Zum Inhalt der Seite

Closer to the edge

Kisame/Itachi
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Captured

Krieg war immer etwas Abscheuliches und es gab Uchiha Itachis Meinung nach keine Gründe, mit denen ein solches Kreuzfeuer gerechtfertigt werden konnte. Der Krieg forderte Opfer, kostete Menschenleben und sorgte für Obdachlosigkeit. Geld wurde für Waffen und Söldner verschwendet und am Ende stand man vor dem Nichts. Neuanfänge sollten etwas Gutes sei, doch was war positiv daran, sein kaputtes Leben wieder in den Griff kriegen zu müssen? Wer glaubte allen Ernstes, dass die Wunden der Verbliebenen nach einiger Zeit wieder heilen würden? Anscheinend taten dies zu viele Menschen…oder es interessierte sie schlichtweg nicht.
 

Und selbst wenn es die Hokage interessieren sollte, dass wieder einer ihrer Untergebenen sein Leben gelassen hatte…es würde an seiner Situation nichts ändern. Itachi machte sich da keine Illusionen, stolperte blind über den matschigen Boden und es wäre nicht das erste Mal gewesen, wenn er in den Schlamm gefallen wäre. Das Seil, welches an den Eisenfesseln seiner Handgelenke befestigt worden war, hielten die feindlichen Shinobi straff gespannt und manchmal zogen sie ruckartig daran, so dass er das Gleichgewicht verlor und im Dreck landete. Itachis Stolz bewahrte ihn davor, sich auf das Niveau herabzulassen und so stand er nur immer wieder von neuem auf, ignorierte das Gelächter. Seine Haare klebten ihm nass im Gesicht, doch dank der mit einem Siegel versehenen Augenbinde konnte er ohnehin nichts sehen. Die Hoffnung, dass sich das Siegel durch den Regen lösen würde, hatte er nach einer Stunde der Orientierungslosigkeit aufgegeben. Er wusste nicht, wohin man ihn brachte, aber mittlerweile hatten sie die Grenzen von Konoha sicher überschritten. Er atmete tief durch, schmeckte immer noch den Dreck in seinem Mund und er spuckte zur Seite aus – eine Geste, für die seine Mutter ihm eine Standpauke gehalten hätte. Er hoffte, dass sie nicht zu lange um ihn trauern würde, denn er rechnete nicht damit, jemals zurückzukehren. Wer in die Hände der Feinde geriet, der war verloren, denn es würde niemand das Risiko eingehen, ihn zu befreien und er hätte es auch nicht verlangt.
 

Nach einer weiteren Stunde wurden seine Beine langsam schwer – er war lange Märsche gewohnt, allerdings hatte er sich zuvor in den Kämpfen ziemlich verausgabt, so dass das Gefühl, zusammenzubrechen, präsenter wurde. Jedoch würde er ihnen nicht die Genugtuung entgegen bringen, sich durch den Schlamm ziehen lassen zu müssen. Solange er noch lebte, würde er seine Würde so gut es eben ging bewahren…und ihm stand das Schlimmste vermutlich noch bevor.

„Mal nicht so langsam! Beweg dich!“, herrschte ihn jemand von der Seite an und gleich darauf traf ihn eine Faust im Gesicht.

Zu dem erdigen Geschmack gesellte sich nun noch der seines Blutes dazu, da ihm die Lippe durch den Schlag aufgeplatzt war. Er taumelte kurz, fiel aber nicht, auch wenn der Mann sich nicht zurückgehalten hatte. Zwei Sekunden später wurde er grob am Kragen gepackt und fremder Atem blies ihm entgegen.

„Ich krieg das kalte Kotzen, wenn ich dich ansehe!“

Itachi verzog angewidert das Gesicht, als ihn etwas Feuchtes ins Gesicht traf und über seine Wange glitt – der Regen war das definitiv nicht. Der Einzige, der ihn jemals angespuckt hatte, war Sasuke gewesen…aber da war dieser noch ein Baby gewesen und hatte wohl nur das Essen, das er ihm gemacht hatte, nicht gemocht. Diese Geste allerdings sollte Verachtung ihm gegenüber ausdrücken und der Uchiha war sich darüber im Klaren, dass sein eigenes Dorf mit Feinden nicht anders umsprang.

„Wenn es nach mir ginge, würde ich dich gleich umlegen!“

Er ächzte hörbar, als ihn abermals eine Faust traf, diesmal in den Magen und nach diesem Treffer konnte er sich nicht mehr aufrecht halten, landete nach Luft schnappend in einer größeren Pfütze.
 

„Reicht das nicht, Raiga-san?“

Die Stimme klang mehr kindlich, doch Itachi konnte sich nicht mehr damit beschäftigen, trat ihm da schon jemand in die Seite.

„Halts Maul, Choujuurou! Ich führe diese Einheit und ich entscheide, wie wir vorgehen!“

Eine wirklich intelligente Vorgehensweise…wenn er schon auf dem Weg starb, würde er ihnen kaum noch viel nützen. Vielleicht war das aber auch besser so…zumindest für ihn. Er blieb keuchend liegen, blieb angespannt, da er schon mit einem erneuten Angriff rechnete.

„Mizukage-sama wird begeistert sein, wenn wir ihm eine Leiche bringen“, murmelte jemand Drittes.

„Willst du mich kritisieren?!“

„Unsinn…das würde ich doch niemals wagen!“, kam es scheinheilig zurück.

„Kleiner Bastard…verarsch mich weiter und ich verspreche dir, dass dir dann nicht mal mehr dein Sempai helfen kann!“

„Ist ja gut, man! Jetzt reg dich endlich ab! Meine Fresse…“

„Dir bring ich auch noch Manieren bei…verlass dich drauf, Suigetsu! Du sorgst jetzt erstmal dafür, dass uns die Ratte nicht aufhält und dann geht es weiter! Ich habe keine Lust, noch mehr Zeit zu verschwenden!“

Der Mann namens Suigetsu murmelte etwas, das sich sehr nach „Wer verschwendet denn hier Zeit…blöder Arsch…“ anhörte, dann wurde er hoch gezerrt.

„Auf geht’s, Prinzesschen!“

Wenn das lustig sein sollte, so konnte Itachi nicht darüber lachen…er blieb stumm, ließ sich mitschleifen.
 

Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als sie das Tor von Kiri-Gakure passierten und obwohl er erleichtert war, dass der Marsch nun endlich ein Ende hatte, wusste er, dass er keinen Grund zur Freude hatte. Damit sollte er Recht behalten, denn die nächste Einrichtung, die er besuchen durfte, war der Kerker.

„So, bleib schön brav hier, klar?“, zog ihn dieser Suigetsu auf und grinste vermutlich auch noch.

Die Eisenfesseln rasteten an einem Haken in der Wand ein und kurz darauf schlossen sich auch um seine Fußknöchel Fesseln.

„Keine Sorge, du wirst nicht einsam sein! Die eine oder andere Ratte wird dich schon besuchen“, quatschte ihn der Kiri-nin voll und kicherte über seinen geschmacklosen Scherz.

„Also dann, Uchiha…ich denke nicht, dass wir uns noch mal wieder sehen…ich drück die Daumen, dass du schnell den Löffel abgibst, okay?“

Ruppig wurde ihm durch das triefende, zerzauste Haar gewuschelt, dann entfernten sich die Schritte des Mannes und eine Tür fiel geräuschevoll ins Schloss. Itachi blieb regungslos an der Wand stehen – was blieb ihm auch viel anderes übrig? Möglicherweise war es ganz gut, dass er momentan nichts sehen konnte, denn allein der Geruch in seiner Zelle, verursachte ihm Übelkeit. Es war nicht wärmer als draußen und da er immer noch die nasse Kleidung trug, fror er geradezu erbärmlich…es wäre nicht verwunderlich, wenn er nachher krank wurde, aber das spielte eigentlich sowieso keine Rolle mehr – denn er war so gut wie tot.
 

Eine gefühlte Stunde später begannen seine Glieder zu schmerzen, konnte er sich in der unbequemen Position doch kaum bewegen. Er rechnete damit, so für einige Tage zu hängen, schließlich war er ein Gefangener und solange er noch reden konnte, konnte dem Mizukage seine Verfassung egal sein. Itachi ließ den Kopf sinken, versuchte sich mit etwas abzulenken, doch viele Optionen blieben ihm da nicht. Wahrscheinlich hatte man noch nicht einmal bemerkt, dass er verschwunden war, geschweige denn die Leichen seiner Kameraden entdeckt. Ihre Mission war fehlgeschlagen, doch es würde wohl noch eine Weile dauern, bis die Nachricht zur Hokage durchgedrungen war – zurzeit konnte sie es sich nicht leisten, die Teams auf Suchtrupps zu schicken und dafür hatte er Verständnis. Tsunade war kein schlechter Mensch, aber sie war eine sehr gute Hokage und als solche durfte für sie das Wohl des Einzelnen nicht zählen. Er seufzte innerlich, fragte sich, wie Sasuke damit zurechtkommen würde…schließlich war sein Bruder zwölf, hatte gerade erst mit seiner Ausbildung zum Shinobi angefangen und bevor dieser Krieg begonnen hatte, waren sie unzertrennlich gewesen. In Zukunft würde er sich seine Techniken von jemand anderem abschauen müssen.

„Es tut mir leid…Sasuke“, meinte er leise zu sich selbst, lächelte bitter.

Wie oft hatte er ihn in letzter Zeit mit solchen Worten abgespeist? Der Krieg machte wirklich alles kaputt und deshalb hasste er ihn so sehr. Nun, wenigstens würde er nicht mehr zusehen müssen, wie noch mehr Menschen starben. Er dachte an Inabi, der ihn aus seinen toten Augen heraus angestarrt hatte…an Tekkas Blut, welches aus seiner durchgeschnittenen Kehle geronnen war und den Boden getränkt hatte. Er hatte die beiden schon seit seiner Kindheit gekannt und nun würde er sie höchstens im Jenseits wieder sehen.
 

Itachi hob unvermittelt den Kopf, als er Schritte vernahm…schwere Schritte, also war es nicht dieser Suigetsu. Vielleicht der Kerl, der ihn vorhin schon angegriffen hatte, denn das Kind, das bei ihnen gewesen war, schied auch aus. Mit einem penetranten Quietschen wurde die Tür geöffnet, schrabbte dabei laut über den Steinboden. Der Fremde kam noch näher, bis er genau vor ihm stehen blieb – Itachi zeigte keine Regung, verdrängte das Unwohlsein, das in ihm aufstieg. Er zuckte nur leicht zusammen, als sich eine kräftige Hand unter sein Kinn legte und dieses alles andere als sanft anhob. Der musternde Blick brannte auf seiner Haut, doch er unternahm nichts, um ihn zu unterbinden, wusste, dass es zwecklos gewesen wäre. Eine ganze Weile war es erdrückend still und der Uchiha spannte sich aus reinem Reflex an, spürte die harte Wand in seinem Rücken.

„Hm…“, war das erste, was den Mund seines Gegenübers verließ und die Stimme klang rau und tief.

Itachi sog scharf die Luft ein, als der Unbekannte einfach seine noch freie Hand unter sein zerrissenes Shirt schob und seine Brust befühlte. Hartnäckig strich der Daumen über seine rechte Brustwarze, trieb ihm die Schamesröte in die Wangen und aus einem natürlichen Impuls heraus wich er noch weiter zurück, presste sich an die Wand. Ein kehliges Lachen entkam dem Fremden vor ihm und der Uchiha knirschte mit den Zähnen – das einzige Anzeichen dafür, dass er den Mann für seine Unverschämtheit am liebsten umbringen wollte.

„Sieh an….“, gluckste dieser und kniff ihm dreist in das empfindliche Fleisch. „…du bist ja doch ein Kerl! Ich war mir erst nicht sicher…bist ziemlich feminin, hm? Tja…Pech für dich, dass du keine Frau bist – bei einer Frau hätte ich vielleicht Erbarmen gehabt.“

Die zuvor noch heitere Tonlage trug nun etwas Bedauerndes mit sich und Itachi meinte, ein Seufzen zu vernehmen. Was war das für ein seltsamer Typ?

„Na ja, da kann man nichts machen, nicht wahr? Ich denke, wir können trotzdem eine Menge Spaß haben.“

Itachi erstarrte merklich und die Farbe wich ihm aus dem Gesicht, kaum dass der Kiri-nin ihm das so unverblümt mitgeteilt hatte. Die Hände verschwanden immerhin von seiner Haut, doch der Uchiha bezweifelte, dass sie Spaß haben würden – er selbst zumindest nicht.

„Bist wohl nicht der Gesprächigste...aber dafür bin ich ja da. Hoshigaki Kisame, damit du Bescheid weißt, wer dir gleich ein paar Fragen stellt. Und du bist?“

Itachi presste die Lippen so fest aufeinander, dass es wehtat, tat dies allerdings demonstrativ, damit Kisame auch gleich Bescheid wusste, dass er nichts sagen würde. Dieser schien zu verstehen, denn er seufzte abermals schwer.

„Verstehe…bist einer von der sturen Sorte, ne? Das macht gar nichts…du bist nicht der Erste, der sich weigert, auszupacken. Ich sag dir jetzt mal was…ganz im Vertrauen.“

Itachi erschauderte, als Kisame sich zu ihm vorbeugte und er dessen Atem an seinem Ohr spürte. Eine Hand vergrub sich in seinem Haar im Nacken, hielt ihn fest.

„Früher oder später bringe ich dich zum Reden...fragt sich nur, wie viele Körperteile ich dir ausreißen muss, bis es soweit ist.“

Es war nicht mehr als ein Flüstern, jedoch hatte der Uchiha genau verstanden und er hatte durchaus die Schärfe vernommen, die ihm mitteilte, dass das kein Witz war. Trotzdem gab er keinen Laut von sich, regulierte seine Atmung ein wenig – er wollte keine Angst zeigen. Angst bedeutete Schwäche und er wollte auf keine erbärmliche Art und Weise sterben. Wenn er unterging, dann kämpfend.
 

„Dann töte mich gleich. Ich werde dir keine Fragen beantworten“, wisperte er mit derselben Ruhe zurück und der Griff in seinem Nacken festigte sich.

Die Kälte schien noch zuzunehmen, doch Itachi hielt ihr stand, wartete auf die Retourekutsche, die für diesen Spruch ganz sicher folgen würde. Er war nicht dumm, kannte noch einige Foltermethoden, die Morino Ibiki von Zeit zu Zeit erwähnt hatte. Wie viel er aushalten konnte, war noch ungewiss…es würde sich früh genug zeigen.

„Na schön…ich hab versucht, es dir leicht zu machen, aber wenn du nicht willst, ist das auch gut. Ehrt dich, dass du für dein Dorf den Hintern hinhältst…so viel Mut hätte ich dir nicht zugetraut, Junge.“

Itachi hatte alles erwartet, aber gewiss kein Lob und es machte ihn misstrauisch – nicht zu Unrecht, denn im nächsten Augenblick traf ihn ein Schlag, der seinen Kopf gegen die Steinwand knallen ließ und ihm beinahe das Bewusstsein raubte. Blut sickerte an seiner Schläfe hinab, tränkte die Binde, die ihm die Sehkraft nahm und er glaubte fast, sich übergeben zu müssen.

„Wirklich…du solltest sparsam mit deinem Blut umgehen – allein der Geruch macht mich fast wahnsinnig. Könnte dir übel bekommen, wenn ich wahnsinnig werde…“

Die Drohung war unmissverständlich, Itachi schwieg lediglich, fühlte den heftigen Schwindel – noch ein paar Schläge von diesem Kaliber und er durfte mit einer Gehirnerschütterung rechnen. Die Körperkraft dieses Mannes war beängstigend.

„Wollen wir uns jetzt vernünftig unterhalten oder muss ich dir ein Bein absägen? Vielleicht auch beide? Brauchst sie ja nicht mehr…jedenfalls nicht mehr in diesem Leben.“

Itachi schluckte hart, aber er verlor kein Wort, erwartete noch einen Schlag oder vielleicht auch einen Tritt…wenn nicht sogar, dass der Kerl ein Katana holte, um ihn tatsächlich zu zerstückeln. Allein der Gedanke materte seinen Verstand, doch er würde nicht jetzt schon aufgeben.
 

Knöchel knackten geräuschevoll, ehe sie in seinen Magen gejagt wurden – genau die Stelle, die dieser andere Kiri-nin bereits bearbeitet hatte und Itachi krümmte sich zusammen – sofern er dazu in der Lage war.

„Ich denke, ich lasse dein Gesicht heile…wenn ich dir die Nase breche, ist nicht mehr viel davon übrig und ich mag hübsche Dinge.“

Blut tropfte von seinem Kinn, während er zitternd in den Fesseln hing und die Worte zu erfassen versuchte – das Rauschen in seinen Ohren hinderte ihn daran.

„Ist ne ziemliche Schande, deinen Körper zu verunstalten…und es macht mich ehrlich gesagt wütend, dass du mich dazu zwingst.“

Ein Brennen zog sich durch seine Handgelenke, als Kisame ihm das Knie in den Bauch rammte und die Fesseln durch die Bewegungen in seine Haut schnitten. Er röchelte, als sich eine große Hand um seinen Hals schloss und zudrückte, ihm somit die Luft abschnürte. So nah war er dem Tod bisher noch nie gewesen und es war nur natürlich, dass die Panik Überhand ergriff.

„Ich weiß immer noch nicht deinen Namen…also?“

Er zappelte aufgrund des Luftmangels und die Stimme versagte ihm gänzlich, doch lieber hätte er sich die Zunge abgebissen, als eine Antwort zu geben. Kisame schien das ebenfalls zu erkennen, denn er schnalzte missbilligend mit der Zunge, drückte noch fester zu.

„Dann muss ich dem Mizukage sagen, dass der Gefangene lieber sterben als reden wollte…bedauernswert, ich fand dich bisher ziemlich sympathisch.“

Der Spott hallte in seinen Ohren wieder und seine Bewegungen wurden mit jeder Sekunde langsamer…anscheinend war es das gewesen. Nur noch am Rande bekam er mit, wie Kisame etwas mit seinem Gesicht machte…er hörte ihn etwas Unverständliches murmeln und dann wurde die Umgebung um ihn herum wieder heller. Die Erkenntnis, dass er wieder sehen konnte, drang nicht mehr zu ihm durch, da er nur noch gegen die Ohnmacht ankämpfte.
 

Plötzlich lockerte sich der Griff um seinen Hals und Itachi atmete geradezu gierig ein, fragte sich gar nicht erst, warum der Kiri-nin ihn nicht länger würgte. Unfokussiert ließ er den Blick schweifen, nahm seine Umgebung nur verschwommen war. Dies mochte einmal daran liegen, dass er sich zu sehr an die Dunkelheit gewöhnt hatte und zweitens war er soeben immerhin fast erstickt. Er hustete stark, schmeckte wieder Blut in seinem Mund, wobei ihm der fixierende Blick Kisames entging. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte und bei jedem Schlucken schien sein Hals in Flammen zu stehen. Vermutlich war er kalkweiß, wenn er so beschissen aussah, wie er sich fühlte…er zitterte so heftig, dass er sich schon dafür schämte. Dennoch war sein Blick von Wut geprägt, als er aufschaute, direkt in Kisames funkelnde Raubtieraugen und…erst in dieser Sekunde nahm er dessen fragwürdiges Aussehen wahr. Es gab unterschiedliche Hauttypen, zum Beispiel sehr blasse wie in seinem Fall…es mochte auch dunkelhäutige geben, doch nie zuvor hatte Itachi jemanden gesehen, dessen Haut…blau war. Die Züge waren kantig und unverkennbar maskulin, wobei sie etwas Animalisches an sich hatten…sie erinnerten genau wie die Kiemen an einen Hai. Scharfe Zähne prägten den Eindruck nur noch mehr und die Muskeln, die sich unter dem Shirt, das er trug, abzeichneten, ließen deutlich werden, warum er so viel Kraft besaß. Monster. Es war das Erste, das ihm in den Sinn kam, als er diesen seltsamen Mann vor sich sah und kurzzeitig vergaß er seine Wut auf diesen Mann…vergaß, dass er ihn eben beinahe umgebracht hatte.
 

Kisame sorgte dafür, dass er sich wieder erinnerte, denn er schloss seine Hand erneut um seinen Hals, drückte aber nicht zu – noch nicht.

„Dein Name“, erinnerte er ihn knurrend und seine Geduld schien sich dem Ende zu neigen.

Itachi versuchte, ruhig zu bleiben und er schaute ihn so kalt an, wie es ihm in seinem erschöpften Zustand möglich war. Die Todesangst nagte unnachgiebig an seinen Knochen und er spürte, wie ihm der Widerstand verging. Er senkte den Blick, atmete hörbar durch…dann nickte er langsam.

„…Itachi.“

Er hatte sich überschätzt, das wurde ihm nun bewusst…aber Kisame hatte ihn genauso unterschätzt – das war ein geringer Trost, aber besser als nichts. Die Hand löste sich von seinem Hals, ihre Blicke trafen sich…er konnte den Ausdruck in den grünlich schimmernden Iriden des Haimenschen nicht definieren. Eigentlich hatte er erwartet, dass es nun weitergehen würde, doch…dem war nicht so.

„Scheint, als würdest du doch an deinem Leben hängen…vielleicht muss ich dich dann doch nicht in Stücke reißen.“

Es klang nicht halb so belustigt, wie es vermutlich klingen sollte…und der Uchiha verstand nichts mehr.

„Denk schon mal drüber nach, ob du mir beim nächsten Mal nicht besser sofort antwortest.“

Ein halbherziges Grinsen, dann war der Kiri-nin verschwunden, ließ ihn allein zurück. Itachi sank zurück, war nicht mehr imstande sich aufrecht zu halten…seine Nerven lagen blank. Vielleicht wäre es besser gewesen, Kisame hätte ihn gerade eben erwürgt.

______________________________________________
 

Willkommen zu meinem neuesten Projekt (ich weiß, eigentlich hätte ich Pop the corks zu Ende bringen sollen, aber es hat mich hier zu sehr in den Fingern gejuckt)!

Die ff soll 5 Kapitel +/- 1-2 weitere umfassen und ich gebe mir Mühe, das auch so hinzubekommen.

Zum Genre ist zu sagen, dass hier nicht alles Sonnenschein ist...Kisames und Itachis Beziehung ist kompliziert und sie wird es bleiben.

Man wird sehen, ob es ein Happy End geben kann...verfolgt den Verlauf einfach.

Und ja, richtig gehört, Yagura ist Mizukage. :)

Ich hoffe, jemand hat Interesse an dieser ff und würde mich sehr über Kommentare freuen - Fragen werden gern beantwortet.

lg

Pia

Touched

„Oi, Kisame-sempai!“

Der Angesprochene fuhr herum, kaum dass er seinen Namen gehört hatte, und erblickte einen breit grinsenden Suigetsu, der auf ihn zugerast kam. Gewöhnlich hätte der Haimensch das Grinsen erwidert, denn in der Regel freute er sich immer, den Jungen zu sehen – er war ein guter Kämpfer und inzwischen fast so etwas wie ein kleiner Bruder für ihn geworden –, aber heute brachte er nur ein mürrisches Brummen zustande. Er hatte die letzte Nacht schlecht geschlafen, woran der Gefangene vom Vortag nicht ganz unschuldig war und dementsprechend verhielt es sich mit seiner Laune.

„Nanu, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, hm?“

Suigetsu gehörte zu den Leuten, die ungern still waren und eigentlich war Kisame nicht anders, aber gerade eben wollte er nur seine Ruhe.

„Unwichtig“, versuchte er ihn entgegen seiner Gewohnheit abzuwürgen und ging einfach weiter.

Natürlich ließ sich der Weißhaarige davon nicht abhängen und folgte ihm auf Schritt und Tritt, musterte ihn aus seinen violetten Iriden von der Seite her. Das Kubikiri Houcho trug er auf dem Rücken und Kisame schmerzte der Anblick mehr, als er sich eingestehen wollte, denn vor ungefähr drei Monaten war das riesige Schwert noch von Momochi Zabuza geführt worden. Allerdings war der Mann, der von allen nur als Dämon bezeichnet worden war, bei einem heftigen Kampf gestorben und seitdem trug Zabuzas Schüler das Katana mit dem blutigen Ruf. Suigetsu besaß Talent, aber an Zabuza würde er so schnell nicht heran reichen…Kisame kannte die genauen Umstände seines Todes nicht. Sie waren so etwas wie Kumpels gewesen und hatten dieselben Ansichten gehabt, weswegen der Hüne wusste, dass der andere sich niemals so einfach hätte das Leben nehmen lassen.
 

„Du, sag mal, Sempai…wie lief es mit dem Kerl, der verhört werden sollte?“, quatschte ihn der Weißhaarige wieder an und Kisame verdrängte die Gedanken an seinen toten Freund.

„Er ist zäher, als er aussieht…hat mir grade mal seinen Namen genannt – und das auch nur, weil ich ihn sonst erwürgt hätte“, gab er die begehrte Antwort, zuckte mit den Schultern.

Tatsächlich hätte er dem schmächtigen Burschen weniger Willenskraft zugetraut, dass er so lange eisern geschwiegen hatte, verdiente schon Respekt. Ein bisschen länger und er hätte ihn wirklich umgebracht. Dabei wäre es schade um ihn gewesen, denn hübsch war er, wenn auch keine Frau. Gut, dass sich Kisames Neigung nicht nur auf eine Richtung bezog – man musste halt nehmen, was man kriegen konnte, damit hatte er kein Problem.

„Klingt nach einer Herausforderung, was?“, meinte Suigetsu belustigt und er musste ihm zustimmen.

Dass der Uchiha nicht so leicht zu brechen war, hatte er bereits am Vortag bewiesen und unweigerlich sah Kisame die berühmten Sharingan vor sich. Wie dieser Itachi ihn angeschaut hatte…er war nicht fähig, diesen Blick aus seinen Gedanken zu verbannen, verfolgte ihn dieser schon die ganze Zeit. Die meisten seiner Opfer erschraken vor seinem ungewöhnlichen Äußeren, das war eigentlich nichts Neues für ihn, und bei vielen war das der Punkt, an dem sie lieber sprachen. Itachi musste auch so gedacht haben, immerhin war Kisame der Ausdruck in seinen Augen nicht entgangen…und auch wenn er sich schnell wieder gefasst hatte, fühlte der Haimensch sich unzufrieden. Er konnte nicht sagen, woran das lag, aber er würde es noch herausfinden – schließlich hatten sie noch den ganzen Tag Zeit, um sich intensiv miteinander zu beschäftigen.
 

„Na ja, ich geb ihm vielleicht…noch diesen einen Tag, dann ist er hinüber. Oder was meinst du?“

Kisame nickte wie automatisch, denn er hatte seine Schlaflosigkeit dazu benutzt, sich den Kopf über die effektivste Folter zu zerbrechen. Es würde sich zeigen, ob er damit Erfolg haben würde – wobei das nur eine Frage der Zeit war.

„Nach diesem Tag ist er hin.“

Suigetsu kicherte, während sie um die Ecke zum Turm des Mizukage bogen – wenigstens hatte der Regen aufgehört.

„Welches Limit hat dir Mizukage-sama denn gegeben?“, erkundigte sich der Jüngere interessiert.

Sie passierten das Eingangstor, wobei ihnen die Wachen grimmige Blicke zuwarfen – sie wurden ignoriert.

„Drei Tage…den gestrigen mit eingeschlossen.“

Yagura war ein fürchterlicher Mensch, der immer sofort Ergebnisse vorgewiesen haben wollte und bei Verfehlungen hart durchgriff. Bisher hatte Kisame seinen Zorn noch nicht auf sich gezogen und er wollte es auch nicht gerade. Drei Tage sollten reichen, selbst bei einem Uchiha.
 

„Hm, dann mal viel Glück mit ihm, Sempai! Ich muss weiter…soll ne neue Mission kriegen!“

Bei der letzten Aussage klang Stolz in seiner Stimme mit und Kisame musste schlussendlich doch grinsen, fand er den Eifer des Kleineren doch immer wieder geradezu amüsant. Daran merkte man, dass Suigetsu noch ein halbes Kind war…er hoffte wirklich, dass ihm das nicht irgendwann das Genick brechen würde, es wäre wahrlich schade um ihn.

„Dir auch viel Glück, Kurzer!“, zog er ihn auf.

„Tse! Von wegen Kurzer!“

Suigetsu streckte ihm die Zunge raus, bevor er einfach an ihm vorbei rauschte und die Treppe geradezu rauf rannte. Kisame blieb schmunzelnd zurück, schlug dann eine andere Richtung ein und ging runter zu den Kerkern. Schließlich war er schon sehr gespannt, ob die Nacht in diesem feuchten, stinkenden Loch gereicht hatte, um den Uchiha zumindest etwas zu zermürben. Er wünschte es sich jedenfalls – das würde Arbeit sparen. Andererseits würde dann der Reiz fehlen…Kisame liebte Herausforderungen und das hier schien eine zu werden. Nun schon deutlich besser gelaunt öffnete er die Tür und betrat den Ort, der seit ungefähr einem Jahr sein Arbeitsplatz war. Der Haimensch wäre lieber auf Missionen gegangen…hätte gekämpft, Leute umgebracht, sich ausgetobt…stattdessen wurde er hier festgehalten wie ein Schoßhund. Es ärgerte ihn ungemein, dass man ihn so einschränkte, aber was sollte er dagegen sagen? Yagura hatte nun mal das Sagen und dieser befand ihn als relativ talentiert, wenn es darum ging, Gefangenen auf den Zahn zu fühlen…vielleicht würde sich das ändern, wenn er sie alle sofort umbrächte? Möglicherweise bei einem, der nicht so hübsch wie der Uchiha war…jetzt würde er erst einmal Spaß haben. Irgendetwas Positives musste dieser Job ja beinhalten.
 

Als Kisame die Zelle betrat, schlug ihm sofort der muffige Geruch entgegen, an den er sich inzwischen schon fast gewöhnt hatte. Ein paar Ratten wurden aufgescheucht, als er sich der zusammengesunkenen Person näherte, und sie verschwanden rasch in der Dunkelheit. Kisame beobachtete den Uchiha einige Sekunden lang nur, schaute zu, wie sich der schmale Brustkorb hob und senkte, hörte den leisen, rasselnden Atem. Er schlief nicht, so viel stand fest, und ganz sicher hatte er ihn schon bemerkt, trotzdem hob er nicht mal den Kopf, hielt ihn gesenkt, so dass die schwarzen Strähnen seine Augen verdeckten. Der Ältere kam noch etwas näher, runzelte die Stirn, als sich immer noch nichts tat – ignorierte der ihn mit Absicht? Der Vermutung ging Kisame direkt nach, indem er nach den Haaren, die im Blickfeld des Uchihas hingen, griff und ihn an diesen hochzog. Schmerz flackerte in den schwarzen Iriden auf und Kisame wunderte sich; gestern waren diese Augen noch tiefrot gewesen. Musste wohl daran liegen, dass dieses Bluterbe Chakra verbrauchte…das wäre ein Grund, es nicht die ganze Zeit über aktiviert zu haben.

„Dir scheint es ja echt beschissen zu gehen, was?“, sprach er ihn an, erhielt als Antwort aber nur ein ironisches Lächeln, das sofort wieder in sich zusammenfiel.

Schweiß glänzte auf der hellen Haut, die trotz der vielen Kratzer und Blutergüsse immer noch ansehnlich war – jedenfalls empfand Kisame so. Mochte auch daran liegen, dass er es nicht selten genoss, andere leiden zu sehen. Sadismus konnte wie eine Sucht sein.

„Vielleicht kommen wir heute ja etwas weiter als gestern…ne?“

Er grinste breit und Itachi schien noch blasser zu werden, allerdings hielt er immer noch den Mund. Keine dummen Sprüche, kein erbärmliches Wimmern…wie langweilig. Er seufzte hörbar, hielt ihn weiterhin an den Haaren fest und überlegte einen Moment.
 

„Ich hab mir sagen lassen, Euer Dorf sei überaus gut geschützt. Aber selbst wenn das so ist…eine Schwachstelle gibt es immer.“

Itachi blieb still, wich seinem Blick aber auch nicht aus – sollte das sein Widerstand sein? Nun, Kisame würde diese Entschlossenheit in den dunklen Seen schon noch zermürben, bis einzig und allein Angst und Panik darin zu sehen sein würde. Er griff mit der freien Hand in die Tasche der violetten Weste, die die meisten Shinobi hier trugen, und zog ein Kunai aus dieser.

„Ich möchte von dir wissen, was diese Schwachstelle ist.“

Er hob die Klinge ein Stück, führte sie über die Wange des Uchihas und wanderte dann weiter runter bis zum Hals, an welchem sich die Würgemale abzeichneten, die er ihm gestern zugefügt hatte. Ohne jegliche Hast zerschnitt er auf dem Weg abwärts den Stoff des in Mitleid gezogenen Shirts und befreite den jungen Mann davon. Dieser ließ es geschehen, hatte schließlich auch keine andere Wahl, als tatenlos zuzusehen. Jedoch meinte Kisame einen Hauch von Unwohlsein in seinen Augen zu erkennen und er ergötzte sich an dieser winzigen Blöße. Das Grinsen auf seinen Zügen wurde diabolischer und er nahm sich Zeit, den schmalen Oberkörper mit seinen Blicken zu erforschen. Itachi war wirklich schlank, doch die Muskeln, die sich unter der feinen Haut abzeichneten, ließen erahnen, wie ernst es der Jüngere mit dem Training nahm. Kisame entließ ihn aus seinem Griff, damit er eine freie Hand hatte, welche er auch sofort benutzte; ihm entging keinesfalls, wie Itachi scharf die Luft einsog, kaum dass er mit den Fingerkuppen über die freigelegte Fläche strich.

„Wenn du jetzt redest, ersparst du dir einige Unannehmlichkeiten…und ich versichere dir, dass mir das hier absolut nichts ausmacht.“

Erkenntnis loderte in den Augen seines Gegenübers auf und er wurde weiß wie Papier, was Kisame leise auflachen ließ. Seine Worte entsprachen der Wahrheit und es war Itachis Pech, dass er mit seinem hübschen Äußeren genau in sein Beuteschema fiel. Jemanden mit anderer Statur und weniger schönem Gesicht hätte er niemals so angefasst – er besaß immerhin Geschmack.

„Ich überlasse dir die Entscheidung…also was ist? Soll ich weitermachen oder unterhalten wir uns lieber?“

Es war abzusehen, dass Itachi nicht daran dachte, ihm irgendwas zu verraten und die Tatsache störte Kisame im Moment nicht. Für ihn war das nicht mehr als eine Einladung und er nahm sie mit größtem Vergnügen an. Die Hose erlitt das gleiche Schicksal wie schon zuvor das Shirt und Schamesröte stieg dem Uchiha in die Wangen, ließ ihn nur noch anziehender auf Kisame wirken. Als wäre er sich dessen bewusst geworden, drehte er den Kopf zur Seite, blickte demonstrativ weg und der Haimensch sah, wie er sich fest auf die Lippe biss. Anscheinend hatte er wirklich vor, das hier durchzuziehen…dummer Junge, glaubte der etwa, er würde scherzen? Wenn er mit ihm fertig war, würde nicht mehr viel übrig sein, denn so sehr man den Körper auch verletzen konnte, die Seele war es, die man anknacksen musste. Wenn das erstmal geschafft wäre, würde der Rest ein Kinderspiel sein und sein Auftrag erledigt.
 

Mit einem selbstzufriedenen Ausdruck zerschnitt er auch noch das letzte bisschen Stoff, das der Uchiha am Körper trug, nur um festzustellen, dass er auch in dieser Region nicht enttäuscht wurde. Mit funkelnden Iriden zwang er den Jüngeren dazu, ihn anzusehen, drehte sein Kinn ruppig in seine Richtung und ließ es sich nicht nehmen, ihm gewaltsam die Lippen aufzudrücken. Das hätte er lieber bleiben lassen, denn schon zuckte er zurück, sah ihn perplex an; hatte ihm der Kerl doch tatsächlich in die Lippe gebissen…und dann auch noch so, dass diese zu bluten begann. Ziemlich mutig…aber in erster Linie kontraproduktiv. Der Schmerz war nicht erwähnenswert, darum ging es Kisame auch nicht, sondern darum, dass er sich das überhaupt gewagt hatte. Kisames nächste Tat bestand darin, Itachis Kopf kräftig gegen die Wand zu donnern und er hätte am liebsten noch einmal nachgesetzt – worauf er allerdings verzichtete. Das hatte den Grund, dass er schon mit dem einen Treffer dafür gesorgt hatte, dass der Uchiha das Bewusstsein verlor. Kisame fluchte innerlich, als er das Blut bemerkte, das dem Gefangenen die Schläfen hinabsickerte; da hatte er wohl übertrieben…so ein Mist aber auch! Er schlug ihm leicht gegen die Wange, schüttelte ihn ein wenig an den Schultern, doch es brachte nichts. Kisame murrte enttäuscht und wütend zugleich, denn so machte das weder Spaß noch würde er dadurch irgendwas erfahren…dann musste er wohl warten, bis er aus seinem Schläfchen erwachte – das konnte ja nicht allzu lange dauern. Er seufzte genervt und betrachtete den leblosen Jungen vor sich nachdenklich…als ihm eine Idee kam, wie er die Zeit überbrücken konnte. Überhaupt war die Idee nicht schlecht…er musste das natürlich mit Yagura absprechen, aber das würde er schon irgendwie hinkriegen. Ein freudiges Grinsen überflog seine Lippen, von denen etwas Blut tropfte; das würde noch lustig werden.
 

„Man hat Tekka und Inabi gefunden…sie sind tot.“

Geräuschevoll fiel die kunstvoll ausgearbeitete Schüssel aus den zierlichen Händen der Frau, zerschellte auf dem Boden und verteilte ihre rot leuchtenden Scherben um ihre bloßen Füße. Es war ihr egal, herrschte in ihrem Kopf doch nur ein einziger Gedanke.

„Was…was ist mit Itachi?“, entkam es ihren Lippen und sie sah ihren Mann, der ihren Blick besorgt erwiderte, flehend an.

Uchiha Fugaku antwortete nicht sofort, wusste nicht, wie er es ihr beibringen sollte…er wusste ja nicht einmal, wie er selbst damit umgehen sollte. Man musste im Krieg immer auf alles gefasst sein, es war nur natürlich, dass es Opfer gab und dennoch…es schmerzte.

„Du wirst dich verletzen“, meinte er knapp und trat zu seiner Frau, wobei die Scherben unter seinen Schuhen knirschten.

Er ignorierte dies und hob sie auf seine Arme, woraufhin sie das Gesicht in seiner grünen Weste vergrub. Sie zitterte, jedoch hatte sie sich soweit im Griff, dass sie still weinte, kein Schluchzen verließ ihre Lippen. Auch Mikoto musste jeden Tag damit rechnen, dass ihre Liebsten nicht zurückkehrten…aber ein Kind zu verlieren, das war…es fühlte sich an, als würde man ihr die Luft zum Atmen nehmen. Fugaku setzte sich mit ihr in den Wohnraum, drückte sie an sich, während er durch ihr langes, schwarzes Haar fuhr und wünschte, er könnte ihr sagen, dass Itachi in Sicherheit war. Aber das konnte er nicht.

„Vielleicht ist er entkommen“, säte er Hoffnung, wo es eigentlich keine mehr gab.

Mikoto musste es wissen, denn sie nickte nur stumm, ihre Schultern bebten weiterhin und er schloss für einen Moment resigniert die Augen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr gemeinsamer Sohn auf der Flucht war, war sehr gering und es wäre zu gefährlich, nach ihm suchen zu lassen. Die Hokage würde auch nicht zustimmen, denn sie brauchten gerade in diesen Zeiten jeden Shinobi und jede Kunoichi im ganzen Dorf. Fugaku hob die Lider wieder, schaute in Gedanken versunken vor sich hin, während er seine Frau nur mit seiner Anwesenheit trösten konnte…Worte hätten es nur noch schlimmer gemacht und sie wusste auch so, was jemanden erwartete, der vom Feind gefangen genommen wurde. Itachi konnte von Glück reden, wenn sie ihn schnell umbrachten…doch wie er seinen Jungen kannte, würde dieser so lange ausharren, wie es ihm möglich war. Er hatte ihn so erzogen.
 

Sowohl Mikoto als auch Fugaku waren so in ihrer Trauer versunken, dass sie ihr zweites Kind, welches die ganze Zeit über im Flur gestanden und mitgehört hatte, nicht bemerkten. Der Zwölfjährige presste die Lippen aufeinander, hatte die Hände zu Fäusten geballt, während er den Worten lauschte…und er begriff, dass sein Bruder nicht mehr nach Hause kommen würde.

Du bist ein Lügner, Nii-san…, dachte er, während er zurück in sein Zimmer ging. Du hast gesagt, du würdest mir beim Training helfen, wenn du von der Mission zurückkommst.

Er ließ sich auf sein Bett fallen, vergrub das Gesicht in seinem Kissen und…spürte eine gähnende Leere in sich. Nicht mal weinen konnte er, lag einfach nur da und versuchte, seine Gedanken irgendwie zu ordnen.

Ich hasse dich, ging es ihm unweigerlich durch den Kopf, doch er wusste, dass dem nicht so war, dass er nur einen Weg suchte, damit umzugehen, dass er seinen Bruder verloren hatte. Seinen großen Bruder, dem er immer nachgeeifert hatte und den er so sehr geliebt hatte…immer noch liebte. Er hatte bisher noch nie einen Menschen, der ihm wichtig war, verloren…und er schwor sich, dass er nie wieder zulassen würde, dass dies geschah. Er würde ein Shinobi werden, auf den sein Bruder stolz gewesen wäre! Und er würde Rache nehmen…für seinen Bruder. Das schwor er sich.
 

Kopfschmerzen waren das Erste, das er spürte, als er langsam wieder zu Bewusstsein kam und er konnte ein leises Aufkeuchen nicht unterdrücken. Es war still um ihn herum, also war es nahe liegend, dass er allein war…aber ganz sicher war er sich dann doch nicht, weshalb er zunächst liegen blieb. Vermutlich regnete es draußen wieder, denn er vernahm entfernt ein Rauschen gepaart mit einem kaum wahrzunehmenden Trommeln. In der Zelle befand er sich nicht mehr, das vermittelten ihm der fehlende, muffige Geruch und die ausbleibende Luftfeuchtigkeit. Er zog die Brauen leicht zusammen, als er bemerkte, dass er auf etwas Weichem lag…wahrscheinlich ein Bett. Seine Bewegungen würden nach wie vor eingeschränkt sein, denn er war immer noch gefesselt, fühlte kaltes Eisen an seinen Handgelenken und zu seinem Missfallen auch an seinem Hals. Schließlich wagte er es, die Augen einen Spalt zu öffnen, sah sich zögerlich um…als er erkannte, dass er allein war, setzte er sich auf. Sofort begann sein Kopf wieder zu pochen und der Schmerz ließ ihm richtig übel werden, so dass er sich kurz sammeln musste. Erst dann riskierte er es, sich umzusehen und seine Umgebung zu inspizieren. Tatsächlich befand er sich nicht mehr in diesem abstoßenden Kerker, sondern in einem ihm fremden Zimmer. Die Tür war geschlossen, so dass er sicher sein konnte, wenigstens für den Moment allein zu sein und das war unheimlich erleichternd. Ansonsten konnte er nichts Auffälliges ausmachen…der Raum war recht bescheiden eingerichtet, weiße Wände, zwei ebenfalls verschlossene Fenster, die den Blick nach draußen freigaben, das Bett, auf dem er lag, und zwei, drei Schränke. Itachi schaute an sich hinunter, davon abgesehen dass er immer noch nackt war, hatte man ihn dem Anschein nach gewaschen, denn weder der unangenehme Geruch nach Schweiß, noch die Blutspuren waren auf seiner Haut haften geblieben – wenigstens das. Von medizinischer Versorgung konnte keine Rede sein und am liebsten hätte er sich an den Hinterkopf gefasst, um zu erfahren, wie schlimm die Wunde dort war. Wahrscheinlich hatte er eine Gehirnerschütterung, damit würde sich zumindest die Übelkeit erklären lassen. Er seufzte, blickte dann auf seine Hände, die zusammengekettet worden waren und mit einer kurzen, ebenfalls aus Eisen bestehenden Kette, zu seinem Hals führten, um den ein Reif aus selbigem Material lag. An eine Flucht war nicht zu denken, denn eine zweite Kette war an einem Bettpfosten befestigt und er fühlte sich wie ein Hund an der Leine, schnaubte leise.
 

Zugegeben, es war ein geschickter Zug von diesem Kiri-nin gewesen, ihn auf diese Weise anzugreifen…ihn dermaßen zu demütigen. Itachi reichte schon der Gedanke, was passiert wäre, wenn ihn die Ohnmacht nicht gerettet und sich der ältere Mann an ihm vergangen hätte. Scheinbar fehlte es diesem Kerl an Beherrschung und vielleicht konnte er sich das ja zu Nutzen machen…auch wenn die Situation ausweglos schien, dachte er nicht daran, aufzugeben. Er war im Nachteil, ja…aber er konnte den Spieß umdrehen und das würde er mit allen Mitteln versuchen. Solange er nicht tot war, konnte er sein Leben noch retten.

Er hielt inne, als er Schritte vernahm und wenig später wurde die Tür geöffnet…

_________________________________________________________
 

Ich weiß, ich bin ein Aas, so einen miesen Cliffy als Kapitelende einzusetzen, aber hey! Wo bliebe sonst der Spaß? ^^

Das nächste Kapitel kommt voraussichtlich in zwei Wochen.

Ich bedanke mich hier noch einmal für die Kommentare, denn sie ermutigen mich jedes Mal zum Weiterschreiben.

Nun Fazit dieses Kapitels: Kisame will Itachi brechen, Itachi hat nicht vor, sich brechen zu lassen.

Bleibt abzuwarten, wer letztendlich den stärkeren Willen hat~

Im Übrigen, ja, die ff basiert auf einem One-Shot namens Christmas in my heart, aber dieser ist nicht die Vorgeschichte!

Die Charaktere sind hier älter und der Verlauf ist auch anders als in dem OS...es soll ja spannend bleiben. ;)

Bis zum nächsten Mal!
 

lg

Pia

Humiliated

Kisames Laune hatte sich seit dem Morgen rasant gebessert, das zeigte sich schon an dem Grinsen, welches in seinem Gesicht stand, seit er Yaguras Büro verlassen hatte. Der Mizukage war bemerkenswert einfach davon zu überzeugen gewesen, dass es weitaus lohnender sein würde, wenn er noch etwas mehr Zeit bekäme. Er hatte ihm etwas vorgeschwafelt, doch die genannten Gründe erschienen dem Kage genug gewesen zu sein, ihm seine Bitte zu gewähren. Irgendetwas Positives musste passiert sein, sonst wäre die Antwort sicher anders ausgefallen. Allerdings interessierte Kisame das momentan sehr wenig, freute er sich doch stattdessen darauf, sich noch eine Weile länger mit dem Uchiha beschäftigen zu können. Vielleicht behielt er ihn sogar, wenn er mit ihm fertig war…obwohl die meisten Spielzeuge langweilig wurden, wenn sie erstmal verbraucht waren. Es blieb wohl abzuwarten, wie schnell Itachi abgenutzt sein würde und je nachdem würde der Haimensch auch seine Entscheidung treffen – Yagura hatte ihm diesbezüglich ja nichts verboten.
 

Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer, wo er den Gefangenen untergebracht hatte; die Ketten waren aus massivem Stahl, den selbst ein Uchiha nicht lösen können dürfte…und er sollte damit Recht behalten. Sein Blick schweifte über den entblößten, schlanken Körper, der noch genauso da lag, wie er ihn zurückgelassen hatte. Es war schon gut zwei Wochen her, dass Kisame sich an den Freuden des Fleisches hatte erfreuen dürften und dementsprechend war sein Appetit angeregt. Leise schloss er die Tür hinter sich, ging dann auf das Bett zu, wobei er seine Augen nicht abwenden konnte – und wollte. Vorsichtig setzte er sich auf die Kante, während er die ruhigen, sanften Züge des Uchihas betrachtete…da hatte er wirklich einen hübschen Fang gemacht. Er rutschte etwas näher an ihn heran, lauschte den gleichmäßigen Atemzügen…also schlief er wohl tatsächlich noch. Kisames Grinsen wurde noch eine Spur amüsierter und er strich Itachi behutsam die Strähnen zur Seite, wollte ihn noch nicht wecken. Langsam tasteten sich seine rauen Finger über die blasse, glatte Haut, angefangen bei der Schulter, über seine Hüften, bis hin zu den schmalen, festen Schenkeln. Dadurch, dass der Uchiha auf der Seite lag, konnte Kisame leider nur sehr wenig von den interessanten Stellen sehen…aber das machte nichts, er hatte es ja nicht eilig und das Beste kam bekanntlich zum Schluss. Prüfend fixierte er die immer noch friedlich aussehenden Züge und der Jüngere zuckte nicht einmal mit der Wimper, als Kisames Hand etwas tiefer wanderte, nahe dem wohlgeformten Hintern. Er grub die Nägel leicht in das weiche Fleisch, stellte sich vor, wie es sein würde, wenn er ihn so hielt und sich dabei in ihm versenkte…ein schöner Gedanke und der Haimensch konnte fühlen, wie ihm das Blut in die unteren Regionen floss. Daran änderten auch die paar Blutergüsse und Prellungen nichts…im Gegenteil, Kisame mochte rücksichtslosen Sex und wenn er mit ihm fertig sein würde, konnte er froh sein, wenn er noch laufen konnte. Aber das brauchte er ja sowieso nicht mehr…seine Zähne blitzten aus seinem Mund hervor, als das Grinsen einen diabolischen Ausdruck annahm. Vermutlich war Itachi auch noch Jungfrau, was bedeuten würde, dass er wahrscheinlich sehr eng sein würde…bluten würde er in jedem Fall. Probeweise ließ er die Finger durch die Spalte gleiten, suchte den Eingang, den er auch gleich darauf fand. Er hob eine Braue, als er das Zittern vernahm, das den jungen Körper erschütterte, kaum dass er den Daumen gegen den Muskelring gedrückt hatte. Seine Verwunderung wandelte sich sehr schnell in Spott um; ach so war das. Er überlegte nicht weiter und schob ihm den Finger ohne Vorwarnung ein Stück hinein – in der nächsten Sekunde ging ein Ruck durch den soeben noch bewegungslosen Körper und Kisame verdankte es seinen guten Reflexen, dass ihn der Fuß nicht frontal ins Gesicht traf. Glucksend hielt er den Knöchel fest, tat dies auch mit dem anderen Bein und verhinderte somit fürs erste jegliche Angriffe. Er stieß einen leisen Pfiff aus, hatte er doch nun gute Sicht auf den Intimbereich des Uchihas, welcher ihn auf dem Rücken liegend zornig anfunkelte.
 

„Netter Anblick“, spottete der Haimensch belustigt. „Aber das mit dem schlafend stellen musst du noch etwas üben.“

Itachi verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und am liebsten wäre er auf ihn losgegangen. Leider war ihm das nicht möglich, da die Ketten verhinderten, dass er auch nur einen Finger rühren konnte. Eigentlich hatte er gehofft, dass er noch ein bisschen Zeit schinden konnte, wenn er so tat, als sei er noch nicht wach…aber er hatte auch nicht damit gerechnet, dass ihn dieser Perverse sofort angrabschen würde. Angewidert drehte er den Kopf zur Seite, wich den stechenden Raubtieraugen damit aus und hielt die Lippen aufeinander gepresst.

„Machst du wieder auf stur? Na ja…soll mir recht sein. So geht das auch…“

Itachi zuckte zusammen, als der Ältere seine Beine auseinander drückte und sich kurzerhand dazwischen sinken ließ. Der glaubte doch nicht tatsächlich, dass er das so einfach mit sich machen ließ? Anscheinend doch, so wie er sich an seiner Hose zu schaffen machte – dabei musste er ihn jedoch loslassen, was sich der Jüngere zunutze machte. Schnell hatte er sich in eine sitzende Position gebracht, wobei er so viel Abstand wie nur irgendwie möglich zwischen sie brachte. Kisame schnaubte entnervt, als er das bemerkte und hielt in seiner Tätigkeit inne, während Itachi damit beschäftigt war, sich irgendwas auszudenken, das ihn dieser Vergewaltigung entgehen lassen würde.

„Das ist doch albern“, hörte er ihn brummen. „Du kannst mir sowieso nicht entkommen…also lass es sein.“

Er drückte sich unwillkürlich gegen das Kopfende des Bettes, spürte die harte Wand in seinem Rücken, als Kisame sich ihm erneut näherte. Ausweglos war die Situation in der Tat…aber sich einfach so seinem Schicksal ergeben? Niemals! Dennoch würde ihm die Gegenwehr nicht viel bringen, da konnte er sich noch so sehr wehren. Allmählich packte ihn die Panik, aber er kämpfte sie mühsam zurück, versuchte, rational zu denken.

„Warte!“

Die groben Hände, die sich soeben auf seine Oberschenkel gelegt hatten, hielten in ihrem Tun inne. Itachi hatte trotzdem keine Chance zum Aufatmen, fixierte der Haimensch ihn doch unablässig.

„Und worauf?“, fragte er lauernd, was deutlich machte, dass seine Geduld langsam am Ende war.

„…ich sage dir, was du wissen willst.“
 

Kisame blinzelte irritiert, hatte damit nicht mehr gerechnet…und er wollte es auch nicht, da die Vorfreude auf den Körper vor ihm viel zu groß war. Nun war es aber so, dass sein Auftrag vorging und wenn er Yagura gescheite Informationen bringen konnte, würde er in dessen Gunst steigen. Wenn er widerrum seinen Trieben freien Lauf ließ und der Junge danach nicht mehr reden wollte…dann sah es schlecht für ihn aus. Murrend ließ er also von ihm ab, schaute ihn abwartend an.

„Dann bin ich ganz Ohr.“

Itachi nickte knapp und begann dann über die Schutzwälle des Dorfes zu sprechen, wie man sie am besten umging oder durchdringen konnte. Kisame glaubte ihm ehrlich gesagt kein Wort, aber er hörte ruhig zu, unterbrach ihn nicht einmal. Dieses Geständnis kam zu plötzlich, war nicht mehr als Zeitschinderei, das war ihm bewusst…aber was sollte er dagegen sagen? Er konnte es nicht beweisen, also musste das überprüft werden und falls das alles nur gelogen war…nun, dann würde der Uchiha sich wünschen, er wäre stumm geblieben.

„…der Hokage-Turm hat unter der Erde noch einen versteckten Eingang, der im Notfall benutzt wird. Er ist nicht leicht zu finden, aber ich könnte dir die ungefähren Koordinaten geben.“

Abschätzend schaute er in die dunklen Iriden Itachis, konnte aber keine Lüge in ihnen finden…vielleicht war er ein guter Schauspieler. Kisame nickte langsam, holte dann Zettel und Stift, während er die neu gewonnen Informationen noch einmal gedanklich wiederholte…wenn das stimmte, konnten sie die Hokage möglicherweise beseitigen. Das würde erst einmal für Chaos sorgen und in dieser schwachen Stunde würde Kiri genau das ausnutzen, um das Dorf hinter den Blättern ein für alle Mal zu zerstören.

„Wenn du mir hier irgendeinen Scheiß erzählt haben solltest, wirst du das bitter bereuen. Das ist dir doch klar?“, fragte er, als er das beschriebene Papier wieder entgegen nahm.

Itachi schwieg einen Moment…dann legte sich ein seltsames Lächeln auf seine Züge.

„Du musst mir ja nicht glauben. Aber bis du dir sicher sein kannst, dass ich die Wahrheit gesagt habe, wirst du mich in Ruhe lassen.“

Da hatte jemand seine Hausaufgaben gemacht…anscheinend lernte man in Konoha-Gakure sogar das Verhandeln. Kisame musste über so viel Dreistigkeit doch glatt lachen und sein Zorn darüber, dass er fürs Erste die Finger von ihm lassen musste, nahm ein wenig ab. Nicht genug, um ihn zufrieden zu stellen, aber es reichte, um dem Jüngeren nicht wieder an die Gurgel zu gehen. Wenn das, was er ihm soeben erzählt hatte, stimmen sollte, wäre er sowieso überflüssig – dann konnte er mit ihm machen, was er wollte.

„Meinetwegen.“
 

Die Erleichterung, die Itachi bei diesem Einverständnis verspürte, war schwer zu beschreiben, aber es war, als würde ihm ein Stein vom Herzen fallen. Fürs Erste hatte er es geschafft, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Natürlich wusste er, dass es egal war, ob er die Wahrheit gesagt hatte oder nicht…er würde in jedem Fall sterben…oder noch Schlimmeres. Der einzige Grund, weshalb er geredet hatte, war der, dass er unbedingt Zeit brauchte…vielleicht würde sich noch eine Gelegenheit zur Flucht ergeben. Kisame würde ihn solange nicht anfassen, bis seine Informationen überprüft worden waren. Das konnte ihm gut zwei Tage bringen…besser als gar nichts, aber wie er schon einmal festgestellt hatte, war der Haimensch impulsiv. Er musste nur die richtigen Knöpfe drücken…und das wollte er möglichst tun, ohne dabei seinen Körper herzugeben – schließlich war er keine Prostituierte!
 

Kisame brauchte nicht lange, um dem Mizukage die Informationen zu überbringen…Itachi bedauerte diese Tatsache, hatte er es in der kurzen Zeit doch nicht geschafft, die Fesseln zu lösen. Eine Entfesselungstechnik funktioniere nur bei Seilen, nicht bei Eisen…und eine Nadel oder dergleichen hatte er auch nicht finden können. Das allein sorgte schon für Frust in seinem Inneren und schließlich gab er es auf, lehnte sich wieder an die Wand hinter sich und legte das Kinn auf die angezogenen Knie ab. Schweigend blickte er wieder zum Fenster, wo immer noch der Regen gegen die Scheiben prasselte…ein passend deprimierendes Wetter. Itachi seufzte kaum hörbar, fragte sich im gleichen Augenblick, ob man die Leichen seiner Teamkameraden schon entdeckt hatte…bestimmt. Mit Sicherheit würde sein Vater enttäuscht von ihm sein, dass er sich gefangen hatte nehmen lassen…wenn er nicht gleich mit seinem Tod rechnete. Seine Mutter und Sasuke würden möglicherweise um ihn weinen…und es tat ihm leid, ihnen solche Sorgen bereiten zu müssen. Ob Shisui auch um ihn trauern würde? Vermutlich…schließlich hatte sich sein bester Freund immer um ihn gekümmert, neigte Itachi doch dazu, sich oftmals selbst zu vernachlässigen.

Er schaute auf, als sich die Tür öffnete und ein ziemlich durchnässter Kisame den Raum betrat…sein Haar stand noch mehr ab als es das ohnehin schon tat. Itachi drehte sich abrupt weg, starrte stur geradeaus, um deutlich zu machen, dass er absolut keine Lust auf ein Gespräch hatte. Für heute hatte er sowieso genug…nie zuvor in seinem Leben hatte ihn jemand so…angefasst. Ihn überkam beim bloßen Gedanken eine unangenehme Gänsehaut und am liebsten hätte er noch ein Bad genommen, um die Berührungen wegzuwaschen. Wie sich diese Finger über seine Haut getastet hatten…als sei er sein Eigentum, als stünde es ihm sogar zu, ihn derart zu berühren. Am schlimmsten war es gewesen, als er es gewagt hatte, in ihn einzudringen…egal wie kurz oder ob es nur mit dem Finger war, es war…unanständig und entwürdigend. Kein normaler Mann würde einen anderen Mann da anfassen!
 

Kisame runzelte die Stirn, als er dem Blick des Uchihas folgte…dann setzte er sich grinsend neben ihn.

„Die Wand muss ja sehr interessant sein, hm?“, versuchte er ihn zum Sprechen zu bewegen, doch vergeblich.

Anstatt einer Antwort versteifte sich Itachis Körper noch mehr und der Ausdruck in seinen Augen wurde noch eine Spur finsterer. Man musste nicht besonders helle sein, um darauf zu kommen, was ihm so die Laune vermiest hatte. Irgendwo konnte es der Haimensch ja auch verstehen…wenn er an seiner Stelle gewesen wäre, wäre er auch nicht begeistert gewesen. Allerdings galt für ihn schon immer nur das Recht des Stärkeren – und das war nun mal auf seiner Seite.

„Schau nicht so böse…so schlimm war’s auch wieder nicht.“

Kisames Ansicht nach stimmte das auch, denn er war ihm ja wirklich nur kurz an den Hintern gegangen…und er hatte ihm nicht mal wehgetan. Itachi schien das gänzlich anders zu sehen, denn der Blick, der ihm nun zuteil wurde, ließ sich nur noch als tödlich beschreiben. Oh, da schien jemand ernsthaft wütend zu sein. Wenn man da nicht etwas provozieren konnte…er funkelte den Uchiha hämisch an, ehe er ihn packte und mit einem schnellen Ruck unter sich brachte. Itachi keuchte überrascht auf, konnte nicht mehr verhindern, dass Kisame seine Handgelenke über seinen Kopf brachte – die Kette zwischen Fesseln und Halsband spannte sich.

„Was soll das?!“

Ein Hauch von Panik schwang in der angenehm tief klingenden Stimme des unter ihm Liegenden wieder und Kisame grinste süffisant. Das fing an, ihm richtig Spaß zu machen.

„Was denn?“, stellte er sich absichtlich dumm.

„Du hast gesagt, du fasst mich nicht an!“, erinnerte der Uchiha ihn so kühl es ihm möglich war.

Kisame konnte er damit nicht täuschen, denn die Anspannung, die von seinem Körper ausging, strafte seiner geheuchelten Ruhe Lügen.

„Keine Sorge…ich geh dir schon nicht an die Wäsche – ach ja, du trägst ja gar keine~“

Der Haimensch lachte über diesen Scherz, doch Itachi schien das gar nicht lustig zu finden, denn er schaute drein, als hätte er in eine Zitrone gebissen.

„Du solltest dringend lockerer werden…ernsthaft!“

Wo blieb denn auch der Spaß, wenn man jedes Wort auf die Goldwaage legte? Schade, dass Suigetsu nicht hier war…der verstand seinen Humor wenigstens.

„…“

Das Schweigen bedeutete wohl so viel wie nein, aber das machte nichts…auch wenn er ihn noch nicht ganz haben konnte, gab es ja noch gewisse Alternativen.
 

„Ich weiß schon, warum du so verklemmt bist.“

Itachi starrte ihn ungläubig an, dann schnaubte er abfällig, um ihm zu zeigen, was er davon hielt. Verklemmt nannte er das also? Er wollte diesen Mistkerl mal sehen, wenn er in seiner Lage war. Allein, dass er hier gerade nackt unter ihm lag, war eine Zumutung…und so wie sich der Ältere benahm, wusste er nicht mal, ob dieser sein Versprechen überhaupt zu halten gedachte. Er hielt für einen Moment die Luft an, als sich der Haimensch zu ihm runterbeugte, bis er dessen Atem an seinem Ohr fühlte.

„Du bist noch Jungfrau, ne?“

Die Röte, die ihm unweigerlich in die Wangen stieg, war selbst durch gute Selbstbeherrschung nicht aufzuhalten und überdies beantwortete sie die Frage, ließ Kisame triumphierend grinsen.

„Ich wusste es!“

Wie scharfsinnig von ihm…Itachi war froh, als sich sein Sarkasmus wieder meldete, das bedeutete, dass er dabei war, mit der Lage, in der er sich befand, umzugehen. Und das war nicht leicht, wenn man von einem blauen Hünen sexuell belästigt wurde.

„Und was bringt dir diese Erkenntnis?“, fragte er möglichst desinteressiert, doch das Leuchten in den Raubtieraugen verhieß nichts Positives für ihn.

„Dass ich derjenige sein werde, der dir deine ach so tolle Unschuld nimmt. Du solltest dich glücklich schätzen…als Jungfrau zu sterben, stelle ich mir ziemlich peinlich vor.“

Itachi konnte diese Meinung nicht teilen, stellte er es sich doch eher ziemlich schmerzhaft vor…das war eine Erfahrung, die er auf keinen Fall machen wollte – nicht mit einem Mann, bei dem er den Part der Frau übernehmen sollte…der Gedanke reichte schon, um Übelkeit in ihm hervorzurufen.
 

„Nimmst du dir alles mit Gewalt?“

Kisame stutzte, sah den Jüngeren ein wenig perplex an, da er so eine Frage nicht mit einkalkuliert hatte; was sollte denn das werden? Eine Anspielung? Er wusste auch, dass er nicht gerade beneidenswert gut aussah und von daher war es auch kein Wunder, dass sich kaum jemand für ihn interessierte. Das machte nichts, Kisame konnte damit umgehen…und was er begehrte, holte er sich halt.

„Das Meiste“, lautete daher die Antwort und Itachi sah aus, als hätte er das erwartet.

„…verstehe.“

Er empfand die Atmosphäre plötzlich als sehr eigenartig, Itachis Ton missfiel ihm ebenfalls und er mochte das Gesprächsthema nicht. Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn er sein Versprechen brechen würde…aber ein Lügner wollte er nicht sein. Männer mussten sowohl zu ihren Taten, als auch ihren Worten stehen und das würde er.
 

Itachi atmete auf, als sich der Haimensch von ihm runter bewegte und sich erhob – jedoch schien er immer noch ein wenig nachdenklich zu sein. Also hatte er einen Treffer erzielt, das richtige Thema angesprochen, um ihn aus dem Konzept zu bringen…soweit so gut.

„Warum fragst du mich so einen Unsinn, Uchiha?“

Nur eine weitere Bestätigung dafür, dass er genau da ansetzen musste, wenn er später eine eventuelle Chance auf eine Flucht haben wollte. Er blieb liegen, wandte diesmal auch nicht den Blick von ihm ab. Kisame war trotz allem nur ein Mensch, egal wie überlegen er ihm momentan war…jeder Mensch hatte seine Schwachstellen und vielleicht hatte er soeben eine gefunden. Er zuckte nur mit den Schultern, drehte sich wieder auf die Seite – so fühlte er sich zumindest etwas sicherer vor Kisames Blicken.

„Nur so ein Gedanke…“

„Was für ein Gedanke?“, hakte der Kiri-nin wie erwartet nach und spielte ihm somit in die Hände.

Itachi antwortete nicht sofort darauf, musterte ihn eine Weile nur und sein Gegenüber machte das erst recht ungeduldig.

„Der Gedanke, dass man ziemlich einsam sein muss, wenn man alles auf diese Weise regelt.“

Kisame sagte zuerst nichts dazu, er schaute ihn unverwandt an und Itachi ahnte, dass es in seinem Kopf arbeitete, dass er überlegte, was er darauf erwidern sollte. Anscheinend fiel ihm nichts Passendes ein, denn letztendlich kehrte er ihm den Rücken, ging zum Fenster und schaute hinaus.

„Schwachsinn…“, hörte er ihn leise grollen.

Itachi heftete die schwarzen Iriden auf das breite Kreuz des Haimenschen und als dieser nichts weiter sagte, wusste er, dass er zumindest dieses Gefecht gewonnen hatte. Hoffnung keimte wieder in ihm auf, denn nun bestand eine Möglichkeit, wie er das Blatt wenden konnte.

___________________________________________________
 

So, da bin ich wieder und zwar mit Kapitel 3! :D

Es werden garantiert doch mehr als 5 Kapitel, weil ich es nicht schaffen werde, die Beziehung der beiden so schnell zu vertiefen...und ich will es nicht so lieblos runter rattern.

Da habe ich doch zu viel Spaß an der ff...ich hoffe, ihr habt ihn auch. ^^

Das Kapitel gefällt mir persönlich ziemlich gut, weil Itachi hier neuen Mut schöpft, doch noch fliehen zu können. Es war mir wichtig, Kisame hier als Arschloch, aber auch als Menschen darzustellen und wie Itachi schon richtig erkannt hat, hat auch unser Hai so seine Schwächen...es wird sich zeigen, inwiefern diese zu nutzen sind.

Bis zum nächsten Kapitel und danke für die Kommentare! Ich freue mich jedes Mal sehr und sie regen mich immer zum Weiterschreiben an. :)

lg

Pia

Straitened

Es kam nicht oft vor, dass Itachi das Bett mit jemandem teilen musste. Genau genommen war Sasuke bisher der Einzige gewesen, dem er dieses Privileg zuteil hatte werden lassen…dies war allerdings auch schon wieder Jahre her, denn sein Bruder war inzwischen aus dem Alter raus, in dem er aus Angst vor irgendwelchen Monstern mitten in der Nacht zu ihm kam. Außerdem war Sasuke wohl kaum mit dem blauen Hünen neben ihm zu vergleichen und er überlegte bereits, ob er nicht lieber auf dem Boden schlafen sollte, um ungewolltem Körperkontakt zu entgehen. Er wusste nicht mal, wie er am besten liegen sollte, denn mit seiner jetzigen Position war er alles andere als zufrieden. Auf der Seite liegend starrte er in die Dunkelheit, konnte Kisames Blick in seinem Nacken regelrecht spüren…und er fühlte sich schutzlos. Jedoch kam er nicht mehr dazu, sich auf den Rücken zu legen, da sich in diesem Moment ein muskulöser Arm um seinen Oberkörper schlang und ihn an eine breite Brust drückte; Itachi erstarrte innerlich und jede Faser seines Körpers spannte sich reflexartig an. Die Decke glitt langsam von seinen Hüften, was garantiert kein Zufall war. Warmer Atem traf auf die empfindliche Haut an seinem Hals und er erschauderte, krallte die Nägel in die Handflächen.

„Lass mich los!“

Seiner Forderung wurde natürlich nicht Folge geleistet, stattdessen drang ein spöttisches Schnauben an seine Ohren und er begann, sich in dem Griff zu winden.

„Du hast doch keine Berührungsängste oder?“, fragte der Haimensch amüsiert und Itachi antwortete darauf, indem er nach ihm trat.

Natürlich traf er nicht, aber er nahm sich vor, sich solange hiergegen zu sträuben, bis er losgelassen wurde.

„Bist ja ne richtige Wildkatze im Bett, was? Ich kann’s kaum erwarten, dich in Ekstase zu erleben…das wird ein Spaß~“

Wie zum Nachdruck dieser Worte wanderten die Finger etwas tiefer, strichen über sein Becken, was den Uchiha erzittern ließ. Aber er fasste sich recht schnell wieder, schluckte die aufkommende Scham herunter – das fehlte ihm noch, dass er ihm in die Hand spielte.

„Wir haben eine Abmachung!“, erinnerte er ihn stattdessen eisig.

Kisame schnaubte abermals, dieses Mal verächtlich, doch er beließ es dabei, hielt seine Finger ruhig. Zwar war Itachi immer noch nicht zufrieden, doch er beschwerte sich nicht weiter, blieb still liegen. Dann musste er diese Nähe halt mit diesem Kerl an seiner Seite verbringen…was blieb ihm auch anderes übrig? Solange er nicht weiterging, war es noch einigermaßen erträglich…schlafen würde er vermutlich sowieso nicht können.
 

