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Vogelfrei

von

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Das Geständnis

Die Nacht verbrachte Toshinori fast durchgehend an Aizawas Seite, um dessen Zustand zu überwachen. Während sich Hawks und Enji etwas abseits hingelegt hatten, lag er neben dem Einsiedler und lauschte dessen leisem Atem. Er fragte sich, warum Aizawa allein und ohne ein Wort zum Brunnen gegangen war. In gewisser Weise enttäuschte ihn dies, denn es fühlte sich an, als hätte dieser ihnen damit den Rücken gekehrt. Als würde er damit zeigen wollen, dass er sie nicht brauchte. Dabei waren sie doch Kameraden, hatten bis hierhin so vieles zusammen erlebt und Toshinori hatte sich an ihn gewöhnt.

Mehr noch, denn die Gefühle, die er für den anderen Mann hegte, entsprachen nicht denen, wie er sie zum Beispiel für Enji oder Hawks empfand. Vielleicht wäre alles einfacher gewesen, wenn ihm das Begehren nach einer anderen Person bereits vertraut gewesen wäre. Da er aber selbst in jüngeren Jahren nur sein Ziel sowie seine Tugenden vor Augen gehabt hatte, hatte er sich solche Empfindungen nicht erlaubt. Toshinori war immer davon ausgegangen, dass es eine Frau sein würde, der er den Hof machen würde…und nun saß er hier. Neben einem Mann, der so vollkommen anders als alles war, das Toshinori sich hätte ausmalen können. Er wusste wirklich nicht weiter, konnte schließlich auch niemanden um Rat fragen. Gleichzeitig scheute er sich, Aizawa seine Gefühle zu gestehen, schon allein wegen seiner Unerfahrenheit. Er wollte auf keinen Fall, dass sich der Einsiedler fühlte, als hätte er sich nur ausprobieren wollen – oder schlimmer, dass er sich einen grausamen Scherz erlaubt hatte.

Wahrlich, es war zum Verzweifeln…und dabei war Aizawa nicht einmal bei Bewusstsein. Sie würden einander Rede und Antwort stehen müssen, wenn sein Kamerad die Augen öffnete und sich etwas erholt hatte.

Toshinori seufzte wehmütig, während er dem anderen Mann eine verirrte Strähne aus dem bleichen Gesicht strich. Dann nahm er den feuchten Lappen, der auf dessen Stirn lag. Er würde ihn kurz auswaschen und sich dann wieder zu ihm legen. Einige Meter weiter floss ein kleiner Bach, an den er sich kniete, um das Stück Stoff hinein zu tunken.
 

„Oi!“

Trotz seiner guten Instinkte erschrak Toshinori in dem Moment so sehr, dass er beinahe vornüber in den Bach fiel. Er fuhr herum und sah direkt in Hawks‘ bernsteinfarbene Augen, welche ihn anfunkelten.

„Du solltest wirklich mal schlafen, Toshi“, kam es von der Harpyie, welche sich vor ihn gehockt hatte. „Aizawa hilft es nicht, wenn du bei Sonnenlicht vor Erschöpfung vom Pferd kippst.“

Müde blickte der Blonde ihn an, lächelte schief.

„Ach was, so wild ist es nicht. Ich…würde ohnehin keine Ruhe finden und-“

„Ich kann dich doch für ein paar Stunden ablösen?“, ließ Hawks ihn nicht ausreden. „Wenn du Sorge hast, dass er friert, lege ich mich zu ihm und halte ihn mit meinem Gefieder warm.“

Der Gedanke löste Widerwillen in Toshinori aus, auch wenn er wusste, dass dies mehr als albern war. Hawks meinte es gut, wollte ihm bloß helfen…und er hatte Recht. Wenn er sich selbst überforderte, würde er am nächsten Tag keine Hilfe sein. Er seufzte unterdrückt, spürte den unangenehmen Blick der Harpyie auf sich ruhen.

„Hör mal, Toshi, was auch immer das mit euch beiden ist – du musst dir meinetwegen keinen Kopf machen.“

„W-Was?“, entkam es dem Blonden und er spürte, wie sich seine Wangen röteten. „Ich…ich meinte nicht-“

„Doch. Meintest du“, unterbrach Hawks ihn abermals. „Du warst dankbar. Und eifersüchtig. Auch wenn du es gut verbergen kannst. Aber mal im Ernst, du musst dir wirklich keine Gedanken machen. Ich hab’s nicht auf Aizawa abgesehen, er gehört ganz dir~“

Toshinori wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. War es so offensichtlich, dass er Gefühle für den anderen Mann hegte? Irgendwie war es ihm nun unangenehm.

