Kapitel 6: Hide-And-Seek
Langsamen Schrittes wanderte Varis über den schmalen Fußweg zwischen den Feldern. Mit der rechten Hand strich er kurz im Vorbeigehen sacht über die Weizenhalme und genoss das sanfte Kitzeln, das ihre Berührung hervorrief. In der Tasche, die über seine Schulter hing, befand sich das beruhigende Gewicht getaner Arbeit – beziehungsweise deren Lohn. Noch stand kein neuer Auftrag an, nichts trieb ihn zur Eile. So konnte Varis sich Zeit lassen, konnte sein Ziel frei bestimmen.
Noch in der Nacht hatte er überlegt, welchen Weg er nun einschlagen sollte. Zu Kheros wäre er zwar gerne zurückgekehrt, doch wollte er ihm nicht sofort wieder zur Last fallen. Nachdem er bis zum Morgengrauen wahllos einer zufälligen Richtung gefolgt war, hatte er schließlich beschlossen, Arkas den Besuch abzustatten, auf den dieser wahrscheinlich ohnehin schon längst wartete. Zwar winkte ihm dann vermutlich gleich der nächste Auftrag, doch im Moment stand Varis nicht der Sinn danach, sich einfach nur herumzutreiben. Dabei war es noch nicht lange her, da hatte er seine freien Tage noch genossen – hatte sie überhaupt genießen können. Immer wieder war er für ein paar Tage ohne Ziel und ohne Auftrag durchs Land gestreift, hatte aus einer Laune heraus die Richtung angegeben und konnte zumindest für eine Weile alles hinter sich lassen, ganz in der Welt um sich herum aufgehen und nach der Freiheit greifen, die sie anbot.
Varis führte das auf seine Kindheit zurück, in der er am liebsten Tag und Nacht seine Streifzüge durch die Umgebung unternommen hätte. Mit einem leichten Lächeln erinnerte er sich an das erste Mal, dass ihn sein Vater mit auf Entdeckungsreise durch den Wald genommen hatte. Es war nur ein einfacher Spaziergang gewesen, doch sein Vater hatte ein ganzes Abenteuer daraus gesponnen. Sie waren von Räubern angegriffen worden und mussten danach gegen ein ganzes Rudel wilder Wölfe ankämpfen. Noch heute sah er sich, wie er als kleiner Junge anschließend stolz zu seiner Mutter rannte – dreckverkrustet, aber überglücklich, die grünen Augen strahlend vor überschäumender Begeisterung – und ihr den wertvollen Schatz zeigte, den er mit seinem Vater aus einer alten, geheimnisvollen Höhle voller Gefahren geborgen hatte...
Energisch schüttelte Varis den Kopf, um die alten Erinnerungen auf ihren Platz weit hinten in den Tiefen seines Gedächtnisses zurückzudrängen. Genau das war mit ein Grund, weshalb er sich in letzter Zeit lieber von diesen einst so genossenen, ziellosen Wanderungen fern hielt – sie brachten seit einer Weile die Lawine der Erinnerung nur zu leicht ins Rollen und dort verbargen sich bei weitem nicht nur angenehme Momente.
Entschlossen setzte Varis seinen Weg fort, beschleunigte seine Geschwindigkeit aber nur kaum merklich. Wenn er nun schneller würde, käme er noch vor Sonnenuntergang bei Arkas an und das konnte Probleme bereiten. Also ging er langsam genug, um im Schutze der Dunkelheit an seinem Ziel eintreffen zu können.
Schon bald zeigten sich die ersten Schimmer der Abendröte und kurz darauf kam das kleine Dorf, in dem Arkas derzeit wohnte, in Sicht – war aber zunächst nur als dunkler Fleck am Horizont zu erkennen. Varis blieb bei diesem Anblick zögernd stehen und betrachtete eine Weile die vagen Umrisse. Wie lange lebte Arkas nun schon hier? Ein Jahr? Zwei Jahre? So lange war er noch nie an einem Ort verharrt. Also was hielt ihn in diesem Dorf? Er wusste ganz genau, dass das gefährlich werden konnte – sowohl für ihn, als auch für Varis.
Bedächtig einen Fuß vor den anderen setzend nahm Varis seinen Weg wieder auf, ging dabei bewusst langsam und wandte den Blick nicht von den immer klarer werdenden Konturen des Dorfes. Was dachte sich Arkas nur dabei? Erst große Vorträge über Verwischung von Spuren halten, aber dann selbst derart lange an einem Ort verweilen. Kopfschüttelnd wandte Varis seine Augen vom Horizont ab und ließ sie über die Felder schweifen.
