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Hochwasser Niedersachsen Feuerwehr, Hochwasser 2013

Autor:  Naomi9
Oder: Wie die Frösche über den Deich kommen

Mittwochmorgen: Müde stehe ich auf, um zur Schule zu gehen. Ich schlürfe nach unten und begrüße meine Mutter in der Küche.
Da sagt sie: "Kann sein, dass ihr am Wochenende losmüsst."
Sofort bin ich hellwach.
"Ich will mit!"
"Das hab ich mir gedacht ..."

Kolonne fahren will gelernt sein

Helfer waren tatsächlich nicht schwer zu finden. Mit neun Leuten fuhren wir von unserer Feuerwehr aus los. Insgesamt bestand unsere Bereitschaft aus ungefähr 30 Fahrzeugen mit 120 freiwilligen Helfern. Diese mussten natürlich alle zum Einsatzort kommen. Wir sollten zum Landkreis Lüchow-Dannenberg, gut 160 km von uns entfernt. Da ist Kolonne fahren auf der Autobahn gar nicht mal so einfach.
"Fahrt da vorne mal nicht so schnell!"
"Wir kommen nicht hinterher!"
"So schnell fahren wir gar nicht!"
So ging es die meiste Zeit über den Funk hin und her. Aber letztendlich sind wir alle angekommen.

Warten, warten, warten ...

Unsere Reise endete schließlich in Gorleben. Gorleben? Ja, genau. Dank der Gastor-Transporte hatte man ja schon ein paar mal davon gehört und nun war man auch mal da.
Und durften erstmal frühstücken. Schließlich waren wir um fünf Uhr morgens losgefahren.
Nach dem Frühstück hieß es warten. Unser Bereitschaftsleiter machte sich auf unseren Einsatzbefehl herauszufinden. Und wir genossen die Sonne.
Dann durften wir unsere Unterkunft beziehen. Untergebracht waren wir in Dannenberg, in einer Containerunterkunft der Polizei. Das Ganze war zweistöckig und sogar sehr geräumig.
Dann hieß es wieder warten ...

Fleißige Kinder

Nach einem ganzen Nachmittag warten (mit dem Gedanken, dass wir gar nicht mehr eingesetzt werden) kam dann endlich unser Einsatzbefehl.
Um acht Uhr abends begannen wir mit dem Füllen von Sandsäcken. Unterstützung hatten wir hierbei von vielen freiwilligen, zivilen Helfern. Und besonders auffällig waren die ganzen Kinder. Manche waren nicht mal halb so groß, wie die Schaufeln, aber hart mit angepackt haben sie alle.
Und immer wieder kamen noch mehr und fragten etwas zögerlich ob sie uns nicht helfen könnten. Natürlich hatten wir für alle einen Platz und die Kinder schien es auch mit uns zu gefallen. Ein Junge sagte sogar: "Mit euch macht das hier richtig Spaß!"
Und dafür sorgten wir natürlich auch. Die Arbeit war monoton und teilweise auch sehr anstrengend. Ein Grund mehr für mich und meine Jungs so viel Blödsinn zu reden, wie möglich. Ansonsten wird man ja auch nur müde! ;)
Gegen die Müdigkeit halfen aber auch belegte Brötchen, Kaffee und Kuchen. Gut umsorgt wurden wir also auf jeden Fall.
An dieser Stelle somit schon mal ein riesiges Dankeschön, an alle, die mitgeholfen und sich um uns gekümmert haben.
Nach fast 26 Stunden auf den Beinen (um sechs Uhr morgens kehrten wir in die Unterkunft zurück) konnten wir also in unsere Betten, was viele (ich auch) wirklich nötig hatten.

Deichbau für alle

Am nächsten Tag mussten wir dafür auch erst gegen zwei Uhr los. Es ging in die Ortschaft Vietze zum Deichbau.
Höchstwahrscheinlich glaubt das sowieso keiner, wenn er es nicht gesehen hat, aber das Wasser stieg wirklich unaufhörlich. Ein Garten war nach zwanzig Minuten soweit unter Wasser, dass der gute Mann mal eben sein Boot hereinholte.
Wir bauten also fleißig Deiche, auch wieder mit der Unterstützung vieler toller Helfer. Mit einer langen Kette waren die Sandsäcke auch schnell herangeholt und der Deich wuchs.
Als wir fertig waren sagte ein Feuerwehrkamerad: "So und nun müssen wir noch Rohre unten einsetzen."
Auf unsere verwirrten Blicke hin, erklärte er: "Sonst kommen die Frösche da ja gar nicht durch!"

Abfahrt

Nachdem unsere Deiche gebaut waren, mussten wir wieder lange warten. Es war nämlich nicht ganz klar, ob die Deiche noch erhöht werden sollen.
Wie einige von euch eventuell mitbekommen haben, wurde die Ortschaft Vietze inzwischen aufgegeben und liegt nun unter Wasser. Dennoch haben wir zuvor noch alles gegeben, um sie zu retten. Tja, so läuft das halt manchmal beim Hochwasser.
Am nächsten Tag war nach dem Frühstück dann die Heimreise dran. Demnächst werden wieder einige Kameraden von mir dorthin fahren, um den Menschen weiter zu helfen.
Und hiermit sei mal gesagt, dass es noch viele Probleme in den Hochwassergebieten gibt. DLRG, THW, Bundeswehr, Feuerwehr und viele andere profesionelle Helfer sind dort und geben ihr Bestes. Aber ohne die vielen freiwilligen Helfer (ob aus den Ortschaften selber oder auch von weiter weg) wäre vieles nicht zu schaffen.

Darum sollten alle, denen es möglich ist, doch bitte in den betroffenen Gebieten mithelfen! Jede Hand ist willkommen und Arbeit gibt es für jeden!

An alle, die bereits mithelfen, jeden Tag Sand schaufeln und Säcke schleppen sei gesagt: Ihr leistet großartige Arbeit! Macht weiter so!


Vielen Dank.


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