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Last Desire: After Story II

A Goddamn Chaos
von

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Rea die Stürmische

Der Lärm war noch lauter als die letzten Tage und Teruma und Rea sahen, wie das Chaos und die Zerstörung langsam ein Ausmaß annahmen, das langsam nicht mehr hinnehmbar war. Besorgt tauschten die beiden Schwestern kurze Blicke aus. „Seit Großvater in der Menschenwelt war, ist er noch gereizter als sonst“, bemerkte Rea. „Kann es sein, dass irgendetwas passiert ist, was ich verpasst habe, Schwesterherz?“ Teruma verschränkte die Arme und musste nachdenken. „Ich glaube, er hat da ein Mädchen kennen gelernt, das er sehr mag. Offenbar ist es nicht ganz so gut gelaufen und nun ist er erst recht mürrisch.“

„Und er hat einfach aufgegeben? Das passt doch gar nicht zu ihm. Irgendetwas muss passiert sein. Ich glaube, ich rede mal mit ihm. Vielleicht kann ich ja helfen.“ Doch Teruma blieb da skeptisch, denn sie kannte Ajin als ältestes Kind von Ain und Elohim am längsten und wusste, dass es keine gute Idee war, Ajin zu stören, wenn er so dermaßen schlecht gelaunt war. Aber andererseits… Rea hatte schon immer eine sehr enge Bindung zu ihrem Großvater gehabt, enger noch als die anderen. Ein Versuch war es ja wert. „Dann versuch dein Glück. Pass aber trotzdem auf dich auf, ja?“ „Mach ich, keine Sorgen! Es wird schon gut gehen. Großvater und ich haben uns doch schon immer gut verstanden.“ Damit machte sich Rea auf den Weg in der Hoffnung, dass sie vielleicht etwas erreichen konnte. Es ging ja nicht an, dass Ajins Laune sich immer weiter verschlechterte und er sich schon über Kleinigkeiten so dermaßen aufregte, dass man Angst um sein Leben haben musste. Von Teruma hatte sie ja schon erfahren, dass ihr Großvater sogar geplant hatte, die Menschenwelt zu zerstören und sich dann mit ein paar Sefirot geprügelt hatte und sogar Nivkha nicht verschont geblieben war. Was auch immer der Grund für Ajins Aggressionen waren, dieses Mädchen, in das er wohl verliebt war, spielte eine wichtige Rolle. Es war für sie ein Rätsel, dass er einfach so wieder gegangen war, ohne um das Mädchen zu kämpfen, wo es doch eh schon ein Wunder war, dass er sich überhaupt verliebt hatte. Ohne Umwege erreichte sie die leere Welt, in der ihr Großvater lebte. Donner war zu hören und das war meist ein Zeichen dafür, dass es lebensbedrohlich war, Ajin sprechen zu wollen. Denn das war meist ein erstes Signal dafür, dass er kurz vorm Explodieren stand. „Raus hier!“ hörte sie eine laute Stimme wettern und alles um sie herum begann zu beben. „Großvater? Ich bin es nur.“ „Lass mich allein.“ Doch Rea kam näher und sah Ajin auf seinem Diwan liegen. Er sah nicht sonderlich gut aus und als er sie sah, seufzte er nur und setzte sich hin, damit sie Platz nehmen konnte. Er gab es auf, sie rausschicken zu wollen. Das würde sie auch nicht aufhalten. „Was gibt es denn, Rea?“ „Ich mach mir Sorgen um dich, Großvater. Seit wir zurück sind, bist du andauernd nur gereizt und aggressiv. Dabei warst du früher nicht so gewesen. Ist es wegen diesem Mädchen, dass du so reizbar bist? Was ist denn überhaupt passiert? Erzähl mal.“ Eigentlich hatte Ajin überhaupt keine Lust auf Gespräche, aber… Rea war seine Enkelin und seiner Familie konnte er schlecht irgendwelche Wünsche abschlagen. „Ich wollte zuerst in die Menschenwelt, um diese zu zerstören, weil ich zum einen den Ärger mit diesen Vollspacken von Shinigamis beenden und zum anderen deinen Bruder Nivkha endlich nach Hause holen wollte. Aber es ist dann ein wenig anders gelaufen. Beim Dukrav ist nämlich ein Seraph-Mädchen namens Frederica aufgetaucht und hat mir eine gescheuert.“ Rea war sprachlos und sah ihn fast schon entgeistert an. „Sie hat dir eine Ohrfeige verpasst? Und du hast dir das gefallen lassen?“ „Was soll ich sagen?“ murmelte Ajin und zuckte mit den Schultern. „Das nennt man wohl Liebe auf dem ersten Hieb.“