„Was denn? Denkst du, es macht mir etwas aus? Ach Toshi…ich bin ein Dämon. Wir suchen unsere Partner selten nach dem Geschlecht aus, sondern nach ihren Stärken, Geruch und so weiter. Also alles im Lot. Und unter uns gesagt…ich denke, er mag dich auch.“

Dabei zwinkerte ihm die Harpyie grinsend zu, woraufhin Toshinori knallrot wurde.

„Hawks!“, entwich es ihm erschrocken.

„Was denn? Jetzt hab dich nicht so…“

„Ich…denke nicht, dass wir darüber reden sollten“, murmelte der Hüne, fand, dass es sich einfach nicht schickte.

„Manchmal ist es aber besser, wenn man mit jemandem darüber redet, glaub mir. Davon abgesehen…wovor hast du Angst? Dass es sich nicht gehört? Dass er nicht dasselbe fühlt? Das ist-“

„Ich fürchte, dass ich ihm nicht gerecht werden kann“, brummte Toshinori, damit er endlich still war.

„Huh?“

„Woher soll ich wissen, ob das, was ich fühle, nicht nur freundschaftliche Zuneigung ist?“
 

Für einen Moment blieb Hawks still, schien mit einer solchen Frage nicht gerechnet zu haben. Toshinori fragte sich, ob der Dämon seine Lage überhaupt beurteilen konnte, doch er wollte ihn nicht kränken, weswegen er wartete. Sein Gegenüber fuhr sich durch das Haar, runzelte dabei die Stirn.

„Nun…irgendwie weiß man es doch? Ich meine, du musst doch eine Art Begehren oder sowas fühlen? Oder…sagen wir es so, du fühlst anders als für mich, oder?“

„Natürlich. Du bist ein Kamerad.“

„Und Aizawa?“

„…uhm…er ist…anders. Scharfzüngig und feindselig, aber auch besonnen und warmherzig, selbst wenn man es nicht auf den ersten Blick erkennt.“

Und verletzt. Was dieser nur ihm anvertraut hatte. Es regte etwas in Toshinori und es sorgte dafür, dass er ihn davor beschützen wollte. Auch wenn der Einsiedler mit Sicherheit keinen Schutz von ihm brauchte, doch es war ihm ein Bedürfnis.

„Ich denke, du solltest einfach Vertrauen in dich haben, Toshi. Und in Aizawa“, kam es von der Harpyie. „Außerdem…so wie du über ihn redest, klingt das echt eindeutig. Warmherzig, haha…also echt. Wenn er dich hören würde, würde er dir den Hals umdrehen.“

„…bitte mach dich nicht darüber lustig“, murmelte der Hüne, woraufhin Hawks schmunzelte.

„Ach was…ich bin bloß neidisch.“

„Neidisch?“

Das verstand er nicht. Auf sein Dilemma wohl kaum.

„Schon gut, schon gut“, wiegelte der Dämon ab und erhob sich. „Lass uns zurück zum Lager gehen…und noch mal, ich kümmere mich jetzt um unseren Freund, klar? Du wirst Schlaf nachholen! Keine Widerrede! Ich brauche nicht mal annähernd so viel Schlaf wie ihr Menschen, also macht es mir auch nichts aus.“

Toshinori haderte mit sich, ob er wirklich darauf eingehen sollte. Die Vernunft siegte letztendlich über das hässliche Gefühl in seiner Brust, sodass er nickte. Eifersucht. Hatte er so etwas schon einmal empfunden? Er konnte sich nicht erinnern. Solch negative Emotionen hatte er eigentlich immer von sich gewiesen. Es war wirklich zum Haare Raufen.

„Danke, Hawks“, erwiderte er schließlich. „Das weiß ich zu schätzen…und verzeih mir…du weißt schon was.“

„Da gibt’s nichts zu verzeihen“, meinte die Harpyie schmunzelnd, was Toshinori ein Lächeln entlockte.

Gemeinsam gingen sie zurück zum Lager, wo Enji ihnen einen knappen Blick zuwarf, ehe er ihnen den Rücken kehrte, um weiterzuschlafen. Es war zu erwarten gewesen, dass diesem ihre Abwesenheit nicht entgangen war. Hoffentlich war sein Freund weniger aufmerksam als Hawks, was die Sache zwischen Aizawa und ihm anging. Den Gedanken verdrängend, platzierte er den Lappen auf der Stirn des Schlafenden, betrachtete ihn einen kurzen Moment, ehe er Hawks zu diesem ließ. Der Dämon legte sich neben den Einsiedler und vergrub das Gesicht an dessen Schulter, ehe er die rechte Schwinge über diesen legte. Ja, frieren würde Aizawa wohl nicht mehr, diesbezüglich konnte er unbesorgt sein. Toshinori seufzte stumm, wandte sich dann seinem Lager zu, um Hawks‘ Ratschlag zu befolgen. Der Morgen würde ohnehin bald anbrechen.
 

