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Last Desire 11

von

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Elohim

Sie alle mussten diese neuen Erkenntnisse erst mal sacken lassen und konnten zum Teil nicht wirklich glauben, was sie da hörten. Liam war ein Kriegsverbrecher und der Unborn ein Unvergänglicher, der schon vor langer Zeit einen Krieg gegen die Sefirot geführt hatte? „Irgendwie verstehe ich das nicht so wirklich“, sagte Beyond schließlich, als er versuchte, das Ganze für sich irgendwie sortiert zu bekommen. „Was genau ist dieser Elohim dann, wenn er keiner von euresgleichen ist?“ „Nun, ihr Menschen benutzt für gewöhnlich den Sammelbegriff „Unvergängliche“, aber wir differenzieren da schon deutlich genauer. Ich erkläre es euch. Ain Soph und Ajin Gamur werden als die höchsten Wesen eingestuft, weil sie die Quelle der Schöpfung und der Ewigkeit sind. Sie werden die „großen Entitäten“ genannt. Elohim ist als direkte Schöpfung Ain Sophs eine niedere Entität. Die Fragmente Ain Sophs bezeichnen wir als Sefirot und deren Abkömmlinge sind die so genannten Seraphim, was also auf Kazab, Mammon und Asmodeus alias Johnny, Marcel und Delta zutrifft. Bei dir und Eva handelt es sich nach wie vor um Sefirot, weil der Ring euch als „direkte Fragmente“ von Hajjim auszeichnet. Das ist auch der Grund, warum eure Abkömmlinge diesen Ring in der Iris haben. Alle anderen Schöpfungen der Sefirot, die über dieselben Kräfte verfügen, sind die Seraphim, weil sie nicht direkt aus ihnen selbst erschaffen wurden. Ist ziemlich kompliziert, aber da achtet kaum einer drauf, außer jenen großen Alten, die Wert auf die Rangordnung legen. Also eigentlich fast alle.“ „Also um es zusammenzufassen“, sagte L schließlich, der so langsam hinter das System blickte. „An oberster Stelle stehen die drei Entitäten: zuallererst Ajin Gamur, dann folgt Ain Soph und dann dessen Schöpfung Elohim. Danach folgen die Sefirot, die ebenfalls ihre Rangordnung haben: nämlich die großen Alten, die wahrscheinlich auch jeweils ihren eigenen Rang haben. Dann folgen die unteren Sefirot, dann deren Abkömmlinge die Seraphim und schließlich alles, was vergänglich ist.“ „So in etwa deckt es das ab“, bestätigte Samajim und trank den letzten Schluck Tee, bevor er die Tasse wieder abstellte. „Früher wurden die Seraphim als Diener und Sklaven erschaffen, die nur dazu da waren, um ihren Schöpfern bedingungslos zu gehorchen und für sie zu sterben. Als solche hatten sie eben auch keine Rechte und wenn sie nicht mehr gebraucht wurden, tötete man sie einfach.“

„Wie bitte?“ rief Liam, als er das hörte, denn er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass solche Zustände geherrscht hatten. Marcel, Johnny und Delta waren für ihn nie Sklaven gewesen, sondern seine Familie und auch wenn sie ihm hin und wieder auf der Nase herumtanzten, respektierte er sie als selbstständige Wesen, die auch ihre eigenen Entscheidungen treffen konnten. Und das wusste auch Samajim und er erklärte „Nun, Ahava machte sich damals für die Rechte der Seraphim stark und es kam auch zu einigen Aufständen, die sie selbst angeführt hat. Es gelang mir damals, die Situation zu entschärfen und zu erwirken, dass die Seraphim mehr Rechte bekamen und auch wenn sich in vielen Fällen nichts an diesem Dienerverhältnis geändert hat, so respektieren inzwischen viele der Sefirot die Seraphim als Teil der Familie.“