Steif wie ein Brett blieb er also liegen und wartete, bis endlich der Morgen anbrechen würde. Dass er Kisame im Schlaf überwältigen würde können, war nicht unwahrscheinlich…aber der Haimensch trug nichts außer seinen Shorts am Körper, hatte sicher keinen Schlüssel für seine Fesseln bei sich. Und ihn einfach umzubringen…Itachi schüttelte sich unweigerlich, stiegen ihm in diesem Augenblick doch wieder die Gesichter seiner toten Kameraden ins Gedächtnis. Inabi…Tekka…sie hatten sich immer recht neutral zueinander verhalten, so gut es ging zusammengearbeitet…aber Freunde oder dergleichen waren sie nie gewesen. Dennoch gehörten sie zu seiner Familie, zu seinem Clan und der Verlust schmerzte ihn, kannte er doch ihre Angehörigen. Aber mit solchen Vorfällen musste man rechnen...täglich starben Menschen bei diesen Machtkämpfen. Er hatte so viele Leichen in seinem Leben gesehen, so viele Bekannte verloren…und war selbst zum Mörder geworden. Solche Erfahrungen prägten einen Shinobi, da konnte er sich noch so gefühlskalt stellen. Krieg war jedes Mal wieder scheußlich, denn die Opfer brachten nur die Soldaten, die aufs Feld geschickt wurden. Itachi senkte die Lider ein wenig, als ihn diese düsteren Gedanken durchfluteten und er schob sie beiseite – die Situation war schlimm genug für ihn. Hoffentlich wurde es bald hell…
 

Es gab noch jemanden, der in dieser Nacht kaum ein Auge zutun konnte. Still starrte Uchiha Shisui an die hölzerne Decke über seinem Kopf, während er versuchte, die Informationen, die er vor wenigen Stunden erhalten hatte, zu verarbeiten. Es war ein merkwürdiges Gefühl, wenn ein Mensch, der einem wichtig war, plötzlich nicht mehr da war. Shisui hatte sich leicht mit dem Tod von Inabi und Tekka abfinden können, doch dass sein bester Freund verschwunden war...damit kam er nicht zurecht. Es wäre vielleicht einfacher gewesen, wenn er ebenfalls unter den Leichen gewesen wäre, hätte dies doch den Hoffnungsfunken, sein Cousin könnte immer noch am Leben sein, zum Erlischen gebracht. So jedoch nagte die Unzufriedenheit mit dieser Situation an ihm, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Der Beschützerinstinkt, den er über die Jahre für den Jüngeren entwickelt hatte, drängte ihn dazu, ihn zu suchen, ihn nicht einfach abzuschreiben. Allerdings kollidierten Verstand und Gefühl an diesem Punkt miteinander und Shisui wusste, dass er ein Narr gewesen wäre, sich nach Kiri-Gakure zu begeben. Wenn Itachi wirklich dort gefangen gehalten würde, wäre er wahrscheinlich längst tot, bis Shisui angekommen wäre. Das Nebelreich rühmte sich damit, sowohl mit ihren Bewohnern als auch mit ihren Feinden ohne Nachsicht zu verfahren und als Mitglied eines der bedeutendsten Clans Konohas hatte er sowieso schlechte Karten.

Shisui seufzte leise, drehte sich dann auf die Seite, wobei er den Kopf auf seinen Unterarm stützte. Sicher, man musste immer damit rechnen, dass es Opfer im Krieg gab...und sie befanden sich nun mal in einem solchen. Trotzdem schmerzte ihn Itachis Verlust und er verfluchte sich dafür, nicht da gewesen zu sein. Stattdessen war er mit einem anderen Team auf eine läppische D-Rank-Mission gegangen und das auch nur als Ersatz für einen kranken Kollegen. Wäre er bei seinem Cousin gewesen, hätte er diesen vielleicht vor seinem Schicksal bewahren können...oder er wäre an seiner Stelle gewesen. Es war nicht fair, dass Itachi in diese Lage geraten war, vor allem da er ohnehin schon unter den Umständen litt. Er mochte auf die meisten Menschen nicht so wirken, aber sein Cousin war unheimlich sanft und jeder Auftrag verlangte ihm stets alles ab. Die Wenigsten wussten, wie sehr Itachi jeder Mord, den er in seinem jungen Leben bereits begangen hatte, auf der Seele lastete. Aber wie so viele Shinobi und als Sohn des Clanoberhaupts hatte er keine Wahl, als diesen blutigen Pfad zu bestreiten.

Shisui schloss für einen Moment die Augen, strich sich die krausen Haare aus der Stirn und blickte dann wieder in die Finsternis seines Zimmers. Der Mond spendete kaum Licht, so dass der dünne Strahl, der durch das Fenster schien, nicht viel brachte. Aussichtslos...das war es wohl und dennoch konnte er noch nicht richtig trauern. Ein bitteres Lächeln schlich sich auf seine schmalen Lippen, als er daran dachte, was er noch tun konnte...und tun würde. Rache war gewiss nicht der richtige Weg, aber was war in dieser Welt schon richtig? Ziele hielten einen am Leben und er schwor sich, sich an dem Mörder seines Cousins zu rächen – egal, wie lange es dauern würde, irgendwann würde dieser Moment sein. Vielleicht konnte er abschließen, wenn er denjenigen, der ihm Itachi genommen hatte, das gleiche Schicksal ereilen ließ. Der Gedanke befriedigte...und das war gerade das einzig Wichtige. Alles andere würde die Zeit bringen...
 

Entgegen seiner Erwartungen war Itachi schließlich trotz Kisames Zudringlichkeit eingeschlafen, wenn auch nur für ein paar Stunden. Dementsprechend fühlte er sich auch, rieb sich zuerst einmal den Schlaf aus den müden Augen. Kisames Arm lag lose um seine Hüfte und er zögerte nicht, diese Gelegenheit zu nutzen, um ihn beiseite zu schieben; da der Haimensch noch schlief, war dies keine Schwierigkeit. Itachi begab sich in eine aufrechte Position und strich sich beiläufig die wirren Haare aus der Stirn – was ein kompliziertes Unterfangen darstellte, weil er immer noch die Fesseln trug und seine Bewegungen somit begrenzt waren. Durch diese Tatsache bereits genervt, warf er einen Blick zu dem Schlafenden, den wohl nichts so schnell aus den Träumen reißen konnte. Der Glückliche. Itachi tastete sich zu seinem Halsband, befühlte das harte Material, das ihm in der Nacht die Haut wund gescheuert hatte und folgte der Kette zum Bettpfosten – es war ihm gerade mal möglich, neben dem Bett zu stehen und selbst aus dieser Entfernung würde die Kette spannen, ihn vermutlich auch noch würgen. Er schluckte, verzichtete lieber darauf, es auszuprobieren und fixierte wieder den Verantwortlichen für diese ganze Aktion. Wobei...eigentlich war der Kiri-nin ja auch nur die ausführende Kraft seines Dorfes und so gesehen hätte der Uchiha ihm nicht mal einen Vorwurf machen können, wäre da nicht dieser Vorfall von gestern gewesen – und die Tatsache, dass es diesem Kerl Spaß zu machen schien, ihn zu misshandeln und zu demütigen. Itachi konnte das nicht nachvollziehen und das lag nicht an seiner Herkunft, denn es gab auch in Konoha Shinobi, die einfach einen schlechten Charakter hatten. Verstanden hatte er sie nie, denn er selbst hegte eine strikte Aversion gegen das Töten, hatte jedes Mal ein schlechtes Gewissen. Aber solche Emotionen standen einem Shinobi nicht zu – sie waren Werkzeuge ihrer Dörfer. Deshalb war er gezwungen, diese Gefühle in sich zu verschließen und selbst mit Shisui redete er nicht oft darüber, nur wenn dieser nicht aufhörte, nachzuhaken. Reden mochte ja helfen, aber Itachi hatte schon immer die Verdrängung vorgezogen.
 

So in seinen Gedanken abgeschweift, entging ihm sogar das Aufblitzen zweier Raubtieraugen, die ihn beobachteten und erst, als sich unerwartet eine große Hand an seine Wange legte, registrierte er, dass der Haimensch nicht länger schlief. Das breite Grinsen entblößte einen mächtigen Kiefer voller scharfer Zähne und Itachi konnte ein Schaudern nicht unterdrücken, als er sich vorstellte, wie sich dieses Gebiss in ungeschützte Haut schlug.

„Guten Morgen, Sonnenschein~“, raunte es ihm spöttisch entgegen.

Itachi drehte das Gesicht augenblicklich zur Seite, woraufhin Kisame die Hand sinken ließ, merklich enttäuscht, dass er nichts dazu sagte. Anscheinend hielt sich dieser Mann für unheimlich witzig, aber der Jüngere hatte solchen Unsinn noch nie als besonders humorvoll empfunden, weshalb er es vorzog, sich nicht dazu zu äußern. Der Kiri-nin schwieg einen Moment, wobei das Grinsen von seinen Lippen verschwand...dann zuckte er nur mit den Schultern und stand auf, streckte sich ausgiebig. Itachi blieb sitzen, die Finger in der Decke, welche in seinem Schoß lag, gekrallt und dabei jeder Bewegung des anderen folgend.

„Ich nehme mal an, dass du Hunger hast, ne?“

Das war nahe liegend, da er den letzten Tag überhaupt nichts gegessen, geschweige denn getrunken hatte, und dementsprechend waren seine Reserven langsam erschöpft. Er seufzte innerlich, ehe er seinen Stolz, der ihm normalerweise ein ja verboten hätte, zurückdrängte und nickte knapp, ohne den anderen dabei anzusehen.
 

„Yagura hat übrigens schon einen Trupp losgeschickt, der deine Informationen nachprüft…ich krieg also raus, ob du mir Scheiße erzählt hast oder nicht.“

Kisame stellte das Glas Wasser auf dem Schrank und den Teller auf dem Bett ab, beobachtete, wie der Uchiha die Onigiri misstrauisch musterte. Seine Worte schienen ihm ziemlich egal zu sein, denn er blickte nicht einmal auf, griff umständlich nach einem der Reisbällchen, da ihn die Fesseln bei diesem Vorhaben behinderten. Der Haimensch sah ihm belustigt dabei zu, sparte sich aber vorerst einen Kommentar, da er eigentlich auf ein ernstes Thema hinauswollte.

„Und wenn das der Fall sein sollte…“

Er legte seine Hand auf den Oberschenkel des Jüngeren, woraufhin dieser zusammenfuhr und sich auch noch verschluckte. Grinsend hielt er Itachi, der schon ganz rot im Gesicht war und nur noch hustete, das Wasserglas hin, welches dieser mit zitternden Fingern nahm. Vorsichtshalber zog Kisame seine Hand zurück, musste immer noch über diese Reaktion schmunzeln. So viel zur Ernsthaftigkeit – der Junge machte ihm Spaß.

„Also doch Berührungsängste“, zog er ihn auf, fing sich einen tödlichen Blick ein.
 

„…halt den Mund.“

Itachi fand das weniger witzig, genau genommen gar nicht und er ließ sich ungern verhöhnen. Außerdem war es ein widerliches Gefühl, Reiskörner in der Luftröhre zu haben…er verzog unweigerlich das Gesicht, was Kisame erneut zum Glucksen brachte. Schadenfroher Mistkerl.

„Ich glaube kaum, dass du in der Lage bist, mir irgendwas zu befehlen.“

Der Ältere nahm ihm das Glas aus der Hand, streifte dabei seine Finger und stellte es wieder auf dem Schrank ab. Bei den letzten Worten war er wieder ernsthafter geworden, was Itachi aber kaum beeindruckte. Als hätte er ihn nicht gehört, widmete er sich wieder dem Essen, wich Kisames Blick konsequent aus.

„Warum habe ich das Gefühl, dass du mich nicht ernst nimmst?“

Der Uchiha enthielt sich dieser Antwort zunächst, kaute still auf dem Reis in seinem Mund herum. Gleichzeitig bekam er üble Lust, diesem Kerl eine zu verpassen…aber er beschränkte sich auf verbale Konter.

„Wie soll ich jemanden ernst nehmen, der mich nicht mal wie ein Mensch behandelt?“

Das war wohl eine Antwort, die der andere nicht erwartet hatte, denn sie ließ ihn innehalten. Fest fixierten ihn die Raubtieraugen des Größeren, ehe dieser eine Erwiderung gab.

„Ich glaube eher, dass ich dich noch zu gut behandle…jeder andere hätte sich gar nicht erst an so einen duseligen Deal gehalten, sondern sich gleich an dir vergriffen. Und jeder andere hätte dich hungern lassen…also pass lieber auf, was du mir vorwirfst, Uchiha-Bengel…sonst kann es passieren, dass ich in Versuchung gerate, dir deinen hübschen Arsch doch noch aufzureißen.“

Itachi schluckte den Brei in seinem Mund runter, hob langsam den Blick und traf auf den des Haimenschen.

„Du hast überhaupt kein Recht mich anzufassen, mein Körper gehört mir.“

Kisame verengte die Augen, fixierte ihn mit unverkennbarem Missfallen; Itachi entgegnete den Blick kühl – er hatte nicht vor, jetzt klein bei zu geben. Eine Weile lang sagte keiner von ihnen beiden etwas, dann schnaubte Kisame abfällig.

„Die meisten würden in deiner Situation um ihr erbärmliches Leben betteln oder zumindest den vorlauten Mund halten…du bist viel zu stolz, Junge. Schwingst hier große Reden...wofür das alles? Willst du mich reizen, damit ich mein Versprechen breche? Oder ist das Konohas Einfluss? Seid ihr alle so von euch selbst überzeugt?“

Itachi verzog keine Miene, hörte ihm ruhig zu, doch er schwieg, hatte nicht vor auf so eine unverschämte Frage zu antworten. Er wollte sich dem Griff entziehen, als sich eine Hand grob um sein Kinn legte, jedoch wurde er schraubstockartig festgehalten.

„Ich frage mich nur, wo dein Stolz war, als du geredet hast. Das passt nicht zusammen…oder ist dir dein Dorf letztendlich doch nicht so wichtig wie deine Unversehrtheit?“

Itachi biss sich hart auf die Lippe, doch er umging die Frage.

„Jeder Shinobi ist seinem Dorf verpflichtet…aber es gibt überall Grenzen“, gab er leise zurück und Kisame zog die Brauen zusammen.

„Für mich gibt es keine Grenzen. Shinobi sind Werkzeuge…wir werden benutzt und weggeworfen, wenn wir unbrauchbar werden.“

„Sind das deine Prinzipien?“

„Gäbe es bessere als diese?“, stellte der Haimensch die Gegenfrage und ließ ihn nicht aus den Augen.

Itachi überdachte seine Worte noch einmal, ehe er sie aussprach.

„Du wirkst nicht wie ein Mensch, der so eine Einstellung vertritt.“

Wieder herrschte ein paar Sekunden Schweigen zwischen ihnen…dann lockerte sich der Griff und Kisames Miene machte beinahe einen zufriedenen Eindruck.

„Nun, das liegt einfach daran…“

Itachi schauderte, als der Daumen über seine Unterlippe strich, leicht an dieser zog.

„…dass ich jemand bin, der nicht so schnell abstumpft.“
 

Im nächsten Moment drückten sich ihm fremde Lippen auf und er war so erschrocken, dass er zuerst nur die Augen aufriss, sich nicht einmal wehrte. Eine Hand wanderte zu seinem Hinterkopf, hielt ihn fest, so dass er nicht zurückweichen konnte. Die andere lag um sein Kinn, so dass er sich kaum entziehen konnte – Itachi versuchte es trotzdem, presste die Lippen fest aufeinander, da Kisames Zunge dagegen drückte, in seinen Mund eindringen wollte. Schon das zweite Mal, wie er zerknirscht zur Kenntnis nahm, doch auch dieses Mal ließ er es nicht zu, schlug ihm mit den Eisenfesseln gegen die Brust, so dass Kisame von ihm ablassen musste. Verärgert blickten ihn die grünlich funkelnden Iriden an, aber er ließ sich nicht einschüchtern, starrte nicht minder zornig zurück.

„Ich will das nicht.“

Kisame knurrte verstimmt, sah ihn finster an.

„Jetzt noch nicht“, meinte er nur und ließ ihn endlich los.

„Nie!“, hielt der Uchiha dagegen.

„…das wird sich zeigen.“
 

Mit diesen Worten erhob sich der Kiri-nin, ging in die Küche, um sich ebenfalls etwas zu essen zu holen – das hatte er bisher total versäumt. Daran war nur der Uchiha Schuld…er mit seinem Gerede…es machte ihn wirklich wütend und am liebsten wäre er soeben noch weiter gegangen. Schlecht gelaunt öffnete er den Kühlschrank, durchwühlte diesen eine Weile – wurde Zeit, dass er mal wieder einkaufen ging. Am besten nach dem nächsten Besuch bei Yagura, auch wenn er Itachi nicht zu lange allein lassen wollte – wer wusste schon, auf was für Ideen der Junge kommen würde, wenn er nicht da war. Kisame seufzte entnervt, schloss den Kühlschrank, nachdem er etwas Akzeptables gefunden hatte und ging zum Tresen. Flüchtig warf einen Blick durch das Fenster, erkannte, dass der Regen endlich mal aufgehört hatte…gut so, das Wetter machte einen noch mal depressiv. Er schnaubte, schaute dann rasch über seine Schulter…aber im Nebenraum war es still. Das war auch besser so, denn Kisames Geduld neigte sich langsam dem Ende zu. Er war froh, wenn der von Yagura gesandte Trupp wieder zurück sein würde…denn dann könnte er sich vermutlich erstmal austoben. Nicht zu sehr, denn er durfte ihn nicht zerstören, solange er nützlich war…nur ein bisschen. Warum musste er ihn auch so reizen? Warum musste er dieses Weibergesicht haben? Ah…es war wirklich nicht leicht, wenn man seine Triebe im Zaum halten musste, aber es blieb dabei; vorerst würde er ihn nicht weiter bedrängen. Es konnte sich nur um ein oder zwei Tage handeln…das würde er schon überstehen. Und wenn er ihn endlich haben würde…ja, dann würde er sich in der Tat über einen harmlosen Kuss freuen, denn das war das Schmerzfreieste, was er ihm dann noch geben konnte.

________________________________________________________________
 

Vielleicht ist jemandem aufgefallen, dass Kisame schon viel zu lange zögert. So leicht durchzusetzen ist sein Plan also nicht. ;)

Das nächste Kapitel wird etwas spannender als das, ich verspreche es.

Aber ich brauchte so eine Art Übergang, der hiermit geschaffen ist.

Bedanke und freue mich über Kommentare! :)

lg

Pia

Escaped

Es war finstere Nacht, als die kleine Gruppe nach einer Stunde Pause endlich wieder in Bewegung kam. Ruhig ließ der Anführer seinen Blick über das Dorf, welches direkt vor seinem Auge lag, schweifen, genoss das Gefühl der Überlegenheit. Da unten schliefen die ahnungslosen Bewohner…nicht wissend, dass sich das Blatt schon bald wenden würde. Allerdings war Vorsicht geboten, denn keiner konnte sagen, ob es nicht letztendlich doch eine Falle war…sei es drum, sie waren hier, um genau dies herauszufinden. Ao schnaubte leise, ehe er Konoha den Rücken kehrte und zu seinem Trupp ging, dabei jeden der drei Männer ernst anschauend. Er rückte seine Augenklappe zurecht, räusperte sich leise.

„Es geht los…seid wachsam!“

Die drei Shinobi aus Kiri nickten ernst – dann verschwanden sie mit dem älteren Mann, begaben sich zu der Stelle, die ihnen beschrieben wurde. Ao war nicht dumm, denn er hatte schon einige Kämpfe in seinem Leben bestritten und zudem war er ein außerordentlich guter Stratege. Vielleicht gab es diesen versteckten Eingang gar nicht…oder dort unten erwartete sie bereits jemand. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man stets mit allem rechnen musste…und das würde er auch tun. Dennoch führte kein Weg hieran vorbei, sie mussten diesen gefährlichen Pfad bestreiten. Eines stimmte jedoch schon mal und das war die Tatsache, dass da nur ein einziger Shinobi stand. Ao tauschte einen kurzen Blick mit einem seiner Teammitglieder…dann nickte er still und im selben Moment bohrten sich dünne Senbon in den Körper des jungen Mannes, der nicht einmal zum Schreien kam. Wie eine Puppe fiel der Shinobi auf die Seite, den Mund tonlos geöffnet und die Augen verdreht, nicht imstande sich zu bewegen. Ao blieb im Hintergrund, schaute zu, wie einer seiner Männer den schwach zuckenden Körper ins Gebüsch zog, wo er sein Leben kurzerhand beendete. Erst als sich nichts um sie herum regte, trat auch er aus dem Versteck aus Sträuchern und Bäumen, um sich die Stelle genauer anzusehen. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, prüfte den Boden und…tatsächlich! Ein Grinsen überflog seine Lippen, als er noch etwas weiter ging und den als Wurzel getarnten, kaum sichtbaren Griff erkannte. Er kniete sich hin, winkte seine Begleiter zu sich, die auch sofort gehorchten – keiner von ihnen sprach ein Wort, als Ao die Luke öffnete, damit ein tiefes dunkles Loch freigab. Sachte beugte sich der ältere Mann vor, tastete sich am Rand entlang und entdeckte schließlich den Ansatz einer Leiter…na also, es ging doch! Zufrieden wandte er sich um und sah zu zweien seiner Männer, die den Wink sofort verstanden und ohne zu zögern hinunter kletterten. Ao selbst wartete bis er ein dumpfes Geräusch hörte, das davon zeugte, dass die beiden unten angekommen waren…dass es so lange dauerte, zeugte davon, dass sie wirklich tief unter der Erde sein mussten. Er zögerte nicht länger, sondern begab sich nun selbst die Sprossen hinab, während der dritte Mann oben blieb – für den Fall der Fälle. Kaum war er unten angekommen, spürte er eine Hand auf seiner Schulter, hielt inne.

„…Ihr solltet es vielleicht benutzen, Ao-san“, murmelte Tsurugi ihm leise zu und er nickte kaum merklich.

Langsam schoben sich seine Finger unter die Augenklappe, lösten diese aus seinem Sichtfeld und er spannte sich an, als er sich darauf konzentrierte, Chakra in der freigelegten Stelle zu sammeln.

Byakugan!

Selbst in der Dunkelheit war er nun fähig, jeden Lebensfunken auszumachen…sogar eine Maus wäre nicht in der Lage gewesen, sich vor ihm zu verbergen. Allerdings…wünschte er nur wenige Sekunden später, er hätte seine Geheimwaffe nicht benutzt. Ein Schrei hallte in der Dunkelheit wieder und frisches, warmes Blut benetzte die Erde.
 

Eigentlich hatte sich Itachi über die Nachricht, dass er für eine bestimmte Zeit ohne den Haimenschen auskommen musste, gefreut – der letzte Tag mit diesem hatte ihm schon gereicht und auch die zweite Nacht war kein Vergnügen gewesen. Kisame war nicht weiter gegangen als schon zuvor, aber die ungewollten Berührungen reichten dem Uchiha. Zwar sah er immer noch keine Möglichkeit zur Flucht – die Fesseln ließen sich einfach nicht lösen –, aber so konnte er wenigstens der Zudringlichkeit des anderen entkommen. Vielleicht sogar für ein paar Stunden, denn Kisames Aussage zu urteilen, wusste er selbst nicht, worum es ging – vielleicht um einen weiteren Gefangenen? Itachi wollte sich gar nicht damit auseinandersetzen, hatte nur still genickt. Allerdings hatte er auch nicht damit gerechnet, dass Kisame ihm einen Aufpasser arrangieren würde.

„So sieht man sich wieder, Prinzesschen! Hoffe, du erinnerst dich noch an mich, hm?“

Itachis Braue zuckte verdächtig, doch er gab keinen Mucks von sich; natürlich erinnerte er sich an diese Stimme, auch wenn er zuvor kein Bild zur Verfügung gehabt hatte. Violette Iriden funkelten ihn mit einer Mischung aus Häme und Belustigung an; Itachi erwiderte den Blick ziemlich eisig, während Kisame die Stirn runzelte.

„Prinzesschen?“, wiederholte er fragend und Suigetsu kicherte.

„Findest du etwa nicht, dass er wie ein zartes Prinzesschen aussieht, Sempai?“

Der Ältere der beiden Kiri-nin sah wieder zu Itachi, musterte ihn einmal von oben bis unten…dann schnaubte er und fuhr sich über die Wange, welche ein tiefer Kratzer zierte.

„…vielleicht sieht er so aus, aber vom Verhalten her ist er eher eine Kratzbürste!“, brummte er zerknirscht und spielte damit auf die letzte Nacht an.

Itachi spürte ein Gefühl der Zufriedenheit in sich aufkommen – Kisame war immerhin selbst schuld. Der Dunkelhaarige hatte instinktiv gehandelt, als ihm der andere die Hand auf das Hinterteil gelegt hatte und ihm die Eisenfesseln ins Gesicht gehauen. Da die Aktion nicht geplant gewesen war, sondern mehr ein Reflex, hatte Kisame sie auch nicht vorhergesehen…sein Pech.
 

„Eh?“

Suigetsu legte den Kopf schief, sah ihn verständnislos an, doch Kisame winkte ab, schien das nicht weiter ausführen zu wollen. Sollte wohl eine Sache unter ihnen bleiben, so wie er den warnenden Blick verstand, aber er hatte sowieso nicht vor, das näher auszuführen. Ohnehin fühlte er sich schon unwohl genug, hier so halbnackt zu sitzen, die Decke verdeckte ja nur das Nötigste und wer wusste schon, ob Suigetsu nicht genauso pervers wie sein Sempai war? Dabei schien er nicht viel älter als Sasuke zu sein…vielleicht vierzehn…höchstens fünfzehn.

„Ich muss jetzt los…Mizukage-sama warten zu lassen, ist immer schlecht. Du sollst nur aufpassen, dass er nicht auf dumme Gedanken kommt, klar?“

Suigetsu nickte bestätigend, wurde gleichzeitig ernst.

„Verlass dich ganz auf mich, Kisame-sempai! Ich werde dich nicht enttäuschen!“, versprach er und schien fast stolz zu sein, dass er diese Aufgabe bekommen hatte.

Itachi fiel auf, dass Kisames Züge eine Spur weicher wurden, als er diesen Eifer zur Kenntnis nahm und er wuschelte ihm ebenfalls grinsend durchs Haar...beinahe wie ein großer Bruder und er erkannte darin eine Parallele zu sich selbst. Wie skurril, dass er ausgerechnet bei diesem Thema eine Gemeinsamkeit gefunden zu haben glaubte. Dabei war er beim Verhalten des Haimenschen davon ausgegangen, dass dieser sich nur für sich selbst interessiert…da hatte er wohl im Unrecht gelegen. Trotzdem rechtfertigte das in keiner Weise sein Benehmen ihm gegenüber und es würde auch nichts an Itachis schlechtem Eindruck von ihm ändern.

„Das will ich dir Balg auch geraten haben!“

Suigetsu verzog bei diesen Worten das Gesicht und verschränkte mit trotziger Miene die Arme, wobei er leise vor sich hingrummelte, er solle ihn nicht wie ein Kind behandeln. Anscheinend eine typische Neckerei zwischen ihnen…er kannte das von Shisui, der ihn auch gern des Öfteren mit so was aufgezogen hatte. In diesem Moment wurde ihm wieder bewusst, wie sehr er seinen besten Freund vermisste…und seine Familie. Er fuhr aus seinen Gedanken, als sich raue Finger um sein Kinn schlossen und es anhoben, womit er gezwungen war, in die Augen seines Gegenübers zu blicken.

„Sei schön brav, bis ich wieder da bin…andernfalls wird es unschön zwischen uns beiden, verstanden?“

Ohne eine Antwort abzuwarten löste sich die Hand von seinem Gesicht und wuschelte auch ihm durchs Haar, doch Itachi entging den rauen Fingern schnell, indem er sich zur Seite lehnte. Kisame grinste spöttisch, enthielt sich aber eines Kommentars bezüglich seines störrischen Verhaltens, wie er es zu nennen pflegte.

„Also gut…bis später dann.“

Und damit waren Suigetsu und er allein.
 

„Weißt du…“, begann dieser nach Kurzem und setzte sich zu ihm aufs Bett, wobei er sich nicht darum kümmerte, Abstand zu halten. „…ich glaub, Sempai hat ne Schwäche für dich.“

Während Itachi ihn lediglich verstört anblickte, löste der Weißhaarige den Becher, den er an seiner Hose befestigt hatte, und nahm den Strohhalm zwischen die Lippen. Geräuschevoll sog er an dem dünnen Halm und schmatzte sowohl unmanierlich als auch zufrieden auf.

„Ist nicht so, dass er sich nie mit irgendwelchen Gefangenen vergnügt – auch wenn das meistens Frauen sind –, aber bisher hat er keine nach Hause geschleppt. Kannst dich also geehrt fühlen!“

Das dreiste Grinsen hätte er ihm liebend gern weggewischt, doch er verhielt sich ausgesprochen ruhig, wahrte seine Beherrschung und hörte ihm zu; Suigetsu schien ein sehr geschwätziger Typ zu sein und das war vorteilhaft.

„Bei seinem Aussehen ist das auch kein Wunder…“

Suigetsu, der gerade noch begeistert an seinem Strohhalm genuckelt hatte, hielt inne, sah ihn verwirrt an.

„Was?“

Itachi zuckte mit den Schultern, gab sich unbeteiligt und schaute ihn nicht einmal mehr an. Das hier war doch eine gute Gelegenheit, aus der ganzen Sache raus zu kommen…auch wenn er bezweifelte, dass er den Kiri-nin so sehr reizen konnte, dass dieser zu seinem Schwert griff, welches an der Wand lehnte. Die eindrucksvolle Waffe war ihm vorhin schon aufgefallen, doch er hatte keine Zeit gehabt, diese groß zu betrachten, da er dem Gespräch der beiden unbedingt aufmerksam hatte zuhören wollen. Ein Schwer dieses Formats würde sicher auch Eisen zertrennen können…sein Fleisch aber auf jeden Fall, weshalb er vorsichtig sein musste, da er nicht wusste, wie impulsiv Suigetsu war oder wie ernst er den Befehl seines Sempais nahm.
 

„Nun…er ist nicht besonders attraktiv, nicht wahr?“, fuhr Itachi mit seiner Stichelei fort.

Genau genommen war sein Benehmen unterste Schublade und entsprach überhaupt nicht seinem Wesen, aber er hatte sehr wohl gemerkt, wie Suigetsu zu dem Älteren aufsah…sicher würde er solche Worte nicht gutheißen. Der Uchiha sollte Recht behalten.

„Tse! Wen schert es, wie er aussieht? Er ist irre stark und super drauf, okay?! Du kennst ihn gar nicht, also halt die Klappe!“

Die Hand des weißhaarigen Jungen schloss sich fester um den Trinkbecher, zerdrückte das Plastik ein wenig.

„Ist das so?“, erwiderte Itachi unbeeindruckt und schaute gelangweilt zur Seite. „Ich denke, er ist einfach ein Feigling.“

Suigetsu sprang auf, der Trinkbecher landete auf dem Boden und die Flüssigkeit darin verteilte sich auf dem Boden. Alle Heiterkeit war aus den lilafarbenen Augen gewichen und nur noch Wut war darin zu lesen – er hatte den wunden Punkt genau getroffen.

„Nimm das sofort zurück! Ich warne dich!“, grollte er und knackte mit den Knöcheln.

Leider schien er nicht nach seinem Riesenschwert greifen zu wollen, weshalb Itachi das Gespräch in eine etwas andere Richtung lenkte.

„Vielleicht seid ihr ja sogar auf demselben Niveau? Ihr seid beide Schwächlinge.“

„Was sagst du da?!“

Itachi verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, fixierte den Kiri-nin herablassend.

„Weder du noch dein Sempai könnten es mit mir aufnehmen, wenn ich nicht in meinen Bewegungen eingeschränkt wäre.“

„Glaubst du das, ja? Du bist ganz schön arrogant…zu denken, du könntest Kisame-sempai oder mich schlagen…wir sind dir haushoch überlegen!“

Itachi lächelte höhnisch, war sich darüber bewusst, dass solche eine Reaktion Suigetsu nur noch zusätzlich anstacheln würde – der Plan ging zu perfekt auf. Zornig ging der Jüngere zu seinem Schwert, umfasste den Griff und strich einmal über die blitzende Klinge, die viel zu schwer für ihn schien.

„Siehst du das? Das ist das einzigartige Kubikiri Houcho eines der legendären Schwertkämpfer aus Kiri…Momochi Zabuza selbst hat es mir vererbt!“

„Wenn Kisame schon so ein Versager ist…wie soll ich dann einen kleinen Fisch wie dich ernst nehmen? Du bist albern…und der vorige Meister dieses Schwertes muss ein einfältiger Narr gewesen sein, es dir anzuvertrauen.“

Das reichte, um eine Eskalation auszulösen; Itachi verdankte es seinen Reflexen, dass er sich rechtzeitig vom Bett hatte rollen können, bevor ihn die Klinge traf. Es gab ein lautes Klirren, als sich das Kubikiri Houcho durch das Eisen biss und es zerschnitt…damit war die Kette dann durch.

„Scheiße!“, fluchte Suigetsu, der wohl soeben bemerkt hatte, dass er ihm auf den Leim gegangen war. „Wehe, du bewegst dich, dann – hey!“

Itachi verlor keine Zeit, sondern sprang auf und hastete an dem perplexen Jungen vorbei, hoffte, dass dieser wenigstens langsam war, wenn er schon so eine Kraft besaß. Weit gefehlt, denn plötzlich ließ ihn ein Schlag gegen die Küchenzeile krachen und er japste vor Schmerz auf, sackte an dem Schrank hinab. Das nächste, das er auf sich zukommen sah, war die tödliche Klinge des Kubikiri Houchos und er riss mühsam die Hände hoch, schloss die Augen.

„Heh…Schiss gehabt?“

Er blinzelte, als die spöttische Stimme des Kiri-nin an seine Ohren drang und stutzte – die Einkerbung des Schwertes umrahmte seinen Hals so, dass es ihn zwar nicht verletzte, ihn aber ebenso leicht köpfen könnte – eine effektive Falle. Dennoch lächelte Itachi, was Suigetsu die Brauen zusammenziehen ließ.

„Was grinst du jetzt? Drehst du durch oder w- ne, oder?“

Entsetzt sah der Weißhaarige zu, wie die Eisenfesseln, die zwischen Klinge und Hals eingeklemmt worden waren, in ihre Einzelteile zerfielen. Itachi rieb sich die Handgelenke, fühlte es sich doch zu gut an, diese wieder richtig bewegen zu können.

„Wenn du jetzt irgendeinen Scheiß versuchst, köpf ich dich wirklich!“, warnte ihn der andere scharf, doch seine Hände zitterten.

„Und was würde dein Sempai dazu sagen?“, erwiderte der Uchiha bloß, was sein Gegenüber noch mehr aus dem Konzept brachte.

Menschen waren in dem Augenblick, in dem sie zögerten, schwächer denn je…denn das gab dem Feind die Chance, die Initiative zu ergreifen – und genau das tat Itachi. Er kannte die Fingerzeichen aus dem Gedächtnis heraus, musste nicht mal überlegen.

„Kawarimi no Jutsu!“

Normalerweise wäre er nicht schnell genug gewesen, um dieser Todesfalle zu entgehen, doch Suigetsu war längst mit der Situation überfordert, so dass es ein Leichtes war, seinen Platz mit einem anderen Objekt zu tauschen. Fassungslos starrte der Kiri-nin auf die Melone, die eben noch auf dem Tresen gelegen hatte…und nun von seinem Schwert gegen den Schrank gepresst wurde. Roter Fruchtsaft tropfte auf den Boden, als er sie mit einem Hieb zerteilte…und Suigetsu schrie vor Wut auf. Er hatte es verbockt…verdammt!
 

Währenddessen musste sich Kisame wahrlich beherrschen, um sich nicht einen unüberlegten Fehltritt zu leisten und etwas zu tun, das er später noch bereuen würde. Er unterdrückte mit Mühe ein Zähnefletschen, während sich die Amethysten seines Gegenübers in seine Augen bohrten.

„Wir haben uns verstanden…nehme ich an?“

Das war keine Frage, auch wenn sie als solche formuliert worden war, Kisame wusste das nur zu gut, doch mehr noch als das, kotzte ihn diese Arroganz an. Dieser herablassende Blick, mit dem er bedacht wurde, diese Selbstverständlichkeit, mit der er befehligt wurde. Der Groll in ihm wuchs und der Haimensch spürte, dass es mit seiner Demut zur Neige ging.

„Ihr spracht von einer vorübergehenden Aufgabe, soweit ich mich erinnere“, begann er und Yaguras Blick wurde eine Spur kühler. „Seit einem Jahr gebe ich mich mit dieser Drecksarbeit zufrieden und verzichte auf Missionen…bisher habe ich mich nie beklagt. Selbst dann nicht, als Ihr mir Samehada nahmt…jedoch frage ich mich allmählich, ob Ihr nicht vorhabt, mich ewig wegzusperren.“

Seine Stimme hatte den höflichen Bereich längst verlassen, doch die Anschuldigung war seiner Ansicht nach gerechtfertigt. Eigentlich hätte er längst wieder auf Missionen gehen sollen und in seinem Inneren tobte der Sturm der Ungeduld, vor allem jetzt, wo der Mizukage ihm eröffnet hatte, dass er noch etwas länger den Folterknecht würde spielen dürfen. Etwas länger…was für eine beschissene Ausrede.

„Passt dir deine Aufgabe etwa nicht? Glaubst du, ich lasse Extrawünsche zu?“

Yaguras Tonlage war nicht länger gelassen, sondern lauernd, warnend und das ungeheure Chakra, welches von diesem Halbwüchsigen ausging, ließ sogar Kisame schaudern. Jedoch nicht genug, um seinen Zorn zu dämmen.

„Gebt mir wenigstens mein Schwert zurück“, forderte er, doch Yagura schnaubte nur abfällig.

„Das werde ich…zu gegebener Zeit. Für deinen momentanen Zuständigkeitsbereich ist es überflüssig und nun geh mir aus den Augen!“

Etwas Unmenschliches glomm in den violetten Iriden auf und Kisames Kiefer malte geräuschevoll, war er doch versucht, sich diesem Befehl zu widersetzen. Letztendlich tat er es nicht, sondern neigte unwillig den Kopf und verließ das Zimmer – die Wut in seinem Bauch erlosch allerdings nicht. Laut hallten seine Schritte auf den Treppenstufen wieder, als er sich hinunter begab, um seine Aufgabe zu erfüllen. Vielleicht war es ganz gut, dass er diesen unbändigen Zorn verspürte…an den Gefangenen konnte er sich ja nach Herzenslust austoben. Zwei Shinobi aus Suna, die so dumm gewesen waren, sich in feindliches Gebiet zu begeben…beide stachen nicht heraus, regten sein Interesse nicht. Nun, was sollte es…wenn er mit diesen Waschlappen fertig war, konnte er sich wieder dem Uchiha widmen und momentan war er so aufgebracht, dass er eventuell sein Versprechen vergessen würde…das nannte man wohl Pech.
 

Währenddessen überlegte Suigetsu fieberhaft, was er seinem Sempai sagen sollte, wenn dieser zurückkam. Er hatte eine Stunde nach dem Uchiha gesucht, versucht, seine Spur wieder zu finden…doch vergeblich. Zornig über sich selbst saß er nun wieder in der Wohnung Kisames und hielt den nervösen Blick auf die Tür gerichtet. Das war richtig scheiße gelaufen…und dabei hatte er ihm noch gesagt, er könne sich auf ihn verlassen. Warum hatte er sich auch provozieren lassen müssen…in solchen Momenten verfluchte er seinen impulsiven Charakter. Er zuckte zusammen, als sich die Tür öffnete und der Haimensch eintrat – Suigetsu sprang augenblicklich auf, fühlte sich gleich noch um einiges schlechter.

„Ähm…hallo, Kisame-sempai“, begann er ungeschickt und stellte schon anhand des ihn musternden Blickes fest, dass der Ältere schlechte Laune hatte.

Blut haftete an seiner Kleidung und auch in seinem Gesicht klebte die rote Flüssigkeit, machte deutlich, dass er wohl gerade von einem Verhör kam. Suigetsu hoffte nur, dass er sich da genügend abreagiert hatte, alles andere wäre sicher unvorteilhaft für ihn. Kisame zog die Brauen etwas zusammen, fand sein Verhalten wohl ziemlich seltsam…dann wanderte sein Blick an ihm vorbei, richtete sich auf die Tür zum Nebenraum. Seine Miene verfinsterte sich merklich, ehe er ihn kurzerhand beiseite schob und das Zimmer betrat.

„Also...weißt du, das war eine echt komische Situation...und ich…“

„Er ist weg.“

Suigetsu zuckte abermals zusammen, als der Ältere die Stimme erhob…und er klang ganz und gar nicht erfreut.

„…tut mir echt leid“, murmelte er kleinlaut, obwohl das gar nicht seine Art war.

Trotzdem konnte er nichts dagegen machen, dass er sich gerade wie ein unzuverlässiges Kind fühlte…dabei war er das doch gar nicht. Er schreckte auf, als Kisames Faust gegen den Türrahmen krachte, diesen erbeben ließ – und Suigetsu gleich mit. Ohne ihn noch einmal anzusehen, ging der Haimensch an ihm vorbei und knallte die Tür hinter sich zu. Der junge Shinobi sah ihm unschlüssig hinterher, dann seufzte er niedergeschlagen; das hatte er ja mal total verbockt.

________________________________________________________________________
 

Damit wären wir schon bei Kapitel 5 - wie gesagt, die ff wird doch länger als ursprünglich geplant. Ich hätte es wissen müssen. -.-

Nun, Itachi ist auf freiem Fuß - wer weiß wie lange noch~ *summ*

Kisame ist mächtig schlecht gelaunt und auf der Suche nach ihm - das kann ja nur Wiedersehensfreude geben, muhaha~ >:D

Das nächste Kapitel wird voraussichtlich länger...und ich freue mich richtig darauf, weil ich mir schon alles im Kopf zurechtgesponnen habe. Hihi~ ^^

Ich bedanke mich noch einmal für die ganzen Kommentare, jeder einzelne spornt mich zum Weiterschreiben an und das ist neben meiner Liebe für diese ff auch der Grund, warum alles momentan so schnell geht.

Bis denne!

lg

Pia

Hunted

„Jetzt beeil dich endlich mal! Meine Fresse, wie lahmarschig kann man eigentlich sein?!“

„Ist ja gut…ich bin doch dabei!“

„Das will ich auch hoffen!“

„So dringend ist das jetzt auch nicht…nur ein paar Klamotten für die Oi-nin.“

„Was heißt hier nur?! Beweg dich schon!“

„Du könntest ja auch eine Kiste tragen…“

„Ich bin dein Boss, also Klappe halten und gehorchen!“

„Tse…Sklaventreiber…“

Meckernd entfernten sich die beiden Männer, die gerade noch so heißblütig diskutiert hatten. Von den vier Kisten standen jetzt nur noch zwei in dem kleinen Lagerraum des unscheinbaren Geschäftes. Ein paar Sekunden lang war es ganz ruhig und nichts rührte sich…dann bewegte sich der Wandschrank plötzlich und eine Tür wurde mit einem leisen Knartschen geöffnet. Unweigerlich atmete Itachi auf, blickte sich flüchtig um, doch die beiden Männer schienen erstmal beschäftigt. Soweit er das mitbekommen hatte, stand draußen jemand, der vom Mizukage geschickt worden war…wegen der besagten Ware. Der Uchiha zögerte nicht länger, sondern öffnete die erste Kiste, wühlte hastig darin herum, in der Hoffnung, etwas Passendes zu finden. Schließlich wollte er nicht weiterhin unbekleidet durch Kiri rennen. Der Laden war ihm auf seiner Flucht vor Suigetsu wie gerufen gekommen und kurzerhand hatte er sich hier versteckt. Dass der Händler zufällig auch mit Kleidung seinen Lebensunterhalt verdiente, war wohl ein Glückstreffer. Itachi horchte auf, als die Stimmen wieder lauter wurden und Schritte ertönten – jetzt musste er sich aber beeilen, wenn er nicht entdeckt werden wollte. Schnell griff er nach den Stücken, die er sich bis dato herausgesucht hatte, und schloss den Deckel der Kiste wieder, nur um sich erneut in dem Schrank zu verstecken.
 

„So…das ist dann die letzte Kiste.“

„Hoffentlich fehlt nicht wieder was…das gab letztes Mal schon Ärger.“

„Ach was! Ich hab doch vorhin noch alles abgezählt, was soll den schief gehen, he?“

„Na ja…wenn du meinst.“

Itachi wagte nicht zu atmen, bis die beiden wieder verschwunden waren…erst dann zog er sich mehr schlecht als recht in dem engen Raum um. Wenigstens passten die Sachen einigermaßen…das schwarze Oberteil war ihm zwar etwas zu weit, aber dafür hatte die Hose genau die richtige Größe. War ja auch nur eine vorüber gehende Notlösung – zumindest wäre sie das, wenn er unbemerkt über die Grenze kam. Bevor er von hier verschwand, sollte er wohl noch nach Schuhen gucken…andernfalls würde es ziemlich schmerzhaft für ihn werden, denn Konoha war kein Katzensprung. Ein Stirnband zur Tarnung wäre natürlich auch nicht schlecht gewesen, aber sei es drum…bis hier lief es schon mal besser als geplant. Als sich nach mehreren Minuten nichts regte, öffnete er vorsichtig die Tür und kletterte aus dem Schrank. Möglichst lautlos durchsuchte er die anderen Schränke und Regale und fand tatsächlich ein paar Sandalen, die ihm ungefähr passten…das würde reichen. Die eigentliche Herausforderung bestand darin, ungesehen aus dem Laden zu kommen, jedoch schien es das Schicksal gut mit ihm zu meinen. Diese Tür war ihm vorhin nicht mal aufgefallen, aber da hatte ihm ja auch ein Idiot an den Hacken gehangen. Schnell begab er sich zu dem augenscheinlichen Notausgang und öffnete diesen einen Spalt breit, prüfte, ob dort nicht jemand stand. Dies war nicht der Fall und so schlich er sich raus, war doch froh, nicht mehr so eingepfercht zu sein. Ohne noch länger zu warten, lief er los, wollte dieses Dorf so schnell wie es nur ging verlassen und vor allem außer Reichweite der Menschen kommen.
 

Im Nachhinein hätte er vielleicht noch nach Waffen suchen sollen, doch als ihm dies einfiel, war es bereits zu spät dafür und umkehren würde er ganz sicher auch nicht. Eigentlich war er ziemlich gut, was die Planung anging, aber unter diesen Umständen konnte ihm wohl keiner einen Vorwurf machen, dass er seine Gedanken nicht alle beisammen hatte. Er seufzte schwer, während er weiterlief, wobei er sich bemühte, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch niemand beachtete ihn bisher, schienen sie alle genug mit sich selbst zu tun zu haben. Wenn ihn das Glück nicht verließ, hatte er vielleicht sogar den richtigen Weg eingeschlagen…solange er fürs Erste aus Kiri raus war, war ihm das relativ egal. Itachi fragte sich unweigerlich, ob Kisame schon herausgefunden hatte, dass er dessen Kumpel ausgetrickst hatte und ihm somit entkommen war. Falls dem so war, konnte er gar nicht schnell genug von hier wegkommen…sicher würde der Haimensch ihm folgen und was er tun würde, wenn er ihn fand, das war nicht auszudenken. Itachi wollte es sich auch nicht ausmalen; die bisherigen Eindrücke reichten ihm. Statt weiter darüber nachzudenken, fokussierte er sich lieber auf die Vorstellung, dass er möglicherweise schon bald seinen Bruder sehen würde…und seine Eltern…Shisui ebenfalls. Sobald er die Grenze hinter sich gelassen hatte, würde alles gut werden…zumindest fürs Erste. Bis zur nächsten Mission…bis der Trott seinen Lauf nahm. Itachi konnte sich nichts vormachen; als Shinobi gehörte sein Leben seinem Dorf und auch wenn er jetzt überlebte, würde er seine Funktion als Waffe nicht verlieren. Bis er stumpf war, würde er kämpfen müssen…und davor konnte er nicht weglaufen. Niemals.
 

Währenddessen hatte sich Kisame längst auf die Suche des Flüchtlings gemacht – er hatte nicht vor, diesen so einfach ziehen zu lassen. Es war ihm auch egal, dass er sich nicht beim Mizukage abgemeldet hatte…der konnte ihn gerade mal kreuzweise. Außerdem hatte er seinen Auftrag ja schon erledigt…die beiden Shinobi aus Suna hatten gesungen wie die Vögel, als er ihnen ein paar Gliedmaßen gebrochen hatte. Nun, gerettet hatte sie das auch nicht, ihnen höchstens weitere Schmerzen erspart, denn Kisame hatte sie danach recht schnell beseitigt. Wohl gemerkt mit seinen Händen, denn seine beste Waffe besaß er ja nicht mehr. Wehmütig dachte er an das Schwert, welches sich momentan im Gewahrsam des Kage befand. Es war nicht leicht gewesen, Samehada von ihm zu trennen, verlangte das Katana doch nach seinem Meister und folgte ihm überall hin – einen treueren Freund gab es kaum.

Bald…, dachte er zerknirscht, Bald hole ich dich wieder zurück…und dann wird es ein Blutbad geben, dass die verlorene Zeit wieder gutmacht.

Zu allererst musste er aber Itachi finden…und wenn er ihn fand, würde er all seinen Ärger an dem Uchiha auslassen. Das versprach doch lohnend zu werden.
 

Itachi hatte jegliches Zeitgefühl verloren, doch es mussten einige Stunden vergangen sein, denn es dämmerte schon. Die Sonne war durch den dichten Nebel ohnehin kaum zu erkennen und nur ab und zu brachen ein paar Strahlen hervor, erhellten die graue Umgebung. Zumindest war er aus dem Dorf raus und seit einer Weile waren ihm keine Menschen mehr begegnet, was vermutlich daran lag, dass er sich nun durch die Wälder bewegte. Das war schon mal positiv, denn hier war es schwieriger, ihn zu finden…natürlich bedeutete das keine Garantie für seine Sicherheit, aber Hoffnung in seiner Lage konnte nicht verkehrt sein.
 

Itachi zuckte zusammen, als er ein leises Knacken vernahm und sofort spannte er sich an, verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. War ihm etwa doch jemand gefolgt? Er konnte niemanden entdecken...war er so nervös, dass er sich schon Dinge einbildete? Erneut glitt sein Blick über seine Umgebung, an den Bäumen vorbei...vielleicht ein Tier? Das wäre beruhigend gewesen, jedoch wollte er nichts riskieren, beugte sich langsam runter. Vorsichtig schlossen sich seine Finger um einen am Boden liegenden Stein, dann richtete er sich wieder auf, verweilte einen Moment so. Schließlich holte er aus und warf den Stein in die Richtung, aus der er das Geräusch vernommen hatte. Ein Keuchen drang an seine Ohren, bestätigte seine Vermutung, dass er sich nicht geirrt hatte...und dass es sich nicht um ein Kaninchen oder dergleichen handelte. Rote Iriden glommen auf, als er das Sharingan aktivierte, abwartete, ob sein Verfolger sich zeigen würde – er konnte nur hoffen, dass es nicht allzu viele waren. Sekunden vergingen, in denen nichts geschah...dann hörte er Schritte, die sich näherten und schließlich erkannte er die Umrisse einer Person inmitten des störenden Nebels. Sein vermeintlicher Verfolger war nicht besonders groß, ganz im Gegenteil und je näher er kam, umso irritierter war der Uchiha; er hatte mit vielem gerechnet, nicht zuletzt mit Kisame...aber nicht mit einem Mädchen. Noch dazu ein sehr harmlos aussehendes Mädchen...worauf er sich aber nicht verließ. Wer wusste schon, welche Waffen sie unter diesem rosafarbenen Yukata versteckte? Ihre braunen Augen musterten ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Misstrauen, noch sagte sie kein Wort. Itachi bemerkte, wie sie die filigranen Finger fester um den Korb, den sie hielt, krampfte. Sie blieb auf genügend Abstand und das war auch besser für sie.

„...du bist nicht von hier, nicht wahr?“

Ihre Stimme klang unerwartet sanft, beinahe freundlich, doch ihre ernste Miene wahrte die Distanz. Er antwortete nicht darauf – vielleicht war sie eine Art Lockvogel? Nachdenklich wiegte sie den Kopf etwas zur Seite, ließ ihn nicht aus den Augen.

„Du bist aus dem Uchiha-Clan...dein Bluterbe verrät dich. Wenn du nicht erkannt werden willst, solltest du es lieber nicht einsetzen.“

Das stimmte natürlich, gleichzeitig schützte es ihn aber vor möglichen Genjutsus...diesbezüglich ging er lieber kein Risiko ein. Immer noch rührte sie sich nicht von der Stelle, seufzte nur leise.

„Bist du auf der Flucht? Wenn du zur Grenze willst, bist du jedenfalls auf dem richtigen Weg.“

Er runzelte die Stirn, fragte sich, warum sie ihm das erzählte, hatte er selbst sich noch überhaupt nicht geäußert. Sie ignorierte das geflissentlich, kniete sich stattdessen hin und rupfte ein paar Pflanzen aus der Erde, tat sie in den Korb. Dieses Mädchen war durch und durch seltsam...er wusste nicht, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte, schien sie ihm nicht feindlich gesinnt.

„Du solltest lieber einen anderen Weg einschlagen“, riet sie ihm leise, sah aber nicht auf, sondern blieb in der Hocke.

„Du sagtest, ich sei auf dem richtigen Weg.“

Die ersten Worte, die er vorbrachte, und sogleich schlich sich ein Lächeln auf ihre femininen Züge.

„Du kannst ja doch sprechen“, meinte sie mit leichter Belustigung.

Sie richtete sich wieder auf, die freundliche Miene blieb bestehen, während sie sich eine lange, braune Haarsträhne hinters Ohr strich.

„Wenn du auf diesem Pfad bleibst, wirst du mit den Oi-nin zusammenstoßen“, erklärte sie sich. „Es wäre besser, wenn du einen Umweg machst.“

Die Oi-nin waren eine Organisation aus Kiri-Gakure ähnlich der ANBU in Konoha und ihnen zu begegnen, wäre alles andere als vorteilhaft. Den richtigen Nerv hatte sie bei ihm schon mal getroffen, aber er war von Natur aus ein vorsichtiger Mensch. Vielleicht schickte sie ihn geradewegs in die Arme der Feinde?

„Und wieso sollte ich dir trauen?“

Sie sah ihn verwundert an, beinahe so, als wäre seine Frage völlig unberechtigt.

„Wieso sollte ich lügen?“, gab sie schließlich zurück.

Sie machte keinen verschlagenen Eindruck oder dergleichen…aber vielleicht war es genau das, was Itachi zweifeln ließ. Viel zu hilfsbereit einem Fremden gegenüber.

„Wieso solltest du die Wahrheit sagen?“

Sie blinzelte einmal…und dann kicherte sie doch tatsächlich, sah ihn amüsiert an. Machte sie sich über ihn lustig?

„Ein Shinobi durch und durch…aber keine Sorge. Ich bin nicht dein Feind…natürlich steht es dir frei, mir zu glauben oder nicht, aber…ich würde es dir wirklich nahe legen, eine andere Route zu wählen.“

Sie zwinkerte ihm zu, was den weichen Zügen die letzte Strenge nahm, und dann drehte sie sich einfach um und ging.

„Ich wünsche dir viel Glück, Uchiha-san!“

Er wusste nicht, was er von dieser Begegnung halten sollte, schaute ihr schweigend nach, wie sie mit winkender Hand im Nebel verschwand und ihn zurückließ. Jedoch hatte er keine Zeit, sich zu fragen, wer dieses sonderbare Mädchen war – er musste hier weg! Erst recht, wenn sie nicht gelogen hatte…was ihn vor das nächste Problem stellte; sollte er auf ihren Rat hören? Vor etwa einer Stunde war er an einer Abzweigung vorbei gekommen…wenn er nun zurückging und den anderen Pfad nahm, würde er viel Zeit verlieren. Kisame könnte ihn einholen…oder dieser Suigetsu…war es nicht um einiges gefährlicher, nun zurückzukehren? Außerdem konnte er dem Mädchen nicht trauen, auch wenn sie ehrlich auf ihn gewirkt hatte – die meisten Menschen trugen eine falsche Maske. Er bildete da keine Ausnahme…und deshalb blendete er die Warnung des Mädchens aus und folgte dem Weg, den er eingeschlagen hatte.
 

Vielleicht war es ein Fehler gewesen, anstatt des Ichirakus eine Bar aufzusuchen…bei Teuchi hätte man wenigstens Ruhe gehabt. Andererseits verspürte Shisui momentan mehr Lust auf Sake als auf Ramen und damit war die Entscheidung gefallen. Es war schon spät und diejenigen, die ihre Missionen hinter sich gebracht hatten, kamen hierher, um mithilfe des Alkohols vergessen zu können oder auch einfach nur zu entspannen. Shisui war nie jemand gewesen, der übermäßig trank, aber gerade jetzt hoffte er, dadurch endlich einmal zur Ruhe kommen zu können. Sein Blick glitt kurz durch den Raum, bevor er sich an einen leeren Tisch setzte, und einige Gesichter kannte er. Da war zum Bespiel eine Kunoichi namens Anko, so wie die beiden Torwächter Kotetsu und Izumo, hinten in der Ecke erkannte er Yugao mit ihrem wie immer sehr kränklich aussehenden Freund Hayate und auch Genma war ihm nicht unbekannt. Er wandte den Blick ab, bestellte einen Sake bei der jungen Kellnerin und wartete schweigend auf diesen. Sicher hätte er sich zu irgendwem setzen können, aber dazu verspürte er nicht einmal das Bedürfnis – Shisui wusste, dass der Uchiha-Clan bei einigen immer noch ein heikles Thema darstellte. Wie hatte Itachi einmal gesagt? Auf Macht folgen Neid und Angst…oder so was in der Art und er hatte damit Recht gehabt. Deshalb lebten sie doch in einem abgesonderten Viertel, weil man ihnen nicht traute. Er schnaubte leise, nahm dankend seinen Sake entgegen und trank den ersten Schluck. Wäre Itachi hier gewesen, er hätte ihn mit einem skeptischen Blick bedacht…sein Cousin war nie ein Freund von Alkohol gewesen. Schade eigentlich, etwas lockerer hätte er ab und zu ruhig sein können. Er war viel zu jung zum Sterben gewesen, hatte kaum etwas von seinem Leben gehabt…es war schlicht und ergreifend nicht fair!

„Ja, morgen findet die Beerdigung von den beiden Uchiha statt.“

Shisui horchte auf, als der Name seines Clans an seine Ohren drang und aus den Augenwinkeln schaute er zum Nachbarstisch, blieb aufmerksam. Den einen erkannte er als den Lehrer Iruka…die anderen beiden nannten sich Mizuki und Ebisu.

„In letzter Zeit gibt es eindeutig zu viele Beerdigungen…es ist ein Trauerspiel“, seufzte Iruka und ehrliches Bedauern klang in seiner Stimme wieder.

„Das mag ja sein“, erwiderte Mizuki daraufhin. „Allerdings haben die zwei es sicher herausgefordert.“

Ebisu schob seine Brille zurecht, wirkte mit einem Mal sehr angespannt, während Iruka seinen Kollegen fassungslos anblickte.

„Wie kannst du so was sagen, Mizuki?“

Der Angesprochene schnaubte nur abfällig und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Na, es ist doch kein Geheimnis, dass diese Bastarde denken, sie seien die Größten. Diese Überheblichkeit haben sie nun mit dem Leben bezahlt.“

Ebisu räusperte sich vernehmlich, hinderte Iruka damit an einem erneuten Ausbruch.

„Ich kann dir nicht ganz widersprechen, aber es gehört sich dennoch nicht, so über Verstorbene zu reden“, ermahnte er den weißhaarigen Mann, der sich davon nicht beeindrucken ließ.

„Ich trau diesen Kerlen nicht...mir egal, wenn sie alle drauf gehen. Überhaupt…was ist mit dem Balg? Hat man seine Leiche inzwischen gefunden?“

„Nein…und ich hoffe, dass es nicht dazu kommt. Sein Bruder war in meiner Klasse und er muss schrecklich darunter leiden. Itachi hat ihn damals immer abgeholt…die beiden waren unzertrennlich.“

Mizuki schien diese Geschichte reichlich wenig nahe zu gehen, denn er verdrehte nur die Augen.

„Wenn dir so viel an seinem Wohlergehen liegt, solltest du hoffen, dass er tot ist. Wenn die Kiri-nin ihn haben und er tatsächlich noch lebt, wird wohl nicht mehr viel von ihm übrig sein. Die kennen keine Skrupel. Sogar Ibiki ist menschlicher als die…“

„In der Tat“, stimmte Ebisu zu und verschränkte die Arme. „Seine Familie muss krank vor Sorge sein.“

Mizuki lachte trocken auf und der Klang ließ Shisui das Blut in den Adern gefrieren. Fest krampfte er seine Hand um den Becher, während er innerlich um Beherrschung rang; dass dieser Bastard so schlecht über seine Familie sprach, konnte er einfach nicht dulden. Aber noch blieb er still, hörte nur zu.

„Tse, als ob! Die sind doch alle kalt wie Eis...manchmal glaub ich, dass das gar keine Menschen sind. Sein Vater soll bei der Nachricht keine Miene verzogen haben…wahrscheinlich geht es ihm am Arsch vorbei, was mit seinem Balg ist.“

„Mizuki! Das reicht wirklich! Du hast kein Recht, so über diese Leute zu sprechen!“, fuhr Iruka ihn an.

„Warum? Ist doch so. Du kanntest den Jungen doch auch oder nicht? Der war nicht anders als seine Alten. War sich sogar zu gut dafür, mit normalen Leuten zu reden…dieses Wunderkind. So toll war er ja dann wohl doch nicht…wenn er sich schon von den Kiri-nin erwischen lässt. Ich wette, sie haben ihm jedes bisschen Arroganz aus den Knochen geprügelt…“

„Mizuki! Schluss jetzt!“

„…und ihn dann ganz langsam und qualvoll hingerichtet. So wie er es verdient-“

Der Satz wurde nicht mehr zu Ende geführt, da Shisui ruckartig aufgesprungen war, wobei sein Stuhl nach hinten fiel und mit einem Krachen auf dem Boden aufkam. Laut klangen seine Schritte wieder und ohne zu zögern packte er das Schandmaul am Kragen, riss ihn hoch. Mit rot funkelndem Sharingan fixierte er den sowohl erschrockenen als auch empörten Mann und holte aus, um ihm die Faust ins Gesicht zu jagen.

„Sprich nie wieder so über meine Familie…du Abschaum!“, fauchte er und setzte noch einmal nach, dieses Mal so fest, dass der andere Shinobi zu Boden ging, wo er sich wimmernd die Hand auf die blutige Nase drückte.

Angewidert drehte sich der Uchiha weg und ignorierte dabei die plötzliche Stille um ihn herum. Iruka machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu, sah ihn schuldbewusst an.

„Shisui-san…es tut mir so leid.“

Er schnaubte bloß, fragte sich, warum sich dieser Mann entschuldigte, wo er doch kein schlechtes Wort über Itachi verloren hatte. Über keinen von ihnen.

„Danke für Ihr Mitgefühl“, erwiderte er steif, ehe er etwas Geld auf den Tisch legte und die Bar verließ.

Er hatte genug gehört…er wollte auch nicht mehr hören. Und er bedauerte, dass er sein Bewusstsein heute nicht hatte ertränken können. Itachis Verlust würde ihn noch auffressen, wenn das so weiterging.
 

Währenddessen hatte Itachi gänzlich andere Probleme, denn es hatte wieder zu regnen begonnen und das erschwerte ihm das Vorankommen. Die Erde war schon ganz aufgeweicht und ihm selbst erging es nicht viel besser, auch wenn die Bäume einiges abfingen. Er schauderte, wischte sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht und seufzte schwer; ihm wurde langsam kalt. Bisher hatte er jedoch nicht mal eine Höhle oder etwas in der Art finden können…notfalls musste er die Nacht halt im Freien verbringen und hoffen, dass er sich nur eine Erkältung einfing. Er erzitterte wieder, beschleunigte seine Schritte noch, da er überhaupt keine Lust darauf verspürte, sich etwas wegzuholen. Dabei tat er allerdings einen Schritt zu viel, merkte, wie ihm etwas in die Haut schnitt – er erstarrte mitten in der Bewegung, sah zu Boden. Ein dünnes Rinnsal Blut bahnte sich den Weg über seinen Fuß, färbte die kaum sichtbare Schnur mit seinem Lebenssaft. Im nächsten Moment machte er einen Satz zurück, schmiss sich zur Seite – gerade noch rechtzeitig, bevor die Bomben unter seinen Füßen hoch gingen. Die Explosion erschütterte den Boden und ließ sein Trommelfell erbeben, verursachte ein schmerzhaftes Piepen in seinen Ohren. Keuchend lag er im Dreck, spürte ein scharfes Brennen in seiner Lunge, das ihm das Atmen erschwerte – das war knapp gewesen. Der Geruch von verbrannter Erde stieg ihm in die Nase und er rappelte sich hastig auf, ließ den Blick über die zerstörte Fläche schweifen. Itachi fluchte innerlich, suchte mit den Sharingan die Umgebung nach weiteren solchen Fallen ab, jedoch schien dies die einzige gewesen zu sein. Dafür bahnten sich ihm andere Probleme an…die Explosion hatte mit Sicherheit Aufmerksamkeit auf sich gezogen und wenn das Mädchen die Wahrheit gesagt haben sollte, würde er in kürzester Zeit die Oi-nin hier versammelt haben. Er atmete kontrolliert durch, nahm sich vor, jetzt nicht in Panik zu geraten…das würde die Lage nur noch verschlimmern und darauf konnte er getrost verzichten. Zuerst mal musste er hier schleunigst weg, weshalb er das ungute Gefühl, das sich seiner bemächtigte, ausblendete und losrannte. Die Grenze konnte nicht mehr allzu weit entfernt sein, sollte das Mädchen nicht gelogen haben…wenn er die Nacht durchlief, würde er eventuell am Vormittag in Konoha sein. Er durfte nur nicht stehen bleiben und erst recht nicht aufgeben, sonst…

Seine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als ein Zischen die Luft durchschnitt – reflexartig wich der Uchiha zur Seite aus, verhinderte damit, dass ihn die Wurfgeschosse trafen. Flüchtig glitt sein Blick über die dünnen Nadeln, welche nun in der Rinde eines umstehenden Baumes steckten. Hätten sie ihn an den richtigen Stellen getroffen, wäre er mindestens gelähmt gewesen. E fuhr herum, als er das Geräusch herannahender Schritte vernahm, wissend, dass er nun nicht mehr weglaufen konnte. Die Sharingan richteten sich auf die Baumkronen, begegneten weißen Keramikmasken, die das Symbol Kiris trugen. Weitere Oi-nin stießen dazu und sie kesselten ihn systematisch ein, hatten ihre Waffen gezogen – es mussten mindestens fünfzehn Männer sein und Itachi wurde flau im Magen. Seine Kraftreserven waren beschränkt, da er sich kaum Zeit zum Ausruhen hatte gönnen können und zudem hatte er keine Waffen bei sich. Außerdem war das hier nicht seine Heimat, wogegen die Kiri-nin in diesem Nebel aufgewachsen waren und diesen als Vorteil nutzen konnten. Das sah wahrlich schlecht für ihn aus.
 

„Es ist nur ein Junge…“

„…Zivilisten haben hier nichts zu suchen.“

„Idioten! Sind euch seine Teufelsaugen entgangen? Er ist aus dem Uchiha-Clan!“

„Seine Bewegungen sind auch viel zu schnell für einen Zivilisten.“

Itachi schwieg, ließ die Männer diskutieren, während er eine Lücke zu finden versuchte – freiwillig würde er sich bestimmt nicht ergeben. Seine Haltung blieb angespannt, sein Blick wachsam, als einer der Männer vortrat.

„Hör zu, Junge…wir können dich nicht ziehen lassen. Ergib dich und wir werden dir nicht mehr als nötig wehtun.“

Ein paar Oi-nin glucksten unterdrückt, straften das Versprechen Lügen…aber Itachi hätte ihm diesen Mist ohnehin nicht abgekauft. Es war eine Schande, dass er das Gokakyu no Jutsu bei diesem Wetter nicht einsetzen konnte – er würde lediglich Chakra verbrauchen und keinen Effekt erzielen.

„Ich habe deine Antwort nicht ganz verstanden…also?“

Ein Schritt folgte auf die Worte und ein weiterer…Itachi entging die plötzlich wieder einkehrende Stille nicht. Im nächsten Augenblick musste er einigen Senbon ausweichen, vernahm den Befehl, der die Zurückhaltung der Oi-nin beendete. Ein Sturm schien loszubrechen, als sich die Shinobi auf ihn stürzten und der Uchiha handelte instinktiv, verließ sich auf seine Reflexe und sein Bluterbe. Den ersten Schlag sah er kommen, fing ihn ab und drehte sich mit seinem Gegner, um ihn als Schutzschild für den nächsten Angriff auf ihn zu benutzen. Er nutzte die Unvorsichtigkeit eines anderen, entledigte ihn seines Kunais und rammte ihm die Klinge in den Hals, womit er sich schon den zweiten vom Leib gehalten hatte. Hastig schloss er Fingerzeichen, nachdem er sich das blutbesudelte Kunai zwischen die Zähne geklemmt hatte.

„Kagebunshin no Jutsu!“

Er warf einen Blick zu seinem Doppelgänger, welcher es ihm gleich tat, ehe sie Rücken an Rücken kämpften. Es war alles andere als leicht, sowohl Wurfgeschossen als auch Schlägen und Tritten auszuweichen. Itachi verzog keine Miene, als ihn einige der Senbon von hinten trafen – bisher keine relevanten Stellen, aber er durfte nicht nachlässig werden. Sein Ebenbild übernahm nun mehr die Deckung, während er sich auf die physischen Angriffe konzentrierte.

„Suirou no Jutsu!“, ertönte es da auf einmal neben ihm und jemand streckte die Hand nach ihm aus.

Er ließ sich nach hinten fallen, wich dem Shinobi somit aus – sein Doppelgänger hatte da weniger Glück und Itachi musste mit ansehen, wie dieser in einem Gefängnis aus Wasser eingeschlossen wurde. Er ignorierte das Platschen, das deutlich machte, dass sich sein Doppelgänger soeben aufgelöst hatte, und duckte sich stattdessen unter dem nächsten Schlag hinweg, teilte selbst aus. Abermals schloss er Fingerzeichen, suchte

„Kasegui no Jutsu!“

Kaum war ihm die Bezeichnung des Genjutsus über die Lippen geglitten, wurde die Umgebung in einen roten Strudel gezogen. Felsbrockengroße Nägel pfählten die Shinobi, die das Unglück hatten, in seine Illusion gezogen zu werden und Schreie ertönten, machten das Trugbild realistischer. Der Haken an dieser Technik war, dass es schwierig war, so viele Feinde gefangen zu halten…und Itachi wusste, dass er einige nicht in seinen Bann hatte ziehen können. Seine Konzentration und damit auch sein Jutsu verschwanden in dem Augenblick, als er einem Shuriken ausweichen musste, doch den gewünschten Effekt hatte seine Aktion dennoch erzielt; es lagen einige Oi-nin auf dem Boden, anscheinend vor Schock unfähig, sich zu bewegen. Itachi hatte keine Zeit, sich über diesen Triumph zu freuen, denn er musste schon wieder den nächsten Angriff abwehren. Ein unglücklicher Schritt seinerseits ließ ihn jedoch auf dem nassen Boden ausrutschen, so dass er ins Taumeln geriet – im gleichen Moment schoss ihm ein scharfer Schmerz durch Rücken und Hals. Einer seiner Feinde hatte ihm den Arm gegen den Adamsapfel gerammt und hielt ihn nun unten, drückte ihn in den Schlamm. Itachi schnappte nach Luft, wehrte sich so gut er konnte gegen seine Lage, jedoch konnte er nicht mehr viel tun, als weitere Männer dazu kamen, ihn festhielten.

