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Wenn die Prinzessin den Prinzen retten soll
von

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Die Mächtigste aller Hexen

Keiner wollte imaginäre Kekse? Schade.
 

***
 

Alle waren in Gackts Wohnzimmer versammelt und Sugizo hätte sich eher die Zunge abgebissen als zuzugeben, dass ihm die Einrichtung gefiel. Aber er hatte sich auch den Kommentar verkniffen, wie der Wolf Wein holen sollte, was der Drache ihm aufgetragen hatte. Stattdessen betrachtete er Pata. Das kleine Fohlen, das er gefunden und daraufhin Yoshiki und Toshi geschenkt hatte, da er sich nicht selbst darum kümmern konnte, war zu einem prächtigen Ross herangewachsen. Jedoch klappte ihm die Kinnlade herunter, als er sah, was es jetzt tat. Mit der Geschicklichkeit langjähriger Übung öffnete Pata die Tasche an seinem Brustgeschirr, aus der ein Flaschenhals herausragte. Dann packte er den Korken mit den Zähnen, zog ihn raus und spukte ihn zielgenau gegen hides Hut. Aus einer Satteltasche, die er mit dem Kopf gerade so erreichen kann, zog er so was wie einen hölzernen Strohhalm hervor, steckte ihn zielsicher in die Flasche und begann, gemächlich daran zu saugen. Sugizo roch den Alkohol bis zu sich.

„Wein ist mir zu lasch“, erklärte Pata, als er seinen Blick bemerkte. Ein kurzer Blick zu Gackt verriet dem Ritter, dass der Drache genauso verwundert war wie er. Yoshiki hatte einen schlechten Einfluss auf das Pferd.

Früher hatten Yoshiki, hide und er im Schlosskeller Wein geklaut und sich mit Bauernjungen geprügelt. Die Prinzessin war ziemlich trinkfest und konnte hart austeilen. Toshi war nie mit dabei gewesen, er hätte nur versucht, sie abzuhalten. Aber wenn es mal Ärger gab, hatte Yoshiki stets alles auf sich genommen, da er als Einziger nicht rausfliegen konnte. Und Toshi hatte dann auch immer zu ihnen gehalten, selbst wenn er hinterher geschimpft hatte.

Ein junger Mann trat aus dem Raum, in dem der Wolf verschwunden war. Er war mindestens 1,85 groß, hatte ein hübsches Gesicht, Segelohren und tiefe, melancholische Augen. Kein Zweifel, das war You. Und er brachte Wein. Gackt lächelte ihm zu, legte ihm freundschaftlich seinen langen Schwanz um die Schultern und strich mit der Spitze über seine Wange.
 

Nachdem Yoshiki, hide und Heath gemeinsam die ganze Geschichte von Toshis Entführung erzählt hatten, herrschte einen Augenblick lang schweigen. Dann ergriff Gackt das Wort.

„Also, mit mir könnt ihr rechnen. Ich kann ein paar von euch tragen, wohin ihr wollt und ich kann diese ach so tolle Dornenhecke niederbrennen. Dahinzufinden könnte schwieriger werden. Ich hab noch nie irgendwas von dieser Zauberin oder diesem verlorenen Schloss gehört, aber ich könnte mich bei anderen Drachen umhören.“

„Aber ich habe davon gehört“, eröffnete Sugizo triumphierend. „Und ich weiß jemanden, der diese Zauberin schon einmal besiegt hat.“

„Was, echt?“ Yoshiki hibbelte unruhig auf seinem Platz herum und auch alle anderen, sogar Pata und Gackt, schienen überaus neugierig.

„Also“, erzählte Sugizo, „in Wildberg, also der Stadt Wildberg, lebt eine freie Hexe mit ihrer Familie. Sie ist die mächtigste Hexe in allen zehn Reichen des Notenbanners. Und ich kenne die Geschichte nicht genau, aber sie hat ihre Familie aus der Gefangenschaft der Zauberin Georgia Eiyû befreit, die zu den sieben weisen Frauen gehört und ziemlich mächtig ist. Warum sie nicht selbst zu den sieben weisen Frauen gehört, weiß ich nicht. Aber ich denke, wir sollten sie besuchen und sie fragen, was sie alles über dieses Weib weiß.“

„Bin ich auch dafür“, sagte hide schnell, „die mächtigste Hexe der zehn Reiche will ich gerne kennenlernen.“

„Aber den Drachen werden wir hierlassen müssen“, stellte Sugizo mit gespieltem Bedauern fest. „Der kann da schließlich nicht einfach durch die Stadt laufen.“

„Tse! Und wie ich das kann“, schnaubte Gackt triumphierend und verschwand in den Raum, aus dem You vorhin gekommen war. Dieser lächelte Chachamaru zu.

