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Alice's Return To Wonderland

- The Nightmare Goes On -
von

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Welcome to my nightmare

Das Flüstern klang sehr unheimlich und Alice fühlte sich auf einmal mehr als unwohl in ihrer Haut. Der Blick in die Augen des Hutmachers jedoch lenkte sie wieder von ihrem Schauergefühl ab. Das Rot strahlte eine gewisse Wärme aus, die sie dazu zwang, weiter und immer weiter hineinzusehen und sich beinahe darin zu verlieren. Plötzlich begann das ganze Haus zu beben und zu krachen, sodass das Mädchen sofort aufsprang und fragend Richtung Julihase blickte.

"Schoooo! Esch ischt Zeit! Dasch Haus hat schich gerade schelbscht verriegelt wie jeden Abend ... Du muscht wohl hier übernachten!", erklärte dieser die Schultern zuckend.

"Warum hast du das nicht vorher gesagt?" Alices Stimme klang vorwurfsvoll, aber der Hase erwiderte nur:

"Ja und wenn ischs dir geschagt hätte? Dann wärscht du rausgegangen und müschtescht drauschen übernachten? Dort wo esch ekschtrem unschischer isch."

"Oh ja ... klar ... hier drin ist es ja soooo sicher.", kommentierte das Mädchen und rollte mit den Augen.

"Hab dich nicht so, Liebes. Wir haben wunderbare Zimmer mit unglaublich weichen Betten!", versuchte MadHatter sich einzumischen, doch er kassierte nur ein zynisch wirkendes Augenbrauenzucken, das so viel heißen sollte wie 'Wer hat dich denn gefragt?'. Schließlich hatte Alice keine andere Wahl als die Nacht in dem verrückten Haus zu verbringen. //Wenn ich mich schlafen lege, ist der Morgen umso schneller da.//, dachte sie und ließ sich ihr Zimmer zeigen. Immer noch vorsichtig stieg sie hinter dem Julihasen die Treppe, die zu einem längeren Korridor führte, hinauf und betrat mit ihm zusammen einen der zahlreichen Räume. In diesem befand sich die Standartausrüstung für eine Übernachtung: ein frischbezogenes Bett, ein Tisch, ein Stuhl und ...

"... ein Spinnrad??? Ich hab langsam echt das Gefühl, ihr wollt mich aufziehen!"

"Oh, Entschudigung ... Dasch Tschimmer gehört dieschem Mädschen ... Wie heischt esch nochmal?", stieß der Hase aus.

"Dornröschen oder so ähnlich.", half MadHatter nach, der gerade hinter Alice im Türrahmen stand.

"Ja, ich bin eindeutig im falschen Film. Sagt bloß, ich bin Rotkäppchen und der böse Wolf will mich fressen.", grinste sie.

"Nein, dasch nischt. Der ischt schon in Rente.", erklärte der Julihase mit ernster Miene und das Mädchen bekam endgültig einen Lachanfall.

"Naja egal, gehen wir in dasch Tschimmer nebenan.", sagte der Hase und dirigierte die anderen beiden in den nächsten Raum. "Scho hier kannscht du schlafen - isch wünsche dir eine angenehme Nacht!"

"Träume süß ...", fügte der Hutmacher hinzu und schenkte Alice ein Lächeln, das Schokolade zum Schmelzen bringen konnte. Sie jedoch erwiderte dies mit einem eher kalten "Danke.", schloss die Tür hinter sich und löschte das Licht.

"Träumen in einem Traum - ja ... das macht wieder einmal unglaublich viel Sinn.", sprach sie zu sich selbst, während sie sich ihrer Schuhe entledigte und auf das Bett kletterte. "Was soll's. Ich habe ja nichts anderes übrig."

Eine Weile lag sie auf dem relativ großen Eichenbett und betrachtete die äußerst unspektakuläre Decke. Alles ringsherum war still und starr. Für einige Momente schloss sie die Augen und hoffte, sie könnte sie dann aufwachen und sich in ihrem eigenen Bett wiederfinden. Sie hoffte, die Morgensonne würde hineinscheinen und sie mit ihren warmen Strahlen kitzeln. Sie hoffte, vertraute Stimmen zu hören, die Menschen gehörten, die sie liebten und zwar nicht dafür, was und wie sie war, sondern dafür, dass sie einfach nur existierte - Menschen, die sie nicht als lebendiges Kunstwerk sahen, dass man begutachten und bewerten konnte, das eventuell Fehler aufwies und je nach Anzahl dieser eingestuft wurde. Deshalb konnte sie sich keine Fehler leisten - sie zeigte die makellose Hülle, um wenigstens dadurch einen Wert in den Augen der oberflächlichen Menschen zu erhalten. Wenn sie ihr Herz öffnen würde, wen würde es interessieren, was es erzählt und was es fühlt? Jeder, dem sie es in die Hände legen wollte, würde es mit fester Überzeugung, dass es schon nicht zerbrechen würde, fallen lassen. Übrigens konnte sie ihren Herzschlag immer noch nicht spüren, wie sie erneut feststellen musste. Auch wenn sie wusste, dass sie immer noch im selben Raum war, streifte sie die Enttäuschung kurzzeitig, bevor die Leere wieder Oberhand gewann. Kam es ihr jetzt so vor, oder war das Zimmer größer geworden? Tatsächlich hatte Alice den Eindruck, dass die Decke nun wesentlich höher und die Ecken des Raumes weiter entfernt waren. Sie für ihren Teil konnte nicht geschrumpft sein, da sie immer noch den gleichen Anteil des Bettes einnahm, aber das Zimmer schien sich wohl weiter auszudehnen - die Tür war ebenfalls viel weiter weg als am Anfang.

