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Last Desire: After Story II

A Goddamn Chaos
von

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Der erste Versuch

Eigentlich wollten L und Beyond ausnahmsweise ein bisschen länger im Bett bleiben, nachdem sie den letzten Fall so gut gelöst hatten. Nach den letzten schlaflosen Nächten und der vielen Arbeit hatten sie sich das auch verdient. Und außerdem war ihre gemeinsame Nacht etwas lang geworden und nun wollten sie noch ein wenig die Ruhe genießen, wozu sie aber nicht kamen, denn da riss sie ein lautes „AUFWACHEN IHR WICHSCONTAINER!!!“ aus dem Halbschlaf und diese laute Stimme schreckte sie so auf, dass Beyond aufschrie und ihm fast das Herz stehen blieb und L fiel direkt aus dem Bett. Ein giftgelbes Augenpaar starrte böse funkelnd auf sie herab und als sich die beiden Schlaftrunkenen die Augen rieben, da erkannten sie Ajin, der mit verschränkten Armen und überkreuzten Beinen da saß. Oder besser gesagt… er schwebte viel mehr in der Luft. „Seit wann bist du hier im Zimmer?“

„Seit drei Stunden. Irgendwann ist mir langweilig geworden, euch beiden beim Pennen zuzuschauen, da hab ich einem von euch die Fingernägel angepinselt.“ Beyond sah nach und bemerkte sofort, dass L tatsächlich rot lackierte Fingernägel mit Glitter hatte. Und dieser war alles andere als begeistert darüber, aber Ajin konnte sich ein breites Grinsen und ein amüsiertes Kichern natürlich nicht verkneifen. Der Serienmörder seufzte genervt. „Wie zum Teufel bist du hier überhaupt reingekommen?“

„Beyond, er kann durch Wände gehen, schon vergessen?“ kam es von L, der sich wieder ins Bett verkriechen wollte. Ajin nickte und betonte „Falls du es schon vergessen haben solltest: Ich bin Gott. Ich weiß, kann und darf alles. Und jetzt hopp! Ich hab ein Mädchen zu erobern und ihr zwei Halbbomber könnt eure Analpolonaise auf später verschieben. Mein Problem ist wichtiger, also zack, zack!!!“ L sah erst Ajin mit einem tödlichen Blick an, dann wandte er sich Beyond zu und grummelte „Mach du das, ich bleib im Bett.“ „Was? Wieso denn ausgerechnet ich?“

„Weil du uns diesen Schwachsinn doch erst eingebrockt hast. Also gehst du das auch gefälligst ausbaden.“ Damit schmiss L Beyond aus dem Bett und ging selbst wieder schlafen. Beyond verschwand kurz ins Bad und sah dabei auf die Uhr. Es war 5 Uhr morgens. Als er das sah, wandte er sich genervt an den ungebetenen Gast. „Um die Uhrzeit weckst du uns auf?“

„Hey, ich wollte mich mit ihr heute zum Date verabreden und du hast mir gefälligst dabei zu helfen, Äffchen.“

„Ja aber doch nicht so früh, verdammt. Jeder halbwegs vernünftige Mensch schläft um die Uhrzeit noch, wenn er nicht gerade Schichtarbeiter ist. Und ich bin kein Äffchen!“

„Interessiert mich nicht.“

„War klar…“ Da Frederica um die Uhrzeit noch schlief, ging Beyond nach einer kurzen Dusche in die Küche und machte sich einen Kaffee um wach zu werden. Er war noch ziemlich müde und fragte auch schließlich, warum Ajin so früh auf der Matte stand. Die Antwort war einfach. „Ich brauche im Gegensatz zu euch keinen Schlaf. Ich mache es aber trotzdem, wenn mir danach ist. Das kann schon mal ein paar tausend Jahre dauern. Dafür bin ich aber auch wiederum Milliarden Jahre wach. Je nachdem, ob was Interessantes passiert oder nicht. Wenn nicht, schlaf ich einfach weiter.“ Na toll. Dann heißt das also, wir müssen ihn auch nachts ertragen, oder wie darf ich das verstehen? Müde gähnte der Serienmörder und genehmigte sich schließlich ein Glas Marmelade. Ajin aß ein Stück Cheesecake, wobei es ein Rätsel blieb, woher er das denn schon wieder hatte. „Also erzähl mal, worauf stehen eure Weibchen denn so und wie springt man denn vernünftig mit denen um?“

