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Das Leben der Anderen

von

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Das Schulfest

Das Schulfest
 

Kagome hatte sich seit Wochen auf diesen Abend gefreut. In der Schule fand das alljährliche Sommerfest, das genau am längsten Tag des Jahres war, statt. Das bedeutete das die ganze Schule nach Kuchen und Eiscreme roch und das es viele lustige Dinge zu sehen gab. Die jüngeren Schüler hatten mit ihren Klassen in diesem Jahr eine Theateraufführung vorbereitet und ein paar Jungs aus ihrer Klasse hatten ein Fußballturnier organisiert in dem Mädchen wie Jungs gegeneinander antreten konnten. Außerdem gab es wie immer einen Tanzsaal in dem bis in die Nacht eine Party gefeiert wurde. Kagome selbst hatte sich entschlossen etwas zu essen mitzubringen. Die Zeit hatte es ihr leider nicht möglich gemacht an einer der vielen Aktivitäten teil zu nehmen. Gerne hätte sie sich zum Fußball gemeldet. So lange hatte sie schon keinen Sport mehr getrieben. Obwohl man es so nicht wirklich nennen konnte. Schließlich verbrachte sie die meiste Zeit ihres Lebens seit längerem damit durch das Mittelalterliche Japan zu laufen und Dämonen zu jagen. Heute allerdings wollte sie daran nicht denken und mit ihren Freunden feiern.

Sie war bereits seit vier Tagen zuhause obwohl sie Inu Yasha in dem glauben gelassen hatte das sie wie immer nach ein oder zwei Tagen zurück kam. Doch als ihre Mutter sie daran erinnerte das eben dieses Schulfest an diesem Wochenende lag, konnte sie gar nicht anders. Obwohl sie sich so darauf gefreut hatte, hatte sie es fast vergessen. Kagome saß an ihrem Schreibtisch und wippte mit dem Stuhl nach hinten. Wie schnell es ihr passierte das sie wenn die ´drüben` war alles andere vergaß.

„Kagome! Yuka und Eri sind da!“ schallte die Stimme ihrer Mutter bis in ihr Zimmer.

„Ich komme!“ rief Kagome zurück und schüttelte beim aufstehen den Kopf als könne sie so die Gedanken an die andere Welt ein für allemal aus ihrem Kopf verbannen.
 

Die Sonne hatte bereits begonnen unterzugehen und das Fest war in vollem Gange. Kagome und ihre Freundinnen hatten es geschafft in den Zwei Stunden die sie hier waren soviel zu essen das allen schlecht war. Zusammengesackt saßen sie auf einer Bank und beobachteten das Tischtennisspiel zweier Jungs die wie Kagome schätzte nach diesem Sommer auf eine höhere Schule kommen würden. Es war herrlich hier. Einfach für einen Abend ein normaler Teenager zu sein. Bis zu diesem Augenblick hatte sie es tatsächlich geschafft nicht an die Anderen zu denken.

Was Inu Yasha wohl gerade macht? Wahrscheinlich sitzt er auf dem Brunnenrand und ist wütend das ich nicht rauskomme. Kagome lächelte in sich hinein. Sie hatte sich kurz von ihren Freundinnen getrennt um auf Toilette zu gehen und drängte sich durch die vielen Schüler und Gäste in den Gängen des Schulgebäudes. Sie bog um eine Ecke und hatte den Gang erreicht an dessen Ende die Toiletten lagen.

Sie erschrak so sehr, das sie sich an ihrem eigenen Schrei verschluckte und schrecklich husten musste. An die Wand gelehnt, mit verschränkten Armen, in feuerroter Kleidung und mit langen schwarzen Haaren stand dort Inu Yasha. Er machte keine Anstalten Kagome auf den Rücken zu klopfen sondern wartete geduldig ab bis sie sich wieder beruhigt hatte.

„Was...was tust du hier?“ fragte sie entsetzt.

„Was ich hier tue? Die frage ist eher was DU hier tust! Wolltest du nicht schon vor drei Tagen zurück kommen?“ raunte Inu Yasha sie an. Doch in seinem Gesicht bemerkte Kagome sofort das er gar nicht so wütend war wie er tat. Und sie selbst, sie spürte wie ein warmes Gefühl sich in ihr breit machte, froh ihm wieder gegenüber zu stehen.

„Ich habe nie gesagt das ich nach einem Tag zurück komme! Das hast du die selbst so zusammengereimt! Und du wirst mir dieses Fest nicht verderben!“

„Das hab ich auch gar nicht vor!“ sagte Inu Yasha und schaute an die Decke. „Ich feiere mit dir. Wir können sowieso nicht weiter bis morgen.“ Damit nahm er wie Kagome sofort wusste bezug auf sein Aussehen.

„Heute ist Neumond?“ fragte sie obwohl es offensichtlich war.

Kagomes Gedanken schweiften einen kleinen Moment lang in weite Ferne. Das bedeutete das sie die ganze Nacht mit Inu Yasha hier verbringen konnte, Spaß haben konnte, ohne an Dämonen und Kämpfe zu denken. Es war fast zu schön um wahr zu sein.

„Also? Wo gehen wir hin?“ riss Inu Yasha sie aus ihren Gedanken.

Kagome lächelte und griff Inu Yashas Hand. „Kuchenstand!“ sagte sie knapp und zog ihn mit sich. Sie hatte vergessen das sie eben noch auf Toilette musste, das sie sich vorgenommen hatte nicht an ihn zu denken, das es ein Abend mit ihren Freundinnen sein sollte. Eri und Yuka hatten Inu Yasha bereits kennen gelernt. Es war schon einige Monate her, aber damals hatte Kagome es nicht verhindern können das sie sich alle in ihrem Zimmer begegneten. „Er ist cool“ hatten sie gesagt und „er sieht gut aus“. Sie würden sich freuen ihn wieder zu sehen.
 

„Hast du deine Haare gefärbt?“ fragte Eri gleich.

„Was ?“ sagte Inu Yasha irritiert.

„Ja, das macht er oft.“ Sprang Kagome rasch ein. Inu Yasha schaufelte bereits das dritte Stück Kuchen in sich hinein und trank dazu immer wieder an einem Glas mit, für Kagomes Geschmack, viel zu süßer Limonade. Die vier kämpften sich durch die Menge bis in den Partyraum und ergatterten einen der wenigen Stehtische. Kagome genoss diese Nacht in vollen Zügen. Sie und Yuka tanzten fast zwanzig Minuten ohne Pause, bis beide kaum noch Luft zum Atmen hatten. Kagome stellte zufrieden fest das Inu Yasha immer wieder zu ihr hinüber schaute und in einem besonders mutigen Moment zwinkerte sie ihm zu. Augenblicklich sah man das Inu Yasha sich ertappt fühlte und er schaute schnell auf sein Glas. Kagome indes tanzte ausgelassen weiter.

„Yuka, ich kann nicht mehr, ich muss kurz an die frische Luft.“

„Kein Problem!“ rief Yuka ihr zurück um die laute Musik zu übertönen, dabei winkte sie Eri zu um ihr zu signalisieren das sie Kagomes Platz einnehmen soll.

„Ich muss mal an die Frische Luft, kommst du mit?“ fragte Kagome Inu Yasha. Er brauchte einen Moment um zu antworten. Bisher hatte er Kagome nie so ausgelassen gesehen. Wie sie vor ihm stand, das Haar vom tanzen ganz durcheinander und mit glühenden Wangen war sie einfach schön. Es gab keinen anderen Ausdruck dafür. „Was? Äh, ja.“

Die beiden sprachen kaum miteinander als sie das Schulgebäude verließen. Kagome führte ihn auf eine Wiese, etwas höher gelegen als das restliche Schulgelände. Hier saßen einige Gruppen von Schülern und lachten. Dieser Abend war toll. Sie setzen sich ins noch warme Gras und schauten eine weile einfach nur auf das Gelände, das von so vielen bunten Lichtern erhellt wurde.

„Ich hoffe es ist nicht so schlimm das ich her gekommen bin, ich mein ich kann auch bei dir zuhause auf dich warten wenn du...“

„Nein!“ unterbrach ihn Kagome. Es war irgendwie seltsam Inu Yasha so etwas sagen zu hören. Schließlich gab er selten etwas darauf ob er ihr zur Last fiel. „Nein, ich freu mich das du da bist! Ehrlich! Ich bin gern mit dir zusammen, das hab ich dir doch schon gesagt.“ Kagome schaute auf ihre Schuhe und wünschte sich das auch Inu Yasha wegsehen würde. Es stimmte beides. Sie freute sich das er da war und sie hatte ihm ebenfalls schon gesagt das sie gern mit ihm zusammen war. Sie hatte es mehr als einmal gesagt. Aber geändert hatte es fast nichts zwischen ihnen. Wieder schwiegen sie. „Morgen schlafen wir lange und dann geh ich mit dir zurück. Wir können vorher noch...“

„KAGOME!“ Inu Yasha hatte sie unterbrochen und war auf seine Füße gesprungen. Er schaute mit sonderbar ernster Miene in den Himmel und Kagome erkannte sofort was er meinte.

Nein! Nein! Das darf nicht sein! Doch es gab keinen Zweifel Der Himmel zog sich mit unnatürlich schwarzen Wolken zu, die immer schneller im Kreis wirbelten. Auf dem Gelände war Panik ausgebrochen. Die Schüler rannten teilweise ins Schulgebäude und teilweise stürmten sie aus den Ausgängen nach draußen. Niemand wusste was passierte.

„Das sind Dämonen! Was tun die hier? Wie kann das sein? Wie kommen die hier her?“ Kagome stiegen Tränen in die Augen. Was passierte da unten nur? Mehr als Zehn, vielleicht zwanzig Dämonen in allen Größen schlugen wild um sich, warfen Tische um. Kagome hörte schreie von Mädchen wie von Jungen. Ein riesiger Drachendämon prallte gegen das obere Stockwerk der Schule und zertrümmerte so mehrere Fenster. Was jetzt? Was sollten sie tun?

„NEIN!“ schrie Kagome und umkrallte Inu Yashas Arm. „Du kannst da nicht runter! Du bist ein Mensch, du darfst nicht darunter!“ Kagome liefen die Tränen über die Wangen. Sie würde nicht zulassen das Inu Yasha jetzt Kämpfte. Aber was sollten sie machen. Panik machte sich in ihr breit.

„Kagome, lass mich los!“

„Nein!“ Sie krallte sich in seinen Arm und dachte nicht daran ihn gehen zu lassen. Die beiden wurden in ihrem Disput unterbrochen als es noch viel schlimmer kam als sie es sich hätten vorstellen können. Die Wirbel der Wolken hatten sich geöffnet und die Schreckliche Gestalt von Naraku war erschienen. Kagome stand mit offenen Mund da, die Hände fest um Inu Yashas Arm geschlungen. Inu Yasha selbst rührte sich für einen Augenblick nicht. Und beide dachten das selbe. Wie konnte das alles hier nur passieren? Kagomes Herz schlug hart gegen ihre Rippen.

„Du musst die Anderen holen, sonst haben wir keine Chance!“ sagte sie. „Du musst Sango und Miroku holen!“

„Du spinnst wohl, hier taucht Naraku auf und ich soll verschwinden?“ fauchte Inu Yasha sie an.

„Du sollst nicht verschwinden, du sollst die Anderen holen! Inu Yasha, was haben wir sonst für eine Chance?“ Inu Yasha schien nicht überzeugt. „Beeil dich!“ Kagome drückte ihm das Döschen mit den Juwelensplittern in die Hand. Sie waren nötig, damit die Anderen durch den Brunnen in diesen Zeit reisen konnten.

„Versteck dich! Kagome, du wirst auf keinen Fall in die Nähe von Naraku gehen, er sucht dich!“ Inu Yasha schaute Kagome tief in die Augen und Kagome hätte nichts lieber getan als ihn zu umarmen.

„Beeil dich jetzt!“ sagte sie und schaute ihm nach wie er in einem unglaublichen Tempo in der Dunkelheit verschwand. Auf dem Schulgelände war es ebenfalls fast ganz dunkel geworden, die Dämonen hatten fast alle der bunten Lampions abgerissen. Kagome warf sich auf den Boden. Der Drachenähnliche Dämon war direkt auf sie zu gerast.

Ich kann hier nicht einfach warten! Naraku hatte sie aus den Augen verloren. Aber er musste hier irgendwo sein. Sie musste in die Schule kommen. In einen der Sporträume...
 

Kagome rannte so schnell sie konnte den Abhang herunter, rempelte eine weinende Schülerin unsanft an und erreichte schließlich den Eingang zum Schulgebäude. Sie rannte weiter. Schubste Jungen wie Mädchen aus dem Weg, lief durch dir Gänge und stieß eine Tür auf.

Der Raum war leer, aber Kagome sah sofort was sie gesucht hatte. Die war der Raum in dem die Geräte für Tischtennis, Leichtaalethik und auch für das Bogenschießen gelagert wurden. Kagome griff den ersten Bogen und stopfte einen Köcher so voll mit Pfeilen das nicht ein einziger mehr hinein gepasst hätte. Augenblicklich drehte sie sich wieder um und rannte zurück. Allerdings lief sie nicht nach draußen, sondern in Richtung Tanzsaal. Das Gebäude schien sich geleert zu haben und zum Glück ergriffen alle die Flucht. Kagome blieb Ruckartig stehen und spannte den Bogen. Ein Dämon stand direkt vor ihr

Triff ihn! Der Pfeil spaltete den Dämon in mehrere Teile. Ein Junge den Kagome vom sehen her kannte starrte sie mit offenen Mund an. „Lauf weg!“ schrie sie ihn an und lief selbst weiter. Dann erreichte sie den Tanzsaal. Die Musik war verstummt und hier ließ nichts mehr erahnen das vor wenigen Minuten noch gefeiert wurde.

„Yuka? Eri?“ rief Kagome verzweifelt. „Wir sind hier!“ ihr fiel ein Stein vom Herzen. Ihre Freundinnen kauerten zusammengepfercht in einer Ecke, notdürftig verdeckt mit einem umgefallenen Tisch und einem Hocker. Kagome kniete sich zu ihnen. „Hört zu, ihr bleibt hier drin, rührt euch nicht, es ist zu gefährlich draußen.“

„Kagome, was sind das für Wesen?“ Eri weinte und ein Junge den Kagome ebenfalls vom sehen her kannte legte den Arm um sie. Erst jetzt bemerkte sie das auch zwei ihrer Lehrer und eine Lehrerin dabei saßen. Außerdem noch vier Schülerinnen die Kagome nicht kannte.

„Ich hab keine Zeit euch alles zu erklären, aber Hilfe ist auf dem Weg. Geht auf keinen Fall nach draußen!“ damit stand sie auf und lief wieder aus dem Saal. Sie hörte wie einige Stimmen ihren Namen riefen, aber sie hatte keine Zeit, sie musste so viele Dämonen aufhalten wie es ging, bis Inu Yasha mit den Anderen zurück kam.

Sie feuerte Einen Pfeil nach dem Anderen ab und rettete einen älteren Jungen davor zertrampelt zu werden von einen Dämon der aussah wie ein zu großer Löwe. Sie erreichte wieder das Außengelände und presste sich an die Wand. Da war Naraku. Er schwebte etwa vier Meter über dem Boden und hatte ihr den Rücken zugekehrt. Kagome wusste das ein Pfeil sinnlos war. Er würde nur die Aufmerksamkeit auf sie lenken.

Inu Yasha, wo bleibst du?

Das Gelände war jetzt bis auf die Dämonen völlig leer. Alle hatten die Flucht ergriffen und waren in Sicherheit. Alle bis auf die, die noch im Tanzsaal waren. Aber Kagome konnte ihnen allein nicht die nötige Deckung geben um sie vom Gelände zu bringen. Was wollte Naraku nur hier? Wie hatte er es geschafft in diese Zeit zu kommen? Woher wusste er das dass Kagomes Schule war?

Inu Yasha!!! Kagomes Herz machte einen Hüpfer als sie Miroku, Sango und Inu Yasha auf Kiraras Rücken am Himmel erblickte. Allerdings hatte auch Naraku bemerkt was sich da näherte. Sango feuerte ihren Boomerang auf ihn ab und im selben Moment schoss auch Kagome einen Pfeil. Beides prallte an Naraku ab. Sein Schutzschild ließ nichts durchdringen.

„KAGOME!“ Rief Inu Yasha und Kirara stürzte in die Tiefe. Kagome fasste Mirokus Hand und er zog sie rauf. „Es sind noch Leute im Saal! Wir müssen sie schützen, meine Freundinnen sind unter ihnen.“

Sie wichen einem Angriff von Naraku aus und bogen um die Ecke, raus aus seinem Sichtfeld. „Da ist ein Eingang!“ rief Kagome und Kirara glitt geschickt durch die offene Tür.
 

„Los, wir brauchen ein Versteck!“ Kagome war in den Tanzsaal gestürmt und forderte die ängstlich dreinschauenden Personen auf ihr zu folgen. „Schnell!“

Sie liefen alle die vier Stockwerke nach oben. Kagome drängte sie in ein Klassenzimmer das verhältnismäßig sehr groß war. Hier wurden die Abschlussprüfungen geschrieben und der Raum musste groß genug sein um die vielen Tische platzieren zu können. Jetzt allerdings schien er mehr als Lager verwendet zu werden. Er war voller alter gestapelter Stühle und Tische und jede menge Bücherstapel waren auf dem Boden verteilt. Kagome lotste alle in die hinterste Ecke und setzte sich auf den Boden. Die Schüler und Lehrer taten es ihr nach. Eine der Mädchen die Kagome nicht kannte begann wieder zu weinen. Kagome kümmerte sich nicht darum. Sie wusste nicht wie sie beginnen sollte.

„Diese Wesen sind Dämonen und sie kommen aus einer anderen Zeit. Um genau zu sein stammen sie aus einer Zeit die 500 Jahre zurück liegt. Und sie wurden hier her gebracht von einem Dämon namens Naraku und der stellt ein großes Problem dar.“ Kagome wusste, das dass was sie sagte sie überfordern musste. Aber sie hatte keine Geduld um jetzt alles haarklein zu erläutern. Sie holte tief Luft. „Das größte Problem allerdings das wir haben ist das heute Neumondnacht ist.“ Sie warf einen Blick auf Inu Yasha der schräg hinter ihr stand und die Arme verschränkt hielt. Es tat ihr leid das sie es ein Problem nannte, aber es entsprach eben der Tatsache.

„Es ist so, das“ sie zeigte abwechselnd auf Sango und Miroku, „sie, eine Dämonenjägerin und er, ein Mönch aus der selben Zeit stammen wir diese Dämonen. Sie sind meine Freunde, genau wie Inu Yasha.“ Sie deutete auf den Jungen. „Inu Yasha ist ein Halbdämon, das bedeutet das sein Vater ein Dämon ist und seine Mutter ein Mensch. Das hat aber zur Folge, dass er sich zur Neumondnacht in einen Menschen verwandelt. Er ist jetzt ein Ganz normaler Mensch. Und das ist unser Problem, denn der einzige der uns hier raus holen kann ist er.“

Kagome schaute in die Gesichter, doch alle Blicke waren auf Inu Yasha geheftet, jedoch sagte niemand etwas, also sprach Kagome weiter. „Uns bleibt nichts anderes zu tun als uns hier zu verstecken und zu warten bis die Sonne aufgeht und Inu Yasha seine Kraft zurück bekommt, wenn er sich wieder in einen Halbdämon verwandelt“

Von dem Halbdämon kam ein herablassendes schnaufen. Aber selbst er musste sich eingestehen das sie recht hatte. Miroku konnte nichts ausrichten mit seinem Windloch, denn Naraku würde sofort seine giftigen Insekten ausschwärmen lassen und Sango allein hatte auch keine Chance. Nein, ohne Inu Yasha hatte es keinen Sinn. Ihnen blieb nichts weiter übrig als zu warten. Und so saßen sie im Dunkeln auf dem Boden. Inu Yasha stand abseits und Kagome wusste das er wütend auf sich selbst war. Er hasste diesen Augenblick in dem er ein Wehrloser Mensch war, er hasste es.

Ich kann dich nicht Kämpfen lassen!

Ich kann dich nicht Kämpfen lassen!
 

Es war über eine Stunde vergangen in der nichts passiert war. Es war genauso seltsam das sie, die Dämonen und Naraku, nicht angriffen wie das sie überhaupt in dieser Zeit waren. Kagome spürte Narakus große Energie, die Energie des Juwels der vier Seelen. Naraku hatte so viele Splitter das sie fast wieder ein ganzes ergaben. „Es liegt eine Barriere um das Gelände.“ Sagte Miroku leise in die Dunkelheit hinein. Er stand am Fenster und starrte hinaus. Das bedeutete das es für sie keine Chance gab zu fliehen. Kagome stand auf und ging zu Inu Yasha, der mittlerweile auf einem der Tische saß. Kagome hatte leichte Schwierigkeiten zu ihm hinauf zu kommen. Die gestapelten Tische wackelten gefährlich. Doch sie schaffte es und hockte sich neben den Habdämon. „Es sind nur noch drei Stunden bis die Sonne aufgeht.“ Sagte sie vorsichtig.

„Und wir sitzen hier feige und verstecken uns!“ gab Inu Yasha ihr zur Antwort ohne sie dabei anzusehen.

„Nein, wir sind nicht feige, wir haben keine andere Wahl.“

„Natürlich haben wir die! Ich geh da raus und trete Naraku kräftig...“

„Bitte Inu Yasha, es sind nur noch ein paar Stunden.“ In ihrer Stimme lag etwas flehendes. Auch Inu Yasha musste es bemerkt haben, denn er schaute ihr jetzt direkt in die Augen. Kagomes Herz schlug augenblicklich schneller.

„Ich habe Angst um dich, Inu Yasha, ich habe immer Angst um dich. Und wenn du ein Mensch bist, dann, dann ist es, dann,...“ sie sprach nicht weiter, sie wusste nicht wie sie es ausdrücken sollte.

„Hier.“ Sagte Inu Yasha und gab ihr das Döschen mit den Juwelensplittern zurück. Kagome hängte es sich wieder um den Hals. „Du musst um mich keine Angst haben, sorg lieber dafür das dir nichts passiert!“

Kagome schwieg.

„Ich hab versprochen das ich dich beschütze, aber was bin ich für ein Beschützer, wenn du Angst um ihn haben musst.“

„Aber es ist nun mal so. Weißt du,“ setzte sie langsam an ich habe wirklich gedacht das wir einen Abend, eine Nacht einfach mal nur Spaß haben könnten, du und ich, kein kämpfen und keine Angst. Aber es soll wohl nicht sein.“ Kagome schaute traurig aus dem Fenster. Ein purpurfarbener Schimmer lag in der Ferne. Das musste die Barriere sein die Miroku gemeint hatte.

„Das werden wir noch, ich verspreche es dir.“ Kagome und Inu Yasha schauten sich einen langen Moment in die Augen.

„Es wäre zu schön.“ Sagte Kagome leise. Inu Yasha schaute aus dem Fenster. Dann explodierte die Wand hinter ihnen und beide wurden von den Tischen gerissen und prallten hart gegen das Stück gegenüberliegende Wand unter dem Fenster. Kagome schlug sich den Kopf an und drohte das Bewusstsein zu verlieren.
 

„Miroku, du musst ein Schutzschild um die Kinder legen!“ rief Sango und sprang auf die Beine. Miroku murmelte augenblicklich einen Zauber vor sich hin und ein blaues Kraftfeld legte sich um ihn und die Menschen um ihn herum. Das bedeutete aber auch das Miroku ausfiel. Die Barriere bewirkte das sie für das Auge unsichtbar wurden womit sie geschützt waren.

„Inu Yasha!“ dröhnte eine kalte Stimme aus dem Gang. Kagome stand, an der Wand gestützt, auf und sah das Inu Yasha mit erhobenen Schwert Naraku gegenüber stand. Sein Schwert hatte sich natürlich nicht verwandelt und war nichts als die rostige Klinge.

„Zuerst war es mir unmöglich dieses Gebäude zu betreten. Aber dank der Juwelensplitter in der Hand des Menschenmädchens hat sich das erledigt!“ Naraku lachte und Kagome lief ein Schauer über den Rücken. Was sollte das bedeuten?

„Die Juwelensplitter in der Hand des Mädchens und die, die ich besitze reagieren aufeinander und machen es mir so möglich mich in dieser Zeit zu bewegen. Verstehst du Inu Yasha? Wo sie ist kann auch ich sein!“ Naraku legte den Kopf leicht schräg und lächelte höhnisch.

„Ich habe lange warten müssen, bis wieder Neumondnacht war! Ich muss sagen, ich war erstaunt als Kagura mir von deinem kleinen Geheimnis berichtete. Es wäre mir auch so ein leichtes dich zu töten, aber so ist es fast langweilig!“ Naraku hob die Hand und augenblicklich prallte Inu Yasha an die Wand hinter ihm. Die wucht des Aufpralls lies Putz bröckeln und Inu Yasha schrie vor Schmerz. Eine Art Wurzel schoss aus dem Boden und fesselte den Halbdämon an die Wand.

Irgendetwas geschah mit Inu Yasha. Es schien als würde er sich in einen Dämon verwandeln. Er schlug den Kopf hin und her und schrie dabei das es Kagome die Tränen in die Augen trieb.

„Halbdämon! Ich entziehe dir jede Menschlichkeit einfach aus deiner Seele, bis nur noch das Dämonenblut in deinen Adern fließt! Das ist viel interessanter als dich zu töten!“ Naraku lachte.

„NEIN!“ schrie Kagome, „NEIN! NEIN!“ sie sprintete nach vorne, rutschte aus und schlug auf den Boden auf. Sofort rappelte sie sich wieder hoch und, ohne nachzudenken, ohne auch nur einen Moment zu zögern warf sie sich zwischen Narakus Energiestrahl und Inu Yasha. Sie krallte sich mit beiden Händen an seinem Kragen fest und stand auf zehenspitzen, um soviel wie es möglich war von Inu Yasha zu verdecken.

„KAGOME NEIN!“ schrie Inu Yasha und versuchte verzweifelt sich von den Wurzeln zu befreien. Es schein als würde jedes Wort ihm seine ganze Kraft abverlangen.

Kagome drückte sich mit aller Kraft an ihm ab, damit ihr Gewicht durch den druck von hinten nicht auf Inu Yasha fiel. Sie hatte das Gefühl ihr Rücken würde sich auflösen. Jeden Moment mussten all ihre Knochen brechen.

Sango warf ihre Waffe aber Naraku wehrte sie mit seiner freien Hand ab als wäre sie eine lästige Fliege. Miroku hatte die Barriere jetzt aufgelöst und wollte zur Hilfe eilen. Naraku richtete den Energiestrahl von Kagome auf Sango und ihn und beide wurden mit voller Wucht gegen die Wand geschleudert und blieben am Boden liegen. Eri schrie. Kagome hatte immer noch beide Hände an Inu Yashas Hemd gekrallt und die Augen schmerzverzerrt zusammen gepresst.

„Kagome!! Ka- gome!“

Kagome hörte seine Stimme wie in weiter ferne.

Sie war so kraftlos, so müde. Sie wollte schlafen, einfach schlafen. Aber sie konnte Inu Yasha nicht Naraku überlassen! Wie ein gewaltiger Schlag traf es sie wieder als Naraku den Strahl erneut auf sie richtete. Die Kraft verließ sie immer weiter und die Energie presste sie gegen Inu Yashas Brust. Irgendwo konnte sie ihn hören. Aber es war viel zu weit weg.

Inu Yasha geriet in Panik. Und Naraku lachte herzhaft über seine versuch sich von den Wurzeln zu befreien.

„Ahnst du was passiert wenn ein reiner Mensch in diese Energie gerät?“

Sie stirbt, Kagome stirbt! Inu Yashas Gefühle ließen sich nicht mehr ordnen. Wut und Verzweiflung nahmen überhand.

[style type="italic"]Inu Yasha! [/style]Kagome fasste einen Gedanken. Er war so schwer zu halten. Sie spürte plötzlich ihre Finger wie sie krampfhaft an seinem Hemd hingen. Sie versuchte diesen Gedanken, den sie eben noch hatte festzuhalten. Du musst ihn befreien. Inu ... Yasha!

Kagomes rechte Hand lockerte sich und sie sackte ein gutes Stück nach unten. Du musst nach hinten greifen! Sie befahl sich selbst mit aller Kraft die noch in ihr war einen der Pfeile zu greifen die sie auf dem Rücken trug. Sie spürte wie ihre Finger sich um das Holz schlossen.

Dadurch das sie ein Stück herunter gerutscht war bekam Inu Yasha wieder etwas von Narakus strahl ab. Kagome hob den zitternden Arm. Es war als müsse sie gegen Gewichte, Hunderte von Gewichten ankämpfen nur um den Arm zu heben. Dann öffnete sie mit aller Kraft die Augen und stach zu.
 

Sie stach direkt in eine der Wurzeln und augenblicklich lösten sie sich auf. Inu Yasha und sie fielen zu Boden. Kagome spürte langsam, ganz langsam wie das Leben in sie zurück kam. Naraku musste den Strahl unterbrochen haben. Sie spürte eine wärme die ihr durch Mark und Bein ging. Inu Yasha! Er hielt sie im Arm! Zusammen lagen sie hier am Boden. Ausgeliefert. Und doch wollte Kagome in diesem Moment an keinem anderen Ort sein.

„KAGOME! INU YAHSA!“ Es war Sangos Stimme die sie hörte, aber Kagome hatte nicht die Kraft die Augen zu öffnen. Es traf sie. Was immer es war, es warf sie und Inu Yasha gegen die Wand. Einmal. Zweimal. Er hatte sie nicht losgelassen. Inu Yasha selbst wusste nicht wie sie aus dieser Situation heraus kommen sollten. Er war völlig klar in seinen Gedanken. Er sah Sango, wie sie Miroku in einer Ecke des Raumes, der jetzt völlig demoliert war, setzte und mit sorgenerfüllten Gesicht auf ihn herab schaute. Die Freundinnen von Kagome hatten die Hände über dem Kopf zusammen gelegt, als würde das sie schützen wenn Naraku sie angreifen würde! Und Naraku verfolgte Inu Yashas Blick. Sofort traf die Mädchen, sowie diesen Jungen und die älteren Menschen ein Schlag der sie auseinander warf. Auf allen vieren kroch das eine Mädchen zu seiner Freundin. Aber sie kam nicht bei ihr an denn Naraku hatte einen weiteren Angriff auf sie gestartet.

„Gib auf Inu Yasha! Du bist nicht fähig sie alle zu beschützen. Du bist heute Nacht nicht fähig dich selbst zu beschützen!“ Narakus Worte lösten in dem Halbdämon ein Gefühl aus das niemand hätte beschreiben können. Wenn es nicht wahr wäre, wenn es doch nur nicht stimmen würde was er sagte! Aber es stimmte!

„Nein...“ Kagome versuchte laut zu reden, aber heraus kam nur ein unvernehmliches wispern. Inu Yasha hatte sich wieder auf Naraku gestürzt.

Und wie nicht anders zu erwarten, war er auf Granit gestoßen. Er landete genau neben Kagome, die sich gleich an seine Seite heftete.

„Du musst sie hier raus bringen!“

„Nein, ich lass dich nicht-„

„Du musst mit ihnen von dem Gelände runter!“ Inu Yasha stand bereits wieder mit erhobenen, wenn auch nutzlosen Schwert auf den Beinen. In seiner Stimme lag eine solche Wut das Kagome genau wusste das sie keine Chance hatte. „Ich komme nach, ich komme sofort nach!“ Inu Yasha hatte so leise gesprochen das nur Kagome ihn hören konnte. „GEH!“

Sie zögerte, aber Inu Yasha war wieder im Kampf. Kagome wusste das er keine Chance hatte. Und sie war sich sicher das auch Inu Yasha es wusste! So schnell sie konnte rannte sie zu den Menschen in der Ecke des Raumes, Packte den Jungen am Arm und zog ihn mit sich. Dann lies sie ihn wieder los, als sie merkte das die Anderen ihr nicht folgten. Inu Yasha schellt wieder an die Wand und wurde unter Putz begraben. Kagome zwang sich den Blick auf ihre Freundinnen zurück zu holen. Sie würde ihn nicht davon abhalten können! So schnell sie konnte musste sie hier raus, damit Inu Yasha ihnen folgen konnte! Sango und Miroku waren nun ebenfalls in den Kampf verwickelt. Ein Dämon erschien, den Sango allerdings augenblicklich vernichtete. Inu Yasha war nicht allein! Es waren nur Minuten!!! Alle Menschen die in dieser Zeit zuhause waren, waren jetzt mit Kagome auf dem Weg die Schule zu verlassen. Sie hatte nicht kein einziges Mal mehr umgedreht. Diesen Anblick hätte sie nicht ertragen. Es waren nur Minuten!
 

Sie hatten das Gebäude verlassen und waren nur wenige Meter von der Barriere entfernt. Kagome stützte Yuka, die schwer verletzt zu sein schien.

„NEIN! WAS TUN SIE?!“ Bis auf den Jungen und Kagomes Freundinnen waren die Menschen in Panik geraten als es eine unglaublich laute Explosion gab. In dem Stockwerk in dem Sango, Miroku und Inu Yasha kämpften. Kagome hatte den Blick auf die zerborstenen Fenster geheftet und als sie nach vielen Sekunden wieder nach unten schaute hatte sie bemerkt, das die Anderen weggelaufen waren. Doch wohin wollten sie? Kagome war viel gefasster als sie es von sich selbst erwartet hätte. Sie konnte ihnen nicht nachlaufen und

dafür ihre Freundinnen hier lassen- sie konnte es nicht! Und dann passierten mehrere Dinge zur gleichen Zeit: Es knallte wieder oben und Kagome stieß einen Schrei aus, als ein weiteres Fenster zerschellte. Ein Schlangendämon tauchte hinter ihnen auf und schoss über ihren Köpfen hinweg, das sie zu Boden gerissen wurden, Kagome griff augenblicklich zu ihren Pfeilen und der Dämon zerfiel in tausend Teile, noch ehe Kagome den Pfeil in den Bogen gelegt hatte.

Verwirrte stand sie auf der Stelle und schaute in alle Richtungen. Und hinter ihnen stand Kikyo.
 

Sie hatte den Pfeil abgefeuert der sie gerettet hatte und jetzt stand das selbe Mädchen da und zielte genau auf Kagome, die entsetzt und überrascht zu gleich war.

Zuerst bewegte sich keine der beiden. Es schien eine Ewigkeit zu sein, das die beiden sich in die Augen schauten. Kagomes Blick gegen den von Kikyo, der seltsam entschlossen war.

Und dann schoss Kikyo den Pfeil ab. Kagome war zu überrascht um auszuweichen, aber der Pfeil streifte nur ihre Haare, die durch den erzeugten Winde nach hinten wehten. Sie stand da wie angewurzelt.

Dann, unterlegt von dem Lärm der aus dem Schulgebäude kam, sprach Kikyo.

„Gib mir die Juwelensplitter!“

„Was?“ fragte Kagome, jedoch mehr zu sich selbst.

„Gib mir die Juwelensplitter!“ wiederholte Kikyo, ohne den Ton in ihrer Stimmer verändert zu haben. Kagome rührte sich nicht. Der Pfeil schoss genau so knapp an ihr vorbei wie der vorige. „Der nächste trifft!“ sagte Kikyo so kalt, dass Kagome völlig unfähig war etwas darauf zu erwidern. Was sollte das bedeuten? Warum verhielt sich Kikyo so und was tat sie hier? Stand sie etwa mit Naraku in Verbindung?

Es ging viel zu schnell! Kikyo stand so schnell bei Kagome, das sie keine Chance hatte sich zu wehren! Sie fühlte die kalte Hand an ihrer Brust und wie das Gefäß mit den Juwelensplittern von ihrem Hals gerissen wurde. Sie lag auf dem Boden, noch ehe sie begriffen hatte was passierte. Jetzt war es Eri die an Kagomes Seite stand und versuchte sie wieder auf die Beine zu holen. Als Kagome die Augen öffnete sah sie Kikyo mit dem Rücken zu ihnen stehen, die Arme weit in die Luft geragt. Ein violettfarbenes, schimmerndes Lichtfeld erschien direkt vor der Miko. Kreisrund und übermannshoch. Kikyo drehte sich um und der kalte Blick traf den von Kagome. Kagome rannte auf Kikyo zu und blieb in dem Moment stehen, als erneut ein Pfeil auf sie gerichtet wurde. Direkt auf ihr Gesicht.

„Das ist alles deine Schuld! Du bist nicht im geringsten würdig die Juwelensplitter bei dir zu tragen!“

Kikyos Worte verstärkten in Kagome nur das Gefühl der Starre.

„KAGOME!“ Inu Yashas Stimme schallte hinter ihr über den Hof. Die Blicke der Mädchen wandten sich gleichzeitig um. Eine wie die Andere suchte nach der Stimme, hoffte ich zu sehen. Dann schauten sie sich in die Augen. Kikyos Blick hatte sich noch verhärtet. Dieser Moment brauchte keine Worte. Kagome verstand so schmerzhaft was ihr vorgeworfen wurde.

„Wenn er stirbt, ist es deine Schuld!“

Damit verschwand Kikyo in dem Kraftfeld das sie selbst herbeigerufen hatte. Kagome rührte sich nicht.

„KAGOME!“ Sango und Inu Yasha riefen gleichzeitig ihren Namen. Kagome starrte in das Violette Loch, das die Dunkelheit der Nacht erhellte. Sie wurde von hinten zu Boden gerissen. Inu Yasha hatte sie gepackt und sie so vor einem Angriff von Naraku gerettet. Sango und Miroku war es weit schlechter ergangen. Beide hatten versucht die drei Jugendlichen zu beschützen, aber waren zu spät gekommen. Und Jetzt wirbelten sie alle fünf über den Hof.
 

„Da müssen wir rein! Das ist ein Ausgang!“ rief Kagome als sie sich auf die Beine gerappelt hatte. Sie hatte keinen Beweis dafür, aber wen Kikyo diesen Weg benutzt hatte musste es ein Ausweg sein, wohin er auch führte. Aber Kagome war sich sicher das er sie zurück in die Zeit vor fünfhundert Jahren bringen würde. Keiner der Freunde zögerte. Sango hatte die Mädchen im Schlepptau und Miroku den Jungen. Inu Yasha stand mit erhobenen Schwert vor Naraku der nur wenige Meter entfernt war.

„NEIN!“ schrie er und drehte den Kopf leicht nach hinten, das er Kagome aus dem Augenwinkel sehen konnte. Er wurde getroffen und schleuderte nach hinten.

„Los!“ sagte Miroku und trieb Sango an das Loch in der Zeit zu betreten. Sango und die Mädchen verschwanden. Miroku und der Junge folgten ihr.

„Inu Yasha!“ forderte Miroku noch mit einem Blick zurück den Halbdämon auf endlich von dem Kampf abzulassen und zu folgen.

Kagome packte Inu Yasha an der Hand. Sie zog ihn in das Loch und sie spürte ein Gefühl wie Wärme und Kälte zugleich durch ihren Körper strömten. Es schnürte ihr die Luft ab und zugleich fühlte sie sich unglaublich sicher.

Naraku lachte. Es verfolgte Kagome in ihren Gedanken noch all die Momente bis sie auf der anderen Seite ankamen. Sie alle waren blind ihrer Aufforderung gefolgt ohne zu zweifeln.

Sie hatten ihr vertraut. Und Kagome konnte nicht zulassen das Inu Yasha weiter kämpfte. Sie wollte nicht mehr in diesen Kampf verwickelt sein.

Sie alle waren entkommen, aber um welchen Preis?

Einige Augenblicke später herrschte eine betäubende Stille um sie herum. Es war warm und tiefe der Himmel zeigte langsam das leichte Rot des Sonnenaufgangs. Sie befanden sich in einem Wald. Einige Vögel waren bereits erwacht und begannen ihren Tag. Als Kagome den Kopf wandte und auf Inu Yasha schaute, der neben ihr hockte, sah sie noch wie sich sein Haar von Rabenschwarz in das gewohnte Weiß veränderte. Auf seinem Kopf erschienen wieder die Ohren die ihn als Dämon auszeichneten. Inu Yashas Hände waren beide zu Fäusten geballt und er starrte auf den Boden.

Es wären nur Minuten gewesen bis er in der Lage gewesen wäre Naraku als ernsthafter Gegner gegenüber zu treten. Minuten!

Kagome schaute sich um. Sie alle lebten. Eri, der Junge und Yuka atmeten schwer. Die drei waren verletzt. Auch Sango blutete sehr stark am Arm. Kagome wusste das auch sie schrecklich aussehen musste, aber sie spürte keinen Schmerz. Außer den, der sich in ihrem inneren breit machte als Inu Yasha ihrem Blick auswich, sich auf die Beine erhob und mit den Händen seine Ohren betastete. Es wären nur Minuten gewesen. Er schaute in die Runde, auf seine Freunde und die drei Fremden die jetzt mit in dieser Zeit waren. Inu Yasha hatte sofort gewusst das sie zurück waren. Der Geruch war ihm zu vertraut. Und er wusste auch das sie nicht weit vom Dorf entfernt waren, indem Kaedes Haus stand.

Er hatte sich einen kurzen Überblick verschafft über die Menschen die ihn begleiteten.

Nur Kagomes Blick war er ausgewichen. Und Kagome warf einen Blick auf Eri, Yuka und den Jungen.

Sie senkte den Kopf zu Boden und wusste das sie einen schrecklichen Fehler begangen hatte

Kagomes Schuld

Kagomes Schuld
 

Yuka und Eri lagen schwer verletzt auf den Fugtonmatten. Yuka hatte die Augen geöffnet und schaute schmerzverzerrt ins Nichts, währen Kaede mit einer Tinktur ihre Wunden an den Beinen versorgte. Eri dagegen hatte ihr Bewusstsein verloren und noch immer nicht zurück erlangt. Sango hatte sich über sie gebeugt und verband einige ihrer tiefen Schnitte an den Armen. Der Junge saß als einziger aufrecht. An die Wand gelehnt und mit starrem Blick auf einen Punkt an der gegenüberliegenden Mauer. Auch er war übersäht mit Schnitten und Schürfwunden. Außerdem hatte er eine sehr tiefe Wunde an seinem rechten Fuß die blutete. Kagome kannte den Jungen nicht sehr gut. Er hieß Tishika, soviel wusste sie. Er war in der selben Stufe wie sie selbst und ziemlich beliebt. Und jetzt war er, wie die anderen beiden, mit in diese Geschichte hinein gezogen worden. Keiner der drei wusste was eigentlich passiert war, keiner hatte eine Erklärung dafür.

Sie hatten die Welt die sie kannten plötzlich nicht mehr so vorgefunden wie sie war. Einfach so. Kagome saß abgelegen von den Anderen auf der anderen Seite der Hütte. Sie hatte Schmerzen in ihrem Gesicht und besonders an der linken Seite unterhalb der Rippen. Auch ihr Rücken schmerzte sehr. Die Bilder überkamen sie wie eine Flut.

Inu Yasha an der Wand, gefesselt, wehrlos, in Menschengestalt. Wie hätte sie anders handeln können? Es war alles so schnell gegangen. Sie hätte nicht anders handeln können. Kagomes Herz schlug zu schnell. Es tat ihr weh wie es gegen ihren Brustkorb hämmerte und dieses Gefühl im Bauch...dieses Gefühl der Angst und Panik das sich in ihr breit gemacht hatte. Sie war Schuld. Sie war alles in Schuld.

Langsam drehte sie den Kopf. Inu Yasha stand, die Arme verschränkt an der Wand und schaute auf die verletzten. Er hatte noch kein Wort gesprochen und Kagome auch nicht angesehen seit sie wieder in dieser Zeit waren. Seine Haare hatten die alte Farbe angenommen und erst jetzt bemerkte Kagome das es Morgen geworden war. Die Neumondnacht war vorbei. Noch keine volle Stunde nachdem sie geflohen waren, war die Nacht vorbei. Jetzt hätte Inu Yasha sie besiegt. Alle, er hätte sie alle besiegen können und ihre Freunde wären nicht hier...gefangen. Kagomes Hand glitt zu ihrer Brust und legte sich auf die Stelle wo sonst unter ihrer Kleidung die Juwelensplitter aufbewahrt waren. Ihrer Finger tasteten nichts als die Knochen ihres Brustkorbs. Sie spürte wie ihr übel wurde. Sie war so durcheinander das die Tränen, die ihr die Luft abschnürten, nicht heraus kommen wollten. Sie kam sich so allein vor, wie sie da saß, nur wenige Meter von den Anderen getrennt.
 

Es hatte noch lange gedauert bis alle schlafen gegangen waren. Die Sonne hatte schon hoch am Himmel gestanden und schließlich ist auch Kagome in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen. Als sie aufwachte überkam sie ein solches Gefühl der Erleichterung das ihr schwindlig wurde. Alle drei, der aus der neuen Zeit ins Mittelalter geholten Freunde saßen am Tisch und aßen. Eri Lachte sogar. Tishika sprach mit Miroku und Shippo saß auf Yukas Schoß und lachte. Inu Yasha allerdings war nicht im Haus und Kagome fühlte eine leichte Erleichterung darüber. Sie wollte seine Worte nicht hören. Solange es möglich war wollte sie nicht hören was er ihr zu sagen hatte.

Kagome setzte sich an den Tisch und Kaede erkundige sich gleich nach ihren Schmerzen. Sie hatte Schmerzen, aber

„Mir geht es gut, Kaede, aber was ist mit euch?“ fragte sie an die Anderen gerichtet und schaute besorgt in die Runde.

„Allen geht es soweit gut.“ Sagte Sango, „Die Wunden werden schnell verheilen.“

„Die Ärzte in deiner Zeit werden das schnell wieder in Ordnung bringen können.“

Kagome blieb die Luft weg.

„Kagome, das ist absoluter Wahnsinn! Hier bist du immer wenn du in der Schule fehlst?“ sagte Yuka aufgeregt. Kagome bewunderte sie für ihre Fröhlichkeit, nachdem was sie in den vergangenen Stunden unwirkliches erlebt hatte.

