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Zwei Leben - Zwei Welten

~ Bakura x Yami/Atemu ~
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr lieben (falls das hier noch jemand liest),

Nach lnger, langer Zeit mal wieder ein Kapitel, welches ich Polarwolf widme, das ich ohne sie wahrscheinlich gar nicht erst weitergeschrieben hätte. Ein großes Dankeschön!
Ansonsten kann ich nur sagen, dass es in diesem Kapitel nicht viel Action gibt,sondern eigentlich nur verschiedene Gespräche, die hoffentlich Atemus Gefühlswelt deutlich machen. Trotzdem viel Spaß beim Lesen!

Eure moe Komplett anzeigen

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Wie alles begann...

N/A: Hey Leute, endlich habe ich es geschafft, meine neue Geshichte zu beginne und vor allem ein Kapitel fertigzustellen!^^ Ich muss sagen, dieses erste Kapitel war gar nicht so einfach, weil ich Bakua und Atemu in ihre Kindheit versetzen musste, sie ihre Charaktere also noch gar nicht so entwickelt haben, wie sie später sein werden. Das wird glaube ich, ein etwas anhaltendes Problem für mich werden und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eine Rückmeldung gebt, wie ihr sie findet und was ich vielleicht ändern sollte oder könnte.

Danke und viel Spaß beim Lesen!
 

Eure moe
 

Kapitel 1: Wie alles begann...
 

Es war ein Inferno. Anders war das Wüten der rot-goldenen Flammen nicht zu beschreiben. Und es verschonte nichts; alles brannte: Pflanzen, Häuser, Tiere, einfach alles. Doch dieser schreckliche Anblick war nur der letzte Teil des Horrors gewesen, den der kleine Junge in den letzten 24 Stunden hatte miterleben müssen und jede einzelne Sekunde davon hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt, ein unsichtbares Brandmal, das ihn für den Rest seines Lebens begleiten würde…
 

** Flashback**

Alles hatte begonnen, als einer der Nachbarsjungen ins Dorf gerannt kam, umher rufend, Soldaten des Pharaos seien auf dem Weg zu ihnen. Daraufhin kniete seine Mutter sich zu ihm und bat ihn in den Vorratsraum, unter dem Wohnraum zu gehen und dort bleiben. Wäre sie doch nur mitgekommen…! Doch er tat einfach wie ihm geheißen, auch wenn er sich fragte warum und ging allein hinunter

Unten war es stockdunkel und er hörte nur Hufgetrappel und die vielen Schritte der Soldaten, ihre Stimmen, deren Worte er aus der Entfernung nicht verstehen konnte. Dann kamen Schreie dazu und den Geräuschen zu Folge war ein Kampf ausgebrochen. Gerade wollte er hochgehen und helfen, als er Schritte direkt über ihm hörte. Es waren schwere Schritte eines Soldaten und sofort hielt er die Luft an und regte sich nicht mehr, damit man ihn auf keinen Fall hörte.

Über ihm wurde die spärliche Einrichtung umgeworfen, das Krachen des Tisches und einiger Schemel war unüberhörbar. Was wollten sie wohl? Ob sie nach ihm suchten? Und dann verließ der Soldat, oder waren es mehrere, ihr Haus nach einer gefühlten Ewigkeit wieder. Kurz darauf wurde alles leise, bis vollkommene Stille eintrat. Nur sein eigener Atem hallte in seinen Ohren wider, lauter als je zuvor.
 

Jetzt hielt ihn nichts mehr unten in seinem Versteck und er ging hinauf, vorsichtig und seine Muskeln vor Anspannung zitternd. Immer rechnete er damit loslaufen zu müssen und Ideen zu verschiedenen Verstecken schossen ihm durch den Kopf.

Im Haus war alles verwüstet, die Möbel umgeschmissen und die Betten zerstört. Doch als er auf die Straße trat, traf er auf die wahre Verwüstung: Zwei Leichen lagen auf der Straße, in ihrem eigenen Blut getränkt. Eine davon sein Onkel. Angst überfiel ihn, Angst, dass es seinen Eltern genauso ergangen war und so schnell er konnte lief er los, suchte das gesamte Dorf nach ihnen ab. Doch nichts, kein noch so verzweifeltes Rufen wurde beantwortet.

Erst als er die Straße bis zum Hügel hinaufgelaufen war, sah er sie. Beide liefen sie vor Soldaten her, ab und an ruppig von ihnen vorangetrieben. Sein erster Drang war es, zu ihnen zu laufen, sich an sie zu klammern und sich von ihnen trösten zu lassen und endlich Antworten zu bekommen, warum das alles passierte. Aber schon nach zwei Schritten blieb er stehen. Man würde ihn ebenfalls fesseln und dann könnte er seinen Eltern gar nicht mehr helfen…

Also folgte er ihnen in einigem Abstand, immer so weit von ihnen entfernt, dass er sie gerade noch sehen, die Soldaten ihn aber nicht entdecken konnten. Er war froh, dass die Dämmerung bereits vorbei war. So war die Hitze vorbei und konnte nicht an seinen Kräften zehren und der Mond zeigte ihm die Spuren im Sand, welche sich bei einem riesigen Tempel verloren. Er schloss daraus, dass seine Eltern dort sein mussten. Er hatte Recht..
 

Er kam ohne Probleme herein. Offenbar rechnete niemand damit, hier gestört zu werden. Erst lief er ziellos durch die scheinbar endlos langen Säulengänge, immer auf der Hut vor Soldaten und immer auf Geräusche achtend, die ihm vielleicht den Weg zu seinen Eltern weisen konnten. Dann hörte er Schreie. Waren das nicht welche aus seinem Dorf gewesen?

Schnell lief er in diese Richtung, aus der die Stimmen zu ihm drangen bis er eine übergroße Tür erreichte, die gerade so weit offen war, dass er hindurchschlüpfen konnte. Hinter einer Säule versteckte er sich dann und beobachtete erst einmal um dann zu entscheiden, was er tun würde.
 

Es war eine große, runde und von Säulen gerahmte Halle in deren Mitte ein großer Altar stand. Ein großes, loderndes Feuer vor dem steinernen Opferaltar war die einzige Lichtquelle im Raum. Dahinter standen die gefesselten Dorfbewohner, von vielen Soldaten in Schach gehalten.

„Denkt daran, der Pharao hat befohlen die Millenniumsgegenstände zu erschaffen und dafür müssen Opfer gebracht werden, Männer!“, rief ein Soldat, der eindeutig der Anführer sein musste. Diese Worte brannten sich in sein Gedächtnis, denn daraufhin begann das Abschlachten der Dorfbewohner.

Er geriet in Panik und suchte in der Menge nach seinen Eltern. Sie durften nicht sterben! Vorsichtig schlich er von Säule zu Säule, um aus anderen Blickwinkeln nach ihnen zu suchen. Jeder Aufschrei eines Sterbenden ließ ihn vor Entsetzen zusammenzucken und immer war er erleichtert, dass diese Person nicht seine Mutter oder sein Vater waren, auch wenn er sich dafür schämte.

Dann endlich sah er seine Mutter und wenig später sah sie ihn. Doch nicht Freude zeichnete ihr Gesicht sondern blankes Entsetzen.

„Bakura…“, formte sie mit ihren Lippen und legte sogleich einen Finger an diese. Er wollte zu ihr laufen und sie von ihren Fesseln befreien, damit sie dann mit Vater zusammen weglaufen konnten, doch sie bedeutete ihm dort zu bleiben, wo er war. Panisch sah sie sich um.

„Lauf!“, flüsterte sie, doch er schüttelte den Kopf. Er würde sie nicht im Stich lassen!

„Bakura,“, flüsterte sie nun. „Du musst weglaufen, so schnell du kannst. Hör auf deine Mutter“, wisperte sie eindringlich. Dann wandte sie sich einem der Soldaten zu und stürzte sich auf ihn, versuchte ihm das Gesicht zu zerkratzen und damit Aufmerksamkeit zu erregen.

Er konnte sich noch nicht rühren, starrte nur seiner Mutter nach, die ihm einen letzten Blick zuwarf, flüchtig nur, als sie von zwei Soldaten brutal zu Boden gerissen und erstochen wurde.

Erst dann drehte er sich um und rannte los so schnell er konnte. Er nahm nicht mehr wahr, wie sein Vater etwas Ähnliches tat, um von seinem Sohn abzulenken, wie auch er grausam ermordet wurde. Nichts nahm er wahr, denn er hatte nur das Bild seiner sterbenden Mutter vor Augen und die Worte des Soldaten in seinen Ohren.

Erst der Anblick seines Dorfes, welches er von einem Hügel aus sehen konnte, holte ihn aus seinem Schockzustand zurück.

**Flashback Ende**
 

Bei dieser Erinnerung schloss er krampfhaft die Augen und schüttelte heftig den Kopf. Er wollte nicht daran denken, wollte die Bilder nicht sehen, aber die Augenblicke, in denen seine Eltern starben, drängten sich ihm auf und er konnte sie nicht verdrängen, so sehr er es sich wünschte.

Wieder sah er auf das brennende Dorf hinab, sah jedoch mehr hindurch als es anzublicken. Er war jetzt allein, vollkommen allein – ohne Familie, ohne Zuhause. Was sollte er jetzt tun? Die Leere in seinem Kopf wurde von einer Erinnerung gefüllt, Worte, die sein Vater einst gesprochen hatte, als eine Missernte bevorstand: „Mach dir keine Sorgen, Junge. Wenn wir hier nicht mehr leben können, gehen wir nach Theben und fangen dort ein neues Leben an. Es wird also alles gut werden.“

Er schmerzte unermesslich, seine Stimme in Gedanken zu hören und zu wissen, dass er sie nie wieder wirklich hören würde, aber dennoch half es ihm eine Entscheidung zu treffen. Sein Ziel war von jetzt an also Theben und dort würde er, wie Vater gesagt hatte, ein neues Leben anfangen. Er überlegte. Nach Theben ging es Richtung Norden. Nach einem kurzen Blick in den Himmel hatte er sich orientiert und rannte ohne einen letzten Blick auf sein Zuhause los und ließ es hinter sich.

Schon nach kurzem hatte er das Zeitgefühl verloren und er wusste nicht mehr, ob er erst Minuten oder schon Stunden unterwegs war. Er war nur froh, dass es dunkel war und er sich weiterhin an den Sternen orientieren konnte, so kam er nicht vom Weg ab. Als es langsam dämmerte, sah er den Umriss einer Oase. Dort war schon einige Male mit seinem Vater und seinem Onkel gewesen. Er lief schneller und erreichte bei Sonnaufgang die Wasserstelle. Dort hielt er zum ersten Mal inne und trank gierig einige Schlucke. Er hatte jetzt erst gemerkt, wie durstig er gewesen war. Der Weißhaarige Junge kam zum ersten Mal zur Ruhe und so nahmen die Gedanken ihren Lauf. Wenn er jetzt weiterging, würde er auch in der Mittagshitze weitergehen müssen und sicherlich verdursten. Außerdem wusste er nicht in welche Richtung es weiterging. Er war ja noch nie weiter als bis hierher gegangen…Und niemand war das um ihm zu helfen. Er war allein, seine Eltern waren tot…

Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, was das hieß und schluchzend ließ er sich an einer Palme herunterrutschen, zog die Beine an, schlang die Arme darum und vergrub den Kopf dazwischen. Weinte sich erschöpft in den Schlaf.
 

***
 

Es war später Nachmittag als die Karawane des Pharaos auf ihrem Weg von Karnak nach Theben die Oase, ihren nächsten Rastplatz erreichten. Seit sie die südliche Metropole verlassen hatten, war dies die erste längere Pause gewesen und der junge Prinz freute sich ein bisschen mit seinem neuen Haustier spielen zu können, welches ihm sein Onkel zu seinem siebten Geburtstag geschenkt hatte. Sofort, nachdem er aus seiner Sänfte gestiegen war, rannte er zum Käfig, in dem das schwarze Pantherjunge saß, und holte es heraus.

„Atemu! Was hast du vor?“, drang die tiefe Stimme seines Vaters an sein Ohr. Der bunthaarige Junge wandte sich um

„Ich wollte mit Anchal ein wenig spielen. Wir haben beide so lange sitzen müssen und mir ist furchtbar langweilig.“, erklärte er und fügte mit einem bittenden Blick hinzu. „Bitte, Vater.“

Dieser konnte den bittenden Augen seines Sohnes nicht widerstehen und da sich außer ihren Leuten keine weiteren hier aufhielten, war es auch weiter ungefährlich.

„Meinetwegen, mein Junge. Geh spielen. Bleib aber in der Nähe und pass auf Skorpione auf, verstanden?“, mahnte er seinen Sohn und verschwand dann in das für ihn aufgebaute Zelt.

„Vielen Dank, Vater!“, rief er noch strahlend und verbeugte sich leicht(schließlich hatte er seinem Vater den nötigen Respekt zu zollen), bevor er mit seinem Haustier auf dem Arm in den Schatten der vielen Palmen lief.
 

Dort ließ er das Raubkätzchen herunter und holte eine an ein Seil gebundene Tonkugel heraus – Anchals Lieblingsspielzeug – und ließ es vor dessen kleiner Nase herumtanzen. Natürlich versuchte das Pantherbaby sofort danach zu schnappen und gab nach einigen misslungenen Versuchen ein frustriertes Fauchen von sich, was eher noch einem niedlichen Maunzen ähnelte als gefährlich wirkte. Der Prinz musste lachen und gab nach. Er konnte Anchal ruhig mal gewinnen lassen. Dieser schnappte sich sofort seine Beute und tapste in Windeseile davon, nicht, dass es ihm noch jemand wieder stahl.

„Hey, bleib hier!“, rief der Bunthaarige überrascht und rannte hinterher. Doch wie jede Katze, hatte auch dieser kleine, schwarze Panther seinen eigenen Kopf und lief davon und Atemu hinterher. Dabei bemerkte er, dass diese Oase größer war, als er gedacht hatte und hatte auch viel mehr Pflanzen, unter deren Blätter sich Anchal sehr gut verstecken konnte.

„Anchal! Wo bist du? Komm her!“, rief er immer wieder und lief immer weiter von der Karawane weg bis er schließlich ein Schluchzen hörte, ein ganz leises nur, aber es war da. Wer mochte das sein? Außer ihnen war doch keiner hier…

Neugierig folgte der Siebenjährige dem Geräusch, welches dann jedoch kurze Zeit später verstummte. Atemu ging weiter und traf auf eine weitere Wasserstelle an deren Ufer ein weißhaariger Junge saß, der wahrscheinlich ein bisschen älter war als er. Dieser wischte sich gerade mit seinem schmutzigen Ärmel die Tränen weg. Sein Vater würde ihn nie so herumlaufen lassen..., war sein aller erster, zugegeben ein wenig neidischer Gedanke. Als nächstes kam dem Prinzen aber sofort in den Sinn, dass es also dieser Junge war, dessen Schluchzen er gehört hatte. Jetzt erst fiel ihm auch der Grund für die bessere Laune des Weißhaarigen, der nun sogar, wenn auch traurig, lächelte. Ein kleiner schwarzer Panther schlenderte um ihn herum.

„Anchal!“, rief Atemu erleichtert und rannte zu den beiden. Der Junge sah sofort erschrocken auf. Oh, da hatte er ihn wohl etwas erschreckt, dachte der Bunthaarige und biss sich verlegen auf die Unterlippe.

„Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe. Ich bin bloß froh, dass ich Anchal wieder-gefunden hab.“, erklärte er während er genannten auf die Arme nahm. Der Junge musterte ihn mit seinen dunkelbraunen, rot unterlaufenen Augen, was ihm ziemlich unangenehm war, ließ es sich aber nicht anmerken. Ein Prinz musste immer Haltung wahren.
 

„Der ist also deiner…“, stellte er dann fest und sah wieder zu der jungen Raubkatze. „Hast du ein Glück…“

Der traurige Unterton war nicht zu überhören, auch nicht für Atemu. Dieser sah ihn fragend an: „Wieso? Hast du etwa kein Haustier?“

Doch als Antwort bekam er nur ein leichtes Kopfschütteln. Der Junge hatte das Gesicht inzwischen abgewendet und der Bunthaarige merkte, dass er die Tränen unterdrückte.

„He…Du musst nicht weinen…“, sagte er und setzte sich neben ihn. „Frag doch einfach deine Eltern oder deinen Onkel. Ich hab Anchal auch von meinem Onkel bekommen.“, versuchte er den Anderen aufzumuntern. Doch seine Worte schienen irgendwie die gegenteilige Wirkung zu haben. Der Weißhaarige hatte die Hände zu Fäusten geballt und schien noch mehr mit den Tränen zu kämpfen.

„Das geht nicht…“, brachte er schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Sie sind…tot…“

„Oh…Das tut mir sehr leid. Das wusste ich nicht.“, entschuldigte sich Atemu sofort und suchte nach Worten. Doch ehe er welche fand, hörte er aus der Ferne Stimmen nach ihm rufen. Oh oh. Er musste zurück, sonst bekam er Ärger.

Er rappelte sich auf, immer noch mit dem Pantherjunges in seinen Armen und sah zu dem fremden Jungen hinunter: „Ich muss jetzt leider los. Mein Vater sucht mich, glaube ich, schon. Wenn ich mich nicht beeile, dann bekomme ich Ärger, sobald wir wieder in Theben sind.“

Am Ende des Satzes wandte der Junge doch noch den Kopf zu ihm um.

„Theben? Kann ich…Kann ich mitkommen?“, fragte er dann plötzlich und Atemu starrte ihn erstmal nur perplex an. Dann lächelte er erfreut. Dann konnten sie ja auf der Reise zusammen spielen und es würde nicht mehr so langweilig sein!

„Bestimmt. Komm mit. Ich werde Vater gleich fragen!“, antwortete er und lief los, nachdem der Andere ebenfalls aufgestanden war. Er war ein Stück größer als er selbst.
 

Gemeinsam liefen sie zurück und Bakura freute sich schon, einen Ausweg aus seiner Sackgasse hier gefunden zu haben, als er zwischen ein paar Palmen hindurch einige Männer sah. Er erkannte sie sofort als Soldaten des Pharaos. Abrupt blieb er stehen. Niemals würde er denen näher kommen! Und was hatte dieser Junge mit denen zu schaffen? Sie waren doch nicht auf der Suche nach ihm? Das konnte nicht sein!

„Was ist los?“, fragte ihn der Jüngere, der nun ein paar Meter vor ihm stehen geblieben war.

„Ich kann nicht mit!“, erwiderte er nur entschlossen, wusste aber, dass er nicht sagen konnte, warum. Er musste sich also was einfallen lassen…“Mein älterer Bruder…Mir ist eingefallen, dass er mich hier abholen und dann zusammen mit mir nach Theben wollte…Wenn ich ohne ihn gehe, wird er sich Sorgen machen…“

Ein wenig enttäuscht sah Atemu zu dem Jungen.

„Schade…Aber du solltest wirklich besser auf ihn warten…Aber vielleicht sehen wir uns ja in Theben.“, meinte er hoffnungsvoll.

„Ja…“, antwortete der Weißhaarige nur zögerlich und sah ihn dann ernst an. „Du sagst doch niemandem, dass du mich hier gesehen hast, oder?“

„Warum denn nicht?“, fragte er daraufhin verständnislos.

„Ähm…Mein Bruder hatte gesagt, ich soll mich verstecken…falls Sklavenhändler hier vorbeikommen…Ich will nicht, dass er was erfährt, sonst bekomm ich Ärger…“

„Ach so“, erwiderte Atemu. Das war einleuchtend. Sklavenhändler brachten immer viele Sklaven aus der Wüste, das wusste er. „Ich werde es keinem sagen, versprochen. Dann mach’s gut!“, verabschiedete er sich und lief dann endlich doch zurück zum Lager.
 

Bis tief in die Nacht hinein lag Bakura wach und wälzte sich in Gedanken hin und her. Dieser Junge und die Karawane waren vielleicht seine einzige Möglichkeit nach Theben zu kommen, naja nicht unbedingt, aber die einzige innerhalb von Tagen oder Wochen. Aber die Soldaten machten ihm Angst. Er wollte nicht in ihre Fänge geraten…Und dieser Junge. Der Kleidung und des Panthers nach, stammte er aus gutem Hause, vielleicht der Sohn von einem von den höheren Soldaten…Jedoch war ihm klar, dass ihm eigentlich keine andere Wahl blieb, als diese Chance zu nutzen…Bloß wie?

Schließlich stand er auf und schlich sich an das Lager heran. Überall brannten kleine Feuer, aber insgesamt hielten nur drei oder vier Soldaten Wache. Sie dachten ja auch, es wäre sonst keiner hier. Aus einem der Zelte drang kein Schnarchen, also schlich er sich hinein. Hier waren alle möglichen Kisten und Körbe gelagert. Vielleicht konnte er sich in einer von denen verstecken. Er öffnete sie nacheinander, fand jedoch keine leer vor…Verdammt, dachte er und verließ das Zelt wieder.

Scheinbar musste er doch diesen komischen Jungen fragen…Also machte er sich auf die Suche nach ihm. Zweimal ging er in ein falsches Zelt und hätte beinahe die dort schlafenden Soldaten aufgeweckt. Langsam fragte er sich wirklich, was an dieser Karawane so wichtig war, dass so viele sie beschützen mussten. Die Ware war es nicht, das hatte er ja selbst untersucht. Aber es war eigentlich auch egal. Hauptsache, sie brachte ihn in die Hauptstadt.
 

Im dritten Zelt fand er dann den Stachelkopf. Es war noch ein Soldat und eine Frau mit im Zelt, warum auch immer, beide schliefen jedoch fest. Er näherte sich dem Jüngeren, legte ihm eine Hand auf den Mund und weckte ihn, wie er fand, sanft. Dieser öffnete die Augen, erst verschlafen, dann begriff er die Situation und wollte um sich schlagen. Doch da erkannte er Bakura und beruhigte sich. Der Weißhaarige legte einen Finger an die Lippen und stand dann auf. Mit einer Handbewegung bedeutete er dem Bunthaarigen ihm zu folgen. Hier im Zelt wollte er das Ganze garantiert nicht besprechen.

