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♆ Auf dem Weg zum Messias ♅

Sailor Moon, Haruka x Michiru
von

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Prolog

Prolog

Der Inhalt dieser Szene ist aus folgendem Video übernommen:

http://www.youtube.com/watch?v=G_JrDGMgDWc&feature=g-all
 

Was bisher geschah:

Haruka ist eine begnadete und berühmte Rennfahrerin. Da ihre Karriere jedoch gefährdet wäre, wenn man erfahren würde, dass sie eine Frau ist, gibt sie sich seit der Mittelstufe als Mann aus. Leider wird Haruka seit einigen Monaten von Alpträumen heimgesucht, in denen sie sieht, wie die Welt in Dunkelheit verschwindet und zerstört wird. In diesen Träumen war ihr auch immer ein Mädchen mit wallendem, türkisen Haar erschienen, das sie genau vor dieser Zerstörung warnt. Also Haruka dieses Mädchen jedoch im realen Leben trifft, ignoriert sie ihre Träume, weil sie lieber ihren Traum, Rennfahrerin zu werden, verwirklichen möchte. Es kommt zu mehreren Treffen der beiden Mädchen, bei denen Haruka erfährt, dass Michiru sowohl eine begabte Geigerin als auch Malerin ist und dass sie später einmal eine Geigerin werden möchte. Zugleich aber erfährt Haruka auch, dass Michiru angeblich Menschen hasse.

Nach dem vergeblichen Versuch, Haruka zu erklären, dass ihre Träume keine einfachen Träume, sondern Visionen der Zukunft sind, beschließt Michiru, Haruka aufzugeben. Bald darauf kommt es jedoch zu einem Kampf mit einem Dämon, in den auch Haruka verwickelt wird, weil sie in der Nähe war. Vor Haruka erscheint, als die Lage aussichtslos ist, ihre Sailor-Stab, mit dem sie sich verwandeln könnte. Doch Michiru hält Haruka davon ab, ihn zu ergreifen, mit der Begründung, dass sich ihr Leben ab diesem Zeitpunkt vollkommen verändern würde. Daraufhin verwandelt sich Michiru vor Haruka in Sailor Neptun und vernichtet den Dämon. Bei dem Kampf wird sie jedoch schwer am Arm verletzt und Haruka nimmt Michiru in die Arme, um ihre wunde näher in Augenschein zu nehmen...

Eine Weile blieb Michiru in Harukas Armen liegen und rührte sich nicht. Dann erwachte sie langsam. Ihre Augen zuckten noch vor schmerz. Doch dies schien sie nicht zu kümmern und sie fragte Haruka unverwandt:

„Wo ist das Monster?“

„Er hat sich wieder in den Jungen zurück verwandelt“, beruhigte Haruka sie. „Es geht ihm gut.“

„Er hätte tot sein können...“, meinte Michiru und seufzte bei der vorstellung daran. „Ich bin sicher, irgendwann werde ich jemadnen töten.“

Erschrocken hielt Haruka den Atem an, doch Michiru wandte nur ihren Blick von ihr ab.

„Es ist mir nicht gleichgültg, wie du denkst“, erklärte ihr Michiru auf. Schließlich hatte Haruka sie vorhin im Kampf noch als mörderin bezeichnet. „Aber ich bin jetzt eine Sailor Kriegerin. Ich kann und will nicht mehr zurück.“

„Warum hast du dich in Gefahr gebracht, wenn du weine Geigerin werden willst?“, fragte Haruka verständnislos. „Du weißt doch genau, dass das nicht mehr geht, wenn du dich an deinem Arm verletzt!“ Sorgenfalten bildeten sich auf Harukas Stirn und sie nahm Michirus Arm zu sich, der von tiefen Kratzern durchzogen war.

„Weißt du, Haruka“, unterbrach Michiru sie, noch immer von ihr abgewandt, „ich habe mich erst nach dir erkundigt, als ich wusste, dass du die andere Sailor Kriegerin bist, aber für dich interessiert habe ich mich schon lange vorher.“ Michiru blickte nun in Harukas Gesicht und suchte nach Bestätigung. Haruka erwiderte ihren Blick, doch in ihrem Gesicht lag Besorgnis.

„Ich habe dich beobachtet, als du dein erstes Rennen gelaufen bist,“ fuhr Michiru fort, „seit dem wünsche ich mir nichts mehr, als einmal mit dir am Strand spazieren zu gehen.“ Erschrocken durch dieses merkwürdige Geständnis, schreckte Haruka auf.

„Du bist völlig frei und von niemandem abhängig,“ meinte Michiru weiter, „und du bist immer ehrlich mit deinen Gefühlen und stehst zu dir selbst.“ Über das Bild, das Michiru sich von ihr machte, war Haruka nun mehr als erschrocken. Darauf lief es also hinaus! Aber Michiru hatte ein vollkommen falsche Bild von ihr!

„Aber da irrst du dich!“, entgegnete ihr Haruka, „Das stimmt nicht. Ich laufe immer vor allem weg!“

„Das glaube ich nicht,“, meinte Michiru dazu und lächelte, „ich kenne dich inzwischen besser als du dich selbst kennst. Ich habe dich sehr lange beobachtet. Du versuchst nur, deinen Traum zu verwirklichen. Und deshalb will ich auch nicht, dass es dir genauso ergeht, wie mir. Es ist nur so, als ich gemerkt habe, dass du die andere Sailor Kriegerin bist, war ich so glücklich.“ Tränen schimmerten in Michirus Augen. „Es tut mir Leid, ich wollte dir das eigentlich gar nicht sagen. Bitte vergiss es.“
 

'Dieses Mädchen', dachte Haruka. 'Wie kann man nur so selbstlos sein?' Haruka hatte ihren Entschluss gefasst. Sie warf einen Blick zurück auf den Stab, der zu Boden gefallen war, als sie ihren Hand von ihm zurück gezogen hatte. Er lag nur wenige Meter von ihr entfernt. Vorsichtig hob Haruka Michiru an, um sie auf ihren Armen zu tragen.

„Nicht, Haruka. Das geht schon. Ich bin nur am Arm verletzt!“, wolte Michiru sie abwehren, doch haruka legte ihren Griff nur umso fester um sie. Dann hob sie den Sailor-Stab auf. Eine plötzliche Wärme durchflutete sie und mit ihr kamen Erinnerungen. Erinnerungen an ihren Traum. Aber auch bilder der Zerstörung, die sie nie gesehen hatte. Und in all dieser Zerstörung erstrahlte vor ihren Augen ein weißes Licht, das sich weitete. Das Licht war so angenehm, dass Haruka beinahe Michiru fallen gelassen hätte. Harukas Arme wurden schlaff und sie setzte wie in Trance Michiru nochmals am Boden ab, um sie nicht fallen zu lassen. Michiru blickte, die Situation noch nicht gan erfassend Haruka irritiert an. Doch Haruka nahm Michiru nicht mehr wahr. In ihrem Kopf schwirrte nur noch ein Satz. Der Satz nahm ihr ganzes denken ein, bis er den Weg durch ihre Lippen fand:

„Macht der Uranus-Nebel, mach auf!“

„Nicht, Haruka!! Warum hast du das getan?!“, schrie Michiru entsetzt, doch es war zu spät. Haruka verwandelte sich vor ihren Augen in Sailor Uranus.

Erstaunt blickte Haruka an sich herab. Es war das erste Mal, dass sie so ein kurzes Röckchen trug. „Ziemlich frisch, so eine Uniform...“, murmelte sie.

„Haruka, wieso...hast du das getan?“, fragte Michiru nochmals verzweifelt. Sie wollte Haruka doch vor diesem Schicksal bewahren! „Möchtest du deine Träume nicht verwirklichen?“

„Und das nur zum Opfer deiner Träume? Nein, danke,“ erwiderte Haruka mit gekränktem Gesichtsausdruck. „Außerdem...“, und Harukas Gesichtszüge wurden wieder weicher, „Wer weiß, wenn wir uns dieses Schicksal teilen....wer weiß, ob wir es am Ende nicht doch schaffen, unser beider Träume zu verwirklichen?“

„Haruka...“

„Andere Frage: Wie komme ich wieder an meine alte Kleidung? Ich würd nämlich ungern so auf dem Motorrad fahren...“

Dieser Kommentar brachte Michiru nach langer Zeit zum Lachen. „Meinst du nicht, das das schick wäre?“

„Nein, danke. Du fändest es wohl lustig, wenn ich mich vor anderen Leuten zum Affen mache?“, antwortete Haruka mit gespielt beleidigtem Gesichtsausdruck.

„Schon möglich“, meinte Michiru und lachte daraufhin nur weiter, gab ihr dann aber doch die erlösende Antwort: „Du musst dich einfach darauf konzentrieren.“ Gesagt, getan.

„Gut. Ich bin leider nur mit dem Motorrad da, aber wenn das von dir aus geht, würde ich dich gerne darauf zu dir nach Hause bringen. Oder möchtest du lieber ins Krankenhaus?“

„Nein! Wie gesagt, das sind nur ein paar Kratzer...“ Und mit diesen Worten verwandelte sich auch Michiru zurück und stand auf. Haruka lief aus dem Gebäude und fuhr mit dem motorrad direkt vor Michirus Füße.

„Praktisch so ein Monster. Da brauche ich mich gar nicht durch die Tür zu quetschen, um in deine Nähe zu kommen.“

Michiru hatte dafür nur eine angehobene Augenbraue übrig. „Mir tut derjenige Leid, der das am Ende alles bezahlen darf.“

„Nicht unser Job. Wir haben schließlich das Übel bereits an seiner Wurzel gepackt und besiegt. Damit wäre unser Anteil erledigt...“

„nun ja...an seiner Wurzel haben wir es zwar nicht...- “

„- Wie dem auch sei.“, unterbrach Haruka sie und zog sie an ihrem heilen Arm zu sich. „Ich würde dich gerne so schnell wie möglich verarztet und einigermaßen gesund sehen. Also steig auf.“

„Danke, Haruka,“ sagte Michiru und lächelte. Sie konnte ihr Glück nicht in Worte fassen, so sehr freute es sie, dass Haruka sich entschlossen hatte, mit ihr zusammen zu kämpfen.

„Noch habe ich nichts gemacht.“

„Ja. Ich bin trotzdem sehr glücklich, weißt du?“ Dann stieg Michiru hinten bei Haruka auf und gemeinsam glitten sie auf dem Motorrad durch die nächtlichen Straßen.

Der Unfall

„Sag mal, wo genau wohnst du eigentlich?“

„Kayagama-shi, ist ein wenig abseits...“

„Ein wenig ist gut. Du wohnst genau am anderen Ende von Tôkyô!“

„Ja...“
 

Eine ganze Weile ging es über die Landstraße, bis sie endlich in die bergige Gegend kamen.

„Hier raus und dann noch ein kleines Stück.“

„Da fährst du ja bestimmt ewig morgens, wenn du zur Schule musst!“

„Nein, die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr schnell. Ich brauche höchstens eine Stunde...“

„Das wäre mir zu viel...da vergeht mir zu viel Zeit zum Ausschlafen..“

Michiru kicherte daraufhin leise, doch Haruka bekam es wegen dm Lärm, den ihre Maschine machte, kaum mit. Doch ihr fiel auf, wie Michiru langsam den Griff lockerte.

„Fall mir nicht vom Motorrad!“, rief sie ihr zu und drehte sich einen kurzen Augenblick zu ihr um.

„Tu ich schon nicht!“, erwiderte Michiru mit einem lächeln. Doch zugleich konnte sie nicht verhindern, dass ihre ihre Brauen leicht zuckten.

'Sie wird doch wohl nicht noch immer so starke Schmerzen haben?', fragte sich Haruka besorgt. 'Aber selbst wen. Michiru ist nicht der Typ, der sich über so etwas beklagen würde...da bleibt mir wohl nichts, als auf's Gaspedal zu treten...'

„Ist es noch weit?“, fragte Haruka.

„Nein, wir sind gleich da! Da vorne – huch?“ Das Motorrad gab plötzlich ein lautes Rumpeln von sich und Haruka bremste scharf ab – leider nicht schnell genug, denn mit einem lauten Knall gab das Gerät noch einen letzten Atemzug von sich, schlitterte und beförderte seine Fahrer in einem hohen Bogen von sich. Glücklicherweise landeten die Mädchen einigermaßen weich im Gras des Waldes. Nur Michirus Uniform litt unter der starken Reibung und der Erde des Waldbodens.

„Autsch!“, rief sie, als sie auf letzter Strecke gegen einen Baum traf.

„Alles in Ordnung??“, fragte Haruka und richtete sich so schnell sie konnte auf, um zu Michiru zu rennen. Durch ihren Helm und den stabilen Anzug war sie vor jedem Schaden geschützt gewesen.

„Ja...alles klar...““Verdammt nochmal! Warum passiert das gerade, wenn du mitfährst?“, fluchte Haruka und schlug mit einer Faust auf den Boden. „Ist wirklich alles in Ordnung? Hast du Kopfschmerzen? Kannst du alle Glieder bewegen?“

„Ja, alles in Ordnung.“

„Bitte, sei nicht selbstlos! Wenn irgendwas -“

„Ich bin in Ordnung!“, rief Michiru nun schon leicht gereizt und versuchte, sich aufzurichten.

„Also gut.. .“, seufzte Haruka und blickte sich einmal nach ihrem Motorrad um. Das kaputte Geschöpf lag einige Meter von ihnen an einen Baum gelehnt. Haruka untersuchte den Motor, musste zu ihrer Verbitterung jedoch feststellen, dass der Motor aus einem unerklärlichen Grund durchgebrannt war.

„Da ist nichts zu machen...“, teilte sie Michiru mit und ging zurück zu Michiru, die sich, nachdem sie aufgestanden war, nicht mehr von der Stelle gerührt hatte. „Dann muss ich heute Abend wohl mit der Bahn nach Hause...“

„Es ist schon nach Mitternacht. Das könnte schwierig werden,“ antwortete ihr Michiru.

„Verdammt.“

„Nicht so schlimm. Wir haben noch zwei Futons für Gäste im Haus. Ich denke, dass das in Ordnung geht, wenn du bei mir übernachtest.“

„...ich möchte deiner Familie nicht unnötig zur Last fallen.“

„Ach Unsinn.“

„Dann lass uns mal losgehen. Ist ja nicht mehr weit, oder?“

„Nein, siehst du das weiße Haus dort am Ende der Straße? Das ist es.“

„Oh. Gut. Dann mal los. Soll ich dich tragen?“

„Nein.“

„Wie du meinst...“, antwortete Haruka und drehte sich um. Doch Michiru konnte nicht mit ihr Schritt halten. Verwundert blieb Haruka drehte sie sich zu Michiru um und musste sehen, wie diese ihr hinterher hinkte.

„Von wegen nur ein Kratzer! Oder ist das von gerade eben??“, schrie Haruka Michiru an und ihre Stirn runzelte sich tief vor sorge.

„Nein, ich bin vorhin bei Kampf wohl umgeknickt...“

„Und warum sagst du mir das nicht?!“

„Weil ich dir zu schwer zum Tragen bin!“

„So ein Unsinn!“, schrie Haruka und hob Michiru wieder mit Leichtigkeit an.

„Du musst mich nicht - „

„Sei still! Wie sollen wir denn bitte Partner werden, wenn du dich allein durchschlägst? Vertraust du mir nicht?!“, rief Haruka entrüstet und blickte Michiru noch immer sorgenvoll an. Überrascht blickte Michiru sie an. Haruka wollte wirklich ihre Partnerin werden?

„Entschuldige...“, murmelte Michiru und wandte den Blick ab. Ihr schossen wieder Tränen in die Augen, aber sie konnte nicht ganz einordnen, ob es nun aus Trauer oder Freude war.

„Nein!“, rief Haruka plötzlich. Ihr dämmerte, was für einen Fehler sie hier machte, Michiru so zu behandeln. „Mir tut es Leid! Ich hab dir, statt dich heil nach Hause zu bringen, wie ich es gesagt hatte, noch mehr Schaden eingebracht! Du hättest also allen Grund, mir zu misstrauen...“

„Dafür konntest du doch nichts!“

„Aber ich hätte dich nur mit der richtigen Schutzkleidung und Helm mitfahren lassen dürfen! Das war einfach nur hirnrissig von mir!“

„Schon gut. Ist ja nichts passiert...“

„Nichts passiert, sagt sie...“, grummelte Haruka, lief aber schon einmal los in Richtung Haus. „Du siehst aus, als hätte man sich einmal durch den Fleischwolf gedreht!“

„Danke, Haruka. So genau wollte ich das jetzt nicht wissen...“, beschwerte sich Michiru, und verzog das Gesicht ein wenig empört über die unästhetische Beschreibung.

Haruka biss sich auf die Lippen. Michirus Gesichtsausdruck sah zu komisch aus! Ihre Backen, die sich jedoch vor Lachen anspannten, verrieten sie.

„Was ist?“, fragte Michiru und kicherte ebenfalls angesteckt von Harukas Lachen.

„Dein Gesichtsausdruck...“, murmelte Haruka und verkniff sich nun mit aller Gewalt das Lachen. „Von wegen Fleischwolf und so...“

„Oh man...“, murmelte Michiru, musste aber dennoch Lachen, als sie sah, wie sehr Haruka sich bemühte, ihre Lachen zu unterdrücken.

„Wie unfair! Könntest du aufhören zu lachen? Jetzt, wo ich es mir so verkneife!“, beschwerte sich Haruka. „Ich habe mir echte Sorgen gemacht, dass ich da in ein Fettnäpfchen getreten bin!“

„Ich bin doch nicht aus Zucker!“, entgegnete Michiru daraufhin nur und musste wieder Lachen.

„Ja, ja...lach du nur...“

„Bist du wirklich beleidigt?“, fragte Michiru nun ein wenig besorgt.

„Quatsch,“ antwortete Haruka aber gelassen und grinste sie an.

Eine ganze Weile schwiegen die beiden dann und Michiru beobachtete Haruka, die ihren Blick ernst nach vorn gerichtet hatte. Sie konnte dabei den Gedanken nicht unterdrücken, dass Haruka einfach nur sehr cool aussah.
 

Als Haruka direkt vor Michirus Haus angekommen war und einmal ihren Blick daran empor schweifen ließ, staunte sie nicht schlecht. Nicht, dass Haruka weniger luxuriös Wohnte (für japanische Verhältnisse), doch dieses Haus überraschte sie dennoch. Es war eine zweistöckige Villa in europäischem Stil, an deren Vorderfront sogar ein kleiner barocker Garten mit zwei Brunnen links und rechts angelegt worden war. Auch die Haustüre war erstaunlich groß: Sie bestand aus zwei eichenen Flügeltüren, deren Knaufe mit Gold beschichtet waren.

Etwas nervös drückte Haruka den goldenen Klingelknopf. Das Scheppern der Klingel erinnerte sie an einen russischen Spielfilm über Dostojewski*.

„Ja bitte?“, kam es von innen und eine Frau im Alter von vielleicht 50 Jahren öffnete die Tür. Ihre lockigen, braunen Haare waren zu einem eleganten Dutt nach oben gesteckt und zu ihrem Kleid aus feinem lila-farbenen Stoff trug sie eine dünne Perlenkette.

„Oh mein Gott, Michiru! Was ist passiert??“, fragte die Frau erschrocken.

„Mich hat ein Auto angefahren...“, erklärte Michiru unschuldig.

„Ein Auto?“

„Ja...“ Der Blick von Michirus Mutter wanderte skeptisch an Haruka entlang, die noch immer ihren Rennfahreranzug trug. Der Anzug war zwar nicht zu Schade gekommen, doch an einigen Stelen noch mit Erde befleckt.

„Für wie leichtgläubig haltet ihr zwei mich eigentlich?!“, fragte Michirus Mutter empört. „Du bist mir diesem Mann zusammen Motorrad gefahren und ihr habt einen Unfall gebaut, habe ich recht?!“

„Mama, Haruka ist ein Mädchen.“

„Das interessiert mich gerade nicht im geringsten! Wieso machst du solche Dummheiten? Ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast. Ich dachte, du willst einmal eine große Geigerin werden? Aber wenn noch frech sein kannst, dann werden die Verletzungen ja nicht so schlimm sein. Kommt erst einmal rein, damit ich mir das genauer ansehen kann. Leg sie dort auf die Couch -“, befahl Michirus Mutter Haruka und wies mit einem Finger auf eine weiße, rechteckige Couch, die zusammen mit zwei weißen Sesseln um einen niedrigen Mahagonitisch stand. „Ich werde erstmal mit deinem Vater über diese Sache sprechen.“

„Oh nein...“, murmelte Michiru so leise, dass nur Haruka sie hören konnte.

Haruka fühlte sich unwohl. Sie hatte gar nicht bedacht, welchen Eindruck ihre Kleidung auf Michirus Eltern machen würden. Aber schließlich hatte Michirus Mutter ja sogar recht, auch wenn nicht alle Verletzungen von diesem Unfall standen...Zögerlich betrat sie den Raum und legte Michiru schließlich auf der Coach ab.

„Meine Eltern behandeln mich immer noch, als wäre ich 14!“, fluchte Michiru.

Haruka schwieg zu dem Thema. „Ich glaube, das mit dem Übernachten wird wohl nichts...ich denke, ich sollte so bald wie möglich von hier verschwinden,“ sagte Haruka und wich Michirus Blick aus.

„Nein! Wo willst du denn dann schlafen? Willst du etwa den Weg zu Fuß zurück in die Innenstadt machen?!“

„Wenn's sein muss. Oder ich bestell ein Taxi...“

„Das ist doch wahnsinnig teuer! Komm, ich rede mit meinen Eltern. Und der kleine Unfall, den wir nach dem Kampf hatten, hat mir ja keinen großen Schaden zugefügt.“

„Was willst du ihnen denn erzählen? Dass du von einem zwei Meter großen Dämon angegriffen wurdest? Da ist die Geschichte mit unserem Unfall ja schon erheblich glaubwürdiger!“

„Aber ich will nicht, dass man dir alle Schuld in die Schuhe schiebt!“

„So viel geschoben wird da ja nicht...“, entgegnete Haruka und lachte bitter.

