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Alice's Return To Wonderland

- The Nightmare Goes On -
von

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Alice grew up. So did wonderland.

Legende:
 

"..." - direkte Rede

//...// - Gedanken
 

Der kühle Abendwind wirbelte das gelbe Herbstlaub auf dem verlassenen Spielplatz ein wenig auf und spielte mit den Haarsträhnen der schmalen Gestalt auf einer der Schaukeln. Während sich die rötliche Sonne senkte, blieb alles geisterhaft ruhig um sie herum. Keine spielenden Kinder, die tobten und lachten. Keine Eltern, die ihren Kindern zuriefen, dass sie aufpassen sollten. Nur die wunderbare Totenstille. Alice stieß sich ein wenig mit den Füßen vom Boden ab und sogleich begannen die Ketten der Schaukel zu quietschen. Stumm sah sie ihre Springerstiefel und die Ringelstrümpfe an. Wenn ihre große Schwester sie so gesehen hätte. Wenn sie sich daran erinnerte, wie ihre Schwester damals mit ihr draußen unter einem schattigen Baum saß und diese für Alice seltsamen Bücher ohne Bilder las, fragte sie sich, wieso sie nicht mehr Zeit mit ihr verbracht hatte. Dieses winzige kindliche Hirn hatte damals nicht geahnt, wie schnell sich die Probleme und Sorgen auf sie stürzen würden, um sie zu verschlingen und sie zu dem machen, was sie nun war. Ihre Schwester hätte sie beschützt, aber ... sie wurde gezwungen fortzugehen. Ihr Vater nahm sie einfach mit in ein anderes Land und ließ Alice allein mit ihrer Mutter, die bald nur noch bis zum Hals in Arbeit steckte. Wie sehr wünschte sie sich diese unbeschwerten Tage zurück, an denen sie träumen durfte. Träumen und wissen, dass jemand sie hielt und für sie da wäre, solange sie träumte und wenn sie aufwachte. Dieses bittere Gefühl, das sie verspürte, ließ sie auflachen. Eine Abwehrreaktion, die beim Auftauchen von unangenehmen Gedanken auftrat - der Sarkasmus.

"Vorbei, Schätzchen.", flüsterte sie. Aufgrund dieser verfluchten Verschlossenheit hatte sie es sich sogar angewöhnt, manchmal Selbstgespräche zu führen. Ziemlich lächerlich. Aber nicht nur das - sie hatte mit ihren 19 Jahren eine gewisse Arroganz entwickelt, mit der sie sich durchs Leben schlug. Was sonst sollte sie auch tun? Mit ihrem Aussehen konnte sie es sich leisten arrogant zu wirken und alle auf Distanz zu halten. 'Sobald man an jemandem hängt, erlebt man nichts als Enttäuschungen.' - war ihre Einstellung. Deshalb hielt sie sich lieber alle vom Leib.

Dieser Tag war ganz besonders. Ihre Schwester hatte Geburtstag und Alice...? Nicht mal gratulieren konnte sie ihr. Im Grunde wusste sie nicht einmal, ob ihre Schwester überhaupt noch lebte. Hilflos faltete sie ihre Hände und legte sie auf den Saum ihres dunkelblauen Kleides mit der weißen Schürze. Das trug sie am liebsten, denn es war das Kleid ihrer Schwester, das sie damals von ihrer Schwester vor ihrer Abreise bekommen hatte - ihr eigenes Kleid. Immer noch wehte ihr der freche Wind durch die langen dunkelbraunen Haare und es fröstelte sie ein wenig. Dennoch wollte sie diesen Platz nicht verlassen. Es war doch gleichgültig, wohin sie sich begab - die Leere blieb. Menschen waren eine pure Enttäuschung. Ein erneut sarkastisches Grinsen huschte über ihre Lippen und die zierlichen Hände klammerten sich um die kalten Ketten der Schaukel.

"Na naa nana nana ..." Alice hob den Blick. Es schien noch jemand anwesend zu sein.

"Na na nanana naaaa ..." Der piepsige Gesang kam aus einem Busch nahe des Sandkastens. Auf eine gewisse Art hörte es sich unheimlich an und als das Mädchen sich dem besagten Busch näherte, sprang ein kleines weißes Etwas raketenartig aus dem Gebüsch auf sie und riss sie zu Boden. Bevor sie einen Laut ausstoßen konnte, spürte sie einen grauenvollen Schmerz im linken Brustbereich, als hätte dieses kleine Monster ihr einen Dolch hineingerammt. Wie ein Höllenfeuer brannte ihre Brust, sodass sie sich nicht einmal mehr vor Schmerz rühren konnte. Einen Moment lang schien sie gelähmt zu sein und sah nichts als Schwärze. So schnell wie der Schmerz kam, verschwand er auch und sie riss die Augen auf.

"Was zum Teufel ...?", schrie sie erzürnt und suchte nach dem unbekannten Wesen, das sie angegriffen hatte.

" ... D-das ist doch ... ", stammelte sie völlig irritiert. Es war ein ... weißes Kaninchen und nicht nur irgendeines, sondern das, welches sie schon einmal gesehen hatte. Das Tier funkelte sie mit seinen kleinen roten Augen an und lachte boshaft. Es hatte wie auch damals eine Weste an, doch diesmal hielt es keine Uhr in der Pfote, sondern etwas anderes. Was, das konnte Alice nicht genau erkennen und so versuchte sie sich ihm zu nähern, was wiederum zur Flucht des kleinen Wesens führte.

"Bleibst du stehen, du Biest!" Das Kaninchen war verdammt schnell und flitzte hinter den nächsten Baum.

//Irgendwie kommt mir das alles sehr bekannt vor ...//, dachte Alice und beschleunigte ihr Tempo. Nach einer Jagd durch den ganzen Stadtpark war sie dran und drauf das hinterhältige Ding zu erwischen, doch nur ein paar Schritte vor dem kichernden Kaninchen brach der Boden unter ihren Füßen zusammen. Die Erde bildete einen Schlund, der einem gefräßigen Maul glich, und verschlang Alice, die schreiend in die Tiefe stürzte.

//Ich muss völlig verrückt sein. Bin ich tatsächlich so töricht gewesen diesem kranken Vieh noch einmal zu folgen?// Alice fiel. Ja, sie fiel wieder. Langsam und traurig. Diesmal gab es nicht einmal interessante Gegenstände um sie herum, sondern nur tiefste Nacht und sie empfand es trotzdem als angenehm. Noch stiller als oberhalb der Erde war es in diesem unendlichen Brunnen. So still, dass sie ihr Herz hatte klopfen hören ... - halt, kleine Korrektur: sie hätte es normalerweise hören können, aber dem war seltsamerweise nicht so. Ihr Herz klopfte nicht. Überhaupt nicht.

//Der Wahnsinn. Erst folge ich einem geisteskranken tollen Kaninchen, werde dann von der Erde verschluckt und merke, dass mein Herz nicht mehr schlägt. Besser kann mein Tag ja nicht werden. Wenn ich wieder im Wunderland landen sollte, bin ich reif für die Irrenanstalt.//, dachte sie amüsiert und richtete ihren Blick nach unten, wo schon ein kleiner Lichtschein sichtbar war. Je kleiner der Abstand zwischen ihr und diesem Lichtschein wurde, desto mehr verwandelte er sich in Feuerzungen. Wenn man von der Realität ausgeht, könnte man meinen, dass Alice verbrennen müsste, doch sie landete sanft in einem Kamin, dessen Feuer zwar loderte, aber nur als eine Art Projektion existierte; das heißt man konnte es zwar sehen, aber nicht anfassen. Woher dann der Ruß kam, den sich Alice vom Kleid abklopfen musste, ist allerdings eine andere Frage, genauso wie die nach den Eidechsen, die in genau diesem Feuer an einem Spieß gebraten wurden.

"Was machst Du denn hier? Geh sofort raus da!" Das Mädchen vernahm ein empörtes Grunzen und als sie aufsah, starrte sie direkt ein großes Schwein in einem Frack an. Unterhalb seines Rüssels hatte es einen feinen dünnen Schnurrbart und machte den Eindruck, als sei es was ganz Besonderes.

"Nicht dass ich freiwillig in dem Kamin sitze, aber bitte ...!", erwiderte sie barsch und stapfte aus dem Kamin raus, nachdem sie das komische Schwein zur Seite gestoßen hatte.

"Was erlaubst Du Dir eigentlich! Bist Du die neue Magd?! ... Dann an die Arbeit!", grunzte das Schwein erhobenen Hauptes und zupfte an seinem Kragen.

"Sonst noch was?!" Alice blickte sich um. "Wo bin ich überhaupt?"

"Also dümmer kann man nicht sein!" Das piekfeine Schwein machte seine kleinen in Fett eingebetteten Augen noch kleiner und antwortete dann: "In der Küche des Herzogs, wo denn sonst? ... Und jetzt frag nicht so dämlich und arbeite." Zunächst wollte Alice den Raum nur verlassen, dann aber kam ihr eine Idee:

"Gut ... Heute Abend gibt’s Schweinebraten ..." Damit schnappte sie sich eines der scharfen Messer, die an der Wand hingen, und setzte ein fieses Grinsen auf. Ihr Gegenüber bekam jetzt im Gegensatz zur vorherigen Situation so riesige Augen, dass Alice sich darin spiegeln konnte und sauste quiekend in Windeseile aus der Küche, sodass man bald nicht einmal mehr das Klacken seiner Hufen auf dem Flur hören konnte.

Das Mädchen beschloss das Messer für alle Fälle zu behalten und nachdem sie die Küche verlassen hatte, fand sie sich in einem schmalen Flur wieder, der mit einem langen roten Teppich, sowie verschiedenen Gemälden geschmückt war. Da Alice alle Zeit der Welt hatte, durchquerte sie ihn langsam, um sämtliche Portraits eingehender zu betrachten. Auf einem war eine dürre Gestalt mit seltsam langen Fingern und einer ungesunden Gesichtsfarbe abgebildet. Aufgrund des zwar spärlichen aber eindeutig existenten Bartes musste es wohl eine männliche Figur sein, doch wer weiß das schon so genau ... Ein anderes Gemälde war das einer gemächlichen älteren Dame mit knallroten Lippen, einer überdimensionalen Frisur und höchst eingebildetem Blick. Bei diesem Portrait bekam Alice einen richtigen Lachkrampf, worauf die Dame auf dem Bild ihre schwulstigen Lippen zu spitzen versuchte, was nicht so recht klappen wollte und sie dann nur beleidigt die stark gepuderte Nase hob. Als nächstes kam ein Spiegel, mit dessen Hilfe Alice merkte, dass ihr Kleid auf der linken Seite blutbefleckt war - genau dort, wo das verfluchte Kaninchen hineingestochen hatte. War das eine Wunde? ... Solange keine Schmerzen zu fühlen waren, wollte sie das auch gar nicht erst wissen.