„Erstens: sie niemals Weibchen nennen, zweitens: sich nicht wie ein Vollarsch aufführen so wie gestern. Wenn du mit ihr auf ein Date willst, dann sollte es für den Anfang etwas einfaches sein. Einen Kinobesuch zum Beispiel.“

„Und das ist alles?“ rief Ajin entgeistert. Da hatte er sich deutlich mehr vorgestellt und irgendwie kam ihm das wie die reinste Mogelpackung vor. „Und wann wird gefummelt?“

„Wahrscheinlich nie, wenn du dich nicht zusammenreißt. Aus Erfahrung mit meiner Adoptivschwester kann ich dir sagen, was für Typen bei den Frauen keine Chance haben. Und das sind ungepflegte Nerds, Machos und Paschas, vulgäre Schläger, notorische Fremdgeher und Typen, die noch bei Mutti wohnen und sich von ihr die Socken bügeln lassen. Und vor allem hassen sie Typen, die nur das Eine wollen und komplett triebgesteuert sind. Es sei denn, die Frau ist eine Nymphomanin. Der letzte Kerl, der Rumiko an die Wäsche wollte, kam mit einem Hodenbruch und einer ausgekugelten Schulter ins Krankenhaus.“

„Ja schon klar. Ich hab Frederica schon versprochen, dass ich meine Hände bei mir behalten werde.“

„Und bitte keinen so grottenschlechten Spruch wie gestern. Keine Frau will hören, dass sie ein gebärfreudiges Becken hat.“

„Und was ist mit Ich bin vom TÜV, darf ich deine Hupen testen?“ Wenn Beyond nicht wüsste, dass das wirklich ernst gemeint war, dann hätte er längst laut losgelacht. Zugegeben, er hatte auch nicht die größte Ahnung, welche Sprüche am besten bei Frauen funktionierten, aber selbst er würde nie und nimmer so etwas gerne hören. Keiner würde das, es sei denn, die Frau war komplett hirnamputiert und verzweifelt. „Lass das lieber“, riet er nur und erklärte „Wenn du Frederica schon Komplimente machen willst, dann versuch mal was einfaches. Vielleicht, dass sie schöne Augen hat oder sie eine tolle Frisur hat… So etwas in der Art eben. Ach ja… Bei einem Date bezahlt immer der Kerl.“

„Pfft… und wo liegt da die Gleichberechtigung?“

„Frauen definieren die Emanzipation so, dass letzten Endes die Männer um Gleichberechtigung kämpfen müssen.“

„Ihr Menschen habt doch allesamt einen an der Waffel. Da seid ihr mir als primitive Höhlenmenschen, die nur „Ugh“ und „Booga“ sagen konnten, deutlich lieber gewesen.“

„Ich verstehe, was du meinst… Aber jedenfalls solltest du dich zurückhalten und dich nicht ganz so überheblich aufführen. Dieses Ich bin Gott, ich bin das Zentrum der Welt kommt bei niemandem gut an.“

„Aber es stimmt doch. Und früher haben die Frauen drauf gestanden.“

„Vor 2000 Jahren vielleicht und da haben sie den letzten Kerl umgebracht, der sich Gott oder Gottessohn geschimpft hat. Manche Frauen kaufen es ja noch ab, wenn man sich als reicher Geschäftsmann, als Astronaut oder als Promi ausgibt. Aber keiner kauft es dir ab, wenn du herumposaunst, dass du Gott bist. Wirklich alles ist realistischer und glaubwürdiger als das. Viel eher würde man denken, du bist aus einer Sekte oder aus einer Nervenheilanstalt ausgebrochen. Und zwischen den beiden liegt auch nicht sonderlich viel Unterschied.“

„Und als was soll ich mich dann ausgeben? Als Pornostar?“ Beyond klatschte sich die Hand vor die Stirn. Oh Gott, wie konnte man nur so dämlich sein? Das machte dieser Kerl doch mit Absicht… „Frederica weiß schon, dass du Gott bist, da brauchst du dich nicht als Pornostar ausgeben. Das ist übrigens auch keine sonderlich gute Idee, um auf Weiberfang zu gehen, es sei denn, du bist auf einen One Night Stand aus. Lad sie am Besten erst mal ins Kino ein. Das ist ein guter Anfang und da kann man nicht allzu viel falsch machen.“

