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♆ Auf dem Weg zum Messias ♅

Sailor Moon, Haruka x Michiru
von

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Arbeit schweißt zusammen

Arbeit schweißt zusammen
 

Der nächste Kampf ließ nicht lange auf sich warten und Michiru rief Haruka nach Chiba, wo der Feind zugeschlagen hatte. Leider brauchte Haruka noch einiges an Zeit und so verwandelte sich Michiru als erste und begann den Kampf, um den Dämon hin zu halten. Doch durch ihre Verletzungen konnte sie nicht ausweichen und wurde schon beim ersten Schlag schwer getroffen. Neptun schrie auf. Der Angriff des Dämons hatte sie mitten in die Rippen getroffen.

Gerade, als der Dämon zum finalen Schlag ausholen wollte, traf ihn jedoch ein golden leuchtender Planet mitten ins Gesicht und schleuderte ihn zur Seite.

„Neptun!!“, brüllte Uranus und stellte sich vor ihre Partnerin. „Ok, Freundchen, jetzt gibt’s auf die Fresse!!!“ Und mit diesen Worten traf sie den Dämon bei ihrem nächsten Wurf mitten in die Magengegend. Der Dämon krümmte sich vor Schmerz und brach zusammen. Nach und nach gab er dann endlich den menschlichen Körper frei. Ein etwa 30 Jähriger Angestellter sackte vor ihnen auf den Asphalt.

„Wolltest du ihn wieder allein fertig machen?“, fragte Uranus ihre Kollegin und hob ihr die Hand hin, doch Neptun schüttelte mit dem Kopf.

„Was ist?“

„Ich kann mich nicht bewegen, das tut zu weh...“

„Krankenwagen,“ beschloss Haruka und wählte entsprechende Nummer.

„Nicht schon wieder! Meine armen Eltern!“, stöhnte Neptun und lachte müde. Doch das verursachte ihr nur noch mehr Schmerzen.
 

Im Krankenhaus stellte sich heraus, dass sie drei Rippen angebrochen hatte. Der Arzt verschrieb ihr dringendste Bettruhe für die nächsten drei Wochen, aber Michiru protestierte, dass sie lernen müsse und der Arzt ließ sich zumindest breit schlagen, sie nach Hause zu lassen und im Bett lernen zu lassen.
 

Die folgenden Tage kam es immer wieder zu Kämpfen, die Uranus allein austragen musste. Michiru lotste sie vom Bett aus, wann immer sie eine Ahnung bekam. Teils musste sie das auch in Anwesenheit Elzas tun, die, wann immer Michiru Haruka kontaktierte misstrauisch wurde. Die Zusammenarbeit führte Michiru und Haruka wieder zusammen. Uranus' Abhängigkeit gab Michiru Ruhe. Es war schön, von ihr gebraucht zu werden, auch wenn es nicht auf emotionale Art war.
 

Mitte der letzten Woche ergab sich dann ein dämonenfreier Tag, den Haruka nutzen wollte, Michiru die Lösungen vorbei zu bringen, damit auch sie ihre Ergebnisse vergleichen konnte.

Am Vormittag war Elza jedoch überraschenderweise erschienen, sodass Michiru sich mit zwei Dingen konfrontiert sah, die sie hinter sich bringen wollte.

Da Elza die Erste war, die kam, machte Michiru sich bereit, ihre Beziehung zu beenden. Sie wollte weder Haruka noch Elza länger eine Beziehung vorgaukeln. Und darüber hinaus fühlte sie sich unehrlich. Haruka war die erste Person gewesen, die sie so aus dem Konzept gebracht hatte. Michiru hätte nie von sich geglaubt, dass sie zu solchen Mitteln greifen würde und nun schämte sie sich auch dafür, Elza benutzt zu haben, auch wenn es von vorne herein abgemacht war. Die Trennung erwies sich jedoch als komplizierter als gedacht:

„Jetzt, wo du dich mit Haruka wieder verstehst, brauchst du mich ja nicht mehr. Du kannst mich wegwerfen, habe ich recht?“, fragte Elza sarkastisch.

„Es...war doch von Anfang an dazu gedacht, nur eine Probebeziehung zu sein. Hast du etwa...Gefühle für mich?“, fragte Michiru vorsichtig.

