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puzzle

where hope grows, miracles blossom
von

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Alles hat einen Anfang

Menschen, die nicht von anderen geachtet werden, wissen den Wert des Lebens nicht zu schätzen. Erst durch die Zuneigung von anderen Menschen versteht man den Wert des Lebens.

Doch genau dieses stellt ein Problem für mich da.

Wenn man genau dieses Leben beendet, fügt man den Hinterbliebenen Schmerzen zu. Es ist wie ein giftiger Pfeil, der sich in ihre Herzen bohrt. Erst durch den Verlust von etwas, lernt man dessen Wert kennen und schätzen, oder?

Und je mehr man den Verlust realisiert, desto größer wird der Schmerz. Wenn mein Leben endet, sollten die Menschen um mich herum mein vergangenes Leben vergessen. Mit dem Tag meines Todes sollen all die Erinnerungen ausgelöscht werden.

Es soll wie eine Welle am Strand des Lebens sein, die meine Spuren im Sand verwischt. Auf diesem Wege möchte ich allen Beteiligten viel Leid ersparen.

In meinen Augen ist der Wert des Lebens eine rein ektive Einschätzung. Rein objektiv betrachtet ist selbst das Leben der Kaiserfamilie nutzlos. Man ist einer von über sechs Milliarden Menschen auf der Welt. Die Wissenschaftler sprechen schon sehr lange von einer Überbevölkerung der Erde.

Wir sind eindeutig zu viele oder eher mehr als genug Menschen für diesen Planeten. Das Leben eines einzelnen ist dadurch quasi gegen Null. Auch der Schmerz, der durch den Tod entsteht, wird belanglos.

Was hat dieser Mensch schon, was ihn einzigartig macht?

Eigentlich nichts, wenn man es genau betrachtet.

Vielleicht ist er in den Augen seiner Freunde einzigartig. Aber dieses ist wieder eine subbjektive Meinung.

Klar trifft dieses auch auf mich zu. Immerhin bin ich auch nur ein Mensch. Meine Bandkollegen und Fans würden sich jetzt wahrscheinlich wieder aufregen.

Im Grunde haben sie Recht, diese Einstellung haben meistens Leute mit Depressionen. Aber in meinen Augen habe ich nicht diese melancholische Verstimmung. In meinen Worten würde ich das ganze als realistische Weltanschauung erklären. Das Auslöschen der Erinnerungen ist lediglich ein rein persönlicher Wunsch, das hat nicht mit einer Weltanschauung zu tun.

Aber was macht mich schon zu etwas besonderen?

Viele meinen ich hätte eine einzigartige und ausdrucksstarke Stimme. Jedoch gibt es viele Sänger, auf die so etwas zu trifft. Was ist daran also etwas besonderes? Rein obektiv nichts, da man die Eigenschaft mit vielen anderen teilt. Auch wenn ich relativ gut zeichnen kann, es gibt viele talentierte Künstler wie mich. Genau das gleiche trifft auch auf meine lyrischen Fähigkeiten zu. Es ist einfach nichts besonderes.

Wenn ich auf der Bühne stehe kommen mir oft Selbstzweifel. Kommen die Leute nur wegen der Musik, oder wegen dem Aussehen von diversen Bandkollegen?

Ich war schon immer sehr selbstkritisch, laut mir war ich nie gut genug für irgendetwas.

Selbst die Aufnahme an der Kunstschule war für mich nichts besonderes. Vielleicht fiel es mir deshalb so leicht die Schule abzubrechen?

Wenn einem etwas nichts bedeutet, ist der Verlust von diesem unwichtig. Das einzige was mir wichtig ist, ist die Band und mein Hund.

Wenn sich die Band auflösen würde, bliebe mir nichts. Ohne einen vernünftigen Schulabschluss bist du nichts wert. Man kann sich kaum am Leben erhalten, da man so gut wie nichts verdient. Alle alle Fälle trifft das auf das Leben in Tokio zu. Nicht umsonst ist es eine der teuersten Städte der Welt.

Seufzend drehe ich mich auf die anderen Seite. Das liegen auf der Couch macht mir wenig Spaß. Wo bleibt auch Uruha?

Ich warte jetzt schon zwei Stunden auf ihn. Langsam vergeht mir die Lust. Er hatte mir versprochen, dass er ausnahmsweise einmal pünktlich kommt. Aber wieder einmal enttäuscht er mich.

Wäre es nicht immer so, würde ich mich jetzt sehr wahrscheinlich aufregen. Jedoch habe ich mich schon sehr lange an die Tatsache gewöhnt, dass Uruha einfach nicht pünktlich sein kann. Deshalb treffe ich mich auch immer sehr früh mit ihm.

Dieses Mal habe ich 9 Uhr vorgeschlagen gehabt, aber sehr wahrscheinlich ist dieses viel zu früh für unsere Prinzessin. Reita hat ihn bestimmt sehr lange diese Nacht mit Videospielen gequält. Auch etwas, was sich gewiss nicht ändern wird. Außer die beiden werden schlagartig erwachsen, was sehr unwahrscheinlich ist.
 

-_-_-_-_-_-_-
 

Disclaimer: keine der genannten Personen gehört mir. Hiermit verdiene ich außerdem kein Geld. Außerdem ist das alles rein fiktiv.
 

Die Geschichte soll tiefgründig werden und genau auf die einzelnen Probleme eingehen. Vielleicht gefällt sie ja einem von euch?

Ein ganz normaler Tag

Wenn man gegenüber dem eigenen Leben gleichgültig ist, dann wirkt der Blick für andere kalt, so schrecklich kalt. Es scheint so, als würde man sich gar nicht mehr für seine Umwelt interessieren. Es ist fast so, als wären alle Bindungen von anderen zu sich wertlos.

Wie soll auch ein anderer dieses Leben schätzen, wenn man es selbst bei seinem eigenen Leben noch nicht einmal kann?

Uruha sagt immer, dass ich gegenüber meinen Bandmitgliedern und allem voran den jüngeren Bands bei unserem Label sehr gefühlskalt bin. Er hat immer Angst, dass ich die anderen zu sehr abschrecke und dass sie uns deshalb eventuell meiden könnten.

Er zwingt mich oft dazu, zu irgendwelchen Treffen mit anderen Bands zu gehen. Manchmal denke ich, er hat noch Hoffnung. Aber wahrscheinlich ist dieses ein Wunschdenken von mir, einfach nur ein Trugbild, immerhin haben mich einfach schon viel zu viele Leute aufgegeben.

Am schlimmsten ist die Tatsache, dass meine Eltern mich schon sehr lange aufgegeben haben. Ich nehme es ihnen noch nicht einmal übel, immerhin hatten sie große Hoffnungen in mich. Und was mache ich? Ich breche die teure Künstlerschule ab und gehe nach Tokio um Sänger zu werden.

Sehr wahrscheinlich will Uruha in Wirklichkeit gar nicht mit mir einkaufen gehen. Am ehesten schleppt er mich wieder zu irgendetwas, wo ich gar nicht hin will.

Und wenn man vom Teufel spricht, dann kommt er auch.

Gerade klingelt es an der Tür.

Da er mich lange genug hat warten lassen, mache ich mir gar nicht die Mühe mich zu beeilen. Gemächlich gehe ich zur Wohnungstüre und drücke auf den Summer.

Wenig später klopft jemand ganz sachte gegen meine Wohnungstür. Aus Gewohnheit gucke ich kurz durch den Türspion und kann einen ganz nervösen Uruha erkennen. Es sieht ganz so aus, als wäre er den ganzen Weg hierhin gelaufen. Es ist schon süß, wie er sich immer um uns alle bemüht. Es würde uns jedoch eine sehr große Hilfe sein, wenn er endlich einmal anfangen würde pünktlich zu kommen.

Lächelnd öffne ich ihm die Tür und begrüße ihn brummig. Hoffentlich hat er sich eine gute Ausrede einfallen lassen, immerhin hatte er ja jetzt drei Stunden dafür Zeit.

„Entschuldigung Ruki-chan. Kai hatte mich eben angerufen und mich versucht zu überreden zu ihm zu kommen. Er hat ein paar von den anderen Bands eingeladen und er möchte uns gerne dabei haben. Ich wollte ihm absagen, aber er hat mich bedroht und er hat gemeint es ist unsere Pflicht zu kommen“, klärt er mich entschuldigend lächelnd auf.

Es ist kein Wunder, dass unser lieber Schlagzeuger ausgerechnet bei Uruha anruft. Dieser kann ja beim bestem Willen kein Nein sagen. Wenn er dann einmal nein sagt, dann braucht man nicht viel um ihn einmal vom Gegenteil zu überzeugen.

Ganz anders sieht es bei mir aus, wenn ich einmal diese Meinung habe, dann muss man schon Himmel und Hölle bewegen um genau diese Meinung zu verändern.

„Ich nehme einmal an, dass es wieder um 14 Uhr ist und wir auch absolut nicht zu spät kommen dürfen?“, frage ich ihn gelangweilt.

„Sei doch nicht so begeistert, Ruki! Ich habe diesen Mist nicht verbockt, es nächste Mal kannst du dich ja von ihm bedrohen lassen. Und ja es ist wieder um 14 Uhr und ja wir sollen gefälligst pünktlich sein“, meckert Uruha.

„Beruhige dich. Solange er weder Vivid, noch Sug eingeladen hat, ist alles okay. So viel positive Energie auf einmal hält einfach kein Mensch aus“, meine ich emotionslos.

Erst guckt mich Uruha geschockt an, ehe er mich wie ein Schraubstock umarmt. Manche Dinge werden sich wohl nie ändern in unserer Band.

„So wirst du nie Freunde finden, wenn du immer so abwertend gegenüber Unbekannten reagierst“, gibt er zu bedenken.

„Ich hab ja euch, das reicht mir“, antworte ich.

Leise grummelnd lege ich die Arme um Uruha und vergrabe mein Gesicht in seinem Pullover.

„Willst du dich dann noch umziehen? Dann können wir essen gehen“, schlägt er vor.

„Nein, ich bleibe so. Es sieht mich ja keiner außer den anderen Bands. Und ich möchte nicht, dass die mich für eine Diva halten“, gebe ich ehrlich zu.

Er gluckst leise und lässt mich los.

Lächelnd stecke ich mir die Schlüssel in die Hosentasche und gehe ganz schnell meinen Geldbeutel aus dem Schlafzimmer holen.

Ich habe richtig Lust auf etwas zu essen, jetzt wo Uruha das erwähnt hat.

Kurz darauf bin ich schon wieder an der Tür, wo ich mir meine Schuhe und eine dünne Jacke über ziehe.

„Fahren wir mit der U-Bahn? Dann können wir wenigstens Alkohol trinken und müssen uns keine Sorgen um unser Auto machen“, meine ich und gucke ihn auffordernd an.

Er nickt nur als Antwort und zusammen gehen wir runter, raus vor die Tür.

Den ganzen Weg über zum Restaurant reden wir kein Wort miteinander. Wozu sollten wir das auch tun? Wie sehen uns fast jeden Tag und da kann man sich schlecht jeden Tag stundenlang etwas erzählen, außer man will sich ständig wiederholen.

Wie so oft gehen wir in einen der billigeren Imbisse auf dem Weg zu Kai. Heute Abend werden wir noch genug zu Essen bekommen, dann müssen wir es jetzt auch nicht mit diesem übertreiben. Wir dürfen ja auch nicht zu fett werden und das werden wir definitiv, wenn wir zu viel gutes essen. Außerdem kommt es nicht gut, wenn wir nur ganz wenig später essen.

Ich möchte Kai nicht noch mehr wie sonst verletzen. Ihm tue ich oft am meisten von allen mit meinem Verhalten weh. Die jüngeren Bands haben sich schon längst an alles gewöhnt, sie ignorieren mich oft gekonnt bei irgendwelchen Festlichkeiten.

Mir macht das alles herzlich wenig aus.

Je weniger Leute ich zu meinen engsten Vertrauten zähle, desto weniger Leute tue ich bei meinem Tod weh. Es ist logisch, es ist sogar so logisch, dass es schon anfängt weh zu tun.

Auch während dem Essen tauschen wir so wenig Worte wie möglich aus, jeder von uns beiden hängt seinen eigenen Gedanken nach.

Und ich weiß genau, dass Uruha mich für meine wieder schlagen würde. Er wird nicht oft handgreiflich, eigentlich so gut wie gar nicht.

Aber letztens, da hat er mir eine schallende Ohrfeige verpasst. Ich weiß genau, dass ich es verdient hatte.

Ich hatte den Jungs einen meiner neueren Songtexte vorgestellt. Es ging um Wellen, es ging um den Tod und es ging um das lautlos Verschwinden. Sie wollten mich schon direkt in die Psychiatrie einweisen, weil sie so eine Angst um mich haben.

Dabei bin ich absolut nicht depressiv und sterben will ich auch noch nicht. Ich stehe dem Tod, als auch dem Leben gleichgültig gegenüber. Das ist alles, es ist mir egal, ob ich lebe oder nicht.

„Als Comicfigur hättest du wahrscheinlich gerade eine Gewitterwolke über dir“, scherzt Uruha.

Mit Absicht seufze ich laut, während ich in meinem Curryreis herum stochere.

Wenigstens belässt er es bei diesem einen Kommentar und schneller als erwartet befindet wir uns vor Kais Haustür.

„Wahrscheinlich sind schon Rui und Byou da, verhalte dich bitte ganz lieb gegenüber ihnen. Aoi bringt dich ansonsten um“, bittet Uruha mich.

„Ja, ich bin ausnahmsweise einmal lieb. Byou hatte mir schon letzte Woche gedroht gehabt. Scheinbar denkt Rui, dass ich ihn hasse“, erwidere ich gefühlskalt.

Er rollt genervt die Augen, während er die Türklingel betätigt.

„So wie du ihn immer behandelst, ist das alles ja auch kein Wunder! Er gibt sich so Mühe den Anschluss zu finden und was machst du? Du behandelst ihn wie den letzten Dreck“, keift mich unser Gitarrist an.

Gerade rechtzeitig, bevor ich zu einer bissigen Antwort ansetzen kann, öffnet sich die Haustür.

„Guten Tag Ruki-san und Uruha-kun“, begrüßt uns ein grinsender Rui.

Wenn man vom Teufel spricht, dann kommt auch der Teufel. Auf jeden Fall lautet so das Sprichwort und Rui ist ja auch gekommen, als wir von ihm geredet haben. Das ist eindeutig die Ironie des Schicksals.

Uruha wuschelt dem Bassisten durch die Haare und drängt sich an ihm vorbei nach oben.

Ich stupse dem Teufel lediglich gegen die Stirn, weshalb er mich ganz verdutzt anguckt.

Schnell gehe ich Uruha hinterher nach oben und lasse somit den anderen ganz alleine an der Haustür stehen.

„Du musst auch immer die Leute ärgern. Kein Wunder, dass dich alle für ein verwöhntes Kind halten“, stellt Uruha leise kichernd fest.

Auf einmal stürmt Rui mit hochrotem Kopf an uns vorbei.

Es ist ja manchmal schon ein wenig niedlich, wenn er sich wie ein Mädchen verhält. Leise kichernd gehe ich zusammen mit Uruha in Kais Wohnung, wo ich erst einmal meine Jacke auf die Kommode lege und meine Schuhe achtlos in irgendeine Ecke stelle.

Weder Rui, noch Byou sind irgendwo zu sehen. Ich kann sie noch nicht einmal hören und das mag ja schon etwas heißen.

Leise kichernd gehe ich in die Küche, wo Kai gerade kocht.

„Hey Kai, wo sind denn deine Gäste hin verschwunden?“, frage ich mit einem frechen Unterton nach.

„Du meinst Byou und Rui oder? Die sind vermutlich im Wohnzimmer und spielen wieder irgendein Spiel auf der Wii. Ich bekomme sie seit gestern Abend einfach nicht mehr dazu die Spielekonsole einfach in Ruhe zu lassen. Es ist schon ein Wunder, dass Rui euch eben die Tür aufgemacht hat“, erzählt uns Kai seufzend.

Schmunzelnd gucke ich in die Schalen, die anscheinend schon länger auf der Arbeitsplatte stehen. In allen finde ich leckere Salate und in einer Schale sind sogar Onigiris. Wie lange er wohl schon das Abendessen vorbereitet?

„Die hat Rui gemacht, er wollte mir unbedingt helfen. Das war bevor Byou gekommen ist.Die zwei können im Doppelpack richtig anstrengend werden“, jammert er.

„Du hättest sie ja einfach vor der Tür stehen lassen können. Wann kommt denn der Rest von uns?“, frage ich beiläufig nach.

Ich frage mich, wie langweilig der Abend heute wieder einmal wird. Meistens sitze ich sowieso nur in der Ecke und spiele mit meinem Handy. Außer natürlich Reita beschäftigt sich mit mir und redet mit mir.

„Kazuki ist mit Reita und Aoi unterwegs. Sie haben irgendetwas von Männersachen am Telefon gesagt und sie wollen scheinbar externe Bandbeziehungen pflegen“, antwortet er mir traurig lächelnd.

„Warte mal kurz. Wenn ich das richtig verstanden habe, hast du Uruha gezwungen herzukommen, obwohl er mit mir verabredet war. Und du lässt die drei einfach machen was sie wollen? Obwohl spätestens deshalb heute Nacht wieder irgendetwas schlimmes über sie und zwangsläufig auch uns im Internet steht?!“, frage ich verwundert und verärgert zu gleich nach.

„Sie sind erwachsen Ruki, ich kann sie nicht kontrollieren und herum kommandieren wie kleine Kinder“, versucht Kai mich zu beruhigen.

„Ja, aber uns zwei, Uruha und mich oder wie?!“, schreie ich eher ungewollt.

Ich hasse es, wie Kai uns immer behandelt. Vor Reita hat er Respekt, ja, aber nicht vor mir und Uruha. Uns zwei versucht er wie oft zu beherrschen. Aoi ist älter, da kann Kai einfach nichts sagen. Wie käme das auch rüber?

Vor Wut balle ich meine Hände zu Fäusten und stapfe langsam auf Kai zu. Manchmal frage ich mich echt, ob Kai überhaupt sein Gehirn ab und an einmal benutzt.

Ich höre wie Byou mich zu sich ruft, aber ich lasse Byou Byou sein und widme meine volle Aufmerksamkeit der Person vor mir.

Wie betrunken waren wir eigentlich damals? Kai hätte wirklich nie unser Bandleader werden dürfen. Was auch immer uns da geritten hatte, es wird uns sicherlich noch ins Verderben stürzen. Ich habe nichts gegen Kai an sich, aber seine Art geht mir gerade gehörig gegen den Strich. Er denkt wohl, er könne sich alles erlauben!

Wieder ruft mich der Sänger von Screw, was er wohl will?

Warum in drei Teufelsnamen nennt der mich Ruki-chan?! Ich bin vielleicht klein, aber ich bin nicht niedlich. Ich bin alles, nur nicht niedlich!

Ich hole einmal tief Luft, damit ich Kai auch meine ganze Wut präsentieren kann.

Auf einmal spüre ich ein schweres Gewicht auf meinem Rücken und wie mich etwas zu Boden fallen lässt.

Laut kreischend drehe ich mich so gut es geht mit diesem Gewicht auf den Rücken und fange wie eine Furie an zu kratzen. Meine Augen kneife ich so gut es geht zusammen, damit niemanden den Schmerz in ihnen erkennen kann. Echte Männer weinen nun einmal nicht!

Das tat verdammt noch einmal weh, der Küchenboden ist gefliest und ich wette, ich habe jetzt zwei dicke fette blaue Flecken an meinen Knien. Wenigstens haben meine Hände den Aufprall scheinbar unbeschadet überstanden.

Ich spüre wie jemand gewaltsam meine Arme fest hält. Erfolglos versuche ich dagegen vorzugehen, was den anderen nur dazu veranlasst fester zuzupacken. Laut aufjaulend gebe ich mich geschlagen, das tut verdammt weh!

„Beruhige dich Ruki. Hier will dir keiner was, auch nicht Byou“, redet Kai beruhigend auf mich ein.

Das Gewicht verschwindet von mir und jemand zerrt mich unsanft auf die Beine. Verängstigt öffne ich die Augen, dass erinnert mich an damals. An die Vergangenheit, an die Zeit die ich verzweifelt versuche zu verdrängen.

Byou schaut mich besorgt an, streicht langsam meine Haare aus meinem Sichtfeld.

„Ist alles okay? Hast du dir weh getan?“, fragt er leise und schuldbewusst nach.