"Ach. Ich muss ja dieses verdammte Vieh suchen.", fiel ihr dann ein. Wie schnell konnte man sich doch von den seltsamen Dingen im Wunderland ablenken lassen. Ganz genau, das Wunderland. Sie war sich sicher, dass sie dort gelandet war. Dort, im hintersten Eck und tiefsten Abgrund ihrer mittlerweile kranken Fantasie. Das Wunderland, das damals ein so wunderbarer interessanter Ort voller Überraschungen war. Es hatte sich verändert, so wie sie das getan hatte und eben weil sie es getan hatte. Was könnte sie dort noch alles erwarten? ...
 

© Nami, 2006

Meeting the cheshire cat

Der hell erleuchtete Gang, in dem sich Alice befand, endete auf eine seltsame Weise. Die letzten Meter bestanden nämlich aus Puzzleteilchen, die dann ganz einfach fehlten, als hätte man den Gang nicht zu Ende gebaut. Alice starrte in die Dunkelheit hinein und beschloss, diesen Weg nicht zu nehmen, weil sie womöglich einfach ins Nichts fallen und auf so eine langweilige Weise wollte sie ihr Leben ja nun auch nicht verlieren. Stattdessen versuchte sie es bei der Tür auf der linken Seite, was sich allerdings auch als keine besonders gute Alternative erwies, denn hinter der Tür gab es nur ein riesiges Meer.

"Wie praktisch. Eine Riesenbadewanne.", grinste das Mädchen und sah sich gezwungen, die andere Tür zu nehmen. Durch diese gelangte sie in einen achteckigen Raum mit sehr hoher Decke, von der ein altmodischer Kronleuchter baumelte und so aussah, als würde er jeden Moment der darunter sitzenden Person auf den Kopf krachen. Diese hatte es sich auf einer Art Thron gemütlich gemacht und hörte mit wichtigtuerischer Miene dem aufgeregt durcheinander grunzenden Schwein im Frack zu. Es war ein kleinwüchsiger alter Mann mit langem Bart, spärlichem Haar und einem runden Bäuchlein. Das wild gestikulierende Schwein erblickte Alice und sprang sofort auf.

"DA! Das ist die Verrückte!", quiekte es und zeigte mit der Hufe in die Richtung der Braunhaarigen.

"Ich wär da mal ganz vorsichtig mit den Anschuldigungen, mein rosa Freund.", gab sie kühl zurück und verschränkte die Arme.

"Sehet, Herzog, der irre Blick ... Sie ist gemeingefährlich!" Das Schwein bildete sich ein, es würde flüstern, aber in Wahrheit hörte man alles laut und deutlich - mit einigen herzhaften Grunzern gewürzt, versteht sich. Während sich das Mädchen umsah, hörte sie dann plötzlich eine kindliche Stimme aus der Richtung des Herzogs.

"Aber sie ist doch nur ein Mädchen." Schlagartig wandte sie sich der Stimme zu und auf der Stelle des Herzogs saß tatsächlich ... ein kleiner Junge, nicht älter als fünf. Er trug zwar dieselbe Kleidung, sah ihm aber sonst nicht ähnlich.

"W-wie ...?", stammelte sie verdutzt.

"Was guckst Du denn wieder so dümmlich?", warf das Schwein entsetzt ein. "Noch nie einen Herzog gesehen?"

"Jetzt schlägts gleich dreizehn." Alice fuchtelte mit dem scharfen Messer vor seinem Rüssel herum und das nun mehr blasse Schwein gab Ruhe. Als sie sich dem Herzog zuwandte, war dieser schon im Alter eines erwachsenen Mannes - allerdings in der gleichen Größe.

"Lass bitte meinen Untergeben in Frieden - er ist doch sehr aufbrausend, aber das haben Schweine nun mal so an sich.", meinte er seelenruhig zu Alice und dann zu dem Anderen: " Geh doch bitte die Reiskörner in der Speisekammer nachzählen. Die Mäuse dieses Jahr stehlen schon wieder ..." Das Schwein gehorchte sofort und verschwand sogleich. //Reiskörnerzählen muss schon eine unglaublich spannende Aufgabe sein.//, dachte sich das Mädchen und fragte sich, wie viel man trinken musste, um auf so eine idiotische Idee zu kommen. Der Herr vor Alice war bereits zu einem Greis gealtert und versuchte mit seiner zittrigen Hand Alices Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

"Was machst Du hier überhaupt?", fragte er mit Mühe.

"Im Grunde ... nichts. Habe mich nur verlaufen. Wo geht es denn hier raus?", antwortete sie und beobachtete mit gerunzelter Stirn wie der alte Mann sich wieder zu einem kleinen Jungen veränderte.

"Dann musst Du daaalang gehen.", meinte der Knabe und deutete mit seinem pummeligen Finger in die Richtung einer dunkelblau gestrichenen Tür.

"Ehm ... danke. Schönen Tag dann noch." Kopfschüttelnd entfernte sich Alice von dieser höchst kuriosen Gestalt und trat durch die besagte Tür nach draußen.

Genüsslich atmete sie die frische Luft ein und sah sich um: sie stand auf einem kleinen Pfad, der in einen Wald zu führen schien. Da sie keine Wahl hatte, spazierte sie den Weg entlang und kam nach einiger Zeit an einem dubiosen Schild an: - Betreten des Waldes für Herzkarten verboten -

"Nun, ich bin ja alles andere als eine Herzkarte, also betrifft mich das ja nicht!", stellte Alice fest und wollte schon weitergehen, als von hinten ein verdächtiges Schnurren kam:

"Hmmmmmmmmmm ... woher ... willst du wissen, ob du nicht doch eine Herzkarte bist? Meow." Allein ein riesiges Grinsen mit scharfen Zähnen hing in der Luft, aber das war schon verräterisch genug.

"Chershire Cat ... Na, was willst du?" Sie hatte sie auf einem Absatz umgedreht und erwartete die Reaktion des zu neunzig Prozent unsichtbaren Katers. Immerhin war jetzt alles anders und sie konnte nicht wissen, ob sich dieses Grinsen nicht in jedem Moment in ihren Hals graben würde. Plötzlich tauchten auch zwei leuchtende giftgrüne Augen aus dem Nichts auf und fixierten das Mädchen.

"Was macht dich so sicher, dass duuu keine Herzkarte bist?", fragte das frei herumhängende Raubtiergebiss noch einmal und miaute erneut.

"Jetzt wo deine Augen ja ebenfalls vor Ort sind, schau mich doch an. Sehe ich etwa so aus?!", fragte Alice genervt zurück.

"Guuuuuuuut, aber das ist ja eigentlich der Sinn der Sache! ... Du denkst, du bist keine und begibst dich in den Waaaald, wo die Gefahr auf dich lauert! ... Es ist nämlich so, dass dieses Schild eine Falle ist ...", schnurrte Cheshire Cat selbstzufrieden, weil er sich im Vorteil gegenüber der unwissenden Alice sah.

"Und wie genau ist die Falle denn konstruiert?"

"Mhhhmhhahahah~ ... Karten haben sowieso kein Herz - deshalb sind sie total unnütz für den Wald. Andere aber, die denken, sie dürfen den Wald betreten, haben eines. DAS ist genau das, was der Wald, ... oder besser gesagt seine Herrin, will. Herzen. Sie sammelt sie ...", erklärte der Kater, dessen Knochen sich gerade sichtbar machten.

"Wer tut denn so was Irres?" Alice zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe.

"Ist doch egal mwhahah ...", grinste das Tier, dessen Skelett in diesem Moment von Muskeln überspannt wurde. Nachdem auch sein dunkelgraues Fell erschienen war, saß ein knapp vier Fuß großer Kater mit einer Eisenkette um den Hals sowie Piercing im Ohr vor Alice und grinste so breit es nur ging. Weil auch seine Krallen nicht besonders stumpf waren, sah sich Alice langsam als potentielles Abendessen. Trotzdem blieb sie gelassen und meinte schließlich:

"Wer auch immer das tut, mir kann es egal sein, denn ich besitze kein Herz."

"Wieeee~?... Bist du verrückt? Haaah~ du bist verrückt! Und ich auch!" Cheshire Cat rollte mit den großen Augen und Alice dachte, dass sie ihr Kiefer wohl nicht mehr bewegen könnte, wenn sie am Stück grinsen würde wie er.

"Denk doch was du willst. Ich gehe dahin. Immerhin suche ich dieses brutale Plüschtier." Sie zuckte mit den Achseln und wandte sich dem Wald zu.

"Aaaach jaaa ... dann musst du ganz sicher durch den Wald, wenn du das Kaninchen suchst."

"Wie? Du weißt wo es ist?!" Schnell drehte sie sich wieder zu dem Kater um, doch der war leider schon verschwunden.

"Klasse. Dieses Vieh verschwindet immer dann, wenn man es braucht.", knurrte sie verärgert und folgte dem Waldpfad.

Der Wald schien im Grunde ganz normal zu sein, abgesehen von den brennenden Schmetterlingen, die umherschwirrten. Nur nach einer Weile merkte Alice, dass die Pflanzen und Bäume immer größer wurden, je weiter sie kam. Es konnte nur noch wenig Licht bis zum Boden durchdringen und kleine Pflanzen, wie der dürre Strauch unter einem der Bäume, hatte so gut wie keine Chance. Auf einmal fühlte sich das Mädchen mit ihm sehr verbunden. Sie wusste, wie es war, dahin zu vegitieren. Die anderen bekamen stets Licht, Wärme ... letztendlich Glück, Freude des alltäglichen Lebens - Sonnenschein, während der Strauch unten im Schatten sich nach den so kostbaren Sonnenstrahlen streckte und sie nicht erreichen konnte. Für die anderen war alles selbstverständlich, für ihn wie eine Fata Morgana ... genau wie für Alice. Welche Funktion hatte dieser Strauch im Leben? Welche hatte sie? ... Keine ... ? Tag für Tag durchlebte sie unangenehme Situationen, Leid, Kummer ... nur um weitere gleichartige Tage zu erleben? Und nie die Sonnenstrahlen im Herzen zu spüren?

//Ich muss wirklich irre sein, wenn ich mich mit einem Strauch vergleiche.//, dachte sie, um sich aus diesem plötzlichen Down herauszuholen und sich abzulenken. Bald kam sie in einen Waldbereich, wo die Pflanzen und Bäume wieder die normale Größe hatten und war erleichtert, weil sie nicht mehr über die riesigen Wurzeln klettern musste. Hinter den nächsten Büschen blieb sie allerdings stehen und riss die Augen auf. Vor ihr stand eine große knorrige Eiche und an einem der Äste war eine Gestalt gehängt worden. Der Mann war kreidebleich im Gesicht und sowohl seine Augenlider, als auch der Mund waren schwarz geschminkt. Das Interessante war nicht, dass er so seltsam aussah, sondern dass er mit dem Kopf nach unten hing, weil er an den Füßen aufgehängt worden war. Der Wind spielte mit seinem offenen längeren schwarzen Haar und der Strick um seinen Hals bestätigte, dass er tot sein musste. Das war ein Grund, warum Alice sich ihm nähern musste. Seine Kleidung bestand lediglich aus weißem Hemd mit Rüschenkragen und weißen Stoffhosen.

//Er schämt sich bestimmt, dass er in solch grässlichen Klamotten sterben musste.//, schoss ihr durch den Kopf. //Was er wohl angestellt hat? ... Oh, da ist etwas ...// Tatsächlich hing an dem Strick um seinen Hals ein kleines Schildchen und Alice hoffte, dass da nicht 'Iss mich.' draufstand. 'The Hangman' hieß es darauf.

