Zum Inhalt der Seite

Last Desire: After Story II

A Goddamn Chaos
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schlechte Stimmung

Nachdem das erste Date komplett schief gegangen war, kam Ajin direkt am nächsten Morgen wieder vorbei und wie immer weckte er die beiden in seiner typischen Art und Weise auf. „Hey ihr Rosettenakrobaten! Aufstehen!“ Wortlos schubste L Beyond aus dem Bett und schlief weiter. Der Serienmörder landete unsanft auf seinem Hinterteil und fragte genervt „Wieso klopfst du nicht einfach an die Tür an?“ „Weil ich Gott bin. Ich bin Äonen lang ohne diese Scheißdinger ausgekommen und ich sehe nicht ein, warum ich jetzt anfangen sollte, sie zu benutzen.“ Da Frederica gerade einkaufen war und sie somit ungestört reden konnten, gingen sie ins Wohnzimmer, wo Ajin sich erst mal tierisch darüber aufregte, dass das gestrige Date nicht so gut verlaufen war, wie er sich das erst erhofft hatte. Beyond hatte sichtlich Mühe, ihn zu beruhigen, da klingelte es auch schon an der Tür und als Beyond nachsehen ging, standen Ezra und Elion auf der Matte. „Hey, wenn das mal nicht der Kampffussel und seine Nanny sind“, stichelte Ajin und grinste amüsiert. Ezra funkelte ihn böse an und wollte schon auf ihn losgehen, doch Elion hielt ihn zurück und verhinderte somit einen aufkommenden Streit. „Was gibt’s?“ fragte Beyond. „Braucht ihr Hilfe?“ „Wir sind eher gekommen um dir zu helfen“, erklärte der Proxy und kam nun zusammen mit Ezra herein. „Da der gestrige Abend ja nicht so gut gelaufen ist, wollte Ezra dir ein paar konstruktive Tipps geben, wie ein Date richtig läuft.“

„Aha und ihr zwei wollt also mehr Ahnung haben?“

„Na jedenfalls mehr als du!“ erklärte Ezra und setzte sich im Wohnzimmer auf die Couch und Elion nahm neben ihm Platz. „Das mit dem Kino war doch echt eine dumme Idee gewesen. Wenn du mit Frederica zusammenkommen willst, müsst ihr euch erst mal besser kennen lernen. Deshalb würde ich sagen, ihr solltet irgendetwas machen, wo ihr mal ins Gespräch kommt.“ „Soll ich sie also doch zum Essen ausführen?“ „Bei deinem Benehmen würde es eher schwierig werden. Warum macht ihr nicht einfach einen Abstecher ans Meer? So habt ihr Ruhe und könntet das alles wieder in Ordnung bringen.“

„Da klingt doch selbst der Kinobesuch besser“, knurrte der Unvergängliche schlecht gelaunt und verzog beleidigt die Miene. „Und hinterher läuft sie noch vor lauter Langeweile weg, was?“

„Das wird schon klappen“, versicherte Ezra, doch Beyond hatte da eine andere Idee und meinte „Geh doch mit ihr in den Vergnügungspark. Frederica liebt doch so was.“

„Ja aber bei einem Date, wenn sie sich nicht mal richtig kennen?“

„Ach und du hast natürlich Ahnung. Du bist doch mit Elion zusammengekommen, bevor ihr überhaupt ein Date hattet.“

„Dasselbe gilt ja eigentlich auch für dich und L“, wandte Elion ein, um Ezra ein Stück weit in Schutz zu nehmen. „Und ihr habt nie ein richtiges Date gehabt.“