„Und dann?“

„Ich hab mit so einem Hampelmann einen Deal abgeschlossen. Ich lass die Welt heil, wenn er mir hilft, mich mit Frederica zu verkuppeln. Aber es ist nicht so ganz glatt gelaufen und schließlich habe ich es dann aufgegeben. Es war so offensichtlich, dass sie von mir angewidert war und das nur gemacht hat, weil sie die Menschenwelt retten wollte. Da ist so etwas von vornherein zum Scheitern verurteilt und ich will auch nicht ihre Gefühle oder ihre Gedanken manipulieren, um sie zu zwingen, mich zu lieben. Das wäre ja sowieso nicht dasselbe.“ Ach so war das also. So langsam verstand Rea das Problem. Ajin hatte Liebeskummer und war deswegen so aggressiv. Aber dieses ganze Verhalten passte doch gar nicht zu ihm. Normalerweise setzte er immer seinen Willen durch und scherte sich einen Dreck um die Meinung anderer. Dass er einfach so klein bei gegeben hatte, war völlig neu. „War es denn die ganze Zeit so schlimm oder hattet ihr auch mal Spaß?“ „Naja, sie hat sich ziemlich darüber amüsiert, dass ich Schwierigkeiten mit diesem Menschenkram hatte. Und da sind wir auch ein bisschen ins Gespräch gekommen. Da hatte ich aber auch die ganze Datingaktion abgebrochen.“

„Und du glaubst, dass sie dich nicht mag?“

„Ich gebe ja zu, dass ich vom Flirten keine Ahnung habe und es vielleicht nicht ganz so geschickt angegangen bin…“

„Was heißt nicht ganz so geschickt? Was hast du ihr denn gesagt?“

„Ich hab ihr gleich beim ersten Mal gesagt, dass sie ein gebärfreudiges Becken hat.“ Einen Moment lang starrte Rea ihn ungläubig an, dann schlug sie sich die Hand gegen die Stirn und schüttelte den Kopf. „Ich glaube, dazu fällt mir nichts mehr ein. Ach Großvater, das kannst du einer Frau doch nicht sagen. Das hört niemand gerne. Aber… dass ihr am Ende doch Spaß hattet und sie sogar gelacht hat, zeigt doch eigentlich, dass sie dich nicht ganz so abstoßend findet, wie du dachtest. Vielleicht war das ja auch nur deshalb, weil du dich so unmöglich aufgeführt hast. Da wäre jede Frau erst mal abgeschreckt. Vielleicht solltest du es noch mal versuchen und mit ihr reden.“

„Ich glaub, das bringt nichts. Sie war froh gewesen, als die ganze Sache vorbei war und ich will sie nicht noch weiter belästigen.“

