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Last Desire: After Story II

A Goddamn Chaos
von

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Ein dritter Versuch

Immer noch grollte lauter Donner und allein diese endlose Welt, in der nichts existierte, wirkte auf Frederica etwas befremdlich und unheimlich. Hier gab es wirklich gar nichts… weder Licht noch Dunkelheit. So etwas hatte sie noch nie zuvor erlebt und in dem Moment war sie froh, dass Rea bei ihr war. „Großvater!“ Sie fanden Ajin schließlich, der auf einem Diwan lag und die Augen geschlossen hatte. Es sah aus, als wäre er eingeschlafen. So friedlich wie er da lag, konnte sich Frederica einfach nicht den Gedanken verkneifen, dass er irgendwie süß aussah. Rea seufzte und begann ihn an den Schultern durchzurütteln. „Großvater, ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht einschlafen. Hey, wach auf! Ich hab Besuch mitgebracht.“ Als das auch nichts brachte, gab sie ihm kurzerhand eine Ohrfeige und das weckte den Schlafenden endlich auf. „Gottverdammte Scheiße, Rea. Ich hab nicht gepennt, ich hab nur meine Augen ausgeruht.“

„Deine Ausreden waren auch schon mal besser. Und jetzt steh auf. Frederica ist hier.“

„Was?“ Ajin war mit einem Male schlagartig wach und konnte erst selbst nicht glauben, was er da hörte, aber dann sah er, dass Frederica tatsächlich hier war und das verwunderte ihn nun doch. Rea zwinkerte dem Albinomädchen zu und verabschiedete sich, damit die beiden in Ruhe miteinander reden konnten. So waren sie schließlich allein hier in dieser leeren und grenzenlosen Welt. Es war Frederica anzusehen, dass ihr dieser Ort nicht sonderlich angenehm war. „Hier lebst du also?“ „Na logo. Das ist immerhin ein Teil von mir. Quasi die Geburtsstätte aller Dinge.“

„Es ist ziemlich leer und trostlos hier.“

„Weil es nun mal das Nichts ist. Und ich hab auch nie einen Anlass gesehen, hier etwas daran zu ändern. Aber sag mal, wieso bist du denn eigentlich hier?“ Ajin bot ihr einen Sitzplatz an, als plötzlich aus dem Nichts ein Stuhl aufgetaucht war, auf dem Frederica Platz nahm. Sie wirkte etwas nervös und fand erst nicht die richtigen Worte. „Weißt du, ich hab mich schon gewundert, warum du die Datingaktion abgebrochen hast und… ähm…“

„Ich wollte dich nicht noch mehr quälen als ohnehin schon. Ich hab ja gemerkt, dass das nichts bringt.“

„Wenn ich ehrlich sein soll, fand ich deine rüpelhafte und arrogante und herablassende Art sehr unangenehm. Aber das heißt nicht, dass ich dich überhaupt nicht mag. Ehrlich gesagt fand ich das Backen mit dir eigentlich ganz lustig und ich habe auch noch mal über deine Worte nachgedacht. Ich gebe zu, dass ich mich von meinen Schuldgefühlen bremsen lasse und mir selbst so ziemlich im Weg stehe. Und da ich meine Gefühle einfach nicht einordnen kann, bin ich irgendwie überfordert. Ich weiß nicht, was ich fühle und was ich will. Im Moment verstehe ich mich selbst nicht mehr, aber ich wollte dich auch nicht einfach so gehen lassen.“ Ajin sagte nichts, sah sie nur verwundert an und irgendwie wurde Frederica das Gefühl nicht los, als würde er in sie hineinsehen… in ihr Innerstes und in ihre Seele. Und das brachte sie erst aus dem Konzept, bis sie ihre Worte wieder fand und fragte „Wollen wir nicht vielleicht noch einen Versuch starten?“ Immer noch sagte Ajin kein Wort, sondern starrte sie etwas ungläubig an und konnte nicht wirklich fassen, was sie da gesagt hatte. „Du willst tatsächlich noch mal ein Date mit mir?“

