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Rot-Weiß-Rot im Alphabet

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Salute,
endlich habe ich diesen Os fertig bekommen, eigentlich war er einmal Teil von F-Fahne, aber dann habe ich ihn als eigenen OS geführt. Wenn man es so will ist es die Fortsetzung von F. Es handelt um die Fortsetzung des Konfliktes zwischen Richard Löwenherz und Leopold V, Herzog von Österreich und Steiermark (Ja, unsere liebe Steiermark war zu dieser Zeit noch immer ein eigenständiges Herzogtum, welches erst seit dem 8. Mai 1192 unter Herrschaft Leopold V fällt, jedoch nicht an den österreichischen Landen annektiert worden war).

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L-Lösegeld

Ende 1192-Wien –Am Hof
 

Der Schnee lag in Form einer dicken Decke über Wien.

Roderich saß an seinem massiven Eichenholztisch, auf dem sich Verwaltungsbücher und die verschiedensten Pergamentrollen stapelten. Während er dem österreichischen Adligen zuhörte, welcher ihm seine Probleme mit ein paar randalierenden Räubern schilderte, tippte er sich geistesabwesend mit der Feder gegen die Lippen. Hedwig, seine jüngere Schwester stand hinter ihm und schenkte im Gegensatz zu Roderich dem Edelmann vor ihnen, ihre volle Aufmerksamkeit. Plötzlich vernahm der Braunhaarige Poltern und Geschrei vor seinem Zimmer. Der Mann vor ihm hörte auf zu reden und Roderich ließ die Feder sinken. Bevor einer im Zimmer reagieren konnte stieß jemand die schwere Holztür auf.

„Wie kannst du es wagen?“, schrie England in den Raum hinein.

Er stand mitten im Türrahmen, die Hände vor sich gefesselt und noch immer in das gleiche einfache Gewand gekleidet, wie sie ihn und seinen König aufgegriffen hatten.
 

Nachdem sich Roderich mit einem Blick vergewissert hatte, dass die Fesseln an den Handgelenken noch immer fest saßen und sich die Personifizierung des englischen Königreiches kein Schwert oder andere Waffe beschafft hatte, lehnte er sich wieder entspannt zurück in seinen Sessel.

„Wie kannst du es wagen, ohne Sinn für Höflichkeit, nicht zu warten, bis ich Zeit für dich habe?“, fragte er entspannt lächelnd.

Polternd kamen die Wachen angerannt und nahmen Arthur wieder grob in ihre Mitte.

„Verzeiht uns Herr, er ist uns entwischt als wir ihn aus seiner Zelle zu euch führen wollten“

Roderich winkte ab.

„Ihr könnt ihn reinführen und besorgt für unseren Gast einen Stuhl.“

Einer der Männer brachte den Engländer in den Raum, während der andere wieder den Gang entlang verschwand.

Der Adlige von vorhin, stand noch immer abwartend im Raum. Roderich drehte seinen Kopf zu seiner Schwester um.

„Styria, dürfte ich dich bitten, dass du dich der Angelegenheit dieses Mannes annimmst und alles Nötige in die Wege leitest?“

Hedwig nickte lächelnd, knickste kurz vor Arthur und winkte dem Edelmann ihr zu folgen. Als sie aus der Tür getreten war, drehte sich die Blondhaarige noch einmal kurz um.

„Ich werde dir noch eine Krug Wein raufschicken lassen, Bruder.“

Roderich seufzte und schloss kurz die Augen.

„Es ist schön, eine Schwester zu haben, welche immer mitdenkt und einem in seiner Arbeit unterstützt, findest du nicht?“

Er setze sich wieder auf.

„Ach ja ich vergaß, du bist ja mit deinen Brüdern im Dauerkonflikt.“

England stand neben der Wache und musste sich zusammenreißen, seinen Mund zu halten. Die andere Wache betrat wieder den Raum und stellte einen Stuhl vor den großen Tisch. Etwas grober als nötig gewesen wäre, bucksierten die Männer England auf den Stuhl.

