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Hoffen und bangen...

Autor:  kurotowa
Warum spielt einem das Schicksal (oder die eigene Dummheit) immer so böse mit?

Das war so: am Montag machte mein Internet bereits erste Anzeichen von Faulheit und am Dienstag hatte es sich dann komplett aufgehängt, aus irgendeinem Grund, den nur es selbst wohl kennt. Und da mein Rechner mit der Zeit ohnehin schon sehr langsam geworden war (15 Minuten zum Hochfahren sind dann doch etwas viel…), wurde eine Formatierung dringend notwendig - am Mittwoch stand also die große Formatierungssession an-__-;;;
Um mir die Zeit bis dahin zu vertreiben, setzte ich mich vor den Bildschirm, um mir weitere FMA-Episoden anzusehen- und dabei passiert es: ich stoße unabsichtlich an meine externe Festplatte, die auf meinem Rechner steht.
Auf ihr waren schon jede Menge alte und neuere Dateien gelagert , Unmengen an Musik und Bildern, alles, was ich jemals für die Uni gemacht hatte – eben all den Kram, den man nicht auf seiner normalen Festplatte gebrauchen kann, damit der Rechner ein wenig schneller läuft.
Und da er sich ja in letzter Zeit ziemlich lethargisch benahm, waren dementsprechend viele Dateien auf die externe Festplatte ausgelagert – ebenso sämtliche Dateien, die ich für meine Magisterarbeit in mehreren Jahren zusammengebastelt, gescannt, geschrieben und bearbeitet hatte: ein Katalog von mindestens schon 150 aus über 70 Jahre alten Büchern gescannten Bildern, die in grauenvoller Kleinarbeit und irrem Zeitaufwand einzeln mit Photoshop von Fusseln, Flecken und Papierstruktur gereinigt und mit passenden Maßstäben versehen wurden; dazu den Textteil des Kataloges: die Besprechungen der Befunde (ist was archäologisches, das ganze) , Ausmaße, Breite, Höhe und Besonderheiten von Gräben, Türmen und Pfostenlöchern, manchmal auch Nebengebäuden, Zäunen, die Auflistung und Datierung der gefundenen Keramik, dort wo es möglich war die relativchronologische Abfolge der Bauten, die Literatur und Abbildungsnachweise….. alles in allem ein Riesenhaufen an Arbeit und Herzblut, dass ich in diese Sachen investiert habe.

Durch den Stoß gerät die externe Festplatte in eine beunruhigende Schräglage, kippt immer weiter, senkt sich soweit über den Rand meines Rechners, bis sie sich nicht mehr halten kann und erlebt darauf gerade einmal 35 cm freien Fall. Nicht besonders laut fällt sie zu Boden und das ansonsten immer blaue Lichtlein, das angibt, dass die Festplatte am arbeiten ist, springt plötzlich in ein ungewohntes, aggressives Rot um…
Schnell haste ich runter auf den Boden und stelle sie wieder normal hin – ein rascher Blick auf den Bildschirm - ah, die FMA-Folge (die sich von jener Festplatte abspielt) läuft normal weiter – und das Lämpchen ist miteinmal wieder freundlich-blau! Phew…. Noch mal Glück gehabt!!
Erleichtert schau ich mir die Episode zuende an und will zur nächsten klicken, als sich nichts tut; egal, wie oft ich herumdrücke, nichts will sich abspielen, nichts lässt sich bewegen.
Genervt schalte ich die Festplatte aus und wieder an und werde von einem kleinen Fenster begrüßt, dass mir offensichtlich sagen will, dass der Computer eine neue Hardware gefunden hat, diese allerdings nur einen argen Banthu-Dialekt aus dem Senegal beherrscht und er ja nur aus der Nähe von Rüsselsheim stammt – viele wirre Zeichen statt deutsche Wörter.
Ebenso verwirrt starte ich die externe Festplatte erneut, doch diesmal bleibt sie ganz stumm, wird vom Computer nicht erkannt.
Auch als ich den Rechner komplett neu starte oder sie an einen ganz alten Laptop anschließe- keiner erkennt sie, und wenn ja, wird nur lakonisch festgestellt, dass sie irgendwie nicht in Ordnung sei und man das mal überprüfen lassen sollte.
Zu alledem gesellt sich ein ungesundes Geräusch aus dem Inneren des Datenträgers, das es sonst nicht gemacht hatte.
Das Ding ist kaputt!
Und auf diesem kaputtem Ding lagern all meine Magisterarbeits-Dateien…!

