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Les Misérables - eine Meinung Film, Les Misèrables

Autor:  KrawallLucy
Hallo meine Lieben!

Man hat ja jetzt schon länger nichts mehr von mir gehört, aber es ist auch nichts Besonderes passiert, was ich hier unbedingt breittreten wollen würde. Allerdings war ich gestern relativ spontan in der Gala-Preview von Les Misérables (ich hoffe, der Akzent sitzt richtig - Französisch liegt mir nicht ;)) anlässlich der Berlinale, immerhin 2 Wochen vor dem offiziellen Start! - und dachte, ich erzähle mal, wie es war :)

Zu der Veranstaltung gekommen sind wir eigentlich tatsächlich dank Facebook. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie ich überhaupt über den Film gestolpert bin, aber es ist erst ein paar Wochen her, ich begann, Videos bei Youtube zu schauen, die Lieder anzuhören und likete dann den Film bei Facebook. Einige wenige Tage später kam ein Post, dass 120 Kinos in Österreich und Deutschland die Gala-Preview anlässlich der Berlinale live übertragen. Für mich, die ich es kaum ertragen konnte, noch bis Ende Februar warten zu müssen, war das wie ein kleiner Lottogewinn (dass es sich mit der Dedeco beißt, war nebensächlich. Preview! 2 Wochen vorher! Topp das mal!) und ich habe sofort geschaut, ob das hier in Leipzig läuft. Tat es! Jippie! Allerdings wollte niemand mit mir hingehen, weswegen ich meine Schwester fragte, ob sie Lust habe und so sind wir dann in Chemnitz hin. Der Kartenkauf war ein bisschen umständlich, da wir sie online kaufen musste, aber das lasse ich hier mal außen vor, weil es mit dem Film an sich ja nichts zu tun hat. Beginnen wir also mit einer Schilderung des Abends:

1) Die Atmosphäre:

Ungewöhnlich :)
Angeblich gab es Probleme beim Kartenkauf, weil mein Name nicht auf der Liste der Käufer stand, aber die Kartennummern waren vorhanden, daher haben wir sie trotzdem bekommen, aber ich war selber noch nicht da, daher kann ich nichts sagen. Das könnte aber der Tatsache geschuldet sein, dass wir die Karten wirklich kurz vor knapp gekauft haben.
Beim Eintreten in den Saalbereich wurden wir "eingewiesen": Der Bereich für die Vorpremiere war hinten in der Ecke, ein bisschen abgeschirmt und auch räumlich abgetrennt vom Rest des Kinos. Dort stand eine junge Dame und erklärte uns, dass wir hier hinten unseren eigenen Verkaufsstand haben (spitze! Die anderen Theken waren voller Leute!). Vor dem Film würde die Übertragung vom roten Teppich laufen, etwa 15 bis 30 Minuten lang, dann würde der Film beginnen, nach einer etwa 5-minütigen Umbaupause, während der wir aber im Saal bleiben könnten. Sie war sehr freundlich. Und ganz ehrlich? Wir haben uns wie verdammte VIPs gefühlt :3 Das hatte schon so ein bisschen was. Wir sind dann nochmal kurz raus - wo wir Mädels halt hingehen ;) - und fühlten uns sehr wichtig und erhaben dabei, auf dem Rückweg an einer größeren Menschentraube vorbeizugehen, mit den Kinokarten zu winken und in den VIP-Bereich eintreten zu können. Es war wirklich ziemlich goldig :)

Hier möchte ich aber ein Manko anbringen: Der Eisverkäufer kam nicht. Das fand ich ein bisschen doof, da ich - was ich sonst nie tue - eigentlich gerne ein Eis wollte. Na gut, aber es ging auch so :) Wir hatten Popcorn.

