Helfen zu atmen
So, da seid ihr ja wieder^^
Ich habe hier das zweite Kapitel mitgebracht *freu - freu* und ich hoffe, euch gefällt's auch.
Da ist - nur zur Vorwarnung - ein kleiner Zeitsprung drin^^"
ACHTUNG! Auf Wunsch von einigen Leuten habe ich eine weitere FF zum Thema TaKa in Bearbeitung. Sie wird "Autotomie - Wenn Schmerz der einzige Ausweg ist" heißen. Sie wird auf jeden Fall länger als GS 1 und 2 sein. Ist aber im selben Stil geschrieben. Das erste Kapitel ist schon draußen! ACHTUNG!
Titel: Helfen zu atmen
Es gibt Momente, da wünscht man sich, von all dem Leid auf dieser Welt fliehen zu können... man will sich verstecken, am besten hinter einer Wand, die niemand zu durchdringen vermag. Man will die Augen schließen und nichts mehr sehen, man will nichts mehr spüren und man hofft, dass kein Laut zu einem getragen wird...
Ich kann das Leid nicht mehr sehen - und glücklich bin ich darüber nicht. Es ist nicht die richtige Lösung... Leid und Angst muss man stellen und sie umarmen, das weiß ich jetzt, und ich versuche es... zwar erblicke ich meinen Feind nicht mehr, aber ich fühle ihn auf meiner Haut, als würde ich ihn berühren.*1
Aber allein schaffe ich es nicht...
Wer wird den Menschen endlich klar machen, wie wichtig es ist, sich selbst zu vergessen, einmal die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen?
Zu helfen?
Helft mir... helft mir wieder frei zu atmen, ohne diese eisernen Fesseln um meiner Brust, die mich stocken lassen, die mich ängstigen... helft mir, wieder erhobenen Hauptes durch die Straßen zu gehen... unter euch, ihr , die ihr "normal" seid... ich will wieder eins mit euch sein... auch wenn ihr nichts weiter als eine graue Masse ohne Facetten seid, ein Klumpen ohne Struktur... aber nicht Teil davon zu sein, bedeutet allein zu sein...
Einsamkeit ist die Zweisamkeit mit sich selbst... und meine Gesellschaft ödet mich an...
Langsam frage ich mich, was es bringt, mir einzugestehen, dass ich mich und meinen Zustand verabscheue. Ich stürze doch nur wieder tiefer in ein Loch und die Frage ist, ob mich jemand noch rettet, oder ob ich aufpralle und nie wieder diesen mitleidigen Blicken gegenüber stehen muss...
Lehrt mich zu atmen...
Doch nein... es wird immer einen geben, der hinter mir steht, sosehr mich die Masse auch zu verdrängen versucht. Tala, du wirst immer wieder mit mir tanzen, versuchen mich einzubeziehen in dem Rhythmus und gleichzeitig deinen eigenen Takt bestimmen... *2
Momentan sitzt auf dem Sessel und schaust Fernsehen... du hast mich rührend gefragt, ob es mir nichts ausmacht... du bist so süß. Du sprichst dieses offensichtliche Wort zwar nicht aus, aber gleichzeitig verschweigst du auch nicht, was ich bin... blind. Ich sehe die Bilder auf der Kiste nicht, im Grunde genommen sehe ich gar nichts, aber ich höre die Worte und auch ohne Gesichter weiß ich, was für Stimmungslagen sie haben, ich höre es aus dem Klang ihrer Stimme...
Du bist erstaunt gewesen, als ich es dir erzählt habe... dass ich in der Lage bin, mir meine eigenen Bilder vor Augen zu schaffen, anhand der Informationen, die ich mit meinen anderen Sinnen sammle.
Du bist glücklich darüber, dass ich mich langsam mit dieser Behinderung arrangiere... stimmt schon, dass ich vieles, nicht mehr so gut kann oder gar nicht - zum Beispiel lesen -, aber dafür vermag ich Dinge zu tun, die du niemals im Leben hinbekommen wirst... ich habe etwas Neues geschaffen... du hast mir Ton mitgebracht und ich habe meine Hände in diesem Zeug gesuhlt und sie haben geformt... ohne mein wirkliches Zutun... ich habe nicht gesehen, was ich getan habe, aber, nachdem was du gesagt hast, ist es wunderschön geworden... eine kleine Statuette... eine, die man so mit den Augen niemals hinbekommen hätte, weil man nur auf die Schönheit des Äußeren geachtet hätte - nicht auf die Schönheit, sie anzufassen...
Außerdem bist du sehr glücklich darüber gewesen, dass du unser Liebesleben nicht darunter gelitten hat - gut, die ersten Wochen ist es mir schwer gefallen, dich überhaupt etwas tun zu lassen, weil ich nie mitgekriegt habe, wo ich dich berühre, wenn ich meinen Arm ausstrecke... aber jetzt? Es ist unbeschreiblich alles nur zu erfühlen, nicht zu sehen, was du als nächstes mit mir vor hast... das Gefühl, ausgeliefert zu sein... und das habe ich dir auch demonstriert... ich habe dir die Augen verbunden und dir gezeigt, was ich meine... Tala, mein Liebster, ich habe dich zuvor noch nie so laut schreien gehört...