„Nennen wir es nicht direkt ein Date. Aber vielleicht können wir uns so besser kennen lernen. Aber nur mit der Bitte, dass du dich vielleicht ein bisschen zurücknimmst, ja?“ Ajin war sofort einverstanden und schien immer noch nicht glauben zu können, dass Frederica tatsächlich noch mal ein „Date“ wollte, nachdem die letzten beiden Versuche schon so katastrophal verlaufen waren. Also hatte Rea doch Recht gehabt. Ajin versprach ihr, sich so gut es ging zu benehmen und vereinbarte mit ihr, dass er sie morgen um 10 Uhr abholen wollte. „Ich glaube, ich hab da auch schon eine Idee, was wir machen könnten.“

„Aha und was?“

„Lass dich einfach überraschen. Aber jetzt bring ich dich erst mal wieder zurück.“ Damit erhob sich Ajin von seinem Diwan und nahm Fredericas Hand und sie gingen los. Eine Sekunde später fand sie sich in ihrem Zimmer wieder und war erst einmal verwirrt, wie sie denn so schnell hierher gekommen waren. „W-wie…“ „Schon vergessen? Ich bin Gott, ich kann alles.“ Damit ließ er ihre Hand los und verabschiedete sich. Er ging einfach durch die Wand und war damit wieder verschwunden. Frederica stand erst einen Moment lang da und musste sich sortieren. Dann ging sie schließlich zu L und Beyond, die sich im Wohnzimmer am Kabbeln waren, wobei ganz klar zu sehen war, dass es gleich nicht mehr bei einer Kabbelei bleiben würde. „Oh entschuldigt bitte“, rief sie sofort. „Ich werde auch nicht weiter stören. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich zurück bin und dass ich morgen wieder verabredet bin.“

„Wo warst du denn so lange?“ fragte Beyond sie und Frederica gab die kurze Zusammenfassung ihrer Reise und was alles passiert war. Was sie nicht ahnte war, dass sie, kurz nachdem sie die beiden wieder alleine ließ als sie noch ein paar Sachen einkaufen gehen musste, Beyond alle anderen anrief und sie über den neuesten Stand der Dinge informierte. Und natürlich wollten sie alle wieder eine Wette abschließen, wie lange es dieses Mal brauchen würde, damit es in die Hose ging. So wurde das Schäferstündchen auf später verschoben und stattdessen traf eine Stunde später die Wettgemeinschaft ein und sogar Anne war dabei, wobei sich aber keiner wirklich erklären konnte, was sie denn hier wollte. „Also ihr wisst Bescheid“, sagte Beyond und ließ den Blick durch die Runde schweifen. „Frederica und Ajin wollen sich noch mal zu einem Date treffen, aber dieses Mal will er sich offenbar was einfallen lassen. Wir haben keine Ahnung, was er dieses Mal verzapfen wird. Nun gilt es: wird es klappen, wird es nicht klappen und wenn nein, wie wird es in die Hose gehen?“ Nach und nach machten alle ihre Einsätze und wieder konnte Levi, der ebenfalls mit von der Partie war, nur den Kopf schütteln. „Deine Familie ist wirklich schräg, Eva.“ Schließlich stieg auch Anne in die Wette mit ein, nachdem Kenan sie angebettelt hatte. „Wie kommt es eigentlich, dass Frederica sich noch mal mit ihm treffen will?“ fragte Nastasja schließlich, die nicht ganz mitbekommen hatte, was zwischendurch passiert war. Als sie erfuhr, dass Frederica womöglich etwas für Ajin empfinden könnte, war sie erst einmal sprachlos und konnte sich das nicht vorstellen. „Chto za huy???“ rief sie und nur ein Teil der Anwesenden hatte verstanden, was sie gesagt hatte. „Frederica empfindet etwas für diesen Kerl, der sie bei der ersten Begegnung begrabscht hat?“