„Diese Töne kennt man ja gar nicht von dir.“

Ajin schwieg und lehnte sich zurück. Er stand völlig neben sich und so hatte ihn noch niemand erlebt. Nicht mal seine Familie. Und das machte Rea schon Sorgen. „Großvater?“ Ein leiser Seufzer entfuhr ihm und er rieb sich die Augen. „Ich glaube, ich bin müde geworden.“ Sie wusste, was das bedeutete. Das alles nahm ihn so sehr mit, dass er sich dazu entschloss, wieder eine lange Zeit zu schlafen, um darüber hinwegzukommen. Das letzte Mal war nach dem Tod ihrer Mutter gewesen. Ajin liebte seine Tochter über alles und ihr plötzlicher Tod war für ihn ein schwerer Schock gewesen. Und dass er sich wieder so müde fühlte und schlafen wollte, war ein deutliches Anzeichen dafür, dass ihm das mit dem geplatzten Date sehr nahe ging. Ajin musste diese Frederica wirklich sehr lieben. „Ach Großvater, das ist doch auch keine Lösung. Bevor du dich schlafen legst, lass mich doch erst mal mit Frederica reden. Vielleicht hast du da irgendetwas missverstanden und sie mag dich vielleicht, war aber womöglich zu schüchtern. Ein Versuch schadet ja nicht und wenn du jetzt einschläfst, weißt du ja, was das bedeutet. Also reiß dich doch mal zusammen. Hey, es bringt doch nichts, einfach so die Hoffnung aufzugeben. Das bist doch nicht du. Also lächle doch mal und gib nicht auf.“ Rea strahlte wie ein kleiner Sonnenschein und ihr Lächeln hatte etwas von einem Kind an einem Weihnachtsabend. Sie war schon immer die Fröhlichste der sieben Geschwister gewesen und hatte schon als Kind eine aufgedrehte Art besessen. Im Gegensatz zu den anderen hatte sie eine viel stärkere Bindung zu ihrem Großvater als zu ihren Eltern und sie kam ihn oft besuchen. Dagegen hatte Ajin ja nichts, denn er liebte seine Familie und natürlich auch seine Enkel. Aber seit er so gereizt war, konnte selbst Rea seine Stimmung nicht sonderlich bessern. „Überlass das nur mir, ja? Ich werde einfach mal mit Frederica reden, vielleicht findet sich ja eine Lösung. Es wird schon alles gut werden, Großvater. Da bin ich mir sicher.“ In diesem Moment konnte Ajin nicht anders als zu schmunzeln, dann drückte Rea ihm auch schon einen Kuss auf die Wange, bevor sie wieder aufstand. „Und wag es bloß nicht, dich schlafen zu legen!“ „Ach du würdest doch sicher mit einer Pauke herumhämmern, nur um mich wieder aufzuwecken.“

„Das kann gut möglich sein.“ Mit einem fröhlichen und scherzhaften Zwinkern ging Rea nun und ließ Ajin allein.
 

Frederica hatte die Welt der leeren Träume erreicht und fand auch schon Nazir, der auf dem Dach eines zerfallenen Hauses saß, welches wie so viele andere Dinge durch die Leere schwebte und nach und nach zerfiel. Es war ein surrealer Ort, an dem niemand lebte. Dies hier wurde auch der Weltenfriedhof genannt. Hier waren die Trümmer untergegangener Welten, die langsam ins Nichts verschwanden. Und hier wachte Nazir, wenn er nicht in der Heimat war, um wichtige Dinge zu regeln. Aber da er neutral war und sich für gewöhnlich nicht in die Angelegenheiten anderer einmischte, kam es recht selten vor, dass er diesen Ort verließ. „Nazir?“ Obwohl er aussah wie ein 12-jähriges Kind, durfte man ihn nicht unterschätzen, denn selbst Samajim konnte es nicht mit ihm aufnehmen. Vor dem Umsturz der alten Ordnung war er der ranghöchste Sefira gewesen und wurde von allen als Lehrmeister respektiert. Und im Gegensatz zu den anderen Sefirot stand er unter Ajins Befehl und war sein Bote. Deshalb sah Frederica bei ihm auch die beste Chance, um ans Ziel zu kommen. „Ich muss Ajin Gamur sprechen. Kannst du mir sagen, wie ich dorthin komme?“ Nazirs graue Augen, in denen sich die Ewigkeit zu spiegeln schienen, ruhten auf ihr und es lag etwas Geheimnisvolles in diesem Blick. Keiner hatte ihn je durchschauen und seine wahren Gedanken und Absichten erkennen können. Nicht mal seine eigene Schwester. „Es tut mir leid, aber du kannst ihn nicht sprechen.“