„Und wann geht es richtig zur Sache?“

„Jedenfalls nicht nach dem ersten Date. So wie du dich gestern aufgeführt hast… Frederica will eigentlich gar keinen Freund, aus welchem Grund auch immer und sie ist da sehr zurückhaltend. Dementsprechend wird das noch eine harte Nuss werden. Trag nicht so dick auf, dann wird das schon werden.“ Ajin hörte sich das alles an und nickte zwischendurch, aber sonderlich überzeugt klang er nicht. „Sag mal, hast du irgendwelche positiven Eigenschaften, mit denen du punkten kannst, außer dass du Gott bist und deine Macht genauso grenzenlos ist wie dein Ego?“

„Willst du mich gerade beleidigen?“

„Nein, aber es muss doch irgendetwas geben, was nicht ganz so abschreckend auf andere reagieren könnte.“

„Pah, die sind doch nur abgeschreckt, weil sie von meiner Allmächtigkeit eingeschüchtert sind.“

„Ja…“, meinte Beyond ironisch. „Daran wird es wohl liegen.“ Sie diskutierten noch knapp zwei Stunden weiter, bis L schließlich aufstand und kurz darauf war ein lautes „Guten Morgen!“ zu hören, als Frederica die Treppe hochkam. Sie bewohnte die untere Etage und war meistens um 7:30 Uhr da. Wenn es einen schwierigen Fall gab, arbeitete sie auch nachts und schlief dann tagsüber ein wenig. Dieses Mal war sie schon etwas früher aufgestanden und war auch schon beim Bäcker gewesen. „Ich hab uns Brötchen mitgebracht und…“ Sie verstummte, als sie Ajin und Beyond zusammen in der Küche sah. Vor Schreck ließ sie die Brottüte aus der Hand fallen, doch Ajin stoppte einfach den Fall und ließ diese unversehrt auf den Tisch wandern. „Hallo Prinzessin! Ist es hier drin wirklich so heiß, oder bist du das?“ grüßte er sie mit einem verführerischen Lächeln. „Na? Hat’s wehgetan, als du vom Himmel gefallen bist?“ Am liebsten hätte sich Beyond die Hand vor die Stirn geschlagen. Wie konnte sich ein Gott nur so katastrophal anstellen, wenn es um das Flirten mit Frauen ging? Irgendwie schien der Kerl wirklich keine Ahnung zu haben. Und so langsam tat es ihm für Frederica leid, dass sie das alles ausbaden und diesen Kerl ertragen musste. „Na Baby“, sagte er nun und stand auf, dann kam er näher. Frederica sah eher danach aus, als wolle sie vor einem potentiellen Triebtäter flüchten und als wäre sie zu sehr vor Angst erstarrt. „Wie wäre es mit einem romantischen Kinoabend, nur wir zwei Hübschen?“ Das Albinomädchen brachte erst keinen Ton hervor und hätte wohl am liebsten abgelehnt. Doch sie schluckte all das runter und zwang sich zu einem Lächeln. „Gerne. Wie spät sollen wir uns treffen?“

„Ich hol dich so gegen 18 Uhr ab.“ Damit zwinkerte ihr verführerisch zu und Frederica lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ajin verabschiedete sich schließlich, da er bei seinem Enkel nach dem Rechten sehen wollte und verschwand einfach durch die Wand. Nun musste sich die 445-jährige erst mal setzen. „Hilfe“, murmelte sie. „Ich glaube mir wird gerade ganz schlecht…“

„Zugegeben, in Sachen Flirten muss er wirklich mehr Nachhilfe bekommen. Aber er gibt sich jedenfalls Mühe.“

„Trotzdem mag ich seine Art nicht.“ Wenig später kam L schließlich dazu und wünschte beiden einen guten Morgen und fragte sogleich nach, was der kurze Unterricht mit Ajin ergeben hatte. „Er hat Frederica zum Kino eingeladen. Da kann ja nicht sonderlich viel schief gehen. Hoffe ich zumindest.“ Sonderlich überzeugt klang Beyond aber nicht dabei. Und auch L und Frederica waren sich nicht ganz so sicher, ob auch wirklich alles glatt laufen würde. Aber um der Zukunft der Welt willen würde sie das trotzdem durchziehen. „Warum musste er sich ausgerechnet in mich verlieben?“ fragte Frederica und seufzte geschlagen. „Es gibt so viele andere Frauen auf der Welt und ausgerechnet mich muss es erwischen. Womit habe ich das nur verdient?“
 