„Sturmfrei.“

„Oh ja, wurde auch mal wieder Zeit“, grinste dieser. „Weißt du, wo der gute Zuckerberger Weißwein steht?“

Der Gestaltwandler nickte.

Pata gluckste und hide grinste breit. Da taten sich ja Abgründe auf. Aber wer wusste schon, was Kaorus Truppe gerade veranstaltete.

„Ich denke, so kann ich durch deine tolle Stadt laufen, Ritter.“

Sugizo hätte sich beinahe an seinem Wein verschluckt. Aus dem Nebenraum trat ein Mann, nicht so groß wie You, aber nichtsdestotrotz groß und muskulös, ganz in Schwarz gekleidet und mit teilweise zurückgebundenem, langen schwarzen Haar. Das Gesicht mit den vollen Lippen und den hellen, wachsamen Augen war richtiggehend schön und ein leicht arrogantes, aber einnehmendes Lächeln zierte die Lippen.

„Glaubst du mir jetzt, Prinzessin?“, fragte er Yoshiki.

„Musstest du so dick auftragen? Ein bisschen weniger Pompös hätte es auch getan“, war die flapsige Antwort, aber sie schien Gackt nicht im Geringsten zu stören.

„Ich kann mir meinen menschlichen Körper nun mal nicht aussuchen“, meinte er gespielt bedauernd.

„Kann’s dann endlich losgehen?“, fragte Heath ein wenig ungeduldig.
 

Es war sicher an 3 Uhr nachts, als Yoshiki, hide, Heath, Pata, Sugizo und Gackt vor dem Haus der Hexe standen. Es war recht groß, aber ansonsten ein ganz normales Haus mitten in der Stadt.

„Wollen wir nicht lieber bis morgen warten?“, schlug Heath vorsichtig vor.

„Vergiss es“, sagte Yoshiki nur und schlug fast die Tür ein.

An einem Fenster im ersten Stock erschien ein junger Mann mit einer recht abenteuerlichen Frisur.

„Was ist denn bei euch kaputt? Hier drin schlafen zwei kleine Kinder!“

„Tut uns sehr leid, junger Herr, aber wir müssen dringend mit ihrer Frau sprechen“, rief Sugizo hinauf.

„Fürst Sugizo? Was wollt ihr denn von Melodie?“

„Melodie? Wir wollen zur Hexe Miyavi.“

„Ähm, das bin ich höchst selbst. Worum geht es denn?“

„Die Zauberin Georgia Eiyû hat meinen Bruder entführt“, rief Yoshiki.

„Oh! Gebt mir drei Minuten!“

Die Hexe Miyavi verschwand vom Fenster.

„Was? Ich wusste nicht, dass die Hexe Miyavi auch ein Mann ist, also sieh mich nicht so an, hide“, verteidigte sich Sugizo.

hide lächelte. „Damit wäre auch die Frage geklärt, warum die mächtigste Hexe der zehn Reiche nicht zu den sieben weisen Frauen gehört.“
 

Drei Minuten später saßen sie tatsächlich alle außer Pata in Miyavis Wohnzimmer. Der Gastgeber trug einen rosa Morgenrock und Heath fragte sich inzwischen, ob alle Hexen so gerne rosa mochten. Zudem schien diese am ganzen Körper tätowiert zu sein und die Frisur war wirklich sehr abenteuerlich.

