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Gläserne Schwingen II

(YuKa) Federn des Schicksals (neues Kapitel wartet auf Freischaltung!)
von

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Mutter Finsternis

Hallo^^

Ja, ich habe die Mordanschläge überlebt und schreibe eine Fortsetzung von "Gläserne Schwingen"... sie heißt also nun "Gläserne Schwingen 2 - Federn des Schicksals"...

Tja, es gab da nun ein paar Leute, die böse auf mich waren, weil ich Kai erblinden lassen habe v.v Gut, ich wäre auch böse - aber habt ihr denn nix in der Schule gelernt?! Òó Drama heißt nicht, dass es n Happy End gibt! Ich musste es doch irgendwie es schlimm ausgehen lassen - und Ray vom Balkon zu stürzen oder ihn aus Eifersucht, weil er es doch nicht überwunden hat, Kai runterzuschubsen zu lassen, fand ich auch doof!

Also, ich fand die Idee toll...

Egal...

Diese FF ist jetzt nur noch in Kais POV geschrieben - wir werden miterleben, wie er lernt, als Blinder zu leben..., wird nur n Drei-Teiler! Und es ist eine FF zum Nachdenken
 

Titel: Mutter Finsternis
 

Kai POV
 

Mein Welt ist noch eintöniger und schwärzer als... bevor ich versucht habe, zu sterben, bevor ich versucht habe, mich in die Arme des Todes zu werfen... Der eiskalte Kuss des Todes ist näher als jemals zuvor... ich habe gedacht, ich hätte die Sehnsucht verloren, hätte aufgehört zu wünschen, es wäre vorbei... es ist nicht so - ich will doch zurück. Selbst der Tod kann nicht so leer sein, so kalt und so schwarz...

Schwarz...

My whole world is black... *1

Dunkelheit, Mutter Finsternis, einmal mehr flüchte ich in deine Arme, dieses Mal gezwungen, da das Licht mich verschmäht... es wird mir verwehrt und ich bin verdammt dazu, ein Leben in Schatten zu führen, im Zwielicht, auch wenn ich nicht einmal nur eine winzige Grauschattierung in diesem dunklen Nebel vor mir erkenne... ich wandle, in eisiger Kälte, in der erfrierenden Umarmung der Nacht, der nun allgegenwärtigen Nacht, denn für mich gibt es keinen Tag mehr... kein goldenes Licht der Sonne, kein Farbenspiel...

Ich habe alles verloren...

Nein, nicht alles, aber zu viel, als dass ich noch mehr ertragen könnte... was habe ich schon alles erduldet? Erlitten? Warum hasst Gott mich so? Wenn es ihn wirklich gäbe und er wirklich alle Menschen liebe, dann würde er mir das nicht antun! Ich habe es nicht verdient! Ich habe es nicht verdient!

Ich schluchze... wie oft habe ich in den letzten Tagen geweint? Ich weiß es gar nicht mehr... du bist aber immer an meiner Seite gewesen, hast mich gehalten, mir versucht Trost zu spenden, aber du hast es nicht verstanden! Es sei dir egal, wenn ich nicht sehen könne, du würdest mich weiterhin lieben... wie schön gesagt, Tala, wunderschöne Worte, wahrlich, aber unnütz und hohl... ich würde wahrlich meine anderen Sinne opfern, solange ich dich noch sehen könnte. Es ist egal, dass ich nicht mehr die Schönheit des Lichtes sehen kann, denn dann kann sie auch meine Hässlichkeit nicht sehen, aber ich will dich anschauen! Ich will den feurigen Schimmer deiner Haare sehen, wenn die Sonne den Horizont berührt, das verlangende Aufblitzen deiner eisblauen Augen, wenn du mich zu dir ziehst! Dein Gesicht... noch einmal sehen...

Selbst die geistige Erinnerung daran ist nur ein verschwommenes Abbild und deiner nicht annähernd gerecht... vor mir erscheinen Bilder, alle verwaschen, Erinnerungen an das, was ich verloren habe und nie wieder sehen werde... Farben beginnen zu verblassen und Umrisse verschwimmen, bis alles zu einem einheitlichen schwarzen Klumpen wird... und wieder bin ich hier gelandet...

Ich weiß nicht einmal, ob ich während der Zeit, die ich hier auf meinem Bett liege, die Augen geöffnet habe oder sie geschlossen halte - das, was ich dabei "sehe", ist dasselbe... ein- und dasselbe... undurchdringliche Schwärze...

Es ist einfach nicht fair...

Ich fühle mich so - erniedrigt. Ständig brauche ich deine helfende Hand, wenn wir zum Arzt gehen, da ich mit diesem dämlichen Stock nicht richtig umzugehen weiß, und wir uns noch keinen Blindenhund geholt haben...

Bestimmt starren sie mich alle hämisch an... ich spüre ihre Blicke wie Dolche auf der Haut... sie fixieren mich...

Natürlich tun sie das - warum denn auch nicht? Es ist doch schön zu sehen, wie es anderen schlechter geht als einem selbst! Ergötzen wir uns nicht immer am Leid anderer? Finden wir es nicht lustig, wenn sich jemand anderes verletzt? Dazu sind doch diese bescheuerten Comedy-Shows da!

Wir sind alle nichts weiter als Schaulustige in einer Welt voller Ungerechtigkeit, die ruhig auch so lange herrschen kann, bis man selbst nicht davon betroffen wird...

Oh ja, die freuen sich bestimmt alle darüber... Kai Hiwatari, einst stolzer Beyblader, jetzt ein blindes Huhn, hat es nun auch getroffen... seid glücklich darüber, dass meine Welt in Scherben liegt, nein, falsch, in Schwärze getaucht ist , und ich nie wieder das tun kann, was mir einst so viel bedeutet hat - Bladen... ich kann ja nicht einmal sehen, wo die Arena steht! Wie soll ich da bladen? Bei Gott... dich nie wieder sehen, nie wieder Dranzers wundervolles Gefieder im Scheinwerferlicht betrachten, nie wieder auch nur eine andere Farbe vor Augen haben...

Schwarz...

Die Farbe macht mich langsam wahnsinnig!