„Das ist nicht der Punkt. Ich habe bemerkt, dass DU Gefühle für mich hast, wenn du mich hier“ - sie führte Michiru zu ihrer Brust - „berührt hast. Dass du rot wirst, dass du dich nicht zur Wehr setzt. Ich habe eher das Gefühl, dass du dich einfach nicht traust, eine lesbische Beziehung zu führen und deshalb wieder zu dem Typ fliehst.“

„Nein, so ist es nicht“, entgegnete Michiru sicher und fügte ein 'wenn du wüsstest' in Gedanken hinzu. „Elza...ich glaube, ich habe dich verletzt und es tut mir unglaublich Leid. Ich dachte, dass es nur ein Spiel für dich werden würde, aber ich hätte wissen müssen, dass es mehr wird.“

„Du läufst davon, Michiru! Ich weiß es!“

„Nein, ganz bestimmt nicht! Ich -“

„- Stör ich?“ Leise hatte Haruka die Tür aufgezogen und wankte mit dem Stapel Papiere herein.

„Ja, du störst!“, schrie Elza Haruka an und man sah ihr an, dass sie Haruka am liebsten mit einem Fußtritt aus dem Zimmer befördert hätte. Haruka ließ sich von Elzas bohrendem Blick jedoch nicht stören und legte die Papiere auf Michirus Kommode ab. Im Gegenteil, Elzas schlechte Laune provozierte sie nur dazu, sich Zeit zu lassen.

„Kann ich sie hier hinlegen?“, fragte sie Michiru nochmals zur Sicherheit.

„Ja, danke.“

„Du wirst die Lösungen ja so oder so nicht brauchen, wie ich dich kenne,“ neckte Haruka Michiru ein wenig.

„Ach komm, tu nicht so, als könnte ich schon alles! Ich mache immer noch viele Fehler!“

„Ja...so 3 von 100? Sind immer noch 97 Punkte und damit eine glatte 1,0!“

„So leicht lass ich mich nicht aufziehen!“

„Aufziehen? Das ist die Realität!“

„Erwähnte ich bereits, dass du störst?“, pfuschte Elza dazwischen.

„Bin gleich weg“, sagte sie zu Elza. „Ich wollte dir auch nur die Papiere bringen und schauen, wie es dir geht,“ wandte sie sich Michiru wieder zu.

„Mir geht es gut. Äh...Elzas Besuch heute war eine Überraschung -“

„- Eigentlich wollte ich ja heute eine heiße Nacht mit dir, Haruka“, ergänzte Elza für Michiru gekränkt.

„Ich glaube nicht, dass Michirus Satz so weiter gegangen wäre. Für ganz so unklug, in so einem Zustand solche Dinge zu versuchen, halte ich sie nicht,“ meinte Haruka und grinste Elza ins Gesicht. Auch wenn es mehr als schäbig war, sich zu freuen, dass hier gerade schlechte Stimmung zwischen Michiru und Elza herrschte, und Elza darüber hinaus auch noch Eifersucht gegen Haruka hegte, ließ der Streit Haruka einen innerlichen Freudensprung machen.

Michiru blieb bei Harukas Kommentar nur der Mund offen stehen. „Und...der Rest der Anschuldigung?“, fragte sie.

„Ach ich weiß nicht...könnt ich mir schon schön vorstellen...“, erklärte ihr Haruka und schien angestrengt zu überlegen, lachte sich innerlich aber schon kringelig. „Ich will dann mal nicht länger stören...“, drang davon nur nach außen und sie verließ summend das Zimmer.

„Willst du es wirklich beenden?“, fragte Elza, sobald Haruka aus dem Zimmer verschwunden war.

„Ja,“ Michiru war noch immer genauso ernst wie zuvor.

„Aber warum?“

„Weil ich dich nicht liebe und eine Beziehung wie du selbst sagtest, etwas Schönes sein sollte. Und wenn ich aus Gerechtigkeitssinn diese Dinge mit dir mitmache, weil du dich als Schutzschild für mich anbietest, ist das keine schöne Beziehung.“

„Du hast es nicht der Gerechtigkeits Willen getan! Das glaube ich dich nicht!!“, schrie Elza sie an. Sie war den Tränen nahe.

„Es tut mir Leid, Elza,“ entschuldigte sich Michiru und senkte den Kopf.