„Lasst ihn ja nicht entwischen!“

Itachi wand sich nur noch heftiger, rammte einem der Oi-nin den Fuß gegen die Schläfe, doch viel konnte er damit nicht ausrichten. Eine Faust traf ihn hart ins Gesicht und er schmeckte Blut, hatte sich versehentlich auf die Zunge gebissen.

„Fesselt ihn…der Mizukage wird sich freuen, wenn wir ihm ein Geschenk bringen!“
 

„Da habe ich aber noch ein Wörtchen mitzureden.“

Abrupt hielt der Uchiha inne, so wie auch die anderen Anwesenden; das durfte doch nicht wahr sein!

„Du bist doch…“

Ein raues Lachen ertönte und nun gab es keinen Zweifel mehr daran, wer da gerade aufgetaucht war.

„Das ist Hoshigaki Kisame!“

„Das Monster…“

Itachi schloss für einen Moment die Augen, fühlte die Resignation in sich aufsteigen…und damit auch die Verzweiflung. Hatte er ihn also gefunden.

„Zu viel der Ehre…ich will nur meine Beute zurück.“

Beute…allein die Bezeichnung jagte ihm kalte Schauer durch den Körper und er ahnte, dass der Haimensch sich nun nicht mehr zurückhalten würde. Nicht, nachdem er vor ihm geflohen war. Er saß in der Falle.

„Habt ihr das gehört? Der Köter des Mizukage will seinen Knochen zurück!“

Das höhnische Gelächter der Shinobi wollte so gar nicht in diese Szene passen und Itachi fragte sich, was das sollte. Hatten sie etwa nicht vor, ihn auszuliefern?

„Was hast du gesagt?!“

Kisames Stimme war nun mehr ein dunkles Grollen, doch beeindruckte das die Oi-nin anscheinend sehr wenig.

„Du hast mich schon verstanden!“

Itachi wusste nicht, wie stark der Haimensch wirklich war, aber dass er niemand war, den man unterschätzen sollte, das konnte er sich denken. Warum also provozierten ihn diese Männer, die doch aus dem gleichen Dorf wie er selbst stammten. Sollten sie nicht viel eher Verbündete sein? Er drehte seinen Kopf ein wenig, konnte die Konturen des so genannten Monsters erkennen, welches einige Schritte näher kam. Kisames unmenschliche Augen fixierten ihn nur kurz, doch die Wut, die er in seinem Blick las, reichte dem Uchiha schon. Jedoch wandte sich der Ältere bereits wieder an den Anführer der Oi-nin, welcher nun vorgetreten war und überhaupt nicht gewillt schien, der Forderung nachzukommen.

„Du übergibst ihn mir besser sofort, wenn du nicht-“

Itachi weitete seine Augen, als ihm klar wurde, was da soeben geschehen war…und er verstand nichts mehr. Der Mund des Haimenschen stand noch offen, jedoch brachte er den Satz nicht mehr zu Ende. Ehrliche Überraschung zeichnete seine gerade noch so harten Züge und langsam wanderten seine grünen Iriden nach unten…dorthin, wo das Schwert aus seiner Hüfte ragte. Blut bahnte sich den Weg zu Boden, vermischte sich mit Wasser und Dreck…und es war plötzlich totenstill.
 

_____________________________________________________________________
 

So, da bin ich mit dem sechsten Kapitel! Dass es diesmal mehr Zeit erfordert hat, lag nicht unbedingt an der Länge...sondern mehr daran, dass ich momentan viel mit Arbeit und Schule zu tun habe und bald meine Prüfung stattfindet.

Nicht zu vergessen, dass ich Kampfszenen wirklich hasse...es ist jedes Mal schwere Arbeit, sie zu schreiben und wenn ich sie fertig habe, bin ich echt erleichtert.

Also kritisiert ruhig und gebt mir Tipps, wenn sie euch nicht gefällt...ich gebe zu, dass ich das noch üben sollte. Vielleicht fällt es mir dann irgendwann leichter. -.-

Die Szene mit Shisui dagegen war unglaublich angenehm...ebenso wie die Begegnung mit dem mysteriösen Mädchen~ <3

Denkt euch euren Teil, ich bin gespannt auf eure Meinungen hierzu...vor allem zu diesem bösen Cliffy~

Ich bedanke mich noch einmal für alle Kommentare, sie ermutigen mich jedes Mal zum Weiterschreiben! ^^

lg

Pia

Wounded

Fassungslos beobachtete Itachi die Szene, konnte nicht glauben, dass das soeben wirklich passiert war. Immer noch wurde er festgehalten, war nicht fähig, sich zu bewegen und er versuchte es auch nicht mehr. Kisames Blick verweilte auch weiterhin auf der Klinge, die sein Fleisch durchbohrt hatte…und dann grinste er plötzlich. Vielleicht war der Schmerz so schwer zu ertragen, dass er den Verstand verloren hatte, Itachi wollte darüber nicht spekulieren.

„Ihr feigen Bastarde“, hörte er den Haimenschen sagen, ehe dieser herumfuhr und seinem Angreifer die Faust ins Gesicht rammte, woraufhin dieser zurücktaumelte.

Das Katana blieb in seiner Hüfte stecken, als behinderte es ihn gar nicht, und ohne darauf zu achten, wandte er sich wieder dem Anführer der Oi-nin zu. Dieser zuckte daraufhin zusammen, warf seinen Männern einen Blick zu, woraufhin diese in Position gingen, den Hünen umzingelten. Itachi verstand noch immer nicht, warum sich Shinobi desselben Dorfes hintergingen.

„Wollt ihr mich so sehr loswerden?“

Das Geräusch, welches ertönte, als sich der Haimensch das Schwert mit einem Ruck aus der Hüfte zog, war kaum zu beschreiben. Ein Schwall Blut besudelte die Hose Kisames, doch er wankte nicht einmal, grinste noch immer so merkwürdig. Vielleicht war er ja tatsächlich durchgedreht.

„Niemand will dich hier haben…was glaubst du, weshalb Mizukage-sama dich die ganze Zeit an der kurzen Leine hält?“, knurrte der Oi-nin und zog nun sein eigenes Katana. „Du bist unkontrolliert und blutrünstig…keiner weiß, wie weit deine Loyalität geht.“

Die Worte schienen den Haimenschen ziemlich kalt zu lassen, denn seine belustigte Miene verschwand nicht.

„Jetzt hast du aber meine Gefühle verletzt…mir so wenig Vertrauen entgegen zu bringen“, spottete er und musterte die mit Blut beschmierte Schneide des Schwertes in seiner Hand.

Itachi fragte sich, wie lange er noch gerade stehen konnte…die rote Flüssigkeit floss geradezu aus der Wunde. So viel Blutverlust war gefährlich, aber Kisame machte den Eindruck, als bemerkte er das nicht mal. Vielleicht war er ja wirklich so eine Art Monster…trotzdem empfand Itachi es als schockierend, dass er gar keine Reaktion auf die gesprochenen Worte zeigte. Immerhin war er doch soeben verraten worden…war ihm das tatsächlich so egal?

„Dabei wollte ich nur den Jungen…nun, Pech für euch, dass ihr euch so unkooperativ zeigt.“

Kisame zuckte mit den Schultern, hob dann das Katana ein Stück an und betrachtete es wieder.

„Nichts im Vergleich zu Samehada…“

Im nächsten Moment war er herumgefahren, ließ die Klinge durch die Luft sausen und Blut spritzte, als er einem der Oi-nin mit einem glatten Schnitt die Kehle durchtrennte.

„…aber man soll nehmen, was man kriegen kann.“

Der Mann röchelte unter seiner Maske, hatte gar nicht reagieren können und Itachi fand es beängstigend, dass jemand von Kisames Format so schnell war.

„Tötet ihn!“
 

Itachi hatte schon einige Leute auf dem Schlachtfeld gesehen, doch selten war jemand so brutal vorgegangen wie der Haimensch. Das war kein Kampf mehr…das war ein Gemetzel und dem Uchiha drehte sich dabei der Magen um. Es war nicht so, dass Kisame keine Wunden zugefügt wurden, doch schien er die Wurfgeschosse, die sich in seine Haut bohrten, entweder nicht zu spüren oder einfach zu ignorieren. Viel mehr schien er sich in eine Art Rausch zu steigern, denn je mehr Blut floss, umso breiter wurde das Grinsen in seinem Gesicht…wie ein Berserker. Itachi hatte jedoch nicht vor, sich am Ende des Kampfes wie eine Trophäe zurücktragen zu lassen, um dann den Launen dieses Irren ausgesetzt zu sein. Die Oi-nin schienen allmählich zu begreifen, dass sie in diesem Gefecht den Kürzeren ziehen würden und das sorgte für allgemeine Panik. Eine Panik, die sich Itachi rasch zunutze machen konnte – und genau das tat er in diesem Augenblick. Vermutlich hatten ihn die Männer schon fast vergessen, hatten die mit Masken verdeckten Gesichter auf Kisame geheftet und folgten wie gebannt dem Geschehen. Der Uchiha spannte sich an, nur um im nächsten Moment ruckartig hochzufahren und dem Shinobi, der seine Handgelenke festgehalten hatte, den Kopf gegen das Kinn zu rammen. Ein erschrockener Aufschrei, doch er ging in dem Tumult völlig unter – helfen konnte sowieso keiner. Itachi brauchte nicht mehr als den Überraschungseffekt, um sich vollkommen zu befreien, denn drei verstörte Oi-nin auszuschalten, stellte wahrlich keine Schwierigkeit dar. Taijutsu reichte, um ihnen mit schnellen Bewegungen das Bewusstsein zu rauben. Es war sehr hilfreich, dass Kisame die gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte…und auch wenn Itachi dieses Blutbad abscheulich fand, hatte er ihm damit eher einen Dienst erwiesen. Niemand kümmerte sich mehr um ihn und das war nur zu verständlich, wenn man bedachte, dass der Hüne soeben einem seiner Landsleute den Schädel mit bloßen Händen zertrümmert hatte. Schaudernd wandte sich Itachi ab, entschied, nicht länger hier zu verweilen – das war die perfekte Gelegenheit, sowohl den Oi-nin als auch Kisame zu entkommen. Jedoch machte ihm da jemand einen Strich durch die Rechnung; Itachi zuckte zusammen, als sich eine Hand um seinen Knöchel schloss.

„So…nicht…Miststück…“

Der Schmerz kam so plötzlich, dass Itachi sich einen Moment nicht rührte, den Shinobi zu seinen Füßen nur anstarren konnte. Dieser hatte ihm mit einem Kunai soeben die Ferse durchbohrt und grinste ihn nun gehässig durch die halb zerstörte Maske an. Der Uchiha konnte gerade so verhindern, dass ihm die Beine wegknickten, denn die Verletzung ließ ihm schwindelig werden. Stattdessen riss er sich zusammen und verpasste dem anderen Mann einen Kinnhaken, der ihn wie seine Kollegen schlafen ließ. Erst dann ließ er zu, dass ihm ein gepeinigtes Keuchen über die Lippen trat und er musste sich kurz sammeln, bevor er sich die Waffe mit einem Ruck aus dem Fuß zog. Blut strömte ihm warm über die Haut, während er die Lippen aufeinander presste, um keinen Laut von sich zu geben. Allerdings achtete auch jetzt niemand auf ihn…der Kampf war noch in vollem Gange und Itachi entschied, sich davon zu schleichen, solange er noch konnte. Ohne sich noch einmal umzublicken, lief er los – wissend, dass er mit dieser Wunde nicht lange durchhalten würde.
 

Es mochten erst wenige Tage vergangen sein, dass Sasuke damit konfrontiert worden war, dass er seinen Bruder nie wieder sehen würde…doch es belastete ihn ungemein. Natürlich gab er sich vor den Leuten keine Blöße und auch die Beerdigung würde er mit stoischer Miene hinnehmen, aber in seinem Inneren sah es gänzlich anders aus. Er war so erzogen worden und er hasste es, bemitleidet zu werden. Niemand musste wissen, wie sehr er Itachi bereits jetzt vermisste und er wollte seinen Schmerz darüber auch nicht teilen – Shisui hatte ein paar Mal versucht, etwas aus ihm rauszubekommen, aber Sasuke hatte abgeblockt. Seine Eltern schwiegen das Thema weitgehend tot und nur manchmal erwischte Sasuke seine Mutter dabei, wie sie sich verstohlen über die Augen wischte. Der Uchiha-Clan galt als der mächtigste in ganz Konoha und es gehörte sich einfach nicht, seine Gefühle offen darzulegen. Einige nannten sie kalt und herzlos, aber für Sasuke war es normal, dass er alles mit sich selbst ausmachte – er wollte es so. Und anstatt in seinem Zimmer zu sitzen und sich mit Erinnerungen an seinen Bruder zu quälen, stand er nun auf dem Übungsplatz, den sein Team und er selbst oftmals nutzte. Vielleicht machte sich seine Mutter Sorgen um ihn, weil er wieder so lange weg blieb, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Es tat ihm gut, sich abzureagieren und es war seine Art, Itachis Verlust zu verarbeiten. Ein weiteres Kunai traf sein Ziel, als er es in Richtung der Zielscheibe, die an einem Baum befestigt war, warf – er wurde immer besser. Langsam ließ der Zwölfjährige die Hand sinken, während sein Blick auf dem Kunai haften blieb...und er verlor sich, ohne es zu wollen.
 

Lass uns trainieren, Nii-san! Du hast es versprochen!

Ein anderes Mal, Sasuke…

Das sagst du immer!

Es tut mir leid.

Das macht es auch nicht besser! Nie hast du Zeit für mich!

Sasuke…

Tse!

Wir holen das nach…wenn diese Mission vorbei ist, in Ordnung?

Versprichst du es?

Ja…und ich halte es auch.
 

Von wegen, selbst wenn Itachi wieder zurückgekommen wäre, hätte er einen anderen Vorwand gefunden, um sein Versprechen zu brechen. Es war jedes Mal das gleiche Spiel und er hatte es schon so lange satt…allerdings fühlte es sich jetzt noch viel schlimmer an.

„Lügner…“, wisperte der Jüngere und seine Nägel krallten sich in seine Handflächen.

Die Wut vermengte sich mit Trauer…und er griff nach einem weiteren Kunai, schleuderte es von sich – er beachtete die Zielscheibe dabei nicht einmal.
 

„Ich denke, du solltest nach Hause gehen, Sasuke.“

Ruckartig hob der Uchiha den Kopf, hatte er doch nicht mit der Anwesenheit einer anderen Person gerechnet. Ruhige Augen begegneten seinen Sharingan, die aufgrund seiner durcheinander gebrachten Emotionen zu brennen schienen. Leise Schritte ertönten, als der Jo-nin näher kam, das geworfene Kunai in seiner Hand haltend. Es machte Sasuke aggressiv, wenn man ihn so belehrte...wenn man ihm sagte, was gut für ihn war.

„Sie sind nicht meiner Mutter, Kakashi-sensei.“

Der Mann mit der grauen Sturmfrisur hob eine Braue, legte den Kopf leicht schräg. Eine Weile sagte er nichts, starrte ihn nur an – Sasuke hasste das.

„Da hast du Recht. Trotzdem mache ich mir Sorgen um dich.“

„Mir geht es gut.“

Kalte Nachtluft fuhr ihm durch das widerspenstige Haar, ließ ihn schaudern – ihm war gar nicht aufgefallen, dass es inzwischen ziemlich kalt geworden war.

„Wirklich?“

Der prüfende Blick und die Skepsis in seiner Stimme machten deutlich, wie wenig Kakashi davon überzeugt war. Aber das kümmerte Sasuke nicht, denn nur weil der Ältere sein Lehrer war, musste er sich nicht wie sein Vormund aufspielen.

„Ja. Gehen Sie einfach.“

Der Jo-nin seufzte hörbar, hatte aber wohl mit seiner Sturheit gerechnet – sicher, immerhin kannte er ihn schon eine ganze Weile. Sasuke beobachtete skeptisch, wie er weitere Schritte auf ihn zumachte. Dieser Mann war mit seiner kauzigen Art nie leicht einzuschätzen gewesen und auch dieses Mal tat er etwas Unerwartetes. Irritiert registrierte der Ge-nin, dass Kakashi ihm soeben die Hand auf die Schuler gelegt hatte, diese drückte. Als er aufschaute, erkannte er, dass der Ältere unter seiner Maske lächelte.

„Wie wäre es, wenn wir zusammen trainieren? Ich könnte dir ein paar neue Jutsus zeigen…hm?“

Es war nicht fair, ihn mit so einem Angebot zu ködern…aber es war effektiv, denn so seltsam Kakashi auch sein mochte, er war ein talentierter Shinobi. Murrend fegte Sasuke die Hand von seiner Schulter, sah zu dem Jo-nin hoch.

„…na gut.“

Seine Reaktion tat dem Lächeln seines Teamleiters keinen Abbruch…manipulativer Mistkerl. Allerdings konnte der Jüngere nicht verhehlen, dass ihm die Ablenkung doch recht gelegen kam…wenigstens fragte Kakashi ihn nicht aus. Das Letzte, über das er gerade sprechen wollte, war Itachi.
 

Eigentlich sollte die Stille ja beruhigend wirken, doch Itachi kam nicht umhin, sie in diesem Moment zu fürchten. Sehr schnell war er dank seiner verletzten Ferse nicht vorangekommen, konnte nur hoffen,

dass seine Feinde noch lange genug damit beschäftigt sein würden, sich gegenseitig umzubringen. Itachi schloss kurz die Augen, versuchte seinen hektischen Atem zu regulieren, doch vergeblich; er war an dem Punkt angelangt, an dem die schiere Angst an seinen Knochen nagte. Keuchend stützte er sich an einem Baumstamm ab, hielt endlich einmal inne, um seinem verletzten Fuß eine Pause zu gönnen. Er wusste, dass er es nicht bis zur Grenze schaffen würde – heute nicht mehr. Seine Knie zitterten ebenso wie der Rest seines Körpers und sein Herz raste in seiner Brust, als würde es gleich herausspringen. Zu viel Stress, zu viel vergossenes Blut...seine Nerven lagen blank. Die Versuchung, einfach hier sitzen zu bleiben und zu warten, bis der Morgen anbrechen würde, war groß. In der nebligen Dunkelheit konnte er sowieso kaum noch die Hand vor Augen erkennen. Trotzdem war das keine Option, da er nicht sicher sein konnte, ob ihm nicht doch jemand gefolgt war. Es schauderte ihn, als er an Kisames Blick dachte...zweifellos würde er ihn suchen, sobald er mit den Oi-nin fertig war. Itachi glaubte nicht daran, dass sie den Haimenschen in die Knie würden zwingen können, allerdings war es fraglich, ob ihm dieser Ausgang gefallen sollte. Die Oi-nin hatten wenigstens nicht vorgehabt, ihn zu vergewaltigen...bis jetzt nicht. Itachi schnaubte leise, blieb weiterhin an die Rinde gelehnt, während er vor sich hinstarrte. Die Wunde an seinem Fuß brannte wie Feuer, da er die ganze Zeit durch den Morast gerannt war – der Dreck war eine gute Basis für eine Entzündung. Itachi wischte sich das nasse Haar aus dem Gesicht, biss sich hart auf die Lippe und machte dann einen zaghaften Schritt nach vorn. Es schmerzte, aber er musste es aushalten, hatte keine Wahl. Jedoch hielt er sofort wieder inne, als schwere Schritte ertönten und augenblicklich fuhr er herum, wobei er zu allem Überfluss mit dem Fuß umknickte. Der scharfe Schmerz ließ ihn aufstöhnen, doch er hielt sich aufrecht, starrte sein Gegenüber verbissen an. Ein kraftloses Grinsen begegnete ihm, doch die Raubtieraugen funkelten, machten deutlich wie lebendig er noch war, auch wenn sein Äußeres eher das Gegenteil bezeugte.
 

„Hab ich dich etwa erschreckt?“

Die raue Stimme klang gepresst, was wohl an den zahlreichen Verletzungen lag – Itachi wunderte sich, dass Kisame noch in der Lage war, aufrecht zu stehen. Mit Sicherheit klebte nicht nur sein eigenes Blut an seiner Kleidung, wenn auch zum größten Teil. Er sah furchtbar aus...wie das Monster, als welches man ihn vorhin noch betitelt hatte. Sogar in seinem Gesicht fanden sich rote Spuren und Senbon und Kunai steckten an mehreren Stellen in seiner Haut. Angewidert beobachtete Itachi, wie der Haimensch ausspuckte und sich über den Mund wischte.

„Mies von dir...mich einfach mit diesen Drecksäcken zurückzulassen.“

Der Uchiha wich zurück, als Kisame ein paar Schritte auf ihn zukam, ihn dabei fixierend wie das Raubtier seine Beute.

„Hast wohl gedacht, ich würde drauf gehen...oder du hast es einfach nur gehofft, hm?“

Er war zu erschöpft, um sich auf dieses Gespräch einzulassen, schwieg konsequent und beobachtete jede Bewegung des anderen. Sie waren beide am Ende ihrer Kräfte, hatten sich nicht viel entgegen zu setzen…wollten sie wirklich weitermachen? Anscheinend schon, denn Kisame kam noch näher, die unheimlichen Iriden fest auf ihn gerichtet und dann…brachen ihm die Beine unterm Körper weg und er fiel auf die Knie, nur wenige Meter vor ihm. Ungläubig schaute Itachi den Haimenschen, der sich unter einem Hustenanfall die verletzte Seite hielt, an, nicht wissend, was er davon halten sollte. Aber auch seine Beine wollten ihm nicht länger dienen und ihm blieb nicht viel mehr übrig, als nachzugeben. Der Schlamm war weich und kalt, ließ Ekel in ihm aufsteigen, doch er konnte sich nicht mehr aufrichten. Da saßen sie nun…nicht fähig, sich zu bekriegen und Itachi fühlte die Erleichterung darüber, dass er nicht der Einzige war, der genug hatte. Misstrauisch beobachtete er, wie Kisame mehrere Versuche unternahm, sich aufzurichten, doch er versagte jedes Mal, japste hörbar auf. Die Wut darüber stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber es änderte nichts an seiner Machtlosigkeit.
 

„…willst du dich umbringen?“

Nach einer Weile entkamen ihm die Worte einfach und sofort lag die Aufmerksamkeit des Älteren wieder auf ihm. Was sollte man auch dazu sagen…Kisame schien so stur zu sein, dass es ihm wohl egal war, dass er hiermit seinen Körper überstrapazierte. Wenn er so weitermachte, würde er vermutlich verbluten…obwohl, war das nicht positiv für den Uchiha?

„Den Gefallen tu ich dir nicht, keine Angst.“

Itachi blinzelte, wusste daraufhin nichts zu sagen…das klang schon beinahe verbittert und dieser Ton wiederum appellierte an sein Gewissen. Natürlich war es nicht richtig, jemandem den Tod zu wünschen…aber wenn dieser jemand vorhatte, ihm Gewalt anzutun, konnte man doch sicher eine Ausnahme machen. Sie waren schließlich immer noch Feinde. Ohne zu antworten sah er dabei zu, wie Kisame es nach mehreren Versuchen schaffte, sich hochzustemmen, doch er wankte bedrohlich. Dennoch wollte Itachi es nicht drauf ankommen lassen und erhob sich ebenfalls, wenn auch sehr zittrig. Er musste sich zumindest verteidigen, wenn Kisame es drauf anlegte. Dieser taumelte auf ihn zu, wobei sein Blick langsam unfokussierter wurde…wahrscheinlich brach er zusammen, bevor er ihn auch nur berührt hatte.

„Hast…wohl geglaubt, du…könntest mir entkommen, was?“

Bei jedem Schritt schnaufte der Größere, was ihn nicht sehr bedrohlich wirken ließ.

„…beweg dich nicht so viel. Du machst es nur schlimmer.“

Das hätte er lieber nicht gesagt, denn plötzlich ging ein Ruck durch den Körper des Haimenschen und zwei Sekunden später wurde Itachi vom Gewicht des anderen auf den matschigen Boden gedrückt, zwei kräftige Hände an seiner Kehle. Er rang nach Luft, die ihm so rücksichtslos aus den Lungen gepresst wurde, krallte die Nägel in die bläulich schimmernde Haut. Kisames Züge waren von Hass und Wut gezeichnet, ließen keinen Zweifel daran, dass er ihn wirklich umbringen wollte.

„Tu nicht so, als würde dich das kümmern, verdammt!“, zischte er und der Griff festigte sich.

Ihm entwich nur ein kraftloses Krächzen, anstatt einer Antwort, doch er war sich nicht sicher, ob Kisame diese überhaupt hören wollte. Seinem Ausdruck zu urteilen eher nicht…und so blieb Itachi nichts anderes übrig, als ihm einen ziellosen Faustschlag zu verpassen – er traf. Hörbar schnappte der Uchiha nach Luft, kaum dass sich der Griff gelöst hatte. Wenigstens das…doch schien das nicht an seinem Schlag zu liegen, denn plötzlich kippte Kisame einfach zur Seite, blieb im feuchten Morast liegen. Vielleicht hatte ihn der Blutverlust nun doch umgehauen…Itachi traute sich kaum nachzuschauen, ob er noch atmete. Das war allerdings auch überflüssig, denn schon stemmte sich der Ältere wieder hoch, stützte sich auf dem glitschigen Boden ab.

„Scheiße…“

Itachi hob eine Braue, erwiderte den zornigen Blick des Haimenschen so ruhig es ihm möglich war.

„Lass uns damit aufhören“, meinte er dann ernst.

Kisame blinzelte ungläubig, starrte ihn an, als hielte er das für einen schlechten Scherz – selbst in Itachis Ohren klang es wie einer. Dennoch ließ er sich nicht beirren.

„Wir sind beide am Ende. Weiterzukämpfen macht keinen Sinn…und du siehst aus, als würdest du gleich ohnmächtig werden.“

Das kam einem Waffenstillstand gleich und genau so war es auch gemeint...das hieß nicht, dass er Kisame vertraute. Nur eine vorübergehende Lösung, bis sie sich beide gesammelt hatten und zudem war Itachi nicht so schwer verletzt wie der Kiri-nin. Dieser schien seine Worte zu überdenken, verengte leicht die Augen und schwieg eine Weile. Itachi fragte sich unwillkürlich, ob er genauso fertig aussah wie sein Gegenüber, vermutlich schon…aber wenigstens war der Schmerz in seinem Fuß einem dumpfen Pochen gewichen. Er war eindeutig in der besseren Verfassung.
 

Und das wusste auch Kisame, wurde ihm doch immer wieder schwarz vor Augen…eigentlich hielt ihn nur noch sein Stolz aufrecht. Er musterte den Uchiha einen Moment lang; Blut und Dreck klebten an dessen Körper, die nun wieder dunklen Augen wirkten matt und an seinem Hals waren rote Abdrücke zu erkennen. Er hatte vorhin überreagiert, das war ihm klar…und es durfte nicht mehr vorkommen. Schließlich nickte er schwach, gab somit sein Einverständnis; ob er sich auch daran hielt, war eine andere Geschichte.

„Meinetwegen“, brummte er und tat es dem Uchiha gleich, der sich soeben erhob.

Es fiel ihm schwer, nicht wieder Bekanntschaft mit dem Boden zu machen, aber sie konnten hier nicht bleiben – die Oi-nin waren zwar allesamt tot, aber wenn jemand die Leichen fand, würden vermutlich andere folgen. Ein trockener Platz war erstmal das Wichtigste…abgesehen von einem Medic-nin. Ersteres war allerdings leichter aufzutreiben – er kannte sich in der Gegend schließlich aus und wusste daher auch, dass das nächste Dorf zu weit entfernt war. Sie würden es beide nicht schaffen, nicht in ihrer Verfassung.
 

Itachi schwieg sich aus, während er dem Haimenschen folgte - das Auftreten schmerzte, aber er riss sich zusammen. Vorsichtshalber lief er ein Stück hinter Kisame, wollte ihn im Blick behalten. Ihre Zweckgemeinschaft würde nur von kurzer Dauer sein und sobald er sich ein wenig erholt hatte, würde er verschwinden. So kurz vor dem Ziel würde er nicht derjenige sein, der fiel - egal, was er dafür tun musste.

_______________________________________________________________
 

So, Kapitel sieben ist auch endlich da. :D

Ich werde in Zukunft vermutlich länger brauchen, um die Kapitel fertig zu stellen.

Liegt daran, dass ich in einem Monat meine Prüfung habe und dafür muss ich fit sein. Trotzdem wirds weitergehen, keine Sorge!

Vielen, vielen Dank für die lieben Kommentare! Sie spornen mich jedes Mal zum Weiterschreiben an...auf eure Vermutungen gehe ich ein, wenn es soweit ist. Will ja nicht die Spannung verderben. ;)

Hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, ansonsten bin ich ganz Ohr für Kritik!

lg und bis demnächst

Pia

Embraced

Eigentlich hatte Itachi das Rauschen des Regens immer als recht beruhigend empfunden. Vor allem wenn er zuhause im Trockenen gesessen hatte, den Blick auf das Fenster gerichtet. Jetzt allerdings wünschte er sich, dass dieses Unwetter endlich vorbei ziehen würde. Dank seiner durchnässten Kleidung fror er erbärmlich, konnte das Zittern nicht länger unterdrücken. Gern hätte er ein Feuer gemacht, doch der Regen hatte das Holz vollkommen durchweichen lassen, weshalb es vorerst nicht mehr zu gebrauchen war. Er hatte einige Äste aufgesammelt und beiseite gelegt – wenn sie trocken waren, würde er es noch einmal versuchen. Innerlich seufzend lehnte er sich zurück an die steinige Wand der kleinen Höhle, in der Kisame und er Schutz gesucht hatten. Mit mildem Interesse glitt sein Blick zu dem Haimenschen, der ihm gegenüber saß und in dem spärlichen Licht damit beschäftigt war, den abgerissenen Stoff seines Shirts um die Wunde an seiner Hüfte zu binden – es gelang ihm mehr schlecht als recht. Die Blut- und Schlammspuren an ihren Körpern waren weitgehend vom Regen abgewaschen worden, dennoch fühlte sich Itachi widerlich. Eine heiße Dusche wäre jetzt ganz gelegen gekommen, aber es würde sicher dauern, bis er dazu wieder Gelegenheit haben würde. Das Knurren des Haimenschen beanspruchte seine Aufmerksamkeit erneut; der provisorische Verband hatte überhaupt keinen Halt, rutschte immer wieder runter und es war Kisame anzusehen, dass er mit dem Ergebnis unzufrieden war. Letztendlich drückte er den Stoff einfach gegen die blutige Stelle und stierte finster vor sich hin. Wie ein verwundetes Tier, ging es dem Uchiha unweigerlich durch den Kopf, doch er behielt seine Gedanken lieber für sich, wollte den anderen nicht provozieren. Wozu Kisame fähig war, hatte er ja schon gesehen…und am eigenen Leib erfahren. Sein Hals brannte immer noch von dem Würgegriff und es hätte ihn nicht gewundert, wenn sich dort Abdrücke gebildet hätten.
 

„Du zitterst erbärmlich.“

Itachi schnaubte leise, ließ den spöttischen Kommentar schweigend über sich ergehen; wie überaus scharfsinnig von seinem Gegenüber. Der sollte jedoch lieber den Mund halten, denn dem Uchiha entgingen die verkrampfte Haltung und der keuchende Atem nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihm der Kerl heute Nacht wegstarb, war gar nicht mal so gering.

„Komm her!“

Itachi stutzte auffällig, als er den Befehl vernahm, aber er dachte gar nicht daran, diesem folge zu leisten. Misstrauisch begegnete er den matten Raubtieraugen, die ihr Besitzer wohl eher mit Gewalt aufhielt.

„Nein“, erwiderte er ruhig, aber bestimmt.

Lieber holte er sich eine Lungenentzündung, als sich noch mal in die Nähe dieses Perversen zu trauen…das letzte Mal hatte ihm schon gereicht. Kisame grollte tief, war mit der Antwort anscheinend keineswegs zufrieden.

„Sei kein Idiot. Du frierst…und mir wird auch langsam kalt.“

Das Geständnis trug nicht unbedingt dazu bei, dass Itachi seine Meinung änderte; Waffenstillstand hin oder her.

„Ich schwöre dir, dass ich meine Finger bei mir lassen werde.“

Fragte sich, wie viel man auf das Versprechen dieses Mannes geben konnte, vor allem wenn man bedachte, dass ihn dieser noch vor ein paar Stunden beinahe erwürgt hätte. Abweisend drehte sich der Uchiha zur Seite, mied den Blick des anderen konsequent und schlang die Arme um seine Knie, wobei er sich möglichst anspannte, um das Zittern zu unterdrücken; die Genugtuung gönnte er Kisame nicht. Eben jener knurrte verstimmt und drückte sich den Lappen wieder auf die blutige Seite.
 

„Denkst du manchmal daran, dass er noch am Leben sein könnte?“

Uchiha Fugaku fuhr innerlich zusammen, als er die Frage vernahm – bisher hatten sie still nebeneinander gelegen, Rücken an Rücken. Mikotos Anwesenheit zu spüren, reichte ihm in Zeiten wie diesen vollkommen...und er wusste, dass es ihr nicht anders ging. So viel hatten sie schon zusammen erlebt, sowohl gute als auch schlechte Zeiten. Sie hatten den Tod gesehen, Verluste durchlitten und Glück gespürt. Beide hatten sich ein Leben aufgebaut, auf dass sie stolz waren, denn nur weil sie Uchiha waren, hatten sie es noch lange nicht leicht gehabt. Fugaku kannte seine Frau besser als jeder andere und ebenso kannte sie ihn in- und auswendig. Trotzdem überraschte Mikoto ihn in diesem Augenblick, in dem sie eine Frage stellte, die sie sich eigentlich verboten hatten.

„Möchtest du wirklich darüber reden?“, erwiderte er bloß und sie antwortete ihm nicht sofort.

Draußen klopfte der Regen an die Fenster, beinahe so als bitte er um Einlass…das Rauschen war alles, das die grausame Ungewissheit unterbrach. Als Mikoto erneut zu sprechen begann, klang ihre Stimme dünner als zuvor.

„Ja…“

Eine sehr knappte Antwort und es hallte bloßes Flehen darin wieder…weil sie wusste, dass sie sich einst geschworen hatten, ihre Emotionen im Zaum zu halten. Shinobi taten das, sie mussten es sogar tun, wenn sie alt werden wollten. Fugaku hatte genug Schmerz erlebt…und ihm war bewusst, dass das bis zu seinem Tod so weitergehen würde. Dennoch wies er seine Frau nicht darauf hin, sondern

setzte sich langsam im Bett auf, heftete seine dunklen Augen auf das Fenster, durch welches schwaches Mondlicht schien.

„Ich hoffe es jeden Tag“, wisperte er und nun setzte sich auch Mikoto auf.

Ihre Augen, die genauso schwarz wie die seinen waren, wirkten matt, machten deutlich, dass sie noch lange nicht über den Tod ihres ältesten Kindes hinweg war. Vielleicht würde sie das niemals ganz verarbeiten können…und alle Unwissenden um sie herum würden nur denken, wie herzlos diese Frau doch sein musste. Von Müttern Verstorbener erwartete man einfach ein gewisses Maß an Verzweiflung und Dramatik – Mikoto würde weder ihren Kopf gesenkt halten, noch irgendwem etwas vorklagen.

„Aber ich weiß, dass diese Hoffnung vermutlich sinnlos ist…wir machen uns etwas vor und quälen uns damit.“

Sie schluckte merklich, doch sie fing nicht an zu weinen, nickte nur verstehend. Wenn sie einander nicht verstehen könnten, hätten sie wohl niemals geheiratet. Fugaku brauchte eine starke Frau an seiner Seite, eine die den Haushalt unter Kontrolle hatte, klug war und Selbstachtung besaß. Aber auch Mikoto war letztendlich nur eine Frau und eine Mutter, die nicht alles mit sich allein ausmachen konnte – dafür war er da. Sie musste nicht darum bitten, er nahm sie gleich in den Arm, zog sie an seine Brust und fuhr ihr durch das nachtschwarze, lange Haar. Ein dankbares Lächeln umschmiegte ihre vollen Lippen, als sie sich fallen ließ, ihm erlaubte, ihr den notwendigen Trost zu spenden. Am nächsten Tag würden sie beide wieder ihre Fassade wahren müssen.
 

Es herrschte schon wieder Schweigen zwischen ihnen und Itachi wusste nicht, ob das unbedingt besser war, als das Gespräch eben. Ein ohrenbetäubendes Donnern zerriss plötzlich die Stille und der Uchiha zuckte reflexartig zusammen, fuhr herum. Grelles Licht blitzte für wenige Sekunden vor dem Eingang auf und auch Kisame hob daraufhin den Kopf, schaute hinaus. Anscheinend hatte das Unwetter nicht vor, sich so schnell zu verziehen…aber wenigstens würden ihre Verfolger nicht weiter nach ihnen suchen. Wer trieb sich schon bei solch einem Gewitter freiwillig draußen herum? Im nächsten Moment musste er an Sasuke denken und ein sanftes Lächeln überflog kurz seine Lippen; sein Bruder hatte sich, als er noch kleiner gewesen war, immer bei ihm verkrochen, wenn so ein Wetter herrschte. Ob es in Konoha genauso war? Dachte Sasuke womöglich auch gerade an ihn? Itachis Laune sank rapide, als ihm sein Versprechen einfiel…er würde es vielleicht nicht halten können. Sicher hasste Sasuke ihn dafür…und dazu hatte er auch jedes Recht. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass er sich nicht an die Abmachung hielt; er hatte seinen Bruder ziemlich vernachlässigt und es tat ihm leid. Falls sie sich wieder sehen würden, nahm sich Itachi vor, das alles nachzuholen.
 

Kisame biss die Zähne zusammen, um ein scharfes Zischen zu unterdrücken – die Wunde brannte wie Feuer. Glücklicherweise hatte man ihm keine wichtigen Organe durchbohrt…und er hatte nicht vor, an Blutverlust zu krepieren. Soweit kam es noch! Wenn Zabuza es geschafft hatte, im Kampf zu sterben, würde er das ja wohl auch hinbekommen. Grimmig blickte er hinaus, als sich das Gewitter bemerkbar machte; ein Gutes hatte es jedoch, denn die Oi-nin würden die Suche nach ihnen vorerst abbrechen müssen. Sein Gemetzel würde sicher Folgen haben und egal, was er zu seiner Verteidigung sagen würde, der Mizukage würde nichts darauf geben. Natürlich würden sie ihn nicht deswegen hinrichten lassen, aber er würde sicherlich einmal mehr eine Lektion erteilt bekommen. Diese Mistkerle waren doch alle gleich…verlogene Schwächlinge! Sein Kiefer malte geräuschevoll, allerdings lenkte ihn der Uchiha recht schnell von dem aufkommenden Zorn ab. Interessiert beobachtete er dessen Miene, die sich kaum merklich aufhellte…vielleicht der Ansatz eines Lächelns. Viel zu schnell verschwand dieser Ausdruck, denn er passte viel besser in sein Gesicht, als diese traurigen Augen…dann sollte er ihn lieber wieder wütend anfunkeln; damit konnte Kisame zumindest umgehen. Dachte er vielleicht an jemanden, der ihm nahe stand? Vielleicht hatte der Junge sogar ein Mädchen, das er gern hatte…eine Art Freundin oder so was. Kisame verzog augenblicklich das Gesicht bei dem Gedanken; bestimmt nicht! Und wenn, dann wollte er es gar nicht wissen, denn schließlich war er seine Beute und die ließ er sich nicht von einem Püppchen nehmen. Da wollte er lieber glauben, dass er an seine Eltern dachte…das war bei weitem erträglicher. Fragen würde er nicht, das stand fest. Stattdessen erhob er sich plötzlich, biss dabei die Zähne zusammen, um einen verräterischen Laut zu unterdrücken, und wankte auf den Jungen zu.
 

„Was tust du da?“

Skeptisch verfolgte Itachi mit, wie der Haimensch ein paar Schritte auf ihn zumachte, dabei ein schwaches Grinsen auf den Lippen.

„Wenn du…nicht zu mir kommst, dann eben andersrum.“

Itachi starrte ihn an, als hätte er sie nicht mehr alle beisammen, doch er rührte sich nicht. Abschätzend musterte er den Älteren, überlegte, ob er ihn daran hindern sollte, ihm zu nahe zu kommen. Ungern wollte er eine böse Überraschung erleben, konnte er ihm doch nicht trauen.

„…bleib mir fern“, warnte er leise, doch Kisame dachte gar nicht daran.

Itachi presste seinen Rücken gegen die Wand, ließ dem anderen feindselige Blicke zukommen, die gekonnt ignoriert wurden.

„Mach nicht so einen Aufstand…man könnte meinen, du hättest Schiss vor mir.“

Der Hohn troff geradezu aus seinen Worten und der Uchiha verengte die nun wieder rot aufglimmenden Iriden.

„Ich bin lediglich vorsichtig.“

Kisames spöttisches Grinsen reizte ihn noch mehr, aber er wahrte die Beherrschung, würde sich nicht zu so einem albernen Streit hinreißen lassen. Er zuckte kaum merklich zusammen, als der Haimensch neben ihm Platz nahm – die eine Hand auf seine Wunde pressend, die andere stützte sich an der Wand ab.

„Angst, ich könnte dich fressen?“

Itachi schnaubte verächtlich, funkelte ihn zornig an; natürlich hatte er die geschmacklose Anspielung verstanden.

„Es wundert mich nicht, dass dich diese Typen umbringen wollten“, schoss er zurück und Kisame verzog grimmig das Gesicht.

„Ich habe denen nichts getan, verstanden? Die hassen mich aus Prinzip.“

Itachi hob eine Braue, dann schüttelte er den Kopf.

„Vielleicht solltest du deine Art überdenken, wenn du nicht willst, dass dich jeder für ein Monster hält“, murmelte er, woraufhin Kisames Blick noch finsterer wurde.

„An meiner Art ist alles richtig, klar?“, grollte er hinter ihm und Itachi spannte sich augenblicklich an; das letzte Mal, als er den anderen provoziert hatte, hatte er keine Luft mehr bekommen.

Trotzdem konnte er seinen Mund nicht halten – möglicherweise ein Fehler, den er bereuen würde.

„Deshalb sind die Oi-nin hinter dir her, dein Mizukage misstraut dir und meine Meinung über dich…kannst du dir sicher selbst denken.“

Ein Zucken ging durch Kisames Körper und Itachi hob reflexartig die Arme, um ihn wenn nötig abzuwehren. Der Kiri-nin blinzelte irritiert, hatte anscheinend gar nicht vorgehabt, ihm erneut an die Kehle zu gehen. Itachi blieb in seiner Haltung, gab aber keinen Ton von sich – es war, als würde die Zeit stillstehen.
 

„…du hast also wirklich Angst.“

Itachi stutzte kurz, ließ ein wenig die Arme sinken, um Kisame ansehen zu können; der Ausdruck in seinen Augen war schwer zu beschreiben. Anscheinend hatte ihn seine Reaktion unerwartet getroffen. Nicht zu fassen, dass ihm das tatsächlich etwas ausmachen sollte…Itachi hatte ihn anders eingeschätzt.

„Wundert dich das?“, fragte er leise zurück. „Du hast mir gedroht, mich…beinahe umgebracht…und du hattest Spaß daran.“

Er konnte es nicht aussprechen und er wollte es auch nicht; am liebsten wollte er einfach vergessen, wie Kisame ihn gegen seinen Willen angefasst hatte. Letzterer sah ihn mit undefinierbarem Blick an, aber der Uchiha bezweifelte, dass sich da so etwas wie Verständnis regte. Sadisten wie Kisame konnten Mitgefühl sicher nicht einmal im Ansatz nachempfinden.

„Du hast Recht“, antwortete der Haimensch nach einer Weile relativ ruhig. „Ich habe es genossen…und mich juckt es in den Fingern, dich einfach zu packen, auf den Boden zu drücken und dich zu ficken, bis du schreist.“

Ein kalter Schauer jagte über Itachis Rücken – und diesmal war nicht die Kälte daran schuld. Angewidert wich er dem glühenden Augenpaar, welches ihn fixierte, aus, fühlte sich mit einem Mal wieder in die Enge getrieben. Er sog scharf die Luft ein, als sich zwei Arme um seinen Körper schlangen und ihn an Kisames breite Brust drückten. Der Geruch von Blut wurde penetranter und Itachi fragte sich, woher er die Kraft noch nahm…mit seiner Verletzung. Das war nicht normal. Panik bemächtigte sich seines Verstandes und er wand sich in dem Griff, streckte schon die Hand aus, um ihm in die Wunde zu fassen – das war die einzig ihm bekannte Schwachstelle.

„Aber…ich hab dir mein Wort gegeben, dass ich dir nichts tue…und ich bleibe dabei.“
 

Eigentlich war das eine Lüge…Kisame hatte ursprünglich vorgehabt, ihn auseinander zu nehmen, wenn er ihn gefunden hatte. Als er aufgebrochen war, um den Flüchtling einzufangen, war die Wut in seinem Inneren so groß gewesen, dass er nicht gewusst hatte, ob er ihn nicht versehentlich umbringen würde. Dass er ihm jetzt mit einem Mal Sicherheit versprach – wenn auch nur für den Moment –, lag nicht hauptsächlich an seiner Verletzung. Noch konnte er seinen Sinneswandel selbst nicht nachvollziehen, aber es war ihm auch egal. Itachis Körper war kalt und nass…so wie sein eigener, aber im Gegensatz zu dem Uchiha fror er nicht. Seine Haut war da etwas anders…aber das hatte er dem Jüngeren absichtlich verschwiegen. Er lehnte sich an die Feldwand in seinem Rücken, ließ ihn nicht los…wenn die Wunde nicht so geschmerzt hätte, hätte Kisame die Situation als angenehm beschrieben. Itachis Geruch war immer noch präsent unter dem Dreck und Blut…

Kisame vergrub das Gesicht in des anderen Nacken, senkte die Lider ein wenig – er war erschöpft und müde, hatte es aber bis jetzt ganz gut zurückdrängen können.
 

Itachi wagte nicht, sich zu bewegen, spürte den immer ruhiger werdenden Atem des Haimenschen in seinem Nacken – er verursachte ihm Gänsehaut. Was sollte das überhaupt werden? Erst gab er zu, dass er am liebsten über ihn herfallen würde und dann kam so ein Spruch…Itachis Weltbild verlor langsam seine Form. Er holte tief Luft, lehnte sich vorsichtig zurück, fand eine halbwegs bequeme Position. So wie es schien, würde er die Nacht in Kisames Nähe verbringen müssen…denn der Griff war immer noch fest und Itachi wollte einen erneuten Kampf vermeiden. Er fühlte sich zwar unwohl…aber zumindest berührte er ihn nicht unanständig.

„…Kisame?“, fragte er zaghaft, als nach einer Weile nur der gleichmäßige Atem des Älteren erklang.

Keine Antwort…also war er tatsächlich eingeschlafen; nicht zu glauben. Itachi seufzte innerlich, schaute vor sich hin. Was sollte er hiervon bitte halten? Was sollte er von dem Kiri-nin halten? Zu viele Fragen…und er war zu ausgelaugt, um sich weiter mit den Antworten zu beschäftigen. Schweren Herzens schloss er die Augen und gab sich dem Drang nach Schlaf hin.

_________________________________________________________
 

So, da bin ich wieder mit einem neuen, diesmal kürzeren Kapitel.

Ich hoffe, dass der Inhalt das wieder wettmachen kann - und nein, Itachi kann Kisame jetzt trotzdem nicht ab.

Das wird sich auch nicht allzu schnell ändern, da alles andere unrealistisch wäre.

Ihr müsst euch noch ein wenig gedulden, bis es zu mehr kommt.

Über Kommentare freue ich mich wie immer sehr und bedanke mich bei denen, die das letzte Kapitel schon so schön kommentiert haben!

Grade die Spekulationen über "das Mädchen" oder den weiteren Verlauf der Geschichte lese ich gern...lasst euch überraschen, wie es weitergeht! ;)

lg

Pia

Supported

Als Itachi am nächsten Morgen wach wurde, wusste er im ersten Moment nicht, wo er sich befand. Orientierungslos tastete er sich in dem hellen Licht – anscheinend war das Unwetter draußen vorüber – vor, hob ein wenig den Kopf, der auf etwas Weichem lag. Er stutzte merklich, als er den fremden Arm bemerkte, welcher sich um seine Hüfte geschlungen hatte. Bilder durchfluteten ihn und er riss die Augen auf, blickte erschrocken in Kisames markantes Gesicht – der Haimensch schien zu seiner Erleichterung noch zu schlafen. Scharf atmete der Uchiha ein, wagte aber nicht, sich zu bewegen, sondern versuchte zuerst einmal, sich zu beruhigen. So wie es aussah, hatte der Ältere Wort gehalten und hatte sich nicht an ihm vergriffen, während er geschlafen hatte. Kalt war ihm auch nicht mehr, denn so dicht wie er bei dem anderen lag, hatten sie sich wohl gegenseitig recht gut warm gehalten. Dennoch behagte es dem jungen Uchiha nicht, fühlte er sich doch durch die Nähe bedrängt…zudem stieg ihm der Blutgeruch in die Nase, rief Übelkeit in ihm hervor. Der Stoffrest war getränkt von der roten Flüssigkeit und angewidert stellte Itachi fest, dass das getrocknetes Blut auch an seiner Seite klebte. Den grauenvollen Gedanken, er könnte hier neben einer Leiche liegen, schob er rasch beiseite, denn der breite Brustkorb hob und senkte sich in unregelmäßigen Abständen, was darauf hindeutete, dass es ihm zwar schlecht ging, er aber wenigstens am Leben war. Bei genauerem Hinsehen erkannte Itachi, dass die Stirn des Größeren von Schweißperlen gezeichnet war…vielleicht fieberte er sogar. Es brauchte eine Weile, bis Itachi sich dazu entschied, den Arm beiseite zu schieben und sich aufzurichten. Kisame hob die Lider nicht, atmete nur rasselnd weiter…und Itachi konnte nicht verhindern, dass ihn ein Funken Mitleid überkam. Helfen würde er ihm nicht können, auch wenn er gewollt hätte, denn er war weder ein Medic-nin, noch verspürte er Ambitionen, einen herzuholen – dafür fehlte ihm die Zeit. Hier lag sein Feind und vermutlich war es gut, dass dieser dabei war zu sterben…eine Belastung weniger.

Und trotzdem…Itachi fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, ihn hier liegen zu lassen. Sein Gewissen war immer eine Belastung gewesen. Leise seufzend legte er vorsichtig zwei Finger an die Stirn des Älteren, zuckte jedoch zurück, als er die Hitze spürte. Also doch Fieber. Verdammt.
 

„Wenn er keine Hilfe bekommt, wird er sterben.“

Itachi fuhr zusammen, kaum dass ihn die samtene Stimme erreichte – und zu seinem Schrecken befand sie sich in unmittelbarer Reichweite. Schnell wandte er sich um, erstarrte aber sogleich. Ungläubig erwiderte er den Blick der braunen Iriden, welche ihn mit einer geradezu surrealen Ruhe musterten.

„Du…“, entkam es ihm unbedacht und die Person vor ihm lächelte.

„Ich hab dir doch gesagt, dass du auf die Oi-nin stoßen wirst, wenn du dem Weg weiter folgst.“

Das Lächeln auf den femininen Zügen wurde traurig und die Augen richteten sich auf den Haimenschen, während sie vor ihm hockte; neben ihr stand der Korb mit Kräutern, den sie auch am Vortag bei sich gehabt hatte.

„Was tust du hier?“, entkam es ihm verunsichert und ihre Mimik wurde ernster.

„Sag…wolltest du ihn zurücklassen?“, ignorierte sie seine Frage und er hielt inne.

Immer noch fiel es ihm schwer, sie einzuschätzen…wer war dieses Mädchen überhaupt und war sie ihnen gefolgt? Hatte sie die Nacht hier bei ihnen verbracht? Unsinn…das hätte er doch merken müssen. Schließlich war sie nur…er verwarf den Gedanken wieder, rief sich in Erinnerung, dass man niemals nach dem Äußeren gehen konnte.

„Und wenn es so wäre?“, erwiderte er bloß und wartete auf ihre Reaktion.

„Nun…das würde mich enttäuschen. Ich hatte dich anders eingeschätzt.“

Itachi schwieg dazu, fiel ihm auch nichts ein, was er hätte sagen können; er hatte keinerlei Verpflichtung ihr gegenüber und Kisame erst recht nicht. Ihr Blick glitt prüfend an ihm herab, blieb an seiner eigenen Verletzung hängen und sie verengte ein wenig die braunen Augen.

„Darf ich?“, erkundigte sie sich und rutschte näher an ihn heran, was ihn unweigerlich schlucken ließ.

Trotzdem rang er sich zu einem Nicken durch, ließ zu, dass sie die filigranen Finger um seinen Knöchel legte. Durch den ganzen Dreck, der in die Wunde gelangt war, hatte sich diese entzündet und brannte dementsprechend, so dass Itachi scharf die Luft einsog.

„Damit kommst du nicht weit“, murmelte das Mädchen ohne aufzuschauen.

Der Uchiha verbiss sich einen Kommentar; auch wenn er das selbst wusste, wollte er es sich nicht mit ihr verscherzen.

„Ich kümmere mich darum, wenn ich mir seine Wunde angesehen habe.“

Itachi sah sie überrascht an, sagte aber auch weiterhin nichts; er würde sicher nichts gegen Hilfe einzuwenden haben…auch wenn ihm das Ganze seltsam erschien.
 

Skeptisch beobachtete Itachi, wie sie sich wenig später an dem immer noch schlafenden – oder bewusstlosen – Haimenschen zu schaffen machte. Mit geübten Handgriffen drehte sie ihn auf den Rücken – dass ihr das bei dieser Statur gelang, gab ihm zu denken – und entledigte ihn der restlichen Stoffreste. Anscheinend befanden sich nicht nur Kräuter in ihrem Korb, denn zuerst reinigte sie die Wunde mit einem Lappen, den sie mit Wasser aus einer Flasche getränkt hatte. Kisames Körper zuckte unruhig hin und her, doch sie ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Itachi fragte sich, ob sie ihn kannte, doch vorerst hielt er die Frage zurück und stellte stattdessen eine andere.

„…bist du eine Medic-nin?“

Sie lächelte leicht, rieb die Verletzung mit ein paar ihm unbekannten Pflanzen ein.

„Nein…ich kenne mich nur gut aus, das ist alles.“

Für Itachis Geschmack kannte sie sich etwas zu gut aus und das betraf nicht nur diese Behandlung. Sein Misstrauen der Kleinen gegenüber schwand nicht, weshalb er sie genauestens beobachtete.

„Kennst du ihn?“

Sie zögerte merklich mit ihrer Antwort.

„Wer kennt Hoshigaki Kisame denn nicht? Er ist ein sehr bekannter Shinobi in Kiri-Gakure.“

Er ahnte, dass dies nur der halben Wahrheit entsprach, aber er behielt diesen Gedanken für sich. Sie zog die Brauen etwas zusammen, als erneut Blut aus der Wunde trat.

„Hm…“

Itachi stutzte, als sie doch tatsächlich die linke Hand hob und damit Fingerzeichen schloss. Konzentriert legte sie die Finger auf die Wunde und strich einmal darüber, hinterließ eine glitzernde Spur aus…Eis? Er runzelte die Stirn, fixierte das Mädchen vor ihm dann wieder – nun hatte er zumindest die Gewissheit, dass sie kein harmloses Kräuterweib war.

„Du bist eine Kunoichi.“

Sie antwortete nicht sofort, holte stattdessen einen Verband aus dem Korb und winkte Itachi zu sich.

„Hilfst du mir bitte?“

Eigentlich hätte er viel lieber mehr über sie gewusst, aber zunächst hatte sie wohl nicht vor, darauf einzugehen. Abermals ein knappes Nicken seinerseits, ehe er näher kam und den massigen Oberkörper des Haimenschen hoch hievte. Kisames Lider flatterten leicht und er gab ein heiseres Stöhnen von sich, jedoch mehr unterbewusst. Itachi schauderte unwillkürlich, als der Ältere gegen ihn kippte, so dass er die Arme um diesen schlingen musste, damit er nicht mit dem Boden kollidierte. Schon gestern hatte ihn der enge Körperkontakt nervös gemacht, auch wenn er wusste, dass Kisame ihm so kaum etwas anhaben konnte. Verunsichert blickte er zu ihm runter, während er ihn so hielt…er konnte den schnaufenden Atem an seinem Schlüsselbein spüren, schauderte wieder. Selbst bewusstlos wirkte er noch bedrohlich und Itachi konnte nachvollziehen, dass sich viele schon durch den ersten Eindruck abschrecken ließen.

Ich habe denen nichts getan, verstanden? Die hassen mich aus Prinzip, hallten die Worte von gestern in seinem Gedächtnis wieder. Vielleicht stimmte das ja sogar…er kannte die Vorurteile der Menschen sehr gut. Trotzdem weigerte sich etwas in ihm, Verständnis für Kisame aufkommen zu lassen – dafür hatte er ihn zu mies behandelt. So gesehen war er selbst Schuld, dass Itachi keinerlei Sympathie für ihn fühlte.

Still sah er zu, wie das Mädchen den Verband sorgsam anlegte und darauf achtete, dass er nicht zu stramm saß. Dann bedeutete sie ihm, Kisame wieder hinzulegen, was er auch nach kurzem Zögern tat.

„Ich bin übrigens keine Kunoichi“, begann sie langsam und fing seinen irritierten Blick auf. „Zeig mir bitte deinen Fuß.“

„Du schließt Fingerzeichen mit nur einer Hand“, erwiderte er und war davon überzeugt, dass das alles sagte.

Er glaubte ihr zwar nicht, ließ sie aber gewähren, als sie sich an seiner Ferse zu schaffen machte.

„Ich hatte einen guten Lehrer…er meinte immer, ich hätte Talent…aber als Shinobi habe ich mich nie gesehen“, murmelte sie leise und reinigte auch seine Wunde mit dem Lappen, den sie zuvor kurz ausgewaschen hatte.

Es brannte wie Feuer, doch er gab keinen Laut von sich, riss sich zusammen.

„Aber das ist sowieso lange her…nun gibt es nur noch mich. Und ich halte Abstand davon, mich in die Kriege einzumischen.“

Sie drückte sachte ein paar Kräuter auf die verwundete Stelle, ehe sie auch ihm einen Verband anlegte. Der Schmerz verschwand zwar nicht, aber er wusste, dass es so wenigstens besser heilen würde.

„Danke.“

Ein ehrliches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.

„Gern geschehen.“

Er wusste nicht warum, aber er nahm es ihr sogar ab…sie hatte etwas Reines an sich. Vielleicht gerade deshalb weil sie sich aus diesem schrecklichen Krieg heraushielt. Er hätte es am liebsten auch so gemacht, aber für ihn war es bereits zu spät. Eine Umkehr war nicht mehr möglich.
 

Im nächsten Augenblick fuhren sie beide gleichzeitig herum, als Kisame ein gequältes Keuchen von sich gab. Bewegung kam in den geschwächten Körper und er drehte sich zur Seite, hustete ein paar Mal. Die Lieder des Hünen hoben sich ein Stück, doch die Iriden dahinter schauten so verloren drein, dass Itachi nicht glaubte, dass er überhaupt etwas mitbekam. Die Nähe zu dem Haimenschen wurde ihm noch unangenehmer und er war auch schon dabei, von ihm Abstand zu nehmen, als etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

„Warte!“

Das Mädchen warf ihm einen entschuldigenden Blick zu, schob ihm dann den Korb mit ihren Utensilien zu und verbeugte sich knapp.

„Es tut mir sehr Leid, aber ich muss jetzt gehen. Ihr seid hier vorerst sicher, die Höhle ist ein gutes Versteck. In dem Korb ist auch etwas zu essen, den lasse ich euch da.“

Ungläubig starrte Itachi sein Gegenüber an, dachte, er hätte sich verhört; was sollte diese überstürzte Flucht denn jetzt? Das konnte doch nur an Kisame liegen und es bestätigte seine Vermutung, dass sich die beiden kannten. Musste ja eine negative Bekanntschaft sein…vielleicht eine ähnliche wie die seine? Zugetraut hätte er es diesem Kerl auf jeden Fall.

„Was…zum…?“

Eben jener Kerl schüttelte leicht den Kopf, heftete seine glanzlosen Augen auf das Mädchen, welches wie ein verschrecktes Reh zurücksah. Das grüne Leuchten, das die gerade noch so matt erscheinenden Iriden befiel, war Itachi nahezu unheimlich und er sah verunsichert von einem zum anderen. Der Haimensch hob eine Hand, als wollte er nach der Braunhaarigen greifen und er öffnete auch schon den Mund, um sie anzusprechen, doch bevor er dazu kam, wandte sie sich an Itachi.

„Ich denke nicht, dass wir uns wieder sehen, Uchiha-san. Ich hoffe, du kommst heil wieder nach Hause.“

Er war viel zu perplex, um ihr zu antworten, und sie kehrte ihm auch rasch den Rücken.

„Haku! Du…du bist doch…Haku?“

Kisames Gestammel klang geradezu verzweifelt und obwohl er unheimliche Schmerzen haben musste, versuchte er sich aufzurichten. Das Bild verwirrte Itachi ebenso sehr, wie die Tatsache, dass Kisame das Mädchen mit einem Jungennamen ansprach. Das konnte doch nicht wahr sein…

„Bleib liegen, Kisame-san…deine Wunde wird nur wieder aufgehen.“

Der bittere Ton in der Stimme des vermeintlichen Mädchens ließ Itachi aufhorchen; gern hätte er Fragen gestellt, aber er hielt sich zurück. Sie stand immer noch mit dem Rücken zu ihnen, so als wäre sie unschlüssig, ob sie nicht doch lieber schnell verschwinden sollte.

„Das ist mir egal!“, schnaubte der Ältere uneinsichtig und schaffte es, sich in eine sitzende Position zu bringen. „Du lebst noch…und…du weißt es…sag es mir!“

Itachi schauderte, als er die Adern in den Augen des Haimenschen sah…wie ein Besessener fixierte er die Person namens Haku und sein Kiefer malte geräuschevoll.

„Wer hat Zabuza umgebracht?“

Ein paar Sekunden lang regte sich der Angesprochene nicht…dann warf er Kisame einen schmerzlichen Blick über die Schulter zu.

„Es hat keinen Sinn, dir das zu sagen. Rache macht Zabuza-san auch nicht wieder lebendig.“
 

Es war das Letzte, das Haku dazu sagte, ehe er Fingerzeichen schloss und in einer Rauchwolke verschwand. Kisame starrte wie paralysiert auf die Stelle, an der er soeben noch gestanden hatte…bis ihn der Zorn wieder einholte. Mit einem wütenden Grollen hieb er mit der Faust auf den Boden ein, atmete heftig durch die Nase. Itachi befürchtete, dass er jeden Moment wieder zusammenbrechen würde, spannte sich automatisch an. Kisames Blick klärte sich nur langsam, richtete sich auch nicht sofort auf ihn.

„Sieh mich nicht so an…“, brummte er feindselig.

Itachi wusste, dass er um seine Fassung kämpfte und der Anblick ging ihm nahe, weil er ihn so nicht kannte. Eigentlich wollte er diese befremdliche Seite des Haimenschen auch gar nicht kennen, weshalb er es vorzog zu schweigen. Das war nicht sein Problem und er weigerte sich, es zu seinem werden zu lassen.
 

„Das ist nicht dein Ernst.“

Noch klang Yaguras Stimme ruhig, doch die Schärfe hinter dieser vorgegebenen Ruhe ließ den Oi-nin erzittern. Er war der einzige Überlebende seiner Truppe, hatte sich vorhin noch als Glückspilz gefühlt, weil ihn das Monster übersehen hatte. Unter den glühend violetten Iriden des Mizukage wünschte er sich jedoch fast, er wäre auf dem Schlachtfeld gestorben.

„Du willst mir ernsthaft weismachen, dass ihr es nicht geschafft habt, einen einzelnen Mann zu bezwingen? Bring mich nicht zum Lachen! Er besitzt nicht einmal sein Schwert!“

Die animalische Aura des äußerlich harmlos wirkenden Jungen zwang den Mann innerhalb von Sekunden auf die Knie und einen kurzen Augenblick, glaubte er einen riesigen Schatten hinter ihm zu sehen. Er ahnte, wessen Gestalt das war…und er fürchtete sich.

„Bitte…Mizukage-sama! Er…er ist übermächtig…kein Mensch…“

Das Gewimmer ließ Yagura kalt, um das zu erkennen, reichte ein Blick in seine gnadenlosen Augen.

„Kein Mensch? Rede keinen Unsinn! Das einzig Erschreckende an ihm ist seine Muskelkraft.“

Yagura legte einen Finger an die Lippen, tippte sachte dagegen, als er überlegte, wie er am besten vorgehen sollte. Die bedrohliche Aura war verschwunden…dennoch wagte der Oi-nin nicht, sich zu bewegen.

„Ich weiß nicht, warum er mit dem Gefangenen geflohen ist…aber wenn er glaubt, dass er damit durchkommt, dann irrt er.“

Yagura verengte die Amethyste, fixierte wieder den Mann, der vor ihm kniete. Er konnte es sich nicht leisten, noch mehr Leute zu verlieren. Ao und seine Männer hätten längst zurück sein müssen und da dies nicht der Fall war, konnte er davon ausgehen, dass der Uchiha gelogen und sie in den Tod geschickt hatte. Dass ihm jetzt auch noch Kisame in den Rücken fiel und Shinobi seines eigenen Dorfes abschlachtete, war mehr als ungünstig. Zwar hatte er damit gerechnet, dass der Haimensch sich irgendwann gegen ihn auflehnen würde, aber er hätte nicht gedacht, dass er diesen Schritt so schnell tun würde. Yagura hatte ihn absichtlich an der kurzen Leine gehalten, ihm sein Schwert genommen und ihn immer wieder spüren lassen, wo sein Platz war, damit er es nicht wagte, zu rebellieren. Anscheinend war das nicht ausreichend gewesen…schön, er kannte noch weitaus bessere Methoden, um sich Leute gefügig zu machen. Erneut richtete er seinen Blick auf den Oi-nin, der merklich zusammenzuckte…erbärmlicher Hund.

„Du bekommst eine Chance von mir…die letzte.“

Unweigerlich atmete der Shinobi auf, trat auf den Wink seines Herren näher zu diesem. Ihm war bewusst, dass er es diesmal nicht verbocken durfte, wenn er nicht sterben wollte.
 

„Warum bist du überhaupt noch hier?“

Itachi schaute auf, hob eine schmale Braue, als er die Frage vernahm. Es waren die ersten Worte seit gut einer Stunde, in der sie nur geschwiegen hatten. Inzwischen hatte sich der Haimensch wieder hingelegt und verbrachte die meiste Zeit damit, sich unruhig hin und her zu drehen. Zumindest war er nicht mehr so blass wie vorhin und seine Atmung klang nicht mehr, als ob er gleich kollabieren würde.

„Ich würde hiermit nicht weit kommen“, murmelte er und deutete auf den Verband an seinem Fuß.

Kisame runzelte die Stirn, nickte dann aber verstehend und drehte sich abermals herum, wobei er leise zischte. Anscheinend bereitete ihm jede Position Schmerzen, aber wenn er so weitermachte, würde die Wunde wieder aufgehen, so wie Haku es gesagt hatte. Wieder lag diese Stille zwischen ihnen und Itachi fühlte sich unwohl. Vielleicht ging es Kisame genauso…oder er wollte sich einfach nur von seinen Schmerzen ablenken, denn er öffnete den Mund wieder.

„Erzähl mal was…hast du Familie oder so?“

Bei dem und so verzog er angewidert das Gesicht und Itachi fragte sich, was es damit auf sich hatte. Dennoch hakte er nicht nach, sondern umging eine Antwort – es war niemals positiv, wenn man zu viel von sich preisgab.

„Warum sollte dich das interessieren?“

Kisame schnaubte, legte sich wieder auf den Rücken, nur um ein schmerzerfülltes Keuchen von sich zu geben.

„Dann schweigen wir uns halt an, bis du wieder einigermaßen laufen kannst. Zwei, drei Tage sind ja nicht lange…“, knurrte er missmutig.

Itachi seufzte entnervt; dieser Typ konnte wirklich anstrengend sein.

„Warum erzählst du mir nichts von dir? Zum Beispiel…woher du Haku kennst.“

Der Ältere blinzelte irritiert, hatte wohl nicht mit so einem Vorschlag gerechnet und kurz schien er mit sich zu hadern, ob er dazu etwas sagen sollte.

„Wir hatten einen gemeinsamen Freund“, begann er schließlich, zuckte mit den Schultern. „Dürftest ja mitbekommen haben, dass der schon ne Weile tot ist.“

Itachi gab ein Nicken von sich.

„Zabuza war ziemlich stark und er konnte mit dem Kubikiri Houcho kämpfen wie kein Zweiter. In Kiri nannte ihn jeder nur den Dämon. Suigetsu hat auch bei ihm gelernt.“

Nun fiel Itachi ein, warum ihm dieser Name bekannt vorgekommen war; Suigetsu hatte ihn erwähnt, als er mit seinen Fähigkeiten geprahlt hatte.

„Anscheinend war er aber nicht gut genug…“, brummte Kisame abschließend und verlagerte sein Gewicht wieder auf die andere Seite. „Sonst hätte er sich nicht umlegen lassen.“

Der Hüne warf ihm einen auffordernden Blick zu und Itachi ahnte schon, was er wollte.

„So, ich hab dir was von mir erzählt. Du bist dran.“

Eigentlich ein fairer Austausch und der Uchiha begriff, dass er wohl nicht drum herumkam, wenn er nicht wieder Feindseligkeit hervorrufen wollte. Musste er halt in den sauren Apfel beißen, denn der Frieden war ihm gerade eindeutig lieber. Außerdem konnte er vielleicht etwas aus Kisame herausbekommen, was ihm später noch nützlich sein würde, wenn er sich jetzt ein klein wenig kooperativ zeigte.

„Meine Eltern und meinen Bruder“, erwiderte er einsilbig, doch dem Haimenschen schien das vorerst zu reichen.

„Ist er älter als du?“, erkundigte er sich interessiert.