2) Die Gala/Liveübertragung vom roten Teppich der Berlinale

Ehrlih gesagt, ich verzog ein bisschen das Gesicht, als ich las, dass Steven Gätjen die Übertragung moderiert. Ich mag den nicht so besonders. Na fein, er wirkt recht seriös - auf jeden Fall besser als der Opdenhövel (?) - warum der Vergleich? Ich kenne sie alle beide als Raab-Moderatoren. Im Endeffekt war ich dann doch positiv überrascht. Der Gätjen hat sich ganz gut geschlagen. Sein Englisch war ziemlich ordentlich, er hat nicht steif vor sich hingeplappert, sondern wirklich lockeres, flüssiges, angenehmes Englisch gesprochen, das man so wohl auch irgendwo auf der Straße hätte hören können. Gut gemacht :)
Es gab Interviews mit dem Direktor (?) der Berlinale, Tom Hooper (Regisseur), dem Produzenten (nehme ich an - ich hab den Namen leider nicht mitbekommen, kann daher nicht nachschauen, ob er es wirklich war), Eddie Redmayne (Marius), Hugh Jackman (Jean Valjean), Anne Hathaway (Fantine). Amanda Seyfried rannte vorbei, es war ziemlich kalt an diesem Abend in Berlin. Und ich mag sie eh nicht besonders.
Ein bisschen idiotisch fand ich, dass der Herr Gätjen Hugh Jackman auf seinen (Gätjens) Cameo in Real Steel ansprach. Glaubt er wirklich, Hugh Jackman würde sich daran erinnern? Ach, Junge ... An sich empfand ich die Interviews aber als angenehm. Die Fragen ergaben Sinn, waren gut ausgewählt und seriös.

Was mich allerdings wirklich wirklich gestört hat, war die Interviewsprache: Es war komplett in Englisch, wenn er mit den Les-Mis-Gästen sprach, was ja absolut verständlich ist, aber es saßen eine Menge ältere Menschen im Saal, die vermutlich kein Wort verstanden haben. Das fand ich ein bisschen rücksichtslos. Natürlich kann man bei einer Live-Übertragung nicht mal eben Untertitel einblenden, das verstehe ich ja, aber Herr Gätjen hätte am Ende die Inhalte der wirklich kurzen Interviews zusammenfassen können. Nur ganz kurz. Der Vollständigkeit halber. Hier bin ich wirklich ein bisschen krittelig!


ACHTUNG: Ab hier geht es um den Film selbst! Wer ihn noch nicht gesehen hat, möge nicht weiterlesen, so er ihn sehen und nicht gespoilert werden möchte!

Der Film selbst:
Spoiler


Les Misérable führt also im Prinzip die Geschichten der unterschiedlichsten Charaktere zusammen, die zur Zeit nach der Französischen Revolution leben. Ich gehe mal kurz auf die einzelnen Charaktere ein - und hoffe, dass ich mich nicht um Kopf und Kragen schreibe, weil ich wirklich nicht SO vertraut bin mit der Story, ich habe da wirklich nur Grundwissen. Trotzdem möchte ich ja gerne eine Meinung zum Film abgeben. Also beginnen wir:

3) Der Film an sich

Bekannt ist ja, dass die Songs komplett live beim Dreh eingesungen wurden. Man merkt es. Man merkt es wirklich.

A) Die Charaktere:

I: Jean Valjean (Hugh Jackman) - Ein Sträfling, der 19 Jahre eingesessen hat, weil er ein Brot stahl - 5 Jahre dafür, den Rest für Fluchtversuche. Markant ist seine gewaltige Körperkraft - die ihn zwischendurch verrät. Für Hugh Jackman möchte ich an dieser Stelle ein gigantisches WOW vergeben. Er singt sehr angenehm (nebenher: von Musik versteh ich nicht viel), sehr leidenschaftlich, sehr kräftig. Gut, ich bin ein bisschen parteiisch, das muss ich zugeben, Hugh Jackman würde ich gerne heiraten ;) Ich versuche aber mal, neutral zu bleiben. Er bringt jedenfalls sehr viel Gefühl in den Gesang. Ich habe hier im Hintergrund bei Youtube den Soundtrack laufen und es reißt mich immer wieder mit.
Besonders herausheben möchte ich "Who am I". Valjean ringt mit sich selbst, ob er der kriminelle Valjean, Sträfling auf Bewährung bleiben will, oder untertaucht und sich einen neuen Namen sucht. Das Lied hat mich sehr überzeugt, Hugh Jackman bringt dabei eine Menge Verzweiflung und ... Unsicherheit (?) ins Lied, was überzeugt. Mitunter übertreibt er es (in meinen Augen) ein bisschen, es wird ein bisschen arg dramatisch, aber ansonsten - Liebe.
Was mich allerdings ein bisschen stört, man aber weder dem Film noch Hugh Jackman anlasten kann, ist dieses Valjean'sche Gutmenschentum. Bis auf den Leuchterklau hat er ständig Gutes im Sinn und es fällt mir schwer, ihm das dauernd abzunehmen. Mitunter scheint eine schlechte Seite durch - er stiehlt die Leuchter, er will Cosette für sich allein, er wendet sich ab, statt Fantine zu helfen, um Javert zu entgehen - aber mir fehlen Szenen, in denen er zwischen den Möglichkeiten schwankt. Aber das gibt wohl das Buch so vor, das ich leider noch nciht gelesen habe.