Ich kralle mich in der Bettdecke fest... der Stoff... ich halte inne... was ist das? Ich taste, langsam, sanft greife ich da nach und spüre es - ein einzelner, winziger Faden hat sich gelöst... ich halte ihn zwischen meinen Fingern, die ihn suchend befühlen, als wären sie eigenständige Wesen, die Informationen sammeln... ich nehme alles auf... ein winziger Daumwollfaden, aus zwei einzelnen zusammengedreht, rau als Einzelnes... glatt und weich als Ganzes... mein Herz rast... diese Erfahrung ist - unbeschreiblich? Unglaublich? Die vollkommene Erfüllung... zitternd streichen meine Fingerspitzen das Laken glatt... ich zucke immer wieder zusammen, wenn ich ein weiteren, gelösten Faden erfühle... warum habe ich das nie bemerkt? Ich habe nie wahrgenommen, wie weich und angenehm es ist... dieses simple Laken... es - es ist weiß gewesen, ja... plötzlich nimmt in der schwarzen Masse ein Bild vor mir Gestalt an... ein Bett... mit weißen Laken, aber es ist nicht glatt... da sind lauter Falten... Falten, die ich selbst wahrnehme, hinfort streiche... Auf dem Laken sind lauter lose Fäden... früher habe ich sie nie gesehen... aber jetzt "sehe" ich sie... ganz deutlich... Oh mother night, you teach me *2... to feel - zu fühlen...

Ich keuche erschrocken auf... mein Herz... es schlägt so laut, dass es mir in den Ohren dröhnt, es bricht mir beinahe die Rippen... das Bild verschwindet, als ich mich dem Rauschen in meinen Ohren ergebe... was ist das alles?

Ich kneife die Augen zusammen, auch wenn es nutzlos ist. Es ist eh alles schwarz, aber es beruhigt mich... gleichzeitig aber auch nicht... die Stille in meinem Zimmer ist erdrückend schwer, fast mit meinen Händen greifbar, die erwartungsvoll kribbeln... mir krampfen sich die Eingeweide zusammen... ich habe Angst... das ist doch nicht mehr normal...

Ich kann beinahe hören, wie das Blut durch meine Adern fließt... seit wann ist mein Gehör so fein? Ich betaste mit meinen Händen mein Gesicht... seit wann meine Hände so sanft? Ich nehme den Geruch von Kaffee wahr, aus der Küche... seit wann meine Nase so sensibel? Ich fahre mit meiner Zunge über meine salzigen Lippen... seit wann meine Zunge so empfindlich?

Ich höre Schritte aus dem Flur - deine Schritte... eindeutig... nur du trittst mit dem rechten Fuß stärker auf als mit dem Linken, seit du dir vor Jahren einmal eine Verletzung am linken Knöchel zu gezogen hast... diesen leicht humpelnden Tritt hast du immer noch beibehalten... Moment... wieso höre ich das? Warum erscheint mir das alles so laut?

Du drückst die Türklinke runter - vor meinem Unfall habe ich das nie gehört, auch wenn es im Zimmer still war. Mein Kopf wendet sich in deine Richtung. Ich pralle gegen eine Wand aus den verschiedensten Düften - Kaffee, dein Deo, nasse... Klamotten, feuchte... Haare? Was... aber... ich spüre deine Wärme, sie strahlt mir entgegen... und vor mir entsteht wieder ein Bild... ich "sehe" dich vor mir, wie du dich mir näherst... du trägst ein Tablett, darauf steht die Tasse, aus der Dampf aufsteigt... frisch gebrüht, wie ich am Duft erkenne...

Ich sehe dich nicht, aber dennoch weiß ich genau, wie du vor mir stehst, welche Haltung du wahrscheinlich angenommen hast... Hände vor der Brust verschränkt wie immer...

"Kai", sagst du. Deine Stimme vibriert in meinen Ohren. Ich zucke zusammen. Ich spüre irgendwie in der Luft, dass du verwundert bist... es ist wie... ein Schwingen, das mir über die Haut fährt und sie zum Kribbeln bringt...

"Es ist... schon gut - Kaffee, oder?"

Ich weiß, dass du eben genickt hast, wieder sind wie Wellen in der Luft, aber trotzdem sagst du: "Ja, steht auf... drei Uhr auf deinem Nachtschrank." Ja, die Uhrzeiteneinteilung, damit ich weiß, was wo ist... oder "wann" etwas ist...

"Danke... du bist so lieb... und ich behandle dich wie den letzten Dreck."

Du erwiderst: "Das ist nicht wahr..." Kurz schweigst du. "Höre mal... ich gehe mich schnell umziehen, meine Klamotten sind noch nass vom Weg zur Apotheke, danach gebe ich dir die Medikamente, die du noch nehmen sollst..." Du gehst und ich bleibe geschockt zurück. Ich habe Recht gehabt... nasse Haare, feuchte Klamotten... aber, wie ist das möglich?

Stimmt es, was man sagt, dass die anderen Sinne sich drastisch verschärfen, wenn einer ausfällt?

Mir läuft ein Schauder über den Rücken... das ist unheimlich...

Egal... ich muss mich damit abfinden... ich werde schließlich den Rest meines Lebens so damit klarkommen müssen... und ich habe Hilfe... oh Tala, was täte ich bloß, wenn ich dich nicht hätte? Wahrscheinlich verzweifeln... ich würde zerbrechen wie eine Porzellanpuppe in

den Händen eines übermütigen Kindes... Und die Medikamente... ich hasse es, dass ich noch irgendwelche Arznei schlucken soll, nur weil ich mir zusätzlich eine kleine Erkältung eingefangen habe... ist doch wieder so gut wie vorbei...

Mir fällt ein Lied ein... irgendwie passt es, ich singe es vor mich hin...
 

Rest your mind, Silver Maiden

Don't fear

The things that happened to you now can't be helped

Be strong and think of your love, your strength

Beauty and purity hold the spirit where it can never be tarnished
 

Sleep, sleep

Dream, dream

Don't fear, don't fear

Remember love

Remember love... *3
 

Mag sein, dass es eigentlich eine Frau singt und ich keine silberne Maid bin, aber es stimmt... ich brauche nur an dich denken, Tala, zusammen schaffen wir es...

***************************************************************************
 

*1 Liedzitat aus Ayreon: The Humanequation... so hieß jedenfalls das Album... welches Lied es noch mal genau war, weiß ich nicht mehr...

*2 Liedzitat aus AINA - Days of rising doom (Metalopera)... das Lied heißt: "The beast within"

*3 Lied von AINA und zwar - "Rape of Oria"^^
 

So, ähm... ja, Kai - Chan ist zwar immer noch blind, aber wie ihr bemerkt habt, kann der Gute auf seine eigene Art und Weise sehen ^^" seid ihr immer noch böse auf mich *liebguck*

Bin für Morddrohungen, Beleidigungen, Liebesbekundungen und Heiratsanträge zu haben^^" (obwohl die letzten beiden nicht vorkommen werden... *drop*)
 

Bis denne de are

Helfen zu atmen

So, da seid ihr ja wieder^^

Ich habe hier das zweite Kapitel mitgebracht *freu - freu* und ich hoffe, euch gefällt's auch.