"Also, um DArauf zu kommen, muss man schon richtig intelligent sein.", platzte es aus ihr raus. Welche Idioten dachten sich denn hier die Texte auf den Schildern aus?

Sie hätte sich am liebsten noch länger darüber aufgeregt, aber da schlug die Leiche auf einmal die eisblauen Augen auf und flüsterte:

"Guten Tag, Fräulein."
 

© Nami, 2006

Mad Tea House

Obwohl das nicht die erste Überraschung war, die das Wunderland für Alice parat hatte, fühlte sie sich doch mit der Tatsache, dass eine Leiche sie gegrüßt hatte, ein wenig überfordert. Kurzzeitig breitete sich in ihrem Magen das Gefühl, als ob sie von einem 30 Meter hohen Turm herunterschaute, aus und sie stolperte rückwärts.

"Nicht doch. Du brauchst keine Angst zu haben.", meinte die 'Leiche' ruhig.

"Hab ich gar nicht. Das war nur ... unerwartet.", entgegnete Alice fast schon überheblich. "Wieso hängst du hier ...?"

"Haha ... Denkst du, ich hänge aus einem Grund hier ... oder um ein bestimmtes Ziel zu erreichen? - Nein. Ganz bestimmt nicht." Der Mann lachte unheimlich. "Mein Dasein hier ist absolut sinnlos. ... Genauso wie die Existenz der Menschen an sich." Etwas regte sich in Alice. So wie der Kerl sprach hatte sie ab und zu auch schon gedacht, aber meistens dann, wenn sie den Höhepunkt ihrer Depression erreichte. Trotzdem versuchte sie zunächst zuzuhören, anstatt ihm Recht zu geben oder zu widersprechen.

"Schau sie doch an. Wie lächerlich sie sind ... Sie denken doch tatsächlich, sie wären allmächtig, nur weil sie ein paar Naturgesetze überwunden haben. ... Sie sind stolz auf sich, weil sie sich von allen Lebewesen auf der Welt am meisten entwickelt haben. Und dennoch bleiben sie dumm. ... Egoistisch. ... Jeder von ihnen ist erpicht darauf, seinen eigenen Magen vollzustopfen. ... Jeder von ihnen handelt so, dass es ihm selbst Profit bringt ... Hast du das schon mal beobachtet? Hat dich noch nie ein Mensch zutiefst enttäuscht? Oder gleich mehrere? ... Und nun sag mir, welchen Sinn die Existenz SOLCHER Wesen hat, hm? Sie sind Fehler. Allesamt." Dieser Vortrag ähnelte einem Eimer voll kaltem Wasser, das man auf Alice geschüttet hatte.

//Er hat Recht. ... Das ist alles völlig bedeutungslos.//, dachte sie und sogleich beschlich sie eine widerliche eiskalte Angst. War das etwa die Erkenntnis des Lebens? Dass es keine Erkenntnis gab ... ? Ende. Punkt. Aus. - War das etwa alles? War es alles etwa nur ein Streich der Natur, die Menschen so zu erschaffen, damit sie sich gegenseitig nur Schmerzen zufügten?

"W-woher ... weißt du das denn alles?", fragte sie bestürzt und merkte, dass ihre Hände so kalt wie die einer Leiche geworden waren.. Der Gehängte lächelte und deutete auf sein Handgelenk. 'XII' stand dort geschrieben.

"XII ... Hangman ... Du bist doch nicht etwa ...?"

"Ich bin eine Tarotkarte, Mädchen. Ich weiß alles über das Schicksal der Menschen."

//Tarot - XII - Hangman.//, schoss ihr nochmals durch den Kopf. //Es heißt doch bei der Deutung: '... Er versucht sich gar nicht erst gegen das Schicksal aufzulehnen. ... Er stellt die Frage nach dem Sinn des Lebens und resigniert.' Dann ist das also eine weitere Falle. Ich muss ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen, bevor er mich in diese endlose Depression mitzieht. Ich kann nicht jetzt schon abrutschen. Noch nicht.// Sogleich zückte sie ihr Messer.

"Also kann ich dich doch auch befreien, oder etwa nicht? Wenn das alles eh keinen Sinn hat.", sprach sie und versuchte ruhig zu wirken..

"Nein! Das darfst du nicht!" Alice musste sich zusammenreißen, um nicht grinsen zu müssen.

"Was? Wieso nicht?"

"Wenn du mich befreist, fehlt eine Karte im Stapel und die Balance ist gestört!", erklärte er und zuckte entschuldigend mit den Schultern.

"Hmmm ... lass mich überlegen - hast du nicht vorhin noch gemeint, deine Existenz hätte keinen Sinn, blah blah?" Alice wusste, dass sie diese kleine undichte Stelle perfekt getroffen hatte.

"Ja, aber ... ich ..." Der Gehängte versuchte krampfhaft ein Argument zu finden, doch das Mädchen ließ ihn gar nicht mehr zu Wort kommen.

"Spar's dir.", entgegnete Alice kühl. "Auf solche Diskussionen kann ich gut verzichten! Und nun wünsche ich dir noch viel Spaß beim Herumhängen. Au revoir, mon cher!" Völlig entgeistert blieb der seltsame Mann hängen und Alice setzte ihren Weg fort.

//Wenn die echt denken, sie könnten mich an der Nase herumführen, haben sie sich geschnitten. Ich bin doch nicht fünf!//, dachte sie sich, während sie sich durch den Wald kämpfte. Immer wieder, wenn das, was der Gehängte zu ihr gesagt hatte, in ihrem Kopf anfing herumzuspuken, lenkte sie sich möglichst mit anderen Dingen ab, wie zum Beispiel der Tatsache, dass es noch weitere Tarotkarten geben musste und sie diese vielleicht bald antreffen würde.

"Womöglich hält sich hier eine auf.", meinte sie zu sich selbst, als sie den Wald endlich verlassen hatte und vor einem zweistöckigen blaugestrichenen Häuschen stand. 'Teehaus zum tollwütigen Hamster' hieß es auf dem Schild.

"Langsam scheint es mir, die Leute hier leiden an Geschmacksverirrung.", brummte die Braunhaarige und betrachtete das Haus erst einmal von allen Seiten. Es hatte mehrere Schornsteine, aus denen Rauch von verschiedenen Farben austrat und nicht wirklich zu dem mittlerweile blutroten Abendhimmel passte. Es würde tatsächlich bald dunkel werden und so beschloss Alice das Teehaus zu betreten.

//Etwas Schlimmerem als dem Tod kann ich ja unmöglich begegnen.//

Ohne zu klopfen betrat sie das Haus und fand sich in einem größeren Raum wieder. Die meiste Möbel sowie der Boden bestanden aus Holz und ein großer Kamin machte die Atmosphäre ziemlich gemütlich. Hinten gab es einen Tresen, hinter dem ein etwa 1,60m großer Hase mit gestreifter Krawatte und Handschuhen damit beschäftigt war, eine der vielen Teekannen auszuschimpfen.

"... Wie oft scholl ich dir eigentlich noch schagen, dasch man den Tee in die Taschen und nicht auf den Kunden gieschen scholl?" Ein auffälliges Merkmal war, dass dieser beinahe überdimensionale Hase eine komische Aussprache hatte. Die arme cremefarbene Teekanne würde wohl am liebsten im Boden versinken und gab nur ab und zu ein paar pfeifende Tönchen von sich.

"Entschuldigung, ich wollte fragen, ob hier ...-" Weiter kam Alice nicht, denn der Hase drehte sich schlagartig um und setzte ein unglaublich breites Grinsen auf, sodass man sämtliche Essensreste zwischen seinen Zähnen deutlich sehen konnte.

"Kundschaft! Mein Name ischt Julihase ... Wasch kann ich dir bringen, schüsches Mädchen?" Nervös zupfte er an seiner Krawatte herum.

"Julihase? ... Nicht Märzhase?"

"Nein, der Name ischt mir schu langweilig geworden, alscho hab ich mich umbenannt!", erklärte der Hase stolz und hob die Nase.

"Wie auch immer ... Eigentlich wollte ich nur fragen, ob ..."

"Wasch? Nichtsch beschtellen? ..." Der Hase sah so aus, als würde er jeden Moment losheulen.

"Also guuuut ... Was habt ihr denn schönes?", gab Alice nach.

"TEE! Jede Menge Tee! Welchen du willscht! ... Kamillentee, Grüner Tee, Schwefeltee, Feuertee, Tischtee, Keramiktee und noch viel mehr! ... Mein Favorit ischt natürlich immer noch der Gemüschetee!" Ein solches Sortiment an Tee war wohl nur in diesem Teehaus zu bekommen.

"Dann nehm ich mal den Grünen Tee ...", meinte Alice und fragte sich, was ein 'Tischtee' sei. Der Hase schien etwas enttäuscht, weil sie nicht den Gemüsetee genommen hatte, rief dann aber:

"Kommt schofort! ... Hutmacheeeeeeeeeer, wo schteckscht du schon wieder? Deck gefälligscht den Tisch!" Schon bald hörte Alice ein Poltern und bald darauf erschien eine Gestalt, die näher betrachtet werden musste. Der Hutmacher war ein junger (was Alice überraschte) Herr von etwa 1,80m Größe und schlanker Statur und einem ausgefallenen Kleidungsstil. Er trug so etwas wie einen ärmellosen schwarzen Mantel mit Stehkragen, den man auch als einfach zu lange Weste aus leichtem Stoff sehen konnte. Sein Hut, sowie das Tuch, das aus seiner Brusttasche hervorschaute, und die Hose waren schwarzweiß kariert. In der anderen Brusttasche ließ sich eine kleine goldenen Uhr erkennen. Des Weiteren trug er weiße Handschuhe und ein Lederhalsband mit einem Metallring darin. Seine Handgelenke wurden von massiven (separaten) Handschellen, wie sie meistens Gefangene tragen, umschlossen, wobei ihre Schwere unbekannt ist, da es sich um das Wunderland handelt. Das Gesicht des Hutmachers war sehr hell, fast schon weiß, und seine Augen, sowie auch seine Lippen, waren schwarz geschminkt. In den schwarzen Haaren waren dunkelblaue Strähnen, die vor allem vorne gut sichtbar waren, da sein Haar hinten eher kürzer geschnitten war. An seinem linken Oberarm war ein größeres Piktatoo zu sehen und das Unterlippenpiercing war natürlich auch sehr auffällig. Was Alice aber als allererstes registriert hatte, war, dass seine Augenfarbe zunächst blaugrau war, nachdem er sie jedoch bemerkt hatte, veränderte sie sich zu einem leuchtenden Grün.

"Eine höchst bezaubernde Kundin haben wir hier.", neigte ersich kurz vor Alice. "MadHatter, stets zu Ihren Diensten."

"Mein Name ist Alice. Angenehm." Daraufhin lächelte er nickend und verschwand kurz Richtung Theke.