Elza rannte aus dem Zimmer und wäre dabei fast mit Haruka zusammen gestoßen, die nur wenige Meter von der Tür entfernt stand.

„Hast du etwa gelauscht?!“, fuhr Elza sie an, doch Haruka schüttelte nur den Kopf.

„Ich hab was vergessen. Kannst gerne auch unten nachfragen, da hab ich nämlich Bescheid gegeben.“

„LÜGNERIN!“, schrie Elza sie an und rannte an ihr vorbei.
 

„Ganz schön dicke Luft hier...dabei hab ich wirklich nicht gelauscht. Wozu auch?“, murmelte Haruka, als sie nochmals Michirus Zimmer betrat. Michiru fuhr, als die Tür sich öffnete, herum.

„Ich bin's nur...“, beruhigte Haruka sie. Michiru sackte wieder zusammen.

„Was ist denn los?“

„Ich hab Schluss gemacht...“

„Jetzt echt?“, fragte Haruka und versuchte dabei nicht allzu hoffnungsvoll zu klingen.

„Ja...Aber frag nicht -“

„- hatte ich nicht vor. Ich hab dir bereits gesagt, dass du so viele Geheimnisse haben kannst, wie du willst. Ich bin auch nur hier, weil ich was vergessen hab. Wo ist es denn nur?“, fragte sich Haruka, ließ ihren Blick schweifen und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Dann durchsuchte sie den Stapel Blätter, die sie Michiru mitgebracht hatte. „Ach da – ich hab's!“ Glücklich zog sie ein kleines dünnes, graues Heftchen aus dem Stapel.

„Was ist das?“

„Ein Heft in Din A 5, in das man Wörter einer Fremdsprache schreibt. Auch Vokabelheft genannt.“

„Du besitzt so was?“, zog nun Michiru sie ein wenig auf.

„Ja, in der Tat. Seit...2 Wochen...“

„Ah...und ich dachte schon, meine Menschenkenntnis hätte mich im Stich gelassen...“

„Na hör mal, ganz so faul bin ich nun auch nicht. Sonst hätte ich es nicht bis in die Abschlussklasse geschafft, oder?“, maulte Haruka ein wenig beleidigt.

Michiru kicherte dazu nur. „Ist mir manchmal auch ein Rätsel...“

„Ja, ja...lach du nur, du Streberin!“, regte Haruka sich spielerisch auf. „Du wirst schon sehen! Bei den Abschlussprüfungen stecke ich dich mit links in die Tasche!“

„Viel Glück, Haruka.“

„Tsss.....- darf ich mich kurz setzen?“, fragte Haruka und zeigte auf Michirus Bettkante.

„Ja, sicher,“ meinte Michiru.

„Aufschreien, wenn ich deine Beine treffe, ja?“

„Ich kann auch rutschen!“

„Uff....“, stöhnte Haruka und stützte sitzend die Ellenbogen auf ihre Schenkel. Mit ihren Händen fuhr sie sich nochmals durch die Haare. „Ich kann echt nicht mehr....Kreuzchen, Kreuzchen, Kreuzchen....Ich träume sogar schon davon! Furchtbar!!“*

Dazu konnte Michiru wieder nur lachen. Über solche 'Alpträume' konnte sich auch nur jemand wie Haruka aufregen.

„Das ist nicht witzig!“, meckerte Haruka gespielt und blickte Michiru an. Doch Michiru lachte nur weiter und lächelte ihr schließlich zu. Sie war froh, dass Haruka noch immer so gut gelaunt war und zu ihr hielt und dass sie sich nun so ungezwungen unterhalten konnten.

Als Haruka sie so sah, musste sie schlucken. Michiru sah so schön aus, wenn sie glücklich war; das lange, wellige Haar und ihre Augen strahlten im Sonnenlicht. Am liebsten hätte sie mit ihrer Hand ihre Wange gestreichelt. So aber, wie die Dinge standen, musste Haruka sich auf ein Lächeln beschränken.

Sie hatte absolut keine Lust, dieses Zimmer zu verlassen, also legte sie sich mit ihrem Oberkörper auf die Decke neben die Wölbung, die verriet, dass dort wohl Michirus Beine liegen mussten.

„Kann ich noch ein bisschen bleiben? Nur fünf Minuten...“

„Ja, klar...“, antwortete Michiru, auch wenn ihr Harukas Nähe doch noch immer ein mulmiges Gefühl verursachte.

