Die Drachenreiter in Mythosobia

Ein Drache für Tien

Schnell rannte er zum Stützpunkt. Er hatte die Nachricht erhalten, dass es nun endlich soweit war.

Tien eilte den Bergweg hinauf und kam so langsam ins Schwitzen da er sich so beeilte.

Der orangehaarige 14-Jährige wurde von dem Arzt Keynes in Empfang genommen.

„Beeil dich Jungchen.“ sagte er nur und führte ihn in ein Gebäude, in dem es sehr schwül war. Sie kamen vorbei an dampfenden Wasserbecken und gelangten schließlich zu einer kleineren Menschenansammlung.

„Macht gefälligst Platz für den Jungen!“ maulte der betagte Arzt und schob die Leute beiseite.

Tien trat näher heran an das Objekt, das von den Leuten angestarrt wurde. Es war ein Ei, das ihm bis zum Bauchnabel reichte und ebenso breit war. Es war dunkelrot und marmoriert. Mehrere kleine Risse waren zu sehen. Auf diesen Moment hatte er sehnsüchtig gewartet. Seit er 7 Jahre alt war wurde er hierfür vorbereitet. Dies war der Tag, an dem er endlich Lenker sein würde.

Leise Geräusche waren aus dem Eiinneren zu hören.

„Holt schnell Hollin.“ ordnete Keynes an. Er blickte auf das Ei und schob sich seine Brille zurecht.

„Das sieht gut aus…“ brummte er.

Das Ei begann nun zu wackeln.

„Los Tien, tritt näher.“ sagte der Arzt und schob ihn in die Richtung des Eis.

„Das Tier soll sich dich sofort einprägen.“ erklärte er.

Ein Knacken und dann war schon eine kleine Klaue zu sehen, welche die Flügelspitze darstellte.

„Der Drache schlüpft…“ murmelte ein junger Mann, der noch immer zusah.

„Was ist das denn überhaupt für eine Rasse?“ wollte eine Frau mittleren Alters wissen.

„Werden wir sehen wenn der Drache da ist.“ Antwortete Keynes barsch und scheuchte die Leute alle raus.

Tien war inzwischen vor dem Ei in die Hocke gegangen und beobachtete wie der junge Drache, auch Schlüpfling, wie man die Tiere in jungen Jahren nannte schlüpfte.

Nun waren immer größere Risse zu sehen und man konnte ein Knacken hören. Der obere Teil der Schale fiel ab und ein roter Kopf schaute Tien an ehe der Rest der Eierschale auseinanderbrach. Der Drache war scharlachrot und hatte schwarze Flughäute. Er war bereits so groß wie ein Schäferhund und blickte Tien fragend an. Der Schlüpfling war noch voller Schleim und schimmerte im Licht. Langsam stand er auf und war kurz noch wacklig auf den Beinen. Er streckte seine Flügel, welche vier Fingerknochen und je eine Klaue an der Spitze hatten.

„Ha-hallo…“ sagte Tien zaghaft und streckte dem Drachen seine Hand entgegen. Dieser schnüffelte kurz daran und leckte mit seiner gespaltenen Zunge kurz darüber, was Tien kitzelte.

Keynes und ein weiterer Mann kamen nun herein. Der andere Mann, Hollin, war Geschirrmeister und war für die Geschirre der Drachen zuständig war. Er hatte den Auftrag das erste Geschirr des frisch geschlüpften Drachen anzufertigen und trug es mit sich.

Der Schlüpfling blickte kurz neugierig zu den Neuankömmlingen, wandte sich aber sofort wieder Tien zu, den er sich genau ansah.

„Und…wie heißt du Kleiner?“ fragte der Junge lächelnd.

Der Drache legte den Kopf schief.

„Woher sollte ich denn einen Namen haben?“ fragte er verwundert.

Tien riss die Augen auf und fiel auf seine vier Buchstaben vor Schreck. Eine Antwort hatte er nicht erwartet.

„Du…du…du kannst ja sprechen!“ sagte er überrascht.

„hast du Nichtsnutz etwa nicht die Bücher über Drachenkunde gelesen, die wir dir vor ein paar Wochen gegeben haben?“ fuhr ihn Keynes sofort an.

„Nun..ähm…naja…“

„Dracheneier brauchen sehr lange bis zum Schlüpfvorgang. In dieser Zeit können die Jungdrachen alles über die Eierschale mitbekommen und lernen so auch zu sprechen.“ erklärte Hollin viel geduldiger als Keynes.

Tien wandte sich wieder an das rote Reptil, welches seiner Stimme nach ein Männchen war.

„Dann…darf ich dir einen Namen geben?“ fragte er zaghaft.

Der Schlüpfling nickte.

„Gerne. Immer her damit.“ sagte er und wartete gespannt auf seinen Namen.

Tien überlegte.

„Wie findest du…Taiyou?“ wollte er dann wissen.

Der Drache flatterte kurz mit den Flügeln.

„Der Name gefällt mir! Okay, den nehm ich.“ Meinte er freudig.

Hollin trat nun neben Tien und gab ihm das Zaumzeug.

„So, jetzt entscheidet sich ob wir mit dem Drachen auch arbeiten können. Lässt er sich das Geschirr hier von dir anlegen akzeptiert er dich als seinen Lenker. Wenn nicht…können wir ihn höchstens in ein Zuchtgehege schicken.“ erklärte der Geschirrmeister.

Tien nahm das Geschirr, welches aus Leder bestand entgegen und ging damit zu Taiyou.