„Also schön. Aber dann teilen wir die Schuld. Ich war so blöd, auf dein Motorrad zu steigen und du so unvorsichtig, mich ungesichert mitfahren zu lassen. Okay?“

„Meinetwegen. Ist sehr realistisch.“

Auf diese Antwort hin lächelte Michiru und streckte ihr ihren kleinen Finger hin. „Partner?“, fragte sie.

Überrascht über die kindliche Geste musste Haruka schmunzeln. Doch sie hakte gerne ein und schwor: „Partner. Durch dick und dünn.“
 

*russ. Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, hier: sollte nur heißen, dass das Scheppern an eine sehr alte Glocke erinnert

Michirus Eltern

Kaum eine Sekunde später betrat Michirus Mutter den Raum mit einer Schüssel Wasser, Desinfektionsspray, Kompressen und einem Verband mürrisch das Zimmer. Dicht hinter ihr lief ein hochgewachsener Mann im Anzug und mit kurzem, türkisen Haar. Die randlose Brille und der ernste Blick, ließen ihn sehr autoritär erscheinen. Haruka schluckte bei dem Anblick der beiden. Jetzt war ihr noch unwohler zumute.

„Ich habe gehört, dass du heute deine erste Spritztour auf einem Motorrad gehabt hast, Michiru?“, ergriff Michirus Vater das wort.

„Ja. Und es war dumm von mir, ungeschützt zu fahren. Es tut mir Leid.“

Michirus Vater würdigte Haruka keines Blickes und ging stracks aus seine Tochter zu, um sie in Augenschein zu nehmen. „Das sieht ziemlich übel aus“, meinte er und Besorgnis zeichnete sich in seinem Gesicht aus.

„Das hat sie wohl von dir! Wenn du nicht dauernd von Motorradrennen schwärmen würdest, wäre sie auf den Gedanken gekommen, so ein Ding überhaupt zu besteigen!“, tadelte Frau Kaioh ihren Mann.

„Das hat damit nichts zu tun!“, mischte Michiru sich ein, doch ihre Eltern ignorierten sie.

„Red keinen Unsinn. Ich habe ihr nie gesagt, dass sie das unbedingt mal ausprobieren solle. Und schon gar nicht ohne Schutzkleidung!“

„Es sind doch nur Schürfwunden!!“, schrie Michiru nun fast schon.

„Und wer war der Held, dem sie diese Wunden zu verdanken hat?“, stellte Herr Kaioh die Frage in den Raum und blickte nun zum ersten Mal in Harukas Gesicht. Haruka hielt den Kopf gesenkt. Ein Motorradrennen-Fan. Auch das noch...

„Hey, Sportsfreund. Schau mich an, wenn ich mit dir rede!“, schrie Herr Kaioh Haruka genervt entgegen. Haruka presste die Lippen zusammen und hob den Kopf. Da ihr Mann sich nun haruka zuwandte, nutzte Frau Kaioh die Gelegenheit, zu ihrer Tochter vorzudringen und ihre Wunden auszuwaschen und zu deinfizieren.

'Sein Blick bringt mich um. Mit Sicherheit...', dachte sich Haruka. Doch er tat es nicht. Statt dessen blickte ihn ein äußerst überraschtes Gesicht an. „Haruka Tennoh?“, flüsterte Herr Kaioh ungläubig.

'Es ist aus!', dachte Haruka, hielt jedoch seinem Blick stand.

„Haruka Tennoh. Freut mich, Sie kennen zu lernen,“ versuchte es Haruka verstockt.

„Oh mein Gott! -“, schrie Herr Kaioh aus, doch seine Frau unterbrach ihn gnadenlos:

„Da siehst du mal!“, rief ihm seine Frau zu und hielt kurz in ihrer Arbeit inne. „ Was deine Geliebten Rennfahrer für Hitzköpfe sind! Bei solchen Geschwindigkeiten kann ja auch kein Verstand mehr übrig bleiben! Unschuldige Mädchen aufzureißen und dann ungeschützt auf ihr Motorrad zu locken!“

„Jetzt mach mal halblang, Schatz!“, erwiderte Herr Kaioh und versuchte, sich wieder zu fassen. „Du kannst dieses Verhalten nicht einfach auf andere Rennfahrer pauschalisieren! Aber - „ und mit diesen Worten wandte er sich wieder Haruka zu, „- ich muss sagen, bei aller Freude, die ich empfinde, sie life zu sehen, dass ich schwer von Ihnen enttäuscht bin, Tennoh-san.“

„Es war ein Fehler, und es tut mir schrecklich Leid. Ich dachte, ich wäre ein gut genug, um Michiru ohne Schutzkleidung nach Hause zu fahren. Aber mir ist unterwegs leider eine unerwartete Panne passiert. Der Motor ist mir durchgebrannt, wir sind geschlittert und schließlich im Wald gelandet.“

„Oh, das ist wirklich Unglück,“ bestätigte sie Herr Kaioh.

„Du willst ihn doch nicht wohl noch unterstützen?!“, fragte Frau Kaioh empört, doch ihr Mann gebot ihr mit einer Hand, zu schweigen und Haruka aussprechen zu lassen.

„Natürlich habe ich sofort gebremst, als ich bemerkt habe, wie die Maschine zu stottern begann, aber ich war einfach nicht schnell genug. Und noch dazu hat mir das ungewohnte Gelände Schwierigkeiten bereitet. Aber meine Unvorsicht ist unverzeihlich. Ich bitte sie inständig um Entschuldigung,“ endete Haruka.

„Nun ja, Michiru hat immerhin nur Schürfwunden davon getragen...“, sagte Herr Tennoh, gerührt von der aufrichtigen Entschuldigung.

'Aha, er hat mir doch zugehört!', dachte sich Michiru noch immer ein wenig sauer.

„Schatz -!“, meldete sich Frau Kaioh nochmals, doch dieses Mal war er es, der sie unterbrach.

„Junko, es ist schon in Ordnung. Haruka hat seinen Fehler eingesehen. Und Michiru war es auch eine Lehre. Lass uns einfach froh sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Sie sind ja beide noch junge Menschen.“

„Das sagst du doch nur, weil es sich hier um den Unfall des berühmten Haruka Tennoh handelt! Außerdem weiß ich nicht mal, ob der Junge dich nicht anschwindelt. Michiru hat mir vorhin nämlich etwas von einem Mädchen erzählt, das für den Unfall verantwortlich wäre!“, rief Frau Kaioh und ihr funkelnder Blick traf Haruka.

Fragend blickte Herr Kaioh Haruka an und Haruka erwiderte seinen Blick nun etwas sicherer. „Es ist wahr. Ich bin ein Mädchen. Haruka Tennoh ist ein Mädchen. Aber bitte behalten Sie das für sich. Es würde meiner Karriere als Rennfahrer alles andere als gut tun, wenn die Öffentlichkeit davon erführe, dass ich in Wirklichkeit ein Mädchen bin.“

Frau Kaioh schnaubte. Ihre würde es wohl nichts ausmachen, wenn Haruka zur Strafe für das heute Geschehene ihre Karriere an den Nagel hängen müsste.

„Nein, die Öffentlichkeit wird davon nichts erfahren“, beschwichtigte Herr Kaioh sie. „Aber ich muss gestehen, dass ich sehr überrascht bin. Es muss unglaublich schwer sein, sich als Frau gegen andere Männer zu behaupten.“

„Manchmal ist es das,“ gab Haruka zu und atmete einmal tief aus. Das Schlimmste schien überstanden zu sein.

„Du meintest, deine Maschine hätte eine Panne gehabt?“

„Ja, sie steht ein paar Meter von hier im Wald.“

„Verstehe. Da kümmern wir uns morgen drum. Dann geht mal duschen, ihr beiden. Das wird euch gut tun. Und Michiru“, sagte Herr Kaioh und wandte sich zu seiner Tochter um, „falls du nochmal auf Spritztour gehen solltest, gib mir Bescheid, damit ich dir einen Helm und die richtige Kleidung besorgen kann.“

„Hiro!“, schrie da Frau Kaioh entsetzt auf, doch ein Lächeln von Seiten Michirus und ihres Vaters machte jeglichen Einwand sinnlos.

„Am besten, Haruka verbindet mir den Arm später, wenn ich geduscht habe, Mama,“ meinte Michiru zu ihrer Mutter und nahm ihr das Verbandszeug ab. „Und danke euch beiden. Macht euch keine Sorgen, ich habe daraus gelernt!“

„Das will ich schwer hoffen!“, meinte ihr Vater und wandte sich zum Gehen um.

„Vielen Dank, Herr Kaioh und auch Vielen Dank an Sie, Frau Kaioh.“

Frau Kaioh schnalzte nur einmal missbilligend mit der Zunge, aber Herr Kaioh schenkte Haruka nochmals ein Lächeln und nickte mit dem Kopf.
 

„Ich denke, du solltest zuerst duschen,“ beschloss Michiru, um die Stille zu brechen, die sich ausgebreitete hatte, nachdem ihr Vater den Raum verlassen hatte.

Haruka nickte. „Erlaubst du mir, dich in dein Zimmer zu tragen?“, fragte haruka vorsichtig und schielte zu Michirus Mutter.

„ja, sicher,“ antwortete Michiru rasch, „ich würde mich freuen.“

Und so verschwanden die beiden so schnell wie möglich in den zweiten Stock.

Nächtliche Gespräche

Als Haruka aus dem Bad in Michirus Zimmer kam, fand sie ihren Futon bereits fertig gemacht vor.

'Mist', dachte sie sich. 'Wenn ich jetzt hätte mithelfen können, den Futon zu machen, hätte ich mir vielleicht ein paar Pluspunkte sammeln können...Aber ich glaube genau das wollte Frau Kaioh wohl genau vermeiden...', dachte Haruka verbittert.

Unschlüssig, was sie tun sollte, während Michiru duschte, schaute Haruka sich in deren Zimmer um. An mehreren Stellen im Zimmer waren Blumen aufgestellt und die ganze Einrichtung wirkte sehr gemütlich. Der Boden war zwar mit Tatami* ausgelegt, doch der Rest des Zimmers war europäisch eingerichtet. Direkt neben der Tür stand senkrecht zur Wand Michirus Bett; zwischen das Bett und eine kleine, hölzerne Kommode war ihr Futon** platziert worden. Auf der Kommode standen eine Uhr mit verspielter Messingverzierung und neben der Uhr eine Vase. An der gegenüberliegenden Wand war ein großer Schrank. Wahrscheinlich waren dort Michirus Kleider aufbewahrt. Und ganz im Zentrum des Raums, zwischen zwei großen mit seidenen,blauen Vorhängen behangenen Fenstern, stand eine weitere kommode mit einem großen Aquarium darauf, in dem sich zahlreiche kleine Fische tummelten. Eine Weile schaute sich den kleinen Geschöpfen zu, wie sich sich gegenseitig durch das dichte grün der Wasserpflanzen jagten, doch das verlor bald seinen Reiz und sie begann sich nochmals im Zimmer umzusehen. Ihr Blick fiel auf ein Holzbrett, das mitten auf dem Bett lag. Haruka hob es verwundert, vorsichtig an und ein Bleistift kullerte unter dem Brett hervor. Das Brett erwies sich als Zeichenbrett, an das ein großer Bogen weißes Papier gespannt war. Die Skizze war noch unvollständig, doch Haruka brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass sie es war, die darauf abgebildet war. So musste sie wohl von Michirus Blickwinkel aus ausgesehen haben, als sie sie nach dem Unfall getragen hatte...

Ein leises 'Klick' ertönte und Haruka ließ das Brett reflexartig wieder fallen. Michiru war vom Duschen zurück und trug nun ein seidenes, blaues Nachthemd, das glatt an ihrem Körper herabfiel und ihre Konturen deutlich nachzeichnete.

„Gefällt es dir?“, fragte Michiru, doch in ihrem Tonfall schwang ein wenig Enttäuschung darüber mit, dass Haruka sich das Bild einfach so angesehen hatte. Haruka jedoch war in ihren Gedanken wo ganz anders:

„Du- du siehst umwerfend aus.“

Einen kurzen Moment stutzte Michiru, dann begann sie wieder zu lachen. „Danke. Aber das meinte ich nicht. Ich meinte das Bild.“

„Oh...achso,“ erwiderte Haruka und stotterte ein wenig vor sich hin, bevor sie eine konstruktive Kritik abgeben konnte.

'Mist, wie peinlich!', verfluchte sie sich selbst. „Ähm...sehr gut getroffen, würde ich sagen. Aber ich habe von Kunst keine sehr große Ahnung...“

„Das hörte sich neulich aber anders an. Deine Meinung zu dem Bild, das ich in der Galerie ausgestellt hatte, war ja sehr eindeutig***,“ bemerkte Michiru und blickte sie skeptisch an.

„Das...das hatte seine Gründe, das weißt du genau! Es ist nicht besonders schön, seine Alpträume in voller Realitätstreue vor die Nase geklatscht bekommt!“ Und für genau diesen Kommentar hätte Haruka sich gerade wieder eine wischen können, als sie sah, wie traurig Michirus Gesichtsausdruck wurde.

„Du solltest dringend an deiner Wortwahl arbeiten, mein Fräulein!“, ermahnte Michiru Haruka und stubste sie an der Nase.

„Hey!“, empörte sich Haruka und wich zurück.

„Andere Sache: Möchtest du einen Schlafanzug? Nachthemden sind wahrscheinlich nicht dein Fall...“ Haruka hatte die Rennfahreruniform nach dem Duschen ausbehalten und stand ihr nun in Jeans und T-Shirt gegenüber.

„Nein, ich möchte keine Umstände machen...“

Michiru seufzte daraufhin nur und begann, in ihrem Kleiderschrank zu kramen.

„Ah, da ist es ja!“, rief sie schließlich und warf Haruka einen weißen Schlafanzug zu. „Der ist mir zu groß, aber dir sollte er passen.“

„Ähm...danke.“ Etwas unwohl drehte sie sich um und zog sich dann das T-Shirt über den Kopf.

„Soll ich mich umdrehen?“, fragte Michiru etwas unsicher, stutzte dann aber, als sie den breiten Verband um Harukas Brust erblickte.

„Nein, schon ok...“, murmelte diese und nahm den Verband ab. „Nur das hier ist kein sehr ästhetischer Anblick...“

„Hast du dich verletzt?“

„Nein, aber auch ich trage noch ein wenig weibliche Merkmale an mir, die ein Mann nicht am Vorbau hat.“

„Oh, achso.“ Je mehr Haruka von ihrem Verband abnahm, desto mehr wurden ihre weiblichen Konturen sichtbar. Sie hatte zwar recht breite und muskulöse Schultern, doch an ihrem Oberkörper zeichnete sich dennoch die leichte, weiblich-runde Körperform ab. Haruka trug nur immer so weite Hemden und T-Shirts, dass man diese nie erkennen konnte. Eine Sekunde später war der schöne Anblick jedoch bereits unter dem Hemd des Schlafanzugs verschwunden. Für den Rest beschloss Michiru sich nun doch, umzudrehen. Sie wollte Haruka nicht als Spannerin erscheinen.

Nachdem Haruka sich angezogen hatte, kuschelte sie sich gleich in ihren Futon und gähnte herzhaft. Das ließ Michiru nichts anderes übrig, als das licht auszuschalten und sich ebenfalls schlafen zu legen. „Gute Nacht, Haruka.“

„Gute Nacht Michiru,“ murmele Haruka bereits schläfrig.

„Ich bin wirklich froh, dass du jetzt hier bist. Es war immer sehr einsam, alleine zu kämpfen.“

„Wie bitte?“, fragte Haruka, „ich verstehe nichts, wenn du in deine Decke hinein nuschelst.“

„Ich sagte, ich bin froh, dass du...- Wuah!“ Haruka war zu ihr unter die ecke gekommen.

„Jetzt, nochmal!“, rief Haruka.

Michiru blickte Haruka eine Weile irritiert an und ihr Gesicht wurde plötzlich glühend warm. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Wie gut, dass es dunkel genug war!

„Ähm...“

„Ja? Bin ich dir zu nahe?“

„Nein, nein! Ich...ich hab mich nur erschrocken, das ist alles...“, stammelte Michiru.

„Also, dann erzähl!“

„Ich...ich...wollte nur sagen, dass...ja, dass ich mich freue, dass wir jetzt...zusammen...arbeiten.“

„Hmm...ich bin schon gespannt, wie das wird. Tut mir Leid, dass ich so stur war.“

„Nein, ich hätte es dir ja gegönnt, dass du ein normales Leben führst.“

„Aber im Grunde wusste ich ja, dass du Recht hast.“

„Schluss damit. Es ist so, wie es ist.“

„Ja, und es ist gut so.“

„Meinst du?“

„Ja. Weil ich auch viel glücklicher bin, wenn du auch deinen Traum erfüllen kannst.“

„Du...freust dich?“

„Ja. Ich weiß, dass da sein bisschen spät kommt, aber... dein Geigenspiel ist unglaublich schön. Ich hatte nur nicht den Mut, es dir zu sagen. War stattdessen damit beschäftigt, mich selbst zu beschützen...“

„Danke. Das freut mich. Ich habe auch ein bisschen deshalb Geige bei unserer Schulaufführung gespielt, in der Hoffnung, das du es hören würdest...“

„Ziel erreicht, Sir.“, antwortete ihr Haruka.

„Ja.“ Michiru musste schon wieder lachen.

„Andere Frage,“ begann Haruka „wie ist ds jetzt genau mit unserer Mission? In einem Traum, den ich neulich hatte, als ich diesen Stab ergriffen habe, ist in der Dunkelheit ei riesiges Licht erschienen. Was bedeutet das?“

„Das war wahrscheinlich der Messias. Wir müssen die 3 heiligen Talismane finden, dann wird der Messias erscheinen und die Welt vor dem Untergang bewahren. Das ist unsere Mission. Und Talismane befinden sich nur in reinen Herzen. Unser Feind ist genau wie wir auf der suche nach den Talismanen, um sie für böse Zwecke zu verwenden.“

„Unser Feind?“

„Ja. Ich weiß nicht, wer sie sind. Aber leider haben nur sie die Möglichkeit, die Kristalle aus den Herzen der Menschen zu holen. Wir sind also auf sie angewiesen.“

„Kann es dann nicht sein, dass sie in Wirklichkeit unsere Verbündeten sind?“

„Nein, mein Gefühl sagt mir, dass man ihnen nicht trauen kann.“

„okay...noch eine Frage: Kannst du so was wie in die Zukunft sehen?“

„Nein. Also ich kann jetzt nicht einfach so jeden Augenblick in der Zukunft sehen. Aber ich habe Visionen. Genau wie du.“

„Du scheinst über die Sache aber mehr zu wissen, als ich.“

„Ich habe diese Träume auch schon länger als du.“

„Ok, das erklärt es vielleicht...“

„Also gut. Unsere Feinde holen die Kristalle heraus. Und dann? Reißen wir sie uns unter den Nagel?“

„Ein reiner Herzkristall wird sich in einen der drei Talismane: Spiegel, Schwert oder Medaillon verwandeln. Wenn das der Fall ist, nehmen wir die Talismane an uns. Wenn nicht, verwandelt sich der Mensch in einen Dämon, den wir besiegen müssen, damit er sich wieder in einen Menschen zurück verwandelt.“

„Ok, alles klar.“

„Dafür, dass du dich am Anfang so dagegen gesträubt hast, gehst du jetzt ja vergleichsweise ziemlich locker um!“, wunderte sich Michiru.

„Na ja, schließlich habe ich es mir ja zur Aufgabe gemacht, oder? Ich hab mich ja dafür entschieden. Und außerdem habe ich hier ja eine Lehrerin, die mir alles erklären kann, was ich nicht verstehe.“

„So gut weiß ich nicht Bescheid...“

„Und wenn schon! Wenn du mal eine Frage nicht beantworten kannst, fällst du einfach in Trance und holst dir die Antwort aus einer Vision!“

„Ach komm, jetzt zieh das doch nicht so durch den Kakao!“, ärgerte sich Michiru und wollte Haruka einen Schlag verpassen. Doch sie traf unweigerlich ein sehr weiche Partie...

„Autsch!“, rief Haruka. „Ich seh zwar nicht aus wie eine Frau, aber das tut trotzdem weh!“

„Ent-Entschuldige! Es war so dunkel...“

„Das hat die Nacht so an sich....“

„Ach Haruka!“

Nun musste Haruka zur Abwechslung mal kichern.

„Aber...es ist schon ein wenig merkwürdig...“

„Was denn?“

„Nichts!“, rief Michiru plötzlich erschrocken über den Gedanken, den sie da beinahe ausgesprochen hätte.

„Aha? Jetzt sag schon!“

„Nein, nicht so wichtig!“

„Jetzt ist es erst recht wichtig! Also sag!“

„Versprichst du mir, dass du mir auch nicht böse bist? Und dass du auch nicht lachst?“

„Gut, ich verspreche es“, sagte Haruka ernst.

„Also...es war merkwürdig für mich, dass...sie so weich sind. Ich...sonst ...also manchmal denke ich mir auch, dass du ein Mann bist..einfach...weil du so aussiehst...“

Da ertastete Haruka Michirus Arm und noch bevor Michiru protestieren konnte, hatte Haruka Michirus Hand an ihre rechte Brust gedruckt und fragte: „Ich bin aber tatsächlich eine Frau. Fühlst du das? Die sind echt!“

„Ha – ru -ka!“, rief Michiru vollkommen außer Fassung und sie spürte, wie ihr wieder die Hitze ins Gesicht stieg. Haruka schwieg, doch hätte Michiru im Dunkeln sehen können, hätte sie gewusst, dass Haruka in diesem Moment sehr breit grinste.