„Manchmal schreibt das Leben eben die merkwürdigsten Geschichten“, meinte Elion schließlich und wandte sich an Ezra. „Nicht wahr?“ Der 16-jährige sagte nichts dazu, errötete aber leicht. Andrew konnte dem Proxy nur zustimmen. „Jeder von uns hat eben seine eigene ungewöhnliche Romanze. Schau dir doch deine Söhne an. Da ist es doch nicht verwunderlich, dass auch Frederica sich einen ungewöhnlichen Partner sucht.“

„Ich frage mich echt, woher das kommt“, seufzte die Russin und ungläubig schüttelte sie den Kopf. „L ist mit einem Serienmörder zusammen, der ihn anfangs umbringen wollte. Jeremiel krallt sich einen Mafiaboss und was ist mit Frederica? Sie datet den Kerl, der unsere Welt zerstören wollte. Ich frage mich ernsthaft, ob ich in der Erziehung irgendwelche Fehler gemacht habe.“

„Ach was“, wandte Oliver ein. „Das ist doch Quatsch. Du bist eine tolle Mutter und wenn es wirklich an deiner Erziehung liegen würde, dann wären Elion und Ezra jetzt nicht zusammen. Ganz zu schweigen von Sheol, der sich ja gleich in Sariel verschossen hat. Und überhaupt: unsere Familie ist schon verrückt genug, da kommt es auf einen weiteren Verrückten auch nicht mehr an. Vor allem, weil Ajin ja auch Dathans Großvater ist. Ach ja! Wie geht es ihm eigentlich inzwischen?“ „Er ist wieder aufgewacht und hat sich gut erholt. Zwischendurch ist Ajin vorbeigekommen, um nach ihm zu sehen und hat mit ihm geredet. Er arbeitet jetzt auch wieder.“ Na das war doch wenigstens eine gute Nachricht, nachdem Dathan knapp eineinhalb Tage ohne Bewusstsein gewesen war. Und nachdem sich herumgesprochen hatte, dass die Welt nicht mehr länger in Gefahr war, hatte sich Erleichterung überall breit gemacht. Nur Eva war mehr als verwundert, als sie davon gehört hatte und auch jetzt sah sie mehr als nachdenklich aus. „Ich kann immer noch nicht wirklich glauben, dass Ajin tatsächlich seine Meinung geändert hat. Das tut er für gewöhnlich nie und er zieht seine Pläne konsequent durch und lässt sich nie von irgendjemandem reinreden. Das ist mehr als merkwürdig.“

„Tja, wenn man verliebt ist, können die verrücktesten Sachen passieren“, erklärte Oliver und bekam ein zustimmendes Nicken von seinem Lebensgefährten. „Offenbar hat unser Schneeweißchen einen ziemlichen Einfluss auf den großen Obergott. Das wird sicher noch spaßig werden.“ „Vielleicht können wir das ja zu unserem Vorteil nutzen“, schlug Beyond schließlich vor. „Wenn er doch so allmächtig ist, dann können wir doch…“

„Die beiden einfach in Ruhe ihr Ding machen lassen“, unterbrach Eva ihn streng und verschränkte die Arme. „Ich hab ja zu eurer Wettaktion nichts gesagt, aber die Gefühle anderer auszunutzen, das geht zu weit. Also da hört bei mir der Spaß auf.“

„Eva hat Recht“, stimmte Elion zu, der das genauso sah. „Außerdem wissen wir doch, wie aggressiv Ajin auf Bittsteller reagiert. Wir sollten von Glück reden, dass er von der Zerstörung der Welt abgesehen hat. Da wäre es nur gefährlich, wenn wir ihn mit so etwas provozieren und Frederica für so etwas benutzen. Und es ist auch nicht richtig, so etwas zu tun.“ Dem stimmten die anderen zu und Beyond gab daraufhin klein bei. Stattdessen meinte er nur, um das Thema zu wechseln „Ach Mensch, dann ist auch unsere Frederica bald in einer Beziehung, wenn der Typ es nicht vermasselt. Ich glaub, die einzige Single in der Runde wäre nur noch unsere Madonna hier, weil der kleine Knirps nicht zählt.“ Anne sagte nichts, stattdessen ruhte nur ihr eiskalter Blick auf den Serienmörder. Dann aber meldete sich Kenan zu Wort. „Das stimmt gar nicht. Anne hatte mal jemanden, den sie ganz doll lieb hatte!“