II: Javert (Russell Crowe) - Jean Valjeans Erznemesis. Ein Gefängnisaufseher, der Kriminelle und verachtet und wie den Dreck unter seinen Schuhsohlen behandelt. Er ist unnachgiebig, uneinsichtig, abwertend. Als Sohn eines Gefängnisdirektors wurde er im Gefängnis geboren und ist in etwa unter Kriminellen aufgewachsen - daher seine Verachtung. Nach dessen Untertauchen wird es sein oberstes Ziel, Valjean zu finden und wieder einzubuchten. Im Laufe des Films steigt er im Rang auf und bleibt Valjean auf den Fersen. Am Ende begeht er Selbstmord, weil Valjean ihn nicht tötet, als er die Chance hat, und Javert nicht akzeptieren kann, dass sein Weltbild all die Jahre Irrsinn war. Er stürzt sich in die Seine. Eine hässliche Szene. Das gibt Punktabzug.
Kommen wir zu Russell Crowe: erwähnte ich, parteiisch zu sein? Nun, RC würde ich auch heiraten. Heißer Kerl. Lassen wir das.- Javert ist schon immer einer meiner Lieblingscharaktere. Ich habe ein klares Faible für die bösen Jungs. Von daher war ich von Russell Crowe ein kleines bisschen enttäuscht. Ich war erst "OMG Russell Crowe singt!" und ja, er singt wirklich scharf und seine Singstimme ist großartig, aber um ehrlich zu sein (ich möchte es nicht zugeben), singt er Javert stellenweise ein bisschen "flach", könnte man sagen. Das eine Mal singt er mit bebender Stimme und wirkt bewegt, entschlossen, hasserfüllt, dann wieder zischt er seinen Text vor sich hin und wirkt, als ließe ihn das alles kalt. Vor allem in meinem Lieblingslied "Stars" ist mir das aufgefallen. Javert schwört bei den Sternen, dass er Valjean erwischen wird. Und das brummt er manchmal so in den Himmel. Joa. Nicht so überzeugend. In seinem letzten Lied "Javert's Suicide" nimmt man ihm die Zerrissenheit schon eher ab, allerdings empfinde ich auch da einige Stellen als ein bisschen überdramatisiert. Beispielsweise die letzten Worte, bevor er springt. Die wirken einfach nur aufgebauscht, aber nicht verzweifelt, verrückt, zerrissen, wasauchimmer (im Gegensatz zu ein paar Sätzen davor - da wird die Stimme schriller, verrückter, steigert sich in eine gewisse Irre. Fand ich glaubhaft). Ich komme nicht so ganz dahinter, warum er einen derartigen Hass auf Kriminelle hegt - vermutlich einfach vom Vater übernommen, vermute ich -, aber man nimmt ihm diesen vorurteilsbehafteten Hass, diese Herablassung besser ab als Valjean das Gutsein. Und er sieht gut ein. Die Uniform! Heiß!

