Zum Inhalt der Seite

Blutsbruder I - Gegenwart

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Blickpunkt 1 - Schatten

Es war Nacht geworden über Konoha, und wieder einmal lag Sasuke wach.

Im Gegensatz zu Naruto, der seelenruhig in seinem Bett schlummerte, fand er einfach keinen Schlaf.

Zu sehr wühlten ihn die Geschehnisse der letzten Jahre auf. Immer wieder erschienen ihm im Schlaf Gesichter, Fratzen und unheimliche Schatten.

Damals, als Orochimaru von der Akatsuki besiegt und vernichtend geschlagen wurde, gelang ihm die Flucht, und in seiner Verzweiflung wusste er keinen anderen Ausweg, als zurück in sein Heimatdorf zu kriechen.

Zu seiner größten Verwunderung nahm man ihn ohne Fragen zu stellen auf, versorgte ihn und pflegte ihn wieder gesund.

Die Gesellschaft mit seinem vermeintlichen Meister ist nicht spurlos an Sasuke vorbei gezogen.

Jeder, der es einmal mit der Schlange zu tun gehabt hat, weiß wie sie Menschen mit nichts anderem als Worten beinahe um den Verstand bringen kann.

Sasukes letzten Widerstand hat der Sannin, dank Kabuto, mit Drogen und anderen Mittelchen gebrochen, nur deshalb hätte Sasuke Naruto beinahe schon zweimal getötet.

Bei diesem Gedanken schlug sich Sasuke voller Reue die Hand aufs Gesicht, da er spürte, dass seine Augen feucht wurden.

Diese Handlung bereute er augenblicklich, denn Naruto drehte sich, durch das Klatschen scheinbar im Traum gestört, murrend auf die Seite.

Viel sehen konnte Sasuke davon nicht, denn Wolken vernebelten die Mondsichel, die irgendwo am Himmel stehen musste.

Trotzdem wagte er den Versuch, rollte sich auf den Bauch, legte seinen Kopf in seine verschränkten Arme und musterte die Ecke des Zimmers in der kleinen Wohnung, in der das Bett des Blondschopfs stand.

Ja, richtig, Sasuke lebte jetzt bei Naruto, alles war friedlich und beide waren jetzt schon Sechzehn Jahre alt. Unglaublich, wie die Zeit verging.

Nicht lange, nachdem Sasuke vor einem Jahr zurückgekehrt war, und der Fuchsninja Sasuke ganz ohne unnötige Konversation verziehen hatte, bestand er darauf, den Erben aus dem Uchiha-Anwesen und seinen Erinnerungen rauszuholen.

Ganz spontan quartierte er ihn bei sich, in seiner ohnehin schon viel zu kleinen Zweizimmer-Wohnung ein.

Zur Überraschung aller hatte Sasuke dagegen nicht einmal etwas einzuwenden, im Gegenteil, seit seiner Rückkehr waren er und Naruto noch bessere Freunde geworden.

Nun würde er ihn nie wieder im Stich lassen, ewige Treue, für immer.

Über den schlafenden Naruto schmunzelnd, siegte die Müdigkeit und Sasuke sank allmählich in einen Dämmerzustand.
 

Es schien ihm, als habe er gerade vor einer Sekunde die Augen geschlossen, da war Sasuke schon wieder hellwach.

Irgendetwas hatte ihn geweckt, und ein Knarren des Fußbodens ließ ihn auch wissen, was; jemand war hier…

Aus Vorsicht ließ er die Augen erst einmal geschlossen und stellte sich schlafend, um den unerwünschten Eindringlich in Sicherheit zu wiegen.

Er wollte wissen, mit wem er es zu tun hatte, bevor er sich auf den Fremdling stürzte.

Sasuke hörte Schritte, die sich ihm näherten. Dieser Jemand kam auf ihn zu.

„Warte.“ Ein verhaltenes Flüstern.

„Was macht der denn hier?“ Wer auch immer das war, er hatte nicht damit gerechnet, dass hier bei Naruto noch jemand schlief.

Jetzt hörte Sasuke ein zweites Paar Füße durchs Zimmer wandern.

‚Himmel, wie viele sind das denn hier?’, fragte sich Sasuke und so langsam begann er, nervös zu werden. Er riskierte einen Blick.

Natürlich sah er nichts, außer schattenhaften Schemen, es wäre auch verwunderlich, wenn er jetzt irgendwen erkennen würde.

Eine andere, viel weicher klingende Stimme meldete sich zu Wort: „Weck ihn nicht auf.“

Daraufhin die erste, rauere: „Schon klar, Hauptsache wir haben den da.“

Jetzt wusste Sasuke, was passierte. Diese Zwei hier wollten ganz eindeutig Naruto entführen.

Angst stieg in Sasuke auf, er musste jetzt etwas unternehmen, bevor es zu spät war.

Mit einem Satz stand er aufrecht im Zimmer, starrte in die Düsternis, und zu seinem Entsetzen alles ohne irgendeine Waffe.

Die Person, die kurz zuvor noch vor seinem Bett gestanden hatte, nutze die unbeabsichtigte Blöße aus, griff ihm wüst ins Haar und zwang ihn so, still zu stehen.

‚Scheiße! Meine Arme sind taub.’

Dumm, dass er in so einer eingeengten Position einschlafen musste. Jetzt konnte er seine Arme für die nächsten Minuten nicht mehr gebrauchen.

Eine Bewegung am anderen Ende des Raumes.

„Ich habe dir doch gesagt, du sollst ihn nicht wecken.“

„Ich hab nichts gemacht, er ist von alleine aufgesprungen!“

„Na toll.“

Anscheinend ignorierten diese zwei niederträchtigen Gestalten ihn einfach, weil sie dachten, ohne Waffen sei er nicht gefährlich. Das stellte eine erhebliche Verletzung in Sasukes Stolz dar.

Er riss sich los und stürmte schreiend mit einer geballten Ladung Chakra in der Hand auf den zweiten Fremdling los.

Doch ehe er sich versah, ging seine Attacke ins Leere, und jemand nahm ihn von hinten in den Schwitzkasten.

„Rückzug.“, flüsterte sein Peiniger dem Haarwüstling entgegen. Das war völlig unnötig, denn von Sasukes Kampfschrei wurde Naruto, diesmal zutiefst im Traum gestört, wach.

Noch ehe Sasuke seinem Freund irgendein warnendes Wort zurufen konnte, verschwanden die Schatten vor seinen Augen. Jemand hielt ihm die Augen zu.

Seine Versuche, sich loszureißen scheiterten kläglich, und so gab er es nach wenigen Sekunden auf.

Langsam wurde er ruhig genug, um zu merken, dass er sich nicht mehr länger in Narutos Schlafzimmer befand.

Er war sonst irgendwo, aber sicherlich nicht mehr in einem kleinen, geschlossenen Raum.

Jedes Geräusch hallte lange nach, es war hier kalt und feucht.

Das ließ Sasuke zu dem Schluss kommen, dass es sich hier um eine Höhle oder so etwas in der Richtung handeln musste.

Ein Rauschen, ein Windhauch und der entsetzte Ausruf des Haarwüstlings:

„Sag mal, hast du sie noch alle?! Was soll das, warum hast du ihn mitgenommen?“

„Psst!“

„Ich soll leise sein? Weshalb? Willst du ihn etwa verstecken? Oder ihn als Geisel halten?“

Geisel?! Niemals! Ein Sasuke Uchiha wird niemals als hilflose Geisel enden! Dazu sah Sasuke gar keinen Grund. So langsam gewann er das Gefühl in seinen Armen wieder und strampelte wie wild um sich loszureißen.

Beinahe hätte er es geschafft, doch er vergaß die zweite Person, den Haarwüstling, welche jetzt zu Hilfe kam.

Ein wenig Gerangel, ein paar Kampfgeräusche, ein dumpfer Schlag, und dann wurde es still um Sasuke.

Unweigerlich sank er zu Boden, nahm nur noch gedämpfte Stimmen war und schließlich sank er in tiefe Bewusstlosigkeit.

Blickpunkt 2 - Geisel?

Das Erste, was Sasuke wahrnehmen konnte, als er aufwachte, waren höllische Kopfschmerzen und ein Schmerz in seinen Gelenken verriet ihm, dass er allem Anschein nach gefesselt war.

Er lag hier irgendwo im Nirgendwo, gefesselt, geknebelt, die Augen verbunden und daher zu allem Überfluss letztendlich doch noch als Geisel.

Er bewegte sich ein wenig und spürte, dass er auf etwas Weichem lag, eine Matratze wahrscheinlich.

Müde stöhnte er auf, als er begann, hinter seinem Rücken an den Fesseln zu ziehen, und sich dabei die Haut aufschürfte.

Wer auch immer ihn so Bewegungsunfähig gemacht hatte, war sich wohl nicht darüber im Klaren, dass er es hier mit einem Ninja zutun hatte, der Jutsu beherrschte.

Der junge Uchiha konnte beinahe mühelos Fingerzeichen formen. Jetzt mussten ihm nur noch welche einfallen, die ihm helfen konnten, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien.

Er keuchte schmerzhaft auf, als die Seile in sein Fleisch schnitten, während er versuchte, das Siegel des Affen zu formen.

„Du brauchst dich nicht abmühen, dein Chakra ist versiegelt.“

Aufs Tiefste erschrocken gab Sasuke einen Schrei von sich, der durch den Knebel aber so gut wie ganz geschluckt wurde.

Das war diese zweite, sanft klingende Stimme von eben.

‚Eben…wann war das? Wie lang war ich wohl weg?’

Als wolle er seine Gedanken unterstreichen, gab sein Magen einen beeindruckenden Laut von sich, der verkündete, dass nun die Zeit für eine Mahlzeit gekommen war.

‚So ein Dreck, ich hätte Narutos Ramen vielleicht doch nicht verschmähen sollen. Jetzt werde ich hier verhungern.’

„Hast du Hunger?“

Wäre dieser Fetzten Stoff nicht im Weg gewesen, er hätte dieser elende Nervensäge, die ihm völlig sinnlose Fragen stellte, schon längst einen tödlichen Blick zugeworfen.

Da sich Sasuke aber bewusste wurde, in welcher Lage er hier war, beschloss er einfach den Mund zu halten und gar nichts zu machen.

Die Matratze unter ihm hob sich, er hörte gedämpfte Schritte, eine Tür, dann war Stille.

Ein kalter Schauer des Entsetzens lief ihm den Rücken runter. Dieser Kerl hatte die ganze Zeit über ganz nah neben ihm gesessen. Sicherlich hatte er seine verzweifelten Befreiungsversuche beobachtet.

‚Ich sollte demnächst wirklich besser aufpassen.’

Der Typ hätte alles Mögliche mit ihm anstellen können.

Hat er das nicht schon? Er hat immerhin Sasukes Chakra versiegelt, so wie er gesagt hat. Das bedeutete, auch wenn er sich befreien könnte, von hier weg würde er es ohne Chakra niemals schaffen. Wie sollten ihn die Anderen bloß finden?

Er war verloren...

Einige Zeit verging, bis dem Schwarzhaarigen auffiel, dass er jetzt allein und unbeobachtet war, und das verleitete ihn zu einem neuen Versuch, sich zu befreien.

Er nahm etwas Schwung und schaffte es, sich auf die Knie zu raffen.

Diese zog er nun nah ans Gesicht und schob sich mit einiger Mühe die Augenbinde hoch. Nun konnte er sich im Zimmer umschauen.

‚Klasse, hier ist es nicht gerade hell…keine Fenster’

Nur eine kleine Öllampe brannte auf einem Beistelltisch und tauchte den Raum in warme Farben. Sasuke hatte Recht, er saß tatsächlich auf einem Bett. Er inspizierte seine Umgebung genauer.

Sie war schlicht und praktisch eingerichtet, alles andere als wohnlich und bequem, keine Bilder oder sonstige überflüssige Dekoration waren vorhanden.

Es war ohnehin eine sehr kleine Kammer. Nur das Nötigste stand im Raum; Bett, Kommode, Schreibtisch.

Plötzlich hörte er Schritte draußen vor der Tür. Panik stieg im Uchiha-Erben auf.

Was, wenn jetzt jemand rein kam und ihn so sah?

Schnell legte er sich wieder hin und stellte sich schlafend, als auch schon die Tür aufschwang.

Wieder Schritte auf dem Holzfußboden.

„Aha.“ Das war Jemand, der mit dumpfer Stimme sprach. Diese Person schien eine Maske zu tragen. Vielleicht ein ANBU? Sasuke wagte es, ein Auge einen Spalt breit zu öffnen. Leider konnte er nichts erkennen, die Gestalt stand genau vor der Öllampe.

„Warum…?“ Ein Stoffrascheln, und er spürte, wie er im Nacken gefasst und mit dem Gesicht voran in die Kissen gedrückt wurde. Daraufhin gab er ein ersticktes, diesmal zweifach abgeschwächtes, aber auch entrüstetes Murren von sich.

Jetzt rief die gedämpfte Stimme etwas durch den Raum:

„Wieso hat er keine Augenbinde auf? Willst du riskieren, dass er hier rumschnüffelt, entkommt und dann sämtliche Informationen ausplaudert?“

Weiteres Fußgetrappel, und die sanft klingende Stimme entgegnete kühl:

„Wieso löchert ihr mich alle mit solch unnötigen Fragen…“

„Du bist für ihn verantwortlich. Wenn er Mist baut, bist du dran.“ Das war die fiese Stimme des Kerls, der ihm in Narutos Zimmer beinahe die Haare ausgerissen hätte.

Allerdings bekam er auf seine Aussage hin keine Antwort.

„Ich bin dafür, dass wir jetzt einfach den Boss rufen und ihn das erledigen lassen.“

Sasuke gefiel der Gedanke gar nicht, dass hier mindestens drei unbekannte Männer in unmittelbarer Nähe darüber diskutierten, was sie mit ihm anstellen sollen.

„Nein.“

„Genau! Wir reißen ihm einfach die Augen aus und fertig is’!“

Bei diesen Worten versteifte sich Sasuke ganz unwillkürlich.

„Ich sagte nein.“

„Sei nicht immer so stur! Wenn er wegläuft, wirst DU es sein, dem wir die Augen rausreißen!

„Was ist hier los?“ Augenblicklich herrschte Stille. „Oh. Unser kleiner >Gast<, von dem du mir berichtet hast.“

„Ah, hallo Boss! Hätte ich gewusst, dass du in der Nähe bist -“

„Sei leise. Was gibt es denn für ein Problem?“

„Tobi hat -“ „Schht!“

Einige Sekunden herrschte Stille, in der Sasuke nicht recht wusste, was vor sich ging, dann sprachen die Vier weiter.

„Tobi hat Schiss, dass der Kleine stiften geht.“

„Soso…“

„Ich hatte ihm die Augen verbunden und ihn dann allein gelassen.“

„Jah! Und dann hätte er sich beinah befreit! Weißt du in was für Sch-“

„Ich hab dir eben den Befehl gegeben leise zu sein“ zischte dieser angebliche Boss dem Schreihals von Haarwüstling entgegen.

Allmählich bekam Sasuke keine Luft mehr.

„Das haben wir gleich erledigt. Wenn ich mit ihm fertig bin, wird er so schnell gar nichts mehr sehen.“

Sasuke jappste erschrocken auf, als sich ihm eine Hand auf den Kopf legte.

‚Nein, ich will das nicht! Ich will meine Augen noch behalten! NEIN!’

Mit einem Mal wurde es unbeschreiblich warm in seinem Kopf. Es wurde immer heißer und heißer. Es fühlte sich an, als ob sein Hirn in Flammen stände.

Sasuke schrie auf. Der Schmerz wurde immer heftiger. Er wand sich in den Fesseln und schrie sich die Seele aus dem Leib. Als er gerade dachte, er würde sterben, hörte das Brennen schlagartig auf. Sein ohnehin schon von Kopfschmerzen geplagter Kopf pochte derart, Sasuke vermutete schon, dass dieser Fiesling ihm ein Herz in den Schädel gebrannt hatte.

Langsam, das spürte er, verabschiedete sich sein Bewusstsein.

„Nicht gerade angenehm, was?“ flüsterte ihm der Boss ins Ohr und entfernte sich.

„Ich habe die Chakrakanäle von seinen Augen zum Gehirn blockiert. Solange nicht Irgendjemand auf die irrwitzige Idee kommt, ihm eine Ladung Chakra durch den Kopf zu blasen, sollte er vorerst blind bleiben.“

„So geht’s natürlich auch…“

„Auf eine Möglichkeit, ganz ohne Gewalt, wärst du sicherlich nicht alleine gekommen, oder Kisame?

„Aach, halt’s Maul Tobi!

Und wieder einmal tauchte Sasuke, jetzt schon zum zweiten Mal in kürzester Zeit, schweißgebadet und schwer atmend in die Finsternis und Stille der Ohnmacht ein.
 

So. ^^

Ich kann euch sagen, ich weiß wirklich nicht, wie diese Typen aus der Akatsuki so drauf sind, außer jetz Itachi und Kisame. Deshalb tuts mir Leid, wenn ich ihnen einen neuen Charakter eintrichter xD.

Ich versuche, OOC zu verhindern, aber es wird im Laufe der Fanfic unumgänglich sein T_T

Blickpunkt 3 - Blind

Sasuke schlief tief und fest.

‚Er rührt sich überhaupt nicht, also träumt er wohl auch nicht.’

Das war Itachis logische Schlussfolgerung, als er seinen kleinen Bruder beim Schlafen beobachtete. Dies tat er nun schon seit einigen Stunden, denn er wollte da sein, wenn Sasuke aufwacht und merkt, dass er von jetzt an nichts mehr sehen konnte.

Dieser Gedanke gefiel Itachi nicht, aber es war leider der sicherste Weg, den Kleinen hier behalten zu können, ohne den Anderen Probleme zu bereiten.

Nun brauchte er ihn nirgends mehr festzubinden oder zu fesseln.

Es sind vier Jahre vergangen, seit sie sich das letzte Mal begegnet sind. Bei Orochimarus Vernichtung war er strengstens darauf bedacht, Sasuke nicht über den Weg zu laufen.

Nun konnte er nur hoffen, dass er ihn, auch ohne Augenlicht, nicht erkennen würde.

Bis jetzt hatte es anscheinend geklappt.

…Eine gedankenlose Zeit folgte, in der er nur den leisen Atemgeräuschen lauschte…

Nein, Gefallen hatte Itachi an Sasukes Leid keineswegs, im Gegenteil, es verletzte ihn Innerlich sogar.

Aber nichts schnitt tiefer in seine Seele, als dieser unglaublich hasserfüllte Blick in den Augen seines Bruders.

Jah, damals… Damals war alles anders.

Er war gerade mal dreizehn Jahre alt gewesen, stand unter Orochimarus Beobachtung und handelte töricht. Er gab zu, er hatte nicht gewusst, was seine Taten für Auswirkungen auf die Zukunft haben könnten.

Er brachte den Clan um und erzählte Sasuke niederträchtige Lügen er solle ihn hassen und verachten, nur um ihn vor Leid zu bewahren.

Das war ein Fehler, das wusste Itachi mittlerweile.

Er wusste, dass Sasuke ihn auf der Stelle töten würde, wenn er nur könnte.

Aber jetzt, jetzt konnte sein kleiner Bruder gar nichts mehr. Er konnte nicht sehen, er konnte nicht glücklich sein, sich nicht rächen, nicht vor Leid bewahrt werden und voraussichtlich auch nicht verzeihen…

Itachi hatte gewollt, dass Sasuke stark wird, dass Sasuke ihn niemals vergisst, und sich nicht von falschen Gefühlen verleiten lässt.

Jetzt, acht Jahre später, war Itachi erwachsen, er hat erkannt, dass er töricht über das Leben seines Bruders geurteilt hat und ihm somit jede Chance auf ein normales Leben, das er ihm um alles in der Welt ermöglichen wollte, verbaut hat.

Schade.

‚Nun ist es zu spät um sich zu entschuldigen und um Vergebung zu bitten. Es gibt nichts, das ungeschehen gemacht werden kann.’

Dabei wollte Itachi so gerne noch einmal dieses unschuldige, lachende Gesicht sehen, welches sein kleiner Sasuke ihm früher immer geschenkt hatte.

Sie hatten sich vertraut und aufeinander geachtet. Er und Sasuke hatten sich geliebt wie es nur Brüder konnten.

Doch es ist mehr aus dieser anfänglichen fürsorglichen Liebe entstanden, Itachi wollte Sasuke, er wollte ihn bei sich haben, er begehrte ihn, er liebte ihn.

Trotz lauter überstrotzender Sentimentalität beim Anblick seines, sich unruhig hin- und herwälzenden Brüderchens fand Itachi keinen Weg, seinen Gefühlen Luft zu machen. Er hatte all die Jahre über seinen Frust in sich hineingefressen, vehement geschwiegen, aber in den letzten Jahren war die Sehnsucht zu groß.

Er konnte den Gedanken nicht ertragen, Sasuke, seinen Sasuke, in Klein-Konoha aufwachsen zu sehen, <unterstützt> durch seine, im Kampf absolut nutzlosen, Freunde und einem Lehrmeister, der sich lieber an Schmuddelheftchen aufgeilt, anstatt seine Schüler zu unterrichten.

Itachis Gefühle überwogen einfach, als in dieser einen Nacht Sasuke auf den Plan trat um seinen geschätzten Kumpanen zu beschützen, dabei wäre es doch genau andersrum richtig. Den Rückzug mussten sie ohnehin antreten; Sasukes Geschrei hatte sicherlich die ganze Nachbarschaft aufgeweckt, aber er konnte einfach nicht ohne ihn gehen. Er konnte es nicht…

Sasuke zuckte. Itachi beugte sich etwas weiter zu ihm runter. Anscheinend wurde er endlich wach.

„Mmhh…“

Sasukes Lider öffneten sich ein wenig. Nun war der Moment gekommen. Itachi wüsste zu gern, was er nun tun würde.

Zu seiner Überraschung tat sein, sonst so hyperaktiver kleiner Bruder gar nichts.

Er klimperte noch ein paar Mal und rieb sich den Schlaf aus den Augen, rollte sich auf den Rücken, fuhr sich mit dem Unterarm übers Gesicht, atmete einmal tief ein, und saß dann schlagartig kerzengerade im Bett.

„Hmm…?“

Nun riss er die Augen förmlich auf, er schwenkte wirr den Kopf zu allen Seiten, fuchtelte mit seiner Hand vor seinem Kopf und ließ ihn dann erschüttert sinken.

„Na, endlich wach?“

„Whaa!“

Mit einem weiteren kampfschreiartigen Gebrüll fiel er hintenüber aus dem Bett und blieb am Boden liegen. Ein schmerzhaftes Stöhnen erklang.

Itachi sah keinen Grund, jetzt aufzustürzen und ihm zu helfen, das konnte er auch alleine, ohne seine Hilfe schaffen. Trotzdem blieb Sasuke einfach liegen.

Ach ja, Ninjaregel Nummer was-weiß-ich: <Kein Blindes Vertrauen in den Feind haben.>

So Leid es ihm tat, bei diesem völlig korrekten Satz musste er innerlich ein wenig schmunzeln.

„Diesmal Hunger?“

Keine Antwort. Itachi stand auf, ging schweigend an Sasuke vorbei, der immer noch am Boden hockte und sagte, an der Tür angekommen:

„Ich hol was, bleib hier.“

Dann verschwand er aus dem Zimmerchen, ging den Flur an den anderen Zimmern vorbei und steuerte die Treppe runter auf die Küche zu, um Essen zu suchen.

Die Meisten aßen irgendwo in abgelegenen Dörfern, wenn sie Hunger verspürten, Zetsu hatte seinen eigenen Geschmack, aber auch er aß meistens in einem kleinen Dorf.

Der Stützpunkt der Akatsuki war nicht für Besucher eingerichtet, die verwöhnt waren. Und leider ließ sich in der Küche nichts auftreiben, das noch genießbar war.

„Hast du etwa Hunger, hm??“

Das war Deidara, eindeutig. Er war erst Heute Morgen von einem Auftrag zurückgekehrt und er war augenscheinlich hier, um ihn zu nerven.

„Nein.“

„Oh... Aaah, ich verstehe! Der Kleine hat Hunger, jah?

Itachi warf ihm einen vernichtenden Blick zu und beschied sich, nicht zu antworten. Das ging den blonden Knirps doch überhaupt nichts an.

„Ja?“

Die Einschüchterung schien nicht zu fruchten.

„…Ja.“

„Aha. Geht doch, hm.“

Deidara stellte sich grinsend Itachi in den Weg, als dieser durch die Tür zurück in seine Kammer gehen wollte.

Wieder ein tödlicher Blick. Deidara lächelte weiterhin, obwohl er sehr gut wusste, dass er mit dem Tod spielte.

„Was?“

„Uh, darf ich ihn mal sehn, jah?“

„Nein.“

„Warum nicht? Bitte, un! Warum bist du immer so stur, heh?!

„Lass mich in Ruhe.“

„Och, komm schon, er hat doch Hunger oder, hm?“

„Ich finde aber nichts.“

„Ich hab auch Obst, lass ihn mich nur kurz mal gucken, jah?“

„Du nervst.“

„Ja, hm?“

Deidara wurde ein misstrauischer und gleichgültiger Blick zugeworfen.

„Schön.“

„Oh, super, yeah!! Warte ich hol schnell was.“

Itachi hasste Deidara. Er konnte ihn einfach nicht erdulden, ihn und seine furchtbar kindische Art. Er hatte die Gabe, Menschen so lange zu nerven, bis sie ihm seinen Wunsch erfüllen oder ihn zusammen schlagen.

Ein Poltern, Getrampel und Deidara, den Arm voll Obst kam durch die Tür gestolpert.

„Was will er denn haben, hö? Äpfel, un, Bananen, un, Birnen?“

Itachi dachte einige Sekunden lang nach und kam zum Schluss, dass Sasuke Birnen wohl schmecken werden.

„Birne.“

„Ok, ok, hm. Moment, ich schneid sie ihm klein, jah?“

Und mit einem nicht weniger breiten Grinsen begann Deidara tatsächlich ein Messer zu suchen, die zwei Birnen zu schälen und klein zu schneiden, und die Würfel in eine Schale zu kippen.

‚Deidara gibt wirklich eine gute Hausfrau ab. Es war doch nicht 100%ig falsch, ihn aufzunehmen.’

Er lehnte sich an die Wand neben der Tür und schaute dem munteren Deidara beim Werkeln zu.

„So, fertig, soll ich’s ihm bringen, jah?“

„Nein.“

„Waas? Aber ich darf doch mitkommen oder, hm, ich darf ihn mir doch mal angucken, he?“

„Mein Gott, du tust so als ob mein kleiner Bruder ein Tier im Zoo wäre!“

Stille. Ausnahmsweise. Mit so einer wortreichen und emotionsgeladenen Antwort hatte er nicht gerechnet. Itachi musste sich eingestehen, dass niemand solch eine Erwiderung von ihm erwartete.

Er riss Deidara die Schüssel ruppig aus der Hand, drehte sich um und hoffte sinnloserweise, dass Deidara, derart angefahren beleidigt sei. Leider nein.

„Oh, warte, ich komme, hm!“

Oh mein Gott…

Blickpunkt 4 - Trommeln

Die Tür schloss sich, es wurde still und er konnte nichts mehr sehen.

Er sah weder, wo sich die Tür befand, noch wo er hier hockte, oder ob noch Jemand im Zimmer war.

Sasuke hasste es. Er hasste es abgrundtief, blind zu sein. Man wusste nie, was momentan passierte, man konnte nur spekulieren, und so etwas wie spekulieren oder vermuten mochte Sasuke erst recht nicht.

Er hasste alles, alles was er jetzt gerade in diesem Moment hassen konnte.

Aber am Meisten hasste er sich selbst, dafür, dass er so dumm gewesen ist, in eine Falle gelaufen ist, gefangen wurde und nun nicht einmal wusste, was um ihn herum geschah.

Der junge Uchiha tastete auf dem Boden nach Etwas, an das er sich hochziehen konnte, denn so müde und ausgelaugt hatte er sich, soweit er sich erinnern konnte, noch nie gefühlt. Alle Knochen taten ihm weh, von seinem Kopf ganz zu schweigen, ihm war furchtbar schwindelig und unwahrscheinlich schlecht.

Und Hunger hatte er. Gewaltigen Hunger…

Sein Bauch schmerzte schon unangenehm.

Die Suche, nach einem Möbel, das er als Stütze verwenden konnte, scheiterte, und er bedachte, dass, wenn er immer noch in diesem einen Zimmer war, nicht viel da war, was ihm hätte aufhelfen können.

Er versuchte aufzustehen, aber das Schwindelgefühl und sein dröhnender Kopfschmerz zwangen ihn wieder in die Knie.

‚Na schön…’

Sasuke schleppte sich nun auf Knien, wie ein Kleinkind in Richtung Bett zurück, was ihm mächtig zu schaffen machte, denn ein Uchiha robbt in einem solchen Alter nicht einfach über den Boden. Diese Aktion musste ziemlich peinlich aussehen, war sie ja auch, doch bevor er vor Scham rot werden konnte, stieß seine ausgestreckte Hand gegen etwas Kaltes.

‚Wha! Achso, eine Wand. Mist, wo ist denn dieses bescheuerte Feldbett hin?’

Gerade wollte er sich abwenden und in einer anderen Richtung nach einem weichen, und vor allem wärmeren, Untergrund suchen, da hörte er Geräusche. Sie schienen vom Nebenzimmer zu kommen.

‚Ziemlich hohle Wände.’

Da trommelte jemand, oder schlug in einem schnellen Rhythmus auf Etwas ein, er hatte keine Ahnung. War hinter der Wand eine Halle? Nein, dafür schallte es zu wenig. Sasuke legte sein Ohr vorsichtig gegen das Gemäuer. Jetzt herrschte wieder Ruhe. Vielleicht hatte er es sich auch nur eingebildet.

Trotzdem ließen ihn diese Töne nicht in Ruhe, eventuell war das ja eine Nachrichtentrommel und er könnte ein paar Informationen über seinen momentanen Aufenthaltsort erhaschen. Aber es herrschte Stille. Niedergeschlagen zog er seinen Kopf wieder zurück. Da hatte wohl nur jemand seinen Frust ausgelassen, so wie er das jetzt gerne tun würde.

Bomm, Bomm, Bomm… Da war es wieder!

Schnell drückte er sein Ohr wieder an die Wand. Er hörte genauer hin.

Sasuke wischte sich über die Stirn, denn ein Schweißtropfen war von seiner Haut geperlt.

Nun war da wieder ein dumpfes, ganz leises und weit entfernt wirkendes, tiefes Pochen. Es wurde immer lauter und klarer. Dann hörte er plötzlich Gemurmel. Leute! Da waren Menschen nebenan! Scheinbar betrat jetzt Jemand den angrenzenden Raum.

Zwischen den tiefen, gleichmäßigen Trommelschlägen gab es immer häufiger unregelmäßige, höhere Töne. Beide wurden lauter.

Bumbumm, Bumbumm, Bumbumm. Sasukes Herz schlug ihm bis zum Hals, er konnte seinen Puls deutlich hören, welcher sich unter die anderen dumpfen Töne mischte.

Bumm, Bumm, Bumbumm, Bumm, Tap, Tap, BAMM!

"Argh!"

Blickpunkt 5 - Itachis Bruder

Itachi schritt ohne große Eile auf die Tür ganz hinter rechts, am Ende des Flures zu. Das war sein Zimmer, das wusste Deidara.