„Ja,“ antwortete Kagome und lächelte schwach, „das ist wohl so.“ Kagomes und Sangos Blicke trafen sich für einen kurzen Augenblick und Kagome wusste das Sango mit großer Sicherheit bemerkt hatte das irgendetwas nicht stimmte.

Kaede setzte sich zu ihnen an den Tisch und begann zu sprechen. „Ich habe deinen Freunden bereits alles erklärt, wo wir uns befinden, wie sie hierher gekommen sind und warum ihre Welt angegriffen wurde. Soweit ich das erklären konnte.“

Die Sache war die gewesen, das es, wie Kaede vermutete, Kagura gewesen war, die Naraku von Inu Yashas Geheimnis erzählt hatte. Naraku war nicht in der Lage gewesen die Schule anzugreifen, solange sich die Juwelensplitter nicht in der Hand eines Menschen aus der richtigen Zeit befanden. Als Inu Yasha Kagome die Splitter zurück gab, war die Verbindung wieder hergestellt und Naraku konnte sich in der Zeit frei bewegen. Es waren nur Kaedes Vermutungen, aber die Erfahrung hatte gezeigt, dass sie sich selten täuschte.
 

Kagome spürte einen Luftzug und sie wusste es. Sie spürte ihn. Inu Yasha hatte die Hütte betreten. Ihr Herz schlug so schnell das man es sehen musste! Sie bemühte sich um ruhigen Atem, bemühte sich zu verbergen wie sehr sie Angst hatte zu sagen was unvermeidlich war.

Er ging um den Tisch herum und setzte sich auf den einzigen freien Platz, schräg gegenüber von Kagome. Tishika hatte seinen Blick auf Inu Yashas Hundeohren geheftet und in Eris Blick lag leichte Bewunderung für den Hübschen Jungen.

„Es war großes Pech für uns das dieser Angriff zur Neumondnacht stattgefunden hat. Das bedeutet für uns auch das unsere Feinde wohl heraus gefunden haben, dass Inu Yasha ein Halbdämon ist und wir uns ab nun zu jeder Neumondnacht in weit größerer Gefahr befinden als bisher.“ Sagte Kaede.

Inu Yasha schwieg.

„Laufen wir Gefahr, dass diese Leute uns wieder angreifen?“ fragte Tishika. „Ich mein zur nächsten Neumondnacht?“

„Nein.“ Sagte Miroku „sie sind nur in eure Zeit gekommen weil wir uns dort aufgehalten haben, das wird nicht mehr passieren!“

Kagome sagte nichts. `Wir uns aufgehalten...´ Nein, nur Kagome hatte sich dort aufgehalten und Inu Yasha. Weil sie nicht zurück wollte, weil sie sauer gewesen war, weil sie sich so kindisch verhalten hatte, weil sie auf dieses Fest wollte und sich gedacht hatte, dass sie nicht immer gleich wieder zurück gehen muss, dass Inu Yasha ruhig warten kann, nur deswegen war er ihr gefolgt.

„Wir sollten keine Zeit verlieren und euch der Gefahr aussetzen in einen Weiteren Angriff zu geraten. Wir können uns nicht sicher sein ob das Dorf nicht beobachtet wird.“ Meinte Kaede. „Ich glaube nicht das sie uns angreifen solange Inu Yasha hier ist!“ sagte Shippo.

„Du magst Recht haben, aber trotzdem ist das kein sicherer Ort für die drei, wir können nicht hier sitzen und warten bis sie uns holen, wir müssen unsere Feinde zuerst finden.“ Sagte Miroku und schaute ernst in die Runde.

„Es ist also das beste wenn ihr sofort durch den Brunnen nach Hause geht, Kagome und Inu Yasha werden euch begleiten um sicher zu gehen das ihr sicher Zuhause ankommt und sich niemand mehr aus fremden Zeiten in der euren aufhält der euch schaden könnte. Bist du bereit Inu Yasha?“ fragte Kaede.

Inu Yasha hob den Kopf. „Die werden dafür bezahlen!“ sagte er schlicht. Kagome wusste das dass was ihn am meisten getroffen hatte das war, das er angegriffen wurde als er ein Mensch war. Das würde er nicht verzeihen. Inu Yasha war aufgestanden. „Kommt, wir bringen euch zurück! Kagome?“

Doch Kagome hatte den Kopf gesenkt und war auf ihrem Stuhl sitzen geblieben.

„Kagome, worauf wartest du denn?“ Fragte Shippo. Das Gefühl das die Brust sich zuziehen würde und alles hinaus presste wurde unangenehmer.

Jetzt war der Moment gekommen!

Wie sollte sie ihren Freundinnen das sagen? Wie? Und dieser Junge, der sie nicht mal kannte, der einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war...

„Es geht nicht.“ Sagte Kagome erstickt. Ein schmerzhaftes Schweigen machte sich in der Hütte breit.

„Was meinst du damit, es geht nicht?“ sprach Sango als erste.

Kagome spürte wie alle Blicke auf sie gerichtet waren. „Ich...ich hab..“ begann sie. Sie wünschte sich die Tränen die so fest steckten würden verschwinden oder endlich heraus kommen, aber sie kamen nicht.

„Die Juwelen Splitter, ich hab sie nicht mehr.“

Keiner sagte ein Wort. „Ich hab keinen einzigen mehr. Wir können nicht zurück.“
 

„Kagome! Wo sind die Splitter?“ fragte Kaede und unterbrach nach endloser Zeit die Stille.

„Im Kampf, sie wurden mir abgenommen.“ Kagome verdrängte die Bilder. Sie wollte es nicht sagen und nicht mehr sehen.

„Soll das heißen das Naraku fast alle Splitter besitzt und wieder zu einem ganzen zusammen gesetzt hat und kaum noch welche existieren die er nicht besitzt und die wenigen die es noch gab hast du dir abnehmen lassen...“

„Inu Yasha!“ unterbrach ihn Miroku. Doch Inu Yasha hatte sich schon vor Kagome aufgebaut. „Kagome, wie konntest du uns zurück schicken mit dem Wissen das die Splitter dann verloren sind? Wieso hast du es nicht sofort gesagt? Mir soll es egal sein Kagome, es sind deine Freunde!“ Kagome schaute ihnen ins Gesicht. Blankes entsetzen und der Ausdruck des Begreifens hatte sich über ihre Wangen gelegt. Inu Yasha hatte kämpfen wollen und Kagome hatte sie alle in dieses Loch in der Zeit geschickt. Sie hatte tief in ihrem Inneren gewusst, dass der Rückweg versperrt sein würde. Ohne die Juwelensplitter gab es keine Möglichkeit durch den Brunnen zu kommen. Keine. Wenn sich kein Splitter auf der anderen Seite befand, oder mitgeführt wurde, dann war es nichts weiter als ein leerer, versiegter Brunnen. Inu Yasha war ohnehin wütend, auf sich, auf Kagome, auf alles und jeden, und jetzt kam auch noch diese Sache dazu.

„Soll.. soll das heißen wir kommen nie wieder nach hause?“ fragte Eri.

„Ohne Juwelensplitter sind wir nicht in der Lage den Weg zu öffnen. Selbst Inu Yasha kann nicht durch, wenn Kagome nicht auf der anderen Seite ist.“

„ES GIBT KEINE SPLITTER MEHR!“ raunte Inu Yasha.

„Es ist wahrscheinlich wahr, Naraku muss sie jetzt alle haben. Er wird das Juwel wieder zusammen fügen.“ Sagte Miroku. Sango schaute Kagome an und es war unmöglich zu deuten, ob es Mitleid oder Unverständnis war das in ihrem Blick lag.

“Kagome, warum verdammt noch mal hast du nicht den Mund aufgemacht? Wir hätten die Splitter sofort zurück holen müssen!“ sagte Inu Yasha in einem Ton der Kagome Angst machte. Sie hatte gewusst das es genau so kommt. Wie hätte sie anders entscheiden können? Inu Yasha hätte sich in einen Kampf gestürzt den er verloren hätte. Sie hätte ihn doch nicht so losschicken können. Und hätte er jemals gegen Kikyo gekämpft? Nein, das hätte er nicht! Also was machte es für einen Unterschied? Yuka hatte begonnen zu weinen und Tishika hatte einen Arm um sie gelegt um sie zu trösten. Kaede schien angestrengt nach zu denken.

Doch Inu Yasha hörte nicht auf zu schreien. Es schien als würde er seine ganze Wut über die letzten Stunden jetzt an Kagome auslassen. Und Kagome selbst schwieg. Ihr fehlte die Kraft sich zu rechtfertigen.

„Was glaubst du sollen wir jetzt tun?“ fragte Inu Yasha herausfordernd. „KAGOME!“ „VERDAMMT, ICH WIEß ES NICHT!” platzte es aus ihr heraus. Sie hatte gar nicht schreien wollen. Inu Yasha schien unbeeindruckt.

„Dann solltest du dir Gedanken darüber machen wie du drei Juwelen Splitter finden willst um DEINE drei Freunde zurück zu bringen oder sie können anfangen sich hier einzuleben!“

„Inu Yasha, es reicht jetzt.“ Sagte Sango.

„Nein, es reicht nicht. Wegen Kagome sind wir viel zu früh wieder zurück gekommen, und es ist ihre Schuld das diese drei Gestalten jetzt auch hier sind und nicht zurück können. Und was ist mit dir Kagome? Du kannst auch nicht zurück! Also brauchst du sogar vier Splitter? Wo, Kagome, wo sollen wir die noch finden?“

„Wo willst du hin?“ fragte Shippo als Kagome ohne ein Wort aufgestanden war und zur Tür ging.

„Es ist meine Schuld, er hat ja recht. Also werde ich einen Weg finden müssen.“ Sie drehte sich um „Ich verspreche euch, das ich euch nach hause bringen werde!“ Sagte sie knapp

und damit verschwand sie aus der Tür.

„KAGOME!“ hörte sie Shippo und Sango gleichzeitig rufen.

„Kirara.“ Forderte sie die kleine Dämonenkatze auf. „bringst du mich hier weg?“ Und Kirara verwandelte sich Augenblicklich. Kagome stieg auf und die beiden verschwanden im Halbdunkel des Abends. Kaede und die Anderen waren zur Tür geeilt und riefen ihr noch nach. Doch Kagome konnte sie bereits nicht mehr hören. Nur Inu Yasha war in der Hütte geblieben. Und mit einem schmerzhaften Gefühl im Magen wusste er das er zu weit gegangen war.

Ein fünfter Splitter

Ein fünfter Splitter
 

Kagome wischte sich ärgerlich über das Gesicht. Jetzt waren sie gekommen, die Tränen die so fest gesessen hatten. Doch sie wollte nicht weinen! Sie fühlte eine Mischung aus unendlicher Traurigkeit, Wut und einer Art Entsetzen über sich selbst. Zum einen nämlich wusste sie das es in einer gewissen Weise stimmte, dass sie Schuld daran hatte das die drei in dieser Zeit festsaßen, zum anderen aber war sie sich sicher das es einer richtige Entscheidung gewesen war. Und daraufhin setze das Gefühl ein das dem Entsetzen nahe kam, denn sie wurde sich bewusst, dass sie an nichts anderes dachte als an den Halbdämon, dass sie ihre ganze Priorität immer auf ihn setzen würde. Sie wusste das drei Menschen litten, damit Inu Yasha in Sicherheit war. Und sie wurde sich bewusst, dass sie in jeder Zeit und zu jeder Situation wieder so gehandelt hätte. Sie konnte nicht anders. Inu Yasha war ihr viel zu wichtig. Und doch handelte sie Egoistisch, wie sie merkte, denn es ging doch in Wirklichkeit darum, dass sie ohne ihn nicht mehr leben konnte und wollte. Hätte sie ihm das sagen sollen? Er würde es ja doch nicht verstehen! Wie schlimm war es, wenn man an der Stelle angekommen war, an der man sich damit zufrieden gab? Inu Yasha würde es nicht verstehen, aber sie würde trotz allem wieder so entscheiden. Was ist nur aus dir geworden? Wie willst du davon frei werden? Wie willst du jemals wieder ein normales Leben führen? Die Gedanken wirbelten in ihr den ganzen Weg. In nicht all zu großer Ferne sah sie Berge.

„Kirara, wir sind gleich da.“ Sagte sie schwach und tätschelte der Dämonenkatze den Hals. Nur wenig Später stieg sie vom Rücken des Tieres ab und atmete die frische, kühle Luft der Nacht und der Berge tief ein. Ein Wolf hatte sich knurrend vor ihr aufgebaut und fletschte die Zähne. Ein zweiter und bald auch ein vierter und sechster kamen dazu.

„Geht weg!“ sagte einer autoritäre Stimme, unsichtbar und weit hinter den Wölfen. Doch sofort darauf erschien Koga. Das erstaunen in seinen Augen hätte Kagome zum Lachen gebracht, wenn die Sache an sich nicht so furchtbar ernst gewesen wäre.
 

„Ja, und das ist die Situation.“ Endete Kagome einige Zeit darauf mit ihrer Geschichte. Sie saß auf einem Fell, das wohl von einem Bären oder ähnlich großem Tier stammte, auf dem Boden und starrte auf ihre Finger die sich in ihrem Schneidersitz ineinander verhakt hatten.

„Du kannst auf mich zählen!“ sagte Koga und nutzte die Gelegenheit um bei Kagome auf dem Fell platz zu nehmen. Er hockte sich vor ihr hin und schaute ihr direkt in die Augen.

Kagome hatte nicht gewusst wo sie hinwollte, als sie Kaedes Haus verlassen hatte, aber dann kam ihr in den Sinn, das sie noch einen weiteren Freund hier hatte.

Was die anderen jetzt wohl machen?
 

Inu Yasha hockte auf dem Rand des Brunnens, wo er immer saß, wenn Kagome nicht da war und er darauf wartete das sie zurück kam. Es war ein warmer Tag und am Himmel war nicht eine Wolke zu sehen. Inu Yasha schaute so lang in das blaue, das, als er wieder nach unten sah, kleine violette Kreise vor den Augen hatte. Er rieb sich das Gesicht und wischte sich die Augen.

„Kagome ist seit zehn Tagen weg.“

Inu Yasha sagte nichts. Sie hatten in den vergangenen Tagen gestritten, geschrieen, sich angeschwiegen, nacheinander das Haus verlassen und diskutiert. Vier Tage nach dem Kampf war die Stimmung soweit, das man miteinander sprechen konnte ohne Wut. Doch Kagomes fehlen ging an niemandem vorbei. Niemand wusste wo sie war und alle warteten darauf das sie zurück kam. Nachdem Kirara eine Tag nach Kagomes „Flucht“ wieder zurück gekommen war und zwar ohne Kagome wurde die Sorgen nur noch größer. Sango hatte mehrmals versucht ihre Freundin dazu zu bringen sie dorthin zu fliegen, wo sie auch Kagome hingebracht hatte, aber Kirara war eine unglaublich treue Seele.

„Es kann nur so sein, das Kagome sie angewiesen hat uns nicht zu ihr zu bringen.“ Hatte Sango gemeint, als sie nach ihrem letzten Versuch wieder in das Haus gekommen war und sich niedergeschlagen auf einen Stuhl gesetzt hatte. Sie hatte es vermieden Inu Yasha anzusehen. Er selbst hatte es nicht verbergen können das er in großer Sorge war und einige Male war er für viele Stunden weg, ohne den Anderen zu sagen wo er war. Aber alle konnten sich denken, dass er nach Kagome gesucht hatte. Allerdings war er jedes Mal ohne sie zurück gekommen. Die drei aus Kagomes Zeit, hatten sich bereits nach zwei Tagen so eingewöhnt das sie Kaede im Haus halfen und Tishika hatte sich einmal mit Miroku auf die Suche nach Kagome gemach. Alle drei hatten sich mit der Situation ungewöhnlich schnell abgefunden und vertraten die Meinung, dass am Ende doch alles gut werden würde. Wer hatte schon gehört das drei Menschen in der zeit verloren gingen, hatte Eri gemeint und mit den Schultern gezuckt.

Inu Yasha schaute wieder in den Himmel und ignorierte Mirokus Bemerkung. Als wenn er es nicht selbst genau wüsste. Aber er hatte überall gesucht. Er war in sämtlichen Dörfern der Umgebung gewesen. Er hatte im Wald gesucht. Er hatte so oft ihren Namen gerufen, das seine eigene Stimme schon in sein Ohr gebrannt war. „KAGOME! KAGOME!“ immer wieder hatte er nach ihr gerufen. Miroku setzte sich auf die Wiese, unterhalb von Inu Yasha und lehnte sich an den Brunnenrand. Lange sagte keiner der beiden ein Wort. Er wusste nicht wo er noch suchen sollte. Kagome würde versuchen Juwelensplitter aufzutreiben. Das bedeutete das sie kämpfen musste. Kagome allein gegen die Dämonen und er wusste nicht mal wo sie war. Wie sollte er sie beschützen wenn er nicht wusste wo sie war?
 

Am siebten Tag machten sich alle außer Kaede, Eri, Yuka und Tishika auf um gemeinsam zu suchen. Sie blieben ohne Erfolg.

Inu Yasha blieb in der Nacht vom neunten auf den zehnten Tag fort und war ungewöhnlich schweigsam, als er zurückkehrte. Überhaupt hatte sich eine Herunterziehende Stille im Haus breit gemacht. Kirara war einige Male verschwunden und nur das ließ sie in dem Wissen, das Kagome am leben war und es ihr gut ging. Denn anderenfalls hätte die Dämonenkatze sie Augenblicklich zu ihr gebracht, davon war Sango überzeugt.

Zehn Tage nach Kagomes verschwinden hockte Inu Yasha jetzt auf dem Rand des Brunnens.

Zusammen mit Miroku ging er schweigend zum Haus zurück. Sango und Shippo saßen draußen auf der Stufe und die drei Zeitreisenden waren um sie herum vereilt, teils sitzend, teils stehend. In ihren Blicken lag die selbe Frage wie immer. Sango schaute auf Inu Yasha, Inu Yasha auf Miroku und Shippo senkte den Kopf. Es war bei jeder Begegnung das selbe. Inu Yasha kam nie zurück zum Haus ohne zu hoffen, das Kagome wieder da war. Und so hofften die Anderen, dass er sie mitbrachte.

Und die Antwort war immer die selbe. Shippo schniefte herzhaft mit der Nase. Miroku schaute mitleidig auf den kleinen Fuchs herunter, der sich nach aller Kraft bemühte nicht mehr zu weinen.

Vor einigen Tagen hatte Inu Yasha in ihm ein perfektes Opfer gefunden um seine Unsicherheit in Form von Wut auszulassen. Shippo hatte bitterlich angefangen zu weinen und hatte sich gar nicht mehr beruhigen können. Inu Yasha rastete völlig aus und es endete damit, das Shippo ihm vorwarf das dass gar nicht passiert wäre, wenn er sie nicht aus dem Haus geekelt hätte. Daraufhin eskalierte die Szene noch mehr und die beiden schrieen sich so an, dass Miroku irgendwann dazwischen gehen musste. Inu Yasha hatte daraufhin das Haus verlassen und war erst viele Stunden später zurück gekommen. Er war in den Wald gegangen und wollte eigentlich wieder mit der Suche beginnen. Er war auch sehr weit gekommen und fast sieben Stunden unterwegs, bis er sich auf einen Stein hockte und einfach nicht mehr wusste was sie noch tun sollten. Sie hatten fast das ganze Land abgesucht. Haben in jedem Dorf gefragt ob Kagome gesehen wurde. Inu Yasha saß auf diesem Stein bis es tiefe Nacht war. Die Berge, hinter ihm, und nur wenige Kilometer entfernt hatte er in seinen Gedanken nicht wahrgenommen. Der Streit mit Shippo tat ihm leid. Alles tat ihm leid, immer mehr. Er schwor sich, sich aufrichtig bei Kagome zu entschuldigen wenn sie wieder da war. Doch welche Worte sollte er dafür gebrauchen?
 

Er konnte an nichts anderes denken als an sie. Es wurden viel zu viele Gefühle, die er kaum ordnen konnte. Sie fehlte ihm, er machte sich Sorgen, es tat ihm leid, und wenn der kleine Shippo dann auch noch begann zu weinen, so schlimm wie dieses mal, dann brach er einfach in Panik aus. Keiner der Anderen hätte ihm das so nachgesagt, keiner hätte es sich denken können, aber er war viel zu nahe daran, bei diesem Anblick selbst zu weinen. Es war einfach zu viel in ihm los.

Jetzt standen sie eine ganze Weile vor dem Haus. Ab und zu sprach jemand etwas, einfach nur um etwas zu sagen. Belangloses. Unwichtiges.

Und dann nahm Inu Yasha einen Geruch war.
 

Kagome hatte nach ihrer Ankunft in Kogas Höhle nicht viel geschlafen. Am Abend darauf waren sie, Koga und sein Rudel zum ersten Mal losgezogen. Kagome hatte all ihren Stolz abgelegt und Koga um Hilfe gebeten. Sie hatte alles erzählt was passiert war, bis auf die Kleinigkeit, das es Kikyo gewesen war, die ihr die Juwelensplitter abgenommen hatte. Doch das war einer Sache die sie selbst klären wollte. Sie würde Kikyo irgendwann finden, denn ihre Wege hatten sich bisher noch immer gekreuzt, ob gewollt oder nicht. Am dritten Tag hatten sie einen Dämonen bekämpft und tatsächlich einen Juwelensplitter bekommen. Allerdings nur einen. Viele Tage und Nächte hatten sie damit verbracht zu suchen, Dämonen zu bekämpfen, obwohl es fast Sinnlos war, denn Kagome wusste im vorhinein, das dort kein Juwelensplitter zu holen war. Es war so wie Inu Yasha es gesagt hatte: Es gab keine mehr. Die Chance, die wenigen zu finden die noch nicht in Narakus Hand waren, war so gering, das sie noch Monate suchen würden, bis sich vier Splitter zusammen hatten.

Kagome hatte sich auf dem Fell zusammengerollt und die Augen weit geöffnet. In der Höhle schnarchten Wölfe und Wolfsdämonen um die Wette und eine leicht stickige Luft von dem warme Wetter machte das einschlafen nicht einfacher.

„Du solltest schlafen, Kagome.“ Sagte Koga und hatte sich wieder vor sie gehockt. Kagome bewegte gerade einmal die Augen, blieb ansonsten unverändert liegen.

Koga machte sich Sorgen um sie. Das anziehende an ihr war ihre Wärme, ihre Fröhlichkeit. Doch davon war nichts übrig geblieben. Stattdessen war ihr Gesicht traurig und die Augen seltsam leer und hoffnungslos. Die Wölfe gaben sich alle Mühe um Kogas Braut so gut wie möglich zu behandeln. Sie wurde mit Essen überhäuft und hatte das beste Fell bekommen. Kagome selbst bemühte sich um Dankbarkeit und zwang sich zu essen, doch in Wirklichkeit blieb es ihr fast im Hals stecken. Auch Koga musste den Ernst der Lage erfasst haben, denn er machte nicht ein einziges Mal Anstalten Kagome zu nahe zu kommen oder sonst irgendwelche Avancen. Kagome war ihm für seine Freundschaft und Hilfe unglaublich dankbar und dachte oft darüber nach wie lang sie seine Freundlichkeit noch in Anspruch nehmen konnte.

„Ja.“ Sagte sie leicht verkratzt, denn sie hatte seit längerem nichts gesagt. Ihre Augen starrten weiter starr vor sich hin und Koga ließ sie nach einigen Augenblicken wieder allein. Sie wollte nach Hause. Und das seltsame war, das sie, als sie das dachte, damit nicht das Haus ihrer Eltern meinte. Sie nannte zuhause in diesem Moment das, wo ihre Freunde waren. Seit sie damals zum ersten Mal durch den Brunnen ging, seit dem Tag als sie Inu Yasha zum ersten Mal sah, waren sie nicht solang getrennt gewesen. Vielleicht sollte sie einfach zurück gehen. Sollte sagen, dass sie gesucht und gesucht hatten und das er in allem recht gehabt hatte. Dann sollte er ruhig schimpfen, er würde sich auch wieder beruhigen. Und Eri und Yuka, sowie dieser Junge, sie würden schon irgendwann damit leben können, das sie nicht mehr nach hause konnten.

Kagome drehte sich auf den Rücken. Das war unmöglich, das konnte sie niemandem antun. Und vielleicht dachten die Anderen auch schon gar nicht mehr an sie. Vielleicht waren sie viel zu sehr damit beschäftigt Naraku zu suchen. Oder sie hatten die Suche nach verbliebenen Juwelensplittern aufgenommen. Nein, Kagome konnte so nicht zurück. Sie musste tun was in ihrer Macht stand um die drei nach hause zu bringen. Einen Splitter hatte sie. Sie brauchte noch drei. Nein, sie brauchte noch vier...
 

„Das ist Koga!“ rief Shippo aufgeregt und überrascht. Alle Blicke richteten sich auf die Gestalt die auf sie zu kam.

Er ging direkt auf Inu Yasha zu. Und ohne Vorwarnung, ohne auch nur einen Moment inne zu halten, schlug er Inu Yasha mitten ins Gesicht, so das dieser rücklings zu Boden ging. Yuka schlug die Hände vor den Mund und Sango war aufgesprungen, das Shippo von ihrem Schoß fiel und hatte sich zwischen Koga und Inu Yasha gestellt. Dann, ohne Inu Yasha auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, ging er an allen vorbei und betrat er das Haus.

Inu Yasha war sprichwörtlich vor den Kopf gestoßen und anders als er sonst reagiert hätte, stand er erst wieder auf als Koga bereits im Haus verschwunden war. Alle waren hinter dem Wolfsjungen ins Haus gegangen, viel zu überrascht etwas zu sagen. Miroku wartete an der Tür auf Inu Yasha und sie gingen zusammen hinein. Koga hatte sich zu Kaede an den Tisch gesetzt. Sango wischte sich Tränen aus den Augen.

“Sie ist bei ihm! Ihr geht es gut, Kirara hat sie zu Koga gebracht.“ Sagte sie zu Inu Yasha, der gleich neben der Tür stehen geblieben war und die Arme verschränkt hatte. Er sagte nichts, aber in seinem Inneren tobte es. Sie lebte und es ging ihr gut. Sie war nicht allein gewesen und...Sie war bei Koga gewesen, aber sie war unverletzt! Er würde sie holen gehen! Er würde sich entschuldigen können und sie würde mit ihm nach Hause kommen! Koga erzählte lange, wie sie nach den Splittern gesucht hatten und nur einen einzigen gefunden hatten. Das Kagome mit ihrer ganzen Kraft gekämpft hatte und nie aufgeben wollte, noch als sie bereits vor Müdigkeit schwankte. Das ganze Rudel war auf die Aufgabe, Kagome zu helfen, angesetzt worden.

„Kagome und ich haben einen Splitter gefunden. Drei bekommt sie von mir. Das heißt, ihr könnt wieder nach Hause!“ sagte er zu den dreien die er nicht kannte und von denen er annahm, dass sie die Freunde von Kagome waren, die am wenigsten hier her gehörten. Koga hatte Kagome nach ihrem scheitern in der Suche die drei Juwelensplitter zugesichert, die er in seinem Körper trug. Kagome hatte so herzzereisend angefangen zu weinen, und sich kaum beruhigen können. Sie war Koga um den Hals gefallen und wiederholte immer wieder das sie ihm so unendlich dankbar war. Auch Sango und die Anderen bedankten sich mehrmals bei ihm. Doch Kogas ernstes Gesicht blieb bestehen.

„Also fehlt uns jetzt noch einer.“

„Nein.“ Sagte Shippo aufgewühlt „wir brauchen vier, drei für –„

„Nein, wir brauchen fünf!“ sagte Koga bestimmt. „Der letzte ist für einen von euch!“

Absolute Stille war im Haus eingetreten. Sangos Blick auf Kaede ließ sie vermuten das sie die einzige war, die bereits begriffen hatte.

„Einer von euch wird Kagome begleiten und danach zurück kommen und die Splitter wieder mitbringen. So bekomme ich dann meine zurück.“

„Aber...aber...dann kann...dann kann Kagome doch nicht mehr zu uns kommen?!“ sagte Shippo erstickt. Inu Yashas Herz klopfte sehr schnell. Er war der zweite der es verstanden hatte.

„Nein, sie wird nicht mehr zurück kommen.“

Niemand sagte etwas.

„Sie sagt, sie gehört nicht hier her und das sie wieder lernen muss ein normales Leben zu führen.“ Kogas Blick hatte sich nun verändert und er sah traurig aus. Denn die Aussicht Kagome nie wieder zu sehen behagte auch ihm gar nicht. „Ich habe lange versucht sie von etwas anderem zu überzeugen. Es hat keinen Zweck mehr. Sie hat sich entschieden.“

Miroku beobachtete Inu Yasha aus dem Augenwinkel. Er zeigte keine Regung und schaute stur gerade aus, direkt auf die Holzwand der Hütte. Aber so war er. Miroku wusste das und er glaubte nicht das er so gelassen war wie er vorgab. Mit großer Wahrscheinlichkeit traf ihn das am meisten von ihnen allen.

Tishika räusperte sich sehr leise. „Vielleicht hat sie damit auch recht. Sie, wir alle, gehören einfach nicht hierher. Kagome sollte zur Schule gehen und Freunde treffen und nicht gegen Dämonen kämpfen.“ Eri nickte leicht und auch Yuka schien dieser Meinung zu sein. Keiner der drei konnte nachempfinden was diese Nachricht für die in dieser Zeit bedeutete. Aber niemand sagte darauf etwas.

„Wir haben einen Dämon gefunden, an der Schlucht, von dem wir ausgehen, das er einen Splitter hat, wenn nicht sogar mehrere. Morgen werden wir ihn uns holen und dann bringe ich Kagome zurück und ihr könnt gehen.“ Mit diesen letzten Worten an die drei Menschen aus der anderen Zeit war er aufgestanden und wollte das Haus verlassen. Er würdigte Inu Yasha keines Blickes und auch Inu Yasha selbst hatte den Punkt an der Wand, den er fixierte nicht verlassen. Es war offensichtlich das Koga Inu Yasha allein die Schuld dafür gab das sie alle Kagome nicht mehr sehen würden. Kagome selbst hatte es gar nicht so schlimm ausgedrückt, aber Koga war nicht dumm. Es war ihr anzusehen, das immer wenn Inu Yashas Name fiel, sie den Blick abwand und in eine stille Traurigkeit versank. Und schließlich hatte sie auf seinen Vorwurf hin das Haus verlassen und sich erst dazu entschieden zurück nach Hause zu gehen und der Welt hier den Rücken zu kehren. Da konnte sie auch noch so oft betonen das Inu Yasha recht gehabt hatte mit dem was er sagte!
 

Koga hatte schon einen Fuß auf die Türschwelle gesetzt als Inu Yashas Hand ihn an der Brust packte und ihn zurück hielt. Der Halbdämon hatte nichts außer seinen Arm bewegt und schaute Koga nicht an.

„Wenn ihr etwas passiert, bring ich dich um!“

Er ließ Koga los und für einen Moment dachte Sango es würde eskalieren. Aber nach einem Wimpernschlag verließ Koga das Haus.
 

Es war über eine Stunde vergangen nachdem Koga weg war. Dann sagte Inu Yasha zum ersten Mal etwas zu den Anderen die leise, aber unaufhörlich darüber sprachen was Kagome vorhatte. Inu Yasha hatte ihrem Gespräch still gelauscht, auch wenn es nicht aussah als würde er ihnen zuhören. Er hatte begriffen was es bedeutete das Kagome einen weiteren Splitter wollte. Es bedeutete das sie nicht wollte, dass er es war, der mit ihr ein letztes Mal durch den Brunnen steig. Wenn Kagome auf der anderen Seite war brauchte Inu Yasha keinen Juwelensplitter. Die Anderen aber schon.

„Ich werde am Morgen zu dieser Schlucht gehen!“ sagte Inu Yasha knapp.

Nach einem kurzen Moment des Begreifens das er etwas gesagt hatte, sagte Miroku

„Ich komme auch mit!“

Und nach einem weiteren Moment war es abgemacht. Sie alle würden am Morgen aufbrechen um diesen Dämon zu bekämpfen. Und um Kagome beizustehen.
 

Inu Yasha schlief nicht in dieser Nacht. Und in Kogas Höhle lag Kagome ganz genauso wach wie er.

Die verwunschene Ebene

Die verwunschene Ebene
 

Der Himmel hüllte sich in nichtssagendes Grau, als Sango sich die Haare zurück band und ihren großen Boomerang schulterte. Miroku und Shippo standen an der Tür und warteten. Shippo gähnte herzhaft und rieb sich die Augen, die noch nicht ganz geöffnet waren in diesen frühen Stunden. Inu Yasha stand aufbruchsbereit schon vor der Tür. Er hatte in der letzten Nacht nicht geschlafen. Als Halbdämon war es ihm zum Glück gegönnt mit viel weniger Schlaf auszukommen als ein Mensch, weshalb ihm das nicht so sehr zu schaffen machte, wie vielleicht den Anderen. Sango, Miroku und er waren sich eigentlich einig gewesen, das keiner der drei Freunde von Kagome mit ihnen gehen würde an diesem Morgen. Alle drei hatten darauf bestanden sie zu begleiten, wohl wissend das keiner von ihnen eine große Hilfe sein würde und genau das hatte Inu Yasha ihnen auch gesagt, wenn auch in einem nicht so höflichen Ton, aber es entsprach nur der Wahrheit. Sie konnten es nicht gebrauchen, dass die unerfahrenen Menschen zwischen ihnen herumsprangen, in Panik gerieten und alles noch schlimmer machten. Tishika allerdings hatte sich nicht so einfach abwimmeln lassen. Er Argumentierte damit das er im Kendo Club seiner Schule war und dort einer der besten und das er weiß Gott nicht in Panik geraten würde.

Das Tishika einen gewissen Narren an Sango gefressen hatte, wie Shippo vermutete behielt der kleine Fuchs für sich. Shippo würde ebenfalls nicht mit in diesen Kampf ziehen. Einerseits kam er sich feige vor und wollte Kagome auch helfen, andererseits musste er realistisch einsehen das er kaum eine große Hilfe bieten würde. Doch nur widerwillig fand er sich mit der Entscheidung seiner Freunde ab.

„Wenn ihr bis Sonnenuntergang nicht zurück seit, komme ich um euch zu retten!“ sagte er fest überzeugt und reckte sich in die Höhe.

„Wir werden bald zurück sein. Und Kagome bringen wir mit!“ sagte Miroku und stieg als letzter auf den Rücken der Dämonenkatze. Keiner wusste wie realistisch diese Aussage war und ob es so einfach werden würde wieder von diesem Ort zurück zu kommen.
 

Die Schlucht von der Koga gesprochen hatte, lag weit entfernt von diesem Dorf und sie würden eine ganze Weile unterwegs sein.

Bereits nach knapp einer Stunde schimpfte Inu Yasha vor sich hin das sie viel zu langsam waren. Er dachte in der ganzen Zeit nichts anderes, als das die stinkenden Wölfe, zusammen mit Kagome bereist mitten in einem Kampf steckten. Das Wissen um den Aufenthaltsort von Kagome trieb ihn voran. Dieser Ort war gefährlich, das wusste jeder der auch nur im entfernten von ihm gehört hatte. In den Dörfern galt er als verflucht und es wurde verhießen, dass niemand zurück kehren würde, der der Schlucht zu nahe kommen würde. Für Menschen traf dieses mit Sicherheit auch zu, denn dort wimmelte es von Dämonen. Außerdem gab es nur wenige Stellen die Schlucht zu überqueren, deren Boden man von keiner Stelle aus sehen konnte. Das bedeutete, das in einem Kampf die Möglichkeit viel zu groß war, hinein zu stürzen und für immer im Abgrund verloren zu gehen. Das Berggelände war bröcklig und ein falscher Schritt konnte eine Steinlawine auslösen. Das war zumindest das was Inu Yasha bisher von diesem Ort gehört hatte und er war nicht davon überzeugt das Koga und Kagome wussten worauf sie sich da eingelassen hatten.
 

Kagome hatte den Bogen fest in der Hand, immer bereit und gefasst darauf angegriffen zu werden, je näher sie dem verfluchten Ort kamen. Ein Mitglied aus Kogas Rudel war es gewesen, der davon erzählt hatte. Legenden die er gehört hatte und das die Möglichkeit bestand dort an Juwelensplitter zu kommen. Koga hatte sich dazu entschieden mit Kagome allein zu gehen, da zu viele anwesende zum einen eine Hilfe waren, zum anderen aber auch eine größere Angriffsfläche boten die immer schwerer zu überschauen war. So konnten sie sich auf sich selbst konzentrieren und waren nicht verpflichtet zu viele wieder heil aus diesem Gelände heraus zu bringen. Koga war nicht wohl an dem Morgen als sie endlich aufbrachen. Am Tag zuvor war er noch guter Dinge, aber jetzt wo es losging und es kaum mehr ein zurück gab, war er sich nicht so sicher wie er es sein sollte. Vielleicht gab es wirklich einen triftigen Grund, warum dieser Ort als „verflucht“ galt.

Kagome war dagegen viel zu unwissend. Sie setzte große Hoffnung in diesen Tag. Vielleicht war in ein Paar Stunden alles vorbei und sie konnte stolz die Splitter präsentieren die ihre Freunde wieder nach Hause brachten. Sie und sich selbst. Vielleicht würde sie heute ja auch den letzten Tag hier verbringen. Kagome vertrieb diesen Gedanken sehr schnell wieder aus ihrem Kopf. Daran wollte sie nicht denken während sie kämpfte. Sie musste sich auf den Moment Konzentrieren, nicht auf das was vielleicht danach kommen würde. Und wie oft kam sowieso alles anders als man es hoffte oder erwartete?

Das Koga am Tag zuvor in das Dorf gegangen war wo sich Inu Yasha und die Anderen aufhielten wusste Kagome nicht. Für sie war er einfach mit seinem Rudel auf der Jagt gewesen. Das er sich am Fuße des Berges von den Anderen getrennt hatte, ohne zu sagen wo er war, wusste sie nicht. Sie hatte in der Höhle gesessen und sich bei aller Kraft bemüht sich nicht in diese träge Stimmung fallen zu lassen, die sie nicht loslassen wollte.

Jetzt konnten sie die ersten Ausläufer des Gebietes sehen das von allen „Die Schlucht“ genannt wurde. Die Ebene wurde Felsiger und die Steine spitzer. Beide hatten immer mehr zu kämpfen um sich den Weg zu bahnen. Die Sonne war bereits aufgegangen und ganz langsam sollte es wärmer werden. Kagome hatte jedoch den Eindruck, das die Temperatur sich nicht veränderte, sondern vielleicht sogar noch kühler wurde, je näher sie dem verwunschenen Ort kamen.
 

„Wir sollten bald dort sein!“ rief Miroku von oben herab und zeigte auf die Berge die am Horizont auftauchten. Inu Yasha allerdings hatte ihn nur aus der ferne gehört. Seit einigen Minuten nahm er einen Geruch war den er sehr genau kannte. Er wusste nicht aus welcher Richtung er kam, aber irgendwo hier in der Nähe musste sich Kikyo aufhalten, da gab es keinen Zweifel. Er hielt, ohne sein Tempo zu verringern, immer wieder Ausschau nach ihren Seelenfängern, aber nirgendwo war eine Spur von ihnen. Aber sie war es. Er würde sich darin nicht täuschen! Und der Geruch blieb ihm in der Nase, egal wie weit sie noch gingen.

Und vielleicht nur weil er mit einem Mal so fixiert darauf war die Richtung zu deuten in der sich Kikyo aufhielt, merkte er nicht das etwas hinter ihnen, in sicherem Abstand, Kagura, umringt von Narakus Insekten, sie beobachtete. Sie wusste das die Insekten wiederum sie beobachteten und sie verpflichtet war Naraku zu sagen wo dieser Halbdämon und seine Gefolgschaft hin unterwegs waren. Längst hatte sie allerdings die Hoffnung aufgegeben, das Inu Yasha es sein würde der Naraku besiegt und sie endlich aus seinen Fängen befreien würde, wenn auch unfreiwillig. Der Andere allerdings, vielleicht war er es der es schaffen konnte. Der Bruder des Halbdämons hatte größere Kraft! Sie musste ihn nur dazu bringen ebenfalls dort aufzutauchen wo auch immer sie alle hin unterwegs waren. Erst jetzt fiel Kagura auf, dass das Mädchen fehlte, das sonst immer bei ihnen war. Wie dem auch sei. Sie hatte kein Interesse an ihr, sie interessierte allein die Chance das Naraku vernichtet wurde. Sie musste nur eine Möglichkeit finden die Insekten loszuwerden und Sesshomaru zu finden.

Sie folgte den Reisenden eine ganze Weile ohne nur im Ansatz bemerkt zu werden und dann sprachen sie endlich über das Ziel ihres Ausfluges: Die Schlucht.

Das ganze konnte vielleicht noch viel einfacher werden als gedacht. Wer dumm genug war, an diesen Ort zu gehen...Kagura lenkte ihre große Feder auf dem Rücken des Windes um und beschleunigte ihr Tempo so schnell sie konnte. Und tatsächlich, die Insekten fielen immer weiter zurück. Kagura lächelte. Sie waren am Ende doch nichts weiter als Ungeziefer! Zuerst sollte Naraku wissen wo er hinzugehen hatte.
 

„Spürst du was?“ fragte Koga. Kagome blieb ruhig stehen und versuchte etwas zu fühlen.

„Ja, aber es sind so viele. Vielleicht fünf oder vielleicht sogar zehn. Es sind viele.“ Sie klang verwirrt, aber sie war sich sicher das sie sich nicht täuschte. Da waren jede menge Juwelensplitter in der Nähe. Nein, nicht in der Nähe, sie fühlten sich schwach an, was bedeutete das sie noch weit weg waren, aber sie bewegten sich direkt auf sie zu. Auch jetzt wo sie selbst stehen geblieben war, konnte sie spüren, wie sich die Splitter weiter bewegten, in ihre Richtung.

„Kagome, hör mal.“ Setzte Koga an und holte sie aus ihren Gedanken zurück an den wüsten Ort, an dem sie sich aufhielten. „Wenn wir merken das es zu gefährlich wird, dann gib dir selbst mehr Zeit und suche woanders nach einem Splitter. Dieser Ort ist sehr gefährlich. Die Dämonen die dort hausen sind weit stärker als jene die sich in den Wäldern herum treiben. Auch deinen Freunden bringt es nichts wenn du bei dem Versuch sie nach hause zu bringen stirbst. Und ich werde nicht zulassen das dir etwas passiert! Ich werde dich da wieder heil heraus bringen, das verspreche ich dir! Wenn dir etwas passiert könnte ich mir das nie verzeihen!“

Kagome bekam einen leichten Hauch von rosa auf ihre Wangen als Koga ihre beiden Hände fasste und ihr tief in die Augen blickte. Koga, der Kagome einfach nicht mehr so traurig sehen wollte versuchte auf seine Art ihr Mut zu zusprechen.

„Außerdem werde ich dann diesen Köter nie wieder los!“

Sie schaute ihn erstaunt an, konnte aber nichts darauf sagen. Koga ließ sie los und ging weiter. Kagome brauchte einen Moment um sich wieder in Bewegung zu setzen. Langsam aber sicher näherten sie sich ihrem Ziel.

Er hilft mir, obwohl er weiß das mein Herz Inu Yasha gehört... Er ist ein richtiger Freund!

Sie hatte hier wirklich Freude. Freunde die ihr in allen Situationen bestanden. Doch im selben Augenblick als sie so dachte, kamen ihr die Bilder von dem Abend in den Sinn als Inu Yasha sie anschrie, sie beschuldigte, seine ganze Wut an ihr ausließ. Das Gefühl das sie hatte als er vor ihr stand, den Blick den er hatte. Er hatte sie nicht wie ein Freund angeschaut, sondern wie jemanden der einfach nur alles falsch macht. Sie hatte oft mit Inu Yasha gestritten, aber nie zuvor hatte er sie so verletzt. Selbst wenn er recht gehabt hatte, war nicht jeder in der Lage irgendwann zu erkennen das man jemanden mit seinen Worten so sehr weh tut, das es einfach zu viel ist? Erwartete sie zuviel. Vielleicht hätte er mit Sango oder Miroku auch so gesprochen, wenn ihnen die Splitter abgenommen worden wären, wenn sie es gewesen wären, die ihn zurück in dieses Zeitloch gezogen hätten, damit er nicht kämpft. Dann war sie für ihn nicht mehr und nicht weniger als Sango oder Miroku wert. Er machte keinen Unterschied unter ihnen. Er machte keinen Unterschied. Wenn sie aber ganz ehrlich zu sich selbst war, dann hatte sie das geglaubt. Sie hatte immer daran geglaubt das es eben doch einen Unterschied gab wie Inu Yasha sie und die Anderen sah. Und das war es dann gewesen das sie so verletzt hatte. Zu spüren das er es nicht so war. Es würde nicht besser werden. Sie wollte es, aber konnte nicht länger so tun als würde sie sich zufrieden geben und glücklich sein mit dem wenigen was sie hatte. Es lief immer wieder ins Nichts hinaus. Sie wollte endlich wieder so sein wie sie einmal war. Das alles musste ein Ende finden und das Leben musst wieder normal werden. Irgendwann würde sie alles hier vergessen haben und in vielen Jahren den Kindern ihrer Kinder von einem Mädchen erzählen das mal durch die Zeit reisen konnte und sich sehr unglücklich in einen Jungen verliebte der aus einer anderen Welt stammte und das sie einfach zu verschieden waren. Das sie nicht in seine Welt gehörte. Und das sie nicht das Leben der Anderen führen konnte, selbst wenn sie es noch so gern wollte. Es war falsch. Sie schluckte den salzigen Geschmack in ihrem Mund hinunter und vertrieb die Gedanken aus ihrem Kopf. Irgendwann würde es aufhören weh zu tun!
 