„Darf ich dir das anlegen Taiyou?“ fragte er.

Kurz inspizierte dieser den Gegenstand, leckte kurz darüber und blickte wieder zu Tien ehe er nickte. Breit grinsend machte sich Tien an die Arbeit und legte dem Drachen das Geschirr um.

Nun trat Keynes hervor und betrachtete den Drachen ganz genau.

„Mund aufmachen.“ Sagte er knapp. Taiyou blickte ihn fragend an.

„Wieso denn?“ fragte er. Noch ehe er sein Maul wieder schließen konnte hielt der Arzt es mit seinen Händen geöffnet und blickte in den Rachen der Echse.

„Na gut…rote Färbung…die Größe…ich sehe Ansätze von Hörner und Stacheln…Feuerdrüsen…der Kleine hier ist ein Kazilik.“

„Klasse!“ rief Tien begeistert.

Kazilik waren selten und äußerst wertvoll, da sie eine der wenigen Drachenrassen waren, die Feuer speien konnten. Außerdem gehörten sie den großen Rassen an und waren hervorragende Nahkämpfer.

Taiyou stupste Tien mit seiner Schnauze an.

„Ich hab Hunger…“ sagte er. Man konnte auch gleich darauf seinen Magen knurren hören.

„Ich hol dir sofort was, warte hier.“ Erwiderte Tien eilig und rannte schon los.

Taiyou schaute sich derweil um und beschnüffelte Keynes und Hollin während er auf sein Essen wartete. Tien kam nach einigen Minuten mit einem großen Eimer voll mit Fleisch zurück.

„Der Futtermeister hat sofort einen Ziegenbock geschlachtet. Das Fleisch ist also ganz frisch.“ Erzählte Tien und setzte den Eimer vor Taiyou ab.

Dieser inspizierte kurz den Inhalt und machte sich sofort darüber her. Er riss große Stücke aus dem Fleisch und schlang diese hinunter, wobei er sich mit Blut einschmierte. Nach nur wenigen Momenten war das komplette Fleisch weg und der Schlüpfling legte sich zufrieden auf den Boden. Tien näherte sich Taiyou mit einem Tuch und wischte ihn wieder sauber.

„An deinen Tischmanieren müssen wir aber noch Arbeiten Taiyou.“ sagte er leise lachend. Der Kazilik schaute ihn wieder fragend an.

„Wieso? Stimmt damit etwas nicht?“ fragte er verwirrt, drückte dann aber seinen Kopf gegen Tien und gab ein zufriedenes Brummen von sich.

Keynes und Hollin beschlossen die beiden alleine zu lassen und machten sich dann wieder daran ihren Tätigkeiten nachzugehen.

Tien setzte sich neben den Drachen, welcher sofort seinen Kopf in Tiens Schoß legte und seine gelben Augen schloss, welche durch schlitzförmige Pupillen getrennt wurden.

//Das Ganze hat doch super geklappt…// dachte sich der Junge während er über Taiyou Kopf strich.

//Seine Haut fühlt sich richtig toll an…gar nicht so rau wie ich mir das vorgestellt hatte…//

Der Drache war eingeschlafen und auch Tiens Augen wurden allmählich schwer obwohl es mitten am Tag war. Er beschloss dem einfach nachzugeben und ließ sich auch in den Schlaf sinken.

Erste Schritte

„Nein, nein, nein!!!“ rief Taiyou aufgeregt und flatterte mit seinen Flügeln.

„Ich will nicht!!“

Tien stemmte sich gegen den Kazilik-Schlüpfling um ihn in den See zu schieben, in dem die Drachen von ihren Lenkern gebadet wurden.

„Stell dich nicht so an Taiyou! Das ist doch nur Wasser!“ protestierte er und drückte weiter, doch Taiyou gab nicht nach.

„Ich will aber nicht baden! Ich will nicht ins Wasser!“

„Du benimmst dich wie ein Kind!“

„Ich bin auch eins!“ erwiderte der Drache trotzig und zog eine Schnute.

Ein großer Drache trat neben die beiden. Er war golden gefärbt mit weißen Streifen an den Seiten. Er packte den Kazilik am Schwanz und warf ihn ins Wasser.

„Du solltest auf deinen Lenker hören kleiner Schlüpfling.“ tadelte er Taiyou mit tiefer Stimme.

Tien betrachtete den Drachen. Es war Celeritas, ein Ausbilder. Celeritas war ein Gelber Schnitter, eine Drachenrasse mittlerer Gewichtsklasse. Das war eine zähe Rasse, mit wohl proportioniertem Körperbau und mit meist guter Laune. Sie konnten an die 17 Meter lang werden und zwischen 10 und 17 Tonnen wiegen. Danach betrachtete er wieder Taiyou, der beleidigt aus dem Wasser schaute und Celeritas kurz anfauchte, dafür aber einen strengen Blick erntete und sofort verstummte. Tien viel auf, dass er nicht wirklich viel über Kaziliks wusste. Wenn er ehrlich war so gut wie nichts. Er hätte seine Bücher lesen sollen, aber das war ihm viel ihm zu langweilig. Er war nicht gerade ein Bücherwurm gelinde gesagt. Er nahm sich vor bei nächster Gelegenheit etwas über Kaziliks zu erfahren. Doch nun zückte er einen sauberen Lappen und näherte sich Taiyou. Er fing an den kleinen Drachen sauber zu schrubben. Doch dieser flatterte wieder mit seinen Flügel und wich zurück, wobei er Tien mit Wasser bespritzte.