Seit etwa drei Monaten war er von einem Auftrag nach dem anderen quer durchs Reich geführt worden – und nun war er wieder hier, folgte dem inzwischen bekannten Feldweg und fragte sich, was sich in seiner Abwesenheit getan hatte. Vielleicht hatte Arkas sogar endlich seine Sachen gepackt und war weitergezogen.
Mittlerweile war der kleine Fleck in der Ferne zu den vertrauten Umrissen des Dorfes herangewachsen, die allerdings in der dichter werdenden Dunkelheit allmählich mit dem Nachthimmel verschmolzen. Varis folgte dem Pfad bis zu seinem Ende kurz vor dem Dorf, wo er in den breiteren Weg, der sich zwischen den Häusern entlang schlängelte, mündete. Er blieb kurz stehen und blickte sich aufmerksam um, bevor er auf Arkas' kleines Häuschen zusteuerte und über den niedrigen Gartenzaun sprang. Im Schatten der Büsche schlich er langsam auf die vertrauten Mauern zu, suchte dabei nach einem Zeichen von Arkas' Anwesenheit, doch das ganze Gebäude lag dunkel und still.
Varis schob sich näher an ein Fenster heran und spähte vorsichtig hinein, konnte aber außer vagen Umrissen im Finsteren nichts erkennen. Langsam ging er weiter zur Hintertür, während seine Hand in die Hosentasche wanderte und einen Draht hervor zog. Nach ein paar geübten Handgriffen schwang die Tür nach innen auf. Varis hielt inne und lauschte angestrengt. Sein suchender Blick übermittelte ihm ein wüstes Durcheinander aus schemenhaften Umrissen, die seine Erinnerung schließlich als die altbekannte Einrichtung erkannte. Also wohnte Arkas tatsächlich noch hier?
Varis trat ein und schloss leise die Tür hinter sich. Wieder verharrte er und wartete, bis seine Augen sich besser an die Umgebung gewöhnt hatten. Als er die Möbel auch als solche erkennen konnte, setzte er sich zielstrebig wieder in Bewegung, während die Erinnerung ihm das Zimmer, wie er es das letzte Mal gesehen hatte, zeigte und seine Augen bestätigten, dass alles noch an seinem Platz war.
Mit ein paar Schritten hatte er den Raum durchquert und öffnete vorsichtig die nächste Tür, die in die Küche führte. Auch hier erwarteten ihn Dunkelheit und Stille, nur die Gerüche, die in seine Nase stiegen, zeigten an, dass hier überhaupt jemand wohnte. In dem ganzen geruchlichen Durcheinander konnte er einzelne Details ausmachen, roch das frische Brot, das Arkas wohl heute Morgen erst geholt hatte, roch die Bohnen, die es anscheinend zu Mittag gegeben hatte, roch den süßlichen Wein, den Arkas so gerne trank. Wo war dieser überhaupt so spät noch? Plötzlich drang ein weiterer Geruch an Varis' Nase, ließ alle seine Alarmglocken schrillen, ließ ihn instinktiv zurückweichen und neben dem Türrahmen an der Wand Deckung suchen. Dort verharrte er zunächst und lauschte. Immer noch hatte er den scharfen Geruch des Rauchs einer kürzlich ausgeblasenen Kerze in der Nase, doch nach einigen Augenblicken stellte er fest, dass dieser Geruch nicht aus der Küche selbst kam. Langsam schob er sich zurück in den Raum und schlich auf die nächste Tür zu, die einen Spalt offen stand, hielt dort wieder inne und horchte.
Noch bevor er die leisen, leicht aufgeregt gehenden Atemzüge hörte, spürte er die Anwesenheit mehrerer Leute. Freunde von Arkas? Warum hatten sie dann die Kerze gelöscht und saßen nun reglos im Finsteren?
Nachdenklich biss er sich auf die Unterlippe, während er vor sich hin starrend angestrengt versuchte, den vagen Geräuschen aus dem Nebenzimmer eine Antwort zu entlocken. Die Personen dort schienen erstarrt zu sein, schienen es nicht zu wagen, sich zu bewegen. Varis vermutete, dass sie ebenfalls lauschten, allerdings fragte er sich, was sie überhaupt erst aufgeschreckt hatte. Er war sich sicher, dass sie ihn nicht gehört haben konnten. Was also hatte sie dann gestört?