Draußen angekommen, konnte der Bunthaarige seine Verwunderung nicht mehr zurückhalten: „Was willst du denn hier?“, fragte er, woraufhin Bakura seufzte. Jetzt kam der wirklich schwierige Part…

„Ich habe vorhin gelogen. Mein Bruder kommt gar nicht jede Woche nach Hause. Er bleibt in Theben…“, gestand er vermeintlich, denn auch das war eine Lüge, aber es interessierte ihn nicht.

„Aha?“, kommentierte der Kleine das nur. Scheinbar hatte er sich das schon gedacht, dass er gelogen hatte. „Du willst jetzt also doch mit? Ich kann Vater aber erst morgen fragen. Er würde wütend, wenn ich ihn jetzt fragen würde…“

„Ja. Nein. Ich meine ich will mit, aber ohne, dass jemand anderes davon weiß…“

„Warum das denn?“, wollte der Stachelkopf wissen. Wie sollte er das dem Kleinen erklären? Er wollte nicht darüber sprechen!

„Ist doch egal. Hilfst du mir nun oder nicht?“
 

Atemu brauchte ziemlich lange für die Antwort, willigte aber schließlich ein. Falls der Weißhaarige erwischt wurde, konnte er immer noch sagen, dass er nichts davon gewusst hatte. Das hoffte er zumindest.

„Wie hast du dir das eigentlich vorgestellt?“, fragte er und unterdrückte ein Gähnen. Der Größere deutete auf das Zelt, indem alle Güter und Geschenke aus Karnak gelagert waren.

„Ich wollte mich in einer der Kisten verstecken, aber ich weiß nicht, welche der Dinge, die drin sind unwichtig sind und nicht kontrolliert werden, damit ich stattdessen hinein kann…“, erzählte er und war auch schon auf dem Weg zu jenem. Der Prinz lief ihm nach.

„So genau weiß ich das auch nicht…“, gab er zu. „Aber warte mal. Ich glaube uns wurde eine Ladung Datteln gegeben, die laut Vater vollkommen unnötiger Ballast sind…Die können wir auskippen und da kannst du rein, wenn du willst.“

Er ging von Kiste zu Kiste und öffnete sie, bis er die mit den Datteln gefunden hatte. Dann winkte er den Weißhaarigen heran.

„Hier.“

Dieser nickte und begann auch gleich Händeweise das Obst nach draußen zu verfrachten. Atemu, hilfsbereit wie er war, half ihm. Als nur noch wenige Dutzend der Früchte übrig waren, hörte der Ältere auf.

„Den Rest esse ich während der Reise.“, meinte leicht grinsend und stieg in die Kiste. Atemu sah ihn noch kurz an.

„Schmatz aber nicht zu laut, sonst hört man dich.“ Dann verschloss er die Truhe.
 

Der Rest der Reise verlief ohne besondere Vorfälle. Atemu war jedoch die ganze Zeit über recht angespannt. Was, wenn man den anderen Jungen entdeckte? Würde er sagen, dass er ihm geholfen hatte und würde er dann schlimmen Ärger bekommen? Noch mehr als vorher, hoffte er deshalb, dass sie so schnell wie möglich Theben erreichten.

Bakura ging es nicht anders. Auch er hatte Angst, entdeckt zu werden, jedoch nur, wenn das Kamel, welches die Kiste trug, anhielt. Außerdem war es furchtbar eng in jenem Holzkasten und er bekam mit der Zeit immer mehr Durst. Jedoch hatte es auch etwas Gutes. Er konnte in Ruhe darüber nachdenken, was er tun sollte, wenn er die Hauptstadt erreicht hatte. Verwandte hatte er nicht. Also was sollte er da? Allerdings kamen ihm auch immer wieder die Erinnerungen an die Ermordung seiner Eltern ins Gedächtnis, so dass es ihm schwer fiel, klar zu denken. Sie fehlten ihm so sehr und mit den Stunden, die er im Dunklen hockte, wuchsen der Hass und die Wut auf die, die schuld an ihrem Tod waren. Vor allem den Pharao machte er dafür verantwortlich. Der hatte das alles veranlasst!

Aus diesem Hass entstand auch sein Ziel, das er in Theben in Angriff nehmen wollte. Er würde alles tun, um sich irgendwann an dem grausamen Pharao rächen zu können und diese Milleniumsgegestände, was auch immer sie sein mochten, in seinen Besitz zu bringen. Schließlich waren sie mit dem Blut seiner Eltern entstanden, also sollten sie auch ihm gehören!
 

In der Stadt angekommen, musste die Karawane mehrfach anhalten, da Markttag war und viele Karren die Straßen füllten und versperrten. Eine dieser Gelegenheiten nutzte Atemu, um aus seiner Sänfte zu steigen und unter dem Vorwand, nach Anchal sehen zu wollen, zur Kiste zu gehen, in welcher sich der fremde Junge befand.

Er klopfte vorsichtig an das Holz.

„He…Wir sind jetzt in Theben und im Moment ist hier niemand. Du kannst jetzt rauskommen…“, flüsterte er doch selbst nach zwei Minuten erhielt er keine Antwort. Das wunderte ihn dann doch und er öffnete die Truhe ein wenig. Nicht, dass der Junge erstickt war oder so was! Doch zu seiner Überraschung war die Kiste leer. Der Junge musste also schon vor einiger Zeit abgehauen sein…

Ein bisschen dreist fand er das schon. Er hätte sich wenigstens bedanken und verabschieden können. Außerdem wusste er jetzt nicht mal, wie der Andere hieß. So war die Chance, dass sie sich je wieder sehen würden, mehr als gering, wurde ihm klar und missmutig ging er in seine Sänfte zurück.

Das Wiedersehen

Kapitel 2
 

N/A: Hey, tut mir wirklich leid, dass es so lange gedauert hat. aber dieses Kapitel hat mir noch mehr Schwierigkeiten bemacht, als das erste. Irgendwie wollen die Charaktere noch nicht so richtig, wie ich will und deshalb brauchte ich manchmal ein paar Anläufe bis die Dialoge dahin führten, wo ich hin wollte. (das klingt ein wnig freakig, oder?). Dadurch kontne ich das Kapitel auch nicht da enden, wo ich gerne wollte, weil es sonst zu lang geworden wäre und zu viel Zeit zum Schreiben gebraucht hätte...

Naja, ich hoffe, es gefällt euch und ich hoffe, ihr hinterlasst mir ein paar Reviews. :)

Eure Moe
 

Seit jenem Tag waren nun drei Jahre vergangen und Atemu hatte den weißhaarigen Jungen seit dem nicht wieder gesehen. Dies lag allerdings auch daran, dass es ihm nicht erlaubt war, weiter als bis zu den Palastmauern zu gehen. Nur bei Festumzügen durfte er seinen Vater begleiten, jedoch saß er dann in einer Sänfte und konnte nur ab und an einen Blick hinaus auf die Straße werfen. Dabei wollte er doch so gerne wissen, wie es in der Stadt zuging.

Schließlich würde er irgendwann einmal Pharao sein und da musste er doch wissen, wie seine Untertanen lebten. Alles, was ihm jetzt darüber schon beigebracht wurde, war so langweilig, dass er sich absolut nicht vorstellen konnte, dass die Menschen im Reich wirklich so lebten.

Diese Neugierde hatte Atemu auf die Idee gebracht, sich aus dem Palast zu schleichen. So gefährlich konnte das ja nicht sein und außerdem wurde ihm bereits das Kämpfen gelehrt. Er würde sich also verteidigen können. Und überhaupt: Niemand würde es wagen dem Sohn des großen Pharaos wehtun zu wollen. Die Götter schützten ihn. Davon war er überzeugt.
 

Also hatte er sich heimlich ein paar schlichte Sachen aus den Sklavenquartieren ausgeliehen – er würde sie natürlich später zurückgeben, wenn er zurück war. Stehlen war schließlich falsch. Aber er hatte Angst, dass die Sklaven seinem Vater vielleicht etwas sagen könnten, wenn sie es wüssten. Besagte Kleidung hatte er sich nun in den frühen Morgenstunden, als es kaum dämmerte, übergezogen und betrachtete sich nun im Spiegel, ob er auch aussah, wie ein normales Kind. Er fand ja.

Leise schlich er sich aus seinem Gemach, immer darauf bedacht, keinem der Sklaven oder Wachen zu begegnen. Als er jedoch fast die Gärten erreicht hatte, begegnete er jemand anderem – seinem Cousin Seth. Die violetten Augen suchten noch schnell nach einem Versteck, doch es war zu spät.

„Atemu? Was machst du denn hier so früh am Morgen und wie siehst du überhaupt aus?“, fragte der brünette 14-jährige und hatte skeptisch eine Augenbraue hochgezogen.

„Äh…Das Gleiche kann ich dich auch fragen: Was willst du so früh hier?“ Der Bunthaarige wusste genau, dass Seth ihn niemals allein würde in die Stadt gehen lassen, also lenkte er lieber ab.
 

„Ich bin auf dem Weg in den Tempel, wie jeden Morgen, da ich dort meine Ausbildung zum Priester mache.“, antwortete der Ältere gelassen und verschränkte nun die Arme. „Aber du, Cousin, siehst nicht gerade so aus, als wärest du auf dem Weg um ein Gebet zu sprechen. Was hast du vor?“

Atemu biss sich ertappt auf die Unterlippe. „Du musst versprechen, dass du es keinem sagst.“

„Nun, sag schon.“

„Erst, wenn du versprichst, mich nicht zu verpetzen.“

Seth seufzte leicht genervt. „Na gut. Versprochen.“

Daraufhin lächelte Atemu erleichtert und erzählte von seinem Plan. „Ich hab mich verkleidet, wie du siehst, und mache jetzt einen Ausflug in die Stadt.“

„Was?!“, fragte der junge Priesteranwärter entsetzt. „Bist du verrückt geworden? Weißt du, wie gefährlich das ist? Du bist der Kronprinz!“

„Sshh! Nicht so laut, sonst hört uns noch jemand.“, warnte der Bunthaarige bevor er wirklich antwortete. „Ich weiß das doch, Seth! Aber als Kronprinz habe ich schon vieles gelernt, um mich zu verteidigen und keiner wird mich erkennen, so wie ich aussehe.“

„Aber-“, setzte der Blauäugige an, wurde jedoch unterbrochen.

„Seth!“, Atemus Stimme hatte nun einen flehenden Ton angenommen. „Das einzige, was ich kenne, ist der Palast. Ich will auch mal was anderes kennen lernen und wie soll ich das, wenn ich hier rund um die Uhr festsitze?“
 

„Atemu, du wirst noch alles kennen lernen. Du bist noch viel zu jung. Ich kann dich nicht gehen lassen.“

„Bin ich nicht! Und ich werde es nicht kennen lernen. Das weißt du selbst. Alles, was ich zu lernen habe, muss ich hier lernen und über das Leben aller anderen Ägypter, werde ich nie etwas erfahren. So werde ich nie ein guter Pharao. Bitte, Cousin. Tu so, als hättest du mich nicht gesehen und lass mich gehen. Mir passiert nichts. Ich werde ganz vorsichtig sein, versprochen! Keiner wird merken, das ich weg war.“

Der Braunhaarige seufzte tief und sah den Sohn des Pharaos mit großem Unbehagen an. Eine Weile überlegte er, wusste aber, dass er Atemu nichts wirklich verbieten konnte, da er eindeutig über ihm stand.

„Wenn du bis Mittag nicht zurück bist, wenn deine Studienzeiten beginnen, werde ich zu deinem Vater gehen und es melden. Und dann bekomme ich noch viel mehr Ärger als du, da ich dich nicht aufgehalten habe. Also sieh zu, dass dir nichts passiert und du mehr als pünktlich bist, verstanden?“

Atemu umarmte ihn dankbar. „Danke, Seth! Ich bin rechzeitig wieder da! Keine Sorge!“

„Sei vorsichtig, ja?“

„Natürlich.“, erwiderte der Violettäugige und wollte schon weiter, als Seth ihn noch einmal am Arm festhielt.

„Eins noch“, sagte der 14-jährige. „Sag niemanden deinen wahren Namen oder woher du kommst.“ Daraufhin nickte Atemu nur ungeduldig und lief dann in die Gärten.
 

Schon vor einiger Zeit hatte er einige Steine in der Palastmauer, natürlich an einer Stelle, welche gut hinter dichten Büschen versteckt war, gelockert, sodass er diese mit Leichtigkeit herausnehmen und auch wieder einsetzen konnte. Durch dieses Loch verschwand er unauffällig.

Doch noch konnte er sich nicht frei fühlen, denn um die Mauer patrouillierten in unregelmäßigen Abständen Wachen, damit kein dreister Dieb es wagte, über diese Ab-grenzung zu klettern. Also mauerte der junge Prinz das Loch schnell wieder zu und lief hastig in eine der angrenzenden Gassen. Doch erst nach einigen Windungen blieb er stehen und ließ den Eindruck der Stadt auf sich wirken. Er war wirklich außerhalb des Palastes! Und er fand es jetzt schon toll!

Fasziniert wandelte Atemu durch die Straßen, betrachtete die Häuser, die erst groß und gepflegt, jedoch später kleiner und schäbiger wurden, was ihn unweigerlich traurig machte. Konnten sich die Leute, die darin wohnten, es sich etwa nicht leisten, ihre Häuser hübsch zu halten? Es sollte doch keine Armen in dem Reich seines Vaters geben!
 

Menschen begegnete er wenigen, dafür war es wohl noch zu früh. Deshalb wunderte es ihn, als er nach etwa einer Stunde des ziellosen, aber durchaus interessanten Schlenderns durch die Stadt Stimmengewirr und allerhand andere Geräusche hörte. Diesen folgte er neugierig und erreichte nach der einen oder anderen Sackgasse die Quelle der Geräusche – den Marktplatz. Dort begannen gerade alle möglichen Verkäufer ihre Stände aufzustellen und von Früchten über Fisch bis hin zu Schmuck und Schuhen war alles dabei.

Wow, dachte der Bunthaarige beeindruckt. Er hatte schon viel über den Markt gehört, aber so groß und bunt hatte er sich das nicht vorgestellt, denn neben den Marktleuten liefen auch schon die ersten Kunden über den Platz um die besten Waren zu ergattern. Da fiel ihm ein: In all seiner Aufregung hatte er gar nichts mitgenommen, mit dem er hätte zahlen können. Er war aber auch manchmal ein Idiot! Aber egal, dann schaute er sich eben nur um. Das hatte er ja eh nur vorgehabt.
 

Als er jedoch nach über einer Stunde, die er nun schon auf dem Markt verbracht hatte, immer wieder die Leckereien sah, die angepriesen wurden, ärgerte Atemu sich doch, dass er kein Geld hatte, denn gefrühstückt hatte er noch nicht.

Plötzlich fiel ihm unweit von ihm, an verschiedene Früchte zum Verkauf dargeboten lagen, ein weißhaariger Junge auf. Das war doch der Junge aus der Oase! Zwar war er um ein ganzes Stück gewachsen und recht hager und seine Kleidung war zerschlissen und noch verdreckter als damals, aber er war es ganz sicher! Doch was tat der da?

Fast ungläubig beobachtet der Kronprinz, wie der Junge an den Körben einiger Frauen vorbeischlenderte und heimlich immer ein oder zwei Früchte stibitzte und diese dann wohl in Taschen in seinem Gewand verschwinden ließ. Mit Entsetzen begriff der Bunthaarige, dass der andere stahl.
 

„He, du!“, rief Atemu, teils, weil er ihm sagen wollte, er solle die Sachen zurückgeben und teils, weil er sich trotz dessen freute ihn wieder zu sehen und mit ihm reden wollte. Doch sein Rufen hatte nicht den gewünschten Effekt. Im Gegenteil, der ältere Junge zuckte kurz zusammen und rannte dann los. Die Leute um ihn herum, starrten ihm verwundert nach, begriffen jedoch nicht, dass sie von jenem Jungen gerade bestohlen worden waren.

Der Thronfolger jedoch, setzte dem Weißhaarigen sofort nach.

„Warte, bitte!“, rief er erneut und versuchte mit dem Größeren mitzuhalten. Doch dieser drehte sich nur kurz um, verengte die Augen, lief dann noch etwas schneller und verschwand dann in einer kleinen Nebenstraße. Atemu folgte ihm natürlich und sah ihn, als er um die Ecke bog, wieder um eine andere Biegung flüchten. Als er jedoch auch diese Straße betrat, fand er sich in einer Sackgasse wieder und von dem fremden Jungen war keine Spur mehr. Der Violettäugige seufzte frustriert – wie konnte der denn einfach so verschwinden? - und stützte sich auf seine Oberschenkel um nach diesem Sprint wieder zu Puste zu kommen.
 

Bakura indessen saß auf dem Dach und blickte ungesehen auf den Bunthaarigen hinab. Er wollte sichergehen, ob er allein war, oder ob irgendwelche seiner unfreiwilligen Wohltäter oder sogar Soldaten durch das Geschrei des Jungen auf den Plan gerufen worden waren. Aber niemand war ihnen gefolgt. Als der Andere gerade enttäuscht gehen wollte, sagte er schließlich doch etwas, warum genau wusste er auch nicht.

„Dir ist doch hoffentlich klar, dass du mich mit deinem Gebrüll beinahe hättest auffliegen lassen, oder?“

Verwundert sah der Kleinere auf und sah sich mit seinen außergewöhnlichen violetten Augen um, bis er ihn auf der Dachkante sitzen sah. Dem Gesichtsausdruck war deutlich zu entnehmen, dass er sich fragte, wie Bakura da hinaufgekommen war. Jedoch sagte er etwas anderes: „Ehrlich? Naja, es ist ja auch nicht richtig zu stehlen. Aber eigentlich…wollte ich nur mal mit dir reden.“

Der Weißhaarige hob eine Augenbraue und überging den Teil mit dem moralischem Appell. „Reden? Warum das denn? Wir haben uns seit Jahren nicht gesehen und selbst das war nur ’ne kurze Begegnung. Du kennst ja nicht mal meinen Namen…“, entgegnete er, holte eine Frucht aus seiner Tasche und biss genüsslich hinein.

„Und trotzdem habe ich dir geholfen, zu deinem Bruder nach Theben zu kommen. Findest du nicht, dass du dich dafür mal bedanken könntest?“ Nun war der Kleine wohl etwas verärgert.

Der Braunäugige zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe echt andere Probleme.“
 

Atemu verschränkte die Arme. So hatte er sich das Wiedersehen, auf das er seit drei Jahren nie die Hoffnung aufgegeben hatte, nicht vorgestellt.

„Stimmt. Du hast gestohlen.“, kam der Bunthaarige wieder auf die Missetat des Älteren zurück.

„Na und? Hast du ’ne bessere Idee, wie man hier auf der Straße überleben soll?“

Der Jüngere starrte nun geschockt zum Anderem hinauf. „Aber was ist denn mit deinem Bruder?“

Statt zu antworten, schmiss der Junge als erstes nur die Reste der Frucht weg. Der Prinz sah dem Wurf nach und wieder machte sich sein Hunger bemerkbar. Dies blieb dem Älteren scheinbar auch nicht verborgen.

„Hunger?“, fragte er, wartete jedoch keine Antwort ab, sondern sprang geschickt vom Dach und landete nicht weit von ihm auf dem staubigen Boden. Dann richtete er sich auf und hielt ihm eine Frucht hin. „Hier.“

Bakura tat die eigentlich nur, um indirekt „Danke“ zu sagen. Direkt würde er das nicht mehr tun, hier auf der Straße bedeutete so eine Gefühlsregung Schwäche, aber der Kleine hatte irgendwie schon Recht gehabt. Er war ihm das schuldig.
 

Atemu hingegen nahm nun doch sehr überrascht die Frucht entgegen und biss auch gleich hinein.

„Danke. Also, was ist jetzt mit deinem Bruder?“, hakte er nach und Bakura seufzte schwer.

„Es gibt keinen Bruder, okay? Ich hab das nur gesagt, damit du mir hilfst. Ich bin allein.“

Fassungslos starrte Atemu den Weißhaarigen an. Er wusste nicht recht, ob er jetzt in erster Linie wütend sein sollte, dass dieser Junge ihn angelogen hatte oder ob er Mitleid haben sollte. Schließlich entschied er sich für das Letztere. Immerhin hatte der Junge das ja nur getan, damit er ihm auch wirklich half.

„Warum hast du das damals denn nicht gesagt? Mein Vater hätte dich bestimmt im Palast-“ Atemu biss sich auf die Lippen. Oh Nein! Er hatte sich verplappert!
 

„Palast?“, fragte Bakura nun mehr als hellhörig. „Was hat dein Vater denn im Palast verloren?“ Ihm war anzuhören, dass er alles, was mit dem königlichen Palast und somit mit dem Pharao in Verbindung stand, verabscheute. Natürlich hatte er sich gedacht, dass der Kleine aus gutem Hause kam. Das hatte er ja immerhin schon vor drei Jahren erkennen können, aber der Palast?!

„Äh…“, stammelte Atemu indes und überlegte fieberhaft, wie er sich aus dieser Situation wieder herausreden konnte. Sein Gegenüber klang nicht sonderlich begeistert über das Bisschen an Information und Seth hatte ihm außerdem ausdrücklich verboten, seine Identität preiszugeben. „Mein Vater…äh…arbeitet für den Pharao. Er gehört zu seinen Leibwächtern.“

Der Braunäugige schnaubte nur. „Dieser Mensch ist es nicht wert beschützt zu werden. Eher gehört er verflucht.“

„Wie kannst du so etwas sagen? Er ist der Herrscher unseres Landes und Erbe des Horus! Ohne ihn wäre Ägypten verloren!“

„War klar, dass du so etwas sagst. Dir wird das ja auch eingetrichtert. Aber du hast keine Ahnung…“

„Aber du! Nur, weil du dich alleine durchschlägst, weißt du natürlich viel mehr als ich.“

„Ja und spiel jetzt nicht einen auf beleidigt, nur, weil ich nicht so naiv bin und alles glaube, was man mir erzählt.“ Bakura schmunzelte. Es machte Spaß den Kleineren zu ärgern.
 