„Und was ist mit mir?“ fragte Dathan nach einigem Zögern und wirkte ziemlich verunsichert durch die ganze Geschichte. „Wer oder was genau bin ich denn bitte? Wenn ich wirklich eine Schöpfung dieses Elohim bin, dann… dann habe ich doch auch im Krieg mitgewirkt, oder?“ Doch Samajim konnte ihn da beruhigen und wirkte auch sonst nicht wirklich so, als würde die ganze Geschichte ihn sonderlich beschäftigen. War es nun Selbstsicherheit oder pure Sorglosigkeit? „Du hast nicht im Krieg mitgewirkt, Dathan. In der Hinsicht kann ich dich beruhigen. Und was deine Abstammung betrifft, so handelt es sich bei dir um eine Entität vierter Ordnung. Damit stehst du sogar über den Sefirot und damit auch über meine Person.“

„Wie jetzt?“ fragte Beyond und war nun irritiert. „Das müssen Sie mal genauer erklären.“

„Dathan oder besser gesagt Nivkha ist nicht bloß irgendeine Schöpfung Elohims so wie Nabi. Er ist sein Sohn.“ Diese Nachricht war nun zu viel für Dathan. Er verlor jegliche Farbe im Gesicht und wirkte fassungslos und entsetzt. Kein Wunder. Denn er erfuhr erst vor kurzem, dass er kein Mensch war und nun hieß es, sein Vater wäre ausgerechnet derjenige, der damals diesen Krieg angezettelt hatte. Das hörte niemand wirklich gerne und war natürlich ein absoluter Schock für ihn. „Das kann nicht sein“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Sie müssen sich irren!“ „Ich war selbst dabei“, erklärte Samajim und blieb immer noch so selbstsicher und ruhig, dass es fast schon verdächtig wirkte. „Als das Attentat auf deinen Vater stattfand, hatte er dich versteckt und ich habe dich schließlich gefunden. Da ich wusste, dass die großen Alten dich sofort töten würden, wenn sie von deiner Existenz wüssten, habe ich gegen Ende des Krieges die Gelegenheit genutzt und dich als einfachen Asylanten ausgegeben. So wusste niemand von deiner wahren Identität und dein Leben war gerettet. Ahava und ich haben deine Erinnerungen gelöscht und dich in dem Glauben gelassen, du wärst ein Mensch. Und um das zu gewährleisten, hast du jedes Mal deine Erinnerungen verloren, wenn du gestorben bist oder schwer verletzt wurdest. Während all dieser Zeit hatte ich immer ein Auge auf dich, um auf dich aufzupassen, genauso wie auf die anderen Asylanten. Wir wollten einfach verhindern, dass die großen Alten auf den Trichter kommen, dich ebenfalls zu verfolgen und zu töten. Es ist leider so, dass viele von ihnen unbedingt ihre Machtposition beibehalten wollen und wenn eine untere Entität ihnen den Rang streitig machen könnte, würden sie alles verlieren.“

„Das ist doch grausam“, rief Dathan, als er das hörte und war immer noch fassungslos über die ganze Geschichte. „Was diese großen Alten betreiben, ist doch nichts anderes als eine Diktatur! Man kann doch nicht einfach so andere umbringen, nur weil sie stärker sind.“