„Was? Wieso denn nicht?“

„Mein Herr will von niemandem gestört werden und aus diesem Grund kann ich niemanden zu ihm lassen.“ Na super. Das hatte ihr noch gefehlt. Jetzt war sie zwar da, aber keiner konnte mit Ajin sprechen. Und in dem Fall würde Nazir auch wahrscheinlich keine Ausnahme machen. In dem Fall half es nur, über Ain und Elohim zu ihm zu kommen. „Kann ich wenigstens mit Ain oder Elohim sprechen?“

„Die sind gerade in einer wichtigen Ratsversammlung.“

„Ja und wen kann ich dann von den Entitäten sprechen, außer Dathan?“

„Mich zum Beispiel.“ Frederica drehte sich erschrocken um, als sie plötzlich ein Mädchen sah, das ungefähr vom Aussehen ihr Alter hatte. Sie besaß eine sehr fröhliche Natur und hatte ein kindliches Lächeln. Ihr Haar wurde von einigen bunten Strähnen durchzogen und sie trug bunte Kleidung. „Entschuldige“, sagte sie sofort, als sie sah, wie sehr sie die 445-jährige erschreckt hatte. „Das war jetzt nicht meine Absicht. Hallo, ich heiße Rea. Ich bin die Drittjüngste der sieben Geschwister und Nivkhas ältere Schwester. Und du bist sicher Frederica, nicht wahr?“ „Äh ja…“

„Super“, rief Rea direkt und umarmte sie stürmisch. Sie wirkte ein wenig aufgedreht und nahm sofort Frederica an die Hand. „Dann kannst du gleich mit mir mitkommen. Ich hatte sowieso vor, mich ein wenig mit dir zu unterhalten.“

„Wieso? Was hab ich…“ Ehe Frederica wirklich verstand, was hier eigentlich passierte, fand sie sich auch schon im Anwesen der Familie Ain Sophs wieder, wo Rea auch schon ein Mädchen traf, das schon etwas älter und erwachsener wirkte. „Schwesterherz, ich hab Besuch mitgebracht!“ Das Mädchen mit den langen brünetten Haaren wandte sich zu ihnen um und war überrascht. Bevor sie aber fragen konnte, begann Rea wieder zu reden. „Das ist Teruma, die Älteste von uns. Deshalb nennen wir sie auch alle die „Große“. Schwesterherz, das ist Frederica, Großvaters Herzensdame.“ Die Brünette war ein wenig erstaunt darüber, lächelte dann aber herzlich und grüßte Frederica, bevor sie sich mit der Erklärung entschuldigte „Ich muss zur Ratssitzung und bin jetzt deshalb auch weg. Rea, wenn du nachher Sabriel siehst: Malakh hatte da noch ein paar wichtige Dinge zu besprechen, was die Teameinteilung der Hagana angeht.“

„Okay, mach ich. Viel Glück noch.“ Damit verabschiedete sich Teruma auch schon, woraufhin sich Rea und Frederica in ein großes Zimmer zurückzogen, wo sie ungestört waren und reden konnten. „Entschuldige bitte, dass ich dich so überfalle und regelrecht entführe. Manchmal bin ich da ein bisschen stürmisch, was das betrifft. Großvater meinte schon damals, man hätte mich besser Se’ara nennen sollen, weil dies natürlich „Sturm“ bedeutet. Also Liebes, du wolltest also meine Eltern sprechen?“ „Eigentlich wollte ich zu Ajin“, gab Frederica zu. „Aber ich hatte keine Ahnung, wie ich zu ihm hinkommen soll und Nazir hat mich nicht zu ihm gelassen. Also wollte ich Ain und Elohim bitten, mir zu helfen. Aber die waren ja auch nicht zu sprechen.“