Hier aber eine kleine Anmerkung: Hugh Jackman ist so um die 40, schätze ich, Russell Crowe wohl so um die 60, nehme ich an. Und man sieht es nicht einziges Mal im Film, dass RC der Ältere ist. Die Maske - oder vielleicht auch die Technik, das weiß ich nicht - hat es spektakulär hinbekommen, Valjean immer älter als Javert wirken zu lassen. Großartig. Mitunter erkennt man Hugh Jackman auch nicht. Auch nicht schlecht!

III: Fantine (Anne Hathaway) - arbeitet in einer Fabrik, hat ein uneheliches Kind und wird hinausgeworfen, als das herauskommt. Um Unterkunft und Medizin für ihr (vermeintlich) krankes Kind zu zahlen, begibt sie sich in die Prostitution, verkauft ihr Haar und ein paar Zähne (autsch. Ich habe weggesehen.). Sie wird krank und stirbt und hinterlässt das Kind, von dem Valjean verspricht, es aufzunehmen un zu versorgen.
Anne Hathaway. Wirklich, ich mag sie nicht besonders, aber hier hat sie sich wirklich bewiesen. Sie spielt die verzweifelte Mutter und die nimmt man ihr ab. Heute las ich, dass die Szene, in der ein Zuhälter ihr das Haar abschneidet, echt ist - das sind ihre echten Haare, die da abgemetzelt werden. Hut ab! Sie singt wunderschön "I dreamed a dream" und sie überdramatisiert es nicht so wie Russell Crowe und Hugh Jackman. Sie beklagt ihr Leid und es wirkt glaubhaft. Ein paar Töne im Lied waren vielleicht ein bisschen schief, aber verdammt nochmal, da weint eine Mutter um ihr Leben, dass völlig daneben gegangen ist, da passiert das. Ich war wirklich begeistert und ich habe geweint. Anne Hathaway hat so einen leicht leeren Blick, den ich nicht mag, aber hier passt der verdammt gut.

IV: Cosette (Amanda Seyfried/Isabelle Allen [Kind])- ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so richtig, warum Cosette und Marius derart als Hauptcharaktere betrachtet werden. Ich weiß nicht, wie es im Buch ist, aber rein von Musical und Film her, tragen die beiden meiner Meinung nach nicht sehr viel zur Story bei. Cosette ist jedenfalls Fantines Kind und lebt (... vegetiert) bei der Wirtsfamilie Thénardier (auf die komme ich noch zurück. Das wird lustig :3). Valjean nimmt sie auf, sie lebt ein sehr viel besseres Leben als vorher, verliebt sich in Marius und heiratet ihn. Joa, das dazu (verdammt - man merkt, dass ich kein Fan von Cosette bin).
Amandy Seyfried ... nun, laut Steven Gätjen hat sie eine klassische Opernausbildung genossen. Das mag sein, aber sie singt mir persönlich in den meisten Liedern viel zu hoch und piepsig. Das ist unangenehm und ich will da nicht lange zuhören. Amanda Seyfried spricht mich auch optisch nicht so recht an. Es fällt mir grade ziemlich schwer, mich zu ihr zu äußern, da ich sie wirklich nicht mag.
Ach doch: die kleine Cosette gefällt mir sehr gut. Sie singt ein schönes "Castle on the Clouds", das mir ein bisschen die Tränen in die Augen getrieben hat und sie ähnelt ziemlich dem Kind auf dem Musicalplakat! Gefällt mir gut.