„Wieso nicht?“ fragte Samajim rhetorisch und wurde nun etwas ernster. „Die Menschen machen seit Bestehen ihrer Rasse auch nichts anderes, genauso wie Rudeltiere. Es gibt immer eine feste Rangordnung, die eingehalten wird. Und wer es wagt, die Anführer herauszufordern, der muss damit rechnen, verstoßen oder getötet zu werden. Das ist die Realität, die seit dem Bestehen der Sefirot existiert. Mir gefällt das ja auch nicht wirklich, aber eine bestehende Rangordnung verhindert auch einen Zusammenbruch der ganzen Ordnung. Zugegeben, es gefällt mir auch nicht wirklich, was die anderen großen Alten veranstalten und ich bemühe mich da auch, etwas mehr Ruhe reinzubringen. Aber es ist nun mal Tatsache, dass du als Entität die Macht besitzt, die großen Alten zu töten und damit auch mich und das macht dich eben sehr gefährlich. Allein das würde schon als Grund genügen, dich auf der Stelle zu töten. Aber ich mache es nicht, weil ich diese sinnlose Gewalt verabscheue.“ Dathan senkte den Kopf und sagte nichts. Er konnte einfach nicht glauben, dass er die ganze Zeit in dem Glauben gelassen wurde, er sei ein Mensch, weil er sonst Gefahr gelaufen wäre, umgebracht zu werden. Und dann war der Unborn… die dritte Entität… sein Vater. Irgendwie drehte sich alles gerade in ihm und ihm wurde schlecht. Das war alles einfach zu viel für ihn und außerdem schmerzte die Wunde, die Eva ihm zugefügt hatte. „Wieso will er uns töten?“ fragte Beyond schließlich. „Wir haben diesem Elohim doch nichts getan.“

„Weil sein Zorn sich gegen die Sefirot richtet. Sie haben ihm alles genommen und nun fordert er Gerechtigkeit ein, indem er uns das nimmt, was uns wichtig ist. Und das sind unser Leben, unsere Familien und unsere Schöpfungen. Er wird nicht eher Ruhe geben, bis er sein Ziel erreicht hat.“

„Warum habt ihr ihn dann nicht getötet?“

„Weil es sich bei Entitäten nicht so einfach verhält wie mit den Sefirot. Ihr müsst wissen, dass alles, was stirbt, ins Nichts geht und damit wieder zu einem Teil von Ajin Gamur wird. Das ist ein unumstößliches Gesetz, welches sowohl für die Sefirot, als auch für die Menschen und Tiere gilt. Aber bei Entitäten liegt der Sachverhalt leider etwas anders. Tatsache ist, dass sie so mächtig sind, dass sie nicht so einfach auszulöschen sind. Existiert auch nur ein winziges Fragment von ihnen weiter, können sie wieder erstarken und dann ist es so, als wären sie nie gestorben. Sie kehren einfach wieder zurück, als wäre nichts gewesen. Wir haben versucht, ihn zu töten, doch es gelang ihm immer wieder, Fragmente abzuspalten um auf die Weise wieder zurückzukehren. Also versiegelten wir diese Fragmente und viele wurden zerstört. Aber nun ist eines dieser Fragmente wieder zurück und hat Besitz von einem Unborn ergriffen. Und dieser nistet im Körper eures Alpha-Proxys und hat mit seiner Hilfe neue Abkömmlinge erschaffen, nämlich die Proxys. Und euer Freund Elion ist etwas ganz Besonderes.“

„Inwiefern?“

„Er wurde schon während seiner Zeugung von Elohim beeinflusst und es scheint so, als würde mehr von Elohim in ihm stecken als gedacht. Sein Charakter entspricht nämlich genau der meines alten Freundes, bevor das Attentat stattfand.“ Etwas ungläubig sahen sie alle den Pfarrer an und konnten nicht so wirklich glauben, was sie da hörten. Elohim war wie Elion? Das konnten sie sich einfach nicht vorstellen, denn das passte doch gar nicht. Oder etwa doch? L erinnerte sich daran, was seine Mutter erzählt hatte. Elion war für gewöhnlich ein sehr friedfertiger Zeitgenosse, der Gewalt verabscheute. Aber sobald jemand in ernsthafte Gefahr geriet, der ihm nahe stand, wurde selbst er zum Mörder. „Soll das etwa heißen, Elohim hat sich erst nach dem Attentat so verändert?“