„Du bist süß, Michiru,“ meinte sie schließlich mit verschwörerischer Stimme. Das jedoch brachte Michiru noch mehr aus der Fassung und sie stammelte in unsicherem Flüsterton: „Du..bist unmöglich...“

Als Haruka Michirus schwankenden Tonfall hörte, sie sie sofort ihre Hand los. Haruka schluckte. Michiru wusste nicht, wie süß sie war. Auch in Haruka stieg plötzlich Hitze auf und sie stammelte zurück: „Ent-schuldige.“

Michiru war sich unschlüssig, was sie mit ihrer Hand machen sollte. Eigentlich hätte sie sie sofort zurück ziehen müssen, als sie die Chance dazu gehabt hatte, doch nun lag Harukas Arm auf dem ihren. Haruka jedoch erlöste Michiru nach einer Zeit peinlicher Stille: „Ich denke, wir sollten langsam schlafen. Gute Nacht, Michiru.“

„Ähm...gute Nacht...“, murmelte Michiru und Haruka verschwand wieder und verkroch sich in ihrem Futon. Ohne Haruka dicht neben sich, war das Bett plötzlich wieder kalt und leer. Doch Michiru hütete sich, doch etwas zu sagen und schlang die Decke nur fester um sich, um dieses Gefühl zu unterdrücken. Sie wollte Haruka nahe kommen, aber so nahe?

Erster Kampf für Uranus

Piep piep, piep piep – Piep piep piep piep. Haruka zog die Decke über den Kopf.

'Was ein lästiges Geräusch! Ah – endlich hat es aufgehört!', dachte sie sich und nahm die Decke wieder aus dem Gesicht. Leider kam kaum eine gefühlte Sekunde später die nächste Störung:

„Haruka, du muss jetzt aber wirklich aufstehen!“, sagte Michiru leise und beugte sich über Haruka.

„Ich will aber nicht...“,grummelte diese noch schlaftrunken und wollte sich umdrehen, als sie plötzlich ein leichtes Kitzeln auf ihrer Backe spürte. Erschrocken drehte sich sich auf den Rücken und schlug die Augen auf. Michiru war ihr so nahe gekommen, dass ihre langen, welligen Haare ihr Gesicht streiften und nun blickte sie Haruka ernst in die Augen.

„Stehst du jetzt auf?“

„J-ja...sicher...“, murmelte Haruka. Ihr Herz schlug noch immer bis zum Hals. Wieso war Michiru ihr so nahe gekommen? Michiru schien ihr Verhalten von eben aber nicht als besonders einzustufen, denn kaum einen Augenblick später sie war schon wieder aus dem Zimmer verschwunden.

Noch immer schrecklich müde streckte Haruka sich, rollte aus ihrem Futon und tastete nach ihren Kleidern.

'Oh verdammt!', kam es ihr plötzlich und sie streifte ihre Jeans und das T-Shirt in aller Eile über. 'Ich hab gestern vergessen, Michiru den Verband um zu machen!!' Leicht panisch rannte sie durch den Flur des zweiten Stocks und trampelte schließlich die Treppen herunter, wo Michiru sie mit zwei Händen stützend aufhielt.

„Bist du wahnsinnig?“, flüsterte Michiru. „Meine Eltern schlafen doch noch!“

„Oh...stimmt! Entschuldige, normalerweise stehe ich immer später als mein Vater auf, deshalb... - ähm - !“, setzte Haruka an, doch Michiru war schon wieder in die Küche verschwunden, die sich seitlich des großen Eingangsraums im ersten Stock befand.

„Michiru!“, zischte Haruka und rannte ihr, so leise wie möglich hinterher.

„Bleib draußen, ich komme schon. - Hier, das ist für dich,“ kam ihr Michiru entgegen und hielt ihr eine ovale Box entgegen.

„Was ist das?“, fragte Haruka perplex.

„Wonach sieht es wohl aus? Das ist eine Bento-Box*.“

„Ähm...danke.“

„Bitte. Damit du was zum Frühstücken hast. Und jetzt lass uns losgehen.“

„Ähm..wegen deinem Arm! Tut mir Leid, ich hab gestern total vergessen, ihn noch zu verbinden!“

„Schon gut...“, meinte Michiru nur und drehte ihren Arm einmal, um zu schauen, wie sich die Wunde entwickelt hatte. Die drei tiefen Kratzer waren inzwischen verkrustet. „Alles in Ordnung, denke ich. Glaub mir, das ist nicht die erste Verletzung, die ich mir eingefangen habe...“

„Wenn du meinst...“

„ja, das meine ich. Und jetzt lass uns los gehen, wir verpassen sonst die Bahn. Und um diese Uhrzeit ist das keine Kleinigkeit.“

Haruka gähnte nochmals herzhaft und folgte ihr dann nach draußen. Es war erstaunlich frisch.

„Brr...Wie viel Uhr haben wir eigentlich? Der Himmel ist ja noch ganz dämmrig...“

„Wir haben 5.45.“

„WIE BITTE?!“, schrie Haruka erschrocken.

„Wir müssen doch noch deine Sachen holen, bevor wir in die Schule gehen, oder? Und du musst dich noch umziehen.“

„Ja..aber 5:45...so früh bin ich in meinem Leben noch nicht aufgestanden...“, grummelte Haruka.

„Es gibt immer ein erstes Mal.“

Für dieses Sprichwort hatte Haruka nur ein weiteres Grummeln übrig.

„Ist es noch weit bis zur Haltestelle?“

„Nein, da vorne um's Eck...du siehst doch die Schienen!“

„Ja....“ Haruka gähnte nochmals.
 

Der Zug ließ nicht lange auf sich warten und die beiden Mädchen stiegen ein. Das Abteil war vollkommen leer. Doch gerade, als sich die Türen hinter ihnen schlossen, fuhr Haruka herum.

„Ich habe meinen Rennfahranzug bei dir vergessen!“ Haruka wollte schon wieder aus dem Zug springen, aber Michiru hielt sie am Arm fest und zerrte sie mit Müh' und Not auf einen der Sitzbänke.

„Dafür ist jetzt keine Zeit, Haruka!“

Die Türen schlossen sich. „Aber ich habe morgen ein Rennen und muss heute unbedingt nochmal fahren!“ Und der Zug fuhr ab.

Michiru seufzte erschöpft. „Dann bringe ich dir den Anzug heute Nachmittag.“

„Nein, ich will dir keine Umstände machen! Ich hole ihn selbst!“

„Wie willst du das denn bitte anstellen?! Du hast bis 17 Uhr Schule, bis du bei mir bist, ist es 18 Uhr – nein eher 18.30 Uhr. Bis du dann mit dem Anzug im Stadion angekommen bist, ist es 19.30 oder später und um 19 Uhr geht die Sonne schon unter.“

„Dann fahre ich eben nachts.“

„Nein, das ist Unsinn. Ich bringe ihn dir und Ende der Diskussion.“

Damit musste Haruka sich geschlagen geben. „Danke“, kam es nach einer Weile von ihr.

„Schon gut,“ erwiderte Michiru recht trocken.

„Ich bin ein echter Schussel...“

„Kann man so sagen, ja.“

Haruka verkniff sich jeden weiteren Kommentar und lehnte sich stattdessen nach hinten, um ein wenig an die Scheibe gelehnt zu dösen.
 

„Haruka?“, fragte Michiru nach einer Weile.

„Ja?“

„Dürfte ich mich auf deinen Schoß legen?“

„Ähm...ja, sicher,“ antwortete Haruka und rückte ein wenig auf, dmit michiru sich auf die Bank legen konnte.

„Danke.“

Michiru zog ihre Schuhe aus und ließ ihren Kopf vorsichtig auf Harukas Beine sinken. Ihr langes türkises Haar fiel in lockeren Strähnen links und rechts von Harukas Beinen herab. Kopf und Körper Haruka zugewandt schloss sie mit einem leichten Seufzer die Augen. Michiru wirkte sehr erschöpft. An ihren Augen zeichneten sich deutlich Augenringe ab und ihr Gesicht war bleich. Haruka kniff die Zähne zusammen, als sie Michiru so sah.

Nun war Michiru extra trotz des harten Kampfes vom Vortag mit ihr so früh aufgestanden und hatte darüber hinaus auch noch ein Frühstück für sie zubereitet und sie, Haruka, war noch nicht einmal in der Lage, sich dafür zu bedanken! Ihr war es so selbstverständlich gewesen, Michiru bei sich zu haben. Aber sie hatte dabei nicht bedacht, wie sehr es sie in Anspruch nehmen würde...Statt herum zu maulen hätte sie wenigstens lächeln können...
 

Eine lange Weile fuhren sie so schweigend in Richtung Innenstadt. Das regelmäßige Atmen Michirus, das Haruka nur noch als Brise an ihrem Unterarm vernahm, war merkwürdig beruhigend.

Eine Strähne fiel in Michirus Gesicht, als sie sich noch ein wenig mehr in Harukas Richtung drehte. Vorsichtig schob Haruka die Strähne hinter Michirus linkes Ohr. Doch es war wohl nicht vorsichtig genug, denn Michiru wachte kurz auf, blinzelte und murmelte irgendetwas Unverständliches was in die Richtung „Wo sind wir?“ ging, doch sie war zu müde, eine Antwort abzuwarten und schlief direkt wieder ein. Das war unglaublich süß anzuschauen. Haruka musste schmunzeln. Gerne hätte sie eine Hand auf Michirus Arm gelegt oder hätte sie sogar ein wenig gestreichelt, doch sie war sich nach gestern nicht mehr ganz sicher, was sie nun durfte oder nicht. Michiru hatte schließlich so erschrocken auf ihre demonstrative Aktion reagiert...
 

Irgendwann döse auch Haruka wieder ein und die beiden wurden erst wieder geweckt, als sie sich dem Zentrum näherten und immer mehr Leute einstiegen.

„Wo sind wir?“, rief Michiru plötzlich mit klarerer Stimme und richtete sich auf.

„Noch zwei Stationen,“ antwortete ihr Haruka.

„Wieso hast du mich nicht geweckt?“, fragte Michiru, als sie plötzlich sah, wie viele Leute schon im Abteil saßen.

„Weil du so friedlich geschlafen hast.“

„Aber die Leute...“ Unsicher spähte sie in die Gesichter eines älteren Pärchens, das ihnen gegenüber saß, doch das Lächeln, das die beiden ihr daraufhin zuwarfen, machte ihr ihre Peinlichkeit noch stärker bewusst und ihre Wangen wurden in leichtes Rosa getaucht, das Haruka mit einem amüsierten Schmunzeln zur Kenntnis nahm.
 

„Ab hier übernehme ich!“, erklärte Haruka, als sie den Zug in Shinjuku verließen.

„Solltest du auch. Ich habe zwar Visionen, aber wo du wohnst, weiß ich noch nicht.“

„Hätte allerdings gut sein sein können. Woher wusstest du eigentlich, bis wann ich heute Schule habe? Oder willst du mir erzählen, dass das auch zu deinen Visionen gehört?“

Das leichte Rosa auf Michirus Wangen, das Haruka so sehr gefiel, ließ Haruka auch dieses Mal nicht im Stich und Michiru murmelte lediglich: „Ich sagte bereits, dass ich dich schon lange beobachte...“

„Ich weiß,“ antwortete Haruka daraufhin keck, grinste Michiru zu und nahm sie an der Hand, um sie durch die Menge zu führen. „Wir brauchen die Yamanote-Line, deshalb nehm ich dich kurz an der Hand, damit wir uns im Gedränge nicht verlieren,“ rechtfertigte Haruka sich.

„In Ordnung. - Warte Haruka!“

„Was ist?“

Michiru hatte plötzlich inne gehalten. Ihr Blick galt einer Schule nur wenige Meter von ihnen entfernt.

„Was ist?“, erkundigte Haruka sich nochmals.

„...Nichts. Ich hatte gerade nur ein komisches Gefühl... - Lass uns weiter gehen.“

„Wie du meinst.“
 

Doch kaum standen Haruka und Michiru vor Harukas Wohnblock, erstarrte Michiru wieder.

„Ich hatte recht!!“

„Besuch?,“ fragte Haruka gelassen.

„Ja. Da hat sich ein Dämon in der Schule eingenistet!“

„Ok...dann mal auf zur Arbeit!,“ meinte Haruka und drehte sich um, doch Michiru hielt sie fest.

„Nein, Haruka. Du holst jetzt erst dein Zeug, sonst war die Fahrt bis hierher umsonst!“

„Ich dachte dass unsere Mission höchste Priorität hat?“

„Das hat sie auch. Aber man kann es auch übertreiben!“

„Ich wollte nur vorbildlich sein...“, sagte Haruka und zuckte mit den Schultern. Dann rannte sie los, um ihr Schuldzeug zu holen und sich umzuziehen.
 

Als sie an der Schule ankamen, hatte sich ihr Feind bereits aus dem Staub gemacht und die getroffene Person verwandelte sich gerade vor ihren Augen in einen Dämon.

„Dann wollen wir mal!“, rief Haruka Michiru zu und diese nickte zur Bestätigung.

„Macht der Uranus-Nebel – Mach auf!!“

„Macht der Neptun-Nebel – Mach auf!!“

Der erste Schlag kam von Neptun. Von links kommend schickte sie ihren Planeten geradewegs in die Seite des glitschigen Etwas, das daraufhin getroffen sich krümmend zur Seite wandte und aufschrie. Michiru kniff die Zähne zusammen. Auch wenn sie wusste, dass sie einen Dämon vor sich hatte, verband sie einen Schrei noch immer mit Schmerzen. Schmerzen, die wohl auch der Mensch empfand, in dessen Körper der Dämon steckte.

„MICHIRU! Pass auf!“, schrie ihr plötzlich Uranus entgegen und warf sich vor sie, um ihren Planeten auf den Dämon zu schleudern.

„Träumst du gerade?! Das hätte böse enden können!“, rief Uranus ihr besorgt entgegen, doch Michiru schwieg. „Das Ding ist zu wendig. Wir müssen von zwei Seiten angreifen, hörst du? Ich komme von rechts, halt du hier die Stellung.“ mit diesen Worten hechtete Uranus so schnell sie konnte in die andere Ecke des Raumes. „Jetzt!!“, schrie sie Michiru entgegen und sie drängten mit ihren Planten den Dämon an die Wand gegenüber, wo er sich geschlagen gab und sich in einen jungen Mann zurück verwandelte.

„Das wäre geschafft,“ sagte Uranus und seufzte einmal, um die Anspannung aus ihrem Körper zu befreien, wie sie es auch oft nach einem Rennen tat. „Michiru?“

„Ich bin in Ordnung.“

„So siehst du aber nicht gerade aus. Wo sind deine Gedanken?“

„Am falschen Ort. Lass uns gehen, bevor er aufwacht.“

„Ja.“
 

Auf dem Weg zur Schule zurück, blieb Michiru noch immer schweigsam und Haruka versuchte die Stille ein wenig unbeholfen zu durchbrechen:

„Heute war immerhin nicht viel zum Aufräumen da! Wir haben nur ein paar Stühle durch die Gegend geworfen und den Raum ein bisschen staubig gemacht.“

„Wenn man von den Kratern in der Wand und vor allem dem Krater deines Uranus im Boden absieht...Dass du auch immer so eine Verwüstung anrichten musst?“, kicherte Michiru.

„Kann ich was dafür?! Bring mir eine andere Attacke bei und ich versuche, den Dämon möglichst sanft zur Strecke zu bringen!“, verteidigte die Haruka, war jedoch erleichtert, dass Michiru wohl wieder anwesend war.

Bis zum Unterrichtsbeginn verblieben ihnen sogar noch einige Minuten, wie die große Schuluhr im Zentrum des Betonklotzes, der ihre Schule darstellte, verriet.

„Treffen wir uns in der Mittagspause?“

„Ja. Am Rand vom Stadion?“

„Gerne. Ich zeichne dort immer die Läufer ab.“

„Ich weiß. - Ha! Endlich mal etwas, was ich von dir weiß!“

„Dann wünsch ich dir viel Glück dabei, noch mehr über mich heraus zu finden!“

„Glück? Dazu braucht es doch kein Glück sondern nur Geschick! Haha!“, meinte Haruka selbstbewusst und grinste Michiru an.

„Wie – meinst du das jetzt?“, fragte Michiru irritiert.

„Na so, wie ich es sage,“ antwortete Haruka wie selbstverständlich. „Bis später.“

„Ja, bis später.“

Neue Herausforderung für Haruka

Neue Herausforderung für Haruka
 

Einige Minuten nach 12 erschien Haruka auf dem Rasen am Rand des Stadions. Michiru hatte wie immer schon ihr Zeichenbrett ausgepackt. Neugierig lugte Haruka ihr über die Schulter, doch es war nur eine schnelle Skizze von Elza.

„Nein, ausnahmsweise bist es nicht du! Jetzt, wo ich weiß, dass ich dich jederzeit zeichnen könnte, hat Elza Vorrang.“

„Da werd ich ja richtig eifersüchtig!“, maulte Haruka im Spaß und ließ sich neben Michiru ins Gras fallen.

„Das glaub ich dir jetzt aber nicht!“, entgegnete Michiru und kicherte. „Wollen wir essen?“

„Ja! Ich habe einen Bärenhunger!!!“

„Du hättest auch schon ruhig früher essen können!“

„Ich wollte aber mit dir zusammen essen,“ entgegnete Haruka.

„Na dann. Ich..freu mich,“ sagte Michiru, doch ihr Tonfall war leise und schüchtern.

Gespannt öffnete Haruka die Bento-Box. Ein Duft von gebratenen Fleischbällchen kam ihr entgegen. Diese fand sie in der Box ganz links, daneben tummelte sich verschiedenes gebratenes Gemüse und die andere Hälfte war mit Reis gefüllt.

Heißhungrig griff sie mit einem fröhlichen „Itadakimasu!“* mit ihren Stäbchen in den Reis und schaufelte sich Reis wie ein schönes, rundes Stück Fleisch in den Mund.

„Wahnsinn! Schmeckt das geil!!!“, genoss Haruka das Essen und ihre Augen glänzten vor Freude

„Haruka! Deine Wortwahl ist...“

„Also gut..es...schmeckt... zum Anbeißen!“, korrigierte sich Haruka, jedoch mit verschwörerischer Stimme und nicht, ohne sich gleichzeitig mit einem Grinsen zu Michirus Gesicht hin zu beugen.

Die Folge war altbekannt: Rote Bäckchen. „Könntest du bitte aufhören, mich so auf's Korn zu nehmen?“, fragte Michiru, nun etwas gereizt.

„War doch nicht böse gemeint!“, verteidigte sich Haruka, doch ihre Laune war schon im Boden.

'Warum hab ich das gerade gemacht?', fragte sie sich und fluchte wieder einmal über sich selbst.

„Lass uns über was Wichtigeres sprechen, Haruka.“

„Worum geht’s?“

„Hast du dein Formular schon ausgefüllt, auf welche High School du gehen möchtest?“

„Nein. Du?“

„Ja. Ich möchte gerne auf die Mugen Gakuen.“

„Du Sadistin!!! Muss es denn gleich eine Elite High School sein! Du willst mich wohl foltern...“, jammerte Haruka und nahm ihren Kopf in die Hände.

„Es hat dich niemand gezwungen, mit mir auf die selbe High School zu gehen und dort gibt es nun mal die beste Ausbildung. Du warst doch diejenige, die meinte, wir sollen unsere Träume verwirklichen?“, fragte Michiru vollkommen ernst.

„Ja...schon klar...“, grummelte Haruka, doch ihr war schon längst klar, dass sie auf keine andere High School wollte, als die, auf die auch Michiru ging.

Eine Weile war Stille, dann ergriff Michiru das Wort:

„Heute bei dem Kampf...hatte ich Angst.“

Haruka blickte Michiru an.

„Ich habe so oft Angst, dass ich jemanden töte...- “, Michiru begann zu zittern.

„Was immer ist, ich bin bei dir, ja?“, meinte Haruka und legte ihre Hand auf Michirus.

„Normalerweise habe ich mich auch wieder rechtzeitig gefangen, aber heute...“

„Schon gut. Ich war ja da.“

„Ich darf eigentlich keine solche Schwäche zeigen...“

„Jeder hat seine schwachen Punkte. Irgendwann werde ich vielleicht auch mal einen Zusammenbruch haben, wer weiß? Und dann wirst du mir helfen. Das wird schon. Schwäche zu zeigen, ist menschlich.“

Michiru blickte Haruka in die Augen. In Harukas Blick lag voller Ernst und Haruka anzusehen, beruhigte Michiru ungemein und sie ergriff Harukas Hand. „Vielleicht hast du Recht...“, gab Michiru klein bei und lächelte.
 

Das plötzliche Läuten der Schulglocke riss ihre traute Zweisamkeit auseinander.

„Ich muss wieder....“, seufzte Haruka. „Aber eigentlich möchte ich dich jetzt nicht allein lassen...“

„Nein, schon gut. Danke, du hast mir sehr geholfen Haruka. Unterricht ist wichtig! Aber nimm es mir nicht übel, wenn ich noch ein wenig hier bleibe; ich habe noch ein bisschen Pause. Wir sehen uns heute um 17 Uhr bei dir, ja?“

Etwas unschlüssig stand Haruka auf, blieb aber dann stehen.

„Jetzt geh schon!“, forderte Michiru sie auf und schob an Harukas Beinen.

„Bin ja gleich weg, bin ja gleich weg!“, lachte Haruka. „Ah! - Eines noch: Mir wäre es doch lieber, wenn wir uns direkt am Stadion treffen könnten.“

„Wie du möchtest.“

„Ja. Du weißt, wo es ist?“

„Ja. Ich habe schon oft deinen Rennen zugesehen.“

„Echt? Schade, dass ich das nicht wusste...Na ja, dann bis später...“

„Ja, bis dann.“
 

Kaum war Haruka verschwunden, tauchte ein Michiru nicht unbekannter roter Schopf neben ihr auf.

„Elza, hallo.“

„Hallo Michiru! Was zeichnest du Schönes? - Bin das ich??“

„Ja. Ich liebes es, deine und Harukas Bewegungen beim Laufen einzufangen.“

„Verstehe... Sag mal, hast du nicht Lust, heute mit mir schwimmen zu gehen? Das Wetter ist einfach toll!“

„Ginge es auch morgen?“

„Klar! Dann bis morgen!“

„Gut.“

Freudestrahlend winkte Elza ihr noch zum Abschied und rannte wieder zur Bahn des Stadions zurück. Michiru lächelte bei ihrem Anblick. Elza war immer so gut gelaunt...
 