Itachi schüttelte den Kopf, strich sich ein paar störende Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Er ist zwölf.“

Langsam nickte Kisame, ehe er breit grinste, wobei er eine Reihe scharfer Zähne entblößte, die Itachi unwillkürlich schaudern ließ. Dieses Gebiss galt ja schon fast als Waffe.

„Ich hatte nie ne Familie…nur den Kurzen und ich glaub, der ist genauso nervtötend wie ein kleiner Bruder.“

Mit dem Kurzen war wohl Suigetsu gemeint und dass der nervig war, glaubte er Kisame sofort. Er vermied es zu erwähnen, dass Sasuke eigentlich sehr diszipliniert für sein Alter war und ihm kaum auf die Nerven fiel, sondern nickte nur. Ohnehin fühlte es sich seltsam an, so ein normales Gespräch mit Kisame zu führen, wo sie doch eigentlich Feinde waren. Er durfte nicht vergessen, dass der Mann vor ihm einen Tag zuvor noch davon gesprochen hatte, ihn auf den Boden zu drücken und zu vergewaltigen. Doch von diesem Verhalten ließ sich jetzt nichts mehr erkennen und das war das Merkwürdige an der Sache; dass Kisame schizophren war, daran glaubte er nicht.

„Und wie sind deine Eltern so drauf?“

Er blinzelte, war er doch völlig in Gedanken versunken gewesen und hatte nicht mehr zugehört. Rasch versuchte er, die richtigen Worte zu finden.

„Sie sind beide sehr streng, aber auch gerecht.“

Das beschrieb es wohl am besten, denn er wollte weder Mikoto noch Fugaku in schlechtem Licht darstellen. Es stimmte, dass ihre Erziehung streng war, aber geschadet hatte ihm das nicht, wie er fand.

„Klingt kompliziert“, brummte Kisame und drehte sich auf die unverletzte Seite, den Blick auf den Uchiha gerichtet.

Er zuckte lediglich mit den Schultern, wich dem stechenden Blick aus, bevor er sich darüber im Klaren war, warum er das tat. Vielleicht waren ihm Kisames Raubtieraugen unheimlich...das wäre ein Grund.
 

„Tust du mir einen Gefallen?“

Kisame hatte schon erwartet, dass der Uchiha diese Frage negativ aufnehmen würde und so war es auch, denn er musterte ihn misstrauisch. Möglicherweise hatte er seine Worte in der letzten Nacht unglücklich gewählt…auch wenn sie der Wahrheit entsprachen. Aber für so was war er viel zu erschöpft, denn auch wenn es ihm etwas besser ging, rauschte immer wieder der Schwindel über ihn herein. Er bekam schlecht Luft und egal, wie er lag, er kam einfach nicht zur Ruhe.

„Was für einen Gefallen?“

Er grinste schwach, winkte den Uchiha zu sich ran, worauf dieser zunächst gar nicht einging. Stattdessen blieb er, wo er war und erwiderte seinen Blick mit konsequenter Ablehnung. Kisame verdrehte die Augen, hatte eigentlich gedacht, dass Itachi ein bisschen seiner Scheu vor ihm verloren hätte. Schließlich hatte er ihm sogar etwas von sich erzählt, das war doch ein Anfang? Zugegeben, er kannte sich mit sozialem Verhalten nicht aus und bei Suigetsu war das was anderes, der war unkomplizierter.

„Ich werde dich schon nicht anfallen“, zog er ihn spöttisch auf, jedoch war das wohl eher kontraproduktiv, denn die Miene des Jüngeren blieb steinern.

„Was für einen Gefallen?“, wiederholte er ungerührt und Kisame seufzte.

„Ich würde gern ne Runde schlafen, was ich aber nicht kann, weil sich mein Kopf anfühlt, als wäre ich gegen ne Wand gerannt. Der Boden ist ziemlich hart, wenn du verstehst…“

Und wie er verstand, das sah man seinem nicht sehr begeisterten Blick schon an, so dass Kisame von vornherein mit einer Abfuhr rechnete. Mist aber auch, denn seine Begründung war nicht übertrieben. Ihm wurde jedes Mal übel, wenn er den Kopf auf dem Boden ablegte, wobei ihm etwas Ruhe sicher gut tun würde. Doch gerade als er sich damit abfinden wollte, stand Itachi unerwarteter Weise auf und setzte sich neben ihn – dass ihm das Auftreten Probleme bereitete, sah Kisame sofort, doch er biss sich auf die Zunge, bevor ein Kommentar über seine Lippen rollen konnte. Ein warnender Blick aus schwarzen Augen traf ihn, als er näher zu ihm rückte, um seinen Kopf in seinen Schoß zu legen.

„Du bist momentan in schlechterer Verfassung als ich…wenn du was versuchst, kannst du was erleben.“

Das war unmissverständlich, doch Kisame grinste nur, amüsierte ihn diese Drohung ziemlich. Ihm war ja schon aufgefallen, dass Itachi Feuer hatte, und das gefiel ihm. Wenn er wieder auf den Beinen war, würde sich da eventuell noch was ergeben…ob mit oder ohne Itachis Zustimmung. Jetzt wollte Kisame sowieso nur schlafen, war er doch ziemlich erschöpft. Deshalb nickte er brav, schloss die Augen und konnte sich endlich einmal entspannen. Wenn das nicht lohnenswert war…
 

____________________________________________________________________
 

Nun, wer würde seine Situation nicht so ausnutzen, wie Kisame es tut? Ich denke, dass sich die meisten in Itachis Schoß sehr viel wohler als auf dem scheiß Boden fühlen würden. xD

Ich glaube, dass dies das erste Kapitel ist, in dem die beiden sich wirklich näher kommen. Im letzten musste Kisame Itachi ja mehr zwingen und hat ihm keine Wahl gelassen...hier hat der liebe Uchiha klein beigegeben, muhaha!

Ich empfinde Itachi generell als einen Menschen, der viel zu schnell durch sein Gewissen belastet wird und eigentlich sehr mitfühlend ist, ob er will oder nicht. Das wird ihm auch hier zum Verhängnis...wenn man es als solches sehen will.

Die Leute, die auf Haku getippt haben, wurden hiermit bestätigt; sehr schön mitgedacht! :D

Ich würde am liebsten jedem Kommi-Schreiber antworten, aber es fehlt mir einfach an der Zeit, weshalb ich mich allgemein noch einmal bei allen bedanke!

Euretwegen ist das Kapitel schneller als geplant fertig geworden und euretwegen verliere ich meine Motivation nicht! *knuff* <3

Kleiner Spoiler fürs nächste Kapitel: Suigetsu wird wieder auftauchen...und leider auch Raiga.

lg

Pia

Analyzed

„Uhm, Raiga-san?“

Der Angesprochene wandte eher unwillig den Blick von der Glasscheibe ab, schaute zu dem blauhaarigen Jungen, welcher ihn verlegen ansah, runter. Choujuurou konnte manchmal wirklich eine Plage sein, vor allem jetzt, wo Ao sein Ende gefunden zu haben schien – der Jüngere hatte zuvor wie eine Klette an seinen Fersen gehangen. Hoffentlich war er jetzt nicht sein neues Vorbild, denn auf so was hatte er absolut keinen Bock.

„Ich verstehe immer noch nicht, warum Suigetsu für etwas bestraft wird, das er gar nicht verbrochen hat. Ich meine, ist das nicht ungerecht?“

Raiga schnaubte abfällig und machte allein dadurch deutlich, was er von diesem Geschwafel hielt; natürlich war es unfair, aber wen juckte das? Dieser vorlaute Bengel bekam endlich die Abreibung, die er schon so lange verdient hatte, und ausgerechnet Raiga hatte die Erlaubnis bekommen, ihn in die Mangel zu nehmen. Seine graublauen Augen fixierten wieder den Nachfolger Zabuzas, welcher mit bloßen Fäusten wie ein Berserker auf die Wände seines Gefängnisses einhieb. Sollte er nur, denn damit würde er sich so sehr verausgaben, dass er noch schneller dehydrierte und sobald er nicht mehr fähig war, sich flüssig zu machen, würde er ihm eine Tracht Prügel verpassen, die er nie vergessen würde.

„Ist das wirklich Mizukage-samas Anordnung, Raiga-san?“

Genervt funkelte er den Jüngeren an, woraufhin dieser erschrocken zusammenzuckte.

„Natürlich ist es das! Suigetsu hat diese Strafe verdient und jetzt hör auf, mir in den Ohren zu liegen! Wenn du das nicht ertragen kannst, dann verschwinde endlich, du Weichei!“

Das wirkte; Choujuurou presste die Lippen hart aufeinander, ehe er ohne ein weiteres Wort ging. Gut so…endlich wieder Ruhe und er konnte sich an wieder an den Bemühungen dieses Balges ergötzen. Jetzt, wo Kisame nicht mehr da war, um ihn zu beschützen, konnte er sich endlich gewaltsam Respekt verschaffen; wenn das kein Grund zur Freude war.
 

Das Erste, das Kisame wahrnahm, als er allmählich wach wurde, war das feine Kitzeln in seinem Gesicht. Er blinzelte ein paar Mal, erkannte dunkle Haare, die er jedoch sogleich beiseite strich, damit sie ihn nicht länger störten. Kurz musste er sich an die Helligkeit gewöhnen, ehe ihm bewusst wurde, wessen Haare das waren…und warum sie in seinem Gesicht hingen. Anscheinend hatte auch den Uchiha die Müdigkeit überkommen, so zusammengesunken wie er da saß. Kisame nutzte diese Gelegenheit, um ihn einmal mehr eingehend zu betrachten und was er sah, gefiel ihm zweifellos. Es war nicht zu bestreiten, dass Itachi überaus feminin wirkte, gerade wenn seine Züge so einen friedlichen Ausdruck innehatten. Die schmalen, schön geschwungenen Lippen hielt er einen Spalt breit geöffnet und Kisames Blick haftete einen Moment länger als nötig daran, beobachtete, wie der ruhige Atem darüber glitt. Er gab wenige Männer, die so hübsch waren, dass Kisame sich angezogen von ihnen fühlte, aber Itachi gehörte definitiv dazu. Es war ein Jammer, dass er aus Konoha stammen musste und damit eine langfristige Option ausschied. Ein ungewöhnlicher Gedanke, denn der Haimensch hatte in seinem ganzen Leben keine Beziehung am Laufen gehabt. Die Zeit war nicht da gewesen und bisher hatte es sich nicht gelohnt, mehr in einen Menschen rein zu stecken als einen gewissen Teil seines Körpers. Zudem war da dieses Problem mit seinem Aussehen, das viele von vornherein abschreckte und Kisames Affären auf Bordelle oder Kriegsgefangene beschränkte. Diesmal würde es kaum anders werden, denn Kisame war ohnehin davon überzeugt, dass er Itachi satt haben würde, wenn er ihn erstmal genommen hatte. Menschen waren überraschend unspektakulär, nachdem man sie benutzt hatte.
 

Trotzdem musste der Uchiha irgendwas an sich haben, das Kisame so dermaßen faszinierte, dass es ihm Schauer über den Rücken jagte. Vielleicht war es nur die äußere Hülle…möglicherweise aber auch dieser störrische Charakter. Oder lag es gar an der Nähe? Kisame war zwar stark verwundet, aber rechtfertigte das die Tatsache, dass er es als angenehm befand, im Schoß dieses Jungen zu liegen? Vielleicht hatte Yagura es endgültig geschafft, ihn zum zahmen Köter zu degradieren; der Gedanke ließ ihn die Fäuste ballen, doch als Itachis Kopf leicht zur Seite fiel, entspannte er sich sofort wieder. Im nächsten Augenblick fragte sich, warum er das tat, denn es konnte ihm eigentlich egal sein, ob der Uchiha wach wurde oder nicht. Immerhin war er kein Kind mehr und im wachen Zustand würde er gewiss mehr Spaß mit ihm haben können – wenn auch keinen körperlichen. Fest biss er sich auf die Zunge, als er seine Position ein wenig veränderte, und unterdrückte damit ein schmerzliches Japsen. Verdammt noch mal, diese Bastarde hatten ihn aber auch ordentlich erwischt!

Nur gut, dass Kisame ziemlich hart im Nehmen war, andernfalls wäre er wohl längst tot – Hakus Versorgung spielte natürlich auch eine große Rolle dabei. Apropos…den würde er bei Gelegenheit auch noch mal aufsuchen, denn das letzte Wort war noch nicht gesprochen. Kisame hatte sich noch nie sagen lassen, was er tun sollte, und Zabuzas Tod war etwas, das er so nicht akzeptieren konnte. Dass Zabuzas Partner das nicht nachvollziehen konnte, war ihm klar; der Junge war immer zu gutherzig gewesen und besaß einfach keinen Kampfgeist. Zabuza hatte das des Öfteren bemängelt, aber es war bisher nie Kisames Problem gewesen, so dass er sich damit nicht hatte auseinander setzen müssen. Nun lagen die Dinge anders.
 

Seine Überlegungen fanden ein jähes Ende, als der Uchiha die dunklen Augen aufschlug, ihn unter seinen ungewöhnlich langen Wimpern orientierungslos anblickte. Am liebsten hätte er ihn einfach gepackt und unter sich gebracht, doch dies war leider kaum möglich, so dass er ihn lediglich unverschämt angrinsen konnte.

„Morgen, Sonnenschein“, zog er ihn auf und innerhalb einer Sekunde wandelte sich der irritierte Ausdruck in Zorn um.

Das gefiel ihm doch schon um einiges besser und um die Situation noch amüsanter zu gestalten, streichelte er ihm zärtlich über die Wange. Itachi fand das wohl weniger lustig, denn er schlug seine Hand sofort beiseite.

„Du bist widerlich!“, zischte der Uchiha und machte sich daran, den Älteren von sich zu stoßen – gut, dass dessen Körpergewicht ihm da einen Strich durch die Rechnung machte.

„Nicht gleich so zickig“, gluckste Kisame und gleich darauf begegneten ihm zwei leuchtend rote Iriden.

Sollten ihn die Sharingan etwa einschüchtern? Wenn ja, dann verfehlten sie ihren Effekt aber ziemlich; Kisame ließ sich nicht von so etwas beeindrucken.

„Runter von mir!“, befahl ihm der Junge ruppig, allerdings ohne Erfolg.

„Stell dich nicht an wie ein Mädchen“, erwiderte der Haimensch bloß und machte es sich auch weiterhin gemütlich.

Der Uchiha bebte vermutlich innerlich vor unterdrückten Emotionen, aber Selbstbeherrschung kannte er trotzdem, so wie er sich zusammenriss. Schon bald verloschen die Sharingan wieder und Kisame sah in resignierte, schwarze Augen – schade, der kleine Streit hatte ihm zumindest Abwechslung beschafft.
 

„Die Zeit könnte um einiges schneller vergehen, wenn wir uns anderweitig betätigen würden…“

Itachi mochte keine nennenswerten, sexuellen Erfahrungen haben, aber er war nicht so naiv, dass er diesen Wink nicht verstand. Ablehnend wandte er den Kopf zur Seite, wich dem Blick des Haimenschen konsequent aus und beschloss, ihn von nun an zu ignorieren. Der konnte sie doch nicht mehr alle beisammen haben – dachte der überhaupt an etwas anderes als Sex? Itachi schnaubte verächtlich; solche Menschen hatte er nie leiden können.

„Ich finde wirklich, dass du das alles zu eng siehst.“

Die Zweideutigkeit ließ Itachi nicht so kalt, wie es von außen schien, doch er reagierte nicht. Wenn Kisame Freude daran hatte, ihn mit solchen Bemerkungen aufzuziehen, sollte er das nur fortführen. Solange er seine Hände still hielt, würde er darüber hinwegsehen können. Außerdem kam die Retourekutsche nur wenig später in Form eines Hustenanfalls, bei dem der Haimensch klang, als müsste er sich übergeben. Geschah ihm recht.

„Scheiße…“

„Du bist wirklich ein Idiot“, murmelte der Uchiha und fing sich einen säuerlichen Blick ein.

„Und du bist prüde!“, schoss er zurück, was Itachi allerdings wenig kümmerte.

Er war nicht prüde, sondern ließ sich einfach nicht von jedem angrabschen. Dass der Haimensch dafür kein Verständnis aufbringen konnte, sollte ihn wohl nicht wundern, so wie sich dieser verhielt. Unwillkürlich fragte Itachi sich, ob Kisame schon immer so gewesen war…so rücksichtslos. Man sagte doch, die Umwelt forme den Menschen.
 

„Du hast nicht viele Freunde in deinem Dorf.“

Kisame hatte eigentlich vorgehabt, den Uchiha noch weiter zu triezen, doch dieser brachte ihn mit seinen Worten ziemlich aus dem Konzept. Misstrauisch schaute er in die dunklen Augen des anderen, ehe er etwas entgegnete.

„Ich komme auch gut allein klar“, gab er schnippisch zurück.

„Deshalb also.“

Er zog die Stirn in Falten, wusste nicht, was der andere damit sagen wollte.

„Deshalb was?“, bohrte er nach und fixierte den Uchiha aus seinen Raubtieraugen scharf.

Dieser bedachte ihn mit einem prüfenden Blick, ehe er ihm antwortete.

„Deshalb denkst du nur an dich.“

Analysierte ihn dieser Bengel gerade? Und was sollte dieser Blick? Er wurde hier doch nicht etwa gerade bemitleidet oder? Das Letzte, das er wollte, war, dass Itachi dachte, er wäre einsam, denn das war er nicht. Auch wenn Zabuza tot war, war da immer noch Suigetsu…und selbst ohne diesen würde er klar kommen. Er brauchte niemanden. Überleben war das Einzige, das ihn interessieren sollte.

„Tut das nicht jeder?“, knurrte er ungehalten zurück.

Ein schwaches Lächeln legte sich auf die Lippen des Uchihas, während er ihn immer noch mit diesem Blick bedachte.

„Nein. Aber die meisten tun es…deshalb entstehen Kriege.“

Die Bitterkeit in Itachis Stimme hielt ihn davon ab, ihm etwas Harsches entgegen zu schleudern. Uchiha…allein der Name dieses Clans ließ Menschen aufhorchen, so dass man ihnen eine gewisse Arroganz und Selbstherrlichkeit unterstellte. Itachi teilte nichts davon, wirkte in diesem einen Moment viel mehr so verletzlich, dass Kisame nicht recht wusste, wie er damit umgehen sollte. Für ihn war Krieg ein Teil seines Lebens, er war so aufgewachsen und er brauchte das Blutvergießen – vielleicht lag es in seiner Raubtiernatur.

„So ist das Leben halt. Lässt sich nicht ändern“, meinte er schließlich nur und spürte, wie der Jüngere leicht zusammenzuckte.

War er etwa mit den Gedanken abgedriftet? Gut möglich, so wie er nun drein schaute.

„Leider“, entglitt es seinen Lippen und die Resignation war nicht zu überhören.

Kisame bemerkte, dass er Anstalten machte, sich zu erheben, und dieses Mal ließ er ihn, rückte ein Stück von ihm ab. Angespannt beobachtete er den Jüngeren, wie dieser zum Höhleneingang lief, den verletzten Fuß dabei so wenig wie möglich belastend. Kopfschüttelnd wandte sich der Haimensch ab, redete sich ein, dass seine Unruhe davon herrührte, dass er seine Beute nicht verlieren wollte. Itachi war sein Auftrag und höchstens für etwas Spaß gut. Zögerlich warf er ihm einen Seitenblick zu, betrachtete den Jüngeren unauffällig. Dieser hatte sich an die Wand gesetzt und schaute abwesend hinaus. Das Sonnenlicht ließ sein schwarzes Haar glänzen und die blasse Haut hervorheben…doch seine Augen erreichte es nicht. Teilnahmslos schaute er vor sich hin und irgendwie gefiel Kisame diese Stimmung nicht…besser gesagt, ihm missfiel diese Trauermiene. Verdammt, er musste dringend damit aufhören! Grimmig drehte er sich auf die Seite, schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen – dass ihm dabei ein Paar dunkler Augen in den Sinn kam, war nicht sehr hilfreich.
 

Suigetsus Leben war niemals leicht gewesen und vor allem seit dem Tod seines Bruders hatte er sich durchschlagen müssen. Wie viele der Kiri no Shinobigatana Nananinshuu fühlte er sich nicht selten wie ein Ausgestoßener, selbst jetzt, wo er sich einen bedeutsamen Rang erarbeitet hatte. Okay, Zabuzas Tod hatte da auch etwas zu beigetragen, aber in erster Linie seine Fähigkeiten. Der Verlust seines Lehrers schmerzte ihn natürlich, aber er konnte gut damit umgehen. Kisame sagte immer, Überleben sei alles und diesen Grundsatz teilte er. Suigetsu wusste, dass ihn viele für einen unerfahrenen Idioten mit einer Menge Glück hielten, aber ihn interessierte das nicht. Jedenfalls bis jetzt nicht.

„So, du willst uns also nicht sagen, wo dein Sempai ist“, holte ihn die ölige Stimme zurück und er hob erschöpft den Kopf.

Kurosuki Raiga war ein widerlicher Mensch, der stets versuchte, anderen seinen Willen aufzuzwingen – es musste wohl nicht erwähnt werden, dass er bei ihm auf ganzer Linie versagt hatte. Das war ein Grund für den Hass, der ihm von diesem Mann zuteil wurde.

„Ich weiß es nicht, verdammt!“, knirschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.

Im nächsten Augenblick durchfuhr ihn ein Stromstoß, der ihn aufschreien ließ. Unkontrolliert zuckten seine Muskeln, doch die Eisenfesseln hielten ihn Ort und Stelle. Der Geruch seiner eigenen, verbrannten Haut stieg ihm in die Nase und er verlor den Halt, hing keuchend in den Fesseln. Seine Kehle war staubtrocken und die fehlende Flüssigkeit war der Grund dafür, dass er sich nicht einfach in Wasser verwandelte und dieser Situation entging. Raigas kalte, blaue Augen labten sich an seinem schwächlichen Zustand und die beiden Donnerschwerter, Kiba, lagen locker in seinen Händen.

„Lüg nicht so dreist! Schließlich hast du ihn zuletzt gesehen…sicher wird er dir etwas von seinen Plänen verraten haben.“

„Es gibt keine Pläne! Kisame-sempai wollte los, um den Uchiha wieder einzufangen!“

Suigetsu funkelte sein Gegenüber zornig an, zuckte aber zusammen, als eine der Klingen unter sein Kinn geschoben wurde.

„Wenn das wahr ist, warum hat er dann die Oi-nin getötet? Für mich klingt das eher so, als sei das Monster zum Feind übergelaufen.“

Die Spitze Kibas zog eine Spur bis zu seinem Adamsapfel, bohrte sich ein Stück hinein, so dass dem Weißhaarigen die Luft wegblieb. Wenn dieser Bastard jetzt Elektrizität einsetzte…

„Keine…Ahnung“, presste er hervor und konnte das Zittern seines Körpers nicht unterdrücken.

Der Schrei blieb ihm im Halse stecken, als Raiga ihn einmal mehr unter Strom setzte. Suigetsus Kopf kippte zur Seite und schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen.

„Denk noch einmal scharf nach, Junge“, spottete der Ältere und legte die glatte Schneide an seine Wange.

„Ich…hab doch alles…gesagt, was ich weiß…du blödes Arschloch!“, glitt es ihm kraftlos über die Lippen, doch das Letzte konnte und wollte er sich nicht verkneifen.

Raigas Miene wurde noch eine Spur härter und die zweite Klinge Kibas durchschnitt das violette Oberteil des Jüngeren, ritzte die helle Haut oberflächlich. Suigetsu stöhnte gequält auf, als beide Donnerschwerter von grellblauen Blitzen umhüllt wurden und jedes noch so feine Härchen stellte sich ihm auf.

„Mal sehen, wie vorlaut du bist, wenn ich mit dir fertig bin…“

Suigetsu atmete heftig durch die Nase, spannte jede Faser seines bebenden Körpers an – nur darauf hoffend, dass Kisame bald zurückkommen würde.
 

„Hast du keinen Hunger?“

Itachi zuckte zusammen, war so in seine Gedanken versunken gewesen, dass er Kisame gar nicht hatte näher kommen hören – dabei war er mit seinen lauten Schritten eigentlich kaum zu überhören. Der Haimensch hielt ihm den Korb, den Haku ihnen hinterlassen hatte, hin und sah ihn auffordernd an. Unschlüssig schüttelte er einfach den Kopf und sah wieder nach draußen, wo es schon wieder dunkel geworden war. Der Tag war so langsam vergangen…kein Wunder, wenn man nur rum saß oder lag. Kisame schnaubte bloß, nahm dann neben ihm Platz – Itachi vermied es, von ihm abzurücken. Seit ihrem eigenartigen Gespräch am Nachmittag waren sie beide recht still gewesen und er hatte keine Lust, die Stimmung noch mehr zu kippen, indem er sich distanzierte. Nicht dass er dem Kiri-nin näher als nötig sein wollte, aber auf einen aggressiven Kisame konnte er verzichten. Dieser schien sowieso sehr empfindlich auf Ablehnung zu reagieren.

„Ein paar Kilos mehr könnten dir auch nicht schaden“, hörte er ihn brummen, erwiderte aber nichts.

Shisui zog ihn immer gern damit auf, dass er wie ein flachbrüstiges Mädchen aussehen würde, von daher war Kisames Kommentar noch harmlos. Bei dem Gedanken an seinen Cousin wurde ihm wieder schwerer ums Herz, vermisste er diesen doch ebenso sehr wie seine Eltern und Sasuke. Unweigerlich fragte er sich, ob sein bester Freund sich bereits mit seinem Tod abgefunden hatte; wohl kaum. Das sähe ihm nicht ähnlich.
 

Kisame beobachtete den Uchiha still, fragte sich, woran dieser nun wieder dachte. Seine Familie? Anscheinend hatte er mit dieser ja ein gutes Verhältnis…Kisame konnte das schlecht beurteilen. Am liebsten hätte er weiter nachgebohrt, doch er ahnte schon, dass er keine Antworten bekommen würde – Itachi vertraute ihm nicht. Logisch, schließlich waren sie Feinde. Ausgeschlossen dass der Jüngere ihm so etwas wie Sympathie entgegen bringen konnte, selbst wenn sie nicht aus verschiedenen Dörfern gekommen wären. Vielleicht lag es ja doch ein bisschen an seinem aggressiven Verhalten und nicht nur am Aussehen. Wirklich dumm, dass ihm so schnell das Temperament durchging, das hatte schon so oft alles versaut. In diesem Fall konnte es ihm zwar egal sein, aber trotzdem…irgendwie ärgerte es Kisame, dass der Uchiha ihm konsequent die kalte Schulter zeigte. Daran war ganz bestimmt sein hoher Blutverlust Schuld, denn solche Gedanken waren ihm sonst eher fremd. Was kümmerten ihn andere Leute? Dennoch kam er nicht umhin, dem Konoha-nin des Öfteren einen flüchtigen Blick zuzuwerfen. War dieser etwa immer noch wegen ihrem Gespräch deprimiert? Das Thema Krieg musste dem Uchiha ja ziemlich nahe gehen, wenn er so drein schaute; dabei steckten sie doch mittendrin.

Kisame zögerte, doch dann streckte er die Hand aus, ließ seine Finger durch rabenschwarzes Haar fahren. Es wunderte ihn, wie glatt und weich sich die langen Strähnen anfühlten, obwohl sie durch dieses Mistwetter gerannt waren.

„…was soll das?“

Er schaute auf, geradewegs in zwei dunkle Iriden, die sich skeptisch in seine eigenen bohrten. Kisame hörte nicht auf, ihm durch die Haare zu streicheln. Es mochte weit außergewöhnlichere Augenfarben geben als schwarz und trotzdem schaute er wie gebannt zurück. Vielleicht waren es die langen Wimpern, vielleicht der intensive Ausdruck oder die mandelartige Form, letztendlich aber war es egal, was ihn daran anzog – es war eben so. Ganz sicher aber war es sein Instinkt, der ihn antrieb, sich vorzubeugen und dem Uchiha seine Lippen aufzudrängen. Wie im Rausch verzerrte er sich nach dessen Geruch, nach seinem Geschmack und ja, verdammt, er wollte ihn verschlingen! Itachis entsetzte Miene, als er ihn im Nacken packte wie ein Tier, blendete er dabei aus.
 

______________________________________________________________________
 

Ja, schon wieder ein neues Kapitel von mir und ja, schon wieder ein Cliffy. ;P

Grund für Ersteres sind eure lieben Kommentare, die mich geradezu vor Kreativität überquellen lassen! Ich danke euch! <3

Außerdem sind es nur noch zwei Wochen bis zur Prüfung und ich weiß nicht, ob ich noch ein Kapitel davor schaffe. :(

Nun, jedenfalls hoffe ich, dass euch das Kapitel zusagt.

Kisame und Itachi merken anscheinend gar nicht, wie sehr sie das Wesen des jeweils anderen ergründen...da kann man nur hoffen, dass Kisame sich mit seiner Aktion nicht alles verbaut.

Tja und Suigetsu sitzt einmal mehr in der Scheiße - gibt es eigentlich Leute, die Raiga mögen?

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich ihn scheußlich finde...wobei Filler-Charaktere bei Naruto meistens sehr lieblos geschaffen sind, meiner Meinung nach. Seine Donnerschwerter Kiba dagegen finde ich spitze! *_*

Wie auch immer, ich freue mich sehr über Feedback aller Art!

Bis denne!

lg

Pia

Unhinged

Im ersten Moment war Itachi viel zu erschrocken, um sich zu wehren, weshalb er den Älteren ein paar Sekunden lang nur anstarren konnte. Die Hand in seinem Nacken verhinderte zudem, dass er sich dem rauen Kuss entziehen konnte. Noch schlimmer als die scharfen Zähne, die sich immer wieder in seine Lippen bohrten, war jedoch Kisames Blick. Wie ein ausgehungertes Tier…und es war nicht schwer zu erraten, wer den Part der Beute übernehmen würde. Es brachte nichts, die Hände gegen die breite Brust des anderen zu stemmen, denn in der nächsten Sekunde drückte ihn Kisames Körper zu Boden, hielt ihn dort. Gepresst atmete der Uchiha aus, kaum dass der Haimensch von seinem Mund abgelassen hatte – hoffentlich nicht, um noch weiter zu gehen. Immer noch lag dieser Glanz in den grünlich schimmernden Augen und ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Ihre Lippen waren nur Zentimeter voneinander entfernt, er konnte den Atem des anderen auf seiner Haut spüren. Itachi drehte den Kopf zur Seite, überlegte fieberhaft nach einer Lösung. Vielleicht konnte er ihm das Knie in die Wunde drücken, schließlich war der Ältere immer noch in schlechter Verfassung; das konnte er ausnutzen, um seiner Lage zu entgehen.
 

„Du musst mich ja wirklich abstoßend finden.“

Die triefende Bitterkeit in Kisames Stimme ließ seine Gedankengänge ein jähes Ende finden und wie erstarrt blieb er unter ihm liegen, drehte nur langsam den Kopf in seine Richtung. Der gierige Ausdruck, der ihm soeben noch durch Mark und Bein gefahren war, war verschwunden, hatte Enttäuschung Platz gemacht.

„Was?“, entfuhr es dem Uchiha ungläubig.

Kisame schnaubte, hielt ihn immer noch an den Schultern fest, die Raubtieraugen kontinuierlich auf ihn gerichtet.

„Warum hast du dich sonst weggedreht?“

Itachi konnte ihm darauf nicht sofort eine Antwort geben – erstens, weil ihn diese Frage schier fassungslos machte und zweitens, weil er nicht wusste, welchem Gefühl er den Vortritt lassen sollte.

„Du glaubst nicht ernsthaft, dass es mir hier um Äußerlichkeiten geht oder?“, entgegnete er schließlich und seine Stimme vibrierte vor unterschwelliger Wut.

Der Ältere zog die Brauen zusammen, schien seine Reaktion nicht nachvollziehen zu können.

„Worum denn sonst?“

Diese Erwiderung brachte bei dem Uchiha das Fass zum Überlaufen und mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, rammte er dem Haimenschen das Knie in die Magengrube. Kisame würgte trocken, während er schwerfällig zur Seite kippte.

„V-Verdammt…wofür…spinnst…d-du?“, entwich es ihm keuchend, doch Itachi empfand gerade kein Mitleid.

Am liebsten hätte er ihm noch einen ordentlichen Kinnhaken verpasst, einfach nur für seine Dämlichkeit.

„Du verstehst wirklich absolut nichts!“

Es machte den Eindruck, als wollte sich der Hüne verteidigen, doch ein heftiger Hustenanfall verhinderte dies.

„An deiner Stelle würde ich mein Verhalten überdenken“, meinte Itachi schneidend, ehe er ihm im wahrsten Sinne des Wortes die kalte Schulter zeigte.
 

Währenddessen befand sich Suigetsu immer noch in der Zelle, in welche Raiga ihn die letzten Stunden gequält hatte. Kraftlos hing er in seinen Fesseln, konnte kaum einen Muskel rühren und das Kratzen in seinem Hals war unerträglich. Was hätte er nicht alles für einen Tropfen Wasser gegeben…aber dieser Mistkerl von einem Schwertkämpfer würde einen Teufel tun und ihm etwas zu trinken geben. Raiga ging es lediglich darum, ihn leiden zu sehen, das war ihm klar. Suigetsu stellte sich nur die Frage, warum der Mizukage zuließ, dass man ihm so übel mitspielte; glaubte der etwa auch daran, dass Kisame zu Konoha übergelaufen war?

„So ein Schwachsinn!“, knurrte er brüchig und schloss für einen Moment die Augen.

Seine Haut brannte immer noch von Kibas Stromstößen und so schnell würde sich seine Haut auch nicht regenerieren. Wie er Elektrizität doch hasste. Raiga würde ihn aber sicher nicht in Ruhe lassen, immerhin hatte er ihm noch nichts sagen können, was ihm weiterhalf – wenn seine Bestrafung überhaupt diesen Sinn hatte. Vermutlich würde der Ältere zu Yagura rennen und ihm lauter Lügen auftischen, das sähe diesem Schwein ähnlich.

Warum brauchte sein Sempai nur so lange, um diesen Uchiha wieder einzufangen? Raiga hatte ja irgendwas von Oi-nin gefaselt und Suigetsu fragte sich, was der Grund für dieses Massaker gewesen war. Natürlich war ihm klar, dass Kisame schnell ausrasten konnte und wer dann das Pech hatte, sich in seiner Reichweite zu befinden, der überlebte das in den meisten Fällen nicht. In der Regel gab es für diese Ausraster aber immer einen triftigen Grund, zum Beispiel das Beleidigen seiner Hautfarbe oder so was in der Art – da reagierte der Haimensch wirklich sehr empfindlich. Suigetsu lächelte spöttisch bei dem Gedanken, doch sehr schnell schwand dieses wieder von seinen Lippen, da er Schritte hörte. Hoffentlich nicht wieder Raiga…

„Suigetsu-san?“

Gott sei Dank handelte es sich bei seinem Besucher nur um Choujuurou, was ihn unweigerlich aufatmen ließ. Der Junge mochte nicht unbedingt vor Selbstbewusstsein strotzen, aber er war definitiv in Ordnung und würde ihn nicht weiter foltern. Die Zellentür schloss sich mit einem leisen Quietschen und der blauhaarige Junge musterte ihn erschrocken von oben bis unten, was Suigetsu ein müdes Grinsen abrang.

„Das sieht ja schlimm aus!“

Choujuurou wühlte hastig in seiner Tasche und holte dann eine Flasche heraus; Suigetsus matte Iriden begannen zu leuchten.

„Eigentlich darf ich das nicht…ich habe schließlich meine Anordnungen. Also nur einen Schluck, Suigetsu-san!“

Der Weißhaarige nickte nur kraftlos, hörte schon gar nicht mehr richtig zu, sondern fixierte die begehrte Wasserflasche. Selbst für einen einzigen Schluck wäre er dankbar gewesen. Das kühle Nass breitete sich rasch in seiner Kehle aus und er kam nicht umhin, ein zufriedenes Seufzen von sich zu geben – leider endete das Vergnügen viel zu schnell, so dass er enttäuscht murrte.

„Hey! Lass mich noch mal trinken!“, verlangte er und wirkte trotz der Verbrennungen schon um einiges vitaler.

Choujuurou aber ließ sich nicht erweichen, sah ihn streng an.

„Tut mir Leid, Suigetsu-san! Mehr gibt es nicht. Ich hoffe, man lässt dich bald hier raus.“

Und damit verschwand der Jüngere einfach aus seiner Zelle, ließ ihn allein zurück. Frustriert ließ Suigetsu den Kopf hängen, seufzte entnervt. Na ja, wenigstens war sein Durst ein kleines bisschen gelindert worden – das war mehr, als er erwartet hatte.
 

Normalerweise hätte Kisame die Stille, die seit zwei Stunden herrschte, nichts ausgemacht – und wenn doch, dann hätte er sie eben gebrochen. Tatsache war jedoch, dass er sich nicht traute, überhaupt noch etwas zu sagen – nicht etwa, weil er Angst vor dem Uchiha hatte. Ha! Soweit kam es noch! Kisames Problem lag viel mehr darin, dass es das erste Mal war, dass ihm jemand dermaßen die Stirn geboten hatte. Er hatte einiges erwartet, zum Beispiel, dass der Uchiha anfing zu heulen oder dass er ihn mit irgendwelchen Abmachungen beschwatzen würde. Womit er nicht gerechnet hatte, war Itachis Zorn – und seine Schlagfertigkeit. Vielleicht sah Itachi wie ein Mädchen aus, aber er war definitiv nicht zimperlich oder gar schwach. Kisame schmeckte sein eigenes Blut im Mund, hatte sich versehentlich auf die Zunge gebissen, als der Uchiha ihm das Knie halb in die Wunde gerammt hatte. Für diese gefährliche Unverschämtheit verdiente er eigentlich Rache…allerdings fühlte er sich plötzlich seltsam gehemmt. Mochte an dem scharfen Ton liegen, den Itachi angeschlagen hatte. Jedenfalls hinderte es ihn daran, den Uchiha zu packen und ihm Benehmen einzuficken.
 

Er zuckte leicht zusammen, als sich etwas Nasses den Weg über sein Becken bahnte, senkte den Blick und was er da sah, gefiel ihm nicht. Der Verband hatte sich rot getränkt, was wohl an der kleinen Kollision mit Itachi lag. Daher kam also dieser plötzliche Schwindel…er verlor schon wieder Blut, wirklich klasse. Die gemeine Stimme, die ihm einreden wollte, dass er das selbst provoziert hatte, blendete er gekonnt aus. Stattdessen begann er, die Stoffbahnen zu lösen – ein Unterfangen, das alte Erinnerungen wecke. Samehadas Verlust traf ihn beinahe so sehr wie der seines ehemals besten Freundes. Nachdem er den Verband entfernt hatte, knäulte er ihn zusammen und presste ihn fest gegen die Wunde, hoffend, dass diese bald aufhören würde zu bluten. Sein Blick glitt möglichst unauffällig zu dem Uchiha, der immer noch mit dem Rücken zu ihm saß und stumm in die Nacht hinaus starrte. Das bisschen Mondlicht trug nicht gerade dazu bei, dass es einfacher wurde, in seiner Mimik zu lesen. Leise seufzend lehnte sich der Ältere wieder zurück, sich weiterhin den Stoff auf die Wunde drückend.
 

Es fiel Itachi nicht schwer, den Haimenschen so lange zu ignorieren, war er doch immer noch wütend auf diesen. Dabei brauchte es in der Regel einiges, um ihn zu diesem Punkt zu bringen. Selbst Shisui schaffte es selten, in aus der Fassung zu bringen und der leistete sich genug. Dachte Kisame tatsächlich, dass sein Aussehen eine Rolle für seine Abneigung spielte? Lächerlich, denn daran lag es ganz bestimmt nicht. Itachi horchte auf, als sich der Haimensch hinter ihm bewegte und er warf diesem einen kurzen Seitenblick zu. War seine Wunde wieder aufgegangen? Anscheinend hatte er ihn an genau der richtigen Stelle getroffen und obwohl er wusste, dass der andere selbst Schuld war, regte sich sein schlechtes Gewissen. Dennoch schien der Hüne ihm keinen Vorwurf machen zu wollen, denn er wickelte lediglich seinen Verband ab und drückte ihn gegen die Wunde. Itachi wunderte es, dass er bis jetzt geschwiegen hatte, und gleichzeitig fragte er sich, ob seine Worte irgendwas in diesem sturen Schädel bewirkt haben konnten. Er hoffte es jedenfalls.
 

Nach einer Weile hörte die Wunde endlich auf zu bluten und Kisame wischte sich notdürftig das restliche Blut mit den Stoffbahnen weg. Jetzt kam der komplizierte Teil…er warf einen Blick zu dem Korb, wühlte dann in diesem ein wenig herum, um nach geeigneten Utensilien zu suchen. Anscheinend hatte sich Haku nicht verändert, denn dem Inhalt nach hatte er wirklich an alles gedacht. Schon damals war er so überfürsorglich gewesen und Kisame kam das jetzt zugute. Unbeholfen hantierte er mit dem Unkraut und dem neuen Verband herum, wobei er das Gefühl bekam, jeden Moment die Nerven zu verlieren. Er war ein guter Kämpfer, aber medizinische Versorgung fiel nicht in sein Spezialgebiet. Murrend fuhr er mit seiner Arbeit fort, was mehr oder minder funktionierte. Eigentlich hatte er so was nicht nötig, war es doch sehr selten, dass ihn jemand bedrohlich verletzen konnte – meistens waren seine Gegner innerhalb weniger Sekunden tot.

Irritiert blickte er auf, als ihm zwei filigrane Hände den Verband entwendeten. Itachis Miene war unergründlich, auch deshalb weil er ihn nicht ansah, sondern schweigend damit begann, die unordentlich angelegten Stoffbahnen abzuwickeln. So wie er vor ihm kniete, fielen Kisame eine Menge dreckiger Sprüche ein, aber er behielt sie für sich, ließ ihn erstmal machen.
 

Der Uchiha wusste selbst nicht, was ihn geritten hatte, dem Kiri-nin unaufgefordert zu helfen; möglicherweise war sein Gewissen schuld daran. Glücklicherweise hielt der andere den Mund, also hatte er diesbezüglich schon mal dazu gelernt. Kisames Arbeit war nicht schlampig, aber auch nicht das, was man ordentlich nennen sollte und daher entfernte er den Verband noch einmal vollständig, ehe er ihn neu anlegte. Dass er dabei die bläuliche Haut berührte, war unvermeidbar, und es ließ ihn stutzen. Ohne darüber nachzudenken, fuhr er die glatte Haut, die sich so ganz anders als seine eigene anfühlte, mit den Fingern nach. Als er die Bewegung allerdings gegen den Strich wiederholte, zuckte er reflexartig zurück.

„Was ist?“, riss ihn Kisames spöttische Stimme aus den Gedanken und er schaute ertappt zu ihm auf.

„…gar nichts“, murmelte er rasch und konzentrierte sich wieder auf das Verbinden der Wunde.

Kaum dass er jedoch fertig war, packte der Ältere seine Handgelenke und hielt sie fest. Die stechenden Augen durchbohrten ihn förmlich und dem Uchiha wurde unwohl. Abermals fühlte er die raue Haut an seinen Handflächen, als Kisame diese langsam nach unten gleitend gegen seine Brust drückte. Wie Sandpapier streiften ihn die sonderbaren Schuppen und unwillkürlich ergriff eine gewisse Faszination von Itachi Besitz.

„Beängstigend, nicht wahr?“

Er blinzelte, während seine Fingerkuppen immer noch auf dem mächtigen Torso des anderen ruhten. Kisames Griff war eisern und Itachi wehrte sich gar nicht erst – nicht solange der Haimensch ihm keinen triftigen Grund dazu gab.

„Außergewöhnlich“, antwortete er auf dessen Frage.

Kisame schnaubte abfällig, ließ endlich seine Hände los.

„Nett ausgedrückt, aber wir wissen beide, dass außergewöhnlich nur ein anderes Wort für Freak ist.“

„…oder für Monster.“
 

Noch während die Worte seinen Mund verließen, wurde Itachi klar, dass er einen Fehler gemacht hatte. Kisames Blick verhärtete sich, bohrte sich in seine Augen, als wollte er ihn erdolchen. Der Uchiha schauderte leicht, wich dem beängstigenden Blick aber auch nicht aus, ahnend, dass Kisame darauf noch allergischer reagieren würde. Musternd fixierten ihn die Raubtieraugen und er rechnete schon damit, wieder gewürgt zu werden – das war nicht der Fall.

„Was mich mal interessieren würde“, begann der Haimensch stattdessen gedehnt und beugte sich zu ihm vor. „…hast du keinen Schiss, dass dich dieses Monster umbringt, sobald es wieder auf den Beinen ist?“

Itachi zögerte mit seiner Antwort, denn er wollte weder lügen, noch etwas vorbringen, was den anderen im Endeffekt wieder wütend machen könnte.

„Vielleicht ein bisschen“, murmelte er daher ausweichend und von Kisame erklang abermals ein Schnauben.

„Was soll dann dieser Mist?!“, entfuhr es ihm zornig. „Warum hilfst du mir?! Du hättest mich töten können, während ich bewusstlos war! Stattdessen verbindest du meine Wunde…glaubst du, das ändert etwas daran, dass ich dich zurück zum Mizukage schleifen werde?! Glaubst du, ich werde weich und verschone dich?!“

Itachi unterdrückte den Impuls, zurückzuzucken, als der Haimensch immer lauter wurde, bis er ihn beinahe anschrie.

„Die Oi-nin haben mich nicht umsonst Monster genannt! Sie fürchten mich aus gutem Grund! Und das solltest du besser auch tun!“

Der Uchiha fiel ihm lieber nicht ins Wort, ließ ihn erstmal reden – auch wenn er ihn so manches Mal hätte unterbrechen können. Was Kisame da redete…das passte in vielerlei Hinsicht nicht zusammen und dass er ihn gerade so zusammenstauchte, das zeugte von Unsicherheit.
 

„Willst du denn gefürchtet werden?“

Kisame hielt inne, brachte ihn diese Frage vollkommen aus dem Konzept. Wieso reagierte der Uchiha eigentlich jedes Mal ganz anders, als er es erwartete?

„Das hat nichts mit wollen zu tun“, grollte er, woraufhin Itachi die Stirn runzelte.

Warum schaute er ihn schon wieder mit diesem prüfenden Blick an?

„Gehst du immer gleich davon aus, dass dich jeder Mensch nur wegen deines Aussehens meidet?“

„Hauptsächlich, ja.“

Anscheinend stieß seine Meinung bei dem Uchiha auf Unverständnis, auch wenn er zunächst nichts sagte. Dennoch fand Kisame, dass er nicht falsch lag – er musste es doch am besten wissen und die Erfahrung hatte ihm gezeigt, dass die Mehrheit von Oberflächlichkeit geprägt war. Menschen wie er wurden gefürchtet, weil sie nicht der Norm entsprachen.

„Falls es dich beruhigt…meine Abneigung gegen dich hat nichts mit deinem Äußeren zu tun. Ich kann dich nicht leiden, weil du ein Mistkerl bist.“

Perplex schaute Kisame dem Uchiha nach, der sich kurzerhand erhob und ins Innere der Höhle zurückging. Schon wieder verwirrte ihn dieser Junge…das wurde noch zur Gewohnheit. Und warum hatte er schon wieder dieses seltsame Gefühl…fast so, als hätte er etwas falsch gemacht.
 

Shisui war schon auf einigen Beerdigungen gewesen, denn auch wenn der Uchiha-Clan als einer der mächtigsten galt, hatten sie in diesem Krieg schon viele Leute verloren. Nie war ihm jedoch eine Beerdigung so nahe gegangen wie die seines Cousins. Inabi und Tekka waren gute Bekannte gewesen und er trauerte auch um sie, aber im Vergleich zu Itachi war ihr Verlust gering. Trotzdem verzog er keine Miene, als er sich an diesem heuchlerisch sonnigen Morgen beim Rest des Clans einfand, sondern hörte still der Rede zu. Sein Blick schweifte unauffällig zu seinem Onkel, der mit stoischer Miene da stand und Shisui damit unangenehm an Itachi erinnerte. Mikoto hielt die Augen geschlossen, doch ihren Kopf trug sie hoch erhoben, während sie den Worten lauschte. Shisui kannte seine Tante zu gut, denn auch wenn niemand das leichte Zittern der blassen Frau bemerkte, ihm entging es nicht. Sasuke machte den Eindruck, als würde er gar nicht zuhören. Seine dunklen Augen waren fest auf den Grabstein gerichtet, ohne jeglichen Glanz oder auch nur den Hauch einer Emotion. Unheimlich, vor allem bei einem Zwölfjährigen. Shisui entschloss, dass er sich des Jungen später einmal annehmen würde – allein Itachi zuliebe. Abschließen konnte er immer noch nicht, selbst als die Rede geendet hatte und jeder Abschied von dem kalten Stein nahm. Shisui fühlte absolut nichts...und er fragte sich, ob es daran lag, dass er die Hoffnung, sein Cousin könnte noch am Leben sein, einfach nicht aufgeben konnte.

Ich bin ein gefühlsduseliger Idiot, Itachi…, dachte er sarkastisch und fixierte die Kanji, die den Namen seines Cousins darstellten. Sicher hätte er seine Worte belächelt…wenn er hier wäre.
 

Für Itachi fing der Morgen gänzlich anders an, als er es erwartet hatte. Dass er eingeschlafen war, war ihm eher unbeabsichtigt passiert, traute er dem Haimenschen doch nach ihrem gestrigen Gespräch nicht mehr als vorher. Irgendwann hatte ihn jedoch die Müdigkeit übermannt und er hatte sich ihr hingegeben…nur um am nächsten Tag allein da zu stehen. Es war nicht so, dass er Kisame großartig vermissen würde, aber er fragte sich, wohin der andere gegangen war. Mit seiner Wunde würde er es nicht lange machen und wenn ihn die Oi-nin erwischten, hatte er noch schlechtere Chancen.

Itachi seufzte, schüttelte dann den Kopf über seine Situation; woher wusste er jetzt, ob er hier bleiben konnte? Genauso gut war es möglich, dass Kisame zum Mizukage rannte und ihm mitteilte, wo sich der Flüchtling aus Konoha verschanzte. Wobei er das weniger glaubte…aber ausschließen wollte er es auch nicht, ging es hier doch um sein Leben. Sein Fuß verheilte zwar gut, aber wenn er ihn nun zu sehr belastete, konnte sich das rasch ändern und er würde es letztendlich nicht bis zur Grenze schaffen – schon gar nicht mit Komplikationen. Andererseits saß er hier in der Falle, wenn sie ihn holen kamen.
 

„Ist Dornröschen auch mal aufgestanden?“

Itachi zuckte zusammen, als er die höhnische Stimme vernahm und als er herumfuhr, sah er geradewegs in das Gesicht des Haimenschen. Das mächtige Gebiss wurde durch ein breites Grinsen enthüllt und der Uchiha erinnerte sich wieder an ihr Gespräch vom Vortag; bei solch einem Kiefer war es wohl verständlich, dass man zuerst abgeschreckt war.

„…wo warst du?“, erkundigte er sich und der Ältere schnaubte belustigt, kam ein paar Schritte auf ihn zu.

„Hast du dir Sorgen gemacht?“, witzelte er und Itachi verengte die Augen.

Anscheinend sah der Kiri-nin ein, dass sein Gegenüber keinen Spaß am Morgen vertrug und rasch wurde er wieder ernst.

„Hab nachgesehen, ob die Oi-nin die Gegend nach uns absuchen, bin aber auf niemanden getroffen.“

Das war wenigstens mal eine gute Nachricht und Itachi entspannte sich unwillkürlich.

„Außerdem hab ich was Interessantes entdeckt.“

„Und das wäre?“, hakte der Jüngere nach, war er doch skeptisch, was Überraschungen anging.

Gerade wenn sie von dem Mann kamen, der ihn gestern noch angebrüllt hatte, dass er ihn auf jeden Fall dem Mizukage ausliefern würde. Und dann noch diese unverschämt gute Laune, das verhieß doch sicher nichts Gutes.

„Ich hab ein paar Meter weiter so ne alte Hütte gefunden, die scheint unbewohnt zu sein. Da könnten wir ne Weile bleiben.“

Itachi begegnete diesem Vorschlag mit einer Portion Misstrauen; warum bezweifelte er, dass diese Hütte tatsächlich unbewohnt war? Kisame traute er zu, dass er die Eigentümer mal eben um die Ecke gebracht hatte.

„Was denn jetzt wieder?“, murrte dieser, fühlte sich wohl beleidigt, dass sich Itachis Freude in Grenzen hielt.

„Meinst du nicht, dass uns die Oi-nin so schneller finden?“, gab er zu bedenken, anstatt auszusprechen, was ihm noch durch den Kopf ging.

Kisame zuckte mit den Schultern, als würde ihn das nicht kümmern.

„Möglich…aber hier finden sie uns eventuell auch. Davon abgesehen brauche ich dringend ne Dusche.“

Okay, das letzte Argument wischte Itachis Sorgen recht schnell beiseite, fühlte er sich in den zerfledderten, dreckigen Klamotten doch mehr als unwohl.

„Gehen wir“, war alles, was seinen Mund verließ und Kisame grinste zufrieden.
 

Unbewohnt schien die Hütte ganz und gar nicht zu sein, alt ebenfalls nicht, denn sie schien unheimlich gut in Schuss gehalten zu sein. Das Holz wies kaum Schäden auf und die Fenster waren noch allesamt intakt. Zumindest war sie zwischen den Bäumen und Sträuchern gut versteckt, so dass die Oi-nin nicht gleich an die Tür klopfen würden. Im Inneren des kleinen Hauses war es unerwartet sauber, beinahe unberührt, so dass in Itachi die Hoffnung aufkeimte, dass Kisame den Eigentümer doch nicht umgelegt hatte. Es gab kein Bad und keine Küche, aber hinter dem Haus lag eine Feuerstelle, so wie ein größerer Bottich aus Metall. Die Regenrinne führte genau zu besagtem Bottich und da es in den letzten Tagen mehr als genug Unwetter gegeben hatte, war der Behälter bis zum Rand gefüllt. Eine richtige Dusche hatte Itachi nicht erwartet, aber zumindest etwas Privatsphäre – wobei Kisame ja ohnehin schon alles von ihm gesehen hatte. Nun, besser als gar nichts.

„Dahinten liegt Feuerholz“, riss ihn der Kiri-nin aus den Gedanken und Itachi nickte nur.

Taktisch wäre es wohl klüger, wenn sie einfach kalt badeten, auch wenn es ihm davor graute.

„Wir sollten kein Risiko eingehen“, meinte er schließlich nur und Kisames bedachte ihn mit einem spöttischen Blick.

„Kein Problem. Wie du ja bereits gemerkt hast, ist meine Haut anders als deine. Mir wird also nicht kalt werden.“

Itachis Augenbrauen wanderten abrupt in die Höhe, als ihm bewusst wurde, was das bedeutete.

„Du hast gelogen“, stellte er nüchtern fest und der Haimensch gluckste amüsiert.

„Es war einen Versuch wert, aber du hast dich ja trotzdem geweigert, in meine Arme zu kommen.“

Der Uchiha wusste zuerst nicht, was er auf so viel Dreistigkeit entgegnen sollte, entschied sich dann aber für das altbewährte Mittel namens Ignoranz.
 

Kisame beobachtete, wie Itachi sich abwandte und mit wehendem Haar in der Hütte verschwand…nein, wie dramatisch. Seine Züge glätteten sich, wurden wieder ernst, kaum dass der andere aus seiner Nähe verschwunden war. Immer noch konnte er niemanden wittern oder spüren, demnach waren sie fürs Erste sicher. Gut so, denn hier war es um einiges angenehmer als in dieser Höhle und zudem taten sich ihm noch einige andere Möglichkeiten auf. Seine Augen fixierten den Bottich, malten sich bereits jetzt ein paar hübsche Szenen aus…das würde noch lustig werden.
 

Leider schien Itachi Lunte zu riechen, denn er brachte den Tag damit zu, die Hütte nach Lebensmitteln oder nützlichen Gegenständen zu durchsuchen. Viel fand er nicht, lediglich ein paar stumpfe Messer, einen Futon und ähnliche Utensilien. Die Nahrungsmittel waren größtenteils abgelaufen, was darauf schließen ließ, dass der Besitzer der Hütte schon länger abwesend war. Kisame sah dem Uchiha zu, wie dieser einige Bücher aus einem Regal zog und mit Interesse darin zu blättern begann. Papierkram hatte den Haimenschen noch nie wirklich interessiert und er fragte sich, was der Jüngere daran fand. Missmutig versuchte er, sich die Zeit mit etwas anderem zu vertreiben, doch aufgrund seiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit blieb ihm nicht viel anderes übrig, als dumm rum zu sitzen. Itachi dagegen schienen die Bücher zu faszinieren – oder aber er wollte Kisame nur ärgern – und er blendete seine Präsenz vollkommen aus. Vielleicht war das auch die Strafe für seine Lüge und Kisame verfluchte sich im Stillen für seine offen dargelegte Selbstgefälligkeit. Missmutig beobachtete er Itachis monotone Mimik, verfolgte mit, wie die dunklen Iriden über die Zeilen huschten, wie sich die Lippen ab und zu leicht bewegten, wie sich der Uchiha eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht strich…und der Haimensch fragte sich ernsthaft, warum er von diesem Anblick scharf wurde. Knurrend wandte er sich ab, versuchte sich abermals abzulenken, damit er nicht schon wieder mit dem Jüngeren in Streit geriet. Das gestern hatte ihm erstmal gereicht, er brauchte vorerst keine neue Abfuhr. Zu gern hätte er sich einfach auf ihn gestürzt und gepackt, aber wie eine unsichtbare Barriere hielt ihn etwas davon ab. Vielleicht die Gewissheit, dass er mit seiner Wunde im Nachteil war – wie er gestern auf schmerzhafte Art und Weise erfahren hatte. Er hoffte, dass es nur das war.
 

Dass der Uchiha die Chance auf ein Bad nicht sogleich nutzte, lag weniger daran, dass er nicht wollte. Genau genommen suchte er einfach nur nach einer Möglichkeit, dies allein zu tun. Wahrscheinlich würde der Haimensch ihm augenblicklich folgen, kaum dass er seine Kleidung abgelegt hatte – darauf konnte Itachi getrost verzichten. Deshalb beschäftigte er sich bis zum Abend damit, in den Büchern zu stöbern – er kannte die Autoren nicht, aber sie schienen recht gut zu schreiben. Sonst hatte er immer sehr wenig Zeit für solche Hobbys und so konnte er nicht bestreiten, dass er es trotz seiner Hintergedanken genoss, einfach nur zu lesen. Kisame verhielt sich dabei auffällig still, aber Itachi maß dem nicht viel Bedeutung zu, war viel mehr erleichtert, dass der andere ihn in Ruhe ließ. Vorsichtig schlug er die nächste Seite um, musste sich allerdings anstrengen, um etwas im spärlichen Licht erkennen zu können. Er gab es bald darauf ganz auf, da die Sonne inzwischen der Dunkelheit gewichen war und es hier kein Licht gab. Itachi streckte sich ein wenig, rieb sich den steifen Nacken, ehe er einen Blick zu Kisame warf. Was ihn sah, überraschte ihn dann doch, denn der Ältere schien tatsächlich eingeschlafen zu sein.

„Kisame?“

Keine Reaktion, denn der Haimensch blieb weiterhin an der Wand gelehnt sitzen, den Kopf seitlich auf der breiten Schulter abgelegt. Itachi runzelte die Stirn, wusste nicht, ob er dem Frieden trauen sollte. Andererseits war es die einzige Gelegenheit, die er ergreifen konnte…und so schob er sein Misstrauen beiseite und holte sich rasch ein Handtuch aus einem der Schränke, die er zuvor inspiziert hatte, um nach draußen zu huschen. Dabei vergaß er allerdings seinen verletzten Fuß und knickte schmerzvoll um. Ein Keuchen entfuhr ihm und erschrocken sah er zu Kisame, welcher aber anscheinend nichts davon mitbekommen hatte. Glück gehabt.
 

Die Luft war noch kälter als am Nachmittag und Itachi zweifelte einen Moment an seiner Entscheidung, bis jetzt gewartet zu haben. Nun blieb ihm aber sowieso nichts anderes übrig und so fügte er sich seinem Schicksal und begann, seine Kleidung abzustreifen. Vielleicht würde das Wasser ja wärmer sein als die Nachtluft, versuchte er sich zu beruhigen. Die Realität belehrte ihn eines Besseren, denn kaum war er in das Wasser gestiegen, wünschte er, er hätte es bleiben lassen. Jedes noch so feine Härchen stellte sich ihm auf und er schlang bibbernd die Arme um seinen Körper. Es half nichts, da musste er wohl durch, wenn er den Geruch nach Schweiß und Blut loswerden wollte. Er holte einmal tief Luft, nahm sich dann zusammen und tauchte mit dem Kopf unter. Eisige Kälte empfing ihn, so dass er schnell wieder hoch kam, sich die feuchten Strähnen aus dem Gesicht strich. Allmählich gewöhnte er sich an die Temperatur und es war nur noch halb so schlimm. Allerdings wäre ein Schwamm nicht übel gewesen…

„Suchst du den hier?“

Er fuhr so stark zusammen, dass er mit dem Rücken gegen den Rand knallte, was abermals für ein Aufkeuchen sorgte. Als er sich umdrehte, blitzten ihm ein Paar belustigter grüner Augen entgegen und Itachi registrierte den Schwamm in der Hand des anderen nur langsam. Warum wunderte er sich überhaupt?

„Ich hab auch Shampoo gefunden…soll ich dich einreiben?“

Itachis Antwort bestand darin, so weit wie möglich zurückzuweichen, und den Haimenschen zornig anzufunkeln.

„Ich kann dich auch zwingen.“

Itachi schnaubte verächtlich, was seine Meinung dazu wohl gut zur Geltung brachte.

„Wage es…“, drohte er leise und die Sharingan blitzten bedrohlich in der Dunkelheit auf.

Kisames Heiterkeit tat das keinen Abbruch, denn er wich weder zurück, noch schien er sein Vorhaben aufgeben zu wollen. Irritiert sah Itachi zu, wie der Größere Schwamm und Shampoo beiseite legte, nur um sich dann schamlos vor ihm auszuziehen. Der Uchiha blickte angestrengt zur Seite, immer nur darüber nachdenkend, wie er dieser Lage am besten entkommen konnte. Raus springen war eine ziemlich schlechte Option, aber darauf zu warten, dass Kisame zu ihm stieg…oh Gott.
 

Ein lautes Platschen ließ die Diskussion in seinem Inneren überflüssig werden und Itachi presste sich automatisch enger gegen die Wand des Bottichs. Sinnlos, denn der Haimensch füllte den Behälter mit seiner Statur ziemlich gut aus, so dass sie nur wenige Zentimeter trennten.

„…was hast du vor?“, murmelte er, schwante ihm doch bereits das Schlimmste.

Kisames beängstigendes Grinsen beschwichtigte ihn nicht, ganz im Gegenteil.

„Hab ich doch gesagt. Dich einreiben.“

Itachi blinzelte perplex, als der Ältere mit dem Shampoo vor seiner Nase herumwedelte, nur um gleich darauf ein Stück weiter ins Wasser zu sinken. Am liebsten wäre er ganz versunken.

„Dreh dich um!“

Das war nicht sein Ernst…das konnte einfach nicht sein Ernst sein…oder doch?

„Vergiss es!“, kam die halb geblubberte Antwort, da seine Unterlippe im Wasser verschwunden war.

Kisame wirkte unzufrieden und kurz vermittelte er den Eindruck, als würde er sich gleich gewaltsam durchsetzen. Dann jedoch veränderte sich sein finsterer Blick wieder und er seufzte entnervt. Wusste einer, was in seinem Kopf vorging, Itachi tat es nicht.

„Mach schon. Ich gebe dir mein Wort, dass ich dir nichts tue.“

Was waren denn das für neue Töne? Itachis Misstrauen wurde nicht wirklich gelindert, aber er sah ein, dass er keine andere Wahl hatte. Er zweifelte nämlich nicht daran, dass Kisame ihn sonst tatsächlich zwingen würde, seiner Forderung nachzukommen. Es lag ihm fern, zu testen, ob er auch heute gegen den Größeren ankommen würde. Schweigend drehte er dem Haimenschen den Rücken zu, lehnte sich über den Rand des Bottichs, womit er sich wohl einer bekannten Überlebensregel widersetzte: Kehre dem Feind niemals den Rücken!
 

Nun, dafür war es jetzt zu spät und so wartete er lediglich ab, was Kisame im Sinn hatte. Zu seiner Verwunderung wurde er nicht brutal gegen die Metallwand gepresst und er packte ihm auch nicht zwischen die Beine. Stattdessen spürte er etwas Feuchtes auf seinem Ansatz und gleich darauf Kisames kräftige Hände in seinem Haar. Das erwartete Reißen blieb jedoch aus, da ihm die groben Finger so sachte wie möglich durchs Haar fuhren. Ab und zu verspürte Itachi ein Ziepen, doch insgesamt fühlte es sich nicht mal unangenehm an. Der Geruch von Lavendel umschmeichelte seine Nase und er begann allmählich, sich zu entspannen. Damit hatte er nicht gerechnet, aber er wollte sich ganz sicher nicht beschweren. Durchatmend senkte er die Lider über die nun wieder schwarzen Augen, ließ sich das erste Mal seit Tagen gehen. Eigentlich hätte er das nicht zulassen dürften und eigentlich sollte er diesem Sinneswandel gar nicht trauen, aber darüber machte er sich soeben reichlich wenig Gedanken. Kisames Hände wanderten zu seinem Nacken, übten Druck auf seine Schultern aus und Itachi entwich ein Seufzen. Die Müdigkeit, die er bis eben zurückgedrängt hatte, holte ihn ein und zudem war Kisames Körper an seinem so warm, dass – kaum hatte er diesen einen Gedanken gefasst, war es schlagartig vorbei mit der Entspannung.

Erschrocken über sich selbst blickte er zu dem Hünen auf, wobei er den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen sehen zu können. Itachi schluckte hart, als er das Glühen in den grünen Iriden wahrnahm…und doch war es dieses Mal anders. Er zuckte zusammen, als sich eine Hand unter sein Kinn schob, um dieses anzuheben. Sein Herz schien ihm aus der Brust springen zu wollen, so heftig klopfte es – vermutlich war das die Angst vor dem Kommenden. Nur so ließ es sich erklären.

Er weitete seine Augen, als sich die Lippen des Haimenschen auf die seinen legten und obwohl es nicht das erste Mal war, erstarrte er innerlich zur Salzsäule. Halt suchend krallten sich seine Finger in den metallenen Rand, während sich Kisames Finger um seine Wangen legten, ihn davon abhielten, den Kopf wegzudrehen. Vielleicht war das sogar unnötig, denn zu seinem eigenen Entsetzen merkte Itachi, dass er dies gar nicht in Betracht zog. Ein Ausdruck der Verwirrung trat in Kisames Augen, als er das zur Kenntnis nahm…doch dann festigte sich sein Griff und er vertiefte den Kuss. Itachi konnte nicht mehr klar denken und so wehrte er sich nicht, als sich die fremde Zunge Einlass in seinen Mund verschaffte. Kisames Zähne bohrten sich in seine Lippen, er spürte seinen Atem und wurde dabei von Empfindungen überschüttet, die ihn zutiefst überforderten. Doch erst als der Haimensch seine Hände tiefer gleiten ließ, seine Hüften umfasste, wurde ihm das bewusst und er schubste ihn hektisch von sich.
 

Kisame zuckte zurück, als ihn der halbherzige Stoß in die Brust traf und er sah den Uchiha fragend an. Dieser erwiderte seinen Blick mit geröteten Wangen, brachte aber kein Wort heraus, einzig sein schwerer Atem erreichte ihn. Der Ältere hätte lügen müssen, wenn er behauptet hätte, dass ihn das Geschehen soeben nicht verwirrt hätte. Das war nicht geplant gewesen und selbst wenn, er wäre niemals davon ausgegangen, dass Itachi auf seinen Versuch einging. Dem Uchiha schien das selbst zutiefst peinlich zu sein, denn seine nächste Reaktion bestand darin, sich mit heftigen Bewegungen das Shampoo aus den Haaren zu waschen und dann so schnell wie möglich aus dem Wasser zu steigen. Kisame blickte ihm schweigend hinterher, nicht wissend, was er hätte sagen sollen, um ihn aufzuhalten.

______________________________________________________________________
 

So, diesmal ein sehr viel längeres Kapitel als sonst.

Meine Gründe? Erstens konnte und wollte ich diese Szene so sehr schreiben und on stellen, dass ich mich nicht beherrschen konnte, und zweitens...es wird in den nächsten zwei Wochen definitiv kein neues Kapitel geben.

Meine Abschlussprüfung ist in einer Woche und diese Woche werde ich damit zubringen, mich intensiv mit Rechnungswesen und Excel zu beschäftigen.

Seht dieses lange Kapitel daher als kleine Entschädigung und Oster-Geschenk meinerseits an. ;)

Hiermit kommen wir übrigens dem zweiten Abschnitt dieser ff näher. Ich hoffe, dass die Gefühlsregungen beider Charaktere verständlich waren.

Ich möchte wirklich nicht mit Itachi tauschen...der Arme ist jetzt erstmal total durch den Wind. Und Kisame...nun ja, der hat sich das auch alles ein wenig anders gedacht.

Die Entwicklung verselbstständigt sich bei mir immer so schnell, manchmal ist das ärgerlich und manchmal...sehr erstrebenswert, wie in diesem Kapitel zum Beispiel. :D

Ich bedanke mich für die Kommentare! Ihr seid spitze! >_<

Bis in drei Wochen dann! :)

lg

Pia
 

PS: Wer Fehler findet, darf sie mir gern mitteilen. Ich hab's mal wieder selbst gebetat und bei der Menge kann es gut sein, dass ich was übersehen hab!

Danke! <3

Inhibited

Manche Situationen waren schlicht und einfach ausweglos, wie Uchiha Itachi in seinem Leben schon oft hatte feststellen müssen. Er hatte keine andere Wahl gehabt, als auf die Akademie zu gehen und Shinobi zu werden, weil es von ihm erwartet worden war. Oftmals hatte er seine Gegner töten müssen, um sein eigenes Überleben zu sichern. Einzig die Verdrängung war ihm geblieben, weil sich niemand die Mühe machte, ihn zu verstehen. Manchmal gab es nur den einen Weg, damit musste man umzugehen lernen. Itachi atmete tief durch, während er zusammengekauert in der Ecke saß und fieberhaft überlegte, welchen Weg er nun einschlagen sollte. Das Handtuch, das er sich um den Körper geschlungen hatte, wärmte nicht gerade, so dass er das Zittern nicht unterdrücken konnte. Seine Gedanken rasten, kamen jedoch zu keinem Ergebnis, welches ihm weiterhalf; er fand keine Erklärung für das, was da soeben passiert war.