„Ja“, bestätigte Samajim und faltete nachdenklich die Hände. „Er war wirklich ein guter Freund gewesen. Aufmerksam, hilfsbereit, sanftmütig. Da er bereits vor uns gelebt hat, kannte er so etwas wie Neid, Zwietracht oder Machthunger nicht. Er hatte an Macht und Ansehen überhaupt kein Interesse und war die wohl umgänglichste Person von allen gewesen. Wer einen Rat gebraucht hat, dem hat er geholfen, ganz gleich wer es war. Aber nach dem Attentat war er nicht mehr derselbe. Es war einfach der Punkt gewesen, an dem endgültig Schluss für ihn war und er empfand nichts mehr als Zorn und Hass. Hajjim und ich hatten noch versucht gehabt, mit ihm zu reden. Aber er fühlte sich von uns verraten und hat Hajjim getötet, mich wollte er gar nicht erst sprechen. Er ließ niemanden mehr an sich heran und blockte jeden Versöhnungsversuch ab.“

„Wer kann ihm das auch verübeln“, sagte Beyond schließlich, wobei niemandem entging, dass er Samajim mit einem sehr misstrauischen Blick musterte. „Er hat niemandem was getan und trotzdem wollen sie ihn umbringen. Wenn ich er wäre, dann würde ich auch mit niemandem mehr reden wollen. Wenn ich es mal so betrachte, dann sind doch die wahren Verursacher für dieses Problem die großen Alten, weil diese versucht haben, ihn umzubringen, nur weil er zu stark für sie war.“ „Aus diesem Blickwinkel kann man das durchaus betrachten.“

„Und warum kümmern Sie sich denn nicht selbst um diesen Elohim, wenn der doch so stark ist?“

„Weil wir uns momentan in einer sehr prekären Situation befinden“, erklärte der Sefira und goss sich noch etwas Tee nach. „Momentan sind die großen Alten viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und so soll es vorerst auch bleiben. Zwar sind bereits Gerüchte im Umlauf, aber solange sich Menschen darum kümmern, besteht für sie noch kein Handlungsbedarf. Wenn ich aber persönlich vorgehen würde, dann würden das alle anderen mitkriegen und das bedeutet, dass die großen Alten in höchster Alarmbereitschaft wären. Sie würden alle in diese Welt kommen, um Elohim aufzuhalten und es würde in einen Krieg ausarten, den die Welt nicht überstehen würde. Es würde das Ende bedeuten. Versteht ihr? Wenn sich die großen Alten einmischen, wird es zwar für die einen Sieg geben, aber ihr Menschen würdet in jedem Fall als Verlierer die Leidtragenden sein. Ihr wärt dieser Übermacht hilflos ausgeliefert. Das heißt also: wenn ihr zusammenhaltet und meine Hilfe annehmt, würden wir nicht nur Elohim und den Alpha-Proxy aufhalten, sondern auch einen Krieg verhindern, der noch mehr Opfer einfordern würde, als wenn ihr euch darum kümmert.“ Nun, das klang schon recht nachvollziehbar, aber trotzdem waren sie sich noch nicht zu hundert Prozent sicher, ob sie Samajim wirklich vertrauen sollten. Denn irgendwie ließ sie das Gefühl nicht los, als hätte der Kerl noch einiges zu verschweigen. Und schließlich fragte auch Liam „Und wieso sollten wir dir vertrauen?“ „Na weil ich Elohim genauso aufhalten will wie ihr alle und irgendwie finde ich die menschliche Rasse doch ganz interessant. Es wäre äußerst schade, wenn diese Welt nicht mehr existiert und da ich einen Krieg verhindern will, möchte ich euch helfen. Ich kann euch auf die Spur der Proxys bringen und euch Schritt für Schritt in die richtige Richtung bringen.“

