Ein ganz normaler Tag - oder so
Nein, ich korrigiere: Eigentlich begann es schon am Nachmittag, als ich beinahe den Schlüssel zur neuen Wohnung vergessen und beschlossen habe, dass ich den Mietvertrag nicht brauchen würde. Aber da war ja noch nicht abzusehen, dass all das erste Ausläufer einer ausgewachsenen Katastrophe sein würden.
Wir stiegen also am Abend nach besagtem Nachmittag in Erfurt aus der Bahn - bepackt mit Decke, Schlafsack und Doppelluftmatraze für die kommende Übernachtung in der strom- und gaslosen Wohnung.
Trotz der vorangeschrittenen Dunkelheit wollten wir die Abkürzung durch den Stadtpark nehmen.
Denkste.
Hinterm Bahnhof wird die ganze Kreuzung umgebaut, über 100 Meter hinweg waren Bürgersteig sowie Eingang zum Park gesperrt.
Gut, dann also der megalange Umweg um den Park herum, den wir am kommenden Tag nicht selten nutzen würden...
Am nächsten Morgen um 9.00Uhr kam dann unser Herd, mit Lieferschein aber ominöserweise ohne Rechnung und im Briefkasten lag eine Karte, die darüber informierte, dass der Kleiderschrank am 4.9. kommen würde - wenn wir nicht in Erfurt sind.
So weit, so unkompliziert.
Unser erster Gang führte uns danach zu den Stadtwerken, um Strom und Gas anzumelden, wo man von uns ein Übergabeprotokoll der Wohnung verlangte, das wir natürlich nicht besaßen.
Um nicht unnutz Zeit zu vertrödeln, suchten wir das Einwohnermeldeamt auf, das sich am Domplatz befand - sagen wir: Wo es sich hätte befinden sollen, was es aber natürlich nicht tat.
Als zu Fuß zurück zum Fischmarkt und zum Rathaus, um dort an die richtige Stelle verwiesen zu werden.
Habe ich erwähnt, dass es geregnet hat und wir weder Schirme noch anständige Jacken dabei hatten?
Bei der Ummeldung verlangte man dann neben dem Personalausweis auch den Reisepass von uns.
"Was, Reisepass? Ich bin von Hannover nach Erfurt gereist, nicht in die Dominikanische Republik!"
Schön, also wieder nichts.
Nach einem Zwischenstopp bei der Allianze wegen der Hausratversicherung kamen wir wieder zu Hause an, wo uns dann unser Nachbar erklärte, dass es gar kein Übergabeprotokoll für die Wohnung gäbe, da der Vormieter seine Rechnungen nicht bezahlt hatte und ihm somit der Strom abgedreht wurde. Stattdessen wollte man bei den Stadtwerken nun einen Mietvertrag...
Mietvertrag? War da nicht was?
"Mitnehmen? Dalassen? Ach, wir brauchen ihn sowieso nicht!"?
Mutter angerufen und sie bekniet, den Vertrag zu unserem Nachbarn zu faxen.
Als die Kopie nun da war, mussten wir auch schon zu einem Termin in der Sparkasse am Anger.
Gerade noch pünktlich waren wir da, aber wo war die Sparkasse?!
Wir fragten also einen Passanten nach der nächsten Sparkasse, woraufhin wir bis runter zum Fischmarkt geschickt wurden, um nun schon knapp 15 Minuten zu spät zu erfahren, dass dies natürlich die falsche Filliale war.
Habe ich schon erwähnt, dass es regnete? Korrigiere: Inzwischen goss es aus Eimern, sodass wir zurück am Anger in den nächsten Rossmann flüchteten und uns Regenschirme kauften.
Mit der freundlichen Beschreibung des Angestellten der falschen Sparkassenfilliale fanden wir die Sparkasse am Anger dann übrigens doch noch...
Danach ging es zurück zu den Stadtwerken, Strom und Gas anmelden, wo abgemeldets Handy permanent schellte, sodass ich inzwischen eine gewisse Überempfindlichkeit gegen "Banana-Phone" entwickelt habe.
Aber die Anmeldung hat dann doch noch geklappt.
Dann ging es allmählich an die Rückfahrt. Wir wollten dafür ein Thürigenticket und ein Niedersachsenticket kaufen.
An dieser Stelle:
MERKE: Kaufe niermals, ich wiederhole: NIEMALS Fahrkarten in Erfurt oder du bist verraten, verkauft und für immer verloren.
Egal was du tust, die größten Scheine, die ein Automat annimmt, werden immer 5er sein - und der Automat der Sparkasse am HBF wird stets versuchen, dir die größt möglichen Scheine anzudrehen. Bevorzugt 20er und natürlich 50er.
Ländertickets - abgesehen vom Thüringenticket, bekommt man aber sowieso nur im Touristen-Center der Bahn, bei dem die Kunden bis auf die Straße stehen oder alternativ am Fernreiseautomaten, bei dem man natürlich nur mit Karte zahlen kann.
So geht ein Tag in Erfurt zu Ende - ich hoffe, der nächste, nachdem wir umgezogen sind, wird nicht so anstrengend!
Murphy's Gesetz.