„Okay…du willst es auf die harte Tour? Kannste haben.“ meinte der Reiter und zog sich bis auf die Boxershorts aus. Er sprang ins Wasser und schwamm Taiyou hinterher.

„Du kannst versuchen wegzulaufen aber entkommen wirst du mir nicht.“

Eine halbe Stunde später lagen beide am Ufer. Taiyou hatte sich zusammengerollt und war schon fast eingeschlafen,, Celeritas war inzwischen wieder weg. Man konnte aus der Entfernung sehen und hören wie er einer Formation Befehle zu rief, die gerade am Trainieren war.

„Ich hoffe doch das müssen wir nicht jedes Mal durchmachen?“ fragte Tien den Schlüpfling.

Taiyou murrte kurz.

„Hmm…naja…eigentlich hat mir das recht gut gefallen.“ meinte er.

Tien schaute Taiyou beim Einschlafen zu, wie sich der Brustkorb des Drachen ruhig hob und wieder senkte. Er strich ihm über die Flanke. Taiyou hatte eine schöne, weiche Haut. Auch gefiel Tien die Färbung…scharlachrot mit einer schwarzen Bauchseite.

Hollin kam nun vorbei. Der Geschirrmeister war noch recht jung, an die 30 Jahre, hatte kurze, braune Haare und ein freundliches Gesicht. Er setzte sich neben Tien.

„Na, klappt´s mit Taiyou?“ fragte er lächelnd.

„Naja, er ist ein bisschen eigensinnig aber ich mag ihn.“ erwiderte Tien und schaute wieder Taiyou kurz an.

„Das ist kein Wunder bei Kaziliks. Ihre Rasse ist allgemein ein wenig…temperamentvoll. Einige Exemplare können sogar sehr aggressiv ausfallen. Das zeigt sich aber erst im Alter. Hoffen wir mal, dass Taiyou einer der ruhigeren Kaziliks wird.“

Tien blickte Hollin an.

„Woher weißt du denn so viel über Kaziliks?“

„Naja…durch meinen Beruf. Ich hab schon für ein paar von den Feuerspuckern Geschirre angefertigt und sie ihnen angelegt. Naja, ab und zu blieb´s auch nur bei einem Versuch, weil sie mich nicht einfach so an sie ranlassen wollten. Aber das ist auch bei anderen Rassen so.“

Auch Hollin schaute nun Taiyou an und begutachtete das Geschirr.

„Weswegen ich gekommen bin…schau in den ersten Wochen jeden Tag ob das Geschirr auch gut sitzt, da Schlüpflinge sehr schnell wachsen. Vor allem die großen Rassen, zu denen Kaziliks ja gehören. Wir wollen doch nicht, dass er sich die Haut an den Riemen wund reibt. Ist das Geschirr dreckig oder zu klein komm einfach zu mir, ich richte das dann schon.“

Mit diesen Worten stand der Geschirrmeister wieder auf.

„So, dann mach ich mich wieder an meine Arbeit. Euch einen schönen Tag noch.“

„Danke, dir auch Hollin.“

Tien blickte ihm hinterher.

//Aggressiv? Auwei…naja…ich glaube er kann mich eigentlich recht gut leiden…// dachte sich der Junge und lehnte sich dann an Taiyou um ein wenig zu faulenzen.

Er bemerkte erst, dass er eingeschlafen war als er von Taiyou aufgeweckt wurde, der ihn mit seiner Schnauze anstupste.

„Tien, ich hab Hunger.“ jammerte er.

„Schon wieder…?“ fragte Tien noch schlaftrunken und streckte sich erst mal.

„Du hast doch erst vor dem Baden gegessen“

„Aber ich hab wieder Hunger.“

Tien stand auf und gähnte.

„Na gut, komm mit. Wir holen dir ein wenig Rindfleisch.“

„Au ja, schmeckt das auch so gut wie das Fleisch, das du mir nach dem Schlüpfen gegeben hast?“

„Wirst ja sehen. Ich weiß nicht, was dir besser schmecken wird.“

Sie liefen nun zu den Futterplätzen. Unterwegs kamen sie an einigen ausgewachsenen Drachen vorbei, die sich sonnten. Unter anderem an einem Königskupfer, der eine gelb-rote Färbung hatte und ungefähr 30 Meter lang.

„Wow…“ murmelte Taiyou als sie neben ihm liefen.

„Wird ich auch mal so groß?“ fragte er.

„Nein, du gehörst einer kleineren Rasse an. Königskupfer sind eine der allergrößten Drachenrassen der ganzen Welt.“ erklärte Tien.

„Und der Königskupfer hier, er heißt übrigens Maximus, tja..der wird auch sicher auch noch einige Meter wachsen.“

„Ich will auch so groß werden! Das ist gemein…“ meckerte Taiyou.

„Dafür hast du andere Vorteile. Du wirst nämlich auf jeden Fall Feuer spucken können. Das ist eine seltene Fähigkeit.“

„Echt? Wann kann ich das? Sag schon Tien!“

Taiyou war nun sichtlich aufgeregt und schien sogar vergessen zu haben, dass er Hunger hatte.

„Ich hab keine Ahnung, tut mir Leid Taiyou. Aber nur Geduld, lernen wirst du´s auf jeden Fall.“

Sie liefen nun weiter zu den Futterplätzen.

„Guten Tag. Könnte mein Drache was zu Fressen bekommen bitte?“ fragte Tien höflich einen der Futtermeister.