„Ich weiß nicht, ob ich so jemandem vertrauen kann“, sagte Liam und stand schließlich auf. Es sah ganz stark danach aus, als wollte er gehen und auf eigene Faust weitersuchen. „Die ganze Zeit wurde ich nur getäuscht und überwacht. Alles, was ich die ganze Zeit geglaubt habe, war nur eine Lüge und woher soll ich bitteschön wissen, dass ihr mich keiner Gehirnwäsche unterzogen habt, als ihr meine Erinnerungen gelöscht habt? Ich brauch keine Hilfe von irgendeinem Kerl, dem ich nicht vertrauen kann.“ Damit wollte er tatsächlich gehen und Samajim blieb seelenruhig sitzen. Als er dann aber sagte „Wenn du das tust, dann werden Eva und Jeremiel garantiert sterben, das kann ich dir versichern.“, blieb Liam stehen. Aber man merkte ihm an, dass diese Worte ihn fast zur Weißglut brachten, denn so wie sich das anhörte, schien dieser Samajim ihn unter Druck zu setzen. „Ob du deiner Schwester helfen willst oder nicht, ist deine Sache. Aber Fakt ist, dass Eva es sich in den Kopf gesetzt hat, Elohim im Alleingang aufzuhalten und ihr Leben zu opfern, um ihren Bruder und ihre Familie zu beschützen. Sie hat Ahavas Schwert wieder an sich genommen, aber in ihrer jetzigen Lage, kann sie es nicht richtig führen. Denn ein Sefira-Schwert ist nicht bloß irgendeine x-beliebige Waffe. Sie ist auf ihn abgestimmt und bildet mit ihm eine Einheit. Es ist ein Spiegel seines Innersten und da Eva die Finsternis in ihr Herz gelassen hat, wird das Schwert noch ihr Tod sein. Die Finsternis wird sie zerfressen und dann töten. Und wenn ihr planlos losgeht, werdet ihr keine Chance haben, um Jeremiel zu befreien. Eva genauso wenig. Was wollt ihr denn tun, um euren Freund zu retten? Auf gut Glück nach den Proxys suchen und mit viel Glück hoffen, dass es irgendwie funktioniert? Ich sag euch nur so viel: es wird nichts bringen. Ihr werdet nur kostbare Zeit verlieren. Liam, ich weiß ja, dass du und deine Schwester ziemlich viele Konflikte habt, weil ihr es beim besten Willen nicht fertig bringt, vernünftig miteinander zu reden. Aber eines kann ich dir sagen: deine Schwester hat wirklich alles damals aufs Spiel gesetzt, um dein Leben zu retten, obwohl du sie fast umgebracht hattest. Mag sein, dass sie vielleicht einiges hätte anders machen können, aber sie hat immer alles getan, damit du in Sicherheit warst und dein Leben leben konntest. Und als sie nach der Ermordung ihrer Familie „verschwunden“ ist, hat sie in Wahrheit die ganze Zeit als Ajin Gamurs persönliches Spielzeug hergehalten, damit er ihre Bitte erfüllt und Nikolaj und die anderen als Menschen wieder zurückholt. Dass sie nicht ehrlich zu dir war, ist eine Sache. Aber sie hat verdammt noch mal ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um deines zu schützen und sie tut es jetzt auch noch, weil sie Angst um dich hat. Sie fürchtet, dass Elohim versuchen wird, dich wieder für sich zu gewinnen und dann wieder einen Krieg beginnt. Es ist deine Entscheidung, was du tust. Mein Angebot steht und wenn ihr euch helfen lasst, finde ich einen Weg, um Jeremiel und Eva zu retten und Elohim ein für alle Mal aufzuhalten. Die Entscheidung liegt ganz bei euch.“

Samajims klare Worte hatten sie zum Nachdenken angeregt und während der Pfarrer kurz den Raum verließ, um etwas zu erledigen, saßen sie zusammen und überlegten, was sie nun tun sollten. Liam traute dem Kerl immer noch nicht über den Weg, aber Dathan sah die Sache wiederum ganz anders. „Mag ja sein, dass er etwas seltsam ist. Aber er hat sich für dich eingesetzt, um dein Leben zu retten und obwohl er dich bewachen sollte, hat er dir doch jeden erdenklichen Freiraum gelassen. Und mich hat er ebenfalls gerettet, obwohl Elohim mein Vater ist. Außerdem hat er doch nicht ganz Unrecht: alleine werden wir es vielleicht nicht schaffen und außerdem werden wir nur wertvolle Zeit verlieren. Zeit, die wir brauchen, um Jeremiel zu retten.“