Kopfschüttelnd dränge ich mich an ihm vorbei und gehe zielstrebig zu Uruha ins Wohnzimmer.

Byous Unterarme sahen lecker aus, ich habe ihm scheinbar sehr weh getan. Aber mein Stolz lässt es nicht zu, ich kann mich nicht einfach entschuldigen.

Sobald ich Schwäche eingestehe, haben sie eine Angriffsfläche. Und ich möchte diese ihnen nicht geben.

Irgendwie ist er es ja auch selbst Schuld, er hätte mich ja nicht von hinten anfallen brauchen.

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Disclaimer: keine der genannten Personen gehört mir. Hiermit verdiene ich außerdem kein Geld. Außerdem ist das alles rein fiktiv.
 

erst im nächstn Kapitel wird es wie gewohnt riechtig depressiv *scherz* Ich werde Ruki zwar leiden lassen, aber ich will ihn nicht als depressiven Trauerklops darstellen D: Ich hoffe euch gefällt das Kapitel.
 

Ansonsten... Guten Start ins neue Jahr ;3

Hoffnung

Leise grummelnd schließe ich die Augen, kralle mich noch etwas in Uruhas T-Shirt.

Ich weiß gar nicht wie viel ich schon getrunken habe, nachdem 8. Bierglas habe ich aufgehört zu zählen.

Es ist noch gar nicht so spät, wahrscheinlich mal gerade 22 Uhr. Aber es ist mir egal, Hauptsache ich muss nicht mehr mehr so viel nachdenken.

Vor längerer Zeit war Rui kurz da, um sich nach mir zu erkundigen.

Er hatte besorgt geklungen, ganz so als hätte er sich sehr viele Sorgen um mich gemacht.

Wahrscheinlich hätte ich nicht so überreagieren dürfen.

Wahrscheinlich hätte ich die Sache besser wie ein erwachsener Mann regeln sollen.

Aber jetzt habe ich den Salat, ich saufe mir wie ein Teenager die letzten Gehirnzellen weg.

Rui hatte mir den Kopf getätschelt, als ich ihn ganz wehleidig angeguckt hatte. Schon zudem Zeitpunkt war es mir sehr schwer gefallen meinen Blick auf irgendetwas zu fokussieren.

Obwohl ich diese Gesten im nüchternen Zustand immer mit einem aggressiven Blick quittiere, habe ich dieses Mal sanft gelächelt. Es hat gut getan zu spüren, dass mich außer meinen Freunden auch noch andere Leute gern haben.

Auch wieder eine Sache, die ich ohne Alkohol nicht empfinden würde. Sobald ich genug intus habe, werde ich schrecklich anhänglich. Ohne den Alkohol schaffe ich es einfach nicht diese Mauer in meinem Herzen zu überwinden, dafür steht sie einfach schon zu lange da.

„Ru-chan willst du dich nicht besser hinlegen? Kai leiht dir bestimmt sein Bett“, bittet mich Uruha unerwartet.

Ich nicke und öffne die Augen. Langsam lasse ich sein T-Shirt los.

Die Umgebung wankt und ich kann kaum etwas erkennen. Aber es ist okay so, ich habe es ja schließlich so gewollt.

Etwas unsicher auf den Beinen stehe ich auf, kralle mich an die nächstbeste Person.

Ich glaube das war zu plötzlich.

Gequält stöhnend schließe ich die Augen, lasse den Kopf sinken. Wann hört dieses abartige Schwindelgefühl endlich auf?

„Ui, Ruki! Geht es dir nicht gut?“, erkundigt sich Byou direkt in Sorge.

Verzweifelt kralle ich mich an dessen T-Shirt, warum hört dieses Wanken nicht einfach auf? Soviel Alkohol kann ich doch gar nicht getrunken haben!

„Bringst du ihn ins Bett, Byou? Sei bitte vorsichtig“, bittet Uruha den anderen.

Die Bedeutung seiner Worte dringt nicht zu mir hindurch.

Es fühlt sich so an, als hätten sich tausend Wattebäusche in meinem kleinen Schädel breit gemacht, kein tolles Gefühl.

Als sich der jemand weg bewegt, stolpere ich langsam hinterher. Ich halte die Augen geschlossen und grummele ab und an leise, als es zu schnell geht. Warum ist der Weg eigentlich so lang? Sind noch viele auf der Party?

„Magst du mich nicht kurz loslassen Ru-chan? Du stehst direkt neben dem Bett und ich glaube kaum, dass du in deinen Klamotten schlafen willst“, macht mich Byou darauf aufmerksam.

Vorsichtig öffne ich die Augen und ich bin froh darüber, dass nur das Flurlicht den Raum erhellt. Ich hätte definitiv weniger trinken sollen.

Ich erkenne eine Person in dem Bett, aber es stört mich nicht. Es ist bestimmt genug Platz für uns beide da.

Seufzend lasse ich mich auf dem Bett nieder und ziehe langsam meine Klamotten aus.

Byou mustert mich die ganze Zeit besorgt.

„Ich bringe dir dann gleich noch ein Glas Wasser, ja? Ich wünsche dir trotzdem schon einmal eine gute Nacht, wir sehen uns ja morgen wieder“, verabschiedet sich Byou und verlässt den Raum.

Achtlos lass ich meine Kleidung neben dem Bett liegen und krauche unter die Decke. Ich mag Kais Bett, das ist schön weich.

Die Wattebäusche scheinen sich ja wohl zu fühlen, es werden immer mehr.

Wie erschlagen schließe ich die Augen, lasse mich benebeln.

Nur am Rande bekomme ich mit, wie jemand ein Glas auf dem Tisch abstellt, die Tür leise hinter sich schließt.

Und dann ist es still, so schrecklich still. Ich höre nur noch gedämpft die Geräusche von der Party und ganz leise auch das Atmen der Person neben mir.

Aber es stört mich nicht, weshalb ich auch in relativ kurzer Zeit eingeschlafen bin.

Als ich am nächsten Morgen aufwache und die Augen aufschlage, muss ich sie direkt wieder zukneifen. Hatte denn niemand den Rollladen runter gelassen?

Murrend drehe ich mich auf die andere Seite, öffne die Augen halb und erschrecke mich höllisch, als ich mitten in der schlafende Gesicht von Rui blicke. Seit wann liegt er denn bitte schön da?

Ist er die Person von letzter Nacht?

Er sieht so entspannt und ruhig aus, wirklich liebenswert.

Innerlich schlage ich mich für diese Gedanken, denn sie sind falsch.

Frustriert seufze ich und stehe langsam auf.

Wenigstens hält der Kater sich in Grenzen und ich habe nur ziemlich starke Kopfschmerzen. Und die Übelkeit ist auch auszuhalten.

Leise tapse ich aus dem Raum Richtung Wohnzimmer. Irgendwie ist es mir unangenehm neben Rui zu liegen, ich weiß auch nicht wieso. Aber das ist allgemein ein Problem von mir, seitdem Vorfall damals mag ich menschliche Nähe nicht mehr. Auf jeden Fall nicht lange, für eine kurze Zeit ist diese natürlich okay, manchmal.

Es ist merkwürdig still, ob Kai noch schläft?

Ich bin froh darüber, dass wir bei ihm gefeiert haben. Uruha hätte mich abends noch ganz eiskalt aus dem Bett geschmissen.

Leise summend setze ich mich auf das Sofa, ziehe die Beine an meinen Körper und verstecke meinen Kopf mit Hilfe meiner Arme. Ich habe bestimmt riesige Augenringe und ich will echt nicht wissen, was ich gestern im Vollrausch angestellt habe.

Nur noch ganz vage erinnere ich mich daran, dass Byou mich zu jemanden ins Bett gebracht hatte. Mir fehlen einige Puzzleteile in meinem Gedächtnis in Bezug auf gestern Abend.

Von dem ganzen Nachdenken wird der Kater auch nicht besser, eher schlimmer. Warum hatte Uruha mich nicht aufgehalten? Er weiß doch genau, dass mein Körper nicht viel verträgt und das so etwas ganz schön peinlich enden kann.

Ich entspanne mich etwas und versuche einfach an nichts zu denken. Bestimmt hört der Kreisel in meinem Kopf irgendwann auf sich zudrehen.

Schon nach relativ kurzer Zeit ist mir kalt und ich beginne zu frösteln. Aber ich heiße diese Kälte Willkommen, sie hilft mir zu verdrängen.

Nach und nach bildet sich auf meinem Körper Gänsehaut und ich kann das Zittern nicht länger unterdrücken. Vielleicht sollte ich doch zurück ins Bett, auch wenn dort Rui liegt.

Als mir jemand eine Decke überlegt, entweicht mir ein wohliger Seufzer.

„Magst du mir vielleicht erzählen, warum du dich die seit ein paar Tagen noch mehr von uns isolierst als sonst?“, will Kai hoffnungsvoll von mir wissen.

Abwehrend schüttele ich den Kopf, kralle die Finger in meine Haare.

Ich möchte ihnen nicht schon wieder alles erklären müssen.

Langsam fehlen mir die Worte. Wie soll ich etwas absolut irreales verständlich für die anderen machen?

Irgendwann merke ich, wie sich das Polster neben mir senkt und wie Kai ganz langsam mit einer Hand über meinen Rücken streicht. Wenn er so weiter macht weine ich gleich noch, ob er ausgerechnet das will?

Wehleidig seufze ich und versuche mich etwas kleiner zu machen. Trotz der Decke merke ich langsam die eisige Kälte. Die Gänsehaut will einfach nicht verschwinden.

Er rüttelt plötzlich zaghaft an meinen Armen und langsam löse ich meine Umklammerung, schaue vorsichtig zu ihm. Was er wohl gerade will?

„Ich habe dir Kleidung auf den Tisch gelegt. Sie ist dir wahrscheinlich viel zu groß, aber das ist ja nicht so schlimm. Kommst du dann gleich mit in die Küche? Wir wollen dann frühstücken“, fragt Kai nach.

Eigentlich ist mir gerade gar nicht nach Essen zu Mute und am Liebsten würde ich mich unter der nächstbesten Bettdecke verkriechen, aber trotzdem nicke ich.

„Hast du Medizin für mich da? Ich glaube der Alkohol fordert seinen Tribut“, jammere ich.

Ganz langsam setze ich mich normal hin und nehme mir die Kleidung.

Es fäll mir sehr schwer diese überhaupt anzuziehen, so sehr zittern meine Hände.

Kai sitzt die ganze Zeit besorgt neben mir, da ich recht unbeholfen mit den Hosenbeinen kämpfe. Hoffentlich ist mir gleich nicht mehr so schwindlig!

Als ich Richtung Tür blicke, halte ich vor Schreck den Atem an und verstecke mein Gesicht hinter den Händen. Warum muss es so glühen und was macht Rui da in der Tür?

Das ist peinlich!

Wer weiß, was er jetzt von mir denkt?

Ob ich immer noch der coole, große Bruder für ihn bin?

Wahrscheinlich dank dem Besuch gestern nicht mehr.

Vorsichtig luge ich zwischen den Fingern hervor, als Kai mir die Hosenbeine hochkrempelt.

Wortlos lässt er mich irgendwann ganz alleine zurück.

Seufzend stehe ich auf, vielleicht sollte ich den Alkohol einfach ganz aufgeben.Wir werden uns wohl nie anfreunden können.

Langsam tapse ich in die Küche, die beiden haben natürlich nicht mit dem Essen auf mich gewartet.

Ich setze mich neben Kai und beginne ganz langsam meine Portion zu essen. Normalerweise esse ich nichts morgens, aber heute muss es einfach sein.

Leise seufzend schlucke ich die Tabletten, die neben meiner Teetasse liegen und gönne mir etwas von dem Kräutertee.

Rui ist ganz schön blass im Gesicht und er trägt im Gegensatz zu gestern wieder seine Brille. Er sieht alles andere als gesund aus und ich denke nicht, dass er gestern viel getrunken hatte.

Er ist ziemlich dick an, obwohl es gar nicht so kalt ist.

Ich mache mir Sorgen um ihn, obwohl ich es eigentlich nicht will.

Er wirkt fast schon tot.

Plötzlich steht er auf wankt Richtung Tür, hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf.

Kai springt von seinem Stuhl auf und hilft Rui um ins Badezimmer zu kommen.

Das macht mir irgendwie Angst, ganz viel Angst.

Rui wirkt so zerbrechlich, so schrecklich verletzlich

Ich glaube, ich weiß warum die anderen ständig an ihm kleben.

Er weckt in einem automatisch das Gefühl, dass man ihn vor allem bösen beschützen möchte

Vielleicht sollte ich Kazuki anrufen? Er kann Rui bestimmt helfen, immerhin sind die beiden sehr gut befreundet glaube ich.

Leise seufzend stehe ich langsam auf und gehe zum Kühlschrank.

Nach kurzem Suchen halte ich einen Eisbeutel in der Hand, das dürfte reichen.

Kälte hilft Rui hoffentlich, es tut mir weh ihn so zu sehen.

Auf dem Weg zum Badezimmer kommt mir Kai wieder mit Rui entgegen.

Dieser sieht mittlerweile noch erbärmlicher aus wie vorhin.

Er zittert am ganzen Körper.

„Bringst du ihn bitte zum Bett und bleibst etwas bei ihm? Ich geh ihm kurz etwas holen“, meint Kai und bringt langsam Rui zu mir.

Vorsichtig nehme ich Rui in den Arm und Kai lässt ihn los.

Es ist ein komisches Gefühl auf einmal die komplette Verantwortung über einen nahezu fremden Menschen zu haben.

Kai nickt mir kurz lächelnd zu und geht Richtung Wohnzimmer.

Während ich mit Rui ins Schlafzimmer gehe, streiche ich ihm ganz zaghaft über den Rücken.

Er entspannt sich ein wenig, als wir uns gemeinsam auf das Bett setzen.

Mittlerweile sind die Rollladen geschlossen und nur das geringe Licht aus dem Flur erhellt das Zimmer ein wenig.

Ich höre wie jemand die Wohnung verlässt.

Klasse, jetzt bin ich ganz alleine. Dabei hat Rui doch immer noch Angst vor mir, oder?

Als ich ihm den Eisbeutel reiche, legt er sich ganz langsam hin und platziert den Eisbeutel auf seiner Stirn.

Er sieht so entspannt aus, ob er immer noch so starke Schmerzen hat?

Ich gehe schnell die Decke aus dem Wohnzimmer holen und decke damit Rui zu.

Hoffentlich geht es ihm schnell besser.

Warum mache ich mir überhaupt solche Sorgen um ihn?

Sonst mache ich das doch auch nicht.

Selbst um meine Freunde mache ich mir ziemlich selten Sorgen.

Als sich ganz langsam Tränen aus Ruis Augenwinkeln löse, streiche ich zaghaft über seine Arme.

Mir fällt wieder einmal auf, wie weiblich er eigentlich aussieht, fast schon wie ein Engel.

Vorsichtig klettere ich über ihn und lege mich hin.

Zaghaft streiche ich ihm über die Wangenknochen und seufzt zufrieden.

Es ist schön, jemanden glücklich machen zu können.

Vielleicht sollte ich für Rui diese Mauer fallen lassen.

Ich weiß nicht warum, aber ich sollte ihm vertrauen.

Mein Herz sagt mir, dass es richtig ist.

Und ich möchte meinem Herzen noch einmal folgen dürfen.

„Danke Ruki-san“, murmelt Rui ganz leise und schwach.

Ich lächle selig, während ich ihm weiterhin über die Wange streichle.

Wie es meinem Hund Koron wohl geht? Hoffentlich kümmert sich Uruha gut um ihn, während meiner Abwesenheit.

Ich glaube, ich sollte mein Verhalten gegenüber anderen ändern.

Wenn ich es nicht für mich selbst tun möchte, dann tue ich es halt für Rui.

Ich möchte ihn nicht mehr mit meinem Verhalten verletzen und vielleicht finde ich somit auch wieder neuen Lebensmut?

Ich möchte nicht an Depressionen erkranken, ich möchte gerne wieder lebensfroher werden.

Schließlich ist mein Leben nicht mehr schlimm, ich kann wieder ohne Angst jeden Morgen aufstehen.

Ob sich die anderen freuen werden?

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Disclaimer: Keiner der Charaktere gehören mir und ich behaupte auch nicht, dass irgendetwas aus dieser Geschichte der Wahrheit entspricht. Ich verdiene hiermit kein Geld
 

So und jetzt möchte ich die FF etwas fröhlicher gestalten °x°

Sry für die lange Wartezeit D; Leider kann ich schon seit mehr als 'nem Jahr kaum noch schreiben, da ich irgendetwas am rechten Handgelenk habe ;o; Und das linke möchte gerne Urlaub haben... Hoffentlich bringt mir die Zahl 7 Glück(ist jetzt der 7. Doktor, der dran rumbastelt >_>)

Auszeit

Als ich wieder aufwache, liege ich ganz alleine im Bett. Hoffentlich geht es Rui mittlerweile wieder besser.

Wenn Ko-king Migräne hat, dann ist der kleine Wirbelwind zur Abwechslung einmal ganz still. Aber Rui ist im Gegensatz zu ihm dann so komisch zerbrechlich und scheinbar während einem Anfall und er sah vor wenigen Stunden richtig elend aus.

Seufzend stehe ich auf und gehe ins Wohnzimmer, wo Kai mit Rui in den Armen leise Fernseh guckt. Scheinbar hat sich Rui's Zustand bisher nur minimal gebessert, er sieht immer noch recht blass aus und seine Augenringe sprechen für sich.

Leise seufzend setze ich mich neben die beiden, die gerade irgendeinen Comedyquatsch angucken. Ob es okay ist, sich an Rui zu lehnen? Kai würde sich so eine Frage wahrscheinlich niemals stellen. Er war zwar anfangs total schüchtern, jedoch ist er viel offener und sozialer als ich. Ihm fällt es viel leichter auf die Jüngeren vom Label einzugehen und im Gegensatz zu mir hat er ein volles Adressbuch.

Mir fällt es unglaublich schwer Gespräche aufrechtzuerhalten und sei es nur per Mail. Seit ich wieder mit den Depressionen zu kämpfen habe, würde ich am liebsten jeglichen Kontakt zu anderen vermeiden. Warum bin ich überhaupt noch Sänger?

„Soll Uruha dich Morgen früh abholen kommen? Er hatte gerade eben nach dir gefragt“, erkundigt sich Kai.

„Soll die feige Ratte doch bleiben, wo der Pfeffer wächst!“, erwidere ich knurrend.

Warum hat er mich überhaupt hier alleine gelassen? Denkt er etwa, dass ich ihm jetzt dankbar dafür sein werde?

„Du bist zur Zeit viel zu aggressiv Ruki. Bist du etwa unausgeglichen, oder wie? Dem Manager gehst du mit deinem pubertären Verhalten auch schon auf den Keks!“, schimpft Kai.

Verletzt schaue ich ihn an, während Rui geschockt zwischen uns beiden hin- und herschaut. Scheinbar denken wohl wirklich alle, dass Aoi Recht hat und wir uns nie streiten. Dabei fliegen doch vor allem zwischen mir und den anderen zur Zeit ordentlich die Fetzen.

Eher er den verräterischen Glanz in meinen Augen bemerken kann, stürme ich aus dem Raum und schließe mich im Badezimmer ein.

Sind die anderen mich wirklich schon so Leid? Mich und meine Selbstzweifel?

Ich habe immer gedacht, dass ich im Kampf gegen die Depression nicht so schlecht dastehe, aber dem ist scheinbar nicht so.

Verzweifelt beiße ich mir auf die Lippe, jedoch kann ich die Tränenflut nicht mehr stoppen.

Warum verlasse ich die Band nicht einfach? Ist es nicht besser so, wenn ich endlich sterbe?

Schluchzend kauere ich mich auf dem Badezimmerteppich zusammen und beneide Rui, der von allen in der PSC geliebt wird. Byou und er kleben ständig aneinander und wen habe ich? Niemanden.

Schniefend reibe ich mir über die Arme.

Ich möchte die anderen nicht alleine lassen, aber ich weiß mir anders nicht mehr zu helfen.

Ich bin ja schon mit mir selbst überfordert und mir fällt es unglaublich schwer überhaupt noch zu arbeiten oder überhaupt noch zu leben.

Erschöpft schließe ich die Augen und versuche die ganzen Gedanken zu verdrängen.

Das Mobbing ist doch schon Jahre her, warum lassen mich diese Gedanken also einfach nicht in Ruhe?

Das laute Klopfen an der Tür erschreckt mich fast zu Tode.

Ist Kai immer noch sauer und wie viel Zeit ist bis jetzt vergangen?