„Aber natürlich. Ich bringe ihm sofort etwas.“ Antwortete dieser.

„Aber ganz viel Rindfleisch, ja?“ rief ihm Taiyou hinterher und freute sich sichtlich auf das Futter.

Nach wenigen Minuten kam der Futtermeister mit einem großen Stück Fleisch wieder und gab es Taiyou. Dieser riss es regelrecht aus dessen Händen und schlang es regelrecht hinunter.

„Tien, ich will jetzt fliegen.“ Verlangte der Kazilik und streckte schon seine schwarzen Flügel aus.

„Wa-warte mal Taiyou!“ sagte Tien rasch und hielt den Drachen fest.

//Wie war das noch gleich…Schlüpflinge sollten nicht so schnell anfangen zu fliegen ansonsten könnten sie sich aus dem Staub machen…aber das gilt ja nur für die erste Fütterung, und die haben wir schon lange hinter uns…// dachte er nach. Also konnte er Taiyou ja im Grunde losfliegen lassen.

„Was ist denn Tien…?“ fragte dieser.

„Ach nichts, aber flieg nicht zu weit weg, ja?“ fragte Tien lächelnd und ließ ihn los.

„Mach ich nicht.“

Und schon stieß sich Taiyou vom Boden ab und schlug mit den Flügeln. Im ersten Moment noch ein wenig wackelig verbesserte sich seine Flugtechnik schnell. Er zog Kreise über den Futterplätzen. Tien schaute ihm begeistert zu. Er konnte es kaum erwarten mal auf seinem Rücken zu sitzen und mit ihm durch die Lüfte zu sausen.

Nun landete Taiyou wieder und legte seine Flügel an.

„Und, bin ich gut geflogen Tien? Hab ich das gut gemacht?“ fragte er munter.

„Ja, du hast das klasse gemacht Taiyou.“

Froh darüber gelobt zu werden schmiegte sich Taiyou an Tien und ließ eine Art Schnurren hören. Er tätschelte Taiyous Kopf.

„Und? Was wollen wir nun machen?“ fragte er.

Taiyou gähnte lange.

„Ich bin müde…ich würde jetzt gerne schlafen.“ meinte er.

„Oh! Da fällt mir ein…wir sind ja sofort nach deinem Schlüpfen zum See gegangen. Ich müssen dir noch einen Schlafplatz besorgen.“ Sagte Tien rasch.

„Komm, wir schauen mal, was wir für dich finden können.“

Zusammen liefen sie nun zu einer großen Höhle, die künstlich in einen Berg geschlagen wurde. Darin lagen viele verschiedene Drachen verschiedenster Rasse und Alters. Ein paar blickten Tien und Taiyou neugierig an als diese die Höhle betraten. Drachen waren von Natur aus sehr neugierig und intelligent. Aber natürlich bestätigten auch hier Ausnahmen die Regel. Ein grüner Drache mit gebogenen Hörnern, die an Widder-Hörner erinnerten kam auf die beiden zu. Er war höchstens ein oder zwei Tage älter, aber trotzdem nicht so groß wie Taiyou.

„Hallo!“ begrüßte er die beiden und betrachtete Taiyou. Dieser tat es ihm gleich. Der Grüne war ein Xenica, ein Mittelgewicht mit der Fähigkeit Säure zu spucken. Diese Fähigkeit war wesentlich verbreiteter als das Feuerspucken. Es hieß, dass Xenicas es bevorzugten weibliche Lenker zu haben.

„Ich heiße Kabaku und bin vorgestern geschlüpft. Und wie heißt ihr?“ fragte der Xenica neugierig und beäugte nun Tien. Er stellte sich kurz auf die Hinterbeine um sein Gesicht näher betrachten zu können. Ehe Tien etwas sagen konnte antwortete Taiyou schon.

„Ich bin Taiyou und bin heute geschlüpft und das da ist Tien. Er ist mein Lenker.“ erzählte er mit gewissen Stolz und man konnte heraushören, dass Taiyou die “Besitzverhältnisse“ geklärt haben wollte.

„Meine Lenkerin heißt Xing Cai.“ erwiderte Kabaku lächelnd. Tien horchte auf.

„Cai? Wirklich? Sie hat mir gar nicht erzählt, dass sie einen Drachen bekommen hat.“

Tien kannte Cai schon eine ganze Weile. Sie wurde mit ihm zusammen ausgebildet und die beiden waren gut befreundet.

„Du kennst sie?“ fragte Kabaku und legte den Kopf schief.

„Ja. Wir kennen uns schon ein paar Jahre lang. Hat sie denn nichts von mir erzählt?“

„Naja…hmm…wenn ich so recht überlege..doch. Ja, das hat sie. Sie hat mir erzählt, dass du früher total tollpatschig warst.“

//Ach wirklich…?// dachte Tien.

„Ich bin müde Tien, ich will schlafen!“ begann Taiyou wieder zu jammern.

„Willst du dich neben mich legen? Da wäre noch Platz.“ bot Kabaku an.

„Au ja, dann können wir noch ein wenig reden.“

Taiyou war merklich begeistert von der Idee.

„Okay, dann kann ich ja gehen und euch schlafen lasse. Ich werde später wieder vorbei kommen Taiyou.“ meinte Tien und lief hinaus.