„Ja, Großvater ist momentan noch gereizter als sonst und er hat einen so großen Wutanfall gehabt, dass er die halbe Shinigamiwelt in Schutt und Asche gelegt hat. Er lässt kaum jemanden an sich heran und will sich am liebsten wieder schlafen legen.“

„Es ist sicher nicht einfach mit so einem Großvater, oder?“ fragte Frederica, doch Rea schüttelte nur den Kopf und erklärte „Er ist eigentlich nicht so. Aber er hat eben Schwierigkeiten, anderen auf eine halbwegs normale Ebene zu begegnen, wenn es nicht seine Familie ist. Da benimmt er sich manchmal etwas daneben und er kann auch einfach keine Gefühle so deutlich zeigen. Stattdessen wird er eben aggressiv. Normalerweise ist er anderen gegenüber auch alles andere als gesellig und deshalb haben wir uns alle gewundert, dass er sich tatsächlich verliebt hat. Das passt eigentlich gar nicht zu ihm, weil er zu allen eine emotionale Distanz hegt. Weil er die höchste Entität ist, besitzt er zwar grenzenlose Macht über alles, sogar über uns, aber er muss auch damit leben, dass er immer da sein wird. Selbst wenn alle verstorben und alle Welten zerstört sind, wird er immer noch da sein und bis in alle Ewigkeit existieren. Das ist die Bürde, die er trägt und das prägt leider auch den Charakter. Darum hat er mit der Zeit eine sehr herablassende Haltung anderen gegenüber entwickelt.“

„Und wie kommt ihr damit klar?“

„Wir akzeptieren und lieben ihn so wie er ist. Er lebt sein eigenes Leben, hat seine eigenen Regeln und seine eigene Art zu leben und das wissen wir alle, deshalb lassen wir ihn seinen Weg gehen und sind für ihn da, wenn er uns braucht. Aber ich glaube, dass das nicht das ist, was ihn glücklich macht. Er braucht jemanden, der ihm Grenzen setzt und auch den Mut hat, sich gegen ihn durchzusetzen. Aber vor allem wünscht er sich jemanden an seiner Seite, der ihn so lieben kann wie er ist und nicht nur deswegen, weil er so eine hohe Stellung hat. Denn er hat oft die Erfahrung machen müssen, dass alle nur irgendetwas von ihm wollten. Deshalb bleibt er auch lieber alleine oder bei uns.“ Hier musste Frederica an ihre Begegnung mit Ajin zurückdenken. Sie hatte ihn ohne zu zögern geohrfeigt, obwohl er Liam und die anderen mühelos besiegt hatte. In dem Moment hatte sie völlig ausgeblendet, wer oder was er war. Sie hatte einfach nur den Kerl gesehen, der ihre Freunde verletzt und die Hochzeitsfeier gesprengt hatte. Ob das der Grund war, warum sich Ajin in sie verliebt hatte? Weil sie keine Angst vor ihm hatte oder etwas von ihm wollte? Und hatte Ajin nicht selbst gesagt, dass er sich wünschte, dass ein Mal jemand zu ihm kommen würde, der nichts von ihm verlangte? „Wie stehst du eigentlich zu Großvater?“ Diese Frage brachte das Albinomädchen ein wenig aus dem Konzept und sie wusste auch nicht, wie sie antworten sollte. Wie denn auch? Sie wusste ja nicht mal, was sie eigentlich fühlte. „Ich weiß es nicht“, gab sie schließlich zu. „Am Anfang fand ich ihn einfach nur furchtbar und seine Flirtversuche waren mir unangenehm, eben weil sie auch so schlecht waren. Aber… es gab auch Momente, in denen er nicht so war und wo er ganz vernünftig auf mich gewirkt hatte. Und als wir zusammen gebacken haben, da hatten wir sogar Spaß.“