„Das tue ich auch nicht!“, rief Atemu aus und war daraufhin wütend auf sich selbst. Warum ließ er sich auf so etwas überhaupt ein? „Was rede ich überhaupt noch mit dir?“

„Das weiß ich nicht. Sag du’s mir doch.“, antwortete der Weißhaarige grinsend. Daraufhin funkelten Bakura wütende Amethyste an und der Bunthaarige Junge stapfte davon.

„Weißt du überhaupt, wie du zurück zum Palast kommst? Du warst doch offensichtlich noch nicht oft in der Stadt…“

„Natürlich weiß ich das!“, knurrte Atemu zurück und schlug einfach mal den Weg nach rechts ein, obwohl er in Wirklichkeit nicht die leiseste Ahnung hatte, wie er nach Hause kommen sollte. Aber ein Prinz gab sich keine Blöße, schon gar nicht vor einem Straßenjungen. Plötzlich wurde er jedoch am Handgelenk gepackt und in die entgegen gesetzte Richtung gezerrt.

„Was-“, begann er, wurde jedoch von dem Größeren unterbrochen.

„Du läufst genau in die verkehrte Richtung. Komm mit. Ich zeig dir den Weg, unter zwei Bedingungen.“
 

Atemu machte sich los und blieb mit verschränkten Armen stehen. „Und was für welche?“

„Also als erstes sagst du mir, wie du heißt. Und dann gibst du mir, sozusagen als Bezahlung, eine dieser komischen seltenen, stacheligen Früchte, die da in den Palastgärten sind.“ Diese Früchte waren im ganzen Reicht bekannt, aber es gab sie sonst nirgendwo in Ägypten und wenn Bakura mit einer davon vor einen der mächtigen Diebe trat, blieb dem gar nichts anderes übrig, als sein Mentor zu werden. Er versuchte schon seit Monaten einen der wirklich mächtigen Diebe als seinen Mentor zu gewinnen, aber alle wiesen ihn als zu jung und unfähig ab. Damit würde er beweisen, dass er sehr wohl das Zeug dazu hatte, auch, wenn er anders an die Frucht ran gekommen sein würde, als sie dachten.
 

Der junge Prinz indes überlegte kurz und nickte dann. „Okay, abgemacht. Aber nur, wenn du mir auch deinen Namen nennst.“

„Bakura.“, antwortete dieser daraufhin knapp und setzte sich in Bewegung.

Atemu folgte ihm und hatte schon nach einem Namen gesucht. Irgendetwas, das nicht mit seinem Titel in Verbindung gebracht werden konnte. Stand nicht in irgendeiner Schrift, dass Dunkelheit in einer fremden Sprache „Yami“ bedeutete? Das wäre doch passend und gegensätzlich zum „Licht von Ägypten“

„Ich heiße Yami.“, löste er also den ersten Teil seiner Abmachung ein.

„Komischer Name…Genau wie deine Haare.“, kommentierte Bakura und grinste.

„Musst du gerade sagen. Meine Haare sehen immerhin nicht aus, wie die meines 100-jährigen Großvaters.“, konterte der Bunthaarige gekonnt und streckte dem Älteren die Zunge raus.

„Für so einen Zwerg hast du eine ganz schon große Klappe.“

„Ich bin kein Zwerg und du bist garantiert auch nicht viel älter als ich.“

„Wieso? Wie alt bist du denn?“

„Zehn und du kannst auch nicht viel älter sein, höchstens elf oder zwölf…“

Der Weißhaarige schwieg lieber, anstatt zu antworten, denn Yami hatte Recht. Er war erst elf. Deshalb wechselte er das Thema und bis sie die Palastmauern erreichten, redeten sie nur über belangloses und verstanden sich überraschender Weise sogar ganz gut.
 

„So, hier sind wir. Das Haupttor ist da drüben. Ich warte hier, bis du die Frucht geholt hast und wehe du hältst dein Versprechen nicht.“, drohte der Braunäugige als sie ihr Ziel erreicht hatten.

„Natürlich halte ich mein Versprechen. Aber ich gehe nicht durch das Haupttor. Die Wachen dürfen mich nicht erwischen. Dort um die Kurve herum habe ich mir einen Durchgang verschafft.“, erwiderte der Jüngere und ging auf die Stelle zu, in welcher sich das Loch in der Mauer befand. Bakura folgte ihm mit skeptischem Blick.

„Hab ich das richtig verstanden? Du hast dich heimlich rausgeschlichen? Warum das denn?“

Atemu, nein, im Moment ja noch Yami, löste die Steine aus der Mauer, während er sprach und Bakura sich nach patrouillierenden Wachen umsah: „Naja, mein Vater lässt mich nicht freiwillig aus dem Palast raus. Er hält es für zu gefährlich und deshalb hab ich das eben heimlich gemacht.“

„Du hast einen echt seltsamen Vater, Yami…So gefährlich ist die Stadt auch nicht.“

Der Bunthaarige zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, dass er mich nur beschützen will.“

„Und trotzdem setzt du dich über seine Worte hinweg. Und ich hatte dich eher für so einen richtig ehrlichen Jungen gehalten.“, gestand Bakura ernsthaft etwas überrascht, wenn auch positiv. Statt zu antworten, kroch Yami durch das Loch und bedeutete ihm, zu folgen. Erst war er sich nicht sicher, ob er dem Anderen wirklich folgen sollte. Was, wenn Wachen ihn fanden? Er hatte die Grausamkeiten nicht vergessen, zu denen sie fähig waren und nur, weil der Sohn eines der Leibwächter ihn hereingelassen hatte, würde er sicherlich nicht verschont werden. Dennoch siegte seine Neugier. Wer konnte schon behaupten, in den Palastgärten gewesen zu sein und wer wusste schon, ob dieser kleine Einblick ihm später nicht mal nützlich sein würde…?

Also kroch er ebenfalls hindurch und fand sich hinter einem großen Busch wieder, der zartviolette Blüten trug. Überhaupt war hier alles saftig grün und blühend, stellte Bakura fest, als er aufstand. Und das obwohl die Zeit des großen Regens noch mindestens zwei Monate entfernt war. Er unterdrückte ein Grummeln. Für so was wurde hier also das knappe, wertvolle Wasser verschwendet!
 

Ehe der Weißhaarige sich jedoch weiter darüber aufregen konnte, brachte Yami ihm in Erinnerung, warum er hier war: „Warte am besten hier. Nicht, dass man dich sieht.“ Dann lief Yami einen schmalen Pfad entlang und war bald hinter großen Buschwerk verschwunden.

Der Ältere nutzte die Gelegenheit, um einen Blick auf den Palast zu werfen. Er musste einige Meter laufen um das Gebäude durch die dichten Blätter hindurch zu sehen. Als er es jedoch sah, fiel ihm beinahe die Kinnlade runter. Das war mit Abstand das größte Gebäude, das er je gesehen hatte, größer als alle Tempel Thebens. Es schien mehrere Flügel zu geben, die den Garten von drei Seiten umrahmten. Auf der rechten und linken Seite gab es jeweils einen riesigen Balkon, ansonsten nur einige Fenster und im Erdgeschoss viele offene Säulengänge.
 

Dann hörte er Schritte und reflexartig duckte er sich, um sich zu verstecken, sah dann jedoch den bunten Haarschopf Yamis und richtete sich wieder auf. Dieser kam auf ihn zu und lächelte ihn an.

„Du hast ja sogar getan, was ich gesagt habe…“, meinte er leicht erstaunt und hielt ihm eine der kostbaren Früchte hin.

„Bild dir bloß nichts ein, Stachelkopf. Ich will nur nicht festgenommen werden. Das ist alles.“, gab er als Antwort und wechselte prompt das Thema. „Wer wohnt eigentlich in den Räumen mit den Balkonen…?“, fragte er und hoffte, dass es nur neugierig klang.

„Du meinst da und da?“, Yami deutete auf die beiden sich gegenüberliegenden Gebäudeabschnitte und hielt seinen Finger auf den linken gerichtet. „Das da sind mei-nes Wissens nach, die Gemächer des Kronprinzen und gegenüber der Balkon gehört zu denen des Pharaos.“

„Aha.“, kommentierte der Größere und versuchte unbeteiligt zu klingen, machte sich innerlich jedoch eine große Notiz, damit er diese wichtige Information für die Zukunft nicht vergaß.
 

„Warum willst du eigentlich genau so eine Frucht haben?“, war es nun an dem jungen Prinzen neugierig zu sein.

„Ich? Ich habe vor, damit einen der großen Diebe als Mentor zu bekommen.“

„Diebe? Du willst ein Dieb werden?“ Der Jüngere konnte nicht wirklich verbergen, dass er entsetzt darüber war.

„Ja? Was denkst du denn, wie ich sonst einem Leben als Bettler entgehen kann?“

„Mit ehrlicher Arbeit vielleicht?“

Bakura lachte auf. „Du hast wirklich keine Ahnung. Wer würde einen Straßenjungen schon als Lehrling ausbilden? Außerdem bin ich dafür noch zu jung und…naja Diebe haben viel mehr Möglichkeiten…“

Yami sah den Anderen kritisch an. „Wie meinst du das?“

Diese Frage wurde jedoch nur abgewinkt. „Nicht so wichtig. Ich glaube, ich mache mich jetzt auch lieber aus dem Staub.“ Der Straßenjunge ging zurück zum geheimen Ausgang aus dem Garten.
 

Der Violettäugige stand unsicher da und biss sich auf die Lippen. Er wollte nicht, dass sie sich wieder aus den Augen verloren. Er hatte doch niemanden in seinem Altern, keinen richtigen Freund und selbst wenn der Straßenjunge ein Dieb werden wollte, hatte er ihm doch geholfen, wieder zum Palast zu kommen und auf dem Rückweg hatte er sogar manchmal ganz nett gewirkt und vor allem hatte er ihn wie einen normalen Jungen behandelt, nicht wie den Thronfolger. Und das tat sonst niemand, nicht einmal Seth.

Doch ehe der 10-jährige noch etwas sagen konnte, war Bakura schon verschwunden. Wütend stampfte Yami mit dem Fuß auf und wollte dem Älteren noch einmal hinterher, als er eine wohlbekannte Stimme hörte: „Atemu! Hier bist du! Ich habe schon den ganzen Palast nach dir abgesucht. In zehn Minuten beginnt dein Unterricht.“ Seth.
 

Der Prinz drehte sich zu dem jungen Priester um und war nun doch heilfroh, dass Bakura so schnell verschwunden war. Ob er Seth irgendwie gesehen hatte?, kam es ihm in den Sinn, bevor er dem Brünetten antwortete:„Ja, ich weiß und wie du siehst, bin ich pünktlich, Cousin.“

Der Angesprochene nickte jedoch nur in Kopf Richtung Palast. „Wenn du es denn schaffst, dich noch rechtzeitig umzuziehen, bis dein Lehrer kommt.“

„Natürlich.“, erwiderte der Jüngere selbstbewusst und ging mit seinem Cousin den Gartenweg entlang.

„Und? Wurden deine Erwartungen erfüllt?“, fragte Seth nun in etwas sanfteren und auch ein wenig neugierigem Tonfall. Atemu sah ihn daraufhin mit leuchtenden Augen an.

„Mehr als das, Seth. Die Stadt war toll. Ich konnte leider nur einen Bruchteil sehen. Aber ich habe einen Jungen getroffen, der-“

„Was für einen Jungen?“

„Er ist ein Straßenkind, aber-“

„Ein Straßenkind?! Atemu, weißt du eigentlich was das für Gesinde ist?“

„Gar nicht wahr! Er hat mir geholfen, wieder hierher zu finden!“

„Du hast ihm gesagt, dass du aus dem Palast stammst?“

„Ja, aber nicht, wer ich bin. Ich bin nicht dumm, Seth. Und jetzt lass mich doch mal ausreden. Er hat mir den Weg zurück gezeigt und wird mir demnächst noch mehr von der Stadt zeigen.“ Wenn er ihn gefunden hatte, fügte der Bunthaarige in Gedanken hinzu, und überredet hatte…

„Du willst noch mal in die Stadt? Bei Ra, ich dachte, jetzt, wo du es gesehen hast, bist du zufrieden und vernünftig, wie es sich für einen Kronprinzen gehört.“ Der Ältere Junge rieb sich mit zwei Fingern über das Nasenbein. Was, bei allen Göttern, hatte er da nur zugelassen?

„Ich bin vernünftig. So lerne ich das Volk am besten kennen und erlebe mal anderes, als jeden Tag nur Schriften und Landkarten.“

„In zwei Jahren darfst du mit auf die Jagsausflüge. Warte darauf.“

„Bis dahin sterbe ich vor Langeweile und wie gesagt, mir passiert nichts. Ich kann kämpfen und da der Straßenjunge weiß, woher ich komme, wird er mich nicht dahin führen, wo die Verbrecher sind.“

„Wie kannst du dir da sicher sein?“

„Die Götter beschützen mich. Sie würden mich niemandes Weges kreuzen lassen, der mir Böses will.“ Der Prinz wusste, dass Seth, als angehender Priester nichts dagegen sagen konnte. Und richtig. Den Rest des Weges hüllte sich der Blauäugige in aufgebrachtes Schweigen. Im Säulengang blieb Atemu jedoch noch einmal stehen und sah den anderen an.

„Du wirst es doch für dich behalten und mir helfen, wenn ich eine Ausflug mache, oder?“

Einen langen Moment weilten die strengen Saphire auf ihm, ehe Seth nickte.

„Aber nur, wenn du mir versprichst, dich nicht absichtlich in Gefahr zu begeben.“, forderte er eindringlich und nun war es an dem Bunthaarigen zu nicken.

„Versprochen.“
 

N/A: Noch eine kurze Anmerkung. Als Yami erklärt, wessen Gemächer das sind, habe ich bewusste mei-nes geschrieben. Yami will nämlich erst meine sagen, merkt aber gerade noch rechtzeitig, dass er sich damit selbst verraten würde und ändert es beim Sprechen. Das nur, falls Missverständnisse auftreten sollten^^

Freundschaft und ihre Grenzen

Kapitel 3
 

N/A: Hey Leute, tut mir echt leid, dass ich so lange für dieses Kapitel grbaucht habe. Aber das Abi nimmt mehr Zeit in Anspruch als ich gedacht hätte...

Wie ihr vielleicht auch bemerkt habt, hat dieses Kapitel noch keinen Titel. Wenn euch einer einfällt, sagt mir bescheid. Ich bin da gerade etwas unkreativ. sowieso bin ich mit diesem Kapitel nicht so zufrieden, da es wieder mal nicht so geendet hat, wie es eigentlich wollte...naja. Ich wünsche euch trotzdem viel Spaß beim Lesen!
 

LG Moe
 


 

Es war später Abend und Atemu lag in seinem Bett und streichelte gedankenverloren seinen mittlerweile ausgewachsenen Panther Anchal, der angenehm schnurrte. Zwei Wochen war es nun schon her, dass er Bakura getroffen hatte. Seit dem hatte er gehofft, ihn bei seinen kleinen Exkursionen in die Stadt wieder zu sehen, aber das hatte er nicht, leider. Natürlich kam der Ältere auch nicht in den Palast spaziert.

Aber Atemu wollte nicht akzeptieren, dass sie sich nie mehr wieder sehen würden. Er hatte endlich jemanden in seinem Alter, der ihn nicht behandelte wie ein rohes Ei, sondern wie einen ganz normalen Jungen und das wollte er nicht verlieren. Außerdem kannte Bakura sich ja viel besser in der Stadt aus, und konnte ihm bestimmt Dinge zeigen, die ihm sonst verborgen bleiben würden. Atemu seufzte und sah sein Haustier an.

„Was mache ich bloß, Anchal? Bakura noch mal zufällig zu treffen, ist so gut wie unmöglich bei den vielen Tausend Menschen, die in Theben leben. Und ich weiß auch nicht, wo er lebt, nur dass er Dieb werden will…“, klagte er dem Tier sein Leid und kam dabei auf eine Idee. Diebe, natürlich! Er wusste, dass es im Elendsviertel des Nachts nur so von zwielichtigen Gestalten wimmelte und es wurde gemunkelt, dass dort auch die Diebe ihre Geschäfte trieben. Bestimmt würde Bakura auch dort sein! Doch die erste Euphorie legte sich schnell, als er sich bewusst wurde wie gefährlich das war. Bisher hatte er diesen Teil der Stadt gemieden, schließlich wollte er auch nicht zu viel riskieren. Er biss sich unsicher auf die Unterlippe.

„Aber mit der richtigen Verkleidung müsste es doch klappen. Dann erkennt mich bestimmt keiner, oder Anchal?“ Dieser sah ihn aus seinen großen, grünen Augen an. „Seth weiß ja auch in etwa, wo ich dann bin. Wenn mir also was passieren sollte, wird er alle alarmieren.“ Er lächelte, nun wieder zuversichtlich und begann alles für seinen nächsten Ausflug vorzubereiten.
 

Bakura saß in einer Ecke des Gasthauses in dem sein Mentor gerade einige Geschäfte abwickelte. Durch die Frucht hatte es geschafft, Akim, einem der mächtigsten Diebe Thebens für sich zu gewinnen. Zwar hatte er ihm nicht geglaubt, dass er die Frucht selbst aus dem Garten gestohlen hatte. Aber „es macht auch einen guten Dieb aus, zu wissen, wie man an Dinge herankommt, ohne sich die Hände schmutzig zu machen.“

Er hatte den Mann beeindruckt und schon zu einigen Coups mitgenommen. Jetzt war er seinem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen. Akim würde ihm alles beibringen, was er wissen und können musste.

Der Weißhaarige grinste in sich hinein und sah sich ziellos im Raum um. Spärlich bekleidete Frauen bedienten die Diebe und andere Leute, die hier nicht ganz legale Sachen erledigten, und boten ihnen noch andere Dienste an. Jeder hier war bekannt in der Unterwelt und genau deshalb fiel ihm auch gleich die kleine Gestalt auf, die durch die Tür kam. Sie trug einen dunklen Kapuzenmantel, der jedoch für dieses Lokal viel zu wertvoll schien. Skeptisch beobachtete er die Person, die sich nahe der Tür, scheinbar unauffällig in der Nähe der Tür stand. Sie sah sich um und für einen kurzen Moment konnte Bakura auf die ungewöhnliche Haarfarbe der Person erhaschen. Das war Yami! Was zum Henker machte der denn hier?!

Sofort murmelte er eine Entschuldigung zu seinem Mentor und stand auf. Er schon sich zwischen den Betrunkenen hindurch und suchte dabei mit Yami Blickkontakt. Als dieser ihn sah, lächelte er erfreut und wollte ihn gerade ansprechen, als der Ältere ihm bedeutete still zu sein und mit nach draußen zu kommen. Der Kleine folgte ihm auch glücklicherweise.
 

Draußen angekommen packte der Weißhaarige Yami grob an den Schultern und schüttelte ihn.„Bist du denn völlig verrückt geworden?“, zischte Bakura wütend. „Du hättest schneller tot sein können, als du Osiris sagen kannst!“

„Lass mich los!“, fauchte Yami zurück und befreite sich aus dem Griff de Größeren. Dann sah er ihn nun ebenfalls wütend an. „Was ist dein Problem? Ich war doch verkleidet und da drinnen kennt mich außer dir sowieso keiner!“

„Ja und? Dein Mantel ist fein und heil genug um dich zu entlarven und wenn sie dich für einen Spion gehalten hätten…Die haben so was gar nicht gern…“ Ehe der junge Dieb jedoch noch weiter mit ihm schimpfen konnte, verlor er den Boden unter den Füßen und landete unsanft auf dem Rücken, ein Messer plötzlich an seiner Kehle. Ungläubig sah er den Bunthaarigen an, der die Klinge in der Hand hielt.

„Ich wollte dir nur zeigen, dass ich mich sehr wohl verteidigen könnte, wenn ich müsste.“, erklärte er sein Handeln, steckte das Messer weg und bot Bakura eine Hand an, um ihm hoch zu helfen. Doch der nutzte die Gelegenheit und zog Yami geschickt die Beine weg, so dass er auch er nun auf dem Boden lag. Grinsend sah er in die violetten Augen.

„Dann solltest du aber nie die Deckung verlieren, sonst passiert dir so was.“, triezte er Yami und begann zu lachen. Der Andere sah ihn zwar erst wütend an, stimmte dann aber mit ein.
 

Als sie sich wieder eingekriegt hatten, suchten sie sich eine ruhige Ecke und Bakura musterte Yami neugierig. „Warum bist du eigentlich da rein gegangen? Dir müsste doch eigentlich klar gewesen sein, dass solche Leute wie du da nicht hingehören...“

Der Angesprochene verdrehte nur die Augen. „Das musst du mir nicht extra sagen. Ganz so naiv bin ich auch nicht...“ Mehr sagte er jedoch nicht.

„Also? Was wolltest du da? Wolltest du wirklich spionieren?“

„Was? Nein! So ein Blödsinn! Ich habe dich gesucht...“, erklärte er und bei Bakuras ungläubigem Blick fuhr er schnell fort. „Na ja, ich will doch die Stadt erkunden und das wirkliche Leben kennen lernen. Aber dafür brauche ich jemanden, der sie mir zeigt und zwar so, wie sie für einfache Leute wirklich ist und nicht so, wie mein Vater sie mir zeigen will...“

„Ah ja, und ich komm ja aus der Gosse und komme daher sehr gelegen...“, interpretierte der Weißhaarige die Worte auf seine Weise und schnaubte verächtlich. Schnell stellte Yami die Sache richtig.

„Nein! So war das nicht gemeint....Klar, bist du aus...einfachen Verhältnissen, aber du kennst eben die Stadt...Und du bist der einzige, der mich normal behandelt und nicht wie ein rohes Ei...“, erklärte er.