„Ist alles okay, Ru-chan? Komm bitte raus, ich wollte nicht so unfair sein. Ruki? Hey, ich werde dir auch nichts tun, versprochen“, höre ich Kai dumpf durch die Tür sagen.

Schniefend stehe ich auf und öffne die Tür und lasse mich in seine Arme fallen.

„Ich kann nicht mehr, Kai. Ich schaff das alles nicht mehr. Ich hasse mich zur Zeit abgrundtief und Kai, ich habe so Angst, Angst vor mir selbst“, gebe ich laut schluchzend zu.

Beruhigend streicht er mir immer wieder über den Rücken.

Mir ist so schrecklich schlecht und es fällt mir sehr schwer zu atmen. Ich kann mich kaum beruhigen und scheinbar weiß Kai auch nicht mehr weiter.

Die letzte Zeit hat mich Uruha immer wieder aufgefangen, wenn es mir nicht so gut ging. Aber er hat mich schon wieder in die Höhle des Löwen geführt, obwohl er genau weiß, dass ich mit solchen Partys nicht zurecht komme.

Ich wehre mich noch nicht einmal, als Rui mich mit sanften Druck von Kai wegzieht und mich vorsichtig in den Arm nimmt.

„Weine ruhig, wenn es dir hilft. Wir werden dich nicht dafür verurteilen“, versichert mir Rui, während er mir ganz sanft über den Rücken streicht.

Und jetzt heule ich erst recht, schluchze immer wieder laut auf. Meine Knie sind so schrecklich am zittern, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann.

Warum tue ich nur allen so schrecklich weh?

„Komm, wir setzen uns am Besten etwas hin, bevor du gar nicht mehr stehen kannst“, meint Rui ganz ruhig.

Ob er Byou auch so getröstet hatte? Immerhin war dieser ziemlich tief unten und mich hätte es nicht gewundert, wenn er sich umgebracht hätte.

Mein Schluchzen wird leiser, als wir uns auf dem Sofa niedergelassen haben und Kai eine Decke über uns geworfen hatte.

Vielleicht sollte ich doch in Therapie gehen.

Schließlich möchte ich leben, oder?

Erschöpft lehne ich mich an Rui, der mich jedoch wieder ganz vorsichtig von sich schiebt.

„Schlaf am Besten etwas. Kai hat bestimmt Schlafmittel da und ich denke, dass du den Schlaf bitter nötig hast. Du solltest dich nicht unterkriegen lassen, egal was kommt. Und lass dir helfen, du bist kein schlechter Mensch“, stellt er lächelnd fest und tätschelt mir den Kopf.

Obwohl er um einige Jahre jünger ist als ich, ist er manchmal so schrecklich, so schrecklich erwachsen und ich verstehe Byou langsam, warum er weiterlebt.

Ich bedanke mich leise und lasse mir von Kai ein Glas Wasser und eine kleine, weiße Tablette in die Hand drücken.

„Ich meld dich für ein paar Tage krank, okay? Und in der Zeit versuchst du dich etwas auszuruhen und Kraft zu schöpfen, ja? Wir reden dann über alles, wenn du so weit bist“, meint Kai.

Seufzend nehme ich die Tablette zusammen mit dem Wasser ein und umarme beide noch einmal kurz, ehe ich ins Bett gehe und kurz darauf einschlafe.

Ich erschrecke mich fast zu Tode, als mich etwas im Gesicht ableckt.

Ich kann meinen Augen kaum trauen, als ich in das erfreute Gesicht von Koron gucke.

Erst jetzt fallen mir die Wadenwickel auf und wie schrecklich warm es ist.

Außerdem kleben Kais Sachen so schrecklich an meinem Körper.

Vorsichtig rappe ich mich auf, entferne die Wickel und verlasse das Bett. Scheinbar habe ich den ganzen Tag verschlafen, wie es scheint. Vielleicht ist Kai ja schon wieder daheim?

Vorsichtig nehme ich Koron in meine Arme und gehe in die Küche, wo Kai gerade am Arbeiten ist.

„Wie geht es dir Ru-chan? Nimm am Besten gleich etwas gegen das Fieber, damit es schnell wieder runter geht. Willst du etwas essen? Ich habe dir etwas mitgebracht“, erkundigt sich Kai.

„Mir geht es ganz gut, danke. Ich warte noch etwas mit dem Essen, trotzdem danke“, antworte ich lächelnd.

Zufrieden kraule ich Koron hinter den Ohren, ob ich schnell wieder gesund werde?

„War der Manager nicht sauer?“, erkundige ich mich.

„Er war ziemlich erleichtert, um ehrlich zu sein. Er meinte auch, dass er schon so etwas geahnt hatte. Und er bittet dich, es nächste Mal einfach direkt zu ihm zu kommen. Ah und Uruha fragt, ob er dir sonst noch etwas aus deiner Wohnung vorbei bringen soll. Er hatte mir Koron und ein paar Klamotten von dir in die Hand gedrückt, da dir meine einfach zu groß sind“, erzählt mir Kai.

Ich schüttele nur den Kopf und schließe die Augen. Warum habe ich überhaupt Fieber? Geht es mir wirklich so schlecht?

„Hasst ihr mich jetzt?“, frage ich Kai traurig.

Er guckt mich ganz perplex an. Ich versuche erst gar nicht die Tränen zu unterdrücken und senke den Kopf, drücke Koron fest an mich. Ich habe Angst meine Band zu verlieren.

„Wie kommst du jetzt darauf Ruki? Bitte hör auf zu weinen, warum sollten wir dich hassen?“, fragt Kai verzweifelt.

„Weil ich euch nur Ärger mache und so fies zu euch bin?“, antworte ich, immer von Schluchzern unterbrochen.

„Warum sollten wir dich deshalb hassen? Du kannst doch nichts für deine bescheidene Vergangenheit und wir wissen alle, dass du eigentlich total nett bist. Und selbst die Jüngeren vom Label wissen, dass du absolut kein schlechter Mensch bist und sie machen sich alle um dich Sorgen. Besonders die letzte Zeit, da du kaum noch mit irgendwem redest und dich die meiste Zeit unter irgendwelchen Kapuzen versteckst. Schau mal, wir sind jetzt so lange in einer Band und du brauchst vor keinem von uns Angst zu haben. Wir können wirklich über alles reden und uns tut es auch weh, wenn du dich selbst so kaputt machst“, erklärt mir Kai in einem ruhigen Tonfall.

Schluchzend schüttele ich den Kopf und lasse Koron auf den Boden, der auch direkt den Raum verlässt.

Zögerlich stehe ich auf und gehe zu Kai, umarme ihn.

Warum bin ich nur so eine schwache Person?

Warum bin ich nicht so stark, wie Reita oder Uruha?

Kai legt ganz vorsichtig seine Arme um mich und wiegt mich ein wenig hin und her.

„Und jetzt hör auf zu weinen, ja? Magst du vielleicht duschen gehen? Oder lieber baden? Es ist zwar nicht so gut wegen dem Fieber, aber du bist total verspannt“, erkundigt sich Kai.

„Ja, danke. Geht es Rui-chan wieder besser?“, frage ich besorgt nach.

Egal wie unfair und gemein ich die letzte Zeit zu ihm war, verdient hat er es nicht. Rui ist viel zu nett und sozial, im Gegensatz zu mir. Kein Wunder, dass Byou so von ihm schwärmt.

„Ihm geht es wieder ganz gut“, antwortet er mir.

Plötzlich steht er auf, weshalb ich ihn ganz erschrocken loslasse.

Perplex schaue ich ihm hinterher, als er das Essen aus der Plastiktüte nimmt und in die Mikrowelle stopft. Was hat er mir überhaupt mitgebracht?

„Wenn wir dir irgendwie helfen können, dann sag es uns, ja? Wenn du nicht mit einen von uns über all das reden willst, dann kannst du auch zu Rui-chan oder Yasuno-chan gehen. Die beiden sind sowieso um einiges besser in so etwas, als wir“, meint Kai mit einem riesigen Lächeln im Gesicht.

Nickend setze ich mich wieder an den Küchentisch und lege die ganzen Zettel zusammen.

Hoffentlich ist der Manager wirklich nicht sauer auf mich.

„Ich glaube, ich brauche einfach etwas Ruhe. Der Stress die letzte Zeit ist etwas zu viel und vielleicht zieht es mich deshalb so runter. Mir tut es Leid, dass ich euch da alle so mitziehe. Besonders tun mir aber die Jüngeren vom Label Leid, da sie wirklich nichts dafür können, dass ich mit meinem Leben nicht mehr klar komme. Deshalb wäre es wahrscheinlich wirklich das Beste, wenn ich einfach ein paar Tage daheim bleibe und mir eine Auszeit nehme. Ich möchte die Situation nicht noch schlimmer machen, als sie eh schon ist“, erkläre ich Kai.

Kai schaut mich ganz nachdenklich und auch besorgt an.

Lächelnd antwortet er: „Okay, ich werde noch einmal mit dem Manager reden. Möchtest du dann so lange bei mir bleiben? Dann kann ich dich etwas ablenken.“

Nickend lege ich die ganzen Zettel ans andere Tischende, damit diese nicht schmutzig werden.

Hoffentlich schaffe es wirklich innerhalb von ein paar Tagen wieder belastbarer zu sein.

Ich habe Angst davor zu verlieren.

Freunde

Gelangweilt spiele ich mit Koron in Kais Wohnzimmer.

Ich frage mich, ob Kai bald wieder kommt? So lange werden sie wohl doch nicht ohne Sänger proben oder?

Vielleicht hätte ich ihn nicht darum beten sollen mich nach Hause zu fahren.

Aber es ging auch nicht anders, mich hätte nichts und niemand mehr in den Proberaum bekommen.

Warum musste auch Born und Screw zusammen den Proberaum stürmen?

Aber wenigstens bin ich nicht panisch raus gerannt, auch wenn mir danach war.

Seufzend lege ich Korons Spielzeug weg und lege mich auf die Couch. Ich fühle mich immer noch ziemlich ausgelaugt und das flaue Gefühl in meiner Magengegend will einfach nicht verschwinden. Kai meint, dass es die Aufregung ist.

Aber warum habe ich plötzlich wieso viel Angst vor anderen Menschen?

Warum habe ich Angst vor den Leuten, die mich mögen?

Warum kann ich nicht einfach wieder wie vorher sein?

Seit der letzten Tour habe ich immer mehr das Gefühl wieder depressiv zu werden oder es schon zu sein.

Auch Ryouga meint, dass ich ganz schön komisch zur Zeit bin.

Und noch schweigsamer als ohnehin schon.

Gähnend reibe ich mir über die Augen und frage mich, ob ich noch dünner geworden bin.

Manchmal frage ich mich, ob ich wirklich das Richtige tue.

Möchte ich wirklich Sänger sein?

Möchte ich wirklich mit dieser Band zusammen alt werden?

Seufzend schließe ich die Augen, die ganze Grübelei bringt mich auch nicht vorwärts.

Ich möchte so schnell wie möglich wieder gesund werden, damit ich Kai nicht noch länger auf der Geldtasche liege.

Als ich wieder aufwache, liegt eine Bettdecke auf mir und auf dem Wohnzimmertisch steht dampfender Tee.

Ist Kai etwa schon wieder da?

Aber seit wann hat Kai solche braunen Haaren?

Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das Ryouga und nicht Kai, aber was macht dieser hier?

Er blättert ganz gelangweilt in der neuen Shoxx herum und schenkt mir keine Beachtung.

„Ryou-chan?“, frage ich mit heiser klingender Stimme.

Direkt dreht er sich um und lächelt mich an.

Ich mag sein Lächeln und seine Art und wie er mich die ganze Zeit behandelt.

Es fällt mir leicht auf ihn zuzugehen und mit ihm über alles zu sprechen und ich habe ihn auch sehr gerne um mich herum.

„Guten Morgen! Endlich bist du wieder wach, ich wollte dich heute unbedingt wiedersehen, aber du warst ja plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Kai meinte, dass ich dich etwas ablenken soll und jetzt bin ich hier. Aber um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht was wir machen sollen. Sonst gehen wir ja auch immer nur in irgendein Restaurant und ich glaube kaum, dass du heute überhaupt noch irgendwo hingehen willst“, erzählt mir Ryouga.

Kopfschüttelnd ziehe ich die Bettdecke bis zum Kinn und frage mich, warum ich Ryouga überhaupt so vertraue. Er ist der einzige Kouhai, der mir zur Zeit so unglaublich nahe steht und den ich gerne in meiner Nähe habe.

Dabei ist er ganz anders als ich.

Er ist viel zu offen und ihm fällt es unglaublich leicht mit anderen zu interagieren.

Er ist viel perverser und fasst gerne Leute an, wie zum Beispiel Kifumi.

Man könnte fast meinen Ryouga wäre schwul, so wie er immer Kifumi behandelt, dabei ist er auch höchst interessiert an Frauen.

Ich werde aus ihm einfach nicht schlau, aber das muss ich ja auch nicht.

Unerwartet steht er auf und setzt sich neben die Couch auf den Boden.

Lächelnd streicht er mir über die Haare.

Eigentlich mag ich es absolut gar nicht so behandelt zu werden, aber bei Ryouga habe ich da gar kein Problem mit. Er ist immer so unglaublich sanft.

Seufzend schließe ich die Augen und ignoriere Ryougas besorgten Blick.

„Möchtest du noch etwas schlafen? Oder sollen wir uns etwas zu Essen bestellen?“, bietet mit Ryouga an.

Lächelnd öffne ich die Augen und rappele mich etwas auf, stütze mich auf meinen Unterarmen ab.

„Essen klingt nicht schlecht. Such was gutes aus und bestelle es, ja? Ich bin gleich wieder da“, meine ich.

Schnell stehe ich auf und gehe mich in Kais Schlafzimmer umziehen.

Endlich in bequemeren und wärmeren Sachen gehe ich zurück ins Wohnzimmer, wo Ryouga mich erst einmal geschockt mustert. Ich habe die Kleidung richtig herum an, oder? Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich so schlimm darin aussehe.

„Mist! Byou hatte doch Recht, es ist eine wandelnde Leiche“, meint Ryouga immer noch geschockt.

„Wer oder was ist hier eine Leiche?“, hake ich stirnrunzelnd nach.

„Du! Mir ist das eben gar nicht so aufgefallen, dass du immer noch leichenblass bist und immer noch ziemlich dunkle Augenringe hast. Da muss man sich ja Sorgen um dich machen“, erklärt mir Ryouga.

„Warum zum Teufel redet ihr über mich? Habt ihr sonst keine Themen mehr?“, erwidere ich sauer.

Warum müssen die ausgerechnet über mich reden?

„Byou hatte mir von der Party bei Kai erzählt und da wollte Rui wissen, was mit dir los ist. Ich habe ihnen nur gesagt, dass du wahrscheinlich nur überarbeitet bist und eigentlich gar nicht so krank aussiehst. Was hätte ich sonst sagen sollen? Es ist ja nicht gerade so, als würdest du mit irgendwem über deine verdammten Probleme reden! Und glaub mir, Rui und Byou machen sich ernsthaft Sorgen um dich“, staucht mich Ryouga zusammen.

Seit wann kann er so beängstigend sein?

Ich fühle mich jetzt noch viel kleiner, als ohnehin schon.

War das seine Absicht?

Kopfschüttelnd umarme ich ihn und drücke ihn fest an mich.

Ich weiß selbst, dass sie nur besorgt sind.

Aber die Erinnerungen kann mir niemand nehmen.

Deshalb rede ich nicht.

Es würde einfach nichts verändern.

Zu oft habe ich dieses schon versucht.

Zu oft wurde ich dazu gezwungen diesen Vorfall genau zu beschreiben.

Ich musste es allen sagen, dem Arzt, den Lehrern, meinen Eltern, der Polizei und dem Richter.

Und noch heute verfolgen mich die Bilder.

Ich kann immer noch ihre Finger an mir spüren.

Ryouga legt ganz sanft seine Arme um mich, streicht ganz zaghaft über meinen Rücken.

„Wenn du reden willst, dann kannst du gerne zu einem von uns kommen. Wir mögen dich nicht wegen deinem Geld, sondern wegen deinem Charakter. Ich weiß nicht warum du momentan so bist, aber ich würde dir wirklich sehr gerne helfen. Byou bestimmt auch und auch wenn du Rui die ganze Zeit so schlecht behandelt hast, er hilft dir bestimmt auch sehr gerne. Du musst nur endlich hinter deiner Mauer hervor kommen. Lange macht dein Körper diese Talfahrt gewiss nicht mehr mit“, redet Rouga mit ruhiger und gefasster Stimme auf mich ein.

Hat er Recht?

Können mir die anderen wirklich helfen?

Kann man Körper wirklich nicht mehr?

Bin ich wirklich schon am Ende des Weges angekommen?

Es stimmt schon, dass ich immer erschöpfter werde und viel zu viel schlafe, aber fühlt sich so sterben an?

Plötzlich hebt mich Ryouga hoch und vor Schreck klammere ich mich an ihn.

Was hat er vor?

Ganz vorsichtig setzt er mich auf dem Sofa ab und tätschelt mir den Kopf.

„Trink etwas, ja? Du musst nicht da drüber reden, aber versuch einfach weiter zu leben, ja?“, meint er lächelnd.

Nickend lasse ich ihn los und trinke etwas von dem Tee.

Ich möchte mich nicht vor der Vergangenheit verstecken.

Aber was soll ich sonst tun?

Was passiert, wenn die Presse von den Gerichtsverhandlungen von damals erfährt?

Werden mich dann immer noch alle lieben?

Ich bin deshalb eine riesige Gefahr für die Band.

Aber wie soll ich sie vor dem Sturm beschützen?

Sie ist doch alles, was ich habe.

Werden meine sogenannten Freunde noch bei mir bleiben, wenn die Band nicht mehr ist?

Wie viele von ihnen sind bei mir, nur wegen dem Geld?

Den Chancen, die sie durch mich bekommen?

Wie viele von ihnen sind echt und wie viele sind falsch?

Seufzend stelle ich die Tasse zurück auf den Tisch und lege den Kopf in den Nacken.

Warum lasse ich nicht einfach alles auf mich zukommen?

Ich kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen.

Das Management wird uns schon vor der Presse beschützen, immerhin sind wir mittlerweile ganz schön erfolgreich.

Ich darf noch nicht aufgeben, noch ist es zu früh dafür.

Nachdenklich mustere ich Ryouga und frage: „Was würdest du tun, wenn ich die Band verlasse?“

Geschockt starrt er mich an, ringt um Fassung, ehe er mir mit zittriger Stimme antwortet: „Du willst mich alleine lassen? Aber, wer lädt mich dann immer zum Essen ein? Und Ruki! Du kannst mich doch nicht bei diesen ganzen Spinnern alleine lassen. Nachher erschlägt mich Shou noch mit einem Gummihammer oder Keiyuu quält mich zu Tode! Und nachher probiert Byou noch seine ganzen versauten Fantasien an mir aus!“

Bei letzterem muss ich anfangen zu lachen.

Ich verzweifle, dass Ryouga sich überhaupt dagegen wehren würde. Die beiden sind absolut pervers und mit Rui zusammen... Ich frage mich immer, warum die drei überhaupt so pervers sind. Die kann man zusammen nicht an die Öffentlichkeit lassen!

Mit Tränen in den Augen guckt mich Ryouga fassungslos an.

„Du willst nicht ernsthaft aussteigen, oder? Ich brauch doch meinen geliebten Ru-chan, der mich bemuttert und der mir immer zuhört, auch wenn ich stundenlang Monologe führe. Der Rest der Spinner ist mir egal!“, bettelt Ryouga weiter.

Er würde ernsthaft Kifumi für mich aufgeben?

Bin ich ihm wirklich so viel wert?

„Also Keiyuu würde dich gerne haben, aber wahrscheinlich redet er dich dann in Grund und Boden und wahrscheinlich musst du dann sein Chaos aufräumen. Es ist ein Wunder, dass er in dem Durcheinander überhaupt noch irgendetwas findet“, stelle ich lachend fest.

Plötzlich schließt mich Ryouga in seine Arme und drückt mich ganz fest an sich.

Wenn mich nicht alles täuscht, dann weint er gerade, oder?

Seine Atmung ist total unregelmäßig, ich höre zwar kein Schluchzen, aber das ist auch alles.

„Verlass mich bitte nicht“, haucht er in mein Ohr und fängt heftig an zu zittern.

Ich habe ihn gerade ganz schön verletzt oder?

Und nur mit einer simplen Frage.

Ich bedeute ihm scheinbar wirklich sehr, sehr viel.