Die beiden Drachen schienen sich sofort angefreundet zu haben, was Tien freute. Er hatte vor zu sehen wo sich Cai herumtreiben könnte und lief in ein großes Gebäude, das in das Gebirge eingearbeitet wurde, welches das gesamte Gelände umringte. In diesem Gebäude wohnten alle Lenker und aßen dort zusammen, gingen ihren Beschäftigungen nach und genossen die Gesellschaft anderer Lenker. Tien hatte selber Hunger bekommen und hoffte auch Cai in dem riesigen Speisesaal vorfinden zu können. Er selber wohnte noch nicht in dem Gebäude, sondern noch bei seiner Mutter in einem Dorf am Fuße eines Berges, wo er auch geboren wurde. Sein Vater war auch Lenker und hatte einen Königskupfer, Sasoru. Beide starben während einer Schlacht. Beide waren ausgezeichnete Kämpfer worauf Tien sehr stolz war. Auch Tiens Vater wurde hier, am Aikawa-Stützpunkt ausgebildet.

Tien betrat das Gebäude, das von allen der „Drachen-Bau“ genannt wurde. Er würde in den nächsten Tagen seine Sachen packen und auch in den Drachen-Bau ziehen. Essen durfte er natürlich schon dort, da er seit Jahren seine Ausbildung beim Aikawa-Stützpunkt absolvierte.

Im Speisesaal angekommen schaute sich Tien erst einmal um, doch konnte er Cai nirgendwo ausfindig machen. Er ging zu einem der Bediensteten. Viele Leute aus den umliegenden Dörfern bekamen hier Arbeit in dem sie sich um das leibliche Wohl der Lenker und die Gebäude kümmerten. Auch das Vieh, das an die Drachen verfüttert wurde, wurde von den umliegenden Bauern gekauft.

„Was gibt´s denn heute zu essen?“ fragte der Orangehaarige.

Der Bedienstete ging kurz in die Küche und kam sofort wieder.

„Wie es mir scheint gibt es heute Gulasch. Aber die Köche sind noch nicht fertig, du wirst dich noch gedulden müssen.“ Sagte er und machte sich wieder an seine Arbeit, welche darin bestand die vielen Tische im Speisesaal sauber zu machen.

„Alles klar. Danke auch.“

Tien setzte sich auf eine Bank und wartete also bis das Essen fertig war. Nach einiger Zeit ertönte eine laute Glocke. Das Zeichen für die Anwesenden Reiter, dass das Essen fertig war. Die Köche trugen ein paar große Kessel zu den Tischen, an denen das Essen verteilt wurde. Tien ging sofort dorthin und holte sich eine große Schüssel voll mit der scharfen Speise. Schnell füllte sich der Saal und überall wurde munter gesprochen, debattiert und gescherzt. Tien grinste als er die lange Schlange sah, die sich vor den Kesseln gebildet hatte.

//Hehe…wer zuerst kommt mahlt zuerst…// dachte er und genoss sein Essen.

Noch ein Feuerspucker

„Hab gehört du hast jetzt auch einen Drachen.“ ertönte es hinter Tien. Er drehte sich um und ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Es war Xing Cai.

Das blonde Mädchen hatte eine Schüssel mit Essen und Besteck in der Hand und setzte sich neben ihn.

„Ein Kazilik…das ist echt cool.“ meinte sie.

Sie hatte dasselbe Alter wie Tien und war eine echte Frohnatur. Allerdings konnte sie auch richtig wütend werden.

Tien schaute sie überrascht an.

„Woher weißt du das denn?“ wollte er wissen.

„Hab ihn getroffen als ich nach meinem sah. Kabaku und…Taiyou, richtig? Die beiden haben mir alles Mögliche erzählt. Und Taiyou hat stolz erzählt, dass sein Reiter Tien heißt.“

Sie begann nun zu essen und sah sich immer wieder zu den Fliegern um.

„Ich find´s klasse, dass wir endlich zu Kapitänen werden.“ sagte sie.

„Naja…erst mal haben wir noch ein paar Jahre Flugtraining vor uns bevor wir uns Kapitän nennen können.“ erwiderte der Orangehaarige.

„Na und? Wir haben unsere Drachen, ab jetzt wird das Training viel interessanter.“

Die beiden aßen auf und begaben sich dann wieder zu ihren Drachen. Diese waren in einer spielerischen Rangelei vertieft und knurrten sich gegenseitig verspielt an. Als sie ihre Lenker sahen hörten sie aber sofort auf und liefen zu ihnen. Kabaku stellte sich wieder auf seine Hinterläufe und legte seinen Kopf dabei auf Cais Schulter ab.

„Aber nicht, dass du das noch machst wenn du älter und viel größer bist, ja?“ fragte sie lachend nach und streichelte Kabaku über seinen langen, grünen Hals.

Nun war aufgeregtes Gemurmel unter den restlichen Drachen zu hören.

„Was ist denn los?“ fragte Tien einen älteren Xenica, der sich in der Nähe befand.

„Gleich wird wieder ein Drachenjunges schlüpfen.“ Erzählte der Drache.

„Und wer wird der Lenker?“ hakte Cai dann nach.

„Dieser…wie heißt er noch gleich…Gregor Callahan.“

Tien blickte Cai an.

„Kennst du den?“

„Ja, ich glaube…ist der nicht ein paar Jahre älter als wir. Er hat ja auch ewig lang darauf gewartet, dass sein Drache schlüpft. Ich hab aber keine Ahnung was für eine Rasse das sein wird.“ erwiderte die Blonde.