Obwohl er ihr eigentlich gefallen müsste, fühlte sie sich durch das Loch in ihrer Brust wie eine ausgestopfte Puppe und es war nur das Wissen, dass sie ihn sympathisch finden musste und nicht das Gefühl, dass sie es tat. Deshalb wunderte sie sich darüber, dass ihre Stimme ebenfalls neutral klang.

//Ich scheine immer mehr Gefühl zu verlieren ...//, dachte sie, während der Hutmacher hinter ihr mit einer süßen rosanen Teekanne auftauchte. Ganz vorsichtig (ja, das ist man vom Hutmacher nicht gewohnt ...) goss er den Tee in ihre Tasse und als er ihr ganz nahe war, sog er die Luft ein und flüsterte:

"Du riechst ... so ... so ...- Das könnte meine Lieblingsteesorte werden ..." Dabei funkelten seine Augen in einem wunderschönen Dunkelrot.

"Bitte was??!" Alice rutschte ein Stück von ihm weg.

"Wir machen ausch allem Tee!", warf der Hase ein.

"Wirklich ... aus allem?"

"Aus allem ...", hauchte MadHatter ihr ins Ohr.
 

© Nami, 2006

Welcome to my nightmare

Das Flüstern klang sehr unheimlich und Alice fühlte sich auf einmal mehr als unwohl in ihrer Haut. Der Blick in die Augen des Hutmachers jedoch lenkte sie wieder von ihrem Schauergefühl ab. Das Rot strahlte eine gewisse Wärme aus, die sie dazu zwang, weiter und immer weiter hineinzusehen und sich beinahe darin zu verlieren. Plötzlich begann das ganze Haus zu beben und zu krachen, sodass das Mädchen sofort aufsprang und fragend Richtung Julihase blickte.

"Schoooo! Esch ischt Zeit! Dasch Haus hat schich gerade schelbscht verriegelt wie jeden Abend ... Du muscht wohl hier übernachten!", erklärte dieser die Schultern zuckend.

"Warum hast du das nicht vorher gesagt?" Alices Stimme klang vorwurfsvoll, aber der Hase erwiderte nur:

"Ja und wenn ischs dir geschagt hätte? Dann wärscht du rausgegangen und müschtescht drauschen übernachten? Dort wo esch ekschtrem unschischer isch."

"Oh ja ... klar ... hier drin ist es ja soooo sicher.", kommentierte das Mädchen und rollte mit den Augen.

"Hab dich nicht so, Liebes. Wir haben wunderbare Zimmer mit unglaublich weichen Betten!", versuchte MadHatter sich einzumischen, doch er kassierte nur ein zynisch wirkendes Augenbrauenzucken, das so viel heißen sollte wie 'Wer hat dich denn gefragt?'. Schließlich hatte Alice keine andere Wahl als die Nacht in dem verrückten Haus zu verbringen. //Wenn ich mich schlafen lege, ist der Morgen umso schneller da.//, dachte sie und ließ sich ihr Zimmer zeigen. Immer noch vorsichtig stieg sie hinter dem Julihasen die Treppe, die zu einem längeren Korridor führte, hinauf und betrat mit ihm zusammen einen der zahlreichen Räume. In diesem befand sich die Standartausrüstung für eine Übernachtung: ein frischbezogenes Bett, ein Tisch, ein Stuhl und ...

"... ein Spinnrad??? Ich hab langsam echt das Gefühl, ihr wollt mich aufziehen!"

"Oh, Entschudigung ... Dasch Tschimmer gehört dieschem Mädschen ... Wie heischt esch nochmal?", stieß der Hase aus.

"Dornröschen oder so ähnlich.", half MadHatter nach, der gerade hinter Alice im Türrahmen stand.

"Ja, ich bin eindeutig im falschen Film. Sagt bloß, ich bin Rotkäppchen und der böse Wolf will mich fressen.", grinste sie.

"Nein, dasch nischt. Der ischt schon in Rente.", erklärte der Julihase mit ernster Miene und das Mädchen bekam endgültig einen Lachanfall.

"Naja egal, gehen wir in dasch Tschimmer nebenan.", sagte der Hase und dirigierte die anderen beiden in den nächsten Raum. "Scho hier kannscht du schlafen - isch wünsche dir eine angenehme Nacht!"

"Träume süß ...", fügte der Hutmacher hinzu und schenkte Alice ein Lächeln, das Schokolade zum Schmelzen bringen konnte. Sie jedoch erwiderte dies mit einem eher kalten "Danke.", schloss die Tür hinter sich und löschte das Licht.

"Träumen in einem Traum - ja ... das macht wieder einmal unglaublich viel Sinn.", sprach sie zu sich selbst, während sie sich ihrer Schuhe entledigte und auf das Bett kletterte. "Was soll's. Ich habe ja nichts anderes übrig."

Eine Weile lag sie auf dem relativ großen Eichenbett und betrachtete die äußerst unspektakuläre Decke. Alles ringsherum war still und starr. Für einige Momente schloss sie die Augen und hoffte, sie könnte sie dann aufwachen und sich in ihrem eigenen Bett wiederfinden. Sie hoffte, die Morgensonne würde hineinscheinen und sie mit ihren warmen Strahlen kitzeln. Sie hoffte, vertraute Stimmen zu hören, die Menschen gehörten, die sie liebten und zwar nicht dafür, was und wie sie war, sondern dafür, dass sie einfach nur existierte - Menschen, die sie nicht als lebendiges Kunstwerk sahen, dass man begutachten und bewerten konnte, das eventuell Fehler aufwies und je nach Anzahl dieser eingestuft wurde. Deshalb konnte sie sich keine Fehler leisten - sie zeigte die makellose Hülle, um wenigstens dadurch einen Wert in den Augen der oberflächlichen Menschen zu erhalten. Wenn sie ihr Herz öffnen würde, wen würde es interessieren, was es erzählt und was es fühlt? Jeder, dem sie es in die Hände legen wollte, würde es mit fester Überzeugung, dass es schon nicht zerbrechen würde, fallen lassen. Übrigens konnte sie ihren Herzschlag immer noch nicht spüren, wie sie erneut feststellen musste. Auch wenn sie wusste, dass sie immer noch im selben Raum war, streifte sie die Enttäuschung kurzzeitig, bevor die Leere wieder Oberhand gewann. Kam es ihr jetzt so vor, oder war das Zimmer größer geworden? Tatsächlich hatte Alice den Eindruck, dass die Decke nun wesentlich höher und die Ecken des Raumes weiter entfernt waren. Sie für ihren Teil konnte nicht geschrumpft sein, da sie immer noch den gleichen Anteil des Bettes einnahm, aber das Zimmer schien sich wohl weiter auszudehnen - die Tür war ebenfalls viel weiter weg als am Anfang.

//Nicht schon wieder so ein schlechter Witz.// Das Mädchen würde am liebsten irgendwo einen Knopf mit der Aufschrift 'Game Over' drücken, doch leider gab es keinen solchen in der Reichweite. Je mehr sie Decke und Wände entfernten, desto kleiner und bedeutungsloser fühlte sich Alice. //Am besten, ich versuche zu schlafen.//, beschloss sie, doch das sollte verhindert werden, weil sie nämlich schon einige Sekunden später seltsame Schatten im Mondlicht an den Wänden entlang kriechen zu sehen glaubte. Zunächst dachte sie, das sei nur Einbildung, doch bald hörte sie seltsame zischende und quietschende Laute, die sich ihr näherten. Als kleines Kind hatte sie große Angst vor der Dunkelheit gehabt, doch mit den Jahren fing sie an, sich in der Dunkelheit wohl zu fühlen. Nachts saß sie oft in ihrem dunklen Zimmer auf dem Boden und lauschte der Stille. Warum war ihr denn dieses Mal so unwohl zu Mute?

"Was zum Henker geht hier vor?", fragte sie laut in die Dunkelheit hinein und erspähte lange widerliche Schattenfinger im Mondlicht.

"Fühlst du dich nicht einsam?", kam ein Wispern aus einer der dunklen Ecken und Alice wandte sich rasch in diese Richtung.

"Denkst du, wir sehen dich nicht weinen, Nacht für Nacht?"

"Dein Schmerz schmeckt so wunderbar ... Mehr - mehr!"

"Lächerliches Ding, dienst uns, ohne es zu wissen."

"Eines Nachts wirst du dich so tief hineinstürzen, dass du eine von uns wirst." Von allen Seiten durchbohrten sie Sätze aus Mündern, deren Stimme allein Tortur für jeden war.

"Sieh doch, wir sind in der Überzahl und du wirst uns nicht los - wir ... lieben dich ... wahrhaftig - wir brauchen dich ... und du kannst nicht mehr ohne uns existieren!"

Obwohl der Raum nun riesig zu sein schien, war er dennoch überfüllt von diesen Schattengestalten, deren Flüstern, Zischen und Wispern in einem psychopathischen Chor mündete, sodass sich Alices Innereien sich verkrampften. Diese Schatten kamen näher und näher, glitten bald schon über ihre Füße, streiften ihr Haar und würden sie bald erdrücken. Die sonst so kalte Alice, die sich stets beherrschen konnte und die sich von nichts und niemand beindrucken oder einschüchtern ließ, genau diese Alice war nunmehr ein Häufchen Elend, das lediglich durch die Tränen auf ihren Wangen und das Zittern ihre Existenz bestätigte. Ihre Nägel gruben sich vor Verzweiflung in ihre Handflächen und sie musste die Lippen aufeinanderpressen. Plötzlich leuchtete die Zimmerdecke grell auf und ein Zeichen wie aus Feuer bildete sich darauf ab: XVI

//Die Zerstörung? ...// Gleichzeitig bildeten sich Risse im Fußboden und bald darauf bröckelte dieser schon. Statt des Raumes, der sich unterhalb des Schlafzimmers befand, gähnte Alice das nackte Nichts entgegen. Es zog sie sogar an. Auf irgendeine Art und Weise schoss ihr der Gedanke, sich einfach hineinzustürzen und alles zu beenden, durch den Kopf. //Wozu in einem Traum leben, der irgendwann zu Ende ist? Dann bleibt nichts als die kahle Realität. Nichts hat je eine Bedeutung. Weder ich, noch meine Tränen ... noch das was ich denke und fühle ...//

"Ich habe gedacht, du gibst nicht so leicht auf!", hörte sie die Stimme des Hutmachers, die sie vorerst von ihrem Vorhaben abhielt.

"Wozu denn noch weitermachen ...", brachte sie schwächelnd entgegen, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte.

"Wozu aufgeben?", konterte er rasch.

"Die Zerstörung ist da ... Sie kommt mich holen."

"ICH komme dich holen und du kommst jetzt mit - ob du willst oder nicht!" Sie sah ein Aufblitzen und daraufhin einen schmalen weißen Pfad, der sich wie eine Schleife durch das chaotische Zimmer schlängelte.

"Sie werden dir nichts tun, solange du es nicht zulässt. Komm mit mir." Das Mädchen schwankte wie bei einem Übelkeitsanfall, versuchte jedoch sich zusammenzureißen und betrat den Pfad. Die Schatten außenherum wollten sie aufhalten, doch sie konzentrierte sich auf den Hutmacher und auch wenn sie einige Male beim Hinuntersehen fast gestürzt wäre, schaffte sie es irgendwie bis zur Tür und sank erschöpft in den Armen von MadHatter zusammen.

