufdruck und eine blaue Jeans. Und beinahe genauso war Casey gekleidet, bloß dass er ein weiß-blaues T-Shirt und eine blaue Jeansweste darüber trug.
 

Mrs. Harford umarmte ihren Sohn und sagte im nächsten Atemzug: „Nicholas! Ich dachte du bringst mir eine Frau mit. Miranda war doch so nett.“ Ihr Blick suchte ganz offensichtlich die angekündigte junge, hübsche Begleitung. Selbstverständlich mit dem wichtigen, von Nick nicht genanntem Vermerk, „weiblich“. Case schien sie übersehen zu haben.
 

„Mom, du bist heute wohl ein wenig unhöflich. Möchtest du nicht meinen Freund begrüßen? Das ist Casey Summers.“ Nick zeigte auf diesen und war gespannt, ob seine Mutter nun umfallen würde oder nicht. Vielleicht ja auch kreischen?
 

„Oh, natürlich, entschuldige, Darling.“ Sie widmete sich ganz Case. „Ich bin Janice Harford. Nett dich kennen zu lernen, Casey.“ Sie schüttelte ihm freundlich die Hand. „In meiner Aufregung habe ich dich übersehen, tut mir leid. Oh, ich darf dich doch duzen oder?“ Sie machte eine einladende Handbewegung ins Esszimmer. „Natürlich!“, antwortete Case. „Die Blumen sind für Sie, Mrs. Harford.“ Lächelnd übergab er den Strauß mit rosafarbenen Rosen und erntete Verwunderung aber auch Freude. „Oh danke, das wäre doch nicht nötig gewesen! Wir freuen uns immer über Freunde von Nicholas. Die Rosen sind wunderschön. Und so eine tolle Farbe.“ Während Nick versucht hatte zu begreifen, ob seine Mutter den Hinweis nun verstanden hatte oder nicht, traten sie alle ins große, elegante Esszimmer. Der Tisch war gedeckt und wirkte überaus einladend. Nicks Frage wurde jedoch schnell beantwortet. Sie alle hielten Casey wohl nur für einen Freund. Nicht den Freund.
 

„John, du hast gewonnen, er hat sich wohl nicht so gut mit Miranda verstanden!“, rief Janice aus und stellte die Rosen in eine mit Wasser gefüllte Vase aus Kristall. „Habe ich dir doch gesagt, Liebling. Ich habe sowieso eher zu Cary Henderson tendiert“, antwortete John unbeeindruckt und kam nun auch auf Nick und Casey zu. „Was haben bloß alle mit dieser Cary?“, fragte sich Nick. Begleitet wurde John von seinem Bald-Schwiegersohn Jeremy Thompson, einem recht ansehnlichem Mann mit dunkelblonden Haaren, blauen Augen und modischer dunkler Brille. Glücklicherweise waren auch sie beide etwas legerer gekleidet als die Damen: Schlichte Hemden und keine Krawatten. Als John Casey erblickte, wunderte er sich. Gab Nicholas den Auszubildenden aus dem Betrieb nun auch Führungen durch sein Elternhaus, oder wie durfte er die Zwerg-Wanderung verstehen?
 

John, Nicks und Emma-Maries Stiefvater, war ein etwas distanzierter, und sehr großer Mann mittleren Alters. Er war bestimmt um die 1,95 m. Seine Haare waren schon ergraut, doch er sah noch immer sehr attraktiv aus. Genau wie Janice. Das gute Aussehen hatten Nick und Em sicherlich von ihrer Mutter geerbt.
 

Die Vorstellung von John und Casey war von Johns Seite eher wortkarg ausgefallen. Man hatte Mr. Harford ansehen können, dass er mit einer hübschen Frau, und nicht mit einem kleinen Casey Summers als Begleitung gerechnet hatte. Seine Augen hatten den 20-jährigen weiter streng gemustert. John strahlte eine gewisse Autorität aus und verscherzen wollte man es sich mit ihm nicht unbedingt. Dass er beruflich ein hohes Tier war, das sah man auf jeden Fall.
 

„Nicholas, ich denke, du möchtest uns etwas Wichtiges sagen? So hast du es zumindest am Telefon angekündigt…“ Janice Harford sah ihren Sohn mit großen Augen an. Sie hatten sich derweil alle gesetzt. Casey natürlich neben seinen Schein-Freund.
 

„Nun…“, begann Nick und räusperte sich. Sein Blick lag hilfesuchend bei Case, der ihm ein stärkendes Lächeln schenkte. Auch nickte dieser leicht. „Ihr wundert euch sicher, wieso ich Casey mitgebracht habe…“ Janice schien immer noch nicht zu verstehen und wollte sich und ihrem Mann gerade Wein einschenken. „Ich… äh…“ „Verdammt, wieso fällt mir das bloß so schwer? Es stimmt doch nicht mal das ich schwul bin!“, dachte sich Nick. All die Schadenfreude; die er die Tage zuvor gehabt hatte, war wie weggefegt.
 

„Ich bin schwul und ich bin mit Casey hier zusammen. Schon ein paar Wochen“, kam es dann langsam doch von ihm. Noch immer nach einem Halt suchend, griff er nach Caseys Hand und drückte sie. Dieser streichelte als Antwort seine Hände und schenkte ihm noch ein wärmendes Lächeln. Janice verschüttete natürlich etwas von dem teuren Wein und sah nur geschockt zu Nick.
 

Stille…
 

Keine Reaktion.
 

„DU willst schwul sein?“, kam es nach einer halben Minute unter großem, falschem Gelächter von John. Auch Jeremy hatte sich dem Lachen angeschlossen. Janice hingegen versuchte nur ihr Malheur, mittels einer Serviette, in Ordnung zu bringen. Sie schien wie in Trance.
 

„Ja, ich bin schwul. Und ich bin mit Case zusammen“, wiederholte Nick. Das Lachen verstummte nicht. Im Gegensatz - es nahm sogar noch zu. Die einzig weitere Person die nicht lachte, war Emma-Marie. Sie räusperte sich. „D-dad, ich glaube, er meint es wirklich ernst“, sagte die 27-jährige plötzlich. Emma-Marie war die einzige, die John Dad nannte, obwohl er nicht ihr Erzeuger war. Sie war immer sein Goldstück gewesen. Als einziges Mädchen wurde sie stets ein wenig bevorzugt. Nick und Casey sahen beide überrascht über die Worte zu ihr.
 

„Ich habe aus dem Fenster gesehen, als ich eben auf Nick gewartet habe. Er und Casey haben Händchen gehalten und wirkten sehr vertraut. Ich trage heute aber keine Kontaktlinsen und deswegen dachte ich, dass ich mich bloß verguckt hätte, was das mit den Händen angeht.“
 

Nick dankte seiner Schwester im Stillen, genauso wie Casey. „Man gut, dass wir das gemacht haben…“. Diese Überlegung teilte das „Pärchen“ gerade gemeinsam.
 

John sah erst erstaunt zu seiner Stieftochter, dann zu seinem Stiefsohn.
 

„Und… Mandy unsere Aushilfe für Samstags meinte, dass ein süßer, schnuckliger Typ gestern kurz mit Nick in der Firma gewesen wäre“, fuhr Em fort. „Und sie haben sich wohl sehr innig umarmt.“
 

Und wieder ruckte Johns Kopf zu Emma-Marie.
 

„Wow, ich hätte Em bezahlen sollen, sie macht das echt klasse! Und natürlich Matt, für das Weitergetratsche an Mandy…“, dachte Nick und musste ein triumphierendes Grinsen unterdrücken.
 

„Du meinst das wirklich ernst?“, fragte Mrs. Harford, legte die Serviette beiseite und sah fragend zu ihrem Sohn. „Ja, Mom.“
 

Wie um seine Aussage zu unterstreichen, beugte er sich zu Casey und wollte ihm einen Kuss auf die Wange geben. Dieser drehte just in diesem Moment aber sein Gesicht zu ihm und Nick traf so halb seine Wange und halb seinen Mund. Nick musste sich beherrschen, nicht hochrot anzulaufen. Wirklich gelingen tat es ihm allerdings nicht „Scheiße, ich habe aus Versehen seine Lippen berührt“, hämmerte es in seinem Kopf. Zusammen mit dem Gedanken: „Die sind gar nicht so anders, wie die einer Frau.“ Es war im Prinzip keine große Sache, trotzdem wollte sein Gesicht nicht mehr zum Normalstand finden.
 

Nick zwang sich irgendwie zu einem Lächeln und wandte seinen Blick wieder zu Janice. Casey wusste nicht genau, was er denken sollte. Außer vielleicht das Nick gerade wie ein Teenager, der heimlich seinen Schwarm küsste, rüberkam. Ihm tat es für Nick leid, dem die Sache mit dem verpatzten Kuss wohl sehr unangenehm war. „Schatz, dir muss das doch vor deinen Eltern nicht peinlich sein. Ich bin so froh, dass du jetzt zu uns stehst“, versuchte Case seinen Auftraggeber aus der misslichen Lage zu befreien. „Du hast vollkommen recht, entschuldige, Kleiner.“ Er bestätigte seine Aussage mit einem Nicken und streichelte dem jüngeren zart über die glatte Wange.
 

Mrs. Harford räusperte sich nach einer Weile. „Ich… ja also… dann verstehe ich natürlich, wieso du immer so genervt warst, wenn ich versucht habe, dir zu einer Beziehung mit einer Frau zu verhelfen“, sprach Mrs. Harford langsam und schluckte. „Ich bin deine Mutter, Nicholas, wieso habe ich nicht vorher etwas gemerkt?“ Ihr Satz klang beinahe wie ein Vorwurf an sich selbst. Und beinahe tat es Nick leid.
 

John schien zunächst sprachlos. Das Lachen hatte ein jähes Ende gefunden. Nach zwei Schlucken von seinem Wein sagte er: „Ob ich dir diesen kranken Scheiß glaube hin oder her - hast du eigentlich einmal an deine Firma gedacht?!“ Eigentlich wollte er ruhig bleiben, doch er kam nicht umhin sich so fest an das filigrane Glas zu klammern, dass es fast zerbrach. Wut überkam ihn. Was fiel seinem Stiefsohn bloß ein?
 

Casey sah alarmierend zu Nick, der zu grübeln schien. „Was machen wir jetzt, was machen wir jetzt?“, überlegte der 20-jährige fieberhaft. Er konnte schließlich auch nicht immer an alles denken. Normalerweise wurde er dafür bezahlt, dass er gar nicht dachte, nur gut aussah und scheinheilig lächelte.
 

„John“, sprach Nick leise. „Wie kommt es das du sie plötzlich meine Firma nennst? Es ist doch deine! Ich bin seit drei Jahren Juniorchef, mag zwar etwas chaotisch sein, habe aber der Firma zu einigem verholfen und selten ein Wort des Dankes von dir gehört. Wir haben ein modernes Unternehmen. Wieso sollten wir da Dinge, die in der heutigen Zeit völlig normal sind, nicht akzeptieren? Zudem gibt es so viel Schlimmeres: Die Frisur von dem alten Drachen Bridget zum Beispiel.“
 

„Nicht lustig, Nick“, dachte sich Casey. John überhörte Nicks „Witz“ über die schon etwas ältere Buchhalterin gekonnt.
 

„Was ist mit Krankheiten?“, fuhr Mr. Harford unbeirrt fort. Nicks Argument bezüglich der Firma hatte ihn keineswegs beruhigt, doch etwas Anderes fiel ihm gerade nicht ein. Er war auch nur ein Mensch. Und momentan sogar ein ziemlich hilfloser. Er hätte bei Nick mit vielem gerechnet, aber nicht mit einem Outing!
 

„Oh bitte, damit kommst du jetzt? Mit Krankheiten?“, Nick war sauer und auch etwas… peinlich berührt. Casey beschloss einzugreifen. Je länger sein Kunde nämlich nach einer guten Antwort suchte, desto mehr Röte nahm sein Kopf an. Er wusste genau, woran Nick gerade dachte… Der Teil, der vor den Krankheiten stattfand. „Mr. Harford, Sie wissen sicherlich selbst das jede… Art von Pärchen sich mit Krankheiten infizieren kann.“ John schenkte Casey einen Blick, der ihn hätte erdolchen können. „Es gibt genügend… Vorsichtsmaßnahmen“, versuchte der 20-jährige vernünftig und sachlich zu erklären und somit Nick weiter zu unterstützen.
 

„Ich habe nicht mit Ihnen gesprochen, Casey. Danke“, kam es gereizt von John. „Wenn mein Freund hier etwas sagen will, dann hat er jedes Recht dazu!“, donnerte Nick nun filmreif und schlug auf den Tisch.
 

„Beruhigt euch doch bitte!“, warf Emma-Marie ein. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, da sie das Gefühl hatte, Nick und seinen Freund nur mehr in Schwierigkeiten gebracht zu haben. Dabei hatte sie nichts gegen die beiden. Im Gegenteil. Nicks frühere Freundinnen hatten ihr nie sonderlich gefallen. Und von fast keiner hatte sie bei dem Kennenlernen so ein aufrichtiges Lächeln bekommen wie von Casey.
 

„Wer aus der Firma weiß alles davon?“, fragte John weiter. Er sah auch kurz zu Jeremy, der aber fragend mit den Achseln zuckte. Auch er hatte nicht die leiseste Ahnung von Nicks angeblicher Homosexualität gehabt.
 

Dieser kam sich vor wie bei einem Verhör. „Ich habe Casey nicht vor versammelter Mannschaft einen Heiratsantrag gemacht, falls du das meinst.“ „Das fehlte uns noch!“, empörte sich John.
 

„Ich denke… wenn nur die Serviceassistentin Mandy und ein Verkäufer.“ „Du denkst?! Welcher Verkäufer?!“ „Matthew Grant.“
 

„Mandy arbeitet glücklicherweise meist nur samstags und Grant werde ich mir Morgen gleich vornehmen“, sprach John und griff schon wieder zu seinem Wein. „Um was genau zu tun?“ „Nicholas, stell nicht so dumme Fragen. Ich werde mit den beiden sprechen, dass sie ihren Mund halten sollen über dich und… ihn.“ Leicht abwertend zeigte Mr. Harford kurz auf Casey.
 

„Hör auf mit dem Finger auf ihn zu zeigen, als sei er etwas Abartiges.“ Nick war sauer. Er musste zugeben, dass er gestern während der Umarmung vor Matt vielleicht nicht nachgedacht hatte, aber selbst ein homosexueller Juniorchef hatte das Recht darauf, glücklich zu sein. Zudem sagte dies nichts über seine Chefqualitäten aus.
 

- Verdammt, er war nicht mal homosexuell… Aber er hatte Dank seiner erstklassigen Idee nun dieselben Probleme.
 

„Ich habe das Gefühl, dass du das alles nicht richtig ernst nimmst, Nicholas. Du bist nicht einfach bloß ein kleiner kaufmännischer Angestellter, der sich hinter seinem Schreibtisch verstecken kann. Du bist Juniorchef und die Mitarbeiter müssen Respekt und Achtung vor dir haben. Aber wie sollen sie das, wenn du…“
 

„Schwul bist?“, beendete Nick für seinen Stiefvater den Satz. „Ich schlage dir etwas vor, ich spreche mit Grant und der Servicetante und dann sehen wir weiter. Außerdem hast du etwas vergessen… einige unserer Kunden sind auf Emmas und Jeremys Hochzeit eingeladen.“
 

„Und?“, John hob fragend eine Augenbraue.
 

„Na, für die Hochzeit gilt, ich soll mit Begleitung erscheinen. Und da Casey mein Freund ist, ist wird er genau diese sein.“
 

„Du machst mich fertig, Nicholas. Was habe ich dir getan? Du kannst das doch nicht ernst meinen mit der halben Portion!“ Casey war von Johns stetig wachsender Ablehnung gegen ihn nicht begeistert, allerdings überspielte er das gekonnt. Er war schließlich Profi.
 

„John, hör auf!“
 

Es war Janice, die nun beherzt, und schon etwas lauter, das Wort ergriffen hatte.
 

„Du tust geradezu so, als sei er Abschaum geworden. Der Junge soll sich nicht ewig verstecken. Er kann nichts dafür… und es ist auch nichts Schlimmes. Er steht zumindest dazu. Viele tun das nicht und machen sich ihr Leben lang den anderen und sich selbst etwas vor“, sagte Mrs. Harford und stand langsam von ihrem Stuhl auf. „Ich unterstütze dich, mein Sohn. Und für Enkelkinder werden einfach Em und Jeremy sorgen. Und natürlich Asher und seine Frau…“
 

Jeremy, der weiterhin kein Wort gesprochen hatte, grinste. Er sah zu seiner angehenden Braut und wackelte bedeutend mit den Augenbrauen. „Spinner!“, rief Emma-Marie und schlug leicht nach ihm. Er hatte im Grunde nichts gegen Homosexuelle. Er fand nur, genau wie John, dass es jetzt etwas schwierig werden dürfte in der Firma.
 

Janice stand es hingegen nach Umarmungen. Erst war Nick ihr Opfer und dann Casey.
 

„Und jetzt möchte ich alles über euch wissen, ihr zwei.“ Nick schenkte seinem Schein-Freund einen Blick, der so etwas bedeuten sollte wie „Wir haben wohl das Schlimmste hinter uns“.
 

Nach der Umarmungsorgie setzten sie sich wieder. John saß zwar am Tisch, hatte aber kein Wort mehr verlauten lassen. Er konzentrierte sich ganz auf seinen Wein und schien seinen leicht homophoben Gedanken nachzugehen.
 

„Essen wir jetzt endlich was? Ich habe ganz schön Hunger“, versuchte auch Emma-Marie die Stimmung weiter aufzulockern. Ihrem Stiefvater schenkte sie ein Lächeln. „Ich hole mal alles“, verkündete sie. Casey sah kurz zu Nick, gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und rief: „Ich helfe dir, wenn es in Ordnung ist.“ Schon war er mit Em in der Küche verschwunden. Janice blieb sitzen. Sie hatte die ganze Zeit die kleinen Gesten beobachtet. Man sah ihr an, dass sie an der Sache doch noch etwas zu knabbern hatte, trotz ihrer vorherigen Worte. Als jedoch Casey mit Em lachend die verschiedenen Speisen hineintrug, verschwanden ihre schlechten Gedanken. Sie musste Case einfach gern haben. Während sie ihn so beobachtete, musste sie lächeln. Machte es so einen Unterschied? Ob jetzt zwei Frauen lachend ins Esszimmer getreten wären, oder eben Em und Casey. Eigentlich spielte es doch keine Rolle…
 

Nachdem durch Emma-Maries und Caseys Einsatz endlich alle etwas Köstliches vor sich auf ihrem Teller hatten, fing Nick an zu erzählen.
 

„Also das war so…“, begann der 26-jährige, als ob er Spannung verbreiten wolle. „Ich war im Phoenix, meinem Stammclub. Ich hatte bis zu diesem Moment gehofft, eine interessante Frau zu treffen. Dies war nicht der Fall, somit ging ich niedergeschlagen zur Bar. Dort stand Casey.“ Nick sah zu diesem und warf ihm gedanklich „den Ball zu“. „Ja, naja, ich hatte auch nicht gerade den tollsten Tag gehabt und war auch recht niedergeschlagen, sehr zum Leidwesen des Barkeepers." Casey lachte kurz bei seiner ausgedachten Erinnerung. „Nick“, er nahm wieder seine Hand und schenkte ihm einen gekonnten, verliebten Blick, „hat mich dann gefragt, ob es bei mir auch so schlecht läuft und dann haben wir erstmal ein bisschen was getrunken.“ Nun war der 26-jährige wieder an der Reihe. „Irgendwann haben wir getanzt - falls man das so bezeichnen kann, wir waren ziemlich schlecht - und naja. Ihr wisst schon…“
 

„Leider wissen wir das“, kam es kalt von John. Janice ließ ihr Besteck fallen und warf ihm einen erbosten Blick zu. Heute würde ihr Ehemann auf der Couch schlafen, das war sicher.
 

„Und wie lange seit ihr genau zusammen?“, fragte sie weiter und es steckte echtes Interesse dahinter. „Kennen tun wir uns seit fünf Wochen und fest zusammen sind wir seit drei“, beantwortete Casey die Frage und schenkte Janice eines seines schönsten Lächelns.
 

„Wieso hast du dich dann noch vor kurzem mit Miranda Stiles getroffen?“, kam es wieder von John. „Ich konnte… noch nicht zu mir stehen. Doch ich bekam einfach Schuldgefühle bei dem Treffen. Zudem war mein Schatz ziemlich eifersüchtig. Hinzu kam, dass ich mir eingestehen musste, dass eine Beziehung mit einer Frau wohl nicht das Richtige für mich wäre. Mit Case bin ich sehr glücklich.“
 

„Und wie alt bist du, Casey?“, fragte nun Jeremy und beugte sich ebenfalls weiter in die Richtung des „Pärchens“. „Ich bin 20“, verriet er.
 

„Ein bisschen jung! Was arbeiten Sie, wenn ich fragen darf?“, mischte sich nun John Harford wieder ein. „Ich spiele den Schein-Freund für Ihren eigentlich gar nicht homosexuellen Freund, Sir“, dachte sich Angesprochener. Natürlich antwortete er etwas anders. „Ich bin BWL-Student“, antwortete Case, so wie abgesprochen.
 

„An welcher Universität?“ „An der Highlander-University.“ Zum Glück hatte Casey schon mit dieser Frage gerechnet und zum Glück wollte er sich tatsächlich mal dort bewerben. Irgendwann wenn es mit dem Geld passte.
 

„Von dieser habe ich noch nichts gehört und eigentlich kenne ich die meisten hier…“, stellte John klar. Sein offener Satz verhieß nichts Gutes. Und John schien auch nichts Gutes über Casey oder die verdammte Universität zu denken.
 

„John“, unterbrach nun auch Nick. „Die Universität ist vollkommen in Ordnung“, antwortete Nick sauer. „Schließlich ist es die einzige Uni die ich mir leisten könnte“, dachte Casey bei sich. Um John zu entwaffnen, schenkte ihm Case ein warmes Lächeln. Der schien darüber kurzzeitig überrascht zu sein.
 

„Und was machen Sie sonst so? Haben Sie einen Nebenjob? Schließlich gehe ich davon aus, dass Sie sich die Semestergebühren selbst finanzieren oder täusche ich mich da?“ „Ab und zu gehe ich für meine Mom Treppen und alte WCs putzen“, beantwortete Casey die Frage in seinen Gedanken.
 

„Ich helfe in einem Café aus“, log er. Er hatte tatsächlich mal dort gearbeitet und falls Mr. Harford Nachforschungen anstellen würde, würde der Chef ihn decken.
 

Die Frage, in welchem Café Casey angeblich arbeitete, kam allerdings nicht.
 

Da John nichts mehr zu sagen hatte und auch der Rest erstmal still war, sagte Nick leise. „Schatz, gibst du mir mal bitte das Wasser?“ Er deutete auf die gewünschte Flasche. Casey nickte bloß lächelnd und verkniff sich das „Hase“, was er normalerweise als Antwort gebracht hätte.
 

Nick schenkte sich etwas ein. Wissend zählte er im Kopf bis zehn.
 

Eins...Zwei…
 

Drei...Vier…Fünf
 

Sechs…Sieben…
 

„Oh Casey, du hast ja ein Tattoo!“, rief Janice Harford.
 

- Treffer versenkt.
 

„Du gerissener Schweinehund!“, dachte sich Angesprochener und unterdrückte ein Grinsen. „Ja, das habe ich, Mrs. Harford“, antwortete er brav.
 

„Bitte, nenn‘ mich doch ‚Janice‘!“, verlangte sie lächelnd. „Zeigst du mir das mal?“, bat sie. „Natürlich.“ Leise stand er auf und tapste leichtfüßig zu ihr. Interessiert schaute sie es sich an. „Das ist wirklich schön. Nicholas hat ja auch so viele, aber seine gefallen mir nicht“, beschwerte Janice sich.
 

„Liebling, der gute Casey wird wohl genau wissen, dass Nicholas Tätowierungen hat. Du brauchst ihm das nicht extra zu sagen“, kam es spöttisch von John, und brachte dem armen Nick so ein ziemlich rotes Gesicht. War ja heute nicht das erste mal… Auch Case musste mit sich kämpfen, konnte seine Gesichtsfarbe aber halten.
 

- Leider wusste er es nicht genau…
 

Janice schien glücklicherweise nicht auf diese schwachsinnige, leicht abwertende Bemerkung anzuspringen. „Gefällt mir sehr gut, das Symbol…“, wiederholte sie bloß. Über den Satz überrascht, schenkte Nick seiner Mutter einen verwirrten Blick.
 

„Was geht hier vor? Wer ist diese Frau?“, dachte sich Nick, während besagte Frau Casey weiter über die Bedeutung des Tattoos ausquetschte.

Nach einer weiteren Stunde Essen und Reden hatten es Nick und Casey - fürs erste - geschafft. Sie hatten sich bereits von allen verabschiedet, außer von Emma-Marie. Sogar John hatte beiden die Hand gereicht, doch ein paar nette Worte hatten sie von ihm nicht erhalten. Em stand mit den beiden „Turteltäubchen“ noch lange an der Tür.
 

„Wir müssen uns unbedingt mal zu viert treffen“, schlug die noch 27-jährige lächelnd vor. „Dann sind wir in einer anderen Umgebung und es ist nicht so angespannt. Jem findet meine Idee sicher auch klasse. Und ich freue mich sehr, dass Case bei der Hochzeit dabei ist.“
 

„Ich denke zwar nicht, dass Jeremy so von uns begeistert ist, dass er etwas zu viert unternehmen will, aber wieso nicht.“ Nick warf Casey einen Blick zu, ergriff seine Hand und schaute dann wieder zu seiner Schwester. „Aber wir müssen jetzt wirklich los, Süße. Case muss noch ein bisschen für seine Uni ackern…“
 

Als sie endlich im schicken Cabrio von Nick saßen, sah dieser Casey lange an. „Wir waren doch gut oder?“, fragte Nick mit einem schiefen Lächeln. „Wir waren klasse, ja. Aber dein Stiefvater wird wohl nicht bei unserer Hochzeit dabei sein“, scherzte Case und lachte. „Ich hätte nicht gedacht, dass John so hart reagiert. Ich weiß auch nicht. Ich habe angenommen, dass sie beide kurz schräg geguckt hätten und der Verkupplungs-Scheiß dann vorbei wäre.“ Case musste lächeln. Nick war schon ein wenig naiv. „Weißt du, nicht jeder kann so etwas gleich akzeptieren. Du musst ihm schon etwas Zeit geben.“
 

Der 20-jährige musste aber bald lachen. „Oh man Nick, das ist so verrückt. Eigentlich musst du ihm auch keine Zeit geben. Schließlich ist das alles nur eine große Farce. Ich kenne echt niemanden, der so etwas Durchgeknalltes machen würde, sorry!“ „Aber ich war sehr überzeugend! Vielleicht sollte ich aus der Automobilbranche aussteigen und Schauspieler werden. Du kannst mein Assistent sein, wenn du willst.“ „Du bist echt ein Spinner!“ „Tja, so wie es aussieht, bin ich aber noch eine Weile dein Spinner, Schatz.“
 

Nick grinste und warf Casey einen charmanten Blick zu, während er nach seiner Sonnenbrille griff und diese lässig aufsetzte. Zum Glück sah der 26-jährige auch bald wieder auf die Straße, denn Caseys „professionelle“ Fassade bröckelte. Er wurde leicht rot. Ihm gefiel Nick. „Du benimmst dich wie ein dummes, verknalltes Gör. Er ist hetero, und wird es wegen dir sicher nicht ändern!“, flüsterte eine hässliche Stimme in Caseys Kopf.
 

Am Montag hatte Nick, wie versprochen, gleich mit dem Verkäufer Matthew Grant und auch Mandy, der Aushilfe, gesprochen. Grant hatte er in sein Büro zitiert und die Serviceassistentin hatte er persönlich angerufen. Er erklärte ihnen, dass er zwar tatsächlich mit Casey in einer Beziehung wäre, sie das aber unter keinen Umständen weitertratschen sollten. Mandy hatte auch mehrmals erklärt, dass sie nur Emma-Marie von dem Vorfall am Samstag erzählt hatte. Grant gab ebenfalls sein Wort, den Mund zu halten. Damit war für den Juniorchef die Sache erstmal abgehakt. Er hatte seine Pflicht nun erfüllt oder?
 

-- Dienstag, 15:20 Uhr --
 

Es war bis jetzt ein harter, unnachgiebiger Tag gewesen. Nicholas hatte kaum die Möglichkeit zu einer Verschnaufpause gehabt. Dabei war Dienstag eigentlich der Tag, an dem die Menschen am faulsten waren. Auf den Juniorchef traf dies allerdings keinesfalls zu. Fast jede zwanzig Minuten wurde er zusätzlich mit Telefonaten genervt. Er sehnte sich jetzt schon nach dem erlösenden Wochenende…
 

John hatte bis jetzt nur notgedrungene Gespräche mit ihm geführt. Gestern war seine erste Frage gewesen, ob er denn in Bezug auf die unschöne Sache, zumindest alles geklärt hätte.
 

„Nick!“ Emma-Marie kam plötzlich in das Büro ihres jüngeren Bruders gestürmt. Von Anklopfen keine Spur. In ihren Filialen gab es meist nur Glastüren. So hatte sie sehen können, dass niemand bei ihm war und er fleißig an seinem Schreibtisch saß, der direkt gegenüber der Tür stand.
 

„Em? Was machst du hier?“, fragte der 26-jährige Juniorchef verwundert. Er sah von seinem silbernen Laptop auf. Er erstellte gerade eine Präsentation für ein Meeting, das Morgen anstand.
 

„Ich wollte dich überraschen, kleiner Bruder!“ Em lächelte und stellte ihm einen Starbucks-Becher vor die Nase. „Und dir was Leckeres bringen.“
 

„Schade, über etwas Essbares hätte ich mich mehr gefreut, ich habe seit heute Morgen nichts mehr zu beißen gekriegt.“ Nick seufzte, griff aber dankbar nach dem Becher und nahm einen Schluck.
 

„Oh, das tut mir leid, das konnte ich nicht ahnen…“, murmelte sie. „Aber ich habe noch eine Kleinigkeit für dich. Das kann man zwar nicht essen… oder… naja… äh… Moment!“ Sie lief schnell aus dem Büro und kam mit einer Person an der Hand wieder.
 

„Tada!“, rief Emma wie eine Präsentatorin aus einem Zirkus oder einer Show. Vor Nick stand nun Casey, der ihm einen entschuldigenden Blick zuwarf.
 

„W-was machst du denn hier… Schatz?“, kam es etwas verspätet von dem 26-jährigen. Automatisch erhob sich Nick von seinem Chefsessel. Er sah mit einem großen Fragezeichen zu seinem Schein-Freund und hatte nicht die leiseste Ahnung was er tun sollte. Umarmen? Küssen? Gar nichts? Ein One-Way Ticket zu den Balearen kaufen?
 

„Begrüßt man so seinen Freund?“ Em hob fragend eine ihrer fein geschwungenen Augenbrauen. Sie hatte wohl einen halben Porno erwartet: Sollte er sich Casey etwa greifen, auf seinen Tisch setzen und hemmungslos küssen oder wie durfte er das verstehen?
 

„Bleib‘ sitzen, Schatz“, kam es helfend von Casey. Er machte entsprechende Handbewegungen.
 

„W-wir haben uns unerwartet in der Stadt getroffen und da hat deine Schwester mich freundlicherweise zu dir mitgenommen“, erklärte der 20-jährige und sein Blick verriet mehr als tausend Worte. Er hatte keine Chance gehabt, sich davor zu drücken.
 

„Jetzt fange ich auch schon an zu stottern!“, dachte er sich derweil nach seiner grandiosen Aussage.
 

Emma-Marie hatte Case regelrecht überfallen. Er hatte lediglich für seine immer noch kranke Mutter zur Apotheke gehen wollen, doch direkt gegenüber beim Starbucks hatte Em ihn entdeckt und ihm gleich hektisch zugewinkt.
 

Allerdings hatte er den Satz von Nicks Schwester vernommen. Er trat auf seinen Klienten zu, beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
 

„Mensch, ihr könnt euch doch ruhig richtig küssen vor mir!“ Em stemmte die Hände in die Hüften. Sie erwartete tatsächlich eine dramatische Begrüßungsszene.
 

Nick sah fragend zu Casey und dann wieder zu Em. Dem Juniorchef fiel auf, dass Case heute leicht wuschelige Haare hatte, was echt süß aussah.
 

„Was denke ich hier eigentlich für einen gequirlten Mist? Ich muss mir schnell wieder eine Frau für eine schnelle und unverbindliche Nummer suchen.“
 

„Du bist jetzt nicht ernsthaft zu mir gekommen, um Casey vom Lernen für seine Uni abzuhalten und mich von der Arbeit oder?“ Sein Kopf hatte allerdings schon wieder eine leichte Röte angenommen, bei den Wahrscheinlich-Wunschgedanken von Emma. Wieso konnte er das nicht abstellen? Er war erwachsen, verdammt!
 

„Natürlich nicht. Ich bringe den GT-R* für einen Kunden und tausche ihn mit einem anderen. Einer der Verkäufer hier hat eine Probefahrt damit und du hast ja den Azubis und Praktikanten verboten, so einen schnellen Wagen allein zu fahren... Die anderen Kollegen hatten keine Zeit, da musste ich herhalten. Und ja, ich habe Casey zufällig getroffen, als ich mir einen Kaffee holen wollte. Ich habe ihn hier her gezerrt. Er war so schüchtern und wollte dich nicht bei der Arbeit stören, total süß. Ich musste ihn fast zwingen. Ach, er ist so ein Lieber… Und du bist heute scheinbar echt gereizt…“ Em verdrehte die Augen.
 

„Wo steht der GT-R?“, fragte Nick, ignorierte die letzten Sätze und das Augenrollen, und stand von seinem Platz auf. Er sah aus dem Fenster. „Ah, schönes Ding. Der mit dem Sonderlack.“ Er besah sich mit einem kennenden Blick das Auto, worauf er von oben einen guten Blick aus werfen konnte.
 

„Habt ihr etwa doch Stress? Vielleicht wegen Sonntag? Ich wollte euch nicht mehr hineinziehen… Nur… Dad hat nicht aufgehört zu lachen. Jem auch nicht, naja…“, versuchte sie leicht hilflos zu erklären. Sie strich sich eine dunkle Haarsträhne zurück. „Und ich freue mich doch so für euch, Nick.“
 

„Es ist alles in Ordnung, Emma-Marie. Wirklich.“ Casey übernahm für seinen Auftraggeber das Antworten und zeigte Em sein schönstes Lächeln.
 

„Na gut. Case, ich nehme dich ja gleich wieder mit. Ich sage nur schnell den anderen ‚Hallo‘ und dann können wir auch schon wieder los. Vielleicht könnt ihr euch ja jetzt richtig begrüßen, wenn ich weg bin.“ Nicks Kopf glich schon wieder einer überreifen Tomate.
 

Emma ging nach diesen Worten kichernd zu ihrem Bruder, drückte ihm, wie Casey gerade, einen Bussi auf die Wange und war dann auch schon verschwunden. Zum Glück schloss sie die Tür hinter sich. Sie arbeitete mit ihrem Bald-Ehemann meist in einer etwas kleineren Filiale von ihnen und sah die Kollegen deshalb nicht ganz so oft.
 

„Sie hat dich also gezwungen mit zu mir zu kommen? Das tut mir leid, ich bezahle dir natürlich die Zeit“, faselte Nick und schien nach seiner Geldbörse zu suchen.
 

„Nick, es ist wirklich in Ordnung. Es ist nicht so, dass sie mir jetzt fünf Stunden geraubt hat. Aber ich muss dir eines sagen, versuche deine Gesichtsfarbe ein wenig besser zu kontrollieren. Es könnte sonst peinlich werden auf der Hochzeit.“ Auch Casey wandte seinem Blick nun dem Fenster zu und betrachtete die schöne Aussicht. Man sah den ganzen Parkplatz, was für ein Chefbüro wohl mehr als praktisch war.
 

Nick fing an zu lachen, war aber erst leicht baff gewesen. „Sorry, mit euch beiden habe ich nur heute gar nicht gerechnet. War den ganzen Tag in die Zahlen vertieft und mit so einer verflixten Präsentation für Morgen.“ Nick seufzte schon wieder. Casey sah ihm an, dass er müde war.
 

„Hey, es war mir auch sehr unangenehm hier mitzukommen, aber ich konnte sie nicht abschütteln. Und vermutlich läuft dein Stiefvater hier rum und wird mich gleich eigenhändig rausbefördern. Oder den Sicherheitsdienst rufen, falls ihr einen haben solltet.“ Nick musste über die Aussage etwas lachen und betrachtete Case währenddessen erneut: Seine zerzausten Haare, seine leicht gebräunte Haut, seine schönen mandelförmigen Augen... Casey war echt ein Hübscher und hatte vermutlich Besseres zu tun als seine leicht schlechte Laune zu ertragen. „WTF? ‚Schöne mandelförmige Augen‘? Wenn das jetzt mal nicht ein schwuler Gedanke war…“ Nick kratzte sich am Kopf. Er rauchte eigentlich nicht, aber in diesem Moment wünschte er sich eine Zigarette.
 

„Alles in Ordnung. Ich hätte sowieso eine kleine Pause gebraucht.“ Nick legte ihm leicht seine Hand auf den Rücken und ging dann zu dem Kaffeebecher. „Magst du auch etwas trinken, hier gleich gegenüber ist unsere Küche. Es wird um die Zeit keiner Pause machen, also kannst du dir ungestört ein Glas Wasser holen“, bot Nick höflich an. Normalerweise hatte auch er Getränke in seinem Büro, falls er Kunden hier empfing, doch nach dem letzten Meeting hatte er aus Zeitmangel nichts mehr aufgefüllt. Und er war nicht so, dass er solche einfachen Dinge andere Leute für sich machen ließ… Zudem musste nicht jeder Hans und Franz in seinem Raum herumschnüffeln.
 

Casey lächelte. „Nein, danke, deine Schwester hat mir auch einen Becher ausgegeben, auf der Fahrt hierher. Ich gehe dann mal wieder zu ihr. Mach’s gut.“
 

Der 20-jährige wollte gerade gehen, als er sich noch einmal zu Nick umdrehte. „Ach Nick…“ Casey fuhr sich durch die Haare und schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich will dir nicht zu nahe treten oder so, aber vielleicht sollten wir ein paar Tage vor der Hochzeit… äh… üben.
 

„Was meinst du mit ‚üben‘? Nick sah Case fragend an. „Naja… nur wie wir uns einen flüchtigen Kuss geben, mehr nicht. Du wirst immer rot, wenn irgendwie darauf angespielt wird, was zwar sicherlich süß ist, aber…“
 

„Hast du mich gerade süß genannt, Casey Summers?!“ Nick stellte sich mit verschränkten Armen vor seinen Schein-Freund. „Ja, ich glaube, das habe ich“, antwortete dieser und musste nun grinsen. Sie waren hier nicht in der Kirche, also konnte man das „glaube“ auch wieder streichen. Männer wie Nick hassten das Wort „süß“ und brachten wahrscheinlich alles damit in Verbindung… außer sich selbst.
 

„Du weißt genau, was ich meine… Ich habe es Sonntag nicht mehr angesprochen, aber du warst knallrot, weil du aus Versehen meine Lippen berührt hast“, erklärte der Jüngere.
 

„Das… war etwas Anderes! Ich habe nicht damit gerechnet, dass du deinen Kopf drehst“, versuchte sich Nick wieder zu verteidigen. „Aber ich brauche doch kein Küssen üben. Das mit dem Händchen-Halten-Üben war schon… ein wenig… übervorsichtig.“
 

Nun verschränkte auch Casey die Arme. „Ich will dir nur helfen, Nick. Und du hast an dem Tag selbst zugegeben, dass du leicht nervös warst. Und das ist vollkommen in Ordnung. Schließlich spielst du das Ganze bloß. Und mir liegt viel daran, meine Arbeit möglichst gut zu machen. Ich will dir keinen Zungenkuss aufzwingen, keine Sorge!“
 

„Ja, aber Küssen! Ich komme mir vor wie ein 12-jähriger, dem man zur ersten Freundin verhelfen will.“ „Vergiss' bitte was ich gesagt habe. Du bist ja der tollste und erfahrenste Schauspieler.“ Casey lachte kurz und wollte sich nun wirklich abwenden, doch da hielt Nick ihn am Arm fest.
 

Überrascht sah Casey erst auf seinen Arm, und dann schließlich Nick an.
 

Das was sein Klient danach tat, überraschte den 20-jährigen noch mehr: Der Ältere beugte sich hinunter zu Case, nahm sein Gesicht in die Hand und drückte ihm einen zaghaften Kuss auf.
 

„Nicholas, ich benötige kurz deine objektive Mein-“
 

Plötzlich stand John Harford im Büro. In seinen Händen hielt er einige Akten. Nick löste sich abrupt von Casey und diesmal bekamen sie beide einen roten Kopf.
 

„Scheiße!“, dachte sich Case.
 

„Ich bin einfach genial!“, dachte sich Nick.
 

„Ich bin wirklich froh, dass mein Mittagessen bereits einige Stunden zurückliegt. Es würde mir sonst bei diesem Anblick wieder hochkommen“, kam es ziemlich abwertend von John.
 

„Casey, was machen Sie hier, wenn ich fragen darf? Sie können meinen Stiefsohn auch nach seinem Feierabend ablecken.“ Mit dem gleichen strengen Blick, wie auch Sonntag, besah er sich Case. Er schien keinen Narren an ihm gefressen zu haben. Caseys „Schwulenbonus“ galt wohl nur bei den Frauen der Familie Harford. „Das diese Schwuchtel sich hier nochmal rein wagt!“, waren Johns harsche Gedanken. Wenn Nicholas schon angeblich vom anderen Ufer war, sollte er sich wenigstens einen richtigen Mann suchen und nicht so einen abgebrochenen Nuckel-Zwerg!
 

„Oh, sollen wir deinem Mittagessen vielleicht doch noch nach oben verhelfen?“, fragte Nick provozierend in einem gefährlichen Ton und hob eine Augenbraue. „Das kannst du haben!“
 

Casey riss seine Augen auf, doch es war zu spät. Schon wieder lagen Nicks Lippen auf den seinen und diesmal weitaus fordernder. Nicks Mund animierte ihn dazu, bei diesem kleinen Spielchen mitzumachen. Das Nick sich auch immer so leicht herausfordern ließ… Das war Casey schon am Sonntag aufgefallen.
 

Der Halb-Portugiese wusste nicht genau, was er tun sollte. Nicks Reaktion glich der eines trotzigen Kindes! Aber er musste zugeben, dass ihm der Kuss nicht das Geringste ausmachte… Im Gegenteil, er liebte das Gefühl von Nicks Lippen auf den seinen. Kurzerhand schlang er seine Arme um Nicks Hals und erwiderte den Kuss mit vollem Einsatz. Gerne hätte er den 26-jährigen zwar unter anderen Umständen geküsst, doch auch er war bloß ein Mann und Nick einfach absolut sein Typ. Sein Gehirn hatte sich in den Urlaub verabschiedet.
 

Ebenso wie Johns Kinnlade, die beinahe den Boden zu berühren schien. Sämtliche Zweifel – und Hoffnungen, die er an Nicks Homosexualität noch gehabt hatte, waren wie weg… geküsst.
 

Irgendeine freundliche Seele im Himmel schien sich jedoch für John zu erbarmen und ließ das Telefon des Seniorchefs klingeln. Perplex tastete er seine dunkelblauen Jackettaschen ab, den Blick noch immer auf das sich küssende Pärchen gerichtet. Schließlich ergriff er das nervtötende Mobilteil, nahm den Anruf an und verließ mit schnellen Schritten und einem bellenden „Hier Harford!“ das Büro. Die Tür knallte schwungvoll zu.
 

Caseys Gehirn hatte anscheinend den On-Button wieder gefunden. Er löste sich ruckartig von Nick, drückte ihn leicht mit den Händen von sich und flüsterte: „Na gut, Küssen musst du nicht üben!“ Er wischte sich kurz mit der Hand über den Mund und beobachtete Nicks Reaktion. Der würde jetzt sicher ausflippen oder sofort seinen Mund ausspülen gehen. Vielleicht auch beides. Wer konnte das schon genau vorher wissen?
 

- Es geschah nichts dergleichen…
 

Nick grinste bloß anzüglich. „Habe ich dir doch gesagt, Schatz.“ Er zwinkerte und warf sich dann wieder in seinen Bürostuhl. „Dem haben wir es aber gegeben!“ Er fing an, auf seinem Laptop zu tippen, was diesen aus seinem sich schnell einschaltenden Energiesparmodus holte.
 

„Noch etwas… Lass‘ dich doch nicht immer so leicht provozieren, Hase…“, murmelte Casey. „Ich weiß, ich weiß, ich werde daran arbeiten. Kriegst du jetzt Geld extra weil ich dich… du weißt schon, geküsst habe?“ Nick sah ihn abwartend an und versuchte einen möglichst neutralen Blick aufzusetzen.
 

Diese sachliche Frage war wahrscheinlich gar nicht so unpassend in ihrer Situation und der Jüngere konnte froh sein, dass Nick es nicht als selbstverständlich nahm, ihn ab schlabbern zu dürfen. Trotzdem hätte Casey lieber etwas Anderes von dem 26-jährigen gehört…
 

„Nein, schon gut, wir sehen uns.“
 

Und dann verschwand auch er aus Nicks Büro.
 

Dieser versuchte sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren. Doch in seinem Kopf spukte nur eine einzige Frage herum: „Was um Himmels willen tust du da eigentlich, Nicholas Steven Harford?“
 

Er stand schon wieder von seinem Platz auf und ging im Büro umher. Ehe er allerdings noch lange seinen Gedanken nachhängen konnte, klopfte es an der Tür. Es war jemand aus der Werkstatt und er winkte seinen Mitarbeiter hinein.
 

„Chef, Sie müssten mir bitte helfen…“
 

-- Freitag, 22:00 Uhr --
 

„Scheiße, wie machen wir das jetzt?“, Nick sah Casey fragend und auch leicht überfordert an.
 

„Wir machen gar nichts. Du musst nur versuchen, den Frauen in der Disco nicht ganz so auffällig nachzuschauen. Ja, und ein bisschen tanzen, das kriegst du hin oder?“
 

„Ich kann nicht tanzen und ich werde nicht tanzen, Kleiner.“
 

„Sag‘ mir jetzt bitte nicht, dass du noch nie in einer Disco getanzt hast, Großer?!“
 

„Nein, ich stehe nur an der Bar. Ich habe zwei linke Füße. Bis jetzt hat das noch keine Frau abgeschreckt.“
 

Casey seufzte. Er erinnerte sich an Nicks Worte am letzten Sonntag, was das Tanzen anging.
 

„Wir kriegen das schon irgendwie hin. Ich bin ja da. Oder willst du doch absagen?“
 

„Nein, ich habe dich extra mit viel Überredungskunst bei Davis, hier her bestellt, damit ich mir Emmas Betteln nicht weiter anhören musste. Wir gehen dahin. Definitiv.“
 

Casey hatte wohl schon einen Termin für Freitagabend gehabt und die freundliche Dame aus der Agentur hatte einen Ersatz für Casey auftreiben müssen, mit dem auch der andere Klient einverstanden war.
 

Tatsächlich hatte Emma am Mittwoch bei Nick angerufen und darum gebeten, dass sie freitags zu viert ausgingen. In irgendeinen Club. Mit irgendeinem angesagten DJ.
 

Nick hatte natürlich erst „Nein“ gesagt, doch nachdem seine Schwester sich nicht abwimmeln ließ, hatte er ihr versprochen, seinen Freund zumindest zu fragen, ob er denn Zeit und Lust hätte, mit ihnen alten Säcken um die Häuser und Clubs der Stadt zu ziehen.
 

„Emmas hirnrissige Vorschläge kosten mich bei Casey und der Agentur ein Vermögen!“
 

Und nun standen sie hier zu zweit. Schön herausgeputzt. Case natürlich etwas mehr. Er hatte eine dunkelblaue, leicht durchlöcherte Jeans, ein modisches schwarzes T-Shirt, einen schicken Gürtel und viel Schmuck, bzw. Accessoires als Outfit gewählt. Seine Haare waren ziemlich gestylt, und er sah eher aus wie ein hipper Superstar aus einer Jugendzeitschrift.
 

Nicks Outfit war auch nicht unbedingt schlecht. Wohl einfach nur etwas schlicht. Er trug ein weißes T-Shirt und eine schwarze Lederjacke. Seine Hose war ebenfalls schwarz. Zusätzlich hing eine silberne Kette um seinen Hals, an der er gerade herumspielte.
 

„Können wir jetzt? Und bitte, ich will nicht die ganze Zeit tanzen!“, nörgelte Nick.
 

„Ja, ich mache mir eher Sorgen, dass du mir mit den Frauen dort fremdgehst.“ Casey grinste. „Aber was soll’s, ich werde ihnen die Augen auskratzen.“
 

In einem von Nicks eleganten Wagen fuhren sie zum Parkplatz des Clubs. Dort warteten schon Jeremy und Emma-Marie. Ersterer schien auch nicht ganz so begeistert zu sein, von der Aussicht, mit seiner Bald-Ehefrau und zwei Schwulen tanzen zu gehen. Doch da musste er wohl durch…
 

Sie gingen zu den beiden und begrüßten sich. Em war natürlich gleich an Case‘ Seite. „Du siehst toll aus!“, rief sie lächelnd. „Danke, du auch, Emma.“ Sie hatte sich in ein glitzerndes, trägerloses Kleid geworfen, das ihr bis über die Knie ging. Ihre Haare waren heute besonders lockig. Auf Em müssten sie wohl heute Abend aufpassen...
 

„Habt ihr es jetzt, Ladies?“, fragte Nick leicht genervt und ging vorweg. „Er hat schlechte Laune, bitte lasst euch nicht die Stimmung verderben“, entschuldigte Casey seinen Schein-Freund.
 

Im Club angekommen war es schon ziemlich voll… und ziemlich laut. „Wollen wir erstmal was trinken?“, kam es von Jeremy, der genau wie beim Familienessen, bis jetzt noch nicht so viel gesprochen hatte. „Ach komm, ich will tanzen, mich bewegen!“ Emma-Marie schwang schon ihre Hüften und wollte dadurch ihre Mitstreiter wohl animieren. „Erst einen Drink, Em“, verlangte Nick. „Du musst doch eh fahren, also wieso bist du so scharf darauf, kleiner Bruder?“ Case seufzte. „Komm, wir gehen alleine tanzen.“ Er warf Nick einen Blick á la „Ich rette dich mal wieder aus der Misere“ zu, und zog die ältere Frau mit zur Tanzfläche. Ein wenig Spaß schadete niemandem oder?
 


 

*NISSAN GT-R (falls jemand ein Bild sehen möchte)

http://i60.tinypic.com/34yzej4.jpg

Die unmotivierten Herrschaften Jeremy und Nick, begaben sich Richtung Bar. Ersterer bestellte für sie etwas zu trinken. Sie sahen den beiden Tanzenden ein wenig zu. Glücklicherweise war Emmas Kleid so auffällig, dass es nicht allzu schwer war, sie unter all den Menschen zu entdecken. Sie stach auf jeden Fall hervor. Und auch Typen wie Case gab es nicht an jeder Ecke.
 

„Und, seid ihr glücklich, du und Casey?“, fragte Jem und wollte wohl damit beginnen, lockere Konversation mit seinem Bald-Schwager zu betreiben.
 

„Ja“, kam es bloß von dem 26-jährigen. Er sah sich ein wenig um. Es passierte ganz automatisch. Hier waren einige echt heiße Frauen und Jeremy würde es sicherlich nicht so leicht bemerken wie die stets aufmerksame Em, wenn er die Perlen abcheckte. Gerade hatten seine Augen sich an die langen, schönen Beine einer Blondine geheftet, als er gestört wurde.
 

„Also Nick, wenn dein Freund nicht schwul, und nicht mit dir zusammen wäre, würde ich ihn mir wohl vorknöpfen müssen, so wie er mit meiner Em tanzt.“ Jem deutete mit der freien Hand in eine Richtung.
 

Nick sah verwundert über die Aussage wieder auf die Tanzfläche. Dort entdeckte er seine Schwester und Casey, wie sie mittlerweile eine echt heiße Show abzogen. Die beiden konnten wahnsinnig gut tanzen. Und gemeinsam waren sie der Knaller. Sie bewegten sich eng aneinander gedrückt sexy zur Musik. Sie wirkten wie Darsteller in einem Musikvideo. Oder so als ob der Club sie bezahlt hätte, die Leute hier mit ihrer Einlage zu unterhalten.
 

Nick war sprachlos. Emma-Marie schien sich gut zu amüsieren, sofern er das von seinem Platz aus beobachten konnte. Und sein Schein-Freund blühte auch richtig auf.
 

Er musste zugeben, dass es ihm… gefiel… wie Casey tanzte und sich bewegte. Er tat dies mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Viele schienen ihr Augenmerk mit Begeisterung auf die beiden Tanzwunder gerichtet zu haben. Vor allem die Zuschauer an der Bar hoben ihre Gläser in Richtung der Tanzfläche und es war nicht nur einmal so etwas wie „Seht mal, die zwei da!“ zu hören.
 

„Komisch, Nick. Du meintest doch beim Essen, ihr seid schlecht im Tanzen. Damit hast du wohl nur dich gemeint.“ Jeremy lachte und nahm noch einen Schluck von seinem Drink. „Vielleicht kannst du das ja auch bald. Das liegt euch doch im Blut.“ „Du verarscht mich oder?“ Nick seufzte. War es nicht sonst sein Part, so klischeemäßig zu denken?
 

Er erwischte sich dabei, wie er wieder zu den beiden hinüber linste. Die Musik im Club dröhnte und Em und Casey schienen auch nicht müde zu werden. Im Gegenteil: Noch immer lagen Caseys Hände auf Emmas Hüften. Jetzt würde sich Nick erst recht nicht zu den beiden wagen. Und ständig klebten seine verdammten Augen an seinem noch mehr verdammten Schein-Freund. Es sollte verboten werden, sich so in seinen Gedanken breit zu machen! Und die Tatsache das Case ein Kerl war, sollte ihn doch ganz klar abschrecken! Hektisch trank Nick einen großzügigen Schluck von seinem Getränk.
 

*„Ich muss hier dringend weg!“*, hämmerte es in dem Kopf des 26-jährigen. Auch sein Puls beschleunigte sich. Auf einmal war ihm so unerträglich warm. Seine Hände waren leicht schwitzig. Vielleicht fand er ja diese Blondine wieder. Die Beine würde er auf jeden Fall wieder erkennen, auch in dem ganzen Getümmel… Und es war tausendfach besser auf die Beine von Frauen zu starren, als auf… einen 20-jährigen Typ, den er bezahlte, um Verkupplungsversuchen fern zu bleiben.
 

„Ich bin mal kurz austreten“, informierte er seinen Bald-Schwager, stellte sein fast leeres Glas ab und machte sich auf den Weg. Vorher hatte Jeremy ihm noch verstehend zugenickt. Von Nicks innerlichem Kampf schien er nichts mitbekommen zu haben. Er war damit beschäftigt seine Emma zu bewundern und sich innerlich als den glücklichsten Mann der Erde zu feiern.
 

*„Du bist doch krank. Du wirst von diesem Laientheater wirklich noch schwul“*, sprach eine höhnische Stimme in Nicks Kopf. Aber er war es ganz sicher nicht! Und das würde er sich jetzt beweisen.
 

„Blondine mit echt sexy Beinen… Wo bist du?“, murmelte Nick leicht verzweifelt und sah sich um.
 

Er war überarbeitet. Genau! Wie lange hatte er diese Woche wieder in seinem verfluchten Büro gesessen? 60 Stunden? Und dann dieses Tamtam am Dienstag von seiner Schwester mit Casey! Und diese Sache mit dem Fahrer aus Portugal und dem beschädigten Bordstein hatte ihn im Nachhinein auch noch einige Nerven und anstrengende Telefongespräche mit der Versicherung gekostet.
 

Plötzlich fand er die Granate, wie sie einem Kerl um die 30 auf die Schulter klopfte, als ob sie ihn ermutigen wollte. Oh nein, war das ihr Freund? Hoffentlich nicht! Doch er schien Glück zu haben, denn die Schönheit drehte sich direkt zu ihm und lächelte ihn offen an. Glücksgriff! Es hätte jetzt nur noch gefehlt, dass zwei Scheinwerfer auf sie zeigten.
 

Er erwiderte das Lächeln. Ehe er sich zu ihr bewegen konnte, stand sie auch schon vor ihm. Ihr großzügiges Dekolleté, das in einem dunkelroten Top verpackt war, schien bei Nick nach Aufmerksamkeit zu suchen. Und er war absolut beruhigt, dass ihm die nette Aussicht Freude bereitete.
 

*„Siehst du, alles prima!“*, versuchte er sich in Gedanken gut zuzureden. *„Wenn dieser ganze Schwulen-Mist vorbei ist, dann rufst du einfach doch diese Cary an und bittest heimlich um ein Treffen!“*
 

Während Nick mit der Blondine anbändelte, waren Emma und Case damit beschäftigt, sich zur Bar zu schlängeln. Der Club füllte sich stetig und die beiden waren froh, als sie endlich bei Jeremy ankamen.
 

„Ihr wart sensationell, echt!“, kam es anerkennend von dem 31-jährigen. Er gab seiner Em einen kurzen, aber liebevollen Kuss auf den Mund und strich ihr eine nasse Haarsträhne hinters Ohr. „Wollt ihr was trinken?“, fragte er und hob die Hand in Richtung Barkeeper. „Ja bitte, für mich eine Margarita.“ Em fächelte sich mit der Hand Luft zu. Ihr war sehr warm geworden und auch Case ging es nicht anders. „Was nimmst du?“, Jeremy sah fragend zu dem 20-jährigen. „Oh, für mich bitte nur eine Cola.“ „Och wieso trinkst du nichts? Du musst doch nicht fahren!“, fragte Em.
 