Und dieses Leben ist nicht so schwer, wie ich gedacht habe... mit meinem geschärften Ohr kann ich Strecken bestimmen, mit meiner Zunge nehme ich jetzt mehr Geschmack wahr...
Mit diesem Uhrzeitensystem komme ich inzwischen auch klar... ebenso mit diesem dummen Blindenstock. Mag sein, dass ich ungern allein nach draußen mit diesem Ding gehe, aber ich weiß wenigstens, wo ich lang muss, um nicht irgendwo gegen zu stoßen... Ich weiß, die Leute sehen mich immer noch an... sie ziehen mich mit ihren Blicken noch immer beinahe aus, aber ich werde damit fertig... früher sahen sie mich an, weil ich sie nicht beachtete, heute, weil ich sie gar nicht mehr nicht - beachten kann... Es scheint sie zu verwirren, dass jemand zu leben vermag, ohne die Welt mit allen Sinnen wahrzunehmen... wahrlich, ich hätte gern mein Augenlicht zurück, aber diese Erfahrungen möchte ich auch behalten... Zugegeben, es gibt schon noch Augenblicke, in denen ich am liebsten schreiend durch die Gegend rennen würde und Lee dafür die Fresse polieren möchte, dass er mir das angetan hat, aber das nützt nichts... die Ärzte meinen, die Wahrscheinlichkeit, dass meine Sehfähigkeit zurückkehrt, wäre unter vierzig Prozent... Und dann auch nur auf dem rechten Auge... Der linke Sehnerv hätte einen zu großen Schaden genommen... wie das auch immer sein konnte...
Ich würde viel geben, wenn ich noch einmal sehen könnte, wie sich dein Gesicht verzieht, wenn ich dir liebevolle Worte ins Ohr hauche... das wäre ein wundervolles Geschenk für uns beide, denn ich weiß, wie sehr du leidest, weil ich mich mit meiner Blindheit so fertig mache... du musst so viel mit mir erdulden, Tala...
Ich stehe auf... unser Zimmer kenne ich in- und auswendig... ich stoße nirgends an, als ich zu dir gehe und mich einfach auf deinen Schoß setze...
"Was ist denn jetzt mit dir los?"
Ich kuschle mich bloß wortlos an dich. Irgendwie hast du mir gefehlt. Ich weiß auch nicht, wieso. Du bist doch immer bei mir. Aber gerade in diesem Moment habe ich Angst, dass du gehen könntest, mich allein lässt. Mir fehlen diese Minuten, in denen du mich bloß hältst, nichts sagst, sondern einfach nur bei mir bist... ich lege mein Kinn auf deine Schulter. Ich flüstere: "Ich würde gerne mal die anderen wiedertreffen..." Ja, das würde ich gerne. Würden sie mich auch mit ihren Blicken ausziehen oder helfen sie mir zu atmen?
Du legst deine Arme um meine Hüfte. Deine starken Arme... Halt, Geborgenheit, Liebe... das versprechen sie mir... du streichst meinen Rücken entlang und ich schnurre vor Wonne. Du lächelst... das merke ich, denn du legst deine Wange an meine... ich weiß, dass du dieses Geräusch magst...
"Und wann?", flüsterst du. Du stellst immer die richtigen Fragen... kein wieso oder warum. Du kannst dir denken, was ich will.
"Wie wäre es zu dieser Weihnachtsfeier der BBA?" Ich reibe meinen Kopf unter dein Kinn wie eine Katze. Du kicherst leise. Da bist du kitzlig...
Du fährst durch meine Haare. "Keine Angst, dass Lee ´nen Rückfall bekommt?"
Ich schüttle den Kopf. Wieso denn? Er hat seine Strafe abgesessen und eine Therapie gemacht. Er hat sich unter Schluchzen und wahrscheinlich Tränen bei mir entschuldigt. Zu der Zeit bin ich noch verzweifelt gewesen, habe Angst vor Mutter Finsternis gehabt, aber ich habe ihm gesagt, dass man nun ja eh nichts mehr ändern könne. Entweder komme ich damit klar oder nicht.
Irgendwie tun mir die Worte leid... er macht sich bestimmt Vorwürfe... das letzte Mal bin ich ihm bei den WCC begegnet... ich habe in der ersten Reihe bei den Blitzkrieg Boys gesessen, um dich zu unterstützen, auch wenn ich so gut wie nichts mitbekommen habe. Ich weiß noch, wie du mir von Lees Entsetzen erzählt hast, als er mich dort gesehen hat.
Ich werde hingehen... ich werde ihm zeigen, dass es nun egal ist. Er darf nicht ewig daran glauben, dass mein Leben zerstört wurde... Dunkelheit, ewige Schwärze, ist wesentlich erträglicher als lebenslange Vorwürfe... und Mutter Finsternis ist sogar fürsorglicher, als es manchmal Vater Licht gewesen ist...