„Bei Gottes Gnade, nimmt ihm doch bitte die Fesseln ab.“, verlangte Roderich, als er sah, wie England bei seiner Gegenwehr, beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.

„Aber Herr,…“, begann einer der Männer, aber das Herzogtum brachte ihn mit einem Blick zum schweigen.

„Ich weiß ganz genau was ich tue. Hinterfrage nicht meine Befehle.“, raunte er bedrohlich und entließ beide mit einem Wink. „Ich werde mit diesem Jüngling schon alleine fertig. Und wenn ihr schon solch große Sorgen um mein Wohlergehen habt, dann haltet euch vor der Tür bereit.“

Als beide Wachen aus dem Raum gegangen waren, wandte sich Roderich seinem Gast zu.

„Ich hoffe doch, dass man dich und deinen Herrn mit dem Respekt behandelt, der euch beiden gebührt?“, fragte er ihn über seinen Tisch hinweg.

„Aber sicher doch. Wir schlafen auf feinstem Stroh, die Kammer ist immer gut ausgelüftet und an Frischluft können wir auch nicht klagen… Ach ja, das Essen hat noch nicht begonnen zu leben, obwohl meist schien es mir, es hat dafür nicht mehr viel gefehlt. Der Hausherr ist zuvorkommend und großzügig. Außerdem können wir uns vor Männern nicht retten, welche darauf bestehen uns Tag und Nacht Gesellschaft zu leisten. „ Englands Stimme tropfte vor Sarkasmus. „Das einzige was uns noch fehlt, wenn Durchlaucht so freundlich wäre, sind neue Gewänder.“

„Es freut mich, dass es dir auf Dürnstein so gut gefällt. Eine wundervolle Burg, nicht wahr? Nun, was die Kuenringer betrifft, mein verstrobener Herr Liutpold, Gott habe ihn selig, hatte ein wirklich gutes Gespür für Gefolgsmänner. Aber gut, ich habe dich nicht für ein Pläuschchen durch den Schneesturm aus Dürnstein hierher nach Wien holen lassen. Es schmerzt mich sehr, aber kommen wir zum Geschäftlichen.“

Roderich hatte, während er sprach, nicht aufgehört leise zu lächeln. Die Tür ging erneut auf, und eine junge Dienstmagd huschte herein, um einen Krug mit Wein und zwei Bechern auf den Tisch zu stellen. Der Österreicher schenkte sich großzügig ein, und belustigte sich an dem Gesichtsausdruck des Engländers, welcher den Wein mit größtem Interesse musterte. Doch sein Stolz schien mächtiger zu sein als der Durst. Roderich befand sich dennoch in einer großmütigen Stimmung, weshalb er, nach einigen Augenblicken, auch den zweiten Becher füllte. Dieser blieb jedoch auch ungerührt, bis das Herzogtum sich seinen Papieren, vor ihm wieder zuwandte. In einen Moment auf den nächsten war der Becher verschwunden, ohne, dass der Österreicher aus den Augenwinkel eine Bewegung beobachten hätte können. Er ging dennoch auf das Verschwinden des Weines nicht weiter ein.

„Nun…“

Österreich hatte sich wieder nach vorne gebeugt und durchwühlte das Papierchaos auf dem Tisch vor ihm.

„Wo war das nun… Steuerliste aus Tulln, nein,…, Einladung auf Stift Melk,… ach zum Teufel, wo steckt das Ding nur,… na endlich!“

Vorsichtig zog er ein Pergamentstück aus dem größten Stapel vor ihm und breitete es sorgsam vor sich auf.

„Ich war so frei und habe den Kaiser über die Festnahme deines Königs informiert. Unnötig zu sagen, dass er hocherfreut war.“

Roderich sah mit zufriedem Lächeln zu Arthur auf.

„Wir beide sind also für den Dreikönigstag nach Regensburg eingeladen worden.“

Arthur hatte offenbar Schwierigkeiten sich zusammen zu reißen, um ihm nicht an die Kehle zu springen.