Es war schon atemberaubend, überhaupt einmal Itachis Schlafgemach zu sehen, aber noch viel, viel mehr, war er wegen dessen kleinen Bruders neugierig.

‚Wie er wohl aussieht, hm? Bestimmt wie Itachi. Aber kleiner, ja. Wie alt ist er eigentlich, hö?’

Er gab zu, er war gespannt wie ein Flitzebogen, er war sogar zum zerreißen gespannt. Deidara war hier in der Akatsuki der Jüngste und seit Sasori, sein Teampartner, ins Gras gebissen hatte, langweilte Deidara sich nur noch zu Tode. Mit dem Neuen, Tobi, kam er nicht aus, er verstand einfach nichts von Kunst, und ohne diese Grundlage war es praktisch unmöglich, sich gut mit Deidara zu verstehen.

„Mhh…du…“

Deidara wusste, dass Itachi im Moment ziemlich mürrisch gelaunt war und er somit mit dem Feuer spielte.

„…Itachi…?“

Wieder keine Antwort.

„…Du sag mal-“ „Was?“

Ohoo! Eine schneidende Antwort, aber immerhin, eine Antwort!!

„Wie heißt dein Bruder, un?“

Es dauerte nicht einmal fünf Sekunden, bis der Eisklotz vor ihm begann zu sprechen, und das war schon höchst erstaunlich.

„Sasuke.“

Das musste Deidara ausnutzen.

„Und es ist dein kleiner Bruder, jah? Wie jung ist er denn, jünger als ich, oder etwa älter, hm?? Hast du noch mehr heimliche Geschwister, ja? Wieso-“

Ein entnervtes Ächzen seitens Itachi. Deidara machte sich schon auf einen Schlag gefasst.

„Woher weißt du das Alles überhaupt?“

„Nun…eh…uhm…“

Eigentlich sollte er stillschweigen, darüber woher er diese Informationen hat.

„…Also… also, weißt du, ja, ich saß in der Küche, nichts ahnend, hm! Und dann hab ich da …m-mein…Essen! Genau, uhm, da hab ich mein Essen gegessen, mein Obst, un! Und dann … kam mir die Idee…“

„Wer?“

„Na schön, un! Ich gestehe, jah! Es war Kisame, er hat’s mir gesagt! Zufrieden, hm?

Deidara sah ein Auge Itachis für den Bruchteil einer Sekunde zucken, doch dann wirkte sein Gesicht wieder so kalt und abweisend, wie eh und je.

Er wandte sich von Deidara ab und ging zwei Schritte, blieb wieder stehen, drehte sich erneut zum Blonden um und schien sich nun genau zu überlegen, was er sagen sollte.

„Jaah? Was ist, hm?“

„Nun…“

Irgendwie belustigte ihn Itachis völlig unübliche Verhaltensweise, dennoch zwang er sich selbst zu Ruhe, denn über Itachi zu lachen, war ein Todesurteil.

„…Sasuke weiß nicht, wo er ist.“

„Ah, dann sag es ihm doch, un! Oder soll ich-„

„Nein, er soll es nicht wissen.“

Itachi kam einen Schritt auf ihn zu.

„Er soll nichts erfahren. Schweig über die Akatsuki.“

Er kam noch einen Schritt näher.

„Und wehe…“

Nun stand er einen halben Meter vor Deidara, welcher allmählich doch in Bedrängnis geriet.

„Wehe, du erzählst im Irgendetwas über unsere Missionen, Pläne, Absichten und vor allem…“, sein Mangekyo Sharingan aktivierte sich, „ plauderst du kein Sterbenswörtchen über mich oder Kisame aus. Verstanden?“

Ein panisches Japsen entrann der Kehle des Blonden, während er eilends ein paar Meter zurückwich.

„Klar! Klarer als Klar, jap! Es war noch Nichts klarer als das! Ehehee…“

„Dann ist ja gut.“

Itachi schritt weiter in Richtung Sasuke und Deidara lief ihm, immer noch leicht verstört hinterher.

‚Verdammt war das knapp, un, ein störender Kisame oder ein sonstiges nerviges Geräusch, und Itachi wäre ausgerastet. …Was hab ich für ein Glück, yeah!’

Kurz vor der Tür zu Itachis Zimmer murmelte dieser noch ein „Leise jetzt!“, Deidara war ganz hibbelig, er konnte es nicht mehr erwarten, und dann stieß der Schwarzhaarige die Tür auf.

BAMM!

„Argh!“

„Oh.“, kam es nur von Itachi, aber Deidara reckte seinen Kopf höher, um über Itachis Schulter spähen zu können und gab einen freudigen Aufschrei von sich, als er den am Boden liegenden Sasuke sah.

Blickpunkt 6 - Raubtierfütterung

Hier das extra lange Kapitel, was mir besonders viel Spaß gemacht hat ^^. Hoffe es gefällt, und danke für die vielen lieben Kommis, ihr motiviert mich sehr! T^T
 

„Was machst du denn auf dem Fußboden, huh?? Gleich hier vor der Tür…

Wolltest du etwa raus? Das ist aber keine gute Idee, un, du kannst ja gar nichts sehen, nachher fliegst du noch die Treppe runter und brichst dir das Genick, jah!“

Ein nicht enden wollender Wörterschwall brach aus Deidara hervor, während er auf Sasuke zueilte, um ihm hoch zu helfen. Itachi überkam augenblicklich der Verdacht, dass er schon wieder einen schwerwiegenden Fehler begangen hatte.

Sollte Deidara bei dieser pausenlosen Wortfrequenz irgendetwas rausrutschen, er würde ihn auf der Stelle töten.

„Das tut ganz schön weh, hm! Das Genick habe ich mir noch nicht gebrochen, ne, nur den Arm, aber das – heh!“

„Geh weg! Lass mich!“

Sasukes erste Worte, seit er hier war.

Seine Stimme zu hören, die er schon seit so langer Zeit nicht mehr vernommen hatte, das löste in Itachi ein seltsames Gefühl aus, welches er bisher noch nie erlebt hatte.

Es war mit einem Stromschlag zu vergleichen, der ihm durch den Körper jagte. Nicht schmerzhaft, aber irgendwie prickelnd und … erwärmend.

Weniger erwärmend war es, Sasukes Verhalten zu beobachten.

Sein kleines Brüderchen wirkte momentan nicht gerade wie ein halbwüchsiger Teenager, eher wie ein kleines, verschrecktes Kätzchen.

„Ich hab dir nix getan, un! Sei nich so fies zu mir!“

Sasuke hatte Deidara, der ihm aufstehen helfen wollte und ihn so am Oberarm gepackt hatte, brutal den Ellbogen in den Magen gerammt. Jetzt rutschte er auf dem Hintern rückwärts in die Ecke zwischen Bett und Kommode und hielt sich die Arme schützend über den Kopf.

„Lasst mich!“, fauchte das kleine Angstkätzchen und trat mit einem Bein in Richtung Deidara, der es nicht lassen konnte, sich aufzudrängen.

„Hör auf damit, un! Du stellst dich ja an wie ein Baby!!“

Mit diesen Worten griff er abermals nach Sasukes Oberarm und zerrte ihn aus der engen Nische heraus.

„Komm doch mal her, hm, bei dem schlechten Licht, kann ich dich ja gar nicht sehen!“

„Nein, ich will das nicht! Hau ab!!“

Während sich Sasuke immer noch gegen den, ihm unbekannten, Angreifer stäubte, schlang Deidara einen Arm um dessen Hals.

„Ah! Hör auf!“

„Oder was, hm?? Willst du schreien wie ein Kleinkind, un?!“

Der junge Uchiha hörte auf zu strampeln, atmete aber immer noch sehr heftig und kniff weiterhin fest die Augen zu.

„So. Geht doch, un. Jetzt können wir auch endlich reden, jap.“

Der Kopf des Kleinen, den er ergeben hängen gelassen hatte, zuckte entrüstet hoch, während sich Deidara im Schneidersitz vor ihm zu Boden ließ.

Itachi hatte das Geschehnis eher belustigt als beängstigt angesehen. Deidara war wirklich ein Tölpel. Es würde ihn nicht wundern, wenn Sasuke bald nie wieder reden würde, wenn der Blondschopf ihn noch länger so behandelte.

Inzwischen hatte er die Schüssel mit den zerschnittenen Birnen auf dem Nachttisch abgestellt und es sich auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch bequem gemacht.

„Hmmm…Da du dich ja jetzt beruhigt hast, un, kann ich dich ja auch gleich mal füttern, jah? Wo sind denn die Birnen hin, Ita-“

„Davon war nie die Rede.“, schnitt der Ältere ihm das Wort ab.

„Eh, was, un?“

„Es war nie davon die Rede, dass du ihn füttern darfst.“

„Waaaaaas?? Un! Aber, ich…“

„Du durftest in mein Zimmer kommen und einen Blick auf ihn werfen.“

„Aber…“

Itachi bemerkte, dass Deidara den Tränen nah war. Ihm war jedes Mittel Recht, um seinen Willen zu bekommen, selbst wenn er wie ein Schlosshund heulen müsste. Stattdessen sprang er auf die Beine.

„Boah! Das ist so gemein von dir, un!! Du hast mich nur ausgenutzt, um an das Obst zu kommen, du … du … mieser… fieser… Betrüger, hm!! Du bist immer sooo gemein, ich hasse dich, un, ICH HASSE DICH!!“

Uh-oh! Das war nicht gut. Deidara geriet in Rage.

„Du tust immer so supercool, un! Du denkst du bist der Beste, nur weil der Boss dich mag, hm! Oh!! Ich HASSE DICH SOOO!!!“

Itachi musste das schnell beenden, sonst war es nachher noch zu spät.

„Das ist alles nur so, weil DU so stark bist und ICH so schwach, JAH!!“

„Deidara.“

„JAAH, Deidara, der VOLLLTROTTEL, un! Der nix kann, und nix darf, der ist UNWÜRDIG, JAH!!“

„Deidara, ist schon gut.“

„Aber weißt du was, un?! DU KANNST MICH MAL, UN!!“

„Du kannst ihn ja von mir aus füttern!“

„DU KANNST MIR MAL DEN BUCKEL RUNTER RUTSCHEN, ALLMÄCHTIGER UCH- “

Mitten in seinem Tobsuchtsanfall stoppte Deidara, drehte sich ungläubig zu Itachi um und schaute ihn verwundert an.

„Was?“

Itachi fuhr sich entnervt mit der Hand übers Gesicht und nickte zu seinem Bruder.

„Du kannst ihm das Essen geben.“

Einige tonlose Minuten vergingen, bis die Botschaft in Deidaras Gehirn verarbeitet worden war.

„Echt jetzt, un?“

„Ja.“

Plötzlich fiel alle Frustration von ihm ab und Deidara grinste wieder so ungetrübt und naiv wie immer.

‚Seltsames Phänomen, dieser Deidara…’

„Yeah! Siehst du Sasuke? Ich bekomme immer was ich will! Haha!“

Der älteste im Raum schlug sich die Hand vor die Stirn.

„Du Idiot!“

Sasuke schaute zwar überrascht auf, nachdem er seine Hände, die er auf seine Ohren gedrückt hatte, nun wieder sinken ließ, schien aber damit zu rechnen, dass seine Entführer seinen Namen kannten.

„Ok, kleiner Sasuke, ich werd dich jetzt mal mit Obst füttern, hm. Ich hoffe du magst Obst, un, ich liebe es jedenfalls.“

Deidara schnappte sich die Schüssel vom Tisch und ließ sich vor Sasuke nieder.

„Das ist aber auch lecker, un! So.“ – Er spießte ein Stück mit der Gabel auf – „Und jetzt mach schön: Aaah!“

Anstatt den Mund zu öffnen, drehte sich Sasuke weg.

„Mach doch den Mund auf, un.“

Er beugte sich vor und drückte das Stück Obst gegen Sasukes Mund, der wieder ein Stück zurück krabbelte.

„Ich esse das nicht.“

„Waaas, un? Wieso nicht, das ist lecker, un! Magst du keine Birnen??“

Sasuke machte den Mund nicht mehr auf, als hätte er Angst, es könnte jeden Augenblick ein Stückchen angeschossen kommen. Stattdessen presste er seine Lippen feste aufeinander und wich weiter in Richtung Schreibtisch zurück.

„Das ist nicht vergiftet, wenn du das denkst, un.“ - Der Blondschopf rutschte näher auf den Kleinen zu und drückte erneut die Gabel an Sasukes Mund. - „Jetzt iss schon, hm!“

„Mh-mh!“

Als Sasuke noch weiter zurückwich, stieß er mit dem Rücken gegen die Schubladen des Schreibtisches.

„Mund auf, un!!“

Itachi stöhnte genervt auf. Der blonde Knirps war wirklich zu Nichts zu gebrauchen.

Somit beugte er sich vor, hielt Sasukes Nacken mit der einen und dessen Nase mit der anderen Hand fest.

Ein entsetztes Murren seitens des Jüngeren.

„Irgendwann musst du Luft holen.“

„Haha, genau, halt ihn fest, I- “ – Deidara sah kurz mit panischem Blick zu Itachi, dessen Augenbraue gefährlich in die Höhe zuckte – „I-Ich wäre da niemals drauf gekommen.“

‚Situation gerettet. Deidara ist beinahe schon richtig kreativ…’

Sasukes verkrampfte sich. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis er den Mund öffnen musste, um Luft zu holen. Deidara hob bereits die Gabel, angriffsbereit, um im richtigen Moment das Stückchen Birne in Sasukes Mund zu befördern.

Dieser kämpfte mittlerweile mit dem Ersticken und jappste immer wieder auf, als ob er Schluckauf hätte.

Dann, endlich, öffnete er den Mund einen spaltbreit und Deidara stopfte ihm das Obst in den Mund. Schnell ließ Itachi Sasukes Nase los und hielt ihm mit der freien Hand den Mund zu.

„Und jetzt kauen.“

„Jah, un. Kau ruhig, das ist mein Obst, hm, das ist immer lecker. Und gesund! Vergiftet ist es auch nicht, versprochen.“

Der Kleine schüttelte heftig den Kopf und versuchte sich aus dieser misslichen Lage zu befreien, aber Itachis Griff war eisern und so blieb ihm nicht anderes übrig, als langsam zu beginnen, die Frucht zu kauen.

„Gut so, un!“

„Du hast seit mindestens vier Tagen keine Nahrung mehr zu dir genommen. Du musst Essen.“

„Schlucken, un!“

Widerwillig tat Sasuke wie ihm geheißen. Deidaras Blick wanderte zu der Obstschüssel, die noch vor dem Bett stand.

„Ojee, un. Das wird wohl noch länger dauern, hmm.“

Er stand auf, ging zum Bett, hob die Schüssel auf und kam zurück zu Itachi und Sasuke, indes stach er in ein weiteres Stück Obst.

Vor den Uchihabrüdern kniend hielt er dem Jüngeren der Beiden ein weiteres Stückchen Birne unter die Nase, während Itachi seine Hand zurückzog.

„Mach: Aah, un!“

Keine Reaktion.

„Oh, nicht schon wieder…“

„Ich kann alleine essen.“

„Oh. Jahh? Kannst du? Un…wenn das so ist, dann iss alleine, un. Wenn du mich nicht brauchst. Mir doch egal, hm!“

Und damit drückte er Sasuke die Schüssel mit der Gabel in die Hand, verschränkte beleidigt seine Arme vor der Brust und sah genüsslich dabei zu, wie der Kleine, blind wie er war, ganz langsam die Gabel ertastete und zögerlich in der Schale rumstocherte.

‚Und ich soll gemein sein…’

„Soll ich dir wirklich nicht helfen, Sasulein, uhn?“

„Nenn mich/ihn nicht so!” protestierten beide Brüder im Chor.

„Schön, hm!“, erwiderte der Blondschopf säuerlich und sein Blick wurde um noch Einiges finsterer, als Sasuke die Gabel, samt Obst, hob und auf Anhieb ins Schwarze traf, nämlich in seinen Mund.

Dem jungen Uchiha mussten die Früchte scheinbar schmecken, denn je mehr er davon aß, desto kürzer wurden die Abstände, in denen sein Mund leer war. Deidara warf ihm einen skeptischen Blick zu und fragte:

„Schmeckt dir mein Obst wenigstens, hm?“

Ein Nicken beantwortete seine Frage.

Itachi merkte, wie der Blonde immer wieder nervös auf den speisenden Sasuke schaute. Scheinbar brannten ihm ein paar interessante Fragen auf der Zunge. Es würde ganz gewiss nicht mehr lange dauern, bis er seine Taktik ändern und sich zu Wort melden würde.

Blickpunkt 7 - Kennen lernen

Deidara konnte nicht mehr warten, er hielt es einfach nicht mehr aus. Da saß die Chance auf einen Kameraden vor ihm und lieber fragte er zu früh, als zu spät.

„…Du…Sasuke, un?“

Dieser war aber viel zu sehr mit Kauen beschäftigt, weshalb er nur ein „Mh?“ hervorbrachte,

„Hm... wie alt bist du, hm?“

Itachi zuckte kurz auf, schien sich aber eine Antwort zu verkneifen, würde er sich so nur selbst in den Mist reiten, also lehnte er sich wieder zurück und beobachtete die Konversation weiterhin.

‚Gut so, für ihn. Wenn er dazwischen funkt, werde ich echt wütend. Das ist meine einmalige Chance!’

Ein gewaltiger Happen fand den Weg in Sasukes Magen und da sein Sprechorgan jetzt wieder frei war, fragte erfrech:

„Warum willst du das wissen?“

„Nur so, un. Man darf ja wohl mal fragen!“

Die Gabel traf nun immer häufiger den Schüsselboden, anstatt ein Stück Birne und Deidara sah mit Vergnügen, dass schon über die Hälfte des Obstes verschwunden war.

‚Vielfraß. Aber wer kann’s ihm verübeln, un? Mein Obst ist einfach köstlich!’

Aber mit so einer schnippischen Gegenfrage gab sich Deidara noch längst nicht zufrieden. Er gab niemals auf, niemals!

„Ich mag das halt wissen, un, naja, weil ich ja sonst keinen hab, in meinem Alter, hm. Die sind hier ja alle älter, un. Und nicht auf einer Wellenlänge mit mir.

Ich bin jedenfalls achtzehn, jap. …Und du, he?“

„Hm… Sechzehn.“

„Un! Nur zwei Jahre! Ich wusste, dass ich in dieser fiesen Grotte niemals allein eingehen würde, hm! Jetzt bist du ja da, un, und wirst mich retten.“

Sasuke ließ entsetzt seine Gabel sinken, unter anderem auch, weil er keines der fünf verbliebenen Fruchtstückchen mehr traf.

„Eh, was?“

„Jaah, un, das wird lustig! Hehe!

Deidara musste bei dem Gedanken, was er jetzt alles mit seinem neuen Freund machen konnte, schelmisch grinsen. Er malte sich seine fröhlich-bunte Zukunft aus. Ohne die Akatsuki, ohne Jinchuuriki, ohne diese rote Wolken, jaah, das war das Leben!

„Erzähl mal was über dich, hm.“

„Wie?“

„Na, was du so in deiner Freizeit machst, un, was du magst, öh, was du nicht magst, hm… Hobbys… So etwas in der Richtung halt, un.“

Ein verdutztes Aufblicken seitens Sasuke. Das konnte doch nicht sein.

Innerlich fragte Deidara sich schon, ob der Kleine mal eins über die Rübe gekriegt hatte, oder ob er einfach nur schwer von Begriff war. Vielleicht war es ihm auch einfach nur zu peinlich, gleich als Erster loszulegen.

„Un! Meine Güte, soll ich anfangen, oder was, hm? Na schön. Hm. Ich bin Deidara, weißt du ja mittlerweile, un, bin achtzehn Jahre alt, weißt du ja auch schon… uhm… ich mag Explosionen und Ton, mein Hobby ist Kunst… eh… was ich nicht mag…“

Was mochte er denn nicht… Mal überlegen… Er mochte Kisame nicht, Tobi auch nicht, Itachi war immer fies zu ihm, Sasori war tot, Zetsu drohte immer, ihn zu verspeisen, falls er im Kampf fallen sollte, Hidan kümmerte ihn nicht die Bohne und Kakuzu war nur gut genug, um ihm abgetrennte Körperteile wieder anzunähen.

Den Boss durfte er nicht <nicht mögen>, das wäre schädlich für ihn, aber lieb haben tat er ihn trotzdem nicht. Der Boss war Deidara eindeutig zu unheimlich.

Er spähte rüber zum Schreibtisch und musste entsetzt feststellen, dass Itachi ihn interessiert musterte, und gespannt darauf war, zu erfahren, was Deidara denn nun nicht mochte.

„Nun, ehm, un, was ich nicht mag… das ist…“ - Er kniff angestrengt die Augen zusammen und beschied sich, die Wahrheit zu sagen - „Ge… mü… se…, un.“

Die fast schon statische Spannung, die sich im ganzen Raum ausgebreitet hat und nun fast nicht mehr zu ertragen war, verpuffte mit einem Mal.

„Du magst kein Gemüse?“, fragte Itachi sicherheitshalber noch einmal nach, um sicherzugehen, sich nicht verhört zu haben.

„Jap. Ich mag es halt einfach nicht, ok, un? Es schmeckt fies und ist grün und wächst in der Erde, ach ich kann es nun mal nicht ab haben.“

Deidara sah, wie sich ein Mundwinkel Itachis zu einem Beinahe-Lächeln verzog. Man, das musste peinlich sein, wenn sich sogar Itachi zum Grinsen animieren ließ.

„Schön, jetzt bist du dran, un, Sasuke.“

„Was? Nein!“ - Er erhob abwehrend seine kleine Kuchengabel - „Ich stell mich doch nicht ein paar Irren vor!“

„Boah! Das ging voll unter die Gürtellinie, echt jetzt!! Ich bin doch nicht irre, un!! Was denkst du von mir, he!? Findest du das komisch oder was, HE?? Mich einfach grundlos zu beleidigen, un, du WIDERLICHER, kleiner ZWERG, UN!!“

Das ging eindeutig zu weit. Er hatte ihm doch gar nichts getan, hatte ihm sogar sein Obst überlassen, war so freundlich, ihn zu füttern und jetzt das.

Man hatte ihn schon wieder ausgenutzt, ohne auf seine Gefühle zu achten. Warum war alle Welt nur so gemein zu ihm?

„Du weißt ja gar nicht, wie WEH du mir mit deinen fiesen Beleidigungen tust, un! Du bist so was von rücksichtslos! - Ein Schluchzer bahnte sich seinen Weg ins Freie - „Alle sind so gemein zu mir, un, ALLE!!“

Deidaras Augen wurden heiß und seine Sicht verschwommen. Na toll, jetzt heulte er auch noch. Als ob die Blamage mit dem Gemüse nicht schon schlimm genug gewesen wäre. Einen weiteren Schluchzer unterdrückend, wandte er sich von Itachi und Sasuke ab.

„Weißt du was, un? Du kannst mich mal. Ihr könnt mich Beide mal. Ihr könnt alle bleiben, wo der Pfeffer wächst, hm! Ich will kein Freund mehr mit dir sein, Sasuke, nur damit du’s weißt, un. Auf so was kann ich verzichten, so was brauch ich nicht, püh.“

Mit dieser klaren Aussage rauschte er zur Tür, riss sie auf, stürmte nach draußen, und ließ sie laut hinter sich zufallen.

Er lief den Flur entlang, bis er an seiner Tür ankam und flüchtete in sein kleines Zimmer. Dort angekommen schmiss er sich aufs Bett und heulte sich erst einmal die Seele aus dem Leib.

Es war schon etwas länger her, seit ihn jemand so schmerzhaft verletzt hatte.

Jedes Mal, wenn er versuchte hat, freundlich auf Menschen zuzugehen, haben sie ihn abgewiesen oder für verrückt gehalten. Was machte er nur falsch?

Noch nie war jemand bereit gewesen, ihm zu zeigen, wie man es richtig macht, woher also sollte er wissen, wie man seine eigenen Gefühle ausdrückt?

…wie man Liebe empfindet?

Blickpunkt 8 - Der lange Gang zur Toilette

„Ehm…hab ich was falsches gesagt?“, kam es unsicher von Sasuke.

Er fühlte sich leicht vor den Kopf gestoßen. Vielleicht hatte er sich ein wenig ungeschickt ausgedrückt; er war nun einmal nicht gut, im Umgang mit Menschen.

Aber so austitschen wie dieser hyperaktive Deidara, das war übertrieben.

„Keine Angst, der beruhigt sich schon wieder. Irgendwann mal.“

‚Ah, da ist ja noch der Andere.’

Der junge Uchiha versuchte, die übrig gebliebene Person im Raum zu orten. Leider sprach diese auch nicht viel mehr als er selbst, was sein Vorhaben um einiges schwieriger gestaltete.

„Der ist immer so.“

‚Da bin ich ja beruhigt’, schoss es Sasuke ironisch durch den Kopf.

Apropos Kopf; diese Brüllattacken minderten seine Kopfschmerzen um keinen Deut, aber wenigstens verspürte er jetzt keinen Hunger mehr und giftig schienen die Früchte auch nicht gewesen zu sein.

Er wusste nichts mit sich anzufangen, schließlich konnte er ja wirklich nicht blind in einem unbekannten Gebäude herumirren.

Dass er tatsächlich eine Geisel war bezweifelte er mittlerweile, würde er seine Geiseln denn so überzogen behandeln?

Aber gefangen war er hier trotzdem. Er konnte nicht fliehen. Wieder einmal wurmte es ihn, dass er in so eine Situation geraten ist.

‚Aber eines steht ganz klar fest’, dachte sich Sasuke trotzig, ‚Dieser Brüllaffe hat ein Rad ab…’

„Du sagst ja gar nichts. Bist du müde?“

Müde war er nicht, nein, eher ausgepowert, aber von was, vom Essen? Wohl eher von diesen unheimlichen Künsten, die die Typen hier draufhatten.

„Nein. Eigentlich nicht.“

„Krank?“

‚Wenn hier jemand krank ist, dann seid ihr das.’

Aber jetzt, wo man es erwähnt hat, seine Bauchschmerzen waren immer noch da…

Vermutlich schlugen ihm nur der Stress und die Anspannung auf den Magen.

Dabei wollte er doch kein Weichei mehr sein!

Zum Schluss kommend, dass er wohl nicht krank ist, schüttelte er den Kopf.

„Es ist spät und ich bin müde. Ich werde jetzt schlafen, wenn du nichts dagegen hast.“

„Wo ist denn da das Problem?“

„Nun…“

‚Na was denn, will er sich nicht vor mir ausziehen oder was?’

„Nun, du bist unerwartet hierher gekommen.“

‚Ist der wirklich so verklemmt?’

„…Es gibt nur ein Bett.“

Sasuke konnte ein unerwartetes Zucken seiner Gesichtsmuskeln nicht unterdrücken.

„Heißt das…?“, fragte der Kleine sicherheitshalber nach, zu geschockt, um die Frage zu vervollständig zu stellen.

„Ja das heißt es.“

„Aber ich kann doch…“

„Auf dem Boden erfrieren? Wenn du nicht wieder fest gekettet werden willst, empfiehlt es sich, dir mit mir ein Bett zu teilen.“

„Ich kann doch nicht einfach mit irgendwem ins Bett steigen!“

Schweigen.

„Oh…Ich meinte…nicht mit jedem…“

Sasuke bereute seine, ungewollt zweideutig klingenden, Worte.

‚Fettnäpfchen, hallo!’

„Ich meinte auf jeden Fall nicht das !“

„Jedenfalls legst du dich jetzt auch schlafen.“

Was sollte das denn? War der sein Papi, oder was?! Niemand hatte über das zu bestimmen, was Sasuke tat oder für richtig empfand.

„Und was, wenn ich nicht will?“, fragte er trotzig ins Dunkel.

„Glaub mir, du willst.“

Und mit dieser klaren Ansage wurde Sasuke unter den Armen gepackt und durchs Zimmer gehievt.

„Ey! Lass das, ich kann auch selber gehen!“

„Habe ich gesehen. Nachher läufst du wieder gegen eine Tür.“

„Was kann ich dafür, wenn ihr die einfach aufreißt?!“

Mit einem plötzlichen Ruck wurde er auf einer weichen Matratze fallen gelassen.

„Und jetzt Ruhe. Die Anderen schlafen wahrscheinlich auch schon.“

„Anderen?“

„Ja.“

„Wer sind die?“

„Das geht dich nichts an.“

Sasuke schnaubte verächtlich. Anscheinend ging ihn hier nichts etwas an.

Wo er wohl war?

Er hörte das Rascheln von Stoff. Der <Andere>, der ihn nichts anging, zog sich wohl gerade um. Der junge Uchiha überlegte sich, ob es für ihn unangenehm wäre, wenn eine andere Person, wenn auch blind, im gleichen Raum wäre, während er sich entkleiden würde, als sich die Matratze neben ihm senkte.

Ein paar knarrende Geräusche und eine Decke wurde ihm über die Schultern geworfen.

„Sei jetzt ruhig, nerv nicht und schlaf.“

„Ist ja gut, mein Gott…“

Genervt von so viel unverständlicher und übertriebener Fürsorge hob er seine Beine, die bis dahin über die Bettkante gebaumelt haben, aufs Bett und legte sich hin.

Sasuke drehte sich auf die Seite, möglichst weit weg von diesem Kerl.

„…Nacht.“

„Ja, Nacht.“, ‚Auch wenn ich gar nicht weiß, ob es überhaupt Nacht ist.’

Eine Zeitlang lag Sasuke nur da, und verweilte in seinen Gedanken, während er dem ruhigen Atem lauschte, den der Andere leise und regelmäßig von sich gab.

‚Oh man, wo bin ich nur gelandet? Ein wahnsinniger Brüllaffe und ein bettgeiler Eisklotz. Dazu noch diese anderen ominösen Gestalten, die sich hier rum treiben.

In Konoha bin ich sicherlich nicht mehr, diese kranken Figuren wären jedem aufgefallen, sogar Naruto.’

Bei der Erwähnung dieses Namens seufzte Sasuke leise auf und drehte sich auf den Rücken.

Naruto…

Sasuke wollte es nicht zugeben, aber er vermisste ihn.

Es hörte sich absurd an, ja, aber es tat weh, ihn nicht bei sich zu haben.

Bildete er es sich nur ein, oder hatte der große stolze Uchiha nun doch tatsächlich Heimweh?

Nein, das nicht, Konoha brauchte er nicht um glücklich zu sein, aber was war es dann, was ihm solche Schmerzen bereitete, sobald er an den blonden Wirbelwind dachte?

Hat er etwa Sehnsucht…?

Ein tiefes Ausatmen neben ihm ließ ihn aus seiner Melancholie fahren. Den hatte er ja fast schon vergessen.

Der fremde Typ nuschelte Etwas im Halbschlaf und wendete sich.

‚Wenigstens der scheint Schlaf zu finden. Vielleicht sollte ich es auch mal versuchen.’

Kaum, dass er die Augen richtig geschlossen hatte, nebelte ihn die Müdigkeit schon ein. Vermutlich war er doch müder, als er dachte.
 

-~-~-~- ES FOLGT EIN ÄUSSERST WIDERLICHER TEIL. WER AKUTE SPINNEN-PHOBIE ODER ÄHNLICHES HAT, MUSS ES NICHT LESEN XD -~-~-~-
 

Sasuke träumte wirre Dinge.

Dass er über den Ozean driftete, in einem Sturm, wie ein winziger Korken und von einer fliegenden Schlange aus dem Wasser gefischt wurde.