„Ich bin nicht so der Fan von Alkohol.“ „Komm‘, einen können wir uns genehmigen, auch wenn du noch keine 21 bist. Für deine Lieblings-Schwägerin machst du das oder?“, Em zog einen süßen Schmollmund. Case musste lachen und stimmte schließlich zu. Er war nicht mal mit Nick zusammen, doch er fühlte sich bei Emma schon sehr willkommen. Und auch der ruhige Jeremy schien kein übler und homophober Kerl zu sein. Er würde die beiden nach dieser Scharade sicherlich vermissen. Glücklicherweise mussten sie nicht lange auf ihre Getränke warten und Case konnte so seine Gedanken verdrängen.
 

Als Emma einen Schluck von ihrer Margarita nahm, fiel ihr eines auf: Ihr Bruder war ja gar nicht mehr bei ihnen! „Liebling, wo ist eigentlich Nick?“ „Der musste mal austreten, ist aber schon ein paar Minuten weg. Muss sicher eine Weile anstehen, bis die WCs frei sind.“
 

„Der drückt sich sicher bloß davor, mit uns zu tanzen! Jem, du bist aber mutiger oder?“ „Wisst ihr was, geht ihr doch schon mal los und ich suche Nick“, schlug Case vor. In ihm machte sich ein ungutes Gefühl breit. „Nicht, dass er mir hier was anstellt.“ Der Halb-Portugiese grinste und leerte sein Glas.
 

„Wenn ich dich erwische, Nick!“
 

Casey machte sich also auf den Weg zu den Toiletten, um seinen Schein-Freund zu suchen. Wenigstens war hier die Musik nicht ganz so laut wie in der Nähe der Bar. Seine Stimme fühlte sich schon leicht kratzig an, von dem lauten Sprechen. Natürlich war großer Andrang vor den Türen, doch Nick konnte er nicht finden, womit er schon beinahe gerechnet hatte. Dafür fand ihn jemand anderes…
 

„Casey! So nennst du dich meist oder? Die Welt ist klein. Habe ich also eben doch richtig gesehen auf der Tanzfläche. Phänomenal!“ Ein Schwarzhaariger, leicht stämmiger Typ um die 1,76 m, kam auf den 20-jährigen zu. Trotz seines Übergewichts war er ein echter Hingucker und seine braunen Augen blitzten freudig, als er den 20-jährigen sah.
 

„Nilo? Was machst du denn hier?“ Case fiel dem Älteren stürmisch um den Hals. „Mensch, lange nicht gesehen! Gut siehst du aus! Wie geht es dir denn so?“ Der Mann, der eigentlich Danilo Pirovano hieß, antwortete mit einem leichten italienischen Akzent. „Ich wurde von meiner besten Freundin hier hin gezerrt, mit Party zu machen. Aber bis jetzt langweile ich sie eher. Und danke, du siehst auch sehr gut aus.“ Der Italiener zwinkerte charmant. Casey fing an zu lachen.
 

„Wo ist denn dein Freund Eric?“, erkundigte sich Case. „Ach, in seiner Familie gab es ein paar Probleme. Deswegen ist er für zwei Wochen zu seiner Schwester gefahren. Ich wäre gerne mit, aber ich kann das Café nicht so lange schließen. Und außerdem können seine Alten mich immer noch nicht leiden.“ Danilo seufzte etwas niedergeschlagen. „Das tut mir leid zu hören, aber ich hoffe es renkt sich alles wieder ein. Und das sie dich nicht mögen, kann ich kein Stück verstehen“, versuchte Casey seinen alten Bekannten aufzumuntern. „Danke, ich hoffe es. Aber hey, lass' uns heute nicht über traurige Dinge sprechen. Was ist mit dir? Bist du mittlerweile vergeben?“
 

„Nein, ich habe ja noch meinen Job. Da ist ein fester Freund immer ein wenig… schwierig.“ „Stimmt, ich wäre auch nicht so glücklich, wenn Eric weiter bei der Agentur gearbeitet hätte.“ Casey musste lächeln. „Willst du was trinken, ich lad‘ dich ein!“ Nilo wollte schon den Barkeeper auf sich aufmerksam machen. „Nein nein, ich suche ehrlich gesagt meinen Klienten. Bin praktisch beruflich hier.“ „Was echt? Und dein Klient lässt dich einfach alleine? Was ist das für ein Mann? Aber ich passe solange auf dich auf.“ Danilo legte beschützend einen Arm um ihn. Casey musste schon wieder lachen. „Mit mir legt sich keiner freiwillig an. Und mein Auftraggeber ist ein wenig… anders. Er ist nicht schwul.“
 

„Und wieso will er dann, dass du mit ihm ausgehst?“
 

Die Musik schien wieder lauter zu werden, sodass sie kaum ihr eigenes Wort verstehen konnten. „Komm, wir gehen kurz raus!“ Nilo zog Casey mit sich an die kühle Luft. Danilo fischte eine Zigarettenpackung aus seiner Tasche. Er zündete sich eine an und hielt auch Casey die Packung hin. „Lass' mich nur einmal ziehen, ja?“ Gesagt getan. Nachdem Nilo alleine zu Ende rauchte, blickte er wieder zu dem Jüngeren.
 

„Erzähl‘ weiter. Er ist nicht schwul, beauftragt dich aber? Ach, war das der, wo du mir geschrieben hast, ich soll wenn ich gefragt werde, bestätigen, dass du bei mir im Laden aushilfst?“ „Genau der. Ja, nein, ich weiß auch nicht. Er braucht einen Schein-Freund. Es bringt Geld und er ist wirklich sehr gutaussehend, deswegen kann ich damit ganz gut leben.“ „Oh Casey, was höre ich da? Er scheint dir zu gefallen.“ Der Italiener grinste und wackelte verheißungsvoll mit den Augenbrauen.
 

„Du bist mit einer Freundin hier. Sie wird dich sicher suchen, sollen wir nicht besser zurück?“, fragte Case, um geschickt abzulenken. „Ja, können wir gleich. Nur mit der Ruhe.“ Der Ältere wollte seine Kippe löschen und in den Aschenbecher, der vor dem Eingang stand, werfen.
 

„Warte, da ist sie doch!“
 

Er zeigte auf dieselbe Blondine, die Nick vor kurzem noch gesucht hatte. Und wie Casey fabelhaft sehen konnte, hatte er sie gefunden. „Scheiße, was macht der denn da, zum Teufel? Wenn Emma das sehen würde!“, Casey fasste sich fassungslos an die Stirn und schüttelte den Kopf. „Kennst du den leckeren Kerl?“ Danilo schien verwundert. „Das… ist mein Klient.“ Der Halb-Portugiese setzte ein falsches Lächeln auf. „Oh, und das ist meine Freundin Scarlett. Was für ein Zufall“, wiederholte Nilo unnötig.
 

Die beiden schienen tief in einem Gespräch verwickelt zu sein. Sie lachten und waren wohl auch nicht mehr so schüchtern. Scarlett hatte ihre Hand auf Nicks trainierten Oberkörper gelegt und schien sich wohl selbst von den Muskeln überzeugen zu wollen.
 

„Dein Klient ist wirklich heiß, auch wenn er sich sicher nicht ficken lassen würde. Obwohl… man kann das nicht immer einschätzen...“ Danilo schien angestrengt zu überlegen. „Aber ich verstehe immer noch nicht, was du hier sollst, wenn er gerade ganz offensichtlich mit meiner besten Freundin flirtet.“ „Das weiß ich auch nicht. Lass‘ uns einfach reingehen, ich denke, Scarlett ist gerade nicht nach der Suche nach dir…“ Casey war genervt und Danilo mit seinen Sprüchen momentan auch keine große Hilfe.
 

*„Ich könnte Nick töten! Wie kann er nur so dumm sein? Er investiert so viel Geld in eine Schein-Beziehung, nur um sich dann selbst alles zunichte zu machen!“* Caseys Gedanken spielten verrückt. Er war sauer, enttäuscht und… leicht neidisch. Neidisch auf diese Frau. Nilo schien seine Traurigkeit zu bemerken.
 

„Mach' dir nichts draus, Casey. Wollen wir tanzen? Wir könnten ihm eine Retourkutsche verpassen.“ Angesprochener verneinte jedoch. „Auch wenn es echt ein Ding ist, was er da gerade abzieht… Ich bin so etwas wie gerade ‚auf der Arbeit‘. Ich gehe zurück zu seiner Schwester, sorry. Vielleicht sehen wir uns ja mal. War schön, dich wiedergetroffen zu haben.“ „Na gut, komm aber mal wieder bei mir im Café vorbei, mit Miguel, wenn er auf freiem Fuß ist.“ Danilo zog Casey in eine Umarmung. Plötzlich hörten sie ein Räuspern. Verwirrt darüber lösten sich die beiden. Der Halb-Portugiese drehte sich um und bekam fast einen Herzinfarkt. Vor ihm stand Nicholas!
 

„Case? Gehst du mir etwa fremd? Und wer zum Henker ist ‚Miguel‘?“ Mit verschränkten Armen stand sein Klient vor ihm. Danilo wollte gerade seinen Mund öffnen um Nick eine gewaltige Standpauke zu halten, als Casey die Hand hob und Nick mit sich zog. Während sie sich von dem Italiener entfernten, winkte Case diesem noch einmal zu. Danilo sah ihnen irritiert hinterher, zuckte mit den Achseln und ging seine beste Freundin suchen. Diese war nach dem Süßholzgeraspel mit Caseys seltsamen Kunden in der Disco verschwunden, ohne ihn mitzunehmen.
 

Nick und Casey kamen derweil zu einem etwas ruhigeren Platz. „Hör mal, sollte ich das dich nicht gerade fragen, ob du mir ‚fremdgehst‘? Ich meine, du bestellst mich extra hier her, um mit dir und deiner Schwester samt Freund feiern zu gehen. Dann lässt man dich mal kurz an der Bar zurück, und schon verschwindest du, um dir eine Frau zu suchen. Ich habe im Grunde kein Problem damit, dass du dir hier was Hübsches aufreißen willst, aber wofür brauchst du dann mich als Begleitung bitte? Und was wäre, wenn dich Emma gesehen hätte? Sie hätte dich auf der Stelle gelyncht, sie glaubt dir dieses gespielte Outing nämlich!“ Auch Casey hatte mittlerweile die Arme verschränkt und konnte Nicks Aktionen kein Stück nachvollziehen.
 

„Bist du jetzt mal fertig? Was soll ich denn machen, ich… habe halt für meine Verhältnisse länger nicht mehr…, und mich ein bisschen umgesehen. Und mit der Kleinen habe ich bloß kurz geredet. Mehr nicht. Und dir kann es doch egal sein, du kriegst dein Geld! Selbst wenn alles auffliegt, würde ich zahlen!“ Das Nick sich einfach hatte beweisen müssen, dass er Frauen noch genauso attraktiv und anziehend fand wie vorher, das würde er Casey selbstverständlich nicht auf die Nase binden. Und der nicht unwichtige Punkt, dass ihn das Getanze von dem Halb-Portugiesen ein wenig heiß gemacht hatte, sicher auch nicht…
 

Casey platzte beinahe der Kragen. Schließlich hatte er keine Ahnung was in dem Kopf des Anderen vor sich ging. Am liebsten hätte er Nick eine geknallt. „Ja, ich kriege mein Geld. Super, echt!“ Der Jüngere schüttelte den Kopf und kam sich vor wie ein Stück Dreck. „Ich verstehe dich einfach nicht. Wieso hast du dir diesen ganzen Scheiß überhaupt einfallen lassen? Du hättest dir auch einfach eine Schein-Freundin suchen können. Bist du darauf schon mal gekommen? Oder einfach ehrlich sagen: ‚Hey Leute, ich such' mir meine Freundin selbst aus, danke!‘ Du bist so feige!“
 

Nun war Nick schon wieder sprachlos. Caseys dunkle Augen sprühten vor Zorn und eine Haarsträhne hatte sich von seiner perfekt gestylten Frisur gelöst. Nick tat es plötzlich furchtbar leid. „Ich komme mir vor wie dein Babysitter! Können wir fahren? Oder nein, vergiss' es… ich nehme ein Taxi.“ Case drehte sich nach seinen Worten um und steuerte die Tür zum Eingangsbereich an. Da hielt ihn Nick schon wieder zurück. Er hatte Casey die Hand auf die Schulter gelegt. „Warte, ich… es… tut mir leid, okay? Ich fahr' uns gleich wenn du willst“, lenkte der Ältere ein.
 

Casey blieb abrupt stehen und Nick prallte so leicht gegen ihn. Sofort trat Case genervt wieder einen Schritt zurück. Er seufzte und sprach für eine halbe Minute erstmal gar nichts mehr. Nick war sein Klient und er hatte sich schon gerade ein wenig unprofessionell verhalten, oder? Dieser gutaussehende Mann vor ihm war nur ein stinknormaler Job, eine Arbeit wie jede andere auch! In einem schlechten Film hätte er es vielleicht geschafft, Nick in einem Augenaufschlag „umzudrehen“ aber in der Realität? Das Leben war kein Ponyhof. Emma hatte nichts gesehen und solange war alles gut. Casey kam zu einem Entschluss.
 

„Ich… muss mich auch entschuldigen, ich habe gerade vielleicht etwas überreagiert, Nick. Schließlich hast du recht. Es kann mir egal sein. Ich kriege mein Geld und solange wir nicht auffliegen…“ Case fuhr sich durch die Haare. Er schaute zu Boden. „Ich mache dir einen Vorschlag: Du besorgst dir hier eine schnelle Nummer, um etwas… Druck abzubauen, und ich lenke Emma-Marie und Jeremy ab. Dafür will ich dann aber nach Hause. Deal?“
 

„Das würdest du echt machen?“, Nick war über diesen zunächst einladend klingenden Vorschlag überrascht. „Ja, würde ich. Wie lange brauchst du? Zwanzig Minuten reichen vollkommen oder?“ Casey grinste anzüglich und von seiner Wut bemerkte man nichts mehr. Er hatte sein Poker-Face aufgesetzt. „Scheinst dich gut auszukennen“, konterte Nick und grinste angriffslustig zurück. „Kann schon sein, wer weiß.“ Casey zwinkerte. „Also dann, beeil' dich“, er ergriff Nicks Arm und wollte ihn damit ermutigen, sich in Bewegung zu setzen.
 

„Moment! Vielleicht… ach, ich… verzichte für heute doch. Ich komme mir sonst ziemlich bescheuert vor.“ Nick sah Case lange an und strich ihm ohne es zu realisieren die gelöste Haarsträhne aus dem Gesicht. Er dachte an den Moment zurück, wie er Casey auf der Tanzfläche hatte abliefern sehen. Seine perfekt an die Musik angepassten Bewegungen… Nur vom Zusehen war er weggelaufen. Aus Angst, es wäre Gravierenderes bei ihm da unten passiert. Die junge Frau eben wäre sicherlich auch mit ihm mitgegangen, aber er hatte, nachdem sie ihn berührt hatte, gemerkt dass das nicht unbedingt das war, was er gerade wollte…
 

Casey war verwirrt, verlor sich aber leider viel zu schnell in Nicks tiefgrünen Augen. Auch dem 26-jährigen erging es nicht anders. Er legte eine Hand an Caseys Wange und fing an diese behutsam zu streicheln. Sein Blick hatte Caseys Mund avisiert. Er näherte sich diesem Stück für Stück. Casey war so sehr in Nicks Bann, das er sich nicht rühren konnte. Plötzlich lagen Nicks Lippen schon wieder auf den seinen. Ganz sanft küsste dieser ihn. Durch seinen Körper flogen wohl gerade eine Million Schmetterlinge. Casey schien aus seiner Trance zu erwachen. Er stellte sich etwas auf die Zehenspitzen, legte einen Arm langsam um Nicks Hals und den anderen an dessen unrasierte Wange. Er erwiderte den Kuss zaghaft.
 

*„Was mache ich da? Ich bin doch komplett irre! Aber ich kann einfach nicht aufhören, verdammt!“*, waren Nicks Gedanken.
 

Er ging ein paar Schritte mit Casey, bis sie an eine Wand stießen. Er presste ihn mit seinem Körper etwas dagegen. Casey musste leicht aufkeuchen. Es dauerte auch nicht lange, bis ihre Küsse an Leidenschaft gewannen. Case‘ Zunge bat bald darauf um Einlass. Er hatte die ganze Zeit mit sich gerungen, ob er es wagen sollte, doch sein Klient schien ihn herauszufordern. Nick ließ Casey gewähren und presste den Kleineren weiter gegen die Mauer. Ihre Zungen lieferten sich einen fairen Kampf.
 

*„Was mache ich hier? Es muss doch einen plausiblen Grund geben, wieso er mich gerade küsst! Sicher will er etwas experimentieren und ich bin ihm ja eh verfallen!“*
 

Caseys unschöne Gedanken wurden von dem Piepen von Nicks Smartphone unterbrochen. Ohne sich von Casey zu lösen kramte er in seiner Tasche danach. Als er es endlich in den Händen hielt, piepte es nochmal. Genervt von dem störenden Mobilteil ließ er von seinem Schein-Freund ab und las die auf dem Display erscheinende Nachricht.
 

Nachricht Nr. 1 von Em:
 

„Nick, wo zum Teufel seid ihr?“
 

Nachricht Nr. 2 von Jeremy:
 

„Ihr beiden Turteltauben… Könnt ihr euch nicht zu Hause gegenseitig auffressen? Em und ich warten schon eine Ewigkeit auf euch!“
 

Erschrocken über das, was er da gerade gelesen hatte, blickte Nick sich um und entdeckte wahrhaftig seinen Bald-Schwager, der etwas weiter entfernt von ihnen stand und winkte.
 

„Du hast ihn wohl schon eben erspäht. Guter Einfall, das mit dem Küssen“, murmelte Casey und versuchte locker zu grinsen. Auch er hatte seinen Kopf nun zu dem Zuschauer gedreht.
 

„Ja, ich hatte im Augenwinkel gesehen, dass er uns beobachtet.“ Nick konnte nichts dafür. Case lieferte ihm die perfekte Ausrede, wieso er seinem unerklärlichen Verlangen gerade verfallen war, quasi auf dem Silbertablett. Diese musste er nutzen oder?
 

Case hingegen kam sich so unbeschreiblich und unsagbar dumm vor. Er hatte für einen winzigen Moment tatsächlich geglaubt, Nick würde ihn küssen, weil er es gerade wollte und nicht weil irgendjemand aus seiner Familie in der Nähe war… Und selbst wenn er nur als „Objekt zum Experimentieren“ gegolten hätte, wäre ihm das immer noch lieber gewesen.
 

Fast hätte er sich bei Nick entschuldigt, dass er den Kuss hatte… ein wenig weiter gehen lassen. Aber dann kam sicher wieder die Frage, wie viel er denn jetzt extra bekäme.
 

„Komm, lass‘ uns zu ihnen gehen. Um deinen Tanz kommst du heute nicht, Schatz.“
 

Nick ergriff seufzend Caseys Hand. Gemeinsam gingen sie zu Jeremy. Es war zwar nicht das erste Mal, dass er auf einem öffentlichen Platz Zuneigung zu seinem Schein-Freund bezeugte, doch diesmal spürte er diese… Blicke der Leute. Sie brannten sich förmlich in ihn.
 

Und in Nick brannte noch eine andere Frage, die ihm Casey nicht beantwortet hatte:
 

Wer war dieser Miguel?

„Nick, wo zum Teufel hast du gesteckt?“ Zurück bei Emma-Marie und im Club angekommen, wurde Nick sogleich mit Fragen gelöchert. Die noch 27-jährige warf ihm einen bösen Blick zu. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt. „Ähm…“, begann Angesprochener und sah, wie immer, hilfesuchend zu Casey. „Beinahe hat er in einer hübschen Blondine gesteckt“, dachte sich Case, konnte dies aber leider nicht laut aussprechen. „Mein Schatz, ich habe die beiden erwischt, wie sie beinahe öffentlich… du weißt schon.“ Jeremy warf seiner Bald-Ehefrau einen vielsagenden Blick zu.
 

Wie automatisch sah Casey ein wenig gehässig zu Nick, um nicht zu verpassen, wie dieser wieder ein hochrotes Gesicht bekam. Und tatsächlich! Der 20-jährige hatte recht. Punkt für ihn.
 

„Oh!“ Emma lachte und klopfte ihrem kleinen Bruder auf die Schulter. „Tut mir leid, aber ich dachte, ihr wärt schon ohne uns geflüchtet!“
 

„Nein, würden wir doch nie“, antwortete Case und setzte ein falsches Lächeln auf. „Na gut, dann kann es ja jetzt richtig losgehen! Nick, du hast keine Chance mehr!“ Em zog ihn auf die Tanzfläche. Die noch 27-jährige war bestens gelaunt, was bei ihrem Bruder nicht unbedingt zutraf. Er war mit seinen Gedanken weit, weit weg. Nämlich bei dem Kuss. Diesem verdammten Kuss. Oder eher Küsse… Nick seufzte und sah missmutig zu Emma-Marie, die wieder einmal fröhlich ihre Hüften schwang.
 

Casey seufzte und beschloss, seinem Klienten - mal wieder - aus der Patsche zu helfen. „Versuch‘ mir nachzumachen! Und falls du etwas falsch machst - es wird sicherlich nicht in der Presse erscheinen.“ Er begann, sich ebenfalls zur Musik zu bewegen. Diesmal auch so, dass man sich problemlos an ihm orientieren konnte, was die Schritte betraf. Nick, der wie angekündigt, keine Tanzmaus war, konnte ihm mit ein bisschen Mühe also folgen. Es lenkte den 26-jährigen zumindest ein wenig von der sich eben ereigneten Szene ab, da er sich konzentrieren musste. Case musste willkürlich lächeln. Nick war einfach einmalig. Er wagte sich ein wenig näher an seinen Kunden heran und sagte in sein Ohr „Siehst du, geht doch!“
 

Erfreut darüber, dass er sich wohl doch nicht so dumm anstellte wie befürchtet, musste auch Nick lächeln. Es machte ihm sogar ein klein wenig Spaß.
 

Die Musik dröhnte, der DJ legte exzellent auf und sogar der sonst etwas ruhigere Jeremy war kräftig am Mitwippen.
 

Nick vergaß irgendwann, den Gedanken, dass er sich blamieren konnte und blendete alles aus… bis auf Casey. Er mochte ihn. Aber wieso? Und er fand es auch nicht schade, dass die heiße Blondine von eben nicht mehr da zu sein schien. Genauso wenig wie dieser geleckte Kerl, der Case umarmt hatte, als gäbe es kein Morgen mehr.
 

Als Casey bemerkt hatte, dass Nick sich wohler fühlen musste, tanzte auch er eher so, wie er es normal tun würde. Emma schien sich diesem Vorhaben angeschlossen zu haben, denn sie tanzte nun erneut mit dem Jüngeren. Nicks Blick heftete sich schon wieder an etwas… doch diesmal waren es nicht die langen schönen Beine einer attraktiven Frau. Nein, diesmal war sein Blick eindeutig auf Caseys kleinen, knackigen Hintern gerichtet.
 

Plötzlich fiel ihm die Frage von seinem besten Freund George ein, die dieser bei einem der letzten Telefonate hatte fallen lassen: „Du hast auf seinen Hintern geachtet?“
 

Ja, diesmal hatte er! *Oh mein Gott! Er muss mich angesteckt haben!* Plötzlich bemerkte er allerdings, wie Casey sich von der Tanzfläche entfernte. Verwundert sah er ihm und seinem sexy Hintern hinterher.
 

„Ich glaube, sein Telefon hat geklingelt!“, schrie Emma in seine Richtung. Nick gab ein lautloses „Okay“ zur Antwort, ehe er sich auf den Weg zu seinem Schein-Freund machte.
 

Casey war wieder nach draußen getreten und telefonierte. „Ich versuche, sofort nach Hause zu kommen, Mom. Bleib‘ ganz ruhig!“ Casey drehte sich blitzschnell um. Da sah er, dass Nick direkt hinter ihm stand. „Ist etwas passiert?“, fragte dieser. Nun war es an Nick, sich Sorgen zu machen.
 

„Es gab bei mir zu Hause wohl einen kleinen Brand. Es soll nichts allzu Schlimmes passiert sein, aber ich würde schon gerne heim. Wäre es möglich, dass wir uns zügig von Emma und Jeremy verabschieden und anschließend fahren?“ Diese Bitte hätte Nick ihm wohl niemals abschlagen können. In Caseys Blick lag echte Sorge und das konnte er vollkommen verstehen. „Aber klar, lass‘ uns gleich los, du brauchst nicht nochmal extra rein zu den beiden. Ich schreibe ihnen auf der Fahrt. Ist doch verständlich, dass du gleich nach dem Rechten sehen willst.“
 

Case nickte lächelnd. „Danke, das ist nett.“ „Klar, komm!“ Für sie beide war die Party heute vorbei. Während des Tanzens hatte der 20-jährige irgendwann bemerkt, wie seine Jeanstasche penetrant vibriert hatte. Erst so war er auf die Anrufe seiner Mutter aufmerksam geworden.
 

Nick hatte den Motor bereits gestartet und wartete nun auf Caseys Instruktionen. Normalerweise hätte Case seine Adresse ja nicht rausgegeben, doch es handelte sich um einen Notfall. Er vergaß also seine Prinzipien, die er gegenüber seinen Klienten aufgestellt hatte und gab Nick den Weg durch.
 

Nach 15 Minuten waren sie auch schon, Dank nicht allzu voller Straßen, da. Kein Wunder, denn es war kurz vor halb zwei. Vor der riesigen, nicht ganz so noblen Wohnanlage standen zwei Feuerwehrwagen. Feuer war nicht mehr zu sehen, doch es waren einige Menschen auf dem Platz versammelt.
 

„Dankeschön, Nick. Wir sehen uns. Und ich werde veranlassen, dass man dir diese Zeit von der Rechnung streicht“, ratterte Casey hastig runter und hatte die Hand schon am Türgriff. Da hielt ihn Nick am Arm zurück. „Moment, es ist doch selbstverständlich, dass ich dich fahre. Also was redest du? Ich hoffe, es ist alles in Ordnung.“ Der Halb-Portugiese gab ihm keine Antwort mehr. Er lächelte bloß noch einmal, bevor er schnell aus dem Auto stieg und zu dem Geschehen lief. Er fand seine Mutter, die mit einer Jacke um die Schultern zur Anlage sah.
 

„Da bist du ja! Ich wollte dir noch sagen, du musst nicht extra sofort herkommen, aber du hast ja aufgelegt!“ „Mom, es hat bei uns zu Hause gebrannt. Da werde ich sicher nicht ruhig in der Disco Party machen können. Und überhaupt, geht es dir gut?“ Er umarmte die blasse Frau lange. „Es ist mir wirklich nichts passiert, mein Schatz. Ich war bei deiner Tante Rose, als das Feuer ausgebrochen ist. Zum Glück hat eine Nachbarin von uns, der der Rauch aufgefallen ist, meine Handynummer. So konnte sie mich über diese unglückliche Sache informieren…“ Die Frau seufzte und wirkte heute noch blasser als sonst.
 

„Ist jemand anderem aus dem Haus etwas passiert? Und wo ist Rose?“ Hektisch suchte er den Platz nach der Frau, die seiner Mutter sehr ähnlich sah, ab. Diese kam auch schon auf sie zu. Sie hielt zwei Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit, sicher Kaffee oder Tee, in den Händen. „Das ging aber schnell.“ Sie lächelte und reichte ihrer Schwester eine provisorische Tasse. „Ist bei dir auch alles in Ordnung?“ Casey zog auch seine Tante in eine Umarmung. Diesmal jedoch um einiges vorsichtiger, um nichts von dem Getränk zu verschütten. „Es ist uns nichts passiert, mein Sohn“, versuchte auch die andere Frau ihren Neffen zu beruhigen. „Wie kam es denn dazu?“, wollte dieser unbedingt wissen.
 

„Ich muss wohl gestehen, dass ich schuld bin. Ich habe deine Mutter vor ein paar Stunden aus dem Haus gescheucht. Ich stand noch im Stau nach der Arbeit und wollte, dass jemand nach deiner Cousine sieht. Sie hat Fieber und ich hatte sie schon so lange alleine zu Hause gelassen... Dein Onkel ist ja auch arbeiten. Deine Mom ist dann zu mir und hat dadurch vergessen, ihr Essen vom alten Herd zu nehmen.“ „Mach‘ dir keine Vorwürfe, das Ding war eh schon lange überfällig. Wir hätten ihn unbedingt einmal nachschauen lassen sollen… Die Küche ist hinüber, Schatz. Und… ich glaube noch ein bisschen mehr. Es tut mir so leid.“ „Mom, wir kriegen das hin, bitte mach‘ dir keine Sorgen.“ Er strich ihr über den schmalen Rücken. Innerlich sah es aber ganz anders in ihm aus. Was machten sie jetzt nur? Zahlte die Versicherung für den Schaden, der dem Vermieter entstanden war? Und wer ersetzte ihnen die Sachen?
 

„Sind Sie Mr. Duarte?“ Ein Feuerwehrmann mittleren Alters kam auf Casey zu und unterbrach so seine Gedanken. „Ja.“ Casey hasste es, mit diesem Namen angesprochen zu werden. „Sie können froh sein, dass sie alle nicht zu Hause waren. Eine Rauchvergiftung wäre wohl das Mindeste gewesen, was Ihnen bei diesem Feuer zugestoßen wäre.“ „Sie haben recht. Vielen Dank, für Ihre Hilfe. Ich nehme an, dass wir für heute Nacht nicht in die Wohnung zurück können? Und so etwas wie… Sachen holen… ist sicher auch nicht drin oder?“
 

„Nein, tut mir leid, das ist unmöglich. Das Feuer ist zwar gelöscht, wir prüfen aber noch einige Dinge. Das dauert sicherlich mindestens bis übermorgen. Haben Sie vielleicht die Möglichkeit bei Freunden zu übernachten?“ „Er kommt mit zu mir.“ Rose legte ihrem Neffen die Hand auf die Schulter. „Ihr seid bei uns herzlich Willkommen, das weißt du.“ Die Frau, die nur ein paar Jahre jünger war als seine Mom, lächelte. „Du kannst bei deinem Cousin mit im Zimmer schlafen. Deine Mutter und ich teilen uns ein Bett und deinen Onkel verfrachten wir einfach auf die Couch.“ Rose versuchte die Stimmung etwas zu erheitern, nachdem sie nach ihrem Satz ein wenig lachte. Leider scheiterte ihr Versuch kläglich. „Die Hauptsache ist doch, dass Ihnen nichts passiert ist“, kam es noch einmal von dem Feuerwehrmann. Casey nickte.
 

„Schatz, wer gehört eigentlich zu dem schicken Auto?“, fragte plötzlich Caseys Mom und blickte neugierig zu dem luxuriösen Wagen. Es war dunkel und so konnte sie nicht ausmachen, ob jemand dort drin saß oder nicht. Verwirrt drehte sich Angesprochener um.
 

*„Wieso ist er noch nicht weggefahren? Naja, ist sicher spannend für die meisten, wenn sie Feuerwehrwagen sehen“*, dachte er bei sich. „Unwichtig. Tante Rose, meinst du, ich kann wirklich mit zu dir? Du weißt, dass Hunter und ich nicht die besten Freunde sind…“ „Ich weiß, aber ihr gehört zur Familie und wenn mein Sohn damit ein Problem hat, dann muss er damit leben. Mach‘ dir keine Sorgen. Wir sollten auch bald los. Deine Mom und ich müssen Morgen arbeiten. Mein Wagen steht dort drüben, steigt ein“, sie deutete auf ihren kleinen, braunen Ford Fiesta von 1996.
 

Casey seufzte. Auf seinen homophoben 18-jährigen Cousin hatte er gerade echt keinen Nerv. Zudem war seine Cousine krank und ein ganzer Menschenauflauf bei ihnen im Haus, würde ihrer Gesundheit sicherlich nur mehr schaden. „Mom, ich habe eine andere Idee. Ich habe heute Danilo Pirovano getroffen. Der, mit dem Café. Du kennst ihn. Vielleicht kann ich bei ihm unter kommen. Sein Freund ist momentan auch nicht zu Hause. Und selbst wenn, hätten sie sicher nichts gegen. Ich rufe ihn gleich mal an. Und wenn er nicht will, komme ich mit zu euch, Tante Rose.“ „Danilo, ja, er ist ein Netter…“, murmelte Case‘ Mutter. „Gut, dann probier’s.“ Nun nahm sie endlich einen Schluck von ihrem Tee. Ihre Nerven waren noch immer aufgewühlt. Schließlich war es ihre Schuld gewesen. Und bald kam ihr ältester Sohn wieder nach Hause. Und was fand er vor? Eine abgebrannte Küche… und einen größeren Haufen Schulden. Klasse.
 

„Casey, du kannst mit zu mir“, ertönte eine tiefe Stimme aus dem Nichts. „Nick? Was machst du eigentlich noch hier? Und seit wann hörst du zu?“ „Hey, das spielt doch jetzt keine Rolle. Du hast mir neulich auch aus der Klemme geholfen, als das mit dem Fahrer aus Portugal war. Ich habe ein riesiges Gästezimmer.“ Case‘ Mom, die natürlich Blut geleckt hatte, trat auf den großen Mann zu. Sie wusste, dass Casey eine Schwäche für einen seiner Auftraggeber hatte, und nach seiner Beschreibung war es definitiv dieser hier! „Das wäre so lieb, wenn mein Sohn heute zu Ihnen könnte! Er macht Ihnen sicher keine Umstände.“
 

*„Kann es eigentlich noch peinlicher werden???“* Nun war es an Case, einen roten Kopf zu kriegen. Er würde sicher nicht bei seinem Klienten übernachten. Nicht in seinem Gästezimmer, nicht auf seinem Sofa, nirgends!
 

- Natürlich kam es anders…
 

„Ich beiße doch nicht“, versuchte Nick seinen Schein-Freund zu trösten, als sie bereits gemeinsam im Auto saßen. Heute nun zum dritten Mal. „Ich weiß, es ist auch sehr nett von dir, nur ich muss Morgen arbeiten und ich habe keine Sachen und nichts." „Bei deinem dicken Kumpel hättest du doch auch keine Kleidung oder?“ Punkt für Nick. „Hör bitte auf, ihn zu beleidigen.“ „Sorry, nur würde sicher lustig aussehen, du in seinen Sachen...“ „Idiot.“ Case musste einfach grinsen. „Wenigstens machst du jetzt ein freundlicheres Gesicht.“ Nick nahm seinen Blick von der Fahrbahn und lächelte Casey verschmitzt an.
 

An einer roten Ampel blieben sie stehen. „Case, kann ich dich… noch was fragen?“ „Ja, Nick, frag‘ dich aus!“ Der 20-jährige musste ein wenig lachen.
 

„Wieso hat dich der Feuerwehrmann ‚Duarte‘ genannt?“ Case seufzte. „Weil das mein Familienname ist, Nick. Eigentlich ‚Mayhew Duarte‘, aber es beschränken sich natürlich immer alle auf den zweiten.“ „Aber wieso stellst du dich dann mit ‚Summers‘ vor?“ „Du warst zu Anfang wohl etwas unaufmerksam, als du mit der Begleitagentur in Kontakt getreten bist. Die meisten benutzen nicht ihren richtigen Namen. Eigentlich tut das niemand dort. Um sich halt vor penetranten Kunden zu schützen. Es gab da schon ein paar krasse Fälle. Aber die Agentur informiert darüber immer.“ „Also heißt du auch gar nicht ‚Casey‘?“ Der Halb-Portugiese lächelte. „Nein, heiße ich nicht.“ „Verrätst du mir denn… deinen richtigen Namen?“ „Vielleicht irgendwann.“ Case zwinkerte. Seinen wahren Vornamen kannten nur wenige.
 

Bei Nick im Apartment angekommen, setzte sich Casey zunächst aufs gemütliche, große schwarze Sofa. „Du hast also ein schönes, großes Gästezimmer?“ „Dass es schön ist, habe ich nicht gesagt.“ Nick grinste. „Ich muss gestehen, es ist ein wenig mit meinen Fitnessgeräten vollgestellt. Aber schlafen kann man darin. Komm.“ Casey stand auf und folgte dem Älteren. Er fühlte sich ein wenig unwohl, aber es war ja nicht für ewig. Und was sollte schon groß passieren?
 

Das Gästezimmer war in einem… mehr oder weniger… katastrophalen Zustand. „Ähm… so schlimm hatte ich es nicht in Erinnerung. Und ich war erst vorgestern hier drin.“ Nick kratzte sich peinlich berührt am Hinterkopf. Das Bett war mit irgendwelchen Kartons vollgestellt. Zudem gab es zwei Trainings-Fahrräder und ein Laufband. Alles sehr ausgebreitet.
 

„Ist doch nicht schlimm, nehmen wir die Sachen runter. Und wenn ich nicht schlafen kann, fahre ich halt Fahrrad.“ Case machte sich an die erste Kiste. „Pass auf, die ist schwer!“ Nun sie war nicht leicht, doch Casey war kein zartes, schwaches Mädchen. Casey antwortete nichts auf Nicks Hinweis und machte sich weiter daran, die Kisten vom Bett zu schaffen. Nick zuckte bloß mit den Achseln und half dem Jüngeren.
 

Nachdem sie fertig waren, saßen sie beide auf dem Bett. Etwas aus der Puste. „Man, was ist denn da drin?“, fragte Case und wollte nicht einfach in eine hineinsehen. „Hm… so einiges.“ Nick lachte und strubbelte Casey durch die Haare. „Hey!“ Case schubste ihn dafür zurück.
 

Es kam schon wieder wie es kommen musste… Irgendwann lag er, durch ihre kleine Rangelei, halb auf Nick und bekam einen hochroten Kopf. Verdammt, hatten sie heute die Rollen getauscht? Schnell erhob er sich, bevor er sich wieder in Nicks Augen verlor, strich sich nervös durch seine Haare und fragte: „Hast du eigentlich deiner Schwester und Jeremy bescheid gesagt?“ „Ja klar, mach' dir keinen Kopf.“ Nick lächelte. „Komm, lass uns schlafen gehen.“ „Ja. Ähm, wo ist das Bad?“ Nachdem ihm sein Klient den Weg genannt hatte, sperrte er sich erstmal ein. Er öffnete den Wasserhahn und spritzte sich kühles Wasser ins Gesicht. „Was machst du denn jetzt? Du stehst auf diesen gutaussehenden Kerl und musst hier übernachten…“ *Vielleicht sollte ich erstmal aufhören, mit mir selbst zu sprechen…* Case Blick fiel auf das Aftershave, das Nick benutzte, und das auf einem kleinen Schränkchen über dem Wasserhahn stand. „Er riecht auch immer so verdammt gut.“ Er zwang sich, den Blick abzuwenden und nicht nochmals zehn Minuten damit zu verbringen, sich und die ausweglose Lage zu bemitleiden. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Case, Kumpel, alles okay bei dir?“ „Ja, ja alles gut. Bin gleich fertig, Nick.“
 

Als Casey wieder in das Gästezimmer - seinem Zimmer für heute Nacht kam, musste er feststellen, dass Nick das Bett komplett neu bezogen hatte. Er konnte sich heute also in eine schöne, dunkelblaue Bettwäsche kuscheln. „Respekt, Respekt“, musste der 20-jährige zugeben.
 

„Ich bin gut oder?“ Nick kam grinsend rein. Sofort drehte sich der Halb-Portugiese zu ihm um und bereute seine Aktion auch sogleich. Dieser Mistkerl trug nur noch eine schwarze Boxershort. *Ach.Du.Heilige.Scheiße.* Case würde hier wohl nicht mehr lebend rauskommen. Die Röte schoss nur so hoch. Und auch in unten Regionen würde sich bald etwas tun…
 

„Nette…“ Case verschränkte nervös die Arme und sah schnell zum Bett. „Bettwäsche. Ja, nette Bettwäsche.“ Ein dämlicherer Satz fiel ihm gerade nicht ein. Heute Nacht würde er wohl von Nicks verdammt heißen Körper träumen. So einen geilen Sixpack hatte er lange nicht mehr gesehen. Und Nicks versprochene Tattoos, waren auch unheimlich sexy. War diesem eigentlich klar, dass Casey schwul war und eine Schwäche für ihn hatte? Wenn er eine heiße Frau wäre und sich ihm oberkörperfrei präsentiert hätte, würde dieser doch auch erstmal schlucken müssen oder? Und Case traute sich gar nicht, seinen Blick noch weiter nach unten gleiten zu lassen…Auf seinem linken Oberarm hatte Nick schwarze, bedrohlich wirkende Flammen tätowiert, auf seinem rechten die Zahl „‘89“ und auf seiner Brust war ein großer, sehr beeindruckender Löwenkopf. Das sah einfach stark aus. Aber wie schon erwähnt, Casey musste hier heil raus und versuchte dementsprechend überall, aber bloß nicht auf seinen Klienten zu sehen.
 

Dieser bemerkte natürlich, dass Casey der Anblick zu gefallen schien. Innerlich grinste er. Es machte ihn irgendwie Stolz. Schließlich hatte er Case in der Disco auch ziemlich… abgecheckt. Und ziemlich zu kämpfen gehabt. „Brauchst du noch etwas, Schatz?“, fragte der 26-jährige schelmisch und trat einen Schritt auf Casey zu. Dieser trat unbewusst einen Schritt zurück. „Alles gut, danke“, kam es wie aus der Pistole geschossen. „Sicher?“, Nick verschränkte seine muskulösen Arme und legte seinen Kopf schief. Ihn amüsierte dieses Spielchen aus unerfindlichen Gründen. „Verdammt Nick, geh‘ schon schlafen!“, fauchte Casey und hätte sich dem Älteren entgegen seiner Worte liebend gerne an den Hals geworfen. Aber er musste Haltung bewahren!
 

„Du wirst aber schnell zickig. Niedlich.“ Nick grinste und wandte sich der Tür zu. „Gute Nacht.“ Doch da war es an Casey, blitzschnell zu reagieren. „Ich zeige dir was ‚niedlich‘ ist!“ Casey drehte Nick mit diesen Worten zu sich und warf sich ihm… tatsächlich… an den Hals. Seine Lippen attackierten geradezu die von dem Älteren. Seine Hände vergruben sich in Nicks braunen Haaren. All seine guten Vorsätze von vorhin waren wie weggeblasen. Er konnte sich einfach nicht beherrschen! Und es ließ ihn für einen winzigen Moment seine Sorgen vergessen. Zu seiner Verwunderung erwiderte Nick den Kuss und schloss Casey in seine Arme. Ein angenehmes Prickeln lief durch ihre Körper.
 

Ihre Küsse heizten sich wieder relativ schnell auf. Nick küsste Casey am Nacken und strich mit seinen Händen fahrig unter das Shirt des Jüngeren. *Das muss ein Traum sein!*, dachte Case nur und hatte seine Augen geschlossen. Nick hatte es provoziert. Ihm war es bewusst gewesen, dass Casey seinen Körper anziehend fand. Man hatte es einfach gemerkt. Und trotzdem hatte er weiter gemacht… Denn auch er konnte einfach nicht von dem Halb-Portugiesen lassen. Er fand ihn sexy. Er fand einen Kerl sexy! Und diesen Kerl warf er gerade aufs Bett. Nick thronte nun über ihm und suchte wieder seinen Mund. Er wollte ihm das T-Shirt ausziehen, als irgendein Telefon klingelte. Es war doch verhext! Case setzte sich etwas auf. „Sorry.“
 

Nick seufzte. Er legte sich neben Casey und sah ihn abwartend an. „Also bei uns klingeln immer Telefone…“, murmelte Nick. Case lachte und fischte seines aus der Hose. „Mom, alles okay bei euch?“ Sie schien sich wohl doch Sorgen zu machen, obwohl sie ihn geradezu… in Nicks Wohnung getrieben hatte. „Mir geht es gut. Nein, morgen Nachmittag gehe ich Miguel besuchen. Nicht schlimm, dass du es vergessen hast. Ja, ich weiß, dass du arbeiten musst. Mach‘ dir keine Sorgen. Gute Nacht.“ Case beendete das Telefonat, schob es wieder in seine Tasche und schaute zu Nick. *„Miguel muss sein Freund sein. Und der sitzt im… Knast. Muss ein harter Bursche sein. Wieso hat er sich bloß so einen ausgesucht? Er könnte doch sicher viel bessere kriegen“*, Nick war in Gedanken versunken. Natürlich war ihre elektrisierende… Stimmung… von eben verflogen. Der 26-jährige erhob sich langsam vom Bett. „Wir sollten… ähm… du solltest… Miguel nicht betrügen, vor allem nicht, wenn er bald… draußen ist.“ Casey war verwirrt. Er Miguel betrügen? Häh? Was? „Ich leg‘ dir für Morgen ein paar Handtücher raus, oder besser für… später. Ist ja schon ziemlich früh. Wenn was sein sollte, du weißt ja wo mein Schlafzimmer ist. Nacht.“ Und nach diesen Worten war Nick verschwunden. Casey war ziemlich irritiert. Doch plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Nick musste denken, dass Miguel sein fester Freund war! Ach du Scheiße, wie kam er denn auf den Quatsch?
 

Nick warf sich derweil auf sein Bett. *Toll, was für eine Ausrede benutzt du jetzt? Emma stand vorm Haus? Er hat zwar den ersten Schritt gemacht, aber du bist darauf eingegangen! Also, du stehst auf attraktive Frauen, aber du stehst auch auf Casey… oder wie auch immer er heißt.*
 

Da kam ihm eine Idee. Schnell schnappte er sich sein Netbook und suchte nach… Schwulenpornos. Er konnte nicht genau sagen, was er bei diesem Anblick fühlte. Den Ton hatte er ausgestellt, nicht, dass Casey noch etwas merkte. Eigentlich wollte er lieber ausmachen. Schließlich tat er das auch seufzend. Er klappte das Ding zu und legte es neben sich auf die freie Seite. Er hatte keine Ahnung, was passiert wäre, wenn das Handy nicht geklingelt hätte. Im Prinzip konnte er froh sein, dass sie anscheinend das Glück besaßen, dass sie ständig von einem unterbrochen wurden. Er kannte sich… in diesem Bereich… nicht aus… was würde Casey gefallen? Was erwartete er? Und wieso dachte er überhaupt daran? Nick musste lächeln. Irgendetwas hatte dieser verfluchte Halb-Portugiese an sich… Irgendetwas hatte er mit ihm angestellt…
 

In dieser Nacht fanden beide keinen Schlaf mehr.

-- Samstag, ca. 08:30 --
 

Ding. Ding. Ding.
 

„Scheiße, irgendwer klingelt da!“ Genervt erhob sich Nick aus seinem bequemen Bett. Geschlafen hatte er kaum, da er von diversen Gedanken - rund um einen bekannten Halb-Portugiesen - heimgesucht wurde. Außerdem war ihm aufgefallen, dass er wenig über Case wusste. Und er musste zugeben, dass er überlegt hatte, wie sein Schein-Freund wohl wirklich hieß.
 

Nick wollte heute nicht zur Firma. Also konnte er doch theoretisch noch ein bisschen liegen blieben und Schlaf nachholen…
 

Ding. Ding. Ding.
 

„Fuck!“
 

Noch nicht ganz wach stolperte der 26-jährige beinahe über seine Schuhe, die auf dem Boden lagen.
 

„Verdammt!“ Fluchend eilte er zur Tür, denn diese machte unnachgiebig auf sich aufmerksam. Ohne zu prüfen wer es war, betätigte er den „Öffnen“-Button und wartete missmutig auf den unangekündigten Besucher. Genervt fuhr er sich dabei durch sein ungekämmtes Haar.
 

„Nicholas! Scheiße, wie siehst du aus?“, erklang es lachend. Sein älterer Bruder Asher kam die Treppe herauf gesprintet. Und in was für einem mördermäßigem Tempo. Überrascht über die Ankunft blickte Nick leicht perplex drein. Wahrscheinlich sah er ziemlich bescheuert aus: Nur in Boxershorts und einem verschlafenen Gesicht, das wohl einer Kreatur aus der Geisterbahn glich.
 

„Habe dich wohl geweckt… Na, egal. Lass‘ dich erstmal umarmen! Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Vier Monate?“ Der Mann, der in etwa dieselbe Statur und ungefähr so groß war wie Nick, vielleicht ein bis zwei Zentimeter kleiner, nahm den 26-jährigen herzlich in den Arm. Wie beinahe immer, wenn sie sich sahen, trug er auch heute einen schicken blauen Anzug. Und genau wie sein kleiner Bruder war er ein sehr gutaussehender Mann. Allerdings mit kurzen, dunkelblonden Haaren, stahlblauen Augen und weniger Gesichtsbehaarung. Er war der einzige, der vom Äußeren mehr nach ihrem biologischem Vater kam.
 

„Morgen… Asher…“ Mit leichter Verzögerung erwiderte der Juniorchef die Umarmung. „Wie kommt es, dass du mich mit deiner Anwesenheit beehrst? Zu so… früher… Stunde?“ „Ich habe hier in der Nähe ein Treffen mit einem Mandanten von mir. Da dachte ich, ich statte dir einen kleinen Besuch ab. Wo ich euch doch eh bald auf Emma-Maries Hochzeit ertragen muss. Und eine Frage… Rasierer gibt es in deiner Welt nicht oder?“ Er zeigte auf Nicks Bart. „Sehr witzig. Wohl eher müssen wir dich ertragen.“
 

*„Und deine pervers gute Laune am frühen Morgen…“*, dachte sich der 26-jährige leicht gequält. Auf die Anspielung, dass er sich mal rasieren sollte, ging er gar nicht ein. Schließlich war es Samstag, sie waren hier in seinem Haus und Frauen fanden ein bisschen Bart ausgesprochen sexy. *„Casey sicher auch“*, flüsterte eine Teufelsstimme in seinem Kopf.
 

Zum Glück fehlte Nick die Zeit, weiter über den Halb-Portugiesen in seinen seltsamen Gedanken zu philosophieren.
 

„Ich habe mir überlegt, wo wir uns so lange nicht gesehen haben, dass du uns ein nettes kleines Frühstück machst.“ Asher trat weiter in Nicks geräumiges Apartment und blickte sich neugierig um. „Mensch, gar nicht so unordentlich wie beim letzten Mal. Hast du eine Putzfrau?“
 

„Ähm… Kann sein“, gab Nick von sich. Ihm war das etwas unangenehm. „Sie ist nur einmal in der Woche hier“, verteidigte er sich. „Ich kann dir nur von meiner Haushälterin vorschwärmen. Die ist absolut genial. Und nett anzusehen nebenbei. So eine feurige Spanierin.“ Asher lachte. Nicks wahrscheinlich schon queer denkendes Gehirn produzierte bei dem Wort „Spanierin“ in Verbindung mit „Haushälterin“ ein Bild von Casey im süßen Hausmädchenkostüm. Und das Gesicht, was der 20-jährige dabei aufgelegt hatte, war nicht so erfreut. Abgesehen davon, dass sein verdammter Schein-Freund nicht aus Spanien kam, schien er sich wieder in seinem Gehirn festzusetzen.
 

„Nun, wie ich sehe… Hast du noch immer keine Frau, Nicholas?“ Der 31-jährige schien nicht allzu verwundert zu sein. „Ziehst wohl immer noch dieses ‚One Night Stand-Ding‘ durch.“
 

Der arme Tropf hatte wohl noch nicht die interessanten Neuigkeiten der Familie Harford zu hören bekommen. Dabei wirkten diese sich positiv auf Ashers… Stand aus. Als der Anwalt nämlich verkündet hatte, er würde den Namen seiner Frau Fiona Burton annehmen, war das erste Drama bei ihnen losgegangen. Ihre Mutter Janice war entsetzt gewesen. Eher mehr als entsetzt. Und irgendwann nach der Vermählung war es immer seltener geworden, dass Asher seiner Familie Besuche abstattete. Er hatte sich rar gemacht. Und genau an diesem schönen, freien Samstag hatte er beschlossen, Nick auf den Sack zu gehen… Klasse. Erste Sahne.
 

Bevor sich dieser in irgendeiner Art und Weise bezüglich seines Liebesleben erklären konnte, schellte es erneut an der Tür. „Verflucht, wer ist das jetzt schon wieder?“, rief er genervt. „Du scheinst gereizt. Hast wohl lange keine mehr flachgelegt. Wenn du willst, ziehen wir zusammen los und ich greife dir brüderlich unter die Arme“, kam es äußerst hilfsbereit von Asher. Der 31-jährige setzte sich an den Küchentisch. Dreist war er ja schon immer gewesen. „Das ist übrigens John an der Tür. Ich habe ihn eben angerufen und gefragt, ob du heute arbeitest. Er meinte Nein und dass er heute eh zu dir fährt.“ Da machte es Klick. Sein Stiefvater hatte ihm angekündigt, dass er zu ihm wollte, um etwas zu besprechen. Ab Morgen war John nämlich eine Woche außer Landes.
 

Mit knirschenden Zähnen öffnete Nick also noch einmal die Tür.
 

„Morgen, Nicholas. Du hast sicher an unser Treffen gedacht.“ Johns Stimme tropfte nur so vor Spott. Genau wie Asher war er im Business-Outfit. Er hatte seinen Stiefsohn kritisch gemustert. Obwohl… es gab ja nicht viel zu mustern. Viele Klamotten trug er nicht gerade. „Natürlich, setz‘ dich doch. Ich mache uns gleich Kaffee, John“, probierte es Nick auf die versöhnliche Weise.
 

Ohne noch ein Wort des Hohns nahm John Platz. Natürlich erst, nachdem er auch seinen zweiten Sohn begrüßt hatte. Diesmal mit etwas mehr Begeisterung. Tja, Asher war nun im Familienrang ein ganzes Stück hoch gestiegen. Und ahnte vermutlich noch nicht mal etwas davon… „Wie wäre es, wenn du dir etwas anziehst, Nicholas?“ „Moment, lass‘ mich erst den Kaffee aufsetzen.“
 

Nick drehte sich auch sogleich zur Kaffeemaschine. *„Irgendetwas habe ich doch noch vergessen…“* Während er überlegte, bereitete er alles vor, um seine Gäste bedienen zu können.
 

Plötzlich ertönte ein Klingeln. Nick war schon drauf und dran, einen bösen Fluch auszustoßen, doch diesmal war es nicht die Haustür des Juniorchefs, sondern das Handy seines Bruders. „Das ist mein Mandant. Entschuldigt mich bitte kurz.“ Stets höflich, zumindest in Johns Anwesenheit, erhob sich Asher und machte sich auf den Weg nach draußen. Die Tür hielt er etwas auf, damit er sich nicht aussperrte. Man konnte ihn leise wichtig telefonieren hören. Als Anwalt hatte er wohl auch eher selten Feierabend. Nick nutzte die Chance und warf sich selbst schnell in eine Jeans und ein dunkelblaues Polo-Shirt.
 

Allerdings hatten nicht alle mitbekommen, dass es mehrmals geläutet haben musste, und in der Küche nun mehr oder weniger reges Treiben herrschte.
 

Es öffnete sich die Tür vom Gästezimmer und hinaus trat… Casey!
 

*„Oh, da war ja was…“* Nick biss sich auf die Unterlippe. Jetzt würde es wieder Theater geben. Grandios.
 

Der 20-jährige ahnte nicht, in was er sich da begab. Er trug seine Kleidung vom Vortag und wollte gerade ins Badezimmer tapsen, als er spürte, wie es Todesblicke in seine Richtung hagelte.
 

„Was macht er hier?!“ John war sauer. Nick hatte nichts Anderes erwartet.
 

Casey blieb abrupt stehen und sah erschrocken zu ihnen. „Oh, g-guten Morgen, Mr. Harford.“ John antwortete nicht. Seit dem Vorfall in Nicholas‘ Büro hatte er beschlossen, jegliche falsche Freundlichkeit in Gegenwart dieser Person sein zu lassen.
 

„Weiß Asher schon von ihm?“ Wie auch beim Familienessen zeigte John abwertend auf Casey. Nick stellte seinem Stiefvater die Tasse Kaffee geräuschvoll vor die Nase. „Er ist mein Freund, da ist es doch wohl selbstverständlich, dass er bei mir ist! Und Nein, aber keine Sorge, ich werde Asher gleich in Kenntnis setzen, falls dich das beruhigt. Ich verschweige nichts!“
 

„Wenigstens haltet ihr es altmodisch. Oder wieso schläft ihr in getrennten Betten? Wahrscheinlich lässt der dich nicht mal ran, Nicholas. Bis zur Hochzeit oder wie?“ John lachte spöttisch. „Ich hoffe, dass du zumindest kein Kleid tragen wirst.“
 

Er hatte hervorragend sehen können, wie das kleine Luder aus dem Gästezimmer getreten war und nicht aus Nicholas‘ Schlafzimmer. Für John war sowieso klar, dass dieser seltsame Casey nichts Gutes im Schilde führte. Er hatte sich bereits bei der Universität erkundigt, bei der die Schwuchtel angeblich studierte. Und natürlich war kein Casey Summers verzeichnet. Diese männliche Schlampe wollte sicher nur das Geld des Juniorchefs und er würde diesem schon noch die Augen öffnen! Eigentlich wollte er es heute tun, aber… es war anscheinend nicht der richtige Zeitpunkt, Nicholas aufzuklären. Solange er dieses… Problem vor der Hochzeit aus der Familie hatte, war aber alles gut. Und das würde er schaffen! Im Notfall würde er früher von seinem Aufenthalt zurückkommen. Die Hauptsache war, dass die Hochzeit seiner Em nicht ruiniert wurde, von zwei… Männern.
 