Einzelne Wassertropfen lösten sich aus seinem Haar und rannen ihm über das Gesicht, während er vor sich hinstarrte. Nur langsam beruhigte sich seine beschleunigte Atmung und er schluckte hart, um den Kloß in seinem Hals loszuwerden. Itachi hasste Überraschungen, aber was er sich vorhin mit dem Haimenschen geleistet hatte, das war noch tausendfach schlimmer. Dabei bestand doch kein Zweifel daran, dass Kisame Schuld an dem Vorfall war, weil er in bedrängt hatte…oder?

Itachi seufzte stumm, vergrub das Gesicht in den Händen, wobei er für ein paar Sekunden lang die Augen schloss. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, sah er ein, dass es nicht allein Kisames Schuld gewesen war. Was hatte ihn auch geritten auf diesen…Kuss einzugehen? Warum hatte er das zugelassen und warum…hatte er es genossen?
 

Laute Schritte ließen seine Gedankengänge schlagartig einfrieren und er spannte sich unwillkürlich an. Schließlich verstummten die Schritte und Itachi blickte zögernd auf, direkt in das Gesicht des Haimenschen, welcher sich – ebenfalls nur mit einem Handtuch bedeckt – vor ihn gekniet hatte. Er hatte erwartet, dass Kisame ihn mit dem Geschehen von vorhin aufziehen würde, doch nichts dergleichen geschah. Zu seiner Verwirrung wirkte der Ältere nicht minder verloren als er selbst und seinem Schweigen zu urteilen, wusste auch er nicht mit der Situation umzugehen.

„Du solltest dir was anziehen“, murmelte sein Gegenüber nach einer Weile und Itachi fragte sich, ob das wirklich derselbe Mensch war, der ihm vor kurzem noch mit Vergewaltigung gedroht hatte.

Beklommen nickte er, rührte sich aber keinen Zentimeter von der Stelle; dabei wusste er, dass in einem der Schränke ein paar Klamotten lagen. Die Unsicherheit verhinderte jedoch, dass er auch nur einen Muskel in Bewegung brachte.

„Was sollte das eben?“

Der Uchiha biss sich auf die Lippe, hatte er sich doch genau vor einer solchen Frage gefürchtet. Was sollte er darauf auch antworten? Er hatte sich ja nicht absichtlich darauf eingelassen, schließlich hatte er noch bis eben die Ansicht vertreten, dass er Kisame abgrundtief verachten würde.

„Kannst du nicht mehr sprechen?“, knurrte Letzterer mit einem Mal ungeduldig und ergriff seine Schultern, woraufhin Itachi aus seiner Lethargie erwachte.

„Lass mich los!“, erwiderte er scharf und der Haimensch blickte ihn höhnisch an.

„Hast deine Zunge ja doch nicht verschluckt.“

Itachi erwiderte nichts, sondern schlug stattdessen die unerwünschten Hände beiseite – dies brachte ihm allerdings nicht den erzielten Effekt, da Kisame ihn erneut packte und ihn gegen die Wand drückte. Reflexartig aktivierte er die Sharingan, starrte sein Gegenüber feindselig an.

„Du bist doch nicht etwa ein Feigling, Uchiha?“, kommentierte dieser sein Verhalten und Itachi schnaubte verächtlich.

„Ich habe dir nichts zu sagen.“

„Das ist schade…aber du hast Glück. Ich war noch nie ein Mann vieler Worte.“
 

Diese Tatsache bekam Itachi sehr schnell zu spüren, fühlte er doch mit einem Mal den harten Holzboden in seinem Rücken und Kisames Gewicht auf seinen Beinen. Treten konnte er ihn so nicht, schlagen fiel auch weg, da der Ältere immer noch seine Handgelenke hielt; kurz gesagt war er machtlos. Die blaue Haut des Haimenschen schimmerte leicht im Mondlicht, wirkte noch sonderbarer als sie es ohnehin schon tat. Die grün leuchtenden Raubtieraugen fixierten ihn so fest, wie es der Griff war, in dem er sich befand, und er schauderte abermals. Auch Kisames Haare waren noch feucht und ein paar Tropfen glitten an seinem Hals hinab über die kräftige Brust, um die immer noch der Verband lag. Im Großen und Ganzen war Kisame schon eine imposante Erscheinung, das konnte er nicht leugnen. Vielleicht war ihm dieser Ausrutscher passiert, weil er sich endlich einmal hatte fallen lassen wollen. Eine stressbedingte Reaktion, die auf jeden Fall ein Fehler war. Es wäre doch geradezu verrückt, wenn er für seinen Feind, der ihn so vieles hatte durchmachen lassen, irgendwelche positiven Gefühle hätte. Und dann auch noch für einen Mann. Nur weil er recht feminin wirkte, hieß das nicht, dass er homosexuelle Neigungen hegte – das konnte einfach nicht sein. Er wollte auch nicht, dass es so war. Das alles wurde ihm zu viel und am liebsten wäre er erneut vor dem Haimenschen weggelaufen, Feigling hin oder her.

„Du denkst zu viel nach“, riss ihn die tiefe Stimme aus den Gedanken.

Kisames Aufmerksamkeit lag nach wie vor auf ihm und ihm gefiel nicht, wie er ihn musterte. Noch weniger gefiel es ihm, als er seine schmalen Handgelenke mit nur einer Hand festhielt, während sich die andere um sein Kinn schloss. Hektisch atmete er ein, spürte, wie sich die nackte Panik in ihm breit machte und so wand er sich nach Kräften unter dem Größeren. Dieser nahm das missmutig zur Kenntnis, hatte sich wohl etwas anderes erhofft.
 

„Vorhin hat’s dir gefallen!“, warf Kisame dem unter ihm Liegenden vor.

Er verstand einfach nicht, warum Itachi sich nun wieder gegen seine Annäherungen wehrte. Was machte er denn jetzt so anders, dass ihn der Jüngere erneut von sich stieß? Ob er ihn einfach mit Gewalt nehmen sollte? Vielleicht fuhr er ja darauf ab, wenn man ihn gröber anfasste? Aber die Idee setzte er dann doch nicht durch, überlegte sich lieber, was er tun konnte, damit er ihm noch einmal so entgegen kam. Kisame war definitiv auf den Geschmack des willigen Itachis gekommen. Dessen weiche Lippen erzitterten unter den unregelmäßigen Atemzügen, aber wenigstens wand er sich nicht mehr so stark.

„…das war…ein Versehen“, brachte er schließlich hervor.

Kisame runzelte die Stirn, verengte die Augen dabei, um den Uchiha intensiv zu mustern. Ein Versehen also? Eine Weile war es auffallend still zwischen ihnen und die Begründung sickerte nach und nach durch, bis sie seinen Verstand erreicht hatte. Das war schmerzhafter, als erwartet.

Im nächsten Moment kollidierte Itachis Hinterkopf mit dem Holzboden, als Kisame ihm die Faust ins Gesicht rammte. Der Uchiha keuchte auf und Blut rann ihm über den Mundwinkel, doch die nun wieder rot glühenden Iriden bohrten sich zornig in seine.

„Ein Versehen“, äffte ihn der Haimensch nach und grinste schadenfroh.

Gleich darauf hatte er sich ebenfalls eine gefangen – vielleicht hätte er Itachis Handgelenke nicht loslassen sollen. Dieses kleine Aas hatte mehr Kraft, als man es ihm zutraute, denn seine Wange pochte schmerzhaft. Den nächsten Schlag fing er jedoch ab, hielt seine Rechte fest und tat das Gleiche mit der Linken. Giftig blickten ihn Sharingan an und Kisame sah berauscht zurück – dieses Spielchen erregte ihn. Itachis Anblick tat dem keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, so wie er da lag…mit seinen nassen Haaren, wobei ihm einzelne Strähnen im Gesicht klebten. Dieses Feuer in seinen Augen, die geröteten Wangen, das Blut an seinen sinnlichen Lippen…verdammt, er wollte ihn sofort!
 

Itachi wusste nicht, wie ihm geschah, als Kisame ihm abermals seine Lippen aufdrückte, und er spürte sehr viel mehr von ihm, als er eigentlich wollte. Die blaue Haut rieb sich an seinem Oberkörper, ließ ihm ein Stöhnen entweichen, während sich spitze Zähne in seine Lippen bohrten. Der Schlagabtausch von eben hatte auch ihm eingeheizt und es war einfacher als ein Gespräch. Anscheinend waren sie beide nicht gut mit Worten. Itachi konnte das warme Gefühl, das sich in ihm breit machte wie ein elender Parasit nicht vertreiben…und dabei wollte er das doch nicht. Immer noch hielt Kisame seine Bewegungsfreiheit in Schach, während sein Mund seinen Hals in Beschlag nahm. Itachi war nicht darauf vorbereitet, als der Ältere mit der Zungenspitze seine Schlagader nachfuhr, und abermals entfuhr ihm ein Laut, der ihm zutiefst peinlich war.

„Lass das!“, presste er hervor, obwohl es alles andere als unangenehm war.

Kisame erlaubte sich, diesen Einwand völlig zu ignorieren, ritzte seine Haut stattdessen mit den scharfen Zähnen, was ein neuartiges Prickeln in Itachis Leistengegend verursachte. Die Erkenntnis, dass es ihn in Erregung versetzte, dass ein Mann an seinem Hals rumlutschte, traf ihn hart.

Im wahrsten Sinne des Wortes…, ging es ihm sarkastisch durch den Kopf, jedoch japste er im nächsten Augenblick erschrocken auf, als eine von Kisames Händen unter das schützende Handtuch wanderte.

„Sieh an…hab dich wohl doch nicht so kalt gelassen, ne?“

Der Haimensch grinste diabolisch und Itachi starrte ihn einfach nur an, versuchte nicht mal, sich zu sträuben, obwohl er nun wieder eine Hand freihatte. Innerlich um Fassung ringend suchte er nach einer…ja, was suchte er eigentlich? Eine Erklärung? Eine Entschuldigung?

„Schon wieder die Zunge verschluckt?“, fragte Kisame belustigt und bevor Itachi eine bissige Bemerkung von sich geben konnte, wurde ihm die Möglichkeit genommen.

Dreist schob sich die fremde Zunge in seinen Mund, den der Uchiha mehr versehentlich öffnete, als die Hand zwischen seinen Beinen aktiv wurde. Was zur Hölle passierte hier eigentlich?

Hilflos krallte er die Nägel in die breiten Schultern und erst jetzt fiel ihm auf, dass sich auch dort Kiemen befanden – und diese waren wohl ziemlich sensibel, denn der Hüne zuckte merklich zusammen. Jedoch hielt es ihn nicht wirklich auf, ließ er es sich doch nicht nehmen, seine Mundhöhle ausführlich zu ergründen. Itachi keuchte dumpf gegen den Mund des Haimenschen, als dieser sein Glied mit heftigen Bewegungen in seiner Hand pumpte.

Natürlich hatte er sich des Öfteren selbst Abhilfe geschafft, aber das, was Kisame soeben mit ihm anstellte, war definitiv nicht damit zu vergleichen. Sein Becken zuckte dem anderen geradezu entgegen, stieß in die warme Handfläche und Itachi schnappte nach Luft, als sich die Lippen endlich von den seinen lösten. Wieder fanden die Zähne Platz an seinem Hals, er konnte den warmen Atem spüren und war zu keinem klaren Gedanken fähig, als er sich aufstöhnend in der großen Hand ergoss. Noch während der Druck aus seinen Leisten schwand, begann er das Geschehen zu begreifen…und vor allem dessen Ausmaß. Allerdings verhinderte Kisame einen mentalen Hysterie-Ausbruch seinerseits, indem er ihn plötzlich an den Schultern packte und mit dem Bauch auf den Boden drückte. Halt suchend kratzten Itachis Finger über das Holz und er versuchte, sich rasch wieder hoch zu stemmen, nur um gleich wieder runter gedrückt zu werden.

„So…du hattest deinen Spaß. Jetzt bin ich dran!“

Er war endgültig verloren.
 

Kisame grinste, während er seine beschmierte Hand mit der Zunge säuberte, wobei er den Uchiha mit der anderen unten hielt. Er sah den angewiderten, unruhigen Ausdruck in den mittlerweile wieder dunklen Iriden und er ergötzte sich daran. Wie Itachi so da lag, die Haare in Unordnung gebracht, das Gesicht von zarter Röte bedeckt…die Male, die er an seinem Hals hinterlassen hatte…am liebsten hätte er ihn wie ein wildes Tier genommen. Er war auch kurz davor, denn durch die kleine Nummer von eben war er so aufgeheizt, dass er sich schwer kontrollieren konnte. Endlich würde er ihn nageln und er wäre der Erste, der dies tun würde.

Mit einem Ruck entfernte er das störende Stück Stoff, hörte, wie Itachi scharf die Luft einsog, sich gleich darauf wieder zu wehren begann. Heuchler…ihm gefiel das doch! Er wollte so angepackt werden, brauchte es vermutlich härter, denn schließlich hatte er grade doch auch mitgemacht. Er hatte kaum Widerstand geleistet. Er hatte es so gewollt. Oder nicht?

Der Gedanke bohrte sich wie ein Stachel ins Fleisch und ließ ihn innehalten, doch der Uchiha dachte gar nicht daran, es ebenso zu halten. Wütend schaute Kisame auf ihn runter, hätte ihm für sein widersprüchliches Verhalten am liebsten noch eine gescheuert. Warum achtete er überhaupt darauf? Der Junge lag vor ihm, wie auf dem Präsentierteller und das Einzige, was er noch tun musste, war, ihm sein Ding in den Hintern zu schieben.

Itachis Bewegungen erlahmten allmählich und er atmete heftig, sah ihn verstört und zornig zugleich an; warum eigentlich? Schließlich hatte der Uchiha seine Befriedigung bekommen, was man von dem Haimenschen nicht behaupten konnte.

„Du treibst mich echt zur Weißglut“, brummte er schließlich und ließ ihn los, wandte sich ab.

Solange er nicht mehr in diese Augen, die ihn mit Vorwürfen zu erdrücken schienen, sehen musste, war ihm auch Selbstbefriedigung als Alternative Recht. Aber aus einem unerfindlichen Grund war ihm soeben gehörig die Lust vergangen.
 

Itachi hatte mit allem gerechnet, aber ganz sicher nicht damit, dass Kisame es sich anders überlegen und ihn in Ruhe lassen würde. Diese Tatsache verstörte ihn fast so sehr wie das, was da gerade passiert war. Bevor ihn die Gedanken jedoch innerlich zerreißen konnten, kümmerte er sich um Kleidung – nicht dass Kisame einen zweiten Sinneswandel durchlebte. Letzterer schien aber zuerst einmal aus seiner Reichweite zu wollen, denn er ging leise fluchend nach draußen, knallte geräuschevoll die Tür. Itachi sah ihm nur einen Moment nach, nicht wissend, was er davon halten sollte, ehe er die Schränke öffnete. Die Klamotten waren allesamt recht dunkel gehalten, aber das war Itachi auch ganz recht so. Die Größe kam ungefähr hin, etwas zu weit vielleicht, aber passabel.

Als er fertig war, setzte er sich in eine Ecke des Raumes und lehnte sich an die Wand, versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Fazit war, dass Kisame ihn (mehrmals) geküsst und ihm einen runtergeholt hatte. Itachi stöhnte gequält und lehnte die Wange gegen seine Knie, senkte die Lider etwas mehr. Das war ein Albtraum…leider einer, aus dem er nicht erwachen würde.

Es wäre nur halb so schlimm gewesen, wenn er dieses Geschehen als Vergewaltigung hätte abstempeln können. Dann hätte er Kisame gehasst und es wäre gut gewesen. Die Realität ließ aber keinen Zweifel daran, dass der Haimensch ihn zwar gedrängt, Itachi aber darauf eingestiegen war. Beschissene Situation…

Und was sollte Kisames Aktion von eben? Der Uchiha hatte genau das begierige Funkeln in den Raubtieraugen gesehen und die Worte des Älteren ließen ebenfalls keine Missverständnisse aufkommen. Warum hatte er sich nicht einfach genommen, was er wollte? Hatte er sich geirrt und Kisame war doch kein so übler Mistkerl? Andererseits…selbst wenn das so gewesen wäre, was änderte das? Itachi hatte nichts für Männer übrig. Jedenfalls bisher nicht. Mit Frauen verhielt sich das aber nicht viel anders.
 

Er schaute auf, als die Tür lautstark geöffnet wurde und ein klatschnasser Kisame die Hütte betrat. In derselben Lautstärke knallte dieser die Tür wieder zu, fixierte ihn unheilvoll. Wenigstens trug er wieder seine Hose am Leib, hatte diese wohl ebenfalls einmal durchs Wasser gezogen, so wie diese triefte. Itachis Anspannung minderte sich nicht besonders, als der Haimensch auf ihn zukam, doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Verband verschwunden war, und sein Blick verweilte einen Moment auf der Wunde, auf welcher sich eine dünne, von der Nässe aufgeweichte Kruste gebildet hatte. Kisame ging eindeutig zu sorglos mit seiner Gesundheit um.

„Bist du jetzt zufrieden?“, hörte er ihn knurren, ehe er sich neben ihm nieder ließ.

Itachi vermied es, ihm in die Augen zu sehen, fühlte sich aber auch nicht gerade schuldig. Anscheinend hatte der Haimensch sein Problem gut allein lösen können.

„Du bist wirklich triebgesteuert“, murmelte er abweisend.

Kisame warf ihm einen bösen Seitenblick zu, packte dann sein Kinn und drehte es ruckartig zu sich, so dass Itachi ein scharfer Schmerz im Nacken durchfuhr.

„Wenn das so wäre, würdest du jetzt nicht mehr sitzen können“, grollte der Ältere und Itachi lief es kalt den Rücken herunter.

Schnell befreite er sich aus dem Griff, drehte sich ein Stück weg.

„Dich soll mal einer verstehen…“, murmelte Kisame und schüttelte den Kopf, wobei ein paar Tropfen aus seinen Haaren flogen.

„Als wärst du besser“, gab Itachi leise zurück.

Verwirrt blickten ihn die grünen Augen des anderen an.

„Was soll das denn heißen?“, hakte er auch sogleich nach, schien das nicht auf sich sitzen lassen zu wollen.

Itachi zuckte bloß mit den Schultern, hatte eigentlich nicht vor, das näher zu erläutern. Der eindringliche Blick des anderen ließ ihn seine Entscheidung jedoch noch mal überdenken.

„Die meiste Zeit über benimmst du dich wie das Monster, für das dich alle halten. Du sagst, dass es dir nichts ausmacht, wenn die Leute Vorurteile haben...und trotzdem rastest du jedes Mal aus, wenn man dich darauf anspricht. Weißt du überhaupt, was du willst?“

Vielleicht hatte er es wirklich geschafft, Kisame die Sprache zu verschlagen, denn dieser schwieg eine ganze Weile, sah ihn nur perplex an. Möglicherweise hatte es auch noch keiner gewagt, so mit ihm zu sprechen. Der Uchiha wusste nicht, warum er sich schon wieder so weit aus dem Fenster lehnte…aber er glaubte nicht, dass Kisame jetzt noch auf ihn losgehen würde. Woher er diese Sicherheit nahm, war ihm schleierhaft und es gab ihm zu denken.
 

Entweder war dieser Junge lebensmüde oder aber er verlor allmählich den Respekt vor ihm – vielleicht hätte Kisame ihn doch einfach nehmen sollen. Das hätte wenigstens einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er schnaubte verächtlich, schaute eine Weile nur vor sich hin, weil ihm beim besten Willen keine gescheite Antwort einfiel. Es stimmte, dass er sich nicht besonders um seine Mitmenschen scherte, weil er deren voreingenommenes Denken sowieso kannte. Ebenso wusste er, dass er über eine recht knappe Geduldsspanne verfügte, wenn jemand die falschen Knöpfe drückte. An sich war das schon ein Widerspruch, aber wen kümmerte das? Itachi sollte lieber froh sein, dass er sich bei ihm im Zaum gehalten hatte.

„Pass auf, wie du mit mir sprichst“, warnte er diesen. „Sonst könnte ich auf die Idee kommen, das, was ich verpasst habe, nachzuholen…“

Während er dies sagte, griff er in das dunkle Haar, spielte ein wenig mit den feinen Strähnen und erntete einen misstrauischen Blick des Uchihas. Schnell wurde seine Hand beiseite geschlagen und der Jüngere erhob sich.

„Ich geh schlafen.“

Sogar mit Ansage, nein, wie großzügig, aber Kisame wusste, dass er nur einen Weg suchte, sich von ihm zu entfernen. Nun, da hatte er aber auch noch ein Wörtchen mitzureden und der einzelne Futon, den Itachi gerade herauskramte, kam ihm da sehr gelegen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht wartete er, bis der Uchiha fertig war, ehe er sich zu diesem begab. Itachi hielt augenblicklich in seinem Tun inne, musterte ihn skeptisch, so als hätte er bereits eine böse Vorahnung.

„Rutsch mal rüber!“, verlangte er wie selbstverständlich und wie erwartet starrte ihn der andere an, als hätte Kisame sie nicht mehr alle beisammen.

„Schlaf doch auf dem Boden“, murmelte er nicht minder unverschämt als sein Gegenüber und dessen Augenbraue zuckte rasant nach oben.

„Wiederhol das und ich garantiere dir, dass du morgen keine Jungfrau mehr bist!“

So langsam neigte sich seine Geduld doch dem Ende zu und auch Itachi schien das zu bemerken, denn er sandte ihm einen letzten Todesblick zu, ehe er zur Seite rückte. Es würde dennoch eng werden, wie gut, dass Kisame eben dies bevorzugte. Zufrieden mit der Situation legte er sich neben den Jüngeren, schlang ungefragt die Arme um dessen schlanken Körper. Er hörte Itachis überraschtes Keuchen, spürte, wie er sich verkrampfte. Grinsend pustete er ihm in den Nacken, beobachtete die Reaktion des Uchihas, welcher sofort eine Gänsehaut bekam.

„Lass den Mist!“, zischte er nicht sehr erfreut und wollte sich aus seinen Armen winden.

Dumm für ihn, dass Kisame stärker war, und das nicht zuließ, so dass sich das Abmühen am Ende nicht lohnte. Itachi wurde ruhiger, schien sich mit seiner Position abgefunden zu haben – wenn auch nur für den Moment. Der Ältere musterte seinen Rücken, der nun durch schwarzen Stoff verhüllt wurde. Eine Schande.

„…du bist nass.“

Kisame stutzte kurz, dann grinste er wieder, intensivierte die Nähe zu dem Uchiha noch ein wenig mehr. Dieser stieß entnervt die Luft aus, warf ihm einen verärgerten Blick über seine Schulter zu. Allein das wirkte so anziehend auf ihn, dass er ihn am liebsten schon wieder geküsst hätte…

Was hatte dieser Junge an sich, dass er nicht mehr von ihm loskam? Vielleicht war es seine unnahbare, widerspenstige Art, die ihn jedes Mal aufs Neue reizte. Aber warum hatte er ihn sich dann gerade nicht genommen, wo er die Chance gehabt hatte? Er verstand sich selbst nicht mehr, denn normalerweise hätte er keine Sekunde gezögert, so heiß wie er auf ihn gewesen war.

Er beobachtete, wie sich Itachi wieder wegdrehte, dabei die Augen schloss und wohl zu schlafen versuchte. Keine schlechte Idee, machten Kisame diese ganzen wirschen Gedanken sowieso nur bekloppt. Warum zerbrach er sich über solch banale Dinge überhaupt den Kopf? So war er doch eigentlich gar nicht.

„Anscheinend bist du nicht nur brutal.“

Er erstarrte ein weiteres Mal, als ihn die geflüsterten Worte erreichten, und blickte nun völlig konfus zu dem Uchiha, der sich aber nicht weiter äußerte. Was sollte das denn heißen? Hatte Itachi ihn nicht schon einmal auf etwas Ähnliches angesprochen?

Nimmst du dir alles mit Gewalt?

Das Meiste.

Es muss einsam sein, wenn man alles auf diese Weise regelt.

Murrend legte er sich wieder hin, den Blick auf Itachis Nacken gerichtet; warum fing er jetzt wieder mit diesem Scheiß an? Und warum schenkte er dem auch noch Beachtung? Vielleicht war er nur übermüdet und deshalb schloss er ebenfalls die Augen, verdrängte diese verwirrenden Gedanken.

___________________________________________________________________
 

Na, wer ist überrascht, dass das neue Kapitel schon da ist? Wer? xD

Also, ich habe jetzt meine ersten drei Prüfungen hinter mir (Rewe, Büwi und Wiso) und morgen kommen noch TV und Excel. Dann bin ich durch mit dem Mist - na ja, bis zur mündlichen jedenfalls, aber die schaff ich auch noch! *überzeugt*

Soweit hat alles gut geklappt, schauen wie die Wertung ausfällt und ich danke euch, dass ihr mir so lieb die Daumen gedrückt habt! <3

Ich hab echt nicht damit gerechnet, dass mir das neue Kapitel so schnell von der Hand geht, aber tatsächlich ist es innerhalb von zwei Tagen entstanden. Lol? Ich weiß nicht, woran es liegt...vielleicht an der guten Motivation (Dankeee) und daran, dass ich den Anfang schon geschrieben hatte (ist ja bekanntlich das Schwierigste).

Jedenfalls wollte ich euch das hier nicht länger vorenthalten und hoffe, es gefällt euch. ^__^

Kisame kommt irgendwann auch noch mal auf den Trichter, warum er Itachi nicht mal eben so aufreißen kann wie alle anderen bisher.

Und Itachi muss erstmal damit klar kommen, dass ihn Kisalein nicht so kalt lässt, wie er es gern hätte. Tja, scheiß Situationen schweißen eben zusammen. Ätsch! xP

Im nächsten Kapitel wieder ein wenig Shisui plus ein bisschen Sasuke uuuund es wird wieder spannend! >:D

lg

Pia

Hesitated

Shisui war schon immer ein Meister der stillen Beschattung gewesen, jedoch handelte es sich bei seinem auserkorenen Opfer dieses Mal um die eigene Familie. Lautlos saß er in seinem Versteck, einer dichten Baumkrone, und beobachtete seinen Cousin, wie sich dieser mit zwei Freunden unterhielt. Nun ja, eigentlich sagte Sasuke gar nichts, sondern schaute nur genervt zur Seite, während das rosahaarige Mädchen mit dem anderen Jungen stritt. Shisui empfand es als beunruhigend, dass jemand in diesem Alter so derart teilnahmslos sein konnte, aber Itachis Verlust ging ja nicht nur ihm selbst nahe. Der blonde Junge, Uzumaki Naruto, warf nun die Arme in die Luft und zeigte dann auf den Uchiha, woraufhin das Mädchen erst rot wurde und sich schließlich lautstark aufregte. Sasuke schüttelte nur den Kopf, bevor er die zwei einfach stehen ließ – vermutlich wollte er wieder zum Trainingsplatz. Mikoto hatte ihm erzählt, dass Sasuke oft dort war und erst spät nach Hause kam. So verließ er seinen Platz und folgte dem Jüngeren unauffällig.
 

Er sollte Recht mit seiner Vermutung behalten, denn der Jüngere begab sich tatsächlich zu besagtem Gelände. Soweit Shisui wusste, stand Sasuke seinem Bruder in nichts nach, war ebenso zielstrebig wie dieser, jedoch würdigte Fugaku das eindeutig zu wenig. Da konnte man nichts machen und er würde einen Teufel tun, sich da einzumischen. Gespannt beobachtete er den Jüngeren, wie dieser seine Shuriken rausholte, um die Zielscheiben zu anvisieren. Wie erwartet war er ziemlich gut, denn bei fast allen hatte er direkt die Mitte getroffen – Itachi hätte das sicher sehr stolz gemacht.

Im nächsten Moment musste Shisui einem Shuriken ausweichen, das zweifellos sein Gesicht getroffen hätte, wären seine Reflexe nicht überdurchschnittlich schnell ausgeprägt. Mehr überrascht als wütend sah er zu Sasuke, welcher gerade den Arm sinken ließ, mit seinen funkelnden Sharingan direkt in seine Richtung blickte. Bereits drei Tomoe? Shisui musste innerlich grinsen; was Verbissenheit so alles bewirkte, denn schließlich hatte Itachi ihm noch vor kurzem verraten, dass Sasuke erst zwei Tomoe nutzen könnte, das Sharingan also noch nicht vollständig aktivieren konnte.

„Wie lange willst du dich noch verstecken?“, vernahm er die Stimme seines Cousins und Shisui schmunzelte.

Mit erhobenen Händen sprang er aus dem Geäst, aus dem er Sasuke beobachtet hatte, und musterte diesen von oben bis unten. Ähnlichkeit war wirklich nur äußerlich vorhanden, vom Charakter her waren die zwei Söhne Fugakus völlig verschieden.

„Du hast mich bemerkt?“, fragte er, während er näher trat.

Sasuke schnaubte verächtlich, schien nicht sehr begeistert davon zu sein.

„Ich bin ebenfalls ein Uchiha!“

Oho, da war aber jemand schlecht drauf; Shisui hatte den bissigen Unterton natürlich bemerkt. Itachi hatte ihn noch nie so angegiftet, der war sowieso schwer reizbar gewesen und auf seine Provokationen in den seltensten Fällen eingegangen. Wie er diesen Langweiler doch vermisste.

„Hab dich wohl unterschätzt“, meinte er achselzuckend. „Aber sag mal, sollte ein Kind deines Alters nicht lieber was mit seinen Freunden machen? Noch könnt ihr das, aber irgendwann-“

„Sollte ein Mitglied der ANBU nicht auf Mission sein, anstatt jemandem auf die Nerven zu gehen?“, unterbrach Sasuke ihn unterkühlt und Shisui starrte ihn verdutzt an.

Wie hatte Itachi das mit so einem Mistbalg ausgehalten? Er selbst verspürte ja schon jetzt übel Lust, ihm den Hintern zu versohlen. So frech war er in dem Alter nicht gewesen…oder?

„Schon verstanden, du willst nicht mit mir reden, hm?“

„Echt scharfsinnig, Shisui“, erwiderte Sasuke erneut in einem Ton, der die Geduld des Älteren auf eine harte Probe stellte.

„Hab ich dir irgendwas getan oder so?“, fragte er genervt und stemmte die Hände in die Hüften. „Dein Bruder war mein bester Freund und ich vermisse ihn nicht weniger als du. Ich dachte nur, dass-“

„Wir uns jetzt gegenseitig Trost spenden können? Mach dich nicht lächerlich! Im Gegensatz zu mir hast du wenigstens genug Zeit mit ihm verbracht.“

Sasuke verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und der Ausdruck gefiel Shisui nicht.

„Dich hat er bestimmt nicht ständig versetzt oder mit leeren Versprechungen abgespeist! Also quatsch mich hier nicht voll, als wüsstest du, wie ich mich fühle! Ich bin nicht traurig, ich bin wütend! Und ich hasse Itachi dafür, dass er mich schon wieder enttäuscht hat!“

Shisui war nicht oft so sprachlos wie in diesem Moment gewesen und er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Das musste er auch gar nicht, denn Sasuke ging einfach an ihm vorbei, würdigte ihn keines Blickes mehr. Shisui hätte ihn am liebsten verprügelt oder zumindest geohrfeigt, doch er war zu keiner Regung fähig, starrte nur auf die Stelle, wo Sasuke soeben noch gestanden hatte. Sasuke war ein Kind, ging eindeutig zu leichtfertig mit dem Begriff Hass um und er hatte einen Verlust erlitten, der sich mit nichts wieder gut machen ließ. Vermutlich war das seine Art, damit klar zu kommen, das musste er akzeptieren. Und trotzdem…ja, trotzdem war er kurz davor, sich umzudrehen und seinen Cousin anzuschreien, was ihm einfiele, in Itachi den Schuldigen an seinem eigenen Tod zu sehen.
 

„Verdammt noch mal! Kannst du nicht vorsichtiger sein?!“

Unbeeindruckt schaute Itachi zu dem Haimenschen, welcher ihn vorwurfsvoll anschaute, hoch.

„Du bist selbst Schuld, also hör auf zu jammern“, versetzte er mitleidslos und fuhr fort, die entzündete Wunde zu reinigen.

Wenn Kisame ihn nicht gestern so überfallen hätte, hätte er sich auch nicht so viel bewegen müssen. Dadurch war die Wunde anscheinend wieder aufgegangen, woraufhin sowohl Itachis Shirt als auch den Futon ein paar Blutflecke zierten. Nun machte sich Itachi daran, den Eiter, der sich gebildet hatte, mit einem Messer aus der Wunde zu lassen – dass dies schmerzhaft war, konnte er sich denken.

„Dir macht das richtig Spaß oder?“, knurrte Kisame und Itachi schenkte ihm ein hauchdünnes Lächeln.

„Ja.“

Genau genommen war die Arbeit, die er sich hier machte, widerlich, aber der Uchiha konnte nicht verhehlen, dass er dennoch Genugtuung verspürte, wann immer Kisame unterdrückt zischte. Den Vorfall in der Nacht trug er ihm immer noch nach, auch wenn er im Allgemeinen nichts von Rache hielt.

„Sadist…“

Itachi schnaubte leise, legte schließlich das Messer zur Seite und säuberte die blutende Wunde mit einem nassen Tuch.

„Das sagst ausgerechnet du“, murmelte er zurück und legte den rot gefärbten Lappen zur Seite.

Dann griff er zu dem letzten noch sauberen Verband und begann, Kisame diesen anzulegen. Letzterer beobachtete ihn dabei und Itachi versuchte, sich davon nicht nervös machen zu lassen. Leichter gesagt als getan, denn immer wieder kehrten die Bilder vom Vortag zurück. Es kostete Itachi alle Mühe, Kisame überhaupt zu behandeln und dabei nicht rot zu werden wie ein Mädchen. Verarbeitet hatte er das Geschehen noch nicht, es verstörte ihn nach wie vor.

„Gestern hast du nicht sehr gequält ausgesehen…“, raunte der Kiri-nin, als hätte er seine Gedanken erraten und Itachi erstarrte für einen Augenblick.

Dann aber beherrschte er sich und zog den Verband strammer, als es sein musste, woraufhin Kisame vor Schmerz aufkeuchte.

„Oh…zu fest?“, erkundigte sich der Uchiha mit einem Lächeln voll falscher Besorgnis und der Kiefer des Haimenschen malte geräuschevoll.

„Du kannst echt ein Miststück sein…“

Itachi ignorierte die Beleidigung und knotete den Verband fest, besah sich sein Werk zufrieden. Das sah doch recht ordentlich aus, hoffentlich würde Kisame sich wenigstens jetzt zusammennehmen. Im selben Moment hielt Itachi inne; warum zerbrach er sich darüber eigentlich den Kopf? Solange der Haimensch verletzt war, konnte er ihm wenigstens noch entkommen – was er auch würde, sobald sein Fuß wieder in Ordnung war. Etwas Abstand von dem Hüne suchend, setzte er sich von diesem weg und besah sich seine eigene Wunde. Diese war recht gut verheilt, würde ihn nicht allzu sehr behindern. In Gedanken versunken, strich er über die verkrustete Stelle an der Ferse, seufzte stumm.

„Du überlegst doch nicht etwa, mir davonzulaufen?“

Itachi zuckte zusammen, als der Haimensch ihm so nahe kam, ihn aus seinen Gedanken riss und verwirrt schaute er zu diesem auf. Kisames Blick konnte er nicht definieren und das Grinsen auf seinen Lippen wirkte unecht. Abschätzend suchten die Raubtieraugen seine Iriden und er blickte zur Seite, bevor es dazu kommen konnte.

„Unsere Zweckgemeinschaft endet hier dann wohl.“

Itachi schwieg auch weiterhin, aber der Kloß in seinem Hals schien größer zu werden.

„Noch nicht, aber bald“, korrigierte er die Aussage und fühlte sich zumindest etwas besser.

Kisames Blick haftete immer noch auf ihm und so langsam wurde es ihm unangenehm. Jedoch sagte der Hüne nichts mehr, erhob sich wortlos und brachte nun seinerseits Abstand zwischen sie beide. Vielleicht war das auch besser so, denn Itachi wollte sich nicht mit ihm auseinandersetzen – ebenso wenig wie mit seinen Gefühlen.
 

Kisame sagte nichts, als Itachi aufstand und nach draußen verschwand, doch er machte sich ebenfalls so seine Gedanken. Was war das eigentlich zwischen ihnen? Anfangs hatte er ihn lediglich aufreißen wollen, er hatte sich amüsieren wollen, mehr nicht. Zwischendurch hatte er ihn umbringen wollen, wäre beinahe in einen Blutrausch verfallen, weil er ihn provoziert hatte. Und nun? Das Gespräch eben behagte ihm nicht, weil er bemerkt hatte, dass er ihn weder einfach durchnehmen noch umbringen wollte. Verdammt noch mal, er wollte, dass er ihn küsste, so wie er es am Vorabend getan hatte und dass er sich ihm hingab – weil er es auch wollte. Deshalb hatte er doch abgebrochen, ihn sozusagen verschont. Fragte sich nur, wie er ihn dazu bringen sollte, sich ihm aus freien Stücken auszuliefern. Gehen lassen konnte er ihn nicht, das war niemals eine Option gewesen, aber wenn er ihn mit zurück nehmen und einsperren würde, würde ihn das seinem Ziel auch nicht näher bringen. Er steckte wirklich in der Zwickmühle.

Kisame hielt inne, als er von draußen laute Geräusche hörte und wenige Sekunden später ertönte ein Schrei. Er fackelte nicht lange, rannte zur Tür und riss diese auf…nur um die Szene vor sich verdutzt zu betrachten. Vielleicht war er ja zu sorglos gewesen, Itachi ungeschützt in die Augen zu sehen, denn als er den Oi-nin, welcher sich wie von Krämpfen geschüttelt auf dem Boden wälzte, erblickte, musste er doch hart schlucken. Itachi hielt die Sharingan immer noch aktiviert, sah ruhig auf den Mann hinunter, ehe er zu Kisame blickte.

„Er ist allein.“

Der Haimensch nickte verstehend und kniete sich dann zu dem Mann runter, um ihm die Maske abzunehmen. Das Gesicht eines noch recht jungen Burschen, vielleicht zwei, drei Jahre älter als Itachi, kam zu Vorschein. Kisame nutzte seinen labilen Zustand, um ihn mit dem Bauch auf den Boden zu drücken und ihm die Arme auf dem Rücken zu verdrehen. Eine falsche Bewegung und er würde ihm mit einem einzigen Ruck beide Arme brechen, das war eine gute Versicherung und zeitgleich schloss Itachi Fingerzeichen, um sein Genjutsu aufzulösen. Kisame wollte nicht wissen, was das für eine Technik gewesen war, denn selbst als der Kerl wieder zu sich kam, schien er geradezu verängstigt. Anscheinend machten die Uchiha ihrem Ruf alle Ehre.

„Wieder wach?“, fragte er ruppig und festigte seinen Griff, so dass der Oi-nin vor Schmerz aufstöhnte.

„W-Was…oh Gott…“, stammelte dieser, kaum dass er seine Lage realisiert hatte.

Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, während seine Augen unruhig hin und her huschten. Jedoch wagte er es nicht, sich zu wehren – kluger Junge.

„Dann erzähl doch mal…was macht ein Oi-nin so ganz allein im Wald, he? Normalerweise seid ihr doch immer in Gruppen unterwegs. Oder hast du geglaubt, du könntest uns allein abmurksen, hm?“

Kisame lachte trocken auf und der Oi-nin wimmerte schwach, schien ihm aber nicht antworten zu wollen. Das war leicht zu ändern, indem der Haimensch seine Arme noch ein Stück hoch riss, ihn zum Aufschreien brachte.

„Ich breche sie dir, wenn du nicht endlich dein Maul aufmachst!“, drohte er und der junge Mann rang nach Luft.

„Mizukage-sama schickt mich!“, brachte er schwer atmend hervor und seine Augen huschten hektisch von einem zum anderen.

Itachi zeigte keine Regung, ließ Kisame diesen Part übernehmen und dieser verstand sich auf Folter ausgezeichnet.

„Wozu schickt er dich? Spuck es aus, sonst erlebst du gleich den nächsten Albtraum!“, hisste er warnend und der Oi-nin erbebte merklich.

„E-Er schickt mich, um etwas auszurichten…es geht…es geht um einen…einen Freund von dir.“

Kisame starrte ihn ungläubig an, ehe er abermals auflachte, dabei den Kopf schüttelnd.

„Einen Freund, ja? Nun, da muss ich dich aber enttäuschen. Ich habe nämlich keine Freunde, verstanden?“

Abermals ein Ruck und der Oi-nin wand sich vor Schmerzen unter ihm, schien den Tränen nahe zu sein. Was für ein Weichei…wie war der überhaupt in die Truppe gelassen worden? Da musste man sich ja für sein Dorf schämen.

„S-Suigetsu! Er…Mizukage-sama…er wird ihn umbringen! Houzuki Suigetsu!“, stieß der Mann hervor und Kisame hielt inne.

Er glaubte nicht, dass der Kerl log, dazu war dieser viel zu feige, doch andererseits konnte er sich nicht vorstellen, warum Yagura ihn als Köder benutzte. Wo lag der Sinn darin?

„Was soll das heißen? Drück dich gefälligst präziser aus, du Ratte!“, grollte er und die Gelenke des Mannes knackten bedrohlich.

„Er…er…will, dass du zurückkommst u-und für deine Verbrechen…gerichtet wirst…für den Mord an…an deinen Leuten. Yagura-sama weiß…dass du mit dem Uchiha fliehen wolltest. Er ist sehr wütend!“

Im ersten Moment glaubte Kisame, es handele sich um einen dummen Scherz, doch als er einen Blick in das Gesicht des Mannes warf, wusste er, dass dem nicht so war. Yagura glaubte also, dass er weggelaufen war? Ohne Samehada? Niemals! Außerdem würde er wohl kaum wegen Itachi zum Feind überlaufen, so ein Unsinn! Allerdings ahnte er schon, wer Yagura diesen Floh ins Ohr gesetzt haben musste…und er würde es diesem hinterhältigen Schwein schon sehr bald heimzahlen. Zuerst aber musste er dieses Missverständnis richten, denn er wollte ganz sicher nicht, dass Suigetsu seinetwegen am Haken hing. Yagura hatte ihm noch bisher jeden versehentlichen Amoklauf verziehen und das würde er wieder tun, weil er ihn brauchte. Da machte er sich keine Sorgen.

„Wenn…du mich laufen lässt, wird er dir sicher vergeben…bestimmt! Aber wenn du…mich tötest, dann…“

„Was dann?!“, herrschte Kisame den Oi-nin an und dieser zuckte stark zusammen, sah ihn mit Angst geweiteten Augen an.

Tse…so waren diese Scheißkerle doch alle, große Fresse und nichts dahinter! Wie er diese Feigheit verabscheute.

„Glaubst du, Yagura würde es kümmern, wenn ich dir Wurm das Licht ausknipse? Dass ich nicht lache! Was meinst du, warum er dich geschickt hat? Weil er genau wusste, dass ich dich umbringen werde!“

Der Oi-nin erzitterte und nun kam Bewegung in ihn, denn er zappelte wie von Sinnen – was ihm natürlich nichts brachte. Kisame grinste nur, hielt seine Hände mit einer Hand fest, während er mit der anderen an die Hüfte des Mannes langte, ihm sein Schwert aus der Scheide zog.

„Mal sehen…ich denke, ich schneide dir zuerst die Beine ab. Brauchen wirst du sie sowieso nicht mehr…“, raunte er und hob die Klinge an. „Grüß deine Kameraden in der Hölle!“

Das Flehen des Oi-nin verstummte nicht, als Kisame das Katana hinab sausen ließ, direkt auf die Kniekehlen gerichtet.
 

Jedoch erreichte die Klinge nicht mal den Stoff der Hose und Kisame sah irritiert auf, direkt in Itachis rot glühende Sharingan. Es war ihm schleierhaft, warum ihn der Uchiha aufgehalten hatte, doch dieser löste die Finger nicht von seinem Handgelenk, sah ihn ernst an. Kisame gefiel das nicht und er fühlte sich seltsam befangen.

„Was soll das?!“, fuhr er ihn schließlich an.

Itachi gab ein verächtliches Geräusch von sich und Kisame hatte noch nie so viel Abscheu in seinen Augen gesehen wie in diesem einen Moment. Regelrechter Hass loderte in den Rubinen auf, so dass der Haimensch sich fast schuldig fühlte – nur für was?

„Reicht das nicht? Er hat dir alles gesagt. Was bringt es, ihn zu töten?“

Kisame starrte ihn einige Sekunden lang nur an, als habe er den Verstand verloren, während der Oi-nin unwillkürlich aufatmete.

„Diese Mistkerle, die wir beide umgebracht haben, hätten uns auch nicht geschont! Denkst du, der Typ ist anders?“, knurrte er zurück.

Warum verteidigte er sich überhaupt? Er musste Itachi gar keine Rechenschaft ablegen, zudem lag das Töten in seiner Natur, er war halt so!

„Er ist nur ein Bote, Kisame.“

„Dein Genjutsu war auch nicht grade harmlos!“, konterte der Ältere, doch Itachi hielt ihn weiterhin fest.

Wenn Kisame gewollt hätte, hätte er sich dem Griff entziehen und den Oi-nin umbringen können – doch er tat es nicht.

„Es hat ihn aber nicht getötet. Warum weiteres Blut vergießen? Willst du deinem Mizukage gefallen? Das tun, was er von dir erwartet? Das Monster sein, für das dich jeder hält? Dann nur zu! Wenn es das ist, was du willst, dann halte ich dich nicht länger auf.“

Tatsächlich ließ Itachi ihn los, doch unter dem eisigen Blick fühlte sich Kisame unwohl, so dass er zögerte. Wann hatte er das letzte Mal gezögert, jemanden zu beseitigen? Der Starke frisst den Schwachen, so lautete seine Devise und danach lebte er. Dennoch…Itachis Worte lagen ihm schwer im Magen, hielten ihn davon ab, seiner Natur zu folgen. Hatte ihn der Uchiha etwa manipuliert? War das mit diesem komischen Sharingan möglich? Er verstand sich selbst nicht mehr, als er den Oi-nin schließlich los ließ, ihn grob von sich stieß.

„Verzieh dich! Und richte dem Mizukage aus, dass ich schon bald zurück sein werde.“

Der junge Mann starrte ihn fassungslos an, dann rappelte er sich so schnell er konnte auf und verschwand im Wald. Kisame knirschte mit den Zähnen, warf das Katana mit angesäuerter Miene zur Seite und schaute schließlich zu Itachi, welcher ihn aus seinen nun wieder schwarzen Iriden musterte. Die Kälte von eben war verschwunden und Itachis Züge waren wieder weicher, sicher war er zufrieden mit sich, hatte er doch erreicht, was er wollte.
 

„Was?“, murrte er immer noch wütend und erhob sich endlich vom Boden.

Itachis Mundwinkel zuckten ein Stück nach oben, deuteten ein seichtes Lächeln an, für das Kisame ihn hätte verprügeln können. Allerdings verrauchte sein Zorn sehr schnell, als er die nächsten Worte hörte.

„Was ich gestern gesagt habe, meinte ich ernst.“

Der Hüne stutzte, schaute den Jüngeren verwirrt an, während er überlegte, was dieser meinte. Dann fiel es ihm jedoch wieder ein: Anscheinend bist du nicht nur brutal.

„Was ändert das?“, brummte er ausweichend und Itachi seufzte leise.

Verunsichert schaute der Haimensch zu, wie der anderen ein paar Schritte auf ihn zumachte, bis er direkt vor ihm stand. Unweigerlich loderte wieder das Verlangen in ihm hoch, verdrängte alle anderen Gefühle. Was fiel Itachi eigentlich ein, ihn schon wieder zu provozieren?

„Ich hasse den Krieg, weil er aus sinnlosem Blutvergießen besteht. Menschenleben werden geopfert, Familien auseinander gerissen, Häuser zerstört…nur weil sich machthungrige Menschen nicht einigen können. Hättest du diesen Mann getötet, wärst du kein bisschen besser gewesen…und das hätte mich enttäuscht.“

Kisame wusste nicht, was er darauf sagen sollte, weil er mit so etwas nicht gerechnet hatte. Schon wieder tat und sagte Itachi Dinge, die man von einem Shinobi nicht erwartete.

„Du hast seltsame Ansichten…“, meinte er schließlich und sein Gegenüber zuckte mit den Schultern.

„Ich habe schon viele Menschen getötet…aber niemals, weil ich es wollte.“

Kisame hatte sich noch nie mit jemandem über so ein Thema unterhalten, aber Tatsache war, dass er ihn nicht kalt ließ. Vor allem jetzt nicht, wo so etwas Schmerzvolles in den dunklen Tiefen lag…Kisame hatte kaum Schuldgefühle, aber Itachi war nicht so skrupellos wie er. Auch war er kein Feigling wie der Oi-nin, er bettelte nicht um sein Leben und kämpfte bis zum Schluss. Vielleicht war es das, was ihn so an dem Uchiha anzog…was ihn einfach nicht losließ.

Kisame überlegte nicht länger, sondern zog den Jüngeren mit einem Ruck zu sich, um ihn verlangend zu küssen. Seine Lippen waren weich, obwohl er sie so oft mit seinen Zähnen bearbeitet hatte und er bekam nicht genug von ihnen. Damit hatte er Itachi wohl ziemlich aus dem Konzept gebracht, denn dieser starrte ihn erschrocken an, hatte die Hände Halt suchend an seine Brust gelegt. Er stieß ihn nicht weg, drehte auch nicht den Kopf zur Seite oder versuchte in irgendeiner Art und Weise, ihm auszuweichen. Kisame streichelte ihm durch die Haare, die freie Hand an seine Hüfte gelegt, denn er würde ihn nicht allzu schnell loslassen. Er versuchte, ihm nicht wieder die Lippen aufzureißen, bemühte sich ausnahmsweise, ihn sanft zu küssen – was mehr als schwierig war. Itachi wurde langsam ruhiger, die Lider senkten sich halb über die schwarzen Augen, in denen ein interessanter Glanz lag. Kisame drängte mit der Zunge gegen den verführerischen Spalt und zögerlich öffnete Itachi den Mund, ließ ihn eindringen. Ihre Körper schmiegten sich enger aneinander und der Haimensch konnte sich nicht erinnern, jemals so viel bei so einer in der Regel harmlosen Berührung empfunden zu haben. Es machte ihn geradezu süchtig, er wollte mehr davon…er wollte das immer haben, auch wenn er weiterging. Doch er ahnte, dass es dafür zu früh war. Er brauchte Zeit.
 

Itachi wusste nicht, wie ihm geschah oder wie es hierzu gekommen war, doch er fühlte sich nicht unwohl. Was passierte hier, dass er sich solch eine Blöße erlaubte? Mit klopfendem Herzen und erhitzten Wangen ließ er zu, dass Kisame ihm die Zunge in den Mund schob, ihn von innen erkundete. Er hätte dem Einhalt gebieten sollen, bevor es zu spät sein würde, denn das hier war nicht richtig – auch wenn es sich richtig anfühlte. Doch er tat nichts dergleichen, sondern ließ sich fallen, genoss das Gefühl, das er noch vor kurzem verflucht hatte. Allerdings war dieser Höhenflug schneller vorbei, als er vermutet hätte. Seine Augen weiteten sich, als er einen scharfen Schmerz im Nacken vernahm und das Letzte was er sah, waren Kisames grün funkelnde Iriden, die ihn unablässig fixierten. Dann kippte er nach hinten weg und alles wurde schwarz.
 

Kisame fing den Uchiha auf, bevor dieser mit dem Boden kollidieren konnte, hielt den bewusstlosen Jungen einfach nur fest. Bedauern erfüllte ihn, denn der Handkantenschlag in den Nacken war wirklich hinterhältig gewesen, vor allem in so einem Moment.

„Tut mir leid, Itachi“, murmelte er und strich ihm über die Wange. „Aber dir hätte klar sein müssen, dass ich dich nicht gehen lassen kann. Außerdem wartet da jemand auf mich.“

Mit diesen Worten warf er sich den Jüngeren über die Schulter und lief los – der Weg zum Mizukage war von hier aus ziemlich weit, aber er würde das schon schaffen. So viel wog Itachi ja auch wieder nicht und von einer Wunde hatte er sich noch nie abhalten lassen. Er konnte nur hoffen, dass Suigetsu noch nichts Ernsthaftes passiert war…und dass ihm der Uchiha diesen Vorfall nicht allzu übel nehmen würde.

__________________________________________________________
 

Ehhh, da denke ich anders. >:D

Muhaha, schon wieder ein neues Kapitel, seit ich die Prüfungen hinter mir habe, laufe ich auf Hochtouren! Kein schlechtes Gewissen mehr und einfach nur Spaß am Schreiben haben! *_*

Na gut, ein paar Hindernisse gibt es noch zu meinem unbeschwerten Leben und die nennen sich hauptsächlich: "Bewerbungen schreiben!"

Aber genug von meinem Scheiß, ich hatte sehr viel Spaß an dem Kapitel und ich finde Itachi auch nicht Ooc, schließlich ist allgemein bekannt, wie sehr er den Krieg verabscheut. Dass Kisame ihm nun sympathischer ist, heißt nicht, dass er ihm diese miese Aktion verzeiht.

Freut euch auf die Reaktion des Mizukage, wenn sein Schoßhund heimkehrt...

lg

Pia

Decided

Als Itachi wieder zu sich kam, war das erste, das er spürte, ein unangenehmes Ziehen im Nackenbereich, so dass er sich reflexartig an eben jene Stelle fassen wollte. Ein sinnloses Unterfangen, denn er konnte seine Arme nicht bewegen, versuchte sich wenigstens in eine aufrechte Position zu bringen, was ihm mehr als schwer fiel. Auch als er blinzelnd die Augen öffnete, konnte er nicht erkennen, wo er sich befand, denn der Raum war in Dunkelheit gehüllt. Itachi warf einen Blick zum Fenster, erkannte, dass es draußen bereits finstere Nacht war. Während er von Unwohlsein geplagt auf dem Bett, auf dem er saß, rumrutschte, versuchte er, sich zu erinnern, was eigentlich passiert war – und vor allem warum er mit den Händen an die Bettpfosten gefesselt war. Frustriert lehnte er den Hinterkopf an das Gestell, starrte zur Decke hoch.

Dann jedoch fiel es ihm schlagartig wieder ein und zwar alles! Kisame hatte den Oi-nin laufen lassen, weil er ihn dazu gebracht hatte. Sie hatten geredet, der Haimensch hatte ihn geküsst, Itachi hatte es genossen – Stopp! Der Uchiha hielt in seinen Gedankengängen inne, konnte nicht fassen, was da in seinem Kopf herumspukte; er hatte Kisames Initiative genossen? Na ja, genau genommen war es noch um einiges schlimmer, denn er hatte sich von diesem Mistkerl zu allem Überfluss auch noch überwältigen lassen. Weil er nicht aufgepasst, sondern sich hingegeben hatte. Wie hatte er so einfältig sein können, vor dem Feind seine Deckung fallen zu lassen?
 

Itachi seufzte kaum hörbar, schloss für einen Moment die Augen, um sich zu beruhigen. Er durfte jetzt nicht aus der Fassung geraten, denn es war sein eigener Fehler, dass er erneut in Gefangenschaft geraten war. Selbstverständlich bedeutete dieser Suigetsu Kisame mehr als er – wenn er dem Haimenschen überhaupt in irgendeiner Weise am Herzen lag. Itachi hatte diesen Eindruck gehabt, als der Ältere den Oi-nin verschont hatte, denn hätte er nicht eingegriffen, wäre die Situation anders ausgegangen. Genau wie der letzte Kuss unerwartet…nun ja, sanft gewesen war. Itachi konnte nicht verhehlen, dass es ihm durchaus gefallen hatte und das war das Aus gewesen. Sicher war Kisame anders im Umgang mit ihm gewesen, schließlich hatte er ja ein Ziel gehabt, das er auch erreicht hatte. Und nun saß Itachi hier und wartete im Grunde nur noch auf seine Hinrichtung, denn diese würde unweigerlich bevorstehen, wenn Kisame ihn zum Mizukage brächte. Bestimmt hatte dieser längst erkannt, dass Itachis Hinweis seine Männer in den Tod geschickt hatte; die Ne überlebte niemand.

Dabei war er so nah dran gewesen, seine Familie wieder zu sehen…
 

Das Geräusch der Tür ließ ihn aufsehen und gleich darauf blendete ihn ein schmaler Lichtstrahl. Er horchte auf, als schwere Schritte ertönten, wissend, um wen es sich handeln musste. Ein Klicken und der Raum wurde von einer Lampe erhellt, die Tür dagegen geschlossen. Itachi musste sich zunächst an die ungewohnte Helligkeit gewöhnen, doch kaum dass er dies getan hatte, suchte er den Blick seines Gegenübers. Dieser wich ihm jedoch aus, wirkte zerknirscht, als er sich schließlich neben ihn auf das Bett fallen ließ und dabei registrierte, dass Itachi dabei vor ihm zurückwich. Auch wenn er die Prioritäten des anderen nachvollziehen konnte, war er dennoch wütend auf ihn und das sollte er auch merken.

„Du bist angepisst, eh?“

Eine überflüssige Frage, aber Itachi wurde den Eindruck nicht los, dass Kisame diese nur stellte, um die Stille zwischen ihnen zu brechen. Der Uchiha musterte ihn kurz; anscheinend gab es in diesem Haus, Hotel, was auch immer es war, eine Möglichkeit zu duschen, denn der Haimensch trug saubere und vor allem unversehrte Kleidung. Fragte sich nur, wie er das bezahlt hatte oder…nein, das wollte er gar nicht wissen.

„Wie kommst du darauf?“, gab er sich desinteressiert und bemerkte, wie Kisame die Fäuste ballte.

Gut zu wissen, dass man ihn mit ein wenig Gleichgültigkeit durcheinander bringen konnte.

„Hör auf, mich zu verarschen!“, grollte der Kiri-nin erbost und Itachi warf ihm einen kalten Blick zu.

„Wer hat denn damit angefangen?“, schoss er zurück.

Abrupt versteifte sich Kisames Haltung und er wirkte, als würde er wieder auf ihn losgehen wollen. Dieses Mal hatte Itachi keine Angst davor, vielleicht weil er inzwischen verstanden hatte, wie der Mann vor ihm tickte. Er würde ihn nicht grob anfassen – nicht jetzt.

„Freiwillig wärst du doch niemals mitgekommen!“, herrschte er ihn an und sein Kiefer malte geräuschevoll. „Eine andere Wahl hatte ich nicht!“

„Du erwartest nicht ernsthaft Verständnis von mir oder?“

Darauf bekam er keine Antwort, nur einen finsteren Blick, der Itachi ziemlich kalt ließ. Es war nicht so, als würde er nicht verstehen, warum Kisame diese Entscheidung getroffen hatte. Wäre es um Sasuke gegangen, hätte er nicht anders gehandelt, aber das bedeutete nicht, dass er ihm einfach vergab.

„Hör auf, dich zu rechtfertigen und lass mich in Ruhe.“
 

Kisame krallte die Nägel in die Handflächen, als ihn die letzten Worte erreichten und ihm gleichzeitig seine Machtlosigkeit verdeutlichten. Er war nicht davon ausgegangen, dass Itachi ihm sofort verzeihen würde, aber diese abweisende Art traf ihn härter als erwartet. Kurz gesagt: Er hatte sich die Sympathie bei dem Uchiha verbockt. Aber das würde er schon wieder richten, irgendwie…wenn er den Mizukage davon überzeugt hatte, dass er kein Verräter war. Kisame war zwar nicht so naiv zu glauben, dass er diesmal ungeschoren davon kam, aber was sollte Yagura schon großartig machen? Er war ein wichtiges Werkzeug, eines, das man nicht so schnell austauschen konnte und somit würde er es überleben. Itachi hoffentlich auch, aber Kisame würde sich diesbezüglich schon etwas überlegen. Ihm würde schon etwas einfallen, um ihn für sich zu beanspruchen.

Ein Seitenblick zu dem Jüngeren, welcher den Kopf von ihm weggedreht hatte, ließ ihn allerdings in seinen Überlegungen innehalten. Die Kälte von eben war aus seinen Augen verschwunden, stattdessen lag ein ihm nur zu bekannter Ausdruck in ihnen. Vielleicht stellte er sich das ja wirklich zu einfach vor, denn selbst wenn er Itachi behalten durfte, würde dieser sich immer nach Konoha sehnen. Er würde immer zu seiner Familie zurückwollen und so wie er den Jungen inzwischen kannte, würde er sich von ihm abschotten. Kisame würde irgendwann die Geduld verlieren und ihn sich mit Gewalt nehmen. Das Ergebnis wäre ein psychisches Wrack, dem man letztendlich den Gnadenstoß gab – solche Geschichten wiederholten sich.
 

Verdammt, er bewegte sich exakt auf den Punkt zu, an den er nicht gelangen wollte – nicht mit Itachi. Es war zum Verrücktwerden, dass er sich so viele Gedanken um einen einzigen Menschen machte, schließlich scherte er sich auch sonst um niemanden außer sich selbst. Na gut, um Suigetsu vielleicht und Zabuza war ihm auch wichtig gewesen, aber da hörte es dann auch wieder auf.

„Hast du Hunger?“, brach er schließlich das eiserne Schweigen.

Er hasste solche Situationen wirklich und gerade jetzt, wo ihn sein Gewissen – das er eigentlich verbannt geglaubt hatte – nach allen Regeln der Kunst piesackte. Itachi schien das egal zu sein, denn er regte sich weder, noch gab er einen Laut von sich. Kisame knurrte, funkelte ihn zornig an; mit Ignoranz konnte er nicht umgehen.

„Dann halt nicht.“

Wieder setzte die unangenehme Stille ein und er bekam das Gefühl nicht los, dass Itachi ihn damit strafen wollte. Mochte ja albern sein, aber ebenso effektiv.

„Gewöhn dich besser an die Fesseln“, brummte er gehässig. „Die wirst du in Zukunft jeden Tag tragen.“

Nicht mal ein Zucken, keine Veränderung in der Mimik…allmählich riss dem Haimenschen der Geduldsfaden. Er hatte sich nie gut unter Kontrolle gehabt und wenn Itachi ihn weiter so behandelte, würde er ausrasten, das war sicher. Wie sollte das auf die Dauer funktionieren? Die Antwort war simpel: Gar nicht. Da konnte er ihn ebenso gut jetzt zerstören.
 

Es fiel Itachi wesentlich schwerer als sonst, den Haimenschen kontinuierlich zu ignorieren. Shisui hatte ihm schon des Öfteren gesagt, dass er zu weich sei und daher ungeeignet als Shinobi; Itachi hatte ihm nie darauf geantwortet. Vielleicht war das der Grund, warum er Kisame gegenüber zwar Enttäuschung verspürte, aber keine Wut, wie es der Fall hätte sein sollen. Möglicherweise lag es auch daran, dass er diesen groben Klotz mittlerweile ein bisschen…mochte. Sich das einzugestehen, verlangte ihm schon einiges ab und er würde es besser für sich behalten.

Ein kräftiger Ruck an seinen Fußgelenken ließ ihn vor Überraschung und Schmerz aufkeuchen – seine Wunde war zwar gut verheilt, aber die Stelle wies immer noch ziemliche Empfindlichkeit auf. Er fiel der Länge nach aufs Bett, wobei die Fesseln in seine Haut schnitten, und er biss sich auf die Lippen, um einen weiteren Laut zu unterdrücken. Erschrocken blickte er in die glühenden Iriden über sich und der gierige Ausdruck ließ ihm entsetzlich kalt werden. Die grünen Raubtieraugen musterten ihn schleichend langsam und so verhielt es sich auch mit den Fingern, die unter sein Shirt wanderten. Itachi versteifte sich abrupt und die forschenden Berührungen brannten wie Feuer auf seiner Haut. Bevor er den Kopf wegdrehen konnte, um Kisame wenigstens nicht in die Augen sehen zu müssen, hielt dieser sein Kinn fest, fixierte ihn scharf.

„Was muss ich machen, damit du mir entgegenkommst?“, grollte er tief und der Uchiha erschauderte. „Sag schon! Wie bringe ich dich dazu, freiwillig die Beine breit zu machen?“

Er keuchte auf, als die rauen Finger seine rechte Brustwarze streichelten und sofort schoss ihm die Röte in die Wangen. Das war…einfach nur beschämend.

„Ich kann es dir so besorgen…“

Ohne Vorwarnung krallten sich die fremden Nägel in das sensible Fleisch und kratzten darüber, zwangen Itachi zu einem erstickten Aufschrei.

„…oder härter, ganz wie du willst.“

Eine Spur Spott klang in der Stimme des Hünen mit, sorgte dafür, dass Itachi sich noch gedemütigter fühlte, als es ohnehin schon der Fall war. Unruhig atmend lag er unter Kisame, war nicht gewillt, diesem eine Antwort zu geben.

„Schön…halt besser still. Dann tut es nur halb so weh.“
 

Es war äußerst unüblich, mitten in der Nacht zur Hokage gerufen zu werden, aber dennoch folgte Shisui der Nachricht sofort; geschlafen hatte er sowieso nicht. Noch während er mit zügigen Schritten das Uchiha-Viertel hinter sich ließ, machte er sich Gedanken darum, was Tsunade von ihm wollen könnte. Eine geheime Mission vielleicht? Die Aufträge, die er in der letzten Zeit erledigt hatte, waren geradezu einfach gewesen, eine Herausforderung könnte ihn vermutlich besser ablenken.

Leise hallten seine Schritte auf den Treppenstufen wieder, als er sich nach oben begab, wo das Zimmer der Hokage lag. Shisui wartete einen Moment, ehe er klopfte, woraufhin ein schroffes Herein! erklang und ihm das Eintreten erlaubte. Das erste, das ihm auffiel, war die Tatsache, dass es nicht nach Sake stank, was schon ein regelrechtes Wunder darstellte. Die Anwesenheit einer gewissen Person jedoch war um einiges bedeutsamer und er spannte sich unwillkürlich an.

„Shunshin no Shisui…anscheinend machst du deinem Namen alle Ehre, Uchiha.“

Die Verachtung entging Shisui keinesfalls, doch er hielt dem Blick ohne weiteres stand, setzte eine undurchdringliche Miene auf.

„Halt sich zurück, Danzou!“, ermahnte ihn nun die Hokage und der alte Mann schnaubte.

Es war kein großes Geheimnis, dass Letzterer nichts von ihrem Clan hielt, sie nur noch weiter zu unterdrücken versuchte. Shisui verabscheute ihn, aber gerade eben hatte er andere Sorgen, wandte sich an Tsunade.

„Warum habt Ihr mich herbestellt, Hokage-sama?“

Die Angesprochene seufzte hörbar, tauschte dann einen kurzen Blick mit Danzou, dessen Züge sich automatisch verhärteten.

„Letztens wurde ein Trupp Kiri-nin in den unterirdischen Gängen erwischt. Meine Ne hat sie natürlich verhört und ein paar interessante Informationen erhalten.“

Der ältere Mann machte eine kurze Pause, ließ die Worte wirken und tatsächlich erregte das Shisuis Aufmerksamkeit.

„Es stellte sich heraus, dass sie wohl von einem Konoha-nin hergeschickt worden sind. Einer von ihnen behauptete sogar, es handele sich um einen Uchiha.“

Shisuis Augen weiteten sich, als er begriff, um was genau es hier eigentlich ging. Das konnte doch nicht wahr sein…oder doch? Nun meldete sich wieder die Hokage zu Wort, räusperte sich vernehmlich.

„Ich habe mich erkundigt und es gibt keine weiteren Vermissten…außer einem.“

„Itachi“, murmelte Shisui und Danzous Miene verdunkelte sich noch mehr.

„Es ist anzunehmen, dass er versucht hat, seine Haut zu retten, indem er Informationen herausgegeben hat. Das ist Verrat an Konoha und-“

„Ich habe gesagt, du sollst dich zurückhalten, Danzou!“, unterbrach Tsunade ihn bestimmt und mit einer wirksamen Schärfe in der Stimme.

Shisui war ihr dankbar, denn er hatte nicht vor zuzulassen, dass der Name seines Cousins in den Schmutz gezogen wurde.

„Falls es sich um Itachi handelt, hat er sich äußerst klug verhalten. Deine Einheit ist doch dauerhaft aktiv? Er hat sie somit direkt in unsere Arme getrieben und darin sehe ich keinen Verrat.“

„Tse…das heißt gar nichts! Die richtigen Foltermethoden und er singt wie ein Vogel. Das ist der Unterschied zu meinen Leuten – sie können gar nichts verraten.“

Tsunade bedachte ihn mit einem kühlen Blick, doch Shisui wusste nicht, was Danzou meinte. Die Ne waren ein Fall für sich, keiner wusste richtig über sie Bescheid und so sollte es ja auch sein.

„Auch wenn ich Danzous Meinung nicht teile…er hat Recht. Itachi könnte eventuell noch am Leben sein und Informationen preisgeben, mit denen uns der Feind gefährlich werden kann.“

Ab diesem Punkt richtete sich die Aufmerksamkeit wieder auf Shisui, der schon eine Ahnung hatte, was jetzt kommen würde. Tsunade strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr, während sie nach einem Stapel Pergamenten griff und diesen durchsuchte.

„Danzou und ich haben lange diskutiert, wen wir schicken werden, um dem nachzugehen. Ursprünglich hatten wir nicht vor, einen Uchiha zu schicken, aber ich kenne deine Akte – du bist zuverlässig, unauffällig und einer der besten.“

Sie blickte wieder auf, rollte das Papier in ihren Händen zusammen und hielt es ihm hin.

„Ich übertrage dir hiermit die Mission, Uchiha Itachi zurückzubringen oder zu töten, falls dies nötig sein wird.“

Shisui nickte, griff nach dem Pergament und neigte dann gehorsam den Kopf; mit den Gedanken war er jedoch ganz woanders. Sein Gefühl hatte ihn nicht betrogen, es bestand noch Hoffnung für seinen Cousin. Er würde ihn auf jeden Fall zurückbringen, da konnte kommen, was wollte.

„Ich werde Euch nicht enttäuschen, Hokage-sama!“

Die Angesprochene nahm dies mit einem Lächeln zur Kenntnis.

„Lass dich nicht erwischen, Shisui…sonst kriegst du es mit mir zu tun!“

Der Uchiha hatte dies ohnehin nicht vor, aber er nickte nur, wandte sich dann zum Gehen und verzichtete darauf, Danzou auch nur eines Blickes zu würdigen.
 

Kaum dass die Tür geschlossen war, ließ sich Tsunade in ihrem Stuhl zurücksinken, schnaubte abfällig.

„Bist du zufrieden?“, fragte sie an den alten Mann neben sich gewandt und angelte nach der Sakeflasche unter dem Tisch.

„Ich verstehe dein Problem nicht, Tsunade-hime“, erwiderte dieser knapp und trat zum Fenster, schaute auf das Dorf herunter.

„Laut deinen Worten hegst du doch keinerlei Zweifel an diesen Bastarden…“

„Hüte deine Zunge, du alter Sack!“, fuhr die Hokage auf und funkelte ihn aus ihren braunen Augen an. „Ich weiß genau, warum du Shisui vorgeschlagen hast! Du willst beweisen, dass man den Uchiha nicht trauen kann…aber da irrst du dich! Shisui wird diese Mission für Konoha bestehen!“

„Bitte…du hast mir doch zugestimmt, nicht wahr? Du hast den Uchiha ebenso gewählt, wie ich.“

Danzou warf ihr einen ruhigen Seitenblick zu, woraufhin Tsunade ein Geräusch von sich gab, das an das Fauchen einer wütenden Katze erinnerte.

