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Rot-Weiß-Rot im Alphabet

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F-Fahne

1191-Akkon-am Fuße der Mauern
 

„Wie kannst du es wagen?“

Roderich kochte vor Wut. England schaute auf ihn mit einem kühlen Blick herunter. Francis stand ein wenig abseits von den Streitenden und hielt sich mit sorgenvollem Blick aus der Sache raus. Auf der einen Seite konnte er die Tat des Engländers verstehen, auch wenn er dies niemals zugeben würde. Doch auf der anderen Seite führte der österreichische Herzog, nachdem der Sohn von Friedrich Barbarossa Anfang des Jahres verstorben war, das zusammengeschrumpfte Heer deutscher Kreuzritter an, und war somit der ranghöchste Fürst in dessen Reihen.

„Wie kannst du es wagen meine Fahne einfach so in den Schmutz werfen zu lassen?“

„Und wie kannst du es wagen dich mit mir und Francis auf die gleiche Stufe zu stellen?“

Englands Stimme blieb ruhig und kühl. Der Österreicher schnaubte abfällig, die Hand in dem er die besagte Fahne hielt zitterte vor Zorn.

„Als erstes verweigert dein König meinem Herzog seinen Anteil und dann beleidigst du mich auf diese Weise? Ich habe für die Eroberung genauso meinen Kopf hingehalten. Das Blut meiner Männer wurde genau so, wie das der deinen vor diesen Mauern vergossen.“

„Ach meinst du deine paar Kummergestalten? Die haben ja kaum eine tragende Rolle gespielt.“

Arthur machte eine wegwerfende Handbewegung. „Nein, du wirst noch deinen, dir zuständigen, Anteil noch bekommen, auch wenn das nicht viel ist.“

Francis bemerkte eine Zornader auf der Stirn des österreichischen Herzogtums, welche rasant anwuchs. Es wunderte ihn, dass sich dieser schmächtige Junge so hineinsteigerte. Er kannte ihn eher kühl und bedacht in seinen Taten. Gut, es kam einer tödlichen Beleidigung gleich, das Herrschaftszeichen eines Adligen einfach so den Mauergraben hinunter werfen zu lassen. Doch in einer gewissen Weise hatte Arthur recht. Wer war Roderich als kleines Herzogtum schon, gegenüber ihm oder sogar Arthur, welche beide Königreiche vertraten?

„Was soll das heißen, du kannst dich meinen Forderungen nicht einfach so hinweg setzen!“

„Ach nein, dann sage mir was du bist, Austria?“

Ein Schweigen trat ein, welches von Francis unterbrochen wurde, der die Situation eskalieren sah.

„Arthur, es reicht.“

Doch dieser hatte sich warm geredet.

„Du hast wohl vergessen wo dein Platz ist? Du bist ein Herzogtum! Somit bist du uns als Königreiche untergeordnet und jetzt gehe mir mit deinem Wischlappen aus dem Weg.“

Als Arthur an ihm vorbei wollte, sah Roderich mit zusammengekniffenen Lippen zu ihm hoch.

„Sind das deine letzten Worte?“

„Ja“

Als wäre all der Zorn mit einem Schlag weggeflogen, trat der Österreicher, in seiner gewohnten Gelassenheit dem vorbeieilenden englischen Königreich aus dem Weg.

Francis nährte sich vorsichtig dem Braunhaarigen. Dieser sah dem Engländer mit einem kalten Blick nach. Die beiden waren schon von Anfang an aneinander geraten, doch Francis hatte dies auf die allgemeine angespannte Situation im Lager der Belagerer zurückgeführt. Doch selbst jetzt, nachdem sie Akkon erobert hatten, waren die Zwistigkeiten weitergegangen. Dass König Richard, welcher jetzt auch den Beinamen Löwenherz trug, den Willen und Forderungen der kleineren Herzöge und Fürsten gering schätzte, entspannte die Lage nicht sondern verschlimmerte sie nur noch mehr.

„Rodrigue?“ Der Junge fuhr herum als er die Hand des Franzosen auf seiner Schulter spürte. Etwas Unergründliches glitzerte in seinen Augen.

„Trag Arthur diesen Affront nicht zu sehr nach, je t’en pire (ich bitte dich).“

„Ach ja, wie würdest du den reagieren wenn er anstatt meiner Fahne, die deines Königs genommen und in den Schmutz gezogen hätte?“

Francis versuchte zu schmunzeln, dieser Junge war eindeutig zu selten auf der Bühne der Politik des Westens gewesen.

„Tu sais (Weißt du), Albion und ich haben uns schon mit schlimmerem beleidigt.“

Roderich hatte in der Zwischenzeit die Fahne ausgebreitet und begann den Staub auszubeuteln. Ein schwarzer, aufgerichteter Löwe auf silbernem Grund prangte darauf.

„Ist das überhaupt deine Fahne oder die deiner Herrscher?“

„Das ist das Wappen von meinem Herrn, Leopold V. Mein eigenes schaut ein wenig anders aus.“

Vorsichtig faltete er das Stück Stoff zusammen und sah dem Älteren in die Augen.

„Ich werde mich wieder zurück zu den meinen begeben. “

Francis nickte.

„Falls wir uns nicht wiedersehen, wünsche ich dir noch viel Glück auf dieser Reise und möge Gott dich und deine Männer schützen.“

„Möge auch auf deinem Wegen Dieu (Gott) seine Schützende Hand über dich halten.“

Somit trennten sich auch ihre Wege.

Frankreich sah dem Jüngeren noch nach als sich dieser Richtung Lager der Österreicher aufmachte.

Ein interessanter Junge, vielleicht wird aus ihm in ferner Zukunft noch was werden…
 

Im Laufe der nächsten Tage zog Herzog Leopold V mit seinem Gefolge ab.

Francis und Arthur sahen von der Mauer Akkons zu; wie der kleine Tross auf ein paar Schiffen aufgeteilt am Horizont verschwand. England trug ein schmutziges Grinsen zur Schau, doch auf Francis Gesicht zeichneten sich Sorgenfalten ab. Er mochte den Ausdruck auf Roderichs Gesicht nicht, als dieser die Tore der Stadt, Richtung Meer, verließ.

Das österreichische Herzogtum hatte still und in sich gekehrt auf dem Pferd gesessen, mit dem Lächeln eines Mannes, der wusste, dass er bald Genugtuung erfahren würde. Als hätte er einen Plan, welcher nur noch ein wenig Schliff benötigte. Arthur war dieses Detail entgangen, als er die enttäuschten österreichischen Männer von dannen ziehen sah. Eine leichte Brise erhob sich und fuhr dem Blonden durchs Haar. Der Franzose wandte sich ab und sah im Augenwinkel, dass es ihm England gleich tat. Was auch immer ihnen in Europa die Zukunft bringen möge, was jetzt zählte war das hier und jetzt.

Doch ein kleines Stimmchen in seinem Kopf sagte ihm, dass es falsch wäre das kleine Herzogtum zu vergessen. Und wer weiß ob er nicht aus einer möglichen Intrige persönlichen Profit schlagen konnte…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Betagelesen von Shizuka_Natena Komplett anzeigen

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