Mit Nick ging es schon wieder durch. Er konnte zwar die Gedanken seines Stiefvaters nicht lesen, doch er spürte, dass John etwas plante. Er drehte sich zu seinem Schein-Freund, der immer noch leicht verwirrt dastand. Casey hatte schlecht geschlafen, da er ständig von brennenden Häusern und Nick in Feuerwehrmann-Montur geträumt hatte. Und jetzt tauchte hier dieser homophobe John Harford auf und behandelte ihn wie Abschaum. Da fing der Tag bereits super an!
 

Doch plötzlich erreichte Case in dieser dunkeln Stunde ein Lächeln. War es sonst nicht er gewesen, der Nick eines geschenkt hatte? Und plötzlich stand der Juniorchef vor ihm, legte ihm eine Hand an die wahrscheinlich schon leicht kratzige Wange und beugte sich für einen kurzen, wohl typischen „Guten-Morgen-Kuss“ zu ihm. „Hast du gut geschlafen, Schatz? Bitte hör nicht auf die Worte meines Stiefvaters.“ „Ja, natürlich.“ Case zwang sich nun ebenfalls zu einem Lächeln. „Ich… würde gerne duschen“, flüsterte er zu Nick. „Klar, kein Problem. Habe dir gestern schon alles hingelegt. Auch… ein paar Sachen. Danach gibt es Frühstück.“ Nick zwinkerte und streichelte Casey noch einmal, diesmal über den Arm. Dann machte sich der Juniorchef wieder daran, etwas Brauchbares zu essen und zu trinken zu zaubern.
 

Case war heilfroh, als er endlich im Bad angelangt war. Und wie er feststellen konnte, hatte Nick tatsächlich schon einiges für ihn bereit gelegt. Unter anderem sogar eine Zahnbürste, die noch in der Verpackung war. Darüber musste der Halb-Portugiese lächeln. Trotz allem musste er bald hier weg. Er hatte noch eine Verabredung mit einem Klienten zu irgendeiner langweiligen Ausstellung. Und für diese musste er gut aussehen. Also schnell fertig machen und dann zur Agentur. Dort hatten sie auch Kleidung und Räume, damit sich die Angestellten herausputzen konnten. Danach ging es ab zu Miguel. Und vielleicht konnte er vorher noch abklären, ob er mehr Aufträge annehmen konnte. Darüber hatte er schon gegrübelt.
 

Während Nick versuchte, mit dem, was sein Kühlschrank hergab, ein passables Frühstück zu machen, stolzierte Asher nach geschlagenen fünfzehn Minuten mit den Worten „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat“ wieder zu ihnen in die Küche.
 

„Asher, setz‘ dich, Nicholas will dir noch etwas Wichtiges mitteilen…“ „Was ist passiert, hast du eine Frau geschwängert?“, fragte der älteste Spross der Familie Harford leicht belustigt und sah erwartungsvoll zu seinem Bruder. „Schlimmer“, kam es nur von John. Nick seufzte und stellte trotz der Worte Toast und gebratene Eier mit Speck auf den Tisch. Teller folgten ebenfalls. „Eine minderjährige Frau? Wenn es so schlimm ist… lasst mich erstmal kurz austreten, bitte.“ Asher wollte auf die Toilette. „Nein, warte! Die ist gerade besetzt, nimm die andere!“, rief Nick. „Ist da etwa eine feurige Spanierin drin, die du vor mir verstecken willst? Dann gehe ich auf jeden Fall rein.“ Asher ließ sich wohl trotz der Worte nicht stören und ging grinsend weiter. Er hatte die Hand schon auf den Griff gelegt, da ging diese schwungvoll auf und verfehlte ihn nur knapp. Vor Asher stand keine feurige Spanierin, sondern viel mehr Casey. Er trug ein schwarzes T-Shirt von Nick, das ihm fast bis zu den Knien ging. Die Jeans war aber seine eigene, da die von seinem Schein-Freund einfach zu groß war und trotz Gürtel herunterrutschen würde. Seine Haare waren noch nass und in seiner rechten hielt er ein Handtuch.
 

„Entschuldigung... Das Bad… ist… frei…“
 

Casey blieben die Worte beinahe im Halse stecken, als er den großen Mann vor sich erblickte. Auch Asher starrte mit weit aufgerissen Augen auf den Halb-Portugiesen.
 

„Ähm Asher…“ Nick stand nun neben seinem Bruder. „Ich muss dir etwas sagen…“, fing der 26-jährige an. Schon wieder überkam ihm diese… Beklommenheit. Auch wenn er Case gestern zurückgeküsst hatte, aus noch ungeklärten Gründen, war er nicht schwul! Also nicht so schwer, mit der Sprache herauszurücken, da es ja nicht stimmte. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, sich so schnell vor seinem Bruder outen zu müssen. „Es ist so… ähm…“ Nick sah wie beim ersten Mal hilfesuchend zu Casey, doch der schien gerade wie paralysiert. John hatte sich nun neben Nick positioniert und die Arme verschränkt. „Komm’, sag’s ihm schon, Nicholas!“, forderte John. „Verdammt. Ich bin schwul, Asher, und Casey hier ist mein Freund. Casey, das ist mein älterer Bruder Asher Burton.“
 

„Das… ist ein Scherz oder? Du… mit… ihm… schwul?“ Asher fing an zu lachen. Genauso wie John und Jeremy zuvor. Es war kein herzliches Lachen. „Asher, ich weiß, es ist wirklich lächerlich, aber es stimmt wohl.“ Wie immer war ihr Stiefvater keine große Hilfe. „Du bist also tatsächlich schwul?“ Asher war verwirrt. Wer war es nicht? Sie alle kannten Nicks Frauengeschichten. „Ja, Asher. Wirklich. Du bist nun nicht mehr das schwarze Schaf der Familie Harford, sondern ich.“ Nick war nun langsam etwas genervt. Zum Spaß würde er das doch nicht behaupten! Nur… um sich Weiber vom Leib zu halten. Und vielleicht… um mit Casey… ein wenig… STOPP!
 

„Freut mich… Sie… kennen zu lernen, Mr. Burton.“ Casey schien sich gefangen zu haben, versuchte somit den ersten Schritt zu machen und reichte Asher leicht zögerlich die Hand. Dieser ergriff sie kurze Zeit später. „Ebenfalls. Mr. Casey. Haben Sie auch einen Nachnamen?“ „Summers.“ „Ah, Mr. Summers also.“ „Seid doch nicht so förmlich. Case ist auch bei der Hochzeit dabei.“ Nick versuchte, die angespannte Stimmung aufzulockern. „Und jetzt lasst uns essen. Casey, komm ja nicht auf die Idee, ihn 'Mr. Burton' zu nennen. Und du andersrum genauso, Asher.“ Nick ging voran und auch John hatte sich seinem Stiefsohn angeschlossen.
 

„Wie du willst, Brüderchen. Ich bin dann mal im Bad“, rief er noch hinterher. „Nick, ich muss arbeiten. Ähm, ich rufe dich später an, ja?“ Casey wollte sich schnell in das Gästezimmer machen, um seine Sachen zu holen.
 

„Ach, jetzt willst du dich verpissen?! Was spielst du für ein Spiel hier?“, zischte Asher leiser und achtete darauf, dass sein Bruder und John nichts mitbekamen. Er zerrte Casey unsanft mit auf die Toilette und schloss ab. „Was machst du hier, Feliciano?! Dein krimineller Bruder und du, ihr habt schon genug zerstört! Und wehe, du sagst auch nur ein Wort zu Nicholas! Und wieso nennst du dich jetzt ‚Casey Summers‘? Etwas Dümmeres ist dir wohl nicht eingefallen?!“
 

Casey reichte es langsam. Es reichte ihm wirklich. Immer war er hier der Buhmann. Und er hatte ganz andere Probleme, als diesen eingebildeten Kerl vor sich, der ihm mittlerweile schon einen blauen Fleck auf seinem Arm beschert hatte. „Lass‘ mich auf der Stelle los, Asher. Keine Sorge. Ich sage nichts, wenn du auch deine verdammte Klappe hältst!“ Asher warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. Doch er ließ von Casey ab. „Du trennst dich sofort von meinem Bruder, hast du verstanden?“ „Wir sind nicht mal zusammen, du Arschloch!“, hätte Case am liebsten laut geschrien. Er war hier doch nur eine Marionette, die man beliebig aufziehen konnte, wie man wollte. *„Zumindest bringt es Geld.“* „Dein Bruder und ich sind glücklich. Und wag‘ es nicht, nochmal Miguel zu beleidigen, er sitzt seine Strafe ab! Und woher sollte ich wissen, dass du Nicks Bruder bist, wo ihr doch verschiedene Nachnamen habt!“ „Pass auf, Kleiner. Bis jetzt war ich noch sehr nett zu dir.“ Grob packte er Case erneut. Diesmal am Kragen. „Wenn du nicht willst, dass dein verschissener Bruder noch länger sitzt, dann machst du Schluss. Ich will euch hier nicht mehr sehen!“
 

Bei Casey riss der Geduldsfaden. Mit aller Kraft verpasste er Asher eine, sodass dieser ihn endlich losließ und machte sich schnell aus dem Bad. Das nun seine Hand schmerzte, ignorierte er gepflegt.
 

Er rannte ins Gästezimmer, sammelte alles ein und wollte einfach nur noch weg. Es war doch alles scheiße! Seine Familie hatte kein Geld. Miguel saß im Knast. Nick war hetero. Und das allerschlimmste: Asher war Nicks Bruder! Und so einen hatte er mal toll gefunden. Er merkte, wie ihm langsam die Tränen kamen. Eilig wischte er sich diese weg und lief in die Küche zu Nick. John blendete er komplett aus. „Wir sehen uns später. Mach’s gut, Nick. Danke und so. Du weißt schon.“ Er drückte dem verdutzten 26-jährigen einen Kuss auf die Wange und verschwand. „Willst du denn nichts essen, Schatz?“, doch diesen Satz hatte Casey nicht mehr gehört. Und selbst wenn, dann hätte er nicht geantwortet.
 

Nachdem Asher sich gefangen und sein Geschäft verrichtet hatte, blickte er sich lange im Spiegel an. „Scheiße, das gibt es doch nicht! Bei allen Kerlen dieser Welt“, fluchte er. Am liebsten hätte er filmreif in den Spiegel geschlagen.
 

„Ist alles in Ordnung bei dir, Asher? Und was ist mit deinem Gesicht?“ „Habe mich eben an der Tür gestoßen, als dein Freund rauskam.“ Mittlerweile saßen die drei Männer am Tisch. Asher hatte kein Wort mehr gesprochen. „Nick, was soll schon in Ordnung sein? Dein Bruder hat gerade erfahren, dass du mit Männern…“ John fand wohl nicht die weiteren Worte, oder er wollte sie nicht aussprechen. „Wie lange willst du mir das noch vorhalten, John? Außerdem dachte ich, dass wir heute etwas Wichtiges besprechen wollten, bevor du Morgen fliegst!“ Was hatten die denn alle plötzlich? Er hoffte sehr, dass zumindest Casey sich später bei ihm melden würde. Irgendetwas war doch nicht in Ordnung. Vielleicht bekam sein Schein-Freund jetzt ein schlechtes Gewissen wegen Miguel. Sie hatten sich schließlich geküsst… und das aus privater Natur. Und wer weiß was noch gelaufen wäre, hätte dieses vermaledeite Telefon nicht geklingelt…
 

Nachdem Asher mehr in seinem Essen herumgestochert hatte, als es zu sich zu nehmen, erhob er sich vom Tisch. Seine anfängliche blendende Laune war lange verflogen. „Ich habe gleich den Termin mit meinen Mandaten. Entschuldigt mich bitte. Nicholas, danke fürs Essen.“ Er klopfte seinem Bruder auf die Schulter, umarmte kurz seinen Stiefvater und verließ dann ebenfalls das Apartment.
 

„Gut, wo nun alle weg sind… Eigentlich wollte ich etwas wegen dir und deinem… Freund besprechen. Aber ich denke, das sollten wir verschieben. „Ich hatte gestern noch mit unserem Unternehmensberater gesprochen… Hol‘ mal deinen Laptop, bitte…“ John nahm einen Schluck von seinem Kaffee und sah abwartend zu Nick. Dieser hätte beinahe sein Netbook in die Küche gebracht, doch rechtzeitig war ihm noch eingefallen, dass er auf diesem ja hochinteressante Recherchen betrieben hatte…
 

Während Nick mit seinem Stiefvater langsam wieder sachlich und vernünftig sprach, fuhr Case mit der Bahn zur Agentur.
 

Vorher hatte er sich noch einige Sachen besorgt, um nicht ganz so fertig und müde auszusehen. Die Angestellte, die am Empfang saß, gab ihm grünes Licht für eines der Räume. Schnell schnappte er sich vorher einen Smoking in seiner Größe und alles, was er dazu benötigte.
 

Fertig angezogen trat er hinaus. „Könnte ich einen Blick auf alle Aufträge werfen, die heute eingegangen sind?“ Diese wurden ihm auch schnellstmöglich ausgehändigt. Kritisch überflog er alle. Viele wollten ein wenig… fummeln. „Gut, das kriege ich hin. Bin ja keine Jungfrau mehr“, dachte er sich. Die Angaben der potentiellen Klienten klangen nicht so verlockend wie die von Nick damals, doch er wollte nicht allzu zimperlich sein. Einige hatte er der Empfangsdame aber entschieden zurückgegeben.
 

Er deponierte seine Sachen in einem Schrank, den er für sich beansprucht hatte und machte sich auf den Weg zum Platz, von wo aus ihn sein Klient für die Ausstellung abholen wollte. Das würde lang werden. Glücklicherweise konnte er danach endlich zu Miguel. Nach diesem überraschenden, nicht gewollten Wiedersehen mit Asher Burton, freute er sich mehr denn je darauf. Zudem musste er Miguel natürlich auch warnen. Und diese Sache mit dem Brand… musste er ihm auch irgendwie beibringen…
 

Nach drei langen und vor allem schrecklich öden Stunden hatte Casey die Verabredung hinter sich. Sein Job konnte sehr aufregend sein… aber bei solch älteren Klienten auch das komplette Gegenteil. Er stattete der Agentur schon wieder einen Besuch ab, um sich umzuziehen und seine Sachen zu holen und machte sich dann auf den Weg zum Gefängnis.
 

Auf der Fahrt schaute er auf sein Mobiltelefon. Seine Mutter hatte geschrieben. Seiner Cousine ging es wohl ein wenig besser. Und Tante Rose musste ihren homophoben Sohn gezwungen haben, Case ebenfalls zu schreiben. „Du kannst wirklich gerne bei uns schlafen…“, lautete die Nachricht von Hunter. „Lieber verbringe ich eine Nacht auf der Straße.“ Case war fertig. Aber bald konnte er seinen Bruder in den Arm nehmen. Das tröstete ihn. Er vermisste ihn unendlich und mittlerweile saß Miguel schon über ein Jahr in dem verdammten Knast.
 

„Hey Case… tut mir Leid für das Chaos heute Morgen. Soll ich dich von irgendwo abholen?“ Und nachdem seine Augen diese Nachricht gelesen hatten, musste er noch mehr lächeln. Er hatte sich in Nick verliebt! Aber sie konnten unmöglich zusammen sein, selbst wenn Nick nicht hetero wäre. Wieso war alles so kompliziert? Wieso konnte es nicht einfach sein?
 

Als Casey kurze Zeit später endlich zu seinem Bruder durfte, war er außer sich vor Freude. Er sprang diesen geradezu an, obwohl Körperkontakt eigentlich nicht erlaubt war. Was der Wärter dachte, war ihm völlig egal. „Miguel, ich habe dich so vermisst!“ Dieser war vielleicht einen halben Kopf größer als Case und trug mittlerweile einen Bart. Seine dunklen Haare waren so lang, dass er sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hatte.
 

Casey weinte vor Freude und auch dem 24-jährigen erging es nicht anders. „Kleiner Bruder… Endlich sehe ich hier drin etwas Schönes!“ „Ich habe euch schon beim letzten Mal gesagt, kein Körperkontakt!“ Der Wärter zerrte die zwei unsanft auseinander und drückte sie auf die vorgesehen Plätze. Miguel war in seiner Freiheit sowieso durch Handschellen eingeschränkt.
 

„Feli, erzähl. Wie geht es dir? Und wie geht es unserer Mom?“ Miguels Englisch war ein wenig schlechter als das von Case und sein Akzent stärker. Wenn es nicht untersagt wäre, hätte er vermutlich Portugiesisch mit dem 20-jährigen gesprochen.
 

„Uns beiden geht es gut. Wie geht es dir?“
 

Allerdings wollte Miguel viel lieber etwas von seinem Bruder hören. „Okay, ich… muss dir etwas sagen. Bleib' bitte ganz ruhig…“

„Feli, ich habe meine Frau, aber vor allem meine Freiheit verloren. Soviel schlimmer kann es also nicht kommen. Sprich‘ mit mir, kleiner Bruder. Mich kriegt schon nichts klein.“ Miguel wollte Casey unbedingt zum Reden bewegen.
 

„Nun…“, dieser knetete nervös seine Hände. „Willst du zuerst die schlechte, oder die ganz schlechte Neuigkeit hören?“
 

„Ich denke mal positiv und nehme die schlechte zuerst. Los jetzt.“ Miguel sah ihn auffordernd an. Case bewunderte ihn, dass er noch so ruhig da sitzen konnte. Er wäre total hibbelig geworden, wenn er an Miguels Stelle wäre.
 

„Also… die schlechte ist…“ Case räusperte sich. „Ja, weiter?“ Miguel hob eine Augenbraue. „Bei uns zu Hause… hat es gebrannt. Mom meint, die Küche ist hin. Vielleicht auch mehr…“
 

Der 20-jährige konnte seinen älteren Bruder einfach nicht ansehen. Er hatte in jeglicher Hinsicht versagt. Das Feuer war natürlich nicht seine Schuld gewesen, dennoch… Ihre Mutter war nicht mit bester Gesundheit gesegnet und wäre sie zu Hause gewesen, da wäre es wohl schlecht ausgegangen.
 

„Das ist bloß die schlechte? Ist euch etwas passiert? Cruz credo!*“ Miguel erhob sich bei dieser unheilvollen Nachricht etwas von seinem Platz. Der Wärter hatte sich ihnen bei dieser zu schnellen Bewegung des Gefangenen bereits um ein großes Stück genähert.
 

Casey sah zu dem Wachmann, winkte ab, und drehte sich sofort wieder um. „Nein, es ist uns nichts passiert. Mom war bei Tante Rose, als es angefangen hat, zu brennen. Nur… ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie wir das alles bezahlen sollen… Zusätzlich zu unseren Schulden, die wir unserem Erzeuger verdanken.“ Casey seufzte und fuhr sich einmal durch die dunklen Haare. „Da war ich einmal nicht zu Hause und dann passiert so etwas! Es tut mir leid, Miguel.“
 

„Hey Feli, das ist doch nicht deine Schuld. Hauptsache dir und Mom ist nichts geschehen. Sobald ich hier raus bin, werde ich mir schnell eine Arbeit suchen. Obwohl… ein Mithäftling von mir, der ist auch bald in Freiheit und sein Onkel hat einen größeren Supermarkt. Er meinte, er kann mir sicher einen Arbeitsplatz verschaffen! Kisten auspacken oder so. Ganz egal. Hauptsache Kohle.“
 

„Das wäre toll. Aber… Miguel… Ich…“ Casey fing schon wieder an zu stammeln. Er versuchte meist einen kühlen Kopf zu bewahren und vieles herunterzuspielen, doch bei seinem Bruder wollte und konnte er auch gar nicht lügen.
 

„Stimmt, jetzt kommt ja noch die andere Nachricht… Da habe ich jetzt schon ein wenig die Hosen voll. Was ist dann erst die ganz schlechte, wenn die eben schon ziemlich heftig war?“ Miguel zwang sich zu einem Lächeln, um nicht allzu schwach vor seinem kleinen Bruder zu wirken.
 

„Er… ist… ähm… Wie fange ich an?“
 

„Am besten ganz von vorne!“
 

Case befand, dass sein Bruder recht hatte. So erzählte er ihm in einer Kurzfassung die Geschichte von ihm und seinem Klienten Nicholas Harford. Zumindest bis zu dem… unschönen Teil.
 

„Gut, wenn ich hier raus bin, werde ich mir diesen Nick vornehmen. Der steht doch ganz eindeutig auf dich! Und du stehst so ziemlich auf ihn. Bitte sag‘ mir, dass die ganz schlechte Nachricht ist, dass sein Alter so homophob ist!“
 

„Schön wär’s! Nein, also… eben habe ich Nicks älteren Bruder… getroffen.“
 

„Ist der auch so krass gegen Schwule? Hat er dir was gesagt? Gut, ich nehme mir beide vor.“
 

„Miguel! Es ist… Asher. Nick ist der Bruder von Asher Burton.“
 

Dem 24-jährigen fiel vor Schreck die Kinnlade herunter. „Das ist ein Scherz?! Feliciano, sag‘ mir, dass das nur ein sehr schlechter Witz war!?“
 

Als Antwort schüttelte Casey bloß missmutig seinen Kopf.
 

--
 

Während Case im Gefängnis mit seinem Bruder sprach, war Nick kurzerhand zu seinem besten Freund George Hamilton gefahren. John war nicht mehr lange geblieben. Georges Frau verbrachte gerade mit einer ebenfalls schwangeren Freundin ein nettes, erholendes Spa-Wochenende. So hatten die beiden Männer das Haus für sich.
 

Nick hatte das Bedürfnis verspürt, mit jemandem ganz ehrlich über seine seltsamen Gedanken und Gefühle zu sprechen. Bis jetzt war George der einzige, der wusste, dass der Halb-Portugiese bloß sein Schein-Freund war. Case selbst zählte er jetzt mal nicht mit. Und die Tante von der Agentur auch nicht.
 

George stellte seinem Freund einen Kaffee vor die Nase. „Oder willst du doch was Anderes? Bier?“ „Nein nein, schon gut.“ Nick ergriff die Tasse und nahm einen Schluck. Dabei verbrannte er sich beinahe die Zunge. „Du hast doch wohl gesehen, dass ich ihn gerade erst frisch gemacht habe.“ George lachte. „Was ist mit dir los, Nick? Erzähl‘ schon… Oder warte… Lass mich raten… Du warst mal ein Mädchen oder willst eines werden?“
 

„Haha. Du hast wirklich deinen Beruf verfehlt, du Clown.“ George war von Beruf Angestellter im öffentlichen Dienst. Seine Arbeit war nicht sonderlich spannend oder aufregend. Dafür waren in dem Kopf seines Kumpels mehr als nur Flausen.
 

„Kannst du ein bisschen ernst sein? Es ist wichtig…“ Nick sah leicht verlegen und auch ein bisschen deprimiert in seine Kaffeetasse. Er kam sich so bescheuert vor! Himmel, Casey saß wahrscheinlich gerade bei seinem festen Freund im Gefängnis und er würde seinem Kumpel gleich… von dem 20-jährigen vorschwärmen. Wie so eine pubertierende Göre.
 

„Was ist los? Ich mache keine Witze mehr, versprochen. Vorerst zumindest.“ Der 27-jährige sah mit wachsender Besorgnis zu dem Juniorchef.
 

„Du weißt ja… Ich habe mir diesen… Schein-Freund aus der Agentur besorgt…“
 

„Ja? Du bist jetzt schwul, das weiß ich…? Also, dass du zumindest auf schwul machst…“
 

„George… ich weiß auch nicht… Lach‘ jetzt bitte nicht, aber ich finde ihn… wirklich… keine Ahnung. Er ist schon… echt sexy.“ Nicks Kopf glich nun einer überreifen Tomate.
 

Mit großen Augen wurde der 26-jährige von seinem Freund angesehen.
 

„Nick? Du… verarschst mich nicht oder?“
 

„Nein! Verdammt, George! Wahrscheinlich bin ich jetzt wirklich schwul. Aber… ich stehe eigentlich noch genauso auf Frauen wie früher. Nur bei ihm… Meine Gedanken spielen verrückt. Ach, ich hab‘ keine Ahnung. Ich bin erbärmlich oder? Ich bin 26 und verhalte mich wegen ihm wie 16!“ Nick war von seinem Sitz aufgesprungen und umher gelaufen. Jetzt blieb er allerdings stehen und schenkte seinem Kumpel ein gequältes Lächeln.
 

George blieb erstmal still. Er lehnte sich auf dem bequemen Sofa zurück. Ganz langsam. Dann nahm er seelenruhig einen Schluck von seinem lauwarmen Kaffee.
 

„Nick. Ich glaube, du bist einfach nur… verliebt. Oder zumindest verknallt.“ Detektiv George hatte ermittelt. Messerscharf.
 

„Nein, das kann doch nicht sein! Ich meine, er ist 20 und hat einen Freund, den er auch gerade besucht und wahrscheinlich amüsieren sie sich prächtig über mich.“ Er schätzte Casey zwar nicht so ein, doch Miguel war in seiner Fantasie ein grobschlächtiger Kerl, der seinen Halb-Portugiesen nicht mal ansatzweise verdiente. Moment mal. Seinen Halb-Portugiesen?
 

Mit einem Lächeln besah sich der 27-jährige den grübelnden Nick. „Weißt du, mein vielleicht tatsächlich schwuler Freund, jetzt will ich diesen Casey wirklich kennen lernen! Er muss ja der Wahnsinn sein, wenn er dich so umhaut.“
 

*„Er ist einfach der Wahnsinn!“*, dachte sich Nick und musste über seine kitschigen Gedanken schmunzeln. „Vielleicht sollte ich mich einweisen lassen?“
 

„Nein, deswegen doch nicht. Eher für den Fakt, dass jedes deiner verdammten Autos einen anderen Namen hat. Und du alle Daten der Zulassungen auswendig weißt…“
 

Nick musste lachen.
 

„Du hast mich aber jetzt neugierig gemacht… Habt ihr es denn… schon getan?“ George wollte es unbedingt wissen. Gebannt sah er zu seinem Gesprächspartner.
 

„Nein, aber wir haben… etwas rumgemacht.“
 

„Vielleicht werde ich es bereuen, das zu fragen, aber berichte mir mehr!“
 

--
 

„Was machen wir denn jetzt? Ich habe Angst, dass dich dieser arrogante Arsch länger hier schmorren lässt. Er hat ja überall seine Kontakte.“ Case war verzweifelt. „Feli, bitte mach‘ dir wegen diesem Bastard keine Sorgen. Er kann mich nicht länger sitzen lassen. Ich habe schließlich ein Geständnis abgelegt und auch den Krankenwagen für… sie gerufen.“
 

„Trotzdem!“
 

„Zumindest hast du jetzt diesen Nick auf deiner Seite…“
 

„…der aber sein Bruder ist“, Case beendete den Satz und lachte freudlos auf. „Oh Mann, ich brauche das Geld von ihm. Und… ich will ihn auch nicht so kurz vor der Hochzeit seiner Schwester im Stich lassen. Aber ich will genauso wenig, dass du hier bis an dein Lebensende verrottest.“
 

„Feli, ich möchte, dass du glücklich bist. Wie gesagt, Asher kann mir doch gar nichts mehr anlasten. Und zudem hat er viel zu viel Schiss, dass du Nick alles erzählst. Also, habe keine Angst vor ihm, aber bitte pass‘ dennoch auf dich auf. Und… bleib‘ stark.“
 

Case wusste, dass Asher, wenn er denn etwas wollte, schon seine Möglichkeiten hatte. Doch er konnte seinen Bruder nicht noch weiter beunruhigen. Er kam hier her und ließ zwei heftige Nachrichten fallen, anstatt mit ihm über seine baldige Entlassung zu sprechen.
 

„Okay… Danke, Miguel. Ach, mir fällt ein, ich habe noch was vergessen…“ Case blickte sich im Raum nach etwas um.
 

„Bitte nicht noch eine schlechte Nachricht, Feli!“ Miguel hätte sich wohl, wenn er denn gekonnt hätte, an die Stirn gefasst.
 

Diesmal musste Casey wirklich lachen. „Nein, ich dachte, ich bringe dir… etwas mit.“
 

Schnell erhob er sich von seinem Stuhl und ging zu der Tüte, die er mit in den Besucherraum gebracht, und vorhin zur Seite gelegt hatte. Der Wachmann beobachtete ihn die ganze Zeit scharf, so als ob er jederzeit ein Gewehr hervorholen könnte. Tatsächlich war es aber nur ein Magazin.
 

„Hier.“ Casey ging zu seinem großen Bruder zurück. „Ich dachte, wo du auf Frauen verzichten musst…“ Er schob ihm den neuesten Playboy zu. „Und ich weiß ja, dass du nicht so gerne normale Bücher liest.“
 

Miguel bekam große Augen bei dem vollbusigen Cover.
 

„Ich habe mich an der Kasse ziemlich blamiert deswegen. Also wehe, du benutzt sie nicht!“
 

„Feli, wie kommst du darauf, dass ich deine netten Geschenke unbenutzt lasse?“ Miguel musste nun auch herzlich lachen. „Dass du echt daran gedacht hast, ich bin erstaunt!“
 

„Ach ja, und als ich die Tüte zur Kontrolle vorzeigen musste, wurde ich auch ziemlich spöttisch gemustert. Ich meine, wieso werde ich so angesehen, als sei ich eine kleine schüchterne Jungfrau, die noch keine nackte Frau gesehen hat?“
 

„Weiß ich nicht“, der 24-jährige Häftling grinste unverschämt. „Vielleicht… weil du noch nie eine Frau nackt gesehen hast?“, schlussfolgerte Miguel wie ein Weltmeister.
 

„Du kannst froh sein, dass der Wachmann hier ist, sonst würde ich dir in deinen portugiesischen Hintern treten... Klar, habe ich das!“
 

„Vielleicht sollten wir nicht so laut sprechen… Schließlich hört er ja zu“, kam es von Miguel und deutete mit dem Kopf in Richtung des Aufpassers. Case wurde rot und sah ganz langsam, wie in Slow Motion, zu dem Wärter. Durch dessen harte Miene konnte man eindeutig Belustigung erkennen. Nach zwei Sekunden war diese aber wieder aus dem Gesicht verschwunden.
 

„Was soll’s. Im Blamieren bin ich eh eine Eins. Bevor ich es vergesse, ich soll dich von Danilo grüßen.“ „Nilo, unser alter Freund!“ Miguel freute sich, von ihm zu hören und sie begannen, ihre restliche Zeit mit angenehmeren Gesprächen zu verbringen.
 

--
 

Nach Nicks Gespräch mit seinem besten Freund George fuhr er zunächst in die Stadt. Er erledigte noch ein paar Besorgungen und schaute ständig auf sein Handy. Case hatte bis jetzt aber nicht geschrieben.
 

Der Juniorchef überlegte eine Weile, bis er noch einmal eine Nachricht an seinen Schein-Freund tippte.
 

„Hey Schatz, ich kann dich wirklich gerne abholen. Ist kein Problem. :P“
 

Gerade als er es seufzend wegstecken und sich einen „Idioten“ schimpfen wollte, piepte es.
 

„Hey Hase… Danke, nehme das Angebot gerne an.“
 

Casey hatte seine Bahn verpasst und wenig Lust, noch ewig zu warten. Er wusste zwar nicht, wo Nick sich gerade herumtrieb, doch von seinem Haus aus war er nicht allzu weit weg. Er setzte sich, nachdem er die Adresse mitgeteilt hatte, auf eine einsame Bank eine Straße weiter und blickte zu den vorbeifahrenden Autos.
 

Dies wurde ihm aber zum Verhängnis.
 

„Na, hast du dich bei deinem schwachsinnigen Bruder über mich ausgeweint?“
 

Plötzlich saß Asher neben ihm. Seine Miene war nur mehr als finster. Case erschrak riesig. „Asher! Bist du mal wieder unter die Stalker getreten?“, sofort rückte er ein ganzes Stück weg.
 

„Erzähl‘ doch mal, was hat der gute Miguel in Bezug auf mich gesagt, was du machen musst? Hast du ihm bereits mitgeteilt, dass er vielleicht länger sitzen wird?“
 

„Was geht dich das an? Sei froh, dass ich mich bei deinem Bruder nicht über dich ausweine! Und du hast keine Beweise und nichts. Zudem hat er ein Geständnis abgelegt und als einziger die Rettung informiert.“ Der 20-jährige versuchte ruhig und selbstbewusst zu klingen. Und ihm schien es tatsächlich zu gelingen.
 

„Du bist ganz schön frech, Kleiner. Und das, was du mir heute Morgen angetan hast, werde ich dir auch nicht vergessen. Wie wäre es mit einer kleinen Entschädigung?“ Asher rückte etwas näher an den Halb-Portugiesen heran und wollte nach seinem Arm greifen.
 

„Sag‘ mal, ist bei dir da oben etwas kaputt? Heute Morgen drohst du mir, ich solle verschwinden und dann verfolgst du mich und willst Geld?“ Case stand entrüstet von der Bank auf. Natürlich war kein weiterer Mensch zu sehen. Wenn man mal jemanden brauchte, war man alleine.
 

„Du weißt genau, dass ich kein Geld will.“ Ashers Blick war eiskalt. Von dem netten Mann am Morgen war, seitdem er Casey getroffen hatte, nichts übrig geblieben.
 

„Hör zu, du musst hier verschwinden, Nick holt mich gleich ab“, die Worte von dem Rechtsverdreher ignorierend, verschränkte Case die Arme vor der Brust. Das Feuer sollte Asher fressen!
 

„Leider glaube ich dir das sogar. Du wickelst ja alle um deinen kleinen Finger. Wir sehen uns wieder. Denn wie ich bei meiner lieben Schwester gehört habe, werde ich dich wohl nicht mehr so schnell los. Hast‘ dich ja schön eingenistet bei uns, Feliciano. Wie eine kleine Zecke. Aber nun gut. Ich kann meine kostbare Zeit nicht nur mit dir verschwenden.“ Der Anwalt stand langsam von der Bank auf.
 

„Denke an meine Worte. Ich habe meine Mittel und Wege.“ Und nach diesen Worten verschwand der 31-jährige.
 

Gerade rechtzeitig, wie sich herausstellen sollte, denn Nicks Auto hielt eine Minute später vor ihm.
 

„Hey Schatz, steig‘ ein!“, kam es lächelnd aus dem Wagen. Sofort erhellte sich Case‘ Miene schlagartig und er schwang sich blitzschnell auf die Beifahrerseite.
 

--
 

Bei Nick zu Hause angekommen verfrachtete dieser zunächst seine Einkäufe in die Küche.
 

„Du hast sicher den ganzen Tag nichts gegessen. Soll ich uns was machen?“, fragte Nick.
 

Casey kam sich bei Nick, zumindest wenn sie alleine waren, immer vor wie im Paradies. Der Ältere war einfach viel zu gut für ihn.
 

„Ähm… wäre echt super.“ Case lächelte zaghaft. Nick verlor sich fast in diesem.
 

Und weil sein Gehirn sich kurzzeitig abgeschaltet hatte, vergaß der Juniorchef, dass er nicht nur Lebensmittel besorgt hatte.
 

Case wollte ihm beim Auspacken helfen und fischte prompt… eine Tube Gleitgel heraus.
 

„Erwartest du noch Besuch, Nick?“ Er musste sich jegliche Gedanken verkneifen.
 

Wenn Nicks Gesicht bei dem Gespräch mit George einer überreifen Tomate geglichen hatte, dann glich er nun… naja, er war roter als rot. Die beste rote Verkehrsampel war nichts gegen den 26-jährigen.
 

„Ähm… das ist… äh… das ist ja immer mal nützlich!“, stammelte er.
 

Case musste lachen. Nick war einfach herrlich und ließ ihn all seine Sorgen vergessen. Er beschloss, ihm zu helfen und abzulenken. Denn natürlich konnte Nick diese auch für seine… Spielchen mit Frauen benutzen. Es wäre naiv zu denken, dass er diese aus anderen Gründen gekauft hatte.
 

„Nick, ich würde gerne nochmal duschen gehen vor dem Essen. Geht das? Leihst du mir nochmal was?“
 

„Sicher.“ Nick war für jegliche Ablenkung dankbar und ergriff sogleich die Flucht.
 

„Ich hol‘ dir schnell was raus, geh‘ doch schon mal ins Bad.“
 

Der Juniorchef bewegte sich in Richtung seines Schlafzimmers. Casey wartete, bis dieser nicht mehr zu sehen war und blickte dann nochmal neugierig in die Tüte.
 

*„Vielleicht sollte ich heute doch zu Tante Rose. Oder ich besorge mir gute Ohrstöpsel“*, dachte er bei Nicks restlichen Einkäufen. Man gut, dass der Ältere gerade die Kurve gekriegt hatte…
 

-- ca. 19:00 Uhr --
 

Nachdem Casey frisch geduscht und angezogen war, aßen sie zusammen. Sie lachten viel und verstanden sich blendend.
 

Als der Tisch abgeräumt war - durch ihr Teamwork ging es schnell - schlug Nick vor, einen Film zu sehen.
 

„Was hast du denn da?“ Zusammen traten sie ins Wohnzimmer. „Such‘ dir einfach einen aus, mir ist es eigentlich egal.“ Nick deutete auf sein DVD-Regal.
 

Caseys Blick fiel aber auf die schwarze Spielekonsole. Eine PlayStation 4.
 

„Können wir vielleicht…? Bitte Nick!“
 

Der Ältere musste lächeln. In solchen Momenten war Case einfach nur ein 20-jähriger junger Mann, der gerne zockte, wie alle anderen auch. Und so gefiel er ihm am besten.
 

„Klar, wenn du willst. Wir müssten sie aber erst anschließen. Ich… zocke nicht so oft.“ Nick kratzte sich am Kopf und hatte sich schon zu dem Gerät gekniet. Case war bald an seiner Seite und zusammen lösten sie auch dieses Problem.
 

„Haha, ich habe dich voll abgehängt!“ Case lachte und grinste Nick danach triumphierend an. Sie waren gerade bei einem Rennspiel, indem der 26-jährige nicht sonderlich glänzen konnte.
 

„Ich habe dich gewinnen lassen, ist doch klar!“ Nick machte einen Schmollmund. „Jaja! Du bist ein schlechter Verlierer!“ Case streckte ihm frech die Zunge raus. „Als Belohnung kannst du mir ja was zu trinken holen.“
 

Nick zuckte bloß mit den Achseln. „Na gut, wie Sie wünschen, Ihre Majestät.“
 

„Hier!“ Case bekam ein Bier gereicht. Dieser grinste und nahm sogleich einen Schluck.
 

Nick ließ sich wieder links neben seinen Schein-Freund fallen. Lächelnd sah er zu Casey und verlor sich in seinen schönen, braunen Augen.
 

Da tauchte wieder eine gesichtslose Gestalt in Nicks Kopf auf. „Wie geht es eigentlich deinem Freund Miguel?“ *„Hoffentlich schlecht.“*
 

Case stoppte das Spiel und sah verwirrt zu Nick. „Du weißt, dass Miguel mein älterer Bruder ist oder?“
 

„Oh!“, war das einzige, was er dümmlich von sich gab.
 

„Ihm geht es gut, danke der Nachfrage.“ Case zwinkerte.
 

Nick blinzelte ein paar Mal. „Weißt du… es stört Miguel ja dann sicher nicht, wenn ich das mache…“ Der Juniorchef konnte seine Augen einfach nicht von Casey lassen. Und zudem fand er, dass Case sein viel zu großes T-Shirt ausgezeichnet stand. Also wagte er sich näher an ihn heran und sah wie gebannt auf seine Lippen.
 

„Hm?“ Irritiert schaute der Halb-Portugiese zu seinem Klienten, der eigentlich kein Klient mehr war.
 

Ehe sich Casey versehen konnte, lagen Nicks Lippen auf den seinen. Vorher hatte er ihm noch den Controller abgenommen und zur Seite geschmissen. Das Spiel schaltete sich wieder an und der Wagen von Case fuhr gegen eine Wand, doch das störte die beiden keineswegs. Denn auch bei ihnen gab es einen Zusammenstoß, aber von Gefühlen…
 

George hatte ihm in ihrem Gespräch dazu geraten, einfach so zu handeln, wie er es im Moment für richtig hielt. Und das hielt er für mehr als nur richtig. Überrascht, aber auch glücklich über Nicks Initiative verdrängte Case alle bösen Gedanken, inklusive Asher, und ließ sich voll auf den Kuss ein. Er umfasste Nicks Gesicht und küsste ihn leidenschaftlich zurück. Nick zog Casey daraufhin auf seinen Schoß und fing an, ihn an den Seiten zu streicheln.
 

Schon bald tanzten ihre Zungen einen feurigen Tango. Als sie sich aus Luftmangel lösen mussten, fiel Nick etwas ein. „Wir sollten… unsere Handys ausmachen.“
 

Case prustete los vor Lachen. „Okay!“ Er holte seines aus der Jeanstasche und schaltete es komplett aus. Dann griff er in Nicks Hosentasche und reichte ihm seines.
 

„Ich bin mal so frei.“
 

„Danke.“ Nick grinste, als Case ihm sein Telefon aushändigte.
 

Und nachdem auch das erledigt war, zog Nick Case noch näher an sich heran und küsste ihn weiter, als gäbe es kein Morgen mehr. Durch ihre Körper strömte wieder ein angenehmes Prickeln.
 

Casey war wie im siebten Himmel. Er hatte die Arme um Nicks Hals gelegt. „Was… machst du nur mit mir… Case?“, flüsterte Nick zwischen einem ihrer vielen Küsse. Als Antwort lächelte dieser nur.
 

Nicks Hände wurden forscher und plötzlich fand er, dass der junge Mann auf ihm viel zu viel trug. Mit einer schnellen Bewegung befreite er Case aus seinem Shirt. Seine Augen hefteten sich aufs Caseys sehr schlanken, aber trainierten Oberkörper. Er schien jedes Detail sorgsam zu studieren. Ihm war schon lange warm, aber jetzt definitiv noch mehr. Obwohl er keine prallen Brüste vor sich hatte. Und nun konnte er endlich einen Blick auf Caseys Tattoos werfen. Zusätzlich zu dem mystischen Symbol am rechten Unterarm hatte er eine faszinierende Verschnörkelung an der rechten Hüfte. Und nicht zu vergessen das Kreuz unter der linken Brust.
 

„Du bist… ähm…“ Schon wieder fing er das Stammeln an.
 

„… Ich bin keine Frau, Nick“, hauchte Casey leise an sein Ohr.
 

„Das ist mir sowas von egal!“ Nick stürzte sich schon wieder auf Caseys Mund.
 

„Halt dich gut fest.“ Der Ältere legte seine Hände auf den Hintern des Halb-Portugiesen.
 

Langsam stand er mit ihm im Arm auf und bewegte sich küssend in Richtung Schlafzimmer. Glücklicherweise war die Tür bereits geöffnet und er konnte Casey vorsichtig, wie eine wertvolle Fracht, aufs einladende Bett legen. Er stützte sich mit den Armen neben seinem Kopf ab und sah ihn verlangend an.
 

„Du hast noch viel zu viel an.“ Als ob ein Schalter bei Case umgelegt wurde, stützte er sich auf die Ellbogen und begann damit, ungeduldig an Nicks T-Shirt zu zerren.
 

Dieser richtete sich grinsend auf, zog es sich hastig über den Kopf und warf es achtlos zu Boden, ehe er sich wieder voll und ganz Casey widmete. Dieser legte seine sündhaften Lippen wieder auf die seinen und erkundete mit seinen Händen Nicks muskulösen Oberkörper.
 

Und Caseys Hände blieben fleißig. Mit flinken Fingern öffnete er Nicks Gürtel und war auch schon bei dem Knopf der Hose.
 

Eines war mehr als deutlich: Sie beide waren rettungslos in ihren Gefühlen füreinander verloren...
 

*Cruz credo - „Gott bewahre“ auf Portugiesisch

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 9 (no adult)

Nick konnte es nicht fassen: Er war hier mit einem Kerl im Bett! Und er war noch nicht panisch davon gelaufen. Er war gerade dabei, ungeduldig an Caseys Hose zu nesteln. Gleichzeitig küsste er diesen um den Verstand. „Verdammt, ich bekomme den Knopf nicht auf!“ Case musste lachen. „Da meint man, du kennst dich mit Knöpfen aus… und dann…“, brachte der Halb-Portugiese zwischen einigen heißen Küssen heraus. Er half Nick aber freundlicherweise, und schon bald waren sie beide vollkommen nackt.
 

*****

*****
 

„Wow, das war… ich… habe keine Worte“, musste Nick schwer atmend gestehen. „Freut… mich. Könntest du… von mir runter, Hase?“ „Oh, Entschuldigung.“ Nick zog sich vorsichtig aus Casey zurück und legte sich neben ihm aufs Bett. Dieser bekam wieder Luft. „Moment.“ Der 26-jährige stand augenblicklich auf um das benutzte Kondom im Bad zu entsorgen. Case nahm die Zeit dafür, bei sich die Spuren der Lust mit einem Taschentuch zu entfernen, das er aus Nicks Nachttisch stibitzt hatte. Als dieser wieder ins Bett kam, legte er seinen Arm um Casey und zog ihn in einen langen, innigen Kuss.
 

„Beim nächsten Mal sollten wir es auf DVD aufnehmen und per Express an meinen Stiefvater senden. Er würde sich sicher freuen.“ Case fing bei Nicks Satz an zu lachen. „Und danach lässt er uns beide umbringen. Zuerst mich und anschließend dich.“
 

„Wenn wir beide in der Hölle sind, wird es sicher sehr amüsant.“
 

„Du bist ein Spinner.“
 

„Aber du hast mich trotzdem ganz gerne oder?“, fragte Nick und legte seinen zuckersüßen Hundeblick auf.
 

„Hm, habe ich das? Ich weiß ja nicht…“ Gespielt überlegend tippte er sich aufs Kinn.
 

„Du bist aber unverschämt!“ Nick stürzte sich lachend auf den Halb-Portugiesen und fing an ihn zu kitzeln.
 

„Hey, hör‘ auf, ich mach‘ was du willst, ich ergebe mich!“ Der 20-jährige warf das Handtuch, bevor er an seinem Lachen noch ersticken würde. Er war zu kitzlig für diese Welt.
 

„Küss mich“, verlangte Nick lächelnd. Der Schalk aus seinen Augen war wieder verschwunden und zurück blieb nur… seine Zuneigung.
 

„Nichts lieber als das!“, wisperte Casey und legte seine Lippen wieder auf die des Älteren.
 

Danach dösten sie eine Weile, bis es… schon wieder an der Haustür klingelte. Es war doch zum Mäusemelken!
 

Ding. Ding.
 

„Das… ist ein Witz oder? Sind hier irgendwo Kameras versteckt? Ich mach‘ einfach nicht auf, ich will hier noch ein bisschen mit dir liegen.“ Grummelnd zog der Juniorchef die Decke über sie und wollte nichts mehr hören und sehen, zumindest von der Außenwelt. Mit dem Halb-Portugiesen an seiner Seite konnte er ganz gut leben.
 

Die Tür, oder besser, die Person die davor stand, dachte allerdings anders darüber. Es schellte schon wieder.
 

Ding. Ding.
 

„Vielleicht ist es ja etwas Wichtiges. Geh‘ besser nachsehen“, warf Case ein und richtete sich auf. Er zog Nick die gemütliche Decke weg. „Verstanden, ich stehe schon auf!“ Genervt von der Störung befreite sich der 26-jährige aus den Laken und wollte hastig zur Schlafzimmertür hinaus. „Ähm… Nick?!“ „Ja, Schatz?“ „Du solltest… dir vielleicht… etwas anziehen. Nicht, dass du die Leute verschreckst.“ Case schenkte ihm ein schelmisches Grinsen. Verdattert sah Nick an sich herunter. „Danke für den Tipp! Aber verschrecken tu ich sie sicher nicht!“
 

Ding. Ding.
 

„Ja doch, Moment!“, rief er, als ob der Besucher es draußen hören würde. „Wer da auch steht, ich werde ihn oder sie verfluchen!“ Nick suchte seine Boxershort und fand sie natürlich nicht.
 

Nach einer Weile hielt er eine hoch. „Das ist meine, Hase.“
 

„Das sehe ich!“ Nick warf sie Case grinsend um die Ohren.
 

Irgendwann, nach gefühlten fünf Minuten, hatte er sich eine neue aus dem Schrank genommen und angezogen. Er hechtete zur Tür und wen fand er da vor?
 

„Asher? Was machst du denn hier?! Schon wieder?“ Dieser kam mit gemächlichen Schritten die Treppe hinauf. Den Aufzug verwendete kaum jemand.
 

Ashers Blick war nicht mehr so freundlich, wie am Morgen. „Wie ich sehe… gibt es in deiner Welt auch keine Hosen. Keine Rasierer, keine Hosen… Kritisch. Aber nun zu etwas Wichtigem, Nicholas: Du musst mir helfen. Ich wollte nach meinem Termin mit dem Mandanten nach Hause zu Fiona, und mein verdammter Wagen springt nicht richtig an. Er steht zwei Straßen weiter von hier.“ Man konnte dem Anwalt ansehen, dass er keine gute Laune hatte. Er wollte nicht hier sein. Das Treffen mit Feliciano hatte ihn aufgewühlt. Und er konnte mit seinen Gedanken einfach nicht vereinbaren, dass der Jüngere scheinbar mit seinem Bruder zusammen war.
 

„Was? Den hast du doch erst vor einem knappen Jahr gekauft. Und das nicht bei mir…“ Nick musste sich ein Grinsen verkneifen. „Spar‘ dir deine Schadenfreude, mein Freund. Sieh‘ dir das Auto besser mal an. Ich will endlich fahren. Und so schnell findet wohl kein Pannendienst zu mir.“ Seufzend wollte Nick schon raustreten, schließlich musste er Asher helfen.
 

„Vielleicht in richtiger Bekleidung, Nicholas. Und so etwas wie eine Werkzeugkiste solltest du auch mitnehmen. Also wo du manchmal deinen Kopf hast…“ Asher strich sich durch die kurzen, dunkelblonden Haare. „Du hast recht, setz‘ dich doch kurz in die Küche oder so, Schlaumeier.“ Nick eilte ins Schlafzimmer. „Ist… dein… Freund da?“, fragte Asher hinterher und spähte mit einem scharfen Blick in die Wohnung.
 

„Hm, was? Oh ja, der ist da. Du bist nicht so homophob wie John oder? Sonst kriegst du Ärger mit mir“, rief Nick noch, eher er wieder vor seinem Kleiderschrank stand.
 

„Wer ist denn da?“, fragte Case, der auf seinem Handy getippt hatte. „Es ist bloß Asher. Wenn du mit ihm ein wenig plaudern willst, er ist in der Küche. Sein verfucktes Auto springt wohl nicht richtig an…“
 

Case wurde heiß und kalt und hatte nach dem gefallenen Namen „Asher“ schon nicht mehr zugehört.
 

„Ich kann… doch auch hierbleiben oder?“ „Klar!“ Nick schlüpfte gerade in eine Jeans und griff sich das nächstbeste T-Shirt. „Alles in Ordnung bei dir? Er hat dir doch heute Morgen nichts gesagt?“ „Nein, ich… bin nur gerade… Ich muss meine Mom anrufen.“ Case wedelte mit seinem Smartphone in der Luft.
 

Fertig angezogen sprang Nick über die verstreuten Klamotten am Boden zu seinem Schatz ans Bett. Er stahl ihm einen kleinen, aber liebevollen Kuss, flüsterte ein „Bin hoffentlich bald wieder da, Süßer“ und verschwand nach draußen. Dass sie beobachtet wurden, hatten sie nicht bemerkt.
 

„Werkzeugkiste… Wo habe ich die denn?“ Im Flur angekommen ging Nick alle möglichen Plätze durch, wo sie abgestellt sein konnte. „Ach, im Keller!“
 

„Nicholas, ich komme sofort nach, ich rufe nur schnell meine Frau an“, ertönte Ashers Stimme. „Ist gut, der Wagen steht zwei Straßen weiter?“ „Genau.“
 

Nick war auch schon draußen und Asher war drinnen.
 

Case fühlte sich mit einem Mal total schlecht. Am liebsten wäre er geflüchtet. Er war aufgesprungen, riss das Fenster auf, aus dem er aufgrund der Höhe leider nicht verschwinden konnte, und lief unruhig hin- und her. Er zog sich schnell seine Boxershort an. Bevor er seine Jeans hochziehen konnte, war auch schon Asher bei ihm.
 

„Feliciano, wie schön, dass wir uns so schnell wiedersehen. Und wie schön, dass du dich noch immer nicht von meinem Bruder fernhältst“, mit diesen Worten ließ Asher die Tür ins Schloss fallen. Seine Blicke durchlöcherten Casey geradezu. Abschätzig ließ er nach einer Weile seinen Blick zum zerwühlten Bett schweifen.
 

„Schon mal was von Anklopfen gehört?“ Case‘ Herz rutschte beinahe in die Hose, die er ja noch nicht fertig angezogen hatte. Es war klar gewesen, dass der Rechtsverdreher hier reinplatzen würde.
 

„Dein vorlautes Mundwerk hat mir ja schon immer besonders gefallen.“ Er trat weiter auf ihn zu.
 

„Was belästigst du uns die ganze Zeit? Willst du nicht mal nach deinem Frauchen sehen?“ Der 20-jährige knöpfte seine Jeans zu und suchte nach seinem T-Shirt. Auf die Anspielung ging er gar nicht ein.
 

„Wie war denn der Sex mit meinem Bruder?“, fragte Asher spöttisch, ignorierte die vorher gestellte Frage und stand auf einmal vor Casey.
 

„Besser als mit dir auf jeden Fall.“ Case grinste frech und verschränkte die Arme.
 

Ashers stahlblaue Augen funkelten vor Zorn.
 

„Weißt du… irgendetwas an eurer netten kleinen Story stinkt gewaltig. Das die Frauen euch das abkaufen, ist ja klar, aber John und mich kriegt ihr damit nicht.“
 

„Dich will man auch nicht kriegen.“ Case warf sich schnell das Shirt über den Kopf.
 

„Wenn du schon mal hier bist, kannst du dich ja auch nützlich machen… Und Nicholas kann dich nicht retten…“
 

Asher griff nach Casey und drückte ihn unsanft gegen die Wand. „Gib‘ es doch zu, du hast mich vermisst, Feliciano.“ Er strich dem Halb-Portugiesen beinahe sanft über die Wange.
 

„Niemals, wegen dir hockt Miguel im Knast! Die anderen waren dir egal, aber bei ihm hast du darauf geachtet, dass er eingebuchtet wird!“
 

Er wollte Asher von sich schieben, doch der Ältere war stärker. „Du weißt gar nicht, wie sehr es mich verletzt… Ich dachte, du wolltest mit allen Mitteln mit mir zusammen sein“, flüsterte Asher auf einmal leise in sein Ohr. „Du hast da etwas gewaltig missverstanden. Ich wollte nicht, dass das passiert… So toll bist du nun auch wieder nicht. Du solltest dir professionelle Hilfe besorgen.“
 

Asher schlug neben Caseys Kopf vor Wut hart gegen die Wand.
 

„Mein Bruder wird dich sowieso bald für eine Frau verlassen. Mag sein, dass er auf dich reingefallen ist, aber dass er schwul ist, bezweifle ich.“ „Vielleicht hast du recht und er verlässt mich, doch zumindest wird er dann ehrlich sein. Und jetzt lass‘ mich los, verdammt!“ Ashers Augen bohrten sich in Caseys. Lange sah er ihn einfach nur an.
 

Plötzlich beugte er sich zu dem Jüngeren und presste seine Lippen auf die seinen. Case erstarrte und weitete vor Schock seine Augen.
 

Ehe er reagieren konnte, hatte sich Asher auch schon von ihm gelöst. „Was sollte das?! Willst du noch eine verpasst? Reicht dir das von heute Morgen nicht?“ Der Halb-Portugiese war aufgebracht. Er wischte sich hektisch über den Mund. „Ich will nichts mehr von dir!“ „Das interessiert mich herzlich wenig, Feliciano. Entweder du lässt mich und meinen Bruder für immer in Ruhe oder wir arrangieren uns anders. Ich gebe dir bis Freitag Zeit. Schönen Abend noch.“
 

Asher war schon bei der Tür. „Ach ja, ansonsten… Ich hoffe, Miguel fühlt sich mittlerweile wohl im Knast.“
 

Und damit verschwand der Anwalt aus dem Raum und ließ den 20-jährigen fassungslos alleine zurück.
 

--
 

Draußen machte Asher sich auf den Weg zu seinem Auto. Dabei kramte er sein Mobiltelefon heraus und wählte die Nummer seiner Ehefrau.
 

„Liebling, es tut mir leid, mein Wagen sprang nicht mehr an. Nicholas hilft mir jetzt. Ja, ich kann ihn auch schon sehen. Ich hoffe, er schafft es, ihn gleich wieder zum Laufen zu bringen. Ich schreibe dir, sobald ich mehr weiß.“
 

Er legte auf. Der Juniorchef war gerade damit beschäftigt, mithilfe einer kleinen Taschenlampe, in den Motorraum zu sehen. „Ich glaube, ich habe das Problem gefunden. Das eine Kabel ist rausgesprungen. Keine Ahnung, wieso. Beim nächsten Mal solltest du dir eben ein vernünftiges Auto besorgen. Eines aus meiner Firma vielleicht. Du bekommst ihn auch zum Einkaufspreis.“
 

Vorsichtig schloss Nick die Haube und stieg in den exotischen Wagen, um zu testen, ob er lief.
 

„Naja, geht wieder.“ Der Motor der dunklen Karosse schnurrte wie ein Kätzchen. „Wie gut, dass du einen Bruder hast, der praktisch alles kann.“ Nick grinste triumphierend.
 

„Und… der schwul ist.“ „Hast du damit doch ein Problem?“
 

„Was willst du mit so einem jungen Kerl? Das ist wie mit jungen Frauen. Sie nehmen dich aus wie eine Weihnachtsgans und dann verlassen sie dich eiskalt. So etwas hast du doch nicht nötig, Nicholas. Und wer weiß, was da noch so alles kommt… Du kennst ihn kaum.“
 

„Casey ist nicht so.“
 

„Casey! Jaja, der gute Casey…”, murmelte Asher. Über diesen irrsinnigen, ausgedachten Namen von Feliciano kam er ja noch immer nicht hinweg. Aber zumindest hatte er seinem Bruder etwas voraus, was diesen anging.
 