Er meint ja selbst, dass ich wie ein großer Bruder für ihn und eine Art Vorbild.

Er ist gerne mit mir zusammen.

Seufzend schmiege ich mich etwas an ihn und streiche ihn über den Rücken.

Er hört ganz langsam auf zu zittern und auch seine Atmung beruhigt sich wieder.

Ob ich mich entschuldigen soll?

Immerhin wollte ich das ganze ja nicht.

Er löst sich vorsichtig von mir wischt sich mit dem Pulloverärmel über sein Gesicht.

Er sieht ganz schön verheult aus.

Aber immer noch sehr schön.

„Verletzt du dich eigentlich selbst, Ruki? Irgendwie versuchst du doch deine seelischen Schmerzen loszuwerden, oder? Aber wie?“, fragt Ryouga.

Ich schüttle den Kopf.

Auf was will er hinaus?

Warum sollte ich mir selbst weh tun, davon wird die Situation doch auch nicht besser, oder?

Außerdem macht es das ganze doch nur noch schlimmer, da man am Ende ja feststellt, dass nichts in der Lage ist einem die seelische Schmerzen zu nehmen.

Ich habe mir damals nachdem Zwischenfall versucht die Arterie am Bein zu durchtrennen.

Ohne Erfolg.

Die Ärzte haben gemeint, dass ich nur knapp alles verfehlt habe.

Ich musste sehr lange Tabletten nehmen deshalb.

Aber ich war wie ausgewechselt.

Ich konnte mich nicht vor mir selbst beschützen.

Es ging nicht.

Aber ich verletzte mich nicht.

Ich lebte weiter.

Wie ein Roboter, die Zahnräder der Zeit hörten sich nicht auf zudrehen.

Ich zerbrach innerlich, ich gab einfach auf.

Ich gab mich den Dämonen hin, die mir das alles angetan haben.

Aber ich richtete die Wut nicht auf mich selbst.

Ich habe mir ein neues Leben aufgebaut, habe die Wut an meinem Schlagzeug ausgelassen.

Und es half.

Ich habe mich selbst wiedergefunden und ich habe gelernt weiter zu leben.

Ryouga mustert mich ganz nachdenklich und kaut auf seiner Unterlippe herum.

Er glaubt mir nicht, was auch sein gutes Recht ist.

Manchmal weiß ich selbst nicht mehr, was wahr ist und was nicht.

Aber wäre die Wahrheit nicht schmerzhafter wie eine Lüge?

Ich kann ihnen schlecht sagen, dass mir mein Leben vollkommen egal ist.

Dann könnt ich nämlich genauso gut vom nächsten Hochhaus springen, wenn mir das Leben so vollkommen egal ist.

Behutsam nimmt er meinen Arm und schiebt den Ärmel bis zum Ellenbogen hoch.

Als er das ganze auch am anderen Arm macht, fange ich zu zittern an.

Ohne es zu wollen muss ich an damals denken.

An den beißenden Gestank in der Schultoilette.

An ihr Grinsen.

Ich muss würgen, als ich an das denke, was sie als Knebel benutzt haben.

Panisch hört Ryouga auf und hilft mir aufzustehen.

Warum holt mich die Vergangenheit immer wieder ein?

Mit rasselndem Atem gehe ich ein paar Mal im Zimmer auf und ab, immer wieder an Ryouga vorbei und versuche so den Anflug einer Panikattacke abzuwimmeln.

Erst nach einer Zeit registriere ich, dass er gar nicht mehr im selben Raum ist.

Hab ich ihn vergrault?

Habe ich ihn doch zu sehr verletzt?

Als sich mein Herzschlag einigermaßen normalisiert hat, setze ich mich auf die Couch und trinke den Rest vom Tee.

Seufzend stehe ich auf und mache mich auf die Suche nach meinem Schützling.

Wenn es mir wieder besser geht, dann sollte ich mich bei ihm bedanken.

Ryouga sitzt in der Küche am Tisch und starrt das Essen an.

Er ist ziemlich blass und man sieht ihm an, dass ich ihm einen ordentlichen Schrecken eingejagt habe.

Was aber auch nicht verwunderlich ist.

Er bemerkt mich gar nicht.

Jetzt habe ich erst recht Gewissensbisse.

Warum musste ich ihn da mit reinziehen?

Bestimmt bereut er es überhaupt hergekommen zu sein.

Seufzend stelle ich mich hinter ihn und umarme ihn, lege meinen Kopf auf seinem ab.

Er versteift sich kurz, aber dann legt er seine Hände auf meine.

„Wir sollten essen, bevor es kalt wird“, meint Ryouga.

Ich lasse von ihm ab und setze mich ihm gegenüber.

Mir geht es wieder ein ganzes Stück besser, auch wenn ich wegen eben wieder ziemlich müde bin.

Aber ich bin bereit für eine neue Runde.

Ich bin bereit morgen wieder zur Arbeit zu gehen und mein Bestes zu geben.

Schweigend beginnen wir mit dem Essen und ich merke, dass es Ryouga ganz schön Nahe geht.

Wie kann ich ihm diese Angst bloß wieder nehmen?

Lächelnd frage ich ihn: „Magst du vielleicht die Nacht hierbleiben? Ich würde gerne ein paar lustige Geschichten von dir hören, das muntert mich bestimmt wieder auf. Außerdem erlebt ihr immer so lustige Sachen und Byou will mir nicht erzählen, warum ihr zwei letztens Ärger bekommen habt.“

Er erwidert mein Lächeln und unterdrückt ein Lachen.

Ich bin froh ihn zu haben.

Ich bin dankbar dafür, dass Kai ausgerechnet ihn vorbei geschickt hat.

Kai ist bestimmt gerade selbst bei irgendwem und lässt es sich gut gehen.

Ich kann es ihm nicht verübeln, immerhin bin ich zur Zeit nicht gerade einfach, oder?

Außerdem meint er es ja nur gut.

Ansonsten hätte er nicht Ryouga vorbei geschickt.

Ich sollte mich nicht der Vergangenheit unterwerfen.

Hier in der Gegenwart werde ich geliebt und gebraucht.

Ich darf einfach nicht aufgeben.

Noch nicht.

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Hoffentlich habe ich bald wieder einen eigenen Internetanschluss =_=

Zerfall

Vollkommen erschöpft lehne ich an der Wand, neben den Getränkeautomaten.

Ich hänge hier wie ein Schluck Wasser in der Kurve und so fühle ich mich auch, einfach nur schrecklich.

Ich habe keine Kraft mehr um aufzustehen, geschweige denn noch lange wach zu bleiben.

Ich bin am Ende.

Ich frage mich, ob ich jetzt wirklich sterben muss.

Ist es jetzt soweit?

Träge drehe ich den Kopf, als ich Schritte höre.

Ob jetzt mein Prinz auf dem weißen Pferd kommt?

Träum weiter, Ruki.

Es ist nur Rui, der auf mich zu rennt und sich vor mich hinhockt.

Er mustert mich besorgt und traut sich kaum irgendetwas zu machen, scheinbar hat er immer noch ein wenig Angst vor mir.

Obwohl mir das Leben an sich egal ist, habe ich trotzdem mittlerweile Angst vor dem Tod.

Wie fühlt es sich an zu sterben?

Zitternd strecke ich eine Hand nach ihm aus, lege sie auf sein Knie.

Er beugt sich etwas näher zu mir und guckt mich ganz abwartend an.

Manchmal frage ich mich, was in seinem Kopf vorgeht.

„Sofa, bitte“, bringe ich mühsam hervor.

Ich bin so erledigt und immer wieder klappen mir die Augenlider zu, während die Welt um mich herum immer mehr zu einem Haufen Farbkleckse wird.

Rui zieht mich nahezu mühelos auf die Beine, legt einen meiner Arme um seine Schultern.

„Ich bring dich zu uns in den Proberaum, das ist am nächsten. Sag mir einfach, wenn du gar nicht mehr kannst“, meint er nur sanft lächelnd.

Ich lächle verunglückt zurück, während wir ganz langsam vorwärts kommen.

Hoffentlich begegnet uns keiner der Manager.

Ich habe keine Lust mir wieder anhören zu müssen, wie unverantwortlich ich zur Zeit handle.

Gestern wurde mir wieder nahe gelegt mich stationär irgendwo behandeln zu lassen oder wenigstens Antidepressiva zu schlucken. Aber ich möchte nicht abhängig sein und ich möchte auch nicht zu irgendeinem Seelenklempner gehen.

Es fühlt sich wie Stunden an, ehe Rui die Tür zu ihrem Proberaum aufmacht und wir zum Sofa gehen.

Ich setze mich direkt hin und schließe die Augen, lege den Kopf in den Nacken.

Rui raschelt mit den Zetteln, die neben mir liegen.

„Hier trink das und dann legst du dich hin, ja? Ich hab zwar schon daraus getrunken, aber das ist hoffentlich nicht so schlimm. Soll ich jemanden Bescheid sagen? Oder kann ich sonst etwas tun?“, erkundigt er sich.

Ohne groß nachzudenken antworte ich: „Aoi.“

Ich öffne die Augen wieder und bin froh, dass ich wenigstens die Dose mit dem Tee erkennen kann. Etwas zögerlich nehme ich diese und trinke den Rest davon.

Es schmeckt ziemlich gut und ich fühle mich wieder minimal munterer.

Er nimmt mir die Dose aus der Hand und legt eine dicke Wolldecke über mich, als ich mich hinlege. Sie hält schön warm, aber obwohl ich so müde bin, habe ich zu viel Angst vor dem Schlafen. Ich habe zwar die Augen wieder geschlossen, aber es hilft nichts.

Werde ich je wieder aufwachen?

Bin ich hier sicher?

Ich weiß nicht, ob Ryouga recht hat.

Kann man Rui wirklich vertrauen?

Er wird doch wohl nichts in den Tee getan haben, oder etwa doch?

„Heb mal kurz den Kopf hoch“, bittet Rui mich.

Ich hebe ihn etwas an und direkt wird etwas ziemlich weiches drunter gelegt.

Warum ist er so nett zu mir?

Warum rächt er sich nicht an mir?

Immerhin kann ich mich gerade nicht wehren, also was denkt er sich dabei?

Eine Weile höre ich nichts mehr und ich frage mich, was Rui wohl gerade macht?

Er beobachtet mich, denke ich.

Das ist mir alles ganz schön unangenehm. Ob er mich überhaupt noch respektiert?

Oder mag?

Immerhin mache ich ihm gerade nichts als Arbeit und ich halte ihn von seiner vorigen Tätigkeit ab, oder?

„Ich hab Aoi geschrieben, dass sie sich keine Sorgen machen brauchen und du nachher wiederkommst, wenn du dich etwas ausgeruht hast. Er meint zwar, dass ich dich wohl entführt habe und gerade quäle, aber er ist zu faul dich retten zu kommen. Ansonsten... wenn du irgendetwas brauchst, dann sag es nur, ja? Ich werde dir schon nichts antun und du bist ja immerhin mein liebenswürdiger Kollege“, man hört seinen sarkastischen Unterton heraus.

Das macht mir Angst, ist er etwa schlecht drauf?

Ich verstehe Rui nicht, absolut nicht.

Er zieht die Decke etwas zurecht und tätschelt mir kurz den Kopf, ehe er weiter weg geht.

Also er scheint mich nicht zu hassen, ansonsten würde er so etwas nicht machen, oder?

Ich frage mich, ob er bei so etwas überhaupt irgendetwas empfindet.

Macht er so etwas gerne?

Das ist genauso wie Zungenküsse und normale Küsse zwischen ihm, seinen Bandkollegen und teilweise seinen Freunden.

Was empfindet er dabei?

Leise seufzend drehe ich mich auf die Seite und versuche auf andere Gedanken zu kommen.

Soll ich wirklich da drüber reden?

Vielleicht kann sich Rui da eher ein Urteil bilden, weil er mich nicht so gut kennt und die Sache deshalb etwas distanzierter betrachten kann.

Ich glaube nicht daran, aber ein Versuch ist es wert.

Ich habe sowieso nicht zu viel zu verlieren und vielleicht geht es mir danach besser.

Vielleicht hilft es mir auch ihm besser Vertrauen schenken zu können.

Ich fühle, wie ich langsam wieder wacher werde und mich fitter fühle.

Zwar fühle ich mich immer noch wie erschlagen, aber ich habe nicht mehr das Gefühl, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren.

Ich höre wie er wieder näher kommt, weshalb ich die Augen wieder öffne.

„Warum hast du nur so eine Angst vor anderen, hm? Das ist mir schon von Anfang an aufgefallen. Weil du dir nicht anders zu helfen weißt, verletzt du Fremde mit deinem Verhalten, damit sie dir nicht zu nahe kommen und dir weh tun können, oder? Es geht mich nichts an, aber das ist der Grund für dein Verhalten, oder? Du würdest anderen gerne den anderen nahe sein, aber du weißt nicht wie du das hinbekommen kannst. Und ich frage mich, wie man dir diese Angst nehmen kann. Immerhin will ich dir ja nicht an die Klamotten“, fügt er mit einem Lächeln hinzu.

„Damals haben mir meine Freunde schrecklich weh getan und ich habe Angst, dass es wieder passiert. Ich habe Angst davor, dass ich schon wieder durch diese Hölle muss und ich habe Angst davor, dass mich wieder keiner rettet und ich alleine bleibe“, erkläre ich ihm, ohne jedoch ins Detail zu gehen.

Je weniger er weiß, desto besser ist es, oder?

„Aber warum lässt du es zu, dass die Vergangenheit deine Gegenwart und Zukunft zerstört? Denkst du die Monster deiner Vergangenheit werden wieder zuschlagen? Und zwar bald?“, fragt Rui.

Seine Fragen sind nicht so direkt und aufdringlich, wie die meiner Bandkollegen.

Und sie sind mir auch nicht so unangenehm.

Er will keine Details.

„Damals ging das alles an die Presse und ich habe Angst davor, dass die Täter genau die Zeitungsartikel den Reportern geben. Meine Name taucht zwar außer in den Polizeiakten nirgends auf, aber man kann ja nie wissen. Alte Freunde von mir meinten, dass einer von den Tätern Rache will. Und ich möchte weder euch, noch die Band in Gefahr bringen“, beantworte ich seine Fragen.

Ohne groß zu zögern erwidert er: „Und was ist wenn es so ist? Versuch erst einmal mit eurem Manager zu reden, aber ich glaube kaum, dass das Management irgendetwas an euch heran kommen lässt. Ihr bringt doch jede Menge Geld ein, warum sollten sie also so etwas durchkommen lassen? Solange du dir selbst nichts zu Schulden hast kommen lassen, dann werden sie bestimmt zu dir halten. Aber bevor du den Kopf in den Sand steckst und dein ganzes Leben wegen so etwas wegwirfst, solltest du besser versuchen etwas zu retten. Immerhin bedeutet dir die Band sehr viel, also warum willst du sie dann verlassen?“

Vielleicht sollte ich wirklich einmal mit unserem Manager da drüber reden, er ist ja schließlich kein schlechter Mensch. Oder Sakai-san, er ist zwar nicht mehr für uns verantwortlich, aber er ist trotzdem noch mit mir befreundet.

Kopfschüttelnd schließe ich die Augen, versuche das aufkeimende Schwindelgefühl zu ignorieren.

Direkt kommt Rui wieder näher, legt vorsichtig eine Hand auf meine Stirn.

„Ist es okay, wenn Ryouga dir etwas zu Essen bringt? Vielleicht geht es dir dann besser...? Ich möchte dich gerade ungern allein lassen“, erkundigt er sich besorgt.

Ich nicke nur und kneife die Augen zusammen.

Ich möchte nicht, dass Rui wegen mir einen Krankenwagen rufen muss.

Ich bin doch noch viel zu jung zum sterben, oder?

Ich merke wie ich langsam abdrifte und ich versuche es erst gar nicht mich zu wehren, es ist doch eh alles hoffnungslos.

~

Als ich es nächste Mal die Augen öffne sitzt Ryouga auf dem Boden vor dem Sofa und unterhält sich mit Rui.

Als ich gewisse Worte höre, werde ich schlagartig rot im Gesicht.

Können die beiden nicht einmal normale Gespräche führen?

Ich stupse Ryouga an der Schulter, der sich auch direkt besorgt zu mir umdreht.

„Du wachst zu einem echt ungünstigen Zeitpunkt auf Ru-chan! Geht es wieder etwas? Ich hab dir ein Bento mitgebracht und Tee. Und mich selbst. War Rui-chan wenigstens gut zu dir? Ist er dir auch nicht an die Wäsche gegangen?“, will Ryouga direkt von mir wissen.

Seufzend schüttele ich den Kopf und setze mich auf.

Ich fühle mich um einiges ausgeruhter und hoffentlich bleibt das auch für ein paar Stunden so.

Direkt drückt mir Rui die Stäbchen und die offene Bentobox in die Hand, lächelt mich aufmunternd an.

Eher zögerlich beginne ich ganz langsam zu essen, Appetit habe ich keinen und eigentlich würde ich jetzt viel lieber im Bett liegen und einfach nichts tun.

Ryouga zieht den Papiereimer heran und legt einen Arm um meine Hüfte, streicht immer wieder leicht über meine Seite.

„Bevor ich gleich wieder rüber muss und von Kifumi befummelt werde, muss ich noch ein wenig mit dir kuscheln. Ich weiß ja nicht, ob dich Kai noch lange am Leben lässt“, schmunzelt Ryouga.

Ich zucke nur mit den Schultern und esse weiter den Reis, mit dem Gemüse und Hähnchenstreifen.

Rui sortiert gerade seine Notenblätter und ignoriert uns weites gehend.

Ryouga drückt mich noch ein ganzes Stück an sich, ehe er meint: „Ru-chan, magst du mir einen Gefallen tun? Lass dich wenigstens einmal vom Arzt durch checken, dann kannst du wenigstens sicher sein, dass es psychosomatisch ist. Ich kann auch mitkommen, aber bitte hör auf dich selbst so zu zerstören. Du kannst verdammt froh sein, dass Rui dich gefunden hat und keiner der Manager. Selbst wenn du ein paar Tage im Krankenhaus bleiben musst, dann wäre das kein Weltuntergang. Es ist besser du ziehst selbst die Notbremse, bevor sie dich am Ende noch für ein paar Wochen da behalten.“

Seufzend nicke ich und lege die Stäbchen samt leerer Bentoschale neben die Couch.

Erschöpft lehne ich meinen Kopf an Ryougas Schulter und schließe die Augen.

Ich habe keine Lust zum Arzt zu gehen.

Ich habe keine Lust mich mit den Konsequenzen meiner Taten auseinander setzen zu müssen.

Warum muss das Leben nur so kompliziert sein?

Warum muss alles noch schlimmer kommen, als es ohnehin schon ist?

Vielleicht sollte ich morgen wirklich ins Krankenhaus fahren, Ryouga zu Liebe.

Plötzlich wird schwungvoll die Tür aufgerissen, weshalb ich die Augen wieder öffne und mich etwas an Ryouga drücke.

Böse funkeln marschiert Aoi auf uns zu und stellt sich breitbeinig, mit verschränkten Armen vor uns hin.

Rui zieht ihn sofort seufzend etwas weg und drückt ihn auf einen Stuhl, lächelt ihn sanftmütig an.

Aber das alles nützt nichts, einmal in Rage hält Aoi so schnell nichts mehr auf.

Warum ist er denn so sauer?

Ist es, weil ich einfach verschwunden bin?

„Warum haltet ihr unseren Ru-chan so lange gefangen?! Wir machen uns schreckliche Sorgen um UNSEREN Ru-chan“, keift Aoi Rui an.

Seufzend wende ich mich an Aoi: „Die beiden halten mich nicht gefangen, falls es dir noch nicht aufgefallen ist. Rui war so lieb und hat sich um mich gekümmert, als ich eben fast umgekippt bin.“

Warum regt sich Aoi überhaupt so auf?

Oder ist er einfach einmal wieder schlecht drauf und sucht jetzt einen Sündenbock, der das ganze ausbaden darf?

„Wie viel haben sie dafür gezahlt? Wenn du mir die Wahrheit jetzt sagst, dann zahle ich das Doppelte, nein das dreifache“, wettert Aoi weiter.

Und er hat scheinbar wirklich grundlos schlechte Laune, warum ist er bloß so kindisch?

„Ryouga? Kannst du mir bitte helfen zurück zu unserem Proberaum zu kommen? Bevor Aoi hier noch alles in Schutt und Asche legt?“, frage ich Ryouga.

Er nickt nur und hilft mir aufzustehen, hält meine Hand in seiner.