Er träumte, die Schlange wolle ihn zerquetschen und fressen und schlänge sich enger um seinen Bauch. Dann, mit einem einzigen großen Biss, habe sie ihn verschlungen und er würde nun in ihrem warmen und stickigen Magen stecken.

Er bekam keine Luft mehr und drohte zu ersticken.

Plötzlich gab es einen Ruck und die Darmwand um ihn herum löste sich auf, es wurde augenblicklich kühler und er konnte wieder frei atmen.

Er war in einem Wald, in einem sehr dunklen Wald.

Überall waren Insekten, die über die Stämme wuselten. Es kribbelte an seinen Beinen, er schaute nach unten und sah mit entsetzten, dass er in einem Haufen Spinnen stand.

Sasuke spürte, wie das Blut aus seinem Kopf in seine Füße sackte und nichts als Kälte zurück ließ.

Er hasste Spinnen, er konnte sie nicht ausstehen.

Sie krabbelten auf seinem Bauch, auf seinen Armen; die widerlichen, fetten Spinnen krabbelten an ihm hoch!

Er wollte sie abschütteln, doch er konnte sich nicht bewegen.

Nun waren die ersten haarigen Exemplare an seinem Hals und auf seinen Schultern.

Sasuke wollte schreien, doch er konnte nicht.

Ein Viech kroch über sein Gesicht, er spürte das weiche Hinterteil an seinen Lippen.

Gleich würde er ohnmächtig werden, garantiert.

“Bitte, ich will raus, ich will, dass das aufhört….“, wimmerte er, „Raus hier, auf der Stelle. SOFORT!!“
 

-~-~-~- ENDE DER WARNUNG -~-~-~-
 

„Wie bitte?“

Sasuke richtete sich schlagartig auf. Kein Kribbeln zu spüren. Er tastete kurz um sich herum, stellte fest, dass sowohl die Spinnen, als auch der beknackte Kerl weg waren, und atmete erleichtert aus.

„Ein Traum…“

„Hab ich dich gestört?“

„Eh…nein.“

„Was denn <sofort>?“

„Nichts.“

„Ah. Musst du auf Klo?“

Sasuke hielt kurz inne und fühlte in sich hinein.

Man war das peinlich, wie ein kleines Kind behandelt zu werden.

„Ja.“, schloss er, leicht rot um die Nase.

„Hm. Komm mit.“

‚Wohin denn bitte? Gegen die Tür, oder was?’

„Oh, ja… Stimmt.“

Der Typ packte ihn am Arm und zog ihn hinter sich her, durch die Tür und links herum einen Gang entlang.

Wieder einmal führte sich Sasuke vor Augen, wie dämlich er aussehen musste.

Auf einmal, hörte er ein Geräusch rechts von ihm. Er drehte sich instinktiv dorthin.

„Ach, schön dich noch mal zu sehen…oh…altes Haus, hehe!“

‚Och ne.’

Das war dieser rabiate Haarwüstling von damals.

„Du störst.“

Uh. Jetzt machte dem Eisklotz seine Stimme alle Ehre. Sie war keineswegs mehr weich, sondern eher schneidend wie kalter Stahl.

„Ist ja gut, wollte nur mal kurz nach dir, …euch, schauen, weil …ihr ja so lange nicht zu sehen wart. Deidara hat zwar gesagt, ihr seid noch am Leben, aber…eh“

Warum der Haarwüstling mitten im Satz stoppte, wusste Sasuke nicht. Anscheinend musste ihn etwas irritiert haben.

„Was ist denn los, …Kumpel, hehe, so kenn ich dich ja ...gar nicht. Bist du sauer?“

Die Hand an seinem Arm, die sich in den letztens dreißig Sekunden arg zusammen gezogen hatte, löste sich.

„Bleib da sitzen, ich habe etwas zu klären.“

Damit wurde Sasuke mit sanfter Gewalt an den Schultern gegen die erstbeste Wand und zu Boden gedrückt.

„Und du kommst mit…“

„Hey, warte mal, ich hab nix gemacht! Wenn es darum geht, was Deidara gesagt hat...“

Weiter kam er nicht, weil sich eine Tür schloss und dem Schall so den Weg zu Sasuke versperrte.

’Toll… Ich komm mir langsam vor wie ein Schoßhündchen. <Geh dahin, mach das, hör auf, sei leise, schlaf, friss, stirb!>’

Stimmengemurmel kam aus der gegenüberliegenden Richtung. Vielleicht sollte er es wagen und das Gespräch belauschen. Eventuell bekäme er dann endlich eine heiß ersehnte Antwort auf all seine Fragen.

‚Nein, lieber doch nicht. Ich will nicht schon wieder eine Tür in die Fresse geschlagen bekommen.’

Stattdessen versuchte er, das Gemurmel besser zu verstehen. Wer weiß, möglicherweise stimmt es ja und ein Blinder kann tatsächlich besser hören…

Es fiel ihm trotzdem äußerst schwer.

„ …nicht wahr …gesagt …nichts …selber …genau …sagen …gut …Sasuke …Spaß“

Was? Sein Name war gefallen, das hatte er eindeutig erkannt, doch was das bedeutete, wusste Sasuke nicht. Aus dem Gemurmel konnte er nicht viel entnehmen.

Und wer bitte schön hatte Spaß?! Er sicherlich nicht, ihm war das ganze hier schon längst genug. Er wollte einfach nur noch nach Hause… zu Naruto.

Mit einem leisen Quietschen ging besagte Tür wieder auf und Schritte von mehreren Personen waren zu vernehmen.

„Ist gut, …Kumpel, also dann, ich bin weg.“

„Steh auf und komm.“

Sasuke tat widerwillig, wie ihm geheißen und richtete sich auf. Erneut griff eine Hand nach seinem Handgelenk und zog ihn weiter seines Weges. Nach zwanzig Schritten stoppte sein Vordermann und verkündete:

„Pass auf, hier ist eine Treppe.“

‚Huh…die sagenumwobene Treppe, Genickbrecher und Fluchtversuchsstopper.’

Vorsichtig streckte er sein Bein aus. Soweit er sich erinnern konnte, sagte dieser Deidara nichts von Treppe rauf fallen, sondern runter, also senkte er sein Bein allmählich, bis seine Zehen die oberste Treppenstufe berührten.

„Soll ich dich tragen?“

„Nein! Kommt gar nicht in Frage.“

Trotzig nahm er eine weitere Stufe, weniger graziös. Er verfehlte sie knapp, rutschte mit dem Absatz über die Kante und traf schmerzhaft auf der übernächsten Treppenstufe auf.

Nun stand er seitlich auf der Treppe, das eine Bein weit abgespreizt, das andere noch oben am Treppenabsatz und mit den Armen wild rudernd, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

„Soll ich dir nicht doch helfen?“

„Niemals! Wah...Warte nur, ich schaff das schon, das ist doch ga…hanz leicht!“

„Stur wie du, der Kleine, oder?“

„Was willst du?“

„Nur nach dem Rechten sehen. Wer hier so einen Radau veranstaltet. Und wie es scheint, habe ich die Quelle der störenden Laute ausfindig gemacht.“

„Du nervst, ich habe zu tun.“

„Das sieht man. Ich dachte du könntest, da er nun blind ist, wenigstens einmal Fürsorglichkeit beweisen.“

„Was ich mache, geht dich überhaupt nichts an, Tobi.“

„Warum hilfst du ihm dann nicht?“

„Weil er nicht will.“

„Genau, ich kann das…“ - Sasuke zog sein Bein nach und sicherte seine Position auf Treppe einigermaßen - „…auch gut alleine.“

Nun tastete er nach dem Geländer der Treppen, dem Handlauf oder irgendeiner anderen Möglichkeit, sich festzuhalten. Ein leises Kichern war zu vernehmen.

„Was gibt’s da bitte zu lachen?!“

„Wir haben hier keine Geländer. Du müsstest schon auf dem Hintern Stufe für Stufe runterrutschen.“

‚Super. Klasse. Genialer Einfall…’

Ziemlich angesäuert ging er in die Knie. Es war wohl unumgänglich, auf allen Vieren die Treppe runter zu klettern.

„Das sieht ziemlich dämlich aus. Vielleicht wäre es doch besser, wenn du ihn tragen würdest.“

„Meinst du etwa, das sieht weniger dämlich aus, wenn ich wie ein Windelscheißer getragen werde?!“

Ein äußerst entnervtes Schnauben erklang vom Treppenansatz und der Eisklotz kam die Stufen zu Sasuke geschritten.

„Nein, warte, das geht auch so.“

„Peinlich oder peinlich, ich sehe da keinen Unterschied.“

Und schon schlangen sich zwei Arme von hinten um Sasuke und hoben ihn auf die Beine, dann wurde er weiter die Treppe runter gezogen. Er machte sich nicht die Mühe, sich zu wehren, dadurch schlugen seine Fersen mit jedem Schritt auf den einzelnen Stufen auf.

„Du bist schwer.“

„Ich hab dich nicht gebeten, mich zu tragen.“

„Ihr Zwei seid schon welche… Wie auch immer, ich bin wieder auf meinem Zimmer. Viel Spaß noch.“

Mit einem harten Aufschlag auf den Boden wurde Sasuke wieder losgelassen. Schnell rappelte er sich wieder auf.

„Und jetzt komm.“

„Jaja.“

Wieder ein Griff nach seiner Hand und die Reise zum Klo wurde fortgesetzt.

Tobi also… er erinnerte sich an diese gedämpfte Stimme. Er hatte sie schon einmal gehört, als er hier ankam.

Im Gegensatz zu den Anderen, die er bisher kennen gelernt hatte, war der wohl noch am ehesten ein normaler Mensch.

„Wir sind da.“

‚Welch ein Wunder.’

Durch die unerwartete Bewegung auf dem Weg hierher hatte sich ein äußerst unangenehmer Druck angestaut.

Er wurde durch eine Tür geführt, und spürte sofort den kalten Betonboden unter seinen Füßen.

Der Typ, der ihn hierher geleitet hat, schloss die Tür hinter ihnen und schubste ihn weiter in den Raum.

„Findest du das Klo alleine?“

„...Kann schon sein…“

Das war vielleicht eine Blamage.

‚Wenn ich hier raus bin, kann mich nichts mehr erschüttern…’

Zwei Hände drückten sich auf seinen Rücken und schoben ihn vorwärts, bis seine Knie gegen etwas Hartes und Kaltes stießen.

„Da.“

Das Blut schoss ihm förmlich ins Gesicht. Sasuke war jetzt wahrscheinlich rot wie eine Tomate, und das geschah nicht gerade häufig.

„Guck gefälligst weg, du Spanner!“

Ein belustigendes Schnauben neben ihm.

„Woher willst du wissen, dass ich nicht schon längst wegschaue?“

„Dreh dich trotzdem um!“

„Wenn du es nicht ertragen kannst.“

Außerordentlich beschämt zog sich Sasuke die Hose samt Shorts runter und ließ sich auf die Kloschüssel sinken.

‚Das kann ja noch heiter werden…’, dachte er sich sarkastisch.
 

Sooo. Schön lang geworden. ^^

Ich muss mich jetzt erstmal herzlich für die ganzen superlieben Kommis bedanken.

*gruppenknuddel*

Und wollte mal fragen, wie es denn so mit Liebe aussieht, wenn ihr wisst, was ich meine xDD

Meint ihr, ich könnte mich an Lime oder vll sogar Lemon wagen?? O///O
 

Und danke an Akatsuki-Sasuke, die es in einer Stunde auf 6 Kommentare gebracht hat. :D

Blickpunkt 9 - Hexenküche

Deidara lag auf dem Bauch in seinem Bett und kritzelte fleißig in sein Tagebuch. Das sah er als die einzige Möglichkeit, seinen unterdrückten Gefühlen Platz zu schaffen. Es war gewissermaßen auch eine Art Kunst und das machte ihn umso zufriedener.

In diesem, gut behüteten, Schatz schrieb er alles nieder, was ihn bewegte, anging, oder auch nicht anging.

Momentan war er dabei, die Geschehnisse des gestrigen Abends zu verarbeiten, als er auf dem Flur Stimmen, Fußgetrappel und zuletzt eine sich schließende Tür hörte.

‚Das muss Itachi sein, un. Und Sasuke…“

Die fiese Beleidigung vom Vortag hatte er mittlerweile weggesteckt. Wahrscheinlich hatte Sasuke einfach nur einen schlechten Tag, oder Itachi hatte ihm unnötig zugesetzt, sodass er mies gelaunt war.

Ein zweiter Versuch konnte nicht schaden. Wie gesagt; er gab niemals auf!

Entschlossen, diesmal nicht zu versagen, verstaute Deidara sein geliebtes Tagebuch wieder im Geheimfach, unter einer Schublade in seiner Kommode, und wälzte sich auf die Seite.

Er war von Natur aus Langschläfer, auch wenn alle dachten, er würde aufgrund seiner Aufgedrehtheit keine Sekunde schlafen.

‚Jah, un …Irren ist menschlich...’

Er hat sich ja auch getäuscht, zum Beispiel was Tobi anging. Nachdem sich Deidara ihm anvertraut hatte, was Sasuke und die Anderen aus der Akatsuki und deren Unfreundlichkeit anging, da hatte er ihm ohne Unterbrechung oder Belustigung zugehört.

Tobi hat ihm auch Hilfe versprochen, was die Sache mit Sasuke anging, und er versicherte, er würde ihm sicherlich nicht den Tod als ewigen Junggesellen wünschen.

Er hatte ihm eine Schriftrolle über Pflanzenkunde geliehen, die ihm, wie er sagte, garantiert Abhilfe schaffen würde, läse er sie nur gründlich.

Mit einem Seufzer stemmte er sich vom Bett und ging durch sein, mit allerlei Tongebilden zugestelltes, Zimmer auf den Schrank in der Ecke zu.

Er wühlte ein wenig in seinem Chaos und zog besagte Schriftrolle unter einem Sack mit Ton hervor, ließ sich wieder auf sein Bett nieder und entrollte sie.

Nach etwa einer halben Stunde intensiver Suche hatte er immer noch Nichts gefunden. Lustlos überflog er die Spalten, ohne auch nur eine Spur weiter zu kommen.

„Yohimbin wird vornehmlich aus den Blättern und der Rinde des Yohimbe-Baumes gewonnen, un. Therapeutisch wird Yohimbin zur Senkung des Blutdrucks und als A… Aphro-dis-iak-um verwendet, un. Was um Himmelswillen soll das denn heißen, un?! Warum gibt der mir einen Text, den ich eh nicht versteh’, hm? Hm…Jetzt muss ich wen suchen gehen, der das versteht…“

Mit der Rolle in der Hand begab er sich auf den Weg in die Küche, hoffend, jemanden mit guten Sprachkenntnissen vorzufinden.

Seine Bitte wurde erhört, dort unten saß jemand, aber zu allem Pech war es Kisame.

Und eins war klar: Kisame konnte garantiert nicht viel mehr aus diesem Fachchinesisch verstehen, als er selbst.

„Hm…hallo, Kisame, un. Weißt du wo die Anderen sind?“

„Ne. Ist mir auch egal.“

„Un…weißt du was Aphro…“ - Er schaute noch einmal nach - „…Aphro-di-sia-kum, was das heißt, hö?“

„Nein, geht mir auch völlig am Arsch vorbei.“

„Schlechte Laune, un?“

„Ja, verdammt!“

„Warum denn, hm?“

„Weil du hirntoter Tonfresser Itachi gesagt hast, dass ich dir das mit dem kleinen Zwerg erzählt hab!“

„Oh…oohh…öh…“ -Jetzt hatte Deidara ein Problem- „Eh...’tschuldigung…, un, das ist mir rausge… Moment mal…Itachi hat mich erpresst, jah! Ich konnte gar nichts machen, er hätte mich sonst zu Tode gequält, un!!“

Kisame blickte auf.

„Tsukuyomi?“

„Jaa, genau, un, er hatte das Mangekyo schon im Anschlag, hn. Was sollte ich denn machen, häh, schweigen und sterben?!“

„Hauptsache nicht den Verdacht auf mich lenken, du Idiot!“

„Du lebst aber noch, un!“

„…Stimmt.“

„Was regst du dich also so auf, hö?“

„Er hat mich trotzdem zur Sau gemacht…“

„Also weißt du auch nicht, was das Aphro-dings bedeutet?“

„Nein.“

Kisame schielte zu ihm und der Rolle, die er immer noch in der Hand hielt.

„Zeig mal.“ Er wedelte mit seiner Fischflosse vor Deidaras Nase und erwartete, dass er ihm das Dokument überreichte.

„Aber wehe, du frisst es auf, un, das ist von Tobi.“

„Ach jah? Seh’ ich aus wie ein Aasfresser oder was?! Jetzt gib schon her.“

Er riss ihm die Rolle aus der Hand und breitete sie auf dem Tisch aus.

„Hm… Yohimbin… blabla…Yohimbe… Aphro-dings-da…“

„Soweit war ich auch schon…“

„…Senkung des Blutdrucks… Erweiterung der Gefäße… … Scheint ’ne Art Droge zu sein.“ - Kisame warf ihm einen misstrauischen Blick zu- „Kann es sein, dass du abhängig bist?“

„Nein, un, Tobi hat mir das gegeben!“

„Dann halt der…“ - Seine Augen hafteten wieder am Text - „…Erhöhung des Blutflusses… Abdrosselung, was soll das denn sein…des venösen Blutflusses… Reizung der Nerven… im… Zentrum des Hypo-thalla-mus… Steigerung des…“

Kisame hob das Papier an, um es näher vor Augen zu haben, dann zog er seine Gesichtsmuskeln seltsam zusammen, klatschte mit der flachen Flosse auf den Tisch und fing an, wie verrückt zu lachen.

„Ach du Scheiße, Dei.. das ist zu gut, haha, ich wusste gar nicht, wuahahaa, dass du… deshalb also… bwahahahaaaa!!“

„Was ist denn jetzt los, un? Hast du ein Problem?“

„Du hast das Problem, Alter! Hehe, scheiß die Wand an, ich wusste das gar nicht! Hohoo… Warum erzählst du mir so was nie, hahahahaaaah, lass mich raten, du bist noch Jungfrau o-hoder??“

„Was soll das, un?! Ich bin keine… das kann dir doch egal sein!!“

Deidara schnappte sich entrüstet die Schriftrolle vom Tisch und überflog den nächsten Absatz hastig.

„Steigerung des Sexualtriebes, bwahahaaa!! Dass du keinen hoch kriegst, hohoh, tut mir echt Leid, hahaa!!“

Mittlerweile lag Kisame auf dem Tisch und trommelte mit seinen Fäusten auf die Tischplatte ein.

„Das ist zu gut!! Du bist echt ein Schlappschwanz, Deidaraaahaaa, hehee!!“

„Was redest du da für Scheiß, un?! Ich krieg sehr wohl… hör auf zu lachen, un, das ist nicht witzig!“

Entrüstet rollte Deidara die Schrift wieder ein und stampfte empört an Kisame vorbei, zur Tür hinaus.

„Deidaaraaahahaaa, warte, hahaa, ich erstickehehee!“

„DANN VERRECK DOCH!!!“

Auf dem restlichen Weg in sein Zimmer stieß er fürchterliche Verwünschungen gegen diesen widerlichen Fischmenschen aus.

Angekommen, ging er wie immer auf sein Bett zu und ließ sich mit hochrotem Kopf darauf fallen.

‚Tobi hat mir ein Mittel empfohlen, das den Sexualtrieb steigert, un. Er muss wirklich denken, ich kriege keinen hoch!’

Da hatte Tobi wohl etwas falsch verstanden. Deidara hatte ihm gesagt, er hätte Probleme, mit Sasuke Spaß zu haben, aber das heißt doch nicht, dass er Probleme <dabei> hat! Dieses Missverständnis musste, sobald Tobi wieder da war, sofort geklärt werden. Und Kisames Fischmaul musste er auch stopfen. Wenn der nämlich mal ein, augenscheinlich gut behütetes, Geheimnis aufdeckte, wusste es später Jeder. Jeder!

Und das musste um jeden Preis verhindert werden.

‚Ich brauche keine Mittelchen, un, das schaffe ich auch gut alleine. Ich muss mich schließlich nicht selbst anheizen, sondern Sasuke, hm! Wart’ mal…’

Schnell überflog er den letzten Abschnitt.

„Yohimbe ist eine Baumrinde, un, aus der das stark aphro-disier-ende Yohimbin gewonnen wird, hn. Es fördert die Durchblutung der Leistengegend und wirkt Blutdrucksenken, hm, das weiß ich jetz’ auch.

Der Tee, aus der Yohimbe-Rinde gekocht, un, erzielt nicht nur erotisierende Effekte, hn, sondern wirkt, niedrig konzentriert, auch als Antide…Anti-de-press-iva…

Hm. Ich geh’ Kisame nicht noch mal fragen, un. Nachher denkt der sich noch viel gemeinere Lügen über mich aus, hn…

Weiterhin kann Yohimbin, in Zusammenhang mit Wurzelex-trak-ten… der Acoca…Aco-can-thera-Gattung grauenvolle Horrorvisionen und Angstzustände hervorrufen, un…

Das ist es, un! Ich lass Sasuke einfach von diesem Drogen-Tee trinken, ha! Dann kann er gar nichts anderes mehr, als mich zu lieben, hm!“

Die Welt war gerettet und die Sonne schien wieder. Sasuke würde ihn lieben, so wie es in Tobis Buch stand, und alle wären glücklich. Besser konnte es Deidara gar nicht gehen. Freudestrahlend warf er sich seinen schwarzen Mantel mit den verhassten roten Wölkchen über und brach auf, um diese Rinden und Wurzeln zu suchen. Tobi und die Anderen waren auf Mission oder sonst wo, und Itachi oder Kisame wollte er sicherlich nicht fragen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich alleine auf die Socken zu machen und sich in den umliegenden Dörfern mal umzuschauen.
 

Gegen Sonnenuntergang war Deidara wieder auf dem Weg zurück ins Quartier. In seiner Hand trug er einen Beutel mit kostbarem Inhalt. Es hatte ihn ganz schöne Mühe gekostet, die Zutaten für Sasukes Liebestrunk zusammen zu klauben. Bei fast jedem der unzähligen Händler, die er deswegen hatte ausquetschen müssen, wurden ihm äußerst seltsame Blicke zugeworfen. Scheinbar hatte Kisame schon begonnen, über ihn zu lästern…

Hauptsache war jedenfalls, dass er seine Pülverchen und Gewürze, und was er noch so alles erstanden hatte, beisammen hatte. Heute Nacht käme Stimmung auf, soweit war sich Deidara sicher.

Er ging unter dem gigantischen Felsbrocken, der den Höhleneingang normalerweise versperrte, entlang, durchquerte die große Höhle und nahm einen Geheimgang zur Linken, bis er an einer massiven Steintür ankam, diese mithilfe seines Chakra öffnete und sich endlich wieder im Flur des Quartiers befand. Er bezweifelte, dass der arme, blinde, Sasuke den Weg ganz alleine finden würde, und das war gut so.

Als Erstes ging er wieder auf sein Zimmer und verstaute seine Habseeligkeiten sicher in seinem Schrank, dann latschte er den Gang entlang und horchte an den Türen, ob noch jemand da war. Er hatte Glück; bis auf Itachi und dessen kleiner Bruder waren alle ausgeflogen. Kisame war bestimmt unterwegs und knallte sich das Hirn mit Hochprozentigem weg. Schnell huschte der Achtzehnjährige zurück in sein Zimmer, holte den Beutel hervor und begab sich in die Küche.

Er kramte in den Schränken nach einem Kochtopf, knallte ihn auf den Herd, füllte ihn knapp zur Hälfte mit Wasser und wartete darauf, dass dieses zu kochen begann. Derweil lehnte er sich an den Küchentisch und dachte über den zukünftigen Verlauf des heutigen Abends nach.

Er müsste Sasuke von Itachi loseisen. Und dafür gab es nur eine Lösung: Er musste sich einschleimen. Doch wie stellte er das am Besten an? Itachi sprang auf Schmeicheleien in keinster Weise an.

Er überlegte eine Zeit lang krampfhaft, bis ihm die grandiose Idee kam. Er würde Itachi einfach zeigen, dass sich Sasuke bei ihm, Deidara, viel wohler fühlte. Da der Eisklotz immer nur das Beste für Sasuke im Sinn hatte, würde er ihn bestimmt freiwillig ziehen lassen. Ein genialer Schlachtplan…

Ein Zischen holte ihn aus seinen Gedanken. Das Wasser im Kochtopf hatte zu brodeln begonnen und Spritzer tropften auf die heiße Herdplatte.

Schnell kramte er die Rindenstücke, Pulver und Wurzelfasern aus dem Beutel und kippte sie in den Kessel. Der Kerl hinter der Theke, in einer der düstersten Schänken, die aufzufinden war, sagte ihm, dass dies ein Geheimrezept seines besten Kumpels wäre, und dass der es schon oft mit überwältigendem Erfolg eingesetzt habe.

‚Na, dann kann ja nichts schief gehen’, dachte sich Deidara gutgläubig und beobachtete die Brühe vor sich, die langsam eine grünliche Farbe annahm und zu duften begann.

Lange konnte es nicht mehr dauern… Nach ein paar Minuten des Suchens waren auch zwei Becher vorhanden, in die er das Liebesgebräu füllen konnte. Mit den beiden dampfenden Tongefäßen in der einen und seinem Lederbeutel in der anderen Hand lief er zurück in sein Zimmer, deponierte die Becher auf dem kleinen, kniehohen Tisch vor seinem Bett und den Beutel in irgendeiner Zimmerecke.

Dann machte sich der Blonde, vor Vorfreude breit grinsend, auf zu Itachis Zimmer.

Blickpunkt 10 - Liebe?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Blickpunkt 11 - Blut

Itachi kochte vor Wut. Er konnte gar nicht beschreiben, was momentan in ihm vorging. Er spürte Hass, Neid und irgendwie auch Enttäuschung.

Er war auf dem Weg zu Deidaras Zimmer gewesen, um nach dem Rechten zu sehen, da ist ihm eine seltsam riechende Duftwolke entgegen geweht worden.

Er ist runter in die Küche gegangen, hat gesehen, dass dort wer, unbestreitbar Deidara, seine Kochkünste zum Besten gegeben hatte.

Daraufhin wollte er ihn fragen, was er denn bitte da auf dem Herd stehen hatte, aber auf halben Weg vernahm er ein, bis dahin undefinierbares, Geräusch.

Itachi war sich nicht sicher gewesen, ob er die richtigen Schlüsse gezogen hatte, und näherte sich deshalb besagtem Zimmer. Vor der Tür angekommen, gab es keinen Zweifel, dass Deidara dort drin irgendetwas Unanständiges tat.

Als ihm das eindeutige Stöhnen seines Bruders zu Ohren kam, gab es kein Halten mehr.

Er schlug die Tür auf, um Deidara auf der Stelle den Kopf abzureißen.

Die Zwei lagen eng zusammen gepresst aufeinander und steckten sich gegenseitig die Zunge in den Hals.

Das versetzte Itachi einen gehörigen Stich. Er hätte nicht gedacht, dass Sasuke so schnell umzustimmen war, schließlich konnte man ohne große Probleme sehen, wie sehr er Deidara verabscheute. Das er sich jetzt von diesem den Mund ausschleckten ließ, war alles andere als normal. Es war nicht geplant gewesen, dass Sasuke nun als Gemeinschaftsspielzeug und Unterhaltung diente.

Itachi hatte den Kleinen schließlich nur mitgenommen, um ihm alles zu sagen, seine Taten zu gestehen, um Vergebung zu bitten und auf ein wenig Liebe zu hoffen.

Außer sich vor Wut stampfte er in Richtung Bett. Er konnte seinen Hass auf den blonden, perversen Deidara nicht mehr unterdrücken. Ihm war sogar recht, jetzt aus der Uchiha-Rolle zu fallen. Niemand darf es wagen, seinen kleinen Bruder zu vergewaltigen, niemand, auch ein minderbemittelter Knetjunkie nicht!

„Deidara! Lass ihn in Ruhe!“

Keine Reaktion. Zu tief waren die Beiden in ihrer Lust versunken.

„Ich sagte, du sollst von ihm weg gehen!“

Das war die Höhe. Dass man ihn nicht beachtet, steigerte seine Wut noch weiter.

Reflexartig, oder auch instinktiv, riss er seinen Arm hoch und verpasste Deidara eine derart heftige Ohrfeige, dass der auf den Boden fiel und erst einmal nicht wusste, wie ihm geschah.

Schnell hob Itachi Sasuke vom Bett und nahm ihn auf den Arm.

Ein durch und durch hassgetränkter Blick fiel auf den am Boden liegenden, und sich das Blut vom Kinn wischenden Deidara.

„Fass ihn nie wieder an.“

Es war nicht mehr als ein Flüstern, dennoch packte er seine volle, abgrundtiefe Abscheu in diesen Satz. Er verfehlte seine Wirkung nicht. Der Blonde, der gerade vom Boden aufstehen und protestieren wollte, zuckte ängstlich zusammen und schwieg.

Zutiefst angewidert drehte sich Itachi auf dem Absatz um und verließ das Zimmer, ohne die Tür hinter sich zuzuschlagen. Auf solche nonverbalen Mittel konnte er jetzt gut verzichten.

In seiner Kammer angekommen, legte er das keuchende Bündel in seinen Armen auf sein Bett. Der Kleine schien gar nichts mehr mitzubekommen. Die Augen waren halb geschlossen und die Finger krallten sich verzweifelt in das Hemd des Älteren. Mühsam löste er den Klammergriff seines kleinen Bruders und musterte ihn besorgt.

„Sasuke?“

Statt einer Antwort brachte der nur ein Stöhnen hervor.

„Geht’s dir gut, Sasuke?“

Wieder keine Auskunft. Stattdessen wanderte Sasukes schmale Hand in Richtung verbliebene Boxershorts. Er keuchte immer noch wie verrückt. Scheinbar schienen ihm diese Berührungen Spaß zu machen, denn er begann nun, sich einen runter zu holen und dabei wild zu stöhnen.

„Sasuke! Hör auf damit!“

Anscheinend sah der dazu gar keinen Grund, denn er machte fröhlich grinsend weiter und ignorierte die bestürzten Einwände seines Bruders.

„Hmm…“

„Lass das! Das gehört sich nicht.“

Itachi löste Sasukes Griff um dessen Ständer und versuchte, auf ihn einzureden.

„Was hat dir Deidara gegeben? Was hat er mit dir gemacht?“

Ein Kopfschütteln und ein sinnloser Versuch, die entfernte Hand zurück zur Erektion zu führen.

„Ich glaub, du brauchst eine kalte Dusche. Komm mit.“

Itachi stand auf und zog an Sasuke Hand, damit dieser vom Bett aufstand. Leider tat er dies nicht, sondern fiel wie ein Sack Mehl mit der Nase voran zu Boden.

Entnervt seufzte Itachi auf. Deidara konnte sich glücklich schätzen, noch zu leben. Wenn er hiermit fertig war, konnte der sein blaues Wunder erleben.

Er hob Sasuke auf und warf ihn sich bäuchlings über die Schulter. Er spürte nur allzu deutlich die Erregung seines Kleinen Bruders an seiner Schulter.

‚Deidara ist echt ein Schwein.’

Der ältere Uchiha riss die Tür auf und ging schnellen Schrittes in Richtung Bad. Die immer noch offen stehende Tür Deidaras, aus der leises Schluchzen drang, ignorierend.

Im Badezimmer angekommen, stopfte er Sasuke mehr schlecht als recht in die Wanne und drehte den Kaltwasserhahn voll auf.