„Mag sein. Und ihr?“

„Wir haben jede Woche mindestens ein Date.“

„Wozu denn, wenn ihr doch sowieso schon zusammen wohnt?“

„Weil es uns eben wichtig ist.“ Hier merkte man, wie verschieden beide Paare waren. L und Beyond waren da eher die Unromantischen, die es nicht wirklich nötig hatten, sich gegenseitig mit Blumen und Pralinen zu nerven. Sie begnügten sich auch mit einer einfach gehaltenen Beziehung, während Elion und Ezra hingegen mehr für ihre Beziehung taten. Insbesondere Ezra brauchte das auch, weil diese gemeinsamen Momente mit Elion ihm besonders viel Kraft gaben nach all dem Ärger der letzten Jahre. Elion konnte ihn mit seiner guten Laune und seiner positiven Lebenseinstellung aufbauen und ihm Mut machen, wenn es dem 16-jährigen gerade nicht gut ging. Denn Fakt war, dass Ezra sich in einer schwierigen Phase befand. Er stritt sich mit seiner Adoptivmutter, lehnte sich gegen Regeln auf und war teilweise mit sich selbst überfordert und wusste nicht, wohin mit sich. Da hatte er nicht nur Schwierigkeiten mit seiner Adoptivmutter, er hatte auch manchmal einige Probleme in der Schule. Er sehnte sich manchmal diese Unabhängigkeit wieder herbei, wo er ganz alleine wohnte. Aber andererseits zweifelte er auch an sich selbst und war in einem Zwiespalt gefangen, was ihn zusätzlich verunsicherte. Da war Elion auch eine Art Rettungsanker für ihn, auf den er sich verlassen konnte. Der Proxy wusste genau, wie er mit Ezra umzugehen hatte. Er war geduldig, aufmerksam und strahlte die nötige Ruhe aus, die es brauchte, um einen so schwierigen Charakter wie Ezra richtig zu handhaben. „Ich kann wirklich nur raten, Ezras Vorschlag zu beherzigen“, riet der 28-jährige Proxy. „Frederica ist durch die gestrige Aktion noch weniger von der ganzen Geschichte angetan als vorher und ich denke, ein vernünftiges und offenes Gespräch würde euch beiden helfen.“

„Ich soll allen Ernstes über meine Gefühle reden?“ Elion nickte und immer noch sah Ajin alles andere als überzeugt aus. „Sehe ich vielleicht aus wie ein Weichei?“

„Dann lass es halt sein, wenn du es nicht ernst meinst“, sagte Ezra genervt und verschränkte die Arme. „Aber Fakt ist: wenn du nicht endlich mal etwas mehr Feingefühl zeigst, dann hat Frederica endgültig die Schnauze voll. Sie macht das in erster Linie nur deshalb, weil du sonst die ganze Welt zerstörst.“ Nun sagte der Unvergängliche nichts mehr, sondern schwieg eine Weile und dachte anscheinend nach. Dann schließlich nickte er und sagte „Okay ihr Klugscheißer, ich werde es mal mit dem versuchen, was der Fruchtzwerg da sagt.“ „Wie hast du…“ „Ezra, lass es lieber“, unterbrach Elion und hielt den 16-jährigen zurück. „Das bringt doch nichts.“ Trotzdem hätte der kurz geratene High School Schüler am liebsten ein paar Takte gesagt und Ajin eine reingehauen. Aber er hatte nicht miterlebt, wie gefährlich Ajin war und vor allem welche Macht er besaß. Da wäre es nur gefährlich gewesen, ihn nur noch mehr zu reizen. „Ich leih mir Frederica so gegen 13 Uhr aus. Währenddessen bin ich in China. Ich hab grad Hunger auf Pekingente.“ Mit diesen Worten verschwand Ajin durch die Wand und damit war er fort. Wenig später kam Frederica mit den Einkäufen zurück und war überrascht, Ezra und Elion hier zu sehen. „Was macht ihr denn hier? Habt ihr keinen Unterricht?“