Es war wie geplant ein leichtes gewesen Narakus Interesse zu erwecken. Er hatte Kagura gleich wieder zurück geschickt um die Feinde nicht aus den Augen zu verlieren. Jetzt musste sie Sesshomaru finden! Sie wusste gar nicht was den Dämon zu Naraku trieb, aber sie wusste das sie ihn und seinen Hass auf den vermeidlich unsterblichen ausnutzen konnte. Sesshomaru zu finden würde nicht schwer sein, auch wenn es ein wenig Zeit brauchen würde. Es gab nicht zu viele Orte an denen er sich aufhielt. Sie würde einen nach dem anderen aufsuchen bis sie ihn gefunden hatte. Viel zu schnell um von den Insekten verfolgt zu werden, flog Kagura über die riesigen Wälder hinweg und tauchte immer wieder zwischen den Baumwipfeln herab.

Und dann, schneller als gedacht, sah sie ihn. Wie auch immer, aber er schien sie bereits erwartet zu haben. Er war nicht so dumm wie sein kleiner halbdämonischer Bruder, der nicht merkte wenn ihm der Feind im Nacken saß. Nein, Sesshomaru war weit aus mächtiger als Inu Yasha. Jetzt galt es nur noch ihn davon zu überzeugen ihr zu vertrauen.

Sie hielt ihre rechte Hand an die Stelle, wo bei Anderen das Herz schlug. Kaguras Herz war Narakus Mittel sie in seiner Gewalt zu behalten.

Vielleicht würde sie am Abend frei sein!
 

„Also wenn du recht hast, und hier ein Dämon ist der so viele Juwelensplitter hat, dann könnte sich das ganze als leichtsinnig erweisen“ sagte Koga missmutig und späte über das Gelände. Sie hatten ihr Ziel erreicht und befanden sich auf einem Felsvorsprung, einige Meter über der mit spitzen Steinen gespickten Ebene. Links von ihnen war die Schlucht. Kagome ging bis zum Rand des Felsens und schaute hinunter. Ein leichter Nebel lag über dem Boden und verdichtete sich im Abgrund. Einen Boden konnte man an keiner Stelle sehen, alles mündete in tiefes Schwarz. Die Schlucht war an dieser Stelle vielleicht an die zwölf Meter breit. Etwas weiter von ihrem Standort aus weg gab es eine wenige vertrauenserweckende Hängebrücke von einer Seite auf die Andere. Die Seile, die die Brücke zusammen hielten waren teilweise gerissen und die morschen Bretter fehlten an manchen Stellen ganz oder waren in zwei Hälften gebrochen. Der Teil der Ebene unter ihnen wurde durch einen einzigen toten Baum geziert, der sich gleich an der Stelle befand, an der die Schlucht eine Kurve beschrieb und von ihnen aus gesehen nach rechts weiter verlief. Das andere Ende der Brücke endete wenige Meter vor dem Baum. Alles lag in einem unwirklichen Braunton. Wie vertrocknet. Und über allem lag eine drückende Stille.

„Ich spüre die Juwelensplitter jetzt ganz deutlich, aber sie bewegen sich nicht mehr. Sie müssen hier irgendwo sein.“ Sie schaute angestrengt in alle Richtungen.

Und noch bevor sie ihren Bogen spannen konnte wurden sie und Koga zu Boden gerissen. Direkt vor ihnen war, wie aus dem Nichts, ein Riesiger Dämon aufgetaucht der unglaublich stank, das es Kagome die Tränen in die Augen trieb. Sie rutschten über den Steinigen Boden und wirbelten eine große Wolke Staub auf. Alles lag in seltsamen Nebel, und doch war es hier so trocken. Dies war wahrlich kein normaler Ort!

Koga sprang auf die Füße und einen Augenblick später griff er den Dämon an.

„Was ist mit Juwelensplittern?“ schrie er zu ihr herunter. Kagome spannte den Bogen und kontrollierte gleichzeitig den Körper des Dämons.

„Nein, er hat keine!“ rief sie und schoss einen Pfeil. Der Dämon hatte mit einer seiner riesigen Pranken ausgeholt und einen Großen Teil des Felsvorsprungs abgeschlagen. Kagome stolperte rücklings und der Pfeil verfehlte den Dämon um Millimeter. Koga wurde mit der anderen Pranke wie ein lästiges Insekt abgewimmelt und stürzte Meter weit nach unten auf den Boden. Kagome erinnerte sich. Die Dämonen hier waren stärker als die Anderen. Sie durften das nicht vergessen. Aber wenn sie schon Probleme hatten diesen zu besiegen, wie sollten sie erst an einen heran kommen, der mehrere Juwelensplitter hatte? Sie scheiterten schon an ihrem ersten Versuch.

Der Dämon ließ ein Ohrenbetäubendes Brüllen los und schrie gleich noch lauter als einer von Kagomes Pfeilen ihn direkt in den Hals traf. Eine widerlich aussehende Gelbe Flüssigkeit trat aus der Wunde aus. Aber ansonsten stand das Wesen immer noch aufrecht. Buchstäblich vor Wut schäumend schlug der Dämon mit beiden Fäusten auf den Felsvorsprung und zerstörte so einen Großteil davon. Kagome musste den Bogen fallen lassen um die Hände frei zu haben. So schaffte sie es im letzten Augenblick nicht in die tiefe zu stürzen. Umgeben von einer Wolke aus Staub und Gestein hing sie am Felsen, der viel zu nahe am tödlichen Abgrund war. Selbst wenn sie beim Sturz ohne Beinbruch davon kam war die Gefahr sehr groß, dass sie nicht zum halten kam und direkt in die Schlucht rutschte. Sie hörte wie Koga ihren Namen rief. Die Augen hatte sie nur einen winzigen Spalt weit geöffnet, damit ihr nicht der ganze Dreck hinein flog. Um sie herum herrschte lautes Gestampfe und die Schreie des Dämons die ihr in den Ohren weh taten. Mit aller Kraft versuchte sie sich nach oben zu ziehen.
 

Sango und Miroku sahen die Schlucht als erste. Sie riefen zu Inu Yasha herunter das sie angekommen waren, und er beschleunigte noch einmal sein Tempo. Er lief direkt in eine Wand aus Nebel hinein, der sich nach wenigen Metern auf seltsame Weise auflöste und sich dann in kleinen Wolken auf dem Boden befand. Links von ihnen war die Schlucht, ein Bodenloser Abgrund. Alles war hier anders. Inu Yasha hatte jeden Geruch verloren, auch den von Kikyo. An diesem Ort nahm er nichts weiter wahr als die Anwesenheit von Dämonen und einer seltsamen Aura die er nicht einschätzen konnte. Kirara landete direkt neben ihm. Miroku steig von ihrem Rücken und schauten sich um. Man konnte wegen des seltsamen Lichteinflusses nicht allzu weit sehen.

„Lasst uns langsam in diese Richtung gehen und seit vorsichtig!“ sagte er leise und ging neben Inu Yasha her. Sango hatte ihre Waffe griffbereit, für den Fall das sie plötzlich angegriffen wurden. Das Unheimliche war diese Stille. Ihre Schritte klangen dumpf, als wären sie nicht auf der Erde, sondern in einem Luftleeren Raum. Sango bemerkte das unnatürliche Zusammenspiel von feuchtem Nebel und der trockenen, aufgewirbelten Erde. Kirara und sie bildeten die Nachhut.

Und dann, mit einem Mal, als hätte sie eine Barriere passiert die sie auf eine neue Ebene brachte, schallte ein lauter Knall durch die Luft, der trotz der Felsen um sie herum kein Echo hinterließ. Eindeutig war direkt vor ihnen etwas, es klang wie eine Explosion, Felsen die zusammen brachen. Ein Schrei, ganz leise unter dem Getöse des Steinschlages.
 

Koga hatte eine tiefe Schnittwunde an seinem Oberarm. Er war mitten in die spitzen Felsen gefallen und versuchte nun verzweifelt Kagome zu sehen, die irgendwo in dieser Wolke aus Staub sein musste. Kagomes kraft indes verließ sie. Ihre linke Hand verlor den Halt auf den mit Staub und Dreck bedeckten Felsen. Koga rief ihren Namen. Wenn er nicht kam und sie nach oben zog würde sie fallen. Immer wieder versuchte sie Halt zu finden. Dann rutschten ihre Finger ab. Sie sah die Pranke des wütenden Dämons auf sich zurasen. Entweder würde sie von ihr getroffen werden, oder erfahren wo der Boden der Schlucht war. Sie fiel mit geschlossen Augen. Egal ob es beim Aufschlag etwas ausmachte wenn sie den Boden vorher sah oder nicht. Sie war nicht fähig die Augen zu öffnen.

In welchem Moment es geschah war ihr nicht bewusst, aber sie wurde aufgefangen von zwei Armen die sie nach oben brachten. Sie hustete den trockenen Staub aus, spürte wie sie zum halten kamen, hörte den Dämon schreien und weitere Felsen zerschlagen.

Sie wurde auf den Boden gesetzt und spürte Hände auf beiden Schultern die sie leicht schüttelten.

„Kagome!“

Kagomes Herz schien einen Moment auszusetzen. Das war nicht Koga! Inu Yasha, es war Inu Yasha! Wenn sie jetzt die Augen öffnen würde, dann war er direkt vor ihr! Nach fast zwei Wochen die sie ihn nicht gesehen hatte, saß er jetzt direkt vor ihr.

Als sie sich in die Augen sahen, war Kagome nicht in der Lage auch nur ein Wort zu sagen. Ihr Kopf war mit einem Mal völlig leer. Da war keine Traurigkeit mehr, keine Wut, Angst oder Freude. Es war das Pure Begreifen das er tatsächlich bei ihr war. Sie sackte um einige Zentimeter in sich zusammen. Der Augenblick dauerte vielleicht nur wenige Sekunden, aber beide hatten sie das Gefühle, es wäre eine Ewigkeit und sie sollte nicht aufhören. Doch die Realität kam schnell.

„INU YASHA!“ rief Sango und feuerte einen Kräftigen Schlag gegen den Dämon.

„Bleib hier!“ sagte Inu Yasha knapp und hatte den Blick schon von Kagome abgewandt. Sogleich war er mit erhobenen Schwert mitten im Kampf mit dem Dämon. Miroku hielt sich an Sangos Rücken fest und griff mit der freien Hand die von Koga. Angelockt durch den Kampf waren weitere Dämonen erschienen. Kagome sah vier, vielleicht fünf oder sechs. Sie musste an ihren Bogen kommen! Hektisch suchte sie die untere Ebene ab wo sie ihn vermutete. Sie konnte nur erahnen wo er liegen musste, denn sehen konnte sie ihn nicht im Wirbel aus Dreck und Nebel. So umsichtig wie möglich und doch so schnell es ging kletterte sie an der Felswand herunter, rutschte ab und landete auf den letzten Meter noch unsanft auf dem Boden. Der Bogen lag einige Meter entfernt.

Gleich der erste Pfeil traf! Ein zweiter vernichtete einen der Dämonen die sich neu in den Kampf gemischt hatten. Ein Dritter und Vierter trafen den großen und brachten ihn ins taumeln. Inu Yasha setzte zum Schlag an und der Dämon zerfiel in seine Einzelteile. Mirokus Stimme rief etwas und Kagome ging davon aus das er davor warte, dass er sein Windloch zum Einsatz bringen würde. Und auch gleich darauf spürte sie den Sog. Sie krallte sich an einen der Felsen und gerade als die Kraft sie zu verlassen drohte ließ er nach und hörte dann ganz auf. Die Ebene glich einem Schlachtfeld, die Luft war Schmutzig und braun, aber es herrschte wieder Stille. Koga sprang von Kiraras Rücken und eilte an Kagomes Seite.

„Geht’s dir gut?“ fragte besorgt. Er hielt sich den Arm und durch seine Finge tropfte Blut.

„Ja, aber du bist verletzt!“

„Halb so wild!“ Meinte Koga und lächelte schwach. Hinter ihm tauchte Sango auf und Kagome, in einem Anflug von neuer Energie, sprang auf die Beine und fiel ihr in die Arme. Die beiden drückten sich fest aneinander und Kagome ging gleich darin über Miroku an sich zu pressen.

„Es tut so gut euch zu sehen!“ sagte sie zum ersten Mal seit Tagen in einem Ton der endlich wieder nach ihr selbst klang.

„Geht es dir gut? Bist du verletzt?“ fragte Miroku, der fühlte das sie endlich wieder alle zusammen waren.

„Nein, ja, mir geht’s gut! Was macht ihr hier, woher wusste ihr das -“

Inu Yasha fiel in ihren Blick.

Einen Moment trat Stille ein und es war als stünden mit einem Mal nur mehr die Beiden auf dem Feld.

Dann stürzte Kagome los und fiel ihm in die Arme. Die Tränen liefen ihr über das schmutzige Gesicht und versanken in Inu Yashas rotem Hemd. Ein Augenblick der Überraschung, dann schloss er seine Arme um sie und drückte sie fest an sich.

Sie standen so eine ganze Zeit einfach da, ohne an die Anderen zu denken, ohne etwas zu sagen. Beide vertieft in das Gefühl das ihnen so sehr gefehlt hatte. Das Gefühl den Anderen so nah bei sich zu haben. Wie hatte sie nur denken können das sie ohne ihn leben konnte? Und wenn die ganze Welt um sie herum zusammenbrach, sie wollte ihn nie wieder loslassen!

Inu Yasha hatte die Augen geschlossen und atmete Kagomes Geruch ein. In seinem Kopf klangen immer und immer wieder die Worte es tut mir leid.

Kein Weg zurück

Kein Weg zurück
 

„Warum seit ihr gekommen?“ fragte Koga und kniff die Augen einen kurzen Moment zusammen als ein stechender Schmerz bis in seine Schulter zog.

Miroku hatte bereits den Mund geöffnet um etwas zu sagen, aber Inu Yasha war um einiges schneller.

„Weil man gerade gesehen hatte das du das hier nicht unter Kontrolle hast!“

„Und du glaubst du kannst das besser?“

„Ja allerdings – wie man gesehen hat!“

Die Anderen klinkten sich aus dem Zank der beiden einfach aus. Ein Streit zwischen Koga und Inu Yasha war das normalste das sie seit Tagen sahen und Kagome, ertappte sich dabei, wie sie die Szene genoss, die endlich wieder etwas vertrautes hatte. Sie war unglaublich erleichtert das sie alle gekommen waren um ihnen beizustehen und hielt es Koga zu gute, das er ihnen erzählt hatte was sie vorhatten und das sie bei ihm war.

Sie hatten also nicht einfach akzeptiert das sie weg gewesen war und sie hatten nach ihr gesucht, mehr als einmal. Kagome versuchte abzuschätzen ob Koga ihnen wohl auch von ihrem Vorhaben berichtet hatte, wieder zurück nach hause zu gehen. Wenn es so war, war sie froh das niemand es ansprach, denn jetzt wollte sie noch nicht darüber sprechen. Nicht hier, in dieser Umgebung und nicht jetzt wo sie sie alle gerade erst wieder hatte. In ihr selbst brach der Gedanke daran jedoch nicht so einfach ab. War die Entscheidung richtig oder nicht? Es passierte genau das, was sie erwartet hatte, das was immer wieder geschah: Sie sah Inu Yasha und jeder gute Vorsatz gerat ins wanken. Es würde sich nicht ändern!

„Kagome,“ versuchte Sango die streitenden zu übertönen, „Sollen wir nicht einfach nach hause gehen und uns nicht so unwissend in dieser Gegend herumtreiben?!“

„Ich spüre das hier Juwelensplitter sind.“ Antwortete Kagome „Es sind mehr als fünf glaube ich, sie müssen irgendwo hier sein.“

„So viele?“

„Ich glaube das es jetzt sowieso zu spät sein dürfte einfach zu gehen!“ sprach Miroku dazwischen und deutete mit dem Finger in die Ferne.

„Inu Yasha!“ rief Sango um die Aufmerksamkeit des Halbdämons auf diese Ebene zurück zu holen. Er folgte ihrem Blick in die Höhe. Alle sechs standen sie da und schauten auf den Punkt, der auf sie zu kam. Kagome konnte nicht fassen wie viel Pech sie heute hatte, was hätte noch passieren können?

Naraku, woher auch immer er wusste das sie hier waren, ob es Zufall war, oder ob er sie beobachtete, in jedem falle kam er jetzt direkt auf sie zu.

In einer Höhe von einigen Metern blieb er etwas von ihnen entfernt stehen und schaute höhnisch auf sie herab.

„Nicht viele sind dumm genug dieses Feld zu betreten. Hier sind die Dämonen die alleinigen Herrscher und unendlich, unerschöpflich vorhanden. Menschen verlassen das Gebiet um die Schlucht nur sehr selten wieder!“ Er schaute auf Kagome herab und sein selbstsicheres lächeln machte sie wütend. Wenn er nicht gewesen wäre... „Und als Halbdämon ist es reine Selbstüberschätzung hier her zu kommen.“ Naraku lachte. Allen fiel gleich auf das seine Stimme von dem seltsamen fehlern eines Echos ausgeschlossen schien.

„STIRB!“

Inu Yasha stürzte sich auf den Dämon. Jetzt würde er dafür bezahlen, das er ihn angegriffen hatte als er ein Mensch war, kraftlos und verletzlich, jetzt würde er diese Sache beenden!

Tessaiga in seiner Hand schlug mit aller Wucht der Windnarbe zu. Kagome schoss einen Pfeil, doch beide Angriffe prallten ohne eine Spur zu hinterlassen an ihm ab.

„Ihr versteht es nicht oder?“ lachte Naraku „Ihr könnt mich nicht besiegen!“

„Kagome runter!“ rief Koga und riss sie zu Boden, als mehrere Dämonen aus dem Nichts erschienen und über ihren Köpfen hinweg rasten. Es wurden mehr und mehr. Es war überhaupt nicht mehr möglich Naraku anzugreifen in diesem Wirrwarr von Dämonen. Sie kamen von allen Seiten und es schien, als wären sie Narakus Gefolgschaft, die genau das tat was er wollte. Sango und Miroku waren auf den Rücken der Dämonenkatze zurück gesprungen die fauchte und Schwierigkeiten hatte immer wieder auszuweichen. Inu Yasha vernichtete einen Dämon nach dem Anderen, doch es kam ihm vor, als würde es ihn um einiges mehr schwächen, als es normal der Fall sein würde. Und es schien als käme für jeden vernichteten Dämon ein neuer gleich als Ersatz.
 

Shippo lief, mit auf dem Rücken verschränkten Armen immer wieder einen Kreis im Haus. Kaede saß still am Tisch und hatte die Augen geschlossen, während die drei Anderen sich immer wieder Blicke zuwarfen.

„SO!“ rief der Fuchs mit einem Mal. „Ich geh ihnen jetzt nach!“

„Shippo, wie willst du sie finden und wie willst du dorthin kommen? Du wärst viel zu lang auf dem Weg.“

„Ich geh!“

„Ich komme mit!“ Es war Tishika, der sofort auf die Füße gesprungen war. Shippo war sich sicher, das der Junge keine Vorstellung hatte was es hieß gegen Dämonen zu kämpfen. Doch er musste sich auch selbst eingestehen, das er nicht wusste ob die Entscheidung die Richtige war. Aber er konnte seine Freunde nicht allein lassen! Er hatte lang genug gewartet!

Einige Stunden später wurde das Gelände Felsiger um sie herum. Der kleine Dämon bemühte sich nach aller Kraft sein Tempo zu halten in dem er als Ballonähnliches Wesen dahin flog. Auf seinem Rücken der Junge, der, wie es Shippo vorkam, schwer beeindruckt war von der Welt unter ihm. Kaede hatte ihm eine Waffe gegeben mit der er hoffentlich auch umgehen konnte. Inu Yasha würde schimpfen, das war Shippo jetzt schon klar. Nicht nur das er ihnen gefolgt war, nein, er brachte auch noch diesen Menschen mit.

„Ich glaube wir sind da!“ sagte Shippo als die Luft und seine Wahrnehmung sich veränderte. Er hatte nicht mal einen Fuß in die Nähe dieses Ortes gebracht und sein Vater hatte ihm die schrecklichsten Geschichten darüber erzählt und ihn gewarnt, niemals dorthin zu gehen. Tishika hatte es im Gefühl gehabt, das dies der Ort sein musste den sie als Ziel hatten, woher auch immer er das wissen wollte. In was war er hier nur verwickelt wurden, wie unwirklich das alles war. Aber er war nicht der Mensch der Feige sitzen blieb wenn Freunde Hilfe brauchten.

Jetzt galt es die Anderen zu finden. Shippo wurde mulmig in diesem Gebiet in dem alles irgendwie seltsam war. Er hatte das Gefühl als würden unsichtbare Augen ihn beobachten in allen Richtungen. Sie flogen eine ganze Zeit langsam über das Feld und dann sahen sie gleichzeitig die Wolke aus Staub und die Dämonen, die Hunderte. Einen Augenblick darauf kam Kirara aus dem Wust geschossen und Sango wie Miroku kämpften gegen scheinbar alle zur gleichen Zeit. Unablässig zerstörten sie Dämonen, aber es wurden nicht weniger.

Sie waren auf der anderen Seite der Schlucht. Shippo schaute vorsichtig nach unten. Da war sie. Jetzt waren sie soweit gekommen, seine Freunde waren mitten im Kampf, und er traute sich nicht die Schlucht zu überfliegen.

„Worauf wartest du?“ fragte Tishika als Shippo unter ihm stehen blieb.
 

„Es hat keinen Sinn, es werden nicht weniger!“ rief Sango du spaltete gleichzeitig einen Dämon in der Mitte. Sie spürte wie ihr ungewöhnlich schnell die Kraft ausging. Naraku hatten sie alle lange aus den Augen verloren und auch sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren war schwer.

Miroku kam nicht dazu sein Windloch einzusetzen solang sie alle so verstreut waren, sie mussten sich finden! Es war fast dumm das Windloch einzusetzen wenn Naraku in der Nähe war, aber eine andere Chance schienen sie nicht zu haben. Er deutete Sango Kirara in die Nähe von Inu Yasha zu lenken, der gefährlich nahe am Abgrund kämpfte, ebenso wie Kagome und Koga.

Miroku sprang vom Rücken der Katze und landete direkt neben seinem Freund. Sofort öffnete er seine stärkste Waffe und ein starker Sog zog die Dämonen in das Loch in seiner Hand. Nur einen Wimpernschlag später waren zwischen den Dämonen die Insekten, die das Gift in seinem Körper verteilten. Doch der Mönch hielt stand, die Augen vor Schmerz zusammen gepresst.

„MIROKU, NEIN!“ schrie Sango und sprang an seine Seite. Sie umfasste seinen Arm.

„Wir – haben...wir haben keine...keine Wahl!“

„Nein!“ sie fasste die Kette und legte sie um sein Handgelenk. Sofort schloss sich das Windloch und Miroku fiel in sich zusammen.

Kagome kam dazugelaufen und kniete sich an seine Seite. Sango und sie versuchten verzweifelt ihn dazu zu bringen die Augen zu öffnen, doch er schien das Bewusstsein verloren zu haben. Naraku war wieder erscheinen und zeigte sich überrascht.

„Soviel Einsatz, für nichts und wieder nichts?“ sagte er spottend und Inu Yasha sprang ihm entgegen.

Mit einer ungeheuren Wucht wurden sie auseinander gesprengt. Wie eine Druckwelle kam es auf sie zu und warf sie zurück. Inu Yasha sprang von einem Felsen ab und zur Seite, so das er im letzten Augenblick der Welle entkam. Unsanft landete er nur knapp neben einem der spitzen, die aus dem Boden ragten.

Die Anderen allerdings wurden von der Druckwelle bis weit über den Rand der Schlucht geworfen. Kirara landete hart auf der anderen Seite und blieb reglos liegen.

Shippo und Tishika waren einige Momente zuvor an eben diesen Punkt zum halten gekommen, als Naraku zu sprechen begann. Shippo sah Miroku, mit leblosem Körper durch die Luft wirbeln und huschte hektisch hin und her. Tishika fiel von seinem Rücken und schlug auf den Boden. Miroku dagegen landete mit großem Gewicht auf Shippo und wurde so aufgefangen. Es war sein Glück, denn wäre nicht in diesem Augenblick der Fuchsdämon an genau dieser Stelle gewesen, hätte sich der Mönch an einem der Spitzen Felsen aufgespießt! Jetzt piekte er Shippo schmerzhaft in die Unterseite und mit einem leisen Knall verwandelte er sich zurück und jammerte vor Schmerz. Doch sofort vergaß er das stechen in seinem hinterteil, als er Sangos aufgeregtes rufen hörte.

„Kagome! Zieh dich hoch!“

Kagome und sie waren nur ganz knapp auf der anderen Seite der Schlucht angekommen. Sie beide hatten sich, ein gutes Stück unter der Kante, festhalten können und kämpften jetzt damit sich nach oben zu ziehen. Beide hatten sie viel Kraft im Kampf verloren, aber letztlich schafften sie es und blieben keuchend am Rand liegen. Sango setzte sich auf und suchte den Boden nach dem bewusstlosen Miroku ab, fand ihn du kroch auf allen vieren zu ihm. Kagome, hin und her gerissen, konnte nicht anders, als nach Inu Yasha zu suchen.

„DA!“ rief Koga ihr aus einiger Entfernung zu und deutete auf die andere Seite. Koga war direkt neben Kirara zum liegen gekommen und rappelte sich gerade auf die Beine.
 

Inu Yasha stand mit dem Rücken zu ihnen sehr nahe am Rand der Ebene und Kagome schauderte wenn sie sah, wie gefährlich seine Position war. Naraku hielt die Augen auf ihn gerichtet.

„Ist alles in Ordnung?“ rief Inu Yasha über die Schulter zu ihnen herüber.

Kagome schaute sich kurz um. Miroku hatte die Augen geöffnet und Sango hielt seinen Kopf auf ihrem Schoß.

„Ja, alle leben!“ Rief sie zurück.

Gut! Dachte Inu Yasha grimmig und holte aus um Naraku seine Windnarbe entgegen zu schleudern. Er schaffte es im letzen Augenblick nicht vom Rückprall getroffen zu werden.

„DA!“ Schrie Tishika hektisch „DA!DA!“ er zeigte auf de andere Seite. Oben auf dem Stück Felsvorsprung, auf dem Koga und Kagome zuvor gestanden hatten, auf dem wenigen das noch davon übrig war stand Kikyo. Den Bogen gespannt und auf Naraku gerichtet, ohne die Anderen zu beachten.

Inu Yasha schlug einen der letzten Dämonen durch und versuchte dann zu sehen was der Junge meinte. Er ersparte sich die Mühe darüber nachzudenken wo er überhaupt herkam so plötzlich, denn jetzt sah er sie auch und sein Herz setzte einen kurzen Moment aus.

„Das ist das Mädchen das die Juwelensplitter hat!“ Inu Yasha, nicht sicher wo er einordnen sollte was er hörte drehte den Kopf nur ganz kurz leicht nach hinten und richtete seinen Blick sofort wieder auf die Miko.

„Kagome, das ist sie doch, oder?!“

Kagome stand der Mund offen. Das war es. Das waren die Juwelensplitter die sie gefühlt hatte. Deshalb waren es so viele gewesen, weil es die waren die Kikyo ihr abgenommen hatte, das Döschen das Kagome sonst um den Hals trug.

Inu Yasha stand wie vom Donner gerührt auf der Stelle, das Schwert erhoben und den Blick auf den Felsen gerichtet.

„Was? Was sagst du da? Ist das wahr Kagome?“ Sango und Shippo schauten ungläubig auf Kagome und wieder zu Kikyo. Kagome, am Rand der Schlucht, mit dem Rücken zu ihnen wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Tishika verstand nicht was diese Ungläubigkeit auslöste.

„Kennt ihr diese Frau?“ Die Antwort musste er sich dazu denken, denn keiner sagte etwas.

Wenn das stimmte, warum? Inu Yashas Gedanken waren nicht greifbar.
 

Naraku hatte den Blick jetzt auch auf Kikyo geheftet und lächelte. Kikyo schoss den Pfeil ab und...er traf.

Das höhnische Lachen blieb aus und die Barriere um Naraku war gebrochen. Er krümmte sich vorn über und zog den Pfeil aus seiner Brust. Inu Yashas Kopf wurde klarer und er wusste das er sich zuerst damit beschäftigen musste. Er griff an. Naraku allerdings war nicht so leicht zu schlagen, auch ohne seinen Schutz um ihn herum. Er schlug mit dem Arm nach hinten und ohne ihn zu berühren, wurde Inu Yasha mit ungeheurer Wucht auf den Boden geworfen, er verlor das Schwert aus der Hand und blieb kurz reglos liegen. Was immer es war das ihn getroffen hatte, er war verletzt. Kikyo schoss.

„Stirb, Naraku! Stirb!” Sie war die nächste die es traf. Für einen Moment war sie nicht zu sehen, als sie rückwärts fiel und vom Felsen rutschte.

Kagomes Beine wurden eiskalt als sie sah wie Inu Yasha am Boden lag.

Der Halbdämon fasste die wenige Kraft die er noch hatte und versuchte sein Schwert zu greifen.

„Jetzt beenden wir das!“ rief Naraku und Inu Yasha spürte nur, kurz bevor er Tessaiga hätte greifen können, das er wieder auf den Boden schlug. Sofort wurde er in die Luft gezogen und er konnte nicht Atmen. Er hörte Kagomes Stimme. Irgendwo.

Er schlug gegen den Fels und ein dünnes Rinnsal Blut lief aus seinem Mundwinkel. Auf allen vieren versuchte er aufzustehen und sofort wurde es schwarz in seinem Kopf. Er verlor das Bewusstsein...Mit aller Kraft versuchte er die Augen zu öffnen und den Wirbel aus Schwarz in seinem kopf zu stoppen.

Er schoss durch die Luft und haftete im nächsten Augenblick an dem verdorrten Baum, der am Rand der Schlucht stand.

Kikyo schoss einen Pfeil. Einen zweiten, einen Dritten, doch Naraku brachte sie zur Ruhe. Sie schlug an den Fels und blieb reglos liegen.

Kikyo auf der einen Seite und Inu Yasha auf der Anderen und beide weit weg von ihr! Kagomes Herz schlug so schnell das ihr schwindlig wurde als sie auf die Beine Sprang.

„NEIN! NEIN!“ schrie sie als Inu Yasha wie tot an dem Baum hing, von den Wurzeln umgeben, genau wie in der Schule.

„KAGOME, WAS TUST DU?“ rief Koga und rannte ihr nach, in dem Augenblick als er verstand was sie vorhatte. Sango rief ihren Namen, Kagome hörte sie, aber es hielt sie nicht auf. Sie lief geradewegs auf die viel zu morsche Hängebrücke zu und ohne darüber nachzudenken, ohne zu stoppen und Koga die Gelegenheit zu geben sie aufzuhalten, lief sie darüber.

Bereits der vierte Balken auf den sie trat brach ein und die Stücke fielen in die endlose tiefe. Kagomes Bein schnitt sich an den Splittern auf als sie durchbrach. Sie hielt sich an dem dünnen Seil fest das vor langer Zeit als Geländer diente. Es riss gefährlich schnell auseinander.

Kagome zog ihr Bein aus dem Loch und rappelte sich hoch, sie lief weiter so schnell sie konnte, den Blick nach unten um nicht in die Lücken zu treten wo bereits die Bretter fehlten. Der Weg kam ihr zu lang vor, viel zu lang, sie musste schon Stunden auf dieser Brücke sein! Wieder brach sie ein.

Und dann rissen die Seile.

Sango schrie.

Kagome hielt sich mit aller Kraft fest als die Brücke ihren Halt verlor, auf der Seite von den Anderen und jetzt nur noch gehalten wurde auf der Seite, wo sich Naraku aufhielt.

Kagome fiel wie in Zeitlupe runter.

Sie prallte eine Ewigkeit später, wie es ihr vorkam gegen die Wand und hing mit geschlossenen Augen an den maroden Seilen.

Sie öffnete die Augen und war überrascht das sie noch lebte. Sie schaute nach oben und kletterte los. An den Halterungen sprangen die Fasern eine nach der Anderen auseinander.

Eines der beiden Seile riss nun ganz und Kagome sackte wieder ein Stück ab und schwenkte gefährlich zur Seite. Sie kletterte sofort weiter.

Dann kam der rettende Griff an die Kante der Schlucht. Jetzt hing ihr Leben nicht mehr an diesem Seil. Sie zog sich mit letzter Kraft hoch und rollte einen Meter vom Abgrund weg. Auf der anderen Seite hatte Sango die Hände vor den Mund gelegt und schaute voller entsetzen auf das Geschehen. Tishika konnte nicht fassen, das dies ein Mädchen war, das er aus der Schule kannte. Aus etwas so normalen wie der Schule!
 

Kagome kam viel zu langsam vorwärts mit ihrem verletzten Bein. Das Blut lief herunter und tropfte auf den Staubigen Boden.

Sie hatte bereits einen Pfeil in der Hand um damit die Wurzeln um Inu Yasha zu durchstechen. Doch soweit kam sie nicht.

Den Blick auf den hängenden Körper des Halbdämons gerichtet traf sie Naraku in den Rücken, dass sie vornüber fiel.

Inu Yasha öffnete die Augen, doch sie fielen ihm gleich wieder zu. Er schaffte es nicht sie offen zu halten. Sein Kopf war im einen Moment klar und dann sofort drohten ihm wieder die Sinne zu schwinden. Abschnittsweise bekam er mit das Kagome bei ihm war. Er fühlte das er zu Boden glitt, befreit von den Wurzeln.

Kagome wusste nicht was sie tun sollte. Sie Resignierte. Sie spürte wie sie resignierte. Aber dann würde sie mit ihm zusammen sterben!

Sie klammerte sich an Inu Yasha der in ihren Armen hing, reglos und schwer. Sie bemerkte nicht einmal das die Tränen ihr über das schmutzige Gesicht liefen. Hier kamen sie nicht lebend heraus! Beide wurden sie über den Boden geschleudert und rutschten über die Steinsplitter. Sie lies ihn nicht los. Die letzten Gedanken die sie hatte waren, dass sie ihn nicht loslassen durfte.

Sie wandte den Blick auf die Stelle an der Kikyo lag. Gelegen hatte, denn die Miko kniete mit gespanntem Bogen auf dem Boden. Sie schoss einen Pfeil in dem Augenblick als Kagome sie sah und Kagome ergriff die Chance. Vielleicht schaffte sie es hinter die Felsen. Wissend das sie das nicht retten würde.

Sie kam nicht soweit. Naraku, vom Pfeil getroffen in die Brust, feuerte dieselbe Druckwelle wie zuvor jetzt gegen Kikyo.

Kagome und Inu Yasha rutschten über den Rand.

Die linke Hand hielt sie an der Kante.

Die Rechte hielt Inu Yasha.

Sie hatte das Gefühl auseinander gezogen zu werden.

Die Augen zusammen gepresst, als helfe ihr das die Kraft aufzubringen sie zu halten.

Kikyo war in den Kampf mit Naraku verwickelt. Sie waren auf sich allein gestellt.

Kagome hörte die Anderen hinter ihr schreien und rufen. Sie verstand nicht was sie sagten. Es konnte ihr nicht helfen.

Sie...musste...sie musste nach oben!

Inu Yasha wusste in weiter ferne, das Kagome ihm das Leben rettete.

Lass mich los! Dachte er. Sie konnte nicht hoch wenn sie ihn nicht los ließ!

Kagome versuchte es, aber es gab keine Möglichkeit für sie ihn nach oben zu ziehen. Diese Kraft hatte sie nicht.

Sie öffnete die Augen und starrte ins Leere.

Die Rufe der Anderen im Hintergrund.

Das Getöse des Kampfes oben über ihnen.

Ihr Blick gerade aus, den Kopf an die Felswand gelehnt.

Ihre Finger taub und verkrampft. Sie konnte sich nicht weiter halten.

Es war vorbei.

Sie zog es nur in die Länge.

Nie würde sie ihn fallen lassen!

Inu Yasha fühlte das sie weinte. Die Tränen fielen auf seine Schulter, auf sein Gesicht.

Sie würde ihn nicht los lassen.

Er wusste es.

Die Finger ihrer rechten Hand rutschten.

Um jeden Preis

Um jeden Preis
 

Shippo versuchte verzweifelt sich zu verwandeln, doch er war viel zu hektisch, viel zu nervös und mit einem leisen knallen wurde er sofort wieder zu dem kleinen Fuchsdämon, der nicht im Stande war seine Freunde auf der anderen Seite zu retten. Er begann zu schreien und zu weinen und schließlich blieb er resigniert am Boden liegen, schluchzend. Miroku nahm ihn in den Arm und suchte nach Worten, irgendwelche, doch er blieb stumm. Sie konnten nichts tun. Nichts. Inu Yasha und Kagome...Sie würden fallen. Sango war auf die Knie gesunken und schluchzte in ihre Hände, die sie vor das Gesicht gelegt hatte um nicht sehen zu müssen, wenn es zu ende ging.
 

Kagome schloss die Augen. Sie hatte aufgehört zu denken, spürte keine ihrer Glieder mehr.

Und doch war es ihr als würde sie nicht in die Tiefe fallen. Kein Gefühl in ihrem Bauch, ausgelöst durch den Sturz. Es war als hätte sich eine Hand um ihr Gelenk gelegt und würde daran ziehen.

Rin zog mit ihrer ganzen Kraft. Jaken hatte sich hinter sie gestellt, seine kleinen Arme um ihren Bauch geklammert und tat sein Bestes, setzte seinen ganzen Körper ein um das Gewicht zu tragen.

Kagome öffnete die Augen. Es war keine Einbildung! Jemand zog an ihrer Hand und versucht ihnen zu helfen. Jemand war gekommen um ihnen zu helfen!

„Du...musst mit...helfen!“ Sagte Rin angestrengt und stemmte sich gegen den Zug nach vorne. Kagome erkannte die Stimme sofort. Es war die letzte Chance die sie hatten! Sie musste kämpfen, noch einmal kämpfen.

Sie biss die Zähne zusammen, suchte mit ihren Füßen nach halt an der glatten Felswand. Und dann fand sie ihn. Nur ein kleiner Vorsprung auf dem ein winziger Teil ihres Fußes platz fand. Rin und Jaken stöhnten in ihrer Anstrengung. Kagome konnte sich jetzt mit dem Ellbogen auf der Kante abstützen. Sie brauchte eine Pause, sie konnte nicht mehr. Die Kraft die sie gebraucht hätte war verbraucht. Und doch brachte sie es fertig mit dem Bauch auf den Boden zu kommen. Jaken lies Rin los und sprang an die Seite wo er nach Kagomes Arm griff.

Als sie zusammen mit seiner Hilfe den Arm nach oben zog, die Augen vor Schmerzen zusammen gepresst, spürte sie wie die Fasern ihrer Muskeln rissen. Jaken fasste Inu Yashas Handgelenk.

Kagome war oben! Sie lag auf dem Bauch und zusammen holten sie auch Inu Yasha auf die Ebene zurück. Sie waren gerettet! Inu Yashas lebloser Körper lag da, die Füße noch über dem Abgrund. Kagome roch den Schmutz unter ihrem Gesicht. Ihre linke Hand brauchte einen ganzen Moment bis sie sich lösen lies. Sie war völlig krampfhaft um Inu Yashas Gelenk gekrallt.

Es gab einen Knall.

„Wir müssen von der Schlucht weg!“ rief Jaken und wurde noch nervöser.

„Kannst du aufstehen?“ fragte Rin besorgt.

„Ja!“ sagte Kagome, ohne zu wissen ob sie die Wahrheit sprach. Aber es war nicht zu ende. Sie musste ihn in Sicherheit bringen!

Die Arme um seine Brust gelegt zog sie ihn zusammen mit den beiden weg von der Klippe, weg von dem Abgrund, der ihr Grab gewesen wäre. Kagomes Beine sackten immer wieder ein, doch sie gab nicht auf. Als sie den Blick nach rechts wandte sah sie wie Sesshomaru kämpfte. Naraku hatte keinen Blick für sie. Sie würden es schaffen.

Und dann waren sie hinter dem Fels auf dem sie und Koga noch vor so kurzer Zeit gestanden hatten. Völlig entkräftet und mit ungeheuren Schmerzen sank sie mit dem Rücken am Fels herunter und blieb mit geschlossenen Augen sitzen. Inu Yashas halber Körper auf ihrem Schoß und die Arme um ihn gelegt und an ihre Brust gepresst.
 

Langsam, mit großer Angst vor dem was sie sehen würde senkte sie den Blick auf ihn.

„Inu Yasha.“ Flüsterte sie. „Inu Yasha. Inu Yasha!“ kraftlos schüttelte sie ihn ein wenig. Seine Augen blieben geschlossen. „Inu Yasha!“ endlich kam die Stimme zurück. Leise, brüchig. „Mach die Augen auf Inu Yasha!“

Rin und Jaken beobachteten stumm die Szene. Beide sahen mehr als Kagome sehen wollte.

„Inu Yasha mach die Augen auf! Du sollst aufwachen! MACH DIE AUGEN AUF!“

Sie blieben geschlossen.

Kagome hatte ihn von ihrem Schoß gleiten lassen und schüttelte ihn nun immer und immer wieder.

„Wach doch auf! Wach doch auf.“ Ihre Worte erstickten durch die schreckliche Enge in ihrem Hals. „Mach die Augen auf.“

Und er öffnete sie.

Kagome stieß ein Geräusch aus, ein ungläubiges winziges Lachen. Die Tränen liefen ihr über das Gesicht und tropften auf den Jungen.

Er schaute ihr in die Augen. Seine eigenen nur einen Spalt weit geöffnet. Er hustete. Ein neuen Rinnsal Blut lief ihm aus dem Mundwinkel über die Wange.

„Wir sind gerettet Inu Yasha. Wir gehen nach hause.“ Ihre Stimme war unnatürlich hoch.

Rin hatte die Hände vor den Mund gelegt und weinte stumm. Jaken, der immer hektische und schimpfende Jaken, stand wie festgewachsen und in seinem Gesicht lag großes Mitleid.

„Ka...go...me.“ Inu Yashas Worte waren kaum verständlich.

„Nicht reden! Es wird alles gut. Es wird doch immer alles gut.“ Kagomes Gesicht verzog sich zu einer gequälten Grimasse, das Gefühl in ihrem Hals wurde schlimmer und die Tränen ließen den Blick verschwimmen.

Inu Yasha hustete und kniff die Augen zusammen wie unter unmenschlichen Schmerzen.

Für einen kurzen Augenblick, nahmen seine Haare das tiefe Schwarz an. Der Moment war gleich vorbei. Um sie herum wurde alles weiß. Der Nebel wurde dichter und dichter.

„Nein.“ Kagomes Blick wurde apathisch. „Nein. Nein. Nein.“ Sie schüttelte den Kopf und die Worte wurden leiser.

Sein Kopf fiel fast unmerklich zur Seite. Seine Augen blieben geschlossen. Und Kagome wusste es.

Jaken hatte den Blick gesenkt. Rin schluchzte bitterlich.

Kagome hatte mit einem Mal aufgehört zu weinen. Die Tränen waren einfach versiegt. Sie hörte nicht auf ihn zu schütteln.

„Inu Yasha! INU YASHA!! Mach platz! Inu Yasha!“

Nichts passierte. Gar nichts.

„Kagome...“ setzte Jaken an. Es knallte. Staub wurde aufgewirbelt. Kagome kümmerte sich nicht darum, ja sie bekam es nicht einmal mit das um sie herum noch immer ein Kampf tobte.

Dann herrschte Stille.
 

Kagome hatte Inu Yasha los gelassen und war aufgestanden. Panisch fuhr ihre Hand durch die Haare. Sie drehte sich um, wieder zurück, und wieder weg von ihm. Jemand musste ihm helfen! Sie lief los. Der Kampf schien vorbei. Abrupt blieb sie stehen. Kikyo stand vor ihr. Den Bogen in der Hand, halb auf den Boden hängend. Ihr Gesicht war schmerzerfüllt und traurig. Sie machte einen Schritt in die Richtung wo Inu Yasha lag. Ignorierte Kagome und scheute nur auf den leblosen Körper des Halbdämons.

Kagome stürzte ihr entgegen. In ihr stieg blanker Hass auf.

„Verschwinde! Du sollst hier verschwinden!“ sie schubste Kikyo zurück und versperrte ihr den Weg. Kikyos Blick verhärtete sich, aber sie blieb stehen.

„Das ist alles deine Schuld! Wenn du nicht wärst wäre das alles nie passiert! Es ist deine Schuld! Du bist es die nicht hier her gehört! Du solltest gar nicht hier sein!“

Kagome ging einige Schritte rückwärts, weg von Kikyo, ohne sie aus dem Blick zu lassen.

„sieh dir an was du angerichtet hast! Weil du dich in Dinge eingemischt hast die dich nichts mehr angehen! Die du gar nicht erleben solltest! ES IST ALLES DEINE SCHULD!“

Kikyo blieb stumm. Kagomes Zorn war wieder der Trauer gewichen. „Guck doch was passiert ist!“ jetzt kamen ihr wieder die Tränen und das Begreifen. Es zog ihr die Brust zusammen. Kikyo drehte den Kopf zu Seite. Kagome atmete schwer und sah dann was Kikyos Blick abgelenkt hatte. Sesshomaru war stumm neben ihr erschienen und hatte die Augen auf den am Boden liegenden Inu Yasha gerichtet. Ohne von ihm abzusehen und mit ausdrucksloser Miene, die weder Trauer noch etwas anderes zeigte, sondern völlig leer war, nicht zu deuten, sagte er „Ihr habt euch von Naraku reinlegen lassen. Es war nichts als eine seiner Puppen.“

Kagome stand da wie aus Stein.

„Wir gehen.“

Rin und Jaken setzten sich langsam in Bewegung um Sesshomaru zu folgen. Er hatte sich umgedreht und ging, ohne ein weiteres Wort.

Kagome gab ein trauriges Bild ab, wie sie resigniert auf dem selben Punkt stehen blieb, die Schultern kraftlos herabhängend.