„Also“, berichtete Miyavi, „Als ich ein kleiner Junge war, haben Melodie und ich immer zusammen gespielt. Sie war die einzige, die es nicht gestört hat, dass ich eine männliche Hexe bin. Aber eines Tages war sie verschwunden. Nach einigen Jahren hab ich ihren Eltern wieder getroffen und die hab ich so lange gelöchert, bis sie mir erzählt haben, was aus meiner Freundin geworden ist, nämlich dass sie sie der Zauberin Georgia Eiyû gegeben haben, im Austausch für ihr Leben. Da hab ich mir geschworen, sie zu retten und in Bibliotheken nach Büchern über diese Zauberin gesucht, und alle Leute nach ihr gefragt. Aber nur eine alte weise Hexe konnte mir sagen, wie ich sie finden kann. Außerdem hat sie mich zu ihrem Schüler gemacht.

Sie hat mir erklärt, dass die Zauberin Georgia Eiyû über das verlorene Schloss herrscht, das kein anderer Mensch je zu Gesicht bekommen hat, und wenn doch, ist er nicht zurückgekehrt. Außerdem hat sie einen seltsamen Fluch auf sich genommen, der ihre Kräfte stärkt, sie aber allergisch auf Silber reagieren lässt. Wenn sie damit in Berührung kommt, kann sie ihre Kräfte nicht mehr einsetzten. Und in einem Turm im Finsterwald verwahrt sie ihre Zauberbücher und eine Karte, auf der steht, wie das verlorene Schloss zu finden ist.

Also hab ich diesen Turm gesucht. Und als ich ihn fand, hatte das Mistding keine Türen. Aber oben war ein Fenster, also hab ich mich in einen Flamingo verwandelt und bin hochgeflogen.“

Ein Flamingo, was ein Verrückter, dachte Heath. Er wusste, dass jede Hexe ein Tier hatte, in das sie sich verwandeln konnte, und manche hatten bei der Wahl mehr Stil, manche weniger. Aber na gut, ein Flamingo war immer noch besser, als eine rosa Spinne…

„Was hab ich gestaunt, als dann oben im Turm eine wunderschöne Frau war. Ich hab erst gedacht, es sei die Zauberin, aber dann hab ich meine Melodie erkannt. Was war ich froh, dass ich dieses blöde Schloss nicht erst suchen musste. Aber Melodie meinte, das wird nicht so einfach, da sie an den Turm gebunden sei und nur die Zauberin sie freigeben könnte. Und ich sagte, kein Problem, das kriege ich schon hin.

Ich hab mich am Fuß des Turms versteckt und gewartet, bis die Zauberin kam. Dann bin ich aus meinem Versteck gekommen und hab gesagt, sie soll meine Melodie freilassen. Sie hat mich ausgelacht und mich Missgeburt genannt. Und dann haben wir uns duelliert. Sie hat knapp gewonnen, sie ist sehr mächtig und Zauberer sind sowieso bessere Duellanten als Hexen. Ich konnte mich gerade so vor ihrem tödlichen Zauber schützen und bin in einen Dornbusch gefallen. Sie dachte, sie hätte mich umgebracht und wollte rauf zu Melodie. Aber meine liebe Melodie wollte mich rächen und hat gewartet, bis sie oben war und sie dann runtergestoßen.

Und ich hab schnell einen silbernen Ring in einen Dolch verwandelt und ihm der Zauberin an die Kehle gehalten, bevor sie sich erholen konnte. Da konnte sie nicht mehr zaubern und war wehrlos. Da hab ich sie gezwungen, Melodie freizugeben und mir ihre wertvolle Karte zum verlorenen Schloss zu geben, damit sie nicht auf die Idee kommt, sich Melodie wiederholen zu wollen. Ich sagte ihr, solang sie uns in Ruhe lässt, ist sie bei mir sicher.

So, und jetzt eure Geschichte.“

Kurzes Schweigen.

„Du hast die Karte zum verlorenen Schloss?“ Yoshiki war begeistert. „Das ist ja fantastisch! Jetzt können wir der blöden Schlampe in den Arsch treten, ich muss mir nur bei Taiji silberne Fesseln besorgen, dann ist sie fällig. Ich lass aus ihrem Kleid eine Jacke nähen, die ich To-chi schenke und mit den Haaren…“

„Yo-chan, hör auf, du machst mir Angst“, quiekte hide und auch alle anderen Anwesenden starrten ihn entsetzt an, nicht zuletzt Miyavis Frau, die gerade an der Tür erschienen war.