Am Abend kam Ajin pünktlich um 18 Uhr vorbei, um Frederica abzuholen. Diese versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie viel Überwindung es sie kostete. L und Beyond ließen es sich natürlich nicht nehmen, den beiden heimlich zu folgen und zu sehen, was sich denn ergab. Und ehe sie sich versahen, waren sie auch schon in Gesellschaft von Anne, Kenan, Elion und Ezra. Auf Fragen hin, wieso sie hier waren, erklärte Ezra „Na wir wollen sehen, was bei Beyonds Schnapsidee herauskommt“, während Anne gar nichts sagte und stattdessen Kenan erklärte, dass er unbedingt sehen wollte, wie es ist, wenn sich zwei ineinander verlieben. Na darauf konnte der Junge noch lange warten, so wie es aussah. Als sie sahen, dass die „Zielpersonen“ das Kino ansteuerten, schüttelte Ezra nur den Kopf und wandte sich an Beyond. „Noch einfallsloser ging es wohl nicht, oder?“ „Ach und du weißt das natürlich besser.“ „Na ich hab jedenfalls mehr Ahnung als du“, entgegnete der 16-jährige selbstbewusst und blieb auch bei seiner Meinung. Sie folgten auf sicherem Abstand und gerieten dabei in eine Diskussion. „Ach ja?“ fragte Beyond schließlich. „Und was sollen die beiden deiner Meinung nach machen?“

„Na vielleicht irgendetwas, das Frederica gerne macht. Elion und ich machen das auch immer so. Wenn wir auf Dates gehen, dann überlegen wir uns auch, was dem anderen Spaß machen könnte. Kino ist das Langweiligste, was man sich für ein Date aussuchen kann.“

„Und wieso?“

„Wie sollen die denn ins Gespräch kommen und sich besser kennen lernen, wenn sie sich den Film ansehen müssen? Und je nachdem in was für einen Film sie reingehen, wird das noch in einer Vollkatastrophe enden. Oder wie siehst du das, Elion?“ Der Proxy überlegte kurz. Er kannte Frederica schon seit Jahren und wusste deshalb auch, was sie liebte und was sie nicht mochte. Und er musste zugeben, dass Ezra gar nicht mal so falsch lag mit seinen Ansichten. „Es stimmt schon“, sagte er schließlich. „Wenn es mit den beiden klappen sollte, dann sollte Ajin lernen, mehr auf Fredericas persönliche Wünsche einzugehen und nicht immer sich selbst ins Zentrum zu stellen. Aber wer weiß. Vielleicht klappt es ja auch so.“

„Glaub ich eher nicht“, murmelte Ezra. „Ich wette, das wird ziemlich in die Hose gehen.“

„Okay, wie viel?“ Sie drehten sich um und sahen, dass noch Oliver, Nastasja, Rumiko, Eva, Levi, Andrew, Sheol und Jeremiel dabei waren, die offenbar auch sehen wollten, ob es tatsächlich funktionierte. Ja sogar Delta war dabei, der offenbar gerade nichts Besseres zu tun hatte und natürlich unbedingt sehen musste, was zwischen den beiden ging. Ungläubig sah Beyond die versammelte Mannschaft an und fragte „Äh… veranstaltet ihr hier irgendwie gerade ein Kaffeekränzchen, oder was soll der Auflauf?“

„Na wir wollen doch auch sehen, ob es zwischen denen funktioniert oder nicht. Wir sind eben neugierig.“

„Ihr habt doch den Schuss nicht gehört.“

„Ach ja? Und was macht ihr dann hier?“

„Touchè…“

„Also was ist?“ fragte Nastasja erneut. „Wer hat Lust auf eine kleine Wette?“ Da es wenigstens auf diese Weise etwas unterhaltsamer werden würde, erklärten sich alle einverstanden und begannen ihre Wetteinsätze zu machen. Dabei wurde diskutiert, ob das erste Date funktionieren würde und wenn nicht, wie lange es dauern würde, bis es in einer Katastrophe endete. Nur Levi schüttelte den Kopf und meinte „Na ihr habt ja Nerven, dass ihr in so einer ernsten Situation Wetten abschließt.“ „Irgendwann gewöhnt man sich daran“, erklärte Oliver. „Wir haben schon so viele heftige Sachen erlebt und alles ist gut gegangen, da stumpft man irgendwann ein wenig gegen so etwas ab.“ Daraufhin sagte der ehemalige Head Hunter nichts mehr.
 