Ryouga grinst, als er mit mir zusammen an Aoi vorbei geht, welcher vor Wut schnaubt. Hoffentlich tut er Rui nichts an?

Im Flur dann meint Ryouga zu mir: „Sorry, aber Aoi kann man so leicht ärgern. Drück einfach meine Hand, wenn irgendetwas ist, ja? Ich möchte dich ungern durch die Flure hier tragen gerade, wer weiß schon welcher Manager gerader hier herum geistert.“

Ich nicke nur und versuche mich vollends aufs Gehen zu konzentrieren.

Schweigend gehen wir so langsam zu unserem Proberaum und komischerweise kommt uns weder

Rui, noch Aoi hinterher.

Was die beiden wohl aufhält?

„Am Besten du fragst Kai direkt, ob er dich zum Krankenhaus fahren kann. Du bist immer noch ziemlich blass und je früher die dich einsperren, desto besser. Ah, ich kann es kaum erwarten dich besuchen zu können“, meint er freudestrahlend.

Schnippisch antworte ich: „Du stehst auf Krankenschwestern?“

Er wird direkt feuerrot im Gesicht, geht aber nicht weiter darauf ein.

Seufzend öffne ich die Tür vom Proberaum und direkt stürmt Uruha auf mich zu und nimmt mich in den Arm.

„Komm, ich fahr dich jetzt zum Arzt. Warum hast du uns denn nichts gesagt? Du siehst richtig bemitleidenswert aus“, meint Uruha und lässt mich gar nicht zu Wort kommen.

Ryouga lässt meine Hand und wuschelt mir ganz kurz durch die Haare, ehe er sich mit den Worten verabschiedet: „Aber wenn müssen sie schöne Rundungen haben. Bis dann.“

Seufzend lege ich meine Arme um Uruha, drücke mich richtig an ihn.

„Ich will hier weg Uru-chan. Aoi macht mir Angst“, murmele ich.

„Bedanke dich bei Reita, der musste das ganze ja auf die Spitze treiben. Der ist auch gerade mit Kai seine Schrammen im Gesicht am versorgen auf der Toilette. Du hast echt verpasst“, meint Uruha und kichert leise.

Er lässt mich los und schiebt mich zur Tür raus.

Langsam gehen wir die Flure entlang Richtung Parkplatz.

Hoffentlich behalten die mich im Krankenhaus nicht direkt da.

Aber ich finde es schön, dass sich Ryouga und Rui so um mich gekümmert haben.

Ich mag die beiden und Rui habe ich mittlerweile richtig ins Herz geschlossen.

Ob ich mich irgendwann auch so mit Shin verstehen werde?

Oder wem anderen?

Byou hängt ja auch ziemlich an mir und mir tut es immer Leid, wenn er so in seinen Selbstverzweifeln versinkt.

Aber wir zwei sind uns wohl doch sehr ähnlich in solchen Dingen.

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hoffentlich gefällt es wem m(_ _)m

momentan arbeite ich an 'Spiel mit mir'... Oder eher immer noch x_x Außerdem überlege ich mir eine Fanfic nur über Screw oder Born zu schreiben '-'

Untergang

Heute ist der dritte Tag hier in diesem Krankenhaus.

Momentan weiß ich immer noch nicht, wann ich denn nun entlassen werde.

Oder wie es weiter gehen soll.

Meine Band lässt mich in Ruhe und Uruha kommt nur, wenn ich ihn vorher darum bitte.

Ryouga besucht mich mindestens einmal am Tag und heitert mich somit wenigstens etwas auf. Gestern hatte er auch K dabei, der mir ein paar Zeitschriften mitgebracht hat.

So wirklich besser geht es mir immer noch nicht und ich bin viel zu erschöpft.

Selbst der Weg zur Toilette erscheint mir endlos lang und die meiste Zeit des Tages schlafe ich, wenn nicht gerade Besuch da ist.

Seufzend lasse ich die Beine von der Bettkante baumeln.

Ich möchte so schnell wie möglich wieder heim.

Hier habe ich ständig Langeweile und mein iPhone beschäftigt mich auch immer nur für wenige Minuten.

Neugierig gucke ich zur Tür, als sich diese öffnet.

Als ich Byou erkenne, der von Ryouga in den Raum geschoben wird, kann ich mein Grinsen nicht zurück halten.

Wie hat er ihn nur überredet bekommen? Byou hasst Krankenhäuser doch über alles?

Kurz vorm Bett lässt Ryouga den anderen los und stellt sich neben ihn.

„Ich hab dir eine kleine verschreckte Katze heute mitgebracht, ist sie nicht niedlich? Sorry nur Byou sah so aus, als könnte er wenig Liebe von dir vertragen“, erklärt mir Ryouga.

Nickend winke ich Byou zu mir, der auch ganz langsam herkommt.

Einladend klopfe ich neben mir aufs Bett und eher zögerlich setzt er sich dahin.

Was wohl passiert ist?

Er sieht so schrecklich verloren aus.

Ob er wieder Hassmails bekommen hat?

Dabei soll er die doch gar nicht lesen.

Seufzend ziehe ich ihn zu mir und halte ihn in meinen Armen.

Auf der Bühne ist er immer so schrecklich selbstbewusst, aber eigentlich ist er ganz schüchtern.

Nach einer gefühlten Ewigkeit lehnt er sich endlich an mich und er entspannt sich ein wenig.

Warum sagt er denn nichts?

Ryouga setzt sich lächelnd auf die andere Seite von Byou und umarmt ihn.

Er liebt es einfach zu kuscheln und ich will nicht wissen, mit was für Hintergedanken er das ganze gerade macht.

Nach einer Weile wird Byou immer schwerer und ich hab das Gefühl, dass er eingeschlafen ist.

Sein Gesicht hat er in meinem Oberteil vergraben, aber sein Atem ist ganz gleich und regelmäßig.

„Hilfst du ihn mir ordentlich hinzulegen?“, frage ich Ryouga.

Dieser nickt nur und hilft mir Byou ordentlich auf das Bett zu legen und ihn zuzudecken.

Erst jetzt fällt mir auf, wie dünn der andere wieder geworden ist und wie schrecklich blass. Ob es wirklich nur Mails sind? Hoffentlich hat er mit Rui keinen Streit?

Ryouga lässt sich lächelnd an dem kleinen Tisch nieder und schaut den schlafenden ganz verträumt an.

Es ist komisch den anderen einmal so schweigsam zu erleben.

Sonst kann er nicht still halten und redet pausenlos, egal ob ich ihm antworte oder nicht.

Ich lasse mich auf dem anderen Stuhl nieder und räume so leise wie möglich den Tisch etwas frei.

Neugierig frage ich Ryouga: „Ist heute irgendetwas passiert, oder warum ist Byou wieder so?“

Nachdenklich antwortet er mir: „Rui und er hatten sich heute gestritten, da Byou mal wieder am krank werden ist und sich trotzdem weigert endlich einmal gesund zu essen. Er hat mal wieder alles Gemüse weggeschmissen, was in seiner Bentobox war und Rui ist sowieso zur Zeit leicht reizbar, liegt wohl am Wetter. Auf jeden Fall hatte Kazuki mir das erzählt, da Byou nicht da drüber reden möchte. Aber mach dir keine Sorgen, die beiden beruhigen sich schon wieder.“

Ob er recht hat?

Seufzend lege ich den Kopf auf den Tisch und schließe die Augen, wann darf ich endlich wieder heim?

Die Antidepressiva machen mich noch irre.

Jetzt ist mir wieder schlecht und kalt, ohne nennenswerten Grund.

Die Ärzte meinen, dass die Nebenwirkungen in ein paar Tagen nachlassen und ich dann auch nicht mehr ganz so müde sein werde.

Der Arzt und Uruha haben lange auf mich eingeredet und ich habe deshalb auch viel geweint, aber letztendlich ist es jetzt beschlossene Sache, dass ich die Antidepressiva nehme.

Auf jeden Fall so lange, bis ich mich wieder besser fühle.

„Huh? Ruki-chan, was ist los?“, fragt Ryouga mich verwundert.

„Mir ist schlecht“, jammere ich.

Ein wenig öffne ich die Augen und gucke Ryouga ganz wehleidig an.

Direkt steht er auf und geht mir eine der Westen holen, die auch direkt um meine Schultern legt.

Kurz darauf holt er dann auch meine heißgeliebte Teetasse und stellt sie vor mich.

Missmutig setze ich mich hin und trinke etwas von dem Tee, wessen Idee war das noch einmal mit dem Krankenhaus?

„Sorry, dass Byou jetzt einfach dein Bett blockiert. Ich wusste zwar, dass es ihm schon ein paar Tage nicht gut geht, aber damit hab ich nicht gerechnet. Ich werde ihm gleich einfach etwas leckeres zu Essen kaufen, vielleicht muntert ihn das wieder etwas auf? Und was muss ich mit dir machen, damit du nicht wie jemand auf der Schlachtbank guckst?“, fragt Ryouga mich.

„Massierst du mich etwas an den Schultern? Und bitte erzähl mir irgendetwas belangloses, die Tabletten machen mich einfach nur fertig“, meine ich zu Ryouga.

Es klopft leise an der Tür und es kommt eine junge Krankenschwester mit einer Infusion zu uns.

Ist es etwa schon wieder Zeit dafür?

Ich bekomme jeden Tag zwei Stück, damit es mir nicht noch schlechter geht.

Ich krempele etwas meinen Ärmel hoch, damit sie besser an den Zugang kommt.

Innerhalb kürzester Zeit hat sie mich wieder mit der Infusion an das Wägelchen gekettet und ich frage mich, wie lange ich noch diese Infusionen bekommen werde.

Irgendwann wird es mir doch wieder besser gehen, oder?

„Bitte essen sie heute etwas mehr, ansonsten bekommen sie morgen drei Stück von denen“, meint die Krankenschwester und verlässt wieder den Raum.

„Ru-chan, ist wirklich alles okay? Du solltest vielleicht doch einmal den Rest der Band empfangen. Es machen sich alle unglaubliche Sorgen um dich. Obwohl du jetzt hier bist, baust du immer weiter ab und die Ärzte meinen, dass du vielleicht diesen Monat nicht mehr überleben wirst. Was erwartest du von uns, Ru-chan? Was können wir tun, damit du dem Leben an sich noch eine Chance gibst? Ich hab Angst um dich“, meint Ryouga und wendet den Blick von mir ab.

Stattdessen starrt er Byou an, der immer noch friedlich in meinem Bett liegt und schläft.

Verletzt beiße ich auf die Unterlippe und senke den Blick.

Ist es wirklich so schlimm?

„Ich geh jetzt für Byou und mich was kaufen. Ich erwarte keine Antworten mehr von dir, Ru-chan. Aber ich möchte nicht miterleben, wie du stirbst. Wenn du wirklich sterben willst, dann werden Uruha und ich dich nicht mehr besuchen kommen. Aber dann verlass bitte auch das Krankenhaus und mach den Ärzten nicht noch zusätzlichen Stress“, meint Ryouga mit eiskalter Stimme.

An meinem ganzen Körper bildet sich eine Gänsehaut und ich fange an zu zittern.

Er macht mir Angst.

Er macht mir so unglaubliche Angst.

Wollen sie mich wirklich im Stich lassen?

Ich möchte doch nicht sterben, ich möchte leben!

Aber ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, wieder zurück ins Leben zu finden.

Ryouga verlässt den Raum ohne sich noch einmal umzudrehen, bin ich ihm wirklich so egal geworden?

Seufzend stehe ich auf und gehe samt Wägelchen zum Bett, wo ich mich auf die Bettkante setze.

Vorsichtig streiche ich Byou über den Rücken.

Ich möchte nicht alleine sein.

Langsam kullern die Tränen über meine Wangen und ich mache mir noch nicht einmal die Mühe sie zu unterdrücken.

Warum muss das Leben nur so weh tun?

Warum kann ich nicht einfach wieder glücklich sein?

Schluchzend wische ich mir mit dem Ärmel über das Gesicht, wann habe ich verlernt zu leben?

Obwohl Byou langsam wach wird, kann ich diese sinnlose Flut an Tränen nicht zurück halten.

Warum musste es so weit kommen?

Nur kurz guckt Byou in mein Gesicht, ehe er sich aufsetzt und mich in eine feste Umarmung zieht. Vorsichtig geht er unter den Stoff meines Oberteils und streicht immer wieder über meinen Rücken und wiegt mich ganz sanft hin und her.

Seufzend entspanne ich mich und lehne mich an ihn, kralle mich mit einer Hand an seiner Kapuzenjacke fest.

So sitzen wir eine ganze Weile stumm da, ehe ich mich endlich beruhigt habe.

Seufzend lasse ich Byou los.

„Leg dich etwas aufs Bett, ja Ru-chan?“, bittet Byou mich.

Als ich mich hingelegt habe, deckt er mich zu, haucht mir einen Kuss auf die Stirn.

Das Bett ist schön warm, wo er gelegen hatte.

Eher zögerlich legt sich Byou zu mir unter die Decke, zieht mich wieder in eine feste Umarmung.

„Warum darf niemand wissen, dass du hier bist? Selbst Kai hatte mir gestern nichts gesagt und ohne Ryouga wüsste ich davon auch nichts. Magst du vielleicht ein Bild von Koron sehen? Dem kleinen geht es bei Kai ganz gut und er vermisst dich schrecklich“, meint Byou lächelnd.

Ich nicke als Antwort.

Weiß wirklich niemand etwas von meinem Aufenthalt hier?

Scheinbar wollen die Manager mich vor der Presse schützen.

Ohne Ryouga wüsste wahrscheinlich noch nicht einmal K etwas von meinem Aufenthalt hier, oder?

Hoffentlich verursache ich nicht zu viel Stress.

Byou fischt vorsichtig sein Handy aus der Hosentasche und tippt einige Zeit darauf herum.

Ob es ihm wieder etwas besser geht?

Grinsend hält er mir sein Handy vor die Nase.

„Und werde jetzt ganz schnell wieder gesund, nicht nur dein Hund vermisst dich schrecklich“, gibt Byou zu.

Auf dem Foto sieht man Koron, wie er den Fernseher anstarrt. Scheinbar hat Kai Byou wieder irgendeine DVD mit privaten Videos von uns gezeigt. Man sieht mich und Reita am Strand, beide in Badeshorts.

Wir sollten noch einmal so etwas unternehmen, ich vermisse diese unbeschwerten Tagen so schrecklich.

Lächelnd packt Byou das Handy wieder weg und kuschelt sich an mich.

Es tut gut.

Hoffentlich lässt mich Ryouga nicht im Stich.

Wo bleibt er überhaupt so lange?

Ich lege den Arm mit der Infusion auf Byou.

Ich schließe die Augen und döse etwas vor mir her.

Im Halbschlaf bekomme ich mit, wie Leute das Zimmer betreten und etwas auf meinem Nachtisch und wo anders hingestellt wird.

Ich mache mir nicht die Mühe die Augen zu öffnen, als jemand die Infusion entfernt und den Zugang.

Jemand verlässt das Zimmer und ich frage mich, ob alles okay ist?

Byou schlüpft schon wieder unter mein Oberteil und streichelt mich ganz zaghaft am Rücken und haucht mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er meint: „Und jetzt aufstehen, es gibt Essen.“

Ich drücke mich etwas an Byou und umarme ihn, ehe ich die Augen öffne und lächle.

Mühselig stehe ich auf und setze mich gegenüber Ryouga an den Tisch.

Er schaut so aus, als hätte er geweint? Habe ich ihn schon wieder so verletzt?

Byou setzt sich direkt neben mich und schweigend fangen wir an zu essen.

Es fällt mir irgendwie viel leichter alles auf zu essen, als heute Mittag. Heute Mittag hatte ich fast gar nichts gegessen, da ich einfach keinen Hunger hatte.

Wahrscheinlich deshalb, weil ich heute Morgen umgekippt bin nach der Sitzung beim Psychologen.

Ohne ein Wort zu sagen schiebt Byou die eine Hälfte von seinem Gemüse auf meinen Teller und die andere isst er. Er verzieht zwar ab und an sein Gesicht dabei und man merkt wie schwer es ihm fällt, aber scheinbar hat Ruis Standpauke etwas genutzt.

Ich esse noch das restliche Gemüse, ehe ich etwas Kräutertee trinke und den Pudding esse.

Ryouga beobachtet mich ganz nachdenklich.

Was er sich wohl dabei denkt?

Nachdem ich alles gegessen habe, gehe ich zurück zu meinem Bett und lege mich unter die Bettdecke.

Mein Blutdruck scheint ins bodenlose zu sinken, auf jeden Fall fühlt es sich so an.

Ich möchte nicht schon wieder das Bewusstsein verlieren!

Seufzend schließe ich die Augen und versuche ganz langsam zu atmen.

Gleich ist es sowieso wieder vorüber.

Scheinbar hält Ryouga den anderen davon ab zu mir zu kommen und ich bin froh darum.

Doch dieses Mal scheint es nicht vorbei zu gehen, stattdessen wird mir immer komischer und ich habe das Gefühl zu fallen. Ich zittere am ganzen Körper und bekomme Angst.

Wie durch Watte höre ich, dass jemand zu meinem Bett kommt und mir die Brille abnimmt.

Das letzte was ich mitbekomme ist, wie jemand meine Hand nimmt und mir irgendetwas zu ruft.

Ich habe nicht die Kraft mich gegen diese endlose Dunkelheit zu wehren.

~

Als ich es nächste Mal wach werde ist es im Raum fast dunkel, da jemand die Jalousien herunter gelassen hat.

Ich erkenne die Monitore, die meinen Herzschlag und anderes aufzeichnen.

Also hat sich mein Zustand verschlechtert, oder?

Ich fühle mich leicht benebelt und merke kaum, dass jemand meine Hand hält.

Wie lange war ich bewusstlos?

Was ist in der Zwischenzeit passiert?

Jemand setzt mir wieder die Brille auf und streicht vorsichtig über meinen Wangenknochen.

Es ist wohl Uruha, aber wo sind die anderen beiden hin?

Ich muss wohl die ganze Nacht durchgeschlafen haben, wie es scheint.

„Ryouga kommt erst morgen wieder. Das gestern war wohl etwas zu viel für ihn und ich bin froh, dass er heute Morgen wenigstens wieder etwas besser dran war. Und jetzt kümmere ich mich erst einmal etwas um dich, damit du so schnell wie möglich wieder diese Monitore los wirst“, meint Uruha.

Uruha stellt das Bett so, dass ich in eine sitzende Position komme.

Er zieht den Tisch vom Bett so, dass ich etwas essen kann.

Muss ich wirklich schon bald sterben?

Scheinbar hat mir Uruha etwas aus der Bäckerei mitgebracht.

Langsam esse ich das Melonpan.

„Uru-chan, ist sonst noch jemand hier? Kann der vielleicht herkommen?“, frage ich vorsichtig nach.

Uruha nickt nur und verlässt den Raum.

Da ich schon nachdem kleinen bisschen satt bin, ignoriere ich einfach den Rest und trinke den Kakao. Langsam geht es mir etwas besser und hoffentlich bin ich morgen schon wieder diese Geräte los und diese nervige Infusion.

Uruha kommt mit Reita zurück ins Zimmer, der auch sofort zu mir ans Bett kommt und mir durch die Haare wuschelt.

„Mein kleiner Ru-chan“, meint er nur und setzt sich auf den Stuhl.

Es ist toll ihn zu sehen, meinen großen Bruder.

Lächelnd zieht Uruha etwas meine Bettdecke hoch und tätschelt kurz meinen Kopf.

Ich frage mich, ob ich je wieder ein normales Leben führen werde.

Kann ich wirklich bald wieder nach Hause?

Uruha nimmt die Wolldecke von einem der Stühle und breitet diese über mir aus, nachdem er den Tisch wieder zurück geschoben hat.

Gespielt tadelnd meint Reita: „Wehe die müssen uns noch einmal mitten im Meeting anrufen! Es war die Hölle einen völlig hysterischen Uruha hierher fahren zu müssen, nur um von einer Krankenschwester den völlig aufgelösten Ryouga in die Arme gedrückt zu bekommen. Es war Horror die ganze Zeit warten zu müssen, bis endlich deinen Zustand stabilisiert bekommen hatten. Ru-chan, bitte tu mir das nicht noch einmal an. Ich hatte mich so auf mein Bett gefreut, aber stattdessen musste ich die ganze Nacht Uruha beruhigen, während Byou in Ryougas Krankenhausbett geschlafen hatte. Und jetzt bin ich immer noch hier, weil ich meinen kleinen Bruder schlecht bei dieser hysterischen Bestie lassen kann.“

Verärgert plustert Uruha die Wangen auf und setzt sich an den Tisch.