„Hier riecht es so gut...was für Blumen sind das?“, fragte Haruka, auch wenn sie wusste, dass es Michirus Duft war, der sie so benebelte.

„Ich weiß nicht...ich hab noch eine Lilie drüben auf der Kommode stehen, wie du gesehen hast...aber sonst...“, erklärte Michiru und behielt dabei bei sich, dass es wohl kaum die Lilie sein konnte, die Haruka wohl so wohl duftend fand. Eine Weile beobachtete sie Haruka, die ihre Augen geschlossen hatte. Auch Harukas goldenes Haar glänzte im Sonnenlicht. Sie schien eingenickt zu sein. Vorsichtig richtete Michiru sich ein wenig auf, um Haruka näher zu betrachten, doch Haruka blieb in ihrer Stellung unverändert.

'Soll ich...?', überlegte Michiru und legte ganz behutsam ihre Hand auf Harukas Kopf. Haruka blieb unverändert und Michiru wagte es, ganz vorsichtig, durch Harukas Haare zu fahren. Wie sehr hatte sie das vermisst!

Haruka ging es ebenso und ihre Augen schlossen sich vor Genuss noch ein wenig dichter. Die Berührung war so wohltuend, dass Haruka wirklich wie erschlagen dalag und alles um sich herum vergaß. Da war nur noch diese Berührung...
 

Erst als Michiru nach einer halben Stunde ihre langsm Hand zurück zog, schreckte Haruka aus ihrer Trance und schlug die Augen auf. Als Michiru das sah, zog sie augenblicklich ihre Hand ganz zurück und blickte Haruka wie versteinert an.

„Du – Du hast ja gar nicht geschlafen!“

„Wenn du mich nur in schlafendem Zustand streicheln möchtest, kann ich gerne die Augen wieder zumachen,“ erwiderte Haruka in verführerischem Tonfall und konnte sich ein leichtes Grinsen bei dem schock, den Michiru erlitten hatte, nicht verkneifen. Das war süß, wie Michiru so völlig aus der Fassung gebracht vor ihr saß und nun auch noch rot anlief.

„An deiner Stelle würde ich nicht wieder einschlafen. Wie war das mit den fünf Minuten? Es ist schon eine halbe Stunde vergangen!“, ermahnte sie Michiru ein wenig beleidigt und hob ihr ihren Wecker vor die Nase.

„Wie bitte?!“, schreckte Haruka nun auf und nahm den Wecker in die Hand. „Oh verdammt! Ich muss weiter machen!“ 'Aber ich will nicht!', setzte die in Gedanken dazu und fiel wieder in sich zusammen. 'Haruka, reiß dich zusammen, du hast ein Ziel!', ermahnte sie sich nun selbst und ihr Gesichtsausdruck wurde ernst.

„Yosh!“, rief sie dann aus, stützte sich auf ihre Arme und zwang sich, aufzustehen.

Michiru beobachtete sie interessiert.

„Dann wollen wir mal. Tut mir Leid, dass ich doch so lang geblieben bin und dich auch vom lernen abgehalten hab! Ähm...dann bis zu den Prü – wobei – was machst du am letzten Tag vor den Prüfungen? Wollen wir nicht was unternehmen?“

„W-Wie? Ich lerne da,“ fragte Michiru ein wenig perplex.

„Oh, ach so. Naja, ich wollte mir zur Belohnung einen tag frei nehmen. Und 24 Stunden Kreuzchen am Stück halte ich so oder so nicht aus. Aber wenn du lernen willst...kann man nichts machen. Dann...bis zu den Prüfungen!“

„J-Ja. Bis zu den Prüfungen.“ Und schon war Haruka aus dem Zimmer gestürmt.
 

Das Lernen erwies sich dann jedoch doch als schwerer als gedacht, denn als Haruka wieder vor ihrem Schreibtisch saß, bekam sie Michiru nicht mehr aus dem Kopf.

'Mist, ich hätte nicht gedacht, dass ich jetzt bei dem kurzen Aufenthalt einen Rückfall bekomme..', verfluchte Haruka sich selbst und vergrub ihren Kopf in ihren Armen. Doch Michirus lächelndes Gesicht und das wohltuende Gefühl, als sie sie gestreichelt hatte, wollten einfach nicht verschwinden. Zu allem Überfluss war allein der Gedanke daran so beruhigend, dass Haruka auf ihrem Schreibtisch einschlief.