Dann sprintete sie los.

„Sesshomaru! Du musst ihn retten! Du kannst ihn retten! WARTE!“

doch Sesshomaru wartete nicht. Als hätte niemand ein Wort gesagt setzte er seinen Weg fort. Rin und Jaken hinter ihm, die immer wieder den Kopf zu ihr umdrehten und dann auf ihren Meister schauten, in Erwartung einer Tat.

„Du kannst ihn nicht hier liegen lassen! Er ist dein Bruder! Du musst ihm helfen!“

Auf das Wort Bruder war er stehen geblieben und Jaken wäre fast mit ihm zusammen gestoßen.

„Warum sollte ich das tun?“ fragte er ohne sich umzudrehen.

„Er ist dein Bruder! Du hast die Möglichkeit ihm das Leben zu retten!“ Kagome schluchzte und sank auf die Knie. „Bitte! Ich tue alles damit du ihm hilfst! Bitte!“ kläglich hockte sie am Boden, hin und her gerissen zwischen hoffen und resignieren.

Sesshomaru drehte sich um.

„Welchen Sinn hat es wenn ich ihm helfe?“

„Was?“ Kagomes Frage war mehr für sich selbst bestimmt. Was war die Antwort auf so etwas? Was war der Sinn? „Ich...du kannst ihn doch nicht sterben lassen.“ Ihre Hoffnung schwand mit jedem Augenblick mehr und ihre Worte wurden leiser.

„Vielleicht ist es besser für ihn wenn er nicht mehr kämpfen muss? Vielleicht ist er damit zufrieden das es vorbei ist?“

„Was? Nein. Nein das stimmt nicht, das kann nicht sein. Ich kann nicht...“

„Du würdest alles tun um ihn zu retten? Warum? Um seinetwillen? Willst du mir sagen das ein Mensch alles tun würde um jemand anderem das Leben zu retten?“

„JA! Ich würde alles tun. Ich tue alles. Alles!“

„Weil du nicht ohne ihn leben willst, ist das der grund? Weil du nicht willst das er weg ist!?“

Kagome blickte mit offenen Mund in sein Gesicht. Ja, das war der Grund! Sie konnte und wollte nicht ohne ihn leben!

„Ein Mensch ist nur auf sein eigenes Wohl aus! So sind alle Menschen. Sie trauern nicht weil eine Person gestorben ist, sie trauern weil diese Person nicht mehr bei ihnen ist, weil sie diejenigen sind die zurück gelassen wurden! Ihnen ist es egal ob jemand gelitten hat und ob es besser für die Person ist das sie nicht weiter unter ihnen weilt, sie akzeptieren nie das sie sich trennen müssen!“

„Nein! Nein. Das stimmt nicht.“ Doch Kagome sagte nicht die Wahrheit. Inu Yasha ließ sie hier, er würde nie wieder bei ihr sein, sie konnte nie wieder mit ihm sprechen, sie würde ihn nie wieder sehen...

„Wenn es nicht so ist, würdest du sein Leben auch retten wollen wenn du ihn trotzdem nicht wieder sehen könntest? Wenn du mit dem Wissen leben müsstest das er irgendwo ist, aber sich eure Wege trotzdem getrennt haben?“

Kagome starrte ihn an.

„Das Wissen, das er dich vergessen wird und ein Leben führt in dem du nicht mehr vorkommst. Zu wissen das er jemand neues an seiner Seite hat!“

Sesshomarus Blick war kalt, als er auf Kikyo schaute. Kagome folgte seinem Blick langsam, nicht verstehend was er da sagte.

„Was ist wenn er wieder zu ihr findet? Wenn du damit leben musst zu wissen das er bei ihr ist? Hat es dann auch einen Sinn? Würdest du auch wollen das er lebt wenn es so wäre?“ Kagomes Kopf blieb leer. Sie schwieg. Kein Gedanke kam, der ihr Antwort geben wollte.

Nach langer Pause drehte Sesshomaru sich um und ging.

„JA! Ja! Ich wollte auch dann das er lebt! Ich wollte es auch dann!“

Er blieb stehen.

„Es ist einfach das zu sagen, wenn man nicht in dieser Lage ist und nur erreichen will das ein Anderer tut was man will, oder?“

Kagome stand auf.

„Nein, selbst dann ist es nicht einfach! Aber ich meine es so wie ich es sage! Ich will das er lebt! Mit oder ohne mich. Es ist egal!“

Sesshomaru dreht sich um und schaute Kagome in die Augen. Sie hielt seinem Blick stand, Entschlossen zu tun, was auch immer er verlangen würde.

„Ich werde es dir beweisen! Ich bringe ihn nach hause und dann...dann sage ich ihm lebe wohl. Wenn es das ist was du willst, dann tu ich es!“

„Ich will das die Menschen ihren Egoismus erkennen! Sie sind nicht die Hilfsbereiten Wesen die sie immer vorgeben zu sein. Sie sind bei weitem nichts besseres als die Dämonen!“

„Ich werde mich euch anschließen, ich werde euch finden und Inu Yasha nicht wieder sehen!“ sagte sie entschlossen.

Sesshomaru schwieg. Rin und Jaken schauten hin und her, wechselten Blicke und in ihren Gesichtern lag Bewunderung für Kagome.

Sesshomaru und Kagome blickten sich lange an, ohne das jemand sprach.

Und dann ging er schweigend an ihr vorbei.

Kagome wandte sich um und schaute ihm nach. Endlich tat er es.

Sesshomaru griff nach seinem Schwert, dem Gegenstück zu dem das Inu Yasha trug und schaute auf seinen Halbbruder herunter. Ungewöhnlich viele der Wesen, für das normale Auge unsichtbar, scharten sich um den Leblosen Körper.

Er erhob das Schwert und schlug sie von Inu Yasha weg. Sie alle verschwanden mit einem Mal.

Kagomes Herz schien auszusetzen als sie sah das er die Hand bewegte. Sie lief an Sesshomaru vorbei und kniete sich auf den Boden.

„Inu Yasha? Inu Yasha hörst du mich?“

Er antwortete nicht, aber Kagome wusste das er leben würde.

Sesshomaru beobachtete die Szene einen Augenblick, bevor er sich umdrehte und ohne ein weitres Wort ging.

Kagome stand auf und lief ihm einige Schritte nach.

„Ich werde kommen!“ sagte sie und Sesshomaru blieb stehen ohne sich umzudrehen. „Ich danke dir!!“

„Wir gehen.“

Rin schaute noch mal auf Kagome zurück und folgte ihm dann. Jaken umklammerte seinen Stab.

„Komm.“ Sagte er leise und dann verschwanden die drei im Nebel.

Kagome ging zurück und legte Inu Yashas Kopf auf ihren Schoß. Er lebte. Es gab nichts wichtigeres.

„Kagome!“ Sangos Stimme drang nach einer Weile zu ihr durch und gleich darauf landete Kirara neben ihnen auf dem Boden. „Ist alles in Ordnung?“

Kagome streichelte Inu Yasha über das Haar, weinte und lächelte schwach.

„Ja. Alles ist in Ordnung.“

Sango hockte sich eben sie und schaute auf Inu Yashas geschundenen Körper. Miroku und Tishika sprangen ebenfalls vom Rücken der Katze. Shippo, mit Koga auf dem Rücken folgte ihnen einen Moment später und der kleine Fuchs sprang sofort an ihre Seite. Er stellte sich neben Inu Yashas Gesicht und schaute ihn mit Sorgenvoller Miene an.

Keiner von ihnen hatte noch mal an Kikyo gedacht und auch keiner hatte bemerkt das sie Wortlos gegangen war. Kagomes Tränen hörten irgendwann auf. Sie blieb mit ihrem Blick auf Inu Yasha. Gedankenversunken wischte sie das getrocknete Blut von seiner Wange.

Dann endlich öffnete er die Augen und schaute Kagome ins Gesicht, immer noch sehr schwach und müde.

Shippo stieß einen Freudenschrei aus.
 

Der Nebel hatte sich zu einem großen Teil wieder verzogen und es schien als würde die Nacht herein brechen. Der geschwächte Miroku schlug vor den Ort jetzt schnellstens zu verlassen und nie wieder her zu kommen. Sie überhäuften Kagome mit Fragen dazu, wie Naraku besiegt wurde oder ob er einfach geflohen war. Kagome jedoch hatte nicht mehr die Kraft ihnen zu erklären was eben hier passiert war. Sie fanden Platz auf Kiraras Rücken, Sango vorn, Inu Yasha hinter ihr, immer wieder ohne Bewusstsein, aber lebendig. Den Kopf auf Sangos Rücken gelegt schlief er den ganzen Weg bis sie in der tiefen Nacht wieder im Dorf waren. Kagome saß hinter ihm, die Arme um seinen Bauch geschlungen und den Kopf auf seinen langen Haaren. Die Augen ins leere schauend. Miroku und Tishika wurden unter großem Gejammer von Shippo getragen.

Koga hatte sich entschlossen zu seinem Rudel zurück zu gehen um ihnen die Sorge zu nehmen ihm könnte etwas passiert sein. Kagome und er hatten sich lange umarmt und sie sagte ihm leise wie unendlich dankbar sie ihm war. Er versprach in den nächsten Tagen zum Dorf zu kommen um die Juwelensplitter zu bringen, dann ging er.
 

Shippo, der mühevoll hinter Kirara her flog, holte den Abstand zu Kagome auf und lächelte ihr freudig zu.

„Ich bin so froh das ihr lebt!“ sagte er verlor gleich wieder an Tempo und fiel zurück.

„Ja,“ sagte Kagome leise, „das bin ich auch.“

Um welchen Preis auch immer...

Nur noch eine Chance

Nur noch eine Chance!
 

Es war ein unglaublich warmer Tag und im ganzen Dorf suchten die Menschen nach Schatten. Kagome hatte sich außerhalb der Siedlung auf die Wiese am Fluss gesetzt und ließ ihre Füße ins Wasser hängen. Hier saß sie bereits seit einiger Zeit. Nachdem sie in der Nacht wieder bei Kaede angekommen waren und dort mit großer Erleichterung aufgenommen wurden war Kagome nur schwer eingeschlafen. Tishika hatte mit aufgeregter Stimme erzählt was er miterlebt hatte. Für ihn war es ein großes Abendteuer, eine Geschichte die in wenigen Stunden vorbei sein würde. Mit großen Augen und vielleicht mit etwas Neid hatten Eri und Yuka ihm zugehört. Kaede hatte sich gleich an die Arbeit gemacht alle Wunden zu versorgen. Kagomes rechtes Bein trug jetzt einen engen Verband unter dem es brannte und zwickte. Inu Yasha war mit Abstand der, der am übelsten zugerichtet war. Kagome hatte sich neben seine Liege gekniet und zugesehen wie Kaede versuchte die Wunden zu reinigen und zu verbinden. Er lag da wie bewusstlos, doch immer wenn Kaede an seine Wunden kam kniff er die Augen zusammen. Selbst im Unterbewussten hatte er noch Schmerzen. Für einige Zeit war er auch wach gewesen. Kagome saß an der Wand neben ihm und schaute leer in den Raum, mit einem Ohr bei den Erzählungen der Anderen, und in Gedanken immer wieder bei den letzten Bildern an der Schlucht. In ihr herrschte ein sehr eigenartiges Gefühl, das sie in keiner Weise einordnen konnte. Vielleicht war ein Teil Angst dabei, vor dem was kommen würde, der Unwille darüber zu sprechen, die Hoffnung das niemand sie fragen würde, und die Gewissheit das sich jetzt ohne ein Zurück etwas ändern würde.

Inu Yasha sagte ihren Namen und holte sie aus den Gedanken zurück. Am Tisch verstummten die Gespräche und kurz trafen sich Sangos und Kagomes Blick. Inu Yasha hatte mühe die Augen geöffnet zu halten und schloss sie so auch gleich wieder. In Kagomes Hals wurde es enger. Aus dem Augenwinkel sah sie wie seine Hand sich in ihre Richtung bewegte. Sie zögerte einen Moment und dann griff sie nach ihr. Sie spürte wie seine Finger sich um ihre schlossen und so schlief er wieder ein. Kagome schaute noch eine ganze weile auf ihn herab und dann muss auch sie irgendwann eingeschlafen sein, denn als sie am Vormittag wieder wach wurde lag Inu Yasha fast unverändert da und sie direkt neben ihm. Sie brauchte einen Augenblick um zu verstehen wie sie hier her gekommen war und warum sie neben ihm lag, das Gesicht an seinem Oberarm und die Beine an den Körper gezogen. So muss sie eingeschlafen sein und jemand hatte eine Decke über sie gelegt.

Sie aß etwas mit den Anderen und Miroku fragte sehr vorsichtig was nun passiert war als sie auf der anderen Seite waren.

„Sesshomaru hat Naraku besiegt.“ Sagte sie und trank einen Schluck Wasser.

Alle waren erstaunt.

„Wo kam er so plötzlich her? Und warum kämpft er gegen Naraku? Doch bestimmt nicht um Inu Yasha zu helfen!“ fragte Miroku.

„Er hat gesagt das es nicht wirklich Naraku war, nur eine seiner Puppen.“ Übergang Kagome seine Frage.

„Das würde bedeuten,“ sagte Sango „dass jetzt auch seine Puppen soviel stärker geworden sind?!“

„Ich denke das es an der Aura der Schlucht liegen muss.“ Sagte Kaede hinter ihnen, während sie eine Salbe auf den immer noch schlafenden Inu Yasha auftrug.

„Ja, das denke ich auch.“ Sagte Miroku und versank in Gedanken.

„Wir haben gesehen wie Rin und Jaken euch nach oben gezogen haben. Es war wirklich sehr knapp, oder?“ fragte Sango besorgt.

„Ja,“ murmelte Kagome, der das Gespräch zunehmend unangenehmer wurde. „Ich hätte uns nicht weiter halten können.“

„Du warst wirklich großartig, Kagome!“ sagte sie.

Kagome schwieg. Wenn das so wäre, dann wäre sie früher bei Inu Yasha gewesen und wenn es so gewesen wäre, dann wäre sie in der Lage gewesen zu verhindern das er so zugerichtet wurde.

„Und was ist mit Kikyo?“ Fragte Sango.

„Ich weiß nicht, sie war mit einem Mal verschwunden.“ Kagome erinnerte sich an alles was sie in ihrer Panik zu ihr gesagt hatte. Sie war sich sicher das sie sich damit Kikyo zum Feind gemacht hatte.

„Ich meine mit den Splittern, die sie dir abgenommen hat. Warum hast du uns das nicht gesagt? Wir hätten- “

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht warum ich es nicht gesagt hab. Vielleicht weil ich dumm bin.“

„Red keinen Unsinn!“ Sagte Sango, „Vielleicht versteh ich dich sogar ein bisschen.“

Kagome sah an. Sie konnte sich gut vorstellen das Sango Verständnis dafür hatte. Auch wenn Kagome im nachhinein den Grund dafür selbst nicht mehr ganz nachvollziehen konnte.

„Ich geh was nach draußen.“ Kagome stand auf und ging zur Tür, nicht ohne noch einen Blick auf Inu Yasha zu werfen.

„Er wird wieder ganz gesund, du wirst sehen, das geht schnell. Er ist ein Halbdämon, die sind nicht so langsam in der Heilung wie Menschen.“ Sagte Miroku der ihren Blick gesehen hatte.

„Deine Freunde sind auch irgendwo draußen mit Shippo unterwegs. Sie wollten sich noch mal die Gegend ansehen. Vielleicht findest du sie.“ Meinte Sango.

„Ja ich schau mal ob ich sie finde.“
 

Doch Kagome hatte nicht einen Moment in Erwägung gezogen nach ihnen zu suchen. Eher entschloss sie sich in diesem Moment aus dem Dorf heraus zu gehen um niemandem zu begegnen. Jetzt saß sie auf der Wiese am Fluss, mit nur wenig Schatten von einem der Bäume, die am Ufer standen. Sie hatte gar nicht gefragt wie es den Anderen ging. Auch Miroku war verletzt gewesen und sie hatte nicht mal gefragt ob er noch schmerzen hatte. Und niemand hatte sie darauf angesprochen, ob sie noch entschlossen war für immer zurück nach Hause zu gehen. Ob Koga es ihnen erzählt hatte? Vielleicht wussten sie gar nichts davon. Oder hatte sie schon jemand darauf angesprochen? Sie wusste es gar nicht mehr. Gedankenverloren platschte sie abwechselnd mit den Füßen im Wasser. Der Tag war wunderschön, es war warm und einfach friedlich. Kagome lächelte leicht als sie sich fragte, wie man an einem solchen Tag so traurig sein konnte.

„Hey!“ klang eine Stimme hinter ihr und neben ihr tauchte ein Schatten auf.

„Inu Yasha!?“

Verwirrt schaute sie nach oben. Auf seinem Gesicht lag ein für ihn typischer Ausdruck, von Stolz und Sturheit, der zu sagen schien, das er jetzt lang genug gelegen hatte.

Er setzte sich neben sie, allerdings ungewollt langsam und Kagome sah ihm an das er noch Schmerzen hatte, wenn er sich bewegte, auch wenn er es sicherlich nicht zeigen wollte.

„Du solltest wirklich liegen bleiben, meinst du nicht?“ fragte sie skeptisch und musterte ihn.

„Mir geht’s gut, ehrlich, das sind nur schrammen!“

„Du warst vor ein paar Stunden nicht mal ansprechbar!“

Er ließ seine Füße ins Wasser gleiten und schwieg.

„Woher weißt du eigentlich das ich hier bin?“

„Wusste ich nicht, ich hab dich gesucht.“

Sie schaute ihn an. „Musstest du lange suchen?“

„Ich komm noch nicht so schnell vorwärts wie ich gern wollte, deswegen dauerte es etwas, aber ich dachte mir das du hier bist.“

Kagome schaute aufs Wasser. Ein Gefühl von großer Erleichterung stieg in ihr auf. Es ging ihm wirklich viel besser.

„Du hast mir das Leben gerettet!“ sagte er unvermittelt und überrumpelte sie damit völlig. Sie schaute ihn an und seltsamer Weise war er es diesmal nicht der als erster wegsah, sondern Kagome die nicht wusste was sie sagen sollte.

„Ich wusste die ganze Zeit das du da bist und für mich kämpfst, ich habe auch mitbekommen, als wir in die Schlucht gefallen sind und du mich festgehalten hast.“ Kagome schwieg weiter. „Ich war in einem ganz seltsamen Zustand, irgendwie bei Bewusstsein und dann auch wieder nicht. Ich weiß aber nicht mehr wie du es geschafft hast uns da wieder raus zu holen.“

„Dein Bruder tauchte auf und Rin und Jaken haben uns nach oben gezogen.“ Davon sprach er, er wusste nicht was danach passiert war. Wie auch. Wie hätte er mitbekommen sollen das er starb?

„Sesshomaru?“ fragte Inu Yasha jetzt in einem ganz anderen Ton.

„Wären sie nicht gekommen, wir wären gefallen. Sie kamen in letzter, wirklich letzter Minute.“ Sagte sie. Irgendwie hatte sie das Bedürfnis Sesshomaru zu verteidigen, für das was er getan hatte.

„Trotzdem warst du es die nicht losgelassen hat!“ Jetzt schaute er aufs Wasser. „Du hättest auch nicht losgelassen wenn du selbst gefallen wärst oder?“

„Nein.“ Antwortete sie nach einer kurzen Pause.

Er schwieg.

„Wie hätte ich damit klar kommen sollen, wenn du wegen mir gestorben wärst?“

Kagome lachte kurz auf. „Gar nicht, du hättest es nie erfahren, weil du mit mir gefallen wärst.“ Sie lächelte ihn an und auch er lächelte kurz.

„Du weißt schon was ich meine. Kagome ich will nicht das du immer dazwischen gehst und dich selbst in Gefahr bringst!“

„Das ist nicht so leicht, weißt du!“ sagte sie gleichgültig und schaute wieder gerade aus.

Sie schwiegen einen ganze Weile. Kagome wusste das er sie ansah und es machte sie um einiges nervöser als sie es wollte.

„Ich bin froh das nichts schlimmeres passiert ist!“ sagte sie.

„Ich danke dir!“

„Gern geschehen.“

„Eins muss ich wissen.“ Sagte er nach einer Weile. „Warum hast du nicht gesagt das es Kikyo war die dir die Juwelensplitter abgenommen hat?“

„Hätte es einen Unterscheid gemacht?“ fragte sie herausfordernd und so schnell das klar sein musste, dass sie darüber sehr viel nachgedacht hatte.

Inu Yasha wusste einen Augenblick nicht wie er Antworten sollte.

„Es lohnt sich nicht darüber zu sprechen, weil es im Grunde keinen Unterschied macht. Sie wird sie dir mit Sicherheit zurück geben. Sie will nur nicht das ich sie habe.“ Sie hatte es geschafft jede Bitterkeit aus ihrer Stimme zu nehmen.

Das ist alles deine Schuld! Wenn du nicht wärst wäre das alles nie passiert!

Wieder die Bilder von Kikyo vor ihr, ihr besorgter Blick auf den Halbdämon, Inu Yashas entsetzter Ausdruck als er hörte das sie es gewesen war, sein Blick als er sie gesehen hatte, ihr Blick auf sie bevor sie in das Zeitloch verschwunden war. Kagome wollte es nicht mehr sehen.

Inu Yasha ließ sie. Kagome wartete darauf das er noch etwas sagte dazu, das er weiter fragte. Sie hatte bereits begonnen sich einen Text zurecht zu legen, um ihm klar zu machen das sie nicht darüber sprechen wollte, aber er fragte nicht weiter. Aus irgendeinem Grund bewies er ein für ihn völlig unnormales Taktgefühl. Kagome wurde unsicher.

„Du bohrst ja gar nicht nach?!“ sagte sie skeptisch.

„Nein.“

Fragend sah sie ihn an.

„Es tut mir leid, Kagome!“

Er drehte den Kopf und schaute ihn in die Augen, sein Gesicht war ernst geworden.

„Wie ich dich behandelt hab, was ich gesagt hab, das ich nicht für dich da war, alles, es tut mir alles leid!“ Kagome suchte nach Worten, aber er sprach weiter. „Als du nicht zurück gekommen bist, hab ich dich gesucht, ich hab überall gesucht, immer wieder. Nicht zu wissen wo du bist hat mich verrückt gemacht. Ich hab nicht gewusst wann ich dich wieder sehe, und das wir im Streit auseinander gegangen sind, das alles hat mich verrückt gemacht!“

Kagome konnte nicht fassen was sie da hörte. Es war nicht das normale Entschuldigen von Inu Yasha das sie so oft hörte, das hier war etwas ganz anderes, Kagome verstand nur noch nicht was.

„Du kannst mir das nicht verzeihen oder?“

Kagome versuchte ihre Gedanken in eine Ordnung zu bringen.

Konnte sie ihm verzeihen? War das die Sicherheit das es nie wieder passieren würde?

Sie zweifelte.

„Ehrlich Kagome, es tut mir leid!“ Inu Yasha senkte den Blick und schaute wieder auf das Wasser.

„Ich weiß gar nicht warum mir das so weh getan hat.“ Sagte sie. „Es stimmte ja alles irgendwie.“

„Nein, es stimmte nicht. Du hast nichts falsch gemacht, du hast versucht uns alle zu beschützen, du hast die Splitter niemandem einfach in die Hand gegeben!“

„Warum auf einmal? Weil es um Kikyo geht?“ fragte Kagome herausfordernd.

„Nein, Kagome! Hier geht es nicht um Kikyo! Es geht um Dich!“

Er hatte geantwortet, im selben Moment da Kagome zu ende gesprochen hatte. Kagome schaute ihn an und verfluchte das Gefühl das i ihr aufstieg. Es war immer viel zu viel Gefühl dabei.

„Seit wann ist das so?“ fragte sie im selben Ton. „Seit wann hat das Vorrang?“

„Ich bin dumm Kagome! Vielleicht bin ich zu dumm!“

Sie schwieg. Irgendetwas passierte hier! Sie war mit einem Mal völlig überfordert mit der Situation, mit seinen Antworten, die so anders waren als sonst.

Inu Yasha nahm die Füße aus dem Wasser und kniete sich mit dem Gesicht zu ihr vor sie. Kagome verlor den Boden der Tatsachen aus den Augen.

„Wenn du mir nicht verzeihen kannst, dann gib mir noch eine Chance. Nur eine!“

Seine rechte Hand fasste ihr Gesicht, sie fühlte seine Finger auf ihrer Wange.

„Nur eine, Kagome! Ich habe Dinge nicht gesehen weil ich dumm bin!“
 

Er schaute ihr tief in die Augen und vertrieb auch den letzten klaren Gedanken aus ihrem Kopf. Es passierte so schnell, das sie Realität und Traum nicht mehr unterscheiden konnte. Ein Gefühl fuhr durch ihren Körper, angefangen in ihren Füßen, die noch im Wasser hingen und bis in die Arme. Ihr Herz klopfte zu schnell und in ihr existierte nur noch der Wunsch diesen Moment nicht enden zu lassen, weil es nur etwas Einmaliges sein konnte.

In dem Augenblick als seine Lippen auf ihre trafen schloss sie die Augen und wartete das sie erwachte. Nach einer unglaublich langen Zeit wie es ihr vorkam löste er sich von ihr und legte seine Stirn an ihre. In Kagomes Augen glitzerte es.

„Es tut mir so leid.“

Damit meinte er nicht nur die letzte Sache, sondern alles was er nicht verstanden hatte, alles was er von sich weg geschoben hatte.

Wieder berührten seine Lippen ihre, ganz kurz, und noch mal, und wieder. Dann schlag Kagome mit einem Mal beide Arme um ihn und küsste ihn als wäre es die letzt Chance dazu. Sie fiel zurück ins Gras und versuchte zu begreifen was ihr gerade wiederfuhr. Sie fühlte ihn so nah bei sich das es ihr fast Schmerzen bereitete all diese Gefühle, die er in ihr auslöste zu spüren. Seine Hände hielten immer noch ihr Gesicht und Kagome vergaß alles um sich herum. Er löste sich von ihr und schaute ihr tief in die Augen. Einen ganzen Augenblick harrten sie so aus. Er strich ihr mit dem Daumen über das Gesicht und erst jetzt wurde Kagome bewusst das ihr Tränen über das Gesicht gelaufen waren.

Er küsste sie.
 

Wie lang sie noch am Ufer des Sees gelegen hatten konnte sie nicht einschätzen, aber ganz langsam wurde die Luft angenehm kühl und die Sonne senkte sich ein ganzes Stück weiter herunter. Sie saßen wieder nebeneinander, aber jetzt sehr dicht, so das jeder der beiden den Anderen bei sich spürte.

Kagome sah aus dem Augenwinkel das Inu Yasha sie beobachtete. Sicher wurde sie Rot. Sie zwang sich zur Ruhe. Als er aber keine Anstalten machte den Blick abzuwenden, fühlte sie sich in der Verpflichtung etwas zu sagen. Und es fiel ihr in dieser Sekunde nichts besseres ein als

„Was denn?“ Sehr klug Kagome!

Inu Yasha schaute auf des Fluss. Jetzt war es er der einen leichten Schimmer auf seinen Wangen hatte.

„Schon gut.“ Es sah aus als wollte er etwas sagen, aber er schwieg. Bis

„Was muss ich tun, damit du wieder zurück kommst?“

„Was?“ doch dann verstand sie was er meinte. Koga hatte es also doch erzählt. „Ach so.“

Sie schaute in die Ferne.

„Ich kann dich nicht einfach gehen lassen, Kagome.“

Er denkt das es immer noch in meiner Hand liegt. Das es meine Entscheidung ist. Wenn es so einfach wäre!

„Du willst immer noch gehen oder?“

Kagome nickte. Selten war ihr etwas so schwer gefallen. Weil es eine Lüge war. Sie wollte nicht. Sie wollte gerade jetzt nicht gehen, nirgendwo hin, nicht nach Hause und schon gar nicht zu Sesshomaru. Er griff ihre Hand die um ihre Knie gelegt war und drehte sich mehr zu ihr.

„Dann lass mich dich nach hause bringen. Und bitte lass den Weg offen. Wenn du nicht zu mir kommen kannst, dann lass mich zu dir kommen. Kagome, du musst nicht mehr mit uns kämpfen. Du Sollst dein altes Leben wiederbekommen, aber schließ mich nicht aus.“

Kagome schloss die Augen, wie um Kraft zu bitten. Dann wandte sie den Blick.

„Das ist alles nicht so einfach, Inu Yasha.“

„Doch es ist so einfach. Wenn das alles nicht passiert wäre –„

„Würden wir auch nicht hier sitzen. Zusammen. Es ist doch so. So wie eins zum Anderen kommt, das ist nicht so einfach für mich. Ich war mir schon ganz sicher das-„

Kagome, ich l –„

„NEIN!“ Sie unterbrach ihn bevor er etwas sagte was es ihr unmöglich machen würde sich anders zu entscheiden.

Er sah wieder auf den Sonnenuntergang.

„Ich komm trotzdem mit!“ sagte er und zuckte mit den Schultern.

Kagome lächelte „Ja, das klingt schon mehr nach dir!“

Auch er lächelte jetzt.

Dann küsste er sie.
 

Sie gingen eine ganze Zeit nebeneinander her, bis Inu Yasha ihr Hand ergriff.

Kagomes Finger schlossen sich fest um seine. Kurz schaute sie ihm in die Augen, spürte das sie Rot wurde und schaute schnell wieder gerade aus. Inu Yasha lächelte. In seinem Gesicht lag etwas das Kagome so noch nie bei ihm gesehen hatte. Und was sie erstaunte war, das es auch nicht da gewesen war, wenn er Kikyo sah.

Sie erinnerte sich an das eine Mal, als sie an einem Baum gefesselt war und er sie nicht sehen konnte. Dafür hatte sie sehen müssen wie er Kikyo küsst. Doch in seinem Gesicht lag nie Glück. Überhaupt hatte sie ihn nie so gesehen wie jetzt. Ihre Finger schloss sich fester um seine, ohne das es ihr bewusst war.

Inu Yasha allerdings bemerkte es. Er fragte sich an was sie dachte. Er hatte sie nie so nachdenklich gesehen. Selbst die Augenblicke wenn es um Kikyo ging, die die ihr am meisten weh getan haben mussten, selbst da sah sie anders aus. Für Inu Yasha war ohne jeden Zweifel klar, dass er sie zurück holen würde, er würde sie in seinem ganzen Leben nicht wieder so einfach gehen lassen!
 

Sie gingen sehr langsam. Kagome musste sich mehrmals daran erinnern das Inu Yasha noch Schmerzen haben musste. Doch wollte sie auch nicht schneller gehen. Vielleicht würde dieser Tag nicht vorbei gehen, wenn sie einfach nur langsam gingen.

Kurz nachdem sie das Dorf betreten hatten und an der Ecke waren wo es zu Kaedes Haus ging, blieb Inu Yasha abrupt stehen.
 

Kagome, de es erst gar nicht bemerkt hatte, wurde von ihm zurück gezogen. Direkt in seiner Arme, wo er sie fest hielt.

Sie küssten sich sehr lange und für Kagome war es als verlor sie den Boden unter den Füßen.

Es sollte nicht vorbei gehen. Es war falsch es jetzt enden zu lassen!
 

Er blieb abrupt stehen und zog Kagome, die es nicht bemerkt zu heben schien, zu sich heran. Er konnte nicht anders, als sie fest in seinen Arm zu nehmen. Er faste sie an den Schultern und küsste sie.

Es sollte nicht vorbei gehen. Es war falsch es jetzt enden zu lassen!
 

Sie gingen die letzten Meter zum Haus. Sie ließen ihre Hände erst in dem Moment los als sie durch dir Tür traten.
 

Ich werde dich nicht gehen lassen! Niemals!
 

Ich werde gehen müssen! Ich hab keine andere Wahl!

Ein ganz gewöhnlicher Tag

Ein ganz gewöhnlicher Tag
 

Kagome lag noch lange wach in dieser Nacht. Sie drehte sich von einer Seite auf die Andere und wartete das sie zur Ruhe kam. Aber immer wenn sie daran dachte, was passiert war, begann ihr Herz so schnell zu klopfen, das an einschlafen gar nicht zu denken war.

Immer wieder huschte ein lächeln über ihr Gesicht und auch die trüben Gedanken an das, was ihr bevor stand, konnten es nicht so einfach weg wischen. Trotzdem wurde ihr Herz nicht leichter. Was sollte sie nur tun? Was? Ob Sesshomaru überhaupt damit rechnete, das sie kam? Vielleicht hatte er es nur als leere Worte gesehen. Vielleicht waren es auch nur leere Worte gewesen. Was würde im schlimmsten fall passieren, wenn sie einfach nicht gehen würde?

Im schlimmsten fall kommt er und nimmt dir alles weg! Und Kagome hörte in Gedanken seine Worte: Habe ich nicht gesagt die Menschen sind Lügner und nur auf ihr eigenes Wohl aus?

Und das wollte sie riskieren? Wenn es auch noch so unwahrscheinlich war, wollte sie das riskieren? Niemals! Und wieder wurden die Bilder von Sesshomaru ausgetauscht von Inu Yasha mit ihr auf der Wiese am Fluss. Dann schlief sie ein.

Am nächsten Morgen wachte sie mit guter Laune auf, seit langem endlich wieder einmal. Sango warf ihr einen erstaunten Blick zu, als sie ein „guten Morgen“ in die Runde Flötete und am Tisch Platz nahm, um zu Frühstücken. Außer Sango nahm es jeder Andere einfach so hin, froh darüber endlich wieder die alte Kagome um sich zu haben. Yuka und Eri wuschen mit Kaede zusammen in einem Großen Wasserkübel das Geschirr ab und schienen sich wirklich wohl zu fühlen. Zu Kagomes Enttäuschung war Inu Yasha nicht im Haus, aber sie wollte auch nicht so offensichtlich nach im fragen. Und suchen wollte sie ihn auch nicht. Vielleicht ging er ihr ja absichtlich aus dem Weg?! Es wäre nur typisch für ihn! Dachte sie bitter und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Jetzt fing sie schon nach ein paar Stunden an mit diesen komischen Gedanken. Die Gedanken, die sie bei ihren Freundinnen immer etwas lächerlich fand du nie so ganz nachvollziehen konnte. Jetzt konnte sie es schon um einiges mehr. Die Frage, wo Inu Yasha war musste sie aber auch gar nicht stellen, denn Miroku begann von sich aus mit diesem Thema.

„Inu Yasha hat heute Morgen sehr früh das Haus verlassen. Ich war als einziger schon wach als er ging.“

Sango fiel ihm ins Wort und Kagome ahnte, das sie das Ruder für das folgende Gespräch übernehmen wollte.

„Er ist ziemlich entschlossen gewesen, so wie Miroku erzählt hat. Er hat seine Begleitung abgelehnt und deswegen haben wir die Vermutung...“ Sie machte eine kurze Pause und suchte nach Worten, „Wir vermuten, das er nach Kikyo sucht.“

In Kagomes Magen gab es automatisch einen schmerzhaften Stich, doch das Gefühl kannte sie schon zu genüge. Sie bemühte sich um einen gleichgültigen Ausdruck im Gesicht. Doch Sango konnte sie so leicht nicht täuschen.

„Allerdings glaube ich nicht,“ sagte sie sehr überzeugt, „dass er besonders viele freundliche Worte für sie übrig hat.“

„Nein, das glaube ich auch nicht. Er wirkte eher fest entschlossen.“ Meinte Miroku.

„Das geht mich gar nichts an, wo er hingeht.“ Sagte Kagome ein wenig zu trocken. Innerlich wühlten die Gefühle allerdings durcheinander. Also ging alles doch schneller als gedacht. Das würde nie, nie nie nie, ein Ende haben. Es würde immer einer zuviel sein. Immer!

„Wo ist Shippo?“ fragte sie um das Thema zu wechseln.

„Er ist mit deinem Freund unterwegs. Die beiden hängen schon von Anfang an zusammen“ lachte Miroku.

„Tishika hat gesagt, das er gar nicht weiß ob er wieder nach hause will.“ Meldete sich jetzt Eri zu Wort und schaute von ihrem Wasser auf. „Er hofft das es noch lange dauert bis dein Freund mit den Juwelensplittern kommt.“

„Wann wollte Koga denn eigentlich damit kommen?“ fragte Sango.

„Keine Ahnung.“ Antwortete Kagome wahrheitsgemäß. „Aber ich bin mir sicher das er kommt.“ Das stimmte, daran gab es keinen Zweifel. Leider. Denn die Heimreise der drei spielte in Kagomes Plan, wie sie das Dorf verlassen würde eine große Rolle. Würde Koga doch nur noch einige Tage auf sich warten lassen.
 

Am Mittag war Inu Yasha immer noch nicht zurück. Kagomes Gedanken, ob sie es wollte oder nicht, kreisten um nichts anderes. Der Gedanke das er bei Kikyo war trieb sie in Verzweiflung. Dabei war sie am Morgen so glücklich aufgestanden. Um sich die Laune nicht durch ungewolltes warten verderben zu lassen, entschied sie sich mit Sango einen Spaziergang zu machen. Sie war lange nicht mehr mit ihr allein gewesen um ungestört zu sprechen. Doch wusste sie auch nicht ob und was sie erzählen wollte.

Sie streiften durch den Wald vor dem Dorf, nicht ohne die Waffen die sie vielleicht brauchten, wen unverhofft ein Dämon auftauchen würde. Aber es schien, genau wie gestern ein gerade zu völlig friedlicher Tag zu sein. Sie und Sango hatten sich unter einem Baum gesetzt um Rast zu machen. Kagome fand es die wahrscheinlich beste Entscheidung des Tages, mit Sango zu wandern, denn nur wenig dachte sie an den Halbdämon und an den Ort wo er war.

„Sag mal,“ begann Sango ohne falsche Vorsicht, „Habt ihr euch ausgesprochen?“

Kagome lächelte leicht. Allerdings nicht über die Frage, sondern weil sie eben noch froh war nicht daran denken zu müssen. Es sollte wohl nicht so sein. Aber es war auch von Anfang an klar gewesen, das Sango endlich Antworten haben wollte.

„Ja, ich glaube schon.“

„Und?“

„Was und?“ Kagome hoffte das sie nicht Rot wurde, aber sie mied Sangos Blick.

„Na, vertragt ihr euch wieder? Hast du ihm verziehen?“

[align type="left"]Kagome schwieg einen Moment, was Sango wohl als schlimmer auffasste als die Situation war.

“Er hat wirklich gelitten, Kagome. Er hat dich immer wieder gesucht.“[/align]

„Ja ich weiß. Das tut mir leid, das ihr euch Sorgen gemacht habt.“

„Natürlich haben wir uns Sorgen gemacht, aber das meine ich nicht. Es geht darum, das er zu weit gegangen ist, aber es tut ihm wirklich leid! Du weißt doch das er nicht der Held ist wenn es darum geht sich zu entschuldigen. Und ich kann mir ach denken, das es mit einer einfachen Entschuldigung nicht getan ist.“

„Er hat sich entschuldigt. Und ich denke ich hab ihm verziehen.“

„Das freut mich!“ sage Sango „Wirklich! Ich bin erleichtert, denn ich hab oft darüber nachgedacht, ob du ihm das alles verzeihen kannst.“

„Ja, das hab ich auch.“ Kagome schlang die Arme um ihre Beine und legte das Kinn auf die knie.

„Was bedeutet das jetzt für dich?“

„Was meinst du?“

„Ich meine, ob du immer noch nach hause willst. Für immer.“

Kagome schwieg einen Moment. Sango redete weiter und das Gespräch bekam mit einem Mal eine Wendung, mit der Kagome in diesem Augenblick nicht gerechnet hätte.

„Ich glaube, das es vielleicht wirklich eine gute Entscheidung ist.“

Kagomes Blick ruhte jetzt auf Sango, die weiter gerade aus schaute.

„Wenn du wirklich wieder ein normales Leben führen willst, dann wird das nicht möglich sein, solange du immer noch mit uns gegen Dämonen kämpfst. Das ist für uns normal, für ein Mädchen aus deiner Zeit aber nicht. Du hast es verdient, das du dieses normale Leben zurück bekommst. Dabei darfst du keine Rücksicht auf uns nehmen.“

Kagome spürte wie es eng in ihrem Hals wurde.

„Und noch was. Inu Yasha ist wie er ist. Und vielleicht wird er nie aufhören dir weh zu tun. Vielleicht wäre alles viel einfacher wenn Kikyo nicht wieder aufgetaucht wäre, aber sie ist nun mal da, und jeder sieht das es dir wehtut, wenn er zu ihr geht.“

„Ich habe mich daran gewöhnt.“ Sagte Kagome mit fester Stimme.

„Ja, das glaub ich dir, aber das macht es nicht besser oder? Es ändert dich nichts daran, ob es weh tut oder nicht.“

„Aber ich kann es auch nicht ändern.“

„Nein, aber du musst darüber nachdenken, ob du nicht wertvolle Zeit verschwendest. Du verbringst deine Jugend damit, zu kämpfen und auf jemanden zu warten, der vielleicht nie ganz zu dir kommt.“ Sango klang, als würde es ihr nicht leicht fallen das zu sagen.

Kagome fehlten die Worte. Noch nie hatte Sango so mit ihr gesprochen. Mit einem Mal wurde Kagome bewusst das sie doch etwas älter war als sie, und das sie sich darüber viele Gedanken gemacht haben musste. Und Kagome wusste das sie recht hatte.

„Aber könntest du dich so einfach von allem trennen?“ fragte Kagome.

Sango überlegte. „Wenn ich dadurch meine Familie und mein altes Leben wieder haben könnte? Ja, ich könnte.“

Kagome hatte es nicht erwartet.

„Du hast noch deine Familie, weit weg, aber du kannst zu ihnen zurück. Du warst doch immer glücklich dort oder? Du hast nichts vermisst, bevor du zu uns gekommen bist. Und jetzt? Jetzt bist du ständig in Lebensgefahr und unglücklich.“

„Ich bin nicht unglücklich!“ erwiderte Kagome sofort. Doch Sango schaute sie ungläubig an.

„Nein, vielleicht nicht, weil du dich zufrieden gibst, mit dem was du hast.“

Sie benutzte die selben Worte, wie Kagome selbst sie immer wieder gedacht hatte, in der Zeit, als sie bei Koga gewesen war.

„Gestern, als er sich bei mir entschuldigt hat, am Fluss unten, -„

„Ich kann mir schon denken, was du mir erzählen willst.“ Meinte Sango, die Kagome an der Nasenspitze ansah wovon sie sprach. „Es würde mich so für dich freuen Kagome, es würde mich für euch beide freuen. Von ganzem Herzen, aber wie gesagt, Inu Yasha ist wie er ist.“

Sangos Worte taten Kagome sehr weh und sie wusste nicht was sie darauf sagen sollte. Was bedeutete das eigentlich alles? Was wollte sie ihr klar machen? Das sie sich täuschen ließ von Momenten, die am nächsten Tag vorbei waren?

„Ich hoffe für dich das ich mich einfach irre. Aber ich kann dich nicht mehr so sehen. Es tut mir so leid wenn ich merke, das du leidest.“

„Mach dir keine Sorgen um mich.“ Sagte Kagome leise. „Und ich werde auch trotzdem gehen. Ich bleibe dabei.“

Sango schaute in die Ferne des Waldes. „Du wirst uns alles unglaublich fehlen!“

„Ihr werdet mir auch fehlen!“ Kagome liefen zwei Tränen über die Wangen. Für einen kurzen Augenblick öffnete sie den Mund, um Sango zu erzählen, was ihr bevor stand. Was an der Schlucht wirklich passiert war, doch hinter ihnen raschelte es.
 

Beide drehten sich abrupt um, bereit zu kämpfen, wenn es nötig war. Doch es war Inu Yasha der auf sie zu kam. Er bewegte sich fast als wäre nichts passiert, so als wäre er nie so schlimm verletzt gewesen. Kagomes und sein Blick trafen sich und Kagomes Herz schlug augenblicklich schneller. Sie wollte nicht das dieses Gefühl endete.

„Ich mach mich jetzt auf den Heimweg.“ Sagte Sango unvermittelt und stand auf. Sie lächelte breit über ihr schönes Gesicht und winkte Inu Yasha noch mal vielsagend zu.

Dem schlich sofort ein Roter Schimmer über die Wangen. Kagome wollte ihr noch nachrufen, das sie doch nicht zu gehen braucht, aber alles in ihr sperrte sich dagegen die Worte auszusprechen. Alles in ihr wollte mit Inu Yasha hier im Wald allein sein.

Sango verschwand zwischen den Bäumen und der Halbdämon setzte sich neben Kagome auf den Boden. Die Situation hätte angespannter nicht sein können. Einen quälend langen Augenblick sagte keiner der beiden etwas.

„Hattest du Erfolg?“ fragte Kagome, nicht nur um die Stille zu brechen. Inu Yasha schaute sie an, direkt in ihre Augen.

„Wobei?“

„Miroku und Sango waren davon überzeugt das du Kikyo gesucht hast.“ Kagome schaffte es wieder vollkommen jede Bitterkeit aus der Stimme zu lassen. Das war die Übung, so schlimm das auch war. Inu Yasha sah einen Moment überrascht aus, fing sich jedoch sofort wieder.

„Sie haben recht.“

Der Stich in Kagomes ganzem Körper brachte sie dazu unmerklich tief einzuatmen. Sie würde sich nicht zur schau stellen, egal was kommen würde, was er ihr auch jetzt sagen würde. Das es ein Fehler war, das es ihm Leid tat, das er nicht nachgedacht hatte und das es besser für sie war nach hause zu gehen. Damit er nicht mehr in diesem Zwiespalt leben musste.

„Ich hab sie nicht gefunden.“

„Das tut mir Leid.“ Sagte Kagome trocken.

„Ich such sie, bis ich sie gefunden habe! Und dann ziehe ich sie zur Rechenschaft!“

„Was?“ Kagome war unverständlich was er sagte.