Ein entsetztes Kreischen entfuhr dem Kleinen. Schell wollte er aufspringen und sich vor dem gemeinen, eiskalten Wasserstrahl retten, aber Itachi hielt ihn fest und drückte ihn eisern zurück in die Wanne.

„Du bleibst da drin, bis du dich beruhigt hast, verstanden?“

Sasuke wehrte sich immer noch krampfhaft. Tja, das Wasser kam draußen vom See und der war, vor allem jetzt im Spätherbst, alles andere als warm.

Langsam gewöhnte sich wohl Sasuke an die eisige Kälte, denn er sackte in sich zusammen und ließ sich langsam nach hinten in die Arme seines Bruders sinken.

„Es geht doch.“

Der Kleine ließ den Kopf hängen und sein Atem ging nun wesentlich ruhiger. Itachi wollte gerade schauen, ob auch Sasuke Erektion zurückgegangen war, da lief es ihm kalt den Rücken runter.

„Blut?“

Verwirrt schaute er auf das Wasser am Wannenboden, das hier und da einen Faden Rot mit sich fortspülte.

„Sasuke, blutest du?“

Geschockt schüttelte er sein Brüderchen an der Schulter.

„Hey, was ist mir dir? Sasuke rede!“

Anstatt zu sagen, was los war, schmiegte Sasuke seinen klatschnassen Kopf an Itachis Brust und seufzte leise. Blut tropfte an den Wannenrand.

Mit tauben Fingern drückte Itachi Sasuke gegen die Stirn damit er in dessen Gesicht blicken konnte.

„Oh man, du hast Nasenbluten…“ - Schnell wandte er seinen Kopf nach links und rechts. Natürlich war kein Handtuch zu sehen. - „Moment, ich hol schnell ein Handtuch. Halt dir die Nase zu.“

Da Sasuke immer noch nicht reagierte, griff Itachi nach seiner Hand und führte sie an dessen Gesicht.

„Los, mach schon.“

Als die Hand wieder losgelassen wurde, fiel sich kraftlos zurück an Sasukes Bauch. Wieder ein genervter Seufzer seitens Itachi. Er zog seine Arme zurück, um aufzustehen und im Schrank nach einem Handtuch zu suchen. Als er endlich eins gefunden hatte, drehte er sich wieder dem Kleinen zu und musste feststellen, dass der sich zurück gefallen lassen hat und nun gänzlich in der Wanne lag, während ihn das Wasser weiterhin abkühlte.

Schnell drehte Itachi den Hahn wieder zu und wandte sich an den in der Wanne Liegenden.

„Meinst du nicht, in der Wanne ist es zu ungemütlich zum schlafen?“

Ein schwaches Murmeln.

„Komm, setz’ dich auf. Ich bring dich zurück ins Bett. Da kannst du schlafen.“

Er zog an Sasuke Arm, aber er rührte sich keinen Zentimeter.

„Halt’ dir wenigstens die Nase zu, während ich dich trage, sonst blutest du alles voll.“

Sasuke schien schon halb im Land der Träume zu schweben. Reichlich verärgert über so viel Unbeteiligung, hob er seinen Bruder aus der Wanne, nahm ihn wie ein Baby auf den Arm und drückte ihm das Handtuch ins Gesicht.

Dann tropfte er den Weg in sein Zimmer zurück, denn sie beide waren klitschnass von dieser Duschaktion.

Angekommen ließ er das kleine, blutende Häufchen Elend aufs Bett plumpsen. Etwas beunruhigt musste er feststellen, dass ihm Sasukes Blut die Arme runter lief.

„Blutet das immer noch? Lass mich mal sehen.“

Er nahm das Handtuch weg und war leicht geschockt. Mittlerweile war Sasukes Gesicht aber der Nase abwärts völlig blutverschmiert. Und es lief immer weiter…perlte über seine Lippen, bis es vom Kinn auf Sasukes ebenfalls blutrote Brust tropfte, den Bauch hinab lief und schließlich von seiner durchweichten Shorts aufgesaugt wurde.

Hätte er es nicht anders gewusst, Itachi hätte gedacht, Sasuke wäre geschlachtet worden.

„Hey, Sasuke, hörst du mich?“

Keine Reaktion. Aber tot war Sasuke noch nicht. Er atmete ruhig.

Itachi begann, sich um Sasuke zu sorgen. So stark hatte er noch nie Nasenbluten gehabt. Vor allem hatte es sonst immer schon nach kurzer Zeit aufgehört.

Angst stieg in ihm auf.

Er kniete sich zu Sasuke aufs Bett, lehnte ihn vorsichtig gegen die Wand und hielt ihm die Nase zu, damit das Blut nicht weiter lief.

Wie erwartet machte Sasuke den Mund auf, um zu atmen, wie gestern mit den Birnen.

Wo er grad darauf zu sprechen kam, er sollte Sasuke möglichst bald etwas zu essen geben. Es war schon spät abends.

Plötzlich lief ihm etwa warmes über den Arm. Erschrocken zog er ihn zurück und bemerkte entsetzt, dass sich das Blut nicht stoppen ließ und nun aus Sasukes Mund lief.

„Oh verdammt… Hoffentlich kommt Tobi bald zurück, dann kann der einmal nach dir schauen.“

Besorgt legte er Sasuke den Kopf in den Nacken, damit das Blut nicht weiter den Bettbezug besudelte. Der Atem des Kleinen rasselte bedrohlich.

Gerade wollte er beschützend den Arm um ihn legen, da fing Sasuke wie verrückt an zu husten, und versprühte einen Nebel aus kleinen roten Blutströpfchen.

Jetzt hatte Itachi wirklich Angst um seinen kleinen Bruder.

Er zog Sasuke nah an sich und legte fürsorglich seine Arm um ihn.

‚Den Kopf nach hinten legen. Von wegen…’

Diese Bauernweisheit schien ganz und gar nicht zu stimmen, somit lief dem armen Kleinen nur das Blut in die Lungen.

Daher ließ er Sasukes lieber das Blut aus der Nase tropfen, als ihn ersticken zu lassen.

Nun strichen seine Hände ganz instinktiv über Sasukes nasses Haar, während der sich leise wimmernd an Itachi krallte und entsetzlich zitterte.

„…M-mir…ist…s-so ka-kalt…“

„Keine Sorge, Tobi kommt gleich bestimmt.“

„…k-ka-halt-t…“

„Schht…“

Bedächtig wiegte er das kleine, verlassene Kind in seinen Armen. Er wusste auch nicht wieso, aber sein Innerstes sagte ihm, dass es so richtig war.

Dann, endlich ein erlösendes Poltern. Itachi konnte nur hoffen, dass es Tobi war.

Er löste seine Arme und wollte gerade aufstehen, als sich Sasuke winselnd zu Wort meldete.

„…nein…lass m-mich nicht a-allein…bitte…“

Das letzte Wort hatte er nur noch schwach gehaucht. Einige qualvolle Sekunden war Itachi hin und her gerissen. Sollte er Sasuke alleine lassen, oder lieber auf Hilfe warten, die wahrscheinlich sowieso nicht hierher kam. Kurzerhand hob er Sasuke wieder auf seine Arme, stand auf und ging auf den Eingang zum Quartier zu.

Unten in der Küche hört er ganz eindeutig Kisame tratschen, aber ob auch Tobi da war?

Jetzt gab es kein Zurück mehr, Blöße hin oder her, hier ging es um Sasukes Wohlergehen. Das Blut wollte und wollte einfach nicht aufhören, zu laufen.

Als er die letzte Stufe auf der Treppe nahm, sah er endlich Tobi. Er war wohl gerade auf dem Weg in sein Zimmer gewesen, dicht gefolgt von einem lachenden Kisame.

Als die Zwei aber dieses Bild des Elends wahrnahem, hörte Kisames raues Gelächter abrupt auf.

„Was ist denn hier los? Ich war gerade mit Kisame hier einen vergnüglichen Abend feiern, nachdem ich noch woanders zu tun hatte.“

Itachi bekam kein Wort heraus. Er hatte doch sonst keine Probleme, vor den Anderen zu sprechen, auch wenn es ihm missfiel. Aber jetzt konnte er nicht anders, als einfach nur hilflos zu wirken.

Ein leises Platschen zu seinen Füßen. Kisames Blick folgte dem feuchten Geräusch, und seine Augen weiteten sich.

„Itachi, bist du verletzt?!“

„Nein, du Idiot! Er…er blutet und es hört nicht auf.“

Schnell kam Tobi auf ihn zu geschritten.

„Lass mich ihn mal anschauen.“

Das war schwierig, Sasuke klebte förmlich bäuchlings an ihm, hatte die Arme um Itachis Nacken gelegt und kämpfte mutmaßlich mit der Ohnmacht.

„Hm… Oben bei dir im Zimmer ist nicht genug Licht. Komm mit in die Küche.“

Itachi folgte Tobi die wenigen Schritte bis zum Küchentisch, wo er Sasuke ablegte, der leise Stöhnte. Diesmal allerdings nicht mehr vor Erregung.

Er versetzte Itachi einen Stich, als er unter der Halogenlampe sah, wie bleich der Kleine war. Leichenblass…

„Wie lang hält das Nasenbluten denn schon an?“

„Ich weiß nicht. Etwa eine Viertelstunde, oder auch eine halbe, keine Ahnung.“

„Hm… ganz schön lange.“ - Tobi fühlte Sasukes Puls. Leider sah Itachi durch die Maske nicht, ob es gut oder schlecht um seinen Bruder stand. - „Ich glaube, ich habe keine Mittel da, die die Blutgerinnung erleichtern könnten.“

„Ich habe seinen Kopf in den Nacken gelegt, dass soll man doch immer machen.“

„Nein, nein, das ist ganz schlecht. Willst du ihn zum kotzten bringen?! Blut ist ein starkes Brechmittel.“

„Jedenfalls hat er sich verschluckt.“

„Du meinst, er hat Blut gehustet?“

„Ja.“

„Vorher aber nicht?“

„Nein.“

„Hm…wir können jetzt nur geringfügige Maßnahmen ergreifen. Halt ihm mindestens fünf Minuten lang die Nase zu. Feste.“

Itachi griff augenblicklich nach Sasukes Nase und hob seinen Kopf an. Währenddessen lief Tobi durch die Küche, fischte einen Lappen auf, der neben dem Herd gelegen hatte und hielt ihn unter den Wasserhahn, den er eben aufgedreht hatte.

Als er voll gesogen war, kam er mit ihm zurück und drückte ihn dem Kleinen in den Nacken.

„So. Ich hoffe, es hört gleich auf. Sonst haben wir ein ernstes Problem.“

Eine zeitlang war es still, während Kisame gelangweilt gegen den Türrahmen lehnte, Tobi immer mal wieder den Puls fühlte und Itachi seinen Bruder musterte.

Ihm fiel erst jetzt auf, wie hager Sasuke doch war. Er war extrem schmächtig und nicht muskulös. Man konnte jede einzelne Rippe sehen. Hier und da hatte er blaue Flecke oder Narben, die wohl vom Leben als Ninja herrühren mussten. Aber er hatte keinen einzigen Kratzer. Nirgendwo auch nur ein Striemen oder eine Schramme. Das war seltsam.

„Er ist auch Ninja, oder?“

„Ja.“

Was für eine Frage. Ein Uchiha war immer ein Ninja, auch wenn er im Rollstuhl saß.

„Er scheint aber lange nicht mehr aktiv gewesen zu sein.“

Tobi sprach Itachis unausgereifte Gedanken laut aus.

„Ja, das stimmt wohl.“

Sasuke schien seit Monaten nicht mehr gekämpft zu haben...
 

Tjaa..was hat das nur zu bedeuten ^^?

Kleines ps am Rande: Wer's noch nicht gelesen hat, das Fanart zum Dank für sooo viele Kommis is on :D

Vielen Dank, die Kritik und das Lob spornt mich voll an und inspiriert mich zusätzlich ^^

Blickpunkt 12 - Fieber

Als Sasuke erwachte, glühte sein Kopf noch immer. Aber nicht nur das, ihm war prinzipiell warm und es ging ihm schlecht. Er fühlte sich schlichtweg krank.

Noch war er zu müde, um die Augen aufzuschlagen. Er wollte noch ein wenig in der molligen Wärme dösen und dieses seltsame Gefühl der Geborgenheit spüren.

Zufrieden seufzend drehte er sich auf die andere Seite, näher an den Körper neben ihm, tiefer unter die warme Decke.

Der junge Uchiha streckte sich kurz und atmete tief ein, bevor er sich wieder zusammenrollte, um weiter zu dösen.

Hach, es war einfach herrlich, es roch so stark nach zu Hause…

Eine Regung neben ihm. Plötzlich fuhr ihm etwas übers Gesicht. Nicht schon wieder so ein widerwärtiges Insekt. Schlaftrunken hob Sasuke einen Arm, um das Krabbelviech wegzufegen.

Aber sein Arm war so schwer… Fast wie Blei…

Gleichgültig ließ er die Hand einfach auf seine Stirn fallen und murrte müde.

„Hm…“

Ein leises, belustigtes Schnauben drang an sein Ohr. Es war ganz nah.

Ein schweres Gewicht hob sich von seinem Bauch.

„Geht’s dir besser?“

„Hm…? Ja…“, krächzte er.

‚Oh nein. Ich bin heiser. Das wird bestimmt ’ne fette Erkältung.’

Das war überaus schlecht, Sasuke wollte unter gar keinen Umständen krank werden. Er wollte doch stark sein. Wie sähe das denn aus, wenn er plötzlich grippal infiziert im Dorf auftaucht und dahinsiecht?

Wieder dieses Kribbeln auf seiner Wange und dann eine seltsame Kühle auf seiner Stirn, die seine bis dahin dort verweilende Hand weg schob.

„Du hast Fieber.“

Und schon war die erfrischende Kühlung wieder verschwunden.

‚Oh…ja…ich bin immer noch hier.’

„Hier. Du sollst das trinken.“

Flink schob sich ein Arm unter seinen Nacken, hob ihn hoch und lehnte ihn gegen die Wand am Bett, die jetzt, wo er fieberte, noch kälter war.

Sasuke wollte sich, wie üblich, gegen die unnötige Hilfe wehren, aber erschüttert musste er feststellen, dass er es nicht einmal schaffte, seine Arme zu heben, geschweige denn, den Kerl da weg zu drücken.

Ein Becher wurde ihm gegen die Lippen gedrückt. Erschrocken drehte er den Kopf weg.

„Ich trink’ nicht noch mehr von dem Zeugs.“

Nachher ging es ihm noch schlechter, jetzt wo er wieder einigermaßen klar denken konnte.

„Das ist Saft. Da sind Vitamine drin. Tobi meinte, so etwas bräuchtest du jetzt.“

„Achso…“

Vielleicht sollte er das Angebot annehmen; umso schneller er wieder gesund und topfit wäre, umso schneller käme er hier auch sicherlich wieder raus.

„Na schön. Her damit.“

Er hob erwartungsvoll seine Hände, ließ es aber bleiben, als er den Becher schon wieder an seinem Mund spürte.

Langsam öffnete er die Lippen und empfing den wohltuenden, kühlen Saft. Er war lecker. Er schmeckte nach Apfel, nach Banane und ein wenig nach Pfirsich. Leider war er eher dickflüssig, da es sich wohl um püriertes Obst handeln musste.

Ein Schluck genügte, um Sasuke zu allem Überfluss mitzuteilen, dass auch noch sein Hals entzündet war.

Die Prozedur zog sich ein wenig hin, da jeder Schluck des Frucht-Shakes wie Feuer in seiner Kehle brannte. Aber es gab kein Erbarmen, der Kerl neben ihm drückte ihm den Becher konsequent an die Lippen und zwang ihn so zum trinken. Bei einem besonders großen Schluck kam es, wie es kommen musste; Sasuke verschluckte sich, spuckte den Großteil der Pampe wieder aus und fing heftig an zu husten. Einige Sekunden lang rang er panisch nach Luft, hatte Angst zu ersticken, aber dann, endlich, schlug ihm jemand kräftig auf den Rücken und löste so den störenden Tropfen Fruchtsaft aus seiner Luftröhre.

„Du musst nicht so schnell trinken.“

„Sehr witzig.“, entgegnete Sasuke außer Atem. „Ich kann nicht anders, …wenn du mir den Saft in den Hals kippst.“

„Oh… Entschuldige.“

Betretenes Schweigen.

„Jedenfalls sollst du viel schlafen und dich ausruhen, bis du wieder gesund wirst.“

‚Tja… Gesund…gesund ist relativ.’

Als Sasuke nach ein paar Minuten immer noch an der Wand gelehnt dasaß, um nach der Atemnot wieder auf den Teppich zu kommen, legte sich zögerlich eine Hand auf seine Schulter und der Andere sprach diesmal ein wenig energischer:

„Schlaf jetzt, Sasuke.“

Da er dem nichts entgegen zu setzen hatte, sank er langsam zu Seite, um noch ein kleines Nickerchen zu machen. Tatsächlich hatte ihn das Trinken und Husten schläfrig gemacht, was ihm, gelinde gesagt, einen leichten Schock verpasste.

‚Werde ich alt oder mutiere ich zu einem Baby…?’

Während er sich mit diesem irren Gedanken beschäftigte, nahm er gar nicht bewusst war, dass er sich so eben gegen den fremden Kerl gelehnt hatte. Erst als dieser erschrocken zurückwich und Sasuke an seiner Schulter abrutschte und auf dessen Bauch landete, realisierte er, dass der Typ überhaupt noch da war. Leider war er viel zu müde und erschöpft, um einzusehen, dass die Handlung, einfach liegen zu bleiben, eine außerordentlich peinliche Sache war. Somit drehte er sich in eine gemütliche Position, schloss die Augen und tauchte fast augenblicklich in das Reich der Träume ein.
 

Er hatte schon wieder einen seltsamen Traum.

Er träumte, dass er eine Murmel gefunden hätte. Zuhause im Garten, früher als alles noch heil war. Er hatte die Murmel gegen das Licht der Sonne gehalten und die bunten Farben, die dort gebrochen wurden, bewundert. Er war fasziniert, starrte immer intensiver in das grelle, bunte Licht.

Plötzlich traf ihn etwas an der Stirn. Es war warm, rann an seiner Schläfe entlang, wurde kühler und tropfte schließlich von seinem Kinn.

Sasuke ließ die Glaskugel sinken, um zu erkennen, was ihn da im Gesicht berührt hatte, da geschah es schon wieder.

Diesmal tropfte es ihm auf die Wange, floss hinab und tauchte in seinen Mundwinkel. Fahrig ließ er seine Zunge über seine Lippen fahren, um das Tröpfchen aufzunehmen. Es schmeckte salzig…

Verdutzt blickte er in den Himmel. Jetzt trafen immer mehr Tropfen sein Gesicht und perlten daran ab.

Es regnete.

Der Regen wurde immer wärmer. Das konnte kein normaler Regen sein. Schnell wand sich Sasuke um, wollte ins Haus laufen und seinen Bruder holen, aber entsetzt musste er feststellen, dass das Haus verschwunden war. Um ihn herum gab es nichts außer der unendlichen Leere, selbst das duftende, grüne Gras war verschwunden.

Langsam brannten die Tropfen auf seiner Haut, sobald sie ihn trafen. Auf ihrem Weg nach unten kühlte sie schnell ab, bis sie kalt wie Eis wurden.

Was war hier los?

Wo waren die Anderen?

Wo war sein großer Bruder?

„Itachi…? Wo bist du?“

Angsterfüllt wandte er seinen kleinen Kopf, aber nirgends ein Zeichen von Itachi oder sonst wem.

Sein Gesicht brannte, der Regen war so unendlich heiß. Sasuke wollte weglaufen, sich verstecken, aber nirgends fand er eine Möglichkeit.

Er wischte sich mit den Händen über das glühende Gesicht, versuchte es, so gut es ging, vor der Hitze zu schützen.

Er lief, lief einfach nur weg, in der Hoffnung, der Regen würde bald ein Ende nehmen. Als er nicht mehr konnte und von Seitestichen gequält wurde, ließ er sich zu Boden sinken. Er ließ seine Hände sinken, besah sich seine Handflächen und war geschockt.

„Blut?! Wieso blute ich?“

Er fuhr sich erneut übers Gesicht, überall Blut. Der Boden färbte sich rot, der Himmel auch.

Es regnete Blut!

„Itachi! Hilf mir, Itachi!“

Seine dünne Stimme klang erbärmlich unter dem kräftigen Rauschen des Regens.

Immer größer wurden die Pfützen auf dem blutdurchtränkten Boden, vereinigten sich und bildeten bald kleine Seen. Das Wasser stieg…

„Ich kann nicht schwimmen… Hilf mir, Itachi, bitte!“

Das blutige Nass um ihn herum stieg und stieg, langsam verlor er den Boden unter den Füßen. Panik machte sich in ihm breit.

„Bitte… Ich will nicht sterben!“

Kurz ging er unter, sein Kopf tauchte ein, Blut verklebte ihm die Augen, als er sie öffnen wollte. Er sah nur noch rot, er schmeckte das metallische Blut, er bekam keine Luft mehr.

Immer wieder schnappte er verzweifelt nach Luft, verschluckte sich, musste husten, und strampelte wie wild um sich.

„I-tachi! Hilf mir doch…“

Ihm war so entsetzlich heiß. Er schwamm in dieser kochenden Brühe.

Plötzlich wurde es kalt in seinem Gesicht. Er hielt kurz inne, konnte aber nichts erkennen. Dann, ganz weit weg, wie durch Watte, drang eine Stimme zu ihm.

„…uke…“

„…u mich?“

Kurz zuckte er zusammen, als es wieder unheimlich kalt an seiner Stirn wurde.

„Sasuke.“

Da rief ihn Jemand…

„Bist du wach?“

Wach? Hatte er etwa geträumt? War das alles nur ein Traum…? Aber…

„…Itachi…Hilfe…“

„Er fantasiert. Das Fieber muss sehr hoch sein.“

Wer war das? Kannte er diese Leute?

„Wird er…?“

„Ich weiß nicht, ob er jemals wieder gesund wird. Fakt ist, dass es wirklich sehr schlecht um ihn steht. Ich kann nicht viel mehr tun, als übliche Heilpraktiken anwenden. Wir sind kein Krankenhaus und ich bin weder Arzt, noch beherrsche ich spezielle Heil-Jutsu.“

„Also wird er…“

Was redeten die da? Krankenhaus… War er Zuhause? Dann konnte er sich ja beruhigt zurückfallen lassen. Das Krankenhaus würde sich schon um ihn kümmern.

„Ich kann dir nicht sagen wann, nur, dass es nicht mehr lange dauern kann. Das Fieber dörrt ihn aus, er hat fast gar nichts an Flüssigkeit zu sich genommen. Er ist zu schwach um das zu überstehen. Nicht ohne Hilfe.“

Sasuke wusste nicht, was um ihn herum geschah, es war ihm aber auch egal.

Er wollte jetzt nur noch hier liegen, diese Schmerzen vergessen und schlafen.

Schlafen, schlafen und am Besten nie wieder aufwachen…
 

An dieser, doch recht swiespaltigen Stelle möchte ich mich erst einmal für die vielen Kommis bedanken (Ihr wisst ja, was bei 100 Kommis auf euch wartet, oder?^^)

Und dann muss ich noch sagen, dass ich mir äußerst ungern Feinde mache xD

Sagen wir mal so...ich kann nicht versprechen, dass Sasuke am Leben bleibt, aber ich bin selbst kein Fan von Sad Endings, also lasst euch überraschen, denn so langsam gehts aufs Ende zu... ^-^

Blickpunkt 13 - Ein Entschluss

Itachi atmete erleichtert auf, als sich Sasuke dazu entschloss, weiter zu schlafen. Er wusste zuerst nicht, wie er mit ihm umgehen sollte, er hatte schließlich keinerlei Erfahrung im Umgang mit erkrankten Menschen. Wenn Sasuke früher krank wurde, war ihre Mutter da, um ihn zu pflegen. Sein Vater hätte gar nicht zugelassen, dass er das Training unterbrechen und sich um seinen kleinen Bruder kümmern durfte.

Jetzt strich er ihm sanft die Haarsträhnen aus dem Gesicht, schmunzelte ein wenig und dachte an die Zeit früher zurück. Als Sasuke noch gelacht hatte…

Nach einer Weile begann der Kleine, etwas im Schlaf zu murmeln. Itachi hörte genau hin, konnte aber nichts verstehen. Er überlegte sich, dass Sasuke vielleicht durstig war oder Hunger hatte. Er sollte einmal in der Küche nachschauen, ob sich etwas auftreiben ließe, für den Fall dass sein Bruder gleich aufwachen sollte.

Vorsichtig schob er ihn von seinem Bauch runter, rutschte unter ihm weg und deckte ihn anschließend mit der warmen Decke zu. Dann stand er auf und machte sich auf den Weg nach unten.

Wie nicht anders zu erwarten, tippelte ein gewisser Blondschopf aufgeregt und scheinbar in Gedanken versunken vor seiner Tür auf und ab.

„…soll ich nur machen, un… kann ja schlecht… hm…“

Als er Itachi mit geöffneten, bauschendem Umhang ihm entgegen schreiten sah, stieß er einen spitzen Schrei aus und drehte sich zur Wand. Itachi ging unbeirrt weiter, bereit Deidara, sobald dieser aufmucken würde, zu Tode zu prügeln. Er blieb vor ihm stehen, keinen Meter entfernt, und musterte ihn kühl. Er sah, wie dem Blonden der Schweiß auf der Stirn stand, wie er zitternd seine Hände verkrampfte und innerlich betend weiter auf die leere Wand stierte. Itachi wartete auf eine Reaktion. Eine unaufgeforderte Erklärung oder etwas Ähnliches. Stattdessen schwieg Deidara weiterhin.

„Deidara.“

Ein erschrockenes Quietschen. Ganz langsam drehte er Itachi sein Gesicht zu.

„Ja?“

Kaum war das knappe Wort gesprochen, ruckte der Kopf wieder zurück.

Da der Jüngere der Beiden immer noch nicht vorhatte, zu sprechen, ergriff Itachi notgedrungen die Initiative.

„Was hast du mit ihm gemacht?“

„Ich hab gar nichts gemacht, un. Ich hab ihm einen Tee gekocht, toll, un, ich kann nichts dafür, dass er jetzt krank ist!“

„Du hast ihm einen Tee gekocht… Und was war da bitteschön drin?“

„Nix besonderes, un!“

PATSCH!

Die Ohrfeige hatte Deidara hart im Gesicht getroffen.

„Du sollst mich nicht anlügen! Ich weiß genau, dass du daran Schuld bist, dass es meinem Bruder jetzt so schlecht geht!“

„STIMMT DOCH GAR NICHT, UN!“

Die Wut kochte nur so in Itachi. Er vergaß sich selbst und alles, was um ihn herum geschah. Dieser Idiot hatte Sasuke vergiftet und gab es nicht einmal zu! Impulsiv riss er seinen Arm hoch, packte Deidaras Kehle und nagelte ihn an die Wand.

„Jetzt sag mir endlich, was du ihm gegeben hast!“

Halb erstickt würgte der Blonde mühsam die erlösenden Worte hervor.

„Schön, un! …Yohimbe…tee…un…“

Die Fingernägel des Uchihas krallten sich in die weiche Haut, bis sie anfing zu bluten.

„Was soll das sein?“

„…Aphro…aphro…dis..kum…“

Also hatte er ihm doch etwas untergejubelt. Der Griff um den Hals des Blonden wurde unwillkürlich fester, als Itachi die Erkenntnis erlangte, dass dieser widerwärtige Knirps seinem Bruder etwas antun wollte.

„…nein! Hör auf! …wollte…nicht…“

„Du wolltest nicht? Aber du hast es getan, oder?! Du hast Sasuke vergiftet, gib’s zu!“

„…lass mich…los…Luft!“

Sollte dieser Wurm doch leiden. Von ihm aus konnte er auch monatelang leiden. Mit Genugtuung sah er zu, wie sich Deidara geschockt verkrampfte, als er in die Mangekyo Sharingan blickte.

„Ich hasse dich. Ich hasse dich so sehr. Wenn Sasuke stirbt, wirst du dafür büßen, ich werde dich für alle Ewigkeit quälen. Hast du mich verstanden?!“

Die Augen panisch geweitet, gebannt in Itachis blickend, konnte Deidara nichts anderes erwidern. Itachi hatte wohl soweit zugedrückt, dass er keine Luft mehr bekam. Genüsslich schaute er zu, wie der Jüngere hilflos mit den Beinen strampelte, um sich loszukämpfen.

Der pure Hass schäumte in seinen blutroten Augen.

Plötzlich traf ihn Etwas hart im Magen. Er fiel zurück und ein unglaublicher Schmerz breitete sich ihn ihm aus.

„BIST DU VERRÜCKT GEWORDEN?!“

Er blinzelte einmal kurz und sah sich in der realen Welt wieder, einen zornigen Kisame über sich stehen und einen besorgten Tobi, der Deidara musterte, welcher an der Wand auf den Boden gerutscht ist.

Ein feiner Sprühnebel sank auf ihn nieder, als Kisame wieder anfing zu brüllen.

„WAS SOLL DAS?! WILLST DU IHN UMBRINGEN, ODER WAS?“

Schnell rappelte sich Itachi wieder auf und blickte Kisame trotzig ins Gesicht. Er versuchte, so gut es ging, seine Eismaske wieder auf zu setzten.

„Wäre mir sogar recht, der hat nichts anderes verdient.“

„Was ist bloß in dich gefahren, Itachi, du hättest Deidara ernsthaft schaden können.“, meldete sich Tobi zu Wort.

Schon wieder brauste die Wut in ihm auf. Scheinbar wollte ihn hier einfach niemand verstehen. Aber das tat sowieso niemand…

Brodelnd deutete er auf den Blonden, der sich mühsam an der Wand hoch zog.

„Er hat Sasuke vergiftet!“

„SPINNST DU?! ICH HAB GAR NICHTS GEMACHT, DU PENNER!!“, kreischte Deidara.

Das war zu viel. Eben noch hatte er gestanden und jetzt, vor Zeugen, gab er wieder den Unwissenden ab. Aufgebracht spurtete er auf den Kleinen zu und stürzte sich auf ihn, um ihm heftig gegen den Kopf zu schlagen.

„DU SOLLST MICH NICHT ANLÜGEN!“

Außer sich vor Wut schlug er auf den am Boden Liegenden ein. Blut spritzte auf. Er wurde von Deidara runter gezogen, der stark aus der Nase blutete und eine Platzwunde am Kopf erlitten hatte.

„Itachi, was ist los? So kenn ich dich ja gar nicht!“

Itachi versuchte sich loszureißen, wollte jeden erreichbaren Zentimeter dieses Widerlings blutig schlagen.

„LASST MICH LOS!“

Er strampelte, trat aus, boxte um sich, aber nichts half gegen den eisernen Griff Kisames. Tobi trat vor ihn, ob er ihn anblickte, und vor allem mit welchen Emotionen, konnte er nicht sagen, er wusste nur, dass wohl alle hier sichtlich geschockt von seinem untypischen Verhalten waren. Als Itachi einsah, dass er sich nicht befreien konnte, beruhigte er sich langsam. Sein Atem ging immer noch stoßweise und ein paar Haarsträhnen hingen ihm im Gesicht.

„Kannst du uns nun dein eigenartiges Benehmen erklären?“

Er stierte kurz auf Deidara, der blutend und wimmernd auf dem Boden kauerte, dann hob er seinen Kopf wieder und blickte hassgetränkt zu Tobi. Seine Stimme bebte.