Es war ihr Vater, der mit seinen Worten aus dem Schlaf riss: „Haruka, Abendessen!“

„WIE BITTE?!“, fuhr Haruka herum und riss ihre Zimmertür auf. „Abend – essen?? Wie spät ist es?“

„Schon nach Acht. Hatte mich gewundert, ob du vielleicht schläfst...“

„Oh mein Gott! Ich verdammte Schlafmütze!!“, verfluchte sie sich wieder. „Wieso? Wieso müssen in drei Tagen diese verdammten Prüfungen sein?! Am Ende muss ich den letzten Tag doch noch vollplanen...“

„Jetzt iss erst mal was, dann sieht die Welt anders aus,“ versuchte ihr Vater sie zu besänftigen. Haruka blickte ihren Vater an und seufzte. „Vielleicht hast du recht.“
 

„Wo möchtest du dich denn gerne bewerben?“, fragte ihr Vater sie und schenkte sich ein Bier ein.

„An der Mugen Gakugen.“ - Und schwupps lief das Bier auf den Tisch.

„Wohin?!“, Harukas Vater stand der Mund vor Schreck offen.

„Papa, pass auf. Ich will das nachher nicht auch noch putzen...“

„Oh!“, fing er sich wieder und drehte die Bierflasche wieder auf ihren Boden. „Mugen Gakugen...“, murmelte er dann und wiegte seinen Kopf. „Mein lieber Mann...“

„Hmmm.....“
 

Die kommenden Tage konnte Haruka sich jedoch wieder fangen und letztlich nahm sie sich am letzten Tag dann doch frei. 'Bringt ja eh nichts, jetzt noch Stoff in die Birne zu hau'n...'. Faul lag sie ein wenig länger als sonst im Bett. Eigentlich wollte sie ausschlafen, doch sowohl ihr Schlafrhythmus als auch der Gedanke daran, dass sie heute etwas mit Michiru unternehmen könnte, ließen dies nicht zu.

'Wenn Michiru heute Zeit hätte....', malte sich Haruka aus, 'dann...würden wir ins Kino gehen...und einen Kaffee gemeinsam trinken. Sie würde ein hübsches Sommerkleid tragen, wie neulich...und im Sonnenuntergang könnten wir abends am Strand spazieren gehen...Vielleicht könnte ich auch ihre Hand ergreifen...oder sie umarmen....oder...' Haruka seufzte. Es half ja nichts. Michiru wollte heute lernen. Aber vielleicht sollte sie zur Sicherheit nochmal bei ihr anrufen? Vielleicht hatte sie sich ja doch umentschieden? Versuchen konnte man es ja mal...Aber sie wollte sie nicht vom Lernen abhalten...

Haruka blickte auf die Uhr. Es war gerade mal Elf Uhr. Irgendwie würde sie den Tag schon rum bekommen. Vielleicht könnte sie doch noch lernen...

Missmutig klemmte sich Haruka probeweise vor den Schreibtisch. Doch es half alles nichts. Nachdem sie eine Viertelstunde auf die 85ste Seite ihres Mathebuchs gestarrt hatte, war sie erst soweit, dass sie erkannte, dass das vor ihr keine Buchstaben, sondern Zahlen waren. Wahrscheinlichkeitsberechnung...Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass es Michiru stören könnte, wenn Haruka sie anrief? Fünf Minuten..fünf Minuten wären schon in Ordnung – 'Ok, ich mach's!'

Hecktisch suchte sie nach ihrem Handy und wählte dann Michirus Nummer.
 

Diese hatte gerade etwas abwesend aus dem Fenster gesehen. Seit gestern konnte sie wieder einigermaßen durch die Gegend laufen und draußen war so schönes Wetter... - 'Nanu?' Harukas Name erschien auf ihrem Handy. 'Anruf von Haruka...', las Michiru in Gedanken.

„Ja, hallo?“

„Hey, Michiru. Ich...ähm...wollte...also ich war mir nicht mehr sicher, ob wir heute was ausmachen wollten, oder nicht...aber weißt du, es ist so tolles Wetter! Ich hatte mir überlegt, dass...“

Und Haruka erzählte schwärmerisch von ihrem Tagesplan, ohne Michiru zu Wort kommen zu lassen. Nur die letzten Details ließ sie aus. Schließlich wollte sie Michiru nicht verschrecken.