„Ich nehme dein Schweigen als positive Antwort auf, bezüglich deines Erscheinens natürlich.“

Nun hatte er einen Punkt erreicht, den er lieber nicht provozieren hätte sollen. England sprang auf, warf dabei den Stuhl um, auf dem er gesessen hatte und versuchte den Braunhaarigen über den Tisch hinweg zu erwischen. Dieser hatte jedoch die Möglichkeit eines solchen Angriffs im Geiste durchgespielt und versuchte nun seinerseits auf die englische Attacke zu reagieren. Er wich den grabschenden Händen aus und zog seinen Dolch aus der Scheide, wobei er einige Schritte nach hinten machte, um noch mehr Distanz zwischen ihnen zu gewinnen.

Durch den Aufschlag des Stuhles alarmiert, preschten die beiden Wachen in den Raum und rangen das englische Königreich zu Boden. Arthur wandte sich unter ihrem Griff, trat, kratzte, biss und fluchte dabei aufs Heftigste in seiner Landessprache, doch sein Bemühen war vergeblich. Roderich trat wieder näher heran, als die Männer den Engländer auf die Beine stellten, wobei sie Bewegungsmöglichkeiten so gut es ging einschränkten.

Als der Blonde, wieder halbwegs ansprechbar war, steckte das österreichische Herzogtum seine Waffe weg und sah Arthur auf gleicher Augenhöhe in die grünen Seelenspiegel.

„Warum gerade du?“, presste dieser unter zusammengepressten Zähnen hervor.

„Ich sage nur ein Wort: Akkon.“, antwortete ihn Roderich gelassen, jedoch ohne das vorige arrogante Grinsen.

England brach in ein schallendes Gelächter aus.

„Keiner würde wegen einer Fahne, die Exkommunikation riskieren. Ich wusste immer, dass dein Herr ein Trottel ist, nur war mir nicht bewusst, wie dämlich er in Wahr…“ Weiter kam er nicht, da ihm der Braunhaarige seine Faust in den Bauch gerammt hatte. Die Wachen ließen es zu und lockerten soweit ihren Einfluss auf Arthurs Körper, dass dieser stöhnend zu Boden gehen konnte. Roderich baute sich vor dem Engländer auf, bückte sich und griff nach dem Kragen seines Gefangenen.

„Francis hatte Recht, als er sagte, dass du ein Naivling bist. Ein richtiger Hans-guck- in- die-Luft-Wunderdussel.“

Er machte eine künstlerische Pause, bevor er weitersprach.

„Glaubst du wirklich, dass es mir nur um die Ehre ginge, welche du damals beschmutzt hast? Weißt du überhaupt den Preis, welcher eure Freiheit kosten wird? Nein, das glaube ich nicht.“

Die grünen Augen weiteten sich vor Entsetzen, die Erkenntnis war bitter.

„Das… wagst … du nicht!“, keuchte der Engländer.

Roderich lächelte wieder arrogant.

„Was soll ich nicht wagen? Lösegeld verlangen? Ich bitte dich, mein lieber Arthur…“ Er ließ den Kragen seines Gegenübers los und wartete, bis die Wachen diesen wieder auf die Beine gestellt hatten.

„Wienerneustadts Mauern erbauen sich nicht von selber. Außerdem habe ich noch weitere Bauprojekte, welche über englische Förderungen nicht abgeneigt wären.“

„Das …das lässt euch der Papst nie durchgehen.“

Arthur hatte sich soweit wieder vom Schlag erholt.

„Das lasse ruhig meine Sorge sein. Konflikte mit dem Papst sind hier in den deutschen Landen keine Seltenheit. Doch bisher hat mein politisches Geschick immer den Wind in eine für mich günstige Richtung gedreht. Außerdem wurde, wie du mich ja schon wieder netterweise daran erinnert hast, mein Herr damals in Akkon tödlich beleidigt. Eine Tatsache übrigens, welche uns nur in unserem Plan bestärkt hat.“

Roderich zwickte Arthur in die Wange.