„Das kannste auch vergessen!“, stimmte der Ältere ihm gleich zu, war aber wieder milde gestimmt. „Aber noch mal im Klartext: Du willst also, dass ich dir die Stadt zeige, so wie ich sie kenne...?“ Als Antwort nickte Yami und Bakura überlegte kurz. Der Jüngere kam aus einer ganz anderen Welt, aus dem Palast...Aber vielleicht kam ihm das ja zu Gute und er konnte Informationen sammeln...Außerdem fand er Yami eigentlich ganz nett und er konnte nichts mieses im Schilde führen, dafür hatte er zu dumm gehandelt...Ein weiterer Beweggrund des 11-Jährigen war, dass er, seit er in Theben angekommen war, keine Freunde mehr hatte. Allen musste er misstrauen, weil hier jeder nur sich selbst der nächste war und dafür, das hatte er schon gesehen, notfalls über Leichen ging. Bakura hatte, unbewusst, die Hoffnung, vielleicht doch endlich wieder so etwas wie einen Freund haben zu können, jemanden, dem er vertrauen konnte...

„Na, meinetwegen. Aber du spazierst hier nicht mehr ins Viertel rein. Wenn irgendwer von den Dieben das mitbekommt, bin ich so gut wie tot.“

„In Ordnung. Wir können ja einen Treffpunkt ausmachen, wo wir uns immer treffen. Da, wo du letztens auf dem Dach warst...?“

„Sicher.“
 

So begann die Freundschaft zwischen diesen beiden unterschiedlichen Jungen und nachdem Atemu zusammen mit Bakura die gesamte Stadt erkundet hatte und sich mühelos zurechtfinden konnte, trafen sie sich weiterhin. Bakura stiftete ihn zu dem einen oder anderen Streich an und Atemu fand gefallen an diesem Leben außerhalb des Palastes, frei von Zwängen und Verhaltensregeln. Dabei merkte er gar nicht, wie er unbewusst einiges von dem Älteren übernahm. Dies fiel allerdings seinem Cousin auf.

„Du verbringst zu viel Zeit mit diesem Gossenjungen.“, stellte Seth missbilligend nach einigen Monaten fest.

„Gar nicht wahr!“, entgegnete er junge Prinz. „Niemanden fällt es auf, dass ich ab und an mal weg bin...Ach, verfluchte Rattenscheiße!“ Verärgert sah er auf seine Hausarbeiten, bei der er sich, dank Seths vollkommen unnötiger Ablenkung, verschrieben hatte.

„Das nicht, aber so langsam färbt er auf dich ab. Du hast eben geflucht wie ein einfacher Bauer und dir fällt es nicht einmal auf. So kann das nicht weitergehen. Er hat schlechten Einfluss auf dich.“

„Ja und? Er ist mein Freund, der einzige, außer dir, den ich habe und selbst du behandelst mich nicht normal, sondern immer nur als den Kronprinzen!“

Seth sah ihn eindringlich an. „Das bist du doch auch! Atemu, wie lange willst du ihm noch verheimlichen, wer du bist?“

Der Jüngere zuckte nur trotzig mit den Schultern. „Ist doch meine Sache.“

„Noch, aber bald wird es Zeit dich richtig auf deine Pflichten als zukünftiger Pharao hinzuweisen und dann musst du diesen Unfug, den du hier gerade betreibst, vergessen.“, mahnte ihn Seth.

„Das werde ich aber nicht tun! Das ist kein Unfug. Ich habe endlich mal Spaß, wenn ich mit Bakura durch die Stadt streife und ich lerne dort am besten, was ich später tun muss, um meinem Volk am besten zu helfen. Ich bin überzeugt, dass Horus absichtlich dafür gesorgt hat, dass Bakura und ich uns treffen, damit ich von ihm lerne, wie es ist, in einfachen Verhältnissen zu leben.“ Atemus violette Augen funkelten den angehenden Priester an und dieser verzichtete auf eine direkte Antwort.

„Dann lerne wenigstens diese beiden Leben zu trennen, denn hier im Palast bist du der Kronprinz und hast dich dementsprechend zu benehmen.“ Mit diesen Worten verließ Seth den Raum. Langsam bereute er wirklich, dass er Yami damals hatte gehen lassen. Dieser Bakura bedeutete doch nichts als Ärger!
 

Einige Tage später wollte Atemu sich wieder mit Bakura treffen und er nahm sich vor, ihm dann von seinem Geheimnis zu erzählen. Denn vertraute seinem Freund und wusste, dass dieser ihn nicht verraten und auch dann nicht anders behandeln würde, als er es jetzt tat. Gleich nach seinem Kampftraining, es dämmerte gerade, schlich Atemu sich wieder aus dem Palast und lief zu ihrem Treffpunkt. Dort saß Bakura schon auf dem Dach und sprang herunter als er ihn sah.

„Du bist heute spät dran.“, begrüßte er ihn und Atemu wusste, dass der Andere wissen wollte, warum.

„Tut mir leid. Ich hatte noch Kampftraining.“, erklärte er, während sie die Gasse verließen und erst einmal ziellos durch die Straßen wanderten, was sehr oft vorkam.

Zu Atemus Überraschung breitete sich auf Bakuras Gesicht ein Grinsen aus und seine Augen funkelten ihn herausfordernd an.

„Echt? Vielleicht bist du ja jetzt ein bisschen besser geworden. Bis jetzt habe ich dich ja immer geschlagen...“, triezte er, woraufhin Atemu selbstbewusst das Kinn vorreckte.

„Natürlich bin ich besser geworden, besser als du. Schließlich kann es ja nicht sein, dass jemand wie ich, schlechter ist als ein kleiner Dieb...“ Dem Älteren die Zunge herausstreckend rannte er los und Bakura hinterher. Ihr Ziel war eine kleine Mauer am Ufer eines Seitenarms des Nils, wo sie immer mit Stöcken miteinander kämpften.
 

Obwohl Atemu eher losgerannt war, hatte Bakura ihn schließlich überholt und hob zwei etwa gleich große Stöcke auf, von denen er einen dem Bunthaarigen zuwarf.

„So, jetzt sehen wir ja, ob du nicht doch nur große Worte spuckst wie alle Adligen...“

„Du musst doch langsam mal kapiert haben, dass ich nicht wie alle anderen Adligen bin.“, entgegnete Yami und holte zum Schlag aus. Bakura parierte noch mühelos und ging nun zum Gegenangriff über. Für einige Zeit war es ein ausgeglichener Kampf zwischen ihnen, wobei beide Schwierigkeiten hatten, sich auf den Kampfstil des anderen einzustellen. Dann jedoch gewann Bakura doch ein wenig die Oberhand und schaffte es mit einem gezielten Angriff, Atemu den Stock aus der Hand zu schlagen. Dieser verlor dabei das Gleichgewicht und fiel direkt ins Wasser, was Bakura laut auflachen ließ.

„Tja, es gibt doch ein Sprichwort: Hochmut kommt vor dem Fall...“, rief er als der Bunthaarige prustend wieder auftauchte und Bakura giftig ansah. Dieser lachte daraufhin nur noch lauter. Jedoch achtete er dadurch nicht auf seine Schritte und trat auf einen losen Stein. Dieser löste sich aus der Mauer und nun verlor auch er das Gleichgewicht und stürzte mit einem Aufschrei in den Nil. Nun war es an Atemu zu lachen.

„Dieses Sprichwort trifft aber auch auf dich zu, Kura...“

Sauer, dass er sich ziemlich blamiert hatte und, weil er dem jüngeren nicht das letzte Wort lassen wollte, spritzte Bakura diesem nun einen Schwall Wasser ins Gesicht.

„Hey!“, empörte sich Yami. „Na, warte! Das kriegst du zurück!“, schwor er Rache und bald lieferten sie sich eine ausgiebige Wasserschlacht.
 

Nachdem die Sonne hinterm Horizont verschwunden war, wurde es schnell merklich kühler und die beiden Jungen beeilten sich aus dem Wasser rauszukommen. Während sie durch die Straßen liefen, wurde ihnen immer kälter, auch, wenn keiner von beiden als Memme gelten und es zugeben wollte. Schließlich sah Bakura seinen Freund an.

„So kannst du doch eh nicht in den Palast ohne dass alles denken, es wäre ein Nilpferd in den Palast eingedrungen...“

„Haha...sehr lustig. Du siehst auch nicht besser aus. Du hast sogar ein paar Wasserpflanzen im Haar. Vielleicht wachsen sie ja fest...“, erwiderte Yami schlagfertig und sah mit Genugtuung zu, wie Bakura versuchte, die nicht vorhandenen Pflanzen aus seinem Haar zu ziehen.

„Da ist doch gar nichts! Du hast mich reingelegt!“, stellt er schließlich wütend fest und funkelte den Jüngeren an. Dieser zuckte nur grinsend mit den Schultern.

„Wenn du mich als Nilpferd bezeichnest...“

„Boah, hab dich nicht so...Ich wollte damit eigentlich nur vorschlagen, dass wir vorher bei mir unsere Kleidung trocknen, bevor du zu den reichen Pinkeln zurückgehst...“

Überrascht sah Yami Bakura an. Er war noch nie bei ihm zu Hause gewesen, da Bakura immer was dagegen gehabt hatte. Als würde er ihm nicht genug dafür trauen. Bis jetzt.

„Äh klar.“, antwortete er deshalb schnell und lächelte. Endlich vertraute er ihm, dann würde er ihm auch sein Geheimnis anvertrauen können...
 

Bakura führte Yami in ein abgelegenes Viertel der Stadt, in welchem viele leere Häuser standen, viele davon einsturzgefährdet. Hier war er noch nie gewesen und er fühlte sich auch nicht sonderlich wohl. Und hier lebte Bakura? Allein? Wieder wurden ihm die großen Unterschiede zwischen ihnen bewusst und wieder wurde ihm klar, was für ein guter Freund der Andere war, dass er ihn nicht um sein Leben im Palast beneidete.

„Hier ist es.“, sagte Bakura schließlich und blieb vor einem halbverfallenen Haus mit zwei Stockwerken stehen. Die Tür war ein großes Stück Holz, das vor dem Eingang lehnte.

„Äh...“, setzt Yami an, wusste allerdings nicht, was er sagen sollte. Hübsch wäre definitiv gelogen. Doch da redete der Ältere auch schon weiter: „Warte bis wir oben sind.“ Mit diesen Worten ging er zu einem der Seitenfenster und kletterte ein.

„Na, komm schon!“, rief er leise aus dem Inneren und Yami folgte ihm zögerlich. Das Erdgeschoss bestand nur aus einem einzigen Raum, in dem noch die Reste der Feuerstelle als dunkler Schatten erkennbar waren und überall Scherben und andere undefinierbare Dinge auf dem Boden lagen. Er roch muffig. Da nur fades Mondlicht durch die Fenster und Ritzen hineinschien, tapste Yami etwas unbeholfen durch den Raum bis Bakura nach seinem Handgelenk griff und ihn eine Lehmtreppe hinaufführte. Als die fort durch eine Luke stiegen, fand Yami sich im oberen Stockwerk wieder. Doch dieses hatte weder ein Dach noch volle vier Wände. Zwei waren scheinbar nur halb fertig geworden und. Die anderen beiden waren durch Tücher, die das Dache oder den Raum diagonal in etwa der Mitte teilten, verdeckt.

Ohne zu warten, verschwand Bakura auch schon hinter diesen. Wieder folgte er ihm und war nun wirklich überrascht von dem, was er vorfand. Fast der gesamte Raum war mit, zugebener Maßen alten und etwas schäbigen Kissen und Decken ausgelegt, so dass die Ecke wirklich einen gemütlichen Eindruck machte. Sie war sogar überdacht, nur im vorderen Teil war der Boden sichtbar und ein Loch klaffte in der Decke. Darunter hockte Bakura und entfachte ein Feuer.

„Wow...Das ist wirklich sehr gemütlich...“, beurteilte Yami schließlich beeindruckt, als er das Ganze noch mal im Schein des Feuers sah.

„Danke. Ich brauch die ganzen Decken im Winter um nachts nicht zu erfrieren.“ Er hatte inzwischen angefangen sich seine nasse Kleidung auszuziehen und zog sich etwas anderes über. Dann sah er Yami an. „Du kannst dir ruhig eine der Decken nehmen, wenn du willst.“

Der Angesprochene nickte, zog sich ebenfalls aus und wickelte sich dann in einer der wärmsten Decken. Dann legte er seine Sachen neben das Feuer und ließ sich in die Kissen fallen.
 

„Wie lange lebst du schon hier?“, fragte er dann neugierig.

„Seit etwa zwei Jahren.“

„Und willst du hier bleiben oder irgendwann in das Viertel der Diebe ziehen?“

Bakura zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht ziehe ich irgendwann dort hin. Aber das hier ist so was wie mein Zuhause geworden...Ich glaube nicht, dass ich hier ganz weggehen will, selbst nachdem ich König der Diebe geworden bin...“, antwortete er dann und grinste. Und diese Antworte ließ in Yami eine Frage hochkommen, die ihm schon seit langem auf der Zunge brannte.

„Warum willst du eigentlich „König der Diebe“ werden? Man kann es auch in richtigen Berufen weit bringen...“ Schließlich würde er irgendwann Pharao sein und da würde es...nicht gut sein, wenn der beste Freund ein bekannter Dieb wäre...

„Aber nur als König der Diebe kann ich den Pharao töten und die Millenniumsgegenstände an mich bringen.“, antwortete er mit düsterer Miene. Er wusste, dass er Yami vertrauen konnte, also konnte er ihm von seinem Lebensziel erzählen, auch wenn die Erinnerung an den Grund wehtat. Yami dagegen war vollkommen geschockt.

„Warum bei allen Göttern willst du den Pharao töten?! Er ist der Herrscher Ägyptens und Vertreter der Götter! Weißt du überhaupt, was du da sagst?!“

„Natürlich weiß ich das!“, giftete Bakura nun wütend zurück. „Mir ist es scheißegal, ob der ach so große Pharao von den Göttern abstammt oder nicht! Er hat meine Eltern getötet um diese Millenniumsgegenstände zu erschaffen und dafür wird er bezahlen!“

Das konnte nicht sein!, dachte Atemu entsetzt. So etwas hätte sein Vater nie getan! Und das sagte er auch seinem Freund: „Du lügst! So etwas hätte er nie getan! Er hätte nie unschuldige getötet! Er ist ein gerechter Herrscher!“

„Ach ja? Und warum haben dann seine Soldaten mein ganzes Dorf abgeschlachtet?! Ich habe selbst gehört wie einer der Soldaten gesagt hat, dass der Pharao es befohlen hat! Sieh es doch endlich ein, Yami. Dieses tolle Bild des Königs und den ganzen Arschkriechern im Palast ist nur Fassade. Du kriegst das nur beigebracht, weil du selbst mal so werden sollst. Aber in Wirklichkeit ist jeder Bettler und jeder Dieb besser als die, denn sie stehlen und töten nur um zu überleben...“

„Das ist nicht wahr!“, schrie Atemu zurück und sprang auf. Hastig zog er sich seine halbnassen Sachen über. „Das ist auch meine Familie von der du da redest und ich weiß, dass sie nicht so sind.“ Dann verließ er ohne einen weiteren Blick auf Bakura zu werfen seinen Unterschlupf und lief so schnell er konnte nach Hause.

Beste Freunde?

N/A: Hallo Leute, es tut mir schrecklich leid, dass ich so lange gebraucht habe, um das nächste Kapitel fertig zu bekommen...Ich will jetzt auch gar keine Ausreden hier hinschreiben, sondern hoffe einfach, dass ihr euch trotzdem noch für diese Geschichte interessiert und ich werde mich bemühen jetzt etwas regelmäßiger zu schreiben.

Viel Spaß beim Lesen!!

moe_rikyou
 

Kapitel 4: Beste Freunde?
 

Es vergingen zwei Wochen, in denen sich die beiden Jungen weder sahen noch etwas von einander hörten. Bakura sah sich im Recht, auch, wenn er sich mies fühlte, dass sie sich so gestritten hatten. Nach etwa einer Woche war er bereit noch einmal mit Yami zu reden und wartete von da ab jeden Tag an ihrem Treffpunkt auf ihn, ohne, dass er auftauchte.
 

Atemu indes wusste nicht mehr was er fühlen sollte. Bakura war sein einziger Freund, doch er war sich nicht mehr sicher, ob er dessen Ansichten über seine Familie, insbesondere seinen Vater, akzeptieren konnte und wollte. Aber das würde er müssen, wenn er weiterhin mit ihm befreundet sein wollte…Seufzend legte er den Griffel bei Seite, mit dem er eigentlich seine Aufgaben hatte erledigen sollen. Bei Ra, er war nur froh, dass er sein Vorhaben nicht umgesetzt und Bakura die Wahrheit über sich gesagt hatte…Dann würde er ihn jetzt hassen und das wusste er ganz sicher, dass er das nicht wollte.

Aber hieß das dann nicht eigentlich, dass er trotzdem noch sein Freund sein wollte? Ja, sagte Atemu zu sich selbst. Eigentlich schon. Allerdings, das musste er sich auch eingestehen, konnte er das nicht kompromisslos. Bakura würde akzeptieren müssen, dass der verhasste Hofstaat seine Familie und sein Zuhause war und versprechen, dass er sich mit seiner Meinung ihm gegenüber zurückhielt. Ebenso, dass er seine Familie in Ruhe lassen und nicht als Ziel seiner verbrecherischen Taten aussuchte. Ja, so würde er Bakura das sagen und dann würde er sehen, ob er ihm ebenfalls wichtig genug war um über seinen Hass hinwegzusehen.
 

Einige Tage später fand Yami dann auch wirklich den Mut mit Bakura zu sprechen. Abends, kurz nach Sonnenuntergang schlich er sich hinaus und machte sich als erstes auf den Weg zu ihrem Treffpunkt. Doch dort war von Bakura nichts zu sehen. Also suchte er seinen Unterschlupf. Er hatte zwar nicht mehr genau in Erinnerung, wo er sich befand, aber nachdem er zweimal in einer Sackgasse gelandet war, fand er die Hausruine endlich und als er genauer hinsah, stellte er fest, dass etwas Licht nachaußen drang, also musste Bakura dort sein.

Merklich nervös stieg er hinauf, doch ehe er den Treppenabsatz erreichte, sah er auch schon Bakura vor sich stehen und er hatte ein Messer gezückt. Er hatte ihn offensichtlich nicht erkannt, denn als Yami zu ihm aufsah und der Ältere dadurch sein Gesicht erkennen konnte, änderte sich sein feindseliger Ausdruck zu Überraschung und er ließ das Messer sinken. „Yami…“, murmelte er und trat dann zurück um den Jüngeren ganz hinaufsteigen zu lassen. „Ich…was willst du hier? Ich meine…ich dachte, du willst nichts mehr mit mir zu tun haben, nachdem du dich nie hast blicken lassen…“ Seine Stimme klang etwas traurig, aber auch ein wenig vorwurfsvoll.
 

„Ich habe nachgedacht…“, sagte er ehrlich. „Aber jetzt will ich mit dir reden.“ Bakura nickte und ging voran in seinen Unterschlupf. Hier war es wesentlich wärmer, aber auch verqualmter, so dass Yami kurz husten musste.

„Und worüber hast du nachgedacht?“, fragte der Weißhaarige, als sie sich gesetzt hatten und kam somit gleich zum Punkt.

„Worüber wohl?“, fragte Yami leicht patzig. Dann hatte sich nicht verkneifen können. „Über unseren Streit und ob wir noch befreundet sein können…“

„Und du bist zu dem Schluss gekommen, dass du das nicht kannst, weil ja deine Familie wesentlich wichtiger ist…“, vermutete Bakura gleich bissig.

„Nein, bin ich nicht.“, entgegnete er. „Ich will trotzdem noch mit dir befreundet sein. Schließlich bist du mein bester Freund!“ Dabei sah er Bakura in die Augen, damit er sah, dass er es ernst meinte. „Aber es gibt ein paar…Bedingungen.“

Bakura hob skeptisch die Augenbrauen. „Und welche? Ich werde garantiert nicht aufhören zu stehlen.“

„Das musst du ja auch nicht“, beschwichtigte Yami ihn. „Aber du musst akzeptieren, dass der Palast mein Zuhause ist und meine Familie zu den Leuten gehört, die du hasst. Ich will also nicht hören, wie sehr du sie hasst und was sie alles falsch machen.“ Bakura brummte leise. „Außerdem will ich, dass du sie in Ruhe lässt. Du kannst jeden bestehlen, wenn ich auch nicht unbedingt was davon mitbekommen will, aber vom Palast lässt du ab, selbst, wenn du einmal wirklich König der Diebe werden solltest. Einverstanden?“

Einen langen Augenblick lang sahen sie sich nur schweigend an und Yami sah dem Weißhaarigen an, dass er alles genau durchdachte. Schließlich nickte er.

„In Ordnung. Einverstanden. Am besten reden wir über dieses Thema nicht mehr. Ich sage nichts mehr gegen das besch-…gegen das Königshaus und du lässt deine Kommentare über mich als Dieb.“ Bakura reichte ihm die Hand und Yami ergriff sie.

„Abgemacht.“

Doch Bakura ließ seine Hand nicht gleich wieder los, sondern sah ihn fest an. „Aber, wenn der Pharao später irgendetwas gegen mich plant, dann kann ich mich doch darauf verlassen, dass du es mir sagst und mich nicht hintergehst, oder?“

„Nein! Natürlich nicht. Ich würde dir natürlich helfen, wenn du im Gegenzug mich über Pläne der Diebe gegen den Palast informierst.“, versprach er.

„Natürlich würde ich dir das sagen. Schließlich sind wir beste Freunde und die verraten einander nicht.“, sagte Bakura lächelnd und bestätigte so ihre Freundschaft. Yami lächelte zurück, doch innerlich lief ihm doch ein kalter Schauer über den Rücken. Denn eigentlich hatten beste Freunde auch keine Geheimnisse voreinander. Trotzdem würde er Bakura jetzt sein größtes Geheimnis niemals erzählen können…
 

Schon einige Monate später wurde ihr neues Abkommen auf eine Probe gestellt. Atemu hatte gerade ein Bad genommen, nachdem er den gesamten Nachmittag mit Kampfunterricht hatte verbringen dürfen, als Anchal unruhig auf den Balkon ging und anfing zu fauchen.