"Mädchen ... Wer hat dich so zugerichtet?", fragte er mit einer Bitterkeit in der Stimme, die ihn selbst überraschte. Doch Alice hörte nicht. Sie war bewusstlos.
 

© Nami, 2007

Through the window

Kopfschmerzen. Kälte.

„Du bist sowas von bescheuert, weißt du das?!"

Jemand riss sie mit. Eine Höhle.

„Argos?“

Allein gelassen. Gefahr.

„Sinsira?“
 

Alice riss die Augen auf. Dann brauchte sie eine Weile, um sich daran zu erinnern, was in der Nacht passiert war. Als die Erinnerungen aber endlich ankamen, wünschte sie sich, sie hätte einfach weitergeschlafen. Die Nacht war der größte Alptraum seit langem gewesen und wenn der Hutmacher sie nicht da rausgeholt hätte, wäre sie wohl der Zerstörung verfallen. Seltsam war es jedoch, dass sie überhaupt etwas gefühlt hatte. Immerhin konnte sie mittlerweile nur wenig Positives fühlen. Die Angst und die Verzweiflung waren aber präsent gewesen. Und dann dieser andere Traum. Eine schwindelerregende Collage aus Gedanken und Bildern.

„Sinsira?“ Sie fuhr herum. //Hatte der Hutmacher gerade den Namen aus dem Traum erwähnt?//

„Was hast du gesagt?!“, rief sie und er sah sie erstaunt an:

„Ich fragte den Julihasen ‚Sin’se hier, ja?‘ und damit meinte ich die Teetassen. Was hast du denn verstanden, meine Liebe?“

„Ach nichts.“, schüttelte sie den Kopf, der immer noch dröhnte.

//Wahrscheinlich bin ich noch im Halbschlaf. Seltsam ist das. Völlig unlogisch alles … Aber gut, ist ja auch nichts Neues.//, dachte sie, während sie ihre Stiefel schnürte. Jemand hatte sie aus dem Zimmer geholt und runtergebracht. Das Mädchen hatte den Rest der Nacht in einem Sessel eingekuschelt verbracht, nachdem MadHatter es aus dem Chaos gerettet hatte. Ein weiterer Punkt, den es nicht verstand. Warum wurde es von einer Kreatur des Wunderlands gerettet? Es hatte sich doch in der Nacht zusammen mit der sonst so vertrauten Dunkelheit gegen Alice verschworen.

//Egal. Auch wenn mich dieser komische Typ rausgeholt hat, ist das noch lange kein Grund, ihm zu vertrauen. Am besten ich mach mich vom Acker. Das Haus ist irre.// Da sie praktischerweise weder Hunger noch Durst verspürte, beschloss sie sich heimlich davonzustehlen, bevor einer der Hausbesitzer etwas merken würden.

„Warum denn so eilig, meine Dame?“ Dieser Hutmacher konnte scheinbar Gedanken lesen.

„Ich äh …“, fing sie zuerst stotternd an, gewann aber dann sogleich ihre Selbstsicherheit wieder. „Ich muss nun gehen. Vielen Dank für die Gastfreundschaft und … ich weiß nicht, ob das üblich ist, aber könntest du BITTE aufhören, an mir zu schnüffeln!“ Der Hutmacher schien einen sonderbaren Fetisch zu haben, was Gerüche anging, denn er war während des kurzen Gesprächs erstaunlich nahe gekommen und das Mädchen hatte das Gefühl, er versuchte ihren Duft zu absorbieren.

„Verzeihung … ich bin jedes Mal einfach nur hin und weg.“, sagte er in höflichem Ton, was man bei seinem Aussehen zunächst nicht vermuten würde.

„Wie auch immer, ich gehe jetzt.“, entgegnete Alice schroff und verließ das Haus, wobei der Hutmacher ihr folgte und an der Türschwelle stehen blieb.

//Tja und wohin nun?// Der Gedanke tauchte zwar auf, war aber auch gleich wieder unwichtig, weil man aus einem der Sträucher plötzlich ein ‚Nanananaaa nanana …‘ vernahm und kurz darauf das bösartige Kaninchen seine fiese Fratze herausstreckte.

„Gleich hab ich dich!“, stieß die Braunhaarige aus und wollte dem kleinen Ungeheuer schon folgen, als MadHatter fragte:

„Warum verfolgst du das, wovor du eigentlich immer wegrennst?“ Nach ein paar Schritten blieb sie abrupt stehen.

//Was …?// Eigentlich wollte sie etwas antworten, aber als sie sich umdrehte, war das Haus schon sehr weit entfernt. //Aber … ich bin doch nur ein paar Schritte gegangen …// Nun war hatte sie das Haus und das Kaninchen aus den Augen verloren, was sie insgesamt sehr verärgerte.

„Also langsam … hab‘ ich echt keinen Bock mehr! Das ist ja unglaublich …“ Mit diesem Ausruf und weiteren Beschwerden schlug sie irgendeine Richtung ein, um den Wald, der unendlich riesig schien, zu verlassen.

„Mwahha~ weißt du, was unglaublich ist?“ Das Raubtiergrinsen erschien wieder und diesmal unangenehm nahe an Alices Gesicht. Dieses Tier konnte manchmal lästig werden. Damals hatte es sie im Zusammenhang mit der Herzkönigin in Schwierigkeiten gebracht und seine scharfen Zähne und Klauen machten auch keinen sehr freundlichen Eindruck.

„Was denn …?“, fragte sie zurück, während der Kater wieder langsam erschien.

„Iiiich kenne da eine Frau, weißt du was sie tut? Sie wohnt in einem mehrstöckigen Haus mit vieeelen Türen und trotzdem verlässt sie das Haus durch das Fenster!“

„Durch das Fenster …? Alles klar.“, erwiderte sie und dachte sich dabei: //Dein Hirn hat deinen Kopf wohl auch durch ein Fenster verlassen, wie es scheint.“

„Ohh jaaa~ mwhahaa~ und jedes Mal stürzt sie sich in den Tod, aber es ist ihr völlig egaaaaaaal!“ Das Tier saß nun mit seinem aufgeschraubten extremen Grinsen da.

„Genau. Vor allem ‚jedes Mal‘ haha. Bestimmt.“ So eine schwachsinnige Geschichte kam auch nur Cheshire Cat in den Sinn.

„Ach … du tust nur so, als ob du tust, als würdest du mir glauben, was an sich unnötig ist, weil es dasselbe ist, wenn du gar nicht so tust und wenn du so tust, als ob du nur so tust!“ Nach diesem Satz war die Verwirrung perfekt.

„Sag mal, wo nehmt ihr alle diese extrem seltsamen Sätze her? Das erinnert mich so an dieses komische Gerede der Herzogin … Irgendwas mit ‚scheinen‘ – da habe ich ja auch gar nichts verstanden!“, beschwerte sich das Mädchen und der Kater grinste immer weiter.

„Jaaaaaa, ich weiß schon: ‚Glaube ja nicht, wen du vor dir hast, sonst scheinst du, was du bist, oder du scheinst, was du glaubst, wen du vor dir hast.‘ Das hatte sie gemeint!“

„Ähm … genau. Es lag mir quasi auf der Zunge.“, bemerkte Alice spitz und machte Anstalten weiterzugehen.

„Sieh doch selbst! … Daaaaaa steht sie!“, rief Cheshire Cat und umkreiste sie einmal mit geschmeidigen Bewegungen und schnurrte. Tatsächlich spähte sie durch die Bäume hindurch und bemerkte ein mehrstöckiges Haus, das an sich sehr einfach gebaut und von einigen Dornenhecken umgeben war. Als sie sich ihm näherte, erkannte sie eine Frauenfigur am Fenster des vierten Stockwerks. Diese war recht zierlich, machte jedoch einen äußerst selbstsicheren Eindruck. Der Wind spielte mit dem dunkelblauen, weiten Kleid und wehte ihr die langen blonden Locken aus dem Gesicht, dessen eindrucksvollstes Merkmal wohl die lila Augen waren. Entspannt blickte sie in die Weite und tat einen Schritt nach vorn …

Reflexartig drehte sich Alice weg, weil sie wusste, die Frau würde fallen, was auch in der Tat auch geschah. Das Geräusch war nicht gerade prickelnd.

//Uh. Die hat sich bestimmt so einiges gebrochen …//, dachte das Mädchen und verzog das Gesicht.

„Wer bist du denn?“, hörte es dann auf einmal. Es war eine helle, sanfte Stimme und sie kam von niemand anders als der Frau, die eben aus dem vierten Stockwerk gestürzt war. Blut und Wunden, die sie nun zierten, verschwanden in Sekundenschnelle, was Alice erneut aus der Fassung brachte.

„Wie … Sie … aber … Müssten Sie nicht tot sein?“

„Wer behauptet das?“, lächelte die Frau, die bereits keinerlei Verletzungen aufwies.

„Warum … verlassen Sie Ihr Haus durch das Fenster?“

„Warum nicht? Ich muss ja nicht immer das tun, was andere tun.“ Ihre Augen funkelten wie zwei Edelsteine. „Es ist mir egal, dass ich dabei stürze. Ich tu das, was ich will. Damit erreicht man so Einiges, weißt du. Aber ich sehe schon, wir sind da wohl verschieden, oder?“

„Naja … ich denke schon.“, erwiderte Alice nachdenklich.

„Sieh mal her ... ich zeige dir eine Geschichte.“ Die Frau legte ihr die Hände über die Augen und es wurde dunkel …

+ Zögernd setzte das kleine Ding einen nackten Fuß vor den anderen und bei jedem Schritt kam erneut die Kälte die zarte Haut entlang gekrochen. Bald würde das Mädchen vor Kälte nichts mehr fühlen, aber dennoch watete es weiter durch das Nass und den Schlamm. Hinzu kam die Dunkelheit, die das Klopfen des Herzens vorantrieb, sodass es alles andere übertönte. Das zerzauste Haar, einst goldene Locken, musste beim Umherirren andauernd aus dem beschmutzten Gesicht gestrichen werden. Die Hoffnung, das Ziel sei nahe, jagte die Kleine durch die Nacht und schenkte kein Erbarmen. Keuchend erreichte sie einen kleinen Hügel und war erst einmal froh, wieder auf dem Trockenen zu sein. Ihr Kleid war so gut wie durchnässt und sie fror umso mehr, als der kalte Wind sich erhob. Zitternd sah es sich um. War dies nicht der Ort? ... Das Mädchen suchte schon länger nach dem einzigartigen Licht, das aus der Ferne nach ihr rief. Es schwankte leicht und ließ sich auf die kahle Erde nieder. Lautlos wiederholten die schmalen Lippen Worte, sowie die bleichen Ärmchen Gesten, die den Eindruck verschafften, die Kleine sei in einem Zustand des Wahnes. "Wo bist du? ... Du bist ganz nah - ich weiß es ..." Als sie aus ihrem Bett gestiegen war, hatte sie ihn gesehen, in seiner vollen Pracht. Wo war er jetzt? Sie war so weit gelaufen. Er musste hier sein. Die schweren Wolken verzogen sich langsam und ein zunächst spärlicher Lichtstrahl fiel auf die kleine dürre Gestalt. "Du ... bist es ..." Doch statt der Erleichterung und Freude, die das Mädchen hätte verspüren sollen, füllten sich seine Augen plötzlich mit bittersten Tränen, die heiß und unaufhörlich an den kalten Wangen herunter zu rinnen begannen. Die Finger in die Erde gegraben starrte es hinauf in den Himmel, an dem der Mond von den vielen Sternen bewundert thronte. "So ein weiter Weg ... und ich bin kein Stück näher.", wisperte das Mädchen und schüttelte im Zuge des Anfalls hysterisch den Kopf. "Du bist zu weit weg ..." +

Mit einem Mal war es wieder hell und Alice hatte immer noch Gänsehaut. Die ganze Geschichte hatte sie so miterlebt, als steckte sie in der Haut der Hauptfigur.