„Warte mal“, rief Rea, als sie das hörte. „Großvater und backen???“ Frederica nickte und erklärte „Er bat mich noch, ihm zu zeigen, wie man Cheesecake backt.“ Immer noch war Rea völlig überrumpelt und starrte Frederica mit offenem Mund an. Sie war sprachlos und brauchte einen Moment um wirklich zu verarbeiten, was sie da gehört hatte. Dann aber schüttelte sie den Kopf und lachte. „Ich glaube es nicht. Dass Großvater mal so etwas tun würde… Er würde niemals irgendetwas auf Menschenart machen, weil er immer der Ansicht war, es sei unter seiner Würde als höchste Entität. Dass er sich dazu bewegt und gegen seine eigenen Prinzipien verstößt, ist eigentlich der beste Beweis dafür, dass du etwas ganz Besonderes bist.“

„Ich?“ fragte Frederica und klang alles andere als überzeugt. „Was soll denn an mir denn schon besonders sein?“

„Du hast eine besondere Wirkung auf Großvater. Und dass er sich jetzt wieder schlafen legen will, nachdem das zwischen euch beiden gescheitert ist, bedeutet eigentlich nur, dass er ziemlichen Liebeskummer hat. Nur leider ist er überhaupt nicht der Typ, der direkt über Gefühle spricht oder sensibel wird. Er hat noch nie geweint, selbst bei Mutters Tod nicht. Stattdessen wird er gereizt, dann verliert er den Antrieb und die Motivation und zieht sich zurück.“

„Ja aber wieso hat er dann die ganze Sache abgebrochen?“

„Das hat mich ja auch gewundert. Denn eigentlich ist er ein absoluter Sturkopf, der immer seinen Willen durchsetzen muss, ohne Rücksicht auf Verluste. Wahrscheinlich muss ihn die Tatsache beschäftigt haben, dass du dich auf diese Dategeschichte eingelassen hast, um deine Welt zu beschützen. Das muss ihn wohl ziemlich getroffen haben und wahrscheinlich hat er deswegen die Reißleine gezogen: weil er dich nicht noch mehr quälen wollte.“ Frederica seufzte leise und dachte nach. Warum musste die Liebe so dermaßen schwierig sein? Warum konnte sie nicht mit Gewissheit sagen, ob sie Ajin nun liebte oder nicht? Wieso war es denn so schwer? Als könnte Rea ihre Gedanken gelesen, legte sie einen Arm um sie und erklärte „Zerbrich dir nicht den Kopf. Ich bring dich gleich zu Großvater und dann könnt ihr schauen, wie ihr weitermachen wollt. Du kannst auch gerne mich um Rat fragen, wenn du willst. Hey wie wär’s? Wollen wir Freundinnen sein?“ Diese Frage kam etwas plötzlich, wie so vieles von Rea. Aber sie hatte eben eine aufgedrehte und etwas stürmische Art, die sie auch irgendwie sympathisch machte. Es war schon komisch. Zwar war sie Dathans Schwester, aber sie war ganz anders als er. Aber wie Dathan berichtet hatte, waren seine Geschwister alle vom Charakter her anders. Teruma war die pflichtbewusste große Schwester, Jamin eher der Verträumte, Kohen der mit den großen Ideen und Rea die Stürmische und Lebhafte. Und Dathan war da eben der Schüchterne. Fredericas rote Augen ruhten auf Reas, die genauso grasgrün waren wie die ihrer Mutter. Sie lächelte und nickte. „Ja gerne“, sagte sie schließlich. „Dann lass uns Freundinnen sein.“ „Oh super!“ rief Rea und umarmte sie. Sie freute sich riesig und machte sich sogleich mit Frederica auf den Weg. „Weißt du, für dich könnte ich mir auch einen hübschen Seraphnamen ausdenken.“

„Ach ja? Und… an welchen hättest du gedacht?“

„Simea. Das bedeutet Gott liebt dich.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-04-01T19:29:28+00:00 01.04.2015 21:29
Das Kapital war klasse^^


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