Da ist - nur zur Vorwarnung - ein kleiner Zeitsprung drin^^"
 

ACHTUNG! Auf Wunsch von einigen Leuten habe ich eine weitere FF zum Thema TaKa in Bearbeitung. Sie wird "Autotomie - Wenn Schmerz der einzige Ausweg ist" heißen. Sie wird auf jeden Fall länger als GS 1 und 2 sein. Ist aber im selben Stil geschrieben. Das erste Kapitel ist schon draußen! ACHTUNG!
 

Titel: Helfen zu atmen
 

Es gibt Momente, da wünscht man sich, von all dem Leid auf dieser Welt fliehen zu können... man will sich verstecken, am besten hinter einer Wand, die niemand zu durchdringen vermag. Man will die Augen schließen und nichts mehr sehen, man will nichts mehr spüren und man hofft, dass kein Laut zu einem getragen wird...

Ich kann das Leid nicht mehr sehen - und glücklich bin ich darüber nicht. Es ist nicht die richtige Lösung... Leid und Angst muss man stellen und sie umarmen, das weiß ich jetzt, und ich versuche es... zwar erblicke ich meinen Feind nicht mehr, aber ich fühle ihn auf meiner Haut, als würde ich ihn berühren.*1

Aber allein schaffe ich es nicht...

Wer wird den Menschen endlich klar machen, wie wichtig es ist, sich selbst zu vergessen, einmal die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen?

Zu helfen?

Helft mir... helft mir wieder frei zu atmen, ohne diese eisernen Fesseln um meiner Brust, die mich stocken lassen, die mich ängstigen... helft mir, wieder erhobenen Hauptes durch die Straßen zu gehen... unter euch, ihr , die ihr "normal" seid... ich will wieder eins mit euch sein... auch wenn ihr nichts weiter als eine graue Masse ohne Facetten seid, ein Klumpen ohne Struktur... aber nicht Teil davon zu sein, bedeutet allein zu sein...

Einsamkeit ist die Zweisamkeit mit sich selbst... und meine Gesellschaft ödet mich an...

Langsam frage ich mich, was es bringt, mir einzugestehen, dass ich mich und meinen Zustand verabscheue. Ich stürze doch nur wieder tiefer in ein Loch und die Frage ist, ob mich jemand noch rettet, oder ob ich aufpralle und nie wieder diesen mitleidigen Blicken gegenüber stehen muss...

Lehrt mich zu atmen...

Doch nein... es wird immer einen geben, der hinter mir steht, sosehr mich die Masse auch zu verdrängen versucht. Tala, du wirst immer wieder mit mir tanzen, versuchen mich einzubeziehen in dem Rhythmus und gleichzeitig deinen eigenen Takt bestimmen... *2

Momentan sitzt auf dem Sessel und schaust Fernsehen... du hast mich rührend gefragt, ob es mir nichts ausmacht... du bist so süß. Du sprichst dieses offensichtliche Wort zwar nicht aus, aber gleichzeitig verschweigst du auch nicht, was ich bin... blind. Ich sehe die Bilder auf der Kiste nicht, im Grunde genommen sehe ich gar nichts, aber ich höre die Worte und auch ohne Gesichter weiß ich, was für Stimmungslagen sie haben, ich höre es aus dem Klang ihrer Stimme...

Du bist erstaunt gewesen, als ich es dir erzählt habe... dass ich in der Lage bin, mir meine eigenen Bilder vor Augen zu schaffen, anhand der Informationen, die ich mit meinen anderen Sinnen sammle.

Du bist glücklich darüber, dass ich mich langsam mit dieser Behinderung arrangiere... stimmt schon, dass ich vieles, nicht mehr so gut kann oder gar nicht - zum Beispiel lesen -, aber dafür vermag ich Dinge zu tun, die du niemals im Leben hinbekommen wirst... ich habe etwas Neues geschaffen... du hast mir Ton mitgebracht und ich habe meine Hände in diesem Zeug gesuhlt und sie haben geformt... ohne mein wirkliches Zutun... ich habe nicht gesehen, was ich getan habe, aber, nachdem was du gesagt hast, ist es wunderschön geworden... eine kleine Statuette... eine, die man so mit den Augen niemals hinbekommen hätte, weil man nur auf die Schönheit des Äußeren geachtet hätte - nicht auf die Schönheit, sie anzufassen...

Außerdem bist du sehr glücklich darüber gewesen, dass du unser Liebesleben nicht darunter gelitten hat - gut, die ersten Wochen ist es mir schwer gefallen, dich überhaupt etwas tun zu lassen, weil ich nie mitgekriegt habe, wo ich dich berühre, wenn ich meinen Arm ausstrecke... aber jetzt? Es ist unbeschreiblich alles nur zu erfühlen, nicht zu sehen, was du als nächstes mit mir vor hast... das Gefühl, ausgeliefert zu sein... und das habe ich dir auch demonstriert... ich habe dir die Augen verbunden und dir gezeigt, was ich meine... Tala, mein Liebster, ich habe dich zuvor noch nie so laut schreien gehört...

Und dieses Leben ist nicht so schwer, wie ich gedacht habe... mit meinem geschärften Ohr kann ich Strecken bestimmen, mit meiner Zunge nehme ich jetzt mehr Geschmack wahr...

Mit diesem Uhrzeitensystem komme ich inzwischen auch klar... ebenso mit diesem dummen Blindenstock. Mag sein, dass ich ungern allein nach draußen mit diesem Ding gehe, aber ich weiß wenigstens, wo ich lang muss, um nicht irgendwo gegen zu stoßen... Ich weiß, die Leute sehen mich immer noch an... sie ziehen mich mit ihren Blicken noch immer beinahe aus, aber ich werde damit fertig... früher sahen sie mich an, weil ich sie nicht beachtete, heute, weil ich sie gar nicht mehr nicht - beachten kann... Es scheint sie zu verwirren, dass jemand zu leben vermag, ohne die Welt mit allen Sinnen wahrzunehmen... wahrlich, ich hätte gern mein Augenlicht zurück, aber diese Erfahrungen möchte ich auch behalten... Zugegeben, es gibt schon noch Augenblicke, in denen ich am liebsten schreiend durch die Gegend rennen würde und Lee dafür die Fresse polieren möchte, dass er mir das angetan hat, aber das nützt nichts... die Ärzte meinen, die Wahrscheinlichkeit, dass meine Sehfähigkeit zurückkehrt, wäre unter vierzig Prozent... Und dann auch nur auf dem rechten Auge... Der linke Sehnerv hätte einen zu großen Schaden genommen... wie das auch immer sein konnte...