„Die Vorlesung bei Professor Brockheimer ist ausgefallen und an der High School ist heute eine Lehrerkonferenz, weshalb er und Sheol heute schulfrei haben. Wir sind aber auch gleich weg, weil wir heute ins Einkaufszentrum gehen wollten.“ Damit verabschiedeten sich die beiden und gingen. Damit wandten sich L an die 445-jährige und sagte ihr Bescheid, dass Ajin sie um 13 Uhr abholen würde. Sie nahm es ein wenig resigniert an, nickte nur und ging in die Küche, um die Einkäufe auszupacken. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie nicht begeistert war, aber auch etwas anderes schien sie zu beschäftigen. Sie hielt den Blick gesenkt und so fragte L nach. „Was ist los mit dir? Ist es dir so zuwider, ihn zu treffen?“ „Das ist es nicht“, murmelte sie und seufzte. „Ich hab ihn wohl gestern etwas vor den Kopf getroffen, als ich ihm gesagt habe, ihm wäre der Tod anderer vollkommen egal. Und das hat ihn wahrscheinlich ziemlich verletzt. Wie… wie war er denn drauf, als er hier war?“

„So wie immer. Laut, vulgär und sehr von sich überzeugt. Aber er hat auch nichts in der Art angedeutet, dass du ihm irgendetwas gesagt hast, was ihn verletzt hätte. Stattdessen ist er immer noch wild entschlossen, mit dir zusammenzukommen.“ Das schien Frederica etwas zu beruhigen und sie lächelte schwach. Sie hatte schon ein schlechtes Gewissen gehabt, dass sie ihm so etwas gesagt hatte, wo Ajin doch zuerst seine Tochter, dann seine Enkelkinder und dann noch seinen Schwiegersohn verloren hatte. „Es ist nicht so, dass ich ihn hasse. Ich mag einfach nur seine überhebliche, rücksichtslose und provokante Art einfach nicht. Das ist alles.“ Nachdem alle Einkäufe ausgepackt waren, begann Frederica nun damit, das Essen vorzubereiten. Sie ging wie immer gewissenhaft ihrer Arbeit nach, aber sie war sehr nachdenklich und still und das bereitete L Sorgen. Denn das war eigentlich nicht Fredericas Art. Für gewöhnlich war sie fröhlich und redselig und verbreitete gute Laune. Aber seit Ajins Auftauchen war sie neben der Spur und irgendetwas beschäftigte sie, worüber sie aber nicht reden wollte. „Ist da noch irgendetwas anderes, was dir Kopfschmerzen bereitet?“ „Nein“, antwortete das Albinomädchen und band sich ihre schneeweißen Haare zu einem Zopf zusammen. „Es ist alles in Ordnung, wirklich. Es ist nur diese Verkupplungsgeschichte, die für mich nicht gerade amüsant ist.“

„Hör mal“, sagte L schließlich und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Wenn es so schlimm für dich ist, dann werden wir versuchen, eine andere Lösung zu finden. Uns bleibt ja immer noch die Möglichkeit, Ain und Elohim um Hilfe zu bitten. Vielleicht finden sie ja einen anderen Weg, um Ajin von seinem Plan abzubringen.“ „Es geht schon“, versicherte Frederica erneut, wobei ihr Ton aber schon fast etwas Gereiztes annahm. So entfernte sich L wieder und fragte sich, was denn mit Frederica los war. Na hoffentlich legte sich das bald wieder, denn er machte sich schon Sorgen um sie. Für ihn war Frederica wie eine Schwester. Sie hatte sich damals liebevoll um ihn gekümmert, wenn seine Eltern arbeiten mussten und sie hatte ihr Leben geopfert, um ihn und die anderen zu beschützen. In solchen Momenten kristallisierte sich sehr stark heraus, dass sie sowohl zu Andrew, als auch zu Eva viele Ähnlichkeiten hatte. Sie war ein sehr liebevoller Familienmensch und würde für ihre Familie jedes Opfer bringen. Sogar den eigenen Tod würde sie in Kauf nehmen. Aber sie war auch ein sehr sensibler und unsicherer Charakter. Sie verschwieg ihre Schwächen und versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen, um niemandem zur Last zu fallen. Ihre Selbstlosigkeit war da manchmal ziemlich ungesund für sie selbst. „Also L, was willst du heute zum Dessert haben?“