„Ich habe doch bereits gesagt, dass er meinen Bruder vergiftet hat.“

„Sag mir, wieso er so etwas tun sollte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Deidara ausgerechnet deinem Bruder schaden will.“

„Ach ja? Das bezweifle ich.“

„Deidara hat Sasuke gern, glaub mir. Er würde ihm niemals-“

Ein Poltern aus Itachis Zimmer ließ die Drei aufblicken. Schnell entwand sich Itachi den Fängen Kisames, spurtete auf seine Kammer zu und riss die Tür auf.

Sasuke saß auf dem Boden vor dem Bett, in die Decke geschlungen und leise wimmernd.

Itachi schritt leise auf ihn zu und hockte sich zu ihm. Aller Frust viel innerhalb von Sekunden von ihm ab, ähnlich einem staubigen Umhang, den er sofort bereit war, abzuwerfen, sobald es um das Wohlergehen seines Bruders ging.

„Hey, was ist los?“

Der Kleine hatte die Augen geschlossen und murmelte unaufhörlich etwas vor sich hin. Sanft hob er seinen Bruder hoch und setzte ihn wieder auf das Bett.

Er war klatschnass.

Tobi kam an das Lager und musterte Sasuke, der sich unruhig hin und her warf und weiterhin wimmerte.

„Hm. Hat er den Saft getrunken?“

„Ja.“

„Er ist glühend heiß. Kisame, hol mir einen nassen Lappen und eine Wasserschüssel.

„Aye, schon unterwegs.“

„…Itachi…“

„Weiß er, wer du bist?“

„Nein. Nein, ich denke nicht.“

„Dann träumt er.“

„…hilf mir…“

Sasukes Atem ging schnell und war flach. Mit jedem Zug stieß er Itachi heiße Luft entgegen.

„…Blut…“

Mit einem Stolpern kam Kisame zurück, in Händen eine Schüssel, in deren Wasser ein Lappen schwamm.

„Hier.“

Tobi nahm die Schale an, fischte den Lappen heraus, wrang ihn aus und wischte damit Sasuke den Schweiß vom Gesicht.

„Wir sollten ihn wecken und fragen, wie er sich fühlt, ob er Schmerzen hat.“

Vorsichtig rüttelte er an Sasukes Schulter.

„Sasuke, hörst du mich?“

Langsam schlug der Kleine die Augen auf, reagierte sonst aber nicht. Der Lappen wurde in das Wasser getaucht, erneut ausgewrungen und dem Kleinen auf die heiße Stirn gelegt.

„Sasuke, bist du wach?“

„…Itachi…Hilfe…“

„Er fantasiert. Das Fieber muss sehr hoch sein.“

Tobi wirkte äußerst besorgt.

„Wird er…?“

Itachi versagt die Stimme. Seinen kranken Bruder in Armen haltend schaute er zum Einzigen in diesem Zimmer, der wenigstens ein Bisschen Ahnung von medizin hatte. Er würde es nicht verkraften, wenn Sasuke jetzt sterben würde.

„Ich weiß nicht, ob er jemals wieder gesund wird. Fakt ist, dass es wirklich sehr schlecht um ihn steht. Ich kann nicht viel mehr tun, als übliche Heilpraktiken anzuwenden. Wir sind kein Krankenhaus und ich bin weder Arzt, noch beherrsche ich spezielle Heil-Jutsu.“

„Also wird er…“

Tränen brannten in Itachis Augen. Er konnte nicht weinen, das wusste er, aber trotzdem versetzte ihm diese Prognose einen schmerzhaften Stich.

„Ich kann dir nicht sagen wann, nur, dass es nicht mehr lange dauern kann. Das Fieber dörrt ihn aus, er hat fast gar nichts an Flüssigkeit zu sich genommen. Er ist zu schwach, um das zu überstehen. Nicht ohne Hilfe.“

Ein Keuchen seitens Sasuke, und Itachi sah, dass er die Augen wieder geschlossen hatte. Er hatte aufgehört, zu strampeln, atmete nur noch stoßweise und gequält.

„Ich lasse euch Beide jetzt besser allein. Falls du etwas brauchst, Kisame und ich sind unten in der Küche und flicken Deidara.“

„Ja…ja...“

Nur am Rande bekam er mit, was Tobi zu ihm sagte. Es war auch völlig irrelevant für ihn. Was sollte er jetzt nur tun? Sasuke starb, wenn er nichts unternahm. Sein kleiner Bruder brauchte professionelle Hilfe. Er brauchte wirklich ein Krankenhaus. Nur, woher sollte er auf die Schnelle ein Krankenhaus auftreiben. Das einzige, welches er kannte, stand in Konoha und das war ein weiter Weg.

Kurz musterte er das Häufchen Elend unter sich, dann entschloss er sich für das, in seinen Augen einzig Richtige.
 

Und jetzt ein wenig Armageddon-Heldenmusik *-*

...Nojo, ich hoffe, die Dei-Lover tun mir nich weh, ich verspreche, er wird wieder heile ><

...Allen Sasu-Fans kann ich nur das Eine sagen: ...»...nun ja...es wird höchstwahrscheinlich ein Happy-End geben...letzten Endes... ^^°
 

Allen Anderen Lesern danke ich für die vielen Kommis, wie erwähnt gehts auf die 100 Kommis zu *,*

*baff sei*

Ihr könnt mir ja Anregungen und/oder Wünsche für ein Fanart per ENS zusenden, dann schau ich mal, was das Volk meint. Ist ja schließlich 'ne Demokratie hier, nich? ^^

*irre Machthaber-Lache*

Blickpunkt 14 - Hilfe

Dichter Nebel legte sich um Konohas Außenmauer und drückte die kalte Novemberluft durch die kleinen Ritzen und Lücken in die Häuser. Es graupelte ein wenig und nahm den Wachsposten am großen Stadttor somit jegliche Aussicht.

Der blonde Chaosninja, der an dem Pfosten des kleinen Holzhäuschens lehnte, seufzte leise, rieb sich die Hände warm und schob sie danach wieder zurück in die Hosentaschen.

Es war nun schon über eine Woche her, dass Sasuke eines Nachts so plötzlich verschwunden ist. Naruto konnte sich nicht vorstellen, dass er wieder abgehauen ist und das Dorf verraten hat. Schließlich war Orochimaru, die fiese Schlange, tot und dessen Handlanger über alle Kontinente verstreut. Oto gab es nicht mehr.

Allerdings, wo sollte Sasuke sonst hin sein?

Er erinnerte sich nur noch an ein Poltern, Sasukes Schrei und dann diese entsetzliche Stille.

Kein Laut. Als wäre sein bester Freund einfach geradewegs durch die Wand gelaufen und hätte sich in Luft aufgelöst. Er vermisste ihn so sehr. Noch nicht einmal in den drei Jahren, in denen Sasuke bei Orochimaru in Lehre war, hatte der Schwarzhaarigen eine derart schmerzliche Lücke in seinem Leben hinterlassen.

Traurig ließ er seine azurblauen Augen über die dicken Nebelschwaden draußen vor dem Tor wandern. Irgendwo da draußen war er; allein, vielleicht sogar verletzt und brauchte seine, Narutos, Hilfe…

„Pst…“

Die zwei Spezialninja Kotetsu und Izumo, die bis zu jenem Augenblick angeregt miteinander getuschelt hatten, verharrten und späten angespannt nach draußen in den Wald.

Jetzt spürte es auch Naruto. Dort war Jemand. Er bewegte sich nicht gerade schnell auf sie zu, aber diese mächtige Aura war so plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht…

Ein unheimlicher Schauer lief ihm über den Rücken, seine Nackenhaare stellten sich auf und instinktiv zog er eines seiner Kunais, bereit, sofort zuzuschlagen.

„Wer ist da?“, rief Kotetsu, ein wenig verunsichert, in die Dämmerung, die sich allmählich über das Land des Feuers legte.

Keine Antwort.

Izumo blickte sich nach Naruto um, gab ihm einen Wink und bedeutete ihm, zusammen mit den Beiden nach dem Rechten zu sehen.

Mit gezückten Klingen, Schritt für Schritt, setzten sie einen Fuß vor den anderen, bis sich die Nebelwand vor ihnen teilte und eine dunkle Erscheinung preisgab.

„Da ist wer.“

„Das weiß ich auch, Izumo!“

Angestrengt kniff Naruto seine Augen zusammen, ignorierte das hysterische Gezische neben ihm und wagte sich weiter vor.

Er sah einen Schatten, fleckig… Rote Wolken auf einem schwarzen Grund…

Augenblicklich blieb er stehen und riss die Augen auf, soweit er konnte.

Alle Alarmglocken klingelten, eine Woge kalten Schweißes breitete sich auf seiner Haut aus, sein Herz schlug wie verrückt. Adrenalin jagte durch seinen Körper, versetzte jeden einzelnen Muskel in Alarmbereitschaft.

Schnell wand er sich zu den zwei Streithähnen um, die sich mit einigem Abstand hinter Naruto zusammen gekauert hatten und eindringlich aufeinander einredeten.

„Geh du doch!“

‚Sie sollen leise sein.’

„Spinnst du?! Das Ding kann Naruto auffressen, nicht mich!“

‚Leise verdammt, seid leise!’

„Ich geh bestimmt nicht!“

„Ihr sollt still sein!“

Naruto überging die Tatsache, dass er selber gerade laut gesprochen hatte, und horchte weiterhin konzentriert in die Stille, versuchte noch mehr Mitglieder dieser niederträchtigen Organisation mit dem eigensinnigen Namen „Akatsuki“ ausfindig zu machen.

Nun hörte er das Schlurfen von Schuhen auf steinigem Boden. Dieser Jemand da vorne musste ziemlich schwerfällig gehen.

„Oh Gott. Es kommt auf uns zu.“

„Sei still, Izumo, dann übersieht es uns vielleicht.“

Dem Blonden klappte wahrlich der Mund einige Zentimeter auf, als er in diesem Jemand Itachi Uchiha erkannte.

Den Itachi Uchiha.

Der, der seine ganze Familie, mit Ausnahme seines Bruders Sasuke, getötet hatte.

Der, der hinter dem Neunschwänzigen Fuchsdämon, Kyuubi, in ihm her war.

Unweigerlich trat er einen Schritt zurück, als er sah, wie Itachi ihn mit seinem Blick fixierte. Jetzt war es aus. Er blickte Itachi in die Augen, in seine tiefschwarze Iris.

Immer näher kam sie.

Dann plötzlich, stoppte Itachi, etwa zehn Meter entfernt, schwer atmend und den Oberkörper leicht vorgebeugt.

Naruto hob seinen Arm und streckte dem Feind sein Kunai entgegen.

„Was willst du? Verschwinde, du hast hier nichts zu suchen.“

„Das ist dieser Itachi Uchiha, oder?“

„Ja, verflucht. Was macht der hier?“

„Bestimmt den Rest von Konoha vernichten.“

Itachi schien auf das Gemunkel nicht zu achten. Ebenso, wie Sasuke das heimliche Getuschel der Dorfbewohner hinter seinem Rücken ignoriert hatte, sobald sie die Straßen des Dorfes betraten. Naruto erhob seine Stimme wieder, lauter und drohender.

„Ich habe dich gefragt, was du, als Abtrünniger, hier in diesem Dorf willst.“

Der Uchiha kam ein paar holperige Schritte näher. Die zwei Wachen, die Naruto nur schemenhaft im Augenwinkel sehen konnte, zuckten unwillkürlich zusammen.

„…Helft mir…“

„Was?“

„Helft mir, …bitte.“

„Was will der von uns?“

„Keine Ahnung. Vergebung? …Nahrung? …Alkohol? …Einen Arzt?“

„Ja! ...Einen Arzt… Ich brauche… “ - Ein weiterer Schritt - „…einen Arzt. Sofort.“

„Wieso sollten wir dir einen Arzt geben? Wie kommst du auf die Idee, wir könnten dir helfen- “

„Bitte, ihr seid meine letzte Hoffnung… sonst wird er sterben!“

„Er?“

Jetzt erst viel dem Blonden der Grund dafür auf, weshalb Itachi so seltsam krumm vor ihm stand. Er trug ein Bündel auf seinem Rücken. Ein sehr großes Bündel. Es musste schwer sein, das sah man dem Dunkelhaarigen sogar aus dieser Entfernung an.

„Wer…“

Der Blonde sah die dünnen Beine, die unten aus der braunen Decke baumelten, dann die schmächtigen Arme, die sich um Itachis Hals schlangen und ganz plötzlich lief er instinktiv, jede Vorsicht links liegen lassend, auf Itachi zu.

‚Das kann nicht sein. Dann kann einfach nicht wahr sein!’

Kurz vor dem Uchiha hielt Naruto inne, als der jedoch keinerlei Regung zeigte, sondern ihn nur flehend anblickte, schritt er weiter auf Sasuke zu, und zog ihm die Decke vom Kopf.

„Ohje…“

Der junge Uchiha sah furchtbar aus.

Würden nicht stetig, in kurzen Abständen, kleine Dunstwölkchen vor seinem Mund aufsteigen, er hätte ihn womöglich für eine Wachspuppe oder irgendeine Leiche gehalten. Die Wangen waren eingefallen, unter den Augen hingen dunklen Schatten und Schweißtropfen standen auf seiner Stirn.

„Was hast du mit ihm gemacht?!“

„Er…er hat Fieber.“

Rasch zog sich Naruto die dünnen Wollhandschuhe aus und legte seine flache Hand auf das verschwitzte Gesicht. Es dauerte eine Zeit lang, bis er überhaupt etwas spürte; seine Finger waren steif gefroren.

„Er hat kein Fieber. Er ist eiskalt! Was ist passiert?!“

„Plötzlich… ist er einfach krank geworden.“

„Du tauchst hier eines Abends hier im Dorf auf, trägst deinen eigenen, verhassten Bruder auf dem Arm und bettelst für ihn um Hilfe?! Jetzt sag mir, was los ist!!“

Er spürte, wie die Wut in seinen Worten mitschwang. Was hatte Itachi mit Sasuke zu tun? Sonst war er ihm doch auch völlig schnuppe.

„Nichts.“

„Warum sonst- “

„…Na…r…to…“

Erschrocken schnappte der blonde Ninja nach Luft.

„Hey, Sasuke. Wie geht’s dir? Ich bin’s, kennst du mich noch? Du bist wieder zu Hause. Es wird alles gut.“

Behutsam legte er ihm eine Hand auf den Kopf und wuschelte liebevoll durch das rabenschwarze Haar. Sasuke machte die Augen nicht auf. Er schien den Namen im Traum gesagt zu haben, denn er reagierte weder auf das Streicheln, noch auf Narutos einfühlsame Worte.

„Er braucht wirklich einen Arzt…“

Kurz spähte er über die Schulter zu Izumo und Kotetsu und bemerkte, dass die Zwei stocksteif dastanden und wie begannt dabei zusahen, wie er mit Itachi sprach.

„Was steht ihr da so blöd rum? Holt einen Arzt, holt Tsunade! Oder Moment…“

Naruto wandte seinen Kopf wieder Sasuke zu und zog ihn dann vorsichtig von Itachis Rücken runter. Er hatte ein wenig mit dessen Fingern zu kämpfen, die sich kraftlos in Itachis Mantel gekrallt hatten. Der wiederum ließ den Blonden einfach machen und musterte ihn mit einem undefinierbaren Blick.

Da Naruto etwas kleiner als Sasuke war, musste es ziemlich hilflos ausgesehen haben, wie er ihn auf seine Arme hob, trotzdem griff der ältere Uchiha nicht ein, sondern verharrte stumm in seiner Haltung.

Als sich der Fuchsninja nun zum Gehen wandte, folgte ihm Itachi mit einigen Schritten respektablem Abstand. Augenblicklich wurden die zwei verschreckten Wachen aktiv und ihrer Aufgabe voll und ganz bewusst.

„Hier ist kein Durchkommen für dich.“

„Was?“

„Das heißt, dass verstoßene Ninja kein Recht darauf haben, ihr hintergangenes Heimatdorf zu betreten.“

„Aber das ist ein Notfall. Warum darf ich nicht bei meinem Bruder sein?“

Naruto drehte sich nicht um, marschierte weiter in Richtung Hokage, lauschte aber interessiert dem Gespräch. Was hatte Itachi nur dazu getrieben, Sasuke zu helfen? Irgendetwas war faul an der Sache, das witterte er schon.

Zwar sprach der Abtrünnige ruhig und ohne Hast, trotzdem vernahm man deutlich das leichte, nervöse Beben, welches von Aufregung zeugte.

„Und wenn die Welt in Scherben läge, wir lassen dich nicht passieren.“

„Wollt ihr mich aufhalten?“

„Wenn es sein muss, auch mit Gewalt.“

Mehr konnte Naruto nicht verstehen, da er schon zu weit entfernt war, deshalb beschleunigte er seine Schritte und spurtete, so schnell er konnte, ins Dorfzentrum.

Sasuke lag in seinen Armen, zusammengesunken. Alles in Allem ein jämmerliches Bild. Es musste wirklich ernst sein. Er konnte sich nicht erinnern, seinen Freund jemals in einem so bedauernswerten Zustand angetroffen zu haben.

Es war schon spät, es war kalt, neblig, es graupelte, es wurde Winter und Niemand war mehr auf den Straßen anzutreffen. Das kam Naruto zugute; er hätte keine Lust gehabt, die misstrauischen Blicke und Lästereien über sich ergehen zu lassen, wären sie so am helllichten Tage, zwischen all den Leuten aufgetaucht.

Naruto bog um eine Ecke und sah das hohe, rot gestrichene Gebäude, in der die Hokage ihr Büro bezog. Wurde aber auch Zeit.

Auch wenn Sasuke, seit er von Orochimaru zurückgekehrt war, unaufhörlich abgemagert ist, wog er immer noch genug, um Naruto ins Schwitzen zu bringen.

Völlig außer Atem stapfte er die vielen Stufen zur oberen Etage hoch. Warum musste das Büro auch ganz oben liegen?

Nach einigem Geschnaufe und Gewanke mit dem bewusstlosen Sasuke auf den Armen kam er nun endlich auf den Gang, an dessen Ende sich das Büro der Hokage befand. Vor der massive Flügeltür angekommen, wollte Naruto anklopfen, hatte aber keine Hand frei und hielt kurz inne…wo hielt sich Tsunade eigentlich des Nachts auf?

‚Scheiße…’ - Er blickte sich kurz um, fand niemanden in der Nähe, lief den Gang noch einmal auf und ab und wusste schließlich nicht weiter - ‚So ein Dreck…wo soll ich denn jetzt suchen?’

„Hallo? Ist da wer? Tsunade? …Sakura? …Irgendwer…? Ich brauche Hilfe!“

Naruto lief mittlerweile der Schweiß an der Stirn herunter. Was sollte er jetzt tun? Tausend Fragen schwirrten auf der Suche nach Beantwortung durch seinen Kopf und behinderten ihn, einen klaren Gedanken zu fassen.

Verzweifelt ließ er seinen Freund neben der Tür zu Boden sinken und lehnte ihn behutsam an die Wand. Sasuke murrte leise.

Schnell stellte er sich wieder aufrecht hin, trat an die Tür und riss die Klinke herunter, in der Hoffnung, sie möge doch endlich die Pforten öffnen und eine arbeitswütige Tsunade preisgeben. Leider war dem nicht so. Die Tür flog auf, knallte krachend gegen die Wand und gab den Einblick in ein düsteres Büro frei, in dem eindeutig Niemand arbeitete.

„Verflucht! Hier ist auch Keiner. Wo kann die Olle nur stecken?! Und wo ist Sakura?“

Die machte ja schließlich unter Tsunades Fuchtel ihre Ausbildung zur Sanitäterin, oder Krankenschwester…oder auch Ärztin.

„Ah!“

Die Erkenntnis traf den Blonden wie ein Schlag ins Gesicht. Genau! Krankenschwester. Sakura war bestimmt im Krankenhaus!

Auf dem Absatz kehrt machend drehte er sich zu dem am Boden Hockenden, schnappte sich ihn und spurtete ohne zu zögern zum Krankenhaus. Das lag zwar nicht gerade am anderen Ende der Welt, aber doch ein gutes Stück weit entfernt.
 

Heftig schnaubend und von Seitenstichen geplagt stürzte er eine viertel Stunde später durch den Eingang, rannte am Empfang vorbei und knallte fast mit einem Mädchen zusammen, dem er nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. Als er in ihr verdutztes Gesicht sah, schnauzte er sie aufgebracht an:

„Schnell, schnell, schnell, ich brauche sofort einen Arzt! Es geht hier um Leben und Tod, echt jetzt!!“

„NARUTO! Wie kannst du es wagen?! Hier herrscht Nachtruhe, du Spinner!“

Diese mordlüsterne Stimme konnte nur einer gehören. Erleichtert drehte er sich zu Sakura um, die eine unheimliche Aura ausstrahlte und zum Schlag ausholen wollte. Als sie den Arm hob, fiel ihr Blick auf Sasuke, der wie ein Kind in seinen Armen lag.

„Was…ist mit Sasuke?“

„Er ist krank Sakura! Jetzt frag nicht, hol Tsunade oder einen Arzt, oder sonst wen und hilf ihm!“

„Krank?“

Die Rosahaarige trat ein paar Schritte auf ihn zu, besah sich Sasuke und starrte ihn entsetzt an.

„Meine Güte. Komm mit!“

Sie führte ihn im Eilschritt durch einige Türen, Gänge und schließlich in einen Raum, in dem nur ein Bett, ein Schrank und eine Beistelltisch standen.

„Leg ihn da hin.“

Eilig ließ er Besagten aus seinen Armen auf die Matratze des Bettes sinken, während Sakura die Decke zurückschlug.

„Bleib bei ihm, ich hole Tsunade. Du kannst von Glück reden, dass sie noch da ist. Eine Frau hat nämlich gerade ihr Kind bekommen, weißt du? Oh, bin sofort wieder da.“

Mit diesen Worten entschwand sie und es wurde tödlich still im Raum. Jetzt, wo sein Kamerad flach auf dem Bett lag, bemerkte man erst, wie flach und unregelmäßig sich seine Brust hob und senkte. Er musste Schmerzen haben. Naruto setzte sich an die Bettkante und musterte ihn weiterhin, während er ihm hin und wieder eine nasse Strähne aus dem Gesicht wischte. Er hatte es sich nicht eingebildet, Sasuke war wirklich eiskalt. Trotzdem schwitze er so stark, dass das schwarze T-Shirt förmlich an seiner Haut klebte. Naruto rang noch mit sich, ob er Sasuke nun zudecken und aufwärmen, oder doch lieber an der kühlen Luft zur Ruhe kommen lassen sollte, als Sakura, dicht gefolgt von einer fluchenden Tsunade, in den Raum gerauscht kam.

„Ah, jah. Dann wollen wir mal schauen, was sich machen lässt.“

Routiniert schubste die betagte Dame Naruto von der Bettkante, ignorierte sämtliches Gemurre, entfernte geschickt das T-Shirt von Sasukes Brust und zückte ein Stethoskop. Flink huschte das kleine metallene Abhörgerät über die bleiche Haut, verweilte einige Sekunden an dieser und jener Stelle, während sich Tsunades Augenbrauen bedrohlich langsam zusammenzogen.

„Stimmt etwas nicht mit ihm?“

Die Kunoichi wusste scheinbar besser über die Mimik der blonden Chefärztin bescheid, als er. Woher sollte er auch wissen, welches Muskelzucken was für eine Bedeutung hatte. Anstatt zu antworten, brummte die Hokage und fühlte Sasukes Puls, sowie dessen Temperatur. Schließlich drehte sie sich Naruto und Sakura zu, die sich leicht eingeschüchtert neben Naruto gestellt hatte.

„Tja. Ich kann nicht viel sagen. Ich weiß nur, dass er stark gefiebert hat. Deswegen ist er geschwächt und stark verschwitzt. Wer kam auf die irrsinnige Idee, ihn in solch einem Zustand an die Luft zu setzen?“ - Mit einem scheelen Blick zum Fenster, gegen das sich weiterhin dicke Nebelschwaden drückten, sprach sie weiter - „Bei solch einer Witterung….

Seine Atmung und Herzschlag sind flach und irregulär, der gesamte Kreislauf ist nicht auf der Höhe.“

Wie, um ihren fragenden Blicken auszuweichen, schaute sie weiter nach draußen, auch wenn dort nicht viel zu sehen war.

„Momentan weiß ich nicht was er sich eingefangen hat, aber spontan würde ich auf eine verschleppte Erkältung tippen.“

Naruto fiel aus allen Wolken. Es kam ihm so vor, als ob Sasuke kurz vorm Sterben wäre und dann stellte diese alte Vettel nichts weiter als eine einfache Erkältung fest? Kleinlaut, um seine Verblüffung nicht allzu deutlich zu machen, fragte er noch einmal nach.

„Erkältung?“

„Ja. Ich kann momentan keine eindeutigen Symptome feststellen, die auf etwas Anderes hinweisen würden.“

„Aber Tsunade, er ist ganz bleich und mager, meinen Sie nicht, er könnte etwas Ernstes?“

„Das weiß ich nicht, Sakura. Um Genaueres herauszufinden, muss man ihm wohl oder übel Blut abnehmen.“

„Ah, verstehe, sofort.“

Während Sakura, wie auf einen unsichtbaren Befehl hin, zum Schrank wuselte und diesen durchwühlte, fiel Tsunades Blick auf Naruto, der unschlüssig im Zimmer stand und ging auf ihn zu.

„Wo war er?“

„Ich weiß nicht.“

„Du musst doch wissen, wo er hergekommen ist!“

„Ich weiß es wirklich nicht! Er war plötzlich einfach da.“

Naruto wollte jetzt wirklich nicht über das heikle Thema Itachi sprechen und in der Zeit rumdiskutieren, in der man Sasuke hätte helfen können. Die Rosahaarige huschte rüber zu Sasuke, fixierte seinen Arm und klemmte ihm mit einem Band das Blut ab.

„Ist er etwa zu Fuß ins Dorf gekommen?“

„Nein.“

Sakura tropfte eine Flüssigkeit auf Sasukes Armbeuge, während sie seinen dürren Arm streckte.

„Lag er im Wald oder sonst Etwas in der Art?“

„Nein.“

Sakura zückte eine Spritze, auf der sich eine bedrohlich lange Kanüle befand.

„Sprich endlich! Ich will wissen, was mit ihm geschehen ist, um richtig diagnostisieren zu können!“

„Ich…“

Sakura setzte die Spritze an und bohrte sie zaghaft in die zarte Haut, unter sich nun deutlich die Blutgefäße abzeichneten.

„Sasuke kann schlecht halbtot durch den Wald gelaufen sein, also sag mir wer ihn her gebracht hat!“

Sakuras Hände zitterten.

Es hatte wohl keinen Zweck, länger um den heißen Brei herum zu reden. Resigniert senkte er seinen Blick und nuschelte leise und undeutliche, in der vagen Hoffnung, man würde es doch nicht verstehen, die Worte auf die Tsunade und auch Sakura insgeheim warteten.

„Itachi.“

Während die Hokage die Luft scharf durch ihre Zähne sog, ertönten ein Klappern und Sekunden später ein leises Quieken vom Bett. Entsetzt drehten sich Naruto, als auch die Hokage zu Sakura, die kurz vorm Heulen auf dem Boden hockte und die Spritze aufhob, die ihr scheinbar aus den Händen geglitten war.

„T-tut mir Leid…“

„Ist schon gut, Mädchen. Wenn dich dieser Vorfall so sehr mitnimmt, dann geh nach Hause.“

Die Tränen trotzig ignorierend erhob sie sich rasch wieder, schritt so stolz wie möglich zurück zum hellen Schrank, ließ die Glastüre aufschwenken und suchte abermals nach etwas Bestimmten.

„Nein, nein. Ist schon gut, das macht mir Nichts aus.“ - Sie holte einmal tief Luft und schluckte hart - „Man braucht mich hier.“

Tsunade erwiderte daraufhin nichts. Stattdessen blickte sie ruhig auf Sakura, die wieder zu Sasuke ans Bett trat, und ihm ein kleines, weißes Stück Watte, oder so etwas in der Art, in die Armbeuge drückte, auf der sich Blut sammelte, da die Kanüle aus der Vene gerissen wurde.

Naruto war erstaunt, die Kunoichi so gefasst zu erleben. Wenn es normalerweise um den Schwarzhaarigen ging, spielte sie völlig verrückt. Auch wenn es sich in den letzten Jahren gebessert hatte. Schließlich wird man mit Sechzehn langsam erwachsen und vergisst allmählich dieses kindische Getue, um Jungs zu gefallen. Das tat sie ohnehin nicht. Sasuke scherte sich nicht um Mädchen. Er hatte ihn noch nie auch nur einen Blick auf eines der vielen Mädchen, die ihn umwarben, vergeuden sehen. Das hatte Sakura scheinbar verstanden, aber ob sie sich auch damit abfinden konnte, dass Sasuke nichts von ihr wissen wollte?

Als die blonde Tante neben ihm besänftigt aufatmete und sich wieder zu Naruto wandte, hörte er auf, in seinen Gedanken zu schwelgen und blickte ihr ernst ins Gesicht.

„Itachi also?“

Die Hokage hatte einen gedämpften, sachlichen Tonfall angeschlagen, um einen weiteren Nervenzusammenbruch seitens Sakura zu vermeiden.

„Ja… Er stand vor dem Tor und hatte Sasuke auf dem Arm.“

„Wann war das?“

„Gerade eben erst. Ich musste dich zuerst suchen. Ich weiß schließlich nicht, was du nachts so treibst.“

„Wo ist er jetzt?“

„Keine Ahnung. Er wollte mit ins Dorf, aber das haben wir nicht zugelassen. Izumo und Kotetsu haben ihn davon abgehalten. Ich bin einfach gegangen, mit Sasuke auf dem Arm. Wollte keine Zeit vergeuden. Habe ich letztendlich trotzdem, weil ich Niemanden gefunden habe.“

„Und…was hat er so gesagt?“

Ehrfürchtig und ernst blickte er in die honigbraunen Augen vor ihm.

„Er hat mir Angst gemacht, Hokage.“

„Wie darf ich das verstehen?“

„Ich weiß auch nicht.“

Bei der Erinnerung an die eben erlebte Situation begann sein Herz wieder wie wild gegen seine Brust zu hämmern.

„Er war plötzlich einfach da und hat um Hilfe gebeten.“

„Hilfe?“

„Ja. Er wollte, dass wir ihm helfen.“

Mit einem Kopfrucken deutete er zu Sasuke.

„Verstehe.“

„Ich aber nicht. Ich will wissen, warum Sasuke mehr tot als lebendig von seinem Bruder hierher getragen wird. Ich will wissen, wo Sasuke eine Woche lang war und was mit ihm passiert ist. Ich will wissen, warum es ihm auf einmal so schlecht geht. Du hast damals zu mir gesagt, es sei nichts Ernstes.“

„Mach dir keine Sorgen, Kleiner, ich kümmere mich schon darum.“

Naruto schnaubte verächtlich.

„Das hast du damals auch gesagt… Und was ist jetzt…?“

Ein Schniefen aus der Ecke des Zimmers, in der Sakura tätig war, riss Naruto aus seiner zweifelnden Anklage gegenüber der Chefärztin.

„Was ist, Sakura?“

Immer wieder kullerten Tränen von ihren Wangen und tropfte auf das weiße Laken des Bettbezugs.