„Und jetzt sage mir, wie würdest du an Stelle des Mädchens tun?“, fragte die Frau herausfordernd.

„Ich denke, ich … würde ganz einfach aufgeben. Was kann man denn noch tun?“, kam als Antwort.

„Weißt du, was ich tun würde? Ich würde eine Leiter nehmen und versuchen den Mond zu erreichen!“ Diese Aussage brachte Alice zum Lachen:

„Das ist doch Blödsinn. Wie soll man denn den Mond mit einer Leiter erreichen? Das funktioniert doch nie!“

„Und wenn schon – aber wenigstens weißt du, dass DU alles versucht hast und es nicht deine Schuld ist, dass etwas nicht klappt. Der Wille und der Versuch zählen.“ Das Mädchen kam langsam wirklich ins Grübeln. Während sie die Frau eingehend betrachtete, fiel ihr das Zeichen auf deren Hals auf: XI – Die Kraft.
 

© Nami, 2007

Two queens

Wenn man alles versucht hat, was bleibt einem dann, außer die Umstände zu akzeptieren? Akzeptieren. Damit leben lernen. Das gehört wohl zum Erwachsenwerden dazu. Einerseits hat man einen realistischen Blick für das Leben und kann somit öfter Schmerz und Enttäuschungen vermeiden. Andererseits verliert man die Fähigkeit zu träumen und zu hoffen, die man als Kind hatte. Aber Träume sind Schäume oder nicht? Hoffnungen führen zu Enttäuschungen. Realistische Einsicht lässt uns nüchtern und kalt erscheinen. Was ist denn nun die richtige Einstellung? Gibt es eine perfekte Bedienungsanleitung fürs Leben? Nein, natürlich nicht. Was wäre das Leben langweilig ohne die vielen Handlungsmöglichkeiten, von denen viele das ultimative Extra beinhalten, mit dem Gesicht im Dreck zu landen.

„Wenn ich … also versuchen würde, das Haus durch das Fenster zu verlassen, würde es mich nicht umbringen?“, fragte Alice zaghaft und beäugte das Haus. Sie spielte ernsthaft mit dem Gedanken, es zu versuchen.

„Finde es doch selbst heraus.“, lächelte die Kraft und lockte sie in das Haus. Das Treppenhaus war eigenartig, denn es enthielt eindeutig zu viele Treppen, die sich auch noch kreuz und quer durcheinander schlängelten. Schließlich standen sie irgendwann wieder an dem Fenster im vierten Stockwerk. Als Alice heruntersah, meldete sich das flaue Gefühl im Magen, das Höhenangst verkündete.

„Worauf wartest du?“

„Was würden sich die Leute nur denken, wenn sie mich so sehen könnten?“, fragte sie laut, während sie auf das Fenstersims kletterte.

„Ich bitte dich - die Leute? Das habe ich doch schon vorhin gesagt: es ist vollkommen egal, was die Leute denken. Sie stecken doch alle in ihren Schubladen und meinen, du bräuchtest auch eine! Deswegen versuchen sie dir beizubringen, was normal ist - was du tun darfst und was nicht. Willst du dich wirklich in deinen Möglichkeiten selbst einschränken?“ Auf dem Sims stehend schluckte Alice noch einmal schwer. Springen, oder doch nicht?

„Keine Angst. Es wird dir nichts passieren.“, flüsterte die Kraft und wieder sah das Mädchen nach unten. Plötzlich tat es ohne Nachzudenken einfach einen Schritt nach vorne und fiel. Obwohl das Fenster sich in der vierten Etage befand, war die Fallstrecke so lang, dass man meinen könnte, das Fenster befände sich mindestens hundert Stockwerke weiter oben.

//Wenn sie gelogen hat, … ist es jetzt sowieso zu spät.//, schoss Alice durch den Kopf und da erblickte sie es – das weiße Kaninchen – ganz unten auf der Erde. Es schleppte eine Art Spiegel herbei und platzierte es böse kichernd direkt unter dem Mädchen. Leider gab es keinen Halt-Knopf für den Fall und Alice befürchtete, in den Spiegel hinein krachen zu müssen, was allerdings nicht geschah, denn sie glitt hindurch, als wäre es nur eine Quecksilberschicht. Auf der anderen Seite des Spiegels landete sie in einem Haufen lila Laubes und rieb sich die nach dem etwas unsanften Aufprall schmerzenden Glieder. Nachdem sie die wirren Haare ein wenig geordnet hatte, blickte sie nach oben und sah einige Meter über sich mitten in der Luft horizontal den Spiegel schweben und in diesem konnte sie die das fies grinsende Kaninchen erkennen.

„Wart‘s ab, du Biest. Dir zieh ich noch das Fell über die Ohren.“, fluchte sie leise und kämpfte sich durch das Laub auf einen kleinen Pfad durch. Ringsherum standen die Bäume sehr dicht beieinander und wie man an dem Laub schon gemerkt hatte, waren deren Blätter in verschiedenen Lilatönen gefärbt. Es schien nur diesen einen kleinen Weg zu geben, der sich in Form von rötlicher Erde durch den seltsamen Wald schlängelte. Rechts und links davon wuchsen eigenartige Blumen mit Karo und Kreuzmuster – hier und da ließ sich ein Busch mit Pikbeeren sehen. Wovon es genug gab, waren Pilze: in verschiedenen Größen und Neonfarben schienen sie den Wald zu regieren. Ihr magisches Leuchten zog Alice an und sie verließ den Pfad für kurze Zeit, um die Pilze zu betrachten. Etwas neugierig bückte sie sich ein wenig und hörte plötzliche eine piepsige Stimme:

„Du bist aber hässlich!“ Es war ein kleiner, neongelb leuchtender Pilz mit zusammengekniffenen Augen und einem breiten Mund. Dieser hatte sich eben auf solch vorzügliche Weise geäußert, obwohl er nicht gefragt worden war. Anstatt etwas zu entgegnen, zertrat ihn das Mädchen mit voller Wucht. Ein schmatzendes Geräusch folgte, als sie den Fuß wieder hob und verächtlich herunterblickte.

„Was gefällt dir denn nicht daran?“, meldete sich ein anderer Pilz mit tiefer Stimme, „Du magst es ja auch nicht, wenn man dich als ‚schön‘ bezeichnet!“ Dieser musste auch daran glauben und so warf der nächste Pilz ein:

„Und die Wahrheit verträgst du überhaupt nicht. Du bist doch genauso wie die, die du verachtest!“

„Halt den Mund, du elendiges Stück Schimmel!“

„Dann bist du also hässlich? Oder doch schön?“, fragte ein anderer Pilz.

„Ich bin Nichts.“, antwortete sie leise, hielt einen Moment inne und rannte dann los, um diesen widerlichen Geschöpfen und ihren Vorwürfen zu entkommen. Ohne sich umzudrehen folgte sie dem Weg und hoffte endlich aus dem Wald herauszufinden, der sie so bedrückte und der ihr keine Luft ließ, der sie bedrohte und sie vernichten wollte. Schon wieder auf der Flucht. Jedes Mal war es dasselbe. Fliehen, fliehen und noch einmal fliehen. Völlig sinnlos. Welchen Zweck hat die Flucht, wenn man gleichzeitig der Verfolger selbst ist? Keinen. Wie lange dauert diese Flucht? Ewig. Vielleicht würde mit dem Tod irgendwann das Ende ihrer Flucht kommen. Aber andererseits weiß keiner, was nach dem Tod kommt und somit war das auch nicht sicher. Früher dachte sie, sie würde niemals Selbstmord begehen, unter gar keinen Umständen, weil sie nicht schwach sein wollte. Mittlerweile war sie sich nicht mehr so sicher, da die Schwäche sich immer mehr und mehr in ihr zeigte. Spätestens als sie der Kraft begegnet war, konnte sie den Kontrast zwischen ihrer Schwäche und der Tarotkarte spüren. Schwer atmend sah sie sich gezwungen irgendwann das Tempo zu verringern. Ihr Weg führte sie zu einer mächtigen Eiche mit herzförmigen Blättern. Am Fuße des Baumes machte sich eine dickliche Gestalt bemerkbar. Dicklich ist wohl untertrieben. Es war wie eine blau-weiß gestreifte Kugel mit unpassend dürren Extremitäten. Auf dem Kopf trug die Person eine ebenfalls blaue Kappe mit so etwas wie einem Propeller, der aus scharf aussehenden Klingen bestand. Dieser Mensch hatte einen etwas schiefen Mund mit dünnen Lippen, einen leicht verwirrten Blick in den Augen und, wie Alice später auch feststellte, zuckte sein linkes Lid ständig. Dem Äußeren nach zu urteilen, müsste es entweder Tweedle Dee oder Tweedle Dum sein. Mit einem Eimer in der linken und einem Hammer in der rechten Hand machte er ein paar Runden um den Baum und blieb schließlich stehen. Dann setzte er den Eimer ab, holte einen Nagel aus seiner Hosentasche und schließlich etwas Rotes aus dem Eimer.

„Was machst du da?“, fragte Alice und näherte sich dem Baum. Der Dicke drehte sich schnell um, als wäre er ertappt worden, und entblößte seine gelben Zähne in einem unschönen, dummen Grinsen:

„Alice, was für eine Überraschung! Wir tun nur unsere Arbeit, nicht wahr, Tweedle Dum?“

„Aber sicher, Tweedle Dee!“ Man erwartet an dieser Stelle wohl, dass Tweedle Dees Bruder hinter dem Baumstamm hervorkommt. Dem ist aber leider nicht so, denn Tweedle Dee sprach sowohl die Frage als auch die Antwort selbst aus, was bei dem Mädchen erneut für Verwirrung sorgte:

„Was war das denn jetzt?“

„Wo?“ Tweedle Dees Lid zuckte.

„Du… ehm… hast gerade mit dir selbst gesprochen.“

„Also ich bitte dich. Ich spreche doch nicht mit mir selbst. Denkst du etwa, ich sei verrückt?“ Der Dicke hob seine Knopfnase etwas beleidigt.

„Mein Bruder ist nicht verrückt!“, fügte er dann mit ein wenig veränderter Tonlage hinzu.

„Ah… a-alles klar…“ In diesem Moment war sich Alice sicher: Tweedle Dee litt unter einer Persönlichkeitsspaltung. Naja, eigentlich litt er nicht drunter, sondern fand es bestimmt vorzüglich, da er es ja gar nicht registrierte und sich einen Zwillingsbruder einbildete. Da es also nichts bringen würde, wenn sie ihn davon zu überzeugen versuchte, beschloss sie mitzuspielen.