„Überrasch mich.“

„Okay. Ich glaube, ich hab da auch schon was. Ich wollte mich mal selbst an einem Parfait versuchen und ich glaube, es ist mir sogar ganz gut gelungen.“

„Frederica?“ Das Albinomädchen wandte sich Beyond zu und in diesem Moment lag irgendetwas in ihrem Blick. Irgendetwas Verletzliches und in sich Gekehrtes. „Du musst nicht denken, du müsstest alles ertragen. Du kannst auch mit uns reden. Ganz egal, was es ist.“ Sie versprach es, aber insgeheim wusste L schon, dass Frederica es nicht sagen würde. Stattdessen würde sie es einfach für sich behalten und so tun, als wäre alles in bester Ordnung. So machte sie das Essen und dann im Anschluss das Dessert und war völlig in Gedanken versunken, als sie plötzlich eine Stimme hinter sich hörte. „Na hallo. So wie du aussiehst, hast du ja nur auf mich gewartet, was?“ Sie fuhr zusammen und drehte sich um, da sah sie auch schon Ajin, der sofort seine Hände hob um zu zeigen, dass er nichts Unanständiges vorhatte. „Nur nicht gleich erschrecken. Ich hab dieses Mal meine Hände bei mir gelassen.“ Laut atmete Frederica aus und sah auf die Uhr. Es war Punkt 13 Uhr. Also in Sachen Pünktlichkeit war er jedenfalls zuverlässig. „Du bist sicher wegen dem Date hier. Ich bin sofort fertig. Ich bring nur das hier noch eben zu Beyond und L, dann bin ich soweit.“

„Ist gut. Ich kann warten.“ Damit brachte Frederica den Nachtisch zu Beyond und L und gab ihnen Bescheid, dass sie jetzt weggehen würde. Dass schon heimlich die nächste Familienwette abgeschlossen wurde (die letzte Runde hatten Jeremiel und Nastasja gewonnen), wusste sie allerdings nicht. Und es war auch besser, wenn sie nicht davon erfuhr. Nachdem sich Frederica Jacke und Schuhe angezogen hatte, ging sie in Begleitung von Ajin nach draußen und gemeinsam machten sie sich auf dem Weg zum Hafen. Die Stimmung war nicht die beste und es herrschte eine Zeit lang beklemmendes Schweigen zwischen ihnen. Dann aber, als sie den Hafen erreichten und ein wenig spazieren gingen, seufzte Frederica geschlagen und senkte den Blick. „Ajin?“ Damit unterbrach sie das tiefe Schweigen und sah ihn mit ihren roten Augen an. „Ja?“ Er wandte sich ihr zu und sah zu ihr herab. Er war vom Körperbau fast genauso groß wie Liam, wenn auch er nicht dieselbe furchteinflößende Erscheinung besaß. Stattdessen waren es allein seine Augen, die auf andere beängstigend wirken konnten. Doch Frederica störte das nicht wirklich. Das einzig Unangenehme an ihm war seine Art. „Ich wollte mich entschuldigen für das, was ich gesagt habe. Dass ich dir an den Kopf geworfen habe, dass dir der Tod anderer vollkommen egal ist. Dabei hast du doch deine ganze Familie verloren und das war sicher schlimm genug für dich.“

„Schon gut, ich bin dir da auch nicht nachtragend“, winkte er ab und lehnte sich nun gegen das Geländer, wobei er aufs Meer hinaussah. Frederica tat es ihm gleich, „Was genau ist denn eigentlich dein Problem mit Männern?“ „Wie?“ fragte sie nun und war verwirrt. „Wie kommst du darauf, dass ich ein Problem mit Männern habe?“

„Vielleicht nicht direkt mit den Kerlen selbst, aber kaum, dass das Thema Beziehung im Raum steht, da wirst du auf einmal ganz still und verhältst dich komplett anders. Du gehst sofort auf Abwehr und ich weiß, dass das nicht nur an mir liegt.“