Taiyou war inzwischen raus gegangen und flatterte mit seinen Flügeln um sie zu lockern. Tien lief sofort hinterher, drehte sich dann aber kurz zu Cai um.

„Kommt ihr?“ fragte er und wartete.

Cai schaute zu ihrem kleinen Xenica, der sich nun mit dem älteren Artgenossen unterhielt.

„Nein, ich bleibe bei Kabaku.“ meinte sie und setzte sich neben den Schlüpfling.

Tien nickte und gesellte sich dann zu Taiyou.

„Willst du wieder fliegen?“ fragte er grinsend.

„Ja! Pass mal auf, ich versuche jetzt ganz schnell zu fliegen.“ kündete der kleine Kazilik an und hob ab.

Er flog ziemlich planlos durch die Gegend und schaute immer wieder zu Tien.

„Taiyou! Pass auf, da fliegt-“

Doch zu spät. Taiyou war schon gegen den wesentlich größeren Celeritas geflogen und hielt sich nun an diesem fest um nicht runter zu fallen.

„Pass auf wohin du fliegst kleiner Schlüpfling.“ tadelte der Ausbilder und landete, damit Taiyou runter klettern konnte.

„Tut mir leid…“ entschuldigte sich der Kazilik kleinlaut.

„Du solltest immer nach vorne schauen beim Fliegen. Wenn du so in einer Formation fliegst bist du nicht zu gebrauchen.“

„Ich hab mich doch schon entschuldigt!“ empörte sich Taiyou und ein leises Knurren war in seiner Stimme zu hören.

„Taiyou, benimm dich, das wird dein Ausbilder sein!“ ermahnte Tien seinen Drachen.

„Ganz recht, zeige Älteren mehr Respekt kleiner Kazilik. Und nun lass mich mal deine Flügel anschauen.“ verlangte Celeritas.

Taiyou schaute Tien fragend an.

„Streck einfach deine Flügel aus.“ sagte dieser. Taiyou gehorchte und breitete sie aus.

Mit fachmännischem Blick sah sich Celeritas die Flügel und die Flughäute an.

„Sehr schöne Flügel…“ meinte er mit seiner tiefen Stimme.

„Das Training für Schlüpflinge beginnt zwar erst wenn sie drei Monate alt sind, aber es wäre nicht verkehrt seine Flügel ordentlich in Schuss zu halten.“

Celeritas sprach Tien an, der nickte.

„Okay, ich werde dafür sorgen, dass Taiyou jeden Tag ein paar Runden dreht.“

„Freut mich zu hören. Dann werde ich mich jetzt um die älteren Drachen kümmern. Die sollten immerhin auch nicht ihr Training schleifen lassen.“

Mit diesen Worten flog Celeritas wieder los.

„Tien…?“

„Was ist Taiyou?“

„Ich hab wieder Hunger…“

Also gingen die beiden wieder zu einem Futtermeister damit sich der Schlüpfling den Bauch vollschlagen konnte. Gleich danach holte Tien wieder ein Leinentuch und wischte Taiyou sauber bis seine Schuppen blitzten.

„So machst du viel mehr her mein Kleiner.“ meinte Tien grinsend und tätschelte den Kazilik.

Dieser gähnte schon wieder und lehnte seinen Kopf an seinen Reiter.

Tien brachte Taiyou wieder zu seinem Schlafplatz wo dieser schnell seine Augen schloss und einschlief. Kabaku schlief auch wieder und Cai war bereits fort. Der Orangehaarige beschloss sobald Taiyou wieder aufwachte mit ihm zusammen zu seiner Mutter zu gehen, ihn ihr vorzustellen und dann seine Sachen zu packen, da er ja nun in den Drachen-Bau ziehen würde. Also saß er neben seinem Drachen und wartete.
 

Er war selber eingeschlafen und wurde dadurch aufgeweckt, dass er von Taiyou und Kabaku umgeschmissen wurde, die wieder miteinander rangelten.

„Ups…tut mir Leid Tien.“ entschuldigte sich Taiyou.

„Mir auch…“ stimmte Kabaku kleinlaut mit ein.

Tien rappelte sich auf und tätschelte beide kurz. Als er Kabaku tätschelte erntete er einen missmutigen Blick von Taiyou.

„Nanu, du wirst doch wohl nicht etwa eifersüchtig sein Taiyou?“ fragte Tien belustigt. Taiyou schnaubte nur kurz und drängte sich zwischen Tien und Kabaku. Der Xenica schaute ihn verwirrt an, sagte aber nichts weiter. Tien seufzte nur und ging mit Taiyou hinaus.

„Was sollte denn die Aktion gerade?“ fragte er als sie in Richtung des Dorfes liefen, in dem Tien mit seiner Mutter lebte.

„Du bist mein Lenker!“ erwiderte Taiyou nur murrend während er neben ihm her lief.

Der junge Lenker war sich nicht so ganz sicher ob er das gut finden sollte, da das ja die Zuneigung von Taiyou zu Tien zeigte, oder ob er das nicht wirklich gut heißen sollte, da Taiyou und er ja noch mit anderen Lenkern und Drachen arbeiten würden. Und da sollte Taiyou eigentlich eher umgänglich sein.

„Sag mal Tien, wo gehen wir denn hin?“ wollte Taiyou wissen und sah sich um.

„Wir gehen zu meiner Mutter. Ihr sollt euch kennenlernen. Außerdem muss ich noch meine Sachen packen.“ erklärte Tien.