Frederica war immer noch ein wenig mulmig zumute, sagte aber nichts und als sie das Kino erreichten, sah sich Ajin an, was alles lief und entschied sich dann für einen Horrorfilm. Ein sehr blutiger und brutaler Slasher, der der armen Frederica mehr als auf den Magen schlug. Ajin selbst schien sich jedoch köstlich zu amüsieren und es eher als eine Art Komödie anzusehen, denn immer, wenn jemandem die Eingeweide herausgerissen, der Kopf abgesägt wurde oder irgendetwas anderes Brutales folgte, brach er in ein so lautes Gelächter aus, dass einigen wirklich die Frage ins Gesicht geschrieben stand, was denn mit dem Kerl bloß los war. Teilweise wurden sogar Beschwerden gegen ihn laut. Und als dann auch noch eines der Kinder in dem Film auf besonders grausame Art und Weise sterben musste, da wurde es Frederica endgültig zu viel. Vor allem, weil ihre „Begleitung“ sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen konnte. Sie wollte sich das nicht eine Sekunde länger mit ansehen und ging nach draußen. Ajin folgte ihr wenig später und fragte, was denn los sei und wieso sie gegangen war. Frederica, die zwar vieles aushalten konnte, die aber so ein Blutbad nicht mit ansehen konnte, wandte sich von ihm ab und erklärte „Du findest es ja vielleicht lustig, wenn andere so brutal sterben müssen, aber ich kann nicht über so etwas Ernstes lachen, okay? Ich frage mich langsam, wie man nur so sein kann, dass man sich darüber amüsiert, wenn andere mit einer Kettensäge zerstümmelt werden.“

„Meine Güte, das war doch alles nicht echt. Du nimmst das viel zu persönlich.“

„Hast du eine Ahnung!“ rief sie. „Ich habe in den vergangenen 445 Jahren genug erlebt und gesehen, was die Menschen alles getan haben, da muss ich mir so etwas nicht auch noch auf der Kinoleinwand ansehen!“

„Du nimmst das alles zu persönlich“, wiederholte der Unvergängliche mit den giftgelben Augen. „Glaubst du ernsthaft, das hört auf? Nein, das tut es nicht. Es wird immer diese Gemetzel geben und wenn man lange genug lebt, dann stumpft man eben dagegen ab. Und es ist ja nur ein Film und bei dem ist niemand zu Schaden gekommen.“

„So will ich ganz sicher niemals werden, dass mir der Tod anderer vollkommen egal wird, so wie dir.“ Damit wollte sie gehen, doch Ajin hielt sie am Arm fest und als sich ihre Blicke trafen, da sah Frederica, dass er auf einmal viel ernster war. Es lag nicht mehr dieses Abgehobene und Selbstgefällige in seinem Blick, sondern er schien mit einem Male näher zu sein… und menschlicher. „Lass dir mal eines gesagt sein, Mädchen. Es ist mir ganz gewiss nicht egal, wenn jemand stirbt, der mir wichtig ist. Aber es ist nun mal Fakt, dass der Tod unvermeidlich und ein Teil des Lebens ist. Egal ob du vergänglich oder unvergänglich bist. Und als Verkörperung des Nichts ist es nun mal mein gottverdammter Job, diesen Kreislauf zu bewahren und dafür zu sorgen, dass alles seinem vorbestimmten Weg nachgeht. Es gibt Dinge, die unvermeidlich sind. Sowohl der Tod, als auch das Leben. Und als Entität stehen wir über diesen Gesetzen und bewahren sie, um die höchste Ordnung zu gewährleisten. So und jetzt verklickere ich dir mal was: wenn man schon so viele Tode miterlebt hat, dann stumpft man halt irgendwann dagegen ab und wenn man sonst nichts Besseres hat, dann ist der Tod eben das beste Entertainment, was du kriegen kannst. Fakt ist: mir ist es scheißegal, ob sie den Vollhonks auf der Leinwand das Hirn durch die Nase rausziehen, sich gegenseitig die Ärsche mit der Kettensäge aufreißen oder einen auf Hexenverbrenner machen. Und überhaupt: es gibt genügend Menschen, die sich diesen Scheiß reinziehen, eben weil sie Spaß an so etwas haben.“