„Wenn er nicht stabil genug ist, könnte ihn der lange Ritt umbringen.“

„Und wenn wir weiter hier herumsitzen, könnten uns ein Mob wütender Dörfler allesamt umbringen!“

„Das ist mir bewusst, Enji.“

„Dann verstehst du ja auch, dass wir keine Wahl haben.“

„Ich würde euch ja anbieten, ihn zu tragen, aber ich glaube, da tut sich nicht viel mit Fliegen und Reiten. Aber sagt mal, haben wir überhaupt irgendein Ziel? Oder nur schnell weg, damit die unsere Gesichter vergessen?“

„Ich glaube nicht, dass die dein Gesicht jemals vergessen.“

„Hey, kein Grund fies zu werden, klar? Es sei denn, du meinst, dass ich ein wunderhübsches Gesicht habe~“

„…sei einfach still.“

„Beantwortet ihr beide lieber mal meine Frage. Wohin geht‘s?“

„In meine Heimat.“

Toshinori war sich der Blicke seiner Kameraden sehr wohl bewusst, vor allem Enjis drückte Überraschung aus. Nun, sein Freund wusste natürlich, dass er aus guten Gründen nur selten zurückkehrte. Es war eben sehr kompliziert.

„Ist es schon wieder so weit?“, brummte der Rothaarige und Toshinori nickte.

„Ja. Außerdem glaube ich, dass es dort gerade am sichersten für uns ist. Er wird es verstehen, wenn wir es erklären.“

„Da bin ich mir zwar nicht sicher, aber wenn du meinst…“

„Kann mir mal jemand erklären, wovon ihr sprecht? Wer ist er?“

Toshinori lächelte bei Hawks‘ Fragen schief.

„Das…würde ich ehrlich gesagt lieber später klären. Wir sollten uns dem eigentlichen Problem widmen und das ist, wie wir dorthin kommen, ohne dass Aizawa zu viel Blut verliert.“

„In dem Fall mache ich es Euch einfach.“

Sogar Hawks zuckte leicht zusammen und sie warfen einen Blick zu dem Einsiedler, welcher sich vorsichtig aufsetzte. Er war immer noch blass und wirkte etwas zittrig, doch in seinen geröteten Augen lag Entschlossenheit. Toshinori spürte die Erleichterung deutlich, wenngleich sich damit auch seine Verärgerung bemerkbar machte. Sei es drum, er würde das jetzt nicht thematisieren. Das war nicht der richtige Zeitpunkt.

„Lasst mich hier.“

Vielleicht ja doch.

„Wie bitte?“, fragte er so ruhig nach, wie es ihm gerade möglich war.

Eigentlich war er niemand, der die Wut Oberhand gewinnen ließ, aber die Worte trafen einen empfindlichen Nerv.

„Ihr habt mich verstanden“, erwiderte Aizawa leise. „Ich habe gehört, was Ihr gesagt habt, und mir ist bewusst, dass ich Euch in diese Lage gebracht habe. Weder will ich Euch behindern, noch weiter in Schwierigkeiten bringen. Die Wunde heilt. Ich kann mich selbst versorgen. Es ist also-“

„Nein.“

„…was?“

„Ihr habt mich verstanden“, wiederholte Toshinori die Worte des Einsiedlers schärfer. „Ihr habt Recht damit, dass Ihr uns in diese Lage gebracht habt. Warum auch immer Ihr diesen Alleingang gewählt habt, anstatt mit uns zu sprechen, denkt nicht, dass wir genauso egoistisch handeln werden wie Ihr. Wir sehen Euch als Kameraden und haben unser Leben auch für Euch riskiert. Auch wenn Ihr dies offensichtlich nicht zu schätzen wisst.“

Es verlangte ihm viel ab, nicht laut zu werden, doch er nahm sich zusammen. Das war nicht seine Art. Genau genommen war selbst dieser scharfe Ton nicht seine Art, doch es musste gesagt werden. Nun, da Aizawa bei Bewusstsein war, machte die Angst um dessen Leben anderen Emotionen Platz.

Die Stille, die auf seine Worte folgte, war für ihn anscheinend nicht so unangenehm wie für seine Kameraden. Enji hatte seine Aufmerksamkeit fest auf die erloschene Feuerstelle gerichtet und Hawks‘ Blick flackerte unruhig umher, während Aizawa wohl sprachlos war. Toshinori merkte, dass es diesem schwer fiel, seinem Blick standzuhalten.