„Asher, ich… bin irgendwie richtig verliebt in ihn, weißt du…“ Zum ersten Mal nach langer Zeit sprach er ganz ehrlich mit dem 31-jährigen.
 

„Ich sehe es. Ihr hattet ja reichlich euren Spaß gehabt, bevor ich euch gestört habe.“ „Wenn ich ehrlich bin, dann schon.“ Nicks Grinsen glich dem eines Vollidioten. „Aber zumindest hast du solange gewartet, bis…“ Er kratzte sich am Hinterkopf und versuchte, die aufkommenden Gedanken an das Geschehene beiseite zu schieben.
 

„Schon gut, ich will es nicht wissen.“ Asher sah zur Seite.
 

„Nicholas, ich muss‘ jetzt wieder. Ich danke dir vielmals für deine Hilfe. Vielleicht sehen wir uns ja bald. Und tu‘ mir einen Gefallen, sei vorsichtig, wenn es um deinen tollen Freund geht. Ist nur ein gut gemeinter Rat.“
 

Asher zog seinen Bruder in eine schnelle Umarmung. „Soll ich dich noch nach Hause fahren?“ „Nein, ich werde es schon alleine schaffen. Grüß‘ mir deine Frau, habe sie ja schon ewig nicht gesehen. Bring‘ sie beim nächsten Mal mit.“
 

„Spätestens zu Emma-Maries Hochzeit.“
 

Und dann war Asher auch schon weg.
 

Nick machte sich auf den Heimweg zu seinem… nicht mehr Schein-Freund? Was waren sie jetzt eigentlich? Doch egal was, er freute sich riesig, wieder bei ihm zu sein. Er war doch gestört! Und die komischen Zweifel von Asher, die gingen in dem einen Ohr rein- und in dem anderen raus.
 

Wieder zu Hause angekommen lief er schnell ins Schlafzimmer. „Er ist weg, Casey!“, rief Nick fröhlich. Der stand inzwischen in voller Montur vor dem Spiegel. Er fuhr mit der rechten Hand durch seine Haare. Lächelnd drehte er sich zu Nick um. „Wieso bist du denn schon wieder angezogen? Ich finde es eigentlich ganz gut, wenn du nackt bist“, verriet Nick. „Wir könnten noch eine Runde zocken, wie wär’s? Oder nochmal…?“
 

„Klingt nicht schlecht, aber ich habe gerade mit meiner Mom gesprochen. Und ich würde gerne mit ihr schon mal die Sachen durchgehen… wegen dem Brand und so. Bist du mir böse, wenn ich gehe?“ Es stand außer Frage, dass er das bald mit seiner Mom tun musste, aber momentan war es bloß eine Lüge. Wieso musste er an einem Tag dreimal Asher begegnen? Das waren geschlagene dreimal zu viel!
 

„Nein, ich kann das verstehen. Aber du… kann das nicht bis Morgen warten?“ Er schloss den Jüngeren in seine Arme und wollte ihn gar nicht mehr freigeben. Wann hatte er sich zum letzten Mal so anhänglich verhalten? „Ich wäre auch lieber bei dir, aber hey… wir können uns doch bald wieder sehen.“ Case schenkte Nick ein ermutigendes Lächeln. „Ich muss wohl heute ohne meinen Lieblings-Portugiesen schlafen…“ Da musste Case lachen. „Sicher bin ich der einzige den du kennst!“ „Na und, ich will trotzdem nicht, dass du abhaust. Aber wenn du unbedingt musst… Ich fahr‘ dich.“
 

Casey lächelte dankbar. „Läuft das Auto von Asher wieder?“ „Klar, bin ein Profi.“ „Wie konnte ich das nur vergessen?“ „Weiß ich nicht.“
 

Nachdem Case seine wenigen Sachen beisammen hatte, saßen sie in Nicks Wagen. „Ich hoffe deiner springt zumindest an...“
 

Nick drückte auf den Start-Stopp-Knopf und der Motor heulte auf. „Was denkst du, Case? Ich habe im Gegensatz zu meinem Bruder nicht so einen seltsamen, außergewöhnlichen Geschmack wenn es um Autos geht. Die von uns sehen nicht nur gut aus, sie funktionieren auch.“ „Das stimmt allerdings…“, murmelte der 20-jährige leise. „Hast du was gesagt?“ „Nein.“
 

Casey gab Nick die Adresse von seiner Tante Rose durch. „Unter anderen Umständen würde ich dich ja reinbitten, aber du weißt, dass ist das Haus meiner Tante. Und mein Cousin hasst Schwule.“ „Schon gut. Aber… kriege ich einen kleinen, schwulen Abschiedskuss?“ Case grinste und wollte sich gerade zu Nick lehnen, als er an den Kuss von Asher denken musste.
 

„Alles in Ordnung?“ Nick sah ihn leicht besorgt an. „Alles bestens.“ Casey überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen und gab seinem Fahrer einen zärtlichen Kuss.
 

Nick erwiderte diesen und musste sich zwingen, Case nicht einfach wieder mit nach Hause zu nehmen.
 

„Danke, Hase. Für alles. Wir schreiben.“
 

Und nach diesen Worten stieg der 20-jährige aus dem Wagen und klingelte bei seiner Tante.
 

Selbstverständlich wartete Nick solange, bis Case im Haus verschwand. Er hatte ihm die ganze Zeit lächelnd hinterher gesehen. Am liebsten würde er ja sogleich, wie ein altes Waschweib, seinen Kumpel George anrufen und ihm alles haarklein erzählen, doch es war schon spät…
 

--
 

„Feli, wie geht es Miguel? Und wieso bist du nicht früher nach Hause gekommen, Hunter hat dir doch geschrieben?“ Case‘ Mom schloss ihn in eine Umarmung.
 

„Du wolltest doch, dass ich bei meinem Klienten bleibe. Miguel geht es gut. Er freut sich schon auf uns.“
 

„Er ist nett, das hat man selten. Und anscheinend sehr wohlhabend… Trotzdem, ich dachte, du kommst dann zu uns.“ Als Caseys Mutter die Neuigkeiten über ihren älteren Sohn erfuhr, musste sie lächeln. „Und ich freue mich auf ihn. Mein armer Junge sitzt schon viel zu lange in diesem Loch.“
 

„Lohnt sich wohl für dich, schwul zu sein?“ Hunter, Case‘ Cousin saß auf der alten Couch und spielte an seinem Handy. Er schenkte seinem Verwandten nicht einen Blick. Widerlich, das sie so etwas beherbergen mussten.
 

„Was habe ich dir gesagt, mein Sohn?!“ In Rose‘ Stimme schwang eine deutliche Warnung mit. „Feli, Schatz, willst du etwas essen?“ „Nein, danke. Ich habe schon gegessen. Tante Rose kriege ich eine Zigarette von dir?“
 

„Du rauchst doch normalerweise nicht.“ Dennoch kramte die Frau in einer Schublade und hielt ihrem Neffen kurze Zeit später die Schachtel hin.
 

„Danke, mir ist heute einfach danach.“ Er griff nach der Packung und verschwand auf dem winzigen Balkon.
 

*„Was mache ich jetzt bloß?“*

Kapitel 10

-- Sonntag, ca. 09:00 Uhr --
 

„George, mach‘ schon auf, ich weiß dass du da bist!“
 

Nick klopfte wie ein Besengter an die Tür seines besten Freundes. Er musste ihm unbedingt alles erzählen und er hatte extra bis zum jetzigen Zeitpunkt gewartet.
 

Endlich öffnete sich die Haustür und vor ihm stand ein sehr verschlafener George. In einfachem T-Shirt und Boxershort. Seine roten Haare standen in allen möglichen Richtungen ab. *„So bescheuert habe ich wahrscheinlich ausgesehen, als Asher und John mich besucht haben.“*
 

„Rede oder fahr‘ gleich wieder nach Hause, es ist früh am Morgen!“, kam es grummelnd von George. Nick ignorierte die höfliche Art seines Freundes und quetschte sich an ihm vorbei, hinein in die Wohnung.
 

„George, ich muss‘ dir was sagen!“ „Das hoffe ich für dich, schließlich hast du mich geweckt, du Verrückter!“ Nach einem herzhaften Gähnen schloss George die Tür und drehte sich langsam zu Nick.
 

„Also?“ „Doch nicht hier mitten im Flur, lass‘ uns in die Küche!“ Nick lief wie ein fitter Turnschuh voraus. George seufzte und trottete hinterher. „Wieso bist du nochmal mein bester Freund?“ „Halt den Mund und setz‘ dich!“
 

Nick hatte schon, in Asher-Manier, Platz genommen und wartete ungeduldig auf seinen Kumpel.
 

Dieser ließ sich unbeeindruckt und noch immer schlecht gelaunt auf einen Stuhl fallen.
 

„So, ich sitze.“
 

„George, ich habe es getan!“ Nick musste es einfach jemandem sagen. Irgendjemand musste ihm schließlich bestätigen, dass er kranker war als zuerst angenommen.
 

„Was hast du getan? Du hast mich geweckt, ja.“ Georges Gehirnzellen schienen heute noch kein Tageslicht gesehen zu haben.
 

„Ich habe mit ihm geschlafen!“
 

„Mit wem?“
 

„Na mit Casey, meinem Schein-Freund!“
 

„W-was?!“ Mit einem Mal war George hellwach.
 

Nachdem Nick alles erzählt hatte, sah George ihn entgeistert an.
 

„Du hast mir doch selbst gesagt, ich soll das machen, was ich für richtig halte!“
 

„Ja, aber, wir wissen beide, dass meine Ratschläge nicht immer die besten sind! Wow, jetzt bist du also echt schwul. Vielleicht sollte ich mir etwas Anziehen gehen…“ George wollte sich schon von seinem Platz erheben. Nick hielt ihn auf.
 

„I-d-i-o-t! Ich weiß nicht, was ich bin. Und keine Sorge, selbst als schwulster Mann der Welt würde ich mich niemals an dich heranmachen.“
 

„Oh, danke für die Beleidigung!“
 

--
 

Casey und seine Mom hatten inzwischen ganz andere Probleme, als schlechte Ratschläge.
 

Ein Feuerwehrmann war mit ihnen in die Wohnung gegangen und hatte noch einiges erklärt. Zum Schaden, zum weiteren Vorgehen usw.
 

Nun ward es an den beiden, ruhig zu bleiben.
 

„Zum Glück hat es wirklich nur die Küche erwischt, Mom“, sagte Casey und wollte sich ans Aufräumen machen. Immerhin hatten sie zuerst geglaubt, dass es noch mehr gewesen wäre…
 

„Ja, aber die Versicherung wird nicht zahlen. Und Rose kann uns nur einen Teil geben.“
 

„Mom, bitte setz‘ dich erstmal ins Wohnzimmer.“ Die sowieso schon blasse Frau wirkte nicht gerade stabil.
 

„Feli, du kannst nicht immer Rücksicht auf mich nehmen. Ich bin deine Mutter und für dieses… Desaster hier verantwortlich.“
 

„Es war nicht deine Schuld.“ Beide fingen sie an, die Küche von der ganzen Asche und dem Dreck zu befreien.
 

„Erzähl‘ mal, was war gestern mit dir los? Du magst doch diesen Mann, bei dem du warst… Was ist passiert?“ Casey hielt inne in seinem Tun und bekam einen rötlichen Kopf. Die Bilder vom Sex mit Nick erwachten in seinem Kopf wieder zum Leben.
 

„Mom, er ist wirklich toll, aber… er ist nicht schwul. Und ich muss mich auf die Arbeit konzentrieren. Ich habe für die Woche einige Aufträge angenommen.“
 

„Hast du mit ihm…?“ „MOM! Hast du mir gerade nicht zugehört?“
 

„Doch, aber, wieso bist du dann so rot?“ Case‘ Mutter sah ihn lächelnd an. Sie kannte ihren Sohn.
 

„Es ist kompliziert.“
 

„Vielleicht machst du es kompliziert, Feli?“
 

Plötzlich klingelte es an der Tür.
 

„Das wird Rose sein, die uns helfen wird. Ich mache ihr schnell auf. Aber wir reden später, mein Schatz.“
 

Case seufzte. Er hatte seine Entscheidung längst getroffen. Und dafür musste er auf Nick verzichten…
 

--
 

„Und wann seht ihr euch wieder?“, wollte George von dem 26-jährigen wissen.
 

„Ich weiß noch nicht. Ich habe ihm heute Morgen eine Nachricht geschrieben. Bis jetzt hat er nicht geantwortet. Er wird zu tun haben, mit dem Brand...“
 

„Du hast ihm gleich geschrieben? Donnerwetter, bei dir ist wirklich was nicht in Ordnung da oben!“
 

„Das weiß ich auch, danke.“
 

„Bitte.“
 

-- Dienstag, ca. 14:00 Uhr --
 

Missmutig starrte Nick auf seinem Laptop im Büro. Casey hatte ihm bis heute noch nicht geantwortet. Normalerweise hatte er sonst immer sehr schnell reagiert.
 

„Sicher war ich total schlecht im Bett…“
 

Er strich sich über seinen Bart und blickte weiter auf die Zahlen auf dem Monitor. Er konnte sich kein Stück konzentrieren. Und jetzt, wo John nicht da war, war das nicht unbedingt das Beste… Er musste seinen Stiefvater schließlich würdig vertreten. Und seinen eigenen Job musste er auch noch erledigen.
 

Es klopfte an der Tür. Ohne aufzusehen wer es war, bat er den Besucher mit einem „Herein“ hinein.
 

Vor ihm stand Jeremy Thompson, sein Bald-Schwager.
 

„Wie komme ich zu der Ehre, nimm‘ Platz!“ Nick wies auf den Stuhl vor ihm und Jeremy nahm diesen gerne an. „Heute ist doch Verkäufer-Besprechung.“
 

„Ah, stimmt. Wie gut, dass ich mir das nicht antun muss, Mr. Verkaufsleiter.“ Nick grinste.
 

„Jetzt geht’s um was Anderes… Du weißt doch hoffentlich, dass deine Schwester Donnerstag Geburtstag hat…“
 

„Selbstverständlich. Wieso? Planst du eine Party mitten in der Woche? Würde John nicht gefallen.“
 

„Naja, eher ein kleines Fest. Sie ist ja nach Feierabend erst immer beim Yoga. Also komm' doch so gegen 19:30 Uhr bei uns vorbei. Was zu essen gibt es auch. Und dein Freund ist natürlich mit eingeladen.“
 

„Super, wer kommt denn alles?“
 

Bei dem Wort „Freund“ wurde Nick schmerzlich an Casey erinnert. Es war absolut lächerlich, er hatte ihn gerade mal drei Tage nicht gesehen, doch trotzdem vermisste er den Halb-Portugiesen. Und wie er ihn vermisste! Vielleicht sollte er in der Agentur anrufen und dort nach ihm fragen. Schließlich musste er sich da zurück melden oder?
 

„Ich wollte es im kleinen Kreise halten. Also du, Stephan und Linda, George und Paula. Janice ist ja mit John mitgefahren… Ansonsten versuche ich Asher noch mal zu erreichen. Eben ging er nicht dran. Und Em redet ständig davon, dass sie ihn so gerne wiedersehen möchte… Bis zur Hochzeit halte ich das Gejammer nicht aus.“ Jeremy grinste und rückte sich seine schwarze Brille zurecht.
 

„Ich hatte ja neulich erst die Ehre. Hoffentlich erreichst du ihn. Ich glaube, der kann ein bisschen Spaß gut vertragen.“
 

Nach dem Gespräch mit Jeremy gönnte sich Nick eine kleine Pause. Er musste den Kopf frei kriegen. Ständig kamen E-Mails von John, was er denn alles zu tun hatte. Er kam sich vor wie der persönliche Assistent seines Stiefvaters. Er musste schon wieder an Casey denken und holte sein Mobiltelefon hervor. Er suchte die Nummer der Agentur heraus, rief an und fragte nach Case.
 

„Verzeihen Sie bitte, doch Mr. Summers ist diese Woche voll ausgebucht und kann keine Aufträge von Ihnen annehmen, Mr. Harford. Wenn Sie möchten empfehle ich Ihnen…“
 

„Aber er wird doch mal Zeit für mich haben?!“
 

„Tut mir leid, wir haben aber wirklich noch andere gutaussehend-“
 

Doch da hatte Nick schon aufgelegt, er wollte niemand anderen.
 


 

-- Mittwoch --
 

Nick hatte sich nach seinem Feierabend mal wieder mit George getroffen. Diesmal in ihrer Stammkneipe.
 

„Was gibt es denn Neues, mein schwuler Freund?“
 

„Könntest du vielleicht aufhören mich so zu nennen?!“
 

„Schon gut. Kein Grund gleich so zickig zu werden.“ George grinste.
 

„Er… hat immer noch nicht geantwortet.“
 

„Wirklich nicht? Das… tut mir leid. Vielleicht… warst du… grottig. Du weißt schon.“
 

Nick schenkte seinem Freund einen Todesblick. George hob abwehrend die Hände.
 

„Ich wollte ihn so gerne mit auf Emmas Geburtstag nehmen. Sie liebt Casey ja eh total.“
 

„Was man von dir auch behaupten kann…“
 

„Klappe, George.“
 

„Und die von seiner Agentur hat gesagt, er ist voll ausgebucht?“
 

„Ja. Ich… Langsam glaube ich, er hat bloß mich… sperren lassen oder so. Wahrscheinlich findet er mich ziemlich schräg.“
 

„Was du auch bist.“
 

Nick überhörte zum wahrscheinlich 100. Mal die Spitzen seines besten Freundes.
 

„Warte… Ich habe eine Idee. Und du wirst mir dabei helfen!“ Auf seinem Gesicht breitete sich ein riesiges Grinsen aus.
 

Kurze Zeit später saßen sie in Nicks Wagen.
 

„Meinst du echt, da geht noch jemand dran?“ George blickte auf die Nummer der Agentur.
 

„Da steht, das Telefon ist rund um die Uhr besetzt! Du hast bei mir danach auch was gut…“
 

„Und wie ich das habe! Ich komme mir echt vor wie in der High School.“
 

George nahm sein Smartphone aus der Hosentasche und wählte die Nummer auf dem kleinen Zettel. Tatsächlich wurde sein Anruf angenommen.
 

„Guten Abend, Hamilton hier. Ich bräuchte für morgen Abend eine männliche Begleitung… Ist das noch möglich?“
 

Genau wie Nick wurde auch George einiges gefragt. Wie er denn am besten sein sollte, usw.
 

„Ich… fände es toll, wenn…“ Nick reichte ihm schnell einen weiteren Zettel. George überflog diesen in Windeseile. „…wenn es ein südländischer Typ ist. Und ich stehe total… auf Akzente, ja. Nein, bitte keinen Franzosen. Nein, auch keinen Italiener. Haben Sie Spanier oder… Einen Portugiesen? Perfekt! Ja, 20 ist ein super Alter. Schön jung. Ja, Tattoos machen mich tierisch an.“
 

Nick musste sich ein Lachen verkneifen. Unter anderen Umständen wäre er während des gesamten Telefonats in schallendes Gelächter ausgebrochen.
 

Nachdem George seine Daten und Emmas Adresse, wo die Begleitung auftauchen sollte, an die kompetente Dame weitergegeben hatte, legte er auf. „Ich habe sowas von einen gut bei dir!“ Genervt von diesem Kindergarten gab er Nick beide Zettel wieder zurück. „Jetzt hält mich diese Tusse für einen Schwulen…“ „Du weißt doch eh nicht, wie sie aussieht.“ „Das macht es nicht besser, du verliebter Trottel.“
 

Ja, Nick war wirklich ein verliebter Trottel…
 

„Was mache ich eigentlich, wenn sie mir gar nicht Casey schicken, sondern einen ganz anderen?“
 

„Tja, dann… Viel Spaß.“ George grinste schadenfreudig.
 

-- Donnerstag, 19:10 Uhr --
 

Es war ein Wunder eingetreten! Casey hatte sich am Vormittag tatsächlich bei Nick gemeldet und sich entschuldigt. Allerdings hatte er ihn mit der Ausrede vertröstet, viel zu tun zu haben. Den Drei-Zeiler hätte sich der Halb-Portugiese getrost sparen können, denn Nick war mittlerweile ziemlich sauer. Er stieg schließlich nicht mit jedem Kerl ins Bett, nur um dann so abgewiesen zu werden! Eigentlich stieg er gar nicht mit Männern ins Bett. Gut, dass John nicht da war, dieser würde ihn wahrscheinlich wieder zu einem einfachen Angestellten degradieren, dafür, dass er sich von einem 20-jährigen an der Nase herumführen ließ. Er hatte Casey in seinen Nachrichten schließlich mehrmals Hilfe, in Bezug auf den Brand, angeboten und er hatte nicht nur einmal versucht ihn anzurufen… Er hatte sogar überlegt, zu ihm zu fahren, doch dabei wäre er sich so Stalker-mäßig vorgekommen.
 

*„Ja, du hast auch viel zu tun, Casey. Und zwar mit mir heute Abend. Du musst mir einiges erklären, mein Schein-Freund.“* Nick las die Nachricht von Case immer wieder. Er wurde aus ihm nicht schlau. Er hatte geglaubt, dass Casey an ihm echtes Interesse hatte. Und schließlich hatte er darum gebeten, dass sie… miteinander schlafen würden. Und so dumm wie Nick war, hatte er es sogar getan und genossen…
 

Praktischerweise war George sowieso Gast bei Emma-Marie. Die beiden Freunde hatten verabredet, dass George den Halb-Portugiesen empfangen würde. Er selbst würde so lange in seinem Auto sitzen und warten.
 

Und tatsächlich. Um Punkt 19:20, genau wie verabredet, tauchte Casey auf. Er hatte sicher den Bus genommen, denn die Haltestelle war an der nächsten Straßenecke. Und wie hinreißend er wieder aussah in seinen dunklen, engen Jeans und einer schicken schwarzen Jacke. Nicks Schmetterlinge flogen wieder fleißig ihre Runden.
 

Er musste sich ins Gedächtnis rufen, dass er eigentlich wütend war. Wütend auf Caseys Verhalten. So eines hatte er selbst oft bei Frauen an den Tag gelegt, und das ging schließlich gar nicht!
 

--
 

„Sind Sie Mr. Hamilton?“ Wie gewünscht konnte man Caseys Akzent heraushören. Er hatte sich direkt vor George gestellt.
 

Dieser nickte nur. Für einen Kerl war der Kleine wirklich niedlich, da konnte er Nicks chaotische Aktionen zumindest ein kleines Stück eher nachvollziehen. Aber auch nur ein kleines Stück, schließlich war Casey dennoch unübersehbar ein Mann.
 

„Ich bin Casey Summers.“ Case fand den Typ vor sich ein wenig merkwürdig. Zudem war ihm aufgefallen, dass er einen Ehering trug. War nichts Neues, doch wenn er sich mit einer gekauften Begleitung präsentierte, war es doch eigentlich nicht so klug?
 

„Ich weiß, dass du Casey heißt. Ich kenne jemanden, der ist praktisch verrückt nach dir und geht mir damit ziemlich auf die Eier. Und bevor du dir falsche Hoffnungen machst, ich bin nicht schwul…“
 

In Caseys Kopf schwirrten nur Fragezeichen. „Ich verstehe nicht?“
 

„Sekunde, nicht weglaufen, ja!?“ George verschwand für einen kurzen Moment und kam wenig später mit Nick auf der Bildfläche wieder.
 

Als Case diesen erblickte, nahm seine Verwirrtheit keinesfalls ab, eher stieg sie an. „W-was soll das? Verarscht ihr mich?“ Automatisch war er einen Schritt zurückgewichen.
 

„Nick, ich geh‘ mal rein. Viel Erfolg und so.“ George klopfte seinem Kumpel freundschaftlich auf die Schulter und ging dann mit schnellen Schritten Richtung Haus.
 

„Was soll das Kindertheater hier?“ Casey versuchte, eine kühle, abweisende Miene aufzusetzen.
 

„Sollte ich dich vielleicht fragen?! Du hast mir die ganze Zeit nicht geantwortet, Case. Ich komme mir echt idiotisch vor. Du weißt genau, dass ich eigentlich nicht auf Männer stehe und der Sex für mich besonders war… Verdammt, ich habe dich vermisst! Und mich wolltest du ja als Klienten nicht mehr haben, da habe ich meinen besten Freund George angeheuert bei der Agentur anzurufen!“
 

Die Verzweiflung und Ratlosigkeit konnte man Nick ansehen. Case sah betroffen zu Boden. Es tat ihm leid, doch er konnte Miguels Entlassung einfach nicht gefährden. Seine Mutter hatte sich diese Woche fast jeden Abend in den Schlaf geweint. Sie sehnte sich nach ihrem ältesten Sohn. Er konnte das nicht mehr ertragen. Und Asher… er musste sich nun mal entscheiden und Miguel war sein Bruder, ging somit vor.
 

„Was ist los mit dir? Ich dachte, wir würden uns… mögen… Ich habe dich einfach so vermisst, kannst du das nicht verstehen?“ Nick ergriff Case‘ Hände.
 

„Ich… habe dir doch heute geschrieben…“, begann der 20-jährige und sah noch immer schuldbewusst zu Boden, vermied jeglichen Augenkontakt.
 

„Ja, danke für die drei tollen Sätze… Gut, ich war vielleicht ziemlich erbärmlich bei unserem… Aber trotzdem… Kannst du mich jetzt nicht mal mehr ansehen?“ Nick war enttäuscht. Er hob Caseys Gesicht, sodass der Halb-Portugiese ihn anschauen musste.
 

„Verdammt, ich habe dich doch auch vermisst!“ Caseys Hände schnellten nach vorne und zogen Nicks Gesicht zu sich nach unten. Er gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss.
 

Sofort schloss der 26-jährige ihn in seine Arme und ging auf den Kuss ein.
 

Nachdem sie eine Weile einfach nur auf offener Straße herumgeknutscht hatten, lösten sie sich langsam voneinander. Die teils angewiderten, teils überraschten Blicke der Passanten waren ihnen nicht mal aufgefallen.
 

„Du warst nicht schlecht im Bett, Hase.“ Casey lächelte leicht.
 

Nick konnte nur eines: Mal wieder dümmlich grinsen.
 

„Vielleicht sollten wir jetzt reingehen… Emma hat heute Geburtstag. Sie warten sicher schon auf uns. Ich wollte dich unbedingt bei mir haben.“
 

„Was?! I-ich kann nicht. John ist bestimmt da und…“ Case fiel schlagartig der Grund wieder ein, wieso er sich von diesem Wahnsinns-Kerl ferngehalten hatte: Asher.
 

„Nein, mein Stiefvater ist außer Landes. Also weit weit weg von uns. Du brauchst dir keine Sorgen machen, da drinnen sind nur nette Menschen…“ Nick lächelte und wollte Casey mit Richtung Haus ziehen. Er hatte zwar noch immer keine Antwort, wieso sich der 20-jährige die ganzen Tage nicht gemeldet hatte, doch der Kuss hatte bei ihm einiges wieder gut gemacht.
 

„Ist… ist dein Bruder da?“, fragte Casey leise. Er war stehen geblieben.
 

Nick drehte sich verwundert zu ihm.
 

„Nein, bis jetzt nicht. Ich denke auch nicht, dass er noch kommt, zumal er keinen von Jeremys Anrufen angenommen hat. Er wohnt eh weiter weg und hat meist ganz Wichtiges zu tun. Wieso?“
 

Casey sah Nick unsicher an.
 

„Case, kann es sein, dass dir mein Bruder etwas gesagt hat? Sei ehrlich!“
 

Wenn er jetzt so darüber nachdachte, war Casey verschwunden, nachdem er gewusst hatte, dass Asher kurz dagewesen war.
 

„I-ich glaube einfach, er ist nicht so ein Fan von uns.“ Gerne hätte er Nick die Wahrheit gesagt, doch er konnte es einfach nicht. Ihm war es sehr unangenehm. Und vielleicht würde Nick ihm auch gar nicht glauben. Immerhin hatte Asher ja seine Ehefrau…
 

„Du… belügst mich. Das weiß ich. Er war auch ein wenig komisch. Und anders als John.“ Nick spürte es einfach. Casey sagte nicht die Wahrheit. Seine schönen braunen Augen schienen leicht verängstigt.
 

„Soll ich mit Asher sprechen?“ Hastig schüttelte Casey den Kopf. „Alles bestens.“ Er wollte nicht über Asher reden. „Ich komme mit rein, wenn es unter uns bleibt, dass ich mit auf der Feier war. Würde John sonst sicher nicht gefallen. Meinst du, du kannst das Emma und Jeremy sagen?“
 

„Klar, mache ich. Aber wir reden noch.“ Case nickte nur und ging mit dem 26-jährigen langsam ins Haus. Sofort wurde er von Emma in die Arme genommen. „Casey, was für eine schöne Überraschung! Super, dass du auch da bist! Ich freue mich total.“ Sie umarmte den jüngeren stürmisch.
 

„Alles Liebe zum Geburtstag, Emma-Marie“, gab Case leise von sich. „Mir ist es furchtbar peinlich, doch ich habe kein Geschenk für dich.“
 

„Das ist mir egal. Mir reicht es vollkommen, dass du hier bist.“ Die 28-jährige schenkte ihm ein schönes Lächeln. „Danke. Du siehst wirklich toll aus, Emma.“
 

Sie trug einen hellen Jeansrock und ein tolles, blumiges Top. Die gewellten Haare umrahmten ihr schönes Gesicht. „Oh, ich danke dir vielmals. Wenn es dich in hetero gibt, sag‘ mir Bescheid, in Ordnung?“ Emma lachte. Nick räusperte sich. „Nett, dass du mich auch begrüßt, Schwester. Und Finger weg von meinem Freund.“ Er grinste mittlerweile.
 

Nachdem sie alle begrüßt hatten und Casey als Nicks Freund vorgestellt wurde, standen natürlich einige Fragen im Raum.
 

Die beste Freundin von Emma, Linda, traute sich zuerst: „Nick, habe ich das richtig verstanden… Casey ist dein Freund?“
 

„Genau, er ist mein fester Freund.“ Nick fiel es noch nie so einfach, diesen Satz zu sagen. Er legte seinen Arm um Case und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Gerne hätte er ihn auch auf den Mund geküsst, doch er wollte Emmas Geburtstagsfeier nicht völlig auf sein Schein-… oder auch richtiges Outing legen. Hier ging es um seine Schwester.
 

Case befürchtete, dass es schon wieder zu einem Eklat kommen würde, doch die Freunde von Em und Jeremy waren, so wie Nick versprochen hatte, wirklich nett. Sie zeigten, wie auch Janice, echtes Interesse an den beiden. Verwundert waren sie zu Anfang zwar über Nicks… Homosexualität, aber dies legte sich schnell und sie wurden als „total süßes Paar“ bezeichnet. Sie lachten viel und hatten Spaß. Das Case deutlich jünger war als sie, daran störte sich niemand.
 

Nachdem Stephan, Linda, George und Jeremy draußen waren um gemütlich eine zu rauchen, rückte Emma ein wenig näher an die beiden heran. Es war nur noch die schwangere Paula mit im Raum. „Nick… ihr wirkt irgendwie… so verändert.“ Sie grinste und ihre grünen Augen blitzten auf. „Ihr… habt nicht heimlich geheiratet oder so?“ Nick musste an den Sex mit Casey denken und bekam einen rötlichen Schleier um die Nase. „Ähm, nein, das haben wir nicht…“ Case grinste bloß. „Wenn, würden wir euch selbstverständlich einladen.“ Der 20-jährige zwinkerte.
 

Nick wollte das Weinglas gerade an seinen Mund führen, als er diesen aufgrund der schrillen Türklingel verfehlte und alles auf seine Hose, oder eher auf seinen Schritt, kippte. „Oh, ich lasse die anderen mal wieder rein!“ Emma erhob sich grinsend von ihrem Platz. „Emma, ich packe schon mal ein paar Sachen weg.“ Paula stand auf. Ihr niedlicher Babybauch war nicht zu übersehen. Sie nahm ein paar Teller und wollte damit in die Küche.
 

„Setz‘ dich doch Paula, Nick und ich machen das gleich.“ Case hielt die schwangere Frau auf. Sie hatte ihm gleich das Du angeboten und inzwischen war er George auch gar nicht mehr böse, wegen der Sache von vorhin. „Tun wir das?“, fragte Nick und war damit beschäftigt, den Tisch nach einer Serviette abzusuchen. „Das ist lieb von dir, Casey. Ich bin mal kurz für schwangere…“ Sie stellte die Teller zurück und verschwand im Bad.
 

„Die sehen wir erstmal nicht wieder“, gab Nick grinsend von sich. „Mensch, du hast dich eingesaut.“ Inzwischen war Case aufgefallen, dass Nick seine Hose mit Wein bekleckert hatte. „Das geht schlecht raus.“ Case fischte aus seiner Jeans ein Taschentuch und versuchte, das Malheur ein wenig zu beseitigen. Doch er… vergrößerte es eher… „Schatz, könntest du…“, begann Nick leise. „Hm?“ Case sah ihn fragend an und verstand nicht. „Könntest du das sein lassen, bei mir tut sich da sonst was…“ Nicks Kopf war wieder leicht rot. „Sorry.“ Case lachte. „Dann geh‘ es auswaschen.“ „Bin ja schon weg.“ Nick erhob sich, und machte sich auf den Weg in das zweite Badezimmer. Vorher gab er dem jüngeren einen flüchtigen Kuss auf den Mund.
 

Case wollte sich in der Zwischenzeit daran machen, den Tisch ein wenig aufzuräumen. Es war ihm einfach so beigebracht worden.
 

„Freut mich total, dass du noch kommen konntest, Asher. Ich habe dich vermisst. Schade, dass Fiona nicht dabei ist. Aber du hast recht, wenn sie Magendarm hat, ist es besser, wenn sie zu Hause bleibt. Auch wegen Paula.“
 

*„Asher ist doch hier?!“* Case ließ vor Schreck lautstark einen Teller zu Boden fallen.
 

„Ist etwas passiert?“ Emma-Marie kam mit Asher an der Hand ins Esszimmer. Schnell sah sich die 28-jährige um. „E-entschuldige Emma.“
 

„Oh, nur ein Teller, das ist doch nicht schlimm. Asher, setz‘ dich. Ich hole dir sauberes Besteck und einen Kehrbesen. Case lass‘ das bitte liegen, nicht das du dich schneidest.“ „Danke, Schwesterherz.“ Asher sah ihr lächelnd hinterher. Dann wand er seinen Kopf langsam zu Casey.
 

„Wie praktisch, ich habe schon deine Antwort. Dann kann ich dir ja Morgen nach meinen Terminen direkt einen kleinen Besuch abstatten. Da verhandeln wir den Rest.“ Asher lächelte seltsam und schien zufrieden.
 

„I-ich wollte nicht hier sein! Ich habe mich extra die ganze Woche nicht bei Nick gemeldet. Du kannst ihn fragen!“, sagte Casey leise. Er kniete leicht zitternd zu Boden und wollte die Scherben aufheben.
 

„Lass‘ mich dir helfen, Feliciano.“
 

Panisch sah Case Asher an, als er ihm gegenüber war. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Früher war ich wie deine Luft zum Atmen, da wolltest du mich doch auch nicht loswerden.“
 

Fast sanft nahm er Case die Scherben aus der Hand und stand damit auf. Er legte sie auf den Tisch und holte dann den Rest vom Boden. Case hatte sich inzwischen erhoben.
 

„Ich habe dich mehrmals gewarnt...“, begann Asher leise.
 

Nick hatte es in der Zwischenzeit endlich geschafft, den Fleck mit klarem Wasser einigermaßen auszuwaschen. Er kam aus dem Bad und war froh, wenn er bald wieder bei Casey war.
 

„Du hast dich nicht von meinem Bruder ferngehalten, Feliciano. Gut für mich.“ Asher strich kurz über Case‘ rechten Arm und sah ihn durchdringend an. Bei diesem stellten sich alle Härchen auf. Ihm war auf einmal unglaublich kalt. Bei Nick zu Hause hatte er vor Asher noch eine einigermaßen große Klappe gehabt, doch jetzt war er dran.
 

Ohne noch ein Wort drehte sich Case um und verschwand durch die Tür nach draußen zu den anderen, die noch immer dort standen und plauderten.
 

Nick hatte alles mitangesehen. Was war da los? Wieso nannte Asher Casey “Feliciano”? War das etwa sein richtiger Name, den er ihm damals nicht hatte sagen wollen? Wieso sollte er sich von ihm fernhalten?
 

*„Was geht da vor, zum Teufel?!“*
 

Nach einer weiteren Stunde, Casey war beinahe die ganze Zeit draußen geblieben, konnte Nick es nicht mehr aushalten. Mit der Ausrede, dass sie ja Morgen arbeiten müssten, verabschiedete er sich von allen. Case tat es ihm gleich. Ganz automatisch. Er reichte allen die Hand. Emma drückte er zum Abschied und entschuldigte sich ein weiteres Mal dafür, dass er kein Geschenk gehabt hatte. Und für das Missgeschick mit dem Teller.
 

Als sie im Auto saßen, hielt Nick an einer leeren Bushaltestelle an. Doch nicht, um Case rauszulassen. Mit einem Knopf an seiner Seite betätigte er die Kindersicherung.
 

Verwundert sah der Halb-Portugiese zu Nick. „Was ist los? Was soll das?“ Er versuchte, vergeblich die Tür zu öffnen.
 

„Casey… du wirst mir jetzt gefälligst sagen, was da los ist mit meinem Bruder! Oder soll ich dich lieber…, Feliciano nennen?“

Kapitel 11

„Casey… du wirst mir jetzt gefälligst sagen, was da los ist mit meinem Bruder. Oder soll ich dich lieber…, Feliciano nennen?“
 

Entsetzt starrte Casey Nicholas an. Nick hatte etwas mitbekommen?! Was sollte er jetzt tun? Wie kam er nun am besten hier raus? Und das allerwichtigste: Wie konnte er Miguel am besten helfen?
 

Nick war langsam wütend. Case… oder auch Feliciano schaute bloß wie ein verschrecktes Reh, anstatt endlich mit der Wahrheit rauszurücken.
 

„Ich will jetzt endlich Klartext und diesmal brauchst du nicht mit einem Kuss abzulenken!“
 

Der 20-jährige schluckte und wandte seinen Blick langsam von Nick ab. Die Fußmatte des Autos schien auf einmal höchst interessant. Er fing wieder an, mit seinen Händen herumzuspielen.
 

„Red‘ schon!“ Der Juniorchef wurde langsam ungeduldig. Er hatte so viel für Case getan. Und das Schlimmste: Der Halb-Portugiese hatte sich in sein Herz geschlichen. So kitschig es klang. Und nun warf er dieses zu Boden. *„Ich bin so unfassbar dumm!“*, dachte der 26-jährige.
 

„Wieso kennt mein Bruder deinen Namen, den du mir nicht sagen wolltest? Und wieso will er unbedingt, dass du dich von mir fernhältst?!“ Nick ließ nicht locker. Case hatte noch immer nicht gesprochen. Die Wut über das Schweigen und diese… Ungewissheit stieg von Sekunde zu Sekunde.
 

„Ich warte!“
 

„Verdammt, Nick! Dein Bruder… er…“ In seinem Blick lag die pure Verzweiflung und Nick musste mit sich kämpfen, nicht schon wieder weich zu werden. Doch diesmal musste er standhaft bleiben. Er verstand kein Wort von alldem, was bei Emma-Marie zu Hause geschehen war. Was für eine Rolle spielte Asher?
 

„E-er ist eben… homophob! Ist doch klar, dass er da will, das wir nicht zusammen sind!“ Casey fiel nichts Besseres ein. Er hatte Angst, dass wenn Nick die Wahrheit kannte, er diese Asher um die Ohren hauen würde. Der Halb-Portugiese konnte es nicht riskieren, seinen Bruder noch länger im Knast sitzen zu lassen. Schließlich hatte Miguel, um sich für ihn an Asher zu rächen, sich erst in diese Misere gebracht.
 

„Casey… Feliciano… verdammt, ich weiß nicht mal, wie ich dich nennen soll!“ Nick schlug sauer aufs Lenkrad und fuhr sich hektisch durch die braunen Haare. Sein Bruder kannte Case‘ Namen und er nicht. Auf einmal erschien es ihm so, als wüsste er kaum etwas über Casey. Moment… war es auch nicht so?
 

„Bitte… nenn‘ mich ‚Feli‘, ja?“, kam es leise von dem 20-jährigen. Er sah zu Boden.
 

„Schön. Also nehmen wir an, mein Bruder ist homophob. Wieso kennt er dann deinen richtigen Namen? Kannst du mir das bitte beantworten?“ Nick verstand gar nichts mehr. Er wusste nur eines: Er wollte endlich Klarheit!
 

„E-er hat eben recherchiert, Nick!“, rief Feli hilflos. „Er ist Anwalt, da ist das doch kein Problem für ihn!“
 

„Case… FELI, ich bin nicht dumm, verstanden?! Er hat so gesprochen… als… würde er dich länger kennen. Und mir war schon, bevor wir zu Emma ins Haus gegangen sind, klar, dass du mich anlügst!“
 

Feli wollte hier raus. Er sah aus dem Fenster. Er wollte seine Vergangenheit nicht offenbaren. Seine Vergangenheit… in der er… Leicht zitternd legte Feliciano erneut seine Hand an den Türgriff.
 

„Bitte… lass‘ mich aussteigen, Nick.“
 

„So langsam werde ich wirklich sauer! Du weißt genau, dass ich dir nichts tun würde! Ich will doch nur die Wahrheit wissen!“ Mit Schrecken hatte der 26-jährige beobachtet, wie Feli anfing zu zittern.
 

„Verdammt Nick! E-er erpresst mich. D-du weißt doch… dass mein Bruder im Gefängnis sitzt…“, stammelte Feli und fixierte irgendeinen Punkt im Wagen. Wie beinahe die ganze Zeit vermied der Halb-Portugiese Blickkontakt.
 

„Was?! Was hat dein Bruder damit zu tun? Und sieh‘ mich gefälligst an!“, verlangte der Ältere.
 

In Nick kam der Juniorchef durch. Er konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn man jemandem während eines Gesprächs nicht ins Gesicht sah. Diese schlechte Angewohnheit vieler Menschen, auch von einigen seiner Angestellten, war bei Feli momentan wohl ebenfalls sehr beliebt.
 

Feliciano hob langsam seinen Blick und traf somit den von Nick. Dessen tiefgrüne Augen schienen ihn zu durchbohren und für einen minimalen Augenblick erinnerte er Feli an Asher.
 

„Mein Bruder und seine damalige Gang… haben bei ihm… zu Hause eingebrochen. Und… deswegen will er nicht, dass wir zusammen sind.“ Der Halb-Portugiese konnte einfach nicht mit der ganzen Wahrheit herausrücken. Wobei er auch nicht genau wusste, was Nick scheinbar mitbekommen hatte und was nicht. Doch wenn er die mit wichtigste Tatsache vermeiden konnte zu offenbaren, so würde er das tun.
 

Nick hätte vieles erwartet, aber nicht… dass dieser Miguel in Ashers Haus… oder eher Villa eingestiegen war! „Warte mal… so lange ist das noch gar nicht her. Anderthalb Jahre vielleicht. Bei dem Einbruch… wurde doch Fiona, Ashers Ehefrau, verletzt? War das etwa auch dein Bruder?!“ Wenn es so war, dann verstand er Asher. Er konnte das alles nicht so recht glauben, doch wieso sollte Feli jetzt lügen? Er saß fest.
 

„Nein! Mein Bruder war das nicht, verdammt! Miguel würde so etwas niemals tun! Niemals würde er eine unschuldige Frau zu Boden schlagen!“
 

„Und wieso hat dein Bruder dann erst bei Asher eingebrochen? Seid ihr kriminell? Wolltest du mich etwa auch bestehlen?!“
 

„Wir… brauchten damals halt dringend Geld! Und Nein, ich würde das nicht tun!“
 

„Und woher wusstet ihr, dass Asher welches hat?“
 

„Ashers Villa sieht eben sehr nobel aus!“
 

„Woher weißt du das? Hast du bei dem Überfall auch mitgemacht?! Habt ihr sein Haus ausspioniert? Das ist trotzdem kein Grund, Menschen ihr Hab und Gut zu entwenden, dass sie ehrlich verdient haben!“ Nick griff Feli fassungslos am Arm. Dieser zuckte zusammen. Auch durch Nicks Lautstärke.
 

Plötzlich fiel diesem etwas ein. Die sich vorher ereignete Szene, mit Asher und Feliciano, spielte sich nochmal vor seinem inneren Auge ab.
 

Er hatte das bis eben total vergessen: Sein Bruder hatte den 20-jährigen am Arm… gestreichelt. Aber wieso?!
 

Nick sagte nichts mehr und überlegte fieberhaft. Irgendetwas passte nicht zusammen. Wieso sollte Asher so etwas tun? Wenn er Feliciano doch, so wie er es bis jetzt verstanden hatte, hasste?
 

„Ich habe dir jetzt die Wahrheit gesagt. Lass‘ mich los!“ Feli wollte nur noch in sein Bett und sich darunter verkriechen.
 

Nick tat genau das Gegenteil: Er streichelte Feliciano ebenfalls am Arm. Genau wie Asher zuvor.
 

Feli bekam wieder eine Gänsehaut. Ein mulmiges Gefühl stieg in ihm hoch.
 

„Du hast eben gesagt… Asher erpresst dich. Was tut er, wenn du dich nicht von mir fernhältst?!“ Er hatte keinen blassen Schimmer, wie er Feliciano jetzt ansprechen sollte, also vermied er es, auch nur irgendeinen Namen zu nennen. Denn „Feli“ klang noch so fremd für ihn.
 

„Er lässt… Miguel… noch länger… im Knast verrotten. Und Nick, ich mag‘ dich wirklich sehr gern, aber meine Mom und ich können nicht noch länger ohne ihn leben!“
 

Nick war sprachlos. War Asher zu so etwas in der Lage? Einen 20-jährigen erpressen?
 

„Bitte, du darfst ihm nichts sagen! Versprich‘ mir das!“
 

„Ach, und deswegen willst du dich dann wieder nie mehr bei mir melden? Du hast mich sogar bei der Agentur sperren lassen!“
 

„Es tut mir unsagbar leid! Wirklich.“
 

--
 

Asher war auch nicht mehr viel länger bei Emma-Marie und Jeremy geblieben. Nachdem er die Tür zu seiner Zweitwohnung öffnete, wurde er sogleich von einem dunkelhaarigen jungen Mann begrüßt.
 

„Guten Abend, Mr. Burton.“ Der spanische Akzent war nicht zu überhören.
 

„Hallo Julio. Hat deine Mutter wegen meiner Frau angerufen? Wie geht es ihr?“
 

„Es geht ihr schon etwas besser. Mrs. Burton ist spätestens Übermorgen wieder ganz gesund.“
 

„Gut, da bin ich sehr beruhigt. Könntest du mir noch einen Kaffee machen? Ich muss noch einmal in die Akten sehen.“
 

„Natürlich.“ Der junge Mann nahm Asher noch schnell die Jacke ab und verschwand danach sofort in die Küche.
 

Asher ging lächelnd in sein Büro und fuhr den Laptop hoch. Zunächst war er sehr erschrocken darüber gewesen, dass Feli nun Nicks Freund war, aber mittlerweile…
 

*„Geschwister sollten alles teilen, Nicholas…“*
 

Eine Frage war noch offen: Wieso stellte sich Feliciano überall als „Casey Summers“ vor?
 

Die letzten Male hatte er nichts finden können, doch heute wollte er sich nochmal ein wenig Zeit nehmen. Wo er ihn doch eh bald so schön besuchen würde…
 

--
 

Nick war ratlos. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Sein Leben war bis vor kurzem noch völlig… normal gewesen. Chaotisch, stressig, voll mit Verkupplungsversuchen… Aber nun?
 

„Ich… muss…. nachdenken, in Ordnung? Ich… fahre dich erstmal nach Hause. Wir sprechen Morgen.“
 

„I-ich kann Morgen nicht.“ Schließlich hatte sich Asher angekündigt.
 

„Dann wirst du dir eben Zeit nehmen. Ganz einfach!“
 

„Nick, wieso bist du auf einmal so? Ich muss arbeiten!“
 

„Wieso ich auf einmal so bin?! Das fragst du mich ernsthaft?! Ich bin nicht schwul, aber ich war mit dir in der Kiste! Ständig muss ich an dich denken! Und dann erzählst du mir etwas davon, dass mein Bruder dich erpresst. Und das mit deinem Namen…, ich bin überfordert!“
 

„Verzeih‘, ich wollte das alles nicht. Lass‘ mich aussteigen. Es ist nicht mehr allzu weit bis zu mir.“
 

„Denkst du wirklich, ich schmeiße dich gerade hier raus? Es ist dunkel und-“
 

„Ich bin kein Mädchen, Nick. Also entriegele endlich wieder diese scheiß‘ Tür!“
 

„Ich weiß, dass du kein Mädchen bist, zum Teufel! Du brauchst das nicht ständig zu wiederholen! Und trotzdem mache ich mir Sorgen um dich. Auch wenn ich dir anscheinend egal bin, du bist es mir nicht!“
 

Feli stiegen langsam die Tränen die Augen. „Ich… sollte aus deinem Leben verschwinden. Es ist wirklich besser so. Ruf‘ mich nicht mehr an, okay? Und bitte sag‘ kein Wort zu Asher.“
 

Mit einem Satz, Nick konnte gar nicht so schnell schalten, war Feli über ihm, entriegelte geschickt die Kindersicherung an der Fahrertür, und schwang sich blitzschnell aus dem Wagen.
 

Der Juniorchef konnte bloß verdutzt dasitzen und Feliciano hinterhersehen. Viel zu spät kam er erst auf die Idee, ihm nachzulaufen.
 

Er stieg aus dem Wagen und rief nach ihm, doch Feli war schon lange in der Dunkelheit verschwunden…
 

--
 

„Ich kann ‚Casey Summers‘ bloß weiterempfehlen. Ein absolut hübscher Kerl und sehr höflich. Meine Klienten waren ebenfalls angetan von ihm. Und wenn man ein bisschen was springen lässt, gibt es auch ein wenig mehr. :P“ Gareth, 32
 

Asher las diese Bewertung, die er aus einem Portal über Begleitagenturen entdeckt hatte, bestimmt nun zum 100. Mal. Es hatte ewig gedauert, bis er Brauchbares hatte finden können, doch es hatte sich dem Anschein nach gelohnt…
 

Plötzlich klopfte es an seiner Tür und herein trat Julio.
 

Er brachte den gewünschten Kaffee. Vorsichtig stellte er die Tasse auf Ashers Schreibtisch. Dann wagte sich der 21-jährige näher an seinen Chef heran. „Brauchen Sie noch etwas, Mr. Burton?“ Er streichelte leicht über den Rücken des Älteren.
 

Dieser hatte den Spanier zunächst gar nicht wahrgenommen. Er war noch immer mit diesem Forum beschäftigt. Der Eintrag über Feliciano war noch keine Woche alt, was erklären würde, wieso er ihn nicht vorher gefunden hatte.
 

„Nein danke, du kannst schlafen gehen, Julio. Ich brauche nichts mehr.“ Enttäuscht ging dieser ein paar Schritte zurück. *„Zumindest nicht von dir.“*
 

„Ach, bevor ich es vergesse… Ich will, dass du morgen Abend nicht zu Hause bist.“
 

Asher griff in seine Geldbörse und fischte zwei 100 $-Scheine hervor.
 

Er drückte sie dem Spanier in die Hand. „Hier.“ Julio blickte mit wenig Motivation auf das Geld. „Danke.“
 

Asher hatte seine Aufmerksamkeit schon längst wieder auf den Desktop gerichtet. Er wusste einfach, dass sein Bruder nicht homosexuell war. Trotzdem war es offensichtlich gewesen, dass Nicholas etwas für Feliciano empfand. Und noch offensichtlicher war, dass die beiden Sex gehabt hatten.
 

„Das wirst du noch bereuen, mein Hübscher.“
 

--
 

Nick war nach Hause gefahren. Er hatte ständig auf sein Handy gesehen und gehofft, dass Feli sich melden würde. Irgendwann schmiss er sein Mobiltelefon aufs Bett und fuhr sich übers Gesicht. Er konnte eh nicht schlafen. Sollte er trotzdem mit Asher sprechen? Feli wollte das nicht. Was war nur los mit der Welt?
 

Er beschloss zunächst, unter die Dusche zu springen. Das kühle Wasser würde ihm vielleicht helfen, einen klaren Kopf zu bekommen. Als das Wasser auf ihn niederprasselte war es auch tatsächlich so. Für einen kurzen Moment fühlte er sich besser.
 

Da sagte man immer, mit Frauen war es kompliziert. Mit Männern war es um einiges schlimmer…
 

Frisch geduscht und angezogen setzte er sich wieder in einen seiner Sportwagen.
 

Samstag würde vermutlich John wieder im Lande sein, also konnte er ja ein wenig in der Firma arbeiten. Freitag war ironischerweise eh immer am meisten zu tun. Und die Chefs kamen zuerst und verließen das Gebäude zuletzt…
 

-- Freitag, ca. 17:30 --
 

Energisch klopfte es an der Tür.
 

Nick sah grummelnd von seinem Bildschirm auf und winkte den Besucher, den er durch seine müden Augen kaum erkennen konnte, herein. Der Juniorchef hatte sich, so irgendwie, durch den Tag gebracht. Dank viel Kaffee und Red Bull. Glücklicherweise hatte er heute keine Meetings gehabt.
 

„Nick, was ist denn los mit dir? Geht es dir gut?“ Emma huschte an Nicks Seite und schaute besorgt auf ihn herunter. Ihr Bruder hatte dicke Augenränder. „Alles gut, alles gut… Ich dachte, ich arbeite heute mal ein bisschen länger…“
 

„Ein bisschen?!“ Em war empört. „Du siehst aus, als hockst du hier schon die ganze Nacht!“
 

„Was machst du überhaupt hier? Du hast auch bereits seit einer Stunde Schluss.“
 

„Unser Azubi ist mal wieder krank. Also wer darf Autos hin- und her kutschieren in seinem verdienten Feierabend? Der Kandidat kriegt 100 Punkte, wenn er auf mich tippt. Und es wird nicht abgelenkt, mein Lieber!“ Nick musste ein wenig lächeln. Seine Schwester schaffte das immer wieder. Und andere Leute würden das sicher auch schaffen… Vielleicht sollte er diesen ganzen Quatsch einfach vergessen und sich wirklich eine Frau suchen. Aber vorher wollte er alles geklärt haben. Es lag nicht in seiner Natur, einfach wegzurennen vor den Problemen.
 

„Aber hey… vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass ich hier bin. Ich wollte dich eh fragen, ob gestern noch etwas passiert ist. Du warst gegen Ende komisch drauf und bist so schnell abgehauen.“ Die 28-jährige hatte sich inzwischen auf einen der Stühle gesetzt, die vor dem Schreibtisch standen.
 

„Emma…“
 

„Ja?“ Angesprochene lächelte. „Ich bin deine Schwester. Du kannst mir alles sagen, Nick. Hast du dich etwa mit Casey gestritten?“
 

DING DING DING!
 

Nick sah getroffen nach unten, auf die Tastatur. „Ich… denke nicht, dass er zu deiner Hochzeit kommen wird.“
 

„Was, wieso?“
 

Sofort war die Ältere aufgesprungen und hatte sich neben ihren Bruder gekniet.
 

„Ich kann jetzt noch nicht so viel sagen. Es ist lieb, dass du mir zuhörst, aber momentan… Ich werd‘ auch gleich nach Hause fahren.“
 

„Du kannst mit zu uns wenn du willst. Jeremy und ich wollten essen gehen. Komm‘ doch mit. Wir lenken dich ab.“
 

Emma streichelte liebevoll über den Arm ihres Bruders.
 

Plötzlich erwachte Nick wieder zum Leben. „Em, ich habe jetzt… eine etwas komische Frage…“
 

Diese sah ihn verwirrt an.
 

„Würdest du jemanden über den Arm streichen, den du hasst?“
 

„Nein, natürlich nicht. Wie kommst du denn darauf?“ Emma lachte. „Ich mache das nur bei meinen vier Lieblingsmännern. Oh, und natürlich bei Mom.“
 

Nick war so dumm. Auf einmal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
 

„Ich muss‘ jetzt los. Du hast mir sehr geholfen. Könntest du bitte alles abschließen?“
 

Sofort erhob sich Nick von seinem Drehstuhl, drückte seiner Schwester einen Kuss auf die Wange und lief aus der Tür.
 

Jedoch drehte er schnell wieder um. „Ach… und danke, Em!“ Nick lächelte.
 

Die 28-jährige war total perplex. „Wie soll ich abschließen, ich habe doch keinen Schlüssel für dein Büro!“ Emma schüttelte bloß mit dem Kopf. Diesen Satz hatte Nick allerdings nicht mehr gehört. Er hatte sich in seinen Wagen gesetzt und war wie ein Wilder losgefahren. Ab zu Feli…
 

--
 

Bei diesem klingelte es an der Tür. Seufzend öffnete er langsam.
 

„Hast du mich vermisst, Feliciano?“ Asher schenkte ihm ein süffisantes Lächeln.
 

Feli antwortete nicht. Er hatte sich die ganze Zeit schlecht gefühlt. Erst war er Nick wortwörtlich davon gelaufen, dann hatte er seine Mutter mit der fadenscheinigen Ausrede, er wolle seinem heißen Klienten Nick mal die Wohnung zeigen, zu seiner Tante gescheucht.
 

„Willst du mich nicht hereinbitten?“ Asher grinste hämisch.
 