„Ach echt? Und welcher Irre wollte sich die denn antun?“

„Das war Korban und er war ganz lieb. Aber Anne sagte, er ist fortgegangen und…“ Er sprach nicht weiter, als Anne stumm eine Hand auf seine Schulter legte. Wohl deshalb, um ihn zu ermahnen, nichts mehr dazu zu sagen. Daraufhin senkte der Junge schuldbewusst den Kopf und murmelte „Entschuldigung, Anne.“ Am liebsten hätte Beyond weiter nachgehakt, denn es interessierte ihn natürlich schon, was für ein Wahnsinniger mit der Madonna mit den Eisaugen was anfangen würde, aber er ließ es doch lieber sein. Mit Anne wollte er sich lieber nicht anlegen. Nicht nachdem sie sogar Ajin mehrmals attackiert hatte, nur weil seinetwegen Kenan verletzt worden war. Die verstand da keinen Spaß. Aber dummerweise musste Sheol mit dieser Frage kommen. „Was ist denn aus deinem Macker geworden?“ fragte er direkt, woraufhin er sofort von Nastasja ermahnt wurde. Anne sah ihn nur kalt an, hielt Kenan die Ohren zu und erklärte „Ich hab ihn getötet.“ Und hier bereute der kurz geratene Rotschopf seine Frage auch sofort wieder und sagte nichts mehr. Und dasselbe galt auch für die anderen. Eine Weile lang herrschte Schweigen, bis sich schließlich nach einer Weile Jeremiel meldete. „Also wie wollen wir das machen? Folgen wir den beiden, oder spüren wir sie auf?“

„Ich wäre für die zweite Möglichkeit“, meinte L, der sich alles durch den Kopf gehen ließ. „Es würde nur auffallen, wenn wir alle ihnen hinterher schleichen würden. Deshalb wäre es das Sinnvollste, wir stoßen hinzu, wenn sie ihr Ziel erreicht haben und sehen dann, was passiert.“

„Also wirklich L“, rief seine Mutter vorwurfsvoll. „Wenigstens von dir hätte ich etwas anderes erwartet.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher“, kam es von Beyond. „Immerhin hat er während seiner Ermittlungen im Fall Kira diese Misa Amane rund um die Uhr bewachen lassen und sogar nachts mit Infrarot. Und soweit ich erfahren habe, hat er sich sogar an Kira ketten lassen und das wochenlang.“ Die gebürtige Russin schüttelte nur den Kopf und sagte lieber nichts dazu. Es war vielleicht auch ratsam, denn immerhin war sie ja auch bei den Spionageaktionen mit Frederica und Ajin dabei gewesen und wettete fleißig mit. Schließlich begannen sie zu rätseln, wo denn das nächste Date sein würde. Auf jeden Fall kein Kino oder so. Es muss wahrscheinlich irgendetwas sein, was Ajin gefällt.“

„In dem Fall wird es entweder eine Wrestlingshow oder ein Autorennen sein“, meinte Eva. „Oder irgendetwas anderes in der Art. Für romantische Dinge ist er nicht wirklich geschaffen.“

„Das glaube ich nicht“, meldete sich Ezra. „Ich wette, dieses Mal wird er sich richtig Mühe geben, jetzt nachdem er geschnallt hat, dass die Gottnummer ihn nicht weiterbringen wird.“ Dem schloss sich Elion an und auch Oliver war derselben Meinung. „Ich glaub auch, dass er sich jetzt richtig Mühe geben wird. Immerhin geht’s jetzt ums Eingemachte.“

Charity, die bisher ganz friedlich gewesen war und neugierig alles um sich herum mit ihren großen smaragdgrünen Augen beobachtet hatte, begann plötzlich zu schreien und unterbrach damit die Gesprächsrunde. Sofort nahm Oliver sie auf den Arm und tröstete sie. Und tatsächlich beruhigte sich die Kleine kurz darauf und der 27-jährige Ire behielt sie daraufhin auf dem Arm. „Ihr beide macht das ja richtig gut“, bemerkte Nastasja sofort. „Wenn ich so an früher zurückdenke, da war es unvorstellbar gewesen, dass gleichgeschlechtliche Paare ein Kind adoptieren und aufziehen. Geschweige denn, dass überhaupt eine Heirat für sie möglich war.“