„Hawks. Wir gehen unsere Wasservorräte auffüllen“, brach Enji das Schweigen, woraufhin sich die Harpyie aufrappelte.

„Gute Idee.“
 

Kurz darauf waren sie beide allein, woraufhin es wieder still wurde. Zunächst sagte Aizawa nichts, was ungewöhnlich war, denn normalerweise ließ er eine Anschuldigung nicht einfach so über sich ergehen. Es sei denn, sie war gerechtfertigt.

„Was wollt Ihr von mir hören?“

Toshinori fixierte den Einsiedler aus seinen blauen Augen.

„Ich weiß es nicht“, gab er etwas ruhiger zu. „Ich möchte nur, dass Ihr Euch bewusst seid, was Euer Verhalten auslöst. Ihr seid uns nicht egal…und es wäre schön, wenn Ihr uns zeigen würdet, dass auch wir Euch nicht egal sind.“

Aizawas Ausdruck wirkte plötzlich etwas bitterer und er presste die Lippen für ein paar Sekunden zusammen. Er hörte ihn tief durchatmen, ehe er ihn wieder anfunkelte.

„Ihr wisst, dass es nicht so ist“, knurrte er. „Ihr habt Recht damit, dass es unverantwortlich war, allein zurück zum Brunnen zu gehen. Ich hätte euch Bescheid geben müssen. Das sehe ich ein. Ich hatte jedoch nicht geplant, so weit zu gehen…nur konnte ich irgendwann nicht mehr zurück. Wie ich sagte, ich habe Euch in diese Lage gebracht, also muss ich die Konsequenzen dafür tragen.“

„…die tragt aber nicht Ihr allein, Aizawa-san“, erwiderte Toshinori ernst. „Oder glaubt Ihr wirklich, wir würden Euch einfach zurücklassen können? Ich befürchtete, Ihr würdet sterben. Glaubt Ihr, ich würde es erneut darauf ankommen lassen? Ich dachte, Ihr wüsstet, dass ich…“

Toshinori hielt inne und nun war er es, der sich abwenden musste. Er hatte keine Ahnung, was Aizawa über seine Reaktion dachte, doch er spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg und sich sein Puls beschleunigte.

„Vielleicht solltet Ihr es einfach aussprechen, damit ich Gewissheit habe.“

Toshinori schluckte bei dem Vorschlag, sah langsam wieder in Aizawas Richtung. Dieser sah ihn auf eine Weise an, die er nicht recht deuten konnte.

„…wollt Ihr mich aufziehen?“, fragte er zögerlich, woraufhin der andere Mann schnaubte.

„Yagi. Ihr kommt mir hier mit halbgaren Andeutungen, während Ihr mich gleichzeitig zurechtweist. Ich will lediglich Klarheit.“

Als wäre das nicht auch in Toshinoris Interesse…

Das Problem waren seine verdammten Hemmungen und dass Aizawa ihn verrückt machte. Er ärgerte sich über sich selbst, dass er so festsaß. Schließlich war er doch ein Mann der Taten. Irgendwie war das hier anders.
 

„Kommt näher.“

Toshinori blinzelte, sah ihn verwirrt an.

„Und gebt mir die Wasserflasche.“

Sofort entspannte er sich etwas, nahm dann das Tongefäß und setzte sich neben den Einsiedler, der auch direkt danach griff. Er sah zu, wie Aizawa einen großen Schluck davon nahm, und versuchte, sich seine Worte zurechtzulegen. Irgendetwas musste er ja antworten. Wenn es nur nicht so schwer gewesen wäre…

Er wollte gerade den Mund öffnen, als er am Kragen gepackt wurde. Ehe er sich versah, war er Aizawa so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten.

„Ihr macht mich wahnsinnig.“

Toshinori hörte die gewisperten Worte noch, bevor Aizawa seine Lippen auf die seinen drückte . Sie fühlten sich rau und kühl an, doch sandte die Berührung ein unglaublich warmes Gefühl durch seinen Körper. Seine Augen weiteten sich kurz, dann entwich ihm ein Seufzen. Die Anspannung fiel von ihm ab, während er es zuließ, es mehr fühlte als erwiderte. Sein Herz raste immer noch, als sich Aizawa von ihm löste, dabei überraschend unzufrieden wirkte.

„Ihr tätet gut daran, eindeutigere Signale von Euch zu geben…“, brummte er missmutig, während Toshinori sich wie benebelt fühlte.

„Ihr…habt mich geküsst“, stellte er langsam fest.