„Von wegen, die Lippen der Ne sind versiegelt…du wärst doch der Erste gewesen, der Shisui einen Hinweis hätte zukommen lassen! Und dann hätte ihn sowieso keiner mehr halten können.“

„Oh, also zweifelst du ebenfalls an seiner Loyalität?“

„Ich weiß nur, dass man in solchen Situationen immer zuerst an die Familie denkt…aber das dürfte jemandem wie dir fremd sein!“

Mit einem leisen Plopp entkorkte die Hokage die Sakeflasche in ihrer Hand und trank einen Schluck daraus.

„Wenn ich erfahre, dass du irgendwem gegenüber ein Wort hiervon zukommen lässt, lernst du mich kennen, Danzou.“

Der Genannte setzte ein Lächeln auf, bei dem Tsunade noch aggressiver wurde, doch sie hielt sich zurück.

„Ich habe verstanden.“

Das bezweifelte sie, aber sie schwieg, trank stattdessen noch einen Schluck aus der Flasche. Erst als die Tür ins Schloss fiel, sie endlich wieder allein war, konnte sie sich ein bisschen entspannen. Hoffentlich hatte sie die richtige Entscheidung getroffen.
 

Stöhnend sank Itachi zurück nach hinten, schloss die Augen, um den Schmerz besser kompensieren zu können. In einem hatte Kisame Recht behalten; es tat verdammt weh. Aber wenigstens war er nicht der Einzige, der litt und das tröstete etwas. Trotzdem spürte er bereits jetzt, dass er bald eine hübsche Beule an der Stirn haben würde – wer hätte auch ahnen können, dass Kisame so einen Dickschädel hatte? Wenn er das vorher gewusst hätte, hätte er dem Haimenschen keine Kopfnuss verpasst, um ihn davon abzuhalten, über ihn herzufallen. Dies hatte Itachi nämlich mehr geschadet als dem anderen, der ihn lediglich höhnisch angegrinst hatte. Das hätte er lieber sein lassen, denn Itachi hatte das widerrum als Anlass genommen, ihm äußerst unsanft das Knie in eine gewisse Körperregion zu rammen. Die Frage, wer nun den größeren Schaden durchlitt, erübrigte sich damit.

„Oh…verdammt…“, hörte er den Hünen, der immer noch zusammengekrümmt auf dem Bett saß, keuchen.

Itachi konnte nicht behaupten, dass er ihm besonders Leid tat, vor allem das Pochen hinter seiner Stirn hinderte ihn daran.

„Bist du wahnsinnig?!“, herrschte ihn der Altere an, als er sich einigermaßen gefangen hatte.

„Kannst du bitte leiser reden?“, murmelte der Uchiha zurück und schloss halb die Augen.

Kisames mörderischen Blick bemerkte er somit nicht, aber der war ihm gerade auch ziemlich egal. Die Lust auf Sex dürfte ihm vergangen sein, also vorerst keine Gefahr mehr.

„Ich geb dir gleich leiser reden…“, knurrte Kisame ihn an.

„Selbst Schuld.“

„Ich hoffe, du weißt, dass du gerade mit deinem Leben spielst…“

„Was für ein Leben?“, erwiderte Itachi mit einem bitteren Unterton. „So wie ich das verstanden habe, willst du mich einsperren und anketten. Das ist für mich kein Leben.“

Kurz flackerte beinahe so etwas wie Unsicherheit in Kisames Blick auf, jedoch verschwand der Ausdruck sehr schnell wieder. Warum versuchte er überhaupt, das auszudiskutieren? Als würde der Haimensch seine Situation verstehen wollen...lächerlich.

„Du könntest auch freiwillig bleiben, dann müsste ich dich nicht anketten…und auch nicht einsperren.“

Der Vorschlag kam so zögerlich, dass Itachi einen Moment brauchte, um den Inhalt überhaupt zu registrieren. Was sollte das nun werden? Itachi wurde es ganz flau im Magen, als er dem anderen ins Gesicht sah und die abweisende Erwiderung blieb ihm glatt im Halse stecken. Damit hatte er nicht gerechnet.

„Fragst du mich gerade, ob ich bei dir bleiben möchte?“, erkundigte er sich langsam und Kisame starrte ihn an, als hätte er sie nicht mehr alle.

„Das…ich…nein! Unsinn! Natürlich nicht…würdest du doch sowieso nicht….oder?“

Verdutzt sah Itachi den Haimenschen, der seinem Blick nun auswich, an, konnte nicht fassen, dass der das tatsächlich ernst meinte. Und er konnte selbst nicht glauben, dass er darüber nachdachte, was er ihm antworten sollte. Das nein hätte ihm auf der Zunge liegen sollen, bereit ausgesprochen zu werden. Stattdessen bemühte er sich um eine sachliche Erklärung, die Kisame nicht gleich vor den Kopf stoßen würde.

„Konoha ist meine Heimat, Kisame. Dort gehöre ich hin…zu meiner Familie.“

Eine Weile sagte der Kiri-nin gar nichts, schaute nur mit undefinierbarem Gesichtsausdruck vor sich hin, bis er schließlich mit den Schultern zuckte. Als er ihn wieder ansah, grinste er breit, aber Itachi ahnte, dass das nur Farce war.

„Idiot, warum erzählst du mir das? Ich habe nur Spaß gemacht. Wenn ich dich behalten will, muss ich nicht fragen, kapiert?“

Itachi zog die Brauen zusammen, ließ ihn etwas an dem Verhalten Kisames stutzen; das war nicht der typisch heitere Ton, den er gern mal anschlug. Hatte er soeben was Falsches gesagt? Misstrauisch sah er zu, wie der Haimensch aufstand und dann zur Tür ging.

„Ich geh noch mal raus. Du solltest lieber schlafen…wir müssen morgen noch ein Stück laufen.“

Itachi öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, als Kisame einfach das Licht löschte und ihn in dem dunklen Zimmer zurückließ. Der Uchiha starrte eine ganze Zeit lang auf die Tür, nicht wissend, was er von dem Benehmen des anderen halten sollte. Schließlich seufzte er leise und ließ sich nach hinten fallen, missmutig an die Decke blickend; was passierte da eigentlich? Er verstand weder den Haimenschen noch sich selbst.
 

Kisame blieb noch eine Weile vor der Tür stehen, schaute nachdenklich ins Leere.

„Familie…huh?“, wisperte er kaum hörbar, schüttelte den Kopf.

Wann war er eigentlich so weich geworden? Das eben…das war nicht er gewesen. Itachi brachte ihn jedes Mal völlig durcheinander mit seinem albernen Gewäsch. Er atmete durch, straffte dann die Schultern und setzte seinen Weg nach draußen fort; sein Entschluss stand endgültig fest.

________________________________________________________
 

Und was genau das für ein Entschluss ist, erfahrt ihr dann im nächsten Kapitel. :D

Spekulationen sind wie immer erwünscht! Am besten in einem schönen Kommentar verfasst!

Allmählich kommt der Stein ins Rollen, das bedeutet, dass die ff zum Höhepunkt kommt.

Ich hab mir schon alles hübsch zurechtgesponnen, will jetzt aber nicht sagen, wie viele Kapitel es noch werden.

Meine Kalkulation versagt immer, wie viele wissen. ^^°

Danke für die tolle Motivation, ihr macht mich unheimlich glücklich! *_*

*säusper*

Im nächsten Kapitel gibt es ein Treffen mit dem Mizukage und auch Suigetsu taucht wieder auf, während ihr auf Shisui noch etwas länger warten müsst. ^^°

lg

Pia <3

Punished

Grelles Sonnenlicht blendete Itachi, als er am nächsten Morgen wach wurde, und reflexartig legte er den Arm schützend über die Augen. So war das schon viel besser und er konnte noch ein wenig – Moment! Innerhalb der nächsten zwei Sekunden saß der Uchiha aufrecht im Bett, sah irritiert auf seine Hände, wo sich an den Gelenken noch ein paar feine Striemen abzeichneten. Er war nicht mehr gefesselt und er war…allein? Nach Bestätigung suchend ließ er den Blick durch das Zimmer schweifen, doch keine Spur von dem Haimenschen. Nun völlig verwirrt rieb Itachi seine leicht wunden Handgelenke, wurde jedoch zunehmend nervöser; wartete Kisame vielleicht unten auf ihn? War das ein dummer Scherz? Er hatte ihn doch nicht wirklich hier zurückgelassen und war ohne ihn zum Mizukage gegangen oder? Seine Gedanken rasten und dabei fiel ihm erst sehr spät auf, dass er noch nicht ein einziges Mal daran gedacht hatte, was das genau bedeuten würde. Er war frei.

Gleich darauf verwarf er den Gedanken wieder und mühte sich umständlich aus dem Bett, strich sich nebenbei die zausen Haare glatt. Dann ging er zur Tür, öffnete diese zaghaft und spähte um die Ecke…der Gang war leer. Itachi schluckte leicht, fühlte sich immer noch unwohl, auch weil er nicht geringste Ahnung hatte, wo er sich überhaupt befand, doch er riss sich zusammen und schob die Bedenken erstmal nach hinten. Die Treppe am Ende des Ganges knarrte hörbar, als er sich herunter begab und er hoffte wirklich, dass Kisame ihn nicht in einem Nest voller Verbrecher zurückgelassen hatte. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich zum Glück nicht, denn kaum dass er unten angekommen war, sprach ihn eine ältere, freundlich lächelnde Frau an.

„Guten Morgen!“, begrüßte sie ihn auch sogleich, woraufhin er eine gemurmelte Erwiderung gab. „Es ist schön, dass es Ihnen wieder besser geht. Als Sie gestern hier angekommen sind, wirkten Sie mehr tot als lebendig! Ich habe mich ziemlich erschrocken, aber dieser unheimliche Herr in Ihrer Begleitung meinte, dass Sie sich nur den Magen verdorben hätten.“

So konnte man das natürlich auch nennen, wenn man jemanden mal eben ausknockte. Sei es drum, jetzt konnte er das sowieso nicht mehr ändern.

„Sagen Sie, wo ist denn dieser unheimliche Herr hin?“, fragte er und die Frau legte einen Finger ans Kinn.

„Er ist heute Morgen gegangen, nachdem er bezahlt hat. War ziemlich unhöflich, als ich gefragt habe, ob ich Ihnen etwas ausrichten soll.“

Sie schüttelte den Kopf, um ihrer Entrüstung Ausdruck zu verleihen, doch Itachi interessierte das nicht besonders.

„Hat er denn etwas gesagt?“, erkundigte er sich, konnte nicht fassen, dass Kisame wirklich einfach so abgehauen war.

„Allerdings hat er das! Dieser Flegel meinte, ich solle Ihnen sagen, dass Sie dahin verschwinden sollen, wo Sie hergekommen sind. Unglaublich, nicht wahr?“

Das war es in der Tat, aber Itachi fehlten schlicht die Worte, so dass er nur stumm nickte; die Information musste er erstmal verarbeiten.

„Sie sind ja ganz bleich…meine Güte, fühlen Sie sich nicht gut? Wieder der Magen?“

Itachi blinzelte, sah verwirrt auf, ehe er ein schwaches Kopfschütteln hervorbrachte.

„Geht schon…“

„Ich schlage vor, Sie gönnen sich erstmal eine heiße Dusche, ja? Ihr zweifelhafter Freund hat ja schon alles bezahlt, das geht also in Ordnung und nach einer schönen Dusche sieht die Welt schon ganz anders aus!“

Itachi wusste nicht, was genau ihm etwas daran ausmachte, dass er in Zukunft seine Ruhe vor Übergriffen aller Art haben würde, aber es beschäftigte ihn so sehr, dass er nicht mal widersprach. Die alte Dame hätte sich wohl sowieso nicht abhalten lassen, sondern ergriff einfach sein Handgelenk und zog ihn mit. Itachi zuckte nur leicht, als sie die Striemen berührte, sagte aber nichts.
 

Etwas später lehnte er an der gekachelten Wand, während das heiße Wasser auf seinen Körper prasselte. Es tat wirklich gut und vor allem half es, seine Gedanken zu ordnen. Kisame war also gegangen…ohne ein Wort. Nicht ganz richtig, immerhin hatte er gestern genug gesagt, das Itachi zu denken gegeben hatte. War diese gestammelte Frage, ob er freiwillig bei ihm bleiben würde, etwa ernst gemeint gewesen? Es war nicht leicht, zwischen den Zeilen lesen zu müssen, schon gar nicht bei jemandem, der so launisch wie Kisame war. Im einen Moment benahm er sich wie ein ungezügeltes Monster und im anderen…anders halt. Itachi strich sich die nassen Haare nach hinten, griff dann nach der Shampoo-Flasche, um sich mit dem Inhalt einzureiben.

Wie sollte man denn bei diesem Kerl durchblicken, wenn der sich immer so widersprüchlich verhielt? Hatte Kisame ihm das nicht auch schon mal vorgeworfen? Stimmte das? Verhielt er sich widersprüchlich? Ein wenig, ja…aber was sollte er auch machen, wenn der Haimensch ihn ständig überfiel? Da konnte man ja nur abgeschreckt sein und die Gossensprache hatte auch nicht dazu beigetragen, dass Itachi diesem Vorhaben mit Freuden zugestimmt hätte. Er schauderte, spülte sich rasch das Zeug aus den Haaren, wobei ihm unweigerlich die Szene bei der Hütte vor die Augen trat. Was da passiert war, war irgendwie anders gewesen…ungezwungener und mehr zufällig. Da hatte er sich nicht gewehrt, sondern mitgemacht. Warum, das wusste er bis jetzt nicht, aber vielleicht gab es dafür auch keine Erklärung. Itachi drehte das Wasser ab, wrang sich dann langsam die Haare aus, ehe er aus der Dusche stieg. Wie mechanisch packte er sich das Handtuch und trocknete Körper und Haare ab, während er darüber nachdachte, was er jetzt am besten tun sollte. Er war frei, das war Tatsache. Kisame würde er nie wieder sehen, wenn ihm das Schicksal endlich einmal keinen Stein in den Weg legte. Dann würde er auch seine Familie wieder sehen…seine Eltern, Sasuke, Shisui…er wäre wieder zuhause. Itachi hob den Blick, sah in den Spiegel, wo ihm ein dunkles, mattes Augenpaar begegnete; warum konnte er sich nicht einfach freuen?
 

„Sieh an, sieh an…der Köter kehrt zurück zu seinem Herrn!“

Die Bezeichnung war für Kisame nichts Neues mehr und das Raiga ein widerlicher Scheißkerl war, das war ihm auch bekannt. Verächtlich musterte er den anderen Schwertkämpfer, der ihn mit seinem unverschämten Grinsen nicht weniger maß.

„Ich will mit Yagura reden!“, knurrte er ohne auf die Beleidigung einzugehen.

Sein Gegenüber schnalzte mit der Zunge, funkelte ihn aus seinen blauen Augen spöttisch an.

„Das trifft sich gut…er brennt nämlich geradezu darauf, mit dir ein Wörtchen zu wechseln.“

Kisame konnte sich denken, was das bedeutete und er verspürte nicht üble Lust, Raiga eine für seine dämliche Schadenfreude zu verpassen. Doch er war so klug, nicht die Beherrschung zu verlieren; das würde weder Suigetsu noch ihm selbst helfen. Daher fügte er sich in die Rolle des Köters und machte sich auf den Weg zu seinem Herrn. Es wunderte ihn nicht, dass Raiga ihm folgte, war dieser doch sicher viel zu gespannt auf seine Strafe.

Wie es zu erwarten war, saß Yagura in seinen Räumlichkeiten, wohl gerade damit beschäftigt, einen niederen Shinobi runterzuputzen. Wenn man sonst keine Hobbys hatte…bitte. Kisame räusperte sich einmal und sofort lag die Aufmerksamkeit des Mizukage auf ihm. Die violetten Amethyste bohrten sich geradezu in seine Augen, während er den Shinobi mit einer schnellen Handbewegung davon jagte, was diesen unweigerlich aufatmen ließ. Yagura lehnte sich in seinem Sessel, der schon fast wie ein Thron wirkte, zurück und nahm sich Zeit, ihn ausführlich zu mustern.

„Kisame…bequemst du dich also doch noch hierher, welch Ehre.“

Der Angesprochene trat ein wenig näher, Raigas Blick in seinem Rücken spürend, und sah zu dem Mizukage auf.

„Darf ich mich äußern oder soll ich gleich in den Kerker?“, erkundigte er sich in einem beinahe genervten Tonfall und ja, es nervte ihn auch!

Die Prozedur war ihm nicht unbekannt und desto schneller sie vorüber war, umso besser. Alles andere war doch nur Zeitverschwendung, denn zermürben ließ er sich nicht. Außerdem war er sowieso schon gereizt, weil er Itachi zurückgelassen hatte. Was ihn genau dazu getrieben hatte, würde er sich wohl selbst nie erklären können…aber es war sicher das Richtige gewesen. Itachi hatte eine Familie, er war jung…und er sollte nicht hier mit ihm stehen und womöglich auch noch umgebracht werden. Wenn er die Miene des Mizukage so betrachtete, war es auf jeden Fall richtig gewesen, den Uchiha entkommen zu lassen – auch wenn es ihn Überwindung gekostet hatte. Verdammt noch mal, wann hatte er einen Menschen jemals so sehr vermisst und das auch noch in so kurzer Zeit? Außer Zabuza niemanden und das war auf einer ganz anderen Basis. Itachi gehen zu lassen, war wohl das Selbstloseste, was er je getan hatte.
 

„Na schön…ich höre.“

Kisame wusste, dass er ihm nicht abkaufen würde, dass der Uchiha geflohen war, aber es direkt zuzugeben würde an Verrat grenzen. Also erzählte er dem Mizukage die Wahrheit bis zu dem Punkt, an dem Itachi und er den Waffenstillstand geschlossen hatten. Yaguras Miene blieb unbewegt und er ließ ihn ausreden, was hoffentlich ein gutes Zeichen war. Als Kisame geendet hatte, erklang ein hohles Lachen hinter ihm und Raiga trat vor, in den blauen Augen ein bösartiges Funkeln.

„Und das soll Mizukage-sama dir abkaufen? Die Oi-nin haben dich also angegriffen, ja? Warum sollten sie so etwas tun? Sie stammen aus deinem Dorf! Ist es nicht viel eher so, dass du deine Unzulänglichkeiten vertuschen willst? Oder gar die Tatsache, dass du den Uchiha absichtlich hast laufen lassen?“

Kisame knirschte mit den Zähnen; was mischte sich dieser Drecksack überhaupt ein?

„Und warum sollte ich das deiner beschränkten Meinung nach tun?“, entgegnete er knurrend.

„Nun…vielleicht hast du dich ja in die kleine Nutte verliebt?“

Raiga schien sich wunderbar zu amüsieren, während Kisame ihn fassungslos anstarrte; was war denn das für ein Mist, was dieser Typ da laberte? Wenn Yagura ihm nicht gleich befahl, die Schnauze zu halten, würde er dafür sorgen, dass er es tat. Strafe hin oder her.

„Du leugnest es nicht mal! Ist das nicht Beweis genug? Ich frage mich nur, wie man an solch einer Geschmacksverirrung leiden kann…sag, ist dein Herzchen blind gewesen?“

„Du bist gleich blind, wenn du nicht deine verdammte Fresse hältst, du-“

„Gut, das reicht jetzt! Klappe halten und zwar beide!“, unterbrach der Mizukage das Streitgespräch und beide Schwertkämpfer verstummten augenblicklich. „Was Raiga sagt, gibt mir zu denken, Kisame.“

„Was?!“, kam es von Letzterem, während Raiga triumphierend grinste. „Ihr glaubt diesen Schwachsinn?!“

Yagura lehnte die Stirn gegen den Handrücken, betrachtete ihn gelangweilt.

„Gewöhnlich lässt du deine Beute doch nicht entkommen? Immerhin hast du es geschafft, einen ganzen Trupp Oi-nin auszulöschen und laut Augenzeuge befand sich der Uchiha bei dir. Und er schien nicht gefesselt zu sein.“

Okay, das war jetzt ungünstig; er hatte ja gewusst, dass er diesen Kerl hätte abmurksen sollen. Wenn ihm Itachi je wieder begegnete, würde er ihn für diesen Fauxpas zusammenfalten.

„Ich bin es langsam leid, meine Leute an deinen Blutdurst zu verlieren.“

Die Tonlage gefiel dem Haimenschen nicht, denn sie deutete darauf hin, dass es dieses Mal nicht so glimpflich für ihn ausgehen würde.

„Außerdem stehst du unter Verdacht, einen Gefangenen freigelassen zu haben.“

Super, er war so was von geliefert…bei Gelegenheit musste er sich unbedingt bei Itachi bedanken. Andererseits war das irgendwo auch sein eigener Fehler und den musste er jetzt nun mal ausbaden. Wenn es auf die Todesstrafe hinaus lief, konnte er vielleicht noch einen fairen Kampf verlangen, bevor er abtrat, das war doch das Mindeste.

„Da du dich ja in den Kerkern wie zuhause fühlst, wirst du von nun an dort bleiben. Schätz dich glücklich, wenn wir Gefangene zu entsorgen haben, kommen wir auf dich zurück. Ansonsten wirst du viel Zeit zum Nachdenken haben – ich hoffe, es bringt etwas.“

Kisame brauchte ein paar Sekunden, um das Ausmaß dieses Urteils zu begreifen, denn dieses war schlimmer als der Tod. Er zitterte vor Wut, erwiderte Yaguras kühlen Blick mit inbrünstigem Hass.

„Ihr habt mich monatelang hier festgehalten und die Drecksarbeit machen lassen. Nicht ein einziges Mal habe ich mich beschwert! Und jetzt wollt Ihr mich ganz wegsperren? Das könnt Ihr vergessen! Lieber sterbe ich, als in diesem Loch zu verenden!“, grollte er und meinte es ernst.

Yaguras violette Iriden funkelten auf und als er sich erhob, umfing ihn wieder diese merkwürdige, dunkle Aura, die selbst dem Haimenschen nicht geheuer war.

„Du hast da etwas Entscheidendes vergessen, Kisame.“

Ein gleißender Schmerz durchfuhr sowohl seinen Rücken, als auch seine Brust, doch er konnte nicht sagen, was ihn da getroffen hatte. Keuchend sank er an der Wand hinab, hatte nicht mehr als eine Art dunklen…Schweif gesehen, der ihn zur Seite gewischt hatte wie eine lästige Fliege. Mit langsamen Schritten näherte sich der Mizukage, blickte ihn abschätzend an.

„Vielleicht ist dir dein Leben egal…aber was ist mit Suigetsus? Soll er ebenfalls sterben? Widersetze dich mir und er wird noch heute hingerichtet.“

Kisame schmeckte Blut in seinem Mund, als er sich hart auf die Zunge bis; daran hatte er im Eifer des Gefechts gar nicht mehr gedacht. Dieser verdammte Erpresser…

„Es ist deine Entscheidung.“

War es nicht…es war schon lange nicht mehr seine Entscheidung; eigentlich hatte Raiga Recht. Er war er nur noch der Köter des Mizukage. Zerknirscht senkte er den Blick, kapitulierte endgültig, was Yagura ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Ich wusste, du bist vernünftig.“

Der Mizukage klatschte einmal in die Hände und Kisame fand sich von Oi-nin umzingelt.

„Führt ihn ab!“

Grob wurde er hoch gezerrt und an den Ort gebracht, den er am meisten verabscheute…und an dem er vermutlich für den Rest seines Lebens bleiben würde.
 

Itachi hatte nicht vorgehabt, schon wieder einfach drauf los zu laufen, ohne einen Plan davon, wo er sich überhaupt befand, doch die alte Frau hatte ihm nicht wirklich weiterhelfen können und er hatte nicht zu viel verraten wollen. Wenigstens hielt sich das Wetter, so dass er nicht schon wieder durch den Schlamm waten musste – einmal reichte vollkommen aus. Er strich sich eine störende Strähne hinters Ohr, allerdings wurde sie ihm sofort wieder ins Gesicht geweht. Still seufzte er, während er den kleinen Waldweg entlang schritt, aber irgendwie schweifte seine Aufmerksamkeit immer wieder ab. Dass Kisame ihn so einfach hatte sitzen lassen, nachdem ihm zuvor anscheinend so viel daran gelegen hatte, ihn bei sich zu behalten…das passte nicht zusammen. Was hatte sich geändert?

Ruckartig blieb Itachi stehen, starrte ungläubig auf den Weg vor sich, während ihm ein geradezu skurriler Gedanke durch den Kopf schoss; was war, wenn der Haimensch die selbe Veränderung wie er selbst durchgemacht hatte? Das erklärte das widersprüchliche Verhalten. Aber nur weil sie miteinander sympathisierten, bedeutete das doch sicher nicht, dass er…dass…unmöglich! Das war absurd. Er konnte keinen Mann…das war keine Option, weil er nicht…er war nicht…er war…verzweifelt.
 

„Im Ernst, Uchiha-san, du wirst nicht weit kommen, wenn du hier noch länger so rum stehst.“

Itachi zuckte so heftig zusammen, dass er gegen den ihm am nächsten stehenden Baum stieß, sich dabei hektisch umblickend. Diese Stimme kannte er doch und als er langsam den Kopf hob, nach oben schaute, entdeckte er eine Person, die ihm alles andere als fremd war, in der Baumkrone sitzen. Das lange Haar hatte er zu einem hohen Dutt zusammengefasst, wobei zwei Strähnen sein hübsches Gesicht umrahmten. Dieses Mal trug er Kleidung, die an die der Oi-nin erinnerte und als er genauer hinschaute, erkannte er die obligatorische Maske in den filigranen Fingern.

„Was schaust du denn so überrascht?“, schmunzelte der Junge und wippte mit den Füßen, die in hölzernen Sandalen steckten.

„Was…tust du hier, Haku?“, brachte Itachi schließlich verwirrt hervor.

Die nussbraunen Iriden musterten ihn eine Weile, dann seufzte ihr Besitzer geräuschevoll.

„Die Frage ist eher, was du hier tust. Die ganze Zeit warst du auf der Flucht und nun, wo Kisame-san dir eine Chance eingeräumt hat, willst du sie nicht nutzen. Das ist nicht besonders klug.“

Dass Haku Recht hatte, das stand außer Frage, aber Itachi wusste auch nicht, was er sagen sollte, um sich zu rechtfertigen. Was mit ihm los war, konnte er ja selbst nicht sagen, denn schließlich hatte er sich dieses Chaos nicht ausgesucht. Woher wusste der Junge überhaupt von Kisames Entschluss?

„Bist du uns gefolgt?“

Haku gab keine Regungen von sich, betrachtete ihn eine zeitlang stumm, ehe er sich mit einer grazilen Bewegung vom Ast schwang und direkt vor ihm landete.

„Ich habe euch gesehen, als ihr auf dem Weg zum Gasthaus wart und war neugierig“, gestand er dann. „Allerdings war ich sehr irritiert, als Kisame-san allein gegangen ist. Ist dir eigentlich klar, was das bedeutet?“

Hakus Tonlage war so eindringlich, dass Itachi sich zunehmend unter Druck gesetzt fühlte und ausweichend zuckte er mit den Schultern.

„Der Mizukage wird nicht erfreut sein, wenn er erfährt, dass du entkommen bist. Zudem hat Kisame-san viele Feinde unter den Shinobi.“

Itachi erstarrte innerlich, bekam aber immer noch kein Wort heraus.

„Wie es aussieht, ist ihm dein Leben wichtiger gewesen als sein eigenes.“

Es fiel ihm schwer, das zu glauben, doch ebenso wusste er, dass Haku Recht haben musste; was sonst rechtfertige das Verhalten des Haimenschen?

„Ich habe nicht darum gebeten“, erwiderte er leise und der Junge vor ihm sah ihn mitleidig an.

„Und trotzdem machst du dir Gedanken um ihn.“

Das entsprach der Wahrheit, aber wie sollte er das auch abschalten? Er war niemals davon ausgegangen, dass Kisame ihn einfach gehen lassen würde und nun tat er so was.
 

„Du musst dich entscheiden, was du willst, Uchiha-san.“

Das war einfacher gesagt als getan, aber die logisch korrekte Antwort war klar.

„Kisame-san hat dir eine Möglichkeit eröffnet, nach Hause zu kommen – du musst sie nur ergreifen. Innerhalb eines Tages kann ich dich zur Grenze bringen.“

Überrascht schaute Itachi auf, sah in Hakus ernste Miene und er war sicher, dass er das tun würde, was er versprach. Die Frage war nur, ob er das mit seinem Gewissen vereinbaren konnte; er würde alles aufs Spiel setzen, wenn er dem Feind in die Arme rannte. Und er war allein, womit es praktisch unmöglich war, Kisame zu helfen.

„Wieso machst du es dir nicht einfach?“

Weil es nicht so einfach war, wie Haku das darstellte; Itachi war es niemals leicht gefallen, sein Gewissen abzuschalten. Doch genau das musste er jetzt tun, auch wenn er sich schäbig fühlen würde. Immerhin wollte er zurück zu seiner Familie…zurück in seine Heimat. Auch wenn er – irgendwie – in Kisames Schuld stand, änderte das nichts daran, dass sie Feinde waren.

„Verstehe…“

Itachi wusste nicht, was Haku damit meinte, denn er selbst verstand absolut nichts. Der Kiri-nin schüttelte leicht den Kopf, wobei seine Strähnen um sein Gesicht wirbelten. Als er ihn wieder anschaute, hatte sich ein zartes Lächeln, das dem Uchiha nicht geheuer war, auf seine Lippen gelegt.

„Du willst gar nicht weg!“, meinte er dann und funkelte ihn wissend an. „Du willst ihm helfen, nicht wahr? Ich wusste gleich, dass du kein schlechter Mensch bist, Uchiha-san!“

Itachi wollte etwas einwenden, aber zu mehr als einem zaghaften ich kam er nicht.

„Das bedeutet, du magst Kisame-san!“

Ach wirklich? Der Uchiha wollte unauffällig einen Schritt zurückweichen, doch dabei stieß er nur wieder gegen den vermaledeiten Baum, während Haku ihn geradezu anstrahlte. Wie kam er denn aus der Situation wieder raus? Zu seiner Erleichterung schien der Jüngere aber zu merken, dass er seine Nerven mit seinem Freudenausbruch ziemlich strapazierte, denn er wurde sofort ruhiger.

„Tut mir leid…es ist nur….seit dem Tod von Zabuza-san…es ist schwer zu erklären, aber Kisame-san leidet sehr darunter.“

Itachi schnaubte leise.

„Das weiß er aber gut zu verbergen“, murmelte er, woraufhin er sich einen Blick, der ihm nicht gefiel, einfing.

„Meinst du? Dabei dachte ich, dass gerade du ihn verstehst. Warum sonst zögerst du solange, ihn einfach hinter dir zu lassen? Warum sind wir nicht längst auf dem Rückweg? Ich hätte mein Wort gehalten.“

Itachi schluckte merklich, weil er schlichtweg keine passende Antwort darauf hatte.

„Es gibt sehr wenige Leute, die sich mit Kisame-san abgeben. Eigentlich nur noch Suigetsu…und ich gebe zu, er trägt nicht viel dazu bei, dass man ihn sympathisch findet. Trotzdem…er ist nicht das Monster, das alle in ihm sehen.“

„Ich weiß.“

Die Worte waren ihm unabsichtlich entwichen, doch sie verfehlten ihren Effekt nicht, so dass Haku nicht minder überrascht drein schaute wie er selbst. Dann aber lächelte er wieder.

„Mir wird langsam klar, warum er sich für dich entschieden hat, Uchiha-san.“

Itachi fiel es schwer, seine Fassung zu bewahren und er wollte auch keinesfalls, dass Haku ein falsches Bild von der Lage hatte. Kisame und er waren keine Freunde…oder so.

„Na, dann brechen wir mal auf, was? Vorher müssen wir aber noch ein paar Waffen für dich besorgen. So kannst du dir ja keinen Kampf liefern.“

Euphorisch blickte der Junge zu ihm auf und er brauchte einen Moment, um zu verstehen, auf was er überhaupt hinaus wollte.

„Was?“, entkam es ihm, doch da packte Haku ihn schon am Arm und zog ihn mit.

„Keine Sorge, ich schick dich schon nicht allein zu Kisame-sans Rettung. Ohne meine Ortskenntnis wärst du sowieso aufgeschmissen. Verlass dich ganz auf mich!“

Das unschuldige Lächeln auf seinen mädchenhaften Zügen bestärkte das Gesagte nicht gerade und der Uchiha fragte sich, ob er übergeschnappt war. Nun, wahrscheinlich nicht minder wie er selbst. Kisame war so was von geliefert, wenn sie sich wieder sehen würden…allein deshalb, weil er für diesen Unsinn hier verantwortlich war. Weil er ihn mit seinem plötzlichen Sinneswandel in eine Situation gebracht hatte, aus der er sich nicht raus manövrieren konnte.

Das Schlimmste daran war jedoch die Tatsache, dass Itachi nicht gemerkt hatte, wie er die eine Grenze überschritten hatte. Ein Versehen, für das er nun die Folgen tragen musste.
 

_________________________________________________________
 

Yay!! Gefühlschaos, olé!! :D

Ja, ich weiß, ich bin früh dran mit dem neuen Kapitel, abeeeer das hat einen Grund! ^^

Und zwar den, dass die liebe Lichtregen am Wochenende bei mir zu Gast ist (Jippieh!!) und ich somit keine Gelegenheit zum schreiben haben werde.

Jetzt aber mal zum Inhalt dieses Kapitels...ich hoffe, dass Itachis kleiner Sinneswandel realistisch rüber gekommen ist - meiner Ansicht nach schon.

Er wollte die ganze Zeit nach Hause und hat Kisame als Hindernis gesehen.

Nun ist das Hindernis jedoch zu seinem Fluchtweg geworden und das verwirrt ihn.

Dazu kommt natürlich die Tatsache, dass er das, was zwischen Kisame und ihm ist, nicht zuordnen oder gar benennen kann. Kisame gehts da ja nicht anders.

Ich hoffe, Hakus Auftritt hat euch über das Fehlen von Suigetsu hinweg getröstet...die Szene mit ihm passte nicht mehr rein, aber garantiert im nächsten! >_<

Da wird es auch mehr zu den Hintergründen zu Zabuzas Tod geben - schließlich weiß Haku ja, wer den Guten abgemurkst hat. Muhaha...wir sehen uns und danke für die ganzen lieben Kommentare! Ich bin jedes Mal ganz aufgeregt, wenn ich in meiner Tagesansicht eine Meldung aufblitzen sehe! *_*

Ihr macht mich alle so glücklich!! >_<

Bis zum nächsten Kapitel dann! :D

lg

Pia
 

PS: Seid nicht allzu traurig, dass ich die Prozente beim ff-Status auf 70 gesetzt habe - es neigt sich nun mal seeehr langsaaaam zum Ende.

Aber (!) es wird danach definitiv eine neue KisaIta-ff von mir geben...habe schon fleißig Ideen gesammelt. Bis denne! :D

Exposed

Suigetsu hatte gewusst, dass sein Sempai früher oder später zurückkommen würde. Vielleicht nicht seinetwegen, das wollte er sich nicht einbilden, aber trotz allem war Kiri-Gakure doch ihrer beider Heimat. Wo sollten sie sonst hin? Außerdem war Kisame kein Verräter, dessen war er sich absolut sicher. Erschöpft hing der junge Shinobi in seinen Fesseln, spürte seine Arme schon nicht mehr und wie viel Zeit vergangen war, das wusste er ebenfalls nicht. Das Sprechen fiel ihm zunehmend schwerer, weil er nur selten etwas zu trinken bekam – eigentlich nur von Choujuurou. Außerdem fühlte er sich schmutzig, seine Haut konnte sich wegen des Wassermangels nicht gut regenerieren und seine weißen Haare klebten ihm im Gesicht. Er hatte keine Ahnung, ob es noch schlimmer kommen konnte – doch als die Kerkertür geöffnet wurde und er in vor Hass leuchtende Raubtieraugen blickte…da wusste er, es ging noch viel schlimmer. Suigetsu brachte kein Wort hervor, schnürte ihm der Anblick seines Sempais doch regelrecht die Kehle zu. Dass der Haimensch schwer verwundet war, war nicht zu übersehen, denn auf seinem Oberkörper zeichneten sich zahlreiche Striemen ab. Blut benetzte den steinigen Boden, als der Haimensch von gleich fünf Kiri-nin in die Zelle gestoßen wurde und dort wie auch er selbst an die Wand gekettet wurde. Erst jetzt fiel Suigetsu der eiserne Maulkorb, den der Ältere trug, auf und der wohl verhindern sollte, dass Kisame einem von seinen Peinigern plötzlich den Hals durchbiss. Ein finsteres Grollen hallte durch den Kerker, als Kisames Kopf tatsächlich vorschnellte und dem Shinobi stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Dann wurde diese Emotion jedoch durch Zorn ersetzt und Suigetsu spannte sich an, als einer der Oi-nin dem Haimenschen in die Wunde an dessen Hüfte schlug, nur um ihn gleich darauf anzuspucken.
 

„Verdammtes Ungeheuer!“

Kisames Muskeln spannten sich an und die Schmerzen, die er verspürte, waren nichts gegen die unbändige Wut in seinem Inneren. Wenn er nicht bewegungsunfähig und verletzt gewesen wäre, hätte es keiner von diesen Feiglingen auch nur gewagt, ihn schief anzugucken. Ein weiterer Schlag folgte und dieses Mal spuckte Kisame Blut, röchelte geräuschevoll – einen Verletzten zu quälen war wirklich unheimlich mutig. Unweigerlich atmete er auf, als die Tür endlich geschlossen wurde und er senkte die Lider ein Stück, ließ sich in den Fesseln hängen. Die Nässe und Kälte in diesem düsteren Kellerloch machten ihm im Allgemeinen nicht viel aus, schließlich waren seine Haut und ebenso sein Immunsystem sehr resistent. Um einiges unangenehmer waren die Umstände, unter denen er sich hier befand und bereits jetzt tanzten immer wieder schwarze Punkte vor seinen Augen, was wohl an dem Blutverlust liegen musste. Hinzu kamen die Demütigung und das Wissen, das Tageslicht für eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen zu können; hier würde er also den Rest seines Lebens verbringen. Ein leises Rasseln ließ ihn zur Seite blicken, in Suigetsus violette Augen, die ihn unsicher und mit einer gehörigen Portion Schuldbewusstsein maßen.

„Suigetsu!“

„Ja…Sempai?“, kam es krächzend aus dem Mund des Jüngeren.

Was hatten die mit dem Kurzen gemacht, dass der nicht sofort seine vorlaute Klappe aufriss und ihm einen dämlichen Spruch entgegen schleuderte? Stattdessen hing er halbtot da und Kisame erkannte einige Blessuren auf der hellen Haut. Normalerweise konnte sich Suigetsu von allein sehr gut regenerieren, solange er nur Wasser hatte…und da lag vermutlich das Problem.

„Ich kann Mitleid nicht ausstehen.“

Es war mehr als unangenehm in diesen eisernen Blecheimer zu sprechen, aber Suigetsu verstand ihn und auch die Bedeutung seiner Worte.

„Schon klar“, vernahm er die Erwiderung und wurde endlich von diesem furchtbaren Blick verschont.

Es wurde eine Weile still zwischen ihnen und Kisame nutzte dies, um sich zu sammeln – diese Mistkerle hatten ihn gut in die Mangel genommen. Itachis liebevolle Behandlung war damit wohl umsonst gewesen. Apropos Uchiha…Kisame fragte sich, wie er wohl reagiert hatte, als er gemerkt hatte, dass er nicht länger sein Gefangener war. Sicher hatte er sich so schnell wie möglich vom Acker gemacht, denn das war ja schließlich auch das, was der Haimensch mit seinem Handeln hatte bezwecken wollen. Hoffentlich kam er gut über die Grenze…
 

„Kisame-sempai?“

Er schaute auf, als Suigetsu das Schweigen zwischen ihnen brach und ihn somit auch aus seinen blödsinnigen Gedanken riss; warum sorgte er sich eigentlich noch um Itachi? Der würde schon klar kommen, vermutlich besser als er selbst.

„Hm?“

„Was ist mit dem Uchiha passiert?“

Mies, dass der Weißhaarige ausgerechnet dieses leidige Thema ansprechen musste, denn darüber wollte Kisame ganz bestimmt nicht sprechen.

„Ist mir entwischt“, murmelte er ausweichend und der Jüngere runzelte die Stirn.

Natürlich musste er wissen, dass dem nicht so war, immerhin kannten sie sich schon seit Jahren und bisher hatte Kisame seine Beute noch nie entkommen lassen.

„Und…die Oi-nin?“, hakte er nun nach.

„Reine Notwehr.“

Das war ja nicht mal gelogen, hatten diese Bastarde doch angefangen. Er hatte lediglich Itachi zurückhaben wollen, aber wenn ihm diese Idioten dabei in die Quere kamen, brauchten sie kein Mitleid von ihm zu erwarten. Außerdem hatten sie ihm diese nette Wunde zugefügt, unter der Kisame auch jetzt noch leiden durfte.

„Hm“, machte Suigetsu zuerst, schien nachdenklich. „Tut mir leid.“

Kisames Kopf ruckte automatisch hoch, konnte er nicht glauben, was er da hörte; das war schon das zweite Mal, dass sich Suigetsu bei ihm entschuldigte. Der musste ja völlig neben der Spur sein.

„Ich weiß nicht, was du meinst“, brummte er nur.

„Na…alles halt. Ist…ja schließlich nur meine Schuld…dass er erst weggelaufen ist und so…“

Das Gejammer half Kisame auch nicht aus der Klemme, weswegen er es gar nicht hören wollte und gleichgültig mit den Schultern zuckte.

„Passt schon…und jetzt geh mir nicht auf die Nerven, Kurzer.“

Ein halbherziges Lächeln schlich sich auf die spröden Lippen des Jüngeren, hatte dieser wohl verstanden, dass er es ihm nicht länger nachtrug. Geschehen war geschehen und letztendlich war Kisame an seiner Misere ganz allein Schuld. Hätte er Itachi von vornherein für seine Gelüste missbraucht und sich nicht von ihm einlullen lassen, wäre vermutlich alles anders gekommen. Hätte er sich nicht so viel mit ihm unterhalten, ihn nicht so nah an ihn rangelassen, es auf das Körperliche beschränkt…aber das hatte er nicht. Er hatte unwillkürlich begonnen, ihn zu mögen…mehr als das, auch wenn er dieses mehr nicht genau definieren konnte.

Er horchte auf, als die schwere Tür geöffnet wurde und niemand anderes als Raiga die Zelle betrat, wie immer ein höhnisches Grinsen auf den Lippen. Am liebsten hätte Kisame es ihm aus dem Gesicht gewischt und das garantiert nicht sanft.

„Welch ein Anblick! Es scheint, der degradierte Köter ist endlich an dem Platz, an den er gehört!“

Obwohl die Worte äußerst großspurig waren, hielt Raiga doch einen sicheren Abstand von ihm und das brachte ihm einiges an Genugtuung zurück. Für so ungefährlich hielt er ihn wohl doch nicht.

„Mizukage-sama hält sein Versprechen natürlich…wenn auch sehr zu meinem Unmut.“

Der Schwertkämpfer trat zu Suigetsu rüber, welcher sich augenblicklich anspannte, geradezu nervös wirkte. Damit war klar, wer die Behandlung des Weißhaarigen übernommen hatte und es sorgte nur dafür, dass Kisame diesen Mann noch mehr hasste.

„Scheint, als hätte meine gute Erziehung doch noch etwas gebracht“, säuselte eben jener, während er die Ketten aufschloss.

Es war Suigetsu anzusehen, dass ihm ein rebellischer Spruch auf der Zunge lag, doch er drängte diesen zurück, befürchtete anscheinend, dass er sonst noch länger an diesem grässlichen Ort würde verweilen müssen.

„Beweg deinen Arsch hier raus! Dein Sempai und ich haben noch etwas zu besprechen.“

Kisame sah das Aufflackern in Suigetsus Blick, als Raiga seine beiden Donnerschwerter hervorholte und er ahnte, dass das hier nicht angenehm für ihn enden würde. Kiba war bei Weitem keine zu unterschätzende Waffe und er verspürte nicht den Drang, ihre Macht am eigenen Leib demonstriert zu bekommen. Suigetsu schien hin und her gerissen, wusste wohl nicht, ob er gehen sollte, doch zu Kisames Erleichterung zog er dann doch endlich Leine – helfen konnte er ihm in dieser Situation sowieso nicht.

„Dann wollen wir doch mal sehen, wie stark Kiris Monster tatsächlich ist…“
 

„Nur nicht so zurückhaltend, setz dich ruhig! Möchtest du etwas trinken? Oder etwas essen?“

Itachi reagierte nicht sofort, war viel zu sehr damit beschäftigt, sich in der unerwartet belebten Schenke umzusehen – er hatte nicht damit gerechnet, dass der Junge ihn in eine Kneipe schleppen würde. Schon gar nicht in so eine, denn an den Tischen saßen nur zwielichtige Gestalten, die ihm kalte Schauder über den Rücken jagten. Ein großer, muskulöser Mann mit vermummtem Gesicht saß in einer Ecke und die rot geäderten Augen mit den grünen Iriden darin huschten immer wieder durch den Raum, ehe sie sich wieder auf die Scheine in seinen Händen konzentrierten. Neben ihm saß ein äußerlich recht attraktiver Kerl mit silberfarbenem Haar und lilafarbenen Iriden. Jedoch trug der Schein wohl bei diesem Kerl, denn kaum dass er den Mund aufgemacht hatte, schossen die unmöglichsten Flüche und Beleidigungen aus diesem hervor und der Vermummte sah ihn mehrmals gereizt an. Schließlich wurde es dem Größeren wohl zu viel und mit einer schnellen Bewegung hatte er den Hals des anderen umfasst, nur um diesen mit bloßer Kraft zu brechen. Wie eine Puppe fiel der Mann in seinen Stuhl zurück, verdrehte die Augen, die soeben noch voller Wut gefunkelt hatten und die Tatsache, dass niemand diese Szene beachtete, verursachte Itachi Magenschmerzen. Als er sich wieder zu Haku umdrehte, lächelte dieser ihn immer noch an, wartete wohl auf eine Antwort.

„Nein…danke“, murmelte er und fragte sich, wo er hier gelandet war, wenn man es als normal erachtete, jemanden in aller Öffentlichkeit umzubringen.

„Wie du meinst. Warte kurz hier auf mich, ja? Ich muss noch etwas abklären…oh und versuch bitte, mit niemandem in Streit zu geraten!“

Itachi konnte ihn nur anstarren, doch der Junge nahm das gar nicht erst zur Kenntnis, sondern ließ ihn kurzerhand stehen, um sich zu dem mürrisch drein blickenden Wirt zu begeben. Verloren blieb er einfach im Raum stehen, wollte sich lieber nicht an einen der Tische setzen – zumal die wenigen alle besetzt waren.

Der Uchiha zuckte zusammen, als ihn jemand anrempelte und als er den Kopf hob, schaute er in blutrote Augen, die ihn gefährlich anfunkelten. Die orangefarbenen Haare standen dem Mann, der sogar noch größer als Kisame war, wirr vom Kopf ab und seine ganze Haltung machte einen aggressiven Eindruck. Itachi wich unwillkürlich einen Schritt zurück, wollte Hakus Ratschlag beherzigen, doch der Fremde hob unvermittelt den Arm, um auf ihn einzudreschen. Reflexartig wich der Uchiha aus und die Faust grub sich mit einem lauten Geräusch in den Boden, ließ das morsch wirkende Holz splittern. Irgendwo rief jemand, dass er den Schaden bezahlen müsste, doch Itachi hatte keine Zeit, sich umzudrehen. Ein irres Lachen entkam dem Unbekannten und seltsame, schwarze Flecken bedeckten nun die eine Hälfte seines Gesichts, wobei Itachi eine Gänsehaut überkam; was war denn das für ein Freak?!

„Töten!“, brüllte dieser wie von Sinnen und stürzte sich auf ihn.

Itachi machte sich schon bereit, sich zu verteidigen, vergaß komplett, was Haku ihm gesagt hatte; wie sollte er sich jetzt daran halten?! Bevor ihn der Verrückte jedoch auch nur ansatzweise berühren konnte, wurde er von hinten gepackt und festgehalten, so dass er sich vor Wut schreiend wand. Wie Dornen brachen weiße Stangen hinter ihm hervor und nahmen den Mann gefangen. Die Male in seinen Zügen glühten kurz auf, ehe sie sich zurückbildeten und der irre Ausdruck seiner Augen legte sich. Itachi atmete unweigerlich auf, als sich der Kerl langsam beruhigte, schließlich keuchend auf die Knie fiel und jetzt erkannte der Uchiha auch, was diese Stangen wirklich darstellten. Der Junge vor ihm mochte nicht älter als sechzehn sein, hatte halblanges, weißes Haar und von roten Malen umrandete, jadegrüne Iriden, die ihm ernst entgegen blickten. Der violette Yukata, den er trug, stand offen und aus seinem nackten Oberkörper sprossen seine Rippen, die sich allmählich zurück in seinen Leib verzogen und nicht mal Narben hinterließen. Dieser Kerl benutzte seine eigenen Knochen zum Kämpfen!
 

„Verzeihung. Er meint es nicht so.“

Itachi blinzelte perplex, als sich der Fremde bei ihm entschuldige, ehe er sich zu seinem Kumpel herunterbeugte und diesem beim Aufstehen half. Hatte dieser gerade noch bedrohlich und mordlüstern gewirkt, so stand ihm nun die pure Angst ins Gesicht geschrieben und hektisch blickte er sich um.

„K-Kimimaro…was…ist passiert?! Ich…hab ich jemanden umgebracht? Bitte, sag mir, dass-“

„Scht…beruhige dich, Juugo. Es ist alles in Ordnung“, fiel ihm der Junge namens Kimimaro sanft ins Wort und tätschelte seinen Arm.

„A-Aber…das…ich…“, stammelte der Größere verstört und sah panisch zu Itachi, der nicht mit der Situation umzugehen wusste.

„Kein Blut, Juugo. Es geht ihm gut. Siehst du? Komm, wir setzen uns wieder und trinken einen Tee, ja?“

Jetzt, wo er nicht mehr so gefährlich ausschaute, wirkte er viel jünger, war vermutlich kaum älter als sein Freund.

„J-Ja…ist gut…“, nuschelte Juugo und sah dennoch einmal mehr zu Itachi. „Es tut mir leid. Wirklich! Entschuldige bitte!“

Der Uchiha nickte nur, fühlte sich eindeutig überfordert; in was für einem Psychopathen-Nest war er denn hier gelandet? Das fing ja gut an…er hätte Haku einfach bitten sollen, ihn zur Grenze zu bringen. Im Gegensatz zu ihm schienen die Menschen um ihn herum nämlich absolut nicht aus der Ruhe gebracht worden zu sein, so als geschahen hier täglich Mord und Totschlag – war dem so? Während sich die beiden zurück an einen der Tische begaben, regte sich der Typ von vorhin mit einem Mal aus seiner Leichenstarre und begann sich fluchend den Hals wieder einzurenken.

„Kakuzu, du alter Pisser! Dafür zahlst du irgendwann, du Dreckschwein!“

„Halt die Schnauze, Hidan“, entgegnete der Vermummte grimmig und zählte weiter sein Geld.
 

„Ähm…“

Itachi zuckte unweigerlich zusammen, sah in die braunen Iriden seines Gegenübers, welcher ihn fragend musterte.

„Ich frage besser nicht, ob alles in Ordnung ist, hm?“

Das war wohl unangebracht, vor allem weil Haku längst das auffällige Loch im Boden fixiert hatte, die Szene natürlich mitbekommen haben musste.

„Ich habe uns bis morgen ein Zimmer gemietet.“

Das war vermutlich das Klügste, wenngleich Itachi es in einer weniger kriminellen Umgebung begrüßt hätte, doch das wollte er hier nicht näher erörtern. Ohnehin warfen ihm die meisten bereits misstrauische Blicke zu, die nicht gerade zu Itachis Erleichterung beitrugen.

„Im Übrigen hat Kakuzu-san Ware von seiner letzten Jagd mitgebracht.“

Itachi wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte, denn auch wenn er vermutete, dass Haku von Waffen sprach, war ihm der seltsame Mann nicht geheuer. Immerhin hatte der seinem Begleiter mit nur einer Hand das Genick gebrochen.

„Haku?“, wisperte er dem Jungen, welcher ihn aufmerksam anschaute, zu. „Wo sind wir eigentlich?“

Der Angesprochene antwortete nicht sofort, warf einen Blick in die Runde und merkte dann ebenfalls, dass sie sehr genau beobachtete wurden. Dabei hatte Itachi das Gefühl, dass man ihm mehr Aufmerksamkeit als dem zierlichen Jungen zollte. Vermutlich hielt sich dieser öfter hier auf und war bereits bekannt…nur so konnte er sich das erklären.

„Später“, murmelte Haku und bedeutete ihm mit einem Nicken in die Richtung der beiden Männer, die er vorhin schon beobachtet hatte, ihm zu folgen.

Der Silberschopf war immer noch am Schimpfen, als sie sich dazu setzten – Itachi hielt das für keine sehr gute Idee, doch blieb ihm keine andere Wahl. Haku würde sich bestimmt etwas dabei gedacht haben, diesen Typen freiwillig so nahe zu kommen.

„Guten Abend, Kakuzu-san. Hallo…Hidan-san.“

Während Kakuzu den Jungen und auch Itachi abschätzend musterte, dabei nicht das Geld aus den Händen legend, änderte sich Hidans schlechte Laune schlagartig und ein Grinsen legte sich auf seine Lippen.

„Oh, sieh an, wer wieder hier ist! Zabuzas Bettgenossin~“, frotzelte er und Hakus Lächeln wankte ein wenig. „Warst ja lange wie vom Erdboden verschluckt…hast wohl Schiss gehabt, dass dein Macker dich jetzt nicht mehr beschützt, eh? Bei deinem Weibergesicht freuen sich sicher einige darauf, dir endlich den Arsch aufreißen zu können, du kleine Nutte!“

Er lachte einmal über seine eigene Ausdrucksweise, ehe er sich dem Uchiha zuwandte.

„Und du hast sogar noch eine zweite Muschi mitgebracht, wie schön…Lust auf einen Dreier, Fotze?“

Itachi spannte sich bei den harschen Beleidigungen automatisch an und am liebsten hätte er diesem Mistkerl gleich die Faust in sein unverschämtes Schandmaul gerammt, doch Haku warf ihm einen mahnenden Blick zu.
 

„Es geht mir ums Geschäft“, sagte er und ignorierte den vulgären Mann damit völlig.

Dieser wollte sich gerade darüber aufregen, als Kakuzu ihm die Hand auf den Mund presste und Interesse blitzte in den grünen Augen auf.

„Was für ein Geschäft?“, hinterfragte er, während Hidan vergeblich an seinem muskulösen Arm zerrte.

„Ich brauche Waffen“, bestätigte er Itachis vorige Vermutung und der Vermummte nickte langsam.

„Wenn der Preis stimmt.“

„Natürlich.“

„Sonst noch etwas?“, hakte Kakuzu nach und fixierte Itachi, welchem das nicht ganz geheuer war.

Er wusste nicht, wen er schlimmer fand; den brutalen Geschäftsmann oder dessen ausfallenden Partner. Mit keinem der beiden wollte er mehr als notwendig zu tun haben.

„Wofür braucht ihr beiden Witzfiguren den Scheiß überhaupt?!“, krakeelte Hidan los, kaum dass Kakuzu ihn losgelassen hatte.

„Halte dich raus, Hidan!“, befahl dieser warnend, doch der Ton schlug nicht an.

„Und wenn nicht? Bringst du mich dann um, alter Sack?!“, fragte der Jüngere provozierend und schloss dabei die Finger um den dreieckigen Anhänger, welcher an seinem Hals baumelte. „Jashin-sama beschützt mich!“

Also hatte es etwas mit dieser Kette zu tun, dass der Silberhaarige den Angriff seines Partners überlebt hatte? War dieser etwa unsterblich? Unmöglich…so etwas gab es doch nicht. Jedenfalls hatte er nie zuvor davon gehört.

„Erst das Geld, dann die Ware“, hörte Itachi Kakuzu fordern und Haku nickte einverstanden.

Auf Hidan achtete keiner von ihnen und dieser nahm das diesmal wenigstens leise zeternd hin, schaute missmutig zu, wie das Geld über den Tisch ging. Kakuzu fixierte die Scheine, die Haku soeben aus der Innentasche seiner grünen Jacke gezogen hatte, misstrauisch. Itachi verhielt sich weiterhin still, sah zu, wie Kakuzu nach einer Weile nickte und die Wertpapiere schließlich in einem metallenen Aktenkoffer verschloss.

„Ein Katana, acht Shuriken, zwei Kunai sind fair genug.“

Das klang endgültig und so wie Kakuzu drein blickte, ließ er auch nicht mit sich verhandeln. Haku neigte leicht den Kopf, erhob sich dann und der Uchiha tat es ihm gleich, verspürte nicht das Bedürfnis, sich länger mit diesen Leuten zu umgeben.

„Lasst euch mal öfter blicken…Hakus Loch mag ja schon eingerissen sein, aber wie steht es mit dir?“, meldete sich Hidan zu Wort und stand ebenfalls auf, um sich vor ihm aufzubauen. „Stehst du auf große Schwänze, Schlampe?“

Die violetten Iriden hefteten sich fest auf ihn und die Provokation war kaum zu überhören. Itachi musste gestehen, dass so noch niemand mit ihm geredet hatte und er fühlte sich mehr als beleidigt. Dennoch hatte er nicht vergessen, wo er sich befand und neben seiner guten Beherrschung war das der Grund, weshalb er Hidan keine verpasste. Stattdessen legte er ein kühles Lächeln auf und musterte den Silberhaarigen einen Moment von Kopf bis Fuß.

„Wer so eine große Klappe hat, muss damit ja irgendwas kompensieren.“

Er sah ihn Hidans entgleiste Mimik, hörte Hakus Glucksen im Hintergrund und ging dann einfach an Ersterem vorbei, ließ ihn stehen.

„Was fällt dir ein, du verdammte Hure!“, zischte Hidan, doch Kakuzu lenkte dessen Wut recht schnell auf sich, indem er meinte: „Wo er Recht hat.“

Den Streit, der daraufhin zwischen den beiden Männern entbrannte, wollte Itachi gar nicht mitbekommen und Haku wohl auch nicht, weshalb sie schnurstracks auf ihr Zimmer gingen.
 

Das Zimmer war ausreichend, nicht wirklich das, was man bequem nennen konnte, aber es würde reichen. Itachi sagte nichts zu der Tatsache, dass es nur ein Bett gab, nahm dies einfach hin. Das Glas des einzigen Fensters war von dreckigen Schlieren durchzogen, aber um die Schenke herum befand sich ohnehin nichts Sehenswertes.

„Wir sollten lieber nicht zu lange bleiben, Uchiha-san.“

Itachi blickte auf und musste dem Jungen im Stillen Recht geben; diese Leute da unten waren keine angenehme Gesellschaft.

„Itachi.“

Haku blickte ihn verwirrt an, verstand dann aber und wieder legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Er sah unglaublich hübsch aus, wenn er lächelte…dennoch schien er sich meistens dazu zwingen zu müssen.

„Kakuzu-san schöpft sicher Misstrauen und wenn er herausfindet, aus welchem Clan du kommst, wird er dich nur zu gern an den Mizukage verkaufen. Deshalb sollten wir schnell hier weg.“

Itachi nickte zustimmend, setzte sich schließlich neben Haku aufs Bett.

„Diese Leute sind alle Kopfgeldjäger und Ausgestoßene. Sie schließen hier ihre Geschäfte ab und füllen ihre Vorräte auf. Zabuza-san und ich waren damals oft hier…“

Der Gedanke reichte anscheinend, um Haku zu quälen, denn das Lächeln schwand augenblicklich von seinen Lippen. Dieser Zabuza musste ziemlich wichtig für ihn gewesen sein.

„Er hat mich aufgenommen, da war ich noch ein Kind. Er war der einzige, der je gut zu mir gewesen ist…und dabei war ich ihm so oft eine Last.“

Die Hände in seinem Schoß ballten sich zu Fäusten und sein wurde Blick hart.

„Viele nannten ihn einen Dämon…aber niemand kannte ihn so, wie ich ihn kannte. Selbst Kisame-san nicht. Ich…“, fiel es dem Jungen schwer, weiter zu sprechen. „…ich…habe ihn sehr geliebt.“

Und in diesem Moment verstand Itachi, was für eine Art Person Zabuza für Haku gewesen sein musste. Ob dieser Mann, für den Haku so viel empfunden hatte, dasselbe Verhalten wie Kisame an den Tag gelegt hatte? Itachi wagte nicht, danach zu fragen, wartete, bis Haku weiter sprach.

„Niemand hat das je verstanden…und er hat es auch nie gesagt…aber ich wusste es. Er hat mich auch geliebt, nicht so sehr wie ich ihn, aber er hat mich geliebt…und trotzdem hat er mich niemals angefasst. So zurückhaltend war er eigentlich nie…nur bei mir.“

Itachi bemerkte, das Beben seiner Schultern, welches davon zeugte, dass ihn der Tod seines Freundes immer noch quälte. Er war niemals gut mit Worten gewesen, deshalb sagte er nichts, ließ Haku ausreden.

„Er hat mich beschützt, als er starb…nur wegen ihm lebe ich noch. Vielleicht wäre er ohne mich davon gekommen. Er war wirklich sehr stark.“

Itachi legte ihm sachte die Hand auf die Schulter und Haku atmete durch.

„Entschuldige…ich wollte dich nicht langweilen, Itachi-san“, murmelte er, doch Itachi schüttelte den Kopf.

„Das hast du nicht.“

Ein sanftes Lächeln legte sich auf Hakus Lippen, als er das hörte und seine verkrampfte Haltung entspannte sich etwas.

„Weißt du…so uneigennützig ist das, was ich tue, gar nicht. Das, was wir beide vorhaben, ist sehr gefährlich. Ich hoffe wirklich, dass du Kisame-san helfen willst, so sehr dass du dafür bereit bist, dein Leben zu geben.“

Itachi seufzte stumm, blickte zur Seite.

„Ich will nicht in seiner Schuld stehen. Das ist alles.“

„Das wäre ziemlich wenig, selbst für einen guten Menschen, Itachi-san“, erwiderte Haku darauf und der Uchiha nahm die Hand von seiner Schulter. „Richtige Schuldgefühle entwickelt man nur denen gegenüber, die einem wichtig sind.“

Das mochte stimmen, schließlich empfand er auch seiner Familie und seiner Heimat gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil er beides für Kisame ablehnte. Er hatte sich die Chance, endlich nach Hause zu kommen, wegen dem Haimenschen entgehen lassen und selbst jetzt bereute er es nicht. Warum war das so? Und warum konnte er das zwischen ihnen nicht so lassen, wie es war? Warum verlangte etwas in ihm nach einer Antwort? Er würde Kisame danach fragen, falls sie sich lebend wieder sahen.

„Wir sollten uns besser ein wenig ausruhen, Itachi-san.“

Haku ließ sich nach hinten auf das Bett fallen, gähnte hörbar und auch Itachi war erschöpft – der Fußmarsch, den sie hinter sich hatten, war anstrengend gewesen. Zumindest bereitete ihm seine Verletzung keine Probleme mehr, war diese doch gut abgeheilt.

„Kakuzu-san lagert die Waffen beim Wirt, mit dem ich vorhin gesprochen habe. Wir können sie morgen abholen“, nuschelte der Jüngere, bevor er die Augen schloss.

Itachi nickte still, blieb auf dem Bett sitzen und schaute aus dem Fenster, wo die letzten Sonnenstrahlen bereits verschwunden waren. Morgen würde ein neuer Tag beginnen und hoffentlich klärten sich dann endlich seine verworrenen Gedanken.

___________________________________________________
 

Ein Zwischenkapitel, das für einige vielleicht nicht gerade spektakulär sein wird, aber sowas muss es leider auch geben. ;)

Itachi ist also dabei, den größten Fehler (?) seines Lebens zu machen und Kisame...nun, bei dem sieht es noch schlechter aus.

Stellt sich die Frage, ob es Itachi und Haku wirklich schaffen, Kisame da so einfach rauszuhauen - schließlich ist der Mizukage-Turm nicht unbewacht.

Hoffen wir mal, dass sich Haku etwas dabei gedacht hat...und dass sein Eigennutz keine schweren Folgen haben wird.

Vielen Dank noch mal für die liebe Unterstützung!

Im Übrigen habe ich eine Umfrage bei dieser ff hochgeladen und euch als Leser könnte das womöglich interessieren.

Lange wird diese ff nicht mehr gehen und ich mache mir bereits jetzt Gedanken um meine nächste KisaIta (irgendwer muss das Pairing ja am Leben erhalten ;).

Es würde mich sehr freuen, wenn ihr an der Umfrage teilnehmt und mir damit die Entscheidung erleichtert. ^^

lg

Pia

Intruded

Shisui wusste nicht, wann genau er die Grenze zu Kiri-Gakure hinter sich gelassen hatte, aber ein paar Stunden waren es sicherlich schon. Wenn man so lange lief, wie er bereits unterwegs war, verlor man irgendwann das Zeitgefühl. Seine Augen wandten sich gen Himmel, wo die letzten Sonnenstrahlen verblassten, doch dank der dichten Baumkronen sah man davon ohnehin nicht viel. Je weiter er ins Landesinnere gelangte, umso nebeliger wurde es um ihn herum und so machte Kiri-Gakure seinem Namen alle Ehre. Bisher waren ihm nur Zivilisten begegnet, also kein Grund zur Beunruhigung. Vorsichtshalber hatte er sein Stirnband abgenommen und auch seine Kleidung war eher schlicht, so dass man ihn nicht auf den ersten Blick verdächtigen würde. Er wusste nicht, wie er Itachi finden sollte, aber ihm würde schon noch etwas einfallen. Nun, wo die Chance bestand, dass sein Cousin noch lebte, würde er nichts unversucht lassen, um diesen zurück nach Hause zu bringen. Und das möglichst schnell, denn Shisui befürchtete, dass Danzou noch etwas gegen sie plante…dessen Abneigung gegen seinen Clan war einfach viel zu offensichtlich, als dass er das hätte ignorieren können. Entnervt seufzte er, beschleunigte seine Schritte dann ein wenig – das Einzige, das er nun tun konnte, war sich umzuhören und Gerüchte aufzuschnappen.
 

„Falls etwas schief geht, verschwindest du besser so schnell wie möglich, Itachi-san.“

Der Angesprochene, der soeben noch das Katana in seiner Hand geschwungen hatte, um auszutesten, wie gut die Qualität der Waffe war, hielt augenblicklich inne. Haku schaute ihn nicht an, hatte die braunen Iriden auf einen Punkt in der Ferne gerichtet und schien über etwas nachzudenken.

„Du meinst, ich soll dich zurücklassen“, stellte er fest und ließ das Katana zurück in die Scheide gleiten.

Das Schwert war nichts Besonderes, aber wenigstens war die Klinge nicht abgestumpft und lag gut in der Hand, das musste reichen. Haku seufzte leise, blieb auf dem Baumstumpf sitzen, auf den er sich vor kurzem nieder gelassen hatte.

„Ja. Ich bin für die meisten ein unbekanntes Gesicht…du dagegen wärst geliefert.“

Itachi nickte knapp, hatte verstanden, worauf der andere hinaus wollte, und er musste ihm innerlich Recht geben. Natürlich musste er damit rechnen, dass dieses Unterfangen vollkommen schief laufen und er am Ende am Pranger stehen würde, aber absichtlich würde er sich nicht ans Messer liefern.

„Trägst du keine Waffen bei dir?“

Nun sah Haku doch überrascht in seine Richtung, schüttelte aber schließlich den Kopf, ehe er ein paar Senbon aus seiner Tasche hervor holte und ihm diese entgegen hielt.

„Ich benutze meine eigenen.“

Itachi beließ es dabei, ging es ihn ja eigentlich auch gar nichts an, wie oder mit was Haku kämpfte. Sie würden sich nachher ohnehin trennen, hatten schon alles besprochen und nun warteten sie nur noch auf die vollkommene Dunkelheit. Ähnlich wie in Konoha gab es auch in dem Dorf des Nebels verstecke Eingänge zum Turm des Mizukage. Haku hatte ihm nur einen genannt und diesen würden sie auch benutzen. Sie würden hinunter steigen, die Wachen ausschalten und während der als Oi-nin getarnte Junge Schmiere stand, würde er runter in den Kerker gehen und nach Kisame suchen. Danach würde sie hoffentlich ohne weitere Komplikationen verschwinden können und Itachi war fertig mit der Geschichte.
 

„Es wird Zeit. Wir sollten jetzt los.“

Der Uchiha nickte leicht, folgte dem Jüngeren, welcher sich soeben aufgerichtet, rasch. Es mochten nicht mehr als fünfzehn Minuten gewesen sein, die sie zurücklegten, bis Haku urplötzlich stehen blieb. Itachi gab keinen Laut von sich, sah stattdessen zu, wie sich der Braunhaarige auf den Boden kniete und mit der Hand über das Gras strich. Mit der anderen Hand schloss er Fingerzeichen und murmelte leise das Lösungswort. Ein fester Ruck ging durch die Erde und dann schob sich eine metallene Platte daraus hervor. Schnell kniete er sich zu dem Jungen und half ihm, den Deckel beiseite zu schieben, woraufhin ein großes Loch im Boden freigelegt wurde und man den Ansatz einer Leiter erkennen konnte. Haku warf ihm einen ernsten Blick zu und legte den Finger an die Lippen, ehe er die Maske über sein Gesicht zog und sich daran machte, die Sprossen der Leiter hinab zu steigen.

Itachi wartete mit aktivierten Sharingan oben, wobei er all seine Sinne bis aufs Äußerste geschärft hielt, um zu verhindern, dass sich ein Feind von hinten nähern konnte. Der kühle Wind verursachte ihm eine Gänsehaut, doch er schenkte dem keine Beachtung, konzentrierte sich auf die Geräusche um ihn herum. Nach einer Weile vernahm er einen dumpfen Laut, der ihm verriet, dass Haku soeben unten angekommen war. Wieder war es still, dann hörte er das Aufeinanderprallen von Metall und kurz darauf ein Stöhnen. Itachi krallte die Nägel in den Boden, regte sich nicht und kämpfte die innere Anspannung so gut es ihm gelang nieder. Gleich darauf zuckte er zurück, als etwas Spitzes aus dem Loch schoss und sich als Senbon herausstellte. Die dünne Nadel funkelte im Mondlicht, machte es nicht allzu schwer, sie im Gras zu finden und Itachi steckte sie in die Tasche mit den Shuriken. Ein letztes Mal atmete er durch, bevor er Haku folgte und die Leiter hinunter stieg – nun gab es kein Zurück mehr.