„Entschuldigung. D-das ist meine Schuld…“ - Ein verzagtes Aufkeuchen entwich ihrer Kehle - „Es hört nicht auf.“

„Dann nimm dir ein Taschentuch, oder lass es einmal richtig raus. Du kannst auch kurz nach Draußen gehen und dich abreagieren, wenn es dir hilft.“

„Das meine ich nicht, Tsunade. Ich meine das Blut. Es hört nicht auf zu bluten.“

„Was?“

Schnell huschte die Hokage zu Sakura, nahm den blutgetränkten Wollfetzten vom Arm und besah sich die Wunde.

„Sie ist nicht sonderlich groß. Tief auch nicht…“

„Es blutet auch nicht stark, aber es gerinnt nicht.“

„Seltsam. Mit seiner Blutgerinnung muss Etwas nicht stimmen. Gib ihm einige zusätzliche Gerinnungsfaktoren. Und leg’ ihm solange einen Druckverband an. …Ich will nicht, dass er Alles versaut….

„Ja. Verstanden.“

Und schon war die Rosahaarige an dem verdutzt dreinblickenden Chaosninja vorbeigerauscht und verschwunden.

„Ist dir bekannt, dass er Bluter ist? Hatte er schon einmal Wunden, die nicht heilten? Hatte er einmal starkes Nasenbluten oder so etwas in die Richtung.“

„Ich… Nein. Er ist schließlich Ninja.“

„Genau. Er wäre nicht da, wo er jetzt ist, wenn er an jedem Mückenstich verblutet wäre.“

„Und was…“

„Ich bin ehrlich zu dir. Das gefällt mir nicht. Ich werde einige Blutproben entnehmen und Tests durchführen. Schauen, was mit ihm los ist.

…Es hat keinen Zweck, länger hier zu bleiben… Geh nach Hause und schlaf dich richtig aus…“

Der Blonde ließ enttäuscht den Kopf hängen. Also stand es doch schlecht um Sasuke, so wie er es sich von Anfang an gedacht hatte. Er nickte leicht, um zu zeigen, dass er einsichtig war, und wandte sich zum Gehen. Was sollte er auch allen Anderen im Weg stehen, wenn er sowieso nichts ausrichten konnte? Als er den Türgriff bereits in der Hand hielt, hörte er Stoff rascheln.

„Und, Naruto. Zerbreche dir nicht zu sehr den Kopf darüber.“

Er schmunzelte leicht über diese Fürsorglichkeit der trinkfesten Hokage und schritt durch die Tür hinaus auf den Gang, der jetzt, wo er allein und nicht in Eile war, wie ausgestorben wirkte.
 

Hm...^^

Das hier ist eines der letzten Kapitel. Q_Q

So langsam gehts wirklich zuende, wenn ich nicht noch irgendwelche ...Anreize finde. Das Ende schwebt mir schon von Anfang an vor Augen, aber ich weiß noch nicht genau, wie viel Text ich noch zwischen dem hier und dem Finale einbauen kann.

Und natürlich danke ich Allen, die so lieb waren, mir ein Kommi zu schreiben, oder meine FF regelmäßig mit zu verfolgen.

Es wird nich mehr allzulange dauern, dann ist auch das Fanart-Dankeschön für die 100 Kommis on. Wow... *-*

Wundert mich immer wieder, dass meine FF wirklich gemocht wird xD

*Kamelle werf* *massen-knuddel*

Blickpunkt 15 - Krankenbesuche

Auch wenn viele denken, dass nie wieder etwas on kommt, hier ist das wahrscheinlich vorletzte, fast alles aufklärende Kapitel. Oo

Wenn ihr im Mittelteil nich ganz mitkommt, oder in Biologie nicht so großes Interesse habt, Sakura erklärt das zum Schluss nochmal teilweise. Falls immernoch Fragen anstehen sollten, oder etwas unklar ist, fragt mich ruhig. Ansonsten, mein Lieblings-Tipp: Wikipedia ^^

Wenn sich Jemand mit diesem Thema natürlich super auskennt: ich bin wissbegierig *-*

So... nochmal Entschuldigung für die laaaange Wartezeit und viel Spaß beim Lesen ^^
 

------- ~*~ --
 

Naruto war gerade durch das Krankenhaus gestreift, um nach Sasuke zu schauen, da sprach ihn Sakura darauf an, dass Tsunade dringend mit ihm sprechen wolle. Das konnte ja schon aus Prinzip nichts Gutes bedeuten…

„Naruto, pass auf dich auf. Es kam mir heute Morgen so vor, als ob sie ganz übel gelaunt wäre.“

„Sakura, keine Sorge, mir passiert schon nichts.“

Dabei hatte er so naiv gelächelt wie er es immer tat, auch wenn er wusste, dass Etwas nicht in Ordnung war.

Wenig später marschierte er an den vielen Ständen entlang der Hauptstraße vorbei in Richtung Hokagebüro. Ihm war nicht wohl dabei, an all den lachenden und geselligen Menschen vorüber zu schreiten und seinen Freund alleine im Krankenhaus zurück zu lassen.

Sakura hatte gesagt, es sei dringend. Hoffentlich ging es nicht um Sasuke.

Tock, Tock…

„Ja, herein.“, tönte von innen dumpf Tsunades Stimme. Als Naruto die Flügeltür aufstieß und die alte Tante hinter ihrem Schreibtisch musterte, war ihm schon klar, dass es ein ernstes Thema sein wird, als er die tiefen Sorgenfalten auf ihrer Stirn sah, wusste er, dass es mit Sasuke zu tun hatte.

„Setz dich bitte.“

Schnell schritt er auf einen der zwei ungemütlichen Stühle zu, die vor dem Schreibtisch standen und nicht gerade zum Verweilen einluden. Als er es sich einigermaßen bequem gemacht hatte, holte Tsunade tief Luft und seufzte auf.

„Du weiß, worum es geht?“

„…Sasuke?“

„Exakt.“

„Was ist mit ihm?“

„Hm…“ - Tsunade faltete ihre Hände und stützte ihr Kinn auf ihnen ab - „Nun… Ich habe mich bis heute früh damit auseinander gesetzt. Ich habe die Symptome genauestens studiert-“

„Und eine Grippe festgestellt. Was ist daran so schlimm? Ich meine, du hast doch ein Mittel dagegen, oder?“

„Die Infektion ist kein wirkliches Problem. Wir haben Breitbandantibiotika. Die Sache ist die… Ich habe sein Blut unter die Lupe genommen…“ - Tsunade schien es schwer zu fallen, das was sie sagen wollte, in Worte zu packen - „Es gab ja nun einmal schon frühzeitig Anzeichen dafür, dass Etwas nicht stimmte…“

„Meinst du, dass er so komisch war, als er von Orochimaru zurückgekommen ist?“

„So in der Art. Du hast gesagt, er wäre anders. Was meintest du damit?“

„…“

Was sollte diese Sache jetzt schon wieder? Er hatte wirklich keine Lust, jetzt über Sasuke und dessen Gefühle zu reden. Das hatte er ihr schon oft genug geschildert.

„Ich meine jetzt nicht geistig. Ich meine, du sagtest, dass er sich auch …körperlich verändert hat.“

„Oh…ja… Ich weiß nicht. Nach ein paar Monaten, da wollten wir noch mal Trainieren, so wie früher. Mann gegen Mann, ohne Regeln, ohne den Anderen ernsthaft zu verletzten natürlich… Er ist ja schon dünn hergekommen, aber er ist immer bleicher und dürrer geworden. Und als wir uns dann aufgewärmt haben und ein paar Runden um den Übungsplatz gelaufen sind, da ist er plötzlich umgekippt…“

„Einfach so? Von einer Sekunde auf die Andere?“

„Nein, er war eh langsam, aber er hat sich den Bauch gehalten und er war völlig außer Puste. Er sah aus, als hätte er hunderte von Runden gedreht, dabei war mir nicht mal warm… Jedenfalls ist er dann zusammengebrochen und hat keine Luft mehr bekommen. Ich hab ihn zu einem Baum geschleift, damit er sich da anlehnen konnte… Sasuke sah aus, als hätte er Angst, zu ersticken und er hat gesagt, er hätte starke Seitenstiche.“

„Hm…“ - Tsunades Augen senkten sich auf ein Klemmbrett direkt vor ihr und der Stift in ihrer Hand huschte schnell über das Papier und hinterließ ein paar Notizen - „Sprich ruhig weiter…“

„…Ich hab ihm gesagt, er solle mal tief Luft holen und sich beruhigen. Nach einiger Zeit ging es dann wieder.“

„Aha… Und sonst ist dir nicht Sonderliches aufgefallen?“

„Naja…er hat oft gekränkelt… ständig Schnupfen, Husten, andauernd müde… Er war einfach… schwach… aber das habe ich dir schon einmal erzählt.“

„Ja, ich erinnere mich. Aber der Vorfall auf dem Trainingsplatz ist mir neu. Warum hast du mir nichts darüber erzählt?“

„Sasuke wollte nicht, dass ich ihn …als schwach vor dir hinstelle. Er hat gesagt, das ginge schon wieder weg. Du hast gesagt, das kommt daher, dass er von Orochimaru so gefordert worden ist.“

„Das dachte ich auch anfangs.“

Naruto wandte seinen Blick vom Fenster, in das er geschaut hatte und blickte die Hokage mit einem hauch von Panik in den Augen an.

„…Und jetzt?“

Tsunade räusperte sich kurz.

„Tja… Ich habe ein wenig in den ganzen Schriftrollen gestöbert… ich hab Etwas gesucht, dass auf die Anzeichen passt. Und jetzt… bin ich fündig geworden.“

„Echt jetzt? Was fehlt Sasuke denn?“

„Ich war mir nicht sicher.“ - Sie ließ ihre Hände nervös mit dem Stift auf der Tischplatte spielen - „Aber das, was du mir gesagt hast, bestätigt meine These.“

„Sag schon, was hat er?“

Ein tiefes, traurig wirkendes Schnaufen und ein verzweifelt wirkender Blick tief in seine Seele.

„Naruto… mir scheint, Sasuke hat Leukämie.“

„Was?“

„Leukämie. Akute lymphatische Leukämie.“

„Was soll das sein? Ich hab schon mal davon gehört, aber was genau ist das?

„Eine Art Blutkrebs. Seine Lymphozyten mutieren.“

Naruto fiel wahrhaft aus allen Wolken und fand sich im kältesten Ort wieder, den diese Welt zu bieten hatte: Dieses Büro hier.

„Aber…was mutiert? …Krebs?“

Tsunade zückte eine der zahlreichen Schriftrollen um sie herum, entfaltete sie und las laut vor:

„Bei der akuten lymphatischen Leukämie kommt es zu einer Mutation einer lymphatischen Zelle. Die aus dieser Einheit entstandenen Tochterzellen vermehren sich unkontrolliert und ungebremst und verhindern so die normale Blutbildung im Knochenmark.“

Sie sah hin und wieder auf und beäugte Naruto einige Sekunden lang, bis sie weiter las.

„So kommt es durch das Fehlen von Thrombozyten zu Gerinnungsstörungen, wegen der nicht vorhandenen Erythrozyten zu einer Anämie mit Folge einer Sauerstoffunterversorgung des Körpers. Verdrängen die mutierten Zellen die gesunden Lymphozyten, kommt es zur Immunschwäche und somit zu häufigen, oft schwerwiegenden Infektionen.

Die mutierten lymphatischen Zellen sammeln sich vorwiegend in den entsprechenden Organen, wie zum Beispiel der Milz an. Dadurch kommt es häufig zur Vergrößerung und damit verbundenen Schmerzen in dieser Region.

Unbehandelt verläuft diese Krankheit tödlich…“

„Was?! Das geht doch nicht! Sasuke kann nicht krank sein! Du kannst ihn doch wieder heilen oder?“

„Das weiß ich nicht, Naruto. Das weiß ich wirklich nicht. Ich habe mich noch nicht lange genug mit diesem Thema auseinander gesetzt.“

Der Gedanke, dass Sasuke ernsthaft krank war oder sogar Krebs hatte, erschütterte ihn zutiefst. Am liebsten wäre er jetzt einfach ins Krankenhaus gerannt und hätte seinen besten Freund in den Arm genommen. Dass der sich dagegen wahrscheinlich eh gewehrt hätte, ließ ihn melancholisch lächeln. Ein kaltes Stechen breitete sich in seiner Brust aus.

„…Und jetzt?“

„Jetzt kannst du gehen. Ich muss weiter studieren und eine Heilpraktik finden. Außerdem würde ich gerne ein klärendes Gespräch mit jemand Bestimmtem führen.“ - Tsunade wühlte wieder in ihrem großen Stapel an Schriftrollen - „Du kannst gehen.“

„Ehm…“ - Sie blickte kurz auf - „Kann ich… zu Sasuke?“

„Du möchtest ihn sehen, hm? Da musst du dich an Sakura wenden. Ich hab ihr Sasuke als Patienten anvertraut. Sie wird wissen, wo er sich jetzt befindet.“

„In Ordnung…“

Stumm wandte er sich um, drückte die dicke Holztür auf und ließ sie ohne ein Wort des Abschieds hinter sich zufallen.

Ihm war furchtbar elend zumute. Aber wie sollte es erst Sasuke gehen?
 

Ein wenig planlos trat er durch die Pforten der Klinik, schritt gemächlich die Stufen hinauf und blieb schließlich vor dem Empfangstresen stehen. Die dunkelhaarige Dame, die dort saß, wandte sich strahlend von einer zweiten, älteren Frau zu Naruto, als sie ihm aber ins Gesicht blickte, ließ sie bestürzt ihr Lächeln verschwinden.

„Ja, bitte?“

„Ich möchte gerne zu Sasuke Uchiha.“

„Einen Moment.“ - Sie blätterte durch einige Mappen, die ordentlich in einer Kartei eingeordnet waren - „Hm… Er liegt auf keinem der Zimmer im ersten Stock.“ - Sie drehte sich zu ihrer brünetten Kollegin um - „Weißt du, wo Sasuke Uchiha liegt?“

„..Nein.“ - Die Brünette schaute Naruto an - „Wann ist er denn eingeliefert worden? Mit was für Verletzungen?“

„Ich habe ihn heute Nacht hierher gebracht.“

Ein Zucken huschte über ihr Gesicht.

„Ein schwarzhaariger Junge? In deinem Alter?“

„Ja.“

„Oh, dann musst du dich an Sakura Haruno wenden.“

„Wo finde ich sie?“

„Warte, sie müsste jetzt gleich Pause haben. Dann kommt sie hier vorbei. Setz dich doch so lange da drüben hin.“

Er blickte kurz über die Schulter und sah die Stuhlreihen, von Blumentöpfen eingerahmt.

„Schön… Danke.“

Er schritt auf die Sitzmöglichkeiten zu, und ließ sich zwei Plätze neben einer alten Frau, etwa im Omaalter, nieder.

Er schaute auf die große Uhr, die über dem Eingang befestigt war. Die Zeiger standen auf halb eins. Er senkte seinen Kopf, blickte auf seinen Schoß und drehte Däumchen. Nach einer Weile blickte er wieder auf; viertel vor eins. Er musterte einige Sekunden lang die Empfangsdamen, die ausgelassen miteinander tuschelten.

Was wohl Alle an diesem Tuscheln fanden? Musste man wirklich hinter verhaltenen Händen miteinander flüstern, um sich gute Freunde nennen zu dürfen? Über was man wohl so redet und kichert?

„Naruto?“

Überrascht hob er seinen Kopf und sah in die großen, türkisen Augen Sakuras.

„Was machst du hier? Wolltest du Sasuke besuchen kommen? Ich wollte gerade Pause machen, aber wenn du magst, bring ich dich zu ihm.“

„Hallo Sakura.“ - Wieder zwang er sich zu diesem gutmütigen Lächeln, was ihm immer schwerer fiel - „Mach dir keine Umstände, ich kann auch noch warten.“

„Kein Problem. Komm mit.“

Naruto erhob sich und folgte Sakura in ihrem weißen Kittel. Sie war so förmlich. So seltsam ruhig. Ihm fehlte ihr Lachen…

Wieder einmal führte sie ihn durch die Gänge und Treppenhäuser des Hospitals. Von außen ist es ihm nie so groß vorgekommen.

Ein paar Stockwerke höher ließ das geschäftige Treiben, welches auf den unteren Ebenen noch herrschte, nach und Ruhe kehrte ein.

Das rosahaarige Mädchen vor ihm drehte sich halb zu ihm um und nuschelte, während sie weiterging:

„Ich habe Sasuke auf ein Einzelzimmer hier im dritten Stock verlegen lassen.“ - Er nickte stumm, um zu zeigen, dass er verstanden hatte. Was sollte er auch antworten? - „…Das ist besser so.“ - Sie blieb vor einer dunkelblauen Tür stehen und drückte die Klinke langsam runter. „Hier.“

Sie öffnete die Tür ganz, trat ein und winkte Naruto rein. Mehr als ein „Hm.“ brachte er nicht raus. Sein erster Eindruck von diesem Zimmer …steril …kalt …einfach unwohnlich. Und die mintgrünen Gardinen, deren Farbe so sehr Sakuras Augen ähnelten änderten nicht viel an dieser Tatsache.

Sasuke lag in einem krankenhaustypischen Bett, ebenso mintgrüne Wolldecke bis zur Brust hochgezogen, den einen Arm immer noch verbunden, an dem anderen endete der Schlauch vom Plastikbeutel über ihm.

„Du kannst ruhig näher herantreten.“

Naruto näherte sich dem Krankenbett. Sasuke sah immer noch so furchtbar blass aus, wie gestern. Wenigstens hatte man ihm seine schweißnasse Kleidung durch ein genauso typisches Nachthemd ersetzt.

Es herrschte betretene Stille.

„Wir haben ihn an den Tropf gehängt, um ihm ein wenig Flüssigkeit und Nährstoffe zuzuführen.“

Sie deutete überflüssigerweise auf den Beutel, aus dem unaufhörlich und regelmäßig Tropfen in den Schlauch sickerten.

„Mhm.“

„Möchtest du dich setzten? Warte, ich hole dir schnell einen Stuhl.“

„Eh… ja… danke.“

Sie zog einen kleinen Hocker aus einer Nische hinter einem der grünen Vorhänge und schob ihn zu Naruto. Dieser ließ sich darauf sinken und sah ratlos zu Sakura auf.

„Was soll ich nun hier? Er ist nicht wach.“

„Oh, mach dir keine Sorgen. Er ist ein paar Mal aufgewacht, zwischendurch.“

„Wirklich?“

„Ja. Aber er hat verloren ausgesehen. Als ob er nicht wüsste, wo er wäre. Ich habe ihn dann beim Namen gerufen, er hat auch reagiert. Aber… hm… mir kam das komisch vor.“

„Was?“

„Dass er wie blind in der Gegend rumstarrt und dann wieder einschläft. Daraufhin habe ich seine Chakrakanäle durchgecheckt, und mir ist aufgefallen, dass ein paar in seinem Kopf blockiert waren.“

„Hä?“

„Ja! Seine Chakrakanäle um die Sehnerven waren blockiert. Ich habe sie dann wieder befreit. Seitdem ist er aber nicht mehr aufgewacht. Er scheint wirklich sehr geschwächt zu sein. Es scheint so, als ob er noch länger hier bleiben wird.“

„Wenn er nicht mehr aufwacht, warum soll ich dann hier bleiben? Er bekommt doch sowieso nicht mit, was um ihn herum geschieht.“

„Oh doch. Ich bin der Meinung, Patienten bekommen sehr wohl mit, was um sie herum geschieht.“

Naruto musterte sie skeptisch.

„Bist du dir sicher?“

„Na, ich meine, er wird nicht jedes Wort von dem hören, was wir hier gerade besprechen, aber er bekommt sicherlich mit, wenn jemand hier ist und auf ihn wartet. Darauf, dass er wieder gesund wird.“

„Hm.“

„Versuch es doch mal, du kannst hier ruhig ein wenig sitzen bleiben. Dann geh’ ich solang raus und mache Pause.“

„Wenn du meinst, Sakura, dann versuche ich es mal.“

Wieder einmal rang er sich zu einem Lächeln durch, auch wenn es ihm im Moment besonders schwer fiel, glücklich auszusehen.

„Gut, bis später dann.“

„Ja.“

Sie tippelte aus dem Raum und schloss die Tür leise hinter sich.

Nun war er völlig allein, mit einem Sasuke, der garantiert nicht mitbekommt, ob er nun über sämtliche Ramensorten zugeredet wurde oder nicht.
 

Es verging etwa eine halbe Stunde, bis Tsunade die Tür aufstieß und ins Zimmer gerauscht kam. Im Gegensatz zu Sakura missachtete sie jegliche Ruhezeiten und schritt sofort auf Naruto zu, als sie ihn sichtete.

„So. Jetzt bin ich um einiges schlauer. Wir müssen sofort handeln, sonst ist es zu spät.“

Naruto wandte sich verschreckt zu der Hokage um, die seit dem letzten Mal, seit er sie gesehen hat, in einem mächtigen Stimmungshoch war. Das allerdings war gerade völlig unangebracht.

„Wie? Was denn handeln?“

„Der da natürlich. Ich habe einen Weg gefunden, wie er genesen könnte.“

„Könnte?“

„Besser als Nichts, Junge. Sei ein wenig optimistischer!“

„Und… Was sollen wir tun?“

„Wie ich schon gesagt habe, seine Lymphozyten sind defekt. Wo gibt es am meisten Lymphozyten? Im Knochenmark. Und was macht man, um kaputte Zellen loszuwerden? Zerstören.“

Allmählich kam Naruto der Gedanken, dass sich Tsunade wahrscheinlich durch Alkohol wach gehalten hatte und nun ein wenig abdriftete.

„Zerstören?“

„Jap. Wir geben ihm ein paar hübsche Mittelchen und die greifen sein Knochenmark an. Dadurch werden die mutierenden Lymphozyten ausgemerzt.“

Sie kicherte siegessicher. Er war sich nicht so sicher, ob man ihr in diesem Zustand Glauben schenken konnte.

„Was passiert denn, wenn sein Knochenmark… angegriffen wird?“

„Es wird zerstört. Hoffentlich alles. Und dann braucht er neues.“

„Und woher bitte?“

„Hm… Das müssen wir noch suchen.“

„Suchen…“

„Vertrau mir, Jungchen. Ich schaffe alles, was ich mir in den Kopf setzte. So bin ich nun mal. Und Jirayja wird niemals etwas daran ändern können.“

„Hm…“

Sollte er ihr vertrauen? Konnte er das überhaupt? Es war doch sowieso egal, er war schließlich nicht für Sasuke verantwortlich, so in etwa wie Eltern. Er konnte nichts mitbestimmen. Er musste das hinnehmen, was die Ärzte für richtig empfanden. Und wenn Tsunade meinte, sein Knochenmark zerstören zu müssen, dann musste sie wohl Recht haben.

„Na schön. Dann… noch viel Spaß. Ich geh’ nach Hause. Nachdenken.“

„Tu das, tu das. Ich habe hier jetzt noch genug zu tun. Außerdem würde ich gerne einmal ein klärendes Gespräch mit jemand Bestimmten führen…“

„Hm.“

Da es nichts weiter zu besprechen gab und Sakura scheinbar nicht mehr auftauchen wollte, zog er sich lieber zurück. In seine stille Wohnung, wo er in Ruhe darüber nachdenken konnte, wie er Sasuke sagen könnte, dass ihm eine betrunkene, zockende Hokage helfen will, wenn er ihn das nächste Mal besuchen kommt.

Er ging die Tür hinaus, schloss sie leise und blieb unschlüssig auf dem Flur stehen, da er nicht wusste, in welche Richtung er nun gehen sollte.

Nach ein paar Treppen Gängen lief er dann mehr oder weniger in Sakura, die die Treppen hoch gestürmt kam.

„Ooh! Es tut mir so Leid, es hat etwas länger gedauert. Entschuldige bitte!“

„Schon gut, schon gut. Tsunade ist eben gekommen.“

„Ist sie das?“

„Ja. Sie wollte irgendwas von Sasuke… Knochenmark zerstören und so was.“

„Ach du liebe Güte! Deswegen hab ich sie ja gerade gesucht. Ich wollte mit ihr über die Chemotherapie sprechen.“

„Chemo-?“

„Jaah, das meint sie mit dem Knochenmark.“

„Wie bitte, ihr wollte das wirklich durchziehen, echt jetzt?!“

„Keine Angst, sie weiß schon was sie tut. Vertrau ihr. Auch wenn’s manchmal schwer fällt.“

„Hm.“ - Naruto ließ sich auf die Treppenstufen des nächsten Absatzes sinken und kam sich recht hilflos vor - „Dann erklär mir mal bitte, was das bringen soll.“

„Also.“ - Auch sie setzte sich, neben ihn - „Wir führen eine Chemotherapie durch. Davon hast du sicher schon mal was von gehört.“

„Hm…“ - Das stimmte. Irgendwoher kannte er dieses Wort; es war ihm nicht fremd - „Jaah. Fallen einem dann nicht die Haare aus?!“

Sakura zuckte kurz zusammen. Ihr schien in diese Moment scheinbar das gleiche Bild vor Augen zu schweben, wegen dem es ihn schon innerlich schüttelte.

„Nein, nicht unbedingt. Wir haben für ihn ein Zytostatikum gefunden, dass die Haare nicht ausfallen lässt, keine Sorge.“

„Hm… Weißt du Sakura… Ich komm mir wirklich total blöd vor. Ihr redet da alle über Sachen, von denen ich gar keine Ahnung habe.“

„Oh, wirklich? Entschuldige.“

„Du brauchst dich nicht immer zu entschuldigen. Es würde reichen, wenn du mir das alles erklärst.“

„Alles?“

„Ich meine, dass irgendwelche Zellen mutieren, weiß ich jetzt.“

„Die Leukozyten, ja. …Weiße Blutkörperchen.“

„Ja?“

„Natürlich.“

„Und was sind die anderen?“

„Na, Thrombozyten, Blutplättchen und Erythrozyten, Rote Blutkörperchen.“

„Achso… Also mutiert sein Blut?“

„In gewisser Weise. Ein einziges Weißes Blutkörperchen war kaputt, das hat nicht mehr funktioniert und nicht mehr auf die Anweisungen des Körper geachtet.“

„Versteh’ ich… einigermaßen.“

„Jedenfalls teilen sich Zellen, um sich zu vermehren, weil sie irgendwann auch mal wieder… sterben.“

„Mhm.“

„Diese eine kaputte Zelle, die vermehrt sich auch irgendwo. Und die Zellen, die daraus entstehen, sind auch alle kaputt.“

„Oh.“

„Ja.“

„Und wie viele Zellen werden aus so einer einzelnen Zelle?“

„Aus einer werden immer zwei.“

„Das ist aber nicht viel.“

„Aber aus den Zweien werden jeweils wieder zwei.“

„Achso… Das heißt…“

„Aus Zwei mach Vier, aus Vier mach Acht, aus Acht mach Sechzehn, aus Sechzehn Zweiunddreißig, und so weiter.“

„Oha…“

„Und wenn du dir vorstellst, dass diese Zellen sich alle paar Minuten teilen, dann weißt du, wie schnell das geht, bis alles mit den defekten Lymphozyten verstopft ist.“

„Ja… Das ist echt heftig…“

Ein wirklich fieser Gedanke, dass es mit jeder Minute doppelt so viele Zellen werden. Irgendwann musste man doch platzen…

„Und wie heilt man das jetzt?“

„Das ist schon komplizierter. Also… Das Blut wird im Knochenmark gebildet, und fast alle Leukozyten sind da angestaut. Dementsprechend müssen wir versuchen, dieses schädliche Knochenmark, das nur so vor krankhaften Zellen strotzt, loszuwerden. Und das schaffen wir mit Zytostatika. Das sind Substanzen, die die Körperzellen angreifen und zerstören, insbesondere die Blutzellen.“

„Wie lange dauert das denn?“

„Och, je nach dem. Ich hatte noch nie einen Leukämiepatienten. Wir müssen schauen, wie viel Zeit er braucht. Ich schätze ein paar Wochen.“

„Wenn das Knochenmark weg ist, dann braucht er neues, richtig?“

„Genau. Dann benötigen wir eine Spende.“

„Spende…?“

„Ja. Jemand spendet etwa einen Liter, und dann wird es ihm injiziert.“

„…“

„Gespritzt.“

„Ah… Und… wie spendet man so?“

„Wir bohren ein kleines Loch in den Knochen und saugen es raus.“

„Uäh…“

„Keine Sorge, das geschieht unter Vollnarkose.“

„Dann ist bohrt ihr ein Loch in den Rücken und saugt da irgendwas ab, ja?“

„Oje, nein! Doch nicht das Rückenmark, das Knochenmark. Das ist in jedem Knochen drin… das Dunkle… wenn du einen Suppenknochen hast, oder so etwas.“

„Dann ist ja gut, ich hatte schon Angst. Und dann pumpt ihr das Zeug einfach in Sasukes eigene Knochen, ja?“

„Nein, wir können schlecht jeden einzelnen Knochen aufbohren. Wir spritzen es ihm einfach in die Vene-“

„Aber das verstopft doch alles! Wie soll diese Pampe denn in seine Knochen kommen?!“

„Das geht schon. Das Mark ist flüssig und findet seinen Weg von alleine.“

„Hm… Wenn du meinst…“

Eine längere Pause trat ein, in der in Narutos Hirn sämtliche Zahnräder ratterten.

„Sakura?“

„Ja?“

„Wenn das mit dem Knochenmark gelaufen ist… ehm… also… kann Jeder spenden?

„Jeder, dessen Mark gut geeignet ist. Wo die Chance auf Abstoßung so gering wie möglich ist.“

„Ich weiß nicht, Sakura. Ich kann doch nicht wochenlang tatenlos zusehen, wie es Sasuke jeden Tag schlechter geht. Ich will etwas tun. Kann man diese Therapie nicht beschleunigen?“

„Hab Vertrauen, Naruto. Das klappt schon.“ - Sie stand gemächlich auf und fuhr ihm aufmunternd über den Arm - „Das Einzige, was wir jetzt brauchen, ist Hoffnung, Vertrauen und Entschlossenheit.“

Er musste schmunzeln, als sie langsam die Treppen zu Tsunade hochstieg.

„Danke, Sakura.“

…Sie hat gelächelt, als sie ihm das alles mit den Zellen erklärt hatte. Scheinbar mochte sie es, anderen mit ihrem Wissen weiter zu helfen und es zu teilen. Er sollte sie öfters nach ihrem Beruf fragen, wenn es sie glücklicher werden ließ.

Blickpunkt 16 - Ein Spender

Es war nun eine Woche seit dem Gespräch auf der Treppe vergangen und Sasuke lag mittlerweile auf der Intensivstation, weil es ihm immer schlechter ging. Scheinbar reagierte sein Organismus nicht so einwandfrei auf die Chemotherapie, wie zu Anfang gedacht.

Naruto kam jeden Tag, um nach ihm zu schauen und ihn über die Geschehnisse im Dorf aufzuklären. Auch wenn dieser schlief, mehr oder weniger im künstlichen Koma, hatte sich Naruto doch mit Sakuras Idee anfreunden können.

Man merkte sofort, dass es dem blonden Ninja eindeutig besser ging, wenn er mit Sasuke über etwas reden konnte und ihn nicht stundenlang anzustarren brauchte.

Heute war der Tag, an dem sie Naruto operieren und ihm die Knochenmarkspende entnehmen wollten. Er lag bereits ausgenüchtert und vorbereitet in seinem Krankenzimmer im unteren Stockwerk. Oder sollte es zumindest…

„Sakura! Bist du sicher, dass es nicht weh tut?“

„Ja, Naruto, glaub mir doch. Wenn du in Narkose liegst, spürst du absolut gar nichts.“

„Und wenn ich plötzlich aufwache?“

Sie musste schmunzeln. Sie liebte es, wenn sich Naruto so kindlich neugierig gab. Er kam ihr dann vor, wie ein kleiner Bruder, dem sie das Leben erklären musste. Sie konnte nicht leugnen, dass es ihr Freude bereitete.