„Ich muss ihm da zustimmen“, sagte L schließlich und nickte. „Dieser Samajim hat schon mal gegen Elohim gekämpft und verfügt über das nötige Wissen, das wir brauchen, um ihn und den Alpha-Proxy aufzuhalten. Zwar durchschaue ich sein merkwürdiges Spiel noch nicht, aber es scheint in seinem Interesse zu liegen, uns zu helfen und alleine werden wir es nicht schaffen. Das hat man ja schon daran gesehen, wie der Kampf zwischen dir und Eva ausgegangen ist.“ Dieser kleine Seitenhieb von L stieß bei Liam sauer auf und er hätte vielleicht etwas dazu gesagt, aber er schwieg dann doch lieber und seine Miene verfinsterte sich. Es war also beschlossene Sache, dass sie Samajims Hilfe annehmen würden, in der Hoffnung, auf diese Weise Elohim aufhalten zu können und damit auch Jeremiel zu retten. Nur eine Frage stellte sich Ihnen nach wie vor: wieso ausgerechnet Jeremiel? Als Samajim schließlich zurückkam und die vier ihm ihren Entschluss mitgeteilt hatten, fragten sie ihn natürlich und selbst darauf schien er bereits die Antwort zu haben. „Nun, Jeremiels Entführung hat wahrscheinlich mehrere Gründe. Der offensichtlichste von allen ist, dass es eine Falle ist, weil Elohim seinen alten Verbündeten zurückholen will. Denn tatsächlich war Araphel damals auf dem Schachbrett die Dame und damit die Stärkste Figur im Spiel. Für ihn wäre es absolut von Vorteil, wenn er Jeremiel als Köder benutzt. Der Alpha-Proxy würde ihn überwältigen und dann mit seinem Blut infizieren, sodass Elohim ihn manipulieren kann. Es gibt aber noch eine andere Theorie, die meiner Meinung nach wohl am meisten zutreffen würde: Elohim will Jeremiels Körper als Gefäß benutzen, um so wieder zurückkehren zu können. Elion hat eine viel zu starke Persönlichkeit, als dass es Elohim in seiner jetzigen Lage gelingen würde, seinen Willen zu brechen. Und da Jeremiel in seinem Proxy-Zustand eine innerlich vollkommen leere Person ist, dürfte es für Elohim kein Problem darstellen, seinen Körper zu übernehmen. Und zugleich wäre es der beste Schild gegen euch. Immerhin ist Jeremiel ein fester Teil eurer Familie und der Mensch, den du am meisten liebst, Liam. Es wäre strategisch von Vorteil, eure Gefühle auszunutzen, um euch auf diese Weise zu schlagen. Genau das gefällt mir nicht. Und solange die beiden anderen Proxys unterwegs sind, besteht Gefahr, dass sie die Schwachen aus eurer Gruppe herauspicken und sie angreifen. Das Beste wird sein, wenn wir ihnen zuvorkommen und sie vorher aufspüren.“

„Und wie sollen wir das anstellen?“

„Ganz einfach“, erklärte Samajim und lächelte selbstsicher. „Ihr nehmt Elion dafür.“

„Wie bitte?“ rief Beyond als er das hörte und stand auf. „Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein! Wir haben doch noch gar nicht die Frequenz entschlüsselt. Wenn wir Elion mitnehmen, wird das nach hinten losgehen.“

„Nicht, wenn ihr Ezra mitnehmt. Glaubt mir, es wird funktionieren. Ihr müsst nur Vertrauen haben.“

„In Sie?“

„Nein, in den Willen eures Freundes.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2015-01-14T05:57:48+00:00 14.01.2015 06:57
Echt klasse das Kapitel *O*
Oh man ich freue mich schon wenn es weiter geht. *freu*
Von:  pri_fairy
2015-01-13T20:51:02+00:00 13.01.2015 21:51
Super Kapitel! Ich bin so gespannt wie es weiter geht! :)


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