Noch immer wortlos machte der Halb-Portugiese Platz. „Ich hoffe, wir sind alleine?“
 

„Nein, dein Bruder wartet in meinem Zimmer, weißt du?“ Feli verdrehte die Augen.
 

Asher konnte deutlich heraushören, dass es nur Ironie war. „Ich mochte deinen Sinn für Humor ja schon immer…“ „Schön für dich.“ Feli dachte die ganze Zeit an Nick. Sicher hasste dieser ihn jetzt. Und er hatte jedes Recht dazu… Er war vorher schon unmöglich gewesen. Hatte ihm extra nicht geschrieben, damit der 26-jährige alles - ihn - schnell vergaß und jetzt…
 

„Ich war ja lange nicht mehr hier…“ Der 31-jährige sah sich um, holte mit seiner Aussage Feliciano aus seinen Gedanken. Sofort fiel ihm der katastrophale Zustand der Küche auf.
 

„Hat es etwa gebrannt bei euch?!“
 

„Nein, wir finden es einfach schön, wenn alles so schwarz und verkohlt ist.“
 

Natürlich hatten sie bis heute keine neue, funktionierende Küche. Kochen taten sie immer bei freundlichen und hilfsbereiten Nachbarn.
 

Asher nahm seinen Blick von der Küche und schritt wieder zu Feli. „Dir ist nichts passiert oder?“ Besorgt legte er seine Hände um Felis Gesicht. „Nein und selbst wenn. Hätte dich das gestört? Und könntest du es bitte sein lassen, mein Gesicht anzufassen?“
 

Ashers Augen verengten sich. In ihnen blitzte Wut auf. „Ich denke nicht, dass du in der Position bist, mir etwas vorzuschreiben!“
 

„Was willst du?“
 

„Du weißt, was ich will.“
 

„Können wir es schnell hinter uns bringen? Ich muss später noch arbeiten.“
 

„Für die Begleitagentur?“
 

Feli erstarrte.
 

„Ich habe dir doch gesagt, dass du mir nichts vormachen kannst. Ich habe zwar keine Ahnung, wie du meinen Bruder in dein Bett geschleift hast… Obwohl… lassen wir das, ich weiß es schon.“ Das anzügliche Grinsen gefiel dem Halb-Portugiesen ganz und gar nicht.
 

Ashers hungrige Lippen wollten sich gerade auf Felis stürzen. „Moment! Erst versprichst du mir, dass du Miguel in Ruhe lässt, für immer.“ „Gut, ich verspreche es.“ Der Blonde fing schon an, Felis Hals zu liebkosen. „Und ich will, dass du meiner Mom noch einen Besuchstermin bei Miguel verschaffst! Der letzte wurde abgelehnt. Und wenn es geht, will ich Zeuge sein.“
 

„Du bist ja richtig fordernd, gefällt mir.“ Asher lachte und warf einen Blick auf seine teure, silberne Armbanduhr.
 

„Ich versuche es für dich. Aber danach fahren wir in meine Zweitwohnung. Und da gehörst du ganz mir.“
 

Der 20-jährige nickte bloß. Er hatte schon so einige Male mit Asher ein Bett geteilt, doch noch nie unter diesen Umständen, und noch nie war ihm davor so schlecht gewesen. Er vermied es, viel zu sprechen und konzentrierte sich darauf, sich nicht zu übergeben.
 

--
 

Nick raste weiter durch die Straßen und brach dafür einige Verkehrsregeln.
 

Er wusste noch immer nicht, was für eine Beziehung Asher und Feli hatten, ob sie überhaupt eine hatten, aber vielleicht…
 

„Aber er hat eine Frau“, sprach er zu sich selbst.
 

*„Und wie oft hört man sowas?“* Nicks Gedanken spielten mal wieder verrückt. Er ging alles was Asher in Bezug auf Feliciano gesagt hatte, im Kopf durch.
 

*„Was willst du mit einem so jungen Kerl?“*
 

*„Sie nehmen dich aus wie eine Weihnachtsgans.“*
 

--
 

„Also Mrs. Mayhew hat den Besuchstermin für ihren Sohn Miguel Mayhew Duarte am 07. des nächsten Monats? Vielen Dank, Robert! Lass‘ mir die Papiere gleich per E-Mail zukommen. Und der Dame natürlich per Post. Wir gehen die Woche mal auf meine Kosten einen trinken. Schönen Abend noch.“
 

Asher hatte das Telefonat mit dem Angestellten aus dem Gefängnis auf Lautsprecher geführt.
 

„So, ich habe meinen Teil der Abmachung wohl mehr als erfüllt. Fahren wir zu mir.“
 

Feli seufzte, griff nach seiner Jacke und dem Hausschlüssel und machte sich mit Asher auf den Weg nach draußen.
 

Gerade in diesem Moment kam Nick an. Er konnte sehen, wie Asher einen Arm um Feli gelegt hatte. Sie steuerten gemeinsam den Wagen des Anwalts an.
 

Nick fuhr sofort vorsichtig ein Stück zurück, sodass sie ihn nicht sehen konnten.
 

Asher hielt Feli die Beifahrertür auf. Zögernd stieg dieser in den dunklen Wagen ein.
 

Danach konnte man sehen, wie Asher sich umsah, eine dunkle Sonnenbrille aufsetzte und sich ebenfalls ins Auto machte. Die beiden fuhren los.
 

„Feli, wieso bist du bloß eingestiegen?“ Der 26-jährige schüttelte den Kopf.
 

Nick ließ zwei Wagen vorfahren, setzte den Blinker links und folgte den beiden unauffällig. Zum Glück hatte er heute einen seiner schwarzen Modelle gewählt.
 

Sein Herz schlug wie wild. Wo fuhren die beiden hin? Hatte Feli tatsächlich recht gehabt?
 

Vor einem schicken Apartment hielten die beiden.
 

Auch Nick fand das Ziel. Er parkte extra weiter entfernt.
 

Das war nicht Ashers Villa. Hatte er etwa noch eine Wohnung? Die beiden waren im Eingang verschwunden.
 

Nicks Verdacht bestätigte sich immer mehr. Asher schien nicht schüchtern damit, seinen Feli weiter anzufassen. In dem 26-jährigen stieg ungeheure Wut hoch. Und noch etwas Anderes… Eifersucht?
 

Oben angekommen drängte Asher Feli sofort gegen die nächstbeste Wand. „Ich habe dich vermisst!“ Er attackierte die Lippen des Jüngeren. Seine Hände fuhren wild über Felis Körper. Schnell hatte dieser keine Jacke und kein T-Shirt mehr an.
 

„Es wäre schön, wenn du ein bisschen mitmachst, Feliciano. Du bist doch sonst nie schüchtern gewesen.“
 

Dieser nickte bloß wieder. Langsam zog er Asher seine Anzugjacke aus…
 

Nick wusste nicht, was er machen sollte. Vielleicht… wollte Feli ja auch mit seinem Bruder? Nein, Schwachsinn! Völliger Schwachsinn!
 

Egal, ihm war jetzt alles egal. Er wollte gerade auf die Klingel drücken, auf der „Burton“ stand, da wurde er unterbrochen.
 

„Mr. Burton möchte heute nicht gestört werden, Mister.“ Er hätte ja gelogen und gesagt, sein Chef wäre nicht da, doch das Auto stand direkt vor dem Apartment.
 

Nicks Kopf ruckte verwirrt zu der Stimme. Sie gehörte zu einem schlanken, jungen Mann.
 

*„Irgendwie sieht der ein klein bisschen aus wie…“*
 

„Wer bist du, wenn ich fragen darf?“
 

„Ich bin… der Sohn seiner Haushälterin…“, antwortete der Junge.
 

„Name?“
 

Der Spanier wusste nicht, ob er diesen dem fremden Mann verraten durfte.
 

„Hast du einen Schlüssel? Ich bin Nicholas Harford, der Bruder von Ash-, Mr. Burton… Es geht um einen Notfall, ich muss sofort zu ihm!“
 

Julio konnte sich daran erinnern, den gutaussehenden Herren mal auf einem Familienbild von seinem Boss gesehen zu haben.
 

Der Junge zögerte dennoch. Nick war verwirrt. Was für ein seltsamer Typ. „Mach‘ schon auf, falls er wütend ist, nehme ich all die Schuld auf mich, versprochen.“
 

Der Kerl nickte endlich und schloss auf. Er konnte gar nicht so schnell gucken, da war der fremde Mann auch schon nach oben verschwunden.
 

„Beeil dich!“, rief Nick.

Kapitel 12

„Mach‘ gefälligst auf!“ Nick sah den Kerl, der laut seiner eigenen Aussage der Sohn von Ashers Haushälterin war, dementsprechend an.
 

Der Typ schien nicht wirklich zu verstehen, was los war. Dennoch kam er endlich die Treppe herauf und fummelte am Schlüssel.
 

„Gib‘ her!“ Ungeduldig nahm er sie dem Jungen aus der Hand. Per Zufall fischte er prompt den richtigen heraus und öffnete damit die Tür.
 

„Du bleibst hier, verstanden!? Und du kommst auf gar keinen Fall rein!“
 

„Was glauben Sie, wer Sie sind?“ Anstatt ihm eine Antwort zu schenken, knallte er Julio blitzschnell die Tür vor der Nase zu.
 

*„Verdammt, das war unüberlegt. Jetzt hören sie mich!“*
 

Und das taten sie auch.
 

„Was war das?!“ Asher hatte Feli gerade auf seinen Schoß gezogen. Er horchte sich nach dem Geräusch um. Der Blonde saß auf seinem Doppelbett im Schlafzimmer. Der Halb-Portugiese trug nur noch eine Boxershort. „Das war bloß der Wind oder so. Sicher hast du ein Fenster offen gelassen.“ Feli wollte alles schnell hinter sich bringen und fuhr hauchzart mit seinen Händen über Ashers trainierte Brust.
 

*„Miguel, verzeih‘ mir. Ich habe dir damals versprochen, nie wieder mit diesem Arsch zu schlafen. Doch es muss sein...“*
 

Asher ließ sich auf die Ablenkung nur zu gerne ein und verwickelte Feli in einen gierigen Kuss. Gerade wollte er sie beide herumdrehen, als Feliciano langsam aufstand. „Ich… bin mal kurz im Bad, ja?“
 

„Du haust hoffentlich nicht ab.“ Asher sah ihn warnend an.
 

„Ohne Klamotten? Nein, keine Sorge. Ich stehe zu meinem Wort, das weißt du. Im Gegensatz zu dir mache ich keine Rückzieher.“ Feli zwinkerte betont selbstsicher und kletterte vom Bett.
 

„Lass‘ die Tür auf, Feliciano!“, bellte Asher ihm hinterher.
 

Dieser war froh, als er endlich das Badezimmer erreichte. Es war viel anstrengender als sonst, eine gelassene Miene aufzusetzen und dieses widerwärtige Spiel mitzumachen. Er hatte in der letzten Zeit, gegen Extra-Bezahlung, öfter wieder mit fremden Kerlen ein wenig… rumgemacht. Früher sogar mehr. Nick würde sich vor ihm ekeln, wenn er all das wüsste. Aber das konnte man mit Asher nicht vergleichen.
 

Er hatte tatsächlich mal etwas für den 31-jährigen empfunden. Doch egal wie oft der Ältere auch ihm seine Gefühle in der Vergangenheit offenbart hatte, nie hatte er sich von seiner Ehefrau getrennt. Sein vorgetäuschtes ach so tolles Leben als glücklich verheirateter und erfolgreicher Anwalt war stets vorgegangen. Sein Ruf musste erhalten bleiben.
 

„Du verstehst das nicht, Feliciano. Du hast keine Karriere. Du bist nur ein kleiner, unbedeutender Kellner, der sich nebenbei für Geld von Kerlen durchnehmen lässt. Akzeptiere es. Wir können nicht offiziell zusammen sein.“
 

Nie würde er diese Worte vergessen. Sie hatten sein Herz gebrochen. Und sogar in diesem Moment, wo er daran zurück dachte, schmerzte es. Und noch viel mehr schmerzte ihn die Trennung von seinem Bruder und die Trauer, die er in den Augen seiner eh schon angeschlagenen Mutter sah. Diese versuchte es tagtäglich tapfer zu überspielen. Er hatte so viel Scheiße gebaut… Und er war drauf und dran noch mehr zu tun. Er hätte sich von Nick gleich fernhalten sollen. Hatte dieser nicht sogar mal bei einem ihrer ersten Treffen erwähnt, dass er einen Bruder hatte, der Asher hieß und Anwalt war? Er wusste es nicht mehr genau. Höchstwahrscheinlich hatte er diese Aussage aufgrund der verschiedenen Nachnamen nicht für wichtig gehalten…
 

-- Rückblende --
 

„Feli, was ist los?! Wieso weinst du?“, fragte der damals 22-jährige Miguel auf Portugiesisch.
 

„Asher… Er… er hat mir letztes Mal gesagt, er würde sich von ihr trennen! Er hat es versprochen!“
 

Feliciano brach zu Boden. Heulkrämpfe durchschüttelten ihn.
 

Miguel erschrak. Seinen kleinen Bruder so zu sehen, wegen einem verlogenen, feigen Mann. „Ich habe es dir 1000 Mal gepredigt: Er wird sich niemals trennen. Er benutzt dich nur! Und er ist sowieso viel zu alt für dich!“
 

Feli reagierte nicht auf seine Worte. Der Ältere nahm seinen Bruder in den Arm und streichelte ihm liebevoll über den Rücken. „Du wirst den richtigen finden. Versprochen. Hey, wenn du willst, dann helfe ich dir dabei. Ich gehe mit dir in einen dieser Schwulenclubs.“ Feli beruhigte sich langsam wieder.
 

„Wenn du da bist, dann sieht mich keiner an“, nuschelte der 18-jährige und wischte sich mit einer Hand die Tränen weg. „Ja, ich sehe einfach zu gut aus. Ich sollte mich extra ganz abscheulich anziehen. Ich leihe mir ein Kleid von Mom und trage dazu deinen komischen grauen Schal.“
 

„Du bist doof!“ Feliciano haute seinem Bruder auf die Schulter, musste aber ein klein wenig lächeln. „Was sehe ich da? Siehst du, so werden alle nur dich anschauen. Sogar, wenn du den Schal umhast.“ Miguel wuschelte ihm durch die Haare.
 

Danach stand der 22-jährige auf, holte ein Taschentuch aus einer Schublade und hielt es seinem Bruder hin. Dieser trocknete die letzten Tränen und schnäuzte sich.
 

„Danke, ich hab‘ dich lieb, Miguel. Ohne dich würde ich verrückt werden.“
 

„Ich hab‘ dich auch sehr lieb, kleiner Bruder. Und jetzt gib‘ mir dein Handy.“
 

„Was wieso?!“
 

„Na, ich lösche seine Nummer. Du würdest das niemals tun, so wie ich dich kenne.“
 

„Ich… will nicht.“
 

„Los, her damit.“ Miguel streckte fordernd die Hand aus. Sein Blick duldete keine Widerrede.
 

Zögernd reichte der 18-jährige ihm das Telefon. Dann raffte er sich auf und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Kurz davor drehte er sich allerdings noch einmal um. „Ist Mom noch arbeiten?“ „Ja.“
 

„Ich habe gehört, wie ihr heute Morgen über die Mahnungen gesprochen habt… Wieso geht es bloß uns so dreckig?! Bald wird auch wieder der Gerichtsvollzieher da sein oder?“
 

„Feli, ruh‘ dich etwas aus, in Ordnung? Kümmere dich bitte nicht darum. Das ist mein Job.“ Der jüngere schenkte ihm einen missmutigen Blick, tapste dann aber tatsächlich weiter. Er konnte nichts machen. Zumindest nicht jetzt.
 

Miguel sah ihm mitleidig hinterher. Plötzlich leuchtete das Telefon seines Bruders auf. Folgende Nachricht wurde eingeblendet:
 

„Feliciano, es tut mir sehr leid, was ich zu dir gesagt habe. Ich vermisse dich. Kommst du später zu mir? Ich bin alleine. Ich bestelle uns etwas Schönes zu essen... Melde dich. Dein A.“
 

Die Nachricht widerte Miguel an. Sie widerte ihn so unsagbar an. Wie konnte dieses ignorante Arschloch es wagen, seinem Bruder noch zu schreiben? Mit dem Kopf schüttelnd zog er einen zerknüllten Zettel aus seiner Hosentasche hervor.
 

„Pfändungsbeschluss“ war auf diesem fett zu lesen.
 

Er fasste eine folgenschwere Entscheidung.
 

*„Feliciano wird nicht zu dir kommen, mein Lieber. Aber ich.“*
 

-- Ende der Rückblende --
 

Feli hatte sich über das Waschbecken gebeugt. Was versuchte er eigentlich gerade? Zeit zu schinden? Seine weiter ansteigende Übelkeit zu unterdrücken? „Du hast dich hier selbst reingebracht. Also bring‘ es würdig zu Ende“, sagte er leise zu sich selbst.
 

Plötzlich spürte er, wie ihm jemand sanft über den nackten Rücken streichelte.
 

Es war Asher.
 

„Feliciano, wieso bist du so angespannt?“ Erschreckend fand Feli die Tatsache, dass kein Spott oder Hohn in der Stimme des 31-jährigen lag.
 

„Wir hatten früher so viel Spaß. Es hat sich doch nichts geändert.“
 

„Das denkst du. Ich bin erwachsen geworden. Ich bin nicht der verliebte, kleine Junge von damals. Ich empfinde nichts mehr für dich.“
 

Plötzlich verengten sich Ashers Augen.
 

*„Aber für meinen verdammten Bruder!“*
 

Feliciano wollte nicht ewig diskutieren. „Ich komme gleich.“
 

„Das sehen wir ja dann.“ Asher grinste wieder und schritt aus dem Raum.
 

--
 

Nick hatte sich zunächst in der Küche versteckt, als Feli aufgestanden war.
 

Zuerst hatte er, freundlicherweise, alles mitansehen dürfen, durch die nur angelehnte Schlafzimmertür. Das abscheuliche Szenario, wie sein Feli auf Ashers Schoß gesessen und sie sich leidenschaftlich geküsst hatten, würde vermutlich nie wieder aus seinem Kopf verschwinden. Sein Magen hatte sich einmal umgedreht.
 

Es stimmte also tatsächlich. Es war doch alles zum Haare raufen. Sein Bruder war der, mit dem großen Geheimnis.
 

*„John würde ihn umbringen, wenn er das wüsste.“*
 

Zum Glück hatte sich der Halb-Portugiese irgendwann von Ashers Schoß erhoben. Doch ehe er zu seinem… Was-auch-immer-Freund konnte, war sein Bruder ihm hinterher.
 

Er war wütend. Wieso konnte Asher nicht ehrlich sein? Er wäre… war es auch gewesen! „Und dieser seltsame Typ draußen, ist sicher sein Feli-Ersatz.“
 

Nick wurde noch schlechter, als er sah, wie Asher zu seinem Lieblings-Portugiesen ging. Mehr hatte er leider… oder auch zum Glück nicht sehen können.
 

Feli hatte es aber geschafft, den Anwalt wieder ins Schlafzimmer zu scheuchen. Als Asher ihn nicht mehr hätte sehen können, lief er ins Bad.
 

„Asher ich habe dir doch ges-“
 

„Psssst!“ Nick legte ihm einen Finger auf den Mund.
 

Erschrocken sah Feliciano zu seinem Ex-Klienten. „Nick? W-was machst du hier?!“, zischte der 20-jährige leise und verschloss vorsichtig und möglichst lautlos die Tür.
 

„Dich retten, was sonst?!“ Der 26-jährige schloss den Kleineren in seine starken Arme und drückte ihn an sich.
 

„Wieso bist du einfach aus dem Wagen geflüchtet? Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“
 

„Ich dachte, du glaubst mir sowieso nicht.“
 

„Das stimmt nicht, und das weißt du. Ich meinte nur, dass ich nachdenken will. Nun…, das spielt jetzt keine Rolle. Mein Bruder ist kranker als ich. Und das will schon was heißen.“
 

Schnell entledigte sich Nick seiner Jacke. Mit einer schwungvollen Bewegung legte er sie Feli über die Schultern. „Zieh‘ dir was an, und lass‘ uns verschwinden!“
 

Er scannte den Raum nach Kleidung oder ähnlichem ab, fand aber… nichts. Resigniert schnappte er sich ein Handtuch und band es Feli um die schlanken Hüften. Irritiert sah dieser an sich hinunter.
 

„Nick, deine… Rettungsaktion ist wirklich… toll, aber ich kann hier nicht weg. Asher hat meiner Mom einen Besuchstermin bei Miguel verschafft und ich muss nun auch mein Wort halten.“
 

„Und was ist dein Wort? Das du dich von ihm vögeln lässt oder was?!“ Nick war enttäuscht, sauer und natürlich eifersüchtig. „Er hat eine Ehefrau!“
 

„Ich bin der letzte, dem du das sagen musst.“ Feli zwang sich zu einem falschen Lächeln.
 

Plötzlich klopfte es laut an der Tür.
 

„Feliciano, ich habe dir gesagt, du sollst die Tür auflassen! Und mit wem sprichst du da?!“
 

„Mist!“ Feli fluchte. „I-ich bin gleich da, Moment!“
 

„Nick, du gehst jetzt in die Dusche und wartest!“, verlangte Feli leise.
 

„Spinnst du?! Ich werde mit ihm reden! Du brauchst keine Angst zu haben.“
 

„Feliciano, mach‘ sofort diese verdammte Tür auf!“ Heftig wurde am Griff gerüttelt.
 

Nick wollte Feli um jeden Preis hier raus haben. Noch hatte er nicht alles gänzlich realisiert, doch er wusste, dass mit Asher nicht gut Kirschen essen war. So kannte er seinen Bruder nicht.
 

Hektisch holte er seinen Autoschlüssel hervor und drückte ihn Feliciano in die Hand.
 

„Hast du eine Fahrerlaubnis?“ „Ja, was, soll jetzt die Frage?!“
 

„Ich mache auf und du-“
 

Plötzlich wurde selbige gewaltsam aufgebrochen.
 

Nick und Feli sahen beide entsetzt zu Asher, der hereingestürmt war.
 

„Nicholas?! Was tust du hier? Wie bist du hier reingekommen?“
 

„Durch die Tür, ganz einfach.“
 

Asher war aufgebracht und wütend. Sehr wütend. Sein Körper bebte. Auch er trug bloß eine Boxershort.
 

Mit einem Satz war er bei seinem jüngeren Bruder angelangt und hatte ihn am Kragen gepackt.
 

„Verschwinde hier, er gehört nur mir! Du hattest deinen Spaß!“
 

„Asher, was ist mit dir los?! Du bist völlig verrückt! Beruhige dich!“ Nick versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Hände von sich zu lösen. „Feli, hau‘ schon ab, los! Und nimm den Kerl draußen gleich mit!“
 

Natürlich zögerte Feliciano. Davon mal abgesehen, dass er nicht wusste, welchen Kerl Nick meinte.
 

„Nein, ‚Feli‘ bleibt schön hier, denn sonst weiß er was ihm blüht. Oder besser gesagt anderen Leuten.“
 

„Ich weiß, dass du ihn mit seinem Bruder Miguel erpresst, der im Gefängnis sitzt.“
 

„Ach wirklich?! Und was wollt ihr jetzt machen? Ich habe deinem… gekauften Freund einen Gefallen getan und nun ist er an der Reihe. Eine Hand wäscht die andere. Das müssten sogar solche kleinen Handwerksleute wie du verstehen, Nicholas.“
 

Dieser erkannte seinen Bruder kein Stück wieder. Und bei dem Satz mit dem „gekauften Freund“ bekam er eine Gänsehaut. Asher wusste Bescheid?
 

„Wieso machst du das alles? Du hast Fiona! Du bist verheiratet, Asher!“
 

„Na und, was geht dich das an?!“
 

„Ich hätte nie gedacht, dass du…“
 

Nick sah wieder zu Feli, der immer noch dastand. „Feli, geh‘ endlich!“
 

„Nein!“
 

„Wenn du mir deinen kleinen Freund nicht überlässt, dann werde ich John sagen, dass du ihn aus einer Begleitagentur hast. Und das du nicht wirklich schwul bist. Ja, ganz recht, ich weiß von der Agentur. Ich habe dort nämlich unter deinem Namen angerufen. Und ich denke nicht, dass es unseren Stiefvater freut, wenn er weiß, dass du dir solch eine kindische Scharade ausdenkst.“
 

„Willst du mich jetzt auch noch erpressen?! Deinen eigenen Bruder?“
 

„Nicholas, du wirfst ihn doch eh wieder weg, nachdem du eine Frau gefunden hast. Aber ich… ich brauche ihn! Außerdem ist er eine männliche Hure, wenn du ihn nicht mit mir teilst, dann mit fremden Männern.“
 

Feli wurde mal wieder schlecht.
 

„Asher, du bist krank… Und wehe du nennst ihn noch einmal eine ‚männliche Hure‘!“
 

„Gerade du wirfst mir vor, krank zu sein?! Hat er es mit dir denn umsonst gemacht? Ich musste am Anfang ganz schön blech-“
 

„Genug, hör‘ auf damit!“, schrie Feli.
 

„Du mein Hübscher, kannst schon mal ins Schlafzimmer gehen.“ Asher trat an ihn heran und streichelte seine Wange. „Ich freue mich schon darauf, mit dir-“
 

Bevor der Anwalt seinen Satz zu Ende sprechen konnte, hatte Nick ihm gehörig eine verpasst.
 

„Du fasst ihn nie wieder an!“ Eigentlich hatte er Asher nicht schlagen wollen. Schließlich gehörten sie zu einer Familie. Allerdings war bei ihm einfach eine Sicherung durchgebrannt, als er Feli so dreist angetatscht hatte.
 

„Mr. Burton!“
 

Plötzlich kam Julio hinein gelaufen. Er hatte einfach wissen müssen, was vor sich ging. Glücklicherweise hatte dieser Nicholas den Schlüssel stecken lassen.
 

„Was haben Sie ihm angetan?!“
 

Asher war durch den Schlag zu Boden gestürzt. Der Spanier wollte ihm aufhelfen, doch der 31-jährige schubste den jungen Mann zur Seite. „Verschwinde, Julio. Ich brauche dich nicht!“
 

„Was, wieso?“
 

Nick wollte gar nicht mehr weiter Gast im Hause seines Bruders sein. Er hatte sich Feli geschnappt und hechtete mit ihm zur Tür. „Nick, wir können den… Julio… nicht hier lassen! Asher ist unberechenbar, wenn er wütend ist!“
 

„Stimmt!“ Eben hatte er zwar noch an den Kleinen Nr. 2 gedacht, doch zunächst war es ihm wichtig gewesen, seinen Schatz zu retten.
 

„Hey... Du… Julio… Du kommst mit, kapiert?!“
 

„Nein, ich will bei Mr. Burton bleiben! Ich… er bedeutet mir viel!“
 

„Egal wie oft er dich fickt, er wird seine Frau niemals verlassen, also komm‘ mit uns mit!“ Feli benutzte diese harschen Worte, damit der junge Mann aufwachte.
 

Julio war verunsichert und zögerte.
 

„Geh‘ ruhig. Ich wollte dich und deine verbrauchte Mutter eh bald wieder in einen Flieger nach Spanien stecken.“
 

Asher hatte wohl eingesehen, dass er verloren hatte. Inzwischen hatte er sich wieder aufgerappelt und eine kühle, undurchschaubare Miene aufgesetzt. Er blutete aus der Nase. Und dieser törichte, naive Julio war das letzte, was er wollte. Er hatte ihm und seiner Mom nur Arbeit gegeben, weil er ein bisschen so aussah wie Feliciano. Und weil ein kleines Spielzeug, das auf Knopfdruck funktionierte, äußerst nützlich war.
 

Der 21-jährige sah traurig zu Asher. „Geh‘ endlich, du kannst ihn nicht ersetzen!“ Asher war eiskalt. Feli ging zu dem Dunkelhaarigen, und fasste ihn sanft an der Hand. Er hatte unbändiges Mitleid mit ihm, auch wenn er ihn bis eben nicht gekannt hatte.
 

„Komm‘ vergiss den Mistkerl, wir helfen dir.“
 

Julio nickte.
 

Doch bevor Feli sich ebenfalls zum Gehen wandte, trat er nochmal mutig auf Asher zu.
 

„Feli, was machst du?!“ Nick wollte schon eingreifen, doch der Jüngere schob ihn bestimmt und mit aller Kraft beiseite. Er hatte noch etwas zu erledigen.
 

„Ich hasse dich, Asher. Von ganzem Herzen. Deine Frau tut mir unendlich leid, dass sie dich aushalten muss.“
 

Diesen schienen die Worte nicht zu erreichen. Vielleicht wollten sie ihn auch gar nicht erreichen? Er blickte nur hämisch grinsend auf den Halb-Portugiesen hinunter. Mit seinen durchdringenden stahlblauen Augen.
 

„Weißt du, jedes Mal, wenn ich sie gevögelt habe, habe ich an dich gedacht. Das hat es um einiges erträglicher gemacht. Und… wird es auch sicher weiterhin tun.“
 

In Feli stieg der Ekel nur so hoch. Er presste sich die Hand vor den Mund.
 

Auch Nick fiel… schon wieder… aus allen Wolken.
 

Der 20-jährige nahm seine ganze Kraft zusammen und verpasste Asher eine schallende Ohrfeige.
 

„Und wenn du es wagen solltest, den Besuchstermin zurückzunehmen, werde ich John und unserer Mutter mal etwas von dir anvertrauen…“, rief Nick warnend hinterher.
 

Nachdem Feli noch blitzschnell seine Sachen geholt hatte, saßen sie zu dritt in Nicks Sportwagen.
 

Julio hatte sich nicht dazu aufraffen können, seinen Kram zu packen. Er hatte die ganze Zeit kein Wort gesprochen. Also hatten das auch Nick und Feli übernommen.
 

Der Anwalt hatte währenddessen wie ein Fels da gestanden und sich keinen Millimeter gerührt.
 

„Hey, ich weiß wie du dich fühlst“, begann Feli. Julio lächelte gequält. „Wir haben uns noch gar nicht offiziell vorgestellt…“ Nachdem sie das getan hatten, ergriff der Spanier, der mit Nachnamen „Soler Morales“ hieß, das Wort. „Ich wollte immer, dass er dich vergisst, Feliciano.“
 

„Und ich wollte immer, dass er sich von seiner Frau trennt. Da haben wir doch was gemeinsam oder?“ Feli lächelte. Er war unendlich froh, nicht mit Asher im Bett gelandet zu sein. Er hatte eingesehen, dass er gleich mit Nick hatte reden müssen. Zumindest hatten sie so Julio gefunden.
 

„Lustig, vorher hatte ich keinen Feli, jetzt habe ich sogar zwei!“ Nick, der am Steuer saß, musste ein wenig lachen. Irgendwie war ja doch alles gutgegangen.
 

„Häh? Wieso zwei?“, kam es von dem 20-jährigen.
 

Beide Jungs sahen anschließend verwirrt zu dem Juniorchef.
 

„Naja, ihr seht euch schon ein bisschen ähnlich…“
 

„Tun wir gar nicht!“, riefen beide im Chor.
 

--
 

Bei Nick zu Hause angekommen ließ dieser sich erst mal auf den nächstbesten Sessel fallen. Er war fix und fertig. Müde rieb er sich übers Gesicht. „Du solltest schlafen gehen“, sagte Feli und legte ihm seine Hände auf die angespannten Schultern.
 

„Kann ich meine Mutter anrufen? Sie ist bei Mrs. Burton zu Hause.“
 

„Klar, Feli, gib‘ ihm bitte das Telefon.“ Der 26-jährige deutete auf das kleine Mobilteil.
 

„Geh‘ am besten in die Küche, da bist du ungestört.“ Feli zeigte in die Richtung. Julio nickte und setzte sich in Bewegung.
 

Immer noch fassungslos über alles, was eben geschehen war, schüttelte Nick den Kopf. Dann erhob er sich ein wenig schwerfällig von seinem Sitzplatz und ging zu seinem… Feli.
 

„Geht es dir denn gut? Er hat dir doch nicht vorher noch was angetan?“ „Nein.“ Der 20-jährige lächelte. „Danke, Nick. Ich habe dich nicht verdient.“ Er schlang die Arme um seinen Hals und sah ihn verliebt an.
 

„Es tut mir alles so furchtbar leid.“
 

Nick lächelte schwach. „Ich weiß, ich weiß.“
 

„Kannst du mir verzeihen?“
 

„Wenn du mich so anschaust… kann ich wohl nicht anders.“ Einen guten Geschmack hatte Asher, das musste er ihm lassen. Besitzergreifend legte er die Arme um den Halb-Portugiesen und vereinigte ihre Münder zu einem kleinen, aber zärtlichen Kuss.
 

„Wir sollten Morgen mit Em sprechen, wegen der Hochzeit“, wisperte Nick.
 

Feli nickte nur. Sie hatten wohl noch mehr zu bereinigen oder besser gesagt bloß Feliciano. „Ja, aber du kannst ihr nicht verbieten, Asher nicht einzuladen. Wenn es das ist, was du meinst.“
 

„Sie würde uns unterstützen. Und Jeremy sicher auch. Und du weißt… das du meinen Bruder theoretisch anzeigen könntest.“
 

„Lass‘ uns das Morgen klären. Ich will ins Bett. Ähm… darf ich bei dir schlafen oder muss ich mich zu Julio gesellen?“
 

Dieser hatte, ohne es direkt zu wissen, schon das Gästezimmer erhalten. Aus der Küche konnte man ihn auf Spanisch sprechen hören.
 

Diesmal war es an Nick, so zu tun, als ob er zu überlegen schien.
 

„Hm… ich muss mich wohl opfern und dich zu mir lassen. Nicht das ihr mir was anstellt in meinem wunderschönen Gästebett.“ Feli musste lachen.
 

„Obwohl… es wäre sehr interessant zu wissen, wer von euch oben und wer unt-“
 

„Nick? 1. Sollte dir bewusst sein, dass du dich, wie ich stark annehme, mit zwei Schwulen ganz allein in einer großen Wohnung befindest. 2. Solltest du nicht mehr quatschen und schlafen gehen. Du wirkst leicht wie ein Zombie.“ Der Halb-Portugiese schenkte ihm ein schadenfreudiges Grinsen.
 

„Wie fies. Da rette ich dich und dann! Und das mit den… zwei Schwulen… Wollt ihr nachts etwa über mich herfallen? Muss ich Angst haben?“
 

„Kann sein…“ Feliciano sah gespielt gelangweilt auf seine Fingernägel.
 

„Ganz schön frech!“ Nick griff nach Feli und legte sich ihn flink über die Schulter.
 

„Lass‘ mich runter, ich bin zu schwer für dich, alter Mann!“
 

„Boah! Nach dem Spruch erst recht nicht! Erst bist du mal ein bisschen nett zu deinem starken Helden!“
 

Kopfüber griff Feli in Nicks hintere Hosentasche und zog das Handy heraus.
 

„Vielleicht sollte ich George mal eine Nachricht schreiben, mit deiner Nummer… ‚Lieber George, ich liebe dich furchtbar. Ich habe Casey verlassen, weil ich so sehr auf dich stehe. Dein dich sehr liebender Nick‘“
 

„Ich bringe dich um! Wehe du schickst das ab!“, rief dieser. „Woher weißt du überhaupt meine Tastenkombination?“
 

„Na gar nicht, aber ich mag es, dich zu ärgern.“ Feli lachte Tränen.
 

Nick ließ das lachende Etwas hinunter. Er nahm ihm sein Handy aus der Hand, schmiss es auf den Tisch und fing an, ihn zu kitzeln.
 

„Ihr seid echt süß.“ Julio hatte sich an die Tür gelehnt und beobachtete die beiden Turteltauben verträumt. „Da wird man richtig neidisch.“
 

„Oh, wenn du willst, hier hast du ihn!“ Nick tat so, als wollte er Feli zu Julio schieben. „Nein Spaß, der kleine Frechdachs hier gehört mir.“
 

-- Samstagmorgen, ca. 10:30 --
 

Der Juniorchef war gerade in der Dusche. Feli und Julio hatten das bereits erledigt. Sie waren in der Küche und tranken Kaffee.
 

Plötzlich schellte es.
 

„Kann mal jemand von euch aufmachen?“ Nick hatte inzwischen die Dusche abgestellt und seinen Kopf aus dem Bad gesteckt. „Es sei denn, es ist Asher, dann dürft ihr sie gerne zulassen.“
 

Feli zuckte mit den Achseln und besah sich leicht überfordert die hochmoderne Anlage.
 

„Wo muss man überhaupt draufdrücken? Hast du einen Plan, Julio?“ Dieser stellte sich neben ihn, trank einen Schluck von seinem heißen Getränk und betätigte einen Knopf.
 

„Hallo? Nicholas? Könntest du die Freundlichkeit besitzen und mich in die Wohnung lassen?!“
 

„Ach, das ist John“, murmelte Feli leise und verdrehte die Augen. Der hatte ihnen jetzt noch gefehlt.
 

„Sind Sie alleine, Mr. Harford?“ Auch John schien die Stimme zu erkennen. „Casey, Sie schon wieder. Nun machen Sie gefälligst auf. Ich muss dringend mit meinem Stiefsohn sprechen.“
 

Julio wollte Feli weiter unter die Arme greifen und tippte nochmals. Es erschien ein kleines Bild von dem Oberhaupt der Familie, der mit einem Aktenkoffer vor der Tür stand.
 

„Okay, da geht also die Kamera an.“
 

„Was macht ihr da, wenn ich fragen darf?“ Nick stand nur mit einem Handtuch um die Hüften hinter ihnen. Er rubbelte sich mit einem kleineren Tuch die Haare trocken.
 

„Wir haben keine Ahnung, wo dieses neumodische Ding seinen Öffnen-Knopf hat. Und zieh‘ dir was an. Es ist kalt.“ Feli hatte Julio zwar schon ganz gerne, gönnte diesem aber keine Privatshow von seinem Lieblings-Harford.
 

„Feli, wir haben hier 22 Grad.“ Nick grinste. Julio ebenfalls, denn er genoss den Anblick.
 

Ding. Ding.
 

Nick seufzte und ließ seinen Vater endlich ins Apartment.
 

Man konnte wütende Schritte vernehmen.
 

„Was fällt Ihnen ein, Casey?!“, brüllte er.
 

Als er oben ankam, verstummte er jedoch rasch. Mit schreckgeweiteten Augen blickte er zu den dreien:
 

Nick, wie immer, halbnackt, bzw. nur im Handtuch. Und vor ihm Feli und Julio.
 

„Es gibt… zwei von eurer Sorte?! Hältst du dir hier jetzt einen… Harem, Nicholas?!“

Kapitel 13

„Es gibt… zwei von eurer Sorte?! Hältst du dir hier jetzt einen… Harem, Nicholas?!“
 

„Das ist nicht dein Ernst oder? John, was denkst du eigentlich von mir? Für einen Harem fehlen mir noch eine ganze Menge… Zwei sind eindeutig zu wenig.“ Nick grinste unverschämt. Hatte sein Stiefvater etwa irgendeine drittklassige Ausrede erwartet?
 

„Was ist ein ‚Harem‘? Ich bin noch nicht so lange hier und das Wort ist mir unbekannt“, hörte man inzwischen Julio leise zu Feliciano flüstern.
 

„Ähm… wie erkläre ich das am besten…“ Feli strich sich überlegend durch seine dunklen Haare.
 

„Also, ich würde sagen, ein Ort an dem ganz viele Frauen versamm-“
 

„Und dumm sind deine Bettgefährten auch noch!“ Johns Empörung war unübersehbar. Er hatte das kleine Gespräch fassungslos mitverfolgt. Sein Kopf drehte sich immer von einem zum anderen.
 

Julio ließ es sich nicht nehmen, weiter zu fragen. „Aber hier sind doch keine Frauen…?“
 

Feli grinste. „Er meint uns.“
 

„Okay…“ Julio leuchtete das nicht ein.
 

Nick räusperte sich und hoffte, die interessante Diskussion erstmal vertagen, oder gar beenden zu können.
 

„John, ich gehe stark davon aus, dass du nicht hier bist, um mit uns einen Kaffee zu trinken und um über gewisse Plätze zu philosophieren. Was kann ich für dich tun? Wie war es in Frankreich?“ Spaß hin- oder her. Er war nicht gerade scharf darauf, seinen Stiefvater länger in der Bude zu haben. Er wollte mit Feliciano in Ruhe sprechen.
 

„Ich erkläre es dir später“, versprach der Halb-Portugiese. Julio nickte bloß und sein Blick heftete sich wieder an den muskulösen Oberkörper von Nick.
 

Mit Schrecken vernahm Mr. Harford die Tatsache, dass die Schwuchtel Nr. 2 seinen Stiefsohn so ungeniert musterte. Feli gefiel das ebenfalls nicht. „Scheint sich ja in Windeseile von Asher erholt zu haben“, dachte er.
 

„Zieh‘ dir gefälligst was an!“ Synchron war dieser Satz von John und Feliciano zu hören.
 

„Ihr seid euch aber einig.“ Nick lachte und setzte sich in Bewegung.
 

Mr. Harford wusste nicht was er denken sollte. Nicholas schien auf kleine, südländische Typen zu stehen. Mit nervtötenden Akzent. Für ihn war das kein Stück nachvollziehbar. Und so einer sollte seine Firma in Zukunft leiten… Dummerweise war sein Stiefsohn nicht ganz unfähig, ansonsten hätte er ihn vermutlich gefeuert. Aber da fiel ihm plötzlich ein, weswegen er eigentlich hier war.
 

„Casey, ich weiß, dass Sie ein Betrüger sind.“ Dieser seufzte. „Was meinen Sie, Mr. Harford?“
 

Julio war verwirrt. Wieso nannte der Mann Feli „Casey“? Und wieso einen „Betrüger“? Amerika war schon ein kompliziertes Land… „Ich packe mal meine Sachen…“ Von Feli kam nur ein Nicken.
 

„Ich werde meinem Stiefsohn die Wahrheit über Sie erzählen. Und dann können Sie sich einen anderen Dummen für Ihre widerwärtigen Spielchen suchen.“
 

„Was redest du da für einen Unsinn, John?“ Nick stand vor ihm. Mittlerweile in voller Montur. Er hatte sich eine Jeans und ein weißes T-Shirt angezogen.
 

„Wir sollten uns setzen, Nicholas.“ Dieser nickte resigniert. Er hatte keine Lust mehr, sich von dem Älteren irgendwelche Vorwürfe machen zu lassen.
 

„Ich habe nicht viel Zeit, also ein bisschen Beeilung“, drängte der Autohäuser-Besitzer.
 

Nick brachte Feli neben sich. Dieser hatte ein flaues Gefühl im Magen. Hatte Asher doch geplaudert?
 

John zog unwirsch einen Stuhl zurück und nahm darauf Platz.
 

„Ich habe mir gleich gedacht, dass er bloß eine männliche Schlampe ist, die dein Geld will...“ Mit einem abwertenden Blick bedachte er das lästige Anhängsel.
 

Feli lief es eiskalt den Rücken hinunter.
 

Bevor er zu dieser Aussage irgendwie Stellung nehmen konnte, klingelte sein Mobiltelefon. Hektisch zog er es aus seiner Tasche und warf einen Blick auf den Anrufer. Es war die Begleitagentur.
 

„Entschuldigung, ich muss da drangehen…“ Nick sah ihn besorgt an. Er gab jedoch sein Einverständnis. Schnell flüchtete Feliciano. „Summers?“, hörte man ihn noch ins Handy sprechen.
 

„Hör‘ mir zu, Nicholas. Ich weiß zwar wirklich nicht, was momentan in deinem Kopf vorgeht… Aber ich kann dich nicht länger im Unklaren lassen…“
 

So langsam bekam auch Nick ein schlechtes Gefühl. Konnte es denn nicht mal nur gute Neuigkeiten geben? Er würde jetzt alles dafür geben, dass John ihm bloß von der Vorstellung des neuen Automobils erzählen und ihm irgendwelche Fotos und Videos von dem Event zeigen würde.
 

Es wurde ihm auch ein Foto präsentiert. Allerdings nicht von Autos.
 

Er holte einen Umschlag aus seinem mitgebrachten Aktenkoffer und reichte ihn Nick.
 

„Sieh‘ dir das bitte an.“
 

Nick wusste nicht, ob er das tatsächlich tun wollte. Doch er musste wohl…
 

Nachdem er sich überwunden hatte, dass Briefkuvert zu öffnen, hielt er ein Bild von Feliciano in der Hand. Neben dem 20-jährigen stand ein ihm unbekannter Mann um die 30. Dieser hatte den Arm um ihn gelegt. Sie beide trugen einen Anzug. Das Foto war überhaupt nicht nach seinem Geschmack, denn dieser fremde Kerl gehörte ganz sicher nicht an die Seite von seinem Freund.
 

„Das muss ein Klient von ihm sein…“, murmelte Nick leise. Dennoch kochte Eifersucht in ihm hoch. Feli sollte diesen bescheuerten Job sein lassen!
 

„Du weißt, dass er ein Callboy oder… keine Ahnung was ist?!“ John war inzwischen aufgesprungen.
 

*„Verdammt, ich Idiot! Was mache ich jetzt? Was erzähle ich ihm?“*
 

„Ja, ich… weiß es. Er hat es… mir gestanden. Er macht… das nicht mehr.“ Nick hatte keinen Schimmer, was er John offenbaren sollte und was nicht.
 

Der Ältere konnte nur den Kopf schütteln. „Und ich weiß, dass er nicht an dieser Highlander Uni studiert, ich habe mich erkundigt!“
 

„Das… weiß ich auch. Ich habe ihm gesagt, er soll das so am Tisch sagen. Damit ihr…“
 

„Damit wir ihn nicht für eine ‚männliche Schlampe‘ halten? Zu spät! Ich bin nicht so naiv wie du! Mach‘ die Augen auf!“
 

„Hör auf ihn so zu nennen! Er ist mein Freund! Er ist mir wichtig, verdammt!“ Nick schlug mit voller Wucht auf den Tisch. Wieso spionierte John seinem Feli nach? Es spielte keine Rolle, ob er studierte, in einem Café arbeitete oder sonst was.
 

„Du hast doch völlig den Verstand verloren! Was ist mit dir passiert, Nicholas? Vor ein paar Wochen warst du noch durchweg normal!“
 

„Ich bin normal, John.“ Auch Nick stand von seinem Platz auf. „Du musst es akzeptieren. Er bedeutet mir viel.“ Und diesmal war es nicht gelogen. Er war in Feli verliebt. In null Komma nichts hatte der Halb-Portugiese sein Herz gestohlen. Und auch seinen Verstand…
 

„Und was ist mit dem anderen da?! Ist das bei euch Schwulen normal, dass ihr es zu dritt treibt?“
 

Nick bekam einen leicht roten Kopf bei diesem, für ihn, schwachsinnigen Gedanken. „Julio ist nur ein Freund. Was glaubst du denn von mir?“
 

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wieso kannst du nicht ein bisschen so sein wie dein Bruder und eine Frau heiraten, wie jeder andere auch?“
 

„Mein toller Bruder, ja.“ Nick musste auflachen. „Ihr wisst wirklich gar nichts von Asher, John!“
 

„Immerhin ist er nicht schwul!“
 

„Immerhin erpresse ich keine Men-“
 

Bevor Nick seinen Satz aussprechen konnte, läutete schon wieder ein Telefon. Es gehörte zu John.
 

Seufzend nahm dieser den Anruf an. Es war Mandy, die Serviceassistentin.
 

„Was?! Es wurden einige Fahrzeuge aufgebrochen? Und das habt ihr erst jetzt bemerkt?! Ich muss gleich zu einem dringenden Termin mit dem Unternehmensberater. Nicholas wird gleich da sein.“ Er beendete das Gespräch.
 

„Es wurden Fahrzeuge aufgebrochen?“ Nick sah erschrocken zu seinem Stiefvater.
 

„Hör zu. Ich werde es niemals akzeptieren, dass du mit dieser Schwuchtel… Aber das ist jetzt egal. Ich weiß, dass du deine Arbeit ansonsten ganz gut machst. Du wirst jetzt umgehend in die Firma fahren und mit der Polizei sprechen, hast du verstanden?! Ich kann meinen Termin mit Mr. McLennan nicht absagen.“ Das Oberhaupt der Familie Harford schaute auf seine Armbanduhr und musste feststellen, dass er total die Zeit vergessen hatte.
 

Nick kam sich bei den Anweisungen vor, wie ein dummer, kleiner Lehrling. Natürlich wusste er, was zu tun war. Er fragte sich insgeheim, wieso Mandy nicht zunächst ihn angerufen hatte. Aber John hatte recht, die Firma ging vor. Und da fiel ihm ein, dass er seit Ewigkeiten sein Handy nicht überprüft hatte. Zudem war es auf lautlos. Mist!
 

„Ich erwarte nach dem Gespräch sofort Meldung von dir!“ Und schon war John aus dem Haus.
 

Er warf das Foto von Feli und dem anderen Kerl auf den Tisch und machte sich zu seinem Freund.
 

*„Wo hat er dieses Bild überhaupt her?!“* Der jüngste Harford war verwirrt.
 

--
 

„Es tut mir leid, ich hatte gestern einen familiären Notfall und habe darauf das Treffen mit Mr. Parker komplett vergessen. Ja, ich weiß. Ist in Ordnung. Ich verstehe, dass Sie mich abmahnen müssen…“ Feli hatte nicht mal bemerkt, dass Nick ebenfalls im Schlafzimmer war.
 

„Okay. Ja, ich denke auf jeden Fall an das Essen mit Mr. Wyler am Montag. Schönen Tag noch.“ Feli beendete das Telefonat und fuhr sich übers Gesicht. Nick konnte einen Fluch auf Portugiesisch vernehmen.
 

Entschlossen trat der Juniorchef auf ihn zu. „Ich will nicht, dass du weiter für diese Agentur arbeitest.“
 

„Nick? Wie lange stehst du schon da? Ich kann nicht kündigen, ich brauche das Geld.“
 

„Ich muss jetzt dringend in die Firma. Am besten kommst du mit. Es wurden ein paar Autos aufgebrochen. Und danach reden wir endlich.“
 

Der Juniorchef duldete keine Widerworte. Doch Feli würde sich seine Arbeit nicht verbieten lassen, er musste schließlich Kohle aufbringen. Zunächst war es aber klüger, in den Betrieb zu fahren und keinen Streit mit dem 26-jährigen anzufangen.
 

„Was machen wir mit Julio? Er packt gerade.“
 

„Er soll solange hier bleiben.“
 

„Soll ich das nicht auch lieber?“
 

„Nein, ich will dich bei mir. Heute müssten nur diejenigen Dienst haben, die dich sowieso kennen. Und keine Sorge, Asher hat keinen Schlüssel für meine Wohnung.“
 

Nachdem sie Julio in Kenntnis gesetzt hatten, dass sie unverzüglich zur Firma von Nicholas mussten, düsten sie auch schon los. Während der Fahrt sprachen sie nicht viel. Allerdings legte Feli bei einer roten Ampel seine Hand auf Nicks rechtes Bein und streichelte es etwas. Dieser schenkte ihm daraufhin ein verliebtes Lächeln und verschränkte ihre Hände.
 

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Als sie ankamen, war die Polizei bereits anwesend. Sie sprachen mit der blonden, attraktiven Servicefrau. Felis Gesicht fiel eine Etage tiefer. Nick war auf seiner Arbeit wahrscheinlich nur so umgeben von schönen, weiblichen Angestellten. Wie sollte er da langfristig mithalten? Vermutlich hatte Asher recht…
 

Nicholas hatte allerdings andere Sorgen. Er schwang sich aus dem Wagen und eilte zum Ort des Geschehens. Schnell reichte er allen die Hand und ließ sich von Mandy und auch den Polizisten über alles aufklären.
 

Feli wusste nicht so recht, was er hier sollte. Doch auch er stieg aus und stellte sich mit einem „Hallo“ an alle neben Nick. Mandy erkannte ihn. Sie lächelte ihn offen an. Das hatte er nicht unbedingt erwartet… Ging wohl auf die Kappe des „Schwulenbonus…“
 

„Wieso habt ihr die Fahrzeuge nicht, wie jeden Morgen, rechtmäßig kontrolliert? Das ist schließlich die Aufgabe des Verkaufsberaters oder Werkstattmeisters“, fragte derweil Nick. Er war meistens ein sehr pflegeleichter Chef, aber das musste sein.
 

„Der Werkstattmeister hat sich heute krank gemeldet und Mr. Grant war gleich in einem Kundengespräch. Und ich habe es… nicht für nötig gehalten. Es ist mir furchtbar unangenehm…“ Mandy sah beschämt nach unten.
 

Nick schüttelte bloß den Kopf. Er war noch eine ganze Weile mit den Ordnungshütern beschäftigt.
 

Irgendwann waren sie aber fertig. Das Protokoll aufgenommen. Genervt vom unerwarteten Verlauf des Tages ergriff er Felis Hand und steuerte schnurstracks sein Büro an.
 

Die Polizisten schauten ihnen perplex hinterher.
 

Der 26-jährige ließ sich auf seinen Chefsessel fallen und sah deprimiert zu dem Halb-Portugiesen.
 

„Immer passiert alles auf einmal…“ Er fuhr seinen Rechner hoch und wollte John eine E-Mail schreiben.
 

„Du bräuchtest mal Urlaub, Hase.“ Feli schenkte Nick ein aufmunterndes Lächeln.
 

„Du hast mich länger nicht so genannt, Schatz.“
 

Grinsend schritt Feliciano auf ihn zu. Mit seinem Fuß betätigte er schnell einen Knopf am Stuhl, der Wegrollen verhinderte. Dann quetschte er sich mit auf den Sessel.
 

Nick hatte seine Sorgen wieder ganz vergessen. Wie verzaubert sah er zu Feliciano. Er konnte sich nicht helfen. Er fühlte sich wie magisch angezogen von dem jüngeren.
 

*„Es gibt noch einiges zu klären und das einzige was ich tue, ist dümmlich zu ihm sehen. Was ist nur aus dir geworden, Nicholas Steven Harford?“* Seine Gedanken schienen ihn zu verspotten. Mit jedem Recht der Welt.
 

„Du hast dich ja ganz schön breit gemacht.“
 

„Na und! Es ist bequem hier.“ Der 20-jährige grinste und entblößte so seine weißen Zähne.
 

„Und in meinem Herzen hast du dich auch breit gemacht…“, hauchte Nick an Felis Ohr. Er legte sich die Beine des jüngeren über seinen Schoß und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Die E-Mail war wieder vergessen.
 

„Das war jetzt… total kitschig oder?“, fragte Nick lachend. Für ihn kam wirklich jede Hilfe zu spät. Vielleicht sollte er sich doch einweisen lassen. Sicher würde George so freundlich sein und ihn dorthin fahren.
 

„Ja, aber ich finde das richtig süß.“ Feliciano lächelte und streichelte behutsam Nicks unrasierte Wange.
 

„Ich habe dir doch schon mal gesagt, du sollst mich nicht ‚süß‘ nennen!“ Der Juniorchef hob mahnend den Zeigefinger. „Aber du bist süß!“ Feli ließ sich von seiner Meinung kein Stück abbringen.
 

„Was mache ich nur mit dir?“, kam es gespielt verzweifelt von Nick.
 

„Weißt du, ich bin schon den ganzen Morgen scharf auf dich…“, verriet Feli ihm leise und grinste anzüglich.
 

„Ach wirklich?“ Nick tat überrascht. „Ist mir gar nicht aufgefallen…“
 

„Mhm. Deswegen sage ich es dir ja.“
 

„Bist du mit Julio heute Nacht also nicht über mich hergefallen?“
 

„Das hättest du wenn gemerkt, Hase.“ Feli schenkte ihm ein schelmisches Grinsen.
 

„Ach, hätte ich das?“
 

„Ja, so ziemlich. Außerdem will ich dich nicht teilen.“
 

„Spaß beiseite… ich finde, wir sollten erst mal reden… Ich habe so viele Fragen an dich…“, murmelte Nick und streichelte liebevoll Felis eine Hand.
 

„Ich finde, das sollten wir noch ein einziges Mal verschieben.“ Feliciano nahm seine Beine von Nick und stieg langsam vom Stuhl. Im Büro stand links neben dem Eingang ein weiterer Schreibtisch. Auf diesem waren nur ein paar Akten abgelegt. Und das beste war, man konnte ihn von der Tür aus nicht erspähen. Er zog den Juniorchef ebenfalls hoch.
 

„Was hast du vor?“ Nick schaute verwundert drein.
 

Feli lehnte sich gegen besagten Tisch. Seine Hände griffen verheißungsvoll nach Nicks Gesicht. Er drückte ihm einen stürmischen Kuss auf. Bei diesem schalteten sich wie üblich alle Systeme ab. Er legte seine Hände auf Felis kleinen Hintern und hob ihn auf die Platte. Er selbst platzierte sich zwischen die Beine des 20-jährigen.
 

„Du Schlingel… bist gut… in Ablenken…“ Felis Zunge drängelte sich in Nicks Mundhöhle und gab diesem somit nicht mehr wirklich die Chance, viel zu diskutieren.
 

Nicks Hände blieben auch nicht untätig. Er befreite Feli von seinem… oder eher Julios Shirt, da er es sich vom Spanier geborgt hatte, und erwiderte den feurigen Kuss.
 

„Du bist ja echt…“ Der Juniorchef war sprachlos. Nie im Leben hätte er hier… mit jemandem herumgemacht. Schließlich waren sie in seinem Büro. Aber Feli schaffte es immer wieder, ihn zu, mehr oder weniger hirnrissigen, Aktionen zu verleiten. Er war völlig verrückt nach dem Halb-Portugiesen.
 

