Mutter Finsternis
Hallo^^
Ja, ich habe die Mordanschläge überlebt und schreibe eine Fortsetzung von "Gläserne Schwingen"... sie heißt also nun "Gläserne Schwingen 2 - Federn des Schicksals"...
Tja, es gab da nun ein paar Leute, die böse auf mich waren, weil ich Kai erblinden lassen habe v.v Gut, ich wäre auch böse - aber habt ihr denn nix in der Schule gelernt?! Òó Drama heißt nicht, dass es n Happy End gibt! Ich musste es doch irgendwie es schlimm ausgehen lassen - und Ray vom Balkon zu stürzen oder ihn aus Eifersucht, weil er es doch nicht überwunden hat, Kai runterzuschubsen zu lassen, fand ich auch doof!
Also, ich fand die Idee toll...
Egal...
Diese FF ist jetzt nur noch in Kais POV geschrieben - wir werden miterleben, wie er lernt, als Blinder zu leben..., wird nur n Drei-Teiler! Und es ist eine FF zum Nachdenken
Titel: Mutter Finsternis
Kai POV
Mein Welt ist noch eintöniger und schwärzer als... bevor ich versucht habe, zu sterben, bevor ich versucht habe, mich in die Arme des Todes zu werfen... Der eiskalte Kuss des Todes ist näher als jemals zuvor... ich habe gedacht, ich hätte die Sehnsucht verloren, hätte aufgehört zu wünschen, es wäre vorbei... es ist nicht so - ich will doch zurück. Selbst der Tod kann nicht so leer sein, so kalt und so schwarz...
Schwarz...
My whole world is black... *1
Dunkelheit, Mutter Finsternis, einmal mehr flüchte ich in deine Arme, dieses Mal gezwungen, da das Licht mich verschmäht... es wird mir verwehrt und ich bin verdammt dazu, ein Leben in Schatten zu führen, im Zwielicht, auch wenn ich nicht einmal nur eine winzige Grauschattierung in diesem dunklen Nebel vor mir erkenne... ich wandle, in eisiger Kälte, in der erfrierenden Umarmung der Nacht, der nun allgegenwärtigen Nacht, denn für mich gibt es keinen Tag mehr... kein goldenes Licht der Sonne, kein Farbenspiel...
Ich habe alles verloren...
Nein, nicht alles, aber zu viel, als dass ich noch mehr ertragen könnte... was habe ich schon alles erduldet? Erlitten? Warum hasst Gott mich so? Wenn es ihn wirklich gäbe und er wirklich alle Menschen liebe, dann würde er mir das nicht antun! Ich habe es nicht verdient! Ich habe es nicht verdient!
Ich schluchze... wie oft habe ich in den letzten Tagen geweint? Ich weiß es gar nicht mehr... du bist aber immer an meiner Seite gewesen, hast mich gehalten, mir versucht Trost zu spenden, aber du hast es nicht verstanden! Es sei dir egal, wenn ich nicht sehen könne, du würdest mich weiterhin lieben... wie schön gesagt, Tala, wunderschöne Worte, wahrlich, aber unnütz und hohl... ich würde wahrlich meine anderen Sinne opfern, solange ich dich noch sehen könnte. Es ist egal, dass ich nicht mehr die Schönheit des Lichtes sehen kann, denn dann kann sie auch meine Hässlichkeit nicht sehen, aber ich will dich anschauen! Ich will den feurigen Schimmer deiner Haare sehen, wenn die Sonne den Horizont berührt, das verlangende Aufblitzen deiner eisblauen Augen, wenn du mich zu dir ziehst! Dein Gesicht... noch einmal sehen...
Selbst die geistige Erinnerung daran ist nur ein verschwommenes Abbild und deiner nicht annähernd gerecht... vor mir erscheinen Bilder, alle verwaschen, Erinnerungen an das, was ich verloren habe und nie wieder sehen werde... Farben beginnen zu verblassen und Umrisse verschwimmen, bis alles zu einem einheitlichen schwarzen Klumpen wird... und wieder bin ich hier gelandet...
Ich weiß nicht einmal, ob ich während der Zeit, die ich hier auf meinem Bett liege, die Augen geöffnet habe oder sie geschlossen halte - das, was ich dabei "sehe", ist dasselbe... ein- und dasselbe... undurchdringliche Schwärze...
Es ist einfach nicht fair...