Wie geplant trafen sich Michiru und Haruka am Abend und Michiru gab Haruka ihren Anzug.

„Vielen Dank!!“, freute sich Haruka. „Und verzeih mir bitte die Umstände!“

„Schon gut“, meinte Michiru und lächelte. Doch an ihren Augen zeichnete sich deutlich die Müdigkeit ab, die sie umfing. Eigentlich wollte Haruka Michiru noch bitten, ihr beim Training zuzusehen, doch als sie sah, in welcher Verfassung Michiru war, bekam sie ein schlechtest Gewissen. Schließlich war Michiru heute morgen so früh für sie aufgestanden und nun kam sie auch noch vorbei und brachte ihr den Anzug, den Haruka vergessen hatte!

„Dann...wünsch ich dir eine gute Nacht! Schlaf dich bitte gut aus... tut mir wirklich Leid für den ganzen Aufwand!“

„Schon gut“, sagte Michiru wieder und lächelte.

„Eine Sache noch...würde es dir was ausmachen, morgen zu meinem Rennen zu kommen? Du bekommst auch einen VIP-Platz in der Loge!“

Michiru kicherte. „Brauchst du mich denn so sehr, dass du kein Rennen ohne mich fahren kannst?“

„Ja“, antwortete Haruka in vollem Ernst.

Mit einer so ernsten Antwort hatte Michiru nicht gerechnet. Irritiert runzelte sie die Stirn und ihr Herz klopfte plötzlich wie wild. Wie hatte Haruka das gemeint?

„Ich würde mich freuen“, murmelte Haruka, und blickte zu Boden als sie Michirus irritierten Blick sah. „Aber wenn du zu müde sein solltest, oder so...“

„Nein, nein!“, wehrte Michiru mit ihren Händen winkend schnell ab. „Dann komme ich morgen. Wann?“

„Auch um diese Zeit.“

„Gut...dann... bis morgen.“
 

Als Haruka nach dem Training heim ging, bekam sie abermals ein schlechtes Gewissen. Michiru war so verdammt zurückhaltend und selbstlos! Haruka hätte sich die Haare raufen können. Jetzt hatte sie Michiru gegen ihren Willen auch noch dazu gebracht, zu dem Rennen zu kommen...bestimmt interessierte es sie gar nicht...Doch ihr Zimmer war durch die steile Dachschräge sehr klein – im Grunde hatten ihr Bett und der Schreibtisch gerade so hinein gepasst – und der Raum füllte sich bald mit wohliger Wärme, die Haruka prompt auf ihrem Schreibtisch eindösen ließ...

Enttäuschung

Enttäuschung
 

Als die blendende Sonne Haruka unsanft aus dem Schlaf riss, schlug sie sich beinahe den Kopf an ihrer Schreibtischlampe an.

„Verdammt!! Bin ich doch tatsächlich eingeschlafen!“, fluchte sie und wollte aufspringen, doch ihr Kreuz spielte da leider nicht mit und plagte sie mit einem boshaften Ziehen. „Autsch! Na super...“, grummelte sie und kroch gebückt in Richtung Nachttisch, auf dem ihr Wecker stand – und der ihr gleich den nächsten Schock verpasste! Da sie gestern am Schreibtisch eingeschlafen war, hatte sie den Wecker natürlich auch nicht gestellt und musste feststellen, dass sie gerade einmal noch ca. zwei Minuten hatte, um sich fertig zu machen bis sie los musste.

Mit einer schmerzverzerrten Grimasse versuchte sie ihren Körper dazu zu bewegen, die Kleider zu wechseln, stopfte ihre Schulsachen in ihre Tasche und stürmte aus dem Haus. Das Licht, als sie aus der Wohnung kam, blendete, aber Haruka fuhr weiter.

'Mensch! Jetzt hab ich mir gestern geschworen, dass ich mich bemühe, an die verdammte High School zu kommen und dann das! Das muss doch besser gehen!' Haruka kniff die Zähne zusammen und zog noch ein wenig an. Als sie am Schultor ankam, hatte sie satte 10 Minuten eingespart. Vollkommen fertig schleppte sie sich von ihrem Motorrad und ließ sich bei nächster Gelegenheit zurück in tiefen Schlummer fallen – und das war auf ihrem Tisch im Klassenzimmer.
 

Einige Minuten später betrat auch Michiru den Klassenraum und spickte vorsichtig in Harukas Gesicht. Doch diese hatte den Kopf hinter ihren Armen vergraben. Erst Michirus Kichern ließ sie in die Welt der Lebenden zurück kehren.

„Wie lange kann ich noch schlafen?“, grummelte sie schlaftrunken und gähnte.

„Nicht mehr lange, fürchte ich. Was hast du gestern Nacht denn gemacht?“, fragte Michiru noch immer amüsiert über Harukas Auftreten. „Warte kurz, deine Haare sind ganz verwuschelt...“ Mit zwei Händen strich sie Harukas Scheitel glatt, was Haruka aber so gut tat, dass sie ihren Kopf wieder auf den Tisch sinken ließ und wieder in wohligen Schlummer glitt.

„Haruka!“, rief Michiru, aber Haruka ließ sich nicht mehr so leicht wecken.
 

„Haruka Tennoh!“, dröhnte es nochmals durch den Raum. Haruka blinzelte. Das war nicht Michirus sanfte Stimme... - nein, es war die einer sehr wütenden Mathematiklehrerin!

„Haruka Tennoh! Wenn mein Unterricht so langweilig ist, dass sie dabei einschlafen, dann sollten sie diese Aufgabe auch im Schlaf lösen können!“, fauchte diese und klopfte mit ihrem Stock an die Tafel.

Zu gern hätte Haruka zurück gefaucht, dass sie auch schon vorher geschlafen habe, aber wenn sie gute Noten erreichen wollte, sollte sie es sich nicht mit so einer Geschichte verbauen. Also richtete sich Haruka auf und blickte an die Tafel, an die ein Graf gezeichnet war.

„3x Quadrat minus 2.“

Überrascht blinzelte die Lehrerin sie stumm an. Bis gestern hatte man aus Haruka keinen Ton im Unterricht heraus bekommen … und nun?

„Das stimmt, Herr Tennoh. Sie können ja doch ein wenig Mathe,“ antwortete sie schließlich ein wenig positiv gestimmt.

'Gerettet...', dachte sie Haruka und blickte zu Michiru. Diese warf ihr ein Lächeln zu. Bei dem lobenden Blick Michirus konnte Haruka nicht anders, als breit zu grinsen. Dieses Lächeln war mehr

Erfolg als jedes Lob!
 

Also Michiru dieses Klein-Jungen-Grinsen auf Harukas Gesicht erblickte, duckte sie sich schnell weg, um sich ein Lachen zu verkneifen. Haruka war wirklich süß! Wie konnte man sich so darüber freuen, dass man eine Aufgabe gelöst hatte?
 

Harukas Stolz war auch nach der Stunde noch nicht verflogen und sie verkündete ihn auch noch im Gang, als sie neben Michiru lief: „Der habe ich es heute gezeigt! Hast du ihr Gesicht gesehen?“

„Ja. Aber freu dich nicht zu früh! Die Prüfung am Ende vom Jahr steht dir noch bevor und die wirst du nicht bestehen, wenn du es schaffst, eine Aufgabe zu lösen!“, entgegnete Michiru ihr amüsiert.

„Jetzt lass mir doch mein Erfolgserlebnis!“, maulte Haruka.

„Also schön! Hast du gut gemacht, Haruka-Chan!“, rief Michiru und streichelte ihr den Kopf. Seit sie vorhin einmal in ihr weiches Haar gefasst hatte, hatte sie so oder so Lust bekommen, sie wieder zu streicheln.

Haruka verzog dazu nur das Gesicht. Einerseits war es schön, von Michiru gestreichelt zu werden, aber nicht in diesem Zusammenhang!

„Ich hab gleich im anderen Gebäude Unterricht... und ich hab einen Riesenhunger, weil ich heute morgen nichts gegessen hab... also würde ich dann jetzt schön rüber gehen. Dann kann ich auch gleich dort zum Bäcker...“, sagte Haruka.

„Oh...gut...dann bis heute Nachmittag?“, antwortete Michiru. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie Haruka begleiten sollte oder ob das dann zu aufdringlich gewesen wäre.

„Ja, bis heute Nachmittag! Ich freu mich schon, wenn du kommst. Zieh dir was Feines an!“, scherzte Haruka und verschwand winkend um die Ecke.

'Wie meint sie das denn schon wieder? Sie... will mich doch danach nicht etwa auf ein Date ausführen??', kam es Michiru und ihr Herz begann wieder zu schlagen. 'Aber das kann nicht sein. Für Haruka bin ich nur eine Freundin...', versuchte sie sich zu beruhigen. Doch ihr Herz schlug vor Vorfreude über den kommenden Nachmittag unerbittlich weiter.
 

Zunächst stand jedoch erst einmal Schimmen mit Elza an. Und diese war so glücklich, sie zu sehen, dass sie sich bei Michiru einhakte, als diese in ihrem Badeanzug aus der Umkleide kam und zum Schimmbecken zog.

„Eins, zwei, drei – los!“, rief sie und sprang hinein mit Michiru im Schlepptau. „Wettschwimmen?“, fragte Elza Michiru herausfordernd, als die wieder prustend aus dem Wasser auftauchte.

„Gegen eine Sportlerin?“

„Ich bin Läuferin, keine Schwimmerin! Da bin ich genauso unerfahren wie jeder andere!“

„Wenn du möchtest...“, meinte Michiru und schon stießen die beiden sich vom Beckenrand ab. Michiru ließ sich nach langer Zeit wieder durchs Wasser gleiten. Wie hatte sie dieses Gefühl vermisst! Das Wasser trug sie sanft vorwärts und ehe sie es sich versah, war sie bereits am anderen Ende der Bahn angekommen.

'Was sind so kleine Schwimmbecken nur im Vergleich zum Meer', dachte sie sich. Bei meinem Pool weiß ich ja, dass es klein ist, aber dass dieses große Becken sich im Grunde auch anfühlt wie ein winziger Ausschnitt vom Großen Wasser, hätte ich nicht gedacht...'

Kurz darauf tauchte Elza neben ihr auf. „Von wegen Sportlerin! Du bist ja hier eindeutig ein Schwimmer-Ass. Machst du das in deiner Freizeit oft?“

„Eigentlich nicht...ich habe Zuhause einen Pool, aber der ist ziemlich winzig...“

„Dachte ich's mir doch! Du bist kein Anfänger! Wahnsinn!“

„Ähm...“, doch ehe Michiru protestieren konnte, hatte Elza sich schon aus dem Wasser gehoben und setzte sich an den Beckenrand. Michiru sah sich gezwungen, ihr zu folgen. Doch wie sie Elzas weiblichen Körper sah, an den sich der nasse Badeanzug eng schmiegte, verschlug es ihr abermals die Sprache. Wegen der langen T-Shirts, die Elza beim Laufen immer trug, war Michiru nie aufgefallen, was für üppige Brüste sie hatte. Elza, der Michirus Blick nicht entging, grinste sie schelmisch an.

„Gefallen sie dir?“, fragte sie.

„Ich... weiß nicht, wovon du redest...“, versuchte Michiru die Verdächtigung abzuwehren, doch Elza grinste weiterhin.

'Was schaue ich da auch hin?', verfluchte Michiru sich und errötete. Das war doch nur, weil Haruka sie damals dazu bewegt hatte … -

„ - Ich stehe auf Mädchen. Nur so“, unterbrach Elza Michirus Gedankengang.

„W-Wie bitte?“

„Ich denke, du hast sehr gut verstanden,“ antwortete Elza kurz angebunden und sprang wieder zurück ins Wasser.

„Warte!“, wollte Michiru sie aufhalten und sprang ihr hinterher. Elza verlor den Rest des Tages jedoch kein Wort mehr über das Thema und als Michiru sich entschuldigte und ihr erklärte, dass sie das falsch verstünde, grinste Elza Michiru nur ungläubig an.
 

Haruka sah Michiru erst auf ihrem Motorrad im Rennen wieder. Den VIP-Platz in der Loge hatte Haruka ihr zwar auf ihren Namen reserviert, aber vor dem Rennen war keine Zeit gewesen, in der sie sich hätten sehen können. Als sie Haruka aus der Ferne sah, stieg eine merkwürdige Sehnsucht in ihre auf. Zugleich musste sie aber auch an ihr Erlebnis vom Mittag denken und errötete bei dem Gedanken daran. Ihr war die Sache mit Elza so peinlich...
 

Haruka fuhr ihre Runden. Sie wusste, dass sie wegen ihrer Rückenschmerzen nicht in bester Form war, aber der Gedanke, dass Michiru ihr zusah, stachelte sie an.

'Haruka, das bekommst du gebacken!', dachte sie sich. Vor Michiru wollte sie nicht verlieren. Und auch wenn es knapp ausfiel, so schaffte Haruka es auf den Ersten Platz.

Überglücklich stürmte Haruka nach dem Rennen sofort zur Loge, riss die Türe zu dem Zimmer auf und schlang ihre Arme um Michiru, die direkt am Fenster stand. Diese riss überrascht die Augen auf.

„Ich hab's geschafft, ich bin weiter!“, rief Haruka und drückte Michiru noch ein wenig fester an sich. „Vielen Dank, dass du gekommen bist!“

Michiru blieb stumm. Sie war in Gedanken an einem völlig anderen Ort. Kaum hatte Haruka ihre kräftigen Arme um sie gelegt, hatte ihr Herz ausgesetzt und die Sehnsucht war wie weggeblasen. Und dann war da Harukas Duft... Glücklich schloss Michiru ihre Augen und seufzte leise.

„Michiru, alles klar?“, fragte Haruka irritiert durch die Stille und ließ schnell von ihr ab. Bin ich ihr zu nahe getreten?

„Ähm...tut mir Leid, ich hab mich so gefreut! Also...“

Michiru, aus ihrer plötzlichen Trance gerissen blickte Haruka zunächst irritiert an. „Ähm...nein, das...“ Am liebsten hätte Michiru sie gebeten, sie wieder in die Arme zu nehmen, doch sie verkniff es sich. Haruka sah sie doch nur als normale Freundin! Was ging nur in ihr vor? Liebe hatte hier nichts zu suchen! Mit diesen chaotischen Gefühlen könnte sie die Partnerschaft und Uranus und Neptun gefährden...Aber wenn Haruka doch...? Schließlich hatte es ihr ja nichts ausgemacht, so dicht neben ihr zu liegen...und sie war es, die ihre Hand geführt hatte...

„Ich...“, flüsterte Michiru und blickte mit geröteten Wangen zu Boden, „...entschuldige...“

Haruka jedoch deutete diese peinliche Situation nur zu falsch. „Nein, für was entschuldigst du dich?? Ich bin dir doch um den Hals gefallen, obwohl ich weiß, dass ich dir neulich schon zu nahe getreten bin. Ich bin einfach ein Trampel. Ähm... vergiss es bitte. Ich freu mich auf jeden Fall, dass du gekommen bist und dich sogar ein bisschen hübsch gemacht hast! Das war ja eigentlich eher ein Witz gewesen... ich hoffe, du hast nicht zu viel Zeit verloren...“

„Ein Witz?“, der Satz traf Michiru wie ein Schlag.

„Ja...also von wegen Rennen, großes Event und so...Nächstes Mal überleg ich mir das. Du...du bist immer so zuvorkommend und höflich und machst alles, worum man dich bittet... ich muss mich daran erst gewöhnen... Also nicht, dass das etwas Schlechtes ist, nur... Also...wie gesagt, ich bin ein Trampel. Dann lass ich dich mal lieber möglichst schnell heim gehen. Lass uns das nächste Mal zusammen ans Meer gehen, ok? Du meintest ja, dass du gerne mit mir spazieren gehen würdest...“

Sie schickte sie also heim. Kein Date. Schlag Nummer zwei. Michiru schluckte. „Ja, sicher...dann...auf Wiedersehen?“

„Ja, bis morgen. Und entschuldige, dass ich dir dauernd die Zeit wegnehme!“

„Schon gut,“ antwortete Michiru verbittert.

' 'Schon gut', sagt sie! Immer das Selbe!', fluchte Haruka innerlich. 'Ich hab es mal wieder verbockt und sie sagt nur 'schon gut'!' „Dann...bye bye,“ sagte Haruka und ging langsam rückwärts in Richtung Tür.

Noch immer verbittert blickte Michiru zu Boden. Dass sie so schlecht drauf war, war nur ihre eigene Schuld. Hätte sie nicht solche Erwartungen an Haruka gehabt...dann...

„Mensch, Michiru, ich halt das nicht aus! Was hab ich falsch gemacht! Sag's mir bitte! Ich bin so ein Trottel, wenn es um so Geschichten geht!!“, rief Haruka ihr schließlich doch zu. „Wir sind doch Partner! Dann erklär's mir bitte, ich komm mir so doof vor! Ich möchte dich gerne verstehen!“

Nein, ihre Gefühle würde sie ihr bestimmt nicht erklären. Dann wäre ihre Partnerschaft womöglich wirklich futsch. Nicht, nachdem doch so klar war, dass das hier auf Einseitigkeit beruhte. Sie würde sich erst beruhigen müssen.

„Das...es ist nichts. Wir sind Partner, da hast du recht. Aber das heißt nicht, dass ich dir alles erzähle, was in mir vorgeht. Vertraust du mir trotzdem?“

„Ja, klar...“, antwortete Haruka perplex.

„Dann...bis morgen...“, schloss Michiru das Gepräch, nickte ihr im Vorbeigehen zu und ging aus dem Raum.

Irritiert stand Haruka noch eine ganze Weile in der Loge.

'Michiru benimmt sich merkwürdig...Was habe ich bloß falsch gemacht?'

Alleingang

Alleingang
 

Als Michiru bei sich Zuhause ankam, ließ sie sich gleich ins Bett fallen und auch als ihre Mutter sie zum Abendessen rief, reagierte sie nicht. Sie blieb einfach in der Dunkelheit liegen und hoffte, ihre Mutter würde glauben, dass sie schlief.

'So geht es nicht weiter...', dachte sie sich. Tränen liefen an ihren Wangen herab und sie vergrub ihr Gesicht in ihrem Kopfkissen. 'Ich muss wieder runter von dieser Schiene. Aber wie? Vielleicht wäre es besser, längere Zeit nicht zu viel mit Haruka zu sprechen...Ich werde sie morgen darum bitten, Abstand zu nehmen...'
 

Doch als Haruka ihr am nächsten Morgen begegnete, brachte sie die Worte nicht über die Lippen. Haruka schien gut gelaunt zu sein, auch wenn sie sich Michiru gegenüber vorsichtig benahm. Immer wieder bemerkte Michiru einen Blick von Haruka: Leicht von unten her, mit gebeugtem Rücken lugte sie zu Michiru empor, als ob sie darauf wartete, geschimpft zu werden.

„Haruka, jetzt hör endlich auf! Ich bin dir nicht böse!“, platzte es in der Pause aus Michiru heraus, als Haruka ihr schon zum siebten Mal in Folge ihren „Hundeblick“ zugeworfen hatte. Gerne hätte Michiru gelächelt oder gelacht, aber stattdessen kam nur ein halbes Lachen heraus, das sich fast zu einem Weinen geformt hätte, hätte sie sich nicht rechtzeitig wieder gefangen.

Beim Läuten zur Mittagspause jedoch wartete Michiru nicht auf Haruka. Sie wusste nicht, wie sie hätte mit ihr sprechen können. Und so ging sie einfach schon einmal voraus zur Stadionwiese in der Hoffnung, dass Haruka das als „bitte sprich mich nicht an“ verstand.

Haruka verstand es aber leider nicht und folgte ihr. Seufzend beschleunigte Michiru ihren Schritt und packte hastig ihr Zeichenzeug aus, um wenigstens geschäftig zu sein, wenn Haruka ankam. Schnell fertigte sie gewohnheitsmäßig ein paar kurze Skizzen von Elza an, als ihr die Sache vom Vortag wieder einfiel. Elza trug heute ausnahmsweise – oder gezielt? - ein enges Spagettiträgertop, das ihre Figur voll zur Geltung brachte. Als ihr Blick und Michirus sich trafen, grinste Elza ihr auch zu und kam ihr entgegen gelaufen.

Haruka kam gerade so gelassen wie möglich bei Michiru an, als Elza sich vorn über beugte und Michirus Zeichnung begutachtete, wobei ihre Brüste sich durch die Quetschung voll entfalteten. Michiru presste die Lippen zusammen, doch die rötliche Färbung in ihrem Gesicht konnte sie nicht unterdrücken.

„Ich dachte mir, dass du mich anatomisch besser studieren könntest, wenn ich was Engeres trage...“, meinte Elza verspielt sachlich.

„Das wäre nicht nötig gewesen...“, murmelte Michiru, die Lippen noch immer zusammen gepresst.

„Nein, das wäre es wirklich nicht. Bei dem Vorbau könntest du auch bald ohne Oberteil herum laufen; würde auch keinen Unterschied mehr machen!“, meinte Haruka herablassend und setzte sich neben Michiru.

„Du bist doch bloß eifersüchtig, weil du als Mann gar nichts hast! Aber schau, Michiru gefallen sie!“, entgegnete Elza frech und schmiegte sich mit ihren Brüsten an Michirus Wange. Erschüttert warf Michiru den Blick zur Seite, das Gesicht knallrot.

„Lass das, Elza!“, flüsterte sie und versuchte Elza mit ihrem Ellenbogen ein wenig weg zu schieben. Elza ließ sie los, jedoch nicht, ohne herablassend auf Haruka zu grinsen. Dann ging sie ohne ein weiteres Wort zurück zum Platz.

„Was sollte das denn gerade?“, fragte Haruka verstört.