„Ist das nicht der Stoff aus dem man Sagen schreibt? Wer weiß? Vielleicht singen in ein paar hundert Jahren, die Barden über die Gefangennahme Richard Löwenherz in Erdberg und die Tilgung der Schmach, welche er über die österreichischen Hoheitszeichen gebracht hat. Denn, aus den Standpunkt der Ehre gesehen, stehe ich im Recht auf Vergeltung, Blondi.“

„Roderich, du…“

„Aber gut, ich glaube habe dir den Verlauf der nächsten Wochen genug erahnen lassen. Wenn alles in Regensburg nach Plan läuft, wirst du dann zu deinen Landsleuten, in dein verregnetes Loch zurückkehren und berichten was geschehen ist. Ich bin mir sicher, dass der Bruder deines Herren, seinen Bruder schon schmerzlich vermissen wird. Soweit ich weiß, habt ihr ja beide, das gleiche gute Verhältnis zu euren Brüdern. “

England begann wieder das Herzogtum mit jeglichen englischen Flüchen zu belegen, welche dieser gelassen hinnahm.

Er gab den Wachen einen Wink.

„Bringt ihn in das Loch zurück, wo ihr ihn gefunden habt. Außerdem verlange ich, dass man ihm neue Kleider zukommen lässt. So kann weder er, noch sein König vor den Kaiser treten. Und passt gefällig diesmal auf, dass er euch nicht entwischt!“
 

Nach einer Weile, als Arthurs Geschrei in den Gängen nicht mehr zu hören war, betrat Hedwig wieder den Arbeitsraum ihres Bruders. Dieser stand beim kleinen Fenster und hatte die Schweinehaut zurückgeschlagen, um einem Blick nach draußen zu haben. Schweigend beobachtete er das Schneeflockentreiben. Das junge blonde Mädchen stellte sich neben ihn.

„Und?“

„Wir werden morgen aufbrechen. Im Winter zu reisen ist keine angenehme Angelegenheit und ich möchte das Heilige-römische Reich nicht warten lassen.“

„Du wirst mich hier zurücklassen, oder?“, fragte sie nach mit zögerliche Mine.

„Ich möchte dir nicht die Anstrengungen der Reise antuen, nicht… warte mal lass mich aussprechen.“, warf er ein als er die geballte Faust seiner Schwester sah. „Nicht, dass ich dir nicht zutrauen würde, den Strapazen gewachsen zu sein.“

Die Körperhaltung des Mädchens entspannte sich, woraufhin ihr Bruder weitersprach. „Außerdem kann ich mit gutem Gewissen verreisen, wenn ich weiß, dass jemand, in den ich mein vollstes Vertrauen setzen kann, die Tätigkeiten hier überwacht.“

Ein starker Wind trieb die Flocken Richtung Osten.

„Und Arthur?“

„Wenn die Verhandlungen zu unseren Gunsten laufen, dann wird dieser nach England zurückkehren und Sir John über die Gefangennahme seines Bruders in Kenntnis setzen. Wie die Sache dann weitergeht, hängt ganz allein von ihm ab.“

Ein paar Augenblicke sagten beide kein Wort. Unten am Hof versuchte ein Stalljunge so schnell wie möglich das Gesindehaus zu erreichen. Hedwig griff nach der Schweinehaut und hackte sie wieder über das Fenster ein. Danach legte sie ihre Hand auf den Arm ihres Bruders.

„Wir hatten einen langen Tag heute, Bruder. Und morgen liegt noch eine anstrengende Reise vor dir. Komm, gehen wir schlafen.“

Roderich ließ sich nur allzu gerne von der Blondhaarigen mitziehen.

Er löschte noch das Licht und folgte Hedwig aus dem Raum.

Morgen würde er wieder unterwegs sein und auch wenn Arthur in seinem jetzigen Zustand nicht die beste Reisebegleitung war, so breitete sich ein Prickeln in seinem Bauch aus. Er hatte so viel zu verlieren, doch noch mehr zu gewinnen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Betagelesen von Shizuka_Natena Komplett anzeigen

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