Ich fühle mich so - erniedrigt. Ständig brauche ich deine helfende Hand, wenn wir zum Arzt gehen, da ich mit diesem dämlichen Stock nicht richtig umzugehen weiß, und wir uns noch keinen Blindenhund geholt haben...
Bestimmt starren sie mich alle hämisch an... ich spüre ihre Blicke wie Dolche auf der Haut... sie fixieren mich...
Natürlich tun sie das - warum denn auch nicht? Es ist doch schön zu sehen, wie es anderen schlechter geht als einem selbst! Ergötzen wir uns nicht immer am Leid anderer? Finden wir es nicht lustig, wenn sich jemand anderes verletzt? Dazu sind doch diese bescheuerten Comedy-Shows da!
Wir sind alle nichts weiter als Schaulustige in einer Welt voller Ungerechtigkeit, die ruhig auch so lange herrschen kann, bis man selbst nicht davon betroffen wird...
Oh ja, die freuen sich bestimmt alle darüber... Kai Hiwatari, einst stolzer Beyblader, jetzt ein blindes Huhn, hat es nun auch getroffen... seid glücklich darüber, dass meine Welt in Scherben liegt, nein, falsch, in Schwärze getaucht ist , und ich nie wieder das tun kann, was mir einst so viel bedeutet hat - Bladen... ich kann ja nicht einmal sehen, wo die Arena steht! Wie soll ich da bladen? Bei Gott... dich nie wieder sehen, nie wieder Dranzers wundervolles Gefieder im Scheinwerferlicht betrachten, nie wieder auch nur eine andere Farbe vor Augen haben...
Schwarz...
Die Farbe macht mich langsam wahnsinnig!
Ich kralle mich in der Bettdecke fest... der Stoff... ich halte inne... was ist das? Ich taste, langsam, sanft greife ich da nach und spüre es - ein einzelner, winziger Faden hat sich gelöst... ich halte ihn zwischen meinen Fingern, die ihn suchend befühlen, als wären sie eigenständige Wesen, die Informationen sammeln... ich nehme alles auf... ein winziger Daumwollfaden, aus zwei einzelnen zusammengedreht, rau als Einzelnes... glatt und weich als Ganzes... mein Herz rast... diese Erfahrung ist - unbeschreiblich? Unglaublich? Die vollkommene Erfüllung... zitternd streichen meine Fingerspitzen das Laken glatt... ich zucke immer wieder zusammen, wenn ich ein weiteren, gelösten Faden erfühle... warum habe ich das nie bemerkt? Ich habe nie wahrgenommen, wie weich und angenehm es ist... dieses simple Laken... es - es ist weiß gewesen, ja... plötzlich nimmt in der schwarzen Masse ein Bild vor mir Gestalt an... ein Bett... mit weißen Laken, aber es ist nicht glatt... da sind lauter Falten... Falten, die ich selbst wahrnehme, hinfort streiche... Auf dem Laken sind lauter lose Fäden... früher habe ich sie nie gesehen... aber jetzt "sehe" ich sie... ganz deutlich... Oh mother night, you teach me *2... to feel - zu fühlen...
Ich keuche erschrocken auf... mein Herz... es schlägt so laut, dass es mir in den Ohren dröhnt, es bricht mir beinahe die Rippen... das Bild verschwindet, als ich mich dem Rauschen in meinen Ohren ergebe... was ist das alles?
Ich kneife die Augen zusammen, auch wenn es nutzlos ist. Es ist eh alles schwarz, aber es beruhigt mich... gleichzeitig aber auch nicht... die Stille in meinem Zimmer ist erdrückend schwer, fast mit meinen Händen greifbar, die erwartungsvoll kribbeln... mir krampfen sich die Eingeweide zusammen... ich habe Angst... das ist doch nicht mehr normal...
Ich kann beinahe hören, wie das Blut durch meine Adern fließt... seit wann ist mein Gehör so fein? Ich betaste mit meinen Händen mein Gesicht... seit wann meine Hände so sanft? Ich nehme den Geruch von Kaffee wahr, aus der Küche... seit wann meine Nase so sensibel? Ich fahre mit meiner Zunge über meine salzigen Lippen... seit wann meine Zunge so empfindlich?