„Du wachst nicht auf, dafür werde ich sorgen. Versprochen.“

„Schön… Und nachher?“

„Was nachher? Du solltest schon einige Tage ruhig liegen bleiben, schließlich bohren wir dir dein Becken auf.“

„Jetzt mach mich nicht noch mehr Panik! Du weißt genau, dass es mein erstes Mal ist, dass ich operiert werde.“

„Tut mir Leid, Naruto. …Hm… Komm, leg dich hin, es geht gleich los.“

„Kann ich nicht doch noch kurz etwas Ramen schlürfen gehen?“

„Nein!“

Die Operation verlief ohne Probleme, auch wenn das mysteriöse Chakra des Kyuubi dafür gesorgt hatte, dass die Wunde schneller verheilte, als die Ärzte bohren konnten. Schließlich hatte doch alles geklappt und es lagerte ein prall gefüllter Spendenbeutel in der Kühltruhe.

Eine weitere Woche verging, in der Sasukes Körper wieder einmal nicht mitspielte und das injizierte Knochenmark abzustoßen drohte.

Tsunade hatte zwar darauf bestanden, im Falle des Uchihas eine allogene Transplantation durchzuführen, also eine Spende von einer verwandten Person, doch die Dorfältesten sahen es nicht ein, den Einzigen in Frage Kommenden zu holen.

Man dürfe für die Heilung eines Einzigen nicht das Wohl Aller aufs Spiel setzen. Es wäre nicht nötig, Itachi Uchiha der Allgemeinheit zu präsentieren und womöglich eine Massenhysterie auszulösen, wenn man doch sicherlich auch innerhalb des Dorfes Spender finden könne.

So entschloss man sich hier im Krankenhaus dafür, einen anderen Spender zu finden. Natürlich gab es Niemanden, der so besessen von der Idee war, Sasuke zu helfen, wie Naruto.

Fast jeden Morgen wartete Naruto, nun wieder völlig auskuriert, unten in der Eingangshalle, darauf dass Sakura ihn abholen und zu Sasuke bringen würde.

Sie nahm in mit, streifte sich zusammen mit ihm den blauen, sterilen Umhang über und schleuste sie Beide in die Intensivstation. Sasukes Immunsystem war durch das Fehlen gesunder Lymphozyten so sehr angegriffen, dass jede noch so kleine Infektion zum Tod führen konnte.

Wenn sie dann den abgesonderten Raum betraten, in dem Sasuke, an etliche Schläuche angeschlossen, dahinsiechte, dann spürte sie ganz genau, dass Naruto dieses Bild genauso erschütterte, wie sie selbst.

Er trat dann immer ganz andächtig an das Bett, wenn man es denn noch so nennen konnte, und setzte sich, blickte ihn eine Weile lang stumm an, und tätschelte ihn am Arm. Erst wenn sie sich dann zurückzog und die Zwei allein ließ, konnte sie durch die Tür hören, wie der sonst so fröhliche Junge zögerlich begann, ein paar Sätze zu formulieren.

Nun konnte man nur noch bangen, hoffen und beten, Sasuke würde von sich aus mitkämpfen, um den Krebs zu besiegen. Doch es hatte nicht den Anschein…
 

----------------

*Hüstel*

Es is was kurz, ja ^^

Aber das Nächste lässt nicht lange auf sich warten, versprochen xD

Blickpunkt 17 - Verlust

Kapitel 17 - Verlust

Er wartete immer noch. Er hatte nun schon mindestens zwei Wochen hier draußen auf dem Baum ausgeharrt und er würde auch weitere zwei hier sitzen und auf ein Lebenszeichen von Sasuke warten.

Irgendwann an diesem klaren Wintertag hatte eine komische Alte bei ihm vorbeigeschaut.

Er wusste nicht recht, was sie wollte. Er war, sobald er das starke Chakra, das sie ausströmte, vernommen hatte, davon ausgegangen, kämpfen zu müssen. Stattdessen schritt sie mit steinerner Mine und festen Schritten auf ihn zu und wollte ihn anscheinend zur Rede stellen. Die ganze Sache war ihm mehr als unangenehm. Itachi hatte partout keine Lust dazu, sich darüber zu unterhalten, was er hier denn wolle, ob er sich nicht schäme, und der ganze übliche Terz.

Tatsächlich sprang sie dann zu ihm in die Baumkrone und schwor bei ihrer Ehre, dass sie keine feindseligen Absichten habe. Sie wolle schlicht und ergreifend etwas Dringendes klären.

Da sie ihm einen halbwegs unparteiischen Eindruck machte, ließ er sich darauf ein. Was sollte ein knappes Gespräch schon schaden?

Sie fragte nicht, wo er herkam, sie fragte auch nicht, was er hier tat, sie hatte ihn auch nicht auf seine Vergangenheit oder die Akatsuki angesprochen, sie hatte etwas ganz Anderes im Sinn.

„Was hast du mit deinem Bruder vor?“

Zuerst stieg ihm die Hitze ins Gesicht, doch Sekunden später war ihm so kalt, als ob er in Eis gebadet hätte. Er spürte, wie ihm der Schweiß aus den Poren trat.

Damit hatte er wirklich nicht gerechnet.

Seine erste und einzige Reaktion war abblocken. Eine Antwort, auf eine derart direkte und intime Frage, bekam diese Frau sicherlich nicht. Er erwiderte Nichts auf weitere Fragen Sasuke angehend. Er schaltete auf stur. Zu groß war das Risiko, sie hätte mit einer Antwort einen Riss in der Mauer finden und so seinen Schutzwall aus bequemen Lügen sprengen können. Das konnte er nicht zulassen.

„Wenn du dich kooperativ zeigen würdest, hätte er eine gewisse Chance.“

Er blickte weiter stur zum Horizont. Er war zu stolz um jetzt nachzufragen, was sie mit kooperativ meinte.

„Wenn du mitspielen und Reue zeigen würdest, könnte man dich im Dorf vielleicht wieder akzeptieren.“

Ein verächtliches Schnauben verließ seine Kehle, ohne dass er etwas dagegen ausrichten konnte.

„Vielleicht?“

„Eine Chance ist es wert! Du solltest aufhören, so gefühllos zu tun und auf Besserung seines Befindens zu warten, sondern stattdessen etwas unternehmen.“

Leere Versprechungen. Niemand in diesem Dorf akzeptierte ihn. Was sollte er dort? Das Einzige, was zählte, war, dass sie Sasuke wieder zusammenflickten. Für mehr war Konoha nicht zu gebrauchen.

„Ich bitte dich, Itachi.“

Was sollte es bringen, Reue zu zeigen? Zu sagen, dass diese ganze grausame Vergangenheit ein dummer Jungenstreich eines verirrten Geistes war? Jeder würde ihn weiter hassen, dafür dass er lebte. Es machte keinen Unterschied, ob er sich nun gebessert gab, oder nicht.

„Tu es für deinen Bruder.“

Denn er war nun einmal nicht mehr; ein verirrter Geist, der nicht recht wusste, wo er hingehörte…

Aber vielleicht stimmte es. Vielleicht würde er sich nicht selbst helfen, vielleicht aber seinem Bruder. Und das war momentan schließlich das höchste Ziel in seinem Leben. Auf seinen Bruder Acht geben.

Schnell wandte er sich zu der blonden Frau um, wollte ihr halben Herzens sagen, dass er es sich überlegen würde, da war sie weg. Einfach fort. Scheinbar war er so in seine Grübeleien vertieft gewesen, dass er sie gar nicht hatte verschwinden spüren.

Und schon wieder, wie so oft in den vergangenen Wochen hasste er sich dafür, nicht früher die Initiative ergriffen zu haben. Immer merkte er erst, was er angerichtet hatte, wenn es zu spät war. Er konnte diesen starrköpfigen, eigensinnigen und misstrauischen Teil an sich nicht ertragen.
 

Er schaute in die Morgendämmerung, sah der blutroten Sonne dabei zu, wie sie sich mühsam über den Hokagefelsen am Ende des Dorfes schob und störte sich an den gleißend hellen Strahlen, die ihn blendeten.

Als er nach einer gewissen Zeit, die Morgenröte am Himmel hatte sich mittlerweile verzogen, erneut ein Rascheln hinter sich vernahm, wandte er sich augenblicklich um, bereit der Blondine diesmal die Wahrheit zu sagen. Noch während er sich drehte, war ihm diese unbedachte Handlung, wie so oft, unangenehm. Er hätte schließlich auch einfach warten können, bis sie neben ihm war. Das ließe ihn gleich überlegener wirken.

Falscher Verdacht. Hinter ihm im Gebüsch tauchte nicht das ebenmäßige Gesicht dieser Frau, sondern eine hölzerne Maske auf.

„Was soll das werden?“

Itachi hatte gerade absolut keine Lust, jetzt, da er Ruhe zum Nachdenken gefunden hatte, genervt zu werden. Vor allem nicht von denen. Ein Grund mehr, übellaunig und bockig zugleich, nach dem Anlass für das Stören zu fragen.

„Man schickt mich. Ich habe mir diese Option sicherlich nicht freiwillig ausgesucht.“

„Was wollt ihr von mir?“

Itachi wandte sich wieder dem Dorf zu, anstatt den ungebetenen Gast anzusehen. Er mochte es nicht, jemandem beim Sprechen ins Gesicht zu sehen, auch wenn dieses eine Maske trug.

„Ich soll dir ausrichten, dass du, wenn du dir schon unplanmäßig Freizeit gönnst und hier unnütz herumlungerst, dich in einem Zug um das Kyuubi kümmern solltest.“

Der Uchiha schnaubte beinahe belustigt, als dies hörte.

„Hat er das gesagt?“

„In etwa ja. Seine Hauptaussage war ursprünglich: ‚Es eilt.’“

„Hm.“

„Es wäre besser für dich, wenn du tust, was man von dir erwartet.“

Oh ja. Er musste immer das tun, was man von ihm erwartete. Das war schon immer so.

„Was wenn nicht?“

„Das hat er nicht erwähnt, aber es ist wirklich dringend. Es fehlt nur noch dein Jinchuuriki. Wenn der Neunschwänzige nicht bald auftaucht, wird er ungeduldig und du weißt, wie er dann wird… Er mag es nicht, zu warten.“

„Den Spruch kenne ich.“

„Jetzt hör auf, vom Thema abzulenken. Es geht darum, dass du deine Pflicht nicht erfüllst und jetzt Jeder auf dich angewiesen ist. Du scheinst es zu genießen. Wenn es zu lange dauert, müssen wir handeln. Du kannst nicht als Einziger quer stehen und den Rest von uns behindern.“

Ihn interessierte diese ganze Akatsuki und deren Angelegenheiten herzlich wenig. Es war ihm egal, ob sie nun die Welt in den Ruin stürzten oder nicht. Aussteigen konnte man, wenn man denn einmal drin war, sowieso nicht mehr. Er hatte weiter mitgespielt, weil er sonst nicht wusste, was er mit sich anfangen sollte.

„Ganz zu schweigen von Deidara.“

Itachi stöhnte entnervt auf. Jetzt wandelte sich Tobis Posten vom Laufburschen in den eines Apostels.

„Du hast ihn übel zugerichtet. Wir können von Glück reden, dass er keine bleibenden Schäden davon getragen hat. Du könntest dich ruhig bei ihm dafür entschuldigen, dass du ihm die Schuld in die Schuhe schieben wolltest.“

„Ich könnte, ich könnte. Was interessiert mich der? Der ist doch an all dem hier Schuld.“

„Ich habe es dir schon mehr als einmal gesagt, und ich trichtere es dir noch einmal ein: Kein Tee der Welt kann solch seltsame Symptome hervorrufen. Hör auf immer bei allen Anderen die Schuld zu suchen und fang gleich bei dir an. Du hast ihn schließlich mit-“

„Hör auf!“

Die Wut kochte in ihm hoch. Wie konnte dieser widerwärtige Kerl es wagen, hierher zu kommen um ihn zu nerven, um ihm vorzuhalten, es wäre sein Verdienst, dass es Sasuke so dreckig ging. Er musste sich stark zusammenreißen, damit er nicht ausrastete. Das passiert ihm nur äußerst selten, aber für wenigstens ein Mal verfluchte er sich selbst für alle Ewigkeit.

„Wage es nicht, mir jetzt zu sagen, ich wäre an allem Schuld. Ich kann es nicht ertragen, euch um mich zu haben. Verschwinde und lass mich in Frieden!“

„Itachi…“ - Tobis Stimme flatterte. Er schien die drohende Gefahr zu spüren - „Ich warne dich. Stell nichts Dummes an.“

Damit entschwand er.

Itachi atmete aus, fühlte sich aber keineswegs erleichtert. Nur ganz langsam kühlte sein Zorn aus.
 

Als die Sonne wieder dem Horizont entgegenwanderte und die Welt in Orangenuancen tauchte, bekam er zum dritten Mal an diesem Tag Besuch. Diesmal beging er allerdings nicht den Fehler und wandte sich vorzeitig um.

Er wartete, bis sich die blonde Frau neben ihn setzte. Entschlossen, ihr diesmal das zu sagen, was er auch wirklich meinte, blickte er ihr ins Gesicht.

All seine frisch zusammengekratzte Entschlossenheit bröckelte auseinander und zerfiel zu Staub. Ihr Gesicht wirkte immer noch so steif und gefasst wir neulich, doch es lag ein anderer Ausdruck in ihren Augen.

Tief empfundene Trauer.

Sie sah nicht auf, als sie ihn ansprach.

„Ich bitte dich, mir zu folgen.“

„…Was?“

Vor Überraschung konnte er nicht mehr als hauchen. Erst nach einem leisen Räuspern fand er seine Stimme wieder.

„Sag das noch mal.“

„Ich sagte, du sollst mit mir kommen.“

„…Aber…“

Sein Mund war seltsam trocken.

„Komm mit.“

Sie hüpfte vom Ast des großen Kastanienbaumes, der nun, mitten im Winter, all seine verdorrten Blätter abgeworfen hatte, und recht kahl wirkte, und schritt langsam und seltsam geknickt zum Eingangstor.

Itachi blieb unschlüssig zurück. Unschlüssig darüber, ob er ihr folgen sollte oder nicht. Etwas in ihrem Blick ließ nichts Gutes vermuten. Es kam ihm so vor, als handele sie, ohne es wirklich zu wollen.

Vielleicht lockte sie ihn in eine Falle?

Was, wenn man ihr befohlen hatte, ihn ins Dorf zu locken, wo man ihm auflauerte, um ihn ein für alle mal zu vernichten?

Gegen eine Übermacht konnte er nichts ausrichten.

‚Moment mal…’

Eine leise Stimme erklang in seinem Kopf. Die Stimme, die ihn so oft in den Wahnsinn trieb, die ihn zu unklugen Taten animierte und an seinen Stolz appellierte.

Er konnte doch jetzt nicht einfach hier sitzen bleiben und die Welt in dem Glauben lassen, er sei schwach. Schwach und ängstlich.

Nein, niemals. Er war er selbst. Er war stark. Stark genug es mit einer ganzen Armee aufzunehmen. Er musste nur den Willen dazu haben!

Langsam stand er auf, ließ sich zu Boden und folgte der Frau in gebührendem Abstand, bereit sofort zuzuschlagen, sollte ihm Jemand zu nahe kommen.

Es fühlte sich seltsam an, noch einmal durch Konoha zu schreiten. Itachi hätte nicht gedacht, es jemals wieder zu sehen. Es war ein flaues Kribbeln in der Magengegend, als er durch die Pforte trat, vorbei an den Menschen, die ihn entgeistert anblickten. Was sie wohl dachten? Was in ihren Köpfen vorging? Es war wirklich schwer, ihren entsetzten Blicken auszuweichen. Deshalb heftete er seinen Blick auf den Umhang der Frau, die etwa zehn Meter vor ihm ging.

‚Zocken…Hm…’

Was sie wohl vorhatte? Nach einer Falle sah das definitiv nicht aus.

Die Frau blieb stehen, drehte sich um und schien darauf zu warten, dass er aufholte. Nur gemächlich tat er ihr den Gefallen.

„Es ist besser, wenn sie dich nicht alleine herumirren sehen.“, gab sie mit einem Seitenblick auf eine kleinere Gruppe von Leuten zu verstehen, die wie eingefroren wirkten.

Er stieß nur genervt ein wenig Luft aus seinen Lungen. Sollten sie doch denken, was sie wollten. Es interessierte ihn nicht, ob sie nun Angst hatten oder nicht.

‚…Warum eigentlich nicht?...’

Itachi hatte jetzt keine Lust, sich schon wieder mit dieser Frage auseinander zu setzten.

Jetzt, da er keinen Fixpunkt mehr vor sich hatte, gingen sie schweigend nebeneinander her, beide starr nach vorne blickend, ohne doch wirklich etwas zu sehen, alle um sie herum ignorierend.

Nach einer Weile gingen sie geradewegs auf ein großes weißes Gebäude zu. Schon aus der Ferne konnte Itachi Jemanden erkennen, der auf sie zugelaufen kam. Unwillkürlich versteifte er sich, sein Arm zuckte zu seinem versteckten Kunai. Er hatte ausnahmsweise seinen Arm nicht lässig aus dem Umhang hängen, sondern trug ihn bis zur Brust zugeknöpft.

Wie er diesen Mantel hasste. Er erinnerte ihn immer an ein Halsband, das ein Hund tragen muss, damit Jeder weiß, zu wem er gehört. Es war eine Art Brandmarke für Pferde, eine Tätowierung, wie sie die ANBU trugen, es war ein Zeichen für vergönntes Freisein.

Nun begann die Person, wild mit den Armen zu rudern und etwas zu rufen. Als sie näher kam, sah er, dass es sich um eine junge Frau handelte. Kurzes dunkles Haar, ausdrucklosen Gesicht, er kannte sie nicht.

„…völlig wahnsinnig?! Was tun Sie da?!“

‚Oh.’

Jetzt verstand er. Es ging darum, dass die blonde Frau mit ihm im Schlepptau durch das Dorf gewandert ist. Seltsam, dass er noch keinen Ninja gesehen hat.

„Tsunade!“

Endlich kam sie, völlig außer Atem durch den kurzen Sprint und das Gebrüll, vor ihnen zum Stehen, musste jedoch gleich wieder mitlaufen, um nicht zurück gelassen zu werden.

„Das können Sie doch nichts ernsthaft vorhaben!“

„Oh doch.“

„Aber wie können Sie so ein großes Risiko eingehen?“

„Ich habe mich entschieden, Shizune. Daran kannst du nichts ändern.“

„A-Aber…“

Ihr Redefluss versiegte, während sie nun zu dritt auf das Gebäude zu marschierten, welches sich als Hospital entpuppte.

‚Das kann doch nicht wahr sein…’

Er blickte kurz zu dieser Tsunade, wollte sich vergewissern, dass er nicht vielleicht doch falsch läge, mit der Vermutung, er durfte seinen Bruder nun endlich sehen.

Sie jedoch blickte weiter stur geradeaus. Vermutlich auch, weil dieses Mädchen, diese Shizune dabei war.

In den nächsten Minuten ging alles sehr schnell. Sie huschten durch die Eingangshalle, eilten ein paar Treppen hinauf und kollidierten wenige Augenblicke später mit zwei älteren Herrschaften, die ihm seltsam bekannt vorkamen.

„Tsunade! Ich hätte nicht gedacht, dass du so töricht handeln kannst.“

„Seit wann liegt dir so viel an deinen Patienten?“

„Der Dritte hätte eine andere Lösung gefunden.“

„Seid leise! Alle beide. Es ist ganz allein meine Sache, was ich tue und was nicht.“

Sie gingen durch einen leeren Flur. Itachi konnte nicht anders, und beobachtete weiterhin die Alte und, wie ihm schien, ihren Gatten. Warum ignorierte ihn Jeder? Es kam ihm so vor, als ob sie Angst vor seinem Blick hätten. Als ob er Alle, die es wagten, in seine Augen zu blicken, tot umfallen ließe.

„Wenn du weiterhin solche unweisen Entscheidungen triffst, fällt es uns schwer, dich weiterhin das Dorf führen zu lassen.“

In dem Moment, als er hellhörig aufblickte, blieb Tsunade abrupt stehen und drängte ihn zur Rechten durch einen Türrahmen. Auch er blieb nun augenblicklich stehen und starrte auf das Bett, welchen halb hinter einem Vorhang verborgen lag.

Und ganz plötzlich schrumpfte die Welt um ihn herum auf einige wenige Meter zusammen. Tausend heiße Nadeln stachen in seinen Nacken. Die Stimmen drangen nur noch gedämpft zu ihm. Wie in Trance wanderte er auf die Bettstatt zu, in der sich ein schmächtiger Körper befand.

„Ich, als Hokage, sehe es als meine Pflicht an, Verwandte und Hinterbliebene über den Verlust einer nahe stehenden Person aufzuklären!“
 

--------------

Ich verspreche, es geht weiter ><

*peace*
 

Nur so am Rande...

Ich wurde gebeten, zu der FF einen Doujinshi zu zeichnen...

Naja...ich kann nich sooo gut Doujinshi zeichnen. Habsch ja noch nie gemacht.

Hm. Falls Jemand Lust auf Zusammenarbeit oder Ähnliches hat, der kann sich bei mir melden :D

Blickpunkt 18 - Eine Zweite Chance

„…Was?“

Es war nicht mehr als ein Hauch eines Wortes, trotzdem wusste Naruto sofort, dass Sasukes Bruder eingetroffen war.

Er wusste nicht recht, was der nun tun würde, wenn er sah, dass Sasuke tot war.

Ehrlich gesagt, hatte er sogar ein wenig Angst vor dessen Reaktion. Schließlich war dieser Uchiha unberechenbar. Er musste tausend Leichen in seinem Leben gesehen haben, warum sollte ihm eine mehr etwas ausmachen?

Er, Naruto, sah zwar die Leiche, hatte die Gewissheit, aber glauben konnte er es noch nicht.

Alles ging so schnell…

Morgen, wenn er eine Nacht geschlafen hatte, würde ihn die Wucht des Schocks umhauen, das wusste er. Aber im Moment fühlte er rein gar nichts.

Neben ihm trat ein dunkler Schatten in sein Blickfeld. Naruto sah nicht auf, er blickte weiter stur auf das weiße Tuch vor ihm. Eine der Schwestern stellte ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Bettes, einen weiteren Stuhl zurecht, auf den nun Itachi zuschritt.

Genau wie er, vor ein paar Stunden, schien er sich mehr aus Routine, als aus freiem Willen zu bewegen. Itachi setzte sich, ließ seinen Blick über das Bett wandern, starrte in Sasukes bleiches Gesicht und sah den Blonden letztendlich mit einem Blick an, der eine Mischung aus Entsetzen und Ratlosigkeit darstellte.

Er selbst wiederum fixierte nach den wenigen Sekunden Blickkontakt weiterhin stumm das Bettlaken.

Ein bisschen Fußgetrappel und man ließ sie allein.

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

Was wenn Itachi ihn jetzt fragen würde -

„…Wieso?“

Die feinen Härchen in seinem Nacken stellten sich abrupt auf. Es war ihm unglaublich unangenehm, mit dem da allein gelassen zu werden, vor allem in so einer brenzligen Situation.

Er räusperte sich kurz, bevor er anfing zu sprechen.

„Ehm…es…es…Sie haben mich vor etwa einer Stunde geholt…Ich…Er….“

Warum fiel es ihm jetzt so unglaublich schwer, richtig zu sprechen? Er fand einfach keine Worte, das war es.

Wie konnte es sein, dass dieser potenzielle Massenmörder nun so seltsam… ja fast schon erschüttert darauf reagierte, dass sein Bruder gestorben war.

Als er aufblickte und sah, dass Itachi ihn immer noch musterte, spürte er, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht und die Tränen in die Augen stiegen.

„Ich weiß nicht …Tsunade sagte, es hätte geklappt. Es hätte funktioniert … und dann ist er einfach so … Ich … Er hätte nicht mehr die Kraft gehabt … durchzuhalten …“

Verdammt. Warum musste er jetzt heulen? Er sah nun sicherlich wie ein Kleinkind aus. Dabei hatte er so gut es ging versucht seine Trauer nicht zu zeigen. Das tat er sonst auch fast nie.

Aber bei Sasuke ist das etwas Anderes. Sasuke war für ihn etwas Anderes. Er fühlte sich seltsam verbunden, mit diesem kleinen sturköpfigen Egoisten.

Dabei war er das ja überhaupt nicht. Sasuke hatte schlicht und ergreifend Angst, Schwäche zu zeigen und somit verletzt zu werden.

Das hatte er damals alles herausgefunden, als Sasuke von Orochimaru, in gewisser Weise, heimkehrte.

Nun war er tot. Sie würden sich nie wieder sehen. Sie hatte nicht einmal Abschied nehmen können.

Und an alldem Schuld, war einzig und allein Itachi. Naruto schniefte einmal und schluckte die Tränen herunter.

„Sag mal … warum kommst du eigentlich nach hier und sorgst dich so sehr um Sasuke? Er war dir doch die ganzen Jahre über egal. Noch mehr als das, du hast ihn zerstört. Du hast ihn zu einem seelischem Wrack gemacht, ihm seine Kindheit geraubt und alles was ihm wichtig war. Wieso tust du so was?“

Schnell blickte der Uchiha weg, als könne er sich so vor einer Antwort drücken.

„Wieso bist du so furchtbar? Warum kannst du nicht einfach nett sein? Wieso tust du immer allen weh?“

„… Ich …“

Er keuchte einmal, stand mit einer eleganten Drehung vom Hocker auf und wandte Naruto den Rücken zu. Scheinbar konnte er so besser reden, wenn er sein Gegenüber nicht anzusehen brauchte. Stattdessen beobachtete er wohl die dicken Schneeflocken, die mit dem Wind gegen die Scheiben des isolierten Fensters getrieben wurden.

„… Weißt du …“ - Er senkte den Kopf - „… Ich will das gar nicht.“

„Was willst du nicht?“

„Andere verletzen.“

„Warum tust du es dann?“

„…Das weiß ich selber nicht.“

„Hm. Aber man muss doch einen Grund haben, warum man einfach so viele Menschen umbringt.“

Schnell drehte sich der Schwarzhaarige am Fenster wieder um.

„Ach ja? Und was ist mit euch Shinobi hier aus dem Dorf? Tötet ihr Niemanden? Ihr seid keinen Deut besser, als ich. Selbst ihr mordet und seid dann stolz, einen Gegner besiegt zu haben. Was ist so anders daran?“

„Das kannst du so doch gar nicht vergleichen. Wir tun es, weil wir es müssen. Weil wir unser Leben erhalten wollen. Wenn ihr uns angreift, dann müssen wir uns schließlich wehren.“

„Und wir sollen uns einfach töten lassen? Wo für Ziele gekämpft wird, fallen Opfer an. Das ist nun einmal so. Die Welt kann nicht immer nur gut und heil sein. Es muss Schatten geben, um Licht sehen zu können.“

„Ach … es läuft immer Alles aus dem Ruder. Nur, weil so eine Organisation, die die Welt beherrschen will, Macht braucht, entführt und tötet sie meine Freunde. Wegen euch wäre Gaara jetzt tot. Sakura wäre auch beinahe gestorben. Und diese Puppen-Oma ist es, um Gaara zu retten. Da ist es nur gerecht, wenn von euch auch Jemand sein Leben hergibt.“

„Sasori hat gut gekämpft, aber es hat nicht gereicht.“

Es sah so aus, als würde Itachi nun in Erinnerungen schwelgen. Urplötzlich riss er seine Augen auf und seinen Kopf empor. Er schritt schnell zu Sasuke und hob zaghaft eine Hand, um sie vorsichtig an dessen Wange zu führen. Er strich mit seinen Fingern langsam auf der Haut auf und ab.

„Er ist so kalt …“

Er stützte einen Arm neben Sasuke auf dem Bett ab und schlug die Decke zur Seite.

„Was machst du da?!“

Anstelle zu antworten, schob er Sasukes helles Hemd nach oben.

„Was soll das?“

Nun legte er seine Handflächen auf den schmalen Oberkörper.

„Sakura hat gesagt, es gibt kein Jutsu, das ihn wieder zurückholen kann.“

„Es gibt eins.“

„Ja, aber das konnte nur die Alte! Nicht mal Tsunade kann es.“

„Diese Tsunade besitzt auch nicht das Sharingan.“

„Wie…?“

Um Itachis Hände bildete sich eine Kugel aus purem Licht, genauso wie damals bei Gaara.

„Er hat es mir gezeigt, als ich ihn darauf ansprach … Ich beherrsche es leider nicht perfekt.“

Die ersten Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn und einige Adern traten pulsieren hervor. Der Lichtball wurde schnell kleiner.

„… Es ist anstrengend …“

„B … Brauchst du?“

Naruto stand auf, legte seine flachen Hände auf die von Itachi und ließ sein Chakra frei. Davon hatte er inzwischen ja reichlich genug.

Augenblicklich wuchs die Lichtkugel wieder an.

„Ich habe es noch nie wirklich erprobt. Ich weiß nicht, was passiert, wenn es funktionieren sollte.“

In Naruto breitete sich für einen Sekundebruchteil eine unglaubliche Hitze aus. Auch er begann nun zu schwitzen. Er fühlte förmlich, wie Chakra und Energie aus seinem Inneren in Sasukes Körper gesogen wurde. Seine Hände bebten, das Kyuubi grollte, ihm tropfte der Schweiß von der Nase und in sich spürte er eine immer größer werdende Kälte. Ihm war schwindelig.

Ganz unvermittelt ging ein Ruck durch Sasukes Brustkorb und Naruto zog seine Hände reflexartig zurück, während er einen erschrockenen Laut von sich gab.

„Wah! Er macht was!“

„Sasuke?“

Ein weiteres Zucken.

„Er lebt!“

„Sasuke, hörst du mich?“

„Warte.“

Gröber als gewollt presste der Blonde seine Hände wieder flach auf Sasukes Brust und wanderte auf dessen linken Rippenbogen zu. Nachdem er ein wenig verweilt hatte, spürte ein leichtes, ganz leichtes Vibrieren.

„Sein Herz schlägt! Los, mach was!“

„Ich kann nichts mehr tun. Von nun an muss er es alleine schaffen.“

„Was soll das heißen?! Er atmet ja nicht mal!“

Schnell stürzte er an das Kopfende des Bettes und umschloss das Gesicht des Schwarzhaarigen mit seinen Händen.

„Hey, sag was, Sasuke.“

„…“

Ein seltsamer, undefinierbarer Laut.

„Du musst atmen, hörst du? Atme!“

„Sasuke. Los, streng dich an. Du willst doch stark sein, oder? Beweise mir, dass du stärker geworden bist.“

„Einatmen! Ganz tief Luft holen.“

Ein seltsames Schmatzgeräusch und Sasukes Brustkorb bebte kurz auf.

„Gut so! Weiter. Du schaffst das! Bleib bei mir, bitte. Was soll ich denn sonst ohne dich machen?“

Ein leises Fiepen, und seine Brust hob sich langsam.

„Genau! Schön tief einatmen.“

Nun begann Sasuke zu röcheln.

„Nein, nein, nein! Ganz normal atmen. Atme ganz tief ein, Sasuke.“

Momentan glich seine Atmung eher einer Schnappatmung. Er kniff nun auch seine Augen zusammen, so als strenge er sich unwahrscheinlich an.