V: Marius Pontmercy (Eddie Redmayne) - ist der Enkel wohlhabender Leute, setzt sich aber für die bürgerliche Revolution ein (nicht schlagen bitte - ich war Geschichte Grundkurs und hab geschwänzt). Er verliebt sich in Cosette und will sie heiraten, entscheidet sich aber für die Revolution (und stürzt sich blind hinein), als er ihr Haus verlassen vorfindet und sie verloren glaubt. Er überlebt als Einziger der ABC-Café-Freunde die Revolution, da Valjean ihn (durch die Kanalisation) rettet.
Nun, ich bin auch kein großer Freund von Marius, auch wenn er mir lieber ist als Cosette. Mir tat immer sehr leid, wie er Éponine behandelt.
Eddie Redmayne spricht mich ja optisch auch nicht so an, er ist nicht so mein Fall. Bezüglich Marius bin ich ein bisschen hin- und hergerissen. Er sieht schon aus wie das wohlhabende Söhnchen (Enjolras hätte ich ihm z.B. weniger abgenommen), seine Stimme schwankt aber manchmal zwischen sehr dunkel und dann wieder sehr hell. Außerdem klingt er mitunter sehr alt. Bei seinem Treffen mit Cosette gefällt er mir zum Beispiel gut, da klingt er jung und ein bisschen schüchtern, bei "Empty chairs at empty tables" wiederum mag ich ihn gar nicht. Er wirkt jammerig (gut, ist er auch) und nuschelig. Gerade das hat mich oft an ihm gestört: die mitunter auftretende Nuscheligkeit. Das missfällt mir. Ansonsten ist er schon in Ordnung. (Aber Enjolras gefällt mir besser).

VI: Éponine (Samantha Barks)- sie spielt im Broadway-Musical von Les Mis schon Éponine (wenn ich mich recht erinnere) und hat daher schon Erfahrung in der Rolle. Éponine ist die Tochter der Thénardiers (man könnte vermuten, das Einzige - ist sie aber nicht). Als Kind erinnert sie mich ja ehrlich gesagt an die Heidi in dem ganz alten Film, der immer zu Weihnachten bei RTL I läuft ;) Sie ist jedenfalls Cosette's Ziehschwester, verliebt sich in Marius (unerwidert), bringt ihn zu ihr und stirbt schließlich, als sie eine Kugel abfängt, die sonst ihn erwischt hätte. Marius erkennt sie (sie ist als Junge verkleidet) und hält sie fest, während sie stirbt und küsst sie (im Buch ringt sie ihm das Versprechen ab, im Film macht er das von alleine, wenn ich nichts Essenzielles verpasst habe). Um sie hab ich ein bisschen geweint, denn sie verdient nicht, von Marius derart im Regen stehen gelassen zu werden (wörtlich). Ihr "On my own" hat mich ziemlich gerührt und sie tat mir so leid. Sie singt sehr schön, wobei "On my own" zum Ende hin auch stellenweise ein bisschen unangenehm hoch wird, aber das ist eventuell Geschmackssache.

VII: Die Thénardiers (Sacha Baron Cohen/Helena Bonham Carter) - die zwei, endlich, herrlich! Die zwei schießen den Vogel ab. Im Musical sind sie ja schon dazu da, die schwere Story ein bisschen aufzulockern und genau das tun sie: sie bringen dich zum Lachen. Dieser morbide Humor, den die beiden reinbringen - herrlich. Die beiden (ich schreibe den Namen jetzt nicht. Der ist mir zu lang) führen ein Wirtshaus, in dem sie auf Freunde machen, aber hinterrücks die Gäste behumsen und beklauen. Man muss ja leben! Sie nehmen Cosette auf, um an Geld zu kommen, behandeln sie aber schlecht, belügen Fantine, Cosette sei krank und sie brauchten mehr, was sie in die Prostitution treibt. In den folgenden Jahren verlieren sie das Wirtshaus und rauben erst Häuser aus, dann die Toten der Kämpfe. Am Ende tauchen sie auf Cosettes Hochzeit nochmal auf und verursachen, dass Marius erfährt, dass er von Valjean vor dem Tod gerettet wurde.
Herrlich, diese beiden, einfach nur herrlich. Auch die sind noch von früher, vom Musical Teil meiner Lieblinge. Herrlich. Sacha Baron Cohen wurde dafür kritisiert, einen falschen, französischen Akzent aufgesetzt zu haben, aber ich finde, es passt perfekt zu dieser schrillen, abstrusen Figur. Er macht das herrlich. Ich war bisher kein großer Fan von ihm, aber den hätte ich jetzt gerne als Poster in der Küche hängen - es hätte einen wunderbaren Insider-Zynismus :) Seine abstruse Kostümierung passt noch dazu: dieser Mann trägt ein völlig falsches Bild von sich auf. Und ich habe herrlich gelacht, wenn er mal wieder Cosette falsch benannt hat. Herrlich. Schön auch, wie er versucht, Cosette als sein Zuckerstückchen auszugegen und so Valjean zu behumsen und damit auf Granit beißt. Herrlich. Seine Stimme klingt neben französisch übrigens auch immer ein wenig lauwarm und abwesend, wie high, was einfach herrlich ist.
Helena Bonham Carter dagegen ... nun ja. Nun ja. Ich liebe die Frau eigentlich wirklich, aber Mme Thénardier habe ich ihr nicht so recht abgenommen. Ihre Stimme ist dafür einfach nicht schrill genug. Vom Aussehen her ist sie perfekt, aber die Stimme ist nicht ganz das Richtige. Trotzdem hat sie die Rolle ziemlich gut gespielt.