„Anchal, lass das. Das sind nur Vögel“, beruhigte er ihn und trat zu ihm um ihn durch Kraulen etwas abzulenken. Doch immer wieder entwich dem Panter ein unruhiges Fauchen, sodass Atemu auch skeptisch wurde. Irgendetwas musste da sein. Er nahm Anchal an die Leine, zündete eine Fackel an und machte sich dann auf in den Garten.

Als er den Großteil durchkämmt hatte, wollte er wieder umkehren, als Anchal erneut fauchte. „Ist gut, beruhige dich.“, beschwor er sein Haustier leise und leuchtete in alle Richtungen. „Ist da jemand?“, fragte er mit wie er hoffte kräftiger Stimme. Plötzlich raschelte es rechts im Busch und zu seiner großen Überraschung trat Bakura hervor.

„Bakura! Was willst du denn hier? Wir wollten uns doch erst in drei Tagen treffen…“, begrüßte er ihn, doch der Angesprochene achtete erst mal nicht auf ihn, sondern hatte sich hingekniet und ließ sich von Anchal unter die Lupe nehmen, damit dieser sich wieder beruhigte. Als das Tier Bakura scheinbar als harmlos eingestuft hatte, ließ er sich sogar ein wenig kraulen.

„Als ich dich das letzte Mal gesehen hab, warst du noch ein bisschen kleiner…“, meinte er schmunzelnd zu dem Panter, sah dann zu Atemu hoch und sein Lächeln verschwand.

„Ich weiß, aber ich…“ Er stockte und schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich weiß, dass wir ‘ne Abmachung haben, von wegen über gewisse Themen reden wir nicht mehr…Aber ich weiß nicht, mit wem ich sonst reden soll…“ Er stand auf und schaute fast etwas verlegen. Wenn Bakura hier her in den verhassten Palast kam und sogar ihre Abmachung brechen wollte, dann musste wirklich was vorgefallen sein.

„Oh, okay…Dahinten ist ein kleiner Pavillon. Lass uns da hingehen und dann kannst du erzählen, was passiert ist…“, schlug Atemu vor und führte Bakura zu besagtem Pavillon. Hier war er geschützter und auch nicht ganz so kalt. Sie setzten sich und er sah Bakura abwartend an. „Also, schieß los.“
 

Der Weißhaarige seufzte schwer. „Ich…Ich habe heute das erste Mal jemanden umgebracht.“, sagte er und hatte damit nicht lange um den heißen Brei herumgeredet. Atemu musste erst einmal schlucken. Horus, das war nun wirklich keine Kleinigkeit.

„Absichtlich?“, fragte er vorsichtig nach und nach kurzem Zögern nickte Bakura.

„Mein Mentor hat mir einen Auftrag gegeben und ich sollte ihn zum ersten Mal allein ausführen…“, erklärte er und vermied dabei absichtlich Details. „Alles hat auch geklappt, bis die eine Dienerin, die wohl grad von einem Schäferstündchen mit ihrem Herrn wiederkam, mich überrascht hat. Da habe ich mich daran erinnert, was mein Mentor gesagt hat: Es darf niemals Zeugen geben, die dich danach verraten könnten… Sie wollte gerade anfangen zu schreien, da hab ich mein Messer gezückt und zugestochen…Dann bin ich abgehauen.“

Atemu konnte kaum glauben, was er da hörte, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass sein bester Freund so kaltblütig morden konnte, noch dazu eine wehrlose Frau. Doch dann sah er Bakura wieder in die Augen und er sah, dass dieser es bereute.

„Du bereust es und du hast nicht bedacht gehandelt, weil sie dich überrascht hat…“, versuchte er irgendwie nette Worte zu finden. So ganz wusste er nicht, was Bakura jetzt von ihm hören wollte.

„Ja…aber ich sollte es nicht bereuen. Es war richtig, wie ich gehandelt habe.“ Atemus entsetzter Blick ließ ihn seufzen. „Ich habe ein Ziel und für dieses Ziel werde ich über Leichen gehen müssen…Ich muss mich daran gewöhnen und deshalb darf ich es nicht bereuen…Ich darf mit niemanden Mitleid haben…“ Dann senkte der Ältere den Blick. „Ich dachte nur, dass es…naja…einfacher wäre…ich dachte, ich wäre schon abgehärtet…“
 

Erneut entsetzte Yami die Moral seines besten Freundes, aber er konnte in diesem Moment nicht kaltherzig sein und Bakura Vorwürfe machen. Stattdessen legte er freundschaftlich einen Arm um ihn. „Du bist doch immer noch ein Mensch. Mitleid ist doch ganz natürlich. Du darfst es nur vielleicht nicht zeigen, aber du musst es dir nicht verbieten.“

Bakura nickte, auch wenn er anders dachte. „Ich war einfach nicht darauf gefasst, dass ich das jetzt schon tun würde…Ich dachte erst später…und…bewusster…“

„Bewusster?“, fragte Yami nach und versuchte sein Entsetzen zu verbergen. „Willst du etwa mehr Morde begehen als unbedingt nötig?“

Bakura begegnete seinem Blick fest und dieses Mal ohne einen Anflug von schlechtem Gewissen. „Ich werde jeden, der mir im Weg, beseitigen…“

„Jeden? Egal, wer es ist?!“

Der Ältere nickte. „Ich werde keine Rücksicht darauf nehmen, wie ich zu dieser Person stehe. Ich glaube, ich würde auch meinen Mentor töten, wenn ich es muss um weiterzukommen.“

Jetzt konnte Atemu seinen Schock nicht mehr verbergen. Wütend sprang er auf. „Was?! Soweit würdest du gehen? Wann bist du so gewissenlos geworden? Würdest du etwa auch mich töten, wenn ich dir im Weg stände?!“

Nun war es an Bakura seinen Freund entsetzt anzusehen. „Nein! Nein, dich würde ich nicht töten. Du bist der einzige Mensch, der mir wirklich was bedeutet.“, sagte er, was Atemu doch etwas erleichterte. Dennoch war er noch wütend, dass Bakura jedem anderen das Leben nehmen könnte. „Aber alle anderen sind dir egal?“

„So meine ich das nicht…“, versuchte Bakura es gerade zu rücken. „Nicht alle sind mir egal, aber, wenn nötig, habe ich nicht vor zu zögern, sie aus dem Weg zu räumen.“ Jetzt stand auch er auf. „Ich erwarte nicht, dass du das verstehst. Du hast später vielleicht andere Möglichkeit durch Beziehungen weniger hart zu handeln. Ich nicht. Und ich will deshalb nicht wieder mit dir streiten. Lassen wir das einfach.“ Er wandte sich zum Gehen. „Wir sehen uns in drei Tagen.“

Und noch ehe Atemu wirklich was dazu sagen konnte, lief Bakura auch schon los und er hielt ihn nicht auf.
 

***
 

Während der nächsten Jahre gab es immer mal wieder kleinere Vorfälle solcher Art, aber mit der Zeit lernten sie diese Seiten am anderen zu akzeptieren und es schweißte sie in gewisser Weise noch mehr zusammen.

Bakura hatte mittlerweile fast das Alter von 16 Jahren erreicht, während Yami vor kurzem erst 15 geworden war, und schon vor einer Weile erkannt, dass die Gefühle, die er für Yami hegte, nicht mehr nur freundschaftlicher Natur waren. Aber er würde sich hüten, Yami etwas davon wissen zu lassen, denn ihre Freundschaft war ihm viel zu viel wert, als dass er sie durch so etwas gefährden würde.

An diesem Abend hatte er mit Yami verabredet, dass sie zusammen baden gehen würden, da es die Zeit war, in der es auch nachts nicht wirklich abkühlte. Für ihn war das die Gelegenheit Yami mal wieder so zu betrachten wie den Götter ihn schufen, auch, wenn er nie etwas davon merkte. Sie trafen sich am Stadtrand mit ihren Pferden, wobei Yami seines immer in einer städtischen Taverne untergebracht hatte, um kein Aufsehen im Palast zu erregen, wenn er nachts ausritt.

„Hey, Kura!“, begrüßte Yami seinen Freund. „Lass uns schnell los. Ich kann es nicht erwarten, aus der Stadt herauszukommen!“, sagte er und lenkte sein Pferd auch schon zum Stadttor. Bakura ritt ihm hinterher.

„Was ist denn los?“, fragte er nach, bekam aber nur ein Abwinken zur Antwort. „Später. Lass uns lieber ein Wettreiten zur Oase machen. Der Verlierer bezahlt nächstes Mal den Met!“

Yami gab seinem Pferd auch schon die Sporen und Bakura tat es ihm gleich. Vielleicht fand er später noch raus, was Yami beschäftigte.
 

Das Wettrennen Yami mit minimalem Vorsprung, was seine Laune schon erheblich besserte. Lachend stieg er aus dem Sattel. „Jetzt fühle ich mich schon wesentlich besser!“

„Schön für dich…“, grummelte Bakura, der es hasste zu verlieren, und band sein Pferd an eine Palme ehe er in Richtung des Wassers ging und sich nahe dem Ufer niederließ. Yami gesellte sich kurz darauf zu ihm und buffte ihm freundschaftlich in die Seite.

„Jetzt hab dich nicht so…“, meinte er, denn er wusste, dass sein Freund nicht gern verlor. „Ich erzähl dir auch, warum ich eben etwas verstimmt war…“

„Okay. Schieß los.“

„Mein Vater kam heute zu mir, was ja an sich schon ein kleines Wunder ist, und meinte, dass ich jetzt ein Alter erreicht hätte, indem ich anfangen sollte, Erfahrungen zu sammeln.“ Bakura hob eine Augenbraue und Yami schmunzelte. „Ja, das ungefähr habe ich auch gedacht. Naja, im nächsten Satz sagte er dann, dass ich in den nächsten Monaten das ein oder andere Freudenhaus besuchen sollte, damit ich später in der Ehe allen Pflichten gebührend nachkommen könnte.“

„Und von dieser Idee bist du nicht begeistert…“, stellte Bakura mehr fest, als dass er fragte.

„Natürlich nicht! Ich meine, habe ich nicht das Recht selbst zu entscheiden, wann, wo und mit wem ich meine Erfahrungen sammle? Es reicht doch schon, dass er später eine Ehefrau für mich aussuchen wird. Der Rest ist doch wohl meine Sache!“
 

Bakura sah das insgeheim ähnlich. Ihm gefiel der Gedanke, dass Yami seine ersten sexuellen Erfahrungen mit einer Hure machen sollte wahrscheinlich noch wesentlich weniger als dem Betroffenen selbst. Am liebsten wäre es ihm, wenn Yami sie mit ihm machen würde…Aber das würde wohl Wunschdenken bleiben. Deshalb sagte er: „Dein Vater sieht das wohl anders. Also entweder befolgst du seinen „elterlichen Rat“ oder du suchst dir schnell selbst ein Mädchen, dass dir gefällt und mit dem du dich etwas austoben kannst…“ Ra, davon wollte er aber dann nichts mitbekommen. Die Eifersucht würde ihn umbringen!

„Hmmm…“, brummte Yami nur. „Bisher hat mir aber nie ein Mädchen wirklich gefallen…und ich will das nicht nur machen, damit mein werter Herr Vater zufrieden ist, verstehst du, was ich meine?“

Bakura nickte. „Ja, ich glaube schon. Aber hey, dein Vater verlangt ja nicht, dass du dich gleich heute in fremden Betten wälzt. Also entspann dich. Denk dran, wenn du mit mir zusammen bist, dann bist kein reicher Schnösel.“

Dafür bekam er Yamis Ellenbogen in die Rippen, grinste dann aber. „Ich bin auch so kein reicher Schnösel, du drittklassiger Taschendieb!“

Diese Worte blieben natürlich nicht ohne Wirkung. „Wie bitte?? Drittklassiger Taschendieb??! Oh na warte! Das zahl ich dir heim!“, rief Bakura entrüstet. Yami hatte aber mit solch einer Reaktion schon gerechnet, sie sich fast schon gewünscht, und war schnell aufgesprungen. Im Rennen und lachend zog er sich die Klamotten aus und lief dann ins Wasser um Bakuras Rache zu entkommen.
 

Dieser war jedoch fast ebenso schnell und da er der bessere Schwimmer war, hatte er Yami nach ein paar kräftigen Armzügen eingeholt. „Das wagst du nicht noch einmal zu mir zu sagen!“, knurrte er und drückte den Jüngeren kurz, über überraschend unter Wasser. Prustend kam Yami wieder an die Wasseroberfläche und Bakura musste sich arg zusammenreißen, ihm keine nasse Strähne aus dem Gesicht zu streichen.

„Okay, vielleicht lasse ich mir das nächste Mal was anderes einfallen…“, meinte er schmunzelnd und spritzte Bakura sogleich Wasser ins Gesicht. Das ließ dieser natürlich auch nicht auf sich sitzen und so lieferten sie sich eine kleine Wasserschlacht. Zwischendurch konnte Bakura nicht widerstehen und berührte Yami unauffällig. Allerdings war er sich sicher, dass Yami davon nichts mitbekam.

Nach einer Weile stiegen sie dann aber doch aus dem Wasser, warfen sich nur notdürftig etwas über, um nicht zu frieren und legten sich dann ins Gras. Während Yami entspannt die Augen schloss, nutzte Bakura die Gelegenheit und betrachtete seinen Freund ausführlich.
 

Verdammt, warum hatte er sich ausgerechnet in Yami verlieben müssen? Wobei, verwunderlich war es eigentlich nicht gewesen…Er war der einzige, den er jemals seit dem Tod seiner Eltern an sich heran gelassen hatte und je älter Yami wurde, desto attraktiver wurde er. Vor allem das Kampftraining bekam ihm gut, wie Bakura fand. Überall an Yamis Körper zeichneten sich die trainierten Muskeln ab, aber dennoch hatte Yami seine schlanke Gestalt beibehalten.

Bakuras Blick glitt von Yamis Bauch und Brust hinauf zu seinem Gesicht. Fast fand er es schade, dass Yami seine Augen geschlossen hatte, denn die hatten es ihm besonders angetan, neben dessen Lippen natürlich.

Während er Yami so eingehend betrachtete, hatte er nicht bemerkt, dass er ihm immer näher gekommen war. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihn von diesen heiß begehrten Lippen und ehe er sich versah, hatte er seine eigenen auch schon darauf gelegt und küsste Yami. Dieser riss mehr überrumpelt als entsetzt die Augen auf und als sein Blick Bakuras traf, löste dieser sofort den Kuss und setzte sich richtig hin.
 

„Was…was sollte das?“, fragte Yami mehr als verwundert, setzte sich ebenfalls hin und sah den Älteren verständnislos an. Bakura wusste doch, dass er vorher noch nie jemanden geküsst hatte!

Verfluchte Kamelscheiße, dachte Bakura, jetzt musste ihm aber mehr als schnell was einfallen. Er war nur froh, dass es dunkel war und Yami so nicht sehen konnte, dass er rot im Gesicht war und sein restliches Blut sich in seiner Körpermitte gesammelt hatte. Es vergingen nur wenige Millisekunden, da kam ihm der rettende Einfall.

„Naja, ich hab nochmal darüber nachgedacht, was du mir vorhin erzählt hast. Dass du laut deinem Vater anfangen sollst, im Freudenhaus Erfahrungen zu sammeln.“ Er sah Yami an und lächelte verschmitzt. „Und da dachte ich, dass es besser ist, wenn du deinen ersten Kuss von deinem besten Freund bekommst als von einer gewöhnlichen Hure, oder nicht?“

Im ersten Augenblick blickte Yami ihn nur verdutzt an, dann lachte er auf und wirkte dabei so erleichtert auf Bakura, dass es ihm einen sehr schmerzhaften Stich gab. So viel zu seinen Hoffnungen.

„Ach so. Ja, du hast Recht. Das ist mir so wirklich lieber gewesen. Aber du hättest mich ruhig mal fragen können und mich nicht einfach so überfallen sollen!“, meinte Yami gespielt vorwurfsvoll. Bakura zuckte aber nur unbeeindruckt mit den Schultern und grinste.

„Dieser verwirrte Blick war es aber wirklich wert!“

„Oh, du bist so gemein! Kannst du mich mal fünf Minuten lang nicht ärgern wollen?“, fragte Yami mit leichter Schmollmiene. Bakura schüttelte nur leise lachend den Kopf.

„Nö. Einer muss dich doch mal daran erinnern, dass du auch nur ein normaler Mensch bist. Außerdem macht es zu viel Spaß!“, sagte Bakura. Und damit war alles wieder beim Alten.

In Sachen Liebe...

N/A: So, dieses Mal, wie versprochen, habe ich das neue Kapitel eher fertig! :) Dieses Mal fiel es mir wesentlich leichter und die Worte sind teilweise nur so aus meinen Fingern gesprudelt. Ich hoffe, den positiven Eindruck, den ich vom Kapitel habe, habt ihr nachher auch. ;)

So, nun viel Spaß beim lesen und ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinung zum Kapitel mitteilt!

Eure moe
 


 

Es vergingen einige Wochen ehe Atemu sich dazu durchringen konnte, wirklich ein Freudenhaus aufzusuchen. Andere Adlige hatten besonders von einem Bordell geredet und die Frauen dort gepriesen. Eines Abends überwand er sich dann, zog sich schlichte Kleidung an und ging kurz nach Einbruch der Nacht los. Den gesamten Weg über musste er an Bakura und ihren Kuss denken. Sie hatten nie wirklich über so etwas geredet und er fragte sich wie viel Erfahrung sein bester Freund wohl hatte…

Irgendwie wollte er sich Bakura jedoch nicht mit einem Mädchen vorstellen und er wusste, dass es auch keines gab, welches Bakura etwas bedeutet hätte. Das hätte sein bester Freund ihm gesagt, zumindest hoffte er dies.

Schließlich erreichte er das Etablissement und wurde sofort hereingelassen, als er den Wachen seinen Siegelring zeigte. Im Inneren hing ein wohlriechender, aber sehr schwerer Duft in der Luft und der Empfangsraum war mit vielen teuren Sitzkissen ausgelegt und kleine Tische standen an der Seite. Sofort kam ihm eine Frau mittleren Alters entgegen und verbeugte sich tief. Sie wusste anscheinend, wen sie vor sich hatte.

„Guten Abend, mein Herr. Wie kann ich Euch behilflich sein?“, fragte sie. Da sie offensichtlich keine Hure war, wusste er nicht direkt, was mit dieser Frage gemeint war. Aber seine Erziehung und sein Stolz ließen nicht zu, dass er sich seine Unsicherheit anmerken ließ.

„Nun, ich bin für den heutigen Abend noch unentschlossen…Was hast du mir denn anzubieten?“

Die Frau lächelte. „Die schönsten und begabtesten Mädchen der Stadt…“, sagte sie stolz. „Sagt, bevorzugt ihr eher zarte oder sehr weibliche Frauen?“

Er überlegte nur kurz. Eigentlich machte er sich nicht wirklich etwas aus weiblichen Rundungen, aber er wollte ja Erfahrungen sammeln, also entschied er sich für den Mittelweg. „Eher eine zarte Figur, aber wohlgeformt…und bitte ein Mädchen, das noch recht jung ist.“ Wenn sie etwa im gleichen Alter waren, würde er sich vielleicht „fallen lassen“ können.

„Natürlich. Habt Ihr noch andere Wünsche, bezüglich der Haarfarbe vielleicht oder ihrer speziellen Fähigkeiten?“

„Eine Ägypterin und nein, andere spezielle Vorzüge habe ich nicht.“

Die Dame nickte. „Ich glaube, ich weiß, wer Euch heute den Abend versüßen kann…“
 

Sie führte Atemu hinauf ins obere Stockwerk und dort zum hintersten Zimmer. Dort klopfte sie dreimal an die Tür. „Amneris, Kundschaft.“

Dann trat sie ein und Atemu folgte ihr. Das Zimmer wurde von einem überdimensionalen Bett beherrscht, welches mit vielen Kissen in unterschiedlichen Rottönen ausstaffiert war. Auch der Rest des Zimmers war in warmen, zu meist röten Tönen gehalten und es schwebte ein süßlicher Duft in der Luft, der einen leicht die Sinne vernebeln konnte.

Eine weitere Tür ging vom Zimmer ab und durch dieses trat nun eine junge Frau, von etwa 20 Jahren, vielleicht ein wenig jünger. Sie trug keine Perücke, wie viele Adlige es vorzogen, sondern hatte langes schwarzes Haar, welches sie offen trug und das im Kerzenschein glänzte. Zwar war sie von zierlicher Statur, doch war unter dem dünnen Mantel, der sie bedeckte, allzu genau zu erkennen, dass die Götter sie mit durchaus sehr weiblichen Rundungen gesegnet hatte.

Ihr Blick war im ersten Augenblick auf die Frau neben Atemu gerichtet, ehe sie sich ihm zuwandte und verneigte, während die Dame sich zurückzog.

„Guten Abend, Herr…“, sagte sie mit klarer Stimme, die dennoch ein leicht rauchigen Unterton hatte und wohl verführerisch wirken sollte. „Es wird mir eine Freude sein, Euch heute Abend Gesellschaft leisten zu dürfen…“

Atemu betrachtete die junge Frau, die wohl in jedermanns Augen als Schönheit gelten würde, spürte jedoch keinerlei wirkliches Verlangen.

„Kann ich Euch etwas Wein anbieten?“, fragte sie dann und er bejahte. Amneris griff nach einer Karaffe und goss das rote Getränk in einen Becher, den sie dann Atemu reichte.

„Bitte, nehmt doch Platz…“, bot sie ihm an und deutete aufs Bett. Atemu nahm nach kurzem Zögern Platz und nahm einen tiefen Schluck aus dem Becher. Der Wein war zwar recht süßlich, aber dennoch nicht zu schwer. Währenddessen war Amneris hinter ihm aufs Bett gestiegen und er zuckte leicht zusammen, als er ihre Hände plötzlich auf seiner Schulter spürte und sie ihn zu massieren begann.
 

„Ihr könnt Euch ruhig entspannen, Prinz. Hier gibt es kein höfisches Protokoll, das es zu beachten gibt…Ihr könnt Euch fallen lassen…“, hauchte sie leise an sein Ohr. Verwundert sah er sie über die Schultern an.