„Ich weiß doch, dass du das kannst. Also komm schon.“

„Beweise mir, dass du der bist, für den ich dich halte, Sasuke.“

„Komm schon Sasuke.“

„Nh …“

„Nicht reden, atmen!“

Man hörte förmlich, wie sich die Lungen des jungen Uchiha mit Luft füllten.

„Genau. Und jetzt … langsam ausatmen.“

„… Nah …“

„Ausatmen!“

Ein seltsam verzerrtes Pfeifen erklang und der Brustkorb senkte sich wieder.

„Einatmen.“

Er hob sich.

„Ausatmen.“

„… Naruto?“

„Ja, ich bin’s, du Angsthase. Hattest du Schiss, so ganz ohne mich?“

„Ihr solltet jetzt nicht reden, sondern zusehen, dass es ihm schnellstmöglich besser geht.“

„Hörst du Sasuke? Dein Bruder sagt, du sollst schnell gesund werden.“

Mit einem weiteren tiefen Atemzug begannen seine Lider zu flackern, bis sie sich träge öffneten. Müde sondierte er den Raum, als seine pechschwarzen Augen schließlich an demjenigen hängen blieben, der am Fenster stand und sich von der ganzen Situation recht distanzierte.

„Itachi?“

Dieser senkte nur seinen Blick in einer Art stummer Zusage, mit der sich Sasuke wohl zufrieden gab, denn sein Blick wanderte nach ein paar wenigen Augenblicken wieder durchs Zimmer.

„Wo…?“

„Oh … du warst weg. Wo, wüsste ich auch zu gern.“

Mit dieser Aussage warf Naruto Itachi einen mörderischen Blick von der Seite zu, während Sasuke seinen sinken ließ.

„Wo hast du ihn her?“

„Ich habe ihn nirgendwo her.“

„Aber du musst ihn doch irgendwo gefunden haben.“

Der Blonde setzte sich neben Schwarzhaarigen auf Bett und fuhr ihm sanft durch das Haar.

„Ich habe ihn nicht gefunden, ich habe ihn mitgebracht.“ - Eine kleine Pause trat ein, in der Itachi wohl stark darüber nachdachte, ob er nun weiterreden sollte - „Er war bei mir.“

„Was?!“

„Ich … Er ist mir förmlich in die Arme gesprungen … Da habe ich ihn mit mir genommen.“

„Du hast ihn entführt?!“

„…Hm…“

Itachi wandte sich wieder ab.

„Es ist ihm nicht schlecht ergangen.“

„Ich glaub’s einfach nicht! Kaum ist er mal nicht auf der Höhe, entführst du ihn mitten in der Nacht einfach aus seinem Bett heraus!“

„Ich habe es nicht aus einem infamen Hintergedanken heraus getan. Ich wollte ihm näher kommen.“

„Entschuldige, aber ich glaube, da hast du von Anfang an irgendetwas falsch gemacht.“

„Wie hätte ich es denn machen sollen?“

„Vielleicht hättest du nicht einfach sinnlos seine gesamte Familie töten sollen?!“

„Es war auch meine Familie.“

„Naruto! Was machst du so einen Lärm? Er ist ein Verwandter, verstanden? Ich erwarte, dass du ihn tolerierst!“

Blitzartig sprang der Chaosninja auf.

„Sakura! Sasuke lebt!“

„Wie? Aber er ist doch tot…“

Vorsichtig tippelte sie auf Zehenspitzen nach links, um einen Blick auf das Bett haben zu können. Als sie den jungen Uchiha erblickte, ließ sie ihren Klemmblock fallen und schlug sich die Hände vor den Mund.

„Das kann nicht sein. Er war tot.“

„Wie du siehst lebt er wieder.“

Völlig desorientiert blickte Sakura ihn an.

„… Aber wie?“

„Tja. Der da drüben hatte so ein nützliches Jutsu im Petto.“

Er nickte kurz hinter sich. Als er den Kopf drehte, um Itachi ins Gesicht zu sehen, bemerkte er bestürzt, dass >Der da< an die Wand gelehnt zusammengesunken ist.

„Was war das für ein Jutsu?“

„Keine Ahnung. So eins wie diese Chiyo-Oma bei Gaara benutzt hat-“

„Aber dann stirbt er!“

„Ehrlich gesagt kümmert’s mich wenig…“

„Naruto! Wie kannst du so was sagen? Wir müssen ihm helfen.“

Gerade als sie zu Itachi gegangen war und ihn hoch hieven wollte, riss sich dieser los und stolperte in Richtung Tür.

„Lass mich.“

„Aber du brauchst dringend ärztliche Hilfe, wenn du dieses Jutsu tatsächlich angewendet hast.“

„Nein.“

„Es ist ohnehin ein Wunder, dass du noch lebst!“

„Ich … ich …“

Beim Anblick der Stationsschwestern, die nun, durch den Tumult alarmiert, ins Zimmer geströmt kamen, geriet er noch mehr ins Wanken.

„… Ich muss hier weg.“

„Itachi! Bleib hier!“

Naruto zog Sakura sanft am Handgelenk zurück. Es hatte keinen Sinn, Sakura einen Top Ninja verfolgen zu lassen.

„Lass ihn laufen, wenn ihm soviel daran liegt.“

„Aber er braucht wirklich Hilfe! … Außerdem ist er immer noch ein Krimineller.“

„Keine Sorge, Sakura. Ich folge ihm. Aber du solltest lieber mal nach Sasuke schauen, als nach seinem Bruder.“

„Hm. In Ordnung … Vielen Dank.“

Naruto blickte noch einmal hinter sich und besah sich Sasuke, der wohl wieder eingeschlafen ist, dann ging er an den aufgeregt tuschelnden Schwestern vorbei nach draußen.

Auf dem Vorplatz des Krankenhauses angekommen, hielt er nach dem schwarzen Mantel Ausschau, fand aber keinen vor. Glücklicherweise haben ihn aber einige Schüler der Akademie in Richtung Wald fliehen sehen.

Also suchte er im Wald weiter. Es wäre nicht sonderlich schwer gewesen, Itachi aufzuspüren, hätte dieser ausreichend Chakra. Nach dieser Heilungsaktion jedoch schien sein Chakra verschwunden zu sein, genauso wie sein eigenes. Er selbst fühlte sich auch ein wenig schwummerig.

So hüpfte er aus Vorsicht langsamer als sonst von Ast zu Ast.

Was sollte dieser Itachi in diesem Zustand schon anrichten?

Gut, er könnte zu seinen Spießgesellen gelangen und ihnen einige >nützliche< Tipps über die Lage des Krankenhauses von Konoha geben, mehr aber auch nicht. Daran konnte nun wirklich nichts Schlimmes sein.

Zu seinem weiteren Glück hinterließ der Abtrünnige genügend Spuren. Er gab wohl nicht groß Acht auf Verfolger. Umso besser.

Naruto legte ein wenig an Tempo zu, und schon konnte er den Uchiha unten am Boden vorfinden.

Völlig außer Atem und total am Ende. Als er vor ihm auf dem Boden landete, hob der Dunkelhaarige seinen Kopf ein wenig und sah ihn gleichgültig an.

„Was willst du von mir? Ich habe ihn dir zurückgebracht, also bin ich dir nichts mehr schuldig.“

„Hm.“ - Er ging vor ihm in die Knie - „Du warst mir nie etwas schuldig.“

„So …?“

„Ich soll nur auf dich aufpassen.“

„Ich habe doch bereits erwähnt, dass ich eure Hilfe nicht brauche.“

„Weißt du was? Du hörst dich an wie dein Bruder. Ihr seid beide unheimlich stur … Jedenfalls soll ich ein Auge auf dich werfen, damit du nichts Dummes anstellst.“

Ein misstrauischer Seitenblick.

„Zum Beispiel?“

„Hm … Einer alten Dame die Handtasche klauen.“

Itachi lachte einmal kurz lautlos und recht sarkastisch auf, dann blickte er ihm in die Augen. Sharingan hatte er keine. Dafür reichte seine Kraft wohl nicht mehr aus.

„Ich könnte dich mitnehmen und dir dein vermaledeites Kyuubi entreißen.“

„… Was bezweckt ihr eigentlich damit?“

„Das geht dich nichts an.“

„Hm … Wenn Sakura ihn wieder aufgepäppel hat, willst du dann noch mal zu Sasuke?“

„… Das weiß ich noch nicht.“

„Was machst du solange? Hier im Wald sitzen?“

Itachi senkte sein Haupt. Scheinbar wusste er das auch noch nicht. Es kam Naruto äußerst komisch vor, mit einem Itachi Uchiha im Wald zu sitzen und ihm lächerliche Fragen zu stellen, auf die er keine Antwort wusste.

„Willst du in dein Haus?“

„Was?“

„Nachhause.“

„Nein. Dorthin werde ich nie wieder zurückkehren.“

„Auch gut. Dann bleib hier oder sonst wo, Hauptsache in der Nähe.“

„Hm.“

Dass diese Uchihas immer so wortkarg sein mussten.

„Ich werde der Hokage sagen, dass du dich hier aufhältst. Wenn sie nach dir suchen lässt, solltest du dich besser finden lassen, wenn du verstehst was ich meine … Und … wenn es dir doch noch schlechter gehen sollte, dann weißt du ja, wo du hinmusst.“

„...“

Itachi ignorierte ihn wieder. Wie er das hasste. Er selbst jedenfalls zog sein weiches Bett jedem Waldboden vor, und deshalb ging er nun Nachhause.

Selig schmunzelnd darüber, dass er einem geliebten Menschen das Leben hatte schenken können.
 

Hehe...^^

Ich riskier doch nich mein Leben, und lass ihn echt sterben xD

Blickpunkt 19 - Das Ende

Als Sasuke die Augen öffnete, sah er nur einen formlosen Wirbel aus Farben, erst als er ein paar Mal geblinzelt hatte, nahm er einzelne Formen war, auch wenn diese immer noch recht verschwommen wirkten.

Ihm war furchtbar schlecht.

Nicht so, dass er sich übergeben müsste, aber er fühlte sich äußerst unwohl. Deswegen schloss er seine Augen lieber wieder und atmete tief ein.

Ihm wurde schwindelig.

Die Luft war so … leicht. Der Duft blieb aus, aber trotzdem war sie seltsam frisch wie Bergluft.

Er hörte ein seltsames Summen um sich herum.

Waren das Insekten? Lag er auf einer Wiese?

Er bewegte sich leicht.

Nein, es war weicher als erdiger Boden. Ein Bett?

Ein verhaltenes Räuspern.

War Jemand hier?

Sasuke zwang sich, erneut die Augen zu öffnen. Nun konnte er wenigstens klarer sehen. Er sah viele Farben, vor allem Weiß und Grün.

Wo war er verdammt noch mal, und was war geschehen?

Dann tauchte unvermittelt ein blonder Haarschopf vor ihm auf. Die zum selben Gesicht gehörenden eisblauen Augen musterten ihn sorgenvoll.

„Naruto?“

„Hey … Na, wie geht’s?“

„Mir ist so … komisch.“

„Kein Wunder. Du warst tot.“

„Was? War ich …?“

„Ja, aber ich und dein Bruder haben dich wieder in Ordnung gebracht.“

„Bruder?“

„Ja, Itachi. Er ist hier. Möchtest du ihn sehen?“

„Wo?“

Leicht panisch wanderten seine schwarzen Augen von einem Winkel in den anderen, versuchten Itachi zu orten, erblickten ihn aber nicht.

Ein Krankenzimmer also…

Wie konnte Itachi hier sein? Das war unmöglich!

„Keine Angst, er ist draußen. Wenn du ihn nicht sehen möchtest, dann bleibt er da auch.“

Hatten sie ihn gefangen genommen?

„Wieso ist er hier?“

Seine Stimme war so brüchig, als hätte er tagelang nicht mehr gesprochen. allgemein fühlte er sich schlapp, so wie man sich fühlte, wenn man zu lange geschlafen hatte.

„Hm. Das weiß wohl keiner so genau. Er ist vor ein paar Wochen gekommen und hat dich hier abgeliefert.“

„Hm…“

Sasuke musste erst einmal durchatmen und das verdauen. Itachi hatte ihn abgeliefert? Er wusste nichts davon. Er war hier aufgewacht, und vorher … was war vorher?

Er musste wahrlich lange und intensiv nachdenken und sein Gehirn zum Arbeiten motivieren, bis es ihm allmählich wieder einfiel.

„Ich war weg.“

„Ja, du bist plötzlich mitten in der Nacht verschwunden. Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht, weil ich nicht wusste, wohin.“

„Wo … war ich?“

„Keine Ahnung. Magst du Itachi fragen?“

„Nein! Nein…“

„Schon gut, schon gut. Du musst nichts, was du nicht willst.“

„…“

Er musste nun nachdenken. Er verstand das, was Naruto sagte, aber es blieb ihm nicht wirklich im Sinn.

„Was ich will…?“

„Ja. Wir wollen dir schließlich nichts aufzwingen.“

„…Aber er geht sofort, wenn ich es will?“

„Natürlich.“

„Ich … will ihn sehen.“

„Alles klar. Moment, ich geh ihn schnell holen.“

Und schon war Naruto verschwunden. Sasuke begann den soeben geäußerten Wunsch schon zu verdammen. Was sollte er ihm bloß sagen? Er konnte ihm nicht einmal in die Augen schauen …

Aber irgendetwas in ihm wollte gerade im Augenblick Itachi sehen, mit ihm sprechen und … einfach bei ihm sein?

„So … Ehm…“

Naruto streckte seltsam verlegen den Kopf durch die Tür.

„Soll ich auch reinkommen?“

„…Ja…“

„Schön.“

Nun sah auch Sasuke peinlich berührt zur Seite. Er konnte sich diese Situation hier gerade absolut nicht vorstellen. Itachi konnte schlecht wie ein normaler Besucher in dieses Zimmer kommen, womöglich einen Strauß Blumen in der Hand, sich an sein Bett setzten und versuchen Trost zu spenden.

Er tat es.

Zwar ohne Blumen, aber nun saß sein so lange verhasster Bruder neben ihm am Krankenbett und musterte ihn vermutlich kühl.

Sasuke war plötzlich unangenehm warm und seine Fingerspitzen kribbelten.

Er fühlte sich nicht in der Lage, nun das Wort zu ergreifen. Nicht nur aus dem Grund, dass ihm immer noch schwindelig war.

„Möchtest du nichts sagen?“

Sasuke blickte zu Naruto, der ihn fragend anstarrte. Dann, eigentlich weniger durch die indirekte Aufforderung, als durch seine Neugier motiviert, drehte er seinen Kopf steif nach links, dorthin wo Itachi saß.

Er hatte seinen schwarzen Mantel nicht an, stattdessen ein normales dunkles Hemd. Seine Hände lagen zusammengeballt auf seinen Oberschenkeln und verkrampften sich leicht unter seinem Blick.

Die Haare hatte er immer noch locker zurückgebunden, einige Strähnen umrahmten sein fahles Gesicht. In ihm lag weder Hass noch Verachtung, es war einfach emotionslos.

Seine schwarzen Augen spiegelten unverhohlen Kummer wieder, was absolut nicht zu ihm passte.

Sie hielten nur so lange Blickkontakt, bis Beide wussten, dass der Andere ihn akzeptieren würde.

Dann stierte Sasuke wieder auf die helle Wand vor sich. Es war ihm wirklich unangenehm, dass sich Itachi so untypisch verhielt.

Das konnte er nicht einordnen und wusste somit nicht, wie er sich verhalten sollte.

Itachi räusperte sich diskret und machte einen unbeholfenen Versuch, ein Gespräch zu beginnen.

„…Wie … ist es dir so … ergangen?“

Naruto zur Rechten machte irgendeine hektische Bewegung, unterließ diese aber augenblicklich, als Sasuke ihn irritiert musterte.

Erst einige Sekunden später viel ihm auf, dass man ihn ja etwas gefragt hatte.

Er blickte wieder zu Itachi ohne ihn wirklich zu sehen.

„Wie soll’s mir gehen? Siehst du doch…“

„Seit damals.“

Ein fieses Gefühl, tausend eiskalten Nadeln gleich, die in sein Gesicht stachen, erfasste ihn. Dann schaute er Itachi mit Hass und Empörung in die Augen.

„Das kann dir ja wohl egal sein.“

Die Antwort drückte ebensoviel Feindseligkeit aus.

„Wenn es mir egal wäre würde ich nicht fragen.“

„Hm…“ - Sasuke sah wieder geradeaus - „Du hast mich allein gelassen. Völlig allein. Du hast mir alles genommen … wie soll es mir wohl gehen?“

Itachi senkte den Kopf.

„…Du verstehst das nicht…“

„Da hast du Recht. Du schlachtest alle grundlos ab, alle, bis auf mich. Sagst mir, ich soll dich hassen und töten und verschwindest einfach. Wie soll ich das denn auch verstehen?“

„…Das ist so-“

„Dann tauchst du plötzlich auf und willst Naruto entführen, ignorierst mich erst völlig und schlägst mich dann bewusstlos. Jetzt sitzt du hier und fragst mich ernsthaft wie ich mich fühle?! Mich geht es total beschissen, falls dir das noch nicht aufgefallen ist!“

„Sasuke, beruhig dich. Du sollst dich nicht aufregen.“

„Wie soll ich mich denn nicht aufregen? Der regt mich doch schon auf, wenn ich nur seinen Namen höre!“

„Komm runter, ja? Du schadest dir damit doch nur.“

Naruto legte eine Hand auf seinen Arm, was seinen momentanen Gefühlsausbruch wenig minderte.

„Aber…“

Dann beugte sich der Blondschopf zu ihm herüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr:

„Dann sag es ihm doch einfach. Alles, was du mir auch gesagt hast.“

„Das kann ich nicht.“

„Doch, das kannst du bestimmt. Du konntest es bei mir.“

„Aber das ist was anderes … Ich kann es nicht.“

„Sasuke. Er versucht mit dir zu reden. Versuch du es doch auch.“

„…“

Da hatte Naruto Recht. Itachi war eindeutig nicht hier, um sich an seinem kümmerlichen Anblick zu ergötzen. Er wollte tatsächlich wissen, wie es damals war.

„Weißt du … „ - Er sprach nun wieder zu Itachi auch wenn er den Blickkontakt mied - „… Du … du hast …“ - Er atmete einmal tief durch, dann stierte er exakt in die schwarzen Perlen seines Bruders- „Du hast mir damals … so wehgetan.“

Itachi wandte sofort den Blick ab, als hätte ihn eine saftige Ohrfeige erwischt.

„Irgendwie … tut es mir Leid.“

„Warum hast du es getan?“

„Ich wollte nicht, dass es so aus dem Ruder läuft. Das wollte ich nie.“

„Wieso?“

„Das kann ich dir nicht sagen. … Du würdest es ohnehin nicht verstehen.“

„Ich will wissen, was in deinem kranken Kopf vor sich gegangen ist.“

Er meinte, ein kurzes, fast unauffälliges, Zucken über Itachis Gesicht huschen zu sehen.“

„Du verstehst es nicht. Keiner versteht mich … nicht einmal ich selbst.“

„Sag mir, was du dir dabei gedacht hast.“

Sein Bruder atmete einmal tief durch, sah zur Decke hinauf und dann wieder auf den Boden.

„Ich … weißt du … du hast alles zerstört. Du bist einfach so auf die Welt gekommen und hast mein Leben vollständig über den Haufen geworfen. Vater und Mutter haben dich gesehen, als du ein kleiner, fleischiger Klumpen warst und sich sofort gegen mich entschieden. Dich haben sie geliebt und gekost und ich war nunmehr dafür gut, stärker zu werden und den Clan zu repräsentieren.

Ich habe dich dafür so gehasst. Ich habe dich wirklich verabscheut, weil es dir so gut ging und ich mich abquälen musste. Ich wollte auch so behandelt werden wie du. Ich habe versucht, Vater zu beeindrucken, wollte ihm zeigen, dass ich so etwas auch verdient habe, aber umso mehr ich trainierte, desto schwieriger gestaltete sich das Leben.“

Itachi machte eine Pause, in der es Sasuke nur schwer gelang, all das zu verarbeiten.

Er spürte einen leichten Schwindel und drückte sich noch weiter in das Kissen hinter sich.

„Darum hast du es getan? Weil du mich gehasst hast?“

Sasukes Stimme schien noch dünner geworden zu sein, als sie es sowieso schon war. Sein Gegenüber lächelte beinahe melancholisch, während er weit auf das graue Linoleum blickte.

„Als du größer wurdest und Mutter mir sagte, ich solle nett zu dir sein, habe ich gemerkt, dass ich dich bald lieb gewinnen würde. Du warst so naiv und … unschuldig. Du hast nicht bemerkt, wie abgeneigt ich dir gegenüber war.

Wenn du gelacht hast, musste ich auch schmunzeln, deine gute Laune war ansteckend. Ehrlich gesagt konnte ich dich früher oder später nicht mehr hassen; Das erste Mal in meinem Leben habe ich Jemanden wirklich gern gehabt.

Aber dann kam ich in die ANBU und schon wieder überschlug sich mein Leben.“

Wieder eine dieser Pausen, in denen beide ihre Gedanken ordneten.

„…Wenn du mich so lieb gehabt hast, dann sag mir warum du alles zerstört hast. Warum hast du es nicht dabei belassen?“

„Ich habe Orochimaru kennen gelernt. Man merkte sofort, dass er auf das Erbe der Uchihas aus war. Er war so vernarrt in das Sharingan, dass er mich sogar noch gefördert hat. Später hat er mich dazu überredet, der Akatsuki beizutreten, aber er hat sie schnell wieder verlassen, nachdem er festgestellt hat, dass ich stärker als er selbst geworden bin.

Trotzdem blieb er an mir haften wie ein Gift, das meinen Verstand lähmte.“ - Seine Stimme wurde immer leiser. Es schwang mehr Reue in seinen Worten mit - „Er hat mir Dinge gesagt, Bilder in meinem Kopf gezeigt … Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte. Er zeigte mir, wie er Mutter tötete, er zeigte mir, wie er dich ermordete.“ - Itachi hob seinen Blick und sah ihn an - „ ‚Wenn du es nicht für mich tust, dann tu ich es selbst.’, sagte er, ‚Sie werden es besser haben, wenn du sie ins Paradies bringst.’ … Ich wollte es nicht. Orochimaru ließ mir Bedenkzeit, in der ich um keinen Deut schlauer werden konnte. Er sagte mir, wie schrecklich wir alle leiden würden, im Zwang unseres Clans.

Damit hatte er Recht. Ich hasste das Leben dort, mit all den Pflichten. Ich wollte frei handeln können. Ich wollte, dass du frei lebst. Aber ich wollte niemanden verletzten. … In der Nacht, in der ich es tat, zog er mich zur Seite. Ich solle dich am Leben lassen, er fände sicher Gefallen an dir. Ich wollte nicht, dass er irgendetwas Scheußliches mit dir anstellte. Du solltest nicht zu so einem kleinen Widerling wie Kabuto werden … Ich tat Dinge, die ich besser nicht hätte tun sollen und sagte Sachen, die ich heute bereue.“

„Aber warum sagtest du, dass ich dich hassen und töten sollte? Ich habe dich doch so lieb gehabt.“

„Ich war wütend auf mich selbst, ich habe nicht nachgedacht und somit alles schlimmer gemacht. Ich bin ausgerastet … Ich war so dumm. “

„…Ich habe auch Dummheiten begangen, die ich gerne rückgängig machen würde.“

„Aber genau das kann niemand … deswegen wollte ich, dass du mich tötest. Ich konnte mich selbst nicht ertragen, und nun weiß ich nicht, wofür ich noch lebe.

Ich kann nicht erwarten, dass du mir vergibst.

Ich mochte dich so gern bei mir … und Mutter … Ich wollte das nicht … Es tut mir Leid.“

„…Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

Sasuke konnte es nicht fassen. Warum ist ihm niemals aufgefallen, dass sein Bruder genauso fühlen konnte, wie er? Auch er hat gelitten. Und er bereute es aufrichtig, daran war kein Zweifel.

Ganz langsam und vorsichtig richtete er sich auf, die Schmerzen in seiner Brust ignorierend und beugte sich langsam zu ihm hinüber.

Er hatte das Gefühl, nun ganz sanft sein zu müssen, so wie bei einem Kind, das sein liebstes Spielzeug verloren hatte. Aber vielleicht war Itachi genau das; Ein unglückliches Kind, das nie getröstet worden ist.

„Warum hast du nie etwas gesagt?“

„Ich wollte es … aber ich konnte es nicht. Ich wollte es wirklich. Ich wollte dass du es weißt, es verstehst … dass du mir verzeihst.“

Behutsam schlang er seine Arme um Itachis Hals und zog ihn zu sich. Er drückte seine Wange gegen dessen Schläfe und flüsterte ihm versöhnlich in Ohr:

„Das tue ich, Itachi.“

Er spürte etwas Feuchtes, Warmes seinen Hals hinab rinnen und auch ihm kamen nun die Tränen. Seit langem die ersten, die er aus Glückseeligkeit vergoss.

„Ich bin so dumm, Sasuke. Ich bin so dumm. Jetzt hast du mir vergeben und was bringt mir das? Es macht doch nicht mehr aus meinem öden Leben.“

„Dann musst du es füllen.“

„Was soll ich nur tun?“

„Füll dein Dasein mit Leben. Finde doch Jemanden, der dich liebt.“

„Das kann ich nicht. Ich liebe niemanden und Niemand liebt mich. Das geht nicht.“

„Das habe ich auch gedacht.“ - Sasuke blickte über seine Schulter zu Naruto - „Aber dann kam eine kleine, blonde Nervensäge und wollte einfach nicht aufgeben, mich verstehen zu wollen. Vielleicht gibt es ja auch so Jemanden für dich.“

„Vielleicht…“

Naruto hinter ihm schmunzelte, und sie Beide trennten sich. Danach herrschte betretenes Schweigen, bis Itachi seine Stimme hob.

„Ich … ich gehe. Ich muss nachdenken.“

„Okay.“

Er blickte ihm noch einmal aufrichtig in die Augen, bedachte Naruto mit einem Blick und verschwand recht schnell aus der Tür. Sasuke sah zu Naruto herüber, den ihn interessiert beäugte. Er erwartete wahrscheinlich ein paar klärende Geständnisse, Rechtfertigungen oder sonstiges.

„Wie geht’s dir jetzt? Willst du noch was pennen?“

„Nein. Ich werd grade erst richtig klar im Kopf. Ich möchte noch nicht eindösen.“

„Sakura hat mich gebeten, auf dich aufzupassen, weil du jetzt viel Ruhe und Schlaf brauchst, du musst schließlich viel Blut wieder herstellen.“

„Hm? War ich verletzt?“

„Das nicht. Aber du warst krank. Du hattest Leukämie, irgendwas mit deinen Blutkörperchen war nicht in Ordnung.“

„Wie das?“

„Ach, das ist mir jetz zu kompliziert. Tatsache ist, dass du jetzt mein Blut bekommen hast und gesund geworden bist.“

„Ich habe dein Blut in mir?“

„Jap.“

„Hast du es gespendet, oder wie?“

„In gewisser Weise schon.“

„Hm…“

Sasuke musste schmunzeln.

„Was denn?“

„Ich muss nur grad daran denken, dass ich damals auch für dich gespendet habe, als du dich beim Chunin-Examen so ausgetobt hast.“

„Hast du?“

„Mhm.“

„Da schien wohl noch alles richtig mit deinem Blut gewesen zu sein.“

„Anscheinend. Sonst hättest du jetzt auch Leukämie.“

„Mach mir keine Angst! Die Schwester sagte, ich wäre kerngesund.“

„Dann bin ich ja froh, dass wir das Blut rechtzeitig ausgetauscht haben, und ich nun dein >kerngesundes< habe.“

„Ja, wie bei dem Brauch, jetzt sind wir Blutsbrüder.“
 

Nach 19 Kapiteln, 96 Seiten und 218.592 getippten Zeichen ist es nun doch zu Ende.

Sasuke lebt, Itachi auch…alle sind glücklich.

Hoffe ich doch! Oo

Ich bedanke mich bei allen, die mir den Weg zum Schreiben geebnet haben und mich mit so super lieben Kommis beglückt haben.

Danke Leute!!
 

Vll…überleg ich mal ein wenig und dichtete, mit ein wenig Unterstützung, noch n Special zusammen…

Wenn ich Lust und genug Zeit habe, heißt das ><



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (171)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...18]
/ 18

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2013-08-22T20:48:07+00:00 22.08.2013 22:48
Oh mein Gott das Kapitel ist Hammer haha *-*
Deidara ist in der FF einfach nur genial haha ich musste so viel lachen! :'D
Von:  cira87
2008-12-14T10:57:40+00:00 14.12.2008 11:57
ich wollte eigendlich das itachi mit sasuke zusammen kommt .aber trotzden tolled ende. ♥
Von:  Takui
2007-12-04T18:55:19+00:00 04.12.2007 19:55
Das war ein wahrhaft schönes Ende, ein wenig offen, aber schön * _ *
Ita ist nicht gestorben wie ich befürchtet hatte ^^
Sasuke kann wieder sehen > _ < Das ist einfach toll finde ich.
Klar dass du erst im letzten Kapitel den Serientitel erklärst XD
Also dann, es hat mich sehr gefrut.
Liebe Grüße
Takui
Von:  Takui
2007-12-03T20:00:29+00:00 03.12.2007 21:00
Puh, das war knapp...eigentlich wars ja vorbei, aber dank Ita nicht. Wurde er also doch ins Dorf gelassen ^^
Er muss doch nicht wirklich für dieses Jutsu sterben? Sags mir!!!
Q _ Q
Von:  Takui
2007-12-03T19:41:36+00:00 03.12.2007 20:41
Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaas?????
Krebs? Oh my God!
sasuke, du musst kämpfen hörst du! Aktiviere deine verborgennen Selbstheilungskräfte dann funktioiertds auch, sagt jedenfalls die Welt der Wunder, und die haben doch immer Recht!
Von:  Takui
2007-12-03T19:35:16+00:00 03.12.2007 20:35
Was ist nur los mit sasuke? Lauter Geheimnisse...
Was Itachi jetzt wohl macht? Ich glaube nicht dass er wieder geht, eher schleicht er noch ums Dorf rum.
Will mehr wissen * _ *
Von:  Takui
2007-12-03T16:17:06+00:00 03.12.2007 17:17
Also das ganze nochmal aus Itas Perspektive ^^
Deidara hat ja richtig was abgekriegt...ach, geschiet ihm mal recht!(sauer auf ihn ist)
Was das wohl für zeug in dem trankdings war?
Von:  Takui
2007-12-03T15:52:57+00:00 03.12.2007 16:52
Saasuke tut mir soooooooooooooooooooooooooooooooooo Leid T _ T
Ab ins Krankenhaus mit ihm, was anderes hilft jetzt einfach nicht mehr...
Von:  Takui
2007-12-03T15:43:11+00:00 03.12.2007 16:43
Oh....ok, Deidara hat seinen Versuch offensichtlich erfolgreich durchgeführt, auch wenns nicht so ganz wie geplannt geklappt hat.
...ich bemitleide ihn diesmal nicht, dafür ist kein Platz mehr, Sasuke hats mehr verdient. Warum war er wohl lange nicht aktiv?
Von:  Takui
2007-12-03T14:48:24+00:00 03.12.2007 15:48
O _ O
Oh mein Gott! Was ist den jetzt Phase!?
deidei hat ja nen knall!...Prust, nen knall XD
Ich will unbedingt wissen ob er mit der Nummer auch durchkommt!^^


Zurück