*„Zum Glück aber nicht so verrückt wie Asher…“*
 

„Quatsch‘ nicht.“ Feliciano war wohl nicht nach Reden zumute. Auch er wollte Nicks freien Oberkörper sehen… und spüren. Hastig zog er diesem sein T-Shirt aus und fuhr mit seinen Händen hungrig darüber. Nick machte sich in der Zeit an seinem Nacken zu schaffen. Feli hatte genießerisch den Kopf zur Seite gelegt. Irgendwann fing er an, die Hose seines Ex-Klienten zu öffnen. Frech griff er in die Boxershort und nach Nicks halbsteifen Schwanz.
 

„Gott hilf‘ mir.“ Nick musste aufstöhnen.
 

„Der kann dir jetzt nicht helfen“, wisperte Feli grinsend und bearbeitete weiter den Penis des Juniorchefs.
 

„Oh, ihr seid noch da!“
 

Die Tür hatte sich schwungvoll geöffnet und herein getreten war… Mandy. Die hübsche Blondine trug eine orangene Gießkanne, die mit Blumen überseht war.
 

Geschockt holte Feli wieder seiner Hand aus Nicks Boxershort hervor und sah peinlich berührt zur Seite. Sein Gesicht war von einer leichten Röte überzogen. Auch Nicks nahm sich solidarisch der Farbe an.
 

„Wow! Ich habe noch nie welche erwischt, die… Das ist ja beinahe wie in einem richtigen Film! Ich… ähm… habe jetzt wohl den ungeliebten Part der Person, die… alles versaut hat… oder?“
 

Mandy grinste unbeholfen. Mit ihren Blicken war sie allerdings nicht schüchtern. Der ansehnliche Rücken ihres Chefs schien ihr zuzusagen. Von Feli war nicht viel zu erkennen, da dieser, mehr oder weniger, verdeckt wurde.
 

Nick räusperte sich, hatte sich zum Glück wieder… einigermaßen… unter Kontrolle und drehte sich mit dem Kopf langsam zu seiner Angestellten um.
 

„Richtig! Ist dir der Begriff ‚Anklopfen‘ geläufig? Du hast… Schluss. Was gibt es denn?“
 

„Sorry! Macht ruhig weiter! Zwei Kerle die rummachen… ziemlich heiß!“
 

Nick sah sie total verstört an. „Wie bitte?!“
 

„Ähm… Ich meinte, ich wollte… deine Pflanze gießen, Boss! Hab‘ doch was gutzumachen…“ Die Blondine hob die Gießkanne und deutete auf das zarte Gewächs, das neben Nicks erstem Schreibtisch auf dem Boden stand.
 

„Aber… die ist doch nicht echt!“ Fragend blickte der 26-jährige zu der jungen Frau. War er nun von allen guten Geistern verlassen oder sie?
 

„D-as wusste… ich nicht! Ich bin blond!“, rechtfertigte sie sich lahm.
 

„Du hast sie mir neulich erst mitgebracht, meine Liebe! Verarschen kannst du mich nicht!“
 

„Ich… mache jetzt wohl lieber Feierabend und lasse euch… tun… was auch immer ihr tun wollt. Schönes Wochenende!“ Mandy ratterte alles herunter und verließ das Büro.
 

„Was sollte denn das?!“ Feli war verwirrt. „Obwohl… du stehst… sicher auch auf Frauen, die sich gegenseitig ablecken oder?“
 

„Hm… kann sein… Aber eigentlich stehe ich mehr auf dich“, offenbarte Nick grinsend und stürzte sich wieder auf Felis Lippen. Dieser wich nach einiger Zeit aber zurück und deutete genervt zur Tür.
 

Irritiert drehte sich Nick um. Mandys Kopf lugte noch immer neugierig ins Zimmer.
 

„RAUS, oder ich vergesse mich! Und kein Wort zu niemandem!“ Nick war sauer. Konnte man nicht einmal seine Ruhe haben?!
 

„Jawohl, Chef! Tut mir leid, konnte nicht widerstehen!“ Die Blondine machte sich flugs auf den Weg in ihren, mehr oder weniger, verdienten Feierabend.
 

„Wir sollten… auch gehen“, seufzend drehte sich Nick zu dem Halb-Portugiesen.
 

Sie sammelten frustriert ihre Sachen ein, zogen sich an und fuhren, nachdem sie die Alarmanlage… und… Mandy, scharf gestellt hatten, los.
 

--
 

Zu Hause angekommen fiel Nick ein, dass er vergessen hatte, die elendige Mail an seinen Stiefvater und Boss zu schreiben. „Verdammte Scheiße!“ Er kramte sein Handy heraus, auf dem er tatsächlich einige Anrufe in Abwesenheit fand, und öffnete sein Mail-Programm.
 

Feli ließ sich aufs Sofa fallen und beobachtete Nick, der angestrengt tippte. Bevor er seine Nachricht losschicken konnte, wurde er allerdings angerufen und musste Bericht erstatten. Feli verdrehte die Augen.
 

Plötzlich kam Julio auf ihn zu.
 

„Hey Feliciano. Ich treffe mich jetzt mit meiner Mutter. Danke, dass ihr mir geholfen habt. Hier ist übrigens meine Handynummer.“ Er drückte dem 20-jährigen einen Zettel in die Hand. „Ich habe momentan kein Guthaben, aber habe noch Geld von Mr. Bur- Asher. Ich rufe mal an. Du hast mir ja gestern Abend deine Nummer aufgeschrieben.“
 

„Okay… Bist du sicher, dass du gehen willst? Es ist zwar nicht meine Wohnung, aber Nick ist ein Netter…“
 

„Ja, das weiß ich. Vielen Dank.“
 

„Du… gehst auch nicht zu dem Arsch zurück oder? Und… warte, dein T-Shirt.“
 

„Nein, wirklich nicht. Meine Mom und ich haben eine kleine Wohnung. Behalte es erstmal. Kannst es mir irgendwann bringen.“
 

„Gut. Danke. Pass‘ auf dich auf und meld‘ dich…“
 

„Klar, du musst mir doch noch erklären, was ein ‚Harem‘ ist.“ Julio grinste. „Ach ja… Lass‘ dir den Nick nicht wegschnappen. Sein Oberkörper ist… göttlich…“, schwärmte der 21-jährige.
 

„Finger weg!“
 

„Kapiert. Aber ich erwarte eine Einladung zu eurer Hochzeit!“, verlangte Julio zwinkernd.
 

Nachdem der Spanier den 20-jährigen kurz umarmte und Nick gewinkt hatte, der es durchs anstrengende und leidige Telefonat kaum zur Kenntnis nahm, verschwand er.
 

Missmutig trottete Feli zum Kühlschrank. Er wollte sich etwas zu trinken nehmen. Auf dem Weg kam er an dem Küchentisch vorbei, auf dem ein Foto lag. Von IHM. Und irgendeinem Klienten. Geschockt nahm er es in die Hand.
 

„John hat mir das gegeben. Keine Ahnung, wo er das aufgetrieben hat.“ Nick hatte endlich aufgelegt und stand nun vor seinem ehemaligen Schein-Freund.
 

„Er spioniert mir nach? Leider hat er recht. Du bist viel zu gut für mich.“ Feliciano seufzte.
 

„Ich will das nicht mehr hören! Du bedeutest… mir etwas, Feli.“
 

Überrascht sah dieser ihn an.
 

„Verrätst du mir, wie du meinen Bruder kennen gelernt hast?“
 

Feli sah zu Boden. „In einer Bar. Ich war Kellner dort.“ Er haderte mit sich. Das Asher ihn erst für Dienstleistungen bezahlt hatte, konnte er einfach nicht sagen.
 

„Und dann… seid ihr… habt ihr… etwas miteinander angefangen?“
 

„Ich war… seine Affäre. Ich… wollte mehr, aber er… du weißt, er hat eine Frau und würde sie niemals verlassen. Damals war ich verliebt, aber ich war ein kleiner, dummer Junge. Das ist endgültig vorbei.“
 

Nick brauchte eine Weile, um den Satz zu verarbeiten. Er wollte sich nicht vorstellen, wie sein Bruder und Feliciano… Beinahe hätte er es sogar live gesehen. Aber wenn er den jungen Mann vor sich anschaute, empfand er trotz all der… Vorkommnisse… Zuneigung.
 

„Naja… du bist immer noch klein…“ Nick lächelte leicht und tippte Feli auf die Nase.
 

„Hey, ich bin 1,67 m, das ist vollkommen normal!“
 

„Für einen Zwerg vielleicht! Und ich hätte dich ja auf 1,68 m geschätzt.“
 

„Du bist fies, nicht jeder kann so hochgewachsen sein wie du!“ Feli lachte und Nicks verliebtes Herz machte einen Salto.
 

„Feli… ich will… verdammt…“ Nick legte die Arme um den jüngeren.
 

„Ich will, dass du bei der Agentur aufhörst. Ich… will solche Bilder… nicht nochmal sehen.“
 

Er deutete mit dem Kopf auf das, was Feli noch immer in der Hand hielt.
 

„Nick, ich… es tut mir leid, aber ich muss Geld verdienen. Meine Familie… ist hochverschuldet.“
 

„Ich gebe dir das Geld! Du kannst es mir schrittweise zurückzahlen.“
 

„Das ist genau das, was dein Stiefvater mir quasi vorwirft…“
 

„Es ist mir egal. Ich will nicht, dass du dich mit anderen Männern treffen musst. Der Gedanke daran, macht mich schon ganz krank!“ Nick fuhr sich durch die kurzen Haare. Er wollte den Jüngeren für sich.
 

„Feli… Willst du… mein… richtiger… du weißt schon… Freund sein?“ Er griff nach den Händen des 20-jährigen. Er klang wahrscheinlich wie ein Teenager.
 

Felis braune Augen wurden groß. „Meinst du das… ernst, Nick?“
 

„Natürlich! Ich schlafe doch nicht mit jedem Kerl, nur weil er darum bittet. Außerdem habe ich mir die ganze Zeit unendliche Sorgen um dich gemacht. Tu‘ sowas nie wieder, okay?“
 

Berührt von Nicks Worten, konnte der 20-jährige nur langsam den Kopf zu einem Nicken bewegen.
 

Ihm traten… Freudentränen in die Augen. Wie peinlich! Dieser Wahnsinns-Kerl würde zu ihm stehen! „Hey, ich mache dir hier eine kleine Liebeserklärung und du… weinst?“
 

„Doch nur vor Freude!“ Glücklich fiel er dem Älteren um den Hals.
 

„Aber… du bist nicht schwul und willst mich trotzdem?“ Feli musste sich noch einmal vergewissern.
 

„Ja, ich will dich trotzdem.“ Nick grinste spitzbübisch. Seine tiefgrünen Augen funkelten.
 

„Und ich hätte jetzt echt Lust, etwas Schwules mit dir zu machen…“, enthüllte der Juniorchef leise und vereinigte ihre Lippen zu einem atemberaubenden Kuss.

Kapitel 14.1

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 14.1 (no adult)

Feli ging nur zu gerne auf den Kuss seines… richtigen Freundes ein. Für ihn stand die Welt still. In seinem Bauch flogen die Schmetterlinge nur so umher. Shit, er wollte Nick so sehr…
 

Dieser hatte auch nicht vor, groß zu warten. Felis Hände hatten ihn in seinem Büro schon wahnsinnig gemacht. Hastig setzte er diesen auf den Küchentisch.
 

„Doch nicht… hier.“ Feliciano grinste. „Wieso nicht? Mein Schreibtisch in der Firma hat dir auch gefallen…“, fragend wurde der ehemalige Schein-Freund angesehen. „Ja, aber das ging schief. Außerdem hätten wir da nicht-“
 

Ehe Feli seinen Satz zu Ende sprechen konnte, wurde er erneut hochgehoben. Diesmal im Brautstyle. „Du findest es toll, mit deiner Kraft zu prahlen oder?“ Feli grinste frech und klammerte sich an Nick. „Ja, das… tue ich. Aber du wiegst ja auch kaum was.“
 

„Jaja. Gleich hebst du dir ´nen Bruch.“
 

„Unsinn, ich bin ein starker Mann.“
 

„Du hast ‚eingebildet‘ vergessen“, erinnerte ihn Feli schmunzelnd.
 

„Ich dachte, du bist scharf auf mich?“ Mit hoch gezogener Augenbraue schaute Nick zu dem Jüngeren.
 

„Das bin ich.“ Feli stand ehrlich dazu.
 

„Dann halte deinen schönen Mund und küss‘ mich lieber“, verlangte Nick lächelnd.
 

Gesagt getan. Feli ließ ihre Münder für einen weiteren, innigen und leidenschaftlichen Kuss vereinen.
 

--
 

Glücklicherweise hatten es die beiden noch heile aufs Bett geschafft. Kleidung trugen sie keine mehr. Die hatten sie sich praktisch vom Leib gerissen. Diesmal würden sie sich nicht von irgendwem stören lassen. Kein John, kein Asher und keine… Mandy.
 

„Diese dreiste Spannerin wird noch eine Ansage von mir bekommen“, ließ Nick verlauten.
 

„Vergiss‘ sie. Deine Schonfrist ist jetzt offiziell vorbei, Hase.“ Feli hatte sich grinsend auf Nick gesetzt, der nackt auf dem Bett lag.
 

„Schonfrist?“, fragte der Juniorchef leicht verwirrt. „Du meinst doch nicht… Also… dass du mich… Ich denke nicht, dass ich das kann…“
 

Feli musste lachen. Es ging einfach nicht anders.
 

„Wieso lachst du denn?!“ Nick setzte sich gespielt empört auf.
 

„Ich finde dich einfach…“
 

„Wehe du sagst es nochmal!“ Nick sah ihn warnend an.
 

„Gut, dann halte ich mich eben zurück…“
 

„Besser für dich, Schatz.“
 

„Also, ich will jetzt Sex haben. Was wolltest du denn eben… loswerden, Hase?“
 

Feli wusste es ganz genau, wollte Nick aber ein wenig ärgern.
 

„Du… verdammt, du ahnst es doch! Muss ich es noch aussprechen?“
 

„Ja, musst du. Ich kann schließlich keine Gedanken lesen.“ Der 20-jährige war unsagbar frech.
 

Nick blickte missmutig zu ihm.
 

„Okay, okay. Bevor du nochmal so dreinschaust… Du brauchst dir keine Sorgen machen. Es macht mir nichts aus. Du hast mein Wort drauf. Und das verfällt auch nicht von heute auf Morgen.“
 

„Wo das geklärt ist… Lass‘ uns endlich zur Sache kommen!" Der 26-jährige stürzte sich auf seinen Freund. Leidenschaftlich eroberte er Felis Mund. Ihre Zungen tanzten und verschmolzen zusammen. Der Halb-Portugiese war ungeduldig. Er wollte Nick endlich spüren. Seine Haut berühren. Seine Hände fuhren hungrig über Nicks Körper.
 

*****

*****
 

„Wow.“ Nick wäre fast wieder kraftlos auf Feli zusammengesackt, diesmal achtete er aber darauf, seinen Lover nicht zu erdrücken. Der Sex mit Feli, einem Mann, war einfach phänomenal.
 

Atemlos blickte er Feliciano ins Gesicht. „Du weißt… gar nicht… wie viel… du mir bedeutest…“, verriet er dem Halb-Portugiesen leise und strich ihm liebevoll eine verschwitzte Haarsträhne aus dem schönen Gesicht.
 

Dieser konnte nur strahlen.
 

Vorsichtig zog Nick sich aus seinem Freund zurück. Er reichte ihm die Taschentücher aus seiner Nachttischschublade. Er selbst ging eilig das benutzte Kondom entsorgen. Zudem entfernte er die Spuren der Lust, die sein Freund auf ihm hinterlassen hatte.
 

Als er fertig war, warf er sich wieder aufs Bett. Auch Feliciano hatte alles gesäubert und sah verliebt zu ihm.
 

„Und jetzt verschwindest du nicht so einfach wie beim letzten Mal…“
 

„Nein, tue ich nicht“, versprach der 20-jährige zufrieden lächelnd.
 

Feli kuschelte sich glücklich an den großen Mann neben ihm. „Verrätst du mir ein Geheimnis von dir?“ Bittend sah er den Älteren an.
 

„Ein Geheimnis?“
 

„Ja.“
 

„Hm…“ Nick schien ernsthaft zu überlegen. Was konnte er Feliciano anvertrauen, was nicht jeder wusste?
 

„Also… als wir letztens in dem Club mit Em und Jeremy waren und du so mit meiner Schwester getanzt hast…“
 

„Ja, was war da?“ Feli war gespannt.
 

„Naja, ich fand es ziemlich heiß…“ Nicks Birne errötete ein Stück.
 

„Wirklich?!“ Feli musste lachen. Nick war hinreißend! „Und weil es dich heiß gemacht hat, hast du dir diese… Blondine gesucht?“
 

„Ich musste mir eben beweisen, dass ich noch auf Frauen stehe. Du hast mich an diesem Abend so verwirrt… Und eigentlich tust du es noch immer. Ich meine, Julio sieht wirklich ein bisschen so aus wie du, trotzdem würde ich ihn nie… Du weißt schon.“
 

„Du redest, nachdem wir Sex hatten, von Julio?“
 

„Das war… so etwas wie ein Kompliment!“, rechtfertigte sich der 26-jährige und beschlagnahmte Felis Mund für sich.
 

„Er ähnelt mir kein bisschen!“, warf Feli ein, als sie den Kuss beendet hatten. „Und wie wäre es wenn wir… duschen und dort vorher noch eine weitere sportliche Runde einlegen?“
 

„Ich habe nichts dagegen.“ Im Gegenteil: Nick grinste dümmlich und zog Feli sofort hoch.
 

-- Montag, ca. 14:00 Uhr --
 

Feliciano saß bei Nick im Büro. Dieser machte gerade Mittagspause.
 

„Und es ist wirklich okay, dass ich hier bin?“
 

„John ist heute nicht da. Matthew Grant hat Urlaub. Aber das Wichtigste: Vor dem blonden Biest haben wir ebenfalls unsere Ruhe.“
 

„Na gut… Und was ist mit den anderen?“ „Ich sage du bist ein… Praktikant, der sich vorstellt.“
 

„Ah ja…“ Feli schüttelte grinsend den Kopf. Sie hatten sich Nudeln beim Asiaten um die Ecke besorgt.
 

„Ich habe Morgen ein Vorstellungsgespräch in einem Call Center.“
 

„Du hast die Anzeige doch erst heute entdeckt. So schnell wurdest du eingeladen? Das ist doch sicher was Unseriöses!“
 

„Quatsch. Ich habe angerufen und eben schnell einen Termin bekommen. Man verdient nicht viel… aber ich sitze sicher nicht die ganze Zeit zu Hause rum und dir damit noch mehr auf der Tasche. Du hast schon das Essen bezahlt.“
 

„Feli ich bitte dich! Aber wenn du willst, kannst du es mir heute Abend gerne danken. Sicher finden wir da was.“ Nick grinste breit.
 

„Spinner.“
 

Plötzlich klopfte es an die Tür. Feli konnte von seinem Platz aus nicht sehen, wer es war. „Oh Gott, ist das John?!“ Erschrocken war er aufgesprungen. Dieser Mann würde ihm nie geheuer werden, genau wie Asher. Dabei war John nur der Stiefvater der beiden.
 

Am Sonntag hatten sie alle wieder gemeinsam bei Nicks Eltern gegessen. Und von den Todesblicken des Stiefvaters hatte er sich noch immer nicht ganz erholt. Asher war dem Spektakel glücklicherweise fern geblieben, wie üblich. Der hellste Stern war Emma gewesen. Sie hatte sich unendlich darüber gefreut, dass sich ihr Bruder und dessen süßer Freund wieder vertragen hatten. Beinahe hätte sie den kleinen zerquetscht vor Freude. Nick und Feliciano hatten eigentlich… Felis richtigen Namen anschneiden wollen, doch die Gesprächsthemen waren alle eher auf die baldige Hochzeit bezogen worden und hatten sich auch schwer umlenken lassen. Sodass Nick und Feli stillschweigend beschlossen hatten, die Namenssache eben zu verschieben…
 

„Nein, beruhige dich, Süßer. Das ist bloß Stephan. Der beste Freund von Jeremy. Den hast du doch bereits kennen gelernt. Setz‘ dich wieder.“
 

Feli tat wie geheißen und nahm erneut vor dem Tisch seines Freundes Platz. Nick winkte den Kumpel seines Bald-Schwagers hinein.
 

„Hey ihr beiden.“ Stephan lächelte. Freundlich reichte er jedem die Hand.
 

„Mach‘ es dir bequem. Was führt dich zu mir?“
 

„Ihr habt euch hoffentlich den Freitag freigehalten…“
 

„Freitag?“ Nick sah fragend zu dem Ältesten im Raum.
 

„Ja, ich habe doch da den Junggesellenabschied für Jeremy geplant, in meiner verantwortungsvollen Aufgabe als Trauzeuge.“
 

„Achso.“
 

„Ihr könnt doch?“ Fragend blickte er erst zu Nick und dann zu Feli.
 

„Ich habe auch… ähm… Na, euch wird es nicht so interessieren…“ Leicht verlegen kratzte sich der Schwarzhaarige am Kopf.
 

„Eine Stripperin?“ Nick grinste wie ein Honigkuchenpferd und riskierte einen Blick zu Feli. Oh je… schlechte Idee. Der schien nicht so begeistert. Also Blick wieder zurück.
 

„Ich meine…“ Nick räusperte sich. „Ist doch schön… für euch… Wir sind dabei. Nicht wahr, Schatz?“
 

„Seid ihr sicher, dass ihr nicht lieber zu Emmas Party wollt? Bei ihr gibt es einen Stripper. Der gefällt euch sicher mehr“, erklang es spöttisch.
 

Eine bekannte Stimme ließ alle umdrehen, bzw. zur Tür sehen.
 

„John.“ Nicks Stimme war kühl. Wie der Nordpol.
 

„Was machst du hier?“, fragte Nick nicht gerade höflich. Stephan stand derweil auf und reichte dem Autohäuser-Besitzer die Hand.
 

„Ich habe etwas vergessen. Und außerdem… seit wann brauche ich deine Erlaubnis dafür, in meinen Laden zu kommen? Dein… Freund benötigt ja anscheinend keine…“ Angewidert deutete er auf Feliciano.
 

*„Jetzt ist es natürlich wieder sein Laden…“* Der Mann, der früher immer wie ein Vater für ihn gewesen war, schenkte ihm nur noch Spott und Verachtung. Und er wusste genau, wenn er nicht so gut arbeiten würde, wäre er längst gefeuert. Über die Freundlichkeit, mit der er stets Feliciano besah, wollte er gar nicht erst anfangen, sich weiter aufzuregen…
 

Stephan sprach kein Wort. Feli ebenfalls nicht. Am liebsten hätte er diesem homophoben Arsch einfach eine geknallt. Oder ihn zusammen mit Asher auf eine einsame Insel verfrachtet. Weit weit weg von ihnen…
 

„Wo sind die Videobänder? Ich will sie zur Polizei bringen, wegen den Aufbrüchen.“ Johns letzter Funke Verstand ließ ihn das Thema wechseln.
 

„Die habe ich den Polizisten längst übergeben. Man kann darauf nichts erkennen. Ich habe heute Morgen mit der Sicherheitsfirma gesprochen und mich beschwert. Kann ja nicht angehen, dass wir einen Haufen Kohle für die Videoüberwachung zahlen und es im Ernstfall nichts bringt.“
 

John war über Nicks Antwort erstaunt.
 

„Ach… vielleicht solltest du Asher fragen… ob er nicht lieber mit auf Emmas Party will…“ Nick konnte es einfach nicht lassen. Sein Bruder wurde seit seinem „Outing“ gefeiert und er war nur der Dumme, der die Drecksarbeit in der Firma erledigen und sich dazu homophobe Äußerungen anhören durfte.
 

„Was soll die Anspielung?“ John war verwirrt, ließ es sich aber keineswegs anmerken. Seine Stimme war wie immer kühl und… fest.
 

Feli sah Nick warnend an. Er wollte keinen Ärger mit Asher mehr. Er hatte mit Nick besprochen, ihn nicht anzuzeigen. Es sei denn, seine Mutter würde wegen des Besuchstermins, entgegen Ashers Worten, keine Post erhalten.
 

„Schon… gut.“
 

John schüttelte verständnislos den Kopf. Er klopfte Stephan auf die Schulter. Sein Blick sagte so etwas wie „Treib‘ dich nicht zu lange zusammen mit den zwei Schwuchteln rum.“
 

„Wir sehen uns Morgen, Nicholas. Mach’s gut, Stephan.“ Feli ignorierte er. Allerdings war dies dem 20-jährigen nur recht.
 

„Tut mir leid, Kumpel, Fe- Casey.“ Auch am Sonntag hatte er sich beinahe verplappert. Wurde echt Zeit, dass sie das klärten. Vielleicht sollten sie das so ganz spektakulär auf der Hochzeit machen. Mit Mikrofon. Vor allen Leuten…
 

„Schon gut. Mir tut es eher für euch leid. Und für dich.“ Stephan schenkte Feli einen mitleidigen Blick. „Also, ihr seid da? 20:00 Uhr. Adresse sende ich dir per SMS, Nick.“
 

„Klar, die Fete wollen wir um keinen Preis der Welt verpassen.“
 

*„Du willst die Stripperin um keinen Preis der Welt verpassen“*, dachte Feli sich grummelnd.
 

„Super, dann mache ich mich mal wieder auf den Weg. Habe heute früher Feierabend gemacht und will Linda noch überraschen.“ Der 29-jährige zwinkerte verheißungsvoll. Nachdem er sich von beiden verabschiedet hatte, waren sie wieder allein.
 

Feli stellte seufzend sein Essen auf den Boden, denn Nicks Tisch war eindeutig zu überfüllt. „Nick, ich muss‘ dir noch was sagen…“

Kapitel 14.2

„Nick, ich muss‘ dir noch was sagen…“
 

„Was denn?“ Leicht besorgt musterte er seinen Freund.
 

„Ich habe Sonntag und heute Morgen mit der Begleitagentur gesprochen. Ich werde alle Aufträge noch wahrnehmen müssen, die ich angenommen hatte. Gestern war kein höheres Tier da, um das entscheiden zu können, sonst hätte ich dir schon bescheid gesagt.“
 

„Was?!“ Auch Nick stellte sein Essen zur Seite. „Lass‘ mich mit denen sprechen. Ich zahle denen eine Entschädigung oder eben das, was sie mit den Treffen verdient hätten…“
 

Feli musste lächeln. Nick war so verdammt gut. Zu gut für ihn.
 

„Ich denke nicht, dass das geht. Ich habe schon gefragt…“
 

In Nick kam die pure Eifersucht hoch. Er griff nach Feli und setzte ihn sich auf seinen Schoß. Ihm war bewusst, dass man sie so fabelhaft durch die Glastür beobachten konnte.
 

„Ich will das nicht. Bitte lass‘ mich doch anrufen. Wie viele Treffen hast du noch?“, fragte er verzweifelt. Allein der Gedanke, Feli mit irgendeinem anderen Mann. Wahrscheinlich wieder viel älter als er…
 

„Drei. Eines davon… ist heute.“
 

„Können wir nicht einfach Julio für dich hinschicken? Denen fällt das sicher gar nicht auf!“
 

„Nick!“, empört schlug Feli ihm leicht auf die Schulter. „Das war wirklich ungerecht! Er ist doch nicht dafür da, um mein Ersatz zu sein!“
 

„Ja, entschuldige, war nur ein Witz… Ich ruf‘ da an. Und keine Widerrede!“ Nick griff bestimmt nach seinem Smartphone und wählte die Nummer der Agentur. Er kannte sie bereits auswendig.
 

-- Dienstag, ca. 19:30 Uhr --
 

Der Juniorchef hatte eine saftige Summe zahlen müssen, dafür dass sein Feliciano zu Hause bleiben konnte. Bei der Höhe war dem Halb-Portugiesen ganz schlecht geworden.
 

„Hättest du denn so viel erhalten?! Wie kommt es, dass ich nicht mal ansatzweise so viel zahlen musste für deine Begleitung?“ Nick war verwundert. Er hatte sich in sein Banking-Account eingeloggt und festgestellt, dass die Abrechnung heute durch war. Der Betrag spielte für ihn eigentlich keine Rolle, er hatte das Geld. Dennoch war er irritiert.
 

Feli schluckte. Natürlich hatte die Agentur den „Straf-Betrag“ erhöht, aber nur um etwa 20 %. Mit diesen Männern war vereinbart worden, dass er nicht nur neben ihnen stand und nett lächelte. Anfassen war erlaubt… Doch wie erklärte er das jetzt seinem berechtigt eifersüchtigen Freund?!
 

„Ähm…“, begann Feli und suchte nach den richtigen Worten.
 

Ding. Ding.
 

Ehe er Nick eine Antwort geben konnte, schellte es. Wie so oft, wenn sie wichtige Dinge zu bereden hatten…
 

Genervt schritt der Juniorchef zur Tür. Diesmal überprüfte er allerdings durch die Kamera, wer denn draußen stand. Zu erkennen war seine Schwester Emma-Marie und ein merkwürdig aussehender, ihm gänzlich fremder Mann. Mit einem seltsamen Gefühl öffnete er.
 

„Wer ist das?“, fragte Feliciano, dem Nicks Gesichtsausdruck nicht entgangen war.
 

„Emma und… ein Kerl, den ich nicht kenne.“
 

Diese kam auch schnell auf ihren Absätzen hochgestöckelt. Sie war ganz außer Atem. Nick wartete gespannt an der Tür.
 

„Nick, Casey! Da will so ein komischer Typ zu einem ‚Feliciano‘. Ich habe ihm bereits gesagt, dass hier keiner wohnt. Er wollte nicht hören.“
 

Bei Feli schrillten die Alarmglocken.
 

„Was?!“ Nick rückte sofort an die Seite seines Freundes.
 

Emma war durch den Wind. Meinte dieser Mann Casey? So deutete sie zumindest Nicks Reaktion.
 

Das Rätsel wurde bald gelöst, denn der Fremde hatte nun endlich den Weg nach oben geschafft. Mit gemächlichen und ruhigen Schritten. Er sah sich um. Als sein Blick Feliciano erfasste, grinste er breit.
 

„Hey, ich wusste, dass ich dich hier treffe, Kleiner.“
 

„Wer sind Sie und was wollen Sie von meinem Freund?!“ Nick stellte sich beschützend vor ihn.
 

„Ich habe eine Nachricht erhalten. Wenn ich ein bisschen Spaß will, soll ich hier her kommen… Ich hätte ja auch einen Freund mitgebracht, wenn ich gewusst hätte, dass es hier Frauen gibt.“ Er deutete auf Emma.
 

„Ich verstehe kein Wort, was wollen Sie?!“, wiederholte Nick ungeduldig.
 

Feli war zu einer Salzsäule erstarrt. Langsam erinnerte er sich an den Kerl. Er hatte vor Jahren mal mit ihm… gegen Bezahlung…
 

Er drängte sich an Nick vorbei. Er musste den widerlichen Fremden schleunigst wieder loswerden! „Sie haben sich geirrt. Falsche Adresse!“ Er wollte den Mann wegschieben, doch dieser rührte sich kein Stück vom Fleck.
 

„Du bist noch hübscher geworden, Kleiner. Erinnerst du dich nicht mehr an mich? Ich bin’s Tony.“ Der Typ um die 30 grinste dreckig. „Nimmst du jetzt mehr, oder was sollen die dummen Fragen von dem Großen? Ist er dein Zuhälter?“ Er zeigte auf Nick.
 

Da reichte es diesem. Er verstand noch immer kein Wort. „Sie halten sich gefälligst von meinem Freund fern! Verschwinden Sie oder ich rufe die Polizei!“
 

„Was soll der Scheiß?!“ Auch der Typ schien ungemütlich zu werden. Feli fiel etwas ein. „Sie haben… eine Nachricht gekriegt… können wir die mal sehen?!“
 

Genervt von dem Gezeter holte der Fremde sein Mobiltelefon hervor und rief die SMS auf.
 

Diese lautete:
 

„Wenn du ein bisschen Spaß haben und einen wegstecken willst… Du erinnerst dich bestimmt noch an den süßen, kleinen Kellner aus dem „Liberty“. Gehe zu der Adresse, die unten in der Nachricht steht, und frage nach ‚Feliciano‘. Er wohnt dort. Er nimmt dieselben Preise wie damals. Viel Spaß. Ein Freund“
 

Gleichermaßen entsetzt lasen Feli und Nick die Nachricht.
 

„Von wem haben Sie die erhalten?“, fragte Nick kühl. Seine tiefgrünen Augen schienen den Mann mit Blicken in der Luft zu zerreißen.
 

„Die Nummer ist unbekannt. Siehst du doch. Was ist jetzt?!“ Ungeduldig blickte er erst zu Feli und dann zu Nicholas.
 

„Sie verschwinden und wenn Sie… oder einer Ihrer widerwärtigen Freunde wieder hier her kommen…“ Der 26-jährige packte den Kerl bedrohlich am Kragen.
 

„Nick, lass‘ das bitte. E-er wird gehen.“ Feli wollte nicht, dass sein Freund Ärger bekam. Er wusste, dass der Juniorchef ihn jetzt verlassen würde. Er war eine männliche Hure gewesen. Genau wie John und Asher gesagt hatten… Er war Abschaum. Hatte er ernsthaft geglaubt, diese Tatsache lange vor Nick verheimlichen zu können?
 

Emma hatte sich an den Küchentisch gesetzt und die ganze Szene nur wie in Trance beobachtet. Sie hatte ihren Bruder und Casey lediglich mit in ein nettes Restaurant nehmen wollen. Und danach vielleicht in irgendeine Spätvorstellung. Jeremy war nämlich nicht zu Hause. Er hatte eine Schulung. Somit hatte sich die hübsche Braunhaarige einfach gelangweilt.
 

Tony riss sich unsanft los. „Schon gut, brauchst dich nicht so aufzuspielen.“ Er schenkte allen Anwesenden noch einen bitterbösen Blick.
 

Dann verließ er, leider unbefriedigt, das Apartment. Es gab schließlich genügend Jungs, die sein Geld wollten…
 

„Emma… Könntest… du kurz…“ Nick wollte seine Schwester in einen anderen Raum verfrachten. Er entschied sich allerdings dagegen. Er packte Feliciano am Arm. Nicht so sanft, wie sonst. „Wir müssen kurz etwas besprechen.“
 

Em schien verwirrt. „Nick… ich… wollte nur fragen… ob ihr mit mir essen und ins Kino geht. Was war das?!“
 

„Das weiß ich selbst nicht so genau. Warte bitte kurz.“
 

Feli ging wortlos mit Nick mit. Er sah die ganze Zeit beschämt zu Boden. Sie traten ins Schlafzimmer. Der Juniorchef verschloss die Tür.
 

„Nick e-es tut mir so-“
 

„Was?! Es tut dir leid? Schon wieder?!“ Hektisch fuhr er sich durch die braunen Haare. Völlig aufgebracht lief er dabei hin- und her.
 

„Du… kanntest diesen Mann oder? Du hast mit-“, begann er hilflos.
 

„Ja, Nick. Ich war eine männliche Hure. John und Asher hatten recht. Ich habe früher für Geld mit fremden Männern geschlafen. Asher war… zuerst auch ein Kunde von mir.“ Feli verschränkte fest seine Arme. Am liebsten wollte er im Boden versinken.
 

Nick fiel die Kinnlade hinunter. „Mein Bruder war… erst ein Kunde von dir, Feli?!“ Der 26-jährige wusste nicht, was ihn mehr erschütterte: Die Tatsache, dass sein Freund käuflich - in jeder Hinsicht - gewesen war, oder dass sein älterer Bruder dafür bezahlt hatte.
 

Feli nickte. Seine Augen füllten sich langsam mit Tränen.
 

„Aber… irgendwann… habe ich mich in ihn verliebt und wir haben die Affäre begonnen… Ich habe aufgehört… Nick, meine Familie brauchte damals das Geld. Es ist… keine Ausrede… aber… Nicht mal meine Mutter oder Miguel wissen davon.“
 

„Hättest du mit den Männern von der Agentur auch geschlafen?“ Plötzlich ergab alles für Nick Sinn. „Deswegen musste ich so viel überweisen. Du wärst mit ihnen auch ins Bett gesprungen!“
 

„Nein, das nicht! Aber… ich hätte mit denen… eben…“
 

„Was hättest du?!“ Nick ergriff grob Felis Schultern.
 

„Rumgemacht.“
 

„Oh, was für ein Trost!“ Nicks Satz triefte vor Ironie.
 

„Wir waren noch nicht zusammen, als ich diese Aufträge angenommen habe… Und diesen Kerl hat doch Hundert pro Asher geschickt, damit wir… uns trennen… Sie kennen sich. Asher und… ‚Tony‘.“
 

*„Und natürlich hat es dieses verlogene Arschloch geschafft… Wobei… Nein, es ist meine Schuld“*, dachte sich Feli traurig.
 

Es klopfte.
 

Nick schaute genervt zur Tür. Es konnte nur seine Schwester sein. Er öffnete dieser seufzend. Er war fix und fertig. In dem einen Moment war alles gut und dann traf ihn wieder so eine Hammer-Nachricht. Womit hatte er das verdient? Er war auch nur ein Mensch, der begrenzt aushalten konnte…
 

„Ich werde ehrlich sein… Ich habe alles mitangehört, kleiner Bruder“, verriet Emma mit gesenkter Stimme.
 

„Du hast gelauscht?!“
 

„Ich bin… entsetzt. Wegen Asher… Und das… mit dem Namen ‚Feliciano‘ habe ich noch immer nicht ganz verstanden. Aber… lasst euch eure Beziehung nicht kaputt machen. Ich bitte darum.“
 

„Emma, sorry, aber das geht dich nichts an!“ Nick wollte nichts mehr hören… und nichts mehr sehen. Erst recht nicht von Feli. Egal wie verzweifelt er gewesen wäre, nie hätte er sich für Sex bezahlen lassen… Ob er dafür mit Männern oder mit Frauen hätte schlafen müssen. Aber das schlimmste, dass sein… Freund ihm nichts gesagt hatte. Alle schienen Bescheid gewusst zu haben, bloß er war wieder zu dumm, zu verliebt… Er hätte bei seiner Einstellung bleiben sollen: Nur One-Night-Stands!
 

„Ich weiß, Nick. Aber ich… denke… Asher hat das extra getan. Diesen Kerl hier her geschickt, damit ihr euch streitet. Ich hatte mich schon gewundert, wieso er auf meinem Geburtstag war. Ein paar Tage vorher hatten wir telefoniert und da hat er mich, wenn ich genau überlege, nur nach… Casey ausgefragt. Und… auch wenn Case eine Art ‚Prostituierter‘ war, das war seine Vergangenheit, Nick. Es hat nichts mit dir zu tun…“
 

„Aber wieso hat er es mir nicht anvertraut?!“
 

„Nick, ich habe mich furchtbar geschämt und ich tue es noch immer!“, kam es leise von dem 20-jährigen. „Ich habe es vor allen verheimlicht!“ Miguel hätte ihn umgebracht, würde er das wissen. Und vermutlich hätte er Asher auch erledigt…
 

„Ich kann... ich brauche… Emma, könntest du Feli nach Hause fahren?“ Nick gab sich nicht mehr die Mühe, den falschen Namen zu benutzen. „Bitte, das wäre sehr lieb von dir. Ich muss‘ erst mal nachdenken.“
 

Emma nickte. Sie hatte Verständnis. „Komm… Feli…“
 

Der jüngere nickte bloß.
 

Nick sah zu Boden. Doch da fiel ihm etwas ein. „Wartet, ich fahre ihn, nicht, dass der… Kerl noch draußen steht und lauert.“
 

„Der ist bestimmt weg“, antwortete die 28-jährige. „Mach‘ dir keine Sorgen.“
 

„Dann lasst mich euch wenigstens zum Auto begleiten…“ Auch wenn er enttäuscht war von Feli, geschehen sollte ihm trotzdem nichts. Und seiner Schwester noch viel weniger.
 

Gesagt getan. Der Juniorchef ging mit den beiden mit. Vor Emmas dunkelrotem SUV blieb er stehen. „Steig‘ ein, Feli“, bat Emma sanft.
 

„Warte.“ Feli drehte sich noch einmal zu Nick um. Diesmal war es an ihm, Nicks Hände zu ergreifen. Er überwand seine Scham und schaute seinem Traummann in die Augen. Diese tiefgrünen Augen… die verletzt zu ihm herunter sahen. Die Welle der Schuld überflutete ihn nur noch stärker.
 

„Es tut mir wirklich leid, Nick. Ich verstehe, dass du dich vor mir ekelst… Aber ich will, dass du weißt, dass ich… dich… liebe. Nicht wegen deinem vielen Geld oder weil du 100 Autos hast. Sondern, naja, weil du einfach… du bist. Du bist der tollste Mann, der mir je begegnet ist.“ Der Halb-Portugiese rang sich zu einem Lächeln ab. „Ich hoffe, du kannst mir irgendwann vergeben…“
 

Nick war sprachlos. Ihm kam nichts in den Sinn, was er hätte erwidern können. Außer… dass er Feliciano auch liebte. Den Weg nach draußen fanden die Worte jedoch nicht. Es war einfach nicht möglich...
 

Feli ließ den 26-jährigen wieder los und setzte sich in den Wagen von Emma-Marie.
 

„Das war echt süß.“ Emma blickte traurig lächelnd zu ihrem Beifahrer, nachdem sie sich bei ihrem Bruder mit einer festen Umarmung verabschiedet hatte.
 

„Kommst du mit zu mir? Du könntest mir da alles erzählen…“
 

„Emma, ich finde das super nett von dir, aber ich habe das nicht verdient.“
 

„Ach, ich denke auch ein wenig egoistisch. Jeremy ist heute nicht da. Er hat eine Schulung und ich habe alleine zu Hause immer Angst. Ist wohl typisch Frau, was?“ Die Braunhaarige lachte kurz.
 

„Blödsinn, ist doch verständlich.“
 

„Also, beschützt du mich heute?“
 

„Natürlich, wenn du das wirklich möchtest.“ Er konnte es nicht fassen: Emma war so eine unglaublich tolle Frau und Nick so ein unglaublich toller Mann. Und dann gab es da Asher… Für diesen Kerl hätte er früher beinahe alles getan.
 

--
 

Während der Fahrt hatte der 20-jährige allerdings nicht so viel geredet. Er hatte an Nicks verletzten Blick gedacht. Da hatte er einmal einen Mann gefunden, der zu ihm stehen würde und dann zerstörte er sich alles selbst. Weil er nicht sofort mit der Wahrheit herausgerückt war.
 

„Wie heißt du jetzt eigentlich? ‚Casey‘ wohl nicht oder“, unterbrach ihn Em als sie ankamen. Sie war ganz neugierig.
 

„Nein, ich heiße Feliciano Mayhew Duarte.“
 

„Wow, ‚Feliciano‘ ist ein schöner Name. Wieso hast du dich denn anders genannt?“
 

„Das ist eine lange Geschichte…“
 

„Oh, ich habe viel Zeit… und einen vollen Kühlschrank, den ich auch einzusetzen weiß.“ Die junge Frau zwinkerte. „Setz‘ dich doch auf die Couch. Ich hole uns was zu trinken und zu essen. Keine Ahnung, ob es dir auch so geht, wie mir. Aber immer wenn ich Liebeskummer hatte, habe ich mich mit Eis vollgestopft.“
 

Emmas Versuch, Feli aufzumuntern, scheiterte überraschenderweise nicht. Er musste ein wenig lachen. „Was für Eis hast du da?“
 

„Beinahe alles. Ich könnte ein Eiscafé eröffnen. Jeremy hat Eis nämlich ziemlich gerne.“
 

„Sieht man ihm gar nicht an…“
 

„Oh, das denkst du. Er kaschiert das immer sehr gut.“ Emma zwinkerte, nachdem sie Jems Geheimnis preisgegeben hatte.
 

„Echt?“
 

„Jepp, aber ich mag sein kleines Bäuchlein“, verriet Emma lachend.
 

„Und jetzt… will ich alles wissen. Eure ganze Geschichte!“ Emma war gespannt wie ein Flitzebogen. Natürlich konnte sie auch viel besser helfen, wenn sie über alles Bescheid wusste…
 

--
 

Nachdem Feli Emma alles erzählt hatte, von Anfang an, sah ihn die Braunhaarige mit großen Augen an.
 

„Nick ist also gar nicht schwul?“, vergewisserte sie sich.
 

Feli schüttelte den Kopf.
 

„Mein Bruder ist echt der einzige, der auf so eine… total verrückte Idee kommt. Sich einen Schein-Freund suchen, damit er nicht mit Verkupplungsversuchen bombardiert wird. Krass.“
 

„Stimmt, er ist… schon ein Spinner.“ Feli musste verliebt lächeln. Nick bedeutete ihm unendlich viel. Klar, er würde auch nicht jedem einfach so seine Liebe gestehen.
 

„Hey, es war eine gute Taktik von meinen Eltern, Nick verkuppeln zu wollen. So hat er dich gefunden. Wow, ich habe es euch echt abgekauft. Auch… als ihr nicht zusammen wart. Obwohl… da fällt mir ein, Nick war so perplex, wo ich dich damals mit zu seiner Arbeit genommen habe. Aber auf meinem Geburtstag, da habt ihr verändert gewirkt. Jetzt wo du es mir erzählt hast, passt alles zusammen. Ihr seid mir zwei Schlingel... Wenn du willst, ich sorge dafür, dass ihr vor Asher…“
 

Feli wusste, was die Frau ihm sagen wollte. „Nein Emma, dass ist deine Hochzeit. Asher ist dein Bruder. Du darfst ihn auf keinen Fall ausladen. Nick und ich… ich werde eh nicht… da sein.“
 

„Ich will aber, dass du kommst! Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, da hast du mich so aufrichtig lächelnd angesehen. Ich fand dich total sympathisch und ich habe dich richtig ins Herz geschlossen. Was den Junggesellenabschied angeht… Ich weiß, dass Stephan euch zu Jeremys eingeladen hat, aber du kommst einfach zu mir. Da hast du deine Ruhe und wir bewundern den geilen Stripper. Linda hat mir verraten, dass er auf einer Skala von Eins bis Zehn mindestens eine 100 ist. Und ich werde dafür sorgen, dass Nick und du… dass ihr wieder ein Paar werdet.“ Em war fest entschlossen. Und so entschlossen griff sie nach Felis Händen und drückte sie ermutigend.
 

„Es wird wieder alles gut werden, du wirst sehen.“
 

Feliciano wollte das gerne glauben. „Dankeschön, Emma. Für alles.“
 

„Hey, nichts zu danken. Schließlich will ich, dass du… naja… bald mein Schwager bist.“ Emma grinste schelmisch.
 

„Oh je, das würde John niemals überleben…“ Der 20-jährige lachte über den Blick des Stiefvaters. Er würde am Altar, wenn Nick und er davor standen und sich das Ja-Wort gaben, sicher einen Herzanfall erleiden…
 

-- zur selben Zeit --
 

„Er hat was?! Mit Asher? Ernsthaft?“
 

„Ja, George.“ Nick war unmittelbar zu seinem besten Freund gefahren. Es war ihm unangenehm, unangekündigt bei dem Ehepaar aufzukreuzen, doch Paula hatte ihm sogar noch Essen aufgezwungen und die beiden Herren ungestört reden lassen. Sie hatte sich in ihr Schlafzimmer verkrümelt.
 

„Damit… naja. Das Schlimmste ist, dass Asher ihn vorher… dafür bezahlt hat. Ich meine, ich muss jetzt bei jedem dritten Kerl Angst haben, dass er mal was mit meinem Freund hatte… Oder das noch mehr auftauchen und denken, sie können mit ihm für Geld…“ Nick fuhr sich fertig übers Gesicht. Er hatte im Wohnzimmer Platz genommen.
 

„Stell‘ dir vor, Paula würde dir sagen, dass sie vorher… entschuldige jetzt den Ausdruck, eine Hure war. Und… John hat es geahnt. Asher wusste es, klar. Ich komme mir einfach so dumm vor. Außerdem… Mit diesem Gedanken leben, ich weiß nicht, ob ich das schaffe.“
 

„Nick, ich kann deine Reaktion schon gut nachvollziehen. Aber du liebst den kleinen Kerl oder? Ich meine… ich kenne dich bereits einige Jahre und so durchgeknallt wie bei ihm… warst du noch nicht. Nicht, dass du nicht auch so durchgeknallt bist… Du weißt was ich meine.“
 

Nick ignorierte die Frage… und die kleine Beleidigung am Ende.
 

Stattdessen wisperte er: „Er hat mir gesagt, dass er mich liebt.“
 

„Wirklich? Wow, das ist echt…“ George war geplättet und kratzte sich seinen roten Haarschopf. „Was hast du geantwortet?“, wollte er neugierig wissen.
 

„Gar... nichts.“
 

-- Freitag, ca. 19:00 Uhr --
 

Bei Nick und Feli war all die Tage Funkstille gewesen. Natürlich hatte der jüngere täglich versucht, Nick auf seinem Telefon zu erreichen, doch der Juniorchef hatte kein einziges Gespräch angenommen. John hatte anscheinend gespürt, dass die beiden, vorher noch so Frischverliebten, Krach hatten. Es wäre gelogen, wenn er sagen würde, dass es ihn nicht freute. Am Donnerstag hatte er seinen Stiefsohn sogar zum Mittagessen eingeladen. Beinahe war es wie früher gewesen. Nur… dass Nick nicht glücklich war. Feliciano fehlte ihm schrecklich. Sollte er ihm doch verzeihen?
 

Und nun saß er hier fest und half Stephan. Sie bereiteten den Junggesellenabschied vor. „Super, dass du mir unter die Arme greifst. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Arbeit wird. Und in einer Stunde geht es schon los.“ „Mach‘ ich doch gerne.“
 

„Ähm… Casey kommt nicht oder?“
 

„Es wäre super, wenn wir das Thema Casey heute komplett sein lassen.“
 

„Okay, verstehe. Hoffe Jeremy ist bald da, aber der muss Taxi spielen für seine Cousins.“
 

Da tauchte plötzlich eine attraktive Frau in ihrem Blickfeld auf. Neben ihr ein Typ, der ihre Tasche zu tragen schien. Wohl ihr Bodyguard oder so etwas.
 

Stephan grinste breit. „Das muss die erste Stripperin sein… Die ist aber früh dran… Und wow, hat die ein Fahrgestell“, flüsterte der Schwarzhaarige angetan.
 

Nick war verwundert. „Die erste? Wie viele hast du denn arrangiert?“ Er konnte nicht leugnen, dass er die Frau nicht heiß fand. Allerdings stand ihm nicht der Sinn danach. Sein Herz sehnte sich nach wem anders…
 

„Ich habe nur eine herbestellt. Aber John wollte unbedingt eine zweite… Er meinte, so wäre die Party aufregender.“ Der Trauzeuge zuckte mit den Achseln. „Mir war es nur recht. Los, wir sagen mal ‚Hallo‘.“
 

Die attraktive Schwarzhaarige sah sich im Raum um. Als zwei gutaussehende Herren zu ihr traten. Sofort musste sie an das Gespräch denken, was sie zuvor draußen gehabt hatte:
 

„Sie machen sich an den großen, braunhaarigen ran. Er wird ‚Nick‘ genannt. Ach und wenn er sich ziert, geben Sie sich gefälligst Mühe. Verstanden? Ich werde diese auch großzügig bezahlen, wenn Sie erfolgreich waren…“

Kapitel 15

„Hey, ich bin der Trauzeuge Stephan Levin. Das ist Nick Harford.“ Er schüttelte der Perle charmant lächelnd die Hand. Seine Linda war natürlich nicht zu ersetzen, aber Appetit holen durfte Mann sich ja.
 

„Ich bin Fernanda Santos. Freut mich, euch kennen zu lernen, Jungs. Tut mir leid, ich bin viel zu früh… Das ist übrigens mein Aufpasser und Fahrer Jack.“ Jack, der anscheinend keinen Nachnamen besaß und Schultern wie ein Schrank hatte, winkte bloß kurz.
 

Stephans Augen interessierten sich eher für die attraktive Frau vor ihm. „Kein Problem, besser zu früh als zu spät…“ Er lachte. Nick verdrehte die Augen. Er war wohl zu lange ‚schwul‘ gewesen. Der Spruch war echt lahm.
 

„Wo kann ich mich denn umziehen?“ Die Schwarzhaarige trug zwar nur ein weißes, ärmelloses, enges Top und eine dunkle Röhrenjeans, dennoch… war das für ihren Job noch ein bisschen zu viel.
 

Stephans Mobiltelefon machte auf sich aufmerksam. „Oh, Nick zeigst du es ihr? Ich geh‘ mal schnell ran.“ Stephan entfernte sich um ungestört zu telefonieren.
 

„Ähm… Also da hinten…“, begann Nick und deutete leicht hilflos in die Richtung. Die schwarzhaarige setzte ein umwerfendes Lächeln auf. Der Große schien eingeschüchtert… Viele waren das, aufgrund ihrer Attraktivität.
 

„Kommst du kurz mit?“, fragte sie leise und mit einem bezaubernden Augenaufschlag. Sie nahm Jack die Tasche ab und drückte sie stattdessen Nick in die Hand. „Du trägst sie doch sicher für mich…“
 

„Okay“, war das einzige, was Nick über die Lippen brachte. Er führte sie zu dem besagten Raum und stellte ihre Tasche auf einem braunen Klapp-Stuhl ab. „Ich bin dann…“ Er zeigte zur Tür und wollte wieder raus.
 

„Warte mal… kannst du mir den Reißverschluss vom Top öffnen? Ich will nicht extra nochmal Jack dafür rufen müssen…“ Fernanda schenkte ihm einen Hilfe suchenden Blick. Der wirkte immer.
 

„Ich denke nicht…“, meinte er zögernd.
 

„Da ist doch nichts dabei. Ich beiße nicht.“ Die Stripperin grinste und zwinkerte verschwörerisch.
 

Nick wusste nicht wieso, aber er fand das… billig. Sollte Jack ihr eben zur Hand gehen. Außerdem… vor seinem inneren Auge blendete sich Feli ein. Sein Feli… Er vermisste ihn. Wieso war nur alles so… furchtbar verstrickt? Wieso musste sein… Ex… diese Vergangenheit haben? Auch noch mit seinem älteren Bruder…
 

Wortlos und ohne die Frau noch einmal zu beachten verließ der Juniorchef den Raum.
 

Mit offenem Mund schaute sie Nick hinterher. Was war das gerade?!
 

Fernanda war so verdutzt, dass sie nicht bemerkte, wie sich ein anderer, gutaussehender Mann vor ihr aufbaute.
 

„Mein Brüderchen ist wohl eine harte Nuss.“ Abschätzig, und mit verschränkten Armen, musterte Asher die junge Frau vor sich. „Gut, dass wir noch die blonde im Petto haben.“
 

Die Schwarzhaarige seufzte. „Ich kriege das schon hin. Bis jetzt habe ich jeden Mann um den Finger gewickelt, Mr. Burton.“
 

„Das hoffe ich für dich…“
 

„Würden Sie mir dann mal bitte zur Hand gehen? Alleine schaffe ich es wirklich nicht!“ Auffordernd drehte sich die Schönheit um und präsentierte ihren Rücken. Nick gefiel ihr zwar mehr, doch irgendwie musste sie ja aus diesem engen Teil raus.
 

Asher lächelte spöttisch, schritt jedoch kurzerhand zu ihr.
 

„Danke…“ Die Schwarzhaarige drehte sich lächelnd um.
 

„Leg‘ dich ein bisschen mehr ins Zeug, kapiert?!“ Und nach dieser Forderung war auch Asher verschwunden.
 

-- Emma-Maries Junggesellinnenabschied --
 

Bei Emmas Party war derweil der große Ansturm. Mindestens zwanzig Frauen hatten sich im Saal versammelt. Feliciano hatte freiwillig die ehrenvolle Aufgabe übernommen, Sekt an alle Anwesenden zu verteilen. Damit hatte er erst mal Beschäftigung und musste nicht ständig an Nick denken…
 

„Oh, Em, der ist aber schnuckelig. Eigentlich dachte ich ja, heute wird der Stripper das einzige männliche Wesen sein…“ „Feli ist mein ganz besonderer Gast“, hatte Emma lächelnd verkündet. Mit ihrem Aussehen konnte sie Stripperin Nr. 1 gewaltig Konkurrenz machen. Sie trug ein kurzes, ärmelloses, rotes Kleid. Es stand ihr ganz ausgezeichnet. Ihre schönen, langen dunklen Haare fielen ihr offen über die nackten Schultern.
 

„Deine Haare sehen echt toll aus“, bewunderte eine Freundin Emmas Haarpracht.
 

„Danke. Übermorgen tun sie das hoffentlich auch. Mary macht mir eine superschöne Hochzeitsfrisur“, schwärmte die 28-jährige.
 

„Du wirst die wunderschönste Braut sein, die die Welt je gesehen hat“, fügte Janice, die selbstverständlich auch mit an Bord war, lächelnd hinzu.
 

Natürlich hatte Mrs. Harford Emma vorher gefragt, wieso sie Casey jetzt „Feli“ nannte. Emma hatte damit geantwortet, dass alles gut war und sie später die Situation erklären würde…
 

-- Jeremys Junggesellenabschied --
 

„Auf Jeremy!“ Der Junggesellenabschied von selbigen war an seinem Höhepunkt angekommen. Nachdem endlich alle eingetroffen waren und bereits einige alkoholhaltige Getränke ausgeschenkt wurden. Gegessen hatten sie auch nicht schlecht. Stephan hatte ein grandioses Buffet arrangiert.
 

„Wann kommt endlich die Stripperin?“, fragte ein Freund des Bald-Bräutigams ungeduldig. „Meine Süße war zwei Wochen mit ihrer besten Freundin im Urlaub…“
 

„Ooooh, das war sicher hart“, lachte Stephan. „Dann hole ich mal die zwei Hübschen… Jeremy, mein Freund, du nimmst in der Mitte Platz.“
 

Sie hatten Stühle in einem Kreis aufgestellt. Und in der Mitte war selbstverständlich der für den Bald-Ehemann von Emma.
 