Inzwischen waren die beiden in dem Dorf angekommen. Es bestand aus normalen Wohnhäusern, einem großen Rathaus, in dem sich auch ein Gemeindezentrum befand, einem Marktplatz mit einem großen Brunnen in der Mitte, sowie aus zahlreichen Feldern. Tiens Mutter besaß ein Haus das sich am Rande des Dorfes befand. Zur Zeit als Tiens Vater und dessen Drache noch lebten brauchten sie immerhin viel Platz für das große Tier.

Tien trat in das für das Dorf verhältnismäßig große Haus ein.

„Mama! Ich bin´s. Komm schnell her, ich will dich jemanden vorstellen!“ rief er.

Eine Frau mit langen braunen Haaren, nettem Gesicht und von eher zierlicher Gestalt kam aus der Küche in der es nach frisch gebackenem Brot roch kam zu Tien geeilt.

„Deinen Drachen nehme ich an?“ fragte sie lächelnd und gab Tien erst mal einen Kuss auf die Wange.

„Ja, komm, er wartet hinterm Haus.“

Er zog seine Mutter an der Hand zu Taiyou, der im Schatten des Hauses lag und vor sich hin döste. Als er die beiden hörte öffnete er seine Augen und hob den Kopf. Er stand auf und lief zu Tiens Mutter, die er zunächst mal beschnupperte.

„Sie riecht nach Brot Tien.“ sagte Taiyou verblüfft.

„Das ist nicht verwunderlich, ich habe gerade Brot gebacken.“ erklärte Tiens Mutter lachend und legte ihre Hand auf Taiyous Kopf.

„Was ist er für eine Rasse?“ wollte sie wissen während sie Taiyou streichelte.

„Ein Kazilik. Er ist ein Feuerspucker. Sein Name ist Taiyou.“ erzählte Tien stolz.

„Oh, also was ganz Besonderes.“ sagte sie mit liebevoller Stimme zu Taiyou und kraulte ihn unterm Kinn, was dem Kazilik ein wohliges Brummen entlockte.

Tien verschränkte grinsend die Arme und schaute seinen Drachen an.

„Soll ich jetzt auch mal so eifersüchtig werden wie du?“ fragte er als ihm die Situation mit Kabaku in den Sinn gekommen war.

„Nein. Ich hab wieder Hunger.“ meinte der Schlüpfling nur und blickte Tien erwartungsvoll an.

„Ich hab noch genug Schinken im Haus. Hol ihm doch eine Keule.“ sagte Tiens Mutter.

Dieser ging in den Keller des Hauses und suchte Taiyou eine schöne, große Keule aus. Als er wieder zu ihm und seiner Mutter trat sah er, dass sie Taiyous Bauch streichelte und ihn alle möglichen Spitznamen wie „Schätzchen“, „Zuckermaus“ und ähnliches gab.

„Mama, hör auf damit, du verweichlichst ihn ja noch damit.“ jammerte Tien.

„Nein, sie soll nicht aufhören, mir gefällt es wenn sie mir über den Bauch streichelt.“ protestierte der Drache nachdem er kurz seinen Kopf hob und diesen nun wieder sinken ließ.

„Streicheleinheiten schön und gut, aber Taiyou soll mal ein Kämpfer und kein Schoßhündchen werden. Übertreib es nicht Mama.“

„Schon gut. Na, will mein lieber Tai jetzt essen?“ fragte sie an Taiyou gewandt.

Dieser legte den Kopf schief.

„Tai? Ich heiße doch Taiyou.“ sagte er verwirrt.

„Ich weiß doch. Aber das ist doch ein schöner Spitzname für dich, findest du nicht?“

„Ich find den Spitznamen auch gut.“ stimmte Tien seiner Mutter zu und gab Taiyou den Schinken, den er sehr schnell aufaß.

„Tai…der Name gefällt mir auch.“ meinte der Kazilik nach dem Essen und leckte sich über das Maul.

Tien ging nun in sein Zimmer, wo er alle Dinge einpackte, die er so für den Alltag brauchte. Seine Mutter blieb derweil noch draußen bei Taiyou. Sie hatte sich auch immer liebevoll um den Königskupfer seines Vaters gekümmert. Sie hatte Höhenangst, kletterte aber trotzdem immer dem Drachen zuliebe auf dessen hohen Rücken um ihn gemeinsam mit ihrem Ehemann zu putzen, während der große Drache sich um den damals noch sehr kleinen Tien kümmerte, der sich immer gerne an die Schnauze von Sasoru klammerte.

Die Erinnerungen an solche Momente zauberte eine Träne der Freude und Wehmut auf die Wange von Tiens Mutter. Taiyou hob den Kopf und blickte die Träne an.

„Wieso weinst du?“ fragte er.

Sie wischte sich die Träne weg und blickte Taiyou mit einem warmen Lächeln an.

„Ach, es ist nichts. Das erinnert mich nur an alte Zeiten. Du musst mir eins versprechen Tai…“

„Was denn?“

„Tien und du müsst mich unbedingt immer mal wieder besuchen kommen ja? Ich will sehen wie ihr beiden euch entwickelt.“

Taiyou nickte eifrig.

„Ja, ich verspreche dir das. Dann kannst du mich immer streicheln und mit mir schmusen.“

Wieder lachte Tiens Mutter.

„Ja gerne. Aber nicht, dass mein Sohnemann uns wieder tadelt.“

„Nur wenn ihr übertreibt.“ meinte Tien, der inzwischen fertig gepackt hatte und vollbeladen nach draußen trat.