Michiru schwieg. Dass Elza ihr so zuspielen würde, daran hatte sie gar nicht gedacht. Vielleicht sollte sie Elza einweihen und sie bitten mit ihr das Pärchen zu spielen, um Haruka fort zu scheuchen? Der Gedanke kam ihr widerlich vor, aber wenn es nur für einen guten Zweck war? Und wenn Haruka ja so oder so nichts für sie empfand, dann sollte das kein allzu harter Schlag für sie sein... Michiru schluckte und fuhr eine Rundung Elzas nochmals mit dem Bleistift nach. Dann begann sie, langsam zu sprechen:

„Elza und ich sind uns im Schwimmbad ein wenig näher gekommen...“

Schweigen kam von Harukas Seite. Das war jetzt wohl ein Witz, oder? Doch als sie die Szene von gestern Abend nochmals durchdachte, schien ihr ein Licht aufzugehen. Deshalb war Michiru so peinlich berührt, dass ich ihr so nahe gekommen bin, weil sie das Gefühl hatte, dass sie fremd geht!

Die Erkenntnis traf Haruka wie ein Schlag. Dann....hatte Michiru Gefühle für Elza?! Ungläubig blickte Haruka Michiru an. Diese ließ ihren Blick jedoch auf das Zeichenbrett geheftet.

„Verstehe,“ meinte Haruka nach einer Weile. „Mach dir keine Sorge, dass ich dir nicht vertraue. Das tue ich trotzdem noch. Ähm...,“ der Gedanke, dass Elza Michiru näher gekommen sein könnte, als Haruka es konnte schmerzte, doch Haruka riss sich zusammen. Schließlich wollte sie Michiru keine Sorgen bereiten, indem sie sich jetzt unnötig aufregte. „...ähm...was soll ich jetzt tun?“

„......Ich...“, nun war es an Michiru, stark zu sein, „Würde es dir etwas ausmachen, Elza und mir Zeit allein zu geben?“, flüsterte sie schon fast. Ihre Brust schnürte sich bei diesen Worten fast so fest zu, dass sie das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können.

„Verstanden,“ antwortete Haruka so nüchtern wie möglich. „Ähm...dann...ja. Soll ich jetzt gehen?“

„...egal.“

„Ja, dann bis morgen...“
 

Den Rest des Tages war Haruka geistig abwesend, auch wenn sie sich vorgenommen hatte, sich mündlich zu beteiligen. Die folgenden Stunden nach diesem Gespräch brachte sie kein Wort mehr heraus. Wie gut, dass Michiru und sie getrennte Fächer hatten, so musste Haruka wenigstens kein Lächeln aufsetzen. Vom Unterricht bekam sie kaum etwas mit. Kaum läutete die Glocke zur Erlösung verschwand sie aus dem Schulgebäude, schwang sich auf ihr Motorrad und düste, so schnell es die Maschine zuließ, nach Hause, um sich in ihrem Zimmer auf ihr Bett zu werfen. Auf ihrem Tisch lagen noch das aufgeschlagene Mathebuch von gestern Nacht und ein verstreuter Haufen Blätter, die sie mit Aufgaben beschrieben hatte. Ihnen schenkte Haruka keinerlei Beachtung.

Sie vergrub ihren Kopf in ihrem Kissen und alles um sie herum wurde so schwarz wie ihre Wände.

'Wieso musste Michiru überhaupt auf Frauen stehen? Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn sie sich in einen Mann verliebt hätte! Aber klar, Elza war wenigstens noch eine Frau, da konnte sie Michiru voll verstehen...nicht so ein Mannsweib wie sie! Und Michiru kannte Elza ja schon so lange...'

Dann aber wiederrum fragte sie sich, warum gerade Elza? Elza war doch wohl kein Stück besser als sie selbst, zumindest, was den Charakter betraf. Sie war auch eher der sportliche Typ, eine Angeberin – und was für eine Angeberin! - und nun wirklich nicht das erste Mädchen, das sie sich heraus gesucht hätte. Oder aber war sie vielleicht einfach nur gut im...? Haruka wälzte sich herum.

'Ich hätte einfach nicht so ein Trampel sein sollen! Warum musste das erste Mädchen, in das ich mich verliebe gleich so verletzlich sein?!'

Diese und derlei bösartige und verzweifelte Gedanken kamen Haruka und in ihrer Wut warf sie den Helm, den sie in ihrer Kopflosigkeit mit in ihr Zimmer gebracht hatte, aus den Boden, stieß dabei ihren Mülleimer um, welcher am Kabel der Schreibtischlampe zog. Die Lampe wirbelte herum und schlug mit einem lauten 'Klong' auf dem Tisch auf, wobei sie die lose daliegenden Blätter vom Stapel fegte und auf dem Zimmerboden verteilte, sodass Müll wie Tetrapacks von Getränken, Obststumpen und Matheblätter den Boden schön vermischt bedeckten. Haruka kümmerte es nicht. Sie knautschte ihre Decke in ihren Armen zusammen und weinte.

Dabei hatte es so gut angefangen! Sie hatten sich so gut verstanden und sie hatte Michiru so oft zum Lachen und Lächeln bringen können. Wenn sie jetzt an ihr Lächeln dachte, wurde ihr fast übel. Sie wollte diejenige sein, die dieses Lächeln beschützte und jetzt... -

Plötzlich wurde ihre Zimmertür aufgeschoben. Erschrocken fuhr Haruka auf. In der Tür stand ihr Vater in seinem Feinrippunterhemd und Boxershorts.

„Haruka? Bist du wütend?“, fragte er ernsthaft. Es waren die ersten Worte nach Jahren. Dass ihr Vater nach all der Zeit wieder mit ihr sprach, verschlug ihr die Sprache. Ihr Vater warf einen Blick auf das Chaos in ihrem Zimmer. „Du hast schon als Kind Dinge geworfen, wenn du wütend warst. Als ich deine Lampe habe fallen hören, wollte ich nach dir schauen.“ Behutsam hob er die Lampe auf dem Tisch auf. Die Birne war gesplittert. Auch das nahm er mit einem kurzen blick zur Kenntnis. „Du musst sehr verletzt sein.“

„Was geht dich das an? Und warum fällt es dir gerade JETZT ein, mit mir zu sprechen?!“, fing Haruka sich wieder. „Hast du darauf gewartet, dass ich einen schwachen Punkt erreiche, oder was?!“

„Da hast du gar nicht so unrecht.“ Wie nach einer langen Arbeit seufzte er erschöpft. Ihr Vater schien ihr plötzlich furchtbar alt auszusehen. „Aber in erster Linie nennt sich so was Sorge. Was ist passiert?“

„Nichts.“

„Hat dir jemand das Herz gebrochen?“

Wieder verschlug es Haruka die Sprache. „Woher - ?“

„Ich sehe den Schaden. Das ist ein guter Messpegel. So sah es das letzte Mal aus, nachdem deine Mutter uns verlassen hatte.“

Haruka schwieg. Dass ihr Vater sich überhaupt noch für sie interessierte, war schon ein Wunder. Aber dass er sich auch noch an solche Dinge erinnerte? Haruka hatte immer geglaubt, dass er ihr vollkommen egal war.

„Ja“, antwortete Haruka schließlich. „Eine Frau hat mir das Herz gebrochen.“

Die Betonung auf „Frau“ wählte sie bewusst; ihr Vater war immer dagegen gewesen, dass Haruka sich als Junge ausgab. Lange Zeit hatte sie geglaubt, dass dies der Grund dafür war, warum ihr Vater sich von ihr abgewandt hatte. Wenn er jetzt nicht mit der Sache klar kam, würde sie ihm auch nichts erzählen können.

Ihr Vater seufzte nochmals tief. „Du weißt, was ich zu dem Thema denke.“

„Und genau deshalb wirst du mich niemals verstehen.“

„Vielleicht aber kann ich dich aus der Perspektive eines Mannes verstehen? Jetzt, wo ich mich mal zu ein paar Worten aufgerafft habe...“

„Warum hast du es davor nie getan? Ich dachte, ich wäre dir vollkommen egal.“

„Das warst du mir nie.“

„Warum dann - ?!“

„Schämst du dich denn nicht für mich? Schließlich war ich doch derjenige, der im Endeffekt Unrecht hatte.“

„Schämen, für was? Was meinst du mit Unrecht?! Drück dich bitte mal ein bisschen klarer aus!“

„Du, die nun erfolgreiche Rennfahrerin habe ich immer beschimpft, weil sie sich als Mann ausgegeben hat. Aber im Grunde warst du in deinem Leben bisher um Vieles erfolgreicher als ich. Und obwohl ich es gesehen habe, habe ich auf dich herab gesehen. Ist das nicht beschähmenswert?“

„Du übertreibst. Ich habe noch keinen so großen Erfolg,“ erklärte Haruka, konnte aber nicht umhin, ein wenig stolz auf sich zu sein.

„Du hast mehr Geld ins Haus gebracht, als ich es je getan habe.“

„Aber bis nach ganz Oben ist es noch ein weiter Weg!“

„Siehst du? Und diesen Ehrgeiz hatte ich nie. Ich bin arbeitslos und verbringe den Rest meines schändlichen Lebens vor dem Fernseher.“

„Du verbringst den Rest deines Lebens wohl eher mit Selbstmitleid.“

„So kann man es auch nennen.“

„Aber wieso sollte ich mich für dich schämen? Das tue ich nicht. Ich hab weiß Gott besseres zu tun. Sag bloß, du hast dich vor mir verkrochen?!“

„Das habe ich.“

„Oh Mann...“ Haruka schüttelte den Kopf. „Und ich zerbrech mir den Kopf! Du...hasst mich nicht?“

„Wie könnte ich das? Ich bin stolz auf dich.“

„Sei das mal nicht zu früh,“ lachte Haruka. Auch wenn es angesichts ihrer Lage bezüglich Michiru nicht angebracht war, durchflutete sie ein Gefühl von Erleichterung. „Und dass ich mich als Mann ausgebe und dann noch in ein Mädchen verliebe?“

„Kann ich nicht ändern. Aber vielleicht kann ich dich beraten?“

„Wohl kaum. Aber ich....kann's dir erzählen...“

„Bin ganz Ohr.“

„Ist eigentlich eine ganz banale Sache...Das Mädchen, das ich liebe ist in ein anderes verliebt. Das habe ich heute erfahren. Punkt.“

„Und was ist die andere für eine?“

„Ein ganz anderer Typ – körperlich meine ich. Hab also keine Chance.“

„Frauen kommt es glaube ich nicht ganz auf das Äußere an... Da würde ich den Kopf nicht hängen lassen. Und meinst, dass du keine Chance bei ihr hättest?“

„Keine Chance würde ich nicht sagen, aber... ich will sie nicht zu irgendetwas drängen...“

„Frauen muss man überzeugen!“

„Nein...aber...ich glaub, du hast mir schon gut genug geholfen, Vater.“

„Wie das?“

„Du hast es einfach. Danke.“

„Wenn du meinst... Wenn du mich dann nochmal brauchst, ich bin im Wohnzimmer.“

„Ja.“

Mit diesen Worten schloss ihr Vater die Tür wieder.

„ - Ach, und PAPA!“, rief sie ihm noch hinterher, „Lass uns heut zusammen Abendessen!!“

„Geht klar!“, kam es nach einer Weile von der anderen Seite.
 

Haruka schüttelte in ihrem Zimmer den Kopf.

'Hatte Komplexe wegen mir...so was gibt’s? Aber viel wichtiger: Ich weiß jetzt, was ich mit Michiru mache...'

Beruhigt ließ Haruka sich rückwärts in ihr Bett fallen.

Sie liebte Michiru und das war schon an sich ein schönes Gefühl. Egal, wie Michiru empfinden würde, für sie blieb sie immer die Michiru, die sie liebte. Sie würde sie nicht zu einer anderen Entscheidung zwingen. Und das, was ihr wirklich Schmerzen bereitet hatte, war weniger die Tatsache, dass Elza ihr näher kam. Sondern vielmehr die Tatsache, dass Michiru Geheimnisse vor ihr hatte. Sie hatte Angst, dass sich Michiru auf diese Weise von ihr entfernen würde. Aber jetzt wusste sie ja, warum Michiru sich so benommen hatte und sie war froh, dass Michiru ihr dieses Geheimnis mit Elza dann doch auf dezente Weise erklärt hatte. Natürlich war sie eifersüchtig auf Elza. Wie konnte sie auch nicht? Aber viel wichtiger war, dass Michiru glücklich war. Und sie und Haruka hatten zumindest ihre Mission als Sailor Kriegerinnen, die ihr gemeinsames Geheimnis war. Das beruhigte Haruka ungemein.

„Ha! Das ist etwas, wovon du niemals erfahren wirst, Elza! Das ist mein persönliches Geheimnis mit Michiru!!“, jubelte Haruka und knautschte ihr Kopfkissen. Sie war glücklich, aber zugleich flossen ihr die Tränen, weil sie sich bewusst war, dass sie ja doch nur nach dem letzten Strohhalm griff. Aber für's Erste musste das genügen. Sie wollte Michiru nicht verlieren – und genau deshalb setzte sie sich wieder an den Schreibtisch und rechnete bis zum Sonnenuntergang. Mit Michiru auf die selbe High School gehen, das war jetzt das erste Ziel! Und wer wusste schon, wie lang diese Sache mit Elza hielt? Haruka würde ihre Gefühle nicht so schnell aufgeben!

Der Alleingang geht weiter – Mit Folgen

Der Alleingang geht weiter – Mit Folgen
 

Das Lernen nun die höchste Priorität hatte, der Meinung waren auch die Lehrer und ihnen wurden stapelweise Übungsblätter ausgeteilt, die sie auf die Abschlussprüfungen vorbereiten sollten. Zwei Wochen bekamen sie Zeit, diese neben dem Unterricht vorzubereiten. Dann, eine Woche vor den Prüfungen bekamen sie die Lösungen und die folgenden Tage würden unterrichtsfrei sein.

„Guten Morgen, Michiru!“, begrüßte Haruka diese. Michiru zuckte zusammen und starrte auf ihren Tisch.

„Jetzt schau mich doch mal an!“, rief Haruka ihr zu und nahm sogar Michirus Kinn in die Hand, um ihren Kopf anzuheben. Doch Michiru befreite sich mit einem leichten Nicken zur Seite davon.

„Lass mich, Haruka.“

„Dann eben ohne Augenkontakt, auch wenn das Unglück bringt...Also: Zum Mitschreiben für dein Schlechtes Gewissen: Ich bin nicht wütend oder sonst was wegen Elza und dir. Du hast mir gestern einen ganz schönen Schock verpasst, weil ich nicht gedacht hätte, dass du auf Frauen stehst. Aber das ist auch alles. Wir sind immer noch Freunde und ich vertraue dir voll und ganz. Dass man das nicht so einfach jemandem erzählen kann, ist doch klar. Also alles ist in Ordnung. Ja?“

Unter ihrem Tisch verkrampfte sich Michirus Hand zu einer Faust, deren Knöchel sich weiß färbten.

Michiru hob langsam den Kopf und blickte Haruka ins Gesicht. Ihre Stirn war zu Sorgenfalten zusammen geschoben und ihre Augen glänzten...

Haruka wusste nichts mit der Miene anzufangen. Michiru sah so verletzt aus, aber was war nun schon wieder falsch? War es nicht das, was sie wollte?

„Das ist doch, was du wolltest, oder? Du...möchtest mit mir befreundet sein?“

„J-Ja.“

„Gut. Und dann lasse ich dich und Elza in der Mittagspause auch in Frieden. Ich hatte so oder so vor, zu lernen. Sonst erreiche ich mein Ziel ja nicht.“

„Welches Ziel?“, fragte Michiru, auch wenn sie noch immer abwesend war wegen dem Schlag, den Haruka ihr verpasst hatte.

„Du kannst es dir nicht denken? Dann bleibt es ein Geheimnis!“, freute sich Haruka und grinste Michiru zu. Doch diese meinte nur: „Na dann“, und tauchte dann unter dem Tisch ab, um ihre Bücher für die kommende Stunde heraus zu kramen.
 

In der Mittagspause ging Michiru wie von ihr erwartet wurde zur Grünfläche neben dem Stadion. Doch schon auf halbem Weg kam ihr Elza entgegen und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

„Was hab ich mir sagen lassen? Wir sind zusammen?“, fragte sie Michiru.

Michiru konnte nicht mehr. Sie brach in Tränen aus und drückte Elza an sich.

„Was ist denn los, meine Kleine?“, fragte Elza überrascht und legte ihre Arme um sie. Und Michiru erzählte, wie Haruka sie verletzt hatte
 

„Wenn du mich fragst, dann ist Haruka ein blinder Vollidiot. So sind Männer nun mal.“

„Sag mal, wie hast du eigentlich reagiert, als man dich gefragt hat, ob du mit mir zusammen bist?“

„Neutral. Hab gemeint, dass sie glauben sollen, was sie wollen. Aber willst du es nicht mit mir probieren? Wie du sicher bemerkt hast, hab ich dir ja nicht ganz abgenommen, dass du nur auf Männer stehst. Wie wär's wenn du mal was Neues ausprobierst?“

„Elza, mal ehrlich, hast du Gefühle für mich? Ich probiere hier nichts aus, wenn du das ernst nimmst.“

„Das lass mal meine Sorge sein. Aber wenn's dich so stört, dass ich unter Umständen Gefühle für dich entwickle, dann werd ich mir das im Hinterkopf behalten und mich rechtzeitig bremsen.“

„Gut. Danke. Dann...lass uns das ausprobieren,“ meinte Michiru und atmete einmal tief ein und aus.

„Du sprichst davon, als wär das was ganz Schlimmes. Eine Beziehung ist was Schönes!“

„Aber nicht, wenn man sie als Schutzschild gegen jemand anderen missbraucht.“

„Abwarten! Also...wollen wir uns mal wieder außerhalb von der Schule treffen?“

„Wie du möchtest.“

'Ich würde so ziemlich alles für Elza tun, wenn sie mich nur lange genug deckt...', dachte Michiru. Dass Elza bei „alles“ als Freundin Michirus auch „an die Wäsche“ implizierte, wusste Michiru zu diesen Zeitpunkt noch nicht. Aber das sollte sie innerhalb der Woche noch erfahren.
 

Zwei Tage vor Unterrichtsbeginn jedoch kam etwas dazwischen, dass Harukas Vertrauen doch aufwühlte: Michiru kam mit Krücken und Verletzungen am ganzen Körper in die Schule. Gerade um sich vor Harukas Blicken zu schützen, wollte sie eigentlich daheim bleiben, doch diese letzten Tage vor der Prüfung waren die wichtigsten in den ganzen drei Jahren der Mittelschule. Wenn sie also die Prüfungen bestehen wollte, dachte Michiru, dann müsse sie doch im Unterricht erschienen. Und so kam es, dass Haruka sie in diesem Zustand sah.

Als Haruka Michiru erblickte, sprang sie von ihrem Stuhl auf. Beinahe hätte sie sie angeschrien, doch sie verkniff es sich in letzter Minute noch und stützte sie dafür auf ihrem Weg zu ihrem Platz.

„Was ist passiert?“, flüsterte sie ihr zu.

„Bin gestürzt.“

„Das kannst du deiner Mutter erzählen, aber nicht mir. Es gab wieder einen Angriff! Warum hast du mich nicht gerufen?!“

Michiru schwieg und drehte den Kopf zur Seite.

„Wir reden später in Ruhe,“ beschloss Haruka und ging zurück zu ihrem Platz.
 

In der Mittagspause half Haruka Michiru aus und begleitete sie zur Grünfläche des Stadions. Haruka war unwohl dabei, mit Elza zusammen zu stoßen, vor allem, weil sie mit Michiru über den Dämon sprechen wollte, doch Michiru ließ sich zu keinem anderen Ort überreden.

„Also, jetzt: Wieso hast du mich nicht gerufen?!“

„Ich sagte doch, dass es ein Unfall war...“

„HÖR AUF, MICH ANZULÜGEN!! Verdammt nochmal, ich dachte, wie arbeiten zusammen? Warst du nicht diejenige, die auf Vertrauen geschworen hatte?!“

Elza kam angelaufen. Spätestens jetzt wusste sie, dass Michiru anwesend war.

„Was ist hier los? Wieso schreist du sie an?! Und noch dazu in so einem Zustand! Michiru, was ist passiert???“ Sofort beugte sich Elza zu Michiru herunter, die auf dem Rasen Platz genommen hatte.

„Was für ein Unmensch bist du eigentlich?!“, schrie sie nun Haruka wieder an.

„Ich schreie sie an, weil es mein gutes Recht ist! Ich will nicht, dass sie sich unnötig in Gefahr bringt! Und tut mir Leid, wenn ich das sagen muss, Elza, aber das ist eine Sache die nur Michiru und mich was angeht.“

„Wenn du Michiru dabei aber weh tust, geht es mich als ihre Freundin sehr wohl etwas an, du Großmaul!!“

„Warum? Warum hast du mich nicht gerufen, Michiru? Elza, bitte. Gib mir 10 Minuten mit Michiru.“

„Nein.“

„Dann willst du also, dass Michiru bei eurem nächsten Treffen als Geist erscheint, weil sie dann nämlich tot ist?“

„So ein Blödsinn!“

Michiru seufzte. Es hatte ja keinen Sinn. Spätestens bei dem nächsten Dämon würde sie Harukas Hilfe wieder brauchen. Sie hoffte nur, dass ihre Feinde sich mit dem nächsten Angriff eine Woche oder mehr Zeit nehmen würden.

„Elza...ich glaube, ich muss wirklich mit Haruka sprechen.“

„Kannst du ja.“

„Unter vier Augen.“

„Also schön, wenn du meinst. Aber ich bin nicht weit weg. Also keine Angst, wenn er handgreiflich wird, ich komm sofort.“

„Danke.“

Haruka enthielt sich jeglichen Kommentars. Zumindest bis Elza außer Hörweite war:

„Was zum Geier hast du ihr über mich erzählt?!“

„Nichts. Die Vermutung, dass du handgreiflich werden könntest entspringt aus deinem Verhalten von gerade.“

„Kannst du nicht verstehen, dass ich sauer bin?!“

„Doch. Aber Elza nicht.“

„Ach, mir kann es im Grunde auch egal sein, was Elza über mich denkt. Also, warum?“

„Das ist unwichtig.“

„Nein, ist es nicht! Du bist die Einzige, die die Dämonen aufspüren kann, ich bin verdammt nochmal von dir abhängig! Wie soll ich dir denn helfen, wenn du mir nicht Bescheid gibst?“

„Dieses Mal ging es doch auch so.“

„Ja, und mit welchem Verlust?! Beim nächsten Kampf muss ich wirklich um dein Leben fürchten!“

„Deshalb rede ich ja jetzt mit dir. Ich werde dir bei den kommenden Kämpfen Bescheid geben. Reicht dir das?“

„Nein, ganz und gar nicht. So was ist für mich keine Partnerschaft, sondern ein Pflichtverbund.“

Michiru schwieg und starrte zu Boden.