//Nicht schon wieder so ein schlechter Witz.// Das Mädchen würde am liebsten irgendwo einen Knopf mit der Aufschrift 'Game Over' drücken, doch leider gab es keinen solchen in der Reichweite. Je mehr sie Decke und Wände entfernten, desto kleiner und bedeutungsloser fühlte sich Alice. //Am besten, ich versuche zu schlafen.//, beschloss sie, doch das sollte verhindert werden, weil sie nämlich schon einige Sekunden später seltsame Schatten im Mondlicht an den Wänden entlang kriechen zu sehen glaubte. Zunächst dachte sie, das sei nur Einbildung, doch bald hörte sie seltsame zischende und quietschende Laute, die sich ihr näherten. Als kleines Kind hatte sie große Angst vor der Dunkelheit gehabt, doch mit den Jahren fing sie an, sich in der Dunkelheit wohl zu fühlen. Nachts saß sie oft in ihrem dunklen Zimmer auf dem Boden und lauschte der Stille. Warum war ihr denn dieses Mal so unwohl zu Mute?

"Was zum Henker geht hier vor?", fragte sie laut in die Dunkelheit hinein und erspähte lange widerliche Schattenfinger im Mondlicht.

"Fühlst du dich nicht einsam?", kam ein Wispern aus einer der dunklen Ecken und Alice wandte sich rasch in diese Richtung.

"Denkst du, wir sehen dich nicht weinen, Nacht für Nacht?"

"Dein Schmerz schmeckt so wunderbar ... Mehr - mehr!"

"Lächerliches Ding, dienst uns, ohne es zu wissen."

"Eines Nachts wirst du dich so tief hineinstürzen, dass du eine von uns wirst." Von allen Seiten durchbohrten sie Sätze aus Mündern, deren Stimme allein Tortur für jeden war.

"Sieh doch, wir sind in der Überzahl und du wirst uns nicht los - wir ... lieben dich ... wahrhaftig - wir brauchen dich ... und du kannst nicht mehr ohne uns existieren!"

Obwohl der Raum nun riesig zu sein schien, war er dennoch überfüllt von diesen Schattengestalten, deren Flüstern, Zischen und Wispern in einem psychopathischen Chor mündete, sodass sich Alices Innereien sich verkrampften. Diese Schatten kamen näher und näher, glitten bald schon über ihre Füße, streiften ihr Haar und würden sie bald erdrücken. Die sonst so kalte Alice, die sich stets beherrschen konnte und die sich von nichts und niemand beindrucken oder einschüchtern ließ, genau diese Alice war nunmehr ein Häufchen Elend, das lediglich durch die Tränen auf ihren Wangen und das Zittern ihre Existenz bestätigte. Ihre Nägel gruben sich vor Verzweiflung in ihre Handflächen und sie musste die Lippen aufeinanderpressen. Plötzlich leuchtete die Zimmerdecke grell auf und ein Zeichen wie aus Feuer bildete sich darauf ab: XVI

//Die Zerstörung? ...// Gleichzeitig bildeten sich Risse im Fußboden und bald darauf bröckelte dieser schon. Statt des Raumes, der sich unterhalb des Schlafzimmers befand, gähnte Alice das nackte Nichts entgegen. Es zog sie sogar an. Auf irgendeine Art und Weise schoss ihr der Gedanke, sich einfach hineinzustürzen und alles zu beenden, durch den Kopf. //Wozu in einem Traum leben, der irgendwann zu Ende ist? Dann bleibt nichts als die kahle Realität. Nichts hat je eine Bedeutung. Weder ich, noch meine Tränen ... noch das was ich denke und fühle ...//

"Ich habe gedacht, du gibst nicht so leicht auf!", hörte sie die Stimme des Hutmachers, die sie vorerst von ihrem Vorhaben abhielt.

"Wozu denn noch weitermachen ...", brachte sie schwächelnd entgegen, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte.

"Wozu aufgeben?", konterte er rasch.

"Die Zerstörung ist da ... Sie kommt mich holen."

"ICH komme dich holen und du kommst jetzt mit - ob du willst oder nicht!" Sie sah ein Aufblitzen und daraufhin einen schmalen weißen Pfad, der sich wie eine Schleife durch das chaotische Zimmer schlängelte.

"Sie werden dir nichts tun, solange du es nicht zulässt. Komm mit mir." Das Mädchen schwankte wie bei einem Übelkeitsanfall, versuchte jedoch sich zusammenzureißen und betrat den Pfad. Die Schatten außenherum wollten sie aufhalten, doch sie konzentrierte sich auf den Hutmacher und auch wenn sie einige Male beim Hinuntersehen fast gestürzt wäre, schaffte sie es irgendwie bis zur Tür und sank erschöpft in den Armen von MadHatter zusammen.