„Woher weißt du, wer ich bin?“, fragte er und sie lächelte. „Nun, hier hat man Euren Besuch schon erwartet und der Siegelring verrät eure Identität.“

Er seufzte. „Es hat sich also schon herumgesprochen, dass mein Vater mir diesen Besuch nahegelegt hat?“

„Nein, nur einige andere Kunden haben erwähnt, dass ihr es wohl bald in Erwägung zöget, hier den einen oder anderen Abend zu verbringen. Aber mir scheint, Euch steht nicht wirklich der Sinn danach.“, stellte sie fest und sah ihn ernst an. „Wisst Ihr, wir sind nur dazu da, um den Männern körperliche Freuden zu bescheren, sondern die Männer kommen auch zu uns, um zu entspannen und für einige Stunden Verflüchtigung aus dem Alltag zu finden…Ihr seid also keinesfalls verpflichtet, gleich das Bett mit mir zu teilen…“

„Für eine Dirne nimmst du dir recht viel heraus, findest du nicht? So mit mir zu reden, gebührt dir nicht…Das, was du mir gesagt hast, weiß ich sehr wohl.“, entgegnete er, um zu überspielen, dass er sich ertappt fühlte. Sofort senkte Amneris den Blick.

„Verzeiht, Hoheit. Es…kam mir nur so vor, als wäre Euch die Bürde als Prinz nicht immer angenehm und würdet es…erleichternd finden, nicht als solcher behandeln würde und offen zu Euch redet. Bitte, seht mir meine Dummheit nach.“

Atemu seufzte daraufhin. „Es gibt nichts zu verzeihen. Du hattest Recht. Es fällt mir nur schwer, die Rolle des Thronfolgers abzulegen…“, entgegnete er. Genau genommen, gelang es ihm nur bei Bakura…“Bitte, du kannst weiterhin so offen zu mir reden. Es ist mir eine recht willkommene Abwechslung.“

Ihr Kopf hob sich wieder und sie lächelte ihn an. „Danke. Ich wollte Euch nur den Druck nehmen, den ihr scheinbar verspürt, hier zu sein…Erlaubt Ihr mir eine Frage?“ Atemu nickte.

„Habt Ihr bereits Erfahrungen mit einer Frau?“

Atemu konnte nicht verhindern, dass er leicht errötete und schüttelte den Kopf. „Nein, und…“, antwortete er, brach aber ab.

„Ihr könnt ebenso offen zu mir reden. Ich schwöre, dass ich Euer Vertrauen nicht missbrauchen und das, was ihr mir hier in diesen Räumen erzählt, keiner anderen Seele erzählen werde.“
 

Ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Amneris wurde ihm langsam wirklich recht sympathisch und deshalb sprach er aus, was er eben nicht hatte sagen wollen. „Und bisher hatte ich auch nicht das Begehren, einer Frau beizuwohnen…Doch mein Vater will, dass ich Erfahrungen sammle, um meine ehelichen Pflichten später zur vollen Zufriedenheit meiner Gattin erfüllen zu können…“

Die junge Hure nickte verständnisvoll. „Nun, daran ist nichts Falsches. Ihr seid schließlich auch noch recht jung und ich werde Euch gewiss nicht zu etwas zwingen, wozu Ihr euch nicht bereit fühlt…Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr mich öfter aufsuchen und ich kann Euch Schritt für Schritt zeigen, wie man eine Frau liebt…und ich werde nach jedem Besuch allen erzählen, was für ein unglaublich guter Liebhaber Ihr seid, wenn Ihr das möchtet. So könnt Ihr dem Druck vielleicht ein wenig entgehen…“

Als er das hörte, lachte er leise. „Ja, das hat wirklich etwas Verlockendes. Aber du musst nichts erzählen…Es sei denn, man fragt dich danach. Dann wäre ich dir wirklich verbunden, wenn du sagen würdest, dass ich ein recht passabler Liebhaber wäre. Dann ist mein Vater, sollte es ihm zu Ohren kommen, zufrieden. Ich würde dich dafür natürlich dementsprechend entlohnen.“

Doch Amneris winkte ab. „Ach was. Ihr seid mir sympathisch, Prinz. Diesen Ruf schenke ich Euch gratis, sofern Ihr mir versprecht, nur mich aufzusuchen und keines der anderen Mädchen hier.“

„Versprochen.“
 

So kam es, dass Atemu nun immer einige Abende der Woche bei Amneris verbrachte und dort Schritt für Schritt immer mehr in die Kunst der Lust und Leidenschaft eingeweiht wurde oder oft auch einfach nur jemanden zum Reden fand, jemand, der wirklich wusste, wer er war. Doch während dieser Besuche wurde Atemu auch klar, dass er in Bakura nicht mehr nur seinen besten Freund sah, sondern viel, viel mehr…Jede Intimität, die er mit Amneris teilte, wollte er insgeheim mit Bakura teilen und wenn er es sich vorstellte, überkam ihn jedes Mal eine Welle der Erregung.

Eines Abends hatte er sich wieder zu Amneris begeben und ließ sich von ihr massieren. Dabei lag er auf dem Bauch und saß sie auf seinen Hüften.

„Darf ich wieder eine recht persönliche Frage stellen?“, fragte sie, während sie seine verspannten Muskeln lockerte.

„Darfst du. Ich entscheide dann, ob ich sie beantworte…“

„Kann es sein, dass Ihr euch eher zu Männern hingezogen fühlt?“ Sofort versteifte sich Yami und sah Amneris über die Schulter hinweg an. „Wie kommst du darauf?“

„Nun, wir verbringen recht viel Zeit miteinander und sind uns auch oft ziemlich nahe und doch zeigt Ihr nie Zeichen der Erregung, wie meine anderen Freier…“

Atemu seufzte. „Ich…vielleicht. Ich weiß nicht, ob ich ausschließlich Männer bevorzuge…“, antwortete er ehrlich.

„Ist das der Grund, warum Ihr mit keiner Frau schlafen wollt? Weil Ihr sie nicht begehrt?“

„Ja…ich denke schon…“ Auch, wenn es da noch einen Grund gab…, dachte Atemu, sprach es aber nicht laut aus. Dann spürte er, wie Amneris von seinen Hüften herunterstieg und sich neben ihn aufs Bett setzte.

„Lasst mich Euch etwas zeigen.“, sagte sie plötzlich.

„Bitt, Amneris, nicht heute…Heute kann ich mich auf so etwas wirklich nicht einlassen…“, versuchte er die Hure abzuweisen.

„Es ist eine Art der Lust mit der sowohl ich als auch ein Mann Euch beglücken können…“

Überrascht und etwas unsicher drehte er sich auf die Seite und sah Amneris an. „Wie bitte?“

„Es wird Euch gefallen und wenn Ihr Euch wohler dabei fühlt, könnt Ihr einfach die Augen schließen und Euch jemanden, einen Mann vorstellen, der Euch gefällt…“

Noch einmal bedachte Atemu die Hure mit einem skeptischen Blick, dann gab er sich einen Ruck. Dann wusste er für später immerhin, was auf ihn zukam.

„Muss ich irgendetwas tun?“

„Nein, nur genießen…“, sagte sie und befreite Atemu dann von seiner restlichen Kleidung, die er noch trug.
 

Atemu war ziemlich nervös, vor allem, da er nicht wirklich wusste, was genau da jetzt auf ihn zukam, und im ersten Moment war es ihm unangenehm, so vollkommen entblößt zu sein. Doch dann lehnte er sich zurück. Er vertraute Amneris und darauf, dass sie wusste, wie weit sie bei ihm gehen konnte.

Dann spürte er ihre Lippen auf seinem Bauch und sofort musste er wieder an den Kuss mit Bakura denken. Amneris hatte gesagt, dass das, was sie tun würde, auch ein Mann tun konnte…also auch Bakura…Erst schalt er sich für diesen Gedanken, doch er konnte ihn nicht vertreiben.

Was wenn Bakura ihn so küssen würde…Wenn es seine Hände wären, die…ihn so berührten. Ihm wurde heiß von der Erregung, die ihn nun erfüllte. Und diese Erregung sorgte auch dafür, dass seine Fantasie nun noch viel lebhafter war. Was, wenn es seine Lippen waren, die nun immer tiefer glitten und nun…seine Körpermitte erreichten und ihn leise aufstöhnen ließen. Bei Ra, das fühlte sich gut an, wie diese Lippen ihn umschlossen und die heiße, feuchte Zunge ihn liebkoste…Bakuras Zunge…

Unbewusst krallten sich seine Hände ins Laken und er stöhnte wieder auf. Er wollte mehr…und schon bald wurden die Liebkosungen intensiver, spürte die geschickten Hände überall in seiner Lendengegend…Ja, Bakura würde ebenso wissen, wo er ihn liebkosen musste…Immer stärkere Wellen der Lust überrollten ihn…Er verlor immer mehr die Kontrolle über seinen Körper…Bakura…

Schließlich wurde die Lust, die er empfand, zu übermächtig. Automatisch spannten sich seine Muskeln an und er ergoss sich in seinen Gedanken immer noch bei seinem besten Freund.
 

„Wer ist dieser Bakura?“ Erst als er diese Frage von Amneris, welche sich wieder aufgerichtet hatte, wurde ihm wieder bewusst, wo er war und in wessen Gegenwart er sich befand. Wie vom Blitz getroffen, schlug er die Augen auf und sah sie entsetzt an. Hatte sie seine Gedanken lesen können?!

„Woher weißt du von ihm?“

„Ihr habt immer wieder seinen Namen gestöhnt, besonders als Ihr Euren Höhepunkt hattet…“, erklärte sie und konnte ein leichtes Zucken um die Mundwinkel nicht verbergen. „Also, sagt Ihr mir, wer der Mann ist, den Ihr offenbar so begehrt?“

Er errötete. Bei Horus, er hatte nicht einmal bemerkt, dass er Bakuras Namen laut ausgesprochen, ja sogar…gestöhnt hatte…

„Er ist…mein bester Freund…Aber ja, ich…ich begehre ihn…sogar mehr als das…“

„Weiß er das?“

„Bei allen Göttern, nein!“, rief Atemu entsetzt aus. „Nein, wir sind nur Freunde…Er weiß nicht einmal, dass ich der Kronprinz bin…“

Amneris betrachtete den Prinzen nachdenklich. „Das belastet Euch, nicht wahr?“ Dann fiel ihr etwas ein. „Lasst Ihr Euch deshalb bei öffentlichen Paraden immer in einer geschlossenen Sänfte tragen? Weil er aus dem einfachen Volk stammt, und Ihr nicht wollt, dass er Euch sieht und erkennt?“

Atemu nickte und seufzte. „Ja…Aber auch, damit ich mich ab und an ungehindert durch die Straßen bewegen kann, ohne, dass mich jeder als Thronfolger erkennt…Hauptsächlich jedoch seinetwegen. Er darf es nicht erfahren, denn er hasst den Pharao und seine…meine Familie.“ Dann schüttelte er den Kopf. „Lass uns bitte nicht darüber reden.“

„Natürlich. Wie Ihr wünscht“ Damit war auch für Amneris das Thema beendet, auch wenn sie spürte, dass es für den jungen Mann eine zusätzliche Bürde war.
 

Je länger diese regelmäßigen Besuche im Bordell andauerten, desto mehr Anerkennung bekam Atemu dadurch von den anderen adligen Sprösslingen und auch von seinem Vater. Denn Atemu hatte langsam einen gewissen Ruf aufgebaut - ja, Amneris hatte wirklich Wort gehalten und verlauten lassen, dass der Prinz ein Mann war, den sich jede Frau in ihrem Bett wünschte – und doch gab es auch Personen, denen diese häufigen Besuche nicht passten. Allen voran, Atemus Cousin Seth.

„Ich finde es ja gut, dass du weniger Zeit mit diesem Straßenjungen verbringst, aber dass du dafür nun mehrmals die Woche herumhurst, ist fast ebenso erschreckend. Dein Ruf dringt bereits fast durch die ganze Stadt!“, empörte der Priester als er eines Abends mit Atemu zusammensaß. Doch dieser blieb gelassen.

„Ich weiß, dass du als Priester ein anderes Leben führst, aber es ist wahrlich nichts Besonderes an dem, was ich tue. Fast jeder adlige Sohn verbringt seine freie Zeit so. Manche verführen sogar unschuldige Mädchen und schwängern sie. Und Vater heißt es sogar gut. Also mache mir bitte keine Vorwürfe.“
 

Doch so leicht ließ Seth nicht locker. „Aber was soll bitte das Volk von dir denken? Dass du nur von deinen Trieben gelenkt bist und kein Land führen kannst?“

„Seth, es reicht! Du weißt, dass das nicht stimmt und wenn ich Pharao bin, werde ich das auch beweisen. Doch jetzt bin ich jung und ich lasse mir von meiner Bürde als Thronfolger nicht alle Annehmlichkeiten nehmen!“, fuhr er Seth an und fügte in Gedanken hinzu, dass das alles eh nicht stimmte und er alles andere als herumhurte.

„Ich verstehe es nur nicht. Du warst doch anfangs sogar noch dagegen, ins Freudenhaus zu gehen…Dieses Benehmen passt einfach nicht zu dir…“, erklärte Seth. „Ich kenne dich so einfach nicht…“

Sanft sah Atemu seinen Cousin an. „Sei versichert, Cousin. Oft geht es mir nicht darum, meine Lust zu befriedigen, sondern einfach nur darum, dem Palast zu entfliehen und dabei nicht vorgeben zu müssen, jemand anderes zu sein. Der Ruf, der sich dabei ergeben hat, ist einfach nur ein Nebeneffekt, an dem aber niemand außer dir Anstoß nimmt.“

„Dann willst du immer noch dem Palast entfliehen?“, fragte Seth.

„Manchmal…“, gab Atemu schulterzuckend zu, was Seth aufseufzen ließ.

„Oh Atemu, du musst endlich lernen, den Palast als dein Zuhause und nicht als Gefängnis zu sehen.“

„Ich weiß doch und ich tue das auch. Nur manchmal brauche ich eben eine Pause, ehe der Palast zum goldenen Käfig wird. Und später werde ich keine Gelegenheit mehr dazu haben, also muss ich jetzt die wenig Freiheit nutzen, die mir gegeben ist…“

„Ich hoffe nur, dass du weißt, was du tust.“, meinte Seth mit einem Kopfschütteln.

„Das weiß ich, Seth und ich weiß es auch zu schätzen, dass du dich um mich sorgst.“ Mit diesen Worten entlockte er dem jungen Priester ein leichtes Lächeln und er wechselte das Thema.
 

Es gab noch jemanden, dem es gar nicht gefiel, dass Yami so viel Zeit in Freudenhäusern verbrachte – Bakura. Und das ließ er seinen besten Freund auch wissen.

„Hast dich ja lange nicht mehr blicken lassen…“, begrüßte er ihn schroff, als Yami nach längerer Zeit mal wieder eine Gelegenheit gefunden hatte, ihn zu besuchen. Bakura saß in seinem Unterschlupf beim Feuer und sah ihn mit verschränkten Armen an, als er durch den amateurhaften Vorhang erschienen war.

„Tut mir leid. Im Moment ist es nicht so leicht für mich, mich raus zu schleichen…“, entschuldigte er sich und nahm ihm gegenüber Platz. Eigentlich war für ihn das Thema abgehakt, aber Bakura schien das anders zu sehen und gleichzeitig mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein.

„Aber ich wette, du bist zwischendurch immer mal wieder in dieser Edelbumshütte gewesen…“

„Und wenn?“, entgegnete Yami frostig und sah ihn an. Was Bakura konnte, konnte er schon lange. Dieser schnaubte nur verächtlich.

„Hätte echt nicht gedacht, dass dir ein bisschen rumficken wichtiger als unsere Freundschaft ist…“, erwiderte er und konnte nicht verhindern, dass er etwas verletzt klang. Allerdings behielt er für sich, warum es ihn wirklich so verletzte und dass die Eifersucht ihn innerlich fast zerriss.

„Sag mal, bist du nun völlig verrückt geworden?!“, entfuhr es Yami.

„Wenn es nicht stimmt, warum bist du dann so oft dort und versetzt mich dauernd, hm? Hast du dich etwa in eine dieser Huren verliebt?!“, gab Bakura nun ebenso aufgebracht zurück. Eigentlich wollte er es nicht wissen, aber diese Frage quälte ihn schon länger.

„Was?! Nein! Bin ich nicht!“, stellte er klar. „Und, wenn du es genau wissen willst, fick ich, wie du es so schön nennst, dort nicht mal rum.“
 

Nun völlig überrascht sah Bakura Yami an. „Aber warum gehst du dann so oft dahin und vergeudest dein Geld?“

„Es geht dich eigentlich nichts an – schließlich erzählst du mir ja auch nie was über deine Bettgeschichten – aber ich kann dort einfach gut entspannen und ja, manchmal läuft da auch ein bisschen was, aber ich habe noch mit keiner der Huren geschlafen.“

Dieses Geständnis erleichterte Bakura irgendwie, denn der Gedanke, dass Yami mit jemand anderem das Bett teilte, machte ihn fast wahnsinnig. Gleichzeitig beschlich ihn aber auch ein mulmiges Gefühl.

„Und warum nicht?“, hakte er nach. „Was hält dich davon ab, mit einer zu schlafen?“

Yamis Miene wurde starr und er verschränkte die Arme vor der Brust. „Das geht dich nichts an. Wie gesagt, du erzählst mir ja auch nichts über deine Bettgeschichten.“

„Aber nur, weil da nichts von Bedeutung ist.“ Für Bakura würde nie etwas von Bedeutung sein, denn er war sich sicher, dass er solche Gefühle nur für Yami und niemanden sonst entwickeln konnte.
 

„Aber wenn dir jemand von Bedeutung ist, erzählst du es mir dann?“, fragte Yami dann. Eigentlich war er überzeugt gewesen, dass dem so war, aber in diesem Moment war er sich nicht so sicher. Bakuras betretenes Schweigen bestätigte seine Befürchtung und er war überrascht, wie weh es tat. Es gab jemand anderen in Bakuras Herzen und er wollte ihm nicht einmal anvertrauen, wer diese Person war. „Siehst du? Also habe ich ja wohl das Recht, meine Beweggründe auch für mich zu behalten.“

„Aber bei mir ist das was ganz anderes!“, entgegnete Bakura schroff. Nur konnte er Yami schlecht sagen, warum.

„Ach und warum, bitte? Ist bei dir alles automatisch komplizierter, weil du von der Straße kommst?“, brauste Yami nun richtig auf, da er ein Ventil für seinen Schmerz brauchte. „Tja, dann habe ich ein paar Neuigkeiten für dich! Liebesangelegenheiten sind auch in meiner Welt alles andere als einfach!“

„Was anderes hab ich auch nicht behauptet, aber, wenn du in meiner Situation-“, setzte Bakura an, doch Yami unterbrach ihn.

„Schade nur, dass du mir „deine Situation“ nicht erklären willst!“ Dann fuhr er sich durchs Haar. „Weißt du was, da habe ich grad echt keine Lust drauf.“

Mit diesen Worten stand er auf, verließ den Unterschlupf und verschwand die Treppen hinunter. Bakura lief ihm ein paar Schritte hinterher. „Verdammt, Yami! Warte!“ Doch Yami war schon weg. Wütend schlug er mit der Faust gegen die Wand, so dass etwas Lehm zu Boden bröckelte.

„So ein Scheiß!“, fluchte er. Aber er konnte Yami nicht sagen, was er für ihn empfand, noch dazu, wo er jetzt wusste, dass dieser in jemand anderen verliebt war…

Grabraub

Kapitel 6: Grabraub

Hallo ihr, es tut mir schrecklich leid, dass ich so lange nichts von mir hab hören lassen...Ich habe wirklich ein ganz schlechtes Gewissen und will mich jetzt auch nicht in Ausreden flüchten. Damit ihr mir nicht alle davonlauft, habe ich jetzt wieder ein Kapitel, wenn auch ein recht kurzes, für euch. Ich hoffe, es gefällt euch.^^
 

Liebe, kleinlaute Grüße

Moe
 

Mal wieder vergingen viele Tage, in denen er nichts von Yami hörte. Bakura wusste, dass es wohl an ihm war den ersten Schritt zu machen, aber so richtig konnte er sich dazu nicht durchringen. Hauptsächlich, weil er nicht wusste wie.

Es kam ihm dabei zu Gute, dass sein Mentor ihn immer mehr einspannte und mehr Verantwortung übertrug. Ja, er wollte ihn sogar zu seinem Nachfolger bestimmen! Das würde einen großen Schritt in Richtung seines Zieles bedeuten.
 

Eines Nachts war mit seinem Mentor Akim und dessen engsten Untergebenen auf dem Weg zu einem Grab. Ein Mitglied der Königsfamilie war unlängst gestorben und mit reichlichen Beigaben bestattet worden. Natürlich hatte der Pharao Wachen aufgestellt. Aber im Allgemeinen, würde dies ein Kinderspiel werden.

Im Tal der Königsgräber teilte sich die Gruppe auf. Bakura und ein anderer würden sich um die Wachen kümmern und den anderen dann ein Zeichen geben. Er hatte sich freiwillig zu diesem riskanten Part gemeldet, bei dem das meiste schief gehen und welches somit den gesamten Coup gefährden konnte. Respekt und Anerkennung konnte man nie genug haben. Ein paar weitere hatten sich bereits auf Wachposten verteilt um im Falle von unliebsamen Besuchern schnell Warnung zu geben oder sich um diese Besucher zu kümmern.
 