Unten angekommen stieß er mit dem Fuß gegen etwas Weiches und er runzelte die Stirn, konnte er doch herzlich wenig in der Dunkelheit erkennen. Allerdings ahnte er schon, was oder besser gesagt wer da lag – Haku hatte gute Arbeit geleistet.

„Es sind nur zwei gewesen. Nimm dir eine von ihren Jacken“, wisperte eine bekannte Stimme und der Uchiha zögerte nicht, der Aufforderung nachzukommen.

Er ertastete einen männlichen Körper, kaum dass er sich vor die vermutliche Leiche gehockt hatte, und zerrte nicht besonders umsichtig an dem Stoff. Der Gedanke, dass er hier einen Toten bestahl, widerte ihn an, doch wie hieß es so schön? Der Zweck heiligt die Mittel.

Wenigstens schien kein Blut an der Jacke zu kleben, das machte es ein Stück weit erträglicher. Er erhob sich wieder, folgte dann den bedachten Schritten des anderen. Lange musste er sich nicht mehr ausschließlich auf Gehör und Instinkt konzentrieren, denn je weiter sie hineingingen, umso mehr wurde der Durchgang beleuchtet. Hakus Miene verbarg sich immer noch hinter der Oi-nin-Maske und so war ihm nicht anzusehen, ob er nervös war. Schließlich hob er die Hand, bedeutete ihm, stehen zu bleiben und Itachi gehorchte; Disziplin war ihm schon als Kind beigebracht worden und hier zwingend notwendig, um zu überleben. Er beobachtete, wie Haku vorsichtig um die Ecke bog, aus seinem Sichtfeld verschwand. Nach gefühlten drei Minuten kam er wieder zurück, winkte ihn zu sich und als der Uchiha ihm hinterher ging, sah er drei weitere, mindestens bewusstlose Männer im Gang liegen. Ein paar Senbon ragten aus ihren Hälsen, bewiesen Itachi, über welch gute Anatomiekenntnisse Haku verfügen musste – andernfalls wäre es ihm unmöglich gewesen, diese Shinobi mit einer Hand voll Nadeln außer Gefecht zu setzen. Ohne zu zögern half er dem Jungen, die Männer in eine Ecke zu schleifen, wo sie nicht auf den ersten Blick auffallen würden. Der restliche Weg blieb unbewacht, bis Haku die Tür öffnete und den Wächter dahinter in ein harmloses Gespräch verwickelte, was im Endeffekt nur dazu diente, ihn zu den anderen in den Tunnel zu schleifen. Itachi fiel auf, dass Hakus Bewegungen sehr schnell und schwer vorauszuahnen waren, denn durch sein Sharingan hatte er ihn inzwischen analysieren können. Wenn tatsächlich nur dieser Zabuza für die Ausschöpfung seines Potenzials verantwortlich war, hatte er seinen Job großartig gemacht.

„Wir sind gleich da“, verriet Haku, während Itachi das Stirnband des Wächters um seinen Kopf band.

Rein äußerlich betrachtet verrieten ihn eigentlich nur noch die Sharingan und deshalb deaktivierte er eben jene. Sicher würde die Tarnung auffliegen, aber nicht im ersten Moment und darauf kam es gerade an.
 

Schließlich standen sie vor einer steinernen Treppe und Haku nickte ihm aufmunternd zu.

„Du musst dort runter. Gewöhnlich werden die Kerker nur von zwei Shinobi bewacht, aber sei trotzdem vorsichtig“, wisperte es unter seiner Maske hervor und Itachi würde sich daran halten.

Er vergeudete keine weitere Zeit und ging los, dabei darauf achtend, dass seine Schritte möglichst leise waren. Die Stufen waren zahlreicher als gedacht und der Uchiha bedauerte es, blind oder bewusstlos gewesen zu sein, als er diesen Ort betreten und verlassen hatte. Der modrige Geruch stieg ihm in die Nase und das war der Augenblick, in dem er sich dafür hätte ohrfeigen können, freiwillig hierher gekommen zu sein. Davon abgesehen, dass Kisame vielleicht gar nicht hier war…aber Haku hatte gemeint, dass er das mit Sicherheit sei. Itachi schüttelte den Kopf, stieg die letzten Stufen hinab und sah sich rasch um. Ein paar Fackeln spendeten bescheidenes Licht, erhellten die leeren Zellen spärlich, doch Itachi wusste, dass er den Haimenschen hier nicht finden würde. Auf dieser Ebene wurden die harmlosen Leute festgehalten, solche, die keine Shinobi waren und dementsprechend stand es auch um die Sicherheitsvorkehrungen. Haku hatte ihm den Aufbau des Kerkersystems beschrieben und so wusste er, dass er die Tür zu seiner Rechten nehmen musste, um nach unten zu gelangen.

Eine zweite Treppe erwartete ihn und er hielt inne, als er fremde Stimmen hörte. Schleichend langsam setzte er seinen Weg fort, suchte dabei den Schutz der Wände und verharrte an einer, kaum dass er unten angekommen war. Ein paar Schatten flackerten vor ihm auf und er hielt den Atem an, lauschte.

„…sowieso nicht lange.“

„Soweit ich weiß, hat Mizukage-sama seine Exekution nicht angeordnet.“

„Die wird er sich noch wünschen…vorausgesetzt er überlebt die kommende Nacht. Was ich gesehen habe, sah nicht gut aus.“

„Das Monster ist zäh, so schnell gibt der nicht den Löffel ab.“

„Hast du die Wunde nicht gesehen? Ein normaler Mensch wäre daran längst verreckt.“

„Seien wir froh…das erspart uns Arbeit.“

„Schon blöd gelaufen, dass Raiga-san seine Bestrafung übernimmt, was? Noch zwei solcher Behandlungen und der ist fertig.“

Itachi wollte nicht mehr hören, der Dialog der beiden Wächter reichte ihm; es war ihm schleierhaft, wie man so teilnahmslos über den Tod eines Kameraden reden konnte. Allerdings war ihm ebenfalls klar, dass diese Leute Kisame nicht als Mitstreiter ansahen, sondern als Feind.

„Geschieht ihm Recht. Was meinst du, wie viele wir wegen dem verloren haben? Der ist unkontrollierbar…besser für uns alle, wenn er endlich stirbt.“

„Da hast du Recht. Das wird-“

Der Shinobi brach ab, als Itachi aus dem Schatten hervor trat, und sah ihn irritiert an, schien ihn nicht einordnen zu können. Jedoch schien der Mann vor ihm nicht gerade der Hellste zu sein, denn er musterte ihn angestrengt, kniff dabei die Augen ein wenig zusammen.

„Wer bist du denn?“, fragte er argwöhnisch und Itachi setzte ein kühles Lächeln auf.

„Raiga-san schickt mich wegen des Gefangenen“, erklärte er sich. „Er findet, dass Kiris Monster noch eine kleine Abreibung verdient.“

Der zweite Mann zog die Stirn in Falten, tauschte einen ratlosen Blick mit seinem Kollegen.

„Wir können dir den Schlüssel nicht einfach so geben, dazu brauchst du einen schriftlichen Befehl!“, meinte er dann und stemmte die Hände in die Hüften.

„Wenn es weiter nichts ist“, erwiderte der Uchiha und bewegte die Finger zu seiner Tasche, um eine Schriftrolle herauszuholen.

Neugierig kamen die beiden Wächter näher, schienen ihre Vorsichtsmaßnahmen komplett vergessen zu haben und das war der Zeitpunkt, den sich der Uchiha zunutze machte. Glutrot leuchteten die Sharingan in der Dunkelheit auf und die Schriftrolle landete auf dem Boden, als der Uchiha Fingerzeichen schloss. Die beiden Männer wollten schreien, doch kaum hatten sie ihre Münder geöffnet, wurden diese von einem Krähenschwarm gestopft. Itachi löste das Jutsu nicht, schnellte hervor und durchtrennte den zweien mit einem sauberen Schritt des Katanas die Kehle. Ersticktes Gurgeln drang ihm entgegen, doch zum Schreien waren sie nicht mehr in der Lage. Itachi presste die Lippen zusammen, als ihn der penetrante Blutgeruch erreichte, und er wünschte wirklich, es gäbe einen anderen Weg. Den gab es nicht und so kniete er sich zu den Sterbenden und durchsuchte ihre Taschen nach den Schlüsseln. Gerade hatte der Letzte sein Leben ausgehaucht, da hielt er den gesuchten Gegenstand in den Händen und erhob sich wieder. Aufräumen musste er hier nicht, denn Haku würde dafür sorgen, dass niemand runter kam und ihn störte. Beiläufig wischte der Uchiha sich das Blut von der Wange und steckte das besudelte Katana zurück in die Scheide, ehe er sich der nächsten Tür zuwandte. Laut Haku die letzte Hürde, die es zu überwinden galt, und so zögerte er nicht länger, sondern probierte die Schlüssel aus. Natürlich musste es der sechste sein, der in das Schloss passte, doch wenigstens ließ sie sich nun öffnen.
 

Es war unheimlich still, als Itachi erneut die Treppe herunterging, und gewissermaßen beunruhigte ihn diese Stille. Wenn Kisame wirklich hier festgehalten wurde, würde er sich dann nicht bemerkbar machen? Er gehörte schließlich nicht zu der ruhigen Sorte, das passte einfach nicht in sein Bild. Nun, wo er so kurz vor dem Ziel stand, kehrten die unangenehmen Gedanken zurück und damit auch die Frage, was er dem Haimenschen überhaupt sagen sollte, wenn sie sich wieder sahen. Die Aussicht auf ein Gespräch mit ihm ließ Itachis anfängliche Scheu zurückkehren, doch wie bereits bemerkt war es zu spät, um seine Entscheidung zu überdenken.

Ein dumpfes Röcheln ließ ihn zusammenzucken und er begab sich eilig zu den Zellen; die Erinnerung an seinen Aufenthalt in solch einem Gefängnis war immer noch präsent und er schauderte. Die erste Zelle war leer, die zweite ebenfalls, doch vor der dritten blieb er stehen; er hatte ihn gefunden. Itachi hatte sich ausgemalt, wie Kisame auf ihn reagieren würde. Er hatte sich vorstellen können, dass er ihn zusammenstauchte oder ihn mit einem spöttischen Kommentar provozieren würde, doch der Kisame vor ihm war dazu gar nicht in der Lage.

Der imposante Körper erbebte unter jedem rasselnden Atemzug, krümmte sich unter sichtbaren Schmerzen immer wieder zusammen. Die Wunde war wieder aufgegangen und sie blutete so stark, dass sich zu Kisames Füßen bereits eine Lache gebildet hatte. Die blaue Haut war von zahlreichen, entzündeten Striemen bedeckt und Itachi erkannte zudem Brandwunden. Man konnte wenig von seinem Gesicht sehen, da die Mundpartie in einer Art stählernem Maulkorb steckte und die sonst so lebhaften Raubtieraugen hielt er geschlossen. Seine Verfassung war miserabler, als Itachi gehofft hatte, und er spürte einen Kloß in seinem Hals, der ihn daran hinderte, den Hünen anzusprechen. Stattdessen schloss er die Zellentür auf und näherte sich vorsichtig dem Verletzten, der ihn keines Blickes würdigte.

„Schon…wieder Besuch?“, kam es zynisch von ihm. „Ist euch wohl ernst, mich umzubringen, ihr feigen S-“

Die Lider öffneten sich flatternd und die grünen Iriden darunter fixierten ihn ungläubig, raubten dem Haimenschen die Worte. Itachi wusste, dass ihnen der Zeitdruck im Nacken saß, doch er konnte sich nicht rühren. Es vergingen Sekunden, in denen sie einander nur anstarrten – dann machte Itachi sich daran, die Fesseln aufzuschließen. Diese Prozedur dauerte, da er wieder austesten musste, welcher der Richtige war.

„Warum bist du hier?“, grollte Kisame währenddessen und sein Blick war durchdringender denn je.

Itachi ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern fuhr mit seiner Arbeit tonlos fort – dabei musste er sich auf die Zehenspitzen stellen.

„Du steckst ziemlich in der Scheiße, wenn die dich erwischen!“

Es musste ihm schwer fallen, so viel zu sprechen, denn er keuchte wie ein alter Mann, zuckte immer wieder zusammen.

„Verschwinde hier! Sofort!“

Endlich ertönte ein Klicken und die Fesseln lösten sich, sorgten dafür, dass der Hüne den Halt verlor und ungeschickt an der Wand hinab sank. Blut sickerte unter der Maulsperre hervor, als ihn ein Hustenanfall schüttelte. Itachi zögerte, kniete sich dann aber vor ihn und schloss das Ding auf, um es ihm abzustreifen. Kisame funkelte ihn finster an, packte gleichzeitig grob seine Handgelenke und quetschte diese zusammen. Geräuschevoll fiel das Stück Eisen zu Boden, wo es in der roten Pfütze liegen blieb.

„Was denkst du, was du hier tust?!“, hisste Kisame zornig und Itachi beschloss, dass er sich jetzt genug zurückgehalten hatte.

„Dasselbe wie du!“, zischte er. „Ich handle einfach!“

„Handeln?! Du bist dabei, dein Leben wegzuwerfen! Ich sitze hier nur wegen dir!“

„Ich habe nicht darum gebeten!“

„Du wolltest nach Hause! Ich habe dir nur das gegeben, was du dir gewünscht hast!“

„Was ich will, ist eine Erklärung.“

Kurz flackerte etwas in den grünen Augen auf, jedoch drehte der Haimensch den Kopf gleich darauf zur Seite. Itachi bemerkte, wie sich der schraubstockartige Griff lockerte, aber seine Antwort hatte er immer noch nicht. Was taten sie beide hier eigentlich? Sie mussten schleunigst hier verschwinden, anstatt sich gegenseitig anzukeifen.

„Wir haben keine Zeit“, wandte er sich an den Älteren, der ihn daraufhin spöttisch ansah.

„Sag an...“

„Steh schon auf!“, murrte der Uchiha und half dem Größeren so gut es ging auf die Beine.

Dass er dabei fast selbst umkippte, ließ er mal außer Acht, aber Kisame war wirklich kein Fliegengewicht. Verdammt, er hatte nicht damit gerechnet, dass der andere so schwer verwundet sein würde, schließlich war dieser in der Regel sehr zäh.

„Das wird nichts. Du hättest abhauen sollen, als du die Chance hattest…wundert mich, dass du überhaupt hier rein gekommen bist. Wie-“, weiter kam Kisame nicht, da ihn der nächste Hustenanfall schüttelte und Itachi wankte bedrohlich, packte den Arm, der um seine Schulter lag, noch fester.

Blut tropfte dem Haimenschen vom Kinn, als sich dieser wieder einigermaßen im Griff hatte und er wirkte noch blasser als ohnehin schon.

„Haku“, wisperte Itachi zur Antwort und erhielt einen irritierten Seitenblick.

„Was?“

„Können wir später reden und erstmal hier raus?“, blockte er ab und Kisame fügte sich dem widerstrebend.
 

„Ich fürchte, daraus wird nichts.“

Sowohl Itachi als auch Kisame zuckten bei dem Klang der fremden Stimme zusammen. Schritte ertönten und der Mann, der sich nun vor ihnen aufbaute, musterte sie beide aus seinen eisblauen Augen heraus.

„Da sag doch mal einer, ich sei paranoid…als hätte ich gewusst, dass dich deine Schlampe raus zu hauen versucht. So viel also zu deiner Loyalität…der Mizukage wird noch enttäuschter sein, als er es sowieso schon ist.“

Itachis Bild fügte sich langsam zusammen, kam ihm der Tonfall doch sehr bekannt vor. Als man ihn gefangen hatte, da war dieser Mann dabei gewesen…derjenige, der ihn schon vor ihrer Ankunft hatte misshandeln wollen. Die roten Iriden verengten sich zu schmalen Schlitzen, doch sein Gegenüber brachte das nur zum Lächeln.

„Denkst du, dein Sharingan würde mir Angst machen? Tse…mit dem Krüppel bist du gar nicht in der Lage, dich zu widers-“

Abrupt verstummte der Kiri-nin, musste er doch plötzlich einem Kunai ausweichen. Die Klinge streifte seine Wange, fügte ihm einen Schnitt an eben dieser zu und ein dünnes Rinnsal Blut bewegte sich in Richtung Kinn.

„Nimm den Mund nicht zu voll.“

Itachis Stimme war ruhig, vermittelte mehr Selbstbewusstsein, als er sich im Moment leisten konnte. Er hörte Kisame neben sich glucksen, auch wenn es mehr wie ein Japsen klang und es ohne Zweifel absolut unangebracht war. Dieser Kerl hatte nämlich Recht mit dem, was er sagte; Kisame war momentan mehr Last als Hilfe. Wie war dieser Typ eigentlich hier runter gekommen? Haku war doch oben geblieben, um Wache zu halten oder nicht? Vielleicht hatten sie ihn überwältigt…oder er hatte fliehen müssen. Spekulation hin oder her, er musste sich etwas einfallen lassen, um diesen Kerl auszuschalten, bevor der seine Kollegen herbei rief und ihnen endgültig den Weg abschnitt.

„Na warte…das kriegst du Hure zurück!“, zischte dieser und zog zwei Kurzschwerter hervor. „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du nicht mal mehr fürs Bett zu gebrauchen sein!“

Kisames Grinsen schwand augenblicklich und an diesem Punkt verstand Itachi, dass der Spaß hier aufhörte. Er verkniff sich die Frage, warum ihn jeder hier automatisch für das Freudenmädchen des Haimenschen hielt und blickte stattdessen zu diesem auf.

„Kannst du stehen?“

Die Grimasse des Älteren wirkte so gequält, dass Itachi keine Antwort darauf brauchte. Dennoch schubste ihn der Hüne zur Seite, hielt sich mühsam allein auf den Beinen.

„Kümmere dich nicht um mich“, brummte er, merklich angefressen von seiner Schwäche. „Ich komm schon klar.“

Es wäre heuchlerisch gewesen, ihn für seinen Stolz zu schelten, denn der Uchiha war selbst nicht viel besser, wenn es um seine Würde ging. Möglicherweise die dumme Angewohnt eines jeden Mannes.

Keine Sekunde zu spät fokussierte er seine Gedanken wieder auf seinen Gegner, musste nach hinten ausweichen, um der Klinge auszuweichen.

„Er benutzt Elektrizität!“, hörte er Kisame rufen und gleichzeitig wurden beide Katana von blauen Blitzen umhüllt.

Itachi duckte sich unter dem Stromschlag hinweg, doch dieser kollidierte dennoch mit seiner rechten Schulter. Er biss sich auf die Lippe, unterdrückte somit ein gepeinigtes Aufkeuchen – so wie es seinen Ärmel zerfetzt hatte, konnte er von Glück reden, dass er ihn nicht frontal getroffen hatte.

„Noch mal entkommst du mir nicht!“

Itachi ließ sich nach hinten fallen, um den beiden Waffen auszuweichen, stützte sich dann mit einer Hand auf dem Boden ab und legte möglichst viel Kraft in seine Beine. Der Strom zuckte bis in seine Wade, als er dem Kiri-nin wenigstens eines seiner Schwerter aus der Hand kickte. Die Sharingan glühten auf, doch bevor Itachi Fingerzeichen schließen konnte, bohrte sich schon etwas in seine verletzte Schulter, pinnte ihn fest.

„Nicht schlecht…aber ich gehöre zur Elite, Abschaum!“, säuselte der Mann über ihm und trieb ihm grinsend die Spitze in sein malträtiertes Fleisch.

Nur einen Wimpernschlag später verpuffte der Kagebunshin und Raiga fühlte kalten Stahl an seinem Hals.

„Dann muss eure Elite ja wahrlich bemitleidenswert sein“, wisperte Itachi und presste die Klinge noch mehr gegen den Hals des Mannes.

Dieser knurrte unwillig, warf dann einen Blick zu Kisame, welcher verächtlich zurückschaute, sich langsam wieder in Bewegung setzte.

„Selbst wenn ihr abhauen könnt…Yagura wird euch finden! Und dann seid ihr beide dran. Erst deine Schlampe…und nach ihr kommst du an die Reihe! Elender Verräter!“

„Schneid ihm endlich die Kehle durch“, grollte der Haimensch unbeherrscht.

„Und Suigetsu wird euch folgen. Ihr könnt sowieso nirgendwo anders hin! Ein Monster wie du findet bei niemandem Zuflucht! Du wirst für immer gejagt werden!“

Es war Kisame anzusehen, dass ihn die Worte nicht kalt ließen – weil sie die Wahrheit beinhalteten. Itachi wusste, dass jemand, der erstmal als Nuke-nin abgestempelt war, nie wieder irgendwo zuhause sein würde. Ein Leben auf der Flucht als Gegenleistung für die Freiheit…er hatte nicht mal gefragt, was der Ältere wollte.
 

„Itachi!“

Der Mensch war in der Sekunde schwach, in der er zweifelte, und das gab Raiga die Gelegenheit, ihm den Ellenbogen in den Magen zu rammen. Die Klinge schrabbte über den Hals des Kiri-nin, doch dieser ignorierte das, drehte sich stattdessen einmal um die eigene Achse und hob sein Schwert. Itachi konnte nicht mehr ausweichen, dafür war es zu spät und so entlud sich die geballte Elektrizität in seinem Körper. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, während er vergeblich versuchte, die Kontrolle über seine zuckenden Glieder zurückzubekommen. Ein Keuchen entfuhr seinen Lippen, als ihm jemand auf die Hand trat, mit der er sich hatte hochstemmen wollen.

„Ich sollte sie dir beide brechen…nur so zur Sicherheit. Und deine Augen brauchst du wohl auch nicht mehr.“

Grob wurde er herumgedreht und gleich darauf rammte sich ein Fuß in seinen Brustkorb, nahm ihm die Luft und hielt ihn unten.

„Raiga! Verdammt, lass ihn los!“, hörte er Kisame knurren.

„Bleib wo du bist, Monster! Andernfalls zerschneide ich mehr als nur sein Gesicht!“

Itachis Finger krallten sich in das Bein des Kiri-nins, doch dieser nahm das lediglich zum Anlass, ihn erneut unter Strom zu setzen. Der Geruch seiner eigenen verbrannten Haut stieg Itachi in die Nase und verursachte ihm Übelkeit. Verschwommen erkannte er die Schwertspitze, die sich nur Zentimeter von seiner Augenpartie entfernt befand.

„Ich hab gesagt, du sollst da stehen bleiben!“, blaffte Raiga aggressiv in die Richtung des Haimenschen.

„Ich warne dich…“

„Wovor? Vor dir? Mach dich nicht lächerlich! Und außerdem…“

Itachi fühlte sich wie gelähmt, versuchte wenigstens den Arm vor sein Gesicht zu heben, doch es gelang ihm nicht. Sein Kopf dröhnte und er bekam nur am Rande mit, wie sich das Katana hob.

„…wirst du ihn sicher noch genauso lieben, wenn er etwas weniger hübsch ist, nicht wahr? Jemand wie du gibt bestimmt nicht viel aufs Äußere.“

„Raiga! Wenn du das tust, ich schwöre dir, ich bringe dich um!“

„Keinen Schritt näher, Ungeheuer…und jetzt sieh zu, wie ich deiner Schlampe einen Gefallen tue. Blind muss sie deine hässliche Fresse wenigstens nicht mehr sehen!“

Itachis Sinne waren wie benebelt und das Geräusch der geschwungenen Waffe erreichte ihn nur weit entfernt, als sie auf sein Gesicht niedersauste. Er schloss die Augen, wissend, dass er nichts tun konnte, um Raiga aufzuhalten.

________________________________________________________
 

Haha! Ein erneuter Cliffy! :D

Zum Ende hin tun sich viele Fragen auf...wo ist Haku? Wird sich Kisame freiwillig wieder einsperren lassen? Verliert Itachi sein Augenlicht?

Voraussichtlich erfahrt ihr das nächste Woche - momentan macht es mir sogar Spaß, Kampfszenen zu beschreiben. ôo

Ist eigentlich schon ein Wunder an sich, aber hey! Besser so als anders! ^^

Das schöne Wetter macht mir momentan immer recht gute Laune und obwohl die ff eher düster gehalten ist, treibe ich sie eigentlich gut voran.

Übrigens, ich habe meine schriftliche Prüfung bestanden! Yay! Nun muss ich nur noch die mündliche schaffen, um als anerkannte Bürokauffrau zu gelten! Strike! *__*

Ich würde mich sehr über Kommis freuen und weise noch mal auf die Umfrage hin! :)

lg

Pia

Immolated

Mit einem Zischen durchschnitt die Klinge die Luft, sauste auf sein Gesicht runter. Itachi wusste, dass es zu spät zum Ausweichen war und so schloss er reflexartig die Augen. Für jemanden, der sich beim Kämpfen dermaßen auf seine Sehkraft verließ, war Raigas Vorhaben wie eine Todesstrafe. Sein Herz raste, während ihn die Angst nicht minder wie die Paralysierung lähmte.

Kisame rief etwas, dann ertönte ein Keuchen über ihm, jedoch blieb der erwartete Schmerz aus. Langsam öffnete er die Augen, schaute in Raigas schmerzverzerrte Grimasse – das Katana glitt ihm aus der Hand, landete klirrend auf dem Boden. Der Uchiha brachte es fertig, sich zumindest auf die Ellenbogen zu stützen, sich halbwegs aufzurichten; noch immer zitterte er unkontrolliert, doch langsam bekam er wieder Gefühl in den Fingerspitzen. Spitze Senbon ragten Raiga aus dem Hals und der Shinobi griff sich hektisch an selbigen, bevor er sich mit wutentbrannter Miene umdrehte und zu dem Verantwortlichen empor sah.

Itachi konnte sich erinnern, jemals eine solche Kälte in der Gegenwart des Jungen verspürt zu haben. Ganz langsam bewegten sich die filigranen Finger zu der bemalten Maske, die er trug, und lösten diese von seinem Gesicht. Der Ausdruck in den braunen Iriden strahlte so viel Hass aus, dass er fast greifbar war. Mit einem dumpfen Geräusch landete die Maske auf dem Boden und Haku trat Schritt für Schritt näher, die Sandalen klackerten hörbar.

„Du…“, wisperte Raiga und er bückte sich hastig, um Kiba aufzuheben.

Er kam nicht dazu, denn in weniger als zwei Sekunden stand Haku neben ihm und hielt sein Handgelenk fest umschlossen. Die Lippen presste der Junge zu einem schmalen Strich zusammen, so als müsste er sich zurückhalten, nicht etwas Unbedachtes von sich zugeben. Er fing die Faust des Älteren ohne Mühe ab, drehte ihm die andere einfach um, so dass ein hässliches Knacken ertönte. Wie viel Kraft musste dieser schmächtige Junge haben, wenn er einem erwachsenen Mann einfach so die Hand brechen konnte. Raiga schrie röchelnd auf, behinderten die Nadeln doch seine Atemwege, aber Haku schien das nicht zu kümmern. Jede Sanftheit war aus seinen Zügen gewichen, von Verständnis keine Spur mehr, so als hätte man es mit einem komplett anderen Menschen zu tun.

Itachi zuckte zusammen, als ihn unvermittelt jemand an der Schulter berührte, und er schaute hoch in Kisames Gesicht, welches nicht minder angespannt war.

„Komm!“, brummte er und half ihm beim Aufstehen, während seine Augen das Geschehen beobachteten.

Mühsam wankte der angeschlagene Shinobi von dem Jungen weg, schien so viel Abstand wie möglich zwischen sie bringen zu wollen.

„Du… bist das…“, keuchte Raiga stockend. „Das Kind von damals.“

„Ja“, erwiderte Haku leise und senkte den Kopf.

Itachi verstand nicht, worum es hier eigentlich ging, Kisame dagegen schien es genau zu wissen, denn er verkrampfte sich augenblicklich. Der Uchiha erinnerte sich daran, was Haku gesagt hatte…dass das, was er hier tat, nicht ganz uneigennützig war…konnte es sein, dass…

„Deinetwegen…“, entkam es Raiga und er lachte trocken auf. „…weil er dich beschützen wollte, ist er so erbärmlich drauf gegangen! Wegen dir ist Kiri von diesem Dämon befreit worden! Du bist es…der Grund, warum ich ihm das Katana ins Herz rammen konnte!“
 

Ein Ruck ging durch den Körper des Haimenschen und so mitgenommen dieser auch war, es schien ihn nicht daran zu hindern, nach vorn zu stürmen. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Wand aus Eis vor ihnen auf und verhinderte, dass Kisame vorankam. Zornig hieb er mit der Faust auf das Eis ein, während Itachi vorsichtig ein paar Schritte näher trat.

„Scheiße!“, fluchte der Ältere und stierte auf das verschwommene Bild vor ihm.

Eine Weile geschah nichts, es wurde bloß unheimlich still.

Itachi weitete seine Augen, als mit einem Mal ein Schwall Blut gegen die Barriere spritzte und an dem Eis hinab rann. Nur wenige Sekunden später zersplitterte die Wand und fiel in sich zusammen, als wäre ein Spiegel zerstört worden. Das Blut zu ihren Füßen vermischte sich mit Wasser, führte zu einem reglosen Körper, der mit einem riesigen Eispfahl an die Wand gepinnt worden war. Raigas blaue Augen standen immer noch offen, doch jegliches Leben war aus ihnen gewichen. Der Pfahl steckte in seinem Brustkorb, hatte vermutlich zu viele notwendige Organe zerfetzt, als dass er das hätte überstehen können. Haku drehte sich nicht zu ihnen um, ließ lediglich wie in Zeitlupe die Hand sinken. Rote Flecken hatten sich in seine Kleidung gefressen und den Uchiha schauderte die gesamte, grausame Szenerie.

„Möchtest…du dich jetzt an mir rächen…Kisame-san?“, flüsterte Haku und seine Stimme klang so dünn, dass es beängstigend war.

Der Haimensch bewegte sich zuerst nicht, konnte nur auf das Bild vor sich schauen. Itachi ahnte, dass er Raiga am liebsten eigenhändig umgebracht hätte, so wie er gerade losgestürmt war. Wie hätte er reagiert, wenn es um Shisui gegangen wäre? Vermutlich nicht anders.

Itachi blickte auf, als Kisame sich aus seiner Starre löste und mit grimmiger Miene auf den Jungen zuschritt. Er haderte mit sich, ob er eingreifen sollte, doch sein Verstand riet ihm davon ab – Kisame war kein Monster. Grob packte eben jener den Jüngeren an der Schulter, drehte ihn ruppig zu sich herum.

„Rede keinen Scheiß!“

Die ersten Tränen sammelten sich in den braunen Augen, waren soeben noch mühsam zurückgehalten worden, und bahnten sich den Weg über seine Wangen, wo sie das Blut verwischten, das dort klebte.

„Wir müssen hier raus“, nuschelte er, während er sich fahrig über das Gesicht fuhr. „Der Mizukage wird uns sicher bemerkt haben…wir waren nicht gerade unauffällig.“

Itachi wunderte es ohnehin, dass noch keine Kiri-nin aufgetaucht waren – hatte Raiga niemandem Bescheid gegeben? Herausfinden wollte er das nicht unbedingt, von daher beließ er es dabei und folgte den anderen beiden nach oben. Zwar fühlte er immer noch die bleierne Schwere, die von Raigas Donnerschwert herführte, in seinen Gliedern, aber es erging ihm zumindest besser als Kisame, dem seine Wunden ziemlich zu schaffen machten. Bei so viel Blut, wie er verlor, hätte es den Uchiha nicht gewundert, wenn er gleich vornüber kippen würde. Der rasselnde Atem drang ihm an die Ohren und schließlich überwand er sich dazu, den Arm des Haimenschen zu ergreifen, um diesen zu stützen. Kisame sagte nichts dazu, was zur Annahme führte, dass es ihm entweder wirklich miserabel gehen musste oder dass es ihm nichts ausmachte. Wenn sie hier raus waren, hatten sie immer noch einiges zu klären und Itachi stand dem mit gemischten Gefühlen gegenüber.
 

Die Halle oben war wie ausgestorben, nichts ließ darauf hindeuten, dass sie von jemandem bemerkt worden waren und Itachis Misstrauen wuchs.

„Ich versteh das nicht…“, wisperte Haku, schüttelte leicht den Kopf.

Jegliche Verletzlichkeit war aus seinen Zügen gewichen und hatte der vertrauten Entschlossenheit Platz gemacht.

„Vielleicht hat er geblufft“, brummte Kisame und stützte sich ohne Vorwarnung noch mehr auf den Uchiha, der dadurch ins Stolpern geriet.

Der Ältere erwiderte den bösen Blick von der Seite her unbeeindruckt, fand das wohl weniger dramatisch, vor allem da Itachi sich schnell wieder fangen konnte.

„Sieh mich nicht so an…war ja keine Absicht.“

Itachi beließ es dabei, schaute stattdessen zu Haku, der sich merklich geräuspert und damit auch Kisames Blick auf sich gezogen hatte. Es schien sich um eine unangenehme Mitteilung zu handeln, denn er schaute immer wieder zu Boden.

„Es tut mir übrigens sehr Leid…das mit Raiga. Es war meine Schuld, dass er euch folgen konnte, denn ich habe nicht richtig aufgepasst.“

Er machte eine kurze Pause, ehe er weiter sprach.

„Ich habe gehofft, dass ich Samehada doch noch irgendwie finden könnte.“

Itachi wusste nicht, was dieses Samehada sein sollte, aber anhand von Kisames Reaktion erkannte er, dass es sich um etwas Wichtiges handeln musste. Haifischhaut…vielleicht der Name einer Waffe? Eigentlich war es auch egal, denn für so eine Suche fehlte ihnen die Zeit.

„Schon gut“, meinte er daher und Kisame nickte missgestimmt.

Haku sagte nichts weiter, sondern ging wieder voraus, um zu der Tür zu gelangen, welche sie auf dem Hinweg bereits benutzt hatten. Wenn sie den Turm hinter sich gelassen hatten, wäre der erste Abschnitt geschafft. Er könnte das mit Kisame abklären und danach würde er sich von Haku zurück nach Konoha bringen lassen. Erleichterung stieg bei diesem Gedanken in ihm auf und er atmete durch, sah zu, wie Haku sich durch die Tür schob und ihnen mit einem Handzeichen zu warten befahl.

Die Stille zog sich hin, zerrte sowohl an seinen, als auch an Kisames Nerven – bis aus dem Nichts heraus plötzlich die Tür wieder aufgerissen wurde und ein Hagel aus Senbon, Shuriken und Kunai durch die Luft sauste. Itachi hatte keine Zeit zum Nachdenken, handelte reflexartig, als er sich mitsamt Kisame zur Seite warf, um dem Waffensturm zu entgehen. Zu seinem Unglück landete der Haimensch auf seinem rechten Arm, was ihm ein schmerzvolles Zischen entweichen ließ.

„Kisame!“

Taumelnd rappelte sich der Kiri-nin auf, doch zu einer Entschuldigung kam es nicht, da er sogleich den Kopf einziehen musste, um einem deutlich größeren Shuriken auszuweichen. In dem Moment hastete Haku wieder aus dem Gang, ein Kunai ragte ihm aus der Schulter und er keuchte, doch ansonsten schien er in Ordnung zu sein. Itachi richtete sich ebenfalls auf, hatte die Sharingan noch im Sturz aktiviert und versuchte sich einen Überblick ihrer Lage zu verschaffen.

„Zu viele“, gab Haku abgehackt von sich. „Sie haben uns erwartet.“

Tatsächlich stürmten immer mehr Kiri-nin aus dem Eingang, der ihnen als Fluchtmöglichkeit dienen sollte, und schon bald waren sie umzingelt. Rücksichtsloses Kämpfen stellte keine Option dar, denn nach einem Zweikampf mit einem ihrer Gegner schien Kisame am Limit seiner Kräfte angekommen zu sein. Er kniete am Boden, stützte sich schwer atmend mit einer Hand ab und sein Kreislauf würde wohl nicht mehr lange mitmachen.
 

Sie zuckten alle drei zusammen, als sie plötzlich ein Chakra spürten, das so finster war, dass man es unmöglich ignorieren konnte. Itachi vermutete, dass die Person, die sich da auf sie zu bewegte, der Grund war, weshalb die Kiri-nin nicht angriffen. Zu seiner Verblüffung handelte es sich bei der Schlüsselfigur lediglich um einen Jungen von ca. fünfzehn Jahren, der abgesehen von der hässlichen Narbe, die sich über eine Hälfte seines Gesichtes zog, nicht besonders bedrohlich wirkte. Dennoch…sein Chakra machte deutlich, dass er dem Aussehen nicht trauen konnte. Kisame fluchte unterdrückt, während Haku ein paar Schritte zurückwich, die braunen Augen weitete.

„Ich muss schon sagen, ich bin mächtig überrascht.“

Schlagartig richteten sich die violetten Iriden auf ihn, schienen ihn intensiv zu mustern. Itachi wusste nicht, warum ihm diese Stimme einen wahren Schauer über den Rücken jagte, aber er spürte, dass es besser war, dieser Person nicht zu nahe zu kommen. Wie ein innerer Instinkt warnte ihn sein Gefühl davor, mit diesem Typen aneinander zu geraten.

„Es grenzt wirklich an unglaubliche Dummheit, freiwillig hierher zurückzukommen, Uchiha“, sprach ihn der Junge an, fixierte ihn immer noch kühl.

„Mizukage-sama“, wandte Kisame ein, doch wurde er mit einer Handbewegung zum Schweigen gebracht.

Das war der Mizukage? Ein kleiner Junge? Was verbarg sich hinter diesem halben Kind, dass es so eine hohe Position bekleidete?

„Um jemanden zu retten, der gar nicht mehr zu retten ist…“, fuhr er fort und schnalzte missbilligend mit der Zunge.

„Yagura-sama“, mischte sich Haku ein und trat einen Schritt vor.

Der Mizukage hob eine Braue, musterte ihn einmal, doch schien er ihn nicht zuordnen zu können.

„Und du bist?“

„Das spielt keine Rolle. Ich habe eine Frage.“

„So?“, erwiderte Yagura mit hörbarem Desinteresse, doch Haku hielt das nicht davon ab, weiter zu sprechen.

„Vor ein paar Monaten wurde Momochi Zabuza, einer der sieben Schwertkämpfer, die Euch unterstehen, umgebracht.“

Yagura zeigte keine Regung, so als würde ihn dieses Thema nichts angehen und Itachi fragte sich, ob es klug war, diese Frage zu stellen. Andererseits verschaffte Haku ihnen somit auch Zeit, so dass sich vielleicht noch eine Möglichkeit zur Flucht auftat. Itachi überlegte bereits fieberhaft, wie sie hier zusammen raus kommen konnten, doch bisher erschien es ihm sinnlos.

„Wusstet Ihr, dass es Kurosuki Raiga war, der Zabuza-san getötet hat?“

Zuerst sagte der Mizukage nichts, schien nachzudenken, und ein Raunen ertönte, da die Kiri-nin davon wohl selbst nichts geahnt hatten. Plötzlich tauchte ein verächtlicher Zug um die Mundwinkel Yaguras auf und er gab ein freudloses Lachen von sich.

„Das ist es, was dich hierher getrieben hat? Bist du auf Rache aus?“

Hakus Mimik wurde eine Spur härter, als er antwortete: „Die habe ich bereits.“

Erkenntnis flackerte in den violetten Iriden auf, doch sehr groß schien der Verlust für das Oberhaupt Kiris nicht zu sein.

„Ist das so? Nun, lass dir eines sagen: Momochi Zabuza war ein unberechenbarer Mann, dessen Tod eine wahre Erleichterung für ganz Kiri darstellt. Er stand unter Verdacht, unser Dorf verraten zu wollen.“

Die glühenden Amethyste richteten sich augenblicklich auf den Haimenschen, der sichtbar den Kiefer malmen ließ.

„So wie auch du, Kisame. Eigentlich hättest du mir Dankbarkeit zollen sollen, dafür, dass ich dich nicht habe umbringen lassen. Ich habe dir eine Chance gegeben, aber dir scheint ein Feind mehr am Herzen zu liegen als deine Heimat.“

Der Angesprochene lachte rau auf, funkelte den Mizukage zornig aus seinen Raubtieraugen heraus an.

„Komisch, dass mir ein Feind mehr Zugehörigkeit vermittelt als meine so genannte Heimat.“

Itachi hatte diese Worte nicht erwartet und dementsprechend überrumpelt fühlte er sich, sah den Haimenschen perplex an. Kisame sah nicht zurück, aber es schien ihm ernst zu sein. Yagura dagegen zog ein Gesicht, als hätte man ihn soeben beleidigt.

„So denkst du also? Na schön, wenn das deine Entscheidung ist, gibt es nichts mehr zu sagen. Tötet die Drei!
 

Itachi sah keinen anderen Ausweg als den Kampf, auch wenn sie garantiert nicht alle drei lebend hier raus kamen, sie hatten keine andere Wahl, als es drauf ankommen zu lassen. Doch kaum dass er sich in Position begeben hatte, um sich zu verteidigen, lenkte jemand anderes die komplette Aufmerksamkeit auf sich.

„Hey!“

Die Stimme kam ihm sofort bekannt vor und als er sich umschaute, erblickte er einen weißen Haarschopf, der durch die Menge wirbelte. Innerhalb weniger Sekunden hatte die riesengroße Klinge des Kubikiri Houchos zehn Kiri-nin erwischt und zur Seite gefegt. Der Boden färbte sich unter Suigetsus Füßen rot, was das breite Grinsen auf seinen Lippen geradezu irre wirken ließ.

„Tut mir ja echt verdammt leid, dass ich die Party stören muss“, wandte er sich an den Mizukage, dessen Miene sich verdunkelt hatte.

Kisame knurrte, schien mit der Anwesenheit des jungen Shinobi nicht einverstanden zu sein.

„Was machst du hier, Idiot?!“

Der so genannte Idiot verzog das Gesicht und sah seinen Sempai beleidigt an, schulterte dabei das monströse Schwert mit nur einer Hand.

„Ein bisschen mehr Begeisterung!“, forderte er und winkte dann Haku zu. „Lange nicht gesehen!“

Itachi fragte sich, ob ihm der Ernst der Situation überhaupt bewusst war, denn schließlich reichte ein Wort von Yagura, um sie in der Luft zu zerreißen.

„Oh, die Prinzessin ist auch wieder da!“

Anscheinend nicht. Auch der Mizukage schien genug von Suigetsu zu haben, öffnete schon den Mund, um erneut einen Befehl zu geben – als ihn der Weißhaarige unterbrach.

„Moment noch! Ich hab jemanden mitgebracht…eine alte Freundin von dir, Kisame-sempai!“, rief er dem Haimenschen zu.

Dessen Iriden schimmerten grün auf, erfassten Suigetsu, der sich zwei Finger zwischen die Lippen schob und schrill pfiff, voller Unglauben. Kaum dass er dies getan hatte, schoss etwas Stacheliges, Lilafarbenes hervor und wütete durch die Menge. Einige der Kiri-nin schrieen auf und wieder benetzte frisches Blut den Boden. Yagura ballte die Fäuste und sein Chakra war nun so gewaltig, dass man den Druck wie eine Last spüren konnte.

Bringt sie um! Sofort!“, schrie er und jagte nun selbst los, direkt auf den Haimenschen zu.

Kisame interessierte es nicht, denn mit letzter Kraft hievte er sich auf, breitete die Arme aus und…er lachte. Er verlor Blut, war leichenblass und der Mizukage würde ihn gleich töten – aber er lachte und seine Zähne blitzten dabei hervor.

Die Kiri-nin hielten sich nicht mehr zurück und Itachi hatte alle Mühe, sich zur Wehr zu setzen. Er konnte sich nicht länger auf Kisame konzentrieren, bemerkte mit Erleichterung, wie Suigetsu diesen Part übernahm, indem er das Kubikiri Houcho auf Yagura schleuderte, was diesen zum Ausweichen zwang. Die Zeit reichte, damit das seltsame Ding Kisame erreichen konnte und dieser umarmte es wie einen alten Freund, drückte es an sich. Itachi duckte sich unter einem Schlag hinweg, rammte einem Kiri-nin sein letztes Kunai in die Brust und zog es sogleich wieder raus, um dem nächsten die Kehle zu durchtrennen. Aus dem Blickwinkel bekam er gerade noch so mit, wie das Ding – sollte das tatsächlich ein Schwert darstellen? – seinen mit einem Totenkopf besetzten Griff verlängerte und mit Kisame verschmolz. Yagura brüllte vor Wut, Suigetsu grinste zufrieden und Haku erstarrte in seiner Bewegung, so wie noch einige andere Kiri-nin.
 

„Das schweiflose Biest…“, knirschte der Mizukage und beobachtete mit unverhohlener Abneigung den transformierten Haimenschen.

Dieser sah nun wirklich mehr denn je wie ein Hai aus, die Kiemen waren noch auffälliger geworden, die Schuppen stachen mehr hervor und er besaß nun richtige Flossen. Die Züge hatten sich verzerrt und die blutunterlaufenen Augen huschten aufmerksam durch die Halle. Seine Wunden waren wie aus dem Nichts geheilt, so dass er sich vollkommen gerade aufrichtete und grinsend die Hände hob.

„Verdammt!“, zischte Yagura und schleuderte Suigetsu mit nur einer Handbewegung gegen die nächste Wand, wo der Junge benommen liegen blieb.

Es war dennoch zu spät, um zu verhindern, dass Kisame Fingerzeichen schloss, und einen Schwall Wasser aus seinem Maul beförderte. Itachi hörte Haku noch rufen, dass er rennen sollte, aber es war zu spät, die Wassermasse formte sich ähnlich einem Ballon und er hatte keine Chance, ihr zu entkommen. Die Schreie der Leute um sich herum verstummten in dem Gefängnis aus Wasser und Itachi tat sein Bestes, die Luft anzuhalten. Die Wände bekamen durch den großen Druck Risse und einzelne Balken stürzten von der Decke, versanken in der Wasserblase.

Kisame schien wie von Sinnen, als wäre er auf der Jagd und genauso verhielt er sich auch, schoss wie ein Torpedo durch sein selbst kreiertes Reich und schnappte sich die Kiri-nin einen nach dem anderen. Itachi wusste, dass er hier im Nachteil war und so schnell es ging, versuchte er, an die Oberfläche zu gelangen – vergeblich.

Die Luft wurde mit jeder Sekunde knapper, doch das Wassergefängnis schien sich zu bewegen, entließ ihn einfach nicht. Seine Lungen pressten sich zusammen, es fiel ihm schwerer, sich fortzubewegen. Doch gerade als er schon zu ertrinken befürchtete, griff jemand nach seinem Arm und zog ihn mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit hoch. Suigetsu grinste ihn spöttisch an, ehe er sowohl ihn als auch Haku aus der Blase warf und dann wieder abtauchte, in dem Wasser nahezu unsichtbar wurde. Nach Luft schnappend blieb Itachi einige Sekunden auf dem Boden liegen, ehe er wieder zu dem Schauspiel vor seinen Augen blickte. Das Wasser hatte sich längst rot gefärbt, denn Kisame wütete immer noch wie ein Berserker. Doch dann, ganz plötzlich, richteten sich seine leuchtenden Iriden auf den Mizukage, dessen gesamter Körper zu glühen schien. Ein violettes Licht umfing ihn und er schloss Fingerzeichen, murmelte etwas Unverständliches.

Eine dunkle Gestalt wurde hinter ihm sichtbar, hüllte ihn völlig ein und dann preschte dieses Ding mit unglaublicher Geschwindigkeit vor. Es streifte Kisame nur oberflächlich an der Schulter, dennoch zerriss ihm die leichte Berührung die Haut. Der Haimensch knirschte mit den Zähnen, musste jedoch gleich darauf einem schweifartigen Gebilde ausweichen. Insgesamt drei dieser Schwänze umgaben Yaguras Körper, schlugen und griffen immer wieder nach Kisame, der merklich Probleme zu bekommen schien. Zwar regenerierte sich seine Haut sofort wieder, da, wo er ihn getroffen hatte, aber Yagura schien das Wasser ebenso als sein Gebiet anzusehen wie er.

„Wir müssen hier weg“, hörte er Haku neben sich sagen. „Kisame-san ist stark, aber gegen einen Jinshuuriki wird er nicht viel ausrichten können.“

Itachi überraschte diese Aussage nicht, hatte er sich bei diesem Anblick schon so etwas gedacht. Sein Vater hatte ihm früher einmal von den Biju und Jinshuuriki erzählt. In Menschen gebannte Monster, Waffen der einzelnen Dörfer.
 

Als hätte Kisame Hakus Worte vernommen, schloss er erneut Fingerzeichen und sprang dann mit einem Mal aus dem Wassergefängnis. Yagura gab einen unmenschlichen Schrei von sich, ehe er sich gegen die Blase warf – die nicht nachgab.

„Lange wird ihn das nicht beschäftigen“, brummte Kisame und sah zu, wie die drei Schweife gegen die Wände aus Wasser peitschten.

„Worauf warten wir dann noch?“, erwiderte Suigetsu, dessen Kopf sich soeben aus einer Pfütze hervor streckte. „Raus hier!“

Und damit verschwand er wieder, schien seinen eigenen Fluchtweg gefunden zu haben.

„Der Durchgang, Kisame-san“, bemerkte Haku und deutete auf die Holzbalken, die den Gang, durch den sie hergekommen waren, blockierten.

Der Hüne schnaubte bloß, ehe er sich daran machte, den Gang freizulegen – bei seiner Körperkraft schien dies ein Leichtes für ihn zu sein. In dem Moment ertönte jedoch hinter ihnen eine Art Knall und bevor Itachi reagieren konnte, riss ihn die Welle von den Füßen. Haku schien es nicht besser zu gehen, während Kisame ungeachtet dessen den zweiten Balken zur Seite warf. Einer fehlte noch, doch Itachi befürchtete, dass sie spät hier rauskommen würden, ertönte hinter ihnen doch ein lautes Gebrüll.

„Oh Gott…“, murmelte Haku, während sie sich beide aufrappelten.

Itachi duckte sich rechtzeitig, bevor ihn einer der Schweife zur Seite fegen konnte, doch die Wand hinter ihm zierte nun ein großes Loch. Derweil hatte Kisame endlich den Durchgang freigelegt und sah nun auffordernd zu ihnen beiden.

„Beeilt euch!“

Ein weiterer Schweif preschte über ihre Köpfe hinweg, zerstörte das Gebäude noch mehr. Itachi überlegte nicht länger, sondern rannte los – bevor ihn ein Dachbalken erschlagen konnte. Yagura würde ihnen sicher folgen, von daher hatten sie nicht viel Zeit. Er schaute hinter sich, um nach Haku zu sehen, doch alles, was er sehen konnte, war, wie der Eingang unter lautem Getöse verschüttet wurde.

„Er ist noch da drin“, entkam es ihm fassungslos und Kisame drehte sich abrupt zu ihm um.

„Was?!“

„Haku…er ist nicht hier.“

„Unmöglich…er war doch direkt hinter dir!“, knurrte der Ältere und trat näher zu ihm. „Er hätte es schaffen müssen!“

Itachi sagte nichts mehr, sah nur zu, wie sich der Haimensch vor den Eingang kniete und über das Holz strich. Als hätte ihn etwas gestochen, zog er sogleich seine Hand wieder zurück und schüttelte den Kopf. Itachi runzelte die Stirn, folgte seinem Blick, während er sich neben ihn kniete. Da glitzerte etwas…er fuhr das Holz mit den Fingerspitzen nach, spürte die Kälte, die von diesem ausging und dann begriff er ebenso wie Kisame.

„Er hat uns Zeit verschafft.“
 

_________________________________________________
 

Und es ist schon wieder ein Cliffhanger. Ist Haku wirklich tot? Können Kisame und Itachi entkommen? Was ist mit Suigetsu?

Ich muss sagen, dass es mehr als anstrengend war, dieses Kapitel zu Ende zu bringen, ich habe es bestimmt fünfmal umgeschrieben...Kämpfe sind wahrlich nicht meins.

Deshalb bin ich froh, euch verkünden zu können, dass es im nächsten Kapitel wieder richtig KisaIta geben wird.

Vielen Dank an diejenigen, die mir immer so viele liebe Kommentare hinterlassen - ich freu mich jedes Mal wie ein Keks! :D

lg

Pia

Changed

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Changed (non-adult)

Es war das dritte Mal, das Haku seinem unmittelbar bevor stehenden Tod ins Auge sah. Die letzten Male hatte er dies mit Angst getan, doch jetzt stand lediglich Entschlossenheit in seinem Blick.

Damals, als ihn sein eigener Vater hatte erschlagen wollen, hatte er in schierer Panik sein Bluterbe aktiviert und sich somit selbst gerettet. Jahre später war es Zabuza gewesen, der sich für ihn geopfert hatte, ohne dass Haku dies gewollt hatte. Und nun stand er vor dem Mizukage, dessen Wut anscheinend keine Grenzen mehr kannte. Kein Wunder, denn schließlich hatte Haku soeben dafür gesorgt, dass niemand so schnell hinter Kisame und Itachi herkam. Eine Wand aus Eis barg die Trümmer, die von der Decke gestürzt waren, und bildeten nun zusammen eine schwer zu überwindende Barriere. Haku war sich vollkommen im Klaren darüber, dass er sich selbst den Weg abgeschnitten und sein Schicksal somit besiegelt hatte. Aber was hatte er auch noch zu verlieren? Er war allein. Die letzten Monate ohne Zabuza waren einsam gewesen und nicht selten hatte er im Stillen geweint. Die kurze Zeit mit Uchiha Itachi war schön gewesen, denn sie hatte ihm wieder einen Sinn im Leben verschafft. Jetzt war die Mission, die Haku sich selbst aufgetragen hatte, vorüber und der endgültige Schlussstrich konnte gezogen werden.

Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, als Yagura auf ihn zukam…langsam, bedrohlich…und Haku hob beide Hände, um Fingerzeichen für sein letztes Jutsu zu schließen. Wenn er hier starb, würde er Yagura zumindest mitnehmen – so wie er damals seinen Vater umgebracht hatte, würde er es auch dieses Mal halten. Der letzte Mord, den er als wahrer Shinobi begehen würde und diesmal verspürte er keine Trauer.

Wenn ich einen Wunsch frei habe…möchte ich gern dahin, wo du bist…Zabuza-san.

Es waren seine letzten Gedanken, bevor sich der Mizukage brüllend auf ihn stürzte und Haku sein Jutsu freisetzte.
 

„Wir können nicht mehr zurück.“

Es war überflüssig, es überhaupt auszusprechen, das wussten sowohl Itachi als auch Kisame. Der Uchiha antwortete nicht, blieb neben dem Größeren sitzen und schaute runter auf den vollkommen zerstörten Turm des Mizukage. Ein gigantischer Eiszapfen ragte ähnlich einem Berg aus den verstreuten Trümmern und sie beide wussten, dass dies Hakus Werk war. Vermutlich sein Letztes. Der Haimensch erhob sich schließlich von der nassen Wiese des Hügels, auf dem sie sich befanden und auf das Dort hinunter geblickt hatten. Itachi wusste, wie es sich anfühlte, seine Heimat dermaßen in Mitleidenschaft gezogen zu sehen, jedoch waren ihm Kisames Worte im Gedächtnis geblieben.

Als er sich ebenfalls aufrappelte, stand der Ältere genau vor ihm und der Blick, mit dem er ihn bedachte, ließ Itachi schaudern. Noch immer hatte er die Vereinigung mit Samehada nicht gelöst, Itachi wusste nicht einmal, ob das noch möglich war. Merklich zuckte er zusammen, als Kisame die Hand zu seinem Gesicht hob, jedoch, kurz bevor er ihn berührte, inne hielt. Der Konoha-nin regte sich nicht, während die Fingerkuppen nur Zentimeter entfernt von seiner Haut schwebten. Die Stille war mit einem Mal unangenehm und Itachi entschied, das hier zu beenden, bevor einer von ihnen einen Fehler begann.

„Wir müssen hier weg.“

Es war nur ein Wispern, unterbrochen von den Schreien, die von dem Chaos unten im Dorf kamen, doch mehr brauchte es gar nicht. Kisames Ausdruck machte Itachi deutlich, dass er soeben den ersten Fehler gemacht hatte. Der Haimensch ließ die Hand sinken, nickte nur leicht, ehe er sich abwandte und eine Richtung, von der Itachi nicht wusste, ob sie ihn näher zu seinem Heimatdorf führen wurde, anschlug. Er bezweifelte es. Nach einem letzten Blick auf den Berg aus Eis, riss er sich von dem Anblick los und folgte Kisame. Dass er sich dabei wie das Letzte vorkam, hatte verschiedene Gründe.
 

Es hatte wieder zu regnen angefangen, doch weder Kisame noch Itachi hielten sich damit auf, dazu fehlte ihnen auch die Zeit. In erster Linie war es wichtig, dass sie beide so schnell wie möglich aus Yaguras Reichweite kamen. Inzwischen hatte Kisame seine Transformation wieder gelöst und trug Samehada über seiner Schulter, wo es sich wie eine Katze gurrend gegen seine blaue Haut schmiegte. In der halben Stunde, die sie schon durchliefen, hatte keiner von ihnen beiden ein Wort von sich gegeben und vielleicht war das auch besser so.

Itachi wusste, dass er Kisame gegenüber die Kneipe hätte erwähnen können, dort, wo sich die Kopfgeldjäger trafen, aber er ließ es. Vermutlich stünden sie beide ab dem nächsten Tag auf Platz eins, der meist gesuchten Shinobi Kiri-Gakures. Außerdem wollte er nicht noch mehr an Haku denken, als er es ohnehin schon tat.

„Wie in alten Zeiten“, hörte er Kisame plötzlich murmeln und er schaute auf.

Tatsächlich weckte die unscheinbare Höhle hinter den Bäumen einige Erinnerungen, doch Itachi war sich nicht sicher, ob diese positiv sein mochten. Ihm war immer noch nicht ganz klar, wie er sich erklären sollte. Hoffentlich ging es Kisame wenigstens ebenso.
 

„Willst du sofort in meine Arme kommen oder müssen wir erst wieder rum streiten?“

Der Satz zerstörte seine noch bis eben gehegte Hoffnung auf der Stelle und missmutig schaute er zu dem Haimenschen, dessen Gesicht er in der Dunkelheit der Höhle kaum erkennen konnte. Fazit war nur leider, dass ihm wirklich kalt war, was wohl an seiner durchnässten Kleidung lag. Samehada lehnte derweil an der gegenüberliegenden Wand, gab keinen Ton mehr von sich – Itachi konnte nicht verhehlen, dass ihm das Ding unheimlich war.

Kommentarlos setzte er sich direkt neben den Hünen, fixierte einen Punkt in der Dunkelheit und wartete, bis der andere die Stille brechen würde. Weil er selbst keine Ahnung hatte, wie er anfangen sollte.

„Eigentlich hab ich mir geschworen, dir eine rein zu hauen, wenn wir uns noch mal wieder sehen sollten.“

Gut, das war nicht unbedingt das, was Itachi hatte hören wollen, aber besser als gar nichts.

„Gleichfalls“, gab er trocken zurück und Kisame schnaubte.

„Ich wette, es wäre einfacher, sich gegenseitig die Fresse zu polieren, als zu reden.“

„Vermutlich, ja.“

Allerdings verspürte Itachi absolut keine Lust, schon wieder zu kämpfen – er fühlte sich auch so schon mit den Nerven am Ende. Zwar hatte er Haku kaum gekannt, aber der Junge hatte ihm geholfen, sich sogar für sie beide geopfert und…Itachi hatte ihn gern gehabt.

„Warum bist du zurückgekommen?“

Es war die Frage, die er erwartet hatte und gleichzeitig die, vor der er sich am meisten gefürchtet hatte. Bisher hatte er sie sich selbst nicht gut genug beantworten können.

„Warum bist du gegangen?“, stellte er die Gegenfrage.

Zu seiner Verwunderung blieb der neben ihm Sitzende eine ganze Weile still, schien tatsächlich darüber nachzudenken, warum er so gehandelt hatte. Oder er konnte seine Beweggründe bloß genauso schlecht wie Itachi erklären. Die Bestätigung dieses Gedanken dauerte nicht lange, denn ohne Vorwarnung packte Kisame ihn an den Schultern, um ihn nicht besonders sanft auf den Boden zu drücken. Itachi spürte, wie seine Hände neben seinen Kopf geführt wurden und noch bevor er protestieren konnte, küsste ihn der Ältere voll ungeduldigem Verlangen. Unvorsichtig bohrten sich die scharfen Zähne in seine Lippen, ließen den Uchiha aufkeuchen, was Kisame auch sogleich nutzte, um in seinen Mund einzudringen. Es war diese ruppige Art, die dem Shinobi aus Konoha missfiel und die ihn dazu antrieb, sich unter dem Größeren zu winden, so dass dieser finster grollend von ihm abließ.

„Warum bist du zurückgekommen, wenn sich nichts geändert hat?!“, zischte er mit mühsam unterdrückter Wut.

„Lass mich los, Kisame“, umging Itachi die Frage.

Dennoch gehorchte der Angesprochene, funkelte ihn aus seinen Raubtieraugen allerdings weiterhin zornig an, während er über ihn gebeugt blieb.

„Wenn du nur aus Mitleid oder Schuldbewusstsein wieder da bist, dann hättest du mich in diesem Loch verrotten lassen sollen!“

Itachi wollte etwas dagegen sagen, aber der Haimensch ließ ihn gar nicht erst.

„Oder hast du deine Meinung geändert, als du mich in dieser Form gesehen hast? Hast du jetzt wieder Angst vor mir?“

Eine Faust grub sich knapp neben seiner Wange in den Boden und Itachi atmete beherrscht durch, schloss ein paar Sekunden lang die Augen. Als er sie wieder öffnete, hatte er einen Entschluss gefasst.

„Deinetwegen stecke ich jetzt in der Scheiße! Und wofür? Du-“

Bevor Kisame weiter sprechen und sich selbst damit in Rage bringen konnte, legte er ihm die Handfläche auf den Mund.

„Kann ich mich jetzt endlich dazu äußern?“, fragte er kühl.

Ein stummes Nicken lieferte ihm die Antwort und Itachi nahm die Hand wieder runter, atmete wiederholt tief durch.

„Ich bin nicht aus Mitleid zurückgekommen. Die ganze Zeit über hast du mich wie einen Gefangenen behandelt, dann fragst du mich plötzlich, ob ich freiwillig bleiben will und am nächsten Tag bist du einfach so verschwunden. Ich verstehe dich einfach nicht.“

Er machte eine kurze Pause, in der ihn der andere glücklicherweise nicht unterbrach. Itachi hätte ihm einen Faustschlag verpasst, wenn er das gewagt hätte.

„Dein Aussehen hat mich irritiert, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich dich abgewiesen habe.“

Normalerweise redete Itachi nicht so viel, das entsprach nicht seinem Wesen, aber das hatte er nicht länger zurückhalten können. Es machte ihn wütend, dass der Ältere ihn dauernd als oberflächlich darstellen wollte, um sein mangelndes Sozialverhalten zu verbergen.
 

„Was ist dann dein Problem?“

Nur Kisame konnte so eine dämliche Frage stellen, aber er sprach das nicht laut aus, das hätte nur noch mehr Stress gegeben. Stattdessen legte er die Fingerspitzen an Kisames Wangen, krallte die Nägel in die empfindlichen Kiemen, woraufhin dieser zusammenzuckte.

„Deine Art!“, entkam es ihm heftiger als gewollt. „Du behandelst mich schon wieder, als wäre ich dein Gefangener!“

Eine Weile blieb das Schweigen zwischen ihnen beständig; vielleicht hatte er gerade tatsächlich erfolgreich an den Verstand des Haimenschen appelliert. Dieser zog die Brauen zusammen, schien unschlüssig, wie er sich nun verhalten sollte.

„Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, was du von mir willst.“

Das wusste Itachi selbst nicht, aber zumindest wusste er, dass er das alles so nicht wollte.

„Wie wäre es mit Rücksicht?“, murmelte er ausweichend und Kisame schnaubte.

„Hab ich die nicht schon genug auf dich genommen?“, knurrte er dann und beugte sich erneut zu ihm runter. „Ich hab mein Dorf für dich verraten, verdammt, was willst du denn noch?!“

Itachis Herzschlag beschleunigte sich unwillkürlich, als der andere die Stirn gegen seine lehnte. Langsam lösten sich seine Finger von den Kiemen, wanderten den Hals hinab zu den breiten Schultern, wo sie liegen blieben. Er atmete durch, suchte innerlich nach Worten, die erklären konnten, was in diesem Moment in ihm vorging – er fand keine passenden.

„Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich will?“, raunte ihm der Haimensch zu.

Eine Gänsehaut überkam den Jüngeren und er schluckte merklich; wie sollte er hier rauskommen? Wollte er das überhaupt?

„Dir muss doch irgendwas an mir liegen oder? Ich meine, du bist zurückgekommen! Du hättest nach Hause gekonnt…aber du bist immer noch hier!“

Ja, er war immer noch hier, aber doch nur, weil er endlich Klarheit gewollt hatte. Nun redeten sie zwar miteinander, aber er hatte den Eindruck, dass sie nicht vorankamen. Was wollte er eigentlich von Kisame hören?

„Warum bist du zurückgekommen?“, wiederholte dieser seine Frage noch eindringlicher und dem Uchiha schnürte sich regelrecht die Kehle zu.

Der Haimensch blickte ihn unverwandt an, während er nach einer seiner Hände griff und diese in seine nahm – Itachi krallte die andere noch fester in seine Schulter. Ungewohnt sanft strichen die rauen Finger über seinen Handrücken und er wusste nicht, ob ihn das beruhigte oder noch mehr verstörte. Ein Schaudern durchfuhr ihn und dies rührte mit Sicherheit nicht allein von der Kälte her. Kisames freie Hand legte sich an seine Wange, verhinderte, dass er den Kopf zur Seite drehen konnte.
 

„Du bist eiskalt“, brummte der Hüne und das Leuchten in seinen Augen flackerte wieder auf.

Itachi ahnte, wohin das führen würde, denn obwohl die Frage nach wie vor im Raum stand, schien sie Kisame nicht länger zu interessieren. Stattdessen glitt die Hand von seiner Wange weiter nach unten, wo sie sich daran machte, den Gürtel der Jacke zu öffnen. Etwas in ihm riet ihm, schleunigst zuzusehen, dass er hier wegkam, bevor er den Haimenschen nicht mehr aufhalten konnte – er tat es nicht. Die Situation war oberflächlich betrachtet nichts Neues, aber bisher hatte Itachi jedes Mal abgeblockt, bevor es zum Äußersten kommen konnte. Wenn er jetzt nichts unternahm, würde es genau dazu kommen.

Er zuckte reflexartig zusammen, als Kisame seine Lippen an seinen Hals legte und gleichzeitig ihre Hände löste, um die Jacke der Oi-nin beiseite zu schieben. Itachis Atmung beschleunigte sich, als sich die Finger unter sein Shirt schlichen, dabei über seinen Bauch strichen. Die spitzen Zähne schrabbten über seine Haut, hinterließen ein leichtes Brennen auf dieser. Als hätte ihn Raigas Kiba getroffen, fühlte er sich unfähig, sich zu bewegen, bohrte die Nägel in Kisames Schulter. Eine feuchte Zunge fuhr die vermeintlichen Spuren seiner Haut nach und bescherte ihm ein erneutes Schaudern. Derweil zeichneten Kisames Fingerkuppen seine Rippen nach, schoben sein Shirt dabei noch weiter hoch. Fahrig rieb der Ältere über seine Brustwarzen und Itachi schnappte hörbar nach Luft, wollte sich schon aufsetzen. Kisame nutzte das, um ihm das Shirt über den Kopf zu ziehen und ihn damit noch mehr zu entblößen. Wieder wurde er auf den Boden gedrückt, wehrte sich aber auch nicht sehr überzeugend dagegen. Die Situation verlangte ihm einiges ab, doch der Hintergedanke, was wäre, wenn er Kisame erneut zurückwies, verhinderte eine solche Reaktion. Er musste es jetzt drauf ankommen lassen, wenn er den Kreis der Ungewissheit durchbrechen wollte. In seiner Vorstellung wäre das hier zwar niemals in einer Höhle und schon gar nicht während er auf der Flucht war passiert, aber nun war das nicht zu ändern.
 

(Adult-Teil)
 

Erschöpft lehnte Itachi den Kopf nach hinten, schloss die Augen, da ihn der Schwindel wie eine Welle überrollte. Trotzdem blieb da dieses angenehme Kribbeln zurück und das genoss er, solange es ihm möglich war.

Kisames Gewicht lag schwer auf ihm und wieder spürte er das seltsame Ziehen in seinem Hals, was darauf schließen ließ, dass der Ältere ihn gebissen hatte. Itachi würde sich später darüber aufregen…oder auch nicht, denn soeben störte ihn nicht einmal das. Kisame füllte ihn immer noch aus, doch zu seiner eigenen Verwunderung war er fast froh darüber. Still lauschte er dem lauten Atem des Kiri-nin, welcher wohl noch nicht vorhatte, sich von ihm zu lösen.
 

Er zuckte leicht zusammen, als Kisame sich plötzlich von ihm runterrollte und auf den Rücken fallen ließ. Itachi blieb liegen, starrte an die Decke, während er darauf wartete, dass der andere das Schweigen zwischen ihnen brach. Irgendwer musste schließlich den Anfang machen und da dem Uchiha absolut nichts einfiel, ließ er Kisame den Vortritt. Vorsichtig befühlte er seinen Hals, ertastete ein paar Abdrücke und eine warme Flüssigkeit. Blut. Kisame hatte ihn tatsächlich gebissen.

„Ich hab dir ziemlich zugesetzt oder?“

Itachi blickte auf, drückte die Handfläche gleichzeitig gegen seine malträtierte Haut…ehe er sachte den Kopf schüttelte.

„Es geht.“

Schließlich wollte nicht als Memme dastehen, zumal es ja wirklich nicht so schlimm war. Die Wunde würde schon wieder heilen und der Rest…war auch nicht der Rede wert. Es war ein gutes, erstes Mal gewesen. Er hörte, wie Kisame sich zu ihm umdrehte, legte sich ebenfalls auf die Seite und blickte in funkelnde Raubtieraugen. Jetzt wo die Hitze aus seinem Körper verschwunden war, fiel ihm wieder auf, wie kalt die Luft war und er versuchte in der Dunkelheit seine Jacke ausfindig zu machen.

„Du bist der Erste, der sich nicht beschwert.“

Itachi setzte sich auf, während er sich die Jacke über die Schultern zog.

„Dann nehme ich an, dass du bei anderen weniger rücksichtsvoll warst.“

„Möglich.“

Wieder kehrte die Stille ein, nur draußen trieb der Regen weiterhin sein Unwesen, aber so wurden wenigstens ihre Spuren verwischt. Itachi ließ den Gürtel der Jacke durch seine Finger gleiten, war mit seinen Gedanken nicht wirklich anwesend. Es weiterhin zu leugnen, wäre blanke Farce gewesen; er hatte mit einem Mann geschlafen und es hatte ihm gefallen. Das war Fakt. Ebenso wie die Tatsache, dass er Kisame anscheinend mehr mochte, als gut für ihn war. Wie man es drehte und wendete – es würde niemals funktionieren.
 