„Ich hatte gehofft sie zu finden und dir deine Juwelensplitter zurück bringen zu können. Aber ich hab nicht die kleinste Spur von ihr gefunden. Aber ich hol sie dir zurück!“

„Inu Yasha.“

Der Halbdämon schaute Kagome skeptisch an.

„Was auch immer du gedacht hast, du hast dich geirrt!“

Kagome schwieg und auch er sagte eine ganze Weile nichts.

„Warum seit ihr hier her gekommen?“

„Wir haben nur einen Spaziergang gemacht.“ Kagome fasste sich ein Herz. „Ich glaube, selbst wenn du mir versicherst das,“ sie atmete tief ein, „also wegen Kikyo, ich glaube das wird nie aufhören, also das ich dem nicht traue-„

„Ich will nur die Splitter zurück holen!“

„Ja, ich verbiete dir doch gar nichts. Aber du musst zugeben, das da misstrauen nicht unberechtigt ist, oder?“ sie schaute wieder gerade aus. „Du bist eben du.“

„Was soll das denn heißen?“

„Na, das was ich gesagt hab. Du bist du. Und das weiß ich schon lange. Das wusste ich vor gestern und das wusste ich schon vor einem Jahr.“

„Und weil ich ich bin, kann man mir nicht vertrauen?“

Kagome fühlte sich ertappt. Sie schaute in seine Augen. Er wirkte tatsächlich gekränkt.

„Doch, ich vertrau dir. Weil du du bist!“

Sie hielten den Blick stand.

„Wie geht’s dir eigentlich?“

„Es waren nur schrammen.“

Das bedeutete wohl das er fast gesund war. Doch Inu Yasha schien nicht das Thema wechseln zu wollen. überhaupt schien er in diesem Moment nicht sprechen zu wollen.

Er ergriff Kagomes Hand, die sofort errötete und kam ihrem Gesicht ganz nah.

“Und weil ich ich bin, werde ich alles tun, damit du nicht mehr unglücklich bist!“

Was dachten die denn alle von ihr? So unglücklich war sie doch wahrlich nicht.

„Aber ich bin doch-„

Weiter konnte sie nicht sprechen, denn seine Lippen trafen auf ihre. Es war also nicht nur dieser eine Tag gewesen. Auch wenn es die Sache nicht vereinfachte. In keiner Weise.

Kagome beschloss sich diese Momente nicht nehmen zu lassen.
 

Sie kamen ca. eine Stunde nach Sango wieder im Dorf an. Vor dem Haus saß Shippo. Den Kopf auf die Hände gestützt und mit missmutigem Blick.

Kagome ließ Inu Yashas Hand los und eilte zu dem kleinen Fuchs.

„Shippo, was ist denn passiert?“ Inu Yashas Blick hatte sich verhärtet und er schaute auf die Hütte, als wüsste er genau was los war.

Shippo schaute Kagome mit großen, verweinten Augen an. Dann brach er völlig in Tränen aus und warf sich auf ihren Schoß.

„Aber was ist denn passiert?“

„Wirst du uns jetzt verlassen?“

„Was? Warum fragst du das?“ Kagomes Herz schlug augenblicklich schmerzhaft gegen ihre Brust.

„Koga ist da drin...und...und...er hat die Splitter dabei.“ Shippo schniefte. Kagome wusste nicht was sie sagen sollte. Warum ging plötzlich alles so schnell?

Inu Yasha hatte seinen Blick auf Kagome geheftet und als sie ihn erwiderte, wusste sie nicht wie sie ihn deuten sollte. Er sagte nichts. Kagome strich dem weinenden Shippo über die Haare. Miroku kam aus der Tür heraus und schaute nur ganz kurz auf Inu Yasha. Offensichtlich wollte er seinen Blick meiden.

„Er weint schon seit Stunden!“ sagte Miroku und in seiner Stimme lag etwas sehr seltsames. Inu Yasha setzte sich in Bewegung und ging an Kagome vorbei in das Haus. Für einen Moment blieb sie regungslos und mit kalten Gliedern auf der Stufe sitzen.

Mit Shippo auf dem Arm folgte sie dann. Koga sprang von seinem Platz auf und kam auf sie zu. Inu Yasha hatte sich an die Wand gelehnt und stand mit verschränkten Armen da, wortlos und mit starrer Miene.

Koga fasste Kagome an den Schultern und für einen Augenblick war sie überzeugt, das er sie küssen würde. Tatsächlich gab er ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Das Inu Yasha seine versteckten Fäuste ballte sah niemand.

„Ich bin so froh das es dir gut geht!“ sagte Koga und lächelte sie an. Kagome bemühte sich um ein höfliches lächeln zu ihm zurück, doch ihr Blick glitt an ihm vorbei, auf den Tisch, auf dem vier Juwelensplitter lagen.

„Ich hab mein Versprechen gehalten.“

Tishika auf seinem Stuhl machte kein sehr glückliches Gesicht, im Gegensatz zu den beiden Mädchen, die breit lächelnd neben ihm saßen.

„Kagome, setz dich einen Moment zu uns.“ Bat Kaede sie und Kagome, immer noch mit Shippo auf dem Arm nahm platz. Jetzt sah sie Inu Yasha nur noch aus dem Augenwinkel. Sie zwang sich ihn nicht anzusehen.

Alle Blicke, mit Ausnahme Inu Yashas waren jetzt auf sie gerichtet.

„Kagome, wie soll es jetzt weiter gehen. Für das was du vorhattest fehlt dir ein Splitter, nicht war?“

„Kagome!!! Du bleibst doch bei uns oder? Du gehst doch nicht weg?“ Shippo liefen dicke Tränen über das gerötete Gesicht.

Warum jetzt so schnell? Was sollte sie jetzt tun?

„Ich...“ begann Kagome leise. Würde er doch nur nicht so stehen das sie in trotzdem so gut sehen konnte. „Ich denke, ich werde gehen.“

Schweigen. Nur das jämmerliche Schluchzen des Fuchsdämons hallte durch den Raum. Sango hatte den Kopf gesenkt.

„Ich muss eine Zeit lang zuhause bleiben.“

„Das heißt du kommst zurück?“ fragte Miroku.

„Ich weiß es nicht.“ Sagte Kagome wahrheitsgetreu und schaute auf Eri und Yuka die sie mitleidig ansahen.

„Ich muss herausfinden ob das hier mein Leben ist. Ich...“ jetzt liefen ihr selbst Tränen über das Gesicht und sie sparte sich weitere Worte. Alles weitere wären nur Lügen gewesen.

Shippos rote Augen schauten flehend auf den Halbdämon an der Wand.

„Inu Yasha!!! Mach doch was! Mach doch das sie nicht weg geht!“ Kagome drückte den Fuchs an sich und wünschte sich nicht weinen zu müssen. Koga warf einen angewiderten Blick auf Inu Yasha der sich nicht aus der Ruhe zu bringen schien. Es war ihm völlig unverständlich, dass er nichts sagte. Wie konnte man nur so sein? So dumm!

„Kagome.“ Sagte er „den meisten hier wirst du sehr fehlen! Bitte geh nicht. Komm zu mir! Alle vermissen dich. Sie lassen dir ausrichten, das du die besten Felle haben kannst und du immer gut behandelt wirst.“ Er hatte ihre Hand genommen und lächelte sie an. Inu Yasha flehte um Geduld.

„Das ist sehr nett, Koga, aber es liegt nicht daran das es mir hier nicht gut geht. Ihr könnt das wahrscheinlich nicht verstehen.“

„Wir glauben das es die richtige Entscheidung ist, weil-„ Yuka versank schnell wieder in Schweigen, als die verschiedenen Blicke sie trafen. Besonders Shippo hatte sie verteufelt dafür das sie überhaupt den Mund aufmachte.
 

Koga brach etwas später auf. Er hatte Kagome gebeten ihn nach draußen zu begleiten. Sie hatten sich in den Arm genommen und sie hatte sich nochmals bedankt, für alles was er für sie getan hatte. Er nahm ihre Hände und brachte sie zum erröten.

„Ich hoffe du kommst zurück! Du gehörst in diese Welt, das wirst du auch merken!“

Kagome weinte. Er drückte sie an sich, doch ließ sie sehr schnell wieder los. Kagome folgte seinem Blick. Hinter ihnen in der Tür stand Inu Yasha mit vielsagender Miene und schaute auf den Wolfsdämon.

„Also dann Kagome,“ sagte Koga und ignorierte Inu Yasha. „Komm bald zurück.“ Dann warf er einen Blick zur Tür. „Und du!“ sagte er herausfordernd „wir sehen uns wenn ich meine Splitter wieder hole. Glaub nicht ich schenk sie dir!“

Koga drehte sich um und ging. Um einiges langsamer als gewöhnlich, denn ohne die Splitter in seinen Beinen fehlte ihm einiges an kraft.

„Leb wohl!“ rief Kagome ihm nach und schaute ihm hinterher. Inu Yasha sah das sich ihre Schultern bewegten und wusste das sie weinte. In seinem inneren herrschte ein sehr eigenartiges Gefühl. Mit zwei Schritten war er bei Kagome und packte sie an der Hand. Ohne ein Wort zog er sie mit sich und Kagome konnte gar nicht anders als ihm zu folgen. Er brachte sie zum Brunnen, der der Weg in Kagomes Zeit war.
 

Kagome schaute in das dunkle innere. Lange sagte niemand etwas. Der Himmel war fast dunkel und die ersten Sterne erschienen. Inu Yasha kam von hinten an sie heran und Kagome fand sich in seinen Armen wieder, ohne das er etwas sagte. Jetzt brach sie entgültig in Tränen aus und es dauerte lange bis sie aufhören konnte. Wenn es das Schicksal gab, war es dann richtig was hier passierte? Das konnte doch nicht sein!

Sie sprachen kein Wort miteinander. Irgendwann saßen sie am Boden, gegen den Brunnen gelehnt und schauten in die Ferne. Jeder in seinen Gedanken und dann wieder beim Anderen. Noch nie hatte sie das Gefühl gehabt das sie und Inu Yasha fähig waren einfach so beisammen zu sitzen. Tief in der Nacht schlief sie ein. Inu Yasha allerdings blieb wach, legte seinen Arm fester um sie damit sie nicht fror. Und damit er sicher war das sie bei ihm war. Er konnte nicht glauben das es die letzte Nacht war i der sie so sitzen konnten. Morgen um diese zeit würde sie in ihrem eigenen Bett liegen. Weit weg von Dämonen und Schwertern. Weit weg von ihm.

Die vielleicht letzte gemeinsame Nacht

Die vielleicht letzte gemeinsame Nacht
 

Der Himmel begann gerade heller zu werden und die ersten Vögle begannen ihre Lieder als Kagome erwachte. Um ihre Schultern lag das Rote Gewand von Inu Yasha und er selbst...er saß genau so da, wie ein paar Stunden zuvor. Sie lag mit dem Kopf auf seinem Schoß und als sie sich aufsetzte und ihm in die Augen sah, überkam sie sofort ein fürchterliches Gefühl im Magen.

Im Haus schliefen noch alle, als sie schweigend ins Dorf zurück gingen. Kagome hetzte sich nicht dabei, sich zu waschen, doch irgendwann wurde sie zwangsläufig fertig und ging wieder nach draußen, wo Inu Yasha einige Meter vom Haus auf einer Mauer saß. Was Kagome so verunsicherte war, das er nichts sagte. Er schrie sie nicht an, er bat sie nicht zu bleiben, er sagte einfach gar nichts. Auch als sie sich vor ihn stellte schwieg er.

„Willst du nicht irgendetwas sagen? Irgendetwas!?“ fragte sie und schaute ihn eindringlich an.

„Inu Yasha, du kannst mich doch nicht nur anschweigen. Nun sag schon was!“

„Was willst du denn hören?“ fragte er trocken.

Kagome schaute ihn an. Ja, was denn?

„Sprich mit mir!“

„Du weißt das ich nicht will das du gehst. Was soll ich dir also noch sagen?“ keiner der beiden wandte den Blick ab. Kagome wusste nicht weiter. Er hatte ja recht, was sollte er ihr noch sagen? Sie würden ihre letzten Stunden also damit verbringen nicht zu sprechen. Kagome schüttelte den Kopf. In ihr drängte es ihm zu sagen was alles passiert war, warum sie sich nicht anders entscheiden konnte. Ein solcher Zwiespalt, das sie einfach nicht entscheiden konnte was das Richtige war. Würde sie ihm nichts sagen, bliebe er in dem glauben, sie ginge einfach nur aus freier Entscheidung. Würde sie es ihm sagen, dann, und da war sie sich sicher, wäre er sofort auf dem Weg zu Sesshomaru und wie das enden würde war völlig ungewiss. Kagome schaute weg.

„Dann nicht.“ Sagte sie mehr zu sich selbst.

„Ich weiß nicht Kagome, was ich dir sagen soll!“ Inu Yasha dachte sie hätte mit ihm gesprochen und suchte in seinem Kopf nach Worten. Aber alles war leer. Er befand sich in Gedanken nicht in der Gegenwart, sondern Monate voraus. So ging es ihm schon die ganze Nacht. Er versuchte es zu verdrängen, aber das Gefühl der Einsamkeit lies sich nicht verdrängen. Er würde ab heute wieder allein sein. Auch wenn er Freunde gefunden hatte, war es nicht das selbe. Und er machte sich einen großen Vorwurf. Das er es selbst in Schuld war. Weil er immer gezögert hatte, selbst wenn ein großer Teil in ihm gewusst hat das es nur richtig ist, hat er gezögert. Kagome war immer da und er hat sie gehen lassen, immer und immer wieder, obwohl er wusste, das sie wartet.

„Begleitest du mich?“

„Was?“ er wurde aus seinen Gedanken gerissen, fast darüber überrascht, das Kagome immer noch real vor ihm stand. Es waren viel zu viele Gefühle in dieser Sache verwickelt. Er wusste es in genau diesem Moment.

„Ob du mich begleitest? Ob du mit kommst?“

„In deine Zeit? Aber ich dachte-...“

„Ich hab nur vier Splitter, also wird es nicht so funktionieren wie ich es mir gedacht hatte, also wärst du der einzige, der trotzdem mit kommen kann.“

Inu Yasha schaute sie an.

„Und...“ Kagome sagte es aus tiefstem Herzen, „Und ich will das du mitkommst! Bitte.“

„Damit alles noch schwerer wird? Damit ich sehe wie du weinst?!“ Kagome wäre zu jeder anderen Minute einfach gegangen, oder hätte ihn beschimpft für seine Kälte, aber nicht in diesem Augenblick. Denn in seinem Gesicht hätte jeder lesen können, dass er litt. Auch wenn er es noch so gut verbergen wollte.

„Vor ein paar Tagen wolltest du noch nicht das ich mit dir komme!“

„Ich hab immer gewollt das du mit mir kommst! Du wolltest nur nicht!“

Sie sahen sich an. In beiden Blicken lag der selbe Schmerz und ein hauch von Vorwurf.

Inu Yasha schwieg.

„Also, wirst du mich begleiten?“ Er nickte und schaute auf einen sinnlosen Punkt, der es nicht im geringsten wert war, beobachtet zu werden. Kagome folgte seinem Blick und ging dann ins Haus. Sango kam ihr entgegen.

„Ich wollte dich gerade suchen. Einen kurzen Moment hab ich gedacht du wärst schon weg.“

„Blödsinn.“ Sagte Kagome und ging an ihr vorbei ins Haus.
 

An normalen Tagen verging die Zeit in einem vernünftigen Rhythmus, doch an diesem Tag übersprang sie Stunde um Stunde. Im Haus herrschte eine Gedrückte Stimmung und immer wieder wurde die Stille durch Shippos weinen unterbrochen. Kagome wusste nicht worauf sie wartete. Inu Yasha hatte sich den ganzen Tag nicht im Haus aufgehalten, doch niemand fragte wo er war. Miroku war einige Zeit am Nachmittag draußen gewesen um nach ihm zu sehen. Kagome wusste nicht ob er solang nach ihm gesucht hatte, oder ob sie miteinander gesprochen hatten, aber als Miroku zurück kam sah er nicht aus als mache er sich große Sorgen um Inu Yashas verbleib. Kagome hatte begonnen ihre Sachen zusammen zu räumen und wünschte sich das sie nicht die Blicke der Anderen in ihrem Rücken spüren würde. Ein vollbepackter Rucksack, eine kleinere Tasche, ein Kistchen, das Kaede ihr gepackt hatte, in dem sich verschiedene Kräuter und Pflanzen befanden und

„Mein Fahrrad, dann hab ich alles.“

„Shippo.“ Sango nahm das Häufchen Elend auf den Arm und schaute auf Miroku. Er stand auf und ihm folgten alle anderen.

Kagome ging nach draußen und nahm ihr Fahrrad. Miroku trug den Rucksack du Eri die Tasche. Die Kiste von Kaede klemmte Kagome auf den Gepäckträger.

Und so ging die kleine Gruppe in die Richtung, wo der Brunnen lag. Kagome schaute noch einmal zurück auf das Haus, in dem sie so oft gewesen war. Dann schaute sie zurück auf das Dorf, und schließlich war auch das nur noch wenig zu erkennen.

Inu Yasha war genau da, wo Kagome ihn erwartet hatte. Er saß auf dem Rand des Brunnens und schaute ernst, als er die Gruppe auf sich zukommen sah. Er stand auf und stellte sich wartend neben den Brunnenrand.
 

Kagome stellte ihr Rad ab und ihr wurde schwindlig, durch den schweren Atem, der versuchte die Tränen zu unterdrücken. Doch in dem Moment, da sie sich umdrehte und Miroku, Sango, den armen Shippo und Kaede da in einer Reihe stehen sah, brach sie in bitterliche Tränen aus. Dadurch angestachelt weinte Shippo noch lauter. Inu Yasha verschränkte die Arme und schaute, ganz unmerklich, nur um einige Zentimeter an ihnen vorbei. Es brauchte viel seiner Kraft dieses Bild zu sehen. Und wenn doch wenigstens Shippo sich beruhigen würde! Er hoffte das es schnell vorbei gehen würde, denn irgendwann würde er ein Verhalten zeigen, das er nicht wollte.

„Kagome. Ich hoffe von ganzem Herzen, das du zu uns zurück kommst!“ Miroku schloss sie in seine Arme und Kagome stand da wie versteinert, nicht fähig ihn auch zu umarmen. Inu Yasha schloss einen Moment die Augen.

Also Miroku sich von ihr löste und Sango auf sie zu kam, mit Tränen in den Augen, sprang Shippo ihr an den Hals und sein nasses Gesicht vergrub sich in ihrer Schulter. Kagome hob die tauben Arme und drückte den kleinen Fuchs an sich.

„Vergiss uns nicht.“ Sagte Sango und blieb vor ihr stehen. Kagome schüttelte langsam den Kopf. Sie setzte Shippo, der jetzt fast schrie, vor sich auf den Boden und fiel Sango in die Arme. Eine ganze Zeit standen die beiden da ohne zu sprechen.

„Wir vergessen dich nie!“ Sangos Worte zerrissen Kagome das Herz. Sie nickte und ging zu Kaede.

Noch bevor einer der beiden etwas sagen konnte, kam aus Inu Yashas Richtung ein Jammern und schreien. Shippo stand vor dem Halbdämon und trat ihm unablässig gegen die Beine. Er schlug mit seinen kleinen Fäusten gegen ihn und schluchzte ohne Pause.

„Bring sie wieder zurück! Mach das sie hier bleibt! Du Ekelpaket, jetzt mach doch was! Steh doch nicht einfach so da! INU YASHA MACH WAS!!!“

Inu Yasha lies Shippo einfach. Bis Sango den Schreienden kleinen Dämon auf den Arm nahm und er in ihre Kleidung weiter weinte.

„Du hast hier immer ein Zuhause, Kagome.“ Sagte Kaede. Kagome umarmte die alte Frau und flüsterte „Danke.“

Miroku hatte die Taschen und das Rad bereits in den Brunnen herab gelassen, als Eri, Yuka und Tishika sich verabschiedeten. Die drei sprangen zuerst in die Tiefe. Kagome drehte sich noch einmal um als sie auf den Rand gestiegen war. Wie oft hatte sie das schon getan?

Als sie sprang war es, als verschwanden die Gesichter ihrer Freunde wie in Zeitlupe aus ihrem Blickfeld und wurden durch das Dunkel der Brunnenmauer abgelöst. Das vertraute Gefühl setzte ein und Kagome wusste das sie im nächsten Augenblick auf der anderen Seite sein würde.

Inu Yasha schaute seine Freunde nicht mehr an, sonder sprang Kagome sofort hinterher. Wortlos.

Kaede, Sango, Shippo und Miroku standen noch eine ganze Weile am Brunnen. Der Mönch hatte einen Arm um die weinende Sango gelegt und Shippo schluchzte nur noch ab und zu ganz leise. Sonst schaute er starr gerade aus. Dann drehte sich Kaede um und ging zurück zum Dorf. Miroku gab Sango einen winzigen anstoße und sie nickte. Zum Dorf zurück kam ein sehr viel kleineres Grüppchen als das, das es verlassen hatte. Und zwischen ihnen klaffte eine große Lücke.
 

Kagome und Inu Yasha waren fröhlich von Kagomes Bruder empfangen worden. Eri, Yuka und Tishika waren gleich aufgebrochen zu ihren Familien. Sie würden sich ja in der Schule sehen, und Kagome solle doch nicht mehr traurig sein. Kagome hatte genickt und konnte sich nicht vorstellen das sie je wieder in der Schule sitzen würde.

„Schatz, wir haben uns Sorgen gemacht, die ganze Stadt spricht davon das in der Schule eine Bombe explodiert sein soll. Das halbe Gebäude ist zerstört. Warst du denn nicht bei dem Fest?“

Kagomes Mutter drückte ihre Tochter fest an sich, während sie ihre Fragen über sie schüttete.

„Aber Kagome, was ist denn los?“ Kagomes trauriger Blick und Inu Yashas ernste Miene ließen ihre Mutter skeptisch werden. Besorgt schaute sie von einem zum anderen.

„Ich geh in mein Zimmer, Mama. Ich erzähl es dir ein anderes Mal, ok.“

„Natürlich, mein Schatz. Wenn du etwas brauchst, dann ruf mich einfach, ja?!“ rief sie ihrer Tochter nach, die bereits auf dem Weg in ihr Zimmer war.

Kagome schloss die Tür nachdem Inu Yasha eingetreten war, lehnte sich gegen sie und weinte bitterlich.
 

Sie und Inu Yasha saßen gegen die Wand gelehnt auf ihrem Bett und schauten auf den gegenüberliegenden Schreibtisch. Draußen war es bereist dunkel und als Kagome auf die Uhr schaute, zeigte sie das es kurz nach 22 Uhr war.

Inu Yasha der zwar nicht wusste was diese Uhr sagte, wusste dennoch das es spät war.

„Ich werde jetzt gehen.“ Murmelte er leise ohne Kagome anzusehen.

Sie hatten Stunden auf dem Bett gesessen, ohne auch nur ein Wort zu sprechen. Inu Yasha kam irgendwann zu ihr, als sie noch an der Tür stand und nahm sie einfach in den Arm. Kagome war ihm dankbar das er da war.
 

Sie griff seine Hand.

„Bitte bleib noch. Bleib heut nacht bei mir.“ Kagome fühle nicht die geringste Scham ihn darum zu bitten, nichts daran kam ihr falsch vor. Inu Yasha veränderte seine Miene nicht. Sie schauten sich in die Augen und dann zog er Kagome zu sich heran, das sie in seinen Armen versank.

„Kommst du zurück?“ es war das erste das Inu Yasha seit vielen Stunden gesagt hatte. Kagome regte sich nicht. „Shippo hat mich darum gebeten, dich das zu fragen, falls du dich erinnerst.“ Sagte er tonlos. Kagome lächelte, auch wenn er es nicht sehen konnte.

„Ich glaube er wird sehr wütend sein wenn ich ohne dich zurück komme. Er ist zwar klein, aber er hat ganz schön spitze Zähne. Er hat gesagt ich soll was machen. Aber ich muss gestehen, das ich nicht weiß was. Das hat er mir nämlich nicht gesagt. Oder vielleicht hab ich es nur nicht verstanden, er hat ziemlich geschrieen. Wenn es was gibt was ich machen kann, dann würdest du es mir sagen oder?“ Er machte eine kurze Pause und wartete das Kagome ihm Antwortete. „Das heißt wohl, das es nichts gibt.“ Sagte er trocken. Er schaute an die Decke und lehnte den Kopf gegen die Wand.

„Also, da du dich nicht mehr rührst, bist du vielleicht eingeschlafen. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, aber ich glaube jetzt einfach mal das du schläfst, das macht es mir vielleicht einfacher.“

Kagome war erstaunt das er so kontinuierlich ein Selbstgespräch führte. Sie genoss jedes seiner Worte, als wären sie das was sie immer hören wollte, das Wichtigste was jemand sagen konnte.

„Das ich dumm war, hab ich dir ja schon gesagt. Also hab ich mir auch selbst zuzuschreiben was hier passiert. Da ist es kein Wunder das der kleine Shippo wütend auf mich ist. Ich glaub das ich einige blaue Flecken bekommen werde, wo er mich getreten hat. Dafür das er noch so klein ist hat er mal was ziemlich erwachsenes zu mir gesagt. Das ist schon ziemlich lange her. Das war, glaube ich, kurz nachdem wir auch hier waren und dein Bruder sich in dieses Mädchen verliebt hatte. Ich hab Shippo davon erzählt. Ich weiß gar nicht warum ich das gemacht hab, aber er hat mich angeschaut, ich wusste gar nicht das er so gucken kann. Ich hab mich vielleicht ein wenig über deinen Bruder lustig gemacht, und da hat Shippo mich so angesehen und wurde ganz ernst. Und er meinte, das ich gar nicht so über deinen Bruder reden sollte, da ich ja selbst wie ein kleines Kind wäre und das ja sogar er erwachsener wäre als ich. Und da ich den Mund nur dann aufmachen würde, wenn es unpassend wäre, aber zu dem ich etwas sagen sollte, da würde ich es nicht machen. Ja so, oder so ähnlich hat er es gesagt. Er hat seinen Finger gehoben und auf mich gezeigt und gesagt: „Inu Yasha, wenn du nicht bald mal verstehst das dahinten dein Glück sitzt, dann ist es irgendwann weg und du hast gar nichts mehr!“ Und weißt du was ich gemacht hab? Ich hab ihm eins auf den Kopf gegeben und ihn davon gejagt. Und hab mir gedacht, das ich mir das ja von einem so kleinen Wicht nicht sagen lassen muss. Da hab ich ja auch irgendwie recht, oder? Aber manchmal musste ich noch daran denken. Auch als du dann weg warst, hab ich ein paar mal daran gedacht. Shippo war sehr böse mit mir, das kannst du dir ja denken. Er hat ganz lang nicht mit mir gesprochen. Er ist wirklich ein guter Kerl, wenn auch etwas nervig.“

Kagome fühlte wie Inu Yashas Hand ihr über die Haare strich. Er selbst hatte seinen Blick immer noch an die Decke geheftet und war völlig in seinem Monolog versunken.

„Aber am Ende hatte er doch recht oder? Ich hab alles falsch gemacht und jetzt ist alles weg. Weil ich nicht gesehen hab das mein Glück da auf der Wiese sitzt, läuft es mir jetzt weg. Aber bevor es ganz weg ist, will ich ihm doch noch alles gesagt haben. Shippo sagt ja immer das ich ein Egoist bin, also macht es mir auch nichts, dass du damit dann allein klar kommen musst. Ich habs wenigstens gesagt.“

Kagomes Herz schlug schneller.

„Also ich will immer noch nicht das du hier bleibst. Ich will das du wieder mit mir zurück gehst und das du bei uns bist. Ich will das du bei mir bist. Weil ich dich liebe, Kagome. Ich weiß gar nicht seit wann, aber das ist schon eine ganze Zeit so. Und trotzdem war ich nicht immer nett zu dir. Aber ich hab auch nicht gerade gute Erfahrungen gemacht, das weißt du ja. Wenn man im Kampf verletzt wird, sind das Schrammen. Ich geb das ja nie zu, aber eigentlich tun sie doch ganz schön weh. Aber wenn jemand weg ist, den man... liebt, dann ist das um einiges schlimmer. Ich wollte das eigentlich nicht. Das ist nichts für mich, da hab ich lieber Kampfwunden! Aber irgendwie kann man sich das nicht aussuchen. Und dann versucht man nicht daran zu denken und es von sich wegzuschieben. Und das funktioniert auch. Und dann kommt ein kleiner Fuchs und macht einem das alles kaputt. Und irgendwann merkt man endlich auch selbst das man einen ziemlich großen Fehler gemacht hat, aber dann ist man leider zu spät. Ja, das wollte ich sagen. Falls du schläfst, sei dir sicher, dass ich das nicht noch mal alles erzähle. Das ist dann deine Schuld.“

Kagome schwieg noch einen Augenblick.

„Ich schlafe nicht.“ Sagte Kagome leise.

Auf Inu Yashas Wangen wurde es warm.

„Ok, dann ist ja gut.“ Mit einem Mal klopfte sein Herz schneller. Eigentlich hatte er wirklich damit gerechnet das sie ihn nicht hörte.
 

Kagome schloss die Augen und verbannte entgültig alles schlimme aus ihren Gedanken. Inu Yasha hatte weit über eine halbe Stunde geredet.

Vielleicht war es die letzte Nacht die sie ihn sehen würde. Vielleicht war es das letzte Mal das sie so beisammen waren. Doch vielleicht fiel ihr auch irgendwann eine Möglichkeit ein wieder zu ihm zurück zu kommen. Schließlich würde sie sich in der selben Zeit befinden. Ja, irgendwann würde sie zurück kommen, das war keine Sache für die Ewigkeit. Sesshomaru konnte sie nicht festhalten. Aber sie würde ihm beweisen das sie nicht gelogen hatte. Er hatte etwas getan und dafür brachte ihm Kagome die Gegenleistung. Doch irgendwann würden sie Quitt sein. Irgendwann würde er sie wieder gehen lassen, sie war sich sicher.

Kagome Arm, der um Inu Yashas Bauch gelegt war, griff nach oben und faste die Seite an seinem Hals. Sie hob den Kopf und rückte ein Stück hoch. Ohne auf sein überfordertes Gesicht zu achten küsste sie ihn. Seine Arme fühlten sich mit einem Mal ungewohnt nutzlos an. Kagome faste nun auch mit der anderen Hand sein Gesicht, ohne ihre Lippen von seinen zu trennen. Ihre Augen waren geschlossen, während Inu Yasha im dunkel des Raumes auf sie schaute. Sie lehnte sich auf ihn, bis er nach gab und zur Seite in die Kissen sank. Kagomes Körper lag bis zum Bauch auf seinem. Sie löste den Kuss und schaute auf ihn herunter. Seine Augen sahen traurig aus und Kagome verliebte sich genau in diesem Augenblick noch einmal in ihn und in den Blick den er hatte. Ihr Haare hingen links und rechts neben seinem Gesicht auf das Kissen und eine Weile schauten sie sich nur an. Kagome strich ihm mit einem Finger eine Strähne aus dem Gesicht.

„Ich liebe dich auch.“

Und dann sank sie wieder auf seine Lippen herab. Inu Yasha schloss die Augen und umfasste ihren Rücken. Eine ganze Zeit lagen sie so da. Und Kagome war es, die damit begann ihre Hände unter sein Hemd zu führen. Er öffnete die Augen. Sie schaute ihn an, ohne mit dem aufzuhören was sie tat. Sie küsste ihn wieder. Ihre Hand glitt über seine Brust und sie spürte das sein Herz sehr schnell schlug.

Und dann änderte sich die Situation. Inu Yasha setzte sich auf und fasste Kagome mit beiden Händen am Gesicht und die Küsse wurden Leidenschaftlicher. Ihre Hände glitten auf seinen Rücken und dann zog sie ihm das Oberteil aus. Die Wunden auf seinem Körper waren fast verheilt und von einigen würden Narben bleiben. Er drückte sie nach hinten und jetzt lagen sie mit den köpfen zum Fußende des Bettes und es waren jetzt seine Haare die neben ihrem Gesicht hingen. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, dann begann er Kagomes Hals zu küssen und in ihr stieg eine unglaubliche Wärme auf. Jetzt würde er auch ihr Herz fühlen und wie schnell es schlug, als seine Hand unter ihr Shirt glitt. Die Hände die das schwere Schwert führten waren warm und weich und führten Kagome fort aus der Realität. Als der Moment gekommen war, da all ihre Kleidung auf dem Boden lag, zog Inu Yasha die Decke über sie. Der Daumen seiner rechten Hand strich ihr über die Wange und sie schauten sich tief in die Augen. Er atmete tiefer und schneller und in seinem Blick lag nur eine einzige Frage. Kagome strich ihm einige Male über die Haare und zog ihn dann zu sich hinunter.

Die beginnende Suche nach dem Sinn

Die beginnende Suche nach dem Sinn
 

Kagome tauchte wieder aus dem Wasser auf. Seit gut eine halben Stunde lag sie in der Warmen Badewanne und verlor sich immer wieder in ihren Erinnerungen. Ein letztes Mal wischte sie sich über das Gesicht und stieg dann aus der Wanne.

Alles hatte sich in kurzer Zeit verändert und es war doch komisch das ihr Spiegelbild immer noch das selbe zeigte. Wie wenig man von außen doch sehen konnte.

Als sie am Morgen aufgewacht war, in einer wohligen Wärme, war es kaum fassbar für sie, was vor wenigen Stunden passiert war. Das ein Tag so enden konnte, nachdem sie solchen Schmerz ertragen musste, nachdem sie denen, die sie so gern hatte „Lebe wohl“ sagen musste. Sie hatte in Inu Yashas Arm gelegen und ihn lange angeschaut. Er schlief immer noch tief und wachte auch nicht auf als Kagome aufstand und sich ein T- Shirt anzog, das Zimmer verließ und ins Bad ging. Ihr Opa hatte ihr einen schönen Morgen gewünscht, ohne von seiner Zeitung aufzusehen und ihre Mutter fand das sie schon viel besser aussah als bei ihrer Ankunft. Sota war in der Schule und Kagome war dankbar dafür, das ihre Mutter nicht fragte, wann sie selbst denn vorhatte wieder dort hinzugehen.
 

„Willst du etwas Frühstücken, mein Schatz?“

„Ja, Mama, gerne.“ Kagome stand auf und holte sich einen Teller. Ihre Mutter wusch gerade das Gemüse für das Mittagessen ab und lächelte leicht zu Kagome herüber, als sie neben ihr Stand und in den Schrank griff.

„Schläft Inu Yasha etwa noch?“ Und Kagome wurde warm. Sie war eine Mutter und sah ihrer Tochter an der Nasenspitze an, das sie sich verändert hatte. Kagome mied den Blick auf sie und murmelte leise vor sich hin.

„Ja, ich denke schon.“ Über Kagomes Gesicht huschte ein schüchternes Lächeln und sie wusste das sie und ihre Mutter sich ohne viel Worte verstanden hatten.

Kagome genoss das Frühstück und las die Rückseite der Zeitung, die ihr Opa in der Hand hielt, als Inu Yasha den Raum betrat. Etwas schüchtern trat er ein und sofort trafen sich ihre Blicke. Kurz, denn gleich wurde er von Kagomes Mutter angewiesen platz zu nehmen und bekam einen großen Teller vor sich gestellt.

„Was habt ihr heute vor?“ fragte sie fröhlich und schaute über ihre Schulter, ohne den Salatkopf den sie auseinander pflückte zu vernachlässigen.

Inu Yasha, der den Mund ziemlich voll hatte, schaute auf Kagome.

„Wollt ihr gleich wieder zurück?“

„Ich bleibe noch etwas hier, Mama.“ Sagte Kagome bemüht neutral und doch mit einem traurigen Unterton in der Stimme. Inu Yasha senkte den Blick auf seinen Teller.

„Das freut mich aber. Bleibst du auch noch?“

„Nein,“ sagte Inu Yasha ohne aufzusehen. „Ich muss zurück.“

„Schade.“

Kagome legte den Rest auf ihren Teller und gab ein kleines Stück Fleisch an die Katze weiter, die mit großen Augen auf etwas wartete das für sie abfiel. Als auch Inu Yasha mit seinem Essen fertig war, stand sie auf und er tat es ihr nach.
 

Er folgte ihr in ihr Zimmer, nicht ohne eine gewisse Nervosität, denn jetzt wären sie allein. Kagome setzte sich auf ihr Bett und er hockte sich im Schneidersitz schräg vor sie. Sie sahen sich an und Inu Yasha fühlte sich verpflichtet irgendetwas zu sagen. Heraus kam allerdings nur ein unverständliches Murmeln und nuscheln, das Kagome ein Lächeln über die Lippen trieb. Sie beugte sich vor und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Er schloss die Augen und genoss selbst diesen so kurzen Augenblick. Er wollte etwas sagen, aber sämtliche Worte schienen aus seinem Kopf verloren gegangen zu sein. Aber auch über sein Gesicht huschte ein lächeln, auch wenn er Kagome dabei nicht ansah. Sie war recht erstaunt darüber, ihn so schüchtern zu sehen, allerdings machte es ihr die ganze Sache einfacher. Sie fühlte sich sicherer und fasste sich ein Herz endlich etwas zu sagen. Doch im selben Moment da sie den Mund aufmachte und einen Ton hervorbrachte, wollte wohl auch er etwas sagen und sie unterbrachen sich gegenseitig. Eine kurze Irritation und dann mussten sie lachen. Und das Eis war endlich gebrochen.

„Es war wunderschön, Kagome.“ Sagte er leise.

Kagome nickte. Es stimmte einfach alles. Noch nie war sie jemandem so nah gewesen wie in der vergangenen Nacht und das Inu Yasha es war, der der erste war, erfüllte sie mit einem tiefen Gefühl für ihn, das sie nicht hätte beschreiben können.

„Ich danke dir, für alles was du gestern gesagt hast. Ich hätte dir noch Stunden zuhören können. Wirklich.“

Inu Yasha kniff etwas peinlich berührt die Lippen zusammen, und nach einer kurzen Pause fragte er

„Aber es ändert nichts oder?“ und mit diesen Worten, war es als würde eine unbehagliche Kälte durch das Zimmer huschen. Kagome schaute aus dem Fenster.

„Warum nicht, Kagome?“ In seiner Stimmer lag jetzt ein Ton, den sie nur sehr selten bei ihm gehört hatte, wen überhaupt einmal. Er klang als flehte er um eine Antwort, als verstünde er einfach in keiner Weise warum sich jetzt nicht alles zum guten wenden würde. Kagome rang ach Luft.

„Es ist nicht so einfach.“

„Warum? Was daran ist nicht so einfach?“

„Ich hab hier auch ein Leben. Ich muss in die Schule, ich hab hier eine Familie, ich sollte hier Freunde haben,-“

„Aber bisher hat das auch funktioniert. Warum jetzt nicht mehr? Warum reicht es dir nicht mehr?“

„Hör doch auf.“

„Dann sag mir warum ich nicht zu dir kommen darf? Wenn du hier bleiben willst, dann soll es so sein, aber warum darf ich nicht zu dir kommen?“

„Weil ich...weil...“

„Es gibt keinen vernünftigen Grund, oder?“

„Du redest von Vernunft?“

„Sogar ich erkenne, wenn etwas einfach gar keinen Sinn ergibt!“

„Das hat nichts mit Sinn zu tun! Ich kann nicht anders!“

„Warum verdammt noch mal?“

„Es geht nicht anders?“

„Warum??“

Er hatte sie an den Schultern gefasst, vielleicht härter als er es wollte und versuchte sie dazu zu bringen ihn anzusehen.

„Du kannst mir ja nicht mal in die Augen sehen, wenn du das sagst!“

„Lass mich los.“ Ihre Stimme war leise geworden.

„Schau mich an und sag mir das du nicht willst das ich jemals wieder hier her komme!“

Kagome schwieg.

“SAG ES SCHON!“

„ICH WILL NICHT DAS DU wieder hier her kommst.“ Ihre Stimme brach ab.

Inu Yasha schaute sie an und ließ sie dann los. Seine Hände sackten auf seinen Schoß herab.

Sie schwiegen einen schmerzlichen Augenblick.

Dann stand er auf. Und es war als würde es sie von innen zerreißen. Er ging zum Schreibtisch und griff den Behälter mit den Juwelensplittern. Drei nahm er heraus und den Vierten stellte er zurück auf den Tisch.

„Den Vierten nehme ich nicht mit! Mach damit was du willst. Du kannst ihn als Erinnerung behalten.“

Kagome schaute ihn an, aber er wich ihrem Blick aus. Seine Miene war kalt geworden. Da war nichts mehr von der Wärme der letzten Nacht, der vergangenen Tage. Sie hätte ihm den letzten Splitter ohnehin nicht mitgeben wollte, da sie ihn brauchte um zurück zu gehen, um Sesshomaru zu suchen. Aber es jetzt so kalt aus seinem Mund zu hören war etwas anderes. Etwas ganz anderes.

Er öffnete das Fenster. Kagome war nicht fähig sich zu bewegen. Inu Yasha drehte sich um und se schauten sich an. Er hoffte das sie etwas sagen würde, das sie ihn nicht gehen ließ, das sie ihm folgte, doch sie schwieg. Inu Yasha nickte fast unmerklich.

„Leb wohl, Kagome!“

Und damit verschwand er aus dem Fenster.
 

Kagome sprang auf und riss fast alles was auf ihrem Nachttisch stand mit auf den Boden. Sie lief zum Fenster und sah noch wie Inu Yasha vom Dach des Schuppens sprang und im nächsten Augenblick im Schrein verschwand.
 

Der Sprung vom Dach war wie ein Fall in die Einsamkeit. War es das gewesen? Ohne einen Grund, sollte es das gewesen sein? Er lief in den Schrein und stand einen langen Moment vor dem Brunnen, die Juwelensplitter in der Hand, die Faust fest darum geschlossen. Es hatte keinen Sinn, es war nicht einfach das er es nicht verstand, es gab keinen Grund dafür!

Er drehte sich um und schaute durch die offenstehende Tür.
 

Kagome rannte los. Riss die Zimmertür auf und rannte die Treppen nach unten, bekam die Kurve nicht und prallte gegen die Wand, sie lief weiter.

„Kagome! Was ist passiert?“ hörte sie die Stimme ihrer Mutter. Sie rannte aus der Tür in den Hof, um die Ecke und auf den Schrein zu. Die Tür stand offen.

Inu Yasha sprang. Der Sog des Brunnens setzte ein und er verließ die Welt der Gegenwart.
 

Kagomes Hand prallte gegen die Tür und schlug sie ganz auf. Der Schrein war leer. Inu Yasha war weg. Das Licht im Brunnen verlosch in dem Augenblick da sie hinein schaute. Dunkel und leer lag er vor ihr. Nichts als ein schwarzes Loch, ein ausgetrockneter aller Brunnen, der ihr alles genommen hatte. Ihre Hände krallten sich in das Holz des Randes und sie sank auf die Knie. Er war weg. Und vielleicht würden sie sich nie wieder sehen, vielleicht konnten sie nie wieder zusammen sein.
 

Inu Yasha hatte den Brunnen verlassen und schaute jetzt in die schwarze Tiefe des Loches, das die Verbindung zwischen den Welten war. Eine Verbindung die er jetzt nicht mehr brauchte. Jetzt war es nichts weiter als ein ausgetrockneter Brunnen, der ihm immer wenn er in seine Nähe kommen würde, schmerzhafte Erinnerungen in den Kopf treiben würde. Er war zu schnell gegangen. Er hätte noch bleiben sollen. Sie hätten sich nicht im Streit trennen sollen.

Er setzte einen Fuß auf den Rand. So konnten sie sich nicht trennen.
 

Kagome verfluchte sich dafür, das sie es ihm nicht gesagt hatte. Dann hätte er sie vielleicht nicht verstanden, aber er hätte den Grund gehabt, den er haben wollte. So ergab es für ihn keinen Sinn. Für ihn war es die Trennung die ihm keiner erklären würde. Er hatte wegen Kikyo leiden müssen, viele Jahre und jetzt litt er vielleicht wegen ihr. Nur wenige Stunden nachdem er endlich seinem Herz nachgegeben hatte, wurde es wieder so schwer getroffen. Er würde nie wieder vertrauen fassen, nie wieder. Und sie war Schuld. Sie hätte es ihm sagen müssen! Doch es war zu spät. Einfach zu spät. Er war weg und würde auch nicht zurück kommen. Weil es für ihn keinen Grund gab zurück zu kommen. Sie hatten sich so schnell und im Streit getrennt. Jetzt würde er sie verdrängen. Vielleicht würde er noch enttäuscht sein, aber es würde irgendwann weniger werden und er wäre genau der alte. Bald würde sich jedes Gefühl für sie in das Gegenteil verkehren, genau wie es bei Kikyo gewesen war. Doch würde er nicht ein zweites Mal so lange um das wohl einer Frau bemüht sein. Kein zweites Mal würde er warten und leiden. Er würde sie verdrängen, bis er sie vergessen hatte.
 

Inu Yasha harrte mit einem Bein auf dem Rand des Brunnens aus. Warum sollte er zurück gehen. Selbst wenn sie sich im Streit getrennt hatten, es würde die Sache an sich nicht vereinfachen, wenn er jetzt zurück ging und sie sich dann voneinander verabschieden mussten, ob es einen Sinn hatte oder nicht. Er nahm den Fuß herunter. Es würde nichts ändern. Es war vorbei.

Er drehte sich um und ging in die Richtung in der das Dorf lag. Doch als er die ersten Häuser passierte, wandte er doch noch einmal den Blick dahin, wo der Brunnen lag.

Er würde den Grund erfahren. Wie, das wusste er nicht, aber es musste einen Grund geben!

Er betrat das Haus, in dem eine bedrückte Stimmen herrschte. Einer tauschte Blicke mit dem Anderen, nur Inu Yasha selbst entschied sich gleich, das Haus wieder zu verlassen. Wortlos ging er wieder nach draußen. Was sollte er tun? Sitzen und warten bis der Schmerz aufhört? Nein!