Ich kralle mich in deinem Kragen fest. Bald ist Heilig Abend, die Nacht der Wunder... für mich ein verdunkelter Tag wie jeder andere, aber ich möchte einmal wieder die anderen bei mir wissen, ihre Nähe spüren... Auch wenn ich's ungern zugebe, aber ich vermisse diesen Kindergarten, diese Streitereien zwischen Tyson und Daichi - irgendwie haben sie mich immer belebt, erfrischt, doch gleichzeitig auch in Rage getrieben... einmal wieder lebendig fühlen, unter anderen...
Lehrt mich zu atmen...
Bei ihnen werde ich es wieder lernen, mit dir zusammen, Tala, denn ich weiß, dass auch du stockst, Schwierigkeiten beim Atmen hast aus Sorge um mich...
Und jetzt erwarte ich den Tag, an dem wir uns wiedersehen werden... du rufst gerade Mister Dickenson an, um uns beide anzukünden... du stellst den Lautsprecher an.
"Dickenson am Apparat?"
"Mister D? Ich bin's, Tala..."
"Oh? Du hast dich ja schon lange nicht mehr gemeldet... was gibt es denn?" Wie fröhlich er klingt... bestimmt hat er wieder sein typisches Grinsen auf den Lippen...
"Na ja, ich wollte ihnen Bescheid sagen, dass wir uns die Ehre geben werden, bei ihrer Weihnachtsfeier vorbeizuschauen... also, die Blitzkrieg Boys und ich..."
"Kommt Kai auch?", fragt Stanley überrascht.
Du antwortest: "Ja." Dann: "Es war seine Idee..."
"Aber wird ihm das keine Probleme bereiten? Und ich meine - Lee kommt auch."
"Nee, das geht schon klar. Und das mit Lee... ich glaube kaum, dass das Schwierigkeiten bereiten wird. Falls doch werde ich Kai helfen, aber ich glaube eher, dass er mit diesem Chinesen reden will, um endgültig klarzustellen, dass es Vergangenheit ist. Vergeben und vergessen, eben."
Nun ja, das ist wohl etwas übertrieben! Vergeben, ja, vergessen, nein. Und was heißt hier: ,Werde ich Kai helfen'? Noch einmal mache ich keinen solchen Fehler und lasse mich einfach so zusammenschlagen!
"Und was ist damit... nun... ja... du weißt schon, er ist blind!" Ach, nicht doch, Stanley, danke für die Information, das habe ich ja echt noch nicht gewusst. "Macht das denn keine Umstände?"
Bevor du in den Hörer etwas erwidern kannst, sage ich: "Keine Sorge, Mister D. Das geht schon in Ordnung, Tala bewahrt mich davor, dass ich irgendwo gegen renne!"
"KAI?"
Du legst auf und sagst tadelnd: "Liebling, jetzt schämt sich das Dickerchen zu Tode! Das hättest du nicht machen sollen."
"Lass mich doch... ich bin schließlich nicht hilflos!"
"Das weiß ich nur zu gut!" Ich weiß, dass du dreckig grinst, mein Lieber. Man kann machen, was man will, du wirst immer eine perverse Sau bleiben... entschuldige, aber das stimmt nun einmal. Sexgeiles Monster... aber ich liebe dich trotzdem.
Ich umarme dich fest und flüstere: "Weißt du, was wir lange nicht mehr gemacht haben?"
"Hm?", machst du. "Was denn?"
Ich lächle und kreise mit dem Finger auf deiner Brust. "Interessante Dinge mit Honig..."
Du erstarrst - nicht weil du erschüttert bist, sondern erstaunt, denn das letzte Mal, als wir das gemachten haben, war, als ich noch sehen konnte. Es könnte wirklich lustig werden, so macht doch das Bekleckern nur noch mehr Spaß. Ich spüre schon die Hitze in dir aufsteigen - tse, Tala, du bist immer noch so leicht zu erregen... ein paar simple Worte und Chibi-Tala steht wie eine Eins... pah, dir zeige ich es... irgendwie habe ich richtig Lust dazu, dir einmal zu beweisen, wie selbstständig ich sein kann - mit Augenlicht oder ohne. Es ist unwichtig... hierfür brauche ich das alles nicht, das Einzige, was ich benötige, ist ein einfacher Gürtel...
Ich weiß nicht, deine Gesellschaft tut mir nicht gut, Schatz; ich glaube nämlich langsam, dass ich sadistisch werde und du musst ja nur darunter leiden... ach nein, ich glaube eher, dass es dir gefällt. Na mal sehen, wie es dir in den Kragen passt, dass ich heute mal aus meiner melancholischen Stimmung zu der des Bestimmens wechsle...*3
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*1 man hat mir einmal gesagt, ein Held sei nix Anderes als ein Feigling, der vor lauter Angst nicht wusste, was er machen sollte und zufällig das Richtige getan hat - und irgendwie finde ich, dass das stimmt
*2 rückwirkend auf "Gläserne Schwingen - Tala x Kai", Kapitel 1^^
*3 verzeiht meine letzten Sätze *drop* ich konnte einfach nicht widerstehen... ich bin so schwach v.v... null Selbstbeherrschung XD aber das ist hier shônen-ai, da musste ich das rein bringen ^^v
Bis denne de (zufriedene) are