Ich würde viel geben, wenn ich noch einmal sehen könnte, wie sich dein Gesicht verzieht, wenn ich dir liebevolle Worte ins Ohr hauche... das wäre ein wundervolles Geschenk für uns beide, denn ich weiß, wie sehr du leidest, weil ich mich mit meiner Blindheit so fertig mache... du musst so viel mit mir erdulden, Tala...

Ich stehe auf... unser Zimmer kenne ich in- und auswendig... ich stoße nirgends an, als ich zu dir gehe und mich einfach auf deinen Schoß setze...

"Was ist denn jetzt mit dir los?"

Ich kuschle mich bloß wortlos an dich. Irgendwie hast du mir gefehlt. Ich weiß auch nicht, wieso. Du bist doch immer bei mir. Aber gerade in diesem Moment habe ich Angst, dass du gehen könntest, mich allein lässt. Mir fehlen diese Minuten, in denen du mich bloß hältst, nichts sagst, sondern einfach nur bei mir bist... ich lege mein Kinn auf deine Schulter. Ich flüstere: "Ich würde gerne mal die anderen wiedertreffen..." Ja, das würde ich gerne. Würden sie mich auch mit ihren Blicken ausziehen oder helfen sie mir zu atmen?

Du legst deine Arme um meine Hüfte. Deine starken Arme... Halt, Geborgenheit, Liebe... das versprechen sie mir... du streichst meinen Rücken entlang und ich schnurre vor Wonne. Du lächelst... das merke ich, denn du legst deine Wange an meine... ich weiß, dass du dieses Geräusch magst...

"Und wann?", flüsterst du. Du stellst immer die richtigen Fragen... kein wieso oder warum. Du kannst dir denken, was ich will.

"Wie wäre es zu dieser Weihnachtsfeier der BBA?" Ich reibe meinen Kopf unter dein Kinn wie eine Katze. Du kicherst leise. Da bist du kitzlig...

Du fährst durch meine Haare. "Keine Angst, dass Lee ´nen Rückfall bekommt?"

Ich schüttle den Kopf. Wieso denn? Er hat seine Strafe abgesessen und eine Therapie gemacht. Er hat sich unter Schluchzen und wahrscheinlich Tränen bei mir entschuldigt. Zu der Zeit bin ich noch verzweifelt gewesen, habe Angst vor Mutter Finsternis gehabt, aber ich habe ihm gesagt, dass man nun ja eh nichts mehr ändern könne. Entweder komme ich damit klar oder nicht.

Irgendwie tun mir die Worte leid... er macht sich bestimmt Vorwürfe... das letzte Mal bin ich ihm bei den WCC begegnet... ich habe in der ersten Reihe bei den Blitzkrieg Boys gesessen, um dich zu unterstützen, auch wenn ich so gut wie nichts mitbekommen habe. Ich weiß noch, wie du mir von Lees Entsetzen erzählt hast, als er mich dort gesehen hat.

Ich werde hingehen... ich werde ihm zeigen, dass es nun egal ist. Er darf nicht ewig daran glauben, dass mein Leben zerstört wurde... Dunkelheit, ewige Schwärze, ist wesentlich erträglicher als lebenslange Vorwürfe... und Mutter Finsternis ist sogar fürsorglicher, als es manchmal Vater Licht gewesen ist...

Ich kralle mich in deinem Kragen fest. Bald ist Heilig Abend, die Nacht der Wunder... für mich ein verdunkelter Tag wie jeder andere, aber ich möchte einmal wieder die anderen bei mir wissen, ihre Nähe spüren... Auch wenn ich's ungern zugebe, aber ich vermisse diesen Kindergarten, diese Streitereien zwischen Tyson und Daichi - irgendwie haben sie mich immer belebt, erfrischt, doch gleichzeitig auch in Rage getrieben... einmal wieder lebendig fühlen, unter anderen...

Lehrt mich zu atmen...

Bei ihnen werde ich es wieder lernen, mit dir zusammen, Tala, denn ich weiß, dass auch du stockst, Schwierigkeiten beim Atmen hast aus Sorge um mich...

Und jetzt erwarte ich den Tag, an dem wir uns wiedersehen werden... du rufst gerade Mister Dickenson an, um uns beide anzukünden... du stellst den Lautsprecher an.

"Dickenson am Apparat?"

"Mister D? Ich bin's, Tala..."

"Oh? Du hast dich ja schon lange nicht mehr gemeldet... was gibt es denn?" Wie fröhlich er klingt... bestimmt hat er wieder sein typisches Grinsen auf den Lippen...

"Na ja, ich wollte ihnen Bescheid sagen, dass wir uns die Ehre geben werden, bei ihrer Weihnachtsfeier vorbeizuschauen... also, die Blitzkrieg Boys und ich..."

"Kommt Kai auch?", fragt Stanley überrascht.

Du antwortest: "Ja." Dann: "Es war seine Idee..."

"Aber wird ihm das keine Probleme bereiten? Und ich meine - Lee kommt auch."

"Nee, das geht schon klar. Und das mit Lee... ich glaube kaum, dass das Schwierigkeiten bereiten wird. Falls doch werde ich Kai helfen, aber ich glaube eher, dass er mit diesem Chinesen reden will, um endgültig klarzustellen, dass es Vergangenheit ist. Vergeben und vergessen, eben."

Nun ja, das ist wohl etwas übertrieben! Vergeben, ja, vergessen, nein. Und was heißt hier: ,Werde ich Kai helfen'? Noch einmal mache ich keinen solchen Fehler und lasse mich einfach so zusammenschlagen!

"Und was ist damit... nun... ja... du weißt schon, er ist blind!" Ach, nicht doch, Stanley, danke für die Information, das habe ich ja echt noch nicht gewusst. "Macht das denn keine Umstände?"

Bevor du in den Hörer etwas erwidern kannst, sage ich: "Keine Sorge, Mister D. Das geht schon in Ordnung, Tala bewahrt mich davor, dass ich irgendwo gegen renne!"

"KAI?"

Du legst auf und sagst tadelnd: "Liebling, jetzt schämt sich das Dickerchen zu Tode! Das hättest du nicht machen sollen."

"Lass mich doch... ich bin schließlich nicht hilflos!"

"Das weiß ich nur zu gut!" Ich weiß, dass du dreckig grinst, mein Lieber. Man kann machen, was man will, du wirst immer eine perverse Sau bleiben... entschuldige, aber das stimmt nun einmal. Sexgeiles Monster... aber ich liebe dich trotzdem.