Er rannte los. Er hatte eine Aufgabe, die ihm vielleicht nicht den Grund gab, warum er wieder allein war, aber die ihn ablenken würde, bis er es vergessen konnte. Wann auch immer das war. Er würde Kikyo suchen und finden.
 

Es war nur ein kurzer Moment, aber Kagome wusste das Inu Yasha auf der anderen Seite gegangen war. Er hatte den Brunnen verlassen und war weg. Sie war sicher.

Als sie das Haus wieder betrat, war auch Sota aus der Schule zurück. Alle Blicke richteten sich auf sie als sie den Raum betrat. Sie blieb direkt in der Tür stehen und in dem Moment, da ihre Mutter sie ansprach, brach sie in Tränen aus. Lange stand sie so mit ihrer Mutter da, die ihre Arme um sie gelegt hatte und verzweifelt wünschte das sie ihre Tochter trösten konnte. Sogar ihr Opa litt mit ihr und auch Sota wusste das irgendetwas seine Schwester tief verletzt hatte.

Es dauerte lange bis Kagome in der Lage war zu sprechen. Und dann, endlich, erzählte sie alles. Alles, angefangen bei dem was beim Fest in der Schule passiert war, wie sie aus dem Dorf geflohen war, wie sie gekämpft hatte und doch keine Splitter mehr fand und schließlich alles was an der Schlucht passiert war. Zum ersten Mal hörte ihre Familie, dass Inu Yasha einen Bruder hatte. Ungläubig staunten sie über die Macht die ein Schwert besitzen konnte.

„Kagome, was willst du jetzt tun?“ ihre Mutter schaute sie mitleidig an.

„Ich gehe zurück, heute Nacht. Und dann such ich Sesshomaru.“

„Warum bleibst du nicht einfach hier, bis er vergessen hat das es dich gibt?“ fragte Sota wie nur ein Kind fragen konnte.

„Weil ich nicht riskieren kann das er auf Inu Yasha trifft und...“

„ja glaubst du denn, er würde ihm etwas antun? Seinem eigenen Bruder?“ fragte ihre Mutter und war völlig verständnislos für diese Tatsache.

„Ich habe mein Wort gegeben.“

„Aber wenn du Inu Yasha erzählen würdest was passiert ist, er würde doch einen Weg finden dich zurück zu holen!“

„Ja, vielleicht, aber ich kann mein Wort nicht brechen. Es ist die Bezahlung für das was Sesshomaru getan hat.“

„Wie kann man so etwas verlangen, wenn der eigene Bruder stirbt und man der einzige ist der ihn retten kann?“

„Er hätte es nicht tun müssen. Er selbst hat schon versucht Inu Yasha umzubringen. Ich kann mein Wort nicht brechen. Ich kann nicht.“

Opa nickte.

„Bist du etwa ihrer Meinung?“ fragte die Mutter entsetzt.

„Wenn das die Bezahlung ist die Inu Yasha das Leben gerettet hat, dann muss sie gehen.“

„Wie kannst du so was sagen?“ rief Sota ungläubig.

„Glaubst du denn Inu Yasha würde wollen das du das tust?“ versuchte ihre Mutter es weiter.

„Natürlich würde er es nicht wollen.“ Sagte Opa, „Aber darum geht es leider nicht.“

Kagome sah auf ihren Großvater und versuchte zu verstehen. In irgendeiner Weise tat es ihr weh, seinen Zuspruch zu hören. Ein Teil in ihr erwartete von ihrer Familie das sie sie überzeugen wollten, so wie es ihre Mutter tat. Aber er sprach ja nur die Wahrheit aus.

„Ich bin überzeugt, das sich das klären wird. Wenn er gewollt hätte, dann wäre Inu Yashas Bruder doch schon gekommen um sie zu holen. Aber das hat er nicht getan. Also geht es vielleicht um etwas Anderes.“

Kagome sah ihn an und dann schwieg sie eine ganze Weile.

„Ich packe jetzt ein paar Sachen, und dann geh ich.“

Sie stand auf und ging in ihr Zimmer. Sie packte gerade einige Dinge in ihren Rucksack, als es klopfte. Für einen Augenblick keimte die große Hoffnung in ihr auf, dass Inu Yasha herein kommen würde, aber es war Sota.

Was gibt’s?“ fragte sie und senkte ihren Blick wieder auf den Rucksack.

“Aber du kommst doch irgendwann zurück, oder?“

Sie sah nicht auf.

“Ich werde alles versuchen, ich verspreche es. Ich komme zurück!“

„Und wirst du es Inu Yasha irgendwann sagen?“

„Ich weiß nicht wann ich ihn wieder sehe.“ Sagte sie traurig.
 

Wie zu erwarten war, ging die Zeit sehr schnell vorbei, dann wurde es langsam dunkel und die Nacht brach herein. Kagome und ihre Familie saßen beisammen und ihre Mutter packte zu essen in ihren Rucksack.

„Mama, du musst nicht soviel einpacken, ich hab jetzt niemanden mehr dem ich etwas abgeben kann.“

„Vielleicht wollen Inu Yashas Bruder und seine Begleiter etwas davon haben.“

Kagome versuchte sich vorzustellen wie sie alle um ein Lagerfeuer herum saßen und das Essen ihrer Mutter verspeisten. Es war ein Bild, so unrealistisch, das sie fast lachen musste. Die Zeit der Abreise war gekommen.

Kagome hatte den letzten Juwelensplitter um ihren Hals gehangen und wurde nun von allen Mitgliedern ihrer kleinen Familie zum Brunnen begleitet. Seltsamer Weise musste sie nicht weinen. Es war als wären in den letzten Tagen alle ihre Tränen verbraucht worden. Ja, sie war sich mit einem Mal sogar sicher, dass am Ende doch alles gut werden würde. Sie würden sich wieder sehen! Sie stieg auf den Rand des Brunnens.

„Ich bin stolz darauf, so eine tapfere Tochter zu haben.“ Sagte ihre Mutter und Sota nickte.

„Bis bald, Mama.“ Es waren Kagomes letzte Worte bevor sie sprang.

Nur Wimpernschläge später war sie wieder auf der anderen Seite. Es musste alles schnell gehen.

Als sie aus dem Brunnen kletterte schaffte sie es, genau so wie sie es sich vorgenommen hatte, nicht in die Richtung zu schauen in der das Dorf lag. Nicht einen Blick herüber, ihr Weg führte sie in die andere Richtung. Sie lief sofort los. So schnell sie konnte, in den Wald und selbst dort noch solang, bis ihre Seiten schmerzhaft stachen und sie eine Pause machen musste.

Sie schaute in das Dunkel der Bäume. Den Bogen nahm sie in ihre Hand, für den Fall das ein Dämon auftauchen würde. Wie selbstverständlich das alles geworden war. Sie hatte nicht einmal Angst davor. Kagome ging weiter, auch wenn der Schmerz noch nicht ganz aufgehört hatte. Sie musst so weit wie möglich vom Dorf weg.
 

Inu Yasha hatte, nachdem er das Haus verlassen hatte, es auch nicht mehr betreten. Die Suche nach Kikyo musste einen Plan haben. Und so hatte er sich für diesen Tag das Gebiet im Wald ausgesucht. Er hatte allerdings auch erwartet das er sie dort nicht finden würde. Wäre sie so nah gewesen, hätte er ihren Geruch wahrgenommen. Doch jetzt hatte er ein erstes Gebiet durch und würde am nächsten Tag weiter gehen. Solang bis er sie gefunden hatte. Wenn ihm die Antworten für Kagomes Flucht nicht gegeben wurden, dann wollte er doch wenigstens Antwort darauf haben, warum Kikyo in der anderen Zeit aufgetaucht war. Sie sollte erfahren was sie damit angerichtet hatte.

Inu Yasha lag jetzt am Fluss, an der Stelle, wo er mit Kagome gesessen hatte. Er mied es auf den Platz zu schauen, der ihrer gewesen war und starrte auf den Sternenhimmel. Was würde passieren wenn er Kikyo gefunden hatte? Alles was er sich vornahm ihr zu sagen, würde er es auch können? Hatte Kagome recht, wenn sie sagte das man dem nicht trauen konnte. Stimmte das? Er hatte sich doch entschieden, das war doch das was alle von ihm gewollt hatten. Und was hatte er jetzt davon? Es war alles schlimmer als zuvor. Er hätte sich immer von ihnen fernhalten sollen. Er hatte es gewusst und es trotzdem nicht getan. Warum nicht? Warum?

Weil es nicht anders ging. Weil es richtig war!

Er drehte sich unruhig auf die Seite und schaute jetzt doch genau auf Kagomes leeren Platz. Es war, als wäre sie immer noch da. Als würde er sie immer genau dort sitzen sehen, als konnte er sie immer noch riechen.

Er setzte sich so schnell auf, das eine der Wunden auf seinem Rücken wieder schmerzhaft aufriss. Er kniff die Augen zusammen und wartete den Moment ab da das Brennen wieder aufhörte. Er konnte tatsächlich ihren Geruch wahrnehmen. Das bildete er sich nicht einfach ein. Er sprang auf und rannte los. Mit Großen Sätzen, über die Wiese, über Bäume, bis er am Brunnen war. Für einen kurzen Augenblick hatte er ihn noch, und dann war er weg. Zurück blieb die Frage, wie weit alles Einbildung gewesen war.

Inu Yasha schaute in die Ferne, in alle Richtungen. Da war nichts von Kagome. Nichts. Hier war keine Kagome. Und sie war auch nicht hier gewesen!

Er schaute auf den Brunnen und ein unglaublich starkes Gefühl in ihm wollte das er hinein steig. Alles in ihm wollte zu ihr.

Abrupt drehte er sich um und ging in die Richtung wo das Dorf lag. Er konnte den Anderen nicht ewig aus dem Weg gehen.

Bevor er die Siedlung betrat schaute er noch einmal zurück. Nichts als Dunkelheit.
 

Kagome saß auf einem Baum, den sie mit Mühe hinauf geklettert war. Sie war jetzt weit genug vom Dorf entfernt. Und sie war hoffentlich schnell genug gewesen, damit Inu Yasha, wo auch immer er war, sie nicht wahrgenommen hatte. Sie lehnte sich gegen den Stamm und schaute in den Nachthimmel. Unzählige Sterne. Und keiner davon schien über sie zu wachen. Und wenn es so war, dann würde sie es auch ohne Hilfe von oben schaffen.

Das war kein Ende für eine Geschichte. Schicksal oder nicht. Alles musste einen Sinn haben.

Unerwartet

Unerwartet
 

Als der Morgen anbrach war es Kagome nicht gelungen mehr als drei Stunden zu schlafen. Sie war völlig durchgefroren, obwohl die Nacht recht lau gewesen war und immer wieder war sie aufgeschreckt wenn hinter, unter oder neben ihr etwas geraschelt hat.

Es war also doch etwas ganz anderes allein unterwegs zu sein.

Dieser Tag begann für sie ziemlich bedrückend. Als sie ihre Suche nach Sesshomaru fortsetzte, dachte sie einen kurzen Augenblick darüber nach ob sie nicht einfach umdrehen sollte, um in die andere Richtung zu gehen. Doch was es auch war, etwas in ihr trieb sie weiter. So einfach feige einen Rückzieher machen, es ging nicht. Vielleicht war es einfach nur dumm, was sie tat. Sie ging fast davon aus, aber helfen würde ihr das jetzt auch nicht mehr.

Sie erreichte schon nach kurzer Zeit einen See, an dem sie sich waschen konnte, während die aufgehende Sonne sie von oben wärmte. Es war schwer für sie, sich wieder auf zu raffen weiter zu gehen. Doch hier, mitten im Wald konnte sie nicht allein sitzen. Das hatte noch weniger Sinn, als das was sie vorhatte.
 

Und so streifte Kagome den halben Tag immer gerade aus, durch den Wald, immer wieder mit der Einsicht, dass sie keinen Plan hatte, wie sie Sesshomaru finden sollte. So konnte sie noch Wochen suchen und würde keinen Erfolg haben.

Was wohl zur gleichen Zeit, weit weg von ihr, im Dorf passierte? Kagomes Gedanken kamen immer und immer wieder zu Inu Yasha, ob sie wollte oder nicht. Was er gerade machte, ob er an sie dachte? Ob er versuchte sie zu vergessen, ob er an Kikyo dachte? Alles kam vor, alles konnte sein und war unrealistisch. Sie hatte Kikyo die Schuld gegeben an dem was passiert war, doch mit einem mal, kam ihr wieder der Gedanke, das vielleicht sie selbst an allem Schuld war. Schließlich fing alles damit an, das sie nicht zurück gegangen war, ohne den Anderen davon etwas zu sagen. Damit hätte sie wissen müssen, dass Inu Yasha ihr folgen würde. Wäre er nicht gekommen, wäre Naraku dann trotzdem in ihre Zeit gekommen? War er wegen ihr dort gewesen oder wegen Inu Yasha? Und wäre sie nicht einfach vor seinen Vorwürfen geflohen, dann wäre er ihr nicht zu der Schlucht gefolgt und hätte nicht in diesem Kampf verwickelt werden müssen. Egal wo sie war, er war ihr gefolgt. Immer und immer wieder. Seit Anfang an. Es stimmte, er war immer da gewesen und sie hatte es gar nicht so wahr genommen. Sie hatte immer nur gesehen, dass er Kikyo folgte, aber ihr war er genauso gefolgt.

Ihre Gedanken drehten sich im Kreis.

Kagome schaute sich um. Immer gerade aus hatte auch nicht viel Sinn. Also entschloss sie sich nach rechts zu gehen.

Kikyo. Warum war sie hinter den Juwelensplittern her? Was, wenn es gar nicht Kikyo gewesen war, sondern Naraku? So wie er damals Inu Yasha und Kikyo reingelegt hatte, hätte er es jetzt auch mit ihr tun können. Woher wusste sie eigentlich das es wirklich Kikyo gewesen war? Sie wollte es nicht anders! Das war es. Kagome musste sich in diesem Augenblick eingestehen, dass sie es gar nicht anders wollte. Diesen Gedanken festhaltend, versuchte sie tiefer in ihr inneres zu schauen. Es war einer dieser Momente, in denen man plötzlich Angst davor hat, jemand könnte in den eigenen Kopf schauen, jemand könnte sehen wie man dachte, wie man wirklich war. Und Kagome sah in sich selbst immer mehr Wahrheit. In ihr herrschte eine unglaubliche Abneigung gegen Kikyo, die sie zuvor nicht als so extrem wahrgenommen hatte. War sie erst da seit sie Inu Yasha an ihrer Seite gehabt hatte, oder war sie auch schon da gewesen wenn sie gewusst hatte, dass er zu ihr geht? Sie war immer da gewesen. Immer. Kagome trat einen Stein vor sich her.

Und sie wurde schlimmer, mit jedem mal, wo Inu Yasha nur von ihr sprach. Und jetzt war sie voll drin, in den Gedanken um Kikyo, die sie früher immer von sich geschoben hatte. Doch jetzt, allein in diesem Wald, schienen sie alle plötzlich an die Oberfläche zu kommen. Und eines führte zum Anderen. Ein Gedanke hatte sich schon seit mehreren Minuten in ihrem Kopf herum getrieben. In Bildern und in Worten. Die Frage, ob Inu Yasha Kikyo damals genauso nah gewesen ist wie ihr in dieser Nacht. Und bedeutete das, das wenn es so wäre, das es damit weniger wert war für ihn als für sie? Egal wie die Antwort auf diese Frage war, Kagome beschloss in diesem Augenblick, ihn nie danach zu fragen. Es ging sie nichts an. So wollte sie nicht sein. Sie wollte diese ganzen Gedanken gar nicht haben. Aber was sollte man tun, wenn man allein mit sich selbst war und sie einfach nicht aufhören wollten?
 

Kagome blieb abrupt stehen. Mitten aus ihren Gedanken gerissen, viel zu überrascht ihren Bogen in die Hand zu nehmen um sich zu verteidigen. Vor ihr stand Kagura, mit kalter Miene und einer Aura um sich herum, das es Kagome eine Gänsehaut bereitete.

„Es ist interessant, dich hier allein zu treffen. Es ist noch gar nicht so lange her, das ich mich gefragt habe wo du bist.“

„Was... was soll das heißen?“

„Warum bist du von deinen Freunden getrennt?“

„Das bin ich nicht.“

Kagura lächelte höhnisch.

„Nein? Wieso schleichst du dann allein durch diesen Wald und wieso springt der Halbdämon nicht an deine Seite um dir zu helfen?“

Kagomes Kopf war sofort hellwach. Was würde jetzt mit ihr passieren? Sie hatte keine Chance gegen Kagura, sie musste es gar nicht erst versuchen.

„Also? Was ist der Grund dafür?“

„Ich bin auf der Suche nach jemandem.“ Sagte Kagome wahrheitsgemäß und dachte weiter angestrengt nach wie sie aus dieser Situation heraus kommen sollte.

Kagura schaute sie eine ganze Weile an. In ihrer Hand den Fächer. Mit ihm konnte sie jederzeit angreifen, jederzeit.

„Suchst du nach Naraku? Allein?“

„Nein, den suche ich nicht. Naraku ist mir egal.“

Kagura hatte einen abschätzenden Blick aufgelegt.

„Er sollte dir nicht egal sein, denn er hat großes Interesse an dir. Aber wen suchst du dann?“

„Was soll das heißen, er hat Interesse an mir? Weißt du den Grund warum er in meine Zeit gekommen ist?“ Kagome ging unbewusst einige Schritte auf Kagura zu.

„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“

Kagome raufte sich die Haare. Sie drehten sich gerade im Kreis.

„Sag mir doch warum und wie er das gemacht hat. Und hat er Kikyo auf seiner Seite?“

„Die Miko, wie?“ Endlich reagierte Kagura in irgendeiner Weise auf Kagomes fragen.

„Ja, steht sie mit Naraku in Kontakt?“

Kagura antwortete nicht.

„Herrje, warum hältst du mich auf, wenn du nicht mit mir sprechen willst?“ Kagome war nicht einmal erstaunt über den frechen Ton den sie ihr gegenüber anschlug. Immerhin war Kagura nicht einfach Feind, sondern bewaffneter Feind, klar im Vorteil.

„Ich will mit dir reden, ich habe dich gefragt wen du suchst.“ Sagte sie trocken.

Kagome platzte der Kragen. „Sesshomaru! Ich such Sesshomaru!“

„Das dachte ich mir.“

„Was? Wieso?“

„Weil ich weiß was an der Schlucht passiert ist, auch wenn ich nicht so dumm war, zu lange hinter dieser Unglücksgrenze zu bleiben.“

Kagome stand der Mund offen. „Du hast Naraku gesagt das wir dort sind. Du warst es, nicht wahr?“

Kaguras Miene blieb unverändert. „Ich habe es ihm gesagt. Ich war auch die die Sesshomaru dorthin geschickt hat.“

„Warum? Welchen Sinn hat das?“

„Das ist nichts was dich etwas angeht.“

„Weißt du was du angerichtet hast?“

„Glaubst du es interessiert mich noch ob Inu Yasha lebt oder nicht? Er ist völlig nutzlos für mich.“

„Also hat es dich mal interessiert? Mit dir stimmt doch was nicht... Was hast du eigentlich vor? Auf welcher Seite stehst du? Du hast sooft gegen Inu Yasha kämpfen können und es fast nie getan. Warum?“

Kagome hatte mehr als einmal darüber nachgedacht warum Kagura einfach ging, obwohl sie hätte kämpfen können. Die ersten Male war sie einfach von ihrer Feigheit überzeugt, aber irgendwann zweifelte sie daran. Und jetzt war sie fast überzeugt, dass es einen Grund dafür gab. Bilder aus der Erinnerung prallten auf sie ein, von ihren Aufeinandertreffen mit Kagura. Wann sie kämpfte und wann nicht. Und dann kam die Logik.

„Du wirst beobachtet! Diese Insekten! Immer wenn sie auftauchen wirst du beobachtet und musst kämpfen!“

Kagura schwieg.

Kagome senkte die Stimme. „Du brauchst Hilfe! So ist es nicht war? Du bist Naraku nicht so treu ergeben wie du es sein solltest.“

„Du Kind hast keine Vorstellung von Naraku.“

„Also stimmt es!“

„Schließe keine falschen Schlüsse daraus. Ich bin nicht auf deiner Seite.“

„Aber du bist auch nicht auf Narakus Seite!“ Kagome erwiderte ihren Blick. Die Angst war weg. Sie war abgelöst worden von einem Gefühl, das ihr irgendwie Mut machte. „Was willst du?“

„Ich kann dich zu Sesshomaru bringen.“

„Warum solltest du das tun?“

„Um es ganz kurz zu machen: es ist nicht gut, wenn dieses Chaos unter euch herrscht. Der Halbdämon ist vielleicht nutzlos, aber Sesshomaru nicht. Und ich weiß das er den Wald zur Zeit nicht verlässt, weil er darauf wartet das du kommst.“

„Er wartet?“

„Frag nicht nach dem Grund, ich weiß ihn nicht. Aber ich weiß, was er getan hat und was du ihm dafür zahlst. Und solang er wartet, ob du wirklich kommst, wird er nicht weiter gehen.“

„Wo will er denn hin?“

„Was glaubst du?“

„Naraku.“

„Sesshomaru hat seinen Weg unterbrochen, also sorge ich dafür das er ihn fortsetzt.“

„Sesshomaru will zu Naraku und du willst das er dorthin geht? Deshalb-“ Kagome ging ein Licht auf. „Deshalb hast du Naraku zur Schlucht geschickt und Sesshomaru gesagt das er dort ist, damit die beiden aufeinander treffen. Du willst das Sesshomaru gegen Naraku kämpft! Du benutzt ihn!“

„Sesshomaru hat seine eigenen Gründe Naraku zu bekämpfen, ich sage ihm nur wo er ihn finden kann.“

„Warum?“

„Ich sagte doch das es dich nichts angeht.“

„Und ist das der Grund warum du Inu Yasha nicht bekämpft hast? Aus dem gleichen Grund?“

„Inu Yasha ist nicht einmal fähig Narakus Schatten zu bekämpfen. Ich gebe zu das ich mehr von ihm erwartet habe.“
 

Kagura griff sich in die Haare und zog eine kleine Weiße Feder heraus. Wenige Augenblicke später war dieselbe Feder groß genug um ihnen beiden Platz zu bieten. Kagome wog kurz ab, ob sie aufsteigen sollte. Schließlich war es Kagura der sie hier vertrauen musste.

Kagura flog mit ihr knapp über den Baumwipfeln, immer bereit abzutauchen und Kagome wusste jetzt das sie verhindern musste gesehen zu werden. Aber warum war das so? Die Erklärung dafür, warum Kagura Naraku hinterging hatte sie noch nicht bekommen. War es nur ein Machtspiel? Ging es darum, Naraku aus dem Weg zu räumen, damit sie selbst dann seinen Platz einnehmen konnte?

„Warum können wir nicht zusammen kämpfen, wenn wir doch das gleiche Ziel haben?“ fragte Kagome mit Lauter Stimme, um den Wind zu übertönen, der um sie herum Pfiff.

„Soweit ist es nun doch noch nicht.“ Sagte sie herablassend und veranlasste eine scharfe kurve nach links.

Kagome wollte soviel fragen, soviel, doch sie wusste das sie nicht mehr erfahren würde. Das hier war etwas ganz seltsames, das sie noch nicht einordnen konnte, aber sie wusste es ganz genau: es war wichtig. Es würde noch wichtig werden- irgendwann.

Sie entschloss sich Kagura nichts mehr zu fragen, um ihr nicht auf den Nerv zu fallen. Doch eines brennte in ihr. Noch einen Versuch musste sie wagen.

„Ich hab dich das gerade schon gefragt und ich muss es noch mal tun, es tut mir leid. Bitte sag mir ob du etwas über Kikyo weißt.“ Sie wartete. Dann endlich

„Die Miko hält sich immerfort in Narakus Nähe auf. Sie folgt ihm überall hin. Er weiß es, aber er lässt sie gewähren. Warum weiß ich nicht.“

Kagome ahnte es. Es gab einen Teil in Naraku, der etwas für Kikyo empfand. Vielleicht war es dieser Teil in ihm, der es zuließ, dass sie ihm folgte.

„Als Naraku in deine Zeit kam, ist sie ihm wieder gefolgt. Sie haben den gleichen Weg benutzt, die gleiche Beschwörung die den Zeittunnel öffnet. Damit hat sie gezeigt das sie Naraku ebenbürtig zu sein scheint. Denn diese Formel ist tief schwarze Magie. Ich habe versucht mit ihr zu sprechen, aber sie will nicht. Sie ist sehr seltsam.“

„Was meinst du damit?“

„Das ich in ihr einen Zwiespalt sehe von Gut und Böse. Sie ist verbittert.“

„Verbittert?“

„Diese Miko sollte tot sein und das was sie forttreibt ist etwas bitteres. Wenn Naraku weg ist, ist es für sie nicht zu ende.“

„Was soll das heißen?“

„Das heißt nichts, weil ich keine Gedanken lesen kann, ich spüre nur gewisse Dinge.“

Kagome beließ es dabei. Kagura wusste vielleicht wirklich nicht mehr als sie ihr sagte. Aber was konnte es sein, das sie an Kikyo gespürt hatte? Und hing es in irgendeiner Weise mit Inu Yasha, ihr, oder sonst jemandem zusammen? Dieser Gedanke machte Kagome nervöser, als jeder Gedanke an Naraku. Es wäre eine Lüge, wenn sie behaupten würde Kikyo einmal gemocht zu haben. Wie hätte das auch sein sollen, aber jetzt war es soweit, dass sie ihr vollends misstraute. Und es hatte in keiner Weise mit Inu Yasha zu tun. Hier ging es nicht um Eifersucht, da war etwas Anderes.
 

Kaguras Feder glitt herunter. Unter die Baumwipfel, bis auf den Boden, wo sie zum halten kamen.

„Steig ab.“

Kagome gehorchte und schaute sich um. Es war der selbe Wald und es sah nicht anders aus, als an der Stelle wo sie abgereist waren. Wenn hier Sesshomaru war, dann wäre sie nach Wochen noch nicht hier angekommen.

„Du musst in diese Richtung gehen.“ Kagura zeigte gerade aus.

„Danke.“ Sagte Kagome karg, und erwartete das übliche „ich hab das nicht für sich getan“

doch Kagura sagte es nicht. Sie erhob sich um einige Meter in die Luft und schaute in die Richtung wo sie behauptete das dort Sesshomaru sein würde. In ihrem Blick lag etwas das Kagome unendlich bekannt vorkam!

Kagura schaute auf sie herab, als hätte sie bemerkt, dass Kagome über sie nachdachte. Ohne ein weiteres Wort flog sie davon. Kagome hievte ihren Rucksack hoch und ging los. Völlig in Gedanken an Kagura vertieft merkte sie erst spät, das eine Stimme hinter den Bäumen zu hören war. Kagome setzte den Rucksack ab und verbarg sich hinter einem Busch.

Sie sah sie.

Da war Rin, fröhlich spielte sie am Ufer eines winzigen Baches mit einem Frosch, der verzweifelt versuchte ihr zu entkommen. Kagome beobachtete sie eine ganze Weile. Als sie ihre Beine, dir drohten mit üblen Kribbeln einzuschlafen, einmal neu aufsetzen wollte, zertrat sie einen Zweig und sofort schoss Rins Blick in ihre Richtung.

„Wer ist da?“ Kagome war erstaunt über die Tapferkeit in der Stimme des Kindes.

„Ich bin das.“ Sagte Kagome und richtete sich auf.

„KAGOME!“ Rin vergaß ihren Frosch völlig, der sofort einen großen Satz ins kühle Nass tat, und lief auf Kagome zu. Mit einem breiten Lächeln stand sie vor ihr.

“Warum versteckst du dich denn?“

„Ich hab mich nicht versteckt,“ log sie, „ich hab dir zugeschaut.“ Kagome lächelte und Rin lachte herzhaft.

„Ja, mit diesen Fröschen hier beschäftige ich mich schon seit wir hier sind. Sonst gibt es hier nicht viel. Und Jaken lässt mich auch immer allein, er sagt ich nerve ihn gerade und Lord Sesshomaru mag es nicht wenn ich zu laut bin, da bin ich immer zum Bach hier gekommen.“ Rin strahlte pures Glück eines Kindes aus und Kagome ging es mit einem Mal um einiges besser.

„Ich hab gewusst das du kommst! Jaken hat immer gesagt das du nicht kommst, aber ich hab gesagt das du nicht lügst und das du bestimmt schon nach uns suchst.“

„Ich halte, was ich sage.“ Sagte Kagome und bemühte sich, das Lächeln zu halten. Wenn Rin wüsste wie schwer es ihr gefallen war hier her zu kommen, überhaupt einmal los zu gehen.

„Komm, wir sagen ihnen das du da bist.“ Rin fasste Kagomes Hand und zog sie mit sich.

“Warte!“ Kagome schulterte den Rucksack schnell und ließ sich mitzeihen. Jetzt war es also soweit. Ihr Herz schlug recht schnell als sie mit Rin zusammen durch den Wald ging.

„Jaken! JAKEN! JAAAKEN!“ Kagome war sich sicher, dass man das Mädchen Kilometer weit hören musste. Und Jaken hatte sie gehört und tauchte prompt schimpfend auf.

„Schrei nicht so, du Menschenmädchen. Ach!“

„Hallo.“ Sagte Kagome freundlich.

„Da bist du ja. Tatsächlich.“

„Ich hab dir doch gesagt das sie kommt!“

„Ich halte was ich verspreche.“ Wiederholte sich Kagome gegenüber Jaken.

„LORD SESSHOMARU?“

„Hör auf zu schreien, Kind, er ist nicht hier.“ Pflaumte Jaken Rin an.

„Egal. Komm setz dich.“ Rin hockte sich unter einen Baum, die Beine von sich gestreckt du sah Kagome mit großen Augen an. „Was ist da drin?“ Sie zeigte auf den Rucksack den Kagome gerade abstellte.

Kagome setzte sich zu ihr und holte die Dosen ihrer Mutter heraus.

„Möchtest du etwas?“

„Oh ja gerne!“ Rin schien es zu schmecken. Mit vollem Mund fragte sie bei allem was es sei und versuchte mitzuteilen das es sehr gut schmeckte. Kagome erinnerte sich das sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte und nahm sich ein Reisbällchen.

„Willst du nichts?“ fragte Rin Jaken, der mit verschränkten Armen auf die Mädchen schaute. Er schien einerseits Skeptisch und zu stolz, andererseits aber auch sehr interessiert.

Er zögerte noch eine ganze Weile herum, bis sie endlich alle drei beisammen saßen.
 

Ich habe niemanden mehr mit dem ich das teilen kann, Mama
 

So schnell war dieser Satz zur Unwahrheit geworden.

„Wo ist Sesshomaru?“ fragte Kagome.

„Wissen wir nicht. Er geht immer weg und sagt uns, dass wir auf ihn warten sollen.“ Antwortete Rin und legte sich satt auf den Rücken, mit Blick in den Himmel. „Wie geht es Inu Yasha?“

Der Name versetzte ihr einen Stich in den Magen.

„Ihm geht es gut, er ist wieder ganz gesund.“

„War er traurig, als du gegangen bist? Was hast du denn gesagt, wann du wieder kommst? Wie lang bleibst du denn bei uns?“

„Ich hab ihm nicht gesagt wo ich hingehe.“ Kagome sah das Jaken sie genau beobachtete.

„Warum nicht?“ Rin setzte sich wieder auf.

„Er weiß auch nicht mehr was an dieser Schlucht passiert ist und ich hab es ihm auch nicht erzählt.“

„Aber dann weiß er ja gar nicht warum du weg gegangen bist.“

„Nein, er weiß es nicht.“

„Aber warum denn?“

„Dazu bist du noch zu jung, das verstehst du nicht!“ sagte Jaken dazwischen. Verstand er es denn? Kagome schaute ihn an.

„Es ist mit Sicherheit besser so!“ meinte er klug und schloss weise die Augen.

„Ja, ich denke auch.“ Sagte Kagome leise.

„Aber sucht er jetzt nicht nach dir? Ist ihm denn egal das du weg bist?“ Rin gab nicht nach. Kind oder nicht, sie wollte es verstehen.

„Er glaubt ich bin zuhause, bei meiner Familie. Deswegen wird er nicht nach mir suchen.“

„Aha.“ Rin nickte. „Und was hast du gesagt wann du zurück kommst?“

„Ich hab nichts gesagt. Er glaubt, das ich nie mehr zurück komme.“ Jaken musterte sie.

„Dann bleibst du jetzt bei uns?“

„Erst mal schon, denke ich.“

„Toll! Das ist toll, jetzt hab ich eine Freundin. Dann muss Jaken nicht immer mit mir schimpfen, das ich ihn nerve.“ Lachte sie. „Aber Inu Yasha war doch bestimmt traurig das du nicht mehr bei ihm bist oder?“

„Ja, ein bisschen schon, glaub ich.“

Die Bilder drangen auf sie ein, wie er sie angeschaut hatte, als er die Juwelensplitter genommen hatte, als er aus dem Fenster sprang, sein letzte Blick. Kagome senkte den Blick.

„Du bist auch traurig, oder?“

“ja, ein bisschen.“

„Du hast Inu Yasha gern oder?“

„Ja, sehr.“

„Du siehst ihn bestimmt bald wieder. Bestimmt. Er ist ja gar nicht so weit weg, oder?“

Irgendwie war er es nicht, und dann kam es Kagome doch so vor, als waren sie nie weiter von einander getrennt. Selbst 500 Jahre in der Zeitgeschichte gaben ihr nicht das Gefühl so fern von ihm zu sein.

„Ich find es trotzdem schön das du da bist!“
 

Jaken entfachte mit seinem Kopfstab ein kleines Feuer an dem sie sich in der Nacht wärmen konnten. Rin schlief irgendwann ein und kuschelte sich an Kagome, die es genoss nicht allein zu sein. Selbst Jaken, den sie kaum kannte, mochte sie irgendwie. Er war etwas launisch, da gab es keinen Zweifel, aber im Grunde war er sehr nett. Wenn er sich ihr gegenüber auch sehr skeptisch gab.

Die Sterne tauchten nur ab und zu zwischen den Wolken auf die am Abend aufgezogen waren. Es war kühler geworden, auch wenn die Luft noch vom Tag erhitzt war, jetzt wehte ab und zu eine kühle Brise um sie herum.

Kagome lag neben Rin, hatte die Augen jedoch geöffnet. Sie beobachtete Jaken, der genau wie Inu Yasha am Feuer saß und Wache hielt. Er hielt den langen Stab ähnlich wie Inu Yasha sein Schwert. Es hatte alles etwas vertrautes und doch war sie noch fremd. Aber sie hoffte und war sich fast sicher, dass sie sich irgendwann daran gewöhnt hatte, einfach andere Gesichter um sich herum zu haben.

Sie war eingeschlafen und träumte von der Schule. Ihre Lehrerin fragte sie warum sie nicht die Wahrheit gesagt hatte, das sie durch die Zeit reisen konnte. Dann stand Inu Yasha hinter ihr und schaute böse auf sie herab. Er sagte das sie immer lügen würde und das die dabei nicht einmal rot wurde.

Plötzlich war Shippo auf ihrem Pult, hatte die Arme verschränkt und nickte eifrig. Inu Yasha drehte sich um und zog sein Schwert um gegen Naraku zu kämpfen, der aber nicht da war. Er sagte das Naraku längst besiegt wäre, wenn sie ihn nicht aufgehalten hätte. Die Lehrerin hatte sich in ihre Mutter verwandelt und saß am Wohnzimmertisch auf dem Boden, trank Tee und unterhielt sich mit Sota. Kagome war nicht mehr in der Schule, sondern zuhause. Sie versuchte ihre Mutter anzusprechen, aber weder sie noch Sota reagierten. Sie nahmen keinerlei Notiz von ihr. Dann kam Sango hinter sie und sagte, dass sie sie nicht hören konnten, weil sie sie nicht mehr kennen würden, sie hätten sie vergessen, da sie so viele Jahre nicht da gewesen war. Es wäre normal das man jemanden dann vergessen würde. Kagome lief aus dem Haus zum Brunnen im Schrein. Er war versiegelt und völlig verwachsen mit Laub und Wurzeln. Sie versuchte die Bretter, die den Eingang verschlossen, abzureißen, aber unter jedem Holz das sie abriss war ein neues Brett.

Kagome trat gegen den Brunnen und wurde wütend. Wer hatte überhaupt das recht sie anzuklagen, das sie gelogen hatte? Sie hatte versucht zu helfen. Und dann stand eine zweite Kagome neben ihr. „Aber du hättest einfach nur sagen müssen was passiert ist. Jetzt ist es zu spät. Niemand erinnert sich an dich, weil du zu lange weg warst. Sie haben dich alle vergessen.“ „NEIN, das kann nicht sein, ich bin wieder zurück!“ „Nein, bist du nicht. Du bist jetzt da wo man ist wenn man niemanden mehr hat.“ Und um Kagome war es völlig schwarz geworden. Es gab keinen Boden, keinen Himmel, kein links und kein rechts. Sie war schwerelos im völligen Nichts. Die andere Kagome war verschwunden. Sie war ganz allein. Doch irgendetwas beobachtete sie. Sie spürte es genau.
 

Kagome öffnete die Augen. Es war nur ein Traum gewesen.

Jaken schlief jetzt auch. Immer noch im sitzen, doch mit auf die Brust herab gesunkenem Kopf und leise schnarchend. Hinter Jaken, einige Meter weit weg, zwischen zwei Bäumen stand Sesshomaru und schaute sie an.

Gefühle die vorher nicht da waren

Unerwartet
 

Als der Morgen anbrach war es Kagome nicht gelungen mehr als drei Stunden zu schlafen. Sie war völlig durchgefroren, obwohl die Nacht recht lau gewesen war und immer wieder war sie aufgeschreckt wenn hinter, unter oder neben ihr etwas geraschelt hat.

Es war also doch etwas ganz anderes allein unterwegs zu sein.

Dieser Tag begann für sie ziemlich bedrückend. Als sie ihre Suche nach Sesshomaru fortsetzte, dachte sie einen kurzen Augenblick darüber nach ob sie nicht einfach umdrehen sollte, um in die andere Richtung zu gehen. Doch was es auch war, etwas in ihr trieb sie weiter. So einfach feige einen Rückzieher machen, es ging nicht. Vielleicht war es einfach nur dumm, was sie tat. Sie ging fast davon aus, aber helfen würde ihr das jetzt auch nicht mehr.

Sie erreichte schon nach kurzer Zeit einen See, an dem sie sich waschen konnte, während die aufgehende Sonne sie von oben wärmte. Es war schwer für sie, sich wieder auf zu raffen weiter zu gehen. Doch hier, mitten im Wald konnte sie nicht allein sitzen. Das hatte noch weniger Sinn, als das was sie vorhatte.
 

Und so streifte Kagome den halben Tag immer gerade aus, durch den Wald, immer wieder mit der Einsicht, dass sie keinen Plan hatte, wie sie Sesshomaru finden sollte. So konnte sie noch Wochen suchen und würde keinen Erfolg haben.

Was wohl zur gleichen Zeit, weit weg von ihr, im Dorf passierte? Kagomes Gedanken kamen immer und immer wieder zu Inu Yasha, ob sie wollte oder nicht. Was er gerade machte, ob er an sie dachte? Ob er versuchte sie zu vergessen, ob er an Kikyo dachte? Alles kam vor, alles konnte sein und war unrealistisch. Sie hatte Kikyo die Schuld gegeben an dem was passiert war, doch mit einem mal, kam ihr wieder der Gedanke, das vielleicht sie selbst an allem Schuld war. Schließlich fing alles damit an, das sie nicht zurück gegangen war, ohne den Anderen davon etwas zu sagen. Damit hätte sie wissen müssen, dass Inu Yasha ihr folgen würde. Wäre er nicht gekommen, wäre Naraku dann trotzdem in ihre Zeit gekommen? War er wegen ihr dort gewesen oder wegen Inu Yasha? Und wäre sie nicht einfach vor seinen Vorwürfen geflohen, dann wäre er ihr nicht zu der Schlucht gefolgt und hätte nicht in diesem Kampf verwickelt werden müssen. Egal wo sie war, er war ihr gefolgt. Immer und immer wieder. Seit Anfang an. Es stimmte, er war immer da gewesen und sie hatte es gar nicht so wahr genommen. Sie hatte immer nur gesehen, dass er Kikyo folgte, aber ihr war er genauso gefolgt.

Ihre Gedanken drehten sich im Kreis.

Kagome schaute sich um. Immer gerade aus hatte auch nicht viel Sinn. Also entschloss sie sich nach rechts zu gehen.

Kikyo. Warum war sie hinter den Juwelensplittern her? Was, wenn es gar nicht Kikyo gewesen war, sondern Naraku? So wie er damals Inu Yasha und Kikyo reingelegt hatte, hätte er es jetzt auch mit ihr tun können. Woher wusste sie eigentlich das es wirklich Kikyo gewesen war? Sie wollte es nicht anders! Das war es. Kagome musste sich in diesem Augenblick eingestehen, dass sie es gar nicht anders wollte. Diesen Gedanken festhaltend, versuchte sie tiefer in ihr inneres zu schauen. Es war einer dieser Momente, in denen man plötzlich Angst davor hat, jemand könnte in den eigenen Kopf schauen, jemand könnte sehen wie man dachte, wie man wirklich war. Und Kagome sah in sich selbst immer mehr Wahrheit. In ihr herrschte eine unglaubliche Abneigung gegen Kikyo, die sie zuvor nicht als so extrem wahrgenommen hatte. War sie erst da seit sie Inu Yasha an ihrer Seite gehabt hatte, oder war sie auch schon da gewesen wenn sie gewusst hatte, dass er zu ihr geht? Sie war immer da gewesen. Immer. Kagome trat einen Stein vor sich her.

Und sie wurde schlimmer, mit jedem mal, wo Inu Yasha nur von ihr sprach. Und jetzt war sie voll drin, in den Gedanken um Kikyo, die sie früher immer von sich geschoben hatte. Doch jetzt, allein in diesem Wald, schienen sie alle plötzlich an die Oberfläche zu kommen. Und eines führte zum Anderen. Ein Gedanke hatte sich schon seit mehreren Minuten in ihrem Kopf herum getrieben. In Bildern und in Worten. Die Frage, ob Inu Yasha Kikyo damals genauso nah gewesen ist wie ihr in dieser Nacht. Und bedeutete das, das wenn es so wäre, das es damit weniger wert war für ihn als für sie? Egal wie die Antwort auf diese Frage war, Kagome beschloss in diesem Augenblick, ihn nie danach zu fragen. Es ging sie nichts an. So wollte sie nicht sein. Sie wollte diese ganzen Gedanken gar nicht haben. Aber was sollte man tun, wenn man allein mit sich selbst war und sie einfach nicht aufhören wollten?
 

Kagome blieb abrupt stehen. Mitten aus ihren Gedanken gerissen, viel zu überrascht ihren Bogen in die Hand zu nehmen um sich zu verteidigen. Vor ihr stand Kagura, mit kalter Miene und einer Aura um sich herum, das es Kagome eine Gänsehaut bereitete.

„Es ist interessant, dich hier allein zu treffen. Es ist noch gar nicht so lange her, das ich mich gefragt habe wo du bist.“

„Was... was soll das heißen?“

„Warum bist du von deinen Freunden getrennt?“

„Das bin ich nicht.“

Kagura lächelte höhnisch.

„Nein? Wieso schleichst du dann allein durch diesen Wald und wieso springt der Halbdämon nicht an deine Seite um dir zu helfen?“

Kagomes Kopf war sofort hellwach. Was würde jetzt mit ihr passieren? Sie hatte keine Chance gegen Kagura, sie musste es gar nicht erst versuchen.

„Also? Was ist der Grund dafür?“

„Ich bin auf der Suche nach jemandem.“ Sagte Kagome wahrheitsgemäß und dachte weiter angestrengt nach wie sie aus dieser Situation heraus kommen sollte.

Kagura schaute sie eine ganze Weile an. In ihrer Hand den Fächer. Mit ihm konnte sie jederzeit angreifen, jederzeit.

„Suchst du nach Naraku? Allein?“

„Nein, den suche ich nicht. Naraku ist mir egal.“

Kagura hatte einen abschätzenden Blick aufgelegt.

„Er sollte dir nicht egal sein, denn er hat großes Interesse an dir. Aber wen suchst du dann?“

„Was soll das heißen, er hat Interesse an mir? Weißt du den Grund warum er in meine Zeit gekommen ist?“ Kagome ging unbewusst einige Schritte auf Kagura zu.

„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“

Kagome raufte sich die Haare. Sie drehten sich gerade im Kreis.

„Sag mir doch warum und wie er das gemacht hat. Und hat er Kikyo auf seiner Seite?“

„Die Miko, wie?“ Endlich reagierte Kagura in irgendeiner Weise auf Kagomes fragen.

„Ja, steht sie mit Naraku in Kontakt?“

Kagura antwortete nicht.

„Herrje, warum hältst du mich auf, wenn du nicht mit mir sprechen willst?“ Kagome war nicht einmal erstaunt über den frechen Ton den sie ihr gegenüber anschlug. Immerhin war Kagura nicht einfach Feind, sondern bewaffneter Feind, klar im Vorteil.

„Ich will mit dir reden, ich habe dich gefragt wen du suchst.“ Sagte sie trocken.