„Warum? Ich verstehe einfach nicht, warum du das alleine durchziehen musstest! Du weißt doch, wie viel einfacher ist, wenn wir zusammen arbeiten!“

„Ja...aber...- “

„- Aber?!“

„Jetzt lass mich doch mal ausreden!“, fluchte Michiru und blickte sie an.

Haruka schwieg und nickte auf ihrer Unterlippe kauend.

„Es war am anderen Ende der Stadt. Und du hättest ewig gebraucht, um dorthin zu kommen!“

„Na und?“

„Ich....wollte, dass du in Ruhe lernst. Ich weiß, wie hart die Zeit gerade für dich ist.“

Haruka war erschlagen. Michiru hatte sich für sie geopfert.

„Du-Du hast sie doch nicht mehr alle“, meinte sie schließlich und lächelte sie berührt an. Als Michiru das Lächeln auffing, wich sie sofort mit ihrem Blick aus. „So eine kleine Spazierfahrt und der Kampf gegen einen Dämonen sind gut für den Kreislauf! Das unterstützt das Lernen doch nur!“, versuchte Haruka Kontakt mit Michiru Kontakt aufzunehmen.

„Ich bitte dich. Was auch immer du sonst noch für Geheimnisse vor mir hast – wir sind ein Team, also lass uns zusammen arbeiten, ja? Wir Sailor Kriegerinnen und haben eine gemeinsame Mission und die ist um vieles wichtiger als alle unsere Privatangelegenheiten. Und wenn eine von uns ausfällt, ist keine Garantie mehr auf einen Sieg und wir können diese Aufgabe unter Umständen nicht mehr erfüllen. Es gibt sonst niemanden, der das übernimmt!“

Michiru schluckte. „Du hast recht, Haruka,“

„Sieht du? Du musst kein schlechtes Gewissen dafür haben, dass du Geheimnisse vor mir hast.“

„Wieso denkst du, dass ich ein schlechtes Gewissen habe?“

„Weil ich es sehe. Eindeutiger als du kann man das ja wohl nicht zeigen!“

„Ach, jetzt plötzlich verstehst du mich?“

„Ich bin vielleicht blöd, aber so blöd, dass ich nach Tagen immer noch nicht merke, wie du worauf reagierst, bin ich nun auch nicht!“

„Na, dann,“ und Michiru lächelte ein wenig.

„Komm, lass uns schwören,“ meinte Haruka und hob ihr ihren kleinen Finger hin.

Überrascht blickte Michiru auf die Geste.

„Unser erster Schwur hat ja nicht so geklappt, hoffen wir, der zweite wird besser!“, sagte Haruka und lachte.

„Schwören auf was?“

„Auf gute Zusammenarbeit. Durch Dick und Dünn.“

Michiru hob den Kopf und sah Haruka in die Augen. Obwohl sie Haruka so schlecht behandelt hatte, hielt sie noch immer zu ihr und lächelte sie sogar an. Am liebsten wäre sie ihr weinend um den Hals gefallen und hätte ihr alles gestanden, wenn es nicht genau das gewesen wäre, gegen das sie die ganze Zeit angekämpft hatte. Aber Haruka hatte recht. Wenn sie ihr schon keine gute Freundin sein konnte, dann wollte sie ihr wenigstens eine gute Teampartnerin sein.

„Durch Dick und Dünn!“, rief Michiru feierlich und lächelte ihr zu.

„Yes!“, freute sich auch Haruka, als hätte Michiru gerade ihren Heiratsantrag angenommen. Aber im Anbetracht der Tatsache, dass sie in den letzten Tagen kaum ein Wort miteinander gewechselt hatten, war das hier wirklich etwas Besonderes. „Wir sprechen uns dann. Ruf mich an. Wenn's sein muss auch um Mitternacht oder danach. Und jetzt wünsch ich dir noch viel Spaß mit deinem Aufpasser-Hündchen! Bye bye!“ Und weg war sie.

„Aufpasser-Hündchen...“, murmelte Michiru und musste schmunzeln.

Arbeit schweißt zusammen

Arbeit schweißt zusammen
 

Der nächste Kampf ließ nicht lange auf sich warten und Michiru rief Haruka nach Chiba, wo der Feind zugeschlagen hatte. Leider brauchte Haruka noch einiges an Zeit und so verwandelte sich Michiru als erste und begann den Kampf, um den Dämon hin zu halten. Doch durch ihre Verletzungen konnte sie nicht ausweichen und wurde schon beim ersten Schlag schwer getroffen. Neptun schrie auf. Der Angriff des Dämons hatte sie mitten in die Rippen getroffen.

Gerade, als der Dämon zum finalen Schlag ausholen wollte, traf ihn jedoch ein golden leuchtender Planet mitten ins Gesicht und schleuderte ihn zur Seite.

„Neptun!!“, brüllte Uranus und stellte sich vor ihre Partnerin. „Ok, Freundchen, jetzt gibt’s auf die Fresse!!!“ Und mit diesen Worten traf sie den Dämon bei ihrem nächsten Wurf mitten in die Magengegend. Der Dämon krümmte sich vor Schmerz und brach zusammen. Nach und nach gab er dann endlich den menschlichen Körper frei. Ein etwa 30 Jähriger Angestellter sackte vor ihnen auf den Asphalt.

„Wolltest du ihn wieder allein fertig machen?“, fragte Uranus ihre Kollegin und hob ihr die Hand hin, doch Neptun schüttelte mit dem Kopf.

„Was ist?“

„Ich kann mich nicht bewegen, das tut zu weh...“

„Krankenwagen,“ beschloss Haruka und wählte entsprechende Nummer.

„Nicht schon wieder! Meine armen Eltern!“, stöhnte Neptun und lachte müde. Doch das verursachte ihr nur noch mehr Schmerzen.
 

Im Krankenhaus stellte sich heraus, dass sie drei Rippen angebrochen hatte. Der Arzt verschrieb ihr dringendste Bettruhe für die nächsten drei Wochen, aber Michiru protestierte, dass sie lernen müsse und der Arzt ließ sich zumindest breit schlagen, sie nach Hause zu lassen und im Bett lernen zu lassen.
 

Die folgenden Tage kam es immer wieder zu Kämpfen, die Uranus allein austragen musste. Michiru lotste sie vom Bett aus, wann immer sie eine Ahnung bekam. Teils musste sie das auch in Anwesenheit Elzas tun, die, wann immer Michiru Haruka kontaktierte misstrauisch wurde. Die Zusammenarbeit führte Michiru und Haruka wieder zusammen. Uranus' Abhängigkeit gab Michiru Ruhe. Es war schön, von ihr gebraucht zu werden, auch wenn es nicht auf emotionale Art war.
 

Mitte der letzten Woche ergab sich dann ein dämonenfreier Tag, den Haruka nutzen wollte, Michiru die Lösungen vorbei zu bringen, damit auch sie ihre Ergebnisse vergleichen konnte.

Am Vormittag war Elza jedoch überraschenderweise erschienen, sodass Michiru sich mit zwei Dingen konfrontiert sah, die sie hinter sich bringen wollte.

Da Elza die Erste war, die kam, machte Michiru sich bereit, ihre Beziehung zu beenden. Sie wollte weder Haruka noch Elza länger eine Beziehung vorgaukeln. Und darüber hinaus fühlte sie sich unehrlich. Haruka war die erste Person gewesen, die sie so aus dem Konzept gebracht hatte. Michiru hätte nie von sich geglaubt, dass sie zu solchen Mitteln greifen würde und nun schämte sie sich auch dafür, Elza benutzt zu haben, auch wenn es von vorne herein abgemacht war. Die Trennung erwies sich jedoch als komplizierter als gedacht:

„Jetzt, wo du dich mit Haruka wieder verstehst, brauchst du mich ja nicht mehr. Du kannst mich wegwerfen, habe ich recht?“, fragte Elza sarkastisch.

„Es...war doch von Anfang an dazu gedacht, nur eine Probebeziehung zu sein. Hast du etwa...Gefühle für mich?“, fragte Michiru vorsichtig.

„Das ist nicht der Punkt. Ich habe bemerkt, dass DU Gefühle für mich hast, wenn du mich hier“ - sie führte Michiru zu ihrer Brust - „berührt hast. Dass du rot wirst, dass du dich nicht zur Wehr setzt. Ich habe eher das Gefühl, dass du dich einfach nicht traust, eine lesbische Beziehung zu führen und deshalb wieder zu dem Typ fliehst.“

„Nein, so ist es nicht“, entgegnete Michiru sicher und fügte ein 'wenn du wüsstest' in Gedanken hinzu. „Elza...ich glaube, ich habe dich verletzt und es tut mir unglaublich Leid. Ich dachte, dass es nur ein Spiel für dich werden würde, aber ich hätte wissen müssen, dass es mehr wird.“

„Du läufst davon, Michiru! Ich weiß es!“

„Nein, ganz bestimmt nicht! Ich -“

„- Stör ich?“ Leise hatte Haruka die Tür aufgezogen und wankte mit dem Stapel Papiere herein.

„Ja, du störst!“, schrie Elza Haruka an und man sah ihr an, dass sie Haruka am liebsten mit einem Fußtritt aus dem Zimmer befördert hätte. Haruka ließ sich von Elzas bohrendem Blick jedoch nicht stören und legte die Papiere auf Michirus Kommode ab. Im Gegenteil, Elzas schlechte Laune provozierte sie nur dazu, sich Zeit zu lassen.

„Kann ich sie hier hinlegen?“, fragte sie Michiru nochmals zur Sicherheit.

„Ja, danke.“

„Du wirst die Lösungen ja so oder so nicht brauchen, wie ich dich kenne,“ neckte Haruka Michiru ein wenig.

„Ach komm, tu nicht so, als könnte ich schon alles! Ich mache immer noch viele Fehler!“

„Ja...so 3 von 100? Sind immer noch 97 Punkte und damit eine glatte 1,0!“

„So leicht lass ich mich nicht aufziehen!“

„Aufziehen? Das ist die Realität!“

„Erwähnte ich bereits, dass du störst?“, pfuschte Elza dazwischen.

„Bin gleich weg“, sagte sie zu Elza. „Ich wollte dir auch nur die Papiere bringen und schauen, wie es dir geht,“ wandte sie sich Michiru wieder zu.

„Mir geht es gut. Äh...Elzas Besuch heute war eine Überraschung -“

„- Eigentlich wollte ich ja heute eine heiße Nacht mit dir, Haruka“, ergänzte Elza für Michiru gekränkt.

„Ich glaube nicht, dass Michirus Satz so weiter gegangen wäre. Für ganz so unklug, in so einem Zustand solche Dinge zu versuchen, halte ich sie nicht,“ meinte Haruka und grinste Elza ins Gesicht. Auch wenn es mehr als schäbig war, sich zu freuen, dass hier gerade schlechte Stimmung zwischen Michiru und Elza herrschte, und Elza darüber hinaus auch noch Eifersucht gegen Haruka hegte, ließ der Streit Haruka einen innerlichen Freudensprung machen.

Michiru blieb bei Harukas Kommentar nur der Mund offen stehen. „Und...der Rest der Anschuldigung?“, fragte sie.

„Ach ich weiß nicht...könnt ich mir schon schön vorstellen...“, erklärte ihr Haruka und schien angestrengt zu überlegen, lachte sich innerlich aber schon kringelig. „Ich will dann mal nicht länger stören...“, drang davon nur nach außen und sie verließ summend das Zimmer.

„Willst du es wirklich beenden?“, fragte Elza, sobald Haruka aus dem Zimmer verschwunden war.

„Ja,“ Michiru war noch immer genauso ernst wie zuvor.

„Aber warum?“

„Weil ich dich nicht liebe und eine Beziehung wie du selbst sagtest, etwas Schönes sein sollte. Und wenn ich aus Gerechtigkeitssinn diese Dinge mit dir mitmache, weil du dich als Schutzschild für mich anbietest, ist das keine schöne Beziehung.“

„Du hast es nicht der Gerechtigkeits Willen getan! Das glaube ich dich nicht!!“, schrie Elza sie an. Sie war den Tränen nahe.

„Es tut mir Leid, Elza,“ entschuldigte sich Michiru und senkte den Kopf.

Elza rannte aus dem Zimmer und wäre dabei fast mit Haruka zusammen gestoßen, die nur wenige Meter von der Tür entfernt stand.

„Hast du etwa gelauscht?!“, fuhr Elza sie an, doch Haruka schüttelte nur den Kopf.

„Ich hab was vergessen. Kannst gerne auch unten nachfragen, da hab ich nämlich Bescheid gegeben.“

„LÜGNERIN!“, schrie Elza sie an und rannte an ihr vorbei.
 

„Ganz schön dicke Luft hier...dabei hab ich wirklich nicht gelauscht. Wozu auch?“, murmelte Haruka, als sie nochmals Michirus Zimmer betrat. Michiru fuhr, als die Tür sich öffnete, herum.

„Ich bin's nur...“, beruhigte Haruka sie. Michiru sackte wieder zusammen.

„Was ist denn los?“

„Ich hab Schluss gemacht...“

„Jetzt echt?“, fragte Haruka und versuchte dabei nicht allzu hoffnungsvoll zu klingen.

„Ja...Aber frag nicht -“

„- hatte ich nicht vor. Ich hab dir bereits gesagt, dass du so viele Geheimnisse haben kannst, wie du willst. Ich bin auch nur hier, weil ich was vergessen hab. Wo ist es denn nur?“, fragte sich Haruka, ließ ihren Blick schweifen und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Dann durchsuchte sie den Stapel Blätter, die sie Michiru mitgebracht hatte. „Ach da – ich hab's!“ Glücklich zog sie ein kleines dünnes, graues Heftchen aus dem Stapel.

„Was ist das?“

„Ein Heft in Din A 5, in das man Wörter einer Fremdsprache schreibt. Auch Vokabelheft genannt.“

„Du besitzt so was?“, zog nun Michiru sie ein wenig auf.

„Ja, in der Tat. Seit...2 Wochen...“

„Ah...und ich dachte schon, meine Menschenkenntnis hätte mich im Stich gelassen...“

„Na hör mal, ganz so faul bin ich nun auch nicht. Sonst hätte ich es nicht bis in die Abschlussklasse geschafft, oder?“, maulte Haruka ein wenig beleidigt.

Michiru kicherte dazu nur. „Ist mir manchmal auch ein Rätsel...“

„Ja, ja...lach du nur, du Streberin!“, regte Haruka sich spielerisch auf. „Du wirst schon sehen! Bei den Abschlussprüfungen stecke ich dich mit links in die Tasche!“

„Viel Glück, Haruka.“

„Tsss.....- darf ich mich kurz setzen?“, fragte Haruka und zeigte auf Michirus Bettkante.

„Ja, sicher,“ meinte Michiru.

„Aufschreien, wenn ich deine Beine treffe, ja?“

„Ich kann auch rutschen!“

„Uff....“, stöhnte Haruka und stützte sitzend die Ellenbogen auf ihre Schenkel. Mit ihren Händen fuhr sie sich nochmals durch die Haare. „Ich kann echt nicht mehr....Kreuzchen, Kreuzchen, Kreuzchen....Ich träume sogar schon davon! Furchtbar!!“*

Dazu konnte Michiru wieder nur lachen. Über solche 'Alpträume' konnte sich auch nur jemand wie Haruka aufregen.

„Das ist nicht witzig!“, meckerte Haruka gespielt und blickte Michiru an. Doch Michiru lachte nur weiter und lächelte ihr schließlich zu. Sie war froh, dass Haruka noch immer so gut gelaunt war und zu ihr hielt und dass sie sich nun so ungezwungen unterhalten konnten.

Als Haruka sie so sah, musste sie schlucken. Michiru sah so schön aus, wenn sie glücklich war; das lange, wellige Haar und ihre Augen strahlten im Sonnenlicht. Am liebsten hätte sie mit ihrer Hand ihre Wange gestreichelt. So aber, wie die Dinge standen, musste Haruka sich auf ein Lächeln beschränken.

Sie hatte absolut keine Lust, dieses Zimmer zu verlassen, also legte sie sich mit ihrem Oberkörper auf die Decke neben die Wölbung, die verriet, dass dort wohl Michirus Beine liegen mussten.

„Kann ich noch ein bisschen bleiben? Nur fünf Minuten...“

„Ja, klar...“, antwortete Michiru, auch wenn ihr Harukas Nähe doch noch immer ein mulmiges Gefühl verursachte.

„Hier riecht es so gut...was für Blumen sind das?“, fragte Haruka, auch wenn sie wusste, dass es Michirus Duft war, der sie so benebelte.

„Ich weiß nicht...ich hab noch eine Lilie drüben auf der Kommode stehen, wie du gesehen hast...aber sonst...“, erklärte Michiru und behielt dabei bei sich, dass es wohl kaum die Lilie sein konnte, die Haruka wohl so wohl duftend fand. Eine Weile beobachtete sie Haruka, die ihre Augen geschlossen hatte. Auch Harukas goldenes Haar glänzte im Sonnenlicht. Sie schien eingenickt zu sein. Vorsichtig richtete Michiru sich ein wenig auf, um Haruka näher zu betrachten, doch Haruka blieb in ihrer Stellung unverändert.

'Soll ich...?', überlegte Michiru und legte ganz behutsam ihre Hand auf Harukas Kopf. Haruka blieb unverändert und Michiru wagte es, ganz vorsichtig, durch Harukas Haare zu fahren. Wie sehr hatte sie das vermisst!

Haruka ging es ebenso und ihre Augen schlossen sich vor Genuss noch ein wenig dichter. Die Berührung war so wohltuend, dass Haruka wirklich wie erschlagen dalag und alles um sich herum vergaß. Da war nur noch diese Berührung...
 

Erst als Michiru nach einer halben Stunde ihre langsm Hand zurück zog, schreckte Haruka aus ihrer Trance und schlug die Augen auf. Als Michiru das sah, zog sie augenblicklich ihre Hand ganz zurück und blickte Haruka wie versteinert an.

„Du – Du hast ja gar nicht geschlafen!“

„Wenn du mich nur in schlafendem Zustand streicheln möchtest, kann ich gerne die Augen wieder zumachen,“ erwiderte Haruka in verführerischem Tonfall und konnte sich ein leichtes Grinsen bei dem schock, den Michiru erlitten hatte, nicht verkneifen. Das war süß, wie Michiru so völlig aus der Fassung gebracht vor ihr saß und nun auch noch rot anlief.

„An deiner Stelle würde ich nicht wieder einschlafen. Wie war das mit den fünf Minuten? Es ist schon eine halbe Stunde vergangen!“, ermahnte sie Michiru ein wenig beleidigt und hob ihr ihren Wecker vor die Nase.

„Wie bitte?!“, schreckte Haruka nun auf und nahm den Wecker in die Hand. „Oh verdammt! Ich muss weiter machen!“ 'Aber ich will nicht!', setzte die in Gedanken dazu und fiel wieder in sich zusammen. 'Haruka, reiß dich zusammen, du hast ein Ziel!', ermahnte sie sich nun selbst und ihr Gesichtsausdruck wurde ernst.

„Yosh!“, rief sie dann aus, stützte sich auf ihre Arme und zwang sich, aufzustehen.

Michiru beobachtete sie interessiert.

„Dann wollen wir mal. Tut mir Leid, dass ich doch so lang geblieben bin und dich auch vom lernen abgehalten hab! Ähm...dann bis zu den Prü – wobei – was machst du am letzten Tag vor den Prüfungen? Wollen wir nicht was unternehmen?“

„W-Wie? Ich lerne da,“ fragte Michiru ein wenig perplex.

„Oh, ach so. Naja, ich wollte mir zur Belohnung einen tag frei nehmen. Und 24 Stunden Kreuzchen am Stück halte ich so oder so nicht aus. Aber wenn du lernen willst...kann man nichts machen. Dann...bis zu den Prüfungen!“

„J-Ja. Bis zu den Prüfungen.“ Und schon war Haruka aus dem Zimmer gestürmt.
 

Das Lernen erwies sich dann jedoch doch als schwerer als gedacht, denn als Haruka wieder vor ihrem Schreibtisch saß, bekam sie Michiru nicht mehr aus dem Kopf.

'Mist, ich hätte nicht gedacht, dass ich jetzt bei dem kurzen Aufenthalt einen Rückfall bekomme..', verfluchte Haruka sich selbst und vergrub ihren Kopf in ihren Armen. Doch Michirus lächelndes Gesicht und das wohltuende Gefühl, als sie sie gestreichelt hatte, wollten einfach nicht verschwinden. Zu allem Überfluss war allein der Gedanke daran so beruhigend, dass Haruka auf ihrem Schreibtisch einschlief.

Es war ihr Vater, der mit seinen Worten aus dem Schlaf riss: „Haruka, Abendessen!“

„WIE BITTE?!“, fuhr Haruka herum und riss ihre Zimmertür auf. „Abend – essen?? Wie spät ist es?“

„Schon nach Acht. Hatte mich gewundert, ob du vielleicht schläfst...“

„Oh mein Gott! Ich verdammte Schlafmütze!!“, verfluchte sie sich wieder. „Wieso? Wieso müssen in drei Tagen diese verdammten Prüfungen sein?! Am Ende muss ich den letzten Tag doch noch vollplanen...“

„Jetzt iss erst mal was, dann sieht die Welt anders aus,“ versuchte ihr Vater sie zu besänftigen. Haruka blickte ihren Vater an und seufzte. „Vielleicht hast du recht.“
 

„Wo möchtest du dich denn gerne bewerben?“, fragte ihr Vater sie und schenkte sich ein Bier ein.