Ich bin froh, dass Reita jetzt bei mir ist und nicht Kai.

Allein seine Anwesenheit beruhigt mich auf seltsame Weise.

Und ich kann für einen Moment vergessen, warum ich überhaupt hier liege und was Ryouga gestern zu mir gesagt hatte.

Wiedersehen

Ich war fast einen kompletten Monat im Krankenhaus.

Mittlerweile geht es mir wieder um einiges besser und mein Körper hat sich komplett an die Tabletten gewöhnt.

Aber trotzdem wohne ich zur Sicherheit noch einige Zeit bei Kai, damit ich mich noch schonen kann.

Oder eher die Präsidentin der PSC besteht höchstpersönlich darauf, dass ich noch einige bemuttert werde. Mir geht es noch nicht perfekt, aber meiner Meinung nach würde ich locker alleine parat kommen.

Momentan interessiert dieses jedoch niemanden.

Zu Ryouga habe ich seit diesem einen Tag überhaupt gar keinen Kontakt mehr.

Einerseits bin ich deshalb ziemlich traurig, aber andererseits bin ich glücklich darüber.

So muss sich der andere keine Sorgen um mich machen, oder?

Und ich will ihm schließlich keine Probleme bereiten.

Heute sollte ich eigentlich mit zur PSC fahren, damit wir wieder ein wenig proben können, jedoch bin ich seit gestern Abend krank und liege nur im Bett.

Kai hat mir heute sogar das Frühstück ans Bett gebracht, damit ich möglichst schnell wieder gesund werde. Er war auch derjenige, der mir für heute strenge Bettruhe verordnet hat.

Selbst mit Koron geht er ohne Murren spazieren und ich habe manchmal das Gefühl, dass er es genießt.

Langsam müsste er auch wieder kommen, da er ja nicht ewig arbeiten kann.

Außerdem bekomme ich langsam Hunger, aber ich fühle mich zu schlapp fürs Kochen.

Grummelnd tue ich es meinem Hund gleich und schließe die Augen, döse noch ein wenig vor mir her.

Erst als jemand das Zimmer betritt und zu mir ans Bett kommt öffne ich meine Augen wieder und starre mitten in das besorgte Gesicht von Kai.

Warum ist er denn nicht früher zu mir kommen? Er ist ja jetzt schon wieder einige Zeit zurück und hat scheinbar in der Küche gearbeitet. Auf jeden Fall kommt es mir so vor.

Auf jeden Fall war ich kurz eben aufgewacht Dank dem Lärm in der Küche, jedoch war ich zu faul aufzustehen.

„Ist alles in Ordnung? Das Abendessen wartet in der Küche auf dich und ich habe dir eine Überraschung mitgebracht“, meint Kai fröhlich lächelnd.

Ich schüttele nur den Kopf und rappele mich etwas auf, lasse mir von Kai aus dem Bett helfen.

Seufzend schnappe ich mir die Kapuzenjacke vom Bett und ziehe diese über.

Obwohl ich die Tabletten nehme, habe ich immer noch diese Tiefs und manchmal habe ich Schwierigkeiten mich nicht komplett hängen zu lassen.

Kurz bevor Kai das Zimmer verlässt umarme ich ihn von hinten, drücke mich richtig an ihn.

Ich hasse es alleine zu sein.

Immer wenn ich alleine bin, mache ich mir so schrecklich viele Gedanken um Dinge, die ich nicht ändern kann.

„Wenn du nicht willst, dann musst du nicht mitkommen Ru-chan“, bietet mir Kai an.

Ich lasse ihn los und antworte: „Nein, ist schon okay. Mir geht es wieder ein wenig besser und ich möchte nicht den ganzen Tag teilnahmslos im Bett herum liegen.“

Kai hat sich komplett an meine komischen Launen gewöhnt und wahrscheinlich hat er sich auch unzählige Tipps von meinem Psychologen geben lassen.

Es ist bestimmt nicht leicht mit einem depressiven zusammen zu wohnen, oder?

Er nickt nur und geht mir voraus in die Küche.

Der Essenstisch ist für 5 Personen gedeckt und ich frage mich, wen er bloß mitgebracht hat.

Die restlichen aus der Band sind es wahrscheinlich nicht, die habe ich sowieso die letzte Zeit zu oft gesehen.

Nachdem ich dem Manager und den anderen den Grund für meinen Zusammenbruch auf Anraten meines Psychologen per Brief mitgeteilt hatte, haben die anderen mich auch endlich wieder in die Arbeit mit eingebunden.

Der Manager war sogar ein paar Mal danach bei mir im Krankenhaus und hat mir Kekse und alles Mögliche mitgebracht. Sogar Briefe und Geschenke von den Fans hatte er mitgenommen.

Er war sogar ganz einfühlsam, als er mit mir noch einmal ganz in Ruhe über alles gesprochen hatte.

Nervös fange ich an mit dem Saum von meinem Oberteil zu spielen und lasse mich schon einmal auf einem Stuhl nieder.

Das ganze macht mir Angst.

Kai verlässt den Raum und lässt mich mit dieser Angst ganz alleine.

Ich möchte weglaufen.

Ich möchte Kai jedoch nicht enttäuschen.

Meine Hände zittern und ich fange an zu schwitzen, warum kommt Kai nicht zurück?

Ich habe immer noch ein wenig Angst vor anderen Menschen.

Eigentlich habe ich fast schon panische Angst, besonders an Tagen wo es mir nicht so gut geht.

Jemand schleicht sich von hinten an und fängt ganz zärtlich an über meinen Brustkorb zu streichen, immer und immer wieder.

Ich habe Angst, wer ist das?

Ich traue mich nicht mich zu bewegen.

Er scheint mir auf alle Fälle nichts Böses zu wollen, ansonsten hätte Kai ihn nie im Leben zu mir gelassen.

Derjenige haucht mir zarte Küsse auf den Kopf und hält mich plötzlich fest.

Irgendetwas Nasses tropft auf meinen Kopf und ich höre jemanden schluchzen.

Wer ist das?

Ängstlich senke ich etwas den Kopf und starre auf das Schweißband von Born und diese Hände können einfach nur Ryouga gehören.

Aber was macht er denn hier?

Ich habe gedacht, er mag mich jetzt nicht mehr?

Nervös schlucke ich, versuche die Angst zu unterdrücken.

Weint er etwa?

Hat er mich etwa vermisst, genauso viel wie ich ihn?

Vorsichtig ziehe ich ihm das Schweißband aus und er wehrt sich auch gar nicht, als ich es stattdessen mir anziehe.

Was soll ich nur tun, damit er aufhört zu weinen?

„Ryou-chan, magst du dich vielleicht etwas setzen?“, biete ich ihm an.

Ich möchte nicht, dass er wegen mir zusammen bricht.

Seine Schluchzer treiben mir die Tränen in die Augen.

Ich habe das alles so nicht gewollt.

Erst nach endlosen Minuten lässt er mich los und setzt sich mit völlig verquollenen Augen neben mich und schnieft vor sich hin.

Lächelnd nehme ich seine Hand in meine und streiche darüber.

Die Luft fühlt sich so an, als könne man sie mit einem Messer schneiden.

Mir ist das alles total unangenehm und ich fühle mich schrecklich überfordert.

Er erwidert mein Lächeln und wischt sich mehrmals mit dem Ärmel über sein Gesicht und hört ganz auf zu weinen, was für ein Glück!

Scheinbar hatte er wohl nicht mehr damit gerechnet, dass ich wieder zurück in ein halbwegs normales Leben finde. Kai war auch ganz überrascht, als ich vom Friseur wieder kam und ihn mit meinem tollen neuen braunen Haaren überrascht habe.

Reita hatte mich mitgenommen und es hat mir gut getan, einmal wieder so normale Dinge zu tun.

Allgemein haben sich Reita und Uruha die letzten paar Tage fast schon rührend um mich gekümmert.

„Ich geh mal kurz auf Klo. Sorry, dass ich so eine Heulsuse bin“, entschuldigt sich Ryouga und verlässt fast schon fluchtartig den Raum.

Kopfschüttelnd begutachte ich das Essen, es gibt heute wohl Sukiyaki wie es scheint.

Schon nach kurzer Zeit kommt Rui zusammen mit Byou, die mich beide einmal kurz umarmen und sich dann an den Tisch setzen. Wo ist denn Kai hin?

Leise kichernd meint Byou zu mir: „Ich glaube du kannst schon einmal dein Testament schreiben. Kifumi war absolut nicht begeistert davon, dass du seinen Ryou-chan schon wieder zum Weinen gebracht hast.“

Verwundert frage ich ihn: „Schon wieder? Ich weiß ehrlich nicht, warum Ryouga eben geweint hat oder was alles nachdem ihr beide mich besucht hattet passiert ist. Die anderen haben mich so gut es geht von allem möglichen abgeschirmt.“

Nachdenklich antwortet er mir: „Ryouga hatte einen Nervenzusammenbruch, nachdem du bewusstlos geworden bist. Ich war mit ihm die ganze Nacht noch im Krankenhaus, ehe Tomo ihn heimgebracht hatte. Ryouga war fast die ganze Woche zu nichts zu gebrauchen und deshalb hatten wir ihm auch den Kontakt zu dir verboten. Er macht sich halt schreckliche Vorwürfe und er hatte sich deshalb auch ziemlich von allen abgeschottet. Allgemein war er die letzten Wochen ziemlich komisch. Heute Morgen kam Kai und hat uns eingeladen, damit du wieder ein wenig mehr mit deinen Freunden zu tun hast. Ich glaube kaum, dass du den ersten Schritt auf uns zugegangen wärst. Nachdem Tomo Ryouga das gesagt hatte, hatte dieser nur noch geweint und auch auf der Fahrt hier hin haben wir ihn kaum beruhigt gekommen. Kai wollte euch beiden ein Gespräch alleine ermöglichen, aber Ryouga packt das einfach nicht. Du musst dir keine Vorwürfe deshalb machen, wahrscheinlich geht es Ryouga gleich auch wieder besser.“

Nickend spiele ich wieder mit dem Saum meines Oberteils und erwidere Byous warmes Lächeln.

Ich hätte nie vermutet, dass ich Ryouga wirklich so viel wert bin wie ein Bruder. Und ich habe immer gedacht, dass die anderen es nur so daher sagen.

Zaghaft tätschelt mir Rui den Kopf und meint: „Und jetzt lächle, damit würdest du Ryouga alleine schon eine sehr große Freude machen.“

Auch nach einiger Zeit kommen die anderen beiden nicht und ich frage mich, ob Ryouga vielleicht Kai gefressen hat?

Lächelnd hält auf einmal Rui meine Hände fest, so dass ich nicht mehr mit ihnen herum spielen kann.

Frustriert seufze ich, als nach weiteren fünf Minuten Kai ganz alleine zu uns kommt und Tee in eine Tasse gießt. Wo zum Teufel hat er Ryouga gelassen?

Besorgt legt Byou die Stirn in Falten und fragt: „Ist alles okay mit ihm? Kommt er nicht zum Essen?“

Leise lachend antwortet Kai: „Er kommt direkt. Wenn er wieder heult, dann könnt ihr gerne Ruki dafür schlagen. Ruki ist momentan genauso einfühlsam wie ein Stück Brot.“

Ich würde dem ja sehr gerne widersprechen, jedoch muss ich dieser Aussage zustimmen. Ich kann mich zurzeit sehr schwer in andere hinein versetzen und in Sachen trösten war ich schon immer eine Niete.

Grinsend stellt Kai die Teetasse auf den Platz neben mir und setzt sich dann neben Byou.

Nach relativ kurzer Zeit stößt Ryouga zu uns, der immer noch recht verheult aussieht.

Während Kai mit Byou und Rui herum scherzt, ignoriere ich die drei schweigend. Ich vermisse den gesprächigen Ryouga.

Seufzend lege ich die Stäbchen hin, als ich genug gegessen habe.

Laut den Ärzten dauert es noch viele Wochen bis ich wieder annähernd belastbar bin, geschweige denn ein normales Leben führen kann. Es kann auch sein, dass meine Gesundheit sich wieder zum Schlechten verändert, einfach so.

Ich soll es langsam angehen, alles.

Wenn ich eine normal große Portion esse, dann kippe ich einfach so um, da mein Blutdruck so schon viel zu niedrig ist und wegen dem Blutmangel wird das alles noch verschlimmert. Die Ärzte wollen mir jedoch keine Mittel dagegen geben, damit ich nicht abhängig werde und nur noch auf der Medizin aufbaue. Sie haben Angst, dass ich mich dann zu sehr verausgaben würde.

Momentan bin ich auf eigener Gefahr wieder draußen, jedoch muss ich alle paar Tage beim Psychologen vorbei schauen und beim normalen Arzt. Sobald es mir wieder merklich schlechter geht muss ich wieder stationär behandelt werden.

Als sich das gewohnte Schwindelgefühl einstellt schnappe ich mir Ryougas Hand und zerre ihn fast schon hinter mir her ins Schlafzimmer.

Rui und Byou hatten mich erst geschockt und dann ziemlich besorgt angeguckt.

Lächelnd lege ich mich aufs Bett und winkle die Beine an, während sich Ryouga neben mich legt und sich sofort an mich kuschelt.

Er scheint wirklich ziemlich erschöpft zu sein.

Lächelnd schließe ich die Augen und genieße einfach den Moment.

Das Schwindelgefühl wird sowieso gleich nachlassen, nicht so wie das eine Mal im Krankenhaus. Ich hätte das Essen nicht komplett aufessen sollen, dann wäre mein Blutdruck wahrscheinlich auch nicht nicht ganz so tief gesunken. Ich hätte meinem Körper im Vorfeld nicht die wichtigsten Dinge wie Nahrung und Getränke vorenthalten sollen über einen längeren Zeitraum.

Kai hatte zwar auf mich geachtet, jedoch konnte er mich nicht den ganzen Tag vollkommen überwachen und oft hatte ich mich heraus geredet.

Aber jetzt versucht er dieses besser zu machen und er versucht alle Mahlzeiten mit mir am Tag zusammen zu essen. Er erinnert mich auch mehrmals täglich ans trinken, lediglich an die Tabletten denke ich selbst.

Ryouga ist wahrscheinlich einfach nur verdammt froh neben mir liegen zu können. Oder überhaupt hier sein zu dürfen. Auf jeden Fall scheint ihn meine Aktion von eben nicht zu stören.

„Du hast nicht aufgegeben, oder? Du bist nicht heim gekommen, um zu sterben, oder?", fragt mich Ryouga plötzlich mit leiser und brüchiger Stimme.

Er wirft mich gerade völlig aus der Bahn mit seinen Fragen.

Ich möchte leben und nicht sterben, aber trotzdem habe ich das Krankenhaus verlassen, obwohl ich gesundheitlich immer noch total angeschlagen bin.

Aber die Ärzte meinen, dass mir der Alltag von Kai eher zurück ins Leben hilft, als irgendwelche Therapien. Laut ihnen merkt man, dass ich sehr an der Musik hänge und in den Momenten wo ich arbeite glücklich bin. Auch Kai hatte das gemeint, als wir zusammen auf meinem Krankenhausbett Songtexte bearbeitet hatten.

Deshalb bin ich auch wieder daheim, da die Therapie an sich nichts mehr gebracht hatte.

Ich schaffe es einfach nicht über die Sache von damals hin wegzukommen und es fällt mir unglaublich schwer mich selbst nicht abgrundtief für das alles zu hassen.

Seufzend öffne ich die Augen und drehe mich zu Ryouga, der scheinbar schon wieder weint. Auf jeden Fall verdeckt er sein Gesicht mit seinen Händen.

„Ich kann dich doch nicht alleine lassen, Ryou-chan. Komm wir gehen etwas zu den anderen, oder willst du dich etwas ausruhen? Du siehst ziemlich fertig aus", versuche ich so einfühlsam wie möglich zu sagen.

Er schüttelt den Kopf und dreht sich etwas von mir weg.

Seufzend stehe ich auf und werfe ihm eine Decke über, ehe ich ihm über die Schulter streiche und den Raum verlasse.

Es tut weh ihn so verletzt zu sehen.

Ist es wirklich meine Schuld?

Aussprache

Auch nachdem Byou mit Ryoga gesprochen hatte, will dieser immer noch nicht zu uns ins Wohnzimmer kommen.

Hat er etwa Angst vor mir?

Aber warum?

Hatte ich irgendetwas falsches getan oder gesagt?

Rui meinte eben, dass Ryoga wahrscheinlich einfach nur glücklich darüber ist mich endlich wiedersehen zu können.

Aber seit wann weinen Menschen so lange, wenn sie glücklich sind?

Oder hatte er wirklich gedacht gehabt, dass ich aus der ganzen Sache nicht mehr lebend herauskomme würde?
 

Seufzend ziehe ich Byou etwas näher zu mir, der sich jetzt schon einige Zeit an meine Schulter lehnt. Er kommentiert das ganze nur mit einem Grummeln und rückt sich auf mir zurecht.

Ich frage mich, ob er jetzt schon müde ist?

Kai unterhält sich über irgendetwas belangloses mit Rui und die beiden nehmen kaum Notiz von uns beiden.

Und Byou hat scheinbar gar keine Lust darauf irgendetwas gerade zu tun.
 

Als leise schlurfende Schritte zu hören sind, gucke ich direkt Richtung Tür und erblicke einen ziemlich durch den Wind wirkenden Ryoga.

Langsam kommt er zu uns und jetzt als er neben mir sitzt, sehe ich wie er leicht zittert.

Ob er einen Alptraum hatte?

Stumm kauert er sich zusammen und vergräbt sein Gesicht hinter seinen Händen.

Alarmiert setzt sich Byou auf und steht auf, ehe er sich vor Ryoga hin hockt und ihm vorsichtig über das Bein streicht und leise fragt: „Was ist los?“

ryoga schüttelt nur den Kopf, weshalb ich ihn vorsichtig in meine Arme ziehe und ganz zaghaft hin und her wiege.

Es tut weh ihn so verletzt zu sehen.

Byou schüttelt nur den Kopf und setzt sich wieder neben mich.

„Ignoriere ihn einfach, Ruki", meint er nur resigniert.

Warum soll ich ihn ignorieren?

Ist Byou etwa sauer auf ihn?

Ist irgendetwas die letzten Tage vorgefallen, von dem ich nichts weiß?

„Aber ich kann ihn doch nicht einfach ignorieren!", widerspreche ich sauer.

Seufzend ziehe ich Ryoga halb auf mich und drücke ihn so fest wie möglich an mich.

Ich möchte ihn unter keinen Umständen verlieren!

Ryoga nimmt endlich die Hände von seinem Gesicht und schließt die Augen, kuschelt sich an mich.

„Schlaf etwas, ja? Wir können morgen reden, wenn du möchtest. Aber jetzt solltest du dich erst einmal ausruhen, immerhin hau ich dir ja nicht ab“, meine ich lächelnd.

Byou nickt nur und lehnt sich wieder an mich, schließt die Augen.

Wollen die jetzt beide mehr oder weniger auf mir schlafen?

Da mich die Wärme der beiden schläfrig macht und weder Kai noch Rui mich irgendwie beachten, schließe auch ich die Augen und döse etwas vor mir her.
 

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit spüre ich, wie mir jemand ganz zaghaft über die Haare streicht.

Als ich die Augen öffne sehe ich direkt in Ruis Gesicht, der zaghaft am lächeln ist.

„Magst du nicht lieber im Bett schlafen?“, fragt mich dieser.

Erst jetzt fällt mir auf, dass Byou und Ryoga in einem Futon in der Nähe von mir liegen.

Lassen mich die Antidepressiva wirklich so tief und fest schlafen?

Ich nicke nur und wir wünschen uns gegenseitige eine 'Gute Nacht', als ich den Raum verlasse und zu Kai ins Schlafzimmer gehe.

Wortlos lege ich mich zu ihm ins Bett und ziehe die Bettdecke bis an mein Kinn.

Ist er sauer auf mich?

Immerhin ist es auch meine Schuld, dass Ryoga so leidet.

Seufzend knipst Kai das Licht aus und wünscht mir eine 'Gute Nacht', was ich nur mit einem Nicken quittiere.

Ich mache mir unglaubliche Sorgen um Ryoga.

Warum sind zwischenmenschliche Beziehungen nur so verdammt kompliziert?
 

Ich weiß gar nicht wie lange ich so da liege und einfach nur aus dem Fenster starre, aber irgendwann kommt Ryoga ins Zimmer geschlichen und hockt sich genau vor mein Gesicht.