Kagome platzte der Kragen. „Sesshomaru! Ich such Sesshomaru!“

„Das dachte ich mir.“

„Was? Wieso?“

„Weil ich weiß was an der Schlucht passiert ist, auch wenn ich nicht so dumm war, zu lange hinter dieser Unglücksgrenze zu bleiben.“

Kagome stand der Mund offen. „Du hast Naraku gesagt das wir dort sind. Du warst es, nicht wahr?“

Kaguras Miene blieb unverändert. „Ich habe es ihm gesagt. Ich war auch die die Sesshomaru dorthin geschickt hat.“

„Warum? Welchen Sinn hat das?“

„Das ist nichts was dich etwas angeht.“

„Weißt du was du angerichtet hast?“

„Glaubst du es interessiert mich noch ob Inu Yasha lebt oder nicht? Er ist völlig nutzlos für mich.“

„Also hat es dich mal interessiert? Mit dir stimmt doch was nicht... Was hast du eigentlich vor? Auf welcher Seite stehst du? Du hast sooft gegen Inu Yasha kämpfen können und es fast nie getan. Warum?“

Kagome hatte mehr als einmal darüber nachgedacht warum Kagura einfach ging, obwohl sie hätte kämpfen können. Die ersten Male war sie einfach von ihrer Feigheit überzeugt, aber irgendwann zweifelte sie daran. Und jetzt war sie fast überzeugt, dass es einen Grund dafür gab. Bilder aus der Erinnerung prallten auf sie ein, von ihren Aufeinandertreffen mit Kagura. Wann sie kämpfte und wann nicht. Und dann kam die Logik.

„Du wirst beobachtet! Diese Insekten! Immer wenn sie auftauchen wirst du beobachtet und musst kämpfen!“

Kagura schwieg.

Kagome senkte die Stimme. „Du brauchst Hilfe! So ist es nicht war? Du bist Naraku nicht so treu ergeben wie du es sein solltest.“

„Du Kind hast keine Vorstellung von Naraku.“

„Also stimmt es!“

„Schließe keine falschen Schlüsse daraus. Ich bin nicht auf deiner Seite.“

„Aber du bist auch nicht auf Narakus Seite!“ Kagome erwiderte ihren Blick. Die Angst war weg. Sie war abgelöst worden von einem Gefühl, das ihr irgendwie Mut machte. „Was willst du?“

„Ich kann dich zu Sesshomaru bringen.“

„Warum solltest du das tun?“

„Um es ganz kurz zu machen: es ist nicht gut, wenn dieses Chaos unter euch herrscht. Der Halbdämon ist vielleicht nutzlos, aber Sesshomaru nicht. Und ich weiß das er den Wald zur Zeit nicht verlässt, weil er darauf wartet das du kommst.“

„Er wartet?“

„Frag nicht nach dem Grund, ich weiß ihn nicht. Aber ich weiß, was er getan hat und was du ihm dafür zahlst. Und solang er wartet, ob du wirklich kommst, wird er nicht weiter gehen.“

„Wo will er denn hin?“

„Was glaubst du?“

„Naraku.“

„Sesshomaru hat seinen Weg unterbrochen, also sorge ich dafür das er ihn fortsetzt.“

„Sesshomaru will zu Naraku und du willst das er dorthin geht? Deshalb-“ Kagome ging ein Licht auf. „Deshalb hast du Naraku zur Schlucht geschickt und Sesshomaru gesagt das er dort ist, damit die beiden aufeinander treffen. Du willst das Sesshomaru gegen Naraku kämpft! Du benutzt ihn!“

„Sesshomaru hat seine eigenen Gründe Naraku zu bekämpfen, ich sage ihm nur wo er ihn finden kann.“

„Warum?“

„Ich sagte doch das es dich nichts angeht.“

„Und ist das der Grund warum du Inu Yasha nicht bekämpft hast? Aus dem gleichen Grund?“

„Inu Yasha ist nicht einmal fähig Narakus Schatten zu bekämpfen. Ich gebe zu das ich mehr von ihm erwartet habe.“
 

Kagura griff sich in die Haare und zog eine kleine Weiße Feder heraus. Wenige Augenblicke später war dieselbe Feder groß genug um ihnen beiden Platz zu bieten. Kagome wog kurz ab, ob sie aufsteigen sollte. Schließlich war es Kagura der sie hier vertrauen musste.

Kagura flog mit ihr knapp über den Baumwipfeln, immer bereit abzutauchen und Kagome wusste jetzt das sie verhindern musste gesehen zu werden. Aber warum war das so? Die Erklärung dafür, warum Kagura Naraku hinterging hatte sie noch nicht bekommen. War es nur ein Machtspiel? Ging es darum, Naraku aus dem Weg zu räumen, damit sie selbst dann seinen Platz einnehmen konnte?

„Warum können wir nicht zusammen kämpfen, wenn wir doch das gleiche Ziel haben?“ fragte Kagome mit Lauter Stimme, um den Wind zu übertönen, der um sie herum Pfiff.

„Soweit ist es nun doch noch nicht.“ Sagte sie herablassend und veranlasste eine scharfe kurve nach links.

Kagome wollte soviel fragen, soviel, doch sie wusste das sie nicht mehr erfahren würde. Das hier war etwas ganz seltsames, das sie noch nicht einordnen konnte, aber sie wusste es ganz genau: es war wichtig. Es würde noch wichtig werden- irgendwann.

Sie entschloss sich Kagura nichts mehr zu fragen, um ihr nicht auf den Nerv zu fallen. Doch eines brennte in ihr. Noch einen Versuch musste sie wagen.

„Ich hab dich das gerade schon gefragt und ich muss es noch mal tun, es tut mir leid. Bitte sag mir ob du etwas über Kikyo weißt.“ Sie wartete. Dann endlich

„Die Miko hält sich immerfort in Narakus Nähe auf. Sie folgt ihm überall hin. Er weiß es, aber er lässt sie gewähren. Warum weiß ich nicht.“

Kagome ahnte es. Es gab einen Teil in Naraku, der etwas für Kikyo empfand. Vielleicht war es dieser Teil in ihm, der es zuließ, dass sie ihm folgte.

„Als Naraku in deine Zeit kam, ist sie ihm wieder gefolgt. Sie haben den gleichen Weg benutzt, die gleiche Beschwörung die den Zeittunnel öffnet. Damit hat sie gezeigt das sie Naraku ebenbürtig zu sein scheint. Denn diese Formel ist tief schwarze Magie. Ich habe versucht mit ihr zu sprechen, aber sie will nicht. Sie ist sehr seltsam.“

„Was meinst du damit?“

„Das ich in ihr einen Zwiespalt sehe von Gut und Böse. Sie ist verbittert.“

„Verbittert?“

„Diese Miko sollte tot sein und das was sie forttreibt ist etwas bitteres. Wenn Naraku weg ist, ist es für sie nicht zu ende.“

„Was soll das heißen?“

„Das heißt nichts, weil ich keine Gedanken lesen kann, ich spüre nur gewisse Dinge.“

Kagome beließ es dabei. Kagura wusste vielleicht wirklich nicht mehr als sie ihr sagte. Aber was konnte es sein, das sie an Kikyo gespürt hatte? Und hing es in irgendeiner Weise mit Inu Yasha, ihr, oder sonst jemandem zusammen? Dieser Gedanke machte Kagome nervöser, als jeder Gedanke an Naraku. Es wäre eine Lüge, wenn sie behaupten würde Kikyo einmal gemocht zu haben. Wie hätte das auch sein sollen, aber jetzt war es soweit, dass sie ihr vollends misstraute. Und es hatte in keiner Weise mit Inu Yasha zu tun. Hier ging es nicht um Eifersucht, da war etwas Anderes.
 

Kaguras Feder glitt herunter. Unter die Baumwipfel, bis auf den Boden, wo sie zum halten kamen.

„Steig ab.“

Kagome gehorchte und schaute sich um. Es war der selbe Wald und es sah nicht anders aus, als an der Stelle wo sie abgereist waren. Wenn hier Sesshomaru war, dann wäre sie nach Wochen noch nicht hier angekommen.

„Du musst in diese Richtung gehen.“ Kagura zeigte gerade aus.

„Danke.“ Sagte Kagome karg, und erwartete das übliche „ich hab das nicht für sich getan“

doch Kagura sagte es nicht. Sie erhob sich um einige Meter in die Luft und schaute in die Richtung wo sie behauptete das dort Sesshomaru sein würde. In ihrem Blick lag etwas das Kagome unendlich bekannt vorkam!

Kagura schaute auf sie herab, als hätte sie bemerkt, dass Kagome über sie nachdachte. Ohne ein weiteres Wort flog sie davon. Kagome hievte ihren Rucksack hoch und ging los. Völlig in Gedanken an Kagura vertieft merkte sie erst spät, das eine Stimme hinter den Bäumen zu hören war. Kagome setzte den Rucksack ab und verbarg sich hinter einem Busch.

Sie sah sie.

Da war Rin, fröhlich spielte sie am Ufer eines winzigen Baches mit einem Frosch, der verzweifelt versuchte ihr zu entkommen. Kagome beobachtete sie eine ganze Weile. Als sie ihre Beine, dir drohten mit üblen Kribbeln einzuschlafen, einmal neu aufsetzen wollte, zertrat sie einen Zweig und sofort schoss Rins Blick in ihre Richtung.

„Wer ist da?“ Kagome war erstaunt über die Tapferkeit in der Stimme des Kindes.

„Ich bin das.“ Sagte Kagome und richtete sich auf.

„KAGOME!“ Rin vergaß ihren Frosch völlig, der sofort einen großen Satz ins kühle Nass tat, und lief auf Kagome zu. Mit einem breiten Lächeln stand sie vor ihr.

“Warum versteckst du dich denn?“

„Ich hab mich nicht versteckt,“ log sie, „ich hab dir zugeschaut.“ Kagome lächelte und Rin lachte herzhaft.

„Ja, mit diesen Fröschen hier beschäftige ich mich schon seit wir hier sind. Sonst gibt es hier nicht viel. Und Jaken lässt mich auch immer allein, er sagt ich nerve ihn gerade und Lord Sesshomaru mag es nicht wenn ich zu laut bin, da bin ich immer zum Bach hier gekommen.“ Rin strahlte pures Glück eines Kindes aus und Kagome ging es mit einem Mal um einiges besser.

„Ich hab gewusst das du kommst! Jaken hat immer gesagt das du nicht kommst, aber ich hab gesagt das du nicht lügst und das du bestimmt schon nach uns suchst.“

„Ich halte, was ich sage.“ Sagte Kagome und bemühte sich, das Lächeln zu halten. Wenn Rin wüsste wie schwer es ihr gefallen war hier her zu kommen, überhaupt einmal los zu gehen.

„Komm, wir sagen ihnen das du da bist.“ Rin fasste Kagomes Hand und zog sie mit sich.

“Warte!“ Kagome schulterte den Rucksack schnell und ließ sich mitzeihen. Jetzt war es also soweit. Ihr Herz schlug recht schnell als sie mit Rin zusammen durch den Wald ging.

„Jaken! JAKEN! JAAAKEN!“ Kagome war sich sicher, dass man das Mädchen Kilometer weit hören musste. Und Jaken hatte sie gehört und tauchte prompt schimpfend auf.

„Schrei nicht so, du Menschenmädchen. Ach!“

„Hallo.“ Sagte Kagome freundlich.

„Da bist du ja. Tatsächlich.“

„Ich hab dir doch gesagt das sie kommt!“

„Ich halte was ich verspreche.“ Wiederholte sich Kagome gegenüber Jaken.

„LORD SESSHOMARU?“

„Hör auf zu schreien, Kind, er ist nicht hier.“ Pflaumte Jaken Rin an.

„Egal. Komm setz dich.“ Rin hockte sich unter einen Baum, die Beine von sich gestreckt du sah Kagome mit großen Augen an. „Was ist da drin?“ Sie zeigte auf den Rucksack den Kagome gerade abstellte.

Kagome setzte sich zu ihr und holte die Dosen ihrer Mutter heraus.

„Möchtest du etwas?“

„Oh ja gerne!“ Rin schien es zu schmecken. Mit vollem Mund fragte sie bei allem was es sei und versuchte mitzuteilen das es sehr gut schmeckte. Kagome erinnerte sich das sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte und nahm sich ein Reisbällchen.

„Willst du nichts?“ fragte Rin Jaken, der mit verschränkten Armen auf die Mädchen schaute. Er schien einerseits Skeptisch und zu stolz, andererseits aber auch sehr interessiert.

Er zögerte noch eine ganze Weile herum, bis sie endlich alle drei beisammen saßen.
 

Ich habe niemanden mehr mit dem ich das teilen kann, Mama
 

So schnell war dieser Satz zur Unwahrheit geworden.

„Wo ist Sesshomaru?“ fragte Kagome.

„Wissen wir nicht. Er geht immer weg und sagt uns, dass wir auf ihn warten sollen.“ Antwortete Rin und legte sich satt auf den Rücken, mit Blick in den Himmel. „Wie geht es Inu Yasha?“

Der Name versetzte ihr einen Stich in den Magen.

„Ihm geht es gut, er ist wieder ganz gesund.“

„War er traurig, als du gegangen bist? Was hast du denn gesagt, wann du wieder kommst? Wie lang bleibst du denn bei uns?“

„Ich hab ihm nicht gesagt wo ich hingehe.“ Kagome sah das Jaken sie genau beobachtete.

„Warum nicht?“ Rin setzte sich wieder auf.

„Er weiß auch nicht mehr was an dieser Schlucht passiert ist und ich hab es ihm auch nicht erzählt.“

„Aber dann weiß er ja gar nicht warum du weg gegangen bist.“

„Nein, er weiß es nicht.“

„Aber warum denn?“

„Dazu bist du noch zu jung, das verstehst du nicht!“ sagte Jaken dazwischen. Verstand er es denn? Kagome schaute ihn an.

„Es ist mit Sicherheit besser so!“ meinte er klug und schloss weise die Augen.

„Ja, ich denke auch.“ Sagte Kagome leise.

„Aber sucht er jetzt nicht nach dir? Ist ihm denn egal das du weg bist?“ Rin gab nicht nach. Kind oder nicht, sie wollte es verstehen.

„Er glaubt ich bin zuhause, bei meiner Familie. Deswegen wird er nicht nach mir suchen.“

„Aha.“ Rin nickte. „Und was hast du gesagt wann du zurück kommst?“

„Ich hab nichts gesagt. Er glaubt, das ich nie mehr zurück komme.“ Jaken musterte sie.

„Dann bleibst du jetzt bei uns?“

„Erst mal schon, denke ich.“

„Toll! Das ist toll, jetzt hab ich eine Freundin. Dann muss Jaken nicht immer mit mir schimpfen, das ich ihn nerve.“ Lachte sie. „Aber Inu Yasha war doch bestimmt traurig das du nicht mehr bei ihm bist oder?“

„Ja, ein bisschen schon, glaub ich.“

Die Bilder drangen auf sie ein, wie er sie angeschaut hatte, als er die Juwelensplitter genommen hatte, als er aus dem Fenster sprang, sein letzte Blick. Kagome senkte den Blick.

„Du bist auch traurig, oder?“

“ja, ein bisschen.“

„Du hast Inu Yasha gern oder?“

„Ja, sehr.“

„Du siehst ihn bestimmt bald wieder. Bestimmt. Er ist ja gar nicht so weit weg, oder?“

Irgendwie war er es nicht, und dann kam es Kagome doch so vor, als waren sie nie weiter von einander getrennt. Selbst 500 Jahre in der Zeitgeschichte gaben ihr nicht das Gefühl so fern von ihm zu sein.

„Ich find es trotzdem schön das du da bist!“
 

Jaken entfachte mit seinem Kopfstab ein kleines Feuer an dem sie sich in der Nacht wärmen konnten. Rin schlief irgendwann ein und kuschelte sich an Kagome, die es genoss nicht allein zu sein. Selbst Jaken, den sie kaum kannte, mochte sie irgendwie. Er war etwas launisch, da gab es keinen Zweifel, aber im Grunde war er sehr nett. Wenn er sich ihr gegenüber auch sehr skeptisch gab.

Die Sterne tauchten nur ab und zu zwischen den Wolken auf die am Abend aufgezogen waren. Es war kühler geworden, auch wenn die Luft noch vom Tag erhitzt war, jetzt wehte ab und zu eine kühle Brise um sie herum.

Kagome lag neben Rin, hatte die Augen jedoch geöffnet. Sie beobachtete Jaken, der genau wie Inu Yasha am Feuer saß und Wache hielt. Er hielt den langen Stab ähnlich wie Inu Yasha sein Schwert. Es hatte alles etwas vertrautes und doch war sie noch fremd. Aber sie hoffte und war sich fast sicher, dass sie sich irgendwann daran gewöhnt hatte, einfach andere Gesichter um sich herum zu haben.

Sie war eingeschlafen und träumte von der Schule. Ihre Lehrerin fragte sie warum sie nicht die Wahrheit gesagt hatte, das sie durch die Zeit reisen konnte. Dann stand Inu Yasha hinter ihr und schaute böse auf sie herab. Er sagte das sie immer lügen würde und das die dabei nicht einmal rot wurde.

Plötzlich war Shippo auf ihrem Pult, hatte die Arme verschränkt und nickte eifrig. Inu Yasha drehte sich um und zog sein Schwert um gegen Naraku zu kämpfen, der aber nicht da war. Er sagte das Naraku längst besiegt wäre, wenn sie ihn nicht aufgehalten hätte. Die Lehrerin hatte sich in ihre Mutter verwandelt und saß am Wohnzimmertisch auf dem Boden, trank Tee und unterhielt sich mit Sota. Kagome war nicht mehr in der Schule, sondern zuhause. Sie versuchte ihre Mutter anzusprechen, aber weder sie noch Sota reagierten. Sie nahmen keinerlei Notiz von ihr. Dann kam Sango hinter sie und sagte, dass sie sie nicht hören konnten, weil sie sie nicht mehr kennen würden, sie hätten sie vergessen, da sie so viele Jahre nicht da gewesen war. Es wäre normal das man jemanden dann vergessen würde. Kagome lief aus dem Haus zum Brunnen im Schrein. Er war versiegelt und völlig verwachsen mit Laub und Wurzeln. Sie versuchte die Bretter, die den Eingang verschlossen, abzureißen, aber unter jedem Holz das sie abriss war ein neues Brett.

Kagome trat gegen den Brunnen und wurde wütend. Wer hatte überhaupt das recht sie anzuklagen, das sie gelogen hatte? Sie hatte versucht zu helfen. Und dann stand eine zweite Kagome neben ihr. „Aber du hättest einfach nur sagen müssen was passiert ist. Jetzt ist es zu spät. Niemand erinnert sich an dich, weil du zu lange weg warst. Sie haben dich alle vergessen.“ „NEIN, das kann nicht sein, ich bin wieder zurück!“ „Nein, bist du nicht. Du bist jetzt da wo man ist wenn man niemanden mehr hat.“ Und um Kagome war es völlig schwarz geworden. Es gab keinen Boden, keinen Himmel, kein links und kein rechts. Sie war schwerelos im völligen Nichts. Die andere Kagome war verschwunden. Sie war ganz allein. Doch irgendetwas beobachtete sie. Sie spürte es genau.
 

Kagome öffnete die Augen. Es war nur ein Traum gewesen.

Jaken schlief jetzt auch. Immer noch im sitzen, doch mit auf die Brust herab gesunkenem Kopf und leise schnarchend. Hinter Jaken, einige Meter weit weg, zwischen zwei Bäumen stand Sesshomaru und schaute sie an.

Odyssey

Odyssey
 

„Was willst du hier?“ Koga stand da, die Arme verschränkt und schaute Inu Yasha an, der mit dem Rücken zur Klippe stand und die Wölfe um ihn herum nicht beachtete.

„Du solltest nicht in diesem Ton mit mir sprechen, denn vielleicht bring ich dir deine Splitter zurück!“

Koga machte eine Geste und die Wölfe wichen zur Seite, ohne Inu Yasha aus den Augen zu lassen. Inu Yasha trat vor.

„Weißt du wo Kagome ist?“

„Was?“

„Hat dein Gehör nachgelassen? Ob du weißt wo Kagome ist?!“ Er versuchte ihren Geruch wahr zu nehmen, aber der der Wölfe übertrumpfte alles

„Glaubst du sie ist bei mir?“ fragte Koga und grinste höhnisch. Inu Yashas Blick verhärtete sich noch mehr.

„Ist sie das?“

„Solltest du nicht in dem Glauben sein, sie sei zuhause bei ihrer Familie? Warum sollte sie hier sein? Nicht das sie hier nicht weit besser aufgehoben wäre als bei dir!“

„Wenn du nicht gleich meine Frage beantwortest knallts!“ Er zog das Schwert aus der Scheide. Sofort knurrten die Wölfe um ihn herum und die Speere wurden wieder erhoben.

„Wann wirst du fähig sein sie zu beschützen und sie nicht ständig zu verlieren?“

„DU SOLLST-“

Koga kam auf ihn zu, ignorierte Tessaiga. „Warum suchst du sie hier?“

„Das geht dich nichts an!“

„So, dann wird es sehr lange dauern, bis du heraus gefunden hast ob sie sich hier aufhält! Ist sie nicht zuhause?“

„Wenn sie das wäre, dann würde ich sie nicht suchen!“ Fauchte Inu Yasha und wurde sich klar, dass Kagome nicht hier war.

„Was hast du wieder mit ihr gemacht?“

„Ich hab dir gesagt das es dich nichts angeht!“ Er drehte sich um, bereit wieder zu gehen, doch Koga war rasch an seiner Seite und hielt ihn fest. Inu Yasha packte seinen Arm und funkelte ihn an.

„Du bist unfähig, Köter! Du bist eine Plage! Wo ist sie?“

Inu Yasha hatte es satt. Er ließ ihn los und sprang einen Felsvorsprung tiefer.

„Hey! Was ist mit meinen Juwelensplittern?“

„Die kannst du dir abholen!“ Damit verschwand Inu Yasha so schnell wieder, wie er gekommen war. Koga blickte ihm nachdenklich hinterher. Klar war, das irgendetwas schon wieder nicht stimmte und das Kagome offensichtlich nicht da war, wo sie sein sollte. Und das der Hund nicht in der Lage war dafür zu sorgen das es ihr gut ging!
 

Inu Yasha blieb erst wieder stehen als er den Fuß des Berges erreicht hatte. Genau in diesem Moment kam er sich unglaublich verloren vor. Tatsache war, dass er nicht wusste wo Kagome war und wo er sie suchen sollte. Sie konnte überall und nirgendwo sein. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte er sich sehr allein.

Er ging langsam los, einfach gerade aus, ohne ein genaues Ziel. Wo konnte sie sein? Und warum, warum um alles in der Welt war sie hier her zurück gekommen? Warum hatte sie gelogen? Warum? Er wusste nicht weiter. Egal wie lange er nachdachte, er kam zu keinem Schluss. Die Gedanken drehten sich unaufhörlich im Kreis und immer wieder die Frage: Warum.

Er ging noch einmal alles durch, was passiert war seit sie vor einigen Wochen wieder hierher zurück gekommen waren. Sie hatten sich gestritten und Kagome war bei Koga gewesen. Dort hatte er sie schon gesucht. Danach waren sie an der Schlucht gewesen und dann wieder nach hause gegangen. In seinem Kopf erschienen die Bilder von Kagome in den letzen Tagen. Sie war deprimiert gewesen und seltsam. Und sie hatte ihm etwas verschwiegen. Mittlerweile war er sich völlig sicher, dass sie bereits, als er bei ihr gewesen war, gewusst hatte, dass sie zurück gehen würde. Also hatte sie gesagt das er nie wieder zu ihr kommen soll, weil sie wusste das sie nicht da sein würde. Sie wollte, dass er in dem glauben lebt sie sei sicher zuhause. Also muss sie irgendwann den Plan dazu gemacht haben, als sie noch hier waren. Aber wann? Und worum ging es dabei? Hier hörte die Logik auf. Hier ging es nicht weiter. Er würde jetzt durch das Land irren, ohne Ziel und ohne Richtung, und so ohne Sinn. Aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Er würde sie irgendwann finden. Und es blieb nur zu hoffen, das ihr nichts passiert war bis dahin.

So ging er los. Drei Personen die es zu finden galt. Naraku, Kikyo und Kagome. Und er war allein. Er wollte seine Freunde nicht um Hilfe bitten, nicht nachdem was passiert war. Aber ein kleiner egozentrischer Teil in ihm fühlte Genugtum dabei, sich vorzustellen, wie sie und vor allem Sango drein schauen würden, wenn sie wüssten das er doch nicht so schuldig war wie sie glaubten!

Er und Kikyo hätten sie vertrieben...Er hat sie nach langer Zeit zum ersten Mal wieder bei der Schlucht gesehen! Womit sollte er sie damit vertrieben haben? Schließlich konnte er nichts dafür das sie aufgetaucht war. Und schon gar nicht dafür das sie ihr die Juwelensplitter abgenommen hatte!

Inu Yasha kniff nachdenklich die Augen zusammen. Vielleicht suchte Kagome nach Kikyo. Vielleicht wollte sie die Splitter zurück fordern. Es wäre ihr zuzutrauen! Das sie immer noch glaubte, sie sei Schuld daran das die Splitter weg waren. Er schnaubte leicht. Damit wäre er auch wieder tiefer in der Schuld versunken, denn er hatte immer wieder gesagt, sie sei Schuld. Es war aber auch zum verrückt werden! Also immerhin hatte er jetzt eine Vermutung und wieder ein Ziel. Sein Nächstes Ziel war Kikyo!

Also wieder am Anfang.
 

Die Gruppe um Sesshomaru hatte den Wald verlassen und zog jetzt seit mehreren Tagen über die Landwege, vorbei an Dörfern und kleinen Städten. Rin und sie hatten es einmal geschafft in einem Dorf, in dem Kagome vor langer Zeit schon einmal gewesen war, ein bisschen Brot zu bekommen. Ein netter Mann hatte es ihnen gegeben. Ihr wäre es lieb gewesen mal eine Nacht eine Bleibe zu suchen mit einem Dach über dem Kopf, aber sie war sich sicher das es für Sesshomaru ausgeschlossen war.

Mittlerweile fühlte sie sich gar nicht mehr so schlecht bei ihnen. Rin mochte sie sehr gern und die beiden konnten viel zusammen lachen. Selbst Jaken hatte sie fast lieb gewonnen. Er war etwas Launisch, aber das war sie von Inu Yasha gewöhnt, auch wenn man die beiden so gar nicht miteinander vergleichen konnte. Nur Sesshomaru sprach sehr wenig und auch ur dann wenn er etwas gefragt wurde. Kagome vermied es ihn anzusprechen, zumal sie auch nicht wusste was sie ihm erzählen sollte. Er verschwand in jeder Nacht irgendwo hin. Wahrscheinlich saß er irgendwo und schaute in die Sterne. Sollte er doch machen was er wollte. Wenn er nicht mit ihr sprechen wollte, sollte ihr das recht sein.
 

Und so gingen die Tage vorbei. Kagome hatte den überblick verloren und ihr war es auch egal. Was nützte es die Tage zu zählen, die Wochen oder Monate. Gar nichts.

Doch dann, eines Nachts wusste sie welcher Tag des Monats es sein musste. Sie saß auf einem Abhang, auf freiem Feld und schaute in die Ferne der Nacht. Es war recht Kühl geworden in den letzten Tagen und je länger sie saß, umso frischer wurde es. Der Himmel war recht bewölkt und nur ganz selten kam ein einsamer Stern zum Vorschein. Und irgendwann fiel es Kagome auf: Es war kein Mond am Himmel. Es war Neumond. Heute Nacht war es einen Monat her, das sie in der Schule waren und die Dämonen sie angegriffen hatten. Und in diesem Monat hatte sich soviel verändert. Sie hatte Inu Yasha einerseits so wenig gesehen und dann waren sie sich doch so nah gewesen wie nie zuvor. Kagome dachte zurück an die Nacht. Wie schnell alles so gekommen war und doch bereute sie keine Sekunde. Wenn der Streit zwischen ihnen nicht gewesen wäre, dann wäre es auch nie soweit gekommen, dann wäre alles wie immer weiter gelaufen. Alles wie immer. Was wollte sie? Ewig darauf warten das er zu ihr kommt? Oder das wenige das sie gehabt hatte? Sie lies sich zurück ins Gras fallen und schloss die Augen. Sie war glücklich gewesen, auf eine seltsame Art und Weise. Sie hätte so weiter gemacht, vielleicht für immer. Oder bis er sich endgültig für Kikyo entschieden hätte. Nein, vorher wäre sie nicht gegangen. Wäre Sesshomaru nicht dazwischen gekommen, sie wäre auch nicht so zurück nach Hause gegangen, wie sie es eigentlich vorgehabt hätte. Nachdem sich Inu Yasha bei ihr entschuldigt hatte, wäre sie nicht gegangen, wenn sie es nicht gemusst hätte. Ja, so war es und es nützte auch nichts es zu verleugnen. Wenn sie ihn sah, konnte sie nicht anders, als das Gefühl zu genießen bei ihm zu sein. Sie wäre nicht gegangen.

Kagome öffnete die Augen und erschrak fürchterlich. Sesshomaru stand direkt neben ihr. Ruckartig setzte sie sich auf und starrte ihn an. Sie hatte ihn nicht einmal kommen gehört. Selbst Inu Yasha konnte sich nicht so anschleichen.

„Guten Abend.“ Sagte sie vorsichtig. Sesshomaru schaute weiter gerade aus in die Nacht. Wie seltsam war dieser Dämon? Er kam zu ihr und doch hatte er nicht vor mit ihr zu sprechen. Dann würde auch Kagome schweigen. Anbiedern musste sie sich nicht.

Und Sesshomaru schien das wirklich lange durchzuhalten. Kagome wusste nicht wie lang sie so da saß und er neben ihr stand, beide ohne ein Wort zu sagen und mit dem Blick in die Nacht.

Über ihren Köpfen hinweg flogen einige Dämonen. Schlangenähnlich und ohne auf sie zu achten. Sowohl Kagomes Blick als auch der von Sesshomaru schaute nach oben. Es waren vielleicht zehn Dämonen die den Himmel kreuzten.

„Diese Dämonen wissen das Neumondnacht ist.“

Kagome verstand nicht was er ihr damit sagen wollte, war aber froh darüber, das er überhaupt etwas sagte. Und dann setzte er sich tatsächlich neben sie. Kagome wurde nervös. Diese Situation war unerwartet und brachte sie in die Verlegenheit nicht zu wissen was sie sagen sollte.

“Ich interessiere mich nicht für das Leid von Menschen.“ Sagte er tonlos.

Sie wusste das, das musste er nicht immer wieder betonen.

„Und doch sehe ich das du nicht glücklich bist.“

„Es geht mir gut.“

„Das bedeutet nicht das man glücklich ist, nicht wahr?“

„Nein.“ Kagome schaute wieder gerade aus.

„Das Menschenmädchen das mich begleitet ist glücklich weil du bei uns bist.“

„Ich mag Rin sehr gerne. Wirklich. Sie ist ein tolles Mädchen.“

Sesshomaru schwieg einen Moment.

„Ich habe nie verstanden, warum sie mich begleiten wollte. Sie ist mir einfach gefolgt.“

„Aber ihr mögt sie sehr gern.“

„Woher weiß man so was?“

Kagome registrierte zuerst das dieses Gespräch, das zweite das sie überhaupt führten, seit sie hier war, sehr persönlich wurde. Und dann beschloss sie einfach darauf einzugehen.

„Ich denke, man weiß es spätesten wenn man nicht möchte das dieser Person etwas schlimmes passiert.“

„Und warum interessiert man sich dafür?“

„Weil man die Person verlieren könnte.“

Sesshomaru sah sie an und es war wieder so als ging sein Blick tiefer als nur bis zu ihren Augen.

„Also geht es doch darum, das man jemanden beschützt, weil man selbst sonst leidet?“

Kagome verstand überraschend schnell, auf was er anspielte. Und zwar auf das Gespräch an der Schlucht.

„Ja,“ sagte sie resignierend. „Vielleicht spielt ein großer Teil davon eine Rolle. Trotzdem will man auch das es dem Anderen gut geht. Man will eben immer alles. Vielleicht habt ihr Recht und die Menschen sind einfach so.“

Er schaute sie an.

„Und doch bist du gekommen.“

„Ja.“

„Ich hab dich beobachtet.“

„Was? Wann?“

„Manchmal fühle ich mich verantwortlich für diese Gruppe. Der Stärkste muss seine Gruppe beschützen. Selbst wenn ihr mich nicht seht, oft schaue ich nach ob die Ordnung nicht gestört wird.“

„Seht ihr, das tut man wenn man jemanden mag.“ Kagome glaubte einen Funken in Sesshomaru zu entdecken, den sie nicht erwartet hatte.

„Du wirst nun für einige Zeit zu dieser Gruppe gehören, also musst du dir keine Sorgen darum machen das die etwas passiert. Das sollst du nur wissen.“

Kagome brauchte einen Moment.

„Danke.“ Sagte sie und lächelte. Sesshomarus Gesicht blieb unverändert. Vielleicht schaffte sie es irgendwie an ihn heran zu kommen. Sie dachte nach, was sie sagen konnte, ohne zu Privat zu werden. Damit wäre Inu Yasha ausgeschieden als Gesprächsthema. Doch Sesshomaru, als hätte er ihre Gedanken gelesen, fing von sich aus an, weiter zu sprechen.

“Diese Dämonen wurden von Naraku geschickt.“

„Und was wollen sie? Was will er?“

„Es ist Neumondnacht.“

Kagomes Miene wurde schlagartig steif.

“Soll das heißen sie...sie suchen nach Inu Yasha?“

„Davon gehe ich aus.“

Kagome schwieg. Was sollte sie tun? Was wenn sie ihn finden würden? Wenn es stimmte was Sesshomaru gesagt hatte, dann befand sich Inu Yasha nicht im Dorf. Vielleicht lief er irgendwo im Wald herum, immer noch auf der Suche nach Kikyo und ohne die Möglichkeit sich zu verstecken.

„Bist du jetzt in Sorge?“

„JA, ja das bin ich!“ sagte sie aufgewühlt. „Wo ist er jetzt? Ist er in Gefahr? Weiß Naraku wo er ist?“

Sesshomaru schwieg.

„Glaubst du, du könntest ihm helfen, wenn du jetzt bei ihm wärst?“

„Ich...nein, könnte ich nicht. Wahrscheinlich nicht.“

Nein, wirklich helfen konnte sie ihm...doch konnte sie. Sie hatte es schon getan. An der Schlucht. Ohne sie wäre er gefallen, sie hatte ihn festgehalten. Aber sie hatte ihn auch erst in die Nähe der Klippe gebracht. Doch wäre sie nicht da gewesen, hätte Naraku freie Bahn gehabt und ihn umgebracht, noch viel früher. Ihre Gedanken rasten hin und her. Hatte sie ihm nun eine Hilfe sein können oder nicht? Wie wäre es gekommen, wenn sie sich nicht eingemischt hätte. Wenn, wenn, wenn! Was wäre gewesen wenn! Sie rieb sich die Stirn und versuchte sich zu beruhigen.

Sesshomaru stand auf.

„Wo ist er?“ fragte Kagome flehend und wünschte sich nichts mehr als eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.

Sesshomaru schaute zurück. Einen Moment sahen sie sich in die Augen. Er rang mit sich. Was sollte er dem Mädchen sagen? Wenn er sich nicht täuschte, und er glaubte nicht das es so war, dann hatte sie Tränen in den Augen. Sie weinte allein bei dem Gedanken, das seinem Bruder etwas geschehen könnte. Was ging in jemandem vor, der so dachte? Und wie abwegig war der Gedanke, das er jemals so etwas empfand. Oder das jemand so um ihn besorgt wäre. Es waren Dinge aus einer Welt die er nicht kannte, die er nicht kennen wollte. Und doch hatte er jetzt irgendwie Interesse daran. Ob es an dem Mädchen lag?

„Ihm wird nichts passieren. Egal wo er ist.“

Damit drehte er sich um und ging. Zum Einen um das Mädchen nicht länger sehen zu müssen und zum Anderen weil er sicherstellen musste, das er nichts gesagt hatte, was eine Lüge war.

Kagome blieb zurück. Für sie stand fest, dass Sesshomaru wusste wo sich Inu Yasha aufhielt. Und das er es ihr nicht sagen würde.

Die letzten Tage waren nicht so schlimm gewesen, wie sie es erwartet hatte. Sie war weder in Depressionen versunken über die Trennung, noch war sie so fürchterlich einsam wie erwartet. Ja, eigentlich war es nicht so schlimm. Doch jetzt brach es in ihr zusammen. Hartnäckig wischte sie immer wieder über ihr Gesicht, doch einer Träne folgte sofort eine Andere. Zu wissen, das Inu Yasha verfolgt wurde, das diese Dämonen es auf ihn abgesehen hatten, das sie es bereits wusste und er vielleicht nicht...Sie hatte immer das Gefühl gehabt, in irgendeiner Weise mit ihm verbunden zu sein, doch es war weg. Da war nichts mehr, das ihr das Gefühl gab er können sie hören, spüren oder wahrnehmen. Sie waren völlig getrennt. Kagome schloss die Augen und bat zu irgendwem, wer auch immer sie hören würde, das Inu Yasha in Sicherheit war, das die Anderen bei ihm waren und ihn von Dummheiten abhielten. Einfach, dass er nicht allein war.
 

Doch er war allein.

Inu Yasha verfluchte diese Nacht. Er hatte lange überlegt wo er hingehen sollte, wenn der Neumond kam. Er hatte es völlig vergessen und war überrascht worden davon, das plötzlich eine Kraft verschwunden war und er als normaler Mensch da stand. Über diese ganze Suche und Sorge hatte er jeden überblick über die Tage verloren. Es half alles nichts, jetzt war es eben so, dass er mitten im Wald stand, ohne die Möglichkeit sich großartig zu verstecken.

Er hatte sich auf einen Baum gehockt, der seiner Meinung nach recht sicher war. Er hatte seit langem keinen Dämon mehr gesehen, von der Witzfigur einmal abgesehen die vor vier Tagen gemeint hatte, ihn angreifen zu müssen. Die Sache war schnell geklärt und Inu Yasha hatte endlich ein Ventil für seine Aggression. Also wäre es doch ein schlag des Schicksals, wenn ausgerechnet heute ein überdimensionaler Dämon vorbei kommen würde und nicht besseres im Sinn hatte, als sich mit ihm anzulegen.

Selbst sicher lag er, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Ast, am Stamm des Großen Baumes angelehnt und schaute in den Bewölkten Himmel. Es war kühl geworden. Wenn Kagome sich draußen aufhielt war ihr sicher kalt. Selbst Schuld war sie! Was trieb sie sich auch irgendwo herum. Sie hätte auch einfach da belieben können wo sie hingehört. Er stieß ein leichtes Schnauben aus, den er meinte damit nicht ihr Zuhause, sondern das Dorf. Sie hätte bei ihm bleiben sollen.

Soweit warst du schon! Dachte er genervt von sich selbst. Etwas sehr schnelles und Großes raste an dem Baum vorbei und der Sog zog ihn mit. Überrumpelt fiel er auf den Boden und sah sofort das es Probleme gab. Um ihn herum huschten mehrere Dämonen. Und, wie hätte es anders sein können, waren es keine kleinen. Stinkend und sabbernd, zum Teil brüllend umkreisten sie ihn. Inu Yasha zog Tessaiga heraus und erinnerte sich sehr schnell daran, das es ihm nicht viel bringen würde. Das war doch kein Zufall, das sich nie Dämonen blicken ließen außer zur Neumondnacht und dann auch immer gleich eine ganze Horde! Er sprang zur Seite als eine Schlange auf ihn zuflog. Er schaffte es mit dem Schwert die schwanzspitze zu treffen und ein kleines Stück abzuschlagen. Der Dämon schien es allerdings nicht einmal bemerkt zu haben. Er huschte hinter einen Baum und versuchte sich klein zu machen. Das war ja Großartig! Wie zum Geier sollte er ohne Krallen und vernünftigem Schwert hier raus kommen? Er würde Naraku dafür kräftig wohin treten, dafür das er ihm neuerdings immer zur gleichen Zeit auf die nerven fiel. Da die Dämonen überall um ihn herum waren, half alles nichts: er musste kämpfen. Wenn Kagome ihn sehen würde, würde sie sicher jammern. Aber da die Dame ja nicht da war konnte er sich jetzt austoben. Also sprang er vor, mitten ins Getümmel und schlug sich auch eine ganze Weile recht wacker. Das Problem war, das er die Dämonen nicht zerstören konnte, oder das es viel zu lange dauerte. Mit der Rostigen Klinge des unverwandelten Tessaiga kratzte er immer nur an der Oberfläche. Etwas traf ihn und riss ihn zu Boden. Im letzten Moment rollte er zur Seite, bevor eine Pranke ihn treffen konnte. Er sprang auf die Beine und schlug mit dem Schwert hinter sich. Einen Dämon hatte er schwer verletzt, er brüllte vor Wut und schlug um sich. Inu Yasha wurde getroffen und knallte gegen einen Baum. Er rappelte sich so schnell es ging wieder hoch und sein Blick fiel auf eine Frau die etwa fünf Meter hoch, vor ihm in der Luft schwebte.

„Du hast mir zu meinem Glück noch gefehlt!“ fauchte Inu Yasha sie an und sprang einen Ast hoch, wo er in der Hocke sitzen blieb, gerade noch ausgewichen, bevor er wieder getroffen werden konnte. Kagura schaute Kommentarlos zu.

„Hast du mir die auf den Hals gehetzt? Das kriegst du noch zurück!“ Wieder runter von dem Baum und mit dem Schwert einen Hieb in die Seite eines Dämons, der keifend zu Boden ging und liegen blieb.

„Na also!“ sagte er selbstsicher und hatte zu wenig Achtung vor dem riesigen Maul, das hinter ihm aufriss. Er drehte sich zu spät um und merkte das es eine Lüge war, wenn man sagte, das in so einem Moment das Leben an einem vorbei zieht, denn in seinem Kopf war gar nichts. Der Gestank der aus dem Maul des Dämons kam war wohl das letzte was er wahrnehmen würde. Und als er das dachte zerfiel er direkt vor seinen Augen in seine Einzelteile. Nach dem Moment des Verstehens, fiel sein Blick auf Kagura, die ihre Position nicht geändert hatte, jetzt aber ihren Fächer ausgebreitet und damit den Dämon vernichtet hatte. Inu Yasha fragte sich noch einen Augenblick ob sie ihn einfach nur verfehlt hatte. Doch als zwei Dämonen auf Kagura zuschossen, lösten auch sie sich kurzerhand in Nichts auf. Inu Yasha stach das Schwert in den Kopf der Schlange, die gerade auf ihn zukam und es bohrte sich zuerst in das große Auge. Er zog es sofort wieder heraus und mit einem gekonnten Hieb schlug er dahin wo bei anderen Wesen der Hals sitzen würde. Eine tiefe, klaffende Wunde trug der Dämon davon, doch weiter nichts.

Doch auch er brüllte gleich danach auf und zerfiel in seine Einzelteile.

Inu Yasha schaute sich um, überall Körperteile der Dämonen, doch keiner mehr der Leben in sich trug. Mit skeptischem Blick, abschätzend und mit Unverständnis schaute er zu Kagura.

Ihr Gesicht zeigte keine Regung.

“Was soll das?“

„Du solltest lernen, wie man sich bedankt.“ Kaguras große, weiße Feder sank einen Meter tiefer, ihre Miene war nicht zu deuten.

„Was willst du?“ Inu Yasha hatte das Schwert in der Hand, auch wenn es noch so nutzlos sein sollte, und er wusste das er damit gegen sie keine Chance hatte, er würde sie nicht kampflos gewinnen lassen.

„Mehr werden nicht kommen, doch solltest mittlerweile klug genug sein, in dieser Nacht nicht mitten im Wald zu stehen.“

„Warum hilfst du mir?“

Kagura schwieg. Dann drehte sich die Feder und sie war im Begriff davon zu fliegen.

„Warte! Warum?“

„Weil ich dich noch brauche!“

„Was?“

Sie flog weiter. Inu Yasha spurtete hinterher. Ihm kam eine Idee.

„Weißt du wo Kagome ist?“

Kagura hielt an, schaute zurück ohne die Feder zu wenden.

„Suchst du sie?“

„Ja!“

„Du wärst erstaunt, wenn du wüsstest wo sie ist.“

„Was soll das heißen? Du weißt wo sie ist?“

„Es hat keinen Sinn sie zu suchen.“

„Warum? Wo ist sie?“

„Sie braucht dich nicht mehr.“

„Was soll das heißen? WO IST SIE?“

„Inu Yasha, ich bin nicht hier um dir ein Wegweiser zu sein! Wenn du etwas suchst, dann musst du es schon selber finden!“

Damit verschwand sie.

„WO IST SIE!? WO IST SIE!!!!!!“
 

Inu Yasha sank zusammen. Auf dem Boden, zwischen unzähligen Teilen, die mal zu einem Dämon gehört haben, kniete er. Da war die Antwort gewesen, und Kagura hatte sie einfach wieder mitgenommen.

Was sollte das alles?

Warum kam Kagura um ihm zu helfen?

Er war sich sicher, das es mit Kagomes Verschwinden zusammen hing. Nur wie? Was wusste Kagura und vor allem woher?

An jeder Ecke fand er irgendeine Spur, doch keine bracht ihn auch nur einen Schritt weiter. Was waren das für Zusammenhänge? Wie sollte das alles einen Sinn ergeben. Das einzige war, das alles irgendwie zu Naraku führte. Kikyo tauchte auf wo Naraku war und Kagura wusste wo Kagome war.

Er stand auf. Jetzt würde er sein Ziel nicht mehr ändern! Er würde Naraku suchen, in der Hoffnung sowohl Kikyo als auch Kagome dort zu finden.
 

Also Kagome zu Rin und Jaken zurück kehrte, war Sesshomaru wie zu erwarten war, nicht dort. Sie legte sich zu Rin, die bereits fest schlief. Doch Kagome selbst konnte nicht schlafen in dieser Nacht. Auch nicht in der Nächsten. In einer Zwischendimension gefangen, nicht ganz wach und auch nicht schlafend.
 

Die Tage vergingen. Manchmal mussten sie Kämpfen und manchmal passierte Tagelang gar nichts. Mit der Zeit wurde Kagome wieder fröhlicher. Sie vergaß zeitweise ihre Sorge und das sie nicht hier her gehörte.