„Ich bin gespannt, wen ihr da so hergeholt habt“, lachte der 31-jährige Verkaufsleiter.
 

„Nick, bring‘ mal die Fußfessel!“, rief der Trauzeuge und machte sich daran, die zwei heißen Damen für ihren Auftritt heranzuziehen.
 

„Was habt ihr? Ihr spinnt!“ Jeremy brach erneut in Gelächter aus und betrachtete kritisch das Teil.
 

„Bald wirst du sicher nicht mehr lachen“, grinste Nick und befestigte tatsächlich eine Fußfessel an das Bein seines Schwagers in spe.
 

„Und bald wird es immer so sein. Eine Heirat bedeutet, gefesselt zu sein“, kam es von George.
 

Musik ertönte.
 

„Setzen, Männer, die Show beginnt!“
 

Den Herren musste dies auch nicht zweimal gesagt werden. Hastig nahmen alle einen Sitz ein und sahen erwartungsvoll zur Tür. Ihr Alkoholpegel war nicht mehr so niedrig und hübsche Frauen… standen gerade auf der „Fehlt-noch-Liste“.
 

Selbstverständlich hatte sich Nicholas ebenfalls gesetzt. Allerdings mit weniger Begeisterung als die anderen. Seinen Stiefvater, der natürlich auch in der Runde war, hatte er ignoriert. Er hatte ihm zu Anfang gut zureden wollen, so etwas wie „Junge, sieh‘ die Trennung als Chance, um wieder normal zu werden“.
 

Am allermeisten enttäuscht war er von seinem Bruder Asher. Dieser… führte sein „Doppelleben“ einfach fort, ohne mit der Wahrheit herauszurücken. Ohne mit der Wimper zu zucken. Anstatt das er ein… klärendes Gespräch oder ähnliches mit ihm suchte. Nach dem Motto „Ich wollte, dass du alles über Feliciano weißt, wenn du ihn mir schon weggenommen hast.“
 

Nein.
 

Breit grinsend thronte der Blonde neben John und wenn sich ihre Blicke trafen, war es, als ob ihn die Kälte, die von dem Anwalt ausging, geradezu durchlöcherte. Das war doch nicht mehr sein Bruder! Sie hatten nie das allerbeste Verhältnis zueinander gepflegt, doch gestritten hatten sie sich auch kaum. Er war eben immer mehr für sich gewesen. Wollte nicht bei jeder Familienfeier dabei sein und auch nicht in die Automobilbranche eintreten.
 

Nicks Gedanken wurden unterbrochen, als sich plötzlich Fernanda anzüglich auf seinen Schoß setzte.
 

„Uuuh, Nick, du glücklicher, sie scheint dich zu mögen!“, rief jemand. Die Schwarzhaarige kam mit ihrem leicht bekleideten Körper nah an seine Männlichkeit heran. Sie… provozierte ihn, bewegte sich auf seinem Schoß. War er hier im falschen Film?! Er war doch nicht der angehende Bräutigam!
 

Fernanda trug einen sehr knappen Mini-Mini-Rock. Gab es überhaupt einen Begriff dafür? Dazu ein, mehr als bauchfreies, Oberteil. Es war mit Glitzer überseht.
 

Der Juniorchef konnte nichts machen. Er sah sie nur sprachlos an. Fernanda erhob sich langsam und fing an, an ihrem… Oberteil zu nesteln.
 

Das war doch nicht richtig! Schnell drehte Nick seinen Blick zu Jeremy. Auch dieser hatte eine heiße Frau vor sich. Allerdings in einem sexy Hausmädchenkostüm. Sie „staubte“ ihn ab.
 

Und Fernanda… ja die hatte sich wohl nur auf ihn fokussiert.

„Hilfst du mir denn wenigstens jetzt aus dem Teil?“, fragte sie leise an seinem Ohr.
 

John und Asher sahen sich siegessicher an. „Hey, die Kleine bei Nick ist echt gut, aber wieso… ist sie bloß bei ihm? Er ist schwul!“ Stephan hatte sich erhoben und war zu den beiden Männern gelaufen. Auch bei George hatten die Alarmglocken geschrillt. Hier stimmte was nicht! Leider konnte er wenig ausrichten, denn John schickte alle wieder zu ihren Plätzen.
 

„Das ist nur Spaß. Genieß‘ lieber die Show!“, hatte der Autohäuser-Besitzer verlauten lassen. Asher nickte zustimmend mit dem Kopf. „Bist neidisch, was?“
 

„Ein bisschen.“ Stephan grinste und kratzte sich leicht ertappt am Hinterkopf. „Aber okay, was soll’s.“ Der Trauzeuge setzte sich und blickte weiter neidvoll zu Nick. Die Schwarzhaarige machte ihn mehr an, als die Blondhaarige mit ihrem lächerlichen Staubwedel.
 

Für Nick war diese ganze Situation einfach… surreal. Nachdem er Fernanda wieder nicht geholfen hatte, hatte sich freundlicherweise sein rechter Nachbar, George, erbarmt. Nur noch in roten Dessous tanzte Fernanda sexy zur Musik. Ihr Augenmerk war bloß auf den 26-jährigen gerichtet…
 

-- Emma-Maries Junggesellinnenabschied --
 

Bei den Frauen war alles zunächst ähnlich: Sie hatten ein tolles Buffet gehabt und bedienten sich nun fröhlich am Alkohol.
 

„Wann ist der Stripper da?“, wollte Em aufgeregt von ihrer besten Freundin und Trauzeugin wissen.
 

„Gleich. Er macht sich gerade fertig.“ Linda zwinkerte. „Er ist absolut heiß.“
 

Irgendwann war es dann auch so weit. Ähnlich wie bei Jeremy hatte man Emma in die Mitte gesetzt. Erwartungsvoll klatschte sie in die Hände. Feli musste lächeln.
 

Die Musik begann und Janice Harford schaltete die Musik an. Sie setzte sich neben den Halb-Portugiesen und schenkte ihm einen warmen, mütterlichen Blick. Feli war ein wenig verwundert.
 

Plötzlich trat ein großer, sehr gutgebauter dunkelhaariger Mann in den Raum. Er trug eine Polizisten-Uniform und eine schwarze Sonnenbrille.
 

Die Frauen begannen begeistert zu kreischen. Auch Feli war… angetan, fand das Gekreische allerdings… lustig. Er musste sich ein Lachen verkneifen.
 

Der Stripper schien ein wenig irritiert über den männlichen Gast, machte sich aber nichts draus und pirschte sich an Emma heran. „Ich muss Sie leider festnehmen, meine Schöne…“, hauchte er mit seiner tiefen Stimme und kettete Em mit Handschellen an den Stuhl. Diese lachte und schaute gespielt schockiert zu Linda, Janice und Feli.
 

Dann nahm er ihre freie Hand und führte sie zu seinem mehr als trainierten Oberkörper. Dabei bewegte er sich sexy zur Musik. Die Frauen klatschten alle.
 

Er begann sich Stück für Stück auszuziehen. Emma durfte bei ihm auch weiter auf Tuchfühlung gehen. Sie hatte schon einen leicht roten Kopf bekommen. „So einen heißen Körper hat Jeremy nicht oder?!“, jubelte Linda. „Darf ich auch mal?“, fragte die Trauzeugin und zeigte mit ihrem Finger auf. Wie ein kleines Schulmädchen.
 

Der Stripper grinste. „Ich bin gleich wieder bei dir“, sagte er zwinkernd zu Emma und tanzte nun zu Linda. Diese war nicht schüchtern und betatschte den gutaussehenden, halbnackten Mann vor sich.
 

Danach wackelte er zu Feli. „Willst du auch, Kleiner?“
 

„Ähm… äh…Nein, danke…“, murmelte er ungeschickt. „Los, Feli!“, sangen Em und Linda im Chor. Janice griff beherzt nach Felis Hand und legte sie auf den Oberkörper des Muskelmannes.
 

Nach der fantastischen Show machten sich die Damen wieder daran, ihren Alkoholpegel zu erhöhen.

„Scheiße, wir haben zu wenig Sekt geholt. Wie peinlich ist das denn?!“ Emma war entsetzt. „Feli, du bist der einzige, der noch fahren kann… Hier um die Ecke ist ein Supermarkt, der rund um die Uhr offen hat… Holst du uns noch was? Bitte?“ Lieb schaute sie ihn an.
 

„Kein Problem. Nur… ich gehe lieber. Ich bin ewig kein Auto gefahren… Nicht, dass ich deinen schönen SUV zu Schrott fahre.“ „Unsinn, ist doch Automatik!“ Sie drückte ihm Geld und ihre Autoschlüssel in die Hand.

„Okay, aber auf deine Verantwortung…“
 

Der 20-jährige schaffte es tatsächlich, Emmas Wagen in Bewegung zu setzen. Allerdings fuhr er zunächst ziemlich langsam. Zum Glück war nichts los auf den Straßen.
 

Er stieg aus. Den besagten Supermarkt hatte er schnell gefunden.
 

„Hast du es nicht kapiert?! Ich habe keinen Bock auf dich!“ Eine bekannte, männliche Stimme ließ ihn aufhorchen. „Sei nicht schüchtern, dein kleiner Freund mag mich doch…“
 

Er drehte sich in Richtung der gehörten Stimme und erblickte - Nick!
 

Neben dem Supermarkt war ein Gebäude und vor diesem… befand sich sein Traummann. An ihm klebte so eine widerliche, kleine, schwarzhaarige Schlampe. Sie trug nur ein knappes Oberteil und einen Mini-Rock. Wie billig war das denn?!
 

*„Du warst ja selbst billig“*, flüsterte eine hässliche Stimme in seinem Kopf.
 

Trotz allem setzte sich Feli in Bewegung. Er dachte gar nicht daran, das Miststück gewinnen zu lassen. Und Nick hatte laut und deutlich zu verstehen gegeben, dass er nicht wollte…
 

Dieser hatte es drinnen nicht mehr ausgehalten und war aus diesem Grund an die frische Luft gegangen. Leider hatte er nicht lange seine Ruhe gehabt: Fernanda war ihm gefolgt und hatte dreist an ihm… herumgefummelt. Sein dummer Körper hatte ein wenig reagiert, dennoch wollte er mit diesem Luder nicht in der Kiste landen!
 

Ihm war klar geworden, dass diese Fernanda sich nicht aus heiterem Himmel nur ihm gewidmet hatte. Und zu Johns Pech hatte Stephan ja offenbart, dass sein Stiefvater auf die zweite Stripperin bestanden hatte.
 

Die Verführerin hatte ihre Arme auf Nicks breite Schultern gelegt und wollte ihn wieder mit ins Haus ziehen. Ein wenig kalt war ihr ja schon… Ihre manikürten und perfekt lackierten Hände fuhren weiter über Nick. Streiften seine Männlichkeit… Er konnte sie einfach zur Seite schubsen, doch sein Schwanz hatte eine andere Meinung… So ein verdammter Verräter!
 

Glücklicherweise wurde ihm die Aufgabe, die Stripperin abzuschütteln, abgenommen.
 

„Hey, Finger weg von meinem Freund, du kleines Miststück!“ Feli griff nach der Frau und schubste sie von seinem… Ex weg. „Was willst du denn?! Dieser Kerl da ist sicher nicht dein Freund!“

„Gut, vielleicht ist er es nicht mehr... Du verpisst dich trotzdem!“ Feliciano war wütend und seine dunklen Augen sprühten vor Zorn.
 

„Ihr seid doch alle verrückt!“, rief Fernanda vor den Kopf gestoßen und rannte rein. Sie hatte genug. Sie pfiff auf das Geld!
 

„Jetzt hast du mich wohl gerettet. Wo kommst du überhaupt her? Müsstest du nicht bei Ems Party sein?“, fragte Nick Feli leise und atmete ein wenig auf. Es war nicht zu vermeiden, dass er den jüngeren musterte. Hinreißend war er noch immer… In seiner dunklen, engen Jeans und dem schicken weißen Hemd.
 

Dieser zwang sich zu einem Lächeln. „Ja. Ich sollte… Sekt holen. Bei dem Supermarkt. Was war das für eine Schrulle? Und… wolltest du denn… gerettet werden?“ Feli deutete zaghaft auf Nicks leichte Beule in der Hose. Normalerweise hätte ihm dieser Anblick gefallen, doch es war nicht sein Werk…
 

Der 26-jährige bekam einen leicht roten Kopf, besann sich aber schnell wieder.
 

„Ja, wollte ich. Das… ist halt so passiert. Ich glaube, John und Asher haben die für mich angeheuert…“
 

„Diese Arschlöcher!“ Feli schüttelte entsetzt den Kopf. „Das ist Jeremys Abend. Wieso wollten sie den versauen?“ „Ich weiß nicht… Naja, du solltest wieder… Moment… da fällt mir was ein… Du solltest Sekt holen?“
 

„Ja.“
 

„Ich weiß, dass Emma einige Kisten da stehen hat. Ich habe sie selbst für sie bestellt, weil wir den auch an unsere Kunden ausschenken, wenn wir Feiern haben oder sie ein Auto bei uns erwerben.“
 

„Oh… Dann… wollten sie wahrscheinlich, dass wir uns hier treffen…“ Diese Tricks…
 

Nick schüttelte den Kopf. Typisch seine Schwester. Auch ihre Verkupplungs- oder eher Versöhnungsversuche würden nicht anschlagen.
 

„Tun wir so, als hätten wir nichts gemerkt. Will jetzt nicht noch mit Em streiten… Wir sind quitt. Ich meine, ich habe dir geholfen, du hast mir geholfen…“, murmelte der Juniorchef weiter.
 

Feli nickte bedrückt. Er hatte den Wink verstanden. „Ich werde dann mal…“
 

„Okay. Hat deine Mutter eigentlich wegen des Besuchstermin Post erhalten?“ „Ja, hat sie.“
 

„Gut.“ Nick wusste nun, was zu tun war. Sie konnten Schritte vernehmen.
 

„Schatz, ich glaube, es hat nicht geklappt mit den beiden… Sag‘ das bitte Emma“, flüsterte George ins Telefon.
 

Der Halb-Portugiese drehte sich zum Gehen um.
 

„Warte nochmal.“ Der Ältere hielt ihn am Arm zurück.

Überrascht und ein bisschen… hoffnungsvoll schaute Feli zu seinem ehemaligen Schein-Freund.
 

„Geh‘ bitte da lang. Asher und John sind ja hier. Ich will nicht, dass sie dir… Du weißt schon.“ Nick zeigte in die entsprechende Richtung. Ihm fiel es schwer, Feli anzusehen. Er empfand noch immer… diese eigentlich doch völlig absurde Zuneigung. Feli hatte ihm seine Vergangenheit bewusst verschwiegen. Und wegen ihm… hatte er all diese… Probleme. Konnte kaum klar denken…
 

„Mache ich, danke“, antwortete Feli. Seine Enttäuschung war sicherlich rauszuhören.
 

„Nick… ist es denn für dich wirklich in Ordnung wenn ich Übermorgen auch zur Hochzeit komme? Ich verstehe, wenn du mich nicht sehen möchtest…“
 

„Ich weiß, dass Emma dich sehr gerne dabei haben will. Es ist also in Ordnung. Ich… es ist nicht meine Hochzeit. Wir… halten uns am besten weiter fern voneinander…“
 

Wie so oft hatte der 20-jährige vorher gewusst, was seine große Liebe sagen würde. Doch trotzdem tat es ihm unendlich weh.
 

„Gut. Ich habe verstanden. Bis… dann, Nick.“ Nach einem letzten traurigen Lächeln verschwand Feliciano.
 

Der Braunhaarige blieb noch eine Weile draußen stehen um sich zu sammeln. *„Reiß‘ dich zusammen. Du bist so ein verdammtes, erbärmliches Weichei geworden!“*, ermahnte sich der ehemalige Frauenaufreißer in Gedanken.
 

„Alles in Ordnung mit dir, Nicholas? Was hast du mit der Frau gemacht? Sie ist außer sich.“
 

John war zu ihm getreten.
 

„Weißt du… Es ist nicht alles in Ordnung, John. Ich werde ehrlich sein… Ich bin nicht schwul, okay? Trotz allem habe ich mich in Feli verliebt.“ Auch hier machte sich Nick nicht mehr die Mühe, seinen Ex „Casey“ zu nennen.
 

„Und du hast nichts Besseres zu tun, als auf Asher zu hören, und mir eine billige Stripperin an den Hals zu hetzen. Ich habe viele Jahre bloß das gemacht, was du wolltest. Bis auf den Punkt, dass ich mich an eine Frau gebunden habe. Im Prinzip… muss ich dir sogar danken. Wegen dir und Mom habe ich Feliciano schließlich erst kennen gelernt.“
 

Johns Blick war mit einem Mal eiskalt. Und keinesfalls überrascht oder verwundert.
 

„Wie ich sehe, hat Asher schon geplaudert.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Der Ältere war informiert über die Begleitagentur und „Casey Summers“.
 

„Hat er dir denn auch verraten, dass er es ist, der junge Männer bevorzugt? In seinem Bett? Er zahlt sogar gerne dafür…“
 

„Du lügst. Asher ist vollkommen normal und hat eine Ehefrau. Schon vergessen? Du brauchst die Schuld nicht von dir schieben, Nicholas.“
 

„Welche ‚Schuld‘? Es ist mir eigentlich vollkommen egal, ob du mir Glauben schenkst oder nicht. Ich habe sowieso bereits länger darüber nachgedacht, aber…“ Nick setzte einen starken Gesichtsausdruck auf. „Ich kündige. Ich habe genug zur Seite gelegt, für etwas Eigenes. Such‘ dir einen neuen, normalen, Idioten für ‚Harford Motors‘.“
 

„Du kannst nicht kündigen!!!“ John war erschüttert. Damit hätte er niemals gerechnet! Seine grauen Augen waren weit aufgerissen. „Du brauchst die Firma! Alleine wirst du nichts hinkriegen oder willst du jetzt mit deinem Schwuchtel-Freund ein Bordell eröffnen?!“
 

Nick musste wirklich stark an sich halten, nicht total auszurasten und seinem Stiefvater so eine zu verpassen, dass er nie wieder seinen Mund aufmachen konnte.
 

„Vielleicht hängt ja Asher seinen Job an den Nagel und hilft dir.“ Nick musste lachen.
 

„Und jetzt entschuldige mich. Jeremy und die anderen wundern sich sicher schon, wo ich bleibe…“, er klopfte seinem Stiefvater, befreit von der Last, auf die Schulter und stolzierte mit einem Lächeln zurück.
 

Nick setzte sich zurück an seinen Platz und trotz der Tatsache, dass er Feli begegnet war, ging es ihm besser denn je. Er hatte seinem Stiefvater nach Jahren endlich die Meinung gegeigt! Er fühlte sich wie in einem Rausch, hob sein Glas und prostete sogar Asher zu.
 

Dieser war irritiert und erwiderte die Geste keineswegs. Als Nick seinen Blick von ihm nahm, stand er auf und ging eilig nach draußen zu John. Dieser war dort, noch immer fassungslos von der Kündigung seines besten Mannes.
 

„Was ist los?!“, fragte der Anwalt. „Was habt ihr besprochen?“
 

John reagierte zuerst nicht. Dann blickte er langsam zu seinem älteren Stiefsohn hinunter.
 

„Asher… Bist du… etwa...?!“
 

--
 

„Das warst du oder? Der gelauscht hat, als ich mit Feli draußen stand. Ich habe Schritte gehört.“ Nick stellte derweil seinen besten Freund George zur Rede.
 

„Wie… kommst du denn darauf?“ Der Rotschopf war die Unschuld in Person.
 

„Hm… Woher sollte Emma sonst wissen, dass ich rausgegangen bin? Du warst der einzige, der das mitbekommen hat. Stephan zwar auch, aber der ist ja…hochbeschäftigt. Möchtest du Stellung dazu nehmen?“
 

„Ohne meinen Anwalt sage ich nichts!“, rief George, gespielt theatralisch.
 

Unbewusst sah Nick bei dem Wort „Anwalt“ zu seinem Bruder, der vor der Tür mit John sprach.
 

„Der Witz war nicht so gut oder?“
 

„Nein.“
 

-- Tag der Hochzeit. Sonntag --
 

„Was mache ich jetzt nur?!“ Emma-Marie war einem Heulkrampf nahe. Heute sollte der schönste Tag ihres Lebens werden. Und dann… war die Friseurmeisterin krank!
 

„Ich versuche, schnell jemanden anderen für dich zu finden. Versprochen. Es tut mir so furchtbar leid“, hatte ihr Mary kränkelnd ins Telefon gehustet.
 

Emma saß bei sich zu Hause vor ihrem Schminkspiegel. Auch Feli war mit von der Partie. Er hatte Nick seit dem Vorfall mit der Stripperin nicht mehr gesehen. Also über einen Tag… Und jetzt war der… Nicht-Mehr-Juniorchef mit den Vorbereitungen im Hochzeitssaal beschäftigt. Dementsprechend - noch - weit weg von ihm.
 

Janice wollte ihrer Tochter selbstverständlich helfen und durchwühlte die Telefonbücher nach Friseuren.
 

„Nicht jeder macht Hochzeitsfrisuren! Ich werde furchtbar aussehen! Und wer macht das Make-Up?!“ Emma war verzweifelt.
 

„Das Make-Up kann ich doch machen… Das kriegen wir sicher hin, Süße. Die Frisur auch“, versuchte Linda zu trösten.
 

Sie warf zu Janice einen Blick, der sagen sollte „Treibt irgendwie jemanden auf!“ Dann streichelte sie ihrer besten Freundin beruhigend über den Arm.
 

„Also….“, begann Feli leise. „Ich wüsste da vielleicht jemanden. Aber er ist ein bisschen… schräg.“
 

Emma stand blitzschnell auf. Momentan trug sie noch ihren grauen Jogginganzug. „Feli, wenn du jemanden kennst, dann schaff‘ ihn gefälligst her!“ Sie hatte die Schultern des Jüngeren ergriffen und diese panisch und… auffordernd geschüttelt.
 

„Schatz, beruhige dich!“ Janice war sofort an ihrer Seite.
 

Feliciano blieb still und fotografierte das Foto mit Emmas fertiger Hochzeitsfrisur. Mary hatte das glücklicherweise bei der „Probe“ geschossen. Dann verließ er den Raum und telefonierte.
 

„Hey. Hast du Zeit für einen wichtigen Job? Du müsstest schnell herkommen…“
 

Gesagt getan. Nach 30 Minuten und nachdem Feli das Bild an seinen alten Bekannten versendet hatte, kam der Halb-Portugiese mit einem Mann an der Hand in den Raum stolziert. Er war knapp 1,80 m, ziemlich schlank, und hatte… lilafarbene Haare. Zudem war er geschminkt und trug schwarzen Kajal unter den Augen.
 

„Leute, darf ich vorstellen, das ist…“

Kapitel 16

„Hey. Hast du Zeit für einen wichtigen Job? Du müsstest schnell herkommen…“

Gesagt getan. Nach 30 Minuten und nachdem Feli das Bild an seinen alten Bekannten versendet hatte, kam der Halb-Portugiese mit einem Mann an der Hand in den Raum stolziert. Er war knapp 1,80 m, ziemlich schlank, und hatte… lilafarbene Haare. Zudem war er geschminkt und trug schwarzen Kajal unter den Augen.
 

„Leute, darf ich vorstellen, das ist…“
 

Emma blickte mit schreckgeweiteten Augen auf die skurrilen Haare des… Friseurs? Sie war sehr tolerant, wirklich! Aber mit solchen Haaren würde sie sicher nicht heiraten! „Ich bin so gut wie verloren. Blast die Hochzeit ab!“, rief die 28-jährige verzweifelt.
 

Der fremde Mann fing derweil an zu lachen. Feliciano warf ihm einen warnenden Blick zu. Sein Kumpel war wohl lebensmüde...
 

Linda nahm an, dass Feli wusste, was er da tat. Mit einer fröhlich aufgesetzten Miene ging sie auf den unbekannten zu. „Hi, ich bin Linda, die Trauzeugin.“ „Hallo ‚Linda, die Trauzeugin‘“, wiederholte der junge Mann grinsend. „Mein Name ist Jeremias, aber bitte nennt mich alle nur ‚Jewel‘.“
 

„Okay… Jewel“, probierte sich Linda sofort an dem erst befremdlich wirkenden Namen aus. „Kriegst du unsere Emma heiratstauglich? Am besten wie auf dem Foto…“ Sie hielt ihm bittend das Bild vors Gesicht.
 

„Klar, das ist schließlich mein Job.“ Jewel wirkte äußerst selbstsicher und vertraute wohl seinen Fähigkeiten. Locker nahm er das Foto an sich. Er hatte es ja schon geschickt bekommen. Nachdem sich auch Janice und die missmutige Emma-Marie vorgestellt hatten, besah er sich die Braunhaarige. „Er steht kurz davor, Inhaber eines Friseursalons zu werden. Jewel hat echt was drauf.“ Feliciano schien die angehende Braut und ihre „Untertanen“ weiter beruhigen zu wollen. Denn ihre unsicheren Blicke, die sie stets Feli zugeworfen hatten, waren diesem natürlich nicht verborgen geblieben.
 

Glücklicherweise behielt der Halb-Portugiese recht und Emma sah nach ein paar Stunden, gefühlt zwei Tagen, noch zauberhafter aus als sonst. In ihre langen dunklen Haare wurden wunderschöne Locken gezaubert. Dazu hatte Jewel noch weiße Rosen-Spangen angebracht. Eine Tiara und der lange edle Schleier gaben Emma den letzten Schliff.
 

„Wow, du siehst echt… wundervoll aus, Em“, brachte Feli leise und ehrfurchtsvoll raus. „Hat jemand etwas Anderes erwartet?“ Jewel verschränkte seine dünnen Arme und blickte herausfordernd in die Runde. „Nein, nein.“ Linda versuchte den Stylisten zu beschwichtigen. Begeistert umrundete sie ihre Freundin. „Feli hat Recht. Du bist eine Wucht, Em! Einfach traumhaft!“
 

Emma-Marie schien ihr Glück kaum fassen zu können. Auf dem Foto, das ihre - geplante - Frisur zeigte, waren keine Rosen abgebildet gewesen. Doch mit diesen Accessoires war sie nur noch schöner. Janice kullerte bereits eine Träne die Wange hinunter. „Mein kleines Mädchen heiratet.“
 

Jewel und Feli besahen sich lächelnd. „So und jetzt zum Make-Up!“, rief ersterer und rückte sich seinen Koffer, mit den benötigten Utensilien zurecht.
 

--
 

„Du hast wirklich deinen Job als ‚Juniorchef‘ gekündigt? Erzähl‘ keinen Scheiß!“ Stephan schenkte Nicholas einen äußerst überraschten Blick. Die beiden waren damit beschäftigt, die letzten Tische für das Buffet aufzustellen. Jeremy war währenddessen dabei sich anzukleiden. In einem kleinen Nebenraum.
 

„Ja, ich habe gekündigt. Ganz ehrlich. Aber lass‘ uns heute bitte nicht darüber sprechen.“ „Aber… war es… wegen du-weißt-schon-wem?“ „Wenn du Feli-, äh Casey meinst, dann liegst du falsch. Ich wollte mir schon immer ein eigenes, eigenständiges Unternehmen aufbauen. Schließlich wird John mich niemals zum Boss erklären. Das habe ich in den Jahren als Juniorchef verstanden. Er wird immer die Zügel in den Händen halten wollen. Selbst wenn ich den Kleinen nicht kennen gelernt hätte. Und wenn ich was Günstiges zur Miete oder Pacht finden kann, wieso nicht. Nächste Woche habe ich einen Termin mit der Bank.“
 

„Wahrscheinlich liegst du damit richtig. Ich wünsche dir zumindest Alles Gute. Übrigens… schon süß wie du ihn ‚den Kleinen‘ nennst.“ Stephan grinste kurz. Sie waren gerade dabei einen weiteren Tisch zu schleppen. Aus diesem Grund stoppte Nick für einen Moment. Er hatte sich eine ganze Weile, mehr oder weniger erfolgreich, dazu gezwungen nicht an Feliciano zu denken. Die Hochzeitsvorbereitungen hatten ihn gut abgelenkt. Und die Tatsache, dass er dem 20-jährigen bis jetzt nicht mehr über dem Weg gelaufen war.
 

„Männer, ich brauche eure Hilfe!“ Ein aufgebrachter, fast fertig angezogener Jeremy kam zu ihnen gehechtet. „Ich schaffe es einfach nicht, mir die Krawatte korrekt zu binden.“
 

Nick und Stephan fingen gleichermaßen an zu lachen. „Ganz ruhig“, versicherte der 26-jährige mit einem aufmunternden Lächeln und schritt zu seinem Bald-Schwager. Er kümmerte sich darum und schon bald war zumindest Jeremy fertig.
 

„Danke. Wie weit seid ihr ansonsten?“ Der Bald-Bräutigam schaute sich prüfend - und ein wenig hektisch - um. Die Tische für das Buffet hatten sie erst jetzt aufstellen können, weil sie von den Vermietern der Location zuvor noch anderweitig gebraucht wurden. Es wirkte alles fabelhaft. Alles war liebevoll geschmückt in den Farben grün und rosa. Jems und Emmas Lieblingsfarben.
 

„Alles in Ordnung. Die gesamte Deko steht und während die Zeremonie stattfindet, baut der DJ sein Zeug auf. Mach‘ dir keinen Kopf, das wird alles wunderbar funktionieren.“ Nick klopfte dem immer nervöser werdenden Jeremy auf die Schulter. „Ihr habt Recht. Ich danke euch. Ich wünschte nur, meine Eltern würden noch leben und heute mit dabei sein, wenn ich die Liebe meines Lebens heirate…“ „Das kann ich nachvollziehen. Setz‘ dich doch irgendwo hin und mach‘ eine Pause.“ Stephan bemerkte, dass Jeremy immer blasser wurde. „Hol‘ ihm mal ein Glas Wasser, Nick.“ Gesagt getan. Die beiden Männer verfrachteten Emmas Schatz auf einen Sitz. „Und bestimmt sind sie gerade bei dir“, versuchte der ehemalige Juniorchef zu trösten.
 

„Braucht ihr noch Hilfe?“, erklang es plötzlich. Nick drehte seinen Kopf und blickte direkt in die eisblauen Augen von Asher. Dieser lächelte wie gewohnt sein so selbstbewusstes und starkes Lächeln. Seinem Anblick nach schien ihn nichts aus der Ruhe zu bringen.
 

*„Hat er sich doch wieder rausreden können oder tut er nun so, als sei nichts vorgefallen?“*, waren Nicks Gedanken. Er könnte seinem Bruder nicht so schnell verzeihen, das war außer Frage. Und wie dieser es schaffte, seiner Frau täglich in die Augen zu sehen, was für Nick ebenfalls ein großes Rätsel.
 

--
 

Bei der Braut sah es ein bisschen anders aus: Emma war mittlerweile fertig geschminkt. Dementsprechend wurde ihr in das wunderschöne weiße Hochzeitskleid geholfen. Es war das typische „Prinzessinnen-Modell“ mit viel Glitzersteinchen und Tüll. Es hatte keine Ärmel, nur ein kleines, weißes Jäckchen. Stolz betrachtete sie sich von allen Seiten im Spiegel. „Ich sehe toll aus oder?“ „Und wie!“ Linda war entzückt und sehr erleichtert. Sie hatte Jewel in der wenigen Zeit, in der sie den Stylist kannte, sicher viermal gedrückt. Feli selbstverständlich auch.
 

Doch die derzeit gute Stimmung schien in Gefahr als sich John plötzlich ins Zimmer drängte. Er hatte die Zeit damit verbracht, die Firma durch mehrere Telefonate sporadisch in Zaum zu halten und Taxi für all diejenigen zu spielen, die es nicht zum Junggesellenabschied schaffen konnten. George war ihm dabei eine große Hilfe. „Wie sieht es bei euch aus?“, fragte der Mann interessiert. „Schau‘ mal, Dad!“ Emma drehte sich zu ihrem Stiefvater. Diesem stand der Mund weit offen. „Wow, du bist wunderschön. Wie eine echte Prinzessin.“ Er trat auf sie zu und ergriff berührt ihre Hände. Allerdings entdeckte er bald darauf etwas… Lilafarbenes? „Wer… ist denn das?!“, fragte er beinahe empört und deutete auf Jewel, der direkt neben Feliciano stand. Nicht, dass ihm diese männliche, portugiesische Schlampe nicht schon gereicht hätte…
 

„John!“ Janice mischte sofort mahnend mit. „Das ist der großartige Stylist, der Emmas Haare so bezaubernd hergerichtet hat! Mary ist nämlich krank und konnte nicht kommen. Wir waren bereits total verzweifelt.“ „Aber durch seine Idee fand Jewel zu uns“, warf Linda noch ein und wuschelte Feliciano glücklich durch die Haare. Mit einem leicht… schmerzverzerrten Gesicht blickte der Stiefvater zu dem Lilahaarigen, der höflich winkte. *„Diese widerwärtigen Schwulen besitzen wohl doch die Macht, sich zu vermehren…“*, dachte der Autohäuser-Besitzer pikiert. In seinen Augen gehörte Jewel durch sein extravagantes Äußeres natürlich dazu. Grausam wie ein Mann sich so verunstalten konnte…
 

„Ist er der neue Macker von dem da? Wenn ja, dann haben sich wirklich zwei gefunden…“ John deutete unwirsch und abwertend wie eh und je auf Feli, dem beinahe der Kragen platzte. Er musste sich immens beherrschen. „Nein, ist er nicht. Nicht, dass Sie das etwas angehen würde, Mr. Harford“, sagte Feli kühl. Jewel legte, wohl provozierend, einen Arm um ihn und schenkte John ebenfalls feindselige Blicke. Der 23-jährige hatte schnell gemerkt, dass der Kerl alles andere als tolerant war.
 

„Es geht mich sehr wohl an. Schließlich haben Sie meinen Stiefsohn ziemlich verwirrt, Mr. Summers- oder, wie Sie auch immer heißen.“ Fast hätte John „der Schwuchtel“ wie er ihn meist in Gedanken betitelte, noch gesteckt, dass Nick gekündigt hatte. „Dad, das ist mein Hochzeitstag! Du hörst gefälligst sofort damit auf! Ich bin wirklich enttäuscht von dir!“ Emma verschränkte die Arme vor der Brust und sah John bitterböse an. „Geh‘ jetzt und helfe den anderen!“ Sie zog ihn blitzschnell aus dem Zimmer und verschloss demonstrativ die Tür.
 

„Es tut mir unendlich leid, Jewel. Und natürlich auch für dich, Feli.“ Sie umarmte beide. Dann atmete sie einmal ein- und aus. „Puuh, ich bin so aufgeregt!“ Sie klatschte in die Hände. „Ich brauche Sekt! Gebt mir Sekt!“
 

Kurze Zeit später klopfte es. Vorsichtig öffnete Em die Tür. Vor dieser stand Paula. Georges Ehefrau hielt ein Tablett in den Händen. „Ich habe gehört, du benötigst Sekt?“, fragte sie grinsend. Sie trug ein niedliches blaues Kleid, was ihren süßen Babybauch nur mehr betonte. „Für mich habe ich Orangensaft, also keine Sorge!“ Sie lachte und schlüpfte ins Zimmer.
 

--
 

Nachdem John so ungalant aus dem Raum geworfen wurde, machte er sich daran, sich um alle Gäste zu kümmern, die er hier her chauffiert und eben eine kurze Pause gemacht, bzw. sich für die Hochzeit angezogen hatten. Danach fuhr er alle nach und nach zur Kirche. George half ihm wieder. Er ließ es sich jedoch nicht nehmen, Nick etwas zuzuflüstern, als er seinem Stiefsohn über den Weg lief. Inzwischen war dieser nämlich auch in der Kirche angelangt und geleitete die Gäste zu ihren Plätzen. „Nicholas. Nur das du es weißt: Dein kleiner, schäbiger Freund hat schon einen neuen Mann an seiner Seite.“ Auf diesen Satz hatte der ehemalige Juniorchef nichts geantwortet, doch er verwunderte Nick dafür umso mehr. Das konnte nicht sein… Feli würde es sicher nicht wagen mit einem neuen Stecher hier aufzukreuzen. Oder doch?
 

*„Versuch‘ nicht an ihn zu denken. Es kann dir egal sein. Er hat sicher schon mit 100 Kerlen Sex gehabt - für Geld!“* Das schlimmste war, dass er nicht zum ersten Mal Asher und Feli im Kopf hatte. Wie sein Bruder dem jüngeren Geld zusteckte, nachdem er mit ihm… Nick fuhr sich übers Gesicht und war dabei, nur noch mehr abzudriften. Zum Glück wurde er von einigen begrüßt, die durch John und George hier her gefunden hatten. Also riss er sich zusammen und geleitete auch diese freundlich an ihren Platz. Über die anerkennenden Worte wie schön geschmückt die Kirche doch war, nickte er bloß den Kopf. An den Bänken waren nämlich überall Blumen und Schleifen zur Dekoration angebracht.
 

--
 

„Ich finde es super, dass Em dich kurzerhand eingeladen hat.“ Feli lächelte erleichtert. Unterstützung konnte er immer gebrauchen. Und so hatte er einen zusätzlichen Schutz vor Asher. „Ja, echt nett. Und so eine Einladung schlage ich sicher nicht aus. Vor allem nicht, wenn ich meinem nervigen, anhänglichen Freund für eine Weile entkommen kann.“ Jewel grinste schief. „Und du kannst mir den geilen Mick zeigen, der dir so den Kopf verdreht hat.“ „Nick. Er heißt ‚Nick‘.“ „Oh ja, wie auch immer.“ Der Stylist hatte es nicht so mit Namen. „Nur, dass ich jetzt so lässig gekleidet bin…“ „Ja, aber du siehst trotzdem klasse aus.“ „Ich weiß.“
 

--
 

Endlich ging es los. Wohlklingende Orgelmusik ertönte und Emma schritt mit John an ihrer Seite langsam zum Altar. Alle sahen wie gebannt zu ihr. Jeremy am meisten. Der gute musste ganz schön schlucken. Der Anblick seiner zauberhaften Bald-Ehefrau ließ ihn keineswegs kalt. Auch Nick hielt ein Taschentuch in seinen Händen und musste sich ein paar verräterische kleine Tränen wegwischen. Darüber musste Feliciano lächeln. Nick war einfach unglaublich toll.
 

Die Hochzeitszeremonie war wunderschön und sehr berührend. Es wurden Ringe ausgetauscht und als sich die beiden endlich das Ja-Wort gaben und kurz aber innig küssten, applaudierten die Gäste nur so vor Begeisterung. Feli hatte immer wieder verstohlen zu seiner großen Liebe Nick gesehen. Einige Male hatten sich ihre Blicke getroffen. Feli wäre am liebsten vor den Augen aller zu Nick gestürmt und hätte ihn leidenschaftlich geküsst. Doch das Augenpaar von Nick war nicht das einzige, was sich zu dem Halb-Portugiesen verirrt hatte…
 

Da war auch noch Asher. Diesmal mit seiner Frau. Fiona war ziemlich schlank und relativ klein. Sie hatte rötliche Haare, ein hübsches Gesicht und schien sehr in den Anwalt verliebt. Immer wieder streichelte sie seine Hände, die mit ihren verschränkt waren.
 

*„Die Arme hat dieses Arschloch gar nicht verdient!“* Mit einem Kopfschütteln besah sich Feli das ungleiche Paar. Ihm tat es furchtbar leid, dass er diese Affäre mit Asher gehabt hatte.
 

Kurze Zeit später, nachdem Jeremy und Emma offiziell verheiratet waren und sie all die zahlreichen Glückwünsche tapfer entgegengenommen hatten, saßen alle im Raum. Die Gäste warteten darauf, dass eine kleine Rede gehalten wurde. Jeremy übernahm dies nach einem Räuspern zunächst: „Meine lieben Freunde, Verwandte und Bekannte. Wir danken euch sehr, dass ihr teilweise so einen langen Weg auf euch genommen habt, nur um bei unserer Hochzeit anwesend zu sein. Wir danken euch auch für die vielen Geschenke und wünschen euch eine wunderschöne Zeit mit uns.“ Er erhob sein Glas und sah fragend zu seiner Frau. Sie schien verstanden zu haben und richtete sich ebenfalls auf. „Ja, vielen vielen Dank. Und besonders an Jewel, meinen rettenden Super-Stylisten. Meine Friseurin hat sich nämlich heute krank gemeldet und beinahe hätte mein Schatz mich mit furchtbaren Haaren heiraten müssen.“ Emma lachte herzlich und zwinkerte zu Jewel und Feli. Diese grinsten fröhlich. „Für mich bist du immer schön“, hörte man Jeremy sagen. Liebevoll zog er seine Frau an sich, um sie zu küssen. Nach einer Weile löste sich Emma allerdings. „Oh, noch was. Das Buffet ist natürlich eröffnet. Guten Appetit!“ Die 28-jährige grinste.
 

Asher musste husten. Nicht wegen dem Kuss, sondern wegen der Tatsache, dass jeder hier Feli und seinen merkwürdigen Freund so willkommen hieß. John gehörte nicht dazu, aber trotzdem… Er erinnerte sich an ihr Gespräch an Jeremys Junggesellenabschied.
 

-- Rückblende --
 

„Was?! Denkst du etwa echt, dass ich schwul bin?! Nur weil dir das Nicholas gesagt hat?“
 

„Er hat mehrere Anspielungen gemacht und langsam frage ich mich, ob da nicht was Wahres dran ist, Asher! Das ist doch wohl selbstverständlich das ich mich dafür interessiere, ob jetzt doch einer meiner Söhne eine perverse Schwuchtel ist!“
 

Ashers Miene blieb unbewegt. „Wenn ich dich daran erinnern darf, habe ich eine Ehefrau, die ich liebe. Aber wenn du Nicholas Glauben schenken möchtest, dann bitte! Tu‘ dir keinen Zwang an.“
 

John blickte seinen älteren Stiefsohn lange an. „Nein, du hast ja Recht. Ich… kann es mir ja auch nicht vorstellen… Entschuldige, dass ich sowas Abscheuliches kurz über dich gedacht habe.“ Er legte dem Blonden versöhnlich eine Hand auf die Schulter.
 

-- Ende der Rückblende --
 

Als das Buffet endlich freigegeben wurde, stürmten die meisten sofort los. Feli und Jewel gehörten zu denjenigen, die ruhig sitzen blieben. Nick, der langsam aufstand, hatte sofort eine kleine, weibliche Fangemeinde. Feli seufzte. Der Neid stieg wieder in ihm hoch. Wieso musste alles so passiert sein? Wäre es so, wie beim ersten Treffen abgemacht, würde er nun an Nicks Seite sein und ihm alle Frauen vom Hals halten können. Aber in ihrer Situation? Pustekuchen! „Theoretisch hast du mir noch nicht gesagt, wer dein toller Nick ist, aber… ich schwöre, es ist der gutaussehende Braunhaarige, den du die ganze Zeit so ansiehst, als sei er der einzige Mann auf der Welt.“ Jewel holte Feli aus seinen trübsinnigen Gedanken. „Ja, er ist einfach der Wahnsinn oder?“, schwärmte Feli wie ein kleiner Junge. „Das ist er. Ich kenne da so Leute, die könnten sich bei ihm nicht beherrschen.“ Der Stylist grinste dreckig. Feli sah warnend zu ihm. „Ich meine nicht mich damit, kapiert? Ich habe meinen Freund! Komm‘ jetzt!“ Der 23-jährige zog den Halb-Portugiesen motiviert hoch.
 

Sie stellten sich nun ebenfalls an die Schlange. Vor ihnen waren zwei junge, attraktive Frauen, die unentwegt über Nick sprachen. Und das lustige war, er konnte alles hören, was vielleicht sogar Absicht war. „Er hat keine Freundin. Das hat mir seine Mutter selbst gesagt. Er ist wirklich sexy.“ Nick drehte sich daraufhin um. *„Die Blonde muss diese Cary sein, die mir meine Mutter ständig aufschwatzen wollte. Die ist echt heiß. Aber… auch ein bisschen nervig. Die verhalten sich als sei sich irgendein berühmter Filmstar.“* Die Frauen kicherten kurz und die eine zwinkerte verheißungsvoll. Nick schüttelte bloß den Kopf und drehte sich wieder weg. Gerade wollte er nur eines: Essen! Feli kochte vor Neid, denn er verstand Nicks Aufmerksamkeit bei den Frauen falsch. Jewel sah es ihm an. „Ich habe eine Idee!“, flüsterte er seinem Kumpel zu. Der Lilahaarige nahm sich einen kleinen Teller und füllte diesen mit einer Vorspeise, die er nicht vorhatte zu essen. „Ist das Kleid von Gucci?“, fragte er gespielt interessiert und trat an Cary heran. Seine Stimme hatte er extra der Frage „angepasst“. Cary blickte kurz verwirrt, wollte dann aber zu einer Antwort ansetzen. „Das ist wirklich umwerf-“ Jewel tat so, als wollte er noch näher treten, um das türkisfarbene Prachtexemplar besser bewundern zu können. Doch leider „stolperte“ er und sein Teller, bzw. die leckeren Vorspeisen darauf, beschmierten das kostbare Stück. „Aaaah! Du Idiot!“, schrie sie aufgebracht. „Oh, das tut mir so schrecklich leid!“ Jewel machte ein ganz bedrücktes Gesicht. Carys Freundin wollte wohl erste Hilfe leisten: „Komm Süße, wir waschen es schnell raus!“ Sie verließen eilig die Schlange und warfen Jewel noch einige Todesblicke zu. Dieser wollte sich „entschuldigen“ und folgte den beiden. Nicht ohne den Halb-Portugiesen vorher in Richtung Nick zu schubsen...

Kapitel 17

„Ist das Kleid von Gucci?“, fragte Jewel gespielt interessiert und trat an Cary heran. Seine Stimme hatte er extra der Frage „angepasst“. Cary blickte kurz verwirrt, wollte dann aber zu einer Antwort ansetzen. „Das ist wirklich umwerf-“ Jewel tat so, als wollte er noch näher treten, um das türkisfarbene Prachtexemplar besser bewundern zu können. Doch leider „stolperte“ er und sein Teller, bzw. die leckeren Vorspeisen darauf, beschmierten das kostbare Stück. „Aaaah! Du Idiot!“, schrie sie aufgebracht. „Oh, das tut mir so schrecklich leid!“ Jewel machte ein ganz bedrücktes Gesicht. Carys Freundin wollte wohl erste Hilfe leisten: „Komm Süße, wir waschen es schnell raus!“ Sie verließen eilig die Schlange. Nicht ohne Jewel noch einige Todesblicke zuzuwerfen. Dieser wollte sich „entschuldigen“ und folgte so den beiden Damen. Nicht ohne den Halb-Portugiesen in Richtung Nick zu schubsen.
 

Dummerweise hatte Jewel einen ganz schönen Schwung drauf, und so stolperte Feli beinahe unglücklich über seine eigenen Füße…
 

… Wäre da nicht Nick gewesen, der ihn heldenhaft vor dem harten Boden rettete. Mit seinen starken Armen fing er den ehemaligen Callboy auf.
 

Feli starrte Jewel nur mit offenem Mund nach. Noch ganz perplex. Was war das bitte gerade?! Hatte sein alter Freund das extra gemacht? Okay, was für eine blöde Frage. Natürlich hatte er das extra gemacht. *„Rache!!!“*, schwor sich Feli.
 

*„Moment, Nick hat mich ja aufgefangen! Wie peinlich… Als ob ich ein hilfloses Mädchen wäre, das man retten muss…“*
 

„Ich nehme an, du hast das nicht mit Absicht gemacht?“ Feli wurde aus seinen teenagermäßigen Gedanken gerissen. „Wie bitte?“ Er blickte auf und sah direkt in die schönen tiefgrünen Augen von Nick. „Beinahe eine Bruchlandung hingelegt? Eine ziemlich unelegante.“ Nick versuchte jegliche Emotionen aus seiner Stimme zu verbannen. Leider erfolglos… Seine Mundwinkel zuckten. Schließlich erschien ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht. Feliciano versuchte Nicks Worte zu registrieren. Nicks umwerfendes Lächeln trug nicht gerade dazu bei… Feli fühlte noch immer seine starken Arme um seinen Körper. *„Wie sehr habe ich das vermisst… Und es ist gerade mal ein paar Tage her…“* „Ähm… tut mir sehr leid. Danke“, brachte Feli irgendwann raus.
 

„Für was?“ „Na, du hast mich doch… aufgefangen oder nicht?“ „Achso, ja…“ Auch Nick fiel es schwer, sich zu konzentrieren. Ihm erging es nicht anders als dem Halb-Portugiesen. Vor allem wenn Feli ihn so ansah. Er vermisste es, den jüngeren zu berühren. Allerdings schlichen sich wieder unliebsame Bilder in sein Hirn. Asher und Feli. Feli und Asher. Asher wie er Feli viele Geldscheine reicht, bevor sie…
 

„Geht ihr endlich mal weiter?!“, riefen einige Hochzeitsgäste erbost. Klar, sie hatten die gesamte Schlange blockiert. Und man sollte es sich nicht mit hungrigen Personen verscherzen… Erst recht nicht mit hungrigen Leuten aus der Automobilbranche.
 

„Nick, können wir mal reden?“ Feli ignorierte todesmutig die wilde Meute und sah nur voller Hoffnung auf den 26-jährigen. Es war unfair Nick gegenüber, doch er konnte ihn einfach nicht in Ruhe lassen. Er konnte nicht mit Nick abschließen, auch wenn dieser es wollte…
 

„Wir… wir sind hier auf Emmas Hochzeit.“ Nick fielen diese Worte sichtlich schwer. „Wir hatten doch eine Abmachung. Das eben war etwas Anderes“, fügte der Bald-Nicht-Mehr-Juniorchef hinzu. „Du… hast ja recht... Entschuldige bitte.“ Feliciano musste stark an sich halten, keine allzu traurige Miene aufzusetzen. Er hatte Nicks Wunsch bei ihrem Gespräch neulich respektiert. Nun hing er ihm wieder am Hintern. *„Wieso bin ich bloß zur Hochzeit gekommen? Naja, immerhin habe ich… oder eher Jewel Emmas Haare und somit ihre Feier gerettet.“* Feli strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und entfernte sich von Nick - somit auch von der Schlange. Wie bestellt und nicht abgeholt stand er da, bis Jewel neben ihm erschien. Noch in einem ganzen Stück.
 

„Hey, ich habe dich extra zu ihm geschubst!“, empörte sich der 23-jährige und verschränkte die Arme. „Und ich habe ein sauteures Versace-Kleid versaut, wie ich gerade herausfinden durfte. Alles nur für dich.“ Der Lilahaarige tippte Feli auf die Nase. Nach einem Seufzen überwand sich der 20-jährige zu einem kleinen Schmunzeln. Auffordernd blickte Feli den Stylisten an. „Ich weiß, was du denkst. Und nein, wir hauen nicht von hier ab! Ich habe schließlich noch nichts zu futtern gehabt! Und wegen dir müssen wir uns nochmal anstellen.“ Jewel schnappte sich ungefragt die Hand seines Kumpels um das Spiel von vorne zu beginnen. Das Nick die beiden - und einen von ihnen sehnsüchtig - beobachtete bekamen sie nicht mit…
 

-- Während des Essens --
 

„Zumindest hat er dich aufgefangen!“, schmatzte Jewel Feli leise ins Ohr. „Wow, diese Pasta ist so gut!“, rief der junge Stylist lautstark aus. Sofort streiften ihn die bösen Blicke von John, der nicht weit entfernt von ihnen platziert war. Dieser beobachtete die Freunde, seitdem sie sich gesetzt hatten, mit einer düsteren Miene. Janice hatte ihn schon ein paarmal, betont unauffällig, mit dem Ellbogen angestoßen.
 

„Du blamierst uns ja!“, herrschte derweil auch Feli seinen langjährigen Kumpel an. Die Tischmanieren von Jewel waren nicht gerade vorbildlich. „Na und? Mit mir ist das Standard. Das solltest du doch wissen.“ Der Lilahaarige grinste frech und aß genüsslich weiter. Johns Todesblicke störten ihn keineswegs. Dem Halb-Portugiesen bereiteten sie da eher Unbehagen. Früher wäre ihm das egal gewesen, aber jetzt… Nick hatte - natürlich - direkt gegenüber von Feliciano einen Sitzplatz erhalten. Zu Beginn hatte der 20-jährige daher mit Jewel tauschen wollen.
 

Es wurde nichts draus…
 

Feli musste sich selbst verbieten, ständig Nick anzusehen. Und dieser tat genau dasselbe. Feli drehte seinen Kopf die ganze Zeit zu Jewel und bekam dadurch schon beinahe schmerzhafte Verspannungen. „Ich hasse dich dafür, dass du mit mir den Platz nicht tauschen wolltest!“, flüsterte er dem 23-jährigen ins Ohr. „Quatsch, du hasst mich nicht.“ „Doch.“ Feli seufzte ergeben auf. Jewel grinste siegessicher. „Wie hast du dich eigentlich aus der Sache mit dem Kleid rausgewunden? Schließlich lebst du noch und die Frauen waren ganz schön sauer…“ „Oh, ich habe ihnen einfach Gutscheine versprochen. Ich meine, die Frisur von der einen hat eh mal eine Pflegekur nötig. Und sie waren neidisch auf Emmas perfekte Haare. Und wenn es eines gibt, dass Frauen lieben, dann sind das Gutscheine.“ Obwohl Feli eigentlich nicht bester Laune war, fing er an zu lachen. „Wow, du kennst dich ja echt mit Frauen aus“, meinte der Halb-Portugiese verschmitzt grinsend. „Was denkst du denn? Das ist schließlich mein Job!“ Der Lilahaarige zwinkerte.
 

Nicks grüne Augen lagen für eine Millisekunde auf Feli. Das Lachen hatte ihn angezogen. Ganz automatisch. Scharfsinnig bemerkte Jewel das. „Hm, vielleicht sollten wir deinen Mick eifersüchtig machen?“, wisperte er. „Oh nein, nicht wieder die Tour! Und er heißt ‚Nick‘! Immer noch!“ Das sein Kumpel Danilo damals im Club dieselbe Idee gehabt hatte, reichte ihm völlig. Nick schien allerdings zu bemerken, dass über ihn gesprochen wurde. „Vielleicht solltest du seinen Namen nicht so rumposaunen…“, schaltete sich wieder der unschuldige Jewel ein.
 

Diesmal war es an Feli, Todesblicke zu versenden.
 

Als das Essen vorbei war und einige anfingen, sich von ihren Plätzen zu erheben um sich mit anderen, weiter entfernt sitzenden Gästen zu unterhalten, klingelte ein Handy. Es war das von Feli. Aufgrund der Lautstärke jedoch unmöglich, auf den Anruf reagieren zu können. Erst Jewel, der einigen Frauen Tipps über ihre Frisur und die richtige Pflege der Haare gab, machte den jüngeren auf seine vibrierende Hosentasche aufmerksam.
 

Nick hatte sich zu George und seiner Ehefrau Paula gesetzt. Obwohl George immer irgendwelche seltsamen Augenverdrehungen machte um ihn anscheinend loszuwerden, ließ sich der 26-jährige nicht abschütteln. „Wissen eure Mitarbeiter jetzt eigentlich bescheid? Wegen deiner Kündigung?“, fragte Paula interessiert. Auch Georges Aufmerksamkeit schien geweckt. „Bis jetzt noch nicht. Also… außer natürlich Emma und Jeremy. Ich will es meinen Leuten vielleicht in ein-zwei Tagen bei einer Mitarbeiter-Besprechung beibringen.“ Das Ehepaar nickte verstehend. „Und wann ist es bei euch endlich soweit? Habt ihr schon einen Geburtstermin?“, wollte Nicholas gerade Paula fragen, um die Gesprächsthemen geschickt zu wechseln. Jedoch bemerkte er plötzlich, wie Feli ruckartig von seinem Platz, der noch immer neben Emmas Stylisten war, aufstand. Schnell lief er, sich das Handy am Ohr haltend, nach draußen.
 

Den Älteren beschlich ein seltsames Gefühl. *„Da stimmt doch etwas nicht!“* „Entschuldigt mich bitte.“ Verwirrt drehte Paula ihren Kopf zu George. „Ich wollte ihm gerade antworten, wann unser kleiner Schatz zur Welt kommt! Und er steht einfach auf!“ „Meine Liebe, ich glaube, Nick antwortet gerade seinem Herzen…“, kam es tiefsinnig von George, während er liebevoll den Babybauch seiner Frau streichelte.
 

-- Draußen auf einer Terrasse --
 

„Was?! Er liegt im Krankenhaus?!“ Total nervös und sich die Haare raufend rannte Feliciano hin- und her. Keine einzige Stelle war vor ihm sicher. „Ich fahre sofort hin! Nein… Keine Ahnung… Ich nehme ein Taxi!“
 

Ohne es eigentlich zu wollen war Nick dem Kleineren gefolgt. Er hatte sich ständig eingeredet, dass es nicht mehr sein Bier war, ob was bei dem Halb-Portugiesen passiert sei. Es könnte schließlich auch ein ganz normaler Anruf sein. Doch sein blödes, noch verliebtes Herz hatte ihn praktisch nach draußen gejagt!
 

Entsetzt und total aufgelöst stand Feliciano da. Die Alarmglocken, die bereits vorher bei Nick geschrillt hatten, waren nun überdeutlich und wären vermutlich auch in Afrika zu hören gewesen. Hoffentlich gab es da gute Ohrstöpsel…
 

„Feli, was ist los?“ Sofort war er an der Seite seines Ex-Freundes. Besorgt legte er ihm eine Hand auf die Schulter. Feli wusste nicht wohin mit sich und seinen Gefühlen. Die Tränen liefen langsam über sein schönes Gesicht. „Miguel… er…“, stotterte der jüngere. Mit Schrecken bemerkte Nick wie der 20-jährige immer blasser wurde. „Was ist passiert?!“, konnte man nun auch Jewels Stimme vernehmen. Der Lilahaarige hatte seine fleißigen Zuhörerinnen abgeschüttelt und war ebenfalls auf den Balkon gekommen. Auch in seinem Gesicht war nun die Besorgnis zu erkennen.
 