„Darf ich mich zu dir legen? Ich möchte morgen nicht alleine aufwachen“, flüstert er leise.

Er klingt ziemlich beschämt, ob er lange über diese Frage nachgedacht hatte?

Ich nicke nur und ohne zu zögern klettert er über mich, klammert sich richtig gehend an mich.

Hat er etwa Angst davor, dass ich mitten in der Nacht weglaufen könnte?

Ob er etwa das geträumt hatte? Und war er wegen dem Traum dann so durch den Wind, als er zu uns ins Wohnzimmer gekommen war?

Er ist ziemlich warm und ich finde es angenehm von ihm so behandelt zu werden.

Ob es ihm genauso geht?
 

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich es nächste Mal irgendetwas bewusst wahrnehme ist es schon hell in Kais Schlafzimmer.

Ryoga liegt immer noch neben mir und schläft.

Er sieht ein wenig blass aus und die Uhrzeit verrät mir, dass wir eigentlich schon längst Mittag haben.

Warum hat uns Kai nicht geweckt?

Seufzend schäle ich mich aus der Bettdecke und gehe in die Küche, wo ich auf Kai treffe.

Direkt fragt er: „Schläft Ryo-chan noch?“

Ich nicke nur und nehme mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und nehme direkt eine meiner Tabletten.

Heute geht es mir sogar ausgesprochen gut, im Vergleich zu gestern.

„Muss er nicht arbeiten?“, erkundige ich mich.

„Eigentlich schon, aber ich hatte eben mit Ray-chan telefoniert und er meinte auch, dass Ryoga am Besten heute noch bei uns bleibt. Seine Stimme ist sowieso ein wenig angeschlagen und ihr zwei solltet dringend einmal miteinander reden.“
 

Also ist auch seine Band dafür, dass wir dieses Problem endlich einmal aus der Welt schaffen.

Aber wie zum Teufel sollen wir das bewerkstelligen?

Gibt es überhaupt noch Hoffnung für uns?
 

Seufzend fülle ich mir eine Schale mit Reis, setze mich an den Tisch und schaufle diesen dann lustlos in mich hinein.

Ryoga wird hoffentlich noch einige Zeit lang schlafen, sodass ich mir in Ruhe eine Strategie ausdenken kann.

Ich möchte Ryoga zeigen, dass er mir wieder vertrauen kann und ich mich auch ändern möchte.

Ich möchte ihm die Geschichte selbst erzählen, warum es mir an Selbstvertrauen mangelt und warum ich so voller Selbstzweifel bin.

Ich möchte ihm keine Last mehr sein.
 

Kai sitzt die ganze Zeit neben mir und blättert durch irgendwelche Zeitungen.

Ich frage mich, ob er sauer auf mich ist?

Immerhin können die anderen wegen mir momentan nicht richtig arbeiten, oder?
 

Zögerlich frage ich Kai: „Ich möchte die Sache gerne Ryoga erklären, also warum es mir die letzte Zeit nicht so gut ging und warum ich auf eigenem Wunsch aus der Klinik entlassen wurden bin. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich das am Besten ansprechen sollte. Gestern Abend hatte er mich gefragt gehabt, ob ich zum sterben heim gekommen bin und ich frage mich, wie ich diese Gedanken ihm am Besten nehmen könnte Schließlich will ich leben und nicht sterben und ich möchte ihn ja auch als Freund behalten.“

Seufzend stehe ich auf und stelle die Schale in die Spüle.
 

Ich habe Angst davor, dass alle meine Taten es nur noch schlimmer machen könnten.

Auch die anderen haben das ganze Ausmaß der Vorkommnisse von damals noch nicht verdaut und ich merke wie ihnen das ganze Unbehagen bereitet.

Sie wissen einfach nicht, wie sie mir helfen können und wie sie mich im Kampf gegen die Selbstzweifel, die Angst vor anderen und dem Leben an sich unterstützen können.

Wann hat meine Schutzmauer angefangen zu bröckeln?
 

„Mach das, was du für richtig empfindest, Ru-chan. Hör auf dein Herzen, ja? Du musst ihm die Sache nicht erzählen, wenn du nicht bereit dafür bist. Und ich glaube Taten sagen mehr als 1.000 Worte, also zeig ihm deinen Überlebenswillen, ja?“, schlägt mir Kai mit nachdenklicher Miene vor.
 

Wahrscheinlich sollte ich wirklich das machen, was ich für richtig empfinde.

Ryoga muss nicht alles wissen, aber es wäre falsch ihm alles zu verschweigen.

Er ist immerhin ein Freund von mir, wenn nicht sogar mein bester Freund außerhalb der Band.

Egal wie sehr ich mich gegen diese Erkenntnis wehre, sie hat schon ihre Richtigkeit.

Ich sollte endlich einmal Ryoga wie einen richtigen Freund behandeln.
 

Verwundert gucke ich Ryoga an, der gerade zu uns in die Küche kommt.

Was ist nur los mit ihm?

Mit ziemlich angeschlagener Stimme wendet er sich an Kai: „Hast du was gegen Halsschmerzen da?“

Mit verständnisvollem Blick steht Kai direkt auf und verlässt mit Ryoga den Raum.
 

In ein paar Tagen haben Born doch wieder ein Konzert...?

Hoffentlich wird das mit Ryoga wieder, ansonsten grillt mich Kifumi wahrscheinlich bei lebendigem Leibe.

Oder Tomo zerfleischt mich.

Oder noch schlimmer: Keiyuu zwingt mich zum Aufräumen seiner Räume.

So als Strafe, dass ich seinen heißgeliebten Kouhai krank vor Sorge gemacht habe.
 

Ich merke erst gar nicht, dass Ryoga wieder bei mir in der Küche ist und eine dampfende Tasse Salbeitee vor sich auf dem Tisch stehen hat, auf jeden Fall riecht der Inhalt der Tasse nach Salbei.

Er sieht immer noch ziemlich blass und niedergeschlagen aus.

Ist jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt um das ganze aus der Welt zu schaffen?
 

„Ryo-chan, ist alles okay? Wenn du willst können wir jetzt reden. Oder eher: Ich erzähl dir alles und du schonst ein wenig deine Stimme, ja? Wenn es zu viel wird, dann stopp mich einfach“, schlage ich ihm vor.

Er nickt nur nachdenklich und starrt auf seine Tasse Tee.

Ob er sehr starke Halsschmerzen hat?
 

Seufzend richte ich meinen Blick auf die Tischplatte und fange an zu erzählen: „Damals in der Mittelschule hatten mich meine besten Freunde aufs Schlimmste hintergangen. Ich glaube, ich habe mich noch nie im Leben so dreckig und benutzt gefühlt wie zu jener Zeit. Es gab Zeiten, wo ich jeden Tag mit verdreckten Sachen und bestialisch stinkend nach Hause kam. Nichts half gegen das Mobbing, es wurde lediglich zusehends immer schlimmer. Zeitweise ging ich wochenlang nicht in die Schule, jedoch hatte mich irgendwann die Polizei selbst immer zur Höhle des Löwen gebracht, bis die Sache eskalierte. Und das war das schlimmste an allem, dieser verdammte Tag. Im Krankenhaus hatte ich mich stundenlang wund geschrubbt, bis sie mich ruhig gestellt bekommen hatten. Und auch jetzt noch fühle ich ab und an nachts ihre Hände an mir und mir wird immer noch schlecht, wenn ich über all das genauer nachdenke“, Ryoga weint schon wieder, „Auf jeden Fall ging das auch vor Gericht und ich habe schreckliche Angst davor, dass irgendwer all das der Presse verraten könnte. Und wer will schon so einen Dreck wie mich haben? Einer der es noch nicht einmal geschafft hat sich gegen seine Vergewaltiger zu wehren.“

Plötzlich packt Ryoga meinen Arm und meint mit tränenerstickter Stimme: „Ich bin direkt wieder da, ja?“
 

Verwirrt starre ich ihm hinterher, als er fast schon fluchtartig den Raum verlässt.

Hoffentlich war das gerade die Badezimmertür, die zugeschlagen wurde...?
 

Seufzend mache ich mir auch eine Tasse Tee und gehe damit ins Wohnzimmer, wo Kai am Computer irgendwelche Lieder am bearbeiten ist.

Ich glaube es ist das Beste, wenn ich Ryoga jetzt etwas in Ruhe lasse.

Er schämt sich sicherlich dafür, dass ihm das ganze so Nahe geht, oder?

Also mir wäre das alles super peinlich.
 

Kai dreht sich nur lächelnd zu mir um und dreht etwas die Musik leiser.

„Lass es für heute gut sein, ja? Mach am Besten noch irgendetwas schönen mit Ryo-chan, ja? Ich geh gleich einmal nach ihm gucken, ich möchte nicht direkt wie eine Glucke ihm hinterher rennen. Aber dir geht es soweit gut, oder? Mach dir deshalb keine Vorwürfe, das ganze ist nicht leicht zu verdauen. Besonders wenn man bedenkt wie wenig du dir das ganze bisher hast anmerken lassen“, beruhigt mich Kai.

„Aber warum reagiert er überhaupt so empfindlich? Und warum weint er die ganze Zeit? Er ist ja sonst auch nicht so extrem sensibel“, frage ich ratlos.

„Du bist ihm sehr wichtig, Ru-chan. Und Ryoga macht sich halt unheimliche Sorgen um dich. Ich glaube der Stress momentan macht ihm ganz schön zu schaffen. Aber mit dir ist wirklich alles in Ordnung?“

Ich nicke nur und setze mich an den Wohnzimmertisch, stelle die Teetasse auf dem Tisch ab.
 

Wie kann ich Ryoga bloß helfen?

Warum kann ich nicht einfach so gut wie Kai in Sachen trösten sein?

Oder so sozial wie Rui?

Warum bin ich bloß so eine Niete in Sachen zwischenmenschlicher Beziehungen?

Das einzige was ich sehr gute beherrsche ist tatenlos zusehen.
 

Als Kai an mir vorbei ins Badezimmer geht, tätschelt er mir ganz kurz den Kopf und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln.

Am Besten warte ich einfach darauf, dass Ryoga endlich wieder zurück kommt.
 

Wo ist eigentlich Koron hin?

Also hier in der Wohnung ist er scheinbar ist.

Wer zum Teufel hat also meinen Hund entführt?!

Vielleicht hat Byou ihn ja mitgenommen?

Er und Rui sind ja auch schon weg, wie es scheint.

Oder ist Koron wieder bei Uruha?
 

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit kommt Kai zurück ins Wohnzimmer.

Ob es Ryoga doch schlechter geht als erwartet?

Lächelnd meint Kai: „Ryo-chan kommt direkt. Der ist nicht wegen dir weggerannt, sondern wegen etwas anderem. Und ich hab immer gedacht, dass ein kranker Uruha Stress bedeutet. Wenigstens bist du nicht so eine Dramaqueen wie die beiden, Ru-chan.“

Kopfschüttelnd stehe ich auf und verlasse den Raum.

Tatenlos herum sitzen sollte man in solchen Fällen nicht tun, oder?
 

Seufzend betrete ich das Badezimmer.

Ryoga sitzt mit angewinkelten Beinen auf dem Fußboden und lehnt seine Stirn gegen die Knie. Ein Waschlappen liegt in seinem Nacken und ich frage mich, was ich jetzt am Besten machen soll?

Zögerlich hocke ich mich vor ihn hin und streiche ihm ganz zärtlich durch die Haare.

Wimmernd hebt er den Kopf und guckt mich ganz wehleidig an.

Auf ziemlich wackligen Beinen steht er auf, nimmt den Waschlappen und legt ihn ins Waschbecken und geht an mir vorbei ins Wohnzimmer.
 

Also das war jetzt ein Abgang der Extraklasse, oder?

Warum zum Teufel will er keine Schwäche vor mir zeigen?
 

Frustriert seufzend gehe ich ins Wohnzimmer, wo Ryoga auf der Couch sitzt und alles andere als eine gute Figur macht.

Er weiß schon, dass normales Atmen bei Halsschmerzen nicht verboten ist?
 

Lächelnd setzte ich mich neben ihn und ziehe ihn in eine warmherzige Umarmung.

„Und jetzt beruhigst du dich, okay? Ich lebe noch, die Depression wird mich nicht umbringen und die Ärzte hätten mich garantiert nicht entlassen, wenn ich kurz vorm abkratzen wäre“, versuche ich Ryoga zu beruhigen.

Er kuschelt sich lediglich an mich und schaut Kai ganz nachdenklich bei der Arbeit zu.
 

Seufzend stehe ich nach einiger Zeit auf und gehe Ryogas Tasse aus der Küche holen. Sanft lächelnd drücke ich ihm diese in die Hände und setze mich wieder neben ihm.

„Trink etwas, ja? Die Medizin hilft gleich bestimmt. Wir müssen uns unbedingt wieder in irgendeinem Restaurant treffen, wenn es mir besser geht. Und allgemein müssen wir uns wieder ganz oft schreiben, ja? Oder telefonieren! Ich kann doch schlecht meinen Ryo-chan so vernachlässigen, ansonsten sucht er sich noch irgendeinen neuen Lieblingssempai, der ihn ständig das Essen bezahlt und ihm Dinge schenkt“, necke ich ihn ein wenig.

Er lächelt nur geistesabwesend und krallt seine Hände an meinem Oberteil fest.
 

Mit ziemlich heiserer Stimme erwidert er: „Ru-chan, auch wenn du dich damals nicht gewehrt hast, spielt das doch keine Rolle mehr, oder? Für mich wirst du immer der starke Ruki bleiben und daran kann deine Vergangenheit auch nichts ändern. Das einzige was du tun kannst ist sie so zu akzeptieren wie sie ist. Wenn du mit mir darüber reden willst, dann kannst du das gerne tun. Aber ich erwarte nicht von dir, dass du es tust. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn du bald wieder in der Lage dazu sein könntest dich mit uns allen irgendwo zu treffen.“
 

Ich nicke nur und streichle ihm ganz langsam und zaghaft über den Rücken.

Er ist für mich wie ein kleiner Bruder, ich möchte ich um jeden Preis beschützen und für immer behalten.

Ob ich es wirklich schaffen kann zurück in mein altes Leben zu finden?

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Sorry für die lange Wartezeit OTL Nur die Schule ist absolut kein Zuckerschlecken D:"

Veränderung

Eigentlich habe ich gedacht, dass sich meine Einstellung zu anderen Menschen in diesem Leben nicht mehr ändern wird. Und ich bis zum Tod jeden Menschen von mir weisen werde um diese nicht zu verletzen.

Aber dieser Absturz hat mir gezeigt worauf es im Leben wirklich ankommt.

Und vor allem hat er mir gezeigt wer wirklich zu mir steht und wer nicht.

Und für wen es sich lohnt die Mauer in meinem Herzen zu öffnen und weiterzuleben.

Ich habe gelernt, dass auch während einem starken Regenschauer die Sonne scheinen kann.

Und egal wie sehr ich mir selbst einrede, dass andere für mich nicht wenig sind, das Gegenteil ist der Fall.

Meine Freunde und auch meine Bandkollegen sind mir unglaublich wichtig.

Und wenn ich auf einmal nicht mehr Teil ihres Lebens wäre, dann würde es ihnen unglaublich weh tun. Ich kann sie zwar vergraulen, aber das würde den Schmerz nicht lindern.

Ich möchte nicht der Grund ihrer Schmerzen sein.

Ich möchte nicht, dass sie sich Sorgen um mich machen und jeden meiner Schritte analysieren.

Es muss äußerst anstrengend sein jemandem nahe zu sein, der den Wert des Lebens nicht zu schätzen weiß. Wenn man sich nicht sicher sein kann, dass diese Person ohne große Vorwarnung sein eigenes Leben beendet.

Denn Selbstmorde werden meistens ohne große Vorwarnung begangen. Denn wenn man sich wirklich sicher ist, dann will man nicht mehr gerettet werden.

Und ich weiß jetzt, dass ich gerettet werden will.

Ich will von jemandem die Hand nehmen und mich aus dem tosenden Meer meiner Gefühle retten lassen.

Ich möchte das Leben lieben lernen und vor allem möchte ich mich wieder selbst lieben.

Und vor allem möchte ich mir selbst eine Chance geben.

Keiner kann meine Position in der Band einnehmen, dafür unterscheide ich mich zu sehr von anderen Sängern. Nur weil ich an mir selbst zweifle möchte ich den anderen den Traum von einer erfolgreichen Band nicht kaputt machen.

Und wenn man es genau nimmt sind wir ja schon längst erfolgreich. Wir spielen oft in ausverkauften Hallen und selbst unsere Konzerte in Europa und auch Amerika sind gut besucht.

Also warum schaffe ich es einfach nicht mich genau an dem Erfolg festzuklammern?

Warum nur stehe ich mir selbst so im Weg?
 

Seufzend drücke ich die Zigarette im Aschenbecher aus und gehe wieder rein zu Kai.

Als es mit der Depression so schlimm wurde, hatte ich gezwungenermaßen aufgehört zu rauchen. Mir fehlte einfach die Kraft für alltägliche Dinge wie einkaufen und deshalb fehlt mir oft einfach die Zigaretten. Und irgendwann hatte ich dann auch nicht mehr genug Kraft um extra dafür rauszugehen. In meiner Wohnung ist striktes Rauchverbot und jedes Mal wenn ich es ignoriere geht der Rauchmelder an.

Und jetzt habe ich die alte Gewohnheit wieder aufgenommen, weil sie mir hilft mich zu beruhigen und mich dem tosenden Meer meiner Gefühle zu stellen.

Eigentlich schreit alles in mir gerade nach Flucht, aber das geht nicht und das nutzt Kai gerade gnadenlos aus.

Wir sitzen zusammen und versuchen die neuen Liedtexte von mir zu sortieren und zu verbessern. Und da ich diese schrieb als es so schlimm war, wühlt es mich innerlich unheimlich auf. Und ich will einfach nicht wie ein kleiner Junge schluchzen und heulen, nur weil mich das alles so mitnimmt.

Wenn ich auf der Bühne stehe muss ich das ja auch ohne Tränen hinbekommen und bisher habe ich das auch immer irgendwie geschafft. Bisher konnte ich immer auf irgendeine Weise die Fassung bewahren und mich nicht zu sehr von meinen Gefühlen beherrschen zu lassen.

Kai hat mittlerweile eine neue Taschentücherbox auf den Wohnzimmertisch gestellt und mir eine von meinen Tabletten nehmen die Tasse Tee gelegt.

Eigentlich macht er mir keine Vorschriften was die Bedarfsmedikation betrifft und er hat mich auch noch nicht gezwungen diese zu nehmen.

Gehe ich ihm also gerade mit meiner Heulerei auf den Keks?

Oder macht er sich Sorgen, weil ich seit sehr langem wieder rauche?

Seufzend stelle ich ihm genau diese Fragen und gucke ihn abwartend an.

Missmutig schlucke ich die Tablette und trinke die Tasse komplett aus. Meine Stimme ist ziemlich angeschlagen und wir geben nächste Woche ein Konzert. Folglich habe ich also keine Zeit krank zu sein.

Obendrein fangen auch die Aufnahmen für unser neues Album an und da ich so lange krank war stapeln sich jetzt die Termine. Die Presse weiß nur, dass ich wegen einer angeblichen Influenza im Krankenhaus war und ich hoffe einfach einmal, dass sie nie die Wahrheit erfahren wird.

Kai lässt sich ganz schön Zeit mit seiner Antwort und es macht mich schon ziemlich wütend, dass er mir schweigend seine Kapuzenjacke über die Schulter legt und kurz über meine Haare streicht.

Hat er etwa Angst davor, dass ich ausflippen könnte?

Leise grummele ich und ordne die Zeilen der Strophe neu.

Nachdem ich damit fertig bin lege ich das Blatt Papier vor Kai hin und verschränke die Arme.

Warum sagt er nicht einfach was Sache ist?

„Hast du Angst davor, dass ich wieder die Nerven verlieren könnte, oder was das sollte das jetzt gerade?“, will ich erbost wissen.

Stirnrunzelnd erwidert Kai: „Um ganz ehrlich zu sein habe ich schon eine Menge Angst davor. Es sieht dir einfach nicht ähnlich so dermaßen die Kontrolle zu verlieren. Und du hast jetzt so lange nicht mehr geraucht, also warum hast du dir eben eine angesteckt? Das dich die Liedtexte triggern war mir klar, aber ist es wirklich nur das?“

„Es sind nur die Liedtexte, die mich so mitgenommen haben. Ich hab mich doch für den Vorfall entschuldigt, oder? Also warum spielst du genau darauf jetzt an?“, hake ich verunsichert nach.
 