„Was denn? Die blöde Schlampe hat mir meinen To-chi weggenommen!“, rechtfertigte sich Yoshiki.

„Wie wäre es, wenn ihr erst einmal die ganze Geschichte erzählt, damit wir entscheiden können, ob wir deswegen unser Wort brechen und euch die Karte geben sollten? Ja, sie ist eine böse Zauberin, aber wir sind das nicht und halten normalerweise unsere Versprechen“, erklärte Melodie.

So beschloss Heath, dem ganzen ein Ende zu setzen und begann, die Geschichte zu erzählen.
 

„Sie wollte die Prinzessin töten? Nur weil er ein Mann ist?“, keuchte Melodie außer sich.

„Ähm, so scheint es“, meinte Heath vorsichtig.

„Das wird sie büßen! Ich hol die Karte.“ Damit rauschte die Frau davon.

Miyavi pfiff durch die Zähne.

„Ich hab sie selten so wütend erlebt. Aber sie hat recht, jetzt ist das Weib zu weit gegangen.“

„Eindrucksvoll“, bemerkte Sugizo.

Kurz darauf kam Melodie mit der Karte zurück.

„Miyavi Schatz, du hilfst ihnen doch, oder?“

„Aber sicher, Liebling. Mich juckt es richtig in den Fingern, die Zauberin zu verfluchen.“

Das Lächeln auf dem Gesicht der mächtigsten Hexe der zehn Reiche war strahlend und genauso unschuldig wie sein Tonfall.

„Du begleitest uns? Toll!“, fand hide.

„Ich pack deine Sachen, Schatz“, meinte Melodie und verschwand wieder.

„Lass mal die Karte sehen“, verlangte Yoshiki und griff danach.

Eine Weile studierte er sie aufmerksam, dann fluchte er.

„Was ist denn, Prinzessin?“, fragte der Drache ruhig und zufrieden. Er liebte es, wenn Yoshiki fluchte.

„Das wird kompliziert. Die Lage des Schlosses ist hier verzeichnet, aber um Hinzugelangen, muss man das Siegel öffnen, das sie darüber gelegt hat. Und dazu braucht man alle zehn Schlüssel. Die wiederum befinden sich in den Kronschätzen der Könige der zehn Reiche des Notenbanners. Jeder König hat Einen und weiß nicht, worum es sich dabei handelt, da es für ihn nur jeweils ein Geschenk der siebten weisen Frau des Reiches an einen seiner Vorgänger gewesen ist.“

„Sie ist in allen zehn Reichen eine der sieben weisen Frauen?“, fragte Miyavi ungläubig.

„Scheint so…“

„Effektive Methode, die Dinger in Sicherheit zu bringen“, bemerkte Sugizo.

„Und was machen wir jetzt?“ Heath fand das nicht lustig.

„Die Königshöfe der zehn Reiche abklappern und das Zeug verlangen. Ich bin eine Prinzessin aus den zehn Reichen, ich darf das“, bestimmte Yoshiki.

„Und woran erkennen wir das Zeug?“, fragte Heath.

„Es ist hier aufgemalt. Außerdem dürfte es eine starke magische Ausstrahlung haben.“

Na Klasse, dachte Heath. Aber wenigstens mit König Taiji würden sie keine Probleme haben.

„Ich mache mich sofort auf den Weg.“ Yoshiki sprang auf, wurde aber aufgehalten.

„Wir begleiten dich natürlich“, sagte Gackt mit einem Tonfall, als wäre alles andere absurd.

„Klar doch. Zwei Hexen sind besser als eine“, behauptete Miyavi.

„Was auch für Ritter gilt“, grinste Sugizo. „Aber vorher muss ich mich noch auf der Burg abmelden. Bei der Gelegenheit können wir auch gleich die Reisevorräte anlegen.“
 

***
 

Falls es noch niemand bemerkt hat, das hier ist kein Shônen-ai, jedenfalls nicht primär. (Ich weiß noch nicht, wie ich die Angelegenheit mit Sugizo und Gackt enden lasse, also im Bezug auf Yoshiki. Da wäre durchaus sowas drin.) Aber wenn sich jemand ein Pairing ohne Miyavi wünscht, kann er den Vorschlag gerne machen, es ist nichts festgelegt.

LG, Dragon



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