„Zum Glück leben wir in Amerika“, meinte der gebürtige Ire und lachte. „Hier ist es ja wesentlich einfacher, vor allem was homosexuelle Ehen und das Thema Leihmutterschaft betrifft. Den Amerikanern kann man ja vorhalten was man will, aber wenigstens hierfür muss man sie loben. Und Rumiko hat uns ja wirklich gut geholfen. Ohne sie hätten wir es kaum geschafft, ein Kind zu adoptieren. Und so besteht wenigstens eine Verwandtschaft zu der Kleinen. Hey, stellt euch mal vor, wir werden alle irgendwann mal Eltern. Was meint ihr?“ Fragende Blicke wurden ausgetauscht und so wie sich an den Blicken erkennen ließ, waren viele von ihnen unterschiedlicher Meinung. L’s Blick sagte deutlich „Nein danke!“, Ezra und Sheol waren noch zu jung, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und wollten erst mal die Schule schaffen. Elion hingegen schien sich offenbar schon vorstellen zu können, eines Tages mal eigene Kinder zu haben. Beyond war nicht wirklich anzusehen, wie er dazu stand und Eva und Levi waren sich einig, dass sie auf jeden Fall Nachwuchs haben wollten. Anne, die Kenan auf ihrem Schoß hatte, sagte erst nichts, streichelte ihrem Schützling den Kopf und erklärte „Solange ich Kenan habe, brauche ich niemanden.“

„Okay, damit hatten wir das auch geklärt“, warf Beyond schließlich ein. „Aber lasst uns wieder auf das eigentliche Thema zurückkommen. Frederica und Ajin sind morgen um zehn Uhr verabredet. Morgen ist Sonntag, was also heißt: shoppen fällt flach. Was hat denn alles am Sonntag geöffnet außer Kinos?“ „Restaurants und Spielhallen zum Beispiel.“ „Hast du noch mehr sinnfreie Ideen, Zwerg?“ „Du wolltest eine Antwort haben und ich hab eine gegeben, Blödmann“, meckerte Ezra zurück und wirkte ziemlich eingeschnappt. „Und nenn mich nie wieder Zwerg, klar?“ Sie saßen noch eine Weile zusammen und rätselten, was Ajin wohl für das Date geplant hatte. Schließlich kam Frederica dazu, die gerade vom Einkauf zurück war und sich natürlich erst mal wunderte, warum denn die ganze Truppe versammelt war und vor allem was Anne hier zu suchen hatte. Nun, für das zweite hatte keiner so wirklich eine Erklärung und Anne schwieg wie immer, aber was das erste anbelangte, so schwiegen sie lieber über die Wette und erklärten einfach „Na wir haben natürlich mitgekriegt, dass du wieder ein Date mit Ajin hast und da waren wir natürlich neugierig und haben darüber gesprochen.“

„Habt ihr keine anderen Hobbys?“

„Offenbar nicht“, bemerkte Jeremiel etwas nüchtern und Beyond und Sheol konnten sich ein Lachen natürlich nicht verkneifen. Frederica sagte dazu lieber nichts, setzte sich dann aber auch schließlich dazu und wurde natürlich erst mal über weitere Einzelheiten ausgefragt. „Also erzähl mal. Wo will er denn mit dir hingehen?“

„Er sagte nur, ich soll mich überraschen lassen“, erklärte das Albinomädchen und zuckte unsicher mit den Schultern. „Näheres wollte er nicht verraten. Ehrlich gesagt bin ich auch gespannt darauf, was er vorhat. Na hoffentlich wird es nichts Hektisches und Brutales. Inzwischen traue ich ihm ja schon so einiges zu. Aber ich glaube, dass er sich dieses Mal wirklich Mühe geben will.“