„Aber ich hab nun mal keinen Spaß daran, andere sterben zu sehen, okay? Ich kann über so etwas nicht lachen und ich kann auch die Leute überhaupt nicht verstehen, die meinen, sie müssten in Spielen andere töten.“

„Oh ich sehe schon. Du gehörst zu der Sorte, die meinen, dass Kiddies, die Shooter-Games zocken, zu Amokläufern werden, ne? Jetzt lass dir mal was sagen: zwischen Fiktion und Realität ist ein meilenweiter Unterschied und es geht eben nicht bloß ums Töten, sondern um den Adrenalinkick. Nur weil manche Leute Slasher lieben, werden sie doch nicht gleich die Nachbarskatze töten oder mit einem Maschinengewehr auf die Familie losgehen. Nun gut, ich akzeptiere es, dass du so etwas nicht sehen kannst. Mein Fehler, das gebe ich zu. Aber vielleicht solltest du mal deine Sicht ein wenig überdenken. Soll ich dich nach Hause bringen?“

„Nein danke, ich finde den Weg schon allein.“ Damit ging Frederica und ahnte nicht, was der Rest der Familie da heimlich veranstaltete. Sie war viel zu wütend und brauchte sowieso erst mal einen Spaziergang, um sich abzureagieren. Was fiel diesem Kerl bloß ein, sie in so einen Film zu schleifen und ihr so etwas zuzumuten? Der hatte sie doch nicht mehr alle. Doch auch wenn sie gerade furchtbar wütend war, so konnte diesen ernsten Blick nicht vergessen, mit dem er sie angesehen hatte. Irgendwie war er vollkommen anders gewesen, als sie ihm vorgeworfen hatte, dass ihn der Tod aller anderen völlig kalt ließ. Wenn sie ehrlich war, war sie wohl etwas ungerecht gewesen. Immerhin hatte Ajin seine Familie verloren. Seine Tochter, seine Enkel, seinen Schwiegersohn… Er mochte zwar ein Arschloch sein, aber man hatte gesehen, dass er Ain als seine Tochter sehr liebte und er hatte Dathan während des Dukravs zwar ziemlich verprügelt, aber er hatte ihm geholfen, seine wahren Kräfte freizusetzen. Und er ließ sich von Dathan auch Großvater nennen. Man konnte ihm so einiges vorhalten, aber seine Familie schien ihm sehr wichtig zu sein. Und sicherlich war auch der Tod seiner Familie nicht spurlos an ihn vorbeigegangen. Wahrscheinlich hatte er das damit gemeint, dass sie noch mal ihre Sichtweise überdenken sollte. Für ihn war der Tod etwas ganz Normales und deshalb ging er auch anders damit um. Und irgendwie hatte er ja Recht. Nur weil man sich solch brutale Filme ansah, hieß das noch lange nicht, dass man Spaß daran hatte, wenn Menschen im realen Leben starben. So langsam wich die Wut bei Frederica und sie seufzte geschlagen. „Ich glaube, ich muss mich morgen bei ihm entschuldigen…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2015-03-30T17:47:27+00:00 30.03.2015 19:47
Wichscontainer? :D Ich muss sagen den Spruch mit dem gebärfreudigen Becken würde ich sogar dem Spruck,,Ich bin vom TÜV, darf ich deine Hupen testen?'' vorziehen..
Oh man, wenn meine Familie mir bei meinem Date hinterher spionieren würde, ich stelle es mir lieber nicht vor :D Ich wäre aber auch neugierig gewesen:)

Von:  pri_fairy
2015-03-30T17:42:30+00:00 30.03.2015 19:42
Wichsconatiner?:D Der ist gut :D
Seine Anmachsprüche werden immer schlechter ,,Ich bin vom TÜV, darf ich deine Hupen testen?''
Ich glaube ich wäre auch hinterher gegangen :D Ich will mir trotzdem nicht vorstellen wie meine Familie mir hinterher spioniert wenn ich ein Date habe :D
Wow! Ajin kann ja auch richtig ernst werden! Ich verstehe ihn in diesem Punkt schon, aber als Mensch hat man eben eine ganz andere Sichtweise darauf...


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