"Mädchen ... Wer hat dich so zugerichtet?", fragte er mit einer Bitterkeit in der Stimme, die ihn selbst überraschte. Doch Alice hörte nicht. Sie war bewusstlos.
 

© Nami, 2007



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Caro-kun
2009-07-08T10:43:44+00:00 08.07.2009 12:43
~"Hab dich nicht so, Liebes. Wir haben wunderbare Zimmer mit unglaublich weichen Betten!"~
Den Satz find ich irgendwie toll. Keine Ahnung wieso. Könnte daran liegen, dass Mad Hatter ihn spricht ^^°

Als der Hutmacher ihr da Gute-Nacht sagt ^___^
Mit diesem Lächeln >///<
Das is meine absolute Lieblingsszene

Und ich war echt heilfroh, dass er gerade noch rechtzeitig aufgetaucht ist, um sie vor den Schatten zu bewahren.
~"Mädchen ... Wer hat dich so zugerichtet?"~
Man merkt, dass sie ihm etwas bedeutet … das find ich total klasse ^^
Bitte lass sie zusammenkommen, ja?

Von: abgemeldet
2009-04-13T13:20:42+00:00 13.04.2009 15:20
Huhu,
Jetzt weiß ich auch, woran mich der Dialekt erinnert - an Asterix-Comics!
Tour de France müsste das sein. Aber das ist gerade ja auch egal.

Alice ist einfach zu genial.. es ist fantastisch, wie du jede einzelne ihrer Regungen zeigst, wie du alles so beschreibst, dass man sich fühlt, als wäre man dabei. Eine lebende Nippesfigur, die neben den Teetassen steht oder so.

Aber nein! Mein armes Wölgfchen - in Rente!? Das gibt es doch nicht. Habe ich den nicht neulich noch im Fernsehen gesehen? Muss wohl eine ältere Aufzeichnung gewesen sein. Oder ein Nachfolger. Wie mysteriös...

Immerhin weiß ich jetzt, wo die anderen Märchenfiguren sich rumtreiben. Wenn ich denn mal wen suchen sollte.

>"... ein Spinnrad???
Das erinnert mich an ein Zitat aus der Scheibenwelt, welches ich neulich irgendwo gelesen habe. Normalerweise würde ich sagen, dass ein Satzzeichen voll und ganz ausreicht, aber da das ja im Wunderland spielt, bin ich mir gerade nicht so sicher...

Ich sollte öfter Geschichten mit zynischen Protagonisten lesen, das erheitert ungemeint. Noch mehr, als eine unspektakuläre Decke.

Oh ho, eine Denkfalle! (Ich habe keine Ahnung, ob das wirklich eine ist, aber ich sehe es einfach mal als eine solche an.)
'Game Over' - Alice kann keine Viedeospiele gekannt haben, dachte ich mir gerade. Und dann fiel mir ein, dass sie Engländerin war, und somit diesen Ausspruch sicherlich kannte. Das ist ja fies! o.o

Frage:
>gähnte Alice das nackte Nichts entgegen.
Ist das auch wortwörtlich zu verstehen? Also.. kann das nackte Nichts gähnen?

Wow, ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass außgerechnet MadHatter Alice hilft. Und dass er so sein kann, wie er sich dort präsentiert. Erstaunlich, man lernt nie aus.

Tja. Was ich zuvor zu deinem Schreibstil sagte, trifft auch hier zu. Und da ich mich frage, was wohl als nächstes geschieht, halte ich mich nicht mit langen Erklärungen auf und schaue einfach nach.

Man sieht sich, liebe Grüße und frohe Ostern wünscht
Polaris
Von:  Carikku
2009-02-03T11:06:04+00:00 03.02.2009 12:06
Hää? Wieso hat das Kapitel denn gar keine Kommis? o.O strange...
aha, aha der Wolf aus Rotkäppchen ist also schon in Rente? xDD Nagut, dann kann ich ja ab jetzt beruhigt durch den Wald laufen und vom rechten Weg abkommen!^^ Also was du dir immer ausdenkst! Voll genial.
Fehler habe ich diesmal nicht gefunden...
Mhh ich frage mich was diese römischen Zeichen zu bedeuten haben, das war jetzt schon das Zweite, oder? Erst bei dem Hangman XII und jetzt im Zimmer XVI ??! Was da wohl hintersteckt... *grübel*
Jaa, der Hutmacher hat sie 'gerettet' aus ihrem eigenen Traum, oder so? Verwirrend! Mal sehen wie es weiter geht^^
Ach ja, ich wollte noch sagen, dass ich es lustig finde, dass die Geschichte so herrlich unlogisch ist. Normalerweise muss man als Autor ja immer darauf achten, dass alles stimmig ist usw. Da hätte man Alice nicht so einfach dazu bekommen in den Haus zu schlafen^^ Aber wenn es sich selbst abschließt? Tja, dann ist die Sache gegessen!

Lg Caro~


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