Es wurde kälter und bald würde der Sommer in der Herbst übergehen. Wie viele Wochen sie schon durch das Land zogen konnte sie nicht mehr sagen . Sie wollte auch nicht mehr zählen. Ein Gespräch wie das auf der Wiese, führten sie und Sesshomaru nicht wieder. Jedoch hatte er sie in einem Kampf davor bewahrt zertrampelt zu werden. Manchmal hatte sie das Gefühl er würde sie beobachten. Wenn sie miteinander Sprachen, blieb es oberflächlich. Es blieb dabei, das er in der Nacht verschwand und erst am Morgen wieder bei ihnen auftauchte. Kagome hatte mehrere Male darüber nachgedacht ihm zu folgen, es dann aber doch gelassen.

Dann Endlich schienen sie dem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen zu sein, denn Sesshomaru sagte ihnen, sie sollten bleiben, wo sie gerade waren. Dann blieb er selbst für drei Tage weg. Kagome und die anderen Beiden genossen es, mehrere Tage an einem Ort zu bleiben, auch wenn es mitten in der Einöde war. Am vierten Tag kam Sesshomaru zurück und verschwand gleich wieder. Doch jetzt nahm er Jaken mit sich. Auf die Frage, was los sei, antwortete er nur das sie bei Rin bleiben solle und das er sie holen würde, wenn es soweit war.

Kagome ahnte das sie sich in Narakus Nähe befinden mussten.

Du kannst mich nicht vergessen!

Du kannst mich nicht vergessen!
 

Der Morgen, der anbrach, war wieder um einiges Wärmer als die letzten Tage. Jaken und Sesshomaru waren seit dem gestrigen Tag nicht wieder aufgetaucht. Kagome und Rin lagen auf dem Boden und warteten. So lagen sie sicher schon seit einer Stunde und es wurde immer langweiliger. Die Freude über den längeren Aufenthalt war schnell wieder getrübt. Denn es passierte gar nichts mehr. Sie gingen nicht weiter und ihnen wurde auch nicht gesagt worauf sie warteten. Sie vertrieben sich die Zeit damit Wolken Namen zu geben und Formen in ihnen zu erkennen. Bis zum Abend veränderte sich dieser Tag in keiner Weise.
 

Am gleichen Tag erreichte Inu Yasha einen Ort, den er noch nie gesehen hatte. Zumal er sich sowieso in einem Teil des Landes aufhielt, den er noch nie gesehen hatte. Heute dachte er zum ersten mal wieder an seine Freunde, nach langer Zeit. Die Wut über Sango war lange verschwunden und er fragte sich ob es ihnen gut ging. Vielleicht hätte er doch damals zurück gehen sollen. Acht Augen sahen weit mehr als zwei. Vielleicht wäre er schon lange an seinem Ziel angekommen. Er hatte eine weitere Neumondnacht überstanden, weit weniger schlimm als die letzte. Kagura schien sich nicht selten in seiner Nähe aufzuhalten.

Eines Nachts, als er sich besonders beobachtet vorkam rief er einfach in die Dunkelheit hinein.

„Sag mir wenigstens ob der Weg richtig ist!“

Er bekam keine Antwort. Ein leichter Wind wehte und das rascheln der Blätter war das einzige, das er hören konnte.

Tage später sah er sie dann endlich. Sie stand an einen Baum gelehnt, stolz und schön wie sie war und schaute ihn an, als hätte sie genau gewusst, dass er jeden Moment auftauchen würde.

„Du wolltest wissen ob es der richtige Weg ist.“

Inu Yasha schwieg einen Moment, dann beschloss er einfach weiter zu gehen.

„Wenn du nicht vorhast, mir zu helfen, dann lass mich mit deinen Rätseln in Frieden und verschwinde!“ Er ging an ihr vorbei. Es war ein seltsames Gefühl, kampflos zu passieren.

Der Moment, als sie praktisch nebeneinander standen, Inu Yasha im Begriff sie Kommentarlos stehen zu lassen, brachte sie endlich zum sprechen.

„Du gehst in die falsche Richtung.“

Er blieb stehen, doch drehte sich nicht um.

„Du solltest in diese Richtung gehen“ Sie deutete mit dem Kopf in die Richtung die sie meinte. Inu Yasha drehte sich erst jetzt um und folgte ihrem Blick.

„Was ist dort?“

„Jemand den du suchst.“

Er schwieg und schaute in die Richtung die Kagura im gezeigt hatte.

„Wer?“

Kagura zog die Feder aus ihren Haaren, stieg auf und erhob sich in die Luft.

Inu Yasha versuchte erst gar nicht sie aufzuhalten.

Also wandte er sich in die andere Richtung. Zuerst ging er so langsam wie zuvor, doch irgendwann, ohne es zu bemerken, musste er losgelaufen sein. Er lief eine ganze Weile.

Und dann sah er sie.

Seelenfänger!

Sein Herz stockte. Kikyo. Sie musste hier sein. Er lief den Wesen nach. Verlor sie kurzzeitig aus den Augen, doch fand sie wieder, nachdem er wieder in ein Stück Wald kam. Dann nahm er sie wahr. Er verlangsamte seinen Schritt unwillkürlich. Er hatte sie solang gesucht und jetzt hatte er sie gefunden.

Er trat auf eine Lichtung und der Mond warf ein Dämmerlicht auf ihn. Einige Meter von ihm entfernt, auf der anderen Seite der Lichtung, saß sie. Auf einem Stein, den Bogen, den sie immer bei sich trug auf dem Boden abgelegt.

Er stand da wie verwachsen. Wusste nicht was er fühlen sollte. Vor Wochen was er noch wütend gewesen, doch sämtliche Wut, egal über wen war mit den Tagen vergangen.

Sie wandte den Blick um und sie schauten sich direkt in die Augen. Es war als dauerte der Moment eine halbe Ewigkeit und als würde so vieles allein durch ihre Blicke gesagt werden.

Kikyos Blick sah traurig aus. Kraftlos und irgendwie resigniert.

Sie stand auf. Einer der Seelenfänger flog über sie hinweg und ein kleines licht glitt in sie hinein. An diesen Anblick würde er sich nie gewöhnen.

Er ging auf sie zu, doch seine Beine schienen es von allein zu tun. Dann standen sie sich gegenüber.

Es war Kikyo die ihre Arme um ihn legte. Inu Yasha rührte sich nicht. Er wusste nicht was er denken sollte. Er hatte einfach zu lange gesucht um jetzt zu verstehen, das er endlich einen teil seiner Suche beenden konnte. Kikyos Kopf legte sich an seine Brust und dann griffen auch seine Arme um sie. Er drückte sie fest an sich, den immer kalten Körper, der sich vor langer Zeit einmal so anders angefühlt hatte. Und dann kamen die Gedanken zurück. Er hörte die Worte.

Du und Kikyo, ihr seit es gewesen, die sie vertrieben haben.

Du wirst dich nie ändern.

Du bist wie du bist.

[Kagome ist gerade weg und du suchst nach Kikyo

Und weil ich ich bin, kann man mir nicht vertrauen?

Immer in einer Endlosschleife und er drückte sie fester an sich. Die Augen geschlossen, versuchte er gar nicht erst die Worte in seinem Kopf zum schweigen zu bringen.

Weil sie recht hatten.

„Ich habe gewartet das du kommst. Ich wusste das du auf dem Weg bist.“

Inu Yasha schwieg.

„Die Zeit ist gekommen, allem ein Ende zu bereiten.“

„Kikyo, was passiert hier?“

„Ich habe ihn gefunden.“

„Naraku?“

Sie löste sich von ihm und nickte. Ihr Gesicht, so schön wie es immer gewesen war, versetzte ihn sofort in eine Zeit, die schon lange vergangen war. Sie schaute zu ihm hoch.

„Jetzt kommt alles zusammen, verstehst du. Wir können es beenden. Ich habe alle Splitter gefunden. Naraku hat sehr viele, drei waren bei deinem Freund, dem Wolfsjungen und einen hat das Mädchen.“

Diese Worte holten Inu Yasha schlagartig in die Realität zurück.

Die Juwelen Splitter, ich hab sie nicht mehr.

warum verdammt noch mal hast du nicht den Mund aufgemacht.

es ist ihre Schuld.

Es ist meine Schuld, er hat ja recht.

„Warum hast du sie ihr abgenommen?“

Sie wich ein Stück zurück. Einen Augenblick sagte sie nichts.

„Du glaubst die Splitter, in der Hand des Mädchens, waren sicher?“

„Kagome wird von mir beschützt. Ich hab auch die Splitter beschützt.“

„Hast du dich nie gefragt warum Naraku in der Lage war, obwohl es Neumond war, in die andere Zeit zu gelangen?“

Er schwieg und starrte sie an. Nein, das hatte er sich nicht gefragt. Aber es stimmte. Naraku war ein Halbdämon wie er, er hätte zur Neumondnacht genau wie er sein Kraft verlieren müssen.

„Naraku hat bis auf die wenigen Splitter das ganze Juwel in seiner Hand. Er Hat bereits damit begonnen es zu benutzen. Er verwandelt sich nicht mehr zurück. Der Menschliche Teil in ihm geht verloren. Und in der Nacht als er euch gefunden hat, haben die Splitter gegenseitig aufeinander reagiert. Er kann sie finden wann immer er will. Und er wollte in dieser Nacht die Splitter des Mädchens. Und er hätte sie bekommen.“

„Wir hätte sie ihm nicht so einfach gegeben wie du glaubst-“

„Selbst ich war in der Lage ihr die Splitter weg zu nehmen. Es brauchte kaum Zeit dazu. Inu Yasha, du kannst nicht wirklich glauben, das sie Naraku wiederstanden hätte.“

Sie wich einen weiteren Schritt zurück.

„Bist du gekommen, um es mir vorzuwerfen?“

„Ich...es ist viel passiert seitdem.“

„Ja, das sehe ich.“

„Kikyo, nachdem wir zurück kamen brach alles auseinander. Ich hab ihr Vorwürfe gemacht, für etwas, für das sie nichts konnte.“

Sie lächelte leicht.

“Ist es das? Es geht dir nicht um die Sache selbst, nicht wahr? Es geht um sie.“

„Nein, es geht darum, das alles noch viel schlimmer wurde nachdem das passiert war!“

„Was soll daran schlimmer sein, als an der Tatsache das Naraku die Splitter bekommen hätte, und das hätte er, und damit in der Lage gewesen wäre euch alle zu töten.“

Er schwieg.

„Es geht um dich. Du versuchst etwas gut zu machen. Aber es gibt nichts gut zu machen. Du hattest Recht ihr Vorwürfe zu machen. Sie ist nicht in der Lage mit den Splittern umzugehen. Und jetzt geht es nicht mehr um einige wenige, es geht darum, dass Naraku sie fast alle hat und obwohl das Juwel nicht komplett ist, kann er es benutzen. Ich habe das für unmöglich gehalten, aber ich habe mich geirrt. Wir haben zu lange gewartet. Es ist fast zu spät.“

Sie wandte sich um und ging zu ihrem Bogen, den sie aufhob.

„Komm mit.“

Inu Yasha folgte ihr. Sie führte ihn einen langen Weg entlang. Sie gingen Wortlos einen Hang hinauf bis Kikyo stehen blieb.

„Siehst du das?“ fragte sie.

Vor ihnen, am Horizont und im Dunkel der Nacht nur schwer zu erkennen, lag eine regelrechte Festung. Winzigklein von diesem Punkt aus, doch Inu Yasha war sich sicher das sie riesig sein musste.

„Das ist es. Dort ist Naraku.“

Sie drehte sich zu ihm.

„Wir haben die Möglichkeit ihn zu besiegen. Die Zeit ist da, aber sie bleibt nicht lange. Er sucht weiter. Und wir müssen verhindern das er sie bekommt.“ Sie griff sich an die Brust, an die Stelle, an der auch Kagome die Splitter getragen hatte und als sie ihm ihre Hand hinhielt, lagen sie darin. All die Splitter die Naraku nicht hatte.

„Die sind nicht alle von Kagome.“

„Nein.“ Sagte sie ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Einige habe ich selbst gefunden und drei gehörten deinem Freund.“

„Koga?“

„Ich spürte die Splitter zurück in dieser Zeit, ich wusste das sie bei meiner Schwester waren. Ich ging in ihr Haus. Du warst bereits fort.“

Inu Yasha brannte die Frage auf den Lippen, ob es allen gut ging. Aber er fragte nicht. Zum Teil beantwortete Kikyo seine Frage ganz von allein.

„Ich kam in das Haus und war nie so unwillkommen an einem Ort, wie zu diesem Moment dort. Deine Freunde hegen einen großen Hass gegen mich.“ Sie schloss den Mund einen Augenblick. „Ich bat Kaede mir die Splitter zu geben. Aber sie gab sie mir nicht. Verstehst du, Inu Yasha, meine eigene Schwester vertraut mir nicht. Ich ging. Doch als der Junge kam um sich die Splitter zu holen nahm ich sie ihm ab. Er verstand nicht worum es ging, wollte sie mir nicht geben.“

„Was hast du mit ihm gemacht?“

„Wir können keine Rücksicht mehr auf einzelne nehmen, dafür ist es zu spät.“

„Du hast ihn angegriffen.“

Ihr Blick verhärtete sich.

„Was ist mit ihm?“

„Ich weiß es nicht. Er lebte als ich ging.“

„Wie kannst du so sein?“

Kikyo schaute ihn traurig an.

„Ist es das was du von mir denkst?“

„Ich weiß nicht was ich von dir denken soll! Warst du immer so rücksichtslos?“

„Ich wurde vor vielen Jahren damit beauftragt diesen Stein zu beschützen.“

„Du warst es immer.“ Er kniff leicht die Augen zusammen. „Du hast auch nicht davor zurück geschreckt mich an diesen Baum zu heften.“

„Ich war in der Lage dich zu töten, Inu Yasha, aber ich hab es nicht getan. Dein Leben war mir immer alles wert. Ich habe nie aufgehört dein Leben zu beobachten. Ich hab dich bis hierher gehen lassen, doch du kannst es nicht schaffen mit ihr an deiner Seite. Sie wird immer wieder dazwischen gehen wenn du in Gefahr bist, sie wird immer wieder den Ablauf stören in deinem Krieg. Weil sie dein Leben schützen will. Ich habe gesehen was sie getan hat. Ich hab nicht erwartet das sie soweit gehen würde.“

„Was soll das heißen?“

Kikyo schaute zurück zu der Burg, in der Naraku seine Zuflucht gefunden hatte. Nebel hatte sich um das Gelände gelegt und verschlang das Bild.

„Ich habe dein Leben geschützt damals und sie tat es jetzt. Ich hätte immer mein eigenes Leben gegeben um deines zu schützen, doch ich hab nicht erwatet das sie das auch tun würde.“

„Wovon redest du? Kagome ist nicht tot!“

„Nicht Körperlich. Ein schlimmerer Tod als der des Körpers ist der, wenn die Seele stirbt. Sie wird damit leben müssen, nicht zu wissen wo du bist, sie weiß nicht ob es dir gut geht, sie fragt sich ob sie dich jemals wiedersehen wird. Und sie versucht es durchzustehen. Vielleicht ist ihr Opfer größer als meins.“

„Ich verstehe das nicht. Welches Opfer? Was hat das mit mir zu tun? Weißt du wo sie ist?“

Kikyo wandte den Blick und begriff.

„Sie hat es die nie gesagt.“

„Was gesagt?“

„Was an der Schlucht passiert ist.“

Ihm stand der Mund offen. Was war an der Schlucht passiert? Er war bewusstlos gewesen. Er wusste nicht mehr viel.

„Sie hat mich festgehalten.“

„Du warst Tot, Inu Yasha.“

„Was redest du da?“

„Du hättest diesem Kampf nicht überlebt. Du warst schwer verletzt. Du hast zuviel Blut verloren. Du warst tot. Sie hat sich an deinen Bruder verkauft, dafür das er dir das Leben rettet.“

„Was?“ Er versuchte zu begreifen was sie sagte. Wenn man solang auf den Sinn wartet und mit einem Mal, alles was man gesucht hat, eine Erklärung bekommt, wird es viel zu schnell zuviel. Kagome war bei Sesshomaru.

Kikyo trat an ihn heran.

„Ich wünschte ich hätte das für dich tun können.“

Er schwieg. Bemühte sich ihren Worten zu folgen, doch seine Gedanken ordneten sich.

Sie legte die Arme um ihn.

„Du gehörst zu mir, Inu Yasha. Egal welche Opfer dieses Mädchen bringt.“

„Weißt du wo sie ist?“

„Wir sind es die zusammen gehören.“

Du und Kikyo, ihr seit es gewesen, die sie vertrieben haben.

„Du kannst mich nicht vergessen.“

Du wirst dich nie ändern.

„Inu Yasha, Ich liebe dich.“

Du bist wie du bist.

Sie fasste sein Gesicht und ehe er etwas hätte sagen können, küsste sie ihn.

Der Moment als sich ihre Lippen berührten, war etwas unglaublich vertrautes. Etwas das er kannte, das er liebte und das er immer wollte, solange er zurück denken konnte.

Und weil ich ich bin, kann man mir nicht vertrauen?

Doch so einfach war das nicht.

Als er ihre Schultern packte und sich von ihr löste, fiel es ihm viel zu schwer. Er tat es nicht aus voller Überzeugung.

„Das muss ein Ende haben.“

„Das kann es nicht.“

„Ich muss sie finden.“

„Warum, Inu Yasha? Was bedeutet dir dieses Mädchen, das sie es schafft dich von mir zu trennen?“

Er ließ sie los.

„Sie bedeutet dir mehr als ich?“

„Sie ist jetzt. Kikyo, du und ich, das war die Vergangenheit.“

Sie schwieg einen Moment.

„Es gibt keine Vergangenheit zwischen uns. Du kannst mich nicht vergessen.“

„Wo ist sie?“

Kikyo wich einen Schritt zurück. Dann wandte sie sich nach links. Er folgte ihrem Blick. Sie schauten sich an. Wortlos machte er einen Schritt, bereit los zu gehen.

Kikyo ergriff seine Hand und hielt ihn fest. Er drehte sich um und sie küsste ihn noch mal. Dieser Kuss war länger. Inu Yashas Augen waren fest geschlossen und er war mit den Gedanken ganz bei ihr.

Du wirst dich nie ändern.

Sie war es die den Kuss löste, seine Hand los lies und ihn gehen lies.

Und er ging. Ohne sich noch mal umzudrehen.

Du wirst dich nie ändern.

Er ging solang weiter, bis er Kikyo nicht mehr wahrnahm. Immer gerade aus. Wieder in den Wald hinein. Vielleicht ging er eine Stunde, vielleicht waren es auch nur Minuten.

Und dann wusste er das sie da war.
 

Kagome war in der Nacht wieder aufgestanden, als Rin und Jaken schon schliefen. Sie hatte den ganzen Tag nur gelegen und nichts getan außer in den Himmel zu starren und am Abend ein paar Fische zu fangen. So leise sie konnte war sie aufgestanden und zum Fluss gegangen. Dort hatte sie sich direkt an das Ufer gesetzt und warf unentwegt kleine Steine in das Wasser.

Es war wie ein Reflex der sie dazu brachte zur Seite zu schauen. Ihr Blick ging nach links und sie sah Inu Yasha dort stehen. Ihr Kopf dachte nicht einen Moment daran, das es eine Einbildung war, er war real. Sie wusste es.

Und zwischen ihnen, Dunkelheit.

Und zwischen ihnen, Dunkelheit.
 

Kagomes Herz setzte aus. Mit tauben Beinen stand sie auf, doch unfähig auch nur einen Schritt auf ihn zu zugehen. Es war doch so unmöglich das er sie hier gefunden hatte, wo sie selbst nicht wusste wo sie eigentlich war. Inu Yashas Miene war nicht zu deuten. Sie hätte alles ausdrücken können. Kagome machte den ersten Schritt auf ihn zu und darauf setzte auch er einen Fuß vor den anderen. Ohne auch nur ein Wort zu sprechen nahmen sie sich in die Arme. Kagome wartete auf die Tränen, vor Glück, vor Trauer, vor Überraschung, aber sie starrte ins leere, nur seinen Körper fühlend. Ein Gefühl von etwas, dass man vermisst hatte. So unglaublich vermisst hatte. Inu Yasha zog ihren Geruch ein, fühlte die Wärme und begriff ganz langsam das er sie tatsächlich gefunden hatte. Er war Wochen allein gewesen ohne zu glauben, dass es einen Sinn hatte. Doch jetzt hatte er sie zurück. Und er wollte sie nicht loslassen.

„Was hast du getan?“

Als sie seine Stimme hörte klang sie anders als sie in Erinnerung hatte.

„Ich hab doch gar keine andere Wahl gehabt.“

Seine Hand fasste ihren Kopf und drückte ihn fester an sich. Kagomes Finger griffen fester in den Stoff auf seinem Rücken.

Er löste und schaute ihr ins Gesicht.

„Ich weiß jetzt was du für mich getan hast.“

„Woher?“

„Kagome, ich weiß nicht, wie ich das jemals vergelten soll.“

„Das musst du nicht. Ich bin es, der nicht ohne dich leben kann, ich würde alles tun.“

„Wenn du nicht ohne mich leben kannst, warum bist du dann von mir weggegangen?“

„Weil es der Preis für dein Leben war! Weil du nur durch meine Schuld dorthin gekommen bist, weil

ich mir niemals verziehen hätte und weil ich will das du lebst!“

Er drückte sie wieder an sich.

„Aber nicht so, Kagome. Wie soll ich denn damit leben?“

„Es gibt keinen Weg zurück. Das ist jetzt so wie es ist.“

„Ich hätte dich ewig gesucht! Und wenn es noch Jahre gewesen wären, ich würde dich überall finden!“

Es war schon seltsam das aus seinem Mund zu hören, war er doch immer so unnahbar.

„Es tut mir so leid, das ich dir nicht gesagt hab, es tut mir so leid!“

Er schwieg und Kagome befürchtete das er es ihr nachtrug.

„Inu Yasha,“ Sie löste sich von ihm, „es war einer der schlimmsten Momente in meinem Leben, als ich dich da hab liegen sehen. Wäre Sesshomaru nicht da gewesen, ich glaube ich hätte den Verstand verloren.“

„Sesshomaru.“ Wiederholte Inu Yasha, mit einem Ton, das Kagome nichts gutes ahnte. „Wo ist er?“

„Ich weiß es nicht. Er ist in der Nacht immer weg. Es gibt nichts was du ihm zu sagen hättest, außer du möchtest dich bedanken.“

Inu Yasha schaute sie an. Sie hatte etwas gesagt, das seine ganze Haltung mit einem Mal veränderte.

„Bedaken? Wofür? Das er dich hier festhält? Das-“

„Nein, er hält mich nicht fest!“ Kagome schaute sich besorgt um, als Inu Yasha lauter wurde. „Willst du mir sagen, Kagome, das du freiwillig hier bist? Wohin schaust du? Hast du Angst das er plötzlich hinter dir steht?“ fragte er gereizt.

„Freiwillig? Glaubst du das? Das ist eine Abmachung! Ich hab keine Andere Wahl!“

„Was soll das für eine Abmachung sein? Was will er den von dir?“

„Er will das ich mit ihm das Juwel finde.“

Inu Yasha schüttelte unmerklich den Kopf.

“Du wirst auf keinen Fall in die Nähe von Naraku gehen, Kagome. Das lass ich nicht zu! Wir sind hier nicht irgendwo, wir sind in seinem Gebiet, er ist hier im Vorteil!“

„Er ist immer im Vorteil, Inu Yasha, er hat fast das ganze Juwel, das hast du selbst gesagt.“

„Sesshomaru hat nicht mal ein Schwert mit dem er etwas ausrichten könnte! Das ist Selbstmord!“

„Sag doch so was nicht! Ich habe durchaus vor, wieder zurück zu kommen!“

„Die Chancen dafür stehen ziemlich schlecht, oder nicht!? Auf keinen Fall Kagome! Diese ganze Scheiße, interessiert mich nicht! Abmachung, Dankbarkeit! Du wirst dort auf keinen Fall hingehen!“ Sein Gesicht war sehr ernst geworden. Es war keine einfache Wut wie man es von Inu Yasha gewöhnt war. Er packte sie an der Hand und zog sie mit sich.

„Nein! Nein, lass mich los, Inu Yasha. Es geht nicht. Ich kann nicht zurück, bevor ich nicht meinen Teil erfüllt habe.“

„Nein! Verstehst du? Nein!“ Er hatte sich so plötzlich umgedreht und seine Worte prallten direkt in ihr Gesicht. Sie versuchte ihre Hand aus seiner zu ziehen, er hielt sie so fest, das sie schmerzte.

„Ich bitte dich nicht um deine Erlaubnis! Du kannst mir nichts verbieten!“

„Das ist mir auch egal! Ich habe dich auch nicht gebeten mich ins Leben zurück holen zu lassen und schon gar nicht von Sesshomaru! Ist dir nichts besseres eingefallen? Da hast du mich auch nicht gefragt, ob ich in der Schuld meines Bruders stehen möchte, für den Rest meines Lebens! Und so ist mir jetzt deine Abmachung egal!“

„Du tust mir weh, Inu Yasha.“

„Egal!“

„Hör auf!“

„Weißt du was? Ich mach das nicht für dich! Ich mach es für mich! Ich bin doch immer der Egoist, oder? Ich soll meinen Lebtag daran denken, das ich Sesshomaru dankbar sein muss und das du deswegen nicht mehr lebst? Ein Kagome! Nein!“

„Mir passiert nichts. Warum verstehst du es nicht? Ich will mein Versprechen nicht brechen!“ Jetzt zog sie so fest an ihrer Hand, aber Inu Yasha schien keine Rücksicht zu nehmen. Je mehr sie zog, umso fester hielt er sie.

„Was glaubst du würden die Anderen sagen, wenn sie wüssten was du hier tust? Weißt du das ich sie alle hab stehen lassen um dich zu finden? Das sie nicht die geringste Ahnung haben, dass du nicht zuhause bist. Was soll ich ihnen sagen wenn ich zurück komme? „Hey, Kagome ist leider tot, aber dafür habt ihr mich.“ Weißt du was die dann mit mir machen? Gegen Shippo ist Naraku dann ein ganz kleiner Dämon! Du beharrst doch immer so auf Freundschaft und jetzt verrätst du sie alle, die immer in Sorge um dich sind. Du bist nicht Sesshomaru verpflichtet, du bist den Anderen verpflichtet!“ Kagome hatte aufgehört an ihrer Hand zu ziehen und schaute ihn entsetzt an.

„Wie kannst du so etwas sagen?“

„Wie kannst du so dumm sein?“

„Las mich los.“

„VERDAMMT NOCHMAL NEIN!“

„Lass sie los.“
 

Kagomes Kopf riss herum. Zwischen den Bäumen stand Sesshomaru. Inu Yasha löste auf der Stelle seine Hand von ihrer und ehe Kagome wirklich verstand was er tat, hatte er Tessaiga gegriffen und stand seinem Bruder gegenüber.

„Verschwinde, Inu Yasha. Ich habe keine Lust auf deine Kinderspiele.“

Inu Yasha schien außer sich vor Zorn.

„Wir haben keine Zeit dafür.“ Sesshomaru schien sich von dem Schwert nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Er schaute über seinen Bruder hinweg, unbeeindruckt und völlig desinteressiert. „Kagome. Komm.“

Es war das erste Mal, das er ihren Namen sagte. Ihr fiel es sofort auf und es schien als wäre es der Tropfen gewesen der Inu Yashas Fass endgültig zum überlaufen brachte. Er Riss das Schwert hoch und sprang auf Sesshomaru zu. So schnell wie dieser passierte und sein eigenes Schwert in der Hand hielt, hatte Inu Yasha keine Chance.

„Hör auf! Inu Yasha, hör auf!“

Er schien sie nicht zu hören, oder nicht höre zu wollen.

“Was soll das? Was willst du von ihr? Glaubst du, du hast eine Chance gegen Naraku? Du schickst sie darein ohne das es dich interessiert, ob sie auch wieder heraus kommt!“

„Du bist jetzt auch involviert in das Gefühl, jemanden um jeden Preis Leben zu sehen?“

„Was redest du für Dreck? Wenn du dahin willst, dann geh allein!“

„Im Gegensatz zu dir bin ich in der Lage sie zu beschützen. Sie ist mit mir, bei Naraku, sicherer, als irgendwann irgendwo mit dir.“

„DU!!“ Inu Yasha schlug zu. Chancenlos.

Sesshomarus Gesicht wirkte höhnisch, als Inu Yasha immer wieder versuchte gegen ihn anzukommen. Sesshomaru traf ihn zweimal.

“HÖR AUF! Hör doch auf!“

„Wenn du so weiter machst, war alles was sie für dich getan hat umsonst, dann stirbst du doch noch!“

„Halt- deinen- MUND!“ Sesshomaru wehrte ihn wieder ab.

„Du wagst es gegen mich zu kämpfen? Weißt du denn nicht wie man sich bedankt?“ Auf Sesshomarus Gesicht erschien ein kleines, höhnisches Lächeln. Inu Yasha stoppte für einen Moment, als sich sein Gesicht verzog und pure Wut darin lag.

„Da hab ich wohl einen Nerv getroffen.“

Inu Yasha setzet an, hob das Schwert und Kagome wusste das er die Windnarbe einsetzen wollte.

„HÖR AUF!“ Sie stellte sich vor Sesshomaru und breitete die Arme aus. Inu Yasha hielt an und sein Blick brach Kagome ihr Herz. Er sagte nichts.

Er verstand es nicht. So sehr er sich auch bemühte, er verstand es nicht. Wenn sie nicht so mit ihm gehen konnte, warum verhinderte sie, das er sie dann befreite. Das Mädchen, das immer an seiner Seite stand, egal was gekommen war, stellte sich nun schützend vor denjenigen, von dem sie wusste, das er ihn hasste. Ja er hasste ihn. Er war ihm nicht einfach nur egal, er hasst ihn. Inu Yasha lies das Schwert sinken und hielt seinen Blick auf Kagome, versuchte Sesshomaru zu ignorieren der mit süffisantem Gesicht hinter ihr stand.

„Geh nach hause Inu Yasha!“

Sesshomaru drehte sich um und ging Richtung Wald zurück. Kagome schaute ihm kurz nach, dann wieder zu dem Halbdämon, der da stand, das Schwert nutzlos an der Seite herabhängend und mit einem Ausdruck im Gesicht der Kagome Übelkeit in den Körper trieb. Er sagte nichts. Und auch Kagome wusste nicht was sie ihm noch zu sagen hatte. Sie wünschte sich, er wäre nie hergekommen. Wie auch immer er sie gefunden hatte, jetzt stand es endgültig wie eine Mauer zwischen ihnen. Kagome spürte wie sich die Distanz zwischen ihnen aufbaute. Immer größer und dunkler wurde das Loch.

Sie öffnete den Mund, doch heraus kam kein Wort. Kein Wort das ihm gesagt hätte, wie Leid es ihr tat, wie gern, wie unglaublich gern sie mit ihm gegangen wäre. Wie sehr sie ihn liebte.

Ihr Blick fiel herunter und sie drehte sich um. Und ging. Sesshomaru wartete einige Meter weiter auf sie. Sie passierte ihn und er warf einen letzten Blick zurück auf seinen Bruder der immer noch unverändert da stand. Dann ging auch er und kurz darauf waren sie Beide aus seinem Blickfeld verschwunden.
 

Sesshomaru spürte eine Genugtum in sich als er einen Blick auf Kagome warf, die Schweigend vor ihm her ging. Inu Yasha wagte es das Schwert gegen ihn einzusetzen, das ihm zustand. Doch er hatte gewonnen, ohne etwas dafür tun zu müssen. Der Moment in dem Inu Yasha begriffen hatte, das seine Freundin auf der anderen Seite stand, war vielleicht mehr wert als das Schwert. ER überlegte ob er etwas zu de Mädchen sagen sollte. Doch irgendwie, trotz aller Selbstsicherheit, wusste er nicht was. Für sie war es etwas anderes, das wusste er. Er entschloss sich nichts zu sagen. Sie gingen zu dem Platz wo Rin und Jaken schliefen. Sie wurden wach, als wenn die Präsenz von Sesshomaru sie geweckt hätte.
 

Inu Yasha war unfähig sich zu rühren. Was war aus ihm geworden. Er war immer ein Einzelkämpfer, aber zur Zeit war es so als verlor er jeden Willen, wenn es um Kagome ging. Wie enttäuschend konnte es noch werden? Er hatte sie Gesucht, Wochenlang. Er hatte gedacht, sie sei in Gefahr, sie bräuchte Hilfe. Doch nach all der Zeit, war sie es dann, die seine Hilfe gar nicht wollte, die sich dafür entschied nicht mit ihm zu gehen. Er hatte sie umsonst gesucht. Kagura hatte es ihm gesagt, doch wer, wer dachte daran, das sie die Wahrheit sagen könnte?

„Es tut mir Leid, Inu Yasha.“

Es war Kikyo, die hinter ihm auftauchte. Er wandte sich um. Sie stand da und in ihrem Gesicht lag Mitleid. Hatte sie die ganze Szene beobachtet? War sie ihm gefolgt? Er sagte nichts.

„Sie sind auf dem Weg zu Naraku. Du kannst immer noch mit mir gehen. Du darfst nicht zulassen, dass das Juwel Sesshomaru in die Hände fällt. Wir müssen es vor hm bekommen. Er hat jetzt das Mädchen auf seiner Seite, das fähig ist, ihm mit einem Blick zu sagen, wo es ist. Aber wir beide zusammen, wir können es vor ihnen schaffen. Komm mit mir, Inu Yasha.“

Inu Yasha schaute sie an. Während Kagome ihn verlassen hatte, war sie da.

„Wir können es schaffen.“ Sie kam auf ihn zu und lächelte ihn an. Sie lächelte so selten. Das war es an was er dachte, als er sie anschaute. Sie stellte sich vor ihn.

„Inu Yasha. Warum schaust du so. Trifft es dich so sehr?“

„Ich gehe zur Festung!“ sagte er entschlossen.

„Um sie-“

„NEIN! Um das Juwel zurück zu bekommen!“

Kikyo nahm seine Hände in ihre.

„Wir zusammen, sind in der Lage es zu bekommen. Vergiss sie. Es konnte nicht anders Enden.“

Sie schauten sich in die Augen. Etwas, weit hinten in seinem Kopf, sagte ihm, das sie wissend einen schwachen Moment abpasste. Doch alles andere in ihm, wollte sie jetzt an seiner Seite haben.

Du willst nicht allein sein! Er musste diesen Gedanken vertreiben. Was sollte das heißen, er wollte nicht allein sein? Das er um jeden froh war, der ihn begleitete? War das so?

Ja! NEIN!

Er drehte sich um und ging in die Richtung, in der Minuten zuvor auch Kagome und Sesshomaru gegangen waren.

Kikyo blieb noch einen Moment stehen.

„Ich sagte es dir, lass ihn gehen.“ Sagte eine Stimme hinter ihr zufrieden. „Es war ganz klar, dass sie nicht mit ihm gehen würde, es ist nur gut für dich, dass er es selbst gesehen hat.“

Kikyo drehte sich zu Kagura um.

„Es kommt am Ende zusammen, was auch zusammen gehört.“

„Das hoffe ich.“ Sagte Kagura. Kikyo drehte sich um, bereit Inu Yasha zu folgen.

„Es wird auch für dich ein Ende haben. Mit ihr geht alles was dazwischen stehen kann. Für dich und für mich.“ Damit ging sie los. Sie holte Inu Yasha wenig später ein, sagte jedoch nichts. Schweigend gingen sie eine lange Zeit nebenher.

Kagura nahm die Feder aus ihren Haaren und steig auf. Jetzt würde sich zeigen, ob die Miko recht behalten würde. Doch sie spürte den Glauben daran tief in sich. Die Hoffnung auf das Ende.

Es war alles genau geplant. Sie wusste was sie zu tun hatte.
 

Sesshomaru und Kagome wurden von Jaken und Rin mit Fragen überhäuft. Sesshomaru hatte ihnen gesagt, das sie da bleiben sollten, wo sie sind, und dass sie bald wieder da sein würden und das dann Naraku Geschichte sei. Rin bettelte sie zu begleiten und kurzzeitig hatte Kagome Angst, Sesshomaru könnte nachgeben. Er schien wirklich darüber nach zu denken . Doch das er sich nur fragte, warum jemand, der noch sein ganzes Leben vor sich hatte, ihm unbedingt begleiten wollte, wusste sie nicht.

Wenig später folgte Kagome ihm durch das Dickicht des Waldes, bis sie auf freiem Feld standen und die Festung in der Ferne auch von diesem tiefen Punkt aus sehen konnten. Kagome sah zu zum ersten Mal, und sie wollte sich eigentlich nicht eingestehen, dass sie ihr Angst machte. Zu wissen, dass sie so nah an Naraku dran waren, machte sie nervös. Doch sie ging weiter neben Sesshomaru her, ohne sich anmerken zu lassen, das irgendetwas ihr Sorgen bereiten könnte.
 

Kikyo hob ihren Blick auf Inu Yasha und beobachtete ihn eine Weile, während sie weiter gingen.

„Inu Yasha.“ Sagte sie leise und wandte den Blick wieder nach vorn.

„Was denn?“

„Was geht dir durch den Kopf?“

Er schwieg einen langen Augenblick. Was sollte er ihr sagen? Die Wahrheit? Das er das Gefühl hatte so verlassen wie nie zuvor zu sein? Er hatte sich lange Zeit gewünscht mit Kikyo Seite an Seite zu gehen. Wie damals. Wie vor langer Zeit. Aber es war eben vor langer Zeit gewesen. Das seltsame war, das er von der Sache an sich überrascht war. Das er nicht erwartet hatte, das er Körperlich bei Kikyo sein konnte und sowenig im Geist.

Sie blieb unverhofft stehen und Inu Yasha brauchte einen Moment, bis er bemerkte das sie nicht mehr da war.

„Was hast du?“

Sie schwieg einen Moment und Inu Yasha fühlte sich schuldig.

„Du ast einmal geschworen, das du immer Sorge dafür tragen würdest, mich zu beschützen.“

Er schaute sie an.

„das hat sich nicht geändert!“

„Und trotzdem denkst du nur an sie, nicht war?“ Was sollte er sagen? Sollte er Lügen? Sollte er ihr sagen, das es nicht so war? War es ihm wichtig, das sie dachte das es nicht so war? Warum sollte es ihm noch wichtig sein?

„Wirst du mich wegen ihr vergessen?“

„Nein.“

„Liebst du sie mehr als mich?“

Inu Yasha schwieg. Sie wandte ihre Augen nicht ab. Sie erwartete das sie ihm antwortete, er wusste es, er wusste nicht was er ihr sagen sollte. Weil er die Antwort selbst nicht hatte.

Doch Kikyos Blick schien in ihn hinein zu sehen.

„Ich kann dir keine Antwort geben“ sagte er ohne ihr in die Augen zu sehen.

„Das musst du nicht.“ Sagte sie nach einer Weile. „Ich weiß das wir es sind, die zusammen gehören. Und du weißt es auch. Selbst wenn du es einen Moment vergessen hast.“

Er drehte sich von ihr weg. Ihre Worte halten in seinem Kopf nach. Hatte sie denn Recht mit dem was sie sagte?
 

Kagura indes trat Naraku gegenüber. Sie hasste seinen Anblick. Sie hasste es, das er sie so in seiner Gewalt hatte. Aber wenn sie sich jetzt genau an den Plan hielten, dann würde sie frei sein in wenigen Stunden. Frei.

„Der Sohn des Hundedämons und das Mädchen sind auf dem Weg hierher.“

Naraku drehte sich nicht zu ihr um.

„Sie kommen, um euch anzugreifen. Das Mädchen ist in Lage die Juwelensplitter zu sehen.“

„Weder der Dämon noch dieses Mädchen wird eine Gefahr für mich darstellen.“ Sagte Naraku nach einer langen Pause. Ein Lächeln huschte über seine Lippen.

„Wann werden sie hier sein?“

„Sie überqueren jetzt das Feld vor der Festung.“

„Dann sollten wir sie in empfang nehmen, nicht wahr?“

Kagura schwieg und unweigerlich glitt ihre Hand an die Stelle, wo einmal ihr Herz gewesen war. Es war ihre letzte Chance.

Naraku drehte sich um und Kagura fühlte sich ertappt. Schnell fiel ihre Hand herunter. Narakus Lippen lächelten weiter.

„Lass uns gehen.“

Und er ging, ohne einen weiteren Blick auf sie, an ihr vorbei. Kagura fühlte den Hass in sich pulsieren. Sie schloss einen Moment die Augen und Sesshomarus Bild erschien. Nur kurz. Dann öffnete sie die Augen wieder. Es würde funktionieren. Und wenn nicht, dann hatte sie alles getan, was möglich war. Sie drehte sich um und folgte Naraku nach draußen.
 

Auf einem der höchsten Punkte der Festung, sah sie in der Ferne zwei Punkte näher kommen.
 

Sesshomaru sah zwei Gestalten auf einem Turm der Festung stehen. Einer war Naraku. Einer war Kagura...
 

Kikyo ging neben Inu Yasha her. Immer wieder warf sie einen Blick auf ihn und es schmerzte sie. Sie war so nah daran, ihn zu verlieren. Er gehörte zu ihr. Er würde es wieder wissen, wenn es nichts mehr gab, was zwischen ihnen stand...
 

Naraku sah sie kommen. Mit einem Mal begann er zu lachen und es schallte über das ganze Feld.

Die beiden liefen direkt in ihr Verderben...
 

Kagome sah die Festung und griff ihren Bogen als sie sah, das sie erwatet wurden. Narakus Stimme hallte in ihren Ohren wieder. Sie schaute auf Sesshomaru, der unbeeindruckt schien. Sie senkte den Kopf. Sie würde zu Inu Yasha zurück kehren, wenn sie das alles überstanden hatte.

Wenn.

Wenn er sein Herz bis dahin nicht wieder verschlossen hatte...
 

Inu Yasha hatte alle Gedanken aus seinem Kopf getrieben und fokussierte sich völlig auf den Kampf der bevor stand. Er hatte Naraku finden wollen und das hatte er jetzt. Er wollte das Juwel und er würde es bekommen. Sei es drum, das er sie verlor. Zwischen ihnen war dieses Loch, von dem er nicht wusste, wie es jemals wieder verschwinden sollte, und doch, er würde nicht zulassen, das ihr etwas geschah...



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von: abgemeldet
2009-01-04T19:23:34+00:00 04.01.2009 20:23
tolle FF hab grad alles auf einmal gelesen ,..leider konnte ich aberdas adult kapitel nicht lesen, deshalb war ich irgendwie verwirrt
aber alles in allem ganz toll
würde mimch freuen wenn du ganz schnell weiterschreiben könntest *ganz lieb kuck*
Von:  Monny
2008-12-17T17:11:32+00:00 17.12.2008 18:11
Oh man wie cool^^. Freu mich schon auf das nächste Kapitel^^. Werde gleich weiter lesen^^.

gez.Monny^^.
Von:  DoctorMcCoy
2008-12-07T13:08:29+00:00 07.12.2008 14:08
Ein sehr spannendes Kapitel, muss ich sagen. Den Kampf hast du wirklich gut geschildert. Manchmal musste ich jedoch ein paar Szenen doppelt lesen, damit ich es verstand, z.B. die Stelle, wo Inuyasha will, dass Kagome mit den anderen flieht. Weil da nicht direkt hinter stand, wer das sagt, war es auf Anhieb nicht so gut verständlich.
Was ich auch nicht so ganz verstanden habe, ist, warum Kikyo jetzt eigentlich auch noch aufgetaucht ist. Aber vermutlich wird das ja noch aufgelöst.
Was ich wirklich super finde, ist, dass du es ziemlich realistisch machst. Also, dass nicht alle entkommen und auch viele verletzt werden. Bei den meisten Schreibern geht ein solcher Kampf ja meistens gut aus. Was man hier aber auf keinen Fall sagen kann.
Eine Kleinigkeit war wieder da, die mich etwas gestört hat, und zwar die, das Kagome am Anfang meint, dass es nur noch 3 Stunden sind, bis zum Sonnenaufgang. Und zum Schluss waren es nur noch ein paar Minuten. Mir kam es aber nicht so vor, als ob dieser Kampf drei Stunden gedauert hätte.
So, sonst hat mir das Kapitel wirklich gut gefallen. Besonders der Schluss, wo Inuyasha Kagome nicht in die Augen sieht und wo Kagome erkennt, was für einen Fehler sie begangen hat.
Werde in den nächsten Tagen auf jeden Fall weiterlesen und weiter Kommis schreiben.
Bis dann.
Lady_Sharif
Von:  DoctorMcCoy
2008-12-07T12:40:58+00:00 07.12.2008 13:40
Also, das hört sich schon einmal sehr interessant an. Du hast einen wirklich guten Schreibstil, sodass man dem Verlauf gut und flüssig folgen kann.
Ich finde es gut, dass deine Geschichte erst so harmlos und schön anfängt und dann etwas so Dramatisches passiert. Auch ist es klasse, dass Kagome mal endlich zeigen kann, was sie so alles drauf hat. Die Mitschüler waren bestimmt total irritiert. Aber sie waren bestimmt noch mehr geschockt von den ganzen Dämonen, die dort plötzlich aufgetaucht sind.
Zum Glück waren Inuyasha und Co. auch rechtzeitig wieder da, um Kagome zu helfen. Und jetzt sitzen die alle in diesem Klassenraum fest. Ob sie dort bis zum Sonnenaufgang sicher sein werden?
Eine Kleinigkeit hat mich noch gestört und nämlich, dass Naraku überhaupt in die Neuzeit kann. Also ich bezweifle ja nicht, dass er irgendwie durch die Zeit springen kann, aber verliert er nicht genau wie Inuyasha seine Kräfte bei Neumond? Aber da kann ich mich auch schon irren.
Werde auf jeden Fall jetzt weiterlesen und mal sehen, was noch so passiert.
LG
Lady_Sharif


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