„Da ist nichts“, unterbrach schließlich eine raue Stimme die Stille. „Da schleicht niemand ums Haus, ihr bildet euch das ein.“
„Ich bin mir sicher.“ Leise, ruhig, bestimmt – Varis konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als die vertraute Stimme Arkas' erklang. In Gedanken sah er bereits das bei diesen Worten zu einem leichten Lächeln verzogene Gesicht vor sich – eingerahmt von wirren, hellbraunen Haaren und auf der einen Seite bedeckt von der Augenbinde, die Arkas ständig trug – und spürte regelrecht den durchdringenden Blick des freien blauen Auges. „Ich kenne dieses Grundstück und weiß, welche Geräusche erklingen, wenn man über das Gartentor klettert.“
„Aber es war nichts zu hören.“
„Ich habe nie behauptet, dass das großartigen Lärm veranstalten würde. Im Gegenteil, aber wenn man weiß, worauf man hören muss, hört man es auch.“
Varis hätte sich fast die Unterlippe durchgebissen, als er sich seinen Weg noch einmal ins Gedächtnis rief. Er war wohlweislich über den Zaun selbst an der Rückseite gestiegen, nicht über das Tor an der Vorderseite, das von den anderen Häusern aus normalerweise selbst bei diesen Lichtverhältnissen gut zu sehen war. Hatte sich noch jemand von der anderen Seite her Zutritt verschafft?
„Du meinst, da ist wirklich jemand?“ Die dritte Stimme klang dunkel und tief, überschattet von Nervosität und Besorgnis – Varis glaubte, sogar einen Anflug panischer Angst herauszuhören. „Aber wer sollte -“
„Ruhe“, unterbrach Arkas ihn flüsternd. „Wenn da wirklich jemand ist, sollten wir ihm nicht verraten, dass wir alle hier sind.“
Stirnrunzelnd betrachtete Varis die vage erkennbaren Umrisse eines Tellers, der noch Überreste der letzten Mahlzeit zur Schau stellte. War der andere ungebetene Besucher wirklich wegen Arkas und seiner kleinen geheimniskrämerischen Runde hier oder war er hinter Varis her? Vielleicht hatte Vandros ihm noch jemanden hinterher geschickt?
Ein Seufzen unterdrückend schlich er von der Tür weg und verließ die Küche. Er musste sicher gehen, dass der Andere wirklich nicht wegen ihm hier war – denn auch wenn er es für unwahrscheinlich hielt, dass ihm jemand gefolgt war, konnte er es nicht ausschließen.
„Ihr bleibt hier und rührt euch nicht vom Fleck.“ Varis hatte das Wohnzimmer bereits zur Hälfte durchquert, als ihn Arkas' Stimme einhalten ließ. „Ich werde nachsehen.“
Schon vernahm Varis das leise Schaben von Stuhlbeinen und Schritte, die sich der Tür näherten. Sofort wich er zurück und presste sich im Schatten eines Schrankes an die Wand. Dort verharrte er und lauschte angespannt den Geräuschen, die durch die Küche drangen. Zuerst wurde die Tür geöffnet, dann betrat jemand den Raum und hielt nach ein paar Schritten inne.
Varis hatte nun Mühe, Arkas' Weg zu verfolgen – der Mann bewegte sich nahezu lautlos weiter. Dann war ein leises, metallisches Kratzen zu hören, in dessen Anschluss Arkas die Küche verließ.
In dem spärlichen Licht musterte Varis die geduckte Gestalt, die als ein Teil der Schatten durch das nächtliche Wohnzimmer zu schweben schien, in der rechten Hand durch ein leichtes Funkeln sichtbar ein großes und nach Varis' Erfahrung sorgfältig geschärftes Küchenmesser.
Unwillkürlich hielt Varis den Atem an, als Arkas sich ihm näherte und konnte dabei das leichte, aufgeregte Prickeln, das ihm ein Nackenhaar nach dem anderen aufrichtete, nicht unterdrücken.
Wie damals, als er mit Arkas Nacht für Nacht im Wald jene besondere Art von Verstecken gespielt hatte. Wie damals kauerte er in seinem Versteck, während Arkas suchend umherstreifte. In der Ruhe des nächtlich rauschenden Waldes, die nur von Arkas' beständig näher kommenden Schritten unterbrochen wurde, schien Varis' Herz lauter als jemals zuvor zu schlagen. Sein Atem, den er zuvor mühsam unter Kontrolle gebracht und in einen lautlosen Hauch gewandelt hatte, ging nun unregelmäßig und hallte unerträglich laut in seinen Ohren wider. Verzweifelt versuchend diese Lärmquelle zu unterdrücken hielt er schließlich die Luft an, bis ihm flimmernde Punkte vor den Augen zu tanzen begannen. Varis' Hand schlossen sich fester um den Verband an seiner linken Schulter. Nein, er wollte nicht schon wieder entdeckt werden! Diese Nacht würde er sich nicht von seiner eigenen Aufregung überwältigen lassen. Er musste sich beruhigen, sich konzentrieren...