„Wollen wir dann Taiyou?“

Der Kazilik stand auf.

„Okay. Wann können wir wieder hierher kommen?“ fragte er.

„Ich weiß nicht. Wir müssen erst mal sehen wie unser Training aussehen wird.“ antwortete Tien.

„Aber wir werden auf jeden Fall wieder hierher kommen, versprochen.“

Tien ging zu seiner Mutter, die ihn in ihre Arme schloss.

„Passt auf euch auf, hörst du?“ sagte sie und drückte Tien einen Kuss auf die Stirn auf.

„Mach ich Mama.“

Die beiden gingen los und Tiens Mutter schaute ihnen hinterher bis sie außer Sichtweite waren.
 

„Nein, du kannst da noch nicht mitfliegen. Zuerst musst du ein ganzes Stückchen wachsen.“

Taiyou rollte sich beleidigt zusammen. Er hatte gesehen, wie eine Formation Manöver übte und wollte mitfliegen. Aber da die Drachen erst soweit wachsen müssen, dass sie ihre Reiter tragen konnten, musste sich der Kazilik noch gedulden. Tien musste ihn sogar kurz an seinem Geschirr festhalten, damit er nicht einfach los flog.

Taiyou drehte sich um und beobachtete etwas. Sein Reiter folgte seinem Blick und sah einen Flecha-del-Fuego, ebenfalls ein Schlüpfling. Er fraß gerade und sein Reiter stand neben ihn und sah ihm dabei zu.

Ehe Tien sich versah lief Taiyou schon auf die beiden zu.

„Hallo!“ begrüßte er die beiden und beäugte den anderen Schlüpfling neugierig.

Sein Gegenüber aber fauchte ihn nur an und zog sein Fleisch mit sich hinter seinen Reiter.

„Hi, tut mir leid, falls mein Drache zu übermütig war.“ entschuldigte sich Tien.

Der andere Reiter schüttelte nur den Kopf.

„Kein Problem, er hat nix gemacht. Ich bin Gregor Callahan und der Kleine da ist Zero.“

Gregor war ungefähr 17 Jahre alt, hatte kurze, schwarze Haare und einen durchdringenden Blick.

„Wir haben Zero´s Ei vor ein paar Monaten von einem Schwarzhändler konfisziert. Anscheinend sind diese Leute nicht gut mit dem Ei umgegangen weswegen er jetzt ein wenig misstrauisch ist.“ Erklärte Gregor Zero´s Verhalten.

„Aber ich hab ihm doch nix getan!“ empörte sich Taiyou und näherte sich Zero wieder.

Dieser zischte wieder und hob seine Flügel leicht an.

„Geh weg!“

Nun zischte Taiyou zurück und hob auch seine Flügel.

„Hör auf Tai!“ sagte Tien und zog seinen Kazilik zurück.

„Und du auch Zero, er will dir doch nichts Böses.“ tadelte Gregor seinen Drachen, der Taiyou nur böse anfunkelte. Gregor seufzte.

„Feuerspucker…wieso müssen die nur immer so schnell auf 180 sein?“

Flecha-del-Fuegos waren wie Kaziliks Feuerspeier. Allerdings waren sie keine schwer- sondern mittelgewichtige Drachen. Dementsprechend nicht so stark aber dafür schnellere und wendigere Flieger.

„Ich glaube wir lassen Zero erst einmal ein wenig in Ruhe.“ Meinte Tien und zog Taiyou noch immer an dessen Geschirr.

„Komm schon Tai.“

Widerwillig gehorchte der Kazilik und folgte dem Orangehaarigen.

„Der soll sich nicht so aufspielen. Ich bin mir sicher, ich kann es mit Leichtigkeit mit ihm aufnehmen…“ brummte der Drache.

Seufzend tätschelte Tien Taiyous Kopf.

„Sicher, aber ihr solltet euch vertragen, vielleicht werdet ihr mal zusammen in einer Formation fliegen.“

Taiyou hörte ihm nicht zu, sondern steuerte auf die Futterplätze zu. Anscheinend hatte er mal wieder Hunger. In der Wachstumsphase fraßen und schliefen die Schlüpflinge sehr viel, was sich deutlich in der Körpergröße zeigte. So vergingen ein paar Tage. Tien konnte Taiyou beim Wachsen regelrecht zusehen wenn dieser schlief. Bald schon war er groß genug um ihn tragen zu können. Fast täglich musste ein neues Geschirr von Hollin gebracht werden. Auch die anderen Schlüpflinge entwickelten sich prächtig. Kabaku konnte inzwischen sogar die Säure spucken, für die die Xenica so bekannt waren. Taiyou und Zero hingegen versuchten noch immer vergeblich Feuer zu spucken.

Eines Tages dann kam Celeritas zu Tien und Taiyou, als letzteres geputzt wurde.

„Gute Nachrichten ihr beiden. Morgen können wir mit dem Training anfangen. Taiyou ist jetzt groß genug.“ berichtete der Gelbe Schnitter.

Aufgeregt planschte Taiyou durch das Wasser.

„Wirklich? Wurde ja mal Zeit!“ sagte er erfreut.

Tien wurde vollgespritzt und war nun pitschnass.

„Is ja schon gut Tai, lass mich dich jetzt erst mal fertig baden.“

Celeritas flog wieder davon und ließ die beiden alleine.

„Okay Tai, du hast gegessen und gebadet. Jetzt nur noch schön schlafen legen und dann kann das Training morgen kommen.“