Okay, ich glaube, mit den Charakteren sind wir durch. Ich wollte eigentlich noch auf Gavroche eingehen, aber der Post ist schon lang genug, außerdem ist er einfach herrlich. Der Junge bewegt. Anfangs nervte er mich persönlich, aber er wächst trotzdem ans Herz und man will nicht glauben, dass er wirklich erschossen wird. Das war schlimm. Der singt goldig. Der kleine Junge reißt wirklich mit. Einen schönen Akzent hat er beim Singen :)

So, ein paar Sachen zur Technik möchte ich noch loswerden, da war ich stellenweise ein bisschen enttäuscht.

B) Technisches

I: Die Kameraführung. Der Herr Gätjen hatte schon mit dem Regisseur darüber gesprochen, dass sehr viel mit der steady Cam, also einer Handkamera (hab ich mir gemerkt :D) gearbeitet wurde. Das ist mir nicht so wahnsinnig oft aufgefallen, meiner Schwester schon, sie fand es richtig störend. Ich hab da gar nicht so draufgeachtet, nur in einer Szene ist es mir richtig aufgestoßen: Valjean singt "Bring him home" und geht um eine Ecke in einem Haus, die Kamera fäährt da unschön rasant herum. Das war mir zu fuchtelig, das war unangenehm. Ansonsten spreche ich hier mal für meine Schwester, die dafür Punktabzug gibt.

II: Die Hintergründe. Gedreht wurde ja in Paris und in einem Studio bei London. Man sieht genau, wo die Hintergründe unecht sind, das fand ich ärgerlich. Besonders oft ist es mir bei Javert aufgefallen. Bei "Stars" steht er auf einer Art Balkon, man sieht den Sternenhimmel - und der sieht verdammt unecht aus. Ähnliches nochmal bei seinem Selbstmord: er singt sein Liedchen, wandert auf dem Brückengeländer herum - und der Hintergrund sieht für mich aus wie eine angemalte Gummiplane. Es gab noch ein paar Beispiele, aber die beiden sind mir gerade im Gedächtnis geblieben.

III: Effekte. Ich war sehr sehr glücklich mit den Effekten. Ich bin ja wahrlich kein Freund von Blut und Brutalität und Gewalt und so, daher meide ich gerne Filme, die mit Schusswaffen zugange sind. Gnädigerweise sieht man niemanden allzu nah erschossen werden. Die Leute sterben durch Schüsse in die Brust, man sieht keine ekligen Kopfschüsse und Ähnliches. Ich bin ja empfindlich, daher find ich das gut ;) Ich habe nicht hinsehen können, als Fantine Zähne gezogen bekommt (wobei man das nicht wirklich sieht - aber ich wollte auf Nummer Sicher gehen ;)) Dafür hab ich hingesehen, als sich Javert in die Seine stürzt - und das war schon so ein kleines bisschen unappetitlich. Er scheint auf eine Art Beckenrand zu knallen ... und es gibt ein unangenehmes Geräusch und ich glaube, in hat's in Zwei gehauen. Man sieht es nicht, aber es ist eklig. Jawohl. Dafür bin ich dankbar, dass es keine Schreckmomente gibt. Die mag ich nicht, ich blamiere mich da immer immens XD Es gab nur eine: Thénardier zieht Marius einen RIng vom Finger und will bei Valjean weitersuchen, der aber reißt die Augen auf (und beißt Thenardier in die Hand? Da bin ich nicht sicher. Ich zuckte da gerade gewaltig zusammen. Schwester fand es lustig >.<)