„Miguel… er… war im Gefängnis in einer Schlägerei… verwickelt. Er ist verletzt... und... liegt im Krankenhaus. I-ich… ich muss sofort hin!“ Schnell rannte er an Nick vorbei zum Eingang.
 

„Was?! Oh mein Gott! Ich komme mit, Feli! Warte!“ Jewel stand mittlerweile neben seinem Kumpel um ihm Halt zu gewähren - und ihn in seinem überstürzten Handeln zu stoppen. „Moment, ich rufe uns ein Taxi!“ Der Stylist fischte sein Smartphone aus der Tasche und suchte im Internet nach Nummern von Taxi-Unternehmen. „Vergiss‘ das Taxi, ich fahre ihn!“ Nick wollte keine Wiederrede hören. Mit verschränkten Armen hatte er sich neben Jewel aufgebaut.
 

-- Im Krankenhaus --
 

Von der Fahrt hatte Feli kaum etwas mitbekommen. Die schlimmsten Szenarien hatten sich in seinem Kopf abgespielt. Blitzschnell war er am Zimmer von seinem älteren Bruder angelangt, nachdem er am Empfang eine junge Frau nach der Nummer gefragt hatte. Nicholas war, unsicher darüber was er machen sollte, einfach stehen geblieben. Feli dagegen hatte ohne ein Zögern, geschweige denn Klopfen, die Tür geöffnet. Vorher hatte er allerdings einem Polizisten, der vor dem Raum postiert war und alles und jeden der rein wollte zu kontrollieren schien, seinen Ausweis zeigen müssen.
 

Das Zimmer war in einem neutralen Ton gehalten. Nur ein Bild hang einsam an der Wand. Auf einem weißen, nicht mehr ganz stabil aussehenden Regal war ein kleiner uralter Röhrenfernseher untergebracht. Wohl um etwas Ablenkung in dieser tristen Atmosphäre zu spenden. „Feli?“ Miguel saß aufrecht im Bett und griff nach einer Wasserflasche. Sein Gesicht erhellte sich schlagartig, als er den Besucher entdeckte.
 

Feli erging es da eher anders. Miguel schien furchtbar zugerichtet. Sein mittlerweile bärtiges Gesicht schien einigen Schlägen ausgesetzt worden zu sein. Er hatte überall braune, dünne Pflaster kleben und sein linker Arm war einbandagiert.
 

„Ich freue mich wirklich dich zu sehen, das musst du mir glauben. Aber ich habe Mom extra gesagt, dass sie dich nicht anrufen soll. Um genau das zu vermeiden.“ Er deutete auf Felis erschüttertes Gesicht. „Du bist so ein Vollidiot! Tante Rose hat mir Bescheid gegeben. Zum Glück!“, rief Feli auf Portugiesisch und flog praktisch auf das Krankenbett zu.
 

„Ist er das?“, fragte Miguel neugierig und linste an seinem jüngeren Bruder vorbei. Er sah zu dem großen Mann, der vor seinem Raum planlos herum stand und die Hände vor der Brust verschränkt hatte. Nicholas schenkte Miguel ein kurzes, zögerliches Nicken.
 

Miguel wollte es gerade erwidern, da schloss eine stämmige Krankenschwester mit Zopf, die wohl gerade bei Miguels Zimmergenossen gewesen war, die Tür. Somit blieb Nick vor weiteren Blicken geschützt. Erst jetzt fiel Feli auf, dass neben seinem Bruder ein weiterer, sehr mitgenommen aussehender Mann in einem Bett lag. Dieser hob grüßend den gesunden Arm. Wahrscheinlich war er ein-zwei Jahre älter als Miguel. Feli antwortete mit einem leicht verwirrten „Hallo“. Schnell widmete Feli seine Aufmerksamkeit wieder seinem älteren Bruder.
 

„Er… hat mich freundlicherweise hergefahren. Obwohl wir nicht mehr… zusammen sind. Egal! Wie geht es dir?! Was ist passiert?!“ Feli drückte Miguel an sich. „Hey, nicht so fest!“, lachte der Ältere und schob Feli, sofern ihm es mit seinem gesunden Arm möglich war, ein wenig von sich. „Oh, entschuldige.“
 

„Es ist alles gut. Ich war in einer kleinen Schlägerei verwickelt. Genau wie Tom.“ Miguel wies auf seinen Bettnachbar. „Nichts Ernstes eben. Es sieht um einiges schlimmer aus als es ist“, erklärte der 24-jährige scheinbar gelassen weiter. „‘Nichts Ernstes‘? Du spinnst doch! Sieh‘ dich an! Und… Tom!“, rief Feli aufgebracht und zeigte mit dem Finger abwechselnd auf die beiden verletzten. „Ich denke positiv. Ist schließlich nur mein linker Arm.“ Miguel zwinkerte. „Setz‘ dich zu mir.“ Er deutete auf einen kargen braunen Stuhl, der neben seinem Bett stand. „Du sollst keine Witze machen. Du weißt, dass ich das hasse!“ Feli griff trotzdem sauer nach der einzigen Sitzmöglichkeit. „Und du weißt schon, dass du Linkshänder bist?“
 

Nachdem Miguel und auch Tom ihm ein wenig von der „typischen Knast-Schlägerei“ erzählt hatten, lag dem 24-jährigen noch eine Sache auf dem Herzen. „Feli, hol‘ deinen Freund mal ins Zimmer, bitte.“ „Er ist nicht mein Freund. Und nein, das werde ich sicher nicht tun! Wer weiß, was du ihm erzählst.“ „Doch, du wirst ihn jetzt hier her holen. Und solange gehst du kurz raus.“ „Nein!“ „Doch, ich bin dein älterer Bruder!“
 

Nach drei Minuten Hin- und Her Diskutieren stand Feli entnervt auf. „Gut, aber wehe du machst ihm eine Ansage oder so! Ich habe es verbockt und nicht er!“ „Jaja und jetzt raus!“ Miguel zwinkerte.
 

-- Vor dem Zimmer --
 

Nick hatte sich draußen auf einen Stuhl gesetzt und fummelte gedankenverloren an seinem Handy. Plötzlich bemerkte er, wie Feli sich neben ihm nieder ließ. Der Halb-Portugiese räusperte sich. „Nick… Also äh… mein Bruder… er würde dich gerne… mal sprechen. Du musst natürlich nicht! Ich habe ihm gesagt, dass wir nicht mehr zusammen sind und so!“ Nick sah von seinem Smartphone auf und blickte zu seinem Ex. Seine braunen Augen schienen hilflos. „Ist doch in Ordnung. Ich kann also einfach reingehen?“ Nick musste sich davon abhalten, seinen Ex beruhigend an der Schulter zu berühren. Feli nickte und kam sich bei der ganzen Sache ziemlich bescheuert vor.
 

Der 26-jährige stand schnell auf und war sogleich im Raum verschwunden.
 

„Hey, ich bin Felis älterer Bruder Miguel“, stellte sich dieser zunächst freundlich vor, als er bemerkte, dass Nick tatsächlich zu ihm kam. „Freut mich. Ich bin Nick.“ „Ich weiß.“ Miguel grinste. „Hör zu‘ Nick, zuerst muss ich dir sagen, dass du einen ziemlichen Scheiß-Bruder hast.“ „Das wiederum weiß ich“, antwortete der ältere und seufzte. Er musste sich sehr anstrengen, Miguel zu verstehen. Durch seinen starken Akzent war das gar nicht so einfach…
 

„Danke, dass du meinen kleinen Bruder hergefahren hast. Auch, wenn ich eigentlich nicht wollte, dass er mich so sieht.“ Nicholas nickte bloß.
 

„Ich habe gehört, dass ihr nicht mehr zusammen seid… Trotzdem, bitte pass‘ ein bisschen auf Feliciano auf. Zumindest, bis ich draußen bin.“ Wieder nickte der 26-jährige mit dem Kopf.
 

„Mache ich. Ich verspreche es. Er ist mir sehr wichtig.“
 

„Das sehe ich dir an.“ Miguel lächelte. „Ich bin froh, dass ihr euch kennen gelernt habt. Auch, wenn es etwas ungünstig ist, wegen dem verdammten Wichser Asher…“
 

*„Ich weiß, was er mir sagen will…“* Nicholas überlegte eine Weile, bis er seine Gedanken schließlich aussprach: „Mein Bruder hat das arrangiert oder?“ Er deutete auf den verletzten Arm von Miguel. „Ich habe keine Beweise. Ich will auch keinen weiteren Stress und so… Bald bin ich frei. Ach ja… wenn du meinen Bruder genauso traurig machst, wie dein Bruder es getan hat, dann…“ „Hey Miguel, wenn er nicht gut auf deinen kleinen Bruder aufpasst, ich würd’s tun!“, mischte sich Tom ungefragt ein. Auf seinem Gesicht erschien ein breites Grinsen.
 

Allerdings verflog es ganz schnell, nachdem ihn zwei wütende Augenpaare anstarrten.
 

„War bloß ´nen Witz! Man, mir wird aber auch nichts gegönnt! Hier sind bloß so abscheuliche Weiber. Nicht mal eine einzige heiße Krankenschwester… Oder ein heißer Pfleger…“
 

„Dafür dass er so verletzt ist, hat er ein ziemlich großes, gesundes Maul!“, knurrte Nick wütend. „Soll ich das ändern?“ Miguel musste grinsen. „Du bist mir sympathisch, Nick!“
 

--
 

Nick und Feli saßen wieder gemeinsam im Auto. Auf dem Weg zur Hochzeit. Oder eher… zurück zur Hochzeit. „Dankeschön, für alles Nick.“ Angesprochener schaute kurz zu dem 20-jährigen. „Kein Problem. Habe ich doch gerne gemacht.“
 

„Nein wirklich. Danke. Ich… lass‘ dich jetzt auch in Ruhe.“ Feli lächelte, auch wenn es eher sehr gequält wirkte. „Gut…“, gab Nick bloß zur Antwort. *„Will ich das überhaupt?“*
 

„Und du willst wirklich zurück? Ich kann dich sonst auch zu Hause absetzen… Ich meine, die peinlichen Hochzeitsspiele haben wir mit etwas Glück schon verpasst“, bot Nick an, um irgendwie abzulenken. Es war eine merkwürdig, angespannte Stimmung im Wagen.
 

„Nein, ich habe mich ja gar nicht von Emma und Jeremy verabschiedet. Und Jewel ist auch noch da. Ich denke nicht, dass dein Stiefvater ihn auf der Feier behalten will.“
 

„Ist das… dieser Jewel… dein neuer Freund?“
 

„Nein. Er ist ein langjähriger Freund von mir.“ Feli lächelte wieder. Diesmal wirkte es allerdings nicht so verzerrt. *„Ist er eifersüchtig auf Jewel?“*, fragte er sich. Insgeheim keimte schon wieder die Hoffnung in ihm auf. *„Ach Mann, ich bin so dumm.“*
 

„Sicher haben sich schon alle gefragt, wo du bleibst, Nick… Mist, ich hoffe Emma ist nicht sauer. Aber Jewel hat sicher alles geregelt für uns…“ „Es gibt kein unsmehr…“, flüsterte eine hässliche Stimme in Felis Kopf.
 

„Mach‘ dir keine Sorgen. Du weißt, dass Emma das verstehen wird“, beruhigte Nick sanft.
 

--
 

Der Halb-Portugiese nutzte die Chance, dass Nick sofort von Jeremys Kumpels beschlagnahmt wurde, als sie eintrafen. Sie wollten endlich gemeinsam auf ihren verheirateten Freund anstoßen! Nicht, dass sie das nicht schon getan hätten… Aber mit Nick machte es eindeutig mehr Spaß. Den jüngeren neben Nick hatten sie gar nicht zur Kenntnis genommen. Feli war das sehr recht. Er wollte auch endlich etwas tun…
 

Und zwar gegen eine ganz bestimmte Person. Denn diese war entschlossen zu weit gegangen!
 

„Entschuldigung, aber könnte ich kurz mit dir sprechen, Asher? Allein.“ Entschlossen blickte er den Blonden an, der stolz neben seinem Stiefvater und einigen Gästen stand. Ein Glas Champagner in der Hand. Die andere lässig in der Hosentasche.
 

„Ich wüsste nicht, was mein Stiefsohn mit Ihnen zu bereden hätte.“ Abfällig musterte John den 20-jährigen. In seinen Augen noch immer eine billige, männliche Hure. *„‚Schlampe‘ ist noch untertrieben!“*, dachte der Autohäuser-Besitzer bei sich. Diese verdammte Schwuchtel wollte seine Familie zerstören!
 

Doch dieses Mal ließ sich Feli nicht lumpen. „Halten Sie einfach Ihre beschissene Klappe, Mr. Harford!“, brüllte er wütend. Die Gäste, die neben John und Asher gestanden hatte, rissen entsetzt und erschrocken die Augen auf. Was war da denn los?
 

Feli blickte sich um. Emma hatte anscheinend nichts mitbekommen. Sie tanzte ausgelassen mit ihren Freundinnen. Bestimmt war auch schon einiges an Alkohol geflossen. „Puh!“ Und die, die nicht tanzten, saßen neben Jewel. Auch Janice war mit von der Partie. Diese blickte, als ob sie doch etwas gehört hätte, kurz besorgt zu Feli.
 

„Erfüllen wir dem werten Herrn den Wunsch. Ich werde ihn dann draußen belehren, wie er sich unter anständigen Menschen und vor allem auf der Hochzeit unserer Emma-Marie zu verhalten hat“, spottete der Anwalt. Seine blauen, eiskalten Augen durchbohrten Feli. Diesem lief ein Schauer über den Rücken. Dennoch setzte er einen starken Blick auf und setzte sich langsam in Bewegung, als Asher sein halbvolles Glas auf einem Tisch abstellte.
 

Asher war mit dem jüngeren, wie gewünscht, nach draußen gegangen. „Ich hoffe, du hattest einen guten Grund dafür, auf der Feier meiner Schwester so einen Aufstand zu machen und uns dazu noch so vor den Gästen zu brüskieren, Feliciano!“, donnerte der 31-jährige.

Kapitel 18

Bei jedem Schritt, den sie sich mehr entfernten, stieg Felicianos Wut auf den Anwalt. Am Parkplatz angekommen, drehte Feli sich mit zornerfüllten Augen zu seinem ehemaligen Klienten um. Wie hatte er diesen vorher bloß wahrhaftig lieben können? „Du bist so ein mieses Arschloch! Du warst es, der Miguel hat verprügeln lassen! Hast bestimmt wieder alle mit deinem tollen Geld geschmiert, damit sie eine Prügelei anzetteln! Ich weiß es ganz genau! Das wirst du mir heimzahlen, mein Bruder hat dir nie was getan! Und deiner armen Frau auch nicht!“
 

„Was erlaubst du es dir, mir Unterstellungen zu machen und meine Frau als ‚arm‘ zu bezeichnen, hm?! Du hattest es ziemlich gut bei mir und dasselbe gilt für sie.“ Nun ebenfalls wütend griff der Blonde nach dem Kragen des jüngeren und drückte ihn hart gegen einen parkenden, schwarzen Range Rover. „Ich habe leider nichts damit zu tun, dass dein völlig schwachsinniger Bruder zusammen geschlagen wurde!“ „Lass‘ mich los! Ich glaube dir kein Wort! Ich werde John dein kleines, schmutziges Geheimnis verraten!“
 

„Und du denkst, dass er gerade dir Vertrauen schenkt?“
 

„Mir vielleicht nicht, aber ich finde schon einen Weg…“ Feli schaute ihn triumphierend an. Er ließ sich nicht mehr von Asher einschüchtern. Er musste kämpfen!
 

„Wenn du das machst, werde ich deinem Bruder weitaus Schlimmeres antun lassen. Das kannst du mir voll und ganz glauben, Feliciano!“ Seine Augen blitzten gefährlich. Um seine Aussage zu untermauern, ließ Asher vom Kragen ab und packte stattdessen die Schultern. Er knallte Feli zweimal so gnadenlos gegen den Wagen, dass diesem bereits schwindelig wurde. „Hör… auf“, brachte Feli leise heraus. Der jüngere wollte sich wehren, doch er hatte keine Chance. Asher war stärker. „Ich habe dich gewarnt. Du hättest verschwinden können. Und wenn du denkst, dass du mich vor meiner Familie weiter schlecht machen kannst, dann irrst du dich gewaltig! Du hast es nur deinem schönen Gesicht zu verdanken, dass ich dir noch nie wirklich Schmerzen zugefügt habe, Feliciano!“
 

Feli hielt sich mit einer Hand seinen Kopf. Ihm war noch schummerig. Vor seinen Augen teilte sich Asher plötzlich und gleich zwei blaue Augenpaare sahen böse grinsend auf ihn herab. „Jetzt wo wir eh schon mal ungestört sind, wie wäre es, wenn du mir endlich meine Entschädigung gibst? Nicholas will dich nicht mehr. Sei froh, dass ich dir da noch eine Chance gebe!“, flüsterte er an Felis Ohr. „Du hast immer mir gehört und wirst immer mir gehören!“ Danach riss der Blonde Feliciano vom Wagen weg, griff in seine Hosentasche und zog einen Autoschlüssel heraus. Asher entriegelte durch den Knopf die Tür.
 

Er sah sich schnell um und als er niemanden erspähen konnte, stieß er den benommenen Feli in den Wagen und verriegelte diesen von innen.
 

-- Bei Nick und Co. --
 

„Wie läuft’s eigentlich bei dir so, Nick? Hier sind ein paar echte Granaten und du hast bis jetzt die Füße still gehalten. Hast du woanders eine Perle am Start?“, fragte ein Mann namens Keith. Stephan und vor allem George schauten diesen sofort warnend an. „Hey, was guckt ihr? Ist wer gestorben? Hat ihn die Tussi versetzt? Kann ich doch nicht wissen!“, rechtfertigte er sich und hob sogleich entschuldigend die Hände.
 

Nick entschied, einfach nicht zu antworten. Er hatte ja seine Sprecher… oder auch Todesblick-Werfer.
 

Ein anderer Kerl namens Max wollte dennoch mehr erfahren. „Was ist denn los?! Kannst es uns doch ruhig erzählen!“ Der Blonde beugte sich zu Nick und blickte ihn neugierig an.
 

„Trinken wir noch einen auf mich, Männer!“, lenkte Jeremy geschickt ab und hob sein Glas.
 

„Wo ist eigentlich Feli?“, hörte man Emma Jewel fragen. „Ich weiß es nicht… Er war ja zurückgekommen. Und dein Bruder sitzt da.“ Dieser bekam alles mit. Schon wieder beschlich ihn ein ungutes Gefühl…
 

*„Dir kann das doch jetzt wirklich egal sein, verdammt!“* Frustriert nahm er einen Schluck von seinem Whiskey. Doch nachdem er den zweiten hinuntergewürgt hatte, erhob er sich. „Muss nochmal kurz weg!“, rief er, während er das Glas auf den Tisch knallte. Alle sahen ihn verwirrt an. Es wagte aber keiner, dem Braunhaarigen zu widersprechen.
 

--
 

Nick lief nach draußen und praktisch gegen seine Mutter.
 

„Mom, was ist los?“, fragte Nick besorgt. Vorsichtig hielt er sie am Arm. Die Frau war blass.
 

„Ich habe gesehen, wie Asher und Feli nach draußen gegangen sind und bin ihnen nach einer Weile nach. Aber nun kann ich sie nicht mehr entdecken.“ Nervös drückte sie die silberne Handtasche an ihren Körper. „Was?!“ Nick war entsetzt. Panisch schaute auch er sich um. Ihm wurde bereits beinahe schwindlig von den schnellen Kopfbewegungen. „Wieso sind die zwei nach draußen?!“
 

„Feli hat Asher eine ziemliche Ansage gemacht“, erklärte Janice. „Hast du das gar nicht mitbekommen?“ „Nein, natürlich nicht. Habe mit den Jungs was getrunken.“ *„Ich Idiot!“*, verfluchte Nick sich in Gedanken. Miguel hatte ihn extra darum gebeten, auf Feli aufzupassen. Nicht, dass man ihm das sagen müsste… Sein Herz hang an dem Halb-Portugiesen.
 

--
 

„Asher, lass‘ mich sofort los! Ich will nicht! Hau ab!“ Feli war in Panik. Asher war nie der einfühlsamste gewesen, doch so wie jetzt hatte er ihn noch nie erlebt. Der Anwalt befand sich mit seinem schweren Körper über Feli und zerrte erbarmungslos an den Klamotten. „Halt den Mund! Ich will nichts mehr hören, Feliciano!“ Ashers Augen waren eiskalt und in ihnen lag ein… fast schon wahnsinniger Blick. Feli hatte noch nie solche Angst gehabt. „Asher bitte!“ Feli zappelte wild und wollte Asher von sich wegstoßen. Durch seine Zappelei kam er irgendwie gegen den Öffnen-Knopf vom Autoschlüssel, der in Ashers Hose war.
 

„Warte, da blinkt was! Der Range Rover da!“, rief Nick und eilte zu dem Wagen mit den abgedunkelten Scheiben. Er zögerte nicht und riss die hintere Tür auf. Was zum Vorschein kam, ließ ihn erschaudern. Asher auf dem sich heftig wehrenden Feli. Der Blonde hatte Mühe mit dem jüngeren, doch es war ihm gelungen, Felis Blazer und Hose zu öffnen.
 

Es war das zweite Mal, dass er seinen eigenen Bruder nicht wiedererkannte.
 

„Geh‘ sofort runter von ihm, du perverses Schwein!“, brüllte Nick und zog Asher mit aller Kraft von Feli weg. Bevor er auf dem Boden aufgekommen wäre, konnte Asher sich strauchelnd an der Tür festhalten.
 

„Ich habe es dir schon mal gesagt. Lass. Feli. In. Ruhe!“, grollte der 26-jährige. Nick holte aus und verpasste dem älteren einen kräftigen Fausthieb. Doch diesmal setzte sich Asher zur Wehr. Er rappelte sich schnell hoch und schlug zurück. Mit einem wutentbrannten Schrei stürzte er sich auf seinen jüngeren Bruder.
 

Feli musste sich zunächst sammeln. Mal wieder hatte Nick ihn gerettet. Und nun musste er Nick retten - oder zumindest helfen. Er richtete sich hastig seine Kleidung, bevor er langsam aus dem Wagen kam. Vor seinen Augen tanzten noch immer Punkte, doch da musste er durch. „Hört jetzt auf, alle beide!“, schrie er. Der Halb-Portugiese versuchte die am Boden sich prügelnden zu trennen.
 

Janice stand plötzlich leicht außer Atem neben ihm. „Asher, ich bitte dich! Das bist doch nicht mehr du!“ Sie schnappte mit einer Hand nach seinem Arm, entkam nur knapp einem Schlag.
 

Geschockt verharrte Asher und starrte auf seine Mutter. Feli war erleichtert. „Geht es dir gut, mein Sohn?“ Fürsorglich betrachtete sie den Halb-Portugiesen, der nur mit dem Kopf nicken konnte. Dieser schmerzte, doch das würde vergehen.
 

Die Frau half Asher hoch. Feli wollte Nick eine Hand reichen. Dieser sträubte sich zunächst von Asher abzulassen, ließ sich aber nach einem warnenden Blick seitens Janice helfen. „Nicholas, wie steht es mit dir? Ist alles in Ordnung?“, wollte die Braunhaarige wissen. „Alles bestens.“ Er hatte eine geschwollene Wange und einen kleinen Kratzer. Asher sah ungefähr genauso aus. Allerdings hatte er zusätzlich ein Veilchen davon getragen.
 

„Nicholas, Feli, bitte geht wieder rein, ruht euch aus und erzählt niemandem davon, ja?“ Asher war erstaunt über die Bitte seiner Mutter. Nick war sich nicht sicher, ob er Janice mit Asher wirklich alleine lassen konnte. „Mach‘ dir keine Sorgen. Er wird mir nichts tun.“ Janice konnte Gedanken lesen.
 

Nick schenkte Asher einen Blick, der von tiefer Verachtung zeugte. „Du packst Feli nie mehr an, hast du das verstanden?!“ Asher antwortete nicht. Er schien wieder wie in Trance.
 

„Komm‘ jetzt bitte.“ Feli nahm sanft Nicks Hand. Langsam gingen sie Richtung Eingang. „Hat er dir diesmal was getan?“, fragte Nick aufgebracht. „Nein, es geht mir gut. Du hast mich schon wieder gerettet. Diesmal hatte ich wirklich Angst. Vielen Dank.“ Der 20-jährige lächelte versichernd.
 

Nick scannte Feli trotz seiner Worte blitzschnell nach Verletzungen ab. „Mir geht’s gut. Wie geht es dir? Wir müssen dein Gesicht kühlen!“, stellte Feli besorgt fest. „Ich bin eben toll, dass weißt du doch“, witzelte Nick. „Ach, der kleine Kratzer… Nicht der Rede wert.“ „Und noch immer eingebildet“, fügte der Halb-Portugiese hinzu. Feli musste lachen. Nick wusste nicht wieso, doch er nahm den 20-jährigen in seine Arme. „Ich passe auf dich auf“, hauchte er. „Das hat Miguel dir doch sicher befohlen?“, fragte Feli schwach lächelnd „Er kann mir nichts befehlen.“ Nick löste sich langsam und blickte in Felis wunderschöne braune Augen. Eine Hand legte sich wie automatisch an die Wange des jüngeren. Zärtlich streichelte er sie.
 

Das John Harford alles mitangesehen hatte, hatte keiner mitbekommen. John knirschte wütend mit den Zähnen. Asher war ein totales Wrack und Nick ein verliebter, nicht mehr auf ihn hörender Trottel. „Alles Dank der Schwuchtel.“
 

--
 

„Asher, es tut mir so furchtbar leid… Ich habe damals wirklich alles falsch gemacht, was eine Mutter nur falsch machen kann.“ Asher konnte nicht leugnen, dass er leicht erschrocken über sein Verhalten war. Doch die Wut und die Eifersucht hatten ihn praktisch zerfressen. Seine Mutter konnte er jetzt nicht gebrauchen. Ihre Schuldbekundungen brachten ihm nichts! „Was willst du?!“ „Damals… als ich dich… vor deiner Hochzeit mit diesem jungen Mann erwischt habe… Ich… ich weiß es nicht, aber ich hätte… Verständnis und Akzeptanz zeigen müssen.“ Janice war verzweifelt. Ihre schmalen Hände hielten zitternd die silberfarbene Clutch. In ihren grünen Augen sammelten sich Tränen. „Ach! Jetzt wo Nicholas sich meinen… angeblich schwul ist, zeigst du mir deine verständnisvolle und fürsorgliche Seite? Darauf verzichte ich, Mutter! Mein Leben geht dich schon lange nichts mehr an! Du hast es damals selbst so entschieden!“
 

„Ich verstehe, dass du so wütend auf mich bist. Aber bitte, verzeih‘ mir. Ich helfe dir. Du brauchst eine Therapie. Und wenn du dich von Fiona scheid-“ „Lass‘ Fiona gefälligst da raus!“, donnerte Asher zornentbrannt und schlug gegen den Wagen. „Aber du liebst sie doch nicht! Ich… ich weiß, dass du auf irgendeine… Art und Weise Feli liebst. Es tut mir so leid für dich, dass er jetzt mit-“ „Dass er meinen tollen Bruder liebt? Der eigentlich gar nicht schwul ist?!“ Der 31-jährige verzog seinen Mund zu einem arroganten Lächeln. „Das braucht dir nicht leidtun!“ Immer wieder warf Asher hektisch Blicke zum Eingang. Er hatte keine Lust, dass noch irgendjemand von seinem Geheimnis erfahren würde. Erst recht nicht seine Ehefrau Fiona. Er liebte sie nicht - Janice hatte Recht. Aber er hatte sie gern und wollte nicht, dass es ihr schlecht erging. Obwohl… manchmal glaubte er, dass Fiona es irgendwie wusste. Dass sie wusste, dass er junge Männer ihr meilenweit im Bett bevorzugen würde. Vor allem einen. Und doch blieb sie stets bei ihm. Er wusste, dass Fiona ihn über alles liebte. Und er nutzte es schamlos aus. *„Ich muss hier weg. Einfach weg!“*, schoss es Asher durch den Kopf.
 

--
 

Nick zog Feli ungesehen von den Gästen nach draußen auf eine Terrasse. „Ich… finde diesen Gedanken, dass du dich für Geld verkauft hast, noch immer… Du weißt schon. Doch, ich vermisse dich einfach, Feli. Ich… brauche dich.“ Auf Felis Lächeln stahl sich ein großes Lächeln. „Heißt das, du gibst mir noch eine Chance?“ „Das heißt es, mein süßer Nicht-Mehr-Schein-Freund.“ Feli streichelte glücklich Nicks malträtierte Wange. Da fiel diesem etwas auf. „Was bedeutet eigentlich dein mystisches Tattoo? Du hast es mir nie gesagt.“ „Du hast ja nie gefragt.“ Feli grinste frech. Das sind die verschnörkelten Initialen von meiner Mom, meinem Bruder und mir. Also ein C für Catherine, ein M für Miguel und ein F für Feliciano.“ „Ah!“ Liebevoll streichelte Nick über das Symbol. Jetzt, wo Feli ihm die Bedeutung mitgeteilt hatte, glaubte er auch die Initialen erkennen zu können.
 

„Nick, Alter. Bist du jetzt schwul? Und was ist mit deinem Gesicht passiert?!“ Vor den beiden standen plötzlich Nicks und Jeremys Kumpel. Sie hatten Nick die ganze Zeit gesucht. George hielt nur einen Daumen nach oben. Sowie auch Stephan, der Trauzeuge. Feli sagte nichts. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „Leute. Ich weiß nur eines. Ich liebe diesen Kerl hier!“ Nick legte seinen Arm um den kleineren. „Und wenn ihr ein Problem damit habt, dann…“ „Ich hab‘ doch kein Problem mit dir! Aber meinst du das wirklich ernst?“, fragte Keith. Max lachte bloß ungläubig. „Nick, mach‘ doch keine Scherze!“
 

Nick seufzte. Er musste es wohl deutlich machen. Ohne groß nachzudenken schnappte er sich Feli, lächelte diesen verliebt an und zog ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Keith und Max stand der Mund weit auf. War das eine Fata Morgana? „Tja, Jungs“, ließ George verlauten. „Ihr zwei seid jetzt die einzigen Singles. Vielleicht könnt ihr euch ja zusammen tun und genauso wild und hemmungslos rummachen wie die zwei“, schlug George breit grinsend vor. Er hatte die Arme um die staunenden gelegt. „Aber bitte macht das, wenn ich nicht da bin.“ Er wollte sich umdrehen.
 

„George, in wie vielen Monaten kriegt deine Frau das Baby?“, fragte Keith ruhig, nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte.
 

„Wieso willst du das wissen?“
 

„Damit ich dich danach erschlagen kann.“
 

Max prustete laut los. „Schade, ich hätte dich so gerne geküsst, Keith.“ Er machte einen Kussmund in Richtung des kleineren. Dieser verzog daraufhin angewidert das Gesicht.
 

Nick und Feli nahmen die Zuschauer gar nicht mehr wahr. Ihre Zungen verschmolzen und sie hielten sich fest im Arm.
 

„Ich würde es am liebsten hier und jetzt mit dir tun“, wisperte Nick angetan. „Am besten vor meinem Stiefvater.“
 

„Auf seinem Tisch?“, schlug Feli grinsend vor.
 

„Ohja, bis er zusammenkracht.“
 

„Der Tisch oder John?“
 

„Beide!“, verriet Nick und presste seinen Mund auf den seines Freundes. Er knabberte spielerisch an Felis Unterlippe und strich mit den Händen über Felis Rücken.
 

„Hey, ihr da! Mick und Feli! Sucht euch ein Hotelzimmer! Aber bitte erst später, Emma-Marie hat was zu verkünden.“ Jewel steckte grinsend seinen Kopf raus. „Und freut mich, dass ihr wieder zusammen seid!“ Nick ließ mit einem bedauernden Seufzen langsam von Feli ab. „Hat er mich gerade ‚Mick‘ genannt?“
 

„Du musst dich verhört haben, Hase.“ Feli grinste. Jewel war ein hoffnungsloser Fall.
 

„Liebe Gäste…“, hörte man Emma durch ein Mikrofon sprechen. Die beiden machten sich auf den Weg, wieder reinzukommen. Ihre Anhänger folgten. Im Augenwinkel konnte der ehemalige Juniorchef beobachten, wie Asher wortlos die Hand seiner Frau ergriff und sie auch dazu anhielt, ihre Tasche mitzunehmen. Nach einem letzten bitterbösen Blick, den sein älterer Bruder ihm schenkte, verschwand das Ehepaar in Richtung Ausgang. Fiona sichtlich verwirrt. Sie hatte ständig in Richtung Emma gedeutet und wohl so etwas wie „Wir müssen uns doch verabschieden!“ gemurmelt.
 

„Wir möchten euch allen nochmals danken. Wir hoffen sehr, dass euch das Essen geschmeckt hat.“ Es wurde zustimmend applaudiert. „Super!“ Emma lachte herzlich. „Mein Hochzeitskleid wird sicher bald platzen. Aber bevor das passiert… wird der Brautstrauß geworfen! Mädels, stellt euch bitte alle auf.“
 

Alle unverheirateten Frauen gingen artig der Bitte der Braut nach. Aufgeregt blickten sie Emma an. Ein wenig irritiert waren sie, als sich plötzlich Jewel neben sie gesellte. „Was denn?!“, fragte er unschuldig. Böse wurde er angesehen.
 

„Du kommst mit. Du bist sicher keine Frau.“ Feli packte den Arm seines guten Freundes und zog ihn zurück. „Natürlich bin ich keine, aber das ist unfair!“, nörgelte der Lilahaarige. Im nächsten Moment grinste er jedoch wieder. „Ein bisschen Spaß muss sein!“, fand Jewel. „Und du sagst mir später, was passiert ist!“, forderte der Stylist leise. „Okay, aber nur wenn du jetzt den Mund hältst!“
 

Als nur noch die Mädels in der Reihe standen, warf Emma grinsend den Strauß. Vorher hatte sie Feli verheißend zugezwinkert. *„Wehe sie wirft die Blumen zu mir!“*, hatte sich der Halb-Portugiese nur gedacht.
 

Die Frauen wollten sich alle auf den schönen Wasserfall-Blumenstrauß stürzen, doch… leider fiel er wie von Zauberhand Nick in die Arme. Dieser bekam einen leicht roten Kopf. *„Peinlich, wieso muss ich das blöde Ding denn fangen?!“* „Das zählt nicht!“, rief er und hob ihn hoch.
 

Emma überging das und klatschte in die Hände. Freudig rief sie ins Mikro „Und die nächste Hochzeit ist die von meinem lieben Bruder Nick und seinem bezaubernden Freund Feli!“ Ein erstauntes Raunen ging durch die Reihe. Nun war es wirklich offiziell. Jeder wusste Bescheid. Emma war aufgefallen das die beiden wieder zusammen waren und hatte die Chance genutzt.
 

„Na, was soll’s…“ Nick grinste und hob den Strauß erneut in die Höhe. Er drückte Feli einen kleinen Kuss auf. „Sie hat ihn extra zu uns geworfen oder?“, flüsterte er. „Jepp, das hat sie zu 100 %. Aber ich freue mich, dass du ihn gefangen hast. Oh, ich vergaß, du wolltest ja immer als der ‚männliche Part‘ gesehen werden“, feixte Feli und spielte auf ihr erstes Treffen an. „Okay, vielleicht war das dumm von mir. Aber bitte nimm‘ du den Strauß.“
 

„Nö. Sicher würde dir ein Hochzeitskleid fabelhaft stehen. Und Jewel macht dir bestimmt kostenlos deine Haare.“ Grinsend zupfte Feli an einer von Nicks kurzen braunen Haarsträhnen.
 

„Ich versohle dir gleich deinen süßen Knackarsch, mein Freund“, warnte Nick grinsend.
 

„Ist das ein Versprechen?“
 

„Vielleicht.“

Epilog

Sieben Monate später.
 

„Wow, ab Montag startest du mit deinem eigenen Laden durch, Nick.“ Feli stand glücklich neben seinem Freund. Ein Sekt-Glas in der Hand. Heute feierten sie die VIP-Eröffnung. In zwei Tagen die offizielle. Mit Kinder-Hüpfburg, Essensbuden und so weiter. Alle ihre Freunde waren da. Janice, Catherine - Felis und Miguels Mutter und Tante Rose hielten ihr Glas lächelnd nach oben. Auch John hatten sie eingeladen, doch dieser war nicht anwesend. Was für eine Überraschung. Angeblich hatte er einen wichtigen Termin.
 

Nach anstrengenden Diskussionen mit den Banken und viel harter Arbeit, hatte der 26-jährige nun endlich sein eigenes kleines Autohaus. Zunächst natürlich mit einer überschaubaren Mannschaft: Feliciano, dem Verkäufer Matthew Grant, zwei Werkstattleuten, und… Mandy der Empfangsdame. Auch sie hatte sich dazu entschieden, bei John Harford aufzuhören. Bald würde vielleicht Jeremy folgen. Janice hatte Nick versprochen ihm bei der Buchhaltung zu helfen. Für John war das selbstverständlich nicht unbedingt optimal. Er hatte einige seiner besten Mitarbeiter verloren. Allerdings hatte er sich das selbst zuzuschreiben. Mit dem Gedanken, dass sein geplanter Stammhalter mit einem Mann zusammen war, kam er nicht zurecht. Dazu kam, dass Asher anscheinend auch etwas mit dem Halb-Portugiesen gehabt hatte. Diesen vielleicht sogar ebenfalls liebte?! Der Anwalt hatte sich nach Emmas Hochzeit nämlich komplett von der Familie zurückgezogen. Er hatte diese sogar ohne ein Wort des Abschieds verlassen. Nick hatte ja Anspielungen gemacht, die John einfach nicht hatte sehen wollen. Nun hatte John den Salat: Nick war weg und hatte sich gleich ein paar Angestellte mitgenommen. Von Asher hatte er nichts mehr gehört.
 

Auch Miguel und sein ehemaliger Mithäftling Tom waren mit dabei. Vor drei Monaten waren sie endlich aus dem Gefängnis entlassen worden. Vorfälle im Knast hatte es keine mehr gegeben. „Hey Nick, jetzt, wo du quasi mein Schwager bist… Hast du noch einen Aushilfs-Job für zwei verdammt gut aussehende Ex-Knackis?“ Miguel grinste und legte freundschaftlich einen Arm um Tom.
 

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich euch Montag Punkt 08:00 Uhr hier sehen will. Du und dein Kollege könnt in der Werkstatt mit anpacken und Fahrzeuge waschen. Solange Tom keine Mätzchen macht.“ Nick hatte noch immer nicht vergessen, dass Tom damals im Krankenhaus Interesse an seinem Feli gezeigt hatte. Konnte man dem ja eigentlich nicht verübeln. Trotzdem musste er die Fronten klären. Keiner würde sie je wieder trennen. Sie gehörten zusammen.
 

„Klasse! Klar, er ist ganz brav. Nicht wahr, Tom?“ Angesprochener schien gerade nicht antworten zu können, da er seine Augen bei einem anderen jungen Mann hatte. Julio. Dieser unterhielt sich gerade angeregt mit Jewel über eines der ausgestellten Automodelle. Der Spanier konnte mit seiner Mutter vorerst in Amerika bleiben. Mit der Zeit war er ein guter Freund von Nick und Feli geworden. Dementsprechend mit eingeladen. Miguel verdrehte nur die Augen.
 

„Entschuldigt die Verspätung!“ Emma-Marie und Jeremy traten händchenhaltend hinein. Auf Emmas Bauch zeichnete sich mittlerweile eine deutliche Wölbung ab. Sie war im vierten Monat schwanger. Sie stellte sich neben George und Paula, die inzwischen einen bunten Kinderwagen vor sich herschob. Vor kurzem hatte Paula ihrer kleinen Tochter Célia das Leben geschenkt. George war seitdem stolz wie Oskar.
 

„Ich muss euch wahnsinnig danken. Ihr habt alle kräftig mitangepackt. Obwohl ich euch meine Sorgen mitgeteilt habe, dass ich euch in der ersten Zeit nicht so viel zahlen kann wie John...“, sprach Nick berührt zu seinem Team. „Schaut euch um, wir haben klasse Arbeit geleistet! Und jetzt wird gefeiert!“ Nick hob sein Glas.
 

Felis und Miguels Cousin Hunter stand mit Julio und mittlerweile auch Tom bei einem ausgestellten matt grauen Sportwagen. „Ein krasser Schlitten…“, murmelte Hunter begeistert.
 

Tom hörte gar nicht zu, sondern baggerte an Julio rum. „Gehst du mal mit mir aus?“, fragte der Brünette kokett.
 

„Ja sind denn hier alle schwul?!“, fragte Hunter genervt.
 

„Hast du etwa ein Problem mit Schwulen?“ Tom baute sich vor Hunter auf. Es mangelte ihm nicht an Muskeln. So wirkte er relativ einschüchternd. „N-nein, sorry, Mann.“ Hunter verpieselte sich in die hinterste Ecke und verschränkte die Arme.
 

Nachdem sich der Kleine verzogen hatte, schlenderte er wieder lässig zu Julio. „Krieg‘ ich eine Antwort?“ „Ja, ich geh‘ mit dir aus“, antwortete der Spanier und lächelte. Toms Reaktion auf Hunter fand er ziemlich beeindruckend. „Yes!“, jubelte Tom.
 

Jewel saß in einem anderen Vorführwagen und fuhr angetan über das edle Leder-Lenkrad. „Daniel, kannst du mir so ein Auto kaufen?“, fragte er seinen Kumpel und Mitbewohner, der cool an der Fahrertür lehnte. „Du kannst doch sowieso kein Auto fahren, Jeremias.“ Danny lachte. „Ich kann besser Auto fahren als du!“, behauptete der Stylist. „Und wieso müssen wir dich dann immer kutschieren?“ Darauf wusste Jewel keine Antwort.
 

„Euch ist doch nicht mehr zu helfen. Kommt zum Buffet“, forderte Feli und lachte. Die beiden Streithähne plus Julio und Tom kamen der Aufforderung nach. Auch Hunter trollte sich von seinem Platz, achtete aber stets darauf, einen großen Abstand zu Tom zu halten. Feli zog Nick, nachdem er mit ein paar Gästen gesprochen hatte, zur Seite.
 

„Ich bin unglaublich stolz auf dich. Du hast das alles ohne deinen Stiefvater geschafft. Du hast dir alles selbst aufgebaut.“ „Ich hatte doch dich. Ich brauche John nicht mehr. Nie mehr.“
 

„Ich liebe dich, Nick.“
 

„Und ich liebe dich, Feli.“
 

Die beiden wollten sich gerade küssen, als sie ein „Ihr seid so süß!“, von der schwärmenden Mandy hörten. Nick und Feli seufzten leicht genervt auf.
 

„Wieso sind unsere Freunde nur so schräg?“, fragte Feli, musste aber bald lachen.
 

Bei der lustigen Stimmung war niemand der dunkle Wagen mit den getönten Scheiben aufgefallen, der draußen auf dem Parkplatz stand.
 

„Du hast noch nicht gewonnen, du kleine widerliche Hure. Ich werde dir das Leben schwer machen. Du hast mir meine zwei Söhne ruiniert. Ich lasse nicht zu, dass du auch noch mein Unternehmen in den Ruin treibst. Nicholas und sein schäbiges, kleines Autohaus werden untergehen. Und dann wird er wieder angekrochen kommen… Aber ohne dich.“
 

ENDE
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!
Ich hoffe, dass euch das 4. Kapitel gefallen hat.
Jetzt, wo meine Story doch ein paar Leser hier gefunden hat...
Ein Dankeschön an alle, die mir ein Kommi hinterlassen und auch an die, die sie in ihren Favoriten haben.
Bitte macht weiter so! Traut euch ruhig. ^.^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Süßen! ^.^
Ich freue mich total, dass die Story hier nun doch etwas mehr Anklang gefunden hat. Hoffe sehr, dass es so bleibt. o.O
Bitte schreibt mir doch weiterhin ein kleines Kommi, ich freue mich immer wie ein Honigkuchenpferd. *g* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey liebe Leser! :)
Wie in den Kommis versprochen findet ihr hier heute das 6. Kapitel meiner Story.
Ich hoffe sehr, dass es euch gefällt, bzw. gefallen hat.
Über ernst gemeintes Feedback - Lob oder Kritik - freue ich mich riesig. ^.^
Und ein Dankeschön an die, die mir beim letzten Kapitel ein kleines Review dagelassen haben.
Will auch gar nicht mehr so viel betteln. *g* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Süßen! ^.^

Beinahe hätte ich vergessen, dieses Kapi für euch hochzuladen.
Ich hoffe sehr, dass es euch ein wenig gefallen hat.
Ein Dankeschön für alle, die mir ein kleines Kommi dagelassen haben.
Bitte hinterlasst mir doch wieder eines. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Huhu ihr Lieben!
Ich hoffe, das 8. Kapitel hat euch gefallen! ^.^
Lasst mir doch bitte ein klitzekleines Feedback da... :* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich danke euch für das Feedback vom letzten Kapi.
Bitter hinterlasst mir doch wieder ein kleines Kommi. ^.^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke für eure letzten Kommis! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke für eure Rückmeldung fürs letzte Kapitel! :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein großes Danke an alle Leser und für euer bisheriges Feedback! :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke für eure Feedback vom letzten mal! :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke an die beiden Süßen, die mir ein Kommi hinterlassen haben! :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
PS: Einige von euch wissen vielleicht, wen Feli da angeschleppt hat... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich möchte allen nochmals danken, die „Freund gesucht!“ bis zum Schluss fleißig mit verfolgt haben. Und vor allem denjenigen, die mir liebe Reviews geschrieben haben. Ich habe mich über jedes einzelne riesig gefreut. Niemals hätte ich gedacht, dass meine Geschichte so vielen Leuten hier gefällt. Falls euch das Ende nicht sonderlich zusagt, tut es mir wirklich leid. Doch ich habe mir Mühe gegeben. Das ist meine erste Story, die ich fertig geschrieben habe.
Hoffentlich hat es euch ein wenig Freude gemacht, die Geschichte mit Nick, Feli, Emma-Marie und Co. zu lesen. Mir hat es Spaß gemacht, sie zu schreiben. Es ist wieder etwas geplant und vielleicht seid ihr ja mit dabei.
Vielen Dank nochmal!
Über ein abschließendes, kleines Feedback von euch freue ich mich sehr.

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Von:  Pixelbook
2017-06-02T07:52:53+00:00 02.06.2017 09:52
Es hat sich doch ausgezahlt, nocheinmal die etwas älteren Werke durchzublättern :3. Mit gefällt die Story total und auch wenn sie mittlerweile abgeschlossen ist, dachte ich mir, dass ich noch ein paar nette Worte da lassen könnte ^^ Gute Arbeit!
Antwort von:  NicoRomeo
03.06.2017 17:37
Hey Pixelbook!

Freut mich total, dass dir meine Story gut gefallen hat. Über deinen Kommi habe ich mich sehr gefreut ! Die wenigsten würden wohl einen hinterlassen, wenn die Geschichte bereits abgeschlossen ist..
Danke dafür!
Hab schöne Pfingsttage. :)
LG
NicoRomeo
Von:  KiraNear
2016-05-30T21:52:10+00:00 30.05.2016 23:52
Ich freue mich, dass es für alle gut ausgegangen ist - also zumindest für die, die es auch verdient hatten ;-)
Mir hat die Geschichte von Anfang bis Ende sehr gut gefallen, sie war sehr angenehm zu lesen und man konnte sich sehr viel recht gut im Kopfkino vorstellen.
>Es ist wieder etwas geplant und vielleicht seid ihr ja mit dabei.
Klar, gerne doch :-)
Antwort von:  NicoRomeo
31.05.2016 20:02
Huhu nochmal! =)

Ich muss dir nochmals danken. Auch für dein Lob.
Es freut mich sehr, dass dir die Geschichte von Anfang bis Ende gut gefallen hat. ^-^
Und das man sich alles gut im Kopfkino vorstellen konnte.

Klasse, dass du dabei wärst, falls ich mal irgendwann...
weiter schreiben würde. =) Das bedeutet mir viel!

Dankeschön nochmal fürs Lesen & deine tollen Kommentare!
Hab noch einen schönen Abend und ich hoffe, man liest sich bald mal wieder

GLG
NicoRomeo
Von:  KiraNear
2016-05-30T21:45:40+00:00 30.05.2016 23:45
Irgendwie hab ich das Gefühl, dass John noch etwas machen wird, etwas total unschönes und richtig gemeines O_o
Ich kann nicht sagen, was oder warum, aber mein Gefühl sagt es mir einfach.
Und wat, es gibt hier bisher noch keinen Kommentar? O_o?
 
Aber wenigstens haben sie wieder zueinander gefunden und reden auch wieder normal miteinander^^
Antwort von:  NicoRomeo
31.05.2016 19:59
Hey KiraNear! ^-^

Der kleine böse John. *g* Wer weiß, was der immer so im Kopf hat...
Hehe, jetzt gibt es einen Kommi - Dank dir!!

Ja, Nick und Feli haben wieder zueinander gefunden. =)

Ein großes Dankeschön fürs treue Lesen & dein liebes Review!

GLG
NicoRomeo
Von:  molavia
2016-05-04T09:49:04+00:00 04.05.2016 11:49
Die Story war sehr gut.
Zum Lachen, Mitfiebern und Gespannt sein ^^
Mir gefällt dein Schreibstil sehr gut und werde mir auch anderes von dir ansehen.
Wirklich sehr gut :D
Antwort von:  NicoRomeo
05.05.2016 17:39
Hey molavia! =)

Vielen Dank. Freut mich total, dass dir meine Story sehr gefallen hat! ^-^
Dankeschön nochmal! Fürs Lesen und das Kommi. Vielleicht liest man sich ja wieder.

Hab noch einen schönen Tag.

GLG
NicoRomeo
Von:  Morphia
2016-04-25T10:40:20+00:00 25.04.2016 12:40
Zugabe! Zugabe! Zugabe! *Fan-Fähnchen wedel*
Antwort von:  NicoRomeo
25.04.2016 21:37
Huhu Morphia! =)

Vielen Dank fürs Lesen meiner Story!
Ich mag dein Fan-Fähnchen! XD Ich hoffe, es gibt irgendwann die Zugabe...

Schönen Abend noch.

GLG
NicoRomeo
Von:  Rolligirl
2016-04-24T10:06:42+00:00 24.04.2016 12:06
Ich finde die Geschichte super ich bin froh das ich die beiden doch noch versöhnt haben und das Nick mit Hilfe von Freunden und Familienangehörigen geschafft hat einen eigen Laden zu öffnen :-)
Was ich schade finde ist das John immer noch nicht einsieht wie falsch er ich verhält und auch Asher ist einfach so davongekommen und ich finde die beiden Dingen schreien doch schon fast nach einer schönen Fortsetzung somit schließe ich mich meiner Vorschreiberin an und bitte um eine Fortsetzung :-)
Antwort von:  NicoRomeo
24.04.2016 16:39
Hey Rolligirl! ^-^

Freut mich sehr, dass du meine kleine Geschichte super fandest.
Du hast recht. John und Asher sind noch gut davon gekommen. Und John hat noch nicht wirklich was gelernt..
Genauso freut es mich, dass auch du von einer Fortsetzung nicht abgeneigt bist. :)
Wenn ich tatsächlich etwas zusammen kritzeln kann wird es sofort online gestellt.
Ich danke dir fürs Lesen & deinen tollen Kommi!

GLG
NicoRomeo
Von:  Yamasha
2016-04-19T17:59:04+00:00 19.04.2016 19:59
Die Fanfic hat mir echt super gefallen! Ich hab sie super gerne gelesen. Vor allem schreit der letzte Absatz nach ner Fortsetzung! *bettel nach ner Fortsetzung*
Antwort von:  NicoRomeo
20.04.2016 22:14
Hey Yamasha!
Freut mich total, dass dir meine Story super gefallen hat. =)
Eine Fortsetzung ist noch nicht ganz ausgeschlossen... ^-^
Ich danke dir fürs Lesen und deinen lieben Kommi!

GLG
NicoRomeo
Von:  KiraNear
2016-02-28T21:49:50+00:00 28.02.2016 22:49
Ui, schön zu sehen, dass es weitergeht^^
Bin dann mal gespannt, was er ihm jetzt wohl sagen wird.
Antwort von:  NicoRomeo
29.02.2016 20:10
Hey KiraNear! ^-^

Ja, es geht noch weiter. =)
Das glaube ich. *g*

Dankeschön fürs Lesen & deinen Kommi!

GLG
NicoRomeo
Von:  BloodyAugust
2016-02-15T02:22:02+00:00 15.02.2016 03:22
Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein, du kannst doch jetzt hier keine Pause machen *in die Decke beiss*

Asher mag heiß aussehen, aber ich mag Ihn echt nicht. Sowas verlogenes und scheinheiliges, ein Homophober Arsch der Homosexuellen das Leben zur Hölle macht, weil er sich nicht eingestehen kann oder will das er selbst schwul ist. Oder eben dem seine Karriere und Geld über alles geht. Da er sich selbst Jahrelang schon verleugnet, braucht man sich wohl nicht wundern das er son Arschloch ist. Ich glaube durchaus das er Feli ernsthaft liebt und es einfach nicht erträgt das dieser mit Nick glücklich werden könnte. Das die zwei haben könnten, was er mit Feli will und auch hatte, aber eben nicht den Mumm hatte den entscheidenden Schritt zu wagen. Also wenn er Feli nicht haben kann, soll ihn keiner haben. Genauso fühlt sich das gerade an.

Und was Jewel angeht, ist das unser Jewel von der anderen Story? Wenn Trevor so nervig ist, wieso sind sie dann zusammen? Also da muss eindeutig auch mal ne eigene Story her die uns aufklärt.
Antwort von:  NicoRomeo
15.02.2016 20:08
Huhu BloodyAugust! ^-^

Doch, leider. *schäm* Meine Kreativität erbarmt sich leider viel zu selten. T-T
Ich hoffe aber sehr, dass ich bald ein neues Kapitel hochladen kann.

Du hast recht, Asher ist wirklich verlogen und benimmt sich unter aller Sau.
Er kann wahrscheinlich nicht verstehen, wie es seinem Bruder Nick so "leicht" fallen kann, sich zu "outen".
Stimmt, so ganz egal scheint ihm Feli nicht zu sein. Aber er hat seine Chance vertan.
Mal schauen, was das Gespräch von Asher x Feli ergeben wird... Ob sich da überhaupt was ergibt...

Genau, es ist derselbe Jewel. Ich glaube, manchmal übertreibt er es ein wenig mit dem "nervigen Trevor". Aber vielleicht hat er das nur gesagt, um einen Vorwand zu haben, sich auf der Hochzeit herumzutreiben und sich kostenlos den Bauch vollzuschlagen. xD Über eine eigene Jewel-Story habe ich noch gar nicht nachgedacht. Wäre aber auch eine Idee. *g*

Tausend Dank fürs Lesen & Kommentieren!!
Habe mich sehr gefreut! =)

Hab noch einen schönen Abend.

GLG
NicoRomeo
Antwort von:  BloodyAugust
15.02.2016 20:14
Ich verstehe Asher durchaus, denn ich glaube wenn er sich geoutet hätte das er nicht soviel Unterstützung und Zuspruch bekommen hätte. Vor allem bei John, wo er ja so oder so schon unten durch war. Dazu halten sich die Vorurteile das Schwule nichts auf die Reihe bekommen würden und für "männliche" Berufe nicht geeignet wären auch sehr hartnäckig.
Ich glaube einfach das er es bereut damals den Schritt nicht gegangen zu sein und das er Feli durchaus wieder haben will, aber Asher ist ein Opfer seiner eigenen verdrehten Welt und Vorstellung. Wahrscheinlich traut er seinen Mitmenschen ohnehin nicht zu das sie für ihn da wären oder das er auch als Homosexueller einen Platz in der Gesellschaft hätte. Ich hatte durchaus befürchtet das er Feli in seiner Wohnung einsperren würde, zutrauen würde ich Ihm das. Sein kleines dunkles Geheimnis ... sieht man ja oft solche Fälle in den nachrichten.

Nun Jewel ist kein Kind von Traurigkeit und macht anscheinend gern mal mit anderen rum. Will er sich damit beweisen wie toll er ist? Kein Wunder das Trevor da ein wenig besitzergreifend wird. Na du kannst Jewel nicht einfach hier einführen und uns dann im ungewissen lassen *nick*

Immer wieder gern ^^
Von:  BloodyAugust
2016-02-14T22:25:08+00:00 14.02.2016 23:25
Ich glaube John wird nicht nur auf der Couch schlafen, sondern auch mit der Katze fressen, auch wenn sie gar keine Katze haben *schmunzel*

Und diese Vorurteile, es is aber wirklich so. Als würden Homosexuelle mit Tütü und rosa glitzer Ponpons durch die gegend hüpfen, jeden Kerl ihren Hintern ins Gesicht drücken und "Fick mich" kreischen. Absolut albern *kopgschüttel*
Antwort von:  NicoRomeo
15.02.2016 19:57
Hey BloodyAugust! =)

Freut mich total, dass ich dich nun auch hier begrüßen darf. ^-^

Hehe, die arme, imaginäre Katze muss mit John zusammen fressen. *g*

Stimmt, da hast du recht. :D Aber so sind die Menschen leider...

Danke fürs Lesen & dein Kommi!

GLG
NicoRomeo


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