Langsam und leise ließ er den angehaltenen Atem wieder entweichen. In Gedanken zählte er stumm, wie er es unter dem Training schon so oft getan hatte, während er seinen Atem wieder normalisierte. Keine Aufregung, keine Panik – nur Gelassenheit.
Keinen Augenblick später war Arkas auch schon heran und zielstrebig an ihm vorbeigehuscht. Einen Moment lang starrte Varis die dunkle Gestalt unverwandt an und blinzelte dann die letzten Überreste des Erinnerungsfetzens fort.
Während er noch beobachtete, wie Arkas die Tür zum Garten öffnete und, das Messer einsatzbereit in der leicht erhobenen Rechten, ins Freie trat, legte Varis leise seine Tasche ab und löste sich dann langsam aus seiner Deckung. Behutsam schlich er an die offen gelassene Tür heran, hielt dort inne und lauschte angestrengt. Wo war Arkas hin verschwunden? Stand er draußen neben der Tür oder war er weiter durch den Garten? Doch Varis' Ohren meldeten kein verdächtiges Geräusch, keinen Laut – Nichts, was auf die Anwesenheit des Gesuchten hindeuten könnte.
Dann konnte er das leise Rascheln der Grashalme vernehmen, die sich Schritt für Schritt aneinander rieben, als sie von langsam voreinander gesetzten Füßen zu Boden gedrückt wurden. Die Augen halb geschlossen strengte Varis sein Gehör zu Höchstleistungen an, als er versuchte herauszufinden, in welche Richtung sich die Schritte wandten und wie weit sie entfernt waren.
Beim nächsten Schritt hallte ein halblautes Knacksen durch die nächtliche Stille. Dann war erst einmal nichts mehr zu hören.
Die Augen wieder ganz geöffnet runzelte Varis die Stirn. Wer auch immer dort draußen durch den Garten schlich – Arkas war es nicht.
Varis schob sich näher an den Türrahmen heran und spähte vorsichtig hinaus. In diesem Augenblick setzte sich der andere ungebetene Gast wieder in Bewegung – ein gut erkennbarer Schemen vor dem schwach vom Mond erhellten Himmel.
Missbilligend eine Augenbraue hochziehend beobachtete er die Gestalt bei ihrem Weg quer durch den Garten. Wie konnte man so auffällig sein? Langsam ließ Varis den Blick schweifen. Wo war Arkas?
Vorsichtig huschte er hinaus in die Nacht und kauerte sich dicht neben der Hauswand in die Deckung eines mannshohen Wacholderbusches. Wachsam glitten seine Augen über die Umgebung, konnten Arkas aber weiterhin nicht ausmachen. Mit einem Blick auf den sich nun der Tür Nähernden nagte Varis nachdenklich an seiner Unterlippe. Arkas war hier irgendwo, also konnte er sich diesen Unbekannten nicht einfach schnappen, ohne für Arkas damit zum nächsten Ziel zu werden, falls dieser ihn nicht erkannte. Aber er konnte nicht mehr lange zusehen, wie dieser Kerl hier herumschlich, wie er sich mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht Schritt für Schritt voranarbeitete. Sah er denn nicht, dass die Tür offen war? Konnte er nicht ahnen, dass seine Anwesenheit längst bemerkt worden war?
Fast schon verärgert über die Gedankenlosigkeit des Fremden tastete Varis an der Seite seiner Hose nach dem dort in einer Tasche verborgenen Messer. Einen Augenblick hielt er inne als seine Finger nur Stoff fühlten, dann erinnerte er sich an die im Wohnzimmer wartende Tasche, die seine Berufskleidung samt eingearbeiteter Ausrüstung enthielt. Einen Fluch unterdrückend wanderte seine Hand höher zu seinem Gürtel und legte sich dort auf das in der Scheide ruhende Messer. Es war besser als nichts, aber gerade in dieser Situation wünschte Varis sich eine geschwärzte Klinge. Sein normales Messer war zwar im alltäglichen Gebrauch unauffälliger, doch des Nachts konnte seine glänzende Oberfläche schnell ein verräterisches Funkeln aussenden. Also musste er schneller sein.