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“

„Ach ja? Nur zu deiner Information: Ich bin Gott und das sag ich nicht bloß, um zu prahlen. Ich verkörpere mehr als nur die Ewigkeit und die Grenzenlosigkeit, geschweige denn die Zerstörung. Ich bin das Nichts, der Anfang und das Ende aller Dinge. Selbst wenn alles zu Ende gehen sollte, so existiert immer noch das Nichts, weil es nichts mehr gibt. Damit verkörpere ich das Paradoxon des Seins und stehe damit über allen Dingen. Und deshalb habe ich auch die Macht über alle Dinge. Darum bleibt mir nichts verborgen. Auch nicht die Schuldgefühle, die dich davon abhalten, dich auf jemanden einzulassen.“ Frederica sagte nichts. Sie verkrampfte sich und wich seinem Blick aus. Auch wenn sie schwieg, ihr Körper sprach eine eindeutige Sprache. „Wenn du mal ehrlich zu dir selbst sein würdest, dann würdest du auch erkennen, dass du dich doch nach Nähe sehnst.“

„Wird das wieder irgendein Anmachversuch von dir?“

„Nein“, erklärte Ajin und war mit einem Male wieder so ernst wie gestern. Es war seltsam, ihn so zu erleben. Er wirkte da mit einem Male so anders und sie konnte nicht mal erklären wieso. „Ich sage nur, was Fakt ist. Du wehrst dich doch so sehr gegen den Gedanken an eine Beziehung, weil du dir selbst nicht verzeihen kannst.“

„Hör auf…“, kam es von Frederica und ihre Hände verkrallten sich am Geländer und sie biss die Zähne zusammen. Doch Ajin sprach einfach weiter, als hätte er ihr nicht zugehört. „Du kannst dir selbst nicht verzeihen, dass du vor 21 Jahren einen unschuldigen Menschen getötet hast.“ „HÖR AUF!“ rief Frederica und schlug zu. Wieder verpasste sie ihm eine Ohrfeige und Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Hör auf damit. Du hast doch keine Ahnung, wie es sich anfühlt zu wissen, dass man das Leben eines unschuldigen Menschen zerstört hat und Schuld daran zu haben, dass alle um mich herum ins Unglück gestürzt wurden. Hätte ich damals Joseph nicht getötet, dann wäre Alice Wammy nicht so geworden. Ich bin schuld daran, dass ich Wataris Tochter ins Unglück gestürzt und Nastasjas Familie in Gefahr gebracht habe. Wäre ich nicht gewesen, dann hätten so viele Menschen nicht sterben müssen.“

„Das ist doch totaler Nonsens“, erklärte Ajin und schien sich nicht sonderlich um die Ohrfeige zu scheren. „Nicht du hast Schuld, dass das Projekt in diese Richtung gelaufen ist und dass die Familie Lawliet zum Opfer fällt, hast du genauso wenig zu verantworten. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass Alice Wammy so geworden ist. Du hast das getan, was Eva dir aufgetragen hat: deine Familie zusammenzuführen und sie zu beschützen. Dass Joseph Brown nicht die Ermordung der Familie Lawliet angeordnet hat, sondern lediglich Alice in Schutz nehmen wollte, konntest du nicht wissen. Wenn du ihn nicht getötet hättest, dann hätte es Alice getan, wenn Elohims Hass sie noch weiter vereinnahmt hätte. Und glaub mir: das wäre der Fall gewesen. Wie viel willst du denn noch büßen müssen, hm?“

„Wieso büßen? Wovon redest du?“

„Wer hat sich denn 20 Jahre lang so von diesem Psychopathen James malträtieren lassen und die ganze Zeit in Qualen ausgehalten, nur um dann zu sterben? Du hast genug ertragen und solltest dir langsam mal selbst verzeihen. Vor allem, weil Joseph und Alice doch jetzt ein neues Leben führen, nachdem ich ihnen den Neuanfang ermöglicht habe. Sämtliche Opfer von Projekt AIN SOPH haben eine neue Chance erhalten und sie sind glücklich und zufrieden mit dem, was sie jetzt haben. Anstatt also die ganze Zeit nur in der Vergangenheit zu leben, solltest du langsam mal damit aufhören, dir ständig die Schuld zu geben und dir dein eigenes Glück zu versauen.“