Vor ein paar Tagen hatten wir die neuen Kostüme anprobiert und da ist Kai der Verband an meinem Unterschenkel aufgefallen.

Er wollte natürlich sofort wissen was ich gemacht habe und mir fiel keine Ausrede ein.

Am Abend zuvor war ich so aufgewühlt und ich hatte einfach nur Panik vor dieser Anprobe. Die anderen in der Band außer Kai hatten mich schon ewig nicht mehr so gut wie nackt gesehen. Dadurch konnten sie auch gut verdrängen, dass ich immer noch stark untergewichtig bin.

Ein Jogginganzug kaschiert halt ziemlich viel und das hatte ich bewusst zu meinem Vorteil genutzt. Ich habe zwar jetzt einen strikten Ernährungsplan, aber um meinen Körper nicht zu sehr zu belasten ist der darauf ausgelegt, dass ich sehr langsam zu nehme.

Und genau wegen dieser Panik hatte ich mich selbst verletzt. Eigentlich mache ich es nicht mehr, da es nichts bringt. Jedoch war ich an dem Abend so nah einem Zusammenbruch, dass ich einfach keinen anderen Ausweg mehr sah.

Aus dem Grund habe ich jetzt auch die starke Bedarfsmedikation, damit ich in solchen Fällen nicht zum Messer greife.

Aber ist es wirklich die Lösung?

Die Gesprächstherapie und alles hilft mir zwar mich besser mit meinem Selbsthass auseinander setzen können, aber ist dieser Drang sich selbst Schaden zuzufügen nicht ein sehr schlechtes Zeichen?

Vorher habe ich mich durch gezielten Essensentzug bestraft und das hatte mir dann auch gereicht.

Und ich habe echt Angst davor, dass ich noch einmal so ausrasten könnte und mir dann ein paar oberflächliche Schnitte nicht mehr reichen werden.

Zögerlich setzt sich Kai neben mich und streicht mir über den Rücken.

Entschuldigend erwidert er: „Weil es doch gerade genauso wie an dem Abend ist, oder? Ich mache dir deshalb keine Vorwürfe, Ru-chan. Atme ein paar Mal tief durch und lass es für heute gut sein, okay? Und ich bleibe bei Meinung: Du kannst jeder Zeit mit uns über alles reden und wir werden dich nicht dafür verurteilen. Lass dich nicht von der Angst kontrollieren, Ru-chan. Du bist ein toller Mensch und ich bin mir sicher, dass du eigentlich genauso siehst.“

Kai hatte an dem Tag darauf bestanden, dass ich ihm daheim die Wunden zeige. Er wusste auch ohne die Antwort was Sache ist und man hatte den anderen direkt die Erleichterung angemerkt, als Kai ihnen sagt er würde sich darum kümmern.

Und das hat er auch.

Abends hatte er die Wunden richtig versorgt und ich musste ihm den Grund dafür nennen.

Natürlich wollte er direkt wissen, ob ich noch mehr Wunden habe. Aber dem ist nicht so und ich habe ihm auch angemerkt, dass ihm das Gespräch an sich schwer fiel.

Was sagt man in so einer Situation?

Für mich macht im Grunde nichts das alles erträglicher.

Selbst wenn ich mich heimlich auf dem Klo umziehe nimmt es mir nur geringfügig die Angst. Ich will einfach nicht, dass die anderen die falschen Schlüsse ziehen.

Ich bin es doch selbst Leid jeden Tag die hervorstehenden Rippen sehen zu müssen.

Ich fühle mich immer mehr wie im dichten Nebel und ich habe Schwierigkeiten die Augen offen zu halten.

Die Müdigkeit nimmt mich an die Hand und ich schlafe im Sitzen ein.
 

Ich fühle mich wie vom LKW überrollt, als ich wenige Stunden später wieder aufwache.

Mein Mund ist staubtrocken und ich habe Schwierigkeiten etwas zu erkennen.

Wo ist meine Brille?

Gähnend reibe ich mir über die Augen.

War ich eben nicht noch im Wohnzimmer?

Nachdem ich mich aufgesetzt und mehrere Schlucke Tee zu mir genommen habe, fühle ich mich nur noch ausgelaugter.

Schwerfällig stehe ich auf und gehe zu Kai ins Wohnzimmer.

Zögerlich setzte ich mich neben ihn auf die Couch und muss ein weiteres Gähnen unterdrücken.

„Geht es dir was besser, Ru-chan?“, erkundigt er sich direkt.

Ich nicke nur und schnappe mir die Liedtexte und einen Bleistift.

Im Grunde will ich es einfach hinter mich bringen, damit Kai das alles morgen mit dem Manager besprechen kann. Er hat mir versprochen sich um alles zu kümmern was eigentlich meine Aufgabe wäre, damit ich mich noch etwas ausruhen kann.

Da die Tabletten meine Nerven immer noch ziemlich betäuben, gelingt es mir kaum mich anständig auf all das zu konzentrieren. Und ich habe zudem das Gefühl, als würde ich gerade alles verschlimmbessern.

Aber es ist jetzt nur noch der hier und dann ist es wahrscheinlich schon Zeit für das Abendessen.

Nachdem ich gefühlt das halbe Blatt mit Pfeilen und Strichen versehen habe, gebe ich für heute auf. Um den Rest kann sich Kai kümmern, immerhin kann jetzt keiner behaupten ich hätte mir keine Mühe gegeben.

Leise fragt mich Kai: „Bist du sauer auf mich wegen der Tablette?“

Soll ihm die Wahrheit sagen, oder wirft er mich dann vor die Tür?

„Ich mag es nicht bevormundet zu werden und das weißt du ganz genau. Aber ich weiß auch, dass es im Grunde besser so ist. Wahrscheinlich hätte ich mich nur noch mehr in die Angst hineingesteigert und mir dann selbst etwas angetan. Ich muss halt lernen wie ich mich am Besten selbst beruhigen kann. Ich kann ja nicht darauf bauen und hoffen, dass immer jemand da sein wird der mich beruhigen kann. Und die Bedarfsmedikation ist ja auch keine Dauerlösung. Es tut mir Leid, dass ich so viel geheult habe und du mir die Entscheidung mit den Tabletten abnehmen musstest“, antworte ich wahrheitsgemäß.

„Natürlich ist das keine Lösung, Ru-chan. Aber ich bin froh sie zu haben und die Gewissheit zu haben, dass wenigstens die dich beruhigen können. Wir werden schon etwas anderes finden und wenn dir die Zigaretten helfen, dann muss ich das so akzeptieren. Ich bin auf jeden Fall stolz auf dich, dass du dich heute deiner Angst gestellt hast und die Liedtexte bearbeitet hast. Und es braucht auch keiner zu erfahren, wie du das zu Stande gebracht hast. Mach dir nicht so viele Vorwürfe wegen heute“, bittet er mich.

Leicht lächelnd schaue ich ihn an und drücke kurz seine Hand.

Obwohl er mir mit seiner Art manchmal gehörig auf den Geist geht, kann ich mir mittlerweile keinen besseren Menschen an meiner Seite vorstellen. Es läuft zwar momentan nicht alles rund, aber dank Kai bin ich schon wieder einen weiteren Schritt vorwärts gekommen.

Und ich bin mächtig stolz darauf, dass es endlich geklappt hat mit den Liedtexten heute.

Seine Hartnäckigkeit hat sich doch ausgezahlt und jetzt kann ich morgen ganz in Ruhe und ohne schlechtes Gewissen mit Ryouga den Tag verbringen.

Seit seinem letzten Besuch sind einige Wochen vergangen und ich vermisse ihn einfach unheimlich. Und auch noch jetzt fühlt es sich befremdlich an ihn als Person zu vermissen. Aber es ist ein gutes Zeichen, schließlich schaffe ich es mittlerweile auch solche Gefühle zuzulassen.

Ich bin unglaublich sicher, dass es Ryouga schaffen wird mich aus diesem Loch zu befreien.

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Na was ist denn das? Ein Kapitel nach fast 8 Jahren?

Man merkt wahrscheinlich sehr deutlich, dass ich mittlerweile ganz anders schreibe. Leider hatte ich es geschafft mich in eine Ecke zu schreiben und da ich nicht so viel von Kapitel löschen und neuschreiben halte, wollte ich die FF eigentlich abbrechen. Jetzt liegt sie mir jedoch sehr am Herzen, also hatte ich die Idee verworfen.

Und aus dem Grund gibt es jetzt dieses Kapitel. Mal schauen wohin das jetzt alles führt und ob es tatsächlich ein Weg raus aus der Ecke war.

Lichtstrahl

Rückblickend auf die letzten Monate ist mir einiges klar geworden.

Mittlerweile gehe ich regelmäßig zu einem Psychotherapeuten und dieser hilft mir Licht ins Dunkle zu bringen.

Und das hilft mir dabei besser mit dem Erwartungsdruck auf der Arbeit zurechtzukommen. Und vor allem hilft es mir mich selbst zu akzeptieren und mich nicht mehr egal auf welche Weise auch immer selbst zu zerstören.

Ich schaffe es morgens aufzustehen und mit Koron eine Runde um den Block zu gehen und mich anschließend dem Tag zu stellen.

Und das hat nicht von heute auf Morgen so wunderbar geklappt, sondern dazu brauchte es viele Tränen und sehr viel Unterstützung von außen. Und vor allem brauchte es Freunde, die ohne murren einsprangen wenn ich gar nicht mehr konnte aus welchen Gründen auch immer.
 

Während den ganzen Wochen habe ich viele Texte geschrieben.

Und mir unglaublich viele Gedanken über mein Leben gemacht.

Erst durch meine Freunde habe ich gemerkt, dass es okay ist anderen nahe zu stehen.

Auch wenn man nicht ewig zusammen bleiben kann, geht man nicht für immer und selbst Erinnerungen können einen an kalten Tagen wärmen. Und das ist vollkommen okay so.

Denn wenn man nicht das Risiko eingeht und sich von allen abschirmt, damit diese einen ja nicht verlassen hat man von Anfang an verloren. Dadurch wird man nur einsam und verbittert. Man fügt sich quasi selbst Schmerzen zu ehe es ein anderer Mensch kann.

Und das ist nicht der Sinn der Sache.

Manchmal muss ein Verlust richtig weh tun ehe man realisiert was man alles für tolle Erinnerung mit diesem Menschen teilt.

Und manchmal merkt man erst dann, dass das Leben auch ohne diesen Menschen weitergeht. Und manchmal öffnen sich dann Türen, die vorher verschlossen waren.

Auch wenn es mir immer noch schwer fällt daran zu glauben, versuche ich mein bestes. Ich kann nicht ein Leben lang alle Menschen auf Abstand halten und dann darauf bauen, dass sie trotzdem bei mir bleiben. Keine Freundschaft hält so etwas aus.
 

Vielleicht zaubere ich anderen ein Lächeln auf die Lippen, wenn sie an mich denken?

Und warum sollte man so jemanden vergessen?

Wie konnte ich nur auf die absurde Idee kommen, dass andere mich komplett vergessen sollten nach meinem Tod?

Damit ist doch niemanden geholfen und den Schmerz kann man so auch keinem ersparen.

So ein Verlust hinterlässt nun einmal Spuren und lässt die wenigstens Menschen so wirklich kalt.

Und manchmal helfen einem dann nur die ganzen positiven Erinnerungen um wieder aufzustehen und einfach weiterzuleben. Schließlich möchte der Verstorbene wahrscheinlich auch nicht, dass die Hinterbliebenen ein Leben lang wegen ihm leiden.
 

Und auch wenn man rein rational gesehen nur ein Mensch unter vielen ist, kann niemand einen ersetzen.

Jeder ist für sich gesehen vollkommen einzigartig und auch wenn andere bessere Sänger sind: Keiner kann mich ersetzen. Und selbst wenn die Band einen neuen Sänger findet, dann ist es einfach nicht das gleiche.

Und das haben sie mir auch zu verstehen gegeben und ohne mich wird es die Band einfach nicht mehr geben.

Es macht einfach keinen Sinn mich selbst weiterhin kleinzureden und den Tätern von damals soviel Macht über mein Leben zu geben. Ich habe das Mobbing überlebt und das nicht um mich noch Jahre später den Dämonen meiner Vergangenheit geschlagen zu geben.

Vielleicht war ich in ihren Augen nur ein Zeitvertreib und ein Ventil um ihren Unmut über das Leben Platz zu machen, aber sie hätten mich niemals so demütigen dürfen. Sie haben sich meine körperliche Schwäche zu Nutze gemacht und das ist einfach zutiefst verachtenswert.

Und wenn sie meinen das alles öffentlich zu machen, dann haben sie einfach nichts aus der kompletten Geschichte gelernt.

Nicht den Opfern ist nicht mehr zu helfen, sondern den Tätern die einfach nicht loslassen können.

Ich versuche mein Bestes um mit der Geschichte langsam oder sicher abzuschließen und meinen eigenen Seelenfrieden wiederzufinden.

Es nützt nichts ein Leben lang sauer auf diese Menschen zu sein, es macht die Erinnerungen auch nicht erträglicher. Vielleicht hilft es wirklich, wenn ich aufhöre mir für etwas die Schuld zugeben was nie meine Schuld war.

Schließlich wollte ich nie das Opfer sein und habe mich nicht denen angeboten.

Und vielleicht hilft mir dieses Frieden schließen damit wieder zu lernen anderen Menschen nahezu komplett zu vertrauen und das ohne Angst davor haben zu müssen, dass diese Menschen einen ausnutzen könnten.

An schlechten Tagen suchen mich immer noch die Erinnerungen heim und ich habe Mühe genau dieses zu unterbinden. Aber ich gebe mein Bestes und versuche mich nicht unterkriegen zu lassen, immerhin würde das die Situation nur verschlimmern. Ich muss lernen, dass ich die Macht habe dieses zu unterbinden und dem nicht schutzlos ausgeliefert bin.
 

Und jetzt sitze ich hier und warte auf Ryoga. Er ist mittlerweile neben Uruha meine wichtigste Bezugsperson und jemand auf den ich mich voll und ganz verlassen kann.

Bei ihm weiß ich einfach woran ich bin.

Ich bin froh darüber, dass unsere Freundschaft diese Geschichte überlebt hat und wir daran wachsen konnten. Und vor allem freut es mich, dass ich immer noch Sänger einer relativ erfolgreichen Band sein kann.

Und mittlerweile fällt es mir auch um einiges leichter auf die beiden zuzugehen und sie an meinen schlechten Tagen um Hilfe zu bitten. Und da reicht es mir oft schon, wenn sie für mich mit Koron gehen oder auch einmal kochen.

Irgendwann werde ich mit der Depression und den Erinnerungen besser zurechtkommen. Das ist jetzt noch nicht der Fall, aber dieser Tag wird kommen und darauf werde ich warten.

Ich darf jetzt nicht aufgeben und muss einfach darauf hoffen, dass sich dieser zermürbende Kampf lohnt.

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Und hier ist das Ende : ) Vielen Dank fürs Lesen, kommentieren und fürs auf die Favoritenliste setzen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  Astrido
2013-05-02T19:22:25+00:00 02.05.2013 21:22
ein schönes kapitel. aber manchmal hab ich das gefühl du verwechselst rui und ryoga's charakter, jedenfalls kommen mir ihre beiden im bezug zu ruki sehr durcheinander vor.
ansonsten... aoi war ja mal sehr sauer, taucht dann aber gar nicht mehr auf?
joa, rukis gefühle zu sich selbst hast du schön beschrieben, nur seine einstellung zu byou, rui und ryoga wechseln sehr häufig. mal mag er sie, dann kennt er sie gar nicht wirklich, und dann will er sie nich an sich heran lassen...
auch wenn ruki depressiv ist und phasenweise sehr unentschlossen, muss er doch eine recht konstante meinung zu seinen freunden (oder eben nur entfernt bekannten) haben.
mein vorschlag ist, du liest dir deine ff noch mal im ganzen von vorne durch, dann merkt man eher, wo man schwankungen hat, und die entscheidung/festlegung der personen auf eine richtung fällt leichter.
lg
yuura
Von:  totenlaerm
2012-09-04T20:40:23+00:00 04.09.2012 22:40
aaawww. ich liebe es dass du es schaffst die Geschichsten spannend zu machen ohne einen Charakter zum Buhmann zu machen :D
Von:  Astrido
2012-08-31T19:13:24+00:00 31.08.2012 21:13
ein schönes kapitel. ich finde, man erkennt gut, dass ruki grade auf dem weg der besserung ist, da er eingesehen hat, was er falsch gemacht hat.
kai is auch süß. aber ich versteh nich so ganz, wieso ryoga so sehr fertig ist. und warum ruki ihm nicht das alles, was er am schluss gedacht hat, auch sagt.
lg
yuura
Von:  Inan
2012-08-20T16:50:28+00:00 20.08.2012 18:50
Ich mag die Fanfiction bisher echt gerne :)
Depressionen sind eben wirklich eine blöde Angelegenheit, damit umzugehen und zu leben ist wohl nie leicht und dagegen kämpfen erst recht nicht..(unqualifizierte Meinungsäußerung #1)
Wobei ich es aber wirklich toll finde, dass es soviele gibt, die sich hier um Ruki sorgen und ihm das auch sagen, so weiß er wenigstens, dass er nicht alleine ist...gut, das versetzt ihn jetzt erstmal nicht dauerhaft in Hochstimmung, indirekte Verpflichtung trifft es teilweise eher, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt, wenn er sich wieder etwas aufgerafft hat, hilft es vielleicht(unqualifizierte Meinungsäußerung #2...shame on me.)
Me likes :3
Von:  Astrido
2012-07-15T10:44:50+00:00 15.07.2012 12:44
schönes kapitel.
warum ist ruki denn nach dem essen umgekippt?

ryogas machtwort ist interessant. aber meistens nicht wirklich hilfreich für depressive menschen.. man muss sie erstmal aus ihrer selbstmitleid-schiene rauskriegen. und das ist schwer. meistens hilft da nur ein einschneidendes ereignis, bei der die betreffende person in ieiner weise tätig werden muss.
z.b. der mitbewohner bricht sich das bein, oder so und is auf rukis hilfe angewiesen.
also etwas, wo er aktiv am leben teilnehmen muss.
nya,ich freue mich auf das nächste kapitel.
lg
yuura
Von:  Astrido
2012-06-30T15:35:03+00:00 30.06.2012 17:35
Hi,
das kapitel ist toll.
ich mag die bandmember von born iwie, auch wenn ich die musik nich so gut finde^^
vor allem hat ruki ja viel mit ihnen zu tun. wenn man musicjapanplus oder so glauben darf...

http://www.musicjapanplus.jp/specialfeatures/8143/ps-company-presents-born-oneman-live-bug-screamo-c​razy-section-4-urge-of-k-birth-day/

der artikel bezüglich ruki is echt süß.
und ich find gut, dass ruki ins krankenhaus geht, obwohl die müsigkeit wohl nur vom wenig essen und der depression allgemein kommt.
ruki sollte sich iwas nettes einfallen lassen und rui damit danken.
dessen vorschlag wegen der manager is übrigens gut.
und auf rukis vergangenheit bin ich natürlich auch gespannt.
lg
yuura
Von:  totenlaerm
2012-06-30T12:14:17+00:00 30.06.2012 14:14
Coooool :D Neues Kapitel ^^
Ich liebe deine Fanfictions :D Die taugen mir echt ^^
Ich freue mich schon wenns weiter geht ♥
Von:  Astrido
2012-06-24T23:11:20+00:00 25.06.2012 01:11
ah, bei so vielen leuten die jetzt hier und ff.de hochladen... ich hab keinen plan mehr.
egal, ich mag das kapitel sehr. auch wenn ich nich so ganz verstehe, wen ruki nun mag. in kapitel 4 wars noch rui, jetzt ryoga?
lg
yuura
Von:  totenlaerm
2012-06-20T22:17:42+00:00 21.06.2012 00:17
Tolles Kapitel ^^ Ich mag diese Beziehungen immer. Ich meine, Ruki ist glaub ich wirklich einer den man einfach nur gern haben kann :D
Viele sagen das.
Ich finde in deinen Geschichten immer alle freundlich und trotzdem ist es spannend :D

Ich hoffe auch dass du einen eigenen Internetanschluss bekommst ^^
Von:  totenlaerm
2012-05-26T21:54:20+00:00 26.05.2012 23:54
Ich mag das. Armer Ruki. Ich mag bei deinen Geschichten immer alle Charas, aber es ist trotzdem spannend.


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