„Na dann, bitte ich vielmals um Verzeihung.“, entgegnete sie mit aufgesetztem Lächeln, was ihr Gegenüber im Normalfall eigentlich als sarkastische Äußerung empfinden hätte müssen.

„Also, was tust… ich meine, was tut IHR da?“, versuchte Alice es noch mal und wippte mit verschränkten Armen auf ihren Absätzen hin und her, während Tweedle Dee den roten, faustgroßen Fleischklumpen, den er aus dem Eimer geholt hatte, an den Baumstamm nagelte.

„Wir müssen diese Herzen hier anbringen.“ Jetzt sah sie es auch. Es waren tatsächlich Herzen, die er mit langen rostigen Nägeln an den Baum hämmerte. Dabei waren es keine süßen Herzen, wie man sie auf den vor Schmalz triefenden Valentinstagskarten findet, sondern die richtigen Organe. Der Prozess war demzufolge etwas unangenehm mit anzusehen, vor allem, weil bei jedem Schlag etwas Blut in das Gesicht des kugeligen Menschen spritzte.

„Warum das denn?“, fragte das Mädchen und verzog die Mundwinkel.

„Sei nicht so neugierig – hast du vergessen, was mit den Austern passiert ist?“ Wieder zuckte sein Lid.

„Nein, das habe ich nicht. Allerdings bezweifle ich, dass ich von einem Walross gegessen werde.“, bemerkte es kühl.

„Das ist einfach unsere Arbeit. - Schlag fester zu, Dee. – Nach dem Tod der Herzkönigin haben wir den Auftrag erhalten, diese ganzen Herzen, die in dem Wald gesammelt werden, an diesen Baum zu nageln, weil die Schachkönigin keine Herzen mehr irgendwo duldet und sie alle hierher schaffen lässt. Unter dem Baum ist nämlich die Herzkönigin begraben.“

„Wie… konnte das passieren?“

„Was? Dass die Herzkönigin starb? Weißt du etwa nicht Bescheid? Es gab einen Kampf zwischen den Beiden. – Weißt du noch, Dum? – Oh, ja, was für ein Kampf, Dee.“

„Erzählt mir davon.“, bat Alice, denn sie wollte wirklich gerne erfahren, wie es dazu kommen konnte, dass die grausame, impulsive Königin besiegt worden war. Zwar gingen ihr Dee’s Selbstgespräche ziemlich auf die Nerven, aber sie hatte keine Wahl.

„Was meinst du, Dee, erzählen wir es ihr? – Aber klar, Dum.“ Der Dicke unterhielt sich weiterhin mit sich selbst, während die Andere sich im Gras niederließ. Tweedle Dee wischte sich die blutbefleckten Hände an seiner Hose ab, räusperte sich und begann mit krächzender Stimme zu singen:
 

„So früh des Morgens trafen sich

zwei Mächte: schwarz und rot.

Bald gab es einen bitt‘ren Kampf.

Die eine ist nun tot.
 

‚Mir aus dem Weg, sonst köpf ich dich!‘,

der Herzdame das Wort

schnitt schwarzen Schachs grausames Weib

mit Schärfe ab sofort.
 

‚Die Macht gehört nicht dir allein!‘,

rief es in ihrem Zorn,

‚So hüte deine Zunge jetzt,

sonst hast du gleich verlor‘n!‘
 

Der Herzkönigin Antlitz

ward puterrot im Nu.

Mit einem Kricketschläger

schlug sie verbissen zu.
 

Die Andre wehrte sich zu Recht

mit ihrem Zepter rasch.

‚Ist das schon alles?‘, fragte sie,

‚Du wirkst mir etwas lasch.‘
 

So kämpften sie den ganzen Tag.

Am Abend müde dann:

die Herzensfrau verzweifelte -

sie rief nach ihrem Mann.
 

Dem Tode nah schrie sich nach ihm.

Der Ängstliche jedoch

kam nicht zu Hilfe seiner Frau -

floh in ein dunkles Loch.
 

Geköpft mit ihrem eig'nen Schwert,

die Seide voller Blut,

rührte sie sich von da nicht mehr

und das war wirklich gut.
 

Die Schachkönigin lachte nur.

Der Sieg war endlich da.

Alleine herrschen konnte sie.

Das war auch allen klar.
 

Einsammeln ließ sie jedes Herz,

das sich nur fand im Land.

Auch ihres hat sie nimmermehr -

der Herrschaft bitt'rer Pfand.“
 

Das Lied war hiermit zu Ende und Dee bekam einen grässlichen Hustenanfall. So war das also. Alice erinnerte sich daran, was Cheshire Cat gesagt hatte: „Herzen. Sie sammelt sie…“ Jetzt war bekannt, wer „sie“ war und warum sie Herzen sammelte. Es schien wie eine Art Belustigung, sämtliche Herzen des Landes an dem Grab der Herzkönigin zu vereinen. Wie grotesk.

„Wieso sehe ich denn nur …“, fing das Mädchen an. Es wollte fragen, warum es nicht noch mehr Herzen an dem Baum sah. Plötzlich hörte Alice ein Knarren und richtete ihren Blick sofort auf den Baum, der das Geräusch zu erzeugen schien. Da wurde sie Zeuge, wie der Baum die angebrachten Herzen mit seiner Rinde langsam aufzunehmen schien, bis sie völlig darin verschwanden und nur noch blutige Flecken hinterließen.

„… vergesst es.“, beendete Alice ihren Satz.

„Man sagt, die Herzkönigin lebe in dem Baum weiter, aber nichts ist jemals sicher, stimmt’s, Dum? – Genau, Dee.“

Er hatte Recht: niemals ist etwas sicher - außer dem Tod.
 

© Nami, 2008



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Kommentare zu dieser Fanfic (51)
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Von:  Caro-kun
2009-07-08T17:48:33+00:00 08.07.2009 19:48
Gibt es nicht von irgendeinem Maler ein Bild, auf dem auch so verschlungene Treppen sind, dass einem vom Hinsehen ganz schwindelig wird? Is nur ne Frage. Ich will dir hier wirklich nicht unterstellen, du hättest irgendwas geklaut oder so.

Find ich toll, dass du das Land hinter den Spiegeln auch noch auftauchen lässt … oder eher gesagt, dass Alice dahin geschickt wird. Von diesem Mörderkarnickel Oô

Allerdings ist es meiner Meinung nach schon ein wenig brutal, die Pilze einfach so zu zertreten. Sie hätte sie ja auch von Anfang an ignorieren können.

Auch wenn Tweedel Dee und Tweedel Dum jetzt eine Person sind, finde ich sie (äh … oder ihn?) immer noch total lustig *g* Das waren die einzigen Zwei, die mir in dem Disney-Film gefallen haben.
Außerdem ist mir da aufgefallen, dass sie Alice gleich erkannt haben. Das macht sie irgendwie sympathisch (äh … oder ihn ^^°)

Von:  Caro-kun
2009-07-08T13:48:52+00:00 08.07.2009 15:48
Sinsira >>>>>> Sin’se hier, ja? XDDDD
Ich muss das jetzt irgendwie dauernd vor mich hinsagen, weil ich das so klasse finde *g* Es geht einem aber auch leicht über die Lippen finde ich ^^
(„Mama, äh die Handtücher … sin’se hier, ja?“ X3)

~„Ach … du tust nur so, als ob du tust, als würdest du mir glauben, was an sich unnötig ist, weil es dasselbe ist, wenn du gar nicht so tust und wenn du so tust, als ob du nur so tust!“~
Ich hab mir diesen Satz jetzt dreimal ganz langsam durchgelesen … und bin immer noch nich mitgekommen @.@ *völlig verwirrt*

Danke, dass du nicht genau beschrieben hast, WIE die Frau da unten angekommen ist … da bin ich nämlich nicht wirklich scharf drauf das zu wissen ^^°

Ich hätte es auch aufgegeben den Mond zu erreichen, genau wie Alice. Ich hätte einfach keine Lust mehr gehabt, es weiter zu versuchen und ich hätte mich nicht getraut riskantere Maßnahmen zu ergreifen.

Von:  Caro-kun
2009-07-08T10:43:44+00:00 08.07.2009 12:43
~"Hab dich nicht so, Liebes. Wir haben wunderbare Zimmer mit unglaublich weichen Betten!"~
Den Satz find ich irgendwie toll. Keine Ahnung wieso. Könnte daran liegen, dass Mad Hatter ihn spricht ^^°

Als der Hutmacher ihr da Gute-Nacht sagt ^___^
Mit diesem Lächeln >///<
Das is meine absolute Lieblingsszene

Und ich war echt heilfroh, dass er gerade noch rechtzeitig aufgetaucht ist, um sie vor den Schatten zu bewahren.
~"Mädchen ... Wer hat dich so zugerichtet?"~
Man merkt, dass sie ihm etwas bedeutet … das find ich total klasse ^^
Bitte lass sie zusammenkommen, ja?

Von:  Caro-kun
2009-07-07T19:18:11+00:00 07.07.2009 21:18
Also, nur damit ich das richtig verstehe … diese Leiche da, ist zwar eine Tarotkarte, sieht aber aus wie ein gewöhnlicher Mensch, oder? Also, sie hat nicht einen Körper aus Pappe, so wie die Herzkarten, richtig?

… Aber wie blöd der geguckt haben muss, als Alice ihn da einfach hängen gelassen hat XP (Ach, Schadenfreude ist doch die schönste Freude *g*)

Ich find den Julihasen total lustig. Die Aussprache XD
~"... Wie oft scholl ich dir eigentlich noch schagen, dasch man den Tee in die Taschen und nicht auf den Kunden gieschen scholl?"~
~"Wasch? Nichtsch beschtellen? ..."~
Zum Totlachen *ggg*

Aber was mir an den Kapitel wirklich am besten gefallen hat, war (na ja, es bleibt nich mehr viel übrig) … der Hutmacher. Du hast sein Aussehen so schön detailliert beschrieben *freu* ^^ (Da könnten sich manche Autoren wirklich ein Beispiel dran nehmen -.-)
Und du hast seinen Auftritt so `n bisschen hinausgezögert. Dadurch, dass er halt eben nicht gleich mit im Raum war und der Julihase ihn erst rufen musste. Das hat die Spannung gesteigert (besonders von Mad Hatter Fans wie mir, die sehnsüchtig darauf warten, wann er denn endlich auftaucht ^_^) und er wurde dadurch noch einen Tick geheimnisvoller – finde ich jedenfalls.

Den Schluss find ich auch Wahnsinn. Total spannend ^^

Von:  Caro-kun
2009-07-07T16:26:58+00:00 07.07.2009 18:26
Dein Schreibstil ist wirklich sehr gut. Da kann man sich alles perfekt vorstellen.

Die Falle der Königin ist wirklich extrem gut ausgetüftelt. Finde ich jedenfalls. All diejenigen, die ein Herz haben, fühlen sich durch dieses Schild quasi darin bestätigt den Wald zu betreten.