„An der Mugen Gakugen.“ - Und schwupps lief das Bier auf den Tisch.

„Wohin?!“, Harukas Vater stand der Mund vor Schreck offen.

„Papa, pass auf. Ich will das nachher nicht auch noch putzen...“

„Oh!“, fing er sich wieder und drehte die Bierflasche wieder auf ihren Boden. „Mugen Gakugen...“, murmelte er dann und wiegte seinen Kopf. „Mein lieber Mann...“

„Hmmm.....“
 

Die kommenden Tage konnte Haruka sich jedoch wieder fangen und letztlich nahm sie sich am letzten Tag dann doch frei. 'Bringt ja eh nichts, jetzt noch Stoff in die Birne zu hau'n...'. Faul lag sie ein wenig länger als sonst im Bett. Eigentlich wollte sie ausschlafen, doch sowohl ihr Schlafrhythmus als auch der Gedanke daran, dass sie heute etwas mit Michiru unternehmen könnte, ließen dies nicht zu.

'Wenn Michiru heute Zeit hätte....', malte sich Haruka aus, 'dann...würden wir ins Kino gehen...und einen Kaffee gemeinsam trinken. Sie würde ein hübsches Sommerkleid tragen, wie neulich...und im Sonnenuntergang könnten wir abends am Strand spazieren gehen...Vielleicht könnte ich auch ihre Hand ergreifen...oder sie umarmen....oder...' Haruka seufzte. Es half ja nichts. Michiru wollte heute lernen. Aber vielleicht sollte sie zur Sicherheit nochmal bei ihr anrufen? Vielleicht hatte sie sich ja doch umentschieden? Versuchen konnte man es ja mal...Aber sie wollte sie nicht vom Lernen abhalten...

Haruka blickte auf die Uhr. Es war gerade mal Elf Uhr. Irgendwie würde sie den Tag schon rum bekommen. Vielleicht könnte sie doch noch lernen...

Missmutig klemmte sich Haruka probeweise vor den Schreibtisch. Doch es half alles nichts. Nachdem sie eine Viertelstunde auf die 85ste Seite ihres Mathebuchs gestarrt hatte, war sie erst soweit, dass sie erkannte, dass das vor ihr keine Buchstaben, sondern Zahlen waren. Wahrscheinlichkeitsberechnung...Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass es Michiru stören könnte, wenn Haruka sie anrief? Fünf Minuten..fünf Minuten wären schon in Ordnung – 'Ok, ich mach's!'

Hecktisch suchte sie nach ihrem Handy und wählte dann Michirus Nummer.
 

Diese hatte gerade etwas abwesend aus dem Fenster gesehen. Seit gestern konnte sie wieder einigermaßen durch die Gegend laufen und draußen war so schönes Wetter... - 'Nanu?' Harukas Name erschien auf ihrem Handy. 'Anruf von Haruka...', las Michiru in Gedanken.

„Ja, hallo?“

„Hey, Michiru. Ich...ähm...wollte...also ich war mir nicht mehr sicher, ob wir heute was ausmachen wollten, oder nicht...aber weißt du, es ist so tolles Wetter! Ich hatte mir überlegt, dass...“

Und Haruka erzählte schwärmerisch von ihrem Tagesplan, ohne Michiru zu Wort kommen zu lassen. Nur die letzten Details ließ sie aus. Schließlich wollte sie Michiru nicht verschrecken.

Michiru musste bei Harukas Euphorie lächeln.

„Gut,“, sagte sie schließlich. „Machen wir das.“

„W-Wie? Sag das nochmal!!“, kam es von der anderen Leitung.

„Unternehmen wir was“, wiederholte Michiru es unmissverstehbar.

Harukas „Yeaha!!“-Freudenschrei ließ Michiru ihr Handy eine Elle breit von sich halten. Haruka hatte ihrer Freude so lauten Ausdruck verliehen, dass wohl auch die Nachbarn mitbekommen haben sollten, dass es ihr heute gut ging.

„Wann treffen wir uns?“, fragte Michiru, nachdem sie sicher sein konnte, dass Haruka ihren Freudentanz beendet hatte.

„Gleich?“

„Na ja, du musst je erst noch zu mir kommen...“

„Ja, ich sagte ja, gleich.“

„Ist gleich bei dir 'in einer Stunde'?!“

„Nein, aber wenn ich ein bisschen schneller fahre...“

„Nein, Haruka, nein!!! Du hältst dich gefälligst an das Geschwindigkeitslimit! Ich habe nichts davon, wenn du vor Freude gegen den nächsten Pfosten rast!!“

„Für wen hältst du mich?! Ich kenne mich mir Geschwindigkeit aus!“

„Nein, Haruka, bitte. Ich muss so oder so noch duschen und mir überlegen, was ich anziehe. Also, sei bitte so vernünftig und fahr normal. Der Tag ist noch lang genug.“

Haruka seufzte. „In Ordnung...“

„Danke, Haruka. Also, bis nachher! Und ich will dich hier nicht vor halb eins sehen!!“

„Ja....“
 

Bis auf diese kleine Querelle lief der Tag aber sehr gut. Trotz ihres „Neutralitätspaktes“ sahen sie sich einen Liebesfilm an und Michiru lehnte sich ab und zu ein wenig an Harukas Oberarm an. Der Kuchen im Café war köstlich, Michiru trug das schöne Sommerkleid und es tat beiden sehr gut, ein paar ganz alltägliche Gespräche zu führen. Heute schienen sich auch ihre Feinde einen freien Tag gemacht zu haben, denn Michiru konnte nichts Verdächtiges wahrnehmen.

Gegen Spätnachmittag fuhr Haruka dann – sie war mit ihrem Lamborghini gekommen – mit Michiru an den versprochenen Strand. Da Michiru noch immer sehr unsicher lief, hob Haruka sie aus dem Auto und trug sie die Düne herunter bis an den Strand. Michiru schwieg. Sie wahr überglücklich, aber auch peinlich berührt.

Als die beiden am Wasser angelangt waren, begann die Sonne bereits, mit dem Ozean zu verschmelzen.

„Wollen wir ein wenig durch's Wasser waten?“, schlug Michiru vor.

Haruka verzog das Gesicht. „Tut mir Leid, aber Wasser ist nicht so meins...Du bist die Königin des Meeres, Michiru Kaioh!“**

„Schade,“ erwiderte Michiru enttäuscht. Dann zog sie ihre Sandalen aus und machte ein paar Schritte.

Sofort ergriff Haruka ihre Hand. Michiru erstarrte einen Augenblick und blickte von Harukas Gesicht zu deren Hand und zurück.

„Damit du nicht stolperst!“, verteidigte sich Haruka.

Eigentlich sollte Michiru wieder enttäuscht sein, doch dieses Mal freute sie sich nur. Haruka sorgte sich immerzu um sie und die Dankbarkeit, die sie dafür empfand war ihr viel wichtiger, als ihre egoistischen Gefühle, die von Haruka verlangten, sie zu lieben.

Eine ganze Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, bis die Sonne am Horizont verschwunden war und der Himmel sich nach und nach in ein Farbenspiel aus lila, blau, grau und Rottönen verwandelte.

„Wollen wir uns noch ein wenig hinsetzen oder möchtest du lieber ins Warme?“, fragte Haruka.

„Ich würde gerne noch bleiben.“

„Dann lass uns dort Platz nehmen,“ meinte Haruka und zeigte in Richtung Düne, hinter der sich ein paar hohe Felsen türmten.

Michiru nickte und sie setzten sich nebeneinander an den etwas windgeschützten Platz. Sobald sie sich gesetzt hatten, war Haruka quasi gezwungen, Michirus Hand loszulassen, weil es keinen Grund mehr gab, sie zu halten, doch das Loslassen fiel ihr schwer, auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ. Versuchsweise legte Haruka dann doch ihre Hand auf Michirus. Es kam keine peinliche Frage oder Beschwerde. Ob sie ein wenig weiter gehen konnte? Was würde zu Doppeldeutigkeiten führen? Was war noch Freundschaft?

Wie aus Versehen ließ Haruka ihre Finger zwischen die Michirus sinken und tastete sich langsam vor, ihre Finger ganz um Michirus Hand zu legen. Michirus Blick blieb an das Meer gehaftet, also drückte Haruka leicht zu.

Michiru schloss die Augen. Harukas Griff bereitete ihr volle Sicherheit und auch sie knickte ihre Finger ein, sodass sich ihre Hände nun wirklich verhakten. Abwesend bewegte Michiru ihren Daumen entlang von Harukas kleinem Finger.

Die fast unscheinbare Liebkosung Michirus jagten Haruka einen wohligen Schauer über den Rücken. Sie überlegte, ob sie Michiru wirklich streicheln durfte, entschied sich aber dagegen. Der Moment jetzt war schon Fortschritt genug. Plötzlich fröstelte es Michiru.

„Ist dir kalt?“

„Es geht...mir ist ein bisschen komisch.“

„Komm noch ein Stück zu mir“, lud Haruka sie ein und legte mutig ihre Hand um Michirus Lende, um sie zu sich zu ziehen. Michiru lächelte, fror aber noch immer.

„Ok, anders!“, entschloss sich Haruka. „Bleib, wie du bist!“ Und mit diesen Worten löste Haruka ihre Hände und setzte sich hinter Michiru. Dann legte sie einen Arm um Michirus Bauch. „Beine anziehen!“, befahl Haruka. Michiru gehorchte etwas perplex. Kaum waren Michirus Füße in Reichweite, legte Haruka eine Hand um Michirus Fuß. „Dachte ich's mir doch, Eiszapfen! Im Sommer!! - Ist das noch bequem für dich?“

„Ja. Und für dich?“

„Auch.“

Haruka konnte es kaum wagen, aber der Arm, der an Michirus Bauch lag, schob sich unweigerlich einige Zentimeter nach oben.

Michiru spürte es, ließ es aber unkommentiert geschehen. Wie weit würde Haruka gehen? Oder war das nur ein Versehen? Sollte sie sie fragen? - Gerade in diesem Moment durchfuhr es sie wie ein Blitz und stieß Haruka, die ihren Kopf gerade auf Michirus Schulter sinken lassen wollte beim Aufrichten direkt an die Stirn.

„Ein Dämon! Im Yoyogi-Koen!“

„Herrlich...!“, stöhnte Haruka und rieb sich fluchend die Stirn.
 


 

* Japanische Testaufgaben sind zum Großteil Multiple-Choice-Aufgaben, bei denen mehrere Lösungen angegeben sind und die richtige ausgewählt werden muss.

** Anspielung auf die Übersetzung von Michirus Nachname (kai = Meer, oo=König/in)

Katastrophe mit Folgen

Katastrophe mit Folgen
 

Achtung, ich habe bei dem letzten Kapitel noch einen Absatz hinzugefügt! (Vom 28.12.2011)
 


 

Mit dem Auto waren es keine 10 Minuten zu besagtem Park. Kaum waren sie angekommen, wollte Haruka losstürmen, doch Michiru packte sie am Arm:

„Nimm mich mit!!“

„Aber du bist noch nicht genesen!“

„Ich lasse dich nicht allein kämpfen!“

„Oh Mann...aber laufen lasse ich dich nicht!“ Und mit diesen Worten ging Haruka zur anderen Seite des Autos und hob Michiru aus dem Wagen. „Wohin jetzt?“, fragte Haruka ihre Partnerin.

„Geradeaus! - Stop, jetzt links!“, lotste Michiru sie. Sie hielt die Augen vor Konzentration geschlossen. „Rechts! Hier müsste -“

„Ich seh's schon....“, murmelte Haruka und sah dem abfahrenden ihnen wohl bekannten weißen Auto mit dem schwarzen Stern hinterher. Hier irgendwo sollte der Dämon sein...

Haruka blickte sich um. Keine Spur von dem Monster.

„Macht der Neptunnebel, mach auf!!“, rief Michiru plötzlich; sie hatte ihren Stab bereits gezogen. „Was ist Haruka, willst du hier Wurzeln schlagen?“, fragte sie keck und baute sich vor Haruka auf.

„Nein, bei Leibe nicht!“, entgegnete Haruka und grinste ihr zu. „Macht der Uranusnebel – mach auf!!“

Uranus trat hinter Neptun. „Und, wo ist er?“

„Ich kann seine Anwesenheit deutlich spüren...“

„Vielleicht irgendwo im Park?“ Haruka wagte ein paar Schritte hinein. Da schrie Michiru plötzlich hinter ihr auf:

„Zur Seite, Uranus!!“

Uranus wich zur Seite aus, sah aber noch nicht recht wozu. Neben ihr schoss Neptuns Planet in einen der Bäume. Der runzelige Baum schrie auf, krümmte sich und gab den menschlichen Körper frei.

„Das war knapp. Hat er dich erwischt?“, fragte Neptun und rannte zu Uranus.

„Nein. Da warst du eindeutig schneller. Was war denn?“

„Hast du nicht die Wurzeln gesehen, die er nach dir ausgestreckt hat?“

„Nein. Ich hab nicht – Was ist los, Neptun?“

Michirus Blick war plötzlich erstarrt. „Da, schau...“, flüsterte sie.

Haruka drehte sich um. Dort lag noch immer der menschliche Körper, ein vielleicht 1,60 m großer Mann mit orangefarbener Arbeitskleidung und Kappe, das Gesicht im Boden vergaben. Der Herzkristall, der eigentlich in den Körper seines Besitzers zurück kehren sollte, schwebte noch immer darüber. Aber nicht nur das, sein Licht schien langsam aber sicher zu erlöschen...

„Was ist los?“, fragte Haruka sich laut. „Eine neue Marotte unserer Feinde?!“

Michiru schwieg. Gerade wollte sie den erlöschenden Herzkristall in die Hände nehmen, doch als sie ihre Handflächen schützend um ihn legte, zersplitterte er in tausende Stücke.

„Was zum -?!“, schrie Haruka auf. „Wieso...?“

„Uranus, könntest du den Puls dieses Menschen ertasten?“, bat sie Neptun. Ihre Stimme war tonlos.

„Du meinst...?“, Haruka beugte sich herab und suchte am Hals nach dem Puls. Dabei fiel die Kappe zu Boden. Dünne, graue Haare kamen zum Vorschein. Haruka suchte und suchte. Gegen Ende fuhr sie die Schlagader immer hektischer auf und ab. Da war nichts. Sie drehte den Körper.

Den beiden bot sich ein grauslicher Anblick: Das Gesicht war das eines Mannes, dessen Haut so runzelig war, wie die Rinde des Baumdämons; Mund und Augen standen reglos offen.

„Er ist tot!“, schrie Neptun auf und brach zusammen. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Der Kristall ist gesplittert, weil er keinen Besitzer mehr hat!!“

Haruka stand wie erstarrt da. Vorsichtig legte sie den Kopf des Mannes zu Boden. Es bestand kein Zweifel, dieser Mensch hatte die Welt der Lebenden bereits verlassen.

Von Michirus Seite kam lautes Schluchzen. „Ich wusste, dass es irgendwann passiert! Ich wusste, dass ich irgendwann einmal jemanden töten -“

„- Neptun! Nein, Michiru, hör auf, dir die Schuld in die Schuhe zu schieben! Ein Mann in diesem Alter konnte eine Verwandlung in einen Dämon nicht überstehen!! Es ist nicht deine Schuld!“

„Der Dämon hat noch gelebt! Was ihn getötet hat, war der Schlag mit meinem Planeten!“

„Aber was hättest du denn tun können?! Ihn als Dämon weiterleben lassen? Er hätte hier Menschen in Gefahr gebracht!!!“ Doch Michiru ließ nicht mit sich reden. Ihr Schuldgefühl schien so tief zu sitzen, dass sie Harukas Worte einfach ausblendete.

„Michiru, wenn, dann sind wir beide Schuld. Wir haben uns beide auf diese Mission eingelassen, und diese implizierte nun mal auch menschliche Opfer! Bitte, hör mir doch zu!“

„Du verstehst das nicht!! Du warst es nicht, die ihn umgebracht hat!!“

„Aber ich hätte es genauso sein können! Michiru!“ Haruka verwandelte sich zurück und legte ihre Arme um sie, doch Sailor Neptun stieß Haruka von sich.

„NICHT! Du machst es nur noch schlimmer!!“ Haruka war die Letzte, in deren Arme sie sich fallen lassen wollte. Die Letzte, vor der sie solche Schwäche zeigen wollte. Wenn sie sich jetzt, in diesem Augenblick in Harukas Arme fallen lassen würde, würde sie sich hemmungslos ausweinen. Sie käme nicht mehr von ihrer Partnerin los. Sie würde sich wünschen, dass Haruka in ihr Herz blicken könnte und sie trösten könnte. Aber wenn sie in ihr Herz sähe, würde sie erkennen, dass Michiru sie bezüglich ihrer Gefühle die ganze Zeit belogen hatte. Sie konnte sich Haruka einfach nicht öffnen. Sie würde ihr gerne so nah sein wollen. Es wäre schmerzvoll. Viel schmerzvoller, als diese Sache allein durch zu stehen.

„Aber du musst aufhören, es in dich hinein zu fressen!!“

„NEIN, ICH KOMM SCHON KLAR!!“ Michirus Stimme war so schrill, dass Haruka automatisch zurück wich. Es tat ihr unbeschreiblich Leid, Michiru in einem solchen Zustand zu sehen.

„Michiru....“, versuchte es Haruka nochmals und streckte ihre Hand nach ihr aus, doch auch diese schlug Michiru von sich. „FASS MICH NICHT AN!!“

Haruka schluckte. Was sollte sie tun? Sie wollte Michiru unbedingt beistehen. Aber wie? Wenn sie es nicht akzeptierte? Letztlich war es ja doch Michiru, die diese Partnerschaft nicht zuließ. Aber was bedeutete das schon? Was bedeutete diese Zusammenarbeit schon, wenn sie dafür sorgte, dass eine von ihnen so zu leiden hatte? Gar nichts war sie wert, diese Partnerschaft! Sie wollte Michiru nicht als Sailor Kriegerin helfen, sondern als Mensch. Als Haruka. Und sie wollte nicht Sailor Neptun helfen. Sondern Michiru. Michiru, die sie liebte. Deren Lächeln das das schönste der Welt für sie war. Deren Lachen ihr kostbarer war, als aller Besitz, den man haben konnte. Deren Berührungen und deren Anwesenheit einen Frieden in ihr auslösten, wie ihn kein Sieg in der Welt, in einem Rennen oder einem Kampf ihn ihr bringen konnten. Haruka sackte neben Michiru ins Gras.

„Michiru...ich liebe dich! Und was immer auch passiert, ich möchte bei dir sein. Verstehst du das nicht? Bitte, geh diesen Weg nicht allein. Ich flehe dich an! Das halte ich nicht aus...“

„Du tust was?“, fragte Michiru plötzlich nach einem Moment drückender Stille.

„Ich halte das nicht aus.“

„Nein, das andere!“

Haruka überlegte kurz. „Ich...liebe dich?“

Michiru blickte sie an. In ihren Augen lag nicht nur Misstrauen, es war Ekel. Haruka schreckte zurück, aber wie auch immer Michiru darauf reagierte; es waren ihre Gefühle und diese würde sie nicht länger geheim halten. Nicht unter diesen Umständen.

„Dein Mitleid kannst du dir sparen!“, zischte Michiru ihr entgegen.

„Mein was?!“, fragte Haruka vollkommen perplex. Wieso denn Mitleid?!

„Mir Gefühle vorzuspielen, nur weil du dir jetzt hilflos vorkommst, ist das Letzte!“

„Ähm...Michiru, alles klar?“, fragte Haruka noch immer vollkommen verständnislos.

„DU LÜGST!“

„Nein, tu ich nicht. Ich mein das vollkommen ernst! Wieso sollte ich dir Gefühle vorgaukeln, bist du noch ganz dicht?!“

„DU LÜGST!!“, schrie Michiru nochmals und vergrub wieder das Gesicht in den Händen.

„Michiru, so ein Blödsinn!“, fluchte Haruka und kam nun doch wieder näher, um Michiru am Arm zu packen, damit sie sie ansah. „Michiru!“

„NEIN!“, schrie diese nur und schüttelte den Kopf.

„Natürlich liebe ich dich! Jetzt sieh mich doch an!!“

Michiru schluchzte, aber gegen ihre eigene Hoffnung konnte sie sich nicht wehren. Was, wenn es wirklich so war? Wenn Haruka wirklich...wirklich....- langsam ballte sie ihre Hände zu leichten Fäusten. Sie zitterte und ihr Blick war noch immer gen Boden gerichtet. Haruka wartete geduldig wie gespannt.

Dann hob Michiru den Blick. Ihre Zähne hatte sie zusammen gebissen und nur schwer ließ sich ihr Kiefer zum sprechen lösen: „W..irklich?“, flüsterte Michiru.

Ihre Augen trafen sich. Von dieser tiefen Unsicherheit, die Michiru verströmte angesteckt, sprach nun auch Haruka mit fast flüsternder Stimme: „Ja.“ Und als hätte sie erst jetzt begriffen, wie die Lage stand, rief Haruka nochmals laut aus: „Ja, verdammt nochmal, und wie!!“ - legte ihre Hand und Michirus Nacken, zog sie zu sich und küsste sie innig. Die plötzliche Spannung, die sich in Michiru löste und das lange, lange ersehnte Gefühl, Haruka so nah so spüren, entlockten Michiru ein leises Stöhnen. Alle Last schien von ihr zu fallen und Tränen flossen an ihren Wangen herab.

Haruka löste sich von ihr, um sie zu betrachten. Auch ihr lagen kleine Tränen in den Augen.

„Was weinst du denn, du Dümmerchen?! Ich dachte, du würdest dich freuen!“

Doch Michiru weinte nur noch mehr, schluchzte und warf sich Haruka und zog Harukas Körper an sich. „Ich liebe dich, Haruka.“

„Ich dich auch, Michiru. Zum dritten Mal, heute Abend...“

„Wie das klingt...“, rief Michiru plötzlich und musste lachen.