Michiru musste bei Harukas Euphorie lächeln.

„Gut,“, sagte sie schließlich. „Machen wir das.“

„W-Wie? Sag das nochmal!!“, kam es von der anderen Leitung.

„Unternehmen wir was“, wiederholte Michiru es unmissverstehbar.

Harukas „Yeaha!!“-Freudenschrei ließ Michiru ihr Handy eine Elle breit von sich halten. Haruka hatte ihrer Freude so lauten Ausdruck verliehen, dass wohl auch die Nachbarn mitbekommen haben sollten, dass es ihr heute gut ging.

„Wann treffen wir uns?“, fragte Michiru, nachdem sie sicher sein konnte, dass Haruka ihren Freudentanz beendet hatte.

„Gleich?“

„Na ja, du musst je erst noch zu mir kommen...“

„Ja, ich sagte ja, gleich.“

„Ist gleich bei dir 'in einer Stunde'?!“

„Nein, aber wenn ich ein bisschen schneller fahre...“

„Nein, Haruka, nein!!! Du hältst dich gefälligst an das Geschwindigkeitslimit! Ich habe nichts davon, wenn du vor Freude gegen den nächsten Pfosten rast!!“

„Für wen hältst du mich?! Ich kenne mich mir Geschwindigkeit aus!“

„Nein, Haruka, bitte. Ich muss so oder so noch duschen und mir überlegen, was ich anziehe. Also, sei bitte so vernünftig und fahr normal. Der Tag ist noch lang genug.“

Haruka seufzte. „In Ordnung...“

„Danke, Haruka. Also, bis nachher! Und ich will dich hier nicht vor halb eins sehen!!“

„Ja....“
 

Bis auf diese kleine Querelle lief der Tag aber sehr gut. Trotz ihres „Neutralitätspaktes“ sahen sie sich einen Liebesfilm an und Michiru lehnte sich ab und zu ein wenig an Harukas Oberarm an. Der Kuchen im Café war köstlich, Michiru trug das schöne Sommerkleid und es tat beiden sehr gut, ein paar ganz alltägliche Gespräche zu führen. Heute schienen sich auch ihre Feinde einen freien Tag gemacht zu haben, denn Michiru konnte nichts Verdächtiges wahrnehmen.

Gegen Spätnachmittag fuhr Haruka dann – sie war mit ihrem Lamborghini gekommen – mit Michiru an den versprochenen Strand. Da Michiru noch immer sehr unsicher lief, hob Haruka sie aus dem Auto und trug sie die Düne herunter bis an den Strand. Michiru schwieg. Sie wahr überglücklich, aber auch peinlich berührt.

Als die beiden am Wasser angelangt waren, begann die Sonne bereits, mit dem Ozean zu verschmelzen.

„Wollen wir ein wenig durch's Wasser waten?“, schlug Michiru vor.

Haruka verzog das Gesicht. „Tut mir Leid, aber Wasser ist nicht so meins...Du bist die Königin des Meeres, Michiru Kaioh!“**

„Schade,“ erwiderte Michiru enttäuscht. Dann zog sie ihre Sandalen aus und machte ein paar Schritte.

Sofort ergriff Haruka ihre Hand. Michiru erstarrte einen Augenblick und blickte von Harukas Gesicht zu deren Hand und zurück.

„Damit du nicht stolperst!“, verteidigte sich Haruka.

Eigentlich sollte Michiru wieder enttäuscht sein, doch dieses Mal freute sie sich nur. Haruka sorgte sich immerzu um sie und die Dankbarkeit, die sie dafür empfand war ihr viel wichtiger, als ihre egoistischen Gefühle, die von Haruka verlangten, sie zu lieben.

Eine ganze Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, bis die Sonne am Horizont verschwunden war und der Himmel sich nach und nach in ein Farbenspiel aus lila, blau, grau und Rottönen verwandelte.

„Wollen wir uns noch ein wenig hinsetzen oder möchtest du lieber ins Warme?“, fragte Haruka.

„Ich würde gerne noch bleiben.“

„Dann lass uns dort Platz nehmen,“ meinte Haruka und zeigte in Richtung Düne, hinter der sich ein paar hohe Felsen türmten.