Glaubt mir, ich war den Tränen so nahe!
Jetzt denkt ihr natürlich: „Der Kurotowa ist ja auch doof, warum macht er bei so was wichtigem keine Sicherheitskopien?“ Tja, um ehrlich zu sein, das auf der externen Platte war meine Sicherheitskopie! Bis vor kurzem arbeitete ich noch an Canniras Laptop an der Magisterarbeit, von dem ich dann die neuen, fertigen Sachen immer auf die externe Platte spielte, damit sie in Sicherheit waren.
Denn dieses Ding (vielleicht war ich da etwas zu blauäugig) stellte für mich die sicherste Dateienlagerung im ganzen Haushalt dar: USB-Sticks kann man verlieren, CDs schnell zerkratzen, DVDs kann ich eh keine brennen und wenn Viren aus dem Internet angreifen, dann doch nur die normale Festplatte im Rechner, und nicht die externe, die eh nie an ist, wenn ich im Internet bin…und solange bei mir niemand mit einem großen Magneten in der Hand durchs Zimmer läuft, dürften die Daten sicher sein wie in Abrahams Schoß. Zudem besitzt die Festplatte ein stabiles Metallgehäuse und sieht ohnehin verdammt robust aus- wer hätte gedacht, dass ein kleiner Klapser genügt, um sie lahmzulegen…? Ich jedenfalls nicht.

Naja, heute geh ich zu einem Geschäft, wo sie die Platte wohl ausbauen und überprüfen, was bedeutet, dass zum einen ihre Garantie verfällt und ich mir eine neue kaufen muss, und die Profis in dem Geschäft einen sehr selbstbewussten Stundenlohn von 60 Euro haben, aber das wird mir das ganze wert sein.
Falls die Dateien alle verloren und mit einem Schlag weg sind, kann ich mir entweder den Strick nehmen (passender Dachboden ist vorhanden und praktischerweise direkt neben meiner Wohnung), ich geb das Studium dran und hab keinen Abschluss (das will ich aber auch nicht, nicht nach so langer Zeit! - zudem würd ich viele Leute enttäuschen, die auf diese Arbeit warten), oder ich müsste mich ein Jahr lang, ohne nebenbei zu arbeiten, alles noch einmal schreiben und die Bilder bearbeiten, was eine ziemliche Qual sein würde…

Mal sehen, was heute also bei der Diagnose herauskommt- entweder wird die kleine schwarze Kiste zu einem glänzenden Symbol der Wiederauferstehung (ist ja bald Ostern, nicht^^), oder zu einem kleinen Sarg, in dem ein großer Teil von mir und so viele Hoffnungen begraben werden…

Und glaubt bitte nicht, dass ich aus alldem nichts gelernt hab- ich werde, wenn die Daten noch da sind, sie auf jedem erdenklichen Speichermedium speichern, mehrmals wenn nötig, überall lagern und brennen und Freunden zu Aufbewahrung geben, falls meine Wohnung mal abbrennt!^^
Also drückt einer kleinen, schwarzen Metallkiste mit Einsen und Nullen drin heut bitte ganz fest die Daumen, okay?^__^

_______

Nachtrag:

So, bin wieder vom Computerfachmann zurück, der hat die Festplatte auseinandergenommen und auch nur bestätigt, dass sie nicht vom Rechner erkannt werden kann (offenbar war er doch kein so großer Fachmann in diesen Dingen...). Man könne sie zu einer Firma nach Köln schicken, die das ganze aufschrauben und nachsehen, aber das würde sehr teuer werden....
Tieftraurig und echt mit den Tränen kämpfend fuhr ich dann nach Hause und rief eine weitere Firma an, die sich auf PC-Reparaturen und sogar Datenwiederbeschaffung spezialisiert hatte.
Nachdem ich dem Herrn am anderen Ende der Leitung die Symptome beschrieben hatte, war der sich einigermaßen sicher, dass es sich um einen "Headcrash" handelt, sprich: einer der Leseköpfe zwischen den Festplattenscheiben wird auf eine Platte gekracht sein und mindestens die Daten in dieser Sektion zerstört haben. Aber um das alles festzustellen, müsse man die Festplatte zu einer weiteren Spezialfirma schicken, die sie unter staubfreier Atmosphäre in einem Labor auseinandernimmt und die einzelenen Platten neu einbaut und die Daten ausliest.
Bei diesem Verfahren kostet allein die Analyse, ob überhaupt noch Daten vorhanden sind, 800 Euro (!) und das Wiederherstellen würde danach auch in die Tausende gehen!!
Okay, das brach mir dann ziemlich das Rückgrat, denn soviel Geld hab ich nun wirklich nicht über...