„Was denn? Das ist das dritte Geständnis, weil du mir ja nicht glaubst!!“

„Wie sollte ich auch? Du hast nie etwas davon gezeigt!“

„Hast du mich denn gefragt?!“

„Über so was redet man doch nicht!“

„Ich glaube, das hätte uns beiden aber ganz gut getan!“

„Mit Sicherheit...“

„Michiru, darf ich dich nochmal küssen?“

„Ja, aber nur einmal. Hier ist wirklich der schlechteste Ort und die schlechteste Gelegenheit, überhaupt!“

„Ich weiß. Dass gleich jemand sterben muss, damit wir über unsere Gefühle reden...“

„Das ist nicht witzig, Haruka.“

„Das war auch todernst gemeint. Ich finde das furchtbar.“

„Küsst du mich nun, oder nicht?“

Haruka musste einmal kurz blinzeln. „So offensiv kenne ich dich gar nicht...“

„Ich dachte, ich soll über meine Gefühle reden?“

„Ja, sollst du!!“ Und mit diesen Worten zog Haruka Michiru nochmals zu sich und versiegelte ihre Lippen mit den ihren. Mehrmals liebkoste sie Michirus Lippen mit den ihren und drang dann sachte mit ihrer Zunge in ihren Mund ein. Von dieser noch innigeren Berührung entzückt, stöhnte Michiru abermals. Es war mehr als süß. Zu gerne wäre Haruka mit Michiru jetzt an jedem anderen Ort gewesen, aber so war sie gezwungen, doch von ihr abzulassen.
 

„Ich gehe die Polizei rufen“, erklärte Haruka. „Aber bis sie hier sind, solltest du langsam mal daran denken, wieder in dein Ziviles Ich zu wechseln. - Auch wenn mir der kurze Rock an dir natürlich auch sehr gefällt!“ Verschwörerisch grinste Haruka Michiru an. Diese errötete ein wenig, grinste aber auch.

„Hab mir schon gedacht, dass du ein wenig...angeturnt bist...das gerade war keine Absicht...“

„Das ist ja gerade das Schöne. Wegen mir kannst du gerne immer solche niedlichen Laute von dir geben!“

„Das hättest du wohl gern!!“

„Ja, sagte ich ja. Aber jetzt erst mal an die Arbeit.“ Haruka wählte die Nummer und als die Polizei angefahren kam, erklärten die beiden, sie hätten den Mann in diesem Zustand aufgefunden. Die Schuldgefühle Michirus waren noch lange nicht vergessen, doch Harukas starke Hand, die die ihre seit sie sich aufgerichtet hatten nicht mehr losgelassen hatte, gab ihr Beistand.
 

Auf dem Weg zu Michiru begann Haruka plötzlich zu nörgeln:

„Weißt du, WIE eifersüchtig ich auf Elza bin, dass sie davor schon an dich ran durfte und du vor ihr diese niedlichen Laute abgegeben hast?“

„Das mit Elza...ist nicht so, wie du denkst. Ran gelassen, ja. Aber das war nicht gerade romantisch. Und ich habe bei auch nicht ...du weißt schon. Wie vorhin eben...“

„Wieso dann also? Wozu die Beziehung?“

„Wegen dir natürlich! Ich musste dich aus dem Kopf bekommen! Aber du hast recht...ich habe mich quasi verkauft...und das fühlt sich fürchterlich an. Wie es Elza geht, will ich mir gar nicht ausmalen...“

Über die Begründung hob Haruka nur verwundert die Brauen, beschloss aber, nicht länger darüber zu reden: „Glaub nicht, dass sie nicht auch ihren Spaß an der Sache gehabt hat. Ich schätze sie nicht so ein, dass sie sich von so etwas nieder machen lässt.“

„Das weiß man nie. Wenn es um Liebe geht, ist alles möglich. Bei dir war ich mir auch ziemlich sicher!“

„Wozu hat der Mensch noch gleich die Sprache erfunden...?“

„Jetzt tu nicht so, als ob du vollkommen unschuldig wärst! Hast du mich denn gefragt?“

„Nein. Aber deine Deckung ist ja so oder so immer perfekt. Wie sollte ich da was erahnen?“

„Und du meinst, deine wäre weniger perfekt gewesen?“

„Ist das jetzt wichtig?“

„Nein. Ich möchte nur Recht haben!“, meinte Michiru verspielt kindisch.

„Da legst du dich aber mit der Falschen an!“, entgegnete Haruka im selben Tonfall.

„Das will ich hoffen!“, sagte Michiru und kicherte. Dieses typische Michiru-Kichern entlockte Haruka ein erleichtertes Lächeln.
 

Das Haus von Michirus Eltern lag in Dunkelheit. Kein Licht brannte in der ganzen Wohnung.

„Nanu, so spät kann's aber nicht sein!“, wunderte sich Haruka.

Michiru schaute auf ihre Uhr. „Nein, ist gerade mal zehn Uhr. „So spät gehen sie nicht schlafen.“

„Stromausfall?“

Michiru überlegte. „Ach, nein! Stimmt ja, heute ist Sonntag! Sie wollten heute ins Konzert!“

„Sturmfreie Bude?“, rief Haruka und kleine Katzenohren der Hoffnung richteten sich auf Harukas Kopf auf.

„Möchtest du noch rein kommen?“, fragte Michiru und musste bei Harukas eindeutigem Blick grinsen.

„Wenn ich darf?“, entgegnete Haruka und verbeugte sich. „Wäre mir eine Ehre.“
 

Michiru schaltete die Lichter im Wohnzimmer und im Flur an. Haruka blickte sich um. Es schien ihr ewig her, seitdem sie das letzte Mal in Ruhe hier gewesen war. Bei ihrem letzten Besuch war sie nur schnurstracks durch das Wohnzimmer nach oben gegangen in der Angst, dass Michirus Mutter ihr böse Worte hinterher rufen könnte. Auf welchem Fuß sie mit Frau Kaioh stand, war sie sich noch immer nicht sicher.

„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Michiru, gastfreundlich wie immer.

Haruka verkniff sich jegliche Anspielung, auch wenn Michiru sie förmlich dazu provozierte. „Wie du möchtest.“

„Ich kann darauf verzichten. Gehen wir hoch?“

„Gern.“ Haruka versuchte, ihre Stimme so ruhig wie möglich klingen zu lassen, doch die Aufregung staute sich geradezu in ihrer Brust.

Michiru grinste ihr zu und reichte ihr die Hand, die Haruka aber nicht ergriff, sondern nur an ihre Lippen führte und küsste. „Du bist noch immer nicht gesund. Ich werde dich auf keinen Fall belasten.“
 

Michirus Zimmer duftete sie immer und wäre Haruka nicht so aufgeregt, wie sie es war, wäre sie mit Sicherheit ohne Umschweife friedlich auf Michirus Bett eingeschlafen. Doch nun regte sie der Duft eher an. Seit Michiru verkündet hatte, dass ihre Eltern diesen Abend nicht anwesend waren, hatte Haruka sich den Kopf darüber zerbrochen, wie sie das heute Abend anstellen sollte.

Michiru sah es lockerer. Sie wollte sich einfach überraschen lassen. Egal was Haruka heute Abend auch mit ihr machen würde, sie würde es gut machen, da war sie sich sicher. Und wenn sie beide ohne, dass etwas passiert wäre, nebeneinander einschlafen würden – es war einfach zu schön, ein wenig Zeit allein mit Haruka zu haben, von der sie nun wusste, dass auch sie die selben Gefühle empfand, wie Michiru.

Haruka zog Michiru zu sich und drehte sie dabei, als würden sie miteinander tanzen, um Michiru schließlich, mit dem Rücken zu Haruka gewandt, zu umarmen. So, in dieser Stellung schnupperte sie erst einmal an Michirus Hals. Es war tatsächlich der selbe Duft, wie er überall im Zimmer zu finden war. Nur war er um ein 100faches intensiver. Er brachte Haruka fast um den Verstand. Sachte küsste sie Michiru in die Kuhle von Schulter und Hals und wanderte dann mit ihren Lippen zu ihrem Nacken, um sie auch dort zu küssen.

„Möchtest du...?“, flüsterte sie Michiru ins Ohr.

Michiru kicherte verlegen. „Wie kann ich darauf nur antworten?“

„Ich wüsste da schon eine Antwort...“, raunte Haruka ihr verschwörerisch zu und strich ihr mit ihren Lippen vom Kinn bis zur Wange, um ihr auch dort einen Kuss aufzudrücken.“

„Ich denke, ich bräuchte erst mal ein paar Argumente...“

Haruka blickte sie mit erhobenen Augenbrauen und einem Grinsen im Gesicht an. Dann fuhr sie mit einem Finger an der Kante von Michirus Ohr entlang. „Und du bist dir sicher, dass ich die Richtige wäre, um dich da zu beraten? Du kannst dir ziemlich sicher sein, dass meine Meinung in diesem Punkt alles andere als objektiv ist...“

„Habe ich nach einer objektiven Meinung gefragt?“

„Also schön...“ Und mit diesen Worten hob Haruka Michiru an, legte sie sanft auf's Bett, schob einen Träger von Michirus Kleid beiseite und wanderte dann, küssend von Michirus Hals bis zu ihren Lippen.

Diese Gelegenheit, bei der Haruka sich über sie beugte, nutzte Michiru und fuhr ihr unter das Hemd, um dort den Knoten des Verbandes von Haruka zu lösen.

„Was zum...?“, wunderte sich Haruka.

„Ich möchte dich gerne als die richtige Haruka. Als die Frau, die du bist, Haruka.“

Haruka dankte es ihr mit einem innigen Kuss, der sich auch bald zu einem Zungenspiel entwickelte. Von Michirus Seufzern angeregt, zog Haruka Michirus Oberkörper früher als geplant zu sich und öffnete den Reißverschluss ihres Kleides. Da schrie Michiru plötzlich auf. Haruka, die vermutete, dass sie Michiru irgendwo schmerzhaft getroffen hatte, wich sofort zurück.

„Hab ich...?“

„Wir haben morgen Prüfungen!“

„Ähm...ja...und?“

„Tut mir Leid, aber wir können nicht weiter machen. Wir brauchen den Schlaf für morgen!“

Haruka blickte Michiru fassungslos an. „Ist das eine Zusatzhürde oder so...?“

„Nein, ich meine das ernst!“, rief Michiru und blickte Haruka in die Augen. Unter dem ernsten Blick ging Haruka in die Knie und ließ ihren Kopf auf Michirus Bettkante fallen.

„Also schön...“, grummelte sie nach einigen Minuten, „...nach den Prüfungen...“

„Danke Haruka!“

„Bitte...“

Epilog

Epilog
 

Wie, wo und wann die beiden das Begonnene zu Ende geführt haben, sei dem Leser selbst überlassen. Aber Tatsache war, dass nun, nach den Prüfungen ihr Alltag in der neuen High School wieder den gewohnten Lauf nahm. Eine Neuheit hab es aber doch:

Sie waren anderen Sailor Kriegerinnen begegnet. Unter ihnen war Sailor Moon, deren Attacke die Dämonen wirklich heilen konnte, statt sie zu töten. So waren sie nun nicht mehr alleine – zumindest was den Kampf gegen die Dämonen betraf. Die Philosophie gegenüber dem wirklichen Feind aber, konnten Haruka und Michiru noch nicht so recht nachvollziehen. Aber die Treffen waren noch nicht häufig genug gewesen, ob die anderen Kriegerinnen richtig einzuschätzen.
 

Die letzten Tage in ihrer alten Schule hatten sie zwar kaum richtigen Unterricht, aber auch von kurzen Unterricht konnte man hungrig werden und so kam es, dass sie sich wieder auf ihrer gewohnten Grünfläche zum Mittagessen trafen.

„Heute habe ich auch eine kleine Überraschung für dich dabei!“, lockte Michiru Haruka und holte aus ihrer Tasche ein kleines Bündel hervor.

„Nein!! Bento, ist es ein Bento??“, freute dich Haruka und das Wasser lief ihr schon im Mund zusammen.

„Mach es auf!“, antwortete Michiru nur und kicherte.

Haruka öffnete das Päckchen, in dem sich eine Bento-Box befand. Sie hob den Deckel der Box ab und sofort strömte ihr der altbekannte Duft aus gebratenem Fleisch und Gemüse entgegen.

„Wahnsinn!“, freute sich Haruka und fiel Michiru sogleich um den Hals. „Danke, danke, danke!! Du weißt nicht, wie ich das vermisst habe!!“

„Hey ihr zwei!“, mischte sich eine ihnen altbekannte Stimme ein. „Könntet ihr eure Liebesspielchen bitte nicht vor anderer Leute Augen betreiben?“ Elza stützte die Hände in die Hüften und wirkte beleidigt.

„Entschuldige! - Oh, aber Elza! Ich hab etwas, worin ich dich gerne einweihen möchte!“

„Was denn?“, neugierig kam Elza näher. Haruka schien recht zu haben. Ganz so übel konnte sie es Michiru nicht genommen haben.

„Haruka, halt mal still!“, rief Michiru und Haruka gehochte. Und – schwupps, hatte Michiru Harukas Verband gelöst.

„Michiru, bist noch ganz -?!“, fluchte Haruka, doch Michiru lächelte nur.

„Ich finde, dass sie es verdient hat, die Wahrheit zu kennen.“

„Oh man...“, grummelte Haruka

„Was ist denn nun?“, wollte Elza wissen.

„Da, schau!“, rief Haruka und hielt ihr ihr Hemd hin. Elza zögerte erst, doch dann warf sie einen Blick in die Öffnung – um gleich darauf schreiend zurück zu schrecken.

„Haruka! Es hätte auch gereicht, ihr deine Konturen von außen zu zeigen!“

„Damit sie dann noch behaupten kann, dass ich nur trickse?!“

„Ha-Haruka ist ein Mädchen?!“, fragte Elza verblüfft. Ihr Gesicht war ihr völlig entglitten.

„Ja, das ist sie. Aber das ist ein Geheimnis. Ich wollte nur, dass du es weißt. Wie gesagt, ich finde, du hast nach dem, was du für ich durchgemacht hast, ein Recht, die Wahrheit zu kennen.“

„Warum ist das ein Geheimnis?“, fragte Elza.

„Rennfahrerkarriere und so?“, half Haruka ihr auf die Sprünge.

„Achso, verstehe...ähm...ja. Und was ist das jetzt für eine Sache zwischen euch?“

„Das ist eine lange Geschichte,“ erklärte Michiru. „Aber für einen anderen Tag.“

„Ok.“

„Bist du noch böse?“

„Geht so...eher verwirrt...Ich...bin dann mal trainieren...“ Noch immer am Ende mit den Nerven schlurfte Elza zurück zum Spielfeld.
 

Nach dem Mittagessen wurde Haruka schläfrig und legte sich neben Michiru auf die Wiese, wie sie es sonst auch tat. Doch Michiru hielt heute kein Zeichenbrett in den Händen, sondern beobachtete das Stadion. Vielleicht könnte sie fragen...?

„Du, Michiru? Könnte ich mich auf deinen Schoß legen?“

„Sicher.“ Michiru streifte ihren rock glatt und klopfte dann mit ihren Handflächen auffordernd auf ihre Schenkel. Dieses Angebot ließ sich Haruka nicht zweimal machen und sie drehte sich, um mit dem Kopf auf Michirus Schoß platz zu nehmen.

„Test, 1,2,3 Test – Ah! Test bestanden! Gemütlichkeitsstufe 100, Note 1,0!“, scherzte Haruka und schloss die Augen.
 

Als Haruka die Augen öffnete, fiel ihr Michirus trauriger Blick auf. Woran sie nur wieder dachte?

“Das Blau deiner Augen ist so weit und schön wie das des Ozeans. Aber leider ist der Ozean immer in Trauer getrübt. Wie viel schöner wäre dieses Blau, wenn das strahlende Sonnenlicht durch seine Wellen brechen würde?“

Michiru blickte Haruka überrascht an. „Ich hätte nicht gedacht, dass du eine poetische Ader hast, Haruka.“

„Habe ich auch nicht. Das war lediglich eine Beschreibung von dem, was ich sehe.“

„Dahin ist die Romantik...“, seufze Michiru.

„Welche Romantik?“

„Vergiss es.“

„Denkst du wieder an dein „Vergehen“?“

„Ja. Der Tod dieses Mannes will mir nicht aus dem Kopf.“

„Aber über Opfer müssen wir gehen, wenn wir die Stille aufhalten wollen.“

„Ich weiß.“

„Keine Angst, ich bleibe bei dir. Wir stehen das gemeinsam durch. Und zumindest was die Dämonen betrifft müssen wir keine Opfer mehr bringen.“

„Ja, das ist schon mal eine große Erleichterung. Bleiben noch die Besitzer der Talismane.“

„Ja, diese müssen geopfert werden. Aber es ist zum Wohle des Universums.“

„Zum Wohle des Universums“, wiederholte Michiru und griff nach Harukas Hand.

„Anderes Thema: Hättest du nicht mal Lust, mit mir zusammen ein Duett zu spielen?“

„Ein Duett?“

„Ja. Du spielst ja Geige und ich dachte mir, dass das doch gut zu Klavier passt.“

„Du spielst Klavier?!“

„Ja, auch wenn ich keine sehr fleißige Überin bin. Um genau zu sein ist das letzte Üben jetzt....zwei Monate her? Aber das erlernt sich schnell wieder.“

„Zwei Monate?! Nein, ganz so schlimm ist es bei mir nicht, auch wenn ich wegen der Prüfungen das Geigenspiel ein wenig zurück gestellt habe.“

„Wolltest du nicht eine große Geigerin werden?“

„Das ist durch unsere Mission ja nicht möglich.“

„Aber jetzt, wo andere Sailor Kriegerinnen uns auch noch einen Teil der Arbeit abnehmen...eigentlich bin ich ja auch Sailor Kriegerin geworden, damit auch du deinen Wunsch erfüllen kannst.“

„Ich weiß.“

„Wieso also versuchst du es nicht?“

„Meinst du, dass ich das schaffen kann?“

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! - Also – Duett ist abgemachte Sache?“

„Wenn du möchtest,“ freute sich Michiru und lächelte. „Was könnten wir noch alles gemeinsam unternehmen? Haruka, du bist mir noch immer voller Rätsel...“

„Das sagt gerade die Richtige!! Aber dann kann die Zukunft ja nur noch spannender werden!“

„Ja, unsere Zukunft...“

„Zu zweit!“

„Oder zu dritt?“

„Möchtest du gerne mal Kinder, Michiru?“

„Dann aber nur mit dir!“

„Könnte schwierig werden...“

„Wer weiß?“

„Ja, wer weiß?“
 


 

* Itadakimasu = Guten Appetit! (wird allerdings nur auf sich bezogen verwendet. „Meshi agare“ entspräche dem dt. „Guten Appetit“, ist aber ungebräuchlicher.



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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Von:  CharleyQueens
2012-01-06T12:06:05+00:00 06.01.2012 13:06
hey,
eine tolle idee, die geschichte mal aus der sicht von uranus und neptun zu schreiben. ich liebe dieses pairing und ich bin gespannt, wie es weitergeht.
LG, Lilim
Von:  Tora-Bushi
2011-12-29T22:10:27+00:00 29.12.2011 23:10
Sehr netter Abschluss. Mir hat das mit Elsa am Schluss gut gefallen. ^^
Und wie ich lesen konnte, hast du für die Beiden dann auch den Gedanken eines Duetts aufgegriffen. *grins*
Von:  dreamfighter
2011-12-29T19:43:53+00:00 29.12.2011 20:43
Dir ist da eine echt klasse Story gelungen. Besonders die Beschreibung der Strandszene hat mir gefallen und das Ende, als die beiden Elza dann noch über Harukas Geheimnis augeklärt haben.

Ich hoffe meine Story wird da mithalten können...
Von:  Tora-Bushi
2011-12-29T12:25:12+00:00 29.12.2011 13:25
Was für ein schönes, abschließendes Kapitel. Ist dir sehr gut gelungen.
Und ich muss schon sagen, dass ich sehr viel Spaß beim lesen der Geschichte hatte. ^^
Auch die Ergänzug von dem vorgerigen Kapitel hat mir sehr gefallen.
Von:  Tanja-chan
2011-12-29T10:35:56+00:00 29.12.2011 11:35
xDD Der letzte Absatz,
bzw die letzten Sätze
*grins*
Michiru denk aber auch an Sachen xD
ansonsten tolles Kapitel ^o^
vor allem das leicht makabere Zusammenspiel von 'den ersten Menschen töten' und 'Liebe gestehen'

Von:  dreamfighter
2011-12-28T15:39:37+00:00 28.12.2011 16:39
Ein tolles Kapitel. Ich finde es sehr schön, wie du den Abend am Strand und die vorsichtige Annäherungen mit den dazu gehörigen Gedanken der beiden beschrieben hast.

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Von:  Tanja-chan
2011-12-28T09:53:02+00:00 28.12.2011 10:53
Seeeehr schönes Kapitel :D
Fand es auch interessant wie du die Sache mit Elza und Michiru zu einem Ende gebracht hast, vor allem Elzas Reaktion.
Eindeutig gespannt auf das nächste Kapitel ^^
Von:  Tora-Bushi
2011-12-28T00:40:36+00:00 28.12.2011 01:40
Wau, alle Achtung. War sehr erfreut, schon das nächste Kapitel hier zu entdecken. ^^
Sehr gelungene und interessant Darstellung von der Beendigung der Beziehung zwischen Elsa und Michiru. Und auch deren Reaktion auf Haruka kommt gut rüber. ^^
Von:  Mauseschatz008
2011-12-27T20:48:41+00:00 27.12.2011 21:48
was alles passieren kann wenn man nicht richtig mit einander redet!!
tolle fortsetzung!
Von:  Tanja-chan
2011-12-27T16:37:40+00:00 27.12.2011 17:37
Hab deine FF gestern per Zufall entdeckt und gleich mit großem Interesse verschlungen.
Gefällt mir sehr gut bisher!
Va die Sache mit Elza find ich mal kreativ eingebaut und so ein wenig anders als man es kennt.
Bin gespannt wie es weitergeht :D



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