Michiru nickte und sie setzten sich nebeneinander an den etwas windgeschützten Platz. Sobald sie sich gesetzt hatten, war Haruka quasi gezwungen, Michirus Hand loszulassen, weil es keinen Grund mehr gab, sie zu halten, doch das Loslassen fiel ihr schwer, auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ. Versuchsweise legte Haruka dann doch ihre Hand auf Michirus. Es kam keine peinliche Frage oder Beschwerde. Ob sie ein wenig weiter gehen konnte? Was würde zu Doppeldeutigkeiten führen? Was war noch Freundschaft?

Wie aus Versehen ließ Haruka ihre Finger zwischen die Michirus sinken und tastete sich langsam vor, ihre Finger ganz um Michirus Hand zu legen. Michirus Blick blieb an das Meer gehaftet, also drückte Haruka leicht zu.

Michiru schloss die Augen. Harukas Griff bereitete ihr volle Sicherheit und auch sie knickte ihre Finger ein, sodass sich ihre Hände nun wirklich verhakten. Abwesend bewegte Michiru ihren Daumen entlang von Harukas kleinem Finger.

Die fast unscheinbare Liebkosung Michirus jagten Haruka einen wohligen Schauer über den Rücken. Sie überlegte, ob sie Michiru wirklich streicheln durfte, entschied sich aber dagegen. Der Moment jetzt war schon Fortschritt genug. Plötzlich fröstelte es Michiru.

„Ist dir kalt?“

„Es geht...mir ist ein bisschen komisch.“

„Komm noch ein Stück zu mir“, lud Haruka sie ein und legte mutig ihre Hand um Michirus Lende, um sie zu sich zu ziehen. Michiru lächelte, fror aber noch immer.

„Ok, anders!“, entschloss sich Haruka. „Bleib, wie du bist!“ Und mit diesen Worten löste Haruka ihre Hände und setzte sich hinter Michiru. Dann legte sie einen Arm um Michirus Bauch. „Beine anziehen!“, befahl Haruka. Michiru gehorchte etwas perplex. Kaum waren Michirus Füße in Reichweite, legte Haruka eine Hand um Michirus Fuß. „Dachte ich's mir doch, Eiszapfen! Im Sommer!! - Ist das noch bequem für dich?“

„Ja. Und für dich?“

„Auch.“

Haruka konnte es kaum wagen, aber der Arm, der an Michirus Bauch lag, schob sich unweigerlich einige Zentimeter nach oben.

Michiru spürte es, ließ es aber unkommentiert geschehen. Wie weit würde Haruka gehen? Oder war das nur ein Versehen? Sollte sie sie fragen? - Gerade in diesem Moment durchfuhr es sie wie ein Blitz und stieß Haruka, die ihren Kopf gerade auf Michirus Schulter sinken lassen wollte beim Aufrichten direkt an die Stirn.

„Ein Dämon! Im Yoyogi-Koen!“

„Herrlich...!“, stöhnte Haruka und rieb sich fluchend die Stirn.
 


 

* Japanische Testaufgaben sind zum Großteil Multiple-Choice-Aufgaben, bei denen mehrere Lösungen angegeben sind und die richtige ausgewählt werden muss.

** Anspielung auf die Übersetzung von Michirus Nachname (kai = Meer, oo=König/in)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  dreamfighter
2011-12-28T15:39:37+00:00 28.12.2011 16:39
Ein tolles Kapitel. Ich finde es sehr schön, wie du den Abend am Strand und die vorsichtige Annäherungen mit den dazu gehörigen Gedanken der beiden beschrieben hast.

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Von:  Tanja-chan
2011-12-28T09:53:02+00:00 28.12.2011 10:53
Seeeehr schönes Kapitel :D
Fand es auch interessant wie du die Sache mit Elza und Michiru zu einem Ende gebracht hast, vor allem Elzas Reaktion.
Eindeutig gespannt auf das nächste Kapitel ^^
Von:  Tora-Bushi
2011-12-28T00:40:36+00:00 28.12.2011 01:40
Wau, alle Achtung. War sehr erfreut, schon das nächste Kapitel hier zu entdecken. ^^
Sehr gelungene und interessant Darstellung von der Beendigung der Beziehung zwischen Elsa und Michiru. Und auch deren Reaktion auf Haruka kommt gut rüber. ^^


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