Und wie ich dann verzweifelnd so da saß, fiel mir urplötzlich ein, dass ich irgendwann im Februar für zwei Tage an einem Uraltlaptop, der wieder weggepackt war, an meiner Magisterarbeit gesessen hatte, es aber dann hatte sein lassen, weil das Tastenfeld einfach zu klein und der Rechner selbst viel zu laut war...
Wie ein Besessener rannte ich ins Schalfzimmer, kramte den Laptop hervor- stellte ihn an- öffnete den Explorer- drückte auf "Eigene Dateien"---! Und da standen die magischen Worte, die ich in den letzten Tagen so sehnlich vermisst hatte: "Magisterarbeit Katalog" und "Magisterarbeit Bilder (Strecke 10)"
...
Uff...!
...
Danach kann ich mich nur noch an jede Menge Glückshormone erinnern, die eine Art Straßenkarneval bei 180km/h feierten.
Mein Gott, ich bin so glücklich!!! Und auch so schusselig, dass ich das vergessen hatte XP
Okay, es ist nur ein Teilerfolg, weil immer noch riesige Mengen an Daten verloren sind, auch noch ein Teil für die Magisterarbeit, der nichts mit dem Kataolog an sich zu tun hattte- zudem muss ich Limesstrecke 10 komplett nochmal machen und ebenso die Scans von Strecke 12-15, aber wenigstens nicht den ganzen Rest!!!
Und sofort hab ich vorsichtshalber die Dateien auf einen USB-Stick gezogen und werd sie gleich noch auf CD brennen.
Puh, wenigstens etwas...das ganze wirft mich zwar einige Monate zurück, aber ich geb nicht auf, nicht bei dieser Magisterarbeit!!

Und vielen Dank an alle, die der kleinen, schwarzen Kiste die Daumen gehalten haben. es geht ihr leider weder besser noch schlechter; sagen wir, sie liegt in einem Wachkoma, und wenn ich genug Geld gesammelt hab um einen teuren Arzt bezahlen zu können, kommt sie sicher wieder auf die Beine!^^

Danke fürs Zuhören und Mitzittern euch allen! Genießt das Wetter- die Sonne scheint! XDD
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Datum: 09.04.2009 09:18
Gott...ich wünsch dir Glück mit deiner Wiederauferstehung... Der festplatte hätte man ein paar Manji- oder Kanda-Gene einbauen müssen, dann hätte sie sich von selber wieder zammengesetzt...hmm...DAS wär wirklich praktisch.... XD

Ach Gott, du armes Kind...aber die Idee mit dem Festplattendoktor ist eh gut. Hatten wir in der Arbeit auch schon mit einem USB Stick, auf den wer draufgestiegen ist. Da waren die Hülle und der Steckkopf im Arsch, aber die Daten unbeschädigt. Ich hoff, das ist bei dir auch so... *daumendrück*
The more we struggle in every moment, the more we feel alive.
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Datum: 09.04.2009 11:27
Patti und ich drücken dir und der kleinen Festplatte alle erdenklichen Daumen.
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Datum: 09.04.2009 13:51
yohko und ichndrücken auch fest die daumen und leiden mit dir
*plumps* *guck* Elisssabesss? *platsch*

The god of death is back from hell! -Duo Maxwell-
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Datum: 09.04.2009 15:31
Trotzem blöd...naja. Solang du weiterarbeiten kannst. Das freut mich für dich. Um die Musik und so ists halt schad.
The more we struggle in every moment, the more we feel alive.


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