Zum Inhalt der Seite

Thread: Frühkindliche Prägung

Eröffnet am: 03.04.2007 13:17
Letzte Reaktion: 16.12.2010 15:37
Beiträge: 62
Status: Offen
Unterforen:
- Anime/Manga
- Kulturelles



[1] [2] [3]
/ 3

Verfasser Betreff Datum
ZurückSeite 3
 roterKater Frühkindliche Prägung 16.12.2010, 13:01
 sweet_miko Frühkindliche Prägung 16.12.2010, 15:37
ZurückSeite 3

[1] [2] [3]
/ 3


Von:    roterKater 16.12.2010 13:01
Betreff: Frühkindliche Prägung [Antworten]
Avatar
 
Also bevor dieses Ammenmärchen hier weiter breitgetreten wird: sexuelle Orientierung ist nicht angeboren, nicht genetisch bedingt und vor allem nicht vererbbar! Das ist eine Erfindung der Sexualpsychologie, die sich auf die Fahne geschrieben hat, alles, was nach konservativen Maßstäben nicht "normal" ist, zu einem pathologischen Zustand zu verklären, und weil es dafür irgendeine wissenschaftlich akzeptierte Rechtfertigung braucht, wurde halt der Mythos vom "Homo-Gen" ins Leben gerufen - welches übrigens bis heute nicht gefunden wurde.

Dazu muss man wissen, dass die Vorstellung einer "sexuellen Orientierung" selbst eine Erfindung der Sexualpsychologie ist. Der Mensch hat Jahrtausende lang auch ohne die Vorstellung leben können, dass du automatisch bist, was du tust. Im alten Rom hat zum Beispiel jeder einfach gevögelt, worauf er/sie Lust hatte, ohne dass dadurch eine Aussage über seine Identität getätigt wurde. Du konntest also eine homosexuelle Beziehung haben, ohne dass dadurch automatisch festgelegt wurde, dass du jetzt homosexuell bist (oder bi oder hetero). Selbst im christlichen Mittelalter wurden gleichgeschlechtliche Beziehungen zwar kriminalisiert, aber nicht pathologisiert.

Die Idee von Homosexualität als Abweichung oder gar Krankheit ist tatsächlich keine 200 Jahre alt. Und sie ist im Wesentlichen die Übetragung christlich-konservativer Normen und Werte auf wissenschaftliche Verhandlungssysteme. In Japan gab es zum Beispiel bis ins 19. Jahrhundert noch keine Vorstellung davon, dass Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen irgendwie anders sind. Das kam erst im Zuge der Modernisierung nach der Landesöffnung, wo man dummerweise auch konservative Vorstellungen aus dem Westen (Homosexualität ist Barberei) als modernes Erfolgsmodell übernommen hat.

Dennoch gibt es halt eine lange Tradition vielseitiger sexueller Ausprägungen in der japanischen (und allgemein asiatischen) Kultur. Zum Beispeil lässt sich die Vorstellung des androgynen Bishounen bis zum "Genji monogatari" zurückverfolgen (Genj war "so schön wie eine Frau") und war in der Edo-Zeit besonders über das Kabuki extrem populasisiert. Diese sexuelle Offenheit in der Kulturproduktion (die in keinem Verhältnis zur Diskriminierung im japanischen Öffentlichkeitsdiskurs steht) findet sich bis heute in Anime und Manga wieder, unter anderem auch "Sailor Moon".

Aber zurück zum Thema. Neben dem Märchen, dass sexuelle Orientierung nicht nur als Identitätskriterium biologisch existiert (Blösdinn), sondern auch genetisch determiniert ist (Riesenblödsinn), gibt es nocheinen zweiten darin verschränkten Mythos: dass sich Menschen eindeutig in männlich/weiblich unterteilen lassen und dass man darauf eben auch die hypothetische sexuelle Orientierung projiziehren kann.

Erstens ist das biologisch Stuss: es gibt allein neun biologische Kriterien, nachdem man männlich/weiblich unterscheiden kann, und nicht immer stimmen alle überein. Zum Beispiel gibt es Frauen mit XY-Gen. Dann gibt es die psychische Intersexualität - du fühlst dich als Frau im Männerkörper oder andersrum.

Umgekehrt geht die Idee einer "sexuellen Orientierung" auch von der Vorstellung aus, dass das, was wir attraktiv finden, eindeutig als männlich oder weiblich zuordnenbar ist und sich Menschen danach eben als homo, hetero und bi unterteilen lassen. Aber was ist denn nun, wenn ein Edo-zeitlicher Bürger einen zwar männlichen, aber weiblich aussehenden Kabuki-Spieler vergöttert? Ist der dann schwul? oder bi? Oder doch hetero?