Ich umarme dich fest und flüstere: "Weißt du, was wir lange nicht mehr gemacht haben?"

"Hm?", machst du. "Was denn?"

Ich lächle und kreise mit dem Finger auf deiner Brust. "Interessante Dinge mit Honig..."

Du erstarrst - nicht weil du erschüttert bist, sondern erstaunt, denn das letzte Mal, als wir das gemachten haben, war, als ich noch sehen konnte. Es könnte wirklich lustig werden, so macht doch das Bekleckern nur noch mehr Spaß. Ich spüre schon die Hitze in dir aufsteigen - tse, Tala, du bist immer noch so leicht zu erregen... ein paar simple Worte und Chibi-Tala steht wie eine Eins... pah, dir zeige ich es... irgendwie habe ich richtig Lust dazu, dir einmal zu beweisen, wie selbstständig ich sein kann - mit Augenlicht oder ohne. Es ist unwichtig... hierfür brauche ich das alles nicht, das Einzige, was ich benötige, ist ein einfacher Gürtel...

Ich weiß nicht, deine Gesellschaft tut mir nicht gut, Schatz; ich glaube nämlich langsam, dass ich sadistisch werde und du musst ja nur darunter leiden... ach nein, ich glaube eher, dass es dir gefällt. Na mal sehen, wie es dir in den Kragen passt, dass ich heute mal aus meiner melancholischen Stimmung zu der des Bestimmens wechsle...*3

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*1 man hat mir einmal gesagt, ein Held sei nix Anderes als ein Feigling, der vor lauter Angst nicht wusste, was er machen sollte und zufällig das Richtige getan hat - und irgendwie finde ich, dass das stimmt

*2 rückwirkend auf "Gläserne Schwingen - Tala x Kai", Kapitel 1^^

*3 verzeiht meine letzten Sätze *drop* ich konnte einfach nicht widerstehen... ich bin so schwach v.v... null Selbstbeherrschung XD aber das ist hier shônen-ai, da musste ich das rein bringen ^^v
 

Bis denne de (zufriedene) are

Nacht der Wunder (?)

Hallöchen! Hier tanzt die Are mit dem letzten Kapitel ihrer Trilogie an!! ^^ Halt, wartet, ne Trilogie war ja noch was Anderes, ach, egal, jedenfalls ist hier das letzte Chapter!
 

Titel: Nacht der Wunder (?)
 

Ein wenig fürchte ich mich schon... was ist, wenn sie auch nur starren wie alle anderen? Was ist, wenn sie mich nicht mehr respektieren wie damals und mich als Abschaum betrachten?

Kai, was denkst du da? Das sind meine Freunde... Sie haben mir geholfen, schon so oft, auch als ich ihnen schlimme Dinge antat... und Blindheit ist kein Verbrechen... es ist wahrscheinlich für sie nur ungewohnt. Sie werden nicht wissen, wie sie mich zu behandeln haben - aber, haben sie das je gewusst? Ich lächle schwach. Nein, niemand außer dir, mein Schatz, hat das je gewusst. Vielen ist das egal gewesen, andere haben einfach nicht hinter meine Fassade schauen können, obwohl diese durchsichtig ist wie Glas... sie ist massiv, nicht einzureißen, aber trotzdem durchschaubar, aber andere lassen sich davon täuschen, dass man sie nicht zerstören kann.

Wozu auch zertrümmern? Du, Tala, hast einfach die Hintertür genommen und bist herein spaziert... wie du sie gefunden hast, habe ich nie herausbekommen... ich habe ja selbst nicht gewusst, dass es überhaupt eine Tür gegeben hat... es soll dein Geheimnis bleiben... eines der vielen romantisch-kitschigen Geheimnisse unserer Beziehung...

Mir schlägt das Herz bis zum Hals, als ich merke, dass wir stehen bleiben. Du klopfst... und eine Tür öffnet sich. Ich höre eine vertraute Stimme - Tyson: "Na endlich, da seid ihr ja, lasst ihr Russen euch immer so viel Zeit?"

Keine Frage, wie es mir geht. Ob ich mich wohl fühle. Ob ich irgendwelche Schwierigkeiten hätte, mich zu orientieren... danke, Tyson, du bist und bleibst ein Trottel und mein Rivale, auch ohne Blade, aber du bist auch ein wahrer Freund.

Ich höre die vielen verschiedenen Stimmen... ein wahres Gewirr, aber ich nehme jede Differenzierung wahr und so höre ich auch heraus, dass Lees Stimme einen geschockten Beiklang hat. Ja, also hat er noch Schuldgefühle. Ich hoffe, ich kann es ändern...

Ich bin einen Augenblick erstaunt. Früher wäre er mir egal gewesen... scheißegal. Hätte der sich Sorgen machen können, bis er schwarz wird, hätte ich bei mir gedacht. Aber nun? Wenn man selbst vom Schicksal bestraft wird, hat man das Bedürfnis andere davor zu bewahren... so wird ein Eisklotz zu einer rührseligen Glucke... bei Gott, ich sollte langsam aufpassen, auf das, was ich tue. Ich habe nun schon genug aufgegeben, aber mein Image? So viel Stolz habe ich noch nicht verloren - und so ein starkes Bedürfnis nach sozialer Einbindung besitze ich auch noch nicht, dass ich von Mister Freeze zu einem aufgetauten Weltenverbesserer mutiere. Aber trotzdem... Lee helfe ich noch, aber dann ist vorerst Schluss!

Ich atme tief durch.

Du leitest mich beinahe unmerklich - ja, ein paar Blicke spüre ich doch. Ich weiß, es passt nicht zum normalen Erscheinungsbild meinerseits... ich habe mir nie helfen lassen und jetzt bin ich darauf angewiesen... es fühlt sich merkwürdig an, aber auch richtig und... gut?

Fast alle stürmen heran, um uns direkt zu begrüßen - wir haben uns ja lange nicht gesehen, heißt es. Dabei merke ich, dass einige das Wort "gesehen" peinlich ist... aber ich lächle nur. Ich habe gelernt, darüber hinwegzusehen, denn immerhin benutze ich es auch noch, auch wenn es von mir eigentlich nicht mehr gebraucht wird.

Nur einer fehlt... Lee.