Vorbereitend schlossen sich seine Finger bereits um den Griff, während er wartete, bis der Mann nahe genug herangekommen war. Noch ein paar Schritte und er würde seine Unachtsamkeit bitter bereuen. Doch zunächst musste Varis aus ihm herausbekommen, hinter wem er her war.
Schon zum Sprung bereit hielt Varis inne, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Keine Sekunde später hatte sich ein Schemen auf den Fremden gestürzt und diesen nach einem kurzen Moment des Widerstands am Boden mit seinem Gewicht festgenagelt, die gut erkennbar schimmernde Klinge an die Kehle des Liegenden gesetzt.
„Beantworte einfach meine Fragen, dann haben wir es schnell hinter uns.“, begann Arkas leise in einem munteren Plauderton. „Wer schickt dich?“
Ein leises Ächzen war die Antwort.
„Wie bitte? Du sprichst so undeutlich.“ Arkas' Stimme klang freundlich und heiter, doch in ihr schwang unterschwellig eine unmissverständliche Drohung mit.
Varis entspannte sich wieder und konnte das Grinsen, das ihm über die Miene huschte, nicht unterdrücken.
„I-“, begann der Liegende und ächzte abermals.
„Du wolltest was sagen?“ Arkas beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem des anderen trennten. Dann schwang seine Stimme von einer Sekunde zur anderen in ein drohendes Knurren über. „Du solltest dich lieber beeilen, bevor ich die Geduld verliere.“
Varis konnte sich gut das leicht zusammengekniffene Auge vorstellen, aus dem heraus Arkas seinen Gegenüber mit einem stechenden Blick zu durchbohren suchte.
„Tianor“ Hastig wurden die Silben von sich gestoßen, mit einer Stimme, die sich zur letzten hin nahezu überschlug.
Erleichtert nahm Varis den Namen zur Kenntnis. Also nicht noch ein Handlanger Vandros'.
„Warum nicht gleich so?“ Nun wieder in den heiteren Modus wechselnd lehnte Arkas sich ein Stück zurück. „Der alte Tianor schickt dich also. Was will er von mir?“
„Weiß nicht“ Der Mann schien Mühe mit dem Sprechen zu haben.
„Du weißt es nicht?“ Bedauern schwang nun in Arkas' Stimme mit, während er das Messer fester an die entblößte Kehle drückte. Das schwach von der Klinge reflektierte Mondlicht glitzerte in einem schmalen Blutrinnsal. „Wirklich nicht?“
„Nein“ In dem gehauchten Wort keimte so viel Panik und Entsetzen, dass Varis unwillkürlich Lächeln musste. Was hätte er gerade darum gegeben, Arkas' Gesichtsausdruck sehen zu können, mit dem dieser dem armen Mann so viel Angst einjagte.
„Macht nichts, ich kann's mir denken.“ Kurzes Schweigen folgte, in dem Varis seine Finger fester um den Griff seines Messers schloss. Er hatte es allmählich satt, hier weiterhin untätig im Dunkeln zu kauern. Ganz langsam beugte Varis sich ein Stück vor, während Arkas die Stille mit einem ernsten Tonfall unterbrach. „Aber ich kann dich trotzdem nicht einfach so gehen lassen.“
Noch bevor er diesen Satz zu Ende gesprochen hatte, war Varis mit wenigen Schritten lautlos neben ihn herangetreten und warf das dabei gezogene Messer. Die Klinge blitzte kurz auf, bevor sie sich knapp über der von Arkas' Messer in die Kehle des Liegenden bohrte.
Einen Moment lang schien die Szene so einzufrieren, dann hob Arkas langsam den Kopf, während der Mann unter ihm von gurgelndem Ächzen begleitet seine letzten Atemzüge tat.
„Dich schickt der Himmel, mein Junge.“
~~~~~~~~~~~ Lys Laberecke ~~~~~~~~~~~
Das war's also - Arkas' erster Auftritt *__* Darauf freue ich mich schon seit den letzten drei Kapiteln oder so *lach* auch wenn es mal wieder anders geworden ist, wie ich es "damals" noch geplant hatte ^^" Aber ich bin ganz zufrieden damit :3 im nächsten Kapitel lernt man ihn dann etwas besser kennen ^^ wer sich einen weiteren Eindruck von Arkas machen möchte, sollte mal in meiner Fanartgalerie vorbeischauen, dort gibt es seit heute das zweite Bild von ihm (zusammen mit Varis XD)
Dann ein Gruß an meinen - wie soll ich euch nennen? - Fanclub XD Schlaft nicht ein in eurem Zirkel :3