Allein bei der Vorstellung an diese Grinsekatze, krieg ich Gänsehaut. Die sieht ja wirklich abscheulich aus. Der will ich wirklich nich im Dunkeln begegnen Oo

Das Kapitel hast du wirklich perfekt enden lassen.

Von:  Caro-kun
2009-07-07T16:26:10+00:00 07.07.2009 18:26
Ich bin echt froh, dass ich die Szene mit dem weißen Kaninchen nicht im Fernsehen gesehen hab. Mir wäre vermutlich vor Schreck das Herz stehengeblieben, wenn dieses kleine weiße Etwas plötzlich aus den Büschen gesprungen wäre.

Die Tatsache, dass sich das Wunderland verändert, weil Alice sich verändert hat, find ich irgendwie total faszinierend. Wobei es ja eigentlich ganz logisch ist. Nach all dem Schrecklichen was Alice durchgemacht hat, klar dass da das Wunderland nicht mehr so schön und friedlich ist wie bisher.

Von: abgemeldet
2009-04-13T14:58:27+00:00 13.04.2009 16:58
Und ich mal wieder^^
Ehrlich gesagt habe ich gerade keine Lust, weiter zu lesen. Denn das ist das vorerst letzte Kapitel, und ich finde es noch immer toll, das Spiegelbild der Erzählungen von Lewis Carroll zu betrachten. Wenn ich hier durch bin, bin ich durch. Oder so. Menno. Aber da hilft wohl alles nichts...

Du sagtest, dass ich die Geschichte auf Grund meiner Erlebnisse lesen soll. Und nun finde ich mich doch tatsächlich voll und ganz wieder in deinen Ausführungen zum Erwachsen werden. Wenn man es denn so nennen kann, denn erwachsen werden viele einfach nicht.

>Was wäre das Leben langweilig ohne die vielen Handlungsmöglichkeiten, von denen viele das ultimative Extra beinhalten, mit dem Gesicht im Dreck zu landen.
Und irgendwie... mag ich diesen Satz, trotz alle dem.
Ist das etwa makaber?

Oh, durch so ein tolles Treppenhaus möchte ich auch einmal wandern! <3
Kann ich da mit meinem Kurs diskutieren?

>Sie stecken doch alle in ihren Schubladen und meinen, du bräuchtest auch eine!
Also können sie ja nichts dazu sagen, sie sehen ja nichts. Ist doch logisch!

Rooofl! Das Kaninchen! Das ist ja wie Roger Rabbit - ist es auch ein Loney Toon? Es wirkt ganz so. Und der Spiegel, der ist ja wie das schwarze Loch, was die Toons immer haben! Da hätte ich auch mal eher drauf kommen können. Das Wunderland ist die Toonwelt....

Was mir gerade so einfällt.. hat sie eigentlich noch ihr tolles Messer, oder ist es ihr unterwegs aus der Tasche geplumst?

Pilze. Magic Mushromms? Halt, nein. x__X"
Was auch immer das für Dinger sind.. allzu viele von denen will ich nicht im Treppenhaus haben, wenn wir diskutieren, da die eh dichter als Pech und Schwefel zusammenhalten werden. Und solchen Vorraussetzungen diskutiert es sich schlecht. Aber interessant sind sie, dass muss man ihnen lassen.

>Welchen Zweck hat die Flucht, wenn man gleichzeitig der Verfolger selbst ist?
Dieser Satz ist genau so seltsam, wie es sich für seine Welt gehört. Und gerade weil das so passend ist, wage ich nicht, Verbesserungsvorschläge von mir zu geben. Tut mir leid.

Die Tweedlebrüder sind mit Gollum fusioniert? Irgendwie ist mir die Fähigkeit, alles einzeln zu sehen, gerade eben abhanden gekommen, befürchte ich.
Aber irgendwie hat es etwas, wie die Beiden da total friedlich miteinander arbeiten.

Und wie in den eigentlichen Büchern gibt es auch hier Lieder! Wundervoll. Wirklich, und einfach nur wundertoll. <3
Du kannst echt gut dichten!

Und vor allem passt dann dieses Lied auch noch perfekt...
Mist, jetzt habe ich doch tatsächlich vergessen, den Hutmacher nach einem Hut zu fragen. Ich wollte doch einen abnehmen können! Menno. Okay, dann stell dir das einfach vor, dass ich vor dir den Hut ziehe.

Und wo wir gerade bei Vergesslichkeit sind... kann es sein, dass ich irgendwo das Zirkelkürzel liegen gelassen habe? Räumt man mal auf, ist gleich alles weg. Denk es dir einfach dazu^^

Hm... sollte es nicht weitergehen, so ist das immerhin ein wahrhaft gelungenes Ende.

Liebe Grüße, Polaris
~KFF~
Von: abgemeldet
2009-04-13T14:23:23+00:00 13.04.2009 16:23
Lol.
Gerade eben hatte ich noch eine Reihenfolge, in der ich vorgehen wollte. Und dann kam die Katze. Also werde ich mich Stück für Stück am Text entlanghangeln, sonst wird das hier nie etwas.

>„Warum verfolgst du das, wovor du eigentlich immer wegrennst?“
Uh, gute Frage. Sehr gute Frage. Kann der nicht mal damit aufhören, solche Fragen zu stellen? Oh, nein, warte, neue Idee: Kann ich mir den mal ausleihen? Mit der Katze? Dann bräuchte ich noch Hannibal Lecter, und dann zeige ich meinem Philosophiekurs, was eine Diskusionsharke ist! *_* Darf ich?

>Sag mal, wo nehmt ihr alle diese extrem seltsamen Sätze her?
Da ging mir ein Satz durch den Kopf: They had it on eBay!
Und dannach folgte: I found it on eBay!
*hehe*
Warte, ich schau mal eben nach.

...
"Seltsame Sätze" haben die da nicht -.-'

>„Warum nicht? Ich muss ja nicht immer das tun, was andere tun.“
DAS nenne ich mal einen Charakter mit Charakter!

Vielleicht wäre eine Leerzeile vor der Geschichte der Frau ganz praktisch. Die wirkt so.. so kompakt, so blockartig.

>Zitternd sah es sich um.
Müsste es nicht eigentlich "sah sie sich um." heißen, da es sich nicht mehr auf "das Mädchen", sondern auf "die Kleine" bezieht?

Nach der Geschichte wäre eine Leerzeile auch cool. Oder vielleicht könntest du es ja so machen, dass sie am Ende der Seite endet - so verwirrt das ein wenig, und reißt leider auch aus dem Lesefluss heraus^^

Meine Mutter will wissen, ob ich mit Rommé spielen will. Und dann ist da noch eine Tarotkarte. Ist das ein Wink mit dem Zaunpfahl oder so?

Liebe Grüße, Polaris
Von: abgemeldet
2009-04-13T13:20:42+00:00 13.04.2009 15:20
Huhu,
Jetzt weiß ich auch, woran mich der Dialekt erinnert - an Asterix-Comics!
Tour de France müsste das sein. Aber das ist gerade ja auch egal.

Alice ist einfach zu genial.. es ist fantastisch, wie du jede einzelne ihrer Regungen zeigst, wie du alles so beschreibst, dass man sich fühlt, als wäre man dabei. Eine lebende Nippesfigur, die neben den Teetassen steht oder so.

Aber nein! Mein armes Wölgfchen - in Rente!? Das gibt es doch nicht. Habe ich den nicht neulich noch im Fernsehen gesehen? Muss wohl eine ältere Aufzeichnung gewesen sein. Oder ein Nachfolger. Wie mysteriös...

Immerhin weiß ich jetzt, wo die anderen Märchenfiguren sich rumtreiben. Wenn ich denn mal wen suchen sollte.

>"... ein Spinnrad???
Das erinnert mich an ein Zitat aus der Scheibenwelt, welches ich neulich irgendwo gelesen habe. Normalerweise würde ich sagen, dass ein Satzzeichen voll und ganz ausreicht, aber da das ja im Wunderland spielt, bin ich mir gerade nicht so sicher...

Ich sollte öfter Geschichten mit zynischen Protagonisten lesen, das erheitert ungemeint. Noch mehr, als eine unspektakuläre Decke.

Oh ho, eine Denkfalle! (Ich habe keine Ahnung, ob das wirklich eine ist, aber ich sehe es einfach mal als eine solche an.)
'Game Over' - Alice kann keine Viedeospiele gekannt haben, dachte ich mir gerade. Und dann fiel mir ein, dass sie Engländerin war, und somit diesen Ausspruch sicherlich kannte. Das ist ja fies! o.o

Frage:
>gähnte Alice das nackte Nichts entgegen.
Ist das auch wortwörtlich zu verstehen? Also.. kann das nackte Nichts gähnen?

Wow, ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass außgerechnet MadHatter Alice hilft. Und dass er so sein kann, wie er sich dort präsentiert. Erstaunlich, man lernt nie aus.

Tja. Was ich zuvor zu deinem Schreibstil sagte, trifft auch hier zu. Und da ich mich frage, was wohl als nächstes geschieht, halte ich mich nicht mit langen Erklärungen auf und schaue einfach nach.

Man sieht sich, liebe Grüße und frohe Ostern wünscht
Polaris
Von: abgemeldet
2009-04-08T16:03:17+00:00 08.04.2009 18:03
Guten Abend,
Und wieder etwas, das genau so und doch anders ist. Jetzt habe ich es - es ist das Spiegelbild des Spiegelbildes!

Oh, das mit den Tarotkarten erinnert ein wenig an "God Child". Ich bin schon voll freudiger Erwartung darauf, herauszufinden, welche Karten sich noch dort herumtreiben. Ehrlich gesagt habe ich bisher nur an Rommékarten gedacht - so kann man sich irren. Aber solange keine Yu-Gi-Oh! oder Macigkarten auftauchen, ist ja alles im grünen Bereich.

Mit dem Gehängten würde ich auch nur zu gerne diskutieren - und ich muss dem Hutmacher einen Besuch abstatten. Denn hätte ich einen Hut auf, so würde ich ihn vor Alice abnehmen - so muss man erst einmal jemanden ausbremsen, der das sicherlich nicht zum ersten Mal durchkaut.

>"Langsam scheint es mir, die Leute hier leiden an Geschmacksverirrung."
Das erinnert mich an den Kulturrealtivismus. Woher will Alice wissen, dass nicht sie es ist, die darunter leidet?

>"Eine höchst bezaubernde Kundin haben wir hier.", neigte ersich kurz vor Alice.
Da fehlt ein Leerzeichen^^

Uh, stimmt, das erinnert wirklich sehr an das Parfum. Tee aus allem... gut zu wissen. Dann werde ich, wenn ich dort irgendwann mal landen werden, genau aufpassen, damit der Tee ja vegetarisch ist. Nicht auszudenken.. Bin ich Hannibal Lector? Nein, danke, ich verzichte. Hm.. ich sollte mir wohl besser nicht vorstellen, was für Sorten dort im Hinterstübchen gelagert werden...

War wieder herrlich obskur und surreal, man mag gar nicht glauben, dass das die Früchte schlechter Laune sind. Klingt vielleicht makaber, aber ich lese das hier gerne.

Liebe Grüße, Polaris
~KFF~


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