„Eure Scharfsinnigkeit ist beeindruckend …“

Anhand der Bissigkeit dieser Worte wurden ihm zwei Dinge bewusst. Erstens, Aizawa schien es gut genug zu gehen, um einen Ritt mit mehreren Pausen zu überstehen. Ob es am Dämonenblut lag oder nicht, war dabei einerlei, denn es machte zumindest eine Sache einfacher. Zweitens, Aizawa begriff nicht, dass er ihm vollkommen den Kopf verdreht hatte – wie auch, wenn es Toshinori selbst gerade jetzt deutlicher denn je wurde?

Das warme Pochen in seiner Brust war berauschend, sodass er sich überwältigt fühlte – und wie ein Idiot zu grinsen begann. Bevor Aizawa noch auf die Idee kam, dass er sich über ihn lustig machte, nahm er dessen Gesicht in beide Hände und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Das Grinsen konnte er dabei trotz ihrer aktuellen Lage einfach nicht aus seinem Gesicht verbannen.

„Ich hoffe, dieses Signal war eindeutig genug?“, feixte er, woraufhin Aizawa brummte.

„Schweigt und küsst mich noch mal.“

Toshinori löste die Hände von seinem Gesicht und legte sie auf seine Schultern, drückte diese.

„Das würde ich wirklich gern tun, glaubt mir“, versicherte er ihm. „Allerdings werden Enji und Hawks bald wieder da sein und Ihr solltet Euch noch etwas ausruhen, während wir die Reise vorbereiten. Es werden einige anstrengende Tage.“

„…Euer Ernst?“

„Es tut mir wirklich leid.“

„…von mir aus.“

Zwar klang es nicht gerade begeistert, aber Aizawa war wohl vernünftig genug, um es zu akzeptieren. Er lächelte diesen warm an, spürte, wie ihm noch etwas leichter ums Herz wurde. Er hatte Sorge gehabt, dass er Freundschaft mit Liebe verwechselte, doch in diesem Moment war jeder Zweifel wie weggewischt.
 

„Außerdem“, ergänzte er mit einem Schmunzeln. „Wisst Ihr doch noch, was ich Euch damals sagte?“

Aizawa schien nicht ganz mitzukommen, denn er runzelte die Stirn.

„Als ich von der Liebe und Ehe sprach…“

Anscheinend dämmerte es ihm wieder und alles fiel ihm aus dem Gesicht. So entgeistert hatte er ihn auch noch nicht erlebt.

„Ihr scherzt.“

„Keinesfalls. Das sind die Werte, denen ich mich verschrieben habe“, erwiderte er, ehe er ihn vorsichtig zurück auf das Lager drückte.

„Ihr könnt keinen Mann ehelichen“, kam es stur von Aizawa und seine schwarzen Augen funkelten.

„Lasst dies meine Sorge sein. Ich werde schnell nach Eurer Wunde sehen und dann könnt Ihr noch etwas schlafen“, meinte Toshinori freundlich.

„Ihr verkompliziert alles.“

Toshinori ließ sich von den Worten nicht beirren, sondern öffnete Aizawas Gewand, um nachzusehen, ob die Verbände gewechselt werden mussten. Sicher, etwas komisch war es schon, ihn nach den Küssen so zu berühren, aber er besann sich. Schließlich hatte er genügend Selbstdisziplin, um etwaigem Verlangen zu widerstehen – sehr zu Aizawas Missfallen, wie ihm schien.

„Vertraut mir einfach.“

Aizawa stöhnte genervt und ließ den Kopf in den Nacken fallen.

„Ich wünschte, Ihr hättet zugestimmt, mich hier liegen zu lassen…“

„Nun lügt ihr aber.“

Toshinori musste schmunzeln, während er die blutigen Verbände vorsichtig löste, doch tatsächlich schien die Wunde sich zu schließen. Jedenfalls siffte sie nicht mehr durch, was gut war.

„Hn“, kam es bloß von Aizawa, welcher die Augen schloss.

Toshinori machte es nichts aus, konnte sich schon denken, wie er es meinte. Er selbst fühlte sich gerade so glücklich wie seit Tagen nicht mehr und als Enji und Hawks zurückkamen, fiel es ihm wirklich schwer, seine Hochstimmung angesichts ihrer Lage zu verbergen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hupsi.
Irgendwie ist mir hier ein Kapitel untergegangen.
Aber scheinbar hat es keiner bemerkt oder sich einfach nicht gemeldet.
Wie dem auch sei...dann kommt es eben jetzt on.
Dann sollte auch der Rest mehr Sinn machen. ;)

LG Komplett anzeigen

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