„Was würdest du dir denn vorstellen, wohin du am liebsten gehen würdest?“ Frederica dachte nach. „Also es muss ja nicht übertrieben sein. Ich würde mich auch über Kleinigkeiten freuen, wie zum Beispiel einem schönen Ausflug. Solange es nicht allzu übertrieben ist.“ Ja, das passte zu Frederica. Sie liebte die einfachen Dinge im Leben und war noch nie für Prunk und Protz zu haben. Wahrscheinlich war es deswegen so schwer zwischen ihr und Ajin, weil dieser ganz anders gestrickt war. Er liebte es genau andersherum und hielt nichts von Schlichtheit und Bescheidenheit. Sie waren Gegensätze, die erst einmal lernen mussten, miteinander zu harmonieren und einen gemeinsamen Nenner zu finden. Ansonsten würde es nur wieder schief gehen. „Vielleicht waren diese zwei Fehlschläge ja auch nötig gewesen, damit Ajin versteht, dass er sich mehr auf dich einlassen muss, wenn es klappen soll.“ Elions Worten konnte man nicht viel entgegnen und auch Frederica hoffte, dass der nächste Versuch wesentlich besser verlief als nach dem Reinfall mit dem Kinobesuch. Wie ging der Spruch noch mal? Aller guten Dinge sind drei. Aber trotzdem beschäftigte sie schon sehr, was Ajin sich denn ausgedacht hatte und was er vorhatte. Auf der einen Seite ahnte sie schon, dass es wieder in die Hose gehen würde, aber auf der anderen Seite hoffte sie ja, dass es endlich klappen würde. Und vor allem hoffte sie, dass sie sich dann endlich mehr über ihre Gefühle im Klaren wurde. Sie wollte für sich selbst wissen, was sie für Ajin fühlte und ob es wirklich Liebe, oder nur freundschaftliche Sympathien waren. Am Abend gingen alle wieder ihre eigenen Wege und während Beyond und L beschäftigt war, ging Frederica aufs Dach und betrachtete den sternenklaren Himmel. Sie war damals oft abends aufs Dach gegangen, wenn sie nachdenken wollte. Es beruhigte sie, die vielen Sterne zu sehen. In solchen Fällen dachte sie, dass Eva vielleicht irgendwo sei und auf sie aufpasste. Da kam sie sich manchmal vor wie ein allein gelassenes Kind, das nur noch seinen Halt im Glauben an Gott hatte. Und jetzt? Sie wusste nicht, was sie fühlen oder denken sollte. Sie war innerlich so durcheinander und zerrissen, dass sie sich in diesem Moment irgendwie sehr einsam vorkam. Und aus einem unerklärlichen Grund überkam sie eine tiefe Traurigkeit und Melancholie. Sie musste wieder an Ajins Worte denken, die er bei ihrem gemeinsamen Ausflug gesagt hatte. Auch wenn sie es ungern zugab. Er hatte Recht. Nur wegen ihrer Schuldgefühle verbot sie sich ihr eigenes Glück. Die ganze Zeit hatte sie sich schwere Vorwürfe gemacht, weil sie den Falschen getötet hatte. Sie hatte Joseph getötet, obwohl dieser nur Alice beschützen wollte. Und als Strafe für ihr Vergehen hatte sie auf ihr eigenes Glück verzichten wollen, weil sie das von anderen zerstört hatte. Aber jetzt erkannte sie wirklich, wie einsam sie tief in ihrem Herzen war. Sie wollte jemanden an ihrer Seite, der sie so liebte wie sie war, sie beschützte und ihr Halt gab… und der sie zum Lachen bringen konnte, wenn es ihr nicht gut ging. Während sie diesen Gedanken nachging, sammelten sich Tränen in ihren Augenwinkeln und sie verstand sich selbst nicht mehr. Warum nur weinte sie auf einmal? Vielleicht weil sie Ajins Einsamkeit besser verstehen konnte als andere?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-04-01T19:30:23+00:00 01.04.2015 21:30
Ein tolles Kapital. Die zwei ... ach das bleibt noch ein kleines Geheimnis *kichert*


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