Gesagt. Getan. Bakura und sein Partner schlichen sich von oben über die Felsen an das Grab heran. Sie mussten vorsichtig sein, denn jeder noch so kleine rollende Stein konnte sie verraten und alles zu Nichte machen. Schließlich standen sie fast direkt über den Wachen. Bakura konnte im schwachen Mondschein nur die Schemen ausmachen und als er sich seinem Kollegen zuwandte konnte er dessen Nicken mehr erahnen, als dass er es wirklich sah. Sie würden nur Sekundenbruchteile haben um die Wachen ohne großen Lärm ausschalten zu können. Und sie mussten mit ihren Steinen perfekt zielen…

Auch er nickte schließlich als Antwort und gab das verabredete Handzeichen. Dann ließen sie gemeinsam die Steine, die sie beide mitgeschleppt hatten und die beide so groß wie etwa zwei Fäuste, auf die helmbedeckten Köpfe herabfallen. Es gab zwei dumpfe Aufschläge und schmerzhaftes Stöhnen, ehe die beiden Soldaten zusammensackten. Nun sprangen Bakura und sein Kumpane hinab und keiner von beiden zögerte, als sie ihre Messer zückten und den bewusstlosen Männern die Kehlen durchschnitten. Sicher war sicher.
 

Bakura wischte das Messer am Schurz des einen Soldaten ab und ließ dann einen Vogelruf erklingen, das Zeichen für Akim und zwei weitere Gefolgsmänner. Diese erreichten auch wenig später den Grabeingang.

„Gute Arbeit“, lobte Akim kurz und machte sich dann mit einem seiner Männer daran das Grab aufzumeißeln. Da sie bereits einige Jahre an Übung hatten, ging es verhältnismäßig schnell voran. Als sie es geschafft hatten, eine Öffnung in den Stein zu hauen, krochen sie zu dritt hinein. Sie zündeten zwei Fackeln an und deren Lichtschein wurde vom vielen Gold reflektiert, sodass Bakura anfangs Schwierigkeiten hatte, seine Augen nach der langen Dunkelheit daran zu gewöhnen.

Doch als er wieder richtig sehen konnte, war er kurze Zeit sprachlos. So viel Gold, Edelsteine und andere wertvolle Dinge, hatte er noch nie gesehen! Es würde ausreichen, um eine mindestens sechs-köpfige Familie einen Leben lang zu versorgen! Und so etwas gaben die Reichen ihren Toten mit – was mussten dann erst die Lebenden im Palast haben??? Bei diesem Gedanken überkam ihn wieder der Hass auf den Pharao. Was für ein grausamer Tyrann musste man sein, um sein Volk in Armut und Elend leben zu lassen, während man selbst mehr besaß als die Götter!? Und wie konnte Yami, nachdem er ihm die wirkliche Welt gezeigt hatte, dies auch noch verteidigen? So viel ihm sein bester Freund auch bedeutete, er verstand es einfach nicht…
 

„Bakura, steh nicht rum und glotz in die Gegend wie ein besoffenes Kamel!“, zischte dann sein Mentor und riss ihn aus seinen Gedanken. „Hilf uns gefälligst!“

Er schlug sich innerlich für seine mangelnde Disziplin und begann sofort mit den anderen alle vorhandenen Kammern auszuräumen und alles in Säcken auf ihren Pferden zu verstauen.

Als alle erreichbaren Kammern leergeräumt hatten und bereits das Grab verlassen wollten, winkte sein Mentor sie nochmal zu sich. Er stand an einer Steinwand und deutete auf die Decke.

„Seht ihr diesen Spalt? Dieser Stein wurde von oben herabgelassen…“

„Also befindet sich da noch eine Kammer!“, schloss Bakura und sein Mentor lächelte und die Gier ließ seine Augen glänzen. „Genau, mein Junge. Also los! Lasst uns den Block anheben!“

Gemeinsam schafften sie es, den tonnenschweren Fels anzuheben und soweit nach oben zu schieben, dass ein Mann sich darunter hindurchschieben konnte. Da Bakura und sein Mentor die schmalsten waren, war es an ihnen die Beute heraus zu schaffen, während die anderen den Block mit Holz stützten und die Beute dann zu den Pferden brachten. Allerdings mussten sie sich beeilen, da das Holz offensichtlich nicht lang halten würde.
 

Schließlich hatten sie aber das letzte verbliebene Gold in der Hand und machten sich auf den Weg. Gerade als Bakura sich durch den Spalt schob, knackte das Holz bedenklich. Er rappelte sich auf und wollte gerade Akim helfen und ihm die Hand reichen, als das Holz brach und der Stein auf die Beine des Älteren fiel. Ein markerschütternder Schrei erfüllte die Kammer.

Bakuras Gedanken begannen nun zu rasen. Er sollte, musste seinem Mentor helfen…Im gleichen Moment blitzte in seinem Geist die Chance auf. Der Weg würde frei, Anführer dieser Diebesbande zu werden und somit zum Anwärter als nächster König der Diebe!

Da hörte er Schritte und Rufe. „Was ist passiert?!“

Sein Mentor hatte sich vom ersten Schmerz erholt und wollte zum Hilferuf ansetzen. Das konnte er nicht zulassen und so trat er ihm so lange ins Gesicht, bis dieser das Bewusstsein verlor. Kaum einen Augenblick später kamen zwei der anderen, jedoch verdeckte Bakura einen direkten Blick auf den verletzten.

„Was ist los, Bakura?“

Betreten senkte er den Blick. „Das Holz ist gebrochen, gerade als er durch den Spalt kriechen wollte. Der Block zerquetschte seinen Körper…“ Einer der anderen machte einen Schritt auf ihn zu. „Nicht! Kein schöner Anblick und machen können wir auch nichts mehr. Wir müssen ihn hier lassen, sonst ist die Gefahr zu groß, dass wir erwischt werden!“, entschied er bestimmt.

Widerwillig stimmten die beiden Männer zu und gingen wieder hinaus. Bakura hingegen, nahm dem Bewusstlosen das Gold ab und auch den Siegelring als Zeichen des Anführers. Mit einem leisen Lächeln verließ nun auch er das Grab und ritt mit den anderen zurück.
 


 

Die Nachricht über dieses Verbrechen erreichte den Palast am frühen Morgen. Patrouillierende Wachen hatten das geschändete Grab und auch den verletzten Grabräuber entdeckt und ihn zum Palast nach Theben gebracht.

Auch Atemu, dessen Tag wie jeden Morgen sehr früh begann, erfuhr schnell von dem neuen Gefangenen und dessen Vergehen. Und obwohl er eigentlich diese abscheuliche Schandtat verurteilte und gerächt wissen wollte, galt sein erster und eindringlichster Gedanke nur einem: Bakura. Was, wenn er dieser Grabräuber war, der nun schwer verletzt im Kerker lag und den nun das unvermeidliche Schicksal der Hinrichtung erwartete?? Atemu konnte und wollte es sich nicht ausmalen und doch musste er Gewissheit haben!
 

Schnellen Schrittes lief er zu den Gemächern seines Vaters, wartete kaum seine Erlaubnis zum Eintreten ab und ignorierte jegliches Zeremoniell.

„Mein Sohn, was gibt es, dass du so aus der Fassung bist?“, fragte sein Vater kühl und sah von seinen Papieren auf. Erst da besann Atemu sich wieder, verbeugte sich hastig und trat dann vor den Pharao.

„Vater, ich habe soeben von der furchtbaren Schändung im Tal gehört…und auch von dem Gefangenen, der im Grab gefunden wurde“

„Und das schockiert dich so? Ich dachte, du hättest mittlerweile gelernt, dass nicht jeder uns den Respekt zollt, den wir verdienen.“

Atemu musste stark an sich halten, um nicht respektlos zu erscheinen. „Das ist mir alles durchaus bewusst, Vater. Ich hatte meinen Worten anfügen wollen, dass ich den Wunsch habe, den Gefangenen persönlich zu verhören, ehe er dem Gericht überstellt wird.“

„So?“, fragte der Herrscher nun mit milder Neugierde.

„Ja, unsere Familie wurde entehrt und ich will mir selbst ein Bild davon machen, wer sich so etwas erdreistet, damit ich dir später ein würdiger Nachfolger sein und weitere solcher Verbrechen im Keim ersticken kann.“

Die Augen seines Vaters musterten ihn streng und es dauerte einige quälend lange Momente, ehe Atemu eine Antwort bekam.

„Nun gut. Dein Wunsch sei dir gewehrt. Aber foltere ihn nicht zu sehr, denn er muss wie du selbst sagtest, noch vor den sechs Tribunalen Rede und Antwort stehen. Und komm danach wieder zu mir. Ich möchte wissen, was du dann zu tun gedenkst, um weitere Schändungen vielleicht auch an meinem Grab zu verhindern.“

„Sehr wohl, Vater“, sagte er und verbeugte sich. „Habt Ihr bereits herausgefunden, wer dieser Dieb ist?“ Oh bitte, Isis, lass es nicht Bakura sein!, betete er in Gedanken dabei wie ein Mantra vor sich her.

„Ja, sein Name ist Akim. In seinen Kreisen wohl sehr bekannt und angesehen. Er muss wohl der Kopf der Bande gewesen sein.“

„Den Göttern sei Dank“, entfuhr es Atemu leise und sehr erleichtert.

„Wie meinst du, Sohn?“

„Ach, ich…ich meine nur, den Göttern sei es gedankt, dass wir diesen Akim endlich haben. Er wird sicher für einige andere Grabschändungen verantwortlich gewesen sein. Seine Verurteilung wird hoffentlich andere abschrecken.“

„Wenn, dann nur kurzzeitig, aber ja. Es zeigt, dass die Götter solche Sünden hart bestrafen.“ Dann wandte der Pharao sich wieder seinen Geschäften zu. „Du darfst nun gehen.“

„Sehr wohl.“ Wieder verbeugte sich Yami und machte sich dann sogleich auf den Weg zum Kerker.
 

Dort angekommen, wies er die Wachen vor der Kerkerzelle an, ihn allein zu lassen, denn er wollte keine Zeugen haben, sollte es sich herausstellen, dass Bakura vielleicht doch etwas mit dem Vorfall zu tun hatte.

„Aber, Majestät! Was, wenn er euch angreift?“

„Ich dachte, es handelt sich bei dem Gefangenen um einen Schwerverletzten? Und selbst wenn, ich habe eine Ausbildung genossen, die die eure weit übersteigt und das sollte mir wohl die Fähigkeit verleihen, mit so einem Krüppel fertig zu werden. Aber ich weiß eure Besorgnis zu schätzen“, antwortete er betont gelassen. „Und nun geht. Seht es einfach als verfrühte Pause“

Die beiden Soldaten nickten und verließen den Gang. Atemu wartete noch bis ihre Schritte nicht mehr zu hören waren, atmete dann noch einmal tief durch und nahm Haltung an ehe er die Riegel zurückschob und in die Zelle trat.
 

„Ist es schon soweit?“, fragte der Gefangene mit rauer, schwacher Stimme.

„Nein, ist es nicht. Du wirst hier noch eine Weile ausharren müssen, aber derweil können wir uns ein wenig unterhalten.“, antwortete Yami, der den Mann nun durch das Licht der offenen Tür besser erkennen konnte. Er sah übel aus, vor allem seine Beine. Sie mussten zerquetscht worden sein…Wer war nur so herzlos seinen Komplizen so zurückzulassen? Wenigstens einen schnellen Tod hätte man so verdient und war besser, als so in die Hände des Feindes zu geraten…

„Was sollte ich dir zu sagen haben, Jungchen?“, fragte der Mann mit einem verächtlichen Grinsen. Atemu zögerte nicht, zog einen Dolch hervor und hielt ihm den Mann an die Kehle. „Hüte deine Zunge! Ich bin zwar kein großer Befürworter der Folter, doch auch ich weiß ihren Nutzen in manchen Fällen durchaus zu schätzen…“

„Ich leide schon genug Schmerzen, da kann mir die Folter auch nicht viel mehr zufügen…“

„Nun, aber wenn du dich kooperativ zeigst, kann ich dir vielleicht auch einen kleinen Gefallen erweisen…“

„Und wie? Könnt Ihr mir den Tod ersparen?“

„Nein, dein Kopf wird auf einem Pfahl an der Palastmauer stecken, da kann und werde ich nichts gegen tun. Doch ich könnte veranlassen, dass man sich vielleicht um deine Verletzungen kümmerst und weniger Schmerzen hast…“

„Hm…“ Der Mann schien zu überlegen. „Und was wollt Ihr dafür?“

„Informationen. Wer hat dir geholfen und wo verstecken sie sich und ihre Beute?“

Als Antwort bekam er ein Schnauben. „Wir Diebe sind ehrlos und hinterhältig. Aber nie würden wir unsereins an jemanden wie Euch verraten und ausliefern!“

Diese Einstellung kam ihm irgendwie bekannt vor…, dachte Atemu und entgegnete gelassen: „Und wie kommt es dann, dass meine Soldaten dich im Grab gefunden haben? Jemand muss dich willkürlich dort zurückgelassen haben, wohl wissend, was dich bei einer Gefangennahme erwartet. Ist das kein Verrat?“
 

Der Mann schwieg verbissen und Atemu spürte, dass er jetzt vielleicht Namen bekommen würde. „Sag mir, wer dich verraten hat. Dann kann auch er zur Rechenschaft gezogen werden…“

„Und ich bekomme Rache…“, sinnierte der Mann und schien überzeugt. „Sein Name ist Bakura.“

„Bakura?“ Atemu konnte kaum seinen Schock verbergen. Das würde ja heißen, dass dieser Mann hier vor ihm, Akim, Bakuras Mentor war…Sein bester Freund sollte so etwas Schreckliches getan haben?!

„Ja, er ist noch sehr jung und hat trotzdem schon weißes Haar. Er war mein Schützling…Wahrscheinlich wird er meine Bande nun übernehmen. Ich habe ihn unterschätzt. Er schreckt wirklich vor nichts zurück.“

Atemu nickte nur, noch immer betäubt von der schockierenden Erkenntnis. Konnte Bakura wirklich zwei so gegensätzliche Gesichter haben…? Er stand auf und wollte die Zelle wieder verlassen.

„Und was ist jetzt mit mir?! Ihr habt mir bessere Behandlung versprochen!“

Das rüttelte Atemu wieder etwas wach. „Ja, ich werde mich darum kümmern…“, meinte er und schloss die Tür und verriegelte sie.

Was sollte er jetzt tun? Wie sollte er damit umgehen? Er musste mit jemandem reden…Aber mit wem? Seth war hier im Palast der einzige, der von Bakura wusste. Aber konnte er sich wirklich auf Seths Stillschweigen verlassen? Er war ja eh schon überzeugt, dass Bakura kein guter Einfluss war und vielleicht würde er, um Atemu zu schützen, etwas gegen Bakura unternehmen…Das konnte er nicht zulassen. Da blieb ihm also nur noch…Amneris! Sie würde ihm bestimmt zuhören und er konnte sich auf sie verlassen, das wusste er.

Gleich nach Verlassen des Kerkers lief Atemu in seine Gemächer und zog sich für das Freudenhaus um. Seine Gedanken rasten nur so durch seinen Kopf und bildeten dabei einen undurchschaubaren Nebel. Bakura - sein Bakura! – hatte diese Gräueltat zu verantworten!
 

Plötzlich erinnerte er sich wieder an Bakuras Worte von vor ein paar Jahren…Wenn nötig würde er sogar seinen Mentor aus dem Weg räumen…Das hatte er nun offensichtlich getan.
 

Atemu hatte es ihm trotz dieser Ankündigung nicht zugetraut…und wenn er ehrlich zu sich selbst war, war er sich Bakuras Versprechen auch nicht mehr sicher, ob dieser ihm nicht doch, wenn nötig, etwas antun könnte…Aber so wollte er nicht von Bakura denken!
 

Heftig schüttelte Atemu den Kopf um die Zweifel zu vertreiben. Er war einfach zu aufgebracht um klar denken zu können…

Schnellen Schrittes verließ er seine Gemächer wieder und ging zu den Ställen. Er hatte bereits ein Pferd satteln lassen, auf welches er nun aufsaß und zum Bordell ritt.
 

Dort angekommen, wurde ihm trotz der frühen Stunde natürlich sofort Einlass gewährt und man führte ihn ohne weitere Aufforderung zu Amneris‘ Kammer, denn er hatte die Zeit über Wort gehalten und nie eines der anderen Mädchen aufgesucht. Seine Vorliebe war also bekannt.
 

Als er ins Zimmer trat, kam Amneris gerade aus der Nebenkammer, ihr langes schwarzes Haar noch feucht. Verwundert schaute sie, welcher ihrer Kunden sie schon so früh am Tage aufsuchte und war noch erstaunter den Kronprinzen vor sich stehen zu sehen.
 

„Hoheit“, begrüßte sie ihn mit einem überraschten Tonfall und verneigte sich. „Was für eine Überraschung“ Sie lächelte und sah ihn an. Doch sie kannte ihn mittlerweile gut genug um zu sehen, dass Atemu hinter seiner Maske sehr aufgebracht sein musste. Ihr Lächeln verblasste und sie deutete aufs Bett. „Setzt Euch. Was kann ich für Euch tun? Ist etwas vorgefallen?“
 

Atemu nickte und setzte sich auf die Bettkante. „Ich…Bakura…sein Mentor…nach der Grabplünderung letzte Nacht…er ist im Kerker…übel zugerichtet…“
 

„Mein Prinz…ich verstehe kein Wort…Was ist mit Bakura? Ist er im Kerker?“, fragte sie besorgt und setzte sich neben ihn. Atemu schüttelte daraufhin den Kopf und atmete tief durch. Er sollte am besten chronologisch vorgehen…
 

„Letzte Nacht wurde ein Grab meiner Vorfahren geplündert“, begann er und Amneris nickte. Ja, das hatte sie auch schon gehört. Solche Sachen verbreiteten sich schnell.
 

„Allerdings hat die Diebesbande einen Dieb zurückgelassen. Er ist im Kerker gelandet. Als ich das hörte, hatte ich Angst…“ Er brach ab und sah Amneris an. „Du darfst keiner Menschenseele auch nur ein Sterbenswörtchen von dem sagen, was ich dir berichte…“
 

„Natürlich nicht, Hoheit!“, rief Amneris sofort aus. „Ihr wisst doch, dass Eure Geheimnisse bei mir sicher sind. Nichts läge mir ferner als Euch zu verraten“

Er nickte beruhigt. „Ich hatte befürchtet, es könnte sich bei dem gefangenen Grabräuber um Bakura handeln…“
 

„Bakura ist ein Grabräuber?“, fragte Amneris ungläubig nach. Ach je…Das wurde ja immer komplizierter…, dachte sie und wurde sich gleichzeitig bewusst, wie viel dem jungen Prinzen an diesem Bakura wirklich liegen musste. Wenn selbst das Dasein als Grabräuber kein wirkliches Hindernis darstellte…
 

Atemu nickte. „Ja…leider. Jedenfalls musste ich mich selbst davon überzeugen, dass er es nicht ist, der in Ketten liegt und deshalb bin ich in den Kerker und habe mit dem Gefangenen gesprochen. Da habe ich erfahren, dass dieser Mann Bakuras Mentor ist und Bakura…dass Bakura ihm das angetan hat. Er hat seinen Mentor einfach dort mit schwer verletzt zurückgelassen…wahrscheinlich um nun selbst Oberhaupt der Diebesbande zu werden.
 

Ich kann das einfach nicht glauben…Wie kann Bakura zwei so völlig verschiedene Gesichter haben…? Er ist mein bester Freund, lacht, scherzt…und ist eigentlich ein guter Mensch, wenn man von seinem Hass auf das Königshaus absieht…und dann soll er seinen eigenen Mentor schwer verletzt zurückgelassen und ihn den ehrlosen Tod eines Gefangenen ausgesetzt haben…“
 

Er sah Amneris traurig an. „Er hatte es einmal gesagt, dass er, wenn nötig, seine engen Verbündeten aus dem Weg räumen würde…Aber dennoch habe ich ihm das nicht zugetraut…“
 

Sie nickte verstehend und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Der Vorfall hat Euer Bild von ihm erschüttert, nicht wahr?“
 

Atemu nickte. „Ja…ich…eigentlich weiß ich, dass er trotz allem mir niemals etwas antun würde…aber…dennoch habe ich Zweifel…was wenn…meine Liebe zu ihm mich einfach nur blind macht…?“
 

„Verzeiht die Frage, mein Prinz, aber könnt Ihr Bakura denn so noch lieben, auch wenn er diese grausame Seite hat…?“
 

Atemu blickte Amneris an, sah jedoch bald wieder weg. Konnte er das? Ja, das war eine gute und berechtigte Frage. Mit einem Seufzer ließ er sich rücklings fallen und starrte an die Decke. „Ganz ehrlich, Amneris: Ich weiß es nicht. Ich…“
 

Er stockte kurz. „Ich glaube, ich habe immer das Gute in ihm gesehen…und gehofft, dass mein Einfluss auf ihn groß genug ist, dass er sich das Gute bewahrt…“
 

„Glaubt Ihr, das ist Euch nicht gelungen?“, fragte Amneris und sah ihn aufmerksam an, während Atemu nach einer Antwort suchte.
 

„Nein…ich denke die guten Seiten hat er immer noch…aber ich glaube, ich habe einfach ignoriert, dass die dunklen Seiten auch schon immer da waren…Wir haben vor Jahren eine Abmachung getroffen, dass wir darüber nicht reden, weil ich von seinen Machenschaften nichts wissen wollte…Heute ist das erste Mal, dass sie mir wirklich greifbar sind…“
 

Diese Erkenntnis ließ ihn ruhiger werden und er stützte sich auf die Ellenbogen. „Weißt du, Amneris, ich glaube, ich bin nicht nur über die Tat selbst schockiert… sondern auch darüber, dass ich diesen Teil seiner Persönlichkeit so lange ignoriert habe…Das war mein Fehler…“
 

Je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde es für ihn. „Ich verstehe diese Seite an ihm nicht…und deshalb weiß ich nicht, ob ich diese Seite an ihm akzeptieren kann…ob ich dennoch mit ihm befreundet sein kann…ob ich ihn dennoch lieben kann…“
 

„Dann solltet Ihr vielleicht mit ihm reden…ihm die Chance geben sich zu erklären…“, schlug sie vor „Vielleicht hilft Euch das, Klarheit zu finden…“
 

Er überlegte kurz. „Ja, das ist vielleicht ganz gut…Aber das kann ich frühestens heute Abend. Vorher kann ich mich nicht aus dem Palast schleichen.“ Bei dem Stichwort Palast fiel ihm etwas ein. „Oh Mist! Ich habe Vater versprochen, ich komme heute noch einmal zu ihm, um ihm einen Plan vorzulegen, wie ich gegen diese Grabräuber vorgehen will…“
 

„Das ist zugegeben ein wenig…ungünstig in Eurer momentanen Situation…“, stimmte Amneris zu. „Aber könntet Ihr ihm vielleicht sagen dass…“ Sie überlegte.
 