„Ach ja und du meinst jetzt auch noch, du könntest hier Therapeut spielen und mir Ratschläge zu geben. Dabei bist du doch selbst keinen Deut besser. Du hast ja nicht mal eine Ahnung davon, was es bedeutet, respektvoll mit anderen umzugehen. Ständig spielst du dich hier als Gott auf und prahlst damit, dass du alles kannst und weißt. Du schubst andere nur herum und schüchterst sie ein, nur weil du die Macht dazu hast und alle Angst vor dir haben. Aber weißt du was? Ich kann dir mal sagen, warum du so aggressiv drauf bist: du bist frustriert, weil du niemanden hast. Was glaubst du wohl, warum all das hier entstanden ist? Doch nur deshalb, weil du einsam warst und niemanden hattest, außer dir selbst. Dann ist Ain gestorben und du bist einfach gegangen und hast Elohim und die anderen zurückgelassen. Und jetzt? Jetzt bist du wieder alleine, weil alle ihr eigenes Leben haben und dieses Leben jetzt ohne dich führen. Was du da veranstaltest, ist doch im Grunde genau das Verhalten eines kleinen fünfjährigen Kindes, das um Aufmerksamkeit bettelt. Und das ist armselig.“ Ajin verstummte und betrachtete Frederica aufmerksam. Noch nie hatte jemand gesagt, dass er armselig war oder dass er einsam war. Er hatte sich selbst nie großartig darum gekümmert, wie er wirklich fühlte oder was der Beweggrund für seine ständigen Wutausbrüche waren. Er hatte es einfach auf den Ärger mit den Sefirot geschoben und auch auf die Probleme in der Shinigamiwelt. Aber war er wirklich so frustriert, weil er „einsam“ war? Die Einsamkeit hatte ihm nie etwas ausgemacht. Selbst damals nicht, als es außer ihm nichts anderes gab. Aber im Grunde hatte das alles nur deshalb anfangen können, weil er sich gefragt hatte, ob es denn auch etwas anderes geben könnte, als nur das Nichts. Er hatte sich zu fragen begonnen, ob es nicht vielleicht auch das „Alles“ geben könnte. Irgendwie… Aus diesem Gedanken heraus war Ain geboren worden. Sein Gegenstück… seine Tochter. Und als er zurückdachte, wie er, Ain und Elohim zusammengelebt hatten als Familie. Und die Kinder… Und dann Ains Tod. Zum ersten Mal hatte er erkannt, was der Tod bedeutete und wie schmerzhaft er sein konnte. Er hatte gelernt, was Trauer bedeutete und wie es sich anfühlte, jemanden zu verlieren, den man liebte. Und jetzt? Jetzt waren Ain und Elohim wieder da und sie herrschten über die Heimat, zusammen mit ihren Kindern. Sie hatten alle ihr eigenes Leben und kümmerten sich um andere. Und er? Er war allein. In dem Moment konnte Ajin nicht anders, als ungläubig darüber zu schmunzeln.
 

Schon seltsam… obwohl ich Gott bin, scheint mich dieses Mädchen viel besser zu kennen, als ich mich selbst.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2015-03-30T18:19:43+00:00 30.03.2015 20:19
Das Kapital war großartig^^

Von:  pri_fairy
2015-03-30T17:44:46+00:00 30.03.2015 19:44
Ein tolles Kapitel!:) Ich muss sagen, dass ich Frederica noch auf diese Art und Weise taff gesehen hab wie in der Zeit in der sie sich gegen Ajin behauptet!
Ich finde Ajin wieder so süß! Er hat Recht! Frederica hat wirklich genug gebüßt.


Zurück