Es ist natürlich nicht einfach, jetzt nicht daran denken zu müssen, was beim letzten Zusammentreffen passiert ist... immerhin hat er "bleibende Schäden" bei mir hinterlassen, wie der Arzt sich ausgedrückt hat. Rays Freund fühlt sich bestimmt nicht gerade grandios, weil ich hier bin und ihm noch einmal vor Augen führe, was seine krankhafte Eifersucht ihm zu Schulden geführt hat. Ich frage mich, ob die beiden überhaupt noch zusammen sind... dieses seltsame, einmalige Band zwischen Ray und mir zerriss in dem Augenblick, als Lee mir den letzten Schlag verpasste. Als hätte eine unsichtbare Schere es einfach zerschnitten und durchtrennt... und ich verstehe noch nicht einmal, wieso.

Ich weiß nicht, was ich tun soll - eigentlich bin ich doch hier, um diesen Chinesen endgültig zu erklären, dass es mir keinerlei Umstände mehr macht, dass ich nichts mehr sehen kann - mag sein, dass ich in einer Welt lebe, in der ein wichtiger Sinn fehlt, aber ich fürchte, für mich wäre es weitaus schlimmer gewesen, wenn ich nicht mehr hören könnte... wenn ich deine liebevollen Worte nicht mehr hören könnte, die du mir tagtäglich zuflüsterst... und mich mit so einer unpersönlichen Zeichensprache mit dir verständigen müsste, weil ich dich sonst nicht verstünde... ja, ich verzichte lieber aufs Sehen als darauf... hm, wie sich das geändert hat. Einige Zeit zuvor hätte ich lieber aufs Hören verzichtet als aufs Sehen...

Jetzt ist aber die Frage, wie ich Lee begegnen soll - wie soll ich auf mich aufmerksam machen, dass ich mit ihm sprechen möchte?

Von wegen Heilig Abend - die Nacht der Wunder, der Liebe...

Es wäre ja ein Wunder, wenn ich es schaffe, ihn dazu zu bringen, hierher zu kommen, aber es quer durch den Raum zu brüllen, wäre auch nicht gerade das, was ich mir erhofft habe - dann würde ja jeder gleich mitkriegen, was los ist.

Ich seufze leise. Du redest mit den anderen, als diese uns ausfragen, was wir die Jahre über getrieben haben... da fällt mir ein, dass niemand außer unserem Team und Ray natürlich über unsere Beziehung Bescheid weiß,... und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ray geredet hat... aber das ist ein anderes Problem, ich habe jetzt ein Wichtigeres. Ich hätte nicht schon vor der Feier so viel Wasser trinken sollen...

"Ich geh' mal zur Toilette", sage ich zu dir. Aus meiner Hosentasche ziehe ich dieses nützliche, wie die Antenne eines Radios auszufahrende Ding, das meinen Blindenstock darstellt. Ich weiß, dass sie alle überrascht Luft holen - ist für mich nicht zu überhören - und dass sie mich anstarren, als ich mir tastend den Weg durch einen Raum bahne, den ich das letzte Mal bei der Einweihungsfeier gesehen habe, dessen Aufbau sich mir aber unnatürlich klar in das Gedächtnis gebrannt hat. Es ist nicht schwer, die Tür zu finden, besonders, weil mir, dem Blinden, alle Platz machen... es hat schon seine Vorteile Nachteile zu haben, weil es viele gibt, die auf einen Rücksicht nehmen, aber gleichzeitig finden es genug Leute witzig, über mich herzuziehen... doch zum Glück sind von den letzteren keine hier.

Aber was wäre das für eine BBA - Veranstaltung, wenn mir, Kai Hiwatari, nicht wieder irgendetwas zustoßen würde?

Dieses Mal ist es kein wildgewordener, eifersüchtiger Geliebter, der mir einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst - nein, soweit ich mitkriege, ist es ein trotteliger Angestellter, der einen Kellner beinahe umgerannt hat, nun zurück stolpert, und regelrecht auf mir landet.

Es ist wieder ein heiß siedender Schmerz, der sich vom Nackenbereich über den ganzen Schädel ausbreitet - ein stetiges Ziehen, begleitet von einem nervenden Pochen... Hinzu kommen noch beißende Rückenschmerzen plus einem unschönen Knacken in der Wirbelsäule... ich habe langsam die Schnauze gestrichen voll, dass immer ausgerechnet ich alles abkriege - sei es die nervende Aufmerksamkeit von Kindergartenkindern, der Zorn eines Verehrers oder die Dummheit eines Durchschnittsbürgers... ich habe im Leben schon genug Schmerzen erduldet... und damit meine ich nicht nur seelische... für meine noch nicht mal neunzehn Jahre habe ich mich öfters gequält als dieser Kerl da in seinem gesamten Leben!

Ich versuche mich aufzurappeln... vor Schmerzen kneife ich die Augen zusammen... es tut wirklich alles weh - Kiefer, Kopf, Rücken, Knie... das erste Mal seit langem bedaure ich es wirklich, dass mich die Arme der Dunkelheit umfangen, sodass ich das Gesicht dieses Idioten nicht erblicken kann... ich hätte ihm zu gern ins Gesicht gesehen, wie seine Augen ängstlich funkeln, während ich ihm einen meiner, durch Tyson verfeinerten, Todesblicke schenke, der ihn in Grund und Boden versenken würde... dort, wo er hingehört.

Ich schaffe es aufzustehen, und schon spüre ich deine stützende Hand, Tala... du bist verkrampft vor Wut und wenn du nicht wüsstest, dass ich das nicht will, dann würdest du dich bestimmt auf den Typen da stürzen und ihn krankenhausreif schlagen...

Ich schüttle den Kopf... mir ist irgendwie schwindelig. Der Typ hätte sich meinem Training unterziehen sollen... Gott, wie viel wiegt denn der? Mein armer, geschundener Rücken... ich öffne aus reiner Gewohnheit die Augen wie immer, wenn ich wütend bin, um ihn anzufunkeln, selbst wenn über meinen Augen ein Schleier liegt, der es unmöglich macht, ihn anzuschauen.

Da steht er - Hände an die Brust gepresst, Augen angstgeweitet, das Gesicht blass... wer würde nicht zittern, wenn er von dir bedroht würde? Der macht sich beinahe in die Hose...

Moment...

Aber...

... unmöglich.

Ich erstarre. Das kann nicht wahr sein! Ich schließe das rechte Auge... und ich öffne es wieder... wahrlich... es ist zu schön, um wahr zu sein! Mir steigen die Tränen auf... wirklich eine Nacht der Wunder - einmal in meinem Leben ist mir wahre Gerechtigkeit widerfahren... es ist unglaublich... ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll... es ist - einfach nicht zu fassen!

Ich kann es einfach nicht glauben.

Ich falle dir um den Hals, sodass du überrascht Luft einziehst - ich muss mich überzeugen. Deine blauen Augen, vor Unglauben zusammengekniffen, sehen mich an, dein rotes Haar, leuchtend in dem Schein des Christbaumschmucks... "Kai - was ist denn los?", fragst du mich, deine Lippen bewegen sich in einem wundersamen Rhythmus...