„Ich bringe dich morgen zur Grenze.“

Ein einfacher Satz, der ihm den Magen umdrehte, doch als er in Kisames Richtung blickte, hatte dieser ihm bereits den Rücken gekehrt. Damit war die Diskussion wohl überflüssig. Warum sollte es auch eine geben? Itachi war sich doch selbst im Klaren darüber, dass sie in Zukunft getrennte Wege würden gehen müssen. Wenn er erst wieder zuhause war, würde er den Haimenschen schnell vergessen haben, immerhin kannten sie sich ja keine halbe Ewigkeit.

Mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch drehte er sich ebenfalls auf die Seite, zog die Jacke enger um sich. Das Rauschen des Unwetters drang an seine Ohren und Itachi bildete sich ein, dass es dieses Geräusch wäre, das ihn nicht schlafen ließ. Weil er nicht wahrhaben wollte, was es wirklich bedeutete. Morgen würde alles vorbei sein…er würde Kisame nicht wieder sehen, weil dieser vermutlich längst zum Nuke-nin erklärt worden war. Es gab keinen Ort, an den er konnte, und jedes Dorf würde ihn als Verbrecher jagen. Alles seinetwegen.
 

Kisame wusste das alles ebenso gut wie der Uchiha, deshalb hatte er sich dazu gezwungen, ihm ein Versprechen zu geben. Er würde ihn morgen nach Hause bringen, bevor er untertauchen würde – zumindest eine Weile, bis es wieder ruhiger geworden war. Er konnte nicht mehr zurück nach Kiri-Gakure, musste sich in Zukunft wohl als Söldner durchschlagen, das war die einzige Option, die ihm blieb. Doch am meisten daran störte ihn, dass er Itachi vermutlich nie wieder sehen würde.

Innerlich hatte er gehofft, dass er den Jungen nur einmal richtig würde vögeln müssen, damit er von ihm loskam. Stattdessen hatte er sich damit nur noch mehr Appetit gemacht, so dass er sich bereits jetzt mit seiner Entscheidung abquälte. Er wollte ihn verdammt noch mal nicht so einfach gehen lassen!

Aber was für eine Wahl hatte er? Sollte er ihn dazu zwingen, mit ihm abzuhauen? Beschissene Idee, denn damit würde er ihr Verhältnis zueinander nur wieder verschlechtern. Es half nichts, da es nur diesen einen Weg für sie beide gab.

Kisame zuckte zusammen, war völlig in seinen Überlegungen vertieft gewesen, so dass er nicht bemerkt hatte, wie sich der Uchiha bewegt hatte. Der Haimensch realisierte nur langsam, dass Itachi an seine Seite gerückt war und sich nun an seinen Rücken schmiegte. Wollte er es ihm noch schwerer machen? Oder gefiel ihm der Abschied ebenso wenig wie Kisame?

„Bilde dir nichts drauf ein“, hörte er den Jüngeren murmeln, als hätte er seine Gedanken gelesen.

Kisame schnaubte, drehte sich dann zu Itachi um und funkelte ihn spöttisch an.

„Würde ich doch nie wagen“, gab er zurück, ehe die muskulösen Arme um den grazilen Körper schlang.

Itachi ließ ihn und das leichte Zittern, das ihn soeben noch geschüttelt hatte, verebbte allmählich. Es war ein schönes Gefühl, ihn einfach nur im Arm zu halten und er verfluchte sich selbst dafür. Wie hatte es soweit kommen können, dass ihm dieser Junge so unheimlich viel bedeutete? Leise murrend vergrub er die Nase in den weichen, inzwischen getrockneten Haaren, sog Itachis Geruch in sich auf.
 

„Ich kann nicht schlafen.“

Er hielt schlagartig inne, sah verdutzt zu dem Uchiha, welcher ihn mit seinen Sharingan aus der Dunkelheit heraus fixierte, hinab. Irgendwas in diesem Blick gab Kisame zu denken, allerdings erschien ihm dieser Gedanke so absurd, dass er zunächst still blieb.

„Ich auch nicht“, meinte er schließlich gedehnt. „Komischer Zufall, nicht?“

Es bedurfte keiner Antwort mehr darauf und Kisame wartete auch nicht auf eine solche, küsste Itachi viel lieber fordernd und ungeduldig. Die Jacke wurde dem Jüngeren schneller von den Schultern gerissen, als dieser gucken konnte, doch der Protest blieb aus. Stattdessen drängte sich der schlanke Körper an den seinen, gab ihm somit sein Einverständnis fortzufahren. Die Nacht würde nicht ewig währen und sie beide gedachten, die Zeit bis zum Morgen sinnvoll zu nutzen.

_______________________________________________________________
 

Puh, da ist das neue Kapitel endlich! Ich habe mir mal wieder den Allerwertesten aufgerissen, damit es was Ordentliches wird und tadaa! es gefällt mir nun endlich, so wie es ist. xD

Ich hab wieder wie ne Verrückte daran herumgeschrieben und die Dialoge zigmal bearbeitet...echte Nervenarbeit.

Und es ist definitiv zu lange her, dass ich ne lemon geschrieben hab...wenn ich schon wieder zwischendurch erröte. >_>°

*räusper*

Wie auch immer, ich hoffe, der KisaIta-"Anteil" hat euch gefallen!

Ich wusste selbst noch nicht, ob es darauf hinaus laufen würde, aber hey! Ich hab euch so lange warten lassen und irgendwie hat es genau reingepasst, also storytechnisch und so...da konnte ich nicht anders. ^^°

Und anscheinend hat Kisame seine Sache gar nicht schlecht gemacht, wenn Itachi sich danach noch auf ne zweite Runde einlässt.

Ich hoffe, dass es klar geworden ist, dass dieses Angebot seinerseits am Ende nicht gemacht worden ist, weil er auf einmal sexbesessen oder so ist. Oh Gott, nein! xD

Viel mehr geht es darum, dass unser lieber Uchiha genau wie unser guter Hai spürt, dass ihm Kisame eine Menge bedeutet. Deshalb will er ihm in der sozusagen letzten Nacht so nahe sein, wie es geht...zum Teil natürlich auch, weil er sich schuldig fühlt, dass Kisame wegen ihm nun ohne Zuhause ist.

Da ich Donnerstag meine letzte (!!!) mündliche Prüfung habe, kommt das neue Kapitel vermutlich erst in zwei Wochen, also drückt mir die Daumen und seid nicht enttäuscht! :D

lg

Pia

Unified

Noch vor ein paar Tagen hätte Itachi nicht mal im Traum daran gedacht, in den Armen eines anderen Mannes wach zu werden. Der raue Boden hatte ihm die Haut an einigen Stellen aufgescheuert und sein Rücken tat weh, doch es ließ sich aushalten. Umständlich drehte er sich auf die Seite, damit er den Haimenschen ansehen konnte – im selben Moment wünschte er sich, er hätte das nicht getan. Der Schmerz, der ihm durch den Hintern fuhr, ließ ihn abgehackt aufstöhnen und beinahe hätte er geflucht. Vielleicht war es ja doch eine Fehlentscheidung gewesen, Kisame eine zweite Runde zu erlauben...

Andererseits konnte er nicht verhehlen, dass er den Sex mit dem Älteren ziemlich genossen hatte, es war ja nicht gegen seinen Willen geschehen. Itachi seufzte leise, musterte den Hünen, welcher noch tief und fest zu schlafen schien. Wie konnte jemand, der von einem Tag auf den anderen so viel verloren hatte, nur so entspannt da liegen? Itachi wollte sich gar nicht vorstellen, wie es ihm an seiner Stelle ergangen wäre. Aber Kisame war ja auch anders als er, hatte keine Familie, wenn man Suigetsu außer Acht ließ. Überhaupt…wo war Suigetsu? Der Weißhaarige war nicht wieder aufgetaucht, nachdem er sich im Turm des Mizukage verdünnisiert hatte. Itachi entschloss, ihm das nicht nachzutragen, schließlich hatte er Kisames seltsames Schwert hergebracht und ohne dieses wäre ihnen die Flucht sicher nicht geglückt.

Nachdenklich fuhr er mit den Fingerspitzen über Kisames breiten Torso, senkte die Lider ein Stück weit; immer noch konnte er das zwischen ihnen nicht zuordnen. Warum hatte er das zugelassen? Es sogar gewollt? Die Antwort lag auf der Hand, jeder hätte sie ihm beantworten können, aber etwas in Itachis Innerem sträubte sich gegen diese Bezeichnung. Konnte man einen anderen Mann lieben? So wie sein Vater beispielsweise seine Mutter liebte? Er wusste es nicht, aber seine Gefühle für Kisame nahmen beängstigende Formen an. Außerdem hatten sie beide keine Zukunft, weshalb ihn der Haimensch heute zurück nach Hause bringen würde.

Itachi hätte sich darüber freuen sollen, aber er konnte nicht, weil ihn das schlechte Gewissen davon abhielt. Kisame hatte gesagt, er würde sich bei ihm mehr zuhause fühlen als in Kiri-Gakure. Er würde allein sein, wenn sie sich trennten. Natürlich konnte der Ältere gut auf sich aufpassen, würde selbst als erklärter Nuke-nin keine leichte Beute für Oi-nin oder ANBU sein, doch darum ging es auch nicht.
 

„Was hast du jetzt schon wieder?“

Er zuckte zusammen, als ihn die tiefe Stimme aus den Gedanken riss und schaute in die Raubtieraugen Kisames. Gleichzeitig schloss sich die große Hand des Älteren um die seine, hielt diese fest.

„…schon gut“, murmelte er bloß, senkte den Blick wieder.

Was hätte er auch sagen sollen? Dass er sich hin und her gerissen fühlte? Das hätte nichts geändert. Kisame schnaubte, fixierte ihn immer noch.

„Bereust du das von gestern?“

Die Verbitterung war nicht zu überhören und Itachi fragte sich, warum er ihm ständig solche Sachen unterstellte. Vermittelte er wirklich diesen Eindruck?

„Ich bereue gar nichts!“, gab er bissig zurück. „Ich wollte das genauso wie du und daran hat sich nichts geändert.“

Kisame hob synchron beide Brauen, schien überrascht von seiner Antwort – und Itachi befürchtete schon, er hätte ihm einen Anreiz für Runde drei gegeben. Erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass es bei einem ruppigen Kuss blieb, den er erwiderte. Kisames Arme schlangen sich um seinen Körper, pressten ihn noch näher an seinen massigen Leib. Es war angenehm und Itachi wagte zu glauben, dass er seine Scheu vor dem anderen wohl verloren hatte. Kein Wunder, wenn man bedachte, wie nahe sie sich in der Nacht gekommen waren.

„Wir sollten uns anziehen“, brummte Kisame schließlich und setzte sich auf. „Ich muss so schnell wie möglich aus Kiri raus und du musst zur Grenze.“

Wahre Worte, auch wenn sie ihnen beiden nicht gefielen. Itachi fragte sich, warum es so hatte kommen müssen, denn es war nicht fair und das wurde ihm von Sekunde zu Sekunde mehr bewusst.
 

Sie kamen schnell voran, sogar ein wenig zu schnell, wie Itachi fand und es wunderte ihn, dass ihnen niemand auf den Fersen zu sein schien. Andererseits hatten sie ein ziemliches Chaos veranstaltet und vermutlich mussten sich die Kiri-nin erst einmal sammeln. Der Mizukage war mindestens verwundet worden, wenn er sich an das Szenario beim Turm erinnerte. Der Gedanke an Haku war immer noch schmerzhaft, aber er zwang sich, nicht zu sehr daran festzuhalten. Es war sein Wille gewesen, an diesem Ort für sie beide zu sterben und das hatte er zu akzeptieren.

„Scheint, als hätte ich Spuren hinterlassen“, holte Kisame ihn zurück und er blickte auf.

Witzig fand er die Bemerkung nicht gerade, vor allem da er sich schon zusammenriss und nicht ein Wort der Klage von sich gegeben hatte. Natürlich tat ihm der Unterleib weh und jeder Schritt fühlte sich an, als würde man ihm in den Hintern treten. Kisame hatte schließlich den angenehmen Part übernommen und somit keine Probleme, weshalb es ihm nicht zustand, über ihn zu spotten.

„Nun sieh mich nicht so an…ich mache nur Spaß, okay?“, sprach ihn der Haimensch erneut an, doch Itachi schnaubte nur abfällig.

Irgendwie war ihm gerade nicht nach Lachen zumute und so konnte er sich nicht einmal ein Lächeln abringen. Sie würden vor Einbruch der Dunkelheit da sein, wenn Kisame Recht behielt und das bedeutete, dass sie sich in ein paar Stunden würden trennen müssen.

Plötzlich blieb der Ältere stehen, was Itachi dazu veranlasste, ebenfalls stehen zu bleiben. Hatte er vielleicht etwas gehört? Näherten sich die Oi-nin? Oder hatten sie eine falsche Abzweigung genommen? Dies schien nicht der Fall zu sein, denn im nächsten Augenblick drehte sich Kisame zu ihm um, die grünen Raubtieraugen bohrten sich in seine eigenen.

Itachi keuchte auf, als ihn der stämmige Körper des Hünen gegen einen der umstehenden Bäume drückte, seine Handgelenke über seinem Kopf zusammenführte. Es war definitiv die falsche Situation für so etwas, doch der Uchiha konnte gar nicht mehr abblocken. Der Kuss war geradezu brutal und die scharfen Zähne ließen ihn bluten, so dass Itachi leise zischte.

„Pass…doch auf!“

Kisame reagierte nicht darauf, sondern begann stattdessen, ihm das Blut von den Lippen zu lecken, wobei er ein kehliges Gurren von sich gab. Itachi verzog leicht das Gesicht, ließ ihn aber machen – solange er ihn nicht so grob da unten anfasste, sollte ihm das Recht sein. Überhaupt hielt er nicht viel davon, es hier mitten im Wald zu treiben. Sie waren verdammt noch mal auf der Flucht! Und außerdem…gehörte sich so was nicht in aller Öffentlichkeit.

„Am liebsten würde ich dich mitnehmen…“

Itachi stutzte merklich und er schaute den Haimenschen ungläubig an, fand etwas in dessen Iriden, was ihm die Kehle zuschnürte. Damit konnte er nicht umgehen.

„Kisame…“, begann er, doch gleich darauf schloss er den Mund wieder.

Was hätte er auch sagen sollen? Er musste zurück zu seiner Familie, die sich um ihn sorgte, weil sie ihn liebte. Er gehörte zu seinem Dorf, Konoha war seine Heimat, er konnte nicht alles verraten, was ihm wichtig war. Auch nicht für den Mann, den er…der ihm viel bedeutete.

„Schon gut“, nahm ihm der andere die Antwort ab. „Ich versteh das…eigentlich wollte ich das gar nicht sagen. Ich hab gedacht, dass ich es wenigstens einmal schaffe, nicht nur an mich zu denken.“

Er ließ ein trockenes Lachen verlauten, das Itachi das Herz noch schwerer werden ließ.

„Aber Egoist bleibt nun mal E-“

Der Rest des Satzes ging in einem weiteren Kuss unter, als der Uchiha sich zu ihm vorbeugte. In gewisser Weise war das, was Kisame da sagte, schon fast rührend. Jedenfalls glaubte er nicht, dass jemand anderes diese Worte jemals von ihm gehört hatte. Es war eine bösartige Wendung des Schicksals, gerade sie beide aufeinander treffen zu lassen. Itachi hätte aber auch niemals geglaubt, dass sich seine Einstellung gegenüber seinem ehemaligen Peiniger so drastisch würde ändern können.

„Du bist weder ein Egoist, noch ein Monster…und ich bin dir dankbar.“

Kisame blickte ihn perplex an, schien von der Aktion eben noch ein wenig überrumpelt zu sein…dann schnaubte er.

„Du schaffst es noch, mich verlegen zu machen…außerdem warst du es doch, der zurückgekommen ist, um mir zu helfen.“

„Dann sind wir quitt.“

„Sieht ganz so aus.“
 

Für wenige Sekunden herrschte eine eigenartige Stille…und dann küssten sie sich abermals. Es war wie eine Sucht, jedenfalls empfand Itachi so und er wollte einfach nicht, dass es aufhörte. Vielleicht hätten sie sich noch ewig weiter geküsst, wenn Kisame ihn nicht plötzlich zur Seite gestoßen hätte. Der Uchiha ließ sich fallen, hatte in etwa zeitgleich reagiert wie der Kiri-nin, welcher verärgert auf das Kunai schaute, welches sich in die Rinde des Baumes gebohrt hatte. Schnell richtete sich Itachi auf, hatte das Sharingan bereits vor seinem Fall aktiviert gehabt. Nahezu mit allem hatte er gerechnet, doch nicht mit der Person, die nun langsam aus dem Unterholz hervor trat.

Kisame grollte zornig, hatte die Hand bereits um Samehadas Griff geschlossen, doch Itachi konnte sich kaum rühren. Für den Moment war sein Kopf wie leer gefegt und die Emotionen überrannten ihn.

„Weg von meinem Cousin, du Bastard!“

Es waren diese Worte, die ihn aus seinem tranceähnlichen Zustand rissen, ihm klar machten, dass er eingreifen musste. Shisui sah mitgenommen aus und er trug genau wie er selbst Kleidung aus Kiri, schien sich schon eine Weile hier aufzuhalten. Sein Blick war hart und unnachgiebig, so wie man ihn nur auf Missionen erlebte. War er wegen ihm hier?

„Shisui, warte!“, schalt er sich ein, als sein Cousin nach einem Shuriken griff, die Sharingan lodernd vor Hass.

Itachi war klar, wie das Ganze für ihn aussehen musste, und er wollte verhindern, dass unnötig Blut floss. Tatsächlich hielt der ältere Uchiha inne, warf ihm einen irritierten Blick zu. Prüfend wurde er gemustert, doch das Shuriken ließ er nicht sinken, ebenso wie er Kisame nicht gänzlich aus den Augen ließ.

„Du bist verletzt“, stellte er fest und reflexartig griff sich Itachi an den Hals, dort wo Kisame ihn gebissen hatte.

„Ja“, erwiderte er zögernd. „Aber es ist in Ordnung. Er ist nicht unser Feind…also leg bitte die Waffe weg.“

Shisui schien immer noch skeptisch zu sein und er sah misstrauisch zwischen ihnen beiden hin und her. Es würde schwierig werden, die Angelegenheit seinem Cousin zu erklären, aber kam er drum herum? Die Antwort war eindeutig und bereits jetzt wurde ihm ganz flau im Magen, wenn er nur daran dachte. Kisame hielt sich ausnahmsweise geschlossen und er war dankbar dafür.

„Er ist aus Kiri oder nicht? Wie kann er nicht unser Feind sein?“

„Shisui…seinetwegen bin ich noch am Leben.“

Das wirkte anscheinend, denn endlich ließ sein Cousin die Waffe sinken, weitete seine Augen leicht. Vermutlich hielt er ihn für verrückt und damit hatte er sicher nicht mal ganz Unrecht…die ganze Geschichte klang so surreal, dass er froh sein konnte, wenn Shisui sie ihm abnahm.

Er zuckte leicht zusammen, als das Shuriken auf dem Boden landete und er im nächsten Moment an einen vertrauten Körper gedrückt wurde. Sein Cousin war niemals sehr zurückhaltend gewesen, was ihren Kontakt anging…aber dieses eine Mal schob Itachi ihn nicht genervt zur Seite. Er verdrehte auch nicht die Augen oder wich zurück, sondern lehnte sich schweigend an ihn.

„Ich habe die ganze Zeit so sehr gehofft, dass du noch lebst.“

Shisuis Stimme klang leicht erstickt und Itachi konnte sich nicht erinnern, ihn jemals so erlebt zu haben. Es war ein gutes Gefühl, zu wissen, dass sich seine Familie um ihn sorgte und ein noch besseres, sie wieder zu sehen. Er blickte auf, als Shisui ein Stück von ihm abrückte, ihn intensiv musterte.

„Deine Eltern sind total fertig mit den Nerven und dein Bruder…na ja…du solltest wirklich dringend mit ihm reden!“

Itachi nickte nur, fühlte sich mit diesen Neuigkeiten ein wenig überfordert, doch bevor er fragen konnte, was denn mit Sasuke war, plapperte sein Cousin schon weiter.

„Ich bin echt wahnsinnig erleichtert, dass du nicht tot bist! Ich konnte gar nicht schlafen, weil ich immerzu an dich denken musste! Was fällt dir überhaupt ein, hier durch die Weltgeschichte zu laufen, während wir unter deinem Verlust leiden, he?!“

Itachi starrte ihn verdutzt an, wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Durch die Weltgeschichte laufen? Als wäre sein Trip durch Kiri eine erholsame Reise gewesen…war seinem Cousin eigentlich klar, wie oft er beinahe drauf gegangen wäre? Anscheinend nicht.
 

„Und wer ist eigentlich der Kerl da?“, redete sich der Ältere weiter in Rage, zeigte mit dem Finger auf Kisame.

Letzterer machte inzwischen einen mächtig genervten Eindruck, was wohl daran lag, dass man ihn die ganze Zeit über ignoriert hatte. Oder ihm gefiel nicht, wie vertraut Shisui mit ihm umging, denn mittlerweile kannte Itachi seine Besitz ergreifende Art.

„Hoshigaki Kisame“, stellte sich der Haimensch selbst vor.

„Was?“, entkam es Shisui perplex und fassungslos schaute er wieder zu seinem Cousin. „Du läufst hier mit einem der sieben Schwertkämpfer herum? Aber sonst geht’s dir noch gut, ja?“

Itachis Augenbraue zuckte abrupt nach oben und allmählich riss auch sein Geduldsfaden.

„Ich bin kein kleines Kind mehr“, wies er den anderen daraufhin, dass der sich schon wieder um Kopf und Kragen redete.

„Das hat damit gar nichts zu tun!“, murrte Shisui und fixierte die Wunde an seinem Hals. „Sag mal…wieso beißt der Kerl dich eigentlich in den Hals? Und was sind das für…“

Itachi versuchte vergeblich, nicht zu erröten, doch Shisuis versteinerter Gesichtsausdruck gestaltete das nicht gerade einfach. Die Male an auf seiner Haut waren ja wirklich nicht zu übersehen, er hätte den Kragen höher ziehen sollen, aber dafür war es jetzt wohl zu spät. Auf einmal wurde ihm entsetzlich schlecht.

„Du…Monster!“, zischte Shisui da und drehte sich zu dem Schuldigen um. „Seid ihr verdammten Kiri-nin alle Perverse, die sich an irgendwelchen Jungs vergreifen?! Ich schwöre dir, dass ich dich umbringe, wenn du-“

„Shisui!“, fuhr Itachi ihm harsch dazwischen. „Ich habe doch gesagt, dass er mir geholfen hat, also lass ihn in Ruhe!“

Perplex schaute ihn der Ältere an, während Kisame nur abfällig schnaubte. Das Ganze versprach wirklich extrem peinlich zu werden, aber da musste er jetzt wohl durch.

„Er hat nichts getan, was ich nicht wollte.“

Der Satz brachte den Hünen zum Grinsen und das machte die Situation für Itachi nur noch schlimmer. Warum hatte er Shisui noch mal davon abgehalten, sich auf den Kiri-nin zu stürzen?

„Wie…meinst du das?“, fragte sein bester Freund verunsichert.

„Das bedeutet, dass er wollte, dass ich mich an ihm vergreife“, antwortete Kisame stellvertretend für ihn und Itachi sandte ihm einen zornigen Blick zu.

Dass der Haimensch seinen Cousin ebenso wenig leiden konnte, wie dieser ihn, das war eindeutig klar. Trotzdem hätte er seine Schadenfreude etwas zurückschrauben können, um ihn nicht noch mehr zu blamieren.

„Ist das wahr, Itachi?“

Was sollte er denn dazu noch sagen? Ein knappes Nicken, bei dem er Shisuis Blick bewusst auswich. Er bezweifelte, dass sein Freund Verständnis für diese Beziehung haben würde, kaum einer würde das kommentarlos akzeptieren. Allerdings blieb Shisui bemerkenswert ruhig, machte nicht einmal mehr einen aggressiven Eindruck.

„Ich verstehe“, glitt es ihm leise über die Lippen und sein Blick richtete sich wieder auf Kisame.

Die Stille wog schwer wie Blei und Itachi war die Situation einfach nur noch unangenehm. So sehr er sich gefreut hatte, seinen Cousin wieder zu sehen…vielleicht wäre es besser gewesen, er wäre nicht gekommen.
 

Es war eine recht ruhige Weiterreise, weil niemand ein Wort sagte – selbst Kisame schien der Meinung zu sein, dass es klüger war, den Mund zu halten. Shisui wirkte nicht wütend, äußerte sich auch nicht mehr zu dem, was er erfahren hatte. Nach einiger Zeit entschied Itachi jedoch, dass er das Schweigen nicht länger hinnehmen konnte.

„Wer hat dich geschickt?“, erkundigte er sich in normalem Tonfall und warf einen Seitenblick zu seinem Cousin.

Dieser schob die Hände in die Hosentaschen, den Blick gen Himmel gerichtet.

„Die Hokage…und Danzou.“

Itachi blinzelte, sah ihn verwirrt an.

„Danzou?“

„Hör zu, Itachi, die Lage im Dorf ist ziemlich kritisch für uns. Wir-“

Shisui hielt plötzlich inne, warf einen misstrauischen Blick zu Kisame, welcher interessiert zuhörte. Das breite Grinsen in seinem Gesicht wirkte nicht besonders vertrauensselig, das musste selbst Itachi zugeben.

„Sprich nur weiter“, ermutigte der Haimensch den Uchiha, welcher ihn finster anstarrte.

„Wir reden später“, knurrte er bloß und wieder hüllten sich alle drei in Schweigen.

Itachi blieb nichts anders übrig als zu nicken, aber wenn er ehrlich war, konnte er sich schon denken, was sein bester Freund hatte sagen wollen. Die Uchiha waren nicht gerade beliebt in Konoha und Danzou stand immer an vorderster Front, wenn es darum ging, sie noch weiter abzukapseln. So konnte es nur gut sein, dass sie beide zum Dorf zurückkehren würden, so konnten sie sich gegen eventuelle Vorwürfe wehren. Mit Sicherheit behauptete Danzou bereits jetzt, dass er all die Geheimnisse des Dorfes ausgeplaudert hätte, um sein Leben zu retten. Dieser alte Mann war wahnsinnig.
 

Es verging eine ganze Stunde, in der sie ohne Zwischenfälle vorankamen, doch dann blieb Kisame mit einem Mal stehen. Itachi tat aus Reflex dasselbe, warf einen fragenden Blick nach hinten. Der Haimensch schaute ungewohnt ernst zurück, bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle und jetzt fiel dies auch Shisui auf.

„Wir sind kurz vor der Grenze“, stellte er fest und nun dämmerte Itachi, was das werden sollte.

Dies war der Zeitpunkt, vor dem er sich gefürchtet hatte und der dennoch unvermeidlich war.

„Ich komme gleich nach.“

Shisui seufzte leise, sah ihn missgestimmt an.

„Sicher?“

„Ja.“

Glücklicherweise reichte dies, damit Shisui sie beide allein ließ – so viel Verständnis schien er gerade noch aufbringen zu können. Einerseits verstand er seinen besten Freund sogar, denn er wollte sich gar nicht vorstellen, was er getan hätte, wäre Sasuke an seiner Stelle. Jetzt konnte er aber keine Rücksicht auf Shisuis Beschützerinstinkt nehmen, sah diesem nicht nach, als er verschwand.
 

„Das war’s dann wohl, hm?“

Kurz und knapp, wie könnte es anders sein, aber das war wohl Kisames grobe Art, die er ihm angesichts ihres Abschieds verzeihen konnte. Es war schwerer als gedacht, das merkte er bereits jetzt, wo sie sich nur gegenüber standen. Wie hatte es nur soweit kommen können, wo er diesen Mann vor sich doch so sehr verabscheut hatte. Doch Itachi wusste, dass er ihm das alles bereits vergeben hatte, weil er nun wusste, dass mehr dahinter steckte. Sie hatten gekämpft, mal zusammen und mal gegeneinander. Sie hatten einander geholfen und sich besser kennen gelernt. Es hatte sich etwas entwickelt, das vermutlich keiner von ihnen beiden jemals für möglich gehalten hätte.

Itachi strich sich eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn, fühlte, wie der Wind über die Felder fuhr, endlich kein düsterer Wald mehr. Der Himmel hatte sich orange gefärbt und einzelne goldene Strahlen machten deutlich, dass die Sonne noch nicht gänzlich verschwunden war. Itachi kam der Gedanke, dass das alles einfach zu klischeehaft war.

„Wenn wir mehr Zeit hätten, würde ich dich jetzt noch mal ordentlich durchnehmen, das kannst du mir glauben.“

Damit hatte Kisame soeben jegliche Chance auf einen kitschigen Abschied ruiniert…und vielleicht war das auch ganz gut so. Er musste trotz dieser geschmacklosen Ansage lächeln und nun war es an Kisame, ihn perplex anzuschauen, hatte er wohl mehr mit einem Faustschlag gerechnet.

„Heißt das, du willst?“, hakte er ungläubig nach.

Itachis Lächeln verblasste nicht, während er noch einen Schritt auf ihn zumachte, die Hände an seine breite Brust legte.

„Auf keinen Fall.“

Der Haimensch grinste, war wohl nicht allzu enttäuscht darüber, weil er selbst wusste, wie dämlich und unpassend sein Vorschlag gewesen war.

„Schade.“

„Wo willst du jetzt hin?“, wechselte Itachi das Thema.

Eine Hand legte sich an seine Taille, während die andere wahrscheinlich zum letzten Mal sein Haar durchkämmte.

„Ich werde mich mit Suigetsu treffen…und dann mal sehen, zurück nach Kiri kann ich nicht. Denke mal, ich werde warten, bis sich der Sturm gelegt hat. Aufträge gibt es überall, ich komme schon klar.“

Itachi nickte, das war ihm ebenfalls bewusst und deshalb machte er sich nur wenig Sorgen.

„Ich würde dich immer noch gern mitnehmen.“

„Du redest Unsinn.“

Kisame grinste wieder, musste ihm wohl im Stillen Recht geben…wenngleich Itachi nicht entging, dass da ein schwacher Hoffnungsschimmer mitklang. Es tat ihm selbst weh, diesen zum Erlischen zu bringen.

„Ich bin ein schlechter Mensch, das werde ich immer sein…also hätte es sowieso nicht geklappt mit uns beiden. Dafür haben wir zu verschiedene Ansichten.“

„Da hast du Recht.“

Sie waren wie Feuer und Wasser, denn während Kisame den Kampf und das vergossene Blut liebte, verabscheute Itachi genau dies. Und das war nur ein Punkt, in dem sie sich uneinig waren.
 

„Trotzdem…du wirst mir echt fehlen.“

Die Worte aus Kisames Mund zu hören, war fast schon zu viel…und Itachi beschloss, dass er nicht mehr hören wollte. Es würde der letzte Kuss sein, den sie beide teilten und das war ihnen beiden schmerzlich bewusst. Itachi musste gegen die Lippen des Haimenschen lächeln, als ihm klar wurde, dass dieser mit einem Recht gehabt hatte. Damals, als er behauptet hatte, dass Itachi irgendwann wollen würde, dass er ihn küsste…aber das band er ihm wohl besser nicht auf die Nase. Ein letztes Mal ließ er sich gehen, schlang die Arme um den kräftigen Nacken und strich über die blaue Haut, die so sonderbar war. Er prägte sich Kisames Gesicht ein, seinen Geschmack, seine rücksichtslose Art…wie sich die Finger in seinem Haar verkrallten…und er wusste, dass er niemals für jemand anderen so würde fühlen können. Nie.
 

___________________________________________________________
 

Ja und mit diesem Kapitel befinden wir uns "closer to the...end"!

Es wird nur noch ein Kapitel folgen, das allerdings halb in der Gegenwart und halb in der Zukunft spielen wird.

Danach ist endgültig Feierabend...aber keine Sorge, ich habe ja schon angekündigt, dass es mindestens eine neue KisaIta geben wird.

Eindeutig hat die AU-ff gewonnen und ich arbeite bereits an dieser.

Allerdings habe ich noch mehr Neuigkeiten für euch: Vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere an die FF "Bring me to life", die ich mit meiner ehemaligen Co-Autorin verfasst habe?

Ich habe mich entschlossen, die Fanfic auf meinem Account noch einmal hochzuladen: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/265058/274908/

In der Kurzbeschreibung findet ihr genauere Angaben zu meinen Gründen und ich hoffe, dass der ein oder andere vielleicht mal reinschaut.

KisaIta kann ich euch von vornherein versprechen, ansonsten finden sich unter anderem HidanDei und PainKonan in diesem Werk.

Vielen Dank noch mal für die zahlreichen Kommentare bei dem letzten Kapitel und ich hoffe, euch auch in Zukunft nicht zu enttäuschen. :)

lg

Pia

Intercepted

Es war keine angenehme Stille, die zwischen Shisui und ihm herrschte, seit sich Kisame von ihnen getrennt hatte. Sicher musste es ein Schock für seinen Cousin gewesen sein, ihn mit einem Mann zu erwischen und erst recht mit einem von Kisames Kaliber. Gewissermaßen fühlte sich der Jüngere sogar schuldig, weil Shisui anscheinend sehr besorgt um ihn gewesen war. Laut des anderen Worten sorgten sich einige um ihn und welchen Eindruck musste er nun machen? Er hoffte, dass Shisui nicht glaubte, dass es ihm egal war…oder dass er gar freiwillig so lange in Kiri-Gakure geblieben war. Seine Beweggründe hätte er sowieso nicht verständlich erklären können, weswegen er bis jetzt lieber den Mund gehalten hatte. Jedoch wuchs die Anspannung in ihm mit jedem Schritt, der ihn näher ins Feuerreich führte.

„Wie lange?“

Irritiert blickte er zu seinem Cousin, welcher mit ungewohnt verschlossener Miene nach vorn schaute.

„Was meinst du?“

„Seit wann weißt du, dass du mit Kerlen…“

Shisui unterbrach sich selbst, fiel ihm wohl nichts ein, mit dem er den Satz noch irgendwie retten konnte. Es war Itachi nicht minder peinlich als dem Älteren, doch er riss sich zusammen.

„Ich weiß es nicht.“

„Warum hast du dann…das eben…“

„Seinetwegen.“

Nun war es an Shisui, ihn verwirrt anzublicken, aber Itachi war erleichtert, dass er ihn wenigstens nicht mehr ignorierte. Es war nicht einfach, darüber zu reden und am liebsten hätte der Uchiha es einfach sein gelassen. Da Shisui jedoch nicht nur Familie, sondern auch sein bester Freund war, blieb ihm keine Wahl.

„Anfangs habe ich ihn wirklich gehasst“, begann er leise. „Aber eigentlich ist er gar nicht so…schlecht wie er vielleicht auf den ersten Blick wirkt.“

Shisui schnaubte hörbar.

„Innere Werte, huh?“

„So in etwa. Außerdem hat er mir das Leben gerettet, indem er sein eigenes aufs Spiel gesetzt hat. Wie viele Menschen tun so etwas?“

Sein Cousin schien etwas dagegen sagen zu wollen, doch wie es aussah, fehlte ihm die passende Antwort, so dass er nur den Kopf schüttelte. Vermutlich würde er niemals damit einverstanden sein, aber das musste er auch gar nicht. Kisame und er würden sich höchstwahrscheinlich nie wieder sehen.
 

„Was ist im Dorf passiert?“, nahm er das Gespräch wieder auf.

Anscheinend war Shisui ebenso froh, dass er das Thema wechselte, denn Itachi hörte ihn unweigerlich aufatmen. Er würde das mit Kisame und ihm für sich behalten, soweit vertraute er seinem besten Freund.

„Der Prozess wird fortgeführt“, erwiderte sein Cousin schließlich und seine Miene verfinsterte sich.

Itachi musste nicht nachfragen, weil er bereits wusste, worum es ging; schon seitdem Senju Hashirama Konoha-Gakure gegründet hatte, wurden die Uchiha unterdrückt. Sie waren nicht gern gesehen im Dorf, weil man sie fürchtete. Das würde immer so sein.

„Eigentlich haben wir alle die Schnauze gestrichen voll, Itachi.“

Es war die Aussage, vor der er sich am meisten gefürchtet hatte, weil er wusste, was sie im Endeffekt bedeuten würde. Tsunade stand unter dem Druck der Ältesten, sie würde nicht viel ausrichten können, Hokage hin oder her. Zudem war sein Clan zu stolz, um sein Schicksal zu akzeptieren…wenn das so weiterging, würde das zu einer Revolte führen. Itachi hasste den Gedanken an einen Krieg, der seine Heimat zweifellos zerstören und so vielen Menschen das Leben nehmen würde. Menschen, mit denen er aufgewachsen war, die er kannte und die ihm vertraut waren.

„Aber wir halten uns noch zurück…momentan wäre ein interner Krieg das Letzte, das wir wollen.“

Shisui sprach nur von einem Ultimatum auf Zeit und dennoch war dies besser als gar nichts. Er zuckte zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte, diese drückte. Das Lächeln wirkte ehrlich, vermutlich war es das auch und es half.

„Ich bin froh, dass du zurück bist.“

Das war er ebenfalls…auch wenn der bittere Beigeschmack der Realität nach wie vor auf seiner Zunge haften blieb.
 

Shisui schleifte ihn zuerst zur Hokage, die ihn für ihre Verhältnisse geradezu freundlich empfing und ihn dann darum bat, Bericht zu erstatten. Itachi ließ Kisame dabei nicht aus, dafür aber einige Details, die nur ihn etwas angingen. Natürlich würde er später noch einen schriftlichen Report abliefern müssen, aber zuerst einmal sollte er nach Hause gehen, um seine Familie zu beruhigen. Zudem sollte er eine Woche lang keine Missionen annehmen, sich zunächst eine Auszeit gönnen, da ihm die Erlebnisse mit Sicherheit zugesetzt hätten. Itachi kam nicht umhin, dafür dankbar zu sein, denn in der Tat fühlte er sich ziemlich ausgelaugt.
 

Die letzten Schritte bis zum Uchiha-Anwesen fielen Itachi schwerer, als man hätte denken können. Weil er nicht sicher war, wie das Wiedersehen verlaufen würde. Sein Vater war ein strenger Mann und beinahe fürchtete Itachi, er könnte in ihm eine Schande für den Clan sehen. Immerhin hatte er sich vom Feind gefangen nehmen lassen, das war nicht gerade etwas, worauf man stolz sein konnte. Itachi seufzte innerlich, doch er blieb nicht stehen, klopfte schließlich an die Tür.

Es war schwer zu beschreiben, was in ihm vorging, als er in das Gesicht seiner Mutter schaute. Sie trug ein Lächeln auf den Lippen, als sie ihm öffnete, doch gefror dieses innerhalb der nächsten Sekunden.

„Hallo…Okaa-san.“

Es war das Einzige, das er hervorbringen konnte, und selbst das kostete ihn Überwindung, weil es ihm die Kehle zuschnürte, diese Fassungslosigkeit in ihren verdächtig glänzenden Augen zu sehen. Sie zitterte, während sich die filigranen Finger in das Holz der Tür krallten. Gewöhnlich verlor sie nie die Beherrschung.

„Oh mein Gott…“, hörte er sie murmeln.

Er zuckte leicht zusammen, als sie ihn ohne Vorwarnung und mit einer Kraft, die man einer Frau von ihrem Format nicht zugetraut hätte, in ihre Arme zog. Itachi hoffte, dass sie nicht wirklich weinte, denn das hätte ihn erschüttert; sie hatte noch nie geweint, jedenfalls nicht vor ihm. Dennoch hörte er ein unterdrücktes, trockenes Schluchzen und ein wenig hilflos strich er ihr über den Rücken.

„Du lebst…“, wisperte sie erstickt und er nickte mechanisch.

„Mikoto, was zum-“

Während sich die Uchiha nicht einmal umdrehte, ihn auch nicht los ließ, ruckte Itachis Blick sofort hoch. Meistens verbarg Fugaku seine Gefühle selbst vor seiner Familie, denn schließlich war er das Oberhaupt der Polizei. Dieses Mal gelang es ihm nicht und Itachi wusste nicht, was er sagen sollte. Selbst eine Begrüßung fiel aus.

„Itachi…“

Es mochte nur sein Name sein, aber dem Angesprochenen entging der Tonfall nicht, in dem er genannt worden war und er nahm ihm eine gewaltige Last ab. Itachi war sich bewusst, dass sein Vater ihn nicht umarmen, ihm allenfalls die Hand auf die Schulter legen würde, aber er hätte es auch ganz sein lassen können. Allein die Tatsache, dass Uchiha Fugaku kein weiteres Wort hervorbrachte, war Beweis genug, dass ihm sein Verlust nahe gegangen sein musste. Itachi fühlte sich endlich wieder zuhause.
 

Es ging Sasuke mächtig gegen den Strich, dass er schon wieder versetzt worden war – diesmal von Kakashi. Der Jo-nin sei zur Hokage gerufen worden und deswegen würde ihr Training leider ausfallen. Missmutig schleuderte der Uchiha ein Kunai auf die Zielscheibe, doch in seiner Wut verfehlte er es natürlich. Darüber erst recht erbost wandte er sich ab, beschloss, dass er es für heute sein lassen würde.

„Das kannst du besser.“

Schlagartig hielt er in seiner Bewegung inne, als ihn die Stimme, die er so lange nicht gehört hatte, erreichte. Im ersten Moment wagte er nicht, sich umzudrehen, glaubte, sich das eingebildet zu haben. Als er sich endlich zum Umdrehen überwand, stellte er fest, dass er sich nichts eingebildet hatte. Mit beneidenswerter Ruhe löste sein Bruder das Kunai aus der Rinde des Baumes, warf ihm einen Blick aus seinen glutroten Sharingan zu. Sasuke packte die schiere Wut und auch sein Bluterbe aktivierte sich.

„Was weißt du schon?!“, knirschte er und Itachi brachte ein schwaches Lächeln zustande.

„Vermutlich nicht viel…“

Wahrscheinlich hätte er sich freuen sollen, dass Itachi am Leben war…aber er konnte es einfach nicht. Weil er immer noch mit seiner Enttäuschung kämpfte und weil er wusste, dass sich nichts ändern würde. Morgen würde Itachi wieder auf Mission gehen oder mit Shisui trainieren und er…er wäre wieder nur die Last, die man zurückließ oder mit einer zweitklassigen Entschuldigung abspeiste. Wie lange würde es dauern, bis er Itachi endgültig verlieren würde?

Reflexartig wich er dem Kunai, welches plötzlich auf ihn zuraste, aus, sah verwirrt zu seinem Bruder, der nun langsam die Hand sinken ließ.

„Du wolltest doch immer mit mir trainieren.“

Es waren die richtigen Worte und Sasuke merkte selbst, wie er innerlich auftaute. Die Mauer, die er selbst aufgebaut hatte, um nicht noch mehr verletzt zu werden, senkte sich ein Stück weit. Nicht gänzlich, weil es ihm schwer fiel, mit der Situation umzugehen, aber es war ein Anfang.

„Daran hat sich auch nichts geändert…Nii-san.“

Dagegen war es leicht, die vertraute Ansprache zu benutzen und auch sein Bruder wirkte erleichtert.

„Dann komm…ich warte.“

Möglicherweise war das ja eine zweite Chance für sie beide.
 

Am Ende des Tages fühlte sich Itachi zwar erschöpft, aber mindestens ebenso zufrieden. Sasuke schien seinen Groll ihm gegenüber weitgehend begraben zu haben und das war gut so. Es war die richtige Entscheidung gewesen, wieder nach Konoha zurückzukehren, weil es hier Leute gab, denen er einiges bedeutete. Trotzdem würde er die Zeit mit Kisame vermissen, das wusste er bereits jetzt, auch wenn es nichts ändern würde. Die Sache war abgeschlossen und er würde sich auf Wichtigeres konzentrieren müssen.

„Woran denkst du?“

Er blinzelte, sah zu Sasuke, welcher interessiert zu ihm hoch schaute. Sie hatten beide einige Kratzer davon getragen, weil Itachi den Fehler gemacht hatte, seinen Bruder zu unterschätzen. Das würde er in Zukunft nicht mehr tun.

„Unwichtig“, murmelte er zur Antwort und Sasuke zuckte mit den Schultern, schien das zu akzeptieren.

Itachi hätte ihm sowieso nichts erzählt, das Thema würde unter Verschluss bleiben – zumindest wenn Shisui seinen Mund hielt und das würde er. Itachi schloss für einen Moment lang die Augen, dann blieb er stehen, begegnete Sasukes fragendem Blick.

„Sasuke?“

„Hm?“

„Würdest du schon mal vorgehen? Ich habe noch etwas zu erledigen.“

Es war dem Jungen anzusehen, dass er nicht damit einverstanden war und sich am liebsten dagegen ausgesprochen hätte, doch zu Itachis Verwunderung nickte er folgsam.

„Ist okay…aber komm nicht zu spät.“

„In Ordnung.“
 

Der Ältere wartete, bis Sasuke auch wirklich außer Reichweite war, ehe er sich umwandte und seine Sinne schärfte. Das eben hatte er sich nicht eingebildet, da war er sich sicher. Ruhig wanderte seine Hand zu seiner Tasche, holte ein Shuriken hervor, wobei er den Blick fest auf die Umgebung gerichtet hielt. Noch während er warf, registrierte er die Bewegung des Ziels und wich nach rechts aus, kam sofort wieder auf die Beine. Das Shuriken blieb in einem der Äste stecken, während sich der Schatten, den Itachi schon die ganze Zeit gespürt hatte, vor ihm zum stehen kam. Der Mann war ihm kein unbekannter, Shisui hatte von ihm gesprochen und das nicht im Guten. Itachis Muskeln spannten sich und er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.

„Uchiha Itachi…die Gerüchte sind also wahr.“

Der Angesprochene rührte sich nicht, wartete auf weitere Worte. Mitnichten war jemand wie Shimura Danzou auf harmlosen Smalltalk aus.

„Wie viel hast du dem Feind verraten, um dein Leben zu retten?“

Die Anspielung war nichts weiter als eine unverschämte Beleidigung, vor allem da Itachi so vieles in Kauf genommen hatte, um sein Dorf zu schützen. Aber er würde sich nicht von einem alten Mann provozieren und zu Dummheiten hinreißen lassen.

„Kein Wort.“

Danzou schnaubte leise.

„Du willst mir also erzählen, dass du dermaßen loyal gegenüber Konoha bist?“

„So wie es jeder andere Shinobi von hier ebenfalls sein sollte.“

„Ich verstehe…“

Itachi bezweifelte, dass dieser Mann überhaupt etwas verstand, aber er äußerte sich nicht dazu. Was sollte dieses Gespräch zwischen ihnen bezwecken? Jeder wusste, wie Danzou dem Uchiha-Clan gegenüber eingestellt war.

„Und trotzdem kommst du aus einem verdorbenen Clan.“

Itachi verkrampfte sich augenblicklich, presste die Lippen aufeinander, damit ihm nichts Unbedachtes entkam.

„Euretwegen wird Konoha brennen…darüber solltest du dir im Klaren sein, Uchiha.“

Shisuis Worte kamen ihm wieder in den Sinn und er schauderte, als ihm klar wurde, dass Danzou nicht Unrecht hatte. Aber selbst wenn der Uchiha-Clan eine Revolte plante, so würden sie das nicht während des Krieges tun. Zudem war Kiri-Gakure stark angeschlagen, das würde fürs Erste genug Aufmerksamkeit beanspruchen und vielleicht sogar die Wogen glätten. Itachi hoffte es zumindest.

„Das wird nicht passieren“, erwiderte er daher bloß, kehrte dem Ältesten den Rücken.

„Doch, das wird es und du weißt das so gut wie ich“, hörte er dessen Stimme. „Falls deine Loyalität tatsächlich so weit geht, wie du behauptest, dann weißt du, wo du mich findest.“

Itachi schnaubte abfällig, drehte sich nicht noch einmal um – niemals würde er bei diesem Mann Rat suchen. Sollte es zum Unvermeidbaren kommen, würde er mit seinem Vater reden und sicher ließ sich eine andere Möglichkeit finden. Ein Clan gegen ein ganzes Dorf, das war Irrsinn…und das mussten selbst die Uchiha einsehen.
 


 

Es sollte nur ein einziges Jahr vergehen, um Itachi zu beweisen, dass Shimura Danzou Recht gehabt hatte. Die Uchiha planten einen Angriff auf das Dorf und jeder Einwand wurde zerschlagen, so dass es letztendlich zu einem internen Krieg kam. Konoha-Gakure brannte wie es vorhergesagt worden war und die Zivilisten flohen in schierer Panik. Es gelang Itachi bis zuletzt nicht, sich für eine Seite zu entscheiden, aber er konnte auch nicht einfach weglaufen. Stattdessen versuchte er wenigstens die Zivilisten zu beschützen, denn an diese verschwendete kein Shinobi auch nur einen Gedanken. Das Szenario glich einem Massaker und es setzte sich in seinem Kopf fest, würde ihn niemals wieder ruhig schlafen lassen. Familie, Freunde, Bekannte…er wusste nicht, wer unter den Opfern war und er wollte es gar nicht erst herausfinden. Jegliche Überzeugung seinerseits hatte absolut nichts gebracht und so war er gezwungen, seine Heimat untergehen zu sehen. Am nächsten Morgen lag Konoha in Trümmern, die Leichen stapelten sich auf den Straßen und einen Gewinner gab es nicht. Die einstige Großmacht, das Feuerreich, war gefallen und nun labten sich allmählich die Aasfresser in Gestalt der anderen Dörfer an ihm.

Vergeblich hatte Itachi nach seinem Bruder gesucht, doch von Sasuke fehlte jeder Spur…hoffentlich bedeutete das, dass er davon gekommen war. Seine Eltern und Shisui dagegen hatte er bereits gefunden und es waren Bilder, die sich niemals würden löschen lassen. Er selbst wusste nicht, ob er sich nicht dafür schämen sollte, noch am Leben zu sein, denn Freude darüber verspürte er keine.
 

Als er nach unbestimmter Zeit endlich an einer abgeschiedenen Stelle Rast machte, hatte er das Gefühl, jeden Moment zusammenzubrechen. Physische und psychische Blessuren quälten ihn und er wusste nicht, wie er mit dem Geschehenen fertig werden sollte. Er war allein, die Uchiha vermutlich fast vollkommen ausgerottet, sein Dorf zerstört sowie von Feinden übernommen und er hatte keine Ahnung, wo sich sein Bruder befand. Wozu war er nach Hause gekommen, hatte Kisame ziehen lassen, wenn er jetzt am Abgrund stand und nichts von dem, was ihm wichtig gewesen war, besaß? Das pochende Ding in seiner Brust zog sich schmerzhaft zusammen und er atmete zittrig durch, während er an der Rinde eines Baumes lehnte und seine Knie mit den Armen umschlang. Zu allem Überfluss musste es just in diesem Augenblick zu regnen beginnen, so dass Itachi nach wenigen Minuten durchnässt war. Der Schutz der Bäume brachte nicht viel, aber er erhob sich auch nicht, um einen trockenen Platz für eine Pause zu finden. Unaufhörlich rasten seine Gedanken, doch richtig begreifen tat er soeben nichts. Er musste Sasuke unbedingt finden, das war klar, aber wo sollte er mit der Suche anfangen? Und wann? In seiner jetzigen Verfassung würde er es kaum weit bringen, er musste sich zuerst erholen und einen kühlen Kopf bewahren. Als Shinobi und besonders als Uchiha war Itachi dazu erzogen worden, seine Emotionen nicht die Oberhand gewinnen zu lassen, doch gerade wollte er diese Regel gar nicht beherzigen. Er wollte nur hier sitzen und…

„Du weinst ja wirklich.“

Der Klang der vertrauten Stimme ließ ihn die Luft anhalten, doch er blickte nicht auf. Ein Paar Sandalen trat in sein Sichtfeld und obwohl es ziemlich düster war, meinte Itachi blaue Haut zu erkennen. Jemand kniete sich vor ihn und ehe er reagieren konnte, wurde sein Kinn gepackt und hoch gedrückt, so dass er funkelnden Raubtieraugen ausgesetzt war. Es mochte ein Jahr her sein, aber nie hatte der Uchiha aufhören können an ihn zu denken. Vielleicht hätte er sich unter anderen Umständen gefreut.

Ein großer Daumen fuhr über seine Wange, wischte die Flüssigkeit von dieser.

„War wohl doch nur Regen“, hörte er den Älteren brummen und nickte in stillem Einverständnis.

Itachi regte sich nicht, als ihm die feuchten Strähnen aus der Stirn gestrichen wurden, beinahe vorsichtig.

„Kisame“, murmelte er schließlich. „Wie hast du mich gefunden?“

Der Haimensch hielt inne, musterte ihn prüfend aus seinen stechenden Augen, ehe er zu einer Antwort ansetzte.

„Ich…war in der Nähe“, gab er zögernd zu. „Und ich habe die Gerüchte gehört…ich wollte wissen, was dran ist. Ob Konoha wirklich…na ja, im Arsch ist und…ob du noch lebst.“

Ein bitteres Lächeln trat auf Itachis mittlerweile spröde Lippen; das war wirklich mehr als ungeschickt ausgedrückt. Anscheinend hatte sich Kisame in dem einen Jahr kein Stück verändert…und er selbst? Vermutlich auch nicht, denn bis vor kurzem hatte er daran geglaubt, dass sich alles richten lassen würde. Dass ihm sein Vater zuhören würde und sie einen anderen Weg finden würden. Naivität war anscheinend grenzenlos.

„Ironisch, nicht wahr?“, brach Kisame die Stille und Wassertropfen perlten von seinen Haaren. „Vor einem Jahr habe ich alles verloren…und jetzt sieh mal, was aus dir geworden ist.“

Itachi schlug die Hand, die an seiner Wange verweilt hatte, weg, senkte den Blick wieder. Er wollte das alles nicht hören und wenn ihm der Haimensch jetzt mit Schadenfreude kam, konnte er ihm gestohlen bleiben.

„Du hast keinen Ort, an den du zurückkehren kannst, nicht wahr?“, sprach der Ältere weiter und Itachi schloss für ein paar Sekunden fest die Augen.

Die Realität konnte verdammt wehtun, wenn sie einem vorgeführt wurde und es verletzte ihn, dass Kisame ihn auch noch verhöhnen musste. Aber was hatte er auch erwartet? Wahrscheinlich war ihm ihre gemeinsame Zeit schon egal geworden.
 

Er zuckte zusammen, als Kisame sein Gesicht ruppig in beide Hände nahm und es hochriss, so dass sein Nacken schmerzhaft knackte. Zorn funkelte in den grünlich schimmernden Iriden und diese Emotion verstörte Itachi, weil er sie nicht nachvollziehen konnte.

„Hörst du mir überhaupt zu?!“, knurrte der Haimensch. „Ich bin hier, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe! Meine Fresse, seit du gegangen bist, streife ich hier alle paar Wochen durch die Gegend, weil ich gehofft hab, dass wir uns zufällig begegnen, verdammt!“

Itachi war zu perplex, um zu antworten, doch das musste er gar nicht, denn Kisame war noch nicht fertig.

„Du hast dich von mir abgewandt, weil du nach Hause wolltest…aber jetzt…ich meine, Konoha ist doch Geschichte oder? Das…ich meine…du…“

Eine recht unbeholfene Art und Weise, um sich auszudrücken, aber langsam verstand Itachi und je mehr er dies tat, umso leichter fühlte er sich.

„Du meinst, dass ich jetzt bei dir bleiben kann.“

Die Feststellung traf genau ins Schwarze, das verriet Kisames Blick.

„Wir sind beide alleine…oder?“

„Was ist aus Suigetsu geworden?“

„Der hat sich mit so einer rothaarigen Tussi aus Kusa abgeseilt…der Verräter.“

Itachi hob eine Braue, konnte nicht wirklich darüber lachen – auch wenn dieses Verhalten wohl gut zu dem Jungen passte. Sei es drum, das war nicht seine Angelegenheit.

„Mein Bruder ist verschwunden.“

„Aha…“

„Ich muss ihn suchen.“

„Hm.“

Itachi verengte die inzwischen rot leuchtenden Augen zu schmalen Schlitzen.

„Wirst du mir helfen oder nicht?“, fragte er kühl, was Kisame aufstöhnen ließ.

Vermutlich hatte er sich dieses Zusammensein anders vorgestellt, aber da musste er jetzt in den sauren Apfel beißen. Wenn er wirklich so tiefe Gefühle für ihn hatte, dann würde er auch damit einverstanden sein. Itachi erwartete das.

„Was auch sonst“, gab sich der Ältere geschlagen. „Aber dafür schuldest du mir was.“

Itachi wäre bei keinem anderen auf so eine Bedingung eingegangen, aber bei Kisame ahnte er, worauf das hinauslaufen würde. Nachdenklich zog er die Stirn in Falten, musterte seinen Gegenüber zum ersten Mal, seit dieser aufgetaucht war.

„Du hast nicht wirklich ein Jahr in Enthaltsamkeit gelebt.“

Kisame grunzte leise.

„Natürlich nicht…aber seit drei Monaten herrscht bei mir tote Hose, wenn du verstehst, was ich meine.“

„Leider.“

„Ist nicht so, dass sich keine Gelegenheit ergeben hätte…“

Okay, das machte das Geständnis dann doch unerwartet interessant…zumindest wäre es das gewesen, wenn Itachi nicht so erschöpft gewesen wäre. Nicht sehr elegant erhob er sich vom Boden, wankte dabei leicht und Kisame half ihm, indem er ebenfalls aufstand und ihn festhielt. Im nächsten Moment fand er sich in den Armen des Haimenschen wieder, keuchte überrascht auf. Seine Wangen röteten sich, ohne dass er etwas dagegen tun konnte…weil das einfach nur peinlich war.

„Lass mich runter…ich bin kein Mädchen!“, forderte er, doch seine Gegenwehr fiel geradezu lächerlich aus.

„Ausnahme, okay? Ich hab dich so lange nicht angefasst, also gönn mir den Spaß!“, verlangte Kisame und das klang so überzeugend, dass Itachi sich seufzend ergab.

Vielleicht tat er das ja nicht nur wegen der Nörgelei…eventuell auch, weil es angenehm war, sich in Kisames Armen fallen zu lassen. Oder weil er ihn tatsächlich vermisst hatte. Weil er erleichtert war, dass er nicht länger allein durch seine Hölle gehen musste. Im Grunde war es einerlei und so schmiegte er sich ohne weitere Widersprüche an die nasse Brust des Haimenschen und schloss die Augen, um sich etwas auszuruhen.

Er mochte sich am Abgrund befinden…aber wenigstens war Kisame da, um ihn aufzufangen. Itachi wusste nicht, dass der Haimensch vor einem Jahr exakt das Selbe gedacht hatte. Er musste es auch nicht erfahren, wie Kisame fand, denn das er sich nun revanchieren und Itachi bei sich behalten konnte, das reichte ihm. Letztendlich hatten sie sich wohl beide irgendwie aufgefangen, bevor sie gänzlich in die Tiefe hatten stürzen können.
 

_______________________________________________________
 

So, wie versprochen das letzte Kapitel dieser ff und es wird keine Fortsetzung geben, tut mir leid.

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, diese ff zu verfassen und ich danke allen Kommischreibern für ihre tatkräftige Unterstützung, denn ohne euren Einsatz wäre ich niemals so diszipliniert mit dem Schreiben vorangekommen!

Ich liebe euch! >_<

Das Ende war anders als im Manga, ja, das weiß ich und es ist so gewollt. Hätte Itachi sich damals anders entschieden, wäre es vielleicht genau zu diesem Ergebnis gekommen...dieser Gedanke hat mich schon sehr lange verfolgt.

Kisame und Itachi haben ihr "Happy End" bekommen, auch wenn es ein sehr zweifelhaftes ist, wie ich finde, denn sie haben beide sehr viele Opfer gebracht und werden das auch weiterhin tun müssen. Wünschen wir ihnen alles Gute.
 

Wie versprochen werde ich im August eine neue ff hochladen -> s. Abstimmung in der Umfrage.

Ich weiß allerdings nicht, wie regelmäßig ich hochladen werde, da mein Opa im Krankenhaus liegt und es sehr schlecht um ihn steht.

Arbeit ist auch kein Zuckerschlecken und daher geht es sehr turbulent bei mir zu...bitte habt dafür Verständnis.

Ansonsten freut euch einfach auf mein neues Werk oder vielleicht auch "Bring me to life", bei der ich mich ins Zeug lege. ;)

Lieben Gruß und bis denne!

Pia



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (167)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...17]
/ 17

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SoSobright
2023-08-10T20:50:46+00:00 10.08.2023 22:50
Habe deine FF heute Mittag angefangen und jetzt um 22:40 bin ich fertig mit allen Kapitel xD super geschrieben, super Idee. Hast mir oft ein schmunzeln auf die Lippen gezaubert und hat richtig Spaß gemacht deine Geschichte zu lesen. Danke < 3
Von:  _Lavi
2013-08-18T19:33:56+00:00 18.08.2013 21:33
So… Hallo erstmal :D
Ich habe diese Fanfiction vor genau drei Tagen entdeckt und habe sie ungelogen durchgesuchtet xD
Einfach alles hat mich an ihr gepackt, die Story, die Atmosphäre & nicht zuletzt das Paaring :D
Ich muss sagen ich mochte KisaIta schon immer sehr gerne, aber du hast mit dieser FF meine Liebe zu den beiden neu entfacht ^-^ Also schon mal danke dafür.

Zunächst muss ich sagen, dass ich eig. Nicht wirklich so eine Leseratte bin & vor langen FF’s immer ein bisschen abgeschreckt werde! Somit spricht diese FF wirklich für sich, dass ich sie so schnell zu Ende gebracht habe.

Kommen wir also erstmal zu der Story! Zunächst muss ich sagen, dass ich diese düstere Atmosphäre dieser FF wirklich genossen habe. Gerade weil ich finde, dass es einfach auch auf die Charaktere passt und so eine rosa-Plüsch-glitzer-strahle Welt wirklich nicht die richtige Umgebung für ein solches Paar wäre xD
Die Handlung hat mich wie gesagt schnell gepackt! Richtig Fahrt hat sie meiner Meinung aber ab dem Waffenstillstand der beiden aufgenommen. Man erkannte die langsame und stetige Entwicklung der Beziehung der Beiden und man hat einfach richtig mit gefiebert bzw. auch mitgelitten. Nicht selten habe ich gedacht: Kisame du bist so blöd!, weil es ja sowas von klar ist, dass sein Handeln kontraproduktive Ausmaße einnimmt. Somit konnte man sich echt gut ins Geschehen hineinversetzen und hat sich fast als ein Teil der Geschichte gefühlt, so als würde man neben dem Geschehen stehen und den beiden zugucken (wer würde das nicht gerne? xD)
Was ich auch gut fand, ist das du immer die Sichtweisen der Personen gewechselt hast und dabei aber trotzdem den Roten Faden behalten konntest und die Story bis zum Ende in sich stimmig war.

Zu den Charakteren muss man sagen, dass du die Beziehung wirklich glaubwürdig gestaltet hast. Die Entwicklung war schön langsam und ausgiebig, sodass man alle Charaktere gut kennenlernen konnte und wirklich mit ihnen sympathisierte. Im Nachhinein könnte ich mir so eine Story mit den beiden gut vorstellen und es erscheint mir „Echt“!

Ich fand auch gut, dass du dein eigenes Ding durchgezogen hast, verschiedene Charaktere benutzt hast und somit deine eigene Story um das geschehen legtest. Mir gefällt das viel besser als wenn man sich immer krampfhaft an den originalen Verlauf orientiert.

Den einzigen Kritikpunkt sehe ich im Ende, mir persönlich ging es etwas zu schnell mit dem Zeitsprung und dem Wiedersehen der beiden. Wobei ich wiederum die Intention die du vermittelt hast sehr gelungen fand, dass sich Itachi letztendlich zu Ende in derselben Lage befand wie Kisame zuvor. Das war wirklich sehr gut durchdacht.

Alles im allem muss ich sagen, dass es eine wirklich gelungene FF war, an der ich sehr viel Spaß hatte und mit Freude auf mehr macht, immerhin habe ich gesehen, dass du noch mehr FF’s mit den beiden hast die ich auch bald in Angriff nehmen werde. :D

Ich hoffe das ausführliche Kommi entschädigt, dass ich nicht in jedem Kapi was geschrieben habe & ich freue mich schon auf deine weiteren Werke & dort sieht man sich dann bestimmt wieder :D

Lg
_Lavi <3

Von:  Arabel
2013-07-26T18:54:38+00:00 26.07.2013 20:54
Ich finde deinen Schreibstil absolut genial o.o So lebendig :) Und du Talent für Dialoge :D Man merkt allein durch die Aussagen der Figuren, wie ihr Charakter sein könnte :) Das find ich super
Die Handlung gefällt mir auch sehr :)
Von:  moonlightkiss
2012-08-21T23:51:06+00:00 22.08.2012 01:51
Habe jetzt den ganzen tag mit Lesen verbracht (obwohl ich anderes geplant hatte, aber ich war hier leich mental am Pc gefesselt^^)
Meine Augen flackern wein mein monitor mich zum ende hin quälte, aber es hat sich gelohnt durchzuhalten.
Was ich interresant fand war die Darstellung von Kisames Haut, denn genau so würde ich sie jedem spontan beschreiben wenn man mich fragen würde^^

Was ich ganz am Anfang irgendwie vermisst hatte war, dass itachi während er in Ketten lag entweder allein war oder in irgendeiner Form behandelt wurde, aber mich hätte es interresiert wie es an dieser Stelle mit WC war. Hat Kisame ihm etwa einfach nen Eimer an Bett gestellt? Im Kerker kann ich mir noch vorstellen das es den Leuten egal war un d er im zweifelsfall hätte unter sich machen müssen.^^ (ja ich bin seltsam und mache mir über so was gedanken^^)

Die Ausarbeitung der Charaktere war einfach traumhaft.

Als Itachi das erste mal auf das 'Mädchen' traf, erinnerte mich das sofort irgendwie an Haku echt toll.

Samehadas Auftritt ließ mich irgendwie schmuinzeln...hatte die szene einfach als kopfkino^^

Der Aufbau deiner Story und der Aufbau von keimenden Gefühlen und das drumherum war einfach flüssig zu lesen.

Die Uchiha Revolte hätte ich nicht viel anders eingeschätz, wenn wie du es erwähnt hattest es dazu gekommen wäre.

Ich danke einmal an dieser Stelle das ich die Möglichkeit hatte meinen Tag mit einer guten Story zu verbringen, auch wenn ich mich jetzt gespoilert hab, da ich ja über den doji hier her geraten bin...wollte eigentlich nur den ersten Anfang lesen...so vergleich und so...naja was solls wenn es zeichnerisch so gut umgesetzt wird wie die schriftliche vorlage es verspricht bin ich jetzt schon begeister für das was dort noch kommt^^

lg moon
Von:  Mismar
2012-04-11T18:28:40+00:00 11.04.2012 20:28
So, habe heute bis hierhin gelesen
gefällt mir verdammt gut
^.^
Allerdings gibt es einige Punkte, die ich zu kritisieren habe, aber da die Story schon älter und vor allem abgeschlossen ist, finde ich es unnötig, das aufzuschreiben

Die Story ist einfach nur geil, geil, geil
Von: abgemeldet
2012-03-02T19:46:14+00:00 02.03.2012 20:46
So....

An einem Stück durchgelesen und... Himmel, ich bin beeindruckt, fasziniert und völlig hin und weg von deinem Schreibstil und der Tiefe der gesamten Fanfiction! Jede einzelne Stelle war ein Genuss. Ich bin ja ein Fan von düsteren Dingen, von daher habe ich eben jene Passagen regelrecht verschlungen.
Du verstehst es meisterlich einen in die Geschichte zu bringen, jede einzelne Handlung war nachvollziehbar und auch berührend. Allein dafür: Respekt! Ich liebe die Entwicklung von Itachi und Kisame, wie sie ihr Nähe- und Distanzverhalten neu definieren und vor allem auch das Ende, wo mehr als deutlich wird, wie sie sich gegenseitig Halt und Schutz bieten bzw. geboten haben.

Wenn jemand weiß wie man etwas über die Beiden schreibt dann du, jetzt bin ich noch mehr als zuvor von KisaIta geflasht :) Danke für dieses tolle Werk!
Von: abgemeldet
2011-11-13T14:43:08+00:00 13.11.2011 15:43
wow..
einfach eine herzzerreißende geschichte
ich muss sogar sagen die beste kisame x itachi ff
die ich bisher gelesen habe

mir sind nur sehr selten wenn überhaupt mehr als 5 rechtschreibfehler
in deinen gesamten kapiteln aufgefallen
was den ganzen text auch noch sehr flüssig lesen ließ

deine story war derart von gefühlen geprägt
man konnte itachi aber auch kisame richtig gut verstehen
und sich in deren lage hineinversetzen
generell hast du dir eine gute handlung ausgedacht, die sich
wie einzelne puzzleteile zusammengefügt haben

allein schon der anfang hat mich völlig gefesselt
vor allem der verlauf wie sich kisames verhalten aber auch
itachis letztendlich um 180 grad gedreht hatten
wirklich beeindruckend mitzulesen und furchtbar spannend
was mich ebenso gefreut hat zu lesen war dass man mal fugaku
auch als menschlich dargestellt hat, also auch jemanden der
schwächen zeigt und für seinen sohn direkt mitgefiebert hatte

die sadistische art an deiner ganzen st hat mir auch sehr zugesagt
so auch kisames gesamtes verhalten
deine detailierte beschreibung war dabei auch nahe zu perfekt,
um sich richtig darin einzufinden

auch hat die ff finde ich ein passendes ende gefunden, etwas offen
und dramatisch was zum verlauf auch optimal war

wie schon gesagt bin ich in allem begeistert, ich war heute nacht bis 3 auf allein um die hälfte deiner ff durchzulesen und hab mich gleich nach dem aufstehen erneut dran gesetzt

ich danke dir für deine ff
hoffe natürlich dass du noch mehr solche ffs schreiben wirst oder sogar parat hast, wenn es auch nicht das gleiche pairing ist, denke ich dass sie mir gefallen könnten

glg
<3
Von: abgemeldet
2011-10-31T18:07:02+00:00 31.10.2011 19:07
ohmeingott, ich liebe dich *-*
ein happy end unter traurigen umständen ! *-*
so gefällt mir das :D:D
Von: abgemeldet
2011-10-31T15:36:07+00:00 31.10.2011 16:36
ooch. ._. da muss ich doch glatt ein tränchen abdrücken. ._.
ich hoffe doch, dass es noch umschwingt oder so, weil SO kannst du mir das echt nich antun.
sonst krieg ich noch nen kollaps >__<
Von: abgemeldet
2011-10-31T15:14:19+00:00 31.10.2011 16:14
ohman, da hast du aber grosszügig "geschnitten" ._.
naja, ich bin ja froh das du auch eine jugendfreie version reingestellt ahst, die letzten paar hatte nur adult. <.<

soll nicht heisse das ich NUR sowas lese, klar? xD

bin gespannt aufs nächste kapitel :>


Zurück