„Ja? Ich bin für jede Idee dankbar…“, erwiderte Atemu, denn er selbst hatte beim besten Willen keine Ahnung, was er seinem Vater sagen sollte.
 

„Ich kann ihm schließlich nicht sagen, dass ich vorhabe den neuen Anführer dieser Diebesbande zur Rede zu stellen und höchstwahrscheinlich laufen zu lassen…“
 

„Nein“ Amneris hatte einen Einfall. „Aber Ihr könntet ihm sagen, dass Ihr einen Spitzel losschickt um erst einmal noch mehr Informationen einzuholen, ob der Gefangene die Wahrheit gesagt hat. Ihr wollt immerhin nicht voreilig handeln…“
 

Atemu sah sie einen Moment lang einfach nur an, dann lächelte er. „Das ist wirklich gut! Vielen Dank!“
 

„Mit Freuden, Hoheit. Ich bin immer froh, wenn ich Euch behilflich sein kann“, erwiderte sie nur lächelnd.
 


 

Atemu blieb noch eine Weile bei Amneris, auch um noch ein wenig Ruhe zu finden. Mittags kehrte er dann in den Palast zurück. Dort wurde er auch schon von einem Diener abgefangen, der ihm sagte, dass sein Vater ihn erwartete. Er nickte und schickte den Sklaven fort um Bescheid zu geben, dass er gleich kommen würde. Dann ging er in sein Gemach und zog sich wieder um.
 

Noch einmal sah er in den Spiegel und straffte die Schulter. Er würde seinen Vater schließlich nicht komplett anlügen, sondern die Wahrheit nur ein wenig…ausdehnen. Also kein Grund für ein schlechtes Gewissen. Einmal noch tief durchgeatmet und dann machte er sich auf den Weg zu seinem Vater. Dieser erwartete ihn in seinen Gemächern, wo er gerade sein Mittagsmahl zu sich nahm.
 

„Seid gegrüßt, Vater. Ich hoffe, ich störe Euch nicht“, begrüßte er den Pharao und neigte den Kopf.
 

„Nein, komm ruhig herein, mein Sohn und setz dich.“ Er wies auf den freien Stuhl und bedeutete einem Sklaven einen weiteren Teller bringen zu lassen.
 

„Danke, Vater“ Atemu ließ sich auf den zugewiesenen Stuhl nieder.
 

„Nun, wie war deine Unterredung mit dem Gefangenen?“, kam sein Vater gleich zum Punkt.
 

„Er hat mir ein paar Informationen geben können…“, begann er, als ihm einfiel, dass er ja versprochen hatte, jemand würde sich im Gegenzug um Akims Wunden kümmern! Das würde er gleich nach dem Mittagessen veranlassen!
 

„Und weiter?“
 

„Oh ja, verzeiht!“, riss sich Atemu zusammen und konzentrierte sich. „Wie gesagt, ein paar nützliche Informationen habe ich aus ihm herausbekommen können. Aber dennoch ist es nicht wirklich genug für weitere Festnahmen…und wie kann ich mir sicher sein, dass er die Wahrheit gesagt hat? Er hat immerhin nichts mehr zu verlieren, sein Leben ist eh verwirkt…“
 

„Und deshalb gedenkst du was zu tun?“, fragte sein Vater recht interessiert nach.

„Ich werde noch heute einen Spitzel losschicken um die Informationen für mich zu bestätigen und wenn möglich und mehr Informationen und Beweise zu sammeln.“
 

Einen Moment blieb es still, ehe sein Vater auf Atemus Antwort reagierte: „Das klingt recht vernünftig. Ich denke, ich kann die Aufgabe in deinen Händen lassen. Du hast von mir vollste Befugnisse dafür. Aber ich möchte, dass du mir regelmäßig Auskunft gibst. Und lass nicht zu viel Zeit verstreichen.“
 

Erleichtert lächelte Atemu. Sein Vater glaubte ihm und übergab offiziell die Verfolgung in seine Hände!
 

„Vielen Dank, Vater. Ich werde Euch nicht enttäuschen.“
 

„Was anderes erwarte ich auch nicht. Und nun iss. Das Lamm ist köstlich und sollte nicht von dir verschmäht werden.“ Damit war das Thema beendet.
 


 

Am Abend wartete Atemu drei Stunden nach Sonnenuntergang ehe er sich aus dem Palast schlich. Mittlerweile kannte er den Weg zu Bakuras Versteck und Behausung ganz gut. Als er jedoch dort ankam, musste er feststellen, dass Bakura nicht dort war.
 

Egal, dachte Yami und ließ sich in der Nische auf die Kissen fallen und schlang eine Decke um sich. Dann würde er eben warten. Irgendwann würde Bakura schon auftauchen.
 

Dieses Ereignis zog sich jedoch noch ein paar Stunden hin. Stunden, in denen Yami immer wieder einnickte. Erst als er Schritte hörte, recht laute Schritte, die so gar nicht zu Bakura passten, schreckte er auf und griff vorsorglich zu seinem Dolch, den er immer bei seinen nächtlichen Ausflügen dabei hatte.
 

Doch die Person, die da durch den Vorhang trat, war wirklich Bakura. Und er war offensichtlich betrunken. Wie sehr, das konnte Yami so auf den ersten Blick nicht einschätzen.
 

„Yami!“, rief Bakura derweil erschrocken aus, als er sah, dass dieser in auf seinen Kissen saß. „Verdammt, erschreck mich doch nicht so!“ Er lallte ein wenig beim Reden. „Was tust du überhaupt hier? Und warum hast du kein Feuer gemacht, wenn du hier sitzt?“
 

Bakura kam auf ihn zu und ließ sich neben ihn fallen. Ja, die Alkoholfahne war nicht zu überriechen…Pikiert rückte Yami ein Stück ab.
 

„Ich wollte nicht, dass du denkst, jemand fremdes ist in deinen Unterschlupf eingedrungen, wenn du das Feuer glimmen siehst. Also habe ich es gelassen.“, erklärte er kurz, doch bevor Bakura etwas darauf erwidern konnte, fuhr er fort. „Ich muss mit dir reden.“
 

Verwundert sah Bakura ihn an. „Was ernstes?“

„Ja.“
 

Diese Antwort ließ Bakura die Augen verdrehen. „Yami…muss das jetzt sein…? Wie du siehst, bin ich nicht so ganz nüchtern…und ich hatte einen wirklich krassen Tag…“
 

„Um eben diesen Tag – oder besser Morgen – geht es.“, sagte Yami und ließ sich nicht beirren. Er konnte das jetzt nicht aufschieben. Er musste das klären. Jetzt!
 

„Ich habe mit deinem Mentor Akim im Kerker gesprochen.“
 

„Was??“, fragte Bakura und setzte sich abrupt auf. Zwar war er immer noch beduselt, aber dieser Satz hatte ihn um einiges ernüchtert.
 

„Ja, und er hat mir erzählt, dass du ihn dort im Grab hast liegen lassen“ Yami sah ihn intensiv an.
 

„Nun, es stimmt“, gab Bakura nach einem kurzen Zögern zu. „Aber du wusstest doch, dass ich einer Diebesbande angehöre“
 

„Aber ich hätte nicht gedacht, dass du so skrupellos wärest, deinen eigenen Mentor so schwer verletzt zurückzulassen.“
 

„Es war die einfachste Möglichkeit seinen Platz einzunehmen. Das hätte sonst noch Jahre dauern können“, rechtfertigte Bakura sich und wurde langsam sauer. Sie hatten doch eine Abmachung!
 

„Das hätte ich dir wirklich nicht zugetraut! Wie kannst du nur so kalt sein? Hast du denn gar kein Mitleid mit ihm gehabt?! Sein Kopf wird bis zum Ende der Woche auf der Palastmauer stecken! Hat er das deiner Meinung nach etwa verdient??“
 

„Verteidigst du gerade etwa einen Grabräuber?“, fragte Bakura ungläubig.
 

„Scheiße, Bakura, lenk nicht ab! Du weißt, wie ich das meine! Er hätte von dir, für all das, was er für dich getan hat, mehr Loyalität und Ehrbarkeit verdient. Aber du bist ihm hinterhältig in den Rücken gefallen! Machst du das ab sofort mit allen, die dir nahe stehen?? Würdest du mich auch so behandeln?!“
 

„Was?! Bei allen Göttern, nein! Natürlich nicht!“ Wie konnte Yami nur so etwas glauben??
 

„So natürlich ist das nicht…“, sagte Yami nun ruhiger, aber noch nicht überzeugt. „Warum sollte ich eine Ausnahme bilden, sollte ich dir irgendwann im Weg stehen…?“
 

„Weil ich…“, setzte Bakura an, brach dann jedoch ab. Nein, das konnte er ihm nicht sagen. Er musste ihn anders überzeugen…
 

„Yami…du kennst mich als einziger wirklich von klein auf…du bist mein einziger und bester richtiger Freund. Das würde ich nicht zerstören…nicht mal um Gerechtigkeit zu erlangen…“, sagte er ehrlich und sah Yami aufrichtig an.
 

Diesem Blick aus diesen wunderschönen Augen konnte Yami auch nicht wirklich widerstehen…Bakura sagte die Wahrheit…
 

„Ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob ich dich wirklich kenne, Bakura…ich kann mich dich einfach nicht so brutal vorstellen und ich verstehe auch nicht wirklich, warum du so unbedingt am Pharao Rache nehmen willst…Du sagst, dass er deine Familie ermordet hat. Aber das kann nicht sein. Du musst dich irren…“, erklärte Yami seine dennoch vorhandenen Zweifel.
 

Bakura seufzte daraufhin tief. „Ich irre mich nicht…Damals, am Tag bevor du mich in der Oase gefunden hast…da haben Soldaten des Pharaos mein Dorf überfallen und einige Bewohner getötet…die meisten haben sie verschleppt.

Ich hatte mich versteckt und bin so entkommen. Ich bin ihnen gefolgt zu einer Art Tempel, in dem alle Überlebenden, auch meine Eltern, geopfert wurden um damit die Milleniumsgegenstände herzustellen. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und gehört, wie einer der Soldaten rief, dass das alles im Auftrag des Pharao geschehe…“
 

Er sah Yami an, der entsetzt die Hand vor den Mund geschlagen hatte.

„Das kann nicht sein…“, flüsterte Yami.
 

„Doch Yami, es ist wahr, auch wenn’s dir nicht gefällt. Und genau deshalb bin ich auch so…skrupellos, wie du sagst. Mein ganzes Dorf wurde auf skrupellose Art und Weise vom Pharao vernichtet.

Deshalb bin auch ich so, um ihm dann irgendwann die gerechte Strafe zu geben und die Gegenstände in meinen Besitz zu bringen, für die meine Familie und Freunde geopfert wurden.“
 

Einige Minuten war es still. Yami versuchte die Informationen zu verarbeiten, die unaussprechliche Anschuldigung an seinen Vater irgendwie zu erklären. Er glaubte Bakura, dass er das Ganze wirklich so erlebt hatte.
 

Das konnte man nicht erfinden und auch Bakuras Schmerz war in jedem Wort zu hören gewesen. Aber dennoch musste es anders gewesen sein. Es musste ein Missverständnis sein!
 

„Ich glaube dir…“, sagt Yami dennoch irgendwann.
 

„Aber?“, hakte Bakura nach.
 

„Ich kann jetzt zwar verstehen, warum du so handelst, wie du handelst…Aber ich wünschte mir, du würdest es nicht tun. Zu mir bist du doch auch nicht so…Daher weiß ich, dass du auch anders kannst…“
 

„Yami…das ist meine Sache.“
 

„Ich weiß…Deshalb bitte ich dich auch nur…Sei menschlicher…Ohne töten wird es in deinem Leben wohl nicht gehen…Aber so etwas wie heute, so etwas Niederträchtiges musst du nicht tun um dein Ziel zu erreichen…Ich will nicht, dass dein Wunsch nach Rache dich zerstört…oder unsere Freundschaft…“
 

Diese Worte trafen Bakura unvorbereitet und heftig. „Soll das heißen, dass du unsere Freundschaft beendest, wenn…ich mich nicht ändere?“, fragte er ungläubig nach.
 

„Ich verlange nicht, dass du plötzlich ein ganz anderer Mensch wirst. Den Verbrecher werde ich dir nicht austreiben können…Aber ich will, dass du dich bemühst, dabei menschlich zu bleiben und kein gefühl- und ehrloses Monster…“
 

Dieses Mal war es an Bakura zu schweigen. Wirkte es wirklich so? War es vielleicht sogar so, dass er auf dem Weg war, ein Monster zu werden, das nur noch für Rache lebte…? Vielleicht – wenn Yami nicht wäre.
 

„In Ordnung. Ich werde mich bemühen…Aber wirklich versprechen kann ich nichts…“, antwortete er schließlich und sah Yami ein wenig unsicher an. Dieser lächelte leicht.
 

„Das reicht mir. Und, wenn du mal nichts weißt, wie genau du handeln sollst und noch ein bisschen Bedenkzeit hast, kannst du zu mir kommen.“
 

„Gut. Also bleibst du weiterhin mein Freund?“, fragte Bakura trotzdem noch einmal nach.
 

„Ja, bleibe ich.“, antwortete Yami und Bakura atmete leise, aber erleichtert aus.
 

Dann fiel Bakura etwas ein.

„Akim hat meinen Namen genannt, hast du gesagt…Sucht man mich schon? Muss ich untertauchen?“
 

Yami schüttelte den Kopf. „Nein, ich war allein mit ihm…Aber ich weiß nicht, was bei den Tribunalen rauskommt…Wenn, dann werde ich dich rechtzeitig warnen…“
 

Bakura nickte dankbar und ärgerte sich innerlich doch, dass er Akim nicht umgebracht hatte…Aber das würde er Yami jetzt gewiss nicht sagen!
 

„Danke…Ich glaube, du solltest jetzt aber langsam auch los, wenn du vor Sonnenaufgang noch in dein Bett willst…“
 

Yami nickte. „Ja, ich konnte aber ja nicht wissen, dass du noch saufen bist…“
 

Bakura grinste. „Naja, bin ja jetzt der Anführer der Diebesbande. Das musste gefeiert werden. Außerdem hast du mich mit diesem Gespräch wieder vollkommen ausgenüchtert.“
 

Daraufhin verdrehte Yami nur die Augen und stand auf. „Anführer werden ist nicht schwer…Anführer sein dagegen…“
 

„Ach halt die Klappe! Ich weiß schon, was ich tue“, entgegnete Bakura und sah zu ihm auf. „Treffen wir uns bald mal wieder?“
 

Yami nickte. „Ja, aber wann genau kann ich noch nicht sagen. Ich melde mich. Bis dann!“
 

„Bis dann!“ Da lief Yami auch schon die Treppen hinunter und zurück zum Palast.
 


 

Dort angekommen schlich Atemu sich auf den üblichen Weg herein. Er passte wirklich auf, dass ihn niemand sah.

Doch als er sein Gemach betrat, traf ihn fast der Schlag, als er eine große Gestalt mitten im Zimmer stehen sah.

Erst auf den zweiten Blick erkannte er, wer da mit verschränkten Armen vor ihm stand.

„Seth!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (26)
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Von:  jyorie
2014-01-25T19:05:27+00:00 25.01.2014 20:05
Hey

ob bakura den Trunk auch gebraucht hat, weil ihm doch das
Gewissen schlägt? Ich bin mir da nicht ganz so sicher, ob er
in der Zwischenzeit wirklich so abgebrüht ist.

Die Frau im Freudenhaus hält hoffentlich dicht, weil der Königs-
sohn und ein Grabräuber das ist schon ein ding. Und dann ist da
ja auch noch der Mann im Kerker, dem Yami etwas versprochen
hatte und sicher vergessen ihm den Arzt zu senden – der hat sich
bestimmt auch schon beschwert – warum sonst, sollte Seth im
Zimmer stehen und sauer sein?

Ich fürchte es wird jetzt ganzschön Eng für Yami.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-01-25T18:56:14+00:00 25.01.2014 19:56
Hey ^

Oh weh. Ich glaube in noch keinen
Der vortigen Kapitel ist der Titel Zwei
Leben - Zwei Welten ... So deutlich
Herausgeschält worden, wie in diesem.

Hat sich Bakura wirklich so verändert?
Andrerseits weis er ja nicht wer yami
Ist.

Ob atemu nun Angst vor ihm hat, weil
Er seinen Mentor derart schändlich
Verraten hat, bei dem grabraub?

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-01-23T16:02:29+00:00 23.01.2014 17:02
Hey

Atemu hat wirklich Glück das er eine so verständige Frau in dem Freudenhaus gefunden hat, die ihn versteht und ihm hilft. Nur war das für das Verhältnis von Bakura und ihm ja nicht gerade das zuträglichste was man sich schon hatte denken können *seuftz*

Aber wenn beide sich so mögen, wird hoffentlich die Sehnsucht sie wieder zusammen führen, wenn die beiden nicht aus Frust jetzt einen großen Fehler begehen.

*ich halte mal die Daumen, das sie das nicht tun werden.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-01-23T16:02:05+00:00 23.01.2014 17:02
Hey

*seuftz* wenn das nur immer alles so leicht ware wie bei den Kindern mit dem wieder vertragen und freunde sein. Die beiden haben zwar auch eine Zeit gebraucht, aber sie waren wenigst bereit sich zu vertragen und die Freundschaft aufrecht zu erhalten.

Ich fand es schön, das es diesmal Bakura ist, der Gefühle hat – obwohl ich darauf tippe, das Yami auch, aber er kann es wohl besser verstecken. Die Sache mit dem Baden und dem Ersten Kuss hat auch sehr schön gepasst, und ich find es gut, das die beiden noch nicht weiter gegangen sind, sondern scheu und sich jetzt wohl vortasten werden?

Toll geschrieben.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-01-23T16:01:58+00:00 23.01.2014 17:01
Hey

Ich freu mich für Atemu das Bakura und er so gute Freunde geworden sind, das sie sich verstehen und auch teilweise gleiche Interessen haben, aber sich auch einfach mal balken können, oder in Wettkämpfen übertrumpfen. Schade das Seto immer noch nicht sehen will, das es dem jungen Prinzen gut tut, das er auch mal raus kommt.

Aber jetzt wo Bakura ehrlich war und seine Ziele offengelegt hat und Yami auch sein Geheimnis im Ärger herausgeschrien hat und geflüchtet ist – oh man, ich hoffe nur, dass ihre Freundschaft da keinen allzu großen, bzw. irreparablen Schaden genommen hat.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-01-23T10:55:29+00:00 23.01.2014 11:55
Hey

das war cool, wie Atemu sich in der Mauer ein Loch vorbereitet hat, durch das er entweichen kann und das er dann nach 3 Jahren Tatsächlich den Jungen aus der Oase wieder trifft. Was Bakura wohl sagen wird, wenn er je erfährt wer „Yami“ ist. ... und dann hat Yami ihm auch noch geholfen, die Eintrittskarte für eine Diebeslehre mit der Frucht aus dem Palastgarten zu bekommen.

Atemu hat es aber richtig gut gefallen, mal raus zu kommen. Ich bin gespannt wie es weiter geht und ob Seth seinen Mund halten wird, weil sich Atemu ja jetzt nicht mehr einsperren lassen will.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-01-22T22:55:52+00:00 22.01.2014 23:55
Hey

*seuftz* der Einstieg gleich in Kul El Na war sehr traurig. Ich fand es gut, das du dir noch ein wenig extra Plot ausgedacht hast und man sogar Bakuras Eltern kennen lernt und wie sie ihn beschützt haben.

Aber dafür war es dann knuffig, wie sich Bakura, Atemu und der Panter begegnet sind, wie Atemu seinem größten Feind geholfen hat in die Königsstadt zu gelangen und generell ihr Verhältnis und das unwissen, wer sie sind. Ich freu mich schon aufs weiter lesen. Bin gespannt, wohin die Geschichte fürhen wird.

CuCu Jyorie

Von:  Aletalis
2012-04-10T22:56:09+00:00 11.04.2012 00:56
ich würde dir ja erstaunlich gern ein kritisches, gleichzeitig liebevolles, aufbauendes, ja gar anfeuerndes Kommentar schreiben, doch ich denke ich kann es mit folgenden, drohenden Worten verkürzen:

Ich tu dir Gewalt an, wenn du nicht weiter schreibst ò_ó

(Liebe) Grüße
Aletalis... I'm watching u *Augen vereng*
Von:  Anuri
2011-11-15T09:57:09+00:00 15.11.2011 10:57
Hi,

ich hab es auch endlich geschafft das Kapitel zu lesen. Ich bin auch sehr gut wieder in die Geschichte reingekommen. Insgesamt finde ich ist das Kapitel sehr schön und angenehm zu lesen.
Mir hat besonderst gut gefallen wie du die Szene zwischen Yami und Amneris, wie er sich vorstellt es wäre Bakura.
Seth und seine Sorgen sind irgendwie süß.

Die letzte Szene mit Bakura. Es ist immer wieder erstaunlich wie man aneinander vorbeireden kann ( auch wenn das nicht ganz das richtige Wort ist xP). Ich finde die Reaktionen der beiden wirklich sehr gut umgesetzt.

So, ansonsten hab ich heute eigentlich nichts zu kritisieren. Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel und hoffentlich etwas mehr Bakura ;)

Liebe Grüße
Anuri
Von:  Skieara
2011-10-20T20:09:20+00:00 20.10.2011 22:09
wie süß ^-^
hat mir gut gefallen, vor allem weil wir so lange drauf gewartet haben
ich hätte ja eigendlich erwartet das die beiden sich nach dem streit
ein paar jahre nicht mehr sehn, und bakura bei dem wiedersehn herrausfindet das yami eigendlich atemu ist :D
aber jetzt bin ich gespannt wie du das amchen willst ^-^

weietr so


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