Ich lasse dich los und drehe mich - all die Gesichter, fassungslos und erstaunt, beleuchtet von dem Licht der Lampen.

Das ist einfach unglaublich. Ich kralle mich an deinem Ärmel fest und du packst mich, als ich zu stürzen drohe. "Verdammt, Kai! Was hast du denn?"

Ich greife deine Schultern und hebe den Kopf. Ich schaue dich an... ja, ich darf das Wort wieder benutzen! "Tala, ich - ich kann... dich sehen..."

Dir entgleisen die Züge... dieses einzigartige Schauspiel, wenn du von einem Moment der Ungläubigkeit wieder die Kontrolle über dich gewinnst, aber dieses Mal ist es anders... vom unglaublichen Erstaunen wechselt deine Miene zu unbändiger Freude. Du ziehst mich an dich, umarmst mich all der Wärme, die du mir in den letzten beiden Jahren geschenkt hast und ohne auf die anderen zu achten, küsst du mich. Mir sind die keuchenden Laute der Überraschung und der Freude egal, denn in meiner Brust brennt ein unsagbares Glück... mir rinnen die Tränen meine Wange hinab, ohne dass ich sie hinfort streiche... nein, sie beweisen, dass es kein Traum ist... auch wenn ich dich nur mit einem Auge sehe, ich erblicke dich mit all deiner Schönheit wieder...

Es gibt doch noch Wunder auf dieser Welt...
 

(Abschließende Worte)

Ich hätte es nie für möglich gehalten, ebenso die Ärzte, aber ich habe es geschafft. Ich bin den Armen meiner dunklen Mutter entkommen und trete nun wieder dem Antlitz meines Vaters, dem Herren des Lichts, entgegen. Zwar wandle ich immer noch im Zwielicht, aber nun hat es eine andere Bedeutung für mich. Ich bin gezwungen, mein Auge nicht zu stark zu belasten, sodass ich nur einen Teil des Tages "sehen" kann, aber das ist es mir wert.

Wenn ich nicht will, dass ich für immer erblinde, muss ich mit dem Opfer leben, gelegentlich auf den Luxus, die neuerkannte Schönheit um mich herum anzuschauen, verzichten. Ich habe auch begonnen, die Blindenschrift zu erlernen, da lesen noch zu anstrengend ist... die Ärzte meinen, wenn ich weiterhin so viel Glück habe, könnte sich mein Auge an die neue, stärkere Belastung gewöhnen, sodass ich bald wie jeder andere auch sehen könnte... immerhin gibt es ja Menschen mit nur einem einzigen Sehorgan, die ihr eines Auge verloren haben und trotzdem gut sehen können...

Aber wenn das eintrete, würde ich dieses einmalige Erlebnis nur durch meine anderen Sinne Informationen zu sammeln aufgeben müssen und das will ich nicht... lieber lebe ich weiterhin in einem grauen Schimmer, als dass ich das aufgebe... Nein, das Leben zwischen Mutter und Vater ist das, was jeder von uns leben sollte...

Und was Lee anbelangt - wir haben es letztendlich geklärt. Er und die anderen sind sehr darüber überrascht gewesen, als du und ich unsere Liebe den anderen gestanden.

Das ist jetzt schon wieder zwei Monate her...

Wie die Zeit vergeht...

Ich lächle - die Flügel der Zeit schlagen lautlos... *1

Aber nun glaube ich wahrhaftig an die Nacht der Wunder...
 

*1 rückwirkend auf den Epilog "Flügel der Zeit" von "Gläserne Schwingen"^^
 

So, das war's dann^^ ich hoffe, euch hat das Ende gefallen - ihr könnt mir doch jetzt echt nicht mehr böse sein, immerhin kann der Gute wieder halbwegs gucken! *lieb schau*

Also, würde mich über Kommis freuen^^
 

Bis denne de are



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Kommentare zu dieser Fanfic (61)
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Von:  Tree-chan
2007-05-13T22:09:08+00:00 14.05.2007 00:09
schade konnte mir schon denken das das mit dem honig nicht dran kommen würde T^T
aber trotzdem suuuuuuuuuuuper kappi!!!
die sache mit mutter - finsternis und vater - licht fand ich is ne schöne idee, auch das mit dem tanzen!
tolles happy end!
schade das es schon zu ende ist!
aber ich werde mir deine ff "Autotomie" noch durchlesen und eventuell noch die anderen.
also kannst dich auf weitere kommis von mir freun, auch wenn diese meistens kurz ausfallen ^^°

cucu
dat kätzchen
Von:  Tree-chan
2007-05-13T21:43:34+00:00 13.05.2007 23:43
also ich würde das mit dem honig schon gerne lesen *hentai grins*
na mal sehen wie die weihnachtsfeier wird.
kann ich mir kaum vorstellen, dass lee sich unter tränen bei kai entschuldigt haben soll.

so jetzt noch schnell das letzte kappi. is zwar schon spät, vor allem weil ich morgen zur schule muss, aber das muss jetzt sein!
dann kann ich besser schafen ^^

cucu
dat kätzchen
Von:  Tree-chan
2007-05-13T21:19:46+00:00 13.05.2007 23:19
es ist so süß wie sich tala um seinen kai kümmert.
wenn er nicht da wäre, hätte er wahrscheinlich wieder versucht sich umzubringen.
du hast es super beschrieben wie kai das alles neue kennen lernt und verarbeitet!

cucu
dat kätzchen
Von:  Werewolf
2006-03-16T14:35:33+00:00 16.03.2006 15:35
hach...das kappi war doch mal wieder so richtig aufmunternd^^
ich freu mich,dass es kai mental wieder besser geht^^
tze...wie verschmust der sein kann XD
wie so ne katze...^^
die vorstellung is aber irgendwie niedlich...*schmacht*

sach ma is ray nach dem vorfall eigentlich noch mit lee zusammen?
oder haben die beiden sich getrennt?