Wir haben auch nur einen Filmfehler gefunden: Der tote Gavroche hat die AUgen offen, als er weggetragen wird, sind sie geschlossen, als Javert dem toten Jungen seinen Orden ansteckt (eine bewegende Szene. Mich hat sie bewegt!) sind sie wieder offen.

Und was ich auch mal wieder ankritteln muss: Mir bluten verdammt nochmal die Ohren, wenn ich in Filmen und anderswo sehe, dass Leute mit Pferden über Pflaster und Steine und alles galoppieren. Mir wurde mal beigebracht, dass das schlecht für die Hufe ist. Es klingt effekthascherisch, ja, aber ich seh das kritisch.



So, kommen wir zum Ende. Dieser Eintrag hat mich jetzt bestimmt 2 Stunden gekostet. Wir halten fest: Mit der Besetzung bin ich im Großen und Ganzen sehr zufrieden, die live gesungenen Lieder entwickeln eine schöne Atmosphäre. Hier und da klingen die Lieder nicht ganz perfekt, aber das hat seinen Reiz, das macht die handelnden Figuren menschlicher. Die Story ist mitreißend umgesetzt, es gibt eine schöne Atmosphäre, es gab ein gewisses Gänsehautfeeling. Und am Ende haben wir Tränen vergossen. Man fühlte ein bisschen mit den Figuren. Es war schon schön. Der Film an sich ging etwa 2 1/2 Stunden - also doch ganz schön lange. Ich hätte ungern rausgehen wollen.

Mitunter waren die Zeitsprünge aber unangenehm, jedenfalls mir. Der Film steigt sofort mit den Sträflingen und der harten Arbeit ein, nach ein paar Minuten ist Valjean frei. Das ist schön, dass keine Zeit mit Vorgeplänkel vertan wird, sondern direkt eingestiegen wird. Die folgenden Zeitsprünge - mehrere, um genau zu sein: bis zur Blende auf die Fabrik - sind mir zu groß. Mir ging dabei die Übersicht ein bisschen flöten. Und ich kannte die Story bereits!

Auch ein strittiger Punkt in meiner Sicht: die Untertitel. Einerseits finde ich es großartig, dass die englische Tonspur bei den Liedern geblieben ist, weil dadurch alle Emotion mitgebracht wird - gleichzeitig muss man, wenn man kein Englisch kann oder die wenigstens die Story oder die deutschen Texte kennt - immer unten mitlesen und verpasst eine Menge Bild. Gleichzeitig waren die Untertitel auch keine Meisterwerkte. Mitunter waren sie etwas arg frei übersetzt. Der Sinn hat noch übereinstimmt, war aber doch schon ein bisschen verfälscht, das war ärgerlich. Und da man schon Untertitel nehmen musste, frage ich mich: Warum hat man nicht die deutschen Liedtexte eingefügt? Das hätte sehr viel gekonnte gewirkt, als dieses Geschnipsel unten am Bildrand. Hmpf.

Im Endeffekt bin ich aber wirklich zufrieden mit dem Film, er war mitreißend, unterhaltsam, kurzweilig, gut besetzt. Wir mochten ihn alle drei wirklich sehr. Ich werde ihn mir auf jeden Fall mit einer anderen Freundin nochmal ansehen, da er wirklich gut war. Allerdings ist der Film ja ziemlich lang, ich will also gar nicht wissen, was der kostet. Auf DVD wird er aber irgendwann auch noch meine Sammlung bereichern.

Insgesamt bekommt "Les Misérables" von mir 9 von 10 gehissten Fahnen. Die Pluspunkte, dieser unkonventionelle Weg, ein Musical zu verfilmen, das überwiegt die Minudpunkte immens. Geht und seht ihn euch an!