Zum Inhalt der Seite



Interview mit einer nicht ganz normalen Person

Autor:  Principessa
Ein kleines Interview zu einer recht unbekannten Krankheit.

-------------------------------------------------------------------------------

Hallo. Danke, dass du dich entschieden hast, dieses Interview zu führen. Stimmt es, dass du unter dem Asperger-Syndrom leidest?

Ja, das ist korrekt.

Beschreibe die Krankheit in wenigen Sätzen und leicht verständlich.

Das Asperger-Syndrom ist eine Form von Autismus, also eine psychische Krankheit. Es äußert sich darin, dass Betroffene oft sozusagen in ihrer eigenen Welt leben, wodurch sie von anderen ausgegrenzt werden. Zudem haben sie sogenannte Insel-Begabungen, also spezielle Bereiche, in denen sie überdurchschnittlich gut sind.

Sind dadurch jemals Nachteile für dich entstanden?

Ja, leider. Ich sagte es bereits, Autisten, auch solche mit Asperger-Syndrom leben in ihrer eigenen Welt. Dadurch werden sie beinahe automatisch zu Außenseitern. Ich ebenfalls.

Wie äußert sich das?

HAT sich geäußert. Ich saß immer in einer Ecke und hab geträumt. Und hab mich dann gewundert, warum nie jemand mit mir spielen oder sich überhaupt mit mir beschäftigen wollte. Wenn man nur ein Kind ist und nicht den blassesten Schimmer hat, woran das liegen könnte ist es hart, damit fertig zu werden.

Wie kam es dazu, dass die Krankheit bei dir entdeckt wurde?

Als ich 14 war, unterhielt sich meine Mutter auf einer Geburtstagsfeier meiner Tante mit der Patentante meiner Cousine. Sie ist Psychologin und meinte, dass mit mir etwas nicht stimmt. Daraufhin haben meine Mutter und ich gemeinsam beschlossen, dass ich in eine halbtägige Psychiatrie gehe, damit wir wissen was los ist. Nach etwa einem dreiviertel Jahr hatte ich das Ergebnis.

Das klingt ziemlich hart.

Ach was, bis Ende der 10. Klasse war das ehrlich gesagt die beste Zeit meines Lebens. Damals habe ich auch noch nicht wirklich verstanden, welche Bedeutung das Alles für mich hat.

Das klingt so, als hätte sich das geändert.

Ja, hat es. Ich bin immernoch dabei, wirklich zu begreifen, welche Bedeutung die Krankheit für mich hat. Es zu wissen und es zu begreifen sind zwei sehr unterschiedliche Dinge.

Dafür hast du dein Leben aber relativ gut im Griff.

Weil ich langsam weiß, in welcher Situation ich wie reagieren muss. Das funktioniert aber auch nur, indem ich mich immer wieder der Situation anpasse. Indem ich Fehler ausmerze, die ich selbst nicht sehen kann.

Woher kennst du deine Fehler dann?

Daher, dass mich meine Freunde darauf hinweisen. Und dass ich mich selbst immer wieder überprüfe und überlege, wie ich meine Fehler oder Schwächen am besten ausgleichen kann. Das ist nicht einfach, aber dank meiner Freunde ist es möglich.

Sind dir deine Eltern keine Hilfe?

Nein, nicht wirklich. Sie verstehen den wesentlichen Punkt nicht.

Der da wäre?

Ich bin nicht normal. Auf den ersten Blick schon, aber das bedeutet eben nicht, dass ich automatisch dass denken und sehen kann, was sie auch denken und sehen können. Sie können nicht von sich auf mich schließen. Meine Freunde haben das verstanden und können damit umgehen, meine Mutter und Stiefvater nicht.

Was ist mit deinem echten Vater?

Der lebt in der Schweiz. Das Asperger-Syndrom ist eine Erbkrankheit, die zu einem hohen Prozentsatz an Jungs weitervererbt wird. Glückwunsch an mich, das ich als einziges Mädchen in der Familie die Krankheit abgekriegt habe. Und ja, bei meinem Vater ist es nicht offiziell bestätigt, aber ich habe die Krankheit offensichtlich von ihm.

Mir ist aufgefallen, dass du dich auf Conventions ganz anders benimmst als sonst. Immer noch ruhig, aber deutlich aufgedrehter und fröhlicher. Woran liegt das?

Daran, dass mich auf einer Con keiner kennt und ich es Leid bin, immer nur still in der Ecke zu hocken. Ganz abgesehen davon, alle, die ich bisher gerade auf Cons oder auf Animexx kennengelernt habe, haben irgendwo ihr Päckchen zu tragen. Das verbindet.

Diese Aussage steht aber im Gegensatz dazu, dass es hier viele Weblogeinträge zum Thema fehlende Toleranz gibt.

Stimmt. Ich für meinen Teil denke aber auch, dass dies Größtenteils daran liegt, dass sich die meisten Leute gerade bei solchen Weblogs vergessen, dass auf der anderen Seite des Bildschirms auch ein Mensch mit echten Gefühlen sitzt und weniger daran, dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich über Dinge Gedanken machen und diskutieren, die so nie zur Debatte standen. Die Fakten werden ignoriert und stattdessen wird überlegt, ob man die Drehung der Erde mit einrechnen muss, nur weil die Aufgabe sagt, dass ein Wanderer täglich drei Kilometer zurücklegt.

------------------------------------------------------------------------------

… Was mich gleich zu den Regeln dieses Weblogs bringt: Diskussionen sind erlaubt und erwünscht, aber nur zum Thema. Gern auch einzelne Aspekte des doch recht langen Dialogs. Aber NICHTS, was nicht zum Thema passt oder zu sehr davon abschweift. Beachtet zudem bitte auch, dass dies kein erfundenes Gespräch ist. Betreffende Person existiert wirklich und wird sehen, was hier geschrieben wird. Und nein, ich werde ihren Namen nicht verraten. Allerhöchstens in Ausnahmefällen. Und bitte bitte zerreißt euch nicht das Maul nur wegen ihrer Meinung zum Thema Toleranz. Lasst wenigstens einmal eine Aussage so stehen wie sie ist.
Avatar
Datum: 29.01.2013 09:56
Ein schöner Weblog! Nun habe ich wieder etwas dazu gelernt, ich wusste bisher nichts über diese Krankheit.

Und eine sehr Tapfere Person muss ich schon sagen, ich ziehe meinen Hut =)
Avatar
Datum: 25.03.2013 23:17
oh man


հﻨεг ĸօოოէ աεгъսռց:

└► ┊┊R(omeo) & Julie(t)||
Avatar
Datum: 01.02.2014 10:33
Bin gerade zufällig rein gestolpert, nachdem ich in deinem GB war. Ich kannte das bisher nicht und finde es toll, dass es Leute gibt, die darüber einen Weblog schreiben.
When you're surrounded by idiots just remember: Murder is illegal and sarcasm is much more satisfying.


Zum Weblog