Ich höre Schritte aus dem Flur - deine Schritte... eindeutig... nur du trittst mit dem rechten Fuß stärker auf als mit dem Linken, seit du dir vor Jahren einmal eine Verletzung am linken Knöchel zu gezogen hast... diesen leicht humpelnden Tritt hast du immer noch beibehalten... Moment... wieso höre ich das? Warum erscheint mir das alles so laut?
Du drückst die Türklinke runter - vor meinem Unfall habe ich das nie gehört, auch wenn es im Zimmer still war. Mein Kopf wendet sich in deine Richtung. Ich pralle gegen eine Wand aus den verschiedensten Düften - Kaffee, dein Deo, nasse... Klamotten, feuchte... Haare? Was... aber... ich spüre deine Wärme, sie strahlt mir entgegen... und vor mir entsteht wieder ein Bild... ich "sehe" dich vor mir, wie du dich mir näherst... du trägst ein Tablett, darauf steht die Tasse, aus der Dampf aufsteigt... frisch gebrüht, wie ich am Duft erkenne...
Ich sehe dich nicht, aber dennoch weiß ich genau, wie du vor mir stehst, welche Haltung du wahrscheinlich angenommen hast... Hände vor der Brust verschränkt wie immer...
"Kai", sagst du. Deine Stimme vibriert in meinen Ohren. Ich zucke zusammen. Ich spüre irgendwie in der Luft, dass du verwundert bist... es ist wie... ein Schwingen, das mir über die Haut fährt und sie zum Kribbeln bringt...
"Es ist... schon gut - Kaffee, oder?"
Ich weiß, dass du eben genickt hast, wieder sind wie Wellen in der Luft, aber trotzdem sagst du: "Ja, steht auf... drei Uhr auf deinem Nachtschrank." Ja, die Uhrzeiteneinteilung, damit ich weiß, was wo ist... oder "wann" etwas ist...
"Danke... du bist so lieb... und ich behandle dich wie den letzten Dreck."
Du erwiderst: "Das ist nicht wahr..." Kurz schweigst du. "Höre mal... ich gehe mich schnell umziehen, meine Klamotten sind noch nass vom Weg zur Apotheke, danach gebe ich dir die Medikamente, die du noch nehmen sollst..." Du gehst und ich bleibe geschockt zurück. Ich habe Recht gehabt... nasse Haare, feuchte Klamotten... aber, wie ist das möglich?
Stimmt es, was man sagt, dass die anderen Sinne sich drastisch verschärfen, wenn einer ausfällt?
Mir läuft ein Schauder über den Rücken... das ist unheimlich...
Egal... ich muss mich damit abfinden... ich werde schließlich den Rest meines Lebens so damit klarkommen müssen... und ich habe Hilfe... oh Tala, was täte ich bloß, wenn ich dich nicht hätte? Wahrscheinlich verzweifeln... ich würde zerbrechen wie eine Porzellanpuppe in
den Händen eines übermütigen Kindes... Und die Medikamente... ich hasse es, dass ich noch irgendwelche Arznei schlucken soll, nur weil ich mir zusätzlich eine kleine Erkältung eingefangen habe... ist doch wieder so gut wie vorbei...
Mir fällt ein Lied ein... irgendwie passt es, ich singe es vor mich hin...
Rest your mind, Silver Maiden
Don't fear
The things that happened to you now can't be helped
Be strong and think of your love, your strength
Beauty and purity hold the spirit where it can never be tarnished
Sleep, sleep
Dream, dream
Don't fear, don't fear
Remember love
Remember love... *3
Mag sein, dass es eigentlich eine Frau singt und ich keine silberne Maid bin, aber es stimmt... ich brauche nur an dich denken, Tala, zusammen schaffen wir es...
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*1 Liedzitat aus Ayreon: The Humanequation... so hieß jedenfalls das Album... welches Lied es noch mal genau war, weiß ich nicht mehr...
*2 Liedzitat aus AINA - Days of rising doom (Metalopera)... das Lied heißt: "The beast within"
*3 Lied von AINA und zwar - "Rape of Oria"^^
So, ähm... ja, Kai - Chan ist zwar immer noch blind, aber wie ihr bemerkt habt, kann der Gute auf seine eigene Art und Weise sehen ^^" seid ihr immer noch böse auf mich *liebguck*
Bin für Morddrohungen, Beleidigungen, Liebesbekundungen und Heiratsanträge zu haben^^" (obwohl die letzten beiden nicht vorkommen werden... *drop*)
Bis denne de are