ich werd mir dann auch mal das dritte kappi zu gemüte führen^^

koukoufanin
Von:  Werewolf
2006-03-16T13:57:58+00:00 16.03.2006 14:57
doch!!
ich liebe dich!!!!!
dafür,dass du kai doch nich soooo sehr bestrafst...^^
aber stimmt...das kenn ich auch...zwar nich von mir selbst,aber ich hab schon davon gehört,dass die anderen sinne stärker werden,wenn einer fehlt...
is doch aber eigentlich ne schöne erkenntnis für kai^^
ich hab mich auf jeden fall für ihn gefreut^^
ich hoffe,er erzählt es bald tala^^

ich freu mich schon aufs nächste kappi^^
was ich mir auch gleich durchlese^^

koukoufanin
Von:  Phoenix-of-Darkness
2006-02-09T10:12:39+00:00 09.02.2006 11:12
Also echt....#seufz#....das man bei dir nie weiß was kommt! War echt ein gelungnes Kapitel!!!!!!!!!!!!! 8^o^8
Von:  Phoenix-of-Darkness
2006-02-08T21:34:49+00:00 08.02.2006 22:34
Klasse!!!!!! Bei manchen Stellen musste ich echt lachen!!!!
Schade nur das dies das vorletzte Kapitel war.....na ja man sollte sich mit dem Zufrieden geb was da ist....also dann..........
Von:  Phoenix-of-Darkness
2006-02-08T21:20:03+00:00 08.02.2006 22:20
Das mit den verschärften Sinnen erinnert mich irgendwie an den Film "Daredevil"!
So von mir kriegste ein riesen Lob, tausend einsen und ein Platz (eigentlich mit der vorherigen FF - zwei Plätze) in meinen FF-Favos!!!!!!! 8^o^8
Von:  Sakerima
2006-01-17T17:59:09+00:00 17.01.2006 18:59
Are...
Echt, ich hab eben fast heulen müssen zum Schluss!
Verdammt war das geil!
Wie du das geschrieben hast, so mit dem urplötzlichen Ereigniss, wieder sehen zu können!
Einfach... unbeschreiblich?!
Ich meine, klar warte mal^^, erst mal noch was zu deinem ersten Teil von Gläseren Schwingen, sonst vergessen ich wieder alles^^°

Die PoV Obtiken sind dir wirklich gelungen!
Ich hab da ja auch schon eine TaKA FF in dem Stil, und ich finde das echt gut geschrieben, da kann man sich wahrlich perfekt in die Person rein versetzen und das fühlen, was er fühlt... zumindest ging es mir stellenweiße so, das ich das gefühlt hab, was Kai dachte... das mit dem Schmerz, den Kai durchstehen musste, wo er von Tala getrennt war, einfach nur mega super ge- und beschrieben, ehrlich!
Die PoVs von Tala waren auch nicht schlecht!
Das erste Treffen wieder zwischen den beiden, in Russland, nachdem sie sich getrennt haben, dieses Erlebnis... geil^^
Ich meine, hey, wer kommt auf die Idee, seinen Ex zu besuchen, das noch an seinen Geburtstag bzw, davor und dann auch noch keine Ahnung wie viele Kilometer zu fliegen... nur um IHN zu sehen?!
Das Ray dabei eine Rolle spielen würde, und das ganze mit dem Ich liebe dich doch auch noch... das war wirklich sehr geil!!
Dann dieses mega hammer geile Adult Kapitel!
Dafür das es wirklich etwas kurz war^^°, war es doch sehr schön gemacht!
Das hab ich mir richtig Bildlich vorstellen können, und wenn du dabei meinen Gesichtsausdruck gesehen hättest, könnte ich mir dieses ganze Kommi hier eigentlich sparen, den es war einfach nur GEIL!!!!
Okay... dann kam die Sache mit der Eifersucht von Lee... und das erblinden von Kai...
Ich reiß dir jetzt schon nicht den Kopf ab, keine Panik!!
Hatte ich auch nicht vorgehabt, bevor ich Gläserne Schwingen 2 gelesen habe!!
Kai ist blind... die ganze Zweite Hälfte, also GS2... die waren so geil geschrieben, warst du selber mal blind oder was??
Hey, ich... das war einfach nur super!!
Wie Kai-chan die Welt mit seinen Sinnen neu erlebt und alles... besonder eine Stelle hat mir gefallen, das war nach dem Anruf von Tala an Mr. Dickenson, wegen dem Weihnachtsfest...
Ich würde jetzt echt liebendgerne wissen wollen, was Kai da mit dem Honig und dem Gürtel vor hatte!!
*Yaoi-Freak ist*
*allessss wissen will^^*
und dann dieser eine kleine Satz >>ein paar simple Worte und Chibi-Tala steht wie eine Eins...<<
ich hab mich fast weggeschmissen vor lachen, so geil!!!
Are, dieser Satz hat dazu beigetragen das ich vor dir nieder Knie und dich begötter!!!!!!!!!!!!!!!
So hammer geil das ganze!!
Aber okay, bevor du mir noch was vorwirfst, das ich total abgedreht bin und spinne wie sonst was, mach ich lieber weiter muhahahaha^^
...
Dann war die Feier... und Kai musste mal aufs Klo^^ *kiaaa*
Und... dann musste natürlichhhh mal wieder was passieren, aber zum Glück war es eigentlich sogar ein positives Ereigniss, was passiert ist.
Durch einen Unfall verlor Kai seinen Seh- Sinn, durch einen Unfall gewinnt Kai wieder seinen Seh-Sinn!
Zwar nur auf einem Auge, das er auch noch schonen muss, aber das ist wirklich zu schön!!
Kai kann wieder sehen, fällt Tala um den Hals, dieser küsst ihn und alle halten den Atem an, und sind verwundertm das Kai und Tala zusammen sind... besser kann es nicht laufen!!!!!!!!!!!!

Und echt, mir sind fast die Tränen gekommen, wo Kai wieder sehen konnte!
Das war echt so geil^^
Ich saß vor ein paar Minuten noch auf dem Stuhl, die Hände vor dem Gesicht, ein lächeln auf den Lippen und Tränen im Auge und les die letzten Worte von deiner FF und denkmir nur so... ...scheiße, ist das geil!!!
Man Are, zum Glück hat klein Lady Werbung für deine FF gemacht, sonst hätte ich nie so eine FF gelesen und du nicht so ein scheiß langes Kommi bekommen!!Es hat eben alles seine Vor und Nachteile, oder??

Aber, was ich dir hier versuche in 4867404879845102278 Wörtern zu sagen ist eigentlich folgendes:
Ich liebe deine FF!!!!!!

Ich hoffe das ist bei dir angekommen^^

Liebe Greez von dat Noji

P.S. Kai und Tala^^ einfach zu schön^^ *sabber* und sorry für das etwas zu lange Kommi, selbst für meine Schreibwütigen Verhältnisse sehr selten, das ich sowas langes schreibe^^°
Von: abgemeldet
2006-01-14T15:36:28+00:00 14.01.2006 16:36
naja...mir wärs lieber wenn er wieder ganz sehen kann...egal!
Hast du gut gemacht!*pat,pat*


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