Diese Einteilung macht einfach keinen Sinn, und ganz besonders macht sie für Anime/Manga keinen Sinn weil diese sexuellen Uneindeutigkeiten dort eben sehr verbreitet sind, gerade in den "Mädchen-Manga-Genres" BL und Shoujo.

Ich denke, wenn sich viele Animexxler hier als "bi" eintragen, heißt das einfach nur, dass in der Szene allmählich die bisher noch unbewusste Erkenntnis Einzug erhalten hat, dass das konservative Modell von Hetero- und Homosexualität einfach keine Gültigkeit mehr für sie hat. Und ehrlich gesagt finde ich das gut so!

P.S. Wen das näher interessiert, dem kann ich die GID-Broschüre "SeXY Gene 2009" vom Genethischen Netzwerk empfehlen. Da wird auch mit dem "Homo-Gen" kräftig der Boden gewischt. Sehr lesenswert.
***Blog zu deutschen Manga-Publikationen***
***Deutscher Manga? Japanischer Manga? Mitraten und Gewinnen!




Von:    sweet_miko 16.12.2010 15:37
Betreff: Frühkindliche Prägung [Antworten]
Avatar
 
Ich glaube, dass niemand hier von einem Homo/Hetero-Gen sprach … Ich für meinen Teil, meinte, dass nicht nur die Erziehung und unser Umfeld uns Etwas attraktiv finden lassen oder unsere Vorlieben bestimmen.
Es ist ein 50-50 (mal mehr mal weniger) Zusammenspiel von Genen und Umwelt.

Alles das Teil unserer Persönlichkeit ist wird von unterschiedlichen Sachen unterschiedlich geprägt, aber das ganz sicher nicht _nur_ von unserer Erziehung und Umwelt. Eine genetische Veranlagung kann also ebenfalls unsere Sexualität beeinflussen.

>Erstens ist das biologisch Stuss

Also ich bin eindeutig eine Frau.

Eine Frau mit einer Gebärmutter und Eierstöcken ist auch eine Frau, unabhängig davon ob sie einen z.B.: Testosteronüberschuss hat. Ihr Körper ist weiblich, sie hat weibliche Geschlechtsteile und kann somit Kinder bekommen.

Ein Mann mit flachen Brüsten, einer Gebärmutter, Eierstöcken und ohne Penis und Hoden ist auch eine Frau.

Eine Person mit beiden Geschlechtsteilen ist ein Zwitter.

Es GIBT einen biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau! Unabhängig davon ob jemand nun ‚weiblicher‘ oder ‚männlicher‘ ist, entscheiden immer noch seine Geschlechtsteile was er nun ist. Eine Frau die sich in ihrem Körper unwohl fühlt ist solange eine Frau, bis sie eine Geschlechtsumwandlung hat.

Nur weil man gerne mit gleichgeschlechtlichen Menschen schläft etc. und die Gesellschaft langsam toleranter wird und die Medizin sich entwickelt, heißt es noch lange nicht, dass auf einmal die Unterscheidung von Mann und Frau Stuss ist …

Und das man von einem Mann eher erwartet, dass er eher auf Frauen steht und umgekehrt ist auch klar. Ein Großteil der Menschen sind nun einmal hetero (noch…) und das liegt, wenn auch _nur_ daran, dass wir den Drang haben uns zu reproduzieren und das geht mit Mann/Mann – Frau/Frau einfach nicht.

>Diese Einteilung macht einfach keinen Sinn
Das sehe ich nicht ein. Es sind Bezeichnungen dafür was man eben gern hat. Ich bin hetero, könnte aber auch sagen, dass ich auf Männer stehe und es kommt auf dasselbe hinaus. Ich finde diese Kategorisierung ist eine Erleichterung. Zusätzlich gibt es ja noch andere (Unter)gruppen wie zB Transsexualität. Selbst wenn es eine Erfindung des 20 Jh. muss es ja nicht unbedingt schlecht sein, etwas einen Namen zu geben, dass davor keinen hatte.

Auch bestreite ich nicht, dass Homosexualität schon seit je her existent ist. Dennoch bedeutet es nicht, dass jeder Mensch die Neigung dazu hat, mit gleichgeschlechtlichen Menschen zu schlafen. Nur weil es vielleicht Mode geworden ist Bi zu sein, heißt das nicht, dass ich konservativ bin weil ich hetero bin.

In Wirklichkeit sieht die Realität ganz anders aus


[1] [2] [3]
/ 3



Zurück